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ST:A:R_21

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Printmedium Wien – Berlin<br />

<strong>ST</strong>/ /A/ /R<br />

Zeitung für Hochkultur Mittelmaß und Schund<br />

Nr. <strong>21</strong>/ Frühling 2009<br />

KUN<strong>ST</strong><br />

ARCHITEKTUR<br />

LITERATUR<br />

VIENNAFAIR<br />

04Z035665M – P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien • Adresse: 1060 Wien Capistrangasse 2/8 • office@star-wien.at • Europa 3,00 • Nr. <strong>21</strong>/09<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

IRENE ANDESSNER<br />

3,– Euro<br />

<br />

Irene Andessner als Marlene Dietrich


2 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch I - Marlene Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

EDITORIAL :<br />

Heidulf Gerngross<br />

Verlässliche<br />

Geseze der<br />

ächten<br />

Kunstwerke<br />

Joulia Strauss’ Portrait von Friedrich Hölderlin,<br />

2006; „Verlässliche Geseze der ächten<br />

Kunstwerke“ aus: Friedrich Hölderlin. „Anmerkungen<br />

zur Antigonä“<br />

Elfriede Gerstl lebt


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch I - Marlene<br />

<strong>ST</strong>/A/R 3<br />

Inhalt<br />

Buch I - Seite 1–8<br />

Marlene<br />

Impressum<br />

Buch II - Seite 9–16<br />

Erste tranzit<br />

Buch III - Seite 17–24<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Galerie<br />

Recherche und Archiv: Marcus Hinterthür<br />

Buch IV - Seite 25–32<br />

WARAN<br />

<strong>ST</strong>/A/R Printmedium Wien:<br />

Creativ Organisation: Heike Nösslböck<br />

Erscheint 4 x jährlich, Nr. <strong>21</strong>/2009,<br />

Druck: Herold Druck und Verlags AG, Wien<br />

Erscheinungsort Wien-Berlin<br />

Vertrieb: <strong>ST</strong>/A/R, Morawa GmbH, Firma Hurtig und Flink<br />

Erscheinungsdatum: Mai 2009<br />

Bezugspreis: 3,- Euro (inkl. Mwst.)<br />

Medieninhaber:<br />

Kontakt: office@star-wien.at<br />

<strong>ST</strong>/A/R, Verein für Städteplanung/Architektur/Religion<br />

Adresse: Capistrangasse 2/8, 1060 Wien<br />

A–1060 Wien, Capistrangasse 2/8<br />

0043-(0)664-5<strong>21</strong>-3307 Österreich<br />

Herausgeber: Heidulf Gerngross<br />

Cover: Irene Andessner; I.M.Dietrich, #1, 2001;<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Heidulf Gerngross, Wladimir Jaremenko- Lightbox 100 x 80 cm; Courtesy: Viennafair/Galerie Brunnhofer<br />

Tolstoj, Marcus Hinterthür, Rudolf Gerngroß (Waran), Dr. Christian <strong>ST</strong>/A/R wird gefördert von: Bundeskanzleramt und Stadt Wien.<br />

Denker und Brigitte Bercoff (Paris-Brüssel-Wien), Valie Airport <strong>ST</strong>/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und unterliegt dem Urheberrecht.<br />

(Russland), Angelo Roventa (Architektur), Andreas Lindermayr <strong>ST</strong>/A/R dankt allen BeitragslieferantInnen, MitarbeiterInnen,<br />

(Stadtphilosoph), Ruth Goubran.<br />

KünstlerInnen.<br />

Organisation: <strong>ST</strong>/A/R-Team<br />

ins_<strong>ST</strong>AR_MUSA:Layout Artdirektion & Produktion: Mathias 1 Hentz 02.03.2009 18:07 Uhr Seite 1<br />

Druckproduktion: Michael Rosenkranz<br />

Buch V - Seite 33–40<br />

Hinterthuer<br />

Buch VI - Seite 41–48<br />

ANGELO<br />

Buch VII - Seite 49–56<br />

BIG-ART<br />

NEUES JUGENDMAGAZIN<br />

9 772073 072000<br />

www.schau.co.at<br />

Michaela Leutzendorff Pakesch • Herausgeberin<br />

Sabine Kienzer • Chefredakteurin<br />

stark bewölkt<br />

flüchtige Erscheinungen des Himmels<br />

Abbildung: Siegrun Appelt, „Clouds“, 1996<br />

Andreas F. Lin der Mayr<br />

7 Jahre Stahlstadt Linz, IV<br />

Nach meiner Zeit beim Bundesheer kehrte ich Juni 1976 wieder in den Atomreaktorbau der<br />

VÖE<strong>ST</strong>-ALPINE in Linz zurück. Mir war von vornherein klar, dass ich niemals Technischer Zeichner<br />

bleiben würde.<br />

Die Entwicklung um mich herum, betrachtete ich mit wachsender Skepsis. Einige meiner Kollegen<br />

waren schon 1976 mit 19, 20 Jahren Väter, sie heirateten, gründeten eine Familie, nicht zuletzt,<br />

weil es seit Kreisky Geld vom Staat dafür gab. Es lastete ein Tabu darauf, zu hinterfragen, warum<br />

jemand mit 18 schon sein ganzes bevorstehendes Leben, beratschlagt von Banken und Gewerkschaften,<br />

bis zur Pensionierung verplante.Als gäbe es gar nichts anderes! Ich konnte mich mit<br />

halbwegs Gleichgesinnten, etwa potentiellen Indienfahrern, nur darüber wundern. Gegen jene<br />

Häuslbauer-Mentaltiät, wie sie damals gerade groß als von den staatlichen Institutionen abgesegneter<br />

Lebensentwurf im Kommen war, hegte ich eine tiefgreifende Abneigung. Mir war nach<br />

unendlich mehr.<br />

De facto gab´s zunächst aber nur eines: Abhängen am Zeichentisch, tagein, tagaus, Jahr für Jahr.<br />

Von irgendwas musste man ja leben! So dämmerte ich in vager Hoffnung auf ganz was anderes,<br />

unzählige farb- und geruchlose Bürotage dahin, bis ich im Mai 79 so mürbe und morsch geworden<br />

war, dass ich wie ein fauler Zahn aus allem herausfiel, was mir Halt und Stütze, freilich einen<br />

falschen Halt und eine falsche Stütze gab. Mein Vater rotierte, als er von meinem Ausscheiden aus<br />

der VÖE<strong>ST</strong> mitbekam.<br />

Beim Militär gedachte ich, Bergrettungsdienst bewährt, tapferen, freimütigen Menschen zu begegnen.<br />

Die mochte es vielleicht vereinzelt noch in irgendwelchen Enklaven gegeben haben, da, wo<br />

ich hinversetzt wurde, traf ich keinen. Was mir tatsächlich von Anfang an beim Heer entgegentrat,<br />

waren die kleinen, töricht tückischen Machtspiele, wie sie mir seit den Tagen des Kindergartens<br />

auf die Nerven gingen, - hier fand ich sie auf die Spitze getrieben. Fortgesetzte Interesselosigkeit<br />

an den Abartigkeiten eines Grundwehrdienstes versetzten meinen Ausbildner derart in Rage, dass<br />

er mich von Hörsching in die so genannte Strafkompanie nach Langenlebarn versetzen ließ. Dort<br />

herrschte unter blitzblanken Gewehrläufen und peinlichst observierter Sauberkeit, Hauptmann<br />

Stinkwut, glühender Pseudo-Wagnerianer und offensichtlich gescheiterter Bodybilder, der dir bei<br />

geringster Abweichung von seinen hinaus gebrüllten Befehlen, den Arsch aufzureissen drohte.<br />

Vom Gymnasium für Berufstätige in der Spittelwies, das ich ab September 76 Abend für Abend<br />

besuchte, erhoffte ich mir naiv eine Vertiefung beziehungsweise Erweiterung meiner humanistischen<br />

Bildung. Ich gedachte weltfremd und edelmütig, mich an der Weisheit Brüste zu laben. Aber<br />

mit Ausnahme zweier älterer Professoren, waren alle Lehrer nur daran interessiert, ihr Programm<br />

rasch abzuwickeln. Konkret ging es ja lediglich um das Nachholen der Matura, nicht um die Hochschulreife<br />

per se, sondern nur um einen Zettel als Beleg für eine solche Reife.Die lange Zeit bis<br />

dorthin sollte uns in den Deutschstunden durch Witze-erzählen versüßt werden. Die „Amseln“ (<br />

von AMS - Arbeitermittelschule) hätten es ohnedies schwer genug. Das war zunächst richtiggehend<br />

lustig, wurde aber ab dem Moment schier unerträglich, da sich die Witze zum dritten und vierten<br />

MUSA Museum auf Abruf<br />

27.2. – 30.5.2009<br />

Felderstraße 6–8 (neben dem Rathaus), Wien 1<br />

Di–Fr 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr, Sa 11–16 Uhr<br />

Barrierefreier, kostenloser Eintritt!<br />

www.musa.at<br />

MUSA<br />

Mal wiederholten. Godot ließ grüssen. Gewaltig! Samuel Beckett und Co. waren auch die Wenigen<br />

in dieser Entwicklungsphase, die mich wirklich was angingen.<br />

Als ich im Juni 76, frisch aus der „Strafkompanie“ ins Büro im Stahlbau der VÖE<strong>ST</strong> in Linz<br />

zurückkehrte, empfing mich der Senior-Chef, Hochschulabsolvent, mit einem Grinsen. Er reichte<br />

mir nach kurzem Zögern seine kalte Hand mit den sehr bemerkenswerten Worten: „Meuhoiden<br />

und Auzaahn! Vastehst? „ Und mit Nachdruck ,“Hamma uns vastaund´n?“ Was blieb mir anderes<br />

übrig, als zähneknirschend Ja zu sagen und mich auf meinen Arbeitsplatz zurückzuziehen.<br />

Das Jasagen indes fiel mir in der Folge immer schwerer, zumal die Geschäfte mit der Atomkraft<br />

boomten, ohne dass die Sicherheitsrisiken, vor allem menschlich-moralischer Natur, sich nur<br />

um einen Deut verringert hätten. Mir wurde der Abstellring anvertraut, der für den Wechsel der<br />

Brennelemente erforderlich ist. Bemerkenswert die Form dieses Gestells, es erinnert mit seinen<br />

acht Speichen an das buddhistische Dharma-Rad. Ich fühlte mich daran festgenagelt in ewiger<br />

Wiederholung des Gleichen. Sein Karma erfüllen und tun, was man nicht lassen kann? Ich konnte<br />

mich nicht damit abfinden. Ein Projekt jagte das andere. Auf Grafenrheinfeld folgte Grohnde,<br />

dann Iran 1, gleich darauf Iran 2. Dass das Schah-Regime wackelte, tat den lukrativen Geschäften<br />

keinen Abbruch. Als es so weit kam, dass man sogar Atomkraftwerke im brasilianischen Urwald<br />

errichtete, weit über allen Köpfen einer angestammten Bevölkerung hinweg, machte ich kein<br />

Hehl mehr daraus, dass mir die Sache stinkt und<br />

sprach im Büro offen über meine Bedenken. Die<br />

höheren Angestellten, die vor lauter Gier nach<br />

noch mehr Provisionen fast schon zu erblinden<br />

drohten, nahmen ohnehin kaum Notiz von meinem<br />

Vorhandensein. Nach erfolgreich geführten<br />

Verhandlungen mit dem TÜV vergnügten sie sich<br />

in der Regel bei üppigen Geschäftsessen. Roger<br />

Whitaker stand als Beruhigungsmittel für blank<br />

liegende Nerven hoch im Ansehen. Die kleinen<br />

Angestellten, Familienväter, geduckt vor Existenz-<br />

Angst, redeten sich alle darauf hinaus, dass man<br />

froh sein müsse, überhaupt Arbeit zu haben. Das<br />

also ist der wahre Stand der Demokratie, 30 Jahre<br />

nach Hermann Göring, dachte ich mir und dröhnte<br />

mich zu mit Punk Rock.<br />

Im Mai 79 fasste ich unter Furcht und Zittern den<br />

freien Entschluss, der VÖE<strong>ST</strong> den Rücken zu kehren<br />

und wagte nach ein paar Monaten Arbeitslosigkeit<br />

den Schritt, so gut wie mittellos, nach Wien<br />

zu gehen. Peter Altenberg und Egon Friedell, die<br />

ich zu dieser Zeit mit glühenden Ohren las, übten<br />

eine viel stärkere Faszination auf mich aus, als alle<br />

hochgestochenen Reden über Atomkraftwerke,<br />

die von einem hochdekorierten Fachidioten als die<br />

Kathedralen der Zukunft ausgerufen wurden.


Städteplanung / Architektur / Religion Buch I - Marlene<br />

<strong>ST</strong>/A/R 5<br />

Exklusiv Exklusiv bei bei M-ARS: bei M-ARS: Stars Stars von heute von heute und von und morgen von morgen<br />

Herbert Herbert Brandl Brandl<br />

Herbert Brandl<br />

Joerg Auzinger Joerg Auzinger<br />

Joerg Auzinger<br />

Luca Faccio Luca Faccio<br />

Luca Faccio<br />

Walter Vopava Walter Vopava<br />

Walter Vopava<br />

72 <strong>ST</strong>/A/R<br />

72 <strong>ST</strong>/A/R<br />

72 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IX - Kick Buch IX - Kick Nr. 17/2008 Buch Nr. 17/2008 IX - Kick Nr. 17/2008<br />

Otto Zitko Otto Zitko<br />

Otto Zitko<br />

Franz Graf Franz Graf<br />

Franz Graf<br />

Stefan Haring Stefan Haring<br />

Stefan Haring<br />

Städteplanung / Architektur / Religion Städteplanung / Architektur / Religion Städteplanung Franz Graf / Architektur / Religion Franz Graf<br />

Franz <strong>ST</strong>/A/R Graf <strong>21</strong> <strong>ST</strong>/A/R <strong>21</strong><br />

<strong>ST</strong>/A/R <strong>21</strong><br />

Marko Zink Marko Zink<br />

Marko Zink<br />

Michael Marcovici Michael Marcovici<br />

Michael Marcovici<br />

Franz Graf, O.T. , Inkjet-Print, Franz 2005 Graf, O.T. , Inkjet-Print, 2005<br />

Franz Graf, O.T. , Inkjet-Print, 2005<br />

Alice Pichler Alice Pichler<br />

Alice Pichler<br />

„<strong>ST</strong>/A/R „<strong>ST</strong>/A/R - Schnitte“ - - Schnitte“<br />

Das Bild von Walter Vopava Das Bild ist das von Walter Cover eines Vopava 50seitigen ist das Cover eines 50seitigen Das Bild Galerie von Walter Elisabeth Vopava & Klaus ist Galerie das Thoman Cover Elisabeth eines & 50seitigen Klaus Thoman<br />

Buches, erschienen im Buches, ©Verlag erschienen der Galerie im Elisabeth ©Verlag & der Klaus Galerie Elisabeth & Maria-Theresien-Straße Klaus Buches, erschienen Maria-Theresien-Straße 34 im A-6020 ©Verlag Innsbruck der Galerie 34 Elisabeth A-6020 Innsbruck & Klaus<br />

Thoman, Innsbruck 2007, Thoman, ISBN Innsbruck 3-902315-10-5 2007, ISBN 3-902315-10-5 Thoman, Innsbruck tel +43 512 2007, 57 ISBN 57 85 3-902315-10-5<br />

tel fax +43 13 512 57 57 85 fax 13<br />

Walter Vopava lebt und Walter arbeitet Vopava in Wien lebt und Berlin arbeitet in Wien und Berlin galerie@galeriethoman.com Walter Vopava galerie@galeriethoman.com lebt und www.galeriethoman.at<br />

arbeitet in Wien und www.galeriethoman.at<br />

Berlin<br />

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman<br />

Maria-Theresien-Straße 34 A-6020 Innsbruck<br />

tel +43 512 57 57 85 fax 13<br />

galerie@galeriethoman.com www.galeriethoman.at<br />

Herbert Herbert BRANDL, BRANDL, Franz Herbert Franz GRAF, BRANDL, GRAF, Kurt HOF<strong>ST</strong>ETTER, Kurt Franz GRAF, Kurt Eva SCHLEGEL,<br />

HOF<strong>ST</strong>ETTER, Eva SCHLEGEL, Eva SCHLEGEL,<br />

Walter Walter VOPAVA, VOPAVA, Otto Walter ZITKO Otto VOPAVA, ZITKO und Heimo und Otto Heimo ZOBERNIG ZITKO ZOBERNIG und und Heimo viele und ZOBERNIG viele andere! andere! und viele andere!<br />

Michaela Michaela Konrad Konrad<br />

Michaela Konrad<br />

Samstag Samstag 09.05.2009 09.05.2009 Samstag ab 10:00 ab 09.05.2009 10:00 Uhr Uhr ab 10:00 Uhr<br />

M-ARS M-ARS Art Department Art Department M-ARS Store, Art Store, Department Westbahnstraße Store, 9, Westbahnstraße 1070 9, Wien 1070 Wien 9, 1070 Wien<br />

Erinnern Erinnern Sie sich Sie noch? sich Jugendzeitschriften noch? Erinnern Jugendzeitschriften Sie sich mit noch? Postern mit Jugendzeitschriften Postern von Idolen von zum Idolen Herauslösen mit zum Postern Herauslösen von und Idolen an die und zum Wand die Herauslösen hängen? Wand hängen? und an die Wand hängen?<br />

Gemeinsam Gemeinsam mit <strong>ST</strong>/A/R mit lassen <strong>ST</strong>/A/R Gemeinsam wir lassen diesen wir mit Kult diesen <strong>ST</strong>/A/R auf Kult hohem lassen auf künstlerischen hohem wir diesen künstlerischen Kult Niveau auf hohem wieder Niveau künstlerischen aufleben. wieder aufleben. Niveau wieder aufleben.<br />

Drucke interessanter Drucke interessanter Arbeiten Drucke Arbeiten von interessanten interessanter von interessanten KünstlerInnen Arbeiten KünstlerInnen von – interessanten und noch – und dazu: KünstlerInnen noch mit dazu: Autograph! mit – Autograph! und noch dazu: mit Autograph!<br />

Zeitungsrotationsdrucke/Holzschliff, Zeitungsrotationsdrucke/Holzschliff, Auflage Auflage je 6 Stück je 6 handsigniert. Stück handsigniert. Auflage Preis je nur 6 Preis Stück 199,90 nur handsigniert. Euro! 199,90 (ohne Euro! Rahmen, Preis (ohne inkl. nur Rahmen, MwSt.) 199,90 inkl. MwSt.) Euro! (ohne Rahmen, inkl. MwSt.)<br />

Wolfgang Wolfgang Grinschgl Grinschgl<br />

Wolfgang Grinschgl<br />

Abbildungen Abbildungen mit freundlicher mit freundlicher Genehmigung Genehmigung Abbildungen von <strong>ST</strong>/A/R mit von freundlicher <strong>ST</strong>/A/R Genehmigung von <strong>ST</strong>/A/R<br />

Jahre M-ARS Jahre M-ARS<br />

Jahre M-ARS<br />

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58 03, www.M-ARS.at<br />

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Westbahnstraße Westbahnstraße 9, 1070 Wien 9, 1070 Westbahnstraße • Öffnungszeiten: Wien • Öffnungszeiten: 9, Mo–Fr 1070 Wien 10–19, Mo–Fr • Öffnungszeiten: Sa 10–19, 10–18 Sa Uhr, 10–18 alle Mo–Fr Uhr, Kreditkarten 10–19, alle Kreditkarten Sa 10–18 Uhr, alle Kreditkarten


6 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch I - Marlene Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

INTERNATIONALE MESSE FÜR<br />

ZEITGENÖSSISCHE KUN<strong>ST</strong><br />

MIT FOKUS ZENTRAL- UND O<strong>ST</strong>EUROPA<br />

7 - 10 MAI 2009<br />

MESSE WIEN<br />

MESSEPLATZ 1, 1020 WIEN / Ö<strong>ST</strong>ERREICH<br />

ÖFFNUNGSZEITEN: DO/FR 12.00 - 19.00, SA 11.00 - 19.00, SO 11.00 - 18.00<br />

www.VIENNAFAIR.at


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch I - Marlene<br />

<strong>ST</strong>/A/R 7<br />

Die VIENNAFAIR ist die internationale Messe für zeitgenössische Kunst mit Fokus auf Zentral- und Osteuropa: Warum wurde dieser Fokus gewählt?<br />

Bekanntlich reichen die Beziehungen zwischen Österreich und den zentral-osteuropäischen Ländern im Donauraum historisch weit zurück. Aus dieser<br />

gemeinsamen Tradition heraus existiert in Österreich auch großes Interesse an der Kunst aus den CEE-Ländern.<br />

Was bietet die VIENNAFAIR diesbezüglich im Vergleich zu anderen Messen?<br />

Die VIENNAFAIR ist die einzige Kunstmesse der Welt, die auf den Raum Zentral- und Osteuropa fokussiert. Die Messe zeigt einen umfassenden Überblick<br />

über zeitgenössische Kunst aus dieser Region und zieht damit Kunstsammler aus aller Welt nach Wien. In diesem Jahr sind 29 Galerien aus Zentralost-<br />

und Südosteuropa vertreten – das ist ein neuer Beteiligungsrekord.<br />

Gibt es aktuelle Trends bei der zeitgenössischen Kunst aus CEE?<br />

Ja, die gibt es. Ich stelle zum Beispiel fest, dass die „junge“ Kunst aus CEE/SEE immer stärker durch Videokunst und Kunstinstallationen geprägt ist.<br />

Welche Highlights gibt es in diesem Jahr bei der VIENNAFAIR?<br />

Die insgesamt fünfte Ausgabe der VIENNAFAIR ist wieder ein perfekter Mix aus umfassender Kunstschau und einem interessanten Rahmenprogramm<br />

für kunstinteressierte Besucher. Bei den Podiumsdiskussionen in der Messe Wien kommen Stars aus der internationalen Kunstszene wie Matthew Higgs,<br />

Jérome Sans, Dan Cameron oder Gianni Jetzer zu Wort. Die Themen sind Wien als Ort innovativer kultureller Produktion und Präsentationsformen zeitgenössischer<br />

Kunst.<br />

Warum darf man die VIENNAFAIR 2009 auf keinen Fall versäumen?<br />

Weil man sonst ein ganzes Jahr darauf warten muss, bis die größte internationale Kunstmesse Österreichs mit mehr als 1.000 Künstlern wieder stattfindet.<br />

Und das ist definitiv verlorene Zeit.<br />

Edek Bartz, Exhibition Director/VIENNAFAIR


8 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch I - Marlene Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

johAnnEs Vogl, ghosTlighT, 2008<br />

JOHANNES VOGL /<br />

ANN COTTEN<br />

20.06.–31.7.2009, Eröffnung: 19.06.2009, 19 uhr<br />

GALEriE MArTiN JANdA<br />

A-1010 WiEn, EschEnbAchgAssE 11, Di – fr 13 – 18 uhr, sA 11 – 15 uhr<br />

T +43-1/585 73 71, gAlEriE@mArTinjAnDA.AT, WWW.mArTinjAnDA.AT


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch II - KONTAKT tranzit <strong>ST</strong>/A/R 9<br />

Archiquantdesign,<br />

Stoffmuster, Brunnen<br />

und Klapptisch<br />

Archiquantskulptur<br />

von Herbert Flois<br />

Design: Heidulf Gerngross<br />

Visualisierung: Kurt Caballero


10 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch II - KONTAKT tranzit Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

Sevda Chkoutova<br />

Sevda Chkoutova zitiert einen alten bulgarischen Spruch: „Eine junge,<br />

erblühende Frau verblüht in dem Augenblick, in dem sie der Finger eines<br />

Mannes berührt.” Tief patriarchalisch geprägt charakterisiert er ein ganzes<br />

Zeitalter in dem die junge Frau alleingelassen wird mit einer Vielzahl von<br />

Erwartungen und meist dann ernst gemeinten und brutal durchgesetzten<br />

Ansprüchen. Allgegenwärtiger Widerspruch nicht nur im eigenen Erfahren des<br />

Erwachsenseins, erwachsen den eigenen Träumen, mehr noch dem Anhaften<br />

an über Generationen überlieferter und Glaubensdogmen unterworfener<br />

Unterdrückung des Menschlichen. Die sexuelle Motivation als Urkraft und<br />

stärkste Triebfeder der Natur, verwirkt in einen dichten, mehrdimensionalen<br />

