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Stahlreport 2020.12

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75. Jahrgang | Dezember 2020<br />

STAHLREPORT<br />

Nachrichten aus Handel, Produktion und Verarbeitung<br />

12<br />

20<br />

„Der Stahlhandel<br />

ist widerstandsfähig“ | S. 30<br />

Interview mit BDS-Vorstand Oliver Ellermann<br />

Steiler Entwicklungspfad | S. 8<br />

Wie die Wachstumsstrategie von<br />

Schwarzwaldeisen aufgegangen ist<br />

Eine Karriere im Stahlhandel | S. 16<br />

Interview mit Franz-Günter Kleine


Betonstahl richten, schneiden und<br />

biegen<br />

<br />

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schnellen Durchmesserwechsel.


EDITORIAL<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

jeden Freitag sagt mir mein Mailprogramm, ob ich eine gute Woche hatte. Ob ich „fokussiert“ war oder<br />

abgelenkt. Es schlägt mir auch vor, welche meine „wichtigen Kontakte der Woche“ waren und fragt mich, ob<br />

ich diese wichtigen Kontakte, sofern es neue sind, nicht in mein Adressbuch kopiert haben möchte. Das ist<br />

ungemein praktisch, denn ich finde das Anlegen neuer Kontakte, das Herüber- und Hineinkopieren der<br />

benötigten Daten, eine lästige Sache.<br />

Diese kleinen Helferlein gibt es mittlerweile im Schwarm: In beinahe jedem Programm, auf jeder Website<br />

poppt ein „virtual Assistant“ auf oder öffnet sich ein „Chatbot“. Was man an diesen „Tools“ ablesen kann, ist<br />

eine zunehmend durchkonstruierte Kommunikation. Customer-Relationship-Software weist auf Kunden hin,<br />

die sich lange nicht gerührt haben, Virtual-Meeting-Software bietet an, nach dem Meeting alle noch schnell zu<br />

befragen, wie es war. War im beruflichen Umfeld oft die Mail noch der Goldstandard, rutschen nun – Corona<br />

sei dank – andere Dienste in den Mainstream. Microsoft Teams, Zoom & Co. sind keine Exoten mehr, die nur<br />

Nerds nutzen.<br />

Oft wird beklagt, dass dabei der persönliche Kontakt auf der Strecke bleibt. Wenn im Online-Meeting alle<br />

gleichzeitig reden, weil man nicht mehr so gut mitbekommt, wer wann etwas sagen möchte, und man<br />

schließlich feststellt, dass man mit den anderen nicht noch kurz beim Rausgehen sprechen kannn – dann ist<br />

das wirklich etwas, das fehlt.<br />

Andererseits ist auch der Gewinn durch Teams & Co. groß: Man muss nicht für jede Besprechung eine<br />

Dienstreise planen, vieles lässt sich online erledigen und externe Gesprächspartner sind per Videoschalte<br />

meist schneller zu erreichen als mit einem Vor-Ort-Termin. Auch für Veranstaltungen ist das Onlineformat<br />

eine Alternative, wie beispielsweise für den BDS-DigiDay im kommenden Januar 2021 (s. 47) oder BDS-<br />

Seminare (S. 31).<br />

Vermutlich wird sich herausstellen, dass das, was als Mangel der reinen Online-Kommunikation empfunden<br />

wird, wieder seinen Platz einnehmen wird, wenn Corona einmal vorbei ist. In welcher Form, wird sich zeigen.<br />

Denn dass Menschen miteinander persönlich sprechen, ist keine romantische Schwärmerei, sondern hat eine<br />

zentrale Funktion – die etwas auch für den beruflichen Erfolg und letztlich für den Unternehmenserfolg<br />

Wesentliches ist.<br />

Welche Bedeutung das persönliche Gespräch für die Mitgliedsunternehmen in der Pandemie hatte, beschreibt<br />

auch BDS-Vorstand Oliver Ellermann im Interview zum Jahresabschluss (ab S. 28). Und auch für den<br />

Stahlhandel als Branche ist das Persönliche wichtig, wie Franz-Günter Kleine, Head of Germany Switzerland,<br />

ArcelorMittal Stahlhandel GmbH, im Interview mit dem <strong>Stahlreport</strong> (ab S. 16) herausstreicht.<br />

Ein besinnliches Weihnachstfest und einen guten Jahreswechsel wünscht Ihnen<br />

Markus Huneke<br />

Chefredakteur <strong>Stahlreport</strong><br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

3


Inhalt <strong>Stahlreport</strong> 12 2020<br />

30<br />

„Wir sind hervorragend aufgestellt“<br />

Wie der Stahlhandel durch die Pandemie kommt<br />

Wegen der Corona-Pandemie wird auch der Stahlhandel dieses Jahr mit einem<br />

voraussichtlich deutlichen Rückgang abschließen. Die Branche wird aus<br />

dieser Phase aber mit einem geschärften Profil hervorgehen, ist BDS-Vorstand<br />

Oliver Ellermann überzeugt. Die Gründe erläutert er im Interview ab S. 30.<br />

8<br />

Erfolgsmodell Kundennähe<br />

Strategie der Schwarzwaldeisen-<br />

Gruppe geht auf<br />

Mit dem Alleinstellungsmerkmal „Kundennähe“<br />

macht die Schwarzwaldeisen-Gruppe ernst: Seit<br />

2008 setzt das Unternehmen auf eine<br />

Mehrstandort-Strategie. Wie die Nähe zum<br />

Kunden sich auszahlt lesen Sie ab S. 8.<br />

„Der Stahlhandel wird<br />

seine Berechtigung behalten“<br />

Interview mit Franz-Günter Kleine<br />

16<br />

Das muss man erstmal nachmachen: über vier<br />

Jahrzehnte im Stahlhandel vorne mit dabei. Doch nun<br />

ist Schluss. Franz-Günter Kleine, Head of Germany/<br />

Switzerland bei ArcelorMittal Stahlhandel, geht in den<br />

verdienten Ruhestand. Er ist sich sicher: Auch in<br />

Zukunft ist der Stahlhandel eine Branche, die<br />

Charakter verlangt (ab. S. 16).<br />

4 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


PERSÖNLICHES<br />

6 Kurznachrichten<br />

STAHLHANDEL<br />

8 Schwarzwaldeisen – Gewachsen, nicht gewichen<br />

12 Klöckner – Digitaler Umsatz weiter gestiegen<br />

14 Heine & Bleck – Ein Blankstahl-Erfolg<br />

16 Franz-Günter Kleine – Eine Karriere im Stahlhandel<br />

STAHLVERARBEITUNG<br />

18 Immer mehr Möglichkeiten für Ultrakurzpulslaser<br />

STAHLPRODUKTION<br />

20 ArcelorMittal: Grüner Stahl aus Hamburg<br />

ANARBEITUNG & LOGISTIK<br />

22 Progress – Bewehrungsmodule maßgenau vorfertigen<br />

24 Bomar – Effektive Werkstückentgratung<br />

26 Nissen & Velten – Nicht jeder Umsatz ist ein guter Umsatz<br />

BDS-RESEARCH<br />

28 Kein Herbstblues im Stahlhandel<br />

34<br />

Kunde verweigert<br />

Abnahme – was tun?<br />

Zwei Beispiele, warum es<br />

für Stahlhändler dabei<br />

oft gut aussieht<br />

Wenn Kunden die Abnahme<br />

bestellter Ware verweigern,<br />

dreht sich der anschließende<br />

Streit oft um die Frage, ob ein<br />

Vertrag überhaupt geschlossen<br />

wurde. In vielen Konstellationen<br />

liegt aber die Beweislast<br />

eigentlich nicht beim Händler,<br />

sondern beim Käufer. Warum,<br />

erläutert Rechtsanwalt<br />

Dr. Thorsten Hauröder, Henseler<br />

& Partner Rechtsanwälte mbB<br />

(S. 34).<br />

BDS-KOMMUNIKATION<br />

30 „Unsere Branche ist widerstandsfähig“ – Interview mit Oliver Ellermann<br />

BDS-BERUFSBILDUNG<br />

32 BDS-eLearning – Stahlhandels-Knowhow für Auszubildende<br />

33 BDS-Seminare – Neue Formate<br />

BDS-RECHT<br />

34 Ist eine Auftragsbestätigung bindend? Zwei Beispiele.<br />

MESSEN UND MÄRKTE<br />

36 Termine<br />

37 Messekalender<br />

38 Bauindustrie – Wohnungsbau bleibt Stabilitätsanker<br />

40 Maschinenbau – Mühsam bergauf<br />

43 Appell der Drehteile-Industrie – Mehr Produktion nach Europa holen!<br />

WISSENSWERTES<br />

44 3D-Druck-Projekt erhält Auszeichnung<br />

45 BME-Symposium – Einkäufer müssen Zukunft neu denken<br />

46 SMS group: Neuer Campus bündelt Kompetenzen<br />

LIFESTEEL<br />

48 Edelstahl-DeLorean – „Zurück in die Zukunft“ in neuem Look<br />

50 Impressum<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

5


Persönliches<br />

Kurznachrichten<br />

Bild: Bauindustrie/Eurovia<br />

Bauindustrie<br />

Tim Lorenz<br />

ist neuer Vorstandsvorsitzender des Wirtschafts-<br />

und Rechtsausschusses (WRA) und<br />

zugleich Vizepräsident<br />

Wirtschaft des<br />

Hauptverbands Deutsche<br />

Bauindustrie<br />

e.V. (BAUINDUS-<br />

TRIE). Der CEO der<br />

Eurovia GmbH<br />

(Eurovia Deutschland/Vinci)<br />

übernimmt<br />

das Amt von<br />

Marcus Becker<br />

(Geschäftsführer bei Kondor Wessels Bouw<br />

Berlin GmbH) der den WRA seit 2012 geleitet<br />

hatte. Tim Lorenz übernahm 2018 den<br />

Vorsitz der Eurovia-Geschäftsführung, deren<br />

Mitglied er bis dahin seit mehreren Jahren<br />

war. Neben Lorenz gehören Klaus Pacher<br />

(Geschäftsführer und Vorstand Technik der<br />

Köster Holding SE) und Thomas Löw<br />

(Geschäftsführer der W. Markgraf GmbH &<br />

Co KG) als Stellvertretende Vorsitzende<br />

sowie Uwe Niebergall (Technischer<br />

Bereichsleiter Mitte der Ed. Züblin AG),<br />

Andreas Bischoff (Kaufmännischer Leiter<br />

Bereich Nord, Wayss & Freytag Ingenieurbau<br />

AG) und Jörg Muschol (Leiter der Niederlassung<br />

Dresden, Dreßler Bau GmbH) als<br />

weitere Vorstandsmitglieder zu dem Gremium.<br />

SHS-Gruppe<br />

Dr. Karl-Ulrich Köhler<br />

ist mit Wirkung zum 1. Januar 2021 zum neuen<br />

Vorsitzenden der Geschäftsführung der SHS –<br />

Stahl-Holding-Saar sowie zum Vorstandsvorsitzenden<br />

der Unternehmen Saarstahl AG, der AG<br />

der Dillinger Hüttenwerke und der DHS – Dillinger<br />

Hütte Saarstahl AG durch das Kuratorium<br />

der Montan-Stiftung-Saar bestellt worden.<br />

Dr. Köhler war ehemals CEO von<br />

ThyssenKrupp Steel und Tata Steel und bis 31.<br />

Oktober Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Rittal GmbH. Seit 2019 ist er Mitglied im<br />

Kuratorium der Montan-Stiftung-Saar.<br />

„Dr. Köhler ist sicherlich einer der erfahrenen<br />

Vertreter der deutschen Stahlindustrie und<br />

wir sind erfreut, dass wir ihn für diese<br />

anspruchsvolle Aufgabe in einem überaus<br />

schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld<br />

gewinnen konnten", erklärte Reinhard Störmer,<br />

Vorsitzender des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar.<br />

Karl-Ulrich Köhler werde<br />

sich umfassend mit der Weiterentwicklung<br />

der saarländischen Stahlindustrie befassen<br />

und dabei die Bereiche Strategie, Portfolio<br />

und Innovation sowie Finanzen verantworten.<br />

Der bisherige Vorsitzende der SHS-Geschäftsführung,<br />

Vorsitzende der Vorstände der beiden<br />

Unternehmen und Finanzvorstand Tim<br />

Hartmann hat seine Ämter im Einvernehmen<br />

niedergelegt, teilte der Konzern mit.<br />

VDE Mobility<br />

Dr. Ralf Petri<br />

hat die Leitung des neuen Geschäftsbereichs<br />

VDE Mobility des Verbands der Elektrotechnik<br />

Elektronik Informationstechnik e.<br />

V. übernommen. Mit VDE Mobility bündelt<br />

der Verband seine<br />

Aktivitäten im Mobilitätsbereich.<br />

Hierzu<br />

zählen Normen und<br />

Anwendungsregeln,<br />

beispielsweise für<br />

die Ladeinfrastruktur<br />

von E-Fahrzeugen,<br />

das Prüfen und<br />

Zertifizieren von<br />

Ladeinfrastrukturen<br />

und Batterien, aber auch die Wissenschaft,<br />

beispielsweise mit Studien der Fachgesellschaften.<br />

Bild: VDE/Uwe Noelke<br />

Bundesverband Deutscher<br />

Baustoff-Fachhandel (BDB)<br />

Johannes Richter<br />

ist seit dem 1. November für das Präsidium<br />

des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-<br />

Fachhandel kooptiert worden. Eine Nachbesetzung<br />

sei sinnvoll gewesen, da Julian Tintelnot<br />

zum 31. Oktober aus dem Gremium<br />

ausgeschieden ist, teilte der Verband mit.<br />

BDB-Präsidentin Katharina Metzger zeigte<br />

Bild: Karsten Stahlhandel<br />

Karsten Stahlhandel<br />

Jörg Karsten<br />

hat am 15. November seinen 80. Geburtstag<br />

gefeiert. Der Gründer und Seniorchef der<br />

Karsten Stahlhandel GmbH, Grevenbroich,<br />

blickt auf eine lange und erfolgreiche Karriere<br />

im Stahlhandel zurück. 1940 in Danzig geboren,<br />

seit dem vierten Lebensjahr aber im niederrheinischen<br />

Grevenbroich verwurzelt, hat<br />

Jörg Karsten seine Berufslaufbahn bei Mannesmann<br />

Stahlhandel in Köln begonnen und war dort für Ford zuständig.<br />

Nach einer Station beim ebenfalls in Köln ansässigen<br />

Stahlhandelsunternehmen Blass war er Anfang der 1970er-Jahre<br />

anschließend beim Ratinger Stahlkontor Hahn im Außendienst tätig –<br />

das 1980 von Mannesmann übernommen wurde und heute eine Niederlassung<br />

von thyssenkrupp Schulte ist. 1983 gründete er mit 43<br />

Jahren sein eigenes Unternehmen in der Heimatstadt Grevenbroich.<br />

Erfolgreich: Die Karsten Stahlhandel GmbH, spezialisiert auf ein breites<br />

und tiefes Sortiment an Lang- und Flachprodukten, etablierte sich<br />

schnell am Markt und verzeichnete ein stetes Wachstum. Meilensteine<br />

sind die 1997 und 2008 realisierten Neubauten insgesamt dreier<br />

Lagerhallen, inklusive eines modernen Hochregallagersystems. 2010,<br />

mit 70 Jahren, hat Jörg Karsten die Geschäftsführung seines Unternehmens<br />

in die Hände seiner einzigen Tochter Iris Karsten, gegeben. Die<br />

Diplom-Kauffrau und Betriebswirtin Stahlhandel (BDS) lenkt das Unternehmen<br />

seitdem erfolgreich in das Zeitalter der Digitalisierung.<br />

Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid Karsten – die beiden sind seit über<br />

50 Jahren verheiratet – hat der Unternehmer viele konjunkturelle<br />

„Aufs und Abs“ gemeistert und sein Unternehmen durch einige Wirtschaftskrisen<br />

geführt. Noch heute ist der leidenschaftliche Jäger,<br />

Weinanbauer und Landwirt der Karsten Stahlhandel GmbH eng verbunden.<br />

Als Geschäftsführer auf Lebenszeit verfolgt er die Entwicklung<br />

des Unternehmens vom Alterssitz in der Eifel sowie häufig auch vor<br />

Ort in Grevenbroich und erstellt noch selbst täglich die Auswertungen<br />

des Verkaufs.<br />

„Mein Vater ist ein Unternehmer, der die Kaufmannsehre hoch hält“,<br />

sagt Iris Karsten. Er habe immer nach dem alten Kaufmannnsmotto<br />

„Ein Mann ein Wort!“ gehandelt. Diese Kaufmannsehre hat er auch<br />

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitergegeben. „Unsere Kunden<br />

schätzen Karsten Stahlhandel für die Zuverlässigkeit und Bündelung<br />

aller Auftragspositionen in einer Lieferung zum gewünschten Lieferzeitpunkt<br />

– und für den engen, freundschaftlichen und herzlichen<br />

Kontakt, den wir mit allen Kunden, Lieferanten, Werken und<br />

Geschäftspartnern pflegen“, so Iris Karsten.<br />

6 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Bild: Boschert<br />

Bild: Günther + Schramm<br />

sich sehr erfreut<br />

über die Bereitschaft<br />

von Johannes<br />

Richter, sich im Präsidium<br />

für die<br />

berufsständische<br />

Interessenvertretung<br />

des Fachhandels<br />

zu engagieren.<br />

Boschert GmbH & Co. KG<br />

Jean-Sébastien Sitter<br />

wird neuer Geschäftsführer bei Boschert. Ab<br />

dem 1. Januar 2021<br />

steht Jean-Sébastien<br />

Sitter neben Manuel<br />

Lang an der Spitze<br />

des Blechbearbeitungs-Spezialisten.<br />

Sitter folgt Peter<br />

Kunz nach, der nach<br />

32 Jahren als<br />

Geschäftsführer in<br />

den Ruhestand geht.<br />

Im kommenden Jahr feiert das Unternehmen<br />

seinen 75. Geburtstag.<br />

Günther + Schramm GmbH<br />

Wolfgang Dörr<br />

ist nach 15 Jahren aus der Geschäftsführung<br />

der Günther + Schramm GmbH ausgeschieden.<br />

Seine Tätigkeiten als Geschäftsführer<br />

Vertrieb für den Oberkochener Stahl- und Aluminiumhändler<br />

werden nun auf mehrere<br />

Schultern verteilt, so das Unternehmen.<br />

Gemeinsam mit Bernd Seibold und Hubert<br />

Baier agierte Wolfgang Dörr auf Ebene der<br />

Geschäftsleitung. Bisher verantwortete jeder<br />

der drei Geschäftsführer einen wesentlichen<br />

Aufgabenbereich.<br />

Wolfgang Dörr begann seine Karriere als Auszubildender<br />

zum Kaufmann im Groß- und<br />

Außenhandel bei Günther + Schramm. In den<br />

Das ehemalige Trio der Geschäftsleitung: Wolfgang<br />

Dörr (l.) gemeinsam mit Bernd Seibold (r.)<br />

und Hubert Baier<br />

Bild: BDB<br />

90er-Jahren baute er die Abteilung Anarbeitung<br />

bzw. Lohnfertigung auf und aus. Ebenfalls<br />

übernahm er den Aufbau und die Leitung<br />

der Abteilung „JustInTime“. Seit 2005 bekleidete<br />

der geprüfte Wirtschaftsinformatiker<br />

Wolfgang Dörr – er erlangte 1983 außerdem<br />

ein Wirtschaftsdiplom – schließlich die Position<br />

des Geschäftsführers. Sein Ziel war es<br />

stets, die Abwicklung beim Kunden bestmöglich<br />

umzusetzen und Just-in-time-Projekte<br />

erfolgreich zu realisieren, so das Unternehmen.<br />

VDMA<br />

Karl Haeusgen<br />

ist zum neuen VDMA-Präsidenten für die<br />

kommenden vier Jahre gewählt worden. Er<br />

tritt damit die turnusgemäße Nachfolge von<br />

Carl Martin Welcker<br />

(Alfred H. Schütte<br />

GmbH & Co. KG) an,<br />

der das Amt seit<br />

2016 ausübte und<br />

nicht wiedergewählt<br />

werden konnte.<br />

Haeusgen ist Vorsitzender<br />

des Aufsichtsrats<br />

und Miteigentümer<br />

der HAWE<br />

Hydraulik SE mit Sitz in Aschheim im Landkreis<br />

München.<br />

Bild: VDMA<br />

Nach dem Studium der Betriebswirtschaft in<br />

St. Gallen, Schweiz, war Karl Haeusgen als<br />

Assistent des Vorstands im Bereich Materialwirtschaft<br />

bei der MAHO AG, Pfronten<br />

sowie bei der Barmag Far East Ltd., Hong<br />

Kong, einem Tochterunternehmen des<br />

damaligen deutschen Textilmaschinenherstellers<br />

Barmag AG tätig. Anschließend war<br />

Haeusgen bei HAWE in verschiedenen Positionen<br />

für die Ressorts Vertrieb, Marketing,<br />

Unternehmensentwicklung, Qualität und<br />

Organisation zuständig. Von 1996 bis 2019<br />

war er Mitglied der Geschäftsführung bzw.<br />

Sprecher des Vorstands der HAWE Hydraulik<br />

SE.<br />

Karl Haeusgen ist seit vielen Jahren im VDMA<br />

engagiert, er ist Mitglied im engeren Vorstand<br />

und im Hauptvorstand des VDMA, von<br />

2008 bis 2014 war Haeusgen Vorstandsvorsitzender<br />

des VDMA Bayern. Seit 2013 ist er<br />

Vize-Präsident des VDMA. In das Amt des<br />

Vizepräsidenten wurde abermals der Familienunternehmer<br />

Henrik Schunk gewählt. Er ist<br />

seit Juni 2018 VDMA-Vizepräsident und war<br />

bereits zuvor stark im Verband engagiert.<br />

Neu als Vizepräsident gewählt wurde Bertram<br />

Kawlath, geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Schubert & Salzer Firmengruppe.<br />

Bauindustrie<br />

Udo Berner<br />

ist für weitere zwei Jahre zum Vorsitzenden<br />

des Ausschusses großer Unternehmen<br />

(AGU) im Hauptverband<br />

der deutschen<br />

Bauindustrie<br />

gewählt worden.<br />

Udo Berner ist<br />

Geschäftsführer der<br />

Wolff & Müller Holding<br />

GmbH und<br />

Bild: Bauindustrie/Wolff & Müller<br />

nimmt dieses Amt<br />

seit 2018 wahr. Als<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

wurden Jörg Rösler, STRABAG, und<br />

Lars Luderer, Goldbeck, gewählt.<br />

Lienhard Thress<br />

ist am 9. November 2020 im Kreise seiner<br />

Familie gestorben. Fast 50 Jahre<br />

hatte der Unternehmer, Ehemann und<br />

Vater als Seniorchef in der Verantwortung<br />

und an der Spitze der Bad Kreuznacher<br />

Julius Thress GmbH & Co. KG<br />

gestanden. Nach<br />

dem Tod seines<br />

eigenen Vaters<br />

Julius Thress hatte<br />

er das Stahlhandelsunternehmen<br />

1955 übernommen<br />

und weitergeführt.<br />

Sein unternehmerisches<br />

Wirken war<br />

immer geprägt von<br />

Weitsicht, Pflichtbewusstsein und Verlässlichkeit,<br />

würdigten ihn die Geschäftsführung,<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des Unternehmens. Er habe immer Zeit<br />

für ein persönliches Gespräch und ein<br />

offenes Ohr für alle Anliegen gehabt.<br />

Besonders am Herzen habe ihm die Ausbildung<br />

junger Menschen gelegen. Durch<br />

die Investitionen und den Umzug 1997 an<br />

einen neuen Standort schuf er, zusammen<br />

mit seinem Sohn Julius Thress, die<br />

Voraussetzungen für die Stärke und Leistungsfähigkeit<br />

des Logistikunternehmens<br />

Thress mit heute über 100 Ausbildungsund<br />

Arbeitsplätzen.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

7


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Garant für zufriedene Kunden: Schwarzwaldeisen liefert Bestellungen komplett mit dem eigenen Fuhrpark aus.<br />

Schwarzwaldeisen – Erfolgsmodell Kundennähe<br />

Gewachsen, nicht gewichen<br />

Wachsen oder weichen – vor dieser Alternative stand Schwarzwaldeisen, als Steffen Auer das Unternehmen seines<br />

Vaters 2008 übernahm. Das baden-württembergische Stahlhandelsunternehmen blickte zwar damals auf eine lange<br />

und erfolgreiche Tradition zurück. Doch die Zeit war reif, sich den Herausforderungen des Marktes neu zu stellen.<br />

Heute haben die Brüder Ingo und Steffen Auer das Unternehmen zu einer erfolgreichen Stahlhandelsgruppe mit einer<br />

großen lokalen Kundennähe entwickelt.<br />

Nicht Stahl – die chemische<br />

Industrie war sein tägliches Geschäft:<br />

Als Steffen Auer, Doktor der technischen<br />

Chemie und bis dahin CEO der<br />

Novartis-Divisionen Tschechien und<br />

Slowakei, seinen aktuellen Job aufgab<br />

und als Geschäftsführender Gesell-<br />

schafter in die Schwarzwald Eisenhandel<br />

GmbH & Co. KG einstieg, war<br />

das ein Schritt zurück zu den Wurzeln.<br />

Zusammen mit seinem Bruder Ingo<br />

Auer ist er mit Schwarzwaldeisen,<br />

dem Unternehmen seines Vaters, im<br />

Stahlhandel aufgewachsen.<br />

„Wir haben das Sortiment<br />

deutlich erweitert. Das war<br />

die wichtigste Voraussetzung dafür,<br />

schneller zu werden“.<br />

Steffen Auer<br />

Kundenbefragung<br />

war ernüchternd<br />

Schwarzwaldeisen hatte seine Stärken<br />

damals traditionell im Baustahl.<br />

Mit Stammsitz in Lahr am Rande des<br />

Schwarzwalds wurden mit 50 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern vor<br />

allem metallverarbeitende Betriebe<br />

im Umkreis beliefert. Um herauszufinden,<br />

wie das Unternehmen eigentlich<br />

dastand, war mit das Erste, was<br />

Steffen Auer anschob, eine Kundenbefragung.<br />

Wie schnitt man ab bei<br />

Sortiment, Abwicklung, Preis und<br />

Lieferung?<br />

„Es war schnell klar, dass wir<br />

unsere Startegie drastisch anpasen<br />

mussten“, so Steffen Auer. Denn<br />

es stellte sich heraus, dass die Kunden<br />

den Wettbewerb nicht nur beim<br />

Sortiment oft für besser hielten,<br />

8 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Die Gruppe wächst weiter<br />

