Stahlreport 2020.12
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75. Jahrgang | Dezember 2020<br />
STAHLREPORT<br />
Nachrichten aus Handel, Produktion und Verarbeitung<br />
12<br />
20<br />
„Der Stahlhandel<br />
ist widerstandsfähig“ | S. 30<br />
Interview mit BDS-Vorstand Oliver Ellermann<br />
Steiler Entwicklungspfad | S. 8<br />
Wie die Wachstumsstrategie von<br />
Schwarzwaldeisen aufgegangen ist<br />
Eine Karriere im Stahlhandel | S. 16<br />
Interview mit Franz-Günter Kleine
Betonstahl richten, schneiden und<br />
biegen<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
jeden Freitag sagt mir mein Mailprogramm, ob ich eine gute Woche hatte. Ob ich „fokussiert“ war oder<br />
abgelenkt. Es schlägt mir auch vor, welche meine „wichtigen Kontakte der Woche“ waren und fragt mich, ob<br />
ich diese wichtigen Kontakte, sofern es neue sind, nicht in mein Adressbuch kopiert haben möchte. Das ist<br />
ungemein praktisch, denn ich finde das Anlegen neuer Kontakte, das Herüber- und Hineinkopieren der<br />
benötigten Daten, eine lästige Sache.<br />
Diese kleinen Helferlein gibt es mittlerweile im Schwarm: In beinahe jedem Programm, auf jeder Website<br />
poppt ein „virtual Assistant“ auf oder öffnet sich ein „Chatbot“. Was man an diesen „Tools“ ablesen kann, ist<br />
eine zunehmend durchkonstruierte Kommunikation. Customer-Relationship-Software weist auf Kunden hin,<br />
die sich lange nicht gerührt haben, Virtual-Meeting-Software bietet an, nach dem Meeting alle noch schnell zu<br />
befragen, wie es war. War im beruflichen Umfeld oft die Mail noch der Goldstandard, rutschen nun – Corona<br />
sei dank – andere Dienste in den Mainstream. Microsoft Teams, Zoom & Co. sind keine Exoten mehr, die nur<br />
Nerds nutzen.<br />
Oft wird beklagt, dass dabei der persönliche Kontakt auf der Strecke bleibt. Wenn im Online-Meeting alle<br />
gleichzeitig reden, weil man nicht mehr so gut mitbekommt, wer wann etwas sagen möchte, und man<br />
schließlich feststellt, dass man mit den anderen nicht noch kurz beim Rausgehen sprechen kannn – dann ist<br />
das wirklich etwas, das fehlt.<br />
Andererseits ist auch der Gewinn durch Teams & Co. groß: Man muss nicht für jede Besprechung eine<br />
Dienstreise planen, vieles lässt sich online erledigen und externe Gesprächspartner sind per Videoschalte<br />
meist schneller zu erreichen als mit einem Vor-Ort-Termin. Auch für Veranstaltungen ist das Onlineformat<br />
eine Alternative, wie beispielsweise für den BDS-DigiDay im kommenden Januar 2021 (s. 47) oder BDS-<br />
Seminare (S. 31).<br />
Vermutlich wird sich herausstellen, dass das, was als Mangel der reinen Online-Kommunikation empfunden<br />
wird, wieder seinen Platz einnehmen wird, wenn Corona einmal vorbei ist. In welcher Form, wird sich zeigen.<br />
Denn dass Menschen miteinander persönlich sprechen, ist keine romantische Schwärmerei, sondern hat eine<br />
zentrale Funktion – die etwas auch für den beruflichen Erfolg und letztlich für den Unternehmenserfolg<br />
Wesentliches ist.<br />
Welche Bedeutung das persönliche Gespräch für die Mitgliedsunternehmen in der Pandemie hatte, beschreibt<br />
auch BDS-Vorstand Oliver Ellermann im Interview zum Jahresabschluss (ab S. 28). Und auch für den<br />
Stahlhandel als Branche ist das Persönliche wichtig, wie Franz-Günter Kleine, Head of Germany Switzerland,<br />
ArcelorMittal Stahlhandel GmbH, im Interview mit dem <strong>Stahlreport</strong> (ab S. 16) herausstreicht.<br />
Ein besinnliches Weihnachstfest und einen guten Jahreswechsel wünscht Ihnen<br />
Markus Huneke<br />
Chefredakteur <strong>Stahlreport</strong><br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
3
Inhalt <strong>Stahlreport</strong> 12 2020<br />
30<br />
„Wir sind hervorragend aufgestellt“<br />
Wie der Stahlhandel durch die Pandemie kommt<br />
Wegen der Corona-Pandemie wird auch der Stahlhandel dieses Jahr mit einem<br />
voraussichtlich deutlichen Rückgang abschließen. Die Branche wird aus<br />
dieser Phase aber mit einem geschärften Profil hervorgehen, ist BDS-Vorstand<br />
Oliver Ellermann überzeugt. Die Gründe erläutert er im Interview ab S. 30.<br />
8<br />
Erfolgsmodell Kundennähe<br />
Strategie der Schwarzwaldeisen-<br />
Gruppe geht auf<br />
Mit dem Alleinstellungsmerkmal „Kundennähe“<br />
macht die Schwarzwaldeisen-Gruppe ernst: Seit<br />
2008 setzt das Unternehmen auf eine<br />
Mehrstandort-Strategie. Wie die Nähe zum<br />
Kunden sich auszahlt lesen Sie ab S. 8.<br />
„Der Stahlhandel wird<br />
seine Berechtigung behalten“<br />
Interview mit Franz-Günter Kleine<br />
16<br />
Das muss man erstmal nachmachen: über vier<br />
Jahrzehnte im Stahlhandel vorne mit dabei. Doch nun<br />
ist Schluss. Franz-Günter Kleine, Head of Germany/<br />
Switzerland bei ArcelorMittal Stahlhandel, geht in den<br />
verdienten Ruhestand. Er ist sich sicher: Auch in<br />
Zukunft ist der Stahlhandel eine Branche, die<br />
Charakter verlangt (ab. S. 16).<br />
4 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
PERSÖNLICHES<br />
6 Kurznachrichten<br />
STAHLHANDEL<br />
8 Schwarzwaldeisen – Gewachsen, nicht gewichen<br />
12 Klöckner – Digitaler Umsatz weiter gestiegen<br />
14 Heine & Bleck – Ein Blankstahl-Erfolg<br />
16 Franz-Günter Kleine – Eine Karriere im Stahlhandel<br />
STAHLVERARBEITUNG<br />
18 Immer mehr Möglichkeiten für Ultrakurzpulslaser<br />
STAHLPRODUKTION<br />
20 ArcelorMittal: Grüner Stahl aus Hamburg<br />
ANARBEITUNG & LOGISTIK<br />
22 Progress – Bewehrungsmodule maßgenau vorfertigen<br />
24 Bomar – Effektive Werkstückentgratung<br />
26 Nissen & Velten – Nicht jeder Umsatz ist ein guter Umsatz<br />
BDS-RESEARCH<br />
28 Kein Herbstblues im Stahlhandel<br />
34<br />
Kunde verweigert<br />
Abnahme – was tun?<br />
Zwei Beispiele, warum es<br />
für Stahlhändler dabei<br />
oft gut aussieht<br />
Wenn Kunden die Abnahme<br />
bestellter Ware verweigern,<br />
dreht sich der anschließende<br />
Streit oft um die Frage, ob ein<br />
Vertrag überhaupt geschlossen<br />
wurde. In vielen Konstellationen<br />
liegt aber die Beweislast<br />
eigentlich nicht beim Händler,<br />
sondern beim Käufer. Warum,<br />
erläutert Rechtsanwalt<br />
Dr. Thorsten Hauröder, Henseler<br />
& Partner Rechtsanwälte mbB<br />
(S. 34).<br />
BDS-KOMMUNIKATION<br />
30 „Unsere Branche ist widerstandsfähig“ – Interview mit Oliver Ellermann<br />
BDS-BERUFSBILDUNG<br />
32 BDS-eLearning – Stahlhandels-Knowhow für Auszubildende<br />
33 BDS-Seminare – Neue Formate<br />
BDS-RECHT<br />
34 Ist eine Auftragsbestätigung bindend? Zwei Beispiele.<br />
MESSEN UND MÄRKTE<br />
36 Termine<br />
37 Messekalender<br />
38 Bauindustrie – Wohnungsbau bleibt Stabilitätsanker<br />
40 Maschinenbau – Mühsam bergauf<br />
43 Appell der Drehteile-Industrie – Mehr Produktion nach Europa holen!<br />
WISSENSWERTES<br />
44 3D-Druck-Projekt erhält Auszeichnung<br />
45 BME-Symposium – Einkäufer müssen Zukunft neu denken<br />
46 SMS group: Neuer Campus bündelt Kompetenzen<br />
LIFESTEEL<br />
48 Edelstahl-DeLorean – „Zurück in die Zukunft“ in neuem Look<br />
50 Impressum<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
5
Persönliches<br />
Kurznachrichten<br />
Bild: Bauindustrie/Eurovia<br />
Bauindustrie<br />
Tim Lorenz<br />
ist neuer Vorstandsvorsitzender des Wirtschafts-<br />
und Rechtsausschusses (WRA) und<br />
zugleich Vizepräsident<br />
Wirtschaft des<br />
Hauptverbands Deutsche<br />
Bauindustrie<br />
e.V. (BAUINDUS-<br />
TRIE). Der CEO der<br />
Eurovia GmbH<br />
(Eurovia Deutschland/Vinci)<br />
übernimmt<br />
das Amt von<br />
Marcus Becker<br />
(Geschäftsführer bei Kondor Wessels Bouw<br />
Berlin GmbH) der den WRA seit 2012 geleitet<br />
hatte. Tim Lorenz übernahm 2018 den<br />
Vorsitz der Eurovia-Geschäftsführung, deren<br />
Mitglied er bis dahin seit mehreren Jahren<br />
war. Neben Lorenz gehören Klaus Pacher<br />
(Geschäftsführer und Vorstand Technik der<br />
Köster Holding SE) und Thomas Löw<br />
(Geschäftsführer der W. Markgraf GmbH &<br />
Co KG) als Stellvertretende Vorsitzende<br />
sowie Uwe Niebergall (Technischer<br />
Bereichsleiter Mitte der Ed. Züblin AG),<br />
Andreas Bischoff (Kaufmännischer Leiter<br />
Bereich Nord, Wayss & Freytag Ingenieurbau<br />
AG) und Jörg Muschol (Leiter der Niederlassung<br />
Dresden, Dreßler Bau GmbH) als<br />
weitere Vorstandsmitglieder zu dem Gremium.<br />
SHS-Gruppe<br />
Dr. Karl-Ulrich Köhler<br />
ist mit Wirkung zum 1. Januar 2021 zum neuen<br />
Vorsitzenden der Geschäftsführung der SHS –<br />
Stahl-Holding-Saar sowie zum Vorstandsvorsitzenden<br />
der Unternehmen Saarstahl AG, der AG<br />
der Dillinger Hüttenwerke und der DHS – Dillinger<br />
Hütte Saarstahl AG durch das Kuratorium<br />
der Montan-Stiftung-Saar bestellt worden.<br />
Dr. Köhler war ehemals CEO von<br />
ThyssenKrupp Steel und Tata Steel und bis 31.<br />
Oktober Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Rittal GmbH. Seit 2019 ist er Mitglied im<br />
Kuratorium der Montan-Stiftung-Saar.<br />
„Dr. Köhler ist sicherlich einer der erfahrenen<br />
Vertreter der deutschen Stahlindustrie und<br />
wir sind erfreut, dass wir ihn für diese<br />
anspruchsvolle Aufgabe in einem überaus<br />
schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld<br />
gewinnen konnten", erklärte Reinhard Störmer,<br />
Vorsitzender des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar.<br />
Karl-Ulrich Köhler werde<br />
sich umfassend mit der Weiterentwicklung<br />
der saarländischen Stahlindustrie befassen<br />
und dabei die Bereiche Strategie, Portfolio<br />
und Innovation sowie Finanzen verantworten.<br />
Der bisherige Vorsitzende der SHS-Geschäftsführung,<br />
Vorsitzende der Vorstände der beiden<br />
Unternehmen und Finanzvorstand Tim<br />
Hartmann hat seine Ämter im Einvernehmen<br />
niedergelegt, teilte der Konzern mit.<br />
VDE Mobility<br />
Dr. Ralf Petri<br />
hat die Leitung des neuen Geschäftsbereichs<br />
VDE Mobility des Verbands der Elektrotechnik<br />
Elektronik Informationstechnik e.<br />
V. übernommen. Mit VDE Mobility bündelt<br />
der Verband seine<br />
Aktivitäten im Mobilitätsbereich.<br />
Hierzu<br />
zählen Normen und<br />
Anwendungsregeln,<br />
beispielsweise für<br />
die Ladeinfrastruktur<br />
von E-Fahrzeugen,<br />
das Prüfen und<br />
Zertifizieren von<br />
Ladeinfrastrukturen<br />
und Batterien, aber auch die Wissenschaft,<br />
beispielsweise mit Studien der Fachgesellschaften.<br />
Bild: VDE/Uwe Noelke<br />
Bundesverband Deutscher<br />
Baustoff-Fachhandel (BDB)<br />
Johannes Richter<br />
ist seit dem 1. November für das Präsidium<br />
des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-<br />
Fachhandel kooptiert worden. Eine Nachbesetzung<br />
sei sinnvoll gewesen, da Julian Tintelnot<br />
zum 31. Oktober aus dem Gremium<br />
ausgeschieden ist, teilte der Verband mit.<br />
BDB-Präsidentin Katharina Metzger zeigte<br />
Bild: Karsten Stahlhandel<br />
Karsten Stahlhandel<br />
Jörg Karsten<br />
hat am 15. November seinen 80. Geburtstag<br />
gefeiert. Der Gründer und Seniorchef der<br />
Karsten Stahlhandel GmbH, Grevenbroich,<br />
blickt auf eine lange und erfolgreiche Karriere<br />
im Stahlhandel zurück. 1940 in Danzig geboren,<br />
seit dem vierten Lebensjahr aber im niederrheinischen<br />
Grevenbroich verwurzelt, hat<br />
Jörg Karsten seine Berufslaufbahn bei Mannesmann<br />
Stahlhandel in Köln begonnen und war dort für Ford zuständig.<br />
Nach einer Station beim ebenfalls in Köln ansässigen<br />
Stahlhandelsunternehmen Blass war er Anfang der 1970er-Jahre<br />
anschließend beim Ratinger Stahlkontor Hahn im Außendienst tätig –<br />
das 1980 von Mannesmann übernommen wurde und heute eine Niederlassung<br />
von thyssenkrupp Schulte ist. 1983 gründete er mit 43<br />
Jahren sein eigenes Unternehmen in der Heimatstadt Grevenbroich.<br />
Erfolgreich: Die Karsten Stahlhandel GmbH, spezialisiert auf ein breites<br />
und tiefes Sortiment an Lang- und Flachprodukten, etablierte sich<br />
schnell am Markt und verzeichnete ein stetes Wachstum. Meilensteine<br />
sind die 1997 und 2008 realisierten Neubauten insgesamt dreier<br />
Lagerhallen, inklusive eines modernen Hochregallagersystems. 2010,<br />
mit 70 Jahren, hat Jörg Karsten die Geschäftsführung seines Unternehmens<br />
in die Hände seiner einzigen Tochter Iris Karsten, gegeben. Die<br />
Diplom-Kauffrau und Betriebswirtin Stahlhandel (BDS) lenkt das Unternehmen<br />
seitdem erfolgreich in das Zeitalter der Digitalisierung.<br />
Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid Karsten – die beiden sind seit über<br />
50 Jahren verheiratet – hat der Unternehmer viele konjunkturelle<br />
„Aufs und Abs“ gemeistert und sein Unternehmen durch einige Wirtschaftskrisen<br />
geführt. Noch heute ist der leidenschaftliche Jäger,<br />
Weinanbauer und Landwirt der Karsten Stahlhandel GmbH eng verbunden.<br />
Als Geschäftsführer auf Lebenszeit verfolgt er die Entwicklung<br />
des Unternehmens vom Alterssitz in der Eifel sowie häufig auch vor<br />
Ort in Grevenbroich und erstellt noch selbst täglich die Auswertungen<br />
des Verkaufs.<br />
„Mein Vater ist ein Unternehmer, der die Kaufmannsehre hoch hält“,<br />
sagt Iris Karsten. Er habe immer nach dem alten Kaufmannnsmotto<br />
„Ein Mann ein Wort!“ gehandelt. Diese Kaufmannsehre hat er auch<br />
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitergegeben. „Unsere Kunden<br />
schätzen Karsten Stahlhandel für die Zuverlässigkeit und Bündelung<br />
aller Auftragspositionen in einer Lieferung zum gewünschten Lieferzeitpunkt<br />
– und für den engen, freundschaftlichen und herzlichen<br />
Kontakt, den wir mit allen Kunden, Lieferanten, Werken und<br />
Geschäftspartnern pflegen“, so Iris Karsten.<br />
6 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Bild: Boschert<br />
Bild: Günther + Schramm<br />
sich sehr erfreut<br />
über die Bereitschaft<br />
von Johannes<br />
Richter, sich im Präsidium<br />
für die<br />
berufsständische<br />
Interessenvertretung<br />
des Fachhandels<br />
zu engagieren.<br />
Boschert GmbH & Co. KG<br />
Jean-Sébastien Sitter<br />
wird neuer Geschäftsführer bei Boschert. Ab<br />
dem 1. Januar 2021<br />
steht Jean-Sébastien<br />
Sitter neben Manuel<br />
Lang an der Spitze<br />
des Blechbearbeitungs-Spezialisten.<br />
Sitter folgt Peter<br />
Kunz nach, der nach<br />
32 Jahren als<br />
Geschäftsführer in<br />
den Ruhestand geht.<br />
Im kommenden Jahr feiert das Unternehmen<br />
seinen 75. Geburtstag.<br />
Günther + Schramm GmbH<br />
Wolfgang Dörr<br />
ist nach 15 Jahren aus der Geschäftsführung<br />
der Günther + Schramm GmbH ausgeschieden.<br />
Seine Tätigkeiten als Geschäftsführer<br />
Vertrieb für den Oberkochener Stahl- und Aluminiumhändler<br />
werden nun auf mehrere<br />
Schultern verteilt, so das Unternehmen.<br />
Gemeinsam mit Bernd Seibold und Hubert<br />
Baier agierte Wolfgang Dörr auf Ebene der<br />
Geschäftsleitung. Bisher verantwortete jeder<br />
der drei Geschäftsführer einen wesentlichen<br />
Aufgabenbereich.<br />
Wolfgang Dörr begann seine Karriere als Auszubildender<br />
zum Kaufmann im Groß- und<br />
Außenhandel bei Günther + Schramm. In den<br />
Das ehemalige Trio der Geschäftsleitung: Wolfgang<br />
Dörr (l.) gemeinsam mit Bernd Seibold (r.)<br />
und Hubert Baier<br />
Bild: BDB<br />
90er-Jahren baute er die Abteilung Anarbeitung<br />
bzw. Lohnfertigung auf und aus. Ebenfalls<br />
übernahm er den Aufbau und die Leitung<br />
der Abteilung „JustInTime“. Seit 2005 bekleidete<br />
der geprüfte Wirtschaftsinformatiker<br />
Wolfgang Dörr – er erlangte 1983 außerdem<br />
ein Wirtschaftsdiplom – schließlich die Position<br />
des Geschäftsführers. Sein Ziel war es<br />
stets, die Abwicklung beim Kunden bestmöglich<br />
umzusetzen und Just-in-time-Projekte<br />
erfolgreich zu realisieren, so das Unternehmen.<br />
VDMA<br />
Karl Haeusgen<br />
ist zum neuen VDMA-Präsidenten für die<br />
kommenden vier Jahre gewählt worden. Er<br />
tritt damit die turnusgemäße Nachfolge von<br />
Carl Martin Welcker<br />
(Alfred H. Schütte<br />
GmbH & Co. KG) an,<br />
der das Amt seit<br />
2016 ausübte und<br />
nicht wiedergewählt<br />
werden konnte.<br />
Haeusgen ist Vorsitzender<br />
des Aufsichtsrats<br />
und Miteigentümer<br />
der HAWE<br />
Hydraulik SE mit Sitz in Aschheim im Landkreis<br />
München.<br />
Bild: VDMA<br />
Nach dem Studium der Betriebswirtschaft in<br />
St. Gallen, Schweiz, war Karl Haeusgen als<br />
Assistent des Vorstands im Bereich Materialwirtschaft<br />
bei der MAHO AG, Pfronten<br />
sowie bei der Barmag Far East Ltd., Hong<br />
Kong, einem Tochterunternehmen des<br />
damaligen deutschen Textilmaschinenherstellers<br />
Barmag AG tätig. Anschließend war<br />
Haeusgen bei HAWE in verschiedenen Positionen<br />
für die Ressorts Vertrieb, Marketing,<br />
Unternehmensentwicklung, Qualität und<br />
Organisation zuständig. Von 1996 bis 2019<br />
war er Mitglied der Geschäftsführung bzw.<br />
Sprecher des Vorstands der HAWE Hydraulik<br />
SE.<br />
Karl Haeusgen ist seit vielen Jahren im VDMA<br />
engagiert, er ist Mitglied im engeren Vorstand<br />
und im Hauptvorstand des VDMA, von<br />
2008 bis 2014 war Haeusgen Vorstandsvorsitzender<br />
des VDMA Bayern. Seit 2013 ist er<br />
Vize-Präsident des VDMA. In das Amt des<br />
Vizepräsidenten wurde abermals der Familienunternehmer<br />
Henrik Schunk gewählt. Er ist<br />
seit Juni 2018 VDMA-Vizepräsident und war<br />
bereits zuvor stark im Verband engagiert.<br />
Neu als Vizepräsident gewählt wurde Bertram<br />
Kawlath, geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Schubert & Salzer Firmengruppe.<br />
Bauindustrie<br />
Udo Berner<br />
ist für weitere zwei Jahre zum Vorsitzenden<br />
des Ausschusses großer Unternehmen<br />
(AGU) im Hauptverband<br />
der deutschen<br />
Bauindustrie<br />
gewählt worden.<br />
Udo Berner ist<br />
Geschäftsführer der<br />
Wolff & Müller Holding<br />
GmbH und<br />
Bild: Bauindustrie/Wolff & Müller<br />
nimmt dieses Amt<br />
seit 2018 wahr. Als<br />
Stellvertretende Vorsitzende<br />
wurden Jörg Rösler, STRABAG, und<br />
Lars Luderer, Goldbeck, gewählt.<br />
Lienhard Thress<br />
ist am 9. November 2020 im Kreise seiner<br />
Familie gestorben. Fast 50 Jahre<br />
hatte der Unternehmer, Ehemann und<br />
Vater als Seniorchef in der Verantwortung<br />
und an der Spitze der Bad Kreuznacher<br />
Julius Thress GmbH & Co. KG<br />
gestanden. Nach<br />
dem Tod seines<br />
eigenen Vaters<br />
Julius Thress hatte<br />
er das Stahlhandelsunternehmen<br />
1955 übernommen<br />
und weitergeführt.<br />
Sein unternehmerisches<br />
Wirken war<br />
immer geprägt von<br />
Weitsicht, Pflichtbewusstsein und Verlässlichkeit,<br />
würdigten ihn die Geschäftsführung,<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des Unternehmens. Er habe immer Zeit<br />
für ein persönliches Gespräch und ein<br />
offenes Ohr für alle Anliegen gehabt.<br />
Besonders am Herzen habe ihm die Ausbildung<br />
junger Menschen gelegen. Durch<br />
die Investitionen und den Umzug 1997 an<br />
einen neuen Standort schuf er, zusammen<br />
mit seinem Sohn Julius Thress, die<br />
Voraussetzungen für die Stärke und Leistungsfähigkeit<br />
des Logistikunternehmens<br />
Thress mit heute über 100 Ausbildungsund<br />
Arbeitsplätzen.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
7
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Garant für zufriedene Kunden: Schwarzwaldeisen liefert Bestellungen komplett mit dem eigenen Fuhrpark aus.<br />
Schwarzwaldeisen – Erfolgsmodell Kundennähe<br />
Gewachsen, nicht gewichen<br />
Wachsen oder weichen – vor dieser Alternative stand Schwarzwaldeisen, als Steffen Auer das Unternehmen seines<br />
Vaters 2008 übernahm. Das baden-württembergische Stahlhandelsunternehmen blickte zwar damals auf eine lange<br />
und erfolgreiche Tradition zurück. Doch die Zeit war reif, sich den Herausforderungen des Marktes neu zu stellen.<br />
Heute haben die Brüder Ingo und Steffen Auer das Unternehmen zu einer erfolgreichen Stahlhandelsgruppe mit einer<br />
großen lokalen Kundennähe entwickelt.<br />
Nicht Stahl – die chemische<br />
Industrie war sein tägliches Geschäft:<br />
Als Steffen Auer, Doktor der technischen<br />
Chemie und bis dahin CEO der<br />
Novartis-Divisionen Tschechien und<br />
Slowakei, seinen aktuellen Job aufgab<br />
und als Geschäftsführender Gesell-<br />
schafter in die Schwarzwald Eisenhandel<br />
GmbH & Co. KG einstieg, war<br />
das ein Schritt zurück zu den Wurzeln.<br />
Zusammen mit seinem Bruder Ingo<br />
Auer ist er mit Schwarzwaldeisen,<br />
dem Unternehmen seines Vaters, im<br />
Stahlhandel aufgewachsen.<br />
„Wir haben das Sortiment<br />
deutlich erweitert. Das war<br />
die wichtigste Voraussetzung dafür,<br />
schneller zu werden“.<br />
Steffen Auer<br />
Kundenbefragung<br />
war ernüchternd<br />
Schwarzwaldeisen hatte seine Stärken<br />
damals traditionell im Baustahl.<br />
Mit Stammsitz in Lahr am Rande des<br />
Schwarzwalds wurden mit 50 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern vor<br />
