VNW-Magazin Ausgabe 5/2020
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>VNW</strong> magazin<br />
Wohnen<br />
im Norden<br />
3_<strong>2020</strong> 5_<strong>2020</strong><br />
Strandnah<br />
So leben wir<br />
Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen
Anzeige<br />
2 <strong>VNW</strong><br />
Ab sofort in<br />
vielen Beständen 2<br />
verfügbar<br />
Inhalt 5_<strong>2020</strong><br />
Bringen Sie<br />
Gigaspeed 1 in<br />
Ihre Immobilie<br />
<strong>VNW</strong><br />
Vorwort 03<br />
Verbandsausschuss 04<br />
Wir möchten ein Zeichen setzen 08<br />
Serviceangebot für ältere Mieter 12<br />
Greifswald ist eine wachsende Stadt 16<br />
Wohnen auf dem Baggersand 18<br />
Bauen ohne Grundstück. Geht das? 20<br />
Rückgang der Sozialbindungen 24<br />
Kunst kommt von Wissen 26<br />
Die Genossenschaft als Dienstleisterin 30<br />
Der Wert der Daten 32<br />
Namen und Nachrichten 34<br />
Impressum 44<br />
Analysen<br />
Umlaufverfahren 46<br />
Virtuelle Meetings 48<br />
Arbeitgeberkampagne 50<br />
So sehen es die Gerichte 58<br />
Stadtentwicklung 64<br />
Fernauslesung 66<br />
Betriebskosten aktuell 68<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />
der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />
Klimaneutral gedruckt mit Climate Partner | 53326-2009-1022<br />
Papier: Circle Offset Premium White – FSC zertifiziert.<br />
Erfüllt die Vorgaben von EU Eco-Label und dem Blauen Engel.<br />
Farbe: RESISTA COFREE – mineralöl- und kobaltfrei.<br />
Erfüllt die Vorgaben von EU Eco-Label, Nordic Swan und dem Blauen Engel.<br />
Surfen im Vodafone<br />
Highspeed-Internet mit bis zu 1 GB/s 1<br />
im Download.<br />
Mehr Infos unter<br />
vodafone.de/immobilienwirtschaft<br />
Ready?<br />
So leben wir<br />
Das Bild auf dem Cover zeigt eine Illustration aus dem Nachhaltigkeitsbericht<br />
des Bauvereins der Elbgemeinden eG (BVE) für<br />
das Jahr 2019. Mehr über den Bericht lesen Sie auf den Seiten 8<br />
bis 11. Die Illustration im neuen Corporate Design des BVE zeigt<br />
unterschiedliche Facetten des Lebens und Wohnens in Hamburg.<br />
Entwickelt wurde diese – wie das gesamte Corporate Design<br />
des BVE und das Layout des Nachhaltigkeitsberichts – von der<br />
Agentur EIGA Design mit Sitz in Hamburg-Ottensen.<br />
1 Beachten Sie bitte die Verfügbarkeit: Internet & Phone-Produkte sind in vielen unserer Kabel-Ausbaugebiete und mit jeweils modernisiertem Hausnetz verfügbar. Prüfen Sie bitte, ob Sie die Produkte im gewünschten Objekt nutzen können.<br />
2 Das bestehende Hausnetz muss die technischen Voraussetzungen erfüllen. Stand: November <strong>2020</strong><br />
Dies ist ein Angebot der Vodafone Kabel Deutschland GmbH · Betastr. 6–8 · 85774 Unterföhring.
3<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
„Nur wenige bevorzugen die Freiheit –<br />
die Mehrheit sucht nichts anderes als<br />
gerechte Herren.“<br />
Gaius Sallustius Crispus, (86 v. Chr. - 35 v. Chr.),<br />
römischer Geschichtsschreiber und Politiker<br />
Wenn in wenigen Wochen dieses Jahr zu Ende<br />
geht, werden viele Menschen (vorerst) aufatmen.<br />
Die Corona-Pandemie hat unser Leben<br />
mächtig durchgeschüttelt und wird uns – obwohl fast<br />
täglich positive Meldungen über die Entwicklung von<br />
Impfstoffen durch die Medien geistern – auch in den<br />
kommenden Monaten begleiten. Ist das Jahr <strong>2020</strong> also<br />
ein Jahr zum Vergessen? Ich glaube, es lohnt ein zweiter<br />
Blick.<br />
Natürlich wird <strong>2020</strong> in der Wohnungswirtschaft Spuren<br />
hinterlassen. Die <strong>VNW</strong>-Unternehmen haben im Verlauf<br />
des Jahres Investitionen in Höhe von mindestens 140 Millionen<br />
Euro zurückgestellt. Die Gründe dafür sind vielfältig:<br />
Probleme bei der Organisation auf den Baustellen,<br />
(noch) größere Verzögerungen in den Ämtern bei den<br />
Baugenehmigungen, Unterbrechung der Lieferketten –<br />
die Ergebnisse einer vor wenigen Tagen durchgeführten<br />
Umfrage unter <strong>VNW</strong>-Unternehmen zeichnen ein differenziertes<br />
Bild.<br />
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass gerade die am Gemeinwohl<br />
orientierten Vermieter in den vergangenen<br />
Monaten ein Fels in der Brandung waren. Auch wenn populistische<br />
Kräfte nicht müde werden, in der Öffentlichkeit<br />
undifferenziert das Bild vom „gierigen Vermieter“<br />
zu zeichnen und nach noch mehr staatlicher Regulierung<br />
zu rufen, so waren vor allem die <strong>VNW</strong>-Unternehmen der<br />
Hort der Sicherheit für ihre Mieterinnen und Mieter.<br />
Niemand musste Angst haben, seine Wohnung zu verlieren,<br />
wenn sie oder er wegen der Corona-Pandemie Probleme<br />
bei der Mietzahlung bekam. <strong>VNW</strong>-Unternehmen<br />
waren es, die sogenannte Balkonkonzerte organisierten<br />
und die nach dem ersten Lockdown ihre Seniorentreffs<br />
rasch wieder öffneten. In der Pandemie zeigte und zeigt<br />
sich, dass <strong>VNW</strong>-Unternehmen nicht nur Vermieter mit<br />
Werten, sondern auch Garanten für den sozialen Frieden<br />
in den Quartieren sind.<br />
Die Zeiten, in denen das öffentliche Leben massiv eingeschränkt<br />
ist, gehen einher mit dem sich Kümmern um<br />
seine engere Umgebung. Die Rekorde beim Umsatz in<br />
Baumärkten und die langen Autoschlangen vor Recyclinghöfen<br />
lassen darauf schließen, dass viele Menschen<br />
die Monate nutzen, ihr Zuhause neu zu gestalten oder<br />
den Keller aufzuräumen. Das, was man immer schon machen<br />
wollte – jetzt ist die Zeit dafür.<br />
Die Wochen der Pandemie laden aber auch zur inneren<br />
Einkehr ein. Wir merken mehr denn je, dass wir soziale<br />
Wesen sind, die auf die persönliche Begegnung nicht<br />
verzichten können. Nicht auf das Gespräch von Angesicht<br />
zu Angesicht. Nicht auf das gemeinsame Pläne<br />
schmieden.<br />
Als <strong>VNW</strong> haben wir versucht, so viele Veranstaltungen<br />
wie möglich als „Präsenzveranstaltung“ durchzuführen.<br />
Der Verbandstag in Lübeck-Warnemünde, die Treffen der<br />
Bezirksarbeitsgemeinschaften in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
die Digitalisierungstagung in Lübeck, die Sitzungen<br />
der Landesvorstände, die Dinner Speeches mit dem<br />
Amerikaexperten Prof. Dr. Christian Hacke – all diese<br />
Veranstaltungen haben eines gezeigt: Unser Auftrag,<br />
Menschen zusammenführen, ist wichtiger denn je. Und<br />
nachgefragter denn je.<br />
Natürlich hoffen wir darauf, dass im kommenden Jahr alle<br />
Veranstaltungen wieder mit Gästen vor Ort stattfinden<br />
können. Die Einladungen für das ManagementForum am<br />
13. und 14. Januar 2021 in Rostock-Warnemünde sind<br />
schon verschickt. Jetzt gilt es: Daumen drücken.<br />
Ich wünsche Ihnen eine ruhige und besinnliche Weihnachtszeit<br />
und freue mich auf ein Wiedersehen in 2021.<br />
Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor
4 <strong>VNW</strong> 5<br />
6<br />
Kai Lorenz<br />
Sven Auen<br />
Vorstandsvorsitzender der WOGE<br />
Wohnungs-Genossenschaft Kiel eG<br />
Mitglied seit 19.06.2014<br />
„Wir kümmern uns um die Zukunft<br />
des Wohnens!“<br />
René Gansewig<br />
Vorstand (Sprecher) NEUWOBA<br />
Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft<br />
eG<br />
Mitglied seit 19.6.2013<br />
„Der Facettenreichtum der Wohnungswirtschaft<br />
ist vielen Menschen nicht<br />
bewusst. In den ländlichen Räumen<br />
sind es gerade die kleinen Wohnungsunternehmen,<br />
die spürbar dazu beitragen,<br />
dass die Gemeinden lebenswert<br />
bleiben und an Attraktivität gewinnen.“<br />
Torsten Gerke<br />
Geschäftsführer des Wohnungsunternehmens<br />
Fiefstücken GmbH<br />
Mitglied seit 15.06.2017<br />
„Die Klimaziele werden eine Herausforderung<br />
der kommenden Jahre sein<br />
und bedürfen intelligenter Lösungen<br />
wie beispielsweise den Quartiersansatz<br />
und die enge Verzahnung zur<br />
individuellen Mobilität.“<br />
Marko Lohmann<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
Gemeinnützige Baugenossenschaft<br />
Bergedorf-Bille eG<br />
Kooptiertes Mitglied seit 28.11.2013<br />
„Die Hamburger <strong>VNW</strong>-Mitgliedsunternehmen<br />
bringen sich in hohem Maß<br />
im Interesse ihrer Mieter und Mitglieder<br />
ein in die Lösung der Zielkonflikte<br />
zwischen bezahlbarem Wohnen<br />
und zugleich hohen Investitionen in<br />
Neubau, Klimaschutz und Verkehrs-,<br />
Energie- und Wärmewende in ihren<br />
Quartieren. Für den weiteren Erfolg<br />
dabei benötigen sie verlässliche wirtschaftliche<br />
und politische Rahmenbedingungen.“<br />
Vorstand Neue GeWoGe<br />
Wohnungsbaugenossenschaft eG<br />
Mitglied seit 19.06.2013<br />
„Die größte Aufgabe ist es, bei der<br />
Mietpreisgestaltung die Balance zwischen<br />
wirtschaftlicher Notwendigkeit<br />
und gesellschaftlichem Anspruch zu<br />
finden.“<br />
Uta Meckert<br />
Kathrin Maaß<br />
Geschäftsführerin Stralsunder<br />
Wohnungsbaugesellschaft mbH<br />
Mitglied seit 21.09.<strong>2020</strong><br />
„Wir sind die ersten Ansprechpartner<br />
für jene, die zu fairen Preisen wohnen<br />
wollen.“<br />
Rüdiger Sokolowski<br />
Geschäftsführender und<br />
Kaufmännischer Vorstand<br />
Wohnungsgenossenschaft<br />
Rostock-Süd eG<br />
Mitglied seit 19.06.2014<br />
„Gemeinsamkeit, Beständigkeit,<br />
Verlässlichkeit sind Grundwerte, die<br />
unser genossenschaftliches Handeln<br />
prägen und für genossenschaftliches<br />
Wohnen stehen.“<br />
Marcel Sonntag<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
NEUE LÜBECKER Norddeutsche<br />
Baugenossenschaft eG<br />
Vorsitzender des Verbandsausschusses<br />
Mitglied seit 19.06.2012<br />
„Gerade in diesen unruhigen Zeiten<br />
zeigt sich, wie wichtig die unterstützende<br />
Verbandsarbeit für die<br />
Mitgliedsunternehmen und die<br />
Aufklärungsarbeit in Richtung Politik<br />
ist. Der <strong>VNW</strong> und seine Unternehmen<br />
haben viel erlebt, haben viele<br />
verschiedene Phasen durchgemacht,<br />
vielfältige Erfahrungen mitgenommen.<br />
Erfahrungen, auf die man<br />
zurückgreifen kann und sollte.“<br />
Ulrich Stallmann<br />
Vorstandsvorsitzender der Walddörfer<br />
Wohnungsbaugenossenschaft eG<br />
Vorsitzender des Prüfungsausschusses<br />
Mitglied seit 19.06.2012<br />
„In Zeiten dieser unseligen Debatten<br />
über Mietendeckel, neue Gemeinnützigkeit<br />
und Enteignung müssen<br />
die Unternehmen und ihre Verbände<br />
eine klare Kante zeigen – bevor es zu<br />
spät ist.“<br />
Vorstand Torgelower Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG<br />
Mitglied seit 15.06.2017<br />
Matthias Herter<br />
CEO meravis Immobiliengruppe<br />
Mitglied seit 23.06.2011<br />
„Die Wohnungswirtschaft ist in<br />
der spannenden Phase der digitalen<br />
Transformation.“<br />
Manuela Hilse<br />
Geschäftsführerin Teterower<br />
Wohnungsgesellschaft mbH<br />
Mitglied seit 21.09.<strong>2020</strong><br />
„Um eine Spaltung der Bevölkerung<br />
in unserem Land zu verhindern<br />
(boomende Großstädte und massive<br />
Schrumpfung im ländlichen Raum)<br />
müssen wir jetzt wieder mehr in benachteiligten<br />
Regionen unternehmen.<br />
Uns für gleichwertige Lebensverhältnisse<br />
dort einsetzen und hier Attraktivitätssteigerungen<br />
einfordern.<br />
Die Mehrheit unserer Bevölkerung<br />
möchte auch gerne in einer Kleinoder<br />
Mittelstadt und am liebsten<br />
in ländlichen Regionen leben.“<br />
Jana Kilian<br />
Vorstand HANSA Baugenossenschaft eG<br />
Mitglied seit 23.06.2011<br />
„Wir stehen in der gesamtgesellschaftlichen<br />
Verantwortung, für unsere<br />
Gebäudebestände und Wohnquartiere<br />
sinnvolle und bezahlbare Strategien zur<br />
Erreichung der Klimaziele zu erarbeiten,<br />
dürfen aber den weiterhin dringend<br />
benötigten Neubau von Wohnungen<br />
ebenfalls nicht vernachlässigen.“<br />
Jürgen Möller<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Selbsthilfe-Bauverein eG Flensburg<br />
Mitglied seit 15.06.2017<br />
„Die Wohnungswirtschaft ist seit<br />
Jahrzehnten ein verlässlicher Partner<br />
für Politik, Verwaltung und vor allem<br />
für die Menschen in den Städten und<br />
Gemeinden vor Ort. Dass dies auch in<br />
Zukunft so bleibt, dafür stehen insbesondere<br />
wir als Genossenschaften.“<br />
„Der soziale Beitrag, den die genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsunternehmen<br />
in der Gesellschaft leisten, ist nicht zu unterschätzen, denn sie<br />
sorgen für den sozialen Frieden in den Quartieren.<br />
Wilfried Pahl<br />
Vorstandsmitglied der Baugenossenschaft<br />
Mittelholstein eG, Kiel<br />
Mitglied seit 16.06.2005<br />
„Die Politik formuliert wohnungspolitische<br />
Ziele. Umgesetzt werden diese<br />
vornehmlich von den im <strong>VNW</strong> tätigen<br />
Wohnungsunternehmen – dazu<br />
müssen aber die Rahmenbedingungen<br />
stimmen.“<br />
Frank Seeger<br />
Vorstand Baugenossenschaft dhu eG<br />
Mitglied seit 21.09.<strong>2020</strong><br />
„Grundsätzlich bin ich weiter fest<br />
davon überzeugt, dass wir als Wohnungswirtschaft<br />
unverändert die<br />
Aufgabe haben, die Stabilität in den<br />
Quartieren mitzugestalten. Für uns ist<br />
Wohnen nicht ein Produkt: Es ist ein<br />
Menschenrecht.“<br />
Wilfried Wendel<br />
Vorstand SAGA<br />
Unternehmensgruppe<br />
Kooptiertes Mitglied seit 21.09.<strong>2020</strong><br />
„Die große Herausforderung für die<br />
Wohnungswirtschaft und die Quartiersentwicklung<br />
ist, die Zielkonflikte<br />
zwischen sozialem Handeln,<br />
Wirtschaftlichkeit und den völlig<br />
berechtigten Anforderungen des<br />
Klimaschutzes auszutarieren und<br />
Lösungsansätze zu erarbeiten, die<br />
diese Themenfelder angemessen<br />
berücksichtigen.“<br />
Uwe Wirries<br />
Vorstandsvorsitzender der ADLERS-<br />
HORST Baugenossenschaft eG und<br />
Geschäftsführer der ADLERSHORST<br />
Immobilien GmbH und der ADLERS-<br />
HORST Baukontor GmbH<br />
Mitglied seit 17.06.2010<br />
„Besonders wichtig ist mir, dass der<br />
<strong>VNW</strong> gut aufgestellt ist, um den Mitgliedsunternehmen<br />
bei ihren zukünftigen<br />
Herausforderungen moderne<br />
Lösungsansätze aufzuzeigen. Dabei<br />
dürfen jedoch die genossenschaftlichen<br />
Prinzipien nicht außer Acht<br />
gelassen werden.“<br />
Ralf Zimlich<br />
Vorsitzender und Sprecher der<br />
Geschäftsführung der WIRO Wohnen<br />
in Rostock Wohnungsgesellschaft mbH<br />
Mitglied seit 19.06.2008<br />
„Die WIRO steht zu ihrer Verantwortung<br />
im Klimaschutz, aber wir<br />
müssen auch darauf achten, dass unsere<br />
Mieten bezahlbar bleiben – ein<br />
Konflikt, der nur mit Hilfe der Politik<br />
gelöst werden kann.“
f<br />
7 <strong>VNW</strong><br />
8<br />
Der <strong>VNW</strong>-<br />
Verbandsausschuss<br />
Auf dem ordentlichen <strong>VNW</strong>-Verbandstag am 21. September<br />
in Lübeck-Travemünde wurde der neue <strong>VNW</strong>-<br />
Verbandsausschuss gewählt. Der Verbandsausschuss<br />
berät und beschließt insbesondere die Richtlinien für<br />
die wohnungspolitische und wohnungswirtschaftliche<br />
Arbeit des Verbandes. Er ist förderndes, beratendes und<br />
überwachendes Organ des Verbandes. Die Grafik stellt<br />
die Mitglieder des Verbandsausschusses vor.<br />
KLARA MARQUARDT<br />
Nachhaltigkeitsmanagerin beim BVE<br />
„Wir möchten ein Zeichen setzen“<br />
VON DR. CATHRIN CHRISTOPH<br />
Der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) ist mit mehr als 14 000 Wohnungen die größte Wohnungsgenossenschaft<br />
Hamburgs. 2016 begann er damit, sein Nachhaltigkeitsmanagement zu systematisieren.<br />
Jetzt hat er seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht sowie eine Erklärung zum Deutschen<br />
Nachhaltigkeitskodex (DNK) veröffentlicht. Was hat die Genossenschaft angetrieben? Interview mit<br />
BVE-Vorstand Michael Wulf und Nachhaltigkeitsmanagerin Klara Marquardt.<br />
<strong>VNW</strong> Qualifizierung für Azubis<br />
Seit 2018 können Auszubildende des BVE freiwillig am<br />
Energie-Scout-Programm der Handelskammer<br />
1.600<br />
Hamburg<br />
teilnehmen. Das Programm besteht aus verschiedenen<br />
Workshops, unter anderem zu den Themen<br />
betrieblicher Umweltschutz und Energie. Zum Abschluss<br />
gestalten die Azubis eigenständig ein Energieeinsparprojekt<br />
im Unternehmen und setzen dieses<br />
um. Im Jahr 2019 wurden im Rahmen des Projekts<br />
Betriebskosten: die Natur und<br />
in den Druckerräumen der BVE-Zentrale Bewegungsmelder<br />
eingebaut.<br />
Wir versorgen 1.600<br />
den Geldbeutel schonen<br />
Was gut für die Umwelt ist, ist häufig auch gut für die Betriebskosten.<br />
Wer zum Beispiel seinen Abfall korrekt trennt, verringert das Anwohnerstrommodell.<br />
-41<br />
Wohnungen über ein<br />
Restmüllvolumen und spart Geld, da die Restmülltonne in Hamburg<br />
die teuerste ist. Das Gleiche gilt für die Energieversorgung. Deshalb<br />
sorgen wir mit innovativen Konzepten dafür, den Energieverbrauch –<br />
Virtual Desktops ersetzen und Computer damit die Betriebskosten – in unseren Wohnanlagen zu senken.<br />
Seit 2019 ersetzen Virtual Desktops Darüber hinaus die PCs versorgen an den wir schon 1.600 Wohnungen über ein attraktives<br />
Alle Anwohnerstrommodell. Daten, Doku-<br />
Der Strom wird lokal, in unmittel-<br />
BVE-Arbeitsplätzen. Das bedeutet:<br />
mente und Einstellungen werden barer Nähe auf einem zu den Server Mitgliedern produziert, etwa in Blockheizkraftwerken<br />
greifen im Quartier. von ihrem Diese dezentrale Energieversorgung % CO 2 sparen wir hat durch den<br />
gespeichert. Die Mitarbeitenden<br />
moderne Arbeitsplätze.<br />
Arbeitsplatz mittels eines kleinen großen Übertragungsgeräts<br />
Vorteil, dass Netzverluste, aufgrund von langen Leitungen,<br />
darauf zu. Dieser ist kaum größer entfallen. als ein Zudem Smartphone. liegt der Strompreis Die Vorteile: pro Kilowattstunde unter dem<br />
Hamburger Durchschnittspreis. • weniger Betreuungsaufwand<br />
(zum Beispiel bei Updates),<br />
Der Strom für den Betrieb der Unternehmens-IT kommt<br />
• weniger Hardware (weniger<br />
aus einem der unternehmenseigenen Blockheizkraftwerke.<br />
Insgesamt werden durch die Umstellung auf Vir-<br />
• geringerer Stromverbrauch,<br />
Ressourcen),<br />
tual Desktops 3.684 Kilowattstunden Strom und 41 Prozent<br />
CO 2 eingespart. Die Kosten für die Hardware eines<br />
• bessere CO 2-Bilanz,<br />
• geräuschloser Betrieb, was<br />
sich positiv auf die Gesund-<br />
Das neuen ganze Arbeitsplatzes Quartier sind um circa 450 im Euro Blick: gesunken. energetische<br />
heit der Mitarbeitenden<br />
auswirkt.<br />
Quartiersentwicklung<br />
11<br />
2017 fiel der Startschuss für die energetische Entwicklung<br />
des BVE-Quartiers am Heidrehmen in<br />
Hamburg-Iserbrook. Bei diesem Projekt beschränkten wir uns nicht<br />
auf Einzelmaßnahmen, sondern bündelten viele Maßnahmen und<br />
nutzen Synergien. MICHAEL WULF Wir bauten unter anderem ein zweites Blockheizkraftwerk<br />
und (Sprecher) dämmen das Nahwärmenetz auf den höchsten tech-<br />
Vorstand des BVE<br />
nischen Standard, sodass 841 Wohnungen mit lokal produziertem<br />
Quartiersstrom und Wärme mit sehr geringen Verlusten versorgt werden<br />
können. Eine hocheffiziente Power-to-heat-Anlage ermöglicht<br />
die Umwandlung von überschüssigem Strom in zusätzliche Wärme,<br />
eine Wärmepumpe nutzt wiederum die Abwärme der zwei Blockheizkraftwerke<br />
und erhöht die Effizienz der Gesamtanlage. Der Umbau<br />
der Heizzentrale wird von Maßnahmen an einzelnen Häusern<br />
und Wohnungen begleitet, sodass am Ende des Projekts alle Gebäude<br />
energetisch modernisiert sind.<br />
500<br />
500 Tonnen CO 2 werden jährlich durch<br />
die energetische Quartiersentwicklung<br />
am Heidrehmen eingespart.<br />
Wohnungsbau:<br />
Wohnen für alle<br />
14.116 Wohnungen gehören<br />
dem Bestand des BVE. 3.569<br />
davon sind öffentlich gefördert<br />
und damit für einen bestimmten<br />
eine Nachhaltigkeitsmana-<br />
Zeitraum Haushalten magazin: Wie sehen die konkreten Maßnahmen aus, die sich daraus<br />
magazin: Seit 2016 beschäftigt der BVE<br />
gerin. Warum? Und was sind deren Aufgaben? mit mittlerem bis geringerem Ein-ergebenkommen<br />
vorbehalten. Bei 11.788<br />
Michael Wulf: Wir gehören zu Wohnungen den größten liegt Wohnungsunternehmen<br />
in Norddeutschland und unter sind 8,00 in einer Euro. umweltintensiven Uns ist es wichtig, Bran-<br />
dass all Maßnahmen zur energetischen Sanierung an unseren Wohnun-<br />
das Nutzungsentgelt Michael Wulf: In den Jahren 2017 bis 2019 haben wir 4 485<br />
che tätig. Das heißt: unsere Was wir Mitglieder, tun, hat spürbare die sehr Auswirkungen vielfältig sind, auf eine gen durchgeführt. Dabei setzen wir – soweit es möglich ist – auf<br />
Bei 11.788 Wohnungen liegt<br />
die Umwelt. Außerdem Chance auf haben bezahlbaren, wir mittelbaren guten Einfluss Wohnraum auch auf haben.<br />
das Nutzungsentgelt pro<br />
nachhaltige Baustoffe. Wir verwenden zum Beispiel Linoleum-Bo-<br />
weil diese nach unserem Kenntnisstand gesundheitlich<br />
Monat unter verantwortlich. 8,00 €. derte Deshalb Wohnungen. wollten wir Frei unsere finanzierte Nachhaltigkeitsaktivi-<br />
Wohnungen bauen unbedenklich sind und aus nachwachsenden Rohstoffen herge-<br />
Quadratmeter netto unsere kalt rund im 22 Bei 000 Neubauprojekten Mitglieder. Insofern bauen fühlen wir wir überwiegend uns besonders geför-denbelägetäten<br />
systematisieren. wir nur, wenn es die Finanzierung nicht anders zulässt stellt werden. Bei der Dämmung von Fassaden, Kellerdecken und<br />
Klara Marquardt: oder Meine wir Doppelhäuser Aufgaben beim für BVE Familien sind sehr bauen. vielfältig. Wir möch-Dächerten es um Wohnviertel eine Bestandsaufnahme. schaffen, die nicht Ich habe nur wirtschaftlich<br />
geschaut, Produkte aus Mineralwolle. Fassadenfarben, die pilz- oder algen-<br />
verzichten wir auf Kunststoff und verwenden stattdessen<br />
Zunächst ging<br />
wo das Unternehmen und ökologisch, schon nachhaltig sondern handelt auch sozial und wo nachhaltig noch Po-sindtenziale liegen. Zu den Basisaufgaben gehörte es auch, die An-<br />
weil sie Pflanzen gefährden und das Grundwasser verunreinigen<br />
abtötende 13 Stoffe enthalten, kommen bei uns nicht zum Einsatz,<br />
spruchsgruppen des Unternehmens zu definieren und mit ihnen können.<br />
gemeinsam zu bestimmen, welche Nachhaltigkeitsaspekte für uns Klara Marquardt: Es sind viele Einzelmaßnahmen, die zur nachhaltigen<br />
Entwicklung der Genossenschaft beitragen. Im Grunde geht<br />
wesentlich sind. Erst auf dieser Basis konnten wir konkrete Ziele<br />
und Maßnahmen ableiten.<br />
es darum, diesen Aspekt bei allen Prozessen und Entscheidungen<br />
mitzudenken. Das ist eine Haltung. Wir haben unter anderem in<br />
magazin: Welche Aspekte sind denn für den BVE wesentlich? unserem Verwaltungsgebäude und unserem Servicebetrieb ein<br />
Umweltmanagementsystem • Dachdeckendämmung<br />
implementiert. Aber auch kleinere<br />
Maßnahmen<br />
Klara Marquardt: Für den BVE ergab die Wesentlichkeitsanalyse<br />
• Hydraulischer<br />
sind für eine ganzheitliche<br />
Abgleich<br />
Nachhaltigkeitsarbeit<br />
drei Top-Themen: bauliche Qualität und Sicherheit, die Auswahl wichtig. Wir haben beispielsweise die Einmal-Papierhandtücher in<br />
der Baustoffe und angemessene Mieten. Das bedeutet nicht, dass den Waschräumen in allen der Unternehmenszentrale Gebäuden durch des Mehrwegwir<br />
andere Themen vernachlässigen, aber es hilft uns, Prioritäten Handtuchspender ersetzt. Allein dadurch sparen wir jedes Jahr<br />
Quartiers<br />
zu setzen.<br />
874 Kilogramm Papier. Außerdem arbeiten wir stark an der Digitaf<br />
Dieses Modell einer ganzheitlichen energetischen Quartiersentwicklung<br />
hat sich vor allem für die Mitglieder bewährt. Zudem erreichen<br />
Wohnen<br />
• Solarthermische Anlage<br />
auf der Servicewohnanlage
durchlaufen. Es besteht aus thematischen<br />
Workshops und individuellen Beratungen mit<br />
10<br />
dem Ziel, den Ressourcenverbrauch im Unternehmen<br />
<strong>VNW</strong><br />
zu senken. Im Januar 2019 haben<br />
wir die Ökoprofit-Prüfung erfolgreich abgeschlossen<br />
und dürfen uns seitdem »ökoprofit-zertifizierter<br />
Betrieb« jetzt nennen. erschienen ist? Mithilfe des Umweltmanage-<br />
Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Nachhaltigkeitsbericht, der<br />
mentsystems erheben und sammeln wir kontinuierlich<br />
Michael Wulf: Wir möchten mit unserem Nachhaltigkeitsbericht<br />
Nachhaltigkeitskennzahlen, ein Zeichen setzen und zeigen, um was die in den Auswirkungen vergangenen Jahren bei unserer<br />
Geschäftstätigkeit und Neubau Wohnungsunternehmen auf geben die Umwelt können, freut mit uns das gezielten natürlich.<br />
uns passiert ist. Wenn wir darüber hinaus Impulse auch für andere<br />
Im Bereich Instandhaltung, Modernisierung<br />
Die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall. Für die nächsten Jahre planen<br />
wir integrierte Berichte für die Geschäftsentwicklung und die<br />
gibt es viele Hebel und Ansätze für nachhaltiges Maßnahmen Handeln. so gering wie möglich zu halten. Außerdem<br />
haben und sich auch nachhaltige aus Entwicklung der Teilnahme der Genossenschaft. an Ökoprofit Denn es ist viele kaum<br />
Das betrifft die Baustoffe, die Energieversorgung<br />
noch möglich, diese beiden Bereiche voneinander zu trennen.<br />
die Art der Wohnungen, die entstehen. kleine Der und BVE große überseine<br />
Einzelmaßnahmen ergeben. Zum<br />
Maßnahmen in dieser Hinsicht sehr genau Beispiel und wurde ist offen eine neue Abfalltrennung in der Ver-<br />
ue Wege.<br />
