FOCUSMONEY_50:2020_Vorschau
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Foto: D. Gust/FOCUS-MONEY<br />
Mein positiver Corona-Test<br />
Dies ist die Geschichte von meinem positiven Corona-Test. Keine Angst,<br />
mir geht’s gut, aber die, die mich testen ließen, können nichts dafür.<br />
Aber der Reihe nach: Am Montag vor einer Woche musste ich beruflich<br />
nach Hamburg – mein erster Flug nach langer Zeit. Sonntagabend eine SMS<br />
der Lufthansa: „Your flight is a Covid-19 Tested Flight, requiring a test for<br />
Covid-19. Be at the airport 2 hours before departure. More: lh.com/en/covid19-tested-flight.“<br />
Das hätte man mir bei der Buchung sagen können.<br />
Ich wurde aufgefordert, für den nächsten Tag einen Termin im Testzentrum<br />
zu buchen. Da ich unterwegs war, versuchte ich es mit dem Handy.<br />
Fehlanzeige: Immer wenn man mir per E-Mail einen Code zur Registrierung<br />
zuschickte und ich auf die E-Mail klickte, war die Registrierungsseite weg.<br />
Hotline angerufen, 40 Minuten gewartet – Sie sind auf Rang 3 in der Warteliste.<br />
Also nach Hause an den Computer – endlich erfolgreich: Drei Stunden<br />
vor Abflug war leider der späteste Termin, den ich buchen konnte.<br />
Morgens am Flughafen, pünktlich erschienen: „Tut uns leid, nicht Ihr<br />
Hin-, sondern Ihr Rückflug ist ein Covid-19 Tested Flight. Sie müssen einen<br />
Termin im Testzentrum Hamburg buchen.“ Ich hatte ja schon Erfahrung.<br />
Montagabend dann die schon bekannte Nachricht der Lufthansa: Your<br />
flight is a Covid-19 Tested Flight, requiring a test for Covid-19 ... „Termin<br />
für den Test ist ja bereits gebucht“, dachte ich mir. Und diesmal wurde der<br />
von der Lufthansa verlangte Corona-Test auch tatsächlich durchgeführt.<br />
„Geschafft“, dachte ich. Etwas mulmig war mir schon. „Was, wenn der<br />
Test positiv ist und ich in Hamburg in Quarantäne muss? Wo soll ich da hin?“<br />
My worst dreams came true: „Es konnte Sars-CoV-2-spezifisches Antigen<br />
im gewonnenen Material nachgewiesen werden. Damit ist eine aktuelle<br />
Infektion mit Sars-CoV-2 bestätigt.“ Ich war etwas schockiert und planlos.<br />
Ein Blick auf das Infoblatt der Lufthansa, das man mir mitgegeben<br />
hatte: „Begeben Sie sich bitte in verpflichtende Selbstisolation.“ Ich benachrichtige<br />
die Personen, die ich in den letzten Tagen getroffen habe, informiere<br />
sie über mein Testergebnis und denke über die Selbstisolation nach.<br />
Wo sollte ich hin? Ins Hotel an die Rezeption und sagen: „Hallo, ich habe<br />
Corona, haben Sie ein Zimmer für zwei Wochen?“ Ein Hoffnungsschimmer<br />
auf dem Infoblatt: „Positiv getesteten Fluggästen steht bei Bedarf Unterstützung<br />
über die ‚Tested Flight Care‘-Versicherung der AXA zu.“<br />
Ein Anruf bei der AXA: „Willkommen bei AXA. Bevor wir Sie weiterleiten,<br />
möchten wir Sie über die Einzelheiten unserer Datenschutzerklärung<br />
informieren, die Sie unter www.axapartners.de/datenschutz finden. Zur Verwaltung<br />
Ihrer Forderung speichern wir die von Ihnen zur Verfügung gestellten<br />
