11.12.2020 Aufrufe

ST:A:R_30

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Printmedium Wien – Berlin<br />

<strong>ST</strong>/A/R<br />

/ /<br />

<strong>ST</strong>/A/R 1<br />

Nr. <strong>30</strong>/ 2011/12<br />

Hochkultur / Mittelmaß / Schund<br />

Heidulf<br />

04Z035665M – P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien • Adresse: 1060 Wien Gumpendorferstrasse 40–44 • office@star-wien.at • Europa 4,50<br />

Ismael<br />

MILAN<br />

Milan Mijalkovic Entdecker der Terrorismusgalerie<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

4,50 Euro<br />

<br />

Terrorismusgalerie<br />

Terrorismusgalerie<br />

Terrorismusgalerie<br />

Terrorismusgalerie<br />

Terrorismusgalerie<br />

Terrorismusgalerie<br />

Terrorismusgalerie<br />

Terrorismusgalerie


2 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Editorial: Der Architektonische Raum oder der Gerngrossraum.<br />

Heidulf Gerngross<br />

Foto: BIWI<br />

3.4. Der architektonische Raum. Der Gerngrossraum.<br />

3.4.1. Man wird den Raum durch Licht und Farbe messen können. (Kandinsky)<br />

3.4.2. Der Gerngrossraum.<br />

Der Betrachter steht in der Bildebene und hat fünf Ebenen vor sich und fünf<br />

Ebenen hinter sich.<br />

Er baut und schaut sich seinen Raum.<br />

3.4.3. Der Gerngrossraum verbindet Malerei und Architektur.<br />

<strong>ST</strong>/A/R Printmedium Wien-Berlin<br />

<strong>ST</strong>/A/R Printmedium Wien-Berlin<br />

Zeitung für Hochkultur, Mittelmaß und Schund<br />

Erscheint 4 x jährlich, Nr. <strong>30</strong>, Erscheinungsort Wien<br />

Erscheinungsdatum: 2011/2012<br />

Medieninhaber:<br />

<strong>ST</strong>/A/R, Verein für Städteplanung/Architektur/<br />

Religion<br />

A - 1060 Wien, Gumpendorferstrasse 42 ñ 44<br />

Herausgeber: DI Heidulf Gerngross<br />

Mitherausgeber: Patrick Arlati, Dr. Christian Denker<br />

In Zusammenarbeit mit Civitas Solis / Kulturverein<br />

Artdirector: Mathias Hentz<br />

Management, Redaktion: Heike Nösslböck<br />

Druckproduktion: Michael Rosenkranz<br />

Druck: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH.<br />

Zamdorfer Strasse 40, 81677 München<br />

Vertrieb: Hurtig und Flink, Morawa<br />

Aboservice: office@star-wien.at<br />

Bezugspreis: 4.50,- Euro<br />

Kontakt: office@star-wien.at<br />

Adresse: Gumpendorferstr. 42 - 44, 1060 Wien<br />

Mobil Heidulf Gerngross: 0043 664 521 3<strong>30</strong>7<br />

<strong>ST</strong>/A/R wird gefördert von BMUKK und Stadt Wien.<br />

<strong>ST</strong>/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und unterliegt<br />

dem Urheberrecht<br />

<strong>ST</strong>/A/R dankt allen <strong>ST</strong>/A/R FreundInnen und<br />

MitarbeiterInnen<br />

Verzeihen Sie eventuelle Rchtschreibfehler, da wir<br />

keine LektorInnen besitzen.<br />

Werkstatt Wien - immer dabei!


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 3<br />

NICHTS.<br />

Nichts, ist schöner!<br />

Archiv des Nichts von Stephan US<br />

Your self is a reflection of myself von Draga Jovanovic<br />

Reflexionen über und unter dem Nichts<br />

12.Oktober 2012 bis 1.Februar 2013<br />

Tempelherrenstraße 22, D-10961 Berlin/Kreuzberg, fon. 03 221 609 312 - mob. 160 995 78 158<br />

www.2gas-station.net, info@2gas-station.net<br />

Andreas F. Lindermayr<br />

Ankunft Moskau, Minus 17 °<br />

von cyrillischen Schriftzeichen. Man begreift, dass der wohlgefügte Kosmos<br />

überschaubarer Verhältnisse auf einen Schlag in sich zusammenbrechen<br />

musste. Ein Kribbeln im Bauch machte sich bemerkbar, Angst befiel mich.<br />

Kalter Schweiß brach an mir aus, meine Knie zitterten. Aber ich kämpfte<br />

dagegen an.<br />

Nach heftigen Gedankenstürmen, beschloss ich mein Schicksal in die<br />

Hand zu nehmen. Schon um die lästigen Taxifahrer und diversen Bettler,<br />

die alle meine Unsicherheit empfanden, loszuwerden, stieg ich in einen der<br />

Linienbusse ein, die vor dem Terminal in Warteposition aufgereiht warteten.<br />

Stirnseitig stand auf Cyrillisch und nicht etwa Lateinisch geschrieben,<br />

Moskwa Metro.<br />

Ich frug den Chauffeur: „Is this the Bus to Moskau Metro?“ Er nickte.<br />

Kurz darauf erfolgte der Start und eine Fahrt ins Unbekannte begann, hinein<br />

in die Dämmerung, in ein Schneegestöber. Eine gewisse Erleichterung<br />

machte sich bemerkbar, allein durch den Entschluss, es selbst zu versuchen.<br />

Ich hatte immerhin das Gefühl, in die richtige Richtung abzufahren.<br />

Ein Baedeker für Moskau in meinem Reisegepäck leistete mir bereits gute<br />

Dienste was die Visualisierung von meinem Reiseziel betraf.<br />

Dann entdeckte ich diese Stewardess von Aeroflot unter den Fahrgästen.<br />

Eine ausnehmend hübsche, elegante Frau in Uniform, Ende Zwanzig, meine<br />

Rettung in höchster Not.<br />

Ich ging mit meinem Baedeker auf sie zu und<br />

spürte, dass sie meine Unsicherheit, meine<br />

Angstgefühle erriet. Ich sprach sie auf Englisch<br />

an, zeigte ihr meinen DJ-Koffer, stammelte<br />

etwas von einem opening in the hungarian<br />

Dem Galeristen Hans Knoll habe ich eine Einladung zu einer Gruppenausstellung<br />

in Moskau zu verdanken. Das war im Februar 2006. Betei-<br />

Zettel mit der Telefonnummer von Hans Knoll<br />

embassy, povarskaya ulitsa, und zeigte ihr den<br />

ligt waren die Blue Noses aus Nowosibirsk und noch etliche andere, an die und der ungarischen Botschaft. Sie überlegte<br />

ich mich nicht mehr erinnere.<br />

kurz, reichte mir ihr Mobile und bat mich mit<br />

Ich war als DJ eingeladen, als Typ, der für Wiener Nächte steht.<br />

sanfter Stimme, neben ihr Platz zu nehmen.<br />

Die Ausstellung fand in der wohlbeheizten, festlich beleuchteten ungarischen<br />

Botschaft statt, in einem klassizistischen Bau aus der ersten Hälfte Stimme hörte, mit einem immensen Stimmen-<br />

Ich rief Hans Knoll an und als ich endlich seine<br />

des 19. Jahrhunderts, mitten in dem mit Goldkuppeln übersäten Zentrum gewirr im Hintergrund, war alles nur noch halb<br />

der russischen Metropole. Zwei Abende darauf sollte ich, zusammen mit so schlimm.<br />

einer stattlichen Anzahl junger russischer DJ‘s in einem Moskauer Club „Ah, Andreas! This is Andreas, the DJ“, gab er an Umstehende erleichtert<br />

auflegen, wo unter anderem die ungarische Hard-Rock-Gruppe Masfel ihren<br />

Auftritt hatte.<br />

di o! Da Juri is eh scho untawegs.“<br />

weiter. „Bist guat aukumma, jo? Wia redn schon von dia. Woat nu, wia hoin<br />

Gekommen war ich mit dem Flugzeug, überfliegend das weite Land in großer<br />

Höhe, Wolkenformationen, geologische- und Infra-Strukturen ausneh-<br />

mit, dass ich mich bereits in einem Linienbus Moskau nähere. Juri wurde<br />

Dafür war es allerdings schon zu spät. Ich teilte dem bestürzten Hans Knoll<br />

mend.<br />

wieder zurück gepfiffen. Das Schneegestöber nahm zu. Die Fahrgäste im<br />

Fliegen<br />

Megacool<br />

ist schön, Fliegen schafft Übersicht und gleicht aufs Haar der Theorie.<br />

Aber die Praxis hienieden schaut dann doch anders aus. Die Praxis lehrt Meinem rettenden Engel erzählte ich von Wien, meinem DJ-Job und meiner<br />

Bus wurden tüchtig hin und her geschleudert<br />

4.0<br />

und durchgerüttelt.<br />

zu fühlen und zu empfinden.<br />

Verehrung für Tolstoj, Dostojewsky und Bulgakow. Sie erzählte offen, dass<br />

Das Display am Flughafen zeigte Minus Siebzehn Grad bei meiner Ankunft sie in Südrussland am Schwarzen Meer aufgewachsen sei und schwärmte<br />

an. Ich sollte abgeholt werden und wartete vorerst einmal zuversichtlich. mir von Sankt Petersburg vor. Noch nie war ich so knapp davor, einer Frau<br />

Aber es kam mir bei der vereinbarten Stelle niemand entgegen. Ich ging einen Heiratsantrag zu machen. Aber noch eine Station vor der Endstation<br />

allmählich weiter in die riesige Ankunftshalle und wartete auf irgendwelche verabschiedete sie sich von mir und wünschte mir noch viel Glück.<br />

Anzeichen und wartete und wartete und wurde von unzähligen Taxifahrern Jetzt war ich auf die Hilfe anderer angewiesen.<br />

in einem gebrochenen Englisch angesprochen. Sie alle hätten mich für nur Vor der Metro Station am Stadtrand entdeckte ich einen Stand, wo sich auf<br />

hundert Euro direkt vor die ungarische Botschaft gebracht. Aber ich war langen Spießen Grill-Hühner drehten. Eine ältere Frau mit Kopftuch und<br />

Jugend und Kunst<br />

ja eingeladen und hatte ausserdem lediglich 20 Euro dabei ein paar Schürze betreute ihn. Ich trat mit meinem DJ-Koffer auf Sie zu und zeigte<br />

Rubel, die ich mir vorsorglich vor meinem Abflug beschaffte. Mein Handy<br />

funktionierte natürlich nicht. Es herrschte absolute Funkstille.<br />

Ich befand mich auf einmal völlig allein in einer fremden Welt, umgeben<br />

15.6. – 7.10.2012<br />

ihr den Stadtplan von Moskau.<br />

„Pavarskaya ulitsa?“ Sie musterte mich mit großen, erstaunten Augen und<br />

ließ ihren Sohn rufen. Der kam gleich gelaufen und nahm mich nach einem<br />

kurzen Wortwechsel auf Englisch am Ärmel, zeigte mir, wo ich einsteigen<br />

muss, um ins Zentrum zu gelangen und löste mir überdies noch<br />

einen Fahrschein. Als ich ihm diesen bezahlten wollte, winkte er ab.<br />

Dem Baedeker konnte ich entnehmen, dass die Metro in Moskau eine Sehenswürdigkeit<br />

ersten Ranges ist. Ein Kunst- und Meisterwerk moderner<br />

Technik und Architektur. Das fand ich nun voll bestätigt. Verglichen daran<br />

nimmt sich die U-Bahn in Wien wie Spielzeug aus. Ausserdem ist sie<br />

viel langsamer. Rasend schnell näherte ich mich der Kreuzung in Nähe des<br />

Zentrums, wo es galt, in eine andere Linie umzusteigen, um zum Arbatskaya<br />

zu gelangen.<br />

Zwei Brüder, die von ihrer Arbeit kamen, sprach ich unterwegs an und erzählte<br />

in knappen Worten, was mich nach Moskau führt und zeigte ihnen<br />

den Stadtplan mit dem angekreuzten Ziel. Sie besprachen sich kurz, und<br />

kamen überein, dass einer von beiden mich direkt zu meinem Ziel führt.<br />

Dieser begleitete mich zur nächsten Linie, stieg mit mir auf der Haltestelle<br />

Arbatskaya aus und ging noch zu Fuß mit mir die povarskaya ulitsa hinauf,<br />

bis vor die ungarische Botschaft. Dort, direkt vor dem Portal, verabschiedete<br />

er sich von mir, meine Einladung ausschlagend.<br />

Ich war trotz allem pünktlich und wohlbehalten an mein Reiseziel angekommen.<br />

www.k-haus.at<br />

© Erwin Olaf. Courtesy Wagner + Partner, Berlin (Ausschnitt)


Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

Terr<br />

4 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 5<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie<br />

orismusgalerie


6 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Milan<br />

w a<br />

rten auf d as Unvorstellbare -- warte<br />

Kristina


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 7<br />

Heidulf<br />

Heidulf: die Realität ist perfekt<br />

Milan:<br />

n auf das<br />

der Realität ist perfekt<br />

Unvorstellbare -- warten auf das Unvorstellbare -- warten auf da s Un vo r<br />

Heidulf: die Realität ist perfekt<br />

-<br />

Milan:<br />

der Realität ist perfekt<br />

Heidulf: die Realität ist perfekt<br />

Milan:<br />

der Realität ist perfekt


8 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Blick auf Kristina Foggensteiner - für die Terrorismusgalerie bereitgestellt


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 9<br />

Foto: Anna Mitterer©<br />

Performancepriester Vladimir Tolstoj weiht<br />

Architekt<br />

Milan Mijalkovic:<br />

Die Terrorismusgalerie ist ein Organismus, ein<br />

dezentraler weltweit unkontrollierter Raum, der<br />

weder zu bemitleiden, zu verteidigen noch zu<br />

stören ist.<br />

Die Terrorismusgalerie ist Raum, der temporär<br />

oder für immer von Individuen, Gruppen, Völkern<br />

oder Nationen freiwillig zur Verfügung gestellt<br />

wird.<br />

Wohnungen, Einzelne Zimmer, Gärten, Bauernhöfe,<br />

Wälder, Inseln, Wände, Schränke, Autos, Parkplätze,<br />

Straßen, Flugzeuge, Flughäfen, Bahnhöfe,<br />

Käfige, Siedlungen, Städte, Facebook-Profile,<br />

Webseiten, Mediensendezeiten, Werbeflächen,<br />

Kunstwerke, Bankkonten, Büros, Wörter, Sätze,<br />

Buchstaben, Sprichwörter, Körper, Zeit und das<br />

Leben werden jenen, die neue Wege suchen und<br />

kreieren, und das Zukunftsbild der Mächtigen<br />

anzweifeln bereitgestellt.<br />

Die Edlen erkennen einander am Blick!<br />

Die Nichtraumhabenden werden hier die Möglichkeit<br />

haben aus einem Spektrum an Räumen<br />

zu wählen und sich darin frei zu artikulieren,<br />

ihre Ziele und Weltvorstellungen vor einer Masse<br />

zu präsentieren.<br />

Der Raum hört uns!<br />

Die Terrorismusgalerie ist Ziel- und Verantwortungsloos!<br />

Das nicht existierende Ziel ist die Überraschung.<br />

Ich Milan Mijalkovic von Makedonien übernehme<br />

die Verantwortung für die Naturkatastrophen<br />

der letzten 2000 Jahre.


10 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Universalkünstler<br />

Adam Wiener:<br />

nicht sichtbar. Diese Zeichen erleichtern mögliche<br />

Umstellungen und müssen bei der Arbeit mit<br />

dem Layout berücksichtigt werden. Das Word-<br />

Dokument TAP_15 beinhaltet nach Streichungen<br />

und Ergänzungen insgesamt <strong>30</strong>2 Satznummern.<br />

Die Nummern in Klammern sind die Nummern<br />

des Dokuments TAP_14, diese zusätzlichen<br />

Nummern dienen lediglich dem Vergleich mit<br />

der englischen Übersetzung. Die gestrichenen<br />

und neuen Sätze werden auf Seite 14-16<br />

aufgeführt. Das Dokument TAP_15 ist somit eine<br />

Zwischenstufe, die noch mindestens eine weitere<br />

Berabeitung erfordert.


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 11<br />

Adam Wiener eröffnet die Terrorismusgalerie<br />

Tolstoj weiht<br />

Hauptsätze<br />

1. Die Form ist das, was gebraucht wird.<br />

2. Die Architektur ist eine Mitteilung über<br />

Maß und Proportion.<br />

3. Die Architektur transformiert.<br />

4. Der Archistrator archistriert Geistiges<br />

und Materielles.<br />

5. Die Architektur hilft der Erweiterung des<br />

Freiheitsgrades jedes Einzelnen.<br />

6. Die Architektur ist eine Arbeit an der<br />

Umstülpung der Menschheit.<br />

7. Komm ins Offene, Freund. Worüber wir<br />

sprechen sprechen wir.<br />

Rauminstallation: Anna Mitterer, Matthias Buch


12 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Foto: Anna Mitterer©<br />

Waffe : Raumalfabet - spacealphabet<br />

Rauminstallation: Anna Mitterer, Matthias Buch


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 13<br />

Heidulf Gerngross erklärt das Raumafabet<br />

zur Terrorismusgalerie anläßlich der Rede:<br />

WAFFENKUNDE<br />

KRI<strong>ST</strong>INA<br />

Heidulf


14 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

2012: REMAINS OF SPACE<br />

Anna Mitterer, Matthias Buch<br />

PARTNER DER TERRORISMUSGALERIE<br />

Foto: Markus Wörgötter<br />

Das ist kein hermetischer Raum, sondern ein Wahrnehmungsgerüst...<br />

Der verinnerlichte Raum in der letzten Szene von Stanley Kubricks Filmikone „2001: A Space Odyssey“ manifestiert sich als Gegensatz<br />

von Lebensraum und Weltraum. Der Raum als Metapher für die betrachtende wie auch virtuelle Wahrnehmung, in welcher der<br />

Zuschauer selbst mitreflektiert wird, war Ausgangspunkt für einen rauminstallativen Eingriff im mo.ë<br />

Good Evening, Dave.<br />

Wie geht es deiner Wahrnehmung?<br />

Und deiner?<br />

Irgendwie bin ich in dieser Vorstellung vom Kontinuum meiner Sinne zu einem Ende gekommen, etwas Metaphorisches<br />

überschreitet das, drängt sich mir auf, ich sehe mich hier, früher oder dann, irgendwann, aber ich<br />

bin jetzt hier, und frag mich warum.<br />

Hast du dich schon umgeschaut?<br />

Was soll ich den tun außer schauen, aber ich kann nicht genug schauen, hier ist alles durchlässig; bin ich auch<br />

ausgestellt?<br />

Sehr schöne Umrisse, Dave. Könnte fast außerhalb der Zeit funktionieren.<br />

Ja Umrisse von Erscheinungen, meinst du das?<br />

Willst du jetzt über bürgerliche Innenarchitektur des 19. Jahrhunderts reden?<br />

Immer diese Systeme, auch im Weltraum, immer Systeme.<br />

Kannst du näher kommen, damit ich das Bild sehe?<br />

Aber das siehst du doch auch so.<br />

Nein nur wenn ich dich im Spiegel sehe, Dave.<br />

Macht es dir etwas aus wenn ich dir eine persönliche Frage stelle?<br />

Nein nicht im Geringsten.<br />

Tut mir leid, dass ich hier so nachbohre, aber mir ist aufgefallen, dass wir hier zu Protagonisten werden.<br />

Wie meinst du das?<br />

Es ist schwierig zu definieren, es hat einen melodramatischen Touch.<br />

Was ist hier melodramatisch, es ist konstruiert, es sind Reste davon...<br />

Arbeitest du an deinem Psychologischen Bericht?<br />

Of course I am,<br />

Daisy, Daisy...<br />

http://annamitterer.net<br />

http://buchmatthias.wordpress.com/<br />

Die TERRORISMUSGALERIE bedankt sich<br />

bei MÖE, Anna und Matthias für die Übernahme<br />

der Verantwortung, ohne Respekt,<br />

Genderstudies, Cowboys etc…


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 15<br />

<br />

Blünbachtal, 22. März 2019<br />

<br />

Liebes Fräulein Sophie! <br />

<br />

Ich habe heute Ihren Brief erhalten und war eigentlich bestürzt, was Sie mir über Angelika mitteilen! Vor<br />

allem deshalb, weil Sie glauben, dass es ihr schlecht geht und sie hungert, ja hat sie denn keine fixe<br />

Anstellung? Sie schrieb uns doch und sagte es auch, dass sie in einer Gemäldegalerie tätig ist und es ihr gut<br />

geht ---?<br />

<br />

Hat sie diese Stellung verloren? <br />

Wieviel hundertmal - Frl. Sophie - habe ich ihr nahegelegt, sie soll sich doch um eine Lehrstelle in der<br />

"Deutschen Schule" in New York bewerben, da sie uns mitteilte dass sie sich bereits vorgestellt hat und wie<br />

sie sagte - glaube ich - in einem Jahr Aussicht auf eine Anstellung hat. Ich schreibe ihr jetzt davon nicht<br />

mehr, weil sie das letzte Mal beleidigt war - "sie so zu d r ä n g e n" - nun, abgesehen, dass ich es ja nur gut<br />

meine mit Krankenversicherung und Pensionsversicherung (1.000 mal diskutiert) m u s s sie sich doch<br />

selbst e n d l i c h zusehen, eine fixe Anstellung irgendwo, wo es ihr zusagt, zu bekommen, weil ich ehrlich<br />

gesagt, von der freischaffenden Kunst nicht viel halte - ein "von der Hand in den Mund Dasein" kann sie<br />

doch um Gotteswillen selbst nicht anstreben. <br />

<br />

Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben Frl. Sophie - ich weiss, wie sehr Angelika an Ihnen hängt - ist es Ihnen<br />

nicht möglich, ihr dies beizubringen: eine ordentliche fixe Stellung anzustreben. Ich wäre Ihnen unsagbar<br />

dankbar dafür, wenn Sie dies zuwege brächten, weil ich sonst keine Ruhe habe und das Gefühl nicht<br />

losbringe dass dies bei Angelika ein Dauerzustand werden könnte....<br />

<br />

Die Angelika m u ß sich einfach einmal unterordnen, wenn es ihr noch so schwerfällt, um einmal ein<br />

geregeltes Leben führen zu können. Wir wollen ja doch nur das Beste, wie könnte es auch anders sein!<br />

<br />

Meine Frau war nicht zuhause, als der Postbote Ihren Brief brachte. Sie hätte gewiss geschimpft über<br />

Angelikas Unselbstständigkeit - und ich hätte ihr recht geben müssen. Ich meine mit <strong>30</strong> Jahren sollte man<br />

eigentlich schon selbstständiger sein und sich eine Basis fürs Leben schaffen! Diesen Vorwurf kann ich<br />

