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Dez 2020/Jan 2021
31. Jahrgang
„Hip-Hop ist im Kern eine Friedensbewegung“
Im Gespräch: Till und Felix Neumann, Hip-Hop-Duo Zweierpasch
INHALT
THEATER_____________________ 3
„Operette sich, wer kann“ - Die Schönen
VISION ______________________8
Im Gespräch: Pia Leydolt-Fuchs über Chemnitz
KUNST_____________________ 13
„Valie Export. Fragmente einer Berührung“
KULTOUR___________________ 18
Der Kulturraum Rosenhof in Schwand
KIDS_______________________ 22
Das große Regenbogen Märchenbuch
WEIHNACHTLICH____________ 29
„Vier Jahreszeiten“ Kochbuch Bea von Malchus
WEIN UND KULTUR___________ 31
Weingenuss zu Weihnachten und Neujahr
NACHHALTIG________________ 35
Für den Klimaschutz durch alle Zeiten
GESUNDHEIT________________ 40
„Wir brauchen globale Solidarität“
VERANSTALTUNGEN_________ 45
Performance des moving orchestra
Hip-Hop gegen Waffen und
Waffenhandel. Ein Widerspruch
in sich? Nein, meint
das Freiburger Hip-Hop-Duo
Zweierpasch. Ihre neue Single
„Panzer Politik Poesie“ macht
klar: Wir müssen aufhören,
aufzurüsten. Das düstere Musikvideo
jedenfalls endet drastisch.
Fabian Lutz hat die
Zwillingsbrüder und Musiker
des „World Hip-Hop“ per
Videocall getroffen. Ein Gespräch
über den Waffenkult im
Rap, den richtigen Sound und
über das schwierige Image,
eine „Europa-Band“ zu sein.
Kultur Joker: Das Image besagt:
Hip-Hop und Waffen passen
gut zusammen. Nur weniger
im Kontext einer Kritik an der
Waffenindustrie als im Rahmen
unreflektierter Waffen- und Gewaltverherrlichung.
Wie steht ihr
zum Waffenhype im Hip-Hop?
Till Neumann: Den sehen wir
botAuslöser, warum ihr euch
jetzt so explizit in „Panzer Politik
Poesie“ darauf bezieht?
Felix Neumann: Wir waren immer
nah an der Friedensbewegung,
schon über unsere Familie.
Ich war auch immer ein Mensch,
der gegen jede Gewalt und Waffennutzung
ist. Es gab aber auch
einen konkreten Auslöser für
unseren Song. Wir haben 2018
bei dem bundesweiten Friedensstaffellauf
„Frieden geht“ mitgemacht.
Der begann bei Heckler
und Koch im Schwarzwald und
ging mit wechselnden Läufern in
verschiedenen Etappen bis vor‘s
Bundeskanzleramt. Wir haben in
Lahr und vor dem Kanzleramt
jeweils ein Konzert gespielt. Das
Thema Waffenhandel haben wir
in Songs immer wieder angesprochen,
aber erst nachdem wir
im Rahmen unserer Konzerte
Wir krönen
Ihren
Einsatz …
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… und setzen
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dem Neuabschluss eines DekaBank-Depots
und für ausgewählte Investmentfonds
der DekaBank. Aktionsende 31.12.2020
Till und Felix Neumann
kritisch. Wir fühlen uns so einer
Art des Hip-Hops auch nicht zugehörig.
Bisher haben wir auch
keine Videos mit Waffendarstellungen
gedreht, „Panzer Politik
Poesie“ ist für uns da eine Premiere.
Darüber haben wir mit dem
Regieteam lange gesprochen und
erst am Ende des Tages war klar:
Auch ich und Felix tragen im Video
eine Waffe. Das hat sich aber
auch strange angefühlt.
Kultur Joker: Eure neue Single
kommt sehr stylisch und martialisch
daher. Schnelle, harte Raps
und ein düsteres, atmosphärisches
Video, das mit seinen
Shootouts auch an coole Gangsterfilme
erinnert. Ist da nicht
doch eine heimliche Faszination
an der Waffenästhetik dabei?
Felix Neumann: Der Kraft, die
harte Worte und Waffen in Musikvideos
haben, kann man sich
nicht komplett entziehen. Wir
haben uns zwar nicht bewusst für
eine solche Ästhetik entschieden,
aber der Impact hat uns voll
angesprochen. Wer das Video bis
zum Ende sieht, weiß aber auch,
was wir damit aussagen wollen.
Kultur Joker: Dann besser umgekehrt
gefragt: Wie gut eignet
sich das Genre Hip-Hop für
Friedens- und Verständigungs-
Foto: Stefanie Ringshofer
botschaften? Viele Künstler*innen
des Genres pflegen in ihrem Rapstil
ja eine gewisse Härte oder
sogar Aggressivität.
Till Neumann: Hip-Hop ist im
Kern eine Friedensbewegung, allein
wenn man daran denkt, wie
die Kultur entstanden ist. Afrika
Bambaataa und seine „Zulu Nation“
wollten ab den 70er-Jahren
die physische Gewalt auf den
Straßen in kreative Gewalt ummünzen.
Statt mit Faust- und
Waffenkämpfen sollte man in
kreativen Hip-Hop- oder Tanzbattles
gegeneinander antreten.
Diese Ausprägung war immer
da, aber medial nicht immer
präsent. In dem Stil wollen wir
den Hip-Hop aber weiterführen
– wir sehen uns ganz in der Tradition
der Gründerväter. Natürlich
nutzt dieser sozialkritische
„Conscious Rap“ auch Sprach-,
Sound- und Bassgewalt – aber
um etwas zum Positiven zu
verändern. Hip-Hop hat etwas
Hartes und Aggressives. Das hat
uns als Jugendliche auch gefesselt.
Einfach nur ein Beat und ein
Mic und dann auf die Zwölf.
Kultur Joker: Zurück zu eurer
Kritik an der Waffenindustrie.
Grundsätzlich ein Herzensthema
oder gab es einen bestimmten
viel mit Aktivisten gesprochen
hatten, entstand die Idee, einen
Song daraus zu machen.
Till Neumann: Als viel reisende
Band kommen wir häufiger in
Krisengebiete im Ausland. Wir
waren schon in der Ukraine oder
in Westafrika, wo die Lage politisch
oft angespannt ist. Wir ha-
Fortsetzung des
Interviews auf
Seite 42
Kultur Joker
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das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu
und wir wagen zu behaupten, dass es
in den vergangenen Jahrzehnten nur
wenige Ereignisse gab, die unseren
Alltag, unser menschliches Miteinander,
das kulturelle Leben und die Wirtschaft
so sehr beeinflussten wie die
Corona-Pandemie.
Im Titelseiteninterview sprechen wir
mit dem Hip-Hop-Duo „Zweierpasch“
über den Waffenkult im Rap, den
richtigen Sound und das schwierige
Image, eine „Europa-Band“ zu sein.
Trotz geschlossener Theater und Museen
in Deutschland, erwarten Sie
auch in dieser Ausgabe Theater- und
Ausstellungsbesprechungen, die Vorfreude
auf anstehende Öffnungen machen.
Diese Zeit stellt uns alle vor große
Herausforderungen. Insbesondere die
Live-Kultur und alle Akteur*innen, die
gemeinsam an der Verwirklichung von
Theaterstücken, Konzerten, Lesungen
oder Ausstellungen arbeiten, sind seit
Beginn der Pandemie betroffen. Alexander
Hässler, Leitung des Projekts
„Kulturgesichter0761“, äußert sich im
Gespräch zu Initiativen, Ängsten von
Kulturschaffenden und Wünschen gegenüber
Politik und Stadt.
In unserem Sonderteil „Wein und Kultur“
erfahren Sie mehr über die aktuelle
Lage der Weingüter und Winzergenossenschaften
unserer Region und
können sich einen Überblick über besondere
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und Neujahr machen.
Wir wünschen Ihnen Allen besinnliche
Festtage, einen guten Rutsch und ein
hoffentlich besseres Jahr 2021 voller
Gesundheit, Kultur und menschlichem
Miteinander.
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THEATER KULTUR JOKER 3
(v.l.n.r.) Max Langer,
Katrin Mayer, Rubén
Olivares, Klaus Gülker
Foto: Doreen Eich
Operette sich, wer kann!
„Die Schönen“ mit einem Programm „zum Durchatmen und Entspannen“
Was wird in diesen Tagen
nicht alles gerettet: Die Gesundheit.
Die Wirtschaft.
Überhaupt die ganze Welt.
Und jetzt auch noch Operetten?
Dass sich das lohnt, davon
sind „Die Schönen“ überzeugt.
Das Freiburger „Musiktheater
im E-Werk“ hat seit langem
großen Erfolg damit, die so
genannte „leichte Muse“ ernst
zu nehmen. Und so treten „Die
Schönen“ mit ihrem neuesten
Programm den Beweis an,
dass Musik von Kálmán, Lehar,
Benatzky & Co. nicht verstaubt
klingen muss. Von der
flotten szenischen Umsetzung
ganz zu schweigen. Titel der
musikalischen Revue: „Operette
sich wer kann“.
Die „Schönen“ spielen dabei
mit der Absurdität der Operette.
Sie zeigen, was an Esprit
und Temperament, an gehobenem
Unsinn und frechen
Anzüglichkeiten in ihr steckt.
„So wird die vermeintlich
altmodische Operette wieder
zu dem, was sie ursprünglich
war“, sagt Regisseur Herbert
Wolfgang, „eine eigenwertige
und vitale Kunstform, die die
Lage der Welt mit süffisanter
Leichtigkeit kommentiert - gestern
so wie heute.“
Wenn man Co-Regisseur Leopold
Kern nach den Motiven
für eine „Operettenrettung“
fragt, zitiert er gern Eric Charell.
Der war einer der großen
Regisseure glanzvoller Revue-
Operetten in den 20iger Jahren.
Charells Credo: „Ich bekenne,
dass man die alte Operette nur
so spielen darf, dass man ihre
Seele nimmt und sie in einen
neuen, springlebendigen Körper
setzt. Nur keine falsche
Scham!“
Die haben „Die Schönen“
tatsächlich nicht. In der bunten
szenischen Collage wird
aus „Bummeln gehen“, dem
Couplet aus „Ball im Savoy“,
nahezu ein Rap. Ballszenen
aus der „Fledermaus“ kommen
als chillige Party daher.
Das Schlusslied aus der „Csárdásfürstin“
bekommt durch
eine nur winzige Textänderung
einen beklemmend aktuellen
Anstrich. Und wer sagt
denn, dass man Songs aus der
„Blume von Hawaii“ nicht im
Calypso-Sound auf die Bühne
bringen darf?
Gleichwohl: Musikalisch setzen
„Die Schönen“ hohe Standards.
Dass die eingehalten
werden, dafür sorgt das kleine,
aber feine Sänger-Ensemble:
Katrin Mayer und Rubén
Olivares. Sopranistin Katrin
Mayer stammt aus Schramberg,
hat in Freiburg und New
York studiert und ist schon mit
„Evita“ und als Sally Bowles in
„Cabaret“ in ganz Europa auf
Tournee gewesen. Sie singt
aber auch große Oper – und
jetzt mit toller Stimme, viel
Spaß und Leidenschaft Operette.
Tenor Rubén Olivares
stammt aus Valparaiso in
Chile. Er hat an der Freiburger
Musikhochschule sein
Gesangsstudium erfolgreich
abgeschlossen und ist ein gefragter
Solist. Für ihn als Südamerikaner
war die Begegnung
mit der europäischen Operette
auch eine Entdeckungsreise.
Wenn er „Dein ist mein ganzes
Trink pink!
4 KULTUR JOKER THEATER Theater
Herz“ singt, dann mit Verve
und natürlich mit dem genretypischen
Schmelz.
Ist es von Schmelz bis
Schmalz nicht nur ein kurzer
Weg? „Schmalz gehört schon
auch dazu“, räumt Herbert
Wolfgang ein und schmunzelt.
„Aber es ist einfach
wunderbare Musik, die oft zu
Unrecht als kitschig abgetan
wird.“ Kálmáns „Csárdásfürstin“
hat es dem Team besonders
angetan. Vielleicht auch
wegen der Botschaft in einem
der Duette, die in widrigen
Pandemie-Zeiten sehr aktuell
klingt: „Trotzdem hab´ ich
gute Laune, ganz egal / denn
man lebt auf dieser Erde nur
einmal.“
Apropos Pandemie. „Die
Schönen“ haben in dem Zusammenhang
die Operette der
Saison ausgemacht: „Maske in
Blau“. Ohnehin sind Masken ja
bei Operetten häufiger im Einsatz.
„Aber keine Sorge“, beruhigt
Leopold Kern, „gesungen
wird nicht mit Maske vor dem
Mund.“ Und er verspricht dem
Publikum „einen Abend zum
Durchatmen und Entspannen“.
Selbstverständlich unter Einhaltung
aller notwendigen Hygienevorschriften.
Den manchmal durchaus wilden
musikalischen Ritt über
Operettenschauplätze von Wien
bis Berlin, von Paris bis Budapest
begleitet am Flügel der
Pianist Max Langer. Er gehört
neu zum Ensemble, während
Klaus Gülker als Moderator
des Abends schon in früheren
Produktionen der „Schönen“
mitgewirkt hat. Natürlich singt
auch er in diesem Programm
und reist mit dem Ensemble
hingerissen durch die Operette.
Gefördert wird das Projekt
im Impulsprogramm „Kunst
trotz Abstand“ des Ministeriums
für Wissenschaft,
Forschung und Kunst Baden-
Württemberg. Die Proben
laufen seit dem Herbst, und
eigentlich sollte die Premiere
schon im November gefeiert
werden. Dann mussten alle
Theater aufgrund der Pandemie-Vorgaben
schließen. Nun
soll es 2021 losgehen. Wenn
alles gut geht, am Samstag den
16. Januar. Wenn, ja wenn…
Ansonsten wird die Premiere
nochmal verschoben. Ja,
manchmal ist die Wirklichkeit
noch absurder als die Operette
selbst.
Das hochmotivierte Ensemble
steht jedenfalls bereit,
die Operette zu retten. Leicht
und locker, dennoch ernst und
wahrhaftig. So wie es „Die
Schönen“ schon in früheren
Erfolgsproduktionen wie „Im
weißen Rössl“ und „Die Fledermaus“,
„Ball im Savoy“
und „Blume von Hawaii“ getan
haben.
Übrigens: Vor 100 Jahren
hat Karl Kraus etwas über die
Operette gesagt, das ein Jahrhundert
später ganz und gar
im Sinne der „Schönen“ ist.
„Dieses anmutige Wegspülen
aller logischen Bedenken,
dies Aufheben aller sozialen
Unterschiede zum Zwecke
der musikalischen Eintracht,
diese Summe von heiterer
Unmöglichkeit bedeutet jenen
reizvollen Anlass, uns in der
Operette von den trostlosen
Möglichkeiten des Lebens zu
erholen.“ Na dann: Operette
sich, wer kann!
Vorstellungen ab 16. Januar,
www.dieschoenen.com.
Fotos: Steffi Bürger
Gefühls-Kaleidoskop aus dem Kinderalltag
Das Theater Budenzauber feiert Premiere mit dem Kinderstück „FarbAffenLand“
So ein Pech! Schon für April
war die Premiere des neuen
Kinderstückes „FarbAffen-
Land“ vom Freiburger Theater
Budenzauber geplant, dann
kam der Lockdown. Kurzerhand
schrieb Regisseurin Steffi
Bürger eine Art Vorgeschichte
und brachte „Gegenüber-Insel“
im Corona-Format ab Juni in
private Gärten und Hinterhöfe.
Lange bangte das Ensemble
um den neuen Premierentermin,
an dem jetzt ausgerechnet
Mitsponsor VAG bestreikt
wurde, so dass die eingeladenen
Kita-Gruppen nicht anreisen
konnten. Kindertheater
ohne Kinder – das ist traurig.
Gerade mal zwölf
Zuschauer*innen sitzen dann
im Freiburger Vorderhaus,
wenn Nada Degrell, Marie
Wuillème und Nils Hüttenrauch
als Gelb, Rot und Blau
über die Bühne wirbeln. Um
Angst und Mut, Fremdsein,
Eifersucht und Freundschaft
dreht sich das rund vierzig
minütige Stück - ein ganzes
Gefühls-Kaleidoskop aus dem
Kinderalltag also. Dabei ist die
Kulisse mit zwei grauen Stoff-
Paravents wie immer beim
mobilen Theater Budenzauber
reduziert, als Requisite gibt es
nur Barhocker und drei farbige
Gazetücher. Der Fokus liegt
also ganz auf dem Schauspiel,
das hier mit viel Fantasie und
Körperspiel bewegte Bilderbuch-Szenen
erzählt.
Umso mehr leuchten dann
Latzhosen und Ringelshirts
der Spieler, die ganz unterschiedliche
Charaktere geben:
Blau (Nils Hüttenrauch) mag´s
schön friedlich und fürchtet
sich schnell. Gelb (Nada Degrell)
will Action und Abenteuer.
Trotzdem sind die beiden
beste Freunde, die viel
Spaß und sogar ein gemeinsames
Lied haben (Musik: Jens
Hüttenrauch). Und Rot? Flattert
anfangs nur blitzschnellverschämt
durch die Szene
und möchte doch so gerne
mitspielen. Doch erst als Blau
und Gelb auf dem Weg nach
Schlaraffenland sind, traut Rot
sich zu zeigen. Ausgerechnet
das tollkühne Gelb ist davon
gar nicht begeistert: Rot passt
nicht, ist fremd, komplett überflüssig,
stört und soll nicht dabei
sein! Ganz anders Blau:
Der findet Rot aufregend, auch
wenn er sie erst nicht versteht
und wirft sich begeistert in
Kommunikationsexperimente.
Denn Neuzugang Marie
Wuillèm (Absolventin der
Schauspielschule im E-Werk)
palavert lebhaft Französisch
und spielt ihr Rot mit Schalk,
viel Gefühl und federleichter
Dynamik. „Jaune, Bleu,
Rouge“ , zählt sie begeistert
auf und weiß genau wo es
ist, dieses FarbAffenLand“,
in dem ganz unterschiedliche
Tiere und Menschen leben
und es alles gibt, „was dein
Herz begehrt“. Und weil Rot
genau spürt, wovor sich Gelb
fürchtet, ziehen die drei neuen
Freunde bald zusammen los.
Ein kleine-große Utopie vom
fröhlichen, kunterbunten Zusammenleben,
auf kindliche
Spielebene heruntergebrochen
und mit einer Vielfalt an Theatermitteln
erzählt: Da gibt es
Sprachwitz, Gedichte, Pantomime,
Musik und Gesang,
Figurentheater oder Jonglage.
Bleibt zu hoffen, dass das Theater
Budenzauber ganz bald
wieder auf der Bühne stehen
kann – mit Publikum!
Infos zu Gastspielen in Kindergärten
und Grundschulen
bei Steffi Bürger, Tel. 0761/897
88 38. www.theater-budenzauber.de
Marion Klötzer
THEATER KULTUR JOKER 5
Zusammenspiel
in höchster
Perfektion
von schauspielerischer
Performance
und Videokunst
Foto: Erich Krieger
Die Vielschichtigkeit in der Beziehung zu den Dingen
Das Stück „Räumen – Ein Spiel von Haben und Sein“ im Theater im Marienbad
Die Corona-Beschränkungen
legen leider den Kulturbetrieb
zwar weitgehend lahm, zeitigen
mitunter jedoch einmalige Erlebnisse.
So hat der Schreiber bisher
noch keine veritable Theaterpremiere
ohne Publikum, nur in
Anwesenheit der an der Produktion
unmittelbar Beteiligten und
wenigen Vertretern der Presse
erlebt. Der Grund: Der Probenprozess
des neuen Kinderstücks
„Räumen – Ein Spiel von Haben
und Sein“ des Theaters im
Marienbad musste ein schnelles
Ende wegen des nahenden Geburtstermins
von Regisseurin
Hannah Biedermann finden.
Also musste die Erstaufführung
downgelocked ohne Öffentlichkeit
stattfinden.
Das Stück nennt keine persönliche
Autorenschaft, im Spielplan
wird es als kooperative „Stückentwicklung
mit pulkfiction“
bezeichnet. Die Kölner Performancegruppe
pulkfiction ist in
der Kinder- und Jugendtheaterlandschaft
weithin bekannt und
vor drei Jahren mit dem deutschen
Theaterpreis „Der Faust“
ausgezeichnet worden. Für das
Ensemble aus der Marienstraße
ist dies die erste Zusammenarbeit
mit der Kölner Truppe - und
dies vorweg – war ein Volltreffer.
Zunächst beginnt alles sehr
kühl. Der anfänglich gänzlich
leere, in sterilem weiß gestrichene
Bühnenraum, ist ein an
zwei Seiten aufgeschnittener
Quader und in helles Licht
getaucht. In die verbliebenen
Seitenwände sind eine Tür
und Klappen eingelassen. Der
ebenfalls weiße Plastik-Boden
verströmt auch nur abstoßende
Kälte. Dann geht es Schlag auf
Schlag: Der leere Kühlraum
füllt sich in atemberaubendem
Tempo per Videoprojektionen an
die üppig vorhandenen weißen
Flächen (Videosequenzen: Norman
Grotegut) mit einem wahnwitzigen
Sammelsurium von
nötigen und unnötigem alltäglichem
Krimskrams.Die hereinund
wieder hinausstürmenden
Schauspieler Daniela Mohr,
Christoph Müller, Manuela
Neudegger und Benedikt Thönes
versuchen in einer turbulenten
Performance aus Slapstick-,
Akrobatik- und Tanzelementen,
Ordnung in die Unordnung zu
bringen. Sie tragen quer zu allen
denkbaren Stilrichtungen liegende
Fantasiekostüme aus vielfach
an Vorhangstoffe der fünfziger
Jahre erinnernde Materialien
und Designs (Ausstattung Ria
Papadopoulou). Der erhöht an
der offenen Seite inmitten von
technischem Gerät kauernde,
für Musik zuständige Marcus
Thomas sorgt für die zusätzlich
chaotisierende Geräuschkulisse
des Infernos und treibt die
Schauspieler selbst durch immer
schärfer formulierte Zeitvorgaben
an. Dieses allseitige Zusammenwirken
der verschiedensten
Darstellungsformen als grundlegendes
Inszenierungsprinzip
zieht sich in jeweils unterschiedlicher
Ausprägung und in handwerklich
absoluter Perfektion
durch das gesamte Stück.
Inhaltlich dreht sich alles
um das Räumen. Darunter ein
bloßes Aufräumen im Sinne von
Ordnung schaffen zu verstehen,
greift zu kurz. In einer Szene
schaffen es die Akteure letztlich
nicht, eine unglaubliche Anzahl
von Plüschtieren, Spielsachen,
Kissen, Schachteln, Schreibsachen
etc. in ein kleines Regal zu
pferchen und es wird dadurch
klar, dass jeder einzelne viel zu
viel von all diesen Dingen besitzt.
Kinderstimmen aus dem
Off erzählen, dass sie beim Aufräumen
festgestellt haben, dass
sie gar nicht mehr wissen, was sie
alles haben. Andererseits werden
einzelne Gegenstände wie eine
einfache Quietscheente als wertvoller
Kamerad erkannt, mit dem
man in trüben Gemütsmomenten
Zwiesprache halten konnte.
Nach der Information, dass jeder
Deutsche durchschnittlich
über 10000 Gegenstände besitzt,
werden Fragen gestellt wie: „Bin
ich, was ich besitze?“ Einschlägige
Stellen aus dem „Kapital“
von Karl Marx über den Unterschied
zwischen Gebrauchs- und
Tauschwert und somit dem Doppelcharakter
einer Ware werden
zunächstaufgegriffen und leicht
verständlich durch die Schilderung
einer Spieluhr, die einer als
Geschenk bekommen hat und sie
also besitzt, sie aber sehr selten
spielt und dennoch stets weiß,
wie sie klingt.
Dies sind nur einzelne Beispiele
aus einer rasanten Dramaturgie
von aneinandergereihten
Szenen, die den Unterschied
zwischen Haben und Sein
höchst amüsant, für den Betrachter
sinnfällig und mit viel
Spaß reflektieren, ohne belehren
zu wollen. Es ist bravourös gelungen,
dieses Anliegen für ein
Foto: MiNZ&KUNST
Publikum vom Sechsjährigen
bis zum Erwachsenen adäquat
auf der Bühne umzusetzen und
eine Spielstraße für eigenes
Nachdenken zu bauen. Aufräumen
kann man nicht nur in der
Wohnung, sondern auch im Kopf
im Hinblick auf die eigene Beziehung
zu den Dingen. Bleibt
zu hoffen, dass die im November
ausgefallenen Aufführungen im
Dezember und weiterhin wieder
stattfinden können.
Erich Krieger
6 KULTUR JOKER Theater
Das Staatsballett Hannover in „Moonlight“ von Juliano Nuñes Foto: Bettina Stöß
Ein Hauch von Premierenstimmung
Die Tanzpremiere „Rastlos“ am Staatstheater Hannover als Live-Stream
Man war schon ganz darauf
eingestellt, dass im November
wieder alle kulturellen Ereignisse
ausfallen. Da kommt
überraschend die Nachricht,
dass die Premiere „Rastlos“
doch stattfindet. Allerdings
ohne Publikum, dafür in einer
Aufzeichnung als Live-
Stream. Es ist ein Experiment.
Ihr
fehlt
uns!
RÄUMEN – Ein Spiel von Haben und Sein // 6+
Stückentwicklung mit pulk fiktion www.marienbad.org
Kann das funktionieren, ist das
eine wirkliche Premiere - und:
wieviel bleibt übrig von einem
Tanz, der gestreamt wird? Das
sind meine Fragen…
Die Aufführung beginnt
mit „Moonlight“, einer Choreografie
des jungen brasilianischen
Gastchoreografen
Juliano Nuñes, der eine emotionelle,
fließende Tanzsprache
zu einem Satz aus Beethovens
Hammerklaviersonate entwickelt.
Das Mondlicht sieht er
als Metapher für seine Arbeit,
in der er seine Eindrücke aus
der Umwelt spiegelt. In diesem
Falle spiegelt er auf eindrucksvolle
Weise die Musik Beethovens.
Juliano Nuñes vermag
mit seinen Gruppenformationen
und den darin eingestreuten
Soli zu berühren, die Tiefe
der Musik auszuloten. Eine
gelungene Choreografie, die
von den neun Tänzer*innen
des Staatsballetts gekonnt und
mit Freude dargeboten wurde.
In den Umbaupausen gab es
kurze Interviews mit den Gästen
und auch mit Marco Goecke,
dem Direktor des Staatsballetts,
der sich zufrieden und
beeindruckt zeigte von den
Arbeiten seiner Kollegen. Und
wirklich: er hat gute Karten in
der Hand mit seinen Kontakten
zum Nederlands Dans Theater,
für das er auch selbst immer
wieder choreografiert und dessen
Choreografen er nach Hannover
einlädt.
An diesem Abend kommt
das Solo „Double You“ von Jiři
Kylián, dem Gründer und jahrelangen
Chef des NDT, einem
der wichtigsten Choreografen
unserer Zeit, zur Aufführung.
Ursprünglich 1994 für einen
40-jährigen Tänzer am Ende
seiner Laufbahn geschaffen,
thematisiert es das Leben in
seiner Ganzheit, auch mit Verlust
und Trauer, eine Gradwanderung
durch die eigene Lebenszeit,
deren Vergehen von
zwei übergroßen goldenen,
schwingenden Pendeln symbolisiert
wird. Dem noch recht
jungen Tänzer Tommy Rous ist
die Anspannung anzumerken,
diesem großen Wurf gerecht
zu werden. Doch er meistert
die Aufgabe, diese Choreografie
zur Bach Partita Nr. 4 zu
tanzen, mit großer Prägnanz
und einer Körperpräsenz, die
im heute gängigen zeitgenössischen
Tanz ihresgleichen
sucht.
Als drittes Stück wird „Masculine
/ Feminine“ des slowakischen
Choreografen LukáŠ
Timulak – ebenfalls langjähriges
Mitglied des NDT-
Ensembles – präsentiert. Vor
einer stilisierten Appartementkulisse
werden kleine Beziehungsszenen
dargeboten, die
inspiriert sind von John Grays
Buch „Männer sind vom Mars,
Frauen von der Venus“.
Alltägliche Situationen mit
einem Schmunzeln aufzugreifen,
war die Intention des Choreografen.
Doch will der Funke
nicht so richtig überspringen:
zu einer eher nervigen, uninspirierten
Musik mit einer Mischung
aus Percussion und E-
Bass entsteht eine tänzerische
Szenenfolge, die teils durch
gelungene körpersprachliche
Zitate typisch weiblicher Art
und auch durch den geschmeidigen
Machismo der Männer
beeindruckt, doch insgesamt
zu flach, zu illustrativ daher
kommt. Der Humor kommt
nicht wirklich rüber. Ob das
wohl an der Übertragung über
den Bildschirm liegt?
Ein Abend mit drei unterschiedlichen
Handschriften,
der nun noch wochenlang gestreamt
wird. Für die Choreografen
ist die Premiere jetzt
„raus“, für die Tänzer*innen
beginnt wieder eine Zeit des
Wartens auf den nächsten Auftritt,
denn wachsen und reifen
können die Tänzer*innen nicht
über den Stream – wachsen
können sie nur, indem sie live
tanzen, tanzen, tanzen …
Renate Killmann
theater KULTUR JOKER 7
Musik als seelische Stärkung
Der Freiburger Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble unter Thomas Hengelbrock berühren mit zwei
Brahms-Konzerten vor dem Lockdown im Festspielhaus Baden-Baden
Normalerweise wird der Applaus
dünner und bricht irgendwann
ab, wenn Orchestermitglieder
in einem Konzertsaal
nach und nach auf die Bühne
kommen. Beim letzten Konzertwochenende
vor dem Lockdown
im Festspielhaus Baden-Baden
applaudiert das Publikum so lange,
bis auch der letzte der insgesamt
125 Akteure von Orchester
und Chor auf der Bühne ist – laut
Intendant Benedikt Stampa die
größte Besetzung, die während
der Pandemie in Deutschland
überhaupt in einem Konzert zu
erleben ist. Die mehrfach auf
das Coronavirus getesteten Mitglieder
von Balthasar-Neumann-
Chor und -Ensemble stehen und
sitzen auf der Bühne dicht an
dicht, was in Zeiten des Social
Distancing schon rein optisch
von großer Wirkung ist. Bis Ende
des Jahres schließt das Haus seine
Tore. „Wir machen weiter“,
verspricht der Intendant: „Das
Festspielhaus Baden-Baden wird
sich wieder in voller Pracht entfalten.“
Kein Werk könnte auf die Situation
vor der dunklen Jahreszeit,
die in diesem November auch die
Musik zum Verstummen bringt,
besser passen als das „Deutsche
Requiem“ von Johannes Brahms.
Es erzählt von Schmerz und
von der Trauer, aber auch vom
Kampf und der Hoffnung, dass
nicht alles umsonst war. „Tod,
wo ist Dein Stachel? Hölle, wo
ist Dein Sieg“, singt der Balthasar-Neumann-Chor
im hochdramatischen
sechsten Satz auf die
wilden Tremoli der Streicher, ehe
die Fuge „Herr, du bist würdig“
tiefe Zuversicht ausstrahlt. Musik
als seelische Stärkung und
Hoffnungsschimmer in dunklen
Zeiten! Thomas Hengelbrock
lässt dieses Requiem als inniges
Gebet beginnen. Der Chorklang
ist fokussiert und ganz homogen,
die Tränen werden im Orchester
mit zarten Seufzern nachgezeichnet,
die Freuden hell timbriert.
Auch wenn Thomas Hengelbrock
in den großen Steigerungen auch
mal die Faust ballt und Chor und
Orchester den Klang schärfen
lässt, kehrt er immer wieder zum
zarten, nach innen gerichteten
Ausdruck zurück. Die ausgezeichnete
Textverständlichkeit
des Chores und die feine Artikulation
im Orchester lassen
das musikalische Geschehen
transparent werden. Mit ihrem
schlanken, über eine schwerelose
Höhe verfügenden Sopran
schenkt Katharina Konradi im
fünften Satz „Ihr habt nun Traurigkeit“
Trost und Zuversicht. Bariton
Matthias Goerne wird mit
seinem mächtigen Bariton, seiner
Hingabe und seiner großen Palette
von Klangfarben zu einem
ausdrucksstarken Erzähler,
dem das Publikum wie gebannt
lauscht. Am Ende überreicht er
seiner Kollegin die Blumen, die
vom Veranstalter wegen der Coronavorschriften
auf einem Stuhl
deponiert wurden. Spontanes
Lachen nach einem tief berührenden
Konzert.
Das zweite Programm des
Wochenendes setzt diese Leichtigkeit
fort. Johannes Strauß`
Walzer „Seid umschlungen, Millionen“,
den er Johannes Brahms
widmete, wird von den delikaten
Streichern und zarten Trompeten
des Balthasar-Neumann-Ensembles
veredelt. Das Wienerlied
„Draußen in Sievering blüht
schon der Flieder“ mit getupften
Holzbläserakkorden macht Katharina
Konradi zu einem echten
Sehnsuchtsort. Die Spitzentöne
in der Arie „Sei mir gegrüßt,
mein liebes Nest“ aus Johann
Strauß‘ Operette „Wiener Blut“
gleichen funkelnden Diamanten.
Die Interpretation von Brahms‘
Sinfonie Nr. 3 in F-Dur hat nicht
ganz das gleiche Niveau. Der
wuchtige Kopfsatz wirkt seltsam
gehetzt – es fehlt der kämpferische
Gestus. Auch Details wie
der dünne Ton der ersten Oboe,
leichte Balanceprobleme oder ein
Balthasar-Neumann-Ensembles mit Brahms „Ein Deutsches
Requiem“ im Festspielhaus Baden-Baden
Fotos: Andrea Kremper
Wir sehen die erneuten Einschränkungen für unsere Kulturschaffenden in
Museen, Theater und Kleinkunstbühnen sowie für unsere Restaurants und
Gasthauskultur als sehr bedenklich an. In diesen schwierigen Zeiten
müssen wir zusammenhalten.
