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Petra Steckelmann: Katzentheater!

Die Wintermonate verbringt der Kater Sir Arthur, wie er sich selbst gerne nennt, im Süden. Im Frühling zieht es ihn aber zurück nach Hause. Dort wohnt aber nicht mehr die alte Luise, sondern Frau Federschuh, die das Haus von der verstorbenen Luise übernommen hat. Arthur muss sich nun mit Frau Federschuh auseinandersetzen und sorgt für ziemlich viel Chaos in der Wohnung. Auch Smara, die Katze aus der Nachbarschaft, hat es ihm angetan und natürlich legt er sich mit ihrem Begleiter Casper an. Was für ein Katzentheater! Als Arthur jedoch Smara einen tollen Hut mit einem riesigen Smaragd verspricht und noch dazu behauptet, er könne zaubern, wird es kompliziert für ihn. Wo soll er einen Smaragd herbekommen und wie bringt er Frau Federschuh dazu, den Hut für Smara zu schneidern?

Die Wintermonate verbringt der Kater Sir Arthur, wie er sich selbst gerne nennt, im Süden. Im Frühling zieht es ihn aber zurück nach Hause. Dort wohnt aber nicht mehr die alte Luise, sondern Frau Federschuh, die das Haus von der verstorbenen Luise übernommen hat. Arthur muss sich nun mit Frau Federschuh auseinandersetzen und sorgt für ziemlich viel Chaos in der Wohnung. Auch Smara, die Katze aus der Nachbarschaft, hat es ihm angetan und natürlich legt er sich mit ihrem Begleiter Casper an. Was für ein Katzentheater!
Als Arthur jedoch Smara einen tollen Hut mit einem riesigen Smaragd verspricht und noch dazu behauptet, er könne zaubern, wird es kompliziert für ihn. Wo soll er einen Smaragd herbekommen und wie bringt er Frau Federschuh dazu, den Hut für Smara zu schneidern?

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Petra Steckelmann

Katzentheater!

Mit Illustrationen von Mele Brink

EDITION PASTORPLATZ

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Petra Steckelmann

Mit Illustrationen von Mele Brink



Petra Steckelmann

Mit Illustrationen von Mele Brink


Für meine beiden Filous

Charly

+

Jan David

… und natürlich auch für die bezaubernde Mimi

Für immer im Herzen

Petra


Prolog

Jedes Jahr, wenn im November der eisige Nordwind

aufkam und mit aller Kraft durch die Baumwipfel fegte, war

es für Arthur an der Zeit, seinen Koffer zu packen. Bevor das

letzte Blatt zu Boden schwebte, trat Arthur seine lange Reise

in den Süden an.

Arthur mochte die kalten Winter im Norden, wo sein

Zuhause war, nicht. Schnee! Brr! Wenn er nur daran dachte,

fröstelte ihn. Er erinnerte sich noch gut an den einen Winter,

an dem er nicht in den Süden zog, sondern bei Luise blieb.

Damals, er wollte gerade seinen täglichen Streifzug um die

Häuser machen, lag der Schnee so hoch, dass Arthur bis zum

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Bauch darin versackte. Es dauerte Stunden, so schien ihm,

bis sein Fell getrocknet war. An diesem Tag beschloss er, der

Kälte aus dem Weg zu gehen. Seitdem zog er Jahr für Jahr in

die Ferne.

Er wusste, wenn im Frühjahr die Katzen im Süden ihre

ersten Jungen bekamen, war die Zeit gekommen, die

Heimreise anzutreten. Dann hatten die frischgebackenen

Katzenmütter kein Interesse mehr, mit ihm durch die Gegend

zu streunen, und straften ihn mit Nichtachtung.

So auch in diesem Jahr.

Arthur kramte seinen Schal und seine Mütze unter dem

riesigen Berg Heu hervor, unter dem er sie versteckt hielt.

Es war ihm ein bisschen peinlich, dass er Schal und Mütze

besaß, aber auf der Heimreise bestand die Gefahr, doch noch

von Schneestürmen heimgesucht zu werden. Je weiter er

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nach Norden kam, umso wahrscheinlicher war es. Selbst im

April war er nicht sicher vor Schnee. Dieses pappige weiße

Zeug in seinem Fell konnte er nun mal nicht leiden. Am

allerwenigsten mochte er es auf seinem Kopf. Jammern half

nicht – er musste den langen Marsch gen Norden antreten.