waltung eingeführt, die jedes Jahr rund 75 Kilogramm<br />
Restmüll spart. Seit der bestandenen Prüfung sind wir<br />
aktiver Teil des Ökoprofit-Clubs Hamburg, in dem wir<br />
auen<br />
lisierung des Unternehmens. Schon seit 2019 ersetzen bei uns Virtual<br />
Desktops die stationären Computer. Das schont die Umwelt<br />
und hat uns während der Corona-Zeit sehr geholfen.<br />
Michael Wulf: Diese Haltung kennzeichnet auch unsere großen<br />
Bauprojekte. In Iserbrook haben wir zum Beispiel in den vergangenen<br />
Jahren eine energetische Quartiersentwicklung durchgeführt.<br />
Das bedeutet: Nicht einfach eine Wohnanlage wird energetisch<br />
saniert, sondern das ganze Quartier. Wir haben im Zuge dieser<br />
Maßnahme zum Beispiel ein zweites Blockheizkraftwerk gebaut<br />
und das Nahwärmenetz auf den höchsten technischen Standard<br />
gedämmt, sodass die Wohnungen heute mit lokal produzierter<br />
Quartierswärme und -strom versorgt werden können. Eine Powerto-heat-Anlage<br />
ermöglicht die Umwandlung von überschüssigem<br />
Strom in Wärme. Die Umstellung der Energieversorgung wurde<br />
begleitet von Maßnahmen an den einzelnen Häusern und Wohnungen.<br />
Durch diese energetische Quartiersentwicklung sparen<br />
wir jetzt jährlich 500 Tonnen CO 2<br />
ein. Ab 2021 wird der BVE am<br />
Schenefelder Holt in Hamburg-Osdorf eine vergleichbare Maßnahme<br />
realisieren.<br />
4.485<br />
10<br />
–2 €<br />
Für rund 9.000 BVE-Wohnun-<br />
uns gemeinsam mit anderen Unternehmen für mehr<br />
gen gilt die Wohnwertmiete.<br />
Die durchschnittliche Wohnwertmiete<br />
des BVE liegt rund<br />
2 Euro pro Quadratmeter netto<br />
betrieblichen Umweltschutz engagieren.<br />
Zwischen 2017 und 2019<br />
wurden 4.485 energetische<br />
Maßnahmen an<br />
Wohnungen umgesetzt.<br />
Wohnwertmiete statt maximaler Profite<br />
Als Genossenschaft müssen wir wirtschaftlich arbeiten,<br />
streben aber nicht den maximalen Profit an. Deshalb<br />
haben wir 1998 als eines der ersten Wohnungsunternehmen<br />
in Deutschland die Wohnwertmiete<br />
eingeführt. Das Prinzip: Wir bewerten die Wohnung<br />
nicht nur nach dem Kapitalbedarf, sondern auch nach<br />
kalt unter dem Mittelwert des<br />
Mietenspiegels der BVE-Wohnungen.<br />
Entscheidende Vorteile<br />
der Wohnwertmiete<br />
• Solidarität, Fairness und<br />
Transparenz im Mittelpunkt<br />
• Dauerhafte Sicherung der<br />
Wirtschaftlichkeit des BVE<br />
• Durchdachtes, zukunftssicheres<br />
und<br />
flexibles System<br />
• Anpassungen erfolgen<br />
langfristig und<br />
sozial verträglich<br />
• Hohe Mietgerechtigkeit<br />
durch individuelle<br />
Bewertungen<br />
vielfältigen Kriterien aus einem feststehenden Kriterienkatalog,<br />
der zum Beispiel „Energetische Bewertung“<br />
und „Lage“ umfasst. Daraus ergibt sich die Wohnwertmiete<br />
für die einzelnen Wohnungen. Sie gilt für rund<br />
9.000 Wohnungen im BVE-Bestand, die weder Neubauten<br />
ab 2000 noch öffentlich gefördert sind.<br />
- 874<br />
Mobilität im Quartier<br />
Eines der großen Zukunftsthemen ist Mobilität. Wir möchten, dass<br />
sich unsere Mitglieder in ihrem Zuhause wohlfühlen. Dazu gehört,<br />
dass wir ihnen und ihren Familien eine zeitgemäße Mobilität ermöglichen.<br />
Daher arbeiten wir an einem sinnvollen und zukunftsfähigen<br />
Konzept, das unseren Mitgliedern Zugang zu Elektro-Lademöglichkeiten<br />
ermöglicht. Darüber hinaus stellen wir neben Pkw-Stellplätzen<br />
in vielen Wohnanlagen Fahrradboxen zur Verfügung, da der Bedarf<br />
nach Abstellflächen für Räder stetig wächst. Seit vielen Jahre arbeiten<br />
wir mit einem Carsharing-Anbieter zusammen. In den nächsten<br />
Jahren werden stationsbasierte Carsharing-Plätze und andere Angebote,<br />
wie zum Beispiel Lastenfahrräder zum Teilen, auch in BVE-<br />
Quartieren, eine große Rolle spielen.<br />
15<br />
Verbesserungen im Bestand<br />
In den Jahren 2017 bis 2019 haben wir<br />
4.485 Maßnahmen an Wohnungen zur<br />
energetischen Verbesserung realisiert.<br />
Hierbei haben wir eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen<br />
umgesetzt, darunter<br />
• Dachdämmungen,<br />
• Fassadendämmungen,<br />
• Kellerdeckendämmungen,<br />
• Fenstererneuerungen<br />
und Umglasungen,<br />
• Optimierungen der Heizungsanlagen,<br />
• Einbau von Be- und Entlüftungsanlagen.<br />
Mit diesen Maßnahmen halten wir nicht<br />
nur unseren großen Wohnungsbestand<br />
in Schuss, sondern sorgen mit einem<br />
hohen energetischen Standard auch<br />
für Energieeinsparungen und verringern<br />
die Betriebskosten.<br />
Pro Jahr werden 874<br />
Kilogramm Papier eingespart.<br />
Wohnen<br />
Bewegen<br />
magazin: Klimakennzahlen, Energieintensität des Gebäudebestands,<br />
Ausbildungsquote: Der Nachhaltigkeitsbericht enthält eine<br />
Menge Kennzahlen. Ist das nicht ein riesiger Aufwand?<br />
Klara Marquardt: Wir brauchen diese Werte, um Transparenz,<br />
Glaubwürdigkeit und Vergleichbarkeit sicherzustellen. Wir stellen<br />
uns den Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung und<br />
wollen die Ergebnisse für alle zugängig machen. Auch das bedeutet<br />
für uns Verantwortung zu übernehmen. Ein erstes Nachhaltigkeitscontrolling<br />
für unseren großen Gebäudebestand aufzubauen,<br />
war in der Tat sehr aufwendig. Für die Folgejahre und die sich<br />
verändernden politischen Zielsetzungen sind wir jetzt bestens vorbereitet.<br />
Der Mehrwert dieser Kennzahlen überwiegt eindeutig.<br />
Händetrocknen beim BVE<br />
Im Rahmen von Ökoprofit hat der BVE<br />
neue Händetrockner in den Waschräumen<br />
der Unternehmenszentrale und<br />
des Servicebetriebs eingeführt. Statt<br />
Einmal-Papierhandtüchern setzen wir<br />
seit 2019 Mehrweg-Handtuchspender<br />
ein. Dadurch sparen wir circa 336.000<br />
Papierhandtücher im Jahr ein. Die neuen<br />
Handtücher sind aus zertifiziertem<br />
Stoff und werden nach dem Gebrauch<br />
gereinigt und wiederverwendet. Der<br />
Anbieter, für den wir uns dabei entschieden<br />
haben, benutzt Materialien,<br />
die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet<br />
sind. Auch der Waschprozess und<br />
das Waschmittel, das für die Handtücher<br />
benutzt wird, sind mit dem Blauen<br />
Engel zertifiziert. Allein durch diese<br />
Maßnahme werden pro Jahr 874 Kilogramm<br />
Papier eingespart.<br />
magazin: Was raten Sie Wohnungsunternehmen, die sich dem<br />
Thema „Nachhaltigkeit“ nähern möchten?<br />
Klara Marquardt: In Hamburg gibt es für Unternehmen das Umweltmanagementsystem<br />
„Ökoprofit“. Es besteht aus thematischen<br />
Workshops sowie Einzelberatungen und hat das Ziel, den<br />
Ressourcenverbrauch im Unternehmen zu senken. Wir haben das<br />
Programm 2019 erfolgreich abgeschlossen und dürfen uns seitdem<br />
„ökoprofit-zertifizierter Betrieb“ nennen. Aus der Teilnahme<br />
haben sich viele sehr sinnvolle Einzelmaßnahmen ergeben, auch<br />
den fachlichen Austausch mit anderen Hamburger Unternehmen<br />
erleben wir als sehr bereichernd. Für uns war das ein sehr guter<br />
Einstieg in die Systematisierung von Nachhaltigkeitskennzahlen.<br />
Michael Wulf: Nachhaltigkeit hat sehr viele Facetten. Es geht nicht<br />
nur um die Umwelt, sondern auch um den Umgang mit Menschen<br />
und um eine langfristig solide Basis für den Geschäftserfolg. Insofern<br />
kann man nicht alles auf einmal in Angriff nehmen. Vielmehr<br />
kommt es darauf an, den Weg Schritt für Schritt zu gehen. Für den<br />
BVE hat sich die Stelle für Nachhaltigkeitsmanagement als sehr<br />
sinnvoll erwiesen. Ohne sie hätten wir nicht die Stringenz und die<br />
Strukturen, die wir jetzt haben. Darüber hinaus halten wir es für<br />
sinnvoll, unsere Nachhaltigkeitsarbeit nicht auszulagern, sondern<br />
intern zu bearbeiten und täglich daran zu wachsen, denn sie muss<br />
erlebbar und spürbar sein! h<br />
Weiterlesen?<br />
Der Nachhaltigkeitsbericht des BVE<br />
ist auf der Website des Unternehmens<br />
unter www.bve.de hinterlegt:<br />
https://www.bve.de/Nachhaltigkeitsbericht-epaper/#<br />
100 %<br />
bis 2022: 100 Prozent Elektrofahrzeuge<br />
Umstellung auf E-Mobilität<br />
Der Fuhrpark des BVE besteht<br />
aus 18 Fahrzeugen im Servicebetrieb<br />
und 11 Poolfahrzeugen. Bislang sind drei davon Elektromobile,<br />
doch das ist uns nicht genug. Bis 2022 werden wir unseren gesamten<br />
Fuhrpark auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb umstellen. Unsere<br />
Poolfahrzeuge werden wir im Jahr <strong>2020</strong> umstellen, im Servicebetrieb<br />
dauert die Umstellung, aufgrund höherer Anforderungen an die<br />
Handwerkerautos, etwas länger: bis 2022. Wir wissen, dass Elektromobilität<br />
nicht die Lösung aller Probleme ist und sind uns der Ressourcenproblematik<br />
bewusst. Das Ergebnis ausführlicher Diskussion<br />
ist, dass wir Elektrofahrzeuge für die kurzen Wege unserer Außendienstler<br />
und Handwerker innerhalb der Stadt derzeit für die bes-<br />
14<br />
94 % der 2019 neu<br />
gebauten Wohnungen<br />
des BVE sind<br />
seniorenfreundlich und/<br />
oder barrierearm.<br />
DR. CATHRIN CHRISTOPH<br />
ist Inhaberin der PR-Agentur Christoph<br />
Kommunikation. Diese betreut schwerpunktmäßig<br />
Kunden aus der Wohnungswirtschaft<br />
und verfasst in deren Auftrag<br />
unter anderem Nachhaltigkeits- und Geschäftsberichte<br />
sowie Mietermagazine.<br />
www.christoph kommunikation.de<br />
11<br />
Seit<br />
Men<br />
mark<br />
ben<br />
hind<br />
In un<br />
dorf<br />
parte<br />
für d<br />
stan<br />
Im »B<br />
nung<br />
»Hie<br />
hörd<br />
beha<br />
In un<br />
fenC<br />
lozzi<br />
an, d<br />
stütz<br />
Im P<br />
men<br />
Frau<br />
häus<br />
den<br />
Eben<br />
gem<br />
Men<br />
zusa<br />
diere
12 <strong>VNW</strong><br />
13<br />
Einmaliges Einmaliges<br />
Serviceangebot für<br />
ältere Mieter<br />
Im Februar hat die Wankendorfer Baugenossenschaft<br />
für Schleswig-Holstein eG einen Kooperationsvertrag<br />
mit der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. geschlossen, um<br />
Serviceleistungen mit dem Schwerpunkt Hausnotruf<br />
im gesamten Wohnungsbestand der Genossenschaft<br />
anbieten zu können<br />
VON FRAUKE MAASS<br />
FRAUKE MAASS Journalistin<br />
in Hamburg. Während ihrer<br />
Tätigkeit als Reiseredakteurin hat<br />
sie viele Länder bereist und dabei<br />
ihr Interesse für die unterschiedlichsten<br />
Wohnformen entdeckt.<br />
Heute gehören Themen aus<br />
der Wohnungsbaubranche und<br />
Architektur zu ihren inhaltlichen<br />
Schwerpunkten.<br />
f<br />
Heike und Sieghard Koch
14<br />
<strong>VNW</strong><br />
15<br />
Plön. Wer seit Jahren und Jahrzehnten in derselben Wohnung<br />
wohnt, der ist in ihr verwurzelt wie ein alter Baum. Und einen<br />
alten Baum verpflanzt man nicht, wie ein Sprichwort sagt. Das<br />
trifft auch auf Heike und Sieghard Koch zu. Seit 19 Jahren wohnen<br />
die beiden Senioren in ihrer gemütlichen Dreizimmerwohnung in<br />
Schönkirchen bei Kiel.<br />
„Wir fühlen uns hier sehr wohl und wollen auf jeden Fall so<br />
lange wie möglich in unserer Wohnung bleiben“, ist sich das Ehepaar<br />
einig. Ein Wunsch, den die meisten Senioren haben. Nach einer<br />
aktuellen Umfrage der Gesellschaft für Immobilienverrentung<br />
können sich 62 Prozent der befragten Mieter im Rentenalter nicht<br />
vorstellen, im Alter noch einmal umzuziehen.<br />
Doch allzu häufig machen Krankheiten oder altersbedingte<br />
Gebrechen diesem Wunsch einen Strich durch die Rechnung. Vor<br />
dieser Situation stand auch Ehepaar Koch vor einigen Jahren, als<br />
Sieghard Koch erkrankte und seitdem dauerhaft gesundheitlich<br />
beeinträchtigt ist. Aber das Paar kann aufgrund des Serviceangebots<br />
75+ der Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-<br />
Holstein eG weiterhin in seiner Wohnung leben.<br />
Das Programm 75+ bietet guten und günstigen<br />
Service<br />
Bereits im Jahr 2005 hat die Baugenossenschaft das Programm<br />
75+ mit einem speziellen Angebot kostenloser und günstiger<br />
Serviceleistungen aufgelegt. Es beinhaltet die Befreiung der Treppenhausreinigung<br />
gegen eine kleine monatliche Gebühr sowie<br />
kostenlos die Befreiung von der Eis- und Schneebeseitigung im<br />
Winter.<br />
Um zukünftig auch ein ambulantes und soziales Dienstleistungsangebot<br />
mit dem Schwerpunkt Hausnotruf flächendeckend<br />
und im gesamten Wohnungsbestand der Genossenschaft anbieten<br />
zu können, wurde im Februar dieses Jahres ein Kooperationsvertrag<br />
mit der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. geschlossen. Seitdem<br />
können alle Mieter und Mitglieder der Genossenschaft, die älter<br />
als 75 Jahre sind, das Dienstleistungsangebot des Johanniter-Unfall-Hilfe<br />
e.V. nutzen.<br />
Das Projekt ist durch eine bereits bestehende gute Zusammenarbeit<br />
mit den Johannitern geboren worden. „Die Johanniter<br />
haben für uns bzw. unsere Mieterinnen und Mieter bereits in einzelnen<br />
Fällen gearbeitet. Daher entstand schnell die Idee, hier eine<br />
direkte Zusammenarbeit zu etablieren“, sagt Dr. Ulrik Schlenz,<br />
Vorstandsmitglied der Wankendorfer.<br />
Die Johanniter waren für die Kooperation sofort aufgeschlossen.<br />
„Diese Form der Kooperation ist eine großartige Idee“, findet<br />
Jörg Precht von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in Hamburg. „Es<br />
gibt bislang zu wenig Konzepte für ein weitestgehend selbstbestimmtes<br />
und unabhängiges Leben im Alter“, ergänzt Claudia<br />
Breider, Pflegedienstleiterin der Johanniter in Plön. „Mit dem<br />
Hausnotruf haben alle älteren Mieter eine gute Chance, lange in<br />
ihrer eigenen Wohnung zu bleiben.“<br />
Die Wankendorfer trägt anteilig die Kosten<br />
„Das Besondere und auch Lobenswerte ist, dass die Baugenossenschaft<br />
als Vermieter die Kosten anteilig trägt“, sagt Jörg Precht.<br />
„Das ist wirklich einmalig, das kenne ich von keiner anderen Genossenschaft.“<br />
Mit der Resonanz ist der Vertriebsleiter der Johanniter zufrieden.<br />
Trotz der Corona-Pandemie, die alle Informationsveranstaltungen<br />
für die Mieter bis auf die erste im Februar verhindert hat,<br />
hätten sich bereits 25 Mieter für einen Hausnotruf entschieden.<br />
„Viele müssen eine Hemmschwelle überwinden, um diesen Schritt<br />
zu gehen“, weiß Claudia Breider.<br />
Dabei müsse man für einen Hausnotruf nicht pflegebedürftig<br />
sein, sondern die Installation sei für jeden älteren Menschen<br />
sinnvoll, ob er allein lebe oder als Paar. „Ein Hausnotruf sollte als<br />
selbstverständlich angesehen werden“, fordert sie. Je mehr Menschen<br />
diesen zur Verfügung hätten, desto größer werde die allgemeine<br />
Akzeptanz.<br />
Auch jüngere Menschen können Serviceangebote<br />
nutzen<br />
Auch wenn das Angebot grundsätzlich für Mieter ab einem Alter<br />
von 75 gilt, gibt es Ausnahmen: „Auch jüngere Menschen mit<br />
körperlichen Einschränkungen können die Serviceangebote der<br />
Wankendorfer in Anspruch nehmen und werden ebenfalls bezuschusst“,<br />
heißt es von der Genossenschaft.<br />
Anzeige<br />
Während die Treppenhausreinigung sowie Schnee- und Eisbeseitigung<br />
bislang nur in einigen Orten Schleswig-Holsteins angeboten<br />
wird, ist der Hausnotrufdienst an allen Standorten mit Wankendorfer<br />
Wohnungsbestand verfügbar. „Für uns ältere Mieter<br />
ist dieser Service Gold wert“, resümiert Heike Koch. „Es gibt uns<br />
einfach mehr Sicherheit.“<br />
Und genau das will die Wankendorfer auch mit ihren Angeboten<br />
erreichen, wie Dr. Ulrik Schlenz betont: „Diese Kooperation<br />
entspricht unserer Zielsetzung, für die Menschen im Land da zu<br />
sein.“h<br />
Mit mehr als 19000 verwalteten Wohnungen an mehr als 70<br />
Orten ist die Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein<br />
eG mit ihren Tochtergesellschaften fest im Land verwurzelt.<br />
Seit Februar <strong>2020</strong> bietet sie in Kooperation mit der Johanniter-Unfall-Hilfe<br />
e.V. im Bereich Hausnotruf fünf verschiedene Leistungspakete<br />
an, aus denen dasjenige ausgewählt werden kann, das am<br />
besten zur aktuellen Lebenssituation passt.<br />
Mit dem Hausnotruf hat der ältere Mensch die Sicherheit, dass<br />
ihm im Notfall geholfen wird. Er trägt einen Sender am Arm oder<br />
um den Hals. Tritt ein Notfall ein, stellt er per Knopfdruck eine<br />
Verbindung mit der Zentrale her. Je nach Sachlage kommt ein Arzt<br />
oder ein Pflegeteam, um den Patienten zu versorgen.<br />
Informationen zum Hausnotruf bei der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.<br />
Landesverband Nord, Friesenstraße 1, 20097 Hamburg, Telefon<br />
040/7433176-900 oder unter www.johanniter.de<br />
Die Johanniter – Partner der<br />
Wohnungswirtschaft<br />
„Es gibt bislang<br />
zu wenig Konzepte<br />
für ein weitestgehend<br />
selbstbestimmtes und<br />
unabhängiges Leben<br />
im Alter““<br />
Wir unterstützen Sie dabei, Wohnkonzepte<br />
zukunftsfähig und menschlich zu gestalten:<br />
Mit flexiblen Bausteinen und Lösungen z. B. für<br />
folgende Bereiche:<br />
• Quartiersmanagement<br />
• Service-Wohnen<br />
• Notrufdienste und altersgerechte Assistenzsysteme<br />
• Beratungsstellen und Begegnungsstätten<br />
• Pflege<br />
• Kita und Jugend<br />
Claudia Breider,<br />
Pflegedienstleiterin der Johanniter in Plön.<br />
Sprechen Sie uns an! Wir informieren Sie gern:<br />
Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.<br />
Landesverband Nord*<br />
Ansprechpartner: Jörg Precht<br />
Tel. 040 7344176-510<br />
E-Mail: joerg.precht@johanniter.de<br />
* Hamburg, Landkreis Harburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
16 <strong>VNW</strong><br />
17<br />
In den 1990er Jahren zu viel zurückgebaut<br />
Greifswald ist eine<br />
wachsende Stadt<br />
Die Anziehungskraft der Stadt wirke sich auf den Wohnungsmarkt<br />
aus, sagte Dr. Fassbinder weiter. „Wohnungen aller Preisklassen<br />
werden nachgefragt, vor allem aber der Bedarf an Einfamilienhausgrundstücken<br />
ist groß.“ Man habe in den 1990er<br />
Jahren Lehrgeld zahlen müssen, als man auf Grund falscher Prognosen<br />
über die Bevölkerungsentwicklung „zu viel zurückgebaut“<br />
habe. „Wir sind ein gebranntes Kind, darunter leiden wir noch<br />
heute.“<br />
Bei der Stadtentwicklung behalte man die Kompaktheit der<br />
Stadt im Blick, sagte der Oberbürgermeister weiter. „Es soll auch<br />
künftig möglich sei, mit dem Rad innerhalb von 15 Minuten jeden<br />
Punkt der Stadt zu erreichen.“ Um die Entmischung von Quartieren<br />
zu verhindern, versuche man, auch in Plattenbauten hochpreisige<br />
Wohnungen unterzubringen.<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner bestärkte den Oberbürgermeister<br />
in dieser Strategie. „Greifswald hat eine gute Durchmischung<br />
und es ist genau richtig, Wohnraum für jeden Geldbeutel<br />
anzubieten. Nur auf ein Segment zu setzen, wäre nicht gut“, sagte<br />
Breitner.<br />
Die kompliziertesten Förderregeln<br />
Der <strong>VNW</strong>-Direktor kritisierte die komplizierten Förderregeln<br />
des Bundeslandes. Auch wenn man die Anstrengungen der Landesregierung<br />
in Sachen Wohnungsbau würdigen müsse, so gelte<br />
jedoch: „Mecklenburg-Vorpommern hat die wenigste Erfahrung<br />
bei der Wohnungsbauförderung, aber die kompliziertesten Förderregeln.“<br />
Es müsse im Förderprogramm nicht festgelegt werden,<br />
ob das Treppengeländer förderwürdig sei.<br />
Klaus-Peter Adomeit, Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsbau-<br />
und Verwaltungsgesellschaft mbH Greifswald (WVG),<br />
verwies darauf, dass derzeit die Herausforderung darin bestehe,<br />
bezahlbaren Wohnraum auch im Bestand zu fördern. Während<br />
das Land den Neubau preiswerter Wohnungen unterstütze, fehle<br />
Geld für die Sanierung und Modernisierung bestehender Wohnungen.<br />
Von der Wohnungsbau-Genossenschaft Greifswald eG (WGG)<br />
nahmen die Vorstände Jan Schneidewind, Jörn Roth und Klaas<br />
Schäfer an der Gesprächsrunde teil. Sie verwiesen auf den großen<br />
Anteil an bezahlbaren Wohnungen, den die Genossenschaft und<br />
Greifswalds kommunales Wohnungsunternehmen anböten.<br />
Mehr als jeder zweite Einwohner Greifswalds wohnt<br />
bei einem <strong>VNW</strong>-Unternehmen<br />
Mehr als die Hälfte aller Einwohner Greifswalds wohnt in<br />
einer Wohnung eines der <strong>VNW</strong>-Unternehmen. Angesichts des<br />
Leerstands von ein bis zwei Prozent müsse man von einem angespannten<br />
Wohnungsmarkt sprechen. Jedoch lägen sowohl bei<br />
der Genossenschaft als auch beim kommunalen Wohnungsunternehmen<br />
die Netto-Kaltmieten weit unter dem Durchschnittswert<br />
des Mietspiegels von 8,79 Euro pro Quadratmeter.<br />
Die Vertreter der Wohnungsunternehmen plädierten dafür,<br />
bei der Erarbeitung von Förderprogrammen mehr die Vorschläge<br />
aus den Regionen aufzugreifen und auf die jeweilige Region<br />
zugeschnittene Wohnungsbauprojekte zu entwickeln. Es müsse<br />
endlich aufhören, dass immer wieder gesagt werde „Hier geht<br />
alles abwärts“. Notwendig sei es, dass die Gemeinden zusammen<br />
mit der Landesregierung Regionalkonzepte entwickelten.<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner<br />
traf Oberbürgermeister Dr. Stefan<br />
Fassbinder. Kritik an den komplizierten<br />
Förderregelungen Mecklenburg-Vorpommerns.<br />
Greifswald. <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner hat sich mit Greifswalds<br />
Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder getroffen. Im<br />
Mittelpunkt des gut einstündigen Gespräches standen die wohnungspolitischen<br />
Herausforderungen der im Osten Mecklenburg-<br />
Vorpommerns gelegenen Hansestadt.<br />
Greifswald sei eine wachsende Kommune, sagte der Oberbürgermeister.<br />
2010 lebten rund 54 121 Einwohner in der Kommune. Im<br />
vergangenen Jahr wurden 57 899 Einwohner gezählt. Die Hansestadt<br />
habe sich als Universitätsstadt profiliert und sei weit über die<br />
Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns hinaus als Studienstandort<br />
begehrt. Derzeit lebten in Greifswald bis zu 11 000 Studenten.<br />
„Vor der Wende waren es 3 000.“<br />
Greifswald bei den Altschulden nicht vergessen<br />
Einig war sich die Gesprächsrunde bei der Forderung, bei<br />
der Lösung der DDR-Altschuldenproblematik das aufstrebende<br />
Greifswald nicht zu vergessen. Weil es der Stadt gut gehe, habe<br />
man sie vergessen, beklagte der Oberbürgermeister. „Wenn uns<br />
die Altschulden erlassen würden, könnten wir vier Mal mehr investieren<br />
wie bislang“, ergänzte Klaas Schäfer. Die WGG hat noch<br />
Altschulden in Höhe von zehn Millionen Euro, die WVG in Höhe<br />
von 24 Millionen Euro. (os) h
18 <strong>VNW</strong><br />
19<br />
Symbolischer Spatenstich<br />
im Neubauprojekt „Wohnen<br />
auf dem Baggersand“<br />
in Travemünde<br />
Vier Wohnungsunternehmen investieren<br />
insgesamt 91 Millionen Euro.<br />
254 Mietwohnungen sollen entstehen<br />
VON HEIKE HEICKMANN<br />
Lübeck. Im Juli 2017 haben die vier Wohnungsunternehmen<br />
Grundstücks-Gesellschaft TRAVE mbH, Lübecker Bauverein eG,<br />
NEUE LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft eG und Vereinigte<br />
Baugenossenschaften Lübeck eG das Grundstück Auf dem<br />
Baggersand in Lübeck-Travemünde von der Hansestadt Lübeck<br />
erworben.<br />
Die ersten Planungen für die Neubebauung wurden in einem<br />
kooperativen Workshopverfahren aller Beteiligten abgeschlossen.<br />
In diesem Verfahren hat man sich auf ein gemeinsames Gestaltungs-<br />
und Freiraumkonzept verständigt. Unter Vorsitz von Prof.<br />
Zvonko Turkali, Mitglied des Welterbe- und Gestaltungsbeirats<br />
der Hansestadt Lübeck, wurden unter dem Motto „Vielfalt in der<br />
Einheit, Einheit in der Vielfalt“ und unter Berücksichtigung der<br />
Vorgaben des Bebauungsplans die Entwürfe der vier beauftragten<br />
Architektenteams aufeinander abgestimmt.<br />
Workshopverfahren sichert hohe Qualität bei allen<br />
Bauprojekten<br />
Ziel des Workshopverfahrens war es, eine durchgängig hohe<br />
Qualität der Planung auf der städtebaulichen sowie gebäudeund<br />
freiraumplanerischen Ebene sicherzustellen. Hierbei galt es,<br />
verschiedene Themen aufeinander abzustimmen und in Einklang<br />
zu bringen, zum Beispiel die Verteilung und Ausbildung einzelner<br />
Gebäudekubaturen, der Umgang mit der Dachlandschaft und der<br />
geplanten Baumasse sowie die Verknüpfung der Gebäude mit<br />
dem Freiraum.<br />
Insgesamt plant die Bauherren-Gemeinschaft auf dem rund<br />
20 000 Quadratmeter großen Areal den Bau von 254 Mietwohnungen.<br />
Davon werden 38 Wohneinheiten öffentlich gefördert.<br />
Geplant sind Wohnungen für Familien, Singles, Paare und Ältere<br />
sowie eine Tiefgarage mit ca. 260 Stellplätzen.<br />
Am 1. Oktober <strong>2020</strong> fand auf der Großbaustelle bei strahlendem<br />
Sonnenschein der symbolische Auftakt mit dem „Ersten<br />
Spatenstich“ im Beisein von Bürgermeister Jan Lindenau und<br />
Bausentorin Joanna Hagen statt. In den kommenden Monaten<br />
werden Arbeiten für den Bau der Tiefgarage mit 257 Stellplätzen<br />
erfolgen.<br />
Voraussichtlicher Baubeginn für die Wohngebäude ist im<br />
Frühjahr 2022. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts ist für Ende<br />
2023 / Anfang 2024 geplant. Das gesamte Investitionsvolumen<br />
beträgt 91 Millionen Euro. h<br />
Eine Übersicht des Gesamtprojekts erhalten Interessierte auf<br />
www.wohnen-auf-dem-baggersand.de.<br />
HEIKE HEICKMANN<br />
ist Diplom-Kauffrau und seit<br />
mehr als 13 Jahren bei der<br />
Lübecker Bauverein eG als<br />
Leiterin Unternehmenskommunikation<br />
beschäftigt.