Wir haben uns entschieden hier aktiv tätig zu werden und ein Zeichen zu
setzen, aus diesem Grund haben wir unsere Gutscheinaktion entwickelt,
um unsere regionalen Kulturschaffenden und Gasthäuser zu unterstützen.
Deswegen können die Gutscheine bis zu vier Wochen nach Aufhebung
der Pandemieeinschränkungen bei uns noch eingelöst werden.
Jeder Kunde, der uns einen Auftrag über € 2.500 erteilt, erhält einen
Gutschein über € 50,00 für einen Einkauf bei einem regionalen
Unternehmen seiner Wahl, das wegen der derzeitigen Pandemie komplett
schließen muss. Dieser Gutschein gilt für ein Restaurant, Theater, Kino
und Museum seiner Wahl im Großraum Freiburg. Diese Aktion ist gültig,
solange die Pandemiebeschränkungen gelten, zuzüglich vier Wochen
darüber hinaus.
Damit wollen wir die regionalen Unternehmen unterstützen und die
regionalen Arbeitsplätze erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
J A K O B. R O T T L E R KG
Rollladen + Sonnenschutz + Tore
paar Hornkiekser zu viel trüben
den Gesamteindruck. Dafür kreieren
die mit den Kontrabässen
hinter den Holzbläsern postierten
Celli mit einer feinen Gestaltung
des melancholischen Themas einen
kostbaren Beginn des dritten
Satzes. Das Finale verträgt die
Unruhe, die Hengelbrock ihm
verleiht. Starke Akzente und
geschärfte Punktierungen geben
dem Satz Biss. Mit Brahms‘
ungarischem Tanz in fis-Moll als
Zugabe, elegant und mit Raffinesse
gespielt, verabschiedet das
Balthasar-Neumann-Ensemble
das Publikum in den dunklen
November. Es kommen wieder
leichtere Zeiten, mag die musikalische
Botschaft sein.
Georg Rudiger
Heinrich Abletshauser & Claudia Abletshauser
Bötzinger Str. 10 – 79111 Freiburg
Tel. 0761 / 4 29 26 – www.rottler-online.de
8 KULTUR JOKER VISION
Apfelbäume und Garagen
Im Gespräch: Pia Leydolt-Fuchs über Chemnitz
Kultur Joker: Liebe Frau Leydolt-Fuchs,
Ihre Verbindung mit
den Europäischen Kulturhauptstädten
begann in Linz ...
Leydolt-Fuchs: Ja, genau:
Von Mitte 2007 bis Anfang
2010 war ich Pressesprecherin
bei„Linz09“. Mein Traumjob!
Kultur Joker: Was hat sich daraus
für Sie entwickelt?
Leydolt-Fuchs: Eine Leidenschaft
zu dem Projekt Europäische
Kulturhauptstadt, private
und geografische Veränderungen
und nicht zuletzt das Label CaP.
CULT, unter dem meine Kollegin
Carina Kurta und ich seit
2013 Konzepte und Inhalte Europäischer
Kulturhauptstädte
an Interessierte vermitteln und
Städte, die sich für das Projekt
Kulturhauptstadt interessieren
oder bewerben, beraten.
Kultur Joker: Zu Chemnitz: Inwiefern
waren Sie da involviert?
Leydolt-Fuchs: Zum einen haben
meine Kollegin und ich ein
Bürger*innen-Beteiligungskonzept
für das Kulturhauptstadtbüro
entwickelt, dann nahm ich an
einer Arbeitsgruppe für das erste
bid book (Bewerbungsbuch) teil
und habe für das zweite bid book
das Kapitel „Outreach“, also die
ThemenBürger*innen-Beteiligung,
Publikumsentwicklung
und Weiterbildung erarbeitet.
Kultur Joker: Was ist das
Besondere des Chemnitzer Antrags?
Warum hat die Stadt den
nationalen Wettbewerb gewinnen
können?
Leydolt-Fuchs: Ich denke,
Chemnitz hat glaubhaft gemacht,
dass sich die Stadt mit ihren
Stärken und Schwächen intensiv
auseinandersetzt. Gerade auch in
Hinblick auf die rechtsradikalen
Ausschreitungen im August 2018
oder gesellschaftlichen Herausforderungen
wie die „Stille Mitte“.
Chemnitz will sein Image
ändern, sich gegenüber Dresden
und Leipzig positionieren und
gleichzeitig zeigen, welches
künstlerische und kulturelle Potential
es besitzt, und zudem demokratische
Defizite anpacken.
Chemnitz kann und will als
Drehscheibe zwischen Ost- und
West-Europa verstanden werden.
Und dafür– und noch viel mehr
– wird die Europäische Kulturhauptstadt
definitiv ein Katalysator
sein. Man könnte sagen,
Chemnitz hat den Wettbewerb
gewonnen, weil die Stadt den
Titel einfach am dringendsten
braucht.
Kultur Joker: Zum Inhalt der
Bewerbung: Was ist das Profil?
Berichten Sie aus den Bewerbungsbüchern.
Leydolt-Fuchs: Es gibt sehr
schöne Vorhaben, die die Ernsthaftigkeit
verdeutlichen, viele
Bürger*innen mit an Bord zu
holen – nicht nur die üblichen
Verdächtigen, sondern wirklich
von Jung bis Alt, aus allen Stadtteilen
und auch aus der Region.
Mit breitangelegten partizipatorischen
Projekten wie „3000 Garagen“
oder der „Apfelbaum-Parade“
ermöglicht man einerseits
denjenigen Zugang zu Kunst und
Kultur, die bis dahin nichts damit
zu tun hatten, anderseits können
die Bewohner*innen der Stadt
wieder näher zueinander rücken.
Auch die Europäische Dimension
der Bewerbung macht neugierig:
So wird ein „Europäischer Workshop
für Kultur und Demokratie“
entwickelt, eine Programmschiene
läuft unter dem Titel „Europäisches
Manchester“, und es sind
eine Vielzahl an künstlerischen
Kooperationen mit Städten aus
Osteuropa geplant.
Pia Leydolt-Fuchs
Kultur Joker: Was wird in
Chemnitz bis 2025 passieren?
Leydolt-Fuchs: Hoffentlich
viel. Es gibt Areale und Leerstände,
die einen kulturelle Nutzung
erhalten sollen – dafür gilt
es, gute Konzepte zu entwickeln
bzw. bestehende zu realisieren.
Es werden touristische Anreize
geschaffen– kultur- wie auch
kreativtouristische, ebenso Angebote
für Randgruppen. Vieles
wird sich zunächst im Hintergrund
abspielen. Es wird für alle
ein Kraftakt sein, denn die Erwartungshaltung
ist hoch.
Kultur Joker: Das klingt so,
als solle Chemnitz nun zum touristischen
Hotspot avancieren
– nimmt man da nicht Gentrifizierung
und soziale Verdrängung
mit in Kauf? Noch können die
Essen – nun Chemnitz
Zur Historie Europäischer Kulturhauptstädte und dieser Seite
Essen war die letzte deutsche Europäische
Kulturhauptstadt. Unter
dem versammelten Titel RUHR
2010 entstand enormer Auftrieb:
Investitionen wurden getätigt,
reichlich Sponsorenmittel eingeworben,
für das Ruhrgebiet insgesamt
mit seinen 53 Kommunen und
5,1 Mio. Einwohnern vollzog sich
ein ungeahnter Identifikationsprozess.
Und der war wichtig, denn
Kohle und Stahl als Garanten der
Arbeitsplätze und des Wohlstands
hatten sich längst verabschiedet.
Die positiven Nachwirkungen des
einen Jahres halten bis heute an
und befördern den so schwierigen
Strukturwandel im Revier.
Davor gab es den Titel für Berlin-West
(1988) und Weimar (1999)
– beides politisch bestimmte Entscheidungen
ohne wesentlichen
kulturellen Nachhall. Aber das
Jahr 2010 strahlte in die Republik
aus. Und so machte sich auch Freiburg
auf, über eine künftige Bewerbung
nachzudenken. Zunächst
sollte 2020 das Ziel sein, doch
durch die Erweiterung der EU
kamen neue Mitgliedsländer zum
Zuge und bald wurde deutlich, dass
Deutschland erst 2025 wieder im
Karussell dabei sein würde.
Im Sog von Essen erschien
diese Seite zuerst in der Kultur
Menschen die Mieten ja halbwegs
bezahlen …
Leydolt-Fuchs: Nein, Chemnitz
soll kein touristischer Hotspot
werden, auch wenn klar
ist, dass die Stadt die nächsten
Jahre nationale und europäische
Aufmerksamkeit erlangen wird.
Chemnitz will sich vielmehr
aufgrund seines Potentials positionieren,
damit die Stadt attraktiver
und lebenswerter wird, Studierende
bleiben, Familien nicht
abwandern und sich die „Stille
Mitte“ wieder einbringt. Und ja,
bei einem solchen Stadtentwicklungsprojekt
darf man Tendenzen
von Gentrifizierung und sozialer
Verdrängung nie aus dem Blick
lassen.Auch deshalb ist die Einbindung
der Bevölkerung in das
Projekt so wichtig.
Joker-Ausgabe Oktober 2009,
zur Beförderung einer Freiburger
Kulturhauptstadt-Bewerbung. Die
war eine Zeit lang durchaus realistisch:
Der Gemeinderat bewilligte
eine befristete Stelle. Mit deren
Hilfe entwickelte das Kulturamt
(unter Federführung des damaligen
Leiters Achim Könneke) ein
erstes Konzept. Im Mai 2011 kam
es zum Showdown: Ein international
besetztes Experten-
Hearing tagte im Rathaus,
die Mehrheit der
Referenten riet Freiburg
zur Bewerbung – doch
der damalige OB wollte
nicht. Auch die Hoffnung,
über ein ambitioniertes
Konzept zum
Stadtjubiläum 2020
gleichsam einen ‚Vorlauf‘
für eine EKH-Bewerbung
zu erreichen,
zerschlug sich mit der
(erzwungenen) Demission
Barbara Mundels
2017.
In Chemnitz geschah
alles anders: Die langjährige
Oberbürgermeisterin
Barbara Ludwig
(seit 2006) stellte sich
voran und riss Gemeinderat
und Bevölkerung
Foto: Jörg Landsberg
Kultur Joker: Was könnten die
Benefits für die Stadt und Ihre
Bewohner aus Ihrer Sicht werden?
Leydolt-Fuchs: Das größte
Ziel könnte sein, dass die
Bewohner*innen wieder
stolz werden – auf sich als
Chemnitzer*innen und auf ihre
Stadt.
Kultur Joker: Wie würden Sie
Chemnitz in der Reihe der bisherigen
deutschen EKHs sehen?
Leydolt-Fuchs: Berlin, Weimar
und Essen – das ist alles
lange her und das Konzept der
Europäischen Kulturhauptstadt
hat sich seitdem stark verändert,
professionalisiert und ist komplexer
geworden. Insofern fällt
ein Vergleich schwer und ist
vielleicht auch nicht notwendig.
Chemnitz wird und muss sein
Bestes geben und dafür drücke
ich die Daumen!
Martin Flashar
Zur Person: Pia Leydolt-Fuchs,
geb. 1979 in Wien, studierte
BWL mit Spezialisierung auf
Public Management, es folgten
Weiterbildungen in PR und Kultur-
und Medienmanagement.
Mit ihrem Mann Ulrich Fuchs,
Direktor der Kulturhauptstadt
„Marseille-Provence 2013“ lebt
sie seitdem in Südfrankreich.
Ihre Firma organisiert Beratungen
für Kulturhauptstädte:
www.capcult.org .
mit, mit der Verkündigung des
Titels vor wenigen Wochen endete
ihre Amtszeit. Chemnitz birgt,
als ‚dritte‘ Stadt in Sachsen, vielfältige
Potentiale: Gründerzeit, Jugendstil,
Bauhaus, Plattenbauten
– die Architektur- und Lebensstile
treten bis heute nebeneinander ungeschminkt
zutage.
Martin Flashar
Landesmuseum für Geschichte und
Archäologie Sachsens, ehemaliges (jüdisches)
Kaufhaus Schocken, Entwurf
Erich Mendelsohn 1927
Foto: Martin Flashar
KUNST KULTUR JOKER 9
Die Wirkung ist spektakulär
Große Retrospektive des Malers Pierre Soulages im Museum Frieder
Burda in Baden-Baden
Pierre Soulages Foto: Sandra Mehl
Schwarz hat als Farbe keinen
guten Ruf. Völlig zu Unrecht,
denn wenn man die Werke des
Malers Pierre Soulages sieht
erkennt man, wie viele Nuancen
und wie viel Kraft in dieser
Farbe stecken können. Das
Museum Frieder Burda in Baden-Baden
widmet Soulages
bis zum 28. Februar 2021 eine
große Retrospektive, die von
den frühen Arbeiten bis zum
Spätwerk, von 1946 bis 2019
reicht. So lässt sich eindrücklich
die künstlerische Entwicklung
über die Jahrzehnte
verfolgen. Es passt, dass das
Museum in der Nähe zur französischen
Grenze liegt. Soulages
war sozusagen von Beginn
an ein grenzüberschreitender
Künstler, auch geografisch gesehen.
Seine frühen Arbeiten
waren in der Wanderausstellung
„Französische abstrakte
Malerei“ 1948/49 in Deutschland
zu sehen.
Pierre Soulages malte immer
konsequent abstrakt. Seine
frühen Bilder aus den Nachkriegsjahren
zeigen schon die
charakteristische kraftvolle
Pinselführung und die von Anfang
an reduzierte Farbigkeit.
Was Soulages damals malte,
erinnert von ferne an kalligraphische
Zeichen. Interessant
ist die Wahl des Materials.
Soulages verwendete oft Nussbeize
und statt Leinwand Papier
oder große Glasscherben
von Fenstern, die im Krieg zerstört
wurden. Die rätselhaften
Hieroglyphen aus vertikalen,
horizontalen und diagonalen
Linien aus dieser Zeit wirken,
als würden sie Schatten werfen.
Ab den 1950er Jahren staffelt
Soulage die Farbschichten.
Die Formate werden größer,
die Linien in Schwarz dicker,
was manchmal schon fast einen
3 D-Effekt erreicht. Noch
darf hinter diesen Linien eine
andere Farbe hervor blitzen, in
düsterem Braun, dunklem Rot
oder gedecktem Blau. Andere
Gemälde sind stringent in
Schwarz-Weiß gehalten. Doch
1979 entdeckt Pierre Soulages
was er alles aus der Farbe
Schwarz allein zaubern kann.
Er bezeichnet das als „Outrenoir“.
Wörtlich übersetzt hieße
das jenseits oder hinter dem
Schwarz. Der Begriff „Überschwarz“
trifft es besser.
Nun darf man sich das
nicht wie eine Neuauflage des
schwarzen Quadrats von Kasimir
Malewitsch vorstellen.
Die Wirkung von Soulages‘
Outrenoir ist spektakulär und
entfaltet sich im lichtdurchfluteten
großen Saal des Museums
Frieder Burda optimal.
Auf den raumfüllenden Formaten
hat der Künstler seit den
1990er Jahren das Schwarz in
unterschiedlichsten Strukturen
SOULAGES. Malerei 1946 – 2019, Museum Frieder Burda,
Baden-Baden
© VG Bild-Kunst, Bonn 2020 Foto: ARTIS Uli Deck
aufgetragen, fast schon reliefartig,
in diagonalen Schraffuren,
abgesetzt von ruhigen
Flächen. Durch das Spiel des
Lichteinfalls verändert sich der
Eindruck, das Schwarz fängt
an zu leben. Manche Linien
verwandeln sich in Wellen,
oder in tief wirkende Gräben.
Je nach Lichteinfall erscheint
manche schwarze Fläche in
einem dunklen Grün, silberne
Reflexe tanzen auf den Schraffuren.
Soulages‘ Outrenoir ist
faszinierend.
Museum Frieder Burda,
Lichtentaler Allee 8b, Baden-Baden,
Di-So 10-18 Uhr,
Eintritt 14€, erm. 11€. Empfehlung:
vorab ein Zeitfenster-
Onlineticket erwerben. www.
museum-frieder-burda.de. Bis
28.02.2021
Nike Luber
Malt Euch den Winter bunt!
Die Kurse und Workshops in der Kunstwerkstatt Frieder Burda
finden auch statt, wenn das Museum geschlossen ist
Auch diesen Herbst und
Winter bietet das Museum
Frieder Burda in Baden-Baden
für Kinder ab 6 Jahren viele
kreative Workshops fürs Wochenende
und die Ferien an.
Gemalt und gezeichnet wird
im Museum vor den Werken
und in der Kunstwerkstatt.
Auf den Spuren der großen
Meister gestalten die Kids mit
viel Farbe, Pinseln und Stiften
eigene Kunst. Ältere Kinder
und Jugendliche experimentieren
mit dem Sieb- und Linoldruck
oder lernen die Aquarelltechnik
kennen. Es ist für
Groß und Klein etwas dabei.
Auch für Erwachsene gibt es
wieder kreative Workshops im
Angebot.
Inklusion ist selbstverständlich.
Ebenso wie die eingespielten
Corona-Maßnahmen: Gearbeitet
wird in Kleingruppen
und mit Abstand. Alle Hygieneregeln
werden beachtet. Der
Ticketverkauf für die Workshops
findet ab sofort über den
Onlineshop statt.
Weitere Infos: www.museum-frieder-burda.de
Schopfheimerstraße
2
10 KULTUR JOKER KUNST
Mit der Antike in die neue Zeit
Das Augustinermuseum zeigt „Verwandlung der Welt. Meisterblätter von Hendrick Goltzius“
Das Ungeheuer hat sich derart
in sein Opfer verbissen,
dass der Schädel des Drachens
an die Stelle des Männerkopfs
tritt. Der Mann, es ist einer der
Gefährten des Cadmus, versucht
das Tier mit der rechten
Hand abzuwehren, die Linke
liegt völlig verkrampft an seinem
Rücken. Dass er unter
einer Männerleiche liegt, fällt
erst bei der weiteren Betrachtung
auf. Denn da liegt noch
der abgerissene Kopf eines
weiteren Gefährten. Man
sieht die Kehle, es scheint der
Künstler hätte anatomische
Studien betrieben. Zeitgenossen
von Hendrick Goltzius
hätten da sicherlich bereits den
Kopf des Cadmus bemerkt, der
ganz links fast im Wald verschwindet,
während auf einer
Lichtung rechts das Ende des
Drachens erzählt wird. Er wird
von Cadmus mit einem Speer
getötet werden.
Der Kupferstich „Der Drachen
verschlingt die Gefährten
des Cadmus“ ist 1588 entstanden,
im gleichen Jahr wie
sein Vorbild: Cornelis Corneliz
van Haarlem malte ebenfalls
das Motiv aus den Ovidschen
„Metamorphosen“. Während
auf dem Bild die weißen Leiber
nach vorne drängen und dem
Auge in diesem Gewaltexzess
zumindest ein bisschen Orientierung
geben, überwältigt
die Grafik von Goltzius geradezu.
Warum Goltzius in der
Geschichte des Manierismus
eine derart wichtige Rolle einnimmt,
stellt sich kaum mehr.
Wie auf der Rampenkante sind
Monster und Menschen miteinander
verknäult, die Leiber,
die durch merkwürdige Muskelpacken
charakterisiert sind,
wirken unnatürlich verdreht
und perspektivisch falsch. Und
selbst der Schwanz des Untiers
formt noch eine stehende Acht.
Dass diese Szene derart gewalttätig
ist, hat mit der Ovidschen
Vorlage zu tun, die bereits
ziemlich bildmächtig ist.
Eigentlich hätte es eine Folge
von 300 Blättern werden sollen,
fertiggestellt wurden 52.
Die Universität Göttingen, mit
der das Augustinermuseum für
die Ausstellung „Verwandlung
der Welt. Meisterblätter von
Hendrik Goltzius“ kooperiert,
besitzt die gesamte Serie, in
Freiburg sind nun exemplarisch
zehn Blätter zu sehen.
Die dargestellte Gewalt hat
aber auch mit den Zeitumständen
des späten 16. Jahrhunderts
zu tun. Die Befreiung der
Niederlande von den Spaniern
war ein schmutziger Kampf, es
war ein Stellvertreterkrieg der
Religionen. Goltzius jedenfalls
greift bei seinen Arbeiten, die
für ein humanistisch gebildetes
Publikum entstanden, auf die
Antike oder zumindest die italienische
Kunst zurück, doch
er sucht immer auch den Bezug
zur Zeit oder weist durch
die ästhetischen Lösungen, die
er findet, über sie hinaus. In
einer Arbeit, die die Beschneidung
Christi zum Thema hat,
findet sich sein Selbstporträt.
Goltzius steht am Rande der
Gruppe und blickt dem Betrachter
selbstbewusst in die
Augen. Den Bart trägt er nach
zeitgenössischer Mode, auch
dadurch ist er von den Figuren
des Geschehens enthoben.
Hendrik Goltzius inszeniert
in jeder seiner Arbeiten sein
Können. So übernimmt er die
Manier anderer Künstler - bei
der Beschneidungsszene ist es
Dürer - oder er treibt die Konventionen
der Darstellungen
über die bis dahin bekannten
Grenzen hinaus. Er experimentiert
beim Holzschnitt mit
farbigem Papier. Später wird
er sich der Malerei zuwenden
und die Grafik, mit der er bekannt
und auch wohlhabend
wurde, aufgeben. Obgleich er
auch hier fortschrittliche Wege
einschlug, so versuchte er den
gesamten Produktionsprozess
zu kontrollieren, in dem er einen
eigenen Verlag für seine
Kupferstiche gründete und sich
zumindest für einen gewissen
Zeitrahmen von Rudolf II. das
Copyright an seinen eigenen
Arbeiten sichert.
All das spricht für ein Selbstverständnis,
das auf dem Wissen
um das eigene Können
beruht, und das er selbstbewusst
vermarktet. Dass dies
nicht zu allen Zeiten gefeiert
wurde, wusste er. Vier Tondi
sind den Himmelsstürmern
Tantalus, Ikarus, Phaeton und
Ixion gewidmet, die sich durch
ihr Handeln gegen die Götter
vergingen. Ihre kraftvollen
nackten Körper sind im Moment
des Fallens dargestellt.
Obgleich auch diese Kupferstiche
von moralisierenden
Zeilen begleitet werden, lässt
dies nicht übersehen, wie sehr
die Helden jeweils im Zentrum
stehen und wie sehr sie durch
den perfekten Kreis von der
Menschheit entrückt sind.
Verwandlung der Welt. Meisterblätter
von Hendrick Goltzius.
Augustinermuseum, Augustinerplatz,
Freiburg. Di-So
10-17 Uhr. Voraussichtlich bis
Ende März 2021. Aktuelle Infos
unter www.freiburg.de
Annette Hoffmann
Hendrik
Goltzius:
Apollo
Belvedere 1592,
Kunstsammlung
der Georg-
August-
Universität
Göttingen
Foto: Katharina Anne
Haase 2020
KUNST KULTUR JOKER 11
Vollendetes Frühwerk
Im Kunstmuseum Basel sind Arbeiten der Bildhauerin Isa Genzken aus den Jahren 1973-1983 zu sehen
Darf man das denken? Ein
Speer, ein Zahnstocher, ein
Boot? Aber ja. Als Isa Genzken
Mitte der 1970er Jahre
diese sehr eleganten, sehr ästhetischen
Ellipsoiden schuf,
wurde sie von ihrem damaligen
Freund Benjamin Buchloh
gerüffelt. Dass jemand
nach dem Minimalismus eines
Carl Andre so arbeiten konnte,
dass Betrachter dieser Werke
sehr konkrete Assoziationen
haben konnten, wollte ihm
nicht in den Kopf. In Düsseldorf,
wo Genzken von 1973
bis 1977 studierte, war mit
Konrad Fischer zudem ein Galerist
vor Ort, der sich für die
Rezeption des Minimalismus
stark gemacht hatte. Genzkens
Argumentation jedoch
war schlüssig. Was die Minimalisten
an Inhalt und Körper
weggenommen hatten, ließ
sich nicht unterbieten. Da war
es klüger, dem Auge wieder etwas
zu geben.
Das Kunstmuseum Basel
Gegenwart zeigt nun diese
geradezu schönen Objekte, im
Neubau hat man für eines dieser
hölzernen Ellipsoide sogar
einen anderen Boden ausgelegt.
So dass es einem beim
Betrachten fast ein bisschen
schwindelig wird, weil das
Auge kaum ausmachen kann,
wo Farbe ist, wo Form, wo
Boden. Dass der scheidende
Leiter des Kunstmuseum Gegenwart
Søren Grammel dafür
eine ansonsten zentral präsentierte
Bodenarbeit Carl Andres
an die Wand geschoben hat, ist
ein schöner Treppenwitz. Das
Kunstmuseum Basel konzentriert
sich auf die zwischen
1973 und 1983 entstandenen
Werke der 1948 geborenen
Künstlerin, die sich und ihr
Oeuvre noch des Öftern verwandeln
sollte, die immer
aber große Anerkennung für
ihre Arbeiten bekam. So vertrat
sie etwa 2007 Deutschland
auf der Biennale Venedig und
zehn Jahre später wurde ihr
der Goslarer Kaiserring überreicht.
Auf einem Foto aus dem Jahr
1982 sieht man Isa Genzken in
ihrem damaligen Düsseldorfer
Atelier. Es ist das Jahr ihrer
Hochzeit mit Gerhard Richter,
dessen Meisterschülerin sie
war. Genzken balanciert ein
Hyperbolo. Das Atelier muss
riesig gewesen sein, manche
dieser Skulpturen sind knapp
zwölf Meter lang. Hinter und
vor ihr auf dem Boden liegen
weitere Ellipsoiden und Hyperbolos
oder zumindest ihre
Versatzstücke. Denn einige
dieser Bodenarbeiten sind zusammengesteckt.
Bei der Arbeit
auf dem Foto scheint es
sich jedoch um das 1979 entstandene
Grau-grüne Hyperbolo
„Jülich“ zu handeln. Bis
zur Hälfte ist diese Arbeit aufgeschnitten,
so dass man auf
die grüne Farbe in der Röhre
sehen kann, eine der Schnittkanten
ist gelb, die andere grau
wie ihre gesamte Außenseite.
Das Foto ist schwarzweiß und
so lenkt nichts von der Haltung
ab, mit der Isa Genzken
sich hier mit ihrem Werk zeigt.
Es sieht nach Chuzpe aus,
schließlich schuf kein anderer
etwas Vergleichbares, und ein
bisschen wirkt es auch so, als
balancierte hier jemand seine
Mitte aus.
Doch ohne fremde Hilfe ging
es nicht. Das Kunstmuseum
Basel Gegenwart zeigt eine
meterlange Installation ihrer
Zeichnungen zu den beiden
Werkgruppen der Hyperbolos
und Ellipsoiden auf Endlospapier.
„Meistens brauche ich
Fachleute“, schreibt Isa Genzken
Ende der 1970er Jahre. So
entstanden die Zeichnungen
in Zusammenarbeit mit dem
Informatiker Ralph Krotz, die
Skulpturen mit dem Schreiner
Hermann Hertel. Dass eine
solche Kooperation mit der
jungen Künstlerin entstand,
erzählt auch etwas über die
Experimentierfreude dieser
Jahre.
„Die Form sei rätselhaft und
merkwürdig trotz ihrer eigentlichen
Klarheit und Regelmäßigkeit.
Diese Skulpturen
berühren kaum den Boden
und scheinen zu fliegen“, beschreibt
Kuratorin Cora Rosevear
1978 die Werke in einem
Ausstellungsvorschlag für das
New Yorker MoMA, das 2013
der Künstlerin eine große Retrospektive
bereiten sollte. Wie
systematisch die Auseinandersetzung
der Künstlerin mit
dieser besonderen Form war,
zeigen die Zeichnungen in
Basel. Geringfügige Veränderungen
der Linienführung haben
Übergänge zur Folge. Und
die 30-teilige Serie von Zeichnungen
„Die Form entwickelt
sich daraus, dass jede der fünf
Farben jede andere Farbe berührt“
führt zu einer größeren
Variationsbreite als der Titel
erwarten lässt. Auf einer Art
Sockel von drei Schichten in
verschiedenen Grauwerten ist
eine Struktur eingebettet, die
mal mehr, mal weniger an ein
Kreuz erinnert. Dabei wandert
nicht nur die Farbe durch die
Gesamtkomposition, sondern
auch die Recht- und Vierecke.
Bei den Skulpturen kommt die
Farbe hinzu und diese machte
DER NEUE CORSA-E
AB 30.790 € 1
- 9.570 € OPEL/BAFA
UMWELTBONUS 2
21.220 €
OPEL IST ELEKTRISCH
Isa Genzken:
Installationsansicht
im Kunstmuseum
Basel
Foto: Julian Salinas ©2020,
Pro Litteris, Zürich
sie zu einer höchst sinnlichen
Angelegenheit.
Isa Genzken. Werke von
1973-1983.Kunstmuseum
Basel, Neubau, St. Alban
Graben 20. Di, Do-So
10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr.
Kunstmuseum Basel Gegenwart,
St. Alban Rheinweg, Di-
So 11-18 Uhr. Bis 24. Januar
2021.
Annette Hoffmann
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1) Inkl. Frachtkosten in Höhe von 890,– €. 2) Den BAFA-Umweltbonus in Höhe von 6.000,– € können
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29-35, 65760 Eschborn, www.BAFA.de, beantragen. Die Auszahlung des Anteils des BAFA-Umweltbonus
erfolgt bei Erfüllung der Voraussetzungen und nach Zulassung des Fahrzeugs. Der Umweltbonus
endet mit Erschöpfung der bereitgestellten Fördermittel, spätestens am 31.12.2021.
Ein Rechtsanspruch besteht nicht. Nähere Informationen erhalten Sie bei uns. 3) Die genannten
Werte wurden anhand der WLTP-Testverfahren bestimmt (VO (EG) Nr. 715/2007 und VO (EU) Nr.
2017/1151).
12 KULTUR JOKER KUNST
Farbe als Passion
Anne-Sophie Tschiegg: „L’amour des commencements“–
eine Ausstellung in der Galerie Baumgarten in Freiburg
„Die Liebe zu den Anfängen“,
so nennt Anne-Sophie
Tschiegg ihre aktuelle Ausstellung
in der Galerie Baumgarten
in Freiburg. Und
wer könnte dieses besondere
Gefühl nicht nachvollziehen?
Dass dieser Zauber, der jedem
Anfang innewohnt, auch in
jedem neu begonnenen Bild
liegen kann, wird sofort offensichtlich,
wenn man die Galerieräume
in der Kartäuserstraße
betritt. Sie erstrahlen
in den Farben der französischschweizerischen
und im Elsass
lebenden Künstlerin Anne-
Sophie Tschiegg. Sie ist Jahrgang
1966 und ist, nach vielen
Jahren in Straßburg, wieder in
ihre Geburtsstadt Mulhouse
zurückgekehrt. Dort arbeitet
sie im Künstlerhaus Motoco,
einer ehemaligen Textilfabrik
aus dem 19. Jahrhundert die –
mittlerweile umgebaut – 140
Künstlerateliers beherbergt.
In dem lichtdurchfluteten, geräumigen
und unbeheizbaren
Atelier schafft sie ihre Gemälde.
Alle sind in Acrylfarbe auf
Leinwand gearbeitet und, bis
auf wenige Ausnahmen, ohne
Titel.
In ganz unterschiedlichen
Formaten widmet Tschiegg
sich drei klassischen Motivgruppen:
Landschaft, Porträt
und Pflanzen. Seit 30 Jahren
lassen diese Themen sie nicht
los. Ein zunächst als Landschaft
gedachtes Bild kann in
ein Porträt münden und Pflanzen
können zu Landschaften
werden. In den Anfängen haben
die Bilder oft noch etwas
Suchendes. Die Dinge sind
fließend und finden erst nach
einiger Zeit ihre eigentliche
Form. Man sieht es ihren Werken
nicht an, sie wirken so
leicht dahingeworfen, so vollkommen
im Gleichgewicht
und doch sind sie Schicht um
Schicht erarbeitet. Immer wieder
abgeschabt und übermalt,
in zahllosen Farbaufträgen
entstehen die fertigen Gemälde.
Nur in seltenen Fällen geht
alles ganz einfach und mit gelösten,
sicheren Pinselschwüngen
setzt die Künstlerin ihr
Thema um. Als ihre einzige,
wirkliche Herausforderung
nennt sie: „die überraschende,
völlige Veränderung“.
Ihre große Passion ist die
Farbe und vergleicht man die
vor sieben, acht
Jahren gemalten
Bilder mit
den heutigen, ist
die auffallende
Veränderung
ins Lichte und
Leuchtende der
Farbpallette frappierend.
Die Farbe
spielt in Anne-
Sophie Tschieggs
Malerei die entscheidende
Rolle.
Wenn sie Ohren
rot aufscheinen
lässt oder ein Gesicht
violett einfärbt,
eine Mundpartie
grasgrün
umrandet und
eine Nase pink
einfärbt, so stellt
sie sich damit
in eine hundert
Jahre alte künstlerische
Tradition.
Angefangen
mit Matisse, den
Fauves und dem
Expressionismus
hat diese Tradition
nie aufgehört und wird stetig
von Künstler*innen aktuali-
Anne-Sophie Tschiegg: o. T., Acryl auf Leinwand, 2019 Foto: Galerie Baumgarten
siert. So auch in der Malerei
von Anne-Sophie Tschiegg,
die bei aller Bezugnahme auf
Vorbilder sehr im Hier und
Jetzt und voller Neugierde in
die Zukunft orientiert ist. Ihre
Präsenz auf Instagram ist beeindruckend
und macht eine
Homepage für sie überflüssig.
Das unmittelbare Erleben, das
sinnliche Eintauchen in die
Malerei kann jedoch durch
keine Technik ersetzt werden,
also hingehen und anschauen.
Anne-Sophie Tschiegg
„L’amour des commencements“,
Galerie Baumgarten
Freiburg. Bis 22. Dezember
2020.
