antriebstechnik 12/2020
antriebstechnik 12/2020
antriebstechnik 12/2020
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19174<br />
<strong>12</strong> DEZEMBER <strong>2020</strong><br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
LINEARTECHNIK<br />
Anwendungen geschmeidig ausführen<br />
<strong>antriebstechnik</strong>.de
WISSEN SCHAFFT IDEEN<br />
19174<br />
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„<strong>antriebstechnik</strong> Marktübersicht“ erfasst.<br />
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ANTRIEBSTECHNIK MARKTÜBERSICHT 2021<br />
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Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung.<br />
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ausgewählten Unternehmen genutzt, um Sie über berufsbezogene Produkte und Dienstleistungen zu informieren. Dieser Speicherung und Nutzung kann jederzeit schriftlich beim<br />
Verlag widersprochen werden (vertrieb@vfmz.de).<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz<br />
Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-100 . E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: vereinigte-fachverlage.de<br />
„Marktübersicht <strong>antriebstechnik</strong>“ ist eine Publikation der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55<strong>12</strong>9 Mainz,<br />
HRB 2270, Amtsgericht Mainz, Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem, Umsatzsteuer-ID: 149063659, Gerichtsstand: Mainz
EDITORIAL<br />
CORONA UND DIGITALITÄT<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
das Jahr <strong>2020</strong> war vom Corona-Virus und seinen<br />
Begleiterscheinungen geprägt. Die Folgen<br />
werden Menschen und Unternehmen noch lange<br />
beschäftigen. Immerhin ist die Politik bei der<br />
Krisenbekämpfung nicht sparsam und will der<br />
Wirtschaft unter die Arme greifen.<br />
Weitgehender Konsens ist, dass der Gesetzgeber<br />
den Unternehmen dabei keine Vorgaben machen<br />
soll. Der Lufthansa-Chef will gar „lieber in die<br />
Insolvenz als sich von der Politk reinreden zu<br />
lassen“. Auf der SPS Connect sprach CSU-Parteichef<br />
Markus Söder davon, Unternehmen aus Industrie<br />
und Fertigung über die Förderung von KI und<br />
Quantencomputern zu unterstützen.<br />
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen<br />
betonte vor Kurzem, dass der Weg in die<br />
Nach haltigkeit nur über Digitalität führt. Damit<br />
rennt sie im Maschinenbau offene Türen ein – der<br />
Digitalisierungsindex des Instituts der Deutschen<br />
Wirtschaft sieht den Maschinenbau hinter dem<br />
Fahrzeugbau auf Rang 3 der Branchen in Deutschland.<br />
Einzelheiten dazu auf Seite 7 in dieser Ausgabe.<br />
Für beides, Corona und Digitalisierung, wird <strong>2020</strong><br />
in Erinerung bleiben. Schon bald kommt 2021 auf<br />
den Prüfstand. Um Prüfstände geht es auch in<br />
unserem Special ab Seite 30 – allerdings rein von<br />
der antriebstechnischen Seite.<br />
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und<br />
einen besinnlichen und angenehmen Ausklang<br />
des Jahres <strong>2020</strong>.<br />
Ihr<br />
Miles Meier<br />
m.meier@vfmz.de<br />
Hydrostatisch-Elektrisches Lineargetriebe<br />
auf Basis der neuen AX<br />
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20<br />
EDITORIAL<br />
03 Corona und Digitalität<br />
SOFTSTARTER<br />
06 VTH Jahrestreffen: Krise für Neuorientierung nutzen<br />
07 Menschen, Unternehmen, Märkte<br />
MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
LINEARTECHNIK<br />
<strong>12</strong> TITEL Laufruhe und Präzision für jede Aufgabe<br />
16 Spindelpresse mit variablem Hub per elektrischem<br />
Servoantrieb<br />
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
20 HACCP-Risikofaktoren reduzieren<br />
HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />
22 Auf die Spitze getrieben<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
32<br />
36<br />
UMRICHTERTECHNIK<br />
26 Sichere elektrische Antriebe durch flexible Schaltgeräte<br />
DIREKTANTRIEBE<br />
28 Elektrik ersetzt Hydraulik<br />
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TITELBILD<br />
NSK Deutschland GmbH,<br />
Ratingen<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: PRÜFSTANDTECHNIK<br />
30 Nur Geprüftes wird geliefert<br />
32 Auf Leistung getrimmt<br />
34 Mit Sicherheit im roten Bereich<br />
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
40 Tragfähigere Welle-Nabe-Verbindungen<br />
durch H-Profile – Teil 2<br />
SERVICE<br />
43 Impressum<br />
36 „Keine falsche Bewegung!”<br />
38 Kunststoff für hohe Beanspruchung<br />
MEIN TIPP<br />
Auf dem Weg in eine<br />
klimaneutrale Zukunft<br />
werden bestehende<br />
Antriebskonzepte<br />
zunehmend hinterfragt.<br />
Auf Seite 22 stellen wir<br />
einen elektrisch-hydraulischen<br />
Antrieb vor, der<br />
auch dezentral einsetzbar<br />
ist. In Kombination mit<br />
einer AX-Pumpe lassen<br />
sich damit auch große<br />
Anlagen vernetzt und<br />
energieeffizient<br />
antreiben.<br />
Ivo Greuloch, Redakteur,<br />
i.greuloch@vfmz.de
SOFTSTARTER<br />
FACHHÄNDLER FÜR ANTRIEBSTECHNIK<br />
KRISE FÜR NEUORIENTIERUNG NUTZEN<br />
Auf seiner Jahreshauptversammlung diskutierte<br />
das Fachforum der VTH-Fachgruppe<br />
„Antriebstechnik“ Zukunftskonzepte. Als<br />
wichtigste Themen kristallisierten sich eine<br />
größere Digitalisierungskompetenz, mehr Nähe<br />
zu Forschung & Entwicklung und neue Wege der<br />
Kundenansprache heraus.<br />
Mit schweren bis drastischen Folgen der COVID-19-Krise<br />
rechnet die Fachgruppe „Antriebstechnik“ im VTH<br />
Verband Technischer Handel e. V. Die Technischen<br />
Händler stellen sich darauf ein, dass Deutschland sein<br />
BIP-Niveau erst in drei bis fünf Jahren wieder erreicht. Weil ihre eigenen<br />
Geschäftsaussichten als Industriedienstleister eng mit den<br />
stark betroffenen Branchen Automotive und Maschinenbau verwoben<br />
sind, suchen die Experten für Antriebselemente und Wälzlager<br />
nun aktiv nach Lösungswegen zur Bewältigung der Rezession.<br />
„Wenn wir die Krise als Chance begreifen, werden wir gestärkt<br />
aus ihr hervorgehen“, lautete die Überzeugung des VTH-Fachgruppenvorsitzenden<br />
Dr. Michael Lutz von der Roth GmbH & Co. KG<br />
aus Nürnberg. Dazu bedürfe es neuer Kompetenzen im Bereich der<br />
Digitalisierung und einer Öffnung hin zu aktiver Innovationsforschung,<br />
meinte Lutz. Um die Herausforderungen zu meistern, will<br />
der Fachhandel das Netzwerken innerhalb des VTH intensivieren<br />
und seine Kooperation mit der Lieferindustrie ausweiten. Als Plattform<br />
bietet sich die VTH-Qualitätspartner-Initiative an, zu der seit<br />
20 Jahren viele führende Markenhersteller gehören.<br />
weiteren Pandemieverlauf sind sehr spekulativ. Aber dass wir nicht<br />
nur eine massive Restrukturierungsphase, sondern auch eine Pleitewelle<br />
in der Industrie erleben werden, ist eine sichere und traurige<br />
Erkenntnis.“ Den vielen Familienunternehmen im Technischen<br />
Handel traut jedoch Gushurst zu, sich und ihre Mitarbeiter durch<br />
„Upskilling“ fit zu machen. Professor Heiko Wrobel, Professor für<br />
Logistik, Großhandel und Allgemeine BWL an der TH Nürnberg<br />
Georg Simon Ohm, ermunterte den deutschen Großhandel als<br />
Ganzes, mehr in Forschung & Entwicklung zu investieren. Er regte<br />
die Gründung eines Forschungsvereins an. Als ein wichtiges Forschungsfeld<br />
nannte er den sprachgesteuerten Einkauf. Der Trend<br />
wird aus dem B2C-Bereich, wo bereits jeder Zehnte einen Sprachassistenten<br />
zum Einkaufen nutzt, in den B2B-Bereich übergehen.<br />
VTH-Hauptgeschäftsführer Thomas Vierhaus äußerte sich zuversichtlich<br />
zur Eigenkapitalausstattung der Fachgruppen-Mitgliedsbetriebe:<br />
„Wenngleich die Antriebstechnik weniger ertragreich und<br />
umsatzrentabel ist als die anderen Handelsbereiche des VTH, so ist<br />
sie ordentlich mit Kapital unterfüttert. Bislang gab es hier durch die<br />
Corona-Krise keine Insolvenzen, und obwohl 83 Prozent unserer Unternehmen<br />
<strong>2020</strong> mit teils stark rückläufigen Umsätzen rechnen, soll<br />
das auch so bleiben.“<br />
Fotos: Verband Technischer Handel e.V. & Kollaxo<br />
www.vth-at.de<br />
ZENTRALE ZAHLEN AUS DEM<br />
PWC-MASCHINENBAU- BAROMETER Q3-<strong>2020</strong><br />
ONLINE-FACHFORUM WEIST WEGE AUS DER KRISE<br />
Wie die Weichen neu gestellt werden können, beriet die VTH-Fachgruppe<br />
„Antriebstechnik“ und ihr Lieferantenkreis in einem Online-Fachforum.<br />
Die 43 Teilnehmer tauschten sich in vier jeweils<br />
45-minütigen Webinaren mit Wirtschaftsexperten aus.<br />
Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter Industrie & Innovationen bei PwC<br />
Deutschland, blickte auf die Umsatzerwartungen von - 22 % aufgrund<br />
der Corona-Krise. Gushurst wörtlich: „Alle Aussagen zum<br />
Der Vorstand der VTH-Fachgruppe „Antriebstechnik“: (v.l.): Peter Heuel,<br />
Irle & Heuel , Werner Mallinger, Steyr-Werner, Vorsitzender Dr. Michael<br />
Lutz, Roth, Wolfgang Klink, LDT und René Schmeckthal, LAT & SGF<br />
6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
NEUAUFSTELLUNG BEI WEIDMÜLLER DEUTSCHLAND<br />
Das Detmolder Unternehmen Weidmüller stellt seine deutsche Vertriebsgesellschaft Weidmüller<br />
Deutschland neu auf. Ab sofort übernimmt Dr. Christian von Toll die Geschäftsführung Weidmüller<br />
Deutschland sowie die Regionalleitung der deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz (DACH). In beiden Positionen berichtet von Toll direkt an Vertriebsvorstand Dr. Timo Berger.<br />
Der 36-jährige von Toll lebt in Detmold und ist nach seiner Promotion an der Technischen Universität<br />
Berlin bereits seit 2014 in verschiedenen Positionen bei Weidmüller tätig. Nach seinem Einstieg als<br />
Vorstandsassistent, leitete er das Global Key Account Management für Siemens und verantwortete die<br />
Integration der nordamerikanischen Weidmüller-Gesellschaft. Zuletzt war er Leiter des globalen Key<br />
Account and Channel Management.<br />
Durch seine bisherige Arbeit kennt er sowohl Kunden als auch die Besonderheiten des Mittelstands<br />
genau. „Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben. Gerade in der aktuellen Situation ist es wichtiger<br />
denn je, dass wir nicht nur Dienstleister oder Lieferant sind, sondern ein Partner an der Seite unserer Kunden“, sagt von Toll. Zur<br />
stärkeren Fokussierung auf die deutschsprachigen Kunden gehört auch der geplante Ausbau der digitalen Vertriebsaktivitäten.<br />
Dr. Christian von Toll folgt auf Oliver Schleicher, der das Unternehmen verlässt, um sich neuen Aufgaben zu widmen.<br />
www.weidmueller.de<br />
DIGITALISIERUNG:<br />
GUTE WERTE FÜR<br />
MASCHINENBAU<br />
Japanese quality – trusted worldwide since 1921<br />
Der Maschinenbau zeigt sich<br />
in Sachen Digitalisierung gut<br />
aufgestellt. Laut einer Studie<br />
des Institutes der deutschen<br />
Wirtschaft (IW) liegt er im<br />
Branchenvergleich gemeinsam<br />
mit der Elektrotechnik<br />
auf Rang drei hinter dem<br />
Fahrzeugbau und der<br />
Kommunikationsbranche.<br />
Der Maschinenbau erreichte<br />
dabei eine Bewertung von<br />
144,3 Indexpunkten. Index<br />
100 ist der gewichtete<br />
Durchschnitt der Branchen.<br />
Der Digitalisierungsindex<br />
bewertet Unternehmen, Bundesländer<br />
und Branchen nach<br />
unterschiedlichen Kategorien,<br />
wie Geschäftsmodelle,<br />
Innovationsaktivität oder<br />
Infrastruktur. Einen detaillierten<br />
Ergebnisbericht veröffentlicht<br />
das Institut der<br />
deutschen Wirtschaft Anfang<br />
2021. Eine Übersicht der<br />
Kernergebnisse ist bereits<br />
jetzt online.<br />
www.iwkoeln.de<br />
Bearings<br />
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Get to know our bearings at www.koyo.eu<br />
Automotive components Bearings Machine Tools / Mechatronics
<strong>antriebstechnik</strong><br />
WISSEN<br />
SCHAFFT<br />
IDEEN<br />
Newsletter<br />
Der E-Mail-Service<br />
für Anwender<br />
aus dem gesamten Umfeld<br />
mechanischer und<br />
elektrischer Antriebstechnik.<br />
Aktuelle Nachrichten<br />
rund um mechanische,<br />
thermische und elektrische<br />
Antriebstechnik,<br />
sowie deren Steuerungen<br />
und Regelungen.<br />
ABB ÜBERNIMMT ROBOTERHERSTELLER CODIAN<br />
ABB hat Roboterhersteller Codian<br />
Robotics B.V. übernommen. Das<br />
Angebot von Codian Robotics<br />
umfasst eine Produktserie für<br />
Anwendungen mit hohen Hygieneanforderungen,<br />
wie sie etwa in der<br />
Lebensmittel-, Getränke- und<br />
Pharmaindustrie vorherrschen.<br />
Durch den Kauf am 1. Oktober <strong>2020</strong><br />
kann ABB seinen Kunden künftig<br />
eine noch breitere Palette an Deltarobotern und integrierten Lösungen aus einer<br />
Hand anbieten. „Die Übernahme unterstreicht unsere Ausrichtung auf wegweisende<br />
Technologien, die unseren Kunden helfen, das Potenzial der Automatisierung voll<br />
auszuschöpfen und in einem sich rasant verändernden Umfeld noch flexibler zu<br />
werden“, sagte Sami Atiya, Leiter des Geschäftsbereichs Robotik & Fertigungsautomation<br />
von ABB. „Die Technologien und die Branchenkompetenz von Codian<br />
Robotics ergänzen unser Angebot an Lösungen für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie<br />
sowie die Bereiche Servicerobotik und Logistik perfekt.“ Über den Kaufpreis<br />
haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart.<br />
www.abb.com<br />
LINEARFÜHRUNGEN VERBESSERN MIT KI<br />
In dem neuen vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung geförderten<br />
Forschungsprojekt KI-Predict wollen acht<br />
Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
gemeinsam unter Einsatz von<br />
unterschiedlichen Sensorsystemen und<br />
Methoden der künstlichen Intelligenz<br />
zustandsbasierte, prädiktive Wartung<br />
von Prozessanlagen und die Überwachung<br />
der Produktqualität direkt im<br />
Produktionsprozess ermöglichen helfen. Die Lineartechnik wurde für das Vorhaben<br />
als eine Beispiel-Applikation für zentrale industrielle Prozesse ausgewählt. Daher<br />
wird im Projekt eine Lineartechnik-Musteranlage durch NTN-SNR aufgebaut und mit<br />
Sensorik Systemen von Sensitec ausgestattet. Die Projektpartner sind Hydac,<br />
Sensitec, NTN-SNR, Fraunhofer Institut, Odion, Canway, Gesellschaft für Fertigungstechnik<br />
und Entwicklung Schmalkalden und die Universität des Saarlandes.<br />
www.iis.fraunhofer.de<br />
NEUER CEO BEI LMT GROUP UND FETTE COMPACTING<br />
Jetzt<br />
kostenlos<br />
anmelden!<br />
IMMER<br />
AKTUELL<br />
INFORMIERT<br />
http://bit.ly/VFV_Newsletter<br />
Die LMT Group hat Joachim Dittrich mit Wirkung<br />
zum 1. Januar 2021 zum Chief Executive Officer<br />
(CEO) von Fette Compacting und zum Mitglied der<br />
Geschäftsführung der Unternehmensgruppe<br />
berufen. Joachim Dittrich übernimmt die Geschäftsführung<br />
der Division Fette Compacting, die<br />
kommissarisch von Daniel Ehmans geführt wurde.<br />
Gemeinsam mit Ehmans, der CEO der LMT Group<br />
und der LMT Tools ist, wird Dittrich auch die<br />
strategische Weiterentwicklung der LMT Group<br />
verantworten. Dittrich (56) ist Maschinenbau-Ingenieur und verfügt über<br />
langjährige Erfahrung im Spezialmaschinenbau. Der gebürtige Hamburger<br />
übernimmt die Führung von Fette Compacting in einer Phase, die für den<br />
Spezialmaschinenbauer viele Chancen bietet. Die Tablettenpressen und Kapselfüllanlagen<br />
des Unternehmens sind weltweit in der pharmazeutischen Industrie<br />
und bei der Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln im Einsatz.<br />
www.lmt-group.de
SOFTSTARTER<br />
WEG VERDOPPELT SEINE KAPAZITÄTEN<br />
IGUS ORGANISIERT GESCHÄFTSFÜHRUNG NEU<br />
Auf einem mehr als 11 ha großen Grundstück am Standort<br />
Kerpen wird Antreibstechnik-Spezialist WEG seine Kapazitäten<br />
verdoppeln. Der Spatenstich ist für Januar 2021 geplant.<br />
Es soll ein modernes Büro- und Produktionsgebäude mit<br />
250 Arbeitsplätzen und mehr als 46 000 m² Nutzfläche<br />
entstehen. In den Fokus rückt das „European Express<br />
Customization Center“ mit insgesamt mehr 4 000 m². Dort<br />
werden bestehende Dienstleistungen erweitert und neue<br />
aufgebaut. Der nachhaltige Neubau wird 65 Mio. EUR<br />
kosten, über begrünte Dächer, eine 750 kWp Photovoltaikanlage<br />
sowie Elektrotankstellen für E-Fahrzeuge verfügen.<br />
„Dieses Projekt ist für uns in Deutschland und Europa ein<br />
sehr wichtiges Unterfangen, um dem anhaltenden Wachstum<br />
gerecht zu werden und unsere Kunden noch besser und<br />
schneller bedienen zu können“, kommentiert Wilmar<br />
Henning, Geschäftsführer der WEG Germany GmbH. Im<br />
Frühjahr 2022 will das Unternehmen einziehen.<br />
www.weg.net<br />
Um einen eigenen Weg von Technologie und Firmenkultur<br />
beizubehalten und zu intensivieren, erweitert Igus seine Geschäftsführung.<br />
Die neuen Geschäftsführer Gerhard Baus, New<br />
Businesses, Michael Blass, E-Kettensysteme, Tobias Vogel, Gleitlager<br />
& Lineartechnik, sowie Artur Peplinski, Igus International,<br />
ergänzen jetzt die Unternehmensführung rund um Frank Blase.<br />
„Ich freue mich, dass ich mit diesem Team arbeiten darf. Zusammen<br />
haben wir 148 Jahre Igus-Erfahrung. Uns eint der Enthusiasmus<br />
für motion plastics.“ Jeder der neuen Geschäftsführer<br />
verantwortet weltweit einen Produktbereich; einer baut die<br />
Firmen vor Ort aus. „Das ist ungewöhnlich und entspricht gleichzeitig<br />
unserer ,Sonnensystem-Organisation‘, wo der Kunde als<br />
Energiespender im Zentrum steht“, so Frank Blase.<br />
www.igus.de<br />
ERSTER INDUSTRIELLER QUANTENSENSOR<br />
Die Trumpf-Tochtergesellschaft<br />
Q.ANT und der<br />
Sensorik-Spezialist<br />
Sick arbeiten<br />
künftig gemeinsam<br />
an der<br />
Entwicklung<br />
quantenoptischer<br />
Sensoren. Vertreter beider Unternehmen haben<br />
Anfang November einen Kooperationsvertrag unterzeichnet,<br />
um Quantentechnologie für Sensoren im industriellen<br />
Einsatz nutzbar zu machen.<br />
Quantensensoren ermöglichen Messungen in einer<br />
Genauigkeit, die technisch bislang nicht möglich war. Der<br />
Unterzeichnung vorausgegangen war ein erfolgreich<br />
abgeschlossener Funktionstest des weltweit ersten für die<br />
Serienfertigung nutzbaren quantenoptischen Sensors. Sick<br />
übernimmt die Anwendungsentwicklung und den Vertrieb<br />
des Produkts, die Trumpf-Tochter Q.ANT kümmert sich als<br />
Spezialist für Quantentechnologie um die Fertigung der<br />
Messtechnik und damit das technologische Herzstück des<br />
Sensors. Der erste Einsatz der neuen Quantensensoren ist<br />
für 2021 geplant.<br />
www.sick.com
SOFTSTARTER<br />
EU: 800 MILLIARDEN EURO FÜR OFFSHORE-<br />
ENERGIE BIS 2050<br />
FÜHRUNGSEBENE VON B&R TÜRKEI NEU<br />
BESETZT<br />
Die EU will den Ausbau von alternativen Energiequellen im Offshore-<br />
Bereich stark ausbauen. Schon bis 2030 soll der Energiegewinn aus<br />
Windkraft verfünffacht werden, bis 2050 sogar um den Faktor 25<br />
wachsen. Dann sollen 300 Gigawatt aus Offshore-Windanlagen<br />
kommen. Zusätzlich sollen 40 Gigawatt aus Meeresenergie und<br />
anderen Quellen geschöpft werden. Der für den Grünen Deal<br />
zuständige Exekutiv-Vizepräsident Frans Timmermans erklärte dazu:<br />
„In der heute vorgelegten Strategie zeigen wir sowohl die Dringlichkeit<br />
als auch die Möglichkeiten auf, mehr in erneuerbare Offshore-<br />
Energie zu investieren. Dank unserer Meeresbecken und der Spitzenposition<br />
unserer Industrie verfügt die Europäische Union über<br />
sämtliche Voraussetzungen, diese Herausforderung anzugehen.<br />
Erneuerbare Offshore-Energie ist bereits eine echte europäische<br />
Erfolgsgeschichte. Wir wollen sie in eine noch größere Chance für<br />
saubere Energie, hochwertige Arbeitsplätze, nachhaltiges Wachstum<br />
und internationale Wettbewerbsfähigkeit verwandeln.“ Die für<br />
Energie zuständige Kommissarin Kadri Simson fügte hinzu: „Europa<br />
ist auf dem Gebiet der erneuerbaren Offshore-Energie globaler<br />
Spitzenreiter und kann bei deren weltweitem Ausbau zur treibenden<br />
Kraft werden. <br />
Bild: Kim Hansen<br />
www.europa.eu<br />
Ömer Yücel hat im September <strong>2020</strong> die Geschäftsführung<br />
von B&R Türkei übernommen. In dieser Position will<br />
er die Präsenz der 20<strong>12</strong> gegründeten Tochtergesellschaft<br />
auf dem hiesigen Markt weiter ausbauen.<br />
Seine Laufbahn bei B&R startete Ömer Yücel 2014 als<br />
Applikationsingenieur. Später wechselte der studierte<br />
Elektrotechniker in den Vertrieb und war zuletzt Sales<br />
Manager Türkei. „Der Automatisierungssektor in der<br />
Türkei befindet sich im Aufschwung. Besonders das<br />
Exportgeschäft in den eurasischen Raum nimmt stark zu.<br />
Dieser Umstand bietet große Chancen für B&R“, so Ömer<br />
Yücel zu den Perspektiven für das Unternehmen. Dabei<br />
setzt der neue Landegeschäftsführer auch auf das<br />
Konzept „Vision 2030“ des türkischen Maschinenbauverbandes<br />
Makfed. Für dessen Umsetzung sei das Zusammenspiel<br />
von Maschinen und Elektronik sowie deren<br />
Entwicklung entscheidend. An dieser Stelle komme B&R<br />
mit seiner Kompetenz und langjährigen Erfahrung in der<br />
Industrieautomatisierung ins Spiel.<br />
www.br-automation.com<br />
225 JAHRE BOSCH REXROTH: AM ANFANG STAND DER HÖLLENHAMMER<br />
1795 nahm Georg Ludwig Rexroth den wassergetriebenen<br />
„Höllenhammer“ im Elsavatal im<br />
Spessart für die Eisenherstellung in Betrieb. Heute<br />
ist die Bosch Rexroth AG als Technologie- und<br />
Marktführer für Antriebs- und Steuerungstechnologien<br />
ein globaler Partner für den weltweiten<br />
Maschinen- und Anlagenbau. Das Unternehmen<br />
setzt effiziente, leistungsstarke und sichere<br />
Bewegungen in Maschinen und Anlagen jeder Art<br />
und Größenordnung um. Rund 31 000 Mitarbeiter<br />
in mehr als 80 Ländern treiben mit leistungsfähigen<br />
Komponenten und Software-basierten<br />
Lösungen die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit<br />
von Maschinen und Anlagen voran. „Bosch<br />
Rexroth hat jeden Technologiesprung der vergangenen<br />
225 Jahre aufgenommen, in Innovationen<br />
umgewandelt und das Geschäftsmodell daran angepasst“, fasst Rolf Najork, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH mit<br />
Verantwortung für den Bereich Industrietechnik und Vorstandsvorsitzender der Bosch Rexroth AG, das Erfolgsrezept zusammen.<br />
www.boschrexroth.com<br />
10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
VERNETZEN SIE SICH MIT<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
digital.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/facebook<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/twitter<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/linkedin<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/xing<br />
MEGATRON WIRD 60<br />
Die Megatron<br />
Elektronik GmbH &<br />
Co. KG feiert <strong>2020</strong> ihr<br />
60-jähriges Bestehen.<br />
Begonnen als<br />
Vertriebsfirma, hat<br />
sich das Unternehmen<br />
in den vergangenen<br />
Jahrzehnten<br />
konsequent auf die<br />
Entwicklung kundenindividueller<br />
Produktlösungen<br />
für<br />
industrielle und<br />
medizintechnische Anwendungen rund um die Sensorik spezialisiert.<br />
Heute finden sich die passgenauen Sensoren, Joysticks, Präzisionskomponenten<br />
und Bauelemente in tausenden Design-Ins von Kunden aus aller<br />
Welt. Zuletzt brachte das Unternehmen zahlreiche innovative Produkt-Serien<br />
auf den Markt, darunter das SpaceMouse-Module zur 3D-Steuerung, die<br />
modulare Hall-Drehgeber-Serie ETx mit zahlreichen Elektronik-, Softwareund<br />
Mechanik-Optionen und die optisch-elektronischen Inkrementalgeber<br />
der Serie SPM. „Als nächstes werden wir unser Portfolio an magnetischen<br />
Drehgebern stark optimieren und erweitern“, berichten die Geschäftsführer<br />
Thomas Volkwein und Corinna Vizenetz (im Bild).<br />
www.megatron.de<br />
Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in<br />
Porta Westfalica, unserer Heimat.
