75. Jahrgang | Dezember 2020
STAHLREPORT
Nachrichten aus Handel, Produktion und Verarbeitung
12
20
„Der Stahlhandel
ist widerstandsfähig“ | S. 30
Interview mit BDS-Vorstand Oliver Ellermann
Steiler Entwicklungspfad | S. 8
Wie die Wachstumsstrategie von
Schwarzwaldeisen aufgegangen ist
Eine Karriere im Stahlhandel | S. 16
Interview mit Franz-Günter Kleine
Betonstahl richten, schneiden und
biegen
Flexibel
Rotorrichtsystem ermöglicht zahlreiche
Formen der Automatisierung.
Wir bieten maßgeschneiderte
Lösungen für die Bearbeitung großer
Drahtdurchmesser vom Coil und einen
schnellen Durchmesserwechsel.
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
jeden Freitag sagt mir mein Mailprogramm, ob ich eine gute Woche hatte. Ob ich „fokussiert“ war oder
abgelenkt. Es schlägt mir auch vor, welche meine „wichtigen Kontakte der Woche“ waren und fragt mich, ob
ich diese wichtigen Kontakte, sofern es neue sind, nicht in mein Adressbuch kopiert haben möchte. Das ist
ungemein praktisch, denn ich finde das Anlegen neuer Kontakte, das Herüber- und Hineinkopieren der
benötigten Daten, eine lästige Sache.
Diese kleinen Helferlein gibt es mittlerweile im Schwarm: In beinahe jedem Programm, auf jeder Website
poppt ein „virtual Assistant“ auf oder öffnet sich ein „Chatbot“. Was man an diesen „Tools“ ablesen kann, ist
eine zunehmend durchkonstruierte Kommunikation. Customer-Relationship-Software weist auf Kunden hin,
die sich lange nicht gerührt haben, Virtual-Meeting-Software bietet an, nach dem Meeting alle noch schnell zu
befragen, wie es war. War im beruflichen Umfeld oft die Mail noch der Goldstandard, rutschen nun – Corona
sei dank – andere Dienste in den Mainstream. Microsoft Teams, Zoom & Co. sind keine Exoten mehr, die nur
Nerds nutzen.
Oft wird beklagt, dass dabei der persönliche Kontakt auf der Strecke bleibt. Wenn im Online-Meeting alle
gleichzeitig reden, weil man nicht mehr so gut mitbekommt, wer wann etwas sagen möchte, und man
schließlich feststellt, dass man mit den anderen nicht noch kurz beim Rausgehen sprechen kannn – dann ist
das wirklich etwas, das fehlt.
Andererseits ist auch der Gewinn durch Teams & Co. groß: Man muss nicht für jede Besprechung eine
Dienstreise planen, vieles lässt sich online erledigen und externe Gesprächspartner sind per Videoschalte
meist schneller zu erreichen als mit einem Vor-Ort-Termin. Auch für Veranstaltungen ist das Onlineformat
eine Alternative, wie beispielsweise für den BDS-DigiDay im kommenden Januar 2021 (s. 47) oder BDS-
Seminare (S. 31).
Vermutlich wird sich herausstellen, dass das, was als Mangel der reinen Online-Kommunikation empfunden
wird, wieder seinen Platz einnehmen wird, wenn Corona einmal vorbei ist. In welcher Form, wird sich zeigen.
Denn dass Menschen miteinander persönlich sprechen, ist keine romantische Schwärmerei, sondern hat eine
zentrale Funktion – die etwas auch für den beruflichen Erfolg und letztlich für den Unternehmenserfolg
Wesentliches ist.
Welche Bedeutung das persönliche Gespräch für die Mitgliedsunternehmen in der Pandemie hatte, beschreibt
auch BDS-Vorstand Oliver Ellermann im Interview zum Jahresabschluss (ab S. 28). Und auch für den
Stahlhandel als Branche ist das Persönliche wichtig, wie Franz-Günter Kleine, Head of Germany Switzerland,
ArcelorMittal Stahlhandel GmbH, im Interview mit dem Stahlreport (ab S. 16) herausstreicht.
Ein besinnliches Weihnachstfest und einen guten Jahreswechsel wünscht Ihnen
Markus Huneke
Chefredakteur Stahlreport
Stahlreport 12|20
3
Inhalt Stahlreport 12 2020
30
„Wir sind hervorragend aufgestellt“
Wie der Stahlhandel durch die Pandemie kommt
Wegen der Corona-Pandemie wird auch der Stahlhandel dieses Jahr mit einem
voraussichtlich deutlichen Rückgang abschließen. Die Branche wird aus
dieser Phase aber mit einem geschärften Profil hervorgehen, ist BDS-Vorstand
Oliver Ellermann überzeugt. Die Gründe erläutert er im Interview ab S. 30.
8
Erfolgsmodell Kundennähe
Strategie der Schwarzwaldeisen-
Gruppe geht auf
Mit dem Alleinstellungsmerkmal „Kundennähe“
macht die Schwarzwaldeisen-Gruppe ernst: Seit
2008 setzt das Unternehmen auf eine
Mehrstandort-Strategie. Wie die Nähe zum
Kunden sich auszahlt lesen Sie ab S. 8.
„Der Stahlhandel wird
seine Berechtigung behalten“
Interview mit Franz-Günter Kleine
16
Das muss man erstmal nachmachen: über vier
Jahrzehnte im Stahlhandel vorne mit dabei. Doch nun
ist Schluss. Franz-Günter Kleine, Head of Germany/
Switzerland bei ArcelorMittal Stahlhandel, geht in den
verdienten Ruhestand. Er ist sich sicher: Auch in
Zukunft ist der Stahlhandel eine Branche, die
Charakter verlangt (ab. S. 16).
4 Stahlreport 12|20
PERSÖNLICHES
6 Kurznachrichten
STAHLHANDEL
8 Schwarzwaldeisen – Gewachsen, nicht gewichen
12 Klöckner – Digitaler Umsatz weiter gestiegen
14 Heine & Bleck – Ein Blankstahl-Erfolg
16 Franz-Günter Kleine – Eine Karriere im Stahlhandel
STAHLVERARBEITUNG
18 Immer mehr Möglichkeiten für Ultrakurzpulslaser
STAHLPRODUKTION
20 ArcelorMittal: Grüner Stahl aus Hamburg
ANARBEITUNG & LOGISTIK
22 Progress – Bewehrungsmodule maßgenau vorfertigen
24 Bomar – Effektive Werkstückentgratung
26 Nissen & Velten – Nicht jeder Umsatz ist ein guter Umsatz
BDS-RESEARCH
28 Kein Herbstblues im Stahlhandel
34
Kunde verweigert
Abnahme – was tun?
Zwei Beispiele, warum es
für Stahlhändler dabei
oft gut aussieht
Wenn Kunden die Abnahme
bestellter Ware verweigern,
dreht sich der anschließende
Streit oft um die Frage, ob ein
Vertrag überhaupt geschlossen
wurde. In vielen Konstellationen
liegt aber die Beweislast
eigentlich nicht beim Händler,
sondern beim Käufer. Warum,
erläutert Rechtsanwalt
Dr. Thorsten Hauröder, Henseler
& Partner Rechtsanwälte mbB
(S. 34).
BDS-KOMMUNIKATION
30 „Unsere Branche ist widerstandsfähig“ – Interview mit Oliver Ellermann
BDS-BERUFSBILDUNG
32 BDS-eLearning – Stahlhandels-Knowhow für Auszubildende
33 BDS-Seminare – Neue Formate
BDS-RECHT
34 Ist eine Auftragsbestätigung bindend? Zwei Beispiele.
MESSEN UND MÄRKTE
36 Termine
37 Messekalender
38 Bauindustrie – Wohnungsbau bleibt Stabilitätsanker
40 Maschinenbau – Mühsam bergauf
43 Appell der Drehteile-Industrie – Mehr Produktion nach Europa holen!
WISSENSWERTES
44 3D-Druck-Projekt erhält Auszeichnung
45 BME-Symposium – Einkäufer müssen Zukunft neu denken
46 SMS group: Neuer Campus bündelt Kompetenzen
LIFESTEEL
48 Edelstahl-DeLorean – „Zurück in die Zukunft“ in neuem Look
50 Impressum
Stahlreport 12|20
5
Persönliches
Kurznachrichten
Bild: Bauindustrie/Eurovia
Bauindustrie
Tim Lorenz
ist neuer Vorstandsvorsitzender des Wirtschafts-
und Rechtsausschusses (WRA) und
zugleich Vizepräsident
Wirtschaft des
Hauptverbands Deutsche
Bauindustrie
e.V. (BAUINDUS-
TRIE). Der CEO der
Eurovia GmbH
(Eurovia Deutschland/Vinci)
übernimmt
das Amt von
Marcus Becker
(Geschäftsführer bei Kondor Wessels Bouw
Berlin GmbH) der den WRA seit 2012 geleitet
hatte. Tim Lorenz übernahm 2018 den
Vorsitz der Eurovia-Geschäftsführung, deren
Mitglied er bis dahin seit mehreren Jahren
war. Neben Lorenz gehören Klaus Pacher
(Geschäftsführer und Vorstand Technik der
Köster Holding SE) und Thomas Löw
(Geschäftsführer der W. Markgraf GmbH &
Co KG) als Stellvertretende Vorsitzende
sowie Uwe Niebergall (Technischer
Bereichsleiter Mitte der Ed. Züblin AG),
Andreas Bischoff (Kaufmännischer Leiter
Bereich Nord, Wayss & Freytag Ingenieurbau
AG) und Jörg Muschol (Leiter der Niederlassung
Dresden, Dreßler Bau GmbH) als
weitere Vorstandsmitglieder zu dem Gremium.
SHS-Gruppe
Dr. Karl-Ulrich Köhler
ist mit Wirkung zum 1. Januar 2021 zum neuen
Vorsitzenden der Geschäftsführung der SHS –
Stahl-Holding-Saar sowie zum Vorstandsvorsitzenden
der Unternehmen Saarstahl AG, der AG
der Dillinger Hüttenwerke und der DHS – Dillinger
Hütte Saarstahl AG durch das Kuratorium
der Montan-Stiftung-Saar bestellt worden.
Dr. Köhler war ehemals CEO von
ThyssenKrupp Steel und Tata Steel und bis 31.
Oktober Vorsitzender der Geschäftsführung
der Rittal GmbH. Seit 2019 ist er Mitglied im
Kuratorium der Montan-Stiftung-Saar.
„Dr. Köhler ist sicherlich einer der erfahrenen
Vertreter der deutschen Stahlindustrie und
wir sind erfreut, dass wir ihn für diese
anspruchsvolle Aufgabe in einem überaus
schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld
gewinnen konnten", erklärte Reinhard Störmer,
Vorsitzender des Kuratoriums der Montan-Stiftung-Saar.
Karl-Ulrich Köhler werde
sich umfassend mit der Weiterentwicklung
der saarländischen Stahlindustrie befassen
und dabei die Bereiche Strategie, Portfolio
und Innovation sowie Finanzen verantworten.
Der bisherige Vorsitzende der SHS-Geschäftsführung,
Vorsitzende der Vorstände der beiden
Unternehmen und Finanzvorstand Tim
Hartmann hat seine Ämter im Einvernehmen
niedergelegt, teilte der Konzern mit.
VDE Mobility
Dr. Ralf Petri
hat die Leitung des neuen Geschäftsbereichs
VDE Mobility des Verbands der Elektrotechnik
Elektronik Informationstechnik e.
V. übernommen. Mit VDE Mobility bündelt
der Verband seine
Aktivitäten im Mobilitätsbereich.
Hierzu
zählen Normen und
Anwendungsregeln,
beispielsweise für
die Ladeinfrastruktur
von E-Fahrzeugen,
das Prüfen und
Zertifizieren von
Ladeinfrastrukturen
und Batterien, aber auch die Wissenschaft,
beispielsweise mit Studien der Fachgesellschaften.
Bild: VDE/Uwe Noelke
Bundesverband Deutscher
Baustoff-Fachhandel (BDB)
Johannes Richter
ist seit dem 1. November für das Präsidium
des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-
Fachhandel kooptiert worden. Eine Nachbesetzung
sei sinnvoll gewesen, da Julian Tintelnot
zum 31. Oktober aus dem Gremium
ausgeschieden ist, teilte der Verband mit.
BDB-Präsidentin Katharina Metzger zeigte
Bild: Karsten Stahlhandel
Karsten Stahlhandel
Jörg Karsten
hat am 15. November seinen 80. Geburtstag
gefeiert. Der Gründer und Seniorchef der
Karsten Stahlhandel GmbH, Grevenbroich,
blickt auf eine lange und erfolgreiche Karriere
im Stahlhandel zurück. 1940 in Danzig geboren,
seit dem vierten Lebensjahr aber im niederrheinischen
Grevenbroich verwurzelt, hat
Jörg Karsten seine Berufslaufbahn bei Mannesmann
Stahlhandel in Köln begonnen und war dort für Ford zuständig.
Nach einer Station beim ebenfalls in Köln ansässigen
Stahlhandelsunternehmen Blass war er Anfang der 1970er-Jahre
anschließend beim Ratinger Stahlkontor Hahn im Außendienst tätig –
das 1980 von Mannesmann übernommen wurde und heute eine Niederlassung
von thyssenkrupp Schulte ist. 1983 gründete er mit 43
Jahren sein eigenes Unternehmen in der Heimatstadt Grevenbroich.
Erfolgreich: Die Karsten Stahlhandel GmbH, spezialisiert auf ein breites
und tiefes Sortiment an Lang- und Flachprodukten, etablierte sich
schnell am Markt und verzeichnete ein stetes Wachstum. Meilensteine
sind die 1997 und 2008 realisierten Neubauten insgesamt dreier
Lagerhallen, inklusive eines modernen Hochregallagersystems. 2010,
mit 70 Jahren, hat Jörg Karsten die Geschäftsführung seines Unternehmens
in die Hände seiner einzigen Tochter Iris Karsten, gegeben. Die
Diplom-Kauffrau und Betriebswirtin Stahlhandel (BDS) lenkt das Unternehmen
seitdem erfolgreich in das Zeitalter der Digitalisierung.
Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid Karsten – die beiden sind seit über
50 Jahren verheiratet – hat der Unternehmer viele konjunkturelle
„Aufs und Abs“ gemeistert und sein Unternehmen durch einige Wirtschaftskrisen
geführt. Noch heute ist der leidenschaftliche Jäger,
Weinanbauer und Landwirt der Karsten Stahlhandel GmbH eng verbunden.
Als Geschäftsführer auf Lebenszeit verfolgt er die Entwicklung
des Unternehmens vom Alterssitz in der Eifel sowie häufig auch vor
Ort in Grevenbroich und erstellt noch selbst täglich die Auswertungen
des Verkaufs.
„Mein Vater ist ein Unternehmer, der die Kaufmannsehre hoch hält“,
sagt Iris Karsten. Er habe immer nach dem alten Kaufmannnsmotto
„Ein Mann ein Wort!“ gehandelt. Diese Kaufmannsehre hat er auch
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitergegeben. „Unsere Kunden
schätzen Karsten Stahlhandel für die Zuverlässigkeit und Bündelung
aller Auftragspositionen in einer Lieferung zum gewünschten Lieferzeitpunkt
– und für den engen, freundschaftlichen und herzlichen
Kontakt, den wir mit allen Kunden, Lieferanten, Werken und
Geschäftspartnern pflegen“, so Iris Karsten.
6 Stahlreport 12|20
Bild: Boschert
Bild: Günther + Schramm
sich sehr erfreut
über die Bereitschaft
von Johannes
Richter, sich im Präsidium
für die
berufsständische
Interessenvertretung
des Fachhandels
zu engagieren.
Boschert GmbH & Co. KG
Jean-Sébastien Sitter
wird neuer Geschäftsführer bei Boschert. Ab
dem 1. Januar 2021
steht Jean-Sébastien
Sitter neben Manuel
Lang an der Spitze
des Blechbearbeitungs-Spezialisten.
Sitter folgt Peter
Kunz nach, der nach
32 Jahren als
Geschäftsführer in
den Ruhestand geht.
Im kommenden Jahr feiert das Unternehmen
seinen 75. Geburtstag.
Günther + Schramm GmbH
Wolfgang Dörr
ist nach 15 Jahren aus der Geschäftsführung
der Günther + Schramm GmbH ausgeschieden.
Seine Tätigkeiten als Geschäftsführer
Vertrieb für den Oberkochener Stahl- und Aluminiumhändler
werden nun auf mehrere
Schultern verteilt, so das Unternehmen.
Gemeinsam mit Bernd Seibold und Hubert
Baier agierte Wolfgang Dörr auf Ebene der
Geschäftsleitung. Bisher verantwortete jeder
der drei Geschäftsführer einen wesentlichen
Aufgabenbereich.
Wolfgang Dörr begann seine Karriere als Auszubildender
zum Kaufmann im Groß- und
Außenhandel bei Günther + Schramm. In den
Das ehemalige Trio der Geschäftsleitung: Wolfgang
Dörr (l.) gemeinsam mit Bernd Seibold (r.)
und Hubert Baier
Bild: BDB
90er-Jahren baute er die Abteilung Anarbeitung
bzw. Lohnfertigung auf und aus. Ebenfalls
übernahm er den Aufbau und die Leitung
der Abteilung „JustInTime“. Seit 2005 bekleidete
der geprüfte Wirtschaftsinformatiker
Wolfgang Dörr – er erlangte 1983 außerdem
ein Wirtschaftsdiplom – schließlich die Position
des Geschäftsführers. Sein Ziel war es
stets, die Abwicklung beim Kunden bestmöglich
umzusetzen und Just-in-time-Projekte
erfolgreich zu realisieren, so das Unternehmen.
VDMA
Karl Haeusgen
ist zum neuen VDMA-Präsidenten für die
kommenden vier Jahre gewählt worden. Er
tritt damit die turnusgemäße Nachfolge von
Carl Martin Welcker
(Alfred H. Schütte
GmbH & Co. KG) an,
der das Amt seit
2016 ausübte und
nicht wiedergewählt
werden konnte.
Haeusgen ist Vorsitzender
des Aufsichtsrats
und Miteigentümer
der HAWE
Hydraulik SE mit Sitz in Aschheim im Landkreis
München.
Bild: VDMA
Nach dem Studium der Betriebswirtschaft in
St. Gallen, Schweiz, war Karl Haeusgen als
Assistent des Vorstands im Bereich Materialwirtschaft
bei der MAHO AG, Pfronten
sowie bei der Barmag Far East Ltd., Hong
Kong, einem Tochterunternehmen des
damaligen deutschen Textilmaschinenherstellers
Barmag AG tätig. Anschließend war
Haeusgen bei HAWE in verschiedenen Positionen
für die Ressorts Vertrieb, Marketing,
Unternehmensentwicklung, Qualität und
Organisation zuständig. Von 1996 bis 2019
war er Mitglied der Geschäftsführung bzw.
Sprecher des Vorstands der HAWE Hydraulik
SE.
Karl Haeusgen ist seit vielen Jahren im VDMA
engagiert, er ist Mitglied im engeren Vorstand
und im Hauptvorstand des VDMA, von
2008 bis 2014 war Haeusgen Vorstandsvorsitzender
des VDMA Bayern. Seit 2013 ist er
Vize-Präsident des VDMA. In das Amt des
Vizepräsidenten wurde abermals der Familienunternehmer
Henrik Schunk gewählt. Er ist
seit Juni 2018 VDMA-Vizepräsident und war
bereits zuvor stark im Verband engagiert.
Neu als Vizepräsident gewählt wurde Bertram
Kawlath, geschäftsführender Gesellschafter
der Schubert & Salzer Firmengruppe.
Bauindustrie
Udo Berner
ist für weitere zwei Jahre zum Vorsitzenden
des Ausschusses großer Unternehmen
(AGU) im Hauptverband
der deutschen
Bauindustrie
gewählt worden.
Udo Berner ist
Geschäftsführer der
Wolff & Müller Holding
GmbH und
Bild: Bauindustrie/Wolff & Müller
nimmt dieses Amt
seit 2018 wahr. Als
Stellvertretende Vorsitzende
wurden Jörg Rösler, STRABAG, und
Lars Luderer, Goldbeck, gewählt.
Lienhard Thress
ist am 9. November 2020 im Kreise seiner
Familie gestorben. Fast 50 Jahre
hatte der Unternehmer, Ehemann und
Vater als Seniorchef in der Verantwortung
und an der Spitze der Bad Kreuznacher
Julius Thress GmbH & Co. KG
gestanden. Nach
dem Tod seines
eigenen Vaters
Julius Thress hatte
er das Stahlhandelsunternehmen
1955 übernommen
und weitergeführt.
Sein unternehmerisches
Wirken war
immer geprägt von
Weitsicht, Pflichtbewusstsein und Verlässlichkeit,
würdigten ihn die Geschäftsführung,
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Unternehmens. Er habe immer Zeit
für ein persönliches Gespräch und ein
offenes Ohr für alle Anliegen gehabt.
Besonders am Herzen habe ihm die Ausbildung
junger Menschen gelegen. Durch
die Investitionen und den Umzug 1997 an
einen neuen Standort schuf er, zusammen
mit seinem Sohn Julius Thress, die
Voraussetzungen für die Stärke und Leistungsfähigkeit
des Logistikunternehmens
Thress mit heute über 100 Ausbildungsund
Arbeitsplätzen.
Stahlreport 12|20
7
Stahlhandel
Bericht
Garant für zufriedene Kunden: Schwarzwaldeisen liefert Bestellungen komplett mit dem eigenen Fuhrpark aus.
Schwarzwaldeisen – Erfolgsmodell Kundennähe
Gewachsen, nicht gewichen
Wachsen oder weichen – vor dieser Alternative stand Schwarzwaldeisen, als Steffen Auer das Unternehmen seines
Vaters 2008 übernahm. Das baden-württembergische Stahlhandelsunternehmen blickte zwar damals auf eine lange
und erfolgreiche Tradition zurück. Doch die Zeit war reif, sich den Herausforderungen des Marktes neu zu stellen.