Christiane Grathwohl
Offene Werkstatt
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Anne-Sophie Tschiegg: o. T., Acryl auf Leinwand, 2020
Foto: Galerie Baumgarten
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KUNST KULTUR JOKER 13
Valie Export: Fragmente der
Bilder einer Berührung, 1994;
Ausstellung „Valie Export:
Archiv“, Kunsthaus Bregenz,
2011
Foto: Markus Trettner
Copyright: Valie Export, VG Bild-Kunst, Bonn
2020, Courtesy Valie Export
Valie Export: Body Sign Action, 1970,
s/w Fotografie
© Valie Export, VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Courtesy
Valie Export
Valie Export: Brückendreieck Var. A, 1982, s/w Fotografie
Copyright: Valie Export, VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Courtesy Valie Export
Ikone feministischer Kunst
„Valie Export. Fragmente einer Berührung“ – Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden
Im Halbdunkel tauchen
Glühbirnen in durchsichtige
Behälter mit Flüssigkeit ein,
gemächlich tauchen sie wieder
auf, und wieder ein. Es
ist schon fast meditativ, diese
Installation zu betrachten, obwohl
sie ganz anders gemeint
ist. „Fragmente der Bilder einer
Berührung“ hat die Künstlerin
Valie Export ihre 1994
geschaffene raumfüllende Installation
genannt. Die Staatliche
Kunsthalle Baden-Baden
hat ihre Retrospektive zum
80. Geburtstag Valie Exports
danach benannt: „Fragmente
einer Berührung“ zeigt eine
kleine, aber feine Auswahl
von Installationen, Videos und
Fotografien aus verschiedenen
Schaffensperioden der österreichischen
Künstlerin.
Man könnte leider auch von
„Fragmenten einer Ausstellung“
sprechen, denn kaum
wurde sie am 30. Oktober eröffnet,
musste sie auch, wie
alle anderen Ausstellungen,
wegen Corona den November
über schließen. Dabei stehen
die Kinosessel vorbildlich
vereinzelt, in ausreichendem
Sicherheitsabstand, in dem
Raum, der den vier ausgewählten
Videos gewidmet ist,
die Valie Export zwischen
1977 und 1986 gedreht hat. So
könnte man in aller Ruhe zum
Beispiel „Unsichtbare Gegner“
anschauen. Export lässt
diesen Film wie einen Sci-Fi-
Thriller beginnen, um dann
der Protagonistin Anna bei ihren
Recherchen zu folgen, die
sich bald um gesellschaftliche
Konflikte drehen.
Bis heute legendär ist Valie
Exports künstlerischer Beitrag
zur sexuellen Revolution.
1968 lud sie, mitten auf einem
belebten Platz, alle Passanten
ein, ihre Brüste zu berühren.
Nicht einfach so, natürlich.
Ein vorgeschnallter Karton mit
zwei Öffnungen für die Hände
stellte sozusagen den Kinosaal
dar für Exports „TAPP und
TASTKINO“. Sie ließ ihre Aktion
filmen, und die gefilmten
Reaktionen der Menschen damals
sind bis heute spannend
zu sehen. Export hat sich damit
ihren bleibenden Ruf als feministische
Künstlerin erworben.
Ihren Körper setzte die
Künstlerin gern als Mittel für
ihre Kunst ein. In der Fotoserie
„Körperkonfigurationen“
(1972-1976) zeichnete Valie
Export mit ihrem Körper architektonische
Formen oder
auch einfach eine Kurve nach.
Aber so ganz will sich ihr Körper
nicht in die Architektur
einpassen – für die Künstlerin
ein klares Zeichen, dass die
weibliche Anatomie und die
von Männern geschaffene Architektur
des 19. Jahrhunderts
einen Gegensatz bilden.
Die Frau auf dem Weg
zu einem in jeder Hinsicht
selbstbestimmten Leben ist
das Grundthema von Exports
Kunst, und in der Umsetzung
ging die Künstlerin gern schockierend
radikale Wege. Das
zeigt sich auch in den großen
Fotografien der „Body Sign
Action“. 1970 ließ sich Valie
Export in einer öffentlichen
Aktion das Tattoo eines
Strumpfbands in den Oberschenkel
stechen. Damals
galten Tätowierungen schon
per se als zweifelhaft, und die
Großaufnahmen des nackten
Unterkörpers mit dem tätowierten
Strumpfband dürften
die Gemüter gründlich erhitzt
haben. 50 Jahre später gelingt
es der Künstlerin immer noch,
mit „Body Sign Action“ ein
Nachdenken anzuregen darüber,
dass von jungen Frauen
erwartet wird, sexy zu sein.
Der Alltag von Frauen wird
in vielen Ländern bis heute
durch schlecht bezahlte Arbeit
wie dem Nähen geprägt,
man denke nur an die Kleiderfabriken
in Bangladesh.
Gigantische Nadeln senken
sich unter ohrenbetäubendem
Krach bedrohlich Richtung
Boden, und würde man den
Hintergrund der 1996/97 entstandenen
Installation „Nadel“
nicht kennen, dächte man bei
ihrem Anblick an die Horrorgeschichten
von Edgar Allan
Poe.
Völlige Stille herrscht in der
jüngsten der ausgestellten,
raumfüllenden Installationen.
Ein Wald aus Köpfen auf
Stelen. Aber etwas Entscheidendes
fehlt den aus Aluminium
und Bronze gegossenen
Köpfen: das Gesicht. Lauter
seelenlose Hüllen, wohin man
blickt. Der Mensch dahinter
ist verloren gegangen, zurück
blieb ein Fragment. Bleibt zu
hoffen, dass die Ausstellung
selbst nicht durch den Lockdown
zum Fragment wird.
1.12.2020 bis 31.12.2020
Infos unter:
„Valie Export. Fragmente
einer Berührung“, Staatliche
Kunsthalle Baden-Baden,
Lichtentaler Allee 8a. Di-So
18-18 Uhr, Eintritt 7€, erm. 5€,
freitags frei, www.kunsthallebaden-baden.de.
Verlängert
bis 28.02.2021
Nike Luber
Blut spenden
und genießen
14 KULTUR JOKER KUNST
Kein Platz für Gleichgültigkeit
„Gero Hellmuth: Schrei der Kriegskinder / Malerei gegen das Leid“
in der Katholischen Akademie Freiburg
Gero Hellmuth: „Schrei“ aus dem Zyklus „Schrei der Kriegskinder“,
Acryl auf Leinwand
Foto: Kath. Akademie Freiburg
Malen, um denen eine Stimme
zu geben, die keine haben!
Das ist die Absicht des Künstlers
Gero Hellmuth. Seit einigen
Jahren widmet er sich
dem Thema der Kriegskinder.
Die Flüchtlingsströme 2015
lösten in ihm Erinnerungen an
seine frühe Kindheit aus. Das
Schicksal von Vertreibung und
Flucht hat er am eigenen Leib
erfahren. 1940 in Neustrelitz
in Mecklenburg geboren, erlebte
er als Fünfjähriger die
Angst und Entbehrungen auf
der Flucht nach Westen. Über
Schleswig-Holstein gelangte
er nach Süddeutschland, absolvierte
in Stuttgart sein Abitur
und studierte Malerei in den
1960er Jahren an der Staatlichen
Akademie der Bildenden
Künste Karlsruhe. Auch mit
Freiburg verbinden ihn einige
Studienjahre. Seit 1971 lebt
Gero Hellmuth in Singen am
Bodensee.
Überzeugt von der Möglichkeit,
dass Kunst aufrütteln
kann umkreist er in seinem
Gemälde-Zyklus „Schrei der
Kriegskinder“ das Thema der
Traumatisierung von Kindern
mit Kriegserlebnissen.
Mal mit expressiver Gestik,
leuchtenden Rottönen, die an
Blut und Flammen erinnern,
mal verhaltener in grauweißen
Tönen und angedeuteter Bildsymbolik
variiert der Künstler
das Thema. So anklagend, fast
pathetisch der Titel des Zyklus
zu sein scheint, so differenziert
und variantenreich sind die
einzelnen in der Tradition des
Informell und der gestischen
Malerei stehenden Gemälde.
Wer sich vor Bildüberforderung,
vor gemaltem Grauen
und Schrecken fürchtet, wird
in der Ausstellung eines Besseren
belehrt. Die Werke sind
in weitgehend abstrakter Bildsprache
gehalten, durchzogen
von Zeichen und Symbolen.
Häufig findet man Schrift,
verwischte Buchstaben, nur
einzelne Worte sind zu entziffern.
So findet sich das Wort
Hindernis, leuchtend weiß auf
schwarzem Grund, nur die
ersten vier, fünf Buchstaben
sind zu lesen. Auch Zahlenreihen
sind zu erkennen. Die
Zahl 19 taucht wiederholt auf.
Für den Künstler selbst sind
sie mit einer Erfahrung aus der
Kindheit verbunden.“ Die Zahl
19 verwende ich, wenn das
Bild-Thema die Verletzung der
Würde des Menschen berührt.
Anlass dazu waren Filmdokumente
über die Befreiung des
Konzentrationslagers Auschwitz
durch die Rote Armee am
27. Januar 1945. Eine Kamera
zeigte die ersten Schritte der
Befreiten auf dem Weg in die
Freiheit. Ich sah die in den Arm
eines Häftlings eingebrannte
Nummer. Sie begann mit 1,
dann 9, weitere Zahlen folgten.
Diese 19 wurde für mich ein
Symbol für den seines Gesichts,
seines Namens, seiner
Würde beraubten Menschen.“
Gero Hellmuth engagiert sich
schon seit vielen Jahren in der
Zusammenarbeit mit Künstlern
aus Israel und Polen. Gemeinsam
will man Zeichen
setzen für Aussöhnung und
gegen Krieg und Zerstörung.
Anlässlich der Freiburger Ausstellungist
es zu einem Projekt
mit den Domsingknaben gekommen.
Der Chorleiter Prof.
Boris Böhmann hat eine eigene
Komposition, basierend
auf dem Psalm 130 „Aus der
Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ geschaffen,
die eigentlich bei der
Eröffnung aufgeführt werden
sollte. Corona bedingt kam es
nicht dazu. Auf der Homepage
der Katholischen Akademie
kann ein Video mit dem unterlegten
Gesang der Domsingknaben
abgerufen werden
(www.katholische-akademiefreiburg.de).
In dieser Ausstellung
ist kein Platz für Gleichgültigkeit.
Die Bilder sind ein
Appell, der zum Nachdenken
anregtund zu mehr Menschlichkeit
auffordert. In dieser
Ausstellung ist kein Platz für
Gleichgültigkeit. Die Bilder
sind ein Appell, der zum Nachdenken
anregt und zu mehr
Menschlichkeit auffordert.
„Gero Hellmuth: Schrei der
Kriegskinder / Malerei gegen
das Leid“, Kath. Akademie
Freiburg. Bis 23.12.2020.
Christiane Grathwohl
MUSEEN & AUSSTELLUNGEN
FREIBURG
Archäologisches Museum Colombischlössle
- „freiburg.archäologie - Leben vor der
Stadt“-29.08.21
Augustinermuseum
- „Der Schatz der Mönche - Leben
und Forschen im Kloster St. Blasien“
-11.04.21
Haus der Grafischen Kunst
- „Verwandlung der Welt - Meisterblätter
von Hendrick Goltzius“
-31.01.21
Cabana
- „As Caras de Rita Lobo“-30.01.
E-Werk - Galerie 1+2
- „Regionale21: Emeka Udemba
#Another day in Paradise“ -07.02.
- „Regionale21: Songs from the end of
the world“ -07.02.
Faulerbad
- „Kunst auf der Liegewiese“ -12.06.21
Galerie Albert Baumgarten
- „Anne-Sophie Tschiegg“ -22.12.
Galerie Artkelch
- „Collector‘s Delight“ 16.01.-10.02.21
Galerie Claeys
- „Mensch sein: Skulpturen und
Bildnisse“-06.02.21
JVA Freiburg
- „Strafraum - Absitzen in Freiburg“
-27.03.21
Kunst Koch
- „Gestern - Heute - Morgen / 60 Jahre
Reinhold-Schneider-Preis“-31.03.21
Museum Für Neue Kunst
- „Modern Love (or Love in the Age of
Cold Intimacies)-07.03.21
Museum für Stadtgeschichte
- „freiburg.archäologie - 200 Jahre
Forschen in der Stadt“-21.02.21
Peac Museum
- „Nearby - Wie Bilder zeigen“
-28.03.21
Wohntstift Freiburg
- „Bernhard Malin“-31.01.21
BASEL
Antikenmuseum
- „Die Griechen und ihre Welt - Identität
und Ideal”
(ständig)
- „Oriental Grand Tour. Fotografien
aus der Sammlung Ruth und Peter
Herzog“ -13.12.
Fondation Beyeler
- „Der Löwe hat Hunger / Sammlungspräsentation“-28.03.21
- „Roni Horn: You are the Weather /
Fokus-Ausstellung“-17.01.21
- „Rodin / Arp“13.12.-16.01.21
Haus der elektronischen Künste
- „Shaping the Invisible World: Digitale
Kartografie als Werkzeug des
Wissens“21.01.-14.03.21
- „Regionale21: Expanded Video
Works“-03.01.21
Historisches Museum Basel
- „Grenzfälle - Basel 1933-1945“
.-28.03.21
- „Wildsau und Kopfsalat“ -31.12.21
Kunsthalle Basel
- „Raphael Hefti: Salutary Failures“
-03.01.21
- „Lydia Ourahmane: Barzakh“
15.01.-05.04.21
- „Joachim Bandau: Die Nichtschönen,
Werke / Works 1967-1974“
29.01.-18.04.21
Kunsthaus Baselland
- „Lena Eriksson: Tag und Nacht
freihalten“-31.12.
Kunstmuseum Basel
- „Isa Genzken: Werke von 1973-
1983“-24.01.21
- „Rembrandts Orient: westöstliche
Begegnung in der niederländischen
Kunst des 17. Jahrhunderts“ -14.02.21
- „Rembrandts Radierungen“-24.01.21
- „Continuously Contemporary“
-10.01.21
Museum Tinguely
- „Katja Aufleger. Gone“-14.03.21
- „Impasse Ronsin. Mord, Liebe und
Kunst im Herzen von Paris“ -05.04.21
S AM
- „Tsuyoshi Tane: Archaeology Of The
Future“-28.02.21
Spielzeug Welten Museum
- „Denim - stylisch, praktisch, zeitlos“
-05.04.21
- „Patriotischer Weihnachtsschmuck“
-14.02.21
ANDERE ORTE
Amsterdam (NL)
Foam Fotografiemuseum
- „Alec Sloth: I Know How Furiously
Your Heart is Beating“-06.12.
- „Remsen Wolff: Amsterdam Girls“
-06.12.
- „Laia Abril: A History of Misogyny,
Chapter Two: On Rape“ -10.01.21
The Ravestijn Gallery
- „Ruth van Beek: The Nursery“
-16.01.21
Van Gogh Museum
- „Jean-Luc Mylayne“-14.02.21
Augsburg
Galerie Noah
- „Von Berlin in die Berge“-31.01.21
Baden-Baden
Kunsthalle
- „Valie Export: Fragmente einer
Berührung“-28.02.21
Museum LA8
- „Baden in Schönheit. Die Optimierung
des Körpers im 19. Jahrhundert“
-28.02.21
Museum Frieder Burda
- „Soulages: Malerei 1946-2019“
-28.02.21
BARCELONA (E)
Fundación Mapfre
- „Bill Brandt“ -24.01.21
- „Paul Strand“ -24.01.21
BERLIN
Galerie Brockstedt
- „Tino Geiß: Gemälde und Collagen“
-30.01.21
Galerie Crone
- „Peter Welz“-23.12.
Hamburger Bahnhof
- „Katharina Grosse: It Wasn‘t Us“
-10.01.21
- „Michael Schmidt. Retrospektive“
-17.01.21
Museum für Kommunikation
- „On Air - 100 Jahre Radio“
-29.08.21
Museum in der Kulturbrauerei
- „Nahaufnahme Ostdeutschland“
-11.04.21
Dokumentationszentrum des
Terrors
- „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer
Familien aus dem Ghetto von
Tarnów“-11.04.21
Schwules Museum
- „Intimacy: New Queer Art From
Berlin And Beyond“ -25.02.21
BERN (CH)
Alpines Museum der Schweiz
- „Fundbüro für Erinnerungen: N°1
Skifahren“-28.02.21
Kunstmuseum Bern
- „Crazy, Cruel and full of Love“
-14.02.21
- „Daros Latinamerica Collection“
-21.03.21
Zentrum Paul Klee
- „Mapping Klee“-24.01.21
BIETIGHEIM-BISSINGEN
Städtische Galerie
- „Keine Schwellenangst! Die Tür
als Motiv in der Gegenwartskunst“
-21.02.21
Bonn
Bundeskunsthalle
- „Julius von Bismarck: Feuer mit
Feuer“-24.01.21
BREGENZ (A)
Kunsthaus Bregenz
- „KUB Basement: Marcel Bascoulard“
16.01.-14.03.21
- „Jakob Lena Knebl & Ashley Hans
Scheirl: Seasonal Greetings“-14.03.21
Vorarlberg Museum
- „Grafische Provokation“ - Reinhold
KUNST KULTUR JOKER 15
‚Nolde‘ Luger-13.04.21
- „19 Krippen aus Vorarlberg“-17.01.21
BREMEN
Kunsthalle
- „The Picasso Connection. The Artist
and his German Gallerist“
-21.03.21
BREISACH
Museum für Stadtgeschichte
- „Ausstellung zur Geschichte der
Stadt Breisach am Rhein” (ständig)
BRUCHSAL
Schloss Bruchsal
- „Busy Girl - Barbie macht Karriere“
-21.02.21
BRÜSSEL (BEL)
Galerie Templon
- „Le bouillon d‘onze heures“-19.12.
Donaueschingen
Museum Art.Plus
- „Vollgas - Full Speed“-11.04.21
DRESDEN
Deutsches Hygienemuseum
- „Im Gefängnis. Vom Entzug der
Freiheit“-31.05.21
- „Future Food. Essen für die Welt von
morgen“-21.02.21
DÜREN
Leopold-Hoesch-Museum
- „Piktogramme, Lebenszeichen,
Emojis: Die Gesellschaft der Zeichen“-07.02.21
DÜSSELDORF
Kunstpalast
- „Caspar David Friedrich und die
Düsseldorfer Romantik“
-07.02.21
K20 Kunstsammlung
- „Thomas Ruff“-07.02.21
ENDINGEN
Galerie Altes Küferhaus
- „Sammlung“
-immer Freitags 18-20 Uhr
FRANKFURT am main
Art Foyer DZ Bank
- „Win-Win. Synergien in der Kunst“
-13.02.21
Caricatura Museum
- „Hurzlmeiermalerei“-28.11.21
- „Hauck & Bauer: Cartoons“-07.03.21
GRAZ (A)
Neue Galerie Graz
- „Kunst-Kontroversen“-22.08.21
- „Ladies First!“ -21.02.21
- „Dominik Steiger - Tagtraumarbeiter“-31.01.21
Hamburg
Deichtorhallen
- „Matt Black American Geography“
-03.02.21
- „William Kentridge“ -18.04.21
Jenisch Haus
- „Der Traum vom Süden“ -18.01.21
Museum der Arbeit
- „Die Nacht. Alles außer Schlaf“
-12.07.21
HEIDELBERG
Kurpfälzisches Museum
- „Friedrich Dürrenmatt. Karikaturen“
-07.02.21
Sammlung Prinzhorn
- „Grenzgänger zwischen Kunst und
Psychiatrie / Werke der Sammlung
Kraft“-28.03.21
Karlsruhe
Badisches Landesmuseum/
Schloss
-„HumAnimal - Das Tier und Wir“
-25.04.21
- „Räuber Hotzenplotz Mitmachausstellung
für Familien“ -25.04.21
Naturkundemuseum
- „Kosmos Kaffee“-06.06.21
Staatliche Kunsthalle
- „Francoise Boucher. Künstler des
2 0 1 0 - 2 0 2 0
10 Jahre
EMS
Nur nach Anmeldung:
• Info-Abende
Do, 21. und Fr, 22. Januar 2021
• Schulhausführungen
Fr, 22. und Sa, 23. Januar 2021
Rokoko“-07.02.21
Junge Kunsthalle
- „Volle Kanne Kunst“-14.03.21
Städtische Galerie
- „Verborgene Spuren. Jüdische
Künstler*innen, Architekt*innen und
Fotograf*innen in Karlsruhe“
-28.02.21
- „Daniel Roth: Stac Lee“-14.03.21
ZKM
- „Writing the History of the Future -
Die Sammlung des ZKM” -08.08.21
- „ZKM-Gameplay - The next Level”
-30.01.22
KIEL
Kunsthalle zu Kiel
- „Right here. Right now. Jeppe Hein
zu Gast in der Sammlung“-21.02.21
KOCHEL AM SEE
Franz Marc Museum
- „Anselm Kiefer: Magnum“-21.02.21
KÖLN
Galerie Drei
- „Anna Virnich: Geflüster“-16.01.21
LICHTENSTEIN (LIE)
Kunstmuseum Lichtenstein
- „Parlament der Pflanzen“-17.01.21
- „Imi Knoeble“ 31.01.21
LÖRRACH
Dreiländermuseum
- „Kunst und Nationalsozialismus“
-30.05.21
- „Gefeiert und gefürchtet“ -30.05.21
LUDWIGSHAFEN
Wilhelm Hack Museum
- „Waldemar Zimbelmann“-31.01.21
MADRID (E)
Fundación Mapfre
- „Lee Friedlander“-10.01.21
MAILAND (I)
Fondation Cartier
- „La lotta Yanomami at Triennale
Milano“-07.02.21
Mannheim
Kunsthalle Mannheim
- „Grenzenlos – Michael Buthes
Künstlerbücher“-07.03.21
- „Anselm Kiefer“-06.06.21
Reiss-Engelhorn-Museen
- „Marc Erwin Babej: Yesterday -
Tomorrow, Die Wiedergeburt der
ägyptischen Kunst nach 2000 Jahren“
-31.01.21
- „Chromatik - Klang der Farben in
der modernen Glaskunst“-17.01.21
- „In 80 Bildern um die Welt“-04.07.21
- „Jörg Brüggemann: Wie lange noch“
-24.05.21
MARBACH
Literaturmuseum der Moderne
- Hölderlin und die Sprachen der
Poesie“-01.08.21
METZ (F)
Centre Pompidou
- „Der Himmel als Atelier. Yves Klein
und seine Zeitgenossen“ -01.02.21
MULHOUSE
Schlumpf Muséum
- „Pop Lamborghini“-10.01.21
MÜNCHEN
Lenbachhaus
- „Slawomir Elsner: In der Samlung
blauer Reiter“-07.02.21
Pinakothek der Moderne
- „Gegenüber“-28.02.21
- „Hanne Darboven, Günther Förg, Sol
Lewitt“-31.07.21
- „Georg Baselitz. Die Schenkung“
-31.12.21
Villa Stuck
- „Maya Schweizer: Stimmen“
-24.01.21
PARIS (F)
Centre Pompidou
- „Prix Marcel Duchamp 2020 - The
Immer aktuell:
www.ems -
freiburg.de
Merzhauser
Str. 136
Freiburg
Nominees“-04.01.21
Galerie Cartier
- „Sarah Sze: Night into Day“-07.03.21
- „Artavazd Pelechian: Nature, The
Season“-07.03.21
Galerie Esther Woerdehoff
- „Thomas Jorion: Veduta“ -16.01.21
Galerie Templon
- „Gregory Crewdson, Jim Dine“
-23.01.21
Maison de Victor Hugo
- „Francois Auguste Biard, peintre
voyageur“-07.03.21
OFFENBURG
Städtische Galerie Offenburg
- „Peter Bosshart“ -21.02.21
RHEINFELDEN
Galerie Haus Salmegg
- „Keramik und Kalligraphie“-03.01.21
RIEGEL
Galerie Messmer
- „André Evard: Herbstträume“b.a.w.
Kunsthalle Messmer
- „Fantastische Bildwelten - Bilder
und Skulpturen“-31.01.21
ROTTWEIL
Erich Hauser Kunststiftung
- „Sammlung“-ständig
SINDELFINGEN
Schauwerk
- „There is another way of looking at
things“-24.05.21
SINGEN
Museum Art & Cars
- „Gianni Versace: Retrospective“
-21.04.21
SPEYER
Historisches Museum der Pfalz
- „Medicus: Die Macht des Wissens“
-13.06.21
- „Der Grüffelo“-27.06.21
STRASBOURG (F)
Archäologisches Museum
- „Archäologische Sammlung“
-28.06.21
Museum für bildende Kunst
- „Wofür wurden Bilder gemalt, als es
noch keine Museen gab?“-02.08.21
ST. Gallen (CH)
Kunstmuseum
- „Adrian Schiess. Malerei 1980-2020“
-07.02.21
- „Welt am Draht“ -07.03.21
ST. Märgen
Kloster Museum
- „Holzräderuhren“-2021
STUTTGART
Kunstmuseum
- „Wände | Walls“-31.01.21
- „Frischzelle_27: Claudia Magdalena
Merk“-19.09.21
- „Kamm, Pastell und Buttermilch“
-27.06.21
Kunststiftung
- „feste feiern wie sie fallen“-23.01.21
Landesmuseum
- „Fashion?! Was Mode zu Mode
macht“-25.04.21
Schacher - Raum für Kunst
- „Klaus Heuser: Mehrschichtig. Restrospektive
zum 80sten“ -16.01.21
Staatsgalerie
- „Mit allen Sinnen! Französischer
Impressionismus“-07.03.21
SYKE
Kreismuseum Syke
- „Mitteleuropäische Goldfunde der
Bronzezeit“ -Ende März 21
TÜBINGEN
Kunsthalle
- „Skulpturale Visionen des Körperlichen“-07.03.21
ULM
Kunsthalle Weishaupt
- “Intermezzo - Die Sammlung als
Zwischenspiel“b.a.w.
VADUZ (LIE)
Landesmuseum Lichtenstein
- „Global Happiness - Was brauchen
wir zum Glücklichsein?“-27.02.21
WALDENBUCH
Museum Ritter
- „Vera Molnar: Promenades en carré“
-11.04.21
- „Highlights. Lichtkunst aus der
Sammlung“-11.04.21
Waldkirch
Vitra Design Museum
- „Home Stories. 100 Jahre 20 visionäre
Interieurs“-28.02.21
- „Gae Aulenti. Ein kreatives Universum“-18.04.21
- „Typologie. Eine Studie zu Alltagsdingen“-24.01.21
WATTWILLER (F)
Fondation Francois Schneider
- „Fragments éphémères“-03.01.21
WEIL AM RHEIN
Museum Weiler Textilgeschichte
- „Knopf dran! Eine Kulturgeschichte
der Knöpfe“ -17.01.21
WEIL-FRIEDLINGEN
Museum Weiler Textilgeschichte
- „Knopf dran! Eine Kulturgeschichte
der Knöpfe“-17.01.21
Wien (A)
Bank Austria Kunstforum
- „Daniel Spoerri“-27.06.21
Belvedere
- „Maja Vukoje“-25.04.21
Kunstforum
- „Gerhard Richter: Landschaften“
-14.02.21
Kunsthistorisches Museum
- „Beethoven bewegt“-24.01.21
- „Böser Kaiser - Eine Ausstellung
des Münzkabinetts“-28.02.21
MUMOK
- „Andy Warhol Exhibits“-31.01.21
- „Hugo Canoilas. On the extremes of
good and evil“ -28.02.21
„Defrosting the Icebox“ -31.01.21
WINTERTHUR (CH)
Fotomuseum
- „Street. Life. Photography“-10.01.21
WOLFSBURG
Kunstmuseum Wolfsburg
- „In aller Munde. Von Pieter Bruegel
bis Cindy Sherman“-05.04.21
zell am harmersbach
Museum Villa Haiss
- „4+1 - Wechselausstellung“b.a.w.
- „Valery Koshlyakov: Pompejanische
Fragmente“-27.12.
Bitte beachten Sie, dass Museen in
Deutschland vorerst bis zum
10. Januar geschlossen haben.
Galerien sind weiterhin geöffnet.
ZÜRICH (CH)
Kunsthaus
- „ Im Herzen wild. Die Romantik in
der Schweiz“ -14.02.21
- „Ottilie W. Roederstein: Retrospektive“-05.04.21
Migros Museum für Gegenwartskunst
- „Potential Worlds 2: Eco-Fictions“
-21.02.21
Museum Haus Konstruktiv
- „Amalia Pica: Round table (and other
forms)“-17.01.21
Photobastei
- „Zürich - Schwarz auf Weiss“
-06.12.
Strauhof
„Kosmos Dürrenmatt“-10.01.21
16 KULTUR JOKER Literatur
© ArtMediaVerlag
Ein Experte für die Zeitenwende
Philipp Blom: „Das große Welttheater – Von der Macht der Vorstellungskraft in Zeiten des Umbruchs“
Nicht nur das große Welttheater
der Salzburger Festspiele,
weltweit bedeutendstes Festival
für klassische Musik und darstellende
Kunst, welches diesen
Sommer sein 100-jähriges Jubiläum
hatte, ist hier gemeint.
Aus diesem Anlass war der Historiker
und Philosoph Philipp
Blom beauftragt worden, etwas
beizutragen. Er hatte seitens der
Veranstalter freie Hand und hat
alles in die Waagschale geworfen,
was ihm zur Verfügung
steht. Seine Überlegungen und
Betrachtungen gehen weit über
die unmittelbaren Fragen der
Bühnenkunst hinaus. Die Festtagsschrift
wurde zu einem brillanten
und äußerst anregenden
Essay.
Bloms Ansatz: „Das große
Welttheater ist ein Ort, an dem
die Welt sich neu erfinden
kann“. In dem schmalen Bändchen
öffnen sich weite Räume
für neue Ideen und gedankliche
Experimente. In einem
spannend geführten dramaturgischen
Bogen wird uns das
Schauspiel der 4000-jährigen
Menschheitsgeschichte vorgeführt,
dessen Hintergrund, wie
könnte es anders sein, zwielichtig
gestimmt ist. Denn: „Nach
dem klassischen Verständnis
des Dramas ist die Welt längst
in der Krisis angekommen. Was
aber danach kommen mag, eine
Katastrophe oder der Schimmer
einer Katharsis, ist völlig
offen. Das Welttheater wartet
auf Akteure, um eine andere
Erzählung zu beginnen.“ Einen
Abstand zur derzeitigen Lage
schafft Philipp Blom dadurch,
dass er drei entscheidenden,
weit zurückliegenden historischen
Menschheitskrisen mit
ihren Zäsuren und Umbrüchen,
den daraus hervorgegangenen
Bewusstseinswandlungen und
Entwicklungsschüben nachgeht.
Das ist die sogenannte Kleine
Eiszeit um die zweite Hälfte des
16. Jahrhunderts, die Epoche
der Aufklärung und der Erste
Weltkrieg. Mit diesem historischen
Abstand wird der Blick
auf unsere Gegenwart präzisiert
und erhellt. Im Vergleich zur gegenwärtigen
Krise eröffnen sich
überraschende Perspektiven.
Wie damals, so müssten auch
heute neue Ansätze des Denkens,
Lebens und Überlebens
gefunden werden.
„Das große Welttheater“ beschwört
die Magie der Bühne
als eine Projektionsfläche, einen
Ort der gemeinsamen Imagination,
wo Selbstergründung und
Selbstfindung stattfinden können.
Als Theaterkenner zeigt
Philipp Blom auf, dass William
Shakespeare zwar geahnt habe,
dass er in einer Zeit des Umbruchs
lebte, aber seine Stücke
beschrieben eine Weltsicht, die
sich seit der griechischen Tragödie
nicht wesentlich geändert
hatte. Seine Figuren zerbrechen
an unumstößlichen Verhältnissen
und sterben oft am Ende
schön, aber sie sterben eben.
Fast zweihundert Jahre nach
Shakespeare würden die Helden
von Friedrich Schiller zwar
auch tragisch scheitern an der
Macht der Verhältnisse, doch
mit einem entscheidenden Unterschied:
„Sie wollen die Welt
verändern, sie rebellieren nicht
gegen ihr persönliches Unglück,
sondern gegen die Ungerechtigkeit
der herrschenden Ordnung,
sie fordern Freiheit, Gleichheit
und Brüderlichkeit für alle.“
Obwohl sie sich selbst dafür
opfern, seien sie doch Vorboten
für eine neue Zeit, da sie einen
Anspruch erheben auf die Veränderung
der Gesellschaft, in
der alles ganz anders zugehen
könnte. Mit Schillers Dramen
im Klima der Aufklärung eröffnen
sich völlig neue Denkräume
und Bilder, und so müssten auch
mit der heutigen Krise wieder
neue Geschichten entstehen.
Als mögliche Versionen eines
solchen Erzählens nennt Philipp
Blom zum Beispiel Hygienedemonstrationen
und das Auftreten
von Globalisierungsgegnern.
Wo sich eigentlich nichts
mehr bewegt, alles in einem
Status quo stecken zu bleiben
scheint, kann ja jeder kleine
Anstoß schon von Bedeutung
sein. Mit Scharfsinn führt uns
der Historiker vor Augen, dass
die westliche Welt nicht trotz,
sondern gerade wegen ihres
Friedens und Wohlstands - der
auf Sklaverei, Ausbeutung,
Unterstützung von Diktatoren
und vor allem auf massiver
Umweltzerstörung basiert -, in
einer Krise steckt. Durch seine
Ansichten wurde Philipp Blom
schon als Untergangsprophet
bezeichnet, obwohl er nur konsequent
versucht, Fakten zu analysieren.
In seinem Essay „Das
große Welttheater“ erweist er
sich als ein Experte für die Zeitenwende,
der von Klarsicht und
Liebe zur Vernunft geleitet ist,
es auch an Ironie und Wärme
nicht fehlen lässt. Bereits für
den Philosophen Ludwig Wittgenstein
war die Welt vor allem
die Summe aller Tatsachen.
Aber Blom bleibt bei Tatsachen
und Fakten nicht stehen, denkt
sie auch weiter auf eine bisher
noch nicht vernommene Weise.
Das Internet und die Sozialen
Medien sieht er als einen bedenklich
faktenfreien Raum,
wo jeder Nutzer sich Fakten zurechtschustern
und Verschwörungstheorien
verbreiten kann.
Das unterwandere gefährlich
die eigentlichen, auch wissenschaftlich
belegbaren Tatsachen.
Neben seinen bisweilen meditativen
Betrachtungen, kommen
in Philipp Bloms großartigem
Essay auch die nackten Zahlen
nicht zu kurz. Zahlen etwa zum
angewachsenen CO2-Ausstoß
und zur Plastikvermüllung des
Planeten. Er rechnet vor, dass
1970, in seinem Geburtsjahr,
weltweit 35 Millionen Tonnen
Plastik produziert wurden.