Der Erfolg der Schwarzwaldeisen-<br />

Gruppe ist auch ein Erfolg der Zusamsondern<br />

dieser auch in der Abwicklung<br />

und bei der Lieferung schneller<br />

war.<br />

Das Resultat der Marktbefragung<br />

war ernüchternd. Wie, so fragte sich<br />

Steffen Auer damals gemeinsam mit<br />

dem Führungsteam des Unternehmens,<br />

konnte man das Steuer herumreißen?<br />

„Wir standen vor der Perspektive,<br />

entweder in absehbarer<br />

Zeit schließen zu müssen – oder aber<br />

zu investieren und zu wachsen“,<br />

blickt er zurück. „Wir haben uns für<br />

letzteres entschieden“.<br />

Lieferversprechen: 24 h<br />

Ganz oben auf der Agenda standen<br />

dabei Verfügbarkeit, Produktauswahl<br />

und Liefergeschwindigkeit. Kunden<br />

sollten verfügbare Lagerware spätestens<br />

am Tag nach der Bestellung<br />

geliefert bekommen.<br />

Investiert wurde zugleich in das<br />

Personal. Um die internen Abläufe zu<br />

beschleunigen, wurde die Mitarbeiterzahl<br />

deutlich aufgestockt. „Früher<br />

haben wir bis zu einem Tag gebraucht,<br />

um Kunden ein Angebot überhaupt<br />

herauszugeben. Heute erstellen wir<br />

ein Angebot innerhalb von zwanzig,<br />

dreißig Minuten“, so der Geschäftsführende<br />

Gesellschafter.<br />

Zu den Investitionen in Sortiment<br />

und Geschwindigkeit kamen weitere<br />

„externe“ Investitionen. Wie der<br />

Zufall es wollte, bot sich gleich 2008<br />

unter anderem die Gelegenheit, in<br />

Herbholzheim, knapp 20 km südlich<br />

vom Unternehmenssitz in Lahr, den<br />

Maschinenpark eines Stahlbauers<br />

zu übernehmen und dessen Halle<br />

„Wir fahren zu jedem Kunden, auch in<br />

die entlegensten Winkel, ob im<br />

Schwarzwald oder im Westerwald.<br />

Das macht kein Konzernhändler, mit<br />

einem weit entfernten Lager.“<br />

Ingo Auer<br />

anzumieten. Steffen Auer griff zu –<br />

und hatte damit auf einen Schlag<br />

ausreichend Lagerfläche für die Sortimentserweiterung<br />

im Trägerbereich<br />

zur Verfügung sowie den ersten<br />

Schritt in die Anarbeitung getan.<br />

Bilder: Schwarzwaldeisen<br />

Keine halben Sachen<br />

Wenn schon, denn schon, dachte<br />

man sich in Lahr vielleicht damals<br />

– und ging ebenfalls 2008 parallel<br />

den Bau einer neuen Hochregalanlage<br />

am Standort Lahr an, welche<br />

2012 fertiggestellt wurde. „Die Investitionen<br />

waren Teil einer langfristig<br />

angelegten Strategie“, legt Steffen<br />

Auer dar. Die Errichtung der Hochregalanlage<br />

war damit ein logischer<br />

Schritt, schließlich ist die Intralogistik<br />

ein entscheidendes Element in der<br />

Lieferkette zum Kunden. Wenn es<br />

da hakt oder zu langsam geht, kann<br />

das auf Dauer auch das beste Sortiment<br />

nicht kompensieren. Doch eine<br />

auf dem Papier einleuchtende Strategie<br />

auch wirklich umzusetzen und<br />

damit das Risiko großer Investitionen<br />

auf sich zu nehmen – dazu braucht<br />

es auch unternehmerischen Mut.<br />

Wie sich schnell herausstellte,<br />

zahlte sich der Mut aus. Innerhalb<br />

von vier Jahren, von 2008 bis 2012,<br />

wuchs der Umsatz des Unternehmens<br />

um nahezu 30 % auf 30,5 Mio. €<br />

– und das mit dem Krisenjahr 2009<br />

dazwischen. Bis heute ist die Gruppe<br />

in den vergangenen zwölf Jahren im<br />

Schnitt um jährlich über 10 %<br />

gewachsen.<br />

menarbeit der beiden Auer-Brüder.<br />

Nachdem Steffen Auer das Familienunternehmen<br />

2008 übernommen<br />

hatte, ist 2014 auch Ingo Auer als<br />

zweiter Geschäftsführender Gesellschafter<br />

eingetreten. „Wir verstehen q<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

9


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

q uns, wir denken in die gleiche Richtung<br />

und stimmen in vielen grundsätzlichen<br />

Auffassungen überein“,<br />

bestätigt Ingo Auer.<br />

Die Brüder trieben das Wachstum<br />

voran. Der Maschinenpark wurde<br />

modernisiert und eine neue Säge-Bohranlage<br />

sowie eine Strahl- und Konservierungsanlage<br />

angeschafft. 2014<br />

boten sich dann Gelegenheiten, die<br />

von keiner Strategie vorherzusehen<br />

waren. Die Altenkirchener Kuss-<br />

Gruppe ging in Insolvenz und die Freiburger<br />

Stahlhandel GmbH (FSH), ein<br />

Joint-Venture der ThyssenKrupp<br />

Schulte GmbH und Eisen Glatt ging<br />

in die Brüche. Schwarzwaldeisen übernahm<br />

den Stahlbereich von Kuss und<br />

mietete 10.000 m 2 Hallenfläche der<br />

ehemaligen FSH an.<br />

„Diese beiden Investitionen in<br />

einem einzigen Jahr zu stemmen, war<br />

schon ziemlich sportlich“, so Steffen<br />

Auer rückblickend. Von 2013 auf 2014<br />

stiegen die Erlöse auf knapp über 50<br />

Mio. € – ein satter Sprung von knapp<br />

50 %. „Vom Volumen her sind wir<br />

damit in eine andere Liga aufgestiegen“,<br />

ordnet Ingo Auer die Zukäufe<br />

ein.<br />

Kundennähe ist keine Worthülse<br />

Mit den Zukäufen verfolgt das Unternehmen<br />

eine Mehr-Standort-Strategie<br />

und unterscheidet sich damit von so<br />

gut wie allen anderen Wettbewerbern<br />

in der Region. Während andere meist<br />

einen einzigen, großen Standort<br />

haben, setzt Schwarzwaldeisen voll<br />

auf lokale Präsenz mit großer Kundennähe.<br />

Das ist der entscheidende<br />

Unterschied, sich im Markt anders<br />

als andere aufzustellen. Diese Nähe<br />

schätzen die Kunden, oft kleine und<br />

mittlere metallbearbeitende<br />

Unternehmen.<br />

Auch die<br />

eher unrentablen<br />

kleinlosigen Aufträge<br />

werden<br />

abgewickelt –<br />

mit der Absicht,<br />

dass der Kunde<br />

dies auch mit<br />

größeren Folgeaufträgen<br />

honoriert.<br />

So hat Schwarzwaldeisen im<br />

Lauf der Jahre viel Umsatz hinzugewonnen.<br />

Das Sortiment ist voll auf die Kundenstruktur<br />

kleiner und mittlerer stahlverarbeitender<br />

Betriebe ausgerichtet.<br />

Von Qualitäts- und Edelstählen über<br />

Rohre bis zu Blechen, von Blankstahl,<br />

Profilen und Betonstahl bis zu Alu-Produkten<br />

hält Schwarzwaldeisen alles<br />

vor, was Metallbauunternehmen vor<br />

Ort brauchen. Aber auch Industriekunden<br />

werden versorgt, für die auf<br />

„Langfristiges Denken<br />

und, bei aller Abwägung,<br />

eine hohe Risikobereitschaft<br />

gehört zu unserem<br />

Selbstverständnis bei<br />

Schwarzwaldeisen.“<br />

Steffen Auer<br />

Wunsch spezieller Bedarf vorgehalten<br />

wird.<br />

Über die vier Standorte Lahr, Freiburg,<br />

Karlsruhe und Bad Säckingen<br />

wird die Schwarzwaldregion mit dem<br />

eigenen Fuhrpark in Südbaden, der<br />

Nordschweiz und im Elsass versorgt.<br />

Die Regionen Westerwald und Eifel,<br />

Rhein-Main und Köln werden über<br />

die weiter nördlich<br />

gelegenen<br />

Standorte von<br />

Westerwald &<br />

Hürlimann Stahlhandel<br />

Ransbach-Baumbach,<br />

Al tenkirchen<br />

und Andernach<br />

beliefert. Kunden<br />

können sich den<br />

Stahl sägen, bohren,<br />

strahlen und<br />

konservieren lassen, es werden Langlöcher<br />

gefräst, in der Biegerei wird<br />

der Betonstahl bedarfsgerecht für den<br />

Einsatz auf der Baustelle bearbeitet.<br />

Langfristige Partnerschaften<br />

zahlen sich aus<br />

Zum Selbstverständnis der inhabergeführten<br />

mittelständischen Stahlhandelsgruppe<br />

gehört auch die Pflege<br />

langfristiger Partnerschaften, sei es<br />

bei Ausrüstern oder im Stahleinkauf.<br />

Seit über 30 Jahren arbeitet das Unter-<br />

Ein wichtiges Standbein: Anarbeitungsdienstleistungen wie das Sägen und Bohren, aber auch Strahlen und Konservieren gehören zum Programm.<br />

10 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


nehmen mit dem Einkaufsverbund<br />

Nordwest zusammen – eine Partnerschaft,<br />

die seit dem Wachstum der<br />

Gruppe noch enger geworden ist. Beim<br />

ERP-System setzt man seit vielen Jahren<br />

auf eNVenta von Nissen & Velten,<br />

bei der Logistiksoftware auf KASTOlogic/KASTOmobile.<br />

Das zahlt sich aus, etwa bei der<br />

Integration neuer Standorte in das<br />

Unternehmen. So konnte das Hochregallager,<br />

das mit dem Zukauf des<br />

Karlsruher Stober-Standorts dazukam,<br />

innerhalb von nur zwei Tagen ans<br />

System angeschlossen werden. „Das<br />

geht nur, wenn alle Prozesse und<br />

Daten einheitlich aufgesetzt sind“,<br />

sagt Steffen Auer.<br />

Die Strategie ist aufgegangen<br />

Die vorerst letzten Schritte der Wachstumsschritte<br />

hat Schwarzwaldeisen<br />

erst jüngst vollzogen. Im vergangenen<br />

Jahr wurde das Andernacher Unternehmen<br />

Hürlimann Stahlhandel integriert.<br />

Zusammen mit Westerwaldstahl<br />

entsteht damit der Westerwald Hürlimann<br />

Stahlhandel. In diesem Jahr sind<br />

zwei Standorte des Stahlhandelsunternehmens<br />

Stober mit insgesamt 50<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

dazugekommen, ein Biegebetrieb im<br />

Badischen Kippenheim nahe des eigenen<br />

Unternehmensitzes in Lahr und<br />

ein Stahlstandort in Karlsruhe. Die<br />

Schwarzwaldeisen-Gruppe im Überblick<br />

Die Schwarzwaldeisen-Gruppe ist in mehreren Bereichen aktiv. Neben dem Stahlhandel gehören auch<br />

der Handel mit Objekttüren und -Toren sowie Arbeitsschutzprodukten zur Gruppe.<br />

Geschäftsbereiche<br />

• Stahl:<br />

- Schwarzwaldeisen (Lahr, Freiburg, Bad Säckingen, Karlsruhe)<br />

- Westerwald Hürlimann Stahlhandel (Altenkirchen, Ransbach-Baumbach, Andernach)<br />

• Türen und Tore:<br />

- SchwarzwaldElemente (Lahr, Stockach, Konstanz)<br />

- Eurodoor Schweiz AG (Basel)<br />

• Arbeitsschutz:<br />

- Kaman Liebherr Arbeitsschutz GmbH (Freiburg, Lahr, Ettlingen, Lörrach)<br />

Entwicklung<br />

2008: Übernahme Eisen Dattler (Lörrach)<br />

2008: Übernahme von Maschinen und Anmietung Halle eines Stahlbauunternehmens (Herbolzheim)<br />

2011: Umzug Standort Hochrhein von Lörrach nach Bad Säckingen<br />

2014: Übernahme Stahlhandel Kuss-Gruppe und Gründung Westerwaldstahl (Altenkirchen, Ransbach-<br />

Baumbach)<br />

2016: Gründung SchwarzwaldElemente (Stockach, Konstanz)<br />

2019: Zusammenschluss Westerwaldstahl und Hürlimann zur Westerwald Hürlimann Stahlhandel<br />

GmbH & Co. KG<br />

2019: Gründung Eurodoor Schweiz AG (Basel/Aesch)<br />

2020: Übernahme Bereich Betonstahl Willi Stober GmbH & Co. KG (Kippenheim)<br />

2020: Übernahme Walzstahl und Edelstahl/NE Willi Stober GmbH & Co. KG (Karlsruhe)<br />

Mitarbeiterzahl der Schwarzwaldeisen-Gruppe<br />

ist damit auf mittlerweile<br />

rund 350 gestiegen, das Umsatzvolumen<br />

liegt damit bei rund 110 Mio. €.<br />

Mit diesen Zahlen vor Augen kann<br />

man sagen: die Wachstumsstrategie<br />

ist aufgegangen. 2<br />

[ Kontakt]<br />

Schwarzwald Eisenhandel<br />

GmbH & Co. KG<br />

Carl-Benz-Straße 11<br />

77933 Lahr/Schwarzwald<br />

+49 7821 5805-0<br />

www.schwarzwald-eisen.de<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

11


Stahlhandel<br />

Bericht/Nachricht<br />

Klöckner & Co – Ergebnis im dritten Quartal deutlich verbessert<br />

Digitaler Umsatz weiter gestiegen<br />

Klöckner & Co hat im dritten Quartal 2020 ein operatives Ergebnis (EBITDA) vor wesentlichen Sondereffekten von<br />

40 Mio. € erzielt (Q3 2019: 26 Mio. €). Damit liegt der Konzern am oberen Ende seiner eigenen Prognosespanne. Das<br />

Konzernergebnis verbesserte sich auf -5 Mio. € nach -23 Mio. € im Vorjahreszeitraum. Neben positiven Preiseffekten<br />

waren dem Konzern zufolge die mit dem Transformationsprogramm Surtsey forcierten Digitalisierungs- und<br />

Restrukturierungsmaßnahmen maßgeblich für die positive Entwicklung.<br />

Durch ein äußerst stringentes<br />

Net Working Capital-Management<br />

erzielte der Konzern eine Mittelbindung<br />

zum 30. September mit 1,1<br />

Mrd. € deutlich unter dem Vorjahreswert<br />

von 1,4 Mrd. €. Entsprechend<br />

sanken auch die Nettofinanzverbindlichkeiten<br />

um rund ein<br />

Drittel auf vergleichsweise niedrige<br />

427 Mio. € (30. September 2019:<br />

634 Mio. €).<br />

(Q3 2019: 30 %) gesteigert. Damit<br />

hat Klöckner & Co den für das Jahresende<br />

ausgegebenen Zielanteil von<br />

40 % bereits übertroffen. Ein wesentlicher<br />

Treiber des beschleunigten<br />

Wachstums war demnach der Kloeckner<br />

Assistant, eine KI-getriebene<br />

Applikation für die nahezu vollständige<br />

Automatisierung des Vertriebs.<br />

„Die erste Welle der Pandemie haben wir<br />

erfolgreich bewältigt und für die zweite Welle<br />

sind wir durch die digitale Transformation<br />

und das Projekt Surtsey gut gerüstet.“<br />

Gisbert Rühl, Vorstandsvorsitzender Klöckner & Co SE<br />

Digitales Jahresziel<br />

bereits übertroffen<br />

Der über digitale Kanäle erzielte<br />

Umsatzanteil wurde weiter auf 42 %<br />

Weiter gewachsen ist dem Konzern<br />

zufolge auch die offene Industrieplattform<br />

XOM Materials. Der kumu-<br />

Ausblick 2020<br />

[ Kontakt]<br />

Klöckner & Co SE<br />

47057 Duisburg<br />

+49 203 307-0<br />

www.kloeckner.com<br />

Europa<br />

>-15%<br />

Tatsächliche<br />

Stahlnachfrage<br />

USA<br />

>-15%<br />

Bauindustrie<br />

Maschinen- und<br />

Anlagenbau<br />

Energiesektor<br />

Automobilindustrie<br />

Schiffbau<br />

Bild: Klöckner & Co SE, Präsentation vom 3.11.2020<br />

12 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


lierte Gesamtwert der Verkäufe über<br />

die Plattform (Gross Merchandise<br />

Value – GMV) von XOM Materials<br />

betrug im bisherigen Jahresverlauf<br />

bereits 64 Mio. €. Einen wesentlichen<br />

Beitrag zum Anstieg habe die neue<br />

eProcurement-Lösung zur Automatisierung<br />

des Beschaffungsprozesses<br />

von XOM-Kunden geleistet.<br />

Aufgrund der steigenden COVID-19-<br />

Infektionszahlen bleibe die Unsicherheit<br />

im Hinblick auf die weitere<br />

Absatzentwicklung im Jahr 2020<br />

bestehen. Bedingt durch saisonale<br />

Effekte erwartet Klöckner & Co für<br />

das vierte Quartal 2020 einen niedrigeren<br />

Absatz und Umsatz als im<br />

Vorquartal. Dennoch rechnet das<br />

Unternehmen – aufgrund der weit<br />

fortgeschrittenen Digitalisierung und<br />

der konsequenten Umsetzung des<br />

Transformationsprojekts Surtsey –<br />

mit einem EBITDA vor wesentlichen<br />

Sondereffekten von 75 bis 95 Mio. €.<br />

Darüber hinaus erwartet Klöckner &<br />

Co einen deutlich positiven Cashflow<br />

aus betrieblicher Tätigkeit. 2<br />

Vierter Dienstleister mit NW Connect ausgezeichnet<br />

SE Padersoft erhält Nordwest-Gütesiegel<br />

Der ERP-Anbieter ist mit dem Nordwest-Gütesiegel NW Connect<br />

ausgezeichnet worden. „Es freut uns, dass wir SE Padersoft mit<br />

NW Connect auszeichnen konnten. Das Unternehmen passt gut zu<br />

unserer Digitalisierungsstrategie und hat schon einige unserer Handelspartner<br />

im Bereich der ERP-Systeme erfolgreich angebunden“,<br />

sagte Martin Reinke, Nordwest-Hauptbereichsleiter IT & E-Business.<br />

Das Paderborner Softwarehaus ist mittlerweile der vierte Dienstleister,<br />

der diese Auszeichnung erhält. Durch das Gütesiegel müssen<br />

sich Nordwest-Handelspartner nicht mehr darum kümmern, ob ihre<br />

Warenwirtschaftssysteme auf dem aktuellsten Stand sind und verschiedene<br />

Prozesse, wie elektronische Bestellungen, abbilden. Sie<br />

können sich ganz auf das von Nordwest vergebene Gütesiegel verlassen,<br />

so die Verbundgruppe.<br />

Um das Gütesiegel zu erhalten, muss eine Reihe von Kriterien erfüllt<br />

werden. Möglich sein müssen unter anderem Anbindungen an den<br />

Nordwest-eSHOP, elektronische Bestellungen, Bestellbestätigungen,<br />

Lieferscheine sowie Rechnungen, Lagerbestandsabfragen online<br />

sowie Schnittstellen zu NW365.DATACONNECT. „Nur wenn diese<br />

V.l.n.r: Martin Reinke und Nadine Falkenroth (Nordwest), Artur Geist und<br />

Sandra Saake (SE Padersoft), Thomas Cramer (Nordwest).<br />

Kriterien vollständig erfüllt sind, können unsere Handelspartner an<br />

der Digitalisierung ganzheitlich teilhaben und gelassen in die Zukunft<br />

sehen“, so Thomas Cramer, Bereichsleiter E-Business & IT-Beratung.<br />

„Sie erhalten damit die Sicherheit, dass das verwendete Warenwirtschaftssystem,<br />

die digitalen Prozesse zwischen ihnen und Nordwest<br />

abbilden kann.“<br />

Bild: Padersoft<br />

NAUMANN STAHL IST QUALITÄT. SEIT 1960.<br />

DER BLECHSPEZIALIST FÜR SONDERQUALITÄTEN<br />

Seit 60 Jahren liefertreu, qualitätsbewusst und kundenorientiert<br />

Mit unserem umfangreichen Lagerprogramm garantieren wir höchste Kundenorientierung<br />

mit fachgerechter Beratung und technisch versierter Anarbeitung.<br />

Auch in Krisenzeiten bevorraten wir für Sie 20.000 to Stahlbleche in über 30 verschiedenen<br />

Qualitäten und versichern unseren Kunden kurzfristige Lieferfähigkeit mit vielfältigen Serviceleistungen.<br />

naumann-stahl.de<br />

+49 2131 / 75105 - 0 info@naumann-stahl.de<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

13


Stahlhandel<br />

Bericht<br />

Rund 4.000 t bevorratet Blankstahlspezialist Heine & Bleck.<br />

30 Jahre Heine & Bleck in Hermsdorf<br />

Ein Blankstahl-Erfolg<br />

Es war eigentlich eine Rückkehr: Als Armin Bleck und Aribert Heine 1990 in einem Wittenberger Café<br />

die Gründung von Heine & Bleck beschlossen, knüpften sie damit an eine lange Tradition an, die bis in<br />

die Zeit vor dem 2. Weltkrieg zurückreicht. Der Erfolg hat ihnen Recht gegeben: Die Heine& Bleck<br />

GmbH mit Sitz in Hermsdorf hat sich zu einem der führenden Blankstahlspezialisten in<br />

Mitteldeutschland entwickelt. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 30-jähriges Bestehen.<br />

[ Kontakt]<br />

Heine & Bleck GmbH<br />

Oststraße 5<br />

07629 Hermsdorf<br />

+49 36601 9269-0<br />

www.heine-bleck.de<br />

Den Anstoß damals hatten zwei Einkäufer des damaligen<br />

Volkseigenen Betriebs VEB Reinsdorf gegeben: Ein<br />

Blankstahl-Geschäft aufziehen – mit dieser Idee waren<br />

Norbert Dietrich und Frank Mende kurz nach der Wende<br />

auf Andernach & Bleck zugegangen. Ob man sich vorstellen<br />

könne, für das künftige Unternehmen Material zu liefern?<br />

Lange Tradition in Mitteldeutschland<br />

Andernach & Bleck, dieser Name hat im Osten Deutschlands<br />

eine weit, bis vor den 2. Weltkrieg zurückreichende Tradition.<br />

In der Vorkriegszeit war die Region rund um Leipzig<br />

ein wichtiges Absatzgebiet des Unternehmens. Mit Aufkommen<br />

des „Real existierenden Sozialismus“ war mit<br />

diesem Kapitel jedoch Schluss – allerdings nur vorübergehend,<br />

wie sich herausstellen sollte.<br />

Nach dem Fall der Mauer bot sich mit der Initiative<br />

der beiden VEB-Einkäufer – die in dem zukünftigen Unternehmen<br />

übrigens als Vertriebsverantwortliche tätig sein<br />

sollten – eine Gelegenheit, die Geschichte weiterzuschreiben.<br />

Als Armin Bleck, Inhaber des Hagener Blankstahlspezialisten<br />

Andernach & Bleck, dann auch Heine + Beisswenger<br />

ins Boot holte, schloss sich ein weiterer Kreis. Denn auch<br />

das Baden-Württembergische Stahlgroßhandelsunternehmen<br />

war, wie Andernach & Bleck, in der ersten Hälfte des<br />

vergangenen Jahrhunderts in Leipzig mit einem Lagerstandort<br />

ansässig.<br />

So kam es, dass sich Armin Bleck und Aribert Heine,<br />

Mitinhaber von Heine + Beisswenger, 1990 in einem Wittenberger<br />

Café neben der Schlosskirche trafen, um die<br />

Gründung der Heine & Bleck GmbH zu beschließen.<br />

Gemeinsam wollte man an eine erfolgreiche Vergangenheit<br />

anknüpfen und glaubte man an eine ebenso erfolgreiche<br />

Zukunft. „Wir sind stolz darauf, dass wir direkt nach der<br />

Wende unseren Standort in den neuen Bundesländern<br />

gemeinsam aufgebaut und in den letzten 30 Jahren erfolgreich<br />

weiterentwickelt haben, sodass Heine & Bleck nun<br />

ein wichtiges Kompetenzzentrum der H+B-Gruppe für<br />

Blankstahl ist“, sagt Mattias Heine, Vorstand und Gesellschafter<br />

von Heine + Beisswenger und Mitglied der<br />

Geschäftsleitung von Heine & Bleck.<br />

Hohe Wiederempfehlungsquote<br />

Schon bald zeigte sich, dass die beiden Unternehmer den<br />

richtigen Riecher gehabt hatten und sich die Heine & Bleck<br />

GmbH in der gesamten mitteldeutschen Region zu einem<br />

Blankstahlanbieter mit hervorragendem Ruf entwickelte.<br />

Mit den beiden Muttergesellschaften Andernach & Bleck<br />

und Heine + Beisswenger kann die Heine & Bleck GmbH<br />

14 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Sägedienstleistungen sind bei Heine & Bleck ein wachsender Bereich.<br />