Stoff, schwer zu entwirren in jugendlichen Jahren zumal aufoktroyieren, selten<br />

selber erfahren. Der Traum der kleinen Prinzessinnen ein Schloss zu bewohnen,<br />

experimentierend mit der erotischen Ausstrahlung des eigenen Körpers, bewegt<br />

sich hinab in dessen Kerker. Die eigene in ihrer Unschuld gründende Macht<br />

ahnend, versetzt mit comic-haften Elementen, Synonyme für den projizierten<br />

Abgrund, an dem sie sich permanent bewegen, zerfließen sie in einem sich<br />

fragmentarisch in die tiefe arbeitenden Raum.<br />

Ausgehend von in Annäherung an den Photorealismus erarbeiteten<br />

überdimensionalen Figuren, verdichten sich die Zeichnungen in aufwendig<br />

detailierten Bereichen. Die kompositionsaufbauende, dynamische, ungehemmte<br />

Linie in Graphit und Buntstift verschränkt sich zu üppig-barocken und<br />

feingliedrig-floralen Mustern und wird somit wiederum zum Ausdruck des<br />

Flüchtigen.<br />

„Momentaufnahmen der Fantasie, der Angst, dem Kummer und der Freude“<br />

der ProtagonistInnen, wie die Künstlerin die Zeichnungen verbalisiert: „Es mag<br />

sein, dass es voller Ironie und Parodie ist, aber es ist da, denn die Frau ist da!“<br />

[reinhard muxel – memux]<br />

galerie chobot, 1010 wien, domgasse 6,<br />

tel. 0676/520 70 96, tel/fax 01/512 53 32,<br />

e-mail: chobot@utanet.at,<br />

internet: www.kunstnet.at/chobot,<br />

geöffnet: di-fr 13-18, sa 11-16


Buch II - KONTAKT tranzit<br />

Buch II - KONTAKT tranzit<br />

Nr. <strong>21</strong>/2009 <strong>ST</strong>/A/R 11<br />

<strong>ST</strong>/A/R 11<br />

Those familiar with the Czech and<br />

Slovak art scenes may recognize the<br />

name Stano Filko. And very likely<br />

those same people would, without<br />

hesitation, and mostly based on<br />

his initial oeuvre, place him in the<br />

1960s context – rightfully so. Few<br />

recall, however, what exactly it was<br />

that this artist did back then, and<br />

perhaps only a handful of Slovak<br />

art historians know what he’s been<br />

working on during the past ten<br />

years, since his return from exile in<br />

the United States (1983 – 1989).<br />

Nevertheless, Filko is now finding<br />

himself back in the spotlight of<br />

Slovak art.<br />

Cloned Identity<br />

Stano Filko<br />

At the end of the 1960s Filko was an emerging star – not<br />

only in Slovakia but also in the Czech lands. He gained<br />

recognition at prestigious European exhibitions such as<br />

Frank Popper’s Cinetisme, Spectacle, environment (Grénoble,<br />

1968); he was invited to Documenta VII; he was mentioned in<br />

every important foreign review of contemporary Czechoslovak<br />

art at that time (Padrta, Popper, Restany) and in books by Frank<br />

Popper and Udo Kultermann, among others.<br />

Despite this, the extent of Filko’s work is so little known that a<br />

condensed interpretation would be pointless. Instead, let’s now<br />

spend some time remembering a few of the areas he was involved<br />

in.<br />

In the 1950s and 1960s, Filko painted, made assemblages (socalled<br />

“accumulages” or “altars of reality”) and, together with Alex<br />

Mlynárčik and Zita Kostrová, invented the first Happsoc (1965)<br />

– a practically inexplicable action something like a happening,<br />

conceptual art, and a proclamation all rolled into one.<br />

His “altars of reality” combined various materials/objects,<br />

shards of mirror, photographs and daily objects. As time passed,<br />

the works were slowly added to and eventually expanded into whole<br />

environments. From 1966, Filko began including electronic media<br />

such as slide projection, radio and sound in the environments,<br />

bridging the gap between pure phenomena and information<br />

sources. Pierre Restany referred to him as an “architect of<br />

information.”<br />

In 1967, at Gallery Karlovo Náměstí, Filko advanced to the role<br />

of spiritual action artist when he employed every artistic gesture<br />

in the canon, working with the entire gallery environment. At<br />

that time he was also collecting photographic material (found<br />

photographs taken from magazines, books and newspapers) that<br />

reflected his peculiar areas of interest, ultimately publishing it all<br />

in the crude series Associations. He also put out his own music,<br />

and the catalogue he published in 1970, Stano Filko, Oeuvre II, is<br />

in its own right a conceptually sophisticated project.<br />

In the 1970s, his installations and actions shifted slightly, away<br />

from the social, political and sociological reality of the freer 1960s<br />

to values more emotional and spiritual in nature. Around that<br />

time, written text began to play a more crucial role in his work (White Space in<br />

White Space, 1973-1977). The texts were not merely background or addition. In<br />

fact, they became an independent element that gradually developed into a new<br />

discipline called Text Art. They are notable for their deconstruction of standard<br />

orthography and for their characteristic syntax. Understanding the origins and<br />

specific features of Filko’s Text Art, as well as categorizing it within the context of<br />

conceptual language, would require a lengthy study. Filko focused on combining<br />

and harmonizing rationality, sensitivity and emotion, and then transformed the<br />

texts, allowing them to assume a greater homogeneity (see texts “Emotion, Clear<br />

Emotion, White Space in White Space,” 1977, and “Transcendence,” 1978).<br />

His American works from the 1980s and 1990s pared down to a kind of modern<br />

primitivism, strengthening the symbolic and spiritual dimension of his work<br />

through the simplification of means, which further developed into a complicated<br />

personal iconography. In order to understand Filko’s installations from that time,<br />

it is important to notice the increasing number of texts that no longer relate to the<br />

individual projects. They represent a perpetually developing study dealing with<br />

numerous phenomena, and play a defining role in his iconography.<br />

But the theme that most closely approaches Filko’s person/body is the construction<br />

of his own identity, the symbolic reconstruction of his own ego following each of<br />

his three self-declared clinical deaths (1945, 1952, 1984). He takes the experiment<br />

further by cloning his ego through various name mutations: Stano Filko (1937-<br />

1977), Stan Fylko (1978-1987), Stan Phylko (1988-1988/1989), Phylko (1988-1997),<br />

and Phys (1998-present). In addition to the theme of his personal identity, which<br />

dates all the way back to the 1960s (My Birthplace, 1968/1978), Filko also sought to<br />

unravel the motif of Woman/Venus/Sheherezade and the continuously recurring<br />

point of infinity/space/time cosmos.<br />

Now he has once again begun to initiate new groups and projects, as he did in the<br />

1960s and 1970s when he formed Filko-Mlynárčik, and Filko-Laky-Zavarský. One<br />

of his recent joint projects is a strong conceptual and visual partnership with the<br />

much younger artist Boris Ondreička.<br />

Due to the nearly forty-year-long absence of any exchange between Slovakia<br />

and the rest of the European art scene, there is a distinct imbalance between the<br />

significance and originality of Filko’s works and the recognition they have achieved<br />

outside Slovakia, or even in his homeland. The generation that emerged in the<br />

1960s was without a doubt the one that suffered most from this neglect.<br />

The influence that political, cultural and social circumstances had on Filko’s<br />

work during different periods could form a chapter of its own. His mutually


Städteplanung / Architektur / Religion Buch II - KONTAKT tranzit <strong>ST</strong>/A/R 13<br />

Scenarist, De-Nominator-Z -Reincarnation-Birth (no date), photo Jiří Thyn<br />

Fylko 1978, Filko<br />

1976 November 1979,<br />

Transcendency, Colour<br />

photograph + white<br />

paint 7,7x 11 cm<br />

Multiple pneumatic tire, photo,<br />

original 1958- ŠUP, Shakra-orangecreativity-Red-<br />

revolution, exhibition<br />

1968<br />

untitled, 2008<br />

PHYS<br />

LP Cosmos, postavangard-postvanguard, 33, Happsoc – 4, 1967-1971, Stano<br />

Filko. 2-sided LP, Cosmos Espace Univers, postavangard-postvanguard, 33,<br />

Happsoc – 4, 1967-1971, Stano Filko


14 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch II - KONTAKT tranzit Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

tranzit is a network working independently in Austria,<br />

the Czech Republic, Hungary and Slovakia since 2002.<br />

The network has a polycentric structure as a collective of autonomous<br />

local units cooperating across various borderlines – between<br />

nations, languages, media, mentalities and histories.<br />

Each tranzit works under its own conditions in a variety of local<br />

contexts, using different formats and methods such as critical platforms,<br />

exhibitions and other artistic settings (musical, poetical, literary,<br />

performative...), lectures, discussions, publications, research,<br />

mediation and non-conformist education.<br />

tranzit generates deep experience in the local artistic and intellectual<br />

biotopes in relation with continuity, a re-assessment of contemporary<br />

history (arising chiefly from the artistic catharsis of the<br />

1960s and ‘70s) and in challenging the canons, geographies and<br />

master narratives of postwar European (art) histories. The aim of<br />

tranzit is to act translocally, i.e. in constant dialectics in between local<br />

and global cultural narratives.<br />

tranzit’s experience with self-organized activities in progressive cultures<br />

is dates back to the totalitarian society of the 1970s and ‘80s and<br />

have continued through the hypertransformational period and the<br />

comprehensive reform of all strata of society in the 1990s and up to<br />

the present.<br />

tranzit is engaged in numerous side projects, such as Monument to<br />

Transformation in Prague, the Július Koller Society in Bratislava and<br />

Vienna and The Free School for Art Theory and Practice in Budapest.<br />

tranzit’s main financial support comes from the Erste Group Banks in<br />

Austria, Czech Republic, Hungary and Slovakia.<br />

www.tranzit.org<br />

KONTAKT<br />

tranzit<br />

Kontakt. The Arts and Civil<br />

Program of Erste Group in<br />

Central Europe<br />

kontakt-tranzit-266x140.indd 1<br />

17.04.2009 15:02:40 Uhr


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch II - KONTAKT tranzit<br />

<strong>ST</strong>/A/R 15<br />

Thomas Redl, „von schwelle zu schwelle“, Installation; Chiesa di San Lio, Venedig<br />

Thomas Redl, Still aus dem Film „von schwelle zu schwelle", 2009<br />

von schwelle zu schwelle<br />

man benötigt oft die ganze kraft, nur um die eigene einheit zu erhalten, um sein Sein in dieser welt zu<br />

bewahren und in der ganzheit zu bleiben. // ich lege meinen kopf zwischen zwei wörter zur ruhe, an einem<br />

ort, den es hier nicht gibt. / mnemosyne. gedächtnispalast. (mnemonik des schmerzes. an den körperrändern.<br />

mnemonik des glücks. gelegt in den wohlgefühlen.) / unverborgenheit. // ein zweites leben. in dem einen. die<br />

architektur des lebens neu zu bauen als aufgabe der traums in der realität. stück für stück. / der bebende<br />

körper wünscht sich leben. aufgerüttelt / im sekundenschlaf auf der autobahn finden wir ruhe. // atmen. im<br />

jetzt. atem für atem. licht für licht. behütet die welt abgehen. / zwischen dir und dir ist nur ein moment. am<br />

ort der wörter. an ihrem rand. an der befindlichkeit des seins. an deinem ort. der dich kennt. und den du<br />

kennst. //<br />

die namen, die ich nicht erinnere, sind eine erleichterung. / das vergessen hat kein gewicht. /<br />

es gibt keinen mangel.<br />

Auszug aus der Textskizze zum Film „von schwelle zu schwelle" , Thomas Redl 2009<br />

„von schwelle zu schwelle„, Installation mit Film, Wasserbecken, Rückwand<br />

Die Installation beruht auf einem Stahlbecken mit schwarz gefärbtem Wasser, welches als „black mirror“ dient.<br />

Auf der installierten Rückwand hinter dem Becken wird der Film „von schwelle zu schwelle“ auf den Kopf<br />

gestellt projeziert. Der Film spiegelt sich seitenrichtig auf der Wasseroberfläche und wird dadurch lesbar.<br />

Großteils in S/W gehalten, besteht der Film aus Bildern, die Teil unseres kollektiven Bildgedächtnisses sind.<br />

Der Titel der Arbeit bezieht sich auf den Gedichtzyklus „von Schwelle zu Schwelle“ von Paul Celan.<br />

Kamera: Gerald Kofler, Vertonung: Thomas Nordwest.<br />

Ausstellungsprojekt „détournement venise“ ; Juni bis Oktober 2009


16 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch II - KONTAKT tranzit Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

Archiquantskulptur<br />

Der grossartige Herbert Flois


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch III - <strong>ST</strong>/A/R-Galerie <strong>ST</strong>/A/R 17<br />

WestLicht. Schauplatz für Fotografie<br />

1070 Wien, Westbahnstraße 40<br />

www.westlicht.com Viennafair 09 Stand 1507


18 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch III - <strong>ST</strong>/A/R-Galerie Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

KUN<strong>ST</strong>HALLE wien<br />

Sommer der Fotografie<br />

Thomas Ruff. Oberflächen, Tiefen<br />

Das Porträt. Fotografie als Bühne<br />

<strong>21</strong>. Mai – 13. September 2009 3. Juli – 18. Oktober 2009<br />

Ein Fotoparcours der besonderen Art: Fünf Monate lang zeigen wir Einblicke in den menschlichen Alltag und Ausblicke ins Weltall;<br />

Studien über Inszenierung und Schnappschuss, Maskierung und Entlarvung...<br />

Gerald Matt, Direktor<br />

Zwei umfangreiche Ausstellung widmen sich diesen Sommer der Fotografie, speziell dem Porträt in der Fotografie.<br />

Thomas Ruff gehört zu den wichtigsten Fotografen der Gegenwart, dessen Oeuvre so unterschiedliche Bereiche umfasst wie den<br />

Menschen, die Architektur, den Kosmos und das Internet. Die Kunsthalle Wien zeigt in einer umfangreichen Einzelausstellung an die<br />

150 Werken und gewährt damit einen umfassenden Einblick in das vielfältige Schaffen des Künstlers.<br />

Den roten Faden der Ausstellung bilden das scheinbare Gegensatzpaar von Oberfläche und Tiefe und dessen variantenreiche<br />

Ausformungen. Neben seiner Serie von großformatigen Porträts der 1980er Jahre, für die Ruff internationale Bedeutung erlangte, und<br />

den auf Handlungsanweisungen beruhenden Architekturaufnahmen von Herzog & de Meuron stehen seine aktuellsten Serien der<br />

cassini und zycles im Zentrum der Schau.<br />

Thomas Ruff, Porträt (S. Weirauch), 1988, C-Print/<br />

Diasec, <strong>21</strong>0 x 165 gerahmt / 82 11/16 x 64 15/16 in.<br />

framed, Courtesy der Künstler / the artist © VBK,<br />

Wien 2009<br />

Das Porträt. Fotografie als Bühne erzählt eine Geschichte des fotografischen Portraits von den 1980ern Jahren bis heute, die<br />

das Verhältnis von Fotograf und Fotografierten in seinen vielfältigen Erscheinungsformen untersucht. Dabei geht es ebenso um die<br />

Selbstdarstellung des Aufgenommenen vor der Kamera wie seine Inszenierung durch den Aufnehmenden hinter der Kamera. Die Linse<br />

der Kamera ist das Brennglas, das Maskierung wie Entlarvung gleichermaßen produziert. Gezeigt werden Künstlerstars von Nan Goldin<br />

bis Robert Mapplethorpe.<br />

kunst diskurs: +++ Wie sieht die Fotografie der Zukunft aus? +++ Fotografie im Zeitalter von Digitalisierung und<br />

Nanotechnologie +++ Wie sieht die Fotoszene in Österreich aus? +++ Warum gibt es kein Fotomuseum in Österreich? +++<br />

Zukunft der Fotografie?<br />

Fr, 3. Juli 2009, 19 Uhr<br />

Welche Anforderungen werden an sie gestellt, welche<br />

Hoffnungen an sie herangetragen?<br />

Diskussion mit: Martin Guttmann (Künstler, Wien), Matthias<br />

Herrmann, (Künstler und Professor für Fotografie, Akademie der<br />

bildenden Künste, Wien), Thomas Seelig (Sammlungskurator<br />

Fotomuseum, Winterthur, CH), Rita Vitorelli (Chefredakteurin<br />

Kunstmagazin spike, Wien), Andrea Witzmann (Künstlerin, Wien).<br />

Weitere Veranstaltungen zum Thema: www.kunsthallewien.at<br />

Fotokultur in Österreich<br />

Part I: Fehlt ein Fotomuseum in Österreich?<br />

Mo, 14.09.2009, 19 Uhr<br />

Mit Monika Faber (Leiterin Fotosammlung Albertina), Rainer Iglar<br />

(Fotohof Salzburg), Urs Stahel (Direktor Fotomuseum Winterthur),<br />

Gerald Matt (Direktor Kunsthalle Wien).<br />

Part II: Fotoszene Österreich – ein Sonderfall?<br />

Mo, <strong>21</strong>.09.2009, 19 Uhr<br />

Mit Lukas Beck (Fotograf), Peter Coeln (Westlicht, Wien),<br />

Johannes Faber (Galerie Faber).<br />

Museumsplatz 1, A-1070 Wien, Infoline: +43-1-5<strong>21</strong>89-33, Öffnungszeiten: täglich 10 – 19 Uhr, Do. 10 - 22 Uhr<br />

Exkursion<br />

JAHRESRINGE -<br />

Aktueller Holzbau in Niederösterreich<br />

Fr, 5. Juni 2009<br />

Nähere Info unter<br />

ORTE,<br />

Steiner Landstr. 3,<br />

3504 Krems-Stein,<br />

T 02732 78374<br />

office@orte-noe.at<br />

www.orte-noe.at<br />

GALERIE <strong>ST</strong>RICKNER<br />

Ausstellung - Thomas Feuerstein<br />

Planet Paradies<br />

Vernissage: 30. April 2009 von 19 bis <strong>21</strong> Uhr<br />

Ausstellungsdauer: 1. Mai bis 6. Juni 2009<br />

Öffnungszeiten: Di bis Fr von 16 bis 19 Uhr, Sa von 11 bis 13 Uhr<br />

und nach telefonischer Vereinbarung<br />

VIENNAFAIR<br />

2009<br />

HELMUT MARK<br />

EINZELPRÄSENTATION<br />

HALLE A, <strong>ST</strong>AND A1402<br />

Galerie Strickner Fillgradergasse 2/7 • 1060 Wien • Tel: 0680 201 44 52<br />

office@galeriestrickner.com www.galeriestrickner.com


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch III - <strong>ST</strong>/A/R-Galerie<br />

<strong>ST</strong>/A/R 19<br />

Rothkrebschen<br />

ART CONTEMPORARY<br />

MÄZENBIER<br />

WELTNEUHEIT<br />

Rothkrebschen fördert Kunst<br />

Jeder Genuss eines Mäzenbieres trägt mt 10% zur Dotierung des jährlich vom<br />

Institut für erweiterte Kunst vergebenen<br />

PRIX ARS ROTHKREBSCHEN bei.<br />

Einzigartige Kräuterinhaltsstoffe wie Kümmel,Nelke,Galgant,Malve,<br />

Kardamom,Koriander und Tausendgüldenkraut verwandeln den Geschmack<br />

des Mäzenbieres in eine wildromantische Reise durch eine<br />

sagenumwobene Sommeridylle.<br />

Die Rückseite des Etikett´s der Rothkrebschen 0,33L Flasche wurde<br />

von 20 zeitgenössischen KünstlerInnen gestaltet und ist in Form<br />

eines exklusiven 9er Karton´s, der<br />

SAMMLUNG ROTHKREBSCHEN erhältlich.<br />

Das Rothkrebschenbier wurde entwickelt von:<br />

Hannes Langeder - www.johannes-L.net<br />

Patrick Baumüller - www.p-baumueller.com<br />

in Kooperation mit:<br />

Institut für erweiterte Kunst, Obere Donaulände 11, 4020 Linz<br />

www.ifek.at<br />

Stiftsbrauerei Schlägl<br />

www.schlägl.co.at<br />

Gönn Dir Deinen Schluck Kunst<br />

Grand Hotel Café zum Rothen Krebsen<br />

www.roterkrebs.net<br />

www.Rothkrebschen.at


Städteplanung / Architektur / Religion Buch III - <strong>ST</strong>/A/R-Galerie <strong>ST</strong>/A/R <strong>21</strong><br />

Cat-Notation /<br />

Joulia Strauss und Martin Carlé<br />

Buchpräsentation am ZKM Karlsruhe:<br />

am 14 Mai um 20 Uhr<br />

Joulia Strauss und Martin Carlé im Gespräch mit<br />

Peter Weibel und Diana Baldon<br />

ISBN 978-3-88396-258-0<br />

Joulia Strauss, “Dynamic set of Cat Faces”, 2 c-prints,<br />

13 x 60 cm, Auflage 5, 2008<br />

Joulia Strauss, „Zoo der Mathematischen Operationstiere“, c-print, 40 x 170 cm, 140 x 580 cm, Auflage 5, 2009<br />

Durchsetzungsfähiger Hypodorischer Pluskampffisch, Übergreifende Dorische Summenkatze (an der Bar),<br />

Unverzichtbarer Mixolydischer Wurzeladler, Kathartische Hypolydische Divisionsschildkröten, Depressiver Lydischer<br />

Minushund, Chauvinistischer Hypophrygischer Integralschwan, Euphorischer Phrygischer Multiplokationsoktopus<br />

Joulia Strauss und Moritz Mattern. Standbilder aus dem Video “TK News-4” , 3:30 min, PAL, 2008<br />

www.jouliastrauss.net<br />

Foto: André Jenchen<br />

Foto: André Jenchen


22 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch III - <strong>ST</strong>/A/R-Galerie Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