allem metallverarbeitende Betriebe<br />
im Umkreis beliefert. Um herauszufinden,<br />
wie das Unternehmen eigentlich<br />
dastand, war mit das Erste, was<br />
Steffen Auer anschob, eine Kundenbefragung.<br />
Wie schnitt man ab bei<br />
Sortiment, Abwicklung, Preis und<br />
Lieferung?<br />
„Es war schnell klar, dass wir<br />
unsere Startegie drastisch anpasen<br />
mussten“, so Steffen Auer. Denn<br />
es stellte sich heraus, dass die Kunden<br />
den Wettbewerb nicht nur beim<br />
Sortiment oft für besser hielten,<br />
8 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Die Gruppe wächst weiter<br />
Der Erfolg der Schwarzwaldeisen-<br />
Gruppe ist auch ein Erfolg der Zusamsondern<br />
dieser auch in der Abwicklung<br />
und bei der Lieferung schneller<br />
war.<br />
Das Resultat der Marktbefragung<br />
war ernüchternd. Wie, so fragte sich<br />
Steffen Auer damals gemeinsam mit<br />
dem Führungsteam des Unternehmens,<br />
konnte man das Steuer herumreißen?<br />
„Wir standen vor der Perspektive,<br />
entweder in absehbarer<br />
Zeit schließen zu müssen – oder aber<br />
zu investieren und zu wachsen“,<br />
blickt er zurück. „Wir haben uns für<br />
letzteres entschieden“.<br />
Lieferversprechen: 24 h<br />
Ganz oben auf der Agenda standen<br />
dabei Verfügbarkeit, Produktauswahl<br />
und Liefergeschwindigkeit. Kunden<br />
sollten verfügbare Lagerware spätestens<br />
am Tag nach der Bestellung<br />
geliefert bekommen.<br />
Investiert wurde zugleich in das<br />
Personal. Um die internen Abläufe zu<br />
beschleunigen, wurde die Mitarbeiterzahl<br />
deutlich aufgestockt. „Früher<br />
haben wir bis zu einem Tag gebraucht,<br />
um Kunden ein Angebot überhaupt<br />
herauszugeben. Heute erstellen wir<br />
ein Angebot innerhalb von zwanzig,<br />
dreißig Minuten“, so der Geschäftsführende<br />
Gesellschafter.<br />
Zu den Investitionen in Sortiment<br />
und Geschwindigkeit kamen weitere<br />
„externe“ Investitionen. Wie der<br />
Zufall es wollte, bot sich gleich 2008<br />
unter anderem die Gelegenheit, in<br />
Herbholzheim, knapp 20 km südlich<br />
vom Unternehmenssitz in Lahr, den<br />
Maschinenpark eines Stahlbauers<br />
zu übernehmen und dessen Halle<br />
„Wir fahren zu jedem Kunden, auch in<br />
die entlegensten Winkel, ob im<br />
Schwarzwald oder im Westerwald.<br />
Das macht kein Konzernhändler, mit<br />
einem weit entfernten Lager.“<br />
Ingo Auer<br />
anzumieten. Steffen Auer griff zu –<br />
und hatte damit auf einen Schlag<br />
ausreichend Lagerfläche für die Sortimentserweiterung<br />
im Trägerbereich<br />
zur Verfügung sowie den ersten<br />
Schritt in die Anarbeitung getan.<br />
Bilder: Schwarzwaldeisen<br />
Keine halben Sachen<br />
Wenn schon, denn schon, dachte<br />
man sich in Lahr vielleicht damals<br />
– und ging ebenfalls 2008 parallel<br />
den Bau einer neuen Hochregalanlage<br />
am Standort Lahr an, welche<br />
2012 fertiggestellt wurde. „Die Investitionen<br />
waren Teil einer langfristig<br />
angelegten Strategie“, legt Steffen<br />
Auer dar. Die Errichtung der Hochregalanlage<br />
war damit ein logischer<br />
Schritt, schließlich ist die Intralogistik<br />
ein entscheidendes Element in der<br />
Lieferkette zum Kunden. Wenn es<br />
da hakt oder zu langsam geht, kann<br />
das auf Dauer auch das beste Sortiment<br />
nicht kompensieren. Doch eine<br />
auf dem Papier einleuchtende Strategie<br />
auch wirklich umzusetzen und<br />
damit das Risiko großer Investitionen<br />
auf sich zu nehmen – dazu braucht<br />
es auch unternehmerischen Mut.<br />
Wie sich schnell herausstellte,<br />
zahlte sich der Mut aus. Innerhalb<br />
von vier Jahren, von 2008 bis 2012,<br />
wuchs der Umsatz des Unternehmens<br />
um nahezu 30 % auf 30,5 Mio. €<br />
– und das mit dem Krisenjahr 2009<br />
dazwischen. Bis heute ist die Gruppe<br />
in den vergangenen zwölf Jahren im<br />
Schnitt um jährlich über 10 %<br />
gewachsen.<br />
menarbeit der beiden Auer-Brüder.<br />
Nachdem Steffen Auer das Familienunternehmen<br />
2008 übernommen<br />
hatte, ist 2014 auch Ingo Auer als<br />
zweiter Geschäftsführender Gesellschafter<br />
eingetreten. „Wir verstehen q<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
9
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
q uns, wir denken in die gleiche Richtung<br />
und stimmen in vielen grundsätzlichen<br />
Auffassungen überein“,<br />
bestätigt Ingo Auer.<br />
Die Brüder trieben das Wachstum<br />
voran. Der Maschinenpark wurde<br />
modernisiert und eine neue Säge-Bohranlage<br />
sowie eine Strahl- und Konservierungsanlage<br />
angeschafft. 2014<br />
boten sich dann Gelegenheiten, die<br />
von keiner Strategie vorherzusehen<br />
waren. Die Altenkirchener Kuss-<br />
Gruppe ging in Insolvenz und die Freiburger<br />
Stahlhandel GmbH (FSH), ein<br />
Joint-Venture der ThyssenKrupp<br />
Schulte GmbH und Eisen Glatt ging<br />
in die Brüche. Schwarzwaldeisen übernahm<br />
den Stahlbereich von Kuss und<br />
mietete 10.000 m 2 Hallenfläche der<br />
ehemaligen FSH an.<br />
„Diese beiden Investitionen in<br />
einem einzigen Jahr zu stemmen, war<br />
schon ziemlich sportlich“, so Steffen<br />
Auer rückblickend. Von 2013 auf 2014<br />
stiegen die Erlöse auf knapp über 50<br />
Mio. € – ein satter Sprung von knapp<br />
50 %. „Vom Volumen her sind wir<br />
damit in eine andere Liga aufgestiegen“,<br />
ordnet Ingo Auer die Zukäufe<br />
ein.<br />
Kundennähe ist keine Worthülse<br />
Mit den Zukäufen verfolgt das Unternehmen<br />
eine Mehr-Standort-Strategie<br />
und unterscheidet sich damit von so<br />
gut wie allen anderen Wettbewerbern<br />
in der Region. Während andere meist<br />
einen einzigen, großen Standort<br />
haben, setzt Schwarzwaldeisen voll<br />
auf lokale Präsenz mit großer Kundennähe.<br />
Das ist der entscheidende<br />
Unterschied, sich im Markt anders<br />
als andere aufzustellen. Diese Nähe<br />
schätzen die Kunden, oft kleine und<br />
mittlere metallbearbeitende<br />
Unternehmen.<br />
Auch die<br />
eher unrentablen<br />
kleinlosigen Aufträge<br />
werden<br />
abgewickelt –<br />
mit der Absicht,<br />
dass der Kunde<br />
dies auch mit<br />
größeren Folgeaufträgen<br />
honoriert.<br />
So hat Schwarzwaldeisen im<br />
Lauf der Jahre viel Umsatz hinzugewonnen.<br />
Das Sortiment ist voll auf die Kundenstruktur<br />
kleiner und mittlerer stahlverarbeitender<br />
Betriebe ausgerichtet.<br />
Von Qualitäts- und Edelstählen über<br />
Rohre bis zu Blechen, von Blankstahl,<br />
Profilen und Betonstahl bis zu Alu-Produkten<br />
hält Schwarzwaldeisen alles<br />
vor, was Metallbauunternehmen vor<br />
Ort brauchen. Aber auch Industriekunden<br />
werden versorgt, für die auf<br />
„Langfristiges Denken<br />
und, bei aller Abwägung,<br />
eine hohe Risikobereitschaft<br />
gehört zu unserem<br />
Selbstverständnis bei<br />
Schwarzwaldeisen.“<br />
Steffen Auer<br />
Wunsch spezieller Bedarf vorgehalten<br />
wird.<br />
Über die vier Standorte Lahr, Freiburg,<br />
Karlsruhe und Bad Säckingen<br />
wird die Schwarzwaldregion mit dem<br />
eigenen Fuhrpark in Südbaden, der<br />
Nordschweiz und im Elsass versorgt.<br />
Die Regionen Westerwald und Eifel,<br />
Rhein-Main und Köln werden über<br />
die weiter nördlich<br />
gelegenen<br />
Standorte von<br />
Westerwald &<br />
Hürlimann Stahlhandel<br />
Ransbach-Baumbach,<br />
Al tenkirchen<br />
und Andernach<br />
beliefert. Kunden<br />
können sich den<br />
Stahl sägen, bohren,<br />
strahlen und<br />
konservieren lassen, es werden Langlöcher<br />
gefräst, in der Biegerei wird<br />
der Betonstahl bedarfsgerecht für den<br />
Einsatz auf der Baustelle bearbeitet.<br />
Langfristige Partnerschaften<br />
zahlen sich aus<br />
Zum Selbstverständnis der inhabergeführten<br />
mittelständischen Stahlhandelsgruppe<br />
gehört auch die Pflege<br />
langfristiger Partnerschaften, sei es<br />
bei Ausrüstern oder im Stahleinkauf.<br />
Seit über 30 Jahren arbeitet das Unter-<br />
Ein wichtiges Standbein: Anarbeitungsdienstleistungen wie das Sägen und Bohren, aber auch Strahlen und Konservieren gehören zum Programm.<br />
10 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
nehmen mit dem Einkaufsverbund<br />
Nordwest zusammen – eine Partnerschaft,<br />
die seit dem Wachstum der<br />
Gruppe noch enger geworden ist. Beim<br />
ERP-System setzt man seit vielen Jahren<br />
auf eNVenta von Nissen & Velten,<br />
bei der Logistiksoftware auf KASTOlogic/KASTOmobile.<br />
Das zahlt sich aus, etwa bei der<br />
Integration neuer Standorte in das<br />
Unternehmen. So konnte das Hochregallager,<br />
das mit dem Zukauf des<br />
Karlsruher Stober-Standorts dazukam,<br />
innerhalb von nur zwei Tagen ans<br />
System angeschlossen werden. „Das<br />
geht nur, wenn alle Prozesse und<br />
Daten einheitlich aufgesetzt sind“,<br />
sagt Steffen Auer.<br />
Die Strategie ist aufgegangen<br />
Die vorerst letzten Schritte der Wachstumsschritte<br />
hat Schwarzwaldeisen<br />
erst jüngst vollzogen. Im vergangenen<br />
Jahr wurde das Andernacher Unternehmen<br />
Hürlimann Stahlhandel integriert.<br />
Zusammen mit Westerwaldstahl<br />
entsteht damit der Westerwald Hürlimann<br />
Stahlhandel. In diesem Jahr sind<br />
zwei Standorte des Stahlhandelsunternehmens<br />
Stober mit insgesamt 50<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
dazugekommen, ein Biegebetrieb im<br />
Badischen Kippenheim nahe des eigenen<br />
Unternehmensitzes in Lahr und<br />
ein Stahlstandort in Karlsruhe. Die<br />
Schwarzwaldeisen-Gruppe im Überblick<br />
Die Schwarzwaldeisen-Gruppe ist in mehreren Bereichen aktiv. Neben dem Stahlhandel gehören auch<br />
der Handel mit Objekttüren und -Toren sowie Arbeitsschutzprodukten zur Gruppe.<br />
Geschäftsbereiche<br />
• Stahl:<br />
- Schwarzwaldeisen (Lahr, Freiburg, Bad Säckingen, Karlsruhe)<br />
- Westerwald Hürlimann Stahlhandel (Altenkirchen, Ransbach-Baumbach, Andernach)<br />
• Türen und Tore:<br />
- SchwarzwaldElemente (Lahr, Stockach, Konstanz)<br />
- Eurodoor Schweiz AG (Basel)<br />
• Arbeitsschutz:<br />
- Kaman Liebherr Arbeitsschutz GmbH (Freiburg, Lahr, Ettlingen, Lörrach)<br />
Entwicklung<br />
2008: Übernahme Eisen Dattler (Lörrach)<br />
2008: Übernahme von Maschinen und Anmietung Halle eines Stahlbauunternehmens (Herbolzheim)<br />
2011: Umzug Standort Hochrhein von Lörrach nach Bad Säckingen<br />
2014: Übernahme Stahlhandel Kuss-Gruppe und Gründung Westerwaldstahl (Altenkirchen, Ransbach-<br />
Baumbach)<br />
2016: Gründung SchwarzwaldElemente (Stockach, Konstanz)<br />
2019: Zusammenschluss Westerwaldstahl und Hürlimann zur Westerwald Hürlimann Stahlhandel<br />
GmbH & Co. KG<br />
2019: Gründung Eurodoor Schweiz AG (Basel/Aesch)<br />
2020: Übernahme Bereich Betonstahl Willi Stober GmbH & Co. KG (Kippenheim)<br />
2020: Übernahme Walzstahl und Edelstahl/NE Willi Stober GmbH & Co. KG (Karlsruhe)<br />
Mitarbeiterzahl der Schwarzwaldeisen-Gruppe<br />
ist damit auf mittlerweile<br />
rund 350 gestiegen, das Umsatzvolumen<br />
liegt damit bei rund 110 Mio. €.<br />
Mit diesen Zahlen vor Augen kann<br />
man sagen: die Wachstumsstrategie<br />
ist aufgegangen. 2<br />
[ Kontakt]<br />
Schwarzwald Eisenhandel<br />
GmbH & Co. KG<br />
Carl-Benz-Straße 11<br />
77933 Lahr/Schwarzwald<br />
+49 7821 5805-0<br />
www.schwarzwald-eisen.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
11
Stahlhandel<br />
Bericht/Nachricht<br />
Klöckner & Co – Ergebnis im dritten Quartal deutlich verbessert<br />
Digitaler Umsatz weiter gestiegen<br />
Klöckner & Co hat im dritten Quartal 2020 ein operatives Ergebnis (EBITDA) vor wesentlichen Sondereffekten von<br />
40 Mio. € erzielt (Q3 2019: 26 Mio. €). Damit liegt der Konzern am oberen Ende seiner eigenen Prognosespanne. Das<br />
Konzernergebnis verbesserte sich auf -5 Mio. € nach -23 Mio. € im Vorjahreszeitraum. Neben positiven Preiseffekten<br />
waren dem Konzern zufolge die mit dem Transformationsprogramm Surtsey forcierten Digitalisierungs- und<br />
Restrukturierungsmaßnahmen maßgeblich für die positive Entwicklung.<br />
Durch ein äußerst stringentes<br />
Net Working Capital-Management<br />
erzielte der Konzern eine Mittelbindung<br />
zum 30. September mit 1,1<br />
Mrd. € deutlich unter dem Vorjahreswert<br />
von 1,4 Mrd. €. Entsprechend<br />
sanken auch die Nettofinanzverbindlichkeiten<br />
um rund ein<br />
Drittel auf vergleichsweise niedrige<br />
427 Mio. € (30. September 2019:<br />
634 Mio. €).<br />
(Q3 2019: 30 %) gesteigert. Damit<br />
hat Klöckner & Co den für das Jahresende<br />
ausgegebenen Zielanteil von<br />
40 % bereits übertroffen. Ein wesentlicher<br />
Treiber des beschleunigten<br />
Wachstums war demnach der Kloeckner<br />
Assistant, eine KI-getriebene<br />
Applikation für die nahezu vollständige<br />
Automatisierung des Vertriebs.<br />
„Die erste Welle der Pandemie haben wir<br />
erfolgreich bewältigt und für die zweite Welle<br />
sind wir durch die digitale Transformation<br />
und das Projekt Surtsey gut gerüstet.“<br />
Gisbert Rühl, Vorstandsvorsitzender Klöckner & Co SE<br />
Digitales Jahresziel<br />
bereits übertroffen<br />
Der über digitale Kanäle erzielte<br />
Umsatzanteil wurde weiter auf 42 %<br />
Weiter gewachsen ist dem Konzern<br />
zufolge auch die offene Industrieplattform<br />
XOM Materials. Der kumu-<br />
Ausblick 2020<br />
[ Kontakt]<br />
Klöckner & Co SE<br />
47057 Duisburg<br />
+49 203 307-0<br />
www.kloeckner.com<br />
Europa<br />
>-15%<br />
Tatsächliche<br />
Stahlnachfrage<br />
USA<br />
>-15%<br />
Bauindustrie<br />
Maschinen- und<br />
Anlagenbau<br />
Energiesektor<br />
Automobilindustrie<br />
Schiffbau<br />
Bild: Klöckner & Co SE, Präsentation vom 3.11.2020<br />
12 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
lierte Gesamtwert der Verkäufe über<br />
die Plattform (Gross Merchandise<br />
Value – GMV) von XOM Materials<br />
betrug im bisherigen Jahresverlauf<br />
bereits 64 Mio. €. Einen wesentlichen<br />
Beitrag zum Anstieg habe die neue<br />
eProcurement-Lösung zur Automatisierung<br />
des Beschaffungsprozesses<br />
von XOM-Kunden geleistet.<br />
Aufgrund der steigenden COVID-19-<br />
Infektionszahlen bleibe die Unsicherheit<br />
im Hinblick auf die weitere<br />
Absatzentwicklung im Jahr 2020<br />
bestehen. Bedingt durch saisonale<br />
Effekte erwartet Klöckner & Co für<br />
das vierte Quartal 2020 einen niedrigeren<br />
Absatz und Umsatz als im<br />
Vorquartal. Dennoch rechnet das<br />
Unternehmen – aufgrund der weit<br />
fortgeschrittenen Digitalisierung und<br />
der konsequenten Umsetzung des<br />
Transformationsprojekts Surtsey –<br />
mit einem EBITDA vor wesentlichen<br />
Sondereffekten von 75 bis 95 Mio. €.<br />
Darüber hinaus erwartet Klöckner &<br />
Co einen deutlich positiven Cashflow<br />
aus betrieblicher Tätigkeit. 2<br />
Vierter Dienstleister mit NW Connect ausgezeichnet<br />
SE Padersoft erhält Nordwest-Gütesiegel<br />
Der ERP-Anbieter ist mit dem Nordwest-Gütesiegel NW Connect<br />
ausgezeichnet worden. „Es freut uns, dass wir SE Padersoft mit<br />
NW Connect auszeichnen konnten. Das Unternehmen passt gut zu<br />
unserer Digitalisierungsstrategie und hat schon einige unserer Handelspartner<br />
im Bereich der ERP-Systeme erfolgreich angebunden“,<br />
sagte Martin Reinke, Nordwest-Hauptbereichsleiter IT & E-Business.<br />
Das Paderborner Softwarehaus ist mittlerweile der vierte Dienstleister,<br />
der diese Auszeichnung erhält. Durch das Gütesiegel müssen<br />
sich Nordwest-Handelspartner nicht mehr darum kümmern, ob ihre<br />
Warenwirtschaftssysteme auf dem aktuellsten Stand sind und verschiedene<br />
Prozesse, wie elektronische Bestellungen, abbilden. Sie<br />
können sich ganz auf das von Nordwest vergebene Gütesiegel verlassen,<br />
so die Verbundgruppe.<br />
Um das Gütesiegel zu erhalten, muss eine Reihe von Kriterien erfüllt<br />
werden. Möglich sein müssen unter anderem Anbindungen an den<br />
Nordwest-eSHOP, elektronische Bestellungen, Bestellbestätigungen,<br />
Lieferscheine sowie Rechnungen, Lagerbestandsabfragen online<br />
sowie Schnittstellen zu NW365.DATACONNECT. „Nur wenn diese<br />
V.l.n.r: Martin Reinke und Nadine Falkenroth (Nordwest), Artur Geist und<br />
Sandra Saake (SE Padersoft), Thomas Cramer (Nordwest).<br />
Kriterien vollständig erfüllt sind, können unsere Handelspartner an<br />
der Digitalisierung ganzheitlich teilhaben und gelassen in die Zukunft<br />
sehen“, so Thomas Cramer, Bereichsleiter E-Business & IT-Beratung.<br />
„Sie erhalten damit die Sicherheit, dass das verwendete Warenwirtschaftssystem,<br />
die digitalen Prozesse zwischen ihnen und Nordwest<br />
abbilden kann.“<br />
Bild: Padersoft<br />
NAUMANN STAHL IST QUALITÄT. SEIT 1960.<br />
DER BLECHSPEZIALIST FÜR SONDERQUALITÄTEN<br />
Seit 60 Jahren liefertreu, qualitätsbewusst und kundenorientiert<br />
Mit unserem umfangreichen Lagerprogramm garantieren wir höchste Kundenorientierung<br />
mit fachgerechter Beratung und technisch versierter Anarbeitung.<br />
Auch in Krisenzeiten bevorraten wir für Sie 20.000 to Stahlbleche in über 30 verschiedenen<br />
Qualitäten und versichern unseren Kunden kurzfristige Lieferfähigkeit mit vielfältigen Serviceleistungen.<br />
naumann-stahl.de<br />
+49 2131 / 75105 - 0 info@naumann-stahl.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
13
Stahlhandel<br />
Bericht<br />
Rund 4.000 t bevorratet Blankstahlspezialist Heine & Bleck.<br />
30 Jahre Heine & Bleck in Hermsdorf<br />
Ein Blankstahl-Erfolg<br />
Es war eigentlich eine Rückkehr: Als Armin Bleck und Aribert Heine 1990 in einem Wittenberger Café<br />
die Gründung von Heine & Bleck beschlossen, knüpften sie damit an eine lange Tradition an, die bis in<br />
die Zeit vor dem 2. Weltkrieg zurückreicht. Der Erfolg hat ihnen Recht gegeben: Die Heine& Bleck<br />
GmbH mit Sitz in Hermsdorf hat sich zu einem der führenden Blankstahlspezialisten in<br />
Mitteldeutschland entwickelt. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 30-jähriges Bestehen.<br />
[ Kontakt]<br />
Heine & Bleck GmbH<br />
Oststraße 5<br />
07629 Hermsdorf<br />
+49 36601 9269-0<br />
www.heine-bleck.de<br />
Den Anstoß damals hatten zwei Einkäufer des damaligen<br />
Volkseigenen Betriebs VEB Reinsdorf gegeben: Ein<br />
Blankstahl-Geschäft aufziehen – mit dieser Idee waren<br />
Norbert Dietrich und Frank Mende kurz nach der Wende<br />
auf Andernach & Bleck zugegangen. Ob man sich vorstellen<br />
könne, für das künftige Unternehmen Material zu liefern?<br />
Lange Tradition in Mitteldeutschland<br />
Andernach & Bleck, dieser Name hat im Osten Deutschlands<br />
eine weit, bis vor den 2. Weltkrieg zurückreichende Tradition.<br />
In der Vorkriegszeit war die Region rund um Leipzig<br />
ein wichtiges Absatzgebiet des Unternehmens. Mit Aufkommen<br />
des „Real existierenden Sozialismus“ war mit<br />
diesem Kapitel jedoch Schluss – allerdings nur vorübergehend,<br />
wie sich herausstellen sollte.<br />
Nach dem Fall der Mauer bot sich mit der Initiative<br />
der beiden VEB-Einkäufer – die in dem zukünftigen Unternehmen<br />
übrigens als Vertriebsverantwortliche tätig sein<br />
sollten – eine Gelegenheit, die Geschichte weiterzuschreiben.<br />
Als Armin Bleck, Inhaber des Hagener Blankstahlspezialisten<br />
Andernach & Bleck, dann auch Heine + Beisswenger<br />
ins Boot holte, schloss sich ein weiterer Kreis. Denn auch<br />
das Baden-Württembergische Stahlgroßhandelsunternehmen<br />
war, wie Andernach & Bleck, in der ersten Hälfte des<br />
vergangenen Jahrhunderts in Leipzig mit einem Lagerstandort<br />
ansässig.<br />
So kam es, dass sich Armin Bleck und Aribert Heine,<br />
Mitinhaber von Heine + Beisswenger, 1990 in einem Wittenberger<br />
Café neben der Schlosskirche trafen, um die<br />
Gründung der Heine & Bleck GmbH zu beschließen.<br />
Gemeinsam wollte man an eine erfolgreiche Vergangenheit<br />
anknüpfen und glaubte man an eine ebenso erfolgreiche<br />
Zukunft. „Wir sind stolz darauf, dass wir direkt nach der<br />
Wende unseren Standort in den neuen Bundesländern<br />
gemeinsam aufgebaut und in den letzten 30 Jahren erfolgreich<br />
weiterentwickelt haben, sodass Heine & Bleck nun<br />
ein wichtiges Kompetenzzentrum der H+B-Gruppe für<br />
Blankstahl ist“, sagt Mattias Heine, Vorstand und Gesellschafter<br />
von Heine + Beisswenger und Mitglied der<br />
Geschäftsleitung von Heine & Bleck.<br />
Hohe Wiederempfehlungsquote<br />
Schon bald zeigte sich, dass die beiden Unternehmer den<br />
richtigen Riecher gehabt hatten und sich die Heine & Bleck<br />
GmbH in der gesamten mitteldeutschen Region zu einem<br />
Blankstahlanbieter mit hervorragendem Ruf entwickelte.<br />
Mit den beiden Muttergesellschaften Andernach & Bleck<br />
und Heine + Beisswenger kann die Heine & Bleck GmbH<br />
14 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Sägedienstleistungen sind bei Heine & Bleck ein wachsender Bereich.<br />
Bilder: Heine & Bleck<br />
auf ein umfassendes Blankstahlportfolio mit hoher Qualität<br />
zugreifen. Das ist bei Kunden ein Argument.<br />