Informationen. Wir können diese vertraulich zur Verarbeitung an andere<br />
verbundene Unternehmen weiterleiten. Für die Notfall-Assistenz drücken<br />
Sie bitte die 1. Wenn Sie Fragen zur Rechnungsstellung haben, drücken Sie<br />
die 2. Für Fragen zu Ihren Versicherungsbedingungen drücken Sie die 3.“<br />
Über den Datenschutz bin ich informiert, aber Tested Flight Care ist leider<br />
bei den Nummern nicht dabei. Ich drücke die 1. Es meldet sich ein junger<br />
Mann, der leider mit meinem positiven Corona-Test der Lufthansa nichts<br />
anfangen kann. Er bittet mich zu warten, weil er sich informieren muss. Ich<br />
warte einige Minuten in der Leitung, dann hat er leider aufgelegt. Ich versuche<br />
es noch einmal, dann meldet sich die Hotline auf Französisch. Ich<br />
kann leider kein Französisch.<br />
In meiner Not werfe ich noch einmal einen Blick auf das Informationsblatt<br />
der Lufthansa – und wieder macht es mir Mut: „Bitte beachten Sie,<br />
dass dieser neuartige Antigentest fälschlicherweise positiv oder negativ ausfallen<br />
kann. Zur Validierung des Antigentest-Ergebnisses ist daher ein nachfolgender<br />
PCR-Test verpflichtend. Das Testzentrum wird Sie über den Ablauf<br />
des unmittelbaren PCR-Tests informieren.“<br />
Ich gehe also noch einmal zum Testzentrum – mit Maske und eher fünf<br />
als 1,5 Metern Abstand. „Verlassen Sie den Flughafen“, befiehlt mir dort<br />
am Eingang ein gebrochen Deutsch sprechender junger Mann. „Sie sind<br />
eine Gefahr.“ Ich weise ihn auf den Inhalt des Lufthansa-Informationsblatts<br />
hin, auf dem steht, ich solle mich an das Testzentrum wenden. Vergeblich!<br />
Ich verlasse den Flughafen, stehe in der Kälte und frage mich, wo ich jetzt<br />
den PCR-Test herbekomme, mit dem ich den Antigentest validieren kann.<br />
Ein Anruf beim Gesundheitsamt in Hamburg: „Nein, die Antigentests erkennen<br />
wir ohnehin nicht an. Die Fehlerhäufigkeit ist zu groß. Sie sollten<br />
einen PCR-Test machen.“ Ich bitte die Dame vom Gesundheitsamt, einfach<br />
das Testcenter im Flughafen anzuweisen, den PCR-Test zu machen. „Das<br />
Frank Pöpsel,<br />
Chefredakteur<br />
MONEYINSIDE<br />
können wir nicht, da die Lufthansa den Test beauftragt hat. Da müssen Sie<br />
sich an die Lufthansa wenden.“ Das ist leichter gesagt als getan. Der Lufthansa-Schalter<br />
ist leider erst wieder ab 16 Uhr besetzt – in fünf Stunden.<br />
Ich versuche es über die Zentrale des Testzentrums in Rostock und bitte<br />
sie, mich mit dem Testzentrum im Flughafen Hamburg zu verbinden. Fehlanzeige!<br />
„Die Filiale im Flughafen Hamburg ist telefonisch nicht zu erreichen“,<br />
teilt man mir dort mit.<br />
Ich weiß nicht mehr weiter und frage Google – und habe Glück. Google<br />
zeigt mir eine Praxis, bei der ich einen PCR-Schnelltest bekomme: Ergebnis<br />
binnen zwei Stunden, Kosten 235 Euro, die ich leider privat bezahlen<br />
muss. Der Arzt nimmt mir die Angst und sagt mir, dass der Antigentest häufig<br />