Heute haben die Brüder Ingo und Steffen Auer das Unternehmen zu einer erfolgreichen Stahlhandelsgruppe mit einer
großen lokalen Kundennähe entwickelt.
Nicht Stahl – die chemische
Industrie war sein tägliches Geschäft:
Als Steffen Auer, Doktor der technischen
Chemie und bis dahin CEO der
Novartis-Divisionen Tschechien und
Slowakei, seinen aktuellen Job aufgab
und als Geschäftsführender Gesell-
schafter in die Schwarzwald Eisenhandel
GmbH & Co. KG einstieg, war
das ein Schritt zurück zu den Wurzeln.
Zusammen mit seinem Bruder Ingo
Auer ist er mit Schwarzwaldeisen,
dem Unternehmen seines Vaters, im
Stahlhandel aufgewachsen.
„Wir haben das Sortiment
deutlich erweitert. Das war
die wichtigste Voraussetzung dafür,
schneller zu werden“.
Steffen Auer
Kundenbefragung
war ernüchternd
Schwarzwaldeisen hatte seine Stärken
damals traditionell im Baustahl.
Mit Stammsitz in Lahr am Rande des
Schwarzwalds wurden mit 50 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern vor
allem metallverarbeitende Betriebe
im Umkreis beliefert. Um herauszufinden,
wie das Unternehmen eigentlich
dastand, war mit das Erste, was
Steffen Auer anschob, eine Kundenbefragung.
Wie schnitt man ab bei
Sortiment, Abwicklung, Preis und
Lieferung?
„Es war schnell klar, dass wir
unsere Startegie drastisch anpasen
mussten“, so Steffen Auer. Denn
es stellte sich heraus, dass die Kunden
den Wettbewerb nicht nur beim
Sortiment oft für besser hielten,
8 Stahlreport 12|20
Die Gruppe wächst weiter
Der Erfolg der Schwarzwaldeisen-
Gruppe ist auch ein Erfolg der Zusamsondern
dieser auch in der Abwicklung
und bei der Lieferung schneller
war.
Das Resultat der Marktbefragung
war ernüchternd. Wie, so fragte sich
Steffen Auer damals gemeinsam mit
dem Führungsteam des Unternehmens,
konnte man das Steuer herumreißen?
„Wir standen vor der Perspektive,
entweder in absehbarer
Zeit schließen zu müssen – oder aber
zu investieren und zu wachsen“,
blickt er zurück. „Wir haben uns für
letzteres entschieden“.
Lieferversprechen: 24 h
Ganz oben auf der Agenda standen
dabei Verfügbarkeit, Produktauswahl
und Liefergeschwindigkeit. Kunden
sollten verfügbare Lagerware spätestens
am Tag nach der Bestellung
geliefert bekommen.
Investiert wurde zugleich in das
Personal. Um die internen Abläufe zu
beschleunigen, wurde die Mitarbeiterzahl
deutlich aufgestockt. „Früher
haben wir bis zu einem Tag gebraucht,
um Kunden ein Angebot überhaupt
herauszugeben. Heute erstellen wir
ein Angebot innerhalb von zwanzig,
dreißig Minuten“, so der Geschäftsführende
Gesellschafter.
Zu den Investitionen in Sortiment
und Geschwindigkeit kamen weitere
„externe“ Investitionen. Wie der
Zufall es wollte, bot sich gleich 2008
unter anderem die Gelegenheit, in
Herbholzheim, knapp 20 km südlich
vom Unternehmenssitz in Lahr, den
Maschinenpark eines Stahlbauers
zu übernehmen und dessen Halle
„Wir fahren zu jedem Kunden, auch in
die entlegensten Winkel, ob im
Schwarzwald oder im Westerwald.
Das macht kein Konzernhändler, mit
einem weit entfernten Lager.“
Ingo Auer
anzumieten. Steffen Auer griff zu –
und hatte damit auf einen Schlag
ausreichend Lagerfläche für die Sortimentserweiterung
im Trägerbereich
zur Verfügung sowie den ersten
Schritt in die Anarbeitung getan.
Bilder: Schwarzwaldeisen
Keine halben Sachen
Wenn schon, denn schon, dachte
man sich in Lahr vielleicht damals
– und ging ebenfalls 2008 parallel
den Bau einer neuen Hochregalanlage
am Standort Lahr an, welche
2012 fertiggestellt wurde. „Die Investitionen
waren Teil einer langfristig
angelegten Strategie“, legt Steffen
Auer dar. Die Errichtung der Hochregalanlage
war damit ein logischer
Schritt, schließlich ist die Intralogistik
ein entscheidendes Element in der
Lieferkette zum Kunden. Wenn es
da hakt oder zu langsam geht, kann
das auf Dauer auch das beste Sortiment
nicht kompensieren. Doch eine
auf dem Papier einleuchtende Strategie
auch wirklich umzusetzen und
damit das Risiko großer Investitionen
auf sich zu nehmen – dazu braucht
es auch unternehmerischen Mut.
Wie sich schnell herausstellte,
zahlte sich der Mut aus. Innerhalb
von vier Jahren, von 2008 bis 2012,
wuchs der Umsatz des Unternehmens
um nahezu 30 % auf 30,5 Mio. €
– und das mit dem Krisenjahr 2009
dazwischen. Bis heute ist die Gruppe
in den vergangenen zwölf Jahren im
Schnitt um jährlich über 10 %
gewachsen.
menarbeit der beiden Auer-Brüder.
Nachdem Steffen Auer das Familienunternehmen
2008 übernommen
hatte, ist 2014 auch Ingo Auer als
zweiter Geschäftsführender Gesellschafter
eingetreten. „Wir verstehen q
Stahlreport 12|20
9
Stahlhandel
Bericht
q uns, wir denken in die gleiche Richtung
und stimmen in vielen grundsätzlichen
Auffassungen überein“,
bestätigt Ingo Auer.
Die Brüder trieben das Wachstum
voran. Der Maschinenpark wurde
modernisiert und eine neue Säge-Bohranlage
sowie eine Strahl- und Konservierungsanlage
angeschafft. 2014
boten sich dann Gelegenheiten, die
von keiner Strategie vorherzusehen
waren. Die Altenkirchener Kuss-
Gruppe ging in Insolvenz und die Freiburger
Stahlhandel GmbH (FSH), ein
Joint-Venture der ThyssenKrupp
Schulte GmbH und Eisen Glatt ging
in die Brüche. Schwarzwaldeisen übernahm
den Stahlbereich von Kuss und
mietete 10.000 m 2 Hallenfläche der
ehemaligen FSH an.
„Diese beiden Investitionen in
einem einzigen Jahr zu stemmen, war
schon ziemlich sportlich“, so Steffen
Auer rückblickend. Von 2013 auf 2014
stiegen die Erlöse auf knapp über 50
Mio. € – ein satter Sprung von knapp
50 %. „Vom Volumen her sind wir
damit in eine andere Liga aufgestiegen“,
ordnet Ingo Auer die Zukäufe
ein.
Kundennähe ist keine Worthülse
Mit den Zukäufen verfolgt das Unternehmen
eine Mehr-Standort-Strategie
und unterscheidet sich damit von so
gut wie allen anderen Wettbewerbern
in der Region. Während andere meist
einen einzigen, großen Standort
haben, setzt Schwarzwaldeisen voll
auf lokale Präsenz mit großer Kundennähe.
Das ist der entscheidende
Unterschied, sich im Markt anders
als andere aufzustellen. Diese Nähe
schätzen die Kunden, oft kleine und
mittlere metallbearbeitende
Unternehmen.
Auch die
eher unrentablen
kleinlosigen Aufträge
werden
abgewickelt –
mit der Absicht,
dass der Kunde
dies auch mit
größeren Folgeaufträgen
honoriert.
So hat Schwarzwaldeisen im
Lauf der Jahre viel Umsatz hinzugewonnen.
Das Sortiment ist voll auf die Kundenstruktur
kleiner und mittlerer stahlverarbeitender
Betriebe ausgerichtet.
Von Qualitäts- und Edelstählen über
Rohre bis zu Blechen, von Blankstahl,
Profilen und Betonstahl bis zu Alu-Produkten
hält Schwarzwaldeisen alles
vor, was Metallbauunternehmen vor
Ort brauchen. Aber auch Industriekunden
werden versorgt, für die auf
„Langfristiges Denken
und, bei aller Abwägung,
eine hohe Risikobereitschaft
gehört zu unserem
Selbstverständnis bei
Schwarzwaldeisen.“
Steffen Auer
Wunsch spezieller Bedarf vorgehalten
wird.
Über die vier Standorte Lahr, Freiburg,
Karlsruhe und Bad Säckingen
wird die Schwarzwaldregion mit dem
eigenen Fuhrpark in Südbaden, der
Nordschweiz und im Elsass versorgt.
Die Regionen Westerwald und Eifel,
Rhein-Main und Köln werden über
die weiter nördlich
gelegenen
Standorte von
Westerwald &
Hürlimann Stahlhandel
Ransbach-Baumbach,
Al tenkirchen
und Andernach
beliefert. Kunden
können sich den
Stahl sägen, bohren,
strahlen und
konservieren lassen, es werden Langlöcher
gefräst, in der Biegerei wird
der Betonstahl bedarfsgerecht für den
Einsatz auf der Baustelle bearbeitet.
Langfristige Partnerschaften
zahlen sich aus
Zum Selbstverständnis der inhabergeführten
mittelständischen Stahlhandelsgruppe
gehört auch die Pflege
langfristiger Partnerschaften, sei es
bei Ausrüstern oder im Stahleinkauf.
Seit über 30 Jahren arbeitet das Unter-
Ein wichtiges Standbein: Anarbeitungsdienstleistungen wie das Sägen und Bohren, aber auch Strahlen und Konservieren gehören zum Programm.
10 Stahlreport 12|20
nehmen mit dem Einkaufsverbund
Nordwest zusammen – eine Partnerschaft,
die seit dem Wachstum der
Gruppe noch enger geworden ist. Beim
ERP-System setzt man seit vielen Jahren
auf eNVenta von Nissen & Velten,
bei der Logistiksoftware auf KASTOlogic/KASTOmobile.
Das zahlt sich aus, etwa bei der
Integration neuer Standorte in das
Unternehmen. So konnte das Hochregallager,
das mit dem Zukauf des
Karlsruher Stober-Standorts dazukam,
innerhalb von nur zwei Tagen ans
System angeschlossen werden. „Das
geht nur, wenn alle Prozesse und
Daten einheitlich aufgesetzt sind“,
sagt Steffen Auer.
Die Strategie ist aufgegangen
Die vorerst letzten Schritte der Wachstumsschritte
hat Schwarzwaldeisen
erst jüngst vollzogen. Im vergangenen
Jahr wurde das Andernacher Unternehmen
Hürlimann Stahlhandel integriert.
Zusammen mit Westerwaldstahl
entsteht damit der Westerwald Hürlimann
Stahlhandel. In diesem Jahr sind
zwei Standorte des Stahlhandelsunternehmens
Stober mit insgesamt 50
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
dazugekommen, ein Biegebetrieb im
Badischen Kippenheim nahe des eigenen
Unternehmensitzes in Lahr und
ein Stahlstandort in Karlsruhe. Die
Schwarzwaldeisen-Gruppe im Überblick
Die Schwarzwaldeisen-Gruppe ist in mehreren Bereichen aktiv. Neben dem Stahlhandel gehören auch
der Handel mit Objekttüren und -Toren sowie Arbeitsschutzprodukten zur Gruppe.
Geschäftsbereiche
• Stahl:
- Schwarzwaldeisen (Lahr, Freiburg, Bad Säckingen, Karlsruhe)
- Westerwald Hürlimann Stahlhandel (Altenkirchen, Ransbach-Baumbach, Andernach)
• Türen und Tore:
- SchwarzwaldElemente (Lahr, Stockach, Konstanz)
- Eurodoor Schweiz AG (Basel)
• Arbeitsschutz:
- Kaman Liebherr Arbeitsschutz GmbH (Freiburg, Lahr, Ettlingen, Lörrach)
Entwicklung
2008: Übernahme Eisen Dattler (Lörrach)
2008: Übernahme von Maschinen und Anmietung Halle eines Stahlbauunternehmens (Herbolzheim)
2011: Umzug Standort Hochrhein von Lörrach nach Bad Säckingen
2014: Übernahme Stahlhandel Kuss-Gruppe und Gründung Westerwaldstahl (Altenkirchen, Ransbach-
Baumbach)
2016: Gründung SchwarzwaldElemente (Stockach, Konstanz)
2019: Zusammenschluss Westerwaldstahl und Hürlimann zur Westerwald Hürlimann Stahlhandel
GmbH & Co. KG
2019: Gründung Eurodoor Schweiz AG (Basel/Aesch)
2020: Übernahme Bereich Betonstahl Willi Stober GmbH & Co. KG (Kippenheim)
2020: Übernahme Walzstahl und Edelstahl/NE Willi Stober GmbH & Co. KG (Karlsruhe)
Mitarbeiterzahl der Schwarzwaldeisen-Gruppe
ist damit auf mittlerweile
rund 350 gestiegen, das Umsatzvolumen
liegt damit bei rund 110 Mio. €.
Mit diesen Zahlen vor Augen kann
man sagen: die Wachstumsstrategie
ist aufgegangen. 2
[ Kontakt]
Schwarzwald Eisenhandel
GmbH & Co. KG
Carl-Benz-Straße 11
77933 Lahr/Schwarzwald
+49 7821 5805-0
www.schwarzwald-eisen.de
Stahlreport 12|20
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Stahlhandel
Bericht/Nachricht
Klöckner & Co – Ergebnis im dritten Quartal deutlich verbessert
Digitaler Umsatz weiter gestiegen
Klöckner & Co hat im dritten Quartal 2020 ein operatives Ergebnis (EBITDA) vor wesentlichen Sondereffekten von
40 Mio. € erzielt (Q3 2019: 26 Mio. €). Damit liegt der Konzern am oberen Ende seiner eigenen Prognosespanne. Das
Konzernergebnis verbesserte sich auf -5 Mio. € nach -23 Mio. € im Vorjahreszeitraum. Neben positiven Preiseffekten
waren dem Konzern zufolge die mit dem Transformationsprogramm Surtsey forcierten Digitalisierungs- und
Restrukturierungsmaßnahmen maßgeblich für die positive Entwicklung.
Durch ein äußerst stringentes
Net Working Capital-Management
erzielte der Konzern eine Mittelbindung
zum 30. September mit 1,1
Mrd. € deutlich unter dem Vorjahreswert
von 1,4 Mrd. €. Entsprechend
sanken auch die Nettofinanzverbindlichkeiten
um rund ein
Drittel auf vergleichsweise niedrige
427 Mio. € (30. September 2019:
634 Mio. €).
(Q3 2019: 30 %) gesteigert. Damit
hat Klöckner & Co den für das Jahresende
ausgegebenen Zielanteil von
40 % bereits übertroffen. Ein wesentlicher
Treiber des beschleunigten
Wachstums war demnach der Kloeckner
Assistant, eine KI-getriebene
Applikation für die nahezu vollständige
Automatisierung des Vertriebs.
„Die erste Welle der Pandemie haben wir
erfolgreich bewältigt und für die zweite Welle
sind wir durch die digitale Transformation
und das Projekt Surtsey gut gerüstet.“
Gisbert Rühl, Vorstandsvorsitzender Klöckner & Co SE
Digitales Jahresziel
bereits übertroffen
Der über digitale Kanäle erzielte
Umsatzanteil wurde weiter auf 42 %
Weiter gewachsen ist dem Konzern
zufolge auch die offene Industrieplattform
XOM Materials. Der kumu-
Ausblick 2020
[ Kontakt]
Klöckner & Co SE
47057 Duisburg
+49 203 307-0
www.kloeckner.com
Europa
>-15%
Tatsächliche
Stahlnachfrage
USA
>-15%
Bauindustrie
Maschinen- und
Anlagenbau
Energiesektor
Automobilindustrie
Schiffbau
Bild: Klöckner & Co SE, Präsentation vom 3.11.2020
12 Stahlreport 12|20
lierte Gesamtwert der Verkäufe über
die Plattform (Gross Merchandise
Value – GMV) von XOM Materials
betrug im bisherigen Jahresverlauf
bereits 64 Mio. €. Einen wesentlichen
Beitrag zum Anstieg habe die neue
eProcurement-Lösung zur Automatisierung
des Beschaffungsprozesses
von XOM-Kunden geleistet.
Aufgrund der steigenden COVID-19-
Infektionszahlen bleibe die Unsicherheit
im Hinblick auf die weitere
Absatzentwicklung im Jahr 2020
bestehen. Bedingt durch saisonale
Effekte erwartet Klöckner & Co für
das vierte Quartal 2020 einen niedrigeren
Absatz und Umsatz als im
Vorquartal. Dennoch rechnet das
Unternehmen – aufgrund der weit
fortgeschrittenen Digitalisierung und
der konsequenten Umsetzung des
Transformationsprojekts Surtsey –
mit einem EBITDA vor wesentlichen
Sondereffekten von 75 bis 95 Mio. €.
Darüber hinaus erwartet Klöckner &
Co einen deutlich positiven Cashflow
aus betrieblicher Tätigkeit. 2
Vierter Dienstleister mit NW Connect ausgezeichnet
SE Padersoft erhält Nordwest-Gütesiegel
Der ERP-Anbieter ist mit dem Nordwest-Gütesiegel NW Connect
ausgezeichnet worden. „Es freut uns, dass wir SE Padersoft mit
NW Connect auszeichnen konnten. Das Unternehmen passt gut zu
unserer Digitalisierungsstrategie und hat schon einige unserer Handelspartner
im Bereich der ERP-Systeme erfolgreich angebunden“,
sagte Martin Reinke, Nordwest-Hauptbereichsleiter IT & E-Business.
Das Paderborner Softwarehaus ist mittlerweile der vierte Dienstleister,
der diese Auszeichnung erhält. Durch das Gütesiegel müssen
sich Nordwest-Handelspartner nicht mehr darum kümmern, ob ihre
Warenwirtschaftssysteme auf dem aktuellsten Stand sind und verschiedene
Prozesse, wie elektronische Bestellungen, abbilden. Sie
können sich ganz auf das von Nordwest vergebene Gütesiegel verlassen,
so die Verbundgruppe.
Um das Gütesiegel zu erhalten, muss eine Reihe von Kriterien erfüllt
werden. Möglich sein müssen unter anderem Anbindungen an den
Nordwest-eSHOP, elektronische Bestellungen, Bestellbestätigungen,
Lieferscheine sowie Rechnungen, Lagerbestandsabfragen online
sowie Schnittstellen zu NW365.DATACONNECT. „Nur wenn diese
V.l.n.r: Martin Reinke und Nadine Falkenroth (Nordwest), Artur Geist und
Sandra Saake (SE Padersoft), Thomas Cramer (Nordwest).
Kriterien vollständig erfüllt sind, können unsere Handelspartner an
der Digitalisierung ganzheitlich teilhaben und gelassen in die Zukunft
sehen“, so Thomas Cramer, Bereichsleiter E-Business & IT-Beratung.
„Sie erhalten damit die Sicherheit, dass das verwendete Warenwirtschaftssystem,
die digitalen Prozesse zwischen ihnen und Nordwest
abbilden kann.“
Bild: Padersoft
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Stahlreport 12|20
13
Stahlhandel
Bericht
Rund 4.000 t bevorratet Blankstahlspezialist Heine & Bleck.
30 Jahre Heine & Bleck in Hermsdorf
Ein Blankstahl-Erfolg
Es war eigentlich eine Rückkehr: Als Armin Bleck und Aribert Heine 1990 in einem Wittenberger Café
die Gründung von Heine & Bleck beschlossen, knüpften sie damit an eine lange Tradition an, die bis in
die Zeit vor dem 2. Weltkrieg zurückreicht. Der Erfolg hat ihnen Recht gegeben: Die Heine& Bleck
GmbH mit Sitz in Hermsdorf hat sich zu einem der führenden Blankstahlspezialisten in
Mitteldeutschland entwickelt. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 30-jähriges Bestehen.
[ Kontakt]
Heine & Bleck GmbH
Oststraße 5
07629 Hermsdorf
+49 36601 9269-0
www.heine-bleck.de
Den Anstoß damals hatten zwei Einkäufer des damaligen
Volkseigenen Betriebs VEB Reinsdorf gegeben: Ein
Blankstahl-Geschäft aufziehen – mit dieser Idee waren
Norbert Dietrich und Frank Mende kurz nach der Wende
auf Andernach & Bleck zugegangen. Ob man sich vorstellen
könne, für das künftige Unternehmen Material zu liefern?
Lange Tradition in Mitteldeutschland
Andernach & Bleck, dieser Name hat im Osten Deutschlands
eine weit, bis vor den 2. Weltkrieg zurückreichende Tradition.
In der Vorkriegszeit war die Region rund um Leipzig
ein wichtiges Absatzgebiet des Unternehmens. Mit Aufkommen
des „Real existierenden Sozialismus“ war mit
diesem Kapitel jedoch Schluss – allerdings nur vorübergehend,
wie sich herausstellen sollte.
Nach dem Fall der Mauer bot sich mit der Initiative
der beiden VEB-Einkäufer – die in dem zukünftigen Unternehmen
übrigens als Vertriebsverantwortliche tätig sein
sollten – eine Gelegenheit, die Geschichte weiterzuschreiben.
Als Armin Bleck, Inhaber des Hagener Blankstahlspezialisten
Andernach & Bleck, dann auch Heine + Beisswenger
ins Boot holte, schloss sich ein weiterer Kreis. Denn auch
das Baden-Württembergische Stahlgroßhandelsunternehmen
war, wie Andernach & Bleck, in der ersten Hälfte des
vergangenen Jahrhunderts in Leipzig mit einem Lagerstandort
ansässig.