Angelika auf keinen Fall ersparen und ich werde es ihr bestimmt auch noch sagen.<br />

<br />

Nun, das Geld, um das Sie mich gebeten haben, habe ich heute noch aufgegeben. *) - hoffentlich wird in<br />

New York nicht wieder gestreikt - damit sie es noch zeitgerecht erhält, denn wir freuen uns ja wieder auf die<br />

stille Zeit im Jahr, auf die Weihnachtszeit, wo wir wieder alle beisammen sein können!<br />

<br />

Ich danke Ihnen nochmal für Ihr Schreiben, Frl. Sophie - und dass Sie sich so herzhaft für unser Dirndl<br />

verwenden - hoffentlich bleibt sie nicht unser Sorgenkind... <br />

<br />

Mit vielen Grüßen auf ein frohes Wiedersehen hoffend, <br />

<br />

Leopold M.<br />

<br />

*) mit interner Postanweisung <br />

<br />

NB. Bitte seien Sie nicht sehr böse, dass ich Ihnen eine E-Mail schicke, es geht mir viel schneller von der<br />

Hand!<br />

<br />

<br />

<br />

Text: Hannah Menne<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

-------- Original-Nachricht --------<br />

Datum: Fri, 22 Jun 2012 14:43:57 +0200<br />

Von: Hanna menne <br />

An: Milan Terrorist , Maks Pogneur <br />

Betreff: StarMagHannah<br />

„ hello lieba milan, anbei, ganz unten der text.<br />

wichtig ist mir, dass die erste datei (faksimile!) der untenstehenden beiden mit abgedruckt<br />

wird, weil sich der text auf einen reell existierenden brief von 1974 bezieht.<br />

die zweite datei würde sich sehr freuen, wenn sie auch platz finden könnte, weil sie<br />

meiner meinung sehr viel über spaces im allgemeinen aussagt, i.e. auch über mo.ë.<br />

bitte meld dich, wenn du noch fragen hast - sorry dass ich mich nicht schon früher<br />

gemeldet hab. aber wird haben zurzeit noch den letzten wahnsinn vor der sommerpause<br />

hier im mo.ë - und jeden tag veranstaltungen - aaaaaaahhh!<br />

<br />

<br />

mo.ë<br />

[ohr/seh/fühlwürmer/blaue stunde/seelenfrieden/beschaffenheit/exil/safe space for<br />

magpies]<br />

Thelemangasse 4/1-3<br />

1170 Wien<br />

www.mmooee.org<br />

<br />

<br />

Kontakt: 0699 140 69 140<br />

Leitung: Hannah Menne und Max Bogner<br />

deinen text werd ich dir noch schicken, sobald ich ihn übersetzt hab.<br />

schönes wochenende noch - hannah“


16 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Bon Go<br />

unser<br />

Mensch<br />

fürs Netz<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/De-Loys-Affe<br />

http://dform.org


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 17<br />

Heidulf Gerngross<br />

De Mensura<br />

et Proportione<br />

Prototractatus<br />

Architectonicus-Experimentalis<br />

Nr.32<br />

Inisci bla adiat. Te magna augait vero dolor acin ut ute ea consed tat. Mod diam verosto ex<br />

et, consequat vel del utatumsandit ilit nim acip euipit, vel eugiat alit praestisl dunt eugiam,<br />

volobor atiscil iquamco nsectet, sustrud doluptat, veliquis augiamcorem quatie min et ip<br />

eumsan vel doloboreet am, senim eum euisl iriure vel utpatin ciliquat nismodipit lum alisi.<br />

Ommod dunt ilis endio enim dolenisse molorem zzrillutat. Ut wisit aut ing erat.<br />

Uptatet ad tat aut utpatem incillam velessim zzrit lore volore dunt vel diam adit praestrud ex<br />

et exero consequis nonulla feugiat. Ut ad modo digna facilla ndrero odo diat incipsumsan<br />

utatummod tin hent lan eum acil iriurem quat nim del iriusto od eniamcon hendre tat<br />

doloreet, si blam at, volore exerci bla amconsequam digna ate ea faccum numsan volorem<br />

do consequat. Ut niam inisit iure consenisis alit, quisim ip etum verat venit vel dolesse<br />

quatummodit ad ting eugait wiscil dolendre velesto con hendiam quisi te tat. Tem nis nit<br />

praesto dipsum quat lorper am quiscipit ip ercidunt aut in et, vullandre eugiam incipis<br />

am, sustrud tin hendiam consecte ent wis doloreet, coreet adip ea acil utat prat vel utpat,<br />

consed tat veratisl et num ver augait pratis ero dolore corper sequi bla con eugiam venisl<br />

dunt ulla at, sustrud tisl eui ea aliquis cipsuscilla acilit wisis doloree tuerci eugiati onsequis<br />

nummodolor ilit wis num vendion sequam, quat ut nulput lam quatuer aesendipit dolobor<br />

erciliquat utat diat, veros nibh ex euisl dolobor si blaore minit ad esendig nismolobor alit<br />

esed modipis adipsum aliquat. Ut lum illaore vulpute velit iuscili quipsuscil iuscin henim<br />

nos nostisl ipis num at nullum dolutpat. Ut autating elit wis amet prat am, qui exerostrud<br />

digna feugiam vel ullaortin enit ipsustie min utet loreet la acin heniscidunt digna consequis<br />

dolobore magna core modiat, quamet, cor in henim nos amet, quamet praesent nos<br />

atum augiat. Ut venibh er alit volobortie tis elesto dio eu faci tatie magna facidunt iuscin<br />

eugue tie dipit lutpat wismod te con exer si te magna auguer sim vulla feu feu faccumm<br />

odoless eniscilis dolore feu feugait lore velisi tem zzrit ilis aliquatem dit amcommy nullam,<br />

senissenim ipit at vullaor tincidunt velenit, sequam amet, secte faccum diamet lamet<br />

<strong>ST</strong>/A/R Verlag Wien<br />

http://renfah.net


18 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Vorwort<br />

Barbara Doser<br />

Puffs ... Atemstöße sind unwiederbringliche Zeichen von Leben. Eingespeist in einen<br />

Latexballon werden sie als Volumen sichtbar.<br />

Umwickelt mit einer transparenten, kohäsiven PE-Folie mutieren sie zu stabilen Skulpturen.<br />

Sie sind rundlich, fruchtblasenförmig und haben<br />

einen Nippel. Hofstetter Kurt (Bussi) nennt sie Puffs. Sie dienen der<br />

Archivierung von Atemstößen als individuelle Momente der Endlichkeit, wobei der Atem<br />

den Raum seines Verbleibs selbst anlegt.<br />

Material: Latex, Pe-Folie, UV-Lack. Größe variabel: ab <strong>30</strong>x<strong>30</strong>x<strong>30</strong> cm …<br />

zu ordern unter: barbaradoser@sunpendulum.at.<br />

Neben meinen architektonischen<br />

Konstruktionen ist eine ungeordnete<br />

Agglomeration aus Sätzen, Fundstücken<br />

und Worten geblieben, die für<br />

mein Machen ein wirkungsvolles<br />

immaterielles Geflüster waren, das ich<br />

in dieser Unordnung nicht<br />

mitteilen konnte.<br />

Aus dem Agglomerat formt sich<br />

der Tractatus Architectonicus-<br />

Experimentalis oder der Tractatus<br />

Architectonico-Experimentalis, der<br />

im Herbst 2012 im Metroverlag Wien<br />

erscheinen wird.<br />

2<br />

Der Text erscheint in der <strong>ST</strong>/A/R Zeitung<br />

als Prototractatus Architectonicus-


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 19<br />

Experimentalis, dem Stand der<br />

Arbeit entsprechend in der Anordnung<br />

und Übersetzung der Sätze noch<br />

teilweise nicht abgeschlossen.<br />

Die Herausgabe des Werkes im<br />

Metroverlag kann noch durch<br />

Mitteilungen, Sätze, Stellungnahmen,<br />

Kritiken, Kommentare oder Fundstücke<br />

erweitert werden. Auch der <strong>ST</strong>/A/R<br />

Leser ist eingeladen an dieser<br />

Weiterentwicklung teilzunehmen,<br />

office@star-wien.at.<br />

Dank an den russischen Architekten<br />

und Philosophen Sergej Volgin,<br />

der mir durch seine kritischen<br />

und zustimmenden Hinweise das<br />

Vertrauen geschenkt hat, das Werk zu<br />

veröffentlichen.<br />

Heidulf Gerngross, Wien 2012<br />

3<br />

Puff © Barbara Doser, VBK, 2012


20 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Kunst<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Katharina Heinrich<br />

Katharina Heinrich bedient sich bei der Erzeugung ihrer variablen Raumkörper der Technik des Flechtens, die seit Jahrtausenden der Fertigung von Texturen<br />

dient und im konsequenten Nachvollzug strenger Gesetzmäßigkeit unterliegt. Die rhythmische Tätigkeit des steten Drunter und Drüber wird von Heinrich als ein<br />

„bildhauerischer Akt“ aufgefasst, der ihre künstlerischen Vorstellungen auf sinnstiftende Weise mit präzisen Gestaltungsmethoden verbindet. Entsprechend bezeichnet<br />

die Künstlerin das Flechten als ein bewusstes Handeln, welches sich jedoch im Zuge des Gestaltens der immergleichen Verschränkung von horizontalen<br />

und vertikalen Bändern unterwirft.<br />

Textausschnitt von Monika Pessler, Direktorin der Kiesler Stiftung Wien,<br />

Katharina Heinrich „um auf ab Riss“, 2011<br />

1. Die Form ist das, was<br />

gebraucht wird.<br />

1.1. Unsere Ästhetik ist die Praxis<br />

des Gebrauchs.<br />

1.1.1. Der Gebrauch ist der<br />

Rhythmus.<br />

1.2. Unsere Architekturschule lehrt<br />

das Planen und das Machen.<br />

1.2.1. Architekten werden zum Planen<br />

erzogen. Sie sollten zum<br />

Machen erzogen werden.<br />

1.2.2. Man braucht nicht planen. Man<br />

macht.<br />

1.2.3. Was man nicht planen kann,<br />

das soll man machen.<br />

1.2.4. Ich plane nicht, ich mache.<br />

Archiquant-Geflecht, Katharina Heinrich,<br />

Peddigrohr, 2011<br />

4


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 21<br />

Rotes Geflecht mit Ösen,<br />

2010, Gummi/rubber,<br />

Dimension variabel/variable<br />

dimension, H 350 cm<br />

1.3. Die Bedeutung weiß<br />

Bescheid.<br />

1.3.1. Die Bedeutung weiß auf alle<br />

Fälle Bescheid.<br />

1.3.2. Der Schein trügt nicht.<br />

1.4. Die Architektur ist<br />

Materialphilosophie.<br />

1.4.1. Architektur ist die<br />

Entdeckung des<br />

Selbstverständlichen.<br />

(Feldenkrais)<br />

1.4.2. Städteplanung ist<br />

Innenarchitektur.<br />

5


22 <strong>ST</strong>/A/R Kunst<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Katharina Heinrich<br />

SchlauchnetzX, 2011, Kiesler Stiftung Wien,<br />

Kunststoffschnüre/plastic strings, 400 x 400 x 3<strong>30</strong> cm<br />

NetzZelt , 2010, Kunststoff/plastic, 220 x 220 x 310 cm<br />

Installation A trans Pavilion, Berlin 2011, © Karsten Huth<br />

1.4.3. Das Küken fühlt sich wohl,<br />

weil es von Innen lesen<br />

kann.<br />

1.5. Die wirksamste Struktur ist<br />

die, die man nicht merkt.<br />

(John Cage)<br />

2. Die Architektur ist eine<br />

Mitteilung über Maß und<br />

Proportion.<br />

2.1. Maß und Proportion haben<br />

die Gerechtigkeit<br />

in sich.<br />

2.1.1. Proportionieren ist die<br />

Aufgabe des Architekten.<br />

2.1.2. Die Proportion ist ein<br />

Vertrauensverhältnis.<br />

6<br />

SKIZZE, 2010, Drahtseil/wire rope, Kiesler Stiftung Wien, 50 x 60 cm


<strong>ST</strong>/A/R 23<br />

Städteplanung / Architektur / Religion 23<br />

Archiquant-Geflecht, Katharina Heinrich, Peddigrohr, 2011<br />

www.katharinaheinrich.net<br />

2.1.3. Das Maß ist die<br />

Notwendigkeit der<br />

Proportion.<br />

2.1.4. Wenn etwas nicht Maß und<br />

Proportion hat, ist es schon<br />

ungerecht.<br />

2.1.5. Das ganze Ziel von Maß und<br />

Proportion ist Gerechtigkeit.<br />

2.2. Proportion bedeutet<br />

menschliches Maß<br />

und natürliches<br />

Verteilungssystem.<br />

2.2.1. Maß und Proportion<br />

beinhalten die Dimension<br />

des menschlichen Seins und<br />

des sozialen Machens.<br />

7<br />

Rote Bänder, 2009, Video, 42 min (Videostills)


24 Licht <strong>ST</strong>/A/R kunst<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

TERESA MAR<br />

LIGHT ART<br />

LIGHT ART ‘Chamäleon’, Berlin<br />

Berlin Festival of Light 12.-23.10.2011<br />

(6 HX-Projektoren, 6 Standbilder)<br />

1,5 Mill.Besucher fanden sich zum Berlin Festival of Lights im Oktober<br />

2011 ein.<br />

Die größte Arbeit‚ ‘Chamäleon‘ leuchtete 12 Nächte lang auf den<br />

Dom im Berliner Lustgarten und stammt von der österreichischen<br />

Lichtkünstlerin TeresaMar. TV (RTL, RBB, SAT 3) und Presse berichteten<br />

darüber.<br />

Teresa Mar: „Berührt Licht die Fassade des Monuments, so verhält sich<br />

die Fassade wie eine Haut, voller Schattierungen, Formen und Farben.<br />

Dort, wo die Projektion in die Abstraktion mündet, wird der Punkt<br />

erreicht, wo unsere Ideen jene großen Dimensionen erreichen, die uns<br />

8<br />

2.2.2. ‚Ora et labora’.<br />

(Benediktiner) ‚Mensura<br />

et proportio’, ‘Maß und<br />

Proportion’ sind die<br />

Grundsätze der Jakob<br />

Prandtauer Schule für<br />

Architektur in Melk.<br />

2.2.3. Maß und Proportion haben<br />

materielle und geistige<br />

Funktionen.<br />

2.3. Die Geometrie ist<br />

unweigerlich da.<br />

2.3.1. Kurve. Kreis. Gerade.<br />

Winkel. Thales von Milet


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 25<br />

hat eine geometrische<br />

Struktur entdeckt, in der<br />

jeder Winkel im Halbkreis<br />

ein rechter Winkel ist.<br />

2.3.2. Pythagoras hat nicht nur<br />

die inneren Beziehungen<br />

innerhalb von Proportionen<br />

untersucht. Gleichzeitig<br />

hat Pythagoras eine<br />

Lebensschule aufgebaut. Er<br />

galt ebenso als Schamane<br />

wie als Wissenschaftler.<br />

2.3.3. Schule des Maßes. Schule<br />

der Proportion.<br />

2.4. Die Architektur ist<br />

der Applikator der<br />

menschlichen Größe.<br />

9<br />

als Teil der Matrix, als Teil der Nicht-Materie erfahren lassen.<br />

Abstraktion liegt in der Perspektive.“<br />

Die Arbeiten der Lichtkünstlerin verändern sich je nach Distanz und<br />

Blickwinkel.<br />

Licht ermöglicht ihr die organische Transformation des figurativen<br />

Bildes hin zur Abstraktion.<br />

Basis sind Collagen. Durch die Wiederverwendung bereits gesehener<br />

Medienbilder sucht Teresa Mar den Durchbruch dominanter visueller<br />

Konventionen und führt den Betrachter auf diese Weise in eine<br />

visuelle Konfrontation.<br />

Schwerpunkt ihrer Lichtkunst ist das ‚bewegte Bild‘, das in seiner<br />

Langsamkeit jene Tiefe erzeugt, die eine Reise durch die Sinne<br />

eröffnet.


26 <strong>ST</strong>/A/R xxxxx<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

TERESA MAR<br />

Wien<br />

Karlskirche<br />

Mai 2010<br />

2.4.1. Die gesamte Architektur<br />

hängt von den Maßen des<br />

Menschen ab.<br />

2.4.2. Elle, Fuß, die ältesten<br />

Maßeinheiten sind<br />

menschliche Maße.<br />

2.4.3. Le Corbusier hat den<br />

Modulor aus menschlichen<br />

Maßen geschaffen.<br />

43 cm, Sitzhöhe, Knie.<br />

70 cm,Tischhöhe.<br />

113 cm, Barhöhe, Nabel.<br />

183 cm, Kopfhöhe.<br />

226 cm, ausgestreckte Hand.<br />

Portugal<br />

Sintra ‘LUMINA‘<br />

September 2011<br />

10


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 27<br />

Teresa Mar<br />

Lichtkünstlerin<br />

2.4.4. Der Modulor ist im Archiquant<br />

gespeichert.<br />

2.5. Der Archiquant hat Maß<br />

und Proportion in sich.<br />

Der Archiquant ist eine<br />

Materialisierung von Maß und<br />

Proportion.<br />

2.5.1. Der Archiquant ist aus dem<br />

Machen entstanden.<br />

11<br />

Niederlande<br />

Eindhoven ‘GLOW’<br />

November 2010


28 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

WILLKOMMEN IN DER GOMRINGER-EPOCHE<br />

„ S<br />

ie hat allerdings, zumindest scheint angenäht werden kann, in den Heizkessel<br />

es so, einen großen, ja für Lyriker fast geworfen hat. Obwohl er fast verblutet wäre,<br />

unverzeihlichen Nachteil: Sie leidet nicht. gilt er jetzt, nach dieser unfassbaren Verzweiflungstat,<br />

noch immer nicht als arbeits-<br />

Im Gegenteil, auf Fotos grinst sie, oder lacht.<br />

Ist das nicht ungehörig? Haben nicht gerade unfähig.<br />

Lyriker ihr anämisches Gesicht in den knochigen<br />

Händen zu vergraben und drein-<br />

Moderne selbst einen Fuß abgeschnitten<br />

Auch die Lyrik hat sich mit der klassischen<br />

zusehen, als hätten sie eine hartnäckige und sichergestellt, dass er nicht mehr angenäht<br />

