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E-Mail aus Banjul - Svea Gustafsen

Logbuch eines Roadtrips von Schleswig-Holstein an die westafrikanische Küste in Text und Fotografien

Logbuch eines Roadtrips von Schleswig-Holstein an die westafrikanische Küste in Text und Fotografien

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E-MAIL AUS BANJUL

Logbuch eines Roadtrips von Norddeutschland nach Westafrika

in Text und Fotografien von Svea Gustafsen


Im Februar 2017 startete Svea Gustafsen mit einem Ford

Transit von Schleswig-Holstein in Richtung Gambia. Vorher

hatte sie 8.000 Euro für Hilfsprojekte in dem

westafrikanischen Land gesammelt. Die Strecke durch

Maurentanien und den Senegal legt sie zusammen mit der

Rallye Dresden-Dakar-Banjul zurück.

Sie erzählt von der aufregenden Reise durch sieben Länder

und zwei Kontinente, von ihren Erlebnissen als Rallye-

Teilnehmerin und ihren Besuchen bei den Hilfsprojekten in

Gambia.


E-MAIL AUS BANJUL

Reiselogbuch in Text und Fotografien von Svea Gustafsen


Svea Gustafsen und ihre Mitfahrerin


Sommer 2016, Schleswig-Holstein

Vorgeschichte

Liebe Freunde,

Lutzhorn, im Mai 2017

seit ich 1980 mit knapp 20 Jahren die Sahara durchquert hatte, wollte ich die Wüste wiedersehen. Letztes Jahr

stieß ich durch Zufall auf eine „Charity“-Rallye, die durch Marokko, Mauretanien und den Senegal bis nach Gambia

führte, und der Plan reifte. Ich konnte die Landesregierung in Kiel für mein Projekt begeistern, und so machte ich

mich unter dem Markenzeichen „Der echte Norden“ daran, beim Spendensammeln zu beweisen, wie weltoffen

und hilfsbereit Schleswig-Holstein ist.

Je mehr ich mich mit der Situation in Gambia auseinandersetzte, desto wichtiger wurde es mir, nicht nur die eigene

Abenteuerlust zu befriedigen, sondern Gelder für nachhaltige Hilfsprojekte zu mobilisieren. Dafür fand ich mit der

Stiftung Sabab Lou und der Meierei Horst großartige Partner. Gemeinsam warben wir für ein Milchkuh-Projekt.

Unser Fahrzeug wurde von den Stadtwerken Barmstedt gestiftet und in Gambia für die Hilfsprojekten der Rallye-

Organisation versteigert, und HSV-Spieler Bakery Jatta signierte Fußbälle, die wir zugunsten SOS-Kinderdörfer

unters Volk brachten. Um weitere Spender zu gewinnen, versprach ich, an alle Unterstützer von unterwegs täglich

eine E-Mail zu schicken. So entstand die Aktion „E-Mail aus Banjul“ – und damit dieser Reisebericht.

Am 2. März 2017 startete ich Richtung Afrika und erreichte am 23. März Gambia. Ich erzähle Euch von der

aufregenden Reise durch sieben Länder und zwei Kontinente, von meinen Erlebnissen als Rallye-Teilnehmerin und

von meinen Besuchen bei den SOS-Kinderdörfern und dem Baddibu-Projekt der Stiftung Sabab Lou.

Dabei wünsche ich Euch viel Vergnügen!

Eure Svea



02.03.2017, Deutschland, Lutzhorn - Würselen, 511 Kilometer

Wir sind dann mal weg!

Würselen, 2. März

Liebe Freunde,

nachdem meine Mitfahrerin letzte Woche noch zuhause bleiben wollte (vorausgegangen war eine kleine

Meinungsverschiedenheit über die legitime bzw. nicht legitime Verwendung gesammelter Spendengelder), hat sie

sich nun doch dazu entschlossen, mitzukommen. Fein, denn sonst wäre es mit den Grenzübertritts- und

Zollformalitäten schwierig geworden, da unser Wagen auf sie zugelassen ist.

Wir sind also startklar, mittags noch ein letzter Fototermin mit Christian Uthoff von der Barmstedter Zeitung, und

dann ging’s heute um 15:17 Uhr endlich los, von Lutzhorn aus Richtung Afrika!

Spätabends um 21:15 Uhr erreichten wir unser Etappenziel Würselen, ein Ort, von dem wir vor dem Hype um

Martin Schulz noch nie etwas gehört hatten. Durch den Elbtunnel kamen wir erstaunlicherweise ohne den

eigentlich obligatorischen Stau, dafür blieben wir dann bei Bremen stecken. Zwischendurch stärkten wir uns mit

Bratwurst und Frikadelle. Spät und platt sind wir nach dem ersten Tag ins Bett gefallen.

Und morgen geht’s nach P*A*R*I*S,

Eurer Svea



03.03.2017, Deutschland – Belgien – Frankreich, Würselen - Paris, 423 Kilometer

Paris, mon amour!

Paris, 3. März 2017

Liebe Freunde,

nach gutem Frühstück noch mal vollgetankt und dann gestartet Richtung Belgien, das wir in gefühltem

Schritttempo durchquert haben. Mittags über die Grenze nach Frankreich, und um 16:30 Uhr waren wir im Herzen

von Paris!

Was für ein Abenteuer, diese Stadt, immer wieder! Wer glaubt, dass wir in Deutschland ein Problem mit Migranten

hätten, der schaue sich einmal in Paris um. Auf den Einfallsstraßen und im Zentrum zelten und leben die Menschen

direkt unter den Hochbahnen und mitten auf der Straße. Der Verkehr ist ein Wahnsinn! Gott sei Dank haben wir

ein altes Navi dabei, das uns zu unserem Hotel lotst. Für den einzigen auffindbaren Parkplatz in einer Tiefgarage

zahlen wir 30 Euro für die eine Nacht. Aber auch dies: Schon der Frühling in der Luft! Überall flanieren Familien

und Pärchen. Unser Hotel genau gegenüber vom Montmartre. Durch Märkte und kleine Gässchen bummeln wir

hoch und stöbern in den kleinen Läden nach Souvenirs. Und bei Anbruch der Dämmerung fällt unser Blick von

Sacre Coeur über die Dächer der Stadt auf den wunderbar glitzernden Eifelturm!

Morgen geht's ganz früh weiter, damit wir hier noch vor dem Berufsverkehr heil mit dem Auto wieder rauskommen.

Dann erstmal Richtung Südwesten, Tagesziel Bordeaux.

Liebste Grüße aus der Stadt der Liebe,

Eure Svea



04.03.2017, Frankreich, Paris – Monnaie (- Tours), 221 Kilometer

*Oups*

Tours, 4. März 2017

Liebe Freunde,

heute Morgen um 8:02 Uhr Paris im Nieselregen verlassen. Auf der Autobahn Richtung Bordeaux über flaches

Land, wo im Sprühwasser und unter grauem Himmel alles ganz wie bei uns Zuhause aussah.

Bis Kilometer 187 der A10 lief alles gut - und dann nix mehr! Motor aus und Temperaturanzeige im roten Bereich.

Wir rüber auf den Standstreifen. Neuer Versuch nach 10 Minuten Wartezeit - der brachte uns wenigstens 100

Meter weiter in eine Nothaltebucht, bevor der Zeiger wieder ins Rote gewandert war. Also den Pannenservice

gerufen. Der schleppte uns ab nach Monnaie, wo unser silberner Schatz bis Montag bleiben muss, denn inzwischen

war es Samstag 12:09 Uhr, und damit ist auch in Frankreich leider Wochenende.

Also Zwangspause in Tours :-/. Meine Mitfahrerin wollte ja schon immer mal die Schlösser an der Loire besuchen,

das wäre jetzt also ihre Gelegenheit. Vielleicht haben wir Glück und der Wagen kann Montag wieder fit gemacht

werden kann, dann schaffen wir es noch zum Treffpunkt mit der Rallye Dresden-Dakar-Banjul in Algeciras. Montag

sind wir schlauer.

Drückt uns die Daumen,

Eure Svea



05.03.2017, Frankreich, Tours

Sonntags in Frankreich

Tours, 5. März 2017

Liebe Freunde,

ein verregneter Sonntagmorgen, genau das Richtige, um lange im Bett zu bleiben und dann ausgiebig mit Café au

Lait und Croissants zu frühstücken. Und dafür sind wir in hier Frankreich ja genau richtig! Danach ein kleiner

Bummel im Nieselregen durch die wunderbare mittelalterliche Altstadt von Tours, vorbei an der Kirche Saint-Julien

mit den davor blühenden Kirschbäumen, und zurück entlang der Loire. Zwischendurch klarte es auf und die Sonne

kam durch, und die hat hier jetzt schon richtig Kraft!

