Sonderheft/2006
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R
04Z035665M – P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien • Adresse: 1060 Wien Capistrangasse 2/8 • office@star-wien.at
ST/A/R PRINTMEDIUM WIEN
V-A-I
Vorarlberger-Architektur-Institut
Foto: Ignacio Martínez, Montagesituation
II ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
EDITORIAL ZUM 48 SEITIGEM
ST/A/R-PRÄLUDIUM VORARLBERG
Herausgeberagglomerat:
HerbertWulz, Thomas Redl, Heidulf Gerngross
Dank dem VAI für die großartige Kooperation
vor allem an Eva Lingg und Marina Hämmerle!
Dieses Präludium ist dem ST/A/R-Architekten Angelo Roventa gewidmet, der die
Initialzündung für diese Ausgabe gab.
ER, der als Welt- und Vorarlberger Architekt Österreichs billigsten sozialen Wohnbau in
Vorarlberg, dem architekturbewusstesten Bundesland Österreichs, errichtet hat.
Gleichzeitig begrüßen wir unsere russischen Freunde, die im Pygmaliontheater
vom 11.–13. Juni 2006 die Tage der russischen zeitgenössischen Dramatik und
Literatur feiern. Alles im Beisein des großen Wespenkünstlers Van Coke und seiner
Wikingerfrau Van Kitty. Über allem wird der neue Bischof von Wien der apostolischen
orthodoxen Kirche ARSENIK das Fest weihen und die ST/A/R Freunde beschützen,
die als Nonnen, Mönche und Priester des Kulturaustausches anwesend sein werden.
Die für das Sponsoring verantwortliche Frau Julia Vitoslavsky wird durch
ST/A/R vertreten, sodass das Fest in voller Stärke und Harmonie stattfi nden kann.
Im Gegenzug werden die ST/A/R-Freunde Stefan Nussbaumer, Wladimir Jaremenko-
Tolstoj, Angelo Rowenta, Alexander Sobolev und Sergej Volgin nach
St. Petersburg eingeladen, an der Ausstellung PUSTOTA & ALCOHOLIC CHURCH**
in der Gryasnaya Galereya von Valie Airport teilzunehmen. Außerdem werden die
Akteure im State Museum Archangelsk of Wooden Architecture einen Diskurs über
Holz- und Containerbau führen. Ein Besuch bei Leonid Bashanov, dem russischen Art
Director des National Council of Contemporary Art in Moskau und dem russischen
Künstler Alexander Petljura, der im September eine Ausstellung in der Galerie Kosak
Hall in Wien haben wird und der sich durch seine großartigen Performances als ST/A/
R-Freund erwiesen hat, ist angesagt.
** Nach ST/A/R
Subinfo::
Künstlerfreund Marcel Houf
El Penker (ATHEISTIN)*, die ihre allerersten Ausstellungsbeitrag mit dem Avantgarde-Architekten Markus
Dorner, dem Jurist & Maler Lupo Wolf und dem Medientheoretiker Gernot Tscherteu 1993 in der Free
Academy im Petrovsky Boulevard in Moskau unter der Leitung von Alexander Petljura hatte, konnte für das
Herausgeberagglomerat des ST/AR-Magazins gewonnen werden. Sie wird die EP POSITIONS (Extended Play)
herausgeben. „Extended Play“ bezieht sich auf Positionen in den sich überschneidenden Gebieten von Kunst-
Sprache-Musik. EP POSITIONS in diesem Zusammenhang sind: 1. Kulturelle Übersetzung,
2. Third Wave Feminismus und 3. Rhytmus- und Sprachtransformationen. Wie bei den EP Schallplatten,
wo der Rillenabstand größer ist als bei den herkömmlichen 12 Inch -Platten und dadurch nur 2 Tracks
gepresst werden können, beziehen sich die EP POSITIONS auf künstlerische Positionen, kulturelle Tendenzen
und Demoversionen, die noch nicht fertig
abgeschlossen sind ...
Foto: Mirjana Rukavina
Vorarlberg
Zukunft des Wohnbaus
Die Entwicklung in unserer
Gesellschaft verändert unser
Wohn- und Arbeitsumfeld in
den nächsten Jahrzehnten gravierend.
Die Jahre, in denen Familien über
Generationen hinweg an ein und
dem selben Fleck lebten, sind vorbei.
Globalisierung und wirtschaftliche
Krisen veranlassen uns, immer
häufiger unseren Wohn- und Arbeitsort
zu wechseln. Bedingt durch diese
Entwicklung ändern sich unsere
Bedürfnisse und Wünsche, die wir an
Wohnungen aber auch an Arbeitsstätten
stellen.
Verantwortlich dafür sind zum einen
wesentliche Entwicklungen in die immer
tiefer um sich greifende Individualisierung
in unserer Gesellschaft. Zum anderen
sind es Entwicklungen wie Lebensqualität,
Globalisierung und Mobilität. Spricht
man von Individualität, so setzt diese
eine Vielzahl von Wahlmöglichkeiten
voraus. Ein ebenso weiteres Merkmal
einer individualisierten Gesellschaft
liegt darin, dass bestehende Kontrakte
jederzeit aufgelöst werden können.
Zukunftsorientierter Wohnbau wird
sich in den nächsten Jahren in einem
sich immer tiefer greifenden Maße auch
mit diesen epochalen Veränderungen
unserer Gesellschaft auseinander
setzen müssen, so der Innovationsund
Zukunftsforscher Klaus Kofler.
Wohnbaukonzepte der Zukunft müssen
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
unserer gesellschaftlichen aber auch
wirtschaftlichen Veränderung integrieren.
Waren es in der Vergangenheit teils
sture und sich immer wiederholende
Grundrisselemente, die im
herkömmlichen Wohnbau als innovative
Wohnraumkonzepte angepriesen
wurden, so werden es in der zukünftigen
Generation dynamische, wachsende und
flexibel einsetzbare Elemente sein. Ein
Beispiel dafür, so Klaus Kofler, sind die
Containerbauten des Architekten Angelo
Roventa. Er realisierte auf Basis eines
Standard-20-Zoll-Containers, den wir alle
aus dem Transportwesen kennen, das
erste österreichische Energiesparhaus.
Dieses Konzept verblüfft vor allem durch
seine Einfachheit und Flexibilität. Im
Inneren gibt es Wände, die sich den
gegebenen Bedürfnissen individuell
anpassen lassen.
Eines der gewagtesten Projekte im
Wohnbau der Zukunft präsentiert die
Architektengruppe Angelo Roventa,
Heidulf Gerngross und Markus
Spiegelfeld mit dem Projekt „Karl-
Marx-Hof 2“. Dabei entsteht aus einer
architektonisch anspruchsvollen
Anordnung von Containern ein Projekt für
alle Freunde des ST/A/R’s.
Einer der interessantesten Beweise
der Gegenwart, dass Wohnbau sich
noch mehr mit unterschiedlichen
Voraussetzungen, Materialien aber auch
mit vordefinierten Grundelementen
verbinden lässt. Die Orientierung einer
„Generation der Wahlmöglichkeiten“ wird
genau bei solchen Konzepten beginnen.
