Dezember 2020
DAS MAGAZIN DER PARACELSUS PRIVATUNIVERSITÄT FÜR SALZBURG UND NÜRNBERG
PARACELSUS
TODAY
3
Dezember 2020
Künstliche
Intelligenz
Ein digitaler Gesundheitsassistent
beschert Jama Nateqi den Titel
Österreicher des Jahres im
Bereich Forschung
NEUER SCHUB
EVER Pharma
kooperiert mit PMU
IM GESPRÄCH
Primaria mit 44 Jahren
am Uniklinikum
EDITORIAL
Bleiben Sie
in Bewegung!
Lockdown! Schon wieder. Abriegeln, Isolieren,
Abstand halten, Unterbindung von Kontakten zwischen
Menschen. Damit haben wir lernen müssen zu
leben - zeitweilig, nicht für immer. Diese Zeilen wurden
mitten im zweiten Lockdown geschrieben und wollen
aufmuntern. Es geschieht so viel Gutes in unserer
Gesellschaft, auch in Krisenzeiten. 2020 war das Internationale
Jahr der Pflegenden. Die gesellschaftliche Bedeutung
der Pflege muss in Corona-Zeiten wahrlich
nicht mehr betont werden, das Bewusstsein dafür ist geschärft
und Tausende haben in diesem Jahr Großartiges
geleistet. Auch Ärztinnen und Ärzte und viele andere
in diesem Land. Dafür gebührt Anerkennung.
Stolz ist die Uni auf ihren Alumnus Jama Nateqi. Er
hat einen digitalen Gesundheitsassistenten „erfunden“,
der auf Basis Künstlicher Intelligenz Personen digital
auf das Corona-Risiko testen kann. Die Stadt Wien
setzt diesen „Assistenten“ im Kampf gegen das SARS-
CoV-2-Virus bereits ein. Mittlerweile hat Nateqi zahlreiche
Auszeichnungen eingeheimst. Lesen Sie darüber
in diesem Heft.
Mit interessanten Geschichten aus der Welt der Paracelsus
Universität und ihrer Partner wollen wir zeigen,
dass die Wissenschaft weltweit immer Entwicklungen
vorangetrieben und Lösungen gefunden hat.
Der mit 85 Jahren älteste der drei aktuellen Medizin-Nobelpreisträger,
Harvey James Alter, hat seine
Hepatitis-Forschungsarbeit über 50 Jahre in einem
Satz zusammengefasst: „Man weiß zwar noch nicht,
wohin man gehen wird, aber man bleibt immer in Bewegung.“
Bleiben Sie gesund und optimistisch!
Inhalt
Ihr Dr. Gottfried Stienen
Chefredakteur
10
Spotlight Premiere in der Pharmazie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4
FocusOn Der Medizin-Nobelpreis rückt drei Forscher in den Fokus, die den Hepatitis-Virus identifizierten. . . . . . . . . . . . . . .6
Promotion In Salzburg und Nürnberg feierten auch in Corona-Zeiten die Absolventinnen und Absolventen des
Humanmedizinstudiums ihren Abschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Alumni Jama Nateqi ist „Österreicher des Jahres“ im Bereich Forschung. Er studierte an der Paracelsus Universität in Salzburg .12
Inside Im Ruhestand: PMU-Gründungsrektor Herbert Resch und Kanzler Michael Nake verabschiedeten sich im Herbst
2020 quasi im Doppelpack . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16
Education Er ist mehrmaliger „Teacher of the Year“ am Institut für Anatomie und Zellbiologie: Martin Hudelmaier . . . . . .18
Research Die Paracelsus Universität und das Unternehmen EVER Pharma wollen die Pharmazie in Salzburg etablieren 20
VeryPersonal Die Universitätsklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie wird von weiblicher Hand geführt. Primaria
Belinda Plattner schreibt auch Kinderbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Update Die Pille hat das Leben von Millionen Frauen und Paaren verändert und feiert ihren 60. Geburtstag . . . . . . . . . . . . 28
Friends Rudolf Brenner hat Unternehmergeist und Mut. Nun baut er eine Goldfabrik und schätzt die Arbeit der
Paracelsus Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Pointof View Werden Patientinnen und Patienten digitale Medizin annehmen? Gedanken von PMU-Vizerektor
Wolfgang Söllner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
26
paracelsus today 3 | 20
3
SPOTLIGHT
Impressum
Fotos: PMU/wildbild
Gelungener Einstand
Freude herrschte bei zwei „Premierenfeiern“ an der Paracelsus
Universität: Während der Universitätslehrgang Early Life Care
seine ersten Masterabsolventinnen hervorbrachte, feierte man im
Pharmaziestudium die ersten Bachelors.
HARMAZIE-PIONIERE … Ein großes
Ereignis im kleineren Rahmen und
unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen
wie Sicherheitsabstand,
Einlassregelungen und permanenter
Maskenpflicht, fand am 9. Oktober
2020 statt: Die 22 frisch gebackenen
Bachelors der Pharmazie und somit Pioniere
des 2017 am Standort Salzburg
gestarteten Pharmaziestudiums erhielten
in einer akademischen Feier im
Jörg Rehn Auditorium der Paracelsus
Universität ihre Dekrete überreicht.
Mehr dazu unter: https://bit.ly/34Ji4FW
... UND ELC-DEBÜTANTINNEN. Der
Universitätslehrgang Early Life Care
(ELC), eine Kooperation von Paracelsus
Medizinischer Privatuniversität
und St. Virgil Salzburg, erlebte am 26.
September 2020 eine Premiere. In einer
Abschlussfeier im EVER Pharma
Auditorium der Paracelsus Universität
feierten 23 Absolventinnen ihren Abschluss
als Master in Early Life Care.
Trotz der Einschränkungen durch CO-
VID-19 freuten sich alle im Saal und im
Live-Stream an den Bildschirmen mit
den Pionierinnen des Jahrgangs 2016.
Mehr dazu unter: https://bit.ly/3kXkBCY
Paracelsus Today
Paracelsus Today ist das Magazin der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
in Salzburg
Auflage: 32.150 Stück
Medieninhaber und Herausgeber:
Paracelsus Medizinische Privatuniversität
Salzburg - Privatstiftung,
Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel.
+43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at
Verlag: Magazinmanagement und
Verleger: Schoba & Partner GmbH,
Friaulweg 4, 8042 Graz,
www.schoba.at, Geschäftsführerin:
Mag. Eva Schoba
Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen
Chefin vom Dienst: Sabine Ritzinger
Art-Direktion: Erich Schillinger
Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe:
Andreas Aichinger, Wolfgang Bauer,
Prof. Joachim H. Ficker,
Sabine Ritzinger, Ilse Spadlinek,
Dr. Gottfried Stienen
Fotos: i-Stock, Giulia Iannicelli, Klinikum
Nürnberg, Nobel Media, Rudi
Ott, SALK, Michael M. Vogel, Symptoma,
wild&team fotoagentur gmbh,
philor/Harald Klemm, Johns Hopkins
University
Coverfoto: wildbild
Hersteller: Walstead Leykam Druck
GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21,
7201 Neudörfl
Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung
für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen.
Satz- und Druckfehler
sowie alle Rechte vorbehalten.
SPENDEN BOX
Paracelsus Today würde sich über
Ihre Sympathiespende sehr freuen.
Wir werden jeden Euro sinnvoll für
neue Ausgaben mit anspruchsvollem
und spannendem Lesestoff einsetzen.
Bitte geben Sie bei der Anweisung Ihrer
Spende beim Verwendungszweck
„Paracelsus Today“ an. Unser Spendenkonto:
Salzburger Landes-Hypothekenbank,
SWIFT-Code: SLHYAT2S,
IBAN: AT03 5500 0104 0001
3375
FEEDBACK
ERWÜNSCHT
Wie gefällt Ihnen das neue Magazin
von Paracelsus Today? Teilen Sie uns
Ihre Meinung und Ihre Anregungen
mit: paracelsus@pmu.ac.at .Sichern
Sie sich Ihr Gratis-Abo. So verpassen
Sie keine Ausgabe von Paracelsus Today
und erhalten das neue Magazin
bequem nach Hause geliefert:
www.pmu.ac.at/abo
4
paracelsus today 3 | 20
Reichweiter.
Verbrenner trifft auf Elektro-Plug in? Das ist reichweiter: In über 20 Plug-in-Hybrid-Modellen
mit
aus allen Klassen. Jetzt zu attraktiven Leasingraten.
Mehr auf pappas.at/elektromobilitaet und bei Ihrem Partner von Pappas.
Jetzt mit
€ 2.500,–
Elektro-Mobilitätsbonus
Und zusätzlich
€ 1.000,–
Mercedes-Benz Bank Bonus*
* Der Mercedes-Benz Bank Bonus in der Höhe von € 1.000,– gilt für alle MB PKW bei
Finanzierung über die Mercedes-Benz Bank bis 31.12.2020. Abbildung ist Symbolfoto.
Autorisierter Mercedes-Benz Vertriebs- und Servicepartner;
Georg Pappas Automobil GmbH, Pappas Automobilvertriebs GmbH, Pappas Auto GmbH,
Pappas Tirol GmbH, Pappas Steiermark GmbH; 0800 727 727; www.pappas.at
Ein
Virus
mit
„W
ir bekamen dort jeden
Morgen neben der
normalen
Stationswäsche
auch die
OP-Wäsche. Da gab
es manche Teile, die mit Blut getränkt
von der Ansteckung mit einer Viruserkrankung,
die jetzt wieder in den Blickpunkt
gerückt ist: Hepatitis C.
Erste Verdachtsmomente.
Bereits im Jahr 1883 war die norddeut-
waren, insbesondere bei den teilweise
schwer verletzten Unfallopfern. Wir
sortierten sie dann nach Farben und
Material mit bloßen Händen, Handschuhe
gab es dafür nicht.“ Diese für
heutige Ohren überaus verstörenden
Erinnerungen beziehen sich auf einen
Studentenjob in der Wäscherei einer
deutschen Unfallklinik, irgendwann
Anfang der 1970er-Jahre. Gesammelt
wurden sie von der Deutschen Leberhilfe,
einem Verein, der sich als Informationsschnittstelle
zwischen Ärzten
und Patienten versteht. Und auch die
anderen Krankengeschichten machen
nachdenklich. Sie handeln von verschmutzten
Spritzen, Zahnbehandlungen,
Plasmaspenden, Bluttransfusionen
und einem Polizisten,
der bei einem Einsatz verletzt
sche Hansestadt Bremen zum Schauplatz
zunächst mysteriöser Erkrankungen
geworden. Unter den Arbeitern einer
lokalen Schiffbaugesellschaft war
eine Gelbsucht-Epidemie – Hepatitis
wurde seit der Antike durch die Gelbfärbung
von Haut und Augen („Ikterus“)
charakterisiert – ausgebrochen.
Als einzige Gemeinsamkeit aller Erkrankten
kam letztlich nur eine Ursache
in Frage: eine mit Pockenlymphe
durchgeführte Impfung. Gut 80 Jahre
später machten US-Forscher ebenfalls
eine zunächst unerklärliche Beobachtung:
Über 30 Prozent aller Menschen,
die am offenen Herzen operiert worden
waren – und entsprechend viele Blutkonserven
benötigt hatten – erkrankten
an Hepatitis. Schließlich konnte
dieses Problem durch eine simple Maßnahme
wird. Eines haben all diese Erfahrungsberichte
wenigstens deutlich einge-
und Erinnerungen
bremst werden: den Verzicht auf „kom-
gemeinsam: Sie erzählen merzielle“ Blutkonserven von
Pro-
FocusOn | Der Weg zur Erforschung des Hepatitis-C-Virus lag versteckt und
war voller Sackgassen. Der Medizin-Nobelpreis 2020 rückt jetzt drei Forscher,
die ihn dennoch gefunden haben, in den Fokus. Und mit ihnen eine gefährliche
Krankheit, die weltweit noch immer einen hohen Blutzoll fordert.
Autor: Andreas Aichinger • Illustration: Elmehed für Nobel Media • Foto: iStock
Harvey J.Alter, Michael Houghton und
Charles Rice (v.l.n.r.) wurden für die Identifikation
des Hepatitis-C-Virus mit dem
Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
6
paracelsus today 3 | 20
fi-Blutspendern und deren Ersetzen
durch Blut von freiwilligen Spendern.
Letztere steckten sich beim Blutspenden
nämlich naturgemäß deutlich seltener
an als Vielspender. So wie bei den
Schiffsbauern des Jahres 1883 lag somit
auch hier der Verdacht auf ein infektiöses
Geschehen nahe.
Australisches Antigen & Hepatits B.
Die Umstellung der Blutspenderauswahl
sei die „effektivste Maßnahme in
der Geschichte der Hepatitis-Bekämpfung
überhaupt“ gewesen, sagt einer,
der damals dabei war. Und der für seine
Forschungstätigkeit vor wenigen
Wochen mit dem Nobelpreis für Medizin
2020 ausgezeichnet worden ist: der
US-amerikanische Virologe und Transfusionsmediziner
Harvey J. Alter. Anfangs
war der 1935 in New York geborene
Alter Teil jener Forschungsgruppe
gewesen, die 1965 im Blut eines australischen
Ureinwohners ein besonderes
Antigen entdeckt hatte. Dieses entpuppte
sich schließlich als Oberflächenprotein
der Hülle des Hepatitis-B-Virus
und wurde zum Ausgangspunkt
erster Hepatitis-Tests. Der Leiter
der Forschungsgruppe, der Biochemiker
Baruch Samuel Blumberg, erhielt
für seine Arbeit rund um die infektiöse
Leberentzündung Hepatitis B im Jahr
1976 den Nobelpreis für Medizin. Harvey
Alter hingegen musste noch satte
44 Jahre warten, bis es auch bei ihm
selbst soweit war: Gemeinsam mit Michael
Houghton und Charles M. Rice
wurde er für die Identifikation des Hepatitis-C-Virus
mit dem Medizin-Nobelpreis
2020 ausgezeichnet.
Infektion mit fatalen Folgen.
Leberentzündungen können zwar auch
durch Alkoholmissbrauch, Umwelttoxine
oder Autoimmunerkrankungen
ausgelöst werden, die Hauptursache
sind jedoch Virusinfektionen. Sprich:
Hepatitis B und Hepatitis C. Letztere Erkrankung
nimmt in ungefähr 50 bis 80
Prozent der akuten Infektionen einen
chronischen Verlauf. Laut dem „Global
Hepatitis Report“ der Weltgesundheitsorganisation
WHO lebten im Jahr
2015 weltweit rund 71 Millionen Menschen
mit einer chronischen HCV-Infektion.