Als ich Klaus Weibel erzählte ...<br />

Von der Schizophrenie zur kollektiven Autosuggestion<br />

Als ich Klaus Weibel davon erzählte,<br />

das ich einen Aufsatz über das Projekt<br />

Klaus Weibel schreiben würde, indem<br />

es im Allgemeinen um die Zukunft des Kinos<br />

und im Besonderen um den Bruch in der<br />

Wahrnehmung bezüglich desselben gehen<br />

würde, war er nicht besonders verwundert<br />

und riet mir, die Kontroverse zwischen<br />

Platon und Aristoteles nachzulesen. Er sagte:<br />

Für ihn sei das Kino heute nichts anderes als<br />

die Höhle Platons. Er führte in Anlehnung an<br />

die Schilderung des Sokrates wie folgt aus:<br />

„Einige Menschen sind von Geburt an in einer<br />

dunklen Höhle so festgebunden, dass sie<br />

immer nur auf die ihnen gegenüberliegende<br />

Höhlenwand blicken können, die lediglich<br />

durch einen über ihnen angebrachten Schlitz<br />

beleuchtet wird. Die Wahrnehmung der<br />

Welt außerhalb ihrer Höhle beschränkt sich<br />

für die an die Höhle gefesselten Menschen<br />

also auf unscharfe, flackernde Schatten von<br />

künstlich erzeugten Figuren von Lebewesen<br />

und Dingen die ihnen gezeigt werden. Da<br />

sie nichts anderes wahrnehmen, halten<br />

die Menschen diese Schattenbilder für<br />

die wirklichen Dinge.’’ Nun ist mein alter<br />

Freund ja nur eine Kunstfigur und man<br />

könnte ihm zu Gute halten, als solche könne<br />

man ihm die Unschärfe seiner polemischen<br />

Übertragung verzeihen, doch interessanter<br />

war sein Punkt, den er daraus entwickelte.<br />

Die Ideengeschichte sei die ewige<br />

alternierende Meinung zu gleichen oder<br />

ähnlichen Phänomenen. Er würde schätzen,<br />

man solle die Antwort Aristoteles auf Platon<br />

analysieren und diese auf das Phänomen<br />

anwenden. Nun dies hatte eine gewisse<br />

Schlüssigkeit. Platon und Aristoteles waren<br />

beide keine Skeptiker und als solche der<br />

Überzeugung, dass mit Denken und Sprache<br />

die Struktur des Seins zu erfassen sei. Beide<br />

hätten das Kino gemocht nur wahrscheinlich<br />

unterschiedliche Filme. Unterschiede gibt<br />

es aber in den Erkenntnismethoden. Im<br />

Gegensatz zu Platon ist Aristoteles Empiriker<br />

und verteidigt ausdrücklich die Fähigkeiten<br />

der Sinne uns sicheres Wissen zu vermitteln.<br />

Erst die Vernunft, als Summe der Sinne,<br />

vermittle uns ein einheitliches Bild der<br />

Wirklichkeit. Nach Aristoteles verfügen wir<br />

mit unserer Vernunft über das Vermögen zur<br />

unmittelbaren und irrtumsfreien Erfassung<br />

der Welt. Ich solle mich einmal ins Kino<br />

setzen und versuchen vernünftig zu sein!<br />

Jetzt hatte ich also eine Antwort. Die Zukunft<br />

des Kinos basiere auf der Vernunft! Dies wurde<br />

mir von einer Kunstfigur, und eine solche ist<br />

Klaus Weibel ohne Zweifel, zugesprochen.<br />

Dies bedeutet im Umkehrschluss ein<br />

Schatten erklärt dem Angebundenen, er<br />

ist angebunden und außerdem solle er die<br />

Höhle verlassen und die wirkliche Welt<br />

betrachten, sprich vernünftig sein. Wenn ich<br />

Sie bisher noch nicht verwirrt habe, dann<br />

lassen Sie mich dies endgültig nachholen.<br />

Weibel ist eine erfundene Figur, ein fiktiver<br />

Protagonist in einem Realszenario, das<br />

sich in Zusammenhängen des Films, der<br />

Literatur, des Theaters und der Kunst<br />

unabhängig von Systemzwängen, da als<br />

Kunstfigur, bewegt und mehr und mehr in<br />

Realszenarien erscheint. Er bewegt sich in der<br />

Realität, indem er beispielsweise Reden hält<br />

und verhält sich zu den unterschiedlichen<br />

Systemen. Es ist eine wandelnde,<br />

personifizierte Institutionskritik, die von mir,<br />

dem Autor erzählt und mit Hilfe eines Teams<br />

in der Realität umgesetzt wird. Im Jahr 2006<br />

ist sein Hauptaktionsfeld Wien. Darüber<br />

hinaus bewegt er sich ständig als Reisender,<br />

als bezahlter Kunstexperte und Professor<br />

für Kunstgeschichte, wie ein Söldner durch<br />

die Welt. Ein dynamischer Endvierziger, der<br />

meist mit seiner jüngeren Lebensgefährtin<br />

Chantal Sainte Croix, die Vorzüge des Lebens<br />

eines Bohemians genießt und dabei die<br />

Ansprüche eines Borgoise an andere stellt. Er<br />

kann im Unterschied zu anderen Beteiligten<br />

natürlich jederzeit vernünftig sein und ist dies<br />

seinem Wesen entsprechend auch. Die Figur<br />

ist ein Sympathieträger, da sie genau die<br />

Kritik äußert, die normale Systemabhängige<br />

nicht äußern dürfen und Systemopfer nicht<br />

glaubwürdig äußern können, er ist ein<br />

Antiopportunist. Klaus Weibel kann dies und<br />

er tut dies auch, immer wieder öffentlich,<br />

sei es verbal oder schriftlich, in öffentlichen<br />

Veranstaltungen als Redner, auf Podien oder<br />

bei kleineren halböffentlichen oder privaten<br />

Anlässen. Hierbei ist die Kunstfigur als solche<br />

nicht ersichtlich und die Betroffenen werden<br />

nicht vorher und nicht nachher darüber<br />

aufgeklärt. Er erscheint meist als cooler Typ.<br />

Das bei solchen Gelegenheiten gefilmt wird<br />

ergibt sich von selbst. Ich meine, wo wird<br />

den heute nicht mit Digi-cams gefilmt.<br />

Bei öffentlichen Anlässen können es auch<br />

Digi-Beta oder Beta-Kameras sein, ohne das<br />

dies auffällt, außerdem ist Chantal Sainte<br />

Croix eine Videokünstlerin, die sowieso<br />

immer, wenn es ihr bei Auftritten ihres<br />

Lebensgefährten zu langweilig wird, beginnt<br />

mit ihrer Digi-cam zu filmen. Hierdurch<br />

entsteht mit der Zeit ein Fundus und<br />

mithin ein Archiv an Filmmaterial. Daneben<br />

erscheinen zunehmend real publizierte Texte<br />

von nämlichem Autor, es gibt publizierte<br />

Interviews und Menschen, die ihn real<br />

treffen und seine Existenz bezeugen können<br />

und bezeugen werden, da sie nicht über seine<br />

reale Nicht-Existenz aufgeklärt werden. Klaus<br />

Weibel lebt und wird immer lebendiger. Was<br />

aber meint er damit, wir sollten ins Kino<br />

gehen und versuchen vernünftig zu sein?<br />

Lassen sie uns also versuchen vernünftig zu<br />

sein!<br />

Greil Marcus schreibt 1996 in „Lipstick<br />

Traces“ über Guy Debord: „Für Debord<br />

war die Gesellschaft des Spektakels die<br />

moderne Gesellschaft schlechthin, in keiner<br />

Hinsicht natürlich, ein interessenbestimmtes<br />

Konstrukt, aber dessen ungeachtet<br />

unveränderlich vollständig:»Realität erhebt<br />

sich mit dem Spektakel, und das Spektakel<br />

ist real«.” Guy Debord (1931-1994) war<br />

französischer Autor, Filmemacher, Künstler<br />

und Situationist. Er prägte mit seinen Büchern,<br />

Aktionen und Artikeln den Situationismus,<br />

und befasste sich mit den Möglichkeiten<br />

eines experimentellen Kinos, das die<br />

Zuschauerreaktion und den abgedunkelten<br />

Kinosaal in die Vorführung mit einbezog:<br />

Einer seiner Filme bestand aus Stille und aus<br />

einem minutenlangen Schwarzbild, das ab<br />

und zu ins Weiße wechselte, wobei Zitate über<br />

Jugend oder Revolution, und Gesetzestexte zu<br />

hören waren (Hurlements en faveur de Sade,<br />

das Geheul stellten dabei die lautstarken<br />

Proteste des empörten Publikums dar).<br />

Rudolf Walther schreibt am 3.6.2002 in der<br />

Frankfurter Rundschau: “Sein Hauptwerk Die<br />

Gesellschaft des Spektakels (1967) liest und<br />

kennt kaum mehr jemand, aber überall ist<br />

permanent und mit Verweis auf Debord von<br />

»Spektakelgesellschaft«, »Spaßgesellschaft«,<br />

»Kultur- und Theaterspektakeln« die Rede.<br />

Dem Subversiven seines Denkens wurde<br />

der Stachel gezogen”. Klaus Weibel würde<br />

- in Anlehnung an seinen Freund Jean<br />

Beaudrillard - sagen, es fehlt die Sehnsucht<br />

nach dem „Splitter vom wahren Kreuz“. Er<br />

mag den Song von Benny Spellman »Lipstick<br />

Traces on a Cigarette?« und er mag das<br />

gleichnamige Buch von Greil Marcus. Er<br />

ist die Integrationsfigur, die wir gerne sein<br />

würden. Die Figur ist so entwickelt, das er<br />

die kulturelle Bewegungen, die kaum Spuren<br />

hinterlassen haben und die wir lieben, in den<br />

Diskurs einführt. Diese Bewegungen mögen<br />

die Gesellschaft nicht nachhaltig geprägt<br />

haben, aber sie haben das Bewusstsein<br />

von vielen verändert und haben Menschen<br />

geprägt.<br />

Die Situationisten waren eine solche Bewegung<br />

europäischer Avantgarde Künstler, die an der<br />

Schnittstelle von Kunst und Politik, Kunst<br />

und Wirklichkeit operierten und sich für die<br />

Realisierung der Versprechungen der Kunst<br />

im Alltagsleben einsetzten. Sie waren immer<br />

mehr an Subversion, an den Metaebenen<br />

und Verwirklichung von Leidenschaften<br />

interessiert als an den Ideologien, Moden<br />

und den aktuellen Stars, die sie alle als Teil<br />

des Spektakels ablehnten. Nicht nur in den<br />

Befürwortern und Vertretern der bestehenden<br />

Ordnung, sondern besonders in einer<br />

verwässerten, konsumierbaren (Schein-)<br />

Kritik am Bestehenden, die letztlich nur<br />

sein Fortbestehen ermöglicht, sahen sie ihre<br />

Opponenten. Sie forderten unter anderem,<br />

dass das Leben selbst zum Kunstwerk werden<br />

sollte. Genau diese Überlegungen haben wir<br />

unabhängig von Situationismus für dieses<br />

Sabine Jelinek Kontakt:<br />

Sabine Jelinek ist in Wien geboren, lebt und arbeitet<br />

in Wien und Linz und ist im Zuge eines Atelier-<br />

Stipendiums im April, Mai und Juni 2009 in Rom,<br />

sabine-jelinek@chello.at<br />

Camp-Präsenz und Freiheitsobsession – sich verwandeln und verwandeln zu lassen beschreibt Sabine<br />

Jelineks Kunstproduktion. In ihren Blickinszenierungen vermag die Künstlerin der „Erscheinung“ von<br />

Wirklichkeit ein Spektrum von Sichtweisen<br />

abzugewinnen – vom „bloßen Schein“ des<br />

Passageren, über den gleichsam „kalten<br />

Sachblick“ aufs Phänomen bis zur ironischen<br />

Verklärung und fancy-glamour. Geschmacksintelligenz<br />

ist bei Sabine Jelinek<br />

spiegelhaft-reflexiv und bis zum Fetisch hin


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch III - <strong>ST</strong>/A/R-Galerie<br />

<strong>ST</strong>/A/R 23<br />

Projekt angestellt. Die Situation zu erzeugen,<br />

eine künstliche Autoritätsfigur zu evozieren<br />

und sie dann zur Eskalation zu bringen. Alle<br />

Situationen sind einmalig, unwiederholbar<br />

und äußerst anspruchsvoll zu spielen.<br />

„Life“ und mit der Möglichkeit, das reale<br />

Menschen, das Geschehen sabotieren oder<br />

verunmöglichen. Das Scheitern ist mit<br />

gedacht und gewollt, dieses Scheitern an der<br />

Realität, sei es das der Figur Weibels, des<br />

Schauspielers, des angespielten Zuschauers<br />

oder des Angegriffenen sind im Filmmaterial<br />

dokumentiert und werden ungeschnitten<br />

belassen. Das Scheitern an der Realität ist<br />

ein entscheidender Moment. Aber Realität,<br />

was ist Realität?<br />

Klaus Weibel schlägt uns die aristotelische<br />

Vernunft vor. Er verweist uns auf den Film<br />

Bennys Video des Regisseurs Michael Haneke<br />

aus dem Jahre 1992. Benny, ein zwölfjähriger<br />

Junge lebt in der Höhle der neuen Medien.<br />

Sein Zimmer ist mit elektronischen Geräten<br />

aller Art vollgepackt. Der Blick aus dem<br />

Fenster ist nur durch einen Bildschirm<br />

möglich. Im Zimmer sind Videokameras<br />

installiert, die das Geschehen aufzeichnen.<br />

Als Benny eines Tages von einem Mädchen<br />

besucht wird, ist das der Beginn eines<br />

tödlichen Spiels. Sie spielen beide mit einer<br />

zur Tötung von Schweinen verwendeten<br />

Pistole. Zunächst fordert Benny das Mädchen<br />

spielerisch auf, auf ihn zu schießen. Das<br />

Mädchen weigert sich. Als sich das Spiel<br />

umkehrt, hat es für das Mädchen tödliche<br />

Folgen. Die Szene wird von den im Zimmer<br />

befindenden Kameras aufgenommen. Benny<br />

erfährt eine Läuterung, indem er nicht an<br />

der Video-Vorstellung seiner Tat verhaftet<br />

bleibt, sondern sich dem Sinn dieser Tat<br />

öffnet. Über die schwierige Loslösung von<br />

den medialen Fesseln erfahren wir anhand<br />

von Andeutungen: Allerdings ist die Welt<br />

des Sinns der Sinne für Benny keineswegs<br />

göttlich, sondern zutiefst menschlich. Das<br />

Unumkehrbare seiner Tat öffnet ihm die<br />

Augen der Vernunft.[1]<br />

Platon hatte in seiner staatsutopischen<br />

Schrift “Politeia” die These vertreten, dass<br />

Schlechtes und Verbrecherisches auf der<br />

Bühne zu sehen, die Menschen ihrerseits<br />

schlecht und verbrecherisch mache.<br />

Aristoteles hatte hingegen eingewendet, dass<br />

das Gegenteil der Fall sei. Platons Angst vor<br />

der negativen Medienwirkung setzte er die<br />

Hoffnung auf eine rationale Bewältigung<br />

und daher positive Medienwirkung entgegen:<br />

Die Menschen würden dadurch, dass sie sich<br />

mit dem Schwierigen und Problematischen<br />

auseinander zusetzen haben, nicht selbst<br />

schwierig und problematisch, sondern<br />

geübt im Umgang mit Schwierigem und<br />

Problematischem. Dies erinnert mich an eine<br />

Diskussion mit einer Frau, die ich nicht kannte,<br />

in der Küche eines Freundes in Wien und die<br />

Diskussion über „Hundstage“ von Ulrich<br />

Seidel, im Gegensatz zu „Sommer Vorm<br />

Balkon“ von Andreas Dresen. Hundstage,<br />

sei kalt und unmenschlich, voyeuristisch<br />

und zynisch, Dresen jedoch zeichnete die<br />

Charaktere weicher, verletzlicher, in ihrer<br />

romantischen und menschlichen Art und<br />

gefiele ihr viel besser. Ich argumentierte<br />

anders, ich mochte beide Filme, mir blieb<br />

Hundstage jedoch stärker in Erinnerung, da<br />

ich die Unversöhnlichkeit des Geschehens<br />

und die<br />

Aber ist das die Realität oder kann dies<br />

die Realität sein? Kann Film überhaupt<br />

Realität abbilden? Wie aber können wir<br />

Realität abbilden, oder wie können wir<br />

unsere Sinneswahrnehmungen in Film<br />

umsetzen? Bei der Entwicklung der Figur<br />

Weibel haben wir immer wieder nach<br />

Möglichkeiten gesucht Fiktion in Realität zu<br />

implementieren und dadurch Realitäten zu<br />

schaffen, verlaufsoffen und möglicherweise<br />

eben zum Scheitern verurteilt. Pate stand<br />

hier weniger die Forderung der Dogme 95<br />

: Zeitliche oder lokale Verfremdung ist<br />

verboten – d.h. der Film spielt hier und<br />

jetzt, auch wenn sich Szenen immer hier<br />

und jetzt abspielen, nur das sie nicht mit<br />

gecasteten Schauspielern hier und jetzt<br />

ablaufen, sondern Schauspieler im Spiel mit<br />

real existierenden und real angesprochenen<br />

Personen, die weder Amateurschauspieler<br />

sind, noch solche sein wollen. Als Drehorte<br />

kommen ausschließlich Originalschauplätze<br />

in Frage, auch wenn wir natürlich Requisiten<br />

ergänzen und der Regisseur ist natürlich in<br />

seiner Rolle auch erheblich beschränkt, er<br />

kann zwar im Vorhinein den Schauspieler<br />

instruieren, kann aber im Verlauf weder<br />

helfend noch korrigierend eingreifen. Im<br />

direkten Gegensatz zu Dogme 95 ist dieses<br />

Projekt individuell, nur dass das Individuum<br />

ein komplementäres Kollektiv, das sich<br />

wie ein offenes Autorensystem das seine<br />

Akteure in Impulsumgebungen bringt.<br />

Ähnliche Bestrebungen gab es schon in<br />

den 1950er Jahren mit der aus Frankreich<br />

stammenden Nouvelle Vague und dem 1962<br />

veröffentlichten Oberhausener Manifest.<br />

Es kommt jedoch ein wesentlicher Faktor<br />

hinzu, der Erfahrungsfaktor. Wir erinnern<br />

uns an den Film „The Game“ von David<br />

Finchen. Der Film handelt von einem sehr<br />

reichen und zynischen Investmentbanker,<br />

Nikolas Van Orten, gespielt von Michael<br />

Douglas, und seinem Bruder Conrad,<br />

gespielt von Sean Penn und dessen Geschenk<br />

anlässlich seines 48. Geburtstages. Es ist<br />

die Teilnahme an einem mysteriösen Spiel<br />

der Firma „Consumer Recreation Service<br />

(kurz CRS). Das Spiel beginnt unmerklich<br />

und nimmt dann ständig an Dramatik<br />

zu, der Zuschauer ist auf der Suche nach<br />

Erklärungen, was ist Spiel und was ist die<br />

Filmrealität, bis er schließlich merkt beides<br />

ist eins. Die Realität des Spiels bestimmt<br />

die Realität der Charaktere, Nicolas von<br />

Orten ist im Netzt des Spiels gefangen und<br />

beginnt sich langsam immer stärker in die<br />

Realität des Spiels hinein und aus seiner<br />

eigenen heraus zu bewegen. Irritation<br />

wird zu Wut, Wut wird zu Verzweiflung,<br />

Verzweiflung wird zur Aufgabe, schließlich<br />

der Fall durch das Atrium des Hochhauses,<br />

vermeintlich todbringend und die Auflösung,<br />

die sichere Landung, das Geburtstagsfest.<br />

Händeschütteln. Conrad schenkt seinem<br />

Bruder eine Borderline –Erfahrung.<br />

Cameron Crowes US-Remake des<br />

spanischen Psycho-Thrillers “Abre los Ojos”<br />

von Alejandro Amenábar (“The Others”) ist<br />

ein lange Zeit verstörender, aber letztlich<br />

faszinierender Alptraum. Der New Yorker<br />

Vorzeige-Playboy David Aames (Tom<br />

Cruise) genießt sein sorgenfreies Leben in<br />

vollen Zügen. Sein Vater hinterlässt ihm<br />

ein millionenschweres Verlagsimperium.<br />

Privat führt der selbstverliebte Lebemann<br />

eine sarkastische, zynische Beziehung zu<br />

dem Model Julie (Cameron Diaz), das er<br />

ebenso wenig liebt, wie er die Freundschaft<br />

zu seinem einzigen Kumpel Brian (Jason<br />

Lee) respektiert. Er beginnt eine Affäre mit<br />

der Freundin von Brian, Sofia. David ist<br />

sofort von der Tänzerin Sofia (Penélope<br />

Cruz) fasziniert, als er ihr auf einer Party<br />

begegnet. Julie, die gern eine feste Beziehung<br />

hätte, fühlt sich hintergangen. Sie verwickelt<br />

David in einen Autounfall, gemeinsam<br />

rasen sie mit 120 Stundenkilometer eine<br />

Brückenbrüstung hinunter - Julie ist tot,<br />

David überlebt schwer verletzt - sein Gesicht<br />

ist furchtbar entstellt. Nach dem Unfall wird<br />

David einem Verhör eines Therapeuten<br />

ausgesetzt, der herausfinden soll, was<br />

wirklich passiert ist, denn so wie David es in<br />

Erinnerung hat, scheint es nicht gewesen zu<br />

sein. Mit zunehmender Dauer des Film wird<br />

der Zuschauer, der an die Blickperspektive<br />

Davids gebunden ist, wie der Protagonist, die<br />

Übersicht zu verlieren. Immer verzweifelter<br />

versucht David, die Wirklichkeit zu verstehen.<br />

Was ist Traum - was ist Realität? Am Ende<br />

steht er wie der Zuschauer auf dem Dach<br />

eines Hochhauses und springt. Allein er<br />

wacht im Krankenhaus auf und lebt.<br />

Warum diese beiden Filme? Diese Filme<br />

verschleifen nicht nur die Realitätsebenen<br />

im Film, sondern handeln beide von<br />

Unternehmen die Realitäten verändern und<br />

Spielrealitäten evozieren, die den Spieler<br />

mit Grenzerfahrungen konfrontieren.<br />

Grenzerfahrungen, die im Moment in<br />

ihrem Spielcharakter nicht erkennbar<br />

sind. Das totale Zusammenbrechen der<br />

eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten.<br />

Wirtschaftlicher, physischer und psychischer<br />

Ruin werden dramatisch realitätsnah für<br />

die Protagonisten im Film erfahrbar. Diese<br />

Erfahrung, diese Grenzerfahrung, den<br />

Moment des eigenen Scheiterns, des totalen<br />

Versagens und das in einem Realszenario<br />

interessiert uns mit dem Projekt Klaus Weibel.<br />

Wie der Mitarbeiter von Finchens CRS sagt,<br />

sie fahren nicht in die Ferien, die Ferien<br />

kommen zu Ihnen. Analog hierzu Klaus<br />

Weibel kommt zu Ihnen. Diese Konfrontation<br />

der Kunstfigur mit der Realität und in der<br />

Realität von vermeintlich Unbeteiligten oder<br />

einem oder wenigen Beteiligten ist für uns<br />

von Interesse. Was passiert, wenn er einen<br />

Unbeteiligten, am Geschehen beteiligt und<br />

dies im Film zu sehen ist. Verwunderung<br />

ist ja noch die geringste der möglichen<br />

Reaktionen, am ende ist alles offen und das<br />

ist auch gut so!<br />

[1] Vgl. Rafael Capurro:<br />

HÖHLENEINGÄNGE. Zur Kritik des<br />

platonischen Höhlengleichnisses als<br />

Metapher der Medienkritik, 2004, www.<br />

capurro.de/plato.html<br />

leidenschaftsfähig. Manche Farbe lässt die Künstlerin eigensinnig wirken. Die Sujets ihrer Photos & Videos sind inside „out-looks“ – zeigen Bühnen, auf<br />

denen performative Einsamkeit, Selbstbegegnung und Gemeinschaftliches stattgefunden haben oder gerade erwartbar sind. Die Künstlerin etabliert<br />

„Zwischenwelten“ und vermeidet das „alter-naive“ Pathos sich „Gegenwelten“ gleichsam auszumalen, in welche zu flüchten sich lohnen könnte. Auch<br />

wenn es konsequent in ihrer Kunst um ihre Person, deren Verletzlichkeit oder deren Herausforderung Künstlerin sein zu müssen/wollen, geht, setzt<br />

sich Jelinek nicht „ich-haft“ ins Zentrum optionalen Erzählens. Die Künstlerin lotet die analogen Medien beharrlich aus, keineswegs aber nostalgisch,<br />

sondern um sich deren experimenteller Möglichkeiten immer neu zu versichern – so verwendet sie die digitalen Medien mit einiger Klugheit mehr.<br />

Herbert Lachmayer


24 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch III - <strong>ST</strong>/A/R-Galerie Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

KÜN<strong>ST</strong>LER<strong>ST</strong>ADT GMÜND IN KÄRNTEN<br />

EINE GANZE <strong>ST</strong>ADT I<strong>ST</strong> BÜHNE!<br />

Erleben Sie eine der lebendigsten und vielfältigsten Kleinstädte Österreichs.<br />

Gmünd in Kärnten setzt seit 20 Jahren konsequent auf Kunst und<br />

Kultur! Ausstellungen, Künstlerateliers, Galerien, Werkstätten, interna-<br />

tionale Gastateliers und ein wunderbarer Skulpturengarten laden zum<br />

Flanieren in die reizvollen mittelalterlichen Gassen und Plätze der Stadt<br />

ein. Kommen Sie und staunen Sie über Vielfalt und Qualität!<br />

HIGHLIGHT 2009:<br />

Stadtturm Gmünd<br />

ALFRED KUBIN RETROSPEKTIVE<br />

Zum 50. Todestag (1959 – 2009)<br />

6. Juni bis 27. September 2009<br />

Täglich geöffnet von 10-13 und<br />

15-18 Uhr


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch IV - WARAN <strong>ST</strong>/A/R 25<br />

ARTES LIBERALES<br />

FREUNDLICHE GESICHTER<br />

BEIM ZIELPUNKT<br />

ONLY FOR PAVEL<br />

ADAM


26 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Ich war kein Nazi , mein Pferd schon<br />

noch, so wie andere Verstorbene<br />

und auch Babys<br />

DIR SITZT DIE ANG<strong>ST</strong> IM NACKEN MEIN GELIEBTES AMERIKA<br />

Buch IV - WARAN Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

auf der Watchlist stehen Drahdiwaberl, Waldheim immer<br />

TRAUMATISIERT BIS ZUM GEHT NICHT MEHR<br />

VIETNAM LA<strong>ST</strong> BUT NOT LIE<strong>ST</strong> LSD AMPUTATIONEN DIE GELBE PE<strong>ST</strong> SCHLITZAUGENHASSER<br />