Und wird in Zukunft von Modellen der
jahrzehntelangen Finanzierung eines
Wohntraums verstärkt Abstand nehmen.
Angelo Roventa liefert damit den
Beweis, dass zukünftiges Wohnen den
individuellen Ansprüchen unserer
Gesellschaft durchaus gerecht werden
kann.
El Penker
* Altar für Atheisten, HG 2001
Nr. 10/2006
Architektur – Vorarlberg
Architektur mit und ohne Architekten
DER KÖRPER, DIE HÖHLE, DAS HAUS, DIE ERDE UND DER HIMMEL
ST/A/R III
Lustarch
Der unmittelbarste Raum unserer Wahrnehmung ist der eigene Körper
in seinen Grenzen wie in seiner Ausdehnung zur Welt. Der Kosmos ist
der weiteste Raum, der grenzenloseste, welcher auch als architektonischer
Raum begriffen werden kann.
Die Höhle war die erste Behausung des Menschen, nach dem Verlassen der
Höhle begann das architektonische Wüten, die Erde wurde mit Bauwerken
unterschiedlichster Form bestückt - von nomadischen Jurten bis zu
Hochhausgiganten.
Bauen hat immer mit Begrenzen zu tun. Um einen Innenraum zu schaffen
wird eine Hülle kreiert, es entsteht ein Innen und ein Außen.
Das menschliche Sein ist auf den Koordinaten zwischen Innenwelt und
Außenwelt aufgebaut, die Korrespondenzen beider Systeme sind zentrale
Elemente der Kulturen. In der Architektur wird die Qualität von Raum
durch Grenzziehung wie auch durch Oszillieren zwischen dem Inneren
und dem Äußeren begriffen. Unter Architektur kann auch die Fähigkeit
verstanden werden, sich räumliche Bilder von Begriffen zu machen und
solche Bilder dann als Symbole im Codex der Kulturen einzusetzen.
In unserer gegenwärtigen Entwicklung erleben wir durch die globale
Vernetzung eine dramatische Verdichtung unseres Weltraumes. Verstärktes
Grenzziehen und Abschotten sind aktuelle Phänomene. Diese Tendenz ist
in großen Dimensionen, wie zum Beispiel: die Trennungsmauer zwischen
Israel und Palästina, die Abdichtung der amerikanischen Grenze Richtung
Mexiko oder die betonierte Grenze Spaniens gegenüber Afrika, aber auch
in den kleinen Einheiten durch das Zurückziehen in biedermeierlich
behübschte Privatenklaven spürbar. Nach Jahrhunderten der Eroberung und
Kolonialisierung wissen wir, dass Abschottung das fremde wie das eigene
Gebiet zu einem territorialen Gefängnis machen.
Peter Sloterdijk schreibt in seinem neuen Buch „Der Weltinnenraum des
Kapitals“ von heutigen Lebensbedingungen, die einer Treibhaussituation
gleichkommen. Das Kennzeichen der Globalisierung sei nicht Beschleunigung
sondern Verdichtung. Zitat:„Wo immer man hinkommt, man hat
einen Vordermann.“
Unsere Weiterentwicklung kann nicht mehr durch Expansion und
Raumeinnahme stattfinden, es bedarf der Entgrenzung. Die Öffnung
des privaten und des öffentlichen Raumes kann eine neue Qualität des
Kommunizierens ermöglichen.
Thomas Redl, Herbert Wulz, Wien am 06/06/06
Der wahre Horizont unseres Denkens ist der Himmel. Thomas Redl. 2003
Jin Mao / Sanghai / sechstgrößtes Haus der Welt mit dem höchst gelegenem Hotel,
Foto: Andrea Baczynski, 2006
„Schattenarchitektur“, Hängehaus unter einer Brücke, irgendwo in Asien, 2005
Städteplanung / Architektur / Religion Architektur – Vorarlberg
ST/A/R V
Architektur/Fest/Tage/Vorarlberg
schaffa, Hüsle baua“ -
Architektur als Synonym zum
„Schaffa,
Arbeitsfleiß – und fleissig sind
sie, die Vorarlberger. Das kleine Bundesland
sendet weltweit Produkte und Fachwissen aus,
setzt den Schwerpunkt gezielt auf Qualität
und weiß vor allem auch, wie es Qualität auf
internationalem Niveau zu bewerben gilt.
Und Erfolg schafft Freiräume, fördert die
Selbständigkeit, motiviert den gesellschaftlich
kommunikativen Auftritt und verlangt nach
sozialer und kultureller Einbettung. Exakt
hier setzt das Vorarlberger Programm der
Architekturtage an. Architektur wird nicht
als Schweißprodukt vorgeführt sondern als
Möglichkeit. Das VAI als Veranstalter, beginnt
erst gar nicht, zu erklären, was Architektur
sein kann, sie zeigen ganz einfach vor, wie
man mit Architektur spielen kann, wie
belastbar sie ist in ihren konkreten Qualitäten
und wie lustvoll man sie erleben kann. So
verwandelt sich im Exkursionsprogramm
„Szene in Architektur“ (Samstag, 10. Juni),
z.B. das Flugdach des Grenzübergangs Tisis
(aix architects) im Moment der Performance
in ein abgehobenes Podium für ein Schweizer
Alphornduo, oder die Frödischbrücke
in Sulz/Zwischenwasser (Marte.Marte
Architekten) zur Kulisse des Bühnenstücks
„Die Welle“. Ein assoziatives Konzept, das
über den Umweg der kulturellen Intervention,
Architektur performativ erfahren lässt. Sechs
solcher Architektur-Kultur Stationen sind
angesagt. Während das Reiseprogramm
barrierefreies Duschen mit
Easy Drain
einer präzise vorformulierten Konzeption
folgt, verspricht das Hauptprogramm, die
Vorstellung der Vorarlberger Architekturbüros
in der „Alten Naturschau“, kalkulierte
Überraschung. Was genau dort zu sehen
sein wird, wissen vor allem die Architekten
selbst. Das VAI beschränkt sich auf den
architektonischen Akt, das leerstehende
Gebäude mit all seinen verstaubten Vitrinen
und Schauräumen zu okkupieren und
parzelliert den Architekten zur Verfügung zu
stellen. Inhaltlich wie auch medial ist jegliche
Programmfreiheit in die Selbstverantwortung
und Selbstdarstellungsstrategie der geladenen
Architekten abgegeben, von klassischen
Projektpräsentationen mittels Plan und Modell
bis hin zu Architekturperformances, alles
ist erlaubt, agieren gefragt. Die Hoffnung
der Veranstalter: dass der Festivalcharakter
überschwappt, Architekten und Besucher
gleichermassen begeistert und sich das
Programm im Ausklang verselbständigt.
