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Erfolgsgeschichten von Lernenden

Wir portraitieren im Anzeiger Lernende in Ämtler Unternehmen.

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Gesetze und Gespräche stehen im Zentrum

Nicole Keller, Lernende Kauffrau EFZ Notariate Schweiz beim Notariat in Affoltern

Nicht nur das gute Sek-A-Zeugnis

machte es Nicole Keller leicht,

die Lehrstelle beim Notariat zu

bekommen. Es waren vor allem

ihre Persönlichkeit, ihre

sprachliche Ausdrucksfähigkeit,

ihr vernetztes Denken, ihre

schnelle Auffassungsgabe,

Genauigkeit und ihre Grundeinstellung

zur Arbeit, mit der sie

ihren Lehrmeister überzeugte.

...................................................

von regula zellweger

Wenn Nicole Keller in der dritten Sek

erzählte, sie werde eine Notariatslehre

machen, stiess sie oft auf Unwissen.

Die Dienstleistungen von Kaufleuten

Notariate Schweiz sind in allen Kantonen

frei zugänglich. Sie unterstützen

ihre Vorgesetzten in den verschiedenen

Geschäften des Zivilrechts. Im

Kanton Zürich helfen sie bei der Vorbereitung

von öffentlichen Urkunden

und schriftlichen Verträgen mit. So

beispielsweise bei Kaufverträgen für

Immobilien, bei der Erstellung von

Schuldbriefen, bei Ehe- und Erbverträgen

sowie bei der Gründung von

Gesellschaften in verschiedenen

Rechtsformen. Sie nehmen auch Protokolle

über Beschlüsse von Generalversammlungen

oder anderen Organen

auf. In Affoltern ist das Notariat

auch für Konkurse zuständig.

Bereits ab dem zweiten Lehrjahr

gab Nicole Keller am Telefon und an

der Empfangstheke Auskünfte. Zur

Beantwortung der vielfältigen Fragen

benötigt sie gute Kenntnisse des Zivil-,

Grundbuch-, Schuldbetreibungs- und

Konkursrechts sowie der Handelsregisterverordnung.

«Ich lese gern in

Gesetzbüchern», meint sie. Sie

schreibt auch gern Protokolle. Überhaupt

findet sie die Arbeit im Notariat

alles andere als trocken.

Nicole Keller nimmt ihre verantwortungsvolle Arbeit als Lernende Kauffrau Notariate Schweiz sehr ernst. Was aber nicht

heisst, dass der Umgang unter den Mitarbeitenden nicht voller Humor und Fröhlichkeit sein kann. (Foto R. Zellweger)

Menschen unterstützen

Das Ziel beispielsweise in einem Konkursverfahren

ist nicht eine Bestrafung

wegen hohen Schulden. Das

Gericht eröffnet das Verfahren. Das

Notariat wird dann vom Gericht beauftragt,

das Konkursverfahren durchzuführen.

In den allermeisten Fällen

erfolgt dies im Konsens mit dem Konkursiten.

Dies basiert auf einer respektvollen,

professionell geführten

Kommunikation. «Wir verwerten alle

Aktiven und verteilen den Erlös unter

den Gläubigern. Dies schafft den Boden,

von wo aus ein Neustart in eine

schuldenfreie Zukunft möglich ist.»

Nicole Keller kann die Sorgen

ihrer Klienten gut nachvollziehen. Sie

ist eine gute Zuhörerin und zeigt

Empathie. Die Klienten schätzen es

sehr, wenn ihnen in dieser schwierigen

Phase Verständnis entgegengebracht

wird. Auch Geduld braucht es,

denn gesetzliche Formulierungen

müssen in eine leicht verständliche

Alltagssprache übersetzt werden.

Vor allem wichtig ist Nicole Keller

Diskretion: «Ich würde auch nicht wollen,

dass meine Nachbarn über meine

finanzielle Situation Bescheid wissen.»

Familiäre Atmosphäre

Erlebt Nicole Keller mal eine belastende

Situation, wird sie damit nicht alleingelassen.

Man ist sowieso meist zu

zweit unterwegs. Ihr Lehrmeister und

die rund 20 Mitarbeitenden des Notariats

Affoltern nehmen sich Zeit für ihre

drei Lernenden. Es findet sich immer

jemand, der ein offenes Ohr hat und

beraten oder unterstützen kann. Es

gilt, zu unterscheiden, ob das Problem

in der Person oder in der Funktion begründet

ist. Meistens ist es die Funktion,

die Folge von Aufgaben, die sie in

ihrer beruflichen Position wahrnehmen

muss – und hat mit ihrer Persönlichkeit

gar nichts zu tun. «Schwierige

Kunden gibt es überall», erklärt sie.