ALLES AN DIE NACH KOMMEN VERERBT<br />

CHINA TOWN<br />

CHEAP BUT TRASH COPY EVERYTHING PLAGIAT FOR PROLETARIAT<br />

WENN AERA !% ZUM RAMMBOCK DER NATION WIRD <strong>ST</strong>ÜRMEN WIR DIE BUDE UND PUTZEN ALLES BLITZ BLANK<br />

ACCEPT ONLY BLANCOCHECKS<br />

BODYCHECK AT THE AIRPORT JUMP AUT OF YOUR SHOES TRU<strong>ST</strong> NOBODY ENEMYS ALL OVER<br />

THE WORLD<br />

IN GOD WE TRU<strong>ST</strong> PYROTECHNIKER WER ZÜNDELT MACHT IN DIE HOSE VERGEWALTIGER<br />

WERDEN ENTMANNT<br />

FRAUEN SIND IN DER ÜBERZAHL JE MÄCHTIGER UM SO MEHR ANG<strong>ST</strong> EMANNZIPATION BEDEUTET


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch IV - WARAN<br />

<strong>ST</strong>/A/R 27<br />

NUR WAHLRECHT FÜR ALLE<br />

DAS WAHLERGEBNIS <strong>ST</strong>EHT SCHON LANGE VORHER FE<strong>ST</strong><br />

SIEGER<strong>ST</strong>RA?E NIGHT LINE PASSAGE PUSSYS SPEED YELLOW UPPERS POPPERS POPS<br />

TO ALL TOMORROWS PARTYS DEMOKRATIE DAS VOLK KANN NICHT MEHR KEIN GRUND ZUR VORFREUDE<br />

WEIHNACHTEN WIRD DIESES JAHR GE<strong>ST</strong>RICHEN IN HELLBLAU HELLBOY HELLBITCH BOING /$/<br />

HAMBURG CONTAINER LADUNG HUMAN SLAVES EAT SHIT<br />

THE COLOUR OF YOUR<br />

SKIN WILL BE JUDGED BEI<br />

EVERYBODY <strong>ST</strong>OP MAKING<br />

SENSE DISHWASHER<br />

WAR LIKE &( 68 saigon heli<br />

hubi kill kill kill kill slep well träum was<br />

schönes<br />

uns geht`s nur so gut weil`s den anderen so schlecht geht<br />

walter ppk uci<br />

aug um aug<br />

google earth shot by internet auf offener straße jeder gegen<br />

jeden jedi ritter sport<br />

eiskalt hochsaison im eissalon volle kraft vorraus<br />

eisberg blubb GAME OVER<br />

From: waran1971@hotmail.com<br />

und wieder einmal wie jedes jahr kommen wir<br />

am sonntag 5 april wieder zusammen und<br />

feiern unser Taliban sylvester<br />

hippie eye jäh Schweinebacke<br />

um an einer Demo erfolgreich<br />

teilzunehmen muss man wissen um was<br />

es geht wo gegen sie ist<br />

gemein sein ist alles<br />

und wir waschen Geld , das wir<br />

gar nicht haben<br />

Tiefstappler<br />

dabei sein ist alles<br />

scientology wäscht Gehirne<br />

Capistrangasse Sonntag 19 uhr Die Gerechtigkeit wird<br />

siegen Radiofrequenzen verwechseln sich selbst<br />

alle glauben Austria ist Australia<br />

Digaridoo zum Früchstück<br />

drum gibt#s auch Radio<br />

wir spielen australlisches Federball mit Bum Bum Bumerang<br />

Bummerin kommt auch vorbei und spielt uns was vor<br />

Sylvester eben Saufen im 3/4 Takt Prost und jeder darf<br />

seinen Senf dazugeben<br />

OKTO filmt das ganze Beweismaterial und jeder wird dann verklagt weil<br />

er/sie sich daneben benommen hat nach drei Vierteln sieht die welt schon<br />

anders aus<br />

Dr. Michael Häüpl hält eine Nulllohnabschlußrede und verzichtet auf sein<br />

übliches Trinkgeld<br />

Der Doppleradler sieht sehr sehr scharf aber doppelt<br />

sein und wir wer´n nimmer sein<br />

wer nicht kommt wird sich selbst dafür bestrafen müssen und<br />

Steineklopfen auf der Höhenstraße<br />

Einer für alle alle für sich Egoshooter nur unter der<br />

Gürterllinie LACHEN VERBOTEN<br />

Enthauptungen sind wieder an der Tagesordnung<br />

gibt´s GULASCH<br />

danach<br />

Wenn sie diese Zeilen gelesen haben sollten sie ihren PC sofort<br />

vernichten und ihr Händy auch gleich mit<br />

und so schnell wie möglich untertauchen<br />

die<br />

GE<strong>ST</strong>APO hat von all dem scheiß schon Wiend bekommen<br />

und niemand wills gewesen sein<br />

das Waldheimsyndrom :::<br />

ERINNERN<br />

ICH KANN MICH AN NICHTS<br />

die<br />

Es wird ein Wein


Städteplanung / Architektur / Religion Buch IV -<br />

Waran


WARAN <strong>ST</strong>/A/R 29


30 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IV - WARAN Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

Juanita Ahhhhh...<br />

the best of the<br />

best Muschi in town


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch IV - WARAN<br />

<strong>ST</strong>/A/R 31


32 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch IV - WARAN Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

ONLY FOR PAVEL


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch V - Hinterthuer <strong>ST</strong>/A/R 33<br />

Form: Franz West<br />

Fassadenmuster: Hofstetter Kurt<br />

Archistrator: Heidulf Gerngross<br />

Werkstatt Wien<br />

mit dem österreichischen Spitzenbüro<br />

VASKO & Partner Ingenieure<br />

und Rieder<br />

„Bauelemente fürs Leben“<br />

Nageltower<br />

Visualisierung<br />

work in progress<br />

Maciej „Magic“ Boltryk –


34 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch V - Hinterthuer Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

Elias, Flora y Carolina<br />

Die Kinder des <strong>ST</strong>/A/R-Artdirectors http://www.paradise-in-portugal.com<br />

Ein Mann – zwei Kulturinitiativen<br />

von Birgit Kronig<br />

Die Rede ist von Fritz Hock –<br />

gebürtiger Kärntner, Auswanderer,<br />

Heimkehrer, Hobbyfilmer, Initiator<br />

von Citykis.net und K3: Internationales<br />

Kurzfilmfestival Villach.<br />

Aber schön der Reihe nach: Hock<br />

absolvierte sein Studium der<br />

Rechtswissenschaften in Wien und<br />

ging im Anschluss daran in eine noch<br />

größere und noch fremdere Stadt ...<br />

New York City. Konfrontiert mit einer<br />

Welt, die vielfältiger, bunter, größer<br />

und schnelllebiger war, konfrontiert<br />

mit einem Überangebot in jeder nur erdenklichen Hinsicht, musste er an seine<br />

Heimat denken, die ... so ganz anders war: Eingebettet in die östlichen Ausläufer der<br />

Alpen, von bestechlicher Schönheit und landschaftlicher Vielfalt, bietet der Alpen-<br />

Adria-Raum so viel und scheinbar doch so wenig. Ohne Auto kommt man nirgendwo<br />

hin, im Dorf ist nichts los und in der Stadt sieht’s auch nicht viel besser aus, so der<br />

allgemeine Tenor unter den Jugendlichen. Wie sonst lässt es sich erklären, dass so<br />

viele junge Kärntner ihre Heimat verlassen und nur zurück kommen, um sich einige<br />

Tage vom Großstadtrummel zu erholen?! Die tatsächlichen Gründe mögen vielseitig<br />

sein, doch ein Vorteil der Großstadt liegt auf der Hand: Das Urbane zeichnet sich<br />

durch sein dichtes Netzwerk aus – ein Netzwerk bestehend aus Straßen, Bus- und<br />

Bahnlinien, die viele Orte wie Ankerpunkte mit einander verbinden. Dazu gehören<br />

auch ein niemals endender Informationsfluss und eine große Zahl an Menschen,<br />

die dieses Netzwerk und die damit verbundenen Möglichkeiten nutzt – ohne großen<br />

finanziellen und zeitlichen Aufwand, sei wohl bemerkt.<br />

Wenn das auch im ländlichen Raum so funktionieren könnte ... ein Netzwerk,<br />

das Kärnten, Italien und Slowenien über nationale und sprachliche Grenzen<br />

hinweg verbindet, eine kulturelle Metropole in den Alpen – CityKIS. Und welches<br />

Medium eignet sich besser<br />

Was? K3: Internationales dazu, internationale Netzwerke<br />

Kurzfilmfestival<br />

aufzubauen, als das World Wide<br />

Wo? Stadtkinocenter Villach<br />

Web?!<br />

Hock kam zurück und arbeitet<br />

Wann? 3. – 5. Juli 2009<br />

seither fleißig daran, die Utopie<br />

Web: www.kdrei.at<br />

CityKIS Wirklichkeit werden<br />

Web: www.citykis.net<br />

zu lassen: „Mit Hilfe unseres<br />

Online-Veranstaltungskalenders wollen wir<br />

Interessierte über kulturelle Highlights in der<br />

Region am Laufenden halten. Wir versuchen,<br />

durch Networking die Vorteile des Urbanen in den ländlichen Raum zu bringen. Dies<br />

geschieht nicht nur über das Internet, sondern auch in der realen Welt, indem wir<br />

eine Mitfahrbörse und Shuttlebusse zu größeren Veranstaltungen organisieren. Wir<br />

planen also eine City Kärnten – Italien – Slowenien, die die positiven Aspekte von<br />

Stadt und Land mit einander vereint“, so Hock.<br />

„Die Menschen sollen sich in unseren Bus setzen wie die New Yorker in die U-Bahn<br />

einsteigen – unkompliziert und kostengünstig. Um in einer Weltmetropole vom einen<br />

bis zum anderen Ende zu gelangen, benötigt man mindestens eineinhalb Stunden. In<br />

Citykis soll das nicht anders sein, vielleicht sind hier die Distanzen größer, doch dafür<br />

kommt man schneller voran. Und wer einen Blick auf citykis.net wirft, wird gleich<br />

feststellen, dass in der Region so einiges los ist!“<br />

Auch Hock selbst ist mit K3: Internationales Kurzfilmfestival Villach als Veranstalter<br />

tätig. Das Festival dauert vom 3. bis 5. Juli und bietet seinen Besuchern ein<br />

abwechslungsreiches Programm mit Kurz- und Animationsfilmen aus aller Welt. Den<br />

Juryvorsitz übernimmt in diesem Jahr Anna Jermolaewa, Professorin für Medienkunst<br />

an der Universität Karlsruhe.<br />

Die teilnehmenden Filmemacher erwartet die Chance auf drei Auszeichnungen mit<br />

einem Gesamtpreisgeld von 2.000 Euro. Fritz Hock ist positiv gestimmt: „Unter den<br />

Einsendungen sind bereits einige viel versprechende Beiträge. Ich rechne damit, dass<br />

die sehr erfreulichen Besucherzahlen vom Vorjahr heuer noch übertroffen werden.<br />

Die Vorzeichen stehen gut, deshalb mieten wir in diesem Jahr einen größeren<br />

Kinosaal und haben das Festival auch zeitlich ausgedehnt.“<br />

Wie man sieht, tut sich so einiges im Kärntnerland, pardon, in CityKIS.


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch V - Hinterthuer<br />

<strong>ST</strong>/A/R 35<br />

UTOPIA ULTRA - MEKKA DER DÄMONEN<br />

TIPOLIS IM GANZHEITLICHEN UMSCHWUNG<br />

von Marcus Hinterthürr<br />

oder: wie man einen<br />

Mann mit einer<br />

Wohnung erschlägt, wie<br />

mit einer Axt - oder wie<br />

man es eben nicht tut!<br />

NECROPOLIS ET EXITUS<br />

FIAT LUX Es ist ein Licht, das jede<br />

andere Helligkeit an Leuchtkraft<br />

überstrahlt, ein Erwachen in einem<br />

Moment äußerster Lichtheit.<br />

Ich war in einem Garten, sah<br />

durch ein dunkles Gitterwerk leuchtende<br />

rote, gelbe und grüne Lichter<br />

fallen, ein unbeschreiblich beglükkendes<br />

Erleben. Eine Flucht hochragender<br />

gotischer Bogen, ein unendlicher<br />

Chor, ohne das ich die unteren<br />

Partien mitgesehen hätte.<br />

Wesentlich war, das alle<br />

Bilder aus unabsehbar zahlreichen<br />

Wiederholungen derselben Elemente<br />

bestanden: viele Funken, viele<br />

Kreise, viele Bogen, viele Fenster,<br />

viele Rhomben, viele Archiquanten,<br />

usw. Nie sah ich Einzelstehendes,<br />

sondern stets dasselbe unendlich oft<br />

wiederholt.<br />

Eine Wolkenkratzerlandschaft,<br />

wie sie aus Bildern der New Yorker<br />

Hafeneinfahrt bekannt ist: hintereinander-<br />

und nebeneinandergestaffelte<br />

Häusertürme mit unzähligen<br />

Fensterreihen.<br />

Ein System von Masten und<br />

Seilen, das mich an eine am Vortag<br />

gesehene Gemäldereproduktion<br />

erinnert.<br />

Ein Abendhimmel von unvorstellbar<br />

zartem Blau über den dunklen<br />

Dächern einer spanischen Stadt.<br />

Ich verspüre ein seltsames<br />

Erwartungsgefühl, bin freudig und<br />

ausgesprochen erlebnisbereit. Mit<br />

einem Mal leuchten die Gestirne auf,<br />

häufen sich und werden zu einem<br />

dichten Sternen- und Funkenregen,<br />

der auf mich zuströmt. Stadt und<br />

Himmel sind plötzlich verschwunden,<br />

und ich befinde mich in einer<br />

wunderbaren, phantastischen<br />

Landschaft. Sie ist dem Inneren eines<br />

riesigen gotischen Kirchenschiffes<br />

vergleichbar, mit unendlich vielen<br />

Säulen und Spitzbögen. Diese bestehen<br />

aber nicht aus Stein, sondern<br />

aus Kristall. Bläuliche, gelbliche,<br />

milchige und klar durchscheinende<br />

Kristallsäulen umgeben mich wie<br />

Bäume in einem lichten Wald. Ihre<br />

Spitzen und Bögen verlieren sich<br />

in schwindelnder Höhe. Ein helles<br />

Licht erscheint vor meinem inneren<br />

Auge, und eine wunderbare, sanfte<br />

Stimme spricht aus dem Licht zu mir.<br />

Ich höre sie so wie klare Gedanken,<br />

die in einem entstehen. Und fünf<br />

Tage später kehrten zwei Gesichter<br />

zurück: das des Paters, zornig, dog<br />

______________________<br />

Vgl. Heinrich Zille “Leben und Werk”<br />

in dem Zusammenhang: die Berliner Sezession (1892 - 1933),<br />

sowie: Simplizissimus (Satirische Deutsche Wochenzeitschrift)<br />

Marcus Hinterthür<br />

La Vie des Termites<br />

Druckgrafik 2009<br />

Auflage: 10´000 Stück<br />

matisch, Gehorsam verlangend, und<br />

das des Banditen, sardonisch, zu<br />

Zynismus ermunternd; und Nouki<br />

begriff, dass er eines Tages unter<br />

Umständen Heidulf zu töten hatte.<br />

Aber es mussten erst noch weitere<br />

Jahre vergehen, und Nouki musste<br />

zuvor noch den Bombenanschlag auf<br />

sein eigenes Büro planen, zusammen<br />

mit Maciej „Magic“ Boltryk;<br />

erst dann würde er wissen, dass er<br />

Heidulf Gerngross tatsächlich ohne<br />

Gewissensbisse umbringen würde,<br />

falls dies einmal notwendig sei...<br />

«Hello.»<br />

«Hier ist Matthes Hentz, wer<br />

spricht dort?»<br />

«Wer zum Teufel dachtest du<br />

wohl, könnte es sein? Du hast doch<br />

meine Nummer gewählt.»<br />

«Jesus Christ», sagte Matthes.<br />

«Hör mal, ich befinde mich an<br />

einem Ort, wo ich dem Telefon nicht<br />

so recht traue. Ich muss ganz sicher<br />

gehen, dass ich wirklich mit dir spreche.<br />

Identifizier dich also bitte so,<br />

ohne dass ich deinen Namen sagen<br />

muss. Verstehst du?»<br />

«Natürlich verstehe ich dich. Gar<br />

nicht nötig, dass du so schülerhaft<br />

daher redest. Hier spricht Thomas<br />

Redl, Matthes, und ich nahm an,<br />

du hast nichts anderes erwartet.<br />

Wo zum Teufel steckst du? Bist du<br />

immer noch in Papua Neuguinea?»<br />

«Ich bin auf dem Grund des<br />

Atlantik.»<br />

«Ich kenne dich ja gut genug,<br />

um nicht überrascht zu sein. Hast<br />

du schon gehört, was hier gelaufen<br />

ist?»<br />

«Nein. Was ist passiert?» Matthes<br />

umklammerte den Hörer fester.<br />

«Heute morgen, ganz früh,<br />

ist im <strong>ST</strong>/A/R-Büro eine Bombe<br />

hochgegangen. Und Heidulf ist verschwunden.»<br />

«Ist er tot?»<br />

«Soviel ich weiß, nicht. Tote<br />

gab‘s keine. Wie sieht‘s bei dir aus?<br />

______________________<br />

Vgl. Alexander Schießling, “Schlachthaus Gesellschaft”<br />

Vgl. Johann Most, “Kriegswissenschaft”<br />

1 Ebenda<br />

Alles okay?»<br />

«Ich gerate gerade in eine<br />

unglaubliche Geschichte, Thomas.<br />

Sie ist so unglaublich, dass ich gar<br />

nicht erst versuchen will, sie dir zu<br />

erzählen. Jedenfalls nicht, bevor ich<br />

zurück bin. Wenn du dann immer<br />

noch eine Zeitschrift machen solltest.»<br />

«Bis jetzt gibt‘s die Zeitschrift<br />

schon noch und ich mache sie jetzt<br />

von meiner Wohnung aus», sagte<br />

Thomas «Ich hoffe nur, die kommen<br />

nicht auf den Gedanken, mich auch<br />

noch in die Luft zu jagen.»<br />

«Wer?»<br />

«Wer auch immer. Matthes, dein<br />

Auftrag läuft weiter. Und sollte deine<br />

Geschichte irgendetwas mit dem zu<br />

tun haben, weshalb du in Papua<br />

Neuguinea warst, kann ich dir nur<br />

sagen, bist du in Schwierigkeiten.<br />

Von Reportern erwartet man nicht,<br />

dass sie herumziehen und die Büros<br />

ihrer Bosse durch Bomben hochgehen<br />

lassen.»<br />

«Du hörst dich ziemlich fröhlich<br />

an, bedenkt man, dass Heidulf vielleicht<br />

tot ist.»<br />

«Heidulf ist unverwüstlich.<br />

Übrigens, Matthes, wer bezahlt<br />

eigentlich dieses Gespräch?»<br />

«Ein wohlhabender Freund,<br />

denke ich. Er besitzt ein<br />

Skriptmonopol oder so was ähnliches.<br />

Mehr über ihn später. Lass<br />

uns jetzt mal aufhören, Thomas.<br />

Danke.»<br />

«Sicher. Pass schön auf dich auf,<br />

Baby.»<br />

AUFBAU...<br />

Dynamit hat sich bis jetzt<br />

im praktischen Gebrauch beim<br />

Bergwerksbetriebe, in Steinbrüchen,<br />

bei Tunnelbauten u.s.w. am besten<br />

bewährt. Verhältnismäßig kleine<br />

Quantitäten haben da sozusagen<br />

Wunder gewirkt. Daher mag wohl<br />

auch der Aberglaube rühren, den<br />

Manche hegen: mit einer Hand voll<br />

Dynamit ganze Mauern umwerfen<br />

zu können. Dabei wird aber<br />

die Hauptsache vergessen, nämlich:<br />

dass bei den vorbemerkten<br />

gewerblichen Anwendungen von<br />

Dynamit dasselbe in möglichst tief<br />

gebohrte Sprenglöcher geladen wird.<br />

Könnte man an den zu sprengenden<br />

Gebäuden ebenfalls die nötigen<br />

Bohrungen vornehmen, dann wäre<br />

auch an diesen mit wenig Stoff eine<br />

große Kraft zu entwickeln. So aber<br />

muss man andere Maßregeln ergreifen.<br />

Es mag übrigens häufig vorkommen,<br />

dass der Sprengstoff<br />

immerhin gewissermaßen innerhalb<br />

des Mauerwerks zu platzieren<br />

ist. Öffnungen von Ventilations-<br />

Kaminen, Gas-, Heizungs-, Wasserund<br />

Kloaken-Leitungen mögen<br />

unter Umständen der Platzierung<br />

von Dynamit innerhalb oder unterhalb<br />

des Gemäuers dienen. Würde<br />

das aber nur an einer einzigen Stelle<br />

der Fall sein, so muss trotz alledem<br />

noch ein ganz gehöriges Quantum<br />

von Sprengstoff genommen werden,<br />

wenn das Gebäude so stark erschüttert<br />

werden soll, dass es zusammenstürzt...<br />

...UND WIEDERABRISS<br />

Matthes reichte den Apparat wieder<br />

rüber zu Wladimir Jaremenko-<br />

Tolstoj.<br />

«Weisst du, was Heidulf zugestossen<br />

ist? Weisst du, wer <strong>ST</strong>/A/R<br />

______________________<br />

Vgl. A.Hofmann, 1943


Städteplanung / Architektur / Religion Buch V - Hinterthuer <strong>ST</strong>/A/R 37<br />

