Notfall Lawine
Effiziente Hilfe nach einem Lawinenunfall
Winter 2020/21 V1 - 30.11.2020
Was erwartet uns heute?
• Lawinengefahr ist Lebensgefahr
• Notfallausrüstung
• Basisablaufschema
• Erste Hilfe
• Abtransport durch Heli
Lawinengefahr ist Lebensgefahr
• Die typische Skifahrerlawine
• Art: Schneebrettlawine
• Größe: 50 m breit, 150 m lang
• Anriss-Höhe: 45 - 50 cm
• Hangneigung: ca. 40°
• Exposition: 75 % Schattenhänge
• Auslösung: 90 % durch Sportler
Lawinengefahr ist Lebensgefahr
Lawinentote in Ö. 1999/00 – 19/20 (20 Jahre)
48
39
22
17
34
8
23
17
29
32
39
3
18
26
13
33
14
25
16
20
13
Quelle: Jahresberichte der Ö. LWD‘s
Lawinengefahr ist Lebensgefahr
48
20-Jahres-Schnitt 1999/00 – 2019/20: 23,3 Tote pro Saison
5-Jahres-Schnitt 2015/16 – 2019/20: 17,6 Tote pro Saison
39
22
17
34
8
23
17
29
32
39
3
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26
13
33
14
25
16
20
13
Quelle: Jahresberichte der Ö. LWD‘s
Lawinengefahr ist Lebensgefahr
• Todesursachen
(Kurasi/ Alpinpolizei)*
• Zeit ist Leben!
• Lawinenauslösung vermeiden!
• Gefährliches Gelände meiden!
Unbekannt
8%
Trauma
32%
Unterkühlung
2%
Ersticken
58%
*143 Lawinenopfer in Ö. zw. 2006 – 11, inkl. teilverschütteter
und nicht verschütteter Opfer (20%)
Lawinengefahr ist Lebensgefahr
• Verschüttung vermeiden
• Schussflucht!
• Notfallausrüstung aktivieren!
• Festhalten! An Bäumen, Sträuchern,…
• Oben bleiben! Strampeln, „kämpfen“,…
• Atemhöhle Schaffen! Fäuste vors Gesicht,…
• Ein Befreiungsversuch!
• An Rettung glauben!
Lawinengefahr ist Lebensgefahr
• Zeit ist Leben
• Überlebenskurve
(Brugger et al., CH 2001)
Überlebenschance [%]
100
80
60
40
20
0‘ – 18‘: Überlebensphase
18‘-35‘: Erstickungsphase
35‘-90‘: Latenzphase
0
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Zeit [min]
Notfallausrüstung
• Modernes 3-Antennen LVS-Gerät
• 5 Hersteller
‣ Arva (AXIO, NEO+, EVO4, EVO5)
‣ BCA (Tracker3, TrackerS, Tracker2)
‣ Mammut (Barryvox S, Barryvox)
‣ Ortovox (3+, ZOOM+)
‣ Pieps (Pro BT, Powder BT, Micro BT,
Micro BT Button, DSP Sport)
Gruppencheck-Funkt.
Automatische
Sendeumschaltung
Markierfunktion
Exakte Feinsuche
Hohe Reichweite
3 Antennen – digital
• mit insgesamt 16 Modellen
Notfallausrüstung
• Metallschaufel mit verlängerbarem
Stil
• Robuste Sonde mit gutem
Spannmechanismus, mind. 2,40 m
lang
Notfallausrüstung
• Nur die vollständige
Notfallausrüstung ist effizient!
Versuch:
Suchfeld 30 m x 30 m
Verschüttungstiefe ca. 1 m
Probanden gut trainiert
Notfallausrüstung
• Mobiltelefon
• Erste Hilfe-Packet
• Biwacksack
• Airbag
• Helm
Basisablaufschema
• Ruhe bewahren, Überblick verschaffen
• Notruf absetzen
• Suchphasen
• Ausschaufeln
Basisablaufschema
• Ruhe bewahren, Überblick verschaffen
• Erfassungspunkt bekannt?
• Verschwindepunkt bekannt?
• Primärer Suchbereich
• Körperteile, Gegenstände sichtbar?
• Anzahl der Verschütteten?
• Weitere Gefahren?
Erfassungspunkt
Verschwindepunkt
Primärer Suchbereich
Basisablaufschema
• Ruhe bewahren, Überblick
verschaffen
• Einer übernimmt das Kommando
‣ Alle nicht an der Suche beteiligten
LVS-Geräte AUS!
‣ So viele Sucher wie Verschüttete bzw.
abhängig von Lawinengröße!
‣ Rest richtet Schaufel, Sonde her!
‣ Depot organisieren!
Basisablaufschema
• Notruf absetzen
• Wenn ohne Zeitverlust möglich!
• 140 Alpinnotruf Österreich
• 112 Euronotruf (auch mit Fremdnetz)
• Kein Netz – kein Notruf evtl.
Standortwechsel
• Wo? Was? Wie viele Personen betroffen?
