Nr. 35/2013
Österrreich 2,50 / EU Raum 4,50
ST/A/R
Städteplanung / Architektur / Religion
ST/A/R comic Nr.37
10 Jahres-Jubiläums ST/A/R Nr.35-36
Gloria 2003
Gloria 2013
2
Buch I Nr. 35/2013
Die
Kunst,
voraus zu sein.
Der neue Audi A8.
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Nr. 35/2013 Buch I
3
Editorial
10 Jahres Jubiläums ST/A/R
10 Jahre ST/A/R – 2003 bis 2013
37 Ausgaben – ca. 350.000 Exemplare im österreichischen Tageszeitungsformat, im nordischen Vollformat
und im Sonderkleinformat zum Lesen, Blättern, Schwimmen, Zerpflücken, Sammeln, diskutieren, analysieren
und gestikulieren. Der Inhalt ist direkt auf der Straße aufgelesen, direkt der Hand des Architekten entrissen,
direkt aus dem Atelier des Künstlers, direkt aus der Stube des Literaten, aus dem Büro des Designers
und direkt aus dem Kopf des Philosophens, Denkers und Kulturwissenschaftlers entnommen.
ST/A/R berichtet über Architektur, Städteplanung, Innenraum, Design, Kunst, Kulturphänome, Literatur,
Lebensräume, Reisen, Ausstellungen, Kulturszenen und aus dem direkten lebendigen Umfeld.
ST/A/R ist eine Tour de Fource durch Wien, Österreich, Mitteleuropa, Osteuropa – vor allem aber durch das
unmittelbare Energiefeld Wien mit ihren Akteuren und Denkern, Hochblüten und Abgründen, Glanzlichtern
und dunklen Ecken.
ST/A/R betreibt keine sachliche Berichterstattung, keine Analyse und Reflektion, sondern die Arbeit von
ST/A/R ist vielmehr mit einem Wuchern und Wühlen zu vergleichen – ähnlich einem wildwachsenden Rhizom.
Fast ist es wie ein Delirieren, ein Eintauchen ins kreative Urwasser. Der ST/A/R Geist speist sich aus der
Quelle des Kreativen, er schlürft nicht die artifiziellen Wässerchen der hochpolierten Repräsentationskultur.
ST/A/R lebt und vibriert. ST/A/R arbeitet immer. ST/A/R denkt und kreiert – mit wenigen und vielen finanziellen
Mitteln, mit Büromöglichkeiten und ohne, mit weniger oder mehr elendigen oder paradisischen
Zuständen, mit begeisterten Unterstützern und Freunden, mit Enthusiasmus und Idealismus.
STA/R hat immer den großen Wurf vor, das gesamte Blickfeld im Visier, die Ablichtung der Welt vor Augen,
ST/A/R versucht ein Stück Welt zu dokumentieren – authentisch und aktuell.
Dies war das Programm der letzten 10 Jahre und ist gleichzeitig das Konzept der kommende 10 Jahre ST/A/R.
Es ist nicht die Absicht, eine Realität zu vermitteln, die Illusion von dem, was es nicht gibt, zu erzeugen, sondern
im Gegenteil: vor den Blicken einige Bilder erscheinen zu lassen, unzerstörbare, unbestreitbare Bilder, die den
Geist unmittelbar ansprechen. Alles, was der magnetischen Faszination des Visuellen und der Sprache angehört
und der augenblicklichen Jetzt-Realität in einen erweiterten Raum zu setzen – als Gedankengebäude, durch das
man hindurch schreitet, einen memoratischen Gedächtnisraum als Erinnerungsspeicher der Gegenwart.
Thomas Redl (1) , 12/2013
Dank für die besondere Unterstützung an Markus Spiegelfeld, Ino May, Bruno Rey, PPAG, Andi Treusch
und den vielen anderen Freunden, Begleitern, Geldgebern, Lesern und Wohlgesonnenen ....
Dank ans BMUKK!
(1) Heidulf Gerngross und Thomas Redl gründete im Frühjahr 2003 die ST/A/R Zeitung
und gaben gemeinsam bis Ende 2007 16 Ausgaben heraus. Für die Jubiläumsdoppelnummer
wurde Thomas Redl als Mitgestalter wieder re-integriert.
IMPRESSUM
ST/A/R Printmedium Wien - Zeitung für Hochkultur, Mittelmaß und Schund
erscheint 4 x jährlich / Erscheinungsort Wien
ST/A/R Nr. 35 - 36 Doppelnummer + ST/A/R Comic Nr. 37 / Dezember 2013
Medieninhaber: ST/A/R, Verein für Städteplanung / Architektur / Religion
A-1060 Wien, Gumpendorferstrasse 42 - 44
Herausgeber: DI Heidulf Gerngross
Mitherausgeber: Christian Denker
Chefredaktion: Heidulf Gerngross / Thomas Redl
Artdirektor: Mathias Hentz (derzeit beurlaubt), Michael Hall, Thomas Redl
Büro / Redaktion: Lisa Kainz
ST/A/R erscheint in Zusammenarbeit mit Civitas Solis - Kulturverein
Druckproduktion: Michael Rosenkranz
Druck: Süddeutsche Verlag Zeitungsdruck GmbH
Zamdorfer Strasse 40, 81677 München
Vertrieb: Hurtig und Flink, Morawa
Aboservice / Kontakt: office@star-wien.at
Bezugspreis: Österreich € 2,50 / EU Raum € 4,50
Redaktionsadresse: ST/A/R Zeitung, Gumpendorferstrasse 42 - 44, A-1060 Wien,
fon +43 664 521 3307 (Heidulf Gerngross)
ST/A/R wird gefördert vom BMUKK
ST/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und unterleigt dem Urheberrecht.
Werkstatt Wien - immer dabei!
Städteplanung / Architektur / Religion Buch I Nr. 35/2013
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Ergebnis des workshops Architecture & Philosophy:
Die Archiquant ist der kategorische Imperativ der Architektur.
Immanuel-Kant-Universität, Kaliningrad
Балтийский федеральный университет имени Иммануила Канта
Ergebnis des workshops Architecture & Philosophy:
Die Archiquant ist der kategorische Imperativ der Architektur.
Kaliningrad-ST/A/R
Wien, 21.11. 16h03 // Filmhausbar, Platz am Tresen, da ist der Espresso erschwinglich, ich
warte auf Heidulf. Der hatte mich eben vom Flughafen abgeholt, mit seinem neuen Peugeot.
Rein in die Stadt, Tolstoi vor dem Gemeindeamt abholen, mit ihm zusammen ab zur Russischen
Botschaft, mein Visum beantragen. “Setzen! Warten! Schalter 1”, “Nein 2, ich mache
das”. Papiere hin und her. “Stempel?” Tolstoi zickt vage mit den Schultern, auf unserer Einladung
fehlt der Stempel, die Unterschrift sowieso. Russland ist weit, es wird schon passen. Na
klar, am Ende gar ein blondes Lächeln, an meinem Lieblingsschalter 2. Gdansk, 22.11., 5h22
// Die Autofahrt brachte keine Zwischenfälle, nicht einmal verfranzt haben wir uns wirklich.
Schwieriger war die Ankunft in Częstochowa, denn wir hatten Hunger und um 23h war alles
zu. Wie fanden ein 0815 Hotel, wollten das aber lieber vermeiden, teuer wäre es auch geworden.
Zwei Jungs vom Alkoholkiosk fuhren mit uns durch die dunkle Stadt, zu einem Hotel mit
pariser Charme gleich im Zentrum, Essen haben wir in einem der 24/24-Gigamärkte in der
Vorstadt besorgt. Am Abend vorher hatten wir noch beim ST/A/R-Büro im Eissalon (der Besitzer
hat gewechselt) gefeiert, später im Einhorn, danach im Büro geschlafen, nicht Tolstoi, aber
Heidulf, sein Pensionsgast aus Debrezina und meine Wenigkeit. Aufstehen zur Abreise war
dann etwas schwierig. Der Dulf hatte russische Gurken und Heringe besorgt, wollte sich wohl
auf den Norden einstimmen, aber dann kam er doch mit zu Blutaumüller (prima Gebäck vom
Vortag zum halben Preis). Dann haben wir rumgetrödelt und sind wieder zur Botschaft gefahren,
die Pässe waren fertig. Kleines Kunststück! Gegen 15h wurde Tolstoi abgeholt und sind
losgefahren. Heute Morgen haben wir die Schwarze Madonna besucht, und das heilige Viertel
drum herum. Es steht geschrieben: verhalte Dich wie ein Pilger. Mir gelang das nicht so
gut, nicht einmal gekniet habe, aber vielleicht ist das auch nicht so wichtig. Es gab ja ohnehin
viele Kniende. Mich hat das berührt, es brachte mich auf Gedanken zum Leiden in der Welt.
Während ich so nachdachte haben sich bestimmt Wunder ereignet, nur ich habe nichts davon
mitgekriegt. Bemerkt habe ich immerhin einen Mönch, der trat durch eine Tür und eine Frau,
die trat ihm aus dem Weg. Das war wunderbar anzusehen und ließe sich vielleicht als Handlung
im Rahmen praktischer Notwendigkeiten im räumlichen Verhalten von Menschen bei der
Betrachtung ikonischer Darstellungen treffend beschrieben. Interessante Sache, im Detail
aber auch im Großen und Ganzen. Im Grunde begreife zwar ich nicht annähernd, worum es
da eigentlich geht, mein Interesse ist ohnehin eher gering. Ich halte mir zugute, dass Wladi
T. Tolstoi und Heindulf längt wieder im Auto saßen, als ich aus der Kirche kam. Dann waren
wir wieder auf der Autobahn und verbrachten den Tag mit Diskussionen zur Entwicklung des
europäischen Straßenbaus unter besonderer Berücksichtigung Nordpolnischer Brücken- und
Lärmschutzkonstruktionen.
Калининград, 23.11., ca. 2h // Unsere Vorträge an der Kant-Uni sind gelaufen, auf Englisch
mit russischer Übersetzung. Was das Publikum sich von uns erwartet hatte blieb mir unklar.
Wir wurden freundlich angenommen und zwischen Einsichten in die Religiosität unserer
Zeitgenossen (Tolstoi), Kants fröhlicher Philosophie der Verdauung (ich) und Einsichten in
die österreichische Nachkriegskunst im Blickwinkel eines Kärntner Architekten (Heidulf) gab
es sicher einigen Raum zur Entwicklung eigenständiger Gedanken. Dr. Charim, ein urwüchsiger
Kaliningrader 2. Generation, zeigte sich routiniert aufgeschlossen, nach den Vorträgen
besorgte er uns eine Pension und lotste uns auch dorthin. Nach einem längeren Spaziergang
entlang von Straßenbahnschienen hatten wir einen Bankomaten gefunden. Dann haben wir
Georgisch gegessen. In der Pension gab es ein Badezimmer mit Badewanne. Der Utopie-
Architekt schnarcht, vielleicht träumt er von seinem Frauenkloster in Melk. Am Abend vorher
hatten wir in Danzig noch eine fröhliche Zeit mit Flecksuppe bei Stuttgart vs. Gladbach (0:2)
im TV verbracht. Ein Typ hatte im Ruhrpott gearbeitet, zum Glück war von uns ohnehin keiner
für Stuttgart. Abgeholt wurden wir dann von einer facebookbefreundeten Kuratorin, die
uns engagiert durch ihre gut renovierte Geburtsstadt führte, bis hin zu den Werften. Danach
engagierten wir uns in einer Bar für polnisch-deutsch-ö’reiche Verständigung, Wladimir T. war
schon schlafen gegangen, in einem Hostel.
Wien, 26.11. 18h43 // Am nächsten Morgen erwachten wir pünktlich zur Audienz am Grab
vom Kant. Mal abgesehen von der auratischen Wirkung der alten Knochen erscheint der Ort
als ruhendes Element im internationalen Kulturaustausch. Weil Kant auf seiner Rückseite
liegt, steht der Dom angeblich noch heute, nicht umgekehrt. In unserer Gruppe kam nach
Częstochowa jedenfalls keiner auf die Idee eine Kirche zu besuchen. Nach seinen preußischen
Zeitgenossen, den Demokraten in Weimar, den Nazi-Faschisten, den Roten Befreiungsarmisten,
den Prä- und Post-Krisenkapitalisten zollten nun endlich auch die ST/A/R-
Kaliningrad-à-quoi-bon-isten Kant einen gewissen Respekt. Von reiner Vernunft mögen die
Menschen nicht allzu viel halten, aber philosophisch rührselig sind sie gerne. Anschließend
gab es ein Frühstück mit Kartoffelgebäck, türkischem Kaffee und russischem Tee, das allein
die Reise bezahlt machte. Ich hätte gerne noch Warschau besucht (Mit Gerndulf mit großen
Worten auf den Spuren von Willi Brand: „dann kniet er, der das nicht nötig hat, da für alle, die
es nötig haben, aber nicht da knien“), aber Tolstoi wollte in Wien eine Wohnung verkaufen,
vom Franz West, die Götter der Ästhetik mögen sein Andenken bewahren. Also ging es direkt
zurück in den Süden, durch Russland, Polen, Tschechei, dank Schengen ohne Ausweiskontrolle,
sieht man einmal von der russischen Prüfung ab (besonders das provisorische Dokument
des Deutschen aus Lyon mit Visum aus Wien erregte das lang anhaltendes Interesse
der zuständigen Grenzbehörden) bis in das liebliche Land der Reichöster. In Wien rollten wir
dann gegen 4h ein. Tolli setzten wir bei seiner Familie ab und uns selbst im Einhorn. Im
ST/A/R-Büro weckte uns am kommenden morgen ein gesprächsfreudiger Gerichtsvollzieher,
der aber nicht lange blieb. Wir gingen rüber zum Frühstück bei Blutaumüller abends aßen wir
im chinesischen Salzamt, danach war Einhorn-Zeit etc. So sollte das immer weiter gehen!
Aber bekanntlich fi nden auch die Gern-größten und Tolstojanischen ST/A/R-Reisen irgendwann
ihr Ende. Text: Dr. Christian Denker
Dank an Dr. Sergei Volgin- Universität St. Petersburg, Dank an Prof. Vadim Chaly -
Kant Universität, Kaliningrad
Danke an das bm:ukk Dr. W. Tolstoj
On November, 23rd "Art & Philosophy" workshop took place at Immanuel Kant
Baltic Federal University. It was a joint effort by the University's Department of
Philosophy, Department of Cultural Studeis of Saint-Petersburg State University -
and ST/A/R-Printmedium, a newspaper based in Wien and dedicated to city-planig,
architecture and religion. The workshop hosted presentations by Austrian architect,
artist and publisher Heidulf Gerngross, professor of University of Burgundy Dr.