Schon 2015 sind es 381 Tonnen
gewesen, und 2016 wurden
allein 480 Milliarden PET-
Flaschen verkauft. Die Zahlen
machen es überdeutlich: Der
Mensch ist weiter denn je davon
entfernt zu begreifen, dass
er ein Teil der Natur ist, die er
zerstört. Die Ordnung, in der
wir heute leben, führt Blom
zurück auf das biblische Gebot:
„Mach dir die Erde untertan.“
Diese Geschichte sei an
ihr Ende gekommen. Denn wie
sollte die Ausbeutung der Erde,
ein unendlich fortschreitendes
Wirtschaftswachstum bei endlichen
Ressourcen, auf Dauer
möglich sein? Es lässt sich nicht
mehr leugnen, dass die Zeichen
auf Sturm stehen, der Kampf
um die Zukunft begonnen hat.
Auf die Bühne seines Welttheaters,
ins Spotlight, stellt Philipp
Blom den Homo Sapiens
als ein Zwitterwesen zwischen
Hell und Dunkel, Gut und Böse.
Überdeutlich wird: Die „Krone
der Schöpfung“ (der Mann als
Macher) ist ins Wanken geraten.
Laufend verwandelt sich die
Welt als Bühne, in größerer
Geschwindigkeit denn je. Bei
nie dagewesenen, rasanten Entwicklungen
kommt die Politik
mit ihrem Parteiengezänk, ihren
Machtkämpfen und ausufernden
Debatten längst nicht mehr hinterher.
Auf Warnzeichen wird
zwar reagiert, aber kaum vorausschauend
gehandelt, zaghafte
Ansätze versanden schnell
im Tagesgeschäft. Es sind zähe,
oft lähmende Prozesse der Auseinandersetzung,
doch gibt es
für unsere parlamentarische,
demokratische Regierungsform
keine Alternative. Aber
auch eine Demokratie müsse
sich wandeln, in ihrem Selbstverständnis
ändern können. In
komplizierten Zeiten gibt es
nun einmal keine einfachen Lösungen,
und alle die das in der
Politik versprechen, möchten
zuallererst Wahlen gewinnen.
„Populistische Politiker“, stellt
Blom fest, „haben weltweit bewiesen,
dass große Teile ihrer
Gesellschaft es vorziehen, an
alten Geschichten festzuhalten,
anstatt sich neuen Realitäten zu
stellen.“ Gleichzeitig schwinde
damit die Möglichkeit in einer
akuten Krise angemessen zu
handeln und zu tun, was notwendig
ist. Im Zweifel sei ein
Rüstungsdeal wichtiger als eine
Uno-Resolution. Die kollektive
Erzählung von Wachstumsökonomie,
industrieller Moderne
und hemmungsloser Ausbeutung
unserer natürlichen Grundlagen
sei vorbei. „Neue Bilder
zu finden für diese Herausforderung
ist das Friedensprojekt
der Gegenwart“.
Dass uns die vertraute Welt
langsam abhanden kommt, ist
in den Augen des Historikers
nicht erst seit Corona der Fall.
Doch könnte diese Krise möglicherweise
eine Generalprobe
für viel größere, gewaltigere
Umwälzungen sein. An CO-
VID-19, sagte Blom in einem
Interview nach Veröffentlichung
seines Buches, interessiere ihn,
dass das Virus „kein lösbares
Problem“ sei. Ein Weg müsse
gefunden werden, sich mit dem
Rest der Natur, deren Teil wir
Literatur KULTUR JOKER 17
Der Autor Philipp Blom
Foto: Bogenberger Autorenfotos
nun einmal sind, „intelligent zu
arrangieren“. Die Pandemie sei
nur ein Symptom für viel größere
Probleme, eben auch ein
Zeichen dafür, dass es mit der
Herrschaft des Menschen über
die Natur an ein Ende komme.
Es müsse doch zu denken geben,
„dass ein kleiner blöder Virus
von einem Wet market irgendwo
in China die höchst entwickelten
Gesellschaften der Welt innerhalb
von wenigen Tagen völlig
lahm legen kann“. Wenn er,
Blom, die klimatischen Auswirkungen
des Raubkapitalismussystems
anspreche, bekomme er
zu hören: „Ja, tut uns schrecklich
leid, ist schon tragisch. Aber
man kann nichts dran machen,
die Wirtschaft muss weitergehen.“
Natürlich, doch eben
ganz anders, mit einem neuen,
besseren Ökonomieverständnis
wie bisher. Jetzt sehe man ja auf
einmal, dass Staaten durchaus
die Notbremse ziehen können.
Doch Philipp Blom ist leidenschaftlicher
Mahner und
Mutmacher zugleich. Sein Essay
ist ein flammendes, mitreißendes
Plädoyer für eine große,
weltweite Veränderung, in dem
Politisches und Privates, Historisches
und Visonäres in einen
Denkprozess eingebunden sind.
Nur eine einschneidende Veränderung
könne noch verhindern,
dass, in Bloms Worten, „unser
Planet zur Weltbühne eines
apokalyptischen Schauspiels
ohne Publikum wird“. Die Bühne
brauche ganz andere Figuren
und Geschichten, um eine neue
Wirklichkeit zu beschreiben
und Haltungen zu stärken, die
dieser Wirklichkeit angemessen
sind. Noch ließen sich nicht
diejenigen Figuren erkennen,
die einmal eine Schlüsselrolle
spielen könnten, aber gerade
in der jüngsten Vergangenheit
rekrutiere sich ein ganzer
Schwung neuer Akteure auf der
Weltbühne. Es hat sich schon
längst gezeigt, dass das demokratische
Projekt der Moderne
zum Gegenstand neuer sozialer
Konflikte werden wird.
Mit Optimismus alleine und
einem „Weiter so!“ kann es
keine Veränderung, kein Weiterkommen
mehr geben. Zumal
nicht mit einer Politik, die
in ihrer Verquickung mit der
Wirtschaft immer noch festhält
an der entleerten Formel
vom ewigen Wachstum. Eines
Fortschritts, der vor nichts Halt
macht, der Sicherheit und Wohlstand,
vor allem den Reichtum
von nur Wenigen garantieren
soll. „Politische Clowns und
Entertainer in internationalen
Führungspositionen sind die
logische Konsequenz einer Zivilisation,
deren Imagination
längst vermarktet wurde und
von kommerziellen Interessen
bewirtschaftet wird wie ein
Acker Kohl, einer Gesellschaft,
in der Celebrities die Helden
der gemeinsamen Geschichte
sind. ... Je stärker die disruptiven
Effekte des Klimanotstands
werden, desto größer wird das
Bedürfnis nach Sicherheit, nach
starken Männern, einfachen Lösungen,
nach Bestätigung und
Ausgrenzung.“ Das erleben wir
gerade. „Manchmal kann eine
neue Geschichte sich erst etablieren,
wenn die alte zu einer
Ruine zerfallen ist.“
Eine Hoffnung liegt besonders
auf den jungen, sich noch nicht
in festen Bahnen bewegenden
Menschen, die es sich nicht nehmen
lassen und darauf beharren,
noch etwas vor sich zu haben.
Könnten wir nicht mehr vertrauen
auf die Jugend, wäre in der
Tat alles zu spät. In seinem Fazit
hebt Philipp Blom eine Figur
hervor: „Ein schwedisches Mädchen
im Teenageralter mit langen
Zöpfen, ein unfreiwilliges
Weltgewissen mit Asperger-
Syndrom, eine moderne Jeanne
d’Arc, die einer korrupten
Gesellschaft den Spiegel vorhält
und deren einsam-trotziger
Appell an die Erwachsenen eine
globale Protestbewegung losgetreten
hat.“ So kommt der Historiker
am Ende auf die Bewegung
von „Fridays for Future“
zu sprechen, deren Weckrufe
für ihn ein Hoffnungsschimmer
sind. Und so bleibt auch
der Leser nach der Lektüre bei
allen erschütternden Befunden
nicht ganz hoffnungslos zurück.
Denn: „Vielleicht kann die Energie
einer weiter gedachten
Aufklärung tatsächlich neue
Geschichten beflügeln, neue Figuren
auf die Bühne stellen.“
„Das große Welttheater. Von
der Macht der Vorstellungskraft
in Zeiten des Umbruchs“ ist im
Paul Zsolnay Verlag erschienen,
hat 126 Seiten und kostet
18 Euro.
Peter Frömmig
18 KULTUR JOKER KULTOUR
Freiheitssinsel im Kleinen Wiesental
Der Kulturraum Rosenhof in Schwand ist eine
kulturelle Begegnungsstätte ohne Abgrenzung
„Eine Zukunft mit Vision ist
eine Zukunft mit Hoffnung.
Hoffnung ist Vertrauen in die
Bewegung des Lebens.“ Pilar
Buira Ferre
Die 1961 im spanischen Lleida
geborene Pilar Buira Ferre
ist nach gründlicher tänzerischer
Ausbildung bei internationalen
Tanzgrößen, darunter
auch Pina Bausch, viele Jahre
als Mitglied verschiedener
Tanzkompanien und Tanztheaterensembles,
aber auch
mit eigenen Produktionen in
zahlreichen Ländern der Welt
herumgekommen. Sie hat als
Dozentin für Modernen Tanz
an der Folkwangschule in Essen
und als Tanzpädagogin
und Choreografin beim Theater
Total in Bochum gearbeitet.
Sie kennt also als erfolgreiche
Künstlerin den Kulturbetrieb
von allen Seiten. Und trotzdem,
oder gerade deswegen,
hat die weltgewandte Kosmopolitin
1999 den Kulturraum
Rosenhof in Schwand, einem
Ortsteil von Tegernau im Kleinen
Wiesental, weitab von den
kulturellen Metropolen und
nur mit Aufwand erreichbar,
gegründet.
„Ich wollte frei von allen
institutionellen Zwängen
eine Stätte der kulturellen
Begegnung und des freien
Austauschs für Menschen
ohne jede Abgrenzung oder
Beschränkung schaffen.“ Sie
suchte lange nach einem geeigneten
Ort und fand ihn im
Rosenhof in Schwand auf den
Schwarzwaldhöhen. Zunächst
Mitte des 19. Jahrhunderts als
Bauernhof von Frieder Roser
Pilar Buira Ferre im parkartigen Garten des Rosenhofs in Schwand
Foto: E. Krieger
als „Roserhof“ erbaut, zog er
später wie magnetisch sehr
spezielle Menschen an. In den
1920er Jahren lebte dort der
aus der Krupp-Dynastie stammende
Tüftler und Erfinder
Oskar Jurnitschek, der dort die
Konservierung von Wurst und
Fertiggerichten in Dosen erfand.
Zehn Jahre danach folgte
als Besitzer Karl Scheurer, der
die Oberbadischen Angora-
Werke, später die noch heute
existierende „Medima“ gegründet
hatte und züchtete
dort Angorakaninchen. Dann
kam der Bauunternehmer Alfred
Meierhans. Er veranlasste
erhebliche Umbauten der Gebäude
und hinterließ überall
auf dem Gelände noch heute
vorhandene schmiedeeiserne
Blütenornamente, was zur Namensgebung
Rosenhof führte.
1982 scharte der Psychoanalytiker
Dieter Duhm eine Gruppe
Gleichgesinnter um sich, deren
freizügige Experimente neuer
Formen des Zusammenlebens
jedoch im Kleinen Wiesental
nicht sehr gut ankamen. Und
dann zogen 1999, nach einigem
Leerstand, Pilar Buira Ferre
und der Mediziner Andreas
Vogel mit ihren beiden Töchtern
auf dem Rosenhof ein.
„Jeder unserer Vorgänger hat
hier Impulse gesetzt und etwas
hinterlassen. Für mich ist
dies eine Wiese voller Blumen,
die ich zu einem neuen Strauß
zusammenfügen kann“, sagt
Pilar, die am liebsten nur mit
ihrem Vornamen genannt sein
möchte.
Schon bald organisierte sie
die ersten Konzerte und andere
Kulturveranstaltungen
und parallel dazu wurde eine
naturheilkundlich-ostheopatische
Praxis eingerichtet, die
neben der Patientenbetreuung
auch Ärzte und Therapeuten
aus aller Welt anzog, die die
damals noch sehr junge Therapiemethode
kennenlernen
wollten. Finanziert wurde das
Ganze wesentlich durch die
externe Arbeit von Pilar als
Choreografin, Tänzerin und
Tanzperformerin.
2003 gründete Pilar zusammen
mit ambitionierten Kulturfreunden
den Verein „Kulturraum
Rosenhof“ und das Veranstaltungsspektrum
kam so
richtig in Schwung. Es reichte
von Kammerkonzerten, Theateraufführungen,
modernen
Tanz-Performances, Kunstausstellungen
bis zu Tanz- und
Malworkshops und Zirkus- und
Theaterprojekten für Kinder.
Den Höhepunkt bildete das
alljährliche Tanzfestival. Dafür
konnte Pilar durch ihre guten
Kontakte Tanzkompanien und
Solokünstler aus ganz Europa
und Übersee gewinnen, die
das eigenwillige Projekt gerne
unterstützten. Der Rosenhof
entwickelte sich von einem Insidertipp
zur vielbesuchten und
-beachteten Kulturstätte.
Leider brannte 2010 die
für die Veranstaltungen ausgebaute
ehemalige Scheune
komplett aus und mit ihr Kostümfundus,
Ausstellungsräume
und der Wintergarten.
Im Musiksaal im Haupthaus
waren nur noch kleinere Veranstaltungen
möglich und an
Tanzperformances war nicht
mehr zu denken. Mit einer
provisorischen überdachten
Freiluftbühne konnte zwar das
Tanzfestival weiterhin stattfinden,
aber der Verein musste
sich Gedanken über eine neue
Zukunft machen. Ergebnis war
2013 eine neue Vision für den
Rosenhof, die nach langem bürokratischem
Hin und Her nunmehr
2021 in Angriff genommen
wird. Doch davon später.
Zwischenzeitlich entwickelte
Pilar 2010 mit „In Zeit Sprung“
ein Tanztheaterprojekt für
Frauen und Männer über 40 als
eine Einladung, sich selbst als
Persönlichkeit näher zukommen
und in sich „den Künstler
zu entdecken“, wie Pilar es gerne
formuliert. Über die Dauer
von sieben Monaten durchlaufen
die Teilnehmenden eine
Abfolge von Workshops in
den Sparten Tanz, Skulptur,
Malerei, Singen und Bodypercussion.
Am Ende werden die
Resultate vor Publikum in verschiedenen
Tanzperformances
präsentiert. In jedem Jahr waren
bisher die Klassen voll besucht,
für 2021 sind noch Anmeldungen
möglich.
Die erwähnte Vision 2013
beschreibt ein integriertes
Konzept verschiedener Komponenten.
Ein Theatersaal
soll als Voraussetzung für die
Fortführung des bisherigen
Veranstaltungsspektrums mit
dem Mittelpunkt Tanz neu
errichtet werden. Im Haus der
Gesundheit dreht sich alles um
spezielle humanistische Medizin-Ansätze
und schließlich
soll durch den Bau von Mietwohnungen
das solidarische
Zusammenleben von Familien
und Einzelpersonen gezielt und
bewusst generationenübergrei-
Kultour KULTUR JOKER 19
fend ermöglicht werden. Dazu
wird die bereits bestehende
Stiftung in Gründung in eine
vollwertige Fondation Rosenhof
überführt, die als selbstlos
tätige Stiftung nicht vorrangig
eigenwirtschaftliche Interessen
verfolgt. Pilar Buira Ferre
ist zuversichtlich, dass die
nötigen Genehmigungen endgültig
erteilt werden und mit
Hilfe von Stiftungsvermögen,
Fördergeldern und Sponsoring
von „Menschen mit Idealismus“
im Sommer 2021 mit
dem Bauen begonnen werden
kann. „Es ist möglich, die Vision
einer Insel der Freiheit
zu realisieren“, sagt sie. Dazu
brauche man jedoch Ausdauer
und Stehvermögen. Aber: „Ich
lebe so, wie ich tanze. Im Tanz
muss man immer seinen Weg
suchen, man kann nicht stehen
bleiben.“
Weitere Infos: www.kulturraumrosenhof.de;
www.pilartanz.de
Erich Krieger
Fotos: Juri Junkov und Gabriele Seidel
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250 Euro Weihnachtsbonus sichern
Wir belohnen Crowdfunding-Projekte in diesem Jahr mit einem zusätzlichen
Weihnachtsbonus. Die ersten zehn Projekte, die im Aktionszeitraum vom 1. bis
24. Dezember online sind, erhalten einen Startzuschuss in Höhe von 250 Euro.
Wir garantieren: 100 Prozent des „Kulturkässles“ gehen an freie Kulturschaffende!
Liebe Leser*innen, Kulturschaffende und Kund*innen,
die Kulturwelt in Deutschland steht wieder still. Theater, Museen,
Cafés und Restaurants, Freizeit- und Sportstätten bangen um
ihre Existenzen. Da wir uns als Sprachrohr der kulturellen Szene
sehen, haben wir lange überlegt, was wir für unsere regionalen
Künstler*innen tun können.
Der Kultur Joker hat eine Sammelaktion gestartet! In über
40 Einzelhandelsläden in Freiburg steht das „Kulturkässle“.
Besucher*innen des Einzelhandels können einen Betrag X
in das „Kulturkässle“ schmeißen. Ob es das Rückgeld vom
Einkauf, ein symbolischer Kaffee oder der Wert einer Museums-
oder Theaterkarte ist. Jeder Geldbetrag ist wertvoll und
Ausdruck von Wertschätzung gegenüber einer Branche, die
viel zu oft vernachlässigt wird.
Die Aktion läuft vorerst bis zum 31. Januar 2021.
Egal ob Künstler*innen, Tänzer*innen, Schauspieler*innen oder
Musiker*innen: Schreibt uns unter redaktion@kulturjoker.de mit
dem Betreff „Kulturkässle“. Unter allen Teilnehmenden ziehen
wir am Montag, den 14. Dezember 2020 fünf Empfänger*innen,
denen die gesamten Einnahmen gleichberechtigt zugutekommen.
Einsendeschluss: 13. Dezember 2020, 24 Uhr.
Unterstützen Sie gemeinsam mit dem Kultur Joker die regionale Kultur
und den lokalen Einzelhandel!
Anna Madée / Merianstraße 5
Be it! / Gerberau 5
Bierhandlung / Wannerstraße 3
Blaue Lilie / Salzstraße 37/39
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Boardshop / Salzstraße 26
Buchhandlung Jos Fritz / Wilhelmstraße 15
Buchhandlung Ludwig / Bertoldstraße 23
Buchhandlung Rombach / Bertoldstraße 10
Buchhandlung Schwarz / Günterstalstraße 44
Buchhandlung zum Wetzstein / Salzstraße 31
Café Huber / Wentzingerstraße 46
Colline Mode mit Niveau / Schusterstraße 27
Compact Disc Center / Schiffstraße 8
Culinara Zoller / Konviktstraße 21-23
Die Nische / Grünwälderstraße 23
Florale Werkstatt / Rathausgasse 12
Gaf Gaf / Gerberau 28
Glaskiste / Moltkestraße 15
Gute Kinderstube / Engelbergerstraße 23
Kleiderei / Klarastraße 80
Lauf&Rad Guth / Zähringer Straße 8
Licht An! Andreas Viesel / Habsburgerstraße 92
Mano / Klarastraße 15
Mona&lisa Hörgeräte-Akustik / Merianstraße 10
MuLan – fine asian arts & furniture / Salzstraße 28
Musicus / Salzstraße 41
Rahmenladen / Talstraße 48
7Sachen / Grünwälderstraße 22
Schlepprock / Salzstraße 23
Soralis Naturkost / Wentzingerstraße 48
Spielzeugladen Holzpferd / Gerberau 24
Still ill / Turmstraße 16
Suslet Outlet / Fischerau 26
The Recordstore / Gerberau 6
Umkleide / Merianstraße 5
Von Hand Schmuck / Brombergstraße 5
Waschbär-Laden / Sedanstraße 22
Weinhandlung Drexler / Merianstraße 4
Weltladen / Gerberau 12
Yum Yum / Löwenstraße 8-14
Zündstoff Clothing / Moltkestraße 31
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden!
Weitere Infos: www.kulturjoker.de/kulturkaessle
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Foto: zapf umzüge
„Größtmögliche Flexibilität für unsere Kund*innen“
Der neue Zapf-Businesspark bietet auf 2.500 Quadratmetern Selfstorage für private und gewerbliche Kund*innen an
Geschäftsführer Michael Pogerth beim Rundgang durch
die neuen Lagereinheiten
Foto: zapf umzüge
Wohnungs- und Platzmangel
sind in Deutschland bereits seit
Jahren Teil einer großen Debattenkultur.
Wer einen Blick
auf den Wohnungsmarkt wirft
erkennt schnell: bezahlbarer
Wohnraum ist rar, besonders in
Ballungszentren wie Freiburg.
Wohnungen, zu denen ein eigenes
Kellerabteil, ein extra
Stauraum oder gar Dachboden
gehören, sind nur noch in besonders
seltenen Fällen vorzufinden
und in der Regel auch
wieder schnell vom Markt.
Um diesem Problem entgegenzuwirken,
bietet das
national agierende Unternehmen
zapf umzüge nun eine
besondere Dienstleistung an:
Selfstorage.
Der Zapf-Businesspark
Der 2020 neu eröffnete
Businesspark der Firma zapf
umzüge bietet auf über 2.500
Quadratmetern für private und
gewerbliche Kund*innen ein
Konzept an, das sowohl Flexibilität,
Zuverlässigkeit als auch
Sicherheit großschreibt.
Für den privaten oder auch
geschäftlichen Gebrauch bietet
das neue Selfstorage-Angebot
der Firma zapf umzüge
einen rundum Service: 24
Stunden am Tag, 7 Tage die
Woche. Sicher und kostengünstig
ist das Selfstorage-
Konzept, welches Lagermöglichkeiten
auf 1.500 Quadratmetern
anbietet, die die
Kund*innen individuell nutzen
können. Angefangen beim
1 Kubikmeter Cube für 29,50
Euro im Monat, in den circa
vier Umzugskartons passen
und der eine kostengünstige
Alternative zum kleinen Kellerabteil
bietet, bis hin zur 15
Quadratmeter Box (269,50
Euro im Monat), die ihrerseits
Stauraum für bis zu 3,5 Wagenladungen
bereitstellt.
Das Besondere an diesen Lagereinheiten
ist unter anderem
der 24 Stunden Zugang, den
das Unternehmen gewährleistet.
„Wir möchten die größtmögliche
Flexibilität für unsere
Kund*innen anbieten“, erklärt
Geschäftsführer Michael
Pogerth. Flexibel ist auch der
Mietzeitraum (ab einem Monat),
der die Lagereinheiten
beispielsweise auch für Umzüge,
Zwischeneinlagerungen
oder Haushaltsauflösungen interessant
macht. Da die Größe
des Stauraums variabel ist,
können Haushaltsauflösungen
optimal abgewickelt und der
Stauraum bei Bedarf einfach
verkleinert werden.
Durch die zentrale Lage des
neuen Freiburger Standorts in
der Oltmannstraße 34, ist das
Lagerhaus verkehrsgünstig zu
erreichen und bietet durch modernste
Sicherheitstechniken,
inklusive Videoüberwachung,
einen rundum Service an. Natürlich
kann auch der Transport
in den Lagerraum durch
die erfahrenen Partner*innen
von zapf umzüge gewährleistet
werden.
Der neue Standort in der Oltmannstraße
Fulfillment Dienstleistung
für Start-Ups und Gewerbekund*innen
Im Rahmen des Zapf-Businessparks
stellt das Unternehmen für
gewerbliche Kund*innen externe
Lagerflächen zwischen 25 und
100 Quadratmetern zur Verfügung.
Hier hat das Unternehmen
sein Angebot nun zusätzlich erweitert
und bietet gewerblichen
Nutzer*innen eine Fulfillment
Dienstleistung an.
In diesem Kontext übernimmt
zapf umzüge als Logistik-Profi die
Organisation der Warenannahme
sowie des Warenausgangs. Durch
die jahrelange Erfahrung in der
Logistikbranche, möchte das
Unternehmen so vor allem auch
jungen Start-Ups die Möglichkeit
bieten, Zeit effizient zu sparen und
diese stattdessen ins eigene Unternehmen
zu investieren. Damit
sind Versandabläufe durch zapf
umzüge organisiert und gewährleistet.
Eine interessante Möglichkeit,
die es auch bereits etablierten Unternehmen
ermöglicht, die Organisation
der Logistik an zapf umzüge
als erfahrenen Partner abzugeben.
Durch die einfache Buchung
und den Raumrechner (www.
zapf.de), bietet die Firma zapf
umzüge bereits online eine Vielfalt
an Beratungsmöglichkeiten
an. Individuelle Lösungen lassen
sich stets gemeinsam mit den
Mitarbeiter*innen vor Ort finden,
denn vor allem die Betreuung und
Beratung der Kund*innen stehen
für zapf umzüge an oberster Stelle.
Weitere Standorte in Freiburg
(Schillhof 5, Mitscherlichstraße
5, Oltmannstraße 32), Waldkirch
(Kastelbergstraße 14) und Weil
am Rhein (Hafenstraße 43). Mehr
Infos und alle Buchungsoptionen
unter: www.zapf.de
Foto: ArtMedia Verlag
22 KULTUR JOKER KIDS
Das große Regenbogen Märchenbuch
Im Gespräch: Jule Markwald, Kinderbuchautorin
Die Autorin Jule Markwald
veröffentlichte in diesem Jahre
„Das große Regenbogen Märchenbuch“
für Kinder. Maria
Schorn sprach für uns mit der
Autorin über ihre Arbeit, Inspiration
und Lesevorlieben.
Kultur Joker: Wie kam es zu
deinem Buch? Gab es einen
Schlüsselmoment?
Markwald: Ich wollte meiner
Patentochter zum Geburtstag
ein Märchenbuch schenken,
weil meine Mama uns immer
aus einem vorgelesen hat, als
ich klein war und ich das geliebt
habe. Das Problem war nur,
dass alle klassischen Märchen,
die ich nochmal durchgelesen
haben furchtbare Rollenbilder
vermittelt haben. Die Prinzessinnen
wurden immer einfach
wegverheiratet, durften nie irgendetwas
mitbestimmen und
die Prinzen hatten immer den
ganzen Spaß. Also hab ich beschlossen
ihr einfach selbst ein
Märchenbuch zu schreiben, in
dem das anders ist und auch
mal nicht heterosexuelle Beziehungen
abgebildet werden. Und
die Guten nicht immer schön
und die Bösen hässlich sind.
Das hat mich nämlich als Kind
schon genervt.
Kultur Joker: Seit der Veröffentlichung
ist mittlerweile
mehr als ein Jahr vergangen.
Wie sind die Rückmeldungen
der (Vor-)Leser*innen?
Glaubst du, dass vorurteilsbewusste
Kinderbücher zu einer
toleranteren und offeneren Gesellschaft
beitragen können?
Markwald: Meine Illustratorin
Lisa und ich waren vollkommen
überwältigt von den
vielen positiven Kommentaren,
die wir bislang bekommen haben.
Besonders gefreut habe ich
mich persönlich über Nachrichten
von Regenbogenfamilien,
die sonst nur wenig Kinderbuchliteratur
finden, in denen
Familien mit zwei Mamas oder
zwei Papas abgebildet sind.
Und natürlich wenn Kinder mir
selbst erzählt haben, wie gerne
sie das Buch mögen. Ich glaube
absolut, dass Kinderbücher,
die sehr selbstverständlich mit
gewissen Themen umgehen,
die Gesellschaft auf lange Sicht
toleranter und offener machen.
Für Kinder ist das normal,
was du ihnen vorlebst. Wenn
es in einem Buch vollkommen
selbstverständlich ist, dass es
gleichgeschlechtliche Beziehungen
und Transsexualität
gibt, dann stehen die Chancen
gut, dass Kinder das im echten
Leben auch ganz normal finden
werden. Deshalb habe ich
in meinem Buch auch keine
Homophobie abgebildet. Das
wollte ich überhaupt nicht erst
in Kinderköpfen verankern,
dass es das gibt.
Kultur Joker: Planst du ein
weiteres Kinderbuch?
Markwald: Momentan
schreibe ich an einem englischsprachigen
Buch für Erwachsene,
das ich dieses Mal
gerne bei einem Verlag herausbringen
würde. Aber ich habe
zwei angefangene Skripte für
unterschiedliche Kinderbücher
auf meiner Festplatte liegen
und ab und zu schaue ich rein
und schreibe ein paar Zeilen.
Eins spielt im Weltraum und
eins auf einer dänischen Insel
und beide haben wieder queere
Hauptfiguren. Nicht-queere
Kinderbücher gibt es irgendwie
schon genug.
Kultur Joker: Was liest du
selber aktuell und was waren
deine Lieblings-Kinderbücher
und würdest du diese heute
noch vorlesen? Wenn Nein,
warum?
Markwald: Selber lese ich
gerade ein Buch namens “The
Mosquito” von Timothy Winegard,
wo es darum geht, dass
kein anderes Tier so viele Menschen
getötet hat wie der Moskito
und dass die Weltgeschichte
anders gelaufen wäre, wenn
es dieses Insekt nicht gäbe. Das
klingt im ersten Moment ein
bisschen absurd, ist aber extrem
spannend.
Meine liebsten Kinderbücher
war alles von Astrid Lindgren
und als ich ein bisschen größer
war Krabat von Otfried Preußler.
Besonders Astrid Lindgrens
Bücher haben sich extrem
gut gehalten, finde ich, gerade
weil sie nicht so ein Gemache
darum macht, wie Mädchen
oder Jungs zu sein haben und
wie nicht. Und ich kenne wenig
Kinderbuchautor*innen, die lustiger
schreiben als sie. Krabat
würde ich auch immer noch
vorlesen, aber ein bisschen später
als ich es selbst gelesen habe.
Ich hatte als Kind wochenlang
Albträume von der schwarzen
Mühle.
Kultur Joker: Liebe Jule, vielen
Dank für das Gespräch!
Lesetipps für Kids
Ein verlassenes Ei, zwei Pinguin Männer,
die sich nicht für Pinguin Frauen interessieren
und ein Zoo-Wärter der die Gelegenheit
ergreift und möglich macht, was von der
Natur nicht vorgesehen ist. Ein wunderschönes
Buch über eine Bilderbuch Familie, die
sich so im Zoo von Manhatten zugetragen
haben soll.
Zwei Papas für Tango, Edith Schreiber-
Wicke (Autorin), Carola Holland (Illustratorin).
Ab 4 Jahren. 32 Seiten, 12€.
Violetta hat viele beste Freund*innen und
alle sind sie unterschiedlich. Und dennoch
haben die Freunde alle etwas gemeinsam,
sie sind füreinander da und unterstützen
sich. Ob Hautfarbe oder Familienmodell, in
Elisenda Rocas Buch wird die Wirklichkeit
von Violetta so abgebildet wie sie ist, bunt
und vielfältig.
Meine Freunde, das Glück und ich, Elisenda
Roca (Autor), Rocio Bonilla (Illustrator),
Ursula Bachhausen (Übersetzer). Ab 3
Jahren, 48 Seiten, 15€.
Literatur KULTUR JOKER 2323
Weihnachtsmarkt im Kleinen
Anbieter*innen des Freiburger Weihnachtsmarkts laden zum „Kleinen Adventszauber“
Für viele Menschen fällt
mit dem Freiburger Weihnachtsmarkt
eine der traditionsreichsten
Veranstaltungen
des Jahres weg. Was also tun,
wenn strenge Hygieneauflagen
größere Veranstaltungen
unmöglich machen? Einige
Freiburger Verkäufer*innen
haben mit dem Format des
„Kleinen Adventszauber“ eine
besondere Lösung gefunden.
An den ersten drei Freitagen
und Samstagen wie auch vom
21.-23. Dezember findet auf
der Terrasse des Cafés Crêpes
& Apéro gegenüber der Johanneskirche
ein vorweihnachtlicher
Minimarkt statt.
Dabei gibt es alles, was die
Vorweihnachtszeit so besinnlich
macht. Süße und herzhafte
Crêpes, Waffeln, Kaffee und
Teepunsch stehen zum Mitnehmen
bereit. Verschiedene
traditionelle Anbieter*innen
des Freiburger Weihnachtsmarkts
verkaufen in einem
kleinen Pavillon kleine und
größere Artikel. Zu entdecken
gibt es Edelsteinschmuck,
Feen und Sternchen aus Filz
von Astrid Fischer von der
Fabrik Sonntag, original
Bunzlauer Keramik, also traditionelles
Geschirr von Michael
Schleich aus Merdingen,
Pflanzenölseifen mit naturreinen
ätherischen Ölen von Dr.
Beate Geschke von der Seifenmanufaktur
Freiburg, Vesperbrettle
mit Tierspuren im
Schwarzwald-Design von Raphael
Poszgai aus Heitersheim
und Freiburger Stadthonig von
Roland Kälble. Auch erhältlich
ist der Freiburger Straßenmusik
Kalender von Jürgen Welke.
Verschiedene Preisklassen
sind vertreten und bieten für
jeden Geldbeutel etwas.
Der Kleine Adventszauber
findet unter freiem Himmel
statt. Mindestabstand und Hygienevorschriften
werden von
den Organisator*innen garantiert
- ebenso wie eine positive,
adventliche Stimmung.
Keine schlechte Möglichkeit,
sich selbst und den Freiburger
Anbieter*innen in schweren
Zeiten etwas Gutes zu tun.
Öffnungszeiten: 11-17 Uhr.
Bunzlauer Keramik Foto: promo
Foto: Crêpes & Apéro
Foto: promo
Badepralinen
Foto: promo
Foto: promo
Foto: promo
24
Kulturkässle
Sammelaktion des
Kultur Jokers für freie
Kulturschaffende
„Weihnachten mit Herz 2020“
Die Aktion der AWO und Sparkasse Freiburg Nördl.-Breisgau macht
alten Menschen eine Freude
Die Weihnachtstaschen der Aktion
„Weihnachten mit Herz 2020“
Foto: AWO
„Weihnachten mit Herz –
Ein Weihnachtspäckchen und
viel mehr“. Mit dieser Aktion
konnten AWO-Freiburg und
Sparkasse Freiburg-Nördl.