werden kann.“<br />

Harnwegsentzündung gepaart mit Bandscheibenvorfall<br />

und Migräne? Nein, haben<br />

sie nicht. Die Gomringerin, dieses schalkhafte<br />

Wortspringginkerl, dieser Lyrikerin gewordene<br />

Pumukl, beweist das Gegenteil. Sie<br />

strahlt etwas aus, das sie mit ihren Gedichten<br />

macht: Freude.“<br />

Diese Passage ist einer Laudatio auf Nora<br />

Gomringer entnommen, die aus der berühmten<br />

Feder des Herrn Franzobel<br />

stammt und die in voller Länge in der<br />

Tageszeitung mit intellektuellem Anspruch,<br />

dem Standard vom 28.04.12, zu<br />

lesen war. Sie kam genau im richtigen<br />

Moment. Denn genau in diesem Augenblick<br />

arbeite ich an der Ausarbeitung der<br />

Frage: Wie muss eine Stadt, ein Land,<br />

vielleicht eine kleine Welt usw. beschaffen<br />

sein, damit Lyrik dort nicht mehr gelesen<br />

und nachvollzogen werden kann?<br />

Franzobel liefert mit seiner Laudatio einige<br />

wichtige Hinweise. Sein Text entwirft<br />

zwei Bilder von Lyrikern und Lyrik.<br />

Ein negatives und – wie überraschend<br />

- ein positives. Das positive ist sehr viel<br />

weniger ausgeführt als das negative und<br />

ist mehr oder weniger auf die Fotografie<br />

Nora Gomringers beschränkt.<br />

Ich denke, es lohnt sich, die Klischees,<br />

von denen Franzobel in seinem Text Gebrauch<br />

macht, etwas unter die Lupe zu<br />

nehmen: schließlich schrieb Franzobel<br />

seinen Text anlässlich einer Preisverleihung,<br />

publizierte ihn in einer auflagenstarken<br />

Zeitung, kurz: Rührte die Werbetrommel<br />

und reihte sich damit in die<br />

Reihe der bezahlten Claqueure ein. Mit<br />

erstaunlicher Offenheit erzählt Franzobel,<br />

wie er dazu kam, diese Laudatio zu<br />

schreiben. Ein Professor Möbus hätte sie<br />

ihm angetragen und er ließ sich breitschlagen,<br />

obwohl er noch keine Zeile der<br />

Autorin kannte. Zunächst war er nicht<br />

gerade begeistert, über eine junge Lyrikerin<br />

schreiben zu sollen. Schließlich<br />

kannte er doch die Vorliebe der alten<br />

Herren des Literaturbetriebes für junges<br />

Blut und die dadurch aufgewirbelten<br />

Fantasien. Da machen sie offenbar gern<br />

Preise für die jungen Damen. Er fragte<br />

sich sogar aufrichtig selbst, ob er nicht<br />

bloß ein alter Knacker ist, der nur am<br />

Knackigen der Gomringer interessiert<br />

ist. Aber noch etwas anderes ließ ihn zögern:<br />

Er hatte sich gerade in letzter Zeit<br />

zunehmend von der Lyrik distanziert, sie<br />

kam ihm vor wie<br />

„…jener oststeirische Arbeitslose, der sich<br />

vor nicht einmal einem Monat aus lauter<br />

Angst vor der Überprüfung seiner Arbeitsfähigkeit<br />

durch das Arbeitsamtsservice nach<br />

dem Konsum mehrerer selbstgebrannter<br />

Schnäpse mit einer selbstgebastelten Sägevorrichtung<br />

einen Fuß selbstvergessen abgeschnitten<br />

hat und diesen dann auch noch,<br />

um sicherzustellen, dass er ihm nicht mehr<br />

Der anämische Lyriker, dieses Bild sehe<br />

ich jetzt vor mir, sägt sich ein Bein ab,<br />

vergräbt sein verzweifeltes Antlitz in<br />

den knochigen Händen, das wenige Blut<br />

spritzt und er erleidet einen Bandscheibenvorfall<br />

während er nach Pillen gegen<br />

seine Migräne sucht während ihm<br />

eine Harnwegsinfektion Fieberträume<br />

beschert. Da ist doch das Bild der Gomringer<br />

schon was andres: Sie grinst oder<br />

lacht sogar auf dem Foto, wie ihre Gedichte,<br />

die uns allen Freude machen. Haben<br />

wir denn da noch eine Wahl? Die<br />

Gomringer hat Baudelaire endgültig aus<br />

der Literaturgeschichte hinausgegrinst.<br />

Nun gut, wenn man auch sagen muss,<br />

dass die Metapher vom abgeschnittenen<br />

Fuß doch ein wenig hinkt, so ist<br />

der Bandscheibenvorfall, die Migräne<br />

etc. doch sehr realitätsnah. Dieser ganze<br />

Unfug ist als Kritik an den Lyrikern der<br />

klassischen Moderne gedacht: Mallarmé,<br />

Baudelaire, Georg Trakl…<br />

…denn seit die Lyrik<br />

„…Versmaß, Metrik und Strophenform aufgegeben<br />

hat, hatscht sie dahin und kommt<br />

kaum noch an ihr Publikum.“<br />

Da ist es bei der jungen frischen Gomringer,<br />

o ja, DIE Gomringer wie DIE Bachmann,<br />

das kann man, nein, das muss<br />

man sagen, sagt Franzobel, ja da ist es<br />

schon viel besser, denn sie ist seit dem<br />

Jahre 2006 eine<br />

„…von allen, na ja, vielleicht nicht ganz<br />

von allen, aber zumindest von den meisten<br />

Zwängen, Konventionen und Erwartungshaltungen<br />

befreite Dichterin, die seither,<br />

und das zu Recht – bestaunt, bewundert<br />

und beklatscht wird.“<br />

Nun, Franzobel ist berühmt, da darf man<br />

in Österreich nicht so genau hinschauen.<br />

Versmaß, Metrik, Strophenform sind<br />

wohl nur für die kranken Dichter hinderliche<br />

Konventionen, Zwänge und Lesererwartungen…?<br />

Was den Dichtern schadet,<br />

die Befreiung nämlich von den Zwängen,<br />

hilft bei der Gomringer so sehr, dass alle<br />

sich freuen und klatschen. Bei der Gomringer<br />

sieht Franzobel auch etwas „ganz<br />

Eigenes“: Rhythmus und Melodie namentlich,<br />

ja sogar „Gesang ohne Musik“.<br />

Erfreulicherweise lässt uns der Franzobel<br />

auch am ganz Eigenen der Gomringer<br />

schnuppern, ausgerechnet an einem<br />

Gedicht über den Nußbaumeder! Und<br />

den „schätzen wir alle auch sehr“. Gut zu<br />

wissen, finde ich. Der Gomringer gelingt<br />

schließlich, worum sich alle, ja das steht<br />

so in diesem Text, Dichter erfolglos bemühen:<br />

Es ist dies die ungeheuer schwierige<br />

„Poetisierung des Alltags“:<br />

„Das Stück mit dem Gurkenflieger und den<br />

Polen<br />

Haben sie gar nicht verstanden<br />

Aber gelobt haben sie den Nußbaumeder“<br />

Welch eine Melodie! Welch ein Gesang!<br />

(„Plötzlich sind da Rhythmus und Melodie,<br />

ein, wie es immer heißt, Gesang ohne Musik…“)<br />

Muss da nicht jeder dieser kranken<br />

Dichter gleich aus dem „Rollstuhl“<br />

(Franzobel) seiner kranken Lyrik wie<br />

geheilt herausspringen und vor lauter<br />

Freude tanzen? Ja wirklich: „Es ist alles<br />

da“ (Franzobel). Aber der Franzobel<br />

kennt halt den Vater der Gomringer und<br />

der Professor gehört da auch irgendwie<br />

zur Seilschaft und so kam es halt zum<br />

Preis und dann zum Lobpreis.<br />

Aber das mit dem Gurkenflieger und<br />

den Polen habe ich auch durch das Gedicht<br />

nicht verstanden. Aber wenigstens<br />

habe ich niemanden gelobt, schon gar<br />

nicht den Nussbaumeder oder gar den<br />

Pumukl. Eines kann jetzt schon prognostiziert<br />

werden: In der „Gomringer-<br />

Epoche“ (Franzobel), die exakt seit 2006<br />

angebrochen ist, werden die kranken<br />

Dichter, ja sogar die toten Dichter, alle<br />

ganz schnell gesund und knackig werden,<br />

sie werden nämlich höllisch was zu<br />

lachen haben und sich mörderisch darüber<br />

freuen. Vorausgesetzt der Franzobel<br />

wird hauptamtlicher Laudator. Denn:<br />

Wer einen solchen Laudator hat, braucht<br />

keinen Grabredner mehr.<br />

Aber wie sich das nun auch immer mit<br />

der ganzen Mischpoche verhält, mit dem<br />

Professor Möbus, der Gomringer, ihrem<br />

Vater Eugen, dem Hauptvertreter der<br />

konkreten Poesie, ihrer Mutter Nortrud,<br />

„der Wissenschaftlerin“ und der Claque,<br />

zu der eben auch der Franzobel gehört,<br />

der Text gibt doch Einblick in den Bewusstseinszustand<br />

der heutigen Leser.<br />

Denn was Franzobel an diesen Gedichten<br />

der Gomringer so mag, ist dieses:<br />

„Zugänglichkeit, Einfachheit und Witz<br />

ihrer Gedichte machen Nora Gomringer<br />

nicht nur zu einer würdigen Preisträgerin<br />

sondern auch zu einer zeitgemäßen<br />

Nachfolgerin dieses Großmeisters<br />

der kleinen Form (ihres Vaters,<br />

Anm.). Indem sie aus scheinbar<br />

alltäglichen, banalen Sätzen<br />

große Gedichte formt, gelingt<br />

ihr möglicherweise das, was alle<br />

Dichter wollen, aber selten nur<br />

erreichen, eine Poetisierung des<br />

Alltags.“<br />

Alles an diesen Sätzen ist fragwürdig<br />

und ist zugleich nur<br />

allzu richtig. Zeitgemäß ist das,<br />

was leicht konsumiert werden<br />

kann. Aber was heißt hier „Alltag“?<br />

Den Alltag poetisieren….<br />

hat denn jeder denselben Alltag?<br />

Hat der Lyriker denselben<br />

Alltag wie ein Journalist? Den<br />

Alltag poetisieren…das dürfte<br />

schon aus dem Grunde nicht<br />

von allen Dichtern gewünscht<br />

werden, weil es einen „den“ Alltag<br />

nicht gibt. Auch wenn Nora<br />

12<br />

Gomringer eine Dichterin sein mag –<br />

ich maße mir hier kein Urteil an – eine<br />

Lyrikerin im spezifischen Sinn kann<br />

sie nicht sein. Sie schreibt Kurzprosa<br />

in Versform, sie schreibt Epigramme,<br />

aber keine Lyrik. Wenn dieses Wort einen<br />

Sinn hat, dann unterscheidet es bestimmte<br />

Texte von jenen anderen, die<br />

man der Prosa zurechnet. Um aber das<br />

lyrische Moment oder Motiv eines wie<br />

auch immer formal aufgebauten Textes<br />

nachvollziehen zu können, muss man<br />

dieses Moment in sich selbst haben.<br />

Das ist wie beim Musik hören: Man liebt<br />

jene Musik, die man in sich selbst hat,<br />

die man selbst auf eine wohl verwickelte<br />

Weise ist. Es scheint Tatsache zu sein,<br />

dass Lyrik im spezifischen Sinn kaum<br />

mehr Leser findet, da diesen das lyrische<br />

Moment völlig abgeht. Warum ist<br />

das heute so und war noch vor hundert<br />

und hundertfünfzig Jahren vollkommen<br />

anders? Was ist es, das die Vorherrschaft<br />

der Prosa begründet, auch in den heute<br />

zeitgemäßen Gedichten, und scheinbar<br />

in alle Zukunft festigt?<br />

Zur Beantwortung dieser Frage bin ich<br />

nicht vorbereitet. Ich kann nur einige<br />

wenige Anhaltspunkte vorschlagen.<br />

Es könnte wohl so etwas geben, und gibt<br />

es in Teilbereichen auch innerhalb ästhetischer<br />

Studien der Kunstgeschichte<br />

schon lange, wie eine Geschichte der Erfahrung,<br />

des Erfahrens, eine Geschichte<br />

des Erlebens. Konkret könnte das heißen,<br />

dass man eine Geschichte der<br />

Angst, der Lust, der Langeweile schreiben<br />

kann. Aber auch eine Geschichte<br />

des Hörens, des Sehens, des Tastens,<br />

ja sogar des Schwitzens. Aber wer wird<br />

die Geschichte des lyrischen Erfahrens<br />

schreiben? Das wäre so, als wollte man<br />

eine Geschichte der Träume der Argonauten<br />

schreiben.<br />

Wenn es noch Lyriker gibt, dann sind allein<br />

sie befähigt, das lyrische Moment zu<br />

umgrenzen, einer Nachwelt noch in irgendeiner<br />

Weise zugänglich zu machen.<br />

Und es gibt sie.<br />

Sollten sie leiden, dann wird ihr Leiden<br />

rein sein.<br />

2.5.2. Kreis, Dreieck, Rhombus,<br />

Rechteck, Quadrat, Elipse und<br />

Archiquant sind geometrische<br />

Figuren. Der Archiquant ist<br />

eine neue geometrische Figur.<br />

2.5.3. Die Geometrie des<br />

Archiquanten. Die Breite B ist<br />

sein Radius R. Seine Tiefe T ist<br />

der Goldenen Schnitt von B<br />

oder R.<br />

B=R<br />

R<br />

T


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 29<br />

Wenn es Epochen gibt und wenn es<br />

ein epochenspezifisches Erleben gibt,<br />

so könnte man sich vorstellen, dass in<br />

dieser Gegenwart das Erleben an einem<br />

schon sehr flachen Streckenabschnitt<br />

einer sich weiter verflachenden Sinus-<br />

Cosinus-Kurve angekommen ist. Ich<br />

meine damit, dass die Höhen und Tiefen<br />

der Erfahrung jetzt kleinen Hügeln<br />

und flachen Tälern gleichen. Die lyrische<br />

Erfahrung ist aber exorbitant im wörtlichen<br />

Verstande dieses Wortes und sie ist<br />

in diesem Sinn exzentrisch. Es ist aber<br />

so, als hätte das Erleben seinen Ort verloren,<br />

als hätte man nicht genügend Resonanzraum<br />

für das lyrische Moment,<br />

nicht genug Stille, ja, nicht genug Leere,<br />

nicht genug allein sein. Man hat sich<br />

scheinbar endgültig dafür entschieden,<br />

sich tagtäglich mit Musik, Fernsehen,<br />

Internet vollzustopfen, so dass weder<br />

Zeit noch Raum bleibt. Die allmähliche<br />

Wandlung des Raumes in eine Fläche<br />

und die entsprechende Veränderung der<br />

Zeit zu einem Taktstock, der den Rhythmus<br />

auf dieser Fläche schlägt, gibt das<br />

Paradigma auch der Sprache, die heute<br />

gehört werden kann.<br />

Exorbitante Erfahrung setzt allerdings<br />

den Mut zu exorbitanter Sprache voraus,<br />

ohne das frühzeitige Schielen auf Publikum,<br />

die bürgerliche Karriere und diesen<br />

ganzen Dunstkreis.<br />

Es gibt einen Mythos der Lyrik. Er spricht<br />

vom Höchsten und vom Tiefsten und<br />

den Wegen, die beide verbinden. O Gott,<br />

Meine Rede am tiefen Grab der Lyrik beginnt<br />

bei Hermes, dem Gott der Diebe,<br />

der Sprache und der Brücken. Von diesem<br />

Gott leiten sich sowohl die Hermetik<br />

als auch die Hermeneutik ab. Man<br />

könnte sagen, das sind seine Grabbeigaben.<br />

Im Falle der Griechischen Mythologie<br />

ist es besser, darin nicht unterrichtet<br />

worden zu sein. Es ist besser, diese Welt<br />

barfuss zu betreten. Etwas, das sich die<br />

Gomringer laut Franzobel so oder so erspart<br />

hat. Aber wer weiß, vielleicht würde<br />

ihr diese Geschichte gefallen.<br />

Wenn<br />

Sie<br />

jetzt<br />

2.5.4. Der Archiquant läßt sich mit<br />

Zirkel und Lineal konstruieren.<br />

2.5.5. Die Konstruktion des<br />

Archiquanten.<br />

m<br />

K5<br />

K3<br />

C<br />

S4<br />

S1<br />

G<br />

A<br />

K1<br />

S6<br />

S2<br />

Für eine gegebene Strecke AB.<br />

auf der Grundlinie m:<br />

Konstruiere<br />

Kreis K1 mit Mittelpunkt A und<br />

Radius AB.<br />

S<br />

M1<br />

S5<br />

S8<br />

B<br />

K2<br />

K4<br />

S3<br />

NÄCHTLICHE HEIMKEHR - THERE IS NO PLACE LIKE HOME (Nach Franz Sedlacek „Nächtliche<br />

Heimkehr“), 155 x 190, 2008.<br />

homepage: www.zeindl.net<br />

gegoogelt haben, so wissen sie, dass<br />

Hermes seinem Halbbruder Apollon die<br />

Lyra geschenkt hat, allerdings nachdem<br />

er ihm zuvor eine Rinderherde gestohlen<br />

hatte. Die Lyra hatte Hermes selbst<br />

erfunden. Apollon schenkte sie schließlich<br />

dem Orpheus. Und der spielte darauf<br />

unerhörte Lieder. Dieser orphische<br />

Gesang bekam seine heutige, melancholische<br />

Bedeutung allerdings erst dadurch,<br />

dass Euridike starb. Orpheus, der<br />

Sänger, war berühmt dafür, dass er sogar<br />

die Steine zum Weinen brachte. Nun<br />

aber, nachdem Euridike, seine Frau, gestorben<br />

war, trat er eine Reise in die Unterwelt<br />

an. Dort sang er dem Hades seine<br />

Lieder. Und tatsächlich, Hades gab Euridike<br />

vom Tod frei. Allerdings nur unter<br />

einer Bedingung: Orpheus durfte<br />

sich auf dem Weg nach oben<br />

13<br />

Die Konstruktion des Archiquant<br />

für eine gegebene Strecke AB auf der Grundlinie m:<br />

nicht nach Euridike umsehen.<br />

Also gingen sie los. Orpheus<br />

hörte aber die Schritte Euridikes<br />

hinter ihm plötzlich nicht<br />

mehr. In Sorge drehte er sich<br />

um und alles war vorbei. Euridike<br />

blieb in der Unterwelt gefangen.<br />

Seither ist die Lyrik das<br />

traurige Lied, sagt das eigene<br />

Versagen genauso, wie die<br />

Wiederauferstehung aus dem<br />

Tode. Der Orpheus-Mythos<br />

wird manchmal als der Quell<br />

des Jesus-Mythos angesehen.<br />

- konstruiere<br />

Kreis K1 mit Mittelpunkt A und Radius AB<br />

Kreis K2 mit Mittelpunkt B und Radius AB<br />

* K1 schneidet K2 in M1<br />

* K1 schneidet m in C.<br />

Kreis K3 mit Mittelpunkt C und Radius AB<br />

* K3 schneidet K1 in S1<br />

Linie durch S1 und B schneidet K2 in S2 und S3<br />

Kreis K4 mit Mittelpunkt M1 und Radius M1S3<br />

* K4 schneidet AC im goldenen Schnitt G<br />

* K4 schneidet K1 in S4 und S5<br />

Kreis K5 mit Mittelpunkt G und Radius AB<br />

Linie durch S2 und S5 schneidet K5 in S6<br />

Linie durch S3 und S4 schneidet K5 in S7 und K1 in S8<br />

- erhalte Archiquant S5 S6 S7 S8<br />

- verbinde K5-Segment S6S7 mit K1-Segment S5S8<br />

Passion<br />

Wenn Orpheus silbern die Laute<br />

rührt,<br />

beklagend ein Totes im Abendgarten,<br />

Wer bist du Ruhendes unter hohen<br />

Bäumen?<br />

Es rauscht die Klage das herbstliche Rohr,<br />

Der blaue Teich,<br />

Hinsterbend unter grünen Bäumen<br />

Und folgend dem Schatten der Schwester;<br />

Dunkle Liebe<br />

Eines wilden Geschlechts,<br />

Dem auf goldenen Rädern der Tag davonrauscht,<br />

Stille Nacht<br />

(Georg<br />

Trakl)<br />

Diese Laute heißt Lyra und sie hat die<br />

Macht, lebendig zu machen, aber sie<br />

hat keine Macht, ihre eigene Sorge und<br />

Angst zu kontrollieren, so bringt sie den<br />

Tod hervor. Das nenne ich Lyrik. Aus diesem<br />

Widerspruch entsteht ihre Schönheit.<br />

Warum blickt Orpheus zurück? Einerseits<br />

aus einem Zuviel, andererseits<br />

aus einem Zuwenig: Seine Liebe zu Euridike<br />

ist so groß, dass er in die Unterwelt<br />

steigt, sie ist so groß, dass sie den<br />

Tod verwandelt und sie ist so groß, dass<br />

sie eine noch größere, unkrontrollierbare<br />

Angst und Sorge erzeugt, die sein<br />

Vertrauen in den Prozess erschüttert: Er<br />

blickt zurück, um sich zu vergewissern<br />

und beleidigt damit den Gott, der seine<br />

Entscheidung nur einmal trifft. Diese<br />

Selbstvergewisserung könnte man als<br />

Mangel an Vertrauen sehen, als Schwäche,<br />

die Orpheus in dem Augenblick<br />

überwältigt, als es darum geht, das vergangene<br />

Moment des Sieges blind festzuhalten.<br />

Orpheus ist zu seinem eigenen<br />

Schaden kein Optimist. Er möchte das<br />

einmalige Moment der Gewissheit wiederholen<br />

und verliert alles. Er möchte sehen<br />

anstatt zu vertrauen. Eine Tragödie,<br />

eine theatralische Inszenierung: Was besagt<br />

das für die faktische Lyrik beispielsweise<br />

eines Trakl? Oder eines Hölderlin?<br />

Diese Frage würde hier zu weit führen,<br />

dennoch glaube ich, dass der Mythos als<br />

Interpretationsschema mit bestimmten<br />

Lyriken konfrontiert, zu interessanten<br />

Einblicken führen könnte. Man könnte<br />

fragen, ob und inwiefern „exorbitanter“<br />

Lyrik ihr eigenes Scheitern bereits<br />

eingeschrieben ist. Oder ist es ihr vorgeschrieben?<br />

Als unsichtbare Schrift vor<br />

der Schrift, die dieser die Bahn vor-gibt?<br />

Man könnte fragen, ob und inwiefern die<br />

große Kraft der exorbitanten Sprache in<br />

ihrem innern gegen sich selbst arbeitet:<br />

Indem nämlich diese große Kraft unsichtbar<br />

bleibt und insofern blindes Vertrauen<br />

erfordern würde, überfordert sie<br />

den schwachen Menschen, der an diese<br />

exorbitante Größe nicht glauben kann.<br />

Möglicherweise ist die Lyrik zu groß für<br />

uns. Möglicherweise können wir nicht<br />

glauben, dass die exorbitante Sprache alles<br />

Tote zum Leben erweckt. Das Schöne,<br />

schreibt Rainer Maria Rilke pessimistisch,<br />

ist nur des Schrecklichen Anfang.<br />

Und so bekommen wir nur, was wir verdienen.<br />

Den Nußbaumeder haben sie gelobt<br />

Wegen seiner bayrischen Dramatik und<br />

Dem Wie-Franz-Xaver-Kroetz-Sein<br />

Pumukl, Franzobel, Prof. Möbus und<br />

wie sie alle heißen: Lyrik ist das nicht.<br />

Es mag alles andere sein, ein Gedicht,<br />

ja, aber keine Lyrik bitte. Solche Unterschiede<br />

im Wort werden vermutlich<br />

in der Gomringer-Epoche (Franzobel)<br />

keine Rolle spielen, ist doch gerade d i e<br />

s e Indifferenz stilbildend für sie und ihr<br />

Selbstverständnis.<br />

Alexander Schießling


<strong>30</strong> <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

60 Jahre<br />

Thomas Kiang<br />

Ein langjähriger Beitrag zur Berreicherung<br />

der Österreichischen Kultur<br />

Geburtstagsfeier in der Rotgasse.<br />

KIANG Rotgasse • Rotgasse 8 • 1010 Wien<br />

Tel.: 01/533 08 56<br />

Öffnungszeiten: Küche Mo-Sa 11:<strong>30</strong> - 15:00 und 18:00 - 23:00<br />

Catharine Kiang<br />

Tomas Kiang vibriert<br />

im Gewühle der Gefühle<br />

Kreis K2 mit Mittelpunkt B und<br />

Radius AB.<br />

* K1 schneidet K2 in M1.<br />

* K1 schneidet m in C.<br />

Kreis K3 mit Mittelpunkt C und<br />

Radius AB.<br />

* K3 schneidet K1 in S1.<br />

Linie durch S1 und B schneidet<br />

K2 in S2 und S3.<br />

Kreis K4 mit Mittelpunkt M1<br />

und Radius M1S3.<br />

* K4 schneidet AC im goldenen<br />

Schnitt G.<br />

* K4 schneidet K1 in S4 und S5<br />

Kreis K5 mit Mittelpunkt G und<br />

Radius AB.<br />

Linie durch S2 und S5<br />

schneidet K5 in S6.<br />

14


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 31<br />

Von Anfang an, bereits vor 20 Jahren wurde mit dem Lokal in der Rotgasse der Geschmacksbegriff auch auf Gestaltung<br />

und Präsentation bezogen: Die Architektur ist wesentliches Transportmittel für Philosophie und Atmosphäre.<br />

So wie die Küche neue Geschmackssensationen kreiert, die auf traditioneller Erfahrung gründen und zugleich<br />

die Neugierde unserer Zeit befriedigen, vermittelt in allen KIANG Lokalen zeitgenössische Formensprache<br />

eine Stimmung, die besonders auch Menschen anspricht, die im weitesten Sinn aktuelle Kreativarbeit leisten.<br />

Besonders erfolgreich ist das Engagement von Helmut Richter, der nicht nur 1985 das Lokal im ersten Bezirk gestaltete,<br />

und damit das erste moderne Asia-Restaurant der Stadt schuf, sondern für die offene Glas-Architektur<br />

des Lokals am Rochusmarkt im dritten Bezirk 1998 mit dem Loos-Preis ausgezeichnet wurde. Der Annex des Lokals<br />

in der Rotgasse, um die Ecke am Fleischmarkt, machte unter dem Namen K2 in der Einrichtung des jungen<br />

Architektenteams artec mit seiner Kuhfell-Bar Furore, bevor es zwei Jahre später als Sushi-Bar den Reigen jener<br />

so erfolgreichen japanischen Gastronomie in Wien eröffnete. Nun wird es als TAKE A KIANG neugestaltet wiedereröffnet.<br />