So kam es, dass sich Armin Bleck und Aribert Heine,
Mitinhaber von Heine + Beisswenger, 1990 in einem Wittenberger
Café neben der Schlosskirche trafen, um die
Gründung der Heine & Bleck GmbH zu beschließen.
Gemeinsam wollte man an eine erfolgreiche Vergangenheit
anknüpfen und glaubte man an eine ebenso erfolgreiche
Zukunft. „Wir sind stolz darauf, dass wir direkt nach der
Wende unseren Standort in den neuen Bundesländern
gemeinsam aufgebaut und in den letzten 30 Jahren erfolgreich
weiterentwickelt haben, sodass Heine & Bleck nun
ein wichtiges Kompetenzzentrum der H+B-Gruppe für
Blankstahl ist“, sagt Mattias Heine, Vorstand und Gesellschafter
von Heine + Beisswenger und Mitglied der
Geschäftsleitung von Heine & Bleck.
Hohe Wiederempfehlungsquote
Schon bald zeigte sich, dass die beiden Unternehmer den
richtigen Riecher gehabt hatten und sich die Heine & Bleck
GmbH in der gesamten mitteldeutschen Region zu einem
Blankstahlanbieter mit hervorragendem Ruf entwickelte.
Mit den beiden Muttergesellschaften Andernach & Bleck
und Heine + Beisswenger kann die Heine & Bleck GmbH
14 Stahlreport 12|20
Sägedienstleistungen sind bei Heine & Bleck ein wachsender Bereich.
Bilder: Heine & Bleck
auf ein umfassendes Blankstahlportfolio mit hoher Qualität
zugreifen. Das ist bei Kunden ein Argument.
„Unsere Kunden fragen immer wieder speziell nach
Andernach & Bleck-Blankstahl. Diese Produkte haben einfach
einen sehr guten Ruf im Markt. Sie haben eine gute
und verlässliche Qualität und sind sehr gut zu verarbeiten“,
sagt Heine & Bleck-Niederlassungsleiter Stefan Täschner.
Die Weiterempfehlungsquote ist hoch. Über diesen Weg
hat sich das Unternehmen sogar international einen Namen
gemacht, mit Kunden vor allem in Tschechien, aber auch
Litauen, Schweden, Bulgarien und Kroatien.
Bevorratet werden am Standort in Hermsdorf – mit
seiner Lage direkt an A4 und A9 logistisch sehr gut angebunden
– rund 4.000 t. Der überwiegende Teil davon sind
gezogene Blankstahlgüten, für einzelne Anwender werden
aber auch gewalzte und geschmiedete Güten vorgehalten.
Ein Bereich der in den letzten Jahren gewachsen ist, sind
Täschner zufolge rostfreie Stähle.
Die Kunden des 15-Mitarbeiter-Betriebs kommen aus
allen Branchen – von Automotive- und Landmaschinen-
Unternehmen über Medizintechnik, Hydraulikanwendungen
und Magnettechnik bis hin zu Elektroindustrie, Stahlbau
und Messtechnik. „Es gibt im Grunde keinen Bereich, den
wir nicht bedienen“, sagt Täschner.
Liefern, während andere noch überlegen
„Unsere Stärken sind unsere großen Bestände und eine
hohe Verfügbarkeit. Wir bieten Material überwiegend im
3-m-Bereich an, in dem Umfang sucht das in der Region
seinesgleichen“, betont Täschner. „Wir legen jedoch nicht
nur viel Wert auf eine hohe Qualität, sondern zugleich
auch auf eine hohe Reproduzierbarkeit dieser Qualität. Für
Kunden ist das oft entscheidend, denn so laufen die Verarbeitungsprozesse
nahezu störungsfrei“, erläutert Täschner
weiter. Neben der hohen Produktqualität ist für Täschner
– einen erfahrenen Blankstahlexperten, der vor drei Jahren
als Niederlassungsleiter zu dem Unternehmen gestoßen
ist – die Kundennähe entscheidend. „Wir registrieren natürlich
die gegenwärtigen Entwicklungen etwa bei der Digitalisierung
und integrieren auch dort, wo es sinnvoll ist,
neue Prozesse – etwa im Dokumentenmanagement. Für
uns ist die persönliche Erreichbarkeit aber immer noch
sehr wichtig. Wir haben einen sehr guten Kundenkontakt,
sind flexibel und können Entscheidungen schnell treffen.
Das ist ein großes Plus. Während andere noch überlegen,
liefern wir oft schon die erste Tonne“, lacht Täschner.
Zukunft mit Kunden gemeinsam gestalten
Gemeinsam mit den Kunden will das Unternehmen auch
die Zukunft gestalten. Überstürztes Handeln ist bei den
beiden Geschäftsführern Carsten Bleck und Matthias Heine
allerdings nicht angesagt. „Es macht keinen Sinn, eine einseitige
Strategie zu entwerfen, die den Kunden nicht entspricht.
Das wird keinen Erfolg haben. Wir beurteilen
unsere weitere Entwicklung vielmehr in engem Kontakt
mit unseren Kunden“, sagt Carsten Bleck.
So könnten künftig neben den 3-m-Längen noch weitere
Längen ins Programm kommen und das Portfolio erweitert
werden. Erst kürzlich sind 42CrMo-Sechskantstangen
sowie der Wälzlagerstahl 100Cr6 dazugekommen. „Das
ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Stefan Täschner.
Platz genug für künftiges Wachstum ist jedenfalls vorhanden.
Es besteht dem Unternehmen zufolge jederzeit
die Möglichkeit, den Standort um ein Hochregallager und
eine weitere Halle für Lagerung oder Anarbeitung zu erweitern.
Vorerst hat jedoch Covid-19 einen Strich durch alle
Pläne gezogen, auch durch den einer Jubiläumsfeier. Doch
die Schubladen, die coronabedingt erstmal geschlossen
wurden, können schnell wieder geöffnet werden. Die Voraussetzungen
in Hermsdorf sind jedenfalls geschaffen. 2
Stahlreport 12|20
15
Stahlhandel
Interview/Nachricht
Franz-Günter Kleine geht in den Ruhestand
Eine Karriere im Stahlhandel
Genau 47 Jahre wird Franz-Günter Kleine im Stahlhandel tätig gewesen sein, wenn er am Ende
dieses Jahres aus dem aktiven Dienst ausscheidet. In den fünf Jahrzehnten hat der zuletzt als
Head of Germany Switzerland, Downstream Solutions bei ArcelorMittal Stahlhandel tätige
Lüner die Branche aktiv mitgestaltet. Trotz aller Herausforderungen: Der Stahlhandel wird auch
in der Zukunft seine Berechtigung in der Wertschöpfungskette behalten, ist er sich im Interview
mit dem Stahlreport sicher.
Herr Kleine, Sie waren 18 Jahre
alt, als Sie mit einer Ausbildung zum
Groß- und Außenhandelskaufmann in
das Berufsleben eingestiegen sind.
Warum haben Sie sich damals für den
Stahlhandel entschieden?
Als Lüner bin ich in der Nähe von
Dortmund aufgewachsen. Zum Zeitpunkt
meiner Berufswahl war Dortmund
die Stadt des Stahls, der Kohle
und des Bieres. Die große Bandbreite
der Stahlwerke, der Maschinenbauer
und des Handels und letztendlich die
Internationalität der Geschäfte haben
den Beruf für mich interessant
gemacht. Damals gab es noch die
Hoesch Export AG, breit aufgestellt,
in jedem Land vertreten. Jeder wollte
nach der Ausbildung nach Atlanta,
dem US-Standort des Konzerns. Wobei
dann meist Nigeria angeboten wurde
– übrigens der Auslöser, mich für das
Controlling zu entscheiden. (Kleine
lacht)
Welche Stationen haben Sie in Ihrer
beruflichen Vita durchlaufen?
Mein Werdegang im Stahlhandel war
auch durch die vielen Anpassungen
und Übernahmen in der Stahlindustrie
geprägt. Der Markt war immer im
Wandel und in Bewegung. Nach der
Ausbildung und dem Wehrdienst
begann meine berufliche Laufbahn
im Controlling der damaligen Hoesch
Handel AG. Nach einigen Jahren führte
mich mein Weg dann in die operativen
Bereiche der KruppHoesch Stahlhandel
GmbH, der Stinnes Stahlhandel
GmbH sowie zur Knauf Interfer SE.
Heute bin ich bei der ArcelorMittal
Stahlhandel GmbH tätig. Die große
Klammer waren immer die Flachprodukte,
über die verschiedenen Verantwortungsbereiche
vom Brennbetrieb
und Stahl-Service-Center (SSC)
über ein Kaltwalzwerk bis hin zur
Geschäftsfeldleitung und die Ge -
schäftsführungen verschiedener
Stahlhandelsunternehmen. Alles was
mich rund um den Menschen und die
Technik interessiert hat, habe ich in
meinem Job gefunden.
Sie waren Ihr gesamtes Berufsleben
im Stahlhandel tätig, das ist eine lange
Zeit. Was hat sich aus Ihrer Sicht in
der Branche im Laufe der Zeit am meisten
gewandelt?
47 Jahre sind eine lange Zeit auf die
ich gerne zurückblicke. Höhen und
Tiefen gab es viele, die Zeit war auch
durch Konsolidierungen geprägt. Im
Laufe der Jahre haben sich die Lieferstrukturen
deutlich verändert, Hersteller,
SSC und Stahlhandel sind
innerhalb der Lieferketten verstärkt
zu Wettbewerbern geworden. Die
Anarbeitungstiefe und damit die
Ansprüche an die Produkte hat in den
meisten Produktgruppen zugenommen,
die Anforderungen an den Handel
sind hierdurch gestiegen und alles
hat just-in-time zu erfolgen. Durch die
Einführung der verschiedenen Qualitätsmanagementsysteme
hat die Prozessorientierung
einen hohen Stellenwert
bekommen und die internen
Abläufe über Jahre, auch im Hinblick
auf Qualität, Arbeitssicherheit,
Umwelt, Energie und Kosten, positiv
verändert.
Eine Hürde, die aus meiner Sicht
in der Lieferkette übrigens noch
genommen werden muss, ist eine
durchgängige eindeutige Identifikation
der Produkte vom Werk bis zum
Verbraucher. Das würde viele Prozesse,
die heute noch nötig sind, um
alle Daten einheitlich zur Verfügung
zu haben, überflüssig machen. Auf
die gesamte Branche bezogen, kann
man sagen, dass im Laufe der Jahre
Spezialisierung und Wettbewerb
immer mehr zugenommen haben.
Gibt es auch Bereiche, die sich eigentlich
gar nicht oder nicht wesentlich
verändert haben?
Seit vielen Jahren unterliegt unser
Geschäft einem hohen Kostendruck.
Viele technische Veränderungen
konnten die Produktivität steigern
und Abläufe so optimieren, dass der
Personalbedarf, auch dem demografischen
Wandel geschuldet, kontinuierlich
angepasst werden konnte. Die
Zusammenarbeit mit Transportunter-
16 Stahlreport 12|20
Wie muss sich der Stahlhandel aus
Ihrer Sicht heute aufstellen, um die
großen Herausforderungen in Zukunft
zu bewältigen – zum Beispiel bei Klimaschutz
und Digitalisierung?
Der Stahlhandel wird, wie auch die
Werke, seinen Beitrag zum Klimaschutz
leisten. Bereits heute werden durch die
Ausstattungen der großen Lagerhallen
mit LED-Beleuchtungen und einer
modernen Lkw-Flotte CO 2 -Emissionen
reduziert. Die Digitalisierung hat bereits
Einzug gehalten und die Corona-Pannehmen
war schon immer ein wichtiger
Baustein. Aber ein wes entlicher
Punkt bleibt unverändert: Qualifiziertes,
motiviertes Personal über alle
Funktionsbereiche bleibt der Schlüssel
zum Erfolg in der Zusammenarbeit
mit Lieferanten, Dienstleistern und
Kunden.
Würden Sie den Stahlhandel heute
jungen Nachwuchskräften empfehlen?
Warum?
Ich sehe auch heute im Stahlhandel
noch sehr viel Potenzial für junge
Nachwuchskräfte, ihr eigenes Profil
zu entwickeln. Eine Kombination aus
kaufmännischen und technischen
Anforderungen macht den Reiz aus.
Neben dem Vertrieb gibt es viele Bereiche,
in denen interessante Aufgaben
warten – Personalwesen, IT, Betrieb
und Logistik und vieles mehr.
„Der Stahlhandel bleibt eine Branche
die auch zukünftig Charakter verlangt.
Keine Anonymität, sie lebt auch
weiterhin von Verbindungen.“
Franz-Günter Kleine, Head of Germany Switzerland,
ArcelorMittal Stahlhandel GmbH
nicht so richtig wahrgenommen werden.
Stahl als innovativer Werkstoff
und die Rolle des Stahlhandels inklusive
der tiefen Anarbeitung müsste
stärker in die Öffentlichkeit gestellt
werden. Der Stahlhandel bildet in verschiedenen
Berufen aus und wird auch
in der Zukunft seine Berechtigung in
der Wertschöpfungskette behalten.
demie hat gezeigt, wie schnell mit mobilen
Arbeitsplätzen reagiert werden
konnte. Es geht nicht darum Trends
hinterherzulaufen. Wir müssen eigene
Lösungen finden, die Möglichkeiten
zur Mehrwertschaffung bieten. Wir
befinden uns alle auf einer interessanten
Reise, aber hierfür werden auch
begeisterte Menschen benötigt.
Bild: privat
Könnte sich die Branche für den Nachwuchs
attraktiver aufstellen? Wie?
Schon zu meiner Anfangszeit wurde
viel Wert auf eine gute Ausbildung
gelegt, es gab engagierte Qualifizierungsprogramme.
Heute sind die
Unternehmen in der Branche aber insgesamt
weiter, auch durch die Weiterbildungsmöglichkeiten
des BDS,
wie das Fernstudium zum Betriebswirt
(BDS).
Ich sehe aber noch immer, dass
wir als Branche bei jungen Menschen
Was machen Sie mit der freien Zeit in
Zukunft?
Ich glaube, diese Antwort gibt erst
einmal jeder der am Wendepunkt zwischen
Arbeitswelt und Ruhestand
steht: Viel Zeit mit der Familie verbringen,
wenn möglich wieder reisen,
gerne auch etwas mehr Bewegung.
Vielleicht versuche ich, mein Golf-
Handicap zu verbessern. Aber wichtig
bleibt für mich – und natürlich wünsche
ich das auch allen Anderen –
Gesundheit. 2
Eurometal-Statistik für die ersten neun Monate
EU-Stahllieferungen rückläufig
In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 gingen die Lieferungen
von Stahl-Service-Centern (SSC) in der EU 16,1 % zurück.
Die Lieferungen der lagerhaltenden Stahldistribution in der EU gingen
im gleichen Zeitraum 11,9 % zurück. Das meldete der europäische
Verband für den Vertrieb und den Handel mit Stahl, Rohren und
Metallen Eurometal.
Die Lieferungen von Bandprodukten sind dem Verband zufolge dabei im
September 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,7 % zurückgegangen,
verglichen mit -1,5 % im August. Die Lagerreichweite der europäischen
SSC lag im September bei 59 Tagen, verglichen mit 73 Tagen
im September 2019. Ebenfalls im September sind die Lagerbestände auf
den Indexwert 94 gefallen, verglichen mit 114 im September 2019
(Durchschnitt 2015 = Index 100).
In der lagerhaltenden Stahldistribution der EU ging der Versand im
September 2020 im Jahresvergleich insgesamt um 2,1 % zurück. Nur
bei Stabstahl, warm- und kaltgewalzten Flacherzeugnissen sei ein
positiver Trend zu verzeichnen gewesen. Die Lagerbestände fielen
im September auf einen Index von 83, verglichen mit einem deutlich
höheren Index von 92 ein Jahr zuvor (Durchschnitt 2015 = Index
100). Die Lagerreichweite pendelte sich im September 2020 bei 68
Tagen ein, verglichen mit 74 Tagen im September 2019.
Stahlreport 12|20
17
Stahlverarbeitung
Bericht
Innovative Laserbearbeitung
Immer mehr Möglichkeiten für
Ultrakurzpulslaser
Durch die fortschreitende Miniaturisierung und den Einsatz von High-Tech-
Materialien stoßen konventionelle Fertigungsverfahren zunehmend an ihre
Grenzen. Mit sinkender Strukturgröße und zugleich steigenden Anforderungen an
Präzision, Gratfreiheit und Flexibilität können Ultrakurzpulslaser ihre Stärken
ausspielen. Die Deggendorfer GFH GmbH hat sich in den vergangenen Jahren als
Experte auf dem Gebiet der Bearbeitung mit Ultrakurzpulstechnologie etabliert.
Bilder: GFH GmbH
Mit der GL.smart der
GFH GmbH ist die
Herstellung von
Mikropräzisionsteilen
mittels Laser -
drehen möglich.
Ultrakurzpulslaser bieten aufgrund
des berührungslosen Abtrags
sowie des sehr geringen Wärmeeintrags
beste Voraussetzungen für eine
hohe Bauteilqualität. In der Produktion
kommen diese Laser überall
dort zur Anwendung, wo kontrollierte,
hochpräzise Bearbeitung
reproduzierbar gefordert ist. Dem
Laser eröffneten sich daher immer
neue Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichsten
Industrien, zum Beispiel
in Medizintechnik, Elektronikfertigung,
der Werkzeugindustrie
oder bei der Fertigung von hochpräzisen
mechanischen Uhren. Die GFH
GmbH aus Deggendorf ist einer der
globalen Marktführer und technologischen
Vorreiter in der Konzeption
und Konstruktion von hochpräzisen
Lasermikrobearbeitungsanlagen
mit Ultrakurzpuls-Lasern.
Präzise mit dem Laser drehen
und bohren
Ein Schwerpunkt des Unternehmens
liegt auf der stetigen Weiterentwicklung
des „Werkzeugs“
Laser, mit dem sich bereits heute
ganz unterschiedliche Prozesse vom
Schneiden über das Drehen und
Bohren bis zum Strukturieren innerhalb
geringster Toleranzen und
ohne Verschleiß realisieren ließen,
so das Unternehmen. Lasertechnik
von GFH steigere nicht nur die Produktivität
in der Serienfertigung,
sondern lege auch den Grundstein
für innovative Herstellungsverfahren
und zukünftige Fertigungsansprüche.
„Dank unserer innovativen
Lösungen konnten wir uns auch
während und nach dem Lockdown
gut auf dem internationalen Markt
behaupten“, erklärt Florian Lendner,
Geschäftsführer der GFH GmbH.
„Unsere neu entwickelte Laserdrehmaschine
GL.smart kommt dort zum
Einsatz, wo die konventionelle
Schleiftechnik an ihre Grenzen stößt.
Sie besticht nicht nur mit höchster
Präzision, sondern auch mit Flexibilität
und Produktivität gepaart mit
einem innovativen und modernen
Maschinendesign aus schwarzem
Glas.“ 2
[ Kontakt]
GFH GmbH
Großwalding 5
94469 Deggendorf
+49 991 290 92-0
www.gfh-gmbh.de
„Dank unserer innovativen Lösungen
konnten wir uns auch während und nach
dem Lock down gut am internationalen
Markt behaupten.“
Florian Lendner,
Geschäftsführer GFH GmbH
18 Stahlreport 12|20
I hr Spezi
alist für
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ahlrohr
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A uf mehr als 60.0000 q m Fläche im Du
isburger Hafen biet
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hnen ein umfangreiches
ches, gut sortiertesLieferprogramm
ieferprogramm. Allein unser
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nahtlose
Stahlrohre sowie kalt- und warmgefertigte Stahlbauhohlpr ofile gemäß
den aktuellen EN, DIN, API und ASTM-Normen. Modernstee Lagertechnik
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Abmessungen: 40 x 40 mm bis 400 x 400 mm
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uhohlprofile
Abmessungen: 30 x 30 mm bis 400 x 400 mm
und 40 x 20 mm bis 400 x 200 mm/
Wandstärke: 2,0-12,5 mm
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Stahlreport
a hlrohr.eu
12|20
19
Stahlproduktion
Bericht/Nachrichten
Bundesumweltministerin informiert sich bei ArcelorMittal
Grüner Stahl aus Hamburg
Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Michael Westhagemann, Wirtschaftssenator in
Hamburg, haben sich in einem virtuellen Austausch mit dem ArcelorMittal-Management am Standort
Hamburg über den Stand des Projekts H2H („H2 aus Hamburg“) informiert.
Bei dem Projekt, mit dem der
Stahlhersteller im vergangenen Jahr
startete, soll erstmals der Einsatz
von Wasserstoff in der Stahlherstellung
großtechnisch umgesetzt werden.
Ziel ist, die CO 2 -Emissionen
des Konzerns in Europa bis zum
Jahr 2030 um 30 % zu senken. Um
das zu erreichen, hat ArcelorMittal
bereits mehrere Projekte in Vorbereitung
– darunter am Standort
Hamburg. Bereits ab 2025 ist die
Produktion von 100.000 t Stahl auf
Wasserstoffbasis geplant. Bis 2050
will ArcelorMittal vollständig klimaneutral
werden.
In Hamburg produziert Arcelor-
Mittal schon seit über 50 Jahren
Stahl über die Direktreduktion von
Eisenerz mit Erdgas, womit bereits
etwa nur die Hälfte an CO 2 -Emissionen
im Vergleich zum traditionellen
Hochofenprozess anfällt. In einer
neuen Direktreduktionsanlage plant
der Stahlhersteller in Hamburg nun
den Einsatz von Wasserstoff –
zunächst über Dampfreformierung
von Erdgas, bis ausreichend grüner
Wasserstoff zur Verfügung steht,
um Stahl klimaneutral herzustellen.
CO 2 -arme Stahlgüten von Salzgitter AG
Erste Bramme für „grünen“
Flachstahl produziert
Die Salzgitter AG hat die erste CO 2 -
arme, grüne Stahlbramme im Werk Peine
produziert. Der Konzern werde seinen Kunden
damit noch vor Ende 2020 „grüne“
Flachstahlprodukte in einem differenzierten
Abmessungs- und Gütenspektrum anbieten.
