Städteplanung / Architektur / Religion
Printmedium Wien – Berlin
ST/A/R
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ST/A/R 1
Nr. 30/ 2011/12
Hochkultur / Mittelmaß / Schund
Heidulf
04Z035665M – P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien • Adresse: 1060 Wien Gumpendorferstrasse 40–44 • office@star-wien.at • Europa 4,50
Ismael
MILAN
Milan Mijalkovic Entdecker der Terrorismusgalerie
Städteplanung / Architektur / Religion
4,50 Euro
Terrorismusgalerie
Terrorismusgalerie
Terrorismusgalerie
Terrorismusgalerie
Terrorismusgalerie
Terrorismusgalerie
Terrorismusgalerie
Terrorismusgalerie
2 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Editorial: Der Architektonische Raum oder der Gerngrossraum.
Heidulf Gerngross
Foto: BIWI
3.4. Der architektonische Raum. Der Gerngrossraum.
3.4.1. Man wird den Raum durch Licht und Farbe messen können. (Kandinsky)
3.4.2. Der Gerngrossraum.
Der Betrachter steht in der Bildebene und hat fünf Ebenen vor sich und fünf
Ebenen hinter sich.
Er baut und schaut sich seinen Raum.
3.4.3. Der Gerngrossraum verbindet Malerei und Architektur.
ST/A/R Printmedium Wien-Berlin
ST/A/R Printmedium Wien-Berlin
Zeitung für Hochkultur, Mittelmaß und Schund
Erscheint 4 x jährlich, Nr. 30, Erscheinungsort Wien
Erscheinungsdatum: 2011/2012
Medieninhaber:
ST/A/R, Verein für Städteplanung/Architektur/
Religion
A - 1060 Wien, Gumpendorferstrasse 42 ñ 44
Herausgeber: DI Heidulf Gerngross
Mitherausgeber: Patrick Arlati, Dr. Christian Denker
In Zusammenarbeit mit Civitas Solis / Kulturverein
Artdirector: Mathias Hentz
Management, Redaktion: Heike Nösslböck
Druckproduktion: Michael Rosenkranz
Druck: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH.
Zamdorfer Strasse 40, 81677 München
Vertrieb: Hurtig und Flink, Morawa
Aboservice: office@star-wien.at
Bezugspreis: 4.50,- Euro
Kontakt: office@star-wien.at
Adresse: Gumpendorferstr. 42 - 44, 1060 Wien
Mobil Heidulf Gerngross: 0043 664 521 3307
ST/A/R wird gefördert von BMUKK und Stadt Wien.
ST/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und unterliegt
dem Urheberrecht
ST/A/R dankt allen ST/A/R FreundInnen und
MitarbeiterInnen
Verzeihen Sie eventuelle Rchtschreibfehler, da wir
keine LektorInnen besitzen.
Werkstatt Wien - immer dabei!
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 3
NICHTS.
Nichts, ist schöner!
Archiv des Nichts von Stephan US
Your self is a reflection of myself von Draga Jovanovic
Reflexionen über und unter dem Nichts
12.Oktober 2012 bis 1.Februar 2013
Tempelherrenstraße 22, D-10961 Berlin/Kreuzberg, fon. 03 221 609 312 - mob. 160 995 78 158
www.2gas-station.net, info@2gas-station.net
Andreas F. Lindermayr
Ankunft Moskau, Minus 17 °
von cyrillischen Schriftzeichen. Man begreift, dass der wohlgefügte Kosmos
überschaubarer Verhältnisse auf einen Schlag in sich zusammenbrechen
musste. Ein Kribbeln im Bauch machte sich bemerkbar, Angst befiel mich.
Kalter Schweiß brach an mir aus, meine Knie zitterten. Aber ich kämpfte
dagegen an.
Nach heftigen Gedankenstürmen, beschloss ich mein Schicksal in die
Hand zu nehmen. Schon um die lästigen Taxifahrer und diversen Bettler,
die alle meine Unsicherheit empfanden, loszuwerden, stieg ich in einen der
Linienbusse ein, die vor dem Terminal in Warteposition aufgereiht warteten.
Stirnseitig stand auf Cyrillisch und nicht etwa Lateinisch geschrieben,
Moskwa Metro.
Ich frug den Chauffeur: „Is this the Bus to Moskau Metro?“ Er nickte.
Kurz darauf erfolgte der Start und eine Fahrt ins Unbekannte begann, hinein
in die Dämmerung, in ein Schneegestöber. Eine gewisse Erleichterung
machte sich bemerkbar, allein durch den Entschluss, es selbst zu versuchen.
Ich hatte immerhin das Gefühl, in die richtige Richtung abzufahren.
Ein Baedeker für Moskau in meinem Reisegepäck leistete mir bereits gute
Dienste was die Visualisierung von meinem Reiseziel betraf.
Dann entdeckte ich diese Stewardess von Aeroflot unter den Fahrgästen.
Eine ausnehmend hübsche, elegante Frau in Uniform, Ende Zwanzig, meine
Rettung in höchster Not.
Ich ging mit meinem Baedeker auf sie zu und
spürte, dass sie meine Unsicherheit, meine
Angstgefühle erriet. Ich sprach sie auf Englisch
an, zeigte ihr meinen DJ-Koffer, stammelte
etwas von einem opening in the hungarian
Dem Galeristen Hans Knoll habe ich eine Einladung zu einer Gruppenausstellung
in Moskau zu verdanken. Das war im Februar 2006. Betei-
Zettel mit der Telefonnummer von Hans Knoll
embassy, povarskaya ulitsa, und zeigte ihr den
ligt waren die Blue Noses aus Nowosibirsk und noch etliche andere, an die und der ungarischen Botschaft. Sie überlegte
ich mich nicht mehr erinnere.
kurz, reichte mir ihr Mobile und bat mich mit
Ich war als DJ eingeladen, als Typ, der für Wiener Nächte steht.
sanfter Stimme, neben ihr Platz zu nehmen.
Die Ausstellung fand in der wohlbeheizten, festlich beleuchteten ungarischen
Botschaft statt, in einem klassizistischen Bau aus der ersten Hälfte Stimme hörte, mit einem immensen Stimmen-
Ich rief Hans Knoll an und als ich endlich seine
des 19. Jahrhunderts, mitten in dem mit Goldkuppeln übersäten Zentrum gewirr im Hintergrund, war alles nur noch halb
der russischen Metropole. Zwei Abende darauf sollte ich, zusammen mit so schlimm.
einer stattlichen Anzahl junger russischer DJ‘s in einem Moskauer Club „Ah, Andreas! This is Andreas, the DJ“, gab er an Umstehende erleichtert
auflegen, wo unter anderem die ungarische Hard-Rock-Gruppe Masfel ihren
Auftritt hatte.
di o! Da Juri is eh scho untawegs.“
weiter. „Bist guat aukumma, jo? Wia redn schon von dia. Woat nu, wia hoin
Gekommen war ich mit dem Flugzeug, überfliegend das weite Land in großer
Höhe, Wolkenformationen, geologische- und Infra-Strukturen ausneh-
mit, dass ich mich bereits in einem Linienbus Moskau nähere. Juri wurde
Dafür war es allerdings schon zu spät. Ich teilte dem bestürzten Hans Knoll
mend.
wieder zurück gepfiffen. Das Schneegestöber nahm zu. Die Fahrgäste im
Fliegen
Megacool
ist schön, Fliegen schafft Übersicht und gleicht aufs Haar der Theorie.
Aber die Praxis hienieden schaut dann doch anders aus. Die Praxis lehrt Meinem rettenden Engel erzählte ich von Wien, meinem DJ-Job und meiner
Bus wurden tüchtig hin und her geschleudert
4.0
und durchgerüttelt.
zu fühlen und zu empfinden.
Verehrung für Tolstoj, Dostojewsky und Bulgakow. Sie erzählte offen, dass
Das Display am Flughafen zeigte Minus Siebzehn Grad bei meiner Ankunft sie in Südrussland am Schwarzen Meer aufgewachsen sei und schwärmte
an. Ich sollte abgeholt werden und wartete vorerst einmal zuversichtlich. mir von Sankt Petersburg vor. Noch nie war ich so knapp davor, einer Frau
Aber es kam mir bei der vereinbarten Stelle niemand entgegen. Ich ging einen Heiratsantrag zu machen. Aber noch eine Station vor der Endstation
allmählich weiter in die riesige Ankunftshalle und wartete auf irgendwelche verabschiedete sie sich von mir und wünschte mir noch viel Glück.
Anzeichen und wartete und wartete und wurde von unzähligen Taxifahrern Jetzt war ich auf die Hilfe anderer angewiesen.
in einem gebrochenen Englisch angesprochen. Sie alle hätten mich für nur Vor der Metro Station am Stadtrand entdeckte ich einen Stand, wo sich auf
hundert Euro direkt vor die ungarische Botschaft gebracht. Aber ich war langen Spießen Grill-Hühner drehten. Eine ältere Frau mit Kopftuch und
Jugend und Kunst
ja eingeladen und hatte ausserdem lediglich 20 Euro dabei ein paar Schürze betreute ihn. Ich trat mit meinem DJ-Koffer auf Sie zu und zeigte
Rubel, die ich mir vorsorglich vor meinem Abflug beschaffte. Mein Handy
funktionierte natürlich nicht. Es herrschte absolute Funkstille.
Ich befand mich auf einmal völlig allein in einer fremden Welt, umgeben
15.6. – 7.10.2012
ihr den Stadtplan von Moskau.
„Pavarskaya ulitsa?“ Sie musterte mich mit großen, erstaunten Augen und
ließ ihren Sohn rufen. Der kam gleich gelaufen und nahm mich nach einem
kurzen Wortwechsel auf Englisch am Ärmel, zeigte mir, wo ich einsteigen
muss, um ins Zentrum zu gelangen und löste mir überdies noch
einen Fahrschein. Als ich ihm diesen bezahlten wollte, winkte er ab.
Dem Baedeker konnte ich entnehmen, dass die Metro in Moskau eine Sehenswürdigkeit
ersten Ranges ist. Ein Kunst- und Meisterwerk moderner
Technik und Architektur. Das fand ich nun voll bestätigt. Verglichen daran
nimmt sich die U-Bahn in Wien wie Spielzeug aus. Ausserdem ist sie
viel langsamer. Rasend schnell näherte ich mich der Kreuzung in Nähe des
Zentrums, wo es galt, in eine andere Linie umzusteigen, um zum Arbatskaya
zu gelangen.
Zwei Brüder, die von ihrer Arbeit kamen, sprach ich unterwegs an und erzählte
in knappen Worten, was mich nach Moskau führt und zeigte ihnen
den Stadtplan mit dem angekreuzten Ziel. Sie besprachen sich kurz, und
kamen überein, dass einer von beiden mich direkt zu meinem Ziel führt.
Dieser begleitete mich zur nächsten Linie, stieg mit mir auf der Haltestelle
Arbatskaya aus und ging noch zu Fuß mit mir die povarskaya ulitsa hinauf,
bis vor die ungarische Botschaft. Dort, direkt vor dem Portal, verabschiedete
er sich von mir, meine Einladung ausschlagend.
Ich war trotz allem pünktlich und wohlbehalten an mein Reiseziel angekommen.
www.k-haus.at
© Erwin Olaf. Courtesy Wagner + Partner, Berlin (Ausschnitt)
Terr
Terr
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4 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 5
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
orismusgalerie
6 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Milan
w a
rten auf d as Unvorstellbare -- warte
Kristina
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 7
Heidulf
Heidulf: die Realität ist perfekt
Milan:
n auf das
der Realität ist perfekt
Unvorstellbare -- warten auf das Unvorstellbare -- warten auf da s Un vo r
Heidulf: die Realität ist perfekt
-
Milan:
der Realität ist perfekt
Heidulf: die Realität ist perfekt
Milan:
der Realität ist perfekt
8 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Blick auf Kristina Foggensteiner - für die Terrorismusgalerie bereitgestellt
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 9
Foto: Anna Mitterer©
Performancepriester Vladimir Tolstoj weiht
Architekt
Milan Mijalkovic:
Die Terrorismusgalerie ist ein Organismus, ein
dezentraler weltweit unkontrollierter Raum, der
weder zu bemitleiden, zu verteidigen noch zu
stören ist.
Die Terrorismusgalerie ist Raum, der temporär
oder für immer von Individuen, Gruppen, Völkern
oder Nationen freiwillig zur Verfügung gestellt
wird.
Wohnungen, Einzelne Zimmer, Gärten, Bauernhöfe,
Wälder, Inseln, Wände, Schränke, Autos, Parkplätze,
Straßen, Flugzeuge, Flughäfen, Bahnhöfe,
Käfige, Siedlungen, Städte, Facebook-Profile,
Webseiten, Mediensendezeiten, Werbeflächen,
Kunstwerke, Bankkonten, Büros, Wörter, Sätze,
Buchstaben, Sprichwörter, Körper, Zeit und das
Leben werden jenen, die neue Wege suchen und
kreieren, und das Zukunftsbild der Mächtigen
anzweifeln bereitgestellt.
Die Edlen erkennen einander am Blick!
Die Nichtraumhabenden werden hier die Möglichkeit
haben aus einem Spektrum an Räumen
zu wählen und sich darin frei zu artikulieren,
ihre Ziele und Weltvorstellungen vor einer Masse
zu präsentieren.
Der Raum hört uns!
Die Terrorismusgalerie ist Ziel- und Verantwortungsloos!
Das nicht existierende Ziel ist die Überraschung.
Ich Milan Mijalkovic von Makedonien übernehme
die Verantwortung für die Naturkatastrophen
der letzten 2000 Jahre.
10 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Universalkünstler
Adam Wiener:
nicht sichtbar. Diese Zeichen erleichtern mögliche
Umstellungen und müssen bei der Arbeit mit
dem Layout berücksichtigt werden. Das Word-
Dokument TAP_15 beinhaltet nach Streichungen
und Ergänzungen insgesamt 302 Satznummern.
Die Nummern in Klammern sind die Nummern
des Dokuments TAP_14, diese zusätzlichen
Nummern dienen lediglich dem Vergleich mit
der englischen Übersetzung. Die gestrichenen
und neuen Sätze werden auf Seite 14-16
aufgeführt. Das Dokument TAP_15 ist somit eine
Zwischenstufe, die noch mindestens eine weitere
Berabeitung erfordert.
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 11
Adam Wiener eröffnet die Terrorismusgalerie
Tolstoj weiht
Hauptsätze
1. Die Form ist das, was gebraucht wird.
2. Die Architektur ist eine Mitteilung über
Maß und Proportion.
3. Die Architektur transformiert.
4. Der Archistrator archistriert Geistiges
und Materielles.
5. Die Architektur hilft der Erweiterung des
Freiheitsgrades jedes Einzelnen.
6. Die Architektur ist eine Arbeit an der
Umstülpung der Menschheit.
7. Komm ins Offene, Freund. Worüber wir
sprechen sprechen wir.
Rauminstallation: Anna Mitterer, Matthias Buch
12 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Foto: Anna Mitterer©
Waffe : Raumalfabet - spacealphabet
Rauminstallation: Anna Mitterer, Matthias Buch
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 13
Heidulf Gerngross erklärt das Raumafabet
zur Terrorismusgalerie anläßlich der Rede:
WAFFENKUNDE
KRISTINA
Heidulf
14 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
2012: REMAINS OF SPACE
Anna Mitterer, Matthias Buch
PARTNER DER TERRORISMUSGALERIE
Foto: Markus Wörgötter
Das ist kein hermetischer Raum, sondern ein Wahrnehmungsgerüst...
Der verinnerlichte Raum in der letzten Szene von Stanley Kubricks Filmikone „2001: A Space Odyssey“ manifestiert sich als Gegensatz
von Lebensraum und Weltraum. Der Raum als Metapher für die betrachtende wie auch virtuelle Wahrnehmung, in welcher der
Zuschauer selbst mitreflektiert wird, war Ausgangspunkt für einen rauminstallativen Eingriff im mo.ë
Good Evening, Dave.
Wie geht es deiner Wahrnehmung?
Und deiner?
Irgendwie bin ich in dieser Vorstellung vom Kontinuum meiner Sinne zu einem Ende gekommen, etwas Metaphorisches
überschreitet das, drängt sich mir auf, ich sehe mich hier, früher oder dann, irgendwann, aber ich
bin jetzt hier, und frag mich warum.
Hast du dich schon umgeschaut?
Was soll ich den tun außer schauen, aber ich kann nicht genug schauen, hier ist alles durchlässig; bin ich auch
ausgestellt?
Sehr schöne Umrisse, Dave. Könnte fast außerhalb der Zeit funktionieren.
Ja Umrisse von Erscheinungen, meinst du das?
Willst du jetzt über bürgerliche Innenarchitektur des 19. Jahrhunderts reden?
Immer diese Systeme, auch im Weltraum, immer Systeme.
Kannst du näher kommen, damit ich das Bild sehe?
Aber das siehst du doch auch so.
Nein nur wenn ich dich im Spiegel sehe, Dave.
Macht es dir etwas aus wenn ich dir eine persönliche Frage stelle?
Nein nicht im Geringsten.
Tut mir leid, dass ich hier so nachbohre, aber mir ist aufgefallen, dass wir hier zu Protagonisten werden.
Wie meinst du das?
Es ist schwierig zu definieren, es hat einen melodramatischen Touch.
Was ist hier melodramatisch, es ist konstruiert, es sind Reste davon...
Arbeitest du an deinem Psychologischen Bericht?
Of course I am,
Daisy, Daisy...
http://annamitterer.net
http://buchmatthias.wordpress.com/
Die TERRORISMUSGALERIE bedankt sich
bei MÖE, Anna und Matthias für die Übernahme
der Verantwortung, ohne Respekt,
Genderstudies, Cowboys etc…
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 15
Blünbachtal, 22. März 2019
Liebes Fräulein Sophie!
Ich habe heute Ihren Brief erhalten und war eigentlich bestürzt, was Sie mir über Angelika mitteilen! Vor
allem deshalb, weil Sie glauben, dass es ihr schlecht geht und sie hungert, ja hat sie denn keine fixe
Anstellung? Sie schrieb uns doch und sagte es auch, dass sie in einer Gemäldegalerie tätig ist und es ihr gut
geht ---?
Hat sie diese Stellung verloren?
Wieviel hundertmal - Frl. Sophie - habe ich ihr nahegelegt, sie soll sich doch um eine Lehrstelle in der
"Deutschen Schule" in New York bewerben, da sie uns mitteilte dass sie sich bereits vorgestellt hat und wie
sie sagte - glaube ich - in einem Jahr Aussicht auf eine Anstellung hat. Ich schreibe ihr jetzt davon nicht
mehr, weil sie das letzte Mal beleidigt war - "sie so zu d r ä n g e n" - nun, abgesehen, dass ich es ja nur gut
meine mit Krankenversicherung und Pensionsversicherung (1.000 mal diskutiert) m u s s sie sich doch
selbst e n d l i c h zusehen, eine fixe Anstellung irgendwo, wo es ihr zusagt, zu bekommen, weil ich ehrlich
gesagt, von der freischaffenden Kunst nicht viel halte - ein "von der Hand in den Mund Dasein" kann sie
doch um Gotteswillen selbst nicht anstreben.
Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben Frl. Sophie - ich weiss, wie sehr Angelika an Ihnen hängt - ist es Ihnen
nicht möglich, ihr dies beizubringen: eine ordentliche fixe Stellung anzustreben. Ich wäre Ihnen unsagbar
dankbar dafür, wenn Sie dies zuwege brächten, weil ich sonst keine Ruhe habe und das Gefühl nicht
losbringe dass dies bei Angelika ein Dauerzustand werden könnte....