Christian Denker, playwright and performance artist Dr. Vladimir Yaremenko-
Tolstoy, and curator of NCCA-Baltic Dmitri Bulatov. The participants discussed
philosophical approaches to conceptualizing contemporary arts and culture.
ankunft
vortrag
Dr. W. Tolstoj
Beata von Gdansk
Dr. C. Denker, Prof. Vadim Chaly & Gerngross
Dr. W. Tolstoj bedankt sich für die Unterstützung des
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Buch I Nr. 35/2013
Kunst und Gebrauch / Panel von Links: Gerngross, Claudia Pöllabauer, Reneè Gadsden und Michael Hall
STATEMENT VON PHILIPP KONZETT
Spätestens seit den Ready Mades von Marcel Duchamp ist die Frage nach dem künstlerischen Wert von Gebrauchsgegen
ständen und auch diejenige nach dem Gebrauchswert von Kunst zu einem fi xen Bestandteil kunsttheoretischer Diskurse
geworden. Für mich persönlich ist Kunst sehr viel mehr als ein Gebrauchsgegenstand. Sie hat die essentielle Bedeutung
eines Lebensmittels, ist geistige Nahrung.
Heidulf Gerngross kenne ich bereits seit 25 Jahren. Für mich war er nie ein „normaler“ Architekt, der sich in seiner Sparte
zurückgezogen hat, sondern ein Künstler, der Dank seines interdisziplinären und multimedialen Zugangs Objekte geschaffen hat,
die Genregrenzen überschreiten und sich reiner gebrauchspezifi scher architektonischer Funktionsweisen entziehen. Man kann
sagen, dass seit der Generation Gerngross der Künstler selbst defi niert, was Kunst ist. Für Franz West war ein Sessel ein Sessel.
Der Betrachter als integrativer Bestandteil des Arbeitsprozesses wird in der Verwendung desselben zum Betrachteten, das Objekt
mit musealer Bedeutung aufgeladen.
Martin Kippenberger hat mit dem Holzseltzer nicht nur das Möbel zum Kunstwerk gemacht, auf dem er den Großteil seines
Lebens verbrachte: den Barhocker, sondern gleichzeitig auch das Gegenmittel für den damit verbundenen körperlichen Zustand.
Die Reihe ließe sich noch lange fortführen. Es bieten für mich aber schon diese wenigen Beispiele jede Menge an Diskussionsstoff.
Konzept: Philipp Konzett
Textgestaltung: Mag. Angelika Romauch
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Buch I Nr. 35/2013
10 Jahre ST/A/R
Printmedium Wien – Berlin
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Zeitung für Hochkultur Mittelmaß und Schund
Nr. 22/2009
Printmedium Wien – Berlin
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Hochkultur / Mittelmaß / Schund
Nr. 24/ Frühling 2010
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Hochkultur / Mittelmaß / Schund
Nr. 29/ 2012
Städteplanung / Architektur / Religion
Printmedium Wien – Berlin
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Hochkultur / Mittelmaß / Schund
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Nr. 30/ 2011/12
Protest in der Westbahnstrasse
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Städteplanung / Architektur / Religion / 2012
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Hochkultur / Mittelmaß / Schund
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Esther Stocker und Thomas Jakoubek in Wien Mitte Foto: Marie-Thérèse Jakoubek©
ST/A/R 1
Nr. 33/2012
Städteplanung / Architektur / Religion 4,50 Euro
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Printmedium Wien
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Hochkultur / Mittelmaß / Schund
34/2012
25Nr.
Jahre
Wiener Vorlesungen
Christian Ehalt plant und dirigiert seit
25 Jahren die Wiener Vorlesungen.
25 Jahre intellektueller Brennpunkt in Wien
Städteplanung / Architektur / Religion 4,50 Euro
Verena Winiwarter, 4.5.12
Umwelt langfristig
betrachten
Konrad Becker, 19.6.12
Herausforderung
Globales Netz
Barbara Duden, 11.4.12
Prekariat:
neue Trümmerfrauen
Helga Kromp-Kolb, 4.5.12
Gestalten statt
fortschreiben
Konrad Paul Liessmann, 20.6.12
Theorie der
Unbildung
Sabine Ladstätter, 4.5.12
Umweltprobleme
in der Antike
Anton Zeilinger, 2.5.12
Einsteins Spuk
verstehen
10 Jahre ST/A/R
10 Jahre ST/A/R - gesamt 37 Ausgaben, ca. 350.000 Exemplare ///
Berichte über Architektur / Städteplanung / Urbanität / Stadtleben // Landleben / Freunde / Handwerk
// Kunst / Ausstellungen / Kunst am Bau / Medienkunst / Kunstfiguren / Galerien / Herbert
Brandl / Otto Zitko / Arnulf Rainer / Waran // Design / Innenraum / Möbel / individuelle Sessel /
Angelo Roventa / Ino May // Literatur / Straßenpoesie / Cafehausliteratur / Reiseberichte // Philosophie
/ philosophische Skizzen / Eindrücke / Lebensphilosophie / Verdauungsphilosophie / Christian
Denker // Städte / Berichte aus Skopje / Moskau / Berlin / Wien / Graz / Bregenz / Venedig /
Linz / Melk und weitere // und Religion im erweiterten Sinn
10 Jahre ST/A/R
Nr. 35/2013 Buch II
9
David Staretz
schreibt, redigiert und fotografiert
den Auto ST/A/R
So muss Ferrari!
Ferrari 458
speciale
Da
vi
ta
re
Heute hat der technisch und optisch erschütternde Ferrari 358 Speciale einen Status an Konsequenz
und raffinierter Vorgepreschtheit erreicht, der ihn sämtlichen bürgerlichen Zuordnungen
völlig enthebt.
Schon in der ersten Kurve stellt sich heraus, dass wir Insassen offenbar die einzigen Massenträger
sind, von der Fliehkraft gebeutelte Kartoffeläcke, während dieser Technologieträger insektenhaft in
die Kurve zuckt.
Fiorano im Dezember an einem sonnigen Freitag. Heute trägt der Schall nicht so weit wie an
Nebeltagen, das Dezibel-Meßgerät, mit dem das täglich zubemessene Schallkontingent exakt abgescannt
wird, zeigt die grüne Marke. (Ja, auch hier an der Herzvorkammer Ferraris gibt es klagsbereite
Nachbarn.) Mit stimmhaftem Getös zieht der Wagen aus der Box, fugenlos sortieren sich die Gänge
des 7-Gang-F1-Doppelkupplungsgetriebes durch, und jetzt könnte man das Buch des Lebens
schreiben, diktiert vom Aufbrausen der Maschine, dem nervösen Stakkato von Zwischengas und
Gummigestempel, falls man sich auf schwierigem Boden befindet. Das ist furios – und doch beinhart
emotionslos durchgerechnet: Der nicht enden wollende Vortrag des Motorenspezialisten Jean Jacques
war selbst den Ferrari-PR-Leuten schon unheimlich, doch 135 Saug-PS pro Liter muss man
einmal herstellen und zugleich den Drehmoment-per-Liter-Weltrekord. Verdichtung 14:1, Combustion
Monitoring System, neues Kolben-Nockenwellen-Pleuel-Material, DLC Coating – dennoch
konnte man schon beim Motor acht von den insgesamt neunzig Kilogramm gegenüber dem 348
Italia einsparen. Auch der Aerodynamiker griff tief in die Materie – Frontflaps öffnen sich (passiv) bei
Tempo 170 bzw. 220, im Wagenboden öffnen sich Diffusor-Landeklappen, um Flow für Highspeed
und massive Downforce für besseren Grip herzustellen. Seitlich leiten und stabilisieren Aeroflaps.
„Wir hängen nicht an Lieferanten“, sagen die Techniker, „wir bauen unser Getriebe selbst“. Und zwar
so, dass es jetzt um zwanzig Prozent schneller hoch- und um vierundvierzig Prozent schneller runterschaltet.
Dem Zuhörer dämmert, dass es offenbar einen Keller unterhalb von Maranello gibt, in dem
Ingenieure zu Höchstleistungen gepeitscht werden.
Denn jetzt folgen in meinem Notizbuch sechs dichtbeschriebene Seiten über SCC, die Side-Slip-
Control. ein extrem ausgefuchster Algorithmus, der erkennt, wann der Fahrer einen scharfen Drift
beabsichtigt und kontrolliert – und wann es sich nimmer ausgeht. Damit hat Ferrari eine momentan
uneinholbare Dimension der Grenzbereich-Kultur erreicht, dass sogar Porsches PSM wie ein Spielverderber
aussieht dagegen. SCC macht Fahrer tatsächlich messbar schneller und besser, weil es
die Grenzen des Machbaren exakt definiert. Und zur Not gibt es immer noch die neuen Karbonbremsscheiben
für einen um acht Prozent kürzeren Bremsweg.
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Buch II Nr. 35/2013
Nr. 35/2013 Buch II
11
Archiquant Brille und Herzoginnenstuhl für Andreas Donhauser
Thanks to the maker of the Filmbar
Städteplanung / Architektur / Religion Buch II Nr. 35/2013
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Buch II Nr. 35/2013
FRANZ WEST SCHRIEB
Texte von 1975 – 2010
Auszüge aus
FRANZ WEST SCHRIEB, Texte von 1975 – 2010
herausgegeben von Hans Ulrich Obrist und Ines Turian,
Verlag der Buchhandlung Walther König, 2011
Foto: © Franz Graf
Franz Graf, Installation, 2013
Bäckerstraße 14, 1010 Wien, Austria / Tel. +43 1 5121296 / office@galeriehummel.com, www.galeriehummel.com
GALERIE HUMMEL
16
Buch II Nr. 35/2013
KIANG
Rotgasse 8, Wien 1
Wien, 24. Dez 2013
Lieber Thomas Kiang,
so sind es jetzt nun 30 Jahre, dass wir uns kennen und schätzen. 1983 stellte Valie Export uns – Architekturbüro Gerngross/
Richter – den jungen Thomas Kiang vor. Er besaß damals ein klassisches Chinarestaurant am Praterstern und hatte die
Absicht ein Lokal im ersten Bezirk zu eröffnen.
TAKE A KIANG
Fleischmarkt 6, Wien 1
Du zeigtest uns den Ort des neuen Lokals in der Rotgasse unweit unseres Büros am Fleischmarkt. Du, damals um die 30,
begegnetest uns aufgeschlossen, offen, bestimmt und freundlich. Es entstand gemeinsam das Kiang 1 in der Rotgasse.
In dieser Zeit waren Richter und ich auf einer Reise zu Palladios Teatro Olympico in Vicenca, wobei sicher die sich
„perspektivisch“ verkleinernde Decke des Lokals ein Resultat dieser Reise war.
KIANG
Landstraße Hauptstraße 50, Wien 3
Du hegst und pflegst und generalsanierst das Kiang 1 zu seinem 25-jährigen Bestehen und zeigst uns so, deine Ehre und
Achtung unserem gemeinsamen Werk gegenüber. Du erklärtest dich zu Helmut Richters ersten Assistenten und bautest
mit ihm das Kiang 2 in der Landstrasse-Hauptstrasse. Dieses war lange Zeit ein Stammlokal von Franz West und seinen
Mitarbeiten und Künstlern.
Beide Lokale sind heute noch moderne Pilgerstätten vieler Designer, Architekten und Architekturstudenten, die dann
schließlich die gediegene asiatische kiangsche Küche schätzen lernen und dann das Lokal wohl mehr des guten Essens
wegen immer wieder besuchen.
Es entwickelte sich über die Jahre zwischen uns eine geistig-seelisch, architektonisch-kulinarische Freundschaft, die ich
jedem Architekten und seinem Bauherrn sowie jedem
Menschen wünsche.
Du Thomas Kiang bist eine Bereicherung der kulturellen Integration in Wien.
Danke Thomas
Heidulf
17
Nr. 35/2013 Buch III
17
Markus Spiegelfeld / Werkstatt Wien im ST/A/R Büro
Dank unser
Unsere Wertschätzung - unser Dank
Ein großes, engmaschiges weltumspannendes Netzwerk – keiner fällt durch
den Rost – unüberschaubar, oft unbemerkbar, unberechenbar, vielschichtig –
verbunden durch gegenseitige Achtung und Wertschätzung – Einzelkämpfer,
Individualisten, Teamarbeiter - ein gewaltiges Potential für die Zukunft.
Mit diesen Satz hat Markus Spiegelfeld schon im ST/A/R Nr. 1 (2003) seine
Haltung dokumentiert – die noch immer das Leitbild unseres Machens ist.
Heidulf Gerngross
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Buch III Nr. 35/2013
3.8.5. Wo die Informatik des Konstruierens aufhört,
beginnt die ästhetische Organisation.
3.8.6. Die Informatik ist die Fortführung der Logik mit anderen
Mitteln. (Georg Gottlob)
aus „De Mensura et Proportione,
Prototractatus Architectonicus-Experimentalis“, Heidulf Gerngross,
ST/A/R Verlag, Wien 2012.
Orakel Melk work in progress
Nr. 35/2013 Buch III
19
INNOVATIV, NACHHALTIG
& ERSCHWINGLICH – UND
STETS AM PULS DER ZEIT
Er ist Motor der Stadtentwicklung, leistungsstarke Konjunkturlokomotive und wichtiges Rückgrat für den
sozialen Zusammenhalt in der Stadt. Entwicklungen, wie die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise,
unterstreichen seine ungebrochene Bedeutung eindrucksvoll. Er gilt als weltweites Vorzeigebeispiel und
ist eine der zentralen Säulen für die hohe Lebensqualität in der Donaumetropole. Der geförderte und soziale
Wiener Wohnbau. Er schafft erschwinglichen Wohnraum für alle Wienerinnen und Wiener – und er wirkt
stark preisdämpfend auf den gesamten Wohnungsmarkt. Gebaut wird auf einem starken Fundament. Es sind
moderne Lösungen für den Wohnraum von morgen.
Es wird gebaut in der Stadt Wien. Neue Wohnungen
werden errichtet. Moderne Stadtteile entstehen.
Trotz internationaler Finanzkrise und
weltweiten Wirtschaftseinbrüchen wird in der
Donaumetropole intensiv investiert. Es gilt, vorausschauend
Wohnraum zu schaffen. Denn die
Bevölkerung wächst.
So sind derzeit alleine über den geförderten
Wohnbau Projekte mit rund 14.000 Wohneinheiten
in Bau. Verteilt über das gesamte Stadtgebiet.
Unterschiedlichste Projekte, die allesamt zu erschwinglichen
Konditionen angeboten, und den
individuellen Ansprüchen der künftigen Bewohnerinnen
und Bewohner gerecht werden. Die
Stadt Wien verfolgt dabei konsequent ihren Weg
des sozialen Wohnbaus weiter. Mit innovativen
Lösungen auf einem stabilen Fundament.
Vor genau 90 Jahren wurde Wiens erstes großes
Wohnbauprogramm gestartet – eine weltweit
einzigartige Erfolgsgeschichte. Heute leben 60
Prozent aller Wiener Haushalte in geförderten
Wohnungen, 220.000 davon in Gemeindewohnungen.
Gleichzeitig muss sich der Wohnbau
stetig weiterentwickeln. Globalisierung und neue
Medien verändern die Gesellschaft und schaffen
neue Herausforderungen.
Der Ausgangspunkt: Wiens Gründerzeit
und die Siedlerbewegung
Ende des 19. Jahrhunderts befand sich Wien als
Residenzstadt und Hauptstadt eines 50-Millionen-Reichs
städtebaulich am Höhepunkt; innerhalb
von 50 Jahren hatte sich die Stadt von rund
400.000 auf mehr als zwei Millionen Einwohner
verfünffacht. Wohnbau wurde, von wenigen Renommierprojekten
abgesehen, ausschließlich
dem privaten Kapital überlassen. Der Staat verzichtete
zudem auf jede Form des Eingriffs in die
Mietverhältnisse; typisch für Arbeiterhaushalte
waren Ein-Monats-Verträge, die weite Teile der
Bevölkerung zu „Nomaden“ machten. 95 % aller
Wohnungen verfügten um die Jahrhundertwende
weder über WC noch Wasseranschluss. Äußerlich
freilich imitierten diese Mietskasernen die
Renaissancefassaden der Ringstraßenpalais: Der
Architekt Adolf Loos sprach daher von einer „potemkinschen
Stadt“.