Morgen sieht sich der ADAC unser Auto noch einmal an und entscheidet, ob die Sache relativ unkompliziert

repariert werden kann oder ob ein neuer Kühler eingebaut werden muss (und vorher erstmal bestellt!)? Die

Fahrtzeit nach Algeciras beträgt gut 16 Stunden, Mittwoch 13:00 Uhr müssen wir da sein, um gemeinsam mit dem

Team der Rallye auf die Fähre nach Marokko zu gehen. Jetzt mal kurz rechnen ... ;-)!

Bei der abendlichen SMS-Konferenz erfuhren wir übrigens, dass Fred Freyermuth, der unser Auto von den

Stadtwerken Barmstedt organsiert hat, bei seiner Rallyeteilnehme 2010 mit seinem Ford Transit auch 3 Tage in

Frankreich hängengeblieben ist und den Rallyetrupp damals erst in Marrakesch wieder einholen konnte. Sollte

das also etwas mit Karma zu tun haben???

Á demain,

Eure Svea



06.03.2017, Frankreich, Tours - Auzouer-en-Touraine – Pocé-sur-Cisse

Die Wasserpumpe!

Pocé-sur-Cisse, 6. März 2017

Liebe Freunde,

hier seht ihr, wohin unser armer silberner Schatz heute verschleppt wurde; und hier, in der Garage Nourry in

Auzouer-en-Touraine, muss er leider auch vorläufig bleiben. Ein Schelm wer denkt, eine derartige Tankstelle

könnte sich auch irgendwo im Schleswig-Holsteinischen Nirgendwo befinden!

Wir brauchen eine neue Wasserpumpe, und die muss ja erst einmal den Weg hierher finden. Das wird bis Mittwoch

dauern. Den Treffpunkt in Algeciras können wir also abschreiben und werden richtig unter Zeitdruck stehen, um

den Rallyetrupp wenigstens bis zur mauretanischen Grenze einzuholen, denn von da kommen wir alleine nicht

mehr weiter.

Erstmal müssen wir uns von dem Schock erholen. Das dürfen wir auf Kosten des ADAC tun, in einem kleinen B&B

auf einem ehemaligen Weingut im kleinen Örtchen Pocé-sur-Cisse. Als wir hier heute Abend ganz entmutigt

ankamen, erwartete uns schon ein flackerndes und duftendes Kaminfeuer. Da wurde uns wieder warm ums Herz!

Alles Liebe bis morgen,

Eure Svea



07.03.2017, Frankreich, Pocé-sur-Cisse

À la Campagne

Pocé-sur-Cisse, 7. März

Liebe Freunde,

still und sanft fließt die Zeit auf dem Land in Frankreich. So machten wir wenigstens schon mal einen neuen Plan

und hatten gerade die Fähre nach Marokko gebucht, als die Werkstatt anrief und mitteilte, dass nun doch auch

noch die Servolenkung defekt sei. Der Wagen wird noch einen Tag später fertig werden und die Reparatur noch

einmal um 300 EUR teurer.

"Life is what happens while you're busy making other plans" (John Lennon)

Wir rechneten und addierten Kilometer und Stunden. Den Tross der Rallye Dresden-Dakar-Banjul müssen wir

spätestens am 15. März zum Grenzübertritt nach Mauretanien eingeholt haben, denn von dort an kommen wir

alleine nicht mehr weiter. Wenn (wenn!) wir am 9. März loskommen und es rechtzeitig schaffen wollen, würde das

bedeuten, 6 Tage lang von morgens bis abends nur noch zu fahren. Das hatten wir uns eigentlich anders

vorgestellt :-/. Und dazwischen kommen darf dann auch nichts mehr.

Trotz der Bedenken entschieden wir uns dafür, weiterzufahren. Man kann sich eben nicht aussuchen, wo das

Abenteuer auf einen wartet. Vielleicht soll gerade das unsere größte Herausforderung sein, hier im beschaulichen

Indre-et-Loire festzusitzen, während draußen die Wüste auf uns wartet und uns die Zeit davon rennt.

Never give up,

Eure Svea



08.03.2017, Frankreich, Pocé-sur-Cisse

Kleiner Exkurs in die Tiefe des Motorraumes

Pocé-sur-Cisse, 8. März 2017

Liebe Freunde,

wessen Herz beim Anblick dieses Fotos höher schlägt, ist im Kreis der Teilnehmer dieser Rallye gut aufgehoben

und wird sicherlich viele neue Freunde finden.

Für alle anderen und Banausen wie mich: links seht ihr die Kühlwasserpumpe, rechts die Hydraulikpumpe der

Servolenkung. Normalerweise steckt die Wasserpumpe auf der Hydraulikpumpe und wird durch die kleine, in der

Mitte sichtbare Zahnwelle angetrieben, die in der Hydraulikpumpe in eine entsprechende Zahnnabe greift. Eine

der beiden Pumpen muss blockiert haben, die andere dadurch auch, kein Kühlwasserkreislauf mehr, dadurch

Motorüberhitzung, nachfolgend selbstständiges Not-Aus des Motors um noch größeren Schaden zu verhindern.

Zahnwelle und -nabe sind durch den Defekt völlig abgerieben und demoliert und müssen ausgetauscht werden.

Und jetzt kommt die gute Nachricht! Morgen um 14:00 Uhr soll der Wagen fertig sein! Hurra!!! Wir können es

schaffen!!! Vielen Dank an alle, die uns Mut zugesprochen und die Daumen gedrückt haben! So Gott will, melden

wir uns morgen aus dem fahrenden Auto zurück.

Inschallah!

Eure Svea



09.03.2017, Frankreich, Auzouer-en-Touraine - Guéthary, 577 Kilometer

Läuft doch bei uns ;-)!

Guéthary, 9. März 2017

Liebe Freunde,

was Ihr hier im dunstigen Hintergrund gerade noch erkennen könnt, ist der Strand von Guethary! Heute Mittag

sind wir im Herzen Frankreichs endlich wieder losgekommen und haben 6,5 Stunden später kurz vor

Sonnenuntergang die französische Atlantikküste erreicht. Das Meer!!! Bis Spanien sind es nur noch wenige

Kilometer und die Luft duftet schon nach Pinien, Sonne und Urlaub!

Mit jedem Kilometer, den wir heute weiter nach Süden fuhren, wurden wir glücklicher, wieder dabei zu sein, und

als der Himmel nachmittags aufklarte und richtig blau wurde, konnten wir uns schon gar nicht mehr vorstellen,

dass wir vorgestern noch ans Aufgeben gedacht hatten.

Er rollt also wieder, unser Silberpfeil. So er das auch weiter tut, werden wir morgen bis Càceres in Spanien fahren

und am Samstag die Fähre nach Marokko nehmen können. Aber das mit dem Planen hatten wir ja schon *haha*,

ich bin also mal lieber schön still.

Ganz im Glück,

Eure Svea



10.03.2017, Frankreich - Spanien, Guéthary - Cáceres, 695 Kilometer

Ein langer Tag auf spanischen Autobahnen

Cáceres, 10. März 2017

Liebe Freunde,

mit einem kleinen Abstecher an den malerischen Hafen von Guethary haben wir uns heute Morgen vom

französischen Atlantik verabschiedet und sind in Richtung Spanien aufgebrochen.

Auf der Europastraße E-5 ging es über San Sebastian und Zarautz durchs Baskenland, abwechselnd durch

kilometerlange Tunnel oder über schwindelerregende Talbrücken, die Täler so eng und die Berge so steil, dass

sich die beiden Richtungsfahrbahnen der Autobahn, Eisenbahntrasse und Landstraße von oben und unten und

rechts und links in den verschiedensten Winkeln kreuzten und querten, ein wahres 3D-Wunderland!

Ab Burgos wurde es dann ruhiger und in der spanischen Sonne richtig heiß im Cockpit. Über Valladolid und

Salamanca haben wir heute Abend um 18:15 Uhr Cáceres erreicht. In den malerischen Gassen rund um die

Innenstadt haben wir uns dann trotz Navi festgefahren und die letzten Meter zu Fuß zurückgelegt. Belohnt wurden

wir mit der Abendsonne auf den Mauern der UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt am Plaza Mayor.

Morgen geht's auf die Fähre nach Marokko!!!

Buenas noches,

Eure Svea



11.03.2017, Spanien – Marokko, Càceres - Larache 577 Kilometer

Tschüss Europa! Hallo Afrika!