Basisablaufschema
• Suchphasen „Airport Approach“ (nach M. Genswein)
Signalsuche Grobsuche Feinsuche Punktsuche
Basisablaufschema
• Suchphasen - Signalsuche
• Höchste Geschwindigkeit, geringste
Präzision!
• Akustische Suche nach Signal.
• Optische Suche nach Körperteilen
und Gegenständen
• LVS-Gerät vor dem Körper, Augen auf
Lawinenkegel gerichtet
Basisablaufschema
• Suchphasen - Signalsuche
• 1 Retter: Zickzack.
Suchstreifenbreite geräteabhängig (x).
• 2+ Retter: Parallel
Suchstreifenbreite ca. 40 m parallel.
• „Signal“ kommunizieren.
x
x
20m
40m
40m
40m
20m
Basisablaufschema
• Suchphasen - Grobsuche
• Beginnt mit Erstsignal.
• Pfeil am Display folgen, Entfernung wird
kleiner.
• Hohe Geschwindigkeit, niedrige Präzision
bis „10“.
• dann langsamere Geschwindigkeit u. höhere
Präzision bis „3“.
• „10“ u. „3“ kommunizieren!
Basisablaufschema
• Suchphasen - Feinsuche
• Beginnt bei „3“.
• LVS-Gerät direkt an Schneeoberfläche.
• Geringste Geschwindigkeit.
• höchste Präzision.
Basisablaufschema
• Suchphasen - Feinsuche
• LVS-Gerät nicht mehr drehen.
• Einmal Einkreuzen bis zum
niedrigsten Wert.
• Markieren.
• LVS-Gerät am Körper verstauen
‣ Bei einem Verschütteten auf „Senden“
‣ Bei mehreren Verschütteten „Aus“
Basisablaufschema
• Suchphasen - Punktsuche
• Erster Sondenstich an Schaufelmarkierung.
• 90° zur Schneeoberfläche.
Basisablaufschema
• Suchphasen - Punktsuche
• Sondierspirale, ca. 25 cm
• Max. Sondierabstand = kleinste Anzeige
am LVS-Gerät
max. 1,8 m
Basisablaufschema
• Ausschaufeln - ein Retter
• Sonde bleibt stecken
• Abstand zur Sonde = Verschüttungstiefe
• Großräumig Schnee nach hinten
wegschaufeln
Basisablaufschema
• Ausschaufeln - mehrere Retter
• Sonde bleibt stecken
• Abstand zur Sonde = Verschüttungstiefe
• 2 Retter: 2 vorne
• 3 Retter: 2 vorne, einer hinten
• 4 Retter: 2 vorne, 2 hinten
• Großräumig Schnee nach hinten
wegschaufeln
Basisablaufschema
• Ausschaufeln
• So schnell wie möglich zum Kopf
• Zum Schluss Kopf mit den Händen freilegen
Erste Hilfe
• Bewusstsein prüfen
• Atemwege freilegen
• Atemkontrolle
Atmung JA
Atmung NEIN
• Abtransport durch Heli
Erste Hilfe
• Bewusstsein?
Kannst
mich
hören?
Bewusstsein prüfen
Ansprechen
Weck-Reitz setzen
Bewusstsein vorhanden
weiter ausgraben
vor Kälte Schützen
überwachen
Bewusstsein nicht
vorhanden
Erste Hilfe
• Atmung?
Bewusstsein
nicht vorhanden
Atemhöhle vorhanden?
Atemwege freilegen
Kopf zur Seite drehen u.
säubern
Atemkontrolle
Kopf überstrecken,
hören, Brustkorb
beobachten
Atmung vorhanden
weiter ausgraben
Stabile Seitenlage
vor Kälte Schützen
Überwachen
Keine
Atmung
vorhanden
Erste Hilfe
• Kreislauf?
Keine Atmung vorhanden
Kopf bleibt überstreckt
sofort 5 Atemstöße
Weiter Ausgraben
Sobald möglich:
Herz-Lungen-
Wiederbelebung
30 : 2
Erste Hilfe
• Herz-Lungen-Wiederbelebung
30 : 2
• Harte Unterlage
• Druckpunkt: Mitte Brustkorb
• Drucktiefe: 4 – 5 cm
• Frequenz: 100 pro Minute
• Vollständig entlasten
Erste Hilfe
• Kälteschutz und Lagerung
• bis professionelle Hilfe kommt, mittels
‣ Alu-Rettungsdecke
‣ Biwacksack
‣ Achte auf Kälte von unten (auf
Kleidungsstücke, Rucksäcke etc… legen)
Abtransport durch Heli
• Landeplatz herrichten
• Eben, hindernisfrei, ca. 5 x 5 m
• Einweisen
• Beide Arme oben „Y“
• Mit Rücken zum Wind
• Am Platz bleiben!
Abtransport durch Heli
• Keine losen Gegenstände
• Annäherung von unten/ vorne
• Ski unten halten
Schlussbemerkung
• Lawinenauslösung vermeiden
• Verschüttung vermeiden
• Effiziente Kameradenrettung durch
regelmäßiges Training
• Effiziente Erste Hilfe durch
regelmäßiges Training
DANKE