Die Wohnsituation in Wien war nach internationalen
Vergleichen die schlechteste in Europa. Zu
einem staatlichen Eingriff in das Wohnungswesen
kam es erst während des Ersten Weltkriegs,
als ein zunächst bis 31. Dezember 1918 befristeter
Mieterschutz eingeführt wurde. Dieser
schloss willkürliche Kündigungen und Mieterhöhungen
aus – und ist in wesentlichen Teilen bis
heute gültig.
Der Zusammenbruch der Monarchie verschlechterte
die Wohnsituation noch weiter. Tausende
Obdachlose griffen zur Selbsthilfe und errichteten
auf besetzten Grundstücken zunächst provisorische
Behausungen, später die ersten Genossenschaftssiedlungen.
Siedler mussten sich zur
Eigenarbeit am Bau – meist 2.000 Stunden pro
Haus – verpflichten; doch wurden die Häuser erst
nach Fertigstellung der gesamten Siedlung durch
Losentscheid zugeteilt.
Erstaunlich ist die bauliche und architektonische
Qualität der rund 15.000 Reihenhäuser in
50 Siedlungsanlagen. Vor allem Adolf Loos, einige
Zeit Chef-Architekt des Siedlungsamtes der
Stadt Wien, war maßgeblich an der Schulung der
Genossenschaften beteiligt. Seine Mitarbeiterin,
Margarethe Lihotzky, entwarf für ein einfaches
Siedlungshaus die vermutlich weltweit erste Einbauküche,
die sie später zur berühmten „Frankfurter
Küche“ weiterentwickelte. Der Werkbund-
Architekt Josef Frank plante ebenfalls mehrere
Reihenhaussiedlungen. Dabei ging es bald mehr
als um bloßes Wohnen: Die Siedler errichteten
große Genossenschaftshäuser – einige wie jenes
am Heuberg bestehen noch heute –, in denen
Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen untergebracht
wurden. Damit nahm die Wiener Siedlerbewegung
vieles vorweg, was später als Wohnungsbau
des Roten Wien weltweit Beachtung
finden sollte.
Das Rote Wien
Am 4. Mai 1919 errang die Sozialdemokratische
Partei die absolute Mehrheit im Wiener Gemeinderat.
Doch erst mit der Gründung eines eigenen,
von Niederösterreich abgetrennten Bundeslandes
Wien, am 1. Januar 1922 konnte jene
Steuerhoheit erreicht werden, die der Stadt die
Im Sonnwend viertel beim neuen
Hauptbahnhof entsteht ein modernes
Viertel mit geförderten Wohnbauten und
den ersten SMART-Wohnungen
Wohnfonds Wien / (c) Schreiner Kastler
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Städteplanung / Architektur / Religion Buch III Nr. 35/2013
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finanziellen Mittel für ihr kommunalpolitisches
Programm zuführte. Wien war zu diesem Zeitpunkt
die einzige Millionenstadt der Welt mit sozialdemokratischer
Verwaltung - das „Rote Wien“
wurde daher auch international stark beachtet.
Der Reumannhof wurde in den
Jahren 1924/26 vom Architekten
Hubert Gessner als städtische
Wohnhausanlage errichtet
später folgten einige NS- Siedlungsanlagen. Der
Zweite Weltkrieg endete mit der Zerstörung von
87.000 Wohnungen, rund 20 % des Bestandes -
mehr, als das Rote Wien gebaut hatte.
Die durch Kriegsschäden und Teilung in vier Sek-
Hufnagl zwei Hauszeilen mit einer überdachten
innenliegenden Straße zu einem ganzjährig nutzbaren
halböffentlichen Bereich verband, plante
Wiens ehemaliger Stadtplaner Roland Rainer
eine verdichtete Flachbausiedlung mit kleinen
Eigengärten als kommunale Mietwohnungen.
umfassender Qualitätssicherung. Die Jury setzt
sich aus Experten und Expertinnen aus den Bereichen
Architektur, Stadtplanung, Bautechnik,
Landschaftsplanung, Ökologie und Wohnungswirtschaft
zusammen. Damit konnte in den letzten
Jahren eine deutliche Qualitätssteigerung
Wien an die Donau
Der Bau der U-Bahnlinie 1 und die Überplattung
der Donauufer-Autobahn ergaben die einzigartige
städtebauliche Chance, Wien – endlich! – an
die Donau zu bringen und mit der Donau-City
ein neues multifunktionales Zentrum zu schaffen.
Tatsächlich wurde in den Jahren 1919 bis 1934 ein
toren schwer getroffene Stadt legte noch im Jahr
Radikaler präsentiert sich eine Wohnhausanlage
erreicht werden; dies gilt für intelligente Grund-
Neben den stadtbildprägenden Bürobauten und
beeindruckendes Reformwerk umgesetzt. Dieses
1945 in einer Enquete für den Wiederaufbau der
von Raimund Abraham, Carl Pruscha und ande-
risslösungen und Gemeinschaftseinrichtungen
öffentlichen Einrichtungen wurden rund 2.000
umfasste neben wirtschaftspolitischen Maßnah-
Stadt die wichtigsten kommunalpolitischen Ziele
ren im Süden Wiens; die introvertiert wirkende
ebenso wie für „angstfreie“ Frei- und Erschlie-
Wohnungen errichtet. Diese fügen sich in den
men die Einführung stark progressiver Steuern
fest. Der „Mensch (sollte) in Zukunft im Mittel-
Architektur der Traviata-Siedlung verbirgt raffi-
ßungsflächen und für ökologische Innovationen.
dichten Blockraster des Masterplans, der aller-
unter Finanzstadtrat Hugo Breitner für den Aus-
punkt aller Überlegungen und Planungen stehen
nierte Wohnungsgrundrisse und intime private
dings vielen Wohnungen den Blick auf den Fluss
bau des Bildungs-, Fürsorge- und Gesundheits-
(...) und nicht das Geschäft oder der Profit des Ein-
Freiflächen.
Erheblichen Anteil an einer qualitativen Weiter-
verwehrt – an der Schnittstelle der wichtigsten
systems. Zum Kernpunkt der neuen Kommu-
zelnen“ (Magistrat der Stadt Wien, 14 Punkte für
entwicklung des Wiener Wohnungsbaus hatten
städtebaulichen Achse Wiens mit der Donau hatte
nalpolitik sollte allerdings der Wohnbau werden.
den Wiederaufbau, 1945). Der Wohnungsfehlbe-
Zu den gelungensten Stadterweiterungsgebieten
Experimentalbauten, oft in Form sogenannter
eine bewusst großstädtische Geste offenbar Prio-
Wohnen sollte mehr sein als bloße Behausung,
stand wurde mit 117.000 Wohneinheiten beziffert.
gehört die Wohnbebauung Wienerberg mit rund
Themensiedlungen mit seitens der Stadt vorge-
rität.
der Gemeindebau verstand sich als baulicher
2.500 Wohnungen. Innovativ war hier der zwei-
gebenen Schwerpunkten. Beispielsweise wurden
Ausdruck der neuen Gesellschaft, der ein breites
Bereits 1947 erfolgte der Spatenstich für den ers-
stufige Planungsprozess; auf Basis des in der ers-
bei der Thermensiedlung Oberlaa erstmals rund
Bemerkenswert sind vor allem die Wohnbauten
Angebot an Infrastruktur wie Bildung, Gesundheit
ten großen Gemeindebau, der als Dank für die
ten Wettbewerbsstufe ermittelten Masterplans
750 Wohnungen mit Abwasser aus benachbar-
des Büros Delugan-Meissl: der Wohntower am
und Kultur mit einschloss. Die Finanzierung aus
„Schwedenhilfe“ nach dem Ministerpräsident
von Otto Häuselmayer erfolgten Auslobungen für
ten Heißwasserquellen beheizt. Die Autofreie
Donaupark mit teilweise geförderten, teilweise
Mitteln der Wohnbausteuer unterschied sich da-
Per Albin Hansson benannt wurde. Andere Groß-
kleinere Baulose, die an verschiedene Bauträger
Mustersiedlung des Architektenteams Lautner/
frei finanzierten Eigentumswohnungen und der
bei von allen anderen Großstädten Europas. Für
die Vergabe der Wohnungen wurde erstmals ein
wohnungsanlagen wie Siemensstraße und Hugo-
Breitner-Hof folgten, die durchschnittliche jährli-
und Architekten vergeben wurden. Außerdem
wurden kommunale und gemeinnützige Miet-
Scheifinger/Schindler/ Szedenik – Europas größtes
autofreies Wohnprojekt – lenkte die üblichen
„Balken“ parallel zur Neuen Donau, dessen geförderte
Mietwohnungen alle zum Wasser und damit
transparentes Punktesystem eingeführt.
che Bauleistung im sozialen Wohnungsbau stieg
wohnungen sowie Eigentumswohnungen neben-
Gelder für den Garagenbau in eine bemerkens-
zur Stadt hin orientiert sind.
auf etwa 5.000. Dazu kam 1950 noch ein „Schnell-
einander angeboten. Dadurch konnten soziale
werte gemeinschaftliche Infrastruktur um.
Beim Ankauf des Baulandes kam der Gemeinde
bauprogramm“ mit – später zusammenlegbaren
Durchmischung und urbane Vielfalt erzielt wer-
In der Frauen-Werk-Stadt, ebenfalls im 21. Be-
Im unmittelbaren Anschluss an die Donau-City
der starke Preisverfall entgegen. So konnte der
– Duplexwohnungen – Kleinwohnungen, die für
den – ein Verfahren, das mittlerweile zum Stan-
zirk, planten ausschließlich Architektinnen, wo-
befinden sich zwei weitere, im Rahmen des ge-
städtische Grundbesitz in wenigen Jahren annä-
eine spätere Zusammenlegung gedacht waren.
dard bei großen Planungen gehört.
bei vor allem familienfreundliche Grundrisse mit
förderten Wohnbaues errichtete Neubauprojekte:
hernd verdoppelt werden. Dies ermöglichte 1924
Alle neuen Wohnungsanlagen wurden mit groß-
Sichtverbindung zum Spielplatz im Vordergrund
Der Wohnpark Alte Donau - unter anderem mit ei-
einen beeindruckenden Start des Wohnbaupro-
zügigen Wohnfolgeeinrichtungen wie Kinder-
Charakteristisch für den politischen Aufbruch
standen.
nem markanten Hochhaus von Coop Himmelb(l)
gramms auf 40 Baustellen gleichzeitig. Die bereits
gärten, Gesundheits- und Freizeiteinrichtungen
der 70er und 80er Jahre sind schließlich die Par-
au - und der Wohnpark Neue Donau (2001) des in
1920 beschlossene Verwaltungsreform hatte 54
sowie Geschäften ausgestattet. Im Jahr 1954 fand
tizipationsprojekte im sozialen Wohnbau. Hier
Ein außergewöhnliches Experiment im Rahmen
Österreich geborenen australischen Architekten
neue Magistratsabteilungen in sieben Geschäftsgruppen
geschaffen. Ab 1927 war für „Wohnungs-
die Grundsteinlegung für die 100.000. Gemeindewohnung
statt. Bis zum Jahr 1958 war der Wie-
gibt es eine beeindruckende Vielfalt von Mitbestimmungsbauten
im Rahmen des geförderten
des geförderten Wohnbaus stellt die Sargfabrik
(Architektur: BKK2, 1992 – 1994) im dicht bebau-
Harry Seidler. Diese Wohnanlage dürfte jedenfalls
zu den architektonisch und städtebaulich wich-
wesen und Wohnungsbau“ ein eigener amts-
deraufbau Wiens im Wesentlichen abgeschlossen
Wohnungsbaues – vom Wohnen mit Kindern von
ten 14. Bezirk dar. Das von einer Initiativgrup-
tigsten in Wien gehören und zeichnet sich zudem
führender Stadtrat zuständig. Innerhalb dieser
und der quantitative Wohnungsfehlbestand be-
Ottokar Uhl über das Sanierungsprojekt Wohnhof
pe geplante Projekt organisiert das Wohnen auf
durch eine kaum überbietbare Wohnumfeldqua-
Geschäftsgruppe besorgte das Stadtbauamt, das
seitigt, während die Bevölkerungszahl auf Grund
Ottakring bis zu sozial orientierten Gruppenpro-
dem ehemaligen Betriebsgelände in Form von
lität aus.
über eine eigene Architekturabteilung mit ca. 20
Architekten verfügte, die gesamte Umsetzung des
Wohnbauprogramms. Ab 1923 wurden zunehmend
private Architekturbüros – zum Großteil
der geopolitischen Randlage Wiens kontinuierlich
abnahm.
Ziel der Stadt Wien war es nun, durch verstärkten
jekten wie BROT.
Innovative Architektur heute
Der Fall des Eisernen Vorhangs führte zu ver-
vielfältig variablen „Wohnboxen“ und bietet ein
umfangreiches gemeinschaftliches Freizeitangebot
– einschließlich Restaurant, Sauna, Veranstaltungsräumen
und Kindergarten, die sich
Wohnen im Hochhaus
und im Industriebau
Bis Ende der 1980er Jahre waren in Wien nur
über Direktbeauftragung, teilweise über Wettbe-
Wohnungsneubau die Qualität des Wohnungsbe-
stärkter Zuwanderung und stellte Wien damit
auch als Angebot an den Stadtteil verstehen. Der
wenige Hochhäuser, zumal als Wohngebäu-
werbe - mit der Planung beauftragt. Erklärtes Ziel
standes deutlich zu heben. Mit der Eröffnung des
auch wohnungspolitisch vor neue Herausforde-
mit dem Adolf-Loos-Preis ausgezeichneten ers-
de, errichtet worden; erst mit den Bauten in der
der Stadt war es, möglichst viele Architekten zu
ersten Montagebauwerks 1961 startete der Bau
rungen. Zunächst musste der geförderte Woh-
ten Anlage folgte mittlerweile die „Miss Sargfab-
Donau-City und an der Alten Donau kam der
beschäftigen: Bis 1934 wurden für rund 400 Ge-
großer neuer Siedlungen am nördlichen und süd-
nungsbau Mitte der 1990er Jahre auf 10.000
rik“ im benachbarten Baublock. Auf Grund des
Durchbruch. Wohnen im Hochhaus wurde plötz-
bäude nicht weniger als 190 Architekten herange-
lichen Stadtrand. Vor allem die Großfeldsiedlung
Einheiten pro Jahr beinahe verdoppelt werden.
großen Interesses plant der Verein bereits eine
lich attraktiv, und die Stadt Wien legte im Hoch-
zogen. Diese waren in der äußeren Gestaltung der
für mehr als 20.000 Bewohner wurde zum Syno-
Eine Schlüsselrolle kam dabei dem Grundankauf
dritte Wohnanlage.
hauskonzept 1994 Rahmenbedingungen hin-
Bauten erstaunlich unabhängig, was die architek-
nym der Fertigteilbauweise nach dem französi-
durch den Wiener Bodenbereitstellungs- und
sichtlich Infrastruktur, Verkehrserschließung und
tonische Vielfalt des Bauprogramms erklärt. Doch
schen Camus-System. Trotz weiter Grünanlagen
Stadterneuerungsfonds (heute: wohnfonds_
Mehrere Projekte beschäftigen sich mit der Inte-
Stadtbildverträglichkeit fest. Binnen weniger
gab es eindeutige Vorgaben der Stadt hinsichtlich
und einer kompletten Infrastruktur wurden diese
wien) zu.
gration von Migranten in die österreichische Ge-
Jahre folgten Planungen für Wohnhochhäuser
Wohnungsgröße, Infrastruktur und der Verwen-
Wohnungen zum Zielpunkt vielfältiger Fachkritik
Größere Neubauprojekte werden seither in der
sellschaft – so etwa das Projekt Interethnisches
an mehreren markanten Punkten Wiens. Neben
dung standardisierter Bauteile – wie der auch
vor allem an der Monotonie der Architektur: Die
Regel über Bauträgerwettbewerbe abgewickelt,
Wohnen im 23. Bezirk (1996, Architekt: Peter
den Bauten am Donauufer zählt dazu die Wien-
heute noch erkennbaren „Gemeindebaufenster“.