20 <strong>VNW</strong><br />
21<br />
„Bauen ohne<br />
Grundstück?<br />
Geht<br />
das?“<br />
Der Wohnungsverein Hamburg<br />
von 1902 eG hat eine ehemalige<br />
Spielplatzfläche mit angrenzender<br />
Sackgasse in einen wunderbaren<br />
ruhigen Innenhof verwandelt und<br />
dabei 62 öffentlich geförderte<br />
Wohnungen geschaffen.<br />
VON HOLGER FEHRMANN<br />
HOLGER FEHRMANN<br />
hat seine berufliche Laufbahn<br />
bei der Hamburgischen<br />
Investitions- und<br />
Förderbank begonnen.<br />
Seit 2003 ist der 51-Jährige<br />
Vorstand des Wohnungsverein<br />
Hamburg von 1902<br />
eG. Preiswerter, sozialer<br />
und vor allem genossenschaftlicher<br />
Wohnungsbau<br />
sind seine Leidenschaft.<br />
Hamburg. Wer in Hamburg Geschosswohnungsbau realisieren<br />
will, muss kreativ sein. Grundstücke sind kaum verfügbar, preiswerte<br />
für sozialen Wohnungsbau schon mal gar nicht. Es gibt aber<br />
auch unentdeckte Potenziale, die sich erst auf den zweiten Blick<br />
für einen Neubau anbieten.<br />
Grund genug für die Stadt Hamburg, vor einigen Jahren einen<br />
Wettbewerb zu starten, um Nachverdichtungsoptionen zu entwickeln.<br />
Mit drei Vorschlägen war der in Sachen Nachverdichtung seit<br />
Jahren erfahrene Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG dabei.<br />
Direkt am S-Bahnhof Landwehr sollte eine verwaiste ehemalige<br />
Spielplatzfläche mit altem Bunker und der angrenzenden Sackgasse<br />
„Landwehrplatz“ zu Wohnungsbaufläche umgewandelt werden.<br />
Wir sind der einzige Anlieger an dieser Straße und hatten die<br />
Idee, die bislang einseitige Bebauung zu einem Ring zu schließen.<br />
f
22 <strong>VNW</strong><br />
23<br />
Entstanden ist ein ruhiger, schöner Innenhof<br />
Die alte Grünfläche wurde nur noch von Drogenabhängigen genutzt<br />
und die Straße als Parkplatz für Pendler, die am S-Bahnhof<br />
Landwehr in den Zug umgestiegen sind. Die Idee, Ruhe in diese<br />
extrem belebte Lage zu bringen, war für viele Anwohner zunächst<br />
kaum vorstellbar. Entstanden ist heute ein ruhiger und schöner<br />
Innenhof mit großem Spielplatz.<br />
Der Weg dahin war nicht einfach. Zunächst mussten die Grundstücksfrage<br />
geklärt und Baurecht geschaffen werden. Ein Prozess,<br />
der mehrere Jahre dauerte und wiederholt auf der Kippe stand.<br />
Der Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG hat eine besondere<br />
Beziehung zu dem Standort Landwehrplatz. Hier befand sich<br />
im Altbau über fünfzig Jahre lang der Sitz unserer Verwaltung.<br />
Deshalb war auch rasch die Idee geboren, an diesen Standort in<br />
einen Neubau zurückzukehren.<br />
Ein helles Putzsystem im Innenhof sorgt für<br />
besondere Lichteffekte<br />
Die Fassade ist zur Straßenseite voll verklinkert. Im Innenhof wurde<br />
bewusst ein helles Putzsystem gewählt, um positive Lichteffekte<br />
zu erzielen. Mit Erfolg: „Einzelne Wohnungen im Altbau<br />
waren mit einmal so hell, dass wir mit einem optischen Trick die<br />
Effekte wieder etwas mindern mussten“, berichtet der projektverantwortliche<br />
Abteilungsleiter Jan-Bernd Köller.<br />
Wir haben dafür auf der gegenüberliegenden Seite ein großflächiges<br />
Graffiti anbringen lassen, um das Licht zu brechen. Sehr<br />
zur Freude viele Passanten übrigens, die schmunzelnd vor dem<br />
gelungenen Motiv stehen bleiben.<br />
Bei Nachverdichtungen ist häufig die Erschließung für die<br />
Feuerwehr problematisch. Wir mussten während der gesamten<br />
Bauzeit und danach die Feuerwehrzufahrt für den Altbau erhalten.<br />
Das Team von ORP hat für das Problem eine sehr charmante<br />
Lösung gefunden: Alt- und Neubau wurden mit zwei viergeschossigen<br />
Lärmschutzwänden verbunden.<br />
„Im Erdgeschoss befinden sich große Tore, durch die ausschließlich<br />
die Feuerwehr in den Innenhof fahren kann. Im Ergebnis<br />
bleibt der Lärm draußen und die Feuerwehr kann trotzdem<br />
reinfahren“, erklärt der Architekt.<br />
Anzeige<br />
FAKTEN ZU DEM PROJEKT<br />
Planungsbeginn: 2013<br />
Baubeginn: Juni 2015<br />
Fertigstellung: November 2016<br />
Gesamtkosten inkl. Grundstück: 12200000,00<br />
Anzahl Wohnungen: 63<br />
Anzahl Gewerbe: 4<br />
Wohnfläche-/Gewerbefläche: 4800 m²<br />
Stellplätze Tiefgarage / außen: 51<br />
Architekt: ORP Architekten, Blankenese<br />
Baufirma: Aug. Prien Bauunternehmung<br />
Die Verwaltung wurde im Erdgeschoss untergebracht<br />
Wohnungsbau im Erdgeschoss war wegen des hohen Verkehrsaufkommens<br />
an der Kreuzung Landwehr/Bürgerweide nicht möglich.<br />
Deshalb zogen wir dort zusammen mit zwei anderen Gewerbemietern,<br />
darunter ist ein Zahnarzt, selbst ein. In den darüber<br />
liegenden fünf Etagen befinden sich 62 Wohnungen. Alle wurden<br />
als Sozialwohnungen im ersten Förderungsweg errichtet.<br />
„Der Standort ist aufgrund seiner zentralen Lage und des<br />
ruhigen Innenhofes sehr beliebt. Wir haben kaum Fluktuation<br />
hier“, sagt Daniel Schröder aus der Vermietungsabteilung des<br />
Wohnungsvereins. Ein Grund dafür mag die gelungene Architektur<br />
aus der Feder des Blankeneser Architekturbüros Ockelmann,<br />
Rottgardt und Partner (ORP) sein.<br />
Nachverdichtungen im innerstädtischen Bereich fordern den<br />
Architekten in besonderem Maße. Dafür ist nicht jedes Büro geeignet.<br />
Architekt Thomas Schöne konnte viel Erfahrung im Bereich<br />
der Nachverdichtung vorweisen. Zuvor hatte er gerade ein<br />
ähnliches Projekt in Poppenbüttel für den Wohnungsverein 1902<br />
erfolgreich realisiert.<br />
Auf unseren Wunsch hin wurden zu den stark lärmbelasteten<br />
Straßenseiten Bürgerweide und Landwehr fast ausschließlich Küchen<br />
und andere Funktionsräume angeordnet. Alle Wohnungen<br />
verfügen über Balkone zum ruhigen Innenhof. Die Wohn- oder<br />
Schlafräume, die an der Straßenseite positioniert werden mussten,<br />
erhielten besondere Schallschutzfenster. Die Erschließung der<br />
Wohnungen erfolgt teilweise über Laubengänge.<br />
Viel Überzeugungsarbeit notwendig<br />
So toll sich das Ergebnis jetzt darstellt, zur ganzen Wahrheit gehört,<br />
dass die Toleranz der Anwohner für Nachverdichtungen in<br />
den vergangenen Jahren deutlich gesunken ist. Viele Menschen<br />
wollen keine Veränderungen im ihrem Umfeld. Sie haben Angst,<br />
dass es immer enger wird.<br />
Besonders sensibel reagieren die Anwohner, wenn Grünflächen<br />
verschwinden oder reduziert werden. Wir müssen da viel<br />
Überzeugungsarbeit leisten – mehr als früher. Das geht nur mit<br />
intensiver Kommunikation.<br />
Am Bahnhof Landwehr hat das gut geklappt. Wir sind seinerzeit<br />
offen auf die Bewohner zugegangen und haben unsere Ideen<br />
im Rahmen eines Mieterfestes vorab kommuniziert. Die Mieter<br />
konnten Wünsche äußern und haben bevorzugt Parkplätze in der<br />
neuen Tiefgarage bekommen.<br />
Heute ist die anstrengende Zeit mit Baustelle und Baulärm vergessen.<br />
Während auf den anliegenden Straßen der Verkehr tagsüber<br />
fast ununterbrochen rollt und Lärm verursacht, ist in dem<br />
„neuen“ Innenhof Ruhe eingekehrt, die jeder prima findet. Die<br />
ehemalige Straße „Landwehrplatz“ gibt es nur noch in den Geschichtsbüchern<br />
des Wohnungsvereins. h<br />
Ihr Partner rund um die Immobilie<br />
Geregelte Abfallentsorgung<br />
Sauberes Wohnumfeld<br />
Optimierte Betriebskosten<br />
Entrümpelung & Sperrmüll<br />
Innotec Abfallmanagement GmbH<br />
Am Ihlberg 2-4 24109 Kiel<br />
Tel. 0431 – 30115-57<br />
info@innotec-gruppe.de<br />
www.innotec-gruppe.de
24 <strong>VNW</strong><br />
25<br />
Beim Erwerb von Zweckbindungen<br />
wird ungebundener Wohnraum<br />
an Berechtigte vermietet.<br />
Dafür gibt es ein zinsgünstiges<br />
Förderdarlehen unter Marktniveau<br />
zur freien Verwendung.<br />
VON JÖRG BIERBASS<br />
Das neue Instrumentarium des Landes<br />
Für die Bereitstellung von Belegungsrechten bietet die Investitionsbank<br />
Schleswig-Holstein in der Bestandsförderung die beiden<br />
Produkte „Modernisierung / Sanierung“ mit Zuschüssen und<br />
„Erwerb von Zweckbindungen“ an. Die Förderbedingungen für<br />
Modernisierungen und Sanierungen wurden im Frühjahr verbessert.<br />
So wurden Betragsgrößen und Zuschüsse erhöht sowie die<br />
Förderung des Dachgeschossausbaus vergleichbar zum Neubau<br />
aufgestellt.<br />
Beim Erwerb von Zweckbindungen stellt der Investor ungebundenen<br />
Wohnraum – also auslaufende Bindungen oder bisher<br />
nicht geförderte Wohnungen – für einen Zeitraum von mindestens<br />
zehn Jahren für die Vermietung an Berechtigte zur jeweiligen<br />
Fördermiete zur Verfügung.<br />
Als Gegenleistung für den Mietverzicht erhält der Investor für<br />
die Dauer der Zweckbindung ein zinsgünstiges Förderdarlehen<br />
unter Marktniveau zur freien Verwendung – also auch als Eigenkapital<br />
für neue Projekte. In Abstimmung mit den Kommunen vor<br />
Ort kann dieses Produkt sehr vielfältig eingesetzt werden.<br />
Wie Schleswig-Holstein den<br />
Rückgang der Sozialbindungen<br />
aufhalten will<br />
Kiel. Die Herausforderungen bei der Bereitstellung von angemessenem<br />
und bezahlbarem Wohnraum sind weiterhin hoch. Gemäß der<br />
Wohnungsmarktprognose „Schleswig-Holstein 2030“ bleibt in einigen<br />
Landesteilen der Wohnungsmarkt spürbar angespannt. Deshalb<br />
strebt das Land weiterhin an, jährlich 1 600 geförderte Mietwohnungen<br />
zu schaffen bzw. in die Zweckbindungen zu nehmen.<br />
Zudem geben immer mehr Kommunen beim Neubau eine<br />
Quote für den Anteil geförderter Wohneinheiten vor. Um diesen<br />
Anforderungen gerecht zu werden, stellt das Land zur Förderung<br />
von Mietwohnungen allein in <strong>2020</strong> mehr als 200 Millionen Euro für<br />
zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse zur Verfügung.<br />
In Schleswig-Holstein wurden im vergangenen Jahr 13 668 Einheiten<br />
in der Form von Wohneigentum und Mietwohnungen fertiggestellt.<br />
Gegenüber 2018 ist das ein Zuwachs von 13,7 Prozent.<br />
Nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen<br />
e.V. (kurz ARGE) werden damit die Kapazitäten der Investoren,<br />
der Kommunen und der Bauwirtschaft jeweils ausgelastet.<br />
Bis zu 1100 geförderte Mietwohnungen jährlich<br />
Weitere begrenzende Faktoren sind geeignetes Bauland und<br />
steigende Baukosten. Der Anteil geförderter Mietwohnungen<br />
lag zuletzt bei ca. 1 000 bis 1 100 Wohnungen jährlich. Erfreulich<br />
ist, dass im Neubau der Anteil der geförderten Wohnungen in<br />
Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Flächenbundesländern<br />
besonders groß ist. Mit der Bewilligung von 34 geförderten<br />
Mietwohnungen pro 100.000 Einwohner liegt Schleswig-Holstein<br />
2019 hinter Bayern auf Rang zwei.<br />
Die besondere Herausforderung ist auch an der Gesamtzahl<br />
der Belegungsbindungen zu erkennen, die in den vergangenen<br />
fünf Jahren von 50 172 auf 46 684 per Ende 2019 zurückgegangen<br />
ist. Auch bei gleichbleibend hoher Neubautätigkeit würde<br />
sich bis 2030 die Gesamtzahl auf circa 30 000 Bindungen reduzieren.<br />
Der Schlüssel liegt deshalb im Bestand. Auslaufende Bindungen<br />
sollten nach Möglichkeit konsequent verlängert und auch<br />
neue für Bestandswohnungen geschaffen werden.<br />
Es wurden Anwartschaften für noch fehlbelegte Wohnungen<br />
geschaffen<br />
Zum 1. Oktober wurden die Prüfkriterien für die technische<br />
Angemessenheit vereinfacht. Um größere Abschnitte von Wohnungen<br />
in Wohngebäuden oder Quartieren in die Förderung aufzunehmen,<br />
wurden zudem Anwartschaften für noch fehlbelegte<br />
Wohnungen geschaffen. Nach einem Mieterwechsel entstehen<br />
dann automatisch Zweckbindungen. Seit 2015 wurden mit diesem<br />
Produkt durchschnittlich circa 80 Zweckbindungen jährlich<br />
neu begründet.<br />
Gerade Wohnungsunternehmen haben erkannt, welches Potenzial<br />
in den Beständen steckt – nach dem Motto: „Wer jetzt<br />
modernisiert, denkt an Klimaschutz und bezahlbare Mieten".<br />
Deren aktuelle Strategien zur Nachhaltigkeit anhand sogenannter<br />
ESG-Kriterien (englische Abkürzung für „ökologisch, sozial und<br />
ethisch“) führen zur Festlegung von Zielquoten für den Anteil geförderter<br />
Wohnungen am Gesamtbestand in der Höhe von regelmäßig<br />
bis zu 30 Prozent.<br />
Einzelne Unternehmen erfüllen bereits Quoten, die deutlich<br />
höher liegen – in der Spitze bis zu knapp 50 Prozent. In Nachhaltigkeitsberichten<br />
wird dazu dann proaktiv informiert. Diese<br />
Entwicklungen und die neue Ausgestaltung werden das Produkt<br />
in den kommenden Jahren aus der bisherigen Nische führen. h<br />
JÖRG BIERBASS<br />
ist Leiter<br />
Mietwonungsbau bei der<br />
IB.SH Investitionsbank<br />
Schleswig-Holstein.
26 <strong>VNW</strong><br />
27<br />
Kunst kommt von<br />
WISSEN<br />
„Ich gebe mit meinen Bildern<br />
oder Installationen dem Betrachter etwas,<br />
damit dieser etwas Neues erlebt.“<br />
Die Künstlerin Gabriele Staarmann gestaltet einen<br />
großen Teil Ihrer Werke in ihrem Tiefgarage-Atelier im<br />
<strong>VNW</strong>-Verbandsgebäude in Hamburg. Ein Besuch.<br />
VON OLIVER SCHIRG<br />
f
28 <strong>VNW</strong><br />
29<br />
Hamburg. So ein richtiges Feuerwehrrot stellt man sich anders vor.<br />
Leuchtender. Strahlender. Aber die Künstlerin Gabriele Staarmann,<br />
im Internet heißt es über sie: „Malerei, Objekte, Lichtinstallationen“,<br />
bleibt dabei. „Das Auto gehörte früher einmal dem obersten<br />
Feuerwehrchef von Malmö, und er hat es als Dienstauto genutzt.“<br />
Jetzt steht der Volvo „Amazon“ – ein 1956 gebauter, viertüriger<br />
Doppelvergaser – in einer Tiefgarage im <strong>VNW</strong>-Verbandsgebäude in<br />
Hamburgs Norden. Aus der Kofferhaube führen zwei Kabel zu einem<br />
kleinen Ladegerät, mit dem die Batterie über die Standzeit im<br />
Winter gebracht werden soll.<br />
„Der Wagen ist fahrbereit“, sagt Gabriele Staarmann. 9,5 Liter<br />
Super-Benzin verbrauche er und sie nutze ihn gern als Fahrzeug für<br />
die Stadt. Auf die Frage, wie viele Kilometer der Wagen „auf dem<br />
Buckel“ habe, meint Gabriele Staarmann: „Die Kilometeranzeige ist<br />
nur fünfstellig. Aber ich denke: 200 000 Kilometer dürften es sein.“<br />
Ein Atelier in den Räumen einer Tiefgarage<br />
Gabriele Staarmann bittet hinein in ihr Atelier. Am Auto vorbei<br />
geht es in zwei hell erleuchtete, hallenartige Räume. An den<br />
Wänden lehnen überdimensionale Leinwände, bemalt mit farbenprächtigen<br />
Bildern. Folien, Rahmen, Lampen, ja sogar kleine<br />
Windmaschinen sind in einem großen Regal zu entdecken. Natürlich<br />
fehlen auch Pinsel und Farbdosen nicht.<br />
Das Atelier spiegelt den großen Schaffensbereich von Gabriele<br />
Staarmann wider. Ihre einzelnen Werke in einer Reportage<br />
zu beschreiben, würde ihrer Gestaltungskraft und ihrer Kreativität<br />
nicht gerecht. Empfehlenswert ist es, auf ihrer Homepage durch<br />
ihre Werke zu „scrollen“ und sich selbst einen Eindruck von der<br />
Vielfalt ihrer Arbeiten zu verschaffen. Neben farbenprächtigen<br />
Leinwandbildern kann der Betrachter Kunst im öffentlichen Raum<br />
und Kunst am Bau entdecken.<br />
Gabriele Staarmann wurde 1964 in Georgsmarienhütte bei<br />
Osnabrück geboren. Zwischen 1984 und 1992 studierte sie Freie<br />
Kunst und Kunstwissenschaft in Kassel, Zürich, Osnabrück und<br />
Hamburg. Mit Beginn der neunziger Jahre übernahm sie unterschiedliche<br />
Lehrtätigkeiten, so im Gerhard-Marcks-Haus Bremen,<br />
im Sprengel-Museum Hannover, an der Hochschule für Bildende<br />
Künste Braunschweig und zuletzt an der Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften Hamburg.<br />
„Kann man Kunst lernen?“<br />
„Kann man Kunst erlernen?“ Gabriele Staarmann lächelt, als ihr<br />
die Frage gestellt wird. „Sicher: Ideen, Talent und Esprit muss<br />
man schon selbst mitbringen. Aber auch in der Malerei gilt: Kunst<br />
kommt von Wissen.“ An der Hochschule habe sie „das Handwerkszeug“<br />
gelernt.<br />
Das fängt bei den Malwerkzeugen – Bleistift, Pinsel – an, beinhaltet<br />
die „Farbenlehre“ und die Art, wie Dinge miteinander<br />
reagieren. „Farben haben unterschiedliche Bedeutungen“, sagt<br />
Gabriele Staarmann. Das müssten eine Künstlerin und ein Künstler<br />
wissen. Genau wie so profane Dinge, wie man eine Ausstellung<br />
organisiere.<br />
Das klingt weit weniger „romantisch“ als man sich als Nichtkünstler<br />
den Beruf vorstellt. Überhaupt macht Gabriele Staarmann<br />
so überhaupt nicht den Eindruck einer „Künstlerin, die nicht von<br />
dieser Welt ist“. Vielmehr strahlt die zierliche Frau Selbstbewusstsein<br />
und Diesseitigkeit aus. Womöglich ist die Malerei doch viel<br />
mehr ein Handwerk?<br />
Medizinstudium oder Künstlerin<br />
Als Gabriele Staarmann eine junge Frau war, schien das Künstlerleben<br />
für sie nicht ausgemacht. „Ich habe zwischen Medizin und<br />
Künstlerin geschwankt“, erzählt sie. Deshalb habe sie auch das<br />
naturwissenschaftliche Abitur abgelegt.<br />
Was auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein kann, fügt<br />
sich bei Gabriele Staarmann zusammen. „Es gibt fundamentale Gemeinsamkeiten<br />
zwischen Medizin und Kunst“, sagt sie. „Mediziner<br />
reparieren etwas, stellen etwas kaputtgegangenes wieder her.“<br />
Ähnlich verhalte es sich bei der Kunst. „Sie stellt ja auch Zusammenhänge<br />
her und vermittelt den Menschen ein Wohlgefühl.“<br />
Das sei auf irgendeine Art und Weise ebenfalls eine Art Heilung.<br />
Für die Kunst habe sie sich der Freiheit wegen entschieden.<br />
„Ein Mediziner ist am Ende ein ‚gewöhnlicher‘ Handwerker, während<br />
die Künstlerin ihr Arbeitsfeld stets neu definiert.“<br />
Kunst braucht immer einen Rezipienten<br />
„Ich gebe mit meinen Bildern oder Installationen dem Betrachter<br />
etwas, damit dieser etwas Neues erlebt.“ Für Gabriele Staarmann<br />
ist deshalb eines klar: „Kunst braucht immer einen Rezipienten. Es<br />
braucht jemanden, der etwas Anderes in sich aufnimmt und dann<br />
damit etwas anfängt.“<br />
Aber die Künstlerin erlebt auch, dass ihre Freiheit nicht grenzenlos<br />
ist. „Bei Ausschreibungen für Kunst am Bau erlebe ich immer<br />
wieder eine Art Überfrachtung. Da soll ein Kunstwerk nicht nur zum<br />
Nachdenken anregen, den Bau nicht nur schmücken, sondern auch<br />
für soziale Gerechtigkeit sorgen und den Stadtteil aufwerten.“<br />
Das ist natürlich illusorisch. „Kunst löst keine sozialen Probleme.<br />
Sie kann stets nur den Rahmen schaffen, auf Ungerechtigkeit<br />
hinweisen, einen Anstoß geben.“<br />
Input, um Output zu schaffen<br />
Zugleich lebt Gabriele Staarmann nicht nur „in“ dieser Welt, sondern<br />
auch „von“ ihr. „Ich brauche Input, um Output zu schaffen.“ Sich für<br />
die Welt zu interessieren, sei eine unverzichtbare Voraussetzung. In<br />
ihrem Falle seien das die Werke der russischen Schriftstellerin Ljudmila<br />
Jewgenjewna Ulizkaja, die Musik von Johann Sebastian Bach oder<br />
Richard Wagner und Theaterbesuche. Oder draußen auf dem Wasser<br />
sein, sei es auf einem Surfbrett oder auf einem Segelboot.<br />
Mit dem Wasser, so glaubt Gabriele Staarmann, pflegt sie eine<br />
besondere Beziehung. Sie fühle sich wohl dort und erlebe, wie Wellenbewegungen<br />
immer wieder in ihrer Arbeit auftauchten. Zugleich<br />
sagt sie: „Ich bin eine sehr kopflastige Künstlerin, die merkt, dass das<br />
Sein auf dem und im Wasser Gefühle auslöst.“<br />
Natürlich spielt in einer Zeit der Pandemie auch die Frage nach<br />
der Angst ein Rolle. „Angst vor Corona habe ich nicht, da ich im<br />
Frühjahr daran schon erkrankt war und genügend Antikörper in mir<br />
trage“, erzählt Gabriele Staarmann. „Angst habe ich viel mehr davor,<br />
dass meine Zeit nicht ausreicht, alle meine Ideen zu verwirklichen.“ h<br />
OLIVER SCHIRG<br />
hat mehr als 20 Jahre in Hamburg,<br />
Berlin und Leipzig bei<br />
unterschiedlichen Zeitungen<br />
gearbeitet und verantwortet<br />
jetzt die Kommunikation<br />
beim <strong>VNW</strong>.
30 <strong>VNW</strong><br />
31<br />
Die Genossenschaft als<br />
Dienstleisterin<br />
Mit dem „Mein HANSA-Service“ hat die Baugenossenschaft<br />
eine zentrale Anlaufstelle für alle Anliegen geschaffen. Bis<br />
heute wurden mehr als 50 000 Mitgliederanfragen, Beschwerden<br />
oder Schadensmeldungen dadurch kundennah<br />
bearbeitet.<br />
VON ANDREA FELDMANN<br />
Hamburg. Wie die digitale Transformation zum Leitgedanken einer<br />
Genossenschaft passt, zeigt die HANSA Baugenossenschaft eG<br />
mit ihrer Digitalisierungsstrategie im Bereich der Kommunikation<br />
mit ihren Mitgliedern und Interessenten. Sie hat gemeinsam mit<br />
ihrem Digitalisierungspartner, der immo-portal-services GmbH, die<br />
Prozesse in diesem Bereich optimiert, und mit dem „Mein HANSA-<br />
Service“ eine zentrale Anlaufstelle für alle Anliegen geschaffen.<br />
Im Jahr 2025 wird die HANSA Baugenossenschaft eG auf eine<br />
100-jährige Geschichte zurückblicken und kann dann mit Stolz<br />
sagen, den Kerngedanken einer Genossenschaft stets zu leben.<br />
Eine Vielzahl von Projekten, die der Zufriedenheit der Mitglieder<br />
dienten, wurden erfolgreich umgesetzt.<br />
Die Bedürfnisse der Menschen, die in den Wohnungen der<br />
HANSA ein Zuhause gefunden haben, stehen im Arbeitsalltag der<br />
Genossenschaft im Vordergrund. Die Dienstleistungsorientierung<br />
ist nach der „reinen“ Versorgung mit Wohnraum inzwischen zu<br />
einem Wesensmerkmal der Genossenschaft geworden.<br />
Das Projekt „HANSA 2000“<br />
Dieses Bewusstsein und die Notwendigkeit, sich zu einem modern<br />
organisierten Unternehmen zu entwickeln, finden sich im Projekt<br />
„HANSA <strong>2020</strong>“ wieder, das in den vergangenen zehn Jahren umgesetzt<br />
und dabei immer wieder angepasst wurde. Im Fokus des<br />
Optimierungsprozesses standen die Verbesserung, die Vernetzung<br />
und Erhöhung der Transparenz von innerbetrieblichen Abläufen.<br />
Um Klarheit über die Bedürfnisse und Ansprüche der Mitglieder<br />
zu bekommen, wurden Wohnzufriedenheitsanalysen durchgeführt.<br />
Eine wesentliche Erkenntnis: Die Genossenschaftsmitglieder<br />
wünschen sich eine zentrale Anlaufstelle für alle Anliegen. Damit<br />
sollen eine gute Erreichbarkeit und eine umgehende Bearbeitung<br />
gewährleistet werden.<br />
Zum Ziel geht es nur digital<br />
Rasch war klar, dass zentrale Aufnahme und transparente Bearbeitung<br />
von Mitgliederanliegen und die damit verbundene Erhöhung<br />
der Erreichbarkeit nicht ohne digitale Werkzeuge funktionieren<br />
wird. Bei der Suche nach einem Tool, das die Erfassung von<br />
Kundenanliegen und die Auftragsvergabe an Handwerksbetriebe<br />
sowie den Regiebetrieb abbilden kann, trafen sich die Wege der<br />
HANSA und der immo-portal-services GmbH.<br />
Die beiden Unternehmen haben viel gemein. Neben dem starken<br />
Interesse an Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind sie vom<br />
Wandel der Wohnungswirtschaft von der reinen Wohnraumverwaltung<br />
zu service-orientierten Dienstleistungsunternehmen mit<br />
Innovation geprägt.<br />
Der Wunsch der HANSA nach mehr Servicefreundlichkeit und<br />
Servicequalität für Mitglieder und Interessenten mündete in der<br />
Entscheidung, das Kundenmanagementtool von immo-office –<br />
eine webbasierte Lösung für das komplette Kommunikationsmanagement<br />
– zu nutzen.<br />
Unter „Mein HANSA-Service“ ist das immo-office-Kundenmanagementtool<br />
seit 2013 im Einsatz. Es ermöglicht den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern eine transparente und strukturierte<br />
Bearbeitung von Mieteranliegen.<br />
Im Vordergrund steht die Anforderung, dass die Anliegen<br />
möglichst im Erstkontakt zur Zufriedenheit aller Beteiligten erledigt<br />
oder qualifiziert erfasst und aus dem System heraus in die<br />
jeweiligen Fachbereiche delegiert werden. Bescheinigungen oder<br />
Genehmigungen können direkt per E-Mail versandt werden.<br />
In Verbindung mit dem Instandhaltungstool von immo-office<br />
können aus einer Kundenanfrage heraus, Aufträge generiert und<br />
gegebenenfalls Handwerker beauftragt werden. Durch die mobile<br />
Verfügbarkeit der Lösung können diese deutlich schneller und<br />
effizienter agieren.<br />
Die smarte Art der Kommunikation<br />
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind mit einem Klick zu einzelnen<br />
Mietverhältnissen im kaufmännischen wie im technischauftragsbezogenen<br />
Bereich auskunftsfähig und können den Bearbeitungsstand<br />
des aktuellen Anliegens mitteilen.<br />
Erweitert und komplettiert wurde das System durch die Computer-Telefonie-Integration<br />
(kurz CTI) mit dem Ergebnis, dass bereits<br />
bei eingehendem Anruf der entsprechende Mieter und die<br />
dazugehörigen wesentlichen Vorgänge dargestellt werden.<br />
So kann das Kundenmanagement auch in Vertretungssituationen<br />
ohne umfangreiche Recherche unmittelbar agieren und<br />
effektiver arbeiten. Dieser Mehrwert, verbunden mit der intuitiven<br />
Bedienbarkeit des immo-office Kundenmanagements, führte<br />
dazu, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Tool rasch<br />
akzeptierten.<br />
Bis heute wurden gut 50 .000 Mitgliederanfragen, Beschwerden<br />
oder Schadensmeldungen durch das Unternehmen gesteuert,<br />
mit jährlich steigender Tendenz. Gleichzeitig liegt die telefonische<br />
Erreichbarkeit der zentralen Rufnummer des „Mein HANSA-Service“<br />
bei stetig mehr als 90 Prozent.<br />
Die HANSA überarbeitet fortlaufend unternehmenseigene<br />
Prozesse, oftmals begleitet von der Implementierung digitaler<br />
Werkzeuge. Mit der immo-portal-services GmbH haben sie einen<br />
Partner gefunden, der jeden unternehmensspezifischen Prozess<br />
digital abbilden und in die vorhandene technische Infrastruktur integrieren<br />
kann. So sind viele Arbeitsabläufe bei der HANSA bereits<br />
smart und digital.<br />
„Der vielseitige Einsatz der immo-office-Lösung hat uns nicht<br />
nur im Projekt HANSA <strong>2020</strong> vorangebracht, sondern unterstützt<br />
uns unter anderem mit dem Modul Kundenmanagement bei einem<br />
exzellenten Mitgliederservice“, sagt Dirk Hinzpeter, Vorstand<br />
der HANSA Baugenossenschaft eG. h<br />
ANDREA FELDMANN<br />
betreut als Assistenz der<br />
Geschäftsführung den Bereich<br />
der Unternehmenskommunikation.<br />
Sie ist seit<br />
2017 bei der immo-portalservices<br />
GmbH angestellt.<br />
Sie hat an der Universität<br />
Potsdam Literaturwissenschaft<br />
(M.A.) studiert.