Wird eine Infektion nicht behandelt,
entwickelt ein signifikanter
Teil Leberzirrhosen, ein kleinerer Teil
auch Leberzellkrebs. Die Folgen sind
laut Schätzungen rund 400.000 Hepatitis-C-Tote
pro Jahr. Für Österreich
vermutet man, dass etwa 0,3 Prozent
der Bevölkerung und somit etwa
27.000 Menschen an chronischer Hepatitis
C erkrankt sind. Der häufigste
Übertragungsweg hierzulande ist die
gemeinsame Verwendung von Nadeln
durch Drogensüchtige. Mangelt es an
Hygiene, können auch Tätowierungen,
Piercings, Akupunktur und unter Umständen
auch sexuelle Aktivitäten zum
Problem werden. Die beschriebene
Transfusions-Hepatitis hingegen konnte
bis zur Jahrtausendwende in vielen
Teilen der Welt nahezu eliminiert werden.
Nicht A, nicht B.
Nachdem ab Mitte der 1970er-Jahre
auch die durch verunreinigtes Wasser
oder Nahrung übertragene Hepatitis A
– sie hatte unter anderem als „Soldatengelbsucht“
seit Jahrhunderten die Armeen
der Welt heimgesucht – nachgewiesen
werden konnte, schöpfte auch
Harvey Alter Hoffnung. Im Glauben,
paracelsus today 3 | 20
7
endlich der wahren Ursache für die
früheren Blutkonserven-Ansteckungen
auf die Spur gekommen zu sein,
untersuchte er seine über Jahre aufgebaute
Blutproben-Bank abermals. Aber
Fehlanzeige: Der Löwenanteil entfiel zu
seiner Enttäuschung weder auf die
A- noch auf die B-Variante. In der Hoffnung
auf absehbare Klärung etikettierte
Harvey Alter die mysteriöse Erkrankung
schließlich als „Non-A-Non-B-
Hepatitis“ – und landete wieder in
einer Sackgasse. Die aufkeimende Frustration
des heutigen Nobelpreisträgers
manifestierte sich 1988 auch in einem
launigen Gedicht Alters:
I think that I shall never see
This virus called non-A, non-B
A virus I cannot deliver
And yet I know it‘s in the liver
A virus that we often blame,
But which exists alone by name
No antigen or DNA
No little test to mark its way. …
Ironie der Medizingeschichte.
Die eigentliche Identifikation des gesuchten
Virus sollte nur ein Jahr später
einem anderen Wissenschafter gelingen.
Und zwar dem britischen Virologen
und Biochemiker Michael Houghton,
der damals für das kalifornische
Pharma-Unternehmen Chiron tätig
war. Seinem Team gelang es 1989, DNA-
Fragmente aus dem Blut infizierter
Schimpansen zu isolieren, von denen
einige mutmaßlich von dem unbekannten
Virus herrührten. Durch Abgleich
mit Antikörpern von Hepatitis-Patienten
konnte schließlich ein positiver
Klon gefunden werden, der nach
weiteren Arbeiten einem neuen RNA-
Virus zugeordnet werden konnte. Dieses
Virus wurde nunmehr Hepatitis-C-Virus
(HPC) getauft, und ein entsprechender
Test entwickelt. Es zeigte
sich, dass jede einzelne der „Non-
A-Non-B“-Blutproben Harvey Alters
„Die Heilung von Hepatitis C
ist bei fast allen Patienten
ohne relevante Nebenwirkungen
möglich – und zwar
in einem Bruchteil der
früher notwendigen Zeit.“
Assoc.-Prof. Dr. Elmar Aigner,
leitender Oberarzt der Universitätsklinik
für Innere Medizin I mit Gastroenterologie
und Hepatologie in Salzburg
tatsächlich das Hepatitis-C-Virus enthielt.
Der US-amerikanische Virologe
Charles Rice – der Dritte im Bunde der
Medizin-Nobelpreisträger 2020 – steuerte
schließlich noch den Nachweis bei,
dass allein das HPC-Virus ausreicht,
um Hepatitis zu verursachen.
Beeindruckende Erfolgsgeschichte.
Heute ist Hepatitis-C ein perfektes Beispiel
dafür, dass manche Erreger auch
ohne Schutzimpfung effektiv bekämpft
werden können. Sofern eine Erkrankung
rechtzeitig diagnostiziert wird,
kann sie in der Regel innerhalb weniger
Wochen erfolgreich mit antiviralen
Medikamenten therapiert werden.
„Nach langen Jahren der Behandlung
mit Heilungsraten um 50 Prozent bei
gleichzeitig schweren und lebensgefährlichen
Nebenwirkungen, ist inzwischen
die Heilung bei fast allen Patienten
ohne relevante Nebenwirkungen
möglich“, bestätigt auch Elmar Aigner,
leitender Oberarzt der Universitätsklinik
für Innere Medizin I mit Gastroenterologie
und Hepatologie in Salzburg,
„Und zwar in einem Bruchteil der früher
dafür notwendigen Zeit.“ Aigner, der
auch Dekan für Humanmedizin der Paracelsus
Uni und Vorstandsmitglied
der Österreichischen Gesellschaft für
Gastroenterologie und Hepatologie
(ÖGGH) ist, weiter: „Die Heilung der Hepatitis
C ist tatsächlich eine beeindruckende
Erfolgsgeschichte der medizinischen
Forschung. Hepatitis C stellt
nach wie vor die einzige chronische Virusinfektion
dar, die heilbar ist. Und
zwar wirklich im Sinne der Virus-Elimination.“
Learnings des Nobelpreisträgers.
Mit heute 85 Jahren ist Harvey Alter
der älteste des Nobelpreisträger-Trios.
Und so ist es durchaus bemerkenswert,
was gerade er als Fazit seiner „50-Jahre-Saga“
(O-Ton Alter) in der Hepatitis-C-Forschung
weitergeben will. Einerseits
unterstrich Alter anlässlich der
Nobelpreis-Pressekonferenz des National
Institutes of Health (NIH), an dem er
den Großteil seiner akademischen Karriere
gearbeitet hat, den hohen Stellenwert
einer nicht unmittelbar zielgerichteten
Forschung. Alters Devise:
„Man weiß zwar noch nicht, wohin man
gehen wird, aber man bleibt immer in
Bewegung.” Gleichzeitig ist der Nobelpreisträger
auch ein Paradebeispiel für
einen wirklich langen Forschungsatem.
Noch 2013 kommentierte Alter seine
frühe Lebensentscheidung, nicht beim
späteren Hepatitis-B-Nobelpreisträger
Blumberg geblieben zu sein, so: „Ich
hätte vielleicht den Nobelpreis mit ihm
teilen können, aber das ist hochspekulativ.
Ich bereue es nicht, diesen Weg
nicht eingeschlagen zu haben.“ Immerhin
zu 50 Prozent richtig lag Alter indes
bereits 1989 mit einer Textzeile aus
einem weiteren Hepatitis-Gedicht: „Für
mich wird es keinen Nobelpreis geben.
Aber es gibt ja noch andere Viren am
Horizont.“Ω
8
paracelsus today 3 | 20
vb-rb.de
Eines Tages
will ich Euer
Held sein.
Wir finden, die Welt braucht mehr Zuversicht.
Deshalb unterstützen wir alle, die den
Mut haben, ihre Zukunft selbst in die Hand
zu nehmen. Gemeinsam schauen wir nach
vorn und sagen: Morgen kann kommen.
Wir machen den Weg frei.
meine Volksbank
Raiffeisenbank eG
Mit Abstand
das Größte
Promotion | Feiern in Corona-Zeiten?
Ja, aber sicher! Die Absolventinnen
und Absolventen des Medizinstudiums
in Salzburg und Nürnberg
genossen ihren Ehrentag trotz Abstand
und Sicherheitsmaßnahmen.
Fotos: PMU/wildbild; Klinikum Nürnberg/Giulia Iannicelli
Studieren und Studienabschluss
stellten die
Jahrgänge 2015 des
Studiums der Humanmedizin
in Salzburg
und Nürnberg in diesem
Jahr vor große Herausforderungen.
Sie werden ihr letztes Studienjahr
wohl immer als „Corona-Zeit“
in Erinnerung behalten.
Doch trotz oder auch wegen aller
Widrigkeiten hatten auch sie
sich, wie alle Abschlussjahrgänge,
eine würdige Feier verdient.
Unerwartetes in Nürnberg. Neue
Wege beschritten dagegen ihre
Kolleginnen und Kollegen am
Standort Nürnberg: mit einer
akademische Feier eine Woche
zuvor in der ungewöhnlichen
Kulisse des Nürnberger Max-
Morlock-Stadions. Rund 300
„Fans“ aus Familienmitgliedern,
Freundeskreis, Ehrengästen und
Universitätsangehörigen gratulierten
unter freiem Himmel und
mit reichlich Platz zum Abstandhalten.
Ω
Mehr dazu unter:
https://bit.ly/36oxJge
In Salzburg
wurde Indoor unter strengen Sicherheitsmaßnahmen
gefeiert.
Bewährtes in Salzburg. Die frisch
gebackenen Ärztinnen und Ärzte
der Paracelsus Universität am
Standort Salzburg feierten am 25.
September 2020 in bewährter
Manier im Hangar-7 – allerdings
Pandemie-bedingt in kleinerem
Rahmen und mit ausgefeiltem
Sicherheitskonzept. Der traditionelle
Einmarsch der Würdenträger
und Doctores mit blauem gebrandetem
Mund-Nasen-Schutz
unterschied sich doch sehr von
dem vergangener Jahre.
Mehr dazu unter:
https://bit.ly/3ldRdsB
Am Standort Nürnberg
diente das Max-Morlock-Stadion
als Freiluft-Location.
10
paracelsus today 3 | 20
Aufgetischt für
1.000 obdachlose
Menschen
Ein festliches Menü an Weihnachten – das ist nicht
für alle Menschen eine Selbstverständlichkeit. dm
drogerie markt und BIO AUSTRIA richten gemeinsam
mit 25 Wärmestuben und Notschlafstellen in ganz Österreich
Festessen aus: Rund 1.000 obdachlose Menschen
erwartet ein Drei-Gänge-Menü mit besten Zutaten
aus dem dmBio Sortiment und Lebensmitteln
von regionalen Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern.
► Beim Kochen im Haus Elisabeth im vergangenen Jahr:
Harald Bauer (dm Geschäftsführer) mit Manuela Habersatter und
Martina Strimitzer (beide dm Mitarbeiterinnen) sowie Susanne Maier
(Geschäftsführerin BIO AUSTRIA).
Ein Jobverlust, eine schwere Krankheit, psychische Probleme,
eine Sucht – die Ursachen, warum Menschen in eine
Abwärtsspirale geraten, sind vielfältig und niemand ist davor
restlos gefeit. Wenn Betroffenen dann ein Netz an Familie
und Freunden fehlt, das einen auffängt, stehen sie oft
auf der Straße. Verschiedene Anlaufstellen sind dann gefragt.
„Wir alle wissen, dass sich täglich zahlreiche Helfer
für obdachlose und armutsgefährdete Menschen einsetzen
und das mit vollem Elan. Die Unterstützer waren und sind
– wie wir alle – heuer besonders gefordert. Mit den Festessen
wollen wir einen kleinen Beitrag leisten“, sagt dm Geschäftsführer
Harald Bauer.
BIO-ZUTATEN FÜR 25 EINRICHTUNGEN
© dm / GRÜNWALD
► Produktübergabe in Wels: Michael Schuster (dm Gebietsmanager) und Gertraud Grabmann
(Obfrau BIO AUSTRIA) mit Bettina Reichhold und Petra Wimmer (beide Soziales Wohnservice Wels).
lichst regional die benötigten frischen Bio-Lebensmittel
zu den Küchen im ganzen Land. Dort wird dann ein
weihnachtliches Festmahl für die Gäste von Wärmestuben
und Notschlafstellen vor Ort zubereitet. Wir hoffen,
dass wir dadurch dazu beitragen können, möglichst
vielen Menschen in schwieriger Lage zu einem schönen
und wärmenden Weihnachtserlebnis zu verhelfen“, sagt
Gertraud Grabmann, Biobäuerin und Obfrau von BIO
AUSTRIA.
UNTERSTÜTZUNG IN DER FILIALE
Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr lädt dm auch heuer
Wärmestuben und Notschlafstellen ein, gemeinsam ein
Festessen für 1.000 obdachlose Menschen umzusetzen. Dafür
stellt dm Dekoration sowie Produkte aus dem dmBio
Sortiment zur Verfügung. Unser Partner BIO AUSTRIA ergänzt
auch in diesem Jahr die Einkaufsliste um Frischwaren.
„Unsere Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern liefern mögdm
Kunden können in den dm Filialen mit einer Spende
von 5 Euro einen Beitrag leisten. Als kleines Dankeschön
gibt es für die Unterstützer einen schönen Anhänger aus
Filz (solange der Vorrat reicht). Sollte mehr gespendet
werden, als zur Finanzierung der Festessen benötigt
wird, fließt das zusätzliche Geld im kommenden Jahr in
soziale Projekte in ganz Österreich.
„ G
egenstand der Symptoma
GmbH ist die Erbringung
von EDV- und Internetdienstleistungen.“
Hinter
diesem nüchternen und
unspektakulären Eintrag im Österreichischen
Handelsregister steht eine ungewöhnliche
Erfolgsstory: die eines
Mannes, der auszog, die medizinische
Diagnostik mittels Künstlicher Intelligenz
zu vereinfachen und zu beschleunigen,
sowie Fehldiagnosen bei Patienten
entgegenzuwirken. Sein Name ist
Jama Nateqi.
Von Wurzeln und Wünschen. Der Hang
zur Medizin begleitet den gebürtigen
Deutschen seit Kindertagen. Aufgewachsen
in Hannover als Sohn afghanischer
Eltern, hatte er im Alter von
fünf Jahren seinen in Afghanistan lebenden
Großvater das erste Mal getroffen.
Als dieser wenige Monate danach
an einer Krankheit starb, die in Deutschland
wahrscheinlich heilbar gewesen
wäre, reifte in Jama der Wunsch, Arzt zu
werden: „Doch mein Traum hat sich mit
der Zeit gewandelt. Im Alter von sechs
Jahren wollte ich Hausarzt werden,
während des Zivildienstes Augenarzt
und im Studium schließlich Neurochirurg.
Jetzt baue ich halt einen künstlichen
Arzt.“ Auf die datenwissenschaftliche
Seite der Medizin zog es Jama
schon früh. Das Start-up namens Symptoma
gründete er mit seinem langjährigen
Geschäftspartner, dem Physiker
und Entwickler Thomas Lutz, bereits
während des Studiums an der PMU.
Dass der Arztkittel dem Business-Outfit
weichen musste, bereut der
Mediziner nicht: „Ich bin in meiner Rolle
mehr als glücklich. Auf der einen Seite
kann ich als Mediziner etwas Gutes
tun. Auf der anderen kann ich als Unternehmer
das Gute wirtschaftlich
nachhaltig skalieren und damit hoffentlich
einen Beitrag für die Zukunft
der Medizin leisten.“ Sein Anspruch,
Vom Symptom
zur Diagnose
Alumni | Der Mediziner Jama Nateqi hat einen ungewöhnlichen
Karriereweg beschritten: Mit seinem
Unternehmen Symptoma ist der PMU-Absolvent der
gefragte Anbieter eines innovativen digitalen Gesundheitsassistenten
– und kürzlich ausgezeichneter „Österreicher
des Jahres“ im Bereich Forschung.
Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: PMU/wildbild; Symptoma
12
paracelsus today 3 | 20
toma und ihn zeugen inzwischen vom
Erfolg.
„Ich habe die einmalige
Möglichkeit mit Symptoma
einen wichtigen Beitrag
für das Gesundheitssystem
zu leisten und mit meinen
Stärken Gutes zu bewirken.“
Dr. Jama Nateqi,
Gründer und Miteigentümer
von Symptoma
Ärzten einen verlässlichen Zugang zum
universellen medizinischen Wissen zu
verschaffen, beruht auch auf Statistik:
Demnach sei jede siebente Diagnose
weltweit entweder falsch oder komme
zu spät. Wären alle Diagnosen zur richtigen
Zeit korrekt, könnten jährlich 1,5
Millionen Menschen gerettet werden.
„Wir haben die größte Krankheitsdatenbank
der Welt etabliert – mit mehr
als 20.000 Ursachen und Milliarden
Symptomen, Risikofaktoren und Statistiken.
Damit können Nutzer jetzt nicht
nur Symptome eingeben, sondern auch
Freitext und Suchwörter“, erklärt der
37-Jährige.
Inspiration POL. Die Idee zur E-Health-
Lösung Symptoma kam ihm beim Problemorientierten
Lernen (POL) an der
Paracelsus Universität: Bei dieser Lernform
erarbeiten die Studierenden in
Kleingruppen anhand einer Patientengeschichte
selbstständig einen klinischen
Fall – von der Anamnese über die
Untersuchung bis hin zur Behandlung.
„Um zu einer guten Einschätzung der Erkrankung
zu kommen, braucht es viel
Literatur und jede Menge Zeit – und
selbst dann ist es schwierig, sich eine
endgültige Übersicht zu verschaffen. Ich
habe, vereinfacht gesagt, eine Abkürzung
für die Recherche gesucht“, beschreibt
er die Entstehungsgeschichte.
Dass aus der zündenden Idee ein eigenes
Unternehmen mit einem umfassenden
Datensystem auf Basis Künstlicher
Intelligenz und unzähliger medizinischer
Publikationen, Patientenakten
und Patientenberichten werden sollte,
hatte der Medizinstudent zu dieser Zeit
wohl nicht ahnen können. Auch nicht,
dass seinem Start-up und ihm selbst
weltweit so viel Aufmerksamkeit und
Anerkennung zuteil werden würden.
Zahlreiche Auszeichnungen für Symp-
Morgenmensch und Vielarbeiter. Der
Weg von der anfänglichen Suchmaschine
für Krankheiten für Ärzte zum
vielbeachteten intelligenten Chatbot
für den breiten Einsatz bei Medizinern,
in Kliniken und in der Bevölkerung, basiert
auf 14 Jahren intensiver Forschungs-
und Entwicklungsarbeit. Mit
der umfangreichen Datenbasis und der
höchsten Treffergenauigkeit am Markt
(laut internen, externen und Peer-Review-Studien)
ist Symptoma inzwischen
ein weltweit gefragter Partner
und hat Niederlassungen am Attersee,
in Wien und Salzburg. Auf der kostenfreien
Webseite symptoma.at bzw.
symptoma.com können Ärzte und Patienten
Symptome und Suchwörter zu
mehr als 20.000 Erkrankungen und in
36 verfügbaren Sprachen eingeben. Die
künstliche Intelligenz stellt weiterführende
Fragen und listet schließlich jene
Krankheiten auf, die als Ursache für die
Symptome infrage kommen – sortiert
nach Wahrscheinlichkeit.
Um sein umfangreiches Arbeitspensum
zu bewältigen, startet der Umtriebige
seinen Arbeitstag zwischen ein
und zwei Uhr in der Früh. Nach Meditation
und Sport – zum Beispiel
Schwimmen im Attersee bei jedem
Wetter und zu jeder Jahreszeit – steigt
Nateqi ins Tagesgeschäft und erste Meetings
ein. Sein Team besteht aus Miteigentümer
Thomas Lutz, Datenwissenschaftlern,
Informatikern, Medizinern,
Designern, Datenschutzbeauftragten
und Controllern. Medizinische Direktorin
ist PMU-Alumna Stefanie Gruarin
(ehemals Klein) aus dem allerersten
Jahrgang (2003) der PMU. Leiter der
Forschungsabteilung ist Simon Lin – ein
weiterer der insgesamt vier PMU-Alumni
im Unternehmen. Rund 70 Personen
weltweit, 30 davon in Österreich, arbeiten
inzwischen für das Unternehmen. >
paracelsus today 3 | 20
13
International im Geschäft. Mittlerweile
wurde und wird Symptoma in rund 36
Forschungsprojekten mit annähernd
100 Institutionen weltweit validiert
und weiterentwickelt, darunter mehr
als 30 Kliniken. Die Themenpalette ist
umfangreich: So geht es unter anderem
um die Auswertung von EKG- und
EEG-Daten, um individuelle Behandlungsschritte
in der Epilepsie oder die
Risikoerkennung einer lebensgefährlichen
Sepsis. Ein wichtiges medizinisches
Einsatzgebiet des Chatbots sind
Infektionen: Wenn man weiß, welcher
Erreger vorliegt, können das richtige
Antibiotikum verabreicht und Resistenzen
vermieden werden. Auch der
Bereich ‚Rare Disease‘ ist eine bedeutsame
„Mission“: Jeder Zehnte hat vermutlich
eine seltene Krankheit. Doch
nur 25 Prozent der Betroffenen haben
ihre Diagnose erhalten – und das im
Schnitt nach sieben bis zehn Jahren
Leidensweg.
Der neueste „Wurf“ ist ein Corona-Chatbot,
der von Symptoma seit
Ende Jänner 2020 auf COVID-19 trainiert
wird. „Wir haben über viele Wochen
hinweg nächtelang Lösungen für
den Markt validiert und es hat sich ausgezahlt“,
sagt der Unternehmer. Aufträge
der Europäischen Kommission, der
Bundesregierung, von Kliniken und
Krankenanstalten waren der Lohn. Der
Mit Thomas Lutz
(re.) verbindet
Jama Nateqi eine
mittlerweile 18
Jahre dauernde
Freundschaft und
Zusammenarbeit.
Symptom-Checker gilt als weltweit
erste Lösung auf Basis Künstlicher Intelligenz,
die Personen digital auf ein
Corona-Risiko testen kann. So setzt
auch die Stadt Wien den digitalen Gesundheitsassistenten
seit kurzem im
Kampf gegen das SARS-CoV-2-Virus
ein und will damit die Hotline 1450 entlasten.
Bürger geben ihre Symptome
via Computer oder Smartphone ein
und beantworten gut 20 Fragen. Die
auf dieser Basis erstellte Bewertung
gibt Auskunft über das persönliche CO-
VID-19-Risiko. Ist dieses erhöht, ist ein
diagnostischer PCR-Test vorgesehen.
Die Resonanz innerhalb der ersten 24
Stunden nach Bekanntgabe durch die
Stadt Wien war enorm: Der Chatbot
musste rund 1,5 Millionen Fragen und
Antworten bearbeiten.
„In Zeiten der Präzisions-medizin
wird jede
Krankheit zu einer seltenen
und die Künstliche Intelligenz
eines der wichtigsten
Instrumente des Arztes.“
Dr. Jama Nateqi,
Gründer und Miteigentümer
von Symptoma
Mut zur Erfüllung. Dass Nateqi – kurz
nach seiner Hochzeit mit Antonia – vor
wenigen Wochen von der Tageszeitung
Die Presse zum „Österreicher des Jahres
2020“ in der Kategorie Forschung
gewählt wurde, ist eine weitere Zutat
zum Glück. Die Auszeichnung erfüllt
auch seine Almer Mater mit großem
Stolz. Und wie sieht es umgekehrt aus?
Hat die Paracelsus Universität das gehalten,
was sich der gebürtige Deutsche
erwartet hatte? „Auf jeden Fall!
Schon zu meiner Zeit, im zweiten Jahrgang,
war ihr ständiger Wille da, sich
selbst, das Curriculum und das didaktische
Konzept zu verbessern“, erklärt
der PMU-Alumnus. Und lobt weiter: „Es
werden – auf fachlicher, persönlicher
und infrastruktureller Ebene – alle Voraussetzungen
für ein anspruchsvolles
und hochwertiges Studium in kurzer
Studiendauer geschaffen.“ Auch die
Möglichkeit, das Forschungstrimester
im Ausland zu absolvieren, in seinem
Fall war es die Yale University, sei sehr
attraktiv.
Was kann er den Studierenden der
PMU mit auf den Weg geben? „Ich
möchte raten, sich immer mit einem
Fuß in die großen Trends der Medizin
einzuarbeiten, um diese eines Tages mit
der eigenen Spezialisierung mitgestalten
zu können“, erklärt der Alumnus.
Präzisionsmedizin werde in Zukunft
noch wichtiger werden und um den einzelnen
Patienten zu verstehen, brauche
es eine riesige Datenmenge, Künstliche
Intelligenz und Digitalisierung. Als
Trendsetter kann er auch folgenden
Tipp glaubwürdig vermitteln: „Habt
keine Angst und den Mut, vertraute
Pfade zu verlassen und neue Wege zu
gehen, um die eigenen Stärken und Interessen
auszuleben, der wissenschaftlichen
Neugier zum Wohle des Patienten
freien Lauf zu lassen und Erfüllung
im Beruf zu finden.“ Immerhin hat er
diese Lebenseinstellung seit seiner Jugend
erfolgreich vorgelebt. Ω
14
paracelsus today 3 | 20
..
UnterstUtze
Dein Immunsystem *
*Vitamin C & D tragen zu einer normalen
Funktion des Immunsystems bei.
Ganz allgemein empfehlen wir eine ausgewogene Ernährung und eine
gesunde Lebensweise. Empfohlene Verzehrseinheit: ein Glas (250 mL)
pro Tag.
www.rauch.cc
H erbert Resch
hatte als Rektor 18 Jahre lang die Geschicke
der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
(PMU) geleitet und Meilensteine
in Lehre, Forschung und Patientenversorgung
gesetzt. Anfang Juni 2020
hatte er das Amt an seinen Nachfolger
Wolfgang Sperl übergeben. Corona-bedingt
spät, aber umso freudiger, feierte
der Gründungsrektor am 17. September
2020 gemeinsam mit Familie, Freunden,
Ehrengästen, Kooperationspartnern, der
neuen PMU-Führung und Universitätsangehörigen
seine Emeritierung. Das
Abschiedsfest im Hangar-7 fand unter
strengen Sicherheitsvorkehrungen und
mit einer beschränkten Anzahl von Personen
statt.
Langjährige Weggefährten zollten dem
Freund persönlich Respekt; darunter Kanzler
Michael Nake, Rektor Wolfgang Sperl,
Vizerektor Wolfgang Söllner vom Standort
Nürnberg, Landeshauptmann-Stellvertreter
und PMU-Stiftungsrats-Vorsitzender
Christian Stöckl sowie Anthony Windebank
von der Mayo Clinic, der mit seiner
Gattin aus den USA eingeflogen war.
Andere, wie PMU-Mäzen und -Partner
Hansjörg Wyss aus Kalifornien, Ram
Shrestha vom Dhulikhel Hospital in Nepal
und John Geibel von der Yale University
in Connecticut/USA, übermittelten
ihre Abschiedsworte per Videobotschaft.
Neben einem Gemälde des bekannten
Künstlers Johann Weyringer konnte Herbert
Resch weitere kostbare Erinnerungsstücke
mit nach Hause nehmen:
Landeshauptmann Wilfried Haslauer
überreichte ihm das Große Ehrenzeichen
des Landes Salzburg, Reschs langjähriger
Kooperationspartner und Freund Anthony
Windebank im Namen der Mayo Clinic
die Auszeichnung als „Distinguished
Collaborator in International Medical
Education“.
„Herbert Resch war eine Schlüsselfigur
in der Gründungsphase
der PMU. Er hat die generelle Fähigkeit,
ein Ziel fest in den Fokus
zu nehmen und mit Kraft und
Ausdauer zu verfolgen – und er
war stets ein Chef mit Herz und
Verstand.“
Michael Nake über Herbert Resch
16
paracelsus today 3 | 20
Goodbye
mal Zwei
Inside | Sie waren ein kongeniales
Duo und verließen
binnen weniger Monate den
Ort ihres langjährigen Wirkens:
PMU-Gründungsrektor
Herbert Resch und Michael
Nake, Kanzler seit den Anfangstagen
der Paracelsus
Universität, verabschiedeten
sich in den Ruhestand.
„Auf Michael Nake war stets Verlass:
auf sein Verhandlungsgeschick, sein
gutes Gespür, seine vertrauenschaffende
Art und seinen ausgeprägten
Gestaltungswillen. So gelang der
Aufbruch zu neuen Ufern, deren Dimensionen
in der Gründungsphase
der PMU nicht abschätzbar waren.“
Herbert Resch über Michael Nake
M ichael Nake,
der als Kanzler die Paracelsus Universität
seit ihren Gründungstagen mitaufgebaut
und -gestaltet hatte, war Ende September
offiziell durch seine Nachfolgerin Lydia
Gruber abgelöst worden. Seinen Übertritt
in den Ruhestand beging er mit einem
Fest an seiner langjährigen Wirkungsstätte.
Auch bei dieser Feierlichkeit waren
der reduzierte Kreis an Gästen und
ein striktes Sicherheitskonzept der Pandemie
geschuldet. Die Familie des scheidenden
Kanzlers war vollzählig, gesund
und gut gelaunt nach Salzburg angereist.
„Du warst mehr als ein guter Kanzler,
Du warst auch ein starker ,PMU-ler´: ausgleichend,
weise, beruhigend, immer vorbildlich
vorbereitet. Du bist als Mann mit
Format und Handschlagqualität bekannt,
sowohl intern, als auch im Salzburger
Raum und bundesweit“, lobte Rektor
Sperl. Und dessen Vorgänger Herbert
Resch ließ den langjährigen Weggefährten
in einer Laudatio als „großartigen
Mitstreiter und Freund mit gutem Gespür,
Verlässlichkeit und Loyalität“ hochleben.
Vizerektor Wolfgang Söllner vom
Standort Nürnberg war mit einer Videobotschaft
zugeschaltet und bedankte
sich im Namen der Paracelsus Universität
am Standort Nürnberg und des Klinikums
Nürnberg beim „Spiritus Rector“
der Gründung der PMU in Nürnberg. Nakes
Nachfolgerin Lydia Gruber überreichte
gemeinsam mit Gottfried Stienen,
Leiter der Abteilung Unternehmenskommunikation
und Fundraising – und ebenfalls
Mitarbeiter der ersten Stunde, Geschenke
zum Abschied. Landeshauptmann
Wilfried Haslauer hatte dem
Gefeierten aufgrund seiner hohen Verdienste
und der Wichtigkeit der Paracelsus
Universität am Wissensstandort Salzburg
bereits im April 2016 den Berufstitel
Hofrat verliehen.