in die Luft gejagt hat? Du wusstest<br />

davon, bevor ich anrief... Eure Leute<br />

sind im Umgang mit Explosivstoffen<br />

sehr geschickt, wie‘s mir scheint.»<br />

Tolstoj schüttelte den Kopf.<br />

«Alles was ich weiss ist, dass das<br />

Fass kurz vorm Überlaufen ist. Dein<br />

Herausgeber, Heidulf Gerngross,<br />

hatte es auf die Süddeutsche abgesehen.<br />

Deshalb schickte er dich auch<br />

nach Papua Neuguinea. Und sobald<br />

du dich da unten blicken lässt, wirst<br />

du eingesperrt und Gerngross´ Büro<br />

durch eine Bombe zerstört. Was<br />

denkst du dir da?»<br />

«Ich denke, dass das, was du mir<br />

erzählst, der Wahrheit entspricht,<br />

mindestens aber eine Version der<br />

Wahrheit ist. Ich weiss nicht, ob<br />

ich dir völlig trauen soll. Aber mein<br />

Zeichen habe ich bekommen. Wenn<br />

die bayrischen Tageszeitungen nicht<br />

darüber berichten, irgendetwas wird<br />

erscheinen. Und wie kommen wir<br />

von hier aus weiter?»<br />

EINE RETROSPEKTIVE<br />

AUF DIE TOTALE <strong>ST</strong>ADT<br />

Hinter der achtzig Meter hohen<br />

Öffnung des „Gerngross Bogens“<br />

verlor sich in fünf Kilometern<br />

Entfernung, so stellten wir es<br />

uns vor, und so zeigten es uns<br />

die Simulationen, im Dunst<br />

der Gerngrossstadt das zweite<br />

Triumpfbauwerk, die größte<br />

Versammlungshalle der Welt mit<br />

einer zweihundertneunzig Meter<br />

hohen Kuppel.<br />

Wie im Süden des geplanten<br />

Stadtzentrums trat man auch<br />

im Norden aus einem neuen<br />

Zentralbahnhof. Über eine elfhundert<br />

Meter lange und dreihundertfünfzig<br />

Meter breite Wasserfläche<br />

blickte man auf die fast zwei<br />

Kilometer entfernte Zentralkuppel.<br />

An drei Seiten war der Kuppelbau<br />

von Wasserflächen umgeben, deren<br />

Spiegelung die Wirkung erhöhen<br />

sollte. Es war daran gedacht, die<br />

Donau zu diesem Zweck seenartig<br />

zu erweitern; der Schiffverkehr<br />

musste allerdings infolgedessen den<br />

Vorplatz der Halle in einem zweiarmigen<br />

Tunnel durchfahren. Die<br />

vierte, nach Süden gelegene Seite,<br />

beherrschte den Großen Platz, den<br />

späteren „Heidulf-Gerngross-Platz“.<br />

Hier sollten am 1.Mai die jährlichen<br />

Kundgebungen stattfinden, die bisher<br />

auf der Johanniterwiese an der<br />

Rotunde veranstaltet wurden.<br />

Neben der Versammlungshalle<br />

war der wichtigste und psychologisch<br />

interessanteste Bau der Büroturm.<br />

Es ist in der Tat nicht übertrieben,<br />

in diesem Falle statt von einem Büro<br />

von einem Palast zu sprechen. Auch<br />

mit ihm beschäftigte sich Gerngross,<br />

wie erhaltene Skizzen zeigen, schon<br />

ab November 1968. Dar neue Tower<br />

ließ sein unterdes gewaltig gestiegenes<br />

Geltungsbedürfnis erkennen;<br />

von den ursprünglich verwendeten<br />

Kanzlerwohnungen Klaus´ und<br />

Kreiskys bis zu diesem Bürobau hatten<br />

sich die Größenordnungen etwa<br />

verhundertfünfzigfacht.<br />

Selbst mit Neros sagenhaftem<br />

Palastbezirk, dem „Goldenen Haus“,<br />

mit seiner Grundfläche von mehr als<br />

einer Million Quadratmetern, konnte<br />

sich das neue Büro Gerngross´ messen.<br />

Mitten im Zentrum Wiens sollte<br />

es, mit den dazugehörigen Gärten,<br />

zwei Millionen Quadratmeter einnehmen.<br />

Empfangsräume führten<br />

über mehrere Saalfluchten in einen<br />

Speisesaal, in dem Tausende gleichzeitig<br />

hätten tafeln können. Acht<br />

riesige Gesellschaftssäle standen<br />

bei Galaempfängen zur Verfügung.<br />

Für ein Theater mit vierhundert<br />

Plätzen, Nachahmungen der fürstlichen<br />

Schloßtheater des Barock<br />

und Rokoko, waren die modernsten<br />

Bühnenmittel vorgesehen.<br />

Und inmitten dieser Pracht hätte<br />

Gerngross in seinem relativ bescheiden<br />

bemessenen Schlafzimmer seine<br />

weißlackierte Bettstelle aufgestellt,<br />

von der er einmal sagte: „Ich hasse<br />

im Schlafraum allen Prunk. Am<br />

wohlsten fühle ich mich in einem<br />

einfachen, bescheidenen Bett.“<br />

Von den ungeheuren Gewölben,<br />

die sich in demselben Maße in<br />

die Tiefe erstrecken, wie sie sich<br />

vom Boden erheben, strahlen auf<br />

Entfernungen, die man noch nicht<br />

ausmessen kann, unzählige, endlose<br />

Gänge bis zu den zahlreichen<br />

Tälern, den nahen Wäldern, den<br />

Bergen, dem Meer, den Siedlungen<br />

und den Agrargebieten, welche<br />

die Infrastruktur liefern. So sind<br />

gewisse Teile der pannonischen<br />

Tiefebene und des Alpenvorlandes,<br />

hauptsächlich die Karpaten und<br />

der Wienerwald, bis hinunter nach<br />

Texing im Texingtal durch unterirdische<br />

Galerien kilometerweit von<br />

der GERNGROSS-ind. unterhöhlt und<br />

bewohnbar gemacht worden.<br />

PARANORM &<br />

PARAFORM<br />

Johann Neumeister, Empire Tower<br />

Vienna 2009, ca. 120 x 80 cm<br />

Acryl on Canvas, Detail<br />

Stoßen die Bautrupps beim Anlegen<br />

neuer Verkehrsanbindungen auf<br />

Hindernisse, die sie nicht durchbohren<br />

können, so werden die Ingenieure<br />

und Pioniere der Firma angefordert<br />

und bauen feste Galerien aus<br />

kunstvoll gekneteten Holzabfällen<br />

und Kotstoffen. Sind diese Galerien<br />

ohne Stütze, so werden sie röhrenförmig<br />

gebaut; aber mit bemerkenswerter<br />

Geschicklichkeit nutzen die<br />

Techniker die geringsten Umstände<br />

aus, welche die allerkleinste Ersparnis<br />

an Arbeitskraft oder Material ermöglicht.<br />

Sie vergrößern, richten, verbinden,<br />

glätten die günstig liegenden<br />

Spalten. Läuft die Galerie an<br />

einer Wand entlang, so wird sie röhrenförmig<br />

gestaltet; kann sie dem<br />

Winkel zwischen zwei Wänden folgen,<br />

so wird sie einfach mit Zement<br />

bedeckt, was eine Ersparnis von<br />

zwei Dritteln der Mühe bedeutet. In<br />

diesen genau angepassten Gängen<br />

sind in bestimmten Abständen<br />

Erweiterungen ausgespart, die den<br />

Ausweichstellen auf unseren schmalen<br />

Gebirgsstraßen entsprechen,<br />

damit die mit Lebensmitteln bepackten<br />

Träger sich ohne Schwierigkeiten<br />

aus dem Weg gehen können. Unter<br />

einer Kuppel aus milchigem, leuchtenden<br />

Glas, von der zahllose Wege<br />

ausstrahlen, im Mittelpunkt der Stadt,<br />

100 - 200 m über der Basis, findet<br />

sich ein kugelförmiges Gebilde, dessen<br />

Umfang je nach der Bedeutung<br />

der Metropole verschieden ist. Es<br />

besteht aus dünnen Schichten eines<br />

holzigen, ziemlich weichen Stoffes,<br />

die wie Packpapier konzentrisch aufgerollt<br />

sind. Diese Anlage, die wir<br />

„Nursery“ nennen wollen, entspricht<br />

den Arkaden unserer elektronischen<br />

Unterhaltungsindustrie. Danach<br />

gelangen wir, abwärts steigend, in die<br />

Etage, welche die Geschäftsführung<br />

beherbergt und die, ebenso wie alle<br />

angrenzenden Räume, auf Gewölben<br />

ruht. Der Boden ist dort vollkommen<br />

glatt, und die niedrige, gerundete<br />

Decke liegt wie ein Uhrglas darauf.<br />

Der Verwaltungstrakt ist übrigens<br />

ausdehnbar und wird je nach<br />

dem Wachstum der Belegschaft<br />

erweitert. Von diesen Kammern führen<br />

lange Wege hinunter in die unteren<br />

Geschosse, wo sich weite, auf<br />

Pfeilern ruhende Säle erschließen.<br />

TRANSZENDENTALE<br />

<strong>ST</strong>ÜTZ<strong>ST</strong>REBEN IM<br />

GARTENBAU<br />

Die Biosphären-Blase, in deren<br />

Hülle ich mich aufhielt, war nur eine<br />

von Hunderten derartiger Globen in<br />

einer Kilometer durchmessenden<br />

Anhäufung von Habitat-Moduln, die<br />

amorphem Froschlaich ähnelten.<br />

Doch das wirkte wenig bedeutsam<br />

im Vergleich zu den Objekten, die<br />

über mir das All erfüllten.<br />

Die Strukturen waren<br />

zunächst rein elementar; Strahlen,<br />

Strahlenbüschel, Regen, Ringe,<br />

Strudel, Schleifen, Sprays, Wolken<br />

usw. usw. Es traten dann auch höher<br />

organisierte Erscheinungen auf:<br />

Bogen, Bogenreihen, Dächermeere,<br />

Wüstenlandschaften, Terrassen,<br />

flackernde Archiquanten,<br />

Sternenhimmel von ungeahnter<br />

Pracht.<br />

Zwischen diesen höher organisierten<br />

Gebilden fanden sich<br />

stets auch die anfänglich vorherrschenden<br />

Elementaren. Weil sie ihr<br />

Bewusstsein verlieren, weil es einfach<br />

zu wahnsinnig ist, dass manche<br />

Künstler versuchen, doch über die<br />

Grenze des überhaupt Denkbaren<br />

und Möglichen zu gehen, damit wir<br />

wach werden und für eine andere<br />

Welt uns öffnen.<br />

Kaleidoskopartig sich verändernd,<br />

dringen bunte, phantastische<br />

Gebilde auf mich ein, in Kreisen<br />

und Spiralen sich öffnend und wieder<br />

schließend, in Farbfontänen<br />

zersprühend, sich neu ordnend, in<br />

Archiquanten erstarrend und kreuzend,<br />

in ständigem Fluss. Also es gibt<br />

Dinge, die gehen in meinem Kopf<br />

vor sich, durch solche Erlebnisse,<br />

ich habe Wörter benutzt, die ich nie<br />

benutze, weil das so ungeheuer ist.<br />

Das ist das größte Kunstwerk überhaupt,<br />

was je passiert, stellen Sie<br />

sich mal vor, ich könnte jetzt ein<br />

Kunstwerk schaffen, und sie wären<br />

alle nicht nur erstaunt, sondern auf<br />

der Stelle umgefallen. Wir wären tot<br />

und wieder geboren. Also ich weiß<br />

nicht, ob da 5000 Wiedergeburten<br />

gibt, aber irgendsowas, es ist<br />

unglaublich.“3<br />

„Wer sind Sie?“ Was ist das hier?<br />

Wo bin ich?“<br />

„Kommen Sie her, Sie können<br />

Noten?“<br />

„Ja, ja wir können Noten.“<br />

Schwachblaues Schimmern<br />

hellte leicht die Düsternis auf, die<br />

mich umfing. Kann das jemand verstehen,<br />

das kann niemand verstehen,<br />

man muss das studieren. An meiner<br />

Seite schwebte ein vierarmiger Engel<br />

mit drei Augen. Über mir glommen<br />

die Sterne. Das war eine Explosion<br />

wie für die Menschen in Sodom und<br />

Gomorra. Bumm. Das Licht wurde<br />

heller. Die Sonne ging auf als grelles<br />

Pünktchen. Mir entfuhr ein Ausruf<br />

des Erstaunens.<br />

Im Rahmen meines dritten Tods<br />

und der dritten Auferstehung hatte<br />

sich an mir mehr als nur eine physische<br />

Evolution vollzogen. Man hatte<br />

mir zusätzliche Nervenbahnen gelegt;<br />

eine optimierte Kinetik gestattete es<br />

mir, die neuen Arme und Hände<br />

mit der gleichen Geschicklichkeit<br />

wie die alten Gliedmaßen zu benutzen;<br />

meine Sinne waren auf höhere,<br />

breitere Spektren der Perzeption<br />

erweitert worden; Radioimplantate<br />

ALLE MAKLER HABEN<br />

DREIDIMENSIONALE<br />

UNTERWELT-KONTAKTE<br />

UND <strong>ST</strong>ÜTZEN SICH AUF<br />

DIE NOVA GUARDS, UM<br />

BESCHATTUNGEN<br />

FERNZUHALTEN UND<br />

IHRE OPERATIONEN<br />

ABZUSCHIRMEN<br />

öffneten meinen Geist für<br />

Kommunikationsformen, die eine<br />

viel persönlichere Verständigung<br />

als gesprochene Worte erlaubten,<br />

Emotionen wie auch stumme<br />

Vorgedanken umfassten, und subtileren<br />

als den herkömmlichen mentalen<br />

Zuständen, für die die Sprache<br />

gar keine Benennungen kennt.<br />

Schwindel<br />

und<br />

Ohnmachtsgefühl wurden zeitweise<br />

so stark, daß ich mich auf ein Sofa<br />

hinlegen musste. Meine Umgebung<br />

hatte sich nun in beängstigender<br />

Weise verwandelt. Alles im Raum<br />

drehte sich, und die vertrauten<br />

Gegenstände und Möbelstücke nahmen<br />

groteske, meist bedrohliche<br />

Formen an. Sie waren in dauernder<br />

Bewegung, wie belebt, wie von innerer<br />

Unruhe erfüllt.<br />

Es war eine ungemein reiche<br />

und plastische Ornamentik in ständiger<br />

Verwandlung, in ständigem<br />

Fluss. Ich fühlte mich an alle möglichen<br />

fremden Kulturen erinnert,<br />

sah mexikanische, indische Motive.<br />

Zwischen einem Gitterwerk von<br />

Bälkchen und Ranken erschienen<br />

kleine Fratzen, Götzen, Masken,<br />

unter die sich merkwürdigerweise<br />

plötzlich Manöggel nach Kinderart<br />

mengten.<br />

Ich sah Grotten mit phantastischen<br />

Auswaschungen und<br />

Tropfsteinen, erinnerte mich an<br />

das Kinderbuch „In Wunderreich<br />

des Bergkönigs“. Es wölbten sich<br />

ruhige Bogensysteme. Rechter Hand<br />

tauchte eine Reihe von Shed-Dächern<br />

auf; ich dachte an ein abendliches<br />

Heimfahren, als sich eine ansaugende<br />

Öffnung abzeichnete.<br />

Umfangreiche Fabrikkomplexe<br />

verschlangen Rohstoffe am Stück,<br />

verspannen sie zu Baumaterial in<br />

Gewirk- und Folienform oder verarbeiteten<br />

sie zu Bündelungen glänzender<br />

organochemischer Prozessoren.<br />

Die lichternen Sterne waren in<br />

Wirklichkeit Spiegelantennen sowie<br />

festgetäute Solarzellenanlagen von<br />

außergewöhnlich ausgedehnter<br />

Dimensionierung; alte O´Neilsche<br />

Habitatsröhren sah ich in ein<br />

wurzelartiges Geflecht neuerer<br />

nanotechnischer<br />

eingewoben.<br />

Erweiterungen<br />

Kuppelfarmen<br />

und Agrikulturzylinder, die ausgebauchten<br />

Innenflächen in<br />

Schachbrettmuster des Ackerbaus<br />

aufgeteilt, drehten ihre transparenten<br />

Seiten zur Sonne.<br />

Augenfang aber war ein in<br />

Stein geschlagener Franz West, 60<br />

Meter hoch und von mehr als 1000<br />

Freiwilligen in einem künstlerischen<br />

Gewaltakt im Laufe dreier Jahrzehnte<br />

geschaffen - „Nackt, wie die Götter<br />

ihn schüfen!“ - verkörperte er den<br />

Beginn der postmodernen abstrakten<br />

Monumentale.<br />

ELFTAUSEND JAHRE IN DER<br />

ZUKUNFT<br />

Der Anschlag war auf eines jener<br />

alten Bürohäuser verübt worden<br />

und die Zuckerbäckerdekoration der<br />

Vorhalle war in Stücke gegangen<br />

über den ganzen Boden verstreut. Im<br />

trüben Morgenlicht wurde Faymann<br />

an die düstere Affäre um Elisabeth<br />

Plainacher im Foltermuseum erinnert.<br />

Und als er eintrat, schlug ihm<br />

ein unglaublicher Gestank entgegen.<br />

Ein Streifenpolizist, der in der Halle<br />

rum hing, nahm blitzartig Haltung<br />

an, als er Faymann erkannte. «Es<br />

hat die siebzehnte und einen Teil<br />

der achtzehnten Etage erwischt»,<br />

sagte er. «Und dazu eine japanische<br />

Fischbude hier im Parterre. ´Haus<br />

des Meeres´ oder so. Wohl irgend<br />

so‘n dynamischer Freak. Die ganze<br />

Gumpendorferstrasse war ja bis hier<br />

überkuppelt. Sie müssen sich das<br />

vorstellen. Sonst ist hier unten nichts<br />

weiter kaputtgegangen, ...bis auf ein<br />

paar Archiquanten und die ganzen<br />

Aquarien. Daher der unerträgliche<br />

Gestank.» Aus dem Dunkel tauchte<br />

Josef „Yusuf“ Ostermayer auf, ein<br />

alter Freund mit dem Blick und<br />

Gehabe eines Hollywood-Agenten.<br />

Ein smarter Bursche, und überhaupt<br />

nicht so brutal wie er gern vorgab,<br />

deshalb war er auch Leiter der<br />

Abteilung Bombenattentate. «Dein<br />

Baby, Yusuf?» fragte Faymann zufällig.<br />

«Sieht ganz so aus. Keine<br />

Toten. Dich haben sie angerufen,<br />

weil im achtzehnten Stock eine<br />

Schneiderpuppe verbrannte, irgend<br />

so´n Kunstwerk, und die erste<br />

Streife, die hier ankam, dachte, es<br />

wäre eine menschliche Leiche.»<br />

Werners Gesicht zeigte keine<br />

Reaktion auf die Antwort - aber<br />

die Pokerspieler im Bruderorden<br />

der Obersten Staatskanzlei hatten<br />

schon lange den Versuch aufgegeben,<br />

seine talmudische Miene zu<br />

ergründen. Faymann wusste so gut<br />

wie Yusuf Ostermayer, wie er sich<br />

fühlen würde, hätte er eine Chance,<br />

diesen Fall einer anderen Abteilung<br />

zuzuschieben und könnte zu einer<br />

so schönen Braut wie Elisabeth<br />

Plainacher nach Hause eilen.<br />

«Trotzdem könnte da was für<br />

dich dabei sein.» Sein Schlapphut<br />

senkte sich, als er seine Pfeife aus<br />

der Tasche zog und sie zu stopfen<br />

begann:<br />

«Hm?»<br />

«Im Augenblick», fuhr er<br />

fort, «verständigen wir gerade die<br />

Vermisstenabteilung, aber wenn<br />

das, was ich befürchte, wahr ist,<br />

wird die ganze Sache ohnehin auf<br />

deinem Schreibtisch landen.» Er<br />

riss ein Streichholz an und begann<br />

zu paffen. «Einer, den man jetzt vermisst...<br />

mag am Morgen wieder da<br />

sein... unter den Lebenden...», sagte<br />

er, während er an seiner Pfeife sog.<br />

Das Streichholz ging aus. «In diesem<br />

Fall vielleicht aber auch nicht»,<br />

sagte Ostermayer. «Er ist schon seit<br />

drei Tagen verschwunden.»<br />

«Ein Burgenländer mit deinen<br />

Gespür kann kaum feinsinniger sein<br />

als ein Elefant», sagte Werner matt.<br />

«Hör auf, mich zu quälen. Was hast<br />

______________________<br />

Vgl. A.Speer, Erinnerungen<br />

Vgl. Tom Stoppard, Rosencranz and Guildenstern<br />

are Dead<br />

Das ist das größte Kunstwerk, was es<br />

überhaupt gibt für den ganzen Kosmos<br />

_________<br />

ARCHITEKTUR DES UNKONTROLLIERTEN ABRISSES<br />

DER VERGLEICH MIT EINEM ORCHE<strong>ST</strong>ERKONZERT<br />

du bisher rausgekriegt?»<br />

«Das Büro, das es getroffen<br />

hat», erklärte Ostermayer, offensichtlich<br />

glücklich, die Misere mit<br />

jemandem teilen zu können, «war<br />

der <strong>ST</strong>/A/R. Ein Szeneblatt für<br />

Architekten und Städteplaner, das<br />

ungefähr links von der Mitte liegt,<br />

und so war es wahrscheinlich ein<br />

Anschlag von rechts und nicht von<br />

links. Interessant an der Sache ist,<br />

dass wir den Herausgeber, Heidulf<br />

Gerngross, zuhause nicht antreffen<br />

konnten, und als wir einen der<br />

Mitherausgeber besuchten, was<br />

meinst du, was der uns erzählte?<br />

Gerngross verschwand vor drei<br />

Tagen. Sein Vermieter bestätigt das.<br />

Er selbst hatte versucht, Gerngross<br />

zu erreichen, weil es im Haus so ein<br />

Verbot für Obdachlose gibt und die<br />

anderen Mieter sich wegen seiner<br />

Zeitungen beschwert hatten. Also,<br />

wenn da jemand spurlos verschwindet<br />

und anschliessend sein Büro in<br />

die Luft geht, könnte ich mir fast<br />

vorstellen, dass unter Umständen<br />

das BKA auf die Sache aufmerksam<br />

wird. Meinst du nicht?»<br />

Werner grunzte leise.<br />

«Könnte sein, könnte aber<br />

auch nicht sein», sagte er. «Ich geh<br />

jedenfalls nach Hause. Morgen<br />

früh setze ich mich dann mit der<br />

Vermisstenabteilung in Verbindung,<br />

um zu sehen, was die rausgekriegt<br />

haben.»<br />

...und beizeiten mussten sie<br />

es schaffen. Selbst das dem Mount<br />

Rushmore eingemeißelte Angesicht<br />

presidente Blackeneggers musste<br />

mit der Zeit verwittern...) Yusuf<br />

und Werner aber sind jetzt in der<br />

Cafeteria.<br />

Sehen Sie sich mal um: Der<br />

Übergang von der gothischen<br />

Vorhalle in die grelle Plastik-Cafeteria<br />

vollzog sich fast wie auf einem Trip.<br />

Auch sind wir jetzt noch näher am<br />

´Haus des Meeres´, dem zerstörten<br />

Fischrestaurant... aber machen Sie<br />

sich besser nichts aus dem Gestank.<br />

Der Aufzug öffnete sich und<br />

heraus trat Dr. Andreas Mailath-<br />

Pokorny. Stadtrat für Kultur und<br />

Wissenschaft, eine Metallschachtel<br />

in der Hand.<br />

«Ich denke, das hier ist interessant,<br />

Yusuf», begann er unverzüglich,<br />

wobei er Werner kurz zunickte.<br />

«Verdammt interessant. Ich fand<br />

diese Schachtel in den Trümmern<br />

und an einer Ecke war sie etwas aufgegangen;<br />

so sah ich hinein.»<br />

«Und?» fragte Ostermayer<br />

rasch.<br />

«Es ist das verrückteste Bündel<br />

von internen Mitteilungen, das mir<br />

jemals unter die Augen gekommen<br />

ist. So daneben wie ein Pfaffe mit<br />

Titten.»<br />

Das wird eine lange Nacht, kam<br />

es Werner plötzlich in den Sinn,<br />

begleitet von einem Gefühl sinkender<br />

Stimmung. Eine lange Nacht<br />

und ein schwieriger Fall dazu.<br />

«Mal reinschnuppern?» fragte<br />

Ostermayer ihn mit hämischer<br />

Stimme.<br />

«Suchen Sie sich besser einen<br />

Platz zum Hinsetzen», fügte Dr.<br />

Mailath-Pokorny hinzu. «Es wird<br />

einige Zeit kosten, da durchzukommen.»<br />

ZWÖLFTAUSEND JAHRE<br />

SOZIALER WOHNBAU<br />

Die Containercity, eine von zwanzig<br />

solcher Einrichtungen für den<br />

sozialen Wohnbau und an den<br />

Westhängen des Wiener Beckens<br />

sternförmig sich in alle Ebenen<br />

ausbreitend, bestand aus einer<br />

ultramodernen architektonischen<br />

Modulkonstruktion allerletzten<br />

Schreis; von außen ähnelten sie<br />

einem riesigen Brokkoli, und im<br />

Inneren fühlte man sich, als hielte<br />

man sich in der eigenen linken<br />

Lunge auf. Das Dasein unter den in<br />

transluzentem Grün leuchtenden<br />

Kuppeln, zwischen blasenförmigen<br />

Waben und Rippenwerk erzwang<br />

die gleiche soziale Offenheit und<br />

Vertrautheit, wie man sie unter<br />

U-Boot-Besatzungen, Zirkusartisten<br />

und Sportlern im Trainingslager<br />

kennt.<br />

Nichts kann verblüffender<br />

und phantastischer sein als die<br />

Architektur dieser Wohnungen, die<br />

sich je nach dem Lande, und in derselben<br />

Gegend je nach den Leuten,<br />

den örtlichen Bedingungen, dem<br />

verfügbaren Material ändert, denn<br />

die Schöpfungskraft der <strong>ST</strong>/A/R-<br />

Redaktion ist unbegrenzt erfinderisch<br />

und passt sich allen Umständen<br />

an. Bald sind es einfache, 300 - 400<br />

Fuss hohe holprige Hügel mit einer<br />

Basis von etwa dreitausend Schritt<br />

Umfang, die wie beschädigte und<br />

abgestumpfte Zuckerhüte aussehen.<br />

An anderen Stellen gleichen sie riesigen<br />

Schlammhaufen, ungeheuren<br />

Steinblasen, die ein sibirischer Wind<br />

im Augenblicke des Aufsiedens<br />

zum Erstarren gebracht hätte, man<br />

könnte auch bei ihrem Anblick an<br />

die tropfenden Kalkversteinerungen<br />

der riesenhaften Stalagmiten denken,<br />

die, vom Rauch der Fackeln<br />

geschwärzt, in den Tropfsteinhöhlen<br />

zu sehen sind, oder sie erinnern<br />

an die unförmige Anhäufung<br />

hunderttausendfach vergrößerter<br />

Zellen, in denen gewisse wilde, einsiedlerisch<br />

lebende Bienen ihren<br />

Honig aufspeichern; auch noch<br />

an Übereinanderschichtungen, an<br />

den schuppenartigen Aufbau von<br />

Pilzen, an unwahrscheinliche, auf<br />

gut Glück aufgereihte Schwämme,<br />

an vom Sturm verwitterte Heu- oder<br />

Getreideschober, an normannische,<br />

pikardische oder flämische Mieten,<br />

denn der Stil dieser Mieten ist ebenso<br />

fest ausgeprägt wie der Häuserstil.<br />

Mit ihren Turmspitzen,<br />

ihrem übereinander greifenden<br />

Zementlagen rufen sie in uns das<br />

Bild von Kathedralen wach, an denen<br />

die Jahrhunderte genagt haben,<br />

von zerfallenen Schlössern, wie<br />

die Phantasie von Gustav Doré sie<br />

erdachte, oder von gespenstischen<br />

Burgen, wie sie Victor Hugo aus<br />

einem Tintenklecks malte. Andere,<br />

in einem strengeren Stil, bildeten ein<br />

Konglomerat gewundener Säulen,<br />

die höher sind, als ein Reiter mit<br />

Lanze schauen kann, oder sie schießen<br />

empor, manchmal bis zu einer<br />

Höhe von 600 m, wie überschlanke<br />

Pyramiden oder wie Obelisken, die<br />

von verheerenderen Jahrtausenden<br />

ausgelaugt und unterspült worden<br />

sind als diejenigen Ägyptens.<br />

______________________<br />

Vgl. Karlhein Stockhausen, Pressekonferenz am 16.9.2001 in Hamburg<br />

s.auch M. Wollstonecraft Shelley, “The new Prometheus”<br />

∑ Jean-Claude Lemagny: Visionary Architects. Boullée, Ledoux, Lequeu. Hennessey & Ingalls,<br />