„Unsere Kunden fragen immer wieder speziell nach<br />
Andernach & Bleck-Blankstahl. Diese Produkte haben einfach<br />
einen sehr guten Ruf im Markt. Sie haben eine gute<br />
und verlässliche Qualität und sind sehr gut zu verarbeiten“,<br />
sagt Heine & Bleck-Niederlassungsleiter Stefan Täschner.<br />
Die Weiterempfehlungsquote ist hoch. Über diesen Weg<br />
hat sich das Unternehmen sogar international einen Namen<br />
gemacht, mit Kunden vor allem in Tschechien, aber auch<br />
Litauen, Schweden, Bulgarien und Kroatien.<br />
Bevorratet werden am Standort in Hermsdorf – mit<br />
seiner Lage direkt an A4 und A9 logistisch sehr gut angebunden<br />
– rund 4.000 t. Der überwiegende Teil davon sind<br />
gezogene Blankstahlgüten, für einzelne Anwender werden<br />
aber auch gewalzte und geschmiedete Güten vorgehalten.<br />
Ein Bereich der in den letzten Jahren gewachsen ist, sind<br />
Täschner zufolge rostfreie Stähle.<br />
Die Kunden des 15-Mitarbeiter-Betriebs kommen aus<br />
allen Branchen – von Automotive- und Landmaschinen-<br />
Unternehmen über Medizintechnik, Hydraulikanwendungen<br />
und Magnettechnik bis hin zu Elektroindustrie, Stahlbau<br />
und Messtechnik. „Es gibt im Grunde keinen Bereich, den<br />
wir nicht bedienen“, sagt Täschner.<br />
Liefern, während andere noch überlegen<br />
„Unsere Stärken sind unsere großen Bestände und eine<br />
hohe Verfügbarkeit. Wir bieten Material überwiegend im<br />
3-m-Bereich an, in dem Umfang sucht das in der Region<br />
seinesgleichen“, betont Täschner. „Wir legen jedoch nicht<br />
nur viel Wert auf eine hohe Qualität, sondern zugleich<br />
auch auf eine hohe Reproduzierbarkeit dieser Qualität. Für<br />
Kunden ist das oft entscheidend, denn so laufen die Verarbeitungsprozesse<br />
nahezu störungsfrei“, erläutert Täschner<br />
weiter. Neben der hohen Produktqualität ist für Täschner<br />
– einen erfahrenen Blankstahlexperten, der vor drei Jahren<br />
als Niederlassungsleiter zu dem Unternehmen gestoßen<br />
ist – die Kundennähe entscheidend. „Wir registrieren natürlich<br />
die gegenwärtigen Entwicklungen etwa bei der Digitalisierung<br />
und integrieren auch dort, wo es sinnvoll ist,<br />
neue Prozesse – etwa im Dokumentenmanagement. Für<br />
uns ist die persönliche Erreichbarkeit aber immer noch<br />
sehr wichtig. Wir haben einen sehr guten Kundenkontakt,<br />
sind flexibel und können Entscheidungen schnell treffen.<br />
Das ist ein großes Plus. Während andere noch überlegen,<br />
liefern wir oft schon die erste Tonne“, lacht Täschner.<br />
Zukunft mit Kunden gemeinsam gestalten<br />
Gemeinsam mit den Kunden will das Unternehmen auch<br />
die Zukunft gestalten. Überstürztes Handeln ist bei den<br />
beiden Geschäftsführern Carsten Bleck und Matthias Heine<br />
allerdings nicht angesagt. „Es macht keinen Sinn, eine einseitige<br />
Strategie zu entwerfen, die den Kunden nicht entspricht.<br />
Das wird keinen Erfolg haben. Wir beurteilen<br />
unsere weitere Entwicklung vielmehr in engem Kontakt<br />
mit unseren Kunden“, sagt Carsten Bleck.<br />
So könnten künftig neben den 3-m-Längen noch weitere<br />
Längen ins Programm kommen und das Portfolio erweitert<br />
werden. Erst kürzlich sind 42CrMo-Sechskantstangen<br />
sowie der Wälzlagerstahl 100Cr6 dazugekommen. „Das<br />
ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Stefan Täschner.<br />
Platz genug für künftiges Wachstum ist jedenfalls vorhanden.<br />
Es besteht dem Unternehmen zufolge jederzeit<br />
die Möglichkeit, den Standort um ein Hochregallager und<br />
eine weitere Halle für Lagerung oder Anarbeitung zu erweitern.<br />
Vorerst hat jedoch Covid-19 einen Strich durch alle<br />
Pläne gezogen, auch durch den einer Jubiläumsfeier. Doch<br />
die Schubladen, die coronabedingt erstmal geschlossen<br />
wurden, können schnell wieder geöffnet werden. Die Voraussetzungen<br />
in Hermsdorf sind jedenfalls geschaffen. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
15
Stahlhandel<br />
Interview/Nachricht<br />
Franz-Günter Kleine geht in den Ruhestand<br />
Eine Karriere im Stahlhandel<br />
Genau 47 Jahre wird Franz-Günter Kleine im Stahlhandel tätig gewesen sein, wenn er am Ende<br />
dieses Jahres aus dem aktiven Dienst ausscheidet. In den fünf Jahrzehnten hat der zuletzt als<br />
Head of Germany Switzerland, Downstream Solutions bei ArcelorMittal Stahlhandel tätige<br />
Lüner die Branche aktiv mitgestaltet. Trotz aller Herausforderungen: Der Stahlhandel wird auch<br />
in der Zukunft seine Berechtigung in der Wertschöpfungskette behalten, ist er sich im Interview<br />
mit dem <strong>Stahlreport</strong> sicher.<br />
Herr Kleine, Sie waren 18 Jahre<br />
alt, als Sie mit einer Ausbildung zum<br />
Groß- und Außenhandelskaufmann in<br />
das Berufsleben eingestiegen sind.<br />
Warum haben Sie sich damals für den<br />
Stahlhandel entschieden?<br />
Als Lüner bin ich in der Nähe von<br />
Dortmund aufgewachsen. Zum Zeitpunkt<br />
meiner Berufswahl war Dortmund<br />
die Stadt des Stahls, der Kohle<br />
und des Bieres. Die große Bandbreite<br />
der Stahlwerke, der Maschinenbauer<br />
und des Handels und letztendlich die<br />
Internationalität der Geschäfte haben<br />
den Beruf für mich interessant<br />
gemacht. Damals gab es noch die<br />
Hoesch Export AG, breit aufgestellt,<br />
in jedem Land vertreten. Jeder wollte<br />
nach der Ausbildung nach Atlanta,<br />
dem US-Standort des Konzerns. Wobei<br />
dann meist Nigeria angeboten wurde<br />
– übrigens der Auslöser, mich für das<br />
Controlling zu entscheiden. (Kleine<br />
lacht)<br />
Welche Stationen haben Sie in Ihrer<br />
beruflichen Vita durchlaufen?<br />
Mein Werdegang im Stahlhandel war<br />
auch durch die vielen Anpassungen<br />
und Übernahmen in der Stahlindustrie<br />
geprägt. Der Markt war immer im<br />
Wandel und in Bewegung. Nach der<br />
Ausbildung und dem Wehrdienst<br />
begann meine berufliche Laufbahn<br />
im Controlling der damaligen Hoesch<br />
Handel AG. Nach einigen Jahren führte<br />
mich mein Weg dann in die operativen<br />
Bereiche der KruppHoesch Stahlhandel<br />
GmbH, der Stinnes Stahlhandel<br />
GmbH sowie zur Knauf Interfer SE.<br />
Heute bin ich bei der ArcelorMittal<br />
Stahlhandel GmbH tätig. Die große<br />
Klammer waren immer die Flachprodukte,<br />
über die verschiedenen Verantwortungsbereiche<br />
vom Brennbetrieb<br />
und Stahl-Service-Center (SSC)<br />
über ein Kaltwalzwerk bis hin zur<br />
Geschäftsfeldleitung und die Ge -<br />
schäftsführungen verschiedener<br />
Stahlhandelsunternehmen. Alles was<br />
mich rund um den Menschen und die<br />
Technik interessiert hat, habe ich in<br />
meinem Job gefunden.<br />
Sie waren Ihr gesamtes Berufsleben<br />
im Stahlhandel tätig, das ist eine lange<br />
Zeit. Was hat sich aus Ihrer Sicht in<br />
der Branche im Laufe der Zeit am meisten<br />
gewandelt?<br />
47 Jahre sind eine lange Zeit auf die<br />
ich gerne zurückblicke. Höhen und<br />
Tiefen gab es viele, die Zeit war auch<br />
durch Konsolidierungen geprägt. Im<br />
Laufe der Jahre haben sich die Lieferstrukturen<br />
deutlich verändert, Hersteller,<br />
SSC und Stahlhandel sind<br />
innerhalb der Lieferketten verstärkt<br />
zu Wettbewerbern geworden. Die<br />
Anarbeitungstiefe und damit die<br />
Ansprüche an die Produkte hat in den<br />
meisten Produktgruppen zugenommen,<br />
die Anforderungen an den Handel<br />
sind hierdurch gestiegen und alles<br />
hat just-in-time zu erfolgen. Durch die<br />
Einführung der verschiedenen Qualitätsmanagementsysteme<br />
hat die Prozessorientierung<br />
einen hohen Stellenwert<br />
bekommen und die internen<br />
Abläufe über Jahre, auch im Hinblick<br />
auf Qualität, Arbeitssicherheit,<br />
Umwelt, Energie und Kosten, positiv<br />
verändert.<br />
Eine Hürde, die aus meiner Sicht<br />
in der Lieferkette übrigens noch<br />
genommen werden muss, ist eine<br />
durchgängige eindeutige Identifikation<br />
der Produkte vom Werk bis zum<br />
Verbraucher. Das würde viele Prozesse,<br />
die heute noch nötig sind, um<br />
alle Daten einheitlich zur Verfügung<br />
zu haben, überflüssig machen. Auf<br />
die gesamte Branche bezogen, kann<br />
man sagen, dass im Laufe der Jahre<br />
Spezialisierung und Wettbewerb<br />
immer mehr zugenommen haben.<br />
Gibt es auch Bereiche, die sich eigentlich<br />
gar nicht oder nicht wesentlich<br />
verändert haben?<br />
Seit vielen Jahren unterliegt unser<br />
Geschäft einem hohen Kostendruck.<br />
Viele technische Veränderungen<br />
konnten die Produktivität steigern<br />
und Abläufe so optimieren, dass der<br />
Personalbedarf, auch dem demografischen<br />
Wandel geschuldet, kontinuierlich<br />
angepasst werden konnte. Die<br />
Zusammenarbeit mit Transportunter-<br />
16 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Wie muss sich der Stahlhandel aus<br />
Ihrer Sicht heute aufstellen, um die<br />
großen Herausforderungen in Zukunft<br />
zu bewältigen – zum Beispiel bei Klimaschutz<br />
und Digitalisierung?<br />
Der Stahlhandel wird, wie auch die<br />
Werke, seinen Beitrag zum Klimaschutz<br />
leisten. Bereits heute werden durch die<br />
Ausstattungen der großen Lagerhallen<br />
mit LED-Beleuchtungen und einer<br />
modernen Lkw-Flotte CO 2 -Emissionen<br />
reduziert. Die Digitalisierung hat bereits<br />
Einzug gehalten und die Corona-Pannehmen<br />
war schon immer ein wichtiger<br />
Baustein. Aber ein wes entlicher<br />
Punkt bleibt unverändert: Qualifiziertes,<br />
motiviertes Personal über alle<br />
Funktionsbereiche bleibt der Schlüssel<br />
zum Erfolg in der Zusammenarbeit<br />
mit Lieferanten, Dienstleistern und<br />
Kunden.<br />
Würden Sie den Stahlhandel heute<br />
jungen Nachwuchskräften empfehlen?<br />
Warum?<br />
Ich sehe auch heute im Stahlhandel<br />
noch sehr viel Potenzial für junge<br />
Nachwuchskräfte, ihr eigenes Profil<br />
zu entwickeln. Eine Kombination aus<br />
kaufmännischen und technischen<br />
Anforderungen macht den Reiz aus.<br />
Neben dem Vertrieb gibt es viele Bereiche,<br />
in denen interessante Aufgaben<br />
warten – Personalwesen, IT, Betrieb<br />
und Logistik und vieles mehr.<br />
„Der Stahlhandel bleibt eine Branche<br />
die auch zukünftig Charakter verlangt.<br />
Keine Anonymität, sie lebt auch<br />
weiterhin von Verbindungen.“<br />
Franz-Günter Kleine, Head of Germany Switzerland,<br />
ArcelorMittal Stahlhandel GmbH<br />
nicht so richtig wahrgenommen werden.<br />
Stahl als innovativer Werkstoff<br />
und die Rolle des Stahlhandels inklusive<br />
der tiefen Anarbeitung müsste<br />
stärker in die Öffentlichkeit gestellt<br />
werden. Der Stahlhandel bildet in verschiedenen<br />
Berufen aus und wird auch<br />
in der Zukunft seine Berechtigung in<br />
der Wertschöpfungskette behalten.<br />
demie hat gezeigt, wie schnell mit mobilen<br />
Arbeitsplätzen reagiert werden<br />
konnte. Es geht nicht darum Trends<br />
hinterherzulaufen. Wir müssen eigene<br />
Lösungen finden, die Möglichkeiten<br />
zur Mehrwertschaffung bieten. Wir<br />
befinden uns alle auf einer interessanten<br />
Reise, aber hierfür werden auch<br />
begeisterte Menschen benötigt.<br />
Bild: privat<br />
Könnte sich die Branche für den Nachwuchs<br />
attraktiver aufstellen? Wie?<br />
Schon zu meiner Anfangszeit wurde<br />
viel Wert auf eine gute Ausbildung<br />
gelegt, es gab engagierte Qualifizierungsprogramme.<br />
Heute sind die<br />
Unternehmen in der Branche aber insgesamt<br />
weiter, auch durch die Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
des BDS,<br />
wie das Fernstudium zum Betriebswirt<br />
(BDS).<br />
Ich sehe aber noch immer, dass<br />
wir als Branche bei jungen Menschen<br />
Was machen Sie mit der freien Zeit in<br />
Zukunft?<br />
Ich glaube, diese Antwort gibt erst<br />
einmal jeder der am Wendepunkt zwischen<br />
Arbeitswelt und Ruhestand<br />
steht: Viel Zeit mit der Familie verbringen,<br />
wenn möglich wieder reisen,<br />
gerne auch etwas mehr Bewegung.<br />
Vielleicht versuche ich, mein Golf-<br />
Handicap zu verbessern. Aber wichtig<br />
bleibt für mich – und natürlich wünsche<br />
ich das auch allen Anderen –<br />
Gesundheit. 2<br />
Eurometal-Statistik für die ersten neun Monate<br />
EU-Stahllieferungen rückläufig<br />
In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 gingen die Lieferungen<br />
von Stahl-Service-Centern (SSC) in der EU 16,1 % zurück.<br />
Die Lieferungen der lagerhaltenden Stahldistribution in der EU gingen<br />
im gleichen Zeitraum 11,9 % zurück. Das meldete der europäische<br />
Verband für den Vertrieb und den Handel mit Stahl, Rohren und<br />
Metallen Eurometal.<br />
Die Lieferungen von Bandprodukten sind dem Verband zufolge dabei im<br />
September 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,7 % zurückgegangen,<br />
verglichen mit -1,5 % im August. Die Lagerreichweite der europäischen<br />
SSC lag im September bei 59 Tagen, verglichen mit 73 Tagen<br />
im September 2019. Ebenfalls im September sind die Lagerbestände auf<br />
den Indexwert 94 gefallen, verglichen mit 114 im September 2019<br />
(Durchschnitt 2015 = Index 100).<br />
In der lagerhaltenden Stahldistribution der EU ging der Versand im<br />
September 2020 im Jahresvergleich insgesamt um 2,1 % zurück. Nur<br />
bei Stabstahl, warm- und kaltgewalzten Flacherzeugnissen sei ein<br />
positiver Trend zu verzeichnen gewesen. Die Lagerbestände fielen<br />
im September auf einen Index von 83, verglichen mit einem deutlich<br />
höheren Index von 92 ein Jahr zuvor (Durchschnitt 2015 = Index<br />
100). Die Lagerreichweite pendelte sich im September 2020 bei 68<br />
Tagen ein, verglichen mit 74 Tagen im September 2019.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
17
Stahlverarbeitung<br />
Bericht<br />
Innovative Laserbearbeitung<br />
Immer mehr Möglichkeiten für<br />
Ultrakurzpulslaser<br />
Durch die fortschreitende Miniaturisierung und den Einsatz von High-Tech-<br />
Materialien stoßen konventionelle Fertigungsverfahren zunehmend an ihre<br />
Grenzen. Mit sinkender Strukturgröße und zugleich steigenden Anforderungen an<br />
Präzision, Gratfreiheit und Flexibilität können Ultrakurzpulslaser ihre Stärken<br />
ausspielen. Die Deggendorfer GFH GmbH hat sich in den vergangenen Jahren als<br />
Experte auf dem Gebiet der Bearbeitung mit Ultrakurzpulstechnologie etabliert.<br />
Bilder: GFH GmbH<br />
Mit der GL.smart der<br />
GFH GmbH ist die<br />
Herstellung von<br />
Mikropräzisionsteilen<br />
mittels Laser -<br />
drehen möglich.<br />
Ultrakurzpulslaser bieten aufgrund<br />
des berührungslosen Abtrags<br />
sowie des sehr geringen Wärmeeintrags<br />
beste Voraussetzungen für eine<br />
hohe Bauteilqualität. In der Produktion<br />
kommen diese Laser überall<br />
dort zur Anwendung, wo kontrollierte,<br />
hochpräzise Bearbeitung<br />
reproduzierbar gefordert ist. Dem<br />
Laser eröffneten sich daher immer<br />
neue Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichsten<br />
Industrien, zum Beispiel<br />
in Medizintechnik, Elektronikfertigung,<br />
der Werkzeugindustrie<br />
oder bei der Fertigung von hochpräzisen<br />
mechanischen Uhren. Die GFH<br />
GmbH aus Deggendorf ist einer der<br />
globalen Marktführer und technologischen<br />
Vorreiter in der Konzeption<br />
und Konstruktion von hochpräzisen<br />
Lasermikrobearbeitungsanlagen<br />
mit Ultrakurzpuls-Lasern.<br />
Präzise mit dem Laser drehen<br />
und bohren<br />
Ein Schwerpunkt des Unternehmens<br />
liegt auf der stetigen Weiterentwicklung<br />
des „Werkzeugs“<br />
Laser, mit dem sich bereits heute<br />
ganz unterschiedliche Prozesse vom<br />
Schneiden über das Drehen und<br />
Bohren bis zum Strukturieren innerhalb<br />
geringster Toleranzen und<br />
ohne Verschleiß realisieren ließen,<br />
so das Unternehmen. Lasertechnik<br />
von GFH steigere nicht nur die Produktivität<br />
in der Serienfertigung,<br />
sondern lege auch den Grundstein<br />
für innovative Herstellungsverfahren<br />
und zukünftige Fertigungsansprüche.<br />
„Dank unserer innovativen<br />
Lösungen konnten wir uns auch<br />
während und nach dem Lockdown<br />
gut auf dem internationalen Markt<br />
behaupten“, erklärt Florian Lendner,<br />
Geschäftsführer der GFH GmbH.<br />
„Unsere neu entwickelte Laserdrehmaschine<br />
GL.smart kommt dort zum<br />
Einsatz, wo die konventionelle<br />
Schleiftechnik an ihre Grenzen stößt.<br />
Sie besticht nicht nur mit höchster<br />
Präzision, sondern auch mit Flexibilität<br />
und Produktivität gepaart mit<br />
einem innovativen und modernen<br />
Maschinendesign aus schwarzem<br />
Glas.“ 2<br />
[ Kontakt]<br />
GFH GmbH<br />
Großwalding 5<br />
94469 Deggendorf<br />
+49 991 290 92-0<br />
www.gfh-gmbh.de<br />
„Dank unserer innovativen Lösungen<br />
konnten wir uns auch während und nach<br />
dem Lock down gut am internationalen<br />
Markt behaupten.“<br />
Florian Lendner,<br />
Geschäftsführer GFH GmbH<br />
18 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
I hr Spezi<br />
alist für<br />
g eschw<br />
eißte<br />
u nd naht lose St<br />
ahlrohr<br />
e<br />
A uf mehr als 60.0000 q m Fläche im Du<br />
isburger Hafen biet<br />
en wir<br />
Ih<br />
hnen ein umfangreiches<br />
ches, gut sortiertesLieferprogramm<br />
ieferprogramm. Allein unser<br />
Lagervorrat umfasst ca. 25.000 Tonnen geschweißte und<br />
nahtlose<br />
Stahlrohre sowie kalt- und warmgefertigte Stahlbauhohlpr ofile gemäß<br />
den aktuellen EN, DIN, API und ASTM-Normen. Modernstee Lagertechnik<br />
und Anarbeitungsmöglichkeiten runden unseren Service ab!<br />
&<br />
&<br />
&<br />
&<br />
&<br />
&<br />
&<br />
&<br />
&<br />
Längs- un<br />
d spiralnahtgeschw<br />
eißte Stahlrohre<br />
Außendurchmesser: 21,3-1422,0 mm/<br />
Wandstärke: 2,0-25,0 mm<br />
Nahtlose Stahlrohre<br />
Außendurchmesser: 21,3-660,0 mm /<br />
W andstärk<br />
e: 3,2-100,0 mm<br />
Warmgefertigte Stahlbauho<br />
hlprofile<br />
Abmessungen: 40 x 40 mm bis 400 x 400 mm<br />
und 50 x 30 mm bis 500 x 300 mm/<br />
Wandstärke: 2,9-20,0 mm<br />
NEU! Kaltg<br />
efertigte Stahlbaa<br />
uhohlprofile<br />
Abmessungen: 30 x 30 mm bis 400 x 400 mm<br />
und 40 x 20 mm bis 400 x 200 mm/<br />
Wandstärke: 2,0-12,5 mm<br />
Vollautom<br />
matisches Hochrega<br />
al-Lagersystem<br />
mit einer Kassettenlänge von 14m<br />
Moderne Bandsägen bis 1422,0 mm ä.D.<br />
Doppelgehrungssägen bis 508,0 mm ä.D.<br />
3D -Rohrp<br />
profilbrennschneidanlage bis 121<br />
9<br />
,0<br />
mm ä.D. .<br />
4-Achsen Hochgeschwindigkeitsbearbeitungszentrum<br />
AB<br />
JAN<br />
NU<br />
AR<br />
2021<br />
21 IMM<br />
PROG<br />
GRAMM<br />
Stahlrohr GmbH<br />
Am Blumenkampshof 67 · 47059 Duisburg<br />
Tel<br />
el.: +49 203 28916<br />
6-<br />
0 · Fax: +49 203 28916<br />
8916-35<br />
info@stahlrohr.eu · www.stahlrohr.eu<br />
w ww.st<br />
<strong>Stahlreport</strong><br />
a hlrohr.eu<br />
12|20<br />
19
Stahlproduktion<br />
Bericht/Nachrichten<br />
Bundesumweltministerin informiert sich bei ArcelorMittal<br />
Grüner Stahl aus Hamburg<br />
Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Michael Westhagemann, Wirtschaftssenator in<br />
Hamburg, haben sich in einem virtuellen Austausch mit dem ArcelorMittal-Management am Standort<br />
Hamburg über den Stand des Projekts H2H („H2 aus Hamburg“) informiert.<br />
Bei dem Projekt, mit dem der<br />
Stahlhersteller im vergangenen Jahr<br />
startete, soll erstmals der Einsatz<br />
von Wasserstoff in der Stahlherstellung<br />
großtechnisch umgesetzt werden.<br />
Ziel ist, die CO 2 -Emissionen<br />
des Konzerns in Europa bis zum<br />
Jahr 2030 um 30 % zu senken. Um<br />
das zu erreichen, hat ArcelorMittal<br />
bereits mehrere Projekte in Vorbereitung<br />
– darunter am Standort<br />
Hamburg. Bereits ab 2025 ist die<br />
Produktion von 100.000 t Stahl auf<br />
Wasserstoffbasis geplant. Bis 2050<br />
will ArcelorMittal vollständig klimaneutral<br />
werden.<br />
In Hamburg produziert Arcelor-<br />
Mittal schon seit über 50 Jahren<br />
Stahl über die Direktreduktion von<br />
Eisenerz mit Erdgas, womit bereits<br />
etwa nur die Hälfte an CO 2 -Emissionen<br />
im Vergleich zum traditionellen<br />
Hochofenprozess anfällt. In einer<br />
neuen Direktreduktionsanlage plant<br />
der Stahlhersteller in Hamburg nun<br />
den Einsatz von Wasserstoff –<br />
zunächst über Dampfreformierung<br />
von Erdgas, bis ausreichend grüner<br />
Wasserstoff zur Verfügung steht,<br />
um Stahl klimaneutral herzustellen.<br />
CO 2 -arme Stahlgüten von Salzgitter AG<br />
Erste Bramme für „grünen“<br />
Flachstahl produziert<br />
Die Salzgitter AG hat die erste CO 2 -<br />
arme, grüne Stahlbramme im Werk Peine<br />
produziert. Der Konzern werde seinen Kunden<br />
damit noch vor Ende 2020 „grüne“<br />
Flachstahlprodukte in einem differenzierten<br />
Abmessungs- und Gütenspektrum anbieten.<br />
Der CO 2 -Fußabdruck dieser Produkte<br />
sei 75 % kleiner als derjenige aus konventioneller<br />
Produktion. Nach dem Umbau<br />
einer Stranggießanlage sei es jetzt möglich,<br />
die Nchfrage nach solchen Werkstoffen zu<br />