Ω
paracelsus today 3 | 20
17
Woran liegt es, dass die
Umstellung auf digitale
Lehre und E-Learning in
Corona-Zeiten an der Paracelsus
Medizinischen
Privatuniversität (PMU) gerade in der Anatomie
so problemlos erfolgen konnte? Für Jan
Pruszak, Vorstand des Instituts für Anatomie
und Zellbiologie an den Standorten Salzburg
und Nürnberg, liegt die Antwort auf der
Hand: „Kaum ein anderes Fach hat eine so
bildhafte Komponente. Dazu kommt, dass
bildgebende Verfahren bei uns seit Jahren
auch ein international erfolgreicher Forschungsschwerpunkt
sind.“ Zu beschreiben,
wie das Spezialistenteam um Felix Eckstein
solche Bildverarbeitungsmethoden selbst
entwickelt hat, würde zu weit führen. Der
ehemalige Institutsleiter setzt jedoch die Arthrose-Forschung
in der Abteilung für Bildgebungs-basierte
und funktionelle muskuloskelettale
Forschung auch heute fort. Aus dreidimensionalen
CT- oder MRT-Daten werden
Rekonstruktionen vor allem des Knie-Gelenkknorpels
erzeugt, in denen man Veränderungen
mit hoher Genauigkeit am lebenden
Menschen messen und analysieren kann. Ziel
ist die Erprobung neuer Medikamente, um
die Struktur des geschädigten Gelenks zu erhalten
oder gar zu verbessern.
Bewährte Features. „Zu einem guten Teil sind
es diese ‚visualisierten Geschichten‘, die wir
unseren Studierenden online zur Verfügung
stellen“, erzählt Anatom Martin Hudelmaier,
„darauf haben wir schon vor Corona großen
Wert gelegt.“ Der Privatdozent arbeitet seit
vielen Jahren am Institut und ist für seine engagierte
Lehre von den Studierenden bereits
mehrmals zum „Teacher of the Year“ gewählt
worden. Die „visualisierten Geschichten“ sind
aber nur Teil eines ganzen Bündels an webbasierten
Angeboten: So werden 3-D-Bilder aus
klinischen CT- oder MRT-Datensätzen zum
Teil selbst hergestellt, teils stammen sie aus
offenen Kommunikationsplattformen. „Die
Leistung der Algorithmen besteht darin, die
in den Schnittbildern erhaltenen Grauwerte
zu einem dreidimensionalen Körper zusammenzusetzen“,
erklärt Hudelmaier. Seit Längerem
gehören auch Filme zum Online-Portfolio.
Dazu werden während der Präparierkurse
einzelne Präparationsschritte gefilmt
und in Eigenregie sogar nachvertont, um den
Vortrag möglichst fehlerlos wiederzugeben.
„Das klingt wie bei einem Telekolleg“, meint
der Lehrende nicht ohne Stolz, „das könnte
man überall hinstellen.“
Der Körper in 3-D. Als anschauliches Beispiel
nennt der Wissenschafter die Darstellung von
Gefäßsystemen – spannend vor allem deshalb,
weil sie von Patient zu Patient oder bei Spendern
unterschiedlich sind und durch Kontrastmittel
in der Computertomographie besonders
gut sichtbar gemacht werden können.
„Wenn man den Studierenden den Trunckus
coeliacus (Gefäßstamm im Bauchraum, der
Magen, Leber, Pankreas und Milz versorgt und
relativ kompliziert aufgebaut ist) mittels
3-D-rekonstruiertem Bild von allen Seiten –
schon vor dem Präparierkurs – zeigen kann,
so ist das sehr wertvoll. Es entsteht eine gute
Vorstellung, wie das beim Präparat oder Patienten
aussieht. Ich vergleiche das gerne mit
der Aussage von Michelangelo, er habe die Figur
seines David schon vorher im Gestein gesehen.
Genauso funktioniert die Anatomie:
Man hat eine dreidimensionale Vorstellung
des menschlichen Körpers. Früher mussten
der zukünftige Arzt, der Radiologe, der Chirurg
einzelne CT-Schnittbilder dreidimensional
im Kopf zusammensetzen – nun helfen
dabei all diese visuellen Darstellungsmethoden.“
Die Mischung macht´s. Auch wenn die Corona-Zeit
vorbei sein wird, möchte Martin Hudelmaier
die digitalen Komponenten in der
Lehre beibehalten. Doch er sieht darin Licht
und Schatten: „Meine Überzeugung hat sich
verstärkt, dass alle diese Möglichkeiten zwar
eine Ergänzung sind, die Präsenzvorlesung jedoch
nicht ersetzen können. Es ist ein großer
Vorteil der Online-Lehre, dass die Studierenden
an Stellen, wo sie nachdenken müssen,
anhalten können. So kann jeder die Vorlesung
in seiner individuellen Geschwindigkeit
Mittels Bildern aus klinischen
CT- oder MRT-Datensätzen
bietet Martin Hudelmaier
seinen Studierenden
eine dreidimensionale Vorstellung
der menschlichen
Anatomie.
18
paracelsus today 3 | 20
Michelangelos Erbe
Education | Martin Hudelmaier lehrt seit Jahren
am Institut für Anatomie und Zellbiologie der
Paracelsus Universität. Durch den verstärkten
Einstieg in die digitalisierte Lehre hat der Dozent
selbst viel gelernt, sagt er – und sieht in der
digitalisierten Lehre Licht und Schatten.
Autorin: Ilse Spadlinek • Foto: PMU/wildbild
durchgehen. Aber die Interaktion mit den Studierenden
leidet natürlich. Wenn ich beim
Vortrag im Hörsaal fragende Gesichter sehe,
weiß ich, dass etwas nicht angekommen ist
und kann nachhaken. Ideal ist eine Kombination:
So könnte unser XR-Student (ein breitflächiges
digitales System für die Fern- und
Hybridlehre) eine Vorlesung live mit Publikum
aufzeichnen; dafür stellt die XR-Plattform
mit mobiler App und Webauftritt den
digitalen Inhalt bereit. Ich meine also: Wichtig
ist die aufgezeichnete Vorlesung mit Interaktion
und im Nachklang die Wiederholung, es
gehört beides zusammen.“
„Michelangelo sagte, er habe die Figur seines David
schon vorher im Gestein gesehen. Genauso funktioniert
die Anatomie: Man hat eine dreidimensionale
Vorstellung des menschlichen Körpers.“
Priv.-Doz. Dr. med. Martin Hudelmaier,
wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrender am Institut für Anatomie
und Zellbiologie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
Vom Wert des Begreifens. Spätestens jetzt
stellt sich eine Frage, die schon vor Jahren für
Diskussionen gesorgt hat: Machen die vielen
digitalen Möglichkeiten die klassische Lehre
am Präparat in der Anatomie nicht überflüssig?
Martin Hudelmaier dazu: „In der deutschen
Sprache gibt es das schöne Wort ‚begreifen‘,
was bedeutet, dass man etwas verstanden
hat. Zu diesem Verstehen gehört auch
das Begreifen mit Händen – so funktioniert
unser Gehirn. In einer TV-Sendung wurden
unlängst digitale und Präsenz-Lernkonzepte
verglichen, auch anhand einer Mitschrift auf
einem Tablet und einer handschriftlichen
Aufzeichnung auf Papier. Interessant war,
dass man sich genau merkt, wo man ein bestimmtes
Wort auf welcher Seite auf dem Papier
geschrieben hat – das ist eine räumliche
Information. Diese Information geht auf dem
Tablet verloren, dort gibt es sie nicht. Weil
aber in unserer menschlichen Denkart die
Räumlichkeit stark verankert ist, brauchen
wir sie auch zum Lernen.“ Nun ist es in verschiedenen
Ländern schon seit Jahrzehnten
üblich, dass Medizinstudierende nicht am
menschlichen Präparat üben. Die Erfahrung,
selbst zu präparieren und zu „begreifen“, fehlt
diesen Studierenden jedoch, und sie holen sie
oft später nach. Es ist wohl so, dass man auch
ohne Präparierkurs Arzt oder Ärztin werden
kann – aber mit dem Lernen am menschlichen
Körper wird man möglicherweise der
bessere Arzt.
Ω
paracelsus today 3 | 20
19
Friedrich Hillebrand (oben)
und Wolfgang Sperl (unten)
freuen sich über die Ausweitung
der Kooperation von
EVER Pharma und PMU.
Ein starker
Partner der
Pharmazie
Die Paracelsus Universität
hat sich bei ihrer Gründung
2002 zur Aufgabe
gemacht, als private Institution
im universitären
Bereich und Gesundheitswesen motivierte
junge Leute zu exzellenten Humanmedizinerinnen
und -medizinern
auszubilden und Forschung zu betreiben.
Das Studienangebot ist seither stetig
angewachsen, zum Beispiel kam 2007
die Pflegewissenschaft als grundständiges
Studium hinzu. Inzwischen ergänzen
zahlreiche Universitätslehrgänge, Doktoratsstudien,
diverse Weiterbildungsangebote
und seit 2017 das Studium der
Pharmazie das Bildungsportfolio. Als
„jüngstes Kind“ rückt die Pharmazie nun
vermehrt in den Fokus der internen
und externen Öffentlichkeit.
Research | „Der Gesundheit
verpflichtet“, lautet der
Leitsatz des Pharmaunternehmens
EVER Pharma.
Dies ist einer der Beweggründe,
mit der Paracelsus
Medizinischen Privatuniversität
zusammenzuarbeiten.
Autor. Gottfried Stienen • Fotos: wildbild
Freudiger Anlass. Der 10. September
2020 wird als wichtiger Tag in die Annalen
der Universität eingehen. Das
namhafte Unternehmen EVER Pharma
übernahm mittels großzügiger finanzieller
Unterstützung die Patronanz des
Auditoriums im Haus D der Paracelsus
Universität. Das jüngste, modern ausgestattete
Gebäude ist vorwiegend der
Pharmazie und ihrer Lehre und Forschung
gewidmet. Das „EVER Pharma
Auditorium“ wurde von Friedrich Hillebrand,
Mitinhaber der EVER Pharma
Gruppe, und PMU-Rektor Wolfgang
Sperl feierlich eröffnet – gemeinsam
mit dem emeritierten Gründungsrektor
Herbert Resch und Pharmazie-Vorständin
Johanna Pachmayr sowie zahlreichen
Gästen. Natürlich wurde in Zeiten
der Corona-Pandemie auf die
Einhaltung aller entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen
geachtet.
Gemeinsamer Weg. Die Eröffnung war
letztlich auch ein sichtbares Zeichen
für die Zusammenarbeit und das Zusammenrücken
von EVER Pharma und
Paracelsus Medizinischer Privatuni-
20
paracelsus today 3 | 20
versität. Denn geographisch nur rund
40 Kilometer getrennt, beschreiten beide
Partner schon seit längerer Zeit gemeinsame
Wege. So gibt es seit mehr
als einem Jahrzehnt gemeinsame Forschungsarbeit
mit Instituten der Paracelsus
Uni und Abteilungen der Salzburger
Landeskliniken – Universitätsklinikum
der PMU. Die Projekte in der
Grundlagenforschung und die Auftragsforschung
haben bereits wissenschaftlich
interessante Ergebnisse gebracht.
Die Forschungsabteilung von
EVER Pharma und das Institut für Pharmazie
konnten gemeinsam mehrere
Forschungsprojekte im Bereich Produktinnovation
und -verbesserungen
realisieren. Zum Beispiel arbeiten die
PMU-Forschenden im Rahmen eines
von der FFG geförderten Projekts an der
Optimierung von Substanzen zur Parkinson-Therapie
mit. Darüber hinaus
„Wir würden uns sehr freuen,
an der PMU ausgebildete
Pharmazeutinnen und Pharmazeuten
künftig für unser
stetig wachsendes Unternehmen
gewinnen zu können.“
Dr. Friedrich Hillebrand,
Vorsitzender der EVER Pharma
Gruppe und Miteigentümer
erforscht man gemeinsam die Zusammensetzung
und Stabilisierung flüssiger
Arzneiformen. Studierende des 2017 gestarteten
Pharmaziestudiums haben inzwischen
auch die Möglichkeit, ihre Industriepraktika
im global tätigen Pharmaunternehmen
zu absolvieren.
Eine Herzenssache. Warum geht nun
EVER Pharma ausgerechnet mit der
Paracelsus Uni Hand in Hand? „Als innovatives
und zukunftsorientiertes Unternehmen
und gemäß unserem Leitsatz
,Der Gesundheit verpflichtet´, liegt
uns die Förderung erstklassiger Forschung
und Ausbildung besonders am
Herzen“, erklärt Friedrich Hillebrand die
Hauptmotivation für den Ausbau der Zusammenarbeit.
„Die PMU steht für exzellente
Forschung sowie Aus- und Weiterbildung
auf höchstem Niveau. Daher
wird die bewährte Kooperation laufend
vertieft und ausgeweitet.“ Lob und ein
Vertrauensvorschuss von einem Mann,
der als Vorsitzender der EVER Pharma
Gruppe mehr als 40 Jahre Erfahrung in
der Pharmabranche in den Bereichen
Entwicklung, Herstellung und Vermarktung
mitbringt. Bis 2009 war er CEO der
EBEWE Pharma, eines auf Onkologie
und Neurologie spezialisierten Unternehmens,
das er 30 Jahre lang aufbaute
und leitete, bis es an Novartis veräußert
wurde. Hillebrand trägt übrigens einen >
Schön, mit wirklich
jedem anstoßen
zu können
Erhältlich
unter
stiegl-shop.at
Strohgelb in der Farbe, ausgewogen
im Geschmack und zart gehopft:
das Stiegl-Paracelsus Glutenfrei
mit einem Alkoholgehalt
von 4,9 % vol.
AT-030-001
AT-BIO-501
EU Landwirtschaft
Braukunst auf höchster Stufe.
Doktortitel der Technischen Chemie von
der Universität Wien.
EVER Pharma
Das weltweit tätige Pharmaunternehmen EVER Pharma mit Hauptsitz
in St. Gilgen/Unterach legt seinen Fokus auf Forschung, Entwicklung
und Herstellung von injizierbaren Arzneimitteln für Neurologie, Intensivmedizin
und Onkologie. Der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit
wird mit einem Budget von etwa 25 Millionen Euro eine besondere
Bedeutung beigemessen. Das Unternehmen konzentriert sich dabei
auf klinische und nichtklinische Grundlagenforschung im Bereich
neuronaler Erkrankungen (Cerebrolysin) und Produktinnovationen im
Bereich komplexer injizierbarer Arzneimittel. Dies geschieht in eigenen
Forschungseinrichtungen und Kooperationen mit nationalen und
internationalen Forschungsinstituten.
In über 70 Ländern werden die EVER-Medikamente weltweit
durch eigene Gesellschaften und Repräsentanzen in den Kernmärkten
vertrieben. Eine Exportquote über 95 Prozent zeugt von der starken
internationalen Ausrichtung von EVER Pharma. Als Technologieführer
in der Herstellung steriler Arzneimittel gilt EVER Pharma als Spezialist
für Ampullenpräparate, Injektionsfläschchen und Fertigspritzen.