Breisgau vielen alten Menschen
in den letzten zehn Jahren zu
Weihnachten und darüber hinaus
eine Freude bereiten. 2020
ist alles anders. Schutzmaßnahmen
und Hygieneregeln prägen
unseren Alltag. Das hat zur Folge,
dass die Weihnachtspäckchenaktion
in der vertrauten
Form nicht durchgeführt werden
kann. Dennoch legen die
Veranstalter*innen wert darauf,
den alten Menschen trotz
Corona-Pandemie, oder besser
gesagt, gerade wegen der Auswirkungen
der Corona-Pandemie,
zu Weihnachten eine Freude
zu bereiten.
Um die Kontakte so gering
wie möglich zu halten, bittet
die AWO-Freiburg die Bevölkerung
dieses Mal, anstelle
von Päckchen Geld zu spenden.
Dabei kann man sich mit
der Geldspende gerne am Päckchenwert
der vergangenen Jahre
orientieren. Hier lautete die
Empfehlung 20 bis 30 Euro.
Mit den Geldspenden werden
von der AWO liebevoll gestaltete
Weihnachtstaschen für
über 600 Bewohner*innen der
AWO-Seniorenwohnanlagen
mit kleinen, einheitlichen
Präsenten gefüllt. Auch die
190 Bewohner*innen der
drei AWO-Pflegeheime in
FR-Weingarten, Denzlingen
und Kenzingen sowie die alten
Menschen, die vom Ambulanten
Dienst der AWO
betreut werden, erhalten ein
Geschenk in ähnlicher Form.
Der Inhalt der Weihnachtstasche
wird sich an der bisherigen
Weihnachtspäckchenaktion
orientieren: Etwas
für den Bauch, etwas für die
Haut, etwas für den Kopf und
etwas für‘s Herz.
Parallel bittet die AWO
Jung und Alt um Zusendung
von Fensterbildern, Weihnachtsgrüßen,
gemalten
Weihnachtsbildern etc., Dinge
die in einen Briefumschlag
passen und an die AWO-Freiburg
gesandt werden können.
Dieses kleine, individuelle
Geschenk wird der Weihnachtstasche
beigefügt. Die
AWO-Mitarbeiter*innen
übernehmen die Bescherung.
Die Sparkasse Freiburg-Nördlicher
Breisgau wird „Weihnachten
mit Herz“ mit einer
Spende unterstützen. Weitere
Infos: www.awo-freiburg.de
Jechtinger Str. 9 • 79111 Freiburg
info@hausnotrufdienst.de
www.hausnotrufdienst.de
Zum Ausklang eines
besonderen Jahres
bedanken wir uns für die
gute Zusammenarbeit
und Ihr Vertrauen.
Wir wünschen Ihnen
frohe Weihnachten und
für das kommende Jahr
viel Glück, Gesundheit
und Segen.
Weihnachtsmarktpatenschaft
Freiburger Einzelhändler*innen bieten Künstler*innen und
Genussmanufakturen Verkaufsmöglichkeit
Die coronabedingte Absage
zahlreicher Weihnachtsmärkte
betrifft vor allem auch
Kunsthandwerker*innen,
Künstler*innen und Genussmanufaktoren,
deren
wichtigste Einnahmequelle
des Jahres damit weggefallen
ist. Gleichzeitig ist es für
Liebhaber*innen einzigartiger
und handgefertigter Weihnachtsgeschenke
in diesem
Jahr unmöglich, das passende
Geschenk auf einem Weihnachtsmarkt
zu finden.
Aus diesem Grund haben
die FWTM und z‘Friburg in
der Stadt e.V. auf Initiative
des Schmuckdesigners Bernd
Wolf das Projekt „Freiburger
Weihnachtspate“ ins Leben
gerufen. Teilnehmende Freiburger
Einzelhändler*innen
übernehmen Patenschaften,
in deren Rahmen in oder vor
ihren Geschäften Präsentationsflächen
für Künstler*innen
und Genussmanufakturen zur
Verfügung gestellt werden.
Noch bis zum 24. Dezember
haben Kund*innen die Gelegenheit,
Produkte des Weihnachtsmarktes
bei den teilnehmenden
Einzelhändler*innen
zu erwerben.
Weitere Infos und teilnehmende
Läden unter: www.
freiburg-zeit.de/weihnachtsmarktpate
Nachhaltig KULTUR JOKER 25
25
Weihnachtliche Einkaufsvielfalt
Die Schwarzwald City bietet auf drei Etagen festliche Stimmung
Weihnachtseinkäufe lokal
und ganz einfach unter einem
Dach erledigen? Dafür ist das
Einkaufszentrum Schwarzwald
City mitten in der Freiburger
Innenstadt genau das
Richtige. Auf drei Etagen laden
die Geschäfte zum weihnachtlichen
Einkaufserlebnis
ein: Mode, Schmuck, Geschenkartikel
und Lederwaren,
Elektronikfachmarkt und
Telekommunikationsshop,
Fotofachgeschäft und Optiker,
Friseur, Apotheke, Drogerie
und Reformhaus, Lebensmittel
und vieles mehr gibt es
in der Schwarzwald City zu
entdecken. Die vielen Fachgeschäfte
und die großen Filialen
von Aldi und Saturn überzeugen
mit einer hervorragenden
Auswahl sowie persönlicher
und kompetenter Beratung.
Für alle, die sich beim Geschenkekauf
noch nicht festlegen
und dem Beschenkten
selbst die Wahl lassen möchten,
gibt es die Einkaufsgutscheine
der Schwarzwald
City, die in allen Geschäften
des Einkaufszentrums eingelöst
werden können. Die Gutscheine
sind in den Werten 5 €,
10 €, 20 € und 50 € beim Kiosk
im Erdgeschoss erhältlich.
Mit etwas Glück können
die Teilnehmer*innen des
diesjährigen Weihnachts-
Gewinnspiels Schwarzwald
City Einkaufsgutscheine im
Gesamtwert von 4.000 EUR
gewinnen. Die Teilnahmebedingungen
sind auf www.
schwarzwald-city.de einsehbar.
Seit dem 30. November wird
eine stimmungsvolle Ausstellung
von Weihnachtskrippen
Weihnachtsstimmung vor und in der Schwarzwald City
im Erdgeschoss des Centers
präsentiert. Jede einzelne der
von Heinz Emrich aus Elzach
in liebevoller Handarbeit gefertigten
Krippen ist ein Unikat.
Die Parkhauskund*innen der
Schwarzwald City profitieren
von dem in Freiburg einzigartigen
Sammelvergütungssystem.
Über 20 Geschäfte
des Centers gewähren Parkrabatte
ab einem bestimmten
Einkaufswert. Wer gezielt in
den verschiedenen Geschäften
einkauft, kann Parkrabatte
sammeln und damit bares Geld
sparen.
Eine Übersicht aller teilnehmenden
Geschäfte gibt es auf
www.schwarzwald-city.de.
Einkaufszentrum Schwarzwald
City, Schiffstraße/Kartoffelmarkt,
Freiburg (Parkhausanschrift
für das Navi: Wasserstraße
7).
Foto: Schwarzwald City
Ein Tütchen Advent im Münster
Traditionell würde in diesen
Tagen das Kinderwortgottesdienstteam
der Dompfarrei an
jedem der vier Adventssonntage
Kinder mit ihren Eltern
einladen, um nach und nach
einzelne biblische Figuren
und Erzählungen kennenzulernen,
die wegweisend für die
Geburt Jesu sind. In diesem
Jahr soll das Angebot trotz
der Kontaktbeschränkungen
nicht komplett ausfallen: Statt
der Treffen wird ein gestalteter
Adventsweg an jedem der vier
Sonntage ohne Voranmeldung
jeweils von 14 bis 16.30 Uhr
auf den Altarstufen im Freiburger
Münster zu sehen sein.
Das Team wird die jeweiligen
Szenen mit den Erzählfiguren
gestalten, fortwährend soll
Neues zu entdecken sein. Jede
Familie erhält biblische Gedanken
und Impulse, die zum
Selbergestalten einladen. Diese
sind dem Hygienekonzept
entsprechend in Papiertütchen
verpackt und kostenlos.
Mitarbeiter*innen aus dem
Kinderwortgottesdienstteam
werden als Ansprechpartnerinnen
vor Ort sein und
zusammen mit dem Präsenzdienst
auf die Einhaltung der
Abstandsregeln achten. Einlass
ist über das Lammportal an der
Südseite des Münsters. Eine
Ausnahme gibt es am dritten
Adventssonntag (13.12.): An
diesem Tag wird anlässlich
des Todestages der Heiligen
Odilia das Patrozinium von
St. Ottilien mit einem Gottesdienst
um 16.30 Uhr im Freiburger
Münster gefeiert. Der
Zeitraum zum Betrachten des
Adventsweges verkürzt sich
damit um eine halbe Stunde
auf 16 Uhr.
20201105_rz_Weihnachten_AZ_90x130.indd 1 05.11.20 14:40
26
Kinder lieben phantastische Abenteuer
Vorlesen, Bücher angucken
unddabei rund um verrückte
Abenteuer zu fabulieren, das
ist eine Lieblingsbeschäftigung
von Kindern. Tomi Ungerer
wusste dies, als er die
Familie Mellops erfand, eine
seltsame Schweinefamilie, die
viel erlebt hat, als Höhlenforscher
und Schatzsucher, bei
Waldbränden und Inselaufenthalten.
Den Mellops machen
Herausforderungen einfach
Für alle, denen
Schenken Freude macht.
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Salzstraße 24, 79098 Freiburg
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Spaß und wenn diese spektakulär
überstanden sind,
wartet Zuhause eine leckere
Sahnetorte, wie etwa in „Familie
Mellops feiert Weihnachten“.
In dieser Geschichte
wollen die vier Mellops-
Kinder Bedürftige mit einem
Christbaum überraschen; doch
ob im Waisenhaus oder im
Gefängnis, alle haben schon
ihren Baum. Aber letztlich
finden die Kinder ein Haus,
in dem die Bewohner einsam
und verlassen sind; diese können
sie zur Überraschung beschenken
und erleben, dass ihr
Weihnachtswunder für andere
auf sie selbst zurückwirkt und
geteilte Freude einfach das
Größte ist. Immerwährend –
für Jung und Alt!
Tomi Ungerer. Familie Mellops
feiert Weihnachten. Diogenes
2020
„Die Abenteurer“ sind ein
kleines, feines Bilderbuch mit
viel Potential, wozu ansprechend
farbige Illustrationen
beitragen: Drei Freunde langweilen
sich in Mullewapp,
sogar Hühner, Schweine und
Kater Leo sind beschäftigt
und haben keine Zeit zu spielen.
So beschließen die „Drei“
mit dem Fahrrad auf Reisen
zu gehen; gleich hinter dem
Ackerbeginnt das Abenteuer,
dort retten sie Gänse vor dem
Wolf. Dann finden sie eine
Flaschenpost, die sie auf die
Idee bringt, bis ans Rote Meer
zu fahren; sie kommen durch
die Wüste und treffen sogar
Piraten. Der Hilfe von Elefant
Jumbo ist es zu verdanken,
dass sie pünktlich zum Abendessen
zurück sein können, wo
Mullewapps Bewohner neugierig
warten, was Johnny
Mauser, der dicke Waldemar
und Franz von Hahn zu erzählen
haben. Jede Doppelseite
des Buches enthält maximal
drei Sätze, die sich zum Vorlesen
eignen, während man
detailreiche Bilder betrachtet
und ausphantasiert. 1994 erschienen
und jetzt neu aufgelegt.
Helme Heine. Die Abenteurer.
Diogenes 2020
Cornelia Frenkel
Ein beunruhigendes Gedankenspiel
Gerd Schilddorfer mit seinem neuen Thriller „Das Tartarus-Projekt“
Der mäßig erfolgreiche Romanautor
und Journalist Michael
Landorff wird zu seiner
eigenen Überraschung auf
eine illustre Party der Müncher
Schickeria eingeladen. Er
kennt weder den Hausherrn,
noch den Grund seiner Einladung,
aber Buffett und Drinks
sind genauso hochklassig wie
umsonst, und das genügt ihm
fürs Erste. Bis Landorff am
darauffolgenden Tag erfährt,
das der Gastergeber, der Großunternehmer
Gregory Winter,
in der Nacht der Party brutal
gefoltert und ermordet wurde.
Landorff und die ebenfalls
eingeladene Profi-Pokerspielerin
Alexandra Buschmann
beginnen, mit reichlich investigativem
Instinkt und dem
ein oder anderen nützlichen
Kontakt ausgestattet, ihre eigenen
Nachforschungen anzustellen
– und finden bald
heraus, dass ihre Einladung
kein Zufall war. Immer weiter
verstricken sie sich in ein
internationales Schattennetzwerk
aus Geheimdienst- und
Wirtschaftsinteressen, bis sie
auf das „Tartarus-Projekt“
stoßen und sich damit selbst
in die Schusslinie bringen.
Mit seinem neuen Roman
bedient sich Gerd Schilddorfer
aktuellen Themen rund um
künstliche Intelligenz und global
vernetzte Überwachungssysteme
und spinnt daraus
auf knapp 300 Seiten einen
paranoiden Tech-Thriller, der
einige interessante Ideen und
Twists bereithält, sich letztlich
aber nicht ganz vom Eindruck
lösen kann, so oder so ähnlich
schon mal erzählt worden zu
sein. Ähnliches gilt für die
Hauptfigur, die vielleicht mit
ein paar Klischees ihrer Zunft
zu viel ausgestattet wurde.
Landorffs latent sarkastischer
Humor und seine ostentative
Coolness stellen dem genretypischen
Pathos zwar eine
erfrischende Leichtigkeit gegenüber,
wirken an einigen
Stellen aber etwas zu bemüht.
Ganz ohne ein paar erzählerische
Längen kommt das
„Tartarus-Projekt“ leider
nicht aus, insgesamt versteht
es Schilddorfer als bewährter
Krimiautor aber Spannung
aufbauen und bis zum Ende
zu halten. Die Geschichte folgt
dabei überwiegend den Konventionen
ihres Genres (Einstieg-Ermittlung-Showdown),
Experimente sind demnach
hier nicht zu erwarten – wer
in Sachen Thriller aber ohnehin
lieber bewährte Rezepte
genießt, sollte mit dem „Tartarus-Projekt“
ordentlich beraten
sein. Auch die dem Thema
geschuldeteten technischen
Erklärungen rund um KI, Big
Data, Drohnen etc. sind sauber
recherchiert und für ein
Laienpublikum verständlich
aufbereitet.
Fazit: Trotz kleinerer Schwächen
konstruiert Gerd Schilddorfer
mit seinem neuen Roman
„Das Tartarus-Projekt“
ein beunruhigendes Gedankenspiel,
das – nicht nur für
technikversierte – Fans des
Genres eine unterhaltsame
Abwechslung zum üblichen
Mord-und-Totschlag-Krimi
bieten dürfte.
Danny Schmidt
StaatsweinguT
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Weine der
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Direkt aus der Hand des
Inhabers Günter Zoller stammt
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Liebhaber*innen der Stadt.
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ist über die Grenzen der
Stadt hinaus für ihr einzigartiges
Flair bekannt. Bei einem
Spaziergang durch die Straße
kommt man an Culinara
Zoller vorbei, ein Freiburger
Feinkostgeschäft, für das die
Genusskultur oberste Priorität
besitzt. Der traditionsreiche
Einkaufsladen ist seit jeher
bekannt für den Verkauf hochwertiger
Öle, Fruchtessigen,
Balsamico und allerlei Feinkost,
die den Gaumen erfreuen
und die Seele beglücken. Seit
2014 ergänzen internationale
Gewürze und Gewürzmischungen
das Sortiment, die dem
Kochen zuhause eine exklusive
Brise verleihen.
Ein guter Tropfen Wein gehört
einfach dazu, wenn Genusskultur
zelebriert wird. Eine
besondere Auswahl an regionalen
Weinen aus Baden, aber
auch mediterranen Tropfen
präsentiert Culinara Zoller in
seinen Räumen. Besondere
Verkostungen, bei denen unter
anderem die Wein Sensorik
erlernt sowie der Geruchs- und
Geschmackssinn auf die Probe
gestellt werden, bietet Culinara
Zoller Genusskultur mehrfach
im Jahr an.
Wer den Genuss und die Kulinarik
liebt, sollte auch Wert
auf das richtige Küchenutensil
legen. Edle und qualitativ
hochwertige Messer
sind ein Muss für Profi- und
Hobbyköch*innen. Damit der
Genuss nicht erst beim Essen
beginnt, präsentiert Culinara
Zoller bereits seit 2007 die Edel
Messermanufaktur Nesmuk.
Die Schmiede aus Solingen
kennzeichnet sich durch die
manuelle Herstellung von Damastmessern
in aufwändiger
Personalisierungen, z.B. für
Weihnachtsgeschenke, können
immer vorgenommen werden.
Culinara Zoller führt darüber
hinaus die exklusiven französischen
Marken FORGE de
Laguiole, Laguiole en Aubrac,
Village de Laguiole, Passion
France und Opinel. Eine ausführliche
Beratung rund um das
richtige Werkzeug ist Teil der
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28
28 22 KULTUR JOKER WEIHNACHTLICH interview
Karlsruhe strahlt
Imposanter Weihnachtszauber auch jenseits des bewährten Christkindelsmarkt
Foto: Jürgen Rösner
Auch Karlsruhe wird dieses
Jahr keinen Weihnachtsmarkt
bieten können. Die Stadt verzagt
daran jedoch nicht, sondern
trumpft erst recht auf.
Wie das bei Einhaltung der
Hygieneauflagen gehen soll?
Das beantwortet die Weihnachtsstadt
Karlsruhe, die im
Advent in festlicher Beleuchtung
erstrahlt. Statt eines
zentralen Weihnachtsmarkts
wird die gesamte Innenstadt
mit weihnachtlichen Düften,
Klängen und Lichtern erfüllt.
Wer zur Adventszeit durch
die Kaiserstraße schlendert,
dem strahlt eine extra für
Karlsruhe gestaltete Weihnachtsbeleuchtung
entgegen
- mit charakteristischem Fächermotiv.
Auf dem Schlossplatz
finden Neugierige
funkelnde Kristalle in den
Bäumen. Das Karl-Friedrich-
Denkmal erscheint in stimmungsvoller
Beleuchtung.
Die badischen Lichtfiguren
Dambedei und Greif sind natürlich
auch voll dabei und
blicken Besucher*innen keck
entgegen. Eine Überraschung
bietet ein strahlendes Weihnachtsgeschenk
im Großformat,
das auf der Kaiserstraße
zum Durchschreiten und Fotografieren
einlädt. Statt dem
Christkindlesmarkt gibt es
auf dem Friedrichsplatz ein
Weihnachtswäldchen, in dem
die Tannen leuchten und ein
hoher Kristallbaum für große
Augen sorgt.
Auf die Atmosphäre eines
Weihnachtsmarkteinkaufs
muss man auch nicht verzichten.
„Zwar nicht zentral, aber
dafür in der ganzen Innenstadt
können die Menschen
aus einem breitgefächerten
Warensortiment wählen, und
der Duft von Glühwein und
gebrannten Mandeln liegt im
wahrsten Sinne des Wortes
über der gesamten Stadt“,
so Bürgermeisterin Gabriele
Luczak-Schwarz. Ein Einkauf
im coronageschwächten
Einzelhandel wird überdies
mit kleinen Karlsruher Präsenten
belohnt. Ein digitaler
Christkindlesmarkt bietet
Schausteller*innen die Möglichkeit
ihre Artikel auf neuen
Wegen an Weihnachtsmarktbegeisterte
zu bringen.
An Anreisende hat die
Weihnachtsstadt Karlsruhe
ebenfalls gedacht – mit einem
komfortablen Park&Ride-
System, das direkt in die Innenstadt
bringt.
Weitere Infos: www.karlsruhe-erleben.de/weihnachtsstadt
Das Weltmeister-Bier aus dem Südschwarzwald
Das „World´s Best Classic Pilsner“ 2020 kommt aus Waldhaus
Das klassische, hopfenbittere
Pils ist Deutschlands mit
großem Abstand beliebtestes
Bier. Jeder Deutsche trinkt im
Schnitt mehr als 50 Liter der
stark gehopften Bierspezialität.
Dass man sich im Südschwarzwald
aber besonders
mit Pils auskennt, beweist
die unvergleichliche Erfolgsgeschichte
des Diplom Pils‘
der Privatbrauerei Waldhaus.
Mit 21 DLG-Goldmedaillen
in Folge wurde das Pils der
mittelständischen Brauerei
mittlerweile ausgezeichnet –
weltweit einzigartig.
In diesem Jahr haben auch
die Juroren des „World Beer
Awards“ die anhaltende Qualität
der Bierspezialität anerkannt
und das Waldhaus Diplom
Pils zum „World’s Best
Classic Pilsner“ ausgezeichnet.
Dieter Schmid, Brauerei-
Chef und Pilsliebhaber, freut
sich besonders über die Auszeichnung
seines Lieblingsbieres:
„Die nun mittlerweile
vierte Auszeichnung zum
weltbesten Pils freut mich als
Brauer besonders. Für mich
als Schwarzwälder ist das
Pils die Krone der Braukunst
und unser Pils ist das Aushängeschild
unserer Brauerei.
Durch den Einsatz von 100
Prozent Naturhopfen, eine
lange Gärung bei niedrigen
Temperaturen und den vollen
Einsatz unseres gesamten
Teams entsteht ein Spitzenprodukt
auf welches wir stolz
sind. Dass dies nicht nur bei
unseren treuen Kunden, sondern
auch bei einer großen, internationalen
Expertenjury so
gut ankommt, freut uns umso
mehr.“
Die „World Beer Awards“
gehören zu den härtesten Bierprüfungen
weltweit. Mit einer
Konkurrenz von über 2.200
Bieren aus 50 verschiedenen
Ländern und einer Bierjury
aus allen Biernationen dieser
Welt, ergibt sich ein einzigartiger
Wettbewerb.
Dieter Schmid (Mitte), Brauereichef von Waldhaus, freut
sich mit seinen Brauern über die Auszeichnung zum
weltbesten Pils
Foto: Waldhaus
WEIHNACHTLICH Literatur KULTUR JOKER 29 27
29
Verspielt, intensiv und experimentell
„Vier Jahreszeiten – Vegetarisch. Saisonal. Abgefahren. Kochen.“ von Bea von Malchus
Eine junge Frau im Schneckenhaus-Gewand,
die makellosen
Brüste kess der Leserin
präsentiert – so das Cover des
neuen Kochbuchs von Schauspielerin
Bea von Malchus.
Nach ihrem vegetarischen
Köchel-Verzeichnis von 2019
ist „Vier Jahreszeiten – Vegetarisch.
Saisonal. Abgefahren.
Kochen.“ die zweite Rezeptsammlung,
die sie selbst „erdacht,
gemalt und gemacht“
hat. Auch dieses Mal wieder
im Schwarz-Weiß-Dadastil,
ganz ohne Food-Fotos und
Mengenangaben, dafür mit eigenen
Zeichnungen, Collagen,
sprachwitzigem und sehr persönlichem
Assoziationsgestöber.
Ein ebenso schönes wie
originelles Machwerk – ganz
Marke Bea von Malchus.
Verspielt, intensiv, experimentell
und variantenreich
– wer gerne kocht, hat sicher
Freude an diesen 134 Kreationen
in salzig und süß, deftig
und leicht, aufwendig und
schnell. Wie schon beim Vorgänger
gibt es auch hier einige
Basics wie die Umami Bombe
oder Abwandlungen der nordafrikanischen
Dukkahs. Passend
beginnt das großformatige
Paperback im Herbst: „Da
essen wir Wolken“ verspricht
von Malchus. Stimmungsvoll
flankiert von ihrem Günterstaler
Wald-Wolken-Tagebuch
dreht sich hier alles um Pilze,
Kastanien, Nüsse. Hafer und
Kürbis – darunter so erdige
Appetizer wie Bohnensuppe
mit Parmesan-Meringue-
Wölkchen, Steinpilz-Spinatroulade
mit Kaffee-Balsamico
oder Kürbis-Hummus mit pinken
Eiern. Denn das Auge isst
mit. Wobei Bea von Malchus
an Individualität und Kreativität
appelliert: Sie selbst kocht
nach Farben, Intuition und frei
Schnauze, spart nicht an Fett
und Gewürzen, aber: „Glauben
Sie mir nichts! Schmecken
Sie ab!“ - so ihr Tipp für
alle kochlustigen Leser*innen.
Im Winter gibt’s dann nicht
nur schnöden Kohl und Hülsenfrüchte,
sondern Cassis
Rotkohl zu Roquefort-Polenta-Blumen,
Wacholderknödel
oder Kicher-Karotten-Fry mit
Goldhirse und Knoblauchjoghurt.
Im Frühling kocht sie
Rosa, macht Detox mit Wellness-Bädern
und Gina-Lollobrigida-Peeling,
im Sommer
gibt’s Bollywood-Burger, Gin
Gin Mule und Okonomiyaki
mit Furikake. Und so weiter
und so lecker. Doch egal ob
Hauptgang, Suppe, Salat oder
Nachtisch stellt sich die immer
dringlichere Frage: Wer kocht
das alles für solche wie mich,
die gerne schnippeln und zugucken,
aber am allerliebsten
essen?!
Bea von Malchus - „Vier
Jahreszeiten – Vegetarisch.
Saisonal. Abgefahren. Kochen.“
99 Seiten, 28 Euro. Gedruckt
auf Recyclingpapier in
Denzlingen, handsigniert. Infos
und Bestellung unter www.
beavonmalchus.de
Portofrei bei Biorestaurant
„Adelhaus“ am Adelhauser
Platz, „Sonnengereift“ in der
Lorettostraße, „Weinladen im
Stühlinger“ in der Egonstraße,
Restaurant im Vorderhaus,
Weinladen in
der Wiehre, Restaurant
zur Krone in Biengen,
Cafe im Bad in Merzhausen
und Schmuckschauplatz
Walter in
der Konradstraße.
Marion Klötzer
Die Autorin Bea von Malchus
Foto: Promo
„Krume und Kruste“ -
Backen ist eine Leidenschaft
Nicht wenige Leute haben
seit Beginn der C-Krise das
Backen als neues Betätigungsfeld
für sich entdeckt und betreiben
es mit Leidenschaft. Ob
nun Brot, dunkles und helles,
Stangen und Brötchen, oder
Feingebäck wie Hefewaren,
vom langfasrigen Butterzopf
Buchteln, Watteringe und Zimtschnecken
Foto: Hubertus Schüler
bis zur Zimtschnecke – Backen
erfüllt die Atmosphäre in den
eigenen Räumen mit Geruch
und Aroma, was insbesondere
angenehm ist, wenn in der
kalten und dunklen Jahreszeit
die Abende lang sind. Zudem
ist das Ergebnis raffinierter
Backvorgänge immer eine
Überraschung.
Lutz Geißler,
Autor des Buches
„Krume und Kruste“,
von Beruf eigentlich
Geologe,
hat sich sukzessive
zum Brot-Forscher
entwickelt, und sagt
über sein Werk, es
sei für alle gedacht,
die Brote kreieren
möchten, deren
„Kruste und Krume
einfach stimmt“,
soll heißen: knuspriges
rösches Außen
(Kruste) und
saftig fluffiges Innen
(Krume) sollen
kontrastreich hervortreten.
Geißler
sensibilisiert für
Qualität, sucht den
Leser*innen die wichtigsten
Rezepturen nahezubringen
und leitet gezielt zu den handwerklichen
Herstellungsvorgängen
und Tricks an. Schritt
für Schritt vermittelt er so die
Grundlagen des Backens und
Brotbackens und bietet alles
dafür notwendige Wissen,
etwa Umgang mit Vorteigen,
Sauerteig führen, mischen,
kneten, ausrollen, dehnen, falten,
tourieren, teilen, formen,
rundwirken, einschneiden,
ruhen lassen … Die differenzierten
Vorgänge sind zwar
komplex, aber nicht kompliziert;
man traut sich das Erlernen
von Neuem zu, weil das
Buch übersichtlich gestaltet
ist, mit ansprechenden Fotos
versehen und in einer Sprache
verfasst, die die Leser*innen
begeistert und den Appetit anregt.
Lutz Geißler. Krume und
Kruste. Brot backen in Perfektion.
Schritt für Schritt:
Rezepte, Tipps und Kniffe für
mehr als 25 legendäre Brotrezepte.
Fotos Hubert Schüler.
Becker Joest Volk Verlag 2020
Cornelia Frenkel
30
„Von der Kunst, die Angewandte
Kunst zu vermitteln“.
Davon spricht auch
der Freiburger Designer und
Schmuckgestalter Tobias
Dingler zu Zeiten der Coronakrise.
Die stellt Angewandte
Kunst und Kunsthandwerk
schließlich vor große Herausforderungen.
Dingler nimmt
die nach einiger Abwägung
aber an und öffnet seinen
Verkaufsraum bis zum 19.
Dezember für ein gemeinsames
Event mit den Werken
drei weiterer Künstler*innen.
Dabei verfährt Tobias Dingler,
auch Initiator und Mitwirkender
an der Kunsthandwerksmesse
„Originale“, nach
dem Wechselprinzip. Jede
Woche sind Werke anderer
Künstler*innen zu sehen und
damit ein Wechsel verschiedener
Herangehensweisen
und Materialien. Zu Beginn
handeln die Atelierwochen
von Holz und der Herstellung
farblich abgestufter Muster,
dann folgt der Stoff Papier in
experimenteller oder traditioneller
Behandlung und abschließend
Keramik in Form
von Porzellan.
Erster Künstler wird Stefan
Broszeit sein, der vor allem
für seine aufwändig gestalteten
Massivholz-Parketterien
bekannt ist und dafür bereits
mit einem Handwerkspreis in
Karlsruhe ausgezeichnet wurde.
In Freiburg präsentiert er
seine Schatullen und Dosen.
Schmuck, Glanz und Kunsthandwerk
Tobias Dingler öffnet sein Atelier für eine vielfältige Kunstausstellung
Stefan Broszeit: „Haubendose“
Foto: Lebherz
Danach sind die Arbeiten Susanne
Natterers zu sehen. Ihre
Buchbindearbeiten bestehen
aus Gewebe, Leder oder Pergament.
Sie arbeitet klebstofffrei
und fertigt individuelle
Verpackungen.
Kreativ arbeitet Martina
Kählig. Sie schneidet alte
Buchseiten in Streifen und
verarbeitet diese in konservierter
Form zu Hohlkörpern.
Daraus entstehen Lampen,
die über einen variierenden
Vergilbungsgrad besonderen
Charme erhalten. Angela
Munz schließlich zeigt detailreich
gestaltete Gebrauchskeramiken.
Schlicht, bunt und
ein manches Mal mit Augenzwinkern.
Im Fokus der
Schmuckpräsentation stehen
Tobias Dinglers Arbeiten in japanischer
Technik. Zentrische
Muster in 15-lagigem Metall
schaffen vielfältige Formen.
Öffnungszeiten des Ateliers
in der Schneeburgstraße 25 in
Freiburg: Mo.–Fr. 10–18 Uhr,
Sa. 12–18 Uhr.
Um eine telefonische Anmeldung
vorab wird gebeten:
0761/4760076
Barleben-Handspielpuppen
79098 Freiburg, Fischerau 24,
Mo-Sa 10:00-18:00
Im Atelier des Töpfers
Markus Klausmann öffnet die Türen seiner Waldkircher Werkstatt
Foto: Markus Klausmann
Auch für den Töpfer Markus
Klausmann aus Waldkirch
bedeutet die aktuelle Coronasituation
enorme Einschnitte.
Durch den Wegbruch von Absatzmöglichkeiten
und fehlende
Planungsperspektiven steht die
Unsicherheit für ihn wie für
viele andere Töpfer*innen an
erster Stelle. Mit einer kleinen
Werkstattaktion im Dezember
will er den Kontakt zu Interessierten
weiterhin aufrecht erhalten
– bei Gespräch, Trunk und
einer besonderen Angebotsaktion.
Markus Klausmann gestaltet
aus Keramik vielfältige Gefäße.
Ob Kapselbrandstücke, Shinostücke,
ob Geschirr, Tische
oder andere Gefäße – der Töpfer
setzt auf Formschönheit und
Gebrauchfähigkeit. Musterware
gibt es hingegen nicht, jedes
Stück erhält in Form und Farbe
seinen eigenen Charakter.
Bei der Werkstattaktion kann
man nicht nur mit dem Töpfer
ins Gespräch kommen und seine
Werkstatt besichtigen, sondern
auch Hubert Flach kennenlernen.
Der Schreiner fertigt unter
anderem Bretter aus verschiedenen
Hölzern für die Küche
und den täglichen Gebrauch. Er
wird im Dezember als Gastaussteller
in Klausmanns Räumen
anzutreffen sein. Bei der Begehung
der Werkstatt wird auf
die Einhaltung der bestehenden
Hygieneverordnungen geachtet.
Die Aktion läuft bis kurz vor
Weihnachten. Markus Klausmann
bittet um eine telefonische
Terminvereinbarung
unter der Nummer 07681/23185.
Weitere Infos:
www.markusklausmann.com
WEIN und KULTUR KULTUR JOKER 31
Foto: Badischer Weinbauverband E.V.
Die Ehrenpreise der Badischen
Weine in 2020
Das Ministerium für Ländlichen
Raum und Verbraucherschutz
zeichnet jährlich
Winzer*innen und Weinbaubetriebe
mit dem Staatsehrenpreis
aus, die bei den Landesprämierungen
in Baden
und Württemberg insgesamt
über einen Zeitraum von drei
Jahren die jeweils besten Ergebnisse
erzielt haben. Da ist
Qualität ebenso gefragt wie
Kontinuität. Die Staatsehrenpreise
im Anbaugebiet Baden
wurden am 2. November durch
Staatssekretärin Friedlinde
Gurr-Hirsch MDL verliehen.