ein falsches Ergebnis aufweise und ich mich erst einmal nicht beunruhigen<br />
solle. Auf seiner Terrasse unter einem Heizstrahler nimmt er mir die<br />
Speichelprobe ab. Ich frage, ob ich die zwei Stunden unter dem Heizstrahler<br />
auf das Ergebnis warten kann, weil ich ja nicht weiß, wo ich hinsoll.<br />
Endlich nach zwei Stunden die Erlösung: „Ihr Ergebnis ist negativ. Es gibt<br />
aktuell keinen Hinweis auf eine Infektion mit dem Coronavirus“, steht in<br />
dem Befund. Ich bestelle ein Taxi, fahre wieder zum Flughafen, gebe all<br />
meinen Kontakten Entwarnung und checke meine Mails.<br />
Inzwischen ist sich auch das Testzentrum nicht mehr ganz sicher, dass ich<br />
Corona habe. „Die unabhängige Bestätigung dieses Befunds ist technisch<br />
nicht gelungen“, so der finale Befund. „Wir empfehlen die Kontrolle durch<br />
eine neuerlich abgenommene Abstrichprobe.“ Hab ich schon gemacht.<br />
Mit dem negativen Testergebnis kann ich jetzt endlich einen Flug nach<br />
München besteigen. Den Flug muss ich neu buchen, da mein ursprünglicher<br />
Flug längst weg ist. Wie ich ihn erstattet bekomme, steht leider nicht<br />
auf dem Informationsblatt der Lufthansa. „Nähere Informationen zu den<br />
Umbuchungs- und Stornomöglichkeiten erhalten Sie von unserem Versicherungspartner<br />
AXA“, heißt es dort. Die habe ich ja bereits erfolglos kontaktiert.<br />
Die Nummer des Lufthansa Service Centers, die auch noch auf dem<br />
Infoblatt steht, werde ich später anrufen.<br />
Endlich gelandet, freue ich mich, dass alles vorbei ist, da ruft mein örtliches<br />
Gesundheitsamt an, weil es von der Teststation im Flughafen über den<br />
positiven Corona-Befund des Lufthansa-Tests informiert wurde. Ich soll mich<br />
in Quarantäne begeben. Ich weise auf meinen negativen PCR-Test hin, der<br />
„keinen Hinweis auf eine Infektion“ gibt und schicke den Befund per Mail.<br />
Während ich am nächsten Tag diese Zeilen schreibe, erreicht mich ein erneuter<br />
Anruf des Gesundheitsamts. „Ihr PCR-Test ist positiv“, sagt eine offensichtlich<br />
nicht mit der Sache vertraute Dame. „Nein, ist er nicht“, antworte<br />
ich. „Ich schicke Ihnen ein zweites Mal das negative Testergebnis.“<br />
Wenige Minuten später ein erneuter Anruf: „Die Amtsärztin hat gesagt, Sie<br />
sollen einen weiteren PCR-Test machen, weil die PCR-Tests sich irren können.<br />
Bis dahin müssen Sie nach Hause in Quarantäne. Erst wenn das Ergebnis<br />
des zweiten PCR-Tests vorliegt, dürfen Sie diese verlassen.“<br />
Ich ärgere mich maßlos, weil ich keinerlei Symptome habe und bereits einen<br />
negativen PCR-Test habe, beschließe noch schnell, das Editorial fertig<br />
zu schreiben und dann nach Hause zu fahren, um kein Bußgeld zu riskieren.<br />
Da erreicht mich eine E-Mail des Testzentrums im Flughafen Hamburg:<br />
„Sehr geehrter Herr Poepsel, in Ihrem bei uns durchgeführten Antigentest<br />
auf das Coronavirus hatte sich ein positiver Befund ergeben. Zur Bestätigung<br />
wurde Ihre zweite Probe mittels eines PCR-Tests untersucht. In diesem<br />