Die Angelika m u ß sich einfach einmal unterordnen, wenn es ihr noch so schwerfällt, um einmal ein
geregeltes Leben führen zu können. Wir wollen ja doch nur das Beste, wie könnte es auch anders sein!
Meine Frau war nicht zuhause, als der Postbote Ihren Brief brachte. Sie hätte gewiss geschimpft über
Angelikas Unselbstständigkeit - und ich hätte ihr recht geben müssen. Ich meine mit 30 Jahren sollte man
eigentlich schon selbstständiger sein und sich eine Basis fürs Leben schaffen! Diesen Vorwurf kann ich
Angelika auf keinen Fall ersparen und ich werde es ihr bestimmt auch noch sagen.
Nun, das Geld, um das Sie mich gebeten haben, habe ich heute noch aufgegeben. *) - hoffentlich wird in
New York nicht wieder gestreikt - damit sie es noch zeitgerecht erhält, denn wir freuen uns ja wieder auf die
stille Zeit im Jahr, auf die Weihnachtszeit, wo wir wieder alle beisammen sein können!
Ich danke Ihnen nochmal für Ihr Schreiben, Frl. Sophie - und dass Sie sich so herzhaft für unser Dirndl
verwenden - hoffentlich bleibt sie nicht unser Sorgenkind...
Mit vielen Grüßen auf ein frohes Wiedersehen hoffend,
Leopold M.
*) mit interner Postanweisung
NB. Bitte seien Sie nicht sehr böse, dass ich Ihnen eine E-Mail schicke, es geht mir viel schneller von der
Hand!
Text: Hannah Menne
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Fri, 22 Jun 2012 14:43:57 +0200
Von: Hanna menne
An: Milan Terrorist , Maks Pogneur
Betreff: StarMagHannah
„ hello lieba milan, anbei, ganz unten der text.
wichtig ist mir, dass die erste datei (faksimile!) der untenstehenden beiden mit abgedruckt
wird, weil sich der text auf einen reell existierenden brief von 1974 bezieht.
die zweite datei würde sich sehr freuen, wenn sie auch platz finden könnte, weil sie
meiner meinung sehr viel über spaces im allgemeinen aussagt, i.e. auch über mo.ë.
bitte meld dich, wenn du noch fragen hast - sorry dass ich mich nicht schon früher
gemeldet hab. aber wird haben zurzeit noch den letzten wahnsinn vor der sommerpause
hier im mo.ë - und jeden tag veranstaltungen - aaaaaaahhh!
mo.ë
[ohr/seh/fühlwürmer/blaue stunde/seelenfrieden/beschaffenheit/exil/safe space for
magpies]
Thelemangasse 4/1-3
1170 Wien
www.mmooee.org
Kontakt: 0699 140 69 140
Leitung: Hannah Menne und Max Bogner
deinen text werd ich dir noch schicken, sobald ich ihn übersetzt hab.
schönes wochenende noch - hannah“
16 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Bon Go
unser
Mensch
fürs Netz
http://de.wikipedia.org/wiki/De-Loys-Affe
http://dform.org
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 17
Heidulf Gerngross
De Mensura
et Proportione
Prototractatus
Architectonicus-Experimentalis
Nr.32
Inisci bla adiat. Te magna augait vero dolor acin ut ute ea consed tat. Mod diam verosto ex
et, consequat vel del utatumsandit ilit nim acip euipit, vel eugiat alit praestisl dunt eugiam,
volobor atiscil iquamco nsectet, sustrud doluptat, veliquis augiamcorem quatie min et ip
eumsan vel doloboreet am, senim eum euisl iriure vel utpatin ciliquat nismodipit lum alisi.
Ommod dunt ilis endio enim dolenisse molorem zzrillutat. Ut wisit aut ing erat.
Uptatet ad tat aut utpatem incillam velessim zzrit lore volore dunt vel diam adit praestrud ex
et exero consequis nonulla feugiat. Ut ad modo digna facilla ndrero odo diat incipsumsan
utatummod tin hent lan eum acil iriurem quat nim del iriusto od eniamcon hendre tat
doloreet, si blam at, volore exerci bla amconsequam digna ate ea faccum numsan volorem
do consequat. Ut niam inisit iure consenisis alit, quisim ip etum verat venit vel dolesse
quatummodit ad ting eugait wiscil dolendre velesto con hendiam quisi te tat. Tem nis nit
praesto dipsum quat lorper am quiscipit ip ercidunt aut in et, vullandre eugiam incipis
am, sustrud tin hendiam consecte ent wis doloreet, coreet adip ea acil utat prat vel utpat,
consed tat veratisl et num ver augait pratis ero dolore corper sequi bla con eugiam venisl
dunt ulla at, sustrud tisl eui ea aliquis cipsuscilla acilit wisis doloree tuerci eugiati onsequis
nummodolor ilit wis num vendion sequam, quat ut nulput lam quatuer aesendipit dolobor
erciliquat utat diat, veros nibh ex euisl dolobor si blaore minit ad esendig nismolobor alit
esed modipis adipsum aliquat. Ut lum illaore vulpute velit iuscili quipsuscil iuscin henim
nos nostisl ipis num at nullum dolutpat. Ut autating elit wis amet prat am, qui exerostrud
digna feugiam vel ullaortin enit ipsustie min utet loreet la acin heniscidunt digna consequis
dolobore magna core modiat, quamet, cor in henim nos amet, quamet praesent nos
atum augiat. Ut venibh er alit volobortie tis elesto dio eu faci tatie magna facidunt iuscin
eugue tie dipit lutpat wismod te con exer si te magna auguer sim vulla feu feu faccumm
odoless eniscilis dolore feu feugait lore velisi tem zzrit ilis aliquatem dit amcommy nullam,
senissenim ipit at vullaor tincidunt velenit, sequam amet, secte faccum diamet lamet
ST/A/R Verlag Wien
http://renfah.net
18 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Vorwort
Barbara Doser
Puffs ... Atemstöße sind unwiederbringliche Zeichen von Leben. Eingespeist in einen
Latexballon werden sie als Volumen sichtbar.
Umwickelt mit einer transparenten, kohäsiven PE-Folie mutieren sie zu stabilen Skulpturen.
Sie sind rundlich, fruchtblasenförmig und haben
einen Nippel. Hofstetter Kurt (Bussi) nennt sie Puffs. Sie dienen der
Archivierung von Atemstößen als individuelle Momente der Endlichkeit, wobei der Atem
den Raum seines Verbleibs selbst anlegt.
Material: Latex, Pe-Folie, UV-Lack. Größe variabel: ab 30x30x30 cm …
zu ordern unter: barbaradoser@sunpendulum.at.
Neben meinen architektonischen
Konstruktionen ist eine ungeordnete
Agglomeration aus Sätzen, Fundstücken
und Worten geblieben, die für
mein Machen ein wirkungsvolles
immaterielles Geflüster waren, das ich
in dieser Unordnung nicht
mitteilen konnte.
Aus dem Agglomerat formt sich
der Tractatus Architectonicus-
Experimentalis oder der Tractatus
Architectonico-Experimentalis, der
im Herbst 2012 im Metroverlag Wien
erscheinen wird.
2
Der Text erscheint in der ST/A/R Zeitung
als Prototractatus Architectonicus-
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 19
Experimentalis, dem Stand der
Arbeit entsprechend in der Anordnung
und Übersetzung der Sätze noch
teilweise nicht abgeschlossen.
Die Herausgabe des Werkes im
Metroverlag kann noch durch
Mitteilungen, Sätze, Stellungnahmen,
Kritiken, Kommentare oder Fundstücke
erweitert werden. Auch der ST/A/R
Leser ist eingeladen an dieser
Weiterentwicklung teilzunehmen,
office@star-wien.at.
Dank an den russischen Architekten
und Philosophen Sergej Volgin,
der mir durch seine kritischen
und zustimmenden Hinweise das
Vertrauen geschenkt hat, das Werk zu
veröffentlichen.
Heidulf Gerngross, Wien 2012
3
Puff © Barbara Doser, VBK, 2012
20 ST/A/R
Kunst
Städteplanung / Architektur / Religion
Katharina Heinrich
Katharina Heinrich bedient sich bei der Erzeugung ihrer variablen Raumkörper der Technik des Flechtens, die seit Jahrtausenden der Fertigung von Texturen
dient und im konsequenten Nachvollzug strenger Gesetzmäßigkeit unterliegt. Die rhythmische Tätigkeit des steten Drunter und Drüber wird von Heinrich als ein
„bildhauerischer Akt“ aufgefasst, der ihre künstlerischen Vorstellungen auf sinnstiftende Weise mit präzisen Gestaltungsmethoden verbindet. Entsprechend bezeichnet
die Künstlerin das Flechten als ein bewusstes Handeln, welches sich jedoch im Zuge des Gestaltens der immergleichen Verschränkung von horizontalen
und vertikalen Bändern unterwirft.
Textausschnitt von Monika Pessler, Direktorin der Kiesler Stiftung Wien,
Katharina Heinrich „um auf ab Riss“, 2011
1. Die Form ist das, was
gebraucht wird.
1.1. Unsere Ästhetik ist die Praxis
des Gebrauchs.
1.1.1. Der Gebrauch ist der
Rhythmus.
1.2. Unsere Architekturschule lehrt
das Planen und das Machen.
1.2.1. Architekten werden zum Planen
erzogen. Sie sollten zum
Machen erzogen werden.
1.2.2. Man braucht nicht planen. Man
macht.
1.2.3. Was man nicht planen kann,
das soll man machen.
1.2.4. Ich plane nicht, ich mache.
Archiquant-Geflecht, Katharina Heinrich,
Peddigrohr, 2011
4
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 21
Rotes Geflecht mit Ösen,
2010, Gummi/rubber,
Dimension variabel/variable
dimension, H 350 cm
1.3. Die Bedeutung weiß
Bescheid.
1.3.1. Die Bedeutung weiß auf alle
Fälle Bescheid.
1.3.2. Der Schein trügt nicht.
1.4. Die Architektur ist
Materialphilosophie.
1.4.1. Architektur ist die
Entdeckung des
Selbstverständlichen.
(Feldenkrais)
1.4.2. Städteplanung ist
Innenarchitektur.
5
22 ST/A/R Kunst
Städteplanung / Architektur / Religion
Katharina Heinrich
SchlauchnetzX, 2011, Kiesler Stiftung Wien,
Kunststoffschnüre/plastic strings, 400 x 400 x 330 cm
NetzZelt , 2010, Kunststoff/plastic, 220 x 220 x 310 cm
Installation A trans Pavilion, Berlin 2011, © Karsten Huth
1.4.3. Das Küken fühlt sich wohl,
weil es von Innen lesen
kann.
1.5. Die wirksamste Struktur ist
die, die man nicht merkt.
(John Cage)
2. Die Architektur ist eine
Mitteilung über Maß und
Proportion.
2.1. Maß und Proportion haben
die Gerechtigkeit
in sich.
2.1.1. Proportionieren ist die
Aufgabe des Architekten.
2.1.2. Die Proportion ist ein
Vertrauensverhältnis.
6
SKIZZE, 2010, Drahtseil/wire rope, Kiesler Stiftung Wien, 50 x 60 cm
ST/A/R 23
Städteplanung / Architektur / Religion 23
Archiquant-Geflecht, Katharina Heinrich, Peddigrohr, 2011
www.katharinaheinrich.net
2.1.3. Das Maß ist die
Notwendigkeit der
Proportion.
2.1.4. Wenn etwas nicht Maß und
Proportion hat, ist es schon
ungerecht.
2.1.5. Das ganze Ziel von Maß und
Proportion ist Gerechtigkeit.
2.2. Proportion bedeutet
menschliches Maß
und natürliches
Verteilungssystem.
2.2.1. Maß und Proportion
beinhalten die Dimension
des menschlichen Seins und
des sozialen Machens.
7
Rote Bänder, 2009, Video, 42 min (Videostills)
24 Licht ST/A/R kunst
Städteplanung / Architektur / Religion
TERESA MAR
LIGHT ART
LIGHT ART ‘Chamäleon’, Berlin
Berlin Festival of Light 12.-23.10.2011
(6 HX-Projektoren, 6 Standbilder)
1,5 Mill.Besucher fanden sich zum Berlin Festival of Lights im Oktober
2011 ein.
Die größte Arbeit‚ ‘Chamäleon‘ leuchtete 12 Nächte lang auf den
Dom im Berliner Lustgarten und stammt von der österreichischen
Lichtkünstlerin TeresaMar. TV (RTL, RBB, SAT 3) und Presse berichteten
darüber.
Teresa Mar: „Berührt Licht die Fassade des Monuments, so verhält sich
die Fassade wie eine Haut, voller Schattierungen, Formen und Farben.
Dort, wo die Projektion in die Abstraktion mündet, wird der Punkt
erreicht, wo unsere Ideen jene großen Dimensionen erreichen, die uns
8
2.2.2. ‚Ora et labora’.
(Benediktiner) ‚Mensura
et proportio’, ‘Maß und
Proportion’ sind die
Grundsätze der Jakob
Prandtauer Schule für
Architektur in Melk.
2.2.3. Maß und Proportion haben
materielle und geistige
Funktionen.
2.3. Die Geometrie ist
unweigerlich da.
2.3.1. Kurve. Kreis. Gerade.
Winkel. Thales von Milet
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 25
hat eine geometrische
Struktur entdeckt, in der
jeder Winkel im Halbkreis
ein rechter Winkel ist.
2.3.2. Pythagoras hat nicht nur
die inneren Beziehungen
innerhalb von Proportionen
untersucht. Gleichzeitig
hat Pythagoras eine
Lebensschule aufgebaut. Er
galt ebenso als Schamane
wie als Wissenschaftler.
2.3.3. Schule des Maßes. Schule
der Proportion.
2.4. Die Architektur ist
der Applikator der
menschlichen Größe.
9
als Teil der Matrix, als Teil der Nicht-Materie erfahren lassen.
Abstraktion liegt in der Perspektive.“
Die Arbeiten der Lichtkünstlerin verändern sich je nach Distanz und
Blickwinkel.
Licht ermöglicht ihr die organische Transformation des figurativen
Bildes hin zur Abstraktion.
Basis sind Collagen. Durch die Wiederverwendung bereits gesehener
Medienbilder sucht Teresa Mar den Durchbruch dominanter visueller
Konventionen und führt den Betrachter auf diese Weise in eine
visuelle Konfrontation.
Schwerpunkt ihrer Lichtkunst ist das ‚bewegte Bild‘, das in seiner
Langsamkeit jene Tiefe erzeugt, die eine Reise durch die Sinne
eröffnet.
26 ST/A/R xxxxx
Städteplanung / Architektur / Religion
TERESA MAR
Wien
Karlskirche
Mai 2010
2.4.1. Die gesamte Architektur
hängt von den Maßen des
Menschen ab.
2.4.2. Elle, Fuß, die ältesten
Maßeinheiten sind
menschliche Maße.
2.4.3. Le Corbusier hat den
Modulor aus menschlichen
Maßen geschaffen.
43 cm, Sitzhöhe, Knie.
70 cm,Tischhöhe.
113 cm, Barhöhe, Nabel.
183 cm, Kopfhöhe.
226 cm, ausgestreckte Hand.
Portugal
Sintra ‘LUMINA‘
September 2011
10
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 27
Teresa Mar
Lichtkünstlerin
2.4.4. Der Modulor ist im Archiquant
gespeichert.
2.5. Der Archiquant hat Maß
und Proportion in sich.
Der Archiquant ist eine
Materialisierung von Maß und
Proportion.
2.5.1. Der Archiquant ist aus dem
Machen entstanden.
11
Niederlande
Eindhoven ‘GLOW’
November 2010
28 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
WILLKOMMEN IN DER GOMRINGER-EPOCHE
„ S
ie hat allerdings, zumindest scheint angenäht werden kann, in den Heizkessel
es so, einen großen, ja für Lyriker fast geworfen hat. Obwohl er fast verblutet wäre,
unverzeihlichen Nachteil: Sie leidet nicht. gilt er jetzt, nach dieser unfassbaren Verzweiflungstat,
noch immer nicht als arbeits-
Im Gegenteil, auf Fotos grinst sie, oder lacht.
Ist das nicht ungehörig? Haben nicht gerade unfähig.
Lyriker ihr anämisches Gesicht in den knochigen
Händen zu vergraben und drein-
Moderne selbst einen Fuß abgeschnitten
Auch die Lyrik hat sich mit der klassischen
zusehen, als hätten sie eine hartnäckige und sichergestellt, dass er nicht mehr angenäht
werden kann.“
Harnwegsentzündung gepaart mit Bandscheibenvorfall
und Migräne? Nein, haben
sie nicht. Die Gomringerin, dieses schalkhafte
Wortspringginkerl, dieser Lyrikerin gewordene
Pumukl, beweist das Gegenteil. Sie
strahlt etwas aus, das sie mit ihren Gedichten
macht: Freude.“
Diese Passage ist einer Laudatio auf Nora
Gomringer entnommen, die aus der berühmten
Feder des Herrn Franzobel
stammt und die in voller Länge in der
Tageszeitung mit intellektuellem Anspruch,
dem Standard vom 28.04.12, zu
lesen war. Sie kam genau im richtigen
Moment. Denn genau in diesem Augenblick
arbeite ich an der Ausarbeitung der
Frage: Wie muss eine Stadt, ein Land,
vielleicht eine kleine Welt usw. beschaffen
sein, damit Lyrik dort nicht mehr gelesen
und nachvollzogen werden kann?
Franzobel liefert mit seiner Laudatio einige
wichtige Hinweise. Sein Text entwirft
zwei Bilder von Lyrikern und Lyrik.
Ein negatives und – wie überraschend
- ein positives. Das positive ist sehr viel
weniger ausgeführt als das negative und
ist mehr oder weniger auf die Fotografie
Nora Gomringers beschränkt.
Ich denke, es lohnt sich, die Klischees,
von denen Franzobel in seinem Text Gebrauch
macht, etwas unter die Lupe zu
nehmen: schließlich schrieb Franzobel
seinen Text anlässlich einer Preisverleihung,
publizierte ihn in einer auflagenstarken
Zeitung, kurz: Rührte die Werbetrommel
und reihte sich damit in die
Reihe der bezahlten Claqueure ein. Mit
erstaunlicher Offenheit erzählt Franzobel,
wie er dazu kam, diese Laudatio zu
schreiben. Ein Professor Möbus hätte sie
ihm angetragen und er ließ sich breitschlagen,
obwohl er noch keine Zeile der
Autorin kannte. Zunächst war er nicht
gerade begeistert, über eine junge Lyrikerin
schreiben zu sollen. Schließlich
kannte er doch die Vorliebe der alten
Herren des Literaturbetriebes für junges
Blut und die dadurch aufgewirbelten
Fantasien. Da machen sie offenbar gern
Preise für die jungen Damen. Er fragte
sich sogar aufrichtig selbst, ob er nicht
bloß ein alter Knacker ist, der nur am
Knackigen der Gomringer interessiert
ist. Aber noch etwas anderes ließ ihn zögern:
Er hatte sich gerade in letzter Zeit
zunehmend von der Lyrik distanziert, sie
kam ihm vor wie
„…jener oststeirische Arbeitslose, der sich
vor nicht einmal einem Monat aus lauter
Angst vor der Überprüfung seiner Arbeitsfähigkeit
durch das Arbeitsamtsservice nach
dem Konsum mehrerer selbstgebrannter
Schnäpse mit einer selbstgebastelten Sägevorrichtung
einen Fuß selbstvergessen abgeschnitten
hat und diesen dann auch noch,
um sicherzustellen, dass er ihm nicht mehr
Der anämische Lyriker, dieses Bild sehe
ich jetzt vor mir, sägt sich ein Bein ab,
vergräbt sein verzweifeltes Antlitz in
den knochigen Händen, das wenige Blut
spritzt und er erleidet einen Bandscheibenvorfall
während er nach Pillen gegen
seine Migräne sucht während ihm
eine Harnwegsinfektion Fieberträume
beschert. Da ist doch das Bild der Gomringer
schon was andres: Sie grinst oder
lacht sogar auf dem Foto, wie ihre Gedichte,
die uns allen Freude machen. Haben
wir denn da noch eine Wahl? Die
Gomringer hat Baudelaire endgültig aus
der Literaturgeschichte hinausgegrinst.