Nicole Keller ist eine sehr gute

Schülerin und absolviert parallel zur

Lehre die Berufsmaturitätsschule. Sie

schätzt es sehr, dass sie die Theorie

am Arbeitsplatz in die Praxis umsetzen

kann.

Im Moment arbeitet sie mit drei

Kolleginnen an ihrer «Interdisziplinären

Praxisarbeit» für den Lehrabschluss.

Thema: Vergleich von

Schleichwerbung. Dazu interviewen

die Lernenden Politiker, Influencer

und Marketingverantwortliche von

Unternehmen. In einem ersten Schritt

definieren sie «Schleichwerbung»,

dann beantworten sie die Frage, was

es in diesem Bereich betreffend Gesetze

bereits gibt und zuletzt formulieren

sie ihre persönliche Meinung. Da das

Phänomen «Influencer» heute brisant

ist, ist diese Arbeit zukunftsorientiert.

Stimmige Berufswahl

In Zukunft möchte Nicole Keller auf

dem Notariat in Affoltern bleiben. «Die

meisten der heutigen Mitarbeitenden

waren hier bereits Lernende.» Dies deutet

auf die gute Arbeitsatmosphäre hin.

Weiterbilden will sich Nicole Keller

aber unbedingt, vielleicht Jura studieren

und das Patent als Notarin erwerben

oder als Bachelor of Science (FH)

in Betriebsökonomie, Vertiefungsrichtung

Management and Law abschliessen?

Sie hat noch Zeit. Sicher ist sie

aber, dass sie mit ihrem Berufswahlentscheid

die richtige Richtung eingeschlagen

hat. Und mit einem Lächeln

meint sie: «Man ist hier auch familienfreundlich,

ich kann Teilzeit arbeiten,

wenn ich einmal Kinder haben werde.»

Kauffrau Notariate Schweiz ist

kein lockerer Fun-Beruf. Er hat viel

mit Vertrauen und Verschwiegenheit

zu tun. Nicole Keller versteht es, mit

Empathie auf ihre Kundschaft einzugehen,

Sorgen ernst zu nehmen und

mit viel Respekt Lösungen für komplexe

Fragestellungen zu finden. Aber

trotz der anspruchsvollen, ernsthaften

Arbeit im Notariat lobt die Lernende

die fröhliche und herzliche Atmosphäre

an ihrem Lernort.

In unregelmässigen Abständen porträtiert der

«Anzeiger» Lehrlinge in Ämtler Unternehmen.

Bereits erschienen: Julia Meier, Metallbaukonstrukteurin,

Ernst Schweizer AG, Hedingen; Ueli Fehr,

Automobil-Mechatroniker, Garage Albin Herzog AG,

Ottenbach; Selina Frey, Augenoptikerin, BOA Büchi

Optik Affoltern; Nina Plocher, Polymechanikerin,

Hawa Sliding Solutions AG, Mettmenstetten;

Tobias Rutishauser, Schreiner, Schneebeli Schreinerhandwerk,

Ottenbach; Alina Beck, Produktionsmechanikerin,

Ernst Schweizer AG, Hedingen;

Marco Stocker, Baumaschinenmechaniker,

Leuthard Bau AG, Merenschwand; Robin

Oberholzer, Polymechaniker, AS Aufzüge AG,

Wettswil; Saranda Ahmeti, Detailhandelsfachfrau,

Lärche-Märt, Bonstetten; Cari Pfister, Lernende

Büroassistentin EBA, Ernst Schweizer AG, Hedingen;

Michelle Stäubli, Zeichnerin, «Werkstatt Architektur

Energie», Hedingen; Valeria Spagnoletti, Lernende

Drogistin, Vitalis Apotheke, Affoltern; Sarina Welti,

Fachfrau Betreuung, Meilihof, Ebertswil; Andreas

Tellenbach, Apparateglasbläser, Metroglas AG,

Affoltern; Saskia Schneebeli, Drogerie Rütimann,

Hausen; Robin Birrer, Fachmann Betreuung,

Kinderkrippe Knirpsen Villa, Mettmenstetten.

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