bedienen, so der Konzern. Die Brammen<br />
werden anschließend bei der Salzgitter<br />
Erstmaliger großtechnischer Einsatz von Wasserstoff in der Stahlherstellung: Das ist<br />
das Ziel von Projekt H2H – „H2 aus Hamburg“ von ArcelorMittal<br />
Die Salzgitter AG hat die erste CO 2 -arme, grüne Stahlbramme im Werk Peine produziert.<br />
Flachstahl GmbH zu Warm- und Kaltband<br />
ausgewalzt. Diese umweltfreundlichen<br />
Stahlprodukte sind für alle gängigen Ver-<br />
Der grüne Wasserstoff soll mit Hilfe<br />
von Elektrolyse erzeugt werden.<br />
Um den Bau der neuen Direkt -<br />
reduktionsanlage umzusetzen und<br />
die Produktion mit Wasserstoff in<br />
Zukunft wirtschaftlich zu betreiben,<br />
sei der Ausbau erneuerbarer Energien<br />
in großem Umfang ebenso notwendig<br />
wie der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur<br />
und die finanzielle<br />
Anschubförderung für die Produktion<br />
von nahezu CO 2 -freiem<br />
grünen Stahl, erklärte der Stahlhersteller.<br />
Info:<br />
https://deutschland.arcelormittal.com<br />
wendungszwecke einsetzbar, wie beispielsweise<br />
im Fahrzeugbau, im Bauwesen und in<br />
Industrieanwendungen.<br />
Bild: Salzgitter AG Bild: ArcelorMittal<br />
20 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
CO 2 -Rechner von Wuppermann<br />
Stahl nachhaltig einkaufen<br />
CO 2 -Rechner von Wuppermann zur Errechnung eigener Einsparungen<br />
Der Leverkusener Stahlverarbeiter<br />
Wuppermann setzt an seinen Standorten in<br />
den Niederlanden und Österreich ein neues<br />
Verfahren bei der Bandverzinkung ein, das<br />
bis zu 43 % CO 2 -Emissionen einsparen soll.<br />
Ein CO 2 -Rechner auf der Website des Unternehmens<br />
ermittelt jetzt, wie viel CO 2 pro<br />
Tonne feuerverzinktem Bandstahl die Kunden<br />
tatsächlich individuell einsparen können.<br />
Die Herstellung von feuerverzinktem Bandstahl<br />
mit dem Heat-to-Coat-Verfahren von<br />
Wuppermann verursacht deutlich geringere<br />
CO 2 -Emissionen als herkömmliche Kaltband-Verzinkungsverfahren.<br />
Zu diesem<br />
Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer-Instituts<br />
für Umwelt-, Sicherheits- und<br />
Energietechnik (UMSICHT), die Wuppermann<br />
im Sommer 2020 beauftragt hatte.<br />
„Wir sind stolz auf die gute Ökobilanz unserer<br />
Bandverzinkung“, so Johannes Nonn,<br />
Vorstandssprecher bei der Wuppermann<br />
AG. „Mit der Veranschaulichung der konkreten<br />
Einsparungen kann der CO 2 -Rechner auf<br />
unserer Website als Entscheidungsgrundlage<br />
für einen nachhaltigen Stahleinkauf<br />
dienen.“<br />
Wuppermann-CO 2 -Rechner:<br />
https://bit.ly/co2rechner-niederlande<br />
https://bit.ly/co2rechner-austria<br />
Fraunhofer Studie:<br />
https://bit.ly/wuppermann-studie<br />
Grafik: Wuppermann<br />
Im Oktober 2020<br />
wurde mehr Rohstahl<br />
weltweit produziert<br />
Die weltweite Rohstahlproduktion für die 64<br />
Länder, die dem Weltstahlverband (worldsteel)<br />
Bericht erstatten, lag im Oktober 2020<br />
bei 161,9 Mio t, ein Anstieg von 7,0 %<br />
gegenüber Oktober 2019.<br />
Rohstahlproduktion weltweit<br />
China 92,2 Mio. t 12,7 %<br />
Japan 7,2 Mio. t -11,7 %<br />
Südkorea 5,9 Mio. t -1,8 %<br />
Deutschland 3,4 Mio. t -3,1 %<br />
EU 12,6 Mio. t -5,6 %<br />
USA 6,1 Mio. t -15,3 %<br />
GUS 8,4 Mio. t 4,7 %<br />
Ukraine 1,6 Mio. t 5,9 %<br />
Türkei 3,2 Mio. t 19,4 %<br />
Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten, die die COVID-19-Pandemie mit sich bringt, sind viele dieser<br />
Zahlen des Monats Schätzungen, die mit der Produktionsaktualisierung des nächsten Monats revidiert<br />
werden können.<br />
Rohstahlproduktion in<br />
Deutschland weiter rückläufig<br />
In Deutschland wurden im Oktober<br />
3,4 Mio. t Rohstahl hergestellt. Damit lag<br />
die Erzeugung zum ersten Mal seit Februar<br />
wieder über dem entsprechenden Vorjahresmonat.<br />
Im bisherigen Jahresverlauf<br />
(Januar-Oktober) wird die Rohstahlproduktion<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um<br />
annähernd 14 % unterschritten, berichtete<br />
die Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />
Rohstahlproduktion in Deutschland von Januar bis Oktober 2020<br />
Rohstahl gesamt 29.144 -13,9%<br />
Oxygenstahl 19.488 -17,4%<br />
Elektrostahl 9.656 -5,8%<br />
Roheisen 18.137 -16,6%<br />
Warmgewalzte Stahlerzeugnisse 25.639 -12,9%<br />
Januar bis September in Tonnen Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
21
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht<br />
Durch die minimale Anzahl an Bewehrungselementen und das schnelle Ausrollen wird die Verlegung beschleunigt und vereinfacht.<br />
Eisenbiegerei Katmet investiert in effiziente Vorfertigung<br />
Bewehrungsmodule maßgenau vorfertigen<br />
Die polnische Firma KATMET ist eine der größten Eisenbiegereien in der Region Danzig, im Norden von Polen. Neben<br />
herkömmlicher Bewehrung hat sich das familiengeführte Unternehmen auf vorgefertigte Bewehrungsmodule<br />
spezialisiert. Im August 2020 hat der polnische Biegespezialist eine neue vollautomatische „BAMTEC Evolution“<br />
mit Einzelstangenzuführung in Betrieb genommen.<br />
[ Kontakt]<br />
progress Maschinen &<br />
Automation AG<br />
Julius-Durst-Straße 100<br />
39042 Brixen, Italien<br />
+39 0472 979100<br />
info@progress-m.com<br />
www.progress-m.com<br />
Katmet Sp. z o.o.<br />
Ul. Garncarska 2<br />
83-000 Pruszcz Gdański<br />
+48 660 425 100<br />
www.katmet.pl<br />
In enger Zusammenarbeit mit der BAM AG realisiert<br />
Progress Maschinen & Automation, ein Unternehmen<br />
der PROGRESS GROUP, zugeschnittene Bewehrungslösungen,<br />
welche nicht nur ein Projekt bei Katmet<br />
umfasst, sondern auch effiziente Produktion erlauben.<br />
Das Projekt umfasst eine komplette vollautomatische<br />
Produktionslinie zur Herstellung von Bamtec-Bewehrungselementen<br />
für den polnischen Markt. Die neue<br />
Technologie ist ein hocheffizientes und rentables System<br />
zur Planung, Herstellung und Montage von gerollten<br />
Bewehrungselementen, so der Hersteller. Die neuen<br />
Bewehrungslösungen schafften einen enormen Mehrwert<br />
für die regionale Bauindustrie.<br />
Bereits nach wenigen Wochen zog die Eisenbiegerei<br />
ein positives Zwischenfazit. Die Bamtec-Methode hat<br />
die Montagezeit um 80 bis 90 % verkürzt, die Qualität<br />
verbessert und gleichzeitig Einsparungen beim verwendeten<br />
Betonstahl erzielt. Außerdem garantiert das<br />
neue System eine einfache Positionierung, genaue Stab -<br />
längen und eine ergonomische Arbeitsweise auf der<br />
Baustelle.<br />
Erprobte Bewehrungstechnologie<br />
Die Bamtec-Bewehrungstechnologie ist weltweit verbreitet<br />
und eines der wirtschaftlichsten Verfahren zur<br />
Bewehrung von Stahlbetondecken und Bodenplatten<br />
im Hochbau. Angesichts der optimierten Planung und<br />
der computergesteuerten Produktion wird der Einbau<br />
der gerollten Bewehrungselemente auf der Baustelle<br />
deutlich vereinfacht. Diese neue Technologie sorgt für<br />
eine höhere Produktivität und einen geringeren Platzbedarf,<br />
so die Progress Maschinen & Automation AG.<br />
Gerollte Bewehrungselemente-Produktion<br />
Die Katmet-Anlage besteht aus einer Richt- und Schneidemaschine<br />
sowie einem Schweißsystem und fertigt<br />
ein maßgenaues Bewehrungselement. Der Schneidevorgang<br />
erfolgt elektromechanisch. Anhand einer Greif-<br />
22 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Katmet ist auf vorgefertigte Bewehrungsmodule spezialisiert. Der Hauptsitz befindet sich in der polnischen Stadt Praust.<br />
Betonstahl wird bei Katment in Zukunft gerollt und nicht geflochten.<br />
Bilder: Progress<br />
„Meiner Meinung nach wird sich der Markt für<br />
Betonstahl in Richtung der maximalen Vorfertigung<br />
entwickeln. Dies werden möglichst große,<br />
geschweißte oder gebundene Bewehrungen sein, die<br />
aus mehreren Elementen zusammengesetzt sind.“<br />
Piotr Romanik, Junior-Geschäftsführer Katmet<br />
und Positioniereinheit werden die produzierten Stäbe<br />
der Bamtec-Schweißanlage zugeführt. Nach dem<br />
Schweißvorgang wird das Bamtec-Element zu einer<br />
Rolle aufgerollt. Jedes Bewehrungselement wird maßgeschneidert<br />
vorgefertigt, um eine hohe Qualität und<br />
maximale Flexibilität zu erhalten.<br />
Piotr Romanik, Junior-Geschäftsführer von Katmet,<br />
schaut zuversichtlich in die Zukunft und will noch einiges<br />
bewegen: „Bamtec ist auf dem polnischen Markt<br />
noch nicht bekannt. Gleichzeitig steigen die Arbeitskosten<br />
und es wird immer schwieriger qualifizierte<br />
Arbeitskräfte zu finden. Hierdurch sehen wir eine Nische<br />
für vorgefertigte Bewehrungslösungen wie Bamtec. Dies<br />
war schlussendlich ein entscheidender Grund, weshalb<br />
wir uns entschlossen haben, diese Partnerschaft in<br />
Gang zu bringen.“ 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
23
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht/Nachichten<br />
Bilder: Bomar<br />
Bürstenentgrater von Bomar und Exactcut<br />
Effektive und funkenfreie Werkstückentgratung<br />
Der Bandsägenhersteller BOMAR und der Kreissägenproduzent Exactcut bedienen ihre Märkte auch mit Lösungen<br />
zur effizienten Entfernung von Werkstückgratenden. Frisch vorgestellt haben die Unternehmen nun die<br />
Bürstenentgrater Orbital 250 NS und Orbital 250 TB. Beide Bürstenentgrater dienen zur weichen und funkenfreien<br />
Entfernung von Werkstückgraten. Mit diesen Entgratern können sowohl Profil- als auch Vollmaterialien bis 120 mm<br />
Durchmesser zügig bearbeitet werden.<br />
[ Kontakt]<br />
BOMAR Germany GmbH<br />
Augustastraße 85<br />
58452 Witten<br />
+49 2302-98 407 41<br />
www.bomar-germany.de<br />
Der Bürstenentgrater Orbital 250 NS wird in<br />
erster Linie zum halbautomatischen Entgraten der Stirnseiten<br />
von Rohren, Profilen und Vollmaterial aus Stahl<br />
eingesetzt. Auch für gebogene Werkstücke kann der<br />
Entgrater genutzt werden. Die Drehbewegung des Bürstenkopfes<br />
erfolgt um die Längsachse des Materials,<br />
wobei die Außen- und Innenkanten des Werkstücks<br />
komplett entgratet werden. Durch die Konzeption mit<br />
zwei Bürstenschächten kann beispielsweise die Durchführung<br />
von zwei aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten<br />
ohne Maschinenumrüstung erfolgen.<br />
Jede Werkstückkante sauber entgraten<br />
Der Bürstenentgrater Orbital 250 TB dient zur halbautomatischen<br />
Entgratung von Aluminiumteilen und eloxierten<br />
Profilen. Dabei kommt bei diesem Entgrater die<br />
bewährte Twin-Belt-Technik zum Zuge, bei der ein rotierender<br />
Segment-Bürstenkopf das Werkstück planetenartig<br />
umkreist und jede Werkstückkante aus allen Richtungen<br />
erreicht. Das Hauptmerkmal dieser Technologie<br />
besteht darin, die Stirnflächen zu entgraten, ohne dass<br />
das Werkstück abgerollt werden muss. Der Anwender<br />
kann bei beiden Entgratertypen jeweils zwischen einem<br />
Antrieb mit zwei fest einstellbaren Drehzahlen oder<br />
einem stufenlos frequenzgeregelten Antrieb wählen –<br />
wobei der frequenzgeregelte Antrieb eine optimale<br />
Anpassung des Entgratungsvorgangs für unterschiedliche<br />
Werkstückmaterialien sowie Bürstenarten unterstützt.<br />
Einfache Bürstenwartung<br />
Trotz der kompletten Einhausung dieser Entgrater<br />
besteht zu Servicezwecken ein leichter Zugang zu den<br />
Bürsten. Beide Maschinen sind für eine Verankerung<br />
im Fundament ausgelegt. Eine frei positionierbare<br />
Absaugeinrichtung AL-KO mit Filtrationszylindern und<br />
integrierter Staubaufnahme zwecks Abfallsammlung<br />
steht optional zur Verfügung.<br />
Die Zielgruppen für diese Maschinen sind Kleinbetriebe<br />
und Schlossereien sowie Unternehmen mit hoher<br />
Serienproduktion und vollautomatischer Fertigung. 2<br />
24 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Sharp Products setzt auf Anlage von Schwarze-Robitec<br />
Präzision beim Rohrbiegen<br />
Der amerikanische Rohrlösungsanbieter<br />
Sharp Products aus Wisconsin hat<br />
mit einer vollelektrischen Rohrbiegemaschine<br />
von Schwarze-Robitec seine Produktionskapazitäten<br />
erweitert. Mit der CNC<br />
160 E TB MR habe man zudem die Anforderungen<br />
des Kunden nach höchster Präzision<br />
erfüllt.<br />
Sharpe Products aus New Berlin, Wisconsin,<br />
ist spezialisiert auf das Biegen und<br />
Umformen von Rohren für Industrie und<br />
Gewerbe, auf Laserschneiden und weitere<br />
Fertigungsdienstleistungen. Das Portfolio<br />
erstreckt sich von gebogenen Rohren mit<br />
engen Radien bis hin zu symmetrischen<br />
Rohrbögen, stets unter Einhaltung strenger<br />
Toleranzen. Kundenindividuelle Anfertigungen<br />
erfordern in der Produktion Maschinen,<br />
die besonders präzise arbeiten. Nur so<br />
Die CNC 160 von Schwarze-Robitec<br />
erzielt selbst bei dünnwandigen<br />
Rohren genauste Biegeergebnisse.<br />
kann Sharpe Products seinen Kunden hochqualitative<br />
Ergebnisse liefern. Mit der vollelektrischen<br />
Rohrbiegemaschine CNC 160<br />
E TB MR von Schwarze-Robitec könne<br />
Sharpe Products die nötige Präzision<br />
gewährleisten.<br />
Die Rohrbiegemaschine bearbeitet Rohre<br />
mit einem Durchmesser von bis zu 160 mm<br />
(6 inch) aus Baustahl, Edelstahl, Aluminium,<br />
Messing, Kupfer, Titan und anderen Metallen.<br />
Selbst bei dünnwandigen Rohren<br />
erziele sie genauste Biegeergebnisse.<br />
[ Kontakt]<br />
Schwarze-Robitec GmbH<br />
Olpener Straße 460–474<br />
51109 Köln<br />
Tel. +49 221 89008-0<br />
www.schwarze-robitec.com<br />
Bilder: Schwarze-Robite<br />
Durch Anbringen einer Sicherheitsplakette<br />
macht Eurotech kenntlich, dass die Arbeitsmittel<br />
ordnungsgemäß gemäß UVV funktionieren.<br />
Eurotech bietet<br />
UVV-Abnahme<br />
Eurotech, Spezialist für Vakuum-Hebeund<br />
-Transporttechnik, bietet jetzt auch<br />
Komplettleistungen rund um die<br />
Abnahme von Leichtüberkranungen und<br />
Hebegeräten im Rahmen der Unfallverhütungsvorschriften<br />
(UVV) an. Zu den Leistungen<br />
gehört die Abnahme von Hebegeräten<br />
nach DIN EN 13155 sowie von<br />
Leichtüberkranungen bis maximal<br />
1.000 kg nach DGUV 52 (BGVD 6) aller<br />
Hersteller. Mit der Abnahme, die einmal<br />
jährlich vor Ort beim Kunden oder am<br />
Stammsitz in Geislingen vorgenommen<br />
wird, hat Eurotech zudem die Wartung und<br />
Reparatur der Arbeitsmittel sowie die Optimierung<br />
und Problemlösung im Angebot.<br />
Info: www.etvac.de<br />
Bild: Eurotech<br />
Langfristige Strategie weiter umgesetzt<br />
Vernet-Behringer ganz in Gruppe integriert<br />
Die Behringer GmbH hat 100 % der<br />
Anteile von Vernet Behringer (VB) übernommen,<br />
meldete das Unternehmen im<br />
Oktober. Die Integration des französischen<br />
Herstellers von Anlagen für den Stahlbau in<br />
die Behringer-Gruppe sei Teil einer langfristigen<br />
und gemeinsamen Ausrichtung der<br />
beiden Unternehmen. Seit 1996 ist die<br />
Behringer GmbH der wichtigste Anteilseigner<br />
und strategische Partner von VB, insbesondere<br />
für die Lieferung von Bandsägen,<br />
welche in die von VB entwickelten, automatischen<br />
Säge-Bohr-Anlagen integriert sind.<br />
Dieser engere Zusammenschluss soll es VB<br />
ermöglichen, seine Entwicklung in Frankreich<br />
und auf internationaler Ebene fortzusetzen<br />
und größere technologische Projekte<br />
durchzuführen, um so den<br />
wachsenden Erwartungen seiner Kunden<br />
nach immer stärker integrierten und automatisierten<br />
Anlagen weltweit gerecht zu<br />
werden. Diese Fusion werde es erlauben,<br />
technologische, industrielle und finanzielle<br />
Synergien zu entwickeln, um den Anforderungen<br />
des verschärften globalen Wettbewerbs<br />
gerecht zu werden und die Transformation<br />
in Richtung „Industrie 4.0“ zu<br />
beschleunigen, so das Unternehmen.<br />
www.behringer.net<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
25
Anarbeitung<br />
und Logistik<br />
Bericht<br />
„Kundenbewertung“ in eNVenta<br />
Analytics: Die Y-Achse steht für das<br />
Risiko, die X-Achse für die Rentabilität<br />
und die Größe der Punkte für den<br />
jeweiligen Umsatz eines Kunden.<br />
Screenshot: N&V<br />
Nissen & Velten baut eNVenta Analytics aus<br />
Nicht jeder Umsatz ist ein guter Umsatz<br />
Mit der neuen Funktionalität „Kundenbewertung“ baut das Softwarehaus Nissen & Velten das Modul<br />
eNVenta Analytics seines ERP-Systems aus. Sie erlaubt es, die Kundenprofitabilität differenziert zu<br />
bewerten und bei Bedarf Maßnahmen abzuleiten. eNVenta Analytics unterstützt die Tätigkeit des<br />
Vertriebs mit einer ganzen Reihe von digitalen, analytischen Methoden.<br />
[ Kontakt]<br />
Nissen & Velten<br />
Software GmbH<br />
Goethestraße 33<br />
78333 Stockach<br />
+49 7771 879-0<br />
www.nissen-velten.de<br />
Der Handel muss seine knappen Ressourcen möglichst<br />
effektiv einsetzen. Dies gilt insbesondere auch<br />
für die kostenintensiven Bereiche Logistik und Vertrieb.<br />
Gute Kunden sind rentabel, wenig preissensibel und<br />
langfristige Geschäftspartner. Die Kundenerfolgsrechnung<br />
ist ein Instrument, diese „wertvollen“ Kunden zu<br />
identifizieren. Gleichzeitig dient sie dazu, jene Kunden<br />
zu erkennen, die einen geringen oder sogar einen negativen<br />
Beitrag zum Unternehmenserfolg beisteuern.<br />
Bei der Kundenerfolgsrechnung werden die einem<br />
Kunden zurechenbaren Kosten und Erlöse einander<br />
gegenübergestellt und ein Kundendeckungsbeitrag<br />
ermittelt. Da es sich dabei allerdings um eine Momentaufnahme<br />
handelt, müssen bei der Ableitung von Maßnahmen<br />
weitere Faktoren berücksichtigt werden, so<br />
der ERP-Anbieter. Ein solcher Faktor ist die Risikoeinschätzung.<br />
Im Handel sind dies beispielsweise das<br />
Retouren-Risiko, das Bonitätsrisiko beziehungsweise<br />
das Zahlungsverhalten und die Kundenzufriedenheit.<br />
Erfolgsrechnung mit<br />
Risikoeinschätzung kombiniert<br />
Die neue Funktionalität „Kundenbewertung“ von<br />
eNVenta Analytics führt deshalb die Kundenerfolgsrechnung<br />
und die Risikoeinschätzung zu einer gemeinsamen<br />
Betrachtung zusammen. Von besonderer Bedeutung<br />
ist dabei, dass die Kunden unterschiedlicher<br />
Segmente, Branchen oder Bedarfsprofile nicht gemischt,<br />
sondern in Relation zur jeweiligen Vergleichsgruppe<br />
betrachtet werden. So wird etwa der Privatkunde nicht<br />
mit dem Geschäftskunden und der Industriekunde nicht<br />
mit dem Handwerksbetrieb gleichgesetzt.<br />
Auf diese Weise lassen sich Nissen & Velten zufolge<br />
relevante Fragen beantworten: Hat ein Kunde einen<br />
schlechten Deckungsbeitrag aufgrund vieler Lieferungen<br />
mit geringem Wert, einer hohen Retouren-Quote oder<br />
einer zu hohen Rabatteinstufung? Verursacht er hohe<br />
Vertriebskosten aufgrund vieler Angebote, aber nur<br />
weniger kleiner Aufträge? Mit eNVenta Analytics lässt<br />
sich die Analyse einer Kundengruppe, aller Kunden<br />
eines Außendienstmitarbeiters oder auch eines Kunden<br />
in einer Gruppe sowie von umsatzstarken oder umsatzschwachen<br />
Kunden vornehmen, so der Anbieter weiter.<br />
Aus der Übersicht heraus können nun interaktiv einzelne<br />
Fälle betrachtet und im Detail analysiert werden. Ausreißer<br />
und Problemfälle ließen sich schnell identifizieren<br />
und hinsichtlich der Ursachen beurteilen.<br />
Das Modul eNVenta Analytics bietet damit nun insgesamt<br />
sechs Funktionsbereiche, die zum Teil auf Künstliche<br />
Intelligenz beziehungsweise maschinellem Lernen<br />
basieren: Neben der Kundenbewertung sind das die<br />
Kundenbeobachtung, die Vorhersage Kundenverlust,<br />
die Produktempfehlungen, die Preisoptimierung und<br />
die kundenspezifische Preisvorhersage. Die neue Funktionalität<br />
ist mit Version eNVenta ERP 4.3 zum Jahresende<br />
2020 verfügbar. 2<br />
26 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Smartphone-Anwendung „Timer“ von Kaltenbach.Solutions<br />
Schnittzeit-Katalog für bessere Sägen-Auslastung<br />
Wenn es um die konkrete Leistung<br />
von einzelnen Sägen geht, ist der Stahlhandel<br />
genauso wie die Stahlverarbeitung bisher<br />
meist auf reine Schätzwerte angewiesen.<br />
Auch erfahrene Mitarbeiter können<br />
dazu nur ungefähre und immer auch subjektiv<br />
gefärbte Angaben machen.<br />
KALTENBACH.SOLUTIONS hat für dieses<br />
Problem jetzt eine einfache Anwendung<br />
entwickelt, die direkt über das Smartphone<br />
verfügbar ist. Der innovative „Timer“ verbindet<br />
die Anforderungen von Betriebsdaten-<br />
und Maschinendatenerfassung zu<br />
einer integrierten Lösung und passt zu allen<br />
Sägemaschinen, ganz unabhängig von<br />
ihrem Alter oder dem Hersteller.<br />
Um die Schnitt- und Rüstzeiten auf dem<br />
Smartphone zu zeigen, werden die aktuellen<br />
Zeiten zunächst über eine an der Sägemaschine<br />
angebrachte „boosterBOX“<br />
erfasst. Die Bediener erstellen damit im<br />
nächsten Schritt ihren individuellen<br />
Schnittzeit-Katalog. Bei einer Säge können<br />