Nun gut, wenn man auch sagen muss,
dass die Metapher vom abgeschnittenen
Fuß doch ein wenig hinkt, so ist
der Bandscheibenvorfall, die Migräne
etc. doch sehr realitätsnah. Dieser ganze
Unfug ist als Kritik an den Lyrikern der
klassischen Moderne gedacht: Mallarmé,
Baudelaire, Georg Trakl…
…denn seit die Lyrik
„…Versmaß, Metrik und Strophenform aufgegeben
hat, hatscht sie dahin und kommt
kaum noch an ihr Publikum.“
Da ist es bei der jungen frischen Gomringer,
o ja, DIE Gomringer wie DIE Bachmann,
das kann man, nein, das muss
man sagen, sagt Franzobel, ja da ist es
schon viel besser, denn sie ist seit dem
Jahre 2006 eine
„…von allen, na ja, vielleicht nicht ganz
von allen, aber zumindest von den meisten
Zwängen, Konventionen und Erwartungshaltungen
befreite Dichterin, die seither,
und das zu Recht – bestaunt, bewundert
und beklatscht wird.“
Nun, Franzobel ist berühmt, da darf man
in Österreich nicht so genau hinschauen.
Versmaß, Metrik, Strophenform sind
wohl nur für die kranken Dichter hinderliche
Konventionen, Zwänge und Lesererwartungen…?
Was den Dichtern schadet,
die Befreiung nämlich von den Zwängen,
hilft bei der Gomringer so sehr, dass alle
sich freuen und klatschen. Bei der Gomringer
sieht Franzobel auch etwas „ganz
Eigenes“: Rhythmus und Melodie namentlich,
ja sogar „Gesang ohne Musik“.
Erfreulicherweise lässt uns der Franzobel
auch am ganz Eigenen der Gomringer
schnuppern, ausgerechnet an einem
Gedicht über den Nußbaumeder! Und
den „schätzen wir alle auch sehr“. Gut zu
wissen, finde ich. Der Gomringer gelingt
schließlich, worum sich alle, ja das steht
so in diesem Text, Dichter erfolglos bemühen:
Es ist dies die ungeheuer schwierige
„Poetisierung des Alltags“:
„Das Stück mit dem Gurkenflieger und den
Polen
Haben sie gar nicht verstanden
Aber gelobt haben sie den Nußbaumeder“
Welch eine Melodie! Welch ein Gesang!
(„Plötzlich sind da Rhythmus und Melodie,
ein, wie es immer heißt, Gesang ohne Musik…“)
Muss da nicht jeder dieser kranken
Dichter gleich aus dem „Rollstuhl“
(Franzobel) seiner kranken Lyrik wie
geheilt herausspringen und vor lauter
Freude tanzen? Ja wirklich: „Es ist alles
da“ (Franzobel). Aber der Franzobel
kennt halt den Vater der Gomringer und
der Professor gehört da auch irgendwie
zur Seilschaft und so kam es halt zum
Preis und dann zum Lobpreis.
Aber das mit dem Gurkenflieger und
den Polen habe ich auch durch das Gedicht
nicht verstanden. Aber wenigstens
habe ich niemanden gelobt, schon gar
nicht den Nussbaumeder oder gar den
Pumukl. Eines kann jetzt schon prognostiziert
werden: In der „Gomringer-
Epoche“ (Franzobel), die exakt seit 2006
angebrochen ist, werden die kranken
Dichter, ja sogar die toten Dichter, alle
ganz schnell gesund und knackig werden,
sie werden nämlich höllisch was zu
lachen haben und sich mörderisch darüber
freuen. Vorausgesetzt der Franzobel
wird hauptamtlicher Laudator. Denn:
Wer einen solchen Laudator hat, braucht
keinen Grabredner mehr.
Aber wie sich das nun auch immer mit
der ganzen Mischpoche verhält, mit dem
Professor Möbus, der Gomringer, ihrem
Vater Eugen, dem Hauptvertreter der
konkreten Poesie, ihrer Mutter Nortrud,
„der Wissenschaftlerin“ und der Claque,
zu der eben auch der Franzobel gehört,
der Text gibt doch Einblick in den Bewusstseinszustand
der heutigen Leser.
Denn was Franzobel an diesen Gedichten
der Gomringer so mag, ist dieses:
„Zugänglichkeit, Einfachheit und Witz
ihrer Gedichte machen Nora Gomringer
nicht nur zu einer würdigen Preisträgerin
sondern auch zu einer zeitgemäßen
Nachfolgerin dieses Großmeisters
der kleinen Form (ihres Vaters,
Anm.). Indem sie aus scheinbar
alltäglichen, banalen Sätzen
große Gedichte formt, gelingt
ihr möglicherweise das, was alle
Dichter wollen, aber selten nur
erreichen, eine Poetisierung des
Alltags.“
Alles an diesen Sätzen ist fragwürdig
und ist zugleich nur
allzu richtig. Zeitgemäß ist das,
was leicht konsumiert werden
kann. Aber was heißt hier „Alltag“?
Den Alltag poetisieren….
hat denn jeder denselben Alltag?
Hat der Lyriker denselben
Alltag wie ein Journalist? Den
Alltag poetisieren…das dürfte
schon aus dem Grunde nicht
von allen Dichtern gewünscht
werden, weil es einen „den“ Alltag
nicht gibt. Auch wenn Nora
12
Gomringer eine Dichterin sein mag –
ich maße mir hier kein Urteil an – eine
Lyrikerin im spezifischen Sinn kann
sie nicht sein. Sie schreibt Kurzprosa
in Versform, sie schreibt Epigramme,
aber keine Lyrik. Wenn dieses Wort einen
Sinn hat, dann unterscheidet es bestimmte
Texte von jenen anderen, die
man der Prosa zurechnet. Um aber das
lyrische Moment oder Motiv eines wie
auch immer formal aufgebauten Textes
nachvollziehen zu können, muss man
dieses Moment in sich selbst haben.
Das ist wie beim Musik hören: Man liebt
jene Musik, die man in sich selbst hat,
die man selbst auf eine wohl verwickelte
Weise ist. Es scheint Tatsache zu sein,
dass Lyrik im spezifischen Sinn kaum
mehr Leser findet, da diesen das lyrische
Moment völlig abgeht. Warum ist
das heute so und war noch vor hundert
und hundertfünfzig Jahren vollkommen
anders? Was ist es, das die Vorherrschaft
der Prosa begründet, auch in den heute
zeitgemäßen Gedichten, und scheinbar
in alle Zukunft festigt?
Zur Beantwortung dieser Frage bin ich
nicht vorbereitet. Ich kann nur einige
wenige Anhaltspunkte vorschlagen.
Es könnte wohl so etwas geben, und gibt
es in Teilbereichen auch innerhalb ästhetischer
Studien der Kunstgeschichte
schon lange, wie eine Geschichte der Erfahrung,
des Erfahrens, eine Geschichte
des Erlebens. Konkret könnte das heißen,
dass man eine Geschichte der
Angst, der Lust, der Langeweile schreiben
kann. Aber auch eine Geschichte
des Hörens, des Sehens, des Tastens,
ja sogar des Schwitzens. Aber wer wird
die Geschichte des lyrischen Erfahrens
schreiben? Das wäre so, als wollte man
eine Geschichte der Träume der Argonauten
schreiben.
Wenn es noch Lyriker gibt, dann sind allein
sie befähigt, das lyrische Moment zu
umgrenzen, einer Nachwelt noch in irgendeiner
Weise zugänglich zu machen.
Und es gibt sie.
Sollten sie leiden, dann wird ihr Leiden
rein sein.
2.5.2. Kreis, Dreieck, Rhombus,
Rechteck, Quadrat, Elipse und
Archiquant sind geometrische
Figuren. Der Archiquant ist
eine neue geometrische Figur.
2.5.3. Die Geometrie des
Archiquanten. Die Breite B ist
sein Radius R. Seine Tiefe T ist
der Goldenen Schnitt von B
oder R.
B=R
R
T
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 29
Wenn es Epochen gibt und wenn es
ein epochenspezifisches Erleben gibt,
so könnte man sich vorstellen, dass in
dieser Gegenwart das Erleben an einem
schon sehr flachen Streckenabschnitt
einer sich weiter verflachenden Sinus-
Cosinus-Kurve angekommen ist. Ich
meine damit, dass die Höhen und Tiefen
der Erfahrung jetzt kleinen Hügeln
und flachen Tälern gleichen. Die lyrische
Erfahrung ist aber exorbitant im wörtlichen
Verstande dieses Wortes und sie ist
in diesem Sinn exzentrisch. Es ist aber
so, als hätte das Erleben seinen Ort verloren,
als hätte man nicht genügend Resonanzraum
für das lyrische Moment,
nicht genug Stille, ja, nicht genug Leere,
nicht genug allein sein. Man hat sich
scheinbar endgültig dafür entschieden,
sich tagtäglich mit Musik, Fernsehen,
Internet vollzustopfen, so dass weder
Zeit noch Raum bleibt. Die allmähliche
Wandlung des Raumes in eine Fläche
und die entsprechende Veränderung der
Zeit zu einem Taktstock, der den Rhythmus
auf dieser Fläche schlägt, gibt das
Paradigma auch der Sprache, die heute
gehört werden kann.
Exorbitante Erfahrung setzt allerdings
den Mut zu exorbitanter Sprache voraus,
ohne das frühzeitige Schielen auf Publikum,
die bürgerliche Karriere und diesen
ganzen Dunstkreis.
Es gibt einen Mythos der Lyrik. Er spricht
vom Höchsten und vom Tiefsten und
den Wegen, die beide verbinden. O Gott,
Meine Rede am tiefen Grab der Lyrik beginnt
bei Hermes, dem Gott der Diebe,
der Sprache und der Brücken. Von diesem
Gott leiten sich sowohl die Hermetik
als auch die Hermeneutik ab. Man
könnte sagen, das sind seine Grabbeigaben.
Im Falle der Griechischen Mythologie
ist es besser, darin nicht unterrichtet
worden zu sein. Es ist besser, diese Welt
barfuss zu betreten. Etwas, das sich die
Gomringer laut Franzobel so oder so erspart
hat. Aber wer weiß, vielleicht würde
ihr diese Geschichte gefallen.
Wenn
Sie
jetzt
2.5.4. Der Archiquant läßt sich mit
Zirkel und Lineal konstruieren.
2.5.5. Die Konstruktion des
Archiquanten.
m
K5
K3
C
S4
S1
G
A
K1
S6
S2
Für eine gegebene Strecke AB.
auf der Grundlinie m:
Konstruiere
Kreis K1 mit Mittelpunkt A und
Radius AB.
S
M1
S5
S8
B
K2
K4
S3
NÄCHTLICHE HEIMKEHR - THERE IS NO PLACE LIKE HOME (Nach Franz Sedlacek „Nächtliche
Heimkehr“), 155 x 190, 2008.
homepage: www.zeindl.net
gegoogelt haben, so wissen sie, dass
Hermes seinem Halbbruder Apollon die
Lyra geschenkt hat, allerdings nachdem
er ihm zuvor eine Rinderherde gestohlen
hatte. Die Lyra hatte Hermes selbst
erfunden. Apollon schenkte sie schließlich
dem Orpheus. Und der spielte darauf
unerhörte Lieder. Dieser orphische
Gesang bekam seine heutige, melancholische
Bedeutung allerdings erst dadurch,
dass Euridike starb. Orpheus, der
Sänger, war berühmt dafür, dass er sogar
die Steine zum Weinen brachte. Nun
aber, nachdem Euridike, seine Frau, gestorben
war, trat er eine Reise in die Unterwelt
an. Dort sang er dem Hades seine
Lieder. Und tatsächlich, Hades gab Euridike
vom Tod frei. Allerdings nur unter
einer Bedingung: Orpheus durfte
sich auf dem Weg nach oben
13
Die Konstruktion des Archiquant
für eine gegebene Strecke AB auf der Grundlinie m:
nicht nach Euridike umsehen.
Also gingen sie los. Orpheus
hörte aber die Schritte Euridikes
hinter ihm plötzlich nicht
mehr. In Sorge drehte er sich
um und alles war vorbei. Euridike
blieb in der Unterwelt gefangen.
Seither ist die Lyrik das
traurige Lied, sagt das eigene
Versagen genauso, wie die
Wiederauferstehung aus dem
Tode. Der Orpheus-Mythos
wird manchmal als der Quell
des Jesus-Mythos angesehen.
- konstruiere
Kreis K1 mit Mittelpunkt A und Radius AB
Kreis K2 mit Mittelpunkt B und Radius AB
* K1 schneidet K2 in M1
* K1 schneidet m in C.
Kreis K3 mit Mittelpunkt C und Radius AB
* K3 schneidet K1 in S1
Linie durch S1 und B schneidet K2 in S2 und S3
Kreis K4 mit Mittelpunkt M1 und Radius M1S3
* K4 schneidet AC im goldenen Schnitt G
* K4 schneidet K1 in S4 und S5
Kreis K5 mit Mittelpunkt G und Radius AB
Linie durch S2 und S5 schneidet K5 in S6
Linie durch S3 und S4 schneidet K5 in S7 und K1 in S8
- erhalte Archiquant S5 S6 S7 S8
- verbinde K5-Segment S6S7 mit K1-Segment S5S8
Passion
Wenn Orpheus silbern die Laute
rührt,
beklagend ein Totes im Abendgarten,
Wer bist du Ruhendes unter hohen
Bäumen?
Es rauscht die Klage das herbstliche Rohr,
Der blaue Teich,
Hinsterbend unter grünen Bäumen
Und folgend dem Schatten der Schwester;
Dunkle Liebe
Eines wilden Geschlechts,
Dem auf goldenen Rädern der Tag davonrauscht,
Stille Nacht
(Georg
Trakl)
Diese Laute heißt Lyra und sie hat die
Macht, lebendig zu machen, aber sie
hat keine Macht, ihre eigene Sorge und
Angst zu kontrollieren, so bringt sie den
Tod hervor. Das nenne ich Lyrik. Aus diesem
Widerspruch entsteht ihre Schönheit.
Warum blickt Orpheus zurück? Einerseits
aus einem Zuviel, andererseits
aus einem Zuwenig: Seine Liebe zu Euridike
ist so groß, dass er in die Unterwelt
steigt, sie ist so groß, dass sie den
Tod verwandelt und sie ist so groß, dass
sie eine noch größere, unkrontrollierbare
Angst und Sorge erzeugt, die sein
Vertrauen in den Prozess erschüttert: Er
blickt zurück, um sich zu vergewissern
und beleidigt damit den Gott, der seine
Entscheidung nur einmal trifft. Diese
Selbstvergewisserung könnte man als
Mangel an Vertrauen sehen, als Schwäche,
die Orpheus in dem Augenblick
überwältigt, als es darum geht, das vergangene
Moment des Sieges blind festzuhalten.
Orpheus ist zu seinem eigenen
Schaden kein Optimist. Er möchte das
einmalige Moment der Gewissheit wiederholen
und verliert alles. Er möchte sehen
anstatt zu vertrauen. Eine Tragödie,
eine theatralische Inszenierung: Was besagt
das für die faktische Lyrik beispielsweise
eines Trakl? Oder eines Hölderlin?
Diese Frage würde hier zu weit führen,
dennoch glaube ich, dass der Mythos als
Interpretationsschema mit bestimmten
Lyriken konfrontiert, zu interessanten
Einblicken führen könnte. Man könnte
fragen, ob und inwiefern „exorbitanter“
Lyrik ihr eigenes Scheitern bereits
eingeschrieben ist. Oder ist es ihr vorgeschrieben?
Als unsichtbare Schrift vor
der Schrift, die dieser die Bahn vor-gibt?
Man könnte fragen, ob und inwiefern die
große Kraft der exorbitanten Sprache in
ihrem innern gegen sich selbst arbeitet:
Indem nämlich diese große Kraft unsichtbar
bleibt und insofern blindes Vertrauen
erfordern würde, überfordert sie
den schwachen Menschen, der an diese
exorbitante Größe nicht glauben kann.
Möglicherweise ist die Lyrik zu groß für
uns. Möglicherweise können wir nicht
glauben, dass die exorbitante Sprache alles
Tote zum Leben erweckt. Das Schöne,
schreibt Rainer Maria Rilke pessimistisch,
ist nur des Schrecklichen Anfang.
Und so bekommen wir nur, was wir verdienen.
Den Nußbaumeder haben sie gelobt
Wegen seiner bayrischen Dramatik und
Dem Wie-Franz-Xaver-Kroetz-Sein
Pumukl, Franzobel, Prof. Möbus und
wie sie alle heißen: Lyrik ist das nicht.
Es mag alles andere sein, ein Gedicht,
ja, aber keine Lyrik bitte. Solche Unterschiede
im Wort werden vermutlich
in der Gomringer-Epoche (Franzobel)
keine Rolle spielen, ist doch gerade d i e
s e Indifferenz stilbildend für sie und ihr
Selbstverständnis.
Alexander Schießling
30 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
60 Jahre
Thomas Kiang
Ein langjähriger Beitrag zur Berreicherung
der Österreichischen Kultur
Geburtstagsfeier in der Rotgasse.
KIANG Rotgasse • Rotgasse 8 • 1010 Wien
Tel.: 01/533 08 56
Öffnungszeiten: Küche Mo-Sa 11:30 - 15:00 und 18:00 - 23:00
Catharine Kiang
Tomas Kiang vibriert
im Gewühle der Gefühle
Kreis K2 mit Mittelpunkt B und
Radius AB.
* K1 schneidet K2 in M1.
* K1 schneidet m in C.
Kreis K3 mit Mittelpunkt C und
Radius AB.
* K3 schneidet K1 in S1.
Linie durch S1 und B schneidet
K2 in S2 und S3.
Kreis K4 mit Mittelpunkt M1
und Radius M1S3.
* K4 schneidet AC im goldenen
Schnitt G.
* K4 schneidet K1 in S4 und S5
Kreis K5 mit Mittelpunkt G und
Radius AB.
Linie durch S2 und S5
schneidet K5 in S6.
14
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 31
Von Anfang an, bereits vor 20 Jahren wurde mit dem Lokal in der Rotgasse der Geschmacksbegriff auch auf Gestaltung
und Präsentation bezogen: Die Architektur ist wesentliches Transportmittel für Philosophie und Atmosphäre.
So wie die Küche neue Geschmackssensationen kreiert, die auf traditioneller Erfahrung gründen und zugleich
die Neugierde unserer Zeit befriedigen, vermittelt in allen KIANG Lokalen zeitgenössische Formensprache
eine Stimmung, die besonders auch Menschen anspricht, die im weitesten Sinn aktuelle Kreativarbeit leisten.