Larache, Marokko, 11. März 2017

Liebe Freunde,

heute Morgen Start in Cáceres in der spanischen Extremadura. Gegen Mittag kam der Felsen von Gibraltar in Sicht

(man sieht ihn tatsächlich!) und um 13:15 Uhr reihten wir uns in Algeciras in der Schlange am Fährterminal für

Marokko ein.

Auf der Überfahrt über die Straße von Gibraltar frischte es bei strahlendem Sonnenschein ordentlich auf. Kurz vor

Tanger Med zog dann aber dichter Nebel auf, so dass die Fähre für die Hafeneinfahrt auf einen Lotsen warten

musste. Mit anderthalb Stunden Verspätung waren wir im Hafen und kurz vor 19:00 Uhr endlich durch den Zoll.

Nach weiteren 130 Kilometern erreichten wir um spät um 21:00 Uhr schließlich Larache. Dort wühlten wir uns im

Dunkeln mit dem Ford durch den Samstag-Abend-Trubel marokkanischer Städte: Straßen voller Autos,

Fahrradfahrer, bummelnder Menschen, Händler mit Handkarren und Essensstände an jeder Ecke. Hier verbringen

wir die Nacht in einem kleinen Riad in der Medina und sind damit schon mittendrin in M*A*R*O*K*K*O!

Davon morgen mehr,

Eure Svea



12.03.2017, Marokko, Larache - Tiznit, 787 Kilometer

Durch Marokko an einem Tag

Tiznit, 12. März 2017

Liebe Freunde,

meinen Morgenkaffee habe ich heute auf der kleinen Dachterrasse unseres Riads, hoch über den Dächern von

Larache und mit Blick aufs Meer genossen. Dabei durfte ich unter anderem entdecken, dass das Umdekorieren

von alten Autoreifen zu Pflanzgefäßen durchaus nicht das Vorrecht deutscher Vorgartengestalter ist ;-).

Um 9:15 Uhr starteten wir dann zur nächsten langen Tagesetappe, die uns über Rabat, Casablanca, Marrakesch

und Agadir bis nach Tiznit, weit im Süden Marokkos bringen sollte.

Die Landschaft wandelte sich dabei langsam vom grünen und dicht besiedelten Norden über die Ausläufer des

Atlasgebirges zum immer trockener und steiniger werdenden Süden. Während am Horizont die schneebedeckten

Gipfel des Hohen Atlas leuchteten, tobte auf und neben den marokkanischen Autobahnen das Leben. Auf dem

Standstreifen wurde Gemüse angeboten und Leute überquerten die Fahrbahnen zu Fuß oder mit dem Fahrrad,

unterdessen wurden auf dem Seitenstreifen Schafe und Kühe gehütet.

Bei einem Limit von 120 km/h konnten wir in Ruhe beobachten, wie heute am Sonntag überall auf den Bolzplätzen

Fußball gespielt wurde und anscheinend jede Familie, die über ein Auto oder wenigstens einen Eselskarren

verfügte, sich irgendwo unter einem Baum ein schattiges Plätzchen für ein Picknick gesucht hatte.



Hinter Agadir endete die Autobahn, und so reihten wir uns zwangsläufig mit ein in den regen Ausflugsverkehr. Da

anscheinend ganz Marokko heute zum Sonntagsvergnügen auf den Beinen war, ließ sich auch die Polizei nicht

lumpen und kontrollierte alle zwei Kilometer Mann und Maus (Esel).

Gegen 19:00 Uhr erreichten wir in der Abenddämmerung endlich Tiznit. Unser Ford Transit passte so gerade eben

durch das Tor in der alten Stadtmauer, und dann ging es innerhalb der Mauern weiter zu dem kleinen Riad, in

dem wir die Nacht verbringen dürfen. Wer neugierig ist, wo und wie wir uns verdienterweise den Staub des langen

Fahrtages abgespült haben, mag unter www.riadjanoub.com mal einen Blick riskieren!

Ich freu mich auf morgen, ihr hoffentlich auch!

Eure Svea



13.03.2017, Marokko – Westsahara, Tiznit - Laâyoune, 553 Kilometer

Durchs Tor zur Wüste

El-Aaiún, 13. März 2017

Liebe Freunde,

heute Morgen sind wir um 9.30 Uhr in Tiznit, Südmarokko aufgebrochen. Ab hier gibt es nur noch die eine, große

Fernverkehrsstraße N1, die parallel zum Atlantik verläuft und von Agadir durch die Westsahara und Mauretanien

über mehr als 2.500 Kilometer bis nach Dakar im Senegal führt. Was nicht heißt, dass sie über mehr als eine

Fahrspur in jede Richtung verfügt, wenn überhaupt!

Von Tiznit aus kurvten wir hinter qualmenden und hoch beladenen LKWs über Serpentinen durch die Ausläufer

des Antiatlas und bogen in Guelmin dann falsch ab, um eine Zeitlang orientierungslos durch kleine Straßen zu

kreuzen und schließlich am Ortsausgang wieder die N1 zu erreichen. Danach wurde das Land langsam zur

Geröllwüste, unregelmäßig nur unterbrochen von den tief in ins Land gefrästen Oueds, den Trockenflusstälern.

In Tan-Tan passierten wir schließlich das berühmte Kamel-Portal, während der Wind immer stärker wurde und die

Gegend immer sandiger.

Als wir gegen Mittag nach rund 120 Kilometern durchs Landesinnere bei El Ouatia wieder das Meer erreichten,

war der ganze Horizont vom aufgewirbelten Staub vernebelt. Die Brecher, die vom Atlantik hereinkamen, fegten

bis auf die Fahrbahn und der Sand trieb in Schleiern über die Straße, auf unserer Windschutzscheibe vermengte

sich beides zu einem hartnäckigen Schmierfilm.



Dann erschienen am Horizont die ersten Dünen, und die Fahrbahn wurde immer öfter von Sandverwehungen

eingeengt. An den kritischsten Stellen waren Frontlader im Einsatz, um die Straße freizuschieben. Die wurde im

staubigen Gegenlicht durch die verschmierte Scheibe immer schwieriger zu erkennen. Bei starkem Seitenwind,

der schmalen und oft beschädigten Fahrbahn und dem überladenen Gegenverkehr wurde das Fahren

anstrengend, und so waren wir heilfroh, als wir gegen 19:00 Uhr, nach einem langen Tag über Landstraßen, müde

aber unversehrt El-Aaiún erreichten.

Morgen gilt es ein letztes Mal aufzuholen, und abends sollten wir die Rallyetruppe in Dakhla eingeholt haben.

Dann kommt der gemütliche Teil *haha*.

Bis dahin staubige Grüße,

Eure Svea



14.03.2017, Westsahara, Laâyoune - Dakhla, 538 Kilometer

Dakhla, here we are!

Dakhla, 14. März 2017

Liebe Freunde,

den ganzen Tag und Hunderte von Kilometern sind wir heute durch die gleiche, einförmige und vegetationslose

Geröllebene gefahren. So bekommt man eine Vorstellung von den Ausmaßen der Sahara! Auf dem Küstenstreifen

über der Steilküste standen vereinzelt, aber regelmäßig zerlumpte Zelte oder winzige Baracken, hier leben

Menschen und wir können uns nicht vorstellen, wovon und wie?

Der Straßenrand war immer wieder abgebrochen, und wenn LKWs entgegen kamen, wurde es oft RICHTIG eng.

Zweimal sind wir mit dem Vorderrad in Schlaglöcher geknallt und einmal fix ins Schleudern geraten. Aber am Ende

haben wir heute nach fast 9 Stunden Fahrt Dakhla glücklich erreicht und den Anschluss an die Rallye geschafft!

Und bekamen abends im Lager als Belohnung unsere Teilnehmer-Shirts überreicht!

Ab jetzt geht es also für eine gute Woche gemeinsam mit der Rallye Dresden-Dakar-Banjul weiter, morgen erst

einmal nach Mauretanien und dann hinein in die Sandwüste, die wir bis jetzt nur von ferne gesehen haben. Und

dort wird gecampt, zusammen mit den anderen 49 Rallyeteams und fern von jeglichen Sendemasten. Also kann

ich euch davon dann erst wieder aus Nouakchott berichten, wo wir in 5 Tagen eintreffen werden, wenn alles wie

geplant klappt!