die Schnittzeiten für mehrere hundert<br />
Materialien festgehalten werden. Ein solcher<br />
Schnittzeit-Katalog ermöglicht die präzise<br />
Planung von Arbeitsschritten und hilft<br />
dabei, kostensparende Entscheidungen zu<br />
treffen.<br />
Seit Anfang November verwenden führende<br />
Unternehmen der Stahlbranche die mobile<br />
webbasierte IoT-Technologie für ihre Sägemaschinen<br />
– mit nachweisbarem Erfolg, so<br />
das Unternehmen. Der „Timer“ helfe ihnen<br />
dabei, präzise zu planen und schnell zu entscheiden,<br />
welche Materialien auf welcher<br />
Der „Timer“ von Kaltenbach.Solutions zeigt<br />
aktuelle Sägedaten auf dem Smartphone.<br />
Bild aus der PDF nehmen<br />
Säge bearbeitet werden sollten. Außerdem<br />
erleichtere die neue Lösung das Überprüfen<br />
von Maschinen-Einstellungen, die<br />
Durchführung von Benchmarks und die<br />
Ermittlung echter Kosten. Besonders zufrieden<br />
sind die Kunden dem Unternemen<br />
zufolge mit der intuitiven Bedienbarkeit und<br />
der unkomplizierten Plug & Play-Installation<br />
innerhalb von 15 min. Da Kaltenbach.Solutions<br />
den „Timer“ als Mietmodell anbietet,<br />
entfallen hohe Investitionskosten, schon in<br />
kurzer Zeit entstehe ein messbarer Mehrwert.<br />
www.kaltenbach-solutions.com<br />
Bild: Kaltenbach.Solutions<br />
Neue Online-Veranstaltungsreihe<br />
für Maschinenbauer<br />
Transfluid bei „Netzwerk<br />
Maschinenbau Südwestfalen“<br />
Hightech-Maschinenbauer transfluid<br />
aus Schmallenberg war im November<br />
gastgebendes Unternehmen von „NEMAS<br />
vor Ort digital“. Die digitale Veranstaltungsreihe<br />
ist ein neues Format des „Netzwerk<br />
Maschinenbau Südwestfalen“. In 45<br />
min präsentieren sich dabei Maschinenbau-Unternehmen<br />
mit ihren Produkten<br />
und Dienstleistungen – digital, kompakt<br />
und mit dem Ziel einer besseren Vernetzung<br />
der Anbieter und Lieferanten.<br />
„Nemas vor Ort“ bietet zur Förderung von<br />
Austausch und Diskussion zudem eine<br />
Vielzahl thematischer Schwerpunkte.<br />
Aktuelle Branchenthemen werden ebenso<br />
besprochen wie beispielsweise die Nutzung<br />
bestimmter Maschinen oder etwa<br />
Fragen der Personalentwicklung. Die neue<br />
Veranstaltungsreihe stoße gerade in Zeiten<br />
von Corona auf wachsendes Interesse,<br />
so das Unternehmen. Schwerpunkte der<br />
Präsentation von transfluid-Geschäftsführer<br />
Produktion/Vertrieb Ludger Bludau<br />
waren die Themen Digitalisierung und<br />
Automatisierung. In seinem kompakten<br />
Online-Beitrag ging es vor allem um die<br />
Speicherung und Digitalisierung von spezifischem<br />
Wissen in einer Wissensdatenbank<br />
sowie die professionelle Bedienung<br />
und Einrichtung von Robotern ohne Programmierkenntnisse.<br />
Auch das automatische<br />
Rüsten kompletter Werkzeugsysteme<br />
stand auf der Agenda.<br />
Info: www.transfluid.de<br />
www.nemas-sw.de<br />
Hohe Nachfrage nach WIG-Elektroden<br />
Wolfram Industrie erweitert Produktionskapazitäten<br />
Im Herbst 2020 haben in Nußdorf<br />
die Bauarbeiten für den neuen Firmensitz<br />
der Gesellschaft für Wolfram Industrie mbH<br />
begonnen. Auf Grund der anhaltend guten<br />
Nachfrage in allen Geschäftsbereichen, insbesondere<br />
im Elektrodengeschäft, sowie<br />
der Erweiterung der Servicedienstleitungen<br />
sei die Vergrößerung dringend notwendig<br />
geworden, so das Unternehmen. Der<br />
Neubau bietet mit einer Nutzfläche von<br />
7.000 m² etwa 40 % mehr Platz als die derzeitige<br />
Unternehmenszentrale in Traunstein.<br />
Parallel begannen im Oktober 2020<br />
auch die Arbeiten für den Ausbau des<br />
Schwesterunternehmens Bayerische<br />
Metallwerke GmbH in Dachau. Die Gesamtinvestitionssumme<br />
beträgt etwa 20 Mio. €.<br />
www.wolfram-industrie.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
27
BDS<br />
XXXXX Research A XXXXX<br />
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />
Kein Herbstblues im Stahlhandel<br />
Der Start ins Jahr 2020 verlief für die deutsche Stahldistribution recht ordentlich. Die Stimmung in<br />
der Wirtschaft hatte sich etwas aufgehellt und man hatte den Eindruck, dass Nachholeffekte vom<br />
Jahresende 2019 das Geschäft beflügelten. Dann kam „Corona“ und die Welt veränderte sich.<br />
Immerhin war der Stahlhandel weitaus weniger negativ betroffen als andere Wirtschaftszweige.<br />
Im Herbst konnten teilweise sogar bessere Absätze erzielt warden als im Jahr zuvor.<br />
Die Marktlage ist jedoch gespalten und variiert je nach Abnehmerbranche.<br />
Jörg Feger, Bereichsleiter<br />
Research im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahlhandel<br />
(BDS), berichtet<br />
zusammenfassend<br />
angesichts der ihm<br />
bis einschließlich<br />
Oktober 2020 vorliegenden<br />
Zahlen.<br />
Fragen zur<br />
Statistik<br />
beantwortet im<br />
Bundesverband<br />
Deutscher Stahl -<br />
handel (BDS) Jörg<br />
Feger, Prokurist<br />
und Bereichsleiter<br />
Research:<br />
Feger-BDS@<br />
stahlhandel.com<br />
Foto: privat<br />
Lagerabsatz<br />
Der Jahresauftakt 2020 verlief für die<br />
Branche recht dynamisch: Im Januar<br />
wurden 975.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt. Dies entspricht<br />
einem Plus von 2,4 % im Vergleich zum<br />
Januar 2019. Mit knapp 937.000 t lag<br />
auch der Februar über dem Vorjahresmonat.<br />
Ursache hierfür war unter anderem<br />
die niedrige Bestandslage in Händlerund<br />
Verarbeiterlagern zum Jahreswechsel.<br />
Noch dynamischer liefen die<br />
Geschäfte im März, und dies trotz der<br />
sich mit Wucht entfaltenden Corona-<br />
Pandemie samt eingeleiteter Maßnahmen<br />
zur Monatsmitte. Es wurden fast<br />
1 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />
abgesetzt.<br />
Da schon größere Teile der stahlverarbeitenden<br />
Industriezweige, allen<br />
voran der Fahrzeug- und Maschinenbau,<br />
Einbrüche im Auftragseingang<br />
verzeichnet und Kurzarbeit angemeldet<br />
hatten, ist anzunehmen, dass viele<br />
Kunden aus Gründen der Versorgungssicherheit<br />
über ihren aktuellen Bedarf<br />
bestellt haben.<br />
Im April und Mai traf dann<br />
„Corona“ auch die deutsche Stahldistribution<br />
mit erheblicher Wucht. Die<br />
Absatzrückgänge lagen in diesen beiden<br />
Monaten im Vergleich zu den Vorjahresmonaten<br />
um durchschnittlich<br />
zwischen 20 und 30 %.<br />
Dieser Negativtrend konnte im Juni<br />
gestoppt werden. Auch der Juli verlief<br />
recht ordentlich. Enttäuschend hingegen<br />
zeigte sich der August mit einem<br />
Lagerabsatz von 815.000 t. Allenthalben<br />
wurde berichtet, dass sich die<br />
Urlaubszeit mehr als gewöhnlich<br />
bemerkbar machte. Die Gegenbewegung<br />
erfolgte im September. An 22<br />
Arbeitstagen wurden in Summe<br />
931.000 t verbucht. Der Oktober zeigte<br />
sich sogar ausgesprochen stark. Mit<br />
980.000 t Lagerabsatz wurde die Vorjahrestonnage<br />
um 5 % übertroffen.<br />
Besonders erfreulich war die Entwicklung<br />
bei Bandblech, Kaltgewalztem<br />
und Oberflächenveredeltem Blech.<br />
Nach wie vor ist festzuhalten, dass<br />
sich die Auftragslage je nach Abnehmerbranche<br />
deutlich unterscheidet.<br />
Die Bauwirtschaft ist immer noch das<br />
Zugpferd der Konjunktur, der Automobil-<br />
und Maschinenbau hängen in<br />
weiten Teilen zurück. So konnte der<br />
Lagerabsatz bei Betonstahl in den ersten<br />
zehn Monaten des Jahres fast zweistellig<br />
zulegen während bei Blechen<br />
zum Teil deutliche Rückgänge zu beobachten<br />
waren.<br />
Lagerbestand<br />
Im Dezember 2019 wurden 2,03 Mio. t<br />
Lagerbestand gemeldet – der niedrigste<br />
Jahresendbestand seit 1996. Im Januar<br />
erfolgte dann ein moderater Aufbau,<br />
der bei allen Produktgruppen zu beobachten<br />
war. Ungewöhnlicherweise<br />
reduzierte sich im Februar der Bestand<br />
wieder ein wenig. Die Monate März,<br />
April und Mai zeigten krisenbedingt<br />
nicht den saisonal üblichen Aufbau<br />
der Bestände. Auch zwischen Juni und<br />
Oktober veränderten sich die Läger<br />
kaum. Am 31. Oktober 2020 lag der<br />
Bestand mit 2,12 Mio. t um 4,5 % niedriger<br />
als im Oktober 2019.<br />
Lagerreichweite<br />
Die durchschnittliche Lagerreichweite<br />
bei Walzstahlfertigerzeugnissen lag<br />
im Jahr 2019 bei 2,7 Monaten bzw. 81<br />
Tagen. Damit bewegte sie sich in etwa<br />
auf dem Niveau des Vorjahres. Im<br />
Januar und Februar 2020 lag die Lagerreichweite<br />
bei guten Absätzen und wei-<br />
terhin sehr geringen Beständen bei<br />
niedrigen 2,2 Monaten bzw. 66 Tagen.<br />
Im März war sie aufgrund des hohen<br />
Lagerabsatzes sogar noch etwas niedriger<br />
und belief sich auf 2,1 Monate.<br />
Die starken Rückgänge der Lagerabsätze<br />
im April und Mai ließen die<br />
Lagerreichweiten in die Höhe schnellen.<br />
Im Laufe des Sommers nahmen sie wieder<br />
die gewohnten Dimensionen an.<br />
Im Oktober lag die Reichweite vor dem<br />
Hintergrund guter Absätze und niedriger<br />
Bestände bei 2,2 Monaten. Dies<br />
entspricht 66 Tagen (vgl. Abbildung 1).<br />
Lagerverkaufspreise<br />
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />
für durchschnittliche<br />
Verkaufspreise im kleinlosigen Bereich<br />
zufolge gaben die Preise in den meisten<br />
Monaten des Jahres 2019 bei nahezu<br />
allen Produkten nach. Diese Rückgänge<br />
waren bei Rohren und den meisten<br />
Flachprodukten ausgeprägter als bei<br />
Langprodukten. Gegen Ende des Jahres<br />
konnten vereinzelt auch wieder leichte<br />
Preissteigerungen festgestellt werden.<br />
Diese Tendenz setzte sich am<br />
Anfang des Jahres 2020 fort. Gerade<br />
im Februar und März konnte ein teilweise<br />
spürbarer Preisaufbau festgestellt<br />
werden, der sich, unterschiedlich<br />
ausgeprägt, über alle Produktgruppen<br />
erstreckte.<br />
Der April zeigte sich hingegen<br />
uneinheitlich. Teilweise wurden leichte<br />
Preisrückgänge festgestellt. Dies war<br />
auch im Mai der Fall. Im Juni wurden<br />
bei allen Produktgruppen sinkende<br />
Verkaufspreise beobachtet. Dieser<br />
Trend setzte sich mit einigen Ausnahmen<br />
im Juli und August fort. Im September<br />
und Oktober legten die Verkaufspreise<br />
bei fast allen Produkten<br />
zu (vgl. Abbildungen 2 und 3). 2<br />
28 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Lagerabsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1<br />
n Absatzindex (2007 = 100)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
90<br />
Ø<br />
2016<br />
97<br />
Ø<br />
2017<br />
94<br />
Ø<br />
2018<br />
90<br />
Ø<br />
2019<br />
88<br />
78 75 81 81 75<br />
Ø<br />
2020<br />
n Lagerreichweite in Tagen<br />
200<br />
180<br />
160<br />
94<br />
98 100<br />
89<br />
94<br />
89 93<br />
98<br />
140<br />
82 82<br />
74<br />
120<br />
68<br />
54<br />
100<br />
54<br />
80<br />
60<br />
40<br />
72 72 114 66 66 63 87 96 78 72 78 69 66<br />
20<br />
0<br />
Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt.<br />
2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020<br />
Absatz und Lagerreichweite<br />
der<br />
Stahldistribution<br />
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />
160<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
Preisentwicklung<br />
bei Langprodukten<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />
Index (Januar 2010 = 100)<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
2. Q. 2017<br />
3. Q. 2017<br />
4. Q. 2017<br />
1. Q. 2018<br />
2. Q. 2018<br />
3. Q. 2018<br />
4. Q. 2018<br />
1. Q. 2019<br />
2. Q. 2019<br />
3. Q. 2019<br />
4. Q. 2019<br />
1. Q. 2020<br />
2. Q. 2020<br />
3. Q. 2020<br />
4. Q. 2020<br />
1. Q. 2010<br />
2. Q. 2010<br />
3. Q. 2010<br />
4. Q. 2010<br />
1. Q. 2011<br />
2. Q. 2011<br />
3. Q. 2011<br />
4. Q. 2011<br />
1. Q. 2012<br />
2. Q. 2012<br />
3. Q. 2012<br />
4. Q. 2012<br />
1. Q. 2013<br />
2. Q. 2013<br />
3. Q. 2013<br />
4. Q. 2013<br />
1. Q. 2014<br />
2. Q. 2014<br />
3. Q. 2014<br />
4. Q. 2014<br />
1. Q. 2015<br />
2. Q. 2015<br />
3. Q. 2015<br />
4. Q. 2015<br />
1. Q. 2016<br />
2. Q. 2016<br />
3. Q. 2016<br />
4. Q. 2016<br />
1. Q. 2017<br />
2. Q. 2017<br />
3. Q. 2017<br />
4. Q. 2017<br />
1. Q. 2018<br />
2. Q. 2018<br />
3. Q. 2018<br />
4. Q. 2018<br />
1. Q. 2019<br />
2. Q. 2019<br />
3. Q. 2019<br />
4. Q. 2019<br />
1. Q. 2020<br />
2. Q. 2020<br />
3. Q. 2020<br />
4. Q. 2020<br />
Preisentwicklung bei<br />
Flachprodukten und<br />
Rohren<br />
Quelle: BDS<br />
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
29
BDS<br />
Interview<br />
Foto: BDS/mh<br />
Interview mit Oliver Ellermann<br />
„Unsere Branche ist widerstandsfähig“<br />
Corona everywhere – fast jedes Thema wird in diesem besonderen Jahr darauf hin abgeklopft, welche Auswirkungen<br />
der Virus darauf hat. Der Stahlhandel-Jahresrückblick ist da keine Ausnahme. Wie die Branche bisher durch die Krise<br />
gekommen ist und welche Fragen die Mitgliedsunternehmen in der Pandemie an den BDS hatten und haben,<br />
beschreibt Oliver Ellermann, Vorstand des BDS, im Interview mit dem <strong>Stahlreport</strong>.<br />
Corona hat der Wirtschaft<br />
weltweit enorme Einbußen gebracht,<br />
auch in Deutschland. Wie stark war<br />
und ist der Stahlhandel von der Pandemie<br />
betroffen?<br />
Oliver Ellermann: Wir müssen diese<br />
Frage nach Abnehmerbranchen<br />
getrennt betrachten: Den größten<br />
Treffer mussten Automotive und<br />
Fahrzeugbau und somit die SSCs<br />
innerhalb der Stahldistribution hinnehmen.<br />
Leider hat es den Maschinenbau<br />
mit den artverwandten<br />
Industrien ebenfalls schwer erwischt.<br />
Dies hatte massive Auswirkungen<br />
auf diejenigen Stahlhändler, die sich<br />
mit den hierfür relevanten Produktgruppen<br />
be schäftigen. Allerdings<br />
schwächelte der Maschinenbau<br />
bereits im Herbst 2019, da war für<br />
uns alle der Virus noch kein Thema.<br />
Die Bauwirtschaft ist bis zur Stunde<br />
gut durch diese Phase durchgekommen.<br />
Auch das baunahe Handwerk<br />
konnte sich somit behaupten.<br />
Hat die „2. Welle“ genauso gravierende<br />
Auswirkungen wie der Beginn<br />
der Pandemie im März?<br />
Nein, wir sahen zuletzt sogar einen<br />
ordentlichen November, sowohl<br />
arbeitstäglich als auch in Summe.<br />
Eine Besonderheit stellt für uns die<br />
aktuelle Beschaffungssituation und<br />
das Kaufverhalten unserer Kunden<br />
zum bevorstehenden Jahreswechsel<br />
dar. Eventuell haben wir es mit kurzfristig<br />
steigenden Einkaufspreisen<br />
auf der Werksseite und mit Hamsterkäufen<br />
auf der Kundenseite zu<br />
tun. Ein zeitgleiches Auftreten dieser<br />
Effekte sorgt vielleicht für einen kleinen<br />
Pseudo-Boom, der sich als nicht<br />
nachhaltig herausstellen könnte.<br />
Wie sind die weiteren konjunkturellen<br />
Aussichten für die Branche?<br />
Sehen Sie Licht am Konjunkturhorizont?<br />
Es herrscht doch keine Dunkelheit!<br />
Die Bauindustrie mit dem baunahen<br />
Handwerk wird uns bis weit über<br />
das Jahr 2021 hinaustragen, da sind<br />
sich Verbände und Institute so einig<br />
wie selten zuvor. Der Maschinenbau<br />
berappelt sich langsam wieder und<br />
auch vom Automobil- und Fahrzeugbau<br />
hört man, dass die Abrufe<br />
schrittweise wieder zurückkommen.<br />
Wie sehen Sie den Stahlhandel in der<br />
Pandemie insgesamt aufgestellt? Ist<br />
die Branche resilient genug, um diese<br />
Krise unbeschadet, vielleicht hier und<br />
da auch gestärkt, zu überstehen?<br />
Wir werden im aktuellen Jahr 2020<br />
wohl einen Rückgang von 6 % zum<br />
30 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Vorjahr hinnehmen müssen. Das ist<br />
ärgerlich, aber da haben wir schon<br />
viel schlimmere Zeiten gesehen.<br />
Unsere Produktions-, Anarbeitungsund<br />
Lagerkapazitäten standen unseren<br />
Kundenbranchen immer zur<br />
Verfügung. Auch im Vertrieb sowie<br />
im Einkauf und in der Abwicklung<br />
gibt es nichts zu meckern. Wir sind<br />
als Stahlhandel in Deutschland hervorragend<br />
aufgestellt und werden<br />
mit einem geschärften Profil aus<br />
dieser Phase hervorgehen.<br />
uns in eine hoffentlich bald einsetzende<br />
Post-Pandemie-Phase führen<br />
wird.<br />
„Unsere Widerstandsfähigkeit zeigt sich<br />
vor allem darin, dass wir die Lieferketten<br />
aufrechterhalten haben: Beschaffungsseitig<br />
und absatzseitig sind wir nicht ein einziges<br />
Mal in Schwierigkeiten geraten!“<br />
Gibt es aus Ihrer Sicht Bereiche im<br />
Stahlhandel, die sich durch die Pandemie<br />
dauerhaft ändern oder schon<br />
geändert haben?<br />
Zum Glück wurde in den Bereichen<br />
Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz<br />
in den letzten zwanzig Jahren<br />
viel getan, daher waren wir gut vorbereitet.<br />
Neu ist für den Bereich der<br />
Büroarbeit das Thema Homeoffice/<br />
Mobile Office. Hier konnten zum<br />
Teil echte Quantensprünge erzielt<br />
werden. Es ist anzunehmen, dass<br />
wir nach der Pandemie auch weiterhin<br />
von dieser Möglichkeit<br />
Gebrauch machen werden.<br />
Es gab seit März Momente, in denen<br />
sich auch weit einschneidendere<br />
Konsequenzen für Gesellschaft und<br />
Wirtschaft abzeichneten. Was hat<br />
Ihnen persönlich in solchen Momenten<br />
Hoffnung gemacht, dass die<br />
Krise überstanden werden kann?<br />
Der Zusammenhalt der Menschen<br />
in Deutschland ist nach wie vor<br />
hoch. In vielen Gesprächen mit den<br />
Stahlakteuren vor Ort oder am Telefon<br />
konnte ich mich von der optimistischen<br />
Grundhaltung überzeugen,<br />
die unsere Branche antreibt.<br />
Das Jahr 2021 spielt dabei eine<br />
Rolle als Übergangsjahr, welches<br />
In Krisenzeiten besteht allgemein<br />
ein erhöhter Informations- und Kommunikationsbedarf.<br />
Es gab viele<br />
kurzfristige Änderungen und Maßnahmen<br />
der Politik, Unternehmen<br />
mussten immer wieder schnell handeln.<br />
Wie hat der BDS auf die Corona-<br />
Pandemie reagiert?<br />
Wir sind zunächst chronologisch vorgegangen,<br />
um die dringendsten Fragestellungen<br />
zu beantworten: Wie<br />
gehen wir kunden- und lieferantenseitig<br />
mit möglichen Einschränkungen<br />
um? Welche Auswirkungen<br />
könnten arbeitsrechtlich auf uns<br />
zukommen? Wie ist überhaupt die<br />
Stimmung und wie sind die Erwartungen?<br />
Das lief zuerst über Umfragen<br />
und Rundschreiben per Post und<br />
E-Mail. Darüber hinaus konnten wir<br />
mit Webinaren den vorrangigen Klärungsbedarf<br />
bedienen. Ein Kernthema<br />
war sicherlich das Insolvenzaussetzungsgesetz<br />
in Verbindung mit dem<br />
WKV-Rettungsschirm. Hier konnte<br />
sich der BDS als Impulsgeber in<br />
Zusammenarbeit mit den Kollegenverbänden<br />
hervortun, um in einer<br />
schwierigen Lage eine für alle Beteiligten<br />
vertretbare Lösung herbeizuführen.<br />
Welche Auswirkungen hatte und hat<br />
die Pandemie auf die berufliche Weiterbildung<br />
des BDS?<br />
Inhaltlich zunächst keine. Fraglich<br />
ist, auf welchem „Vertriebsweg“ die<br />
Inhalte den Lernenden zukünftig<br />
erreichen werden. Da wir vor Jahren<br />
das BDS-Fernstudium digitalisiert<br />
haben und seit Ende 2018 für die<br />
Azubis in Deutschland ein modulares<br />
Programm im E-Learning auf-<br />
bauen, haben wir hier die Nase<br />
vorne. Deswegen wird der BDS Themen<br />
wie Prüfbescheinigungen, Lkw-<br />
Fahrer als Vertriebsmitarbeiter oder<br />
Krisenbewältigung im Stahlhandel<br />
im neuen Jahr 2021 auch online<br />
anbieten können. Anders stellt es<br />
sich bei den Produktseminaren dar,<br />
welche zwingend einen Stahlwerksbesuch<br />
erforderlich machen. Hier<br />
ist die Präsenz ein integraler<br />
Bestandteil, der nur unzulänglich<br />
durch Digitales ersetzt werden kann.<br />
Dies betrifft auch unser Azubi-<br />
Knigge-Seminar oder die erfolgreichen<br />
Verkauf-Trainings, die aufgrund<br />
von Rollenspielen und<br />
Praxisteilen ohne die analoge Anwesenheit<br />
kaum durchführbar sind.<br />
Corona hat viel Unsicherheit<br />
gebracht. So gut wie alle Messen<br />
und Veranstaltungen wurden verschoben<br />
oder abgesagt, unter anderem<br />
gleich zweimal die Tube. Das<br />
aktuelle Jahr ist nun so gut wie vorbei.<br />
Wie geht der BDS ins kommende<br />
Jahr?<br />
Das Thema Messen und Veranstaltungen<br />
bleibt auch nächstes Jahr<br />
noch schwierig und wir werden vermutlich<br />
noch einige Absagen erleben.<br />
Bei der Blechexpo im November<br />
2021 sind wir aus heutiger Sicht<br />
nicht mit einem Gemeinschaftsstand<br />
dabei. Und auch zum Stahlhandelstag,<br />
der ursprünglich für den September<br />
2021 in Magdeburg geplant<br />
war, können wir noch keine Prognose<br />
abgeben.<br />
Angesichts der Situation haben<br />
aber auch wir eine Onlineveranstaltung<br />
für das kommende Jahr entwickelt:<br />
Wir haben unseren „Digi-Day“,<br />
wie sollte es auch anders sein, nach<br />
dem großen Erfolg im Jahr 2019 digitalisiert:<br />
Das Format findet am 28.<br />
Januar 2021 vormittags als Livestream<br />