Christine Bärnthaler
Architetur
Fest
Easy Drain
R
Collection
made by ess
EASY DRAIN der geniale Duschablauf
Eine barrierefreie, einfache Lösung, geeignet für Fliesen jeder Größe und vielseitig in den
Verwendungsmöglichkeiten. Die Easy Drain Abflussrinne passt sich den modernen
Gegebenheiten an und bringt zusätzlich eine Reihe von Vorteilen.
barrierefreier Einstieg, begeh- und befahrbar · hygienisch und einfach zu Reinigen · elegante
Edelstahl - Optik, passend zu jedem Design · optimal geeignet für Fliesen mit großen
Formaten · höhenverstellbare, abnehmbare Abdeckung · Standard in Trapez-,
Halbrunder- und Deieckform · Standardmaße von 50 cm bis 120 cm · Maßanfertigungen
jeder Art
Kontakt: Monika Hilger, Easy Drain Handelsvertretung Österreich,
Am Steinbach 5, 5221 Lochen, Telefon und Fax: 07745/8416,
Mobil: 0664/230 72 88, mail: easydrain@aon.at, home: www.easydrain.at
Veranstaltungen
ARCHITEKTUR IN SZENE Neue Ansichten und
Aussichten erwarten Sie. In Vorarlberg besetzen 41
Planungsbüros und architekturnahe Institutionen die
Alte Naturschau. Auf 1600 qm wird die schillernde
Szene präsentiert und Lust auf Architektur gemacht
(Freitag, 9. Juni, 10 Uhr – open end)
AUSSTELLUNG Die Arbeiten des Luzerner
Architekten Daniele Marques werden in der Alten
Naturschau in Dornbirn vom 12. Mai – 10.Jnui
gezeigt. Am Freitag, 9.Juni gibt es Führungen durch
die Ausstellung (zwischen 11 und 15 Uhr, Eintritt frei!)
OFFNE ATELIERS in Batschuns, Bregenz,
Dornbirn, Feldkirch, Frastanz, Hard, Hohenems,
Lochau
SZENE IN ARCHITEKTUR Bei „Szene in
Architektur“ wird Architektur auf spielerische und
künstlerische Weise präsentiert. Die Kommunikation
zwischen angewandter und darstellender Kunst
eröffnet sinnliche Raumwahrnehmung. So gibt
es beispielsweise eine „Energetische Lesung auf
gebündelter Wasserkraftskulptur“ oder ein „Kritisches
Theater auf fließendem Wasser unter erdiger Bühne“
VERANSTALTER:
vai Vorarlberger Architektur Institut
www.v-a-i.at
Delta
Trapez
Round
Zero
VSK-Preis
2004
Modernes Bauen im Ländle sozusagen
ein Alltagsphänomen
Statements von Otto Kapfinger zur Vorarlberger Architekturszene
In keiner anderen Region gibt es heute ein so
brisantes Gefüge zwischen Planern, politisch/
institutioneller Ebene und Ausführenden.
Nicht nur im Holzbau, aber gerade dort sind heute
die Partner mit Technologie und Ausführungs-
Knowhow, wie man sie sich nur wünschen kann.
Überhaupt gibt es hier ein Kraftfeld zwischen lokaler
Politik, zwischen kleinen, aber höchst innovativen,
enorm beweglichen Unternehmensstrukturen,
schlanken Institutionen für Marketing und
Vermittlung – und dynamischen Planungsbüros,
und dieses Rhizom verlangt geradezu nach neuen
Herausforderungen, neuen Wegmarkierungen. Es
ist das ein enorm starker, guter Nährboden, auf
dem alle vorhin genannten Ideen weiter diskutiert,
vorangetrieben, ausprobiert, nachjustiert und
– vielleicht auch mehr als bisher – exportiert werden
können. Aber man weiß ja: gesundes Wachstum im
Export bedeutet reziprok immer auch Zulassen des
Wachstums für Import...
Vertiefung des kritischen Dialogs
Zeit der Reflexion.
Es war eine besondere Charakteristik
in den Pionierphasen der Vorarlberger
Architektur, speziell der „Baukünstler“, dass
es den intensiven und offenen Gedankenund
Erfahrungsaustausch zwischen den
Akteuren gab, – vermutlich auch „erzwungen“
als Solidarität in einer Gruppierung von
Außenseitern, die sich zum Überleben
gegen die Widerstände und die Normen der
herrschenden Gesellschaft formieren mussten,
gegenseitig stärken und bestärken mussten,
Strategien und Knowhow teilen und gemeinsam
verbessern, vorantreiben mussten. Höhepunkt
war sicher der „Befugnisstreit“ gegen die
Architektenkammer Mitte der 80er Jahre.
Seit den 90er Jahren ist dieses interne, auch
selbstkritische Gespräch rückläufig, der äußere
Widerstand fiel immer mehr weg, die Aufträge
wurden immer mehr, Zeit zur Reflexion des
Tuns – individuell oder gar gemeinsam – gibt es
heute praktisch nicht mehr. Es gibt auch nicht,
wie in anderen Regionen, eine Universität, die
eine solche Rolle der kritischen Ebene spielen
könnte, es gibt dafür jetzt Institutionen wie das
VAI oder die verjüngte Zentralvereinigung.
Es liegt an diesen, nun ein solches
kritisches, reflexives Moment in der Szene
wiederzubeleben, die konstruktive Konfrontation
mit der jungen, nächsten Generation, mit den
immer noch präsenten Pionieren und mit den
Etablierten zu fördern, Impulse von aussen
hereinzuholen usw., die publizistische Ebene
nicht nur im Sinne von Propaganda sondern
auch der analytischen Qualität zu fördern...
Orthogonalität ist kein Stil
Nicht jede gerade Linie ist zwanghaft, aber auch
nicht jede Kurve ist Willkür.
Seit einiger Zeit rumort es, vor allem von
außerhalb, aber auch unter den Jungen hier:
diese ewigen Kisten, das ist doch langweilig...
Die Debatte darüber muss geführt werden,
aber bitte nicht wegen des Arguments der
Langeweile, das wäre bloß die dumme Spur
der Mode-Wellen; nicht so. Ökonomie wird
im Ländle ganz groß geschrieben, und die
ökonomischeste Verbindung zweier Punkte
ist eben die Gerade. Wir sollten aber auch
bedenken, einmal ganz generell: wir leben auf
einer Kugeloberfläche, und auf dieser gibt es
eben beispielsweise auch etliche Fälle, wo die
kürzeste Verbindung zweier Punkt nicht gerade,
sondern (zweifach!) gekurvt ist...
Rückkehr zu neuen Konzepten
Design ist nicht das Sein.
Im Zentrum der Entwicklung der neuen
Vorarlberger Baukunst stand die Suche
nach den baulichen Strukturen für neue
Lebensformen. Die Pioniere und ihre
Sympathisanten, ihre Bauherren, suchten nach
neuen Lebensmodellen, suchten nicht primär
das Design oder die optimierte Hülle. Dieser
konzeptionelle Ansatz, das war die „provocation
constructive“, die bis heute weiterwirkte, und
jetzt auch von aussen und retrospektiv studiert
und wiederentdeckt wird. Wenn das jetzt so
blendend eingespielte Räderwerk des modernen
Bauens nicht schöner Leerlauf werden soll,
muss wieder an der konzeptionellen Sicht, an
der Grundmotivation der Baukunst gearbeitet
werden.