Bilder: Heine & Bleck<br />

auf ein umfassendes Blankstahlportfolio mit hoher Qualität<br />

zugreifen. Das ist bei Kunden ein Argument.<br />

„Unsere Kunden fragen immer wieder speziell nach<br />

Andernach & Bleck-Blankstahl. Diese Produkte haben einfach<br />

einen sehr guten Ruf im Markt. Sie haben eine gute<br />

und verlässliche Qualität und sind sehr gut zu verarbeiten“,<br />

sagt Heine & Bleck-Niederlassungsleiter Stefan Täschner.<br />

Die Weiterempfehlungsquote ist hoch. Über diesen Weg<br />

hat sich das Unternehmen sogar international einen Namen<br />

gemacht, mit Kunden vor allem in Tschechien, aber auch<br />

Litauen, Schweden, Bulgarien und Kroatien.<br />

Bevorratet werden am Standort in Hermsdorf – mit<br />

seiner Lage direkt an A4 und A9 logistisch sehr gut angebunden<br />

– rund 4.000 t. Der überwiegende Teil davon sind<br />

gezogene Blankstahlgüten, für einzelne Anwender werden<br />

aber auch gewalzte und geschmiedete Güten vorgehalten.<br />

Ein Bereich der in den letzten Jahren gewachsen ist, sind<br />

Täschner zufolge rostfreie Stähle.<br />

Die Kunden des 15-Mitarbeiter-Betriebs kommen aus<br />

allen Branchen – von Automotive- und Landmaschinen-<br />

Unternehmen über Medizintechnik, Hydraulikanwendungen<br />

und Magnettechnik bis hin zu Elektroindustrie, Stahlbau<br />

und Messtechnik. „Es gibt im Grunde keinen Bereich, den<br />

wir nicht bedienen“, sagt Täschner.<br />

Liefern, während andere noch überlegen<br />

„Unsere Stärken sind unsere großen Bestände und eine<br />

hohe Verfügbarkeit. Wir bieten Material überwiegend im<br />

3-m-Bereich an, in dem Umfang sucht das in der Region<br />

seinesgleichen“, betont Täschner. „Wir legen jedoch nicht<br />

nur viel Wert auf eine hohe Qualität, sondern zugleich<br />

auch auf eine hohe Reproduzierbarkeit dieser Qualität. Für<br />

Kunden ist das oft entscheidend, denn so laufen die Verarbeitungsprozesse<br />

nahezu störungsfrei“, erläutert Täschner<br />

weiter. Neben der hohen Produktqualität ist für Täschner<br />

– einen erfahrenen Blankstahlexperten, der vor drei Jahren<br />

als Niederlassungsleiter zu dem Unternehmen gestoßen<br />

ist – die Kundennähe entscheidend. „Wir registrieren natürlich<br />

die gegenwärtigen Entwicklungen etwa bei der Digitalisierung<br />

und integrieren auch dort, wo es sinnvoll ist,<br />

neue Prozesse – etwa im Dokumentenmanagement. Für<br />

uns ist die persönliche Erreichbarkeit aber immer noch<br />

sehr wichtig. Wir haben einen sehr guten Kundenkontakt,<br />

sind flexibel und können Entscheidungen schnell treffen.<br />

Das ist ein großes Plus. Während andere noch überlegen,<br />

liefern wir oft schon die erste Tonne“, lacht Täschner.<br />

Zukunft mit Kunden gemeinsam gestalten<br />

Gemeinsam mit den Kunden will das Unternehmen auch<br />

die Zukunft gestalten. Überstürztes Handeln ist bei den<br />

beiden Geschäftsführern Carsten Bleck und Matthias Heine<br />

allerdings nicht angesagt. „Es macht keinen Sinn, eine einseitige<br />

Strategie zu entwerfen, die den Kunden nicht entspricht.<br />

Das wird keinen Erfolg haben. Wir beurteilen<br />

unsere weitere Entwicklung vielmehr in engem Kontakt<br />

mit unseren Kunden“, sagt Carsten Bleck.<br />

So könnten künftig neben den 3-m-Längen noch weitere<br />

Längen ins Programm kommen und das Portfolio erweitert<br />

werden. Erst kürzlich sind 42CrMo-Sechskantstangen<br />

sowie der Wälzlagerstahl 100Cr6 dazugekommen. „Das<br />

ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Stefan Täschner.<br />

Platz genug für künftiges Wachstum ist jedenfalls vorhanden.<br />

Es besteht dem Unternehmen zufolge jederzeit<br />

die Möglichkeit, den Standort um ein Hochregallager und<br />

eine weitere Halle für Lagerung oder Anarbeitung zu erweitern.<br />

Vorerst hat jedoch Covid-19 einen Strich durch alle<br />

Pläne gezogen, auch durch den einer Jubiläumsfeier. Doch<br />

die Schubladen, die coronabedingt erstmal geschlossen<br />

wurden, können schnell wieder geöffnet werden. Die Voraussetzungen<br />

in Hermsdorf sind jedenfalls geschaffen. 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

15


Stahlhandel<br />

Interview/Nachricht<br />

Franz-Günter Kleine geht in den Ruhestand<br />

Eine Karriere im Stahlhandel<br />

Genau 47 Jahre wird Franz-Günter Kleine im Stahlhandel tätig gewesen sein, wenn er am Ende<br />

dieses Jahres aus dem aktiven Dienst ausscheidet. In den fünf Jahrzehnten hat der zuletzt als<br />

Head of Germany Switzerland, Downstream Solutions bei ArcelorMittal Stahlhandel tätige<br />

Lüner die Branche aktiv mitgestaltet. Trotz aller Herausforderungen: Der Stahlhandel wird auch<br />

in der Zukunft seine Berechtigung in der Wertschöpfungskette behalten, ist er sich im Interview<br />

mit dem <strong>Stahlreport</strong> sicher.<br />

Herr Kleine, Sie waren 18 Jahre<br />

alt, als Sie mit einer Ausbildung zum<br />

Groß- und Außenhandelskaufmann in<br />

das Berufsleben eingestiegen sind.<br />

Warum haben Sie sich damals für den<br />

Stahlhandel entschieden?<br />

Als Lüner bin ich in der Nähe von<br />

Dortmund aufgewachsen. Zum Zeitpunkt<br />

meiner Berufswahl war Dortmund<br />

die Stadt des Stahls, der Kohle<br />

und des Bieres. Die große Bandbreite<br />

der Stahlwerke, der Maschinenbauer<br />

und des Handels und letztendlich die<br />

Internationalität der Geschäfte haben<br />

den Beruf für mich interessant<br />

gemacht. Damals gab es noch die<br />

Hoesch Export AG, breit aufgestellt,<br />

in jedem Land vertreten. Jeder wollte<br />

nach der Ausbildung nach Atlanta,<br />

dem US-Standort des Konzerns. Wobei<br />

dann meist Nigeria angeboten wurde<br />

– übrigens der Auslöser, mich für das<br />

Controlling zu entscheiden. (Kleine<br />

lacht)<br />

Welche Stationen haben Sie in Ihrer<br />

beruflichen Vita durchlaufen?<br />

Mein Werdegang im Stahlhandel war<br />

auch durch die vielen Anpassungen<br />

und Übernahmen in der Stahlindustrie<br />

geprägt. Der Markt war immer im<br />

Wandel und in Bewegung. Nach der<br />

Ausbildung und dem Wehrdienst<br />

begann meine berufliche Laufbahn<br />

im Controlling der damaligen Hoesch<br />

Handel AG. Nach einigen Jahren führte<br />

mich mein Weg dann in die operativen<br />

Bereiche der KruppHoesch Stahlhandel<br />

GmbH, der Stinnes Stahlhandel<br />

GmbH sowie zur Knauf Interfer SE.<br />

Heute bin ich bei der ArcelorMittal<br />

Stahlhandel GmbH tätig. Die große<br />

Klammer waren immer die Flachprodukte,<br />

über die verschiedenen Verantwortungsbereiche<br />

vom Brennbetrieb<br />

und Stahl-Service-Center (SSC)<br />

über ein Kaltwalzwerk bis hin zur<br />

Geschäftsfeldleitung und die Ge -<br />

schäftsführungen verschiedener<br />

Stahlhandelsunternehmen. Alles was<br />

mich rund um den Menschen und die<br />

Technik interessiert hat, habe ich in<br />

meinem Job gefunden.<br />

Sie waren Ihr gesamtes Berufsleben<br />

im Stahlhandel tätig, das ist eine lange<br />

Zeit. Was hat sich aus Ihrer Sicht in<br />

der Branche im Laufe der Zeit am meisten<br />

gewandelt?<br />

47 Jahre sind eine lange Zeit auf die<br />

ich gerne zurückblicke. Höhen und<br />

Tiefen gab es viele, die Zeit war auch<br />

durch Konsolidierungen geprägt. Im<br />

Laufe der Jahre haben sich die Lieferstrukturen<br />

deutlich verändert, Hersteller,<br />

SSC und Stahlhandel sind<br />

innerhalb der Lieferketten verstärkt<br />

zu Wettbewerbern geworden. Die<br />

Anarbeitungstiefe und damit die<br />

Ansprüche an die Produkte hat in den<br />

meisten Produktgruppen zugenommen,<br />

die Anforderungen an den Handel<br />

sind hierdurch gestiegen und alles<br />

hat just-in-time zu erfolgen. Durch die<br />

Einführung der verschiedenen Qualitätsmanagementsysteme<br />

hat die Prozessorientierung<br />

einen hohen Stellenwert<br />

bekommen und die internen<br />

Abläufe über Jahre, auch im Hinblick<br />

auf Qualität, Arbeitssicherheit,<br />

Umwelt, Energie und Kosten, positiv<br />

verändert.<br />

Eine Hürde, die aus meiner Sicht<br />

in der Lieferkette übrigens noch<br />

genommen werden muss, ist eine<br />

durchgängige eindeutige Identifikation<br />

der Produkte vom Werk bis zum<br />

Verbraucher. Das würde viele Prozesse,<br />

die heute noch nötig sind, um<br />

alle Daten einheitlich zur Verfügung<br />

zu haben, überflüssig machen. Auf<br />

die gesamte Branche bezogen, kann<br />

man sagen, dass im Laufe der Jahre<br />

Spezialisierung und Wettbewerb<br />

immer mehr zugenommen haben.<br />

Gibt es auch Bereiche, die sich eigentlich<br />

gar nicht oder nicht wesentlich<br />

verändert haben?<br />

Seit vielen Jahren unterliegt unser<br />

Geschäft einem hohen Kostendruck.<br />

Viele technische Veränderungen<br />

konnten die Produktivität steigern<br />

und Abläufe so optimieren, dass der<br />

Personalbedarf, auch dem demografischen<br />

Wandel geschuldet, kontinuierlich<br />

angepasst werden konnte. Die<br />

Zusammenarbeit mit Transportunter-<br />

16 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Wie muss sich der Stahlhandel aus<br />

Ihrer Sicht heute aufstellen, um die<br />

großen Herausforderungen in Zukunft<br />

zu bewältigen – zum Beispiel bei Klimaschutz<br />

und Digitalisierung?<br />

Der Stahlhandel wird, wie auch die<br />

Werke, seinen Beitrag zum Klimaschutz<br />

leisten. Bereits heute werden durch die<br />

Ausstattungen der großen Lagerhallen<br />

mit LED-Beleuchtungen und einer<br />

modernen Lkw-Flotte CO 2 -Emissionen<br />

reduziert. Die Digitalisierung hat bereits<br />

Einzug gehalten und die Corona-Pannehmen<br />

war schon immer ein wichtiger<br />

Baustein. Aber ein wes entlicher<br />

Punkt bleibt unverändert: Qualifiziertes,<br />

motiviertes Personal über alle<br />

Funktionsbereiche bleibt der Schlüssel<br />

zum Erfolg in der Zusammenarbeit<br />

mit Lieferanten, Dienstleistern und<br />

Kunden.<br />

Würden Sie den Stahlhandel heute<br />

jungen Nachwuchskräften empfehlen?<br />

Warum?<br />

Ich sehe auch heute im Stahlhandel<br />

noch sehr viel Potenzial für junge<br />

Nachwuchskräfte, ihr eigenes Profil<br />

zu entwickeln. Eine Kombination aus<br />

kaufmännischen und technischen<br />

Anforderungen macht den Reiz aus.<br />

Neben dem Vertrieb gibt es viele Bereiche,<br />

in denen interessante Aufgaben<br />

warten – Personalwesen, IT, Betrieb<br />

und Logistik und vieles mehr.<br />

„Der Stahlhandel bleibt eine Branche<br />

die auch zukünftig Charakter verlangt.<br />

Keine Anonymität, sie lebt auch<br />

weiterhin von Verbindungen.“<br />

Franz-Günter Kleine, Head of Germany Switzerland,<br />

ArcelorMittal Stahlhandel GmbH<br />

nicht so richtig wahrgenommen werden.<br />

Stahl als innovativer Werkstoff<br />

und die Rolle des Stahlhandels inklusive<br />

der tiefen Anarbeitung müsste<br />

stärker in die Öffentlichkeit gestellt<br />

werden. Der Stahlhandel bildet in verschiedenen<br />

Berufen aus und wird auch<br />

in der Zukunft seine Berechtigung in<br />

der Wertschöpfungskette behalten.<br />

demie hat gezeigt, wie schnell mit mobilen<br />

Arbeitsplätzen reagiert werden<br />

konnte. Es geht nicht darum Trends<br />

hinterherzulaufen. Wir müssen eigene<br />

Lösungen finden, die Möglichkeiten<br />

zur Mehrwertschaffung bieten. Wir<br />

befinden uns alle auf einer interessanten<br />

Reise, aber hierfür werden auch<br />

begeisterte Menschen benötigt.<br />

Bild: privat<br />

Könnte sich die Branche für den Nachwuchs<br />

attraktiver aufstellen? Wie?<br />

Schon zu meiner Anfangszeit wurde<br />

viel Wert auf eine gute Ausbildung<br />

gelegt, es gab engagierte Qualifizierungsprogramme.<br />

Heute sind die<br />

Unternehmen in der Branche aber insgesamt<br />

weiter, auch durch die Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

des BDS,<br />

wie das Fernstudium zum Betriebswirt<br />

(BDS).<br />

Ich sehe aber noch immer, dass<br />

wir als Branche bei jungen Menschen<br />

Was machen Sie mit der freien Zeit in<br />

Zukunft?<br />

Ich glaube, diese Antwort gibt erst<br />

einmal jeder der am Wendepunkt zwischen<br />

Arbeitswelt und Ruhestand<br />

steht: Viel Zeit mit der Familie verbringen,<br />

wenn möglich wieder reisen,<br />

gerne auch etwas mehr Bewegung.<br />

Vielleicht versuche ich, mein Golf-<br />

Handicap zu verbessern. Aber wichtig<br />

bleibt für mich – und natürlich wünsche<br />

ich das auch allen Anderen –<br />

Gesundheit. 2<br />

Eurometal-Statistik für die ersten neun Monate<br />

EU-Stahllieferungen rückläufig<br />

In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 gingen die Lieferungen<br />

von Stahl-Service-Centern (SSC) in der EU 16,1 % zurück.<br />

Die Lieferungen der lagerhaltenden Stahldistribution in der EU gingen<br />

im gleichen Zeitraum 11,9 % zurück. Das meldete der europäische<br />

Verband für den Vertrieb und den Handel mit Stahl, Rohren und<br />

Metallen Eurometal.<br />

Die Lieferungen von Bandprodukten sind dem Verband zufolge dabei im<br />

September 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,7 % zurückgegangen,<br />

verglichen mit -1,5 % im August. Die Lagerreichweite der europäischen<br />

SSC lag im September bei 59 Tagen, verglichen mit 73 Tagen<br />

im September 2019. Ebenfalls im September sind die Lagerbestände auf<br />

den Indexwert 94 gefallen, verglichen mit 114 im September 2019<br />

(Durchschnitt 2015 = Index 100).<br />

In der lagerhaltenden Stahldistribution der EU ging der Versand im<br />

September 2020 im Jahresvergleich insgesamt um 2,1 % zurück. Nur<br />

bei Stabstahl, warm- und kaltgewalzten Flacherzeugnissen sei ein<br />

positiver Trend zu verzeichnen gewesen. Die Lagerbestände fielen<br />

im September auf einen Index von 83, verglichen mit einem deutlich<br />

höheren Index von 92 ein Jahr zuvor (Durchschnitt 2015 = Index<br />

100). Die Lagerreichweite pendelte sich im September 2020 bei 68<br />

Tagen ein, verglichen mit 74 Tagen im September 2019.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

17


Stahlverarbeitung<br />

Bericht<br />

Innovative Laserbearbeitung<br />

Immer mehr Möglichkeiten für<br />

Ultrakurzpulslaser<br />

Durch die fortschreitende Miniaturisierung und den Einsatz von High-Tech-<br />

Materialien stoßen konventionelle Fertigungsverfahren zunehmend an ihre<br />

Grenzen. Mit sinkender Strukturgröße und zugleich steigenden Anforderungen an<br />

Präzision, Gratfreiheit und Flexibilität können Ultrakurzpulslaser ihre Stärken<br />

ausspielen. Die Deggendorfer GFH GmbH hat sich in den vergangenen Jahren als<br />

Experte auf dem Gebiet der Bearbeitung mit Ultrakurzpulstechnologie etabliert.<br />

Bilder: GFH GmbH<br />

Mit der GL.smart der<br />

GFH GmbH ist die<br />

Herstellung von<br />

Mikropräzisionsteilen<br />

mittels Laser -<br />

drehen möglich.<br />

Ultrakurzpulslaser bieten aufgrund<br />

des berührungslosen Abtrags<br />

sowie des sehr geringen Wärmeeintrags<br />

beste Voraussetzungen für eine<br />

hohe Bauteilqualität. In der Produktion<br />

kommen diese Laser überall<br />

dort zur Anwendung, wo kontrollierte,<br />

hochpräzise Bearbeitung<br />

reproduzierbar gefordert ist. Dem<br />

Laser eröffneten sich daher immer<br />

neue Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichsten<br />

Industrien, zum Beispiel<br />

in Medizintechnik, Elektronikfertigung,<br />

der Werkzeugindustrie<br />

oder bei der Fertigung von hochpräzisen<br />

mechanischen Uhren. Die GFH<br />

GmbH aus Deggendorf ist einer der<br />

globalen Marktführer und technologischen<br />

Vorreiter in der Konzeption<br />

und Konstruktion von hochpräzisen<br />

Lasermikrobearbeitungsanlagen<br />

mit Ultrakurzpuls-Lasern.<br />

Präzise mit dem Laser drehen<br />

und bohren<br />

Ein Schwerpunkt des Unternehmens<br />

liegt auf der stetigen Weiterentwicklung<br />

des „Werkzeugs“<br />

Laser, mit dem sich bereits heute<br />

ganz unterschiedliche Prozesse vom<br />

Schneiden über das Drehen und<br />

Bohren bis zum Strukturieren innerhalb<br />

geringster Toleranzen und<br />

ohne Verschleiß realisieren ließen,<br />

so das Unternehmen. Lasertechnik<br />

von GFH steigere nicht nur die Produktivität<br />

in der Serienfertigung,<br />

sondern lege auch den Grundstein<br />

für innovative Herstellungsverfahren<br />

und zukünftige Fertigungsansprüche.<br />

„Dank unserer innovativen<br />

Lösungen konnten wir uns auch<br />

während und nach dem Lockdown<br />

gut auf dem internationalen Markt<br />

behaupten“, erklärt Florian Lendner,<br />

Geschäftsführer der GFH GmbH.<br />

„Unsere neu entwickelte Laserdrehmaschine<br />

GL.smart kommt dort zum<br />

Einsatz, wo die konventionelle<br />

Schleiftechnik an ihre Grenzen stößt.<br />

Sie besticht nicht nur mit höchster<br />

Präzision, sondern auch mit Flexibilität<br />

und Produktivität gepaart mit<br />

einem innovativen und modernen<br />

Maschinendesign aus schwarzem<br />

Glas.“ 2<br />

[ Kontakt]<br />

GFH GmbH<br />

Großwalding 5<br />

94469 Deggendorf<br />

+49 991 290 92-0<br />

www.gfh-gmbh.de<br />

„Dank unserer innovativen Lösungen<br />

konnten wir uns auch während und nach<br />

dem Lock down gut am internationalen<br />

Markt behaupten.“<br />

Florian Lendner,<br />

Geschäftsführer GFH GmbH<br />

18 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


I hr Spezi<br />

alist für<br />

g eschw<br />

eißte<br />

u nd naht lose St<br />

ahlrohr<br />

e<br />

A uf mehr als 60.0000 q m Fläche im Du<br />

isburger Hafen biet<br />

en wir<br />

Ih<br />

hnen ein umfangreiches<br />

ches, gut sortiertesLieferprogramm<br />

ieferprogramm. Allein unser<br />

Lagervorrat umfasst ca. 25.000 Tonnen geschweißte und<br />

nahtlose<br />

Stahlrohre sowie kalt- und warmgefertigte Stahlbauhohlpr ofile gemäß<br />

den aktuellen EN, DIN, API und ASTM-Normen. Modernstee Lagertechnik<br />

und Anarbeitungsmöglichkeiten runden unseren Service ab!<br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

&<br />

Längs- un<br />

d spiralnahtgeschw<br />

eißte Stahlrohre<br />

Außendurchmesser: 21,3-1422,0 mm/<br />

Wandstärke: 2,0-25,0 mm<br />

Nahtlose Stahlrohre<br />

Außendurchmesser: 21,3-660,0 mm /<br />

W andstärk<br />

e: 3,2-100,0 mm<br />

Warmgefertigte Stahlbauho<br />

hlprofile<br />

Abmessungen: 40 x 40 mm bis 400 x 400 mm<br />

und 50 x 30 mm bis 500 x 300 mm/<br />

Wandstärke: 2,9-20,0 mm<br />

NEU! Kaltg<br />

efertigte Stahlbaa<br />

uhohlprofile<br />

Abmessungen: 30 x 30 mm bis 400 x 400 mm<br />

und 40 x 20 mm bis 400 x 200 mm/<br />

Wandstärke: 2,0-12,5 mm<br />

Vollautom<br />

matisches Hochrega<br />

al-Lagersystem<br />

mit einer Kassettenlänge von 14m<br />

Moderne Bandsägen bis 1422,0 mm ä.D.<br />

Doppelgehrungssägen bis 508,0 mm ä.D.<br />

3D -Rohrp<br />

profilbrennschneidanlage bis 121<br />

9<br />

,0<br />

mm ä.D. .<br />

4-Achsen Hochgeschwindigkeitsbearbeitungszentrum<br />

AB<br />

JAN<br />

NU<br />

AR<br />

2021<br />

21 IMM<br />

PROG<br />

GRAMM<br />

Stahlrohr GmbH<br />

Am Blumenkampshof 67 · 47059 Duisburg<br />

Tel<br />

el.: +49 203 28916<br />

6-<br />

0 · Fax: +49 203 28916<br />

8916-35<br />

info@stahlrohr.eu · www.stahlrohr.eu<br />

w ww.st<br />

<strong>Stahlreport</strong><br />

a hlrohr.eu<br />

12|20<br />

19


Stahlproduktion<br />

Bericht/Nachrichten<br />

Bundesumweltministerin informiert sich bei ArcelorMittal<br />

Grüner Stahl aus Hamburg<br />

Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Michael Westhagemann, Wirtschaftssenator in<br />

Hamburg, haben sich in einem virtuellen Austausch mit dem ArcelorMittal-Management am Standort<br />

Hamburg über den Stand des Projekts H2H („H2 aus Hamburg“) informiert.<br />

Bei dem Projekt, mit dem der<br />

Stahlhersteller im vergangenen Jahr<br />

startete, soll erstmals der Einsatz<br />

von Wasserstoff in der Stahlherstellung<br />

großtechnisch umgesetzt werden.<br />

Ziel ist, die CO 2 -Emissionen<br />

des Konzerns in Europa bis zum<br />

Jahr 2030 um 30 % zu senken. Um<br />

das zu erreichen, hat ArcelorMittal<br />

bereits mehrere Projekte in Vorbereitung<br />

– darunter am Standort<br />

Hamburg. Bereits ab 2025 ist die<br />

Produktion von 100.000 t Stahl auf<br />

Wasserstoffbasis geplant. Bis 2050<br />

will ArcelorMittal vollständig klimaneutral<br />

werden.<br />

In Hamburg produziert Arcelor-<br />

Mittal schon seit über 50 Jahren<br />

Stahl über die Direktreduktion von<br />

Eisenerz mit Erdgas, womit bereits<br />

etwa nur die Hälfte an CO 2 -Emissionen<br />

im Vergleich zum traditionellen<br />

Hochofenprozess anfällt. In einer<br />

neuen Direktreduktionsanlage plant<br />

der Stahlhersteller in Hamburg nun<br />

den Einsatz von Wasserstoff –<br />

zunächst über Dampfreformierung<br />

von Erdgas, bis ausreichend grüner<br />

Wasserstoff zur Verfügung steht,<br />

um Stahl klimaneutral herzustellen.<br />

CO 2 -arme Stahlgüten von Salzgitter AG<br />

Erste Bramme für „grünen“<br />

Flachstahl produziert<br />

Die Salzgitter AG hat die erste CO 2 -<br />

arme, grüne Stahlbramme im Werk Peine<br />

produziert. Der Konzern werde seinen Kunden<br />

damit noch vor Ende 2020 „grüne“<br />

Flachstahlprodukte in einem differenzierten<br />

Abmessungs- und Gütenspektrum anbieten.<br />

Der CO 2 -Fußabdruck dieser Produkte<br />

sei 75 % kleiner als derjenige aus konventioneller<br />

Produktion. Nach dem Umbau<br />

einer Stranggießanlage sei es jetzt möglich,<br />

die Nchfrage nach solchen Werkstoffen zu<br />

bedienen, so der Konzern. Die Brammen<br />

werden anschließend bei der Salzgitter<br />

Erstmaliger großtechnischer Einsatz von Wasserstoff in der Stahlherstellung: Das ist<br />

das Ziel von Projekt H2H – „H2 aus Hamburg“ von ArcelorMittal<br />

Die Salzgitter AG hat die erste CO 2 -arme, grüne Stahlbramme im Werk Peine produziert.<br />