32 <strong>VNW</strong><br />
33<br />
Hohe Resonanz bei den Genossenschaftsmitgliedern<br />
Im Laufe des Projektes war schnell eine hohe Resonanz der WO-<br />
GE-Mitglieder absehbar, die die Projektbeteiligten der WOGE positiv<br />
überrascht hat. Zwei Drittel der Mitglieder meldeten sich bei<br />
AktivBo oder der WOGE und leiteten viele aktuelle Stammdaten<br />
zu. 50 Prozent der Daten stammen aus der Online-Teilnahme auf<br />
der Webseite und 16 Prozent ergaben sich aus Anrufen und E-<br />
Mails.<br />
Nach Abschluss der Datenabfrage hat AktivBo die Daten verschlüsselt<br />
an die WOGE übergeben. Diese wurden zu einem großen<br />
Teil automatisiert in Wodis Sigma eingelesen. Insgesamt haben<br />
nunmehr fast 75 Prozent der WOGE-Mitglieder ihre aktuelle<br />
E-Mail-Adresse hinterlegt.<br />
Große Zufriedenheit bei der WOGE<br />
Mit diesem Ergebnis sind die Projektbeteiligten der WOGE sehr<br />
zufrieden. Der Grund: Die tägliche Kundenkommunikation ist<br />
jetzt erheblich einfacher und schneller. Auch mit Blick auf die in<br />
Kürze anstehende Einführung eines CRM-Portals spielen die gewonnenen<br />
Daten eine große Rolle.<br />
Mit dem Projekt wurden zwei zentrale Ziele erreicht: Die<br />
WOGE verfügt nun über die Datenbasis für weiterführende Projekte<br />
ihrer digitalen Agenda. Unter den Mitgliedern kommt der<br />
Ausbau der digitalen Kommunikation sehr gut an und steigert die<br />
Zufriedenheit.<br />
„Der Erfolg des gemeinsamen Projektes steht in einem guten<br />
Verhältnis zum angefallenen Aufwand“, sagt Alexander Abend,<br />
Projektverantwortlicher bei der WOGE. „Wir würden dieses Projekt<br />
jederzeit wiederholen.“h<br />
Weitere Informationen<br />
erhalten<br />
Sie bei Alexander<br />
Abend (WOGE)<br />
oder Simon Marwege<br />
(AktivBo).<br />
SIMON MARWEGE<br />
Key Account Manager<br />
AktivBo GmbH<br />
ALEXANDER ABEND<br />
WOGE<br />
Wohnungs-Genossenschaft<br />
Kiel eG<br />
Der Wert der Daten<br />
Stammdatenkollektor hilft bei der Kommunikation mit den<br />
Mieterinnen und Mietern.<br />
Anzeige<br />
Hamburg/Wismar. Ein aktueller und DSGVO-konformer Stammdatenbestand<br />
ist der Schlüssel für eine kundenorientierte und<br />
effiziente Mieterkommunikation. Vor allem in Krisenzeiten ergibt<br />
sich daraus für Wohnungsunternehmen die Chance, die Serviceorientierung<br />
den Mieterinnen durch eine kluge Kundenkommunikation<br />
erlebbar zu machen. In diesem Sinne haben sich der <strong>VNW</strong><br />
und AktivBo vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie Gedanken<br />
über die Bedeutung einer Omnichannel-Strategie für die Wohnungswirtschaft<br />
gemacht.<br />
Daraus ist im Frühjahr <strong>2020</strong> ein Kooperationsprojekt entstanden:<br />
der Stammdaten-Collector. <strong>VNW</strong> und AktivBo stellen besondere<br />
Konditionen und moderne Instrumente bereit, um den Datenbestand<br />
hinsichtlich E-Mail-Adressen & Telefonnummern nicht<br />
nur zu aktualisieren und anzureichern, sondern auch die aktive<br />
Einwilligung (OptIn) für deren Nutzung einzuholen.<br />
Der Datenbestand wurde aufgewertet<br />
Neben den beiden Kooperationspartnern hat sich die WOGE<br />
frühzeitig mit den Möglichkeiten und Notwendigkeiten eines ausgeprägten<br />
Kontaktdatenbestandes beschäftigt. Die Auswertung<br />
des kürzlich abgeschlossenen Projektes zeigt, dass der Stammdaten-Collector<br />
sowohl den Datenbestand signifikant aufwerten<br />
konnte als auch den Nerv der Kunden trifft. Die hohe Rücklaufquote<br />
von 66 Prozent bestätigt das große Mitgliederinteresse<br />
am Ausbau der digitalen Kommunikation.<br />
Das Ziel der WOGE ist es, die Kommunikation zu den Mitgliedern<br />
schneller und unmittelbarer zu gestalten und dabei die<br />
zunehmende Bedeutung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit<br />
einzubeziehen. Insbesondere während der Corona-Pandemie und<br />
der damit verbundenen notwendigen kontaktlosen Kommunikation<br />
gewinnen digitale und ortsunabhängige Kommunikationslösungen<br />
an Bedeutung.<br />
Viele E-Mail-Adressen und Telefonnummern waren<br />
veraltet<br />
Zu Beginn des Projekts im Frühjahr <strong>2020</strong> lag die Quote der WO-<br />
GE-Mitglieder mit hinterlegter E-Mail-Adresse bei rund 50 Prozent.<br />
Bei genauerer Betrachtung des digitalen Kontaktdatenbestandes<br />
waren allerdings die vorhandenen E-Mail-Adressen und<br />
Telefonnummern teilweise veraltet.<br />
Aus diesem Grund wurde AktivBo beauftragt, die WOGE<br />
bei der Vervollständigung bzw. Aktualisierung der Kontaktdaten<br />
sämtlicher Mitglieder über ein webbasiertes und DSGVO konformes<br />
Tool zu unterstützen. Im Fokus hierbei stand zunächst die<br />
jeweilige E-Mail-Adresse der WOGE-Mitglieder.<br />
LÖSUNGEN,<br />
KEINE<br />
PROBLEME.<br />
,,Just in Time” auf die<br />
Baustelle<br />
» Die Sanitärwände für<br />
Bauabschnitt drei werden<br />
also Montag Morgen<br />
komplett anschlussfertig<br />
angeliefert? Ich kann<br />
mich drauf verlassen?<br />
Super. Danke. «<br />
www.tece.de
34 <strong>VNW</strong><br />
Anzeige<br />
Namen und<br />
Nachrichten<br />
140 Millionen Euro an Investitionen<br />
zurückgestellt<br />
Hamburg/Kiel/Schwerin. Die <strong>VNW</strong>-Unternehmen haben in diesem<br />
Jahr wegen der Corona-Pandemie Investitionen in Höhe von<br />
mindestens 140 Millionen Euro zurückgestellt. Das seien rund zehn<br />
Prozent aller für <strong>2020</strong> geplanten Investitionen in den Neubau, die<br />
Instandhaltung und die Modernisierung, ergab eine Umfrage, die<br />
zwischen dem 27. Oktober und dem 6. November <strong>2020</strong> durchgeführt<br />
wurde. Fast alle Unternehmen erwarten auch im kommenden<br />
Jahr eine deutliche Beeinträchtigung ihres Geschäftsbetriebs.<br />
Gut jedes zweite Unternehmen geht von einer Verzögerung seiner<br />
Bauvorhaben aus. Mehr als zwei Drittel der Betriebe beklagen Verzögerungen<br />
auf der kommunalen Ebene, beispielsweise bei der<br />
Schaffung von Baurecht, der Erteilung von Baugenehmigungen<br />
oder bei Bauabnahmen. An der Umfrage beteiligten sich bundesländerübergreifend<br />
119 <strong>VNW</strong>-Unternehmen. Zugenommen hat<br />
vor allem die Sorge vor einer Störung der Lieferketten. 49 Prozent<br />
der Befragten befürchten für das Jahr 2021 entsprechende Probleme.<br />
Im Frühsommer lag dieser Wert noch bei 43 Prozent. Verstärkt<br />
hat sich ferner die Sorge davor, dass sich Arbeiten der kommunalen<br />
Behörden infolge der Corona-Pandemie weiter verzögern.<br />
„Angesichts der düsteren Aussichten für das kommende Jahr stellt<br />
sich die Frage, was die Politik unternehmen kann, die Arbeit der<br />
sozial orientierten Vermieter zu erleichtern“, sagte <strong>VNW</strong>-Direktor<br />
Andreas Breitner. „Ich erwarte, dass zumindest bis zum Ende der<br />
Pandemie der Wohnungswirtschaft keine weiteren Belastungen<br />
auferlegt werden.“<br />
KIWoG ist Mitglied des<br />
<strong>VNW</strong><br />
Kiel. Gut 21 Jahre nach der Privatisierung<br />
der Kieler Wohnungsbaugesellschaft<br />
(KWG) ist Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt<br />
wieder mit einem kommunalen<br />
Wohnungsunternehmen im <strong>VNW</strong><br />
vertreten. Seit dem 1. Oktober ist die<br />
Kieler Wohnungsgesellschaft mbH & Co.<br />
KG (KiWoG) Mitglied des Verbands der<br />
Vermieter mit Werten. Die im September<br />
vergangenen Jahres gegründete Gesellschaft,<br />
die seit Mai von Geschäftsführer<br />
Markus Reutershan geführt wird, soll bezahlbaren<br />
Wohnraum für Menschen und<br />
Familien ohne oder mit geringem Einkommen<br />
sowie für Obdach- und Wohnungslose<br />
schaffen. „Die KIWoG schließt die<br />
Lücke, die der Verkauf der KWG auf dem<br />
Kieler Wohnungsmarkt hinterlassen hat“,<br />
sagt <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner. „Die<br />
Stadt Kiel geht mutig voran. Eine Aufgabe<br />
des <strong>VNW</strong> wird darin bestehen, dafür<br />
zu streiten, dass auch künftig alle Kieler<br />
Wohnungsmarktakteure gleichberechtigt<br />
von der Vergabe öffentlicher Grundstücke<br />
profitieren.“
36 Namen und Nachrichten<br />
37<br />
Hamburger Umweltbehörde bricht<br />
Bundesrecht<br />
Hamburg. <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner hat der Hamburger<br />
Umweltbehörde vorgeworfen, Bundesrecht brechen zu wollen. Die<br />
Verordnung zur Umsetzung des Hamburger Klimaschutzgesetzes<br />
sei nicht mit Bundesrecht vereinbar. „Die Pläne der Umweltbehörde<br />
laufen dem Gebäudeenergiegesetz des Bundes zuwider.“ Die<br />
Wohnungsunternehmen würden zudem dabei behindert, die sinnvollsten<br />
und effizientesten Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen.<br />
Bezahlbares Wohnen in Hamburg werde so gefährdet. Andreas<br />
Breitner kritisierte vor allem die Vorgabe, nach der Wohnungsunternehmen<br />
ab 2023 an auf Dächern von Neubauten grundsätzlich<br />
Photovoltaikanlagen installieren müssen – „und zwar unabhängig<br />
davon, ob das im Quartier sinnvoll ist oder es andere, effizientere<br />
und kostengünstigere Klimaschutzmaßnahmen gibt“. So eine<br />
Einschränkung habe der Bund vermieden, um mehr Spielraum für<br />
Innovationen zu ermöglichen. Breitner betonte, die sozial orientierte<br />
Wohnungswirtschaft stehe zu 100 Prozent hinter dem Ziel<br />
des Senats, die Stadt bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen.<br />
„Wir sagen aber auch: Klimaschutz darf das bezahlbare Wohnen<br />
in der Stadt nicht unmöglich machen.“<br />
Schweriner Wohnungsbaugesellschaft realisiert Glasfaserkabelnetz<br />
Schwerin. Die Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft eG<br />
(SWG) hat mit der Tele Columbus AG einen Vertrag zur Aufrüstung<br />
der vorhandenen Breitbandnetze geschlossen. Künftig wird<br />
eine hochleistungsfähige FTTB-Versorgung für eine optimal skalierbare<br />
Breitbandanbindung sorgen. Für 1 500 Wohnungen ist<br />
der Vollglasfaserausbau (FTTH) vorgesehen, bei der die Glasfaserleitungen<br />
erst in den Wohnungen enden. Die Zusammenarbeit<br />
der Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft eG und der Tele<br />
Columbus Gruppe wird im Sinne einer Fortschreibung der Breitbandversorgungskonzepte<br />
verlängert. In diesem Zusammenhang<br />
wird das heute betriebene HFC-Kabelnetz umfassend modernisiert<br />
und auf eine voll gigabittaugliche FTTB-Glasfaseranbindung bis in<br />
die Gebäude umgestellt. Für die ersten 1 500 Wohneinheiten ist<br />
binnen vier Jahren eine FTTH-Vollglasfaserversorgung eingeplant.<br />
Auch für Neubauvorhaben ist eine FTTH-Erschließung vorgesehen.<br />
Zwei Volksinitiativen<br />
zustande gekommen<br />
Grüne wollen, dass die<br />
Vermieter die CO 2<br />
-Abgabe<br />
übernehmen<br />
Berlin. Vermieter und Hauseigentümer<br />
sollen nach Ansicht der Grünen die Kosten<br />
für den von Januar 2021 an geltenden<br />
CO 2<br />
-Preis für ihre Mieter übernehmen.<br />
Das geht aus einem Antrag der Fraktion für<br />
den Bundestag hervor. Aktuell trügen die<br />
Mieter die kompletten Wärmekosten ohne<br />
selbst einen Einfluss auf den Energieträger<br />
zu haben, heißt es darin. Wenn der CO 2<br />
-<br />
Preis aber etwa dafür sorgen solle, dass<br />
klimafreundlichere Heizungen eingebaut<br />
würden, müsse er auch dort anfallen, wo<br />
diese Entscheidungen getroffen würden:<br />
beim Vermieter. „Ohne Lenkungswirkung<br />
macht so ein Instrument keinen Sinn“,<br />
sagte der Wohnungspolitiker der Grünen,<br />
Chris Kühn. Im kommenden Januar geht es<br />
mit der CO 2<br />
-Bepreisung los – Sprit, Heizöl<br />
und Erdgas werden teurer. Zunächst startet<br />
der CO 2<br />
-Preis bei 25 Euro pro Tonne und<br />
steigt in den kommenden Jahren schrittweise<br />
an. (dpa)<br />
Corona-Sonderförderung<br />
für Stadtteil-Kultur<br />
Hamburg. Das KIKU Kinderkulturhaus<br />
Lohbrügge, das KL!CK Kindermuseum<br />
in Osdorf, die Honigfabrik<br />
Wilhelmsburg sowie der Kulturpalast<br />
in Billstedt erhalten eine Corona-Sonderförderung.<br />
Alle aufgeführten Einrichtungen<br />
sind der SAGA GWG Stiftung<br />
Nachbarschaft aufgrund erfolgreicher<br />
Zusammenarbeit bekannt. Die Sonderförderung<br />
ist ausdrücklich nicht an ein<br />
bestimmtes Projekt gebunden, sondern<br />
unterstützt vielmehr die gesamte Arbeit<br />
der Einrichtungen. Sie ist primär zur Aufrechterhaltung<br />
des Geschäftsbetriebs<br />
während der Corona-Krise einzusetzen.<br />
„Wir sind davon überzeugt, dass es nur<br />
gemeinsam gelingt, den Zusammenhalt<br />
und die Lebensqualität in unseren Quartieren<br />
auch über die Corona-Krise hinaus<br />
zu bewahren und zu stärken“, sagt Stiftungsvorsitzender<br />
Wilfried Wendel. Die<br />
SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft fördert<br />
mit Zuwendungen von jährlich rund<br />
300 000 Euro quartiersbezogene soziale<br />
Projekte und Initiativen.<br />
Hamburg. Der Hamburger Senat hat das<br />
Zustandekommen zweier wohnungspolitischer<br />
Volksinitiativen festgestellt. Gegenstand<br />
sind zum einen die Forderung nach<br />
einem grundsätzlichen Verbot der Veräußerung<br />
von Grundstücken und Wohnungen<br />
der Freien und Hansestadt Hamburg<br />
und zum anderen die Forderung nach<br />
einer Begrenzung des Mietzinses („Sozialwohnungsmiete“)<br />
für auf städtischen<br />
Grundstücken neu gebaute Wohnungen.<br />
Die Hamburgische Bürgerschaft muss jetzt<br />
bis Februar 2021 entscheiden, ob sie den<br />
Inhalt der Initiativen übernimmt. Erfolgt<br />
keine Übernahme, müssen die Initiativen<br />
Volksbegehren starten. Erst wenn diese erfolgreich<br />
sein sollten, ist ein Volksentscheid<br />
möglich. <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner<br />
sieht die beiden Initiativen kritisch. „Hamburg<br />
gilt bundesweit als Vorbild. Es hat das<br />
geschafft, um das andere europäische und<br />
deutsche Metropolen es beneiden: einen<br />
zunehmend entspannteren Wohnungsmarkt.“<br />
Ein weiter staatlicher Eingriff in<br />
den ohnehin bereits streng regulierten<br />
Mietwohnungsmarkt sei nicht notwendig<br />
– „so sehr ich die Absicht der beiden Initiativen,<br />
das bezahlbare Wohnen in Hamburg<br />
zu stärken, unterstütze“, sagte der <strong>VNW</strong>-<br />
Direktor. „Ich fürchte nur, dass eine weitere<br />
Regulierung die Errichtung bezahlbaren<br />
Wohnraums behindern wird.“<br />
Fachtagung Datenschutz<br />
Lübeck-Travemünde<br />
Lübeck-Travemünde. Am 21. Oktober<br />
<strong>2020</strong> fand in Lübeck die Fachtagung<br />
„Datenschutz. Datensicherheit“ statt –<br />
als erste Präsenztagung seit März <strong>2020</strong>,<br />
worauf <strong>VNW</strong>-Prüfungsdirektor Gerhard<br />
Viemann in seiner Begrüßung hinwies. Es<br />
war zudem die erste <strong>VNW</strong>-Tagung, die aufgezeichnet<br />
und von allen, denen die Teilnahme<br />
an der Präsenzveranstaltung nicht<br />
möglich war, per Link abgerufen werden<br />
konnte. Das Programm war vielfältig. Es<br />
ging um die datenschutzkonforme Verwendung<br />
von Cookies und darum, welche<br />
Angaben die Datenschutzerklärung auf<br />
der Website enthalten sollte. Vorgestellt<br />
wurden verschiedene Muster für die Auskunftserteilung.<br />
Auch die Erstellung von<br />
Löschkonzepten und die Evaluierung der<br />
EU-Datenschutz-Grundverordnung waren<br />
Themen. Der Online-Abruf der Vorträge<br />
ist bei Kerstin Haase (haase@vnw.de) möglich.<br />
Die Kosten dafür betragen 100 Euro.
38 Namen und Nachrichten<br />
39<br />
Der SBV setzt ein Ausrufezeichen<br />
Die meisten Mieter sind<br />
mit ihrer Miete zufrieden<br />
Hamburg. Lediglich 26 Prozent der Mieterinnen<br />
und Mieter in Deutschland schätzen<br />
ihre Miete als zu hoch ein. Um bei der Miete<br />
zu sparen, würden 29 Prozent auf eine<br />
preiswertere Wohnlage ausweichen. Eine<br />
schlechtere Ausstattung kommt für die<br />
meisten hingegen nicht infrage. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt die repräsentative Studie<br />
„Servicemonitor Wohnen“ des Beratungsunternehmens<br />
Analyse & Konzepte immo.<br />
consult. Für den Servicemonitor Wohnen<br />
wurden im Frühjahr 1 000 Personen befragt.<br />
Demnach empfinden 61 Prozent ihre<br />
Miete als angemessen, 13 Prozent sogar als<br />
gering oder sehr gering. Diese Werte haben<br />
sich gegenüber der letzten Befragung<br />
aus dem Jahr 2018 nur sehr geringfügig<br />
verändert. „Die Studienergebnisse decken<br />
sich mit den Ergebnissen von Mieterbefragungen,<br />
die <strong>VNW</strong>-Mitgliedsunternehmen<br />
regelmäßig durchführen“, sagte <strong>VNW</strong>-<br />
Direktor Andreas Breitner. „Die Zufriedenheit<br />
mit der Wohnsituation ist außerordentlich<br />
hoch. Das schließt die Höhe der<br />
Miete ein. Bei den <strong>VNW</strong>-Unternehmen<br />
liegt die durchschnittliche Netto-Kalt-Miete<br />
im Monat bei 6,04 Euro pro Quadratmeter.<br />
Insofern sind alarmistische Äußerungen<br />
populistischer Politikerinnen und<br />
Politiker fehl am Platz und fallen am Ende<br />
auf sie selbst zurück.“<br />
Kunst am Bau in der<br />
Lübecker Luisenstraße<br />
Lübeck. Unabhängig von der öffentlichen<br />
Zielsetzung, aus baukulturellem Anspruch<br />
heraus einen gewissen Anteil der Baukosten<br />
öffentlicher Bauten für Kunstwerke zu<br />
verwenden, fühlt sich der Lübecker Bauverein<br />
eG der „Kunst am Bau“ verpflichtet<br />
und hat in den vergangenen Jahrzehnten<br />
viele Projekte realisiert. Seit einigen Wochen<br />
befindet sich auch in dem Wohnquartier<br />
in der Luisenstraße ein Kunstobjekt.<br />
2018 wurde der Neubau von unter<br />
anderem 67 Wohnungen fertiggestellt.<br />
Flensburg. Der Selbsthilfe-Bauverein eG Flensburg hat zu Ehren<br />
von Raimund Dankowski eine Skulptur von Bildhauer Uwe Appold<br />
aufgestellt. In der Nähe der SBV-Zentrale ist in einem Granitpflaster<br />
eine Schrifttafel zur Würdigung des langjährigen SBV-Vorstandsvorsitzenden<br />
positioniert. Daneben setzt der SBV ein aus Stahl geformtes<br />
Ausrufezeichen. Dankowski war von 2002 bis 2017 Vorstandsvorsitzender<br />
und bis 30. Juni <strong>2020</strong> nebenamtlicher Vorstand<br />
der Genossenschaft. „Der SBV hat in seiner Geschichte sehr viele<br />
Ausrufezeichen gesetzt und einige davon gehen auf das Konto von<br />
Raimund Dankowski“, sagte der SBV-Vorstandsvorsitzende Jürgen<br />
Möller. „Da waren zum Beispiel der Kauf der kommunalen Wohnungsbaugenossenschaft,<br />
das Projekt ‚Wohnen für Generationen‘<br />
in Fruerlund oder die Gründung der SBV-Spareinrichtung.“<br />
Um das Gesamtbild der Wohnanlage<br />
abzurunden und die Architektur zu unterstreichen,<br />
schuf der Hamburger Bildhauer<br />
Norbert Jäger das Kunstwerk „Begegnung“.<br />
Das Kunstwerk stehe für viele<br />
von Mitgliedern initiierten Aktivitäten, die<br />
im Gemeinschaftsraum „Café Luise“ regelmäßig<br />
stattfänden und unterstreiche<br />
das Engagement vor Ort, sagt Marcus Keller,<br />
Teamleiter Quartiersmanagement. „In<br />
der dreiteiligen Skulpturengruppe findet<br />
eine Begegnung von unterschiedlichen<br />
Aspekten statt, ausgeführt im Elbsandstein<br />
aus der sächsischen Schweiz“, sagt<br />
der Künstler Norbert Jäger.<br />
Drei neue Bauvorhaben in<br />
der Hamburger Hafençity<br />
Hamburg. Nachhaltige Holzbauweise,<br />
Gemeinschafts-Wohnmodelle und Coworking-Spaces:<br />
Im Quartier Baakenhafen<br />
der Hamburger HafenCity versammeln sich<br />
ambitionierte Konzepte, die beispielhaft<br />
für eine nachhaltige und sozial gerechte<br />
Stadt stehen. Am spektakulärsten dürfte<br />
das generationenübergreifende Wohnmodell<br />
sein, das die Archy Nova Projektentwicklung<br />
GmbH in Partnerschaft mit DeepGreen Development<br />
GmbH entwickelt. Das Projekt zeichnet sich durch ein nachhaltiges<br />
Gebäudekonzept aus. Neben Holzbauweise und Minimierung der<br />
verbauten grauen Energie sowie einem umfassenden Stoffflusskonzept<br />
für Wasser und Biomasse ist eine Fassade geplant, die eine<br />
Verkleidung mit karbonisiertem Holz, eine Photovoltaikanlage und<br />
großzügige Fassadenbegrünungen vorsieht. Das Vorhaben folgt<br />
Anzeige<br />
Schon heute alle<br />
Anforderungen der<br />
EED erfüllen!<br />
Mit unserer kaloBLUE-Funktechnologie<br />
sorgen wir dafür, dass Sie für heutige und<br />
zukünftige Anforderungen gerüstet sind.<br />
KALO – Regional und deutschlandweit ganz persönlich<br />
für Sie da!<br />
Sprechen Sie mit uns persönlich! Telefon: 040 – 23 77 50<br />
KALORIMETA GmbH · info@kalo.de · eed.kalo.de<br />
dem sogenannten „we-house“-Konzept bei dem sich im Erd- und<br />
Galeriegeschoss neben einem Restaurant gemeinschaftlich genutzte<br />
Flächen wiederfinden, so Coworking-Spaces, ein Saal, ein<br />
Waschcenter mit Bewohnertreff, ein Gästeappartement, Werkstätten<br />
und Flächen für Yoga, Kinder oder Sauna. Ein Dachgewächshaus<br />
soll die Bewohner und das Restaurant mit selbst angebautem<br />
Obst und Gemüse versorgen.<br />
Folgen Sie uns auf
40 Namen und Nachrichten<br />
41<br />
Anzeigen<br />
Aussage „Ölheizungsverbot<br />
ab 2026“ ist irreführend<br />
Bad Homburg. Die Wettbewerbszentrale<br />
ist gegen Werbeaussagen zu Ölheizungen<br />
vorgegangen. Die pauschale Behauptung<br />
eines Verbots von Ölheizungen ab 2026<br />
sei irreführend, kritisierte die Selbstkontrolleinrichtung<br />
der Wirtschaft in Bad<br />
Homburg. In allen fünf beanstandeten<br />
Fällen sei die Werbung umgestellt worden.<br />
Die Wettbewerbszentrale monierte<br />
vor allem folgende Aussagen: „Heizöl<br />
ist ab 2026 verboten“ oder „Ab 2026 sind Ölheizungen verboten“.<br />
Damit werde suggeriert, dass bis zu diesem Zeitpunkt alle<br />
Ölheizungen ausgetauscht werden müssten. Das sei aber nicht<br />
richtig. Die Rechtslage sei wegen verschiedener Ausnahmen differenzierter.<br />
„Die Verbreitung der unzutreffenden Behauptung,<br />
dass Ölheizungen schon bald verboten seien, kann Verbraucher<br />
dazu verleiten, übereilt nicht sachgerechte Entscheidungen von<br />
erheblicher finanzieller Bedeutung zu treffen“, sagte Britta Bröker<br />
von der Wettbewerbszentrale. Dadurch werde der Wettbewerb<br />
in unzulässiger Weise zu Lasten der Heizölbranche verzerrt. Auch<br />
die Aussage „Verbot für den Einbau von Ölheizungen ab 2026“<br />
wurde beanstandet. (dpa)<br />
Die Gemeinnützige Bauverein Wunstorf eG in Wunstorf ist<br />
eine im Jahr 1947 gegründete Wohnungsgenossenschaft mit<br />
rd. 1.500 Wohneinheiten und rd. 3.000 Mitgliedern. Unter<br />
Beachtung des Förderauftrages werden umfangreiche Serviceleistungen<br />
rund um das Wohnen angeboten. Die Genossenschaft<br />
hat ein Tochterunternehmen: Die Wunstorfer Bauverein<br />
Wohnungsbau GmbH, die weitere Dienstleistungen<br />
u. a. Wohnungseigentums-verwaltung, Immobilienvermarktung<br />
und Garten- und Winterservice anbietet.<br />
Im Zuge einer Neubesetzung suchen wir eine fachlich erfahrene<br />
und menschlich überzeugende Person als<br />
Vorstand/Geschäftsführer (m/w/d).<br />
In Zusammenarbeit mit einer Vorstandskollegin gestalten Sie<br />
die strategische und zukunftsorientierte Ausrichtung der Genossenschaft<br />
sowie der Tochter-GmbH. Gemeinsam obliegt<br />
Ihnen darüber hinaus die Führung der derzeit 45 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Sie repräsentieren die Unternehmen<br />
nach außen, arbeiten vertrauensvoll mit den Gremien und<br />
Vertragspartnern zusammen und setzen sich für die Belange<br />
der Genossenschafts-mitglieder und Kunden ein. Sie führen<br />
in Personalunion als Vorstandsmitglied die Genossenschaft<br />
ebenso wie als Geschäftsführungsmitglied die Tochter-GmbH.<br />
Sie bringen eine mehrjährige Berufs- und Leitungserfahrung<br />
im Zusammenhang mit wohnungs- und immobilienwirtschaftlichen<br />
Themenfelder, vorzugsweise vertiefte Kenntnisse<br />
in Fragestellungen der Bautätigkeit, Bestandsentwicklung<br />
und im Hinblick auf betriebswirtschaftliche Belange mit.<br />
Die Identifikation mit dem Genossenschaftsgedanken, unternehmerisches<br />
Denken und Handeln, Verantwortungsbewusstsein<br />
und Eigeninitiative zeichnen Sie aus. Im Umgang<br />
mit allen beteiligten Akteuren beweisen Sie ein hohes Maß<br />
an Überzeugungskraft, Verhandlungsgeschick, sozialer<br />
Kompetenz, Weitblick sowie Team- und Kommunikationsfähigkeit.<br />
Wir bieten Ihnen eine anspruchsvolle, interessante<br />
und abwechslungsreiche Tätigkeit in einem modernen Wohnungsunternehmen.<br />
Bitte richten Sie Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen<br />
(Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse und möglicher<br />
Eintrittstermin) bis zum 31.12.<strong>2020</strong> mit Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung<br />
online an wb@wbauverein.de oder postalisch an<br />
Wunstorfer Bauverein Wohnungsbau GmbH, Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Frank Wiebking, Lange Straße 79, 31515 Wunstorf.<br />
Frau Kathrin Tietz, Tel.: 05031/ 95 45 20 steht für Ihre<br />
Fragen gern zur Verfügung. Die vertrauliche Behandlung<br />
Ihrer Bewerbung ist für uns selbstverständlich. Die Informationspflicht<br />
gem. Art. 13 Datenschutzgrundverordnung können<br />
Sie auf der Homepage https://www.wbauverein.de/datenschutz<br />
einsehen.<br />
Der SBV zieht positive<br />
Bilanz für das Geschäftsjahr<br />
2019<br />
Flensburg. Der Selbsthilfe-Bauverein eG<br />
(SBV) hat eine positive Bilanz für das abgelaufene<br />
Geschäftsjahr gezogen. Er hat<br />
2019 fast 30 Millionen Euro in Neubauten<br />
investiert und 235 Wohnungen geschaffen,<br />
teilte das Unternehmen mit. Zum Bestand<br />
der Genossenschaft gehören 7 329 Wohnungen<br />
und 96 Gewerbeobjekte (Stand<br />
31.12.2019). „Mit den bereits angeschobenen<br />
Neubauten wird unser Bestand in<br />
den kommenden drei Jahren auf mehr als<br />
7 600 Wohnungen steigen“, sagte SBV-<br />
Vorstand Michael Ebsen. Im Durchschnitt<br />
lag die Nettokaltmiete pro Quadratmeter<br />
in 2019 bei 5,45 Euro. „Und das trotz gestiegener<br />
Bau- und Energiekosten“, sagte<br />
der SBV-Vorstandsvorsitzende Jürgen Möller.<br />
„Von den etwa 300 Wohnungen, die<br />
wir in den kommenden drei Jahren an den<br />
Markt bringen, werden 191 – also etwa 64<br />
Prozent öffentlich gefördert sein.“<br />
GdW warnt vor mehr<br />
Konflikten in Wohnvierteln<br />
Berlin. Die Nachbarschaftskonflikte in belasteten<br />
Wohnvierteln könnten sich aus<br />
Sicht des GdW infolge der Corona-Pandemie<br />
verstärken. Die Krise stelle die soziale<br />
Stabilität von Wohnvierteln auf die Probe,<br />
sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko auf<br />
dem Verbandstag in Berlin. Sie wirke wie<br />