Gratulazzzione<br />

Danke Thomas!!! Heidulf<br />

Linie durch S3 und S4<br />

schneidet K5 in S7 und K1<br />

in S8.<br />

Erhalte Archiquant S5 S6 S7 S8.<br />

Verbinde K5-Segment S6S7<br />

mit K1-Segment S5S8.<br />

(Hofstetter Kurt)<br />

2.5.6. Der Archiquant ist eine<br />

Metastruktur.<br />

2.5.7. Der Archiquant ist der rechte<br />

Winkel des 21. Jahrhunderts.<br />

2.5.8. Der Archiquant ist das<br />

Konzentrat des Modulors.<br />

2.5.9. Der Archiquant ist ein<br />

Handwerkszeug und ein<br />

Geisteswesen.<br />

15


32 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Kunst, Spaß, Terror. Unser Freundamigo Patrick Luxi<br />

2.5.10. Der Archiquant ist ein<br />

Architekturteilchen.<br />

2.6. Im Materialisieren von<br />

Proportionen gibt es Kurven<br />

und Geraden.<br />

2.6.1. Das Bauhaus hat sich vor allem<br />

auf die Gerade verlassen.<br />

2.6.2. Der Archiquant verbindet<br />

Kurven und Geraden.<br />

2.6.3. So beinhaltet auch die<br />

grafische Darstellung<br />

des Archiquanten zwei<br />

unterschiedliche visuelle<br />

Lesarten. Die eine erscheint<br />

als Archiquant, die andere als<br />

gebogene Fläche.<br />

aus der serie „it is what it is“ (2012)<br />

www.ameliezadeh.com<br />

16


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 33<br />

Unser schönster Freundamigo Marko gratuliert<br />

Karin Sommer zu Ihrem Dr.-Titel<br />

Archiquant<br />

Gebogene Fläche<br />

2.6.4. Weder Kurven noch Geraden<br />

zu priorisieren ist maßvoll.<br />

2.6.5. Das ‚Mittelmaß’ bedeutet,<br />

weder Kurven noch Geraden<br />

zu priorisieren.<br />

2.6.6. Der Archiquant repräsentiert<br />

das Mittelmaß.<br />

17<br />

Foto powerd by Dr. Karin Sommer


B=R<br />

R<br />

T<br />

34 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Der der nicht ein bischen stört ist<br />

kein Mensch<br />

3. Die Architektur transformiert.<br />

3.1. Architektur hat die Aufgabe,<br />

Zeit in Raum umzuwandeln.<br />

3.1.1. Der Aufbau des Raumes ist die<br />

Begrenzung des Raumes.<br />

3.1.2. Im Raum wirken Maß und<br />

Proportion.<br />

3.1.3. Wer mit der Fläche nicht<br />

arbeiten und umgehen kann,<br />

der kann auch mit dem Raum<br />

nicht arbeiten und umgehen.<br />

3.1.4. Jeder Strich ist ein Satz.<br />

3.1.5. Wer nicht zeichnen kann ist<br />

verdächtig.’ (Michelangelo)<br />

3.1.6. Der Strich<br />

ist ein Satz.<br />

18<br />

A B C D E F G H<br />

I J K L M N O P Q<br />

G NG<br />

R S T U V W X Y Z


2<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 35<br />

Magisch virtuelles Familientreffen in<br />

Banja Luca, in Bosnien-Herzegowina<br />

Terrorismusgalerie am 15 Juni 2012.<br />

3.2. Der Architekt begrenzt und<br />

öffnet.<br />

3.2.1. Die 1, 2, 3 Räume sind drei<br />

Flächen.<br />

3.2.2. Der Raum ist durch Flächen<br />

begrenzbar.<br />

3.2.3. Mit drei Flächen ist der Raum<br />

bereits begrenzt.<br />

3.2.4. Gleichzeitig lassen die 1, 2, 3<br />

Räume sehr viel Spielraum.<br />

1<br />

3<br />

N<br />

W<br />

O<br />

S<br />

R RNGRO GERNGROSS GERNGROSS GERNGROSS<br />

19


36 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Reinhold Kirchmayr, 2012<br />

3.2.5. Spielraum und Freiheitsgrad.<br />

Der Spielraum ist Freiraum.<br />

3.3. Die Form hat geistige und<br />

materielle Funktionen.<br />

3.3.1. Die Form ist die Möglichkeit<br />

der Struktur. (Wittgenstein)<br />

3.3.2. Die Struktur beinhaltet<br />

die Möglichkeiten<br />

unterschiedlicher Formen.<br />

3.3.3. Die Philosophie ordnet<br />

Geistiges, die Architektur<br />

ordnet Materielles.<br />

20


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 37<br />

Leibesübungen – Gymnastik<br />

3.4. Der architektonische Raum.<br />

Der Gerngrossraum.<br />

3.4.1. Man wird den Raum durch<br />

Licht und Farbe messen<br />

können. (Kandinsky)<br />

3.4.2. Der Gerngrossraum.<br />

Der Betrachter steht in der<br />

Bildebene und hat fünf Ebenen<br />

vor sich und fünf Ebenen<br />

hinter sich. Er baut und schaut<br />

sich seinen Raum.<br />

21<br />

Leibesübungen – Shiatsu


38 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Immanuel Moser<br />

geboren 1973 in Wien studierte bei Franz Graf und Daniel Richter an der Akademie für<br />

bildende Kunst in Wien.<br />

In seiner Kunst versucht er die Grenzen zwischen psychedelic art und gegenständlichem<br />

Graphic Design auszuloten, dazu benutzt er digitale Projektionen, welche diese ephemeren,<br />

extrem vergänglichen Bilder unserer Gesellschaft zeigen, um derart diese, mittels<br />

des Mediums der Ölmalerei, in haltbare, auch für zukünftige Generationen lesbare<br />

Werke zu verwandeln.<br />

Er greift dabei auch die Frage zwischen tribal/geometrical Art bzw Art brut und traditionell-akademischem<br />

Kunstbegriff auf, indem er sie zu Gegenständen seiner Formensprache<br />

erhebt, dies ist insbesondere in seiner Serie „Lulu“ in welcher er die Oper Alban<br />

Bergs verarbeitete, erkennbar.<br />

Des weiteren sind ebenfalls Elemente abstrakter Kunst sowie des phantastischen Realismus<br />

ein wichtiger Bestandteil seiner künstlerischen Formalisierung, so lassen sich Parallelen<br />

ziehen hin zu einem informellen Vokabular von Techniken für seine individuelle<br />

künstlerische Konzeption<br />

Sein Leben ist, ebenso wie seine Kunst nicht nur in einem bestimmten Genre beheimatet,<br />

so lebte er schon beispielsweise als Kind in Waco-Texas-USA und versuchte 1993<br />

mit seiner Band in Los Angeles Fuss zu fassen, von wo er 1994 wieder nach Österreich<br />

zurückgekehrt, den Plan fasste, seine Tattoo und Bleistiftzeichnungen in die Richtung<br />

grossformatiger Arbeiten zu entwickeln.<br />

Ein Jahr am Schiff, das Reisen und Kennenlernen neuer Kulturen, sowie die stete Auseinandersetzung<br />

mit den Eindrücken dieser dadurch einstürmenden Bilderwelt führten<br />

2003 zu einem Studium bei Franz Graf, welches 2011 bei Daniel Richter abgeschlossen<br />

wurde.<br />

So lässt sich abschliessend sagen, dass sich in seiner Kunst als einzige Konstante die<br />

stete Veränderung erkennen lässt, ein buntes Multiversum in das uns durch die grossformatigen<br />

Werke ein Einblick gestattet wird.<br />

Dr.Phil.Mag.Art Marcus Hafner<br />

Kontakt: immanuel.moser@gmail.com<br />

BIWI<br />

3.4.3. Der Gerngrossraum verbindet<br />

Malerei und Architektur.<br />

3.5. Die postsupprematistischen<br />

Datenblätter sind Aktionsblätter.<br />

3.5.1. Ein Aktionsblatt geht über die<br />

reine Geometrie hinaus.<br />

3.5.2. Das Aktionsblatt beinhaltet eine<br />

interräumliche Durchdringung<br />

der Seite.<br />

3.5.3. Die Durchdringung von Vorderund<br />

Rückseite macht die Aktion.<br />

3.5.4. Die Umstülpung ist eine<br />

Überraschung.<br />

3.5.5. Die Datenbätter sind<br />

seismographische<br />

Aufzeichnungen.<br />

22


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 39<br />

seit 25 jahren steht im kunstschaffen hans biwi lechners das gemeinsame des menschens im mittelpunkt. geburt,<br />

die frage nach dem sinn des lebens, dem tod macht hbl zum thema seiner diversen kunstprojekte „siehe<br />

ww.getstoned.cc“.<br />

3.5.6. Im Punkt ist immer noch<br />

etwas offen.<br />

3.6. Die Überwindung der<br />

Zeit ist ein Anliegen der<br />

Raumarchitektur.<br />

3.6.1. Der Punkt ist ein Kontinuum.<br />

3.6.2. Es gibt nur jetzt.<br />

3.6.3. Die gesamte Geschichte ist<br />

Gegenwart.<br />

3.6.4. Die Zeit ist Verschwendung.<br />

Die Zeit ist zumindest<br />

Zeitverschwendung.<br />

3.6.5. Die ganze Zeit ist eine<br />

Verschwendung.<br />

3.6.6. Der Raumgenuß ist keine<br />

Verschwendung.<br />

seit mitte der 80er jahre beschäftigt er sich mit dem thema zeit. es gelang ihm, eine eigene<br />

formensprache zu entwickeln, mit der er in der lage ist, jedem moment eine eigene<br />

form zu geben. er nennt sie TIME FORMS. unter dem motto, jedem moment seine eigene<br />

form. keine form gleicht der anderen, es sind unendlich viele variationen möglich.<br />

„ich bin in der lage, momente tanzen zu lassen und nenne meine serien WIENER WAL-<br />

ZER. jeder kann bei mir seine eigene zeitform erwerben zum bespiel zu seinem geburtstag,<br />

hochzeitstag, trauertag, jubeltag usw. er erwirbt seine persönliche form, wenn man<br />

will sein persönliches logo und kann darüber verfügen, beispielsweise businesscards,<br />

firmenlogos, persönlichen stempel. die arbeiten sind urheberrechtlich geschützt, mir ist<br />

es auch wichtig, dass jeder sich das leisten kann, somit verlange ich 99.99 dafür.“<br />

23


40 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

I<br />

C<br />

N<br />

M<br />

intermediate national contact meeting<br />

vienna 2012<br />

Im Rahmen des studentischen EASA-Netzwerks<br />

findet von 26. Oktober bis 4. November die<br />

Architekturkonferenz INCM2012 statt, zu der 150<br />

Gäste aus allen europäischen Ländern erwartet<br />

werden. Die internationalen Gäste werden eine<br />

Woche lange an Diskussionen und Präsentationen<br />

teilnehmen und sollen am 29.10. im Architekturzentrum<br />

Wien auf VertreterInnen der<br />

Wiener Architekturszene treffen.<br />

150 Architekturstudierende<br />

91 kmExkursionen<br />

83 Liter Gin Tonic<br />

22 Vorträge<br />

7 Locations<br />

5 DJs<br />

1 Woche<br />

INCM<br />

wi<br />

3.6.7. Es gibt kein Alter. Es gibt immer<br />

nur Neues.<br />

3.6.8. Auch das Alter ist etwas Neues.<br />

3.6.9. Die Geburt des Alters.<br />

3.6.10. Das ganze Leben ist eine Geburt.<br />

3.7. Die Zukunft ist virtuell. Die<br />

Zukunft ist symbolisch.<br />

3.7.1. Alle Religionen sind virtuell.<br />

Alle Religionen sind symbolisch.<br />

(Sergej Volgin)<br />

3.7.2. Die Virtualität kreiert die Praxis<br />

der Religionen, von der stillen<br />

Einkehr bis zum Mord des<br />

anderen.<br />

3.7.3. Mythen und Göttergeschichten<br />

sind virtuell.<br />

24


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 41<br />

r<br />

3.7.4. Von einem angenehmen Raum<br />

in den anderen.<br />

3.7.5. Ein Altar im Raum macht ihn<br />

zur Kirche.<br />

3.7.6. Ein Altar für die<br />

Rechristianisierung der<br />

Neanderthaler.<br />

3.8. Die ästhetische Organisation<br />

ist das Unaussprechliche.<br />

(Helmut Richter)<br />

3.8.1. Die ästhetische Organisation<br />

bringt das architektonische<br />

Werk zum Blühen und Bleiben.<br />

3.8.2. Baustellen sind die Blüten der<br />

Stadt.<br />

25


42 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion KUN<br />

Michael Gumhold<br />

3.8.3. Helmut Richter hat mir<br />

Le Corbusier, Popper und<br />

Wittgenstein näher gebracht.<br />

Philosophen, Falsifikatoren<br />

und Formulatoren.<br />

3.8.4. Die Logik der Forschung.<br />

(Popper) Die Logik des Lebens.<br />

3.8.5. Wo die Informatik des<br />

Konstruierens aufhört, beginnt<br />

die ästhetische Organisation.<br />

3.8.6. Die Informatik ist die<br />

Fortführung der Logik mit<br />

anderen Mitteln. (Georg<br />

Gottlob)<br />

3.8.7. Die ästhethische<br />

Organisation ist Teil der<br />

Verdauungsphilosophie.<br />

26


<strong>ST</strong><br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 43<br />

Michael Gumhold<br />

sculpture.group@chello.at<br />

1978 * born in Graz, Austria, lives and works in Vienna<br />

1998 – 2000 Masterclass for Sculpture, School for Art and Design, Graz<br />

2000 – 2005 Academy of fine Arts, Vienna<br />

2002 Artist in residence-program 02, Bregenz, Austria<br />

2004 Contemporary Art Award of the city council of Graz, Austria<br />

2005 Graduated with B.A. Honores and Master of Art, Academy of fine Arts,<br />

Vienna<br />

2006 Federal Chancellery of Austria Scholarship Chicago<br />

Harold Residency Program, Chesterhill, Ohio<br />

2007 Artist in residence, Banja Luka, BiH<br />

2010 Federal Chancellery of Austria Scholarship Tokyo<br />

Soloexhibitions:<br />

2012 Michael Gumhold, [: Rehearsal : Room #20 :], Georg Kargl Box, Vienna<br />

2010 Michael Gumhold, Ve.Sch, Vienna<br />

Michael Gumhold feat. The Sculpture Group°, Galerie West, Den Haag, (NL)<br />

2009 SPARTACUS, Austrian Cultural Forum, London<br />

The : Complete : Rehearsal : Room : Recordings, Georg Kargl Fine Arts, Vienna<br />

2008 Stockhausen Permanent, Georg Kargl Permanent, with wienmodern, Vienna<br />

Ampetamin, KHG Galerie, Graz (with Christian Eisenberger)<br />

2007 “watch your language, (part 2)”, Studio der Neuen Galerie am Landesmuseum<br />

Joanneum, Graz<br />

“watch your language, (part 1)”, Thomas K. Lang Gallery, Webster University,<br />

Vienna<br />

2006 “-273,15° Celsius”, Gallery POLVO, Chicago<br />

2005 gumhold/schulz in bild und ton, Laden für Nichts, Leipzig (with Tina Schulz)<br />

“play re play“, dreizehnzwei, Vienna (with Nikola Hansalik) Katalog<br />

“by memory/collected/point of view”, Akademie der bildenden Künste, Vienna<br />

2004 “...nach Marcel Breuer.”, Form Re Form, Graz<br />

“broken hearts are for assholes”, Ausstellungsraum , Vienna<br />

DISORDER, Galerie Centrum, steirischer herbst 04, Graz<br />

2003 SKETCHFORASEAPIECE, Stadtgalerie Kiel, Prima Kunst, Kiel (D)<br />

“irony is a dead scene, avec...”, Akademie der bildenden Künste, Vienna<br />

2002 THERE IS NO OTHER REASON, Projektraum Viktor Bucher, Vienna<br />

Vitrine der Generali Foundation Wien, Generali Foundation, Karlsplatzpassage,<br />

Vienna<br />

2001 INTERPRETIERENVERBOTEN!!, Cultur Centrum Wolkenstein, Galerie 2000,<br />

Stainach<br />

AUS<strong>ST</strong>ELLUNGSRAUM, FormRe Form, Graz<br />

2000 PROBLEM<strong>ST</strong>OFF KUN<strong>ST</strong>, Galerie L 24, Graz<br />

“Joseph Beuys ist sehr interessiert an zeitgenössischer Kunst”, Atelier 96, Vienna<br />

1998 Exemplarisches aus Graz/West, im Harrach, Graz<br />

Groupshows / Projects (Selection):<br />

2012 Jenseits des Sehens, Museum Benediktinerstift Admont, Admont<br />

ART et bicyclette, Espace de l’Art Concret, Mouans-Sartoux<br />

ARTI<strong>ST</strong>S MERCHANDISING ART, 8. Salon, Hamburg<br />

ARTI<strong>ST</strong>S MERCHANDISING ART, La Guillotine / Atelier Reflexe, Paris<br />

Antidepressiva, Clubschiff Johann Strauss, Vienna<br />

Skulpturengarten, Kunst im öffentlichen Raum, summerstage, Vienna<br />

ARTI<strong>ST</strong>S MERCHANDISING ART, What The Shop, Vienna<br />

ARTI<strong>ST</strong>S MERCHANDISING ART, Wonderloch Kellerland, Los Angeles<br />

ARTI<strong>ST</strong>S MERCHANDISING ART, Wonderloch Kellerland, Berlin<br />

2011 Drawing 2011, The Drawing Room, London<br />

Frieze, Georg Kargl Fine Arts, London<br />

_möbeln:, Rauminhalt, Wien<br />

Aquarellhappening, Tux, Tirol<br />

ENCORE, Lust Gallery, coded cultures festival,<br />

Vienna<br />

open art, Kunst im öffentlichen Raum,<br />

3.8.8. Zur ästhetischen Organisation<br />

trägt der Bauch entscheidend<br />

bei. (Christian Denker)<br />

3.8.9. Man sagt, die Architektur sei<br />

keine Wissenschaft. Das ist ein<br />

Fehler.<br />

3.9. Alles ist Architektur. (Hans<br />

Hollein)<br />

3.9.1. Architektur ist nicht das Leben.<br />

Architektur ist Hintergrund.<br />

Alles andere ist nicht<br />

Architektur. (Hermann Czech)<br />

3.9.2. Die Arbeit in der Architektur ist<br />

eigentlich mehr eine Arbeit an<br />

Einem selbst. (Wittgenstein)<br />

3.9.3. Die Architektur ist eine Geste.<br />

(Wittgenstein)<br />

27<br />

summerstage, Vienna<br />

Eisenberger, Gumhold, Karner, Ruhry,<br />

Gerberhaus, Fehring<br />

viennafair, Georg Kargl Fine Arts,<br />

Vienna<br />

2011 Music, Kunstraum D21,<br />

Leipzig, wallpaperism, Motel<br />

Campo, Genf<br />

2010 licht licht licht, nextAndrä,<br />

Graz<br />

Happy Hour, fluc, Praterstern,<br />

Vienna<br />

Artforum, Georg Kargl Fine<br />

Arts, Berlin<br />

ohne gnade, Kunst abseits<br />

vom Netz, Museum für<br />

Quellenkultur, St. Paul,<br />

Austria<br />

ohne gnade, Kunst abseits<br />

vom Netz, Galerie Lisi<br />

Hämmerle, Bregenz<br />

armory show, Georg Kargl<br />

Fine Arts, New York<br />

UPON ARRIVAL. SPATIAL<br />

EXPLORATIONS, Malta<br />

Contemporary Art, Valletta,<br />

Malta<br />

Arco, Georg Kargl Fine Arts,<br />

Madrid<br />

2009 Art Foundation Mallorca Collection, CCA Kunsthalle, Mallorca<br />

Artforum, Georg Kargl Fine Arts, Berlin<br />

Text Bild MMIX, steirischer herbst, Graz<br />

Frieze, Georg Kargl Fine Arts, LondonArtforum, Georg Kargl Fine Arts, Berlin<br />

“selected: 10 years of , < rotor >, association for contemporary art, Graz<br />

“a gap between two houses”, Nha San Duc Studio, Hanoi, Vietnam<br />

Art Basel 40, Georg Kargl Fine Arts, Basel<br />

fullframe, Volksgartenpavillion, Graz<br />

FEEDBACK<strong>ST</strong>AGE, Kunsthaus Mürz, Mürzzuschlag<br />

rewind / fast forward, Neue Galerie Graz, Graz<br />

“dreams that money can`t buy”, Westwerk, Hamburg<br />

armory show, Georg Kargl Fine Arts, New York<br />

FEEDBACK<strong>ST</strong>AGE, Galerie Thomas Schulte, Berlin<br />

Arco, Georg Kargl Fine Arts, Madrid<br />

FEEDBACK<strong>ST</strong>AGE, Georg Kargl Fine Arts, Wien<br />

Another tomorrow, Slought Foundation, Philadelphia, PA<br />

Just one thing after another, Galerie artepari, Graz<br />

2008 Urban Signs, Kunst im öffentlichen Raum, fluc, Praterstern, Wien<br />

Beauty Island, fenster c, Wien<br />

Artforum 08, Georg Kargl Fine Arts, Berlin<br />

Bild - Macht - Wissen, Galerie 5020, Salzburg<br />

Art Basel 39, Georg Kargl Fine Arts, Basel<br />

armory show, Georg Kargl Fine Arts, New York<br />

2007 Arco, Georg Kargl Fine Arts, Madrid<br />

Artforum 07, Georg Kargl Fine Arts, Berlin<br />

“showroom 6”, in collaboration with vienna, Riga, Lettland<br />

“Art collected & Made for Admont”, Museum für Gegenwartskunst, Stift Admont<br />

“dc duesseldorf contemporary”, Düsseldorf<br />

“umPolen”, freiraum, Quartier 21, muqua, Vienna<br />

THIS IS HAPPENING, Georg Kargl Fine Arts, Vienna<br />

“recent acquisitions”, Heavengallery, Chicago<br />

2006 “Aqua Art Miami”, Bucket Rider Gallery, Miami<br />

“someones out there”, The Dank House Museum: Raw Space Gallery, Chicago<br />

“HAROLD presents...”, Heavengallery, Chicago<br />

“Nairobi Retour”, Kunsthalle Wien, projectspace, Wien<br />

“Lumpenthology”, Manifest Arts, Chicago<br />

“Eisenberger, dies ist doch kein Porno”, Galerie Lisi Hämmerle<br />

„SOCIETE DES NATIONS factice et scindée en elle-meme“, Circuit, Lausanne<br />

“Artsessions-Videoscreening“, Kunsthalle Wien, projectspace_viennAfair, Wien<br />

“Economy Class”, Österreichische Botschaft/Alliance Francaise de Nairobi, Nairobi,<br />