Flachstahl GmbH zu Warm- und Kaltband<br />

ausgewalzt. Diese umweltfreundlichen<br />

Stahlprodukte sind für alle gängigen Ver-<br />

Der grüne Wasserstoff soll mit Hilfe<br />

von Elektrolyse erzeugt werden.<br />

Um den Bau der neuen Direkt -<br />

reduktionsanlage umzusetzen und<br />

die Produktion mit Wasserstoff in<br />

Zukunft wirtschaftlich zu betreiben,<br />

sei der Ausbau erneuerbarer Energien<br />

in großem Umfang ebenso notwendig<br />

wie der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur<br />

und die finanzielle<br />

Anschubförderung für die Produktion<br />

von nahezu CO 2 -freiem<br />

grünen Stahl, erklärte der Stahlhersteller.<br />

Info:<br />

https://deutschland.arcelormittal.com<br />

wendungszwecke einsetzbar, wie beispielsweise<br />

im Fahrzeugbau, im Bauwesen und in<br />

Industrieanwendungen.<br />

Bild: Salzgitter AG Bild: ArcelorMittal<br />

20 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


CO 2 -Rechner von Wuppermann<br />

Stahl nachhaltig einkaufen<br />

CO 2 -Rechner von Wuppermann zur Errechnung eigener Einsparungen<br />

Der Leverkusener Stahlverarbeiter<br />

Wuppermann setzt an seinen Standorten in<br />

den Niederlanden und Österreich ein neues<br />

Verfahren bei der Bandverzinkung ein, das<br />

bis zu 43 % CO 2 -Emissionen einsparen soll.<br />

Ein CO 2 -Rechner auf der Website des Unternehmens<br />

ermittelt jetzt, wie viel CO 2 pro<br />

Tonne feuerverzinktem Bandstahl die Kunden<br />

tatsächlich individuell einsparen können.<br />

Die Herstellung von feuerverzinktem Bandstahl<br />

mit dem Heat-to-Coat-Verfahren von<br />

Wuppermann verursacht deutlich geringere<br />

CO 2 -Emissionen als herkömmliche Kaltband-Verzinkungsverfahren.<br />

Zu diesem<br />

Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer-Instituts<br />

für Umwelt-, Sicherheits- und<br />

Energietechnik (UMSICHT), die Wuppermann<br />

im Sommer 2020 beauftragt hatte.<br />

„Wir sind stolz auf die gute Ökobilanz unserer<br />

Bandverzinkung“, so Johannes Nonn,<br />

Vorstandssprecher bei der Wuppermann<br />

AG. „Mit der Veranschaulichung der konkreten<br />

Einsparungen kann der CO 2 -Rechner auf<br />

unserer Website als Entscheidungsgrundlage<br />

für einen nachhaltigen Stahleinkauf<br />

dienen.“<br />

Wuppermann-CO 2 -Rechner:<br />

https://bit.ly/co2rechner-niederlande<br />

https://bit.ly/co2rechner-austria<br />

Fraunhofer Studie:<br />

https://bit.ly/wuppermann-studie<br />

Grafik: Wuppermann<br />

Im Oktober 2020<br />

wurde mehr Rohstahl<br />

weltweit produziert<br />

Die weltweite Rohstahlproduktion für die 64<br />

Länder, die dem Weltstahlverband (worldsteel)<br />

Bericht erstatten, lag im Oktober 2020<br />

bei 161,9 Mio t, ein Anstieg von 7,0 %<br />

gegenüber Oktober 2019.<br />

Rohstahlproduktion weltweit<br />

China 92,2 Mio. t 12,7 %<br />

Japan 7,2 Mio. t -11,7 %<br />

Südkorea 5,9 Mio. t -1,8 %<br />

Deutschland 3,4 Mio. t -3,1 %<br />

EU 12,6 Mio. t -5,6 %<br />

USA 6,1 Mio. t -15,3 %<br />

GUS 8,4 Mio. t 4,7 %<br />

Ukraine 1,6 Mio. t 5,9 %<br />

Türkei 3,2 Mio. t 19,4 %<br />

Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten, die die COVID-19-Pandemie mit sich bringt, sind viele dieser<br />

Zahlen des Monats Schätzungen, die mit der Produktionsaktualisierung des nächsten Monats revidiert<br />

werden können.<br />

Rohstahlproduktion in<br />

Deutschland weiter rückläufig<br />

In Deutschland wurden im Oktober<br />

3,4 Mio. t Rohstahl hergestellt. Damit lag<br />

die Erzeugung zum ersten Mal seit Februar<br />

wieder über dem entsprechenden Vorjahresmonat.<br />

Im bisherigen Jahresverlauf<br />

(Januar-Oktober) wird die Rohstahlproduktion<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um<br />

annähernd 14 % unterschritten, berichtete<br />

die Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />

Rohstahlproduktion in Deutschland von Januar bis Oktober 2020<br />

Rohstahl gesamt 29.144 -13,9%<br />

Oxygenstahl 19.488 -17,4%<br />

Elektrostahl 9.656 -5,8%<br />

Roheisen 18.137 -16,6%<br />

Warmgewalzte Stahlerzeugnisse 25.639 -12,9%<br />

Januar bis September in Tonnen Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

21


Anarbeitung<br />

und Logistik<br />

Bericht<br />

Durch die minimale Anzahl an Bewehrungselementen und das schnelle Ausrollen wird die Verlegung beschleunigt und vereinfacht.<br />

Eisenbiegerei Katmet investiert in effiziente Vorfertigung<br />

Bewehrungsmodule maßgenau vorfertigen<br />

Die polnische Firma KATMET ist eine der größten Eisenbiegereien in der Region Danzig, im Norden von Polen. Neben<br />

herkömmlicher Bewehrung hat sich das familiengeführte Unternehmen auf vorgefertigte Bewehrungsmodule<br />

spezialisiert. Im August 2020 hat der polnische Biegespezialist eine neue vollautomatische „BAMTEC Evolution“<br />

mit Einzelstangenzuführung in Betrieb genommen.<br />

[ Kontakt]<br />

progress Maschinen &<br />

Automation AG<br />

Julius-Durst-Straße 100<br />

39042 Brixen, Italien<br />

+39 0472 979100<br />

info@progress-m.com<br />

www.progress-m.com<br />

Katmet Sp. z o.o.<br />

Ul. Garncarska 2<br />

83-000 Pruszcz Gdański<br />

+48 660 425 100<br />

www.katmet.pl<br />

In enger Zusammenarbeit mit der BAM AG realisiert<br />

Progress Maschinen & Automation, ein Unternehmen<br />

der PROGRESS GROUP, zugeschnittene Bewehrungslösungen,<br />

welche nicht nur ein Projekt bei Katmet<br />

umfasst, sondern auch effiziente Produktion erlauben.<br />

Das Projekt umfasst eine komplette vollautomatische<br />

Produktionslinie zur Herstellung von Bamtec-Bewehrungselementen<br />

für den polnischen Markt. Die neue<br />

Technologie ist ein hocheffizientes und rentables System<br />

zur Planung, Herstellung und Montage von gerollten<br />

Bewehrungselementen, so der Hersteller. Die neuen<br />

Bewehrungslösungen schafften einen enormen Mehrwert<br />

für die regionale Bauindustrie.<br />

Bereits nach wenigen Wochen zog die Eisenbiegerei<br />

ein positives Zwischenfazit. Die Bamtec-Methode hat<br />

die Montagezeit um 80 bis 90 % verkürzt, die Qualität<br />

verbessert und gleichzeitig Einsparungen beim verwendeten<br />

Betonstahl erzielt. Außerdem garantiert das<br />

neue System eine einfache Positionierung, genaue Stab -<br />

längen und eine ergonomische Arbeitsweise auf der<br />

Baustelle.<br />

Erprobte Bewehrungstechnologie<br />

Die Bamtec-Bewehrungstechnologie ist weltweit verbreitet<br />

und eines der wirtschaftlichsten Verfahren zur<br />

Bewehrung von Stahlbetondecken und Bodenplatten<br />

im Hochbau. Angesichts der optimierten Planung und<br />

der computergesteuerten Produktion wird der Einbau<br />

der gerollten Bewehrungselemente auf der Baustelle<br />

deutlich vereinfacht. Diese neue Technologie sorgt für<br />

eine höhere Produktivität und einen geringeren Platzbedarf,<br />

so die Progress Maschinen & Automation AG.<br />

Gerollte Bewehrungselemente-Produktion<br />

Die Katmet-Anlage besteht aus einer Richt- und Schneidemaschine<br />

sowie einem Schweißsystem und fertigt<br />

ein maßgenaues Bewehrungselement. Der Schneidevorgang<br />

erfolgt elektromechanisch. Anhand einer Greif-<br />

22 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Katmet ist auf vorgefertigte Bewehrungsmodule spezialisiert. Der Hauptsitz befindet sich in der polnischen Stadt Praust.<br />

Betonstahl wird bei Katment in Zukunft gerollt und nicht geflochten.<br />

Bilder: Progress<br />

„Meiner Meinung nach wird sich der Markt für<br />

Betonstahl in Richtung der maximalen Vorfertigung<br />

entwickeln. Dies werden möglichst große,<br />

geschweißte oder gebundene Bewehrungen sein, die<br />

aus mehreren Elementen zusammengesetzt sind.“<br />

Piotr Romanik, Junior-Geschäftsführer Katmet<br />

und Positioniereinheit werden die produzierten Stäbe<br />

der Bamtec-Schweißanlage zugeführt. Nach dem<br />

Schweißvorgang wird das Bamtec-Element zu einer<br />

Rolle aufgerollt. Jedes Bewehrungselement wird maßgeschneidert<br />

vorgefertigt, um eine hohe Qualität und<br />

maximale Flexibilität zu erhalten.<br />

Piotr Romanik, Junior-Geschäftsführer von Katmet,<br />

schaut zuversichtlich in die Zukunft und will noch einiges<br />

bewegen: „Bamtec ist auf dem polnischen Markt<br />

noch nicht bekannt. Gleichzeitig steigen die Arbeitskosten<br />

und es wird immer schwieriger qualifizierte<br />

Arbeitskräfte zu finden. Hierdurch sehen wir eine Nische<br />

für vorgefertigte Bewehrungslösungen wie Bamtec. Dies<br />

war schlussendlich ein entscheidender Grund, weshalb<br />

wir uns entschlossen haben, diese Partnerschaft in<br />

Gang zu bringen.“ 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

23


Anarbeitung<br />

und Logistik<br />

Bericht/Nachichten<br />

Bilder: Bomar<br />

Bürstenentgrater von Bomar und Exactcut<br />

Effektive und funkenfreie Werkstückentgratung<br />

Der Bandsägenhersteller BOMAR und der Kreissägenproduzent Exactcut bedienen ihre Märkte auch mit Lösungen<br />

zur effizienten Entfernung von Werkstückgratenden. Frisch vorgestellt haben die Unternehmen nun die<br />

Bürstenentgrater Orbital 250 NS und Orbital 250 TB. Beide Bürstenentgrater dienen zur weichen und funkenfreien<br />

Entfernung von Werkstückgraten. Mit diesen Entgratern können sowohl Profil- als auch Vollmaterialien bis 120 mm<br />

Durchmesser zügig bearbeitet werden.<br />

[ Kontakt]<br />

BOMAR Germany GmbH<br />

Augustastraße 85<br />

58452 Witten<br />

+49 2302-98 407 41<br />

www.bomar-germany.de<br />

Der Bürstenentgrater Orbital 250 NS wird in<br />

erster Linie zum halbautomatischen Entgraten der Stirnseiten<br />

von Rohren, Profilen und Vollmaterial aus Stahl<br />

eingesetzt. Auch für gebogene Werkstücke kann der<br />

Entgrater genutzt werden. Die Drehbewegung des Bürstenkopfes<br />

erfolgt um die Längsachse des Materials,<br />

wobei die Außen- und Innenkanten des Werkstücks<br />

komplett entgratet werden. Durch die Konzeption mit<br />

zwei Bürstenschächten kann beispielsweise die Durchführung<br />

von zwei aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten<br />

ohne Maschinenumrüstung erfolgen.<br />

Jede Werkstückkante sauber entgraten<br />

Der Bürstenentgrater Orbital 250 TB dient zur halbautomatischen<br />

Entgratung von Aluminiumteilen und eloxierten<br />

Profilen. Dabei kommt bei diesem Entgrater die<br />

bewährte Twin-Belt-Technik zum Zuge, bei der ein rotierender<br />

Segment-Bürstenkopf das Werkstück planetenartig<br />

umkreist und jede Werkstückkante aus allen Richtungen<br />

erreicht. Das Hauptmerkmal dieser Technologie<br />

besteht darin, die Stirnflächen zu entgraten, ohne dass<br />

das Werkstück abgerollt werden muss. Der Anwender<br />

kann bei beiden Entgratertypen jeweils zwischen einem<br />

Antrieb mit zwei fest einstellbaren Drehzahlen oder<br />

einem stufenlos frequenzgeregelten Antrieb wählen –<br />

wobei der frequenzgeregelte Antrieb eine optimale<br />

Anpassung des Entgratungsvorgangs für unterschiedliche<br />

Werkstückmaterialien sowie Bürstenarten unterstützt.<br />

Einfache Bürstenwartung<br />

Trotz der kompletten Einhausung dieser Entgrater<br />

besteht zu Servicezwecken ein leichter Zugang zu den<br />

Bürsten. Beide Maschinen sind für eine Verankerung<br />

im Fundament ausgelegt. Eine frei positionierbare<br />

Absaugeinrichtung AL-KO mit Filtrationszylindern und<br />

integrierter Staubaufnahme zwecks Abfallsammlung<br />

steht optional zur Verfügung.<br />

Die Zielgruppen für diese Maschinen sind Kleinbetriebe<br />

und Schlossereien sowie Unternehmen mit hoher<br />

Serienproduktion und vollautomatischer Fertigung. 2<br />

24 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Sharp Products setzt auf Anlage von Schwarze-Robitec<br />

Präzision beim Rohrbiegen<br />

Der amerikanische Rohrlösungsanbieter<br />

Sharp Products aus Wisconsin hat<br />

mit einer vollelektrischen Rohrbiegemaschine<br />

von Schwarze-Robitec seine Produktionskapazitäten<br />

erweitert. Mit der CNC<br />

160 E TB MR habe man zudem die Anforderungen<br />

des Kunden nach höchster Präzision<br />

erfüllt.<br />

Sharpe Products aus New Berlin, Wisconsin,<br />

ist spezialisiert auf das Biegen und<br />

Umformen von Rohren für Industrie und<br />

Gewerbe, auf Laserschneiden und weitere<br />

Fertigungsdienstleistungen. Das Portfolio<br />

erstreckt sich von gebogenen Rohren mit<br />

engen Radien bis hin zu symmetrischen<br />

Rohrbögen, stets unter Einhaltung strenger<br />

Toleranzen. Kundenindividuelle Anfertigungen<br />

erfordern in der Produktion Maschinen,<br />

die besonders präzise arbeiten. Nur so<br />

Die CNC 160 von Schwarze-Robitec<br />

erzielt selbst bei dünnwandigen<br />

Rohren genauste Biegeergebnisse.<br />

kann Sharpe Products seinen Kunden hochqualitative<br />

Ergebnisse liefern. Mit der vollelektrischen<br />

Rohrbiegemaschine CNC 160<br />

E TB MR von Schwarze-Robitec könne<br />

Sharpe Products die nötige Präzision<br />

gewährleisten.<br />

Die Rohrbiegemaschine bearbeitet Rohre<br />

mit einem Durchmesser von bis zu 160 mm<br />

(6 inch) aus Baustahl, Edelstahl, Aluminium,<br />

Messing, Kupfer, Titan und anderen Metallen.<br />

Selbst bei dünnwandigen Rohren<br />

erziele sie genauste Biegeergebnisse.<br />

[ Kontakt]<br />

Schwarze-Robitec GmbH<br />

Olpener Straße 460–474<br />

51109 Köln<br />

Tel. +49 221 89008-0<br />

www.schwarze-robitec.com<br />

Bilder: Schwarze-Robite<br />

Durch Anbringen einer Sicherheitsplakette<br />

macht Eurotech kenntlich, dass die Arbeitsmittel<br />

ordnungsgemäß gemäß UVV funktionieren.<br />

Eurotech bietet<br />

UVV-Abnahme<br />

Eurotech, Spezialist für Vakuum-Hebeund<br />

-Transporttechnik, bietet jetzt auch<br />

Komplettleistungen rund um die<br />

Abnahme von Leichtüberkranungen und<br />

Hebegeräten im Rahmen der Unfallverhütungsvorschriften<br />

(UVV) an. Zu den Leistungen<br />

gehört die Abnahme von Hebegeräten<br />

nach DIN EN 13155 sowie von<br />

Leichtüberkranungen bis maximal<br />

1.000 kg nach DGUV 52 (BGVD 6) aller<br />

Hersteller. Mit der Abnahme, die einmal<br />

jährlich vor Ort beim Kunden oder am<br />

Stammsitz in Geislingen vorgenommen<br />

wird, hat Eurotech zudem die Wartung und<br />

Reparatur der Arbeitsmittel sowie die Optimierung<br />

und Problemlösung im Angebot.<br />

Info: www.etvac.de<br />

Bild: Eurotech<br />

Langfristige Strategie weiter umgesetzt<br />

Vernet-Behringer ganz in Gruppe integriert<br />

Die Behringer GmbH hat 100 % der<br />

Anteile von Vernet Behringer (VB) übernommen,<br />

meldete das Unternehmen im<br />

Oktober. Die Integration des französischen<br />

Herstellers von Anlagen für den Stahlbau in<br />

die Behringer-Gruppe sei Teil einer langfristigen<br />

und gemeinsamen Ausrichtung der<br />

beiden Unternehmen. Seit 1996 ist die<br />

Behringer GmbH der wichtigste Anteilseigner<br />

und strategische Partner von VB, insbesondere<br />

für die Lieferung von Bandsägen,<br />

welche in die von VB entwickelten, automatischen<br />

Säge-Bohr-Anlagen integriert sind.<br />

Dieser engere Zusammenschluss soll es VB<br />

ermöglichen, seine Entwicklung in Frankreich<br />

und auf internationaler Ebene fortzusetzen<br />

und größere technologische Projekte<br />

durchzuführen, um so den<br />

wachsenden Erwartungen seiner Kunden<br />

nach immer stärker integrierten und automatisierten<br />

Anlagen weltweit gerecht zu<br />

werden. Diese Fusion werde es erlauben,<br />

technologische, industrielle und finanzielle<br />

Synergien zu entwickeln, um den Anforderungen<br />

des verschärften globalen Wettbewerbs<br />

gerecht zu werden und die Transformation<br />

in Richtung „Industrie 4.0“ zu<br />

beschleunigen, so das Unternehmen.<br />

www.behringer.net<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

25


Anarbeitung<br />

und Logistik<br />

Bericht<br />

„Kundenbewertung“ in eNVenta<br />

Analytics: Die Y-Achse steht für das<br />

Risiko, die X-Achse für die Rentabilität<br />

und die Größe der Punkte für den<br />

jeweiligen Umsatz eines Kunden.<br />

Screenshot: N&V<br />

Nissen & Velten baut eNVenta Analytics aus<br />

Nicht jeder Umsatz ist ein guter Umsatz<br />

Mit der neuen Funktionalität „Kundenbewertung“ baut das Softwarehaus Nissen & Velten das Modul<br />

eNVenta Analytics seines ERP-Systems aus. Sie erlaubt es, die Kundenprofitabilität differenziert zu<br />

bewerten und bei Bedarf Maßnahmen abzuleiten. eNVenta Analytics unterstützt die Tätigkeit des<br />

Vertriebs mit einer ganzen Reihe von digitalen, analytischen Methoden.<br />

[ Kontakt]<br />

Nissen & Velten<br />

Software GmbH<br />

Goethestraße 33<br />

78333 Stockach<br />

+49 7771 879-0<br />

www.nissen-velten.de<br />

Der Handel muss seine knappen Ressourcen möglichst<br />

effektiv einsetzen. Dies gilt insbesondere auch<br />

für die kostenintensiven Bereiche Logistik und Vertrieb.<br />

Gute Kunden sind rentabel, wenig preissensibel und<br />

langfristige Geschäftspartner. Die Kundenerfolgsrechnung<br />

ist ein Instrument, diese „wertvollen“ Kunden zu<br />

identifizieren. Gleichzeitig dient sie dazu, jene Kunden<br />

zu erkennen, die einen geringen oder sogar einen negativen<br />

Beitrag zum Unternehmenserfolg beisteuern.<br />

Bei der Kundenerfolgsrechnung werden die einem<br />

Kunden zurechenbaren Kosten und Erlöse einander<br />

gegenübergestellt und ein Kundendeckungsbeitrag<br />

ermittelt. Da es sich dabei allerdings um eine Momentaufnahme<br />

handelt, müssen bei der Ableitung von Maßnahmen<br />

weitere Faktoren berücksichtigt werden, so<br />

der ERP-Anbieter. Ein solcher Faktor ist die Risikoeinschätzung.<br />

Im Handel sind dies beispielsweise das<br />

Retouren-Risiko, das Bonitätsrisiko beziehungsweise<br />

das Zahlungsverhalten und die Kundenzufriedenheit.<br />

Erfolgsrechnung mit<br />

Risikoeinschätzung kombiniert<br />

Die neue Funktionalität „Kundenbewertung“ von<br />

eNVenta Analytics führt deshalb die Kundenerfolgsrechnung<br />

und die Risikoeinschätzung zu einer gemeinsamen<br />

Betrachtung zusammen. Von besonderer Bedeutung<br />

ist dabei, dass die Kunden unterschiedlicher<br />

Segmente, Branchen oder Bedarfsprofile nicht gemischt,<br />

sondern in Relation zur jeweiligen Vergleichsgruppe<br />

betrachtet werden. So wird etwa der Privatkunde nicht<br />

mit dem Geschäftskunden und der Industriekunde nicht<br />

mit dem Handwerksbetrieb gleichgesetzt.<br />

Auf diese Weise lassen sich Nissen & Velten zufolge<br />

relevante Fragen beantworten: Hat ein Kunde einen<br />

schlechten Deckungsbeitrag aufgrund vieler Lieferungen<br />

mit geringem Wert, einer hohen Retouren-Quote oder<br />

einer zu hohen Rabatteinstufung? Verursacht er hohe<br />

Vertriebskosten aufgrund vieler Angebote, aber nur<br />

weniger kleiner Aufträge? Mit eNVenta Analytics lässt<br />

sich die Analyse einer Kundengruppe, aller Kunden<br />

eines Außendienstmitarbeiters oder auch eines Kunden<br />

in einer Gruppe sowie von umsatzstarken oder umsatzschwachen<br />

Kunden vornehmen, so der Anbieter weiter.<br />

Aus der Übersicht heraus können nun interaktiv einzelne<br />

Fälle betrachtet und im Detail analysiert werden. Ausreißer<br />

und Problemfälle ließen sich schnell identifizieren<br />

und hinsichtlich der Ursachen beurteilen.<br />

Das Modul eNVenta Analytics bietet damit nun insgesamt<br />

sechs Funktionsbereiche, die zum Teil auf Künstliche<br />

Intelligenz beziehungsweise maschinellem Lernen<br />

basieren: Neben der Kundenbewertung sind das die<br />

Kundenbeobachtung, die Vorhersage Kundenverlust,<br />

die Produktempfehlungen, die Preisoptimierung und<br />

die kundenspezifische Preisvorhersage. Die neue Funktionalität<br />

ist mit Version eNVenta ERP 4.3 zum Jahresende<br />

2020 verfügbar. 2<br />

26 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Smartphone-Anwendung „Timer“ von Kaltenbach.Solutions<br />