Wohnbau als Teil einer sozialen Stadtplanung
Zwar hatte die Stadt Wien schon unmittelbar
nach Kriegsende einige kommunale Mietshäuser
errichtet, darunter den Metzleinsthaler-Hof
von Architekt Hubert Gessner, doch konnte erst
mit Hilfe der neu eingeführten Wohnbausteuer
ein umfangreiches Bauprogramm gestartet werden.
Am 21. September 1923 beschloss der Gemeinderat
für die Periode 1924 bis 1928 den Bau
von 25.000 Wohnungen, ein Programm, das Ende
1927 sogar vorzeitig erfüllt wurde. Daher erweiterte
der Gemeinderat sein erstes Programm auf
Wohnfonds / GSD Ges. für Stadt-u. Dorferneuerung Ges.mbH
Wohnfonds / GSD Ges. für Stadt-u. Dorferneuerung Ges.mbH
„Diktatur des Krans“ erzwang in der ersten Phase
eine starre Zeilenbauweise.
Die Wohnungen selbst waren groß und gut ausgestattet,
was auch die hohe Akzeptanz durch
die Bewohner erklärt. Tatsächlich war und ist die
Mobilitätsrate in diesen Siedlungen nicht höher
als im Wiener Durchschnitt – und das heißt sehr
gering! Spätere Fertigteilsiedlungen versuchten,
an die Tradition des Höfebaus der Zwischenkriegszeit
anzuschließen und verfügten zum Teil
auch über flexible Wohnungsgrundrisse. Zu den
bemerkenswertesten Bauten gehören die Planungen
des Architekten Harry Glück, vor allem
die Terrassenbauten in Alt Erlaa (1976) durch die
bei denen die Projekte aufgrund eines „Vier Säulen-Modells“
nach ihren sozialen, planerischen,
ökonomischen und ökologischen Qualitäten
beurteilt werden. Ziel der Wettbewerbe ist eine
Stabilisierung bzw. Reduzierung der Nutzerkosten
im geförderten Wohnbau bei gleichzeitiger
Scheifinger) mit seinen Gemeinschaftseinrichtungen
als Teil des neuen Stadtteils In der Wiesen,
das zum Vorbild mehrerer ähnlicher Wohnbauten
wurde. Schließlich nehmen viele neue
Wohnprojekte das Thema Wohnen und Arbeiten
in unterschiedlicher Form auf.
erberg-City (2000-2004) mit Wohnhochhäusern
von Coop Himmelb(l)au, Albert Wimmer und
Delugan-Meissl. Zu den bemerkenswertesten übrigen
Wohnbauten in der Wienerberg-City zählen
die Projekte von Cuno Brullmann, Günter Lautner
und Helmut Wimmer, die auch auf eine soziale
30.000 Wohnungen und beschloss, in den Jahren
gemeindeeigene Gesiba, wo erstmals auch Dach-
1929 bis 1933 weitere 30.000 Wohnungen zu bau-
die „Superblocks“ - Wohnhausanlagen mit bis zu
von 1930 auf 1932 verschoben werden, und die Er-
hotzky – entwickelten den Reihenhaustypus der
schwimmbäder errichtet wurden.
en. 1934 wohnte bereits ein Zehntel der Wiener
1.400 Wohnungen über mehrere gründerzeitliche
öffnung der Siedlung fiel mit der Weltwirtschafts-
älteren Wiener Arbeitersiedlungen weiter.
Bevölkerung in Gemeindewohnungen. Schon im
Beschluss von 1923 war auch der Bau von Gemeinschaftseinrichtungen
festgelegt worden –
Blocks hinweg – der Architekten Gessner, Ehn und
Perco. Die Bebauungsdichte freilich wurde radikal
reduziert – im Karl Marx-Hof etwa sind nur 18%
krise und dem schon absehbaren Ende der Demokratie
in Österreich und damit des „Roten Wien“
zusammen. Die 70 Häuser waren damit schlicht-
Faschismus und Neubeginn
Nach der Ausschaltung des Parlaments und dem
Das enorme Bauvolumen von mehr als 10.000
Gemeindewohnungen pro Jahr entlastete das
dicht bevölkerte innerstädtische Gebiet und
mit Versammlungsräumen, Bädern, Kindergär-
der Gesamtfläche bebaut! Die Erschließung der
weg zu teuer und konnten nur zu einem geringen
Verbot sämtlicher Parteien außer der christlich-
schuf damit die Voraussetzungen für das große
ten, Versuchs- und Lehrwerkstätten, Waschkü-
Wohnungen erfolgte über einen gestuften Ablauf
Teil verkauft werden.
sozialen Vaterländischen Front kam es im Feb-
Stadterneuerungsprogramm der folgenden Jahr-
chen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tu-
von öffentlichen über halböffentliche Räume, im
ruar 1934 zum Bürgerkrieg mit der Beschießung
zehnte. Wiens „sanfte Stadterneuerung“ wurde
berkulosestellen, Schulzahnkliniken, Turnhallen,
allgemeinen durch Verlegung der Stiegenhausein-
Trotzdem ist die Siedlung selbst eindrucksvoll und
zahlreicher Gemeindebauten durch das Bundes-
mit zehntausenden mieterfreundlich sanierten
Bibliotheken, Konsum-Läden etc.
gänge in die Höfe, die im Gegensatz zum privaten
hätte unter anderen wirtschaftlichen und politi-
heer. Der Wiener Gemeinderat und Landtag wur-
Wohnungen zum weltweit größten Stadterneue-
In radikaler Abkehr von den gründerzeitlichen
Gründerzeithaus für jedermann öffentlich zu-
schen Rahmenbedingungen wahrscheinlich ent-
den aufgelöst, im Mai 1934 verlor Wien außerdem
rungsprogramm – und im Jahr 2010 mit dem „Sc-
Mietskasernen erfolgte die Erschließung nun
über Stiegenhäuser mit wenigen Wohnungen pro
Geschoss; der lange Gang der Spekulationsbauten
war damit überwunden. Da anstelle dunkler
Hinterhöfe nun begrünte Höfe entstanden, entfiel
auch der Gegensatz von guten Straßen- und
schlechten Hofwohnungen. Auffallend ist die Monumentalität
der meisten Wohnbauten, die wohl
aus der Herkunft vieler Architekten aus der Otto
Wagner-Schule herrührt. Dies gilt besonders für
gänglich sind und bis heute vielerorts durchgrünte
Fußgängerverbindungen bieten.
Ein Experiment: die Werkbundsiedlung
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre nahm Wien
nach einem Vorschlag des Architekten Josef Frank
neuerlich die Gartenstadtidee auf. Freilich war die
Wiener Werkbundsiedlung von Anfang an nicht
gerade von Erfolg begleitet; aus organisatorischen
und finanziellen Gründen musste sie zunächst
scheidende Impulse für eine Weiterentwicklung
des sozialen Wohnbaus geliefert. Insbesondere
die Doppelhäuser von Adolf Loos sind mit ihrer
Übertragung des von ihm erfundenen „Raumplans“
auf kleinste Grundrisse beeindruckend;
dies gilt auch für Gerrit Rietvelds vielfältig gestaffelte
Wohnungen, Anton Brenners Prototyp einer
Teppichbebauung und Hugo Härings „Schlafwagentyp“.
Andere Architekten – darunter Clemens
Holzmeister, Anton Plischke und Margarethe Li-
seinen Status als eigenes Bundesland und wurde
„Bundesunmittelbare Stadt“. Freie Wahlen fanden
bis 1945 nicht mehr statt.
Das gewaltsame Ende des Roten Wien bedeutete
auch das Aus für seine soziale Wohnungspolitik.
Nach 1934 wurden nur wenige Wohnbauten errichtet,
darunter einige landwirtschaftliche „Nebenerwerbssiedlungen“
für Arbeitslose sowie „Familienasyle“
für die wachsende Zahl Obdachloser,
roll of Honour“ von UN-Habitat, dem höchsten
Preis für Leistungen auf dem Gebiet des Wohnbaus
und der Stadtentwicklung, ausgezeichnet.
Wohnbau der 1970er- und 1980er-Jahre
In diesem Zeitraum wurden einige architektonisch
bemerkenswerte Anlagen errichtet – zwei
davon in unmittelbarer Nachbarschaft auf den sogenannten
Tamarisken-Gründen. Während Viktor
Eines der Siegerprojekte des Bauträgerwettbewerbs
für die Lorenz-Reiter-Straße. Von den Bauträgern
Migra und Heimbau wird bis 2015 ein von der Stadt
gefördertes Projekt mit 92 SMART-Wohnungen und
89 geförderten Mietwohnungen errichtet
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Buch III Nr. 35/2013
Durchmischung abzielen. Auch die Endstationen
der U-Bahnlinie 3 werden von dichter Bebauung
und Wohnhochhäusern markiert – im Westen
(Ottakring) das Schwesternwohnheim von Neh-
(2011/2012) brachten innovative Projekte wie
„sovieso“ – eine Partizipationsprojekt – der s&s
Architekten und die ersten sogenannten „smart“-
Wohnungen u.a. von Geiswinkler&Geiswinkler.
Projekten der „Wohnbauinitiative“, die – ohne
klassische Wohnbauförderung – ähnlich günstige
Wohnkonditionen bieten werden und sich
ebenfalls einem eigenen Beirat stellen mussten.
Die derzeit größten Entwicklungsgebiete
(innerstädtische Gebiete
und Stadterweiterungsflächen):
rer-Medek, im Osten (Simmering) ein Hochhaus
Diese verstehen sich als zusätzliches, kompaktes
Die Wohnbauinitiative ermöglichte ein koope-
• Entwicklung von „Brownfield-Areas“:
von Blaich-Delugan.
„Brownfield Development“ spielt angesichts
schrumpfender Grundstücksreserven und hoher
Erschließungskosten am Stadtrand auch in Wien
eine immer wichtigere Rolle. Eine besondere Bedeutung
kommt dabei der Nutzung denkmalgeschützter
Industriebauten aus dem 19. Jahrhundert
zu. Mit der 2001 eröffneten Gasometer-City
kann Wien auf diesem Gebiet ein weltweit wohl
einzigartiges Wohnprojekt vorweisen. Der Gestaltung
folgte dem Grundsatz, den genius loci dieses
und besonders preisgünstiges Angebot am Wiener
Wohnungsmarkt im kleinräumigen Mix mit
anderen Wohnformen.– zu Kosten, die jenen in
den Gemeindebauten entsprechen. Ergänzt wird
das Angebot durch ein Stadtteilmanagement.
Ökologisches Bauen
Der geförderte Wohnbau nimmt in Wien immer
wieder eine Pionierrolle bei der Entwicklung
neuer ökologischer Qualitäten ein. Für alle
Wohnbauten gilt „RUMBA“ – die Richtlinien für
eine umweltgerechte Baustellenabwicklung, die
ratives Planungsverfahrens, das frühzeitig alle
Beteiligten einband und damit beschleunigend
wirkte. Der Bezug der ersten Wohnungen ist für
Anfang 2015 vorgesehen.
In der Seestadt sollen bewusst unterschiedliche
Wohnmodelle nebeneinander entstehen. Daher
sind derzeit auch 6 Baugruppen am Planen, die
insgesamt ca. 200 Wohnungen in unterschiedlicher
Rechts- und Organisationsform errichten
werden. Das Projekt Que(e)rbau (Kirsch architects)
zeigt, dass mittlerweile auch Diversität
Eurogate (ehem. Aspanger Bahnhof):
Gesamt: 1.800 Wohneinheiten, bereits
umgesetzt bzw. in Realisierung: 1.000
Nordbahnhof: Gesamt: 6.500 Wohneinheiten,
bereits umgesetzt bzw. in
Realisierung: 4.000
Hauptbahnhof (Sonnwendviertel):
Gesamt: 5.000 Wohneinheiten, bereits
umgesetzt bzw. in Realisierung: 3.000
Nordwestbahnhof: Gesamt: 6.000
Wohneinheiten
Industriedenkmals zu wahren, d.h. Baukörper zu
implantieren, die in ihrer visuellen Leichtigkeit
eine Synergie zwischen der schweren Bausubstanz
des alten Behälters und den neuen Baustrukturen
erzeugen. So bildet im Bauteil von Jean
Nouvel ein schweres Stahlbetongerüst den Sockel
für die in Stahlbau konstruierten leichteren Obergeschosse.
Insgesamt wurden 602 zum Großteil
geförderte Wohnungen errichtet; dazu kommen
250 Wohneinheiten des Studentenheims.
Ein weiteres brownfield-development stellt der
Heller-Park im 10. Bezirk dar, wo besonders der
Bauteil von Albert Wimmer (2008 – 2011) an die
Architektur der alten Fabriksgebäude anschließt.
Ganz anders die Bebauungen der ehemaligen
Bombardier-Gründe in Floridsdorf (2007 – 2012,
Architektur: Werner Neuwirth, gerner+gerner
plus, königlarch) und der Wilhelmskaserne im 2.
Bezirk (2006 – 2009, Architektur u.a.: Walter Stelzhammer),
die sich selbstbewusst von ihrer Umgebung
absetzen.
Aber auch kleinere (Baulücken-)Projekte haben
Platz im System des geförderten Wohnbaus – ein
besonders schönes Beispiel findet sich in der
u.a. auf eine deutliche Reduzierung des Baustellenverkehrs
durch spezielle Logistikzentren abzielen.
Dem gängigen Niedrigenergiestandard
folgen immer mehr Passivhäuser – beginnend
mit dem geförderten Studentenheim Molkereistraße
(2005, Architektur Baumschlager-Eberle).
Eurogate (2007 – 2012), auf den Gründen des
ehemaligen Aspang-Bahnhofes, stellt die größte
Passivhaus-Siedlung Europas mit mehr als 700
(im Endausbau ca. 1.700) geförderten Mietwohnungen
dar.