ein Katalysator. „In belasteten Quartieren<br />
drohen sich die sozialen Probleme weiter<br />
zu verschärfen, in wenig belasteten Quartieren<br />
verstärken sich die sozialen Netzwerke<br />
infolge der Ausnahmesituation.“ In<br />
Folge gesellschaftlicher Unterschiede sei<br />
es schon vor der Krise in manchen Wohnquartieren<br />
zu einem Anstieg von Gewalt,<br />
Ruhestörungen und Missachtungen der<br />
Hausordnung gekommen. Hinzu kämen<br />
interkulturelle und Generationenkonflikte.<br />
„Ein ‚Weiter-so-wie-bisher´ kann es im<br />
Hinblick auf belastete Wohnquartiere nicht<br />
geben.“ Sonst seien auch Gewaltausbrüche<br />
möglich. (dpa)
42 Namen und Nachrichten<br />
43<br />
Zuwachs in Geesthacht<br />
Lübeck. Auf die Kisten, fertig, los! Im Dezember<br />
werden die letzten Wohnungen der<br />
Neubauten „Am Haferberg“ übergeben.<br />
Die NEUE LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft<br />
erzielt neben dem neu gewonnenen<br />
Wohnraum durch die Anbindung an<br />
die klimafreundliche Fernwärmeversorgung<br />
eine Reduzierung des CO 2<br />
-Ausstoßes um<br />
bis zu 90 Prozent. Die Genossenschaft hatte<br />
2011 mit der Quartiersaufwertung begonnen<br />
und modernisierte zunächst zwei<br />
Gebäude aus den 1960er Jahren. Durch<br />
die Fassadendämmung und den Einbau<br />
einer modernen Gasheizung wurden gut<br />
60 Prozent Kohlendioxideinsparung erreicht.<br />
Bis 2021 werden insgesamt sechs<br />
weitere Gebäude modernisiert, vier nicht<br />
modernisierungsfähige Gebäude ersetzt<br />
und ein Haus aufgestockt sein. Das Geesthacht-Projekt<br />
sei ein Beispiel der Investitionsphilosophie<br />
der NEUEN LÜBECKER: die<br />
Kombination aus Instandhaltung, Modernisierung<br />
in Verbindung mit einer behutsamen<br />
Aufstockung eines zweigeschossigen<br />
Gebäudes und Ersatzneubauten, sagt<br />
Dr. Uwe Heimbürge, technischer Vorstand<br />
der Wohnungsbaugenossenschaft. „Durch<br />
diese Vorgehensweise konnten wir zusätzliche<br />
Wohnungen gewinnen, ohne weitere<br />
Grünflächen in Anspruch zu nehmen.“ Im<br />
Zuge der jüngeren Modernisierungen und<br />
Neubauten erfolgte auch eine energetische<br />
Umstellung der Heizanlagen von Öl / Gas<br />
auf Fernwärme.<br />
Rundgang durch<br />
Flensburgs Innenstadt<br />
Baustart für „Urbanen Platz“ in<br />
Mümmelmannsberg<br />
Hamburg. Im Zuge des „Masterplan Mümmelmannsberg“ hat die<br />
SAGA die Umsetzung der letzten großen Maßnahme in der Quartiersmitte<br />
gestartet. In den kommenden zwölf Monaten entsteht<br />
hier der „Urbane Platz“ als neue Quartiersmitte. Die Aufwertung<br />
beinhaltet die Schaffung eines Boulevards mit Sitzgelegenheiten<br />
zum Verweilen, eine Bühne und unterschiedliche Spielelemente.<br />
Die Quartiersmitte besteht aus drei Wohntürmen mit rund 260<br />
Wohnungen, einer Gewerbezeile und einem Einkaufszentrum.<br />
Sie ist für die Gesamtentwicklung von Mümmelmannsberg von<br />
zentraler Bedeutung. Nachdem die SAGA die Vollmodernisierung<br />
der Wohntürme abgeschlossen hat, errichtet May & Co. derzeit<br />
ein neues Einkaufszentrum mit einem Vollsortiment sowie Einzelhandel<br />
und Gewerbe. Die Gesamtkosten für Planung und Bau des<br />
„Urbanen Platzes“ liegen bei rund drei Millionen Euro.<br />
Flensburg. Auf Einladung von Oberbürgermeisterin<br />
Simone Lange hat <strong>VNW</strong>-Direktor<br />
Andreas Breitner Flensburg besucht,<br />
um sich ein Bild über die Herausforderungen<br />
des Wohnens in der Innenstadt und der<br />
Nordstadt zu verschaffen. Im Mittelpunkt<br />
stand der Wunsch der Verwaltungschefin,<br />
einen fachkundigen Blick von außen auf<br />
die Situation in Flensburg zu bekommen<br />
und die Situation vor Ort zu erörtern. „Eine<br />
Innenstadt gewinnt an Lebendigkeit, wenn<br />
sie nicht nur vom Einzelhandel dominiert<br />
wird, sondern dort auch gewohnt und damit<br />
gelebt wird“, sagte der <strong>VNW</strong>-Direktor.<br />
„Deshalb ist es notwendig, dass das Land<br />
die Kommunen nicht nur bei der Sanierung<br />
und Modernisierung von Wohngebäuden,<br />
sondern auch beim Neubau fördert. Am<br />
besten dafür geeignet ist die Förderung für<br />
den Stadtumbau. Bislang gibt es nur für<br />
die Modernisierung einen Baukostenzuschuss,<br />
den der Investor nicht zurückzahlen<br />
muss. Ich fände es gut, wenn dieser<br />
Zuschuss des Landes auch für den Neubau<br />
von Wohnungen in Innenstadtlagen zur<br />
Verfügung gestellt würde.“
44 <strong>VNW</strong><br />
MyVallox<br />
Die smarte Art der Lüftung.<br />
Impressum 5_<strong>2020</strong><br />
Andreas Breitner<br />
Verbandsdirektor<br />
040 520 11- 215 | E-Mail: breitner@vnw.de<br />
WP/StB Gerhard Viemann<br />
Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 520 11- 240 | E-Mail: viemann@vnw.de<br />
WP/StB/RA Jürgen Wendlandt<br />
Stellv. Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 520 11- 275 | E-Mail: wendlandt@vnw.de<br />
Andreas Daferner<br />
Bildung<br />
040 520 11- 218 | E-Mail: daferner@vnw.de<br />
Dr. Peter Hitpaß<br />
Wohnungswirtschaft, Betriebskosten- und<br />
Medienrecht<br />
0385 489 37 - 503 | E-Mail: hitpass@vnw.de<br />
Christoph Kostka<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Schleswig-Holstein<br />
040 520 11- 225 | E-Mail: kostka@vnw.de<br />
HERAUSGEBER<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />
RA Dr. Kai Mediger<br />
Recht, Genossenschaften und Quartiersentwicklung<br />
040 520 11- 238 | E-Mail: Mediger@vnw.de<br />
Nicola Olivier<br />
Datenschutz<br />
040 520 11 221 | Mail: olivier@vnw.de<br />
Petra Memmler<br />
Geschäftsführung <strong>VNW</strong> Landesverband Hamburg<br />
Technik und Energie<br />
040 520 11- 230 | E-Mail: memmler@vnw.de<br />
Andreas Thal<br />
Stellvertreter des Verbandsdirektors und Verwaltung<br />
040 520 11- 204 | E-Mail: thal@vnw.de<br />
REDAKTION<br />
Oliver Schirg<br />
Verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />
040 520 11- 226 | E-Mail: schirg@vnw.de<br />
ANZEIGEN<br />
Silke Winkler<br />
040 520 11- 231<br />
GESTALTUNG<br />
hungerundkoch.com<br />
0511 51 99 46 - 00<br />
Seit 2018 bilden marktführende Großhandelsgruppen aus dem Bereich der Gebäudetechnik<br />
ein bundesweites neues Netzwerk – „NFG“, das Netzwerk für Gebäudetechnik.<br />
Sie bündeln Ihre Kompetenzen und Leistungen für die spezielle Beratung von Architekten,<br />
Planern und Entscheidern in der Bau- und Wohnungswirtschaft.<br />
NFG schafft zusätzliche Synergien und ermöglicht gebietsübergreifend eine abgestimmte<br />
bedarfsspezifische Unterstützung in allen Bereichen der Gebäudetechnik.<br />
NFG unterstützt Sie mit modernen Technologien und innovativen Komplettsystemen.<br />
NFG-GRUPPE.DE<br />
info@nfg-gruppe.de<br />
IM AUFTRAG VON<br />
Die zentralen Lüftungsgeräte mit Wärme rück ge winnung von<br />
Vallox sorgen immer für ein ausgewogenes und gesundes<br />
Wohn raumklima. Die modernen und hocheffizienten Wandund<br />
Decken geräte der Professional Line erzielen dabei<br />
je nach Größe Luftleistungen von 50 bis 850 m³/h. Noch<br />
mehr Komfort bei der Bedienbarkeit bringt die Fernsteuerung<br />
des Lüftungssystems. MyVallox Control bietet Ihnen<br />
vertraute, intuitiv nutzbare Steuerungsmöglichkeiten für Ihre<br />
smarte Vallox-Lüftungsanlage. Sind Lüftungs- und Endgerät<br />
(z. B. Smartphone) mit dem Heimnetzwerk verbunden, ist<br />
eine kabellose Nutzung möglich. Die LAN- Schnittstelle ist<br />
serienmäßig Teil des Systems. Und mit der Regis trierung in<br />
der MyVallox Cloud lassen sich sämtliche Gerätefunktionen<br />
überall auf der Welt nutzen.<br />
vallox.de<br />
Steffen Laser<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />
0385 489 37 - 501 | E-Mail: laser@vnw.de<br />
DRUCK<br />
QUBUS media GmbH<br />
Utermöhlestraße 9 | 31135 Hildesheim<br />
Mehr Informationen über den <strong>VNW</strong> finden Sie im Internet unter www.vnw.de<br />
Bildnachweise<br />
Titel: EIGA Design/Kaja Merle/www.kajamerle.com (Grafik); S. 1: EIGA Design/Kaja Merle/www.kajamerle.com (Grafik); S. 2: Jale Saki/AdobeStock;<br />
S. 4: SoulPicture Kiel, Lichthof Fotostudio Neubrandenburg, Wohnungsunternehmen Fiefstücken GmbH, Teterower Wohnungsgesellschaft mbH, Bertold<br />
Fabricius, meravis; S. 5: 0lympia Sprenger, Achenbach/GeWoGe, Bertold Fabricius (2), SBV, bgm, Steven Haberland; S. 6: Wohnungsgenossenschaft<br />
Rostock-Süd eG, Reimo Schaaf, Bertold Fabricius, Cornelius Braun, 360/ADLERSHORST Baugenossenschaft eG, AD-Creatio; S. 8: EIGA Design/Kaja<br />
Merle/www.kajamerle.com (Grafik), www.willing-holtz.de (2), S. 9: EIGA Design/Kaja Merle/www.kajamerle.com (Grafiken); S. 10: EIGA Design/Kaja<br />
Merle/www.kajamerle.com (Grafiken); S. 11: EIGA Design/Kaja Merle/www.kajamerle.com (Grafiken), Christoph Kommunikation; S. 12: Wankendorfer<br />
Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG, privat; S. 13: privat; S. 14: Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG; S. 16: <strong>VNW</strong>;<br />
S. 17: <strong>VNW</strong> (2); S. 18: ppp architekten+stadtplaner gmbh (Grafik), Lübecker Bauverein; S. 19: Lübecker Bauverein eG, Malzahn/Lübecker Bauverein eG;<br />
S. 20/21: <strong>VNW</strong>, Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG; S. 22: <strong>VNW</strong> (2); S. 23: <strong>VNW</strong>; S. 24: Axel Born; S. 25: IB.SH Investitionsbank Schleswig-Holstein;<br />
S. 26/27: Bertold Fabricius; S. 28: Bertold Fabricius (3); S. 29: Bertold Fabricius; S. 30: HANSA Baugenossenschaft eG; S. 31: immo-portal-services<br />
GmbH; S. 32: Cifotart/AdobeStock (Grafik); S. 33: Soulpicture Kiel, AktivBo; S. 34: Wolfgang Jargstorff/AdobeStock; S. 36: Jens Büttner/dpa-Zentralbild,<br />
SAGA-Unternehmensgruppe; S. 37: RioPatuca Images/AdobeStock, Carlos Manuel Maio Alves/<strong>VNW</strong>; S. 38: Marcus Dewanger/SBV, Lübecker Bauverein<br />
eG; S. 39: EbleMesserschmidtPartner; S. 40: Tobias Arhelger/AdobeStock, Bertold Fabricius; S. 42: WES Landschaftsarchitekten; S. 43: NEUE LÜBECKER<br />
Norddeutsche Baugenossenschaft eG, <strong>VNW</strong>; S.46: AdobeStock_fotoak80; S.47: Bertold Fabricius; Seite 48: AdobeStock_fizkes; S.49: Haufe;<br />
S. 50: Alena Toscano / BACHLER. Neue Werbung; S. 51: Hunger & Koch; S. 53: Volksheimstätte e.G.; S.54: STÄWOG; S.56: Berthold Fabricius;<br />
S. 58: AdobeStock_Fineas; Unten: Berthold Fabricius; S. 60: AdobeStock_lovelyday12; S. 64: AdobeStock_Benedikt; S.65: Matthias Bert; S.66: KALO;<br />
S.70: Reiner_Freese; S. 72: AdobeStock_ MaxSafaniuk; S. 74: AdobeStock_JackF<br />
Heizen mit System.<br />
Darauf können Sie vertrauen.<br />
Wer in Heiztechnik investiert, erwartet die perfekte Lösung.<br />
Passgenau, wirtschaftlich effektiv. Zudem ökologisch sinnvoll,<br />
zukunftssicher und inklusive bestem Service. Mit Ihrer<br />
Entscheidung für BRÖTJE liegen Sie richtig. Ganz gleich, ob<br />
fortschrittliche Öl- oder Gas-Brennwerttechnik, nachhaltige<br />
Solarkollektoren mit Speicher oder ressourcenschonende<br />
Wärmepumpen. Auf BRÖTJE können Sie vertrauen. Wir liefern<br />
seit über 90 Jahren perfekt abgestimmte Heiztechnik mit<br />
System. Für Wärmekomfort, wie Sie sich ihn für Ihr Zuhause<br />
wünschen.<br />
broetje.de
46 Recht 47<br />
Präsenzveranstaltung oder<br />
Umlaufverfahren?<br />
Die Beschlussfassung bei Genossenschaften im Umlaufverfahren nach<br />
dem Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-,<br />
Insolvenz- und Strafverfahrensrecht.<br />
Hamburg. Viele Genossenschaften haben zu Beginn der Corona-<br />
Pandemie ihre Mitgliederversammlungen in den Herbst <strong>2020</strong> verschoben.<br />
Das geschah in der Hoffnung, dass die Infektionszahlen<br />
im Verlaufe des Sommers sinken und eine Mitgliederversammlung<br />
im Herbst eher durchführbar sein würde.<br />
Leider stiegen die Infektionszahlen in den September- und<br />
Oktoberwochen rasant an, so dass die Bundesregierung für den<br />
November einen "Lockdown light" verordnete. Zum Zeitpunkt<br />
der Erstellung dieses Textes ist die Entwicklung in der näheren<br />
Zukunft nicht absehbar. Experten befürchten allerdings, dass die<br />
Einschränkungen noch einige Monate andauern werden.<br />
Aus dem Grund trafen mehrere Genossenschaften die Entscheidung,<br />
ihre Mitgliederversammlung – trotz einer rechtlich<br />
noch möglichen Durchführbarkeit – abzusagen. Es stellt sich die<br />
Frage, inwiefern die für die geplante Versammlung angedachten<br />
Beschlussfassungen anderweitig, namentlich im sogenannten<br />
schriftlichen Umlaufverfahren, nachgeholt werden können.<br />
Gesetzgeber macht keine Vorgaben<br />
Das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie<br />
eröffnet hierzu in § 3 Abs. 1 eine gesetzliche Möglichkeit,<br />
Beschlussfassungen schriftlich oder elektronisch durchzuführen,<br />
selbst wenn das – wie bei den meisten Genossenschaften – in der<br />
Satzung nicht vorgesehen ist. Der Gesetzgeber hat im Gesetz zur<br />
Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie allerdings keine<br />
Vorgaben zum Verfahrensablauf des Umlaufbeschlusses getroffen.<br />
Es liegt in der Natur der Sache eines Umlaufverfahrens, dass die<br />
Mitgliederrechte bei der Durchführung eines Umlaufverfahrens<br />
nicht in gleichem Maße gewahrt werden wie bei Durchführung<br />
einer Präsenzversammlung vor Ort. Denn anders als bei der Durchführung<br />
einer Versammlung hat der betroffene Vertreter bzw. das<br />
Genossenschaftsmitglied nicht die Möglichkeit wie in einer Versammlung,<br />
aufzustehen und sich zu äußern bzw. zu diskutieren.<br />
Mindestmaß zur Wahrung von Mitgliederrechten ist<br />
einzuhalten<br />
Allerdings muss der Einladende darauf achten, dass auch bei<br />
einem Umlaufbeschluss zur Wahrung der Mitgliederrechte ein<br />
Mindestmaß an Regeln eingehalten wird. Es droht sonst die Anfechtbarkeit<br />
des jeweiligen Beschlusses. Auch ist zu beachten,<br />
dass eine schriftliche Beschlussfassung sich für bestimmte Arten<br />
von Beschlussfassungen eher eignet als für andere Arten von Beschlussfassungen.<br />
Die Wahlen zum Vorstand oder Aufsichtsrat erscheinen zum<br />
Beispiel insbesondere dann, wenn die Satzung noch jeweilige<br />
Besonderheiten / Einschränkungen betreffend die Wahlvorgänge<br />
vorgibt, für eine schriftliche Beschlussfassung im Umlaufverfahren<br />
aufgrund des entstehenden verwaltungsorganisatorischen<br />
Aufwandes eher weniger geeignet.<br />
Zudem bleiben ein Vorstandsmitglied oder ein Aufsichtsratsmitglied<br />
gemäß § 3 Abs. 5 des Gesetzes zur Abmilderung der<br />
Folgen der COVID-19-Pandemie ohnehin auch nach Ablauf der<br />
Amtszeit bis zur Bestellung eines Nachfolgers im Amt, so dass für<br />
die Durchführung von Wahlen im schriftlichen Umlaufverfahren<br />
eigentlich kein Bedarf besteht.<br />
Anzeige<br />
GdW veröffentlichte Anleitung<br />
Der GdW hat in seinen FAQ auf S. 83 ff. eine hilfreiche „Kochanleitung“<br />
zur Durchführung eines schriftlichen Umlaufverfahrens<br />
entwickelt. Wenn Genossenschaften das schriftliche Umlaufverfahren<br />
nutzen wollen, steht Ihnen der Unterzeichner für Rückfragen<br />
zur Verfügung. Das stellt keine Empfehlung dar, anstatt<br />
einer Präsenzversammlung auf das schriftliche Umlaufverfahren<br />
auszuweichen.<br />
Aufgrund der rechtlichen Unwägbarkeiten und des teilweise<br />
hohen verwaltungsorganisatorischen Aufwands bei einem schriftlichen<br />
Umlaufverfahren sollten der Nutzen und die Risiken gegenüber<br />
der Durchführung einer – zurzeit noch rechtlich zulässigen<br />
– VeS. 47:rsammlung genau abgewogen werden. Wenn Sie sich<br />
aber für ein schriftliches Umlaufverfahren entscheiden, stehen wir<br />
Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. h<br />
DR. KAI MEDIGER<br />
Rechtsanwalt und Kaufmann<br />
der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft<br />
mit den Fachthemen<br />
Genossenschaften,<br />
Datenschutz, Quartiersentwicklung,<br />
Betriebskostenrecht und<br />
Wohnungseigentumsrecht<br />
Energieeffizienz<br />
ist unsere<br />
leichteste Übung<br />
Machen Sie mit und<br />
trennen Sie beim Neubau<br />
oder bei der Renovierung<br />
die Warmwasserversorgung<br />
von der Heizung !<br />
Der innovative E-Durchlauferhitzer<br />
DSX Touch bietet<br />
Ihnen jederzeit exakte Warmwassertemperaturen<br />
bei<br />
geringem Energie- und<br />
Wasserverbrauch. Das Gerät<br />
wird direkt am Touchdisplay<br />
oder per Tablet, Smartphone<br />
oder Sprachsteuerung<br />
bedient. Alle Infos > clage.de<br />
CLAGE_vdw-magazin-<strong>2020</strong>_182x128-V2.indd 1 20.02.20 14:17
48 Virtueller Raum<br />
49<br />
Meetings und Abstimmungen<br />
ziehen wegen Corona in den<br />
virtuellen Raum<br />
In den Zeiten von Corona sind Teambesprechungen oder Vorstandssitzungen im Internet<br />
eine gute Alternative. Die Technik bietet Wohnungsunternehmen und Immobilienverwaltern<br />
auch die Möglichkeit, Eigentümer, Mitglieder und Vertreter online zu versammeln.<br />
Wichtige Termine in Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften<br />
stehen in diesen Tagen unter neuen Vorzeichen. Wie<br />
sollen Vorstand und Aufsichtsrat ihre Sitzungen abhalten? Sollen<br />
die Mitglieder- und Vertreterversammlungen verschoben werden<br />
oder versucht man den Weg über das Internet? Mit dem "Gesetz<br />
zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz-<br />
und Strafverfahrensrecht" hat der Gesetzgeber nämlich<br />
für Vereinfachungen gesorgt.[1] Demnach können Vorstand und<br />
Aufsichtsrat für eine begrenzte Zeit virtuelle Sitzungen auch ohne<br />
Grundlage in der Satzung oder Geschäftsordnung durchführen,<br />
im Umlaufverfahren oder als Telefon- oder Videokonferenz. Analog<br />
wurde die Möglichkeit für virtuelle Versammlungen geschaffen.<br />
Beschlüsse der Mitglieder können schriftlich oder elektronisch<br />
gefasst werden.<br />
Was heute die Teilnehmer schützt,<br />
spart morgen Aufwände<br />
Nicht nur in Zeiten von Corona haben Besprechungen im Web<br />
Vorteile. Anfahrtswege entfallen, ebenso Kosten für den Veranstaltungsort.<br />
Termine lassen sich auch dann kurzfristig anberaumen,<br />
wenn die Teilnehmer verstreut oder unterwegs sind – ein Vorteil,<br />
den ich auf Geschäftsreisen sehr schätze. Doch wie lässt sich ein<br />
dezentrales Meeting effizient gestalten? Durch die kollektive Verlagerung<br />
der Arbeit ins Homeoffice sammeln die Unternehmen aktuell<br />
Erfahrungen, die auch für virtuelle Treffen und Versammlungen<br />
mit Stakeholdern wertvoll sein können.<br />
Zum einen können jetzt verschiedene Technologien getestet werden.<br />
Die Tools für Video- und Telefonkonferenzen, ob Webex, Go-<br />
ToMeeting oder Microsoft Teams, sind webbasiert und werden als<br />
Software-as-a-Service angeboten. Somit sind sie monatlich kündbar.<br />
Sie bieten inzwischen auch viele Collaboration-Funktionen. Für<br />
externe Teilnehmer ist die Technik weder aufwändig noch kompliziert:<br />
Benötigt werden ein PC oder Tablet – zur Not tut es sogar das<br />
Smartphone–, eine stabile Internetverbindung sowie die Einladung<br />
mit Link zum Meeting und Einwahl-Code. Ein Testlauf vorab ist immer<br />
empfehlenswert. Ein Headset ist praktisch und komfortabel,<br />
aber nicht zwingend nötig.<br />
Zum anderen wird das Konferieren im Internet nun eingeübt. Denn<br />
nicht in allen Unternehmen war es bislang selbstverständlich, wichtige<br />
Besprechungen online durchzuführen. Grundsätzlich bedarf es<br />
mehr verbaler Führung als im Präsenzmeeting, da die Raumorientierung<br />
fehlt und Augenkontakt nur eingeschränkt möglich ist. Das<br />
muss etwa bei der Anmoderation von Beiträgen bedacht werden.<br />
Dass sich alle Teilnehmer per Video sehen, ist weniger wichtig als<br />
eine gute Tonqualität. Ein besonderes Augenmerk sollte auf der<br />
visuellen Darstellung bzw. beziehungsweise Unterstützung der besprochenen<br />
Inhalte liegen. Dazu wird der Bildschirm geteilt, auf<br />
dem sich dann alles von der Präsentation bis zur Beschlussvorlage<br />
zeigen und live bearbeiten lässt.<br />
Von der Telefonkonferenz zur virtuellen Versammlung<br />
Moderne Webmeetings gehen noch weiter. Eine mögliche Technik<br />
habe ich für die virtuelle Eigentümerversammlung bereits vorgestellt.<br />
Für andere Versammlungen mit Beschlussfassung lässt sie<br />
sich problemlos adaptieren. Der Vorteil: Nicht nur Interaktionen,<br />
sondern auch der situative Rahmen wird in die Virtualität übertragen.<br />
Veranstalter und Teilnehmer agieren über Avatare in einem individuell<br />
simulierten Veranstaltungsraum. Man kann sich per Handzeichen<br />
melden, ein Whiteboard für gemeinsame Notizen oder<br />
Vereinbarungen nutzen, geheime oder öffentliche Abstimmungen<br />
abhalten und vieles mehr.<br />
Wie praktikabel der digitale Weg für größere Veranstaltungen ist,<br />
muss in der Praxis ausgelotet werden. Wird ähnlich wie bei Webinaren<br />
vor allem präsentiert und zum Schluss noch eine Fragerunde<br />
abgehalten – die Teilnehmer stellen die Fragen per Chat, der Vortragende<br />
beantwortet sie live –, sind Online-Versammlungen auch<br />
bei größerer Teilnehmerzahl gut zu handhaben. Auch Abstimmungen<br />
sind hier kein Problem. Je häufiger und stärker die Eigentümer<br />
oder Mitglieder allerdings involviert sind – durch Wortbeiträge, Diskussionen,<br />
Ad-hoc-Abstimmungen –, umso kleiner sollte der Kreis<br />
gehalten sein.<br />
Moderne Eigentümerversammlungen nach neuem<br />
WEG-Recht<br />
Zum 1.12.<strong>2020</strong> tritt das Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz<br />
(WEMoG) in Kraft. Zahlreiche Bereiche werden darin<br />
grundlegend neu gestaltet, u.a. auch die Teilnahme an Eigentümerversammlungen<br />
in elektronischer Form. So können die Wohnungseigentümer<br />
beschließen, dass Wohnungseigentümer auch<br />
in elektronischer Form an Eigentümerversammlungen teilnehmen<br />
können. Unter Berücksichtigung, dass es dazu eines Beschlusses<br />
bedarf und dass die Möglichkeit der Präsenzteilnahme unverändert<br />
fortbesteht. Weitere Vorgaben hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung<br />
der elektronischen Form sieht das Gesetz nicht vor. Für<br />
die Teilnahme an Online-Versammlungen muss der Verwalter den<br />
Rahmen schaffen.<br />
Ausgenommen sind jedoch rein virtuelle Eigentümerversammlungen<br />
oder solche in Form einer Telefonkonferenz. Denn laut Gesetz<br />
muss den Wohnungseigentümern die Möglichkeit gegeben werden,<br />
persönlich an der Eigentümerversammlung teilzunehmen.<br />
Dass der Bedarf an virtuellen Meetings und Versammlungen steigt,<br />
ist angesichts der weiterhin schlechten Aussichten für Präsenzveranstaltungen<br />
durchaus zu erwarten.<br />
SUSANNE VIEKER<br />
Susanne Vieker ist Mitglied<br />
der Geschäftsleitung und Prokuristin<br />
der Haufe-Lexware<br />
Real Estate AG mit Sitz in Bielefeld.<br />
Sie verantwortet neben<br />
dem Business Development<br />
die gesamte Softwareentwicklung<br />
und den Produktsupport.<br />
Susanne Vieker schreibt über<br />
neue Technologien, praktische<br />
Lösungsansätze und IT-Sicherheit<br />
in der Immobilienbranche.<br />
[1]_[Artikel 2: Gesetz über Maßnahmen im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins-,<br />
Stiftungs- und Wohnungseigentumsrecht zur Bekämpfung der Auswirkungen<br />
der COVID-19-Pandemie (COVID-19-Pandemie-Gesetz-Art.-2); in Kraft getreten am<br />
28.3.<strong>2020</strong>.
50 Arbeitgeberkampagne 51<br />
Gib Deiner Berufung ein Zuhause<br />
Seit einigen Tagen läuft die neue Arbeitgeberkampagne<br />
der Wohnungswirtschaft.<br />
Von PD Dr. Matthias Zabel<br />
Berlin. Viele Wohnungsunternehmen suchen händeringend<br />
nach qualifizierten Mitarbeitern. Die seit einigen Tagen laufende<br />
erste bundesweite Arbeitgeberkampagne der Wohnungswirtschaft<br />
will da Abhilfe schaffen und bewirbt die Branche als attraktiven<br />
Arbeitgeber.<br />
Studien wie die „Marktstudie Aus-, Fort- und Weiterbildung“<br />
des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
machen deutlich, dass der Bedarf an qualifizierten<br />
Mitarbeitern innerhalb der Wohnungswirtschaft kontinuierlich<br />
wächst – und zwar berufsübergreifend.<br />
Der EBZ-Studie zufolge antworteten im vergangenen Jahr auf<br />
die Frage „Ist es für Sie bzw. Ihr Unternehmen bislang schwierig,<br />
qualifizierte Mitarbeiter/Innen zu finden?“ 61,5 Prozent mit „Ja“.<br />
Im Jahr 2017 waren es 54,9 Prozent und im Jahr 2015 45,5 Prozent.<br />
Probleme, qualifiziertes Personal zu finden, gibt es der Studie<br />
zufolge vor allem in den Bereichen Technik, kaufmännische<br />
Sachbearbeitung, Eigentumsverwaltung und Finanzierung / Rechnungswesen.<br />
Ausgeschriebene Stellen bleiben länger unbesetzt<br />
Auch die Vakanzzeit ausgeschriebener Stellen hat sich einer Statistik<br />
der Bundesagentur für Arbeit zufolge im Verlauf der vergangenen<br />
Jahre erhöht – von 57 Tagen im Jahr 2010 auf 118 Tage<br />
im Jahr 2019.<br />
Es ist also höchste Zeit für eine Arbeitgeberkampagne mit<br />
dem Ziel, die Branche Wohnungswirtschaft als attraktiven Arbeitgeber<br />
zu bewerben. Ganz ähnlich wie bei der Ausbildungskampagne<br />
werden einzelne Berufe und Berufsbilder genutzt, um die<br />
Vorteile der Branche insgesamt herauszustellen und deren Image<br />
zu schärfen.<br />
Die Kampagne kommuniziert die<br />
Sinnhaftigkeit einer Arbeit in der<br />
Wohnungswirtschaft und verdeutlicht,<br />
dass man hier (auch) sein berufliches<br />
Zuhause finden kann.<br />
Webseite mit bundesweiter Stellenbörse<br />
Für maximale Aufmerksamkeit auf bundesweiter Ebene sorgt das<br />
360°-Konzept der Kampagne. Dreh- und Angelpunkt wird die<br />
Website „arbeiten-in-der-wohnungswirtschaft.de“ sein, auf der<br />
eine bundesweite Stellenbörse Unternehmen der Wohnungswirtschaft<br />
und Bewerber zusammenbringen soll.<br />
Dort können Unternehmen ihre Stellenanzeigen inserieren und<br />
Bewerber sich mit ihrem Profil registrieren. Perspektivisch sollen<br />
weitere Maßnahmen entwickelt werden, um die Chancen für ein<br />
perfektes Match von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu erhöhen.<br />
Da die Zielgruppe mit Blick auf Alter, Bildungsstand und Informationsverhalten<br />
sehr heterogen ist, werden neben digitalen<br />
Werbemitteln Plakate, Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />
Bauzaunbanner, Anzeigen in Zeitschriften und weitere analoge<br />
Formate eine Rolle spielen.<br />
Dabei wird die Kampagne so aufgebaut sein, dass die Werbemittel<br />
von einzelnen Unternehmen, mehreren Unternehmen zusammen,<br />
regionalen Arbeitsgemeinschaften oder beispielsweise auch<br />
von Regionalverbänden individualisiert genutzt werden können.