Santa Monica 2002<br />

∑ Maurice Maeterlinck: La Vie des Termites, 1927<br />

VISIONEN & ERINNERUNG<br />

NEUE PLÄNE FÜR RUINEN<br />

Welches ist das Alter dieser<br />

Gebäude? Das ist sehr schwer zu<br />

schätzen. Auf jeden Fall ist ihr<br />

Wachstum sehr langsam, und von<br />

einem Jahr zum anderen sieht man<br />

keinerlei Veränderung. Wie aus dem<br />

härtesten Stein gemeißelt widerstehen<br />

sie unbegrenzt den tropischen<br />

Regengüssen, thermoklimatischen<br />

Katastrophen und dem arktischen<br />

Eis. Beständige und sorgfältige<br />

Ausbesserungen erhalten sie stets<br />

in gutem Zustand, und da es keinen<br />

Grund dafür gibt, daß eine Metropole<br />

ausstirbt, so können einige dieser<br />

Türme sehr wohl bis in sehr frühe<br />

Zeiten zurückreichen.<br />

WIR SIND IN DER ZUKUNFT<br />

11´000 Jahre früher oder später<br />

Die Überbevölkerung der Erde hatte<br />

zur Folge, das die GERNGROSS-<br />

Inc. stets viel zu viel Personal einstellte,<br />

und da es sich hier um einen<br />

„Eilauftrag für den Chef persönlich“<br />

handelte, waren sie noch großzügiger<br />

verfahren als sonst üblich.<br />

Da sie außerdem grundsätzlich<br />

nie jemanden entließen, blieb dem<br />

berüühmten <strong>ST</strong>/A/R-Architekten<br />

und Kaufhausdetektiv Heidulf<br />

Gerngross jetzt ein Team für den<br />

Städtebau, das zahlenmäßig fast<br />

der Erdbevölkerung entsprach. Also<br />

setzte er die <strong>ST</strong>/A/R-Redaktion.<br />

daran, die von den außerirdischen<br />

„Besuchern“ niedergebrannten<br />

Städte wieder aufzubauen.<br />

Dies war keine leichte Aufgabe.<br />

Wozu waren diese Städte bestimmt,<br />

in denen seit elfhundert Jahren niemand<br />

mehr gewohnt hatte? Zur<br />

Beantwortung dieser Frage mußten<br />

sich die <strong>ST</strong>/A/R-Forschungsteams<br />

denkbare Lösungen einfallen<br />

lassen. Als Richtlinien für<br />

diese Zukunftsplanung dienten<br />

ihnen: Bodenschätze,<br />

Fluß- oder Meeresnähe, klimatische<br />

Anbaubedingungen, mögliche<br />

Handelspartner, geeignete<br />

Industrieansiedlungen und benötigter<br />

Wohnraum. Kurz - sehr komplex,<br />

sehr schwierig.<br />

Was den ursprünglichen einheimischen<br />

Baustil Betraf, so ließ sich<br />

dieses Problem in Asien mühelos, in<br />

Europa einigermaßen, in Amerika<br />

aber überhaupt nicht lösen - dieser<br />

Kontinent verkörperte geradezu die<br />

von der <strong>ST</strong>/A/R-Redaktion so verabscheute<br />

Moderne. So trafen sie einfach<br />

ihre Auswahl unter den interessantesten<br />

Bauwerken, die ihnen für<br />

die jeweilige Gegend charakteristisch<br />

erschien, schufen davon jeweils eine<br />

Blaupause und legten Unmengen<br />

von Parks an.<br />

Soziale Missstände wie<br />

Wohnungs- oder Obdachlosigkeit<br />

wurden effektiv und rigoros ausgemerzt,<br />

indem Gerngross alle Leute,<br />

die sich ihrer Wohnstatt oder ihrer<br />

Heimat beraubt sahen, einfach im<br />

Büro seiner Eltern schlafen ließ.<br />

So hatten die Angestellten immer<br />

Gesellschaft und es konnte keine<br />

schlechte Stimmung aufkommen.<br />

An bestimmten Stellen von<br />

Queensland oder Westaustralien,<br />

hauptsächlich am Cap York, und vor<br />

allem in der Umgebung vom Albany-<br />

Paß, erstrecken sich die gigantischen<br />

Nagel-Tower über einen Raum von<br />

fast dreizehn Kilometern, den sie<br />

in regelmäßigen Abständen mit<br />

symetrischen Phallen, geodätischen<br />

Kuppeln und Pyramiden bedekken.<br />

Sie erinnern an ungeheure,<br />

mit Mieten bestandene Felder, an<br />

die Gräber des Tales Josaphat, an<br />

eine verlassene Tonwarenfabrik,<br />

an die seltsamen bretonischen<br />

Druidendenkmäler, und erregen das<br />

Staunen der Reisenden, die, wenn<br />

sie vom Deck ihres Schiffes aus diese<br />

Gebilde erblicken, nicht glauben<br />

können, das Werk eines Gailtalers<br />

zu sehen.<br />

Wir wollten hier keinesfalls<br />

eine Stadt der Ministerien entstehen<br />

lassen. Ein luxoriöses<br />

Uraufführungskino, ein Massenkino<br />

für zweitausend Personen, eine<br />

neue Oper, drei Theater, ein neues<br />

Konzerthaus, ein Kongreßbau,<br />

„Haus der Nationen“ genannt, ein<br />

dreiundzwanzigstöckiges Hotel mit<br />

siebzehnhundert Betten, Varietés,<br />

Groß- und Luxusrestaurants, sogar<br />

ein Hallenschwimmbad im römischen<br />

Stil und vom Ausmaß der<br />

Thermen der Kaiserzeit wurden mit<br />

der Absicht eingeplant, städtisches<br />

Leben in die neuen Straßen zu bringen.<br />

Von ganz besonderer Bedeutung<br />

sei hier noch einmal das riesenhafte<br />

Gerngross-Einkaufszentrum<br />

erwähnt, welches in einer logistischen<br />

Meisterleistung erster Güte<br />

das Catering für die Belegschaft<br />

arrangierte.<br />

Die vergleichsweise beste<br />

Lösung für die Infrastruktur eines<br />

solchen Vorhabens fanden wir beim<br />

Zentralbahnhof, dem südlichen<br />

Beginn von Boltryk´s Prachtstraße,<br />

der sich durch ein weitgehend<br />

sichtbares Stahlskelett, das mit<br />

Kupferplatten verkleidet und mit<br />

Glasflächen ausgefacht worden<br />

war, von den übrigen steinernen<br />

Ungetümen vorteilhaft abhob. Er<br />

sah vier übereinanderliegende,<br />

mit Rolltreppen und Fahrstühlen<br />

verbundene Verkehrsebenen vor<br />

und sollte den New Yorker Grand<br />

Central Terminal übertreffen. Die<br />

Stammfirma in Vienna/Virginia<br />

hatte bei einem anderen Auftrag<br />

zuviel Einschienen-schwebebahnen<br />

für den Nah-schnellverkehr geordert;<br />

die ließen wir uns kommen und<br />

Johann Neumeister, Arabian Blade<br />

Vienna 2008, ca. 70 x 50 cm, Acryl on Canvas<br />

errichteten ein Verbindungsnetz zwischen<br />

den Städten, das durch die Luft<br />

führte und so eine Verschandelung<br />

der Parks durch Straßen überflüssig<br />

machte.<br />

Meine Entwürfe dieser Zeit hatten<br />

immer weniger mit dem zu tun,<br />

was ich als „meinen Stil“ ansah. Diese<br />

Abwendung von meinen ursprünglichen<br />

Plänen zeigte sich nicht nur in<br />

der repräsentativen Übergröße meiner<br />

Bauten. Sie hatten auch nichts<br />

mehr vom ursprünglich angestrebten<br />

dorischen Charakter, sie waren<br />

zur reinen „Verfallskunst“ geworden.<br />

Der Reichtum, die unerschöpflich<br />

mir zur Verfügung stehenden<br />

Mittel, aber auch die Firmenideologie<br />

Heidulfs hatten mich auf den Weg<br />

zu einem Stil gebracht, der eher<br />

auf die Prunkpaläste orientalischer<br />

Feudalisten zurückgriff.<br />

Gerngross plante nicht kleinlich;<br />

im Gegenteil. Seine Visionen waren<br />

nachhaltig/ ökologisch/ futuristisch/<br />

praktisch/ sozial durchdacht.<br />

Gut entsinne ich mich der<br />

Feierlichkeiten zum ersten gemeinsam<br />

verlebten Hollichtenfest am <strong>21</strong>.<br />

Februar ´82, als ich der Einladung<br />

seines obdachlosen Sohnes in die<br />

neuen Räume der Redaktion folgte.<br />

Nicht ohne feierlich zu werden<br />

erklärte mir dieser: „Hier wird alles<br />

ganz neu Ausgemalt. Das Gelbe<br />

Zimmer wird jetzt grün, und das<br />

Blaue rot!“. Er verschwand einstweilen<br />

in das himbeerrote Zimmer und<br />

schraubte allerlei Sachen ab. Als wir<br />

ihm nach kurzer Zeit folgten, war es<br />

kein himbeerrotes Zimmer mehr,<br />

sondern ein blaues, und Rudolf hatte<br />

das Sofa und die Vorhänge gleich<br />

mitgestrichen, denn sie waren gerade<br />

im Weg gewesen, wie er sagte.<br />

Rudlov pfiff vor sich hin und<br />

purzelte von einem Zimmer ins<br />

andere, und die Farbe floss in wilden<br />

Bächlein. Bald strich er das grüne<br />

Zimmer, so dass es himmelblau<br />

wurde, und die Küche malte er lila.<br />

Die Toilette aber wurde so elegant,<br />

das Heidulf vor Freude fast aus der<br />

Hose gehüpft wäre. Dort nämlich<br />

war alles aus purstem Gold, der<br />

Fußboden und die Decke und die<br />

Wände, und das Klobecken war bis<br />

hinab ins Rohr mit Gold angestrichen!


38 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch V - Hinterthuer Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