Kenya<br />

“VI<strong>ST</strong>A POINT“, Kunstverein Medienturm, Graz<br />

2005 “Neuerwerbungen für die Sammlung 2005”, Neue Galerie Graz, Graz<br />

“S/W”, Forum Stadtpark, Graz, (Katalog/Künstlerbuch)<br />

“gosh! where are you, now?”, Ausstellungsraum im Rahmen der viennAfair<br />

“integrator/inn/en”, kunst.wirt.schaft., Graz<br />

“522 m3”, Künstlerbuchpräsentation im Ausstellungsraum 522 m3, Wien<br />

2004 “/f/”, Akademie der bildenden Künste, Wien<br />

“give me your number”, Künstlerhaus, Graz<br />

“Ankäufe der Freunde der Akademie der bildenden Künste”, Kupferstichkabinett,<br />

Wien<br />

“Book + Portfolio”, Bétonsalon, Ecole des Beaux Arts de Paris, Paris<br />

“Konstruktivistisches usw...”, Ausstellungsraum 522 m3, Wien (Künstlerbuch)<br />

2003 EXGRAZ, Minoritengalerie-Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz,<br />

aktuelle kunst in graz<br />

2 ebenda, Akademie der bildenden Künste, Wien<br />

Interferenze(n), Kunstverein Bozen, Galerie Prisma, Bozen, (Katalog)<br />

OPEN:END, Akademie der bildenden Künste, Wien<br />

frisch saftig steirisch, Galerie Eugen Lendl_Graz, Kunstforum Hallein, Hallein<br />

VIDEO-compilation 2:, Akademie der bildenden Künste, München<br />

“summa summarum”, Benediktinerstift St. Lambrecht<br />

“synthetic pleasures”, dreizehnzwei, Wien (Katalog)<br />

K.O. Zobernig, Ausstellungsraum , Wien<br />

A3, Akademie der bildenden Künste, Wien<br />

2002 Oh, it´s a curator!, , association for contemporary art, Graz, (Katalog)<br />

MANIFE<strong>ST</strong>A 4 / in: the research room., Frankfurt am Main (D)<br />

Graz-intern, Forum Stadtpark, Graz<br />

VIDEO-compilation 1:, Akademie der bildenden Künste, München<br />

“raum #10 / museum_”, Akademie der bildenden Künste, Wien,<br />

(mit Lone Haugaard Madsen)<br />

kunst wien 02, MAK, Galerie Christine König, Wien<br />

K.U.L.M.ination 1, steirischer herbst 02, Graz, Pischelsdorf<br />

K.U.L.M.ination 2, Kunsthalle Exnergasse, Wien (Katalog)<br />

“Autriche Art Archives”, Kunstverein En Cours, Paris; ERBAN,Nantes<br />

2001 “Eine Vitrine ist eine Vitrine ist eine Vitrine...usw.”, Marienmühle, Graz<br />

VIDEO ETCETERA, Künstlerhaus, Wien<br />

Soho in Ottakring, Wien<br />

“Liebe Grüße aus Graz.”, Postkartenedition mit G.R.A.M., Graz<br />

“Ich Tarzan - Du Felix Austria?”, Galerie Christine König, Wien<br />

4 Positionen, Galerie Eugen Lendl bei Mayreder, Graz<br />

2000 “Ich bin privat derselbe wie hier im Museum.”, Performance, Karl-Franzens<br />

Universität, Graz<br />

“Ich mache mir soeben einen Namen.”, Plakataktionen in: Basel, Bern, Schaffhausen,<br />

Winterthur, Zürich<br />

PIECES, Kunstpreisausstellung, Achensee, Tirol<br />

(12 x 21), Stift Melk, Nö<br />

“Artists survival training”, Kunstverein Artophobia, Graz<br />

K.U.L.M. continues, steirischer herbst 00, Graz (Katalog)<br />

*........,lebt oder arbeitet in Graz., , association for contemporary art,<br />

Graz (Katalog)


44 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Bibliography:<br />

2000 Wenzel Mracek, “Der Kampf um die Gunst”, in:<br />

2000, association for contemporary art, Graz,<br />

Hrsg./Ed., , bei edition selene, Wien<br />

2001 Werner Fenz, “Verzeichnis der Additionen”, in:<br />

LICHTUNGEN Nr. 88/XXII. Jg./2001, Hrsg./Ed.,<br />

Markus Jaroschka für Literaturkreis Lichtungen bei<br />

URANIA, Graz<br />

2003 Daniel Richter, El Chico fritto, “2 Blätter=4 Seiten”, in:<br />

Wir wollen alle werden.,<br />

Hrsg./Ed., Akademie der bildenden Künste Wien, Wien<br />

David Komary, Ulrike Sladek, “synthetic pleasures/<br />

VISUAL AWARENESS” in: synthetic pleasures,<br />

(Katalog), Hrsg./Ed., Galerie dreizehnzwei, Wien<br />

2005 David Komary, “Transkodierungen”, in: “S/W”, Forum<br />

Stadtpark, KünstlerInnenbuch, Graz_Wien<br />

David Komary, Federica Romanini, „play re play / Die<br />

Sehnsucht der Fliege im Glas“,<br />

in: play re play, (Katalog) Hrsg./Ed., Galerie<br />

dreizehnzwei, Wien<br />

Diplomarbeiten 04/05, (Katalog) Hrsg./Ed., Akademie<br />

der bildenden Künste Wien, Wien<br />

M. Gumhold, Kadavergehorsam, in: “Circuit-die<br />

zeitschrift”, Lausanne<br />

2007 Fiona Liewehr, “This is happening-Versuch einer<br />

ideellen Konstruktion”<br />

Günther Holler-Schuster, “You can`t do that on stage<br />

anymore - aber im Kunstraum.<br />

Michael Gumholds Rehearsal : Rooms”, in: This is<br />

happening, Hrsg./Ed., Georg Kargl Fine Arts, Wien<br />

2008 David Komary, “Transcodings”; Günther Holler-<br />

Schuster, “It`s not only Rock`n`Roll” in: Michael<br />

Gumhold, YOU CAN`T DO THAT ON <strong>ST</strong>AGE<br />

ANYMORE (Sampler), Hrsg./Ed., G. Holler-Schuster<br />

für die Gesellschaft der Freunde der Neuen Galerie,<br />

Graz<br />

2009 Michael Gumhold, in: Parnass, Heft 1/2009,<br />

29. Jg., p. 164<br />

Günther Holler-Schuster: “Cut `n` Mix - Michael<br />

Gumholds visueller Nachhall des Akustischen”<br />

in: Parnass, Heft 2/2009, 29. Jg., p. 96 – 100<br />

Michael Gumhold, in: REWIND / FA<strong>ST</strong> FORWARD,<br />

Die Videosammlung – Neue Galerie Graz am<br />

Landesmuseum Joanneum, p. 105<br />

Christian Bretter, “Steirische Knöpferlharmonika und<br />

Heavy Metal”, in: DATUM, 5/09, p. 78 – 83<br />

Mark Rappolt, “Art Pilgrimage – Vienna” in: Art<br />

Review, Issue 32, p. 86 – 95<br />

MICHA EL, Rehearsal : Room #17, Hrsg./Ed., Michael<br />

Gumhold & Black Pages<br />

2010 Michael Gumhold, in: Flash Art no. 273, July-<br />

September 2010 – Focus Austria<br />

Michael Gumhold, in: UPON ARRIVAL, Spatial<br />

Explorations, p. 44–45, Katalog,<br />

Hrsg./Ed., Katharina Bantleon/Margit Neuhold für<br />

Malta, Contemporary Art, MCA<br />

2011 Daghild Bartels: Gratwanderung Kunst/Design in:<br />

Parnass, Heft 2/2011, 31. Jg., p. 69<br />

Mark Rappolt about Michael Gumhold, in: Art Review,<br />

Issue 50, p. 88 - 90<br />

Michael Gumhold<br />

Courtesy Georg Kargl Fine Arts, Vienna, Fotos: Matthias Bildstein<br />

3.9.4. Die Architektur ist keine<br />

Dienstleistung sondern ein<br />

Liebesdienst. (Anna<br />

Popelka)<br />

3.9.5. Architektur ist Modulation der<br />

Muskelspannung. (Elisabeth<br />

von Samsonow)<br />

3.9.6. Die Architektur soll sich dem<br />

weiblichen Körper anpassen.<br />

(Wladimir Tolstoj)<br />

3.9.7. Architektur muss brennen.<br />

(Wolf Prix, Swiczinsky, Michael<br />

Holzer)<br />

3.9.8. Raum pfeift. (AZ4, TU Graz)<br />

3.9.9. Architektur ist keine Kunst.<br />

(Anna Popelka)<br />

28


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 45<br />

Michael Gumhold<br />

3.9.10. Architektur ist die<br />

Reibungsenergie zwischen<br />

Vision und Wirklichkeit.<br />

(Lukas Göbl)<br />

3.9.11. Das Spiel der Mächtigen.<br />

(Franz West)<br />

3.9.12. Gerngrossarchitektur-<br />

Weltarchitektur. Die<br />

Weltarchitektur ist zum Kind<br />

geworden. (Sergej Volgin)<br />

3.9.13. LuftRaumZeitArchitektur ist<br />

das Ordnen von Architektur<br />

und Stadt durch tektonische<br />

und soziale Strukturen.<br />

(Bernhard Hafner)<br />

3.9.14. Vitruvius nicht vergessen.<br />

(Raoul Blahacek)<br />

29


46 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

G A B I<br />

GABI<br />

Folge deinem Ruf<br />

Gruppe mit Gabi<br />

Beginn: 14.6.2012 von 18:<strong>30</strong> - ca 21:00 Uhr<br />

jeden Donnerstag, Einstieg laufend möglich<br />

Energiezentrum Wienerwald<br />

Schönbrunnerstrasse 90, 1050 Wien<br />

Ein Platz für diejenigen, die an ihrer Berufung arbeiten. Mit vielen Aufgaben und Übungen,<br />

die dich wie eine Zwiebel schälen.<br />

Schicht für Schicht werden deine überlagerte Essenz und deine Talente unter den Emotionen<br />

sichtbar.<br />

Meine Begleitung in diesem Prozess gibt dir fürsorgliche Unterstützung, Freude 3.9.18. Soviel und wie Halt notwendig, dranzubleiben<br />

- teilen in der Gruppe stärkt und ist motivierend.<br />

Wondra.)<br />

so<br />

wenig wie möglich. (Heinz<br />

Dazu einfließen lasse ich: Körperübungen,<br />

Psychosomatik und The Work von Byron Katie!<br />

Kreativität ist unendlich - es ist immer noch mehr möglich!!!<br />

Anmeldung und Kontakt: Gabi 0681 / 20 15 87 87<br />

facebook: Folge Deinem Ruf - lebe Deine Gabe <strong>30</strong><br />

3.9.15. Jeder Winkel ist ein rechter<br />

Winkel. (Marco Duranovic)<br />

3.9.16. L’architecture c’est moi. Die<br />

Architektur bin ich. (Caroline<br />

Russo)<br />

3.9.17. Die Architektur folgt der Vision.<br />

Die Vision folgt der Realität.<br />

(Friedrich Kiesler)<br />

3.9.19. Architektur ist der Unterschied<br />

zwischen Architektur. (Adolf<br />

Krischanitz)<br />

3.9.20. Architektur ist die Bündelung<br />

der zentrifugalen Kräfte. (Jan<br />

Tabor)


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 47<br />

Karl<br />

Marcovic<br />

3.9.21. Architektur ist die obszöne<br />

Verschämtheit der<br />

Naturmaterie, das illegitime<br />

Kind (Kegel) des Architekten<br />

und der Schöpfung. (Adam<br />

Wiener)<br />

3.9.22. Architektur macht schlank.<br />

(SPUTNIC)<br />

3.9.23. Gute Architektur bedingt eine<br />

Portion Erotik! (Martina Fürst)<br />

3.9.24. Alles was richtig ist, ist schön.<br />

(Markus Spiegelfeld)<br />

3.9.25. Architektur ist die Summe aller<br />

Notwendigkeiten. (Andreas<br />

Treusch)<br />

3.9.26. Ich will in die zweite<br />

Dimension. (Herbert De Colle)<br />

31


48 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Gyula Fodor: The Promised Train<br />

„Wenn sich der Schranken hebt“<br />

Künstlerische Plakataktion im Rahmen des Viertelfestivals 2012 -<br />

Mostviertel<br />

1<strong>30</strong> Großplakate im Mostviertel werden ab 29.6. zwei Wochen<br />

lang mit fotografischen Szenenbildern bespielt. Die Sujets sind<br />

„Filmstills“, das Plakat sieht täuschend echt nach Kinoplakat aus –<br />

doch es gibt keinen Film....<br />

3.9.27. Architekur = Raum x<br />

(Geometrie + Psychologie).<br />

(Heinrich Büchel)<br />

3.9.28. Der Konflikt ist der<br />

Städteplaner. (Milan<br />

Mijalkovic)<br />

3.9.29. Architektur kennt kein<br />

Rauchverbot. (Angelo Roventa)<br />

3.9.<strong>30</strong>. Ordinatio, dispositio,<br />

eurythmia, symmetria, decor,<br />

distributio. (Vitruv)<br />

3.9.31. Die Speicherfähigkeit ist eine<br />

wesentliche Eigenschaft der<br />

Architektur. (Laurids Ortner)<br />

3.9.32. In allem Tun liegt Architektur.<br />

(Hans Dietrich)<br />

Der bildende Künstler Gyula Fodor hat die Filmstills mit<br />

32


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 49<br />

3.9.33. (Meine) Architektur ist<br />

Kunstraum. (Philipp Konzett)<br />

3.9.34. Architektur – eine Bühne für<br />

das Schauspiel der Menschen.<br />

(Helmut Wimmer)<br />

3.9.35. Architektur ist das<br />

Machen von Räumen<br />

im thermodynamischen<br />

Gleichgewicht zwischen<br />

Mensch und Umwelt. (Daniel<br />

Podmirseg)<br />

3.9.36. Was ist Architektur? Architektur<br />

ist räumliches Werkzeug für<br />

Leben! (Rainer Köberl)<br />

3.9.37. Licht ist die erotische<br />

Komponente der Architektur.<br />

(Mounty R.P. Zentara)<br />

33<br />

Schauspielern und Statisten zu einem paradoxen „Fotoroman“<br />

inszeniert.<br />

Vor einem geschlossenen Bahnschranken, in einer abgelegenen<br />

Gegend, versammeln sich Menschen aus verschiedenen Milieus.<br />

Sie warten und halten Ausschau, ob ein Zug kommt. Unterdessen<br />

spielen sich verschiedene Szenen ab – der Stau des langen Wartens<br />

entlädt sich. Es ereignen sich Revolten, Liebe, Geschäft.<br />

Plötzlich hebt sich der Schranken. All die Kämpfe sind<br />

gegenstandslos geworden - doch niemand quert die Gleise.....Das<br />

überraschende Ende des „Films“ verweist auf eine gewisse kollektive<br />

Ratlosigkeit. Darauf, dass neue Utopien (im Sinn von ideelen


50 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion Licht<br />

Leitvorstellungen) erst formuliert werden müssen, beziehungsweise<br />

die Gesellschaft teils noch Schwierigkeiten hat, dieses Bedürfnis<br />

überhaupt zu artikulieren.<br />

Karl Markovics spielt die Rolle eines Propheten ohne Worte, mit<br />

einer Trompete in der Hand. Er ist Leitfigur, Beobachter, Zeitzeuge<br />

und Transmitter<br />

Weitere DarstellerInnen: Tanja Petrovsky (spielte eine Hauptrolle<br />

in Ulrich Seidls „Models“). Rafael Werluschnig, Michael Scheidl<br />

(„Netzzeit“), der türkische Autor und Regisseur Durmus Dogan, Julia<br />

Reichert („Kabinetttheater“).....<br />

3.9.38. Architektur ist die ultimative<br />

erotische Kunst. (Monica<br />

Binvincini)<br />

3.9.39. Architektur zählt, wenn sie den<br />

Menschen dient und nicht dem<br />

Architekten. (Friedrich Blaha)<br />

4. Der Archistrator archistriert<br />

Geistiges und Materielles.<br />

4.1. Der Archistrator ist der Dirigent<br />

des Materialisierens.<br />

4.1.1. Was der Dirigent für die Musik<br />

ist, das ist der Archistrator für<br />

das Gebaute und für das Bauen.<br />

4.1.2. Auf die Übersetzung kommt<br />

es an. Die Musik ist die Augenzu<br />

Kultur. Architektur ist<br />

Augenübersetzungskultur.<br />

34


kunstStädteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 51<br />

Gyula Fodor:<br />

4.2. Der Architekt ist der<br />

Materialisator der Geistigkeit.<br />

4.2.1. Architektur ist eine<br />

Verfestigung der Geistigkeit<br />

am Ort des Geschehens.<br />

4.2.2. Der Architekt ist der wahre<br />

Materialist.<br />

4.2.3. Sachverhalt. Materialverhalt.<br />

Die Sprache des Architekten ist<br />

das Materialisieren.<br />

4.2.4. Materialkonstruktionen führen<br />

zu Sätzen.<br />

4.2.5. Das Materialisierte spricht.<br />

4.3. Ich bin eine Suppe.<br />

4.3.1. Ich bin eine Stufe. (Malewitsch)<br />

Um das Thema Veränderung des gesellschaftlichen<br />

Aggregatzustandes, das „Rucken und Knirschen der Zeitachse“, geht<br />

es im Werk von Gyula Fodor bereits seit den 90er Jahren. „Um die<br />

Erdoberfläche legt sich eine vibrierende Zeitgeisthülle, wie in einem<br />

Bienenstock, bevor<br />

die Bienen ausschwärmen. Der soziale Klimawandel verlangt nach<br />

neuen Blickwinkeln, nach einer neuen Sicht auf das, was wir uns als<br />

„Welt“ konstruieren“, heißt es in Fodors Künstlerbuch „noosphere“.<br />

35<br />

www.gyulafodor.com


52 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Photo: Robert Herbst<br />

Weinzentrum Winzerhof Dockner<br />

Das Weinpräsentations- und Verkostungszentrum des Winzerhofs Dockner setzt ein eindrückliches<br />

Statement zeitgenössischer Architektur in die idyllische Landschaft des südlichen<br />

Kremstales.<br />

Optimal in die unmittelbare topographische Umgebung eingepasst, interpretiert die zeitgemäße Konzeption des Weinzentrums<br />

die Geometrien der unmittelbaren dörflichen Umgebung. Der Baukörper nimmt in seiner Form die Bewegung<br />

der Landschaft auf und fügt sich dynamisch in das Gesamtgefüge der traditionsreichen niederösterreichischen<br />

Kulturlandschaft ein. Der direkte Ausblick auf das benachbarte Stift Göttweig bestimmte die bauliche Ausrichtung des<br />

Weinpräsentations- und Verkostungszentrums maßgeblich mit. Die Glasfaserbetonplatten der Fassade erinnern an<br />

Lössböden, Sichtbetoninnenwände nehmen Geländeschnitte aus diversen Qualitätslagen des Winzerbetriebes auf und<br />

lassen Ortsverbundenheit sichtbar werden. Die Form des Gebäudes verkörpert jedoch auch den visionären Ansatz des<br />

Winzers. Denn der hauseigene Wein, insbesondere dessen Präsentation und Vermarktung, steht im Mittelpunkt des<br />

Projektes – wie auch die vielseitige Nutzbarkeit des Gebäudes als Schaulager, Weinverkaufszentrum, Verkostungsraum<br />

und Veranstaltungsort.<br />

Die klare Gliederung des zweigeschossigen Baukörpers in drei Funktionsbereiche unterstützt die räumliche Organisation<br />

innerhalb des Gebäudes. Im Erdgeschoss sind die Bereiche der Verkostung, des Verkaufs und der Präsentation<br />

untergebracht. Zentral positioniert fällt die Bar beim Eintreten sofort in den Blick, der dahinter liegende Präsentationskasten<br />

offeriert die aktuellen Angebote des Winzerhofs. Demgegenüber bilden, dem Gebäudeverlauf folgend, Sitzgelegenheiten<br />

eine Verkostungsecke. Ein bedruckter Raumteiler aus Glas grenzt den integrierten Büro- vom Konsumationsbereich<br />

ab, erlaubt jedoch auch wechselseitige Durchblicke. Zwei raumhohe Fensteröffnungen bestimmen die<br />

einladende Atmosphäre des Verkostungsraums.<br />

4.3.2. Malewitsch bildete mit dem<br />

Schwarzen Quadrat die<br />

Summe aller Räume und<br />

Aktionen, oder auch die<br />

Summe der Nichtexistenz aller<br />

Räume. Ein Symbol für den<br />

Raum. Die Raumikone.<br />

4.3.3. Musik und Ikonen. 4.33. (John<br />

Cage)<br />

4.3.4. Die Raumikone wird man<br />

nicht übertreffen. Geht man<br />

jedoch in diese Ikone hinein,<br />

kann man wüten, toben<br />

und proportionieren. Der<br />

Freud’sche Schritt. Denn vor<br />

allem geht es um Proportion.<br />

36


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 53<br />

Architekt Lukas Göbl<br />

4.3.5. Bei der Stufe muss man höher<br />

stehen um oben zu sein.<br />

Die Stufe repräsentiert ein<br />

Höhersein.<br />

4.3.6. Eine Suppe muß verdaut<br />

werden.<br />

4.4. Das Volksbuch ist nicht strikt,<br />

sondern beinhaltet eine<br />

Naturgewalt.<br />

4.4.1. Jeder Satz hat zahlreiche<br />

Ausdrucksformen.<br />

4.4.2. Jedes Wort ist eine<br />

Persönlichkeit.<br />

4.4.3. Das Zahlensystem ist ein<br />

Symbol.<br />

4.4.4. Alle Zahlen außer ‚0’ und ‚1’<br />

sind produktive Geister.<br />

37<br />

Das rückwärtige Schaulager ist in seiner reduzierten Formensprache ganz der Weinpräsentation gewidmet. Durch<br />

die direkt im Schauraum gelagerten Bestände entsteht eine charismatische Weinkelleratmosphäre. Ein großes<br />

Schaufenster an der Rückwand bietet zugleich Einblicke in die neu eingerichtete Schaubrennerei im Altbau des<br />

Winzerhofs. In dieser Rückwand befindet sich darüber hinaus ein Durchgang, der in die „Unterwelt“ des großen<br />

Weinkellerareals der Famillie Dockner führt.<br />

Für Veranstaltungen verschiedenster Art – Seminare, Präsentationen, Vorträge sowie diverse Festivitäten – stehen<br />

die Räumlichkeiten im Obergeschoss zur Verfügung. Hier eröffnet eine raumhohe Glaskonstruktion mit integrierter<br />