Der CO 2 -Fußabdruck dieser Produkte
sei 75 % kleiner als derjenige aus konventioneller
Produktion. Nach dem Umbau
einer Stranggießanlage sei es jetzt möglich,
die Nchfrage nach solchen Werkstoffen zu
bedienen, so der Konzern. Die Brammen
werden anschließend bei der Salzgitter
Erstmaliger großtechnischer Einsatz von Wasserstoff in der Stahlherstellung: Das ist
das Ziel von Projekt H2H – „H2 aus Hamburg“ von ArcelorMittal
Die Salzgitter AG hat die erste CO 2 -arme, grüne Stahlbramme im Werk Peine produziert.
Flachstahl GmbH zu Warm- und Kaltband
ausgewalzt. Diese umweltfreundlichen
Stahlprodukte sind für alle gängigen Ver-
Der grüne Wasserstoff soll mit Hilfe
von Elektrolyse erzeugt werden.
Um den Bau der neuen Direkt -
reduktionsanlage umzusetzen und
die Produktion mit Wasserstoff in
Zukunft wirtschaftlich zu betreiben,
sei der Ausbau erneuerbarer Energien
in großem Umfang ebenso notwendig
wie der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur
und die finanzielle
Anschubförderung für die Produktion
von nahezu CO 2 -freiem
grünen Stahl, erklärte der Stahlhersteller.
Info:
https://deutschland.arcelormittal.com
wendungszwecke einsetzbar, wie beispielsweise
im Fahrzeugbau, im Bauwesen und in
Industrieanwendungen.
Bild: Salzgitter AG Bild: ArcelorMittal
20 Stahlreport 12|20
CO 2 -Rechner von Wuppermann
Stahl nachhaltig einkaufen
CO 2 -Rechner von Wuppermann zur Errechnung eigener Einsparungen
Der Leverkusener Stahlverarbeiter
Wuppermann setzt an seinen Standorten in
den Niederlanden und Österreich ein neues
Verfahren bei der Bandverzinkung ein, das
bis zu 43 % CO 2 -Emissionen einsparen soll.
Ein CO 2 -Rechner auf der Website des Unternehmens
ermittelt jetzt, wie viel CO 2 pro
Tonne feuerverzinktem Bandstahl die Kunden
tatsächlich individuell einsparen können.
Die Herstellung von feuerverzinktem Bandstahl
mit dem Heat-to-Coat-Verfahren von
Wuppermann verursacht deutlich geringere
CO 2 -Emissionen als herkömmliche Kaltband-Verzinkungsverfahren.
Zu diesem
Ergebnis kommt eine Studie des Fraunhofer-Instituts
für Umwelt-, Sicherheits- und
Energietechnik (UMSICHT), die Wuppermann
im Sommer 2020 beauftragt hatte.
„Wir sind stolz auf die gute Ökobilanz unserer
Bandverzinkung“, so Johannes Nonn,
Vorstandssprecher bei der Wuppermann
AG. „Mit der Veranschaulichung der konkreten
Einsparungen kann der CO 2 -Rechner auf
unserer Website als Entscheidungsgrundlage
für einen nachhaltigen Stahleinkauf
dienen.“
Wuppermann-CO 2 -Rechner:
https://bit.ly/co2rechner-niederlande
https://bit.ly/co2rechner-austria
Fraunhofer Studie:
https://bit.ly/wuppermann-studie
Grafik: Wuppermann
Im Oktober 2020
wurde mehr Rohstahl
weltweit produziert
Die weltweite Rohstahlproduktion für die 64
Länder, die dem Weltstahlverband (worldsteel)
Bericht erstatten, lag im Oktober 2020
bei 161,9 Mio t, ein Anstieg von 7,0 %
gegenüber Oktober 2019.
Rohstahlproduktion weltweit
China 92,2 Mio. t 12,7 %
Japan 7,2 Mio. t -11,7 %
Südkorea 5,9 Mio. t -1,8 %
Deutschland 3,4 Mio. t -3,1 %
EU 12,6 Mio. t -5,6 %
USA 6,1 Mio. t -15,3 %
GUS 8,4 Mio. t 4,7 %
Ukraine 1,6 Mio. t 5,9 %
Türkei 3,2 Mio. t 19,4 %
Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten, die die COVID-19-Pandemie mit sich bringt, sind viele dieser
Zahlen des Monats Schätzungen, die mit der Produktionsaktualisierung des nächsten Monats revidiert
werden können.
Rohstahlproduktion in
Deutschland weiter rückläufig
In Deutschland wurden im Oktober
3,4 Mio. t Rohstahl hergestellt. Damit lag
die Erzeugung zum ersten Mal seit Februar
wieder über dem entsprechenden Vorjahresmonat.
Im bisherigen Jahresverlauf
(Januar-Oktober) wird die Rohstahlproduktion
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um
annähernd 14 % unterschritten, berichtete
die Wirtschaftsvereinigung Stahl.
Rohstahlproduktion in Deutschland von Januar bis Oktober 2020
Rohstahl gesamt 29.144 -13,9%
Oxygenstahl 19.488 -17,4%
Elektrostahl 9.656 -5,8%
Roheisen 18.137 -16,6%
Warmgewalzte Stahlerzeugnisse 25.639 -12,9%
Januar bis September in Tonnen Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent
Stahlreport 12|20
21
Anarbeitung
und Logistik
Bericht
Durch die minimale Anzahl an Bewehrungselementen und das schnelle Ausrollen wird die Verlegung beschleunigt und vereinfacht.
Eisenbiegerei Katmet investiert in effiziente Vorfertigung
Bewehrungsmodule maßgenau vorfertigen
Die polnische Firma KATMET ist eine der größten Eisenbiegereien in der Region Danzig, im Norden von Polen. Neben
herkömmlicher Bewehrung hat sich das familiengeführte Unternehmen auf vorgefertigte Bewehrungsmodule
spezialisiert. Im August 2020 hat der polnische Biegespezialist eine neue vollautomatische „BAMTEC Evolution“
mit Einzelstangenzuführung in Betrieb genommen.
[ Kontakt]
progress Maschinen &
Automation AG
Julius-Durst-Straße 100
39042 Brixen, Italien
+39 0472 979100
info@progress-m.com
www.progress-m.com
Katmet Sp. z o.o.
Ul. Garncarska 2
83-000 Pruszcz Gdański
+48 660 425 100
www.katmet.pl
In enger Zusammenarbeit mit der BAM AG realisiert
Progress Maschinen & Automation, ein Unternehmen
der PROGRESS GROUP, zugeschnittene Bewehrungslösungen,
welche nicht nur ein Projekt bei Katmet
umfasst, sondern auch effiziente Produktion erlauben.
Das Projekt umfasst eine komplette vollautomatische
Produktionslinie zur Herstellung von Bamtec-Bewehrungselementen
für den polnischen Markt. Die neue
Technologie ist ein hocheffizientes und rentables System
zur Planung, Herstellung und Montage von gerollten
Bewehrungselementen, so der Hersteller. Die neuen
Bewehrungslösungen schafften einen enormen Mehrwert
für die regionale Bauindustrie.
Bereits nach wenigen Wochen zog die Eisenbiegerei
ein positives Zwischenfazit. Die Bamtec-Methode hat
die Montagezeit um 80 bis 90 % verkürzt, die Qualität
verbessert und gleichzeitig Einsparungen beim verwendeten
Betonstahl erzielt. Außerdem garantiert das
neue System eine einfache Positionierung, genaue Stab -
längen und eine ergonomische Arbeitsweise auf der
Baustelle.
Erprobte Bewehrungstechnologie
Die Bamtec-Bewehrungstechnologie ist weltweit verbreitet
und eines der wirtschaftlichsten Verfahren zur
Bewehrung von Stahlbetondecken und Bodenplatten
im Hochbau. Angesichts der optimierten Planung und
der computergesteuerten Produktion wird der Einbau
der gerollten Bewehrungselemente auf der Baustelle
deutlich vereinfacht. Diese neue Technologie sorgt für
eine höhere Produktivität und einen geringeren Platzbedarf,
so die Progress Maschinen & Automation AG.
Gerollte Bewehrungselemente-Produktion
Die Katmet-Anlage besteht aus einer Richt- und Schneidemaschine
sowie einem Schweißsystem und fertigt
ein maßgenaues Bewehrungselement. Der Schneidevorgang
erfolgt elektromechanisch. Anhand einer Greif-
22 Stahlreport 12|20
Katmet ist auf vorgefertigte Bewehrungsmodule spezialisiert. Der Hauptsitz befindet sich in der polnischen Stadt Praust.
Betonstahl wird bei Katment in Zukunft gerollt und nicht geflochten.
Bilder: Progress
„Meiner Meinung nach wird sich der Markt für
Betonstahl in Richtung der maximalen Vorfertigung
entwickeln. Dies werden möglichst große,
geschweißte oder gebundene Bewehrungen sein, die
aus mehreren Elementen zusammengesetzt sind.“
Piotr Romanik, Junior-Geschäftsführer Katmet
und Positioniereinheit werden die produzierten Stäbe
der Bamtec-Schweißanlage zugeführt. Nach dem
Schweißvorgang wird das Bamtec-Element zu einer
Rolle aufgerollt. Jedes Bewehrungselement wird maßgeschneidert
vorgefertigt, um eine hohe Qualität und
maximale Flexibilität zu erhalten.
Piotr Romanik, Junior-Geschäftsführer von Katmet,
schaut zuversichtlich in die Zukunft und will noch einiges
bewegen: „Bamtec ist auf dem polnischen Markt
noch nicht bekannt. Gleichzeitig steigen die Arbeitskosten
und es wird immer schwieriger qualifizierte
Arbeitskräfte zu finden. Hierdurch sehen wir eine Nische
für vorgefertigte Bewehrungslösungen wie Bamtec. Dies
war schlussendlich ein entscheidender Grund, weshalb
wir uns entschlossen haben, diese Partnerschaft in
Gang zu bringen.“ 2
Stahlreport 12|20
23
Anarbeitung
und Logistik
Bericht/Nachichten
Bilder: Bomar
Bürstenentgrater von Bomar und Exactcut
Effektive und funkenfreie Werkstückentgratung
Der Bandsägenhersteller BOMAR und der Kreissägenproduzent Exactcut bedienen ihre Märkte auch mit Lösungen
zur effizienten Entfernung von Werkstückgratenden. Frisch vorgestellt haben die Unternehmen nun die
Bürstenentgrater Orbital 250 NS und Orbital 250 TB. Beide Bürstenentgrater dienen zur weichen und funkenfreien
Entfernung von Werkstückgraten. Mit diesen Entgratern können sowohl Profil- als auch Vollmaterialien bis 120 mm
Durchmesser zügig bearbeitet werden.
[ Kontakt]
BOMAR Germany GmbH
Augustastraße 85
58452 Witten
+49 2302-98 407 41
www.bomar-germany.de
Der Bürstenentgrater Orbital 250 NS wird in
erster Linie zum halbautomatischen Entgraten der Stirnseiten
von Rohren, Profilen und Vollmaterial aus Stahl
eingesetzt. Auch für gebogene Werkstücke kann der
Entgrater genutzt werden. Die Drehbewegung des Bürstenkopfes
erfolgt um die Längsachse des Materials,
wobei die Außen- und Innenkanten des Werkstücks
komplett entgratet werden. Durch die Konzeption mit
zwei Bürstenschächten kann beispielsweise die Durchführung
von zwei aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten
ohne Maschinenumrüstung erfolgen.
Jede Werkstückkante sauber entgraten
Der Bürstenentgrater Orbital 250 TB dient zur halbautomatischen
Entgratung von Aluminiumteilen und eloxierten
Profilen. Dabei kommt bei diesem Entgrater die
bewährte Twin-Belt-Technik zum Zuge, bei der ein rotierender
Segment-Bürstenkopf das Werkstück planetenartig
umkreist und jede Werkstückkante aus allen Richtungen
erreicht. Das Hauptmerkmal dieser Technologie
besteht darin, die Stirnflächen zu entgraten, ohne dass
das Werkstück abgerollt werden muss. Der Anwender
kann bei beiden Entgratertypen jeweils zwischen einem
Antrieb mit zwei fest einstellbaren Drehzahlen oder
einem stufenlos frequenzgeregelten Antrieb wählen –
wobei der frequenzgeregelte Antrieb eine optimale
Anpassung des Entgratungsvorgangs für unterschiedliche
Werkstückmaterialien sowie Bürstenarten unterstützt.
Einfache Bürstenwartung
Trotz der kompletten Einhausung dieser Entgrater
besteht zu Servicezwecken ein leichter Zugang zu den
Bürsten. Beide Maschinen sind für eine Verankerung
im Fundament ausgelegt. Eine frei positionierbare
Absaugeinrichtung AL-KO mit Filtrationszylindern und
integrierter Staubaufnahme zwecks Abfallsammlung
steht optional zur Verfügung.
Die Zielgruppen für diese Maschinen sind Kleinbetriebe
und Schlossereien sowie Unternehmen mit hoher
Serienproduktion und vollautomatischer Fertigung. 2
24 Stahlreport 12|20
Sharp Products setzt auf Anlage von Schwarze-Robitec
Präzision beim Rohrbiegen
Der amerikanische Rohrlösungsanbieter
Sharp Products aus Wisconsin hat
mit einer vollelektrischen Rohrbiegemaschine
von Schwarze-Robitec seine Produktionskapazitäten
erweitert. Mit der CNC
160 E TB MR habe man zudem die Anforderungen
des Kunden nach höchster Präzision
erfüllt.
Sharpe Products aus New Berlin, Wisconsin,
ist spezialisiert auf das Biegen und
Umformen von Rohren für Industrie und
Gewerbe, auf Laserschneiden und weitere
Fertigungsdienstleistungen. Das Portfolio
erstreckt sich von gebogenen Rohren mit
engen Radien bis hin zu symmetrischen
Rohrbögen, stets unter Einhaltung strenger
Toleranzen. Kundenindividuelle Anfertigungen
erfordern in der Produktion Maschinen,
die besonders präzise arbeiten. Nur so
Die CNC 160 von Schwarze-Robitec
erzielt selbst bei dünnwandigen
Rohren genauste Biegeergebnisse.
kann Sharpe Products seinen Kunden hochqualitative
Ergebnisse liefern. Mit der vollelektrischen
Rohrbiegemaschine CNC 160
E TB MR von Schwarze-Robitec könne
Sharpe Products die nötige Präzision
gewährleisten.
Die Rohrbiegemaschine bearbeitet Rohre
mit einem Durchmesser von bis zu 160 mm
(6 inch) aus Baustahl, Edelstahl, Aluminium,
Messing, Kupfer, Titan und anderen Metallen.
Selbst bei dünnwandigen Rohren
erziele sie genauste Biegeergebnisse.
[ Kontakt]
Schwarze-Robitec GmbH
Olpener Straße 460–474
51109 Köln
Tel. +49 221 89008-0
www.schwarze-robitec.com
Bilder: Schwarze-Robite
Durch Anbringen einer Sicherheitsplakette
macht Eurotech kenntlich, dass die Arbeitsmittel
ordnungsgemäß gemäß UVV funktionieren.
Eurotech bietet
UVV-Abnahme
Eurotech, Spezialist für Vakuum-Hebeund
-Transporttechnik, bietet jetzt auch
Komplettleistungen rund um die
Abnahme von Leichtüberkranungen und
Hebegeräten im Rahmen der Unfallverhütungsvorschriften
(UVV) an. Zu den Leistungen
gehört die Abnahme von Hebegeräten
nach DIN EN 13155 sowie von
Leichtüberkranungen bis maximal
1.000 kg nach DGUV 52 (BGVD 6) aller
Hersteller. Mit der Abnahme, die einmal
jährlich vor Ort beim Kunden oder am
Stammsitz in Geislingen vorgenommen
wird, hat Eurotech zudem die Wartung und
Reparatur der Arbeitsmittel sowie die Optimierung
und Problemlösung im Angebot.
Info: www.etvac.de
Bild: Eurotech
Langfristige Strategie weiter umgesetzt
Vernet-Behringer ganz in Gruppe integriert
Die Behringer GmbH hat 100 % der
Anteile von Vernet Behringer (VB) übernommen,
meldete das Unternehmen im
Oktober. Die Integration des französischen
Herstellers von Anlagen für den Stahlbau in
die Behringer-Gruppe sei Teil einer langfristigen
und gemeinsamen Ausrichtung der
beiden Unternehmen. Seit 1996 ist die
Behringer GmbH der wichtigste Anteilseigner
und strategische Partner von VB, insbesondere
für die Lieferung von Bandsägen,
welche in die von VB entwickelten, automatischen
Säge-Bohr-Anlagen integriert sind.
Dieser engere Zusammenschluss soll es VB
ermöglichen, seine Entwicklung in Frankreich
und auf internationaler Ebene fortzusetzen
und größere technologische Projekte
durchzuführen, um so den
wachsenden Erwartungen seiner Kunden
nach immer stärker integrierten und automatisierten
Anlagen weltweit gerecht zu
werden. Diese Fusion werde es erlauben,
technologische, industrielle und finanzielle
Synergien zu entwickeln, um den Anforderungen
des verschärften globalen Wettbewerbs
gerecht zu werden und die Transformation
in Richtung „Industrie 4.0“ zu
beschleunigen, so das Unternehmen.
www.behringer.net
Stahlreport 12|20
25
Anarbeitung
und Logistik
Bericht
„Kundenbewertung“ in eNVenta
Analytics: Die Y-Achse steht für das
Risiko, die X-Achse für die Rentabilität
und die Größe der Punkte für den
jeweiligen Umsatz eines Kunden.
Screenshot: N&V
Nissen & Velten baut eNVenta Analytics aus
Nicht jeder Umsatz ist ein guter Umsatz
Mit der neuen Funktionalität „Kundenbewertung“ baut das Softwarehaus Nissen & Velten das Modul
eNVenta Analytics seines ERP-Systems aus. Sie erlaubt es, die Kundenprofitabilität differenziert zu
bewerten und bei Bedarf Maßnahmen abzuleiten. eNVenta Analytics unterstützt die Tätigkeit des
Vertriebs mit einer ganzen Reihe von digitalen, analytischen Methoden.
[ Kontakt]
Nissen & Velten
Software GmbH
Goethestraße 33
78333 Stockach
+49 7771 879-0
www.nissen-velten.de
Der Handel muss seine knappen Ressourcen möglichst
effektiv einsetzen. Dies gilt insbesondere auch
für die kostenintensiven Bereiche Logistik und Vertrieb.
Gute Kunden sind rentabel, wenig preissensibel und
langfristige Geschäftspartner. Die Kundenerfolgsrechnung
ist ein Instrument, diese „wertvollen“ Kunden zu
identifizieren. Gleichzeitig dient sie dazu, jene Kunden
zu erkennen, die einen geringen oder sogar einen negativen
Beitrag zum Unternehmenserfolg beisteuern.
Bei der Kundenerfolgsrechnung werden die einem
Kunden zurechenbaren Kosten und Erlöse einander
gegenübergestellt und ein Kundendeckungsbeitrag
ermittelt. Da es sich dabei allerdings um eine Momentaufnahme
handelt, müssen bei der Ableitung von Maßnahmen
weitere Faktoren berücksichtigt werden, so
der ERP-Anbieter. Ein solcher Faktor ist die Risikoeinschätzung.
Im Handel sind dies beispielsweise das
Retouren-Risiko, das Bonitätsrisiko beziehungsweise
das Zahlungsverhalten und die Kundenzufriedenheit.
Erfolgsrechnung mit
Risikoeinschätzung kombiniert
Die neue Funktionalität „Kundenbewertung“ von
eNVenta Analytics führt deshalb die Kundenerfolgsrechnung
und die Risikoeinschätzung zu einer gemeinsamen
Betrachtung zusammen. Von besonderer Bedeutung
ist dabei, dass die Kunden unterschiedlicher
Segmente, Branchen oder Bedarfsprofile nicht gemischt,
sondern in Relation zur jeweiligen Vergleichsgruppe
betrachtet werden. So wird etwa der Privatkunde nicht
mit dem Geschäftskunden und der Industriekunde nicht
mit dem Handwerksbetrieb gleichgesetzt.
Auf diese Weise lassen sich Nissen & Velten zufolge
relevante Fragen beantworten: Hat ein Kunde einen
schlechten Deckungsbeitrag aufgrund vieler Lieferungen
mit geringem Wert, einer hohen Retouren-Quote oder
einer zu hohen Rabatteinstufung? Verursacht er hohe
Vertriebskosten aufgrund vieler Angebote, aber nur
weniger kleiner Aufträge? Mit eNVenta Analytics lässt
sich die Analyse einer Kundengruppe, aller Kunden
eines Außendienstmitarbeiters oder auch eines Kunden
in einer Gruppe sowie von umsatzstarken oder umsatzschwachen
Kunden vornehmen, so der Anbieter weiter.
Aus der Übersicht heraus können nun interaktiv einzelne
Fälle betrachtet und im Detail analysiert werden. Ausreißer
und Problemfälle ließen sich schnell identifizieren
und hinsichtlich der Ursachen beurteilen.
Das Modul eNVenta Analytics bietet damit nun insgesamt
sechs Funktionsbereiche, die zum Teil auf Künstliche
Intelligenz beziehungsweise maschinellem Lernen
basieren: Neben der Kundenbewertung sind das die
Kundenbeobachtung, die Vorhersage Kundenverlust,
die Produktempfehlungen, die Preisoptimierung und
die kundenspezifische Preisvorhersage. Die neue Funktionalität
ist mit Version eNVenta ERP 4.3 zum Jahresende
2020 verfügbar. 2
26 Stahlreport 12|20
Smartphone-Anwendung „Timer“ von Kaltenbach.Solutions
Schnittzeit-Katalog für bessere Sägen-Auslastung
Wenn es um die konkrete Leistung
von einzelnen Sägen geht, ist der Stahlhandel
genauso wie die Stahlverarbeitung bisher
meist auf reine Schätzwerte angewiesen.
