ST:A:R_13
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42 <strong>ST</strong>/A/R<br />
Buch VI – KONZETT Nr. <strong>13</strong>/2007<br />
<strong>ST</strong>/A/R-Gespräch<br />
Phillip Konzett<br />
Handyfoto: Heidulf Gerngross, Foto gedehnt<br />
Jack Bauer<br />
Zenita Komad<br />
Rudolf Polanszky<br />
Lukas Pusch<br />
Anton Herzl<br />
Gerngross: Herr Konzett, warum haben sie<br />
gerade diese vier Künstler ausgewählt, die wir<br />
im <strong>ST</strong>AR anlässlich der Vienna Fair präsentieren.<br />
Konzett: Die Auswahl ist eigentlich keine<br />
Auswahl, sondern es ist – so wie man als<br />
Sammler vorgeht – was einem persönlich<br />
anspricht. Es kommt ausschließlich auf den<br />
Inhalt der Arbeiten an...ob es dann zu einer<br />
Freundschaft oder bloß zu einer persönlichen<br />
Geschäftsbeziehung kommt, bleibt<br />
offen. Ich habe kein Problem damit, wenn<br />
die Künstler von anderen Galerien vertreten<br />
werden. Ich sehe mich nicht als Monopol<br />
und setzte mich auch nicht auf die Künstler<br />
drauf, was ja heute international mit Verträgen<br />
und mit allem drum und dran passiert.<br />
Das ist nicht meine Intention, sondern<br />
ich möchte eigentlich nur Begleiter des<br />
Künstlers sein und nicht der Galerist. Ich<br />
verstehe meine Galerie hier als Kunsthandel<br />
und möchte den Menschen die Welt der<br />
Kunst – so wie ich sie verstehe – zeigen.<br />
Gerngross: Die einzige Frau, die beim<br />
Konzett in dieser Gruppe vertreten ist, ist die<br />
Zenita Komad. Wie bist du dazu gekommen,<br />
dass der Konzett deine Kunstwerke ausgewählt<br />
hat und du im Rahmen seiner Sammlung und<br />
Galerie ausstellen kannst?<br />
Zenita: Ich habe Philipp Konzett als Sammler<br />
kennen gelernt, zuerst hat er begonnen<br />
Zenita-City zu sammeln. Dann sind<br />
wir Freunde geworden.<br />
Gerngross: Jetzt komme ich zum Lukas<br />
Pusch. Es freut mich, dass er in dieser Gruppe<br />
ist. Mir ist er ja bereits seit den frühen<br />
90iger Jahren bekannt… als er die russischen<br />
„Küchengespräche” in Moskau organisiert<br />
hat… wie bist du in diese Gruppe hineingerutscht<br />
ist und mit welchen Kunstwerken<br />
hast du den Konzett beeindruckt…<br />
Lukas Pusch: Das war eine lustige Geschichte.<br />
Ich war gerade aus Russland<br />
zurückgekommen und hatte bei Walther<br />
König auf der Cologne Fine Art meine<br />
Sibirische Edition präsentiert. Die hat<br />
Philipp zufällig gesehen und mir dann mit<br />
Gerhard Sommer gleich zwei abgekauft.<br />
Nach zwei Tagen war die gesamte Edition<br />
verkauft. Am Abend haben wir uns dann<br />
bei einer Party getroffen und gefeiert...<br />
und sind später noch in eine Bar weiter<br />
gezogen. Irgendwann um 5 in der Früh,<br />
nach ein, zwei Flaschen Vodka und einigen<br />
Flaschen Wein und Champanger waren<br />
wir doch ziemlich besoffen. Jedenfalls war<br />
Philipp nur noch bedingt ansprechbar und<br />
wusste sein Hotel nicht mehr... Ich konnte<br />
mich zumindest noch erinnern, dass ich<br />
in der Gästewohnung vom Walther König<br />
über seinem Buchladen untergebracht<br />
war... und hab ihn dann einfach mitgenommen...<br />
Am nächsten Morgen ist dann die<br />
Lebensgefährtin vom König ins Gästezimmer<br />
gekommen und sieht mich mit nem<br />
fremden Typen im Bett liegen.<br />
Naja... das war sozusagen der Einstand.<br />
Gerngross: Also es ist wirklich eine schöne<br />
Gemeinsamkeit, aber ich weiß nicht, ob es<br />
Jack Bauer auch so weit gebracht hat, aber<br />