LINEARTECHNIK<br />
TITEL
TITEL<br />
LINEARTECHNIK<br />
VON WERKZEUGMASCHINEN BIS MEDIZINTECHNIK<br />
LAUFRUHE UND PRÄZISION<br />
FÜR JEDE AUFGABE<br />
Die Lineartechnik hat sich aufgrund ihrer<br />
Laufruhe und Präzision zu einer gefragten<br />
Technik auch abseits der Werkzeugmaschinen<br />
entwickelt. Für den Einsatz in der<br />
Medizintechnik müssen Linearführungen,<br />
Rollenumlaufführungen und<br />
Kugelgewindetriebe zudem durch einen<br />
wartungsarmen Betrieb überzeugen.<br />
Eduardo Rodriguez ist Director Seiki Management<br />
Unit, European Industrial Business Unit bei der<br />
NSK Deutschland GmbH in Ratingen<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 13
LINEARTECHNIK<br />
TITEL<br />
Hohe Tragfähigkeit, hohe Steifigkeit und präzise Führung:<br />
Dieses Eigenschaftsprofil sollen Linearführungen im<br />
Werkzeugmaschinenbau erfüllen. Denn der Weg zu hochgenauer<br />
Bearbeitung führt nur über eine hohe Steifigkeit<br />
der Führungselemente. Das gilt nochmals mehr für die Oberflächenbearbeitung,<br />
z. B. für Schleifprozesse.<br />
Die RA-Serie der Lineartechnik-Spezialisten von NSK ist nach<br />
diesem Gebot entwickelt worden und arbeitet in zahlreichen<br />
Werkzeugmaschinen und vereinzelt auch in Schleifmaschinen.<br />
Die Führungen verfahren hoch präzise und vibrationsarm. Zugleich<br />
soll ihre Steifigkeit höchsten Ansprüchen genügen. Das ist<br />
ein wichtiger Faktor bei vielen Bearbeitungsverfahren, wo Druck<br />
und Gegendruck auf Werkstück und/oder verfahrbares Werkzeug<br />
ausgeübt wird.<br />
Diesen dauerhaften Druck nehmen die RA-Führungen auf und<br />
erreichen dabei eine hohe Verfahrgenauigkeit und Lebensdauer.<br />
Möglich wird das durch diverse konstruktive Detaillösungen wie<br />
spezielle Rückhalte- und Umlenkungskomponenten. Dadurch werden<br />
u. a. Vibrationen, die beim Rollenumlauf entstehen, auf ein<br />
Minimum reduziert. Zusätzlich führt eine aufeinander abgestimmte<br />
Distanz- und Rückhaltetechnologie der Rollenkörper zu einer hohen<br />
Gleichförmigkeit der Verschiebekraft.<br />
Eine Abdichtung an der Unterseite des Führungsschlittens verhindert<br />
zudem, dass z. B. beim Durchfahren von Partikelansammlungen<br />
in der Maschine Verschmutzungen in den Führungswagen<br />
gelangen. Das ist ein wichtiges Konstruktionsdetail in vielen Anwendungen<br />
des Werkzeugmaschinenbaus.<br />
DAUERHAFTE SCHMIERUNG<br />
Für die Schmierung von Rollenumlaufführungen hat das Unternehmen<br />
die K1-Schmiereinheit entwickelt. Bei dieser Einheit ist das Öl<br />
in eine Trägersubstanz integriert, die den Schmierstoff sukzessive<br />
abgibt. Ein Nachschmieren ist damit – je nach Anforderung – nicht<br />
zwingend erforderlich. Fehlerursachen, wie eine Überschmierung<br />
oder die viel schwerwiegendere Mangelschmierung, können dadurch<br />
ausgeschlossen werden. Außerdem verhindert die sorgfältige Abdichtung<br />
Verunreinigungen auf der Lauffläche. Zugleich wird weniger<br />
Schmierstoff an die Umgebung abgegeben. Aufgrund der großen<br />
Nachfrage nach dieser Art der kontinuier lichen Schmierstoffversorgung<br />
hat NSK die K1 zur K1-L weiterentwickelt. Sie unterscheidet<br />
sich von der K1 durch ein neues Trägermedium auf Polyolefinbasis.<br />
Das Polymer erlaubt die Speicherung eines größeren Ölvorrates.<br />
Außerdem weist die Einheit eine geringe dynamische Reibung auf.<br />
ANTRIEBE FÜR DIE BILDGEBENDE DIAGNOSTIK<br />
Glatte Oberflächen und eine hohe Positioniergenauigkeit sind Eigenschaften<br />
der Lineartechnik, die insbesondere in der Medizintechnik<br />
gefragt sind. Ein Blick auf Medizingeräte für bildgebende Verfahren<br />
(MRT, CT, PET, etc.) zeigt die konkreten Anforderungen.<br />
In diesen Anlagen kommen Linearsysteme zum Einsatz, um z. B.<br />
Strahlenquellen oder spezielle Blenden zur Führung der Strahlen<br />
zu positionieren. Eine nur leicht raue Oberfläche der Laufbahn<br />
oder winzige Unregelmäßigkeiten im Bewegungsablauf können bereits<br />
zu verfälschten Ergebnissen führen. Die bildgebenden Geräte<br />
liefern dann keine optimale Darstellung, was eine zutreffende Diagnose<br />
erschwert.<br />
Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Antriebs- und<br />
auch Führungselemente. Bei MRT-Scannern (Kernspintomographen)<br />
gehört der elektromotorisch angetriebene Kugelgewindetrieb zu<br />
den zentralen Komponenten. Er bewegt die bildgebende Einheit<br />
mit sehr hoher Genauigkeit und Gleichförmigkeit.<br />
Bei den zugehörigen Scan-Einheiten handelt es sich um große<br />
und komplexe Geräte. Deshalb müssen die Kugelgewindetriebe in<br />
der Lage sein, die hohen Lasten beim Ausrichten der Strahlungsinstrumente<br />
mit höchster Laufruhe und Positioniergenauigkeit zu<br />
bewegen. Außerdem beruht das Wirkprinzip der MRT-Technologie<br />
auf der Erzeugung magnetischer Wechselfelder. Unter diesen Umgebungsbedingungen<br />
dürfen Antriebskomponenten wie Kugelgewindetriebe<br />
keinen Einfluss auf die Magnetfelder haben. Ansonsten<br />
können fehlerhafte Darstellungen der Scan-Ergebnisse<br />
die Folge sein.<br />
01 Rollenumlaufführungen werden sowohl an ihrem ruhigen,<br />
reibungsarmen Lauf als auch ihrer extremer Steifigkeit gemessen<br />
02 An der Unterseite des Führungsschlittens hält eine Abdichtung<br />
den Führungswagen frei von Verschmutzungen<br />
03 Medizingeräte der bildgebenden Diagnostik, wie ein CT oder MRT,<br />
profitieren von den Kugelgewindetrieben, die auch große Lasten mit<br />
hoher Laufruhe bewegen<br />
02<br />
01<br />
14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
LINEARTECHNIK<br />
KUGELFÜHRUNG MIT GOTISCHEM PROFIL<br />
ERLAUBT RUHIGE BEWEGUNGEN<br />
NSK hat das Einsatzprofil seiner Kugelgewindetriebe an die sensible<br />
Umgebung der Medizintechnik angepasst. So führen die Antriebskomponenten<br />
bei hoher Tragfähigkeit eine gleichförmige Linearbewegung<br />
aus. Dadurch lassen sich die Scan-Geräte präzise<br />
steuern. Das ist eine wichtige Voraussetzung für das Generieren<br />
hochwertiger Bilder. Neben der Vermeidung von Fehldiagnosen erhöht<br />
der laufruhige Kugelgewindetrieb auch den Patientenkomfort<br />
bei der Behandlung.<br />
Ein Grund für die gleichförmige Bewegung ist der Verzicht auf<br />
eine kreisbogenförmige Kugelführung. In einem solchen Führungssystem<br />
können sich die Kugeln verkeilen und damit einen unruhigen<br />
Lauf generieren. Um dies zu vermeiden verwendet NSK ein<br />
gotisches Profil mit einer spitzbogenförmigen Kugelführung. Dadurch<br />
wird das Laufverhalten zwischen Kugeln und Laufbahnen<br />
optimiert, der Druckwinkel und die Schmiegungsverhältnisse sind<br />
klar definierbar. Die Vorspannung im Kugelgewindetrieb eliminiert<br />
das Spiel und verhindert so ein Umkehrspiel. So wird hohe Präzision<br />
erreicht.<br />
MINIMALER WARTUNGSAUFWAND GEFORDERT<br />
Eine weitere wichtige Eigenschaft von Linearantrieben in Geräten<br />
der medizinischen Bildgebung ist die lange Lebensdauer mit einem<br />
Minimum an Wartungsaufwand. Die Linearantriebe und Kugelgewindetriebe<br />
von NSK setzen für den Einsatz in der medizinischen<br />
Bildgebung einen speziellen Schmierstoff ein, der bei Bedarf auch<br />
in einer FDA freigegebenen Version verfügbar ist. Die Schmierung<br />
fördert die Laufruhe sowie das Ausführen präziser Linearbewegungen.<br />
Langfristig reduziert diese Fähigkeit den Verschleiß. Dadurch<br />
erhöht sie die Betriebszeit sowie die Lebensdauer der medizinischen<br />
Scan Geräte.<br />
Die NH-Linearführung verfügt für den wartungsarmen Betrieb in<br />
bildgebenden Systemen über eine speziell angepasste Kugellaufbahngeometrie.<br />
Im Vergleich zur Vorgängerbaureihe steigert sich<br />
die dynamische Tragzahl dadurch bis zu 30 %, was eine verdoppelte<br />
Ermüdungslebensdauer ermöglicht. Trotzdem bleibt die geräuscharme<br />
NH-Baureihe kompakt hinsichtlich Abmessungen und Gewicht.<br />
Eine weitere Anforderung im Bereich Medizintechnik und ebenso<br />
im Nahrungsmittelmaschinenbau ist die Einhaltung entsprechender<br />
Hygienevorschriften sowie die Korrosionsfestigkeit von Antriebskomponenten.<br />
Diverse Baureihen, z. B. die NH/NS-Linearführung,<br />
sind deshalb in Edelstahl oder mit Duralloy- und einer Oxidbeschichtung<br />
aus Schwarzchrom ausgeführt. Über Anwendungen in<br />
der Medizintechnik und im Nahrungsmittelmaschinenbau hinaus<br />
setzen sich Linearsysteme zunehmend auch in der automatisierten<br />
Labortechnik durch. Für das Verfahren von kurzen Distanzen mit<br />
hoher Geschwindigkeit und sehr kurzen Taktzeiten stehen spezielle<br />
Baureihen zur Verfügung.<br />
CONDITION MONITORING FÜR LINEARSYSTEME<br />
IN ENTWICKLUNG<br />
Für die nahe Zukunft plant NSK seine Linearsysteme mit Condition<br />
Monitoring-Anwendungen zu optimieren. In kritischen bzw. sensiblen<br />
Anwendungen von rotativen Lagern ist die Integration in<br />
Condition Monitoring-Systeme bereits Realität. Solche Lösungen<br />
hat das Unternehmen u. a. für die Windtechnik und für Radantriebe<br />
von Schienenfahrzeugen entwickelt. Hier werden Betriebsparameter<br />
kontinuierlich erfasst, um Rückschlüsse auf Verschleiß zu erlauben.<br />
Praktische Auswertungen ergaben eine spürbare Steigerung<br />
der Betriebssicherheit. Künftig sollen solche Systeme auch in der<br />
Lineartechnik eingesetzt werden. Einen entsprechenden Demonstrator,<br />
der kontinuierlich den Verschleiß von Kugelgewindetrieben<br />
misst und anzeigt, hat NSK noch vor dem ersten Lock-Down zu Beginn<br />
des Jahres auf diversen Fachmessen vorstellen können.<br />
Fotos: NSK Europe Ltd.<br />
www.nskeurope.de<br />
03<br />
DIE IDEE<br />
„Bei der Verbesserung von Komponenten<br />
der Lineartechnik ist akribische<br />
Detailarbeit gefragt: Wie lässt sich,<br />
zum Beispiel, die Umlenkung von<br />
Rollenführungen so verbessern, dass<br />
die beim Rollenumlauf entstehenden<br />
Vibrationen auf ein Minimum<br />
reduziert werden? Wie muss ein<br />
Rückhalte- und Distanzierungssystem<br />
für die Rollenkörper konstruiert<br />
sein, das eine möglichst gleichförmige<br />
Verschiebekraft gewährleistet?<br />
Für unsere Entwickler in<br />
Japan und Deutschland sind das<br />
faszinierende Fragen, auf die sie<br />
immer wieder überzeugende<br />
Antworten finden.“<br />
Eduardo Rodriguez, Director Seiki<br />
Management Unit, European Industrial<br />
Business Unit, NSK Deutschland<br />
GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 15
LINEARTECHNIK<br />
ELEKTROZYLINDER<br />
SPINDELPRESSE MIT VARIABLEM HUB<br />
PER ELEKTRISCHEM SERVOANTRIEB<br />
Das Unternehmen Vetter Automation hat<br />
gemeinsam mit den Partnern Ortlieb und Stöber<br />
eine Servospindelpresse mit bis zu vier Spindeln<br />
entwickelt, die variable Hübe mit wechselnden<br />
Geschwindigkeiten und Kräften fahren kann.<br />
Herzstück dieser Maschine ist der Serac<br />
Elektrozylinder von Ortlieb. Der Lineartrieb<br />
basiert auf der Asca Servospindel und kombiniert<br />
die Vorteile eines Planetengetriebes, angetrieben<br />
durch einen Elektromotor von Stöber.<br />
Nicole Hillmayr ist Journalistin bei Mediaword in Tübingen<br />
Der Markt für Pressen und Stanzen ist in Bewegung. In Branchen<br />
wie der Halbleiterindustrie sind nicht mehr nur die<br />
klassischen Schnellläuferpressen für hohe Stückzahlen<br />
gefragt. Es zählen auch Flexibilität und Variantenreichtum.<br />
Und wenn es z. B. um Power-Connectoren geht, sind Prozesse<br />
wie Vermessen, Blistern, Sortieren und schneller Werkzeugtausch<br />
Voraussetzung des Umformvorgangs – gerade auch für die schnelle<br />
Produktion kleinerer Losgrößen.<br />
Den Impuls zur neuartigen Servospindelpresse gab ein Kunde<br />
von Vetter, der für ein neues Produkt im Bereich E-Mobilität eine<br />
Presse benötigte. Sie sollte einen größeren flexiblen Hub sowie hohe<br />
Stanzkräfte in jeder Position der Presse sicherstellen; und dies über<br />
einen langen Weg bei hohen Geschwindigkeiten. Gängige Exzenterpressen<br />
konnten das nicht leisten, da sie sehr groß bauen und z. B.<br />
beim Hub keine Flexibilität bieten. Hydraulikpressen dagegen<br />
konnten die Geschwindigkeiten nicht erreichen. Vetter hatte im<br />
Vorfeld bereits mit Ortlieb-Produkten gearbeitet und kannte die<br />
Eigenschaften der Servospindel, sodass eine gute Grundlage für<br />
eine Zusammenarbeit bestand. Durch den Einsatz von vier Spindeln<br />
ließen sich zudem auch die hohen Kräfte erreichen.<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
LINEARTECHNIK<br />
PRINZIP DER PLANETEN-WÄLZ-GEWINDESPINDEL<br />
Die Asca Servospindel basiert auf dem Funktionsprinzip einer<br />
Planeten-Wälz-Gewindespindel (PWG). Drehbewegungen von Motoren<br />
werden in lineare Bewegungen umgewandelt. In Kombination<br />
mit einem Planetengetriebe ermöglicht die Spindel eine hohe Flexibilität<br />
und die Optimierung der Auslegung von Elektromotoren.<br />
Der Anwender kann Steigungen ab 1 mm für sein Projekt – hier die<br />
Presse – definieren und so auch hohe Geschwindigkeiten durch<br />
hohe Steigung bei gleichzeitig hoher Kraftdichte erreichen. Dies gilt<br />
auch für geringe Geschwindigkeiten bei geringer Steigung und ermöglicht<br />
hohe Kräfte. Eine feine Regelung erlaubt eine Wiederholgenauigkeit<br />
von +/- 5 µm. Das Übersetzungsverhältnis von Drehund<br />
Hubbewegungen lässt sich durch die Spindelsteigung flexibel<br />
konfigurieren. Eine Kombination aus Servomotor und Regelungstechnik<br />
in einem Bauteil bietet einen verbesserten Wirkungsgrad<br />
und damit Energieeinsparungen gegenüber hydraulischen Systemen.<br />
Außerdem wird keine Hydraulikflüssigkeit – also Öl oder ein<br />
anderes Fluid – benötigt; ein wichtiger Umwelt- und Sicherheitsaspekt.<br />
Und durch die hohe Steifigkeit des Komplettsystems sind<br />
Position und Geschwindigkeit einfach regelbar. Ein integriertes<br />
Wegmesssystem sorgt für hohe Positioniergenauigkeit unter Last.<br />
Durch die flexible Regelbarkeit der Spindeln lassen sich kurze Taktzeiten<br />
erreichen.<br />
GERÄUSCHE MINIMIERT<br />
Planeten-Wälz-Gewindespindeln sind leiser als andere Kugelgewindeantriebe,<br />
da hier keine Rückführung von Rollen oder Kugeln notwendig<br />
ist. Zudem arbeitet das Ortlieb-System mit einer elliptischen<br />
Auflagefläche anstatt einer punktuellen, sodass auch so Geräusche<br />
reduziert werden. Obendrein sind PWG durch den systembedingten<br />
Schlupf der Gewindespindel äußerst langlebig. Dadurch ändern sich<br />
die Berührungspunkte von Spindel und Planetenrollen ständig und<br />
typische Verschleißstellen werden vermieden. Das verbessert Standzeiten<br />
und trägt zur Robustheit der Motoren bei. Zudem ermöglicht<br />
die intelligente Steuerung gleichzeitig eine hohe Präzision.<br />
Elektromotoren mit Servospindel lassen sich beim schnellen<br />
Positionieren gut regeln, wodurch sich kurze Taktzeiten erreichen<br />
01<br />
02<br />
lassen. Sie bieten außerdem die Möglichkeit der Prozessdatenerfassung<br />
und damit eine frühzeitige Fehlervermeidung. Daten können<br />
schon während des Prozesses ausgelesen und parametriert werden.<br />
So sind Kraft und Geschwindigkeit über den gesamten Hubweg<br />
jederzeit über die Parametrierung kontrollierbar.<br />
GROSSE VIELFALT AN KOMPLETTPAKETEN<br />
Die Serac Baureihe von Ortlieb deckt ein komplettes Standardportfolio<br />
von 5 bis 400 kN ab. Durch die Kombination mehrerer Antriebe<br />
sind bis zu 600 kN und mehr erreichbar. Dabei sind Elektroservozylinder,<br />
PWG und Zubehör wie Sensoren, Regler oder BUS-Systeme<br />
jeweils anwendungsspezifisch austauschbar. In verschiedenen<br />
Baureihen sind diese als Komplettlösungen verfügbar. Bei Vetter<br />
kamen die Servospindeln Serac XH100 mit einer Hublänge von<br />
100 mm zum Einsatz. Die abtriebsseitig als Gewindespindel ausgeführte<br />
Motorwelle des Servomotors treibt die Spindelmutter direkt<br />
an. So soll eine optimale Dynamik entstehen. Es sind Beschleunigungen<br />
bis zu 29,4 m/s 2 möglich.<br />
KEIN VERKANTEN DER PLATTEN<br />
Die Aufgabe der Firma Stöber beim Projekt Servospindelpresse war<br />
die Entwicklung der Motoren- und Antriebselektronik für die Spindeln.<br />
Jeden der vier Spindelgewindetriebe von Ortlieb treibt ein<br />
aufgesetzter Motor an und muss diese zum Rotieren bringen. So<br />
können die Spindeln an jeder der vier Ecken die Pressen-Stößelplatten<br />
synchron auf und ab bewegen. Schwierig dabei war die ab-<br />
01 Der Elektrozylinder – mit integrierter Servospindel, die auf dem<br />
Funktionsprinzip der Planeten-Wälz-Gewindespindel basiert – ist das<br />
Herzstück der neuen Servospindelpresse<br />
02 Elektromotoren mit Servospindel lassen sich beim schnellen<br />
Positionieren gut regeln, wodurch sich kurze Taktzeiten erreichen lassen
LINEARTECHNIK<br />