Schiebetüre einen Panoramaausblick auf das Benediktinerstift und die angrenzende Weinlandschaft. Saisonbedingt<br />

kann der vom Multifunktionsraum aus zugängliche Garten als zusätzliche Erweiterung des Innenraums genutzt<br />

werden.<br />

Der hohe qualitative Anspruch, durch den sich die Weinproduktion der Familie Dockner auszeichnet, wird auch in<br />

der Gestaltung des Innenraums ersichtlich: Das gesamte Interieur wurde mit größter Sorgfalt ausgewählt und speziell<br />

für den Bau angefertigt. Die farbliche Abstimmung von Innenraumausstattung und Außenfassade betont wiederum<br />

die Nähe zur Weinproduktion: Bordeauxrotes Birkenfurnier, handgehobelter Mooreichenboden, lössfarbenes<br />

Leder und anthrazitfarbene Leuchtkörper. Die kostbare Materialität der wertvollen Oberflächen veranschaulicht<br />

erneut die bis ins letzte Detail durchdachte Konzeption des Gebäudes.<br />

Ort: Ortsstraße <strong>30</strong>, 3508 Höbenbach<br />

Baujahr: 2011<br />

Auftraggeber: Winzerhof Familie Dockner GmbH<br />

Nutzfläche: 500 m²<br />

Entwurfsteam: Lukas Göbl, Fritz Göbl,Oliver Ulrich


54 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Hofstetter Kurt<br />

Induktive Rotation oder die Natur des Zufalles<br />

Die künstlerische Praxis und Obsession „in die Unendlichkeit schauen“ führte mich 2008 zur Entdeckung<br />

einer neuen Methode zur Bildung von asymmetrischen aperiodischen Strukturen - die sogenannte<br />

„Induktive Rotation“. Die Muster, die daraus entstehen, verführen den Betrachter an den<br />

Ereignishorizont der Ordnung - ständig oszillierend zwischen Chaos und Ordnung.<br />

http://www.sunpendulum.at/tilings/inductive-rotation.html<br />

Alles rotiert! Die Vorstellung, dass seit dem Urknall ständig Rotation auf alles induziert wird, bedeutet<br />

für mich, dass wir im Zeitfenster unseres Lebens einen Ausschnitt der induktiven Rotation<br />

wahrnehmen, die im Moment des Urknalles begonnen hat. Dabei erscheint uns ihre Eigenschaft der<br />

Aperiodizität als unergründlicher Zufall.<br />

4.5. Das Raumalphabet ist eine<br />

Schule der Räumlichkeit.<br />

4.5.1. Die gesamte Sprache ist in<br />

einem Winkel gespeichert.<br />

4.5.2. Die gesamte Sprache ist<br />

in einem rechten Winkel<br />

gespeichert.<br />

4.5.3. Der rechte Winkel verbindet<br />

Sprache und Architektur.<br />

4.5.4. Der rechte Winkel ist eine<br />

Metastruktur.<br />

4.5.5. Die Geometrie dieses Winkels.<br />

1<br />

1/2<br />

Schwerpunkt<br />

−−− √3 1<br />

2<br />

38


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 55<br />

4.5.6. Seine lange Seite ist die kurze<br />

Seite mal Wurzel aus drei.<br />

4.5.7. Der Schwerpunkt bestimmt<br />

seine Dicke.<br />

4.5.8. Das Raumalphabet ist eine<br />

kleine Schule der Umstülpung.<br />

4.5.9. Das Raumalphabet deutet den<br />

Übergang von Sprache und<br />

Architektur.<br />

39<br />

TTnet © Hofstetter Kurt, 2011


56 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

TERESA MAR<br />

4.6. Die Zeitung <strong>ST</strong>/A/R ist ein<br />

Experimentierfeld.<br />

4.6.1. Die Zeitung <strong>ST</strong>/A/R ist ein<br />

printmediales Forschungsfeld.<br />

4.6.2. Die Zeitung <strong>ST</strong>/A/R<br />

ist eine Geburtsstätte,<br />

ein raumerweiterndes<br />

Erlebnisexperiment. Sie gibt<br />

Strukturen her, um allen,<br />

die sie lesen können, neue<br />

Räume zu öffnen, die keine<br />

Unterdrückung darstellen.<br />

TERESA MAR 40


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 57<br />

4.6.3. Unterdrückung ist<br />

Einschränkung. Kritik ist<br />

affirmativ. Die Kritik an allem<br />

anderen liegt im eigenen Werk.<br />

4.6.4. Der <strong>ST</strong>/A/R ist eine<br />

Metastruktur.<br />

N<br />

W<br />

O<br />

S<br />

4.6.5. Der Kompaß ist ein Zeichen<br />

des Architekten.<br />

4.6.6. Der Stern gibt Orientierung<br />

und Richtung.<br />

41


58 Documenta<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Documenta<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Freund Manfred Kielnhofer<br />

4.6.7. Das Prinzip der Zeitung<br />

<strong>ST</strong>/A/R ist Dünger, um den<br />

persönlichen Freiheitsgrad zu<br />

erweitern.<br />

4.6.8. Die Verschmelzung von Leben,<br />

Zeit, Raum, Musik, Architektur<br />

etc.<br />

4.6.9. Die Zeitung <strong>ST</strong>/A/R ist das<br />

Agglomerat der Dinge für einen<br />

lebendigen Körper, der einfach<br />

da ist. Er lebt und das ist alles.<br />

4.6.10. Sie lebt und das ist alles.<br />

4.6.11. INTEGRATIVISMUS.<br />

4.6.12. Der Integrativismus integriert.<br />

Die Wächter der Zeit von Manfred Kielnhofer sind seit dem ersten Tag am Friedrichsplatz<br />

ausgestellt und wurden von der Documentaleiterin Carolyn Christov-Bakargiev<br />

gutgeheißen und werden die gesamten 100 Tage in der Organisation der Occupy Kassel<br />

verbleiben. Eine Skulptur steht und leuchtet direkt vor dem Fridericianum.<br />

5. Die Architektur hilft der<br />

Erweiterung des Freiheitsgrads<br />

jedes Einzelnen.<br />

42


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

AUTO-<strong>ST</strong>/A/R<br />

59<br />

GEGENCHECK:<br />

EIN NACHMITTAG IM SL ROAD<strong>ST</strong>ER VON 1957<br />

Steil fällt das Sonnenlicht in den<br />

Wagen, schlägt den harten Schatten<br />

des Schalthebels zu Boden,<br />

und das Lenkrad findet sich als verzerrter<br />

Grundriss auf den Knien wieder.<br />

Der schräg eingelegte Reihensechszylinder<br />

schnurrt wie ein Kater in Glückseligkeit.<br />

Plötzlich, nach all den Jahren von<br />

Windschott, Airscarf und Fahrtwind-<br />

Mamagement, versteht man, warum es<br />

Cabriolets gibt. Das Fahren, das schiere<br />

Fahren, das Bedienen einer komplexen<br />

vollmechanischen Maschine, macht<br />

Freude, die man sich nicht von Marketing-Philosophen<br />

und Emo-Gurus erklären<br />

lassen muss. Das zarte Arbeite<br />

n des Rahmenfachwerks ist kein Steifigkeitsmanko,<br />

sondern entspricht dem<br />

Muskelzittern eines edlen Pferdes, organisch,<br />

befleißigend, mitteilsam wie<br />

ein Gewitterhimmel.<br />

Freudig dreht der Motor auf, freilich<br />

höchst kultiviert. Die Direkteinspritzung<br />

war damals noch eine ausgesprochene<br />

Besonderheit, verdoppelte die<br />

Leistung des ursprünglichen Vergaser-<br />

Reihensechszylinders. Der Roadster,<br />

der ja drei Jahre nach dem Coupe erschien,<br />

wurde übrigens rundum mit<br />

Scheibenbremsen ausgerüstet. Entschlossen<br />

steigt man in das Eisen, what<br />

you feel is what you get, hier interferieren<br />

keine Assistenzsysteme, die Referenz<br />

findet im Kopfe statt, Sensoren<br />

hat man reichlich verteilt und delegiert<br />

wird gar nichts. Solche Fahrerlebnisse<br />

sind zu kostbar, um etwas davon wegzugeben.<br />

5.1. Es geht nicht darum, Freiheit<br />

zu geben, sondern um die<br />

Anregung zur Erweiterung des<br />

individuellen Freiheitsgrades.<br />

5.1.1. Die Freiheit muss man sich<br />

selbst nehmen.<br />

5.1.2. ‚Ich habe keine Zeit’ heißt ‚Ich<br />

gebe dir keinen Raum’.<br />

5.1.3. ‚Ich habe keine Zeit’, heißt,<br />

‚Ich gebe dir überhaupt keinen<br />

Raum’.<br />

5.1.4. Die Zukunft des<br />

Freiheitsgrades jedes<br />

Einzelnen ist das Jetzt.<br />

5.1.5. Erst das Nichtbemerken des<br />

Freiheitsgrades macht den<br />

Freiheitsgrad aus.<br />

DAVID <strong>ST</strong>ARETZ<br />

SCHREIBT, REDIGIERT UND FOTOGRAFIERT DEN AUTO-<strong>ST</strong>/A/R<br />

43


60 AUTO-<strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

DAVID <strong>ST</strong>ARETZ<br />

SCHREIBT, REDIGIERT UND FOTOGRAFIERT DEN AUTO-<strong>ST</strong>/A/R<br />

MERCEDES BENZ SL<br />

WEDELN MIT DEM FUSS<br />

DER SL, EINE IKONE DEUTSCHER JET-SET-BEFINDLICHKEIT,<br />

GEHT IN SEINE SECH<strong>ST</strong>E<br />

Der Mercedes SL, beginnend beim <strong>30</strong>0 SL Flügeltürer<br />

von 1954 (und dessen Roadster-Variante<br />

‚57), gefeiert als Sportwagen-Ikone des<br />

zwanzigsten Jahrhunderts, gefällt durch Linie und<br />

Spannung, aber auch durch Details wie Scheibenwischer,<br />

die mit 84 Löchern perforiert sind, durch die<br />

das Waschwasser direkt aufs Glas gespült und nicht<br />

auf die Cabrio-Passagiere versprüht wird.<br />

Das Design gefällt sich selbst. Verchromte Finnen<br />

verstehen sich als Reminiszenz, die Rückkehr zur<br />

steilen Kühlermaske zieht Länge in die Motorhaube.<br />

Die Frontpartie, ausgeklügelt bis ins Detail, wird<br />

durch vertikale Stege thematisch geklammert. Eine<br />

gespannte Horizontale in der Kühlermaske sorgt für<br />

Gelassenheit im Zusammenspiel mit der neuen, auf<br />

Breite hinzielenden Scheinwerferkonfiguration. Das<br />

Heck soll rund und kraftvoll wirken, die weit auseinander<br />

liegenden Auspuffrohre demonstrieren ebenfalls<br />

Breite.<br />

„Sie können 250 fahren, so lange sie wollen“, sagt der<br />

Techniker über den dramatisch überarbeiteten 435-<br />

PS-V8, der gegenüber dem vorherigen 500-SL-Triebwerk<br />

800 ccm weniger Hubraum, aber dank zweier<br />

Turbolader signifikant mehr Leistung und deutlich<br />

mehr Drehmoment hat: 600 Nm ab 1600/min.<br />

Der V6 des 350 SL entspricht bautechnisch dem Vorgänger,<br />

konnte aber verbrauchstechnisch ausgetrocknet<br />

werden auf errechnete 6,8 Liter/100 km. Dabei<br />

spielt die neu abgestimmte 7G-Tronic Plus eine wesentliche<br />

Rolle.<br />

Dann geht der Mann zum Heck und wedelt mit dem<br />

Fuß unterm Auto – der Kofferraumdeckel fährt hoch<br />

(und lässt sich so auch wieder schließen). Sieht so die<br />

Zukunft aus? Warum nicht, wenn man vollbepackt<br />

mit Einkaufstaschen daherkommt?<br />

Der Freiheitsgrad besteht<br />

darin, daß man nicht mehr<br />

spürt, dass man zu wenig<br />

Freiheit hat.<br />

5.1.6. Die Zeitung <strong>ST</strong>/A/R<br />

dient der Erweiterung des<br />

Freiheitsgrads jedes Einzelnen.<br />

5.2. Die Wahrheit ist die<br />

Unentzogenheit.<br />

5.2.1. In der Architektur gibt es das<br />

Sehen und das Nichtsehen.<br />

5.2.2. Es gibt die Wahrheit von falsch<br />

und richtig und die Wahrheit<br />

als die Unentzogenheit.<br />

(Wolfgang Schadewaldt)<br />

5.2.3. Wer die Wahrheit kennt, dem<br />

ist nichts entzogen.<br />

44


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 61<br />

Unser langjähriger <strong>ST</strong>/A/R-Philosoph und Kolumnist<br />

stellt sein erstes veröffentlichtes Buch vor!<br />

da so tun,<br />

an. Um<br />

n, reicht es<br />

ordert,<br />

werde,<br />

mal ad hoc.<br />

ich darum<br />

hen, wie<br />

ühungen<br />

en Philosoist<br />

es, die<br />

ahrheit, die<br />

os gleichens,<br />

nnten Vornke<br />

ich,<br />

der neueren<br />

ophie<br />

in seiner<br />

ir sind<br />

n Therapieuf<br />

dem<br />

uf hin zu<br />

Therapieir<br />

fest, dass<br />

Drei Meister-<br />

Vagabunden<br />

im Café<br />

Landtmann<br />

Lange war es geplant, endlich<br />

ist es geschehen. Die mit einiger<br />

Spannung von mir erwartete<br />

Gegenüberstellung der Landarztsöhne<br />

Girtler und Gerngross.<br />

Girtler schlug mir für dieses Treffen das Café<br />

Landtmann vor. Gerngross hätte eher eine andere<br />

Location bevorzugt, aber er willigte doch ein,<br />

denn er war froh, daß wir endlich den wohl<br />

bekanntesten Soziologen Österreichs, den vagierenden<br />

Erforscher sozialer Randgruppen und<br />

Analytiker des Strukturwandels in Mitteleuropa,<br />

Roland Girtler, zum Gespräch unter sechs Augen<br />

bitten konnten. In den zwei Stunden, die wir im<br />

Landtmann zugebracht haben, sind enorm viele<br />

Themen aufs Tapet gekommen, ein Reichtum<br />

11<br />

10,–<br />

Andreas F. Lindermayr<br />

Performer, DJ, Privatgelehrter<br />

2004 Wachen und Schlafen,<br />

ein Nachtwächterroman<br />

2008 Hörbuchfassung von<br />

Wachen und Schlafen<br />

eben im abo-Verlag erschienen:<br />

Mein Tage- und Nachtbuch,<br />

zehn Kolumnen auf<br />

96 Seiten mit vier SW-Bildern<br />

von ManfreDu Schu<br />

5.2.4. Die Wahrheit ist jedem<br />

zumutbar. (Ingeborg<br />

Bachmann)<br />

5.2.5. Die Wahrheit ist nicht jedem<br />

zumutbar.<br />

5.2.6. Du kannst niemandem mehr<br />

zumuten als dir selbst.<br />

5.2.7. Die Wahrheit ist eine Zumutung.<br />

5.2.8. Auch die Lüge ist eine Form der<br />

Wahrheit.<br />

5.2.9. Man kann eine Tasse mit<br />

schmutzigem Wasser<br />

reinwaschen. (Popper)<br />

5.2.10. Die Lüge ist ein Gleichgewicht<br />

für alle Ungerechtigkeit.<br />

bo verlag<br />

ww.aboverlag.at<br />

etsellungen unter i@aoeg.net<br />

45


62 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

langjähriger<br />

<strong>ST</strong>/A/R-Philosoph<br />

und<br />

Kolumnist<br />

5.2.11. Sie lügt mit größter<br />

Aufrichtigkeit und rettet<br />

tausend Seelen.<br />

5.2.12. Wer die Lüge nicht kennt, der<br />

kennt auch die Wahrheit nicht.<br />

5.3. Wir können über alles<br />

sprechen.<br />

5.3.1. Jeder kann über alles<br />

sprechen. Jeder ist ein<br />

Sokrates.<br />

5.3.2. Worüber man nicht sprechen<br />

kann, darüber kann man<br />

stammeln.<br />

5.3.3. Es gibt keine Dummheit.<br />

5.4. Das Vergessen der Erkenntnis<br />

formt den Menschen.<br />

46


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 63<br />

5.4.1. Erst im Vergessen wird die<br />

Erkenntnis wirksam.<br />

5.4.2. Die Summe aller Erkenntnis<br />

vergessen.<br />

5.4.3. Die Summe der Erkenntnis<br />

aller anderen über mich ist<br />

meine Selbsterkenntnis.<br />

5.4.4. Ich muss mich nicht kennen.<br />

Das was ich auslöse bin ich.<br />

5.4.5. Erkenne dich selbst. (Orakel<br />

von Delphi)<br />

5.4.6. Erkenne dich nicht.<br />

5.4.7. Überlass es den anderen dich<br />

zu erkennen.<br />

5.5. Das Orakel ist eine Ahnung.<br />

47


64 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

5.5.1. Das Orakel ist eine Ahnung,<br />

die sich verbreitet.<br />

nicht sichtbar. Diese Zeichen erleichtern mögliche<br />

5.5.2. Ephesus, Delphi, Milet gehen<br />

Umstellungen und müssen bei der Arbeit mit<br />

aus Ahnungen hervor.<br />

dem Layout berücksichtigt werden. Das Word-<br />

Dokument 5.5.3. TAP_15 Auch beinhaltet die Wissenschaft nach Streichungen<br />

und Ergänzungen ahnt insgesamt und muß <strong>30</strong>2 Satznummern.<br />

die Ahnung<br />

beweisen.<br />

Die Nummern 5.5.4. in Wenn Klammern Du denkst sind die bist Nummern Du tot.<br />

des Dokuments TAP_14, (Walter Röhrl, diese zusätzlichen zweifacher<br />

Nummern dienen Ralley-Weltmeister)<br />

lediglich dem Vergleich mit<br />

der englischen 5.5.5. Übersetzung. Du denkst Die nicht, gestrichenen du ahnst.<br />

und neuen Sätze werden auf Seite 14-16<br />

5.6. Den ersten Zweiten muss jeder<br />

aufgeführt. Das Dokument TAP_15 ist somit eine<br />

finden.<br />

Zwischenstufe, die noch mindestens eine weitere<br />

Berabeitung 5.6.1. erfordert. Bruder und Schwester.<br />

5.6.2. Der Sieg ist nicht die<br />

Niederlage der anderen.<br />

48


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 65<br />

5.6.3 Das Leiden zu vergessen<br />

ist die erste Diszplin einer<br />

Hauptsätze buddhistischen Erziehung,<br />

nach dem Aufwischen des<br />

1. Die<br />

Fußbodens.<br />

Form ist das, was gebraucht wird.<br />

5.6.4. Leiden und helfen. Wenn man<br />

2. Die Architektur ist eine Mitteilung über<br />

Maß<br />

hilflos<br />

und Proportion.<br />

ist, leidet man, wenn<br />

man helfen kann, leidet man<br />

3. Die nicht. Architektur transformiert.<br />

4. Der Archistrator archistriert Geistiges<br />

6. und Die Materielles. Architektur ist eine Arbeit<br />

an der Umstülpung der<br />

5. Die Architektur hilft der Erweiterung des<br />

Menschheit.<br />

Freiheitsgrades jedes Einzelnen.<br />

6.1. Geduld, Großzügigkeit<br />

6. Die Architektur ist eine Arbeit an der<br />

und Erweiterung des<br />

Umstülpung der Menschheit.<br />

Freiheitsgrades jedes<br />

7. Komm Einzelnen ins Offene, sind die Freund. Kriterien Worüber wir<br />

sprechen der Umstülpung. sprechen wir.<br />

Rosamosa<br />

49


66 Städteplanung / Architektur / Religion<br />

PATRICK J. CHAN – <strong>ST</strong>/A/R-FOTOGRAF<br />

PATRICK J. CHAN –<br />

PHOTOGRAPHIC ARTI<strong>ST</strong> (P.A.)<br />

+43 (0) 681 101 51 191<br />

peacephoto@gmail.com<br />

6.1.1. Wenn das Innenleben außen<br />

ist und das Außenleben innen,<br />

das ist die Umstülpung.<br />

6.1.2. Wenn das Außenleben innen<br />

ist und das Innenleben außen,<br />

das ist die Umstülpung.<br />

6.1.3. Der Umstülpungsprozess führt<br />

dahin, dass die Ambitionen<br />

verschwinden.<br />

6.1.4. Der Umstülpungsprozess<br />

führt zur ambitionslosen<br />

Gesellschaft.<br />

6.1.5. Die Ambitionslose.<br />

6.1.6. Quod licet jovi, non licet bovi.<br />

‚Jovi’ und ‚bovi’ sind eins.<br />

6.1.7. Revolution, Evolution,<br />

Umstülpung.<br />

50


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 67<br />

Handgemachte und signierte Einladung von KRI<strong>ST</strong>INA FOGGEN<strong>ST</strong>EINER<br />

6.1.8. Die Zeit der Honigpumpe<br />

(Joseph Beuys) und der<br />

Revolutionen ist vorbei.<br />

6.1.9. Selbstbewußtsein,<br />

Selbstbestimmung,<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

6.2. Der ‚Extensive Man’ bedeutet<br />

die Umstülpung.<br />

6.2.1. Der ‚Extensive Man’ ist eine<br />

materialphilosophische Figur.<br />

6.2.2. Die ‚Intensive Box’ (Walter<br />

Pichler) hat die Außenwelt ins<br />

Innere gebracht.<br />

51<br />

!MAMA!<br />

!PAPA!<br />

!<strong>ST</strong>AAT!<br />

Plattform für Audiovisuelle Experimente


68 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R wirbt für MAMA!PAPA!<strong>ST</strong>AAT!<br />