Test hat sich ein negativer Befund ergeben, was bedeutet, dass Sie als nicht<br />
infektiös zu betrachten sind. In unserer App sehen Sie sich möglicherweise<br />
noch als ‚Mutmaßlich Positiv‘. Ignorieren Sie das; für Sie zählt nur der mit<br />
dieser Mail zugesendete Befund.“ Ich schicke den zweiten negativen Corona-Test<br />
an mein Gesundheitsamt und hoffe, dass der Spuk jetzt vorbei ist.<br />
Ein Gutes hat das Ganze zumindest: Ich denke, ich konnte Sie mit dem<br />
erlebten Wahnsinn unterhalten, und weiß, dass ich nie wieder einen Lufthansa-Covid-19-Tested-Flug<br />
besteigen werde.<br />
FOCUS-MONEY <strong>50</strong>/<strong>2020</strong><br />
3
MONEYINHALT<br />
Nr. <strong>50</strong> / 2. Dezember <strong>2020</strong> www.money.de<br />
<strong>50</strong><br />
Hier irrt sich Elon Musk<br />
gewaltig<br />
Der Tesla-Chef hält (kaum<br />
überraschend) wenig von<br />
Brennstoffzellen. Doch davon<br />
sollten Sie sich nicht täuschen<br />
lassen. Ein neuer Mega-Markt<br />
formiert sich. Die Favoriten<br />
der Experten<br />
MONEYTITELTHEMA<br />
6 Interview: Michael Keppler erklärt, wieso deutsche<br />
Aktien trotz hoher Qualität spottbillig sind<br />
10 Sentiment: Manfred Hübner über ein positives<br />
Jahresende an den Börsen<br />
12 Automobilbranche: Auto-Guru Jürgen Pieper<br />
nennt seine zwei Favoriten<br />
16 Dax-Prognosen: Der Dax knackt bald neue<br />
Rekordmarken. 15 <strong>50</strong>0 Punkte? Möglich!<br />
18 Lufthansa: Milliardär Heinz Hermann Thiele<br />
schlägt bei Lufthansa zu. Die Hintergründe<br />
20 SAP: Alles in die Cloud! Ein Top-Analyst sieht im<br />
Kursrücksetzer eine große Einstiegschance<br />
22 Dermapharm: Charlotte Friedrichs kennt einen<br />
Corona-Profiteur, den der Markt bisher übersieht<br />
24 Smallcaps: Klein, aber fein! Der Nebenwertespezialist<br />
GBC zeigt Ihnen vier Rohdiamanten<br />
28 Hapag-Lloyd: Wieso der Frachtschiff-Konzern trotz<br />
Corona großes Potenzial für Anleger bietet<br />
30 Telekom: Warren Buffett kauft T-Mobile-USA-<br />
Aktien. So machen Sie es besser als die Legende<br />
32 Aroundtown: Die unterschätzte Betongold-Chance<br />
34 Fresenius Med. Care: Für Christian von Engelbrechten<br />
ist die FMC-Aktie ein Schnäppchen<br />
36 Amadeus Fire: Wieso der derzeitige Rücksetzer<br />
die perfekte Einstiegsgelegenheit ist<br />
38 Value-Werte: Kleines Geld, große Qualität – Frank<br />
Fischer kennt zwei deutsche Substanzperlen<br />
42 Gesco: Hidden Champions zum Discounttarif<br />
Kleine Säulen<br />
der Wirtschaft<br />
Eine verkannte Software-Firma.<br />
Ein wieder erstarkter Verlag. Ein<br />
umkämpfter Frankierspezialist, der<br />
auf ein starkes Kerngeschäft bauen<br />
kann. Warum diese Nebenwerte<br />
Chancen bieten, erklärt ein Top-<br />
Analyst von Warburg Research<br />
56<br />
Die besten Experten<br />
Deutsche Aktien sind viel zu günstig.<br />
Die Analyse. Plus: Die besten Empfehlungen<br />
der besten Experten. Alles in einem Heft!<br />
Felix Ellmann<br />
4<br />
Christian<br />
Kahler<br />
Stefan Scharff<br />