Auch erfahrene Mitarbeiter können
dazu nur ungefähre und immer auch subjektiv
gefärbte Angaben machen.
KALTENBACH.SOLUTIONS hat für dieses
Problem jetzt eine einfache Anwendung
entwickelt, die direkt über das Smartphone
verfügbar ist. Der innovative „Timer“ verbindet
die Anforderungen von Betriebsdaten-
und Maschinendatenerfassung zu
einer integrierten Lösung und passt zu allen
Sägemaschinen, ganz unabhängig von
ihrem Alter oder dem Hersteller.
Um die Schnitt- und Rüstzeiten auf dem
Smartphone zu zeigen, werden die aktuellen
Zeiten zunächst über eine an der Sägemaschine
angebrachte „boosterBOX“
erfasst. Die Bediener erstellen damit im
nächsten Schritt ihren individuellen
Schnittzeit-Katalog. Bei einer Säge können
die Schnittzeiten für mehrere hundert
Materialien festgehalten werden. Ein solcher
Schnittzeit-Katalog ermöglicht die präzise
Planung von Arbeitsschritten und hilft
dabei, kostensparende Entscheidungen zu
treffen.
Seit Anfang November verwenden führende
Unternehmen der Stahlbranche die mobile
webbasierte IoT-Technologie für ihre Sägemaschinen
– mit nachweisbarem Erfolg, so
das Unternehmen. Der „Timer“ helfe ihnen
dabei, präzise zu planen und schnell zu entscheiden,
welche Materialien auf welcher
Der „Timer“ von Kaltenbach.Solutions zeigt
aktuelle Sägedaten auf dem Smartphone.
Bild aus der PDF nehmen
Säge bearbeitet werden sollten. Außerdem
erleichtere die neue Lösung das Überprüfen
von Maschinen-Einstellungen, die
Durchführung von Benchmarks und die
Ermittlung echter Kosten. Besonders zufrieden
sind die Kunden dem Unternemen
zufolge mit der intuitiven Bedienbarkeit und
der unkomplizierten Plug & Play-Installation
innerhalb von 15 min. Da Kaltenbach.Solutions
den „Timer“ als Mietmodell anbietet,
entfallen hohe Investitionskosten, schon in
kurzer Zeit entstehe ein messbarer Mehrwert.
www.kaltenbach-solutions.com
Bild: Kaltenbach.Solutions
Neue Online-Veranstaltungsreihe
für Maschinenbauer
Transfluid bei „Netzwerk
Maschinenbau Südwestfalen“
Hightech-Maschinenbauer transfluid
aus Schmallenberg war im November
gastgebendes Unternehmen von „NEMAS
vor Ort digital“. Die digitale Veranstaltungsreihe
ist ein neues Format des „Netzwerk
Maschinenbau Südwestfalen“. In 45
min präsentieren sich dabei Maschinenbau-Unternehmen
mit ihren Produkten
und Dienstleistungen – digital, kompakt
und mit dem Ziel einer besseren Vernetzung
der Anbieter und Lieferanten.
„Nemas vor Ort“ bietet zur Förderung von
Austausch und Diskussion zudem eine
Vielzahl thematischer Schwerpunkte.
Aktuelle Branchenthemen werden ebenso
besprochen wie beispielsweise die Nutzung
bestimmter Maschinen oder etwa
Fragen der Personalentwicklung. Die neue
Veranstaltungsreihe stoße gerade in Zeiten
von Corona auf wachsendes Interesse,
so das Unternehmen. Schwerpunkte der
Präsentation von transfluid-Geschäftsführer
Produktion/Vertrieb Ludger Bludau
waren die Themen Digitalisierung und
Automatisierung. In seinem kompakten
Online-Beitrag ging es vor allem um die
Speicherung und Digitalisierung von spezifischem
Wissen in einer Wissensdatenbank
sowie die professionelle Bedienung
und Einrichtung von Robotern ohne Programmierkenntnisse.
Auch das automatische
Rüsten kompletter Werkzeugsysteme
stand auf der Agenda.
Info: www.transfluid.de
www.nemas-sw.de
Hohe Nachfrage nach WIG-Elektroden
Wolfram Industrie erweitert Produktionskapazitäten
Im Herbst 2020 haben in Nußdorf
die Bauarbeiten für den neuen Firmensitz
der Gesellschaft für Wolfram Industrie mbH
begonnen. Auf Grund der anhaltend guten
Nachfrage in allen Geschäftsbereichen, insbesondere
im Elektrodengeschäft, sowie
der Erweiterung der Servicedienstleitungen
sei die Vergrößerung dringend notwendig
geworden, so das Unternehmen. Der
Neubau bietet mit einer Nutzfläche von
7.000 m² etwa 40 % mehr Platz als die derzeitige
Unternehmenszentrale in Traunstein.
Parallel begannen im Oktober 2020
auch die Arbeiten für den Ausbau des
Schwesterunternehmens Bayerische
Metallwerke GmbH in Dachau. Die Gesamtinvestitionssumme
beträgt etwa 20 Mio. €.
www.wolfram-industrie.de
Stahlreport 12|20
27
BDS
XXXXX Research A XXXXX
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research
Kein Herbstblues im Stahlhandel
Der Start ins Jahr 2020 verlief für die deutsche Stahldistribution recht ordentlich. Die Stimmung in
der Wirtschaft hatte sich etwas aufgehellt und man hatte den Eindruck, dass Nachholeffekte vom
Jahresende 2019 das Geschäft beflügelten. Dann kam „Corona“ und die Welt veränderte sich.
Immerhin war der Stahlhandel weitaus weniger negativ betroffen als andere Wirtschaftszweige.
Im Herbst konnten teilweise sogar bessere Absätze erzielt warden als im Jahr zuvor.
Die Marktlage ist jedoch gespalten und variiert je nach Abnehmerbranche.
Jörg Feger, Bereichsleiter
Research im
Bundesverband
Deutscher Stahlhandel
(BDS), berichtet
zusammenfassend
angesichts der ihm
bis einschließlich
Oktober 2020 vorliegenden
Zahlen.
Fragen zur
Statistik
beantwortet im
Bundesverband
Deutscher Stahl -
handel (BDS) Jörg
Feger, Prokurist
und Bereichsleiter
Research:
Feger-BDS@
stahlhandel.com
Foto: privat
Lagerabsatz
Der Jahresauftakt 2020 verlief für die
Branche recht dynamisch: Im Januar
wurden 975.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse
abgesetzt. Dies entspricht
einem Plus von 2,4 % im Vergleich zum
Januar 2019. Mit knapp 937.000 t lag
auch der Februar über dem Vorjahresmonat.
Ursache hierfür war unter anderem
die niedrige Bestandslage in Händlerund
Verarbeiterlagern zum Jahreswechsel.
Noch dynamischer liefen die
Geschäfte im März, und dies trotz der
sich mit Wucht entfaltenden Corona-
Pandemie samt eingeleiteter Maßnahmen
zur Monatsmitte. Es wurden fast
1 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse
abgesetzt.
Da schon größere Teile der stahlverarbeitenden
Industriezweige, allen
voran der Fahrzeug- und Maschinenbau,
Einbrüche im Auftragseingang
verzeichnet und Kurzarbeit angemeldet
hatten, ist anzunehmen, dass viele
Kunden aus Gründen der Versorgungssicherheit
über ihren aktuellen Bedarf
bestellt haben.
Im April und Mai traf dann
„Corona“ auch die deutsche Stahldistribution
mit erheblicher Wucht. Die
Absatzrückgänge lagen in diesen beiden
Monaten im Vergleich zu den Vorjahresmonaten
um durchschnittlich
zwischen 20 und 30 %.
Dieser Negativtrend konnte im Juni
gestoppt werden. Auch der Juli verlief
recht ordentlich. Enttäuschend hingegen
zeigte sich der August mit einem
Lagerabsatz von 815.000 t. Allenthalben
wurde berichtet, dass sich die
Urlaubszeit mehr als gewöhnlich
bemerkbar machte. Die Gegenbewegung
erfolgte im September. An 22
Arbeitstagen wurden in Summe
931.000 t verbucht. Der Oktober zeigte
sich sogar ausgesprochen stark. Mit
980.000 t Lagerabsatz wurde die Vorjahrestonnage
um 5 % übertroffen.
Besonders erfreulich war die Entwicklung
bei Bandblech, Kaltgewalztem
und Oberflächenveredeltem Blech.
Nach wie vor ist festzuhalten, dass
sich die Auftragslage je nach Abnehmerbranche
deutlich unterscheidet.
Die Bauwirtschaft ist immer noch das
Zugpferd der Konjunktur, der Automobil-
und Maschinenbau hängen in
weiten Teilen zurück. So konnte der
Lagerabsatz bei Betonstahl in den ersten
zehn Monaten des Jahres fast zweistellig
zulegen während bei Blechen
zum Teil deutliche Rückgänge zu beobachten
waren.
Lagerbestand
Im Dezember 2019 wurden 2,03 Mio. t
Lagerbestand gemeldet – der niedrigste
Jahresendbestand seit 1996. Im Januar
erfolgte dann ein moderater Aufbau,
der bei allen Produktgruppen zu beobachten
war. Ungewöhnlicherweise
reduzierte sich im Februar der Bestand
wieder ein wenig. Die Monate März,
April und Mai zeigten krisenbedingt
nicht den saisonal üblichen Aufbau
der Bestände. Auch zwischen Juni und
Oktober veränderten sich die Läger
kaum. Am 31. Oktober 2020 lag der
Bestand mit 2,12 Mio. t um 4,5 % niedriger
als im Oktober 2019.
Lagerreichweite
Die durchschnittliche Lagerreichweite
bei Walzstahlfertigerzeugnissen lag
im Jahr 2019 bei 2,7 Monaten bzw. 81
Tagen. Damit bewegte sie sich in etwa
auf dem Niveau des Vorjahres. Im
Januar und Februar 2020 lag die Lagerreichweite
bei guten Absätzen und wei-
terhin sehr geringen Beständen bei
niedrigen 2,2 Monaten bzw. 66 Tagen.
Im März war sie aufgrund des hohen
Lagerabsatzes sogar noch etwas niedriger
und belief sich auf 2,1 Monate.
Die starken Rückgänge der Lagerabsätze
im April und Mai ließen die
Lagerreichweiten in die Höhe schnellen.
Im Laufe des Sommers nahmen sie wieder
die gewohnten Dimensionen an.
Im Oktober lag die Reichweite vor dem
Hintergrund guter Absätze und niedriger
Bestände bei 2,2 Monaten. Dies
entspricht 66 Tagen (vgl. Abbildung 1).
Lagerverkaufspreise
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens
für durchschnittliche
Verkaufspreise im kleinlosigen Bereich
zufolge gaben die Preise in den meisten
Monaten des Jahres 2019 bei nahezu
allen Produkten nach. Diese Rückgänge
waren bei Rohren und den meisten
Flachprodukten ausgeprägter als bei
Langprodukten. Gegen Ende des Jahres
konnten vereinzelt auch wieder leichte
Preissteigerungen festgestellt werden.
Diese Tendenz setzte sich am
Anfang des Jahres 2020 fort. Gerade
im Februar und März konnte ein teilweise
spürbarer Preisaufbau festgestellt
werden, der sich, unterschiedlich
ausgeprägt, über alle Produktgruppen
erstreckte.
Der April zeigte sich hingegen
uneinheitlich. Teilweise wurden leichte
Preisrückgänge festgestellt. Dies war
auch im Mai der Fall. Im Juni wurden
bei allen Produktgruppen sinkende
Verkaufspreise beobachtet. Dieser
Trend setzte sich mit einigen Ausnahmen
im Juli und August fort. Im September
und Oktober legten die Verkaufspreise
bei fast allen Produkten
zu (vgl. Abbildungen 2 und 3). 2
28 Stahlreport 12|20
Lagerabsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1
n Absatzindex (2007 = 100)
140
120
100
80
60
40
20
0
90
Ø
2016
97
Ø
2017
94
Ø
2018
90
Ø
2019
88
78 75 81 81 75
Ø
2020
n Lagerreichweite in Tagen
200
180
160
94
98 100
89
94
89 93
98
140
82 82
74
120
68
54
100
54
80
60
40
72 72 114 66 66 63 87 96 78 72 78 69 66
20
0
Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt.
2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020 2020
Absatz und Lagerreichweite
der
Stahldistribution
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2
160
Index (Januar 2010 = 100)
Preisentwicklung
bei Langprodukten
150
140
130
120
110
100
90
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3
Index (Januar 2010 = 100)
150
140
130
120
110
100
90
80
1. Q. 2010
2. Q. 2010
3. Q. 2010
4. Q. 2010
1. Q. 2011
2. Q. 2011
3. Q. 2011
4. Q. 2011
1. Q. 2012
2. Q. 2012
3. Q. 2012
4. Q. 2012
1. Q. 2013
2. Q. 2013
3. Q. 2013
4. Q. 2013
1. Q. 2014
2. Q. 2014
3. Q. 2014
4. Q. 2014
1. Q. 2015
2. Q. 2015
3. Q. 2015
4. Q. 2015
1. Q. 2016
2. Q. 2016
3. Q. 2016
4. Q. 2016
1. Q. 2017
2. Q. 2017
3. Q. 2017
4. Q. 2017
1. Q. 2018
2. Q. 2018
3. Q. 2018
4. Q. 2018
1. Q. 2019
2. Q. 2019
3. Q. 2019
4. Q. 2019
1. Q. 2020
2. Q. 2020
3. Q. 2020
4. Q. 2020
1. Q. 2010
2. Q. 2010
3. Q. 2010
4. Q. 2010
1. Q. 2011
2. Q. 2011
3. Q. 2011
4. Q. 2011
1. Q. 2012
2. Q. 2012
3. Q. 2012
4. Q. 2012
1. Q. 2013
2. Q. 2013
3. Q. 2013
4. Q. 2013
1. Q. 2014
2. Q. 2014
3. Q. 2014
4. Q. 2014
1. Q. 2015
2. Q. 2015
3. Q. 2015
4. Q. 2015
1. Q. 2016
2. Q. 2016
3. Q. 2016
4. Q. 2016
1. Q. 2017
2. Q. 2017
3. Q. 2017
4. Q. 2017
1. Q. 2018
2. Q. 2018
3. Q. 2018
4. Q. 2018
1. Q. 2019
2. Q. 2019
3. Q. 2019
4. Q. 2019
1. Q. 2020
2. Q. 2020
3. Q. 2020
4. Q. 2020
Preisentwicklung bei
Flachprodukten und
Rohren
Quelle: BDS
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr
Stahlreport 12|20
29
BDS
Interview
Foto: BDS/mh
Interview mit Oliver Ellermann
„Unsere Branche ist widerstandsfähig“
Corona everywhere – fast jedes Thema wird in diesem besonderen Jahr darauf hin abgeklopft, welche Auswirkungen
der Virus darauf hat. Der Stahlhandel-Jahresrückblick ist da keine Ausnahme. Wie die Branche bisher durch die Krise
gekommen ist und welche Fragen die Mitgliedsunternehmen in der Pandemie an den BDS hatten und haben,
beschreibt Oliver Ellermann, Vorstand des BDS, im Interview mit dem Stahlreport.
Corona hat der Wirtschaft
weltweit enorme Einbußen gebracht,
auch in Deutschland. Wie stark war
und ist der Stahlhandel von der Pandemie
betroffen?
Oliver Ellermann: Wir müssen diese
Frage nach Abnehmerbranchen
getrennt betrachten: Den größten
Treffer mussten Automotive und
Fahrzeugbau und somit die SSCs
innerhalb der Stahldistribution hinnehmen.
Leider hat es den Maschinenbau
mit den artverwandten
Industrien ebenfalls schwer erwischt.
Dies hatte massive Auswirkungen
auf diejenigen Stahlhändler, die sich
mit den hierfür relevanten Produktgruppen
be schäftigen. Allerdings
schwächelte der Maschinenbau
bereits im Herbst 2019, da war für
uns alle der Virus noch kein Thema.
Die Bauwirtschaft ist bis zur Stunde
gut durch diese Phase durchgekommen.
Auch das baunahe Handwerk
konnte sich somit behaupten.
Hat die „2. Welle“ genauso gravierende
Auswirkungen wie der Beginn
der Pandemie im März?
Nein, wir sahen zuletzt sogar einen
ordentlichen November, sowohl
arbeitstäglich als auch in Summe.
Eine Besonderheit stellt für uns die
aktuelle Beschaffungssituation und
das Kaufverhalten unserer Kunden
zum bevorstehenden Jahreswechsel
dar. Eventuell haben wir es mit kurzfristig
steigenden Einkaufspreisen
auf der Werksseite und mit Hamsterkäufen
auf der Kundenseite zu
tun. Ein zeitgleiches Auftreten dieser
Effekte sorgt vielleicht für einen kleinen
Pseudo-Boom, der sich als nicht
nachhaltig herausstellen könnte.
Wie sind die weiteren konjunkturellen
Aussichten für die Branche?
Sehen Sie Licht am Konjunkturhorizont?
Es herrscht doch keine Dunkelheit!
Die Bauindustrie mit dem baunahen
Handwerk wird uns bis weit über
das Jahr 2021 hinaustragen, da sind
sich Verbände und Institute so einig
wie selten zuvor. Der Maschinenbau
berappelt sich langsam wieder und
auch vom Automobil- und Fahrzeugbau
hört man, dass die Abrufe
schrittweise wieder zurückkommen.
Wie sehen Sie den Stahlhandel in der
Pandemie insgesamt aufgestellt? Ist
die Branche resilient genug, um diese
Krise unbeschadet, vielleicht hier und
da auch gestärkt, zu überstehen?
Wir werden im aktuellen Jahr 2020
wohl einen Rückgang von 6 % zum
30 Stahlreport 12|20
Vorjahr hinnehmen müssen. Das ist
ärgerlich, aber da haben wir schon
viel schlimmere Zeiten gesehen.
Unsere Produktions-, Anarbeitungsund
Lagerkapazitäten standen unseren
Kundenbranchen immer zur
Verfügung. Auch im Vertrieb sowie
im Einkauf und in der Abwicklung
gibt es nichts zu meckern. Wir sind
als Stahlhandel in Deutschland hervorragend
aufgestellt und werden
mit einem geschärften Profil aus
dieser Phase hervorgehen.
uns in eine hoffentlich bald einsetzende
Post-Pandemie-Phase führen
wird.
„Unsere Widerstandsfähigkeit zeigt sich
vor allem darin, dass wir die Lieferketten
aufrechterhalten haben: Beschaffungsseitig
und absatzseitig sind wir nicht ein einziges
Mal in Schwierigkeiten geraten!“
Gibt es aus Ihrer Sicht Bereiche im
Stahlhandel, die sich durch die Pandemie
dauerhaft ändern oder schon
geändert haben?
Zum Glück wurde in den Bereichen
Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz
in den letzten zwanzig Jahren
viel getan, daher waren wir gut vorbereitet.
Neu ist für den Bereich der
Büroarbeit das Thema Homeoffice/
Mobile Office. Hier konnten zum
Teil echte Quantensprünge erzielt
werden. Es ist anzunehmen, dass
wir nach der Pandemie auch weiterhin
von dieser Möglichkeit
Gebrauch machen werden.
Es gab seit März Momente, in denen
sich auch weit einschneidendere
Konsequenzen für Gesellschaft und
Wirtschaft abzeichneten. Was hat
Ihnen persönlich in solchen Momenten
Hoffnung gemacht, dass die
Krise überstanden werden kann?
Der Zusammenhalt der Menschen
in Deutschland ist nach wie vor
hoch. In vielen Gesprächen mit den
Stahlakteuren vor Ort oder am Telefon
konnte ich mich von der optimistischen
Grundhaltung überzeugen,
die unsere Branche antreibt.
Das Jahr 2021 spielt dabei eine
Rolle als Übergangsjahr, welches
In Krisenzeiten besteht allgemein
ein erhöhter Informations- und Kommunikationsbedarf.
Es gab viele
kurzfristige Änderungen und Maßnahmen
der Politik, Unternehmen
mussten immer wieder schnell handeln.
Wie hat der BDS auf die Corona-
Pandemie reagiert?
Wir sind zunächst chronologisch vorgegangen,
um die dringendsten Fragestellungen
zu beantworten: Wie
gehen wir kunden- und lieferantenseitig
mit möglichen Einschränkungen
um? Welche Auswirkungen
könnten arbeitsrechtlich auf uns
zukommen? Wie ist überhaupt die
Stimmung und wie sind die Erwartungen?
Das lief zuerst über Umfragen
und Rundschreiben per Post und
E-Mail. Darüber hinaus konnten wir
mit Webinaren den vorrangigen Klärungsbedarf
bedienen. Ein Kernthema
war sicherlich das Insolvenzaussetzungsgesetz
in Verbindung mit dem
WKV-Rettungsschirm. Hier konnte
sich der BDS als Impulsgeber in
Zusammenarbeit mit den Kollegenverbänden
hervortun, um in einer
schwierigen Lage eine für alle Beteiligten
vertretbare Lösung herbeizuführen.
Welche Auswirkungen hatte und hat
die Pandemie auf die berufliche Weiterbildung
des BDS?
Inhaltlich zunächst keine. Fraglich
ist, auf welchem „Vertriebsweg“ die
Inhalte den Lernenden zukünftig
erreichen werden. Da wir vor Jahren
das BDS-Fernstudium digitalisiert
haben und seit Ende 2018 für die
Azubis in Deutschland ein modulares
Programm im E-Learning auf-
bauen, haben wir hier die Nase
vorne. Deswegen wird der BDS Themen
wie Prüfbescheinigungen, Lkw-
Fahrer als Vertriebsmitarbeiter oder
Krisenbewältigung im Stahlhandel
im neuen Jahr 2021 auch online
anbieten können. Anders stellt es
sich bei den Produktseminaren dar,
welche zwingend einen Stahlwerksbesuch
erforderlich machen. Hier
ist die Präsenz ein integraler
Bestandteil, der nur unzulänglich
durch Digitales ersetzt werden kann.