Die Preisträger: Das Weingut
Wiedemann aus dem Kaiserstühler
Sasbach in der Kategorie
Betriebe bis 10 Hektar
Rebfläche, die Winzergenossenschaft
Buchholz-Sexau
(Betriebe bis 150 Hektar) sowie
der Großbetrieb der Winzergenossenschaft
Oberbergen
mit über 150 Hektar. Im Bereich
Bodensee hatte der Winzerverein
Hagnau die Nase
vorn, im Markgräflerland die
Heitersheimer Privatkellerei
Julius Zotz. Die Glottertäler
Winzer vom Roten Bur sind
die Preisträger aus dem Breisgau,
im Kraichgau obsiegte
das Weingut Rüdiger Bös. Die
Badische Weinstraße stellte
mit der Winzergenossenschaft
KLARE
KANTE!
Strategischer Markenaufbau & konsequente Markenführung
Experten-Team für Markenarchitektur, Branding & Marketing
› ms-agentur.com
Wein und Kultur in Corona-Zeiten
Schriesheim den Sieger und
last not least waren im Bereich
Tauberfranken die Becksteiner
Winzer erfolgreich. Nach
der Rebflächengröße gestaffelt,
war auch das Weingut
Rohrer aus Durbach unter den
Preisträgern sowie Sasbacher,
Oberkircher und Alde Gott
Winzer. Wie die Tuniberger
Winzer auf den Preis reagierten,
lesen Sie hier auch noch
detaillierter. Der Ehrenpreis
für Sekt schließlich wurde an
die Winzer aus Burkheim am
Kaiserstuhl vergeben.
Genuss seit fast 100 Jahren:
Winzerkeller AuggenerSchäf
mit neuem Erscheinungsbild
Leidenschaft, Qualität und
Einzigartigkeit sind seit jeher
die Trümpfe der Auggener
Weine und des Winzerkellers
Auggener Schäf. Auch „kurz
vor dem 100-jährigen Bestehen“
im Jahr 2022 macht das
die Weine aus dem Herzen des
Markgräflerlandes zu etwas
Besonderem. Für das Jubiläum
wird bereits seit Monaten
an einem modernen Erscheinungsbild
gefeilt und am Anfang
dieser langen Relaunch-
Reise steht nun das neue Logo.
Die beiden Einzellagen
„Schäf“ und „Altenberg“ blieben
auch nach der Fusion 2011
mit der Laufenberger Winzergenossenschaft
bestehen, daran
wurde nicht gerüttelt und
die beiden Logos werden nunmehr
zu einem verschmolzen.
Dieses besitzt eine neue Hausfarbe
und mit eleganter Schrift
soll das moderne einheitliche
Layout dennoch bleibend die
Grundprinzipien des Erfolges
untermalen: Die Einzigartigkeit
des Produkts, die Leidenschaft
der Winzer*innen und
deren Naturverbundenheit.
Für den „neuen Anstrich“, so
die dortige Geschäftsführerin
Isabell Schneider, zeichnet sich
ihre Auggener MS-Agentur
aus.
Der erste Schritt zum
100-jährigen hin ist also gemacht.
Wir werden weiter berichten
und uns dann auch die
kommenden Jahrzehnte an den
süffigen Auggener Weinen erfreuen
dürfen.
BESTER BETRIEB
BADENS 2020
Ehrenpreis
Wir freuen uns mit dem
ganzen Team über den
Ehrenpreis BESTER
BETRIEB BADENS und
für Christian Idelhauser,
der als BESTER
KELLERMEISTER
ausgezeichnet wurde.
Schwarzwald.Wein.Gut. Andreas Männle
Heimbach 12, 77770 Durbach • 0781-41486
www.schwarzwaldweingut.de
Genuss seit mehr als 100
Jahren: Das Weingut Andreas
Männle in Durbach
Drei Jahre älter als der Winzerkeller
Auggener Schäf ist
das Weingut Männle im „goldenen
Tal“ Durbach in der Ortenau,
gegründet also im Jahr
1919. Der Betrieb wird heute
in 4.Generation geführt von
Thomas Männle. Die Männles
erhalten für 2020 den 14.
Landesehrenpreis, die höchste
Auszeichnung, die man in
Baden als Winzer erreichen
kann, in Folge. Zum vierten
Mal auch „Bester Betrieb Badens“
ist das wohl ganz stark
Kellermeister Christian Idelhauser
zu verdanken, der sich
zudem als bester Kellermeister
unseres Landes qualifizieren
konnte.
Die prämierten Gold-Weine
können – Corona hin, Corona
her – alle im Online Shop
geordert werden. Bleibt die
Krise länger, liefert das Wein-
Taxi ab sechs Flaschen die edlen
Tropfen im Umkreis von
25 Kilometern persönlich aus,
an den Einzelhandel auch in
etwas größerer Entfernung.
Für Weihnachten und Sylvester
sind festliche Weinmenus
zusammen mit dem Durbacher
Nobelrestaurant Rebstock geplant.
Bitte informieren Sie sich
vorab unter Tel.: 0781-41486
oder per Mail info@schwarzwaldweingut.de.
Die goldene Weinprobe:
Opfinger Winzer freuen sich
über Ehrenpreise
Die Opfinger Winzer unter
ihrem Vorsitzenden Günter
Linser sind stolz über den Ehrenpreis
des Badischen Weinbauverbandes,
mit dem wieder
viele Weine ausgezeichnet
wurden. „Ausgezeichnet muss
nicht teuer sein“, so die Winzer.
Bei der Badischen Gebietsweinprämierung
gab es
15 x Gold und 2 x Silber, die
DLG-Bundesweinprämierung
erbrachte 3 x Gold und 2 x
Silber. Die prämierten Weine
können in einer „Online-Weinprobe“
bestellt und vorgestellt
Weinlese im Schwarzwaldweingut Männle 1930 Foto: promo
32 KULTUR JOKER WEIN und KULTUR
dass ihre online-Bestellungen
pünktlich zu den Festtagen Ihr
Zuhause erreichen. „So klingt
der Erfolg“, lässt sich auch bei
den edelsüßen Wein-Raritäten
besonders genießen, viel mehr
als wir hier kundtuen können.
Dass der neue „Rebstück
rot“ gleich mit Gold bewertet
wurde, war selbst für die
Oberbergener eine faustdicke
Überraschung, die aber einen
ihrer Leitsprüche „Liebe zum
Wein und unserer Kaiserstühler
Heimat“ hiermit verwirklicht
sehen. Ab Mitte 2021 soll
es dann auch den „Rebstück
weiß“ geben. Voilà: Wie bereits
avisiert, viel mehr findet
sich auf der Homepage www.
bassgeige-wein.de. Es gibt
noch einen weiteren Grund,
selbst einmal Oberbergen zu
besuchen. Hier gibt es nämlich
seit dem Ende August dieses
Jahres am „Texaspass“ die offiziell
ausgezeichnete schönste
„Weinsicht“ mit dem „schönsten
Ort in ganz Baden“.
Blick auf die Weinberge von Oberbergen
Foto: WG Oberbergen
Vorsitzender der Opfinger Winzer Günter Linser freut sich
über die Ehrenpreise
Foto: promo
werden, beispielsweise am 12.
Dezember und am 16. Januar
2021.
Mehr Infos unter weinhausopfingen-shop.de
59 mal Gold und 20 mal Silber
gab es bei der Landesweinprämierung
insgesamt für die
Winzer*innen vom Tuniberg.
Hieran beteiligt die Winzergenossenschaften
aus Gottenheim,
Merdingen, Munzingen,
Nieder- und Oberrimsingen,
Tiengen und Waltershofen.
Coronabedingt haben sich
die Opfinger Winzer für Ihren
Wein-Liefer-Service etwas Besonderes
einfallen lassen. Ab 6
Flaschen beträgt der Versandkostenanteil
für ganz Deutschland
nunmehr nur noch 5 Euro,
ab 12 Flaschen ist er gänzlich
kostenlos.
Zuguterletzt noch ein kleiner
Anreiz für Naturfreunde
einmal Opfingen zu besuchen.
Bereits vor Jahren haben die
Opfinger Winzer mitten durch
die Reben einen informativen
Weinlehrpfad angelegt. Höhepunkt
ist der dortige Aussichtsturm,
der einen Rundumblick
über den Tuniberg, den
Schwarzwald und große Teile
des Breisgaus gewährt.
Weihnachtsangebote aus
Oberbergen: Die Kaiserstühler
sind einer der drei Staats-
Ehrenpreisträger
Sie suchen für 2020 nach
einem Lichtblick? Dann
schauen Sie doch einmal auf
die Website der Oberbergener-
Baßgeige! Die mit dem Ehrenpreis
ausgezeichneten dortigen
Weine sprechen für sich! Am
Sylvesterabend ist der Baßgeige
Sekt extrem trocken ein
ganz besonderes Vergnügen.
Bis zum 15. Dezember garantiert
die Genossenschaft,
Mit Leidenschaft und Begeisterung:
Der Landesehrenpreis
„Sekt“ geht nach
Burkheim
Im Winzerkeller Burkheim
gibt es trotz Corona viel Grund
zur Freude. Kellermeister
Dominik Schweizer und Geschäftsführer
Gert Schmidt
durften bei der Gebietsweinprämierung
des Badischen
Weinbauverbandes zum dritten
Mal nacheinander den Ehrenpreis
für den besten Sekt
entgegennehmen. Die Gala der
Preisverleihung, normaler Weise
immer Anfang November in
Offenburg, musste indes dem
„Shutdown light“ zum Opfer
fallen. Wer sich dafür besonders
interessiert, kann sich das
Video unter www.youtube/
com/watch?v=sWg-4migilg
auch jetzt noch anschauen.
Rotweine auf höchstem Niveau
gehören nach wie vor
zum Sortiment der Burkheimer.
Der 2017er Burkheimer
Schlossgarten Grande Reserve,
eine trockene Auslese aus
dem Barrique, erhielt den Preis
„Baden Top-Ten“ und auf internationaler
Ebene die Auszeichnung
MundusVini Gold.
FEINE WEINE,
STIMMUNGS-
VOLLE
ACCESSOIRES
WEINGUT LÄMMLIN-SCHINDLER
Müllheimer Str. 4 / 79418 Schliengen-Mauchen
Tel. 07635. 440 / www.laemmlin-schindler.de
SO KLINGT
JUNGER
GENUSS
N E U
K A I S E R S T U H L · B A D E N
WEIN und KULTUR KULTUR JOKER 33
Burkheimer Winzer: Gert Schmidt (GF) und
Dominik Schweizer (Kellermeitser) Foto: niessnerdesign
Ein vollmundiger Genuss zur
kalten Jahreszeit ist auch der
Burkheimer Winzerglühwein
„Nachtwächter“.
Ein Termin zum Vormerken
ist der 29. Januar 2021. Da gibt
es um 3nach7 eine virtuelle
Kellerführung. Geschäftsführer
und Kellermeister gewähren
einen beeindruckenden
Blick hinter die Kulissen und
die Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft
Kaiserstühler
Wein, Petra Littner, plaudert
auf lockere Art und Weise mit
der Weinprinzessin Kaiserstuhl-Tuniberg
Lea Tritschler.
Ein Probierpaket der außerordentlichen
Spezialitäten lässt
sich unter www.burkheimerwinzer.de
bestellen. Infos über
Öffnungszeiten und Weinproben
gibt es aber auch telefonisch
unter: 07662-9393-15
Weihnachten in Mauchen:
Festliches im Weingut
Lämmlin-Schindler und in
der Krone
Auch das VDP-Prädikats-
Weingut Lämmlin-Schindler
hat 2020 sehr unter der Corona-Krise
leiden müssen. Da wo
es sonst nicht nur erstklassige
Weine, sondern auch Kunsthandwerker-
oder Gartenmärkte
gibt, durfte in diesem Jahr
so gut wie nichts stattfinden.
Für die Festtage ist dennoch
im festlich geschmückten Gut
einiges angesagt. Weinverkostungen
sollten im reduzierten
Maße möglich sein, im Hof
gibt es genügend Platz und
auch Wärmelampen sind installiert.
Angeboten werden
Herrnhuter Sterne, Heimatund
Kochbücher, Sebastian
Wehrles Fotografien, Gayman-Drucke,
Drechselkunst
aus dem Schwarzwald sowie
Vasen, Kerzen und Geschenkartikel.
Wenn die Corona-Auflagen
über die Weihnachtstage
gelockert werden sollten, gibt
es mit der Mauchener Krone,
einem Kooperationspartner,
vom 24. bis 27. Dezember auch
festliche Menus, wenn nicht,
hierfür einen Abholdienst.
Die Krone ist übrigens in der
Region für ihre feinen veganen
Gerichte bekannt. Bestellungen
müssen in diesem Fall
indes bis zum 20. des Monats
aufgegeben werden. Sie brauchen
noch passende Weine und
Sekte zu den Festtagen? Dafür
gibt es ein Sterne- und sogar
ein 5-Sterne-Weinpaket zum
Mitnehmen. Das Weingut und
die Krone wünschen Fröhliche
Feiertage in Schliengen-
Mauchen. Mehr Infos sind zu
finden unter www.läemmlinschindler.de
Text: Sahar F. Kratz
Ihnen fehlt noch ein
Weihnachtsgeschenk?
Bei uns gibt es Gutscheine!
Das Adelhaus
Bio, regional, saisonal – unser Restaurant ist eine Oase für
vegetarischen Genuss. Dafür sorgen ökologisch produzierte Zutaten
aus der Region sowie eine entspannte Atmosphäre im Herzen der
Freiburger Altstadt. Wir freuen uns auf Sie!
ADELHAUS Bio Restaurant Café | Tel.0761 38388191 I www.adelhaus.bio
Weihnachten in Mauchen: Festliches im Weingut
Lämmlin-Schindler
Foto: promoeG
Prädestiniert.
Prämiert.
Prickelnd!
LANDESEHRENPREIS „SEKT“
Gebietsweinprämierung Baden
2020
Dort, wo Herkunft
den Genuss ausmacht.
WWW.BURKHEIMERWINZER.DE
Burkheimer Winzer am Kaiserstuhl eG | Winzerstraße 8 | 79235 Burkheim
auggener-wein.de
Täglich Gratis-Degustation
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-13 Uhr, So 10-13 Uhr
Kleinfeldele 1, 79424 Auggen, Tel.: 07631/3680-0
34 KULTUR JOKER NACHHALTIG
Verein Movement spendet und pflanzt Bäume
Neues sicheres Mädchen-Wohnheim von Stiftung Brücke in Burkina Faso bezogen
Schülerinnen vor dem farbenfrohen neuen
Mädchenwohnheim in Ouahigouya Foto © Georges Bazié
Die von islamistischen Gruppierungen
bedrohten Mädchen
im Norden Burkina Fasos haben
wieder ein sicheres Zuhause
in Ouahigouya gefunden.
Das neue „Foyer des jeunes
filles“ der Stiftung Brücke beherbergt
zur Zeit 37 Mädchen
und junge Frauen. Der Teninger
Verein Movement hat im September
10 große Bäume und 60
Bougainvilleen gespendet und
auf dem Gelände gepflanzt.
Nach dem Hilferuf von Stiftung
Brücke im März, hatte
Movement spontan seine Hilfe
angeboten. Der Teninger Verein
ist selbst in Burkina Faso tätig.
Dank der großen Spendenbereitschaft
konnte die Stiftung
Brücke den Kauf eines neuen
Geländes mit Haus in Ouahigouya
ermöglichen. Nun haben
Mitarbeitende von Movement
unter Leitung von Ibrahima
Ouedraogo vor Ort Bäume und
Büsche gepflanzt.
Das gekaufte Gebäude hat
eine Wohnfläche von rund 100
Quadratmetern. Zusätzlich hat
der Projektpartner von Stiftung
Brücke unter Leitung von Georges
Bazié ein Lehmgebäude mit
vier großen Schlafräumen und
Toiletten erstellt. Die Solaranlage
und die Brunnenanlage
aus Thiou, wo das Wohnheim
vorher war, werden am neuen
Ort installiert. Alle 30 umgezogenen
Bewohnerinnen gehen
wieder zur Schule. Damit kann
die fast 20-jährige Tradition des
„Foyer des jeunes filles“ fortgesetzt
werden. Mädchen und
junge Frauen aus abgelegenen
Dörfern können weiter ihren
Schulabschluss an weiterführenden
Schulen verfolgen und
entgehen so der Frühverheiratung.
In das neue Mädchenwohnheim
sind auch die sieben jungen
Frauen der Ausbildungs-
Wohngemeinschaft von Ouahi-
Bewohnerinnen
des Foyer des
jeunes filles pflegen
die von Movement
gepflanzten
Bougainvilleen. Im
Hintergrund rechts
sind Baumschößlinge
in Schutzkörben
zu sehen.
Foto © Georges Bazié
gouya eingezogen. Sie werden
Lehrerinnen oder erlernen
medizinische oder handwerkliche
Berufe. Mit dem Umzug
wird nicht nur die Miete für die
Wohngemeinschaft gespart,
sondern auch ein enger Kontakt
zwischen den Schülerinnen und
Absolventinnen des Foyer hergestellt.
Wer die Mädchen- und Frauenbildung
in Ouahigouya unterstützen
will, kann Spenden
unter dem Stichwort: „Mädchenbildung“
auf das folgende
Konto der Stiftung Brücke
überweisen,
IBAN DE12 1002 0500 0003
2474 04, BIC BFSWDE33BER.
Bitte geben Sie für die Spendenquittung
Ihre Anschrift an.
Weitere Infos: – www.stiftung-bruecke.de
und www.
movement-verein.org
„199 Rettungsringe gesucht“
Wildwasser-Kampagne für Mädchen* und Frauen*
Betroffene Kinder und Jugendliche
benötigen schnelle
und langfristige Hilfe, um nach
der erlittenen sexualisierten
Gewalt wieder Stabilität und
Sicherheit im Leben gewinnen
zu können.
Mit der Kampagne „199-Rettungsringe
gesucht“ wirbt der
Verein Wildwasser Freiburg
um neue Spender*innen für
die wichtige Arbeit mit Betroffenen
und deren Angehörigen
oder Bezugspersonen.
Wildwasser setzt sich gegen
den sexuellen Missbrauch von
Mädchen* und Frauen* ein.
Der Verein hatte bereits 2013
mit großem Erfolg die Kampagne
„99-Rettungsringe gesucht“
durchgeführt. Seit dem
Beginn der Kampagne im Juli
haben sich bereits 20 neue Paten
gefunden, über welche sich
der Verein sehr freut. Dennoch
hofft Wildwasser e.V. auf weitere
Unterstützung, um mit
der Hilfe engagierter Mitmenschen
die 199 zu erreichen.
Die Aktion wurde schon in
den Anfängen prominent unterstützt
von Ursula Cantieni,
Schauspielerin und bekannt
aus der Serie „Die Fallers“, Dr.
Dieter Salomon, ehemaliger
Oberbürgermeister der Stadt
Freiburg, Melanie Leupolz,
Fußball-Europameisterin 2013
und Olympiasiegerin 2016 und
Jean-Guihen Queyras, weltbekannter
Cellist.
Die Anfragen und der Hilfebedarf
der Betroffenen haben
in den letzten beiden Jahren
deutlich zugenommen.
Durch die nun eingetretene
„zweite Welle“ erlebt der Verein
weitere finanzielle
Einbußen durch ausfallende
Fortbildungen und
fehlende Spenden. Zudem
werden aktuell per
Videoberatung neue Formate
entwickelt, um bei
Kontaktbeschränkungen
dennoch Begleitung und
Prävention in Schulen anbieten
zu können.
„Unsere Hilfe ist gerade
jetzt für die Mädchen
essenziell, um sie auch in
der Krise intensiv begleiten
zu können“, sagt Dagmar
Stumpe-Blasel vom
Beirat des Vereins. Bereits
durch einen Beitrag von
15 Euro monatlich, kann Wildwasser
die kostenlosen Hilfen
für Mädchen* und Frauen*
besser sicherstellen.
Weitere Infos: Tel.
0761/33645, www.wildwasserfreiburg.de,
www.199-rettungsringe-gesucht.de
Spendenkonto: Wildwasser
e.V. | Sparkasse Freiburg |
IBAN DE44 6805 0101 0002
0447 89 | BIC FRSPDE66XXX
NACHHALTIG KULTUR JOKER 35
Mehr Nachhaltigkeit für städtische Lebensmittelieferant*innen
Die Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse bietet partizifistischen Ansatz und nachhaltigen Schwerpunkt
Nachhaltige und regionale Produkte sollten auf dem Speisezettel stehen
Nachhaltiges Essen ist zunehmend
in aller Munde – und
das nicht nur sprichwörtlich.
Doch wie sieht es in öffentlichen
Verpflegungseinrichtungen
der Stadt Freiburg aus?
Wo und wie nachhaltig werden
die bezogenen Lebensmittel
produziert? Und welche Möglichkeiten
gibt es dort zum
Ausbau der Nachhaltigkeit und
Regionalität?
Im Sommer 2020 stellte die
Grünen-Fraktion des Freiburger
Stadtrates genau diese
Fragen an die Stadt Freiburg.
Die Antwort aus dem Umweltdezernat
legte offen, dass der
Verpflegungsgrad in Schulen
und Kindergärten in Sachen
Nachhaltigkeit noch stark ausbaufähig
sei. Auch die Frage
nach dem Anteil von bio-zertifizierten
tierischen Produkten
kann nicht vollumfassend, sondern
lediglich aufgrund einer
Stichprobe beantwortet werden.
Offenbar gibt es bislang
keinen Kriterienkatalog, mit
dem die Beschaffung von Lebensmitteln
auf Nachhaltigkeit
gemessen werden kann.
Als „Green City“ hat Freiburg
den bundesweiten Ruf,
eine Stadt mit hohem Anspruch
in Bezug auf Nachhaltigkeit
zu sein. Doch die
Antwort auf die Anfrage der
Grünen-Fraktion zeigt, dass
Nachholbedarf in der Formulierung
des Anspruchs und in
der tatsächlichen Beschaffung
besteht.
Um den Anteil nachhaltig
produzierter Lebensmittel
steigern zu können, müssten
zunächst Kriterien für Nachhaltigkeit
gefunden und ein
entsprechender Mindeststandard
für Lieferbetriebe etabliert
werden. Naheliegend wäre es,
Foto: promo
ausschließlich auf Betriebe mit
Bio-Zertifikat zu setzen. Doch
die Kritik am EU-Bio-Label
nimmt zu. Vielen sind die Standards,
vor allem bei der Tierhaltung,
nicht ausreichend genug.
Auch Regionalität findet beim
Bio-Label und vergleichbaren
Für den Klimaschutz durch alle Zeiten
Der Freiburger Film „Dreisamlibellen“ bietet Tanz, Witz und eine politische Botschaft
Als Green City war Freiburg
eine der deutschen Städte mit
den größten Protesten für Klimagerechtigkeit.
Es wundert
also nicht, dass aus diesem
Umfeld nun ein Film kommt,
der auf kreative Weise deutlich
macht, dass Schluss sein
muss mit habgierigem Wirtschaften,
passiver Politik und
dem ständigen Wegschauen.
„Dreisamlibellen“ ist ein
Film von Felicia Jübermann,
ein Projekt des Freiburger
Theater- und Kulturvereins
PAKT e.V. und in seiner
Machart nicht einfach zu fassen.
Kunstwerk, Spielfilm,
Dokumentation und soziales
Engagement kommen zusammen.
Akteur*innen sind
Kinder und Jugendliche, die
Dreisamlibellen. Sie versuchen
die Dreisam im Jahr
2030 vor den ausbeuterischen
Machenschaften eines Investors
zu retten. Zusammen mit
vielen Unterstützer*innen, so
auch der Regisseurin Ana,
gehen sie auf die Straße und
skandieren den Ruf, der auch
die aktuelle Klimabewegung
kennzeichnet: „Wir sind hier,
wir sind laut, weil ihr uns die
Zukunft klaut.“ Dabei werden
Zukunft und Gegenwart
vereint. Die Dreisamlibellen
stoßen zur großen Freiburger
Klimademonstration 2019, um
ihr Leben in der Zukunft zu
verbessern und die Dreisam
vor dem Austrocknen und der
Verschmutzung zu bewahren.
Es geht um die Natur und sauberes
Trinkwasser für alle.
Das Projekt „Dreisamlibellen“
besteht bereits seit
drei Jahren und mit dem
Engagement vieler Menschen.
Über 200 Kinder und
Jugendliche wirkten in größeren
und kleineren Rollen
mit, studierten Tanzchoreografien
ein oder spielten als
Schauspieler*innen. Auch
in die Arbeit am Film waren
die Kinder eingebunden. Regisseurin
Felicia Jübermann
zeigt sich begeistert über die
Zusammenarbeit und das
Interesse: „Wir haben hier
die wunderschöne Dreisam,
das Wetter, die Jahreszeiten
und unglaublich tolle Kinder
und Jugendliche! Dann
kommen die Tänzer*innen,
Schauspieler*innen und
Kreativschaffende dazu. Das
alles zusammen ergibt einen
grenzenlosen Pool an Kreativität,
Storys, Szenen
für ein Filmprojekt.“
Obwohl das Projekt
ohne Filmförderung
auskommen
musste, konnten
kreative Lösungen
gefunden werden.
Auch ergaben sich
einige Kooperationen
und Partnerschaften,
etwa mit
dem Kulturamt
Freiburg oder der
INTA-Stiftung. Der
Tanzraum Freiburg,
d a s Kom mu nale
Kino oder die Vhs
Freiburg zeigten
sich neben anderen
als tatkräftige Unterstützer.
Filmpremiere soll
am 10. Januar 2021 in den
Blackforest Filmstudios in
Kirchzarten sein. Aufgrund
der unsicheren Coronasituation
ist die Terminierung
jedoch vorläufig. Auch wird
über eine Crowdfunding-
Kampagne noch um Spenden
für die Produktion gebeten.
Weitere aktuelle Infos und
Spendenmöglichkeit: www.
dreisamlibellen.com
Standards keine Berücksichtigung.
Es gibt bereits Instrumente,
denen ein ganzheitlicheres Verständnis
von Nachhaltigkeit
zugrunde liegt. Darunter die
Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse.
Mit diesem Tool können
landwirtschaftliche Betriebe auf
ihr Wirtschaften in Bezug auf
soziale, ökologische und regionalwirtschaftliche
Leistungsfaktoren
hin analysiert werden.
Dazu gehört z.B. die Ausbildung
junger Menschen, faire Bezahlung
oder der Aufbau von Bodenfruchtbarkeit.
Denkbar wäre es auch, einen
Schritt weiter zu gehen: Gemeinsam
mit der Regionalwert
AG Freiburg, der Betreiberin der
Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse,
könnten in Workshops,
auch unter Beteiligung von
Bürger*innen, Kennzahlen und
Grenzwerte in der Nachhaltigkeitsanalyse
individuell für die
Stadt Freiburg angepasst werden.
Es wäre ein partizipativer Ansatz,
mit dem Freiburg selbst entscheidet,
nach welchen Kriterien
die Lieferbetriebe der städtischen
Kantinen und Mensen, nicht zuletzt
in Kindergärten und Schulen,
ausgewählt werden.
Fotos: Christian Steinhauser
Das WIR
schafft
Energie
36 KULTUR JOKER NACHHALTIG
Direkthilfe für Menschenwürde
Nachhaltig eindrucksvolle Musikvideo-Aktion des Freiburger
Künstlers Jörg Hofmann
Was ist der Wert von Musik?
Von Kultur? Diese Fragen stellen
sich derzeit in mehrfacher
Hinsicht. Die Einnahmen von
Musikern durch Streamingdienste
sind in den meisten
Fällen gering und Livekonzerte
sind unter Pandemieauflagen
gar nicht oder nur subventioniert
möglich. Schwierige
Zeiten für das Herz einer Gesellschaft
– die Kultur.
Der Freiburger Künstler Jörg
Hofmann, bekannt als Kopf des
renommierten Ensembles madrugá
flamenca und Leiter des
Zentrums für Flamencokunst
La Soleá legt mit seiner zweiten
Musikvideo-Hilfsaktion einen
hoffnungsvollen, gleichsam
musikalisch-ästhetischen sowie
auch gesellschaftspolitisch relevanten
Entwurf vor, der weit
mehr ist, als ein Rumgehen mit
dem Hut: Der vom Multiinstrumentalisten
selbst geschriebene,
produzierte und filmisch
inszenierte Titel „Irgendwann“
thematisiert den Triumph der
Liebenden über den nahen Tod,
diese Befreiung ermöglicht die
Versöhnung mit dem Leben,
das dadurch in ihrer Vorstellung
nochmals und für immer
in voller Pracht erblüht:
nehmen wir mal, es wäre anders
/ nehmen wir mal an, wir
hätten zeit / nehmen wir mal
an, es wäre frühling / und viele
bunte blüten auf deinem kleid
Die ganz eigene minimalistische
und metaphorisch aufgeladene
Arthouse-Ästhetik
des Films entfaltet ihre Wucht
nicht durch Farbenpracht und
Reizflut gängiger Mainstream-
Videos sondern durch ihren
freien Blick und die kommerzielle
Unabhängigkeit des Künstlers.
Diese Unabhängigkeit erreicht
Jörg Hofmann, weil er
dieses sprachlich-musikalischästhetische
Gesamtkunstwerk
ohne eigenen finanziellen Gewinn
und daher frei von Erfüllungsdruck
vollständig in
den Dienst einer eigens hierfür
gestarteten Hilfsaktion auf
Deutschlands größter Spendenplattform
„betterplace“ stellt.
Als Wertschätzung für seine
Arbeit sammelt er auf diese
Weise Geld für Organisationen,
die obdachlose Jugendliche, Erwachsene
und alte Menschen
unterstützen. Jeder, der möchte,
ist dazu eingeladen, hierbei
durch Weiterleitung und/oder
Spenden behilflich zu sein.
Die gesellschaftliche Vision
hinter dem Titel der Aktion
„Musik für Leben - Direkthilfe
für Menschenwürde“ ist
eindeutig: Wenn wir langfristig
nachhaltig denken und
handeln, wird allein die gegenseitige
Unterstützung,
die Erkenntnis, dass wir nur
gemeinsam Mensch sind und
wie gut sich das anfühlt, zu
einem friedlichen und für alle
lebenswerten Gleichgewicht
führen. Empathie, Mitgefühl
und Nächstenliebe sind nicht
schmückendes Beiwerk einer
echten Hochkultur, sondern
ihre Voraussetzung! Freiheit,
gerade auch in der Kunst, ist
ihre Nahrung, um zu wachsen.
Was ist uns eine Kultur der
Freiheit, was ist uns die Freiheit
in der Kultur wert?
Jörg Hofmann
Die Musik verklingt, doch die
kurze, wohltuende Umarmung
einer Vision schwingt weiter
und weiter … „irgendwann“.
Weitere Infos: Spendenaktion
„Direkthilfe für Menschenwürde“:
https://betterplace.org/
f36175
Jörg Hofmann: www.joerghofmann.com
| www.la-solea.
de | www.madruga-flamenca.
de
Fotos: Ellen Schmauss
Neues Projekt Fahrradwerkstatt
Jugend- und Bürgerforum Haus 197 e.V. in Freiburg
Herausgeber:
Art Media Verlagsgesellschaft mbH
Auerstr. 2 • 79108 Freiburg
Redaktionsleitung (V.i.S.d.P.):
Christel Jockers
Redaktion:
Cornelia Frenkel
Peter Frömmig
Annette Hoffmann
Marion Klötzer
Erich Krieger
Nike Luber
Fabian Lutz
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u.a.
Terminredaktion:
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Das Copyright für vom Verlag gestaltete
Anzeigen und Artikel liegt beim Verlag.
Nachdruck, auch nur auszugsweise, nur mit
schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte,
Fotos, Vorlagen und für Programmhinweise
kann keine Garantie übernommen werden,
sie sind aber herzlich willkommen.
Das Haus 197 in der Schwarzwaldstraße
197 in Freiburg startet
das neue Projekt: „Fahrradwerkstatt“.
Neben dem Mobilen Jugendzentrum
„Heimspiel“ auf Rädern,
unterwegs an der Dreisam,
am Kappler Knoten und am ZO,
gibt es nun auf dem Außengelände
eine Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt.
Einerseits lernen Jugendliche
von einem ausgebildeten
Arbeitserzieher, wie aus Schrott
wieder funktionsfähige Fahrräder
entstehen. Auf der anderen
Seite richtet sich das Angebot
an geflüchtete Menschen (z.B.
in den Wohnheimen am Kappler
Knoten und in der Höllentalstraße).
Für mehr Mobilität im Alltag
werden ihnen hier reparierte
Räder zur Verfügung gestellt
und sie können lernen, diese
auch selbst zu reparieren.
Die Werkstatt steht zweimal in
der Woche für die Öffentlichkeit
zur Verfügung: Zukünftig kann
Jede*r unter Anleitung und Hilfestellung
das eigene Fahrrad
selbst reparieren. Das Werkzeug
darf benutzt werden, gebrauchte
Ersatzteile finden sich womöglich
im Lager und Verschleißteile
können zum Selbstkostenpreis
erworben und verbaut werden.
Die Selbsthilfewerkstatt will
auch Treffpunkt im Freiburger
Osten sein.
Öffnungszeiten: samstags 10
bis 15 Uhr und mittwochs 14 bis
18 Uhr. Infos: www.haus197.de/
fahrradwerkstatt/.
Fotos: promo
Nachhaltig KULTUR JOKER 37
Hohe Qualität und innovative Technik
Den Klimahäusern Schallstadt beim Wachsen zusehen
Fotos: promo
Im August hat der erste Bagger
seine Zähne ins Erdreich
der Schallstadter Weiermatten
gegraben; dort, wo vier aneinandergereihte
Klimahäuser als
Schallschutzriegel die dahinter
entstehende Ortsmitte gegen
das bereits bestehende Gewerbegebiet
abschirmen werden.
Mittlerweile lässt die Baustelle
bereits deutliche Konturen
erkennen. Die Rohbauarbeiten
am Erdgeschoss haben begonnen,
man kann den Plusenergie-Klimahäusern
regelrecht
beim Wachsen zusehen.
Bauträger ist der Freiburger
Solar-Architekt Rolf Disch,
der mit dem Heliotrop und der
Solarsiedlung im Freiburger
Stadtteil Vauban die Plusenergie-Bauweise
erfand, die er
jetzt in Schallstadt noch weiterentwickelt.