Besonders erfolgreich ist das Engagement von Helmut Richter, der nicht nur 1985 das Lokal im ersten Bezirk gestaltete,
und damit das erste moderne Asia-Restaurant der Stadt schuf, sondern für die offene Glas-Architektur
des Lokals am Rochusmarkt im dritten Bezirk 1998 mit dem Loos-Preis ausgezeichnet wurde. Der Annex des Lokals
in der Rotgasse, um die Ecke am Fleischmarkt, machte unter dem Namen K2 in der Einrichtung des jungen
Architektenteams artec mit seiner Kuhfell-Bar Furore, bevor es zwei Jahre später als Sushi-Bar den Reigen jener
so erfolgreichen japanischen Gastronomie in Wien eröffnete. Nun wird es als TAKE A KIANG neugestaltet wiedereröffnet.
Gratulazzzione
Danke Thomas!!! Heidulf
Linie durch S3 und S4
schneidet K5 in S7 und K1
in S8.
Erhalte Archiquant S5 S6 S7 S8.
Verbinde K5-Segment S6S7
mit K1-Segment S5S8.
(Hofstetter Kurt)
2.5.6. Der Archiquant ist eine
Metastruktur.
2.5.7. Der Archiquant ist der rechte
Winkel des 21. Jahrhunderts.
2.5.8. Der Archiquant ist das
Konzentrat des Modulors.
2.5.9. Der Archiquant ist ein
Handwerkszeug und ein
Geisteswesen.
15
32 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Kunst, Spaß, Terror. Unser Freundamigo Patrick Luxi
2.5.10. Der Archiquant ist ein
Architekturteilchen.
2.6. Im Materialisieren von
Proportionen gibt es Kurven
und Geraden.
2.6.1. Das Bauhaus hat sich vor allem
auf die Gerade verlassen.
2.6.2. Der Archiquant verbindet
Kurven und Geraden.
2.6.3. So beinhaltet auch die
grafische Darstellung
des Archiquanten zwei
unterschiedliche visuelle
Lesarten. Die eine erscheint
als Archiquant, die andere als
gebogene Fläche.
aus der serie „it is what it is“ (2012)
www.ameliezadeh.com
16
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 33
Unser schönster Freundamigo Marko gratuliert
Karin Sommer zu Ihrem Dr.-Titel
Archiquant
Gebogene Fläche
2.6.4. Weder Kurven noch Geraden
zu priorisieren ist maßvoll.
2.6.5. Das ‚Mittelmaß’ bedeutet,
weder Kurven noch Geraden
zu priorisieren.
2.6.6. Der Archiquant repräsentiert
das Mittelmaß.
17
Foto powerd by Dr. Karin Sommer
B=R
R
T
34 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Der der nicht ein bischen stört ist
kein Mensch
3. Die Architektur transformiert.
3.1. Architektur hat die Aufgabe,
Zeit in Raum umzuwandeln.
3.1.1. Der Aufbau des Raumes ist die
Begrenzung des Raumes.
3.1.2. Im Raum wirken Maß und
Proportion.
3.1.3. Wer mit der Fläche nicht
arbeiten und umgehen kann,
der kann auch mit dem Raum
nicht arbeiten und umgehen.
3.1.4. Jeder Strich ist ein Satz.
3.1.5. Wer nicht zeichnen kann ist
verdächtig.’ (Michelangelo)
3.1.6. Der Strich
ist ein Satz.
18
A B C D E F G H
I J K L M N O P Q
G NG
R S T U V W X Y Z
2
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 35
Magisch virtuelles Familientreffen in
Banja Luca, in Bosnien-Herzegowina
Terrorismusgalerie am 15 Juni 2012.
3.2. Der Architekt begrenzt und
öffnet.
3.2.1. Die 1, 2, 3 Räume sind drei
Flächen.
3.2.2. Der Raum ist durch Flächen
begrenzbar.
3.2.3. Mit drei Flächen ist der Raum
bereits begrenzt.
3.2.4. Gleichzeitig lassen die 1, 2, 3
Räume sehr viel Spielraum.
1
3
N
W
O
S
R RNGRO GERNGROSS GERNGROSS GERNGROSS
19
36 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Reinhold Kirchmayr, 2012
3.2.5. Spielraum und Freiheitsgrad.
Der Spielraum ist Freiraum.
3.3. Die Form hat geistige und
materielle Funktionen.
3.3.1. Die Form ist die Möglichkeit
der Struktur. (Wittgenstein)
3.3.2. Die Struktur beinhaltet
die Möglichkeiten
unterschiedlicher Formen.
3.3.3. Die Philosophie ordnet
Geistiges, die Architektur
ordnet Materielles.
20
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 37
Leibesübungen – Gymnastik
3.4. Der architektonische Raum.
Der Gerngrossraum.
3.4.1. Man wird den Raum durch
Licht und Farbe messen
können. (Kandinsky)
3.4.2. Der Gerngrossraum.
Der Betrachter steht in der
Bildebene und hat fünf Ebenen
vor sich und fünf Ebenen
hinter sich. Er baut und schaut
sich seinen Raum.
21
Leibesübungen – Shiatsu
38 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Immanuel Moser
geboren 1973 in Wien studierte bei Franz Graf und Daniel Richter an der Akademie für
bildende Kunst in Wien.
In seiner Kunst versucht er die Grenzen zwischen psychedelic art und gegenständlichem
Graphic Design auszuloten, dazu benutzt er digitale Projektionen, welche diese ephemeren,
extrem vergänglichen Bilder unserer Gesellschaft zeigen, um derart diese, mittels
des Mediums der Ölmalerei, in haltbare, auch für zukünftige Generationen lesbare
Werke zu verwandeln.
Er greift dabei auch die Frage zwischen tribal/geometrical Art bzw Art brut und traditionell-akademischem
Kunstbegriff auf, indem er sie zu Gegenständen seiner Formensprache
erhebt, dies ist insbesondere in seiner Serie „Lulu“ in welcher er die Oper Alban
Bergs verarbeitete, erkennbar.
Des weiteren sind ebenfalls Elemente abstrakter Kunst sowie des phantastischen Realismus
ein wichtiger Bestandteil seiner künstlerischen Formalisierung, so lassen sich Parallelen
ziehen hin zu einem informellen Vokabular von Techniken für seine individuelle
künstlerische Konzeption
Sein Leben ist, ebenso wie seine Kunst nicht nur in einem bestimmten Genre beheimatet,
so lebte er schon beispielsweise als Kind in Waco-Texas-USA und versuchte 1993
mit seiner Band in Los Angeles Fuss zu fassen, von wo er 1994 wieder nach Österreich
zurückgekehrt, den Plan fasste, seine Tattoo und Bleistiftzeichnungen in die Richtung
grossformatiger Arbeiten zu entwickeln.
Ein Jahr am Schiff, das Reisen und Kennenlernen neuer Kulturen, sowie die stete Auseinandersetzung
mit den Eindrücken dieser dadurch einstürmenden Bilderwelt führten
2003 zu einem Studium bei Franz Graf, welches 2011 bei Daniel Richter abgeschlossen
wurde.
So lässt sich abschliessend sagen, dass sich in seiner Kunst als einzige Konstante die
stete Veränderung erkennen lässt, ein buntes Multiversum in das uns durch die grossformatigen
Werke ein Einblick gestattet wird.
Dr.Phil.Mag.Art Marcus Hafner
Kontakt: immanuel.moser@gmail.com
BIWI
3.4.3. Der Gerngrossraum verbindet
Malerei und Architektur.
3.5. Die postsupprematistischen
Datenblätter sind Aktionsblätter.
3.5.1. Ein Aktionsblatt geht über die
reine Geometrie hinaus.
3.5.2. Das Aktionsblatt beinhaltet eine
interräumliche Durchdringung
der Seite.
3.5.3. Die Durchdringung von Vorderund
Rückseite macht die Aktion.
3.5.4. Die Umstülpung ist eine
Überraschung.
3.5.5. Die Datenbätter sind
seismographische
Aufzeichnungen.
22
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 39
seit 25 jahren steht im kunstschaffen hans biwi lechners das gemeinsame des menschens im mittelpunkt. geburt,
die frage nach dem sinn des lebens, dem tod macht hbl zum thema seiner diversen kunstprojekte „siehe
ww.getstoned.cc“.
3.5.6. Im Punkt ist immer noch
etwas offen.
3.6. Die Überwindung der
Zeit ist ein Anliegen der
Raumarchitektur.
3.6.1. Der Punkt ist ein Kontinuum.
3.6.2. Es gibt nur jetzt.
3.6.3. Die gesamte Geschichte ist
Gegenwart.
3.6.4. Die Zeit ist Verschwendung.
Die Zeit ist zumindest
Zeitverschwendung.
3.6.5. Die ganze Zeit ist eine
Verschwendung.
3.6.6. Der Raumgenuß ist keine
Verschwendung.
seit mitte der 80er jahre beschäftigt er sich mit dem thema zeit. es gelang ihm, eine eigene
formensprache zu entwickeln, mit der er in der lage ist, jedem moment eine eigene
form zu geben. er nennt sie TIME FORMS. unter dem motto, jedem moment seine eigene
form. keine form gleicht der anderen, es sind unendlich viele variationen möglich.
„ich bin in der lage, momente tanzen zu lassen und nenne meine serien WIENER WAL-
ZER. jeder kann bei mir seine eigene zeitform erwerben zum bespiel zu seinem geburtstag,
hochzeitstag, trauertag, jubeltag usw. er erwirbt seine persönliche form, wenn man
will sein persönliches logo und kann darüber verfügen, beispielsweise businesscards,
firmenlogos, persönlichen stempel. die arbeiten sind urheberrechtlich geschützt, mir ist
es auch wichtig, dass jeder sich das leisten kann, somit verlange ich 99.99 dafür.“
23
40 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
I
C
N
M
intermediate national contact meeting
vienna 2012
Im Rahmen des studentischen EASA-Netzwerks
findet von 26. Oktober bis 4. November die
Architekturkonferenz INCM2012 statt, zu der 150
Gäste aus allen europäischen Ländern erwartet
werden. Die internationalen Gäste werden eine
Woche lange an Diskussionen und Präsentationen
teilnehmen und sollen am 29.10. im Architekturzentrum
Wien auf VertreterInnen der
Wiener Architekturszene treffen.
150 Architekturstudierende
91 kmExkursionen
83 Liter Gin Tonic
22 Vorträge
7 Locations
5 DJs
1 Woche
INCM
wi
3.6.7. Es gibt kein Alter. Es gibt immer
nur Neues.
3.6.8. Auch das Alter ist etwas Neues.
3.6.9. Die Geburt des Alters.
3.6.10. Das ganze Leben ist eine Geburt.
3.7. Die Zukunft ist virtuell. Die
Zukunft ist symbolisch.
3.7.1. Alle Religionen sind virtuell.
Alle Religionen sind symbolisch.
(Sergej Volgin)
3.7.2. Die Virtualität kreiert die Praxis
der Religionen, von der stillen
Einkehr bis zum Mord des
anderen.
3.7.3. Mythen und Göttergeschichten
sind virtuell.
24
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 41
r
3.7.4. Von einem angenehmen Raum
in den anderen.
3.7.5. Ein Altar im Raum macht ihn
zur Kirche.
3.7.6. Ein Altar für die
Rechristianisierung der
Neanderthaler.
3.8. Die ästhetische Organisation
ist das Unaussprechliche.
(Helmut Richter)
3.8.1. Die ästhetische Organisation
bringt das architektonische
Werk zum Blühen und Bleiben.
3.8.2. Baustellen sind die Blüten der
Stadt.
25
42 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion KUN
Michael Gumhold
3.8.3. Helmut Richter hat mir
Le Corbusier, Popper und
Wittgenstein näher gebracht.
Philosophen, Falsifikatoren
und Formulatoren.
3.8.4. Die Logik der Forschung.
(Popper) Die Logik des Lebens.
3.8.5. Wo die Informatik des
Konstruierens aufhört, beginnt
die ästhetische Organisation.
3.8.6. Die Informatik ist die
Fortführung der Logik mit
anderen Mitteln. (Georg
Gottlob)
3.8.7. Die ästhethische
Organisation ist Teil der
Verdauungsphilosophie.
26
ST
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 43
Michael Gumhold
sculpture.group@chello.at
1978 * born in Graz, Austria, lives and works in Vienna
1998 – 2000 Masterclass for Sculpture, School for Art and Design, Graz
2000 – 2005 Academy of fine Arts, Vienna
2002 Artist in residence-program 02, Bregenz, Austria
2004 Contemporary Art Award of the city council of Graz, Austria
2005 Graduated with B.A. Honores and Master of Art, Academy of fine Arts,
Vienna
2006 Federal Chancellery of Austria Scholarship Chicago
Harold Residency Program, Chesterhill, Ohio
2007 Artist in residence, Banja Luka, BiH
2010 Federal Chancellery of Austria Scholarship Tokyo
Soloexhibitions:
2012 Michael Gumhold, [: Rehearsal : Room #20 :], Georg Kargl Box, Vienna
2010 Michael Gumhold, Ve.Sch, Vienna
Michael Gumhold feat. The Sculpture Group°, Galerie West, Den Haag, (NL)
2009 SPARTACUS, Austrian Cultural Forum, London
The : Complete : Rehearsal : Room : Recordings, Georg Kargl Fine Arts, Vienna
2008 Stockhausen Permanent, Georg Kargl Permanent, with wienmodern, Vienna
Ampetamin, KHG Galerie, Graz (with Christian Eisenberger)
2007 “watch your language, (part 2)”, Studio der Neuen Galerie am Landesmuseum
Joanneum, Graz
“watch your language, (part 1)”, Thomas K. Lang Gallery, Webster University,
Vienna
2006 “-273,15° Celsius”, Gallery POLVO, Chicago
2005 gumhold/schulz in bild und ton, Laden für Nichts, Leipzig (with Tina Schulz)
“play re play“, dreizehnzwei, Vienna (with Nikola Hansalik) Katalog
“by memory/collected/point of view”, Akademie der bildenden Künste, Vienna
2004 “...nach Marcel Breuer.”, Form Re Form, Graz
“broken hearts are for assholes”, Ausstellungsraum , Vienna
DISORDER, Galerie Centrum, steirischer herbst 04, Graz
2003 SKETCHFORASEAPIECE, Stadtgalerie Kiel, Prima Kunst, Kiel (D)
“irony is a dead scene, avec...”, Akademie der bildenden Künste, Vienna
2002 THERE IS NO OTHER REASON, Projektraum Viktor Bucher, Vienna
Vitrine der Generali Foundation Wien, Generali Foundation, Karlsplatzpassage,
Vienna
2001 INTERPRETIERENVERBOTEN!!, Cultur Centrum Wolkenstein, Galerie 2000,
Stainach
AUSSTELLUNGSRAUM, FormRe Form, Graz
2000 PROBLEMSTOFF KUNST, Galerie L 24, Graz
“Joseph Beuys ist sehr interessiert an zeitgenössischer Kunst”, Atelier 96, Vienna
1998 Exemplarisches aus Graz/West, im Harrach, Graz
Groupshows / Projects (Selection):
2012 Jenseits des Sehens, Museum Benediktinerstift Admont, Admont
ART et bicyclette, Espace de l’Art Concret, Mouans-Sartoux
ARTISTS MERCHANDISING ART, 8. Salon, Hamburg
ARTISTS MERCHANDISING ART, La Guillotine / Atelier Reflexe, Paris
Antidepressiva, Clubschiff Johann Strauss, Vienna
Skulpturengarten, Kunst im öffentlichen Raum, summerstage, Vienna
ARTISTS MERCHANDISING ART, What The Shop, Vienna
ARTISTS MERCHANDISING ART, Wonderloch Kellerland, Los Angeles
ARTISTS MERCHANDISING ART, Wonderloch Kellerland, Berlin
2011 Drawing 2011, The Drawing Room, London
Frieze, Georg Kargl Fine Arts, London
_möbeln:, Rauminhalt, Wien
Aquarellhappening, Tux, Tirol
ENCORE, Lust Gallery, coded cultures festival,
Vienna
open art, Kunst im öffentlichen Raum,
3.8.8. Zur ästhetischen Organisation
trägt der Bauch entscheidend
bei. (Christian Denker)
3.8.9. Man sagt, die Architektur sei
keine Wissenschaft. Das ist ein
Fehler.
3.9. Alles ist Architektur. (Hans
Hollein)
3.9.1. Architektur ist nicht das Leben.
Architektur ist Hintergrund.
Alles andere ist nicht
Architektur. (Hermann Czech)
3.9.2. Die Arbeit in der Architektur ist
eigentlich mehr eine Arbeit an
Einem selbst. (Wittgenstein)