Das Unternehmen investiert in neue, moderne Produktionsanlagen
zur Ausweitung der Kapazität sowie in die Sicherung der Qualität
der Arzneimittel.
Weltweit arbeiten täglich rund 1000 EVER Pharma-Mitarbeiterinnen
und -Mitarbeiter daran, die Gesundheit von Patientinnen und Patienten
zu verbessern sowie das Arbeiten des medizinischen Fachpersonals
sicherer zu gestalten. Stetige Investitionen in die Weiterbildung
und die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem
im Bereich Forschung und Entwicklung, stärken weiterhin die Wettbewerbsfähigkeit
der EVER Gruppe.
Mehrdimensionaler Nutzen. Rektor Wolfgang
Sperl sieht in EVER Pharma einen
wertvollen Partner auf mehreren Ebenen:
„Wir sind sehr dankbar, dass dieses renommierte
Unternehmen die Patronanz für
das Auditorium im Haus D übernommen
hat und damit auch die Infrastruktur der
Universität großzügig fördert. Dies ist eine
erfreuliche Erweiterung der bereits bestehenden
Kooperation in Lehre und Forschung.“
Das Pharmaziestudium der PMU
mit seiner forschungsbasierten Lehre profitiere
vom Input aus der Praxis. Gleiches gelte
für die Grundlagenforschung, die sich
den Erfahrungsschatz des Pharmakonzerns
in Forschung, Entwicklung und Herstellung
von Pharmazeutika mit ins Boot
holen könne. Da die Paracelsus Universität
zu rund 90 Prozent mit privaten Geldern
finanziert wird, benötigt sie die Unterstützung
von Förderern, Mäzenen und wissenschaftlichen
Partnern. EVER Pharma ist
mit anderen Unternehmen maßgeblich am
Gedeih der Pharmazie beteiligt. Nicht zuletzt
auch deshalb, weil das Unternehmen
mit Gründung der Pharmazie einen Lehrstuhl
an der PMU übernommen hat.
Gelebte Interdisziplinarität. Eine Besonderheit
an der Paracelsus Universität im Zusammenhang
mit der jungen Pharmazie
wird erst in einigen Jahren wirksam werden.
Am Campus in Salzburg wird die
Trias aus Humanmedizin, Pflegewissenschaft
und Pharmazie gelebt und weiter
ausgebaut: in fächerübergreifenden Vorlesungen,
im persönlichen Miteinander und
im gedanklichen Austausch. Das ist zukunftsweisend.
Die Universität sieht es als
ihre Verantwortung, mit dem Geld ihrer
Förderer junge Menschen bestmöglich
ausgebildet in das Berufsleben zu führen
und durch Forschung Wissenszuwachs im
Gesundheitsbereich zu generieren. Zum
Wohle der Patientinnen und Patienten,
heute und in der Zukunft.
Ω
22
paracelsus today 3 | 20
Ludwig van Beethoven könnte heute hören
Dank medizinischer Lösungen bei fortschreitendem Hörverlust aus Österreich
SYNCHRONY
Cochlea-Implantat-System
SYNCHRONY EAS
Elektrisch Akustisches
Hörimplantat-System
VIBRANT SOUNDBRIDGE
Mittelohrimplantat-System
BONEBRIDGE
Knochenleitungsimplantat-System
ADHEAR
Knochenleitungshörsystem
Hightech aus Österreich
MED-EL Niederlassung Wien | Fürstengasse 1 | 1090 Wien
Tel. +43(0)1-317 24 00 | office@at.medel.com | medel.com
Gibt es ein bildgebendes
Verfahren für die Psyche?
Kann man Psychotherapie
digitalisieren?
Ja, man kann, sagt Günter
Schiepek, Leiter des Instituts für Synergetik
und Psychotherapieforschung
der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität.
Und der deutsche Psychologe,
der auch an der Ludwig-Maximilians-Universität
München lehrt, kann
das belegen. Aber der Reihe nach: 1998
leitet der damals 40-jährige Wissenschafter
ein Forschungsprojekt am Universitätsklinikum
der RWTH Aachen.
Im Zentrum des Interesses stehen damals
Prozess-Evaluationen von psychotherapeutischen
Behandlungen. Und besonders
nichtlineare Merkmale und
Musterveränderungen – so genannte
selbstorganisierende Musterwechsel.
Anfangs werden diese mit Papier und
Bleistift dokumentiert. Schiepek erinnert
sich: „Ich war erstaunt, wie klar
sich diese Muster abgezeichnet haben.“
Und langsam keimt eine neue Idee: Die
Erkenntnisse sollen nicht nur wissenschaftlich
verwertet werden, sondern
den Patienten in Zukunft bereits während
der Therapie zugutekommen.
Die Gunst der Stunde. Das Internet
boomt gerade – und schafft die Voraussetzungen.
Günter Schiepek im Gespräch
mit Paracelsus Today: „Wir
haben dann begonnen, das so zu programmieren,
dass man das bereits im
Verlauf einer Therapie analysieren und
visualisieren kann.“ Daraus entsteht
Schritt für Schritt ein webbasiertes Visualisierungstool
für Monitoring und
Steuerung von Veränderungsprozessen
im Rahmen von psychotherapeutischen
Behandlungen. „Die Prozess-Thematik
ist für uns sehr zentral, weil im Gehirn,
in der Psyche, in der sozialen Interaktion
permanent Prozesse ablaufen“, erklärt
Schiepek. Das neue Tool tauft er
„Synergetisches Navigationssystem“,
Research | Wenn psychische Veränderungsprozesse
digital sichtbar werden, tun sich für Patienten
und Therapeuten neue Möglichkeiten auf. Günter
Schiepek erklärt, was hinter seinem wissenschaftlichen
Tool namens „SNS“ steckt.
Autor: Andreas Aichinger • Foto: Michael M. Vogel
Psychotherapie mit
App
24
paracelsus today 3 | 20
kurz SNS. Begrifflicher Hintergrund:
Die Synergetik ist die Theorie und Lehre
vom Zusammenwirken von Elementen
innerhalb eines komplexen dynamischen
Systems und wurde ursprünglich
vom deutschen Physiker Hermann Haken
aus der Lasertheorie entwickelt.
Die Begegnung mit Haken hatte auch
den jungen Schiepek nachhaltig geprägt:
Er überträgt die Synergetik-Erkenntnisse
aus der Physik auf bio-psycho-soziale
Systeme und auf Prozesse
in Psychotherapie und Psychologie.
Personalisierter Datenffluss. Was theoretisch
klingt, hat gut zwei Jahrzehnte
später längst Auswirkungen auf die
therapeutische Praxis. „Ich habe erstmals
das Gefühl, dass ich damit und
überhaupt den Weg gefunden habe,
meinem Ziel näher zu kommen. Und die
Zwänge in den Griff zu kriegen und so
mein Leben zu verändern und wieder
lebenswerter zu machen.“ Dieser Eintrag
einer Patientin direkt im SNS macht neugierig.
Und zeigt gleichzeitig, wie das Synergetische
Navigationssystem „gefüttert“
wird: nämlich mit Selbsteinschätzungen
entlang einer ganz individuellen Systemmodellierung.
Konkret werden auf den
jeweiligen Fall abgestimmte Fragen (beispielsweise:
„Heute wurde ich von der
Depression mitgerissen“) formuliert, die
dann tagesaktuell von den Patienten via
Smartphone-App in ihrer Intensität bewertet
werden. Das Resultat ist ein kontinuierlicher
Strom personalisierter Daten,
die vom SNS anschaulich visualisiert
werden können. Schiepek: „Mit
den generierten Daten können wir Therapien
dokumentieren und monitoren,
aber auch optimieren.“ Und weiter: „Der
Therapeut hat gar nicht viel Arbeit damit,
die Daten werden ihm praktisch
vor die Füße gespült.“
Vielfältig einsetzbares Tool. „Alle!“,
antwortet der Autor zahlreicher Fachbücher
auf die Frage, welche Formen
der Therapie als Anwendung infrage
kommen. Und zwar unabhängig von
der Diagnose und der konkreten therapeutischen
Vorgehensweise, wie er sagt.
Auch jenseits von Depressionen oder
Angststörungen sei nahezu jede Psychotherapie-Indikation
„ein Fall für das
Prozessmonitoring“. Das Prinzip ist immer
ähnlich: Durch Musterwechsel
sichtbar gemachte Übergänge – meist
das Resultat wichtiger Erfahrungen
oder Entscheidungen der Patienten –
dienen entweder als Frühwarn-Indikatoren
oder zeugen umgekehrt von Fortschritten.
Angewendet wird das SNS –
es wird von Schiepeks CCSYS GmbH
vertrieben, die Jahreslizenz kostet 1500
Euro – bereits in Deutschland, Dänemark,
den Niederlanden – und natürlich
am Universitätsklinikum in Salzburg.
Hier an der Christian-Doppler-Klinik
sind die Universitätsklinik
für Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik und ihr Vorstand Wolfgang
Aichhorn der wichtigste klinische
und wissenschaftliche Partner. Ein
Partner, der zudem die Mitarbeiter von
Schiepeks Institut finanziert und Infrastruktur
zur Verfügung stellt.
Bildgebung für Psyche und Hirn. In der
Digitalisierung und Personalisierung
der Psychotherapie liegt für den Leiter
„Mit den generierten Daten
können wir Therapien dokumentieren
und monitoren,
aber auch optimieren.“
Univ.-Prof. DDr. Günter Schiepek, Leiter
des Instituts für Synergetik und Psychotherapieforschung
der Paracelsus
Medizinischen Privatuniversität
des Instituts für Synergetik und Psychotherapieforschung
ausdrücklich eine
Chance. O-Ton Schiepek: „Manche Therapeuten
meinen, dass dadurch die echte
menschliche Beziehung irgendwie
verloren geht. Aber das Gegenteil ist der
Fall.“ Erfahrungen würden zeigen, dass
sich Patienten dank der modernen Methoden
sogar besonders wahrgenommen
fühlen. Apropos Wahrnehmung: Dem
Deutschen, der einst selbst in Salzburg
studiert hat, ist es wichtig, dass auch das
zweite zentrale Arbeitsfeld seines Instituts
gesehen wird: die Neurowissenschaft,
speziell die Neurobiologie der
Psychotherapie. Die Fragestellung: Wie
funktioniert das Gehirn im Lauf einer
Psychotherapie, wie verändert es sich
dabei? „Das ist ein großes Thema“, sagt
der Universitätsprofessor. Und während
er das SNS als eine Art „bildgebendes Verfahren
für die Psyche“ preist, kann er in
diesem Fall auf handfeste Hirnbildgebung
setzen. Sprich: Gehirnscans mit Hilfe
der funktionellen Magnetresonanztomographie
(fMRT) im Therapieverlauf.
Mit SNS gegen Corona. „Psyche, soziale
Interaktionen, Neurodynamik – alles,
was mit Psychotherapie zu tun hat.“
Während Schiepek am Ende des Gesprächs
die breite Aufstellung seines Instituts
auf einen kurzen Nenner bringt,
rückt auch noch die Corona-Krise in
den Fokus. „Wenn es nicht anders möglich
ist, kann das Synergetische Navigationssystem
eine Therapie auf Distanz
unterstützen“, erklärt Schiepek. Und
das sei jenseits von Corona auch für
Länder mit schlechter Psychotherapie-Infrastruktur
interessant. Nachsatz:
„Das SNS hat selbst einen therapeutischen
Effekt und ist auch selbst ein Therapieinstrument.
Das passt sehr gut zu
dieser Corona-Krise.“ Und die Zukunft?
Für die hat der Institutsleiter auch noch
ein großes Ziel: einen Psychotherapie-Studiengang
als „viertes Standbein“
der Paracelsus Universität. Ω
paracelsus today 3 | 20
25
Ärztin mit Fantasie
und Humor
VeryPersonal | Belinda Plattner übernimmt als neue
Primaria und Nachfolgerin von Leonhard Thun-
Hohenstein die Leitung der Universitätsklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie in Salzburg.
Autor: Wolfgang Bauer • Foto: SALK; PMU/wildbild
„Die Qualität der Versorgung verbessert sich, wenn das Team
auch wissenschaftliches Interesse zeigt und forscht. Denn das
ermöglicht einen besseren Zugriff auf neue Methoden.“
Priv.-Doz. Dr. Belinda Plattner,
designierte Vorständin der Universitätsklinik
für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Salzburg
Belinda Plattner mag Kinder
und Jugendliche mit all ihren
Facetten. Sie arbeitete
viele Jahre im Jugendstrafvollzug
mit jugendlichen
Straftätern und verstand es, auch mit
den „harten Jungs“ eine gute Beziehung
aufzubauen. Als Kassenärztin für Kinder-und
Jugendpsychiatrie in St. Johann
im Pongau wiederum betreute sie
ein anderes Patientenklientel, nämlich
vorwiegend kleinere Kinder und Volksschüler.
Hier war es gefragt, das Interesse
der Kinder zu wecken und den Besuch
in der Ordination freundlich und
möglichst unterhaltsam zu gestalten.
„Was niemals fehlen darf, sind eine Prise
Fantasie und Humor – und vor allem
Respekt vor den kleinen Patienten“,
sagt die Dozentin. So erklärt sie den
Kindern unter anderem durch das Erzählen
von Geschichten, wie ihnen geholfen
werden könnte.
Bestes Behandlungsklima. Belinda
Plattner wird am 1. Februar nächsten
Jahres die Nachfolge von Primar Leonhard
Thun-Hohenstein an der Universitätsklinik
für Kinder- und Jugendpsychiatrie
antreten, weil dieser in Pension
gehen wird. Die designierte Vorständin
freut sich auf die Herausforderung, begegnet
ihr aber auch mit gewissem Respekt.
„Ich werde nach bestem Wissen
und Gewissen versuchen, ein optimales
Behandlungsklima für die Patienten
und ein gutes Arbeitsklima für das
Team zu schaffen“, sagt sie. Die Universitätsklinik
an der Christian-Doppler-Klinik
kennt sie gut, war sie doch als
26
paracelsus today 3 | 20
1. Oberärztin bereits sechs Jahre lang
die Stellvertreterin des Vorstands. Zuletzt
leitete sie eine Praxis für Kinderund
Jugendpsychiatrie in St. Johann im
Pongau. Die 44-Jährige ist überzeugt,
dass ihr die Erfahrungen aus dem niedergelassenen
Bereich an der Uniklinik
zugutekommen werden. „Ich machte
die Erfahrung, dass die Angebote der
Kinder- und Jugendpsychiatrie im Innergebirg
genauso gut angenommen
werden wie in einer Großstadt. Da gibt
es keine speziellen Vorbehalte auf dem
Land“, sagt Plattner.
Krise statt Krankheit. Belinda Plattner
wurde in der Schweiz geboren und
wuchs in Wien auf, wo sie mit dem Medizinstudium
begann und dieses an der
Stanford University in Kalifornien abschloss.