Klaus<br />
Schlote<br />
Jürgen Pieper
22<br />
Der unentdeckte<br />
Profiteur<br />
Die Börse feiert Biontech, Pfizer & Co. und<br />
vergisst dabei Dermapharm. Die preisgekrönte<br />
Berenberg-Analystin Charlotte Friedrichs erklärt,<br />
wieso der deutsche Nebenwert ein gigantisches<br />
Potenzial aufweist<br />
58<br />
Für jeden das<br />
richtige Zertifikat<br />
Die richtigen Papiere für jede<br />
Börsenlage: Mit welchen Zertifikaten<br />
Anleger mit Gewinn durch Seitwärtsphasen<br />
kommen, unabhängig vom<br />
Markt verdienen oder den optimalen<br />
Einstiegszeitpunkt erwischen<br />
44 Wacker Chemie: Nach zwei „Achterbahn-Jahren“<br />
lockt die Aktie Investoren an. Die Gründe<br />
46 Klöckner: Der Stahlhändler digitalisiert sich selbst<br />
48 Steico: Wieso der Dämmstoffspezialist der Liebling<br />
der Experten ist<br />
<strong>50</strong> Wasserstoff: Ein neuer Mega-Markt formiert sich.<br />
Mit diesen Aktien sind Sie bereits heute dabei<br />
54 Dividenden: Christian Röhl vom Dividendenadel<br />
nennt seine vier Top-Tipps aus Deutschland<br />
56 Microcaps: Was Bastei Lübbe, GK Software und<br />
Francotyp-Postalia wirklich bieten<br />
MONEYMARKETS<br />
58 Zertifikate: Wie Sie Ihr Risiko mit Twin-win,<br />
Top-Bonus oder Step-Invest genau steuern<br />
62 Kolumne: Tilmann Galler von J.P. Morgan Asset<br />
Management rät Anlegern, sich auf strukturelle<br />
Faktoren zu konzentrieren<br />
64 Absicherung: Mit gut diversifizierten Geldanlagen<br />
sicher durchs Alter steuern<br />
68 Chartanalyse: Der Kurs-Dax, der Euro-Stoxx-<strong>50</strong>, das<br />
Brent-Rohöl und ein China-Index im Check<br />
70 Musterdepots: Kauforder für Grenke, Verkaufsauftrag<br />
für Compugroup-Zertifikat<br />
DSW ANLEGERSCHUTZ<br />
72 Wirecard: Für die geschädigten Anleger beginnt<br />
jetzt der Kampf<br />
73 Experten-Tipp: Regeln für Start-up-Unternehmer<br />
12<br />
Die 100-Prozent-Analyse<br />
Im April empfahl Jürgen Pieper die Akasol-Aktie<br />
bei FOCUS-MONEY. Bis heute hat sich die Aktie<br />
verdoppelt. Zeit für ein neues Gespräch mit dem<br />
Automobil-Guru<br />
MONEYSTEUERN&RECHT<br />
74 Investmentfonds: Seit 2018 gelten neue Steuerregeln.<br />
Was Fondsbesitzer beachten müssen, wo<br />
Steuerfallen lauern – und wie sie Verluste verrechnen<br />
MONEYSERVICE<br />
78 Hausratpolicen: Sie leisten bei Feuer- und Wasserschäden<br />
sowie Diebstahl. Welche Tarife top sind<br />
82 Finanzstärke: Welche Lebensversicherer in Europa<br />
– trotz Niedrigzinsniveau – finanziell überzeugen<br />
86 Karriere: Wo Chancen im Gesundheitswesen winken<br />
– das zeigt die DEUTSCHLAND TEST-Analyse<br />
MONEYRUBRIKEN<br />
3 MONEYInside<br />
90 Leserbriefe • Impressum<br />
106 Terminkalender: Zahlen von Aurubis, LVMH<br />
und Thor Industries<br />
MONEYKURSTEIL<br />
91 Fonds • 94 Aktien Deutschland<br />
100 Aktien international • 104 Zertifikate<br />
105 Neuemissionen<br />
Titelthemen sind mit roten Seitenzahlen gekennzeichnet<br />
FOCUS-MONEY <strong>50</strong>/<strong>2020</strong><br />