3.9.3. Die Architektur ist eine Geste.
(Wittgenstein)
27
summerstage, Vienna
Eisenberger, Gumhold, Karner, Ruhry,
Gerberhaus, Fehring
viennafair, Georg Kargl Fine Arts,
Vienna
2011 Music, Kunstraum D21,
Leipzig, wallpaperism, Motel
Campo, Genf
2010 licht licht licht, nextAndrä,
Graz
Happy Hour, fluc, Praterstern,
Vienna
Artforum, Georg Kargl Fine
Arts, Berlin
ohne gnade, Kunst abseits
vom Netz, Museum für
Quellenkultur, St. Paul,
Austria
ohne gnade, Kunst abseits
vom Netz, Galerie Lisi
Hämmerle, Bregenz
armory show, Georg Kargl
Fine Arts, New York
UPON ARRIVAL. SPATIAL
EXPLORATIONS, Malta
Contemporary Art, Valletta,
Malta
Arco, Georg Kargl Fine Arts,
Madrid
2009 Art Foundation Mallorca Collection, CCA Kunsthalle, Mallorca
Artforum, Georg Kargl Fine Arts, Berlin
Text Bild MMIX, steirischer herbst, Graz
Frieze, Georg Kargl Fine Arts, LondonArtforum, Georg Kargl Fine Arts, Berlin
“selected: 10 years of , < rotor >, association for contemporary art, Graz
“a gap between two houses”, Nha San Duc Studio, Hanoi, Vietnam
Art Basel 40, Georg Kargl Fine Arts, Basel
fullframe, Volksgartenpavillion, Graz
FEEDBACKSTAGE, Kunsthaus Mürz, Mürzzuschlag
rewind / fast forward, Neue Galerie Graz, Graz
“dreams that money can`t buy”, Westwerk, Hamburg
armory show, Georg Kargl Fine Arts, New York
FEEDBACKSTAGE, Galerie Thomas Schulte, Berlin
Arco, Georg Kargl Fine Arts, Madrid
FEEDBACKSTAGE, Georg Kargl Fine Arts, Wien
Another tomorrow, Slought Foundation, Philadelphia, PA
Just one thing after another, Galerie artepari, Graz
2008 Urban Signs, Kunst im öffentlichen Raum, fluc, Praterstern, Wien
Beauty Island, fenster c, Wien
Artforum 08, Georg Kargl Fine Arts, Berlin
Bild - Macht - Wissen, Galerie 5020, Salzburg
Art Basel 39, Georg Kargl Fine Arts, Basel
armory show, Georg Kargl Fine Arts, New York
2007 Arco, Georg Kargl Fine Arts, Madrid
Artforum 07, Georg Kargl Fine Arts, Berlin
“showroom 6”, in collaboration with vienna, Riga, Lettland
“Art collected & Made for Admont”, Museum für Gegenwartskunst, Stift Admont
“dc duesseldorf contemporary”, Düsseldorf
“umPolen”, freiraum, Quartier 21, muqua, Vienna
THIS IS HAPPENING, Georg Kargl Fine Arts, Vienna
“recent acquisitions”, Heavengallery, Chicago
2006 “Aqua Art Miami”, Bucket Rider Gallery, Miami
“someones out there”, The Dank House Museum: Raw Space Gallery, Chicago
“HAROLD presents...”, Heavengallery, Chicago
“Nairobi Retour”, Kunsthalle Wien, projectspace, Wien
“Lumpenthology”, Manifest Arts, Chicago
“Eisenberger, dies ist doch kein Porno”, Galerie Lisi Hämmerle
„SOCIETE DES NATIONS factice et scindée en elle-meme“, Circuit, Lausanne
“Artsessions-Videoscreening“, Kunsthalle Wien, projectspace_viennAfair, Wien
“Economy Class”, Österreichische Botschaft/Alliance Francaise de Nairobi, Nairobi,
Kenya
“VISTA POINT“, Kunstverein Medienturm, Graz
2005 “Neuerwerbungen für die Sammlung 2005”, Neue Galerie Graz, Graz
“S/W”, Forum Stadtpark, Graz, (Katalog/Künstlerbuch)
“gosh! where are you, now?”, Ausstellungsraum im Rahmen der viennAfair
“integrator/inn/en”, kunst.wirt.schaft., Graz
“522 m3”, Künstlerbuchpräsentation im Ausstellungsraum 522 m3, Wien
2004 “/f/”, Akademie der bildenden Künste, Wien
“give me your number”, Künstlerhaus, Graz
“Ankäufe der Freunde der Akademie der bildenden Künste”, Kupferstichkabinett,
Wien
“Book + Portfolio”, Bétonsalon, Ecole des Beaux Arts de Paris, Paris
“Konstruktivistisches usw...”, Ausstellungsraum 522 m3, Wien (Künstlerbuch)
2003 EXGRAZ, Minoritengalerie-Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz,
aktuelle kunst in graz
2 ebenda, Akademie der bildenden Künste, Wien
Interferenze(n), Kunstverein Bozen, Galerie Prisma, Bozen, (Katalog)
OPEN:END, Akademie der bildenden Künste, Wien
frisch saftig steirisch, Galerie Eugen Lendl_Graz, Kunstforum Hallein, Hallein
VIDEO-compilation 2:, Akademie der bildenden Künste, München
“summa summarum”, Benediktinerstift St. Lambrecht
“synthetic pleasures”, dreizehnzwei, Wien (Katalog)
K.O. Zobernig, Ausstellungsraum , Wien
A3, Akademie der bildenden Künste, Wien
2002 Oh, it´s a curator!, , association for contemporary art, Graz, (Katalog)
MANIFESTA 4 / in: the research room., Frankfurt am Main (D)
Graz-intern, Forum Stadtpark, Graz
VIDEO-compilation 1:, Akademie der bildenden Künste, München
“raum #10 / museum_”, Akademie der bildenden Künste, Wien,
(mit Lone Haugaard Madsen)
kunst wien 02, MAK, Galerie Christine König, Wien
K.U.L.M.ination 1, steirischer herbst 02, Graz, Pischelsdorf
K.U.L.M.ination 2, Kunsthalle Exnergasse, Wien (Katalog)
“Autriche Art Archives”, Kunstverein En Cours, Paris; ERBAN,Nantes
2001 “Eine Vitrine ist eine Vitrine ist eine Vitrine...usw.”, Marienmühle, Graz
VIDEO ETCETERA, Künstlerhaus, Wien
Soho in Ottakring, Wien
“Liebe Grüße aus Graz.”, Postkartenedition mit G.R.A.M., Graz
“Ich Tarzan - Du Felix Austria?”, Galerie Christine König, Wien
4 Positionen, Galerie Eugen Lendl bei Mayreder, Graz
2000 “Ich bin privat derselbe wie hier im Museum.”, Performance, Karl-Franzens
Universität, Graz
“Ich mache mir soeben einen Namen.”, Plakataktionen in: Basel, Bern, Schaffhausen,
Winterthur, Zürich
PIECES, Kunstpreisausstellung, Achensee, Tirol
(12 x 21), Stift Melk, Nö
“Artists survival training”, Kunstverein Artophobia, Graz
K.U.L.M. continues, steirischer herbst 00, Graz (Katalog)
*........,lebt oder arbeitet in Graz., , association for contemporary art,
Graz (Katalog)
44 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Bibliography:
2000 Wenzel Mracek, “Der Kampf um die Gunst”, in:
2000, association for contemporary art, Graz,
Hrsg./Ed., , bei edition selene, Wien
2001 Werner Fenz, “Verzeichnis der Additionen”, in:
LICHTUNGEN Nr. 88/XXII. Jg./2001, Hrsg./Ed.,
Markus Jaroschka für Literaturkreis Lichtungen bei
URANIA, Graz
2003 Daniel Richter, El Chico fritto, “2 Blätter=4 Seiten”, in:
Wir wollen alle werden.,
Hrsg./Ed., Akademie der bildenden Künste Wien, Wien
David Komary, Ulrike Sladek, “synthetic pleasures/
VISUAL AWARENESS” in: synthetic pleasures,
(Katalog), Hrsg./Ed., Galerie dreizehnzwei, Wien
2005 David Komary, “Transkodierungen”, in: “S/W”, Forum
Stadtpark, KünstlerInnenbuch, Graz_Wien
David Komary, Federica Romanini, „play re play / Die
Sehnsucht der Fliege im Glas“,
in: play re play, (Katalog) Hrsg./Ed., Galerie
dreizehnzwei, Wien
Diplomarbeiten 04/05, (Katalog) Hrsg./Ed., Akademie
der bildenden Künste Wien, Wien
M. Gumhold, Kadavergehorsam, in: “Circuit-die
zeitschrift”, Lausanne
2007 Fiona Liewehr, “This is happening-Versuch einer
ideellen Konstruktion”
Günther Holler-Schuster, “You can`t do that on stage
anymore - aber im Kunstraum.
Michael Gumholds Rehearsal : Rooms”, in: This is
happening, Hrsg./Ed., Georg Kargl Fine Arts, Wien
2008 David Komary, “Transcodings”; Günther Holler-
Schuster, “It`s not only Rock`n`Roll” in: Michael
Gumhold, YOU CAN`T DO THAT ON STAGE
ANYMORE (Sampler), Hrsg./Ed., G. Holler-Schuster
für die Gesellschaft der Freunde der Neuen Galerie,
Graz
2009 Michael Gumhold, in: Parnass, Heft 1/2009,
29. Jg., p. 164
Günther Holler-Schuster: “Cut `n` Mix - Michael
Gumholds visueller Nachhall des Akustischen”
in: Parnass, Heft 2/2009, 29. Jg., p. 96 – 100
Michael Gumhold, in: REWIND / FAST FORWARD,
Die Videosammlung – Neue Galerie Graz am
Landesmuseum Joanneum, p. 105
Christian Bretter, “Steirische Knöpferlharmonika und
Heavy Metal”, in: DATUM, 5/09, p. 78 – 83
Mark Rappolt, “Art Pilgrimage – Vienna” in: Art
Review, Issue 32, p. 86 – 95
MICHA EL, Rehearsal : Room #17, Hrsg./Ed., Michael
Gumhold & Black Pages
2010 Michael Gumhold, in: Flash Art no. 273, July-
September 2010 – Focus Austria
Michael Gumhold, in: UPON ARRIVAL, Spatial
Explorations, p. 44–45, Katalog,
Hrsg./Ed., Katharina Bantleon/Margit Neuhold für
Malta, Contemporary Art, MCA
2011 Daghild Bartels: Gratwanderung Kunst/Design in:
Parnass, Heft 2/2011, 31. Jg., p. 69
Mark Rappolt about Michael Gumhold, in: Art Review,
Issue 50, p. 88 - 90
Michael Gumhold
Courtesy Georg Kargl Fine Arts, Vienna, Fotos: Matthias Bildstein
3.9.4. Die Architektur ist keine
Dienstleistung sondern ein
Liebesdienst. (Anna
Popelka)
3.9.5. Architektur ist Modulation der
Muskelspannung. (Elisabeth
von Samsonow)
3.9.6. Die Architektur soll sich dem
weiblichen Körper anpassen.
(Wladimir Tolstoj)
3.9.7. Architektur muss brennen.
(Wolf Prix, Swiczinsky, Michael
Holzer)
3.9.8. Raum pfeift. (AZ4, TU Graz)
3.9.9. Architektur ist keine Kunst.
(Anna Popelka)
28
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 45
Michael Gumhold
3.9.10. Architektur ist die
Reibungsenergie zwischen
Vision und Wirklichkeit.
(Lukas Göbl)
3.9.11. Das Spiel der Mächtigen.
(Franz West)
3.9.12. Gerngrossarchitektur-
Weltarchitektur. Die
Weltarchitektur ist zum Kind
geworden. (Sergej Volgin)
3.9.13. LuftRaumZeitArchitektur ist
das Ordnen von Architektur
und Stadt durch tektonische
und soziale Strukturen.
(Bernhard Hafner)
3.9.14. Vitruvius nicht vergessen.
(Raoul Blahacek)
29
46 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
G A B I
GABI
Folge deinem Ruf
Gruppe mit Gabi
Beginn: 14.6.2012 von 18:30 - ca 21:00 Uhr
jeden Donnerstag, Einstieg laufend möglich
Energiezentrum Wienerwald
Schönbrunnerstrasse 90, 1050 Wien
Ein Platz für diejenigen, die an ihrer Berufung arbeiten. Mit vielen Aufgaben und Übungen,
die dich wie eine Zwiebel schälen.
Schicht für Schicht werden deine überlagerte Essenz und deine Talente unter den Emotionen
sichtbar.
Meine Begleitung in diesem Prozess gibt dir fürsorgliche Unterstützung, Freude 3.9.18. Soviel und wie Halt notwendig, dranzubleiben
- teilen in der Gruppe stärkt und ist motivierend.
Wondra.)
so
wenig wie möglich. (Heinz
Dazu einfließen lasse ich: Körperübungen,
Psychosomatik und The Work von Byron Katie!
Kreativität ist unendlich - es ist immer noch mehr möglich!!!
Anmeldung und Kontakt: Gabi 0681 / 20 15 87 87
facebook: Folge Deinem Ruf - lebe Deine Gabe 30
3.9.15. Jeder Winkel ist ein rechter
Winkel. (Marco Duranovic)
3.9.16. L’architecture c’est moi. Die
Architektur bin ich. (Caroline
Russo)
3.9.17. Die Architektur folgt der Vision.
Die Vision folgt der Realität.
(Friedrich Kiesler)
3.9.19. Architektur ist der Unterschied
zwischen Architektur. (Adolf
Krischanitz)
3.9.20. Architektur ist die Bündelung
der zentrifugalen Kräfte. (Jan
Tabor)
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 47
Karl
Marcovic
3.9.21. Architektur ist die obszöne
Verschämtheit der
Naturmaterie, das illegitime
Kind (Kegel) des Architekten
und der Schöpfung. (Adam
Wiener)
3.9.22. Architektur macht schlank.
(SPUTNIC)
3.9.23. Gute Architektur bedingt eine
Portion Erotik! (Martina Fürst)
3.9.24. Alles was richtig ist, ist schön.
(Markus Spiegelfeld)
3.9.25. Architektur ist die Summe aller
Notwendigkeiten. (Andreas
Treusch)
3.9.26. Ich will in die zweite
Dimension. (Herbert De Colle)
31
48 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Gyula Fodor: The Promised Train
„Wenn sich der Schranken hebt“
Künstlerische Plakataktion im Rahmen des Viertelfestivals 2012 -
Mostviertel
130 Großplakate im Mostviertel werden ab 29.6. zwei Wochen
lang mit fotografischen Szenenbildern bespielt. Die Sujets sind
„Filmstills“, das Plakat sieht täuschend echt nach Kinoplakat aus –
doch es gibt keinen Film....
3.9.27. Architekur = Raum x
(Geometrie + Psychologie).
(Heinrich Büchel)
3.9.28. Der Konflikt ist der
Städteplaner. (Milan
Mijalkovic)
3.9.29. Architektur kennt kein
Rauchverbot. (Angelo Roventa)
3.9.30. Ordinatio, dispositio,
eurythmia, symmetria, decor,
distributio. (Vitruv)
3.9.31. Die Speicherfähigkeit ist eine
wesentliche Eigenschaft der
Architektur. (Laurids Ortner)
3.9.32. In allem Tun liegt Architektur.
(Hans Dietrich)
Der bildende Künstler Gyula Fodor hat die Filmstills mit
32
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 49
3.9.33. (Meine) Architektur ist
Kunstraum. (Philipp Konzett)
3.9.34. Architektur – eine Bühne für
das Schauspiel der Menschen.
(Helmut Wimmer)
3.9.35. Architektur ist das
Machen von Räumen
im thermodynamischen
Gleichgewicht zwischen
Mensch und Umwelt. (Daniel
Podmirseg)
3.9.36. Was ist Architektur? Architektur
ist räumliches Werkzeug für
Leben! (Rainer Köberl)
3.9.37. Licht ist die erotische
Komponente der Architektur.
(Mounty R.P. Zentara)
33
Schauspielern und Statisten zu einem paradoxen „Fotoroman“
inszeniert.
Vor einem geschlossenen Bahnschranken, in einer abgelegenen
Gegend, versammeln sich Menschen aus verschiedenen Milieus.
Sie warten und halten Ausschau, ob ein Zug kommt. Unterdessen
spielen sich verschiedene Szenen ab – der Stau des langen Wartens
entlädt sich. Es ereignen sich Revolten, Liebe, Geschäft.
Plötzlich hebt sich der Schranken. All die Kämpfe sind
gegenstandslos geworden - doch niemand quert die Gleise.....Das
überraschende Ende des „Films“ verweist auf eine gewisse kollektive
Ratlosigkeit. Darauf, dass neue Utopien (im Sinn von ideelen
50 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion Licht
Leitvorstellungen) erst formuliert werden müssen, beziehungsweise
die Gesellschaft teils noch Schwierigkeiten hat, dieses Bedürfnis
überhaupt zu artikulieren.
Karl Markovics spielt die Rolle eines Propheten ohne Worte, mit
einer Trompete in der Hand. Er ist Leitfigur, Beobachter, Zeitzeuge
und Transmitter
Weitere DarstellerInnen: Tanja Petrovsky (spielte eine Hauptrolle
in Ulrich Seidls „Models“). Rafael Werluschnig, Michael Scheidl
(„Netzzeit“), der türkische Autor und Regisseur Durmus Dogan, Julia
Reichert („Kabinetttheater“).....
3.9.38. Architektur ist die ultimative
erotische Kunst. (Monica
Binvincini)
3.9.39. Architektur zählt, wenn sie den
Menschen dient und nicht dem
Architekten. (Friedrich Blaha)
4. Der Archistrator archistriert
Geistiges und Materielles.
4.1. Der Archistrator ist der Dirigent
des Materialisierens.
4.1.1. Was der Dirigent für die Musik
ist, das ist der Archistrator für
das Gebaute und für das Bauen.
4.1.2. Auf die Übersetzung kommt
es an. Die Musik ist die Augenzu
Kultur. Architektur ist
Augenübersetzungskultur.
34
kunstStädteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 51
Gyula Fodor:
4.2. Der Architekt ist der
Materialisator der Geistigkeit.
4.2.1. Architektur ist eine
Verfestigung der Geistigkeit
am Ort des Geschehens.
4.2.2. Der Architekt ist der wahre
Materialist.
4.2.3. Sachverhalt. Materialverhalt.
Die Sprache des Architekten ist
das Materialisieren.
4.2.4. Materialkonstruktionen führen
zu Sätzen.
4.2.5. Das Materialisierte spricht.
4.3. Ich bin eine Suppe.
4.3.1. Ich bin eine Stufe. (Malewitsch)
Um das Thema Veränderung des gesellschaftlichen
Aggregatzustandes, das „Rucken und Knirschen der Zeitachse“, geht
es im Werk von Gyula Fodor bereits seit den 90er Jahren. „Um die
Erdoberfläche legt sich eine vibrierende Zeitgeisthülle, wie in einem
Bienenstock, bevor
die Bienen ausschwärmen. Der soziale Klimawandel verlangt nach
neuen Blickwinkeln, nach einer neuen Sicht auf das, was wir uns als
„Welt“ konstruieren“, heißt es in Fodors Künstlerbuch „noosphere“.
35
www.gyulafodor.com
52 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Photo: Robert Herbst
Weinzentrum Winzerhof Dockner
Das Weinpräsentations- und Verkostungszentrum des Winzerhofs Dockner setzt ein eindrückliches
Statement zeitgenössischer Architektur in die idyllische Landschaft des südlichen
Kremstales.
Optimal in die unmittelbare topographische Umgebung eingepasst, interpretiert die zeitgemäße Konzeption des Weinzentrums
die Geometrien der unmittelbaren dörflichen Umgebung. Der Baukörper nimmt in seiner Form die Bewegung
der Landschaft auf und fügt sich dynamisch in das Gesamtgefüge der traditionsreichen niederösterreichischen
Kulturlandschaft ein. Der direkte Ausblick auf das benachbarte Stift Göttweig bestimmte die bauliche Ausrichtung des
Weinpräsentations- und Verkostungszentrums maßgeblich mit. Die Glasfaserbetonplatten der Fassade erinnern an
Lössböden, Sichtbetoninnenwände nehmen Geländeschnitte aus diversen Qualitätslagen des Winzerbetriebes auf und
lassen Ortsverbundenheit sichtbar werden. Die Form des Gebäudes verkörpert jedoch auch den visionären Ansatz des
Winzers. Denn der hauseigene Wein, insbesondere dessen Präsentation und Vermarktung, steht im Mittelpunkt des
Projektes – wie auch die vielseitige Nutzbarkeit des Gebäudes als Schaulager, Weinverkaufszentrum, Verkostungsraum
und Veranstaltungsort.
Die klare Gliederung des zweigeschossigen Baukörpers in drei Funktionsbereiche unterstützt die räumliche Organisation
innerhalb des Gebäudes. Im Erdgeschoss sind die Bereiche der Verkostung, des Verkaufs und der Präsentation
untergebracht. Zentral positioniert fällt die Bar beim Eintreten sofort in den Blick, der dahinter liegende Präsentationskasten
offeriert die aktuellen Angebote des Winzerhofs. Demgegenüber bilden, dem Gebäudeverlauf folgend, Sitzgelegenheiten
eine Verkostungsecke. Ein bedruckter Raumteiler aus Glas grenzt den integrierten Büro- vom Konsumationsbereich
ab, erlaubt jedoch auch wechselseitige Durchblicke. Zwei raumhohe Fensteröffnungen bestimmen die
einladende Atmosphäre des Verkostungsraums.
4.3.2. Malewitsch bildete mit dem
Schwarzen Quadrat die
Summe aller Räume und
Aktionen, oder auch die
Summe der Nichtexistenz aller
Räume. Ein Symbol für den
Raum. Die Raumikone.
4.3.3. Musik und Ikonen. 4.33. (John
Cage)
4.3.4. Die Raumikone wird man
nicht übertreffen. Geht man
jedoch in diese Ikone hinein,
kann man wüten, toben
und proportionieren. Der
Freud’sche Schritt. Denn vor
allem geht es um Proportion.
36
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 53
Architekt Lukas Göbl
4.3.5. Bei der Stufe muss man höher
stehen um oben zu sein.
Die Stufe repräsentiert ein
Höhersein.
4.3.6. Eine Suppe muß verdaut
werden.
4.4. Das Volksbuch ist nicht strikt,
sondern beinhaltet eine
Naturgewalt.