Ungesehen verschwand er in die Nacht, nur die zahlreichen

Sterne am tiefblauen Himmel hörten seinen leisen Gruß zum

Abschied.

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Kapitel 1

So viele Fragen

Die Kisten stapelten sich in jedem Raum in der Wohnung

von Frau Federschuh. Sie hatte Schwierigkeiten, gefahrlos von

einem Zimmer zum anderen zu gelangen. Selbst die an und

für sich simple Tätigkeit des abendlichen Teekochens erwies

sich momentan als schwierig. Alle naslang stieß sie gegen

irgendeinen Karton, der urplötzlich vor ihren Füßen auftauchte.

„Verflixt und zugenäht“, polterte sie, als sie sich abermals

ihren Fuß an der Stehlampe im Flur stieß. „Herrje, warum

musste ich auch schon wieder mit dem gesamten Gerümpel

umziehen? Das nächste Mal beauftrage ich eines dieser

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wunderbaren Umzugsunternehmen. Ich fasse so schnell

keinen Karton mehr an!“

Müde und erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett fallen – lange

bevor alle Kisten ausgepackt waren. Kurz darauf hallte ein

leises Schnarchen durch das spärlich möblierte Schlafzimmer.

Ding Dong! Ding Dong!

Frau Federschuh schreckte aus einem langen karton- und

kistenlosen Traum hoch.

„Wer zum Kuckuck weckt mich so früh am Morgen?“

Schlaftrunken warf sie den Morgenmantel über und öffnete

die Tür. Ihre blonden Locken standen wirr vom Kopf ab und

zeigten in alle Himmelsrichtungen. Ihr war das egal. Wer auch

immer sie jetzt störte, kam unangemeldet.

Sie konnte niemanden sehen. Frau Federschuh rieb sich die

Augen und schaute noch mal genauer. Gerade als sie die Tür

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wieder schließen wollte, spürte sie etwas Weiches, Warmes

an ihren Beinen vorbeistreichen.

„Einen wunderschönen guten Morgen! Mein Name ist

Arthur! Sir Arthur! Sir, bitte schön“, hörte sie eine ihr fremde

Stimme wie aus weiter Ferne sagen.

Frau Federschuh glaubte noch zu träumen, als sie einen

stattlichen schwarz-weißen Kater mit einem Koffer an seiner

Seite zielstrebig in die Küche laufen sah. Auch der Koffer

schien zu laufen. Eigentlich schwebte er eher. Ungläubig

schüttelte Frau Federschuh den Kopf und schloss die Tür,

bevor noch mehr Gegenstände an ihr vorbeischweben

konnten. Ehe sie auch nur ein Wort sagen konnte, prasselten

Sir Arthurs Fragen nur so auf sie ein. „Wo ist Luise? Ich hatte

erwartet, sie hier anzutreffen. Wer bist du? Und was machst

du in meinem Revier?“, fragte der Kater herausfordernd.

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Arthur schaute sich in der Küche um, konnte aber keinen

ihm vertrauten Gegenstand entdecken. Und Luise auch

nicht. Schon ging seine Fragerei weiter: „Wo ist mein

Frühstücksbrettchen? Und wo ist mein Schlafkissen? Wo die

warme Milch und wo mein Käsebrötchen?“

Frau Federschuh schwirrte der Kopf. Sie überlegte: „Arthur,

Arthur, wo nur habe ich diesen Namen schon einmal gehört?“

Sie blickte neugierig zu dem Kater hinab. Dann erinnerte sie

sich an das Gespräch mit dem Vermieter der Wohnung. Er

hatte einen Arthur erwähnt, der hier wohnte und von der

alten Frau Liebental versorgt worden war. „Luise Liebental“,

erinnerte sich Frau Federschuh. „Ja, so hieß die Dame, die

vor mir in dieser Wohnung lebte.“

Der Vermieter hatte ihr auch erzählt, dass die alte

Dame etwas wunderlich gewesen sei. Sie hatte angeblich

nur mit ihrem Kater gesprochen, sonst mit niemandem.