Aufwertung der Zwischenräume
Bauen schafft nicht nur Volumina, genauso wichtig
wie die Räume sind die Zwischenräume.
Wenn Nachverdichtung nun immer aktueller
wird, werden auch die Handhabung der
Abstände, das Ausbalancieren kontrastierender
Höhen oder anderer Einflußgrößen komplexer,
wird auch der Umgang mit Distanzen, mit
Zwischen- und mit Freiräumen neu zu lernen,
neu zu definieren sein. Dies ist nicht allein ein
Gebiet, ein Territorium für Architekten. Da
sind auch andere Disziplinen gefragt, urbane
Landschaftsgestaltung, Verkehrsgestaltung,
grafische Benutzerführung im öffentlichen
Raum usw.
Die neuen Peripherien
Gewerbeparks der anderen Art,
Signale und Chancen.
Der Trend ist längst im Laufen, zwischen
den alten Orten und ihren neueren Siedlungswucherungen
enstanden und entstehen
weiter die Speckgürtel der Gewerbezonen,
zumeist direkt am landschaftlichen Grünraum.
Hier gibt es regional ein paar bemerkenswerte
Ansätze, das Phänomen nicht bloß quantitativ
abzuwickeln, sondern aus diesen neuen Orten
der Arbeit, der zumeist hochqualifizierten
Arbeit, neue urbanistische Typologien und
nachhaltige Qualitäten zu formen.
Vom Leistungsdenken zum
Sprachbewusstsein
Vom guten Bauen zur Syntax der Baukunst.
Ich sage es überspitzt: Null-Energie ist schön,
macht aber noch keine Architektur. Oder anders
formuliert: in der extrem fleißigen, tüchtigen
alemannischen Gesellschaft, herausdestilliert
unter den harten, historischen Bedingungen von
Mangel aber auch früher Eigenverantwortung,
ist das Preis-Leistungsverhältnis oberste
Maxime, und solche objektivierbare Sachlichkeit
ist auch die große Stärke dieser Mentalität.
Aber das hat auch seine Grenzen, kann sich im
eindimensionalen Schematismus erschöpfen.
Das Leben ist nicht nur Notwendigkeit,
nachvollziehbares Schema; es muss auch
Sinn machen. Und Sinn entsteht nur dort,
wo wir weiterfragen: nicht nur, was leisten
diese Dinge, was l e i s t e n unsere Elemente,
sondern - was s a g e n sie uns. So wie in
der Sprache: der grammatikalisch richtige,
schlackenlose Satz ist durchaus nützlich; aber
über die bloße Verständigung hinaus werden
die Wörter erst zu einer Sprache, die uns auch
über uns selbst etwas sagt und so erst zum
kulturellen Instrument wird, wenn sie über
reine Logik hinausreichende Werte erreicht,
in andere Dimensionen dringt, mit der Syntax
bewusst zu arbeiten und zu spielen beginnt,
komplexere Bedeutungen und auch so etwas
wie Witz erlangt (Witz im Sinne Wittgensteins
„Aspektwechsel“ von Logik, Spielregeln oder
Syntax...). Baukunst ist Raumkunst, und das
beginnt natürlich, wie Mies van der Rohe
anmerkte, „dort, wo zwei Ziegel sorgfältig
aufeinander gesetzt werden“, aber bitte genau
lesen: der Weg b e g i n n t dort, das Ziel ist
noch weit...
Auszüge aus einer vom ORF-
Landesstudio veranstalteten Diskussion,
Bertolini-Haus, Dornbirn
„ Im Zentrum der Entwicklung
der neuen Vorarlberger Baukunst
stand die Suche nach den
baulichen Strukturen für neue
Lebensformen. Die Pioniere
und ihre Sympatisanten, ihre
Bauherren, suchten nach neuen
Lebensmodellen, suchten nicht
primär das Design oder die
optimierte Hülle.
“
Nr. 10/2006
Architektur – Vorarlberg
VI ST/A/R
Nr. 10/2006
Architektur – Vorarlberg
ST/A/R VII
Heidulf Gerngross und Robert Schwan, Schnellhaus -1992
Wien, Secession
CHV Container Handels- u. Vermietungsges.m.b.H.
Adresse: A-1230 Wien, Lastenstraße 30
Telefon: +43-1-865 20 50-0
Telefax: +43-1-865 24 47
E-Mail: office@chv.at
WIR MACHEN ES MÖGLICH....
Anrufen, Faxen....
oder Mailen!!!
Foto: Klaus Stattmann
Klaus Stattmann, Zwischenraum Mistelbach, 2005
VIII ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
Die Architekturtage 2006 werden heuer das dritte Mal veranstaltet und sind eine österreichweite
Initiative Architektur einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.
Gemäß dem Motto „Architektur entdecken“ können am 9. + 10. Juni Privathäuser, öffentliche
Gebäude, Firmensitze und Ateliers von ArchitektInnen und IngenieurkonsulentInnen fast rund um
die Uhr erkundet werden. Kostenlose Führungen zu bekannten aber auch versteckten Architekturen,
Spaziergänge in Stadtvierteln, Vorträge, Ausstellungen, Kinderprogramme und Feste sind Inhalt
der Veranstaltung. Angestrebt wird eine weitflächige Sensibilisierung gegenüber Architektur und
eine breitere Akzeptanz zeitgenössischer Architektur im Alltagsleben. Veranstaltungsorte sind alle
Bundesländern sowie Wien verknüpft mit Bratislava.
Initiatoren:
Verein Architekturtage, eine Initiative der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten
und der Architekturstiftung Österreich.
Projektpartner:
Architektur Raum Burgenland, Kärntens Haus der Architektur – Napoleonstadl, ORTE
Architekturnetzwerk Niederösterreich, afo Architekturforum Oberösterreich, Initiative Architektur
Salzburg, HDA Haus der Architektur Graz, aut. Architektur und Tirol, vai Vorarlberger
Architekturinstitut, ÖGFA Österreichische Gesellschaft für Architektur, in Kooperation mit SAS
– Slowakischer Architektenverein, Az W – Architekturzentrum Wien
Creation: PERNDL+CO, Gabi Cer
Foto: Michael Nagl
Adambräu, Innsbruck,
Architektur:
Lois Welzenbacher (1926-27)
Umbau: Thomas Giner,
Erich Wucherer,
Andreas Pfeifer, Rainer Köberl,
Foto: © aut. architektur und tirol
Wohnprojekt Meissauergasse, Wien
Architektur: gerner°gerner plus
Foto: © gerner°gerner plus
Bahnhof Wels, OÖ
Luger & Maul Architekten
Foto: © Markus Thurner
BENE / Zumtobel, Klagenfurt, Arch. Henke Schreieck
Foto: © Bene
Haus der Stadtgeschichte, Salzburg
kofler architects, Foto: © Angelo Kaunat
Architekturtage
Die Seiten dieser Ausgabe sind von ST/A/R als medialer Raum zur Verfügung gestellt worden. Die einzelnen Beiträge sind direkte Botschaften der
Verfasser. In dieser Edition begegnen ihnen viele Bilder. Es liegt nicht in ihrer Absicht eine konkrete Sachlage abzubilden, vielmehr wollen sie
eine Sachlage entwerfen. Der Begriff des Bildes soll im folgenden auf seine spezifische Bedeutung reduziert sein und mit Symbolen bedeckte Fläche
bedeuten. Dies ist weniger und mehr.
