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Themenvielfalt unter dem Thema "Lebensraum MENSCH" Das Impulsmagazin für Erwachsene
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information & entwicklung<br />
Es geht um Menschenrechte:<br />
Mehr Chancengleichheit<br />
WIE EIN ESEL DAS LEBEN VON FRAUEN UND MÄDCHEN VERÄNDERT<br />
Marion Burger<br />
Caritas Auslandshilfe<br />
Die 29-jährige Ayantu ist mit<br />
ihrem Eselgespann auf dem Weg<br />
zur Wasserausgabestelle. Acht<br />
leere Kanister hat sie geladen,<br />
zwei für ihre Familie, die anderen sind<br />
für die Nachbarsfrauen aus dem Dorf,<br />
die keinen Esel und keinen Karren<br />
besitzen. Es ist noch nicht lange her,<br />
dass sie den Weg zum Wasserholen zu<br />
Fuß gehen und die vollen Wasserkanister<br />
auf dem Rücken nach Hause schleppen<br />
musste.<br />
Zehn Kilometer – das ist ein langer und<br />
beschwerlicher Weg ohne das Gespann.<br />
Erst am Nachmittag war sie wieder<br />
zurück im Dorf gewesen und hatte während<br />
dessen nicht nur die sechs Kinder<br />
in die Obhut ihrer Mutter geben müssen,<br />
sondern immer auch ein schlechtes Gewissen<br />
gehabt, zu wenig für die Kleinen<br />
da zu sein.<br />
DER ESEL MACHT DAS LEBEN DER<br />
FRAUEN UM VIELES BESSER<br />
Seit sie als Begünstigte das Eselgespann<br />
erhalten hat, hat sich vieles zum Besseren<br />
gewendet: Sie hat jetzt viel mehr Zeit<br />
für ihre Kinder und ist nicht mehr jeden<br />
Abend geschafft und völlig fertig vom<br />
Schleppen der schweren Wasserbehälter.<br />
Für den Transport des Wassers für ihre<br />
Nachbarinnen kann sie sich zudem ein<br />
bisschen etwas dazu verdienen, auch<br />
durch das Verleihen des Gespanns, wenn<br />
sie selber es nicht braucht.<br />
Vor kurzem ist sie der Spargemeinschaft<br />
im Dorf beigetreten. Mit dem kleinen<br />
Kredit, den sie pünktlich zurückzahlt,<br />
konnte sie sechs Hühner anschaffen<br />
und einen kleinen Gemüsegarten anlegen.<br />
Damit plant sie für die Zukunft<br />
ein zusätzliches kleines Einkommen<br />
zu erwerben.<br />
Das Eselgespann hat Ayantus Leben<br />
vollkommen verändert. Es eröffnet<br />
ihr neue Möglichkeiten und sichert<br />
die Ernährung und das Wohlbefinden<br />
ihrer Familie.<br />
DIE HOHE ARBEITSLAST DER<br />
FRAUEN WIRD GEMINDERT UND<br />
IHR ANSEHEN ERHÖHT<br />
Ayantus Geschichte ist kein Einzelfall.<br />
Frauen und Mädchen nehmen in der<br />
äthiopischen Gesellschaft traditionell<br />
eine untergeordnete Rolle ein.<br />
Sie haben weniger Rechte als ihre<br />
männlichen Familienangehörigen und<br />
werden in ihrer Entwicklung und in<br />
ihren Freiheiten stark eingeschränkt.<br />
Sie können in der Regel kein Land<br />
oder größeres Eigentum besitzen, die<br />
Ausnahme sind meist nur Tiere wie<br />
Esel, Ziegen und Hühner.<br />
Sehr viele Frauen sind abhängig von<br />
ihrem Ehemann, zudem erledigen<br />
sie alle Aufgaben im Haushalt. Dazu<br />
zählen auch die aufwändigen Arbeiten<br />
wie das Besorgen von Brennholz<br />
für die Kochstelle und das Trink- und<br />
Brauchwasser.<br />
Die große Arbeitslast bindet viele<br />
Frauen und Mädchen ans Haus und<br />
Fotos: © Michael Zündel | Caritas<br />
20 | DEZEMBER <strong>2020</strong>