4.4.1. Jeder Satz hat zahlreiche
Ausdrucksformen.
4.4.2. Jedes Wort ist eine
Persönlichkeit.
4.4.3. Das Zahlensystem ist ein
Symbol.
4.4.4. Alle Zahlen außer ‚0’ und ‚1’
sind produktive Geister.
37
Das rückwärtige Schaulager ist in seiner reduzierten Formensprache ganz der Weinpräsentation gewidmet. Durch
die direkt im Schauraum gelagerten Bestände entsteht eine charismatische Weinkelleratmosphäre. Ein großes
Schaufenster an der Rückwand bietet zugleich Einblicke in die neu eingerichtete Schaubrennerei im Altbau des
Winzerhofs. In dieser Rückwand befindet sich darüber hinaus ein Durchgang, der in die „Unterwelt“ des großen
Weinkellerareals der Famillie Dockner führt.
Für Veranstaltungen verschiedenster Art – Seminare, Präsentationen, Vorträge sowie diverse Festivitäten – stehen
die Räumlichkeiten im Obergeschoss zur Verfügung. Hier eröffnet eine raumhohe Glaskonstruktion mit integrierter
Schiebetüre einen Panoramaausblick auf das Benediktinerstift und die angrenzende Weinlandschaft. Saisonbedingt
kann der vom Multifunktionsraum aus zugängliche Garten als zusätzliche Erweiterung des Innenraums genutzt
werden.
Der hohe qualitative Anspruch, durch den sich die Weinproduktion der Familie Dockner auszeichnet, wird auch in
der Gestaltung des Innenraums ersichtlich: Das gesamte Interieur wurde mit größter Sorgfalt ausgewählt und speziell
für den Bau angefertigt. Die farbliche Abstimmung von Innenraumausstattung und Außenfassade betont wiederum
die Nähe zur Weinproduktion: Bordeauxrotes Birkenfurnier, handgehobelter Mooreichenboden, lössfarbenes
Leder und anthrazitfarbene Leuchtkörper. Die kostbare Materialität der wertvollen Oberflächen veranschaulicht
erneut die bis ins letzte Detail durchdachte Konzeption des Gebäudes.
Ort: Ortsstraße 30, 3508 Höbenbach
Baujahr: 2011
Auftraggeber: Winzerhof Familie Dockner GmbH
Nutzfläche: 500 m²
Entwurfsteam: Lukas Göbl, Fritz Göbl,Oliver Ulrich
54 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Hofstetter Kurt
Induktive Rotation oder die Natur des Zufalles
Die künstlerische Praxis und Obsession „in die Unendlichkeit schauen“ führte mich 2008 zur Entdeckung
einer neuen Methode zur Bildung von asymmetrischen aperiodischen Strukturen - die sogenannte
„Induktive Rotation“. Die Muster, die daraus entstehen, verführen den Betrachter an den
Ereignishorizont der Ordnung - ständig oszillierend zwischen Chaos und Ordnung.
http://www.sunpendulum.at/tilings/inductive-rotation.html
Alles rotiert! Die Vorstellung, dass seit dem Urknall ständig Rotation auf alles induziert wird, bedeutet
für mich, dass wir im Zeitfenster unseres Lebens einen Ausschnitt der induktiven Rotation
wahrnehmen, die im Moment des Urknalles begonnen hat. Dabei erscheint uns ihre Eigenschaft der
Aperiodizität als unergründlicher Zufall.
4.5. Das Raumalphabet ist eine
Schule der Räumlichkeit.
4.5.1. Die gesamte Sprache ist in
einem Winkel gespeichert.
4.5.2. Die gesamte Sprache ist
in einem rechten Winkel
gespeichert.
4.5.3. Der rechte Winkel verbindet
Sprache und Architektur.
4.5.4. Der rechte Winkel ist eine
Metastruktur.
4.5.5. Die Geometrie dieses Winkels.
1
1/2
Schwerpunkt
−−− √3 1
2
38
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 55
4.5.6. Seine lange Seite ist die kurze
Seite mal Wurzel aus drei.
4.5.7. Der Schwerpunkt bestimmt
seine Dicke.
4.5.8. Das Raumalphabet ist eine
kleine Schule der Umstülpung.
4.5.9. Das Raumalphabet deutet den
Übergang von Sprache und
Architektur.
39
TTnet © Hofstetter Kurt, 2011
56 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
TERESA MAR
4.6. Die Zeitung ST/A/R ist ein
Experimentierfeld.
4.6.1. Die Zeitung ST/A/R ist ein
printmediales Forschungsfeld.
4.6.2. Die Zeitung ST/A/R
ist eine Geburtsstätte,
ein raumerweiterndes
Erlebnisexperiment. Sie gibt
Strukturen her, um allen,
die sie lesen können, neue
Räume zu öffnen, die keine
Unterdrückung darstellen.
TERESA MAR 40
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 57
4.6.3. Unterdrückung ist
Einschränkung. Kritik ist
affirmativ. Die Kritik an allem
anderen liegt im eigenen Werk.
4.6.4. Der ST/A/R ist eine
Metastruktur.
N
W
O
S
4.6.5. Der Kompaß ist ein Zeichen
des Architekten.
4.6.6. Der Stern gibt Orientierung
und Richtung.
41
58 Documenta
Städteplanung / Architektur / Religion
Documenta
ST/A/R-Freund Manfred Kielnhofer
4.6.7. Das Prinzip der Zeitung
ST/A/R ist Dünger, um den
persönlichen Freiheitsgrad zu
erweitern.
4.6.8. Die Verschmelzung von Leben,
Zeit, Raum, Musik, Architektur
etc.
4.6.9. Die Zeitung ST/A/R ist das
Agglomerat der Dinge für einen
lebendigen Körper, der einfach
da ist. Er lebt und das ist alles.
4.6.10. Sie lebt und das ist alles.
4.6.11. INTEGRATIVISMUS.
4.6.12. Der Integrativismus integriert.
Die Wächter der Zeit von Manfred Kielnhofer sind seit dem ersten Tag am Friedrichsplatz
ausgestellt und wurden von der Documentaleiterin Carolyn Christov-Bakargiev
gutgeheißen und werden die gesamten 100 Tage in der Organisation der Occupy Kassel
verbleiben. Eine Skulptur steht und leuchtet direkt vor dem Fridericianum.
5. Die Architektur hilft der
Erweiterung des Freiheitsgrads
jedes Einzelnen.
42
Städteplanung / Architektur / Religion
AUTO-ST/A/R
59
GEGENCHECK:
EIN NACHMITTAG IM SL ROADSTER VON 1957
Steil fällt das Sonnenlicht in den
Wagen, schlägt den harten Schatten
des Schalthebels zu Boden,
und das Lenkrad findet sich als verzerrter
Grundriss auf den Knien wieder.
Der schräg eingelegte Reihensechszylinder
schnurrt wie ein Kater in Glückseligkeit.
Plötzlich, nach all den Jahren von
Windschott, Airscarf und Fahrtwind-
Mamagement, versteht man, warum es
Cabriolets gibt. Das Fahren, das schiere
Fahren, das Bedienen einer komplexen
vollmechanischen Maschine, macht
Freude, die man sich nicht von Marketing-Philosophen
und Emo-Gurus erklären
lassen muss. Das zarte Arbeite
n des Rahmenfachwerks ist kein Steifigkeitsmanko,
sondern entspricht dem
Muskelzittern eines edlen Pferdes, organisch,
befleißigend, mitteilsam wie
ein Gewitterhimmel.
Freudig dreht der Motor auf, freilich
höchst kultiviert. Die Direkteinspritzung
war damals noch eine ausgesprochene
Besonderheit, verdoppelte die
Leistung des ursprünglichen Vergaser-
Reihensechszylinders. Der Roadster,
der ja drei Jahre nach dem Coupe erschien,
wurde übrigens rundum mit
Scheibenbremsen ausgerüstet. Entschlossen
steigt man in das Eisen, what
you feel is what you get, hier interferieren
keine Assistenzsysteme, die Referenz
findet im Kopfe statt, Sensoren
hat man reichlich verteilt und delegiert
wird gar nichts. Solche Fahrerlebnisse
sind zu kostbar, um etwas davon wegzugeben.
5.1. Es geht nicht darum, Freiheit
zu geben, sondern um die
Anregung zur Erweiterung des
individuellen Freiheitsgrades.
5.1.1. Die Freiheit muss man sich
selbst nehmen.
5.1.2. ‚Ich habe keine Zeit’ heißt ‚Ich
gebe dir keinen Raum’.
5.1.3. ‚Ich habe keine Zeit’, heißt,
‚Ich gebe dir überhaupt keinen
Raum’.
5.1.4. Die Zukunft des
Freiheitsgrades jedes
Einzelnen ist das Jetzt.
5.1.5. Erst das Nichtbemerken des
Freiheitsgrades macht den
Freiheitsgrad aus.
DAVID STARETZ
SCHREIBT, REDIGIERT UND FOTOGRAFIERT DEN AUTO-ST/A/R
43
60 AUTO-ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
DAVID STARETZ
SCHREIBT, REDIGIERT UND FOTOGRAFIERT DEN AUTO-ST/A/R
MERCEDES BENZ SL
WEDELN MIT DEM FUSS
DER SL, EINE IKONE DEUTSCHER JET-SET-BEFINDLICHKEIT,
GEHT IN SEINE SECHSTE
Der Mercedes SL, beginnend beim 300 SL Flügeltürer
von 1954 (und dessen Roadster-Variante
‚57), gefeiert als Sportwagen-Ikone des
zwanzigsten Jahrhunderts, gefällt durch Linie und
Spannung, aber auch durch Details wie Scheibenwischer,
die mit 84 Löchern perforiert sind, durch die
das Waschwasser direkt aufs Glas gespült und nicht
auf die Cabrio-Passagiere versprüht wird.
Das Design gefällt sich selbst. Verchromte Finnen
verstehen sich als Reminiszenz, die Rückkehr zur
steilen Kühlermaske zieht Länge in die Motorhaube.
Die Frontpartie, ausgeklügelt bis ins Detail, wird
durch vertikale Stege thematisch geklammert. Eine
gespannte Horizontale in der Kühlermaske sorgt für
Gelassenheit im Zusammenspiel mit der neuen, auf
Breite hinzielenden Scheinwerferkonfiguration. Das
Heck soll rund und kraftvoll wirken, die weit auseinander
liegenden Auspuffrohre demonstrieren ebenfalls
Breite.
„Sie können 250 fahren, so lange sie wollen“, sagt der
Techniker über den dramatisch überarbeiteten 435-
PS-V8, der gegenüber dem vorherigen 500-SL-Triebwerk
800 ccm weniger Hubraum, aber dank zweier
Turbolader signifikant mehr Leistung und deutlich
mehr Drehmoment hat: 600 Nm ab 1600/min.
Der V6 des 350 SL entspricht bautechnisch dem Vorgänger,
konnte aber verbrauchstechnisch ausgetrocknet
werden auf errechnete 6,8 Liter/100 km. Dabei
spielt die neu abgestimmte 7G-Tronic Plus eine wesentliche
Rolle.
Dann geht der Mann zum Heck und wedelt mit dem
Fuß unterm Auto – der Kofferraumdeckel fährt hoch
(und lässt sich so auch wieder schließen). Sieht so die
Zukunft aus? Warum nicht, wenn man vollbepackt
mit Einkaufstaschen daherkommt?
Der Freiheitsgrad besteht
darin, daß man nicht mehr
spürt, dass man zu wenig
Freiheit hat.
5.1.6. Die Zeitung ST/A/R
dient der Erweiterung des
Freiheitsgrads jedes Einzelnen.
5.2. Die Wahrheit ist die
Unentzogenheit.
5.2.1. In der Architektur gibt es das
Sehen und das Nichtsehen.
5.2.2. Es gibt die Wahrheit von falsch
und richtig und die Wahrheit
als die Unentzogenheit.
(Wolfgang Schadewaldt)
5.2.3. Wer die Wahrheit kennt, dem
ist nichts entzogen.
44
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 61
Unser langjähriger ST/A/R-Philosoph und Kolumnist
stellt sein erstes veröffentlichtes Buch vor!
da so tun,
an. Um
n, reicht es
ordert,
werde,
mal ad hoc.
ich darum
hen, wie
ühungen
en Philosoist
es, die
ahrheit, die
os gleichens,
nnten Vornke
ich,
der neueren
ophie
in seiner
ir sind
n Therapieuf
dem
uf hin zu
Therapieir
fest, dass
Drei Meister-
Vagabunden
im Café
Landtmann
Lange war es geplant, endlich
ist es geschehen. Die mit einiger
Spannung von mir erwartete
Gegenüberstellung der Landarztsöhne
Girtler und Gerngross.
Girtler schlug mir für dieses Treffen das Café
Landtmann vor. Gerngross hätte eher eine andere
Location bevorzugt, aber er willigte doch ein,
denn er war froh, daß wir endlich den wohl
bekanntesten Soziologen Österreichs, den vagierenden
Erforscher sozialer Randgruppen und
Analytiker des Strukturwandels in Mitteleuropa,
Roland Girtler, zum Gespräch unter sechs Augen
bitten konnten. In den zwei Stunden, die wir im
Landtmann zugebracht haben, sind enorm viele
Themen aufs Tapet gekommen, ein Reichtum
11
10,–
Andreas F. Lindermayr
Performer, DJ, Privatgelehrter
2004 Wachen und Schlafen,
ein Nachtwächterroman
2008 Hörbuchfassung von
Wachen und Schlafen
eben im abo-Verlag erschienen:
Mein Tage- und Nachtbuch,
zehn Kolumnen auf
96 Seiten mit vier SW-Bildern
von ManfreDu Schu
5.2.4. Die Wahrheit ist jedem
zumutbar. (Ingeborg
Bachmann)
5.2.5. Die Wahrheit ist nicht jedem
zumutbar.
5.2.6. Du kannst niemandem mehr
zumuten als dir selbst.
5.2.7. Die Wahrheit ist eine Zumutung.
5.2.8. Auch die Lüge ist eine Form der
Wahrheit.
5.2.9. Man kann eine Tasse mit
schmutzigem Wasser
reinwaschen. (Popper)
5.2.10. Die Lüge ist ein Gleichgewicht
für alle Ungerechtigkeit.
bo verlag
ww.aboverlag.at
etsellungen unter i@aoeg.net
45
62 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
langjähriger
ST/A/R-Philosoph
und
Kolumnist
5.2.11. Sie lügt mit größter
Aufrichtigkeit und rettet
tausend Seelen.
5.2.12. Wer die Lüge nicht kennt, der
kennt auch die Wahrheit nicht.
5.3. Wir können über alles
sprechen.
5.3.1. Jeder kann über alles
sprechen. Jeder ist ein
Sokrates.
5.3.2. Worüber man nicht sprechen
kann, darüber kann man
stammeln.
5.3.3. Es gibt keine Dummheit.
5.4. Das Vergessen der Erkenntnis
formt den Menschen.
46
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 63
5.4.1. Erst im Vergessen wird die
Erkenntnis wirksam.
5.4.2. Die Summe aller Erkenntnis
vergessen.
5.4.3. Die Summe der Erkenntnis
aller anderen über mich ist
meine Selbsterkenntnis.
5.4.4. Ich muss mich nicht kennen.
Das was ich auslöse bin ich.
5.4.5. Erkenne dich selbst. (Orakel
von Delphi)
5.4.6. Erkenne dich nicht.
5.4.7. Überlass es den anderen dich
zu erkennen.
5.5. Das Orakel ist eine Ahnung.
47
64 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
5.5.1. Das Orakel ist eine Ahnung,
die sich verbreitet.
nicht sichtbar. Diese Zeichen erleichtern mögliche
5.5.2. Ephesus, Delphi, Milet gehen
Umstellungen und müssen bei der Arbeit mit
aus Ahnungen hervor.
dem Layout berücksichtigt werden. Das Word-
Dokument 5.5.3. TAP_15 Auch beinhaltet die Wissenschaft nach Streichungen
und Ergänzungen ahnt insgesamt und muß 302 Satznummern.
die Ahnung
beweisen.
Die Nummern 5.5.4. in Wenn Klammern Du denkst sind die bist Nummern Du tot.
des Dokuments TAP_14, (Walter Röhrl, diese zusätzlichen zweifacher
Nummern dienen Ralley-Weltmeister)
lediglich dem Vergleich mit
der englischen 5.5.5. Übersetzung. Du denkst Die nicht, gestrichenen du ahnst.
und neuen Sätze werden auf Seite 14-16
5.6. Den ersten Zweiten muss jeder
aufgeführt. Das Dokument TAP_15 ist somit eine
finden.
Zwischenstufe, die noch mindestens eine weitere
Berabeitung 5.6.1. erfordert. Bruder und Schwester.
5.6.2. Der Sieg ist nicht die
Niederlage der anderen.
48
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 65
5.6.3 Das Leiden zu vergessen
ist die erste Diszplin einer
Hauptsätze buddhistischen Erziehung,
nach dem Aufwischen des
1. Die
Fußbodens.
Form ist das, was gebraucht wird.
5.6.4. Leiden und helfen. Wenn man
2. Die Architektur ist eine Mitteilung über
Maß
hilflos
und Proportion.
ist, leidet man, wenn
man helfen kann, leidet man
3. Die nicht. Architektur transformiert.
4. Der Archistrator archistriert Geistiges
6. und Die Materielles. Architektur ist eine Arbeit
an der Umstülpung der
5. Die Architektur hilft der Erweiterung des
Menschheit.
Freiheitsgrades jedes Einzelnen.
6.1. Geduld, Großzügigkeit
6. Die Architektur ist eine Arbeit an der
und Erweiterung des
Umstülpung der Menschheit.
Freiheitsgrades jedes
7. Komm Einzelnen ins Offene, sind die Freund. Kriterien Worüber wir
sprechen der Umstülpung. sprechen wir.
Rosamosa
49
66 Städteplanung / Architektur / Religion
PATRICK J. CHAN – ST/A/R-FOTOGRAF
PATRICK J. CHAN –
PHOTOGRAPHIC ARTIST (P.A.)
+43 (0) 681 101 51 191
peacephoto@gmail.com
6.1.1. Wenn das Innenleben außen
ist und das Außenleben innen,
das ist die Umstülpung.
6.1.2. Wenn das Außenleben innen
ist und das Innenleben außen,
das ist die Umstülpung.
6.1.3. Der Umstülpungsprozess führt
dahin, dass die Ambitionen
verschwinden.
6.1.4. Der Umstülpungsprozess
führt zur ambitionslosen
Gesellschaft.
6.1.5. Die Ambitionslose.
6.1.6. Quod licet jovi, non licet bovi.
‚Jovi’ und ‚bovi’ sind eins.
6.1.7. Revolution, Evolution,
Umstülpung.
50
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 67
Handgemachte und signierte Einladung von KRISTINA FOGGENSTEINER
6.1.8. Die Zeit der Honigpumpe
(Joseph Beuys) und der
Revolutionen ist vorbei.
6.1.9. Selbstbewußtsein,
Selbstbestimmung,
Selbstverständlichkeit.
6.2. Der ‚Extensive Man’ bedeutet
die Umstülpung.
6.2.1. Der ‚Extensive Man’ ist eine
materialphilosophische Figur.
6.2.2. Die ‚Intensive Box’ (Walter
Pichler) hat die Außenwelt ins
Innere gebracht.
51
!MAMA!
!PAPA!
!STAAT!
Plattform für Audiovisuelle Experimente
68 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R wirbt für MAMA!PAPA!STAAT!