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Jetzt erinnerte sich Frau Federschuh auch an den zweiten

Klingelknopf, der unter ihrem eigenen angebracht war. Er war

so weit unten in die Türzarge eingelassen, dass selbst ein

kleines Kind ihn mühelos erreichen konnte.

Frau Federschuh öffnete erneut die Wohnungstür,

bückte sich etwas und warf einen genaueren Blick auf den

Klingelknopf. Jetzt sah sie sich das Namensschild, welches

direkt neben der Klingel hing, genauer an: SIR ARTHUR stand

in dicken Lettern auf dem Messingschild.

„Na denn, guten Tag, Sir Arthur!“, sagte sie, als sie wieder

in der Küche war. „Und sprechen kann er auch, na, das hat

mir grade noch gefehlt!“, murmelte Frau Federschuh leise.

Arthur saß auf der Fensterbank und blickte sie mit seinen

durchdringenden bernsteinfarbenen Augen an. Er klappte den

Koffer auf, der neben ihm auf der Fensterbank lag, holte eine

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Lupe heraus und hielt sie vor sein rechtes Auge, was dieses

überdimensional groß erscheinen ließ. Er betrachtete Frau

Federschuh genau. Arthur blinzelte Frau Federschuh zweimal

an, was sie wiederum so sehr verwirrte, dass sie erst einmal

auf ihrem Stuhl Platz nahm. Unbeirrt fuhr Arthur mit seiner

Fragerei fort.

„Wo ist Luise? Wo sind ihre Möbel? Ich kann meinen

Kratzstuhl nicht finden! Erwärmst du bitte einhundertfünfzig

Milliliter Milch für mich? Mein Magen ist leer und ich bin sooo

schwach, dass ich beinahe umkippe“, forderte Arthur mit

verstellter, schwacher Stimme.

Langsam erholte sich Frau Federschuh von diesem

morgendlichen Schrecken und überlegte, was sie nun mit

diesem Kater anfangen sollte.

Während sie Milch in einen Topf goss und auf dem Herd

erwärmte, ließ Arthur keinen Blick von ihr.

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Langsam drehte sie sich zu ihm herum und sah ihm direkt

in die Augen. „Arthur, du kannst hier nicht bleiben. Ich habe

keine Zeit, mich um dich zu kümmern“, begann sie vorsichtig

ein Gespräch.

„Um mich muss sich niemand kümmern. Ich komme

sehr gut alleine zurecht! Und bitte schön Sir Arthur!

Höflichkeitshalber!“, stellte Arthur klar und fuhr fort: „Dann

und wann hätte ich gerne eine kleine Schale warme Milch.

Ist das möglich, bitte?“ Seine Stimme klang jetzt etwas zu

lieblich.

„Sir Arthur“, begann Frau Federschuh, räusperte sich

und unterdrückte ein leises Kichern, „du scheinst mich nicht

zu verstehen. Ich beginne am Montag mit meiner neuen

Arbeit im Kindertheater und werde erst spät am Abend nach

Hause kommen. Zuvor müssen die Kartons noch ausgepackt

werden. Ich weiß gar nicht, wann ich das alles machen soll.

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Ich habe nur zwei Hände und die brauche ich dringend für

meinen eigenen Kram. Und ab Montag werde ich nur noch

Stoffe, Farben, Hüte und Taschen im Kopf haben. Was ist,

wenn ich vergesse, die Milch für dich zu kaufen? Kommst du

dann alleine zurecht?“, fragte sie ihn herausfordernd.

„Och, das ist nicht so schlimm“, winkte Arthur ab. „Ich

esse auch gerne mal ein Käsebrötchen. Am liebsten mit

Butterkäse, der duftet so herrlich.“

„Du scheinst mich wirklich nicht zu verstehen, kleiner

Freund“, versuchte sie erneut, ihm ihre Situation verständlich

zu machen. „Ich möchte nicht, dass du bei mir lebst“, sagte

Frau Federschuh bestimmt und stellte einen Topf auf den

Herd, in den sie etwas Milch goss.