Schnittzeit-Katalog für bessere Sägen-Auslastung<br />

Wenn es um die konkrete Leistung<br />

von einzelnen Sägen geht, ist der Stahlhandel<br />

genauso wie die Stahlverarbeitung bisher<br />

meist auf reine Schätzwerte angewiesen.<br />

Auch erfahrene Mitarbeiter können<br />

dazu nur ungefähre und immer auch subjektiv<br />

gefärbte Angaben machen.<br />

KALTENBACH.SOLUTIONS hat für dieses<br />

Problem jetzt eine einfache Anwendung<br />

entwickelt, die direkt über das Smartphone<br />

verfügbar ist. Der innovative „Timer“ verbindet<br />

die Anforderungen von Betriebsdaten-<br />

und Maschinendatenerfassung zu<br />

einer integrierten Lösung und passt zu allen<br />

Sägemaschinen, ganz unabhängig von<br />

ihrem Alter oder dem Hersteller.<br />

Um die Schnitt- und Rüstzeiten auf dem<br />

Smartphone zu zeigen, werden die aktuellen<br />

Zeiten zunächst über eine an der Sägemaschine<br />

angebrachte „boosterBOX“<br />

erfasst. Die Bediener erstellen damit im<br />

nächsten Schritt ihren individuellen<br />

Schnittzeit-Katalog. Bei einer Säge können<br />

die Schnittzeiten für mehrere hundert<br />

Materialien festgehalten werden. Ein solcher<br />

Schnittzeit-Katalog ermöglicht die präzise<br />

Planung von Arbeitsschritten und hilft<br />

dabei, kostensparende Entscheidungen zu<br />

treffen.<br />

Seit Anfang November verwenden führende<br />

Unternehmen der Stahlbranche die mobile<br />

webbasierte IoT-Technologie für ihre Sägemaschinen<br />

– mit nachweisbarem Erfolg, so<br />

das Unternehmen. Der „Timer“ helfe ihnen<br />

dabei, präzise zu planen und schnell zu entscheiden,<br />

welche Materialien auf welcher<br />

Der „Timer“ von Kaltenbach.Solutions zeigt<br />

aktuelle Sägedaten auf dem Smartphone.<br />

Bild aus der PDF nehmen<br />

Säge bearbeitet werden sollten. Außerdem<br />

erleichtere die neue Lösung das Überprüfen<br />

von Maschinen-Einstellungen, die<br />

Durchführung von Benchmarks und die<br />

Ermittlung echter Kosten. Besonders zufrieden<br />

sind die Kunden dem Unternemen<br />

zufolge mit der intuitiven Bedienbarkeit und<br />

der unkomplizierten Plug & Play-Installation<br />

innerhalb von 15 min. Da Kaltenbach.Solutions<br />

den „Timer“ als Mietmodell anbietet,<br />

entfallen hohe Investitionskosten, schon in<br />

kurzer Zeit entstehe ein messbarer Mehrwert.<br />

www.kaltenbach-solutions.com<br />

Bild: Kaltenbach.Solutions<br />

Neue Online-Veranstaltungsreihe<br />

für Maschinenbauer<br />

Transfluid bei „Netzwerk<br />

Maschinenbau Südwestfalen“<br />

Hightech-Maschinenbauer transfluid<br />

aus Schmallenberg war im November<br />

gastgebendes Unternehmen von „NEMAS<br />

vor Ort digital“. Die digitale Veranstaltungsreihe<br />

ist ein neues Format des „Netzwerk<br />

Maschinenbau Südwestfalen“. In 45<br />

min präsentieren sich dabei Maschinenbau-Unternehmen<br />

mit ihren Produkten<br />

und Dienstleistungen – digital, kompakt<br />

und mit dem Ziel einer besseren Vernetzung<br />

der Anbieter und Lieferanten.<br />

„Nemas vor Ort“ bietet zur Förderung von<br />

Austausch und Diskussion zudem eine<br />

Vielzahl thematischer Schwerpunkte.<br />

Aktuelle Branchenthemen werden ebenso<br />

besprochen wie beispielsweise die Nutzung<br />

bestimmter Maschinen oder etwa<br />

Fragen der Personalentwicklung. Die neue<br />

Veranstaltungsreihe stoße gerade in Zeiten<br />

von Corona auf wachsendes Interesse,<br />

so das Unternehmen. Schwerpunkte der<br />

Präsentation von transfluid-Geschäftsführer<br />

Produktion/Vertrieb Ludger Bludau<br />

waren die Themen Digitalisierung und<br />

Automatisierung. In seinem kompakten<br />

Online-Beitrag ging es vor allem um die<br />

Speicherung und Digitalisierung von spezifischem<br />

Wissen in einer Wissensdatenbank<br />

sowie die professionelle Bedienung<br />

und Einrichtung von Robotern ohne Programmierkenntnisse.<br />

Auch das automatische<br />

Rüsten kompletter Werkzeugsysteme<br />

stand auf der Agenda.<br />

Info: www.transfluid.de<br />

www.nemas-sw.de<br />

Hohe Nachfrage nach WIG-Elektroden<br />

Wolfram Industrie erweitert Produktionskapazitäten<br />

Im Herbst 2020 haben in Nußdorf<br />

die Bauarbeiten für den neuen Firmensitz<br />

der Gesellschaft für Wolfram Industrie mbH<br />

begonnen. Auf Grund der anhaltend guten<br />

Nachfrage in allen Geschäftsbereichen, insbesondere<br />

im Elektrodengeschäft, sowie<br />

der Erweiterung der Servicedienstleitungen<br />

sei die Vergrößerung dringend notwendig<br />

geworden, so das Unternehmen. Der<br />

Neubau bietet mit einer Nutzfläche von<br />

7.000 m² etwa 40 % mehr Platz als die derzeitige<br />

Unternehmenszentrale in Traunstein.<br />

Parallel begannen im Oktober 2020<br />

auch die Arbeiten für den Ausbau des<br />

Schwesterunternehmens Bayerische<br />

Metallwerke GmbH in Dachau. Die Gesamtinvestitionssumme<br />

beträgt etwa 20 Mio. €.<br />

www.wolfram-industrie.de<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

27


BDS<br />

XXXXX Research A XXXXX<br />

Neueste Zahlen aus dem Bereich Research<br />

Kein Herbstblues im Stahlhandel<br />

Der Start ins Jahr 2020 verlief für die deutsche Stahldistribution recht ordentlich. Die Stimmung in<br />

der Wirtschaft hatte sich etwas aufgehellt und man hatte den Eindruck, dass Nachholeffekte vom<br />

Jahresende 2019 das Geschäft beflügelten. Dann kam „Corona“ und die Welt veränderte sich.<br />

Immerhin war der Stahlhandel weitaus weniger negativ betroffen als andere Wirtschaftszweige.<br />

Im Herbst konnten teilweise sogar bessere Absätze erzielt warden als im Jahr zuvor.<br />

Die Marktlage ist jedoch gespalten und variiert je nach Abnehmerbranche.<br />

Jörg Feger, Bereichsleiter<br />

Research im<br />

Bundesverband<br />

Deutscher Stahlhandel<br />

(BDS), berichtet<br />

zusammenfassend<br />

angesichts der ihm<br />

bis einschließlich<br />

Oktober 2020 vorliegenden<br />

Zahlen.<br />

Fragen zur<br />

Statistik<br />

beantwortet im<br />

Bundesverband<br />

Deutscher Stahl -<br />

handel (BDS) Jörg<br />

Feger, Prokurist<br />

und Bereichsleiter<br />

Research:<br />

Feger-BDS@<br />

stahlhandel.com<br />

Foto: privat<br />

Lagerabsatz<br />

Der Jahresauftakt 2020 verlief für die<br />

Branche recht dynamisch: Im Januar<br />

wurden 975.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />

abgesetzt. Dies entspricht<br />

einem Plus von 2,4 % im Vergleich zum<br />

Januar 2019. Mit knapp 937.000 t lag<br />

auch der Februar über dem Vorjahresmonat.<br />

Ursache hierfür war unter anderem<br />

die niedrige Bestandslage in Händlerund<br />

Verarbeiterlagern zum Jahreswechsel.<br />

Noch dynamischer liefen die<br />

Geschäfte im März, und dies trotz der<br />

sich mit Wucht entfaltenden Corona-<br />

Pandemie samt eingeleiteter Maßnahmen<br />

zur Monatsmitte. Es wurden fast<br />

1 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse<br />

abgesetzt.<br />

Da schon größere Teile der stahlverarbeitenden<br />

Industriezweige, allen<br />

voran der Fahrzeug- und Maschinenbau,<br />

Einbrüche im Auftragseingang<br />

verzeichnet und Kurzarbeit angemeldet<br />

hatten, ist anzunehmen, dass viele<br />

Kunden aus Gründen der Versorgungssicherheit<br />

über ihren aktuellen Bedarf<br />

bestellt haben.<br />

Im April und Mai traf dann<br />

„Corona“ auch die deutsche Stahldistribution<br />

mit erheblicher Wucht. Die<br />

Absatzrückgänge lagen in diesen beiden<br />

Monaten im Vergleich zu den Vorjahresmonaten<br />

um durchschnittlich<br />

zwischen 20 und 30 %.<br />

Dieser Negativtrend konnte im Juni<br />

gestoppt werden. Auch der Juli verlief<br />

recht ordentlich. Enttäuschend hingegen<br />

zeigte sich der August mit einem<br />

Lagerabsatz von 815.000 t. Allenthalben<br />

wurde berichtet, dass sich die<br />

Urlaubszeit mehr als gewöhnlich<br />

bemerkbar machte. Die Gegenbewegung<br />

erfolgte im September. An 22<br />

Arbeitstagen wurden in Summe<br />

931.000 t verbucht. Der Oktober zeigte<br />

sich sogar ausgesprochen stark. Mit<br />

980.000 t Lagerabsatz wurde die Vorjahrestonnage<br />

um 5 % übertroffen.<br />

Besonders erfreulich war die Entwicklung<br />

bei Bandblech, Kaltgewalztem<br />

und Oberflächenveredeltem Blech.<br />

Nach wie vor ist festzuhalten, dass<br />

sich die Auftragslage je nach Abnehmerbranche<br />

deutlich unterscheidet.<br />

Die Bauwirtschaft ist immer noch das<br />

Zugpferd der Konjunktur, der Automobil-<br />

und Maschinenbau hängen in<br />

weiten Teilen zurück. So konnte der<br />

Lagerabsatz bei Betonstahl in den ersten<br />

zehn Monaten des Jahres fast zweistellig<br />

zulegen während bei Blechen<br />

zum Teil deutliche Rückgänge zu beobachten<br />

waren.<br />

Lagerbestand<br />

Im Dezember 2019 wurden 2,03 Mio. t<br />

Lagerbestand gemeldet – der niedrigste<br />

Jahresendbestand seit 1996. Im Januar<br />

erfolgte dann ein moderater Aufbau,<br />

der bei allen Produktgruppen zu beobachten<br />

war. Ungewöhnlicherweise<br />

reduzierte sich im Februar der Bestand<br />

wieder ein wenig. Die Monate März,<br />

April und Mai zeigten krisenbedingt<br />

nicht den saisonal üblichen Aufbau<br />

der Bestände. Auch zwischen Juni und<br />

Oktober veränderten sich die Läger<br />

kaum. Am 31. Oktober 2020 lag der<br />

Bestand mit 2,12 Mio. t um 4,5 % niedriger<br />

als im Oktober 2019.<br />

Lagerreichweite<br />

Die durchschnittliche Lagerreichweite<br />

bei Walzstahlfertigerzeugnissen lag<br />

im Jahr 2019 bei 2,7 Monaten bzw. 81<br />

Tagen. Damit bewegte sie sich in etwa<br />

auf dem Niveau des Vorjahres. Im<br />

Januar und Februar 2020 lag die Lagerreichweite<br />

bei guten Absätzen und wei-<br />

terhin sehr geringen Beständen bei<br />

niedrigen 2,2 Monaten bzw. 66 Tagen.<br />

Im März war sie aufgrund des hohen<br />

Lagerabsatzes sogar noch etwas niedriger<br />

und belief sich auf 2,1 Monate.<br />

Die starken Rückgänge der Lagerabsätze<br />

im April und Mai ließen die<br />

Lagerreichweiten in die Höhe schnellen.<br />

Im Laufe des Sommers nahmen sie wieder<br />

die gewohnten Dimensionen an.<br />

Im Oktober lag die Reichweite vor dem<br />

Hintergrund guter Absätze und niedriger<br />

Bestände bei 2,2 Monaten. Dies<br />

entspricht 66 Tagen (vgl. Abbildung 1).<br />

Lagerverkaufspreise<br />

Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens<br />

für durchschnittliche<br />

Verkaufspreise im kleinlosigen Bereich<br />

zufolge gaben die Preise in den meisten<br />

Monaten des Jahres 2019 bei nahezu<br />

allen Produkten nach. Diese Rückgänge<br />

waren bei Rohren und den meisten<br />

Flachprodukten ausgeprägter als bei<br />

Langprodukten. Gegen Ende des Jahres<br />

konnten vereinzelt auch wieder leichte<br />

Preissteigerungen festgestellt werden.<br />

Diese Tendenz setzte sich am<br />

Anfang des Jahres 2020 fort. Gerade<br />

im Februar und März konnte ein teilweise<br />

spürbarer Preisaufbau festgestellt<br />

werden, der sich, unterschiedlich<br />

ausgeprägt, über alle Produktgruppen<br />

erstreckte.<br />

Der April zeigte sich hingegen<br />

uneinheitlich. Teilweise wurden leichte<br />

Preisrückgänge festgestellt. Dies war<br />

auch im Mai der Fall. Im Juni wurden<br />

bei allen Produktgruppen sinkende<br />

Verkaufspreise beobachtet. Dieser<br />

Trend setzte sich mit einigen Ausnahmen<br />

im Juli und August fort. Im September<br />

und Oktober legten die Verkaufspreise<br />

bei fast allen Produkten<br />

zu (vgl. Abbildungen 2 und 3). 2<br />

28 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Lagerabsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1<br />

n Absatzindex (2007 = 100)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

90<br />

Ø<br />

2016<br />

97<br />

Ø<br />

2017<br />

94<br />

Ø<br />

2018<br />

90<br />

Ø<br />

2019<br />

88<br />

78 75 81 81 75<br />

Ø<br />

2020<br />

n Lagerreichweite in Tagen<br />

200<br />

180<br />

160<br />

94<br />

98 100<br />

89<br />

94<br />

89 93<br />

98<br />

140<br />

82 82<br />

74<br />

120<br />

68<br />

54<br />

100<br />

54<br />

80<br />

60<br />

40<br />

72 72 114 66 66 63 87 96 78 72 78 69 66<br />

20<br />

0<br />

Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt.<br />

2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020<br />

Absatz und Lagerreichweite<br />

der<br />

Stahldistribution<br />

Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2<br />

160<br />

Index (Januar 2010 = 100)<br />

Preisentwicklung<br />

bei Langprodukten<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten<br />

Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3<br />

Index (Januar 2010 = 100)<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

1. Q. 2010<br />

2. Q. 2010<br />

3. Q. 2010<br />

4. Q. 2010<br />

1. Q. 2011<br />

2. Q. 2011<br />

3. Q. 2011<br />

4. Q. 2011<br />

1. Q. 2012<br />

2. Q. 2012<br />

3. Q. 2012<br />

4. Q. 2012<br />

1. Q. 2013<br />

2. Q. 2013<br />

3. Q. 2013<br />

4. Q. 2013<br />

1. Q. 2014<br />

2. Q. 2014<br />

3. Q. 2014<br />

4. Q. 2014<br />

1. Q. 2015<br />

2. Q. 2015<br />

3. Q. 2015<br />

4. Q. 2015<br />

1. Q. 2016<br />

2. Q. 2016<br />

3. Q. 2016<br />

4. Q. 2016<br />

1. Q. 2017<br />

2. Q. 2017<br />

3. Q. 2017<br />

4. Q. 2017<br />

1. Q. 2018<br />

2. Q. 2018<br />

3. Q. 2018<br />

4. Q. 2018<br />

1. Q. 2019<br />

2. Q. 2019<br />

3. Q. 2019<br />

4. Q. 2019<br />

1. Q. 2020<br />

2. Q. 2020<br />

3. Q. 2020<br />

4. Q. 2020<br />

1. Q. 2010<br />

2. Q. 2010<br />

3. Q. 2010<br />

4. Q. 2010<br />

1. Q. 2011<br />

2. Q. 2011<br />

3. Q. 2011<br />

4. Q. 2011<br />

1. Q. 2012<br />

2. Q. 2012<br />

3. Q. 2012<br />

4. Q. 2012<br />

1. Q. 2013<br />

2. Q. 2013<br />

3. Q. 2013<br />

4. Q. 2013<br />

1. Q. 2014<br />

2. Q. 2014<br />

3. Q. 2014<br />

4. Q. 2014<br />

1. Q. 2015<br />

2. Q. 2015<br />

3. Q. 2015<br />

4. Q. 2015<br />

1. Q. 2016<br />

2. Q. 2016<br />

3. Q. 2016<br />

4. Q. 2016<br />

1. Q. 2017<br />

2. Q. 2017<br />

3. Q. 2017<br />

4. Q. 2017<br />

1. Q. 2018<br />

2. Q. 2018<br />

3. Q. 2018<br />

4. Q. 2018<br />

1. Q. 2019<br />

2. Q. 2019<br />

3. Q. 2019<br />

4. Q. 2019<br />

1. Q. 2020<br />

2. Q. 2020<br />

3. Q. 2020<br />

4. Q. 2020<br />

Preisentwicklung bei<br />

Flachprodukten und<br />

Rohren<br />

Quelle: BDS<br />

Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

29


BDS<br />

Interview<br />

Foto: BDS/mh<br />

Interview mit Oliver Ellermann<br />

„Unsere Branche ist widerstandsfähig“<br />

Corona everywhere – fast jedes Thema wird in diesem besonderen Jahr darauf hin abgeklopft, welche Auswirkungen<br />

der Virus darauf hat. Der Stahlhandel-Jahresrückblick ist da keine Ausnahme. Wie die Branche bisher durch die Krise<br />

gekommen ist und welche Fragen die Mitgliedsunternehmen in der Pandemie an den BDS hatten und haben,<br />

beschreibt Oliver Ellermann, Vorstand des BDS, im Interview mit dem <strong>Stahlreport</strong>.<br />

Corona hat der Wirtschaft<br />

weltweit enorme Einbußen gebracht,<br />

auch in Deutschland. Wie stark war<br />

und ist der Stahlhandel von der Pandemie<br />

betroffen?<br />

Oliver Ellermann: Wir müssen diese<br />

Frage nach Abnehmerbranchen<br />

getrennt betrachten: Den größten<br />

Treffer mussten Automotive und<br />

Fahrzeugbau und somit die SSCs<br />

innerhalb der Stahldistribution hinnehmen.<br />

Leider hat es den Maschinenbau<br />

mit den artverwandten<br />

Industrien ebenfalls schwer erwischt.<br />

Dies hatte massive Auswirkungen<br />

auf diejenigen Stahlhändler, die sich<br />

mit den hierfür relevanten Produktgruppen<br />

be schäftigen. Allerdings<br />

schwächelte der Maschinenbau<br />

bereits im Herbst 2019, da war für<br />

uns alle der Virus noch kein Thema.<br />

Die Bauwirtschaft ist bis zur Stunde<br />

gut durch diese Phase durchgekommen.<br />

Auch das baunahe Handwerk<br />

konnte sich somit behaupten.<br />

Hat die „2. Welle“ genauso gravierende<br />

Auswirkungen wie der Beginn<br />

der Pandemie im März?<br />

Nein, wir sahen zuletzt sogar einen<br />

ordentlichen November, sowohl<br />

arbeitstäglich als auch in Summe.<br />

Eine Besonderheit stellt für uns die<br />

aktuelle Beschaffungssituation und<br />

das Kaufverhalten unserer Kunden<br />

zum bevorstehenden Jahreswechsel<br />

dar. Eventuell haben wir es mit kurzfristig<br />

steigenden Einkaufspreisen<br />

auf der Werksseite und mit Hamsterkäufen<br />

auf der Kundenseite zu<br />

tun. Ein zeitgleiches Auftreten dieser<br />

Effekte sorgt vielleicht für einen kleinen<br />

Pseudo-Boom, der sich als nicht<br />

nachhaltig herausstellen könnte.<br />

Wie sind die weiteren konjunkturellen<br />

Aussichten für die Branche?<br />

Sehen Sie Licht am Konjunkturhorizont?<br />

Es herrscht doch keine Dunkelheit!<br />

Die Bauindustrie mit dem baunahen<br />

Handwerk wird uns bis weit über<br />

das Jahr 2021 hinaustragen, da sind<br />

sich Verbände und Institute so einig<br />

wie selten zuvor. Der Maschinenbau<br />

berappelt sich langsam wieder und<br />

auch vom Automobil- und Fahrzeugbau<br />

hört man, dass die Abrufe<br />

schrittweise wieder zurückkommen.<br />

Wie sehen Sie den Stahlhandel in der<br />

Pandemie insgesamt aufgestellt? Ist<br />

die Branche resilient genug, um diese<br />

Krise unbeschadet, vielleicht hier und<br />

da auch gestärkt, zu überstehen?<br />

Wir werden im aktuellen Jahr 2020<br />

wohl einen Rückgang von 6 % zum<br />

30 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Vorjahr hinnehmen müssen. Das ist<br />

ärgerlich, aber da haben wir schon<br />

viel schlimmere Zeiten gesehen.<br />

Unsere Produktions-, Anarbeitungsund<br />

Lagerkapazitäten standen unseren<br />

Kundenbranchen immer zur<br />

Verfügung. Auch im Vertrieb sowie<br />

im Einkauf und in der Abwicklung<br />

gibt es nichts zu meckern. Wir sind<br />

als Stahlhandel in Deutschland hervorragend<br />

aufgestellt und werden<br />

mit einem geschärften Profil aus<br />

dieser Phase hervorgehen.<br />

uns in eine hoffentlich bald einsetzende<br />

Post-Pandemie-Phase führen<br />

wird.<br />

„Unsere Widerstandsfähigkeit zeigt sich<br />

vor allem darin, dass wir die Lieferketten<br />

aufrechterhalten haben: Beschaffungsseitig<br />

und absatzseitig sind wir nicht ein einziges<br />

Mal in Schwierigkeiten geraten!“<br />

Gibt es aus Ihrer Sicht Bereiche im<br />

Stahlhandel, die sich durch die Pandemie<br />

dauerhaft ändern oder schon<br />

geändert haben?<br />

Zum Glück wurde in den Bereichen<br />

Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz<br />

in den letzten zwanzig Jahren<br />

viel getan, daher waren wir gut vorbereitet.<br />

Neu ist für den Bereich der<br />

Büroarbeit das Thema Homeoffice/<br />

Mobile Office. Hier konnten zum<br />

Teil echte Quantensprünge erzielt<br />

werden. Es ist anzunehmen, dass<br />

wir nach der Pandemie auch weiterhin<br />

von dieser Möglichkeit<br />

Gebrauch machen werden.<br />

Es gab seit März Momente, in denen<br />

sich auch weit einschneidendere<br />

Konsequenzen für Gesellschaft und<br />

Wirtschaft abzeichneten. Was hat<br />

Ihnen persönlich in solchen Momenten<br />

Hoffnung gemacht, dass die<br />

Krise überstanden werden kann?<br />

Der Zusammenhalt der Menschen<br />

in Deutschland ist nach wie vor<br />

hoch. In vielen Gesprächen mit den<br />

Stahlakteuren vor Ort oder am Telefon<br />

konnte ich mich von der optimistischen<br />

Grundhaltung überzeugen,<br />

die unsere Branche antreibt.<br />

Das Jahr 2021 spielt dabei eine<br />

Rolle als Übergangsjahr, welches<br />

In Krisenzeiten besteht allgemein<br />

ein erhöhter Informations- und Kommunikationsbedarf.<br />

Es gab viele<br />

kurzfristige Änderungen und Maßnahmen<br />

der Politik, Unternehmen<br />

mussten immer wieder schnell handeln.<br />

Wie hat der BDS auf die Corona-<br />

Pandemie reagiert?<br />

Wir sind zunächst chronologisch vorgegangen,<br />

um die dringendsten Fragestellungen<br />

zu beantworten: Wie<br />

gehen wir kunden- und lieferantenseitig<br />

mit möglichen Einschränkungen<br />

um? Welche Auswirkungen<br />

könnten arbeitsrechtlich auf uns<br />

zukommen? Wie ist überhaupt die<br />

Stimmung und wie sind die Erwartungen?<br />

Das lief zuerst über Umfragen<br />

und Rundschreiben per Post und<br />

E-Mail. Darüber hinaus konnten wir<br />

mit Webinaren den vorrangigen Klärungsbedarf<br />

bedienen. Ein Kernthema<br />

war sicherlich das Insolvenzaussetzungsgesetz<br />

in Verbindung mit dem<br />

WKV-Rettungsschirm. Hier konnte<br />

sich der BDS als Impulsgeber in<br />

Zusammenarbeit mit den Kollegenverbänden<br />

hervortun, um in einer<br />

schwierigen Lage eine für alle Beteiligten<br />

vertretbare Lösung herbeizuführen.<br />

Welche Auswirkungen hatte und hat<br />

die Pandemie auf die berufliche Weiterbildung<br />

des BDS?<br />

Inhaltlich zunächst keine. Fraglich<br />

ist, auf welchem „Vertriebsweg“ die<br />

Inhalte den Lernenden zukünftig<br />

erreichen werden. Da wir vor Jahren<br />

das BDS-Fernstudium digitalisiert<br />

haben und seit Ende 2018 für die<br />

Azubis in Deutschland ein modulares<br />

Programm im E-Learning auf-<br />

bauen, haben wir hier die Nase<br />

vorne. Deswegen wird der BDS Themen<br />

wie Prüfbescheinigungen, Lkw-<br />

Fahrer als Vertriebsmitarbeiter oder<br />

Krisenbewältigung im Stahlhandel<br />

im neuen Jahr 2021 auch online<br />

anbieten können. Anders stellt es<br />

sich bei den Produktseminaren dar,<br />

welche zwingend einen Stahlwerksbesuch<br />

erforderlich machen. Hier<br />

ist die Präsenz ein integraler<br />

Bestandteil, der nur unzulänglich<br />

durch Digitales ersetzt werden kann.<br />

Dies betrifft auch unser Azubi-<br />

Knigge-Seminar oder die erfolgreichen<br />

Verkauf-Trainings, die aufgrund<br />

von Rollenspielen und<br />

Praxisteilen ohne die analoge Anwesenheit<br />

kaum durchführbar sind.<br />

Corona hat viel Unsicherheit<br />

gebracht. So gut wie alle Messen<br />

und Veranstaltungen wurden verschoben<br />

oder abgesagt, unter anderem<br />

gleich zweimal die Tube. Das<br />

aktuelle Jahr ist nun so gut wie vorbei.<br />

Wie geht der BDS ins kommende<br />

Jahr?<br />

Das Thema Messen und Veranstaltungen<br />

bleibt auch nächstes Jahr<br />

noch schwierig und wir werden vermutlich<br />

noch einige Absagen erleben.<br />

Bei der Blechexpo im November<br />

2021 sind wir aus heutiger Sicht<br />

nicht mit einem Gemeinschaftsstand<br />

dabei. Und auch zum Stahlhandelstag,<br />

der ursprünglich für den September<br />

2021 in Magdeburg geplant<br />

war, können wir noch keine Prognose<br />

abgeben.<br />

Angesichts der Situation haben<br />

aber auch wir eine Onlineveranstaltung<br />

für das kommende Jahr entwickelt:<br />

Wir haben unseren „Digi-Day“,<br />

wie sollte es auch anders sein, nach<br />

dem großen Erfolg im Jahr 2019 digitalisiert:<br />

Das Format findet am 28.<br />

Januar 2021 vormittags als Livestream<br />

statt, vor allem, um allen<br />

Beteiligten sichere Rahmenbedingungen<br />

in Pandemiezeiten anbieten<br />

zu können. Wir haben wieder ein<br />

abwechslungsreiches Programm<br />

zusammengestellt mit spannenden<br />

Inhalten rund um die Digitalisierung<br />

im Stahlhandel.<br />

Herr Ellermann, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

31


BDS<br />

Berufsbildung<br />

BDS-eLearning<br />

Stahlhandels-Knowhow für Auszubildende<br />

Auszubildende haben viel zu lernen: Wie man sich im beruflichen Alltag zurechtfindet, gut mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen zurechtkommt – und nicht zuletzt eine Menge Stahlhandels-Fachwissen.<br />