6.2.3. Der ‚Extensive Man’ stülpt das
Innere nach Außen.
6.3. Die Umstülpung ist Poesie.
6.3.1. Wer die Sinne verfeinert,
verfeinert die Welt.
6.3.2. Das Schöne ist des
Schrecklichen Anfang. (Rilke)
6.3.3. Das Schöne ist der Anfang.
6.3.4. Die Trauer ist die
Geburtsstunde des Schönen.
6.3.5. Warum nicht über Religion
reden. Aus Religion. (Schiller)
6.3.6. Der Wille zur Macht liegt
im Wachsen des Baumes.
(Derrida)
6.3.7. Die Natur ist die Kultur.
52
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 69
ST/A/R special report von Dr. Wladimir Tolstoj:
Russischer Ball in der Hofburg mit ST/A/R-Gästen
Lydia Baich
6.3.8. Die Kunst ist natürlich
künstlich. (Ferdinand Schmatz)
6.4. Es geht nicht darum, den
Einzelnen zu regulieren,
sondern um die Bedingungen
des gesellschaftlichen
Umgangs. Die
Grundbedingungen ändern.
6.4.1. Jeder Einzelne ist ein
Kernstück der Masse.
Karina Sarkissova
6.4.2. Jeder Einzelne muss den
Freiheitsgrad spüren.
6.4.3. Wenn man verändert, dann
geht man nicht von der Masse
aus, sondern vom Einzelnen.
Veränderungen gehen nicht
von der Masse aus, sondern
vom Einzelnen.
53
Dr. Wladimir Tolstoj umringt von einem
österreichischem General mit seiner Frau
Dr. Wladimir Tolstoj mit
Frau Dr. Jutta Fiegl und
Dr. Thomas Stephenson
von der Sigmund Freud
Universität Wien
Fotos: Oxana Filippova
70 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
1
5
2
3
creative endeavours arts lab
4
Das Creative Endeavours Arts Lab hat sich auf Kunstdienstleistungen
und -Events spezialisiert. Durch die
professionelle Arbeit an der Schnittstelle zwischen
Kunst und Wirtschaft profitieren sowohl Unternehmen
als auch Kunstschaffende. Die klare Definition der
Kundenwünsche sowie das genaue Wissen über die
Arbeit der KünstlerInnen ist die Basis für die erfolgreiche
Integration von Kunst in Unternehmen.
art events, -branding & -marketing
ausstellungsdesign & -produktion
kunstvermietung &
kunst im unternehmen
sammlungsaufbau & -beratung
kunst am bau
Von der Kunstmiete für Ihre Firma über Vernissagen
für Ihre Kunden bis hin zum Kunstpreis als Marketing-
Strategie; sei es die künstlerische Fassadengestaltung
ihres Bauprojektes oder der Sammlungsaufbau Ihres
Unternehmens: wir haben die passenden Künstler-
Innen parat und sorgen für eine reibungslose Abwicklung.
Gut vernetzt mit den Szenen und in Kooperation mit
der Kunstplattform AUSARTEN[ ] sowie freischaffenden
ExpertInnen sorgen wir für hohe Qualität und
behalten den Überblick über zeitgenössisches Kunstschaffen.
creative endeavours
design lab
corporate design & branding
editorial & print design
real estate branding
web- & screendesign
text, wording & fotografie
6.4.4. Jeder Mensch ist wichtig.
(Robert Schwan)
6.4.5. Keine ‚Auge um Auge’-Politik,
sondern ‚Auge in Auge’-
Verständnis.
6.4.6. Träume und Visionen
verlangen danach realisiert zu
werden.
6.4.7. Das Schöne an den Träumen
ist, dass wir sie realisieren. (Le
Corbusier)
6.4.8. Es geht um eine neue
Definition der Massenkultur.
6.4.9. Die Gemeinschaftskultur.
Vom Individuum zum
Gemeinschaftswesen.
6.4.10. Computer lernen vergessen.
54
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 71
1 Heike Nösslböck
French Manicure, Ausstellungsdetail
2 Emmanuel Jesse
work in progress, private Auftragsarbeit
3 Nana Mandl
Bürobespielung
4 Sonja Bendel
Bürobespielung
5 Nika Kupyrova
Moonshine 1, Ausstellungsdetail
6 Jasmin Schaitl
Performance, Comment #12
4 Jahre Roter Teppich für junge Kunst
Foto: Manuel Gras
7 David Payr
aus der Serie: exp. 1987
8 Johanna Binder
Am Sonntag mit Schlag
6
9 Atzgerei
Filmdreh
10 Emanuel Jesse
Ausstellungsansicht, Berggasse 37
11 Sammlung Cserni
Kunstbuch Produktion und Publikation
8
10
7
9
ausstellungen 2012
6.4.11. Wir sind immer am Anfang.
6.4.12. Alles ist Form in Bewegung
und Bewegung als Form.
Nichts ist statisch. Auch nicht
immer. (Barbara Doser)
6.4.13. Im Streben leben.
6.4.14. Die Ganzheitlichkeit ist
übermenschlich.
6.4.15. Ich bin ein Detail. Im Detail
liegt die Wahrheit.
6.5. Die Umstülpung geschieht
automatisch.
6.5.1. Das Raumalphabet ist eine
kleine Schule der Umstülpung.
6.5.2. Die Umstülpung ist eine
Überraschung.
55
11
9.Jannuar – 8. März
NANA MANDL
10. – 20. Mai
STILLSTAND & BESCHLEUNIGUNG
12. März – 1. Juni
JOHANNA BINDER
6. Juni
JASMIN SCHAITL, COMMENT #12
11. Juni – 25. August
SONJA BENDEL
3. September – 31. Oktober
ATZGEREI & STRIN PRUMZER
(Letzte Weltausstellung / Arche 2012)
Oktober
GLAUBE & WISSENSCHAFT
3. November – 21. Dezember
DAVID PAYR (EYES-ON)
Dezember
AUFBRUCH & UNTERGANG
Creative Endeavours GmbH
[ kri’eı.tıv en’dev. rs ]
Arts & Design Lab
Gumpendorferstraße 40–44,
1060 Wien
+43 (0)1 23 69 839
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www.creative-endeavours.at
72 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
6.5.3. Der Zufall ist eine
Interpretation. Der Zufall ist.
6.5.4. Die Stunde der Wahrheit ist
niederträchtig. Die Stunde der
Güte ist wünschenswert.
6.5.5. Glauben ist üben. Beten ist
Vertrauen.
6.5.6. Alles was ist, ist heilig.
6.6. Der Archiquant, der rechte
Winkel und der Stern sind
Metastrukturen.
56
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 73
6.6.1. Diese drei Metastrukturen
tragen gleichzeitig zum
Verschwinden von
Metastrukturen bei.
6.7. Wir haben keine Zielgruppe.
Die Gruppe bildet sich.
6.7.1 Die Zielgruppe ist eine
kapitalistische Waffe.
6.7.2. Es gibt Ziel und Gruppe, zum
Abschuss bereit.
6.7.3. Der Kapitalismus führt
zur Verminderung der
Empfindungen.
6.7.4. Aber wie Fehler Verbesserungen
hervorrufen können, wird
auch der Kapitalismus zu
Verbesserungen führen.
57
74 Raumalfabet
Städteplanung / Architektur / Religion
6.7.5. Wir verbessern.
6.8. Man herrscht indem man
jedem gibt. In diesem Sinne
hebt sich das Herrschen auf.
6.8.1. ‚Divide et impera.’, ‚Verteile
und herrsche.’, ‚Verteile!’.
6.8.2. Jeder wird zum Geber.
6.8.3 Jeder hat ein
Normalempfinden. Eine innere
Richtigkeit.
6.8.4. Nichts Unwirkliches existiert.
(Thomas Redl)
6.8.5. Die Realität ist perfekt.
6.8.6. Der Übermensch ist der
Mensch.
58
Städteplanung / Architektur / Religion
Raumalfabet
75
6.9. Der Künstler ordnet und
macht.
6.9.1. Die abstrakte Konvention.
(Wolf Günther Thiel)
6.9.2. Der Konvention verbunden,
dem Abstrakten zugetan.
6.9.3. Das verständnisvolle Wunder
ist das Ergebnis der abstrakten
Konvention.
6.9.4. Komm ins Offene, Freund!
(Hölderlin)
7. Worüber wir sprechen
sprechen wir.
59
GERNGROSS
76 Volksbuch
Städteplanung / Architektur / Religion
a o 1
b
2
3
4
5
6
7
8
....... ............................................................
....... ............................................................
....... ............................................................
....... ............................................................
....... ............................................................
............................................................
....... ............................................................
....... ............................................................
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9
60
Städteplanung / Architektur / Religion
Volksbuch
77
Personenregister
Bachmann, Ingeborg,
5.2.4.
Benediktiner, 2.2.2.
Beuys, Joseph, 6.1.8.
Bonvicini, Monica,
3.9.38.
Blaha, Friedrich, 3.9.39.
Blahacek, Raoul, 3.9.14.
Büchel, Heinrich, 3.9.27.
Cage, John, 1.5., 4.3.3.
Coop Himmelb(l)au,
3.9.7.
Colle, Herbert de,
3.9.26.
Czech, Hermann, 3.9.1.
Denker, Christian, 3.8.8.
Derrida, Jacques, 6.3.6.
Dietrich, Hans, 3.9.32.
Doser, Barbara, 6.4.12.
Duranovic, Marco,
3.9.15.
Feldenkrais, Moshé,
1.4.
Freud, Sigmund, 4.3.4.
Fürst, Martina, 3.9.23.
Göbl, Lukas, 3.9.10.
Gottlob, Georg, 3.8.6.
Hafner, Bernhard,
3.9.13.
Hofstetter, Kurt, 2.5.5.
Hölderlin, Friedrich,
6.9.4.
Hollein, Hans, 3.9.
Holzer, Michael, 3.9.7.
Kandinsky, Wassily, 3.4.
Kiesler, Friedrich, 3.9.17.
Köberl, Rainer, 3.9.36.
Konzett, Philipp, 3.9.33.
61
78 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Banner.indd 1
Nachwort
Im Frühsommer 2001, antwortet Heidulf Gerngross
auf die Frage – Was hast Du gemacht, was machst Du?
–mit folgende Zeilen:
“Ich schicke Dir eine Aufzeichnung meiner kontinuierlichen
Arbeit am Raum an der Umstülpung der Menschheit.
Damit Du weißt, was Gerngross, wann, wo? – und welche
geistigen Grundlagen aufgesaugt, beginnend von 1958,
als ich 18 Jahre war, von mir geknetet und proportioniert
wurden und werden… es ist ein lebendiger flüssiger Stoff,
der sich von Grenze zu Grenze erweitert, zur Gänze –
nie…”
Zur Gänze – nie…
Das MACHEN im Sinne von Heidulf GERNGROSS
– ist eben dieser flüssige Strom lebendiger Materie,
in dem Energie des Setzens/Wachsens die ergriffene
und
begriffene Breite und Tiefe des materiellen und
geistiges Lebens in sich speichert, um dadurch zur
PROPORTION zu werden. Darum ist das MACHEN
= PROPORTIONIEREN, immer intergrativ, immer
allgemein. Das Planen ist im MACHEN; das Tun –
im Nichttun; die Natur – im Geist und umgekehrt;
der Mann – in der Frau; die Frau – im Mann; das
intellektuelle Leben – im Materiellen; das Wahre – im
Falschen und das Falsche – im Wahren; die Form - im
Inhalt; die Bedeutung – im Ausdruck und umgekehrt;
das Freie – im Notwendigen; das Göttliche – im
Weltlichen; das Allgemeine – im Individuellen; das
Unendliche – im Endlichen…
Abstrahieren, Entnehmen, Ausnehmen, Richten,
Beschuldigen – sind nicht die Kategorien theoretischer,
ethischer und religiöser Dimensionen des menschlichen
Lebens innerhalb dieser Materialphilosophie. Er nennt
sich ARCHISTRATOR. Ein ARCHISTRATOR aber ist
zugleich ein Pan, ein Allgemeiner.
Haus 1, Papier-Pappendeckel, Extensiv-man, die
Ambitionslose, Volksbuch, Raumalfabet, 1,2,3-
Raum, Schnellhaus 1,2,3,4, ST/A/D, Archiquant,
ST/A/R, Dulf-TV, Orakel Melk, Cappella Bianca,
Terrazza del Mondo – sind einige der Meilenstein
des ARCHISTRATORS transgressiven WIRKENS.
Vom Ersten schriftlich-architektonischen Werk
– dem VOLKSBUCH – bis zum TRACTATUS
ARCHITECTONICUS EXPERIMENTALIS, - führt ein
Weg, auf dem die unzähligen geistig-materiellen Einund-
Ausatmungen gesammelt/zersreut liegen. Doch
hier geht es vielmehr nicht um das Haben, sondern
eher um das Sein. Und dieses Sein vollzog und vollzieht
sich nicht im Vacuum eines Monologs, sondern
immer im Dialog, oft sogar im Polilog. So entstanden
fast alle Werke z. B. die „Postsuprematistischen
Seismographischen Aufzeichnungen” – in einem
Dialog mit den Ideen Malevitsch’s und den russischen
Konstruktivisten; Der Archiquant – in einem inneren
Dialog der Linie (Bauhaus) und Kurve, des Rechten
Winkels, des Modulor, der Geometrie und Semantik.
So entstand im Jahre 1999 auch unser Manifest -
“ÖSTERREiCHRUSSISCHES ZEUG”.
Ist es die Person, oder ihr Tun? - Der ARCHISTRATOR
ist nur im MACHEN, und dieses MACHEN kann nur
ein persönliches sein. Denn die Person in dem Sinne
ist immer “Noch nicht..” (A. Kurosawa), d.h. sie ist
nicht etwas in sich “Fertiges”, Geschlossenes, sondern
immer – etwas Offenes. Er ist der ARCHISTRATOR.
Wie ein Punkt oder ein Samenkorn, oder - ein Kind,
die in sich viele Möglichkeiten umschliessen, so sind
auch in allen lebendigen Gesten seines MACHENS
die Vorahnungen eines NEUEN Menschen
spürbar. Darum meine ich, meint er, in dem
MACHEN=PROPORTIONIEREN geht es um eine
Umstülpung der Menschheit, keine Revolution, keine
Evolution… “Komm ins Offene. Freund!”
Komm nur…
Sergej Volgin
Julia und Sergej
Krischanitz, Adolf,
3.9.19.
Le Corbusier, 2.4.3.,
6.4.7.
Malewitsch, Kasimir,
4.3.1., 4.3.2.
Michelangelo, 3.1.5.
Mijalkovic, Milan,
3.9.28.
Ortner, Laurids, 3.9.31.
Pichler, Walter, 6.2.2.
Podmirseg, Daniel,
3.9.35.
Popelka, Anna, 3.9.4.,
3.9.9.
Popper, Karl Raimund,
3.8.3., 3.8.4., 5.2.9.
Prandtauer, Jakob,
2.2.2.
Pythagoras, 2.3.2.
Prix, Wolf, 3.9.7.
Redl, Thomas, 6.8.4.
Richter, Helmut, 3.8.,
3.8.3.
Rilke, Rainer Maria,
6.3.2.
Röhrl, Walter, 5.5.4.
Roventa, Angelo,
3.9.29.
Russo, Caroline, 3.9.16.
Samsonow, Elisabeth
von, 3.9.5.
Schadewaldt,
Wolfgang, 5.2.2.
Schiller, Friedrich, 6.3.5.
Schmatz, Ferdinand,
6.3.8.
Schwan, Robert, 6.4.4.
62
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 79
Epilogue
In the early summer of 2001, Gerngross Heidulf
answers the question – What have you done, what are
you doing? with the following lines:
„I am sending you a record of my ongoing work on
space and the inversion of humanity. So that you
know, what Gerngross, when, where? – and which
intellectual foundations I soaked up, beginning from
1958 when I was 18, I kneaded and proportioned and
will do so in the future… it is a living liquid material
which extends from border to border but which is
never complete... „
This DOING, which Heidulf GERNGROSS means–
is this liquid stream of living matter, in which the
energy of planting /growing, the seized and understood
width and depth of material and spiritual life is
stored, thereby becoming PROPORTION. This is why
MAKING = PROPORTIONING, always integrative,
always in general.
Planning is in DOING; doing – in inaction; nature –
in the mind and vice versa; man – in woman; woman
– in man, intellectual life – in the material world;
truth – in the false and the false –in the true; form –
in content, meaning – in expression; and vice versa;
what is free –in necessity, the divine – in the worldly;
the universal – in the individual; the infinite – in the
finite...
Abstracting, inferring, excluding, directing, accusing
– are not the categories of theoretical, ethical and
religious dimensions of human life within this material
philosophy. He calls himself ARCHISTRATOR.
However, an ARCHISTRATOR is at the same time
Pan , a universal.
Building 1, paper-cardboard, extensive man, the ambitionless,
Volksbuch, space alphabet, 1,2.3-space, quick
house 1,2,3.4, ST/A/D, Archiquant, ST/A/R, Dulf-TV,
Orakel Melk, Cappella Bianca, Terrazza del Mondo –
are some of the milestones of the ARCHISTRATOR’S
transgressive ACTIVITY. From the first writtenarchitectural
work – the VOLKSBUCH – up till
TRACTATUS ARCHITECTONICUS EXPERIMEN-
TALIS, –is a path on which lie accumulated / scattered
countless spiritual and material inhalations and
exhalations. But this is not about having, but rather
being. And this being was and is consummated not in
15.06.12 12:56
the vacuum of a monologue, but always in a dialogue,
often even in a polilogue. Thus almost all most important
works, e.g., the „Post Suprematist seismographic
recordings” originated – in a dialogue with the ideas
of Malevich and the Russian Constructivists; The Archiquant–
in an inner dialogue of the line (Bauhaus)
and curve, the right angle, the Modulor, geometry and
semantics. Thus originated, in 1999, our manifesto -
“ÖSTERREiCHRUSSISCHES ZEUG”. /
“AUSTRIA-RUSSIAN STUFF”.
Is it the person or their actions? - The ARCHISTRA-
TOR is only in DOING and this DOING can only be
personal. For the person in this sense is always „not
yet...“ (A. Kurosawa), i.e. they are not something „finished,“
closed, but still - something open. He is the
ARCHISTRATOR.
As a point or a seed, or - a child, which includes many
possibilities, in the living gestures of his DOING
there is a premonition of a NEW man. That is why
I, he, thinks, that MAKING=PROPORTIONING is
an inversion of the human race, not a revolution, not
evolution ... „Come into the open. Friend! „
Come on ...
Sergej Volgin
Sokrates, 5.3.1.
Spiegelfeld, Markus,
3.9.24.
Sputnic Architektur,
3.9.22.
Swiczinsky, Helmut,
3.9.7.
Tabor, Jan, 3.9.20.
Thales von Milet, 2.3.1.
Thiel, Wolf Günther,
6.9.1.
Tolstoj, Wladimir, 3.9.6.
Treusch, Andreas,
3.9.25.
Vitruv, 3.9.30.
Volgin, Sergej. 3.7.1.,
3.9.12.
West, Franz, 3.9.11.
Wiener, Adam, 3.9.21.
Wimmer, Helmut,
3.9.34.
Wittgenstein, Ludwig,
3.3.1., 3.8.3., 3.9.2.,
3.9.3.
Wondra, Heinz, 3.9.18.
Zentara, Mounty R.P.,
3.9.37.
63
80 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Elisabeth von Samsonow
SAMSONOW PARASONIC
TRANSPLANT ORCHESTRA
Das Projekt setzt auf
den Organmodus Ohr.
