ST:A:R_10
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<strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch V – Design<br />
Nr. <strong>10</strong>/2006 39<br />
FRIEDRICH KIESLER –<br />
MÖBELENTWÜRFE EINES WELTDENKERS<br />
Freischwinger Nr. 2<br />
Der für die Wohnung von Charles und Marguerite Mergentime<br />
1933 geplante, aber nie umgesetzte Stahlrohrfreischwinger,<br />
wird nach einer signierten Zeichnung Friedrich Kieslers von den<br />
Wittmann Möbelwerkstätten erstmals hergestellt.<br />
Friedrich Kiesler war Architekt, Designer, Bühnenbildner, Künstler<br />
und Theoretiker. Sein Schaffen war grundlegend und von Beginn an<br />
inderdisziplinär, sein Gesamtwerk und seine Theorien waren radikal und<br />
revolutionär. Er lebte großteil seines Lebens in New York und führte<br />
dort am Puls der Zeit eine kritische Diskussion mit der zeitgenössischen<br />
künstlerischen und architektonischen Avantgarde und entwickelte in dieser<br />
Auseinandersetzung seine visionäre Position.<br />
Kiesler entwarf Bühnenbilder, Möbeleinrichtungen, gestaltete Ausstellungen<br />
und fomulierte Thesen zu einer ganzheitlichen, kritisch-funktionalen Designund<br />
Architekturtheorie. In der Architektur entwickelte er das Endless House<br />
– ein raumzeitliches Kontinium, das die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum<br />
auflöst.<br />
Zentral in seinem Werk war seine Überzeugung, dass der Mensch sich in<br />
einem flexiblen und dynamischen Kräftefeld befindet. Daraus ergab sich eine<br />
Gestaltungs- und Lebenshaltung, in der eine Endgültigkeit, eine Absolutheit<br />
der Form nicht erreicht werden kann. Die Wechselwirkung der Kräfte, sichtbare<br />
wie unsichtbare, bedingt eine Dynamik, die er mit dem Begriff Correalismus<br />
bezeichnete und in zahlreichen Publikationen erläuterte.<br />
Ausgehend vom Menschen in all seinen Bedürfnissen, glaubte Friedrich<br />
Kiesler an die Verantwortung des Kreativen, durch Forschung und Werk<br />
an der dynamischen Entwicklung unserer Umwelt wesentliche Impulse zur<br />
Verbesserung beisteuern zu können.<br />
Die Re-Edition seiner Möbelentwürfe trägt nicht nur zur Wiederentdeckung<br />
dieser wichtigen Künstlerpersönlichkeit bei, sondern zeigt vor allem die<br />
Aktualität seines Werks und seiner Ideen.<br />
Correalistisches Instrument<br />
Dieses multifunktionale Möbel war Teil einer ungewöhnlichen Ausstellungsgestaltung für die Galerie Art of This Century von Peggy Guggenheim 1942 in New York.<br />
In unterschiedlichen Positionen und Kombinationen verwendet, ergeben sich bis zu 18 verschiedene Verwendungsmöglichkeiten.<br />
Re-Edition by Wittmann<br />
1997<br />
Die Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung<br />
wird gegründet und widmet sich der Erforschung des<br />
architektonischen, künstlerischen und theoretischen Schaffen<br />
Kieslers. Die Wittmann Möbelwerkstätten werden Stifter und<br />
ermöglichen, mit Hilfe weiterer privater Gönner, den Erwerb<br />
der umfassenden Bestände von Kieslers Witwe und zweiter Frau<br />
Lillian durch die Republik Österreich und der Stadt Wien.<br />
Fotos © Wittmann Möbelwerkstatt,<br />
Schauraum - Akademiehof bei der Wiener Secession,<br />
Friedrichstrasse <strong>10</strong>, <strong>10</strong><strong>10</strong> Wien - www.wittmann.at<br />
2002<br />
Die Correalistischen Möbel werden in Zusammenarbeit mit der<br />
Kiesler Stiftung wieder hergestellt und erstmals im Wittmann<br />
Schauraum in Wien präsentiert.<br />
2004<br />
beschließt die Kiesler Stiftung gemeinsam mit den Wittmann<br />
Möbelwerkstätten die Re-Edition der Party Lounge, Bed Couch<br />
und des Freischwingers Nr. 2, als Ergänzung der Correalistischen<br />
Möbel.<br />
2005<br />
wird die Re-Edition Friedrich Kiesler präsentiert.<br />
Bed Couch<br />
Durch die einfache Teilung des Sitz- und Schlafmöbels in eine kurze und lange Rückenlehne<br />
ergeben sich zwei Sitzsituationen – bequemes Liegen oder aufrechtes Sitzen. Ausgeführt wurde<br />
dieser Entwurf Friedrich Kieslers erstmals für die Wohnung Mergentime in New York 1935.