52 Arbeitgeberkampagne 53<br />
Interviews mit<br />
Uta Meckert, Sieghard Lückehe, Heike Klankwarth und Thorsten May<br />
„Wir sind attraktive Arbeitgeber“<br />
HEIKE KLANKWARTH<br />
Vorstandsvorsitzende<br />
THORSTEN MAY<br />
Vorstand<br />
Volksheimstätte eG Wohnungsbaugenossenschaft,<br />
Göttingen<br />
Die Wohnungswirtschaft bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben. Sie beschäftigt<br />
Kaufleute, IT-Experten, Ingenieure, Handwerker, Sozialarbeiter. Zum Teil wird der berufliche<br />
Nachwuchs selbst ausgebildet. Aber auch für erfahrene Fachkräfte sind die Wohnungsunternehmen<br />
ein attraktiver Arbeitgeber. Über die beruflichen Perspektiven in der<br />
Branche, die Situation bei der Auswahl neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie<br />
die Erwartungen, die mit der neuen Arbeitgeberkampagne des GdW verknüpft sind, hat<br />
das magazin mit Vorständen und Geschäftsführern gesprochen.<br />
magazin: Der Fachkräftemangel wird hinlänglich beklagt. Welche<br />
Erfahrungen haben Sie in Ihrem Unternehmen gemacht?<br />
Der Fachkräftemangel ist auch an unserer Genossenschaft nicht<br />
spurlos vorbeigegangen. Vor fünf Jahren erreichten uns auf eine<br />
Stellenausschreibung noch 60 bis 70 Bewerbungen, heute sind wir<br />
froh, wenn 20 Bewerbungen eingehen.<br />
magazin: Können Sie das bitte an einem oder zwei Beispielen verdeutlichen?<br />
2011 wurde eine Stelle in unserer technischen Abteilung ausgeschrieben.<br />
Ergebnis: weit über 70 Bewerbungen. 2018 die gleiche<br />
Ausschreibung. Ergebnis: unter 20 Bewerbungen. Wir konnten die<br />
Stelle trotzdem mit einem sehr qualifizierten Mitarbeiter besetzen,<br />
ein Glücksfall. Der Markt ist leergefegt.<br />
magazin: Welche Strategien haben Sie entwickelt, um bei der Personalsuche<br />
möglichst erfolgreich zu sein?<br />
Wir setzen auf Ausbildung, Empfehlungen, Personalentwicklung,<br />
Image und Schulen.<br />
Ausbildung: Die frühzeitige Aussicht auf eine Übernahme nach<br />
der Ausbildung schafft Klarheit und ist zugleich Ansporn für gute<br />
Leistungen. Wir versuchen den eigenen Nachwuchs zu halten, sollte<br />
aber der Wunsch nach einem Unternehmens- oder Ortswechsel<br />
da sein, stehen wir dem nicht im Weg. Im Gegenteil: Raus aus dem<br />
Nest, flügge werden und dann wieder zurück in die Genossenschaft,<br />
ist für manchen jungen Menschen eine tolle Chance. Gerade<br />
dann, wenn eine Familie gegründet wird, wächst die Nachfrage<br />
nach einem sicheren, modernen Arbeitsplatz. Das bieten wir und<br />
das gute Betriebsklima ist ja bereits bekannt.<br />
Empfehlungen: Diese sind nahezu unschlagbar, wenn sie von den<br />
eigenen Mitarbeitern ausgesprochen werden. Durch ein Vorsorgepaket<br />
aus betrieblicher Altersvorsorge, zusätzlicher Krankenversicherung<br />
und betrieblichem Gesundheitsmanagement – „Motto:<br />
Obst statt Kekse!“, ist unser Team motiviert, die Zufriedenheit<br />
bleibt hoch und die Leistungen nehmen auch bei Zusatzbelastungen<br />
nicht ab, im Gegenteil – der Zusammenhalt im Team steigt<br />
weiter. Und gerade dieser Teamspirit hilft hin und wieder auch bei<br />
der Jobsuche. “Komm‘ doch zu uns!“ hört man, wenn sich unsere<br />
Mitarbeiter mit Angestellten unserer Dienstleister unterhalten. Das<br />
eine oder andere Mal waren wir so bereits erfolgreich.<br />
Personalentwicklung: Wer sich bei uns konstant in Weiterbildungen<br />
engagiert, kann in unserem Team eine Fachkarriere starten.<br />
Klar: Die Hierarchie bei uns ist fix. Ein Aufstieg vom Azubi zum<br />
Vorstand ist sehr selten, aber möglich, wie man auch in unserer<br />
Genossenschaft erleben kann. Wir entwickeln unsere Mitarbeiter<br />
durch regelmäßige Mitarbeitergespräche und bauen sie zu Spezialisten<br />
in bestimmten Fachgebieten auf.<br />
Image: Wir feilen akribisch an unserer Marke als zuverlässiger,<br />
moderner Immobiliendienstleister in Göttingen. Und dazu gehören<br />
bestens ausgebildete und qualifizierte Immobilienfachleute,<br />
Handwerker, Techniker und Sachbearbeiter.<br />
Schulen: Wir planen verstärkt den Kontakt zu den Schulen zu<br />
suchen, um direkt an der Basis für unseren Ausbildungsberuf zu<br />
werben, Überzeugungsarbeit zu leisten.<br />
magazin: Welche Erwartungen knüpfen Sie in dem Zusammenhang<br />
an die GdW-Kampagne zur Arbeitgeberattraktivität, die jetzt anläuft?<br />
Wir finden es gut, dass auf Verbandsebene mehr für das Image<br />
unseres Berufsstandes getan wird. Die Kampagne ist ganz klar ein<br />
Schritt in die richtige Richtung. Doch dieser Schritt sollte auch in<br />
die Regionen verlängert werden. Wie wären regionale Kampagnen<br />
für Städte und Landkreise?<br />
magazin: Wer sich bei Ihnen auf eine freie Stelle bewirbt, hat bestimmte<br />
Vorstellungen etwa zum beruflichen Alltag oder zur konkreten<br />
Aufgabenstellung. Was gibt Ihrer Ansicht nach letztlich den<br />
Ausschlag, wenn sich eine Bewerberin oder ein Bewerber für Ihr<br />
Unternehmen entschließt?<br />
Die Sicherheit eines krisenfesten Arbeitsplatzes, unser kompaktes<br />
Vorsorgepaket, die Besonderheit des Genossenschaftsprinzips, die<br />
Chance einer Fachkarriere und geregelte Arbeitszeiten.<br />
magazin: Verschiebt sich da etwas im Koordinatensystem – immerhin<br />
wird vielfach berichtet, gerade jüngere Leute achten sehr auf<br />
eine „sinnstiftende Tätigkeit“?<br />
Ja, tatsächlich diese Verschiebung ist spürbar. Jüngere Menschen<br />
haben nicht mehr den absoluten Fokus auf Karriere. Da könnten<br />
wir sowieso alleine aufgrund unserer Struktur nicht mithalten.<br />
Jüngere Menschen wollen sich in einem Beruf entfalten, der Sinn<br />
macht. Und welcher Berufszweig wäre da besser geeignet als die<br />
Wohnungswirtschaft? Hinzu kommt der Aspekt vom Gleichgewicht<br />
„Arbeit zu Freizeit“: geregelte Arbeitszeiten, wenig Überstunden,<br />
die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, später Familie<br />
und Beruf unter einen Hut zu bringen. Wir stecken mittendrin<br />
im Bewerbermarkt. Die Arbeitgeber – unsere Genossenschaft eingeschlossen<br />
– müssen ideenreich und flexibel reagieren. Nine-to-<br />
Five-Jobs haben keine Chance mehr.<br />
magazin: Danke für das Gespräch.<br />
f
54 Interview<br />
Anzeigen<br />
55<br />
SIEGHARD LÜCKEHE<br />
Geschäftsführer<br />
STÄWOG<br />
Bremerhaven<br />
magazin: Der Fachkräftemangel wird hinlänglich beklagt. Welche<br />
Erfahrungen haben Sie in Ihrem Unternehmen gemacht?<br />
Sieghard Lückehe: Bislang haben wir noch keine schlechten Erfahrungen<br />
gemacht. Wir konnten bisher alle Stellen immer gut<br />
besetzen. Gerade im kaufmännischen Bereich, wo wir selbst jedes<br />
Jahr zwei Immobilienkaufleute ausbilden, haben wir keine Nachwuchssorgen.<br />
Im technischen Bereich sieht das etwas anders aus.<br />
magazin: Welche Strategien haben Sie entwickelt, um bei der<br />
Personalsuche möglichst erfolgreich zu sein?<br />
PARTNERSCHAFTLICH. FLEXIBEL. NAH. IHR SPEZIALIST<br />
FÜR DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT.<br />
Die DZ HYP ist ein nachhaltig agierender Partner für die deutsche Wohnungswirtschaft. Genossenschaftlichen,<br />
kommunalen, kirchlichen und weiteren Wohnungsunternehmen bieten wir individuelle Finanzierungslösungen<br />
mit langfristigen Zinsbindungen. Wir stehen Ihnen bei allen Neubau-, Modernisierungs- und<br />
Sanierungsvorhaben zur Seite - schnell, individuell und verantwortungsvoll. Profitieren Sie von unserem<br />
umfassenden Leistungsspektrum als ganzheitlich aufgestellter Immobilienspezialist.<br />
Ihre Regionaldirektoren:<br />
Ingo Krabbe » Tel. +49 171 8330552 » ingo.krabbe@dzhyp.de<br />
Nils Tigler » Tel. +49 151 42621369 » nils.tigler@dzhyp.de<br />
dzhyp.de<br />
Lückehe: Dieses Jahr haben wir das erste Mal unsere Pop-up-Store-<br />
Kampagne „Springflut Bremerhaven“ zur Azubisuche genutzt und<br />
einen eigenen Pop-up-Store mit unseren Azubis auf die Beine gestellt,<br />
um jungen Schulabgängern die Ausbildung als Immobilienkaufmann<br />
/-frau bei der STÄWOG vorzustellen. Die jungen Kollegen<br />
haben einige interessante Gespräche geführt.<br />
magazin: Welche Erwartungen knüpfen Sie in dem Zusammenhang<br />
an die GdW-Kampagne zur Arbeitgeberattraktivität, die jetzt anläuft?<br />
Lückehe: Wir wünschen uns, dass ganz allgemein durch die GdW-<br />
Kampagne Wohnungsunternehmen als tolle Arbeitsgeber bekannt<br />
gemacht werden.<br />
magazin: Wer sich bei Ihnen auf eine freie Stelle bewirbt, hat bestimmte<br />
Vorstellungen etwa zum beruflichen Alltag oder zur konkreten<br />
Aufgabenstellung. Was gibt Ihrer Ansicht nach letztlich den<br />
Ausschlag, wenn sich eine Bewerberin oder ein Bewerber für Ihr<br />
Unternehmen entschließt?<br />
Lückehe: Die STÄWOG ist als attraktiver und zukunftssicherer Arbeitgeber<br />
in Bremerhaven bekannt. In den letzten Jahren haben<br />
wir viel für unsere Mitarbeiter getan. Der Umzug vor sechs Jahren<br />
in die attraktiven Geschäftsräume am Wasser, auch die Einführung<br />
von flexiblen Arbeitszeitmodellen oder die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf sind aus unserer Sicht Punkte, weshalb Bewerber sich<br />
für uns entscheiden.<br />
magazin: Verschiebt sich da etwas im Koordinatensystem – immerhin<br />
wird vielfach berichtet, gerade jüngere Leute achten sehr auf<br />
eine „sinnstiftende Tätigkeit“?<br />
Lückehe: Es gibt kaum etwas Sinnstiftenderes als die Arbeit in einem<br />
Wohnungsunternehmen. Durch den Umgang mit Wohnraum<br />
kann die Gesellschaft geprägt werden. Wir sind mit Kooperationspartnern<br />
aus verschiedenen Bereichen in vielen Projekten aktiv, die<br />
weit über unser Kerngeschäft hinausgehen. Einer unserer jungen<br />
Mitarbeiter hat sich neulich selbst als „Wohlfühlvermittler“ bezeichnet.<br />
Das macht mich stolz.<br />
magazin: Danke für das Gespräch.<br />
Anz_182x128-<strong>VNW</strong>_12-<strong>2020</strong>.indd 1 09.11.<strong>2020</strong> 11:00:12<br />
Intelligente<br />
Zähler nutzen,<br />
Strom sparen<br />
E.ON Digital Immo –<br />
das intelligente Messsystem<br />
Wir beraten Sie gern:<br />
E.ON Energie Deutschland GmbH<br />
Ulf Stradtmann<br />
+49 511 439-2195<br />
ulf.stradtmann@eon.com<br />
Energie für Unternehmen unter eon.de/gk<br />
26869-wmsb-anzeige.indd 1 26.05.20 17:08<br />
f
56 Interview<br />
Anzeige<br />
UTA MECKERT<br />
Vorstand der Torgelower<br />
Gemeinnützigen<br />
Wohnungsgenossenschaft<br />
magazin: Der Fachkräftemangel wird hinlänglich beklagt. Welche<br />
Erfahrungen haben Sie in Ihrem Unternehmen gemacht?<br />
Uta Meckert: Bisher waren Nachbesetzungen überwiegend im<br />
handwerklichen Bereich erforderlich. In der Vergangenheit konnten<br />
wir noch eine Auswahl aus einem Bewerberpool treffen. Wir<br />
hatten das Glück, dass die Bewerber in der Nähe ihrer Heimat arbeiten<br />
wollten, um die Auswärtstätigkeit beenden zu können.<br />
magazin: Können Sie das bitte an einem oder zwei Beispielen verdeutlichen?<br />
Meckert: Aktuell konnten wir aus den vorher genannten Gründen<br />
einen Handwerker für das Gewerk Heizung-Sanitär einstellen. Eine<br />
aufwendige Personalsuche war nicht notwendig. Schwieriger gestaltet<br />
sich die Fachkräftesuche für die kaufmännische Sachbearbeitung<br />
bzw. Eigentumsverwaltung. Da waren wir ca. vier Monate<br />
auf der Suche.<br />
magazin: Welche Strategien haben Sie entwickelt, um bei der Personalsuche<br />
möglichst erfolgreich zu sein?<br />
Meckert: Auf der Suche nach qualifiziertem Personal nutzen wir<br />
lokale Netzwerke, über die gemeinsam mit anderen Unternehmen<br />
Erfahrungen und aktuelle Informationen zum Arbeitsmarkt ausgetauscht<br />
werden können. Wir holen uns auch Empfehlungen von<br />
unseren Mitarbeitern aus deren Bekanntenkreis ein. Schließlich<br />
können die Personen, mit denen Sie erfolgreich zusammenarbeiten,<br />
am besten Ihre Erwartungen und Vorstellungen einschätzen.<br />
magazin: Welche Erwartungen knüpfen Sie in dem Zusammenhang<br />
an die GdW-Kampagne zur Arbeitgeberattraktivität, die jetzt anläuft?<br />
Meckert: Diese Kampagne zeigt die verschiedenartigen Berufsfelder,<br />
die unsere Branche bietet. Ich hoffe, dass sich jetzt auch<br />
Fachkräfte bewerben, die die Wohnungswirtschaft bisher nicht im<br />
Blick hatten.<br />
magazin: Wer sich bei Ihnen auf eine freie Stelle bewirbt, hat bestimmte<br />
Vorstellungen etwa zum beruflichen Alltag oder zur konkreten<br />
Aufgabenstellung. Was gibt Ihrer Ansicht nach letztlich den<br />
Ausschlag, wenn sich eine Bewerberin oder ein Bewerber für Ihr<br />
Unternehmen entschließt?<br />
Meckert: Die Vielfältigkeit der Arbeitsaufgaben in unserer Branche,<br />
das eigenständige Arbeiten, die Sicherheit des Arbeitsplatzes<br />
und natürlich auch die Nähe zum Wohnort haben bei den Bewerbern<br />
zur Entscheidung geführt, ihre Erwerbstätigkeit in der Genossenschaft<br />
fortzusetzen.<br />
magazin: Verschiebt sich da etwas im Koordinatensystem – immerhin<br />
wird vielfach berichtet, gerade jüngere Leute achten sehr auf<br />
eine „sinnstiftende Tätigkeit“?<br />
Meckert: Wir verkörpern mit unserer Branche eine sinnstiftende<br />
Tätigkeit. Wohnen zählt zu einem der Grundbedürfnisse des Menschen<br />
und wir bieten dieses Produkt an. Wenn jüngere Leute darauf<br />
achten, sollten wir dies nach außen stärker kommunizieren.<br />
So erhalten wir die Chance „alle“ Bewerber auf uns aufmerksam<br />
zu machen.<br />
magazin: Danke für das Gespräch.<br />
Wir bewegen Menschen<br />
Über den gesamten Lebenszyklus unterstützen wir Sie beim<br />
richtigen Planen, sicheren Betreiben und intelligenten<br />
Modernisieren Ihrer Aufzüge, Rolltreppen und Automatiktüren.<br />
www.kone.de<br />
f
58 Recht<br />
59<br />
So sehen es die<br />
Gerichte<br />
Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick<br />
über wichtige Urteile, die in der jüngeren<br />
Vergangenheit von den höchsten deutschen<br />
Gerichten gesprochen wurden.<br />
DR. PETER HITPASS<br />
Dr. Peter Hitpaß betreut seit<br />
drei Jahren das Referat Wohnungswirtschaft<br />
in der <strong>VNW</strong>-<br />
Landesgeschäftsstelle Schwerin.<br />
Dazu gehören insbesondere<br />
das Betriebskosten-, Medienund<br />
Öffentliches Recht. Der<br />
Autor betreut als Bearbeiter<br />
den online Kommentar BeckOK<br />
Mietrecht, Schach/Schultz/<br />
Schüller für den Bereich Multimediarecht<br />
(§535 BGB).<br />
den mit mehreren Wohneinheiten sind regelmäßig folgende Mindestangaben<br />
aufzunehmen:<br />
– Zusammenstellung der Gesamtkosten<br />
– Angabe und Erläuterung der zugrunde gelegten<br />
Verteilerschlüssel<br />
– Berechnung des Anteils des Mieters<br />
– Abzug der geleisteten Vorauszahlungen<br />
Eine Erläuterung des angewandten Verteilungsmaßstabs (Umlageschlüssel)<br />
ist allerdings nur geboten, wenn dies zum Verständnis<br />
der Abrechnung erforderlich ist.<br />
Diesen Anforderungen werden die Betriebskostenabrechnungen<br />
gerecht. Insbesondere bedurfte es keiner weiteren Erläuterung<br />
des Umlageschlüssels. Der Verteilungsmaßstab „Fläche“ ist<br />
aus sich heraus verständlich. Etwas anderes gilt nicht deshalb,<br />
weil für einzelne Positionen unterschiedliche Gesamtflächen zugrunde<br />
gelegt wurden. Auf formeller Ebene genügt die jeweilige<br />
Angabe der Gesamtfläche, die der nach dem Flächenmaßstab abgerechneten<br />
Betriebskostenposition zugrunde gelegt worden ist.<br />
Informationen dazu, aus welchen einzelnen Gebäudeteilen oder<br />
Hausnummern sich die jeweils zugrunde gelegte Wirtschaftseinheit<br />
zusammensetzt, gehören nicht zu den Mindestanforderungen<br />
an eine Betriebskostenkostenabrechnung, deren Verletzung<br />
die Abrechnung formell unwirksam macht. Unklarheiten, welche<br />
Gebäudeteile jeweils bei der Berechnung der Gesamtfläche berücksichtigt<br />
worden sind, betreffen nicht die formelle Ordnungsgemäßheit<br />
der Betriebskostenabrechnung, sondern sind eine inhaltliche<br />
Frage.<br />
Anzeige<br />
Zukunftssichere Energie<br />
für Immobilien.<br />
2. Bei einer an den Hausmeister entrichteten Notdienstpauschale<br />
handelt es sich nicht um umlagefähige Betriebskosten,<br />
sondern um vom Vermieter zu tragende<br />
Verwaltungskosten.<br />
Das hat der BGH mit Urteil vom 18. Dezember 2019 (Az. VIII<br />
ZR/19) entschieden. Damit schafft er Klarheit in einer seit Jahren<br />
umstrittenen Frage.<br />
Die Beklagten mieteten mit Vertrag vom 27. Januar 2003<br />
von der Rechtsvorgängerin der Klägerin eine (preisgebundene)<br />
Wohnung in Berlin. Nach § 3 Abs. 2 des Mietvertrags tragen die<br />
Beklagten die Betriebskosten. Die von der Klägerin für das Jahr<br />
2016 erstellte Betriebskostenabrechnung weist eine "Notdienstpauschale"<br />
in Höhe von insgesamt 1.199,52 Euro aus, welche die<br />
Klägerin dem Hausmeister für dessen Notdienstbereitschaft bei<br />
Störungsfällen wie beispielsweise Stromausfall, Heizungsausfall<br />
oder Wasserrohrbruch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten<br />
gezahlt hatte.<br />
Das Berufungsgericht hat zu Recht einen Anspruch der Klägerin<br />
auf Zahlung der den Beklagten anteilig berechneten Notdienstpauschale<br />
verneint. Bei diesen Kosten handelt es sich nicht um<br />
umlagefähige Betriebskosten, sondern um vom Vermieter zu tragende<br />
Verwaltungskosten.<br />
Dazu herrscht in der Rechtsprechung Streit:<br />
In der Rechtsprechung der Instanzgerichte wird überwiegend die<br />
Auffassung vertreten, es handele sich dabei um umlagefähige<br />
Betriebskosten. Das wird zum Teil damit begründet, dass die Stelf<br />
I. Entscheidungen des BGH<br />
1.Betriebskostenabrechnung bei Großwohnanlagen:<br />
„Fläche“ bedarf keiner Erläuterung<br />
Das hat der BGH mit Urteil vom 29. Januar <strong>2020</strong> (Az.: VIII ZR<br />
244/18) entschieden. Bei den formellen Vorgaben für Betriebskostenabrechnungen<br />
ist der BGH großzügig: „Fläche“ ist nicht<br />
erläuterungsbedürftig. In einer Betriebskostenabrechnung nach<br />
Fläche muss der Vermieter den Abrechnungsmaßstab in der Regel<br />
auch dann nicht näher erläutern, wenn die einzelnen Positionen<br />
anhand unterschiedlicher Gesamtflächen verteilt werden.<br />
Hintergrund: Unterschiedliche Gesamtflächen in einer<br />
Betriebskostenabrechnung<br />
Die Vermieterin einer Wohnung verlangt von den Mietern die<br />
Nachzahlung von Betriebskosten. Die Wohnung liegt in einer<br />
größeren Anlage, die aus mehreren Gebäuden mit Wohn- und<br />
Gewerbeeinheiten besteht. In den umstrittenen Betriebskostenabrechnungen<br />
wurden die Betriebskosten nach Fläche umgelegt<br />
und Wohn- und Gewerbeflächen getrennt abgerechnet. Der<br />
Abrechnung der einzelnen Betriebskostenpositionen lagen verschiedene<br />
Gesamtflächen zugrunde. Einige Positionen wurden<br />
anhand der Gesamtfläche der Anlage verteilt, während für andere<br />
Positionen kleinere Abrechnungskreise, etwa einzelne Gebäude,<br />
gebildet und dementsprechend kleinere Gesamtflächen zugrunde<br />
gelegt wurden. Eine Erläuterung, aus welchen Gebäudeteilen<br />
oder „Hauseingängen“ sich die jeweiligen Gesamtflächen zusammensetzen,<br />
enthielten die Abrechnungen nicht. Amts- und Landgericht<br />
hielten die Abrechnungen daher für formell unwirksam.<br />
Die Entscheidung des BGH: „Fläche“ ist nicht erläuterungsbedürftig.<br />
Die Betriebskostenabrechnungen sind nicht formell unwirksam.<br />
Eine Betriebskostenabrechnung genügt den formellen<br />
Anforderungen, wenn sie eine geordnete Zusammenstellung der<br />
Einnahmen und <strong>Ausgabe</strong>n enthält. In die Abrechnung bei Gebäu-<br />
Effiziente Systemlösungen.<br />
Auch in der Wohnungswirtschaft wird im Bereich der<br />
Heiz technik großer Wert auf eine effiziente Energienutzung<br />
gelegt. Buderus wird diesem Anspruch gerecht:<br />
mit Produkten und Systemen, die wenig verlangen, aber<br />
viel leisten. Erfahren Sie mehr unter www.buderus.de
60 Recht<br />
61<br />
Das AG Frankenthal hat mit Urteil vom 15. Februar 2019 (Az. 3a<br />
C 288/18) entschieden, dass die Kosten für die Überprüfung der<br />
Mülltrennung und des Nachsortierens des Mülls als Betriebskosten<br />
auf die Mieter umlagefähig sind.<br />
Zwischen den Parteien eines Mietvertrages war streitig, ob die<br />
Mieter die Kosten für die Überprüfung der Mülltrennung und des<br />
Nachsortierens des Mülls als Betriebskosten übernehmen müsslung<br />
einer Notdienstbereitschaft im Interesse des Mieters liege,<br />
weil sie in erster Linie – insbesondere in großen Wohnanlagen<br />
– dazu diene, die vom Mieter eingebrachten Sachen vor Schäden<br />
durch beispielsweise Strom- oder Heizungsausfall oder bei einem<br />
Wasserrohrbruch zu bewahren. Zum Teil wird die Umlagefähigkeit<br />
einer Notdienstpauschale deswegen angenommen, weil die<br />
Erreichbarkeit des Hausmeisters zur Störungsbeseitigung in Notfällen<br />
auch außerhalb der (üblichen) Geschäftszeiten zu den dem<br />
Sicherheitsbereich angehörenden Tätigkeiten eines Hausmeisters<br />
gehöre, deren Kosten grundsätzlich umlagefähig seien. Andere<br />
Instanzgerichte bejahen die Umlagefähigkeit von Bereitschaftskosten<br />
ohne nähere Begründung.<br />
Nach anderer Ansicht handelt es sich bei den Kosten für eine<br />
Notdienstbereitschaft um Verwaltungskosten. Zur Begründung<br />
wird angeführt, die Bereithaltung für die Entgegennahme von<br />
Mängel-, Havarie-, Schadens- und Notfallmeldungen und die darauffolgende<br />
Veranlassung von Reparaturmaßnahmen seien Tätigkeiten<br />
im Zusammenhang mit der Grundstücksverwaltung, was<br />
sich nicht zuletzt daran zeige, dass solche Meldungen während<br />
der normalen Geschäftszeiten üblicherweise an die Hausverwaltung<br />
gerichtet würden.<br />
Die zuletzt genannte Ansicht verdient nach Auffassung des<br />
BGH den Vorzug.<br />
Zu den umlagefähigen Kosten für den Hauswart gehören die<br />
Vergütung, die Sozialbeiträge sowie alle geldwerten Leistungen,<br />
die der Eigentümer dem Hauswart für seine Arbeit gewährt, soweit<br />
diese nicht die Instandhaltung, Instandsetzung, Erneuerung,<br />
Schönheitsreparaturen oder die Hausverwaltung betrifft. Als<br />
umlagefähige Kosten des Hauswarts kommen dabei zum einen<br />
Aufwendungen für bestimmte Wartungs-, Reinigungs- und Pflegetätigkeiten<br />
in Betracht. Zum anderen sind diejenigen Kosten<br />
als Betriebskosten anzusehen, die durch die (typische) Aufgabe<br />
eines Hauswarts verursacht werden, in den allgemein zugänglichen<br />
Räumen und auf den allgemein zugänglichen Flächen des<br />
Mietobjekts für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Diese Aufgaben<br />
sind dadurch gekennzeichnet, dass es sich um jeweils ohne<br />
konkreten Anlass ("routinemäßig") in bestimmten zeitlichen Intervallen<br />
im Sicherheitsinteresse durchzuführende Maßnahmen<br />
der Kontrolle und Überwachung handelt.<br />
Hierzu gehört etwa die Überwachung, dass Rettungs- oder<br />
Fluchtwege nicht zugestellt sind, keine gefährlichen Gegenstände<br />
auf den Gemeinschaftsflächen des Hauses gelagert werden, Außentüren<br />
ordnungsgemäß schließen und bei Fehlen einer Türöffneranlage<br />
nachts verschlossen sind, Abflüsse im Keller oder auf<br />
dem Grundstück freiliegen, die Beleuchtung von Gemeinschaftsflächen<br />
ordnungsgemäß funktioniert, haustechnische Anlagen<br />
in ordnungsgemäßem Zustand sind, Glasbereiche keine Schäden<br />
aufweisen, Handwerker im Rahmen umlagefähiger Wartungs-,<br />
Reinigungs- oder Gartenpflegearbeiten eingewiesen werden und<br />
der allgemeinen Verkehrssicherungspflicht des Vermieters (Frostschutz,<br />
Brandschutz, gefahrloser Zustand von Wohnflächen im Innen-<br />
und Außenbereich) genügt ist. Im Ordnungsbereich zählt zu<br />
den Aufgaben eines Hauswarts im Wesentlichen die Einhaltung<br />
der Hausordnung (Überwachung der Treppenhausreinigung, des<br />
Winterdienstes, Einhaltung der Ruhezeiten).<br />
Mit der hier berechneten Notdienstpauschale werden jedoch<br />
Tätigkeiten abgegolten, die der Grundstücksverwaltung und nicht<br />
etwa dem vorstehend beschriebenen Sicherheits- oder Ordnungsbereich<br />
zuzuordnen sind. Denn es handelt sich nicht um eine Vergütung<br />
für eine allgemeine Kontroll- und Überwachungstätigkeit,<br />
sondern um Aufwendungen für die als Verwaltungstätigkeiten<br />
einzuordnende Entgegennahme von Störungsmeldungen und<br />
erforderlichenfalls die Veranlassung von Reparaturmaßnahmen<br />