Auch der mehrgeschossige Holzbau wird seit einigen
Jahren in Wien gefördert. Den Pionierprojekten
in der Spöttlgasse (Hubert Riess) und am
Mühlweg (Hubert Riess, Kaufmann&Kaufmann,
Dietrich/Untertrifaller), beide im 21. Bezirk,
folgten mittlerweile Wohnbauten wie der siebengeschossige
Block an der Wagramer Straße
(2012, Architekt Michael Schluder) und das Generationenwohnen
am Mühlgrund (2007 – 2009,
Architektur: Czech-Krischanitz-Neuwirth). Ähnliche
Stadtrandprojekte – nicht unbedingt in
Holzbauweise – nehmen das Thema des verdichteten
Flachbaus auch im geförderten Wohnbau
auf: so an der Heustadelgasse im 22. Bezirk
im Wiener geförderten Wohnbau angekommen
ist.
Grundlage für die gesamte Entwicklung der Seestadt
ist ein smart city-Konzept – aufbauend auf
sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit, einem
Wettbewerb der Technologien und Materialien,
alternativer Mobilität und fußläufiger Erschließung.
Einige Pionierprojekte wurden bereits
umgesetzt: Wiens erstes Plus-Energiehaus, der
verpflichtende Mobilitätsfonds für alle Bauträger,
das erste umfassende Geschäftsflächenmanagement
(anstelle eines verkehrserzeugenden
Einkaufszentrums), ein zentrales Energieverbrauchsmonitoring.
Seitens der Wohnbauten
werden noch weitere Vorleistungen erbracht –
etwa Vorsorgeflächen für Photovoltaik. Smart
City – so viel ist bereits jetzt klar – wird erst möglich
durch Smart Housing: So geht es auch nicht
primär um High Tech-Lösungen im Wohnbau,
sondern um sinnvollen Einsatz möglichst vieler,
einander ergänzender Instrumente; um nachhaltige
Lösungen (die etwa den Gesamtlebenszyklus
von Gebäuden berücksichtigen); und vor
allem: um das Zusammenwirken von planerischen
und sozialen Aspekten, unterstützt durch
• Das Stadterweiterungsgebiet „Seestadt
aspern“:
20.000 Wohnungen
20.000 Arbeitsplätze
Auf 240 Hektar entsteht Wiens größtes
und innovativstes Stadtentwicklungsgebiet.
Rund 20.000 Menschen
werden bis 2028 in aspern Seestadt
wohnen. Herzstück ist der 5 Hektar
große See sowie der 6,4 Hektar großen
Seepark.
Leistbares Wohnen, eine klimaneutrale
Stadt, soziale Nachhaltigkeit, funktionale
Durchmischung sowie architektonische
Vielfalt, die Vorgaben für
aspern Seestadt wurden im Vorhinein
klar definiert.
Mit dem Bau der ersten Wohnungen
wurde bereits begonnen. In knapp drei
Jahren werden etwa 6.000 Wienerinnen
und Wiener in den Projekten der
Wohnbauinitiative, des ersten Bauträgerwettbewerbs
und der Baugruppen
in aspern Seestadt besonders qualitätsvoll
leben und wohnen.
Alxingergasse im 10. Bezirk (2005, Architektur:
Geiswinkler&Geiswinkler).
Kooperative Planung
Die frühzeitige Einbindung der Anrainer stellt
eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung
größerer Neubauprojekte dar. Eine Pionierrolle
kam dabei dem Projekt Kabelwerk
(2002 – 2007) mit rund 1.000 Wohnungen auf einem
ehemaligen Industrieareal im 12. Bezirk zu.
Neben der architektonischen Vielfalt (u.a. von
pool Architektur) überzeugt hier vor allem die
Freiraumplanung, die in enger Zusammenarbeit
mit den Anrainern entwickelt wurde. Als Ergebnis
dieses Planungsprozesses präsentiert sich das
Kabelwerk heute als autofreier, urbaner Stadtteil
mit einer großen Vielfalt an Wohnungstypen und
(2009 – 2011, Architektur: Helmut Wimmer, Dietrich/Untertrifaller,
Pichler&Traupmann), an der
Pichlgasse (2009, Architektur: Ganahl-Ifsits), an
der Lavaterstraße (2011, room8 architects) und
beim Wohnhof Orasteig in Stammersdorf (2009,
ppag architects).
Smart City – Smart Housing: Seestadt
Aspern
Aufbauend auf dem Masterplan von Johannes
Tovatt stellt die Seestadt Aspern eines der größten
und ambitioniertesten Stadtentwicklungsgebiete
Europas dar, das in mehreren Bauetappen
bis etwa 2025 fertiggestellt werden soll. Der
Baubeginn der ersten 2.500 (von mindestens
8.500) Wohnungen erfolgte vor kurzem – eine
Mischung aus geförderten Wohnungen, die aus
ein Stadtteilmanagement.
Wiener Wohnbau – international
Es überrascht nicht, dass das Interesse internationaler
Experten am Wiener geförderten Wohnbau
in den letzten Jahren enorm zugenommen
hat. Es gibt keine andere Stadt in Europa, die
über eine derartige Kontinuität einer sozialen
Wohnungspolitik verfügt und diese auch dann
nicht aufgegeben hat, als der Zeitgeist in Richtung
Neoliberalismus und Privatisierung zu gehen
schien. Konsequenterweise hat Wien auch
die Folgen der Finanzkrise im Wohnbau besser
überstanden als die meisten anderen europäischen
Großstädte. Diese Errungenschaften gilt
es abzusichern und die Qualitäten weiter zu
entwickeln. Wien setzt hier klare Schritte und
Das SMART-Wohnbauprogramm:
Komplett. Kompakt. Kostengünstig.
SMART-Wohnungen sind Wiens neue
Wohnungsangebote am Puls der Zeit.
Mit intelligenten Grundrissen und flexibler
Raumeinteilung.
SMART-Wohnungen werden in verschiedenen
Größen angeboten. Rund ein Drittel
aller geförderten Wohnungen werden zukünftig
als SMART-Wohnungen ausgeführt
– eingebettet in geförderte Wohnprojekte.
Bis 2014/2015 werden die ersten SMART-
Wohnungen fertig gestellt.
Weiterführende Informationen:
www.wien.at
www.wohnservice-wien.at
Freizeiteinrichtungen. Die Erfahrungen mit ko-
einem Bauträgerwettbewerb hervorgingen, und
baut diesen erfolgreichen Weg weiter aus.
operativen Planungsinstrumenten werden auch
in die Planung weiterer Neubaugebiete – etwa
des Projekts nördlich des Heeresspitals (Bauträgerwettbewerb
2013) im 21. Bezirk und der Seestadt
Aspern – einfließen.
Zu den größten städtebaulichen Chancen Wiens
gehört der Umbau des Bahnsystems, der mehrere
innerstädtische Gebiete für eine völlige Neuplanung
eröffnete. So werden am ehemaligen Nordbahnhof
rund um den neuen Rudolf Bednar-Park
schrittweise rund 10.000 Wohnungen errichtet
(weitere werden am nahe gelegenen Nordwestbahnhof
folgen), darunter innovative Wohnbauten
im Rahmen des „Junge Wiener“-Wettbewerbs
(2008, etwa der Bau der BEHF-Architekten an der
Vorgartenstraße), das ebenfalls geförderte Geriatriewohnheim
(Architekt Helmut Wimmer, 2006),
„Wohnen am Park“ mit seiner besonders großen
Wohnungsvielfalt (2010, Architektur: ppag) und
die „Bike City“ (2005, königlarch Architekten),
der nun das ebenfalls von der Gesiba errichtete
Projekt „Bike and Swim“ folgt.
Rund um den neuen Hauptbahnhof entsteht aktuell
in mehreren Etappen das Sonnwendviertel.
Die ersten beiden Bauträgerwettbewerbe
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Nr. 35/2013 Buch III
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Campus WU, Wien
Gesamtkoordination: Vasko +Partner
Zaha Hadid, Library & Learning Center, Foto: Franz Ertl / V+P
NO.MAD Arquitectos, Executive Academy Center
Foto: Manuela Hölzl
BUS Architekten, Teaching Center, Foto: Franz Ertl / V+P
Zaha Hadid, Library & Learning Center, Foto: Andreas Thaler Zaha Hadid, Library & Learning Center, Innenmöblierung -
Produzent: Cserni Objekt GmbH, Foto: Andreas Thaler
CAMPUS WU: NACHHALTIGES PRESTIGEPROJEKT
Vasko+Partner Ingenieure lieferte mit seiner Kompetenz als Generalkonsulent
gemeinsam mit dem Arge-Partner BUSarchitektur die Generalplanung
für den Neubau des Campus WU, dem größten heimischen
Universitätsprojekt und zugleich einem der spektakulärsten Bauprojekte
Österreichs. Bauherr ist die Projektgesellschaft Wirtschaftsuniversität
Wien Neu GmbH mit den beiden Projektleitern Maximilian Pammer, BIG
und Christoph Sommer, Wirtschaftsuniversität Wien. Der Masterplan von
BUSarchitektur legte für den neuen Universitätscampus die Infrastrukturplanung
und Freifl ächengestaltung fest und teilt das Projekt in sechs
Baufelder ein. Die einzelnen Projekte sind das LC – Library and Learning
Center, Zaha Hadid Architects/Hamburg, AD/D3 – Departmentgebäude,
Crabstudio/London, D1/TC – Hörsaalzentrum, Department und Mensa
– Busarchitektur/Wien, EA Executive Ac ademy – Nomad/Madrid, D2/
SC – Departmentgebäude Atelier Hitoshe Abe/Sendai/L.A., D4 Departmentgebäude
– Estudio Carme Pinos/Barcelona.
„Die wesentliche und überaus spannende Aufgabe war für uns die
Gesamtkoordination. Für gewöhnlich wird ein Gebäude errichtet – in diesem
Fall wurden sechs Projekte zugleich gebaut. Dabei war das übergeordnete
Kostenmanagement, für das wir ebenso verantwortlich zeichneten,
ein entscheidender Knackpunkt“, beschreibt Wolfgang Vasko den
Auftrag, der das Ziviltechnikerbüro über fünf Jahre auf Trab hielt.
Eine Mannschaft von Vasko+Partner mit zeitweise mehr als 100 Personen
war oft rund um die Uhr auf und für den Campus WU im Einsatz. Die
Tätigkeitsfelder reichten neben der Generalplanung von der fachlichen
Zusammenarbeit bis zur Unterstützung von den sechs internationalen
Architekturbüros, bereits in der Vorentwurfsphase bis zur Einreichung.
Andreas Strodl, Projektleiter Vasko+Partner, räumt jedoch zugleich ein,
dass das gute Gelingen des Riesenprojekts auch aufgrund der Bestellqualität
und Kompetenz des Bauherren gelang: „Straffe Vorgaben, ein
intensiver Austausch und viel Kommunikation führten bei dem Bauvorhaben
zum Erfolg. Zudem hatten wir ein topmotiviertes Team, die besten
ausführenden Firmen vor Ort, die sich allesamt höchst engagierten,
eine vorzügliche Arbeit abzuliefern.“ Ein Beispiel für die herausragende
Qualität der Handwerkskunst ist das LC – das Library & Learning Center
– geplant von Zaha Hadid, mit seinen schrägen und verwinkelten Sichtbetonwänden.
ARCHITEKTUR UND ÖKOLOGIE
Neben den ungewöhnlichen Architekturentwürfen für die einzelnen Gebäude
punktet der Campus WU vor allem mit seinem ökologischen,
gesamtheitlichen Konzept. Dafür erhielt der Campus WU auch die ÖG-
NI-Zertifi zierung. „Die Energieversorgung der Gebäude erfolgt zum überwiegenden
Teil durch thermische Nutzung des Grundwassers mit einer
Kälte-/Wärmeleistung von rund drei Megawatt. Alle Bauteile werden
mittels Bauteilaktivierung beheizt und gekühlt“, erklärt Günther Sammer,
TGA-Gesamtprojektleiter Vasko+Partner.
Das Herzstück der neuen WU ist das LC mit seiner spektakulären Auskragung.
Vasko+Partner tüftelte gemeinsam mit dem Stahlbauer an den
statischen Berechnungen der Konstruktion und schuf so die Basis für die
Realisierung der ungewöhnlichen Form des LC. Die gesamte Stahlkonstruktion
liegt auf einem freitragenden, über 80 Meter langen Stahlträger,
der in 17 Meter Höhe scheinbar schwebt. Andreas Strodl beschreibt die
Koordination der einzelnen Handwerker als besondere Herausforderung:
„Punktgenau mussten wir in Abstimmung mit allen Beteiligten die einzelnen
Bauschritte planen – kein einfaches Unterfangen, aber es ist
gelungen.“
Mehrere unterschiedliche Gebäudekomplexe wurden zeitgleich auf einem
gemeinsamen Campusareal vereint, jedes für sich mit einem unkonventionellen
architektonischen Konzept. Die großzügige Freiraumgestaltung
will die Kommunikation forcieren und zum Verweilen auf dem Campus
einladen. Der Campus WU bietet 90 Hörsäle und Seminarräume mit rund
5800 Plätzen für die Studenten sowie 3000 Arbeitsplätze in Lernzonen
und Projekträumen. Die WU und die Bundesimmobiliengesellschaft
haben gemeinsam als Projekterrichtungsgesellschaft mit dem Neubau
des Campus Wirtschaftsuniversität ein spannendes Vorzeigeprojekt realisiert,
das die Wissensgesellschaft in Österreich nachhaltig prägen wird.
„Wir sind sehr stolz, denn mit dem neuen Campus WU verfügen nun
nicht nur wir über ein nachhaltiges Prestige-Referenzprojekt – sondern
auch Österreich über ein Highlight in der Universitätslandschaft“, so
Wolfgang Vasko.
Buch III Nr. 35/2013
24
das Fenster zur Welt
das Fenster zur Welt
Nr. 35/2013 Buch IV
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Kulturelle Identität / Linz
HELMUTH GSÖLLPOINTNER
Forum Design
Die kulturelle Identität einer Stadt wird üblicherweise durch Musik, darstellende Kunst, Literatur,
Malerei und Bildhauerei, etc. definiert. Die Stadt Linz bemühte sich aus diesem Grund bereits vor
Jahren eine charakteristische Linzkunst erkennbar zu machen. Schon damals wünschte ich dem
Bürgermeister anlässlich eines Jahreswechsels einmal nicht nur die Kulturabteilung, die für den
Bereich Kunst zuständig ist, als solche zu bezeichnen, sondern alle Sparten des Magistrats als
Kulturabteilungen zu betrachten, auch das Rechtswesen, Soziales, Finanzen, Schule und Sport etc.
Kultur umfasse schließlich, laut Wikipedia, im weitesten Sinn alles „was der Mensch selbst gestaltend
hervorbringt“. Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials,
wie in der Technik oder in der bildenden Kunst, aber auch geistige Gebilde, wie etwa Recht,
Moral, Religion, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Brockhaus hieß dies noch so: Die Gesamtheit der
typischen Lebensformen einer Bevölkerung einschließlich der sie tragenden Geistesverfassung und
somit ist global gesehen, die Kultur von vornherein als Vielfalt angelegt. Kunst ist zwar ein wichtiger
Teil der Kultur einer Gesellschaft, aber nicht der einzige Gradmesser dafür.