Für das Letztere steht den Nachwuchskräften mit dem BDS-eLearning für Auszubildende nun ein<br />

geeignetes Lernprogramm zur Verfügung – bei dem auch die Unternehmen profitieren.<br />

Was genau ist eigentlich Formstahl? Welche Verfahren<br />

zur Blankstahlherstellung gibt es – und was<br />

bedeuten sie für die Eigenschaften des Produkts? Diese<br />

und viele weitere Fragen kommen im Betriebsalltag<br />

jeden Tag auf Auszubildende zu. Auch wenn sich die<br />

überwiegende Zahl der Unternehmen mit der Ausbildung<br />

Mühe gibt und etwa interne Weiterbildungen anbietet<br />

sowie Betreuerinnen und Betreuer an die Seite der jungen<br />

Leute stellt – in der systematischen Aneignung des<br />

nötigen Branchenwissens bestehen oft Lücken. Gerade<br />

wenn es um Wissen geht, das im eigenen Haus nicht<br />

im Fokus steht, etwa Produktbereiche oder Anarbeitungsdienstleistungen,<br />

die nicht angeboten werden,<br />

fehlen den Auszubildenden diese Bereiche.<br />

In diese Lücke springt das BDS-eLearning-Programm<br />

für Auszubildende, das der Verband aktuell entwickelt<br />

und das Mitgliedsunternehmen des BDS ab sofort nutzen<br />

können.<br />

Wie es funktioniert<br />

Für das eLearning-Programm hat der BDS sich alle relevanten<br />

Themen des Stahlhandels vorgenommen und<br />

mundgerechte Lerneinheiten daraus entwickelt – etwa<br />

die Lerneinheit „Betonstahl“, „Blankstahl“, „Stahlherstellung“<br />

und „Werkstoffprüfung“. Derzeit sind rund<br />

zehn Lerneinheiten fertiggestellt, insgesamt sollen es<br />

im Laufe des kommenden Jahres rund 40 bis 50 Einheiten<br />

werden, eingeteilt in die Bereiche „Werkstoff-<br />

kunde“, „Produktkunde“ und „Verfahren“. Jede Einheit<br />

enthält die drei Bausteine Wissensvermittlung, Wiederholung<br />

und Überprüfung. Zur Verfügung gestellt<br />

werden die Einheiten unternehmensindividuell auf<br />

einer eigens gestalteten Lernplattform. Die Inhalte sind<br />

für Auszubildende somit jederzeit verfügbar – egal ob<br />

auf dem Smartphone, zu Hause auf dem Tabelt oder auf<br />

dem Rechner im Unternehmen.<br />

Ausbildungsverantwortliche<br />

behalten den Überblick<br />

Aber auch für die Ausbildungsverantwortlichen und<br />

die Unternehmen ist das eLearning-Programm von Vorteil.<br />

Über die Lernplattform können Sie sich Analysen<br />

und Berichte zum Stand des Lernfortschritts ihrer Auszubildenden<br />

ansehen und benachrichtigt werden. Damit<br />

steht ein hervorragendes Instrument zur Steuerung des<br />

Lernens zur Verfügung, das als Grundlage für die individuelle<br />

Betreuung der Auszubildenden dient. Das Lernen<br />

kann so besser begleitet werden, Defizite und Stärken<br />

schneller erkannt und behoben bzw. besser gefördert<br />

werden.<br />

Wer das BDS-eLearning-Programm kennenlernen<br />

möchte, kann es mit einer vierwöchigen Demoversion<br />

ausgiebig testen. 2<br />

Weitere Infos & Link zur Demoversion unter<br />

www.stahlhandel.com/elearning<br />

32 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Jetzt auch Online-Veranstaltungen im Programm<br />

Neue Seminare, neue Formate<br />

Die Berufsbildung bleibt auch in Corona-Zeiten ein wichtiges Thema. Das BDS-Seminarprogramm<br />

greift die aktuellen Entwicklungen auf und ergänzt die Präsenzveranstaltungen um neue Online-<br />

Formate. Neben neuen Themen wie „Der kundenorientierte Auslieferungsfahrer“ sind im kommenden<br />

Jahr weiterhin Stahlhandels-“Klassiker“ wie das bewährte Stahlkundeseminar Teil des<br />

Seminarangebots. Einige Seminare in der Vorschau.<br />

Prüfbescheinigungen<br />

und Produkthaftung<br />

19.01.2021 | Online-Seminar<br />

BDS-Mitglieder: € 349,00 | regulär: € 499,00<br />

Die technische und wirtschaftliche Bedeutung von<br />

Prüfbescheinigungen gemäß DIN 10204 nimmt ständig<br />

zu. Heute wird kaum mehr ein Stahlerzeugnis<br />

ohne eine solche Bescheinigung vertrieben.<br />

Ungewöhnlichen Zeiten begegnen –<br />

mit Krisen und Stress klarkommen<br />

26. und 28.01.2021 | Online-Seminar<br />

BDS-Mitglieder: € 569,00 | regulär: € 729,00<br />

Ab morgen im Homeoffice – mit Corona müssen sich<br />

auch im Stahlhandel viele Mitarbeiter/innen auf eine<br />

schlagartig veränderte Arbeits- und Lebensumgebung<br />

einstellen.<br />

Stahlkunde<br />

16.-18.02.2021 | Dortmund<br />

BDS-Mitglieder: € 819,00 | regulär: € 1.009,00<br />

Stahl ist überall. Nur mit Hintergrundwissen aber<br />

gelingt es, die Vielfalt dieses wichtigsten industriellen<br />

Werkstoffs zu erkennen und damit die Gründe für<br />

den ihm innewohnenden Nutzen zu erklären.<br />

Der kundenorientierte<br />

Auslieferungsfahrer<br />

26./27.02.2021 | Online-Seminar<br />

BDS-Mitglieder: € 429,00 | regulär: € 579,00<br />

Vertrieb – das ist nicht nur das direkte Verkaufsgespräch<br />

am Telefon oder im Außendienst. Vertrieb findet<br />

vielmehr immer statt, wenn Kontakt zu Kunden<br />

besteht!<br />

Das komplette Jahresprogramm, alle Informationen & Anmeldung zu den Seminaren unter<br />

www.stahlhandel.com/seminare<br />

Alle Informationen zum BDS-Fachmagazin online<br />

<strong>Stahlreport</strong> bekommt eigene Webseite<br />

Der <strong>Stahlreport</strong>, das BDS-Fachmagazin für Handel, Produktion &<br />

Verarbeitung, hat einen eigenen Webauftritt bekommen. Unter<br />

www.stahlreport.com sind ab sofort alle Services rund um die Fachzeitschrift<br />

online zugänglich – vom Abo-Angebot über ein Heftarchiv bis hin zu den<br />

Mediadaten für Anzeigenkunden. Zur neuen Webseite gehört auch ein Messeund<br />

Veranstaltungskalender, der kontinuierlich aktualisiert wird und über<br />

speziell für den Stahlhandel und verwandte Branchen relevante Termine<br />

informiert – egal ob am Rechner im Büro oder auf dem Smartphone oder Tablet<br />

unterwegs oder zuhause. Im übersichtlichen, modernen Design bündelt der<br />

BDS mit www.stahlreport.com alle Informationen rund um das Fachmagazin.<br />

www.stahlreport.com<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

33


BDS<br />

Bericht<br />

Wenn die Abnahme verweigert wird: „Das können wir doch sowieso nicht beweisen!“<br />

Ist eine Auftragsbestätigung bindend?<br />

Verpflichtet bereits die Auftragsbestätigung zur Abnahme und Zahlung des Kaufpreises? Immer wieder kommt es<br />

vor, dass Stahlhändler mit ihren Abnehmern nicht nur über Details in einem Kaufvertrag wie die Einhaltung von<br />

Lieferfristen, Berechtigung von Zuschlägen, etc. streiten. Vielmehr wird von Käuferseite häufig der Vertragsschluss<br />

gänzlich bestritten. Dann stellt sich für den Stahlhändler die Frage, ob er gegen den Käufer einen Anspruch auf<br />

Abnahme des Stahls und Zahlung des Kaufpreises hat. Rechtsanwalt Dr. Thorsten Hauröder, Henseler & Partner<br />

Rechtsanwälte mbB, gibt Auskunft.<br />

Konstellationen solcher Fälle<br />

sind mannigfaltig und stets eine<br />

Frage des Einzelfalls. Auf alle Situationen<br />

kann an dieser Stelle daher<br />

nicht eingegangen werden. Auch stellen<br />

sich solche Fragen in der Regel<br />

nicht, wenn bereits Teilmengen geliefert<br />

und bezahlt wurden. Probleme<br />

tauchen allerdings dann auf, wenn<br />

sich der Käufer weigert, überhaupt<br />

einen Abruf zu tätigen und damit<br />

eine Lieferung auszulösen.<br />

Hierzu zwei Beispiele aus den<br />

letzten Monaten, die Gegenstand von<br />

Rechtsstreitigkeiten vor zwei Landgerichten<br />

waren. Stahlhändler A verhandelt<br />

mit dem Bauunternehmer B<br />

über die Lieferung bestimmter Mengen<br />

Betonstabstahl und Betonstahlmatten<br />

zu einem bestimmten Preis.<br />

Als Festlaufzeit wird ein bestimmtes<br />

Enddatum vereinbart bzw. es wird<br />

vereinbart, dass der Betonstahl bis<br />

zu einem bestimmten Datum vollständig<br />

abgenommen werden muss.<br />

Wenn die Abnahme<br />

verweigert wird<br />

Wie in der Praxis allerdings häufig<br />

anzutreffen, schließen der Stahlhändler<br />

A und der Bauunternehmer B<br />

darüber keinen schriftlich fixierten<br />

Kaufvertrag, den beide Parteien mit<br />

ihrer Unterschrift unterzeichnen.<br />

Vielmehr erfolgen die Korrespondenz<br />

und die Verhandlungen per E-Mail,<br />

telefonisch und/oder anlässlich persönlicher<br />

Besprechungen. Nachdem<br />

sich die Parteien – aus Sicht des<br />

Stahlhändlers – über die wesentlichen<br />

Vertragsbestandteile wie zu liefernde<br />

Menge und Kaufpreis verständigt<br />

haben, lässt der Stahlhändler<br />

dem Bauunternehmer eine Auftragsbestätigung<br />

zukommen. Der Bauunternehmer<br />

erhält diese Auftragsbestätigung<br />

auch, reagiert darauf jedoch<br />

nicht. Mehrere Monate ziehen ins<br />

Land. Ein Abruf seitens des Bauunternehmers<br />

erfolgt hingegen nicht.<br />

Daraufhin ruft der Stahlhändler den<br />

Bauunternehmer an und fragt, wann<br />

denn mit dem ersten Abruf zu rechnen<br />

sei. Der Bauunternehmer erwidert,<br />

es sei doch überhaupt kein Kaufvertrag<br />

zustande gekommen, sodass<br />

er zur Abnahme auch nicht verpflichtet<br />

sei. Wer hat Recht?<br />

Wer kann was beweisen?<br />

In rechtlicher Hinsicht sind diese<br />

Fragen in der Regel leicht zu beantworten.<br />

Ein Vertrag kommt durch<br />

Angebot und Annahme zustande.<br />

Anhand der Korrespondenz und<br />

Absprachen muss dann lediglich<br />

geprüft werden, in welcher Erklärung<br />

oder Handlung das Angebot und wo<br />

die Annahmeerklärung lag.<br />

Darauf kommt es allerdings häufig<br />

und zwar insbesondere im Rahmen<br />

einer gerichtlichen Auseinandersetzung,<br />

also im Rahmen eines<br />

Gerichtsprozesses, nicht an. Denn<br />

dort sind die entscheidenden Fragen:<br />

Wer kann was beweisen? Wem<br />

34 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Foto: Henseler & Partner<br />

„Überspitzt formuliert läuft es darauf hinaus, dass<br />

nicht der Stahlhändler den Vertragsschluss beweisen<br />

muss, sondern vielmehr der Käufer den fehlenden<br />

Vertragsschluss beweisen muss.“<br />

Rechtsanwalt Dr. Thorsten Hauröder, Henseler & Partner Rechtsanwälte mbB<br />

Diese Umstände werden allerdings<br />

häufig in einem Prozess unstreitig<br />

sein. Der Stahlhändler muss hier<br />

also nichts beweisen.<br />

Demgegenüber muss der Bauunternehmer/Käufer<br />

beweisen,<br />

z dass er dem Inhalt des Bestätigungsschreibens<br />

unverzüglich, in<br />

der Regel innerhalb einer Woche,<br />

widersprochen hat,<br />

z dass der Inhalt des Bestätigungsgelingt<br />

der Beweis und kann sich<br />

somit durchsetzen?<br />

Die gerade dargestellte Konstellation<br />

ist hierbei für den Stahlhändler<br />

sehr häufig von großem Vorteil, da<br />

er einen Vertragsschluss anhand<br />

einfacher Kriterien beweisen kann.<br />

Dies behandelt die Rechtsprechung<br />

unter dem Stichwort „kaufmännisches<br />

Bestätigungsschreiben“.<br />

Auftragsbestätigung<br />

kann ausreichen<br />

Grundsätzlich gilt: Das Schweigen<br />

auf eine Erklärung bedeutet keine<br />

Zustimmung. Aber: Das Schweigen<br />

auf ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben<br />

führt sehr wohl zu<br />

einer Zustimmung und damit häufig<br />

zu einem Vertragsschluss.<br />

In der Regel muss der Stahlhändler<br />

beweisen, dass anlässlich eines<br />

bestimmten Telefonates oder eines<br />

persönlichen Treffens ein Vertrag<br />

zustande gekommen ist. Dieser<br />

Beweis wird ihm häufig nicht gelingen.<br />

Denn wenn der Käufer/Bauunternehmer<br />

dies bestreitet, dann entsteht<br />

in einem Prozess häufig eine<br />

Pattsituation. Und diese Pattsituation<br />

geht zulasten desjenigen, der<br />

den bestimmten Umstand, hier also<br />

den Vertragsschluss, beweisen<br />

muss.<br />

Lässt allerdings der Stahlhändler<br />

dem Bauunternehmer im<br />

Anschluss an das Telefonat oder<br />

das Gespräch eine Auftragsbestätigung<br />

zukommen, dann wird diese<br />

unter bestimmten Voraussetzungen<br />

von der Rechtsprechung als sogenanntes<br />

kaufmännisches Bestätigungsschreiben<br />

angesehen. Erfolgt<br />

darauf kein Widerspruch, dann gilt<br />

der Vertrag als geschlossen und<br />

zwar auf Grundlage der Auftragsbestätigung.<br />

Im Gerichtsverfahren<br />

kommt es dann darauf an, wer was<br />

hierfür beweisen muss.<br />

Der Stahlhändler muss beweisen,<br />

z dass beide Parteien Kaufleute sind,<br />

z dass zwischen den Parteien Vertragsverhandlungen<br />

stattgefunden<br />

haben,<br />

z dass der Stahlhändler ein Bestätigungsschreiben<br />

unmittelbar nach<br />

den Verhandlungen versendet hat<br />

und dieses dem Bauunternehmer<br />

zugegangen ist.<br />

schreibens in erheblichem Umfang<br />

von dem Inhalt der vorherigen Vertragsverhandlungen<br />

abweicht.<br />

Meistens wird bereits unstreitig sein,<br />

dass ein Widerspruch nicht erfolgt<br />

ist. Dann hilft dem Käufer nur, dass<br />

er den letzten Aspekt beweisen kann.<br />

Dieser Beweis wird ihm in der Regel<br />

nicht gelingen.<br />

Wenn der Käufer durch das<br />

Gericht damit konfrontiert wird,<br />

lenkt er häufig ein – so auch in den<br />

oben erwähnten Gerichtsverfahren<br />

vor den Landgerichten. Der Stahlhändler<br />

konnte sich also durchsetzen<br />

und erreichte die Abnahme des<br />

Betonstahls sowie Zahlung des Kaufpreises.<br />

Merken Sie sich also: Liegt eine<br />

Auftragsbestätigung seitens des<br />

Stahlhändlers vor und hat der Käufer<br />

dieser nicht innerhalb einer<br />

Woche widersprochen, stehen die<br />

Chancen für den Stahlhändler sehr<br />

gut, sich vor Gericht mit einer Klage<br />

durchzusetzen. 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

35


Messen<br />

und Märkte<br />

Termine<br />

Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann<br />

wire und Tube 2022<br />

Nach der Absage der internationalen Weltleitmessen wire und Tube 2020 aufgrund des aktuellen Covid-19-Infektionsgeschehens,<br />

finden die nächsten Auflagen turnusgemäß vom 9. bis 13. Mai 2022 statt. „Wir freuen uns darauf,<br />

Aussteller und Besucher wieder persönlich in Düsseldorf willkommen zu heißen“, sagte Daniel Ryfisch, Project<br />

Director wire / Tube & Flow Technologies. „Corona hat gezeigt, dass die Digitalisierung viele Vorteile mit sich bringt.<br />

Aber sie kann persönliche Begegnungen, Gespräche und Kontakte nicht ersetzen.“ Wie gewohnt wird die wire in den<br />

Hallen 9 bis 17 und die Tube in den Hallen 1 bis 7.0 zu finden sein. Unternehmen, die auf der wire und Tube 2022<br />

ausstellen möchten, können sich bereits ab Ende März 2021 anmelden. Der offizielle Anmeldeschluss liegt im Sommer<br />

2021. Die genauen Daten werden von der Messe Düsseldorf noch bekannt gegeben.<br />

www.tube.de<br />

www.wire.de<br />

EuroBLECH 2021<br />

verschoben<br />

Die nächste Euroblech findet turnusmäßig<br />

erst wieder 2022, vom 25. bis 28. Oktober,<br />

statt. Das teilte der Veranstalter, Mac<br />

Brooks Exhibitons,<br />

im November 2020<br />

mit. Diese Entscheidung<br />

sei im Hinblick<br />

auf die Covid-19-<br />

Pandamie nach<br />

Gesprächen mit Ausstellern<br />

und Partnern<br />

getroffen worden. Im<br />

kommenden Jahr soll<br />

eine Reihe von digitalen Events stattfinden.<br />

Genauere Informationen zum Zeitplan der<br />

Veranstaltungen will das Euroblech-Team<br />

noch bekanntgeben.<br />

www.euroblech.de<br />

Digital in NRW<br />

Online-Workshop<br />

„Agil führen“<br />

Unter dem Motto Digital in NRW findet am<br />

11. Dezember 2020 von 10 bis 12:30 h der<br />

Online-Workshop „Wie agile Führung richtig<br />

funktioniert – auch im Home-Office“ statt.<br />

In diesem Online-Event wird Führungskräften<br />

ganz konkret und praxisnah vermittelt,<br />

was agile Führung ausmacht und wie sie –<br />

auch beim digitalen Arbeiten zwischen<br />

Home & Office – erfolgreich gelingen kann.<br />

www.digital-in-nrw.de<br />

DGM-Online-Live-Fortbildung<br />

Ermüdungsverhalten<br />

metallischer Werkstoffe<br />

Vom 23. bis 25. Februar 2021 findet die<br />

Online-Fortbildung „Ermüdungsverhalten<br />

metallischer Werkstoffe“ der Deutschen<br />

Gesellschaft für<br />

Materialkunde e.V.<br />

(DGM) statt. In der<br />

Fortbildung werden<br />

die verschiedenen<br />

Aspekte der Thematik<br />

Materialermüdung<br />

auf der Basis<br />

der zugrundeliegenden<br />

werkstoffkundlichen<br />

Vorgänge dargestellt<br />

und die sich<br />

daraus ergebenden<br />

Konsequenzen für<br />

den Werkstoffeinsatz und die -Auslegung<br />

aufgezeigt. Durch die Vorträge mit Vorlesungscharakter<br />

werde ein solides Grundverständnis<br />

unter Berücksichtigung des multidisziplinären<br />

Charakters des Themas<br />

vermittelt.<br />

Anmeldung und weitere Infos unter<br />

https://bit.ly/dgmermuedungsverhalten<br />

DGM<br />

Titan und Titanlegierungen<br />

Vom 17. bis 18. März 2021 findet die<br />

online-Fortbildung „Titan und Titanlegierungen“,<br />

veranstaltet von der Deutschen<br />

Gesellschaft für Materialkunde (DGM), statt.<br />

Die Fortbildung wendet sich primär an<br />

Metallkundler, Ingenieure und Techniker<br />

aus Forschung, Entwicklung, Herstellung<br />

und Anwendung sowie Vertrieb, die sich mit<br />

Titan und seinen Legierungen vertraut<br />

machen wollen. Neben einführenden Vorträgen<br />

über metallkundliche Grundlagen wird<br />

auf Herstellung, Verarbeitung und Eigenschaften<br />

der Titanlegierungen eingegangen.<br />

Darüber hinaus werden klassische und<br />

neuere Anwendungen des Titans vorgestellt.<br />

www.dgm.de<br />

36 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Messekalender<br />

Datum Messe Ort Info<br />

11.12.2020 Wie agile Führung richtig funktioniert – auch im Home-Office online www.digital-in-nrw.de<br />

13.-15.01.2021 BAU Online, Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme München www.bau-muenchen.de<br />

28.1.2021 BDS-DigiDay online www.stahlhandel.com<br />

21.-24.02.2021 Internationale Eisenwarenmesse Köln www.eisenwarenmesse.de<br />

23.-27.02.2021 METPACK, Weltleitmesse für Metallverpackungen Essen www.metpack.de<br />

25.2.-3.3. Interpack – Processing & Packaging Düsseldorf www.interpack.de<br />

2.-5.03.2021 INTEC, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und<br />

Leipzig www.messe-intec.de<br />

Automatisierungstechnik<br />

2.-5.03.2021 Z, Internationale Zuliefermesse für Teile,<br />

Leipzig www.zuliefermesse.de<br />

Komponenten, Module und Technologien<br />

9.-12.03.2021 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung<br />

verschoben auf Oktober 2022<br />

Hannover www.euroblech.com<br />

16.-18.03.2021 EuroCIS, The Leading Trader Fair for Retail Technology Düsseldorf www.eurocis.com<br />

17.-18.03.2021 Titan und Titanlegierungen online www.dgm.de<br />

17.-19.03.2021 Made in Steel Mailand/Italien www.madeinsteel.it<br />

23.-26.03.2021 METAV, Internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung Düsseldorf www.metav.de<br />

12.-16.4.2021 CeMAT 2021 Hannover www.hannovermesse.de<br />

12.-16.4.2021 Hannover Messe 2021 Hannover www.hannovermesse.de<br />

14.-16.04.2021 DST Dreh- und Spantage Südwest Villingen- www.DSTsuedwest.de<br />

Schwenningen<br />

4.-6.05.2021 SENSOR + TEST, Messtechnik-Messe Nürnberg www.sensor-test.de<br />

4.-7.05.2021 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de<br />

5.-6.05.2021 Stainless 2021 Brünn www.stainless2021.com<br />

18.-20.5.2021 Aluminium Düsseldorf www.aluminium-exhibition.com<br />

18.-20.05.2021 Fastener Fair, Internationale Fachmesse der Verbindungs- und Befestigungsbranche Stuttgart www.fastenerfair.com<br />

26.-29.05.2021 Lamiera Mailand www.lamiera.net<br />

8.-10.06.2021 CastForge, Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/castforge<br />

8.-11.06.2021 Moulding Expo, Internationale Fachmesse Werkzeug-, Modell- und Formenbau Stuttgart www.messe-stuttgart.de/<br />

moulding-expo<br />

8.-11.06.2021 SawExpo - Die Fachmesse für Säge- und industrielle Trenntechnik Friedrichshafen www.sawexpo.de<br />

22.-24.06.2021 LogiMAT, Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement<br />