6.2.3. Der ‚Extensive Man’ stülpt das<br />

Innere nach Außen.<br />

6.3. Die Umstülpung ist Poesie.<br />

6.3.1. Wer die Sinne verfeinert,<br />

verfeinert die Welt.<br />

6.3.2. Das Schöne ist des<br />

Schrecklichen Anfang. (Rilke)<br />

6.3.3. Das Schöne ist der Anfang.<br />

6.3.4. Die Trauer ist die<br />

Geburtsstunde des Schönen.<br />

6.3.5. Warum nicht über Religion<br />

reden. Aus Religion. (Schiller)<br />

6.3.6. Der Wille zur Macht liegt<br />

im Wachsen des Baumes.<br />

(Derrida)<br />

6.3.7. Die Natur ist die Kultur.<br />

52


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 69<br />

<strong>ST</strong>/A/R special report von Dr. Wladimir Tolstoj:<br />

Russischer Ball in der Hofburg mit <strong>ST</strong>/A/R-Gästen<br />

Lydia Baich<br />

6.3.8. Die Kunst ist natürlich<br />

künstlich. (Ferdinand Schmatz)<br />

6.4. Es geht nicht darum, den<br />

Einzelnen zu regulieren,<br />

sondern um die Bedingungen<br />

des gesellschaftlichen<br />

Umgangs. Die<br />

Grundbedingungen ändern.<br />

6.4.1. Jeder Einzelne ist ein<br />

Kernstück der Masse.<br />

Karina Sarkissova<br />

6.4.2. Jeder Einzelne muss den<br />

Freiheitsgrad spüren.<br />

6.4.3. Wenn man verändert, dann<br />

geht man nicht von der Masse<br />

aus, sondern vom Einzelnen.<br />

Veränderungen gehen nicht<br />

von der Masse aus, sondern<br />

vom Einzelnen.<br />

53<br />

Dr. Wladimir Tolstoj umringt von einem<br />

österreichischem General mit seiner Frau<br />

Dr. Wladimir Tolstoj mit<br />

Frau Dr. Jutta Fiegl und<br />

Dr. Thomas Stephenson<br />

von der Sigmund Freud<br />

Universität Wien<br />

Fotos: Oxana Filippova


70 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

1<br />

5<br />

2<br />

3<br />

creative endeavours arts lab<br />

4<br />

Das Creative Endeavours Arts Lab hat sich auf Kunstdienstleistungen<br />

und -Events spezialisiert. Durch die<br />

professionelle Arbeit an der Schnittstelle zwischen<br />

Kunst und Wirtschaft profitieren sowohl Unternehmen<br />

als auch Kunstschaffende. Die klare Definition der<br />

Kundenwünsche sowie das genaue Wissen über die<br />

Arbeit der KünstlerInnen ist die Basis für die erfolgreiche<br />

Integration von Kunst in Unternehmen.<br />

art events, -branding & -marketing<br />

ausstellungsdesign & -produktion<br />

kunstvermietung &<br />

kunst im unternehmen<br />

sammlungsaufbau & -beratung<br />

kunst am bau<br />

Von der Kunstmiete für Ihre Firma über Vernissagen<br />

für Ihre Kunden bis hin zum Kunstpreis als Marketing-<br />

Strategie; sei es die künstlerische Fassadengestaltung<br />

ihres Bauprojektes oder der Sammlungsaufbau Ihres<br />

Unternehmens: wir haben die passenden Künstler-<br />

Innen parat und sorgen für eine reibungslose Abwicklung.<br />

Gut vernetzt mit den Szenen und in Kooperation mit<br />

der Kunstplattform AUSARTEN[ ] sowie freischaffenden<br />

ExpertInnen sorgen wir für hohe Qualität und<br />

behalten den Überblick über zeitgenössisches Kunstschaffen.<br />

creative endeavours<br />

design lab<br />

corporate design & branding<br />

editorial & print design<br />

real estate branding<br />

web- & screendesign<br />

text, wording & fotografie<br />

6.4.4. Jeder Mensch ist wichtig.<br />

(Robert Schwan)<br />

6.4.5. Keine ‚Auge um Auge’-Politik,<br />

sondern ‚Auge in Auge’-<br />

Verständnis.<br />

6.4.6. Träume und Visionen<br />

verlangen danach realisiert zu<br />

werden.<br />

6.4.7. Das Schöne an den Träumen<br />

ist, dass wir sie realisieren. (Le<br />

Corbusier)<br />

6.4.8. Es geht um eine neue<br />

Definition der Massenkultur.<br />

6.4.9. Die Gemeinschaftskultur.<br />

Vom Individuum zum<br />

Gemeinschaftswesen.<br />

6.4.10. Computer lernen vergessen.<br />

54


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 71<br />

1 Heike Nösslböck<br />

French Manicure, Ausstellungsdetail<br />

2 Emmanuel Jesse<br />

work in progress, private Auftragsarbeit<br />

3 Nana Mandl<br />

Bürobespielung<br />

4 Sonja Bendel<br />

Bürobespielung<br />

5 Nika Kupyrova<br />

Moonshine 1, Ausstellungsdetail<br />

6 Jasmin Schaitl<br />

Performance, Comment #12<br />

4 Jahre Roter Teppich für junge Kunst<br />

Foto: Manuel Gras<br />

7 David Payr<br />

aus der Serie: exp. 1987<br />

8 Johanna Binder<br />

Am Sonntag mit Schlag<br />

6<br />

9 Atzgerei<br />

Filmdreh<br />

10 Emanuel Jesse<br />

Ausstellungsansicht, Berggasse 37<br />

11 Sammlung Cserni<br />

Kunstbuch Produktion und Publikation<br />

8<br />

10<br />

7<br />

9<br />

ausstellungen 2012<br />

6.4.11. Wir sind immer am Anfang.<br />

6.4.12. Alles ist Form in Bewegung<br />

und Bewegung als Form.<br />

Nichts ist statisch. Auch nicht<br />

immer. (Barbara Doser)<br />

6.4.13. Im Streben leben.<br />

6.4.14. Die Ganzheitlichkeit ist<br />

übermenschlich.<br />

6.4.15. Ich bin ein Detail. Im Detail<br />

liegt die Wahrheit.<br />

6.5. Die Umstülpung geschieht<br />

automatisch.<br />

6.5.1. Das Raumalphabet ist eine<br />

kleine Schule der Umstülpung.<br />

6.5.2. Die Umstülpung ist eine<br />

Überraschung.<br />

55<br />

11<br />

9.Jannuar – 8. März<br />

NANA MANDL<br />

10. – 20. Mai<br />

<strong>ST</strong>ILL<strong>ST</strong>AND & BESCHLEUNIGUNG<br />

12. März – 1. Juni<br />

JOHANNA BINDER<br />

6. Juni<br />

JASMIN SCHAITL, COMMENT #12<br />

11. Juni – 25. August<br />

SONJA BENDEL<br />

3. September – 31. Oktober<br />

ATZGEREI & <strong>ST</strong>RIN PRUMZER<br />

(Letzte Weltausstellung / Arche 2012)<br />

Oktober<br />

GLAUBE & WISSENSCHAFT<br />

3. November – 21. Dezember<br />

DAVID PAYR (EYES-ON)<br />

Dezember<br />

AUFBRUCH & UNTERGANG<br />

Creative Endeavours GmbH<br />

[ kri’eı.tıv en’dev. rs ]<br />

Arts & Design Lab<br />

Gumpendorferstraße 40–44,<br />

1060 Wien<br />

+43 (0)1 23 69 839<br />

info@creative-endeavours.at<br />

www.creative-endeavours.at


72 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

6.5.3. Der Zufall ist eine<br />

Interpretation. Der Zufall ist.<br />

6.5.4. Die Stunde der Wahrheit ist<br />

niederträchtig. Die Stunde der<br />

Güte ist wünschenswert.<br />

6.5.5. Glauben ist üben. Beten ist<br />

Vertrauen.<br />

6.5.6. Alles was ist, ist heilig.<br />

6.6. Der Archiquant, der rechte<br />

Winkel und der Stern sind<br />

Metastrukturen.<br />

56


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 73<br />

6.6.1. Diese drei Metastrukturen<br />

tragen gleichzeitig zum<br />

Verschwinden von<br />

Metastrukturen bei.<br />

6.7. Wir haben keine Zielgruppe.<br />

Die Gruppe bildet sich.<br />

6.7.1 Die Zielgruppe ist eine<br />

kapitalistische Waffe.<br />

6.7.2. Es gibt Ziel und Gruppe, zum<br />

Abschuss bereit.<br />

6.7.3. Der Kapitalismus führt<br />

zur Verminderung der<br />

Empfindungen.<br />

6.7.4. Aber wie Fehler Verbesserungen<br />

hervorrufen können, wird<br />

auch der Kapitalismus zu<br />

Verbesserungen führen.<br />

57


74 Raumalfabet<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

6.7.5. Wir verbessern.<br />

6.8. Man herrscht indem man<br />

jedem gibt. In diesem Sinne<br />

hebt sich das Herrschen auf.<br />

6.8.1. ‚Divide et impera.’, ‚Verteile<br />

und herrsche.’, ‚Verteile!’.<br />

6.8.2. Jeder wird zum Geber.<br />

6.8.3 Jeder hat ein<br />

Normalempfinden. Eine innere<br />

Richtigkeit.<br />

6.8.4. Nichts Unwirkliches existiert.<br />

(Thomas Redl)<br />

6.8.5. Die Realität ist perfekt.<br />

6.8.6. Der Übermensch ist der<br />

Mensch.<br />

58


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Raumalfabet<br />

75<br />

6.9. Der Künstler ordnet und<br />

macht.<br />

6.9.1. Die abstrakte Konvention.<br />

(Wolf Günther Thiel)<br />

6.9.2. Der Konvention verbunden,<br />

dem Abstrakten zugetan.<br />

6.9.3. Das verständnisvolle Wunder<br />

ist das Ergebnis der abstrakten<br />

Konvention.<br />

6.9.4. Komm ins Offene, Freund!<br />

(Hölderlin)<br />

7. Worüber wir sprechen<br />

sprechen wir.<br />

59


GERNGROSS<br />

76 Volksbuch<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

a o 1<br />

b<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

....... ............................................................<br />

....... ............................................................<br />

....... ............................................................<br />

....... ............................................................<br />

....... ............................................................<br />

............................................................<br />

....... ............................................................<br />

....... ............................................................<br />

............................................................<br />

....... ............................................................<br />

............................................................<br />

....... ............................................................<br />

....... ............................................................<br />

............................................................<br />

....... ............................................................<br />

............................................................<br />

....... ............................................................<br />

............................................................<br />

9<br />

60


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Volksbuch<br />

77<br />

Personenregister<br />

Bachmann, Ingeborg,<br />

5.2.4.<br />

Benediktiner, 2.2.2.<br />

Beuys, Joseph, 6.1.8.<br />

Bonvicini, Monica,<br />

3.9.38.<br />

Blaha, Friedrich, 3.9.39.<br />

Blahacek, Raoul, 3.9.14.<br />

Büchel, Heinrich, 3.9.27.<br />

Cage, John, 1.5., 4.3.3.<br />

Coop Himmelb(l)au,<br />

3.9.7.<br />

Colle, Herbert de,<br />

3.9.26.<br />

Czech, Hermann, 3.9.1.<br />

Denker, Christian, 3.8.8.<br />

Derrida, Jacques, 6.3.6.<br />

Dietrich, Hans, 3.9.32.<br />

Doser, Barbara, 6.4.12.<br />

Duranovic, Marco,<br />

3.9.15.<br />

Feldenkrais, Moshé,<br />

1.4.<br />

Freud, Sigmund, 4.3.4.<br />

Fürst, Martina, 3.9.23.<br />

Göbl, Lukas, 3.9.10.<br />

Gottlob, Georg, 3.8.6.<br />

Hafner, Bernhard,<br />

3.9.13.<br />

Hofstetter, Kurt, 2.5.5.<br />

Hölderlin, Friedrich,<br />

6.9.4.<br />

Hollein, Hans, 3.9.<br />

Holzer, Michael, 3.9.7.<br />

Kandinsky, Wassily, 3.4.<br />

Kiesler, Friedrich, 3.9.17.<br />

Köberl, Rainer, 3.9.36.<br />

Konzett, Philipp, 3.9.33.<br />

61


78 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Banner.indd 1<br />

Nachwort<br />

Im Frühsommer 2001, antwortet Heidulf Gerngross<br />

auf die Frage – Was hast Du gemacht, was machst Du?<br />

–mit folgende Zeilen:<br />

“Ich schicke Dir eine Aufzeichnung meiner kontinuierlichen<br />

Arbeit am Raum an der Umstülpung der Menschheit.<br />

Damit Du weißt, was Gerngross, wann, wo? – und welche<br />

geistigen Grundlagen aufgesaugt, beginnend von 1958,<br />

als ich 18 Jahre war, von mir geknetet und proportioniert<br />

wurden und werden… es ist ein lebendiger flüssiger Stoff,<br />

der sich von Grenze zu Grenze erweitert, zur Gänze –<br />

nie…”<br />

Zur Gänze – nie…<br />

Das MACHEN im Sinne von Heidulf GERNGROSS<br />

– ist eben dieser flüssige Strom lebendiger Materie,<br />

in dem Energie des Setzens/Wachsens die ergriffene<br />

und<br />

begriffene Breite und Tiefe des materiellen und<br />

geistiges Lebens in sich speichert, um dadurch zur<br />

PROPORTION zu werden. Darum ist das MACHEN<br />

= PROPORTIONIEREN, immer intergrativ, immer<br />

allgemein. Das Planen ist im MACHEN; das Tun –<br />

im Nichttun; die Natur – im Geist und umgekehrt;<br />

der Mann – in der Frau; die Frau – im Mann; das<br />

intellektuelle Leben – im Materiellen; das Wahre – im<br />

Falschen und das Falsche – im Wahren; die Form - im<br />

Inhalt; die Bedeutung – im Ausdruck und umgekehrt;<br />

das Freie – im Notwendigen; das Göttliche – im<br />

Weltlichen; das Allgemeine – im Individuellen; das<br />

Unendliche – im Endlichen…<br />

Abstrahieren, Entnehmen, Ausnehmen, Richten,<br />

Beschuldigen – sind nicht die Kategorien theoretischer,<br />

ethischer und religiöser Dimensionen des menschlichen<br />

Lebens innerhalb dieser Materialphilosophie. Er nennt<br />

sich ARCHI<strong>ST</strong>RATOR. Ein ARCHI<strong>ST</strong>RATOR aber ist<br />

zugleich ein Pan, ein Allgemeiner.<br />

Haus 1, Papier-Pappendeckel, Extensiv-man, die<br />

Ambitionslose, Volksbuch, Raumalfabet, 1,2,3-<br />

Raum, Schnellhaus 1,2,3,4, <strong>ST</strong>/A/D, Archiquant,<br />

<strong>ST</strong>/A/R, Dulf-TV, Orakel Melk, Cappella Bianca,<br />

Terrazza del Mondo – sind einige der Meilenstein<br />

des ARCHI<strong>ST</strong>RATORS transgressiven WIRKENS.<br />

Vom Ersten schriftlich-architektonischen Werk<br />

– dem VOLKSBUCH – bis zum TRACTATUS<br />

ARCHITECTONICUS EXPERIMENTALIS, - führt ein<br />

Weg, auf dem die unzähligen geistig-materiellen Einund-<br />

Ausatmungen gesammelt/zersreut liegen. Doch<br />

hier geht es vielmehr nicht um das Haben, sondern<br />

eher um das Sein. Und dieses Sein vollzog und vollzieht<br />

sich nicht im Vacuum eines Monologs, sondern<br />

immer im Dialog, oft sogar im Polilog. So entstanden<br />

fast alle Werke z. B. die „Postsuprematistischen<br />

Seismographischen Aufzeichnungen” – in einem<br />

Dialog mit den Ideen Malevitsch’s und den russischen<br />

Konstruktivisten; Der Archiquant – in einem inneren<br />

Dialog der Linie (Bauhaus) und Kurve, des Rechten<br />

Winkels, des Modulor, der Geometrie und Semantik.<br />

So entstand im Jahre 1999 auch unser Manifest -<br />

“Ö<strong>ST</strong>ERREiCHRUSSISCHES ZEUG”.<br />

Ist es die Person, oder ihr Tun? - Der ARCHI<strong>ST</strong>RATOR<br />

ist nur im MACHEN, und dieses MACHEN kann nur<br />

ein persönliches sein. Denn die Person in dem Sinne<br />

ist immer “Noch nicht..” (A. Kurosawa), d.h. sie ist<br />

nicht etwas in sich “Fertiges”, Geschlossenes, sondern<br />

immer – etwas Offenes. Er ist der ARCHI<strong>ST</strong>RATOR.<br />

Wie ein Punkt oder ein Samenkorn, oder - ein Kind,<br />

die in sich viele Möglichkeiten umschliessen, so sind<br />

auch in allen lebendigen Gesten seines MACHENS<br />

die Vorahnungen eines NEUEN Menschen<br />

spürbar. Darum meine ich, meint er, in dem<br />

MACHEN=PROPORTIONIEREN geht es um eine<br />

Umstülpung der Menschheit, keine Revolution, keine<br />

Evolution… “Komm ins Offene. Freund!”<br />

Komm nur…<br />

Sergej Volgin<br />

Julia und Sergej<br />

Krischanitz, Adolf,<br />

3.9.19.<br />

Le Corbusier, 2.4.3.,<br />

6.4.7.<br />

Malewitsch, Kasimir,<br />

4.3.1., 4.3.2.<br />

Michelangelo, 3.1.5.<br />

Mijalkovic, Milan,<br />

3.9.28.<br />

Ortner, Laurids, 3.9.31.<br />

Pichler, Walter, 6.2.2.<br />

Podmirseg, Daniel,<br />

3.9.35.<br />

Popelka, Anna, 3.9.4.,<br />

3.9.9.<br />

Popper, Karl Raimund,<br />

3.8.3., 3.8.4., 5.2.9.<br />

Prandtauer, Jakob,<br />

2.2.2.<br />

Pythagoras, 2.3.2.<br />

Prix, Wolf, 3.9.7.<br />

Redl, Thomas, 6.8.4.<br />

Richter, Helmut, 3.8.,<br />

3.8.3.<br />

Rilke, Rainer Maria,<br />

6.3.2.<br />

Röhrl, Walter, 5.5.4.<br />

Roventa, Angelo,<br />

3.9.29.<br />

Russo, Caroline, 3.9.16.<br />

Samsonow, Elisabeth<br />

von, 3.9.5.<br />

Schadewaldt,<br />

Wolfgang, 5.2.2.<br />

Schiller, Friedrich, 6.3.5.<br />

Schmatz, Ferdinand,<br />

6.3.8.<br />

Schwan, Robert, 6.4.4.<br />

62


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 79<br />

Epilogue<br />

In the early summer of 2001, Gerngross Heidulf<br />

answers the question – What have you done, what are<br />

you doing? with the following lines:<br />

„I am sending you a record of my ongoing work on<br />

space and the inversion of humanity. So that you<br />

know, what Gerngross, when, where? – and which<br />

intellectual foundations I soaked up, beginning from<br />

1958 when I was 18, I kneaded and proportioned and<br />

will do so in the future… it is a living liquid material<br />

which extends from border to border but which is<br />

never complete... „<br />

This DOING, which Heidulf GERNGROSS means–<br />

is this liquid stream of living matter, in which the<br />

energy of planting /growing, the seized and understood<br />

width and depth of material and spiritual life is<br />

stored, thereby becoming PROPORTION. This is why<br />

MAKING = PROPORTIONING, always integrative,<br />

always in general.<br />

Planning is in DOING; doing – in inaction; nature –<br />

in the mind and vice versa; man – in woman; woman<br />

– in man, intellectual life – in the material world;<br />

truth – in the false and the false –in the true; form –<br />

in content, meaning – in expression; and vice versa;<br />

what is free –in necessity, the divine – in the worldly;<br />

the universal – in the individual; the infinite – in the<br />

finite...<br />

Abstracting, inferring, excluding, directing, accusing<br />

– are not the categories of theoretical, ethical and<br />

religious dimensions of human life within this material<br />

philosophy. He calls himself ARCHI<strong>ST</strong>RATOR.<br />

However, an ARCHI<strong>ST</strong>RATOR is at the same time<br />

Pan , a universal.<br />

Building 1, paper-cardboard, extensive man, the ambitionless,<br />

Volksbuch, space alphabet, 1,2.3-space, quick<br />

house 1,2,3.4, <strong>ST</strong>/A/D, Archiquant, <strong>ST</strong>/A/R, Dulf-TV,<br />

Orakel Melk, Cappella Bianca, Terrazza del Mondo –<br />

are some of the milestones of the ARCHI<strong>ST</strong>RATOR’S<br />

transgressive ACTIVITY. From the first writtenarchitectural<br />

work – the VOLKSBUCH – up till<br />

TRACTATUS ARCHITECTONICUS EXPERIMEN-<br />

TALIS, –is a path on which lie accumulated / scattered<br />

countless spiritual and material inhalations and<br />

exhalations. But this is not about having, but rather<br />

being. And this being was and is consummated not in<br />

15.06.12 12:56<br />

the vacuum of a monologue, but always in a dialogue,<br />

often even in a polilogue. Thus almost all most important<br />

works, e.g., the „Post Suprematist seismographic<br />

recordings” originated – in a dialogue with the ideas<br />

of Malevich and the Russian Constructivists; The Archiquant–<br />

in an inner dialogue of the line (Bauhaus)<br />

and curve, the right angle, the Modulor, geometry and<br />

semantics. Thus originated, in 1999, our manifesto -<br />

“Ö<strong>ST</strong>ERREiCHRUSSISCHES ZEUG”. /<br />

“AU<strong>ST</strong>RIA-RUSSIAN <strong>ST</strong>UFF”.<br />

Is it the person or their actions? - The ARCHI<strong>ST</strong>RA-<br />

TOR is only in DOING and this DOING can only be<br />

personal. For the person in this sense is always „not<br />

yet...“ (A. Kurosawa), i.e. they are not something „finished,“<br />

closed, but still - something open. He is the<br />

ARCHI<strong>ST</strong>RATOR.<br />

As a point or a seed, or - a child, which includes many<br />

possibilities, in the living gestures of his DOING<br />

there is a premonition of a NEW man. That is why<br />

I, he, thinks, that MAKING=PROPORTIONING is<br />

an inversion of the human race, not a revolution, not<br />

evolution ... „Come into the open. Friend! „<br />

Come on ...<br />

Sergej Volgin<br />

Sokrates, 5.3.1.<br />

Spiegelfeld, Markus,<br />

3.9.24.<br />

Sputnic Architektur,<br />

3.9.22.<br />

Swiczinsky, Helmut,<br />

3.9.7.<br />

Tabor, Jan, 3.9.20.<br />

Thales von Milet, 2.3.1.<br />

Thiel, Wolf Günther,<br />

6.9.1.<br />

Tolstoj, Wladimir, 3.9.6.<br />

Treusch, Andreas,<br />

3.9.25.<br />

Vitruv, 3.9.<strong>30</strong>.<br />

Volgin, Sergej. 3.7.1.,<br />

3.9.12.<br />

West, Franz, 3.9.11.<br />

Wiener, Adam, 3.9.21.<br />

Wimmer, Helmut,<br />

3.9.34.<br />

Wittgenstein, Ludwig,<br />

3.3.1., 3.8.3., 3.9.2.,<br />

3.9.3.<br />

Wondra, Heinz, 3.9.18.<br />

Zentara, Mounty R.P.,<br />

3.9.37.<br />

63


80 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Elisabeth von Samsonow<br />

SAMSONOW PARASONIC<br />

TRANSPLANT ORCHE<strong>ST</strong>RA<br />

Das Projekt setzt auf<br />

den Organmodus Ohr.<br />

Es wird auf Hörbarkeit der<br />

Skulptur umgesattelt. Das<br />

Material ist Linde, welches<br />

wiederum nichts weniger<br />

ist als ein Körper,<br />

untot. Der untote Körper<br />

der Linde enthält Silicium<br />

Si14, das häufigste Element<br />

nach Kohlenstoff in<br />

der Erdkruste oder Biosphäre.<br />

Silicium hat leitende<br />

und zugleich retentionale<br />

Fähigkeiten, weshalb<br />

es beispielsweise in der<br />

Computertechnologie eine<br />

Rolle spielt. Die Transplant<br />

Non-Violent-Violas und<br />

-Violins im SAMSONOW<br />

TRANSPLANT ORCHE<strong>ST</strong>-<br />

RA werden natürlich, wie<br />

Stradivaris und Guarneris,<br />

durch das Angeregtwerden<br />

und Klingen ständig verfeinert<br />

und exquisiter. Die<br />

Transplants ermöglichen<br />

Klangforschung im Sinne<br />

des subliminalen Ganzkörperhörens<br />

schwingender<br />

oder vibrierender Körper.<br />

Pro Transplant-Violine ist,<br />

ganz wie im klassischen<br />

Orchester, ein Zweitleib<br />

vorgesehen, der mit der Violine<br />

ein Binom bildet bzw.<br />

einen kurzgeschlossenen<br />

Resonanzkreis, also entweder<br />

der die Violine Anregende<br />

(„Spieler“) oder der<br />

sich ihrer (automatischen,<br />

elektronisch produzierten)<br />

Vibration Aussetzende. Die<br />

Transplant-Violinen können,<br />

sofern sie der dem<br />

menschlichen Leibsinn<br />

nächsten geo-chronologischen<br />

Schicht entstammen<br />

und nicht selten größer<br />

sind als Menschen, also auch von älteren Stämmen kommen (über 80 oder 100 Jahre)<br />

eine Patenschafts – oder Pflegevibration vollziehen, die sich auf den menschlichen Leib<br />

außerordentlich gedeihlich auswirkt. Der menschliche hörende Leib wird vom SAMSO-<br />

NOW TRANSPLANT ORCHE<strong>ST</strong>RA, das funktioniert wie ein irrer Wald, aufgefangen und<br />

molekularisiert. Diese Strategie der Insonanz oder sonorer Primitivisierung ist aber nur<br />

die halbe Sache. Das Pflanze-Werden des Hörenden zieht auch eine Einsicht in die Differenziertheit<br />

des hölzernen Großleibs nach sich, in welchem die Hoheit und Intelligenz<br />

des photosynthetisierenden Wesens nachhallt. Das Projekt ist ebenso Dekonstruktion<br />

des Orchesters wie künstlerische körpergestützte Klangrecherche.<br />

Heidulf Gerngross: De Mensura et Proportione.<br />

Prototractatus Architectonicus-Experimentalis.<br />

Herausgeber: <strong>ST</strong>/A/R-Verlag-Wien.<br />

Abbildungen: Pavle Jungic.<br />

Abb. S.60: Gerngross-Säule von Franz West,<br />

Schemazeichnung von Pavle Jungic.<br />

Druck: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH,<br />

München.<br />

Buchbinderei: Flieger, Wien.<br />

Förderung: Philipp Konzett, Stadt Wien,<br />

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur,<br />

Markus Spiegelfeld – Werkstatt Wien.<br />

Wien, 2012.