„Halt! Stopp! Moment mal!“, rief Arthur so aufgebracht,

dass seine Schnurrbarthaare zitterten. „Das hier ist mein

Revier, ich war vor dir hier. Du solltest mich um Erlaubnis

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fragen, um hier wohnen zu dürfen. Du kannst mich nicht

hinaus in die Kälte schicken“, empörte er sich. „Und schon

gar nicht mit einem leeren Magen. Oder willst du, dass

die Mäuse mich fressen?“ Beleidigt hob er sein kleines

Näschen in die Luft und drehte den Kopf zur Seite.

Frau Federschuh musste schmunzeln über so viel

Dreistigkeit von einem Kater, den sie zuvor noch nie

gesehen hatte und der sich in ihrer Wohnung aufspielte,

als sei er der Mieter. Der ist ja ziemlich lümmelhaft, aber

auch pfiffig! Das wiederum gefiel Frau Federschuh.

Versöhnlich hielt sie ihm eine Schale mit der nun

warmen Milch unter sein Schnäuzchen. „Hier, mein Kleiner!

Stärke dich erst einmal, bevor du vor lauter Erschöpfung

noch umkippst“, spottete sie mit einem Lächeln um

den Mund und stellte die Schale auf den gekachelten

Küchenboden.

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Mit einem Satz sprang Arthur vom Fensterbrett und

schlabberte zügig die Milch, bis kein Tropfen mehr übrig

war. Frau Federschuh schaute ihm dabei zu. Als er nun

schwerfällig auf die Fensterbank zurücksprang, fragte sie

ihn neckisch: „Na, soll ich dir deinen kugelrunden Bauch

kraulen?“

Träge blickte Arthur sie an und bat nur müde um ein

schönes, weiches Kissen, auf dem er ein paar Minuten lang

ins Land der Träume reisen konnte. Kaum hatte sie ihm das

gewünschte Kissen gebracht, versank sein Körper auch schon

darin. Müßig legte er seine linke Tatze auf den Koffer. Damit

war deutlich, dass der Inhalt des Koffers nicht für die Augen

von Frau Federschuh bestimmt war.

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Kapitel 2

So viel Neues

Während Arthur sich von seiner anstrengenden Reise

erholte, schmierte Frau Federschuh sich ein Hörnchen mit

Marmelade. Sie blickte beim Frühstücken auf den Kater, der

so vehement behauptete, ihr Zuhause sei auch das seine,

und dachte nach. „Drolliges kleines Kerlchen … was er wohl

in seinem Koffer zu verbergen hat? Ach, was soll ich nur mit

ihm machen?“, fragte sie sich. Sie beschloss fürs Erste, ihm

ein paar Dosen Katzenfutter zu kaufen. Vielleicht lässt er

sich mit vollem Magen eher dazu bewegen, sich ein anderes

Zuhause zu suchen, hoffte Frau Federschuh.

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Bevor sie das Haus verließ, warf sie noch rasch einen Blick

auf den schlafenden Arthur. „Träum was Schönes – vielleicht

von einem Haus am anderen Ende der Stadt mit vielen, vielen

Dienstboten!“, flüsterte sie und schloss die Wohnungstür

hinter sich.

Auf dem Weg zum Supermarkt genoss sie die ersten

wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres. Sie vertrieben

endgültig den Schnee aus den Vorgärten und ließen die ersten

Frühlingsboten aus der Erde sprießen. Frau Federschuh war

froh, dass der Winter nun zu Ende war. Der Anblick der kahlen

Bäume hatte ihr schon immer auf die Stimmung gedrückt.

Schon bald würden die Engel mit ihren Eimern voller Farbe

über das Land fliegen und es in eine kunterbunte Pracht

verwandeln. Der Gedanke an die vielen bunten Blumen und an

duftende Fliederbäume beflügelte ihre Schritte.