Stuttgart www.logimat-messe.de<br />

Verschoben von März auf Juni<br />

7.-12.9.2021 IAA – Internationale Automobilausstellung München www.iaa.de<br />

13.-17.09.2021 SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, Weltleitmesse Fügen, Trennen, Beschichten Essen www.schweissen-schneiden.com<br />

4.-9.10.2021 EMO Milano, Die Welt der Metallbearbeitung Mailand www.emo-milano.com<br />

5.-7.10.2021 11. Internationale Zulieferbörse (IZB) Wolfsburg www.izb-online.com<br />

5.-7.10.2021 Parts2clean, Internationale Leitmesse für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung Stuttgart www.parts2clean.de<br />

5.-8.10.2021 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />

12.-14.10.2021 DeburringEXPO, Leitmesse für Entgrattechnologien und Präzisionsoberflächen Karlsruhe www.deburring-expo.de<br />

26.-29.10.2021 Blechexpo, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung Stuttgart www.blechexpo-messe.de<br />

8.-10.11.2012 56. Symposium Einkauf und Logistik Berlin www.bme.de<br />

30.11.-2.12.2021 Stainless Steel World Conference & Expo Maastricht www.stainless-steel-world.net<br />

18.-21.01.2022 SWISSBAU Basel www.swissbau.ch<br />

25.-28.01.2022 NORTEC, Fachmesse für Produktion Hamburg www.nortec-hamburg.de<br />

4.-8.04.2022 MACH, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnologie Birmingham www.machexhibition.com<br />

Verschoben von Januar 2021 auf April 2022<br />

26.-29.04.2022 PaintExpo, Weltleitmesse für industrielle Lackiertechnik Karlsruhe www.paintexpo.de<br />

26.-29.04.2022 IFH Intherm Nürnberg www.ifh-intherm.de<br />

3.-6.05.2022 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de<br />

9.-13.05.2022 wire und Tube 2022, Internationale Fachmesse für Rohr, Röhren, Herstellung und Verarbeitung<br />

Düsseldorf www.wire.de<br />

sowie internationale Messe der Draht- und Kabelindustrie<br />

www.tube.de<br />

21.-23.06.2022 LASYS Fachmesse für Systemlösungen für die Laser-Materialbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/lasys<br />

13.-17.09.2022 AMB, Internationale Ausstellung für Metallbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/amb<br />

14.-17.09.2022 GaLaBau, Internationale Leitmesse für Planung, Bau und Pflege von Urban-, Grün- und Nürnberg www.galabau-messe.com<br />

Freiräumen<br />

4.-7.10.2022 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de<br />

25.-28.10.2022 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung Hannover www.euroblech.com<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

37


Messen<br />

XXXXXXXXXX<br />

und Märkte<br />

Bericht<br />

Baugewerbe: Auswirkungen der Corona-Pandemie in 2021 spürbar<br />

Wohnungsbau bleibt Stabilitätsanker<br />

„Nachdem die Bauwirtschaft dank der hohen Auftragsbestände zu Jahresbeginn glimpflich durch das Jahr 2020<br />

gekommen ist, sind unsere Erwartungen für das kommende Jahr deutlich verhaltener. Aktuell gehen wir von einem<br />

Umsatzrückgang von rund 1 % aus, nachdem wir das laufende Jahr mit einem Umsatzplus von knapp 2 % abschließen<br />

werden.“ Dies erklärte der Präsident der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), Reinhard Quast, anlässlich des<br />

Deutschen Baugewerbetages, dem Spitzentreffen der Bauwirtschaft , im November.<br />

Demnach rechnet der Verband<br />

für 2020 mit einem Jahresumsatz<br />

von 138 Mrd. €. Hierin spiegele<br />

sich die gute Umsatzentwicklung<br />

im ersten Halbjahr mit einem Plus<br />

von nominal 2 % (real ca. -1 %) wider.<br />

Für 2021 erwartet der Verband<br />

einen Umsatzrückgang von 1 % (real<br />

3 bis 4 %).<br />

Wirtschaftsbau entwickelt<br />

sich rückläufig<br />

Während die Perspektive für den<br />

Wohnungsbau auch für 2021 insgesamt<br />

aufwärtsgerichtet bleibt,<br />

entwickelt sich der Umsatz des<br />

Wirtschaftsbaus im kommenden<br />

Jahr rückläufig mit einem Minus<br />

zwischen nominal 2,5 und 3,5 %,<br />

sagte Quast. „Seit März liegt die<br />

Nachfrage in jedem Monat unterhalb<br />

des Vorjahresniveaus. Kumulativ<br />

fehlen zum Vorjahr fast 6 %.<br />

Das entspricht einem Ordervolumen<br />

von gut 1,3 Mrd. €“, führte Quast<br />

aus. Insbesondere der Wirtschaftshochbau<br />

habe im Jahresverlauf deutlich<br />

nachgelassen. Ursache sei unter<br />

„Im Wirtschaftsbau haben sich die Corona-Auswirkungen<br />

deutlich niedergeschlagen. Unternehmen<br />

stellen sich die Frage, wieviele Büros in Zukunft<br />

überhaupt noch gebraucht werden.“<br />

Reinhard Quast, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)<br />

38 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Quellen: ZDB, Deutscher Baugewerbetag 2020<br />

anderem, dass eine langfristige<br />

Investitionssicherheit angesichts der<br />

Corona-Pandemie häufig nicht mehr<br />

gegeben sei.<br />

Für den Wirtschaftsbau rechnete<br />

er für 2020 insgesamt mit einem<br />

Umsatz, der nominal auf Vorjahresniveau<br />

bei gut 49 Mrd. € liegt und<br />

real einen Rückgang von ca. 2,5 %<br />

bedeutet.<br />

Öffentlicher Bau<br />

Der Präsident des Spitzenverbandes<br />

der Bauwirtschaft machte auf die<br />

besondere Rolle der öffentlichen<br />

Hand in der jetzigen Situation aufmerksam:<br />

„Die öffentliche Hand<br />

muss ihre Bauherrenfunktion jetzt<br />

aktiv wahrnehmen. Von hier muss<br />

der Ausgleich für den Wirtschaftsbau<br />

erfolgen.“<br />

Quast begrüßte, dass die aktuelle<br />

Haushaltsplanung an dem Investitionshochlauf<br />

im Infrastrukturbereich<br />

festhält und für die nächsten Jahre<br />

das Niveau von 18 Mrd. € fortschreibt.<br />

Er forderte gleichzeitig, vor allem im<br />

Straßenbau zügig konkrete Projekte<br />

zu vergeben: „Investitionshochlauf<br />

auf der einen Seite und weniger Aufträge<br />

auf der anderen Seite – das<br />

passt nicht zusammen!“Für 2020<br />

rechnet der Verband im öffentlichen<br />

Bau mit einem Umsatz von knapp 38<br />

Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus<br />

von 3 %. 2<br />

Baugewerblicher Umsatz im Wirtschaftsbau<br />

alle Betriebe<br />

Mrd. €<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

45,2<br />

27,3<br />

17,9<br />

49,2 49,2 47,6<br />

29,2 28,5 27,4<br />

20,1 20,7 20,3<br />

IST 2018 IST 2019 Prognose 2020 (Nov 20)<br />

Prognose 2021<br />

(Nov 20)<br />

Wirtschasbau Wirtschashochbau Wirtschaseau<br />

Baugewerblicher Umsatz im öffentlichen Bau<br />

alle Betriebe<br />

Mrd. €<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

34,6<br />

28,0<br />

36,6 37,8 37,1<br />

29,2 30,0 29,1<br />

6,7 7,4 7,8 8,0<br />

IST 2018 IST 2019 Prognose 2020<br />

(Nov 20)<br />

Prognose 2021<br />

(Nov 20)<br />

Öffentlicher Bau Öffentlicher Hochbau Öffentlicher Tieau<br />

Starke Einbußen im Auftragseingang<br />

Werkzeugmaschinenindustrie revidiert Produktionsprognose<br />

Im dritten Quartal 2020 sank der<br />

Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />

um 29 %. Dabei gingen die<br />

Bestellungen aus dem Inland um 26 %<br />

zurück, die Auslandsorders verloren 30 %.<br />

Das meldete der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

im November.<br />

Von Januar bis September sank der Auftragseingang<br />

um 33 %. Die Inlandsaufträge<br />

notierten 27 % unter Vorjahr. Die Auslandsorders<br />

verbuchten 36 % weniger. „Nachdem<br />

die Konjunkturindikatoren im dritten<br />

Quartal angestiegen sind, schwindet die<br />

Hoffnung auf kurzfristige Besserung zusehends.<br />

Der Auftragseingang im dritten<br />

Quartal bleibt auf dem niedrigen Niveau der<br />

Vormonate“, kommentiert Dr. Wilfried<br />

Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein<br />

Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken),<br />

Frankfurt am Main, das Ergebnis.<br />

Nach Abnehmern betrachtet ist die Elektronikindustrie<br />

dem VDW zufolge einer der<br />

wenigen Gewinner in der aktuellen Krise.<br />

Dies gelte auch für die Medizintechnik, Lüftungstechnik<br />

oder konsumnähere Bereiche<br />

wie die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie.<br />

Die Automobilindustrie hingegen<br />

ist von der Krise ebenfalls stark getroffen,<br />

so der VDW weiter. Sie profitiere zwar von<br />

der stark anziehenden Nachfrage im Reich<br />

der Mitte. Der Strukturwandel zu neuen<br />

Antrieben werde jedoch immer spürbarer,<br />

Investitionsbudgets werden zunehmend<br />

verlagert.<br />

Vor diesem Hintergrund revidiert der VDW<br />

seine Produktionsprognose für das laufende<br />

Jahr und rechnet nunmehr mit einem<br />

Rückgang von etwa 30 %. Bezogen auf das<br />

Produktionsvolumen bedeutet dies einen<br />

Verlust von 5 Mrd. €. Das Volumen von<br />

dann knapp 12 Mrd. € liegt aber 2 Mrd.<br />

über dem der Finanzkrise 2009/2010. „Die<br />

Branche wird erst mittelfristig wieder zum<br />

Niveau von 2019 zurückkehren“, so Schäfer.<br />

Weitere Infos: www.vdw.de<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

39


Messen<br />

XXXXXXXXXX<br />

und Märkte<br />

Bericht<br />

Maschinenbau-Konjunkturausblick November 2020<br />

Mühsam bergauf<br />

Den Maschinenbau haben die zahlreichen Corona-Lockdowns am Jahresbeginn mit voller Breitseite<br />

getroffen, ab April schlugen die schwachen Orders durch. Inzwischen scheint die Wende zumindest im<br />

Auftragseingang erreicht zu sein. Auch wenn das Bestellniveau aktuell noch immer deutlich unter dem<br />

des Vorjahres liegt – es geht wieder bergauf. Angesichts der wieder stark steigenden Fallzahlen sei<br />

allerdings damit zu rechnen, dass es von nun an – nicht nur im Maschinenbau – zögerlicher vorangeht.<br />

Auch Rückschläge seien nicht ausgeschlossen, stellt der VDMA im November-Konjunkturausblick fest.<br />

In den ersten neun Monaten<br />

des Jahres verfehlte die Produktion<br />

ihr Vorjahresniveau um 13,7 %, meldete<br />

der VDMA. Das erste Quartal<br />

mit einem Fertigungsniveau 7,6 %<br />

unter Vorjahr hat dabei im Wesentlichen<br />

die Fortsetzung der Rezession<br />

reflektiert, in welche die Branche<br />

bereits 2019 geraten war. Im April<br />

und im Mai war die Produktion dann<br />

mit minus 26,4 und 27,4 % extrem<br />

unter Druck. Wegen nationaler und<br />

internationaler Lockdowns waren<br />

zahlreiche Lieferketten gerissen oder<br />

zumindest stark angespannt.<br />

Entspannung durch Nachholeffekte<br />

im Juni<br />

Im Juni fiel das Produktionsminus<br />

mit 5,9 % dann schon weniger stark<br />

aus, konstatiert der VDMA. Ende<br />

Mai hatte es mit dem Ende des ersten<br />

Lockdowns in Deutschland und in<br />

wichtigen anderen Märkten eine<br />

deutliche Entspannung beim Thema<br />

Lieferketten gegeben. Dadurch kam<br />

es in vielen Unternehmen zu Nachholeffekten.<br />

Im September hat die Produktion<br />

nach vorläufigen Berechnungen<br />

lediglich um 9,1 % unter Vorjahresniveau<br />

gelegen – wobei angesichts<br />

Im Juli machte sich erstmals<br />

der seit April deutlich<br />

abgesackte Auftragseingang<br />

in der<br />

Produktion bemerkbar.<br />

Sie verlor im 3. Quartal<br />

nach vorläufigen<br />

Berechnungen 13,7 %<br />

gegenüber dem Vorjahr.<br />

der starken Einbrüche im Auftragseingang<br />

im zweiten Quartal eher<br />

eine deutlich zweistellige Minusrate<br />

zu erwarten gewesen sei.<br />

Die Auslastung der Maschinenkapazitäten<br />

entwickelte sich entsprechend.<br />

Sie sackte von einem<br />

gerade noch als „befriedigend“ anzusehenden<br />

Niveau im Januar (84,1 %)<br />

auf eine Quote von 77,3 % im April<br />

ab, fiel dann im Juli noch einmal auf<br />

76,1 %, um im Oktober wieder leicht<br />

auf 77,8 % zu steigen. Ein Grund für<br />

den Anstieg könnten verringerte<br />

Fertigungskapazitäten einiger Unternehmen<br />

sein. Denn der Auslastungsgrad<br />

ist durch das Verhältnis von<br />

aktueller Auslastung zu betriebsüblich<br />

(noch) vorhandener Vollauslastung<br />

definiert.<br />

Maschinenexporte leiden stärker<br />

als weltweiter Warenhandel<br />

Die Exporte von Maschinen und<br />

Anlagen aus Deutschland verfehlten<br />

ihr Vorjahresniveau in den ersten<br />

acht Monaten des Jahres preisbereinigt<br />

um 15,2 %. Zum Vergleich: Der<br />

weltweite Warenhandel ging dem<br />

VDMA zufolge im gleichen Zeitraum<br />

real nur um 7,9 % zurück. Hier zeige<br />

sich wie so oft, dass der Handel mit<br />

Investitionsgütern deutlich volatiler<br />

40 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


ist als beispielsweise der mit Konsumgütern.<br />

Die einzelnen Maschinenbaubranchen<br />

verzeichneten genauso<br />

wie die unterschiedlichen Märkte<br />

eine heterogene Exportentwicklung.<br />

in Summe. Bereiche wie Nahrungsmittel-<br />

und Verpackungsmaschinen<br />

und Fördertechnik konnten sich in<br />

den letzten Monaten jedoch deutlich<br />

vom Maschinenbau abkoppeln. Hier<br />

spielen die hygienische Verpackung<br />

von Lebensmitteln, die stark gefragt<br />

ist, sowie das boomende Geschäft<br />

der Versandhändler in die Karten<br />

der Firmen. Auch Hersteller von<br />

Luftreinigern können volle Auftragsbücher<br />

vermelden. q<br />

Die deutschen Werkzeugmaschinen-Exporte<br />

lagen im Zeitraum<br />

Januar bis August 2020<br />

um 32,3 % unter ihrem<br />

Vorjahresniveau, und<br />

das, obwohl sie bereits<br />

im vergangenen Jahr ein<br />

Minus in Höhe von<br />

7,4 % verbuchten.<br />

Maschinenbau: Beeinträchtigung in den Lieferketten<br />

Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen<br />

Auf der anderen Seite vermochte die<br />

Coronakrise die Nachfrage nach<br />

Landtechnik nicht zu stoppen: Die<br />

Hersteller aus Deutschland konnten<br />

das Niveau aus dem Vorjahreszeitraum<br />

Januar bis August nahezu halten<br />

(Rückgang: -0,7 %).<br />

Maschinenbau-Sparten entwickeln<br />

sich sehr unterschiedlich<br />

Die Verunsicherung durch die<br />

Corona-Krise habe sich in vielen<br />

Fachzweigen des Maschinenbaus<br />

deutlich niedergeschlagen, stellt der<br />

VDMA fest. Während einige auf<br />

einen Erholungspfad zurück gefunden<br />

hätten, steckten andere Bereiche<br />

immer noch tief in den roten Zahlen.<br />

Vergleichsweise stabil<br />

stellt sich auch die<br />

Bautätigkeit dar, sodass<br />

baunahe Bereiche wie<br />

Armaturen und Aufzüge<br />

und Fahrtreppen<br />

profitieren.<br />

Schon zu Beginn des Jahres befanden<br />

sich automobilnahe Fachzweige<br />

wie Werkzeugmaschinen, Präzisionswerkzeuge,<br />

Teile von Kunststoffund<br />

Gummimaschinen sowie Robotik<br />

und Automation konjunkturbedingt<br />

im Abschwung. Diese Sparten<br />

laufen nach wie vor deutlich<br />

schlechter als der Maschinenbau<br />

Quellen: VDMA<br />

Umsatz in Deutschland nach Fachzweigen<br />

Reale Veränderung in Prozent, Januar – September 2020/2019<br />

Verfahrenstechnik<br />

Landtechnik<br />

Armaturen<br />

Fördertechnik<br />

Allgemeine Luftttechnik<br />

Nahrungsm.u.Verpm.<br />

Druck- und Papiertechnik<br />

Kunststoff- u.Gummimasch.<br />

Fluidtechnik<br />

Antriebstechnik<br />

Robotik u. Automation<br />

Baumaschinen und Baustoffanlagen<br />

Präzisionswerkzeuge<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Auftragseingang Maschinenbau<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

Ø Maschinenbau<br />

-11%<br />

Preisbereinigte Indizes, Basis Umsatz 2015 = 100<br />

-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50<br />

Inland Ausland<br />

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

Gleitender 12-Monats-Durchschnitt<br />

Originalindizes<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

41


Messen<br />

XXXXXXXXXX<br />

und Märkte<br />

Bericht<br />

q Orders gewinnen<br />

langsam wieder an Boden<br />

In den ersten drei Quartalen lag der<br />

Auftragseingang 15 % unter Vorjahresniveau.<br />

Die härtesten Rückgänge<br />

waren im April und im Mai zu verzeichnen.<br />

Seitdem geht es im Verlauf<br />

zögerlich wieder bergauf, hält der<br />

VDMA fest.<br />

Bei der Prognose für 2021 ist der<br />

Chefvolkswirt des VDMA, Dr. Ralph<br />

Wiechers, noch vorsichtiger, denn<br />

unverändert bestehen zahlreiche<br />

Risiken. Weiterhin sei auch der<br />

Strukturwandel in der Automobilindustrie<br />

ungeachtet steigender Verkaufszahlen<br />

für viele Maschinenbauer<br />

eine große Herausforderung.<br />

Und wenn die Produktion im kommenden<br />

Jahr immer noch deutlich<br />

unter dem schon niedrigen Niveau<br />

von 2019 bleibe, können die Maschinenkapazitäten<br />

und die Stammbelegschaft<br />

noch immer nicht wirklich<br />

ausgelastet agieren, warnt der<br />

VMDA.<br />

Der Verband sieht aber auch<br />

Chancen. Laut der 8. Corona-Blitzumfrage<br />

des VDMA bestehen die<br />

größten Chancen für Maschinenbauer<br />

darin, dass ein Impfstoff zügig<br />

bereitgestellt werden kann. Als im<br />

Vergleich leichter kalkulierbar sehen<br />

die Unternehmen der Branche demnach<br />

die Beschleunigung von Digitalisierung<br />

und Automation. Einer<br />

der wenigen positiven Effekte der<br />

Pandemie ist der, dass viele<br />

Geschäftsfelder nun zügiger digitalisiert<br />

werden, so der VDMA. 2<br />

Die Unsicherheit in der<br />

Wirtschaft nimmt zu,<br />

und genau das ist Gift<br />

für die Nachfrage nach<br />

Investitionsgütern.<br />

Entwicklung der deutschen Maschinenproduktion<br />

Reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent<br />

10<br />

In den kommenden Monaten dürfte<br />

sich die zwischenzeitliche, vornehmlich<br />

von China ausgehende<br />

Belebung jedoch wohl etwas<br />

abschwächen.<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

1,2<br />

-1,2<br />

1,1<br />

0,8<br />

-0,3<br />

3…<br />

2,1<br />

-2,6<br />

2,0<br />

Prognose<br />

Ausblick unsicher, Chancen<br />

vorhanden<br />

Die Produktion ist im vierten Quartel<br />

dem VDMA zufolge durch die vorhandenen,<br />

besser als ursprünglich<br />

erwarteten Auftragseingänge mehr<br />

oder weniger stark vorherbestimmt.<br />

Ein geringerer Produktionsrückgang<br />

als mit den ursprünglich vom<br />

Maschinenbauverband prognostizierten<br />

-17 % für 2020 sei möglich.<br />

Es blieben allerdings immer noch<br />

Unwägbarkeiten.<br />

-15<br />

-17,0<br />

-20<br />

Schätzung<br />

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />

Maschinenbau: Aufwärtschancen der konjunkturellen Belebung<br />

Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen (N = 510)<br />

2021 dürfte das<br />

schwierigere der beiden<br />

Jahre werden.<br />

Quellen: VDMA<br />

Maschinenbau: Abwärtsrisiken der konjunkturellen Belebung<br />

Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen (N = 510)<br />

42 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Bilder: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie<br />

Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher prognostiziert und erholt sich<br />

nur schleppend.<br />

Verbandspräsident der Drehteile-Industrie empfiehlt Umdenken<br />

„Wir müssen wieder mehr<br />

Produktion nach Europa holen“<br />

Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als<br />

bisher prognostiziert und erholt sich nur schleppend. Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie (FMI) empfiehlt,<br />

lokalen Lösungen wieder mehr Vorzug zu geben und Produktion nach Europa zu holen.<br />

Um die neuen Herausforderungen<br />

zu bewältigen müsse nun schnell<br />

und gezielt gehandelt werden, sagt<br />

Hermann Rumpel, Vorsitzender des<br />

Verbands der Deutschen Drehteile-<br />

Industrie. Dabei seien sowohl Unternehmen<br />

als auch die Politik gefragt.<br />

Reshoring bringt mehr Vorteile<br />

als Nachteile<br />

Unternehmen sollten ihre Beschaffungsstrategie<br />

unter Betrachtung<br />

der wirklichen Gesamtkosten der<br />

Teile und der Umweltbelastung neu<br />

bewerten. Dieser Fokus gibt lokalen<br />

Lösungen den Vorzug, auch wenn<br />

Unternehmen Aufträge bisher aus<br />

Kostengründen ins außereuropäische<br />

Ausland verlagerten. „Ein solches<br />

Reshoring bringt deutlich mehr<br />

Vor- als Nachteile, und die europäische<br />

Wirtschaft profitiert mit“, ist<br />

Rumpel überzeugt und zählt die positiven<br />

Aspekte auf: „Arbeitsplätze in<br />

Europa bleiben erhalten, wir verhindern<br />

den Abfluss von Know-how,<br />

Lieferketten werden beherrschbarer,<br />

Produktionsstillstände unwahrscheinlicher,<br />

Lagerkosten sinken,<br />

und die kürzeren Wege schonen<br />

Klima und Umwelt. Auch eine enge<br />

Zusammenarbeit zwischen Lieferanten<br />

und Kunden wird so einfacher<br />

und günstiger.“<br />

„Wir müssen nicht nur die Elektro -<br />

mobilität neu bewerten, sondern<br />

vor allem weg von der ‚Geiz ist Geil‘-<br />

Mentalität und die Produktion<br />

wieder verstärkt zurück nach<br />

Deutschland und Europa holen.“<br />

Hermann Rumpel, Vorsitzender des Verbands<br />

der Deutschen Drehteile-Industrie<br />

Darüber hinaus rät Rumpel den Unternehmen<br />

zur Zusammenarbeit. Hier<br />

helfe zum Beispiel der Austausch in<br />

Verbänden. „Die Unternehmen müssen<br />

sich auf ihre Stärken besinnen,<br />

sich breit aufstellen und immer die<br />

Zukunft im Blick behalten“, sagt der<br />

Verbandsvorsitzende.<br />

Politik muss Industrie flankieren<br />

„Die Zulieferindustrie kann sich nicht<br />

aus eigener Kraft aus dem historischen<br />

Konjunkturtief befreien“, sagt Rumpel.<br />

Deshalb sieht der Drehteileverband<br />

die Politik in der Pflicht und fordert<br />

eine strategische Begleitung der Industrie.<br />

„Neben einem Konjunkturprogramm<br />

für die Post-Corona-Zeit brauchen<br />

wir eine neue Industriepolitik<br />

und massive Investitionen in die Infrastruktur“,<br />

sagt der Vorsitzende. Dazu<br />

gehören der Ausbau von Verkehrswegen<br />

und Kommunikationsnetzen,<br />

eine Anpassung und Angleichung der<br />

Steuerpolitik im europäischen Umfeld<br />

sowie der Abbau und die Vereinfachung<br />

von bürokratischen Hürden<br />

wie beispielsweise der A1-Bescheinigung<br />

oder der Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO). 2<br />

www.drehteileverband.de<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

43


Wissenswertes<br />

Berichte<br />

Gewinnerlächeln: Schubert Additive Solutions erhält den Smart Solution Award 2020 und wird von Marcus Schindler (3.v.l.) und Jörg Brenner (4.v.l., beide<br />

Geschäftsführer der Schubert Additive Solutions GmbH) entgegengenommen. Es gratulieren Jurymitglied Dr. Petra Seebauer (Geschäftsführerin der Euroexpo<br />

Messe- und Kongress-GmbH und Mitherausgeberin des Fachmagazins Logistik Heute), Jurymitglied Harald Geimer (Partner bei PwC, l.), Jurymitglied Dr. Patric<br />