„Jetzt werde ich für immer in<br />

die Toilette ziehen!“ rief Heidulf.<br />

Und dann lief er und holte seine<br />

Kommodenschublade in Form eines<br />

Archiquanten, in der alle Hosen und<br />

Untendrunterhosen und Bücher und<br />

Karten und Messingknäufe lagen,<br />

und begann sich einzurichten.<br />

„Eins laß dir gesagt sein“, sagte<br />

er streng zu Rudolf. „Von heute an<br />

ist Schluß mit der Klorennerei. In<br />

einer Goldtoilette kann man schließlich<br />

nicht machen, was man will!“<br />

„Aber was soll ich denn tun,<br />

wenn ich muß?“ fragte Rudlov<br />

unglücklich.<br />

„Du musst es dir abgewöhnen“,<br />

meinte Gerngross fröhlich. „Mit ein<br />

bisschen Willensstärke geht fast alles<br />

hier im Leben!“<br />

Zu meiner Bekannten meinte<br />

Gerngross an diesem Abend der<br />

ersten gemeinsamen Pläne - thronend<br />

auf seiner Toilette: „Henz,<br />

Boltryk, Waran - merken Sie sich<br />

diese Namen! - diese drei werden für<br />

mich Gebäude erschaffen, Toiletten<br />

streichen und Archiquanten<br />

schnitzen, wie sie seit dreizehn<br />

Jahrtausenden nicht mehr gesehen<br />

worden sind. Die ganze Welt soll<br />

wissen, das Heidulf Gerngross kein<br />

Trottel ist!“<br />

Hentz: „Aber doch hoffentlich<br />

nicht in dieser Reihenfolge...“<br />

Zu Anfang der Bauphase hatte<br />

ich eine Theorie entwickelt, die ich<br />

1984, bei einem Essen im Pariser<br />

„Maxim“, vor einem Kreis französischer<br />

und deutscher Künstler, unter<br />

denen sich Fauchard und Le Favre<br />

befanden, erläuterte: Die französische<br />

Revolution habe nach dem<br />

Spätrokoko ein neues Stilgefühl formuliert.<br />

Selbst einfache Möbel hätten<br />

schönste Proportionen gehabt.<br />

Seinem reinsten Ausdruck habe es<br />

in den Bauentwürfen Boullées gefunden.<br />

Diesem Revolutionsstil sei dann<br />

das „Directoire“ gefolgt, das die reicheren<br />

Mittel noch mit Leichtigkeit<br />

und Geschmack verarbeitet habe.<br />

Erst mit dem „Empire-Stil“ sei die<br />

Wende gekommen; von Jahr zu Jahr<br />

zunehmend hätten ständig neue<br />

Elemente die immer noch klassischen<br />

Grundformen mit prunkenden<br />

Verzierungen überwuchert, bis am<br />

Ende schließlich das „Spätempire“<br />

an Pracht und Reichtum kaum noch<br />

zu übertreffen gewesen sei. In diesem<br />

drücke sich der Abschluß einer<br />

Stilentwicklung, die so hoffnungsvoll<br />

mit dem Consulat begonnen<br />

habe, zugleich auch der Übergang<br />

von der Revolution zum Kaiserreich<br />

Napoleons aus. Diese Entwicklung<br />

sei zugleich ein Signal für den<br />

Zerfall und damit die Ankündigung<br />

vom Ende der napoleonischen Ära<br />

gewesen. Hier sei, auf rund 30<br />

Jahrtausende zusammengerafft, zu<br />

beobachten, was sich sonst nur in<br />

Jahrhunderten abzuspielen pflege:<br />

die Entwicklung von den dorischen<br />

Bauten zu Beginn der mittelalterlichen<br />

Welt und eine verspielte<br />

Spätgotik an deren Ende.<br />

WIEDER DER AUFBAU<br />

Folgende Ergebnisse von<br />

Experimenten, die das österreichische<br />

Kriegsministerium anstellen<br />

liess, dürften alle sonst noch nöthigen<br />

Winke hinsichtlich des Häuser-<br />

Zerstörens durch Dynamit (75prozentiges<br />

ist gemeint) ertheilen.<br />

4 Pfund Dynamit, verwahrt<br />

in einer viereckigen Büchse aus<br />

Weissblech, schlugen durch eine<br />

Ziegelmauer von anderthalb Fuss<br />

Dicke ein Loch, welches 2 Fuss lang<br />

und anderthalb Fuss hoch war. Gegen<br />

eine Ziegelmauer von 2 Fuss Dicke<br />

probierte man eine Büchse Dynamit<br />

von 7 Pfund. Der Durchschlag war<br />

13 Zoll lang und 15 Zoll hoch. Um in<br />

eine 3 Fuss dicke Mauer eine Bresche<br />

zu legen, welche ca. 5 Fuss lang und<br />

ebenso hoch war, mussten 27 Pfd.<br />

Dynamit angesetzt werden. An einer<br />

Mauer von 3 1/2 Fuss Dicke ist eine<br />

43-pfündige Ladung erprobt worden.<br />

Dieselbe befand sich in einer<br />

würfelförmigen Blechbüchse. Sie<br />

riss eine Bresche von 6 Fuss Breite<br />

und bewirkte den Einsturz der ganzen<br />

Mauer an dieser Stelle. Einzelne<br />

Ziegelsteine wurden nach der entgegengesetzten<br />

Richtung 70 - 80 Fuss<br />

weit geschleudert.<br />

(...)Um die vorher mitgetheilten<br />

Wirkungen von Dynamit besser<br />

beurtheilen zu können, muss man<br />

wissen, was gleiche Quantitäten<br />

Schiesspulver zu leisten vermocht<br />

hätten. Auch in dieser Beziehung<br />

schöpfen wir aus der gleichen<br />

Quelle, wie der Militarismus,<br />

indem wir die vom österreichischen<br />

Kriegsministerium angeordneten<br />

Publikationen über stattgehabte<br />

Experimente uns zur Unterlage dienen<br />

lassen. Was die „Ordnungs“-<br />

Banditen zur Aufrechterhaltung<br />

ihres schuftigen Raubmord-Systems<br />

für gut halten, ist für die Evolutionäre<br />

auch nicht von Pappe.<br />

Man hat bis zu 60 Pfund Pulver<br />

in Blechbüchsen frei an einer starken<br />

Mauer angelegt (gerade, wie man<br />

zuvor Dynamit platziert hatte), allein<br />

der Erfolg war gleich Null, indem<br />

die Mauer nur geschwärzt wurde.<br />

Erst als man ziemlich tiefe Löcher<br />

am Fusse der Mauer in die Erde<br />

gegraben, darin die Pulverladungen<br />

versenkte und dann wieder zuschüttete,<br />

erzielte man Beschädigungen<br />

an der Mauer; jedoch waren dieselben<br />

durchschnittlich 8 - 10mal<br />

schwächer, wie die unter gleichen<br />

Umständen durch Dynamit verursachten.<br />

Nicht weniger wichtig, als die<br />

Zerstörung von Mauerwerk, ist<br />

im Kriege die Demolierung von<br />

Eisenwerk (Brücken u.a.w.). In<br />

dieser Beziehung hat sich Dynamit<br />

ganz besonders wirksam gezeigt.<br />

Hier einige Andeutungen. Auf<br />

in die Erde gerammte Holzpflöcke<br />

wurde eine 2 Zoll dicke, 6 Zoll<br />

breite und 6 1/2 Fuss lange schmiedeeiserne<br />

Platte befestigt. 2 Pfund<br />

Dynamit, eingeschlossen in einem<br />

Zylinder aus Weissblech - 6 Zoll<br />

lang und 2 3/4 Zoll im Durchmesser<br />

-, wurden frei auf (nicht etwa unter)<br />

die Platte gelegt und zur Explosion<br />

gebracht. Die Platte wurde total<br />

durchschlagen ! -<br />

Eine eiserne eingleisige<br />

Eisenbahnbrücke (sogen. Röhren-<br />

Konstruktion) war auf Pfeilern<br />

von 8 Fuss Abstand gelagert. Die<br />

Fussplatten waren 9 Linien dick und<br />

an Seitenrippen von 31 Zoll Höhe<br />

und 4 Zoll Dicke befestigt; ausserdem<br />

bildeten 1/2zöllige Winkeleisen<br />

die Verstärkung.<br />

Nicht weit von einem Pfeiler<br />

entfernt legte man nun 26 Pfd.<br />

Dynamit, das in 8 Blechbüchsen<br />

verpackt war, welch´ letztere man<br />

aufeinander schichtete. Durch die<br />

Explosion wurde die Brücke total<br />

zertrümmert. -<br />

Um einen Eisenbahntsran<br />

zu zerstören, übte man folgende<br />

Manipulation. Man legte eine 7pfündige<br />

Dynamit-Sprengbüchse dicht<br />

neben eine Schiene, und zwar da, wo<br />

dieselbe mit einer zweiten zusammengestossen<br />

war. Eine Schiene<br />

wurde gänzlich zur Seite geschleudert;<br />

an dieser sowohl, als auch an<br />

WAS FELSEN ZERREIS<strong>ST</strong>,<br />

MAG AUCH BEI EINEM<br />

HOF- ODER MONOPOLIS-<br />

TEN-BALL GAR NICHT SO<br />

ÜBEL WIRKEN. - - -<br />

der zweiten Schiene war das Eisen<br />

auf ein Fuss Länge ganz zersplittert;<br />

ebenso war die nächstliegende<br />

Schwelle gründlich zerfetzt; und<br />

einige Eisentheile flogen bis zu einer<br />

Distanz von 300 Schritten.<br />

Wäre gleich darauf ein kaiserlicher<br />

Spezialzug gekommen, so<br />

würde natürlich der betr. Train,<br />

sammt Inhalt, zu allen Teufeln<br />

gegangen sein.<br />

Zur Beseitigung der radioaktiven<br />

Verseuchung in der Umgebung von<br />

Europa mußten sie eine Firma aus<br />

Dubai kommen lassen. Danach bauten<br />

sie die ganze Gegend wieder auf, sogar<br />

Gernegross´ Heimatdorf. Dann erließen<br />

sie eine Proklamation, die besagte,<br />

dass die deutsch-österreichische Grenze<br />

fortan nicht mehr anerkannt werden<br />

würde. Da ja keine Bewohner vorhanden<br />

waren, verschlossen sie jeweils<br />

nach Beendigung ihrer Arbeit sämtliche<br />

Türen und Fenster fest, ließen<br />

das erforderliche Verwaltungspersonal<br />

zurück und machten sich an die nächste<br />

Stadt.<br />

„Das Netz ist. Eine Domäne.<br />

Ein Potential. Ein Zustand. Eine<br />

Halluzination. Ein Zwischenreich.<br />

Ein Feind jeder oberflächlichen<br />

Definition. Ein Glaubensartikel. Ein<br />

Credo. Architektur!“, rezitierte Heike,<br />

„Ich glaube an die Unantastbarkeit<br />

der reinen Mathematik, der angewandten<br />

ebenso wie der statistischen,<br />

den Schöpfer und Erhalter<br />

allen Wissens, der heiligen Sprache,<br />

in der die Realitäten des Universums<br />

am wahrhaftigsten beschrieben werden.<br />

Und ich glaube an die Physik,<br />

Chemie, Biologie, die Chaostheorie,<br />

die Allgemeine Relativitätstheorie,<br />

die Non-euklidische Geometrie<br />

sowie an die Absolutheit des reinen<br />

ursprünglichen Archiquants.. Zu<br />

meinen Lieblingsthemen gehören<br />

Neuropsychologie und Genetik,<br />

Atheistische Ethik, Soziologie,<br />

Glyphen und Gluonen...“, et cetera,<br />

et cetera. Solches Zeug hat der<br />

Wahnsinnige in rauen Mengen<br />

geschrieben, und ich dachte, es sei<br />

verdammt tiefsinnig, bis ich gemerkt<br />

habe, es stammte alles aus Texten<br />

anderer Autoren, er hatte sie bloß<br />

von überallher zusammengestoppelt<br />

und neu gemischt. Wie geklaute<br />

Autos, denen die Fahrzeugnummer<br />

weggefeilt worden ist. Sogar dieser<br />

Text hier.“<br />

13´000 JAHRE VORHER...<br />

ODER NACHHER...?<br />

Beim dritten mal wirds ernst.<br />

Neugierige Nachbarn betraten die<br />

Vorgärten, Kleidung flatterte, Laub<br />

umstob die Gesichter. Aus der<br />

Redaktion kam eine Gestalt gelaufen:<br />

Dr. Wladimir Jaremenko Tolstoj.<br />

Er schrie den Gaffern aus der<br />

Nachbarschaft Warnungen zu. Einige<br />

wenige schenkten ihm Beachtung.<br />

Die Mehrheit nicht. Heikes Blick<br />

erhaschte das Magnetfeld, einen<br />

hellblauen Zylinder elektrifizierter<br />

Nacht; sofort drehte sie sich um,<br />

bedeckte den Kopf mit den Armen,<br />

kniff die Augen zu. Jetzt...<br />

Die Explosion schoss pures weißes<br />

Licht durch ihre geschlossenen<br />

Lider. Die Scheibe begann zu rotieren,<br />

immer schneller, wurde zur<br />

hellgrauen Sphäre. Weitete sich.<br />

Und floß, entfaltete sich für sie.<br />

Wie ein Origami-Trick in flüssigem<br />

Neon entfaltete sich ihre distanzlose<br />

Heimat, ihr Land, ein transparentes<br />

Schachbrett in 3-D, unendlich<br />

ausgedehnt. Das innere Auge öffnete<br />

sich zur abgestuften, knallroten<br />

Pyramide der Vösendorfer<br />

Trend Event, die leuchtend hinter<br />

den grünen Würfeln der Mitsubishi<br />

Bank Austria aufragte. Hoch oben<br />

und sehr weit entfernt sah sie die<br />

Spiralarme militärischer Systeme,<br />

für immer unerreichbar. Weißglut<br />

strich ihr über den Rücken, die<br />

Arme. Ihre Motoradkluft wurde<br />

heiß. Und es machte Bumm. Heike<br />

kreischte, während ein Dröhnen,<br />

lauter als jedes Geräusch, das sie<br />

je gehört hatte, ihre Trommelfelle<br />

bis zum Zerreißen dehnte. Wo ihre<br />

Fingernägel sich durch die Haut ins<br />

Fleisch gebohrt hatten, lief ihr Blut<br />

seitlich übers Gesicht. Gemeinsam<br />

mit Müll rollte sie durch die Gasse.<br />

Dann war es ausgestanden.<br />

Heike öffnete die Augen, zwinkerte<br />

gegen Schwärme von Nachbildern<br />

an. Die billige Marato-Mart-<br />

Terrakottafarbe, die zur Dekoration<br />

der Mauern verwendet worden war,<br />

hatte sich weiß verfärbt.<br />

Und in der blutgeschwängerten<br />

Dunkelheit hinter den Augen wallten<br />

silberne Phosphene aus den Grenzen<br />

des Raums, hypnagoge Bilder, die<br />

wie ein wahllos zusammen geschnittener<br />

Film ruckend vorüber zogen.<br />

Symbole, Ziffern, Archiquanten,<br />

Gesichter, ein verschwommenes,<br />

fragmentarisches Mandala visueller<br />

Information.<br />

Und an der Wienzeile bemüht sich<br />

Thomas Redl, die nächste Ausgabe<br />

von SUPER-<strong>ST</strong>/A/R affair rechtzeitig<br />

rauszubringen, obwohl das<br />

Büro noch immer in Trümmern<br />

liegt, der Herausgeber und der<br />

Starermittler spurlos verschwunden<br />

sind, der beste Reporter behauptet,<br />

mit einem Ghostwriter-Magnaten<br />

auf dem Grund des Atlantiks zu<br />

sein und offensichtlich durchgedreht<br />

ist; hinter Thomas selbst ist<br />

die Polizei her, um herauszufinden,<br />

warum die beiden Staatssekretäre,<br />

die zuerst auf den Fall angesetzt<br />

wurden, nicht auffindbar sind.<br />

Thomas sitzt im Unterzeug in seinem<br />

Apartment (jetzt fa/i/r- Büro)<br />

und wählt mit der einen Hand eine<br />

Telefonnummer und drückt mit<br />

der anderen noch eine Zigarette im<br />

vollen Aschenbecher aus. Jetzt wirft<br />

er ein Manuskript in den Ordner<br />

«Ready to Print» und hakt auf einer<br />

Liste «Leitartikel - Der beste Student,<br />

der jemals an die Akademie der<br />

Bildenden Künste kam, erzählt,<br />

warum er sein Studium abbrach,<br />

von Marcus Hinterthür», ab. Sein<br />

Bleistift rückt weiter ans Ende der<br />

Liste und bleibt bei «Theaterkritik»<br />

stehen, wobei er die ganze Zeit den<br />

Hörer am Ohr hat. Endlich hört er,<br />

wie am anderen Ende abgenommen<br />

wird und eine warme, sanfte Stimme<br />

sagt: «Süddeutsche Zeitung. Hier<br />

Helmut Totenkopf.»<br />

... to be continued!<br />

wer Rechtschreibfehler findet kann sie<br />

behalten oder die Wörter ausschneiden,<br />

sammeln und an den Dudenverlag<br />

..schicken<br />

MARCUS HINTERTHÜR<br />

Rosencranz und Gernegross are Dead - Reclam<br />

1986 Timothy Jones Products<br />

Marcus Hinterthür<br />

Rosencranz<br />

und Gernegross<br />

are Dead<br />

Reclam


Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch V - Hinterthuer<br />

<strong>ST</strong>/A/R 39<br />

MODE OHNE<br />

KLEIDER<br />

MIRJANA RUKAVINA<br />

MIRJANA RUKAVINA & SEBA<strong>ST</strong>IAN SAUER<br />

"SEDUCTION"<br />

NEW MOMENT IDEAS GALLERY, Belgrade, September 2009


40 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Rz_inserat-star.qxd:Rz_plakat 28.04.2009 15:33 Uhr Seite 1<br />

Buch V - Hinterthuer Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

NITSCH<br />

Vorbilder Zeitgenossen Lehre<br />

künstlerhaus<br />

karlsplatz 5<br />

1010 wien<br />

26. 6. – 23. 8. 2009<br />

täglich<br />

10 –18 uhr<br />

donnerstag<br />

10 – <strong>21</strong> uhr<br />

www.k-haus.at<br />

künstlerhaus


KONZETT<br />

CONTEMPORARY ART | KUN<strong>ST</strong>HANDEL<br />

GALERIE | WIEN | GRAZ<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Buch VI - ANGELO <strong>ST</strong>/A/R 41<br />

BEI DER<br />

Hapshetsut bewundert das<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Archiquant-Objekt<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Archiquant-objekt auf der<br />

Gumpendorfer Strasse<br />

Philipp Konzett zeigt bei der VIENNAFAIR:<br />

1.<br />

die gebundenen Sonderausgabe, 5 Jahre<br />

<strong>ST</strong>/A/R 2003–2008, mit mehr als 2000 original<br />

Zeitungsseiten in einer Auflage von 50 Stück<br />

in 2 Bänden – Leinen – Leder – Gold Prägung.<br />

und das <strong>ST</strong>/A/R-Archiquantobjekt<br />

mit Hocker.<br />

2.<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Archiquant-objekt mit Hocker


42 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VI - ANGELO Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

Das von der Firma Brücklmeier hergestellte Messingschild für das Dostojewski Museum in St. Petersburg.<br />

Archiquantentwurf H.Gerngross


EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT<br />

Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch VI - ANGELO<br />

<strong>ST</strong>/A/R 43<br />

PRESSEINFORMATION ZUR VERÖFFENTLICHUNG DER LANDKARTE<br />

WÖRTHERSEE ARCHITEKTUR<br />

HI<strong>ST</strong>ORISCH & MODERN<br />

Das spezielle Flair der Wörthersee-Architektur hat mittlerweile überregionale Bekanntheit erlangt.<br />

Diese besondere Kulturlandschaft bietet das einzigartige Erleben von Architektur im Zusammenhang<br />

mit Wasser und Natur. Eine Landkarte, die von der Europäischen Union gefördert wird, soll Ihnen<br />

einen Gesamtüberblick der Bauten mit hoher architektonischer Qualität bieten und das Entdecken<br />

ermöglichen.<br />

Die Faltkarte präsentiert im historischen Teil zahlreiche Villen, Hotels, Bade- und Bootshäuser aus der<br />

Kaiserzeit im Zeitraum zwischen 1864-1938. Diese historische Wörthersee Architektur strahlt einen<br />

besonderen Reiz durch die harmonische Integration der Architektur in die Umgebung aus.<br />

Der Moderne Teil gibt eine Überblick über die Bauten, die danach entstanden sind (bzw. auch geplant<br />

sind) und beispielhafte architektonische Qualität repräsentieren.<br />

Als Zielpublikum kommt in erster Linie der Durchschnittsbürger in Frage (Einheimischer, Besucher,<br />

Gäste,…) der ohne oder nur mit wenig architektonischem Fachwissen ausgestattet ist. Architekten<br />

und Fachkundigen bietet die Karte eine Übersicht mit der das Wissen durch Besichtigung und weitere<br />

Beschäftigung mit dem Thema vertieft werden kann.<br />

Die Faltkarte ist mehrsprachig (Deutsch, Englisch, Italienisch, Slowenisch) und enthält je Objekt die<br />

Basisinformationen (Foto, Architekt, Lage,…) und einen kurzen Text zur Bedeutung in der Architektur.<br />

Die Objekte sind auf der Landkarte durchgängig<br />

nummeriert und verortet. Dies ermöglicht es, die<br />

interessanten, historischen und modernen<br />

Bauten entweder direkt vom See aus oder auf<br />

dem Landweg zu entdecken.<br />

Weiters gibt es Zusatz-Informationen, wo man<br />

diese Architektur „hautnah“ erleben kann. Mit<br />

Piktogrammen wird gezeigt, welche Objekte man<br />

besichtigen, in welchen man einen Aufenthalt<br />

buchen oder kulinarische Angebote in Anspruch<br />

nehmen kann.<br />

Zweck: Bewusstseinsbildung für qualitativ hochwertige Architektur in einer (noch) hochwertigen<br />

Kulturlandschaft<br />

DETAIL-INFORMATIONEN<br />

Landkarte Faltkarte ca. Format 70 x 42cm (geschlossen 10 x <strong>21</strong>0 cm)<br />

Architektur 54 Bauten (historische und moderne Objekte) mit Nummerierung auf der Karte<br />

und Basisinformation (Foto, Architekt, Lage,…)<br />

Text<br />

4 Sprachen: Deutsch, Italienisch, Slowenisch und Englisch.<br />

Erstauflage 30.000 Stück (Vertrieb: WTG, Kärnten Werbung, Medienpartner)<br />

Herausgeber Napoleonstadel, Kärntens Haus der Architektur, Dietmar Müller<br />

Idee & Konzeption Dietmar Müller, Berndt Mack, Carolina Santana, Heimo Kramer<br />

Ansprechpartner<br />

DI Heimo Kramer (historische Architektur) 0676 3475687, kramer@panovision.at<br />

DI Berndt Mack [architect.mb@chello.at] & Carolina Santana<br />

DI Dietmar Müller Napoleonstadel, Kärntens Haus der Architektur, office@architektur-kaernten.at<br />

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LANDKARTE<br />

WÖRTHERSEE<br />

ARCHITEKTUR<br />

D I SLO ENG<br />

SEESCHLÖSSL VELDEN, 1915<br />

Velden, Klagenfurterstrasse 34<br />

Architekt Amadeo Marchetti<br />

Bauherr Carl Littmann<br />

FOR<strong>ST</strong>SEE-KRAFTWERK, 1925<br />

Velden, Saag 15<br />

Architekt Franz Baumgartner<br />

Bauherr KELAG (ehem.KÄWAG)<br />

HAUS G, 2003<br />

Pörtschach, Töschling<br />

Architekt Reinhold Wetschko<br />

Bauherr Privat<br />

VILLA SCHNÜR+BOOTSHAUS, 1927<br />

Pörtschach, Hauptstrasse 261<br />

Architekt Bmst. H. Kovatsch<br />

Bauherr Hans Schnür<br />

5 VILLA SEEBLICK, 1888<br />

6 VILLA SEEWARTE, 1893<br />

Pörtschach, Hauptstr. 241 und 243<br />

Architekt Josef Victor Fuchs<br />

Bauherrin Franziska Lemisch<br />

SEEHAUS COLUMBIA, 2005<br />

Pörtschach, Hauptstrasse<br />

Architekt Stefan Traninger<br />

Bauherr Privat<br />

WERZER-BAD, 1895<br />

Pörtschach, Werzer Strand 16<br />

Architekt Josef Victor Fuchs<br />

Bauherr G. Semmelrock-Werzer<br />

BKS-CENTRUM, 2009<br />

Pörtschach, Hauptstrasse 204<br />

Architekt Reinhold Wetschko<br />

Bauherr BKS Bank<br />

PARKHOTEL, 1894 (ABGERISSEN) NEUES PARKHOTEL, 1963<br />

Pörtschach, Hans-Pruscha-Weg 5 Pörtschach, Hans-Pruscha-Weg 5<br />

Architekt Wilhelm Hess<br />

Architekt Kurt Köfer<br />

Bauherr Carl Ernst Wahliss Bauherr Wayss + Freitag<br />

12 VILLA WÖRTH, 1891<br />

Architekt + Bauherr Victor Fuchs<br />

13 VILLA SEEHORT, 1893<br />

Architekt Carl Langhammer<br />

Bauherr Anton Urban<br />

14 VILLA MIRALAGO, 1893<br />

Architekt Carl Langhammer<br />

Bauherr Ludwig Urban<br />

15 VILLA SEEFRIED, 1894<br />

Bauherr Tarnoczy-Sprinzenberg<br />

Einfluss des „englischen Grundrisses“<br />

mit zentraler Halle und funktionaler<br />

Aufteilung der Räume. Konturierung<br />

der Fassaden durch Vorsprünge,<br />

Erker, gedeckte Terrasse und Turm.<br />

Kraftwerk als Villenarchitektur -<br />

Baumgartner schuf mit dieser Anlage<br />

einen Prototyp, der auf die landschaftliche<br />

Situation Rücksicht<br />

nimmt.<br />

Das bestehende Einfamilienhaus<br />

wurde durch eine Leichtkonstruktion<br />

in Stahl-Holz-Bauweise erweitert.<br />

Große Glasflächen öffnen das Haus<br />

hin zum See.<br />

Schönes Ensemble im Villenstil<br />

Baumgartners. Das denkmalgeschützte<br />

Bootshaus ist über einen<br />

Holzsteg mit dem Seegrundstück verbunden.<br />

Die Villen wurden für die Mutter von<br />

Landeshauptmann Lemisch erbaut.<br />

Die Fassadengestaltungen zeigen das<br />

qualitätsvolle Repertoire des romantischen<br />

Historismus.<br />

Das Wohnhaus wurde im Stil eines<br />

Bootshauses aus verschiedenen<br />

Holzarten kreiert. Das Holzdach<br />

symbolisiert einen umgedrehten<br />

Bootsrumpf.<br />

Repräsentative Badeanstalt der Jahrhundertwende.<br />

Es ist die Letzte in<br />

Kärnten, die heute noch erhalten ist.<br />

Die zweigeschossige Holzkonstruktion<br />

steht auf Piloten im See.<br />

Der Bau mit den neutral gestalteten<br />

Fassaden nimmt Bezug auf die<br />

städtebaulich bestimmenden Elemente<br />

der Hauptstraße, der Bahnstrecke<br />

und des Monte Carlo Platzes.<br />

Erbaut vom Wiener Porzellanfabrikanten<br />

Carl Ernst Wahliss, der mit der Gestaltung<br />

der Halbinsel (Hotel, Villen,<br />

Parkanlagen) zu den Pionieren des<br />

Tourismus am Wörthersee gehörte.<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde<br />