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„Guten Morgen!“, grüßte Frau Federschuh fröhlich beim

Betreten des kleinen Einkaufsladens. Sie griff nach einem

Einkaufskorb und schlenderte durch die Gänge. Viel kaufte

sie nicht. Milch, Brot, ein bisschen Obst und Käse. Als sie vor

dem Regal mit dem Katzenfutter stand, konnte sie sich nicht

gleich entscheiden, welche Sorte sie kaufen sollte. Mit dieser

Vielfalt hatte sie nicht gerechnet. Lange grübelte sie, welche

Geschmacksrichtung Arthur wohl vorziehen würde. Vielleicht

Seelachs in Dillsoße? Oder Huhn mit Karotte? Lamm in

Rosmarinsoße hörte sich auch gut an, fand Frau Federschuh.

Sie entschied, von jeder Sorte zwei Dosen zu nehmen.

Auch eine graue Spielmaus landete in ihrem Einkaufskorb.

„Wenn Arthur den ganzen Tag alleine in der Wohnung ist,

wird ihm bestimmt langweilig“, überlegte Frau Federschuh.

Der Gedanke, dass Arthur länger bei ihr bleiben würde,

missfiel ihr noch immer. Aber nun war der Kater da, und

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sie wollte nicht Schuld haben, wenn er sich langweilte –

oder sich in der bösen, bösen Aprilkälte einen Schnupfen

holte.

Sie ging zur Kasse, bezahlte ihre Einkäufe und schlenderte

nach Hause.

Kaum hatte sie ihre Taschen im Flur abgestellt, bog

Arthur auch schon um die Ecke. Fragend blickte er sie an.

„Wo warst du?“

„Einkaufen!“

„Und? Hast du mir etwas mitgebracht? Luise brachte mir

immer was mit. Viele langweilige Dinge: Bälle mit Glöckchen

drin und Vogelfedern in kitschigen Farben. Alles Kram, mit

dem nur kleine, putzige Schoßkätzchen spielen“, stellte er

gähnend fest.

„Wie wäre es mit einer Fellmaus?“, fragte Frau Federschuh

und hielt sie ihm auch schon unter die Nase.

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„Ganz wunderbar!“ Arthur rümpfte die Nase, griff danach

und schleuderte sie in einen offenen Karton neben sich. Mit

hoch aufgerichtetem Schwanz stolzierte

er zurück in die Küche.

„Was hast du gegen die Spielmaus?“,

wollte Frau Federschuh von ihm wissen.

„Selbst lebendige Mäuse sind so

schrecklich einfältig!“, erklärte Arthur. „Sie sind so leicht

zu fangen. Sobald sie eine Katze sehen, bleiben sie einfach

stehen. Ihr kleines Herz rast schneller, als sie jemals laufen

würden. Was soll ich denn dann mit einer Spielmaus

anfangen? Zugucken, wie weit sie fliegt, wenn ich sie werfe?

Tz, tz, tz, ihr Menschen kommt auf komische Gedanken!“

„Gut, dann eben nicht! War ja nur eine Idee.“ Frau

Federschuh zuckte mit den Schultern und ging ebenfalls in

die Küche.

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„Möchtest du vielleicht etwas fressen?“

„Was hast du denn gekauft? Mäuseragout?“, neckte Arthur

sie.

„Oh nein, etwas richtig Leckeres für dich: Seelachs in

Dillsoße!“, lockte sie ihn.

„Mmh … hört sich gut an!“

Arthur strich schnurrend um ihre Beine. Immer wieder

stieß er sie spielerisch mit seiner Schnauze an. Frau

Federschuh genoss diese erste liebevolle Geste und öffnete

die Dose sehr, sehr langsam. „Hier, kleiner Sir, lass es dir

schmecken!“

Sie ließ Arthur in Ruhe fressen und ging ins Wohnzimmer.

„So, ran an die Arbeit!“, spornte sie sich selber an und

schnappte sich einen ihrer vielen Umzugskartons. Sie nahm

einen Stapel Bücher heraus und stellte sie in ihr altes

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Bücherregal. Dann griff sie nach weiteren Büchern. Kaum

war der Karton geleert, stand Arthur auch schon wieder

neben ihr.

„Was machst du mit all dem Stoff um deinen Kopf?“, wollte

er wissen. „Du kannst damit ja gar nichts mehr sehen! Spielst

du mit jemandem Verstecken?“

„Wie bitte?“, fragte Frau Federschuh abwesend.