solute Synchronisierung der Motoren, also ein Vier-Achs-Gleichlauf,<br />
um ein Verkanten der Platten zu vermeiden. Dies gelang mit den<br />
Stöber Antriebsreglern der Baureihe SD6.<br />
Diese Regler bieten hohe Performance und Flexibilität, gute Präzisionsregelung<br />
von Servoachsen, die mit Encodern EnDat 2.2 digital<br />
ausgestattet sind und ermöglichen die Bestimmung von etwa<br />
33 Mio. Positionen pro Umdrehung. Zudem erbringen sie eine hohe<br />
Regelperformance durch einen 32-Bit Dual-Core-Prozessor und<br />
die verschleißfreien elektronischen Sicherheitsfunktionen STO.<br />
KOMPENSATION DES SYSTEMBEDINGTEN<br />
SCHLUPFS<br />
Eine zusätzliche Herausforderung war die Kompensation des systembedingten<br />
Schlupfs der Servospindeln. Dies gelang durch ein<br />
hochpräzises Erfassen der Positionssignale des externen Encodersystems<br />
– in diesem Fall mit magnetostriktiven Wegsensoren an<br />
den vier Positionen – und eine leistungsfähige Echtzeitsteuerung<br />
mit hoher Taktfrequenz. Dabei kommt ein induktives lineares Wegmesssystem<br />
zum Einsatz, das auf einem SSI-Protokoll basiert und<br />
direkt über den Stöber Antriebsregler ausgewertet und verarbeitet<br />
wird. Um dann die Motoren auf dieses lineare Wegmesssystem zu<br />
synchronisieren, musste ein virtueller Master geschaffen werden,<br />
der die Signale an die vier physischen Motoren absolut synchron<br />
ausgibt. Dadurch und durch das Planetengetriebe zwischen Motor<br />
und Spindel ließen sich die feine Auflösung von wenigen µm und<br />
Taktraten von Millisekunden erreichen.<br />
KONSTRUKTIVER ENTWICKLUNGSPROZESS<br />
Bei der Sensorik griff Vetter auf einen Hersteller zurück, mit dem<br />
das Unternehmen schon seit Jahren zusammenarbeitet. Von der<br />
ersten Besprechung im April 2017 dauerte es nur wenige Monate<br />
bis zur Auslieferung der ersten Anlage Anfang Dezember 2017.<br />
Nach den Erfahrungen im Dauerbetrieb mit höheren Taktraten<br />
erfolgte eine notwendige Modifikation. So war die Thermik – gerade<br />
bei den 2-Spindel-Maschinen – zu Anfang eine Herausforderung.<br />
Auch die Viersäulen-Spindelpresse gestaltete sich komplex in<br />
Mechanik und Programmierung. Software und Schnittstellen<br />
mussten angepasst werden. Doch durch die gute Zusammenarbeit<br />
und vor allem durch die große Erfahrung fanden<br />
die drei Unternehmen schnell Lösungen.<br />
Bei den Spindelpressen verbindet<br />
Vetter aktuelle technische Komponenten<br />
zu einer funktionsfähigen<br />
Einheit, die auf die Bedürfnisse des Anwenders zugeschnitten<br />
ist. Die Viersäulen-Spindelpresse ist für den Einbau und Betrieb<br />
von Biege- und Trennwerkzeugen mit und ohne Stanzabfall konzipiert.<br />
Ihre Presskraft beträgt je nach Baugröße zwischen 20 und<br />
600 kN. Bremsen im Motor sowie federbelastete, pneumatische Haltebremsen<br />
sichern die Stößelplatte vor Herabfallen ab.<br />
VARIABLER EINSATZ BEI KURZEN RÜSTZEITEN<br />
Vor allem für Einsätze im Umfeld der Steckerfertigung ist die Servospindelpresse<br />
deutlich flexibler als die bisherigen Lösungen. Sie<br />
liefert kleinere Stückzahlen, die mehr Feinheiten bei der Sortierung<br />
benötigen, dafür weniger fehleranfällig sind. Kürzere Rüstzeiten<br />
durch einen schnelleren Umbau auf andere Produktlinien sind<br />
ohne Weiteres möglich. Es lassen sich problemlos kleine Vor- oder<br />
Musterserien mit begrenztem Aufwand fertigen. Die Servospindelpresse<br />
ermöglicht schnelle Produktprozesse mit variablen Produktlinien.<br />
Nebem dem Automobilbereich kann die Servospindelpresse<br />
z. B. für die Batterieherstellung eingesetzt werden. So sind die unterschiedlichsten<br />
Stecker herstellbar – etwa für Powerkollektoren<br />
in der Sonnenenergie-Erzeugung. Die Spindelpressen produzieren<br />
im Dreischichtbetrieb inzwischen mehr als eine Million Teile ohne<br />
Verschleißerscheinungen – weder an den Spindeln noch an<br />
den Planetengetrieben, Servomotoren und Antriebsreglern oder<br />
der Mechanik.<br />
Fotos: Aufmacher, 01 - 02 Vetter, 03 Ortlieb & Stöber<br />
www.ortlieb.net<br />
DIE IDEE<br />
„Vetter Automation suchte eine Lösung für<br />
eine flexiblere Presse für kleine Losgrößen.<br />
Durch die Zusammenarbeit zwischen<br />
Vetter und Ortlieb, war die Idee einer<br />
Servospindelpresse schnell geboren.<br />
Dafür lieferten wir das Herzstück, den<br />
Serac Elektrozylinder mit integrierter<br />
Asca Servospindel, basierend auf einer<br />
PWG. Sie wird angetrieben von einem<br />
Stöber-Elektromotor. Die Servospindelpresse<br />
mit bis zu vier Spindeln kann<br />
variable Hübe mit wechselnden Geschwindigkeiten<br />
und Kräften fahren.“<br />
03 Der Antriebsregler<br />
sorgt für die absolute<br />
Synchronisierung<br />
der Motoren, also ein<br />
Vier-Achs-Gleichlauf, um<br />
ein Verkanten der Platten<br />
zu vermeiden<br />
Dirk Laubengeiger, Geschäftsführer,<br />
Ortlieb Präzisionssysteme GmbH & Co. KG<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
FLEXIBLE SENSORMODULE FÜR WEG- ODER<br />
WINKELMESSSYSTEME<br />
Um die stark applikationsspezifischen<br />
Anforderungen an<br />
moderne Weg- und<br />
Winkelmesssysteme zu<br />
erfüllen, sind die<br />
Sensormodule<br />
EBx7914 und EBM7921<br />
von Sensitec maximal<br />
flexibel. Das Modell<br />
EBx7914 für inkrementelle<br />
Weg- oder Winkelmesssysteme<br />
ist in<br />
zwei Basisvarianten<br />
verfügbar – mit und ohne Referenz-/Indexsensor – und kann<br />
mit unterschiedlichen AMR-FixPitch-Sensoren bestückt<br />
werden. Es verfügt über einen hochauflösenden Interpolator<br />
und kann flexibel parametriert werden. Der integrierte<br />
Auto-Abgleich steigert die Mess-Performance im Betrieb. Das<br />
EBM7921 ist konzipiert für absolute Weg- oder Winkelmesssysteme<br />
und nutzt das Nonius-Messprinzip. Zwei TMR-Fix-<br />
Pitch-Sensoren ermöglichen sowohl lineare Wegmessung als<br />
auch Messungen am Wellenumfang, z. B. bei Hohlwellen-Drehgebern<br />
oder -Motoren. Die Palette wird ergänzt durch das<br />
Focus-Abgleichsystem, das die bestehende Zahnsensormodulfamilie<br />
EBx7811 unterstützt.<br />
www.sensitec.com<br />
DYNAMISCHE ANWENDUNGEN GERÄUSCHARM<br />
MEISTERN<br />
Rodriguez hat<br />
eine neue<br />
Miniatur-Linearführung<br />
auf den<br />
Markt gebracht.<br />
Die Baureihe BM<br />
zeichnet sich<br />
durch verbesserte<br />
Leichtgängigkeit<br />
und ein spezielles<br />
Umlenksystem<br />
aus, das für einen<br />
geräuscharmen Lauf sorgt. Die in Edelstahl ausgeführte<br />
Profilschienenführung wurde für Einsätze in der Medizintechnik,<br />
der Halbleiterindustrie, beim 3D-Druck und in der Messtechnik<br />
konzipiert. Hohe Dynamik wird über eine Geschwindigkeit<br />
v = 5 m/s und eine Beschleunigung a = 140 m/s 2 erreicht.<br />
Ein integriertes Schmierstoffreservoir schafft weitgehende<br />
Wartungsfreiheit und ein modifiziertes Dichtungssystem<br />
verhindert die Kontamination der Kugelumlaufeinrichtung mit<br />
dem Schmierstoff. Weiter kennzeichnend sind eine Haltevorrichtung<br />
zur Vermeidung von Kugelverlust und ein geräuschreduzierendes<br />
Umlenksystem. Erhältlich ist die neue Miniatur-Profilschienenführung<br />
in drei kompakten Baugrößen mit Schienenlängen<br />
bis 1 000 mm. Universale Referenzkanten vereinfachen<br />
die Montage.<br />
www.rodriguez.de<br />
SYSTEMGESTÜTZT AKTIV GEGEN STILLSTAND<br />
UND DATENVERLUST<br />
Das Unternehmen<br />
Bicker Elektronik<br />
präsentiert ein<br />
DC-USV-Modul mit<br />
integrierter<br />
Lithium-Ionen-Batterie.<br />
UPSI-2406DP1<br />
überbrückt Stromausfälle,<br />
Spannungseinbrüche<br />
und Flicker in der<br />
24VDC-Stromversorgung.<br />
Mit der<br />
DC-Notstromversorgung lassen sich Lasten bis 100 W<br />
überbrücken. Das Modul ist in einem DIN-Rail-Gehäuse<br />
untergebracht und für den 24/7-Einsatz geeignet. Im<br />
Normalbetrieb stellt UPSI-2406DP1 die netzseitig gespeiste<br />
Nominalspannung am Ausgang zur Verfügung, lädt den<br />
Li-Ion-Batteriepack und überwacht die Spannungsschwellen<br />
am Eingang. Bei Unterschreiten der definierten Werte<br />
schaltet das System ad hoc auf den USV-Backup-Betrieb um<br />
und stellt am Ausgang eine gesicherte Spannungsversorgung<br />
für den 24VDC-Verbraucher sicher. Mit einer Kapazität von<br />
2.5 Ah / 37 Wh liefert die Lithium-Ionen-Batterie Energie zur<br />
Überbrückung einer Last von 96 W für rund 15 min bzw. einer<br />
Last von 25 W für zirka 60 min. Das System ist geprüft nach<br />
IEC/UL/CSA 61010-1 / -2-201.<br />
www.bicker.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 19
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
SPEZIFIZIERUNG VON GETRIEBEMOTOREN<br />
HACCP-RISIKOFAKTOREN<br />
REDUZIEREN<br />
Die Bauweise eines Getriebemotors steht sowohl<br />
für dessen Leistungsfähigkeit als auch für<br />
Energieeffizienz und Zuverlässigkeit. Beim Einsatz<br />
in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie<br />
wird zudem die strenge Einhaltung der Hygienevorschriften<br />
verlangt. Das Unternehmen<br />
Bauer Gear Motor hat vor allem für hygienekritischen<br />
Anwendungen die Getriebemotoren<br />
der Hiflexdrive-Reihe konzipiert.<br />
Das HACCP-System (Hazard Analysis and Critical Control<br />
Points – Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte) ist<br />
ein international anerkanntes Konzept zur Verringerung<br />
von Risikofaktoren bei der Herstellung oder Verarbeitung<br />
von Lebensmitteln. Es arbeitet nach dem Prinzip der kontinuierlichen<br />
Verbesserung und soll die Hersteller ermutigen, jeden Prozess<br />
in ihrer Produktionslinie ständig neu zu bewerten, um mögliche<br />
Gefahren zu erkennen und Risiken zu minimieren. Der Hauptzweck<br />
des Konzepts besteht darin, Menschen vor durch Lebensmittel<br />
verursachten Krankheiten zu schützen; es wird jedoch auch als<br />
Markus Kutny ist Director of Sales Vertical Markets bei der<br />
Bauer Gear Motor GmbH in Esslingen<br />
Verfahrensweise zur Verbesserung der Qualität und Konsistenz des<br />
Endprodukts anerkannt.<br />
FORDERUNGEN DER INDUSTRIE<br />
Das Verständnis der Bedeutung der Prozesse rund um die Risikoanalyse<br />
in der Produktionslinie hilft, die Entwicklung der in der Industrie<br />
eingesetzten Getriebemotortechnologie zu erklären. Vor allem<br />
erklärt sich so, warum die Industrie verlangt, dass die Hersteller von<br />
Getriebemotoren in Forschung und Entwicklung für aseptische Lösungen<br />
investieren – und zwar in die Entwicklung spezieller Beschichtungen<br />
und sogar Edelstahlvarianten ihrer neuen Produkte.<br />
Aseptische Antriebe sind so konzipiert, dass sie alle Leistungsvorteile<br />
eines Standard-Getriebemotors bieten und gleichzeitig den<br />
Antrieb vor der regelmäßigen, intensiven Nassreinigung schützen<br />
sowie die Ansammlung von Mikroorganismen verhindern. Die Antriebe<br />
werden normalerweise mit säure- und alkalibeständigen<br />
Beschichtungen lackiert, die Chemikalien in einem pH-Bereich von<br />
zwei bis zwölf widerstehen können. Diese Antriebe bieten i. d. R.<br />
auch eine hohe Schutzart und sind mit einer glatten Außenseite<br />
versehen, um die Ansammlung von Schmutz zu verhindern.<br />
GLATTE OBERFLÄCHEN FÜR BESSERE REINIGUNG<br />
Die Hiflexdrive-Reihe von Bauer Gear Motor ist ein Beispiel für<br />
Getriebemotoren, deren Weiterentwicklungen vor allem auf verbesserte<br />
Leistung in hygienekritischen Anwendungen ausgerichtet sind.<br />
Die Reihe ist so konstruiert, dass keine Lüfter und Kühlrippen erforderlich<br />
sind, wodurch ein vollkommen glattes Außengehäuse mit<br />
ab gedichtetem B-Lagerschild ermöglicht wird. Dadurch können die<br />
Antriebe mit Effizienzklasse IE4 Super Premium Efficiency und in<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
01<br />
03<br />
01 Aseptikantriebe bieten alle Vorteile eines Standard-<br />
Getriebe motors, schützen aber gleichzeitig den Antrieb<br />
bei rauen Reinigungszyklen und verhindern die<br />
Ansammlung von Mikroorganismen<br />
02 Edelstahl-Getriebemotoren erfüllen alle von Organisatio<br />
nen wie der FDA und der NSF festgelegten Vorschriften,<br />
ohne, dass spezielle Beschichtungen erforderlich sind<br />
02<br />
03 Das Spezifizieren von Edelstahl-Getriebemotoren<br />
reduziert die Risikofaktoren im HACCP-Konzept<br />
DIE IDEE<br />
Schutzklasse IP69K angeboten werden, die<br />
zum Schutz bei der Anwendung von Hochdruck-<br />
und Dampfreinigern dient. Durch<br />
den vollständigen Verzicht auf Belüftungen<br />
ergibt sich eine glatte Oberfläche, wodurch<br />
sich das Motorgehäuse besser reinigen lässt<br />
und Kontaminationen des Umgebungsbereichs<br />
aufgrund von Verwirbelungen der<br />
Raumluft durch einen Kühllüfter vermieden<br />
werden.<br />
Obwohl Spezialbeschichtungen bei<br />
korrekter Aufbringung und Pflege eine<br />
gute Leistung erbringen, besteht immer<br />
ein Risiko, dass die Beschichtung während<br />
des Betriebs des Motors Schaden<br />
nimmt und der Getriebemotor an Widerstandsfähigkeit<br />
gegenüber Kontamination<br />
einbüßt. Mit der Übernahme der HACCP-<br />
Prinzipien entscheiden sich viele Hersteller<br />
dafür, Getriebemotoren in Edelstahlausführung<br />
zu spezifizieren, wenn diese in<br />
Bereichen betrieben werden, in denen eine<br />
mechanische Beschädigung nicht auszuschließen<br />
ist.<br />
NATÜRLICH KORROSIONS-<br />
UND CHEMIKALIENBESTÄNDIG<br />
Getriebemotoren aus Edelstahl – wie die<br />
der Hiflexdrive-Reihe – erfüllen alle Vorschriften<br />
von Organisationen wie der Food<br />
and Drug Administration (FDA) und der<br />
National Science Foundation (NSF), ohne<br />
dass spezielle Beschichtungen erforderlich<br />
wären. Als Basiswerkstoff ist Edelstahl von<br />
Natur aus korrosions- und chemikalienbeständig,<br />
auch wenn er nach einem Aufprall<br />
verkratzt oder eingedellt wurde.<br />
Die Hiflexdrive-Reihe umfasst drei Baugrößen<br />
von 80 bis 330 Nm in Standard-,<br />
Aseptik- und Edelstahlausführung, bei einer<br />
Leistung bis zu 6,3 kW, abhängig von<br />
der gewählten Baugröße. Die zwei stufige<br />
Getriebekonstruktion erlaubt je nach Getriebetyp<br />
Übersetzungen von bis zu 109:1,<br />
was die Abdeckung eines breiten Anwendungsbereichs<br />
ermöglicht.<br />
Ob die Anwendung am meisten von einer<br />
Edelstahlausführung oder einer aseptischen<br />
Beschichtung profitiert, hängt von<br />
den Umgebungsbedingungen ab, denen<br />
der Motor ausgesetzt wird. Die Ingenieure<br />
von Bauer Gear Motor helfen Anwendern<br />
bei der Beurteilung deren Umgebungen<br />
und beraten bei der Wahl der am besten<br />
geeigneten Lösung unter Berücksichtigung<br />
von Effizienz, Zuverlässigkeit, Risiko<br />
und langfristiger Kosteneinsparung.<br />
Fotos: Bauer Gear Motor GmbH<br />
www.bauergears.com<br />
„Das Hazard Analysis and Critical Control<br />
Points (HACCP)-System ist die Methode<br />
zur Reduzierung von Risikofaktoren bei<br />
der Herstellung oder Verarbeitung von<br />
Lebensmitteln. Für Förderbänder,<br />
Mischer und Rührwerke, Verpackungsmaschinen<br />
und ähnliche Anlagen ist die<br />
Auswahl eines speziellen hygienischen<br />
Getriebemotors der Schlüssel zur<br />
Minimierung der HACCP-Risikofaktoren.<br />
Sowohl aseptisch beschichtete als auch<br />
Motoren aus Edelstahl sind anwendbar,<br />
jedoch für unterschiedliche Anwendungsbereiche.“<br />
Markus Kutny, Director Sales Vertical<br />
Markets, Bauer Gear Motor GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 21
HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />
DEZENTRALER LINEARANTRIEB MIT AX-PUMPE<br />
AUF DIE SPITZE<br />
GETRIEBEN<br />
Es wird ernst, der Klimawandel ist nicht mehr zu<br />
leugnen. Damit die Industrie weiter produzieren<br />
und für sichere Arbeitsplätze sorgen kann, muss<br />
die Effizienz der Fertigungsprozesse deutlich<br />
verbessert werden. Bucher Hydraulics hat daher<br />
die dezentrale hydraulisch-elektrische<br />
Linearachse Helax mit AX-Pumpe konzipiert.<br />
Demonstriert wird dessen Leistungsfähigkeit<br />
anhand eines inversen Pendels.<br />
Mehrere politische Initiativen auf nationaler und europäischer<br />
Ebene zielen im Sinne des Klimaschutzes auf<br />
eine gesteigerte Effizienz. Dazu muss auch die Industrie<br />
ihren Beitrag leisten. Unter anderem sollen hocheffiziente,<br />
elektrisch angetriebene Lösungen konventionelle Antriebe<br />
ablösen. Betrachtet wird dabei das gesamte System und nicht mehr<br />
nur die einzelne Komponente. Vernetzte Antriebe sollen ein Management<br />
ermöglichen, das möglichst sparsam mit Energie umgeht.<br />
In der Vergangenheit sind energieeffiziente Lösungen oft am zu<br />
hohen Preis gescheitert, weil Energie und auch der Preis für CO 2<br />
-<br />
Emissionen noch zu günstig waren. Durch die aktuelle Klimaproblematik<br />