Bereits bei der Inskription war
für sie klar, dass sie der berufliche Weg
einmal in die Psychiatrie führen werde.
Nach ihrer Dissertation stand fest, dass
es der Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie
werden sollte. Eine Disziplin,
die ähnliche Erkrankungen aufweist
und mit ähnlichen therapeutischen Ansätzen
arbeitet wie die allgemeine Psychiatrie.
Doch Kinder haben im Allgemeinen
eine bessere Prognose, weil sie
sich am Beginn der Entwicklung befinden,
erklärt die Ärztin. Sie bewertet die
Beschwerden der Kids weniger im Sinne
einer klassischen psychiatrischen
Erkrankung, sondern vielmehr als Krisen
eines Lebensabschnitts, der besondere
Herausforderungen bietet. „Kinder
können ihr Umfeld nur sehr eingeschränkt
aktiv mitgestalten. Die Gesellschaft
setzt voraus, dass sie sich an die
von den Erwachsenen vorgegebenen
Lebensumstände anpassen. Es steht außer
Frage, dass hier die Grenzen der Belastbarkeit
von Kindern öfter überschritten
werden“, betont sie.
Forschung ermöglichen. Nach Ansicht
der Ärztin soll das Hauptaugenmerk
Im Dienst für
Kinder- und
Jugendseelen
Die Universitätsklinik für Kinder-
und Jugendpsychiatrie wird seit
2009 von Prim. Univ.-Prof. Dr.
Leonhard Thun-Hohenstein geleitet.
Der gebürtige Wiener studierte
an der Universität seiner
Heimatstadt Medizin, gelangte
nach zahlreichen Stationen und
Ausbildungen (zum Beispiel zum
Kinderfacharzt und zum
Facharzt für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie)
1993 an
die Landeskrankenanstalten
Salzburg. 2007 habilitierte er im
neuen Sonderfach Kinder- und
Jugendpsychiatrie an der Paracelsus
Medizinischen Privatuniversität.
Im gleichen Jahr wurde
er zum Leiter der Abteilung für
Kinder- und Jugendpsychiatrie
und 2009 zum Vorstand der Universitätsklinik
für Kinder- und
Jugendpsychiatrie berufen. Er
engagiert sich seit vielen Jahren
als Lehrender im Medizinstudium
der Paracelsus Universität.
Ende Jänner 2021 wird sich Leonhard
Thun-Hohenstein in den
Ruhestand verabschieden.
der Universitätsklinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie unter ihrer Leitung
zwar auf der Versorgung der Kinder
und Jugendlichen liegen, doch auch
Forschungsaktivitäten sollen nicht zu
kurz kommen. „Die Qualität der Versorgung
verbessert sich, wenn das Team
auch wissenschaftliches Interesse zeigt
und forscht. Denn das ermöglicht einen
besseren Zugriff auf neue Methoden“,
sagt die künftige Klinikchefin. Aktuelle
und geplante Forschungsprojekte umfassen
eine Kooperationsstudie mit
dem Neuroscience Institut des Salzburger
Uniklinikums, außerdem Studien zu
Internetverhalten und zu sozialen Medien
sowie zu Phytopharmakologie und
Darmmikrobiom – um nur einige zu
nennen.
Wichtiger Ausgleich. Belinda Plattner
lebt mit ihrer Tochter und ihrem Partner
in Salzburg und findet ihren Ausgleich
im kreativen Schreiben von Kindergeschichten.
Ein erstes von ihr verfasstes
Kinderbuch wird in Kürze bei
Verlagen eingereicht. „Außerdem koche
und backe ich gerne und viel. Ein gutes
Essen im Kreise der Familie oder mit
Freunden ist wie Balsam für die Seele“,
erzählt die Dozentin. Darüber hinaus ist
sie begeisterte Schwimmerin und interessiert
sich für Zeitgeschichte. Als kritische
Beobachterin nimmt sie eine gewisse
Überlastung der Kinder und Jugendlichen
in unserer Gesellschaft wahr,
etwa durch die Schule. Sind die Kids
auch durch Corona überfordert? Ja und
nein, sagt Plattner. „Einerseits können
sie Ängste entwickeln und an der Kontaktarmut
in Zeiten eines Lockdowns
leiden. Aber auf der anderen Seite meistert
ein Großteil der Kinder die durch
die Pandemie entstandenen Herausforderungen
besonders vorbildlich,
häufig sogar besser als Erwachsene:
zum Beispiel, wenn es um das Tragen
von Masken oder um das Home Schooling
geht.“
Ω
paracelsus today 3 | 20
27
Update | Die Pille feiert ihren 60.
Geburtstag. Sie steht für sichere Verhütung
und sexuelle Freiheit, hat aber
auch Schattenseiten. Und viele Mütter.
Sex mit
Blister
Autor: Andreas Aichinger
D er 18. August 1960 war mit gleich zwei Ereignissen
von großer Tragweite ein wirklich historischer Tag. Einerseits
kam es in einem Nachtclub auf der Hamburger
Reeperbahn zum ersten Auftritt der Beatles außerhalb
Großbritanniens. Ebenfalls am selben Tag vor 60 Jahren
wurde in den USA erstmals ein Produkt („Enovid“) verkauft,
das das Leben von Millionen Frauen und Paaren grundlegend
verändern sollte. Gemeint ist die erste Form der hormonellen
Empfängnisverhütung, die als „Antibabypille“
oder kurz „Pille“ Geschichte schreiben sollte – wenn auch
anders als die „Pilzköpfe“ aus Liverpool. In Österreich wurde
ein ähnliches Produkt („Anovlar“) mit jedoch bereits reduzierter
Hormondosis erstmals im Jahr 1962 zugelassen.
Zwei Väter & ihr Schicksal. Als Pionier der hormonellen
Verhütung gilt ein heute weitgehend vergessener Österreicher:
der 1885 geborene Innsbrucker Physiologe Ludwig Haberlandt.
Er konnte im Tierversuch den ersten wissenschaftlichen
Beweis dafür erbringen, dass eine Verhütung mittels
Hormonen möglich ist. 1919 zeigte Haberlandt, dass die
Transplantation von Eierstöcken trächtiger Kaninchen auf
nicht-trächtige Tiere bei diesen den Eisprung unterdrücken
konnte – das Prinzip der Pille war geboren. Bald wuchs jedoch
die Kritik an seiner Forschung rund um eine „Antikindertablette“,
am Ende nahm sich der auch als „Großvater der
Pille“ bezeichnete Haberlandt das Leben. Mehr Erfolg, Anerkennung
und Prominenz waren hingegen dem 1938 aus Österreich
in die USA geflohenen Chemiker Carl Djerassi vergönnt:
1951 gelang es dem als „Mutter der Pille“ geehrten
Djerassi, das erste oral wirksame Gestagen zu synthetisieren.
Zwei Mütter & ein dunkles Kapitel. Während der gebürtige
Wiener Djerassi in Mexiko forscht, kommt es in den USA
zu einer folgenreichen Begegnung: Die Krankenschwester
und engagierte Frauenrechtlerin Margaret Sanger lernt bei
einer Party den Bostoner Endokrinologen Gregory Pincus
kennen. Als dieser die theoretische Möglichkeit einer Verhütungspille
bejaht, wendet sich Sanger an ihre langjährige
Mitstreiterin, die wohlhabende Biologin Katharine Dexter
McCormick. Diese unterstützt ab 1953 die letztlich erfolgreiche
Forschung von Pincus mit zwei Millionen US-Dollar.
Doch während der Erfolg von „Enovid“ ab 1960 eine klare
Sprache spricht, mehren sich in den letzten Jahren auch die
Zweifel an manchen Motiven Margaret Sangers. Besonders
problematisch erscheint aus heutiger Sicht Sangers Befürwortung
von Zwangssterilisationen und Eugenik, die bekanntlich
von den Nationalsozialisten als „Rassenhygiene“ zu
einem traurigen Höhepunkt getrieben wurde.
Sexuelle Befreiung & sittliche Zucht. Die Grundmotivation
von Sanger hingegen, zahllosen Frauen Leid und Abtreibungen
zu ersparen, sollte sich als goldrichtig erweisen. Anfangs
noch fast verschämt als „Mittel gegen Menstruationsbeschwerden“
vermarktet und lediglich an verheiratete Frauen
mit Kindern abgegeben, entfaltete die Pille ab den späten
1960er-Jahren ihr volles gesellschaftliches Potenzial. Endlich
wurde Sexualität nicht mehr von ungewollten Schwangerschaften
überschattet, die sexuelle Lust emanzipierte sich
von der Fortpflanzung. Und genau das rief Gegner auf den
Plan, nicht zuletzt in der Katholischen Kirche. Höhepunkt
war die „Pillen-Enzyklika“ Humanae Vitae von Papst Paul
28
paracelsus today 3 | 20
Der Chemiker, Autor und
Exil-Österreicher Carl
Djerassi konnte 1951 das
erste oral wirksame
Gestagen synthetisieren.
VI. im Sommer 1968, in der unter anderem vor einer „Aufweichung
der sittlichen Zucht“ gewarnt wurde. Doch auch
zahlreiche Gynäkologen warnten in einer „Ulmer Denkschrift“
vor den möglichen Folgen: „Das Überhandnehmen
der sexuellen Thematik in allen Bereichen unserer Gesellschaft
signalisiert für viele Fachleute die Verkümmerung
und Blockierung echter Liebesfähigkeit.“
Nutzen & Schattenseiten. Der Zug der Zeit war jedoch nicht
aufzuhalten. Die mit den jeweiligen Wochentagen beschrifteten
Pillen-Blister wurden zu Fixstartern in den Handtaschen
und Hygienebeuteln von immer mehr Frauen. Sexualität
durfte sorgenfrei Freude versprühen, Abhängigkeiten
in Partnerschaften konnten ebenso reduziert werden wie
Abtreibungen. Doch die große Pillen-Party hatte von Anfang
an auch eine Schattenseite. Zwar zählt die Pille heute zu
den sichersten und auch am häufigsten verwendeten Methoden
der Empfängnisverhütung und wird von vielen
Herstellern in unterschiedlichen Ausprägungen angeboten.
Doch obwohl die Hormon-Dosierungen seit den Anfängen
deutlich reduziert werden konnten, birgt hormonelle Verhütung
für Frauen nach wie vor teils ernste gesundheitliche
Risiken:
Lust oder Unlust? Dazu gehören nicht zuletzt ein erhöhtes
Thrombose-, Bluthochdruck- und Brustkrebsrisiko. Da die
Pille speziell bei Raucherinnen zu einer potenziell gefährlichen
Verengung der Blutgefäße führt, wird ihnen überhaupt
von einer Einnahme abgeraten. Generell sollte die Pille nur
von gesunden Frauen verwendet werden, da sie auch Auswirkungen
auf Herz und Kreislauf haben kann. Speziell
Frauen mit Thrombose- oder Embolie-Risiko sollten ebenfalls
von einer Einnahme absehen. Zu den möglichen Nebenwirkungen
gehören – neben Gewichtszunahme, Übelkeit,
Zwischenblutungen und sexueller Unlust – aber vor allem
auch Depressionen. Besonders Teenager dürften laut einer
dänischen Studie aus dem Jahr 2016 gefährdet sein, durch
die Pille negativ in ihrer Stimmung beeinflusst zu werden.
Und noch ein Aspekt wird immer wieder diskutiert:
Moderne Alternativen. Die Partner- Präferenzen einer Frau,
die hormonell verhütet, könnten durch die Pille manipuliert
werden. Tatsächlich dürfte ein Einfluss auf die Bewertung
von männlicher Attraktivität und auf den Geruchssinn bestehen.
Immer wieder gibt es Berichte, wonach Frauen ihren
Partner nach dem Absetzen der Pille plötzlich „nicht mehr
riechen können“ – die resultierenden Probleme liegen auf
der Hand. Als Alternative mit einer wesentlich geringeren
und gezielt lokalen Hormonabgabe bieten sich heute Hormonspiralen
an, die mittlerweile zu den beliebtesten Formen
der Langzeitverhütung zählen. Für eine gewisse Pillenmüdigkeit
sorgt in den letzten Jahren aber auch die Tatsache,
dass immer mehr junge Frauen gar nicht mehr in ihre natürlichen
hormonellen Abläufe eingreifen wollen. Wohl aus
Konsequenz daraus werden auch Kondome wieder verstärkt
genutzt, mit dem Schutz vor HIV und anderen Geschlechtskrankheiten
als wichtigem Benefit. Eines aber lässt sich nach
60 Jahren mit Sicherheit sagen: Die „Pille“ hat wirklich
Geschichte geschrieben. Und sie stellt dabei wohl sogar die
Beatles in den Schatten.
Ω
paracelsus today 3 | 20
29
Der Wolf im Schafspelz
Bodycheck | Atemwegsinfekte sind im Herbst und Winter häufig. In der
Regel handelt es sich um „harmlose“ Virusinfektionen. Aber Achtung:
Auch potenziell folgenschwere Erkrankungen, wie neuerdings COVID-19,
können mit ähnlichen Symptomen beginnen.
Fotos: iStockphoto; privat
Symptome und Verlauf:
Bis zu 50 Prozent der Patientinnen und
Patienten, die sich mit dem SARS-CoV-
2-Virus infiziert haben, leiden unter
Husten, Fieber, Schnupfen und Störungen
des Geruchs- und Geschmackssinnes.
Seltener treten Halsschmerzen,
Kopf- und Gliederschmerzen auf. Luftnot
weist auf eine Virus-Pneumonie
hin. Appetitlosigkeit, Übelkeit und Bauschmerzen
sind nicht selten die einzigen
Symptome. Ab der zweiten Krankheitswoche
können pulmonale, kardiale,
neurologische und weitere Komplikationen
hinzukommen.
Diagnostik:
Als sehr spezifisch für eine COVID-
19-Erkrankung gilt ein plötzlich einsetzender
Verlust des Geruchs-und
Geschmackssinnes. Die Diagnosesicherung
erfolgt durch sachgerechten Abstrich
aus Nase und/oder Rachenraum.
Goldstandard ist die PCR-Analyse, alternativ
sind Antigen-Schnelltests verfügbar. Schon beim
Verdacht auf COVID-19 sind Schutz- und Quarantänemaßnahmen
konsequent umzusetzen.
Therapie:
Die Therapie der COVID-19-Erkrankung ist bislang eine
überwiegend symptomatische. Bei Komplikationen wie respiratorischer
Insuffizienz
(Atemversagen) im Rahmen
der Viruspneumonie
oder anderen Organ-Komplikationen
ist eine stationäre
Therapie bis hin zu einer
komplexen Intensivtherapie
erforderlich. Bei
respiratorischer Insuffizienz
kann eine Therapie mit
Dexamethason den Verlauf
günstig beeinflussen.
Die Effekte einer antiviralen
Therapie sind bislang
enttäuschend.