Bis dahin stolze Grüße,

Eure Svea



15.03.2017, Westsahara – Mauretanien, Dakhla – Mauretanische Grenze + 10 Kilometer, 383 Kilometer

Über die Grenze ins mauretanische Outback

Irgendwo in Mauretanien, 15. März 2017

Liebe Freunde,

gemeinsam starteten wir heute auf die letzte Etappe zur mauretanischen Grenze, im kilometerlangen Konvoi mit

mehr als 50 Fahrzeugen. Das war der Wüstenidylle etwas abträglich. Getröstet wurden wir von einheimischen

Kamelen (Dromedaren?), die sehr dekorativ über die Fahrbahn und durchs Bild liefen. An der marokkanischen

Grenze endete die Fahrbahn, über eine Buckelpiste durchs Niemandsland erreichten wir im Schritttempo um 14:00

Uhr den mauretanischen Grenzposten. Dort verbrachten wir dann den Rest des Tages.

Fahrer ramponierter Autos konnten so Ersatzteile aus der nächsten Stadt heranschaffen lassen und sogar noch

einbauen, die Geselligeren hatten Gelegenheit, sich ausführlichst gegenseitig ihre Lebensgeschichten zu erzählen

und ich konnte in Ruhe das Leben in einem Mikrokosmos wie einem Grenzposten im Outback studieren (und die

sozialen Mechanismen in einem Paralleluniversum wie dem einer Rallye-Reisegesellschaft. Die sich eigentlich

auch nicht wesentlich von einer Bus-Reisegesellschaft unterscheidet. Außer durch mehr Autos, natürlich ;-)!).

Als der Letzte um 21:45 Uhr endlich sein Visum im Pass hatte, war es stockfinster und ging zum Übernachten nur

noch 10 Kilometer weiter auf einen freigeschobenen Rastplatz. Eskortiert wurden wir vom mauretanischen Militär

(oder Gendarmerie?), jedenfalls abenteuerlich vermummten Gestalten auf Pick-Ups. Und die bewachten uns gut

die ganze Nacht, während der heulende Wüstenwind uns in unserem Auto sanft in den Schlaf schaukelte.

Schlaft Ihr also auch schön,

Eure Svea



16.03.2017, Mauretanien, irgendwo hinter der marokkanischen Grenze - Nouakchott, 439 Kilometer

„Du stehst nicht im, du bist der Stau“ (Fanta Vier)

Nouakchott, 16. März 2017

Liebe Freunde,

heute früh heulte uns immer noch der Wind um die Ohren in unserem Wüstencamp, und schwierig war auch,

unter den wachenden Augen des mauretanischen Militärs ein stilles Örtchen in der flachen Wüste zu finden. Die

beteiligten Männer machten es sich einfacher, man sah in jeder Richtung stets irgendeinen pinkeln. Zwar meist

nur von hinten, aber das machte das Frühstück trotzdem nicht appetitlicher.

Nachdem sich der auch der Letzte aus dem Übernachtungs-Sandloch freigewühlt hatte und das Abfall-Feuer

fröhlich brannte, ging es gemeinsam weiter. Allerdings kamen wir bis zur nächsten Pannenpause nicht weit, und

alle zehn Kilometer musste jemand mal verschwinden, bzw. verschwand leider nicht (s. o.). Der Konvoi zog sich

von Horizont zu Horizont und für die ersten 150 Kilometer brauchten wir drei Stunden.

Die Pausen wurden gerne und ausgiebig zum Austausch mit den anderen Fahrern genutzt und der folgende Ablauf

spielte sich ein: bei jedem Halt sprangen alle aus den Autos, um dann ausdauernd in kleinen Grüppchen

herumzustehen, während andere entlang der Autoschlange auf und ab liefen, um Nachrichten über den Grund

und die noch zu erwartende Dauer des Stopps auszutauschen. Mir war es leider für diese Form von

Gemeinschaftserlebnis unter der stechenden Sonne eindeutig zu heiß.

Nach der Mittagspause sollte es endlich in die „Wüste“ gehen! Beim Morgenbriefing hatte ich zu meinem

Erstaunen erfahren, dass die geplante 3-tägige Offroad-Tour gar nicht zur Strecke gehört, sondern ein Extratrip ist,



speziell für die Pisten-Freaks. Es führt eigentlich eine schöne Asphaltstraße von der marokkanischen Grenze bis

nach Nouakchott, und die Entfernung ist bequem in einem halben Tag zu bewältigen.

Zudem handelte es sich bei dem für den Offroad-Spaß vorgesehenen „Sandkasten“ um den UNESCO-

Weltnaturerbe Nationalpark Banc d‘Arguin. Tja. Ich gestand mir ein, dass meine Vorstellung vom Bereisen eines

Welterbe-Naturparks irgendwie mehr mit Stille und Naturerlebnis verbunden ist als mit einem zwei Kilometer

langen Auto-Konvoi, der sich bemüht, kein Sandloch auszulassen, und in möglichst hohem Tempo den Strand

längsbrettert. So entschied ich mich, als alte Spaßbremse ;-), die Straße zu nehmen.

„Leben und leben lassen“

Da für meine Mitfahrerin, wie für die meisten anderen, nebst der Geselligkeit die 3-tägige Offroad-Strecke das

eigentliche Highlight der Reise war, verabredeten wir, unser Team für die kommenden Tage zu teilen. Im Ford

Transit nahm an meiner Stelle einer der Wüstenguides den Beifahrersitz ein, und ich fand netten Anschluss bei

dem einzigen anderen Team, das auch direkt nach Nouakchott wollte. Diese beiden Piloten allerdings aus einem

anderen Beweggrund als ich, nämlich um das Auto für die anschließende Versteigerung zu schonen. Das fand

deutlich mehr Verständnis bei den Wüstenfahrern als mein schnöder Verzicht.

Ich berichte also in den nächsten Tagen aus der mauretanischen Hauptstadt, was vielleicht nicht ganz so

aufregend ist, mir aber Gelegenheit dazu gibt, euch auf den Stand der Dinge zu bringen, mal ein paar Shirts

durchzuwaschen und den Wüstenstaub abzuspülen. Denn davon gibt es in Mauretanien mehr als genug!

Alles Liebe also bis morgen,

Eure Svea



17.03.2017, Mauretanien, Nouakchott

'Dust and Diesel' und eine Malhafa

Nouakchott, 17. März 2017

Liebe Freunde,

heute Vormittag ging es, ausnahmsweise mal zu Fuß, zum Marché du Capitale, dem großen zentralen Markt in

Nouakchott. Immer noch kräftiger Wind, der den Himmel über der Hauptstadt mit Staub sättigte und alles mit

einem grauen Schleier überzog. Die sandigen Straßen voller Müll, ob Abfall, tote Tiere oder Bauschutt. Der Verkehr

chaotisch, Autos in Zuständen, die man bei uns nur auf dem Schrottplatz sieht, sehr zum Amüsement meiner

Begleiter, die aus dem Knipsen gar nicht mehr heraus kamen. Ununterbrochenes Gehupe und Dieselgestank.

Dazwischen bettelnde Kinder. Das Gesicht der Armut hat hier nichts Romantisches.

Nach dem Gemüse kamen wir zu den Kleidern, neben einheimischen Stoffen größtenteils Altkleider aus Europa,

ausgedientes Kinderspielzeug daneben. Ununterbrochen wurde alles mit Staubwedeln abgeklopft, was auch nötig

war. Fotografieren war hier nicht erwünscht, wir ernteten nicht nur böse Blicke, sondern handfeste Drohungen.

Allgemeine Freude kam erst auf, als ich mir eine Malhafa kaufte, das große Tuch, das die muslimischen Frauen

hier um Kopf und Körper gewickelt tragen und das ihren Körper zwar verhüllt, sie aber nicht verschleiert. Vom

Verkäufer und einer lächelnden einheimischen Frau ließ ich mir zeigen, wie frau es trägt. Das trug SEHR zur

allgemeinen Erheiterung bei! Wenn es denn der Völkerverständigung dient ;-)!

Staubige Grüße,

Eure Svea



18.03.2017, Mauretanien, Nouakchott

Nachmittags am Strand von Nouakchott

Nouakchott, 18. März 2017

Liebe Freunde,

heute Nachmittag ein touristisches Highlight: der Fischereihafen von Nouakchott, der eigentlich ein Fischerei-

Strand ist. Durch ein Gewühl von Fischverkaufsständen ging es hinunter ans Meer, wo die Boote eintrafen, von

den Frauen der Fischer mit großen Plastikbottichen erwartet.