ich kenne den Jack Bauer auch schon sehr<br />
lange. Er ist auch wieder ein Geheimtyp der<br />
Kulturszene, schon seit 10 Jahren, ich kenne<br />
sogar ein paar Werke von ihm, die mich sehr<br />
beeindruckt haben – mit ganz einfachen<br />
Zeichenstrichen. Es verbindet mich noch etwas<br />
intensives mit dem Bauer, weil ich letztens<br />
beim Begräbnis seines Vaters war, der dann<br />
plötzlich tot war und ich fahre mit einem<br />
kleinen Smart zurück über Niederösterreich<br />
und wie ich so über dem Berg komme, springt<br />
mir ein Hirsch in mein Auto und der Hirsch<br />
war dann auch tot. Ich bin lebendig gewesen<br />
und freue mich, dass ich jetzt den Bauer fragen<br />
kann, wie er seine Situation mit dem Konzett<br />
sieht.<br />
Bauer: Mit Phillip sind mir auch schon<br />
viele gastronomische Exzesse passiert<br />
was allerdings nicht zu Beginn unserer<br />
Bekanntschaft so war. Wir hatten ein<br />
nüchternes Aufeinandertreffen auf der<br />
Wiener Kunstmesse zweitausendirgendwas<br />
woraufhin er mich in der Brigittenau<br />
besucht und großzügig unterstützt hat.<br />
Jahre danach ergab sich eine Freundschaft.<br />
Seine Geschwindigkeit und seine Intuition<br />
hat mich immer beeindruckt... dass ist auch<br />
der Mechanismus aus dem meine Arbeit<br />
besteht.<br />
Gerngross: Und Herr Polanszky?<br />
Polanszky: Bevor ich Philipp Konzett zum<br />
ersten Mal traf, war mir der Name Konzett<br />
durch verschiedene Künstler schon ein<br />
Begriff: „Konzett kommt morgen”, oder<br />
ähnliches konnte ich immer wieder hören.<br />
Ich dachte an eine typische Erscheinung<br />
der Kunstwelt, (zu der ich ein gemischtes<br />
Verhältnis habe) der sich über das Sammler-<br />
und Käufertum wichtig macht. Nach<br />
unseren späteren häufigen Begegnungen<br />
musste ich meine Meinung revidieren und<br />
habe Herrn Konzett als besonders kompetenten<br />
Kunstunternehmer mit Haltung<br />
und Prinzipien, zu denen er steht kennen<br />
gelernt.<br />
Gerngross: Der <strong>ST</strong>AR ist eine Zeitung, welche<br />
die Wiener- und die österreichische Kunstszene<br />
– diese Wien Energie, die sich so über Österreich<br />
und weltweit ausbreitet – zeigen möchte.<br />
Wir glauben, dass ist ein gutes Energiefeld.<br />
Vielleicht kann uns jeder einzelne fünf Namen<br />
von Künstlern nennen, die ihm unmittelbar<br />
einfallen, welche die Wien-Energie verbreiten.<br />
Konzett: Das fällt mir nicht schwer, weil ich<br />
nur österreichische Künstler sammle. Vor<br />
allem merkt man, dass Österreich immer<br />
schon Energie versprüht hat – angefangen<br />
mit Gerstl, Kokoschka, dann der Aktionismus<br />
mit Brus, Muehl, Schwarzkogler,<br />
Nitsch und natürlich die jetzige Generation<br />
IM AB<strong>ST</strong>RAKTEN LIEGT DAS KONKRETE<br />
DES ABSOLUTEN.<br />
ANTON HERZL 2003<br />
War während des Gesprächs nicht anwesesend.<br />
mit Franz West und die nachkommende<br />
Generation wie Gelatin oder Elke Krystufek,<br />
die alle eine gewisse typische österreichische<br />
Radikalität haben. Österreich<br />
ist ein interessantes Sammelland, wo der<br />
Bürger das Schöne liebt und die Künstler<br />
nichts wirklich Schönes produzieren. Somit<br />
sammelt der Bürger nicht und kauft lieber<br />
irgendwelche abstrakten Farbkleckse von<br />
Malern, die zur Zeit des Wiener Aktionismus<br />
in der Galerie St. Stephan in religiöser<br />
Hinsicht befriedigt haben. Mir gefällt, dass<br />
es eine Gegenposition in Österreich gibt<br />