Prävention:
Die konsequente Beachtung
von Maskenpflicht,
Händehygiene und Reduktion
von Sozialkontakten
auch im privaten Bereich
ist heute auch für junge
Menschen ohne Risikofaktoren
selbstverständlich! Wer selbst Symptome entwickelt,
die auf eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus hinweisen
könnten, sucht telefonisch ärztlichen Rat (in Österreich unter
der Telefon-Hotline 1450) und begibt sich unmittelbar in
Selbstquarantäne. Die ersten Impfstoffe befinden sich im
Zulassungsverfahren und werden für das 1. Quartal 2021 erwartet.
Ω
Der Autor:
PROF. DR. JOACHIM H. FICKER ist Ärztlicher Leiter der Klinik für Innere Medizin
3, Schwerpunkt Pneumologie am Klinikum Nürnberg, Universitätsklinik der Paracelsus
Medizinischen Privatuniversität. Er ist bekannt für seine wissenschaftliche
Tätigkeit auf den Gebieten schlafbezogene Atmungsstörungen, chronisch-obstruktive
Lungenerkrankung (COPD), Emphysem und Lungenkarzinom.
30
paracelsus today 3 | 20
EMMENTALER
DER MILDE
S
Österreichs Lieblings-Emmentaler!
Kein Wunder! In ihm steckt ja auch nur das
Beste: Über 130 Jahre WOERLE Käsekompetenz,
wertvolle, tagesfrische, regionale Heumilch und
3 Monate geruhsame Reifung.
www.woerle.at
Bereits am 18. Oktober 2019
hätte die Welt das tun sollen,
was sie heute ohnedies
machen muss: und
zwar den Expertinnen und
Experten der Johns Hopkins University
genau zuhören. Die renommierte Eliteuniversität
aus Baltimore hatte an
diesem Tag nämlich zu einer Pandemie-Übung
nach New York geladen,
um ein Szenario durchzuspielen, das
aus heutiger Sicht geradezu gespenstisch
klingt: Ausgehend von Fledermäusen
und weitergegeben über Schweine
ist in Brasilien ein neuartiges Coronavirus
auf Menschen übergesprungen. Die
resultierende Pandemie führt zu 65
Millionen Toten rund um die Erde und
gigantischen wirtschaftlichen Schäden.
Nicht zuletzt, weil noch keine Impfung
verfügbar ist – soweit die Übungsannahme.
Während diese auch als „Event
201“ (www.centerforhealthsecurity.org/
event201) bekannte Simulationsübung
unvermeidlicherweise auch Verschwörungstheoretiker
beflügelt, lässt sich im
Rückblick eines mit Sicherheit sagen:
Die Johns Hopkins University (kurz:
JHU) hatte und hat das Ohr am wissenschaftlichen
Puls der Zeit.
Im Auge des Titanen. Gut einen Monat
vor der Übung reist Jürgen Osterbrink
– zum wiederholten Mal – nach Baltimore.
Doch der Vorstand des Instituts
für Pflegewissenschaft und -praxis der
Paracelsus Universität hat keine Pandemie
im Kopf, sondern eine Kooperation
mit dem „Titanen der medizinischen
Versorgung“, wie er es ausdrückt.
Und tatsächlich genießen neben der
Johns Hopkins School of Medicine auch
die Bloomberg School of Public Health
und die School of Nursing – Osterbrinks
zentrales Objekt der kooperativen
Begierde – einen Weltruf. „Da habe
ich mir schon gedacht, wie das wohl
werden wird“, erzählt der Instituts-Chef
lachend im Gespräch mit Paracelsus
Today. Doch die Bedenken
lösen sich rasch in Luft auf: „Die Arme
waren ganz weit offen.“ Und das hat einen
guten Grund: Man hat sich längst
bei vielen Gelegenheiten kennen und
schätzen gelernt.
ICN & WHO-CC als Wegbereiter. Zum
einen hatte Jürgen Osterbrink bereits
als Mitglied des Direktoriums des Weltbunds
der Pflege (International Council
of Nurses, ICN) mit Sitz in Genf erste
Kontakte geknüpft. Zum anderen fungiert
Johns Hopkins auch als eine Art
Weltzentrale für die Collaborating Centers
der Weltgesundheitsorganisation
WHO. Das Salzburger Institut für Pflegewissenschaft
und -praxis ist bekanntlich
seit Jänner 2016 ein solches
WHO-CC, und das sogar als Erstes unter
pflegewissenschaftlicher Leitung
im deutschsprachigen Raum. Jedenfalls
ein weiterer Anknüpfungspunkt
für den begnadeten Netzwerker. Osterbrink:
„Ich war dann mehrere Male vor
Ort und habe unsere Leistungskraft
Best of Baltimore
Die renommierte Johns Hopkins
Universität (JHU) in Baltimore
(US-Bundesstaat Maryland) wird in
Rankings stets den besten Hochschulen
der Welt zugerechnet. Die
JHU brachte US-Präsidenten (Woodrow
Wilson), Nobelpreisträger (Joseph
Erlanger) und Top-Unternehmer
(Michael Bloomberg) ebenso
hervor wie medizinische Errungenschaften,
etwa den Defibrillator.
Speziell am East Baltimore Campus
im Osten der Stadt sind die School of
Medicine samt Johns Hopkins Hospital,
die School of Nursing und die
Bloomberg School of Public Health
konzentriert. Internationale Berühmtheit
erlangte die Universität
in den letzten Monaten aber vor allem
auch als Botschafterin der weltweiten
Covid-19-Daten. Das bereits
im Jänner 2020 erstmals veröffentlichte
Covid-19-Dashboard (http://
coronavirus.jhu.edu/map.html) und
generell die Online-Ressourcen der
Universität rund um die Corona-Krise
(http://coronavirus.jhu.edu) machen
sie zu einer der zentralen Anlaufstellen
während der aktuellen
Pandemie.
32
paracelsus today 3 | 20
vorgestellt. Die Chemie hat gestimmt
und es haben sich sehr schnell gemeinsame
Forschungsinteressen und Themen
herauskristallisiert. Das war letztlich
der Grund, wieso wir zusammengekommen
sind.“ Die erfreuliche Folge
ist ein mehrjähriger Kooperationsvertrag
mit der JHU, mit der Johns Hopkins
School of Nursing. Die Vereinbarung
sieht eine Kooperation in Form
gemeinsamer Forschungsprojekte in
Pflegewissenschaft und Public Health
ebenso vor wie den Austausch von Graduate
Students und Lehrenden. Der
Vertrag wurde im September 2019 unterzeichnet,
im Oktober fand die eingangs
erwähnte Simulationsübung
statt, und dann kam das Jahr 2020 und
mit ihm SARS-CoV-2.
Dateninstanz JHU. Das Covid-19-Dashboard
des Centers for Systems Science
and Engineering (CSSE) der Johns Hopkins
University kennt mittlerweile die
ganze (Fach-)Welt. Unter http://coronavirus.jhu.edu/map.html
werden Daten
Ein großer
Wurf
Inside | Die Blicke der Welt-
öffentlichkeit sind in Zeiten
der Corona-Krise gebannt
auf die neuesten Zahlen der
Johns Hopkins Universität
gerichtet. Was nur wenige
wissen: Das Institut für Pflegewissenschaft
und -praxis
ist Kooperationspartner der
renommierten US-Uni.
Autor: Andreas Aichinger
Foto: Johns Hopkins University
aus aller Welt gesammelt und anschaulich
aufbereitet. Entwickelt wurde
das Echtzeit-Daten-Interface von
der JHU-Ingenieurin Lauren Gardner,
die es nicht zuletzt durch tägliche Zugriffszahlen
im Milliardenbereich zu
weltweiter Prominenz gebracht hat.
Die Wissenschafterin hinter den Corona-Daten
– die etwa in Deutschland
hinsichtlich der Quellen-Auswahl aber
auch schon kritisch hinterfragt wurde
– soll übrigens im Februar zur Digitalisierungskonferenz
„Darwin’s Circle“
nach Wien kommen. Wirklich bemerkenswert
ist, dass das Covid-19-Dashboard
bereits am 22. Jänner 2020 erstmals
veröffentlicht wurde. Auch Jürgen
Osterbrink hatte schon zu Jahresbeginn
in einem Mail an Studierende und Mitarbeiter
auf Dashboard und JHU-Expertise
hingewiesen. Durchaus zum anfänglichen
Erstaunen der Empfänger.
Gemeinsame Schwerpunkte. Die wissenschaftliche
Dimension der Kooperation
zwischen der Johns Hopkins Unversität
in Baltimore und der Paracelsus
Universität in Salzburg bewegt sich
indes rund um drei Themenschwerpunkte:
Zum Ersten soll es um ein transatlantisches
Projekt zur Entwicklung
von Qualitäts-Indikatoren in der Pflege
gehen. Das von Assistenzprofessorin
Manela Glarcher betreute Projekt soll
sich um die Frage drehen: Was macht
die Qualität einer guten Versorgung
überhaupt aus – und wie lässt sich diese
messen? Auch die zweite Thematik
„Schmerz“ entspricht einem langjährigen
Forschungsschwerpunkt von Osterbrinks
Institut. Ansatzpunkt ist dabei
die Tatsache, dass es in den USA – im
Gegensatz etwa zu Deutschland – noch
keinen Expertenstandard „Schmerzmanagement
in der Pflege“ gibt. Der
dritte Bereich schließlich wird Palliative
Care sein. Bedingt durch die Corona-Krise
hat sich allerdings das Timing
der Kooperation verschoben, personeller
Austausch und wissenschaftliche
Zusammenarbeit sollen im Sommersemester
2021 so richtig loslegen.
Crème de la crème. Die neue Kooperation
mit der renommierten Johns Hopkins
Universität zeigt, dass das Institut
für Pflegewissenschaft und -praxis der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
auch in Zukunft konsequent
auf weltweite Vernetzung setzen wird.
Neben der Tätigkeit für die Weltgesundheitsorganisation
existiert bereits
eine jahrelange intensive Zusammenarbeit
mit der University of North Florida
und der Old Dominion University
in den USA, sowie der University of
Adelaide in Australien und der Khon
Kaen University in Thailand. Die jüngste
Kooperation mit Johns Hopkins ist
für den Institutsvorstand dennoch etwas
Besonderes. Jürgen Osterbrink: „Es
freut mich persönlich wirklich sehr,
dass wir mit dieser Universität einen
doch sehr großen Wurf geschafft haben.“Ω
paracelsus today 3 | 20
33
Werfen wir einen kurzen
Blick zurück in
die Geschichte: Goldrausch
nennt man
eine Periode der
verstärkten Einwanderung in ein Gebiet,
in dem es entweder verheißungsvolle
Mengen an Gold oder zumindest
Gerüchte über solche Vorkommen gibt.
Damit assoziiert werden Bilder von
verwegenen, oft skrupellosen (vorwiegend)
Männern, die mit dem Schürfen
nach Gold ihr Leben bestreiten wollten.
Der erste bekannte Goldrausch der Geschichte
wurde Ende des 17. Jahrhundert
durch Funde in Brasilien ausgelöst,
in Amerika gab es gegen Ende des 18.
Jahrhunderts mehrere davon. Gibt es
einen solchen nun tatsächlich auch
hierzulande? „Die Suche nach Edelmetallen
explodiert“, sagt Rudolf Brenner,
geschäftsführender Gesellschafter und
Mehrheitseigentümer des Edelmetallhändlers
philoro. Die Fragilität des Finanzmarktes,
die Zinssenkungen seit
mehreren Jahren, die Liquiditätsschwemme
und Inflationsängste hätten
das Interesse an Gold befeuert. Dieses
Edelmetall sei quasi das „Fieberthermometer
der Wirtschaft“.
Der neue Glanz
des Goldes
Friends | Unsichere wirtschaftliche Zeiten lösen
oft ein besonders gesteigertes Interesse der
Menschen an Gold aus. Das ist nicht neu. Neu ist
die aktuelle Intensität –schon wird das Wort
„Goldrausch“ in den Mund genommen.
Autor: Gottfried Stienen • Fotos: philoro/Harald Klemm
Goldene Zeiten. Umfragen von Marktforschungsinstituten
haben den Ruf
des Goldes als sicherer Hafen für Finanzanlagen
bestätigt. „In Zeiten einer
Pandemie ist Gold wertbeständig, das
war es aber auch schon während der
Finanzkrise vor einigen Jahren. Zudem
ist Gold physisch zu haben und es gibt
Sicherheit“, erklärt der Geschäftsmann
und spricht von einer Rückbesinnung
auf Realwerte. Derzeit kaufe die ganze
Welt Gold: kleine Sparer, Institutionen,
Zentralbanken. „China ist derzeit der
philoro-Chef Rudolf
Brenner will künftig
auch in Österreich
Gold fertigen.
34
mit Abstand größte Goldkäufer. Die haben
einen fast unheimlich großen
Goldhunger“, erzählt der ausgebildete
Betriebswirt. Er hat nach vielen Jahren
Tätigkeit im Anlagebereich der Deutschen
Bank und bei anderen Geldinstituten
eine „heimliche Liebe“ zu Realwerten
verspürt. Der in Leipzig in der
damaligen DDR Geborene hatte schon
immer Gold als ultimatives Veranlagungsinstrument
angesehen; der
Grundkauf seiner Großmutter vor Jahrzehnten
mit einem Vierfach-Dukaten
machte ihm den Wert des Edelmetalls
bewusst.
Goldland Österreich. 2011 hat er mit seinen
damaligen Partnern als Start-up
mit Schwerpunkt auf Edelmetallen
(Gold, Silber Platin, Palladium) begonnen.
Heute ist philoro einer der größten
Komplettanbieter von Gold im deutschsprachigen
Raum. Gegenwärtig laufen
Brenners erfolgreiche Geschäfte in 13
in- und ausländischen Filialen, darunter
Schweiz, Deutschland und Hongkong.
Sein nächster Coup könnte Österreich
in gewisser Weise zu einem
„Goldland“ machen. „Die Fertigung unserer
Goldprodukte geschieht derzeit in
der Schweiz, mehr als 70 Prozent der
gesamten Goldproduktion an Barren
und Münzen kommt von den Eidgenossen“,
betont Brenner. Nun wird in Niederösterreich,
in der Nähe von Korneuburg,
auf einem riesigen Areal eine
eigene Goldfabrik mit Hochsicherheitslager
errichtet – Investitionskosten:
rund 50 Millionen Euro. Dann wird
„Gold made in Austria“ hergestellt, natürlich
auch mit eigener philoro-Linie.
Was wird derzeit so gekauft? Produkte
der Münze Österreich, etwa der Philharmoniker,
aber auch eigene wie ein
philoro-Barren. „Die Zentralbank kauft
massiv Gold; Hedgefonds, Privatinvestoren
und viele Sparer tun dies ebenfalls.
Privatpersonen besitzen momentan
doppelt so viel Gold wie die Österreichische
Nationalbank, wobei diese
rund 280 Tonnen gut gesichert gelagert
hat“, beschreibt der philoro-Chef
die aktuelle Situation. Ein Ende dieses
Runs auf Gold ist nicht in Sicht.