Die riesigen Holzboote werden in der starken Dünung direkt auf den Strand angelandet und entladen. Eine Kette

von Männern schleppt dann die mehrere Hundert Meter langen Netze in endloser Teamarbeit von Bord an den

Strand, wo sie zum Trocknen ausgelegt werden. Danach werden die schweren Boote zurück ins Meer geschoben

und wieder flott gemacht, um auf Reede zu ankern. Dass das überhaupt machbar ist, glaubt man nur, wenn man

es gesehen hat! Und selbst dann erst, wenn es wider Erwarten mit den vereinten Kräften von zwanzig Männern

und dem heulenden Außenborder möglich gemacht wurde! Die kleineren Boote werden mit Hauruck-Rufen auf

den oberen Teil des Strandes geschoben, wo sie in scheinbar unendlicher Zahl und endloser Reihe mit ihren

bunten Farben aufgereiht liegen, sehr zur Freude der Fotografin!

Morgen treffen dann die „Wüsten“-Fahrer hier in Nouakchott ein, mal sehen, was es zu erzählen gibt.

Ich bin gespannt,

Eure Svea



19.03.2017, Mauretanien, Camping Oceanides, Nouakchott

Wüste verbindet!

Nouakchott, 19. März 2017

Liebe Freunde,

heute Nachmittag trafen wir am Atlantik nördlich von Nouakchott unsere Offroadfahrer wieder. Gegen 15:00 Uhr

trudelten sie in langer Reihe nach und nach auf dem Campingplatz Oceanides ein und wurden von uns freudig

begrüßt! Alle sind mehr oder weniger heil durchgekommen und waren zwar verstaubt und sonnenverbrannt, aber

glücklich und nur teilweise noch verkatert ;-).

Nach den Berichten der Abenteurer bestanden die 3 Tage überwiegend aus Festfahren und wieder Freischleppen

sowie Pannen und der Suche nach kreativen Reparaturlösungen. Also, nur mal rein rechnerisch, bei 49 Autos -

hauptsächlich aus den damit verbundenen Wartezeiten. Die hatten dafür aber ungemein gemeinschaftsbildend

gewirkt, nicht nur für meine Mitfahrerin, die sich, nachdem ich sie in der Wüste so schmählich allein gelassen

hatte, eng an ein Männerteam anschloss, das ihr das nötige Mitleid und vielleicht auch mehr entgegenbrachte.

Fürs Einsanden wurde eine Strichliste geführt und die Geschichte aller Pannen und Reparaturen im Rallyetagebuch

akribisch für die Nachwelt festgehalten. Die sagenumwobene Strandfahrt zum Abschluss musste leider zum

wiederholten Mal wegen widriger Wetterverhältnisse ausfallen, die Tiere des Parks mögen es gedankt haben.

Die Hardcore-Camper blieben am Meer, während die Wellness-Bedürftigeren mir in unser Hotel in Nouakchott

folgten. Der Wasserverbrauch dürfte hier heute jedenfalls sprunghaft angestiegen sein ;-).

Bis morgen in neuer Frische,

Eure Svea



20.03.2017, Mauretanien, Nouakchott

Frauenpower für den Frieden in Mali

Nouakchott, 20. März 2017

Liebe Freundinnen,

lautes Gelächter und fröhliches Klatschen und Singen dringt aus dem Konferenzsaal, durch die offene Tür sehe

ich buntgekleidete Frauen im Kreis sitzen und diskutieren, auf den Gängen Frauen in schönen westafrikanischen

Kleidern, andere in vielfarbige Malhafas gehüllt. Was ist hier los, mitten im staubigen und eigentlich streng

muslimischen Mauretanien?

Ein Blick in den Raum zeigt den Anlass des Treffens, in der Ecke steht ein Aufsteller der WiLDAF/FeDDAF, Women

in Law and Delvelopement in Africa, einem panafrikanischen Netzwerk von Frauenorganisationen, das auch von

der EU unterstützt wird. In deutlicher Bildsprache wird dort erklärt, wofür Frauen hier immer noch kämpfen

müssen: Zugang zu Bildung, Land, medizinischer Versorgung und Entscheidungsbefugnis. Die 3-tägige Konferenz

ist von WiLDAF/Mali organisiert worden und soll die vielen nach Mauretanien geflüchteten Frauen in den

Friedensprozess in Mali mit einbinden. Das erklärt mir Mme Bouaré Bintou Fauné Samaké, die Präsidentin. Es

braucht die Frauen für dauerhaften Frieden, nicht nur in Mali, davon sind Mme Samaké und ich überzeugt.

Dann soll es weitergehen mit dem Programm, alle Plakate sind aufgehängt, der Raum füllt sich und ich

verabschiede mich. Ich wünsche den Frauen alles, alles Gute und verspreche, Euch von ihnen zu berichten.

Voilá!

Eure Svea



21.03.2017, Mauretanien - Senegal, Nouakchott - Saint-Louis, 389 Kilometer

Durch die Sahelzone und den Diawling-Nationalpark

Saint-Louis, 21. März 2017

Liebe Freunde,

heute Morgen um 8:00 Uhr Start im Nouakchott. Fahrt entlang einer unendlichen wilden Müllhalde, wo das Auge

der Fotografin noch einmal erfreut wurde, als eine Gruppe weißer Silberreiher hinter einer Anhäufung von bunt

im Wind flatterndem Plastikmüll aufstieg. Nicht erfreut war allerdings die Nase, und die Seele auch nicht.

Von dort ging es nach Süden durch die Sahelzone, geprägt von endloser Dornstrauch-Savanne, unterbrochen nur

von zwei Reifenpannen-Pausen. Vor dem Senegalfluß bogen wir von der Straße ab und fuhren über Pisten durch

den Diawling-Nationalpark, um die Landschaft „zu genießen“. Die war leider, außer für den Allerersten, aufgrund

der Staubfahnen der nachfolgenden 50 Autos nur schwer auszumachen. Rechts und links immerhin Rinderherden

und Warzenschweine, angeblich wurden auch Krokodile gesichtet, Vögel von ferne, alles nur im Vorbeibrettern.

Die Wellblechpiste gab zwei unserer Autos den Rest. Also Schrauben in der Mittagshitze für die Pechvögel, Pause

für die anderen am Kontrollposten des Parks. Es drohte Kontakt mit Einheimischen, der sich aber vermeiden ließ

und wohl auch nicht Sinn der Reise war. Über das Sperrwerk bei Diame kreuzten wir nachmittags schließlich den

Senegalfluß und verließen Mauretanien. Im eskortierten Zollkonvoi ging es in den anbrechenden Abend hinein

weiter bis Saint-Louis, wo wir nach 11 Stunden müde eintrafen. Und hier sitze ich nun abseits des Campingplatzes

in einem kleinen Bungalow, und höre direkt dahinter das Meer rauschen.

Das ist toll! Eure Svea



22.03.2017, Senegal, Saint-Louis

Mit der Pferdekutsche durchs Fischerviertel von Saint-Louis

Saint-Louis, 22. März 2017

Liebe Freunde,

heute mache ich nicht viele Worte und nehme euch einfach mit auf eine Kutschfahrt durch das atemberaubende

Fischerviertel von Saint-Louis, dem sogenannten Venedig Westafrikas. Vom kolonialen Glanz der ehemaligen

Metropole ist nicht mehr viel übrig, aber dafür vibriert das Leben in den engen Straßen, deren schmale Gehsteige

auch noch zur Schafhaltung, zum Wäschetrocknen, Kochen und gemütlichen Zusammensitzen genutzt werden.

Nachdem ich die Kunst des Fotografierens aus dem fahrenden Auto ja schon fast zum eigenen Genre erklären

wollte, habe ich das beschauliche Tempo der Kutschfahrt heute sehr genossen!

Morgen geht's auf die für mich vorletzte Etappe der Strecke, über die Grenze nach Farafenni in Gambia. Die

Rallyeteilnehmer werden dann noch bis in die Nacht hinein weiter nach Banjul fahren, insgesamt 16 Stunden

Fahrtzeit bei über 40°C, die letzten und müdesten davon in der Dunkelheit über unbeleuchtete afrikanische

Landstraßen. Nichts für alte Reisende wie mich, die mittlerweile zwischen Leidensfähigkeit und Leichtsinn zu

unterscheiden wissen.

In Farafenni werde ich die Mitarbeiter der Stiftung Sabab Lou besuchen und nehme dann übermorgen die Fähre

über den Gambia-River, um das allerletzte Stück dieser langen, langen Reise in Ruhe genießen zu können.