Spethmann (Vorstand/COO für IT und Logistik, Marc O’Polo AG, 2.v.r.), Laudator Jan Axt (Vice President Automotive SCM Strategy & Innovation, Continental<br />

AG, 2.v.l.) und Laudator Tobias Buxhoidt (Gründer & CEO parcelLab GmbH, r.)<br />

Bild: Euroexpo<br />

Supply Chain Management Award 2020<br />

3D-Druck-Projekt erhält Auszeichnung<br />

Der Haushaltsgerätehersteller Electrolux hat den Supply Chain Management Award 2020 gewonnen. Dieser wurde zum<br />

15. Mal von dem Fachmagazin LOGISTIK HEUTE und Strategy&, PwC, vergeben. Sieger des Smart Solution Awards ist<br />

Schubert Additive Solutions. Die Preisverleihung im November fand im Rahmen des 8. Internationalen Supply-Chain-<br />

Gipfels EXCHAiNGE statt – erstmals digital während der Online-Messe Hypermotion Digital Experience durchgeführt.<br />

Beim renommierten Logistik-<br />

Award hatte das Publikum ein Wörtchen<br />

mitzureden. Bei der Preisvergabe<br />

in Frankfurt konnten die zur<br />

Auswahl stehenden acht Kandidaten<br />

für den Supply Chain-Award live<br />

mitbewertet werden. Das Publikumsvoting<br />

floss wie schon in den<br />

Jahren zuvor in die Jurywertung ein.<br />

Die Jury – Supply-Chain-Praktiker,<br />

renommierte Wissenschaftler, Consultants<br />

und Fachmedienvertreter<br />

– traf dann die Auswahl aus den<br />

nach der Publikumsauditierung ausgewählten<br />

Finalisten.<br />

Preisträger Electrolux<br />

Im Fokus des Electrolux-Siegerprojekts<br />

steht der Umbau der Supply<br />

Chain hin zu einer größeren Kundenorientierung.<br />

Dazu hat das Unternehmen<br />

Optimierungen in sieben<br />

Bereichen entlang der gesamten Lieferkette<br />

vorgesehen: zur Steigerung<br />

von Service, Flexibilität und Transparenz<br />

bei gleichzeitiger Kontrolle<br />

der Bestände. Die Lösungen reichen<br />

von einer agilen Supply-Chain-Organisation<br />

und einer intensivierten<br />

Zusammenarbeit mit dem Forschungsbereich<br />

über die Nutzung<br />

digitaler Tools in der Produktion bis<br />

hin zur verstärkten Integration von<br />

Lieferanten. Electrolux zählt zu den<br />

weltweit führenden Hausgeräteherstellern<br />

und betreibt in Europa 15<br />

Produktionsstätten sowie 41 Lager<br />

mit 12.000 Mitarbeitern in Produktion<br />

und Supply Chain.<br />

„Die Transformation von einer traditionellen<br />

Supply Chain hin zu einem kunden- und<br />

servicegetriebenen Supply-Chain-Modell fällt<br />

keinem Unternehmen leicht.“<br />

Jan Axt, Laudator & Vice President Automotive SCM<br />

Strategy & Innovation von Continental<br />

44 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Mit dem Siegerprojekt werde „eine<br />

strukturiert aufgesetzte ganzheitliche<br />

Supply-Chain-Transformation“<br />

honoriert. „Electrolux sei auf besten<br />

Weg, diese Aufgabe hervorragend<br />

zu meistern“, sagte Laudator Jan Axt,<br />

Vice President Automotive SCM Strategy<br />

& Innovation von Continental.<br />

Click & Print gewinnt<br />

Smart Solution-Award<br />

3D-Teile on demand – das ist das<br />

Projekt von Schubert Additive Solutions<br />

(SAS). Die Bauteile werden<br />

dabei über die Part-Streaming-Plattform<br />

Partbox angeboten. Elektronische<br />

Konstruktionsdaten lassen sich<br />

dabei aus einem digitalen Lager in<br />

Sekundenschnelle auf der ganzen<br />

Welt abrufen und herstellen. Solch<br />

einen Zugriff auf geprüfte und vom<br />

Hersteller zertifizierte Druckdaten<br />

macht das junge Spin-off der Gerhard<br />

Schubert GmbH Verpackungsmaschinen<br />

(Crailsheim) möglich. Benötigt<br />

werden dafür nur ein handelsüblicher<br />

Kunststoff-3D-Drucker und<br />

die PartBox. Diese hat einen LTE-<br />

Zugang und ist direkt und sicher mit<br />

dem digitalen Lager verbunden. Formatteile,<br />

Ersatz- und Verschleißteile<br />

lassen sich von jedem in jeder<br />

gewünschten Losgröße selbst produzierem.<br />

Motto: „Click & Print“ –<br />

Auswählen und Drucken. SAS kann<br />

auf über 120.000 additiv hergestellte<br />

Bauteile im eigenen Haus zurückgreifen.<br />

Die Lösung von Schubert zeigt<br />

großes Potenzial, die Supply Chain<br />

und Lagerung für Ersatzteile zu revolutio-nieren.<br />

Gleichzeitig legt das<br />

Unternehmen großen Wert auf die<br />

Wahrung des intellektuellen Eigentums<br />

bei der Nutzung seiner Part-<br />

Streaming-Plattform, der Partbox.<br />

Das kann eine zukunftsfähige<br />

Lösung sein, insbesondere bei einer<br />

wachsenden Nachfrage nach kundenindividuellen<br />

Produkten und der<br />

daraus resultierenden Variantenvielfalt.<br />

Innovationskraft und Potenzial<br />

haben die Jury überzeugt, Schubert<br />

mit dem Smart Solution Award<br />

2020 auszuzeichnen“, sagte Jurymitglied<br />

Harald Geimer, Partner bei<br />

PwC Management Consulting. 2<br />

Weitere Infos unter<br />

www.exchainge.de<br />

55. BME-Symposium Einkauf und Logistik<br />

Einkäufer müssen<br />

Zukunft neu denken<br />

Über vier Tage hinweg diskutierten mehr als 1.200 Teilnehmer auf<br />

dem 55. BME-Symposium Einkauf und Logistik DIGITAL die<br />

Megatrends in Einkauf, Logistik und Supply Management. Zentrales<br />

Ergebnis der virtuellen Fachkonferenz: Die Corona-Krise zeige, wie<br />

anfällig globale Lieferketten sind. Deshalb müsse das Risikohandling<br />

völlig neu durchdacht werden.<br />

Die Pandemie erhöht den<br />

Handlungsdruck – sowohl bei Global<br />

Playern als auch bei Klein- und Mittelunternehmen.<br />

Sie ist aber nicht<br />

nur Herausforderung, sondern auch<br />

Chance zur Veränderung, so der<br />

Tenor auf der Fachkonferenz. Der<br />

Einkauf nehme in dieser Transformation<br />

die Rolle des erfolgreichen<br />

Krisenmanagers ein. Professionellem<br />

Supply-Management sei es zu<br />

verdanken, dass es in der Corona-<br />

Krise bisher zu keinen dauerhaften<br />

Produktionsstörungen, Lieferverzögerungen<br />

oder -ausfällen gekommen<br />

ist. Das ist die weitere Bilanz des<br />

BME-Symposiums, das im November<br />

erstmals digital stattgefunden hatte.<br />

Neue Aufgabe für den Einkauf<br />

In den täglichen Plenen, virtuellen<br />

„Coffee Talks“ und Chat-Foren sowie<br />

den Statements der 60 namhaften<br />

Referenten aus Politik zeigte der<br />

Meinungs- und Erfahrungsaustausch<br />

ferner, dass auf den Einkauf neue<br />

Aufgaben zur erfolgreichen Überwindung<br />

der Pandemie zukämen.<br />

Es gehe vor allem um die Sicherstellung<br />

der eigenen Lieferfähigkeit,<br />

dem Beobachten der Finanzsituation<br />

von Lieferanten, der Stärkung von Lieferketten<br />

sowie dem konsequenten<br />

Einsatz digitaler Technologien. Nur<br />

dann, so der einhellige Tenor unter<br />

den Symposiumsteilnehmern, lasse<br />

sich Zukunft neu denken.<br />

Mit Blick auf die Logistik wurde<br />

auf dem Symposium zudem herausgearbeitet,<br />

dass in diesem Bereich<br />

nach Corona nichts mehr so sein<br />

werde wie zuvor. Viele logistische<br />

Knotenpunkte wie Häfen und Flughäfen<br />

seien geschlossen oder in ihren<br />

Betriebsabläufen drastisch eingeschränkt,<br />

Frachtkosten explodierten,<br />

Luftfracht sei kaum verfügbar und<br />

Container würden knapp.<br />

Das nächste, dann 56. Symposium<br />

Einkauf und Logistik des BME soll im<br />

kommenden Jahr wieder als Präsenzveranstaltung<br />

durchgeführt werden:<br />

vom 8. bis 10. November 2021 in Berlin.<br />

2<br />

[ Kontakt]<br />

Bundesverband Materialwirtschaft,<br />

Einkauf und Logistik e.V. (BME)<br />

65760 Eschborn<br />

+49 6196 5828-0<br />

www.bme.de<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

45


Wissenswertes<br />

Bericht<br />

Investition in die Zukunft: SMS group errichtet in Mönchengladbach einen zentralen Standort für 1.500 moderne Arbeitsplätze.<br />

Bild: Renderings Hartmann Architekten<br />

SMS group investiert in zentralen Standort<br />

Neuer Campus bündelt Kompetenzen<br />

Die Maschinen- und Anlagenbau-Gruppe für die Stahl- und NE-Metallindustrie SMS group errichtet in Mönchengladbach<br />

einen neuen zentralen Standort. Mit dem symbolischen ersten Spatenstich haben die Bauarbeiten zum Campus in<br />

Mönchengladbach im Oktober offiziell begonnen. Mit dem neuen Campus will das weltweit tätige Unternehmen die<br />

Zugkraft der Wachstumsfelder Service und Digitalisierung nutzen, um seine technologische Vorreiterrolle ausbauen.<br />

Auf dem Mönchengladbacher<br />

Betriebsgelände entsteht ein Technologie-,<br />

Service- und Digitalisierungscenter,<br />

das 1.500 moderne<br />

Arbeitsplätze bereitstellen wird. Ab<br />

2023 soll dort die Kompetenz von<br />

zuletzt fünf Standorten der Region<br />

zusammenkommen. Bereits heute<br />

beschäftigt die SMS group in Mönchengladbach<br />

mehr als 1.200 Mitarbeiter.<br />

„Wir sehen das enorme Wachstumspotenzial,<br />

das sich aus dem<br />

Zusammenspiel von technischem Service<br />

und digitalen Lösungen ergibt.<br />

Mit dem Campus werden wir diese<br />

Technologien mit unseren Produktbereichen<br />

eng vernetzen und Spezialisten<br />

aus aller Welt über die virtuelle<br />

Infrastruktur zu interdisziplinären<br />

Teams zusammen bringen“, erklärte<br />

CEO Burkhard Dahmen.<br />

hat uns gezeigt: Konzentriert arbeiten<br />

können wir überall. Dennoch<br />

brauchen wir für kreative Prozesse<br />

auch ein gemeinsames Umfeld, in<br />

dem wir uns inspiriert fühlen. Durch<br />

die offene Architektur entwickeln<br />

wir auch unsere Unternehmenskultur<br />

und machen uns als Arbeitgeber<br />

für die Anforderungen der Fachkräfte<br />

stark.“<br />

Der SMS Campus wird sich über<br />

rund 44.000 m² Bruttogrundfläche<br />

erstrecken und aus fünf Modulgebäuden<br />

bestehen. Den Kern der<br />

Anlage bildet der überdachte Innenhof,<br />

der als Treff- und Kommunikationspunkt<br />

fungiert.<br />

Den „Arbeitsplatz der Zukunft“<br />

– auch für den Standort in Hilchenbach<br />

– entwickelt SMS aktuell zu -<br />

sammen mit den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern. Die Befragung der<br />

Belegschaft laufe bereits. Die Ergebnisse<br />

sollen in die Entwicklung der<br />

Raumgestaltung und Infrastruktur<br />

einfließen. Im kommenden Jahr feiert<br />

das Unternehmen sein 150-jähriges<br />

Firmenjubiläum. 2<br />

[ Kontakt]<br />

SMS group GmbH<br />

40237 Düsseldorf<br />

+49 211 881-0<br />

www.sms-group.com<br />

Offene Architektur fördert<br />

gemeinsames Arbeiten<br />

Mit einem modernen Raumkonzept<br />

soll der neue Campus eine Atmosphäre<br />

schaffen, die kreatives und<br />

gemeinsames Arbeiten fördert, erläuterte<br />

Torsten Heising, Mitglied der<br />

SMS-Geschäftsführung: „Der aktuell<br />

hohe Anteil von mobilem Arbeiten<br />

Gemeinsamer Spatenstich für den neuen SMS-Campus (v.l.n.r.): Torsten Heising (CFO,<br />

SMS group GmbH), Holger P. Hartmann (Architekt und Generalplaner), Hans Wilhelm Reiners<br />

(Oberbürgermeister Mönchengladbach), Peter Peskes und Elke Paul (Betriebsräte),<br />

Heinrich Weiss (Vorsitzender des Gesellschafterausschusses SMS Holding GmbH),<br />

Marco Kubiak (Projektleiter), Burkhard Dahmen (CEO, SMS group GmbH).<br />

Bild: SMS group<br />

46 <strong>Stahlreport</strong> 12|20


Lifesteel<br />

Bericht<br />

Die großen Hecktriebwerke, die am<br />

Zurück-in-die-Zukunft-DeLorean angebracht<br />

sind, würden die Ästhetik der sauberen<br />

Dachlinie aufbrechen, sagt Angel<br />

Guerra. Aber was ist, wenn sie am Heckdiffusor<br />

angebracht würden?<br />

Hommage an den DMC DeLorean, die Zeitmaschine aus „Zurück in die Zukunft“<br />

Das Fahrzeug einer Generation<br />

- in aktuellem Look<br />

„Zurück in die Zukunft“, das war der Film seiner Kindheit: Angel Guerra, 1982 geboren, drei Jahre<br />

bevor der Science Fiction-Erfolg auf die Leinwand kam, war so nachhaltig begeistert von dem<br />

DeLorean darin, dass er später Autodesigner wurde. Mit einer Hommage an das futuristische<br />

Fahrzeug, das die DeLorean Motor Company 1981 auf den Markt brachte – und dessen Außenhaut<br />

ganz aus unlackiertem Edelstahl bestand – sorgt er derzeit für Aufsehen.<br />

Vorderansicht des<br />

DeLorean 2021:<br />

Die charakteristischen Flügeltüren<br />

im Edelstahlkörper sind vierzig Jahre später<br />

natürlich immer noch vorhanden. Durchgeführt<br />

hat der Designer das Projekt in den letzten<br />

drei Novemberwochen 2020 – von Entwurf<br />

und 3D-Modellierung über das Rendering<br />

bis zur Postproduktion.<br />

Kein Blitzschlag mehr nötig:<br />

Die moderne Variante des DeLorean<br />

kann im Konzept des Designers<br />

ans Stromnetz angeschlossen werden.<br />

48


„Die Szene, in der ich zum<br />

ersten Mal sah, wie der DeLorean<br />

die Rampe von Doc Browns Lastwagen<br />

hinunterfuhr, hat mich so schockiert<br />

und fassungslos gemacht wie<br />

Marty McFly selbst. Von diesem<br />

Moment an war das, was meine persönliche<br />

Reise in die Zukunft sein<br />

sollte, vorherbestimmt: die professionelle<br />

Arbeit als Designer für verschiedene<br />

Automarken und das Entwerfen<br />

von Superautos wie dem<br />

Rimac Concept 2“, erzählt Angel<br />

Guerra auf seiner Webseite.<br />

2021 ist der 40. Jahrestag der<br />

Herstellung des DeLorean DMC12.<br />

„Als Dank an dieses Fahrzeug, als<br />

Hommage an die Maschine, die mich<br />

irgendwie in die berufliche Zukunft<br />

brachte, von der ich als Kind träumte,<br />

beschloss ich, ihm mit einem Projekt<br />

in meiner Freizeit Tribut zu zollen“,<br />

sagt der spanische Designer. Professionell<br />

gestaltete er den DeLorean<br />

neu und passte ihn vier Jahrzehnte<br />

Marty McFly:<br />

„Wollen sie mir sagen,<br />

sie bauten eine Zeitmaschine<br />

aus einem<br />

DeLorean?“<br />

später an die automobile Welt an.<br />

„Dies ist ein Dankeschön an eine<br />

Ikone und einen Film, die meine<br />

Kindheit geprägt haben. Dies ist auch<br />

ein neuer DeLorean für die Generation<br />

meines Sohnes, der im kommenden<br />

Jahr auf die Welt kommt“,<br />

erzählt er weiter.<br />

All die Jahre habe er nie einen einzigen<br />

Designvorschlag gesehen, der<br />

auf diesem Original-DeLorean von<br />

1981 basiert habe – obwohl sowohl<br />

das Auto als auch der Film, der es<br />

weltberühmt gemacht hat, immer<br />

noch in der kollektiven Vorstellung<br />

einer ganzen Generation verankert<br />

sei. Abgesehen davon habe er auch<br />

in einer eigenen Zeitmaschine aus<br />

diesem „verdammten Jahr“ 2020 entkommen<br />

wollen. Dieses Projekt sei<br />

ein persönliches Projekt und nicht<br />

kommerziell mit der Marke DeLorean<br />

Motor Company oder dem Film<br />

„Zurück in die Zukunft“ verbunden,<br />

sagt Ángel Guerra. Es sei ein Tribut<br />

an die Gestaltung. 2<br />

Doc: „Ich dachte<br />

mir: Wenn man schon<br />

eine Zeitmaschine in<br />

einen Wagen einbaut,<br />

dann bitteschön mit<br />

Stil“.<br />

<strong>Stahlreport</strong> 12|20<br />

49


Lifesteel<br />

XXXXX Nachricht A XXXXX<br />

Impressum<br />

Bilder: Cleveland Bridge<br />

Bei Cleveland Bridge hergestellter wetterfester Stahl<br />

Standortaufnahme der Stelle, an der die<br />

Carrington Bridge über den Fluss Severn<br />

installiert wird.<br />

Dillinger: Premiere bei der Carrington Bridge<br />

Brücke leicht gemacht<br />

Die Tragkonstruktion für die Stahlbetondecke<br />

besteht aus zwei Stahlträgerpaaren<br />

mit Stahlverstrebungen.<br />

Beim einem der größten Infrastrukturprojekte der Region rund um Worcester,<br />

England, hat der Einsatz von Dillinger-Stahl die Bauzeit der Carrington-Brücke enorm<br />

verkürzt. Beim dem Neubau der Brücke hatte die beauftragte Cleveland Bridge UK<br />

Ltd. vorgeschlagen, statt des geplanten wetterfesten Stahls der Güte S355 den Markenstahl<br />

DIWETEN 460+M von Dillinger einzusetzen. So konnte die ursprünglich als<br />

Sechs-Feld-Konstruktion geplante Brücke in eine Drei-Feld-Konstruktion abgeändert<br />

und damit die reine Bauzeit um sieben Wochen verkürzt werden.<br />

Möglich machte dies der thermomechanisch gewalzte, wetterfeste Feinkornstahl<br />

durch seine – verglichen mit einem Stahl der Güte S355 – um 30 % höhere Streckgrenze,<br />

die eine Verringerung der eingesetzten Blechdicken in analoger Höhe erlaubt.<br />

Die entsprechend dünneren Bleche erfordern kleinere Schweißnähte und senken<br />

dadurch nicht nur das Schweißvolumen und den Verbrauch an Schweißzusätzen, sondern<br />

auch den Fertigungs- und Prüfaufwand. Durch seine chemische Zusammensetzung<br />

bietet Diweten 460+M zudem erhöhten Widerstand gegen atmosphärische Korrosion,<br />

sodass er dauerhaft wartungsfrei ist und weder einen Erst- noch<br />

Instandhaltungsanstriche benötige, so der Stahlhersteller.<br />

Der wetter- und zugleich höherfeste Stahl Diweten 460+M ist mit der überarbeiteten<br />

EU-Normenreihe EN 10025-2 bis 6:2019 nun auch in Europa zugelassen. Der Auftrag<br />

an Cleveland Bridge zum Bau der Carrington Bridge umfasste Fertigung, Lieferung<br />

und Errichtung der 873 t schweren Stahlbaukonstruktion sowie die während der<br />

Montage der Brücke erforderlichen temporären Arbeiten bei der Brückenmontage.<br />

www.dillinger.biz<br />

STAHLREPORT<br />

Nachrichten aus Handel,<br />

Produktion und Verarbeitung<br />

Offizielles Organ des BDS-Fernstudiums<br />

Herausgeber:<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel<br />

Wiesenstraße 21<br />

40549 Düsseldorf<br />

Redaktion:<br />

Markus Huneke (Chefredakteur)<br />

Telefon +49 211 86497-24<br />

E-Mail: Huneke-BDS@stahlhandel.com<br />

Anzeigen:<br />

Ksenija Sandek<br />

Telefon+49 211 86497-21<br />

E-Mail: Sandek-BDS@stahlhandel.com<br />

Verlag:<br />

BDS AG<br />

Wiesenstraße 21<br />

40549 Düsseldorf<br />

Telefon +49 211 86497-0<br />

Telefax +49 211 86497-22<br />

Layout:<br />

auhage|schwarz, Leichlingen<br />

Erscheinungsweise:<br />

monatlich (10 Hefte/Jahr)<br />

Bezugspreis:<br />

Jährlich 65 € im Inland und 70 € im Ausland<br />

zuzüglich Versandspesen und Mehrwertsteuer.<br />

Abbestellungen sind lediglich unter Einhaltung<br />

einer dreimonatigen Kündigungsfrist zum Jahres -<br />

ende möglich. Für die Mitglieder des BDS und die<br />

Teilnehmer im BDS-Fernstudium ist der Bezug<br />

eines Exemplars der Fachzeitschrift „<strong>Stahlreport</strong>“<br />

im Mitgliedsbeitrag bzw. in der Studien gebühr<br />

enthalten. Ein Nachdruck ist nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung der Redaktion gestattet.<br />

Anzeigenpreis:<br />

Zur Zeit gilt die Preisliste Nr. 37.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder<br />

Fotos übernehmen Herausgeber, Redaktion und<br />

Verlag keine Gewähr. Namentlich oder mit Initialen<br />

gekennzeichnete Beiträge vertreten eine vom<br />

Herausgeber unabhängige Meinung der Autoren.<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird mitunter<br />

auf die gleichzeitige Verwendung männlicher<br />

und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche<br />

Personenbezeichnungen gelten gleichwohl<br />

für beiderlei Geschlechter.<br />

Außerdem bittet die Redaktion um Verständnis,<br />

dass insbesondere Firmennamen je Artikel in der<br />

Regel nur einmal in ihrer werbeorientierten Form<br />

verwendet und entsprechende Begriffe häufig<br />

eingedeutscht werden.<br />

International Standard Serial Number:<br />

ISSN 0942-9336<br />

Diese Zeitschrift wurde aus umwelt schonendem<br />

Papier hergestellt.<br />

50 <strong>Stahlreport</strong> 11|20


BERUFSBILDUNG 2021<br />

SEMINARE BEIM BDS<br />

SEMINARTHEMA TERMIN ORT<br />

PRÜFBESCHEINIGUNGEN 19.01.2021 ONLINE<br />

UNGEWÖHNLICHEN ZEITEN BEGEGNEN – 26. UND 28.01.2021 ONLINE<br />

MIT KRISEN UND STRESS KLARKOMMEN<br />

STAHLKUNDE 16.-18.02.2021 DORTMUND<br />

DER KUNDENORIENTIERTE AUSLIEFERUNGSFAHRER 26.–27.02.2021 ONLINE<br />

ROHRE UND ROHRZUBEHÖR 08.–10.03.2021 PADERBORN<br />

STAHLEINKAUF KOMPAKT 13.–14.04.2021 DUISBURG<br />

MEHR UMSATZ, ERTRAG UND KUNDEN II (VERKAUF II) 19.–20.04.2021 HAMBURG<br />

QUALITÄTS- UND EDELSTAHL 22.–23.06.2021 OSNABRÜCK<br />

BLANKSTAHL 28.–29.06.2021 LUDWIGSBURG<br />

STAHLEINKAUF KOMPAKT 07.–08.09.2021 DUISBURG<br />

MEHR UMSATZ, ERTRAG UND KUNDEN I (VERKAUF I) 13.–14.09.2021 KÖLN<br />

„LADIES FIRST“ – DIE ARBEITSWELT 27.–28.09.2021 MÜNSTER<br />

DER FRAU IM STAHLHANDEL<br />

AUSZUBILDENDE IM FOCUS 18.–19.10.2021 MANNHEIM<br />

NACH DER AUSBILDUNG IST VOR DEM ARBEITSLEBEN 20.–21.10.2021 MANNHEIM<br />

BETONSTAHL 09.–10.11.2021 KEHL<br />

STAHLEINKAUF KOMPAKT 07.–08.12.2021 DUISBURG<br />

Diese Übersicht gibt den aktuellen Stand der Seminarplanungen wieder. Änderungen sind vorbehalten. Über weitere Details<br />

sowie zu den Anmeldemöglichkeiten informieren Sie sich bitte unter www.stahlhandel.com.<br />

»<br />

INFOS<br />

& ANMELDUNG<br />

www.stahlhandel.com/seminare<br />

Bundesverband Deutscher Stahlhandel BDS AG · Wiesenstraße 21 · 40549 Düsseldorf · info-bds@stahlhandel.com


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