das alte, historische Parkhotel abgerissen<br />

und ein kubischer, achtgeschossiger<br />

Bau mit großzügigem<br />

Foyer und Seeterrasse errichtet.<br />

Direkt nebeneinander liegen die Villa<br />

Wörth, Villa Seehort, Villa Miralago<br />

und Villa Seefried. Diese Bauten<br />

repräsentieren das am besten<br />

erhaltene Villenensemble Kärntens.<br />

aus der Jahrhundertwende. Die Villa<br />

Wörth ist ein dreigeschossiger, durch<br />

Loggien, Terrassen, Giebel und Ecktürme<br />

gegliederter Bau im Stil der<br />

deutschen Renaissance.<br />

Influenza della „pianta stile inglese“ con<br />

un salone centrale e una divisione<br />

funzionale degli ambienti. Le facciate<br />

sono caratterizzate da aggetti, bovindo,<br />

terrazza coperta e torre.<br />

Centrale elettrica in stile villa – Una<br />

costruzione con cui Baumgartner creò<br />

un prototipo in pieno rispetto per<br />

l’ambiente circostante.<br />

La già pre-esistente villa unifamiliare<br />

venne ampliata tramite una costruzione<br />

leggera in acciaio e legno. Grandi<br />

vetrate aprono la villa verso il lago.<br />

Un bellissimo complesso con villa in<br />

stile Baumgartner. La rimessa delle barche<br />

– monumento posto sotto tutela –<br />

è collegata alla proprietà tramite un<br />

pontile di legno.<br />

Le ville vennero costruite per la madre<br />

del Presidente della regione Lemisch. Le<br />

loro facciate esprimono il repertorio<br />

qualitativo dello storicismo romantico.<br />

L’abitazione è stata costruita con diversi<br />

tipi di legno nello stile di una rimessa<br />

per le barche. Il tetto simboleggia uno<br />

scafo rivoltato.<br />

Stabilimento balneare rappresentativo di<br />

fine secolo. È l'unico esemplare ancora<br />

presente in Carinzia. La costruzione di<br />

legno a due piani è si appoggia su piloni<br />

immersi nel lago.<br />

L’edificio a facciata neutrale riprende<br />

elementi specifici della strada principale,<br />

del percorso ferroviario e della<br />

piazza Monte Carlo.<br />

Costruito dal fabbricante di ceramiche<br />

viennese Carl Ernst Wahlniss che con<br />

le sue costruzioni sulla penisola<br />

(alberghi, ville, giardini), fu uno dei<br />

pionieri del turismo sul lago di Wörth.<br />

Dopo la seconda guerra mondiale il<br />

vecchio albergo storico venne abbattuto<br />

e al suo posto venne eretto un complesso<br />

cubico, a otto piani, con un<br />

generoso foyer e una terrazza sul lago.<br />

Una di fianco all'altra si trovano Villa<br />

Wörth, Seehort, Miralago e Seefried.<br />

Queste, rappresentano l’insieme di ville<br />

di fine secolo meglio conservate di tutta<br />

la Carinzia. Villa Wörth è un edificio a tre<br />

piani in stile rinascimento tedesco<br />

caratterizzato da logge, terrazze,<br />

frontoni e torri.<br />

Vpliv tipične angleške prostorske razporeditve<br />

z vežo kot osrednjim delom in<br />

funkcionalno razdelitvijo prostorov.<br />

Neprekinjenost pročelja z napuščem, s<br />

pomolom, pokrito teraso in stolpom.<br />

Elektrarna kot arhitekturna vila - Baumgartner<br />

je s to zgradbo ustvaril prototip,<br />

ki upošteva okoljsko situacijo.<br />

Enodružinska hiša razširjena z lahko<br />

jekleno-leseno konstrukcijo. Hišo proti<br />

jezeru odpirajo velike steklene površine.<br />

Vila v slogu Baumgartnerjevih vil. Spomeniško<br />

zaščitena čolnarna je z lesenim<br />

mostičkom povezana z zemljiščem<br />

ob jezeru.<br />

Vili sta bili zgrajeni za mater deželnega<br />

glavarja Lemischa. Oblikovanje pro<br />

elja predstavlja kakovosten primer<br />

romantičnega historizma.<br />

Stanovanjska hiša v slogu čolname je<br />

bila zgrajena iz različnih vrst lesa.<br />

Lesena streha simbolizira navpično postavljeni<br />

trup čolna.<br />

Reprezentativno kopališče s preloma<br />

stoletja. Gre za zadnje kopališče na Koroškem,<br />

ki se je ohranilo do današnjih<br />

dni. Dvonadstropna lesena konstrukcija<br />

stoji v jezeru na pilotih.<br />

Zgradba z nevtralno zasnovanim pro<br />

eljem se navezuje na določene elemente<br />

mestne gradnje glavne ceste,<br />

železniške proge in trga Monte Carlo.<br />

Zgradil ga je lastnik tovarne s porcelanom,<br />

Dunajčan Carl Ernst Wahliss, ki z<br />

oblikovanjem polotoka (hotel, vile, parkirne<br />

površine) sodi med pionirje turizma<br />

ob Vrbskem jezeru.<br />

Po drugi svetovni vojni je bil stari zgodovinski<br />

Parkhotel porušen in zgradili so<br />

osemnadstropno zgradbo v obliki kocke<br />

z velikim foajejem in s teraso s pogledom<br />

na jezero.<br />

Neposredno druga ob drugi ležijo vila<br />

Wörth, vila Seehort, vila Miralago in vila<br />

Seefried. Ta sklop predstavlja najbolje<br />

ohranjen sklop vil na Koroškem s pre-<br />

loma stoletja. Vila Wörth je razčlenjena<br />

trinadstropna zgradba, ki je zasnovana<br />

v nemškem renesančnem slogu in ima<br />

ložo, teraso, čelo in vogalne stolpe.<br />

Influence of the English base with a<br />

central hall and a functional partitioning<br />

of the rooms. A gazebo, a jutty, a sheltered<br />

terrace and a tower outline the<br />

walls outside.<br />

Powerplant in villa-style. With this<br />

construction Baumgartner created a<br />

prototype which considers its<br />

surrounding landscape.<br />

The single family home was extended by<br />

a light weight construction using iron<br />

and timber frames. Huge glass surfaces<br />

open up the house to the lake.<br />

A beautiful estate with a villa in Baumgartner`s<br />

style. The heritage boathouse<br />

is connected to the main lakeside<br />

property by a wooden bridge.<br />

These villas were built for Governor<br />

Lemisch`s mother . The facades of these<br />

buildings express the high quality<br />

repertoire of romantic historism.<br />

This dwelling in the form of a boathouse<br />

was built out of different species of<br />

wood in order to create natural surroundings.<br />

The wooden roof symbolizes<br />

a reversed hull.<br />

Representative public bath constructed at<br />

the turn of the century. It is the last ones of<br />

its kind that could be preserved in Carinthia.<br />

The two-storied timber construction is supported<br />

by pillars which are buried in the lake.<br />

The building with its neutral facades<br />

matches the dominating urban elements<br />

of this main street, namely the<br />

railway line and the Monte Carlo Square.<br />

Was built by the Viennese entrepreneur<br />

and porcelain manufacturer Carl Ernst<br />

Wahliss, who was considered to be a pioneer<br />

of Wörthersee tourism for having<br />

landscaped the peninsula of Pörtschach.<br />

After World War II the historic Parkholtel<br />

was torn down and replaced by an<br />

eight-storied cubic building with a<br />

generous foyer and a terrace overlooking<br />

the lake.<br />

Right next to each other lie Villa Wörth,<br />

Villa Seehort, Villa Miralago and<br />

Villa Seefried. They are the best preserved<br />

collection of villas in Carinthia<br />

which were built at the turn of the<br />

century. Villa Wörth is a three - storied<br />

construction, partitioned by patios,<br />

terraces, gables and towers built in<br />

German Renaissance style.<br />

Europäischer Fonds<br />

für Regionale Entwicklung<br />

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SCHLOSS VELDEN, 1603<br />

Velden, Schlosspark 1<br />

Architekt N. N.<br />

Bauherr Freiherr B. Khevenhüller<br />

Erweiterung Jabornegg+Palffy, 2007<br />

SEESPITZ RE<strong>ST</strong>AURANT, 2007<br />

Velden, Seepromenade<br />

Architekt Jabornegg+Palffy<br />

Bauherr Hypo Group Alpe Adria<br />

HOTEL KOINTSCH, 1909<br />

Velden, Karawankenplatz 2<br />

Architekt Franz Baumgartner<br />

Ausführung Bmst. A. Bulfon<br />

HAUS G, 2006<br />

Velden, Göriacher Hang<br />

Architekt Gerhard Kopeinig<br />

Ausführung Bmst. F. Begusch<br />

SICHERHEITSZENTRUM, 2006<br />

Velden, Köstenbergerstrasse 3<br />

Architekt Peyker+Domenig<br />

Bauherr Gemeinde Velden<br />

WÖRTHERSEE APOTHEKE, 2006<br />

Velden, Villacher Strasse 29<br />

Architekt Karlheinz Winkler<br />

Bauherr Wolfgang Wenger<br />

VILLA HELENE, um 1890<br />

Velden, Seecorso 62<br />

Architekt N. N.<br />

Bauherr Fam. Schick<br />

VILLA MIRALAGO, 1903<br />

Velden, Seecorso 33<br />

Architekt N. N.<br />

Bauherr Fam. Neustadl<br />

HAUS P, 2006<br />

Auen, Süduferstrasse<br />

Architekt Reyner Schwarz<br />

Bauherr Privat<br />

VILLA A<strong>ST</strong>, 1924<br />

Auen, Waldpromenade<br />

Architekt Josef Hoffmann<br />

Bauherr Baurat Eduard Ast<br />

HOTEL LINDE ZUBAU, 1996<br />

Maria Wörth, Lindenplatz 3<br />

Architekt Irmfried Windbichler<br />

Bauherr Fam. Trattnig<br />

PYRAMIDENKOGEL<br />

Keutschach, Pyramidenkogel<br />

Architekt Klaura+Kaden<br />

Bauherr Gemeinde Keutschach<br />

Das aus Film und Fernsehen bekannte<br />

„Schloss am Wörthersee“, ist<br />

ein Renaissancebau mit vier Ecktürmen.<br />

Es gelang 2007, die neue,<br />

zeitgemäße Architektur behutsam in<br />

das Ensemble zu integrieren.<br />

Gegenüber dem Schloss, direkt am<br />

Wörthersee-Ufer liegt das aus Holz<br />

gestaltete Restaurant Seespitz mit<br />

einem lichten Innenbereich, einer Außenterrasse<br />

und dem angeschlossenen<br />

Seebad.<br />

Eine prototypische Arbeit gelang<br />

Franz Baumgartner in Velden mit dem<br />

Hotel Kointsch, das vermutlich als<br />

der Schlüsselbau für charakteristische<br />

„Wörthersee-Architektur“ anzusehen<br />

ist.<br />

Das offene Wohngeschoß fängt die<br />

Landschaft ein - mit Blick zum<br />

Wörthersee. Bergseitig wirkt das<br />

Haus als eingeschossiger Bungalow<br />

und präsentiert sich auf der Talseite<br />

als gegliederter Bau.<br />

Aufgrund der funktionalen Erfordernisse<br />

der drei Bereiche Feuerwehr,<br />

Rotes Kreuz und Eishalle wurde die<br />

Anordnung der Gebäude so klar wie<br />

möglich gestaltet.<br />

Auf einem glasbegrenzten Sockelgeschoss<br />

„schwebt“ ein metallisch<br />

glänzender Baukörper. Vom Innenhof<br />

gelangt man in die Obergeschosse mit<br />

den Wohneinheiten. Anerkennung<br />

Landesbaupreis 2006.<br />

Villa in leicht erhöhter Lage über dem<br />

See. Die Fassade ist asymmetrisch<br />

gegliedert und mit barocken Elementen<br />

gestaltet. Kaiser Franz Joseph lies<br />

die Villa vermeintlich für seine<br />

Geliebte Katharina Schratt erbauen.<br />

Die zweieinhalb geschossige Villa<br />

wurde 1903 auf einer künstlich aufgeschütteten<br />

Bucht erbaut und ist ein<br />

Schmuckstück großbürgerlicher Villenarchitektur<br />

der Jahrhundertwende.<br />

Mit der zentralen Halle, die bei<br />

geöffneter Fassade ein Außenraum<br />

wird, und den mit grobem Außenputz<br />

versehenen Kuben wurde eine<br />

orientalisch-mediterrane Atmosphäre<br />

geschaffen.<br />

Die Privatvilla zählt zu den bedeutendsten<br />

Jugendstilbauten des 20.<br />

Jahrhunderts in Kärtnten. Das kubische,<br />

fast schmucklose Haus wirkt<br />

durch die feine Putzarchitektur wie<br />

aus Schichten aufgebaut.<br />

Der leichte Stahl-Glas-Pavillon, mit<br />

dem die Freiterrasse überdacht<br />

wurde, ist schon von der Vorfahrt her<br />

zu sehen und bietet einen einladenden<br />

Blick zum See.<br />

Als neue Aussichtswarte ist ein 100<br />

Meter hoher Holzturm mit Aussichtsplattformen<br />

geplant. 18 elliptisch angeordnete<br />

Holzstützen sollen sich<br />

spiralförmig über die Landschaft<br />

erheben.<br />

Il castello sul lago di Wörth, reso famoso<br />

da film e televisione è una costruzione<br />

rinascimentale con quattro torri angolari.<br />

Nel 2007 elementi di architettura contemporanea<br />

vennero integrati nell’edificio.<br />

Di fronte al castello, in riva al lago e costruito<br />

in legno, si trova il Ristorante<br />

Seespitz con il suo luminoso ambiente<br />

interno, la sua terrazza esterna e l’annesso<br />

stabilimento balneare.<br />

Con l’albergo Kointsch a Velden, Franz<br />

Baumgartner giunse ad un lavoro prototipale<br />

e probabilmente lo si può considerare<br />

la costruzione chiave per la<br />

caratteristica „architettura Wörthersee“.<br />

L’abitazione con vista lago cattura il<br />

paesaggio. Sul lato verso le montagne<br />

la casa ha le sembianze di un bungalow,<br />

mentre sul lato verso la valle presenta<br />

una costruzione articolata.<br />

Per unire le necessità funzionali di tre<br />

ambiti diversi – Vigili del fuoco, Croce<br />

Rossa e palazzetto del ghiaccio – la disposizione<br />

degli edifici è stata tratteggiata<br />

nel modo più semplice possibile.<br />

Su un piano base in vetro „fluttua“ un<br />

corpo edile di metallo scintillante. Dal<br />

cortile interno si accede ai piani superiori<br />

con le unità abitative. Premio edile<br />

regionale del 2006.<br />

Villa in posizione leggermente elevata<br />

sul lago. La facciata asimmetrica è decorata<br />

in stile barocco. L'imperatore Francesco<br />

Giuseppe la fece costruire presumibilmente<br />

per Katharina Schratt, la sua amante.<br />

La villa a due piani e mezzo venne<br />

costruita nel 1903 su un’insenatura<br />

artificiale ed è un gioiello architettonico<br />

tra le ville dell' alta borghesia della<br />

svolta del secolo.<br />

Con la sala centrale che a facciata<br />

aperta diventa uno spazio esterno e con<br />

i cubi abbelliti da intonaco esterno<br />

grezzo è stata creata un'atmosfera<br />

orientale-mediterranea.<br />

Questa villa privata è tra le più rappresentative<br />

dello stile liberty del XX<br />

secolo in Carinzia. L’edificio cubico<br />

quasi scarno, sembra costruito a strati<br />

grazie alla fine architettura ad intonaco.<br />

Dall'ingresso è già visibile il leggero<br />

padiglione in acciaio-vetro, con cui è<br />

stata la terrazza è stata coperta. Offre<br />

un’invitante vista sul lago.<br />

Come nuovo punto panoramico è in<br />

progetto la realizzazione di una torre di<br />

legno con piattaforme, alta 100m.<br />

18 sostegni ellittici, sempre in legno,<br />

si ergeranno a spirale dal paesaggio.<br />

'Grad ob Vrbskem jezeru', znan po filmski<br />

stvaritvi in nadaljevanki, je renesančna<br />

zgradba s štirimi vogalnimi stolpi. Leta 2007<br />

je bila v celoto prefinjeno vključena<br />

nova sodobna arhitekturna zasnova.<br />

Nasproti gradu, neposredno ob južni<br />

obali Vrbskega jezera, se nahaja iz lesa<br />

zasnovana restavracija Seespitz s<br />

svetlim notranjim delom, z zunanjo<br />

teraso in s povezanim kopališčem.<br />

Franzu Baumgartnerju se je z izgradnjo<br />

hotela Kointsch v Vrbi/Veldnu posrečilo<br />

prototipsko delo, ki je verjetno ključna<br />

zgradba za karakteristično 'arhitekturo<br />

Vrbskega jezera'.<br />

Odprto bivalno nadstropje, ki s pogledom<br />

na Vrbsko jezero ujame pokrajino.<br />

Na strani proti hribu deluje hiša kot enonadstropni<br />

bungalov, na drugi strani pa<br />

kot razčlenjena zgradba.<br />

Zaradi funkcionalnih potreb treh<br />

področij - gasilci, rdeči križ in dvorana<br />

za športe na ledu- je bila razporeditev<br />

zgradbe zasnovana tako jasno, kot je to<br />

najbolj mogoče.<br />

Objekt iz kovinsko svetleče konstrukcije<br />

'lebdi' na talnih zidcih in steklenem delu.<br />

Dostop stanovanj v zgornjih nadstropjih<br />

je možen prek dvorišča. Priznanje<br />

deželna gradbena nagrada leta 2006.<br />

Pročelje vile je asimetrično razčlenjeno<br />

in obogateno z baročnimi elementi.<br />

Cesar Franc Jožef naj bi jo domnevno<br />

zgradil za svojo ljubico Katharino<br />

Schratt.<br />

Dvoinpolnadstropna vila je bila leta<br />

1903 zgrajena na umetno nasutem zalivu<br />

in je okras visokoburžoazne arhitekture<br />

s preloma stoletja.<br />

Z osrednjo vežo, ki se pri zastekljenem<br />

delu spremeni v zunanji prostor, in s<br />

kockami z grobim zunanjim ometom je<br />

ustvarjena orientalsko mediteranska<br />

atmosfera.<br />

Zasebna vila sodi med najpomembnejše<br />

secesijske gradnje 20. stoletja na<br />

Koroškem. Izčiščena zgradba v obliki<br />

kocke s fino ometno arhitekturo<br />

ustvarja vtis večplastnosti.<br />

Lahek jekleno-stekleni paviljon, ki<br />

pokriva teraso na prostem, je dobro<br />

viden že s ceste in nudi čudovit razgled<br />

na jezero.<br />

100 metrov visoki leseni stolp z razgledno<br />

teraso je zasnovan kot novi razgledni<br />

stražni stolp. 18 eliptično<br />

razporejenih lesenih opornikov se v obliki<br />

spirale dviguje nad pokrajino.<br />

This building gained popularity through a film<br />

named “Schloss am Wörthersee” and is built<br />

in Renaissance style with four towers. In the<br />

year 2007 it was possible to integrate contemporary<br />

architecture into the older ensemble.<br />

This restaurant lies exactly opposite<br />

Schloss Wörthersee and is designed completely<br />

out of wood. The interior is lightened<br />

up and also has a terrace facing the<br />

lake and an adjoining lake-side bath.<br />

With the Hotel Kointsch architect Baumgartner<br />

accomplished a prototype work<br />

in Velden which can be considered a keybuilding<br />

for the characteristic architecture<br />

around Lake Wörthersee.<br />

The open living space captures the view<br />

of Lake Wörthersee; the side that faces<br />

the mountain looks like a closed bungalow<br />

and the other side gives a structured<br />

impression.<br />

As the functional needs of the fire brigade,<br />

the Red Cross and an ice-skating-hall<br />

had to be fulfilled, the alignment of the<br />

building was held as clear as possible.<br />

A metallic shining construction “floats”<br />

on a glass-boardered elevated ground<br />

floor. One can get to the upper living<br />

spaces through the courtyard. This construction<br />

was given a state prize in 2006.<br />

This villa is above the lake’s altitude. The<br />

facade is partitioned asymmetrically<br />

and is decorated with baroque elements.<br />

Supposedly, Emperor Franz Joseph built this<br />

villa for his mistress Katharina Schratt.<br />

The two and a half storied villa was built<br />

in the year 1903 on an artificially created<br />

bay. It is a jewel among constructions<br />

built by the upper class around the turn<br />

of the century.<br />

With the central hall that becomes an<br />

open room when the facades are opened,<br />

and with the rough facade that was given<br />

to these cubes an oriental Mediterranean<br />

atmosphere was created.<br />

This important Art Nouveau construction<br />

is private property. The almost bare,<br />

cubic house seems to be built in layers<br />

due to its delicate plastering.<br />

The lightweight iron-glass pavillion<br />

which covers the terrace can be sighted<br />

from the forecourt. It offers an irresistible<br />

view of Lake Wörthersee.<br />

The plans are to place the new observation<br />

platform on a 100-meter tall observation<br />

tower built of wood. 18 elliptically<br />

arranged wooden pillars are supposed<br />

to rise from the landscape in a spiral.


VORSCHLÄGE FÜR EINEN WIR KLICH SOZIALEN WOHNBAU<br />

fast_LIVINGUNIT<br />

60m 2 built area result in: 40m 2 for wellness 44m 2 sleep 41m 2 work-living 40m 2 cook<br />

designed and copyright© 2008 by: Angelo Roventa, Carmen Hernandez-Arcas<br />

JA<br />

Angelo<br />

Full function house<br />

with modular mobile furniture (bathroom, bedroom,<br />

living room, study room, kitchen, all including their<br />

necessary storage spaces), for a complete housing unit.<br />

GENIALE ZEIT/RAUM/NUTZUNG<br />

Liebe<br />

JA<br />

Roventa<br />

content:<br />

The mobile furniture within the housing unit, with its multiple spatial<br />

arrangements, provides all the function and comfort of a regular<br />

house. The mobile furniture within the housing unit can be<br />

activated simultaneously, fig. 1.01, or in sequence,<br />

fig.1.02-bathroom, 1.03-bedroom,1.04-living room/<br />

study, 1.05-kitchen. Thanks to the mobility of these elements, those rooms/modules that are not in use at a specific time can be closed, providing more<br />

space for the rooms/modules that are actually in use. This is a way to multiply up to 4 times the net usable area of the housing element.<br />

BEWOHNE DEINE ZEIT<br />

PROTOTYPEN FÜR KARL/MARX/HOF 2<br />

NIEDERENERGIEHÄUSER<br />

EIGENENERGIEHÄUSER<br />

KARL/MARX/HOF 2<br />

ROVENTA/GERNGROSS/WERK<strong>ST</strong>ATT WIEN<br />

VORSCHLÄGE FÜR EINEN WIR KLICH SOZIALEN WOHNBAU


46 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VI - ANGELO Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

Bogdan<br />

ovi<br />

Der verdammte Baumeister<br />

ć<br />

Az<br />

W<br />

Filmpräsentation: Architektur der Erinnerung<br />

Die Denkmäler des Bogdan Bogdanović, 125 min<br />

Mi, 27.05.2009, 19 Uhr, Eintritt frei!<br />

im Architekturzentrum Wien<br />

Museumsplatz 1 im<br />

1070 Wien, T +43-1-522 31 15, www.azw.at, täglich 10 – 19 Uhr


®<br />

Nr. <strong>21</strong>/2009 Buch VI - ANGELO<br />

<strong>ST</strong>/A/R 47<br />

Portrait 4. April bis 29. Mai 2009<br />

CHAOS ab 7. Oktober 2009 - open call<br />

Positionen aus Kunst, Wissenschaft und Literatur.<br />

Fokus der G.A.S-station Projekte ist die Gegenüberstellung verschiedener medialer und formaler Ansätze mit<br />

unterschiedlichen Beiträgen aller Kunstsparten - ob Kurzfilm, Installation, bildende Kunst, Performance,<br />

Literatur, Musik und Wissenschaftsbeiträge, auch Vorträge, Lesungen oder Begleittexte zum Thema.<br />

Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 14-17 Uhr<br />

oder nach telefonischer Vereinbarung<br />

G.A.S-station:<br />

Tempelherrenstraße 22, 10961 Berlin/Kreuzberg<br />

fon: +49 30 2<strong>21</strong> 609 312 mob. +49 (0)160 995 78 158<br />

www.2gas-station.net - info@2gas-station.net<br />

<strong>ST</strong>/A/R liegt in der G.A.S-station aus.<br />

Intim, 2008, Karin Raitmayr<br />

„...Sensibilität ist ein zentrales Thema der Ästhetik (verstanden als "Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis" im Sinne von<br />

Baumgarten). Die Grundfrage der Ästhetik lautet: Wie genau nehmen wir wahr (Was sehen wir, wenn wir ein Blatt oder ein<br />

Bild anschauen? Was hören wir, wenn wir eine Amsel oder eine Symphonie hören? usw.) und wie beziehen wir die Elemente<br />

der Wahr-Nehmung aufeinander? In einem weiteren Sinne hat es die Ästhetik (wie etwa bei Kant) allgemein mit den Formen<br />

unserer Wahr-Nehmung bzw. Anschauung zu tun, in einem engeren Sinne mit der "sinnlichen Erkenntnis" ästhetischer<br />

Informationen.“<br />

„Kunst ist demnach anästhetisch, wenn sie nicht dazu dient, unsere Sinne zu schärfen, sondern sie zu betäuben - wenn sie<br />

uns eine schöne, heile Welt vorgaukelt, wo wir eine ganz andere sehen könnten, wenn wir nur - unbenommen von der Kunst<br />

- die Augen öffneten. Die wahre Anästhesie ist demnach auch nicht das "nicht mehr Schöne", sondern ist eine Einstellung, die<br />

uns hindert, uns selbst und das, was uns umgibt, aufmerksam wahr zu nehmen - nicht zuletzt auch die Kunst selbst und all<br />

das "nicht mehr Schöne".“<br />

„Auch sie ist Kunst insofern, als sie mit mehr oder weniger großem Können geschaffen werden kann. (Kunst und Ästhetik<br />

gehen in diesem Punkt auseinander.)“<br />

„Eine Seite der Anästhesie ist unser Umgang mit Kunst, ist die Erwartung, daß uns diese (wenigstens für die kurze Zeit der<br />

Berieselung) Balsam in jene Wunden träufelt, die uns der Alltag schlägt. Eine andere (und die wichtigere) Seite ist, daß wir<br />

die Augen nicht nur vor der Kunst, sondern auch vor der alltäglichen Welt verschließen, daß wir die Welt nicht mehr wahr<br />

nehmen, weil wir sie nicht wahr nehmen wollen.“<br />

Otto Neumaier: "Anaisthesis oder die Kunst des Vergessens"<br />

aus dem Buch: Vom Ende der Kunst, Wien: Noëma Press, 1997, 25–38,<br />

Ausschnitte auf den Seiten 27 & 29.<br />

.......Augustina hätte gerne weiter „Heim“ und in wohliger Heimlichkeit dahingeträumt, doch hat sie das Gefühl, dass im<br />

Moment zuviel Aufmerksamkeit auf ihr lastet. Seitenblicke, die, wenn sie direkt eines ihrer Stielaugen hinwendet, schnell<br />

zurückgezogen werden, machen sie unsicher. Sie bewegt sich langsam durch den Raum, kann sich nur langsam voran<br />

schieben in ihrem Schneckenkörper, mehr ein Schieben und Ziehen wobei der Körper sich elegant dehhhnt. Vielleicht ist sie<br />

auch unangenehm aufgefallen, raus gefallen aus dem Anstoßritual, als sie mangels Hände auch kein Sektglas im rechten<br />

Moment heben konnte. An dem Kleid konnte es nicht liegen eher, dass die anderen ihren veränderten Körper entdeckt haben,<br />

als fremdartig klassifizieren. Alles was zu sehr abweicht von der Norm kann als gefährlich eingestuft werden, was fremd- das<br />

fremdelt -das feindelt im Innland und aus dem Land.<br />

Augustina sucht lieber das Abseits, schiebt sich Richtung Ausgang. Die Türe zum Garten steht einen Spalt offen und scheint<br />

ihr bald erreichbar, die Maschinengeräusche der anwesenden Menschen rücken in Entfernung als Augustina noch die<br />

Pflanzen im Gewächshaus sprechen hört.<br />

„Eine Nation von so vielen Menschen kann sich doch nicht irren.“<br />

„Es ist so normal, Piloso Cereus, gewohnt drängt es uns ins Verderben.„<br />

„Mit welchem Recht? Was ist dieses Recht von dem sie sprechen? Das Recht zu leben, das Recht zu sterben? Der Freitod<br />

ist verboten und die Todesstrafe großflächig legitim. Der Krieg eine Ehre, eine Notwendigkeit, vorher bankrott dann der<br />

Aufschwung, wenn das kein Wunder ist! Ein Wirtschaftswunder, klebt perfekt auf jeder Wunde.“<br />

„Aber, aber ist ja schon vorbei das war einmal, Mimöschen.“<br />

„Aber kommt auch wieder, immer wieder, ewige Schallplattenrillen, die es auch nicht mehr gibt und doch sich chronisch<br />

abspielen.“<br />

Augustina schiebt sich voran, verlassen möchte sie den Tropengarten, die dunklen mächtigen Gespräche, gleitet, dehnt sich,<br />

ihr Körper wird lang. „U -bahn sein wär nun vorteilhafter, auf jedenfall schneller oder noch besser U -boot, unauffälliger, nur<br />

ein Stielauge über der Oberfläche“, mit diesen Gedanken fährt sie eilend dahin.<br />

„Heilig der Krieg, der heilige Vater oder der Allah oder sonst wer willt es. Die Mutter fragen wir erst gar nicht, die steckt mit im<br />

Busch oder der Bush steckt in ihr oder ein anderer Präsidentenfall. Danach, kaputt das Land, die Ebene, verlassen wir,<br />

verwüstet und verkarstet verlassen sie die Ebene und schon sind wir draußen. Vergessen!“<br />

„Absurdität auf die Spitze getrieben als Norm betitelt.“<br />

„Privatisiert # rein ins Volle, mal alles fressen was möglich ist!“<br />

„Und der Wirt geht drauf, ja wenn schon, wenn der Wirt nicht mehr gut kocht, kein Knödel kein Ei, kein Sauerbraten, ist er<br />

nicht mehr zu nichts, rein gar nichts mehr gut, außer wenn er und nur dann wenn er.....dann... ja dann konservieren wir ihn<br />

doch ... für die Nachwelt! Ein Leckerbissen als Märtyrer oder als Zugpferd für die Zukunft einer seltenen Spezies. Später<br />

einmal kann man ihn auftauen und duplizieren genetisch, wer weiß was das noch bringt?“<br />

Endlich aus der Türe, im Freien, im Garten fühlt sie sich erleichtert gleitet dahin an der frischen Luft. Ihre Gangart erstaunlich,<br />

sie kann sich so elegant dehnen, so laaang werden, fast doppelt so lang in der Bewegung.<br />

Wenn und nur wenn sie aus vielen Teilen bestehen würde, aus vielen kleinen Einzelteilen,- sinniert sie,- dann.. .würde sie, die<br />

vielen Einzelteile... jetzt... bei dieser Art von Fortbewegung... sich voneinander fort bewegen. Die Teile, zum Beispiel, schöne<br />

runde Perlen, Perlen auf einem Gummiband, das Gummiband leuchtend hellgelb dehnt sich, die Perlen rutschen auseinander.<br />

Perle Nummer 3 und Perle Nummer 4 entfernen sich gerade um ein UND.<br />

Ein UND ist zwischen 3 und 4 und zwischen 4 und 5 und 5 und 6 und 6 und 7......und so weiter.<br />

Augustina bewegt sich fort und in einem Bruchteil einer Sekunde ist ein weiters UND zu bemerken. Also 3 UND UND 4, sogar<br />

3 UND UND UND 4, 3 UND UND UND UND 4, 3 und UND UND UND UND UND......4..........<br />

Bruchteilartig brechen die UNDs in die sich öffnende Schlucht.<br />

Und zwischen dem UND, und dem UND da....ist... ein Komma!<br />

Diese Einsichten gehen UNenDlich schnell und hinter dem Komma sind unendlich viele Stellen, angestellt...<br />

Ja, angestellt, und unendlich viele sind da angestellt.......warum schauen die so auf mich? Augustina erschrickt vor dieser<br />

Menge.<br />

Haben sie mich erkannt? Was wollen die von mir?<br />

Augustina abermals im Fluchtmodus, versucht sie von der Stelle zu kommen, doch als Schneckenwesen geht dies so<br />

unglaublich langsam.<br />

„Niemand außer ich selbst kann wissen, dass ich Schnecke bin“ denkt Augustina um sich zu beruhigen, “also ich kann hier<br />

ganz ruhig bleiben und in meinem Tempo dahin gleiten, denn niemand weiß, wie ich bin, was ich bin, auch wenn ich<br />

beobachtet werde, kein Grund zur Sorge, denn keiner weiß wer ich wirklich bin. Kann sicher dahin gleiten in diesem Garten,<br />

in diesem schönen Garten, der mir so vertraut ist, wie meine Mutter. –pause- Denn es ist Mutters Garten.“<br />

„Mutters Garten?“ fällt aus ihrem Beruhigungsmantra.......„Mutters Garten?!...............Mutter hasst die Schnecken in ihrem<br />

Garten!“ Sie sieht eine blaue klein spitze Gartenschaufel links oben in ihrem Gesichtsfeld.........<br />

Metaphysik des Verschwindens, (Lenin-Portrait), 2001, BAGERITZ<br />

aus AUGU<strong>ST</strong>INA selbst, einem prozessualen Schreibprojekt in progress, Elisa Asenbaum<br />

Prozessbegleitende LektorIn und MitschreiberInnen gesucht / mailto: elisa@2gas.net<br />

FREEFLYING, videostill, Elisa Asenbaum<br />

G.A.S - station verteibt den <strong>ST</strong>/A/R in Berlin


48 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Buch VI - ANGELO Nr. <strong>21</strong>/2009<br />

Printmedium Wien – Berlin<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

Zeitung für Hochkultur Mittelmaß und Schund<br />

Geplante Kooperation von <strong>ST</strong>/A/R und Heute<br />

Layoutentwurf für <strong>ST</strong>/A/R – HEUTE von Markus Hinterthuer<br />

Neues <strong>ST</strong>/A/R BÜRO GUMPENDORFER <strong>ST</strong>RASSE 42, MIT BLICK ZUM HIMMEL UND ZIELPUNKT<br />

Wiener Festwochen mit SWEET SUSIE – Asian Village (ITC)<br />

Musik, Performance, Soundart, Film, Artist Talk, Strassenküche,<br />

17– 25.5.09 Gumpendorfer Straße • www.sweetsusie.net/

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