Goldrausch-Revival. Rudolf Brenner ist
Unternehmer. Als solcher ist er auch
auf die Paracelsus Medizinische Privatuniversität
aufmerksam geworden
und schätzt den Mut, eine private Universität
mit unternehmerischem Geist
gegründet und etabliert zu haben. „In
Zeiten einer Pandemie ist der Wert von
Gesundheit mehr denn je unstrittig“, betont
er. Die Ausbildung von Ärztinnen
und Ärzten sei mehr als sinnhaft und die
Entwicklung der Uni mit rund 350 Beschäftigten
bemerkenswert. Stichwort
Arbeitsplätze: Mit dem Bau der Goldfabrik
von philoro wird es diese für rund
100 Menschen geben. „Als Unternehmer
will ich Arbeit schaffen, ich zahle hier
meine Steuern und will den Wirtschaftsstandort
Österreich mit dieser
hohen Lebensqualität absichern helfen“,
bekennt Brenner. Für 2021 ist die Eröffnung
einer Filiale in New York geplant,
denn: „Die US-Märkte haben das Gold
wiederentdeckt.“ Der nächste Goldrausch
in Amerika? Nach einigen Jahrhunderten
vielleicht in einer anderen
Form und hoffentlich zivilisierter. Ω
Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern
ACM austrian capital management GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Alumni Club der Paracelsus Universität | Angelini Pharma Österreich
| Apomedica | Ball Beverage Packaging Ludesch Corporation | Bayer Austria Ges.m.b.H. | BTU Beteiligungs GmbH | Capital Bank | Commend
Österreich GmbH | DBS Gesellschaft für digitale Bildsysteme m.b.H. | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | DOLL Bauunternehmen
GmBH | DS Smith Packaging Deutschland Stiftung & Co. KG | | EVER Neuro Pharma GmbH | Frey, Andrea | G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft
m.b.H. | Gassner GmbH | Gebro Holding GmbH | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Greither, Andreas | Hagleitner Hygiene International GmbH |
Hansjörg Wyss Foundation | Herba Chemosan | Hinteregger Immobilien OG | HYPO Salzburg | Jacoby GM Pharma | Johnson & Johnson Medical Products
GmbH | M. Kaindl OG / Kaindl Flooring GmbH | KASTNER | Kellerhals, Helga | Koller, Norbert | KS Pharma GmbH | Kuhn Holding GmbH | Kuhn,
Irmgard | Kuhn, Stefan | Kwizda Pharmahandel GmbH | Lethmate Stiftung | Lukesch, Edith | MED-EL Elektromed. Geräte GesmbH | Melasan Produktions-
& Vertriebsges.m.b.H. | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | NUTROPIA PHARMA GmbH | Österreichische Lotterien GesmbH | Pappas Holding
GmbH | Paracelsus Rotary Club | Rangnick, Ralf | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Richter Pharma AG | Rhedey
Internationale Transporte Ges.m.b.H. | Roche Austria GmbH | SALLMANN GmbH | Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation |
Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft m.b.H. | Salzburger Sparkasse Bank AG | Schön Holding SE & Co. KG | Schröcksnadel,
Peter | Schülke & Mayr GmbH | Schwarzbraun, Familie | Sedlmayer, Felix | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich
| Siemens Healthcare Diagnostics GmbH | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei
zu Salzburg GmbH | teampool personal service gmbh | Train, Detlef | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf
(D) | Winkler, Fritz Wolfgang und Winkler-Berger, Helga | Zürcher Kantonalbank Österreich AG
paracelsus today 3 | 20
35
Freundschaft
in Zeiten von
Corona
Outside | Als langjähriger Freund und Partner
der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
durfte Anthony Windebank von
der Mayo Clinic natürlich nicht fehlen, als
Gründungsrektor Herbert Resch im Herbst
2020 seine Emeritierung feierte.
Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: PMU/wildbild
Der Neurologie-Professor
und ehemalige Dean der
Mayo Medical School
war trotz Corona-Pandemie
mit Gattin Karen
Weavers nach Salzburg gejettet, um
Herbert Resch für die mehr als 20-jährige
Freundschaft und Zusammenarbeit
zu danken. Mit im Gepäck hatte
Anthony Windebank eine Auszeichnung
der berühmten Mayo Clinic: Der
emeritierte PMU-Rektor wurde als
„Distinguished Collaborator in International
Medical Education“ gewürdigt.
Eine Auszeichnung, die laut Windebank
„sehr selten verliehen wird“. Dass
er bei der Abschiedsfeier seines Freundes
im Hangar-7 auch selbst zu großen
Ehren kommen würde, ahnte er zu diesem
Zeitpunkt noch nicht: Landeshauptmann
Wilfried Haslauer verlieh
dem US-Gast für seine Unterstützung
und wertvolle Partnerschaft das Ehrenzeichen
des Landes Salzburg.
Anthony Windebank kam mit einer Auszeichnung
für Herbert Resch nach Salzburg
und wurde von Landeshauptmann
Wilfried Haslauer (li,) mit einer hohen
Ehrung überrascht.
Frühe Verbundenheit. In seiner Festrede
ging Windebank auf die Anfänge der
Paracelsus Universität ein, die zugleich
den Start der Beziehungen zur Mayo
Clinic und ihrer Medical School bedeuteten.
Es begann mit einem Zusammentreffen
des Unfallchirurgen Robert
Cofield, zu dieser Zeit Dean der Mayo
Medical School of Graduate Medical
Education, und seinem Fachkollegen
Herbert Resch auf einem Kongress an
der Mayo Clinic. Cofield erzählte dem
Kollegen über das Modell der Mayo
Medical School, die – fast 100 Jahre
nach der Gründung der Mayo Clinic –
über Spendengelder aufgebaut worden
war. Über diesen Kontakt lernten sich
Windebank und Resch schließlich kennen,
tauschten sich erstmals in einer Telefonkonferenz
aus und fassten rasch
Vertrauen zueinander. Der damalige
Dean der Mayo Medical School wurde
nach Salzburg eingeladen, um das
Mayo-Modell vorzustellen. Dieser Be-
36
paracelsus today 3 | 20
such vor 21 Jahren sollte der erste von
zahlreichen Aufenthalten Windebanks
in Salzburg sein und ihn zum bekennenden
Österreich-Liebhaber machen.
Gang und Ober-Gangster. Im Gegenzug
flogen Mitglieder des Gründungsteams
der PMU mehrfach nach Rochester
(Minnesota), um das Curriculum der
Mayo Medical School zu studieren. Der
spätere Ehrenrektor der Paracelsus Universität,
Julian Frick, lebte gar sechs Monate
lang im Untergeschoss der Mayo
Medical School, besuchte Vorlesungen,
diskutierte mit Fakultätsmitgliedern
und Studierenden und schrieb am Lehrplan
für die künftige Salzburger Medizinuni.
„Es war eine Gang of Seven, die
die Vision einer exzellenten Salzburger
Medizinuni hatte – und Herbert Resch
war der Chief Gangster“, erzählte der
US-Ehrengast dem Publikum. Und fügte
schmunzelnd hinzu: „Now the university
is booming, and he is the GOD-
FATHER.“ Der Vertrauensvorschuss an
die Salzburger habe sich schließlich
auch für die amerikanische Seite bewährt.
Der 2012 verstorbene Julian
Frick hatte Anthony Windebank noch
2010 die Ehrendoktorwürde für besondere
Verdienste um die Paracelsus Medizinische
Privatuniversität verliehen.
Verbunden in die Zukunft. Die Studierenden
sind die wichtigste Basis für Medical
Schools, betonte der Mayo-Professor.
Jene der Paracelsus Universität seien inzwischen
weltweit für ihre hohe Qualität
bekannt. „Wir konnten über die Jahre bereits
mehr als 150 PMU-Medizinstudierende
im Rahmen ihres Forschungstrimesters
an der Mayo Clinic begrüßen.
Unsere Fakultät liebt diese jungen
PMU-Abgesandten und stufte sie von
Beginn an als einige der Weltbesten ein:
Sie sind freundlich, blitzgescheit und
enthusiastisch – und auf dem Weg zu
großartigen Ärzten“, schwärmte Windebank.
Darüber hinaus sei der Input
der PMU-Studierenden sehr befruchtend.
Die Mayo-PMU-Kooperation werde
auch unter dem neuen Rektor Wolfgang
Sperl in bewährter Weise fortgeführt
und solle speziell in der
regenerativen Medizin und im Bereich
Künstlicher Intelligenz vertieft werden.
Eine Ehre und Auszeichnung für die
vergleichsweise junge Salzburger Medizinuni
und ihre Universitätskliniken:
Immerhin führt die renommierte, 1889
gegründete Mayo Clinic, seit Jahren die
Rankings der US-Kliniken und medizinischen
Fachbereiche an.
Ω
Qualitätsprodukt
aus Österreich
Für ENERGIE und
starke ABWEHRKRÄFTE
ADLER PHARMA
20
Jahre
BEI
KRAFTLOSIGKEIT
& ERSCHÖPFUNG
UNTERSTÜTZT
NATÜRLICHE
ABWEHRKRÄFTE
Rezeptfrei erhältlich in Ihrer Apotheke. Über Wirkungen und mögliche unerwünschte
Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt und Apotheker.
Schüßler Salze stärken Dein Immunsystem
www.adler-pharma.at
Point of View
Der
digitale
Zwilling
in der
Medizin
In seiner – hier vekürzt
wiedergegebenen – Festrede
für die Absolventinnen
und Absolventen am
Standort Nürnberg sprach
PMU-Vizerektor Wolfgang
Söllner über digitale Medizin
und ihre künftige
Bedeutung.
Foto: Rudi Ott
utomatisierte Laborbefunde sind heute Standard, ebenso durch Algorithmen
ausgewertete EKG und Thorax-Röntgen-Befunde. Digitale
Expertensysteme, welche auf der Basis eingegebener Symptome
und Befunde eine Diagnose erstellen und einen leitliniengestützten
Therapievorschlag machen, bestehen bereits für einige Erkrankungen.
Implantierte Mikrochips liefern in Echtzeit biologische Daten
an das Expertensystem, Therapien erfolgen mittels implantierter Medikamentenpumpen
oder intrakardialer und auch intrazerebraler Elektroden.
Humanoide Roboter unterstützen die Pflege und Betreuung autistischer Kinder
– Ärzte werden in Zukunft auf viele dieser Hilfsmittel nicht verzichten
können und wollen. Sie können helfen, Fehler zu vermeiden und seltene
Krankheiten zu erkennen.
Zukunftsfragen. Aber wünschen Patientinnen und Patienten eine solche digitale
Medizin und werden sie sie annehmen? Digitale Expertensysteme bieten
zweifellos Vorteile, wie stark verkürzte Wartezeiten, größere diagnostische
Sicherheit, ein besseres Monitoring der Therapie und der Nachsorge
sowie eine bessere Vernetzung der Behandelnden. Aber werden kranke
Menschen ausreichend Vertrauen in solche Maschinensysteme entwickeln?
Werden diese Systeme in der Lage sein, kranke Menschen ausreichend emotional
zu unterstützen? Werden sie Umweltfaktoren bei der Entstehung und
Aufrechterhaltung von Krankheiten ausreichend berücksichtigen?
Digitaler Zwilling. Ich zweifle sehr daran, auch wenn humanoide Roboter inzwischen
Emotionen erkennen und gelernt haben, darauf mimisch und verbal
zu reagieren. Aber letztlich werden sie nicht auf die individuelle Person
des Patienten eingehen können – weder bei der Diagnose, noch bei der Behandlung
und schon gar nicht in der Beziehung zum Patienten. Neben dem
analogen Menschen wird es einen „digitalen Zwilling“ geben: mit allen verfügbaren
Daten zu Krankheiten, zum Erbgut, zur familiären Situation und
zum Lebensstil. Die Medizin, die diesen digitalen Zwilling behandelt, wird oft
als personalisierte Medizin bezeichnet – aber nur die persönliche Behandlung
des analogen Menschen verdient diese Bezeichnung wirklich.
Analoges Gegenüber. Patienten wünschen sich in existentiellen Krisen, die
durch chronische und schwere Krankheiten ausgelöst werden, im Arzt ein
kompetentes analoges menschliches Gegenüber. Dazu wird es uns Ärzte weiter
brauchen, liebe Absolventinnen und Absolventen. Sie werden gebraucht
werden, jetzt und in der Zukunft. Sie werden bessere Hilfsmittel in die Hand
bekommen, die sehr rasch entwickelt werden und sich durch Maschinenlernen
weiterentwickeln. Sie werden sich ständig fortbilden müssen, um die
Stärken und Schwächen dieser Expertensysteme zu verstehen und anzuwenden.
Und Sie werden die Folgen für die Medizin, für die Patienten und
ihre Rolle als Ärztinnen und Ärzte immer wieder kritisch reflektieren müssen.
Es wird Ihnen mit Sicherheit nie langweilig werden.
Ω
Die vollständige Rede Prof. Söllners finden Sie unter https://bit.ly/3ePtX1F.
38
paracelsus today 3 | 20
De|le|fant
[del fant] Substantiv, m.
1
+ elephantus 2
1
kommunikatives Wesen, das selten alleine kommt
2
langlebiger Dickhäuter, der sich an alles erinnert
XIBU DISINFECT hybrid
spendet Händedesinfektionsmittel in Krankenhausqualität –
und Anwendungsdaten (in die Cloud)
HAGLEITNER HYGIENE ÖSTERREICH GmbH
5700 Zell am See · Lunastraße 5 · Tel. +43 5 0456 ·
www.hagleitner.com
Digitalisierung
des Gesundheits wesens
Wir bringen Künstliche Intelligenz in die klinische Routine
Digitalisierung beeinflusst Prozesse im Gesundheitswesen
und ganze Geschäftsmodelle grundlegend. Neue Technologien
wie Künstliche Intelligenz (KI) ermöglichen es,
große Datenmengen schnell und präzise auszuwerten
und in Entscheidungen zu überführen. Dieser Fortschritt
wird dazu beitragen, Präzisionsmedizin auszubauen,
die Gesundheitsversorgung neu zu gestalten und die
Patientenerfahrung zu verbessern.
Siemens Healthineers ist weltweiter Spitzenreiter bei
KIPatentanmeldungen für das Gesundheitswesen und
seit über 20 Jahren ein Vorreiter auf diesem Gebiet.
Das stetig wachsende Portfolio von KIgestützten Lösungen
hilft dabei Abläufe im Gesundheitswesen zu automatisieren
und zu standardisieren.
Uns inspiriert, dass der Einsatz von KI entscheidende
Vorteile für Patienten, medizinisches Personal und
Anbieter bringen kann:
• Genaue Diagnosestellungen ermöglichen
präzise Behandlung
• Klinische Prozesse werden automatisiert
und optimiert
• Effizienz und Produktivität von Abläufen steigen
Mit unserer Expertise in Künstlicher Intelligenz, unseren
zukunftsorientierten Mitarbeitern, sowie umfangreichen,
kuratierten medizinischen Datensätzen und einer
außerordentlichen Recheninfrastruktur, sind wir der
richtige Partner, um in die Welt der Künstlichen
Intelligenz vorzudringen.
Erfahren Sie mehr auf siemens-healthineers.com/ai