LERNEN MIT ZUKUNFT Dezember 2020
Themenvielfalt unter dem Thema "Lebensraum MENSCH" Das Impulsmagazin für Erwachsene
Themenvielfalt unter dem Thema "Lebensraum MENSCH"
Das Impulsmagazin für Erwachsene
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
r<br />
information & entwicklung<br />
Und es bewegt sich doch etwas:<br />
Forschung geht neue Wege<br />
WARUM NOCH TIERVERSUCHE? GIBT ES KEINE ALTERNATIVEN?<br />
Thomas Kolbe<br />
Fachwissenschaftler<br />
für Versuchstierkunde,<br />
Ao. Prof. für die<br />
Service-Plattform<br />
Biomodels Austria<br />
Veterinärmedizinische<br />
Universität Wien<br />
sche<br />
war<br />
kt, aber mehr infos<br />
alig.<br />
https://www.vetmeduni.<br />
ac.at/de/in-vivo-und-in-vitromodelle/<br />
horistiker<br />
Auf dem Gebiet des Klimaschutzes<br />
gibt es außer Lippenbekenntnissen<br />
nicht wirklich Fortschritte.<br />
Es ist auch schwer zu verkaufen,<br />
dass die Bevölkerung zum Schutz<br />
unseres Klimas ihren Lebensstandard<br />
einschränken muss. Stattdessen werden<br />
weiter E-Roller, E-Bikes, E-Autos propagiert,<br />
Handys, Server-Farmen und Bitcoin-Minen<br />
genutzt. Deutschland kann<br />
Kohle- und Atomkraftwerke abschalten,<br />
solange der fehlende Strom aus tschechischen<br />
und französischen Atomkraftwerken<br />
geliefert wird. Menschen benutzen<br />
den Fahrstuhl und abends trainieren sie<br />
im Fitnessstudio auf den Steppern. Da ist<br />
also noch ein gewaltiger Bewusstseinswandel<br />
notwendig.<br />
Auf einem anderen Gebiet dagegen<br />
gibt es Fortschritte: Die Veterinärmedizinische<br />
Universität in Wien hat den<br />
ersten österreichischen Lehrstuhl für In<br />
vivo- und In vitro-Modelle eingerichtet.<br />
Seit langem schon wird gefordert, Tierversuche<br />
durch Alternativ- oder Ersatzmethoden<br />
zu ersetzen. Auf Gebieten wie<br />
der Grundlagenforschung, der Krebsforschung<br />
oder der Immunologie wird das<br />
auch langfristig nicht ganz möglich sein,<br />
aber auf vielen anderen Gebieten hat<br />
sich außer der Forderung nach Alternativen<br />
nicht viel getan. Allerdings ist<br />
die Ausbildung der Jungforscher durch<br />
intensive Schulungskurse, die in den<br />
letzten Jahren an allen größeren Universitätsstandorten<br />
eingerichtet wurden,<br />
wesentlich verbessert worden. Die Arbeit<br />
mit lebenden Tieren in einem Versuch ist<br />
ein wissenschaftlicher Bereich, der sonst<br />
nirgends im Studium oder in der täglichen<br />
Arbeit im Labor professionell und auf dem<br />
neuesten Stand vermittelt wird. Diese<br />
Lücke konnte also weitgehend geschlossen<br />
werden.<br />
Nachdem es aber nicht einmal mehr ein<br />
nationales Referenzzentrum für Ersatzmethoden<br />
gibt (früher: ZET in Linz), fühlte<br />
sich in Österreich niemand mehr so recht<br />
für die Entwicklung von Alternativmethoden<br />
zuständig oder sie in objektiven Tests<br />
den tierexperimentellen Methoden gegenüberzustellen<br />
und zu beurteilen. Fehlt die<br />
offizielle Anerkennung solcher Methoden,<br />
kann sie keine Pharma-Firma in der Praxis<br />
einsetzen ohne Kunden und Absatzmärkte<br />
zu verlieren. Eine neue Professur an der<br />
Veterinärmedizinischen Universität Wien<br />
wird nun neben der Entwicklung und<br />
Bewertung solcher Methoden auch die<br />
Aufgabe haben, diese in der Forschergemeinschaft<br />
möglichst weithin bekannt zu<br />
machen. Damit wir in Zukunft auf allen<br />
Forschungsfeldern, auf denen Tierversuche<br />
nicht unbedingt notwendig sind,<br />
alternative Methoden und Verfahren einsetzen<br />
können und werden. Zum Wohle<br />
der Versuchstiere und der Patienten.<br />
Foto: © 200 Degrees | pixabay.com<br />
18 | DEZEMBER <strong>2020</strong>