Titel: Fotos: Bloomberg, G. Spector Inhalt: Fotos: Adobe Stock (2), iStock, Bastei Lübbe Composing: FOCUS-MONEY 5
MONEYMARKETS<br />
Theatermasken: Die<br />
Stimmung an der Börse<br />
macht die Rendite<br />
Manfred Hübner ist Chefarzt und<br />
Psychologe für die Kapitalmärkte.<br />
Er fühlt der Börse den Puls<br />
und fragt Woche um Woche Daten zu<br />
Risikoaversion, Sentiment, Anlagehorizont<br />
und strategischem Bias ab. Erst vergangene Woche<br />
führte der Chefstratege und Geschäftsführer der Sentix<br />
GmbH wieder die Visite durch und wendet sich mit positiven<br />
Nachrichten an das Auditorium: „Der chronische<br />
Pessimismus bricht auf und weicht einem konstruktiven<br />
strategischen Grundvertrauen der Anleger in die Börsenentwicklung.“<br />
Genau in diese Richtung deuten die Sentix-Indikatoren<br />
– unter anderem der Strategic-Bias-Index – des auf Behavioral<br />
Finance spezialisierten Analysehauses Sentix aus<br />
Frankfurt am Main. Behavioral Finance untersucht den<br />
Zusammenhang zwischen Emotionen und daraus folgenden<br />
Handlungen der Börsianer. Hieraus lassen sich Erkenntnisse<br />
darüber gewinnen, in welche Richtung sich<br />
die Märkte tendenziell bewegen. Sentix unterscheidet in<br />
das Sentiment, also die kurzfristige Stimmung, und das<br />
Grundvertrauen. Letzterem kommt eine besondere Bedeutung<br />
zu, denn es hat Prognosecharakter. Anleger orientieren<br />
sich häufig bei ihren Investmententscheidungen<br />
an diesem Wert. Optimal ist ein Szenario, in dem das<br />
Grundvertrauen positiv ist, die kurzfristige Stimmung<br />
aber noch von Angst geprägt. Dies sind nach Hübners<br />
Einschätzung optimale Zeitpunkte, um zu investieren. Ein<br />
solches Umfeld lag, historisch betrachtet, im März 2003<br />
und März 2009 vor. Das Grundvertrauen war da, aber<br />
noch fehlte der Mut der Anleger einzusteigen. Sentiment-<br />
Sentiment<br />
Weitere<br />
Stärkephase<br />
voraus<br />
Chefstratege Manfred Hübner rechnet mit<br />
einem positiven Jahresausklang an der<br />
Börse. Vor allem Zykliker haben es dem<br />
Behavioral-Finance-Experten angetan<br />
Manfred Hübner<br />
Behavioral Finance. Manfred Hübner ist Chefstratege und<br />
Geschäftsführer des auf Behavioral Finance spezialisierten<br />
Analysehauses Sentix. Die Frankfurter gehören zu den Pionieren<br />
bei der Untersuchung von Anlegeremotionen.<br />
10
MONEYMARKETS<br />
Zukunft der Mobilität: Zwei deutsche Automobilzulieferer glänzen durch Wachstumschancen<br />
Automobilsektor<br />
Tatsächlich verdoppelt<br />
100 Prozent in sieben Monaten? Dieser<br />
Experte hat es prognostiziert. Jetzt<br />
spricht er erneut mit FOCUS-MONEY . . .<br />
Jürgen Pieper<br />
Automobilguru. Jürgen<br />
Pieper ist Analyst bei Metzler<br />
und zählt zu den renommiertesten<br />
Automobilexperten<br />
Deutschlands.<br />
FOCUS-MONEY stellt seine<br />
Favoriten vor.<br />
Es ist Mitte April <strong>2020</strong>. Die Welt befindet sich mitten<br />
im ersten Corona-Schock. Und Deutschland im ersten<br />