statt, vor allem, um allen<br />
Beteiligten sichere Rahmenbedingungen<br />
in Pandemiezeiten anbieten<br />
zu können. Wir haben wieder ein<br />
abwechslungsreiches Programm<br />
zusammengestellt mit spannenden<br />
Inhalten rund um die Digitalisierung<br />
im Stahlhandel.<br />
Herr Ellermann, vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
31
BDS<br />
Berufsbildung<br />
BDS-eLearning<br />
Stahlhandels-Knowhow für Auszubildende<br />
Auszubildende haben viel zu lernen: Wie man sich im beruflichen Alltag zurechtfindet, gut mit den<br />
Kolleginnen und Kollegen zurechtkommt – und nicht zuletzt eine Menge Stahlhandels-Fachwissen.<br />
Für das Letztere steht den Nachwuchskräften mit dem BDS-eLearning für Auszubildende nun ein<br />
geeignetes Lernprogramm zur Verfügung – bei dem auch die Unternehmen profitieren.<br />
Was genau ist eigentlich Formstahl? Welche Verfahren<br />
zur Blankstahlherstellung gibt es – und was<br />
bedeuten sie für die Eigenschaften des Produkts? Diese<br />
und viele weitere Fragen kommen im Betriebsalltag<br />
jeden Tag auf Auszubildende zu. Auch wenn sich die<br />
überwiegende Zahl der Unternehmen mit der Ausbildung<br />
Mühe gibt und etwa interne Weiterbildungen anbietet<br />
sowie Betreuerinnen und Betreuer an die Seite der jungen<br />
Leute stellt – in der systematischen Aneignung des<br />
nötigen Branchenwissens bestehen oft Lücken. Gerade<br />
wenn es um Wissen geht, das im eigenen Haus nicht<br />
im Fokus steht, etwa Produktbereiche oder Anarbeitungsdienstleistungen,<br />
die nicht angeboten werden,<br />
fehlen den Auszubildenden diese Bereiche.<br />
In diese Lücke springt das BDS-eLearning-Programm<br />
für Auszubildende, das der Verband aktuell entwickelt<br />
und das Mitgliedsunternehmen des BDS ab sofort nutzen<br />
können.<br />
Wie es funktioniert<br />
Für das eLearning-Programm hat der BDS sich alle relevanten<br />
Themen des Stahlhandels vorgenommen und<br />
mundgerechte Lerneinheiten daraus entwickelt – etwa<br />
die Lerneinheit „Betonstahl“, „Blankstahl“, „Stahlherstellung“<br />
und „Werkstoffprüfung“. Derzeit sind rund<br />
zehn Lerneinheiten fertiggestellt, insgesamt sollen es<br />
im Laufe des kommenden Jahres rund 40 bis 50 Einheiten<br />
werden, eingeteilt in die Bereiche „Werkstoff-<br />
kunde“, „Produktkunde“ und „Verfahren“. Jede Einheit<br />
enthält die drei Bausteine Wissensvermittlung, Wiederholung<br />
und Überprüfung. Zur Verfügung gestellt<br />
werden die Einheiten unternehmensindividuell auf<br />
einer eigens gestalteten Lernplattform. Die Inhalte sind<br />
für Auszubildende somit jederzeit verfügbar – egal ob<br />
auf dem Smartphone, zu Hause auf dem Tabelt oder auf<br />
dem Rechner im Unternehmen.<br />
Ausbildungsverantwortliche<br />
behalten den Überblick<br />
Aber auch für die Ausbildungsverantwortlichen und<br />
die Unternehmen ist das eLearning-Programm von Vorteil.<br />
Über die Lernplattform können Sie sich Analysen<br />
und Berichte zum Stand des Lernfortschritts ihrer Auszubildenden<br />
ansehen und benachrichtigt werden. Damit<br />
steht ein hervorragendes Instrument zur Steuerung des<br />
Lernens zur Verfügung, das als Grundlage für die individuelle<br />
Betreuung der Auszubildenden dient. Das Lernen<br />
kann so besser begleitet werden, Defizite und Stärken<br />
schneller erkannt und behoben bzw. besser gefördert<br />
werden.<br />
Wer das BDS-eLearning-Programm kennenlernen<br />
möchte, kann es mit einer vierwöchigen Demoversion<br />
ausgiebig testen. 2<br />
Weitere Infos & Link zur Demoversion unter<br />
www.stahlhandel.com/elearning<br />
32 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Jetzt auch Online-Veranstaltungen im Programm<br />
Neue Seminare, neue Formate<br />
Die Berufsbildung bleibt auch in Corona-Zeiten ein wichtiges Thema. Das BDS-Seminarprogramm<br />
greift die aktuellen Entwicklungen auf und ergänzt die Präsenzveranstaltungen um neue Online-<br />
Formate. Neben neuen Themen wie „Der kundenorientierte Auslieferungsfahrer“ sind im kommenden<br />
Jahr weiterhin Stahlhandels-“Klassiker“ wie das bewährte Stahlkundeseminar Teil des<br />
Seminarangebots. Einige Seminare in der Vorschau.<br />
Prüfbescheinigungen<br />
und Produkthaftung<br />
19.01.2021 | Online-Seminar<br />
BDS-Mitglieder: € 349,00 | regulär: € 499,00<br />
Die technische und wirtschaftliche Bedeutung von<br />
Prüfbescheinigungen gemäß DIN 10204 nimmt ständig<br />
zu. Heute wird kaum mehr ein Stahlerzeugnis<br />
ohne eine solche Bescheinigung vertrieben.<br />
Ungewöhnlichen Zeiten begegnen –<br />
mit Krisen und Stress klarkommen<br />
26. und 28.01.2021 | Online-Seminar<br />
BDS-Mitglieder: € 569,00 | regulär: € 729,00<br />
Ab morgen im Homeoffice – mit Corona müssen sich<br />
auch im Stahlhandel viele Mitarbeiter/innen auf eine<br />
schlagartig veränderte Arbeits- und Lebensumgebung<br />
einstellen.<br />
Stahlkunde<br />
16.-18.02.2021 | Dortmund<br />
BDS-Mitglieder: € 819,00 | regulär: € 1.009,00<br />
Stahl ist überall. Nur mit Hintergrundwissen aber<br />
gelingt es, die Vielfalt dieses wichtigsten industriellen<br />
Werkstoffs zu erkennen und damit die Gründe für<br />
den ihm innewohnenden Nutzen zu erklären.<br />
Der kundenorientierte<br />
Auslieferungsfahrer<br />
26./27.02.2021 | Online-Seminar<br />
BDS-Mitglieder: € 429,00 | regulär: € 579,00<br />
Vertrieb – das ist nicht nur das direkte Verkaufsgespräch<br />
am Telefon oder im Außendienst. Vertrieb findet<br />
vielmehr immer statt, wenn Kontakt zu Kunden<br />
besteht!<br />
Das komplette Jahresprogramm, alle Informationen & Anmeldung zu den Seminaren unter<br />
www.stahlhandel.com/seminare<br />
Alle Informationen zum BDS-Fachmagazin online<br />
<strong>Stahlreport</strong> bekommt eigene Webseite<br />
Der <strong>Stahlreport</strong>, das BDS-Fachmagazin für Handel, Produktion &<br />
Verarbeitung, hat einen eigenen Webauftritt bekommen. Unter<br />
www.stahlreport.com sind ab sofort alle Services rund um die Fachzeitschrift<br />
online zugänglich – vom Abo-Angebot über ein Heftarchiv bis hin zu den<br />
Mediadaten für Anzeigenkunden. Zur neuen Webseite gehört auch ein Messeund<br />
Veranstaltungskalender, der kontinuierlich aktualisiert wird und über<br />
speziell für den Stahlhandel und verwandte Branchen relevante Termine<br />
informiert – egal ob am Rechner im Büro oder auf dem Smartphone oder Tablet<br />
unterwegs oder zuhause. Im übersichtlichen, modernen Design bündelt der<br />
BDS mit www.stahlreport.com alle Informationen rund um das Fachmagazin.<br />
www.stahlreport.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
33
BDS<br />
Bericht<br />
Wenn die Abnahme verweigert wird: „Das können wir doch sowieso nicht beweisen!“<br />
Ist eine Auftragsbestätigung bindend?<br />
Verpflichtet bereits die Auftragsbestätigung zur Abnahme und Zahlung des Kaufpreises? Immer wieder kommt es<br />
vor, dass Stahlhändler mit ihren Abnehmern nicht nur über Details in einem Kaufvertrag wie die Einhaltung von<br />
Lieferfristen, Berechtigung von Zuschlägen, etc. streiten. Vielmehr wird von Käuferseite häufig der Vertragsschluss<br />
gänzlich bestritten. Dann stellt sich für den Stahlhändler die Frage, ob er gegen den Käufer einen Anspruch auf<br />
Abnahme des Stahls und Zahlung des Kaufpreises hat. Rechtsanwalt Dr. Thorsten Hauröder, Henseler & Partner<br />
Rechtsanwälte mbB, gibt Auskunft.<br />
Konstellationen solcher Fälle<br />
sind mannigfaltig und stets eine<br />
Frage des Einzelfalls. Auf alle Situationen<br />
kann an dieser Stelle daher<br />
nicht eingegangen werden. Auch stellen<br />
sich solche Fragen in der Regel<br />
nicht, wenn bereits Teilmengen geliefert<br />
und bezahlt wurden. Probleme<br />
tauchen allerdings dann auf, wenn<br />
sich der Käufer weigert, überhaupt<br />
einen Abruf zu tätigen und damit<br />
eine Lieferung auszulösen.<br />
Hierzu zwei Beispiele aus den<br />
letzten Monaten, die Gegenstand von<br />
Rechtsstreitigkeiten vor zwei Landgerichten<br />
waren. Stahlhändler A verhandelt<br />
mit dem Bauunternehmer B<br />
über die Lieferung bestimmter Mengen<br />
Betonstabstahl und Betonstahlmatten<br />
zu einem bestimmten Preis.<br />
Als Festlaufzeit wird ein bestimmtes<br />
Enddatum vereinbart bzw. es wird<br />
vereinbart, dass der Betonstahl bis<br />
zu einem bestimmten Datum vollständig<br />
abgenommen werden muss.<br />
Wenn die Abnahme<br />
verweigert wird<br />
Wie in der Praxis allerdings häufig<br />
anzutreffen, schließen der Stahlhändler<br />
A und der Bauunternehmer B<br />
darüber keinen schriftlich fixierten<br />
Kaufvertrag, den beide Parteien mit<br />
ihrer Unterschrift unterzeichnen.<br />
Vielmehr erfolgen die Korrespondenz<br />
und die Verhandlungen per E-Mail,<br />
telefonisch und/oder anlässlich persönlicher<br />
Besprechungen. Nachdem<br />
sich die Parteien – aus Sicht des<br />
Stahlhändlers – über die wesentlichen<br />
Vertragsbestandteile wie zu liefernde<br />
Menge und Kaufpreis verständigt<br />
haben, lässt der Stahlhändler<br />
dem Bauunternehmer eine Auftragsbestätigung<br />
zukommen. Der Bauunternehmer<br />
erhält diese Auftragsbestätigung<br />
auch, reagiert darauf jedoch<br />
nicht. Mehrere Monate ziehen ins<br />
Land. Ein Abruf seitens des Bauunternehmers<br />
erfolgt hingegen nicht.<br />
Daraufhin ruft der Stahlhändler den<br />
Bauunternehmer an und fragt, wann<br />
denn mit dem ersten Abruf zu rechnen<br />
sei. Der Bauunternehmer erwidert,<br />
es sei doch überhaupt kein Kaufvertrag<br />
zustande gekommen, sodass<br />
er zur Abnahme auch nicht verpflichtet<br />
sei. Wer hat Recht?<br />
Wer kann was beweisen?<br />
In rechtlicher Hinsicht sind diese<br />
Fragen in der Regel leicht zu beantworten.<br />
Ein Vertrag kommt durch<br />
Angebot und Annahme zustande.<br />
Anhand der Korrespondenz und<br />
Absprachen muss dann lediglich<br />
geprüft werden, in welcher Erklärung<br />
oder Handlung das Angebot und wo<br />
die Annahmeerklärung lag.<br />
Darauf kommt es allerdings häufig<br />
und zwar insbesondere im Rahmen<br />
einer gerichtlichen Auseinandersetzung,<br />
also im Rahmen eines<br />
Gerichtsprozesses, nicht an. Denn<br />
dort sind die entscheidenden Fragen:<br />
Wer kann was beweisen? Wem<br />
34 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Foto: Henseler & Partner<br />
„Überspitzt formuliert läuft es darauf hinaus, dass<br />
nicht der Stahlhändler den Vertragsschluss beweisen<br />
muss, sondern vielmehr der Käufer den fehlenden<br />
Vertragsschluss beweisen muss.“<br />
Rechtsanwalt Dr. Thorsten Hauröder, Henseler & Partner Rechtsanwälte mbB<br />
Diese Umstände werden allerdings<br />
häufig in einem Prozess unstreitig<br />
sein. Der Stahlhändler muss hier<br />
also nichts beweisen.<br />
Demgegenüber muss der Bauunternehmer/Käufer<br />
beweisen,<br />
z dass er dem Inhalt des Bestätigungsschreibens<br />
unverzüglich, in<br />
der Regel innerhalb einer Woche,<br />
widersprochen hat,<br />
z dass der Inhalt des Bestätigungsgelingt<br />
der Beweis und kann sich<br />
somit durchsetzen?<br />
Die gerade dargestellte Konstellation<br />
ist hierbei für den Stahlhändler<br />
sehr häufig von großem Vorteil, da<br />
er einen Vertragsschluss anhand<br />
einfacher Kriterien beweisen kann.<br />
Dies behandelt die Rechtsprechung<br />
unter dem Stichwort „kaufmännisches<br />
Bestätigungsschreiben“.<br />
Auftragsbestätigung<br />
kann ausreichen<br />
Grundsätzlich gilt: Das Schweigen<br />
auf eine Erklärung bedeutet keine<br />
Zustimmung. Aber: Das Schweigen<br />
auf ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben<br />
führt sehr wohl zu<br />
einer Zustimmung und damit häufig<br />
zu einem Vertragsschluss.<br />
In der Regel muss der Stahlhändler<br />
beweisen, dass anlässlich eines<br />
bestimmten Telefonates oder eines<br />
persönlichen Treffens ein Vertrag<br />
zustande gekommen ist. Dieser<br />
Beweis wird ihm häufig nicht gelingen.<br />
Denn wenn der Käufer/Bauunternehmer<br />
dies bestreitet, dann entsteht<br />
in einem Prozess häufig eine<br />
Pattsituation. Und diese Pattsituation<br />
geht zulasten desjenigen, der<br />
den bestimmten Umstand, hier also<br />
den Vertragsschluss, beweisen<br />
muss.<br />
Lässt allerdings der Stahlhändler<br />
dem Bauunternehmer im<br />
Anschluss an das Telefonat oder<br />
das Gespräch eine Auftragsbestätigung<br />
zukommen, dann wird diese<br />
unter bestimmten Voraussetzungen<br />
von der Rechtsprechung als sogenanntes<br />
kaufmännisches Bestätigungsschreiben<br />
angesehen. Erfolgt<br />
darauf kein Widerspruch, dann gilt<br />
der Vertrag als geschlossen und<br />
zwar auf Grundlage der Auftragsbestätigung.<br />
Im Gerichtsverfahren<br />
kommt es dann darauf an, wer was<br />
hierfür beweisen muss.<br />
Der Stahlhändler muss beweisen,<br />
z dass beide Parteien Kaufleute sind,<br />
z dass zwischen den Parteien Vertragsverhandlungen<br />
stattgefunden<br />
haben,<br />
z dass der Stahlhändler ein Bestätigungsschreiben<br />
unmittelbar nach<br />
den Verhandlungen versendet hat<br />
und dieses dem Bauunternehmer<br />
zugegangen ist.<br />
schreibens in erheblichem Umfang<br />
von dem Inhalt der vorherigen Vertragsverhandlungen<br />
abweicht.<br />
Meistens wird bereits unstreitig sein,<br />
dass ein Widerspruch nicht erfolgt<br />
ist. Dann hilft dem Käufer nur, dass<br />
er den letzten Aspekt beweisen kann.<br />
Dieser Beweis wird ihm in der Regel<br />
nicht gelingen.<br />
Wenn der Käufer durch das<br />
Gericht damit konfrontiert wird,<br />
lenkt er häufig ein – so auch in den<br />
oben erwähnten Gerichtsverfahren<br />
vor den Landgerichten. Der Stahlhändler<br />
konnte sich also durchsetzen<br />
und erreichte die Abnahme des<br />
Betonstahls sowie Zahlung des Kaufpreises.<br />
Merken Sie sich also: Liegt eine<br />
Auftragsbestätigung seitens des<br />
Stahlhändlers vor und hat der Käufer<br />
dieser nicht innerhalb einer<br />
Woche widersprochen, stehen die<br />
Chancen für den Stahlhändler sehr<br />
gut, sich vor Gericht mit einer Klage<br />
durchzusetzen. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
35
Messen<br />
und Märkte<br />
Termine<br />
Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann<br />
wire und Tube 2022<br />
Nach der Absage der internationalen Weltleitmessen wire und Tube 2020 aufgrund des aktuellen Covid-19-Infektionsgeschehens,<br />
finden die nächsten Auflagen turnusgemäß vom 9. bis 13. Mai 2022 statt. „Wir freuen uns darauf,<br />
Aussteller und Besucher wieder persönlich in Düsseldorf willkommen zu heißen“, sagte Daniel Ryfisch, Project<br />
Director wire / Tube & Flow Technologies. „Corona hat gezeigt, dass die Digitalisierung viele Vorteile mit sich bringt.<br />
Aber sie kann persönliche Begegnungen, Gespräche und Kontakte nicht ersetzen.“ Wie gewohnt wird die wire in den<br />
Hallen 9 bis 17 und die Tube in den Hallen 1 bis 7.0 zu finden sein. Unternehmen, die auf der wire und Tube 2022<br />
ausstellen möchten, können sich bereits ab Ende März 2021 anmelden. Der offizielle Anmeldeschluss liegt im Sommer<br />
2021. Die genauen Daten werden von der Messe Düsseldorf noch bekannt gegeben.<br />
www.tube.de<br />
www.wire.de<br />
EuroBLECH 2021<br />
verschoben<br />
Die nächste Euroblech findet turnusmäßig<br />
erst wieder 2022, vom 25. bis 28. Oktober,<br />
statt. Das teilte der Veranstalter, Mac<br />
Brooks Exhibitons,<br />
im November 2020<br />
mit. Diese Entscheidung<br />
sei im Hinblick<br />
auf die Covid-19-<br />
Pandamie nach<br />
Gesprächen mit Ausstellern<br />
und Partnern<br />
getroffen worden. Im<br />
kommenden Jahr soll<br />
eine Reihe von digitalen Events stattfinden.<br />
Genauere Informationen zum Zeitplan der<br />
Veranstaltungen will das Euroblech-Team<br />
noch bekanntgeben.<br />
www.euroblech.de<br />
Digital in NRW<br />
Online-Workshop<br />
„Agil führen“<br />
Unter dem Motto Digital in NRW findet am<br />
11. Dezember 2020 von 10 bis 12:30 h der<br />
Online-Workshop „Wie agile Führung richtig<br />
funktioniert – auch im Home-Office“ statt.<br />
In diesem Online-Event wird Führungskräften<br />
ganz konkret und praxisnah vermittelt,<br />
was agile Führung ausmacht und wie sie –<br />
auch beim digitalen Arbeiten zwischen<br />
Home & Office – erfolgreich gelingen kann.<br />
www.digital-in-nrw.de<br />
DGM-Online-Live-Fortbildung<br />
Ermüdungsverhalten<br />
metallischer Werkstoffe<br />
Vom 23. bis 25. Februar 2021 findet die<br />
Online-Fortbildung „Ermüdungsverhalten<br />
metallischer Werkstoffe“ der Deutschen<br />
Gesellschaft für<br />
Materialkunde e.V.<br />
(DGM) statt. In der<br />
Fortbildung werden<br />
die verschiedenen<br />
Aspekte der Thematik<br />
Materialermüdung<br />
auf der Basis<br />
der zugrundeliegenden<br />
werkstoffkundlichen<br />
Vorgänge dargestellt<br />
und die sich<br />
daraus ergebenden<br />
Konsequenzen für<br />
den Werkstoffeinsatz und die -Auslegung<br />
aufgezeigt. Durch die Vorträge mit Vorlesungscharakter<br />
werde ein solides Grundverständnis<br />
unter Berücksichtigung des multidisziplinären<br />
Charakters des Themas<br />
vermittelt.<br />
Anmeldung und weitere Infos unter<br />
https://bit.ly/dgmermuedungsverhalten<br />
DGM<br />
Titan und Titanlegierungen<br />
Vom 17. bis 18. März 2021 findet die<br />
online-Fortbildung „Titan und Titanlegierungen“,<br />
veranstaltet von der Deutschen<br />
Gesellschaft für Materialkunde (DGM), statt.<br />
Die Fortbildung wendet sich primär an<br />
Metallkundler, Ingenieure und Techniker<br />
aus Forschung, Entwicklung, Herstellung<br />
und Anwendung sowie Vertrieb, die sich mit<br />
Titan und seinen Legierungen vertraut<br />
machen wollen. Neben einführenden Vorträgen<br />
über metallkundliche Grundlagen wird<br />
auf Herstellung, Verarbeitung und Eigenschaften<br />
der Titanlegierungen eingegangen.<br />
Darüber hinaus werden klassische und<br />
neuere Anwendungen des Titans vorgestellt.<br />
www.dgm.de<br />
36 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Messekalender<br />
Datum Messe Ort Info<br />
11.12.2020 Wie agile Führung richtig funktioniert – auch im Home-Office online www.digital-in-nrw.de<br />
13.-15.01.2021 BAU Online, Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme München www.bau-muenchen.de<br />
28.1.2021 BDS-DigiDay online www.stahlhandel.com<br />
21.-24.02.2021 Internationale Eisenwarenmesse Köln www.eisenwarenmesse.de<br />
23.-27.02.2021 METPACK, Weltleitmesse für Metallverpackungen Essen www.metpack.de<br />
25.2.-3.3. Interpack – Processing & Packaging Düsseldorf www.interpack.de<br />
2.-5.03.2021 INTEC, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und<br />
Leipzig www.messe-intec.de<br />
Automatisierungstechnik<br />
2.-5.03.2021 Z, Internationale Zuliefermesse für Teile,<br />
Leipzig www.zuliefermesse.de<br />
Komponenten, Module und Technologien<br />
9.-12.03.2021 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung<br />
verschoben auf Oktober 2022<br />
Hannover www.euroblech.com<br />
16.-18.03.2021 EuroCIS, The Leading Trader Fair for Retail Technology Düsseldorf www.eurocis.com<br />
17.-18.03.2021 Titan und Titanlegierungen online www.dgm.de<br />
17.-19.03.2021 Made in Steel Mailand/Italien www.madeinsteel.it<br />
23.-26.03.2021 METAV, Internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung Düsseldorf www.metav.de<br />
12.-16.4.2021 CeMAT 2021 Hannover www.hannovermesse.de<br />
12.-16.4.2021 Hannover Messe 2021 Hannover www.hannovermesse.de<br />
14.-16.04.2021 DST Dreh- und Spantage Südwest Villingen- www.DSTsuedwest.de<br />
Schwenningen<br />
4.-6.05.2021 SENSOR + TEST, Messtechnik-Messe Nürnberg www.sensor-test.de<br />
4.-7.05.2021 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de<br />
5.-6.05.2021 Stainless 2021 Brünn www.stainless2021.com<br />
18.-20.5.2021 Aluminium Düsseldorf www.aluminium-exhibition.com<br />
18.-20.05.2021 Fastener Fair, Internationale Fachmesse der Verbindungs- und Befestigungsbranche Stuttgart www.fastenerfair.com<br />
26.-29.05.2021 Lamiera Mailand www.lamiera.net<br />
8.-10.06.2021 CastForge, Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/castforge<br />
8.-11.06.2021 Moulding Expo, Internationale Fachmesse Werkzeug-, Modell- und Formenbau Stuttgart www.messe-stuttgart.de/<br />
moulding-expo<br />
8.-11.06.2021 SawExpo - Die Fachmesse für Säge- und industrielle Trenntechnik Friedrichshafen www.sawexpo.de<br />
22.-24.06.2021 LogiMAT, Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement<br />
Stuttgart www.logimat-messe.de<br />
Verschoben von März auf Juni<br />
7.-12.9.2021 IAA – Internationale Automobilausstellung München www.iaa.de<br />
13.-17.09.2021 SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, Weltleitmesse Fügen, Trennen, Beschichten Essen www.schweissen-schneiden.com<br />
4.-9.10.2021 EMO Milano, Die Welt der Metallbearbeitung Mailand www.emo-milano.com<br />
5.-7.10.2021 11. Internationale Zulieferbörse (IZB) Wolfsburg www.izb-online.com<br />
5.-7.10.2021 Parts2clean, Internationale Leitmesse für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung Stuttgart www.parts2clean.de<br />