durch Dritte. Zutreffend hat das Berufungsgericht in diesem Zusammenhang<br />
darauf abgestellt, dass die Meldung solcher Störungsereignisse<br />
während der üblichen Geschäftszeiten gegenüber<br />
der Hausverwaltung oder dem Vermieter selbst erfolgt, damit<br />
von dort aus die erforderlichen Maßnahmen – in der Regel die<br />
Beauftragung einer entsprechenden Fachfirma mit der Störungsbehebung<br />
– in die Wege geleitet werden, und es sich insoweit<br />
nach allgemeiner Meinung um eine Verwaltungstätigkeit handelt.<br />
Für die (kosten)rechtliche Einordnung einer bestimmten Tätigkeit<br />
kann es aber nicht darauf ankommen, ob sie innerhalb oder außerhalb<br />
üblicher Geschäftszeiten verrichtet wird beziehungsweise<br />
ob der Vermieter für Meldungen außerhalb der Geschäftszeiten<br />
einen Notfalldienst einrichtet.<br />
3. Der Vermieter muss nicht für Stromverbrauch des Mieters<br />
aufkommen<br />
Das hat der BGH mit Urteil vom 27. November 2019 (Az.: VIII<br />
ZR 165/18) entschieden. Hat eine vermietete Wohnung in einem<br />
Mehrfamilienhaus einen eigenen Stromzähler, ist in der Regel der<br />
Mieter und nicht der Hauseigentümer Vertragspartner des Stromversorgers.<br />
Sachverhalt:<br />
Stromversorger nimmt Hauseigentümer in Anspruch<br />
Ein Energieversorger verlangt vom Eigentümer eines Mehrfamilienhauses<br />
die Zahlung von Stromkosten für eine der im Haus<br />
gelegenen Wohnungen sowie die Kosten für einen erfolglosen<br />
Sperrversuch. Die Wohnung war vermietet. Im Mietvertrag war<br />
vereinbart, dass die Mieter mit dem Versorger direkt einen Vertrag<br />
über die Stromversorgung abschließen. Der Stromverbrauch in<br />
dem Haus wird über Zähler erfasst, die jeweils einer bestimmten<br />
Wohnung zugeordnet sind.<br />
Die Entscheidung des BGH: Bei eigenem Zähler ist Mieter<br />
Vertragspartner<br />
Der Eigentümer des Hauses muss nicht für die Stromkosten aufkommen,<br />
weil zwischen ihm und dem Versorger kein Stromlieferungsvertrag<br />
zustande gekommen ist. Das konkludente Angebot<br />
des Versorgers auf Abschluss eines Versorgungsvertrages richtete<br />
sich bei der gebotenen Auslegung aus Sicht eines verständigen<br />
Dritten in der Position des Empfängers nicht an den Hauseigentümer,<br />
sondern an den Mieter der Wohnung.<br />
Im Leistungsangebot eines Versorgungsunternehmens ist<br />
grundsätzlich ein Vertragsangebot zum Abschluss eines Versorgungsvertrages<br />
zu sehen. Dieses wird von demjenigen konkludent<br />
angenommen, der aus dem Leitungsnetz Elektrizität, Gas,<br />
Wasser oder Fernwärme entnimmt. Ein nicht gewollter vertragsloser<br />
Zustand soll hierdurch vermieden werden.<br />
Empfänger des Vertragsangebots ist derjenige, der die tatsächliche<br />
Verfügungsgewalt über den Versorgungsanschluss am<br />
Übergabepunkt ausübt. Das kann auch ein Mieter oder Pächter<br />
sein. Unerheblich ist hierbei, ob dem Energieversorger die Identität<br />
des Inhabers der tatsächlichen Verfügungsgewalt bekannt ist.<br />
Somit kommt es maßgeblich darauf an, wer den Strom verbraucht.<br />
Der Vertrag soll regelmäßig gerade mit der Person begründet<br />
werden, die aufgrund ihrer tatsächlichen Verfügungsgewalt<br />
in der Lage ist, die angebotene Energie zu entnehmen. Bei<br />
einer vermieteten Wohnung ist dies typischerweise der Mieter.<br />
Dementsprechend war hier der Mieter der Adressat des Vertragsangebots.<br />
Nur diesem stand aufgrund des Mietvertrages die<br />
Anzeige<br />
Bad- und Strangsanierung<br />
in 7-10 Werktagen!<br />
tatsächliche Verfügungsgewalt über die Versorgungseinrichtungen<br />
in der Wohnung zu. Zudem wurde der Verbrauch in der Wohnung<br />
über einen eigenen Zähler erfasst, so dass der Versorger den<br />
Verbrauch individuell zuordnen konnte. Demzufolge musste der<br />
Hauseigentümer, der ohnehin nicht die Möglichkeit hatte, über<br />
diesen Zähler Strom zu verbrauchen, die Zurverfügungstellung<br />
des Stroms nicht als an ihn gerichtetes Vertragsangebot verstehen.<br />
Schließlich ist bei der Beurteilung die Praxis zu berücksichtigen,<br />
dass bei Mietwohnungen, die mit einem eigenen Stromzähler<br />
ausgestattet sind, üblicherweise der Mieter den Stromlieferungsvertrag<br />
direkt mit dem Versorger abschließt. Damit wird der<br />
Umweg über den Vermieter und die Betriebskostenabrechnung<br />
eingespart.<br />
II. Entscheidungen der Instanzgerichte<br />
Feste Preise, feste Termine und alles aus einer Hand! Ein Ansprechpartner für alles und nur<br />
ein Monteur pro Bad. Überzeugen Sie sich selbst! Einfach anrufen unter 02957 / 984 28-0!<br />
www.blome.org<br />
1. Umlage von Kosten für Überprüfung von Mülltrennung<br />
als Betriebskosten möglich<br />
f<br />
19-6136_Blome_Anzeigen_182x128mm.indd 2 18.03.2019 10:37:39<br />
f
62<br />
Recht<br />
63<br />
ten. Hintergrund dessen war, dass in der Wohnanlage fehlerhaft<br />
der Müll getrennt wurde und die Vermieterin dadurch erhöhte<br />
Müllbeseitigungskosten zu tragen hatte. Daraufhin erhoben die<br />
Mieter Klage gegen den Vermieter mit dem Ziel festzustellen, dass<br />
diese Kosten vom Vermieter getragen werden müssen und nicht<br />
als Betriebskosten umlagefähig sind.<br />
Das AG hat die Klage abgewiesen.<br />
Nach Auffassung des Amtsgerichts stellen die Kosten für Überprüfung<br />
der Mülltrennung und des Nachsortierens Betriebskosten<br />
dar und sind damit von den Mietern zu tragen. Eine ordnungsgemäße<br />
Mülltrennung entspreche auch den Vorstellungen und<br />
Wünschen des Großteils der Mieterschaft und ein entsprechendes<br />
Verhalten unterstütze auch ihre Mietnutzung. Außerdem sei<br />
es nicht sachgerecht, wenn die Vermieterin für das pflichtwidrige<br />
Verhalten ihrer Mieter haften müsste. Schließlich habe die Vermieterin<br />
hinreichend Bemühungen entfaltet, um eine bessere Mülltrennung<br />
zu erreichen, etwa durch entsprechende Informationen<br />
der Mieter.<br />
2. Umlage der Kosten eines 24-Stunden-Bewachungsdienstes<br />
als Betriebskosten<br />
Das LG München I hat mit Urteil vom 17. April 2019 (Az.: 14 S<br />
15269/18) entschieden, dass es am Merkmal des bestimmungsgemäßen<br />
Gebrauchs der Mietsache fehlt, wenn ein 24-Stunden<br />
Bewachungsdienst in weit überwiegendem Maße Park- oder Gartenflächen<br />
schützen soll, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind<br />
und vom Mieter wie Dritten in gleichem Maße genutzt werden,<br />
mit der Folge, dass solche Kosten dann auch nicht anteilig auf den<br />
Wohnraummieter umgelegt werden können.<br />
Die Parteien eines Mietvertrags stritten sich über die Umlegbarkeit<br />
von Kosten eines 24-Stunden-Wach- und Sicherheitsdienstes.<br />
Laut den Betriebskostenabrechnungen für die Jahre 2013 bis<br />
2015 musste der Mieter die anteiligen Kosten übernehmen. Bei<br />
der Wohnanlage handelte es sich um eine für jedermann zugängliche<br />
parkähnliche Anlage.<br />
Das erstinstanzlich zuständige AG München bejahte eine anteilige<br />
Umlegbarkeit der Sicherheitskosten auf den Mieter.<br />
Das LG München I hat die Entscheidung des Amtsgerichts<br />
aufgehoben.<br />
Nach Auffassung des Landgerichts stellen die Position Wach- und<br />
Sicherheitsdienst in den Betriebskostenabrechnungen keine umlagefähigen<br />
Nebenkosten dar, wenn es, wie hier, an dem erforderlichen<br />
Bezug zur Mietsache fehle. Dies sei hier aufgrund der<br />
Widmung der parkähnlichen Wohnanlage für die Nutzung der<br />
Öffentlichkeit der Fall. Zwar kämen auch einzelne Tätigkeiten des<br />
Wach- und Sicherheitsdienstes den Mietern zu Gute. Die hauptsächlichen<br />
Tätigkeiten würden aber auf die öffentlich zugänglichen<br />
Flächen der Wohnanlage fallen, daher überwögen die Tätigkeiten<br />
des Sicherheitsdienstes zum Schutz des Eigentums des<br />
Vermieters und der Öffentlichkeit.<br />
Anm.: Demnach sind die Kosten eines Wach- und Sicherheitsdienstes<br />
nur umlegbar, wenn sie ausschließlich den Mietern oder<br />
dem Eigentum des Vermieters zu Gute kommen.<br />
3. Umlagefähigkeit von Kosten für die Pflege von zur Nutzung<br />
durch die Öffentlichkeit vorgesehenen Flächen<br />
Dazu hat das LG Berlin mit Urteil vom 25. September 2019 (Az.:65<br />
S 132/19) entschieden:<br />
Der erforderliche Bezug zur Mietsache geht verloren, wenn Garten-<br />
oder Parkflächen durch bauplanerische Bestimmungen oder<br />
auch durch den Vermieter selbst für die Nutzung der Öffentlichkeit<br />
gewidmet werden. Wenn man den Gesamteindruck für<br />
maßgeblich hält, kann es auf einen formellen, nachweisbaren Akt<br />
nicht ankommen.<br />
Die Kosten der Pflege dieser Flächen können einem Mieter<br />
nicht als Nebenkosten angelastet werden (so auch BGH, Urteil<br />
vom 10. Februar 2016, VIII ZR 33/15).<br />
Anm.: Entscheidend ist, dass das Wohnungsunternehmen Grün-,<br />
Park- oder Spielflächen durch Hinweisschilder als sein Eigentum<br />
kennzeichnet. Dann ist die Umlagefähigkeit auf die Mieter gesichert.<br />
4. Formularmäßige Überwälzung der Kosten einer Zwischenablesung<br />
von Verbrauchszählern bei Mietvertragsbeendigung<br />
in laufender Abrechnungsperiode<br />
Dazu das LG Leipzig, Urteil vom 5. September 2019 (Az.: 08 O<br />
1620/18, 8 O 1620/18).<br />
Die durch den Auszug eines Mieters innerhalb der laufenden<br />
Abrechnungsperiode veranlassten Kosten einer Zwischenablesung<br />
sind nicht umlagefähige Kosten, die im Rahmen eines Nutzerwechsels<br />
als Verwaltungskosten dem Vermieter gemäß § 535<br />
Abs. 1 S. 3 BGB zur Last fallen.<br />
Im Wohnraummietverhältnis können Verwaltungskosten, so<br />
auch Zwischenablesekosten, nicht im Rahmen des § 556 Abs. 1<br />
BGB auf den Mieter abgewälzt werden. Derartige AGB-Klauseln<br />
sind unwirksame Vereinbarungen nach § 556 Abs. 4 BGB, da sie<br />
zum Nachteil des Mieters von § 556 Abs. 1 BGB abweichen, weil<br />
sie andere Kosten als Betriebskosten auf den Mieter abwälzen.<br />
So auch: AG Münster, Urteil vom 12. September 2019 (Az.: 6 C<br />
1738/19). Der Mieter muss sich das Verhalten des von ihm eingeschalteten<br />
Postdienstleisters zurechnen lassen.<br />
5. Zugang der Betriebskostenabrechnung<br />
Das LG Coburg stellt mit Urteil vom 27.Dezember 2019 (Az.:<br />
2 O 136/19) klar: Der Mieter muss sich das Verhalten des von ihm<br />
eingeschalteten Postdienstleisters zurechnen lassen. Hat ein Postdienstleister<br />
des Mieters Empfangsvollmacht für Einschreiben, ist<br />
der Mieter für die Empfangserklärung vertretungsbefugt.<br />
Anm.: Damit war die Betriebskostenabrechung bereits mit<br />
Übergabe an den Postdienstleister am 24. Dezember 2018 zugegangen<br />
und nicht erst am 3. Januar 2019 beim Mieter.<br />
Ähnlich: LG Hamburg, Urteil vom 2. Mai 2017 (Az.: 316 F<br />
77/16).<br />
6. Digitalisierung: Betriebskosten und Einwendungsfrist<br />
bei papierloser Büroführung des Vermieters<br />
Dazu hat das AG Leipzig mit Urteil vom 11. Oktober 2019 (Az.:<br />
167 C 2916/19) entschieden. Der Mieter darf nicht deshalb auf<br />
das Verlangen nach Belegeinsicht verzichten, weil der Vermieter<br />
ein papierloses Büro führt. Bei der Position „Hauswart” muss der<br />
Vermieter den zeitlichen und wirtschaftlichen Umfang der Tätigkeit<br />
darlegen und beweisen.<br />
Einschränkend dagegen das AG Konstanz im Urteil vom 6. Juni<br />
2029 ( Az.: 11 C 464/18): „Der Klägerin steht nach § 535, 259<br />
Abs. 1 BGB zu, die der Betriebskostenabrechnung zugrunde liegenden<br />
Originalrechnungen und Originalbelege einzusehen… .<br />
. Auch auf eingescannte Daten bzw. Kopien darf nicht verwiesen<br />
werden… .Die Frage, ob die vorgelegten Scans die Originale<br />
wirksam ersetzen können, stellt sich vorliegend nicht. Die Klägerin<br />
behauptet, die Originale seien noch vorhanden. Die Beklagte<br />
behauptet demgegenüber die Unmöglichkeit, die Originalbelege<br />
seien nach dem Scan vernichtet worden. Dies bestreitet die Klägerin.<br />
Die Beklagte bietet hierzu keinen Beweis an. Beweisbelastet<br />
für eine Unmöglichkeit ist die Beklagte, die sich hierauf beruft.<br />
Diesbezüglich bleibt die Beklagte beweisfällig. Das Gericht geht<br />
demgemäß davon aus, dass die Originalbelege noch vorliegen. Es<br />
ist nicht ersichtlich, was dagegen sprechen würde, der Klägerin<br />
hierein Einsicht zu gewähren.<br />
Anders dagegen das LG Berlin in seinem Urteil vom 30. Oktober<br />
2018 (Az.: 63 S 192/17):<br />
Grundsätzlich ist es ausreichend, wenn der Vermieter dem Mieter<br />
im Termin zur Belegeinsicht Kopien / Ausdrucke der Belege vorlegt,<br />
sofern er ein papierloses Büro führt und Originalunterlagen<br />
regelmäßig einscannt und diese nach drei Monaten vernichtet<br />
werden. Der Mieter muss aufzeigen, dass an der Übereinstimmung<br />
der vorgelegten Kopien / Ausdrucke mit den maßgeblichen<br />
Anzeige<br />
Originalen Zweifel bestehen können. Der Vermieter kann sich bei<br />
Unvollständigkeit der vorgelegten Kopien / Ausdrucke nicht darauf<br />
berufen, der Mieter habe bloß darauf hinweisen müssen, dass<br />
die Belege unvollständig sind.<br />
7. Rauchwarnmelder<br />
Wir verbinden die Wohnungswirtschaft.<br />
Innovativ. Für Menschen. Heute und morgen.<br />
www.gap-group.de<br />
Der Mieter ist verpflichtet den Einbau und die Wartung von<br />
Rauchwarnmeldern zu dulden. So das AG Hamburg-Blankenese<br />
in seinem Urteil vom 29. Januar <strong>2020</strong> (Az.: 531 C 310/19).<br />
„Die Beklagte wird verurteilt, maximal 2 Mitarbeitern eines<br />
von der Klägerin beauftragten Unternehmens, die sich auf<br />
Wunsch der Beklagten ausweisen müssen, nach mindestens 4<br />
Werktage vorher erfolgter Ankündigung werktags in der Zeit zwischen<br />
09:00 Uhr und 13:00 Uhr oder zwischen 15:00 Uhr und<br />
18:00 Uhr einmalig den Zutritt zu ihrer Mietwohnung A... Hamburg<br />
zu gewähren und in dem / den Schlafzimmer / n, Kinderzimmer<br />
/ n sowie im Flur der Wohnung den Austausch der vorhandenen<br />
Rauchwarnmelder durch funkfähige Rauchwarnmelder zu<br />
dulden".<br />
Anm.: Die Frage, ob die Miete von Rauchwarnmeldern durch<br />
das Wohnungsunternehmen mit den Betriebskosten auf die Mieter<br />
umgelegt werden kann, ist nach wie vor streitig. Entweder<br />
wird die Frage durch den Gesetzgeber durch eine Änderung der<br />
mittlerweile 16 Jahre alten Betriebskostenverordnung oder durch<br />
ein BGH Urteil entschieden. h<br />
f
64 Sozialer Wohnungsbau<br />
65<br />
Die<br />
Vertreibung<br />
aus der<br />
Mitte<br />
DR. MATTHIAS BERNT<br />
ist Stadtforscher und leitet die<br />
Abteilung „Regenerierung von<br />
Städten“ am Leibniz-Institut für<br />
Raumbezogene Sozialforschung<br />
(IRS) im brandenburgischen<br />
Erkner.<br />
Führt sozialer<br />
Wohnungsbau<br />
zur Ghettobildung?<br />
Berlin. Unlängst forderte der Berliner CDU-Abgeordnete<br />
Christian Gräff für Bezirke wie Berlin-Marzahn-Hellersdorf einen<br />
Baustopp für preisgebundene Wohnungen, da diese durch den<br />
massiven Bau von Sozialwohnungen „sozial zu verslumen“ drohten.<br />
Ist dieser Befund richtig?<br />
Die Stadtforschung hat sich viele Jahrzehnte mit diesem Thema<br />
beschäftigt. Die Forschungsergebnisse zeigen dabei klar, dass<br />
sowohl die Diagnose als auch die vorgeschlagene Therapie einem<br />
Faktencheck nicht standhalten.<br />
Armutshaushalte vor allem in ostdeutschen Plattenbauvierteln<br />
Erstens: Aktuelle Studien zur sozialräumlichen Segregation in<br />
deutschen Städten zeigen, dass Armutshaushalte vor allem in ostdeutschen<br />
Plattenbauvierteln entstehen. Dort gibt es allerdings<br />
kaum Neubau und erst recht keine neuen Sozialwohnungen.<br />
Die größte Konzentration von Niedrigeinkommen finden sich<br />
in solchen Beständen, die in den 1990er und 2000er Jahren privatisiert<br />
wurden und jetzt von Unternehmen wie Vonovia, AD Properties<br />
oder Deutsche Wohnen verwaltet werden.<br />
Die Gründe hierfür liegen vor allem im Wachstum des Niedriglohnsektors<br />
und in der Verdrängung von Menschen mit niedrigen<br />
Einkommen aus den Innenstädten. Nicht der Neubau von<br />
Sozialwohnungen treibt also die Entmischung voran, sondern der<br />
Mangel an bezahlbarem Wohnraum.<br />
Gleichsetzung von Ghetto und Armut ist falsch<br />
Zweitens ist die Gleichsetzung von Konzentrationen unterer Einkommensschichten<br />
mit sozialer Desorganisation, Krise und Kriminalität,<br />
die sowohl im "Ghetto"- als auch im "Slum"-Begriff mitschwingt,<br />
irreführend. Das wesentliche Merkmal eines Ghettos ist seine Funktion<br />
als Ort der sozialen Isolation einer stigmatisierten Gruppe.<br />
Ein Ghetto hat die Aufgabe, diese Gruppe von der Mehrheitsgesellschaft<br />
fernzuhalten. Slums sind Orte baulichen und sozialen<br />
Verfalls. Die Bewohner von Marzahn, der Heerstraße oder anderer<br />
Großsiedlungen sind hingegen Teil einer diverser werdenden<br />
Mehrheitsgesellschaft.<br />
Sie sind zwar öfter als im Durchschnitt arm, aber eben auch<br />
auf vielfache Weise in die Stadtgesellschaft eingebunden, etwa<br />
wenn sie in Prenzlauer Berg Kitakinder betreuen, in Charlottenburg<br />
Rechtsanwaltsbüros putzen oder in Kreuzberg feiern gehen.<br />
Nachbarschaftseffekte konnten nicht nachgewiesen<br />
werden<br />
Dass Sozialmieter sich woanders keine Wohnung leisten können,<br />
macht ihre Wohnorte noch lange nicht zu Ghettos. Hier werden<br />
Vorstellungen transportiert, die wenig mit den Realitäten moderner<br />
Gesellschaften zu tun haben. In der Regel stellen sie auf Nachbarschaftseffekte<br />
ab, also auf die Idee, dass die Bewohner von<br />
Quartieren mit sozialen Problemlagen konzentriert auftreten, sich<br />
gegenseitig nach unten ziehen.<br />
Obwohl Nachbarschaftseffekte in der empirischen Forschung<br />
vielfach getestet wurden, konnten sie bislang nicht nachgewiesen<br />
werden. Es ist nämlich unklar, ob Merkmale wie Arbeitslosigkeit,<br />
Kriminalität oder abweichendes Sozialverhalten zunehmen, wenn<br />
viele davon Betroffene an einem Ort wohnen, oder ob diese Individuen<br />
an diesem Ort wohnen (müssen), weil sie die entsprechenden<br />
Merkmale aufweisen. Auch findet Sozialisation im Kontakt<br />
mit vielen Institutionen statt (Schule, Familie, Nachbarschaft, Medien),<br />
sodass der Einfluss einzelner Treiber nicht isoliert betrachtet<br />
werden kann.<br />
Dass es also gerade die räumliche Nähe zu anderen Armen<br />
sein soll, die Arme zusätzlich benachteiligt, ist nicht belegt. Jüngere<br />
Forschungen zu städtischen „Ankunftsquartieren“ weisen<br />
eher auf das Gegenteil hin: In bestimmten Konstellationen kann<br />
gerade die Nachbarschaft benachteiligter Haushalte Ressourcen<br />
schaffen, die helfen, mit Armut und Diskriminierung umzugehen.<br />
Statt den sozialen Wohnungsbau zu stigmatisieren, wäre<br />
die Politik gut beraten, wirksamere Instrumente gegen die Verdrängung<br />
von Armen aus der Innenstadt zu entwickeln und zu<br />
überlegen, wie Neubau besser mit der Entwicklung von sozialer<br />
und technischer Infrastruktur verbunden werden kann. An beiden<br />
Stellen gibt es gerade in Berlin viel zu tun. Ein "Ghetto-"Diskurs<br />
hilft da nicht. h
66<br />
EED<br />
67<br />
Fernauslesbare Messgeräte<br />
sind alternativlos.<br />
Im Dezember 2018 setzten die EU-Staaten die novellierte EU-Energieeffizienz-<br />
Richtlinie (EED) in Kraft. In Kürze wird diese Richtlinie in deutsches Recht<br />
umgesetzt. Damit kommt auf die Wohnungswirtschaft eine Reihe von<br />
Verpflichtungen zu.<br />
Hamburg. Ziel der EED ist es, bis zum Jahr 2030 den europaweiten<br />
Energieverbrauch im Vergleich zur Prognose von 2007 um<br />
32,5 Prozent zu senken. Das kann nur funktionieren, wenn alle<br />
Beteiligten mitmachen: Messdienstleister müssen entsprechende<br />
Geräte und digitale Prozesse vorhalten, die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
muss rechtzeitig handeln, und die Bewohner<br />
müssen die neuen Möglichkeiten nutzen und ihr Verbrauchsverhalten<br />
– wenn nötig – optimieren.<br />
Eines der Hauptziele der EED ist es, die Bürger zum Energiesparen<br />
zu motivieren. Im Rahmen der unterjährigen Verbrauchsinformation<br />
sollen diese künftig regelmäßig über ihren heimischen<br />
Energie- und Wasserverbrauch informiert werden.<br />
Die neue Regelung bedeutet für die Wohnungsunternehmen<br />
Handlungsbedarf. Wenn Liegenschaften neu ausgestattet<br />
oder umgerüstet werden, dürfen nach in Kraft treten der EED in<br />
Deutschland nur noch fernauslesbare Zähler und Heizkostenverteiler<br />
installiert werden.<br />
Neue Regelungen werden vom Frühjahr 2021 an gelten<br />
LENA FRITSCHLE<br />
ist seit September <strong>2020</strong> Referentin<br />
Verbände & Medien bei<br />
der KALORIMETA GmbH. Vorher<br />
hat die studierte Journalistin<br />
als freiberufliche Redakteurin,<br />
Autorin, Sendeplanerin<br />
und Moderatorin gearbeitet.<br />
Beim <strong>VNW</strong> war sie bis Herbst<br />
2017 für die Kommunikation<br />
des Verbandes zuständig.<br />
„Die Fernauslesung von Messgeräten wird mit Umsetzung der<br />
EED alternativlos,“ sagt Thomas Kode, Experte für digitale Lösungen<br />
bei der KALORIMETA GmbH (KALO). „Wohnungsunternehmen<br />
sollten bei anstehendem Messgerätewechsel entsprechend<br />
weitsichtig handeln und bereits jetzt in die Fernauslesung investieren.“<br />
„Mit der Applikation auf dem Smartphone haben die Bewohner<br />
die Möglichkeit, Energieeinsparziele einzugeben, sich anonymisierte<br />
Verbrauchswerte vergleichbarer Wohnungen anzeigen zu<br />
lassen und individualisierte Tipps zum Sparen von Energie, Wasser<br />
und Wärme abzurufen,“ sagt der Digitalexperte.<br />
„Hand in Hand mit den Verbrauchern kann so die Energiewende<br />
vorangebracht werden.“ Wohnungsunternehmen, die ihren<br />
Mietern eigene Plattformen oder Apps zur Verfügung stellen, können<br />
die unterjährige Verbrauchsinformation auch mittels digitaler<br />
Schnittstelle einbinden.<br />
Mit Smart Meter Gateway zum Smart Building<br />
Die Fernauslesung ebnet den Weg in die Verknüpfung von Smartund<br />
Submetering. Mit dem Einbau eines Smart Meter Gateways<br />
können nicht nur unterverteilende Messgeräte wie Heizkostenverteiler,<br />
sondern auch Stromzähler mit abgelesen werden. „So wird<br />
eine doppelte Infrastruktur in der Liegenschaft vermieden und die<br />
Verbrauchsmessung im Gebäude effizienter“, sagt Kode.<br />
Darüber hinaus lege das Smart Meter Gateway die Grundlage<br />
für künftige Anwendungen im Bereich Smart Building. Beispielsweise<br />
könnten darüber digitale Angebote für Senioren und<br />
Menschen mit Behinderungen im Bereich Ambient Assisted Living<br />
(AAL) integriert werden. h<br />
Als Stichtag dafür hatte die EU den 25. Oktober <strong>2020</strong> vorgesehen.<br />
Trotz Fristablauf steht die Umsetzung bei uns, im Rahmen der<br />
Heizkostenverordnung, noch aus. In der Branche wird erwartet,<br />
dass die Politik die EED spätestens im Frühjahr 2021 in deutsches<br />
Recht umgesetzt haben wird.<br />
Nicht verschiebbar ist allerdings die Deadline, zu der alle Liegenschaften<br />
mit fernauslesbarer Technologie ausgestattet sein<br />
müssen: der 1. Januar 2027. Jetzt heißt es handeln. Wer aktuell<br />
noch Mess- und Erfassungstechnik installiert, die nicht fernauslesbar<br />
ist, muss spätestens Ende 2026 nachrüsten oder austauschen.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Fristen bzw. Lebensdauer der<br />
Geräte würde das zu einem doppelten Installationsaufwand, zu<br />
einem finanziellen Verlust sowie zu einem frühzeitigen Ausbau<br />
funktionstüchtiger Geräte führen.<br />
Vorteile der Funktechnologie<br />
Kode kennt die Vorteile sowohl für die Bewohner als auch für die<br />
Vermieter. „Die Heizkostenabrechnung wird schneller und zuverlässiger<br />
sein, weil Ablesedaten künftig vollautomatisch und sicher<br />
per Mobilfunk- und Breitbandtechnologie eingespielt und so Übertragungsfehler<br />
vermieden werden. Daneben erspart die Fernauslesung<br />
den Ablesetermin vor Ort und damit die aufwendige Terminkoordination<br />
mit den Bewohnern. Das heißt auch, dass der<br />
Mieter keinen Urlaubstag mehr für die Ablesung opfern muss.“<br />
Weitere Vorteile für Wohnungsunternehmen und Bewohner<br />
ergeben sich durch neue Plattformen für die unterjährige Verbrauchsinformation.<br />
Auf einem Webportal oder einer App können<br />
die Mieter ihren Verbrauch jederzeit einsehen und damit das eigene<br />
Verbrauchsverhalten überprüfen und gegebenenfalls anpassen.