Es wird auf Hörbarkeit der
Skulptur umgesattelt. Das
Material ist Linde, welches
wiederum nichts weniger
ist als ein Körper,
untot. Der untote Körper
der Linde enthält Silicium
Si14, das häufigste Element
nach Kohlenstoff in
der Erdkruste oder Biosphäre.
Silicium hat leitende
und zugleich retentionale
Fähigkeiten, weshalb
es beispielsweise in der
Computertechnologie eine
Rolle spielt. Die Transplant
Non-Violent-Violas und
-Violins im SAMSONOW
TRANSPLANT ORCHEST-
RA werden natürlich, wie
Stradivaris und Guarneris,
durch das Angeregtwerden
und Klingen ständig verfeinert
und exquisiter. Die
Transplants ermöglichen
Klangforschung im Sinne
des subliminalen Ganzkörperhörens
schwingender
oder vibrierender Körper.
Pro Transplant-Violine ist,
ganz wie im klassischen
Orchester, ein Zweitleib
vorgesehen, der mit der Violine
ein Binom bildet bzw.
einen kurzgeschlossenen
Resonanzkreis, also entweder
der die Violine Anregende
(„Spieler“) oder der
sich ihrer (automatischen,
elektronisch produzierten)
Vibration Aussetzende. Die
Transplant-Violinen können,
sofern sie der dem
menschlichen Leibsinn
nächsten geo-chronologischen
Schicht entstammen
und nicht selten größer
sind als Menschen, also auch von älteren Stämmen kommen (über 80 oder 100 Jahre)
eine Patenschafts – oder Pflegevibration vollziehen, die sich auf den menschlichen Leib
außerordentlich gedeihlich auswirkt. Der menschliche hörende Leib wird vom SAMSO-
NOW TRANSPLANT ORCHESTRA, das funktioniert wie ein irrer Wald, aufgefangen und
molekularisiert. Diese Strategie der Insonanz oder sonorer Primitivisierung ist aber nur
die halbe Sache. Das Pflanze-Werden des Hörenden zieht auch eine Einsicht in die Differenziertheit
des hölzernen Großleibs nach sich, in welchem die Hoheit und Intelligenz
des photosynthetisierenden Wesens nachhallt. Das Projekt ist ebenso Dekonstruktion
des Orchesters wie künstlerische körpergestützte Klangrecherche.
Heidulf Gerngross: De Mensura et Proportione.
Prototractatus Architectonicus-Experimentalis.
Herausgeber: ST/A/R-Verlag-Wien.
Abbildungen: Pavle Jungic.
Abb. S.60: Gerngross-Säule von Franz West,
Schemazeichnung von Pavle Jungic.
Druck: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH,
München.
Buchbinderei: Flieger, Wien.
Förderung: Philipp Konzett, Stadt Wien,
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur,
Markus Spiegelfeld – Werkstatt Wien.
Wien, 2012.
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 81
Heike Nösllböck
Videostil aus „Herbst 2011“ aus dem Zyklus „Ballerinas“
Darstellerin: Bellinda Pototschnik
HEIKE NÖSSLBÖCK
82 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Heike Nösslböck
Videostil aus „Winter 2011“ aus dem Zyklus „Ballerinas“
Darstellerin: Melanie Kaltenbrunner
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 83
Heike Nösslböck
Videostil aus „Frühling 2012“ aus dem Zyklus „Ballerinas“
Darstellerin: Eleonore Spindler
84 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 85
Sabine Jelineks „Brennende Landschaft“ von 2012 ist
im Stile einer romantischen Malerei vom Ende des 18. Jahrhunderts
fotografi ert. Auch damals bereisten die Künstler im
Sinne der „Grand Tour“ Rom um die antiken Schätze einer
eigentlich lange gestorbenen alten Kultur, die damals wieder
aufl ebte, zu erkunden. Die fotografi erte Landschaft ist Teil
eines Diptychons, in dem auch der dazugehörige Fotograf zu
sehen ist. Er richtet seine anachronistisch anmutende Großformatkamera
eben auf jene Landschaft in der Nähe Roms
gelegen, an jenem Ort, wo das römische Reich seinen Ursprung
nahm. Hier wird Fotografi e mit Malerei verknüpft und
die Fotografi e der Anfänge ins Bild gesetzt, weil auch sie ein
sterbendes Medium ist.
86 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Grosskulturbaus
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 87
G
O
Archiquantbesprechung
telle Wien Mitte
88 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Christine Hesky
Westbahnstrasse
Westbahnstrasse
olina Küchen Christine Hesky
Westbahnstraße 1a
A-1070 Wien
T: +43 1 907 6315
M: +43 664 38 19 075
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 89
klaus.hesky@olina.com
www.olina.com
90 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 91
Ein BErgsommEr
für gEniEssEr
An aussichtsreichen Punkten mit Panoramblick sind in diesem Sommer in Niederösterreichs
Bergwelt nicht weniger als 40 Kultmöbel aufgestellt. Zur emotinalen Aufladung besonders schöner
Rastplätze und emotionale Aufforderung zur ultimativen Entspannung.
Von Zauberbergen und einem Paradies der Blicke wird
gesprochen, wenn von den „Wiener Alpen in Niederösterreich“
die Rede ist. Zauberhaft ist die wirldromantische
Kulisse tatsächlich und vor allem ist es die Inszenierung,
die den östlichsten Ausläufer des Alpenbogens zu einer
besonderen Ausflugs- und Urlaubsdestination macht.
Zu inszenieren verstand bereits Mitte des 19. Jahrhunderts
Carl Ritter von Ghega die Landschaft, indem er eine
gewagte Trasse mit 16 Viadukten und 14 Tunneln in die
Landschaft setzte. Eine architektonische Glanzleistung,
die 1998 als UNESCO Weltkulturerbe unter Schutz gestellt
wurde.
Belebend für die Szenerie war auch der Drang der
Großbürger und Künstler gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts
in die Region zwischen Schneeberg, Rax, Semmering
und Wechsel. Von Peter Altenberg über Arthur
Schnitzler bis Alma-Mahler-Werfel reicht die Liste prominenter
Sommerfrischler. In ihrer Zeit entstanden zahlreiche
der sehenswerten Semmering-Villen.
Heute geht Inszenierung ein wenig anders. Diesen
Sommer zieren 40 sogenannte „Enzos“ die niederösterreichische
Bergwelt. Initiiert wurde die Aktion vom Land
Niederösterreich. Christoph Madl, der Geschäftsführer
der Niederösterreich-Werbung, gibt im Interview Auskunft
über die Intentionen der Design-Verfrachtung.
Herr Madl, warum schafft Niederösterreich überproportionale
Kultmöbel auf die Berge?
Christopf Madl: Die vom Wiener MuseumsQuartier bekannten
Enzos sind ein Signal im Rahmen unserer neuen
Bergsommer-Kampagne, mit der wir auf die wunderbaren
Entspannungs- und Erlebnisregionen in den Bergen des
Mostviertels und der Wiener Alpen in Niederösterreich
hinweisen.
www.wEiNFRANZ.com
Prof. Christoph Madl,
Niederösterreich-Werbung
„ Mit Niederöster reichs
Bergen können wir
ein junges, urbanes
Publikum an sprechen,
das in prachtvoller
Natur chillen will.“
Die Umweltverträglichkeit ist auch bezüglich der Materialien
gegeben?
Die Kultmöbel sind zu 100% aus abbaubarem Material
gefertigt, und wir haben peinlich genau alle Naturschutzbestimmungen
beachtet.
Der Bergsommer Niederösterreich besteht aber wohl aus
mehr, als aus kreativ inszenierten Rastplätzen …
Die Kombination ist entscheidend. Die chilligen Enzos
sind ja nur ein Akzent. Reine Bergluft, grüne Wiesen,
Almhütten mit Regionalschmankerln und den ganzen
Sommer lang ein Festreigen an Veranstaltungen. Damit
wird der Bergsommer in Niederösterreich ein Bergsommer
für Genießer. Wer auf den Enzos keinen Platz findet
– was unwahrscheinlich ist, denn immerhin haben wir
40 Stück davon aufgestellt – kann seine Rast und seine
Mußestunden immer noch ganz traditionell auf einer
Holzbank oder der Picknickdecke verbringen.
Wie ist man dabei auf „Enzos“ gekommen?
Wegen der geografischen Nähe zu Wien können wir ganz
hervorragend das junge, urbane Publikum ansprechen.
Um diese Zielgruppe zu begeistern, bedarf es ungewöhnlicher
Inszenierungen, was wiederum der Marke Niederösterreich
und ihren Kernwerten entspricht. Die Enzos
sind bestens geeignet, um die Idee der selbstkreativen
Entspannung zu vermitteln.
Die Signalwirkung ist allein durch die Größe und die Farben
gegeben. Wird dadurch nicht das Bergidyll gestört?
Dann würde jeder bunte Paragleiter am Himmel das Idyll
stören. Ganz im Gegenteil: Mit den Objekten wird das
Ambiente emotional aufgeladen. Emotion auszulösen ist
die Aufgabe von Kunst und Kunstobjekten. Wie gut die
Enzos angenommen werden, kann man seit Jahren im
Wiener MuseumsQuartier beobachten.
Gute Aussichten von den Enzos und auf die Enzos.
FotoS: RoBERt HERBSt
Nach welchen Kriterien wurden die Standorte für die Enzos
ausgesucht?
Wir haben aussichtsreiche Punkte gewählt, aber auch
sehr genau auf Landschaftsschutz geachtet – die Enzos
also dort platziert, wo sie den Besuchern der niederösterreichischen
Berge als attraktive Rastplätze nützlich sein
können, aber niemanden stören werden.
Mehr Infos: www.bergsommer.at
92 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
KUNST AM BAU
Von der künstlerischen Zwischennutzung leerstehender Immobilien.
neuwohnen.at | vondevor AG | Creative Endeavours Arts Lab
ROHBAU
KUNSTSCHAU #02
In einer zeitgemäßen Adaption der lange
gedienten Kunst-am-Bau Tradition, wurde das
leerstehende Zinshaus in der Berggasse 37
im 9. Wiener Gemeindebezirk kurz vor Baubeginn
ganz ins Zeichen der Kunst gestellt.
Auf zwei Etagen konnten 12 junge sowie
namhafte KünstlerInnen ihre Werke unter
dem Motto Stillstand und Beschleunigung
präsentieren.
Die Ausstellung beschäftigte sich inhaltlich
mit Phänomenen des Vergänglichen und des
Flüchtigen innerhalb unseres gesellschaftlichen
Gefüges. Das leerstehende Zinshaus, das
teilweise bereits ausgeschlachtet wurde, stellte
den perfekten Kontext für diese Ausstellung
dar und ermöglichte auch spannende ortsspezifische
Installationen der KünstlerInnen.
IM HERZEN DES
SERVITENVIERTELS
Im Zentrum Wiens entsteht auf dem Grundstück
der Berggasse 37 ein bemerkenswerter
innerstädtischer Gebäudekomplex.
Das auf dem Grundstück befindliche Jahrhundertwendehaus
mit glatter Fassade gleicht in
seiner Grundform mehreren hintereinander
angeordneten Bauelementen und bildet somit
die architektonisch spannende Basis für dieses
Bauprojekt.
Vlnr.: Dr. Stefan Hase (vondevor AG), Katrin Knilli (Creative
Endeavours Arts Lab), Lucas Gehrmann (Kunsthalle Wien),
Andreas Moussa (neuwohnen.at)
Das Ergebnis dieser außergewöhnlichen
Maßnahme, die am 10. Mai 2012 mit einer fulminanten
Eröffnung gefeiert wurde, war eine
spannende inhaltliche Auseinandersetzung an
der Schnittstelle von Architektur, Kunst und
Gesellschaft.
Die zuständigen Bau- und Immobilienfirmen
begreifen dabei das Konzept der künstlerischen
Zwischennutzung als Chance: „Wir verstehen
die Kunst als spannenden Impulsgeber
und sind stolz darauf, unseren Kunden solch
außergewöhnliche Veranstaltungen bieten zu
können”, freut sich Dr. Hase, Vorsitzender der
vondevor AG.
Die Generalsanierung und der Verkauf der
Liegenschaft wird von der vondevor AG und
neuwohnen.at abgewickelt.
„Im Erwachen aus dem Glauben an ein unfehlbares
System, sieht sich unsere konsum- und
marktorientierte Gesellschaft mehr denn je
mit unterschiedlichsten Ausprägungen von
Vergänglichkeit konfrontiert”, so Bastian
Hörmann, einer der beiden Kuratoren der
Ausstellung. „In drei Gruppenausstellungen
beschäftigen wir uns im Laufe des Jahres mit
den Themenblöcken Stillstand und Beschleunigung,
Glaube und Wissenschaft sowie Untergang
und Aufbruch”, ergänzt Katrin Knilli,
ebenfalls Kuratorin.
Dieser Ansatz sollte für die KünstlerInnen
zum Ausgangspunkt werden, um sich auf
spielerische, subtile oder abstrakte Weise mit
Bewegung und Veränderung von Materialen,
Orten und Zuständen zu beschäftigen.
RAUM
FÜR KUNST
Die Zwischennutzung von leerstehenden Immobilien
stellt für die Kunst eine wichtige Unterstützung
dar und ist nicht zuletzt aufgrund
der außergewöhnlichen Locations zu einem
fixen Bestandteil des aktuellen Kulturgeschehens
geworden; und das schon lange nicht
mehr nur in Städten wie New York oder Berlin.
Die temporäre Nutzung von brachliegenden
Räumen oder Liegenschaften in Übergangsphasen
ist aber nicht nur für die Ziwschennutzer
von Vorteil. So können vielfältige positive
Wirkungen für Standort und Eigentümer
geschaffen bzw. gesellschaftliche und ökonomische
Mehrwerte generiert werden.
Hintereinander liegen somit zwei Baukörper
mit insgesamt 3 Innenhöfen und Gärten, die
das Bauwerk mit einem Spiel aus Licht und
begrünten Flächen auflockern.
Die unterkellerte Bausubstanz von derzeit
fünf Geschossen (inkl. EG) wird generalsaniert
und hochwertig erschlossen. Der Dachboden
wird im Rahmen des Projekts voll ausgebaut,
sodass eine Wohnhausanlage mit 6 bzw. 7
Geschossen und stilvoll geplanten Einheiten
von 36 m² bis 200 m² Wohnfläche entsteht.
KONTAKT
neuwohnen Erstbezugsberatung GmbH
Rudolfsplatz 3, A-1010 Wien
T: (0)1 90 43 007 | E: wien@neuwohnen.at
www.neuwohnen.at
vondevor AG
Am Eisernen Tor 3, A-8010 Graz
T: (0)5 01 77 30 00 | E: office@vondevor.ag
www.vondevor.ag
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 93
Valentin Ruhry (Courtesy of Christine König Gallery)
Karl Karner
Bernhard Buhmann
Emanuel Jesse
Gerald Zahn
Bernd Oppl
Fotos: Anita Schmid, Skulptur: Katarina Schmidl
STILLSTAND &
BESCHLEUNIGUNG
Die entvölkerten, scheinbar im Stillstand gelegenen
Bildwelten von Stirn Prumzer eröffneten
dem Betrachter die Frage nach unterschiedlichen
Aggregatzuständen von Stoffen
und deren Auswirkungen auf die Umwelt.
Stirn Prumzer
Nana Mandl
Angelika Loderer
Letizia Werth
Die Fotoserie von Gerald Zahn, die Teile des
Eskimo Eissortiments in geschmolzenem
Zustand zeigt, stellt hingegen eine ironische
Dekonstruktion von Alltagsphänomenen und
Konsummustern dar.
Die Bewegung des menschlichen Körpers
im Raum inszenierte Anita Schmid in ihren
Fotografien. Ihre Bilder spielen mit dem Verhältnis
von Anwesenheit und Abwesenheit und
eröffnen somit einen Dialog zwischen Raum
und Körper.
Dazu kontrastierten im selben Raum die Büsten
von Katarina Schmidl. Die aus Strohhalmen
geformten Gesichter wirken, als ob sie
ihre Substanz und Seele aufgrund zu starker
Beschleunigung verlieren würden.
Wohingegen die Bronze-Skulpturen von Karl
Karner einen eher entschleunigten Blick auf
den Innenkosmos fantastischer Landschaften
erlauben.
Urbanen Wandel erarbeitet der Graffiti-
Künstler Emanuel Jesse. Ehemals graue
Wände, aber auch Leinwände und Straßen
weichen mit Leichtigkeit den farbigen Motiven
des Künstlers.
Etwas schwermütiger präsentierte Nana
Mandl ihre kleinformatigen Arbeiten. Sie
thematisiert mit ihrem künstlerisch dokumentarischen
Blick verschiedene Orte in Afrika,
die sich der Beschleunigung einer marktorientierten
Welt entziehen.
Bernhard Buhmanns Malereien zeigen Flugund
Fahrobjekte die zwar phantastisch in
Bewegung scheinen, doch faktisch jederzeit
abstürzen müssten, was auch als ironischer
Hinweis auf unser System gedeutet werden
kann.
Valentin Ruhry tritt mit seinen formal minimalistischen
Objekten und Wandarbeiten in
einen raumgreifenden Dialog mit der Architektur
und entfremdet die verwendeten Bauund
Wohnstoffe auf ästhetische Weise ihrer
ursprünglichen Funktionen.
In Bernd Oppls Installation werden Bälle
mittels Bewegungsmelder und Motor in einem
Raummodell in Bewegung versetzt und auf
besondere Weise live auf einen Display übertragen,
wodurch der bewegte Raum zu einem
statischem wird.
Angelika Loderer arbeitet in ihrer Installation
mit überwiegend vor Ort gefundenen Materialien
und beschäftigt sich mit formalen und
materialspezifischen Aspekten von Vergänglichkeit,
was besonders auch durch das von
Aceton verätzte Styropor ersichtlich wird.
Letizia Werth hingegen greift in ihren Graphitzeichnungen
die Vergänglichkeit und Fehlerhaftigkeit
alter Fotografien auf und begibt sich
in ihrer fluoreszierenden Rauminstallation
„Troja“ auf die Spuren von Ursprung und Untergang
der Zivilisationen.
Text zur Ausstellung: Denise Sumi
Eine Ausstellung von Creative Endeavours
Arts Lab und AUSARTEN[ ] eV. Vielen Dank
an alle KünstlerInnen, Projektbeteiligten
und Partner: vondevor AG, neuwohnen.at,
WEINWURM’S, all i need, JOSEPH brot, Wien
Kultur und Kultur am Alsergrund.
94 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Karl Kulovits, 67
Pensionist
Martina Himmelsbach, 49
Gemüsehändlerin
Karl kocht und isst für sein Leben gern. Der Einkauf am Markt gehört dazu – genauso
wie die Tipps von Frau Martina, der Standlerin seines Vertrauens. „Zuerst kosten,
dann kaufen“ – auf einen der 22 Märkte ist das möglich. Und die Marktstandlerinnen
und Marktstandler geben mit ihrer Ware auch gerne einen Koch- und Zubereitungstipp
mit auf den Weg. Wiener Märkte bieten Qualität und Vielfalt. Einkaufen am
Markt ist mehr als nur Lebensmittel besorgen: Die Märkte sind lebendige, bunte Orte
der Begegnung und bieten sinnliche Genüsse für Augen, Ohren und Nase.
Mehr Information unter:
www.marktamt.wien.at, www. lebensmittel.wien.at oder 01/4000-8090
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Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R 95
Foto: ST/A/R
Herbert Brandl – in El Grecopose
96 ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
Archiquant-Tattoo