Angefangen bei der emissionsfreien
Tiefgarage, in
der ausschließlich Elektro-
Fahrzeuge Platz finden werden;
mit einem Anschluss für
elektrische Ladestationen an
allen Stellplätzen. Oder das
innovative „Kalte Nahwärmenetz“
der Energiedienst AG,
das weitere der neuen Gebäude
der Schallstadter Ortsmitte
mitversorgen wird. Und natürlich
ist beim Solar-Architekten
die Sonne ausschließliche Energiequelle
für Wärme, Strom
und Mobilität.
Hohe Qualität bei niedrigeren
Preisen
Während überall in Freiburg
und im Umland die Quadratmeterpreise
in schwindelnde
Höhen klettern, bleibt in
Schallstadt der Quadratmeterpreis
vergleichsweise moderat.
Und dies, obwohl sich im Plusenergiehaus
in hohem Maße
Nebenkosten einsparen lassen.
Zudem wird der hohe Energiestandard
„KfW-40-plus“ staatlich
gefördert mit bis zu 30.000
€ pro Wohneinheit.
„Beim bezahlbaren Wohnen
muss man die Mobilität mitbedenken“,
so Rolf Disch. „Die
Reduktion von KFZ-Stellplätzen,
vor allem in Tiefgaragen,
spart große Summen. Wir stellen
mit Car- und Bike-Sharing
die notwendige Mobilität zur
Verfügung.“
Es geht also auch anders. So
verwundert es nicht, dass nur
noch 13 der 83 Wohnungen
zum Verkauf stehen.
Infos: www.klimahäuserschallstadt.de
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Empfohlen von:
38 KULTUR JOKER NACHHALTIG
Atom-Spin auf dem Klimakrisen-Trittbrett
Atomlobbyisten bekommen irritierend oft eine mediale Bühne, um ihren mehrfach widerlegten Mythos, Atomkraft
sei ein Klimaretter, mit großer Reichweite zu ventilieren
Lange haben „die Medien“ die
Rufe der Klimaschutz-Aktiven
nach Berichterstattung zur Klimakrise
konsequent überhört.
Selbst über Klimabrände und
Wetterextreme wurde oft mit
quotenheischenden Bildern und
emotionalisierender Sprache berichtet,
ohne das K-Wort auch nur
zu erwähnen. Das Muster „Keine
Einordnung, weil die Agentur
sie nicht mitliefert“ zieht sich
wie ein roter Faden durch die
Berichterstattung.
Obwohl eine Umfrage kurz
vor der letzten Bundestagswahl
belegte, dass die Klimakrise auf
Platz Eins der Sorgen der Menschen
rankte, kam das Thema
medial schlicht nicht vor, bis die
Schulstreiks eine Trendwende
einleiteten.
Doch kaum dass die Rufe der
Leserschaft erhört werden, fällt
auch der gewichtige Trittbrettfahrer
auf, der zunehmend häufig
auf dem Klimazug mitfährt:
Atomlobbyisten bekommen irritierend
oft eine mediale Bühne,
um ihren mehrfach widerlegten
Mythos, Atomkraft sei ein Klimaretter,
mit großer Reichweite
zu ventilieren.
„Brauchen wir Atomkraft,
um den Klimawandel zu stoppen?“
fragte das neue Video des
funk-Formats „Kurzgesagt“, das
im Auftrag des ZDF für „funk“
produziert wird. Unbedarfte
aus der jungen Zielgruppe werden
vermutlich „eigenständig“
zu der Überzeugung kommen,
die rhetorische Frage mit „Ja“
zu beantworten, weil ihnen das
Fachwissen fehlt, das Spiel zu
durchschauen. In Wort und Bild
wird suggeriert, es bestünde eine
Notwendigkeit für Weiterbetrieb
und Neubau von AKW. Der Plot
gipfelt in der Aufforderung, das
zu akzeptieren: „…je länger wir
das nicht akzeptieren desto härter
wird der Kampf.“
Erneuerbare werden marginalisiert
Der Filmbehauptetmanipulativ,
dass wir „etwa im gleichen
Tempo Atomkraftwerke vom
Netz genommen haben wie wir
erneuerbare Energien hinzugefügt
haben.“ Eine grob verzerrte
Darstellung, insbesondere im Betrachtungszeitraum
2000 – 2019,
auf den der Film sich bezieht. Die
Zahlen zeigen, dass die Stilllegungen
der Atomanlagen, die das
Ende ihrer technischen bzw. wirtschaftlichen
Betriebszeit erreicht
haben, durch den AKW-Zubau
im gleichen Zeitraum gerade einmal
ausgleichen konnten. Mehr
als ein Zuwachs von 8% war in
19 Jahren nicht drin (2600 TWh
→ 2800 TWh).
Zeitgleich legten die Erneuerbaren
um 145% zu (2900 TWh
→ 7000 TWh). Um den Eindruck
zu erzeugen, die ganze
Energiewende sei für die Katz,
wird weggelassen, dass a) die
Stromproduktion insgesamt um
73% gestiegen ist, b) dass die
Atomkraft seit mehr als 60 Jahren
massiv gefördert wird und
ihr Beitrag zum Wachstum trotzdem
nur minimal ist und c) dass
die wachstumsstarken Erneuerbaren,
PV und Windkraft, erst
vor rund 20 Jahren Zugang zum
Strommarkt bekamen. Sie haben
ihr großes Potenzial längst nicht
ausgeschöpft. Es gibt eine Reihe
Die Seiten NACHHALTIG werden unterstützt von:
Peer-Review-validierter Studien
die belegen, dass eine 100%
Erneuerbare Energieversorgung
möglich ist - sowohl hier als auch
weltweit. Keine dieser Studien
wird in dem Film zitiert oder in
den Quellen genannt.
Desinformationzur Windkraft
in Deutschland
Schleichwerbung - Atomspin auf dem Klimakrisen-Trittbrett
Stattdessen wird nach dem Rosinenpicker-Prinzip
behauptet,
BRD-„Windenergie gleicht nur
die fehlende Atomkraft aus, statt
Kohle zu ersetzen“. Das ist falsch.
Im Betrachtungszeitraum sank
die Atomstromproduktion um 95
TWh. Im selben Zeitraum legte
allein die Windkraft um 116 TWh
zu. Dazu kamen 89 TWh aus
weiteren regenerativen Quellen.
In den 19 Jahren, auf die sich der
Film bezieht, steht der Abnahme
von Atomkraft um 95 TWh also
eine Zunahme von Erneuerbaren
um 205 TWh gegenüber.
Eine weitere öffentlich zugängliche
Quelle, die der Film leider
nicht nutzt (energy-charts.info),
belegt den anhaltenden Zuwachs
der Erneuerbaren. Sie liefern
2020 mehr als alle fossil-atomaren
Quellen zusammen. Richtig
ist also, dass die Erneuerbaren
nicht nur Atomstrom sondern
auch Kohlestrom ersetzt haben.
Problem aber ausschließlich im
Kontext mit Wasserkraftwerken:
“Regnet es in einem Jahr aber
wenig, kann das zu Engpässen
führen“ und suggeriert nachfolgend:
“Wir scheinen also Atomenergie
zu brauchen“, grad so, als
ob das Niedrigwasser der Flüsse
die AKW nicht beträfe.
Foto: promo
Auch im Winter kommt es im
Musterschüler-Atomland immer
wieder zu Engpässen. Seit
2008 fordert der Netzbetreiber
RTE seine Kunden regelmäßig
auf, die Verbrauchsspitzen zu
dämpfen und Strom zu sparen.
Dennoch kommt es immer wieder
zu großflächigen Stromausfällen,
bei denen mehrere Hunderttausend
im Dunkeln sitzen.
Mit keinem Wort wird erwähnt,
welche großen Probleme Frankreich
mit seinem einzigen AKW-
Neubauprojekt, mit der gesamten
Reaktorbausparte und der Zulieferindustrie
für Ersatzteile hat.
Der Creusot-Skandal hat massive
Auswirkungen auf die gesamte
Atomwirtschaft weltweit. Kein
Wort darüber, dass trotz vollmundiger
Versprechen das Halten des
Status Quo der Nuklearkapazitäten
auf Kosten der Sicherheitsmargen
geht und dass trotzdem
Frankreichs Schlüsselindustrie
als ein riesiges Milliardengrab
sogar den Staatshaushalt in Bedrängnis
bringt. Das auch nur als
„Teil der Lösung“ zu deklarieren
ist unredlich.
Das französische Stromversorgungssystem
ist auf Kante genäht,
die Stromausfallquote liegt
seit Jahren rund vierfach über
der deutschen, obgleich hierzulande
mittlerweile über 50% des
Stroms aus erneuerbaren Quellen
stammt. Die Phasen, in denen
große Teile des französischen
AKW-Parks nicht verfügbar sind,
mehren sich. Wenn im Winter
französische Stromheizungen
mit Import-Kohlestrom betrieben
werden, besteht kein Anlass,
Atomkraft als „die Lösung“ der
Klimakrise zu proklamieren.
Gerade Frankreich ist auch ein
Beispiel dafür, dass trotz bester
geographischer Bedingungen
die Erneuerbaren politisch zurückgedrängt
werden. Der Anteil
der Windkraft lag 2019 bei
mageren 6%, die Solarenergie
lieferte gerade 2%. Im Film wird
verschwiegen, dass im Interesse
der Atomindustrie die wesentlich
günstigeren Erneuerbaren
klein gehalten werden. Weitere
Beispiele, die dasselbe Muster
zeigen: Ungarn (Atom: 48%,
PV 4,1%, Wind 2,2%), Belgien
(Atom: 48,7%, PV 4,4%, Wind
10,6%), Slowakei (Atom: 59%,
PV 0%, Wind 2,2%), Ukraine
(Atom: 54%, PV 1,9%, Wind
1,2%).
Als zweiter Musterschüler wird
Schweden genannt. Die im Film
angegebenen „fast 40 % Atomstrom“
weichen deutlich von den
Zahlen der IAEA ab, die für 2019
nur 34% angibt. Die Abschaltung
von Ringhals 2 im Dez 2019
wird sich auf die 2020er Bilanz
auswirken. Von 13 schwedischen
Reaktoren sind mittlerweile 6
endgültig abgeschaltet, im Dezember
2020 folgt mit Ringhals
1 der 7-te. Der Betrieb ist nicht
mehr wirtschaftlich, so Vattenfal.
Bezeichnend, dass behauptet
wird: „die Länder mit der meisten
Atomenergie haben derzeit die
sauberste Elektrizität“, während
die verlinkte Tabelle ebenso gut
AboOnline:
Per Klick zur
RegioKarte
Jederzeit bequem Zugriff aufs Abo unter
vag-freiburg.de/aboonline
Atom-Musterschüler
Grob irreführend ist die Aussage:
„Länder wie Frankreich
haben aber gezeigt, dass es trotz
der Nachteile möglich ist Atomenergie
als Teil der Lösung einzusetzen.“
Gerade dort wachsen
die Probleme im alternden
Kraftwerkspark. AKW fallen
im Sommer aus, wenn bei Dürre
das Kühlwasser der Flüsse nicht
reicht. Der Film nennt dieses
Nachhaltig KULTUR JOKER 39
den entgegengesetzten Schluss
zulässt: In 5 der 11 aufgeführten
Länder lag die fossile Stromerzeugung
bei über 30%, bei zweien
sogar über 50%. Deutschland,
das nach dieser Darstellung nicht
zu den Vorzeige-Ländern gehört,
liegt Ende 2020 bei 35%.
Umgang mit Quellen
Ein eklatantes Beispiel für Rosinenpickerei
findet sich bei dem
aus dem Zusammenhang gerissenen
Zitat der Union ofconcernedScientists
UCSUSA. Ein Satz
aus einem Artikel der sich mit
„schwerwiegenden wirtschaftlichen
und sicherheitstechnischen
Problemen“ der Atomkraft befasst,
soll die Eingangsthese des
„Kurzgesagt“-Films unterfüttern,
„immer mehr Stimmen aus der
Wissenschaft und dem Umweltschutz“
hielten Atomkraft für einen
Klimaschützer. Dabei weist
der Artikel u.a. darauf hin, dass
mehr als 1/3 des US Atomkraftwerksparks
unwirtschaftlich arbeitet.
Die UCSUSA beobachtet,
dass der Kostendruck der durch
die günstigeren Alternativen
verursacht wird, die Wirtschaftlichkeit
der Atomkraft bedroht.
Dieser Druck, so kritisiert die
UCSUSA, treibt die Industrie an,
Sicherheitsstandards zu reduzieren.
Nichts von den Erkenntnissen
der benannten Zitatquelle
findet sich in dem „Kurzgesagt“-
Film wieder. Stattdessen werden
Dinge behauptet wie: „die Zahlen
legen also nahe, dass wir die
Atomenergie brauchen um unsere
Stromversorgung möglichst kohlenstofffrei
zu bekommen.“
Neue Reaktorkonzepte – die
Illusion verfügbarer Lösungen
Äußerst problematisch ist die
gewagte These, es gäbe „heute
vielversprechende neue Konzepte“.
Hier wird die Illusion
der Verfügbarkeit von Lösungen
erzeugt und falsche Hoffnungen
werden geweckt, denn diese
„Konzepte“ sind keineswegs neu.
Der Nachweis für ihre Machbarkeit
fehlt, obgleich einige davon
bis in die 1940er und -50er Jahre
zurückreichen. Das als „vielversprechend“
darzustellen ist einseitig.
Das Lösungspotenzial ist
keineswegs so unumstritten, wie
es der Film glauben machen will
und es gibt viele, seriöse kritische
Stimmen, welche massive Zweifel
an der Realisierbarkeit dieser
theoretischen Konzepte äußern.
Wer diese ignoriert, muss sich
den Vorwurf der Verzerrung gefallen
lassen.
Eine ausführliche Analyse finden
Sie unter www.freitag.de/autoren/evastegen
Eva Stegen
Ein Lächeln schenken und gewinnen
Advents-Spendenaktion Lächel-Los der Deutschen Cleft Kinderhilfe e.V.
Kinder mit angeborener
Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
haben einen schweren Start ins
Leben – insbesondere, wenn
sie in Ländern aufwachsen,
in denen sie keinen Zugang
zu medizinischer Behandlung
haben. Die Freiburger Hilfsorganisation
Deutsche Cleft
Kinderhilfe e.V. setzt sich für
die „Spaltkinder“ ein – aktuell
mit der bundesweiten Spendenaktion
„Lächel-Los“. Die
Aktion läuft vom 1. bis zum
24. Dezember. Jeder der helfen
möchte, kann unter www.
laechel-los.de Lose bereits ab
1 Euro erwerben und damit
einen Beitrag für die erforderlichen
Operationen leisten.
Der Erlös kommt betroffenen
Kindern in Asien, Südamerika
und Ostafrika zu Gute. Erfahrene
einheimische Chirurgen
und langjährige Kooperationspartner
der Deutschen Cleft
Kinderhilfe e.V. nehmen die
Eingriffe vor Ort vor.
Ria und ihre Mutter haben allen
Grund zu strahlen. Von der
Lippenspalte, die Rias Gesicht
noch bis vor kurzem entstellte,
ist nichts mehr zu sehen.
Ria wurde im Hilfsprojekt der
Ein neues Lächeln für Ria
Deutschen Cleft Kinderhilfe
e.V. in Bangladesch operiert.
Nach der Lippen-Operation
folgte noch ein zweiter Eingriff,
da Ria auch eine Gaumenspalte
hatte. Jede Operation hat 250
Euro gekostet und nicht länger
als eine Stunde gedauert.
Die Gewinne werden von
Plus Dental und Heitlinger Genusswelten,
den Unternehmenspartnern
der Deutschen Cleft
Kinderhilfe e.V., zur Verfügung
gestellt. Zu gewinnen gibt
es zweimal eine Zahnkorrektur
von PlusDental mittels digitaler
Zahnmedizin im Wert von bis
zu 2.690 Euro, zwei Starter-
Blut spenden und den Winter genießen
Dezemberaktion mit „Glühwein für Zuhause“ in der Blutspendezentrale
In diesem Jahr ist vieles anders.
Und vieles wie immer.
Wie immer benötigen Menschen
mit Krebserkrankungen,
nach schweren Unfällen
oder bei großen Operationen
Blutprodukte. Deshalb sind
Blutspender*innen nach wie
vor Lebensretter und werden
dringend gesucht. Als kleines
Dankeschön spendiert die
Blutspendezentrale des Uniklinikums
im Dezember allen
Blutspender*innen eine Bio-
Glühweingewürzmischung für
den Genuss zu Hause.
Spenden mit Termin
Unter www.blutspendeuniklinik.de
können sich
Spendenwillige online einen
Termin buchen. Auch
„Glühwein für Zuhause“ in der Blutspendezentrale Foto: promo
Foto: Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V.
Sets happybrush-Schallzahnbürste
und einen Gutschein
über zwei Übernachtungen im
Komfort-Doppelzimmer inklusive
Frühstück im 4 Sterne
Superior Hotel Heitlinger Hof.
Spenden, gewinnen, Lächeln
schenken: www.laechel-los.de
Erstspender*innen können sich
dort registrieren und anschließend
an der Terminvergabe
teilnehmen. Hilfreich ist es,
auch den Spenderfragebogen
zuhause auszufüllen und mitzubringen.
Erstspender können
ihren Aufenthalt zudem
verkürzen, indem sie sich den
notwendigen Aufklärungsfilm
bereits zuhause ansehen.
Spontanes Spenden bleibt bis
auf weiteres ebenfalls möglich.
Die Blutspendezentrale weist
darauf hin, dass die Sicherheitsmaßnahmen
erhöht sind
und vor Ort eine Einlasskontrolle
besteht. Deswegen kann
es auch mit Termin zu Wartezeiten
kommen. Potentielle
Spender*innen können sich auf
der Webseite über die aktuellen
Vorgaben informieren.
Bei jeder Blutspende werden
der Personalausweis und
nach Möglichkeit der Impfpass
benötigt. Spender*innen müssen
zwischen 18 und 68 Jahre
alt sein (Erstspendende bis 60
Jahre). Männer können alle 8
Wochen, Frauen alle 12 Wochen
zur Blutspende kommen.
Infos sowie Zugang zum Terminmodul:
www.blutspendeuniklinik.de.
Öffnungszeiten
Blutspendezentrale: Mo & und
Di 8-15 Uhr; Mi & Do 12-19
Uhr; Fr & Sa 8-13 Uhr.
G
m
b
H
40 KULTUR JOKER Gesundheit
„Wir brauchen globale Solidarität“
Operieren in Afrika e.V. gründet College in Burkina Faso
Eltern, ihre Kinder zur Schule
zu schicken“, betont Prof. Dr.
Bernhard Rumstadt, 1. Vorsitzender
des 2002 gegründeten
Vereins und ergänzt: „Wir
brauchen globale Solidarität
und sehen unsere Arbeit auch
als gelebte Völkerverständigung
mit Menschen, die in
einem der ärmsten Länder der
Erde nicht das Glück haben,
eine ausreichende Bildung und
ein wirkungsvolles Gesundheitssystem
zu haben.“ Der
Chefarzt der Chirurgischen
Klinik im Ev. Diakoniekrankenhaus
in Freiburg baut mit
dem von ihm ins Leben gerufenen
Verein die Kliniken
vor Ort zu einer Plattform für
effektive Kurzeinsätze von
internationalen chirurgischen
Spezialisten aus und stellt mit
den Kliniken auch die Grundversorgung
der örtlichen Bevölkerung
sicher. In gemeinsamer
Arbeit mit afrikanischen
Ärzten und Pflegern wurde
2004 eine eigene chirurgische
Klinik eröffnet. Mit der 2018
in Betrieb genommenen Geburtshilfeklinik
konnte die
Säuglingssterblichkeit von 81
pro 1000 Geburten (durchschnittliche
Rate in Burkina
Faso) auf 6 pro 1000 Geburten
gesenkt werden.
Spendenkonto: Deutsche
Apotheker- und Ärztebank
Mannheim; IBAN DE43 3006
0601 0005 4292 50; BIC DAA-
EDEDDXXX
Endlich Schule! Die Kinder freuen sich auf den Unterricht
Die Corona-Pandemie verschärft
in vielen Regionen
dieser Welt Armut und Not.
Was dabei immer mehr in den
Hintergrund tritt ist das große
Leid extrem armer Länder. Da
dies neben der medizinischen
Versorgung auch die Bildung
der Menschen betrifft, hat der
seit 2001 aktive medizinische
Entwicklungsarbeit leistende
Freiburger Verein Operieren
in Afrika e.V. bereits 2006 mit
dem Bau einer Grundschule
seinen Wirkungskreis im afrikanischen
Burkina Faso ausgeweitet.
Jetzt wurde direkt
neben der Grundschule in der
Provinz Sissili im Süden des
Landes ein College für insgesamt
240 Kinder in Betrieb
genommen.
Das feierlich eingeweihte
Gebäude wurde von dem Team
um den bekannten Architekten
Francis Kere errichtet, das
Mobiliar von einheimischen
Handwerkern hergestellt.
Nachdem der Verein auch die
Bücher und die von einheimischen
Nähern gefertigte Schulkleidung
stellen konnte, hat
das burkinesische Bildungsministerium
die Lehrkräfte
© Operieren in Afrika e.V.
zur Verfügung gestellt. Die
erste Klassenstufe (60 Kinder
– 30 Mädchen und 30 Jungen)
konnte bereits mit dem Unterricht
beginnen.
Mit den vom Verein vermittelten
individuellen Patenschaften
konnten bis heute
250 der ärmsten Kinder
eine regelmäßige Ernährung,
ausreichende Kleidung und
Lehrmittel ermöglicht werden
„Jede Spende kommt zu 100%
bei den Menschen an und erlaubt
es uns auch das tägliche
Mittagessen zu finanzieren –
ein wichtiger Anreiz für die
Professor Dr. Bernhard Rumstadt, 1. Vorsitzender des
Freiburger Vereins Operieren in Afrika e.V.
© Ev. Diakoniekranenhaus
Erfolg für Klimaschutzprojekt im Gesundheitswesen
„Klimaretter – Lebensretter“: Stiftung viamedica präsentiert Erfolgsbilanz
Anerkennung für die
Klimaretter*innen im Gesundheitswesen:
Zum Ende
der ersten Laufzeit zieht die
Stiftung viamedica positive
Bilanz des vom Bundesumweltministerium
geförderten
Projekts „Klimaretter – Lebensretter“:
Rund 90 Unternehmen
der Branche mit mehr
als 4.650 Beschäftigten haben
teilgenommen und bisher über
720 Tonnen CO2 vermieden –
mit einfach umsetzbaren Maßnahmen
im Arbeitsumfeld. Ab
2021 geht die Challenge um
die besten Klimaretter*innen
im Gesundheitswesen in die
zweite Runde.
Erfolgreich zum Klimaretter
Die Stiftung viamedica präsentiert
nach den ersten drei
Jahren Projektlaufzeit mit der
Erfolgsbilanz die Entwicklung
des Projekts hin zu einem sehr
beliebten Klimaschutzprojekt
für das Gesundheitswesen,
das die Beschäftigten spielerisch
zu mehr Klimaschutz
und Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz
motiviert. Sie zeigt
anschaulich, wie erfolgreich
und innovativ zahlreiche Betriebe
des Gesundheitswesens
das im Rahmen der Nationalen
Klimaschutzinitiative geförderte
Projekt umgesetzt und
die Challenge vom Lebensretter
zum Klimaretter angenommen
haben.
Dabei konnten die 90 teilnehmenden
Betriebe und
Einrichtungen von den nachhaltigen
Projektvorteilen
profitieren: So wurden die
insgesamt rund 4.650 teilnehmenden
Beschäftigten aktiv in
den Klimaschutzprozess der
Unternehmen mit eingebunden
sowie das Teambuilding
und die Mitarbeitermotivation
gefördert. Im Rahmen der
Verleihung der Klimaretter-
Awards konnte die Teilnahme
zudem öffentlichkeitswirksam
genutzt werden. Mit mehr als
720 Tonnen vermiedenes CO2
sowie der Einsparung an Energie
und Ressourcen erreichten
die Betriebe obendrein einen
positiven Umwelteffekt. Und
manche Betriebe konnten das
Projekt als Mitarbeiterschulung
in die ISO 50.001, ISO
14.001 oder EMAS-Zertifizierung
einfließen lassen.
Fortsetzung folgt ab 2021
Auch ab nächstem Jahr wird
das Online-Tool unter www.
klimaretter-lebensretter.de seinen
Weg erfolgreich weiter gehen
und die Beschäftigten im
spielerischen Wettbewerb für
den effizienten Umgang mit
Energie und Ressourcen sensibilisieren.
„Wir freuen uns auf
die zweite Projektphase mit
vielen neuen Akteur*innen der
Branche, die sich gemeinsam
für den Klimaschutz engagieren“
betont Prof. Franz Daschner,
Gründer der Stiftung viamedica.
Für die kommende Projektphase
von 2021 bis 2023 will
viamedica das Projekt weiter
ausbauen und noch attraktiver
machen: So wird der
Austausch zwischen den Projektverantwortlichen
verstärkt
durch das Angebot von Webinaren
und Vernetzungstreffen
sowie neue Klimaschutzaktionen
integriert. „Mit unserer
begleitenden Beratung und
Auswertung sowie den Materialien
zur Projektkommunikation
bieten wir unseren
teilnehmenden Betrieben auch
künftig ein frei gestaltbares
CSR-Projekt zur internen Nutzung“
unterstreicht Markus
Loh, Projektleiter bei viamedica.
Alle können mitmachen
Mit dem Klimaretter-Projekt
bringt viamedica die gesamte
Branche zusammen und setzt
gemeinsam ein Zeichen für
den Klimaschutz. Von der
Arztpraxis über das Klinikum
bis zum Healthcare-Unternehmen:
Alle Einrichtungen des
Gesundheitswesens können
sich beteiligen. Anmeldung
und weitere Informationen unter
projekt.klimaretter-lebensretter.de.
INKLUSION KULTUR JOKER 41
Der internationale Tag für
Menschen mit Behinderungen
findet seit 1993 jedes Jahr am 3.
Dezember statt und soll auf die
Situation, Gleichstellung und
den gesellschaftlichen Umgang
mit den Betroffenen aufmerksam
machen. Durch den
Mangel an Inklusion in öffentlichen
Einrichtungen (Kindergärten,
Schulen, ...) sowie der
strukturellen Unterrepräsentation
von Menschen mit Behinderung
in Politik und Wirtschaft,
ist es für Betroffene nur
sehr schwer möglich, gesellschaftlichen
und wirtschaftlichen
Anschluss zu finden.
Nach Angaben des Statistischen
Bundesamts leben in
Deutschland knapp 7,8 Millionen
Menschen mit einer
Schwerbehinderung (Grad
der Behinderung von mindestens
50 Prozent). Zwar
hat das Grundgesetz bereits
seit 1994 festgelegt, dass
„niemand [...] wegen seiner
Behinderung benachteiligt
werden darf“ und auch eine
Beschäftigungspflicht von 5
Prozent für Unternehmen ab
20 Arbeitnehmer*innen exi-
Inklusion in Film und Theater
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen am
3. Dezember
stiert, doch diese Rahmenbedingungen
werden noch immer
von einigen Unternehmen
ignoriert. Inklusion, von der
Vielfalt nicht nur Menschen
mit Behinderung profitieren,
findet demnach in der Arbeitswelt
nur schleppend statt.
Inklusive Projekte in Film,
Theater und Kunst sind demnach
umso wichtiger, um
Menschen mit und ohne Behinderung
ein gemeinsames
Ohne Noten und Lerndruck
Tag der offenen Tür in der Freien Schule Dreisamtal
Miteinander zu ermöglichen.
Die inklusive Theatergruppe
„Die Schattenspringer“
aus Freiburg z.B. arbeitet bereits
seit 1998 gemeinsam mit
Menschen mit und ohne Behinderung
in einem theaterpädagogischen
Rahmen. In der
gemeinsamen Arbeit werden
Klassiker von Shakespeare behandelt
und moderne Stücke
gespielt, die zugleich einen
Raum für den gemeinsamen
Austausch bieten.
„Alexandra“
In dem Buch „Alexandra
- Die Geschichte eines ungewöhnlichen
Lebens“ erzählt
Der Autor Michael Wolfgang
Geisler mit großem Einfühlungsvermögen
die Geschichte
seiner Tochter, die nach
einem Unfall in der Badewanne
schwerstbehindert ist. Es ist
zugleich die Geschichte zweier
Eltern, die zwischen Schuld
und Fürsorge schwanken und
letztendlich Schutz und Sinn
im eigenen Glauben finden.
Weitere Infos zum Buch:
www.alexandra-die-grossereise.de.
Auch die Filmwelt beschäftigt
sich seit Jahren mit den
Themen Inklusion und Behinderung.
Noch immer sind
Filme zu diesen Themen selten,
Schauspieler*innen mit
Behinderung noch seltener.
Filmstill „Im Weltraum gibt
es keine Gefühle“
Foto: Arsenal
Die schwedische Komödie „Im
Weltraum gibt es keine Gefühle“
befasst sich auf humoristische
aber wissenschaftlich
korrekte Weise mit dem Asperger-Syndrom.
Für den 18-jährigen
Simon ist ein geregelter
Alltag ohne Überraschung
beinahe überlebensnotwendig.
Nachdem er die Freundin seines
großen Bruders mehr oder
weniger vertrieben hat, geht
Simon auf die Suche nach der
perfekten Frau. Dass Chaos
und Überraschung manchmal
zur Liebe und zum Leben
dazu gehören, lernen Simon
und Filmliebhaber*innen gemeinsam.
Wer kennt ihn nicht – den
Druck, den Noten und Zeugnisseauf
Schüler*innen und Eltern
ausüben. „Dies muss auch
anders gehen!“ – So dachte vor
16 Jahren eine kleine Gruppe
von engagierten Eltern aus dem
Dreisamtal. Gesagt, getan und
so wurde 2004 die Freie Schule
Dreisamtal in Kirchzarten gegründet.
Heute werden an der
inklusiven Privatschule rund
100 Schüler*innen von rund
20 Lernbegleiter*innen betreut.
Dabei werden auch die
Bereiche Sonderpädagogik
und Schulsozialarbeit abdeckt.
Der Unterricht erfolgt halbtags,
für die jüngeren Kinder
wird auch eine Nachmittagsbetreuung
angeboten. Die private
Grund-, Haupt- und Werkrealschule
begleitet die Kinder individuell
in kleinen, altersgemischten
Gruppen bis zur 10.
Klasse. Noten gibt es keine.
Am Ende legen die Schüler
die mittlere Reife ab, mit der
sie auf (Berufs)-Gymnasien
wechseln können.
Die Schule betrachtet, mit
einem Schüler-Lehrer-Schlüssel
von 10:1, gute Beziehungen
zwischen Lernenden und
Lehrenden auf Augenhöhe
als Voraussetzung für einen
gelungenen Unterricht. Zudem
haben alle Schüler*innen
freien Zugang zu Montessorimaterialien,
Funktionsräumen
und Freizeitangeboten,
darunter ein Chor, Bands, eine
Yoga- und eine Theatergruppe,
zwei Ateliers für Kunsthandwerk,
einen Schulgarten,
einen Bewegungsraum sowie
eine Holz-, Druck- und Metallwerkstatt.
Am 24. Januar 2021 findet an
der Freien Schule ein Tag der
offenen Tür statt. Ein Besuch
ist diesmal nur in Kleingruppen
zu festen Uhrzeiten möglich.
Die Anmeldung erfolgt
über die Homepage www.
dreisamtalschule.de.
Länger in den eigenen vier Wänden
Pflegestärkungsgesetz macht barrierefreie Umbaumaßnahmen erschwinglicher
Seit dem 1. Januar 2015 ist
das erste Pflegestärkungsgesetz
in Kraft getreten. Mit ihm
haben rund 2,5 Millionen Pflegebedürftige
in Deutschland
Anspruch auf deutlich höhere
Leistungen. Dazu gehören neben
einer Erhöhung von Pflegegeld,
Zuschüssen etwa für
Pflegehilfsmittel sowie Tagesund
Nachtpflege auch höhere
anteilige Kostenübernahmen
für sogenannte Wohnumfeld
verbessernde Maßnahmen.
Statt bislang 2.557 Euro Zuschussanteil,
werden jetzt bis
zu 4.000 Euro von der Pflegekasse
übernommen.
Mehr Leistung bedeutet
auch mehr Lebensqualität
Dank der höheren Leistungsbeiträge
werden jetzt für deutlich
mehr Pflegebedürftige
Umbaumaßnahmen möglich –
und zwar nicht nur die Verbreiterung
von Türrahmen, sondern
etwa auch die Installation
eines Treppenliftes. Eine fachliche
Beratung kann helfen, die
Lösung zu finden, die den jeweiligen
baulichen und finanziellen
Voraussetzungen entspricht,
die aber vor allem den
sehr individuellen Ansprüchen
der Treppenliftnutzer*innen
am besten gerecht wird.
• Montessori-Lernmaterial
• bis 10. Kl. • inklusive Schule
• kleine Lerngruppen
Tag der Offenen Tür
Sonntag, 24.01.2021
Nur mit Anmeldung:
www.dreisamtalschule.de
Vorstellung des pädagogischen
Konzepts • Besichtigung der
Räumlichkeiten in Kleingruppen
• Zeit und Raum für Fragen
Am Fischerrain 9 79199 Kirchzarten
www.dreisamtalschule.de
42 KULTUR JOKER INTERVIEW
Waffendeal mit tödlichem Ausgang: das Musikvideo zu „Panzer Politik
Poesie“
Foto: Panoramique Pix
Felix und Till Neumann in Mali
Foto: Zweierpasch
ben die Auswirkungen der weltweiten
Aufrüstung unmittelbar
mitbekommen, etwa angesichts
der vielen Panzer nach den Maidan-Protesten
in der Ukraine.
Felix Neumann: Wir hatten
in Mali aber auch eine interessante
Begegnung mit deutschen
MINUSMA-Soldaten, das ist die
UNO-Friedensmission, die dort
im Einsatz ist. Uns wurde vorher
bereits gesagt, dass wir während
unseres Aufenthalts in Mali Militärschutz
gebrauchen könnten.
Neben uns im Restaurant aßen
dann deutsche Soldaten zu Mittag,
um für unsere Sicherheit zu
sorgen.
Kultur Joker: Das war beruhigend,
oder?