See you tomorrow in The Gambia,

Eure Svea



23.03.2017, Senegal – Gambia, Saint-Louis - Farafenni, 372 Kilometer

The Gambia

Farafenni, 23. März 2017

Liebe Freunde,

um 6:15 Uhr startete unser Konvoi in Saint-Louis. Wo wir durch Dörfer kamen, liefen die Kinder nach Geschenken

schreiend an die Straße, während die vor uns Fahrenden bei vollem Tempo händeweise billige Werbegeschenke

aus dem Fenster warfen und uns die Kinder fast vor den Kühler sprangen, um sie aufzusammeln. Dann bogen wir

von der Hauptstraße ab, um erneut die „Landschaft zu genießen“. Bei halsbrecherischem Tempo auf Wellblech-

Piste mit tief ausgefahrenen Spuren waren wir dann aber mehr mit dem Versuch beschäftigt, überhaupt

mitzuhalten bzw. den Wagen auf der Strecke und uns auf den Sitzen, und konnten daher die Landschaft leider

nicht wirklich angemessen würdigen.

Am Ende der Piste hatten sich, Überraschung!, wieder mehrere Autos in ihre Einzelteile zerlegt. Also Zwangspause

bei inzwischen 35°C ohne Schatten, dafür umlagert von einer ständig wachsenden Traube bettelnder Frauen und

Kinder aus dem nahen Dorf. Resultat und zugleich Grund für die gleiche Szenerie im nächsten Jahr: die Mitfahrer

verteilten generös die mitgebrachten „Geschenke“ wie abgelegte T-Shirts und Werbekugelschreiber, während mit

Handy und Drohne gefilmt wurde, wie sich die einheimischen Mütter um die Beute stritten. Ein seltsames Bild und

möglicherweise Parabel für die europäische Entwicklungspolitik: afrikanische Frauen mit Babys auf dem Rücken,

die Ärmsten der Armen, mit ausgedienten Plüschtieren in der Hand statt mit Zukunftschancen ausgestattet.

Nach mehr als 10-stündiger Fahrt überquerten wir kurz vor 17:00 Uhr die Grenze zu Gambia bei inzwischen 40°C

im Schatten. Hier war geplant, mich von der Rallye vorläufig zu verabschieden, um in Farafenni das Milchkuh-Projekt



zu besuchen, für das ich Spenden gesammelt hatte. Direkt hinter der Grenze hatte allerdings die ortsansässige

Hilfsorganisation der Rallye die Leitung übernommen, und entgegen der Absprache war es auf einmal nicht mehr

möglich, meinen Wagen aus dem Konvoi herauszunehmen. Möglicherweise der Angst geschuldet, ich könnte den

Wagen der lukrativen Versteigerung zugunsten der organisationseigenen Hilfsprojekte entziehen? Selbst meinen

Reisepass bekam ich fast nicht wieder ausgehändigt. So stand ich nun auf einmal nicht nur alleine, sondern auch

ohne Fahrzeug da.

Allein mitten in Afrika

Zuerst fühlte ich mich ziemlich verloren, die schreckliche Hitze, der ganze Trubel und die intensiven Gerüche hier

in der kleinen Stadt. Aber dann tauchte Momodou auf, der Geschäftsführer der Stiftung Sabab Lou im Baddibu-

Projekt, und gleich danach Nadine und Nathanael, die beiden studentischen Mitarbeiter, und alles wurde gut!

Später zogen wir noch einmal los, und ich erfuhr, warum zu so später Stunde die unbeleuchteten Straßen immer

noch voller feiernder Menschen waren: Adama Barrow, der frisch gewählte neue Präsident von Gambia, machte

an diesem Abend in Farafenni Halt! Er war auf seiner Vorstellungstour, um sich bei den Menschen für ihr Vertrauen

zu bedanken. Fast hätte ich ihn selber noch gesehen! Aber als wir im Dunkeln durch das Menschengewimmel in

Richtung Versammlungsplatz gingen, kamen uns schon alle wieder entgegen, inklusive der im Finsteren immer

noch aufspielenden Marschkapelle, die man nur hören, aber nicht sehen konnte. Aber trotzdem habe ich so noch

irgendwie teilgehabt an diesem Ereignis, und konnte verstehen, warum an diesem besonderen Abend die

Stromversorgung zusammengebrochen und das Internet komplett abgestürzt war. Und Ihr wisst jetzt, warum Ihr

von mir gestern keine Post bekommen habt ;-).

Bis morgen in Banjul, Eure Svea



24.03.2017, Gambia, Farafenni - Brufut, 142 Kilometer

Shake your Booty ;-)

Brufut, 24. März 2017

Liebe Freunde,

morgens um sieben schläft Farafenni noch. So liefen nur ein paar Schweinchen über die staubige Straße und ein

paar Schafe dösten am Fahrbahnrand, als Momodou mich in der Morgenkühle zum Taxiplatz brachte. Nach

Diskussion des Fahrpreises unter Abwägung des Gewichts meiner Reisetasche stieg ich zu den anderen

Fahrgästen in einen alten Peugeot 504, der uns zu siebt über die Northbank des Gambia-River nach Barra brachte.

Von dort ging's im Gedränge auf die Fähre, gut dass hier alles auf dem Kopf und die Babys auf dem Rücken

getragen werden, so geht nichts verloren! Durchs Gewühl hörte ich Klatschen und Singen und erfuhr, dass auf der

der Fähre drei Hochzeitsgesellschaften mitreisten. Alle weiblichen Verwandten saßen jeweils um die Braut herum,

es wurde auf Blechschüsseln getrommelt und getanzt, und Männer mit Tamas, kleinen Handtrommeln, zogen

singend von Gruppe zu Gruppe, einen Schwarm von Frauen hinter sich herziehend. „The women go wild, if he 's

really good“ wurde ich darüber aufgeklärt, worauf gambische Frauen stehen. Und dann war ich dran, die Frauen

zogen mich in die Mitte und ich war froh, dass ich beim Salsa in Barmstedt gelernt hatte, wie man seine weiblichen

Körperteile in Schwingung bringt.

Nach einen weiteren Taxifahrt kam ich mittags glücklich im Hibiscus House in Brufut an, wo ich unterm Mangobaum

direkt in den Pool fiel und nach einem köstlichen Burger direkt ins Bett, um mich von der kurzen Nacht zu erholen.

Eure Svea



25.03.2017, Gambia, SOS-Kinderdorf Bakoteh

"... and we want more balls!"

Bakoteh, 25. März 2017

Liebe Freunde,

diese Jungs sind das SOS-Children's Village Junior Football Team. Die sechzehn jungen Spieler sind zwischen elf

und dreizehn Jahre alt, und heute übergab ich ihnen im SOS-Kinderdorf Bakoteh den letzten der von HSV-Stürmer

Bakery Jatta gestifteten und signierten Fußbälle. Der wurde gleich in Gebrauch genommen. Außerdem hatte ich

ihnen ein Foto des Fußballers mitgebracht, den jeder hier in Gambia kennt. Bei der mit Bakery Jattas Hilfe

gestarteten Spendenaktion waren 1.068 EUR zugunsten der SOS-Kinderdörfer in Gambia zusammen gekommen.

Nach der herzlichen Begrüßung hatte mich SOS-Kinderdorf-Direktorin Haddy Njie Touray zum Versammlungsplatz

geführt, einer offenen und überdachten Rundhalle, wo sich fast alle 101 zurzeit im Kinderdorf lebenden Kinder

versammelt hatten und auf uns warteten. Die Fußballmannschaft war komplett in ihren Trikots aufgelaufen und

nahm in der Mitte vor der Kamera Aufstellung. Anfangs noch sehr ernsthaft und gesittet, tauten die Jungs erst auf,

als wir ihnen den Ball ein paarmal zuwarfen und sie ins Spielen kamen.

Gefragt, was wir seinem berühmten Namensvetter Bakery Jatta von ihm ausrichten sollen, sagte Mannschafts-

Kapitän Bakery (12 J.): „We are very happy for you to bring this ball for us, and we want more balls! We appreciate

it!“ Also, lieber Baka und liebe Fußballfreunde, in diesem Sinne … ;-)

Eine gute Nacht wünscht Euch

Eure Svea



26.03.2017, Gambia, Independence Stadium in Bakau

3.265,14 Euro!!!

Bakau, 26. März 2017

Liebe Freunde,

im Independence Stadium von Bakau war heute der Teufel los, als die in allen Zeitungen angekündigte

Versteigerung der Rallyefahrzeuge stattfand. Ab 9:00 Uhr standen die fünfzig ausgeräumten und gewaschenen

Autos für die zahlreichen Interessenten bereit. Über aufgeklappten Motorhauben und geöffneten Türen wurde

engagiert über Vorzüge und Nachteile der einzelnen Fahrzeuge diskutiert. Unser Silberpfeil brauchte die

Konkurrenz nicht zu scheuen, sondern war im Vergleich jung mit seinen 15 Jahren, hatte mit inzwischen gut 156

TKM für Afrika noch keine wirkliche Entfernung zurück gelegt und war vielseitig einsetzbar, von Kleinbus bis zum

Viehtransporter ist so ein Ford Transit ja für alles zu haben.