„Na, der Stoff!“, wiederholte Arthur. „Im Theater. Was

machst du mit dem vielen Stoff um den Kopf im Theater?“

„Nein, ich habe keinen Stoff um den Kopf! Ich wollte dir

vorhin erklären, dass meine Gedanken sich nur noch um

Stoffmuster drehen werden“, stellte sie richtig.

„Aha! Und warum?“, bohrte Arthur weiter.

„Weil das meine Arbeit ist. Ich entwerfe Kostüme für das

nächste Stück im Theater.“

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„Ach so! Das hat Luise auch gemacht.“

„Was hat Luise auch gemacht?“, hakte Frau Federschuh

nach.

„Mit Kleidern geworfen. Manchmal auch mit Schuhen!“

„Nein, Arthur, du verstehst mich nicht. Ich werfe nicht

mit Kleidern, auch nicht mit Schuhen oder mit Stoffen. Ich

entwerfe Kostüme. Das ist etwas anderes. Ich nehme ein

schönes Stück roten Stoff zum Beispiel und überlege mir,

was ich daraus nähen könnte. Je nachdem, was gerade am

Theater gebraucht wird.“

„Ach so! Und was wird gerade gebraucht?“, wollte Arthur

von ihr wissen.

„Das weiß ich noch nicht. Das Theater ist immer voller

Überraschungen. Es ist eine andere Welt, geschaffen aus

Fantasie und vielen, vielen Farben! Was genau jetzt für eine

Fantasiewelt dran ist, erfahre ich am Montag.“

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„Wenn du arbeiten gehst!“ Arthur hatte verstanden.

„Richtig!“, bestätigte Frau Federschuh.

„Luise ist nie arbeiten gegangen. Sie war immer im Haus!“

Arthur verdrehte die Augen. „Ich hatte nicht eine Minute in

Ruhe ... nur für mich. Sie war immer da.“

„Sie war ja schon sehr alt. Vermisst du sie?“

„Nö, ich dachte nur, dass sie hier ist. Sie war immer hier,

wenn ich von meinen Reisen zurückkam.“

„Bist du denn überhaupt kein bisschen traurig, dass Luise

nicht mehr hier wohnt?“

„Ein wenig vielleicht“, antwortete Arthur.

Frau Federschuh sah eine winzig kleine Träne aus seinem

Auge kullern.

„Aber wirklich nur ein bisschen!“, betonte Arthur.

„Sie hat den ganzen Tag geredet. Von morgens früh bis

abends spät in die Nacht“, fuhr er fort. „Ich habe kaum

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schlafen können, immerzu hörte ich ihre Stimme an meinem

Ohr.“

„Hat sie denn nie geschlafen?“ Frau Federschuh war

erstaunt.

„Doch, manchmal döste sie mitten im Satz ein. Aber

schlafen konnte ich auch dann nicht.“

„Warum nicht?“, fragte Frau Federschuh.

„Pst …“ Arthur winkte Frau Federschuh zu sich heran, um

ihr dann leise ins Ohr zu flüstern: „Sie hat so laut geschnarcht,

dass sogar meine Schnurrbarthaare gezittert haben.“

„Ich verstehe!“

Frau Federschuh konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Schweigend beobachtete Arthur, wie sie weitere Kartons

leerte und die Wohnung sich immer mehr in ein gemütliches

Heim verwandelte. Mit großen Augen nahm er die

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dunkelroten Brokatkissen wahr, die Frau Federschuh liebevoll

auf dem geschwungenen Kanapee drapierte.

„Was für ein herrliches Plätzchen für ein Mittagsschläfchen!“,

schwärmte er. Die Aussicht, dass er nie mehr

auf Luises harten Küchenstühlen schlafen würde, gefiel ihm.

„Wo sind eigentlich die Möbel von Luise?“, fragte er

scheinheilig.

„Sag bloß, du trauerst dem Gerümpel nach?“ Frau

Federschuh musste lachen. „Am Tag meines Einzugs hat

der Hausmeister das alte Zeug zum Sperrmüll erklärt und

abholen lassen. Nun ist es weg.“

„Auch die Küchenstühle?“, hakte Arthur verstohlen nach.