und -diskussion ändert sich diese Situation gerade. Energetisch<br />
günstigere elektromechanische Antriebe stoßen jedoch oft an<br />
technologische Grenzen, vor allem, wenn es um hohe Kräfte bei<br />
geringem Bauraum geht.<br />
VORAUSSCHAUEND HANDELN<br />
Hydraulikzylinder sind geradezu prädestiniert, wenn es darum<br />
geht, lineare Bewegungen mit hohen Kräften zu erzeugen. Nachteil:<br />
Die Steuerung oder Regelung der Bewegung in konventionellen<br />
Systemen funktioniert auf Basis von Ventilen, die hohe Drosselund<br />
damit Energieverluste erzeugen. Außerdem schränkt die meist<br />
zentrale Anordnung großer Hydraulikaggregate, deren Energie<br />
über lange Strecken verteilt werden muss, die Energieeffizienz zusätzlich<br />
ein.<br />
Die etablierten Systeme sind hinsichtlich ihrer Initialkosten beim<br />
Bau von Maschinen allerdings deutlich günstiger, weshalb sie immer<br />
noch einen hohen Stellenwert im Maschinen- und Anlagenbau haben.<br />
Was meist nicht bedacht wird: Im Laufe der Betriebsdauer verursachen<br />
sie so hohe Energiekosten, dass diese die ursprüngliche<br />
Investition weit übersteigen können.<br />
Hersteller energetisch günstigerer elektromechanischer Antriebe<br />
versuchen seit einigen Jahren, hydraulische Antriebe für lineare<br />
Bewegungen zu substituieren. Direktelektrische Antriebe ohne Getriebe<br />
gibt es bisher allerdings nur vereinzelt und mit beschränkten<br />
Leistungsdaten. So reizvoll ein direkter Antrieb ist, ohne Getriebeübersetzung<br />
fallen elektrische Antriebe prinzipbedingt groß aus,<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />
weil vielzählige Anwendungen hohe Kräfte auch bei geringen<br />
Geschwindigkeiten erfordern.<br />
Grundsätzlich wird jeder elektromechanische Antrieb von einem<br />
eigenen E-Motor angetrieben. Im Gegensatz dazu treibt in der<br />
traditionellen Hydraulik ein E-Motor mit Hydraulikpumpe über<br />
Steuerventile mehrere Zylinder an. Das erklärt, warum elektromechanische<br />
Antriebstechnik höhere Investitionen erfordert. Und bei<br />
hohen Kräften, wie Hydraulikzylinder sie bereitstellen, sind mechanische<br />
Linearantriebe aufwendiger und schwerer.<br />
FLEXIBLE ANORDNUNG MÖGLICH<br />
Die Energieeffizienzstrategie der deutschen Bundesregierung verlangt<br />
in Zukunft hocheffiziente dezentrale Antriebe, die vernetzt in<br />
Gesamtsystemen arbeiten. Dies setzt neue Systemansätze und Subsysteme<br />
voraus. So lassen sich die Drosselverluste an den Steuer-/<br />
Regelventilen vermeiden, wenn jeder einzelne Hydraulikzylinder<br />
von einem eigenen E-Motor und Pumpe angetrieben wird. Damit ist<br />
die Ursache für den geringen Wirkungsgrad der traditionellen<br />
Hydraulik eliminiert.<br />
Ein weiterer Vorteil gegenüber der starren Anordnung von E-Motor,<br />
Getriebe und Rollspindel eines elektromechanischen Linearantriebs:<br />
Die Komponenten des hydraulischen Linearantriebs lassen<br />
sich flexibel in Maschinen und Anlagen anordnen. Damit sind die<br />
kompakten Dimensionen eines Hydraulikzylinders voll nutzbar.<br />
E-Motor und Pumpe lassen sich an einem passenden Einbauort in<br />
der Nähe montieren. Darüber hinaus sind viele weitere Features<br />
der klassischen Hydraulik wie Überlastschutz, Wärmeabfuhr,<br />
Dämpfung oder Nothaltfunktionen leicht integrierbar.<br />
Kritischer Part solcher Anwendungen ist oftmals die Pumpe, weil<br />
die Zuverlässigkeit nicht in allen Betriebspunkten optimal ist. Das<br />
gilt vor allem bei hohen Kräften und geringen Geschwindigkeiten<br />
oder beim Reversieren. Die konventionellen Hydraulikpumpen<br />
sind vor 50 Jahren nicht für diesen Einsatzzweck entwickelt worden,<br />
werden aber dennoch mit bestimmten Einschränkungen hierfür<br />
benutzt. Daher erzeugen konventionelle Hydraulikpumpen die<br />
höchste Verlustleistung im Subsystem Linearantrieb.<br />
Bucher Hydraulics hat unter Einsatz der neuartigen AX-Pumpen<br />
hocheffiziente, dezentrale Linearantriebe namens Helax (hydraulic<br />
electric linear axis) vor allem für diese Zwecke entwickelt. Sie funktionieren<br />
ohne Drosselventile mit drehzahlgeregelten Servomotoren<br />
und AX-Pumpen im geschlossenen Kreis. Die bekannten<br />
Eigenschaften des Hydraulikzylinders hinsichtlich Kraft, Geschwindigkeit,<br />
Robustheit und Zuverlässigkeit bleiben uneingeschränkt<br />
erhalten.<br />
01 Durch den modularen Aufbau kann die Systemlösung einfach an<br />
verschiedene Zylinderarten angepasst werden – die AX Pumpe versorgt<br />
das System dabei mit geregeltem Volumenstrom ohne Drosselverluste<br />
EINSETZBAR FÜR VARIABLE DREHZAHLEN<br />
Die AX-Pumpe ist für drehzahlvariable Anwendungen einsetzbar:<br />
Mit 24 Kolben sind die Pulsationen niedrig und es kann mit hoher<br />
Zuverlässigkeit in allen vier Quadranten gefahren werden. Die<br />
Performance des elektrischen Antriebs ist vollständig nutzbar.<br />
Die sonst zu beachtende minimale Drehzahlgrenze konventioneller<br />
Pumpen ist bei den AX-Pumpen nicht mehr vorhanden. Mit<br />
dem hohen AX-Wirkungsgrad bis 94 % ist die Verlustleistung auf<br />
dem gleichen Niveau wie bei E-Motoren und Getrieben. Zudem<br />
weisen sie nur eine geringe Geräuschentwicklung auf.<br />
Eine Inbetriebnahme des hydraulischen Linearantriebs ist mithilfe<br />
der On-Board-Elektronik, in Verbindung mit einer Software, ohne<br />
besonderes Hydraulik-Know-how mit den Kenntnissen der elektrischen<br />
Antriebstechnik möglich. Die Vorgabe von Motion-Control-<br />
Signalen erfolgt z. B. mittels CAN-Bus, die Software setzt die Signale<br />
in die gewünschte Bewegung um. Der Anwender muss sich nicht im<br />
Detail mit den Eigenschaften der Hydraulik beschäftigen und kann
HYDRAULIK UND PNEUMATIK<br />
DIE IDEE<br />
„Mit den dezentralen hydraulischelektrischen<br />
Linearachsen Helax<br />
können Maschinen und Anlagen die<br />
zukünftigen Forderungen an höhere<br />
Energieeffizienz erfüllen. Bei hohen<br />
Kräften sind Hydraulikzylinder nicht<br />
zu ersetzen. Die Steuerung und<br />
Regelung muss jedoch effizienter<br />
erfolgen. Bucher Hydraulics bietet<br />
Herstellern von Maschinen, die hohe<br />
Kräfte benötigen, ein hocheffizientes<br />
Subsystem an. Mit vor allem für<br />
diese Anwendungen geeigneten<br />
AX-Pumpen wird ein zuverlässiger<br />
Betrieb mit geringer Verlustleistung<br />
erreicht.“<br />
02 Die Wirkungsgrad-Kennfelder des Subsystems, motorisch für den Antrieb<br />
und generatorisch für die Energierückgewinnung, zeigen einen Wirkungsgrad<br />
von 82 respektive 84 % und sind auf dem Niveau elektromechanischer Antriebe<br />
sich ganz auf die Funktion seiner Anwendung konzentrieren. Der hydraulische<br />
Linearantrieb lässt sich also wie jeder E-Antrieb ins System integrieren.<br />
HOHE POSITIONIERGENAUIGKEIT UND KRAFT<br />
Der Gesamtwirkungsgrad des Antriebssystems aus Umrichter, Servomotor,<br />
AX-Pumpe und Zylinder erreicht bis zu 82 %. Bei der Rückgewinnung potenzieller<br />
Energie aus Senk- und Bremsvorgängen ist ein Wirkungsgrad von bis<br />
zu 84 % möglich. Versuche zeigen außerdem eine hohe Positioniergenauigkeit<br />
auch bei hoher Kraft. Um die hohe Leistungsfähigkeit des Systems zu<br />
demonstrieren, entwickelten die Hydraulikexperten von Bucher Hydraulics<br />
die Regelung eines inversen Pendels an einer Schlittenmasse von 1,2 t. Das<br />
Subsystem wird im Dauerbetrieb ohne Kühler betrieben.<br />
Der elektrische Servomotor des hydraulischen Linearantriebs ist am Gleichstromnetz<br />
angeschlossen. Das ermöglicht eine Energievernetzung; rückgespeiste<br />
Energie eines anderen Antriebs ist sofort und direkt nutzbar. Sie lässt<br />
sich aber natürlich auch in Energiespeichern wie Batterien zwischenspeichern.<br />
Die Energiespeicher können kurzzeitig Spitzenleistung zur Verfügung stellen,<br />
ohne die Strom-Einspeisung mit hohen und teuren Stromspitzen zu belasten.<br />
Das System lässt sich im Hinblick auf Industrie-4.0-Konzepte im Rahmen der<br />
Digitalisierung und Vernetzung mit wenigen Sensoren und den ohnehin vorhandenen<br />
Daten aus dem Antriebsregler erfassen. Diese Daten ermöglichen<br />
ein effizienzsteigerndes Energiemanagement, ein Condition-Monitoring und<br />
nicht zuletzt eine vorausschauende Wartung.<br />
Dierk Peitsmeyer, Product Portfolio<br />
Manager, Bucher Hydraulics<br />
VIDEO<br />
INVERSES PENDEL – WAS IST DAS?<br />
Das Ziel ist, ein inverses Pendel an<br />
einem Schlitten mit 1,2 Tonnen<br />
Masse zum obersten Punkt aufzuschwingen<br />
und dort zu halten. Das<br />
erfordert sowohl eine leistungsfähige<br />
Datenverarbeitung, als auch einen<br />
entsprechend hochwertigen<br />
direkten Antrieb.<br />
https://bit.ly/buchydr<br />
Fotos: Bucher Hydraulics<br />
www.bucherhydraulics.com<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SYSTEMEINHEIT MIT ATTESTIERTER REINIGUNGSFREUNDLICHKEIT<br />
Nach Überarbeitung der Edelstahl-Bauteile hat das von Kipp<br />
und Freudenberg Sealing Technologies entwickelte Schraubund<br />
Dichtsystem Hygienic USIT eine EL Class I AUX-Zertifizierung<br />
erhalten. Laut EHEDG (European Hygienic Engineering<br />
and Design Group) lassen sich sämtliche Komponenten<br />
reinigen, ohne zerlegt werden zu müssen. Für eine verbesserte<br />
Zentrierung wurde der Innendurchmesser der Dichtscheibe<br />
geringfügig verkleinert. Darüber hinaus hat Kipp die<br />
Abstufungen der Schaftlängen verfeinert. In bestimmten<br />
Längenausführungen verfügen die Schrauben nun über ein<br />
Regelgewinde bis zum Schraubenkopf. Um das Verschraubungssystem optisch zu vereinheitlichen,<br />
wurde zudem die Hutmutter an den Schraubenkopf angepasst. Grundlage des Schraubund<br />
Dichtsystems ist die USIT-Dichtung von Freudenberg.<br />
www.kipp.com<br />
ZYKLOIDGETRIEBE FÜR AUTOMATISIERTE VERBINDUNGSPROZESSE<br />
Aufgrund ihres zweistufigen Untersetzungsprinzips eignen sich Zykloidgetriebe von Nabtesco auch für<br />
automatisierte Klebeverfahren. Die Positionierung der Raupen erfolgt mit einem Spiel von unter einer<br />
Winkelminute. Voraussetzung für langzeitstabile Verbindungen sind auch fehlerfreie Klebenähte.<br />
Klebstoffraupen müssen daher möglichst schnell und punktgenau aufgetragen werden. Dieser Vorgang<br />
wird durch Zykloidgetriebe von Nabtesco unterstützt. Sie zeichnen sich durch hohe Drehmomentleistungen,<br />
Schockbelastbarkeit bis zu 500 % des Nenndrehmoments sowie ein geringes Spiel aus (Hystereseverlust<br />
0,5 bis max. 1 arcmin). Zu einer Verlängerung der Lebensdauer tragen integrierte Schrägkugellager<br />
bei, die äußere Kräfte und Momente aufnehmen. Die Kompakt-Getriebe lassen sich auch bei beengten<br />
Platzverhältnissen nutzen. Zudem wirkt sich ihre Positionier- und Wiederholgenauigkeit positiv auf die<br />
Funktionssicherheit der Systeme zum Auftragen des Klebstoffs sowie zum Ausrichten der Werkstücke aus.<br />
www.nabtesco.de<br />
SICHERHEITS- UND PERFORMANCETESTS IN<br />
HYBRIDEN NETZWERKEN<br />
KUNDENSPEZIFISCHE<br />
ANTRIEBE ALS<br />
Mit CyPerf stellt Keysight Technologies eine Cloud-native<br />
Software für Performance- und Sicherheitstests in verteilten<br />
Netzwerken vor. Damit soll die Markteinführung neuer<br />
Security-Tools und Dienste beschleunigt werden. CyPerf<br />
verwendet eine agentenbasierte Architektur. Die Web-basierte<br />
GUI-Oberfläche unterstützt Anwender bei der<br />
Visualisierung und Interaktion mit netzwerkrelevanten<br />
Elementen. Dabei stellt die Software detaillierte Ansichten<br />
des Datendurchsatzes, der Verbindungsrate, der simulierten<br />
Nutzer und der durchschnittlichen Latenzzeit zwecks<br />
Erfahrungsbewertung zur Verfügung. Dazu Ram Periakaruppan,<br />
Vice President und General Manager der Keysight<br />
Group: „CyPerf kann von Unternehmen und Netzwerksicherheits-Anbietern<br />
eingesetzt werden, um das Gleichgewicht<br />
zwischen digitaler Nutzererfahrung und Sicherheit in einer<br />
dynamischen hybriden Umgebung, die aus Cloud-Providern<br />
von Drittanbietern und Netzwerkkonnektivität besteht, fein<br />
abzustimmen.“<br />
www.keysight.com<br />
Asynchron und synchron<br />
Antriebe<br />
Direktantriebe (Torque)<br />
Reluktanzantriebe<br />
Axialfl uss Antriebe<br />
Brandenburger Strasse 10<br />
D-88299 Leutkirch im Allgäu<br />
phone +49 7561 98248-0<br />
info@ate-system.de<br />
www.ate-system.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 25
UMRICHTERTECHNIK<br />
Carsten Schwanke ist Produktmanager Schütze<br />
bei der Schaltbau GmbH in München<br />
SCHÜTZE<br />
SICHERE ELEKTRISCHE ANTRIEBE<br />
DURCH FLEXIBLE SCHALTGERÄTE<br />
Schaltlichtbögen sind für permanenterregte<br />
Synchronmotoren eine potentielle<br />
Schadensursache. Eine spezielle Schütz-Technik<br />
für das Schalten großer elektrischer Leistungen<br />
dämmt die gefährlichen Plasmagase auch bei<br />
hochfrequenten Motoren sicher ein.<br />
Der Elektromotor als zentrales Element der elektrischen<br />
Antriebstechnik arbeitet mit einem Wirkungsgrad von<br />
rund 95 %. Damit ist der Elektromotor deutlich effizienter<br />
als ein Verbrennungsmotor, dabei gleichzeitig leiser und<br />
wirtschaftlicher. In Bezug auf die Effizienz gibt es noch einen weiteren<br />
Vorteil: Durch Rekuperation kann ein Teil der Bewegungsenergie<br />
beim Bremsvorgang wieder zurückgewonnen werden. Dies<br />
kann aber auch zu Problemen führen. Speziell bei Synchronmotoren<br />
setzt die generatorische Wirkung sofort ein, falls das Drehfeld durch<br />
einen Fehler ausfallen sollte.<br />
PERMANENTERREGTE SYNCHRONMOTOREN<br />
ALS DIREKTANTRIEB<br />
In Hochgeschwindigkeitszügen der 1. Generation wurden Käfigläufer-Asynchronmotoren<br />
in Verbindung mit Getrieben als Antriebe<br />
eingesetzt. Diese Kombination aus Motor und Getriebe hat den<br />
Nachteil einer hohen Schallemission des Fahrmotors aufgrund der<br />
notwendigen Fremdbelüftung. Außerdem führt das Getriebe zu<br />
hohen Anschaffungs- und Wartungskosten sowie erhöhtem Platzbedarf<br />
und Gewicht. Mit der Verwendung von permanenterregten<br />
Synchronmotoren (PSM) als Direktantrieb kann auf Getriebe verzichtet<br />
werden. In der Folge sinken Lärmemission, Gewicht und<br />
Wartungsaufwand deutlich. Bei dieser Antriebsvariante wird die<br />
Geschwindigkeit direkt über die Frequenz der speisenden Umrichter<br />
geregelt.<br />
Permanenterregte Synchronmotoren haben aber auch einen entscheidenden<br />
Nachteil: Bei Ausfall des Drehfeldes, z. B. durch eine<br />
Störung des Umrichters, fungiert der Antrieb sofort als Generator,<br />
der die Energie ungeregelt in das Versorgungssystem zurückspeist.<br />
Dies muss im Fehlerfall unter allen Umständen verhindert werden.<br />
Dazu muss die elektrische Verbindung zwischen Umrichter und<br />
Motor durch Schütze unterbrochen werden.<br />
SCHALTTECHNIK FÜR HOHE STRÖME UND<br />
SPANNUNGEN<br />
Schütze sind elektrisch oder elektromagnetisch (in Sonderanwendungen<br />
auch pneumatisch) betätigte Schalter für große elektrische<br />
Leistungen. Schütze wurden entwickelt, um große Verbraucher aus<br />
der Ferne über Steuerleitungen mit relativ kleinem Querschnitt zu<br />
schalten. Beim Anlegen einer Steuerspannung an die Spule des<br />
Schützes zieht das Magnetfeld eine elektrische Brücke in einen aktiven<br />
Zustand – die Hauptkontakte schließen sich. Ohne Steuerspannung<br />
stellen Federn den Ausgangszustand wieder her – die Kontaktstrecke<br />
ist wieder offen.<br />
Bei größeren Strömen und hohen Spannungen kann durch die<br />
hohe Stromdichte am Kontaktpunkt im Moment des Schaltvorgangs<br />
die Ionisationsschwelle der Luft überschritten werden. Es<br />
entsteht ein Plasma – ein Gas aus ionisierten Luftmolekülen und<br />
freien Elektronen – zwischen den Kontaktpunkten. Die Entstehung<br />
solcher Schaltlichtbögen hat zwei wesentliche Folgen: Erstens fließt<br />
trotz geöffneter Kontakte weiterhin Strom, da das Plasma eine hohe<br />
elektrische Leitfähigkeit aufweist. Zweitens treten sehr hohe Temperaturen<br />
bis zu 20 000 K auf, die Schäden an den Kontakten des<br />
Schützes sowie an umliegenden Anlagenteilen verursachen können.<br />
Durch den Nulldurchgang der Spannung, der bei einer Netz<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
UMRICHTERTECHNIK<br />
frequenz von 50 Hz spätestens nach 20 ms eintritt, kann der Lichtbogen<br />
vergleichsweise einfach gelöscht werden.<br />
Problematisch ist dabei das Schalten von induktiven Lasten, da<br />
Spannung und Stromverlauf hier phasenverschoben sind. Bei energiereichen<br />
Lichtbögen, wenn Spannungen und Ströme relativ hoch<br />
sind, kann trotzdem eine Schädigung des Schützes bzw. der gesamten<br />
Anlage eintreten. Deswegen sind verschiedene Maßnahmen<br />
vorzusehen, um dem entgegenzuwirken.<br />
SCHLEIFENWIRKUNG LÖSCHT LICHTBÖGEN<br />
AUCH BEI HOHEN FREQUENZEN<br />