Dies betrifft auch unser Azubi-
Knigge-Seminar oder die erfolgreichen
Verkauf-Trainings, die aufgrund
von Rollenspielen und
Praxisteilen ohne die analoge Anwesenheit
kaum durchführbar sind.
Corona hat viel Unsicherheit
gebracht. So gut wie alle Messen
und Veranstaltungen wurden verschoben
oder abgesagt, unter anderem
gleich zweimal die Tube. Das
aktuelle Jahr ist nun so gut wie vorbei.
Wie geht der BDS ins kommende
Jahr?
Das Thema Messen und Veranstaltungen
bleibt auch nächstes Jahr
noch schwierig und wir werden vermutlich
noch einige Absagen erleben.
Bei der Blechexpo im November
2021 sind wir aus heutiger Sicht
nicht mit einem Gemeinschaftsstand
dabei. Und auch zum Stahlhandelstag,
der ursprünglich für den September
2021 in Magdeburg geplant
war, können wir noch keine Prognose
abgeben.
Angesichts der Situation haben
aber auch wir eine Onlineveranstaltung
für das kommende Jahr entwickelt:
Wir haben unseren „Digi-Day“,
wie sollte es auch anders sein, nach
dem großen Erfolg im Jahr 2019 digitalisiert:
Das Format findet am 28.
Januar 2021 vormittags als Livestream
statt, vor allem, um allen
Beteiligten sichere Rahmenbedingungen
in Pandemiezeiten anbieten
zu können. Wir haben wieder ein
abwechslungsreiches Programm
zusammengestellt mit spannenden
Inhalten rund um die Digitalisierung
im Stahlhandel.
Herr Ellermann, vielen Dank für das
Gespräch.
Stahlreport 12|20
31
BDS
Berufsbildung
BDS-eLearning
Stahlhandels-Knowhow für Auszubildende
Auszubildende haben viel zu lernen: Wie man sich im beruflichen Alltag zurechtfindet, gut mit den
Kolleginnen und Kollegen zurechtkommt – und nicht zuletzt eine Menge Stahlhandels-Fachwissen.
Für das Letztere steht den Nachwuchskräften mit dem BDS-eLearning für Auszubildende nun ein
geeignetes Lernprogramm zur Verfügung – bei dem auch die Unternehmen profitieren.
Was genau ist eigentlich Formstahl? Welche Verfahren
zur Blankstahlherstellung gibt es – und was
bedeuten sie für die Eigenschaften des Produkts? Diese
und viele weitere Fragen kommen im Betriebsalltag
jeden Tag auf Auszubildende zu. Auch wenn sich die
überwiegende Zahl der Unternehmen mit der Ausbildung
Mühe gibt und etwa interne Weiterbildungen anbietet
sowie Betreuerinnen und Betreuer an die Seite der jungen
Leute stellt – in der systematischen Aneignung des
nötigen Branchenwissens bestehen oft Lücken. Gerade
wenn es um Wissen geht, das im eigenen Haus nicht
im Fokus steht, etwa Produktbereiche oder Anarbeitungsdienstleistungen,
die nicht angeboten werden,
fehlen den Auszubildenden diese Bereiche.
In diese Lücke springt das BDS-eLearning-Programm
für Auszubildende, das der Verband aktuell entwickelt
und das Mitgliedsunternehmen des BDS ab sofort nutzen
können.
Wie es funktioniert
Für das eLearning-Programm hat der BDS sich alle relevanten
Themen des Stahlhandels vorgenommen und
mundgerechte Lerneinheiten daraus entwickelt – etwa
die Lerneinheit „Betonstahl“, „Blankstahl“, „Stahlherstellung“
und „Werkstoffprüfung“. Derzeit sind rund
zehn Lerneinheiten fertiggestellt, insgesamt sollen es
im Laufe des kommenden Jahres rund 40 bis 50 Einheiten
werden, eingeteilt in die Bereiche „Werkstoff-
kunde“, „Produktkunde“ und „Verfahren“. Jede Einheit
enthält die drei Bausteine Wissensvermittlung, Wiederholung
und Überprüfung. Zur Verfügung gestellt
werden die Einheiten unternehmensindividuell auf
einer eigens gestalteten Lernplattform. Die Inhalte sind
für Auszubildende somit jederzeit verfügbar – egal ob
auf dem Smartphone, zu Hause auf dem Tabelt oder auf
dem Rechner im Unternehmen.
Ausbildungsverantwortliche
behalten den Überblick
Aber auch für die Ausbildungsverantwortlichen und
die Unternehmen ist das eLearning-Programm von Vorteil.
Über die Lernplattform können Sie sich Analysen
und Berichte zum Stand des Lernfortschritts ihrer Auszubildenden
ansehen und benachrichtigt werden. Damit
steht ein hervorragendes Instrument zur Steuerung des
Lernens zur Verfügung, das als Grundlage für die individuelle
Betreuung der Auszubildenden dient. Das Lernen
kann so besser begleitet werden, Defizite und Stärken
schneller erkannt und behoben bzw. besser gefördert
werden.
Wer das BDS-eLearning-Programm kennenlernen
möchte, kann es mit einer vierwöchigen Demoversion
ausgiebig testen. 2
Weitere Infos & Link zur Demoversion unter
www.stahlhandel.com/elearning
32 Stahlreport 12|20
Jetzt auch Online-Veranstaltungen im Programm
Neue Seminare, neue Formate
Die Berufsbildung bleibt auch in Corona-Zeiten ein wichtiges Thema. Das BDS-Seminarprogramm
greift die aktuellen Entwicklungen auf und ergänzt die Präsenzveranstaltungen um neue Online-
Formate. Neben neuen Themen wie „Der kundenorientierte Auslieferungsfahrer“ sind im kommenden
Jahr weiterhin Stahlhandels-“Klassiker“ wie das bewährte Stahlkundeseminar Teil des
Seminarangebots. Einige Seminare in der Vorschau.
Prüfbescheinigungen
und Produkthaftung
19.01.2021 | Online-Seminar
BDS-Mitglieder: € 349,00 | regulär: € 499,00
Die technische und wirtschaftliche Bedeutung von
Prüfbescheinigungen gemäß DIN 10204 nimmt ständig
zu. Heute wird kaum mehr ein Stahlerzeugnis
ohne eine solche Bescheinigung vertrieben.
Ungewöhnlichen Zeiten begegnen –
mit Krisen und Stress klarkommen
26. und 28.01.2021 | Online-Seminar
BDS-Mitglieder: € 569,00 | regulär: € 729,00
Ab morgen im Homeoffice – mit Corona müssen sich
auch im Stahlhandel viele Mitarbeiter/innen auf eine
schlagartig veränderte Arbeits- und Lebensumgebung
einstellen.
Stahlkunde
16.-18.02.2021 | Dortmund
BDS-Mitglieder: € 819,00 | regulär: € 1.009,00
Stahl ist überall. Nur mit Hintergrundwissen aber
gelingt es, die Vielfalt dieses wichtigsten industriellen
Werkstoffs zu erkennen und damit die Gründe für
den ihm innewohnenden Nutzen zu erklären.
Der kundenorientierte
Auslieferungsfahrer
26./27.02.2021 | Online-Seminar
BDS-Mitglieder: € 429,00 | regulär: € 579,00
Vertrieb – das ist nicht nur das direkte Verkaufsgespräch
am Telefon oder im Außendienst. Vertrieb findet
vielmehr immer statt, wenn Kontakt zu Kunden
besteht!
Das komplette Jahresprogramm, alle Informationen & Anmeldung zu den Seminaren unter
www.stahlhandel.com/seminare
Alle Informationen zum BDS-Fachmagazin online
Stahlreport bekommt eigene Webseite
Der Stahlreport, das BDS-Fachmagazin für Handel, Produktion &
Verarbeitung, hat einen eigenen Webauftritt bekommen. Unter
www.stahlreport.com sind ab sofort alle Services rund um die Fachzeitschrift
online zugänglich – vom Abo-Angebot über ein Heftarchiv bis hin zu den
Mediadaten für Anzeigenkunden. Zur neuen Webseite gehört auch ein Messeund
Veranstaltungskalender, der kontinuierlich aktualisiert wird und über
speziell für den Stahlhandel und verwandte Branchen relevante Termine
informiert – egal ob am Rechner im Büro oder auf dem Smartphone oder Tablet
unterwegs oder zuhause. Im übersichtlichen, modernen Design bündelt der
BDS mit www.stahlreport.com alle Informationen rund um das Fachmagazin.
www.stahlreport.com
Stahlreport 12|20
33
BDS
Bericht
Wenn die Abnahme verweigert wird: „Das können wir doch sowieso nicht beweisen!“
Ist eine Auftragsbestätigung bindend?
Verpflichtet bereits die Auftragsbestätigung zur Abnahme und Zahlung des Kaufpreises? Immer wieder kommt es
vor, dass Stahlhändler mit ihren Abnehmern nicht nur über Details in einem Kaufvertrag wie die Einhaltung von
Lieferfristen, Berechtigung von Zuschlägen, etc. streiten. Vielmehr wird von Käuferseite häufig der Vertragsschluss
gänzlich bestritten. Dann stellt sich für den Stahlhändler die Frage, ob er gegen den Käufer einen Anspruch auf
Abnahme des Stahls und Zahlung des Kaufpreises hat. Rechtsanwalt Dr. Thorsten Hauröder, Henseler & Partner
Rechtsanwälte mbB, gibt Auskunft.
Konstellationen solcher Fälle
sind mannigfaltig und stets eine
Frage des Einzelfalls. Auf alle Situationen
kann an dieser Stelle daher
nicht eingegangen werden. Auch stellen
sich solche Fragen in der Regel
nicht, wenn bereits Teilmengen geliefert
und bezahlt wurden. Probleme
tauchen allerdings dann auf, wenn
sich der Käufer weigert, überhaupt
einen Abruf zu tätigen und damit
eine Lieferung auszulösen.
Hierzu zwei Beispiele aus den
letzten Monaten, die Gegenstand von
Rechtsstreitigkeiten vor zwei Landgerichten
waren. Stahlhändler A verhandelt
mit dem Bauunternehmer B
über die Lieferung bestimmter Mengen
Betonstabstahl und Betonstahlmatten
zu einem bestimmten Preis.
Als Festlaufzeit wird ein bestimmtes
Enddatum vereinbart bzw. es wird
vereinbart, dass der Betonstahl bis
zu einem bestimmten Datum vollständig
abgenommen werden muss.
Wenn die Abnahme
verweigert wird
Wie in der Praxis allerdings häufig
anzutreffen, schließen der Stahlhändler
A und der Bauunternehmer B
darüber keinen schriftlich fixierten
Kaufvertrag, den beide Parteien mit
ihrer Unterschrift unterzeichnen.
Vielmehr erfolgen die Korrespondenz
und die Verhandlungen per E-Mail,
telefonisch und/oder anlässlich persönlicher
Besprechungen. Nachdem
sich die Parteien – aus Sicht des
Stahlhändlers – über die wesentlichen
Vertragsbestandteile wie zu liefernde
Menge und Kaufpreis verständigt
haben, lässt der Stahlhändler
dem Bauunternehmer eine Auftragsbestätigung
zukommen. Der Bauunternehmer
erhält diese Auftragsbestätigung
auch, reagiert darauf jedoch
nicht. Mehrere Monate ziehen ins
Land. Ein Abruf seitens des Bauunternehmers
erfolgt hingegen nicht.
Daraufhin ruft der Stahlhändler den
Bauunternehmer an und fragt, wann
denn mit dem ersten Abruf zu rechnen
sei. Der Bauunternehmer erwidert,
es sei doch überhaupt kein Kaufvertrag
zustande gekommen, sodass
er zur Abnahme auch nicht verpflichtet
sei. Wer hat Recht?
Wer kann was beweisen?
In rechtlicher Hinsicht sind diese
Fragen in der Regel leicht zu beantworten.
Ein Vertrag kommt durch
Angebot und Annahme zustande.
Anhand der Korrespondenz und
Absprachen muss dann lediglich
geprüft werden, in welcher Erklärung
oder Handlung das Angebot und wo
die Annahmeerklärung lag.
Darauf kommt es allerdings häufig
und zwar insbesondere im Rahmen
einer gerichtlichen Auseinandersetzung,
also im Rahmen eines
Gerichtsprozesses, nicht an. Denn
dort sind die entscheidenden Fragen:
Wer kann was beweisen? Wem
34 Stahlreport 12|20
Foto: Henseler & Partner
„Überspitzt formuliert läuft es darauf hinaus, dass
nicht der Stahlhändler den Vertragsschluss beweisen
muss, sondern vielmehr der Käufer den fehlenden
Vertragsschluss beweisen muss.“
Rechtsanwalt Dr. Thorsten Hauröder, Henseler & Partner Rechtsanwälte mbB
Diese Umstände werden allerdings
häufig in einem Prozess unstreitig
sein. Der Stahlhändler muss hier
also nichts beweisen.
Demgegenüber muss der Bauunternehmer/Käufer
beweisen,
z dass er dem Inhalt des Bestätigungsschreibens
unverzüglich, in
der Regel innerhalb einer Woche,
widersprochen hat,
z dass der Inhalt des Bestätigungsgelingt
der Beweis und kann sich
somit durchsetzen?
Die gerade dargestellte Konstellation
ist hierbei für den Stahlhändler
sehr häufig von großem Vorteil, da
er einen Vertragsschluss anhand
einfacher Kriterien beweisen kann.
Dies behandelt die Rechtsprechung
unter dem Stichwort „kaufmännisches
Bestätigungsschreiben“.
Auftragsbestätigung
kann ausreichen
Grundsätzlich gilt: Das Schweigen
auf eine Erklärung bedeutet keine
Zustimmung. Aber: Das Schweigen
auf ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben
führt sehr wohl zu
einer Zustimmung und damit häufig
zu einem Vertragsschluss.
In der Regel muss der Stahlhändler
beweisen, dass anlässlich eines
bestimmten Telefonates oder eines
persönlichen Treffens ein Vertrag
zustande gekommen ist. Dieser
Beweis wird ihm häufig nicht gelingen.
Denn wenn der Käufer/Bauunternehmer
dies bestreitet, dann entsteht
in einem Prozess häufig eine
Pattsituation. Und diese Pattsituation
geht zulasten desjenigen, der
den bestimmten Umstand, hier also
den Vertragsschluss, beweisen
muss.
Lässt allerdings der Stahlhändler
dem Bauunternehmer im
Anschluss an das Telefonat oder
das Gespräch eine Auftragsbestätigung
zukommen, dann wird diese
unter bestimmten Voraussetzungen
von der Rechtsprechung als sogenanntes
kaufmännisches Bestätigungsschreiben
angesehen. Erfolgt
darauf kein Widerspruch, dann gilt
der Vertrag als geschlossen und
zwar auf Grundlage der Auftragsbestätigung.
Im Gerichtsverfahren
kommt es dann darauf an, wer was
hierfür beweisen muss.
Der Stahlhändler muss beweisen,
z dass beide Parteien Kaufleute sind,
z dass zwischen den Parteien Vertragsverhandlungen
stattgefunden
haben,
z dass der Stahlhändler ein Bestätigungsschreiben
unmittelbar nach
den Verhandlungen versendet hat
und dieses dem Bauunternehmer
zugegangen ist.
schreibens in erheblichem Umfang
von dem Inhalt der vorherigen Vertragsverhandlungen
abweicht.
Meistens wird bereits unstreitig sein,
dass ein Widerspruch nicht erfolgt
ist. Dann hilft dem Käufer nur, dass
er den letzten Aspekt beweisen kann.
Dieser Beweis wird ihm in der Regel
nicht gelingen.
Wenn der Käufer durch das
Gericht damit konfrontiert wird,
lenkt er häufig ein – so auch in den
oben erwähnten Gerichtsverfahren
vor den Landgerichten. Der Stahlhändler
konnte sich also durchsetzen
und erreichte die Abnahme des
Betonstahls sowie Zahlung des Kaufpreises.
Merken Sie sich also: Liegt eine
Auftragsbestätigung seitens des
Stahlhändlers vor und hat der Käufer
dieser nicht innerhalb einer
Woche widersprochen, stehen die
Chancen für den Stahlhändler sehr
gut, sich vor Gericht mit einer Klage
durchzusetzen. 2
Stahlreport 12|20
35
Messen
und Märkte
Termine
Foto: Messe Düsseldorf, Constanze Tillmann
wire und Tube 2022
Nach der Absage der internationalen Weltleitmessen wire und Tube 2020 aufgrund des aktuellen Covid-19-Infektionsgeschehens,
finden die nächsten Auflagen turnusgemäß vom 9. bis 13. Mai 2022 statt. „Wir freuen uns darauf,
Aussteller und Besucher wieder persönlich in Düsseldorf willkommen zu heißen“, sagte Daniel Ryfisch, Project
Director wire / Tube & Flow Technologies. „Corona hat gezeigt, dass die Digitalisierung viele Vorteile mit sich bringt.
Aber sie kann persönliche Begegnungen, Gespräche und Kontakte nicht ersetzen.“ Wie gewohnt wird die wire in den
Hallen 9 bis 17 und die Tube in den Hallen 1 bis 7.0 zu finden sein. Unternehmen, die auf der wire und Tube 2022
ausstellen möchten, können sich bereits ab Ende März 2021 anmelden. Der offizielle Anmeldeschluss liegt im Sommer
2021. Die genauen Daten werden von der Messe Düsseldorf noch bekannt gegeben.
www.tube.de
www.wire.de
EuroBLECH 2021
verschoben
Die nächste Euroblech findet turnusmäßig
erst wieder 2022, vom 25. bis 28. Oktober,
statt. Das teilte der Veranstalter, Mac
Brooks Exhibitons,
im November 2020
mit. Diese Entscheidung
sei im Hinblick
auf die Covid-19-
Pandamie nach
Gesprächen mit Ausstellern
und Partnern
getroffen worden. Im
kommenden Jahr soll
eine Reihe von digitalen Events stattfinden.
Genauere Informationen zum Zeitplan der
Veranstaltungen will das Euroblech-Team
noch bekanntgeben.
www.euroblech.de
Digital in NRW
Online-Workshop
„Agil führen“
Unter dem Motto Digital in NRW findet am
11. Dezember 2020 von 10 bis 12:30 h der
Online-Workshop „Wie agile Führung richtig
funktioniert – auch im Home-Office“ statt.
In diesem Online-Event wird Führungskräften
ganz konkret und praxisnah vermittelt,
was agile Führung ausmacht und wie sie –
auch beim digitalen Arbeiten zwischen
Home & Office – erfolgreich gelingen kann.
www.digital-in-nrw.de
DGM-Online-Live-Fortbildung
Ermüdungsverhalten
metallischer Werkstoffe
Vom 23. bis 25. Februar 2021 findet die
Online-Fortbildung „Ermüdungsverhalten
metallischer Werkstoffe“ der Deutschen
Gesellschaft für
Materialkunde e.V.
(DGM) statt. In der
Fortbildung werden
die verschiedenen
Aspekte der Thematik
Materialermüdung
auf der Basis
der zugrundeliegenden
werkstoffkundlichen
Vorgänge dargestellt
und die sich
daraus ergebenden
Konsequenzen für
den Werkstoffeinsatz und die -Auslegung
aufgezeigt. Durch die Vorträge mit Vorlesungscharakter
werde ein solides Grundverständnis
unter Berücksichtigung des multidisziplinären
Charakters des Themas
vermittelt.
Anmeldung und weitere Infos unter
https://bit.ly/dgmermuedungsverhalten
DGM
Titan und Titanlegierungen
Vom 17. bis 18. März 2021 findet die
online-Fortbildung „Titan und Titanlegierungen“,
veranstaltet von der Deutschen
Gesellschaft für Materialkunde (DGM), statt.
Die Fortbildung wendet sich primär an
Metallkundler, Ingenieure und Techniker
aus Forschung, Entwicklung, Herstellung
und Anwendung sowie Vertrieb, die sich mit
Titan und seinen Legierungen vertraut
machen wollen. Neben einführenden Vorträgen
über metallkundliche Grundlagen wird
auf Herstellung, Verarbeitung und Eigenschaften
der Titanlegierungen eingegangen.