Die ST/A/R Sondernummer VAI ist anlässlich der Architekturtage 2006 in Kooperation mit dem VAI (Vorarlberger Architekturinstitut) entstanden.
Die Reihung der Beiträge in den Büchern 2 bis 5 wurde von Frau Mag. Marina Hämmerle (VAI) vorgenommen.
Wien, den 06.06.2006
Impressum
ST/A/R Printmedium Wien
Europäische Zeitung für den direkten kulturellen Diskurs
Sondernummer in Kooperation mit dem V-A-I,
Diese Sondernummer ist ein Teil der ST/A/R-Zeitung 10
Erscheinungsort: Wien, Dornbirn, 06. Juni 2006
Medieninhaber:
ST/A/R, Verein für Städteplanung/Architektur/Religion
A–1060 Wien, Capistrangasse 2/8
Herausgeber: Heidulf Gerngross, Thomas Redl, Herbert Wulz
Redaktion: Heidulf Gerngross, Thomas Redl, Angelo Roventa,
Christine Bärnthaler, Michaela Mair, Herbert Wulz, Wladimir
Jaremenko Tolstoj, Valie Airport
Organisation und Produktion: Thomas Redl, Herbert Wulz
Artdirektion & Grafik: Mathias Hentz
Covergestaltung: Thomas Redl
Covermotiv: “SU-SI”, Arch. DI. Oskar Leo Kaufmann
Druck: Herold Druck und Verlags AG, Wien
Vertrieb: Morawa Pressevertrieb Ges.m.bH, ST/A/R
Aboservice: starabo@morawa.com
Kontakt: office@star-wien.at
ST/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und unterliegt
dem Urheberrecht.
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Städteplanung / Architektur / Religion
Architektur – Vorarlberg
ST/A/R IX
architektur zt gmbh
Foto: Christine Kees www.kombinat.at
X ST/A/R
Unsere
Zukunft
ist
Vernetzung
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
Stadtstraße 33/CCD, A - 6850 Dornbirn, T +43(0)5572/31202-0
F +43(0)5572/31202-4, info@energieinstitut.at, www.energieinstitut.at
Die Kernaufgaben. Das Energieinstitut Vorarlberg ist eine
gemeinnützige Organisation, die den sinnvollen Energieeinsatz,
die erneuerbaren Energien und das ökologische
Bauen unterstützt. Eine zentrale Grundlage für unsere
Arbeit ist das Vorarlberger Energiekonzept.
Die Instrumente. Durch unsere Mitarbeit bei der Konzeption von
Förderrichtlinien schaffen wir Anreize auf dem Markt. Durch
Öffentlichkeitsarbeit informieren wir die Bevölkerung. Durch
Beratungs- und Bildungsangebote unterstützen wir Planer, Architekten,
Bauleute, Handwerker, Verwaltungsangestellte und
Gemeindepolitiker.
Unser Know-How. Erstens Kontakt zu allen Akteuren.
Zweitens Kenntnisse der energiepolitischen Zusammenhänge.
Drittens methodische Kenntnisse, um Netzwerke
aufzubauen, zu pflegen und zu betreuen. Und viertens
natürlich notwendiges Fachwissen.
HASELWANTER.CC
Netzwerke des Energieinstitut Vorarlberg: Energieberatung. Die Engergieberatung ist das älteste Netzwerk des Energieinstitut Vorarlberg. e5 Landesprogramm für energieeffiziente
Gemeinden. e5 ist ein Qualifizierungs- und Zertifizierungsprogramm für innovative Gemeinden. Partnerbetrieb Traumhaus Althaus. Netzwerk Vorarlberger Betrieben aus der Baubranche.
Das Ziel: ökologie- und energieorientierte Althaussanierung. Qualitätsgemeinschaft Wärmepumpe. Ziel dieser Plattform ist die bestmögliche Ausschöpfung des großen Potenzials der
Wärmepumpe. öbox – ausgezeichnete ökobauprodukte. Die öbox ist eine Informations-, Bewertungs- und Deklarations- Plattform für Planer, Bauleute, Hersteller und das Baugewerbe.
Nr. 10/2006
Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XI
ArchitekturistnichtgleichBaukultur
Vorarlberg
Tourismus
unterstützt
die Arbeit
des vai
Städteplanung / Architektur / Religion Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XIII
Samstag 10.6.2006
09:30 Uhr Grenze Feldkirch Tisis/Schaan Inselgebäude mit Überdachung
Architektur aix Architekten
luftiges Alphornduo auf verwegener Dachkonstruktion
Performance: Alphornduo Capricorn, Marcus Cavelti + Daniel Hartmann
Samstag 20.8.2005
14:30 Uhr Geheimer Ort in Vorarlberg
Mittlere Höhenlage
rasanter Tanz auf steilem Berghang
Performance: Stefan Marte + Sophia Marte
Vorstand
Stefan Marte Architekt Obmann
Hugo Dworzak Architekt Vizeobmann
Markus Aberer Stadtbauamtsdirektor Schriftführer
Wolfgang Hefel Bauträger Kassier
Erwin Kopf Geschäftsführer VEG
Werner Huber Bürgermeister Gemeinde Götzis
grenzgängerin
Markus Gohm Architekt
Philipp Lutz Architekt
Konrad Merz Tragwerksplaner
Margarete Rhomberg Bauherrin
Wolfgang Ritsch Architekt
unerschütterlicher
Geli Salzmann Architektin Raumplanerin
Erich Steinmayr Architekt
Foto Ignacio Martínez / Montage Eva Lingg
Foto Bernhard Marte
Walter Unterrainer Architekt
Johannes Wucher Baumeister Zimmermann
Geschäftsführung
Marina Hämmerle Architektin
Architektin
geboren 1960 im grössten Dorf Österreichs
Absolventin Hochschule für Angewandte Kunst
Multilinguale Mutter von Leon und Sara
Ex-Präsidentin ZV Vorarlberg
Direktorin Vorarlberger Architekturinstitut
vai Assistentin
ausgewählt aus 72 Bewerberinnen
auslandserprobte Administration
geboren 1974 in einem Strassendorf
Christiane Enzenhofer
vai Projektleiter
Informations- und Kommunikationsmanager
FH Kaiserslautern Architektur Absolvent
geboren 1973 in Deutschland
Florian Semmler
Stefan Marte
Architekt
geboren 1967 um Motocrossfahrer zu werden
Absolvent Universität Innsbruck
Vater von Laura, Sophia und Aurelia
Ex-Vorstand ZV Vorarlberg
Obmann Vorarlberger Architekturinstitut
vai - freelance und andere
Rajasthan/Indien - Barfussarchitektin
Absolventin TU Wien
aufgewachsen in einer Wäger Siedlung
geboren 1979
Eva Lingg
Freitag 9.6.2006
9.00 - 18.00 Uhr Alte Naturschau Dornbirn
Cineastische Einlagen für Mitglieder
Le Mepris / Mon Oncle / My Architect
18.00 - 23.00 Uhr Alte Naturschau Dornbirn
Kollektiver Einstieg in die Fussball WM
Partystimmung mit open end
Samstag 10.6.2006
16.45 Uhr Spitalserweiterung Dornbirn
Architektur Gohm Hiessberger
wiederbelebendes Klangerlebnis
im Zwischenland der Medizin
Performance: Alfred Vogel und Herbert Walser
Freitag 9.6.2006
Ausstellung Daniele Marques
Öffnungszeiten 9.00 - 19.00 Uhr
Führung 11.00 / 15.00 Marina Hämmerle
Samstag 10.6.2006
Öffnungszeiten 10.00 - 17.00 Uhr
baukulturträgerin
verträglichkeitsprüferin
Foto Eva Lingg
netzwerker
Foto Bruno Klomfar / Montage Eva Lingg
Foto Marina Hämmerle
XIV ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
Nr. 10/2006
Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XV
XVI ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
MARKTGEMEINDE LAUTERACH
Planungsbegutachtung durch
Gestaltungsbeirat
„Die Marktgemeinde Lauterach legt seit 1991 dem dreiköpfigen Gestaltungsbeirat –
einzigartig in ganz Österreich – ausschließlich alle bewilligungspflichtigen Bauprojekte vor.