68<br />
Betriebskosten aktuell<br />
69<br />
Betriebskosten<br />
aktuell<br />
Das Klimaschutzprogramm<br />
der Bundesregierung – und was es kostet<br />
Mit der Einführung einer CO 2<br />
-Abgabe kommt auf die Wohnungswirtschaft<br />
ein großes Problem zu. Die staatliche Förderung allein wird bei der Lösung des<br />
Problems nicht helfen.<br />
Von Dr. Jan Grundmann<br />
Berlin. Die Bundesregierung hat Ende vergangenen Jahres das Klimaschutzprogramm<br />
auf den Weg gebracht, um die Maßnahmen<br />
zum Erreichen der Klimaschutzziele bis 2030 zu konkretisieren. Neben<br />
der CO 2<br />
-Bepreisung als Marktinstrument sollen mit Hilfe von<br />
Ordnungsrecht über das Gebäudeenergiegesetz und Fördermaßnahmen<br />
durch das Bundesprogramm effiziente Gebäude die Voraussetzungen<br />
zum Erreichen der CO 2<br />
-Minderungsziele geschaffen<br />
werden.<br />
Ein Kernbestandteil ist die Bepreisung der CO 2<br />
-Emissionen für<br />
alle Sektoren, die bisher nicht in dem Emissionshandelssystem der<br />
EU (EU-ETS) integriert sind. Das hat zur Folge, dass jetzt der Kraftstoff<br />
für die individuelle PKW-Nutzung sowie das Heizöl und Erdgas<br />
für die Wärmeversorgung CO 2<br />
-Preissignalen unterliegen. Die damit<br />
für den Bürger einhergehende Belastung soll den Anreiz zum klimabewussten<br />
Handeln steigern.<br />
Um diese Belastungen zumindest teilweise zu kompensieren,<br />
plant die Bundesregierung verschiedene Maßnahmen zur Entlastung<br />
einkommensschwacher Bürger wie eine Reduktion der den<br />
Strompreis belastenden Umlagen, Vorteile für Fernpendler und<br />
eine Entlastung von Wohngeldbeziehern.<br />
Stärkste Emissionsminderung für die Wohnungswirtschaft<br />
vorgegeben<br />
Die CO 2<br />
-Bepreisung führt zwangsläufig zu steigenden Betriebskosten<br />
in der Wohnungswirtschaft – doch dazu später mehr. Denn<br />
das Klimaschutzprogramm stellt auch konkrete Anforderungen<br />
an den Sektor der Wohnungswirtschaft zur Reduktion seiner CO 2<br />
Emissionen bis 2030.<br />
Die Wohnungswirtschaft steht über die betriebskostenwirksame<br />
CO 2<br />
-Bepreisung der fossilen Brennstoffe hinaus in der Verantwortung,<br />
zahlreiche Maßnahmen über das bisher Geplante hinaus<br />
zu ergreifen, um die CO 2<br />
-Reduktionen in der Wohnungswirtschaft<br />
bis 2030 von heute ca. 120 Mio. t/a auf höchstens 70 Mio. t/a zu<br />
minimieren.<br />
Das ist für den betrachteten Zeitraum die prozentual stärkste<br />
Emissionsminderung, die die Bundesregierung dem Sektor Wohnungswirtschaft<br />
im Vergleich zu den anderen Sektoren wie Energiewirtschaft,<br />
Verkehr, Industrie und Landwirtschaft auferlegt.<br />
Energieeffizienzmaßnahmen und<br />
energetische Gebäudesanierung<br />
Die Forderung zur Emissionsminderung wird durch ein Programm<br />
zur Förderung der notwendigen zusätzlichen Aufwendungen flankiert<br />
wie Energieeffizienzmaßnahmen und energetische Gebäudesanierung.<br />
Unter anderem sollen folgende Maßnahmen eingeführt<br />
werden:<br />
– technologieoffene steuerliche Geltendmachung<br />
energetischer Gebäudesanierungsmaßnahmen<br />
– neu konzipierte Bundesförderung für effiziente Gebäude<br />
– Förderung einer seriellen Sanierung im Gebäudebereich, d.h.<br />
einer seriellen Vorfertigung von entsprechenden Bauteilen<br />
– Erneuerung von Heizungsanlagen<br />
– Aufstockung des KfW-Förderprogramms „Energetische<br />
Stadtsanierung“<br />
– Förderung von Energieberatung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Maßnahmen werden für Mieter nicht kostenneutral sein<br />
Trotz der Fördermechanismen ist mit einer erheblichen Belastung<br />
der Wohnungswirtschaft zu rechnen, und es ist kaum davon auszugehen,<br />
dass diese Maßnahmen für den Mieter kostenneutral<br />
umzusetzen sind. Eine Untersuchung der nymoen strategieberatung<br />
GmbH vom April dieses Jahres belegt für das Land Berlin einen<br />
Finanzbedarf von gut 90 Milliarden Euro bis zum Jahr 2050,<br />
um die Klimaschutzziele im Gebäudebestand erreichen zu können.<br />
Die Bepreisung der Kohlendioxid-Emissionen durch das Klimaschutzprogramm<br />
trifft die Bewohner von Mietwohnungen und die<br />
Bewohner von Eigentum. Die steigenden Kosten der Wärmeerzeugung<br />
sind auch im Rahmen der Steuern- und Abgabenklausel von<br />
Wärmelieferverträgen sowohl im Rahmen der Fernwärmeversorgung<br />
als auch beim Wärmecontracting, also bei einer Ausgliederung<br />
der Wärmeversorgung an einen Dritten, umlagefähig.<br />
Die Wärmeversorger der Wohnungswirtschaft bereiten eine<br />
Anpassung der Preisgestaltung und der Gleitklausel für die Preisentwicklung<br />
der Wärmeversorgung unter Einbeziehung eines<br />
neuen Preisbestandteils vor, um die CO 2<br />
-Abgabe auf den Wärmekunden<br />
umlegen zu können. Die sich daraus ergebende Kostenentwicklung<br />
im Zeitraum <strong>2020</strong> bis 2025 lässt sich an einer Wärmeversorgung<br />
beispielhaft darstellen.<br />
Grundlage ist die Wärmeversorgung einer Wohnimmobilie mit<br />
einer thermischen Anschlussleistung von 250 kW bei einer jährlichen<br />
Wärmeabnahme von rund 500 MWh. Das entspricht – je<br />
nach baulichem Standard – in etwa einem Objekt mit 150 bis 250<br />
Wohneinheiten. Die Wärmeversorgung erfolgt über eine Kessel /<br />
BHKW-Kombination mit Erdgas als Brennstoff.<br />
Grundpreis und Arbeitspreis bleiben unverändert, während dagegen<br />
der Kostenaufschlag, der sich durch die CO 2<br />
-Abgabe ergibt<br />
entsprechend den Vorgaben des Klimapakets über den Zeitraum<br />
von 2021 bis 2025 kontinuierlich steigt und in unserem Beispiel im<br />
Jahr 2021 zu einer Mehrbelastung des Kunden von Acht Prozent<br />
und im Jahr 2025 von bis zu 17 Prozent führt.<br />
Das beschriebene Versorgungskonzept beruht auf einer Kombination<br />
aus Erdgaskessel oder Erdgastherme und einem BHKW<br />
zur Kraft-Wärme gekoppelten (KWK) Wärmeversorgung. Diese<br />
Form der Wärmeerzeugung unter Einbindung der KWK-Komponente<br />
ist in den vergangenen Jahren in Deutschland im Neubau<br />
die gängige Variante für größere Objekte zum Erreichen der baulichen<br />
Auflagen.<br />
CO 2<br />
-Abgabe wird regenerative Wärmeversorgung<br />
nicht wettbewerbsfähig machen<br />
Nach Einschätzung des Autors ist die CO 2<br />
-Abgabe-induzierte<br />
Preissteigerung allein kein ausreichender Hebel, um einer komplett<br />
oder weitgehend regenerativen, also CO 2<br />
-neutralen Wärmeversorgung<br />
einen wettbewerbsfähigen Marktzugang zu ermöglichen. Es<br />
ergibt sich also kein Automatismus, der zu einer Umstellung der<br />
Heizsysteme und zu einer Minderung der klimarelevanten Emissionen<br />
führen wird.<br />
Das Umsetzen weitergehender Maßnahmen zum Erreichen der<br />
Klimaziele wie die energetische Gebäudesanierung oder eine Umstellung<br />
des Heizungssystems verursacht zusätzliche Kosten und<br />
damit – zumindest anteilig – eine zusätzliche Kostenbelastung des<br />
Mietwohnraums in Deutschland.<br />
Der Bund plant zwar eine unterstützende Förderkulisse zur<br />
Minderung der wirtschaftlichen Auswirkungen. Die Wohnungswirtschaft<br />
wird sich aber der Herausforderung stellen müssen,<br />
im Bestand erhebliche Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimaschutzziel<br />
des Sektors zu erreichen. Andernfalls drohen kurzfristige<br />
Sofortmaßnahmen, die der zuständige Ressortminister dem<br />
Klimakabinett vorzulegen hat, wenn das Monitoring der jährlichen<br />
Reduktionsanforderungen ein Verfehlen der Reduktionsziele einzelner<br />
Sektoren erkennen lässt.<br />
Es gibt verschiedene Szenarien energetischer<br />
Sanierungsmaßnahmen:<br />
Szenario 1 –<br />
Status Quo<br />
- Sanierungsrate 1,1 Prozent<br />
- Heizungssystem unverändert<br />
- CO 2<br />
-Emissionen 2030: 115 Millionen Tonne /Jahr<br />
- Investitionen bis 2030: Gebäude 200 Mrd. Euro<br />
- Erzeugung: 0 Mrd. Euro<br />
f
70<br />
Betriebskosten aktuell<br />
Anzeige<br />
71<br />
Szenario 2 –<br />
Intensivierung der<br />
Dämmmaßnahmen<br />
- Sanierungsrate 4 Prozent<br />
- Heizungssystem unverändert<br />
- CO 2<br />
-Emissionen 2030: 95 Millionen Tonne/Jahr<br />
- Investitionen bis 2030:<br />
Gebäude 950 Milliarden Euro<br />
- Erzeugung: 0 Milliarden Euro<br />
(70 Prozent der Gebäude saniert, 30 Prozent leichte Sanierung,<br />
50 Prozent mittlere Sanierung, 20 Prozent Vollsanierung / eigene<br />
Untersuchungen in Zusammenarbeit mit der AGFW)<br />
Szenario 3 –<br />
Heizungstausch<br />
- Sanierungsrate 1,1 Prozent<br />
- Umstellung des Heizungssystems<br />
- CO 2<br />
-Emissionen 2030: 70 Millionen Tonne/Jahr<br />
- Investitionen bis 2030:<br />
Gebäude 200 Milliarden Euro<br />
- Erzeugung: 100 Milliarden Euro<br />
(50 Prozent Gas (hybrid), 15 Prozent Fernwärme, 12 Prozent Wärmepumpen,<br />
11 Prozent Biomasse, Solarthermie, Rest 12 Prozent /<br />
Eigene Untersuchungen in Zusammenarbeit mit der AGFW)<br />
Die Tabelle zeigt deutlich, dass bei einer Fortführung des Status<br />
Quo die Klimaschutzziele des Sektors Wohnungswirtschaft bis<br />
2030 von maximal 70 Millionen Tonnen CO 2<br />
/ pro Jahr weit verfehlt<br />
werden. Werden die Sanierungsmaßnahmen durch Dämmung intensiviert,<br />
können Kosten auf die Wohnungswirtschaft deutschlandweit<br />
allein bis 2030 in einer Größenordnung von eine Billion<br />
Euro zukommen – und trotzdem werden die Klimaschutzziele nicht<br />
vollständig erreicht.<br />
Ergänzt man jedoch die Fortführung des Status Quo durch eine<br />
Umstellung des Heizsystems, bewegen sich die zusätzlichen Kosten<br />
für die modernen Heizungen insgesamt bei lediglich rund 100<br />
Milliarden Euro bis 2030, die zu den rund 200 Milliarden Euro für<br />
eine Fortführung der Dämmmaßnahmen bis 2030 anfallen würden<br />
– und das vorgegebene CO 2<br />
-Minderungsziel würde erreicht.<br />
Diese Szenarien geben einen Hinweis, wie die Vorgaben zum<br />
Klimaschutz der Bundesregierung am effizientesten erreicht werden<br />
können. Durch eine Fokussierung auf die Modernisierung des<br />
Heizsystems reduzieren sich die Kosten zum Erfüllen der Klimaschutzziele<br />
auf nur rund ein Drittel im Vergleich zu den Kosten<br />
reiner Dämmmaßnahmen.<br />
Fazit<br />
Das Umsetzen der Klimaschutzziele allein bis zum Jahr 2030 entsprechend<br />
den Vorgaben der Bundesregierung stellt eine Herausforderung<br />
für die Wohnungswirtschaft dar. Die CO 2<br />
-Abgabe zur<br />
Verteuerung der fossilen Brennstoffe führt bereits zu einer Belastung<br />
der Mieter bzw. Eigentümer wegen der damit einhergehenden<br />
steigenden Heizkosten. Das allein wird jedoch als Anreiz nicht<br />
ausreichen, die Klimaschutzziele zu erfüllen.<br />
Zusätzlich kommen erhebliche Aufwendungen für energetische<br />
Sanierungsmaßnahmen in Form von Dämmung und Austausch<br />
der Heizsysteme auf die Eigentümer zu, die auch potenzielle<br />
Mieter betreffen werden. Dabei sollte der Fokus auf neue,<br />
anteilig oder komplett regenerative Heizsysteme gelegt werden.<br />
Dadurch lassen sich auf dem Weg zur Zielerreichung erhebliche<br />
Kosten einsparen.<br />
Hier kann das Wärmecontracting, also eine gewerbliche Wärmelieferung,<br />
die Wohnungswirtschaft zukünftig bei der Umsetzung<br />
regenerativer Wärmeversorgungssysteme unterstützen. Eine<br />
rein oder auch nur anteilig CO 2<br />
-neutrale Wärmeversorgung ist<br />
deutlich aufwendiger in der Umsetzung und im Betrieb und dabei<br />
kann kompetente Unterstützung helfen.<br />
Höherer Aufwand führt zu höheren Kosten gegenüber einer<br />
fossilen, in der Regel mit Erdgas betriebenen Lösung. Die Mehrkosten<br />
regenerativer Konzepte werden nicht durch die CO 2<br />
-Abgabe<br />
des Klimapakets kompensiert, dazu ist die CO 2<br />
-Abgabe zu<br />
niedrig angesetzt.<br />
Hohe Hürde für die Auslagerung der Wärmeversorgung<br />
Die Auslagerung derart komplexer klimagerechter Wärmeversorgung<br />
durch den Anschluss an ein regenerativ gespeistes Nah- oder<br />
Fernwärmesystem oder durch die Zusammenarbeit mit einem<br />
Contractor steht jedoch vor einer großen Hürde. Denn die Wärmelieferverordnung<br />
(WärmeLV) fordert, dass bei einer gewerblichen<br />
Wärmelieferung, also der Auslagerung einer Wärmeversorgung<br />
an Dritte, die Kosten für den Mieter nicht über den Durchschnitt<br />
der Heizkosten der letzten drei Jahre steigen dürfen (Heizkostenvergleich).<br />
Diese Regelung der WärmeLV kann dazu führen, dass die alten<br />
fossilen Heizsysteme in der Wohnungswirtschaft quasi „zementiert“<br />
werden. Hier ist eine Anpassung der Berechnungsmethodik<br />
des Heizkostenvergleichs der WärmeLV erforderlich, zum Beispiel<br />
durch die Einführung eines Faktors, der die Energieeffizienz des<br />
neu installierten Heizsystems der gewerblichen Wärmelieferung<br />
entsprechend berücksichtigt.<br />
DR. JAN GRUNDMANN<br />
ist Mitarbeiter der Vattenfall<br />
Energy Solutions GmbH<br />
Wecken Sie Ihre Frühlingsgefühle!<br />
Durch die maschinelle Pflanzung von Blumenzwiebeln verwandeln wir<br />
Rasenflächen in blühende Gärten - kostengünstig, schnell und effektiv.<br />
Die Vorteile auf einen Blick:<br />
• Großflächig: Besonders geeignet für öffentliche Grünflächen<br />
• Mehrjährig: Blütenmeer über mehrere Jahre möglich<br />
• Vielfältig: Unterschiedliche Zwiebelmischungen stehen zur Auswahl<br />
• Kostensparend: Maschinelle Pflanztechnik ist günstiger als Handpflanzung<br />
• Insektenfreundlich: Die Blüten dienen als Nahrungsquelle z. B. für Bienen<br />
Pflanzungen fürs kommende Frühjahr müssen im Oktober/November erfolgen.<br />
Gerne erstellen wir Ihnen ein passendes Angebot.<br />
grewe-gruppe.de
72<br />
Die Wärme, die aus dem Kanal kommt<br />
Betriebskosten aktuell 73<br />
pumpe, ein Blockheizkraftwerk (BHKW)<br />
und ein Brennwertkessel. Der jährliche<br />
Wärmebedarf beträgt 740 Megawattstunden.<br />
Umweltfreundliche Wärmeversorgung<br />
Anzeigen<br />
Connect now.<br />
Zukunftssicher vernetzt.<br />
Berlin. Täglich laufen Millionen Liter<br />
Warmwasser aus Duschen, Badewannen,<br />
Geschirrspülern, Waschmaschinen oder<br />
Spülbecken in die Kanalisation. Das energetische<br />
Potenzial, das in den Abwasserkanälen<br />
steckt, ist enorm.<br />
Mit Hilfe von Abwasserwärmepumpen<br />
kann es erschlossen werden. Vattenfall<br />
Energy Solutions hat eine solche Lösung<br />
erstmals in einer Wohnanlage in Berlin-<br />
Biesdorf in Betrieb genommen.<br />
Die Temperatur von Abwasser ist über<br />
das ganze Jahr verhältnismäßig konstant.<br />
Sie liegt bei zwölf bis 15 Grad. Abwasserwärmepumpen<br />
können die Energie aus<br />
dem Abwasser für die Raumheizung und<br />
Warmwasserbereitung nutzbar machen.<br />
Prinzip der Wärmepumpenlösung<br />
Das Prinzip ähnelt dabei dem einer üblichen<br />
Wärmepumpenlösung. Ein Wärmetauscher<br />
entzieht dem Abwasser Wärme.<br />
Dieses gelangt zur Abwasserwärmepumpe<br />
und wird mit Hilfe eines in ihr enthaltenen<br />
Kältemittels und eines strombetriebenen<br />
Kompressors verdichtet.<br />
Die dabei erreichte Temperatur reicht<br />
zum Heizen und für das warme Wasser<br />
aus. Über einen Wärmetauscher wird die<br />
Wärme an den Heizkreislauf übergeben.<br />
Grauwasser und Heizwasser kommen<br />
während dieses Prozesses nicht miteinander<br />
in Berührung.<br />
Energiepotenziale innovativ nutzen<br />
Besonders in der Nähe von großen Schmutzwasserkanälen<br />
oder Kläranlagen sind die<br />
Voraussetzungen für die Nutzung der Abwärme<br />
günstig. Neben Wohnsiedlungen<br />
kommen als Nutzer Bauten oder Quartiere<br />
mit einem hohen ganzjährigen Wärmebedarf<br />
in Frage, zum Beispiel Verwaltungsgebäude,<br />
Gewerbe- und Industriebauten,<br />
Schulen und Sportanlagen.<br />
Im Sommer können Abwasserenergieanlagen<br />
auch zur Raumkühlung eingesetzt<br />
werden. Für Einfamilien- oder kleine Mehrfamilienhäuser<br />
rentiert sich die Lösung bislang<br />
allerdings noch nicht.<br />
Effiziente Kombination<br />
In der neuen Wohnanlage „Grüne Aue“<br />
im Berliner Stadtteil Biesdorf hat Vattenfall<br />
Energy Solutions Anfang 2019 erstmals<br />
eine Abwasserwärmepumpe in Betrieb<br />
genommen.<br />
Sie ist Teil einer dezentralen Wärmeversorgungsanlage<br />
für das Wohngebiet<br />
und trägt zur Versorgung von 113 Wohneinheiten<br />
mit einer Wohnfläche von rund<br />
11 400 Quadratmeter bei.<br />
Eine Versorgung mit Fernwärme war<br />
in der Wohnanlage nicht möglich. Für die<br />
Wärmeversorgung sorgen deshalb drei Erzeugungsanlagen:<br />
eine Abwasserwärme-<br />
Für die Abwärmenutzung wurden in einem<br />
nahegelegenen Schmutzwasserkanal der<br />
Berliner Wasserbetriebe auf einer Gesamtlänge<br />
von etwa 60 Metern 58 Wärmetauschelemente,<br />
sogenannte Überträgerplatten,<br />
installiert. Die Wärmepumpe mit einer<br />
thermischen Leistung von 107 kW sorgt für<br />
das erforderliche Temperaturniveau.<br />
Für den Antrieb der Pumpe wird Strom<br />
aus dem Blockheizkraftwerk genutzt, das<br />
nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsprinzip<br />
Strom und Wärme besonders effizient erzeugt.<br />
Zusammen gewährleisten die beiden<br />
klimaschonenden Anlagen die grundlegende<br />
Versorgung des Quartiers mit<br />
Heizwärme und Warmwasser.<br />
Der Brennwertkessel sorgt zusätzlich<br />
für die Abdeckung des Wärmebedarfs zu<br />
Spitzenzeiten. Die Abwasserwärmepumpe<br />
zeichnet sich durch einen ganzjährig<br />
hohen Ausnutzungsgrad der zum Betrieb<br />
der Anlage eingesetzten Energie aus und<br />
deckt etwa ein Fünftel des Wärmebedarfs<br />
der Wohnanlage ab. Im Vergleich zu einer<br />
beim Neubau üblichen Blockheizkraftwerk-Kessel-Kombination<br />
spart sie jährlich<br />
etwa 22 Tonnen CO 2<br />
.<br />
Nahwärme für mehr als hundert<br />
Wohnungen<br />
In einem so dicht besiedelten Gebiet kann<br />
eine dezentrale Lösung über Wärmepumpen<br />
zu Geräuschbelastungen führen. Die<br />
Wärme wird deshalb über ein Nahwärmenetz<br />
mit einer Trassenlänge von fast zwei<br />
Kilometern verteilt. Ergänzt wird die ungewöhnliche<br />
Anlagenkombination durch fernauslesbare<br />
Wärmemengenzähler, die eine<br />
vollautomatisierte Ablesung ermöglichen. h<br />
Die smarte Funklösung Minol Connect macht die Abrechnung für Sie ab sofort genauer,<br />
einfacher und sicherer denn je. Und ist dank offenem Übertragungsstandard LoRaWAN TM<br />
bereit für alle vernetzten Anwendungen der Zukunft. Sind Sie bereit für den nächsten Schritt?<br />
minol.de/connect<br />
KLARE LINIE:<br />
Green Tech ist<br />
kein Modetrend.<br />
Sondern Ihr Marktvorteil.<br />
STIEBEL ELTRON Energy Campus. Technologie live erleben.<br />
Zukunftssichere Lösungen für Ihren Erfolg.<br />
Warmwasser | Wärme | Lüftung | Kühlung<br />
Green Tech statt Öl und Gas – die Zukunft gehört der umweltschonenden<br />
und effizienten Haustechnik. Unsere innovativen<br />
Produktlösungen und praktischen Tools wie die Energy Box helfen<br />
Ihnen dabei, die Wärmewende bei Ihren Kunden voranzubringen.<br />
www.stiebel-eltron.de
74 Betriebskosten aktuell<br />
75<br />
IW-Studie: Wohnkostenbelastung<br />
bleibt weitgehend konstant<br />
Damit es so bleibt, müssen Bauprojekte mit 30 Prozent<br />
preisgünstigen Wohnungen geplant werden.<br />
Anzeigen<br />
Köln. Die meisten Haushalte in Deutschland<br />
sind nicht von einer steigenden<br />
Wohnkostenbelastung betroffen. Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine Studie des Instituts<br />
der deutschen Wirtschaft (IW) aus<br />
Köln. Dennoch gibt es sozialpolitische Herausforderungen,<br />
die durch einen Mix an<br />
Instrumenten bewältigt werden können.<br />
Nie zuvor fiel der Begriff „soziale Frage“<br />
in so vielen Plenardebatten des Bundestages<br />
wie in der aktuellen 19. Legislaturperiode.<br />
Das haben die Studienautoren<br />
des IW anhand der Sitzungsprotokolle ausgewertet.<br />
Meist ging es in den Diskussionen<br />
um das Thema Wohnen.<br />
Allerdings ist laut IW-Studie die These,<br />
wonach Wohnen für immer mehr Menschen<br />
zum unbezahlbaren Luxus werde,<br />
nicht richtig. Es sei zwar unstrittig, dass der<br />
Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen<br />
in den Großstädten deutlich gestiegen ist:<br />
In den sieben größten Städten legte er seit<br />
2010 jährlich real um 4,3 Prozent zu.<br />
Auf der anderen Seite seien jedoch die<br />
Einkommen der Mieterhaushalte bis zur<br />
Corona-Pandemie ebenfalls stark gestiegen<br />
– seit 2010 im bundesweiten Durchschnitt<br />
real um knapp sieben Prozent. Die Wohnkostenbelastung,<br />
also die Wohnkosten im<br />
Verhältnis zum Einkommen, sei damit über<br />
Jahre praktisch konstant geblieben.<br />
Neumieter sind auch mit kleineren<br />
Wohnungen zufrieden<br />
Zudem seien hohe Mieten oftmals ein Problem<br />
jener, die eine neue Bleibe suchten.<br />
Der Preisunterschied zwischen Neuvertrags-<br />
und Bestandsmieten lag der Studie<br />
zufolge zwischen 2016 und 2018 im<br />
Schnitt bei 14 Prozent – deutlich höher als<br />
Mitte der 2000er Jahre.<br />
Als Reaktion auf die steigenden Mieten<br />
geben sich Neumieter der Studie zufolge<br />
mit kleineren Wohnungen zufrieden. So<br />
halten sie trotz der Mietsteigerungen ihre<br />
Kosten im Rahmen. Wohnten Bestandsmieter<br />
2018 auf 49,5 Quadratmetern pro<br />
Kopf, begnügten sich Mieter mit Neuverträgen<br />
mit durchschnittlich 45,6 Quadratmetern.<br />
Allerdings sieht die Studie auch die Verlierer<br />
am Mietwohnungsmarkt und warnt,<br />
dass sich ihre Lage durch die Corona-Pandemie<br />
verschlechtern könnte. „Dagegen<br />
ist das Wohngeld ein sehr gutes sozialpolitisches<br />
Instrument“, sagt IW-Ökonom<br />
Maximilian Stockhausen. Das IW rät, darüber<br />
nachzudenken, ob der Kreis der<br />
Wohngeldberechtigten nicht zumindest<br />
in den teuren Metropolen vergrößert werden<br />
sollte.<br />
Städte und Gemeinden müssen genügend<br />
Bauland ausweisen<br />
Neben dem Wohngeld sollen Sozialwohnungen<br />
denjenigen helfen, die mit hohen<br />
Wohnkosten kämpfen. Doch dieses Instrument<br />
ist selten treffsicher. Laut Studie sollten<br />
entsprechende Mietverträge deshalb<br />
befristet werden, damit der Bedarf regelmäßig<br />
überprüft werden kann.<br />
Zudem betont die Studie, dass der Immobilienmarkt<br />
auch ohne politische Intervention<br />
Wohnungen für niedrige Einkommen<br />
schaffen würde – vorausgesetzt, die<br />
Städte und Gemeinden würden genügend<br />
Bauland ausweisen. Bei diesem Ansatz<br />
verkaufen Kommunen Grundstücke zum<br />
Höchstpreis, setzen aber Nebenbedingungen<br />
wie den Bau von 30 Prozent preisgünstigen<br />
Wohnungen. Dafür muss der Projektentwickler<br />
passende Konzepte vorlegen. h<br />
Für jedes Projekt<br />
die richtige Lösung.<br />
Einfach. Heizen. Mit Bosch.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Kay Fidor<br />
Mobil: +49 172 / 3 72 75 30<br />
kay.fidor@de.bosch.com<br />
www.bosch-einfach-heizen.de<br />
1630-0-1_01_Anzeige_WoWi_182x128mm_Kay_Fidor_RZ.indd 1 31.03.20 12:26
76<br />
Kein gesondertes Kündigungsrecht für vom Vermieter zur<br />
Verfügung gestellte Breitbandkabelanschluss<br />
Von Dr. Peter Hitpaß<br />
Betriebskosten aktuell 77<br />
Hamm. Das OLG Hamm hat mit Urteil<br />
vom 28. Mai <strong>2020</strong> (Az.:4 U 82/19) entschieden,<br />
dass ein Vermieter, der nach der<br />
Betriebskostenverordnung die laufenden<br />
monatlichen Grundgebühren für einen<br />
Breitbandkabelanschluss auf seine Mieter<br />
umlegt, einem Mieter kein gesondertes<br />
Kündigungsrecht nach dem Telekommunikationsgesetz<br />
(TKG) in Bezug auf diesen<br />
Kabelanschluss einräumen muss.<br />
Der Kläger ist ein Verein zur Durchsetzung<br />
des Rechts gegen den unlauteren<br />
Wettbewerb. Die Beklagte mit Sitz in<br />
Essen gehört nach ihren eigenen Angaben<br />
zu den führenden Wohnungsanbietern in<br />
Nordrhein Westfalen. Sie bewirtschaftet<br />
mehr als 120 000 Mietwohnungen in rund<br />
100 Städten und Gemeinden.<br />
Ein großer Teil der Wohnungen der<br />
Beklagten hat eine Anbindung an ein<br />
Kabelfernsehnetz, über das Fernseh- und<br />
Hörfunkprogramme übertragen werden<br />
können. In technischer Hinsicht ist es darüberhinaus<br />
für andere Dienste wie Telefonate<br />
und Internet geeignet. Zum Zweck<br />
der Versorgung dieser Wohnungen mit<br />
Fernseh- und Hörfunkprogrammen über<br />
dieses Kabelnetz besteht ein Vertragsverhältnis<br />
zwischen der Beklagten und einem<br />
Unternehmen.<br />
Verantwortlich ist dieses auch für<br />
die grundstücks- und gebäudeinterne<br />
Netzinstallation zwischen den auf den<br />
jeweils versorgten Grundstücken gelegenen<br />
„Hausübergabepunkten“ und den<br />
Kabelanschlussdosen in den einzelnen<br />
Wohnungen. Die Vergütung für dieses<br />
Unternehmen legt die Beklagte als<br />
Betriebskosten unter der Bezeichnung<br />
„Fernsehversorgung“ auf ihre Mieter um.<br />
Die Mieter der Beklagten können sich<br />
während der Dauer des Mietverhältnisses<br />
von der auf die vorbeschriebene Art und<br />
Weise erfolgenden Versorgung ihrer Wohnungen<br />
mit Fernseh- und Hörfunkprogrammen<br />
nicht lösen.<br />
Vermieter wurde abgemahnt<br />
Der Kläger hat die Beklagte im September<br />
2018 mit einem Schreiben abgemahnt<br />
und verlangt von ihr unter anderem, es zu<br />
unterlassen, Wohnraummietverträge mit<br />
Verbrauchern abzuschließen, die die kostenpflichtige<br />
Bereitstellung eines Kabel-<br />
TV-Anschlusses beinhalten, wenn diese<br />
für den Verbraucher nicht wenigstens zum<br />
Ablauf von 24 Monaten Laufzeit kündbar<br />
sind.<br />
Er ist der Auffassung, die Beklagte<br />
handele unlauter. Sie sei, soweit sie die<br />
von ihr vermieteten Wohnungen mit einem<br />
Kabelanschluss versorge, als „Anbieterin<br />
von öffentlich zugänglichen Telekommunikationsdiensten“<br />
i.S.d. § 43b<br />
TKG anzusehen. Da eine (isolierte) Kündigung<br />
dieser Versorgung nicht möglich sei,<br />
seien die Mieter für die gesamte Dauer<br />
des Mietverhältnisses an den Kabel TV-<br />
Anschluss gebunden.<br />
Hierin liege ein Verstoß gegen § 43b<br />
TKG, wonach unter anderem die anfängliche<br />
Mindestlaufzeit eines Vertrages<br />
zwischen einem Verbraucher und einem<br />
Anbieter von öffentlich zugänglichen Telekommunikationsdiensten<br />
24 Monate<br />
nicht überschreiten dürfe.<br />
Die Beklagte meint dagegen, allein<br />
wegen der betriebskostenrechtlichen<br />
Umlage der Kosten für die Versorgung<br />
der Wohnungen mit Fernseh- und Hörfunkprogrammen<br />
auf ihre Mieter könne<br />
sie nicht als „Anbieterin von öffentlich<br />
zugänglichen Telekommunikationsdiensten“<br />
i.S.d. § 43b TKG angesehen werden.<br />
Die Versorgung der Wohnungen mit<br />
Fernseh- und Hörfunkprogrammen sei für<br />
sie insbesondere deshalb kein „Telekommunikationsdienst“,<br />
weil sie nicht für die<br />
„Übertragung von Signalen“ verantwortlich<br />
sei.<br />
Klage wurde von zwei Instanzen<br />
abgewiesen<br />
Das LG Essen hat die Klage abgewiesen.<br />
Die Berufung des Klägers hatte vor dem<br />
OLG Hamm keinen Erfolg.<br />
Nach Auffassung des Oberlandesgerichts<br />
hat die Beklagte nicht gegen § 43b<br />
TKG verstoßen. Zwischen der Beklagten<br />
und ihren jeweiligen Mietern bestehe kein<br />
Vertrag über die Erbringung öffentlich<br />
zugänglicher Telekommunikationsdienste.<br />
Zwar reiche die Übertragung von Fernseh-<br />
und Hörfunksignalen nach den Regelungen<br />
im Telekommunikationsgesetz als<br />
Übertragungsgegenstand für einen Telekommunikationsdienst<br />
aus.<br />
Fraglich sei aber bereits, ob die Leistungspflicht<br />
der Beklagten, deren wesentlicher<br />
Kern die Gewährung des Gebrauchs<br />
der vermieteten Wohnung sei, „ganz oder<br />
überwiegend“ – wie es § 3 Nr. 24 TKG<br />
für einen „Telekommunikationsdienst“ erfordere<br />
– in der Übertragung von Signalen<br />
bestehe.<br />
Letztlich komme es hierauf allerdings<br />
nicht an. Der in der Übertragung von<br />
Signalen bestehende Dienst der Beklagten<br />
sei nämlich jedenfalls nicht „öffentlich<br />
zugänglich“, was der § 43b TKG voraussetze.<br />
„Öffentlich zugänglich“ sei ein Telekommunikationsdienst<br />
– nach § 3 Nr. 17a<br />
TKG – dann, wenn er der Öffentlichkeit<br />
und damit einem unbestimmten Personenkreis<br />
zur Verfügung stehe.<br />
Bei den Mietern eines Mehrfamilienwohnhauses<br />
handele es sich hingegen<br />
nicht um einen unbestimmten Personenkreis,<br />
sondern um eine von der Öffentlichkeit<br />
durch ihre Eigenschaft als Mieter von<br />
Wohnungen in bestimmten Immobilien<br />
der Beklagten klar abgegrenzte Personengruppe.<br />
Das Oberlandesgericht hat die<br />
Revision zugelassen.<br />
Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Neuer Hartz IV-Satz deckt Stromkosten nicht ab<br />
Berlin. Der Hartz IV-Satz für das Jahr 2021<br />
enthält zu wenig Geld für Strom. Nach Berechnungen<br />
des Vergleichsportals Verivox<br />
beläuft sich der Fehlbetrag für Alleinlebende<br />
auf durchschnittlich 94 Euro pro<br />
Jahr. Besonders Haushalte in der Grundversorgung<br />
seien betroffen. Bis zu 197<br />
Euro müssten Haushalte im kommenden<br />
Jahr an anderer Stelle einsparen, um ihre<br />
Stromkosten zu begleichen. Das sei so viel<br />
wie nie zuvor.<br />
Zum 1. Januar 2021 soll der Regelsatz<br />
für einen alleinstehenden Erwachsenen<br />
um mindestens sieben Euro auf 439 Euro<br />
pro Monat steigen. Die zugrundeliegende<br />
Einkommens- und Verbrauchsstichprobe<br />
(EVS) sieht davon 35,30 Euro zur Begleichung<br />
der Stromkosten vor.<br />
Die Stromkosten eines Singlehaushalts<br />
mit einem Verbrauch von 1 500 Kilowattstunden<br />
belaufen sich nach Verivox-Berechnungen<br />
im Bundesdurchschnitt allerdings auf<br />
monatlich 43,17 Euro. Das entspricht einem<br />
Minus von 22 Prozent in der Haushaltskasse.<br />
In Schleswig-Holstein fehlen bis<br />
zu 197 Euro pro Jahr<br />
Wie hoch die Versorgungslücke ausfällt,<br />
unterscheidet sich regional stark. In<br />
Schleswig-Holstein müssen alleinlebende<br />
Hartz IV-Empfänger in der Grundversorgung<br />
jeden Monat 51,75 Euro für Strom<br />
aufwenden und damit knapp 47 Prozent<br />
mehr als im Hartz IV-Satz vorgesehen. Im<br />
Laufe des Jahres summiert sich das Minus<br />
so auf 197 Euro. In Hamburg belaufen sich<br />
die monatlichen Kosten auf 51,33 Euro<br />
(+ 45 Prozent). Am wenigsten zuzahlen<br />
müssen Hartz IV-Empfänger in Bremen.<br />
Der Fehlbetrag beträgt hier rund 25 Prozent.<br />
Elektrische Warmwasserbereitung<br />
erhöht Kosten zusätzlich<br />
Muss Wasser dezentral etwa mithilfe eines<br />
Durchlauferhitzers erwärmt werden, steigen<br />
Stromverbrauch und Kosten weiter. Etwa<br />
Menschen mit bezahlbarem<br />
Wohnraum Betriebskosten aktuell zu versorgen?“<br />
750 kWh zusätzlich verbraucht ein Einpersonenhaushalt<br />
mit elektrischer Warmwasserbereitung.<br />
Zwar können Singlehaushalte<br />
einen Mehrbedarf von 2,3 Prozent des Regelsatzes<br />
beim Amt geltend machen, das<br />
sind gut zehn Euro. Die tatsächlichen Mehrkosten<br />
belaufen sich aber auf mehr als 20<br />
Euro.<br />
Der Betrag, der Hartz IV-Empfängern<br />
in der Grundversorgung jährlich für Strom<br />
fehlt, steigt von Jahr zu Jahr. Waren es<br />
2019 noch 101 Euro, mussten sie <strong>2020</strong><br />
bereits eine Lücke von durchschnittlich<br />
115 Euro in Kauf nehmen. Im kommenden<br />
Jahr wird sich der Fehlbetrag auf<br />
durchschnittlich 161 Euro in der Grundversorgung<br />
belaufen.<br />
Seit der Einführung von Hartz IV im<br />
Jahr 2005 ist der Regelsatz schrittweise<br />
um rund 27 Prozent gestiegen (von 345<br />
Euro auf 439 Euro). Die Strompreise haben<br />
sich im gleichen Zeitraum um durchschnittlich<br />
61 Prozent verteuert, in der<br />
Grundversorgung sogar um 78 Prozent.<br />
„Gibt es was Sozialeres, als<br />
Menschen mit bezahlbarem<br />
Wohnraum zu versorgen?“<br />
Anzeige<br />
Anne, Immobilienkauffrau und<br />
Gutwohnenermöglicherin<br />
Anne, Immobilienkauffrau und<br />
Gutwohnenermöglicherin<br />
Ihr Energiepartner. Ganz persönlich.<br />
Gib deiner Berufung ein Zuhause.<br />
Vertrauen Sie auf einen Energiepartner, der die Anforderungen der Wohnungswirtschaft kennt.<br />
Der Erfahrung und Innovation einsetzt und so die besten Lösungen für Sie findet. Auch für die Zukunft.<br />
Egal ob es um Energie und Wärme, E-Ladestationen, Photovoltaik oder<br />
andere nützliche Dienstleistungen geht.<br />
Vertrauen Sie auf enercity.<br />
Viele Jobs<br />
mit Sinn<br />
Deiner dabei?<br />
Arbeiten-in-der-Wohnungswirtschaft.de<br />
Gib deiner Berufung ein Zuhause.<br />
Viele Jobs<br />
mit Sinn<br />
Deiner dabei?<br />
Arbeiten-in-der-Wohnungswirtschaft.de<br />
Anzeige
Anzeige_Managementforum_2021_220x215mm.indd 1 09.11.20 15:10<br />
<strong>VNW</strong><br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />
Tangstedter Landstraße 83<br />
22415 Hamburg<br />
Tel.: 040 520 11- 0<br />
Fax: 040 520 11- 201<br />
E-Mail: info@vnw.de<br />
Internet: www.vnw.de<br />
vdw<br />
Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />
Niedersachsen Bremen e.V.<br />
Postfach 61 20<br />
30061 Hannover<br />
Tel.: 0511 12 65 - 01<br />
Fax: 0511 12 65 - 111<br />
E-Mail: info@vdw-online.de<br />
Internet: www.vdw-wohnen.de<br />
www.vdw-magazin.de