Konventionell aufgebaute Schütze arbeiten mit Permanentmagneten<br />
oder elektromagnetischen Blasspulen, um den Lichtbogen<br />
schnell aus dem Kontaktbereich in die Löscheinrichtung zu treiben.<br />
Bei einer Frequenz von 50 Hz verbleiben 20 ms, um den Lichtbogen<br />
auf die Leitstücke kommutieren zu lassen, die Blasspulen zu aktivieren<br />
und den Lichtbogen in die Löschkammer zu treiben. Da<br />
PSM-Antriebe mit höheren Frequenzen arbeiten, ändern sich hier<br />
die Voraussetzungen. Bei 400 Hz beträgt das Zeitfenster nur noch<br />
1,5 ms – dies ist für viele Schütze zu kurz, um den Lichtbogen kommutieren<br />
zu lassen. Außerdem ergeben sich noch weitere Effekte,<br />
die berücksichtigt werden müssen.<br />
Zum einen entsteht durch das häufigere Ummagnetisieren bei<br />
400 Hz Wärme, die vor allem die metallischen Zusatzbauteile eines<br />
konventionellen Schützes, wie Polplatten und Magnetkerne stark erhitzen.<br />
Die vorhandenen Induktivitäten ergeben zusätzliche Zeitkonstanten,<br />
die einen Versatz von Spannung und Strom beim Nulldurchgang<br />
hervorrufen. Dadurch kann beim Nulldurchgang der Spannung<br />
der Strom noch so hoch sein, dass es sofort zu einem Wiederzünden<br />
des Lichtbogens kommt. Konventionell aufgebaute Schütze eignen<br />
sich daher nicht zum Schalten von höheren Frequenzen.<br />
Mit den neuen Schütze der Baureihe CF ist es möglich, durch<br />
Umrichter gespeiste Wechselstromantriebe (PSM) mit höheren<br />
Frequenzen sicher zu schalten. Das hohe Ausschaltvermögen resultiert<br />
unter anderem aus der doppelten Kontaktunterbrechung<br />
pro Schaltkammer. Des Weiteren verfügt das CF über ein hohes<br />
Kurzschluss-Einschaltvermögen von 4 kA und eine hohe Kurzzeitstromtragfähigkeit<br />
von bis zu 5 kA.<br />
Für die Lichtbogenlöschung in dieser Schütze-Baureihe verwendet<br />
Schaltbau das Prinzip der Schleifenwirkung. Stromdurchflossene<br />
Leiter bilden ein Magnetfeld, und auch der Schaltlichtbogen bildet<br />
während der Brenndauer ein Magnetfeld aus. In Verbindung mit<br />
einer speziellen Geometrie der Festkontakte und der Kontaktbrücke<br />
entsteht so eine Blaswirkung, die den Lichtbogen weg von<br />
der Kontaktzone in Richtung der Löschkammer treibt. Von den ferromagnetischen<br />
Löschblechen – den Splitter Plates – wird er dann<br />
angezogen. Der Schaltlichtbogen kommutiert auf die Löschbleche<br />
Die Schütze verfügen über Löschkammern, mit denen sich Schaltlichtbögen<br />
auch bei höheren Frequenzen sicher eindämmen lassen<br />
und wird dann gelängt, gekühlt und zum Erlöschen gebracht,<br />
ohne das Schütz zu verlassen.<br />
Die neu entwickelten Schaltkammern können als Schließer,<br />
Öffner oder in Kombination als Umschalter konfiguriert werden.<br />
Verschiedene Löschkammerelemente aus Kunststoff, Stahl oder<br />
Keramik stehen zur Verfügung. Dadurch kann das Schütz exakt auf<br />
die Schaltanforderungen der Applikation ausgelegt werden kann.<br />
MODULARER BAUKASTEN FÜR<br />
IDEALE SCHÜTZELÖSUNG<br />
Um eine große Bandbreite in Bezug auf Strom und Spannung abzudecken<br />
und gleichzeitig eine spezifische Schützelösung für spezielle<br />
Anwendungen zu bieten, ist die Baureihe CF als modularer Baukasten<br />
ausgelegt. Ein- bis sechspolige Varianten für unidirektionalen<br />
Gleichstrom, bidirektionalen Gleichstrom und Wechselstrom bis zu<br />
mehreren hundert Hz sind modular konfigurierbar – das Schütz<br />
kann somit optimal an die Kundenapplikation angepasst werden.<br />
Die Baureihe führt Ströme bis zu 400 A pro Schaltelement (in Parallelschaltung<br />
bis zu 1 800 A) bei Wechselspannungen oder Gleichspannungen<br />
bis 3 000 V. Der Anwender hat die Möglichkeit, sich ein<br />
Schütz genau für seine Applikation zu konfigurieren und kann<br />
damit seine Anwendung sowohl elektrisch, als auch hinsichtlich<br />
Bauvolumen und Kosten optimieren. Die Schütze der Baureihe CF<br />
erfüllen alle Normen und Regelwerke für den Einsatz im Bahnbereich<br />
(u. a. EN 60077) und im Industriebereich (u. a. EN 60947).<br />
Fotos: Aufmacher: Papichev Aleksandr –stock.adobe.com; 01- 02: Schaltbau GmbH<br />
www.schaltbau.com<br />
DIE IDEE<br />
„Schaltlichtbögen sind ein im Prinzip gut<br />
untersuchtes Phänomen in der Elektrotechnik.<br />
Moderne Antriebe mit permanenterregten<br />
Synchronmaschinen, die mit<br />
Umrichtern bei Frequenzen von teilweise<br />
deutlich über 50 Hz betrieben werden,<br />
stellen aber eine neue Herausforderung<br />
für die Schalttechnik dar. Diese Herausforderung<br />
haben wir mit der Entwicklung<br />
unserer CF-Schütze angenommen und<br />
können jetzt eine leistungsfähige Lösung<br />
für diese Anwendungen anbieten.“<br />
Carsten Schwanke, Produktmanager<br />
Schütze, Fa. Schaltbau GmbH in München<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 27
DIREKTANTRIEBE<br />
EMISSIONSARMES ANTRIEBSKONZEPT<br />
ELEKTRIK ERSETZT HYDRAULIK<br />
Synchronmotoren und Getriebe<br />
ersetzen den Hydraulikmotor einer neu<br />
entwickelten Horizontalbohranlage.<br />
Das platzsparende Antriebskonzept<br />
reduziert Geräusch- und<br />
Abgasemissionen.<br />
Horizontalbohranlagen werden für unterirdische<br />
Bohrungen eingesetzt. Die Maschinen<br />
führen waagrechte Bohrungen im Erdreich<br />
aus. Dadurch lassen sich Rohrleitungen unterirdisch<br />
verlegen, ohne dazu einen Graben ausheben<br />
zu müssen. Das Horizontalspülbohrverfahren hat<br />
insbesondere Bedeutung bei der Überwindung von<br />
schwer zugänglichen Gebieten oder Hindernissen,<br />
z. B. Flüssen. Die Bohrungen können bis zu 1 000 m<br />
lang sein. Für die Mehrzahl aller Bohrungen sind<br />
Durchmesser bis max. 700 mm ausreichend. Dabei<br />
bohrt die Horizontalspülbohranlage einen unterirdischen<br />
Kanal und zieht im Rückzug ein oder mehrere<br />
Leerrohre ein. In diese Leerrohre können später z. B.<br />
Leitungen für Strom oder Telekommunikation eingezogen<br />
oder eingeblasen werden.<br />
ANTRIEBE FÜR ROTATION,<br />
VORSCHUB UND SPÜLPUMPE<br />
Zollern lieferte für die neu entwickelte Horizontalbohranlage<br />
mehrere Antriebe für die Funktionen Rotation,<br />
Vorschub und zum Antrieb der Spülpumpe. Der<br />
Rotationsantrieb versetzt den Bohrstrang in Rotation.<br />
Damit wird ein Drehmoment auf das Bohrgestänge<br />
und Bohrkopfwerkzeug erzeugt. Zwei Vorschubantriebe<br />
sorgen dafür, dass die Vorschubgeschwindigkeit an<br />
das Bohrgestänge übertragen wird. Die Vorschubgeschwindigkeit<br />
einer Bohrung variiert entsprechend<br />
der geologischen Beschaffenheit des Untergrundes.<br />
Der dritte Antrieb ist der Spülpumpenantrieb, der an<br />
einer Spülpumpe angeflanscht ist. Mit kontinuierlicher<br />
Zuführung pumpt das Gerät eine Spülflüssigkeit durch<br />
das Bohrgestänge zum Bohrkopf.<br />
Die Kombination aus Getriebe und elektrischem<br />
Antrieb löst die bislang dieselhydraulisch betriebenen<br />
Systeme der Bohranlage ab. Übersetzung und<br />
Drehmoment von Motor und Getriebe sind optimal<br />
aufeinander abgestimmt. Damit entfallen Zwischengehäuse<br />
und Kupplungen, was eine geringere Baulänge<br />
und ein reduziertes Gewicht des Antriebssystems<br />
ermöglicht.<br />
Auch in anderen Bereichen werden hydraulische<br />
Antriebssysteme zunehmend durch Synchronmotoren<br />
ersetzt. Die permanenterregten Motoren sind kompakt<br />
28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
DIREKTANTRIEBE<br />
gebaut und verfügen über eine höhere Leistungsdichte. Durch die im<br />
Vergleich zu Asynchronmotoren reduzierte Baugröße verringert sich das<br />
Gewicht des Antriebssystems. Im Vergleich zu Hydraulikmotoren ist neben<br />
dem ruckfreien Anlaufen eine hohe Laufruhe über den gesamten Drehzahlbereich<br />
zu verzeichnen. Die Zollern-Synchronmotoren arbeiten effizient<br />
und sind präzise steuerbar. Der reduzierte Wartungsaufwand der Synchronmotoren<br />
geht mit einem geringen Energieverbrauch im Betrieb einher.<br />
BREITES ANWENDUNGSFELD FÜR<br />
SYNCHRONMOTOREN<br />
Ein großes Anwendungsfeld ergibt sich durch die unterschiedlichen<br />
Baugrößen der Zollern-Motoren. Zusammengenommen decken die Modelle<br />
ein breites Drehzahl- und Drehmomentspektrum ab und sind über<br />
verschiedene Baulängen skalierbar. Die kleinste Plattform beginnt bei einer<br />
Nennleistung von 45 kW und reicht bis 210 kW. Spitzendrehzahlen von bis<br />
zu 7 500 min -1 sind in der Feldschwächung erreichbar, wobei über einen<br />
großen Drehzahlbereich oberhalb der Nenndrehzahl mit konstanter<br />
Leistung gefahren werden kann. Die mittlere Baugröße bedient Leistungsanforderungen<br />
bis 730 kW und erreicht, abhängig von Einbaulage, Anwendung<br />
und Baulänge, eine Drehzahl bis 5 500 min -1 . Verschieben sich die<br />
Anforderungen zu noch größeren Drehmomenten, kann auf die Standardbaugröße<br />
zurückgegriffen werden. Eine Leistung von bis zu 850 kW und<br />
Drehzahlen von max. 2 500 min -1 sind hier möglich.<br />
Die einfache Steuer- und Regelbarkeit der Synchronmotoren ermöglicht<br />
die Kopplung mit Monitoring-Systemen. Zollern hat für seine Anlagen ein<br />
System entwickelt, welches das Condition Monitoring mit dem Predictive<br />
Maintenance vereint. Damit lässt sich der aktuelle Zustand der Anlage zu<br />
jeder Zeit und von jedem Ort der Welt aus ablesen. Die Informationen dienen<br />
der Instandhaltung, um drohenden Ausfällen vorzubeugen.<br />
Fotos: Zollern GmbH & Co. KG<br />
DIE IDEE<br />
„Die Idee war, eine klassisch,<br />
dieselhydraulisch angetriebene<br />
mobile Horizontalbohranlage mit<br />
moderner elektrischer Antriebstechnik<br />
auszustatten. Es gelang,<br />
das elektrische Antriebssystem im<br />
begrenzten Bauraum der bislang<br />
hydraulischen Antriebskomponenten<br />
zu installieren. Die optimal auf den<br />
Motor abgestimmte Getriebeübersetzung<br />
ermöglichte uns, das volle<br />
Drehzahlpotential des Synchronmotors<br />
auszuschöpfen. Das<br />
Ergebnis ist eine effiziente, abgasemissionsfreie<br />
Antriebslösung,<br />
die störenden Baulärm vermeidet.“<br />
Dirk Sonntag, Branchenmanager<br />
Baumaschinentechnologie,<br />
Zollern GmbH & Co. KG,<br />
Geschäftsfeld Antriebstechnik<br />
www.zollern.com
SPECIAL: PRÜFSTANDTECHNIK<br />
GETRIEBE AUF DEM PRÜFSTAND<br />
NUR GEPRÜFTES WIRD GELIEFERT<br />
Qualität ist ein wichtiges Kriterium bei der<br />
Komponentenauswahl. Um die Qualität der<br />
eigenen Servo-Planetengetriebemotoren<br />
vor der Auslieferung sicherzustellen, hat Stöber<br />
Antriebstechnik einen weiteren End-of-Line-<br />
Prüfstand speziell für Servo-Planetengetriebe<br />
entwickelt.<br />
Mit einer großen Angebotsvielfalt an Servo-Planetengetriebemotoren<br />
ermöglicht Stöber seinen Kunden, ihre<br />
Anlagen noch kompakter zu bauen und gleichzeitig<br />
die Performance zu steigern. Die Variantenvielfalt<br />
hilft Konstrukteuren, die exakt passende Antriebslösung für jeden<br />
Anwendungsfall zusammenzustellen. „Wir wollen unseren Anwendern<br />
natürlich nur Lösungen bieten, die unserem eigenen Anspruch<br />
an Qualität auch gerecht werden“, sagt Michael Fitzer, Zentrale<br />
Planung Technik bei der Stöber Antriebstechnik. „Wir haben<br />
deshalb wie bei nahezu allen unseren Baureihen nun auch für die<br />
Endmontage einen speziellen Prüfstand entwickelt, der am Ende<br />
der neuen Produktionsstraße aufgebaut ist.“ Damit ist jeder Antrieb,<br />
der das Haus verlässt, geprüft und dokumentiert.<br />
Mit dem Prüfstand werden unterschiedliche Aspekte an den Planetengetriebemotoren<br />
getestet, zum Beispiel die Abtriebsdrehzahl,<br />
die Übersetzung oder den Rundlauf. Die Übersetzung berechnet<br />
der Prüfstand automatisch durch eine konstante Eintriebsdrehzahl,<br />
die mit der Abtriebsdrehzahl verglichen wird. Damit erkennen die<br />
Techniker sofort falsch verbaute Radsätze.<br />
GESAMTREIBWERT ERLAUBT RÜCKSCHLÜSSE<br />
Die Koaxialitätsprüfung etwa kommt insbesondere beim Anbau<br />
von Zahnrädern im Abtrieb zum Einsatz. Dazu wird im Prüfstand<br />
jede Zahnflanke abgetastet und daraus die Koaxialität ermittelt.<br />
„Auf Wunsch können wir dies auch grafisch am Bildschirm darstellen“,<br />
sagt Fitzer. Sollten Abweichungen auftauchen, kann ein Mitarbeiter<br />
mithilfe spezieller Vorrichtungen das Abtriebszahnrad direkt am<br />
Prüfstand justieren und fixieren. Stöber wird so den Anforderungen<br />
der Kunden gerecht und kann Koaxialitäten im geringsten Mikrometerbereich<br />
garantieren.<br />
Eine wichtige Rolle spiele laut Fitzer das Prüfen des Gesamtreibwerts.<br />
Denn dadurch ließen sich Rückschlüsse über die Qualität der<br />
Montagearbeiten ziehen, beispielsweise über die Vorspannkräfte<br />
der Lager. Über eine entsprechende Schallschutzhaube und eine<br />
spezielle Software kann der Mitarbeiter am Prüfstand minimale<br />
Geräusche über einen Kopfhörer lokalisieren. Diese entstehen u. a.<br />
durch kleinste Schäden an der Zahnflanke. Parallel dazu kann er<br />
das Laufgeräusch des Getriebes überprüfen.<br />
MIT KÖPFCHEN ENTWICKELT<br />
„Bei der Entwicklung des Prüfstands, dem wir den Namen EoL 4.XX<br />
gegeben haben, legten wir sehr viel Wert auf eine ergonomische<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
ANZEIGE<br />
Bedienung“, beschreibt Fitzer. So können die Kollegen in einer angenehmen<br />
Höhe arbeiten. Das Auf- und Abspannen des Getriebes<br />
oder Getriebemotors erfolgt automatisch. Je nach Bedarf handhabt<br />
ein Mitarbeiter die Teile beispielsweise mit einem Kran, setzt sie so<br />
auf dem Prüfstand ab und entnimmt sie auch wieder. Sowohl das<br />
Öffnen als auch das Schließen der Schallschutzhaube erfolgen<br />
ebenfalls vollautomatisch.<br />
„Wir haben eine spezielle Software entwickelt, mit der wir den<br />
Prüfzyklus bei jedem Getriebe optimieren können“, erläutert Fitzer.<br />
Im Klartext: Das Programm reguliert bei Getrieben mit hoher Übersetzung<br />
die Eintriebsdrehzahl und fährt so auf eine entsprechende<br />
Abtriebsprüfdrehzahl. Dies verkürzt die Durchlaufzeit.<br />
Dazu kommt das Thema Sicherheit, das im Hause Stöber ohnehin<br />
hohe Priorität genießt. „Schon im Vorfeld der Konstruktion und<br />
Auslegung unseres neuen Prüfstands haben wir ausgebildete<br />
Sicherheitsfachkräfte als Berater mit einbezogen“, sagt Fitzer. Resultat:<br />
Der EoL 4.XX ist mit einem Seiteneingreifschutz und frontseitig<br />
mit einem Sicherheitsvorhang ausgestattet. Dieser kann den Prüfprozess<br />
oder auch mögliche Bewegungen der Schallschutzhaube<br />
im Notfall sofort stoppen.<br />
grün- sind sie über- oder unterschritten, rot hinterlegt. „Anhand<br />
dieser Datenbank kontrolliert der EoL 4.XX auch automatisch die<br />
vorher abgeschlossenen Montagearbeiten“, erläutert Fitzer. Der<br />
Bediener sieht zum Beispiel, ob die Dichtheitsprüfung bereits erfolgt<br />
ist oder das Getriebe mit Öl befüllt wurde. „Wir arbeiten seit<br />
Anfang des Jahres beim Kommissionieren der Bauteile und in der<br />
Montage durchgängig digital“, beschreibt Fitzer. „Das heißt: Der<br />
Mitarbeiter sieht an seinem Arbeitsplatz, nachdem die Anlage<br />
den Barcode gescannt hat, auf dem Monitor nur die entsprechende<br />
Arbeitsanweisung. Ist der Auftrag erledigt, meldet der Prüfstand<br />
dies in das SAP-System zurück.“ Stöber setzt auch in der Montageplanung<br />
auf digitale Hilfsmittel – beispielsweise auf einen digitalen<br />
Zwilling des Montageumfelds und der Prüfung mittels des Einsatzes<br />
von Virtual-Reality-Brillen.<br />
KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18<br />
Fotos: Stöber Antriebstechnik GmbH + Co. KG<br />
www.stoeber.de<br />
DIGITALE HILFSMITTEL<br />
Die neuen Servo-Planetengetriebemotoren sind in unterschiedlichen<br />
Größen verfügbar. Der Prüfstand ist flexibel und eignet sich<br />
für alle Typen der Baureihen bis zu Größe P8 und PH8. „Wir können<br />
alle unsere Servomotoren mit unterschiedlichsten Encodervarianten<br />
antreiben und prüfen“, führt Fitzer aus. „Auch Kupplungsvarianten<br />
spielen keine Rolle.“<br />
Den Prüfprozess kann der Bediener mittels Webcam selbst bei<br />
geschlossener Haube jederzeit überwachen. Die Prüfergebnisse<br />
werden kontinuierlich anhand einer Plausibilitätsüberwachung<br />
kontrolliert. „Der Prüfzyklus startet, indem die Anlage zuerst den<br />
Barcode scannt“, sagt der Stöber-Spezialist. Damit werden alle<br />
Solldaten über eine interne Datenbank geladen und während<br />
sowie nach dem Prüfprozess mit den Istdaten verglichen. Der<br />
Bildschirm zeigt die Ergebnisse an. Stimmt alles, sind die Werte<br />
DIE IDEE<br />
„Stöber will seinen Kunden geprüfte<br />
Qualität liefern. Deshalb haben wir<br />
für die in diesem Jahr neu ausgerollte<br />
Reihe von Planetengetriebe einen<br />
Prüfstand entwickelt. Der testet nicht<br />
nur die Abtriebs- und Eintriebsdrehzahl,<br />
sondern tastet beispielsweise<br />