– da muss man natürlich Arnulf Rainer<br />
komplett herausnehmen, der war mit seinen<br />
schwarzen Übermalungen ein Vorläufer<br />
der Aktionisten.<br />
Gerngross: Zenita vielleicht kannst du uns<br />
ein paar Namen nennen, wo du glaubst, dass<br />
die eine Rolle spielen?<br />
Zenita: Auf diese Frage muss ich mich<br />
ein bisschen genauer vorbereiten – ...ich<br />
schicke euch ein Email.<br />
Gerngross: Vielleicht fällt dem Jack Bauer<br />
jemand ein, den er da noch erwähnen kann.<br />
Bauer: Ich kann da nur die eigene Darmflora<br />
erwähnen, die da in meiner Umgebung<br />
ist – das sind meine Freunde, die sozusagen<br />
auch meine Kunst – irgendwie meine<br />
Korrespondenz sind z.B. Anton Herzl,<br />
David Ebner und Christopf Gantner, mit<br />
denen ich die Pokerrunde gemacht habe<br />
und als zusätzlichen Namen würde ich<br />
den Mann erwähnen, der mit mir immer<br />
in Kambodscha ist, wo wir unser Unwesen<br />
treiben – auch künstlerisch – das ist der<br />
Ronald Kodritsch. Flora Neuwirth ist eine<br />
alte Bekannte von mir – auch aus der Steiermark<br />
– und von der Zenita Komad redet<br />
in letzter Zeit jeder.<br />
Gerngross: Nun zu Herrn Polanszky Ihre<br />
Bekanntschaften gehen ja bis zu Kurt Kalb<br />
zurück, der noch immer als Lebenskünstler im<br />
Hintergrund der Wiener Szene steht.<br />
Polanszky: Eine besonders originelle Bemerkung<br />
von mir ist natürlich die, dass ich<br />
völlig ignorant bin und mich mit anderen<br />
Künstlern überhaupt nicht beschäftige. Ich<br />
kann hier gar keine Namen nennen.<br />
Gerngross: Lukas was meinst Du?<br />
Lukas: Also ich tu mir irgendwie schwer,<br />
nur Wiener zu nennen. Ich habe lange<br />
Jahre in Deutschland und Russland gelebt.<br />
Es fällt mir schwer zu sagen was jetzt die<br />
wichtigeren Einflüsse wären... Aber Wien<br />
war immer auch ein Schmelzpunkt. Gerade<br />
auch für Osteuropa. Und ich merke dass<br />
sich in Wien in den letzten Jahren, v.a. seit<br />
der EU einiges positiv verändert hat... auch<br />
im Kunstbetrieb.<br />
Gerngross: Wie ist es dazu gekommen, dass<br />
man da Bilder von dir sieht, wie du in Afrika<br />
stehst, mitten in einem Armenviertel in einem<br />
weißen Smoking mit Mascherl und einer<br />
schwarzen Hose und hier mit der Bevölkerung<br />
Kontakt suchst. Vielleicht kannst du uns aus<br />
diesem persönlichen bereich etwas erzählen.<br />
Lukas: Das war meine Performance „Vienna<br />
Voodoo” letztes Jahr in Kenia. Ich<br />
war damals zum erste mal in Schwarzafrika<br />
und wollte aus dieser Situation etwas<br />
machen. Also dachte ich sei das, was du<br />
bist – weißer Mitteleuropäer aus gutem<br />
Hause, der nicht hilft. Darauf hin bin<br />
ich mit weißem Smoking durch Mathare<br />
marschiert. Das ist der größte Slum von<br />
Nairobi mit rund 700.000 Leuten. Ich<br />
wollte 2 Bildebenen zwei Realitäten auf<br />
eine bringen. Ohne zu moralisieren. Aus<br />
der Dokumentation der Performance ist<br />
jetzt das Folgeprojekt Slum-TV entstanden.<br />
D.h. wir gründen einen eigenen TV-Sender<br />
in Mathare. Gemeinsam mit den Künstlern<br />
Alexander Nikolic, Sam Hopkins und<br />
MYSA. Die Leute in Mathare waren übrigens<br />
von meinem Smoking begeistert, die<br />
waren froh darüber, dass sich jemand so<br />
schön anzieht, wenn er zu ihnen kommt.<br />
Gerngross: Wie siehst du dich als Vergleich<br />
zu den Künstlern, weil ja die Verdichtung<br />
zwischen Künstler, Kunstsammler, Kunstm-