5.-8.10.2021 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />
12.-14.10.2021 DeburringEXPO, Leitmesse für Entgrattechnologien und Präzisionsoberflächen Karlsruhe www.deburring-expo.de<br />
26.-29.10.2021 Blechexpo, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung Stuttgart www.blechexpo-messe.de<br />
8.-10.11.2012 56. Symposium Einkauf und Logistik Berlin www.bme.de<br />
30.11.-2.12.2021 Stainless Steel World Conference & Expo Maastricht www.stainless-steel-world.net<br />
18.-21.01.2022 SWISSBAU Basel www.swissbau.ch<br />
25.-28.01.2022 NORTEC, Fachmesse für Produktion Hamburg www.nortec-hamburg.de<br />
4.-8.04.2022 MACH, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnologie Birmingham www.machexhibition.com<br />
Verschoben von Januar 2021 auf April 2022<br />
26.-29.04.2022 PaintExpo, Weltleitmesse für industrielle Lackiertechnik Karlsruhe www.paintexpo.de<br />
26.-29.04.2022 IFH Intherm Nürnberg www.ifh-intherm.de<br />
3.-6.05.2022 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de<br />
9.-13.05.2022 wire und Tube 2022, Internationale Fachmesse für Rohr, Röhren, Herstellung und Verarbeitung<br />
Düsseldorf www.wire.de<br />
sowie internationale Messe der Draht- und Kabelindustrie<br />
www.tube.de<br />
21.-23.06.2022 LASYS Fachmesse für Systemlösungen für die Laser-Materialbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/lasys<br />
13.-17.09.2022 AMB, Internationale Ausstellung für Metallbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/amb<br />
14.-17.09.2022 GaLaBau, Internationale Leitmesse für Planung, Bau und Pflege von Urban-, Grün- und Nürnberg www.galabau-messe.com<br />
Freiräumen<br />
4.-7.10.2022 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />
25.-28.10.2022 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung Hannover www.euroblech.com<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
37
Messen<br />
XXXXXXXXXX<br />
und Märkte<br />
Bericht<br />
Baugewerbe: Auswirkungen der Corona-Pandemie in 2021 spürbar<br />
Wohnungsbau bleibt Stabilitätsanker<br />
„Nachdem die Bauwirtschaft dank der hohen Auftragsbestände zu Jahresbeginn glimpflich durch das Jahr 2020<br />
gekommen ist, sind unsere Erwartungen für das kommende Jahr deutlich verhaltener. Aktuell gehen wir von einem<br />
Umsatzrückgang von rund 1 % aus, nachdem wir das laufende Jahr mit einem Umsatzplus von knapp 2 % abschließen<br />
werden.“ Dies erklärte der Präsident der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), Reinhard Quast, anlässlich des<br />
Deutschen Baugewerbetages, dem Spitzentreffen der Bauwirtschaft , im November.<br />
Demnach rechnet der Verband<br />
für 2020 mit einem Jahresumsatz<br />
von 138 Mrd. €. Hierin spiegele<br />
sich die gute Umsatzentwicklung<br />
im ersten Halbjahr mit einem Plus<br />
von nominal 2 % (real ca. -1 %) wider.<br />
Für 2021 erwartet der Verband<br />
einen Umsatzrückgang von 1 % (real<br />
3 bis 4 %).<br />
Wirtschaftsbau entwickelt<br />
sich rückläufig<br />
Während die Perspektive für den<br />
Wohnungsbau auch für 2021 insgesamt<br />
aufwärtsgerichtet bleibt,<br />
entwickelt sich der Umsatz des<br />
Wirtschaftsbaus im kommenden<br />
Jahr rückläufig mit einem Minus<br />
zwischen nominal 2,5 und 3,5 %,<br />
sagte Quast. „Seit März liegt die<br />
Nachfrage in jedem Monat unterhalb<br />
des Vorjahresniveaus. Kumulativ<br />
fehlen zum Vorjahr fast 6 %.<br />
Das entspricht einem Ordervolumen<br />
von gut 1,3 Mrd. €“, führte Quast<br />
aus. Insbesondere der Wirtschaftshochbau<br />
habe im Jahresverlauf deutlich<br />
nachgelassen. Ursache sei unter<br />
„Im Wirtschaftsbau haben sich die Corona-Auswirkungen<br />
deutlich niedergeschlagen. Unternehmen<br />
stellen sich die Frage, wieviele Büros in Zukunft<br />
überhaupt noch gebraucht werden.“<br />
Reinhard Quast, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)<br />
38 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Quellen: ZDB, Deutscher Baugewerbetag 2020<br />
anderem, dass eine langfristige<br />
Investitionssicherheit angesichts der<br />
Corona-Pandemie häufig nicht mehr<br />
gegeben sei.<br />
Für den Wirtschaftsbau rechnete<br />
er für 2020 insgesamt mit einem<br />
Umsatz, der nominal auf Vorjahresniveau<br />
bei gut 49 Mrd. € liegt und<br />
real einen Rückgang von ca. 2,5 %<br />
bedeutet.<br />
Öffentlicher Bau<br />
Der Präsident des Spitzenverbandes<br />
der Bauwirtschaft machte auf die<br />
besondere Rolle der öffentlichen<br />
Hand in der jetzigen Situation aufmerksam:<br />
„Die öffentliche Hand<br />
muss ihre Bauherrenfunktion jetzt<br />
aktiv wahrnehmen. Von hier muss<br />
der Ausgleich für den Wirtschaftsbau<br />
erfolgen.“<br />
Quast begrüßte, dass die aktuelle<br />
Haushaltsplanung an dem Investitionshochlauf<br />
im Infrastrukturbereich<br />
festhält und für die nächsten Jahre<br />
das Niveau von 18 Mrd. € fortschreibt.<br />
Er forderte gleichzeitig, vor allem im<br />
Straßenbau zügig konkrete Projekte<br />
zu vergeben: „Investitionshochlauf<br />
auf der einen Seite und weniger Aufträge<br />
auf der anderen Seite – das<br />
passt nicht zusammen!“Für 2020<br />
rechnet der Verband im öffentlichen<br />
Bau mit einem Umsatz von knapp 38<br />
Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus<br />
von 3 %. 2<br />
Baugewerblicher Umsatz im Wirtschaftsbau<br />
alle Betriebe<br />
Mrd. €<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
45,2<br />
27,3<br />
17,9<br />
49,2 49,2 47,6<br />
29,2 28,5 27,4<br />
20,1 20,7 20,3<br />
IST 2018 IST 2019 Prognose 2020 (Nov 20)<br />
Prognose 2021<br />
(Nov 20)<br />
Wirtschasbau Wirtschashochbau Wirtschaseau<br />
Baugewerblicher Umsatz im öffentlichen Bau<br />
alle Betriebe<br />
Mrd. €<br />
40,0<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
34,6<br />
28,0<br />
36,6 37,8 37,1<br />
29,2 30,0 29,1<br />
6,7 7,4 7,8 8,0<br />
IST 2018 IST 2019 Prognose 2020<br />
(Nov 20)<br />
Prognose 2021<br />
(Nov 20)<br />
Öffentlicher Bau Öffentlicher Hochbau Öffentlicher Tieau<br />
Starke Einbußen im Auftragseingang<br />
Werkzeugmaschinenindustrie revidiert Produktionsprognose<br />
Im dritten Quartal 2020 sank der<br />
Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
um 29 %. Dabei gingen die<br />
Bestellungen aus dem Inland um 26 %<br />
zurück, die Auslandsorders verloren 30 %.<br />
Das meldete der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />
im November.<br />
Von Januar bis September sank der Auftragseingang<br />
um 33 %. Die Inlandsaufträge<br />
notierten 27 % unter Vorjahr. Die Auslandsorders<br />
verbuchten 36 % weniger. „Nachdem<br />
die Konjunkturindikatoren im dritten<br />
Quartal angestiegen sind, schwindet die<br />
Hoffnung auf kurzfristige Besserung zusehends.<br />
Der Auftragseingang im dritten<br />
Quartal bleibt auf dem niedrigen Niveau der<br />
Vormonate“, kommentiert Dr. Wilfried<br />
Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein<br />
Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken),<br />
Frankfurt am Main, das Ergebnis.<br />
Nach Abnehmern betrachtet ist die Elektronikindustrie<br />
dem VDW zufolge einer der<br />
wenigen Gewinner in der aktuellen Krise.<br />
Dies gelte auch für die Medizintechnik, Lüftungstechnik<br />
oder konsumnähere Bereiche<br />
wie die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie.<br />
Die Automobilindustrie hingegen<br />
ist von der Krise ebenfalls stark getroffen,<br />
so der VDW weiter. Sie profitiere zwar von<br />
der stark anziehenden Nachfrage im Reich<br />
der Mitte. Der Strukturwandel zu neuen<br />
Antrieben werde jedoch immer spürbarer,<br />
Investitionsbudgets werden zunehmend<br />
verlagert.<br />
Vor diesem Hintergrund revidiert der VDW<br />
seine Produktionsprognose für das laufende<br />
Jahr und rechnet nunmehr mit einem<br />
Rückgang von etwa 30 %. Bezogen auf das<br />
Produktionsvolumen bedeutet dies einen<br />
Verlust von 5 Mrd. €. Das Volumen von<br />
dann knapp 12 Mrd. € liegt aber 2 Mrd.<br />
über dem der Finanzkrise 2009/2010. „Die<br />
Branche wird erst mittelfristig wieder zum<br />
Niveau von 2019 zurückkehren“, so Schäfer.<br />
Weitere Infos: www.vdw.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
39
Messen<br />
XXXXXXXXXX<br />
und Märkte<br />
Bericht<br />
Maschinenbau-Konjunkturausblick November 2020<br />
Mühsam bergauf<br />
Den Maschinenbau haben die zahlreichen Corona-Lockdowns am Jahresbeginn mit voller Breitseite<br />
getroffen, ab April schlugen die schwachen Orders durch. Inzwischen scheint die Wende zumindest im<br />
Auftragseingang erreicht zu sein. Auch wenn das Bestellniveau aktuell noch immer deutlich unter dem<br />
des Vorjahres liegt – es geht wieder bergauf. Angesichts der wieder stark steigenden Fallzahlen sei<br />
allerdings damit zu rechnen, dass es von nun an – nicht nur im Maschinenbau – zögerlicher vorangeht.<br />
Auch Rückschläge seien nicht ausgeschlossen, stellt der VDMA im November-Konjunkturausblick fest.<br />
In den ersten neun Monaten<br />
des Jahres verfehlte die Produktion<br />
ihr Vorjahresniveau um 13,7 %, meldete<br />
der VDMA. Das erste Quartal<br />
mit einem Fertigungsniveau 7,6 %<br />
unter Vorjahr hat dabei im Wesentlichen<br />
die Fortsetzung der Rezession<br />
reflektiert, in welche die Branche<br />
bereits 2019 geraten war. Im April<br />
und im Mai war die Produktion dann<br />
mit minus 26,4 und 27,4 % extrem<br />
unter Druck. Wegen nationaler und<br />
internationaler Lockdowns waren<br />
zahlreiche Lieferketten gerissen oder<br />
zumindest stark angespannt.<br />
Entspannung durch Nachholeffekte<br />
im Juni<br />
Im Juni fiel das Produktionsminus<br />
mit 5,9 % dann schon weniger stark<br />
aus, konstatiert der VDMA. Ende<br />
Mai hatte es mit dem Ende des ersten<br />
Lockdowns in Deutschland und in<br />
wichtigen anderen Märkten eine<br />
deutliche Entspannung beim Thema<br />
Lieferketten gegeben. Dadurch kam<br />
es in vielen Unternehmen zu Nachholeffekten.<br />
Im September hat die Produktion<br />
nach vorläufigen Berechnungen<br />
lediglich um 9,1 % unter Vorjahresniveau<br />
gelegen – wobei angesichts<br />
Im Juli machte sich erstmals<br />
der seit April deutlich<br />
abgesackte Auftragseingang<br />
in der<br />
Produktion bemerkbar.<br />
Sie verlor im 3. Quartal<br />
nach vorläufigen<br />
Berechnungen 13,7 %<br />
gegenüber dem Vorjahr.<br />
der starken Einbrüche im Auftragseingang<br />
im zweiten Quartal eher<br />
eine deutlich zweistellige Minusrate<br />
zu erwarten gewesen sei.<br />
Die Auslastung der Maschinenkapazitäten<br />
entwickelte sich entsprechend.<br />
Sie sackte von einem<br />
gerade noch als „befriedigend“ anzusehenden<br />
Niveau im Januar (84,1 %)<br />
auf eine Quote von 77,3 % im April<br />
ab, fiel dann im Juli noch einmal auf<br />
76,1 %, um im Oktober wieder leicht<br />
auf 77,8 % zu steigen. Ein Grund für<br />
den Anstieg könnten verringerte<br />
Fertigungskapazitäten einiger Unternehmen<br />
sein. Denn der Auslastungsgrad<br />
ist durch das Verhältnis von<br />
aktueller Auslastung zu betriebsüblich<br />
(noch) vorhandener Vollauslastung<br />
definiert.<br />
Maschinenexporte leiden stärker<br />
als weltweiter Warenhandel<br />
Die Exporte von Maschinen und<br />
Anlagen aus Deutschland verfehlten<br />
ihr Vorjahresniveau in den ersten<br />
acht Monaten des Jahres preisbereinigt<br />
um 15,2 %. Zum Vergleich: Der<br />
weltweite Warenhandel ging dem<br />
VDMA zufolge im gleichen Zeitraum<br />
real nur um 7,9 % zurück. Hier zeige<br />
sich wie so oft, dass der Handel mit<br />
Investitionsgütern deutlich volatiler<br />
40 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
ist als beispielsweise der mit Konsumgütern.<br />
Die einzelnen Maschinenbaubranchen<br />
verzeichneten genauso<br />
wie die unterschiedlichen Märkte<br />
eine heterogene Exportentwicklung.<br />
in Summe. Bereiche wie Nahrungsmittel-<br />
und Verpackungsmaschinen<br />
und Fördertechnik konnten sich in<br />
den letzten Monaten jedoch deutlich<br />
vom Maschinenbau abkoppeln. Hier<br />
spielen die hygienische Verpackung<br />
von Lebensmitteln, die stark gefragt<br />
ist, sowie das boomende Geschäft<br />
der Versandhändler in die Karten<br />
der Firmen. Auch Hersteller von<br />
Luftreinigern können volle Auftragsbücher<br />
vermelden. q<br />
Die deutschen Werkzeugmaschinen-Exporte<br />
lagen im Zeitraum<br />
Januar bis August 2020<br />
um 32,3 % unter ihrem<br />
Vorjahresniveau, und<br />
das, obwohl sie bereits<br />
im vergangenen Jahr ein<br />
Minus in Höhe von<br />
7,4 % verbuchten.<br />
Maschinenbau: Beeinträchtigung in den Lieferketten<br />
Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen<br />
Auf der anderen Seite vermochte die<br />
Coronakrise die Nachfrage nach<br />
Landtechnik nicht zu stoppen: Die<br />
Hersteller aus Deutschland konnten<br />
das Niveau aus dem Vorjahreszeitraum<br />
Januar bis August nahezu halten<br />
(Rückgang: -0,7 %).<br />
Maschinenbau-Sparten entwickeln<br />
sich sehr unterschiedlich<br />
Die Verunsicherung durch die<br />
Corona-Krise habe sich in vielen<br />
Fachzweigen des Maschinenbaus<br />
deutlich niedergeschlagen, stellt der<br />
VDMA fest. Während einige auf<br />
einen Erholungspfad zurück gefunden<br />
hätten, steckten andere Bereiche<br />
immer noch tief in den roten Zahlen.<br />
Vergleichsweise stabil<br />
stellt sich auch die<br />
Bautätigkeit dar, sodass<br />
baunahe Bereiche wie<br />
Armaturen und Aufzüge<br />
und Fahrtreppen<br />
profitieren.<br />
Schon zu Beginn des Jahres befanden<br />
sich automobilnahe Fachzweige<br />
wie Werkzeugmaschinen, Präzisionswerkzeuge,<br />
Teile von Kunststoffund<br />
Gummimaschinen sowie Robotik<br />
und Automation konjunkturbedingt<br />
im Abschwung. Diese Sparten<br />
laufen nach wie vor deutlich<br />
schlechter als der Maschinenbau<br />
Quellen: VDMA<br />
Umsatz in Deutschland nach Fachzweigen<br />
Reale Veränderung in Prozent, Januar – September 2020/2019<br />
Verfahrenstechnik<br />
Landtechnik<br />
Armaturen<br />
Fördertechnik<br />
Allgemeine Luftttechnik<br />
Nahrungsm.u.Verpm.<br />
Druck- und Papiertechnik<br />
Kunststoff- u.Gummimasch.<br />
Fluidtechnik<br />
Antriebstechnik<br />
Robotik u. Automation<br />
Baumaschinen und Baustoffanlagen<br />
Präzisionswerkzeuge<br />
Werkzeugmaschinen<br />
Auftragseingang Maschinenbau<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
Ø Maschinenbau<br />
-11%<br />
Preisbereinigte Indizes, Basis Umsatz 2015 = 100<br />
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50<br />
Inland Ausland<br />
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />
Gleitender 12-Monats-Durchschnitt<br />
Originalindizes<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
41
Messen<br />
XXXXXXXXXX<br />
und Märkte<br />
Bericht<br />
q Orders gewinnen<br />
langsam wieder an Boden<br />
In den ersten drei Quartalen lag der<br />
Auftragseingang 15 % unter Vorjahresniveau.<br />
Die härtesten Rückgänge<br />
waren im April und im Mai zu verzeichnen.<br />
Seitdem geht es im Verlauf<br />
zögerlich wieder bergauf, hält der<br />
VDMA fest.<br />
Bei der Prognose für 2021 ist der<br />
Chefvolkswirt des VDMA, Dr. Ralph<br />
Wiechers, noch vorsichtiger, denn<br />
unverändert bestehen zahlreiche<br />
Risiken. Weiterhin sei auch der<br />
Strukturwandel in der Automobilindustrie<br />
ungeachtet steigender Verkaufszahlen<br />
für viele Maschinenbauer<br />
eine große Herausforderung.<br />
Und wenn die Produktion im kommenden<br />
Jahr immer noch deutlich<br />
unter dem schon niedrigen Niveau<br />
von 2019 bleibe, können die Maschinenkapazitäten<br />
und die Stammbelegschaft<br />
noch immer nicht wirklich<br />
ausgelastet agieren, warnt der<br />
VMDA.<br />
Der Verband sieht aber auch<br />
Chancen. Laut der 8. Corona-Blitzumfrage<br />
des VDMA bestehen die<br />
größten Chancen für Maschinenbauer<br />
darin, dass ein Impfstoff zügig<br />
bereitgestellt werden kann. Als im<br />
Vergleich leichter kalkulierbar sehen<br />
die Unternehmen der Branche demnach<br />
die Beschleunigung von Digitalisierung<br />
und Automation. Einer<br />
der wenigen positiven Effekte der<br />
Pandemie ist der, dass viele<br />
Geschäftsfelder nun zügiger digitalisiert<br />
werden, so der VDMA. 2<br />
Die Unsicherheit in der<br />
Wirtschaft nimmt zu,<br />
und genau das ist Gift<br />
für die Nachfrage nach<br />
Investitionsgütern.<br />
Entwicklung der deutschen Maschinenproduktion<br />
Reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent<br />
10<br />
In den kommenden Monaten dürfte<br />
sich die zwischenzeitliche, vornehmlich<br />
von China ausgehende<br />
Belebung jedoch wohl etwas<br />
abschwächen.<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
1,2<br />
-1,2<br />
1,1<br />
0,8<br />
-0,3<br />
3…<br />
2,1<br />
-2,6<br />
2,0<br />
Prognose<br />
Ausblick unsicher, Chancen<br />
vorhanden<br />
Die Produktion ist im vierten Quartel<br />
dem VDMA zufolge durch die vorhandenen,<br />
besser als ursprünglich<br />
erwarteten Auftragseingänge mehr<br />
oder weniger stark vorherbestimmt.<br />
Ein geringerer Produktionsrückgang<br />
als mit den ursprünglich vom<br />
Maschinenbauverband prognostizierten<br />
-17 % für 2020 sei möglich.<br />
Es blieben allerdings immer noch<br />
Unwägbarkeiten.<br />
-15<br />
-17,0<br />
-20<br />
Schätzung<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
Maschinenbau: Aufwärtschancen der konjunkturellen Belebung<br />
Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen (N = 510)<br />
2021 dürfte das<br />
schwierigere der beiden<br />
Jahre werden.<br />
Quellen: VDMA<br />
Maschinenbau: Abwärtsrisiken der konjunkturellen Belebung<br />
Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen (N = 510)<br />
42 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Bilder: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie<br />
Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher prognostiziert und erholt sich<br />
nur schleppend.<br />
Verbandspräsident der Drehteile-Industrie empfiehlt Umdenken<br />
„Wir müssen wieder mehr<br />
Produktion nach Europa holen“<br />
Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als<br />
bisher prognostiziert und erholt sich nur schleppend. Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie (FMI) empfiehlt,<br />
lokalen Lösungen wieder mehr Vorzug zu geben und Produktion nach Europa zu holen.<br />
Um die neuen Herausforderungen<br />
zu bewältigen müsse nun schnell<br />
und gezielt gehandelt werden, sagt<br />
Hermann Rumpel, Vorsitzender des<br />
Verbands der Deutschen Drehteile-<br />
Industrie. Dabei seien sowohl Unternehmen<br />
als auch die Politik gefragt.<br />
Reshoring bringt mehr Vorteile<br />
als Nachteile<br />
Unternehmen sollten ihre Beschaffungsstrategie<br />
unter Betrachtung<br />
der wirklichen Gesamtkosten der<br />
Teile und der Umweltbelastung neu<br />
bewerten. Dieser Fokus gibt lokalen<br />
Lösungen den Vorzug, auch wenn<br />
Unternehmen Aufträge bisher aus<br />
Kostengründen ins außereuropäische<br />
Ausland verlagerten. „Ein solches<br />
Reshoring bringt deutlich mehr<br />
Vor- als Nachteile, und die europäische<br />
Wirtschaft profitiert mit“, ist<br />
Rumpel überzeugt und zählt die positiven<br />
Aspekte auf: „Arbeitsplätze in<br />
Europa bleiben erhalten, wir verhindern<br />
den Abfluss von Know-how,<br />
Lieferketten werden beherrschbarer,<br />
Produktionsstillstände unwahrscheinlicher,<br />
Lagerkosten sinken,<br />
und die kürzeren Wege schonen<br />
Klima und Umwelt. Auch eine enge<br />
Zusammenarbeit zwischen Lieferanten<br />
und Kunden wird so einfacher<br />
und günstiger.“<br />
„Wir müssen nicht nur die Elektro -<br />
mobilität neu bewerten, sondern<br />
vor allem weg von der ‚Geiz ist Geil‘-<br />
Mentalität und die Produktion<br />
wieder verstärkt zurück nach<br />
Deutschland und Europa holen.“<br />
Hermann Rumpel, Vorsitzender des Verbands<br />
der Deutschen Drehteile-Industrie<br />
Darüber hinaus rät Rumpel den Unternehmen<br />
zur Zusammenarbeit. Hier<br />
helfe zum Beispiel der Austausch in<br />
Verbänden. „Die Unternehmen müssen<br />
sich auf ihre Stärken besinnen,<br />
sich breit aufstellen und immer die<br />
Zukunft im Blick behalten“, sagt der<br />
Verbandsvorsitzende.<br />
Politik muss Industrie flankieren<br />
„Die Zulieferindustrie kann sich nicht<br />
aus eigener Kraft aus dem historischen<br />
Konjunkturtief befreien“, sagt Rumpel.<br />
Deshalb sieht der Drehteileverband<br />
die Politik in der Pflicht und fordert<br />
eine strategische Begleitung der Industrie.<br />
„Neben einem Konjunkturprogramm<br />
für die Post-Corona-Zeit brauchen<br />
wir eine neue Industriepolitik<br />
und massive Investitionen in die Infrastruktur“,<br />
sagt der Vorsitzende. Dazu<br />
gehören der Ausbau von Verkehrswegen<br />
und Kommunikationsnetzen,<br />
eine Anpassung und Angleichung der<br />
Steuerpolitik im europäischen Umfeld<br />
sowie der Abbau und die Vereinfachung<br />