Der Beirat trifft selbst die Auswahl der kommentierenswerten Planungen und vertritt seine
Empfehlungen bei der abendlichen Bauausschusssitzung. Da Lauterach einen enormen
Bauboom verzeichnet, versucht man über die Befassung in möglichst frühen Projektphasen
positiven Einfluss auf die Gestaltung auszuüben; so hat sich die Zahl der wirklich schlechten
Planungen erkennbar verringert und der Anteil an Architekten unter den Planverfassern auf
rund 25 Prozent erhöht.“ (Zitat aus Architektur&Bauforum 01.10.2004)
Lauterach ist die 10.größte Kommune
Vorarlbergs. Im Vergleich dieser 10 Gemeinden
hat Lauterach mit Abstand den größten
Bevölkerungszuwachs. 1980 lag die Einwohnerzahl
noch bei 6500 und 25 Jahre später zählte Lauterach
bereits 9400 Einwohner, was einem Zuwachs von 45
% entspricht. Der Zuwachs des Gebäudebestandes ist
in diesen 25 Jahren gar um 66 % von 1200 auf 2000
gestiegen.
Zwischen 1980 und 2005 sind also 800 neue
Bauten entstanden, 200 davon von Architekten
oder von Baukünstlern geplant. Es bedient sich in
Lauterach also jeder 4. Investor eines Architekten,
obwohl die Vorarlberger Gesetzgebung erlaubt, dass
jeder Bauwerber, auch ohne befugter Architekt zu
sein, Baupläne zur Genehmigung bei der Gemeinde
einreichen kann.
„Bauwerke müssen so angeordnet und gestaltet
sein, dass sie sich in die Umgebung einfügen“
– vereinfacht ausgedrückt ist dies die Formulierung
des Ortsbildparagraphen im Vorarlberger Baugesetz.
Was unter „Einfügung“ zu verstehen ist überlässt
das Gesetz im Prinzip dem Geschmacksempfinden
des Bürgermeisters als baubewilligende Instanz. Der
Bürgermeister ist mit der fachlichen Prüfung der
unterschiedlichsten Bauaufgaben überfordert und
bedient sich diverser Sachverständigen. In Fragen der
Bautechnik, des Brandschutzes, des Gewässerschutzes
– um nur die üblichen zu nennen – wird das Beiziehen
von Fachleuten als Selbstverständlichkeit erachtet.
Nicht so in der Frage des Ortsbildschutzes. Der
Bauwerber hat Verständnis für Vorschreibungen zur
Einhaltung von Rechtsnormen. Oft nicht einsehbar
ist, dass durch die von ihm definierte Bauaufgabe
zugleich auch öffentliche Belange, nämlich jene des
Ortsbildschutzes, berührt werden.
Die ersten innovativen Bauprojekte Anfang der
80iger Jahre stießen auch in der Gemeinde Lauterach
eher auf Unverständnis, sodass es anfänglich der
verstärkten Unterstützung und Beratung externer
Sachverständiger bedurfte. Im Jahre 1991 wurde
dann ein sogenannter Gestaltungsbeirat gegründet,
welcher der Baubehörde in Ortsbildfragen
beratend zur Seite gestellt wurde und auch heute
noch besteht. Die Bestellung der Beiräte erfolgte
im Hinblick auf die lokale Unabhängigkeit mit
drei ortsfremden Architekten und wurde in der
personellen Besetzung mehrfach verändert, um
allenfalls einseitige Prägungen zu verhindern.
Hauptaufgabe des Gestaltungsbeirates ist die
Beurteilung der eingereichten Projekte nach Kriterien
der Ortsbildverträglichkeit und baugestalterischen
Qualität. Lauterach ist übrigens die einzige
Verwaltungsbehörde des Landes Vorarlberg,
welche seit 15 Jahren ohne Unterbrechung einen
Gestaltungsbeirat beschäftigt und diesem ohne
Vorauswahl alle bewilligungspflichtigen Projekte zur
Beurteilung vorlegt.
Der Gestaltungsbeirat trifft sich nach Bedarf,
mindestens jedoch alle zwei Monate. Er wird dabei
vom bautechnischen Amtssachverständigen der
Gemeinde über die vorliegenden Projekte informiert,
besichtigt die Situation vor Ort in Beziehung zum
Umfeld oder orientiert sich über vorhandenes
Fotomaterial und erstellt bei Bedarf schriftliche
Beurteilungen. Diese werden noch am gleichen
Tag dem Bauausschuss der Gemeinde, also dem
beauftragten politischen Organ, vorgetragen.
Unmittelbar danach entscheidet der Bauausschuss, ob
er der Empfehlung des Gestaltungsbeirates folgen will.
Zu Beginn stand die Begutachtung der Architekten
unter starker Kritik, sowohl die Bauwilligen als
auch die Mitglieder des Bauausschusses fühlten
sich „bevormundet“. Dies war zum Einen darauf
zurückzuführen, dass der Antrag zur Bildung
eines Architektenbeirates von der kleinsten
Oppositionspartei eingebracht wurde und damit
die breite politische Akzeptanz fehlte. Zum
Anderen wurden anfänglich die Empfehlungen
des Gestaltungsbeirates nicht als Beratung der
Bauwerber, sondern als zusätzliche „Hürde“ im
Genehmigungsverfahren wahrgenommen.
Der Gestaltungsbeirat hat zur Aufgabe, die
Baubehörde in ihrem Bemühen zu unterstützen, die
ortsbauliche und architektonische Qualität des Bauens
zu heben. Diese Arbeit ist wenig populär und bleibt in
der öffentlichen Auseinandersetzung über Architektur
weitgehend unbeachtet. Die geringe allgemeine
Aufmerksamkeit liegt in der Natur der Sache, denn
die Abwicklung privater Bauvorhaben unterliegt
weitgehend der Amtsverschwiegenheit und ist somit
der öffentlichen Diskussion nicht zugänglich.