Die Veranstaltung Forum Design, die die Visualisierung der Gründungsidee der Hochschule für
Künstlerische und Industrielle Gestaltung und ihre Ziele zum Inhalt hatte, wies außerdem auf die
Tatsache hin, dass die Gestaltung der Gegenstände der profanen Umwelt für das Niveau der Kultur
einer Gesellschaft mindestens ebenso maßgebend ist wie die sogenannte Hochkunst. Die Ausstellung
umfasste die gesamte Bandbreite von einfachstem Gerät für den täglichen Gebrauch in der
privaten, urbanen und betrieblichen Umwelt über technische Apparate, Fahrzeuge und Investitionsmaschinen
bis zu zweckfreien künstlerischen Objekten und Installationen.
Forum Metall
Dass Linz zur Europäischen Kulturhauptstadt 2009 erklärt wurde, begründete man im wesentlichen
mit dem Hinweis auf bestehende Einrichtungen und Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Bildende
Kunst und den damals jungen Entwicklungen der Neuen Medien. Die Klangwolke stellte mit
ihren jährlich hunderttausenden Besuchern ein besonderes Atout dar.
Durch riesige Finanzmittel für die Durchführung der geplanten Projekte während des Veranstaltungsjahres
2009 sollte die Stadt von der ehemaligen Stahl- bzw. Industriestadt in eine Kulturstadt
verwandelt werden, d.h. es sollte sich dadurch eine neue markante, kulturelle Identität entwickeln.
Aus der Sicht mit einigen Jahren Abstand muss man aber sagen, Linz ist eine Industriestadt geblieben
– mit etwas höherem künstlerischem Niveau als vorher.
Worin ist nun die kulturelle Identität einer Stadt zu sehen? In Österreich wird generell Musik als
Gradmesser herangezogen. Auf der Ost-Westachse, vom Neusiedlersee über Wien, Linz und Salzburg
bis zum Bodensee regieren Oper, Operette und Musical. Linz hat seit 2013 ein prächtiges Musiktheater
und beabsichtigt in Zukunft mit dem Schwerpunkt Musical eine erkennbare Eigenständigkeit
zu entwickeln und muss aber mit Veranstaltern, die gesetzlich abgesicherte Subventionen
erhalten, rittern. Gegen Wien und Salzburg wird es schwierig werden sich zu behaupten. Geschweige
denn, von den großen Häusern außerhalb Österreichs wie in Paris, Mailand oder Bayreuth.
Klangwolke
Neues Musiktheater
Ohne nun einer vertanen Chance nachzujammern und als Hinterher-Besserwisser bezeichnet zu
werden, muss es erlaubt sein, auf die Möglichkeiten hinzuweisen, die in Linz bestanden, um eine
Eigenständigkeit und kulturelle Identität zu entwickeln. Durch die vorhandenen Schwerpunkte Industrie,
Wissenschaft und Kunst war ein stabiles Dreipunktfundament für die Errichtung einer solchen
gegeben. Die Kooperation von Johannes Kepler Universität, VOEST Alpine und Hochschule
für Gestaltung funktionierte und brachte die großen Marksteine Forum Metall, Forum Design und
Netz Eurpa hervor. Bildende Kunst, Architektur, Design und Neue Medien stellen nach wie vor den
Schwerpunkt der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung dar. Beiträge der Johannes
Kepler Universität bilden die wissenschaftliche Basis für diverse Projekte. Die Kooperation mit
Industriebetrieben Oberösterreichs stellt eine weitere Stütze dar.
Forum Design hat inzwischen legendären Ruf und die damit zusammenhängende Dokumentation
der Veranstaltung „Design ist unsichtbar“ gilt heute als Designbibel. Mit dem bescheidenen Budget
in Relation zum sechzigfachen für das Kulturhauptstadtjahr wurden Meilensteine errichtet, die einen
Weg anzeigten, wie eine kulturelle Individualität erreicht werden könnte. Die Plastiken von Forum
Metall an der Donaulände stellen seit nunmehr fast vierzig Jahren ein Charakteristikum der Stadt
dar.
Der gemeinsame Weg der oben erwähnten Institutionen wurde unterbrochen, nachdem die Aktivität
der Kunsthochschule durch negative Begleiterscheinungen bei Forum Design für eine Zeit gelähmt
war. Die Forcierung von Architektur, Design, Bildende Kunst und Neue Medien gibt weiterhin die
Richtung im Sinne der Gründungsidee der Kunstuniversität vor. Ob und wie sich durch das Zusammenwirken
dieser Faktoren mit Musik und Theater, mit Wissenschaft und Wirtschaft eine spezifische
kulturelle Identität entwickeln wird, hängt von der Kooperationsfähigkeit der Beteiligten ab
und davon, welche dieser Institutionen sich zu einer richtungsweisenden Leitfigur entwickelt.
Kulturelle
Identität / Linz
Zur kulturellen Identität einer Gesellschaft im weitesten Sinn gemäß den oben genannten Lexika
gehört jedenfalls, dass auch die Faktoren Recht und Moral, Wirtschaft und Wissenschaft integraler
Bestandteil sind.
„Ganz gleich, wo das ist, ob das jetzt als Lehrer ist oder ob das als Leiter einer Gruppe ist, der man vorsteht –
einer muß da sein, der in den Leuten ein Feuer anzündet, und schauen, daß das Feuer brennt.
Anzünden, das war mir immer das Wichtigste.“
Helmuth Gsöllpointner, im Interview von Gabriele Kepplinger, 15. Dezember 2001
26
Buch IV Nr. 35/2013
Helmuth Gsöllpointner Außenobjekt für FMT Wels
FMT-ZWANZIGZEHN vor dem neuen Firmenzentrum von FMT in Wels, Höhe 7,5 m, nicht variabel, Ausführung: FMT Werkstätten nach Detailplänen
von Athur Viehböck, 2010, Foto: Norbert Artner
Heinz J. Angerlehner und Helmuth Gsöllpointner, 2010
FMT-ZWANZIGZEHN, variables Objekt in drei Positionen,
Höhe 30 cm, Chromnickelstahl, Ausführung in Drahterosionstechnik,
Frima Haidelmair, 2009, Konstruktion: Athur Viehböck,
Foto: Norbert Artner
Helmuth Gsöllpointner gilt als einer der universellsten österreichischen Künstler, Designer und Initiatoren. Als Ausstellungsmacher
hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass Linz als zeitgenössische Kulturstadt wahrgenommen
wird. Er verkörpert seit Jahrzehnten die Verbindung von freier Kunst und angewandter Gestaltung, immer bezugnehmend
auf den Menschen und die Gesellschaft.
Er prägte als Lehrer und Rektor entscheidend das Profil der Kunstuniversität und organisierte mit „Forum Metall“ und
„Forum Design“ erstmals weltoffene Großveranstaltungen in Linz. Er bewegt sich an der Grenze zwischen Architektur,
Bildhauerei und Design und hat als Künstler zahlreiche Spuren hinterlassen, welche aus dem österreichischen
Kunstgeschehen und im speziellen aus dem Linzer Stadtbild nicht mehr wegzudenken sind, wie die Metallplastik an
der Voest-Brücke oder das Objekt aus Chromnickelstahl im Universitätspark der JKU Linz.
Gsöllpointner war Gründer und Leiter der Abteilung für Metallplastiken in den Lehrwerkstätten der Voestalpine. In
seiner Zeit als Professor (1973-2001) und Rektor (1977-1981) der Kunsthochschule erbrachte er wesentliche, herausragende
Leistungen für die heutige Kunstuniversität Linz, für die Kunst und das kulturelle Leben in Linz und
Oberösterreich. Gsöllpointner konzipierte und leitete seit 1971 zahlreiche internationale Ausstellungen, wie Forum
Metall (1977), Forum Design (1979), Schmuck - Zeichen am Körper (1987) und Netz Europa (1994).
Seine künstlerisches Werk wurde unter anderem in einer Einzelschau im MAK Wien 2003 gewürdigt.
Nr. 35/2013 Buch IV
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RONDO VARIABLE SITZSKULPTUR IM NEUEN MUSEUM ANGERLEHNER
Design Andreas Thaler
Die variable Sitzskulptur RONDO besteht aus acht Stück Einzelobjekten.
Als Einzelobjekte können sie zu einem großen ringförmigen Gesamtobjekt, sowie auch in
vielfältigen Kombinationen als Ring und in Wellenformen zu Sitzlandschaften kombiniert
werden. Dadurch eröffnen sich immer wieder neue Kombinations- u. Aufstellmöglichkeiten.
Die Objektmöbel sind beidseitig benützbar.
RONDO ist ergonomisch geformt und bietet einen sehr angenehmen Sitzkomfort für Personen
aller Altersgruppen. Geradlinige Lehnen-Oberseiten eignen sich ideal für eine Abund
Auflage von Bücher, Informationsmaterialien, Taschen, u.v.m..
www.andreasthaler.com
Heinz J. Angerlehner auf der Sitzskulptur Rondo in der großen Ausstelllungshalle des Museums
Andreas Thaler ist Absolvent der Universität
für künstlerische und industrielle Gestaltung
in Linz, Meisterklasse für Produkt- und
Objektgestaltung Metall bei Prof. Helmuth
Gsöllpointner und Prof. Kristian Fenzl. Neben
seiner künstlerischen Arbeit im Rahmen vieler
Ausstellungen wurde er vor allem für Produktdesign
international prämiert.
Gewinner des „Europäischen Designpreises,
Design for Europe Award, 16. Internationale
Design Biennale“ Belgien.
Rondo auf der Terasse des Museums
Installierung der variablen Sitzskulptur Rondo mit Dr. Gerda Ridler und Mitwirkenden
rdd design network / Rainer Atzlinger
Hitzinger Jetpower
HITZINGER präsentiert mit der JET POWER eine neue Qualität der Bodenstromversorgung
von Flugzeugen in der Flugvorbereitungsphase. Der gesteigerte Wirkungsgrad
und die Senkung der Gesamtbetriebskosten (TCO) bei erhöhter Umwelt- und Benutzerfreundlichkeit
machen die JET POWER zu der innovativsten Ground Power Unit, die
gehobenen Ansprüchen langfristig gerecht wird.
Die JET POWER ist die kleine Schwester der D POWER. Neben geringstem Verbrauch
und niedrigstem Schallpegel wurde bei der Entwicklung der JET POWER auf Kompaktheit
größtes Augenmerk gelegt. Dies spiegelt sich im ansprechenden Design sowie der
ergonomisch gestalteten Bedienfelder wider.
www.qzwei.com
Artec Modul 500
austrian recycling technology präsentiert auf
der K-2013 in Düsseldorf.
Qualitäten: Recycling massgefertigt - flexibel,
intelligent, leistungsstark / Modulbauweise für
innovatives Technologiekonzept / konstant
hohe Produktqualität und mehr Output bei
gleichzeitig sinkendem Energiebedarf.
artec ist ein member of GAW group
www.artec.at
Rainer Atzlinger absolvierte die Kunstuniversität
in Linz und diplomiert 1990 bei Prof.
Gsöllpointner. Seit 1991 als freiberuflicher Industriedesigner
tätig. Studienaufenthalte bei
Opel Interior Design in Rüsselsheim und General
Motors Design Staff, Michigan USA.
Gründete 1999 gemeinsam mit Tom Hulan
und Philipp Hummer das Designbüro RDD
design network. RDD steht für Produkte mit
hohem ästhetischen Anspruch, die in ihrer
Sprache prägnant, futuristisch und doch formal
zeitlos sind.
Ausgezeichnet unter anderem mit dem „reddot
product design award – best of the best“
2003 für Hartl Powercrusher PC 1375.
www.rdd.at
Städteplanung / Architektur / Religion Buch V Nr. 35/2013
29
Thomas Redl, palace of memory, filmstill, 2013 / pierre bourdieu - algerien 1958-61 (found footage)
gedächtnispalast. stück für stück erinnere ich, erinnert der körper, an seinen rändern, in der unverborgenheit, an jenem ort, der mich kennt, und den die welt kennt. / was bleibt. was bleibt ist ein begehren, nach dem unaussprechendem, nach der unvergessenheit. kein wort, kein bild, kein ort. /
die namen, die ich nicht erinnere, sind eine erleichterung. das vergessen hat kein gewicht. es gibt keinen mangel.
palace of memory. i am remembering bit by bit, piecemeal my body is recalling, at its brinks and borders, in unconcealed time and space, in that place which knows me and which is known by the world. / what remains. what remains is desire. a longing for the inexpressible, for the state of not forgetting
and not being forgotten. no more word, no more image, no more place. / the names i do not remember are relieving. oblivion has no weight. there is no absence.
30
Buch IV Nr. 35/2013
Dietmar Hochhauser L‘album ironique
Der Vorleser (Kurt Waldheim und sein Pferd), Lochkamerafotografie, 6 x 9 Negativfilm , 2012
L‘album romantique de la France N°3, Kleinplastik, 2012
Das Spektrum der künstlerischen Arbeit Dietmar Hochhausers reicht von der Anfertigung plastischer
Kompositionen in verschiedensten Maßstäben, Automaten und animierten Maschinen, Fotografie
(Camera Obscura, manipulierte Digitalfotografie), Film und 3D-Animation bis hin zur grafischen
Buchgestaltung.
„Miniatur- oder Privattheater“ – so die Bezeichnung für die verspielten figürlichen Kleinszenerien,
die Geschichten aufschlagen. Mit eigens geschaffenen Kleinplastiken, Staffagen, vorhandenen Kulissen
werden theatralische Aufzüge in Miniaturform gestaltet und mittels selbstgebauten Lochkameras
abgelichtet. Der statischen Inszenierung steht wie ein Antagonismus die „Action“ der dargestellten
Szene gegenüber. Es geht hier um „eingefrorene Bewegung“, um das Verschwinden, um das Spiel mit
den Maßstäben, dem Faktor Zeit und der Imagination.
Lochkamera, Eisenausführung
La Cimitiere de La Celle
Le trafic de vacances
Le Chateau St. Jussy
Dartmoor La Celle, Berry, Terrain de jeu du maire et église La Route de Bruyere
Lochkamerafotografie, 6 x 9 Negativfilm, 2011
Landschafts- und Stadtaufnahmen
Es geht aber in den Landschafts- und Stadtaufnahmen auch um den Begriff Sehnsucht.
Auf den Schwarz-Weiß-Abzügen ist alles Hektische eliminiert oder verwischt – Sehnsuchtsorte,
die so nicht existieren, entstehen. Englische Gärten, französische Schlossanlagen
etc. sind an sich statische Motive und bieten sich der Lochkamera besonders
an. Sich in Bewegung befindende Besuchermassen werden schlicht eliminiert, es bleibt
scheinbar menschenleere Stadt- bzw. Landidylle, und das Foto entzieht sich jeglicher
zeitlichen Zuordnung. Unruhe und Bedrohung entsteht einzig aus der eigentlich idyllischen
Natur selbst wie explosive Wolkenansammlungen oder Wasser, das wie zu Eis
gefroren erscheint.
Dietmar Hochhauser
Geboren 1965 in Linz, Studium an der Hochschule für
Gestaltung in Linz, Meisterklasse für experimentelle
visuelle Gestaltung, lebt in Wien und Oberösterreich,
Sommeratelier in La Celle/Frankreich.