Ab 11:00 Uhr wurden die Fahrzeuge aufgerufen und vom Auktionator vor dem engagierten Publikum versteigert.

Für uns stieg die Spannung, als unser Wagen gegen 13:30 Uhr dran war. Schließlich erbrachte er 158.000 Dalasi,

umgerechnet 3.265,14 EUR für die Hilfsprojekte der Rallye-Organisation in Gambia. Das ist ein tolles Ergebnis,

und für Eure Unterstützung möchten wir uns ganz herzlich bei Euch bedanken!

Und hier seht Ihr die neuen Besitzer unseres Fords. Heute Abend erfahren wir, wieviel Geld die Versteigerung

insgesamt erbracht hat, und werden das Ergebnis ein bisschen feiern!

Bis morgen nicht ganz so früh also,

Eure Svea



27.03.2017, Gambia, Restaurant Blue Kitchen in Sukuta

„Und der Durchhaltepreis geht an ... das Team „Der

echte Norden“!

Sukuta, 27. März 2017

Liebe Freunde,

heute Abend bei der Abschlussparty der Rallye Dresden-Dakar-Banjul nahm unser Team als letzte offizielle

Amtshandlung den Durchhalte-Preis der Challenge entgegen! Trotz der 5-tägigen Zwangspause in Frankreich

hatten wir nicht aufgegeben, unser letztes Geld zusammengelegt um die Reparatur des Wagens zu bezahlen, und

uns unseren Weg durch Marokko selber gesucht. So konnten wir die Rallye zum letztmöglichen Termin in

Dakhla/Westsahara einholen, um unsere Fahrt nach Gambia fortsetzen zu können.

Auf diesen Preis können alle stolz sein, die zu unserem Projekt beigetragen und uns mit Geld, Rat und Tat

unterstützt haben, und ohne deren Hilfe das tolle Ergebnis dieser Reise nicht möglich gewesen wäre: 3.265 EUR

für die Hilfsprojekte der DBO, 1.068 EUR für die SOS-Kinderdörfer Gambia und 4.000 EUR Spenden für das

Milchkuh-Projekt der Stiftung Sabab Lou. Und eine tolle Reise für uns! Vielen Dank an Euch alle!

Das Rallyeteam „Der echte Norden“ ist damit Geschichte, aber meine Reise ist noch nicht zu Ende. Ich muss heute

früh ins Bett, denn morgen früh geht es zu nachtschlafender Zeit weiter, ins Baddibu-Projekt der Stiftung Sabab

Lou zur groß angekündigten „Kuh-Zeremonie“ in Dutabullu! So mussten die anderen ohne mich weiter feiern,

aber das tat der Stimmung soweit ich weiß keinen Abbruch ;-).

Bis morgen aus Farafenni,

Eure Svea



28. März 2017, Gambia, Jumansar im Upper Baddibu District

Wilde Tänze und kühles Gemüse!

Jumansar, 28. März 2017

Liebe Freunde,

unser Buschtaxi rumpelt über einen staubigen Feldweg, als auf einmal die ganze Wegbreite von einer

Menschenmenge blockiert ist. In voller Festtracht, die Frauen in ihren schönsten Kleidern und die Jungs stolz in

den Trikots ihrer Fußballmannschaft, ist das ganze Dorf klatschend und singend aufmarschiert, um uns zu

begrüßen. Friedrich Keller-Bauer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Sabab Lou, lässt es sich trotz seiner 67 Jahre

nicht nehmen, regelmäßig persönlich die Projekte der Stiftung zu besuchen. Als seine Mitarbeiter und ich

aussteigen, werden wir in den Kreis aufgenommen, das Trommeln, Pfeifen und Singen wird lauter, und junge und

alte Frauen springen abwechselnd in die Mitte, um den wilden – den wirklich wilden! - Barama Sainty zu tanzen,

begleitet von Trillerpfeifen, dem Klatschen der Umstehenden und einem säbelrasselnd dazwischen wirbelnden

Maskenmann.

So werden wir in Jumansar begrüßt, wo die Stiftung Sabab Lou ein sechs Hektar großes Gemüse-Gartenbauprojekt

initiiert und eine solarbetriebene Brunnenanlage für das ganze Dorf gestiftet hat. Und weil alle nun schon mal so

schön dabei sind und die Stimmung toll, und es ja nicht jeden Tag so einen Anlass gibt und Musikanten im Dorf,

wird weiter musiziert und getanzt, während wir die aktuellen Projekte besichtigen.

Nathanael Becker, Student der Erneuerbaren Energien, hat einen mit Verdunstungskälte arbeitenden

Kühlcontainer entwickelt und hier mit einfachsten Mitteln gebaut, einem ausgedienten Container, Lehm, Baustahl,

Maschendraht und ganz normalen Gartenschläuchen. Das bringt die Temperatur im Inneren auf ca. 25°C herunter,



nicht ganz was wir unter Kühle verstehen, aber im Gegensatz zu den draußen herrschenden über 40°C ist das

phantastisch. Das macht eine Lagerung überhaupt erst möglich und das Gemüse dankt es!

Nadine Sommer, die Agrarwissenschaften der Tropen und Subtropen studiert, betreut den Gemüseanbau im

Rahmen ihrer Masterarbeit, sie hilft bei der Optimierung der Anbaumethoden und Erträge , hat sich mit allen

Frauen inzwischen angefreundet und genießt ihren Respekt. Während sie, frisch wie der junge Morgen, mit dem

anscheinend ebenfalls hitzeresistenten Friedrich Keller-Bauer in der stechenden Mittagssonne die Felder abgeht,

sitze ich armes norddeutsches Würstchen ermattet im Schatten eines riesigen Baumes. Während neben mir die

Dorffrauen muntern plaudern, denke ich sehnsüchtig an Nathanaels Kühlcontainer und versuche einfach nur,

durch Einstellen aller nicht überlebenswichtigen Aktivitäten, die hier im Binnenland um Farafenni heute Mittag auf

über 43°C im Schatten gestiegene Temperatur zu überleben.

Ob mir das gelungen ist, kann ich Euch später sagen.

Bis dahin erschöpfte Grüße,

Eure Svea



28. März 2017, Gambia, Dutabullu im Upper Baddibu District

"We hope that one day you will come and visit us, and

we will sing and dance for you!"

Dutabullu, 28. März 2017

Liebe Freunde,

hier seht Ihr den stolzen Jungunternehmer Abdou Bah aus Dutabullu mit seinem Neuerwerb Yummeh, einer

innovativen Kreuzung aus Zebu-Rind und holländischem Milchvieh. Yummeh zeichnet sich nicht nur durch ihre

mit Klimaresistenz gekoppelte und gegenüber den einheimischen Kühen höhere Milchleistung aus, sondern ist

auch durch die Fähigkeit, mit ihrer Zunge ihre eigene Nase reinigen zu können, bestens angepasst an das staubige

Klima hier, wie Ihr auf meinem Instagram-Account bewundern könnt.

Unsere Ankunft in Dutabullu wurde nicht weniger gefeiert als in Jumansar. Auch hier wartete am Dorfeingang

mindestens die Hälfte der Einwohner mitsamt einer eigens engagierten Kapelle auf uns! Leider fuhr das Taxi aus

Versehen dran vorbei, alle kamen aber einfach hinterher. Auf dem Dorfplatz wurde aus Bottichen noch eifrig Wasser

auf den staubigen Grund gesprengt, und dann begann die „Cow Ceremony“ zu Ehren des Milchkuh-Projekts.

Wir hatten vor unserer Reise mit Hilfe der Meierei Horst, den Ökomelkburen, dem Wacken Open Air und vieler

Kleinspender in Schleswig-Holstein insgesamt 4.000 Euro für das Projekt gesammelt. Damit konnten drei Kühe,

eine davon mit Kalb bei Fuß, erworben werden. Momodou Lamin Bah, Geschäftsführer der örtlichen NGO der

Stiftung und der Mann vor Ort, hatte die Kühe in tagelanger Suche mit dem Motorrad in den Dörfern entlang der



senegalesischen Grenze aufgetrieben. Danach mussten die tapferen Tiere 82 Kilometer zu Fuß bis nach Dutabullu

laufen, so dass sie bei ihrer Ankunft etwas abgemagert waren.