Darüber hinaus werden klassische und
neuere Anwendungen des Titans vorgestellt.
www.dgm.de
36 Stahlreport 12|20
Messekalender
Datum Messe Ort Info
11.12.2020 Wie agile Führung richtig funktioniert – auch im Home-Office online www.digital-in-nrw.de
13.-15.01.2021 BAU Online, Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme München www.bau-muenchen.de
28.1.2021 BDS-DigiDay online www.stahlhandel.com
21.-24.02.2021 Internationale Eisenwarenmesse Köln www.eisenwarenmesse.de
23.-27.02.2021 METPACK, Weltleitmesse für Metallverpackungen Essen www.metpack.de
25.2.-3.3. Interpack – Processing & Packaging Düsseldorf www.interpack.de
2.-5.03.2021 INTEC, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen, Fertigungs- und
Leipzig www.messe-intec.de
Automatisierungstechnik
2.-5.03.2021 Z, Internationale Zuliefermesse für Teile,
Leipzig www.zuliefermesse.de
Komponenten, Module und Technologien
9.-12.03.2021 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung
verschoben auf Oktober 2022
Hannover www.euroblech.com
16.-18.03.2021 EuroCIS, The Leading Trader Fair for Retail Technology Düsseldorf www.eurocis.com
17.-18.03.2021 Titan und Titanlegierungen online www.dgm.de
17.-19.03.2021 Made in Steel Mailand/Italien www.madeinsteel.it
23.-26.03.2021 METAV, Internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung Düsseldorf www.metav.de
12.-16.4.2021 CeMAT 2021 Hannover www.hannovermesse.de
12.-16.4.2021 Hannover Messe 2021 Hannover www.hannovermesse.de
14.-16.04.2021 DST Dreh- und Spantage Südwest Villingen- www.DSTsuedwest.de
Schwenningen
4.-6.05.2021 SENSOR + TEST, Messtechnik-Messe Nürnberg www.sensor-test.de
4.-7.05.2021 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de
5.-6.05.2021 Stainless 2021 Brünn www.stainless2021.com
18.-20.5.2021 Aluminium Düsseldorf www.aluminium-exhibition.com
18.-20.05.2021 Fastener Fair, Internationale Fachmesse der Verbindungs- und Befestigungsbranche Stuttgart www.fastenerfair.com
26.-29.05.2021 Lamiera Mailand www.lamiera.net
8.-10.06.2021 CastForge, Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/castforge
8.-11.06.2021 Moulding Expo, Internationale Fachmesse Werkzeug-, Modell- und Formenbau Stuttgart www.messe-stuttgart.de/
moulding-expo
8.-11.06.2021 SawExpo - Die Fachmesse für Säge- und industrielle Trenntechnik Friedrichshafen www.sawexpo.de
22.-24.06.2021 LogiMAT, Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement
Stuttgart www.logimat-messe.de
Verschoben von März auf Juni
7.-12.9.2021 IAA – Internationale Automobilausstellung München www.iaa.de
13.-17.09.2021 SCHWEISSEN & SCHNEIDEN, Weltleitmesse Fügen, Trennen, Beschichten Essen www.schweissen-schneiden.com
4.-9.10.2021 EMO Milano, Die Welt der Metallbearbeitung Mailand www.emo-milano.com
5.-7.10.2021 11. Internationale Zulieferbörse (IZB) Wolfsburg www.izb-online.com
5.-7.10.2021 Parts2clean, Internationale Leitmesse für industrielle Teile- und Oberflächenreinigung Stuttgart www.parts2clean.de
5.-8.10.2021 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de
12.-14.10.2021 DeburringEXPO, Leitmesse für Entgrattechnologien und Präzisionsoberflächen Karlsruhe www.deburring-expo.de
26.-29.10.2021 Blechexpo, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung Stuttgart www.blechexpo-messe.de
8.-10.11.2012 56. Symposium Einkauf und Logistik Berlin www.bme.de
30.11.-2.12.2021 Stainless Steel World Conference & Expo Maastricht www.stainless-steel-world.net
18.-21.01.2022 SWISSBAU Basel www.swissbau.ch
25.-28.01.2022 NORTEC, Fachmesse für Produktion Hamburg www.nortec-hamburg.de
4.-8.04.2022 MACH, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnologie Birmingham www.machexhibition.com
Verschoben von Januar 2021 auf April 2022
26.-29.04.2022 PaintExpo, Weltleitmesse für industrielle Lackiertechnik Karlsruhe www.paintexpo.de
26.-29.04.2022 IFH Intherm Nürnberg www.ifh-intherm.de
3.-6.05.2022 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart www.control-messe.de
9.-13.05.2022 wire und Tube 2022, Internationale Fachmesse für Rohr, Röhren, Herstellung und Verarbeitung
Düsseldorf www.wire.de
sowie internationale Messe der Draht- und Kabelindustrie
www.tube.de
21.-23.06.2022 LASYS Fachmesse für Systemlösungen für die Laser-Materialbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/lasys
13.-17.09.2022 AMB, Internationale Ausstellung für Metallbearbeitung Stuttgart www.messe-stuttgart.de/amb
14.-17.09.2022 GaLaBau, Internationale Leitmesse für Planung, Bau und Pflege von Urban-, Grün- und Nürnberg www.galabau-messe.com
Freiräumen
4.-7.10.2022 Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung Stuttgart www.motek-messe.de
25.-28.10.2022 EuroBLECH, Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung Hannover www.euroblech.com
Stahlreport 12|20
37
Messen
XXXXXXXXXX
und Märkte
Bericht
Baugewerbe: Auswirkungen der Corona-Pandemie in 2021 spürbar
Wohnungsbau bleibt Stabilitätsanker
„Nachdem die Bauwirtschaft dank der hohen Auftragsbestände zu Jahresbeginn glimpflich durch das Jahr 2020
gekommen ist, sind unsere Erwartungen für das kommende Jahr deutlich verhaltener. Aktuell gehen wir von einem
Umsatzrückgang von rund 1 % aus, nachdem wir das laufende Jahr mit einem Umsatzplus von knapp 2 % abschließen
werden.“ Dies erklärte der Präsident der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), Reinhard Quast, anlässlich des
Deutschen Baugewerbetages, dem Spitzentreffen der Bauwirtschaft , im November.
Demnach rechnet der Verband
für 2020 mit einem Jahresumsatz
von 138 Mrd. €. Hierin spiegele
sich die gute Umsatzentwicklung
im ersten Halbjahr mit einem Plus
von nominal 2 % (real ca. -1 %) wider.
Für 2021 erwartet der Verband
einen Umsatzrückgang von 1 % (real
3 bis 4 %).
Wirtschaftsbau entwickelt
sich rückläufig
Während die Perspektive für den
Wohnungsbau auch für 2021 insgesamt
aufwärtsgerichtet bleibt,
entwickelt sich der Umsatz des
Wirtschaftsbaus im kommenden
Jahr rückläufig mit einem Minus
zwischen nominal 2,5 und 3,5 %,
sagte Quast. „Seit März liegt die
Nachfrage in jedem Monat unterhalb
des Vorjahresniveaus. Kumulativ
fehlen zum Vorjahr fast 6 %.
Das entspricht einem Ordervolumen
von gut 1,3 Mrd. €“, führte Quast
aus. Insbesondere der Wirtschaftshochbau
habe im Jahresverlauf deutlich
nachgelassen. Ursache sei unter
„Im Wirtschaftsbau haben sich die Corona-Auswirkungen
deutlich niedergeschlagen. Unternehmen
stellen sich die Frage, wieviele Büros in Zukunft
überhaupt noch gebraucht werden.“
Reinhard Quast, Präsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)
38 Stahlreport 12|20
Quellen: ZDB, Deutscher Baugewerbetag 2020
anderem, dass eine langfristige
Investitionssicherheit angesichts der
Corona-Pandemie häufig nicht mehr
gegeben sei.
Für den Wirtschaftsbau rechnete
er für 2020 insgesamt mit einem
Umsatz, der nominal auf Vorjahresniveau
bei gut 49 Mrd. € liegt und
real einen Rückgang von ca. 2,5 %
bedeutet.
Öffentlicher Bau
Der Präsident des Spitzenverbandes
der Bauwirtschaft machte auf die
besondere Rolle der öffentlichen
Hand in der jetzigen Situation aufmerksam:
„Die öffentliche Hand
muss ihre Bauherrenfunktion jetzt
aktiv wahrnehmen. Von hier muss
der Ausgleich für den Wirtschaftsbau
erfolgen.“
Quast begrüßte, dass die aktuelle
Haushaltsplanung an dem Investitionshochlauf
im Infrastrukturbereich
festhält und für die nächsten Jahre
das Niveau von 18 Mrd. € fortschreibt.
Er forderte gleichzeitig, vor allem im
Straßenbau zügig konkrete Projekte
zu vergeben: „Investitionshochlauf
auf der einen Seite und weniger Aufträge
auf der anderen Seite – das
passt nicht zusammen!“Für 2020
rechnet der Verband im öffentlichen
Bau mit einem Umsatz von knapp 38
Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus
von 3 %. 2
Baugewerblicher Umsatz im Wirtschaftsbau
alle Betriebe
Mrd. €
60,0
50,0
40,0
30,0
20,0
10,0
0,0
45,2
27,3
17,9
49,2 49,2 47,6
29,2 28,5 27,4
20,1 20,7 20,3
IST 2018 IST 2019 Prognose 2020 (Nov 20)
Prognose 2021
(Nov 20)
Wirtschasbau Wirtschashochbau Wirtschaseau
Baugewerblicher Umsatz im öffentlichen Bau
alle Betriebe
Mrd. €
40,0
35,0
30,0
25,0
20,0
15,0
10,0
5,0
0,0
34,6
28,0
36,6 37,8 37,1
29,2 30,0 29,1
6,7 7,4 7,8 8,0
IST 2018 IST 2019 Prognose 2020
(Nov 20)
Prognose 2021
(Nov 20)
Öffentlicher Bau Öffentlicher Hochbau Öffentlicher Tieau
Starke Einbußen im Auftragseingang
Werkzeugmaschinenindustrie revidiert Produktionsprognose
Im dritten Quartal 2020 sank der
Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
um 29 %. Dabei gingen die
Bestellungen aus dem Inland um 26 %
zurück, die Auslandsorders verloren 30 %.
Das meldete der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken
im November.
Von Januar bis September sank der Auftragseingang
um 33 %. Die Inlandsaufträge
notierten 27 % unter Vorjahr. Die Auslandsorders
verbuchten 36 % weniger. „Nachdem
die Konjunkturindikatoren im dritten
Quartal angestiegen sind, schwindet die
Hoffnung auf kurzfristige Besserung zusehends.
Der Auftragseingang im dritten
Quartal bleibt auf dem niedrigen Niveau der
Vormonate“, kommentiert Dr. Wilfried
Schäfer, Geschäftsführer des VDW (Verein
Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken),
Frankfurt am Main, das Ergebnis.
Nach Abnehmern betrachtet ist die Elektronikindustrie
dem VDW zufolge einer der
wenigen Gewinner in der aktuellen Krise.
Dies gelte auch für die Medizintechnik, Lüftungstechnik
oder konsumnähere Bereiche
wie die Lebensmittel- und Verpackungsindustrie.
Die Automobilindustrie hingegen
ist von der Krise ebenfalls stark getroffen,
so der VDW weiter. Sie profitiere zwar von
der stark anziehenden Nachfrage im Reich
der Mitte. Der Strukturwandel zu neuen
Antrieben werde jedoch immer spürbarer,
Investitionsbudgets werden zunehmend
verlagert.
Vor diesem Hintergrund revidiert der VDW
seine Produktionsprognose für das laufende
Jahr und rechnet nunmehr mit einem
Rückgang von etwa 30 %. Bezogen auf das
Produktionsvolumen bedeutet dies einen
Verlust von 5 Mrd. €. Das Volumen von
dann knapp 12 Mrd. € liegt aber 2 Mrd.
über dem der Finanzkrise 2009/2010. „Die
Branche wird erst mittelfristig wieder zum
Niveau von 2019 zurückkehren“, so Schäfer.
Weitere Infos: www.vdw.de
Stahlreport 12|20
39
Messen
XXXXXXXXXX
und Märkte
Bericht
Maschinenbau-Konjunkturausblick November 2020
Mühsam bergauf
Den Maschinenbau haben die zahlreichen Corona-Lockdowns am Jahresbeginn mit voller Breitseite
getroffen, ab April schlugen die schwachen Orders durch. Inzwischen scheint die Wende zumindest im
Auftragseingang erreicht zu sein. Auch wenn das Bestellniveau aktuell noch immer deutlich unter dem
des Vorjahres liegt – es geht wieder bergauf. Angesichts der wieder stark steigenden Fallzahlen sei
allerdings damit zu rechnen, dass es von nun an – nicht nur im Maschinenbau – zögerlicher vorangeht.
Auch Rückschläge seien nicht ausgeschlossen, stellt der VDMA im November-Konjunkturausblick fest.
In den ersten neun Monaten
des Jahres verfehlte die Produktion
ihr Vorjahresniveau um 13,7 %, meldete
der VDMA. Das erste Quartal
mit einem Fertigungsniveau 7,6 %
unter Vorjahr hat dabei im Wesentlichen
die Fortsetzung der Rezession
reflektiert, in welche die Branche
bereits 2019 geraten war. Im April
und im Mai war die Produktion dann
mit minus 26,4 und 27,4 % extrem
unter Druck. Wegen nationaler und
internationaler Lockdowns waren
zahlreiche Lieferketten gerissen oder
zumindest stark angespannt.
Entspannung durch Nachholeffekte
im Juni
Im Juni fiel das Produktionsminus
mit 5,9 % dann schon weniger stark
aus, konstatiert der VDMA. Ende
Mai hatte es mit dem Ende des ersten
Lockdowns in Deutschland und in
wichtigen anderen Märkten eine
deutliche Entspannung beim Thema
Lieferketten gegeben. Dadurch kam
es in vielen Unternehmen zu Nachholeffekten.
Im September hat die Produktion
nach vorläufigen Berechnungen
lediglich um 9,1 % unter Vorjahresniveau
gelegen – wobei angesichts
Im Juli machte sich erstmals
der seit April deutlich
abgesackte Auftragseingang
in der
Produktion bemerkbar.
Sie verlor im 3. Quartal
nach vorläufigen
Berechnungen 13,7 %
gegenüber dem Vorjahr.
der starken Einbrüche im Auftragseingang
im zweiten Quartal eher
eine deutlich zweistellige Minusrate
zu erwarten gewesen sei.
Die Auslastung der Maschinenkapazitäten
entwickelte sich entsprechend.
Sie sackte von einem
gerade noch als „befriedigend“ anzusehenden
Niveau im Januar (84,1 %)
auf eine Quote von 77,3 % im April
ab, fiel dann im Juli noch einmal auf
76,1 %, um im Oktober wieder leicht
auf 77,8 % zu steigen. Ein Grund für
den Anstieg könnten verringerte
Fertigungskapazitäten einiger Unternehmen
sein. Denn der Auslastungsgrad
ist durch das Verhältnis von
aktueller Auslastung zu betriebsüblich
(noch) vorhandener Vollauslastung
definiert.
Maschinenexporte leiden stärker
als weltweiter Warenhandel
Die Exporte von Maschinen und
Anlagen aus Deutschland verfehlten
ihr Vorjahresniveau in den ersten
acht Monaten des Jahres preisbereinigt
um 15,2 %. Zum Vergleich: Der
weltweite Warenhandel ging dem
VDMA zufolge im gleichen Zeitraum
real nur um 7,9 % zurück. Hier zeige
sich wie so oft, dass der Handel mit
Investitionsgütern deutlich volatiler
40 Stahlreport 12|20
ist als beispielsweise der mit Konsumgütern.
Die einzelnen Maschinenbaubranchen
verzeichneten genauso
wie die unterschiedlichen Märkte
eine heterogene Exportentwicklung.
in Summe. Bereiche wie Nahrungsmittel-
und Verpackungsmaschinen
und Fördertechnik konnten sich in
den letzten Monaten jedoch deutlich
vom Maschinenbau abkoppeln. Hier
spielen die hygienische Verpackung
von Lebensmitteln, die stark gefragt
ist, sowie das boomende Geschäft
der Versandhändler in die Karten
der Firmen. Auch Hersteller von
Luftreinigern können volle Auftragsbücher
vermelden. q
Die deutschen Werkzeugmaschinen-Exporte
lagen im Zeitraum
Januar bis August 2020
um 32,3 % unter ihrem
Vorjahresniveau, und
das, obwohl sie bereits
im vergangenen Jahr ein
Minus in Höhe von
7,4 % verbuchten.
Maschinenbau: Beeinträchtigung in den Lieferketten
Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen
Auf der anderen Seite vermochte die
Coronakrise die Nachfrage nach
Landtechnik nicht zu stoppen: Die
Hersteller aus Deutschland konnten
das Niveau aus dem Vorjahreszeitraum
Januar bis August nahezu halten
(Rückgang: -0,7 %).
Maschinenbau-Sparten entwickeln
sich sehr unterschiedlich
Die Verunsicherung durch die
Corona-Krise habe sich in vielen
Fachzweigen des Maschinenbaus
deutlich niedergeschlagen, stellt der
VDMA fest. Während einige auf
einen Erholungspfad zurück gefunden
hätten, steckten andere Bereiche
immer noch tief in den roten Zahlen.
Vergleichsweise stabil
stellt sich auch die
Bautätigkeit dar, sodass
baunahe Bereiche wie
Armaturen und Aufzüge
und Fahrtreppen
profitieren.
Schon zu Beginn des Jahres befanden
sich automobilnahe Fachzweige
wie Werkzeugmaschinen, Präzisionswerkzeuge,
Teile von Kunststoffund
Gummimaschinen sowie Robotik
und Automation konjunkturbedingt
im Abschwung. Diese Sparten
laufen nach wie vor deutlich
schlechter als der Maschinenbau
Quellen: VDMA
Umsatz in Deutschland nach Fachzweigen
Reale Veränderung in Prozent, Januar – September 2020/2019
Verfahrenstechnik
Landtechnik
Armaturen
Fördertechnik
Allgemeine Luftttechnik
Nahrungsm.u.Verpm.
Druck- und Papiertechnik
Kunststoff- u.Gummimasch.
Fluidtechnik
Antriebstechnik
Robotik u. Automation
Baumaschinen und Baustoffanlagen
Präzisionswerkzeuge
Werkzeugmaschinen
Auftragseingang Maschinenbau
140
130
120
110
100
90
80
70
60
Ø Maschinenbau
-11%
Preisbereinigte Indizes, Basis Umsatz 2015 = 100
-50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50
Inland Ausland
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Gleitender 12-Monats-Durchschnitt
Originalindizes
Stahlreport 12|20
41
Messen
XXXXXXXXXX
und Märkte
Bericht
q Orders gewinnen
langsam wieder an Boden
In den ersten drei Quartalen lag der
Auftragseingang 15 % unter Vorjahresniveau.
Die härtesten Rückgänge
waren im April und im Mai zu verzeichnen.
Seitdem geht es im Verlauf
zögerlich wieder bergauf, hält der
VDMA fest.
Bei der Prognose für 2021 ist der
Chefvolkswirt des VDMA, Dr. Ralph
Wiechers, noch vorsichtiger, denn
unverändert bestehen zahlreiche
Risiken. Weiterhin sei auch der
Strukturwandel in der Automobilindustrie
ungeachtet steigender Verkaufszahlen
für viele Maschinenbauer
eine große Herausforderung.
Und wenn die Produktion im kommenden
Jahr immer noch deutlich
unter dem schon niedrigen Niveau
von 2019 bleibe, können die Maschinenkapazitäten
und die Stammbelegschaft
noch immer nicht wirklich
ausgelastet agieren, warnt der
VMDA.
Der Verband sieht aber auch
Chancen. Laut der 8. Corona-Blitzumfrage
des VDMA bestehen die
größten Chancen für Maschinenbauer
darin, dass ein Impfstoff zügig
bereitgestellt werden kann. Als im
Vergleich leichter kalkulierbar sehen
die Unternehmen der Branche demnach
die Beschleunigung von Digitalisierung
und Automation. Einer
der wenigen positiven Effekte der
Pandemie ist der, dass viele
Geschäftsfelder nun zügiger digitalisiert
werden, so der VDMA. 2
Die Unsicherheit in der
Wirtschaft nimmt zu,
und genau das ist Gift
für die Nachfrage nach
Investitionsgütern.
Entwicklung der deutschen Maschinenproduktion
Reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent
10
In den kommenden Monaten dürfte
sich die zwischenzeitliche, vornehmlich
von China ausgehende
Belebung jedoch wohl etwas
abschwächen.
5
0
-5
-10
1,2
-1,2
1,1
0,8
-0,3
3…
2,1
-2,6
2,0
Prognose
Ausblick unsicher, Chancen
vorhanden
Die Produktion ist im vierten Quartel
dem VDMA zufolge durch die vorhandenen,
besser als ursprünglich
erwarteten Auftragseingänge mehr
oder weniger stark vorherbestimmt.
Ein geringerer Produktionsrückgang
als mit den ursprünglich vom
Maschinenbauverband prognostizierten
-17 % für 2020 sei möglich.
Es blieben allerdings immer noch
Unwägbarkeiten.
-15
-17,0
-20
Schätzung
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Maschinenbau: Aufwärtschancen der konjunkturellen Belebung
Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen (N = 510)
2021 dürfte das
schwierigere der beiden
Jahre werden.
Quellen: VDMA
Maschinenbau: Abwärtsrisiken der konjunkturellen Belebung
Angaben in Prozent der auswertbaren Rückmeldungen (N = 510)
42 Stahlreport 12|20
Bilder: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie
Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher prognostiziert und erholt sich
nur schleppend.
Verbandspräsident der Drehteile-Industrie empfiehlt Umdenken
„Wir müssen wieder mehr
Produktion nach Europa holen“
Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als
bisher prognostiziert und erholt sich nur schleppend. Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie (FMI) empfiehlt,
lokalen Lösungen wieder mehr Vorzug zu geben und Produktion nach Europa zu holen.
Um die neuen Herausforderungen
zu bewältigen müsse nun schnell
und gezielt gehandelt werden, sagt
Hermann Rumpel, Vorsitzender des
Verbands der Deutschen Drehteile-
Industrie. Dabei seien sowohl Unternehmen
als auch die Politik gefragt.
Reshoring bringt mehr Vorteile
als Nachteile
Unternehmen sollten ihre Beschaffungsstrategie
unter Betrachtung
der wirklichen Gesamtkosten der
Teile und der Umweltbelastung neu
bewerten. Dieser Fokus gibt lokalen
Lösungen den Vorzug, auch wenn
Unternehmen Aufträge bisher aus
Kostengründen ins außereuropäische
Ausland verlagerten. „Ein solches
Reshoring bringt deutlich mehr
Vor- als Nachteile, und die europäische
Wirtschaft profitiert mit“, ist
Rumpel überzeugt und zählt die positiven
Aspekte auf: „Arbeitsplätze in
Europa bleiben erhalten, wir verhindern
den Abfluss von Know-how,
Lieferketten werden beherrschbarer,
Produktionsstillstände unwahrscheinlicher,
Lagerkosten sinken,
und die kürzeren Wege schonen
Klima und Umwelt. Auch eine enge
Zusammenarbeit zwischen Lieferanten
und Kunden wird so einfacher
und günstiger.“
„Wir müssen nicht nur die Elektro -
mobilität neu bewerten, sondern
vor allem weg von der ‚Geiz ist Geil‘-
Mentalität und die Produktion
wieder verstärkt zurück nach
Deutschland und Europa holen.“
Hermann Rumpel, Vorsitzender des Verbands
der Deutschen Drehteile-Industrie
Darüber hinaus rät Rumpel den Unternehmen
zur Zusammenarbeit. Hier
helfe zum Beispiel der Austausch in
Verbänden. „Die Unternehmen müssen
sich auf ihre Stärken besinnen,
sich breit aufstellen und immer die
Zukunft im Blick behalten“, sagt der
Verbandsvorsitzende.