Prof. Ameisberg dressiert ein Flugnashorn
Kleinplastik für Lochkamerafotografie, 2010
Timestop
Szenerie für Lochkamerafotografie, 2010
Nr. 35/2013 Buch IV
31
Millimetternich, 340x185 cm, Öl, Acryl, Lack, Bitumen auf Leinwand, 2010-2013 („Millimetternich“ war der Spitzname vom umstrittenen Kanzler Dollfuß, 1.Rep.)
Thomas Sturm „The darkened paintings“ 2009 - 2013
Thomas Sturm über die Dunklen Bilder, aufgezeichnet von Peter Funken
In einem zweiten Anlauf reanimiere ich die schon zu meiner Studienzeit in Linz begonnene, jedoch
nie zu Ende geführte Phase der dunklen Malerei - in Bitumen gemalte apokalyptische Bilder.
Es war damals wie auch heute eine von politischen Umbrüchen geprägte, angeheizte Zeit, die
Mitte der 1980er Jahre begann und mit dem Fall der Berliner Mauer und weiterer Grenzen des
Ostens ihren Verlauf nahm. 1991 fand zudem der 1. Golfkrieg statt, zum ersten mal sah man elektronische
Realzeitübertragung von Kriegsbildern auf CNN. “Aufdecken und Enthüllen“ als Zusatzdefinition
der Apokalypse sollte in dieser Werkphase über die Perzeptionsfähigkeit die Frage nach
dem nun werdenden Menschen der Zukunft stellen. Diese Untersuchung der Vielfalt von visuellen
Eindrücken, deren Geschwindigkeit und Methodik der Einspeisung in das eigene Kunst- und Weltdenken,
wird nun als wiederkehrendes Element in meinem Bildkosmos erneut aufgerufen.
So ist es bei den Teerbildern, - neben dem Faktor Zeit die Temperatur, die den Bitumenuntergrund
der Leinwände zu einer chemischen Langzeitreaktion auffordern, setzte ich experimentierfreudig
zusätzliche Pigmente und Lösungen bei, die das Bitumen in seiner Ursprungsart entsprechend
ablehnte. So saß ich schnell mitten in einer Mal-Alchemie. Deren Ergebnisse sind letztlich auch
vom Zufall geprägt. Die Idee der letzten Dinge (Eschatologie), die Beschäftigung mit Paul Virilios
„Bunker-Archäologie“ und die damit verbundene Zeitbetrachtung war schon in den späten
1980er Jahren in meinen Bildern geboren. Jene Faszination, welche sich methodisch und auch
persönlich nacherlebt, als psychologisch wie philosophisch geführte Weltbetrachtung zieht sie
sich durch mein Werk in vielschichtigen Ausdrucksformen.
Doch zuvor eine kleine Zusammenfassung, ein Rückblick, um zu veranschaulichen, warum die
Themen und vor allem das Material Bitumen, nach knapp 20 Jahren noch einmal auftauchen
müssen: Dazu sind zwei Dinge von Bedeutung - erstens sehe ich mich nicht als
diesen Kunstmaler und Bilderproduzenten, dessen sichere Wahl der Mittel die anschließend zugehörigen
Themen formt, sondern ich will in diesen - vor allem auch mir gegenüber zutiefst
skeptisch - in all ihren Abläufen sichtbar bleiben. Dies erklärt meine Neigung zu Prototypen, meinen
Hang zur Wechselästhetik, gegen jegliche Marktstrategie und ihre durchlaufende Erkennbarkeit.
Mein Interesse gilt Unsicherheitsformen, einer sich selbst befreienden Malerei, welche sich
ständig auf den Prüfstand zu führen versucht; dies verbunden mit einer Materialanstrengung,
- so entstehen Zwitterwesen oder Halbgötter, deren Geburt eher erschwerend denn erleichternd
wahrgenommen und verstanden sein wollen. Zweitens will die Wiederauflage der dunklen Bilder
begriffen sein, als Rückkehr zu einem vergangenen Erfolgshabitus, der didaktisch und strategisch
auch in der jüngeren Kunstgeschichte Thema wurde und von mir nochmals im Selbstversuch
bearbeitet wird.
Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man dem Irrtum erliegen, all die unterschiedlichen Herangehensweisen
und das Experimentier(g)en würden nur dem Wunsch nach schnellem Erfolg
geschuldet sein. Dass sich dieser bislang nicht einstellen wollte, kann hier getrost ausgeblendet
werden und im Sinne der Strahlentheorie der Antike ein Abscannen der neuen Bilder erfolgen.
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass das Bitumen als quasi eingedunkelte, braun-schwarze
Grundierung und je nach Dichte des Auftrages und des Farbaufwalzens sich mehr oder weniger
unangenehm beim Malen verhält. Es ist schon der Geruch an sich, der den zügigen und deshalb
eingeübten Auftrag einfordert, anschließend das Auftrocknen mit oder ohne Ein- oder Auflage
(hier: Noppenfolie), welche am Ende die teilweise reliefartige Oberfläche angeklebter Rückstände
ergibt, die in ihrem meist zufälligen Formabriss bemalt, zu neuer Ausdehnung des Malrepertoire
führt. Oder die dreijährige Übereinanderlagerung der Leinwände, bei dem der abschließende Abriss
eine fast holzschnittartige Patina auf der Leinwand von selbst entwirft. All dies sind Prozesse
der langen Wege, welche genügend Raum bereithalten, zwischendurch darüber nachzudenken,
worüber man mit und durch Malerei zudem und zu wem noch sprechen will!
Die Titel verraten uns nur einen Teil dieses Versuches, welche uns als mündigen Rezipienten wohl
ernst nehmen, uns aber auch instinktiv fragend abtasten und erinnern, wo es über das Gezeigte
hinaus gehen wird. Wohin, bleibt naturgemäß unbestimmt, ist aber für künftige Aktionen schon
angezeigt. Hier platziere ich mein malerisches Geistesfeld weit über das der kommerziellen Galerie,
den Sammler- oder Museumskauf hinaus in ein Reisesystem, von dem ferner noch die Rede
sein wird. Zuvor lasse ich meine Arbeit aber ruhen, gleich einem guten Wein, der diese Ruhe, diese
Temperatur braucht, um zu werden. Auch für den Künstler selbst gilt es abzuwarten, kennt er
doch jene schmerzhaften Erlebnisse erhöhter Drehzahlen, die der Kunst und vor allem der Malerei
nicht dienliche Voraussetzung sind.
Lassen Sie mich hier noch von den chiffrierten abstrakt wie comichaft auch clownesk wie skizzenhaften
eingearbeiteten Zeichnungen in dem malerischen Ruheraum sprechen. Sie sind die
Unruhestifter, die unser Schmunzeln, unsere Individualerinnerung aufrufen in Titeln wie „ewig
Zweiter“, „bin ein Parzival“, „Kulturerschöpfung“ oder „Tod des Vaters“. Wird dies erkannt, lenke
ich absichtlich mit meinen Wort- und Satzschöpfungen auf die großen Epen über, um sie in der
Jetztzeit zu neuer Bild-Aussage und zu einer neuen Lese-Form zu ermutigen und zu befähigen.
Mich selbst sehe ich dabei als den Bild-Schöpfer dieser Welt, welcher in und aus sich das Bildsehen
und Sein neu beleuchtet, auch um namentlich wie inhaltlich den Bilderstreit nochmalig zu
führen. Dies verstanden als Fenster in die Geschichte, nicht in die Welt.
Thomas Sturm, 2013
Phantom, 237 x 200 cm, Acryl, Wachs, Bitumen auf Leinwand, 2010
In einem zweiten Anlauf reanimiere ich seit 2009 die bereits zu meiner Studienzeit
1986 – 1991 in Linz begonnene, eine bis lang nie zu Ende geführte Phase meiner
dunklen Malerei – die große Serie in Bitumen gemalter, apokalyptischer Bilder. Mitte
der 1980er Jahre war eine von politischen Umbrüchen geprägte, angeheizte Zeit, die
mit dem Fall der Berliner Mauer begann weiterer Grenzen des Ostens fielen. 1991
fand der 1. Golfkrieg statt, zum Ersten mal sah man elektronische Realzeitübertragung
von Kriegsbildern auf CNN. Dieser Aufdeckungsüberschuss passte gut in
die von mir gewählte Theorie der Zusatzdefinition von Apokalypse und der Frage
nach der Perzeptionsfähigkeit des neu werdenden Menschen! In dieser Phase begannen
meine Untersuchungen der Vielfalt von visuellen Eindrücken, deren Geschwindigkeit,
ihrer Methodik der Einspeisung in die von mir gewählten Kunstdisziplin
Malerei. So ist es bei den Teerbildern, - neben dem Faktor Zeit, die Temperatur, die
den Bildträger, dessen Untergrund zu einer chemischen Langzeitlagerung auffordern,
setzte ich, wie ich es gerne tat und tue, noch experimentierfreudig zusätzliche
Pigmente und Lösungen bei, die das Bitumen in seiner Ursprungsart entsprechend
ablehnte. So saß ich schnell mitten in einer Mal- Alchemie, deren Ergebnisse sind letztlich auch vom Zufall geprägt. Die Idee der
letzten Dinge (Eschatologie), die Beschäftigung mit Paul Virilios „Bunker-Archäologie“ und die damit verbundene Zeitbetrachtung,
waren schon in den späten 80er Jahren des letzten Jahrtausends in meinen Bildern geboren, jene Faszination, welche sich
methodisch und auch persönlich nacherlebt, als psychologisch wie philosophisch geführte Weltbetrachtung zieht sie sich durch mein
Gesamtwerk in vielschichtigen Ausdrucksformen und Disziplinen.
Thomas Sturm
2003-2005 Master of Arts, Institute for Art in Context,
University of Berlin – Germany
1986-1991 University of Artistic and Industrial Design, Linz
– master class in visual design with Dietmar Eberle, Günter
Feuerstein, Wolfgang Flatz, Günther Förg, Jochen Gerz, Laurids
Ortner and Alfred Zellinger; graduated with honors
1982-1986 High School of Commercial Design, Linz – Austria
im Jahr 2014 erscheint der Katalog
„The darkened paintings“ 2009-2013
www.thomas-sturm.at
Dr. Peter Funken
(geb. 1954) lebt seit 1984 in Berlin als freier Autor, Kurator
und Dozent. Er schreibt u.a. für Kunstforum-International
und kuratierte Ausstellungen wie „MaschinenMenschen“
(Berlin, 1989), „Polnische Avantgarde“
(Berlin, 1992), „Faktor Arbeit“ (Berlin, Dresden, Kassel,
1994,1995), „Flecken in Geschichte und Gegenwart“
(Berlin, 1996/2012), „Hannah Arendt Denkraum“ (Berlin,
Halberstadt, Toronto, 2006/07/12) oder „Wunderkammer“
(Stettin, Berlin 2012/13). Funken ist Kurator der
Kunstmessen „Berliner Liste 2013“ sowie „Kölner Liste
2014“. Als Dozent und Coach arbeitet er u.a. für Berufsverband
Bildender Künstler Berlin (BBK). Mehr unter:
www.kunstserviceg.de
32
Buch IV Nr. 35/2013
in Vitro, (Neg# 1, 250x320 cm), Museo d‘Arte Contemporanea, Lissone
permanente Photoinstallation an der Museumsfassade bis 2015
Anton Kehrer - *1968 in Linz, lebt in Linz
2001 Diplom Kunstuniversität Linz, MK Visuelle
Mediengestaltung; Mitglied Künstlervereinigung Maerz;
seit 1991 zahlreiche Ausstellungren im In- und Ausland
www.antonkehrer.com
Lightflow_Prism, Wien/MuMoK, Detail Installation Dan Flavin, 2013, Blattkopie (21x32 cm) und Photoprint Neg#1
Anton Kehrer Lightflow
Zentrale Themen in der fotografischen Arbeit von Anton Kehrer sind
Licht und Farbe. Er führt uns zurück zu den Ursprüngen der Fotografie,
nämlich mittels eines Kameraobjektes und lichtempfindlichem
Papier etwas abzulichten von der Welt. Nun bilden aber die Fotos
Kehrers nicht die Welt in realistischer Weise ab, sondern zeigen einfach
Farbe und Licht an sich. Es handelt sich um Aufnahmen von
Kunstlichtphänomenen, in einer Art fotografiert, das reine Farbverläufe
entstehen, die von jeder Hinweisbedeutung gelöst sind.
Das Medium, das uns in so vielfacher Weise Abbildungen der Realität
geliefert hat, wird so eingesetzt, das damit ein reines abstraktes Bild
entsteht. Diese reinen Lichträume erzeugen bei der Betrachtung eine
Rückbesinnung auf unser kollektives visuelles Gedächtnis – es sind
Erinnerungen an die Lichtphänomene des Himmels und sie verbinden
uns somit wieder mit einer archaischen Erfahrung. Kehrers Fotoarbeitens
sind Hommagen an Licht, Farbe und Raum.
Thomas Redl
Kehrer reagiert auf Farbe als frei im Raum
schwebende abstrakte Form. Er reflektiert
die immaterielle Präsenz des Farblichts
und macht beides zum konstituiven
Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit.
Durch seine Fotografien kann er die immaterielle
Form der Farberscheinung wieder
materialisieren. Martin Hochleitner
Thomas Strobl *1967 in Linz, lebt in Wien
Zum 75. Geburtstag von Romy
Schneider. Eine Ausstellung zu
Ehren einer unserer größten
Frauen des 20. Jahrhunderts.
Zu sehen bis Februar 2014 in
der neu eröffneten Galerie
Rammer in Hernals.
www.galerierammer.at
Frau Schneider #2, Öl auf Leinwand, 2013, 110 x 130 cm
Essen, Öl auf Leinwand, 2013, 300 x 200 cm
3 x 11. Das erste Gemälde der neuen Serie der
Fussballfanbilder aus NRW: Essen.
Nach dem erfolgreichen Projekt über die österreichische
Fankultur, geht´s nun zu unseren
Nachbarn in den Ruhrpott.
www.galerierammer.at
Raum für Notizen
ST/A/R empfiehlt...
individuelle und nach Maß gefertigte Rahmen
Rahmen Frank
Teinfaltstraße 3, 1010 Wien
heinz.frank@einrahmer.com
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33
WARAN
Nr. 35 / 2013
ST/A/R
Nr. 35 / 2013
Nr. 35 / 2013
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ST/A/R Nr. 35 / 2013
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ST/A/R Nr. 35 / 2013
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I want to give you a picture from a little little
dream for me. This picture is dedicated to Ivo.
Nr. 35 / 2013
ST/A/R
Nr. 35 / 2013
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Nr. 35 / 2013
Doubie down down
The Healer
Thrilla in Manila
Oh it’s a pitty
1,2,3,4
Alle Kinder spielen Klavier
Auf den Boden spucket ihr...