Während des Festakts zur Übergabe der Kühe an ihre neuen Besitzer wurden nicht nur Reden gehalten, sondern

immer wieder elektrisierende Niruri-Musik gemacht. Momodou als Allroundgenie übersetzte eloquent jeweils ins

Englische bzw. die Landessprachen Wolof und Fulbe, während der District Ward Councellor seinen Dank für die

Unterstützung aussprach, und Friedrich Keller-Bauer sagte, wie bewegend dieser Moment für ihn sei, da hier eine

Verbindung zwischen den Menschen in Schleswig-Holstein und den Menschen in der Mitte von Afrika entstanden

sei, über eine Entfernung von mehr als 6.000 Kilometern. Dem schloss ich mich an und überbrachte Eure Grüße.

Hilfe zur Selbsthilfe

Dann schritten wir zur Vorstellung der Kühe und ihrer neuen Besitzer Abdou Bah, Momodou Bah und Ebrahima

Bah. Alle drei haben die Kühe mit einem Mikrokredit von der Stiftung Sabab Lou erworben und sind also jetzt

unternehmerisch tätig. Mit der Milch wird es ihnen möglich sein, ein kleines Einkommen zu erwirtschaften und

den Kredit in Mini-Raten zurückzuzahlen.

Nach der feierlichen Kuh-Zeremonie gab es ein Festessen, während unter dem Dorfbaum schon riesige Boxen

aufgebaut wurden und der Generator angeworfen wurde. Und dann gab's Dorfdisco, dass der Bär steppte, mitten

im afrikanischen Nirgendwo, unterm großen Sternenzelt. Und von den zukünftigen Milchbauern soll ich Euch

ausrichten: "We really appreciate your gift, and when you come here, you will see it by yourself. We hope, that

one day you will come and visit us, and we will sing and dance for you!"

Bis morgen, auf ein letztes Mal vor der Heimkehr,

Eure Svea



29.03.2017, Gambia, Brufut

Auf Wiedersehen im Echten Norden

Brufut, 29. März 2017

Liebe Freunde,

mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiede ich mich heute von Gambia und den täglichen

E-Mails an Euch. Mir hat es großen Spaß gemacht, Euch auf diese Weise mit auf die Reise zu nehmen, und ich

hoffe Euch ebenso!

Ich habe mein Bestes getan, um Eure Spenden dahin zu bringen, wo sie gebraucht werden, und Euch davon zu

berichten. Ich hoffe, alles war in Eurem Sinne! Ich bin dabei überall auf große Dankbarkeit gestoßen und soll Euch

von Allen herzlich grüßen. Vielen Dank, dass Ihr Euch habt begeistern lassen und mitgemacht habt!

Als letzten Gruß von der „Lächelnden Küste“ und ihren liebenswerten Menschen schicke ich Euch heute Bilder

von der Dorfstraße in Brufut, wo es in zahlreichen kleinen und kleinsten Geschäften von Telefonguthaben bis zu

Zement alles zu kaufen gibt, und winzige Handwerksbetriebe vom Schweißer bis zur Friseurin ihre Dienste mit

liebevoll auf die Hauswände gemalten Bildern anbieten. Nach so etwas werde ich nächste Woche in Barmstedt

wohl umsonst Ausschau halten.

Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!

Eure Svea


Die Strecke


Dankeschön

Ich bedanke mich herzlich bei allen, die diese Reise möglich gemacht haben und an ihrem Gelingen und dem

großartigen Spendenergebnis beteiligt waren:

Sahika Akalin, Mahmut Aktas, Sonia del Alamo, Autohaus Wesselmann, Mandavi Axer, Momodou Lamin Bah,

Sebastian Bahnesen, Barmstedter Zeitung, Birgit Bartsch, Patricia Bartsch, Claudia Becker, Nathaniel Becker,

Beiersdorf AG, Martina Benedetti, Achim Bock, Elfriede Bock, Frederik Büll, Deniz Can, Karin Capell, De

Ökomelkburen, Andreas Denecke, Silvia Diercksen-Hushahn, Heike Döpcke, Marco Drews ,Thomas Eisenkrätzer,

Ensemble Elbvocals, Fred Freyermuth, Friseur Baas, Christian Groth, Britta Gustafsen, Alexander Häussermann,

Hamburg 1, Christian Hanke, Hans Hansen, Heidi Hartmann, Anja und Gerda Hasse, Astrid Havekost, Sarina

Herzig, Martina Herzog, Stefan Hoyer, HSV, ias-Gruppe, ICS-Festival Service, Impfzentrum Altona, Bakery Jatta,

Phillipp Jeß, Kai Kairavirta, Heiderose Kay, Friedrich Keller-Bauer, Behnam Keyaniyan, Jessica Kirchheim, Helga

Klingmann, Jan Köber, Jan-Dirk Koppe, Verkehrsminister Reinhard Meyer, Anette und Hans Möller, Jacqueline Mohr,

Meierei Horst eG, Moin Holstein, NDR, Christian Olk, Ulla Pachnicke, Klaus Pfleger, Familie Pox, Svea und Aminata

Queta, Rallye Dresden-Dakar-Banjul, Lisi Rauschecker, Lisa und Dirk Rennekamp, Ina Rupp, Ernst Reimer Saß,

Barbara und Helmuth Sass, Sibylle Scharffenstein, Manfred Schlüter, Birgit Schwecke, Sven Schümann, Schümann

Werbetechnik, Barbara Sikora-Dornberg, Nadine Sommer, SOS-Kinderdörfer, Sparkasse Südholstein, Stadtwerke

Barmstedt, Stiftung Sabab Lou, Ricardo Sülflohn, Dr. Tatjana Tegel, Katja Teske, Karin Thissen, Hans-Werner

Thomsen, Rolf Twisselmann, Christian Uthoff, Christiane Vennemann, Bärbel Wappler, Martina Wilkens,

Wirtschaftsministerium Kiel, Friederike Zimmel.



Bonustrack

Wie sammelt man 8.000 Euro Spenden?

Lutzhorn, 08.03.2018

Liebe Freunde,

ja, zugegeben, es ist schwierig, den Leuten ihr Geld aus der Tasche zu ziehen ;-). Wesentlich leichter ist es,

Spenden wie gebrauchtes Spielzeug, abgelegte Kleider und abgelaufene Verbandskästen einzusammeln. Aber das

wollte ich nun gerade nicht mit nach Afrika nehmen, sondern Geld für nachhaltige Hilfsprojekte sammeln.

Also galt es, die Sache etwas professioneller anzugehen. Freunde, Einfallsreichtum und Enthusiasmus helfen,

Lokalpatriotismus ist auch nicht schlecht. Ich wollte unbedingt den Titel „Der echte Norden“ für unser Rallyeteam.

Etwas Penetranz war nötig, um das Wirtschaftsministerium in Kiel dafür zu begeistern. Danach lief’s. Das Wacken

Open Air ließ sich durch eine Fotomontage des berühmten Rinderschädels auf einen rasenden Rallyeboliden

überzeugen, und für die Meierei Horst eG googelte ich das Milchkuh-Projekt der Stiftung Sabab Lou, das die

Genossen punktgenau beim Thema Nachhaltigkeit abholte. Phantastisch sind medienaffine Kinder, meine Tochter

Britta richtete nicht nur unsere Website ein, sondern sorgte mit ihrem guten Draht (Facebook *haha*) zu Phillipp

Jeß dafür, dass ich Andy Warhols sprichwörtliche 15 Minuten Ruhm abbekam, als der NDR berichtete. Und zu guter

Letzt glaube an deine Träume: niemand außer mir konnte sich vorstellen, den HSV-Spieler Bakery Jatta, selbst

Flüchtling aus Gambia, als Unterstützer zu gewinnen, man konnte ihn ja noch nicht einmal persönlich sprechen.

Aber als ich ihn endlich hatte, sagte er tatsächlich zugunsten der SOS-Kinderdörfer zu.

Aber letztlich gelang es mir aber nur deshalb, so viel Geld zu sammeln, weil ich Menschen fand, die bereit waren,

ihr Geld zu geben! Dafür möchte ich jedem Einzelnen danken!

Alles Liebe, Eure Svea


Impressum

Alle Rechte vorbehalten

(c) Svea Gustafsen, 2017

Foto vom 02.03.2017

(c) Christian Uthoff

Portraitfoto Svea Gustafsen

(c) Thomas Eisenkrätzer

Weiterführende Links

www.sabab-lou.de

www.milchkuhprojekt.wordpress.com


Svea Gustafsen

Svea Gustafsen wurde 1958 in Hamburg

geboren. Sie ist Künstlerin und lebt und

arbeitet in Lutzhorn in Schleswig-Holstein.

svea.gustafsen@web.de

www.svea-gustafsen.com

www.instragram.com/sveagustafsen

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