Felix Neumann: Grundsätzlich
sind wir gegen Auslandseinsätze
und damit auch gegen den Einsatz
von Bundeswehrsoldaten in
Mali. Aber ja, das hat uns schon
zum Nachdenken gebracht. Wie
weit soll man sich radikal gegen
jeden Waffen- und Militäreinsatz
aussprechen? Wir kamen
aber zum Schluss, dass kein Waffeneinsatz
doch die beste Lösung
ist. Weniger Waffen bedeutet immer
noch, dass Menschen sterben.
Mittel- und langfristig ist
die Abschaffung von Waffen der
einzige Weg die Welt friedlicher
zu machen.
Kultur Joker: „Panzer Politik
Poesie“. Panzer und Politik
passen gut ins Gegnerprofil der
Friedensbewegung. Wie steht
aber die Poesie zu diesen beiden?
Till Neumann: Im Titel steckt
auch unsere Art, Musik zu machen.
Wir greifen immer wieder
politische Themen und aktuelle
Debatten auf – aber nicht mit
Fingerzeig, sondern auf eine
poetische Art und Weise. Die
Hörer sollen sich ihr eigenes
Bild machen. Mit „Plastique
de Rêve“ haben wir vor einem
Jahr das Thema Plastikmüll auf
eher abstrakte Weise behandelt.
Für manche war das vielleicht
zu abstrakt, aber wir finden es
spannend, wenn man beim ersten
Hören nicht gleich alles
checkt. Wir machen es unseren
Hörern als zweisprachige Band
sowieso nicht immer einfach.
Wir machen komplexe Musik,
das wissen wir, aber das Leben
kann man auch nicht auf zwei
Buchseiten erklären.
Kultur Joker: Ist es also eine
Gratwanderung zwischen Politik,
die ja viele Menschen anspricht,
und eurer eigensinnigen
Poesie, die nicht gleich alle ansprechen
wird? Müsst ihr auch
manchmal Kompromisse machen
und die eine kreative Idee dann
doch verwerfen?
Felix Neumann: Wenn du Berufsmusiker
bist, liegt dir natürlich
daran, dass deine Musik
auch viele Leute hören. Daher
stellst du dir natürlich immer
wieder die Frage, wie du deine
Ideen zugänglich machen
kannst. Als Künstler lebst du
davon, welche Rückmeldung du
bekommst und ob Interesse an
deiner Kunst besteht. Wir haben
mittlerweile auch mehr Geld für
Videos, machen größere Tourneen,
kommen immer wieder in
neue Länder. Aber für den Erfolg
habe ich mich noch nie gegen
diesen Song oder gegen jenes
Thema entschieden.
Kultur Joker: Es gibt aber schon
pragmatische Fragen, denen ihr
euch stellen müsst. Allein, wenn
es um die Finanzierung geht.
Felix Neumann: Ja, da geht
es aber eher um die Form der
Songs. Wenn ein Song im Radio
laufen soll, braucht er zum
Beispiel eine bestimmte Länge
und eine eingängige Bridge.
Man kann sich schon die Frage
stellen, ob man nicht zwei Songs
auf dem Album eher zugänglich
und auch fürs Radio macht, damit
man seine Musik finanzieren
kann. Für mich als Berufsmusiker
ist es gut, wenn mir der Song
gefällt und gleichzeitig auch den
Hörgewohnheiten entgegenkommt
und zum Beispiel auch
auf Streamingplattformen funktioniert.
Kultur Joker: Corona setzt der
Kulturbranche sehr zu, das ist
offensichtlich. Habt ihr aus der
Krisenzeit auch etwas Positives
ziehen können?
Till Neumann: Wir sind von der
Krise wie viele hart getroffen.
Weil wir beide neben unserer
Musik noch Nebenjobs haben,
haben wir auch keine Soforthilfen
bekommen. Aber es gab
auch viel Positives. Wir sind vor
kurzem beide Väter geworden
und hatten ohne Tourneen mehr
Zeit für unsere Familien. So komisch
es klingt – das war kein
schlechtes Timing. Und es bleibt
viel Zeit für kreatives Arbeiten.
Mit den vielen Terminen und
Projekten die letzten Jahre hatten
wir nicht immer so viel Zeit für
Songwriting wie wir gern gehabt
hätten. Die hatten wir aber jetzt
und das haben wir genutzt. In
den letzten acht Monaten haben
wir zehn Songs veröffentlicht,
manche mit, manche ohne Video,
und zwei, drei Songs kommen
die nächsten Monate dazu. Aber
wie alle wünschen wir uns auch
wieder mehr Normalität.
Kultur Joker: Mit eurem Kreativprojekt
„Ecole du Flow“
bringt ihr Schüler*innen ab 8
Jahren aus Deutschland und
Frankreich seit 2018 zusammen
und gestaltet mit ihnen deutschfranzösische
Texte, Lieder und
Videos. Am Ende stehen eine
Jury und Auftritte vor großem
Publikum. Die dritte „Ecole
du Flow“ soll September 2021
starten. Was, glaubt ihr, können
Kinder von dieser Erfahrung
mitnehmen?
Felix Neumann: Einer der
Gründe für dieses Projekt liegt
in unserer Biografie. Wir haben
in der Schule früh gemerkt, dass
wir Fremdsprachen mögen. Zur
französischen Sprache kamen
wir auch, weil wir als Hip-Hop-
Fans französischen Rap für uns
entdeckt haben. Weil wir die
Texte aber nicht verstanden haben,
wollten wir besser Französisch
lernen. Ohne die Motivationsspritze
Musik wäre das vielleicht
nicht so gekommen.
Kultur Joker: Bei der „Ecole du
Flow“ stehen auch bestimmte
politische Themen im Mittelpunkt
der Kreativprojekte der
Schüler*innen.
Felix Neumann: Mit Musik
kann man bestimmte Themen
einfach besser auf den Punkt
bringen. Das ist die Kraft des
Kreativen, die Magie der Musik.
Im ersten Jahr der „Ecole“ hatten
wir das Thema „Europa und
Erster Weltkrieg,“ im zweiten
das Thema „Umwelt“. Musik ist
auch das perfekte Medium, um
Menschen zusammenzubringen,
die nicht dieselbe Sprache sprechen.
Wenn man zusammen an
einem Track arbeitet, kann man
zusammen Feuer fangen und zusammenwachsen.
Till Neumann: Die Rückmeldungen
von Schüler*innen,
Lehrer*innen sind sehr euphorisch.
Für viele ist das ein Highlight
im Schuljahr. Nicht nur
die Zusammenarbeit, sondern
auch die Aussicht auf ein Konzert
– mit bis zu 800 Zuschauern!
Mit so einem Projekt kann
man über den Tellerrand schauen,
man kann spüren, dass man
in der Schule nicht nur für die
Schule lernt, sondern mit einer
Fremdsprache zum Beispiel auch
cooles Zeug machen kann. Man
kann Künstler werden!
Kultur Joker: Dahinter steht ja
auch die europäische Idee einer
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Seht ihr euch dem als
zweisprachige Band besonders
verpflichtet – gerade auch zu
Zeiten von Nationalismus, Rassismus
und Grenzschließungen?
Felix Neumann: Wir werden
immer wieder als die „Europa-
Band“ präsentiert, aber ich mag
den Begriff ehrlich gesagt nicht.
Wir sind Befürworter der europäischen
Idee und finden es super,
dass man sich ohne Grenzkontrollen
bewegen kann, die
gleiche Währung hat oder keine
Auslandsgebühren beim Telefonieren
zahlen muss. Das klingt
banal, aber früher war das alles
nicht möglich. Die Europäische
Union mit ihren Vorgaben und
ihrem Bürokratismus finden wir
aber weniger gut. Das sieht man
auch an unserer Haltung zu Themen
wie Fessenheim, Plastikmüll
oder eben Waffenhandel.
Die Union plant zum Beispiel,
eine große europäische Armee
aufzubauen. Wir wehren uns dagegen,
als Band gesehen zu werden,
die die Europäische Union
repräsentiert, auch wenn die Union
auch gute Ansätze verfolgt.
Und: Wir reisen nicht nur in Europa,
sondern in die ganze Welt.
Es ist wichtig, auch einmal auf
außereuropäische Kulturen zu
treffen, ebenso auch auf Armut,
Kriegsfolgen und die Umweltzerstörung
weltweit. Als Band
stehen wir für offene Grenzen
und Kulturaustausch weltweit,
nicht nur in Europa.
Kultur Joker: Zum Schluss ein
Ausblick: Gemeinsam mit dem
Rapper Master Soumy aus Mali
arbeitet ihr am kommenden Album
„Freedom“, im Herbst
2021 soll es eine Tour dazu geben.
Was erwartet uns auf dem
Album? War „Panzer Politik Poesie“
ein Vorgeschmack?
Till Neumann: Noch wissen wir
nicht, welche Songs aufs Album
kommen. Wir beginnen erst im
April mit dem Songwriting.
Auch schreiben wir noch an den
Förderanträgen und hoffen auf
ein „Okay“ vom Coronavirus.
Aber wir gehen davon aus, dass
alles läuft. Auf jeden Fall wird
das Album, wie auch unsere
Single, politisch. Master Soumy
ist ein Sprachrohr der Jugend in
Mali, der es sehr schlecht geht.
Mali durchlebt harte Zeiten,
mit Terrorismus, Armut, politischen
Umbrüchen. Dafür wollen
wir auch in Deutschland Gehör
schaffen. Aber es wird auch um
das Thema Umwelt gehen. Beim
Thema Umwelt sitzen wir alle
im selben Boot. Umwelt ist auch
eine Frage der Freiheit und die
steht im Zentrum des Albums.
Denn wenn wir so weitermachen
wie bisher, werden wir uns
irgendwann sehr unfrei fühlen.
Zu Zeiten von Corona, aber auch
den Querdenker-Demonstrationen
ist Freiheit aber ein sehr
kontroverser Begriff geworden.
Es wird also nicht einfach, sich
auf wenige Songs zu beschränken.
Kultur Joker: Danke euch beiden
für das Gespräch!
MUSIK KULTUR JOKER 43
„Man muss Kultur ermöglichen, auch in diesen Zeiten“
Im Gespräch: Alexander Hässler, Initiator des Projekts „Kulturgesichter0761 / Ohne uns ist‘s still“
Die Kulturszene steht seit
Beginn der Pandemie vor großen
Herausforderungen. Viele
große und kleine Häuser haben
bereits seit Wochen wieder
geschlossen, Soloselbstständige
können trotz voller Auftragsbücher
ihrer Arbeit nicht
nachgehen. Elisabeth Jockers
sprach mit Alexander Hässler,
Initiator des Projekts „Kulturgesichter0761
/ Ohne uns ist‘s
still” über die Ziele der Initiative
Kulturgesichter0761, Aussichten
für die Zukunft der Kulturszene
und politische Möglichkeiten
und Versäumnisse.
Kultur Joker: Kulturgesichter
ist eine bundesweite
Initiative, die für die Wahrnehmung
der prekären Situation
von Menschen aus der Veranstaltungsbranche,
vor und
hinter den Kulissen, kämpft.
Wo findet das Projekt seinen
Ursprung?
Alexander Hässler: Die originale
Idee hinter dem Projekt
hieß „Ohne uns ist’s still“ und
wurde von dem Veranstalterverband
in München ins Leben
gerufen. Dort haben sich
die Veranstalter*innen Anfang
Juni zusammengesetzt und
gemeinsam überlegt, wie die
damals erlassenen Auflagen
für Veranstaltungen umgesetzt
werden können. Aus diesem
Zusammensitzen hat sich dann
die Fotoaktion entwickelt. Um
gemeinsam Gesicht zu zeigen
und darauf hinzuweisen, dass
Konzerte und andere Veranstaltungen
unter Einhaltung aller
Auflagen wirtschaftlich nicht
mehr tragbar sind. Es geht also
auch darum zu zeigen: Hey,
wenn Kultur stattfinden soll,
dann brauchen wir die Hilfe
von Stadt, Land und Bund.
Vor drei Wochen haben wir
dann zu dritt, gemeinsam mit
Felix Groteloh (Fotografie)
und Sarah Schneider (Grafikdesign)
das Projekt Kulturgesichter0761
gestartet. Wir haben
erst einmal damit angefangen,
den Kontakt zu den Leuten
aufzunehmen und gemeinsam
zu überlegen, welche Kulturschaffenden
und Genres wir
aufnehmen möchten. Und das
Feedback war durchweg positiv,
egal ob beim Theater, Klassik,
Rock, Pop, Elektronisch,
privatwirtschaftlich oder institutionell.
Die Resonanzen sind
überwältigend. Das zeigt sich
auch an unseren Fototerminen.
Die 84 Plätze für unseren zweiten
Termin im Konzerthaus
waren innerhalb von 4 Stunden
komplett voll.
Kultur Joker: Dann ist es
also ein Projekt von Kulturschaffenden
für Kulturschaffende?
Alexander Hässler: Genau,
wir möchten zeigen,
dass wir Kulturschaffende,
von Musiker*innen
über Schauspieler*innen
bis zu Techniker*innen und
Dienstleister*innen, gemeinsam
hinter der gleichen Sache
stehen. Die Branche hat sich
in den vergangenen Monaten
so viele Gedanken gemacht,
Kultur trotz Coronauflagen zu
ermöglichen. Es gibt wirklich
viele gute Hygienekonzepte,
weil wir natürlich auch keine
„Superspreaderevents“ veranstalten
wollen. Wir sehen
aber auch, wie viel im Privaten
passiert: auf Familienfesten,
Hochzeiten oder Partys. Dort
wo wirklich viel körperliche
Nähe stattfindet. Aber das sind
keine Konzerte oder Theateraufführungen,
wo sich an die
strengen Maßnahmen gehalten
wird. Das ist einfach nicht
korrekt, denn bis jetzt können
wir einen hohen Prozentanteil
der Infektionsketten noch immer
nicht nachvollziehen. Die
Kulturbranche dann trotzdem
komplett herunterzufahren
ist einfach nicht richtig. Deshalb
zeigen wir Gesicht. Wir
sagen: Der Mensch ist Kultur
und damit ist Kultur auch immer
systemrelevant. In diesem
Kontext kann man also nicht
einfach sagen, dass wir komplett
auf Kultur und Veranstaltungen
verzichten können. Man
muss Kultur ermöglichen, auch
in diesen Zeiten.
Kultur Joker: Was steckt
denn hinter den markanten
schwarz-weißen Fotografien?
Alexander Hässler: Wir
möchten dadurch die Ernsthaftigkeit
unserer Lage transportieren.
Mit Kulturgesichter0761
fokussieren wir uns jetzt erstmal
auf die Region Freiburg.
Wir möchten eine direkte Identifikation
mit den Kulturleuten
aus dieser Region schaffen.
Und gleichzeitig möchten wir
darauf aufmerksam machen,
dass uns das Wasser bis zum
Hals steht. Ich selbst arbeite
seit Mai überhaupt nicht mehr.
Das bedeutet für mich, dass ich
seit 7 Monaten meiner Leidenschaft
nicht mehr nachgehen
kann. Und dafür habe ich mich
nicht freiwillig entschieden. Ich
darf nicht mehr arbeiten und
das vergessen die Menschen.
Trotz voller Auftragsbücher
dürfen wir nicht mehr arbeiten
und keiner weiß, wann es weitergeht.
Das stellt uns nicht nur
vor Planungsschwierigkeiten,
sondern wir haben auch keine
Einnahmen mehr. Aber dennoch
laufende Kosten.
Kultur Joker: Durch das
Projekt Kulturgesichter0761
haben Sie in den vergangenen
Wochen mit vielen Betroffenen
aus der Kulturszene gesprochen.
Wie empfinden Sie die
Stimmung? Was sind die Nöte
und Ängste der Kulturgesichter
aus Freiburg?
Alexander Hässler: Das
muss man natürlich individuell
betrachten. Kolleg*innen, die
in festen Häusern arbeiten und
Förderungen erhalten, sind permanent
damit beschäftigt, Anvoraussichtlich
geschlossen bis 10. Januar 2021
Foto: Felix Groteloh
44 KULTUR JOKER MUSIK
träge zu schreiben und Gelder
für schon bewilligte Projekte
umzuschichten. Dort steht
man vor einem wahnsinnig
großen Verwaltungsaufwand
ohne dass letztendlich etwas
stattfinden kann. Diese Häuser
sind vielleicht finanziell abgesichert,
das trifft aber nicht auf
Techniker*innen,
Die Kulturszene steht seit Beginn
der Pandemie vor großen
Herausforderungen. Viele große
und kleine Häuser haben bereits
seit Wochen wieder geschlossen,
Soloselbstständige können
trotz voller Auftragsbücher
ihrer Arbeit nicht nachgehen.
Elisabeth Jockers sprach mit
Alexander Hässler, Initiator des
Projekts „Kulturgesichter0761
/ Ohne uns ist‘s still” über die
Ziele der Initiative Kulturgesichter0761,
Aussichten für die
Zukunft der Kulturszene und
politische Möglichkeiten und
Versäumnisse.
Kultur Joker: Denken Sie,
dass die Pandemie uns Kulturschaffende
näher zusammenbringt?
Und welche Pläne
haben Sie diesbezüglich für die
Zukunft?
Alexander Hässler: Auf
jeden Fall. Wenn nicht in so
bescheidenen Zeiten wie jetzt
wann dann? Wir möchten versuchen,
die vielen Initiativen,
die sich in den letzten Monaten
gegründet haben, zusammenzuschließen,
um sich gemeinsam
für den Erhalt der Kultur einzusetzen.
Denn letztendlich haben
wir die gleichen Ziele, egal aus
welchem Genre man kommt.
Grundsätzlich muss man aber
auch sagen: die Kulturbranche
wie ich sie kenne, ist wahnsinnig
flexibel. Ich bin mir sicher,
sobald Veranstaltungen wieder
stattfinden können, werden wir
alles dafür tun, diese auch zu
ermöglichen. Das ist unser Leben
und unsere Kreativität.
Kultur Joker: Sie selbst sind
Projektleiter bei VaddiConcerts.
Als Teil der Musikbranche
sind Sie seit Beginn der
Pandemie besonders betroffen.
Was wünschen Sie sich von der
Politik?
Alexander Hässler: Ich würde
mir mehr Initiative von der
Stadt Freiburg wünschen. Dass
wir nicht wieder endlose Diskussionen
über Open-Air-Veranstaltungen
führen müssen,
sondern auch die Bevölkerung
dafür sensibilisiert wird, dass
Kultur ab dem Frühjahr, wenn
überhaupt, Open-Air stattfinden
kann. Dass zum Beispiel
auch öffentliche Plätze geöffnet
werden, auf denen bis 22
Uhr Veranstaltungen stattfinden
dürfen. Natürlich unter der
Einhaltung aller Auflagen, aber
es müssen endlich Perspektiven
für unsere Branche geschaffen
werden. Da müssen auch von
der Politik Ideen und Hygienestandards
kommen, die unsere
Arbeit ermöglichen. Und auch
die Transparenz der Stadt, wie
und wo man Fördergelder beantragen
und erhalten kann, muss
deutlich größer werden.
Für meine soloselbstständigen
Kolleg*innen oder auch
Geschäftsführer*innen kultureller
Betriebe wünsche
ich mir, dass die Politik individuelle
Lösungen gemeinsam
mit der Branche erarbeitet.
Man kann bei uns kein
Schema F anwenden und das
auf Solokünstler*innen und
große Häuser gleichermaßen
übertragen. Auch dass Soloselbstständige
und kleine
Kulturinhaber*innen direkt auf
Hartz 4 Niveau runtergesetzt
werden ist nicht richtig. Das
würde in anderen Branchen ja
auch nie passieren. Man hätte
zumindest sagen können, dass
erstmal das Arbeitslosenniveau
I fokussiert wird, denn die Betroffenen
hatten ja volle Auftragsbücher
und haben nicht
schlecht gewirtschaftet.
Ich erwarte mir von der Politik,
dass sie für unsere Branche
einen Rahmen vorgibt, in dem
wir uns bewegen und arbeiten
dürfen. Natürlich hat sich die
Kultur auch immer selbst reguliert.
Das ist auch eines unserer
großen Probleme: es gibt keine
zentrale Vertretung für die
Kultur, wie zum Beispiel die
DEHOGA (Deutscher Hotelund
Gaststättenverband). Wir
haben keine Lobby, die für uns
kämpft. Aber das versuchen wir
jetzt, damit wir gehört und gesehen
werden.
Orgel und Trompete kommen
als königliche Instrumente
voraussichtlich am 30.
Dezember, 20 Uhr und an
Silvester, 22 Uhr in der Johanneskirche
Freiburg zusammen.
Zum festlichen Anlass spielen
die renommierten, erfahrenen
Musiker Reinhold Friedrich
(Trompete) und Bernhard
Im Dom St. Blasien finden
am 1. Januar 2021, 15.30 Uhr
und 19.30 Uhr voraussichtlich
die traditionellen Neujahrskonzerte
statt. Orgel und Trompete,
gespielt von Bernhard
Marx und Reinhold Friedrich,
klingen dabei als festliche Instrumente
zusammen. Zum
Gut und böse gelten oft als
zwei Seiten derselben Medaille.
Doch während wir das
Gute in Form von Engeln ganz
verschiedenartig und auf viele
Wesen verteilt betrachten – allein
sieben Erzengel, 14 Engel
im Abendsegen, jedem Menschen
einen Schutzengel, daneben
unzählige Engel als Symbole
der Reinheit oder Schönheit,
des Friedens, Gabriel als
Überbringer der frohen Botschaft
etc. – vereinen wir alle
Faktoren des Negativen vor
allem in einer einzigen Gestalt:
dem Teufel. Mit Dreizack und
bocksbeinig stellt man ihn sich
als Hüter der flammenden Hölle
vor, einzig darauf erpicht,
Musikalischer Abschluss
Klassische Konzerte zum Jahresende
Marx (Orgel). Zum Auftakt
ist das als „Eurovision“-Fanfare
bekannte „Te Deum“ von
Marc-Antoine Charpentier zu
hören, gefolgt von Werken des
Franziskanerpaters Giambattista
Martini, der auch Lehrer
Mozarts war. Abgeschlossen
werden die Festkonzerte von
vier Choralbearbeitungen von
Musikalischer Neubeginn
Klassische Konzerte zum Jahresanfang
Auftakt der Konzerte ist das
als „Eurovision“-Fanfare bekannte
„Te Deum“ von Marc-
Antoine Charpentier zu hören.
Es folgen Werke des Franziskanerpaters
Giambattista Martini,
vier Choralbearbeitungen
von Johann Sebastian Bach für
Trompete und Orgel und der
Metal regional
Stormhunter mit einer neuen EP
Eine deutsche Metalband, die
sogar schon in Japan veröffentlicht
hat. Das sind Stormhunter.
1998 gegründet, auseinandergegangen
und 2007 erneut
gegründet. Stilistisch sind sie
dem Genre des Heavy Metal
oder Power Metal zuzuordnen.
Nach ihrem dritten Album „An
Eye For An I“ von 2014 sind sie
ab 18. Dezember 2020 mit einer
neuen EP zurück. Titel des
Werks ist „Ready For Boarding“.
Zum ersten Mal in der
Geschichte der Band ist auch
eine Coverversion enthalten.
Das Album wurde in den Iguana
Studios in
March aufgenommen
und
bietet mehr
vom harten
und schnellen
Sound, der die
Band bisher
ausgezeichnet
hat.
Johann Sebastian Bach für
Trompete und Orgel und der
„Sonate G-Dur“ von Jean-Battiste
Loeillet. Zusätzlich spielt
Berhard Marx unter anderem
Orgelwerke von Buxtehude,
Alexandre Guilmant und Eugène
Gigout.
„Sonate G-Dur“ von Jean-Battiste
Loeillet. Berhard Marx
spielt ein „Praeludium“ von
Diederik Buxtehude und drei
Orgelwerke aus der Romantik.
Vor dem letzten Trompetenstück
bietet Noel Rawsthornes
„Hornpipe Humoresque“ heitere
Momente.
Foto: promo
Elysische Freuden und diabolische List
Liederabende der Konzertreihe klangwerk Lied
uns zu strafen und zu quälen.
Doch ist der Teufel nicht eigentlich
ein „gefallener Engel“,
der für sein eigenmächtiges
Streben danach, Gott gleich
zu sein, aus dem Himmel verbannt
wurde? In Literatur und
Musik oft auch als Schalk,
Narr oder „Engel mit dem B“
gezeichnet, versucht er, im
ewigen Spiel der Welt in den
Menschen Zweifel zu säen und
sie in Versuchung zu bringen,
sich vom Guten und von Gott
abzuwenden. Der Liederabend
„Lieber Engel, darf ich‘s wagen,
des Teufels Tanz dir anzutragen?
- Von elysischen Freuden
und diabolischer List“ am
29. Dezember, 20 Uhr im Historischen
Kaufhaus Freiburg
geht auf die Suche nach genau
diesem Wechselspiel: engelhafte
Melodien, Träume und
Wünsche stehen schelmischen,
tiefsinnigen, aber auch abgründigen
Gesängen gegenüber.
Die Vertonungen stammen von
Komponisten wie Beethoven,
Loewe, Schubert, Kreutzer,
Busoni, Wolf, Wagner und anderen.
Interpreten des Abends
sind die Mezzosopranistin Lisa
Wedekind und Bariton Georg
Gädker, von Hedayet Jonas
Djeddikar am Flügel begleitet.
Karten: www.klangwerklied.
de/tickets.html oder per Mail
unter info@klangwerklied.de.
VERANSTALTUNGEN KULTUR JOKER 45
Liebe Leser*innen,
aus gegebenem Anlass haben
wir uns für die Dezember-Januar-Ausgabe
dazu entschieden,
keinen gedruckten
Veranstaltungskalender zu
veröffentlichen. Nachdem die
erste Version fertiggestellt
war, wurden bis auf weiteres
alle Veranstaltungen bis zum
10. Januar 2021 (Stand: 7. Dezember
2020) untersagt. Eine
Verlängerung der allgemeinen
Spielpause kann bislang nicht
vollkommen ausgeschlossen
werden, weshalb wir uns dazu
entschieden haben, keine festgesetzten
Termine für Januar
abzudrucken. Den regulären
Print-Veranstaltungskalender
gibt’s (hoffentlich) wieder im
Februar.
Die Live-Kultur steht vor
großen Herausforderungen,
vielleicht sogar den größten
der vergangenen Jahrzehnte.
Geschlossene Theater, unbespielte
Bühnen und leere Publikumsplätze
sind trauriger
Alltag. Große Live-Konzerte
oder gar Festivalbesuche liegen
noch in weiter Ferne und selbst
für Spielstätten, die bereits viel
Mühe, Liebe und Geld in funktionierende
Sicherheitskonzepte
gesteckt haben, heißt es
weiterhin „Licht aus“.
Doch die Kulturszene lässt
sich, trotz der vielen Hindernisse
und Schließungen, nicht
vom Kreativsein abhalten.
Zahlreiche virtuelle Angebote
können zwar das Live-Erlebnis
nicht ersetzen, bringen aber
Freude und Diversität in den
Corona-Alltag.
Theater to Go bietet z.B. das
Christmas Mobil des Circus
Bollini aus Bollschweil an.
Im Rahmen des Programms
„Kunst trotz Abstand“ kommt
der Weihnachtsmann oder
das Christkind an die Tür und
bringt einen „Brief vom Weihnachtsmann“
frei nach J.R.R.
Tolkien vorbei. Dazu gibt’s
Geschenke, Punsch, gebrannte
Mandeln und Zuckerwatte.
Eine Nordpol-Installation für
die ganze Familie nach Tolkiens
„Briefe vom Weihnachtsmann“
ist (mit Anmeldung) im Schloss
Bollschweil (11.12.-13.12.2020)
aufgebaut. Weitere Infos: www.
circus-bollini.com
Das Theater Freiburg bietet
im Rahmen der vorweihnachtlichen
Zeit einen interaktiven
AdventSINGkalender an, der
neben weihnachtlichen Klassikern
auch die ein oder andere
schöne Bastelei bereithält. Weitere
Infos: www.theater.freiburg.de
Das E-Werk veranstaltet
im Rahmen der Regionale 21
Online-Formate, die es den
Besucher*innen ermöglichen,
Kunst und Künstler*in genauer
kennenzulernen. Außerdem
organisiert das E-Werk
regelmäßige Livestreams, so
beispielsweise eine Tanzperformance
von tanzwuchs|freiburg
am Samstag, 19. Dezember, 20
Uhr. Weitere Infos: www.ewerkfreiburg.de
Auch das Carl-Schurz-Haus
in Freiburg bietet ein vielseitiges
Digital-Programm an,
bei dem Interessierte Vorträge
und Diskussionsrunden virtuell
besuchen können. Die Online-Diskussion
„Kandidaten.
Kontroversen. Koalitionen.
Landtagswahlen in der (digitalen)
Mediengesellschaft“ am
17. Dezember, 20:15 Uhr bietet
beispielsweise digitalen Gesprächsraum
zu einem aktuellen
Thema. Weitere Infos: www.
carl-schurz-haus.de
Im Freiburger Literaturhaus
Das Christmas Mobil des Circus Bollini
Foto: promo
wird jeden Tag ein Türchen zum
Advent geöffnet. Auf Instagram
können Literaturliebhaber*innen
Gedichtschnipsel, Gedankenspiele
aus dem Jungen Beirat
und vieles mehr entdecken. Weitere
Infos: www.literaturhausfreiburg.de
Über weitere virtuelle Angebote
und kreative Aktionen berichten
wir auf www.kulturjoker.
de
Foto: K-H Mierke
Was bringt uns aus dem
Takt? Und merken wir das
überhaupt? Die Freiburger
Gruppe moving orchestra fragt
danach und damit nach den
subtilen Manipulationen, die
uns im Alltag so oft begegnen.
Aus dem Rhythmus, in den Rhythmus
Eine Performance des moving orchestra sucht nach der Resonanz im Alltag
Ihre Tanz- und Musikperformance
„pendulum resonance
rave“ findet dabei physische
Antworten.
Im Mittelpunkt der Performance
stehen 4 Tänzer*innen.
Sie reagieren auf Klänge
im Raum, erkunden
Rhythmen und geleiten die
Zuschauer*innen über ihre
bewegten Körper auf eine ungewöhnliche
Gedankenreise.
Die Klänge stammen von vier
Mikrofonen, die an Pendeln
befestigt sind, sich also durch
den Raum bewegen. Dazu
kommen Lautsprecher am Boden,
die Rückkopplungseffekte
erzeugen. Ein echtes Spielfeld
für den Musiker, der live immer
wieder neue Klangumgebungen
schafft und damit in
einen intensiven Kontakt zu
den Tänzer*innen tritt. Ebenso
treten die miteinander in Kontakt
und mit sich selbst. Denn
es bleibt für sie die Frage, mit
welchen Klängen sie wie in
Resonanz treten wollen und
was das für sie bedeuten kann.
Das ist abstrakt und doch
nahe an unserem Alltagsempfinden.
Denn menschliche
Dynamiken und die ihnen
zugrundeliegenden Entscheidungen
begleiten uns ständig.
Auf wen lasse ich mich ein?
Welchem Rhythmus folgt diese
Person? Welchem Rhythmus
folge ich? Wie passen wir zusammen?
Die Konfrontationen
der Tänzer*innen führen zu
Reibungen, Abhängigkeiten,
Differenzen. Steht am Ende
Harmonie, eine Gruppendynamik
oder ein Gruppenzwang?
Und gibt es ein klares Ende?
„pendulum resonance rave“
gibt Antworten und stellt Fragen
neu.
Die Aufführung ist für den
28./29./30. Januar 2021, jew.
20 Uhr im E-Werk geplant. Da
zum Redaktionsschluss noch
nicht absehbar ist, wie sich die
Coronalage weiter entwickelt,
sind diese Angaben vorläufig
und ohne Gewähr.
SCHWARZWALD
IMPRESSIONEN
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Schwarzwaldwildnis
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VERANSTALTUNGEN KULTUR JOKER 47
Das Format Super8 lebt! Das
beweist der seit 2000 stattfindende
„Global Super8 Day“. Der
nächste kann leider erst 2021 sein,
kein Grund aber zur Frustration.
Nicht nur wird dieser maßgeblich
von Basel aus organisiert –
auch gibt es am 21. Dezember,
ab 18.30 Uhr genau in Basel, im
Stadtkino ein Preview, bei dem
Zuschauer*innen auch ihre eigenen
Super8-Filme zum Besten
geben können.
Das Super8-Filmformat war
bereits in den 60er-Jahren ein
Kultobjekt geworden und stand
für avantgardistische Filmkunst
wie sie nicht zuletzt auch
im Museum of Modern Art in
New York ausgestellt wird. Ein
Fall für das Museum wurde sie
aber lange nicht. Ende der 90er-
Jahre erreichte das Format eine
neue Blüte und führte Fans zu
großen Screenings, wie etwa zu
einem im Fußballstadion. 3000
Zuschauer*innen konnten es da
schon einmal werden. Und der
besondere Hype bleibt bestehen
– nicht zuletzt dank dem „Global
Super8 Day“: ein weltweit stattfindendes,
unabhängiges, dezentrales
Filmfestival und eine große
Fürsprache für ein besonderes
Medium. Als gut vernetztes Mitmach-Event
bringt das Festival
Super8-Regisseur*innen in Kontakt.
Neben der Vorführung mit-
Die Macht von Super8
In Basel schürt ein Preview die Vorfreude auf den „Global Super8 Day“
gebrachter Super8-Filme werden
die beiden Super8-Spezialisten
Ruedi Bind und Lutz P. Kayser
durch ein buntes wie historisches
Kurzfilmprogramm führen. Gezeigt
werden Beiträge aus dem
Basel der 70er- und 80er-Jahre
und aus dem Hamburg der 90er-
Jahre. Angfragt ist auch ein Ausschnitt
aus der SRF-Dokumentation
„Die wahren Liebhaber“
des Baslers Peter Aschwanden
über Super8-Filmamateure. Die
beiden Kenner sprechen zudem
über Geschichte, Gegenwart und
Zukunft des Mediums wie über
die Idee, in Basel eine Super8-
Filmwerkstatt zu etablieren.
Aufgrund der Corona-Auflagen
des Kantons Basel sind maximal
50 Besucher*innen zugelassen.
Nur drei mitgebrachte Filme dürfen
daher gezeigt werden. Sind
es mehr mitgebrachte Filme, entscheidet
das Los.
Infos zur Teilnahme: info@
gs8d.info und www.global-super8-day.info
Foto: Global Super8 Day