auch jeden Zahnkranz ab und<br />
ermittelt so die Koaxialität. Bestimmte<br />
Parameter wie der Gesamtreibwert<br />
erlauben sogar Rückschlüsse auf<br />
Komponenten der Fertigung. Der<br />
Prüfstand selbst ist ergonomisch<br />
konzipiert und profitiert stark von<br />
seiner Anbindung an die relevante<br />
Datenbank.“<br />
Stöber hat einen EoL-Prüfstand für die neue Generation der Servo-<br />
Planetengetriebe und -motoren entwickelt<br />
Michael Fitzer, Zentrale Planung<br />
Technik bei der Stöber Antriebstechnik<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 31
SPECIAL: PRÜFSTANDTECHNIK<br />
MOTORENPRÜFSTÄNDE<br />
AUF LEISTUNG GETRIMMT<br />
Um Tests auf Prüfständen immer näher an die<br />
Bedingungen der Wirklichkeit heranzuführen,<br />
sind möglichst realitätsgetreue Testaufbauten<br />
und -umgebungen hilfreich. Aber auch<br />
modellbasierte Testszenarien erlangen immer<br />
mehr Bedeutung. Das führt zu besonderen<br />
Anforderungen für Konstruktion und Einbau der<br />
Belastungsmaschinen. Die müssen einerseits<br />
mehr Dynamik zeigen, andererseits sich in<br />
Modellumgebungen beweisen.<br />
Komplexere Fragestellungen in der Entwicklung von Automobil-Antrieben<br />
führen zu steigenden Anforderungen an<br />
die dabei zum Einsatz kommende Prüf- und Messtechnik.<br />
Diese muss modellbasierte Testszenarien und insgesamt<br />
eine höhere Dynamik seitens der eingesetzten Systeme ermöglichen.<br />
Ein deutscher Erstausrüster hatte sich hier entschieden, bestehende<br />
Motorenprüfstände in dieser Hinsicht zu modernisieren. Dessen<br />
Prüfstände in einem Leistungsbereich von 500 bis 700 kW ermöglichen<br />
Tests an Antrieben mit Ottomotoren sowie Hybrid- und E-Antrieben.<br />
Diese sind einerseits als Prüfstände für Inline- sowie als Prüfstände<br />
für Front-Quer Antriebssysteme konzipiert.<br />
Prof. Dr. Martin Sobczyk, Geschäftsführer Krebs & Aulich GmbH, Wernigerode<br />
und Michael Wastian, Corporate Identity/Design KS Engineers, Kristl,<br />
Seibt & Co Ges.m.b.H, Graz, Österreich<br />
Grundlegende Bedingung war die Übernahme von bestehender Infrastruktur<br />
wie Prüfstandgrundplatten und Palettensysteme für die<br />
Aufnahme der zu testenden Aggregate. Kernelemente wie die Belastungsmaschinen,<br />
Prüfstandunterbauten, Wellenverbindungen,<br />
Leistungselektronik, Sicherheitstechnik und Automatisierungssystem<br />
wurden von KS Engineers aus Graz neu konzipiert und geliefert.<br />
HOCHDYNAMISCHE PM-SYNCHRONMASCHINEN<br />
Als Belastungsmaschinen kommen hochdynamische PM-Synchronmaschinen<br />
der Krebs & Aulich GmbH aus Wernigerode zum Einsatz.<br />
Die zu testenden Antriebe werden in originaler Einbaulage – zum<br />
Beipsiel 2 ° geneigt – am Prüfstand aufgebaut. Dabei entstehende<br />
Winkelversätze in Bezug auf die Belastungsmaschine werden durch<br />
die direkte Verbindung über Gleichlaufgelenkwellen aufgenommen.<br />
Ein Fokus bei der Konzeption des Prüfstandsaufbaus lag auf den<br />
schwingungstechnisch optimierten Maschinenunterbauten. Dabei<br />
wurden die Resonanzfrequenzen außerhalb des nutzbaren Drehzahlbereiches<br />
gelegt bzw. Komponenten niederfrequent entkoppelt.<br />
Für realitätsnahe Versuche werden die originalen Abgasanlagen am<br />
Motor aufgebaut. Die Herausforderung dabei lag insbesondere im<br />
Inline-Prüfstandsaufbau. Um hier den Betrieb von beispielsweise<br />
zweiflutigen Abgasanlagen mit quer angeordnetem Endschalldämpfer<br />
zu ermöglichen, werden diese unter der Belastungsmaschine<br />
kollisionsfrei durchgeführt. Dies wird durch einen speziell<br />
optimierten portalartigen Aufbau des Maschinenrahmens mit hängender<br />
Belastungsmaschine ermöglicht.<br />
Die für den jeweiligen Anwendungsfall maßgefertigten Maschinen<br />
von Krebs & Aulich bilden hinsichtlich Leistung und Drehmoment<br />
(850 kW und bis zu 1 800 Nm) dieser anspruchsvollen Prüfstände<br />
bei minimalen Massenträgheitsmomenten (0,2 kgm²) ab, was eine<br />
hochdynamische Regelung der Lastszenarien im Prüfstand ermöglicht.<br />
Diese hier vergleichsweise hohe Massenträgheit des Rotors ist<br />
dem Rasselbetrieb in der Verbrennersimulation geschuldet. Andere<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: PRÜFSTANDTECHNIK<br />
Maschinen ohne Rasselbetrieb erreichen Massenträgheiten von<br />
0,043 kgm² und ermöglichen so noch dynamischere Simulationen<br />
von Fahrzyklen. Krebs & Aulich hat in den zurückliegenden Jahren<br />
mehrere Baureihen dieser Maschinen mit Drehzahlen bis zu<br />
25 000 m -1 bei Leistungswerten bis zu 500 kW entwickelt, die erfolgreich<br />
in mehreren Prüfständen weltweit im Einsatz sind.<br />
WICHTIGER BESTANDTEIL:<br />
DER FREQUENZUMRICHTER<br />
Für die Regelung der Motorenprüfstände wurde auf das KS-R2R<br />
System gesetzt. Neben den klassischen Regelungsarten liegt der<br />
Fokus auf dem modellbasierten Testen. Hierbei werden nicht vorhandene<br />
Triebstrangkomponenten und das Fahrzeugverhalten<br />
durch mathematische Modelle nachgebildet; d. h. der Prüfstand<br />
bildet die Reaktion des Triebstrangs und des Fahrzeugs inklusive<br />
der Darstellung von Triebstrangschwingungen in Echtzeit ab. Eine<br />
straßenrealistische Belastung ist durch den Einsatz der KS-R2R<br />
Regelung mit hochdynamischen Regelungsfeatures, wie der Trägheitskompen<br />
sation (Kompensation der Massenträgheit der E-Maschine<br />
beim Anlasserstart) und der aktiven Drehschwingungsdämpfung<br />
möglich.<br />
Zentraler Bestandteil dieser Technologie ist der KS-R2R Frequenzumrichter.<br />
Dabei handelt es sich um einen Umrichter, welcher von<br />
KS Engineers für hochdynamische Regelungsaufgaben entwickelt<br />
wurde. Der Systemaufbau des Umrichters stellt sicher, dass die für<br />
die Abbildungsgenauigkeit relevante Regelschleife mit 10 kHz ausgeführt<br />
werden kann.<br />
MODELLBASIERTE TESTSZENARIEN<br />
SPAREN KOSTEN<br />
Die Automatisierung der Prüfstände erfolgt über das leistungsstarke<br />
Echtzeitregelungssystem KS ADAC und die KS Tornado Software<br />
Suite. Neben der Verwaltung von Prüfaufgaben, Erfassung und Visualisierung<br />
von Messdaten bietet KS Tornado auch umfangreiche<br />
Schnittstellen zum Messdaten-, Prüffeld- und Auftragsmanagement.<br />
Modellbasierte Testszenarien ermöglichen signifikante Kostenund<br />
Zeiteinsparungen bei der Entwicklung und Absicherung von Antriebs-<br />
und Assistenzsystemen. Einzelne Entwicklungsaufgaben und<br />
deren Validierung werden in frühe Phasen verlagert, was als Frontloading<br />
bezeichnet wird. Zu diesem Zweck werden Tests auf Systemebene<br />
unabhängig vom physikalischen Aufbau am Prüfstand<br />
mithilfe von Einsatzszenarien, anstatt wie bisher mit synthetischen<br />
Lastprofilen, definiert. Sämtliche Messdaten und Aufbauten sind<br />
fahrzeug- und somit funktionsbezogen. Für die Virtualisierung fehlender<br />
Teilkomponenten am Prüfstand sind echtzeitfähige Modelle<br />
notwendig, die das Verhalten der simulierten Komponenten mit<br />
möglichst geringem Rechenaufwand in ausreichender Genauigkeit<br />
beschreiben. Wird eine physikalische Komponente durch ein entsprechendes<br />
Modell ersetzt, muss das Verhalten des Gesamtsystems<br />
unverändert bleiben. Idealerweise wird das jeweilige Teilmodell bereits<br />
vorab in der Simulation verwendet und anschließend direkt am<br />
Prüfstand eingebunden. Diese Vorgehensweise erlaubt es in weiterer<br />
Folge, Messergebnisse am Prüfstand direkt mit Simulationsergebnissen<br />
zu vergleichen und die verwendeten Teilmodelle sukzessive<br />
weiterzuentwickeln und an das reale Verhalten anzupassen.<br />
Krebs & Aulich bietet hier mit einer gewachsenen Kompetenz in<br />
Auslegung und Berechnung, Konstruktion und Bau ideale Voraussetzungen<br />
für den maßgeschneiderten Aufbau zur Simulation eines<br />
entsprechenden Belastungsverhalten für motorische und angetriebene<br />
Komponenten.<br />
Fotos: Krebs & Aulich, KS Engineers<br />
www.krebsundaulich.de<br />
01<br />
03<br />
01 Belastungsmaschine mit Portalrahmen,<br />
Wellenstrang und Berstschutz<br />
02 Eintriebsmaschine für einen Simulationsprüfstand<br />
für angetriebene Komponenten<br />
03 Schematische Darstellung des Prüfstands<br />
mit Fahrzeug und Prüfrahmen<br />
02<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 33
SPECIAL: PRÜFSTANDTECHNIK<br />
PRÜFSTAND-KUPPLUNGEN<br />
MIT SICHERHEIT IM ROTEN BEREICH<br />
Prüfstände für Highspeed-Anwendungen benötigen besonders zuverlässige<br />
Kupplungen. Sonst drohen Fehlfunktionen, die große Schäden verursachen.<br />
Gerade im Motorsport, wo Drehzahlen-Werte jenseits der 30 000 erreicht<br />
werden, führen massenoptimierte Messflansch- und Sicherheitskupplungen<br />
die Systeme an neue Grenzen.<br />
Motoren werden auch in Prüfständen immer kompakter,<br />
gleichzeitig steigen die Drehzahlen. So auch bei den<br />
Leistungsprüfständen, z. B. für (E-)Motoren, Getriebe<br />
und Pumpen, mit denen sich die ganze Bandbreite an<br />
Beanspruchungen für den Antriebsstrang und seine Komponenten<br />
praxisnah simulieren lässt. „Bei den Industrie-Prüfständen, auch im<br />
Bereich E-Mobilität, liegen die Drehzahlen im Moment bei 25 000<br />
min -1 bis 30 000 min -1 “, erklärt Ralf Epple, Produktmanager bei Mayr<br />
Antriebstechnik. „Allerdings gibt es im Bereich Forschung und Entwicklung,<br />
wo wir mit Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen<br />
zusammenarbeiten, oder auch im Motorsport, Projekte mit<br />
Drehzahlen deutlich über 30 000 min -1 . Die Erfahrungen aus diesen<br />
Projekten nutzen wir, um unseren Standard permanent weiterzuentwickeln.“<br />
So hat das Unternehmen aktuell z. B. massenoptimierte<br />
Messflansch-Kupplungen aus Aluminium oder Titan entwickelt.<br />
GEOMETRISCHE DATEN<br />
DER KUPPLUNG BESTIMMEN<br />
Messflansch-Kupplungen oder Wellenausgleichskupplungen sind<br />
ein entscheidendes Zubehörteil in Prüfständen. Sie minimieren auf<br />
den Messflansch wirkende Störgrößen. Diese Störgrößen oder so-<br />
Ralf Epple ist Produktmanager bei Mayr Antriebstechnik in Mauerstetten<br />
genannte parasitäre Kräfte entstehen oftmals durch Ausrichtfehler<br />
im Antriebsstrang. So treten in fast allen Anwendungen Versätze<br />
zwischen An- und Abtriebsseite auf. Zusammen mit dem Messflansch<br />
kommen daher Wellenausgleichskupplungen zum Einsatz.<br />
Dafür hat Mayr auf Basis der spielfreien und drehsteifen Roba-DS<br />
Baureihe eine speziell für Messflansche angepasste Ausführung<br />
seiner Ausgleichskupplung entwickelt.<br />
„Die geometrische Grundlage muss stimmen. Es bringt nichts, eine<br />
große Kupplung einfach in Alu oder Titan auszuführen. Denn<br />
ggf. passt eine kompakte Ausführung in Stahl, die steifer ist und<br />
mehr Wechsellasten kann, besser zur Anwendung.“, erläutert Epple.<br />
Daher sollte bei der Auswahl der Kupplung und des Materials immer<br />
die Anwendung ausschlaggebend sein. Hier gilt es zwischen<br />
den Materialeigenschaften z.B. Gewicht, Steifigkeit oder Dauerfestigkeit<br />
und der finalen Kundenanwendung, also den tatsächlichen<br />
Drehzahlen, Lastwechsel, Lastzyklen, Lagerabständen und Bohrungsdurchmessern<br />
abzuwägen. Letztendlich spielt natürlich auch<br />
das Preis-Leistungsverhältnis eine Rolle.<br />
PASSENDE KUPPLUNG FÜR<br />
UNI-MOTORENPRÜFSTAND GESUCHT<br />
Anhand der genannten Abwägungen fand auch das Racing Team<br />
e.V. der TU Darmstadt zur passenden Hochgeschwindigkeitskupplung.<br />
„Für unseren Motorenprüfstand ist ein kompakter Aufbau<br />
wichtig und wir möchten nach Möglichkeit kritische Biegeschwin-<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: PRÜFSTANDTECHNIK<br />
DIE IDEE<br />
„Mayr Antriebstechnik hat einen<br />
neuen Online-Konfigurator entwickelt.<br />
Mit diesem können sich<br />
Anwender jetzt Wellenkupplungen<br />
aus dem Portfolio selbst zusammenstellen,<br />
unkompliziert im Web-Browser.<br />
Damit lassen sich einfache<br />
Standard-Aufgaben schneller und<br />
bequemer lösen als bisher.<br />
Für komplexe Fragen und Beratung<br />
steht das kompetente Team<br />
natürlich weiterhin wie gewohnt zur<br />
Verfügung.“<br />
gungen vermeiden“, sagt Sven Franek,<br />
Alumnus und ehemaliger Vorsitzender des<br />
Uni-Rennstalls. Mit seinem Team konstruiert<br />
und fertigt Franek Rennfahrzeuge für<br />
die Teilnahme an den Wettbewerben der<br />
Formula Student. „Wir haben deshalb nach<br />
einer Kupplung gesucht, die nicht nur die<br />
hohen Drehzahlen kann, sondern selbst<br />
auch kompakt ist und eine geringe Masse<br />
und Massenträgheit hat.“ Die geometrischen<br />
Eigenschaften der Roba-DS Messflansch-Kupplungen<br />
von Mayr konnten die<br />
gesuchten Anforderungen des Motorenprüfstandes<br />
erfüllen. Zudem überzeugte die<br />
Kupplung durch ihre hohe Laufruhe und<br />
Wuchtgüte.<br />
KOLLISIONSSCHUTZ DANK<br />
SICHERHEITSKUPPLUNG<br />
Messflansch und Kupplung, wie auch Antrieb<br />
und Welle leisten in Prüfständen<br />
Die Highspeed-Kupplungen sind speziell auf<br />
die hohen Anforderungen in der Prüfstandtechnik<br />
zugeschnitten. Sie bieten<br />
zuverlässigen Schutz, ohne dabei die<br />
Messsignale zu beeinflussen.<br />
hochpräzise Arbeit. Eine unpräzise Kupplung,<br />
die das Messsystem beeinflusst,<br />
macht die Bewertung im Prüffeld schwierig.<br />
Das Messergebnis wird verfälscht. Hinzu<br />
kommt bei Highspeed-Anwendungen auch<br />
die Sicherheit von Menschen und Maschinen.<br />
Die Sicherheitskupplung muss in der<br />
Lage sein, die Prüflinge und Messeinheiten<br />
vor Schäden durch Überlast effizient zu<br />
schützen. Lösen sie zum richtigen Zeitpunkt<br />
aus, lassen sich Kollisionen verhindern,<br />
die bei hohen Drehzahlen schwere<br />
Schäden verursachen.<br />
„Nur mit der richtigen Kupplung macht<br />
die Absicherung Sinn. Man sollte sich hier<br />
vorher genau überlegen, was eingesetzt<br />
wird. Denn die eine Kupplung für alle Anwendungen<br />
gibt es nicht“, betont Epple.<br />
„Deshalb haben wir bereits im Standard ein<br />
sehr großes Produktspektrum, in das wir<br />
permanent unsere langjährigen Erfahrungen,<br />
auch aus dem Highspeed-Bereich mit<br />
einbringen.“<br />
NEUE BAUREIHEN UND<br />
BAUGRÖSSEN<br />
Dazu gehört auch die neue Standardbaureihe<br />
für die bewährte EAS-compact-F Freischaltkupplung.<br />
Mit bis zu <strong>12</strong> 000 min -1 trägt<br />
die Hochgeschwindigkeitskupplung den<br />
stetig steigenden Anforderungen an Drehzahl<br />
und Dynamik Rechnung. Bei der neuen<br />
Baureihe sorgt z.B. eine interne Abdichtung<br />
für eine zuverlässige Schmierung der Funktionsbauteile.<br />
Denn gerade bei den sehr hohen<br />
Drehzahlen ist es wichtig, dass der<br />
Schmierstoff überall dort ist, wo er benötigt<br />
Ralf Epple, Produktmanager bei<br />
Mayr Antriebstechnik, Mauerstetten<br />
wird. Dies gewährleistet ein zuverlässiges<br />
Ausrasten auch unter extremen Bedingungen<br />
und hohen Drehzahlen.<br />
Daneben wurden auch die EAS-HSE<br />
Highspeed-Sicherheitskupplungen um neue<br />
Baugrößen erweitert. „Wir bieten damit<br />
Sicherheitskupplungen für Highspeed-Anwendungen<br />
mit Drehmomenten im Standard<br />
von 30 bis 15 000 Nm und Drehzahlen<br />
von 25 000 min -1 für die kleinen und<br />
8 000 min -1 für die großen Baugrößen an“,<br />
ergänzt Epple. Übersteigt in einem Prüfstand<br />
das Drehmoment den an der Sicherheitskupplung<br />
eingestellten Grenzwert, rastet<br />
die Kupplung aus und trennt An- und<br />
Abtrieb innerhalb von Sekundenbruchteilen.<br />
Nach einem Überlastfall muss somit<br />
schlimmstenfalls die Messwelle neu kalibriert<br />
werden. Einen teuren Schaden an Antriebstrang<br />
oder Prüfling hingegen verhindert<br />
die Sicherheitskupplung zuverlässig.<br />
Fotos: Mayr Antriebstechnik und Formula Student<br />
Germany /Johannes Zenker<br />
www.mayr.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 35
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
SAFE-MOTION<br />
„KEINE FALSCHE BEWEGUNG!”<br />
Die Bewegungsüberwachung von Maschinen<br />
und Anlagen etabliert sich zunehmend in der<br />
Sicherheits- und Automatisierungstechnik. Die<br />
Auswahl reicht von Schaltgeräten zur Stillstandsund<br />
Drehzahlüberwachung bis zu kompletten<br />
Sicherheitssteuerungen und sicheren Antrieben.<br />
Mit Safe-Motion-Funktionalitäten lässt sich sowohl die<br />
Verfügbarkeit als auch Effizienz von Maschinen und<br />
Anlagen steigern. So ist es häufig sinnvoller, den Antrieb<br />
bei geöffneter Schutztür zu bewegen, damit Einricht-<br />
und Wartungsarbeiten durchgeführt werden können. Um<br />
den Anwender zu schützen, übernimmt die Sicherheitstechnik die<br />
Überwachung der gefahrbringenden Bewegung. Die Produktivität<br />
lässt sich möglicherweise erhöhen, wenn das Freigabesignal beim<br />