„Ja, auch die ollen Küchenstühle“, bestätigte Frau

Federschuh.

„Aha … mh“, murmelte Arthur zufrieden.

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Petra Steckelmann

Foto: Privat

Geboren 1970 in Hamburg. Noch immer lebt sie in

ihrer Geburtsstadt und schreibt dort seit über 15

Jahren Bücher – vorwiegend Kinder- und Jugendbücher. Immer mit dabei:

Katzen! Manchmal inspirieren sie. Manchmal bieten sie einfach nur die

perfekte Ablenkung, um dem Schreibtisch den Rücken zu kehren und eine

Mußestunde einzulegen. Katzen sind nun mal Katzen. Egal ob sie sich Sir

Arthur nennen oder Smara oder einfach nur Katz. Sie bringen ebenso

viel Chaos ins Leben wie Sorge, Liebe und Geborgenheit. Je nachdem,

in welcher Laune sie gerade sind. Arthur ist da keine Ausnahme – seine

Abenteuer könnte jede Katze erlebt haben!

www.steckelmann.de

Bücher von Petra Steckelmann in der EDITION PASTORPLATZ:

· Die Nachtschwärmer (ISBN 978-3-943833-23-2)

· Ich bin Mimi! (ISBN 978-3-943833-30-0)

· Die Waschanlage der Schutzengel (ISBN 978-3-943833-35-5)

· Katzentheater! (ISBN 978-3-943833-45-4)

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Mele brink

Foto: Marco Rose

Geboren 1968 in Ostwestfalen, lebt sie seit Ende der

80er-Jahre in Aachen. Nach einem Architekturstudium

(Diplom ’98) hat sie sich dann doch lieber der Zeichnerei verschrieben

und produziert seitdem heitere Bilder für kleine und große Menschen.

Erstaunlicherweise tummelten sich in den letzten Jahren öfter Katzen

auf ihrem Zeichentisch, aber nur mit Sir Arthur gab es reichlich

Auseinandersetzungen über seine Großspurigkeit und auch sehr viel

Erheiterung darüber.

www.melebrink.de

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„Katzentheater!“ wird herausgegeben von der Edition Pastorplatz

(Mele Brink & Bernd Held GbR · Luisenstraße 52 · 52070 Aachen)

www.editionpastorplatz.de

www.facebook.com/edition.pastorplatz

www.twitter.com/ed_pastorplatz

Editionsnummer: 45 (März 2021)

ISBN 978-3-943833-45-4

1. Auflage

Idee + Text: Petra Steckelmann

Zeichnungen: Mele Brink

Layout + Umsetzung: Bernd Held

Lektorat + Korrektorat: Angelika Lenz, Steinheim an der Murr

Druck: Jettenberger Internationale Druckagentur

Innenseiten: 120-g-Offsetpapier (FSC © -zertifiziert)

Umschlag: 135-g-Bilderdruckpapier (FSC © -zertifiziert)

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung

des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet

diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.dnb.de abrufbar.




Die Wintermonate verbringt der Kater Sir Arthur,

wie er sich selbst gerne nennt, im Süden.

Im Frühling zieht es ihn zurück nach Hause.

Arthur muss sich mit Frau Federschuh,

die seit Kurzem in „seinem“ Haus wohnt,

auseinandersetzen und sorgt für ziemlich viel

Chaos.

Auch hat es ihm Smara, die Katze aus der

Nachbarschaft, angetan und natürlich legt er sich

mit ihrem Begleiter Casper an.

Als Arthur jedoch Smara einen tollen Hut mit

einem riesigen Smaragd verspricht und noch

dazu behauptet, er könne zaubern, bekommt er

Probleme.

Wo soll er einen Smaragd herbekommen und

wie bringt er Frau Federschuh dazu, den Hut für

Smara zu schneidern?

Was für ein Katzentheater!

Für Kinder ab 8 Jahren.

ISBN 978-3-943833-45-4

€ 13,00 (D)

€ 13,40 (A)

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