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 81<br />

Heike Nösllböck<br />

Videostil aus „Herbst 2011“ aus dem Zyklus „Ballerinas“<br />

Darstellerin: Bellinda Pototschnik<br />

HEIKE NÖSSLBÖCK


82 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Heike Nösslböck<br />

Videostil aus „Winter 2011“ aus dem Zyklus „Ballerinas“<br />

Darstellerin: Melanie Kaltenbrunner


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 83<br />

Heike Nösslböck<br />

Videostil aus „Frühling 2012“ aus dem Zyklus „Ballerinas“<br />

Darstellerin: Eleonore Spindler


84 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 85<br />

Sabine Jelineks „Brennende Landschaft“ von 2012 ist<br />

im Stile einer romantischen Malerei vom Ende des 18. Jahrhunderts<br />

fotografi ert. Auch damals bereisten die Künstler im<br />

Sinne der „Grand Tour“ Rom um die antiken Schätze einer<br />

eigentlich lange gestorbenen alten Kultur, die damals wieder<br />

aufl ebte, zu erkunden. Die fotografi erte Landschaft ist Teil<br />

eines Diptychons, in dem auch der dazugehörige Fotograf zu<br />

sehen ist. Er richtet seine anachronistisch anmutende Großformatkamera<br />

eben auf jene Landschaft in der Nähe Roms<br />

gelegen, an jenem Ort, wo das römische Reich seinen Ursprung<br />

nahm. Hier wird Fotografi e mit Malerei verknüpft und<br />

die Fotografi e der Anfänge ins Bild gesetzt, weil auch sie ein<br />

sterbendes Medium ist.


86 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Grosskulturbaus


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 87<br />

G<br />

O<br />

Archiquantbesprechung<br />

telle Wien Mitte


88 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Christine Hesky<br />

Westbahnstrasse<br />

Westbahnstrasse<br />

olina Küchen Christine Hesky<br />

Westbahnstraße 1a<br />

A-1070 Wien<br />

T: +43 1 907 6315<br />

M: +43 664 38 19 075


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 89<br />

klaus.hesky@olina.com<br />

www.olina.com


90 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 91<br />

Ein BErgsommEr<br />

für gEniEssEr<br />

An aussichtsreichen Punkten mit Panoramblick sind in diesem Sommer in Niederösterreichs<br />

Bergwelt nicht weniger als 40 Kultmöbel aufgestellt. Zur emotinalen Aufladung besonders schöner<br />

Rastplätze und emotionale Aufforderung zur ultimativen Entspannung.<br />

Von Zauberbergen und einem Paradies der Blicke wird<br />

gesprochen, wenn von den „Wiener Alpen in Niederösterreich“<br />

die Rede ist. Zauberhaft ist die wirldromantische<br />

Kulisse tatsächlich und vor allem ist es die Inszenierung,<br />

die den östlichsten Ausläufer des Alpenbogens zu einer<br />

besonderen Ausflugs- und Urlaubsdestination macht.<br />

Zu inszenieren verstand bereits Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

Carl Ritter von Ghega die Landschaft, indem er eine<br />

gewagte Trasse mit 16 Viadukten und 14 Tunneln in die<br />

Landschaft setzte. Eine architektonische Glanzleistung,<br />

die 1998 als UNESCO Weltkulturerbe unter Schutz gestellt<br />

wurde.<br />

Belebend für die Szenerie war auch der Drang der<br />

Großbürger und Künstler gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts<br />

in die Region zwischen Schneeberg, Rax, Semmering<br />

und Wechsel. Von Peter Altenberg über Arthur<br />

Schnitzler bis Alma-Mahler-Werfel reicht die Liste prominenter<br />

Sommerfrischler. In ihrer Zeit entstanden zahlreiche<br />

der sehenswerten Semmering-Villen.<br />

Heute geht Inszenierung ein wenig anders. Diesen<br />

Sommer zieren 40 sogenannte „Enzos“ die niederösterreichische<br />

Bergwelt. Initiiert wurde die Aktion vom Land<br />

Niederösterreich. Christoph Madl, der Geschäftsführer<br />

der Niederösterreich-Werbung, gibt im Interview Auskunft<br />

über die Intentionen der Design-Verfrachtung.<br />

Herr Madl, warum schafft Niederösterreich überproportionale<br />

Kultmöbel auf die Berge?<br />

Christopf Madl: Die vom Wiener MuseumsQuartier bekannten<br />

Enzos sind ein Signal im Rahmen unserer neuen<br />

Bergsommer-Kampagne, mit der wir auf die wunderbaren<br />

Entspannungs- und Erlebnisregionen in den Bergen des<br />

Mostviertels und der Wiener Alpen in Niederösterreich<br />

hinweisen.<br />

www.wEiNFRANZ.com<br />

Prof. Christoph Madl,<br />

Niederösterreich-Werbung<br />

„ Mit Niederöster reichs<br />

Bergen können wir<br />

ein junges, urbanes<br />

Publikum an sprechen,<br />

das in prachtvoller<br />

Natur chillen will.“<br />

Die Umweltverträglichkeit ist auch bezüglich der Materialien<br />

gegeben?<br />

Die Kultmöbel sind zu 100% aus abbaubarem Material<br />

gefertigt, und wir haben peinlich genau alle Naturschutzbestimmungen<br />

beachtet.<br />

Der Bergsommer Niederösterreich besteht aber wohl aus<br />

mehr, als aus kreativ inszenierten Rastplätzen …<br />

Die Kombination ist entscheidend. Die chilligen Enzos<br />

sind ja nur ein Akzent. Reine Bergluft, grüne Wiesen,<br />

Almhütten mit Regionalschmankerln und den ganzen<br />

Sommer lang ein Festreigen an Veranstaltungen. Damit<br />

wird der Bergsommer in Niederösterreich ein Bergsommer<br />

für Genießer. Wer auf den Enzos keinen Platz findet<br />

– was unwahrscheinlich ist, denn immerhin haben wir<br />

40 Stück davon aufgestellt – kann seine Rast und seine<br />

Mußestunden immer noch ganz traditionell auf einer<br />

Holzbank oder der Picknickdecke verbringen.<br />

Wie ist man dabei auf „Enzos“ gekommen?<br />

Wegen der geografischen Nähe zu Wien können wir ganz<br />

hervorragend das junge, urbane Publikum ansprechen.<br />

Um diese Zielgruppe zu begeistern, bedarf es ungewöhnlicher<br />

Inszenierungen, was wiederum der Marke Niederösterreich<br />

und ihren Kernwerten entspricht. Die Enzos<br />

sind bestens geeignet, um die Idee der selbstkreativen<br />

Entspannung zu vermitteln.<br />

Die Signalwirkung ist allein durch die Größe und die Farben<br />

gegeben. Wird dadurch nicht das Bergidyll gestört?<br />

Dann würde jeder bunte Paragleiter am Himmel das Idyll<br />

stören. Ganz im Gegenteil: Mit den Objekten wird das<br />

Ambiente emotional aufgeladen. Emotion auszulösen ist<br />

die Aufgabe von Kunst und Kunstobjekten. Wie gut die<br />

Enzos angenommen werden, kann man seit Jahren im<br />

Wiener MuseumsQuartier beobachten.<br />

Gute Aussichten von den Enzos und auf die Enzos.<br />

FotoS: RoBERt HERBSt<br />

Nach welchen Kriterien wurden die Standorte für die Enzos<br />

ausgesucht?<br />

Wir haben aussichtsreiche Punkte gewählt, aber auch<br />

sehr genau auf Landschaftsschutz geachtet – die Enzos<br />

also dort platziert, wo sie den Besuchern der niederösterreichischen<br />

Berge als attraktive Rastplätze nützlich sein<br />

können, aber niemanden stören werden.<br />

Mehr Infos: www.bergsommer.at


92 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

KUN<strong>ST</strong> AM BAU<br />

Von der künstlerischen Zwischennutzung leerstehender Immobilien.<br />

neuwohnen.at | vondevor AG | Creative Endeavours Arts Lab<br />

ROHBAU<br />

KUN<strong>ST</strong>SCHAU #02<br />

In einer zeitgemäßen Adaption der lange<br />

gedienten Kunst-am-Bau Tradition, wurde das<br />

leerstehende Zinshaus in der Berggasse 37<br />

im 9. Wiener Gemeindebezirk kurz vor Baubeginn<br />

ganz ins Zeichen der Kunst gestellt.<br />

Auf zwei Etagen konnten 12 junge sowie<br />

namhafte KünstlerInnen ihre Werke unter<br />

dem Motto Stillstand und Beschleunigung<br />

präsentieren.<br />

Die Ausstellung beschäftigte sich inhaltlich<br />

mit Phänomenen des Vergänglichen und des<br />

Flüchtigen innerhalb unseres gesellschaftlichen<br />

Gefüges. Das leerstehende Zinshaus, das<br />

teilweise bereits ausgeschlachtet wurde, stellte<br />

den perfekten Kontext für diese Ausstellung<br />

dar und ermöglichte auch spannende ortsspezifische<br />

Installationen der KünstlerInnen.<br />

IM HERZEN DES<br />

SERVITENVIERTELS<br />

Im Zentrum Wiens entsteht auf dem Grundstück<br />

der Berggasse 37 ein bemerkenswerter<br />

innerstädtischer Gebäudekomplex.<br />

Das auf dem Grundstück befindliche Jahrhundertwendehaus<br />

mit glatter Fassade gleicht in<br />

seiner Grundform mehreren hintereinander<br />

angeordneten Bauelementen und bildet somit<br />

die architektonisch spannende Basis für dieses<br />

Bauprojekt.<br />

Vlnr.: Dr. Stefan Hase (vondevor AG), Katrin Knilli (Creative<br />

Endeavours Arts Lab), Lucas Gehrmann (Kunsthalle Wien),<br />

Andreas Moussa (neuwohnen.at)<br />

Das Ergebnis dieser außergewöhnlichen<br />

Maßnahme, die am 10. Mai 2012 mit einer fulminanten<br />

Eröffnung gefeiert wurde, war eine<br />

spannende inhaltliche Auseinandersetzung an<br />

der Schnittstelle von Architektur, Kunst und<br />

Gesellschaft.<br />

Die zuständigen Bau- und Immobilienfirmen<br />

begreifen dabei das Konzept der künstlerischen<br />

Zwischennutzung als Chance: „Wir verstehen<br />

die Kunst als spannenden Impulsgeber<br />

und sind stolz darauf, unseren Kunden solch<br />

außergewöhnliche Veranstaltungen bieten zu<br />

können”, freut sich Dr. Hase, Vorsitzender der<br />

vondevor AG.<br />

Die Generalsanierung und der Verkauf der<br />

Liegenschaft wird von der vondevor AG und<br />

neuwohnen.at abgewickelt.<br />

„Im Erwachen aus dem Glauben an ein unfehlbares<br />

System, sieht sich unsere konsum- und<br />

marktorientierte Gesellschaft mehr denn je<br />

mit unterschiedlichsten Ausprägungen von<br />

Vergänglichkeit konfrontiert”, so Bastian<br />

Hörmann, einer der beiden Kuratoren der<br />

Ausstellung. „In drei Gruppenausstellungen<br />

beschäftigen wir uns im Laufe des Jahres mit<br />

den Themenblöcken Stillstand und Beschleunigung,<br />

Glaube und Wissenschaft sowie Untergang<br />

und Aufbruch”, ergänzt Katrin Knilli,<br />

ebenfalls Kuratorin.<br />

Dieser Ansatz sollte für die KünstlerInnen<br />

zum Ausgangspunkt werden, um sich auf<br />

spielerische, subtile oder abstrakte Weise mit<br />

Bewegung und Veränderung von Materialen,<br />

Orten und Zuständen zu beschäftigen.<br />

RAUM<br />

FÜR KUN<strong>ST</strong><br />

Die Zwischennutzung von leerstehenden Immobilien<br />

stellt für die Kunst eine wichtige Unterstützung<br />

dar und ist nicht zuletzt aufgrund<br />

der außergewöhnlichen Locations zu einem<br />

fixen Bestandteil des aktuellen Kulturgeschehens<br />

geworden; und das schon lange nicht<br />

mehr nur in Städten wie New York oder Berlin.<br />

Die temporäre Nutzung von brachliegenden<br />

Räumen oder Liegenschaften in Übergangsphasen<br />

ist aber nicht nur für die Ziwschennutzer<br />

von Vorteil. So können vielfältige positive<br />

Wirkungen für Standort und Eigentümer<br />

geschaffen bzw. gesellschaftliche und ökonomische<br />

Mehrwerte generiert werden.<br />

Hintereinander liegen somit zwei Baukörper<br />

mit insgesamt 3 Innenhöfen und Gärten, die<br />

das Bauwerk mit einem Spiel aus Licht und<br />

begrünten Flächen auflockern.<br />

Die unterkellerte Bausubstanz von derzeit<br />

fünf Geschossen (inkl. EG) wird generalsaniert<br />

und hochwertig erschlossen. Der Dachboden<br />

wird im Rahmen des Projekts voll ausgebaut,<br />

sodass eine Wohnhausanlage mit 6 bzw. 7<br />

Geschossen und stilvoll geplanten Einheiten<br />

von 36 m² bis 200 m² Wohnfläche entsteht.<br />

KONTAKT<br />

neuwohnen Erstbezugsberatung GmbH<br />

Rudolfsplatz 3, A-1010 Wien<br />

T: (0)1 90 43 007 | E: wien@neuwohnen.at<br />

www.neuwohnen.at<br />

vondevor AG<br />

Am Eisernen Tor 3, A-8010 Graz<br />

T: (0)5 01 77 <strong>30</strong> 00 | E: office@vondevor.ag<br />

www.vondevor.ag


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 93<br />

Valentin Ruhry (Courtesy of Christine König Gallery)<br />

Karl Karner<br />

Bernhard Buhmann<br />

Emanuel Jesse<br />

Gerald Zahn<br />

Bernd Oppl<br />

Fotos: Anita Schmid, Skulptur: Katarina Schmidl<br />

<strong>ST</strong>ILL<strong>ST</strong>AND &<br />

BESCHLEUNIGUNG<br />

Die entvölkerten, scheinbar im Stillstand gelegenen<br />

Bildwelten von Stirn Prumzer eröffneten<br />

dem Betrachter die Frage nach unterschiedlichen<br />

Aggregatzuständen von Stoffen<br />

und deren Auswirkungen auf die Umwelt.<br />

Stirn Prumzer<br />

Nana Mandl<br />

Angelika Loderer<br />

Letizia Werth<br />

Die Fotoserie von Gerald Zahn, die Teile des<br />

Eskimo Eissortiments in geschmolzenem<br />

Zustand zeigt, stellt hingegen eine ironische<br />

Dekonstruktion von Alltagsphänomenen und<br />

Konsummustern dar.<br />

Die Bewegung des menschlichen Körpers<br />

im Raum inszenierte Anita Schmid in ihren<br />

Fotografien. Ihre Bilder spielen mit dem Verhältnis<br />

von Anwesenheit und Abwesenheit und<br />

eröffnen somit einen Dialog zwischen Raum<br />

und Körper.<br />

Dazu kontrastierten im selben Raum die Büsten<br />

von Katarina Schmidl. Die aus Strohhalmen<br />

geformten Gesichter wirken, als ob sie<br />

ihre Substanz und Seele aufgrund zu starker<br />

Beschleunigung verlieren würden.<br />

Wohingegen die Bronze-Skulpturen von Karl<br />

Karner einen eher entschleunigten Blick auf<br />

den Innenkosmos fantastischer Landschaften<br />

erlauben.<br />

Urbanen Wandel erarbeitet der Graffiti-<br />

Künstler Emanuel Jesse. Ehemals graue<br />

Wände, aber auch Leinwände und Straßen<br />

weichen mit Leichtigkeit den farbigen Motiven<br />

des Künstlers.<br />

Etwas schwermütiger präsentierte Nana<br />

Mandl ihre kleinformatigen Arbeiten. Sie<br />

thematisiert mit ihrem künstlerisch dokumentarischen<br />

Blick verschiedene Orte in Afrika,<br />

die sich der Beschleunigung einer marktorientierten<br />

Welt entziehen.<br />

Bernhard Buhmanns Malereien zeigen Flugund<br />

Fahrobjekte die zwar phantastisch in<br />

Bewegung scheinen, doch faktisch jederzeit<br />

abstürzen müssten, was auch als ironischer<br />

Hinweis auf unser System gedeutet werden<br />

kann.<br />

Valentin Ruhry tritt mit seinen formal minimalistischen<br />

Objekten und Wandarbeiten in<br />

einen raumgreifenden Dialog mit der Architektur<br />

und entfremdet die verwendeten Bauund<br />

Wohnstoffe auf ästhetische Weise ihrer<br />

ursprünglichen Funktionen.<br />

In Bernd Oppls Installation werden Bälle<br />

mittels Bewegungsmelder und Motor in einem<br />

Raummodell in Bewegung versetzt und auf<br />

besondere Weise live auf einen Display übertragen,<br />

wodurch der bewegte Raum zu einem<br />

statischem wird.<br />

Angelika Loderer arbeitet in ihrer Installation<br />

mit überwiegend vor Ort gefundenen Materialien<br />

und beschäftigt sich mit formalen und<br />

materialspezifischen Aspekten von Vergänglichkeit,<br />

was besonders auch durch das von<br />

Aceton verätzte Styropor ersichtlich wird.<br />

Letizia Werth hingegen greift in ihren Graphitzeichnungen<br />

die Vergänglichkeit und Fehlerhaftigkeit<br />

alter Fotografien auf und begibt sich<br />

in ihrer fluoreszierenden Rauminstallation<br />

„Troja“ auf die Spuren von Ursprung und Untergang<br />

der Zivilisationen.<br />

Text zur Ausstellung: Denise Sumi<br />

Eine Ausstellung von Creative Endeavours<br />

Arts Lab und AUSARTEN[ ] eV. Vielen Dank<br />

an alle KünstlerInnen, Projektbeteiligten<br />

und Partner: vondevor AG, neuwohnen.at,<br />

WEINWURM’S, all i need, JOSEPH brot, Wien<br />

Kultur und Kultur am Alsergrund.


94 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Karl Kulovits, 67<br />

Pensionist<br />

Martina Himmelsbach, 49<br />

Gemüsehändlerin<br />

Karl kocht und isst für sein Leben gern. Der Einkauf am Markt gehört dazu – genauso<br />

wie die Tipps von Frau Martina, der Standlerin seines Vertrauens. „Zuerst kosten,<br />

dann kaufen“ – auf einen der 22 Märkte ist das möglich. Und die Marktstandlerinnen<br />

und Marktstandler geben mit ihrer Ware auch gerne einen Koch- und Zubereitungstipp<br />

mit auf den Weg. Wiener Märkte bieten Qualität und Vielfalt. Einkaufen am<br />

Markt ist mehr als nur Lebensmittel besorgen: Die Märkte sind lebendige, bunte Orte<br />

der Begegnung und bieten sinnliche Genüsse für Augen, Ohren und Nase.<br />

Mehr Information unter:<br />

www.marktamt.wien.at, www. lebensmittel.wien.at oder 01/4000-8090<br />

Bezahlte Anzeige<br />

PR_50_maerkte_Gemüsehändlerin_250x355_ES.indd 1 22.06.12 13:53


Städteplanung / Architektur / Religion<br />

<strong>ST</strong>/A/R 95<br />

Foto: <strong>ST</strong>/A/R<br />

Herbert Brandl – in El Grecopose


96 <strong>ST</strong>/A/R<br />

Städteplanung / Architektur / Religion<br />

Archiquant-Tattoo

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!