Politik muss Industrie flankieren
„Die Zulieferindustrie kann sich nicht
aus eigener Kraft aus dem historischen
Konjunkturtief befreien“, sagt Rumpel.
Deshalb sieht der Drehteileverband
die Politik in der Pflicht und fordert
eine strategische Begleitung der Industrie.
„Neben einem Konjunkturprogramm
für die Post-Corona-Zeit brauchen
wir eine neue Industriepolitik
und massive Investitionen in die Infrastruktur“,
sagt der Vorsitzende. Dazu
gehören der Ausbau von Verkehrswegen
und Kommunikationsnetzen,
eine Anpassung und Angleichung der
Steuerpolitik im europäischen Umfeld
sowie der Abbau und die Vereinfachung
von bürokratischen Hürden
wie beispielsweise der A1-Bescheinigung
oder der Datenschutzgrundverordnung
(DSGVO). 2
www.drehteileverband.de
Stahlreport 12|20
43
Wissenswertes
Berichte
Gewinnerlächeln: Schubert Additive Solutions erhält den Smart Solution Award 2020 und wird von Marcus Schindler (3.v.l.) und Jörg Brenner (4.v.l., beide
Geschäftsführer der Schubert Additive Solutions GmbH) entgegengenommen. Es gratulieren Jurymitglied Dr. Petra Seebauer (Geschäftsführerin der Euroexpo
Messe- und Kongress-GmbH und Mitherausgeberin des Fachmagazins Logistik Heute), Jurymitglied Harald Geimer (Partner bei PwC, l.), Jurymitglied Dr. Patric
Spethmann (Vorstand/COO für IT und Logistik, Marc O’Polo AG, 2.v.r.), Laudator Jan Axt (Vice President Automotive SCM Strategy & Innovation, Continental
AG, 2.v.l.) und Laudator Tobias Buxhoidt (Gründer & CEO parcelLab GmbH, r.)
Bild: Euroexpo
Supply Chain Management Award 2020
3D-Druck-Projekt erhält Auszeichnung
Der Haushaltsgerätehersteller Electrolux hat den Supply Chain Management Award 2020 gewonnen. Dieser wurde zum
15. Mal von dem Fachmagazin LOGISTIK HEUTE und Strategy&, PwC, vergeben. Sieger des Smart Solution Awards ist
Schubert Additive Solutions. Die Preisverleihung im November fand im Rahmen des 8. Internationalen Supply-Chain-
Gipfels EXCHAiNGE statt – erstmals digital während der Online-Messe Hypermotion Digital Experience durchgeführt.
Beim renommierten Logistik-
Award hatte das Publikum ein Wörtchen
mitzureden. Bei der Preisvergabe
in Frankfurt konnten die zur
Auswahl stehenden acht Kandidaten
für den Supply Chain-Award live
mitbewertet werden. Das Publikumsvoting
floss wie schon in den
Jahren zuvor in die Jurywertung ein.
Die Jury – Supply-Chain-Praktiker,
renommierte Wissenschaftler, Consultants
und Fachmedienvertreter
– traf dann die Auswahl aus den
nach der Publikumsauditierung ausgewählten
Finalisten.
Preisträger Electrolux
Im Fokus des Electrolux-Siegerprojekts
steht der Umbau der Supply
Chain hin zu einer größeren Kundenorientierung.
Dazu hat das Unternehmen
Optimierungen in sieben
Bereichen entlang der gesamten Lieferkette
vorgesehen: zur Steigerung
von Service, Flexibilität und Transparenz
bei gleichzeitiger Kontrolle
der Bestände. Die Lösungen reichen
von einer agilen Supply-Chain-Organisation
und einer intensivierten
Zusammenarbeit mit dem Forschungsbereich
über die Nutzung
digitaler Tools in der Produktion bis
hin zur verstärkten Integration von
Lieferanten. Electrolux zählt zu den
weltweit führenden Hausgeräteherstellern
und betreibt in Europa 15
Produktionsstätten sowie 41 Lager
mit 12.000 Mitarbeitern in Produktion
und Supply Chain.
„Die Transformation von einer traditionellen
Supply Chain hin zu einem kunden- und
servicegetriebenen Supply-Chain-Modell fällt
keinem Unternehmen leicht.“
Jan Axt, Laudator & Vice President Automotive SCM
Strategy & Innovation von Continental
44 Stahlreport 12|20
Mit dem Siegerprojekt werde „eine
strukturiert aufgesetzte ganzheitliche
Supply-Chain-Transformation“
honoriert. „Electrolux sei auf besten
Weg, diese Aufgabe hervorragend
zu meistern“, sagte Laudator Jan Axt,
Vice President Automotive SCM Strategy
& Innovation von Continental.
Click & Print gewinnt
Smart Solution-Award
3D-Teile on demand – das ist das
Projekt von Schubert Additive Solutions
(SAS). Die Bauteile werden
dabei über die Part-Streaming-Plattform
Partbox angeboten. Elektronische
Konstruktionsdaten lassen sich
dabei aus einem digitalen Lager in
Sekundenschnelle auf der ganzen
Welt abrufen und herstellen. Solch
einen Zugriff auf geprüfte und vom
Hersteller zertifizierte Druckdaten
macht das junge Spin-off der Gerhard
Schubert GmbH Verpackungsmaschinen
(Crailsheim) möglich. Benötigt
werden dafür nur ein handelsüblicher
Kunststoff-3D-Drucker und
die PartBox. Diese hat einen LTE-
Zugang und ist direkt und sicher mit
dem digitalen Lager verbunden. Formatteile,
Ersatz- und Verschleißteile
lassen sich von jedem in jeder
gewünschten Losgröße selbst produzierem.
Motto: „Click & Print“ –
Auswählen und Drucken. SAS kann
auf über 120.000 additiv hergestellte
Bauteile im eigenen Haus zurückgreifen.
Die Lösung von Schubert zeigt
großes Potenzial, die Supply Chain
und Lagerung für Ersatzteile zu revolutio-nieren.
Gleichzeitig legt das
Unternehmen großen Wert auf die
Wahrung des intellektuellen Eigentums
bei der Nutzung seiner Part-
Streaming-Plattform, der Partbox.
Das kann eine zukunftsfähige
Lösung sein, insbesondere bei einer
wachsenden Nachfrage nach kundenindividuellen
Produkten und der
daraus resultierenden Variantenvielfalt.
Innovationskraft und Potenzial
haben die Jury überzeugt, Schubert
mit dem Smart Solution Award
2020 auszuzeichnen“, sagte Jurymitglied
Harald Geimer, Partner bei
PwC Management Consulting. 2
Weitere Infos unter
www.exchainge.de
55. BME-Symposium Einkauf und Logistik
Einkäufer müssen
Zukunft neu denken
Über vier Tage hinweg diskutierten mehr als 1.200 Teilnehmer auf
dem 55. BME-Symposium Einkauf und Logistik DIGITAL die
Megatrends in Einkauf, Logistik und Supply Management. Zentrales
Ergebnis der virtuellen Fachkonferenz: Die Corona-Krise zeige, wie
anfällig globale Lieferketten sind. Deshalb müsse das Risikohandling
völlig neu durchdacht werden.
Die Pandemie erhöht den
Handlungsdruck – sowohl bei Global
Playern als auch bei Klein- und Mittelunternehmen.
Sie ist aber nicht
nur Herausforderung, sondern auch
Chance zur Veränderung, so der
Tenor auf der Fachkonferenz. Der
Einkauf nehme in dieser Transformation
die Rolle des erfolgreichen
Krisenmanagers ein. Professionellem
Supply-Management sei es zu
verdanken, dass es in der Corona-
Krise bisher zu keinen dauerhaften
Produktionsstörungen, Lieferverzögerungen
oder -ausfällen gekommen
ist. Das ist die weitere Bilanz des
BME-Symposiums, das im November
erstmals digital stattgefunden hatte.
Neue Aufgabe für den Einkauf
In den täglichen Plenen, virtuellen
„Coffee Talks“ und Chat-Foren sowie
den Statements der 60 namhaften
Referenten aus Politik zeigte der
Meinungs- und Erfahrungsaustausch
ferner, dass auf den Einkauf neue
Aufgaben zur erfolgreichen Überwindung
der Pandemie zukämen.
Es gehe vor allem um die Sicherstellung
der eigenen Lieferfähigkeit,
dem Beobachten der Finanzsituation
von Lieferanten, der Stärkung von Lieferketten
sowie dem konsequenten
Einsatz digitaler Technologien. Nur
dann, so der einhellige Tenor unter
den Symposiumsteilnehmern, lasse
sich Zukunft neu denken.
Mit Blick auf die Logistik wurde
auf dem Symposium zudem herausgearbeitet,
dass in diesem Bereich
nach Corona nichts mehr so sein
werde wie zuvor. Viele logistische
Knotenpunkte wie Häfen und Flughäfen
seien geschlossen oder in ihren
Betriebsabläufen drastisch eingeschränkt,
Frachtkosten explodierten,
Luftfracht sei kaum verfügbar und
Container würden knapp.
Das nächste, dann 56. Symposium
Einkauf und Logistik des BME soll im
kommenden Jahr wieder als Präsenzveranstaltung
durchgeführt werden:
vom 8. bis 10. November 2021 in Berlin.
2
[ Kontakt]
Bundesverband Materialwirtschaft,
Einkauf und Logistik e.V. (BME)
65760 Eschborn
+49 6196 5828-0
www.bme.de
Stahlreport 12|20
45
Wissenswertes
Bericht
Investition in die Zukunft: SMS group errichtet in Mönchengladbach einen zentralen Standort für 1.500 moderne Arbeitsplätze.
Bild: Renderings Hartmann Architekten
SMS group investiert in zentralen Standort
Neuer Campus bündelt Kompetenzen
Die Maschinen- und Anlagenbau-Gruppe für die Stahl- und NE-Metallindustrie SMS group errichtet in Mönchengladbach
einen neuen zentralen Standort. Mit dem symbolischen ersten Spatenstich haben die Bauarbeiten zum Campus in
Mönchengladbach im Oktober offiziell begonnen. Mit dem neuen Campus will das weltweit tätige Unternehmen die
Zugkraft der Wachstumsfelder Service und Digitalisierung nutzen, um seine technologische Vorreiterrolle ausbauen.
Auf dem Mönchengladbacher
Betriebsgelände entsteht ein Technologie-,
Service- und Digitalisierungscenter,
das 1.500 moderne
Arbeitsplätze bereitstellen wird. Ab
2023 soll dort die Kompetenz von
zuletzt fünf Standorten der Region
zusammenkommen. Bereits heute
beschäftigt die SMS group in Mönchengladbach
mehr als 1.200 Mitarbeiter.
„Wir sehen das enorme Wachstumspotenzial,
das sich aus dem
Zusammenspiel von technischem Service
und digitalen Lösungen ergibt.
Mit dem Campus werden wir diese
Technologien mit unseren Produktbereichen
eng vernetzen und Spezialisten
aus aller Welt über die virtuelle
Infrastruktur zu interdisziplinären
Teams zusammen bringen“, erklärte
CEO Burkhard Dahmen.
hat uns gezeigt: Konzentriert arbeiten
können wir überall. Dennoch
brauchen wir für kreative Prozesse
auch ein gemeinsames Umfeld, in
dem wir uns inspiriert fühlen. Durch
die offene Architektur entwickeln
wir auch unsere Unternehmenskultur
und machen uns als Arbeitgeber
für die Anforderungen der Fachkräfte
stark.“
Der SMS Campus wird sich über
rund 44.000 m² Bruttogrundfläche
erstrecken und aus fünf Modulgebäuden
bestehen. Den Kern der
Anlage bildet der überdachte Innenhof,
der als Treff- und Kommunikationspunkt
fungiert.
Den „Arbeitsplatz der Zukunft“
– auch für den Standort in Hilchenbach
– entwickelt SMS aktuell zu -
sammen mit den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern. Die Befragung der
Belegschaft laufe bereits. Die Ergebnisse
sollen in die Entwicklung der
Raumgestaltung und Infrastruktur
einfließen. Im kommenden Jahr feiert
das Unternehmen sein 150-jähriges
Firmenjubiläum. 2
[ Kontakt]
SMS group GmbH
40237 Düsseldorf
+49 211 881-0
www.sms-group.com
Offene Architektur fördert
gemeinsames Arbeiten
Mit einem modernen Raumkonzept
soll der neue Campus eine Atmosphäre
schaffen, die kreatives und
gemeinsames Arbeiten fördert, erläuterte
Torsten Heising, Mitglied der
SMS-Geschäftsführung: „Der aktuell
hohe Anteil von mobilem Arbeiten
Gemeinsamer Spatenstich für den neuen SMS-Campus (v.l.n.r.): Torsten Heising (CFO,
SMS group GmbH), Holger P. Hartmann (Architekt und Generalplaner), Hans Wilhelm Reiners
(Oberbürgermeister Mönchengladbach), Peter Peskes und Elke Paul (Betriebsräte),
Heinrich Weiss (Vorsitzender des Gesellschafterausschusses SMS Holding GmbH),
Marco Kubiak (Projektleiter), Burkhard Dahmen (CEO, SMS group GmbH).
Bild: SMS group
46 Stahlreport 12|20
Lifesteel
Bericht
Die großen Hecktriebwerke, die am
Zurück-in-die-Zukunft-DeLorean angebracht
sind, würden die Ästhetik der sauberen
Dachlinie aufbrechen, sagt Angel
Guerra. Aber was ist, wenn sie am Heckdiffusor
angebracht würden?
Hommage an den DMC DeLorean, die Zeitmaschine aus „Zurück in die Zukunft“
Das Fahrzeug einer Generation
- in aktuellem Look
„Zurück in die Zukunft“, das war der Film seiner Kindheit: Angel Guerra, 1982 geboren, drei Jahre
bevor der Science Fiction-Erfolg auf die Leinwand kam, war so nachhaltig begeistert von dem
DeLorean darin, dass er später Autodesigner wurde. Mit einer Hommage an das futuristische
Fahrzeug, das die DeLorean Motor Company 1981 auf den Markt brachte – und dessen Außenhaut
ganz aus unlackiertem Edelstahl bestand – sorgt er derzeit für Aufsehen.
Vorderansicht des
DeLorean 2021:
Die charakteristischen Flügeltüren
im Edelstahlkörper sind vierzig Jahre später
natürlich immer noch vorhanden. Durchgeführt
hat der Designer das Projekt in den letzten
drei Novemberwochen 2020 – von Entwurf
und 3D-Modellierung über das Rendering
bis zur Postproduktion.
Kein Blitzschlag mehr nötig:
Die moderne Variante des DeLorean
kann im Konzept des Designers
ans Stromnetz angeschlossen werden.
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„Die Szene, in der ich zum
ersten Mal sah, wie der DeLorean
die Rampe von Doc Browns Lastwagen
hinunterfuhr, hat mich so schockiert
und fassungslos gemacht wie
Marty McFly selbst. Von diesem
Moment an war das, was meine persönliche
Reise in die Zukunft sein
sollte, vorherbestimmt: die professionelle
Arbeit als Designer für verschiedene
Automarken und das Entwerfen
von Superautos wie dem
Rimac Concept 2“, erzählt Angel
Guerra auf seiner Webseite.
2021 ist der 40. Jahrestag der
Herstellung des DeLorean DMC12.
„Als Dank an dieses Fahrzeug, als
Hommage an die Maschine, die mich
irgendwie in die berufliche Zukunft
brachte, von der ich als Kind träumte,
beschloss ich, ihm mit einem Projekt
in meiner Freizeit Tribut zu zollen“,
sagt der spanische Designer. Professionell
gestaltete er den DeLorean
neu und passte ihn vier Jahrzehnte
Marty McFly:
„Wollen sie mir sagen,
sie bauten eine Zeitmaschine
aus einem
DeLorean?“
später an die automobile Welt an.
„Dies ist ein Dankeschön an eine
Ikone und einen Film, die meine
Kindheit geprägt haben. Dies ist auch
ein neuer DeLorean für die Generation
meines Sohnes, der im kommenden
Jahr auf die Welt kommt“,
erzählt er weiter.
All die Jahre habe er nie einen einzigen
Designvorschlag gesehen, der
auf diesem Original-DeLorean von
1981 basiert habe – obwohl sowohl
das Auto als auch der Film, der es
weltberühmt gemacht hat, immer
noch in der kollektiven Vorstellung
einer ganzen Generation verankert
sei. Abgesehen davon habe er auch
in einer eigenen Zeitmaschine aus
diesem „verdammten Jahr“ 2020 entkommen
wollen. Dieses Projekt sei
ein persönliches Projekt und nicht
kommerziell mit der Marke DeLorean
Motor Company oder dem Film
„Zurück in die Zukunft“ verbunden,
sagt Ángel Guerra. Es sei ein Tribut
an die Gestaltung. 2
Doc: „Ich dachte
mir: Wenn man schon
eine Zeitmaschine in
einen Wagen einbaut,
dann bitteschön mit
Stil“.
Stahlreport 12|20
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Lifesteel
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Impressum
Bilder: Cleveland Bridge
Bei Cleveland Bridge hergestellter wetterfester Stahl
Standortaufnahme der Stelle, an der die
Carrington Bridge über den Fluss Severn
installiert wird.
Dillinger: Premiere bei der Carrington Bridge
Brücke leicht gemacht
Die Tragkonstruktion für die Stahlbetondecke
besteht aus zwei Stahlträgerpaaren
mit Stahlverstrebungen.
Beim einem der größten Infrastrukturprojekte der Region rund um Worcester,
England, hat der Einsatz von Dillinger-Stahl die Bauzeit der Carrington-Brücke enorm
verkürzt. Beim dem Neubau der Brücke hatte die beauftragte Cleveland Bridge UK
Ltd. vorgeschlagen, statt des geplanten wetterfesten Stahls der Güte S355 den Markenstahl
DIWETEN 460+M von Dillinger einzusetzen. So konnte die ursprünglich als
Sechs-Feld-Konstruktion geplante Brücke in eine Drei-Feld-Konstruktion abgeändert
und damit die reine Bauzeit um sieben Wochen verkürzt werden.
Möglich machte dies der thermomechanisch gewalzte, wetterfeste Feinkornstahl
durch seine – verglichen mit einem Stahl der Güte S355 – um 30 % höhere Streckgrenze,
die eine Verringerung der eingesetzten Blechdicken in analoger Höhe erlaubt.
Die entsprechend dünneren Bleche erfordern kleinere Schweißnähte und senken
dadurch nicht nur das Schweißvolumen und den Verbrauch an Schweißzusätzen, sondern
auch den Fertigungs- und Prüfaufwand. Durch seine chemische Zusammensetzung
bietet Diweten 460+M zudem erhöhten Widerstand gegen atmosphärische Korrosion,
sodass er dauerhaft wartungsfrei ist und weder einen Erst- noch
Instandhaltungsanstriche benötige, so der Stahlhersteller.
Der wetter- und zugleich höherfeste Stahl Diweten 460+M ist mit der überarbeiteten
EU-Normenreihe EN 10025-2 bis 6:2019 nun auch in Europa zugelassen. Der Auftrag
an Cleveland Bridge zum Bau der Carrington Bridge umfasste Fertigung, Lieferung
und Errichtung der 873 t schweren Stahlbaukonstruktion sowie die während der
Montage der Brücke erforderlichen temporären Arbeiten bei der Brückenmontage.
www.dillinger.biz
STAHLREPORT
Nachrichten aus Handel,
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BERUFSBILDUNG 2021
SEMINARE BEIM BDS
SEMINARTHEMA TERMIN ORT
PRÜFBESCHEINIGUNGEN 19.01.2021 ONLINE
UNGEWÖHNLICHEN ZEITEN BEGEGNEN – 26. UND 28.01.2021 ONLINE
MIT KRISEN UND STRESS KLARKOMMEN
STAHLKUNDE 16.-18.02.2021 DORTMUND
DER KUNDENORIENTIERTE AUSLIEFERUNGSFAHRER 26.–27.02.2021 ONLINE
ROHRE UND ROHRZUBEHÖR 08.–10.03.2021 PADERBORN
STAHLEINKAUF KOMPAKT 13.–14.04.2021 DUISBURG
MEHR UMSATZ, ERTRAG UND KUNDEN II (VERKAUF II) 19.–20.04.2021 HAMBURG
QUALITÄTS- UND EDELSTAHL 22.–23.06.2021 OSNABRÜCK
BLANKSTAHL 28.–29.06.2021 LUDWIGSBURG
STAHLEINKAUF KOMPAKT 07.–08.09.2021 DUISBURG
MEHR UMSATZ, ERTRAG UND KUNDEN I (VERKAUF I) 13.–14.09.2021 KÖLN
„LADIES FIRST“ – DIE ARBEITSWELT 27.–28.09.2021 MÜNSTER
DER FRAU IM STAHLHANDEL
AUSZUBILDENDE IM FOCUS 18.–19.10.2021 MANNHEIM
NACH DER AUSBILDUNG IST VOR DEM ARBEITSLEBEN 20.–21.10.2021 MANNHEIM
BETONSTAHL 09.–10.11.2021 KEHL
STAHLEINKAUF KOMPAKT 07.–08.12.2021 DUISBURG
Diese Übersicht gibt den aktuellen Stand der Seminarplanungen wieder. Änderungen sind vorbehalten. Über weitere Details
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