von bürokratischen Hürden<br />
wie beispielsweise der A1-Bescheinigung<br />
oder der Datenschutzgrundverordnung<br />
(DSGVO). 2<br />
www.drehteileverband.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
43
Wissenswertes<br />
Berichte<br />
Gewinnerlächeln: Schubert Additive Solutions erhält den Smart Solution Award 2020 und wird von Marcus Schindler (3.v.l.) und Jörg Brenner (4.v.l., beide<br />
Geschäftsführer der Schubert Additive Solutions GmbH) entgegengenommen. Es gratulieren Jurymitglied Dr. Petra Seebauer (Geschäftsführerin der Euroexpo<br />
Messe- und Kongress-GmbH und Mitherausgeberin des Fachmagazins Logistik Heute), Jurymitglied Harald Geimer (Partner bei PwC, l.), Jurymitglied Dr. Patric<br />
Spethmann (Vorstand/COO für IT und Logistik, Marc O’Polo AG, 2.v.r.), Laudator Jan Axt (Vice President Automotive SCM Strategy & Innovation, Continental<br />
AG, 2.v.l.) und Laudator Tobias Buxhoidt (Gründer & CEO parcelLab GmbH, r.)<br />
Bild: Euroexpo<br />
Supply Chain Management Award 2020<br />
3D-Druck-Projekt erhält Auszeichnung<br />
Der Haushaltsgerätehersteller Electrolux hat den Supply Chain Management Award 2020 gewonnen. Dieser wurde zum<br />
15. Mal von dem Fachmagazin LOGISTIK HEUTE und Strategy&, PwC, vergeben. Sieger des Smart Solution Awards ist<br />
Schubert Additive Solutions. Die Preisverleihung im November fand im Rahmen des 8. Internationalen Supply-Chain-<br />
Gipfels EXCHAiNGE statt – erstmals digital während der Online-Messe Hypermotion Digital Experience durchgeführt.<br />
Beim renommierten Logistik-<br />
Award hatte das Publikum ein Wörtchen<br />
mitzureden. Bei der Preisvergabe<br />
in Frankfurt konnten die zur<br />
Auswahl stehenden acht Kandidaten<br />
für den Supply Chain-Award live<br />
mitbewertet werden. Das Publikumsvoting<br />
floss wie schon in den<br />
Jahren zuvor in die Jurywertung ein.<br />
Die Jury – Supply-Chain-Praktiker,<br />
renommierte Wissenschaftler, Consultants<br />
und Fachmedienvertreter<br />
– traf dann die Auswahl aus den<br />
nach der Publikumsauditierung ausgewählten<br />
Finalisten.<br />
Preisträger Electrolux<br />
Im Fokus des Electrolux-Siegerprojekts<br />
steht der Umbau der Supply<br />
Chain hin zu einer größeren Kundenorientierung.<br />
Dazu hat das Unternehmen<br />
Optimierungen in sieben<br />
Bereichen entlang der gesamten Lieferkette<br />
vorgesehen: zur Steigerung<br />
von Service, Flexibilität und Transparenz<br />
bei gleichzeitiger Kontrolle<br />
der Bestände. Die Lösungen reichen<br />
von einer agilen Supply-Chain-Organisation<br />
und einer intensivierten<br />
Zusammenarbeit mit dem Forschungsbereich<br />
über die Nutzung<br />
digitaler Tools in der Produktion bis<br />
hin zur verstärkten Integration von<br />
Lieferanten. Electrolux zählt zu den<br />
weltweit führenden Hausgeräteherstellern<br />
und betreibt in Europa 15<br />
Produktionsstätten sowie 41 Lager<br />
mit 12.000 Mitarbeitern in Produktion<br />
und Supply Chain.<br />
„Die Transformation von einer traditionellen<br />
Supply Chain hin zu einem kunden- und<br />
servicegetriebenen Supply-Chain-Modell fällt<br />
keinem Unternehmen leicht.“<br />
Jan Axt, Laudator & Vice President Automotive SCM<br />
Strategy & Innovation von Continental<br />
44 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Mit dem Siegerprojekt werde „eine<br />
strukturiert aufgesetzte ganzheitliche<br />
Supply-Chain-Transformation“<br />
honoriert. „Electrolux sei auf besten<br />
Weg, diese Aufgabe hervorragend<br />
zu meistern“, sagte Laudator Jan Axt,<br />
Vice President Automotive SCM Strategy<br />
& Innovation von Continental.<br />
Click & Print gewinnt<br />
Smart Solution-Award<br />
3D-Teile on demand – das ist das<br />
Projekt von Schubert Additive Solutions<br />
(SAS). Die Bauteile werden<br />
dabei über die Part-Streaming-Plattform<br />
Partbox angeboten. Elektronische<br />
Konstruktionsdaten lassen sich<br />
dabei aus einem digitalen Lager in<br />
Sekundenschnelle auf der ganzen<br />
Welt abrufen und herstellen. Solch<br />
einen Zugriff auf geprüfte und vom<br />
Hersteller zertifizierte Druckdaten<br />
macht das junge Spin-off der Gerhard<br />
Schubert GmbH Verpackungsmaschinen<br />
(Crailsheim) möglich. Benötigt<br />
werden dafür nur ein handelsüblicher<br />
Kunststoff-3D-Drucker und<br />
die PartBox. Diese hat einen LTE-<br />
Zugang und ist direkt und sicher mit<br />
dem digitalen Lager verbunden. Formatteile,<br />
Ersatz- und Verschleißteile<br />
lassen sich von jedem in jeder<br />
gewünschten Losgröße selbst produzierem.<br />
Motto: „Click & Print“ –<br />
Auswählen und Drucken. SAS kann<br />
auf über 120.000 additiv hergestellte<br />
Bauteile im eigenen Haus zurückgreifen.<br />
Die Lösung von Schubert zeigt<br />
großes Potenzial, die Supply Chain<br />
und Lagerung für Ersatzteile zu revolutio-nieren.<br />
Gleichzeitig legt das<br />
Unternehmen großen Wert auf die<br />
Wahrung des intellektuellen Eigentums<br />
bei der Nutzung seiner Part-<br />
Streaming-Plattform, der Partbox.<br />
Das kann eine zukunftsfähige<br />
Lösung sein, insbesondere bei einer<br />
wachsenden Nachfrage nach kundenindividuellen<br />
Produkten und der<br />
daraus resultierenden Variantenvielfalt.<br />
Innovationskraft und Potenzial<br />
haben die Jury überzeugt, Schubert<br />
mit dem Smart Solution Award<br />
2020 auszuzeichnen“, sagte Jurymitglied<br />
Harald Geimer, Partner bei<br />
PwC Management Consulting. 2<br />
Weitere Infos unter<br />
www.exchainge.de<br />
55. BME-Symposium Einkauf und Logistik<br />
Einkäufer müssen<br />
Zukunft neu denken<br />
Über vier Tage hinweg diskutierten mehr als 1.200 Teilnehmer auf<br />
dem 55. BME-Symposium Einkauf und Logistik DIGITAL die<br />
Megatrends in Einkauf, Logistik und Supply Management. Zentrales<br />
Ergebnis der virtuellen Fachkonferenz: Die Corona-Krise zeige, wie<br />
anfällig globale Lieferketten sind. Deshalb müsse das Risikohandling<br />
völlig neu durchdacht werden.<br />
Die Pandemie erhöht den<br />
Handlungsdruck – sowohl bei Global<br />
Playern als auch bei Klein- und Mittelunternehmen.<br />
Sie ist aber nicht<br />
nur Herausforderung, sondern auch<br />
Chance zur Veränderung, so der<br />
Tenor auf der Fachkonferenz. Der<br />
Einkauf nehme in dieser Transformation<br />
die Rolle des erfolgreichen<br />
Krisenmanagers ein. Professionellem<br />
Supply-Management sei es zu<br />
verdanken, dass es in der Corona-<br />
Krise bisher zu keinen dauerhaften<br />
Produktionsstörungen, Lieferverzögerungen<br />
oder -ausfällen gekommen<br />
ist. Das ist die weitere Bilanz des<br />
BME-Symposiums, das im November<br />
erstmals digital stattgefunden hatte.<br />
Neue Aufgabe für den Einkauf<br />
In den täglichen Plenen, virtuellen<br />
„Coffee Talks“ und Chat-Foren sowie<br />
den Statements der 60 namhaften<br />
Referenten aus Politik zeigte der<br />
Meinungs- und Erfahrungsaustausch<br />
ferner, dass auf den Einkauf neue<br />
Aufgaben zur erfolgreichen Überwindung<br />
der Pandemie zukämen.<br />
Es gehe vor allem um die Sicherstellung<br />
der eigenen Lieferfähigkeit,<br />
dem Beobachten der Finanzsituation<br />
von Lieferanten, der Stärkung von Lieferketten<br />
sowie dem konsequenten<br />
Einsatz digitaler Technologien. Nur<br />
dann, so der einhellige Tenor unter<br />
den Symposiumsteilnehmern, lasse<br />
sich Zukunft neu denken.<br />
Mit Blick auf die Logistik wurde<br />
auf dem Symposium zudem herausgearbeitet,<br />
dass in diesem Bereich<br />
nach Corona nichts mehr so sein<br />
werde wie zuvor. Viele logistische<br />
Knotenpunkte wie Häfen und Flughäfen<br />
seien geschlossen oder in ihren<br />
Betriebsabläufen drastisch eingeschränkt,<br />
Frachtkosten explodierten,<br />
Luftfracht sei kaum verfügbar und<br />
Container würden knapp.<br />
Das nächste, dann 56. Symposium<br />
Einkauf und Logistik des BME soll im<br />
kommenden Jahr wieder als Präsenzveranstaltung<br />
durchgeführt werden:<br />
vom 8. bis 10. November 2021 in Berlin.<br />
2<br />
[ Kontakt]<br />
Bundesverband Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik e.V. (BME)<br />
65760 Eschborn<br />
+49 6196 5828-0<br />
www.bme.de<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
45
Wissenswertes<br />
Bericht<br />
Investition in die Zukunft: SMS group errichtet in Mönchengladbach einen zentralen Standort für 1.500 moderne Arbeitsplätze.<br />
Bild: Renderings Hartmann Architekten<br />
SMS group investiert in zentralen Standort<br />
Neuer Campus bündelt Kompetenzen<br />
Die Maschinen- und Anlagenbau-Gruppe für die Stahl- und NE-Metallindustrie SMS group errichtet in Mönchengladbach<br />
einen neuen zentralen Standort. Mit dem symbolischen ersten Spatenstich haben die Bauarbeiten zum Campus in<br />
Mönchengladbach im Oktober offiziell begonnen. Mit dem neuen Campus will das weltweit tätige Unternehmen die<br />
Zugkraft der Wachstumsfelder Service und Digitalisierung nutzen, um seine technologische Vorreiterrolle ausbauen.<br />
Auf dem Mönchengladbacher<br />
Betriebsgelände entsteht ein Technologie-,<br />
Service- und Digitalisierungscenter,<br />
das 1.500 moderne<br />
Arbeitsplätze bereitstellen wird. Ab<br />
2023 soll dort die Kompetenz von<br />
zuletzt fünf Standorten der Region<br />
zusammenkommen. Bereits heute<br />
beschäftigt die SMS group in Mönchengladbach<br />
mehr als 1.200 Mitarbeiter.<br />
„Wir sehen das enorme Wachstumspotenzial,<br />
das sich aus dem<br />
Zusammenspiel von technischem Service<br />
und digitalen Lösungen ergibt.<br />
Mit dem Campus werden wir diese<br />
Technologien mit unseren Produktbereichen<br />
eng vernetzen und Spezialisten<br />
aus aller Welt über die virtuelle<br />
Infrastruktur zu interdisziplinären<br />
Teams zusammen bringen“, erklärte<br />
CEO Burkhard Dahmen.<br />
hat uns gezeigt: Konzentriert arbeiten<br />
können wir überall. Dennoch<br />
brauchen wir für kreative Prozesse<br />
auch ein gemeinsames Umfeld, in<br />
dem wir uns inspiriert fühlen. Durch<br />
die offene Architektur entwickeln<br />
wir auch unsere Unternehmenskultur<br />
und machen uns als Arbeitgeber<br />
für die Anforderungen der Fachkräfte<br />
stark.“<br />
Der SMS Campus wird sich über<br />
rund 44.000 m² Bruttogrundfläche<br />
erstrecken und aus fünf Modulgebäuden<br />
bestehen. Den Kern der<br />
Anlage bildet der überdachte Innenhof,<br />
der als Treff- und Kommunikationspunkt<br />
fungiert.<br />
Den „Arbeitsplatz der Zukunft“<br />
– auch für den Standort in Hilchenbach<br />
– entwickelt SMS aktuell zu -<br />
sammen mit den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern. Die Befragung der<br />
Belegschaft laufe bereits. Die Ergebnisse<br />
sollen in die Entwicklung der<br />
Raumgestaltung und Infrastruktur<br />
einfließen. Im kommenden Jahr feiert<br />
das Unternehmen sein 150-jähriges<br />
Firmenjubiläum. 2<br />
[ Kontakt]<br />
SMS group GmbH<br />
40237 Düsseldorf<br />
+49 211 881-0<br />
www.sms-group.com<br />
Offene Architektur fördert<br />
gemeinsames Arbeiten<br />
Mit einem modernen Raumkonzept<br />
soll der neue Campus eine Atmosphäre<br />
schaffen, die kreatives und<br />
gemeinsames Arbeiten fördert, erläuterte<br />
Torsten Heising, Mitglied der<br />
SMS-Geschäftsführung: „Der aktuell<br />
hohe Anteil von mobilem Arbeiten<br />
Gemeinsamer Spatenstich für den neuen SMS-Campus (v.l.n.r.): Torsten Heising (CFO,<br />
SMS group GmbH), Holger P. Hartmann (Architekt und Generalplaner), Hans Wilhelm Reiners<br />
(Oberbürgermeister Mönchengladbach), Peter Peskes und Elke Paul (Betriebsräte),<br />
Heinrich Weiss (Vorsitzender des Gesellschafterausschusses SMS Holding GmbH),<br />
Marco Kubiak (Projektleiter), Burkhard Dahmen (CEO, SMS group GmbH).<br />
Bild: SMS group<br />
46 <strong>Stahlreport</strong> 12|20
Lifesteel<br />
Bericht<br />
Die großen Hecktriebwerke, die am<br />
Zurück-in-die-Zukunft-DeLorean angebracht<br />
sind, würden die Ästhetik der sauberen<br />
Dachlinie aufbrechen, sagt Angel<br />
Guerra. Aber was ist, wenn sie am Heckdiffusor<br />
angebracht würden?<br />
Hommage an den DMC DeLorean, die Zeitmaschine aus „Zurück in die Zukunft“<br />
Das Fahrzeug einer Generation<br />
- in aktuellem Look<br />
„Zurück in die Zukunft“, das war der Film seiner Kindheit: Angel Guerra, 1982 geboren, drei Jahre<br />
bevor der Science Fiction-Erfolg auf die Leinwand kam, war so nachhaltig begeistert von dem<br />
DeLorean darin, dass er später Autodesigner wurde. Mit einer Hommage an das futuristische<br />
Fahrzeug, das die DeLorean Motor Company 1981 auf den Markt brachte – und dessen Außenhaut<br />
ganz aus unlackiertem Edelstahl bestand – sorgt er derzeit für Aufsehen.<br />
Vorderansicht des<br />
DeLorean 2021:<br />
Die charakteristischen Flügeltüren<br />
im Edelstahlkörper sind vierzig Jahre später<br />
natürlich immer noch vorhanden. Durchgeführt<br />
hat der Designer das Projekt in den letzten<br />
drei Novemberwochen 2020 – von Entwurf<br />
und 3D-Modellierung über das Rendering<br />
bis zur Postproduktion.<br />
Kein Blitzschlag mehr nötig:<br />
Die moderne Variante des DeLorean<br />
kann im Konzept des Designers<br />
ans Stromnetz angeschlossen werden.<br />
48
„Die Szene, in der ich zum<br />
ersten Mal sah, wie der DeLorean<br />
die Rampe von Doc Browns Lastwagen<br />
hinunterfuhr, hat mich so schockiert<br />
und fassungslos gemacht wie<br />
Marty McFly selbst. Von diesem<br />
Moment an war das, was meine persönliche<br />
Reise in die Zukunft sein<br />
sollte, vorherbestimmt: die professionelle<br />
Arbeit als Designer für verschiedene<br />
Automarken und das Entwerfen<br />
von Superautos wie dem<br />
Rimac Concept 2“, erzählt Angel<br />
Guerra auf seiner Webseite.<br />
2021 ist der 40. Jahrestag der<br />
Herstellung des DeLorean DMC12.<br />
„Als Dank an dieses Fahrzeug, als<br />
Hommage an die Maschine, die mich<br />
irgendwie in die berufliche Zukunft<br />
brachte, von der ich als Kind träumte,<br />
beschloss ich, ihm mit einem Projekt<br />
in meiner Freizeit Tribut zu zollen“,<br />
sagt der spanische Designer. Professionell<br />
gestaltete er den DeLorean<br />
neu und passte ihn vier Jahrzehnte<br />
Marty McFly:<br />
„Wollen sie mir sagen,<br />
sie bauten eine Zeitmaschine<br />
aus einem<br />
DeLorean?“<br />
später an die automobile Welt an.<br />
„Dies ist ein Dankeschön an eine<br />
Ikone und einen Film, die meine<br />
Kindheit geprägt haben. Dies ist auch<br />
ein neuer DeLorean für die Generation<br />
meines Sohnes, der im kommenden<br />
Jahr auf die Welt kommt“,<br />
erzählt er weiter.<br />
All die Jahre habe er nie einen einzigen<br />
Designvorschlag gesehen, der<br />
auf diesem Original-DeLorean von<br />
1981 basiert habe – obwohl sowohl<br />
das Auto als auch der Film, der es<br />
weltberühmt gemacht hat, immer<br />
noch in der kollektiven Vorstellung<br />
einer ganzen Generation verankert<br />
sei. Abgesehen davon habe er auch<br />
in einer eigenen Zeitmaschine aus<br />
diesem „verdammten Jahr“ 2020 entkommen<br />
wollen. Dieses Projekt sei<br />
ein persönliches Projekt und nicht<br />
kommerziell mit der Marke DeLorean<br />
Motor Company oder dem Film<br />
„Zurück in die Zukunft“ verbunden,<br />
sagt Ángel Guerra. Es sei ein Tribut<br />
an die Gestaltung. 2<br />
Doc: „Ich dachte<br />
mir: Wenn man schon<br />
eine Zeitmaschine in<br />
einen Wagen einbaut,<br />
dann bitteschön mit<br />
Stil“.<br />
<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />
49
Lifesteel<br />
XXXXX Nachricht A XXXXX<br />
Impressum<br />
Bilder: Cleveland Bridge<br />
Bei Cleveland Bridge hergestellter wetterfester Stahl<br />
Standortaufnahme der Stelle, an der die<br />
Carrington Bridge über den Fluss Severn<br />
installiert wird.<br />
Dillinger: Premiere bei der Carrington Bridge<br />
Brücke leicht gemacht<br />
Die Tragkonstruktion für die Stahlbetondecke<br />
besteht aus zwei Stahlträgerpaaren<br />
mit Stahlverstrebungen.<br />
Beim einem der größten Infrastrukturprojekte der Region rund um Worcester,<br />
England, hat der Einsatz von Dillinger-Stahl die Bauzeit der Carrington-Brücke enorm<br />
verkürzt. Beim dem Neubau der Brücke hatte die beauftragte Cleveland Bridge UK<br />
Ltd. vorgeschlagen, statt des geplanten wetterfesten Stahls der Güte S355 den Markenstahl<br />
DIWETEN 460+M von Dillinger einzusetzen. So konnte die ursprünglich als<br />
Sechs-Feld-Konstruktion geplante Brücke in eine Drei-Feld-Konstruktion abgeändert<br />
und damit die reine Bauzeit um sieben Wochen verkürzt werden.<br />
Möglich machte dies der thermomechanisch gewalzte, wetterfeste Feinkornstahl<br />
durch seine – verglichen mit einem Stahl der Güte S355 – um 30 % höhere Streckgrenze,<br />
die eine Verringerung der eingesetzten Blechdicken in analoger Höhe erlaubt.<br />
Die entsprechend dünneren Bleche erfordern kleinere Schweißnähte und senken<br />
dadurch nicht nur das Schweißvolumen und den Verbrauch an Schweißzusätzen, sondern<br />
auch den Fertigungs- und Prüfaufwand. Durch seine chemische Zusammensetzung<br />
bietet Diweten 460+M zudem erhöhten Widerstand gegen atmosphärische Korrosion,<br />
sodass er dauerhaft wartungsfrei ist und weder einen Erst- noch<br />
Instandhaltungsanstriche benötige, so der Stahlhersteller.<br />
Der wetter- und zugleich höherfeste Stahl Diweten 460+M ist mit der überarbeiteten<br />
EU-Normenreihe EN 10025-2 bis 6:2019 nun auch in Europa zugelassen. Der Auftrag<br />
an Cleveland Bridge zum Bau der Carrington Bridge umfasste Fertigung, Lieferung<br />
und Errichtung der 873 t schweren Stahlbaukonstruktion sowie die während der<br />
Montage der Brücke erforderlichen temporären Arbeiten bei der Brückenmontage.<br />
www.dillinger.biz<br />
STAHLREPORT<br />
Nachrichten aus Handel,<br />
Produktion und Verarbeitung<br />
Offizielles Organ des BDS-Fernstudiums<br />
Herausgeber:<br />
Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />
Wiesenstraße 21<br />
40549 Düsseldorf<br />
Redaktion:<br />
Markus Huneke (Chefredakteur)<br />
Telefon +49 211 86497-24<br />
E-Mail: Huneke-BDS@stahlhandel.com<br />
Anzeigen:<br />
Ksenija Sandek<br />
Telefon+49 211 86497-21<br />
E-Mail: Sandek-BDS@stahlhandel.com<br />
Verlag:<br />
BDS AG<br />
Wiesenstraße 21<br />
40549 Düsseldorf<br />
Telefon +49 211 86497-0<br />
Telefax +49 211 86497-22<br />
Layout:<br />
auhage|schwarz, Leichlingen<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich (10 Hefte/Jahr)<br />
Bezugspreis:<br />
Jährlich 65 € im Inland und 70 € im Ausland<br />
zuzüglich Versandspesen und Mehrwertsteuer.<br />
Abbestellungen sind lediglich unter Einhaltung<br />
einer dreimonatigen Kündigungsfrist zum Jahres -<br />
ende möglich. Für die Mitglieder des BDS und die<br />
Teilnehmer im BDS-Fernstudium ist der Bezug<br />
eines Exemplars der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“<br />
im Mitgliedsbeitrag bzw. in der Studien gebühr<br />
enthalten. Ein Nachdruck ist nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung der Redaktion gestattet.<br />
Anzeigenpreis:<br />
Zur Zeit gilt die Preisliste Nr. 37.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder<br />
Fotos übernehmen Herausgeber, Redaktion und<br />
Verlag keine Gewähr. Namentlich oder mit Initialen<br />
gekennzeichnete Beiträge vertreten eine vom<br />
Herausgeber unabhängige Meinung der Autoren.<br />
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und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche<br />
Personenbezeichnungen gelten gleichwohl<br />
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Außerdem bittet die Redaktion um Verständnis,<br />
dass insbesondere Firmennamen je Artikel in der<br />
Regel nur einmal in ihrer werbeorientierten Form<br />
verwendet und entsprechende Begriffe häufig<br />
eingedeutscht werden.<br />
International Standard Serial Number:<br />
ISSN 0942-9336<br />
Diese Zeitschrift wurde aus umwelt schonendem<br />
Papier hergestellt.<br />
50 <strong>Stahlreport</strong> 11|20
BERUFSBILDUNG 2021<br />
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SEMINARTHEMA TERMIN ORT<br />
PRÜFBESCHEINIGUNGEN 19.01.2021 ONLINE<br />
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STAHLEINKAUF KOMPAKT 13.–14.04.2021 DUISBURG<br />
MEHR UMSATZ, ERTRAG UND KUNDEN II (VERKAUF II) 19.–20.04.2021 HAMBURG<br />
QUALITÄTS- UND EDELSTAHL 22.–23.06.2021 OSNABRÜCK<br />
BLANKSTAHL 28.–29.06.2021 LUDWIGSBURG<br />
STAHLEINKAUF KOMPAKT 07.–08.09.2021 DUISBURG<br />
MEHR UMSATZ, ERTRAG UND KUNDEN I (VERKAUF I) 13.–14.09.2021 KÖLN<br />
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NACH DER AUSBILDUNG IST VOR DEM ARBEITSLEBEN 20.–21.10.2021 MANNHEIM<br />
BETONSTAHL 09.–10.11.2021 KEHL<br />
STAHLEINKAUF KOMPAKT 07.–08.12.2021 DUISBURG<br />
Diese Übersicht gibt den aktuellen Stand der Seminarplanungen wieder. Änderungen sind vorbehalten. Über weitere Details<br />
sowie zu den Anmeldemöglichkeiten informieren Sie sich bitte unter www.stahlhandel.com.<br />
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& ANMELDUNG<br />
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