Erkennen des tatsächlichen Stillstands an eine elektromechanische<br />
Zuhaltung ausgegeben wird. Gegenüber einer zeitgesteuerten Freigabe<br />
hat der Mitarbeiter auf diese Weise einen schnelleren und<br />
gleichzeitig sicheren Zugang zur Maschine.<br />
Systeme zur sicheren Bewegungsüberwachung finden ebenfalls<br />
dort Anwendung, wo große Anlagen vor mechanischen Schäden<br />
durch überhöhte Geschwindigkeit abgesichert werden müssen.<br />
Durch Nutzung der Safe-Motion-Funktionen wird so die Rotordrehzahl<br />
bei Windenergieanlagen oder die Bewegung der Tragwerke<br />
bei beweglichen Brücken überwacht.<br />
SICHERHEITSFUNKTIONEN GEMÄSS EN 61800-5-2<br />
Die Norm EN 61800-5-2 beschreibt die Anforderungen an die funktionale<br />
Sicherheit für Leistungsantriebe mit einstellbarer Drehzahl,<br />
auch Power Drive Systems Safety Related PDS(SR) genannt. Hierzu<br />
sind standardisierte Teilsicherheitsfunktionen als Basis für die weitere<br />
Validierung definiert worden. Zu den wichtigsten Funktionen<br />
zählen z. B. das Abschalten des Antriebs durch unmittelbare Energietrennung<br />
(Safe Torque Off); oder das Stillsetzen des Antriebs bei<br />
Überschreitung einer maximal zulässigen Geschwindigkeit (Safety-<br />
Limited Speed). Auch kann vermieden werden, dass sich die Antriebswelle<br />
in die nicht vorgesehene Richtung bewegt. Diese Safe-<br />
Direction-Funktion wird zur Verhinderung der Richtungsumkehr<br />
an kraftbetriebenen Walzen eingesetzt.<br />
BEWEGUNG MITHILFE DES DREHGEBERS<br />
ÜBERWACHEN<br />
Für die Aufnahme der Bewegung eines Antriebselements werden<br />
oftmals Näherungsschalter oder Drehgeber (Encoder) verwendet.<br />
Hat sich der Anwender zur Nutzung von Näherungsschaltern entschieden,<br />
sind für die Umsetzung einer redundanten Architektur<br />
zwei Sensoren an einem Zahnrad oder einer Lochscheibe anzubringen.<br />
Die durch die Bewegungsimpulse in Abhängigkeit von der<br />
Zeit entstehende Frequenz wird in der Logik des Safe-Motion-<br />
Moduls ausgewertet. Als Vergleichswert gegen die parametrierten<br />
Schaltschwellen zur Über- oder Unterdrehzahlüberwachung lässt<br />
sich die gemessene Frequenz heranziehen.<br />
Die Bewegungsüberwachung durch einen am Antriebsstrang<br />
installierten Encoder funktioniert ähnlich. Drehgeber gibt es in<br />
unterschiedlichen Ausprägungen. Häufig aber kommen Singleturn-<br />
Encoder mit HTL-, TTL- oder Sinus-/Cosinus-Schnittstelle zur<br />
Anwendung. Durch die Analyse der Signalperioden kann das<br />
Dipl.-Ing. (FH) Carsten Gregorius, Senior Specialist Safety und Udo Tappe,<br />
Product Manager, sind im Geschäftsbereich Automation Infrastructure bei der<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH in Bad Pyrmont tätig<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Safe-Motion-Modul, neben den Sicherheitsfunktionen<br />
für die Geschwindigkeitsüberwachung,<br />
so ebenfalls die Bewegungsrichtung<br />
sicher auswerten. Im Vergleich<br />
mit Näherungsschaltern lassen sich die<br />
Signale der Encoder jedoch noch genauer<br />
diagnostizieren. Von einem Kreuzvergleich<br />
abgesehen wird bei Sinus-/Cosinus-Sig nalen<br />
auch die 2,5-V-Offsetspannung, das 1-Vpp-<br />
Differenzsignal oder der resultierende Einheitskreis<br />
analysiert. Diese Diagnosen sind<br />
erforderlich für die Auswertung von Safety-<br />
Encodern. Sie entsprechen signalseitig dem<br />
gleichen Prinzip wie Standard-Encodern.<br />
SIGNALE IM ENCODER<br />
Der typische Aufbau eines Encoders zeigt,<br />
dass sich einige Funktionsteile einkanalig<br />
und andere Teile zweikanalig ausführen<br />
lassen. Mechanische Fehler an der Welle,<br />
Lagerung und Codescheibe können sich<br />
gleichzeitig auf zweikanalige Strukturen innerhalb<br />
des Encoders auswirken. Wenn<br />
sich z. B. die Geberwelle von der Motorscheibe<br />
löst, wird dieser Fehler aufgrund<br />
zusätzlicher Maßnahmen erkannt, da die<br />
Ausgangssignale des Gebers weiterhin im<br />
zulässigen Bereich liegen. Bauteilfehler in<br />
der internen Elek tronik müssen ebenfalls<br />
beherrschbar sein. Sie verursachen Verfälschungen<br />
der Ausgangssignale (siehe<br />
EN 61800-5-2).<br />
Je nach Art der verwendeten Sensortechnologie<br />
lassen sich abhängig von den strukturellen<br />
Eigenschaften verschiedene Sicherheitsniveaus<br />
erreichen. Voraussetzung ist<br />
eine entsprechende Auswerteeinheit, welche<br />
die notwendigen Plausibilitätsprüfungen<br />
durchführt. Passend zur Anforderung kann<br />
anhand den typischen Encoder-Architekturen<br />
eine bestimmte Kombina tion von SIL<br />
und PL ausgewählt werden.<br />
ANWENDUNGSBEZOGENE<br />
SICHERHEITSKONZEPTE<br />
Stand-Alone-Sicherheitsmodule sind universell<br />
nutzbar, antriebsunabhängig sowie<br />
einfach in der Parametrierung und Handhabung.<br />
Die Stand-Alone-Module der Baureihe<br />
PSRmotion von Phoenix Contact sind<br />
ab einer Baubreite von <strong>12</strong>,5 mm verfügbar.<br />
Auf diese Weise lassen sich auch Retrofit-<br />
Maßnahmen realisieren. Mit dem zweikanaligen<br />
Drehzahl- und Stillstandswächter<br />
PSR-MM30 aus der PSRmotion-Familie<br />
können neben dem Stillstand bis zu drei<br />
unterschiedliche Betriebsarten einer Maschine<br />
überwacht werden.<br />
Das modulare Sicherheitssystem der Produktfamilie<br />
PSRmodular erlaubt die Umsetzung<br />
von Applikationen bis PL e (EN ISO<br />
13849) sowie SIL 3 (IEC 61508 respektive<br />
EN 62061). Aufgrund des Tragschienenbusverbinders<br />
TBUS kann der Anwender das<br />
System flexibel an seine jeweiligen Anforderungen<br />
anpassen und erweitern. Somit<br />
ist die Lösung sowohl für Kleinstanwendungen<br />
mit drei Sicherheitsfunktionen bis<br />
hin zu Applikationen mit 160 sicheren I/Os<br />
in einer Station einsetzbar.<br />
Fotos: Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />
www.phoenixcontact.de<br />
DIE IDEE<br />
„Die Produktfamilien PSRmodular<br />
und PSRmini sind Bestandteil von<br />
Complete line. Dabei handelt es<br />
sich um ein System aus technologisch<br />
führenden, aufeinander<br />
abgestimmten Hard- und Softwareprodukten,<br />
Dienstleistungen<br />
und Systemlösungen für die<br />
Optimierung der Prozesse im<br />
Schaltschrankbau. Zum Complete<br />
line-Portfolio gehören neben der<br />
funktionalen Sicherheitstechnik<br />
auch Steuerungen und I/O-Systeme,<br />
Stromversorgungen und Geräteschutzschalter,<br />
Reihenklemmen<br />
und Verteilerblöcke, Relaismodule<br />
und Motorstarter, Trennverstärker,<br />
Überspannungsschutz sowie<br />
schwere Steckverbinder.“<br />
Dipl.-Ing. (FH) Carsten Gregorius,<br />
Senior Specialist Safety, und<br />
Udo Tappe, Product Manager<br />
Safety; beide im Geschäftsbereich<br />
Automation Infrastructure tätig,<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH<br />
komplett<br />
zuverlässig<br />
ökonomisch<br />
Verschlussschrauben, Entlüftungsventile und Ölschaugläser – EIN Abdichtungssystem<br />
für alle Einschraub- und konstruktionsbedingten Bohrungen im Getriebegehäuse.<br />
Komplett montiert und einsatzbereit.<br />
HN | DREHTEILE<br />
Unser Paket für die<br />
Antriebstechnik<br />
It’s our turn.<br />
heinrichs.de
DICHTUNGEN<br />
LAGER UND DICHTRINGE<br />
KUNSTSTOFF FÜR HOHE<br />
BEANSPRUCHUNG<br />
Die Anforderungen an<br />
Reib- und Verschleißteile<br />
steigen kontinuierlich an.<br />
Kunststofflösungen haben<br />
hier traditionell keine starke<br />
Lobby. Aber diese Ansicht<br />
ist nicht mehr zeitgemäß.<br />
Häufig sind Kunststoffe<br />
die geeignetste Option bei<br />
Lagern und Dichtringen,<br />
auch im Falle von starken<br />
und stärksten Belastungen.<br />
Druck- und Anlaufscheiben, Axiallager, Dichtringe und andere<br />
anwendungsspezifische Reib- und Verschleißteile in<br />
Getrieben bestehen heute schon oft aus Hochleistungskunststoffen,<br />
sie sind Stand der Technik. Dennoch berücksichtigen<br />
Entwickler von z. B. neuen Getrieben mit Drehzahlen von<br />
14 000/min und mehr oder Antriebselementen für (H)EVs solche<br />
Kunststoffe häufig nicht. Als Konsequenz werden dann Bauteile aus<br />
Metall wie Nadel- oder Kugellager standardmäßig eingesetzt. Auf<br />
diese Weise bleiben bessere Möglichkeiten oft ungenutzt.<br />
GRUNDLAGEN<br />
Reib- oder auch Gleitlagersysteme sind gekennzeichnet durch die<br />
Art der Oberflächen der sich berührenden Teile, den Anpressdruck,<br />
die Gleitgeschwindigkeit, die Temperatur und die Schmierung. Der<br />
wichtigste Parameter des Systems ist der Reibungskoeffizient µ, der<br />
das Verhältnis zwischen der zum Bewegen des Teils erforderlichen<br />
Reibkraft und der senkrecht zur Oberfläche ausgeübten Kraft bezeichnet.<br />
Je kleiner µ, desto geringer ist der Reibungsverlust, der<br />
durch die Komponente während des Betriebs verursacht wird. Der<br />
Gesamtverlust eines Getriebes aufgrund von Reibung kann beträchtlich<br />
sein, bei Verbrennungsmotoren bis zu mehreren Kilowatt.<br />
Normalerweise wird µ als Funktion der beiden Schlüsselparameter<br />
Geschwindigkeit (V) und Druck (p) des Systems dargestellt,<br />
kombiniert als V/p. Es existieren drei verschiedene Reib- oder<br />
auch Schmierzustände: Grenz-, gemischte und hydrodynamische<br />
Schmierung. Um die Reibung und damit die Energieverluste des<br />
Systems zu optimieren, sollen die Bedingungen im Auslegungsfall<br />
nahe am Minimum von µ liegen, welches sich in der Übergangszone<br />
von gemischter zu hydrodynamischer Schmierung befindet.<br />
Dr.-Ing. Jens Höltje, Geschäftsführer High3P GmbH, Aachen<br />
WAS ENTWICKLER BEACHTEN SOLLTEN<br />
Beim Entwurf von Reib- bzw. Gleitbauteilen eines Getriebes oder<br />
Antriebsstrangs müssen viele Anforderungen berücksichtigt werden.<br />
Zunächst ist für die Optimierung der Energieverluste ein Werkstoff<br />
mit einem niedrigen Reibungskoeffizienten bei den vorherrschenden<br />
Betriebsbedingungen auszuwählen. Gleichzeitig müssen<br />
die Gegebenheiten während des Anfahrens und – noch wichtiger –<br />
die maximale Belastung berücksichtigt werden. Hervorragende<br />
Reibeigenschaften allein reichen jedoch nicht aus. Im gleichen<br />
Maß soll das Material einen geringen Verschleiß aufweisen, idealerweise<br />
so, dass das Bauteil während der vorgesehenen Lebensdauer<br />
nicht ausgetauscht werden muss.<br />
Ebenso spielt beim Design die Integration von weiteren Funktionen<br />
in die Komponente eine wichtige Rolle. Eine derartige Konsolidierung<br />
führt zu weniger Teilen, einer einfacheren Montage und<br />
damit geringeren Gesamtkosten.<br />
Andere relevante Parameter sind der verfügbare Platz, die Trägheit<br />
des Systems, NVH (Noise, Vibration, Harshness), Art und<br />
Durchfluss des Schmiermittels und natürlich die Kosten.<br />
VERGLEICH ZWISCHEN KUNSTSTOFF- UND<br />
METALLBASIERTEN KOMPONENTEN<br />
Metallische Bauteile werden häufig ausgewählt, weil sie angeblich<br />
die besten Reibeigenschaften aufweisen. Neueste Entwicklungen<br />
von reib- und verschleißoptimierten Polymeren haben jedoch<br />
gezeigt, dass sich mit diesen vergleichbare oder sogar bessere Werte<br />
erzielen lassen.<br />
Darüber hinaus bieten Kunststoffe verschiedene weitere Vorteile:<br />
n Bauraum: Eine typische Druckscheibe benötigt 1,5 bis 2 mm<br />
Platz, während für ein Nadellager normalerweise mindestens<br />
4 mm erforderlich sind.<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
DICHTUNGEN<br />
UNTERSTÜTZUNG VOM LIEFERANTEN<br />
Bei der Entwicklung von Reib- und Verschlussteilen wird früh<br />
Simulations-Software eingesetzt – hier FEA (Finite Elemente Analyse) –<br />
Simulation eines Druckrings mit Rotationsverriegelung<br />
n NVH-Eigenschaften: Geräusche und Vibrationen sind bei den<br />
gegenüber Nadel- oder Kugellagern deutlich weniger komplexen<br />
Bauteilen aus Kunststoffen signifikant geringer, auch weil sie bessere<br />
Dämpfungseigenschaften besitzen.<br />
n Montage: Bei Verwendung bestimmter Polymere können Komponenten<br />
so gestaltet werden, dass sie sich flexibel öffnen und<br />
seitlich über die Welle schieben lassen. Auch ein möglicher Austausch<br />
ist dann viel einfacher.<br />
n Gestaltungsfreiheit: Bei Bedarf können die Abmessungen einer<br />
vorhandenen Komponente problemlos verändert werden. Kon -<br />
s trukteure sind somit nicht auf Standardgrößen beschränkt wie<br />
sie bei metallischen Lagern vorherrschen.<br />
n Kosten: Kunststoffkomponenten sind tendenziell kostengünstiger<br />
als solche aus Metall. Typische Unterschiede liegen bei 25 %<br />
oder mehr. Dies gilt insbesondere für hohe Drehzahlen, bei<br />
denen Metalllager enge Toleranzen aufweisen müssen.<br />
Bauteile aus Polymeren sind allerdings nicht grundsätzlich und in<br />
allen Fällen die beste Wahl. Sofern Anwendungen verschiedene<br />
Belastungszustände über einen größeren Bereich umfassen, kann<br />
der dann relevantere durchschnittliche µ-Wert bei Metallkomponenten<br />
niedriger sein.<br />
AM HÄUFIGSTEN VERWENDETE KUNSTSTOFFE<br />
Bei Anwendungen mit hohen V/p-Kennzahlen, erhöhten Temperaturen<br />
und/oder extremen Betriebsbedingungen werden üblicherweise<br />
Polyetheretherketon (PEEK), Polyamidimid (PAI) oder Polyimid<br />
(PI) als Basismaterial gewählt.<br />
n PEEK weist ein hervorragendes Eigenschaftsprofil auf und kommt<br />
in vielen Industrien zum Einsatz. Allerdings muss es jedoch häufig<br />
in Reib- und Verschleißanwendungen mit Glas- oder Kohlefasern<br />
verstärkt werden. Derartige Fasern können zu Beschädigungen,<br />
erhöhtem Verschleiß beim Einfahren sowie allgemein höheren<br />
Reibwerten und Betriebstemperaturen führen.<br />
n PAI kann bei gleicher oder besserer Leistung bei höheren Temperaturen<br />
als PEEK eingesetzt werden. Zudem sind die Oberflächen<br />
glatt und Bauteile vergleichsweise biegsam, da keine Faserverstärkung<br />
erforderlich ist. Obwohl die Verwendung dieses Polymers<br />
weniger verbreitet ist, liegen die Preise entsprechender Komponenten<br />
oft niedriger.<br />
n Die besten Eigenschaften in Bezug auf Reibung und Verschleiß<br />
besitzt PI. Aufgrund seines hohen Preises und von Einschränkungen<br />
im Herstellungsprozess wird es jedoch nur bei sehr speziellen<br />
Anforderungen eingesetzt. Mit einem geeigneten Bauteildesign<br />
können auch PEEK oder – häufiger – PAI erfolgreich sein.<br />
Die beschriebenen Systeme und Bauteile sind komplex. Oftmals ist<br />
es deshalb ratsam, Spezialisten zu konsultieren, die bei der Entwicklung<br />
eines neuen Teils helfen können. Mit ihrem Wissen und<br />
ihrer Erfahrung decken die Hersteller derartiger Komponenten die<br />
genannten Aspekte in aller Regel am besten ab. Für Kunststofflösungen<br />
können sie hinsichtlich Polymerart und -type sowie Teiledesign<br />
beraten. Gleichzeitig muss die industrielle Herstellung<br />
berücksichtigt werden, auch um den Kosten Rechnung zu tragen.<br />
Virtuelle Simulationen der mechanischen Eigenschaften und der<br />
Produktion sowie realitätsnahe Tests unterstützen den iterativen<br />
Entwicklungsprozess.<br />
Ein hochqualifizierter und erfahrener Hersteller solcher Teile<br />
ist Allegheny Performance Plastics mit Sitz in den USA. Als ein<br />
führender Anbieter von Reib- und Verschleißteilen produziert das<br />
Unternehmen hauptsächlich für deutsche Tier1-Automobilzulieferer.<br />
Kürzlich konnte Allegheny die 100-millionste Druckscheibe<br />
feiern. Die High3P GmbH wurde von langjährigen Experten<br />
für Kunststoffe und deren Verarbeitung gegründet; sie vertritt<br />
Allegheny in Europa.<br />
Fotos: Allegheny Performance Plastics<br />
www.high3p.de<br />
DIE IDEE<br />
„Die Entwicklung optimierter Reibbzw.<br />
Verschleißteile aus Polymeren<br />
ist komplex. Sie erfordert Materialauswahl,<br />
Teiledesign, Simulation,<br />
Herstellung und Prüfung – häufig in<br />
mehreren Iterationen. Ein starker<br />
Partner für all diese Schritte ist<br />
Allegheny Performance Plastics, das<br />
seinen Kunden seit mehr als<br />
80 Jahren fundiertes Wissen und<br />
umfassende Erfahrung anbietet.<br />
Dank eines optimierten Herstellungskonzeptes<br />
produziert das Unternehmen<br />
die entsprechenden Teile kostengünstig<br />
sowohl in großen als auch in<br />
kleinen Serien.“<br />
Dr.-Ing. Jens Höltje, Geschäftsführer<br />
High3P GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> 39
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
PEER REVIEWED<br />
TRAGFÄHIGERE WELLE-NABE-<br />
VERBINDUNGEN DURCH H-PROFILE – TEIL 2<br />
Welle<br />
Welle-Nabe-Verbindung<br />
Genormte formschlüssige Welle-Nabe-<br />
Verbindungen geraten in vielen Anwendungen<br />
zunehmend an die Grenzen ihrer Tragfähigkeit.<br />
Als Alternative bietet sich das H-Profil an. Neben<br />
seiner höheren Tragfähigkeit ist es geometrisch<br />