Lockdown. Plötzlich fangen Menschen an zu hamstern.<br />
Wir tragen Masken. Geschäfte müssen schließen. Das Unvorstellbare<br />
ist Realität geworden. Auch an der Börse. Der<br />
Dax liegt zu diesem Zeitpunkt nur knapp über 10000<br />
Punkten und erholt sich allmählich vom großen Schock.<br />
Doch von Euphorie kann nicht die Rede sein. Das Coronavirus<br />
trifft die deutsche Wirtschaft direkt ins Mark.<br />
Zwar ist es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh für langfristige<br />
Prognosen, doch in einer Sache sind sich die Experten<br />
schon einig: Die nächsten Monate dürften hart<br />
werden – sehr hart. Insbesondere für die Pulsader unserer<br />
Wirtschaft: die Automobilbranche. Denn in Zeiten, in<br />
denen die Menschen um das Klopapier im Supermarkt<br />
streiten, rücken Nobelkarossen in weite Ferne. Ein<br />
herber Schlag für die deutsche Vorzeigeindustrie,<br />
die in den letzten Jahren ohnehin schon nicht zur<br />
Ruhe kommt. In der E-Mobilität droht Elon Musk<br />
mit Tesla davonzuziehen. Die Generationen Y und<br />
Z haben ein völlig neues Verhältnis zum Auto.<br />
Wichtig scheint nicht mehr unbedingt der Stern<br />
12 Illustration: VectorStock<br />
FOCUS-MONEY <strong>50</strong>/<strong>2020</strong>
MONEYMARKETS<br />
SAP<br />
Das muss alles da hoch!<br />
SAP digitalisiert jetzt unsere Wirtschaft.<br />
Dennoch musste die Aktie<br />
einen harten Schlag hinnehmen.<br />
FOCUS-MONEY weiß, welcher Top-<br />
Analyst jetzt zum Kauf rät<br />
Brian Schwartz<br />
Der Software-as-a-Service-Guru ist<br />
seit 2012 Managing Director und Senior<br />
Analyst bei Oppenheimer & Co.<br />
Er ist vornehmlich auf den SaaS-<br />
Bereich konzentriert und gewann<br />
mehrere Preise.<br />
S<br />
AP-Anleger schwebten lange Zeit auf Wolke sieben.<br />
Doch Ende Oktober kam der jähe Absturz. Die gute<br />
Nachricht: Es muss alles wieder da hoch – also in die<br />
Cloud. Warum die SAP-Aktie aktuell ein Schnäppchen ist.<br />
Die besten Analysten der Wall Street. Was zeigt Anlegern,<br />
welche Analysten zu den fähigsten ihrer Zunft gehören?<br />
Genau: die nackten Zahlen. Und genau diese Ziffernwerke<br />
schaut sich die amerikanische Web-Seite tipranks.com<br />
an und bringt sie für Anleger in eine verständliche Reihenfolge.<br />
Daraus resultiert eine Liste mit den besten 25<br />
Analysten der Wall Street. Und von dieser erlauchten<br />
Gruppe haben sogar drei Mitglieder das deutsche Soft-<br />
Einmal nach oben, bitte: Viele<br />
Industrie- und Logistikprozesse<br />
sollen in die Cloud wandern. Was<br />
jetzt kostet, rentiert sich später<br />
20 Illustration: VectorStock<br />
Composing: FOCUS-MONEY<br />
FOCUS-MONEY <strong>50</strong>/<strong>2020</strong>
MONEYMARKETS<br />
Volldampf voraus: Mit Value-Aktien wie Schaltbau fahren Anleger richtig<br />
Value-Investing<br />
Kleines Geld, großer Wert<br />
Mit System und Instinkt spürt Investor Frank Fischer die Preishämmer an den<br />
Börsen auf. Aktuell stehen bei ihm zwei besonders günstige Titel hoch im Kurs<br />