Immerhin hat sich im Innenverhältnis zwischen
Bauwerber, Bauausschuss und Gestaltungsbeirat
in den letzten Jahren eine lebhafte und von hohem
Niveau gekennzeichnete Debatte um die qualifizierte
v.l.n.r. Erwin Rinderer (Bautechn. ASV), Gerhard Hörburger (GB seit 1998),
Hans Hohenfellner (GB seit 1999), Hermann Kaufmann (GB-Verabschiedung),
Hugo Dworzak (GB seit 2006)
look what happens
Bautätigkeit etabliert. Und so werden in jüngerer
Zeit die Empfehlungen des Gestaltungsbeirates vom
politischen Gremium fast immer angenommen, was
von der mittlerweile gewachsenen Vertrauensbasis
zwischen Politik und Gestaltungsbeirat zeugt.
Auch wenn der Gestaltungsbeirat nur ein beratendes
Organ ist, wird dessen Autorität in ortsbaulichen
Fragen ebenso wie in solchen der Baugestaltung
von privaten Bauherren, Investoren und Planern
mittlerweile geachtet und anerkannt. Im Laufe dieser
15 Jahre sind die Mitglieder des Gestaltungsbeirates
in die Position des kompetenten und von allen Seiten
akzeptierten Begutachters hineingewachsen. Die
Empfehlungen der 3 Architekten sind insbesondere als
Serviceleistung für die Bauwerber zu sehen und die
meisten Antragsteller wissen dies auch zu schätzen.
Die im Vorarlberger Architekturführer (Baukunst
in Vorarlberg seit 1980) angeführten Beispiele
aus Lauterach repräsentieren nicht immer den
Erstentwurf, sondern kamen vereinzelt erst im
Anschluss an ein schlechtes Vorläuferprojekt und
der damit notwendigen fachlichen Begleitplanung
zu Stande. Auf Intervention der Baubehörde und auf
Grund der Empfehlungen des Gestaltungsbeirates
wurde und wird so manches Erstprojekt von Grund
auf neu überarbeitet oder unter Umständen sogar in
planerisch qualifiziertere Hände übergeleitet.
Wie bereits erwähnt enthält das Vorarlberger
Baugesetz keine verpflichtende Bestimmung,
Einreichplanungen an hiezu befugte Fachleute
zu übergeben. In Vorarlberg kann also jeder Laie
eine der Baueingabeverordnung entsprechende
Planung bei der Behörde einreichen und selbst als
Planverfasser auftreten. Dies ist mit ein Grund,
weshalb die in einem Architekturführer oder hier in
dieser Vorarlberg-Beilage gezeigten Beispiele nie das
gesamte Baugeschehen bestimmen können sondern
den verfügbaren Siedlungsraum mit den banalen
Zufälligkeiten der Alltagsarchitektur teilen müssen.
Gestalterische Qualität kann weder reglementiert
noch verordnet werden. Hiezu bedarf es
aufgeschlossener Bauherren, die sich des Stellenwertes
ihrer Bauaufgabe bewusst sind und die bereit
sind, die Kosten für eine kompetente Planung zu
budgetieren. War es früher noch durchaus üblich,
dass Wohnbauträger sogenannte Eigenplanungen
durchführten, so wird diese Aufgabe heute in der
Regel an qualifizierte Planungsbüros übergeben. In
diesem Zusammenhang erscheint es erwähnenswert,
dass sich in Lauterach der Anteil der von Architekten
geplanten Bauansuchen seit der Gründung des
Gestaltungsbeirates verdreifacht hat.
Der Gestaltungsbeirat hat nicht nur einige drohende
„Bausünden“ zu verhindern gewusst, sondern vor
allem zeitgemäße Architektur ermöglicht, die sonst
möglicherweise auf der Strecke geblieben wäre.
Auf der einen Seite beschränkt sich die Möglichkeit
der Beiratsmitglieder darauf, in Wirklichkeit leider
nur das Gröbste zu verhindern. Auf der anderen
Seite gelingt es dem Gestaltungsbeirat immer
wieder, kraft der Autorität und Nachvollziehbarkeit
seiner Argumentation innovativen Projekten zur
Genehmigung zu verhelfen. Dass sich die politischen
Gremien der Marktgemeinde Lauterach mittlerweile
mehrheitlich zu zeitgenössischer Architektur und den
aktuellen Strömungen im Baugeschehen bekennen, ist
in hohem Maße der Tätigkeit des Gestaltungsbeirates
zu verdanken.
Städteplanung / Architektur / Religion
Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XVII
XVIII ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
Nr. 10/2006
Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XIX
Städteplanung / Architektur / Religion Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XXI
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XXII ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
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XXIV ST/A/R
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Städteplanung / Architektur / Religion
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XXVI ST/A/R
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Foto Thomas Filler
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XXX ST/A/R
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XL ST/A/R
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Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XLI
ST/A/R-BUCH
Fotos: Wladimir Jaremenko Tolstoj
Vortrag von Van Coke 1999
Schillerplatz - Meisterklasse Hundertwasser
Gudrun mit Coctailtomaten
Karin Frank und Van Coke 1999
Diese Seite ist Van Coke und Van Kitty gewidmet
ST/A/R-Archiv
XLII ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
Österreichs billigster sozialer Wohnbau:
Acht Bausteine, ein Niedrigenergiehaus. ST/A/R GRATULIERT
Nr. 10/2006
Architektur – Vorarlberg
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Städteplanung / Architektur / Religion Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XLV
XLVI ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
Nr. 10/2006
Architektur – Vorarlberg
ST/A/R XLVII
RUSSIA TODAY:
„Moskau an der Donau“ im Rahmen der Wiener Bezirksfestwochen
Theater „Pygmalion“ - Wien 8, Alserstrasse 43
11-12-13. Juni 2006
RUSSIA TODAY :
11. Juni 2006
14.00 bis 16.30 Seminar „Russische Kultur im Exil“.
Beiträge von: Valentina DeWall (Wien) – „Russisches Lyzeum in Wien und „Nascha Gazeta“, Larissa
Volodimerova (Amsterdam) – „Russische Literaturkreise und Periodika in Israel und Westeuropa“,
Anatoly Livry (Paris) – „Probleme der Slawistik in Sorbonne und Studentenaufstand”, Maxim
Raiskin (Köln) – „Russisches Literaturleben in Berlin und Deutschland“, Alexej Bugaenko /
Valeria Nazarenko „Sonnenschein-Philosophie“; Wladimir Fried „Neue ukrainische Literatur“
Seminarsprache –Russisch
17.00 Feierliche Eröffnung durch russischen Bischof Arsenik und die Volksgruppen des
russischen Kulturinstituts in Wien „Kalinka“ und „Malinka“. Vernissage der Ausstellung
russischer Künstler – (Wladimir Semenov/ Van Coke, Sergej Goldzahn, Michail A Crest, Irka
Wassiljewa, Ilona Borodulina)
18.00 Lesungen russischer Autoren - Russisch und Deutsch: Sergej Spirichin (Wien), Alexander
Sobolev (Wien), Julia Vitoslavsky (Wien), Wladimir Jaremenko-Tolstoj (Wien), Oleg Uljanow-
Lewin (Ukraine), Irina Dudina (St. Petersburg), Stanislav Shuljak (St. Petersburg),
Igor Smirnov-Ochtin (München), Max Raiskin (Köln), Semjon Levin (Stuttgart),
Andrej Vorkunow (Moskau), Günther Geiger (Wien), Alexej Bugaenko (Düsseldorf),
Valeria Nazarenko (Wien) Wladimir Fried (Wien), Larissa Volodimerova
(Amsterdam), Anatoly Livry (Paris) u.a.