variabel und profitabel in der Herstellbarkeit.<br />
In einem DFG-Forschungsprojekt hat die<br />
Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />
gemeinsam mit der TU Chemnitz die<br />
Tragfähigkeit von H-Profil-Wellen untersucht.<br />
Im zweiten von zwei Teilen gewinnt das Team<br />
Informationen aus der Beobachtung der<br />
Torsionsspannung sowie der Kerbwirkungszahlen.<br />
RECHNERISCHER ANSATZ ZUR ERMITTLUNG<br />
DER FORMZAHLEN<br />
Zur Beurteilung der mechanischen Eigenschaften der H-Profile<br />
sind bislang numerische Berechnungen unabdingbar. Dies stellt im<br />
Hinblick auf die praktische Anwendung der H-Profile ein großes<br />
Hindernis dar. Zur Berechnung der Formzahl bei reiner Torsionsbelastung<br />
ohne den aufwändigen Einsatz der FEM, wurde im Rahmen<br />
des DFG-Forschungsprojektes auf Basis der Simulationsergebnisse<br />
ein rechnerischer Ansatz hergeleitet:<br />
Die Gleichung basiert auf den Formzahlen bei gleichem Flächeninhalt<br />
A der Stirnschnitte der Wellen (Bild 7, Methode a) [Ausgabe<br />
11/20]), sodass allen Werten die gleiche Nennspannung zu Grunde<br />
liegt. In Bild 9 werden die mittels der FEM und nach Gleichung (9)<br />
berechneten Formzahlen verglichen. Die prozentuale Abweichung<br />
der ermittelten Formzahlen beträgt maximal 1% und ist somit sehr<br />
gering. Zudem sind die rechnerisch ermittelten Formzahlen immer<br />
größer als die numerisch ermittelten Werte und liegen damit auf<br />
der sicheren Seite. Die rechnerisch ermittelten Formzahlen können<br />
in weiteren Schritten zur Auslegung hypotrochoidischer Welle-Nabe-Verbindungen<br />
verwendet werden und in ein allgemeingültiges<br />
Auslegungskonzept für diese Verbindungen einfließen.<br />
VERGLEICH NUMERISCH ERMITTELTER TORSI-<br />
ONSSPANNUNGEN MIT VERSUCHSERGEBNISSEN<br />
Im Rahmen des DFG-Forschungsprojektes wurden an der Technischen<br />
Universität Chemnitz in Bauteilversuchen unter anderem<br />
Torsions-Messungen mittels Dehnungsmessstreifen (DMS) exemplarisch<br />
für H3 Profilwellen durchgeführt. Hierbei wurden die DMS<br />
im Bereich der freien Welle jeweils sowohl im Flankenbereich (am<br />
Pferchkreis) als auch im Profilnasenbereich (am Hüllkreis) des Profils<br />
appliziert. Dabei wurde darauf geachtet, dass der Abstand zur Nabe<br />
so groß gewählt wurde, dass nach dem Prinzip von SAINT-VENANT<br />
eine Beeinflussung der Ergebnisse durch die Überlagerung von<br />
Kerbwirkungseffekten der Nabenkante und des Profils ausgeschlossen<br />
werden kann. Neben Verbindungen mit idealisierter Übergangspassung<br />
(„Nullspiel“) wurden ebenfalls WNV mit einem<br />
leichten Presssitz und einem relativen Übermaß von ζ=0,5‰ experimentell<br />
untersucht. Da die Verbindungen durch thermisches<br />
Fügen hergestellt wurden, konnten die DMS erst nach dem Fügevorgang<br />
installiert werden. Verformungen infolge des Übermaßes<br />
(Presspassung) konnten somit nicht erfasst werden.<br />
Die Wahl des Applikationsabstands zur Nabenkante wurde auf<br />
numerischer Basis mittels FEM durch einen Vergleich der Beanspruchungsgrößen<br />
einer reinen H-Profilwelle sowie des freien Wel-<br />
40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
PEER REVIEWED<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
lenbereiches einer geometrisch identischen H-Profil-Verbindung<br />
verifiziert. Zusätzlich wurde eine Konvergenzbetrachtung durchgeführt.<br />
Verglichen wurden dabei die Torsionsspannungen τ t<br />
auf der<br />
Mantelfläche der Welle. Dazu wurden die im Versuch gemessenen<br />
Dehnungen für die jeweiligen Laststufen umgerechnet. Die Torsionsspannungen<br />
auf der Mantelfläche der freien Welle wurden hierbei<br />
ebenfalls nach Gleichung (6) berechnet.<br />
Für die untersuchten H3-Profilverbindungen (ε = 0,07) mit unterschiedlichen<br />
Passungen und relativen Fügelängen (l/d a<br />
=0,5…1,0)<br />
besteht eine sehr gute Übereinstimmung der numerisch und experimentell<br />
ermittelten Torsionsspannungen (s. Bild 10). Die relativen<br />
Abweichungen zwischen den numerischen und experimentell<br />
ermittelten Ergebnissen variierten je nach Versuch und Belastungsniveau<br />
und lagen durchschnittlich bei 2,2-6,7 %. Bei den Versuchen<br />
zeigte sich zudem eine sehr gute Reproduzierbarkeit der Messergebnisse.<br />
Somit lässt sich die Torsionsspannung von H-Profilwellen<br />
mit 3 Mitnehmern auch im freien Wellenbereich einer WNV unter<br />
Berücksichtigung eines Mindestabstands ermitteln.<br />
ERMITTLUNG DER KERBWIRKUNGSZAHLEN<br />
(DYNAMISCHE BELASTUNG)<br />
Bei einer dynamischen Belastung der Verbindung ist die Kerbwirkungszahl<br />
für die Dauerfestigkeit der Welle entscheidend. In diesem<br />
Kapitel werden die für H-Profil-Wellen numerisch ermittelten<br />
Kerbwirkungszahlen vorgestellt. Die Kerbwirkungszahlen von H-<br />
Profil Welle-Nabe-Verbindungen sind Gegenstand einer noch folgenden<br />
Veröffentlichung.<br />
Zur Ermittlung der Kerbwirkungszahlen bei reiner Torsionsbelastung<br />
ist neben der Formzahl α t<br />
die Stützzahl n t<br />
erforderlich. Die<br />
Stützzahl erfasst insbesondere Stützwirkungseffekte infolge des Abklingverhaltens<br />
der Spannungen in oberflächennahen Bereichen<br />
der Welle in radialer Richtung und des Werkstoffverhaltens. Die<br />
Kerbwirkungszahl bei Torsionsbelastung wird allgemein als Quotient<br />
der Formzahl und der Stützzahl definiert:<br />
basierend auf Versuchsergebnissen mit 400 N/mm 2 angenommen,<br />
der Halbzeugdurchmesser beträgt 70 mm.<br />
KERBWIRKUNGSZAHL NACH FKM-RICHTLINIE<br />
(MIT ÖRTLICHEN SPANNUNGEN)<br />
Neben dem Ermüdungsfestigkeitsnachweis mit Nennspannungen<br />
bietet die FKM-Richtlinie [<strong>12</strong>] dem Anwender auch einen Festigkeitsnachweis<br />
mit örtlichen Spannungen an. Dieser wird insbesondere<br />
dann empfohlen, wenn die Spannungskennwerte, wie im vorliegenden<br />
Fall, mittels numerischer Simulationen ermittelt wurden. In Anlehnung<br />
an die FKM-Richtlinie wurden für die H-Profil-Wellen Kerbwirkungszahlen<br />
β t<br />
unter Verwendung örtlicher Spannungen ermittelt.<br />
Die Berechnung erfolgt nach Gleichung (10) mit den auf numerischer<br />
Basis ermittelten Formzahlen nach Methode a), Bild 7 (Ausg.<br />
11/20). Die FEM-Ergebnisse beinhalten hierbei sowohl die<br />
Stützwirkungs effekte infolge der lokalen Kerbgeometrie, wie auch<br />
die Stützwirkung infolge der Belastungsart. Das bezogene Spannungsgefälle<br />
G‘ im Betrachtungspunkt wird analog zur im vorherigen<br />
Abschnitt beschriebenen Vorgehensweise ermittelt. Zur Ermittlung<br />
der Stützzahl n t<br />
ist eine Fallunterscheidung erforderlich. Je nach be-<br />
09 Gegenüberstellung der Formzahlen α t<br />
der H-Profile mit n = 3, 4,<br />
5, 7, 9 in Abhängigkeit der bezogenen Exzentrizität ε bei konstantem<br />
Flächeninhalt des Stirnschnitts der Welle; Vergleich numerisch<br />
ermittelter Werte (FEM) mit nach Gl. (9) ermittelten Werten<br />
KERBWIRKUNGSZAHL NACH DIN 743<br />
Nach DIN 743 [11] wird die Stützzahl n τ<br />
bei reiner Torsionsbelastung<br />
nach der Methode von SIEBEL und STIELER unter Anwendung<br />
von Gleichung (11) ermittelt:<br />
Zur Berechnung der Stützzahl ist nach Gl. (11) das bezogene Spannungsgefälle<br />
G‘ in radialer Richtung erforderlich. Es ist der auf die<br />
maximale Torsionsspannung bezogene Gradient dτ t<br />
/dr der Torsionsspannung<br />
im Ort ihres Auftretens auf der Wellenoberfläche. In<br />
Hinblick auf die numerische Ermittlung des Spannungsgefälles ist<br />
bei der FE-Modellierung darauf zu achten, dass in radialer Richtung<br />
eine ausreichende Anzahl an Stützstellen (Knoten) zur Erfassung<br />
der Spannungen zur Verfügung steht. Im Rahmen der durchgeführten<br />
Berechnungen wurden insgesamt fünf Knoten mit einem<br />
radialen Abstand von 0,3 mm für einen charakteristischen Radius<br />
von ca. 20 mm ausgewählt. Bild 11 zeigt exemplarisch einen Ausschnitt<br />
aus dem vernetzten FE-Modell eines H7-Profils mit dem<br />
Auswertepfad in radialer Richtung.<br />
Der Werkstoffeinfluss auf die Stützzahl wird durch die Streckgrenze<br />
σ S<br />
unter Einbeziehung des technologischen Größeneinflussfaktors<br />
nach den Maßgaben von [11] berücksichtigt. Den Berechnungen<br />
liegt der Werkstoff C45 zugrunde. Die Streckgrenze wurde<br />
10 Vergleich des Verlaufes der Torsionsspannung τ t<br />
in Abhängigkeit<br />
des Drehmomentes M t<br />
für das H3-Profil (ε = 0,07) im Wellenauslauf;<br />
Welle 42CrMo4+QT, Nabe C45E+N<br />
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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
PEER REVIEWED<br />
11 Auswertepfad zur Ermittlung des bezogenen Spannungsgefälles<br />
G‘ in radialer Richtung<br />
<strong>12</strong> Kerbwirkungszahlen β t<br />
der H-Profile mit n = 3, 4, 5, 7, 9 nach<br />
DIN 743 und FKM-Richtlinie (mit örtlichen Spannungen) in<br />
Abhängigkeit der bezogenen Exzentrizität ε<br />
rechnetem Spannungsgefälle wird eine der Gleichungen aus Tabelle 1<br />
angewendet, die auf dem STIELER’schen Stützwirkungskonzept basieren.<br />
Die Berechnungen erfolgen für den Werkstoff C45 mit einem<br />
Halbzeugdurchmesser von 70 mm. Auch bei der Berechnung der<br />
Stützzahl nach der FKM-Richtlinie werden werkstoffbedingte<br />
Stützwirkungseffekte unter anderem durch Verwendung der Zugfestigkeit<br />
des Werkstoffs und des Schubwechselfestigkeitsfaktors berücksichtigt.<br />
Weiterführende Hinweise finden sich in [<strong>12</strong>].<br />
In Bild <strong>12</strong> werden die numerisch ermittelten Kerbwirkungszahlen<br />
für die H-Profil Wellen mit 3,4,5,7 und 9 Mitnehmern nach DIN 743<br />
und der FKM-Richtlinie (mit örtlichen Spannungen) für die Formzahlen<br />
α t<br />
auf Basis des gleichen Flächeninhaltes des Stirnschnittes<br />
der Welle dargestellt. Die nach der FKM-Richtlinie berechneten Werte<br />
sind etwas kleiner als die Kerbwirkungszahlen nach DIN 743. Die<br />
Ergebnisse bestätigen die bereits in [9] gemachten Beobachtungen.<br />
Bei Anwendung der Kerbwirkungszahlen nach DIN 743 liegt die Auslegung<br />
stets auf der sicheren Seite. In [10] wird für das Evolventenzahnprofil<br />
nach DIN 5480 – 45x5x7 auf Basis numerischer Berechnungen<br />
eine Kerbwirkungszahl (nach DIN 743) bei reiner Torsionsbelastung<br />
von β t<br />
= 2,2 ermittelt. Die Kerbwirkungszahlen der H-Profile<br />
liegen unabhängig von der Berechnungsgrundlage deutlich unter<br />
diesem Wert. Die Ergebnisse der Untersuchungen belegen die geometriebedingten<br />
Vorteile der hypotrochoidischen Profile sehr gut.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
In einem gemeinsamen DFG-Forschungsvorhaben werden an der<br />
Westsächsischen Hochschule Zwickau und der Technischen Universität<br />
Chemnitz die statische und dynamische Tragfähigkeit<br />
formschlüssiger Welle-Nabe-Verbindungen auf Basis der Hypotrochoiden<br />
(H-Profile) unter verschiedenen Belastungsarten untersucht.<br />
Die H-Profile vereinen gute Fertigungseigenschaften mit mechanischen<br />
Vorteilen in Form kleiner Kerbwirkungszahlen. Mittels<br />
einer Näherungsgleichung kann der maximale Anlagewinkel γ max<br />
zur Beurteilung der fertigungstechnischen Umsetzbarkeit und als<br />
Indikator für den Formschlussgrad der Profile ermittelt werden. In<br />
umfangreichen numerischen Untersuchungen mittels der FEM<br />
wurden für eine Vielzahl unterschiedlicher H-Profile bei variierender<br />
bezogener Exzentrizität ε und Mitnehmeranzahl n die Spannungszustände<br />
ermittelt. Ausgehend von den numerisch gewonnenen<br />
Torsionsspannungen wurden für H-Profil-Wellen Formzahlen<br />
α t<br />
bei reiner Torsionsbelastung berechnet. Diese basieren auf zwei<br />
unterschiedlichen Methoden zur Nennspannungsermittlung, wobei<br />
entweder der Flächeninhalt A oder das Torsionsträgheitsmoment<br />
I t<br />
der Profile konstant gehalten wird. Die Formzahlen der H-<br />
Profile sind jeweils deutlich kleiner als die bei methodisch gleicher<br />
Vorgehensweise für die Evolventenzahnprofile nach DIN 5480 ermittelten<br />
Werte und machen das Potential der H-Profile deutlich.<br />
Durch eine auf empirischer Basis entwickelte Gleichung können<br />
die Formzahlen zudem ohne den aufwändigen Einsatz numerischer<br />
Verfahren berechnet werden.<br />
An der Technischen Universität Chemnitz wurde im Rahmen des<br />
DFG-Forschungsprojektes [3] eine große Anzahl an Bauteilversuchen<br />
durchgeführt. Die in den Versuchen ermittelten Torsionsspannungen<br />
der H-Profile mit drei Mitnehmern zeigen eine sehr<br />
gute Übereinstimmung mit den numerisch ermittelten Werten.<br />
Zur Charakterisierung des Tragverhaltens bei dynamischer Torsionsbelastung<br />
wurden für die H-Profil-Wellen Kerbwirkungszahlen<br />
nach DIN 743 und der FKM-Richtlinie (mit örtlichen Spannungen)<br />
ermittelt. Auch die Kerbwirkungszahlen der H-Profile sind im Vergleich<br />
zu etablierten formschlüssigen WNV, wie dem Evolventenzahnprofil<br />
nach DIN 5480, deutlich kleiner und lassen auf eine höhere<br />
dynamische Tragfähigkeit der H-Profile schließen.<br />
Die bislang gewonnenen Erkenntnisse werden im weiteren Verlauf<br />
des DFG-Forschungsprojektes in ein allgemeingültiges Auslegungskonzept<br />
für hypotrochoidische Welle-Nabe-Verbindungen einfließen<br />
und einem breiten Nutzerkreis die praktische Auslegung derartiger<br />
Verbindungen ermöglichen.<br />
Das Tragverhalten von H-Profil-Welle-Nabe-Verbindungen wurde<br />
im Rahmen des DFG-Forschungsvorhabens ebenfalls umfassend<br />
numerisch und experimentell untersucht und wird in einer<br />
weiteren Veröffentlichung thematisiert.<br />
Tabelle 1<br />
42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>12</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
PEER REVIEWED<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
GEWIDMET HERRN PROF. DR.-ING. ERHARD LEIDICH<br />
ZUM 70. GEBURTSTAG<br />
Prof. Dr.-Ing. Erhard Leidich ist ehemaliger Direktor des Instituts für Konstruktionsund<br />
Antriebstechnik an der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität<br />
Chemnitz. Er ist Initiator vieler Entwicklungen im Bereich der Welle-Nabe-Verbindungen<br />
und hat diesem Gebiet durch seine wissenschaftliche Arbeit zahlreiche<br />
wertvolle Impulse gegeben.<br />
Als langjähriger Vorsitzender des DIN-Ausschusses Wellen und Welle-Nabe-Verbindungen<br />
hat Prof. Dr.-Ing. Erhard Leidich zudem maßgeblich die schnelle Überführung<br />
von Forschungsergebnissen in die Praxis ermöglicht und gefördert.<br />
Prof. Leidich wurde vor Kurzem 70 Jahre alt.<br />
DIE AUTOREN<br />
M. Sc. René Schreiter,<br />
Doktorand an der Professur Maschinenelemente<br />
der Fakultät für<br />
Automobil- und Maschinenbau der<br />
Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Masoud Ziaei,<br />
Inhaber der Professur Maschinenelemente<br />
der Fakultät für Automobilund<br />
Maschinenbau der Westsächsischen<br />
Hochschule Zwickau<br />
Literaturverzeichnis<br />
[3] Ziaei, M.; Leidich, E.: Entwicklung eines analytischen Berechnungskonzeptes für formschlüssige Welle-Nabe-<br />
Verbindungen mit hypotrochoidischen Konturen. Zwischenbericht, DFG-ZI 1161/2-1 und LE969/21-1.<br />
Westsächsische Hochschule Zwickau und Technische Universität Chemnitz, 2016.<br />
[9] Ziaei, M.; Selzer, M.: Rechnerische Optimierung der Kerbwirkungszahl von Unrundprofilen unter reiner<br />
Torsionsbelastung und Vergleich mit dem genormten Zahnwellenprofil nach DIN 5480. VDI Berichte Nr. 2238<br />
– Welle-Nabe-Verbindungen. Düsseldorf, VDI-Verlag, 2014.<br />
[10] Ziaei, M.; Schreiter, R.; Knorr, P.; Leidich, E.; Reiß, F.: Hypotrochoidische Konturen – Eine Alternative für<br />
formschlüssige Welle-Nabe-Verbindungen. VDI Berichte Nr. 2287 – Welle-Nabe-Verbindungen. VDI Verlag,<br />
Düsseldorf 2016.<br />
[11] DIN 743: Tragfähigkeitsberechnung von Wellen und Achsen, Teil 2: Formzahlen und Kerbwirkungszahlen.<br />
Beuth Verlag, Berlin 20<strong>12</strong>.<br />
[<strong>12</strong>] FKM-Richtlinie: Rechnerischer Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile. Forschungskuratorium<br />
Maschinenbau (FKM). VDMA-Verlag, Frankfurt/Main 2003.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Marcus Herrmann,<br />
war wissenschaftlicher Mitarbeiter an<br />
der Professur Maschinenelemente der<br />
Fakultät für Automobil- und Maschinenbau<br />
der Westsächsischen<br />
Hochschule Zwickau<br />
Dipl.-Ing. Sebastian Vetter,<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Institut für Konstruktions- und<br />
Antriebstechnik an der Fakultät für<br />
Maschinenbau der Technischen<br />
Universität Chemnitz<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2020</strong> im 59. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />
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