Frank Fischer<br />
Brüder im Geiste. Frank<br />
Fischer verfolgt den gleichen<br />
Anlagestil wie Warren<br />
Buffett. Zudem reist der<br />
Deutsche regelmäßig zu<br />
Hauptversammlungen von<br />
Berkshire Hathaway.<br />
Einmal Value-Investor, immer Value-Investor! Von kaum<br />
einem wird dieses Treuebekenntnis so gelebt wie von<br />
Fondsmanager Frank Fischer. Seit jeher verfolgt er mit<br />
Herzblut diese Anlagestrategie – und das höchst erfolgreich,<br />
wie seine Prämierungen in den vergangenen Jahren<br />
beweisen. Aus den genannten Gründen ist er passenderweise<br />
auch Vorstandsvorsitzender der Shareholder Value<br />
Management AG, einer Investmentgesellschaft, die das<br />
Prinzip nicht nur im Namen trägt, sondern ebenso fest in<br />
der Unternehmens-DNA verankert hat.<br />
Die Marschrichtung ist dabei klar: „Für uns sind Aktien<br />
keine Spekulationsobjekte. Wir verstehen uns als langfristige<br />
Partner der Unternehmen, in die wir investieren“,<br />
heißt es auf der Shareholder-Value-Website. Die Philosophie<br />
dahinter verfolgt das konsequente Value-Investing.<br />
In dessen Zentrum steht die Suche nach Aktien von Unternehmen,<br />
die nachhaltig wirtschaften, eine solide Bilanz<br />
vorweisen sowie einen stabilen Cashflow generieren<br />
und die trotz dieser starken Argumente an der Börse un-<br />
38<br />
Foto: iStock FOCUS-MONEY <strong>50</strong>/<strong>2020</strong>
MONEYMARKETS<br />
Wasserstoff<br />
Eine neue Ära beginnt<br />
Elektromotoren ist es egal, ob der Strom aus Batterie oder Brennstoffzelle kommt, Elon<br />
Musk nicht. Dennoch werden Wasserstofftitel wie Linde zu den Gewinnern zählen<br />
Brauner Wasserstoff<br />
entsteht aus<br />
Kohlevergasung<br />
durch Zuführung<br />
von Wasserdampf.<br />
Weißer Wasserstoff<br />
fällt in chemischen<br />
Prozessen als<br />
Nebenprodukt an.<br />
Grauer Wasserstoff wird aus<br />
fossilen Brennstoffen gewonnen.<br />
Bei der Herstellung wird Erdgas<br />
unter Hitze in zwei Schritten<br />
in Wasserstoff und CO 2 umgewandelt.<br />
Blauer Wasserstoff ist<br />
grauer Wasserstoff,<br />
dessen CO 2 jedoch<br />
abgeschieden und gespeichert<br />
wird (Dampfreformierung).<br />
Türkiser Wasserstoff ist Wasserstoff,<br />
der über die thermische<br />
Spaltung von Methan (Pyrolyse)<br />
hergestellt wird. Anstelle<br />
von CO 2 entsteht dabei reiner<br />
granularer Kohlenstoff.<br />
Roter Wasserstoff<br />
wird durch<br />
Elektrolyse von<br />
Wasser hergestellt,<br />
wobei<br />
ausschließlich<br />
Atomstrom zum<br />
Einsatz kommt.<br />
Grüner Wasserstoff<br />
wird durch Elektrolyse<br />
von Wasser hergestellt,<br />
wobei ausschließlich<br />
Strom aus erneuerbaren<br />
Energien<br />
zum Einsatz kommt.<br />
Gelber Wasserstoff wird<br />
durch Elektrolyse von Wasser<br />
hergestellt, wobei ein Strommix<br />
zum Einsatz kommt.<br />
Quelle: DZ Bank<br />
<strong>50</strong> Foto: Toyota<br />
Composing: FOCUS-MONEY<br />
FOCUS-MONEY <strong>50</strong>/<strong>2020</strong>