Eintritt frei
Spirit (us)-Performance:
TINCTURA ARTIS interactive
Blintschiki und Tschaj aus dem Samowar gratis
OPEN END
12. Juni 2006 20.00
20.00 Drei russische Kurzdramen in deutscher
und russischer Aufführung
Das Fegefeuer oder Gantenbeins Offenbarung
von Wladimir Jaremenko-Tolstoj
Liebesdreieck der deutschsprachigen Literatur:
Bachmann-Böll-Frisch
Neger für eine Stunde von Alexander Obraszow
Russischer Emigrant im Undergroundmilieu von
New York engagiert einen schwarzen Gorilla.
Garage von Oxana Filippova
Pisskomödie mit Peter und Peter. Wer bleibt
kleben?
Eintritt – 5 Euro
13. Juni 2006 20:00 Szenische Lesung in
deutscher und russischer Sprache
Alle Menschen sind Schwestern von Oxana
Filippova
Arnold Schwarzenegger auf Besuch in
Novosibirsk. Österreichische Kultur gefragt…
Anschließend: Kurzfilm-Crash
Filme präsentiert von „Gryasnaya Galereya“
Sankt-
Petersburg, kuratiert von Valie Göschl
Eintritt – 5 Euro
Künstlerische Leitung –
Wladimir Jaremenko-Tolstoj
Bühnenbild – Swetlana Winkler
Sponsoring – Julia Vitoslavski
Übersetzung – Valie Göschl
Koordination - Ana Terzer
Ein Projekt des Pygmalion-Theaters und der „Wienzeile“-
Supranationales Magazin für Literatur, Kunst und Politik
www.pygmaliontheater.at
www.wienzeile.at
Russische Dramatikerin Oxana Filippova reitet einen
Österreichischen Kaiser beim Schoss Schönbrunn
Россия сегодня: МОСКВА НА ДУНАЕ
Мероприятие в рамках «Wiener Bezirksfestwochen»
11-12-13. Июня 2006
11 Июня 2006 14.00 до 16.30
Семинар «Русская культура в изгнании»
Доклады: Валентина ДеВалль (Вена) – «Русский лицей в Вене и «Наша газета»,
Лариса Володимерова (Амстердам) – «Русская литература и периодика в Израиле и
Западной Европе», Анатолий Ливри (Париж) – «Проблемы славистики в Сорбонне
в свете студенческого восстания весны 2006 года», Максим Райскин (Кёльн)
– «Русская литературная жизнь в Германии», Алексей Бугаенко (Дюссельдорф)
и Валерия Назаренко (Вена) – «Психо-философия», Владимир Фрид (Вена) –
«Украинская литература в Вене». Доклады на русском языке.
17.00 Торжественное открытие с освящением мероприятия епископом Арсением –
новым предстоятелем Русской Православной Апостольской Церкви в Западной Европе.
Пляски фольклорных ансамблей русского культурного института в Вене - «Калинка»
и «Малинка». Вернисаж выставки русских художников – Владимир Семёнов\Ван Кок,
Сергей Гольдцан, Михаил Акрест, Ирка Васильева, Илона Бородулина.
18.00 Авторские чтения по-русски и по-немецки: Сергей Спирихин (Вена),
Александр Соболев (Вена), Юлия Витославски (Вена), Владимир Яременко-
Толстой (Вена), Олег Ульянов-Левин (Украина), Ирина Дудина (Санкт-Петербург),
Станислав Шуляк (Санкт-Петербург), Игорь Смирнов-Охтин (Мюнхен), Макс
Райскин (Кёльн), Семён Левин (Штутгарт), Андрей Воркунов (Москва), Алексей
Бугаенко (Дюссельдорф), Валерия Назаренко (Вена), Владимир Фрид (Вена), Лариса
Володимерова (Амстердам), Анатолий Ливри (Париж) и др.
Вход свободный.
Спиритический перформанс: TINCTURA ARTIS
Блинчики и чай на халяву!
Тусовка до последнего…
12 июня 2006 20.00
Три короткие пьесы современных драматургов в русской и немецкой постановке:
Адский огонь или Откровение Гантенбайна
Владимир Яременко-Толстой
Любовный треугольник немецкоязычной литературы –
Бахман-Бёлль-Фриш
Негр на час
Александр Образцов
Русский эмигрант в Нью-Йорке ангажирует негра-телохранителя
Гараж
Оксана Филиппова
Маленькая трагедия в стиле А.С.Пушкина о Петре Первом и о Петре Втором
Вход – 5 Евро
13 июня 2006 20:00
Сценическая читка пьесы по-русски и по-немецки:
Все люди сёстры
Оксана Филиппова
Арнольд Шварценеггер приезжает с официальным визитом в Новосибирск,
где партия сексуальных меньшинств Сибири ставит в его честь оригинальную
австрийскую оперу
Короткие фильмы из «Грязной галереи» СПб,
Собранные Вали Гёшль
Вход – 5 Евро
Концепция – Владимир Яременко-Толстой
Художественное оформление – Светлана Винклер
Переводы с русского – Вали Гёшль
Спонсоринг – Юли Витославски
Координация – Ана Терцер
Совместный проект театра «Пигмалион» и «Винцайле» - супранационального журнала
литературы, искусства и политики.
XLVIII ST/A/R
Architektur – Vorarlberg
Nr. 10/2006
Der neue Bischof von Wien
Der Priester Arsenik – Segner und Schutzheiliger von
ST/A/R wurde in Moskau am 26 Mai dieses Jahres zum Bischof
der Russisch-orthodoxen apostolischen Kirche von Wien und
Westeuropa geweiht!
Eine Bischofsresidenz und eine Containerkapelle wird von
Archistrator Heidulf Gerngross auf der Donauinsel unweit
von der osmanischen Moschee geplant. Die Errichtung wird in
Zusammenarbeit mit dem multikulturellen Wien der Zukunft und
freiwilligen Spenden realisiert.
(Links) Die Weihung durch Metropolit
Vitalij und Gleb Jakunin.
(Oben) noch-Priester Arsenik.
(Ganz Oben) Der Bittbrief an seine
Heiligkeit Metropolit von Moskau.
(Rechts) Relikt aus dem Künstlerhaus
2001: Wladimir Jaremenko
Tolstoj Kapelle.
(Unten) Handauflegung und Segnung
des neuen Bischofs zu Wien.