Die Post ist zufrieden,
Der Friede ist daneben,
Die Titanic geht unter,
schnürlsamt Mutterschiff,
übers Dach in die NATU
Personal Profi ler, Handelsakademie,
Hunger, Mode, Philosopie,
Umweltverbrechen verhält sich zu Naturkatastrophen,
wie Mercedes zur Glock
Serviceasstistent, Kim Jong Jonglieren,
Williams Schnaps, Schokokuchen, versalzen,
Tanzen, lieben,
ich bin ka Chef, der Waiseste
Eine Straße mit vielen Bäumen ist eine Allee
Contact: facebook-
Rudi Waran Sauchecker Gerngross
ST/A/R Nr. 35 / 2013
Nr. 35/2013 Buch VI
41
Marcus Hinterthür Haus 1 als virtuelles Museum – Utopia Ultra
DER VEREIN FÜR PHANTASTISCHE UTOPISCHE ÄSTHETIK
ARCHITEKTUR UND VIRTUELLE TRANSMISSIONEN
BITTET ZUR PRÄSENTATION DER CGI-INSTALLATION
HAUS 1
AUF DER „SUMMER OF ARTS 2012“
PERMANENTE
AUSSTELLUNG
ein Collada 3d-Mesh nach einem
Gemälde von Herbert Brandl,
welches nach einem Modell
von Heidulf Gerngross aus
dem Jahre 1965 gemalt
wurde und das inzwischen
wahrscheinlich
vom Waran zerstört
worden ist.
ATARI PATRUCCI /
MARCUS HINTERTHÜR
Einladung
SUMMER OF ARTS
Freitag, 16. November 2012
HAUS 1
(cgi/cad-Installation, 2012)
nach einem Modell von
Heidulf Gerngross (1965) und inspiriert
durch ein Gemälde von Herbert
Brandl, das inzwischen wahrscheinlich
vom Waran zerstört worden ist
cad-mesh/cgi/virtual worlds
Installation,Echtzeitrender,
Spielegrafik, Sommer 2012
DER VEREIN FÜR PHANTASTISCHE UTOPISCHE ÄSTHETIK, ARCHITEKTUR UND
VIRTUELLE TRANSMISSIONEN BITTET ZUR PRÄSENTATION DER CGI-INSTALLATION
„HAUS 1“ (cgi/cad/vw-Installation,Sommer 2012)
PERMANENTE
AUSSTELLUNG
Das HAUS 1 von Marcus Hinterthür
ist eine CGI/CAD-Installation im
Cyberspace, die nach dem utopischen
Gebäudemodell des Kärntner
Architekten Heidulf Gerngross
entwickelt wurde. In der größten
österreichischen Zeitung ST/A/R
wird darüber bereits ausführlich
berichtet, und in Hinterthürs
Erzählung „Rosencranz und Gernegross
are dead - Reclam“ taucht
das Haus 1 in experimentell-literarischer
Form immer wieder auf.
Auch der bekannte Maler Herbert
Brandl nahm sich des Modelles
an und
schuf in
den 80´er DIE VIRTUELLE PLASTIK
Jahren
ein 3 mal 4 Meter großes, 40.000
Euro teures Gemälde aus dieser
frühen architektonischen Vision
__________
Herbert Brandl
„Haus 1“,
Öl auf Leinwand
Preis: 40´000 Euro
__________
„Rosencranz und Gernegross are Dead - Reclam“ ist
eine phantastische utopische Satire und erscheint als
Fortsetzungsroman im ST/A/R- Printmedium, Wien - Berlin,
2008 - 2012, Verlagspostamt
WWW.HYPERGRID.ORG
DAS HAUS 1 WIRD
ZUM VIRTUELLEN
MUSEUM IN 3D
WWW.VECTORDIRECTOR.COM
UTOPIA ULTRA
Gerngross, das aber inzwischen
wahrscheinlich durch dessen Sohn
Rudolph, den WARAN, zerstört
worden ist.
Inspiriert von der unwirklichen,
extraterrestisch anmutenden
Wirkung dieses Gebäudes,
beseelt von
dem Wunsch,
EINE SURREALE
Architektur
SKULPTUR zu schaffen,
konstruiert
Hinterthür
ein Computermodell nach den
wenigen erhaltenen Aufnahmen
des Gebäudes.
Dabei kommt es dem Künstler
besonders darauf an, eine
konkrete architektonische
Vorstellung zu entwickeln,
wie es im Inneren des Hauses
beschaffen sein könnte, wie man
in ihm leben kann, wie man wohnt
- und zugleich den unbestimmten,
phantastischen
Eindruck aufzufangen,
den die
alten Fotos
vermitteln, den
skulpturhaften
Charakter des Originalmodells
im Cyberspace zu manifestieren,
sowie den malerischen Charme
dieses Brandel´schen Gemäldes
zu bewahren.
Nun ist dieses Modell auf der
SUMMER OF ARTS zu bewundern.
im
METROPOLIS METAVERSUM
DER ERWEITERTE
MALERISCHE RAUM
“Die Architektur des Hauses
hat mich damals so dermassen
fasziniert - es wirkt ja irgendwie
ausserirdisch, phantastisch,
marsianisch, jenseits von Zeit
und Raum - dass ich das als begehbares
Objekt gestalten wollte.
Man könnte sich gut vorstellen,
in tausend Jahren solche
TRANZMEDIALE
INTERAKTIVE BÜHNE
Gebäude zum
Beispiel
auf dem Mars
wiederzufinden.
Der
zetliche
Bezug zur gerade angelaufenen
Expedition der NASA und der nun
geglückten Landung des CURIO-
SITY-Explorers macht es irgendwie
noch spannender. Was also
läge jetzt näher, als dieses
Haus 1 auf der SUMMER OF ARTS
auch zu zeigen.“
cloudparty.com/loc/2639/-32.1,36.1,1.1,-2.2
HAUS 1
“HOUSE 1 (CGI/CAD ART-INSTALLA-
TION) THE HOUSE 1 IS A CGI/
CAD-ARTINSTALLATION
FROM
MARCUS HINTERTHÜR. IT WAS
INFLUENCED AND INSPIRED
BY A PAINTNIG FROM HERBERT
BRANDL FROM THE 80´TH, THAT IT-
SELF
WAS INSPIRED BY THE ARCHITECTONIC MODEL
“”HAUS 1”” FROM 1965 BY HEIDULF GERNGROSS. THE
HOUSE 1 AS A CONCEPT FOR CYBERART, AND PRESENTS
A VIRTUAL SCULPTURE, AN INTERACTIVE ARCHITEC-
TONIC MODEL AND IS A VIRTUAL PAINTING AS WELL.
AT THE
CLOUD PARTY
MONUMENTAL
WORK OF ART
CONTEST
2013
WWW.PUAAVTM.NET
______________
„Haus 1“ CGI-Vray-Render mit Kugelschreiber, nach einem Gemälde von Herbert Brandl, welches nach dem Modell von Heidulf Gerngross
aus dem Jahre 1965 gemalt wurde und das inzwischen wahrscheinlich vom Waran zerstört worden ist. (mit Korrekturzeichnungen,
Frühjahr 2012)
INSATALLATION
Die Installation wird noch
einige Zeit auf SoA2 im
Metropolis Metaversum zu
sehen sein. Zur Besichtigung
benötigt ihr einen
hypergridfähigen OS-Avatar
(könnt ihr euch hier registrieren:
www.hypergrid.
org, und einen OS- & meshfähigen
Viewer, z.B.den
Phoenix/Firestorm:
www.phoenixviewer.com
HAUS 1
HAUS 1
Foto: „Marcus Hinterthür“ von Johann Neumeister
______________
„Haus 1“ das Originalmodell des beliebten Kärntner
Architekten Gerngross aus dem Jahre 1965. (Quelle:
ST/A/R - Printmedium, Archiv, Wien - Berlin)
AUF DER SUMMER OF ARTS 2012
On friday was the opening of “House 1”
from the artist Atari Patrucci. A great, futuristic
mesh house, built after a concept
of the architect Heidulf Gerngross. Between
10 and 20 Avatars joined Atari’s
round tour through this fantastic house.
After the tour, the house was taken over
by a party crowd, and DJ Zap played
some very good house music
to a very nice party. Ac-
tually a great house warming for a great
mesh build :) A good review of the event
in german can be found here: http://dings.
wordpress.com/2012/11/17/atari-patrucci-prasentiert-haus-1-in-metropolis/
Summer of Arts ending review
Submitted by Cyberbohemia on Sun, 11/18/2012 - 21:01
Marcus
Hinterthür
42
Buch VI Nr. 35/2013
Hofstetter Kurt
fACING tIME
eine globale
interaktive Skulptur
Technische Universität Wien, Favoritenstraße 11, Foyer
„Ein perfektes Beispiel
für den perfekten Ort
von einem großen
Medienkünstler.“
(Peter Weibel)
f
a
c
i
n
g
t
i
m
e
„Hofstetter ist ein
besonderer Vertreter
der Interdisziplinarität.
Seine Kunst durchdringt
Informatik und
Mathematik.“
(Georg Gottlob)
fACING tIME basiert auf dem weltumspannenden Projekt Sunpendulum, in dem Hofstetter Kurt in zwölf Zeitzonen jeweils an einer Universität eine Video- kamera in den Himmel gerichtet und
online ans Internet angeschlossen hat. Zwölf Videokameras — so genannte Zeitaugen — rund um die Erde beobachten den Himmel und senden die Bilder permanent zum Sunpendulum-Server an
der Technischen Universität Wien. fACING tIME umfasst ein globales Netzwerk von interaktiven Skulpturen, die in den öffentlichen Bereichen der zwölf Sunpendulum Partneruniversitäten sowie
an der Fakultät für Informatik der TU Wien und im ZKM — Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe installiert sind. Jede Skulptur besteht aus einem Bildschirm als Zeitanzeige und
einem Touchscreen als Interface, über das die BesucherInnen mit der Skulptur in Interaktion treten. Am Touchscreen weisen die Strahlen der Sonne auf einer Weltkarte zu den zwölf Orten der Zeitaugen.
Berührt man einen Ort, so wählt man online dessen Himmel und gleichzeitig den zwölf Stunden entfernten, komplementären Himmel aus. Am Bildschirm ist der kreisförmige Ausschnitt
des Himmels in seinen komplemen- tären Himmel eingebettet und erscheint wie ein Himmelskörper. Zwei virtuelle Monde umkreisen ihn. Ihre Stellung zueinander gibt die aktuelle Ortszeit an. Die
Skulpturen sind miteinander vernetzt und jegliche Interaktion löst gleichzeitig in allen Bildschirmen — fACING tIME clockfaces — dieselbe Anzeige rund um die Erde aus.
Die Software wurde entwickelt von Marcus Priesch. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Computergrafik der TU Wien wurde fACING tIME unterstützt von der Kulturabteilung der Stadt Wien,
dem Ministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, dem Aussenministerium sowie von der Universität und der Österreichischen Botschaft bzw. deren Kulturforum im jeweiligen Land.
videostill (c) Barbara Doser, 2013
Nr. 35/2013 Buch VI
43
Barbara Doser
... die Dreharbeiten sind abgeschlossen.
Es geht um die Dokumentation im Kinoformat:
SUNPENDULUM by Hofstetter Kurt
Premiere im Sommer 2014
Sommer
videostill (c) Barbara Doser, 2013
Städteplanung / Architektur / Religion Buch VI Nr. 35/2013
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IMPRESSUM
ST/A/R Printmedium Wien - Zeitung für Hochkultur, Mittelmaß und Schund
erscheint 4 x jährlich / Erscheinungsort Wien
ST/A/R Nr. 36 / 2013
Medieninhaber: ST/A/R, Verein für Städteplanung / Architektur / Religion
A-1060 Wien, Gumpendorferstrasse 42 - 44
Herausgeber: DI Heidulf Gerngross
Mitherausgeber: Christian Denker
Chefredaktion: Heidulf Gerngross / Thomas Redl
Artdirektor: Mathias Hentz (derzeit beurlaubt), Michael Hall, Thomas Redl
Büro / Redaktion: Lisa Kainz
ST/A/R erscheint in Zusammenarbeit mit Civitas Solis - Kulturverein
Druckproduktion: Michael Rosenkranz
Druck: Süddeutsche Verlag Zeitungsdruck GmbH
Zamdorfer Strasse 40, 81677 München
Vertrieb: Hurtig und Flink, Morawa
Aboservice / Kontakt: office@star-wien.at
Bezugspreis: Österreich € 2,50 / EU Raum € 4,50
Redaktionsadresse: ST/A/R Zeitung, Gumpendorferstrasse 42 - 44, A-1060 Wien,
fon +43 664 521 3307 (Heidulf Gerngross)
ST/A/R wird gefördert vom BMUKK
ST/A/R ist ein Gesamtkunstwerk und unterleigt dem Urheberrecht.
Werkstatt Wien - immer dabei!
Nr. 36/2013 Buch I
3
Mara Art im Dienst
Für Eisenerz hat Doktorant Mara Niang
„Art im Dienst“, eine Analyse und Diagnose der Kunst gemacht; das heißt, er hat im Fisikatenhaus
(dem früheren Sitz des Amtsarztes) ordiniert um Kleidung oder Kunststücke ambulant zu ändern
und zu reparieren - Esthetische Chirurgie der Kunst oder künstlerische Rezepte für die Zukunft -
Laboratorium der Kunst.
Nächste Station: Dak´Art Biennale, Dakar - Senegal, Mai 2014
DADA DA ACADEMY Wien / Athen / Maribor
DadaDaAcademy in Athens
DadaDaAcademy at Guido Van Rats Gallery, Wien
Städteplanung / Architektur / Religion
15
Nr. 36/2013
5
Andreas F. Lindermayr Aus Anlass von 10 Jahre ST/A/R
Es spricht sich herum, dass
besonders Architekten einen
Narren an den Theorien von
Giles Deleuze gefressen haben.
Liegt wohl daran, dass Deleuze,
wie kein anderer Philosoph, der
Immanenzebene, als der reinen
Oberfläche des Daseins, – der
Objektität, wie Schopenhauer
sich ausdrückt – eine Lanze gebrochen
hat. Dass er dabei die
Transzendenz völlig verwarf,
war nicht gerade zielführend,
erlaube ich mir hervorzuheben.
Unter den zahlreichen Architekten
in meinem Freundeskreis
trifft eine solche Sichtung der
Dinge, wie sie für Deleuze charakteristisch ist, auf keinen so
zu, wie auf Heidulf Gerngross. Aber da spielen auch moderne
Ideen eine Rolle, wie die eines Schadewald, die aber gar nicht
so modern sind, da schon der Kirchenvater Augustinus etwas
Vergleichbares gesagt hat. Und der Bauhaus–Mitbegründer
Mies van der Rohe beruft sich
sogar explizit auf Augustinus, auf dessen Ausspruch: Schönheit
ist das Leuchten der Wahrheit.
Fassen wir den Stier bei den Hörnern! Um zu umschreiben,
worauf ich hinaus will, wäre es angeraten, sich auf Kierkegaard
zu besinnen, dessen 200. Geburtstag wir heuer feierten bzw. zu
feiern verabsäumten. – Man hört ja nichts und sieht ja nichts!
Radio– und Fernsehanstalten hierzulande hüllen sich über den
großen Dänen in Schweigen. Was nun Deleuze mit Kierkegaard
für mich persönlich verbindet, das ist das Paradox.
Deleuze entwirft in der Logik des Sinns eine ganze Serie von
Paradoxa und schießt sich zur Erklärung dessen, was er damit
meint, auf Lewis Carrols „Alice in Wonderland“ ein, auf ein
beunruhigendes Kuscheltier, wie die Cashire Katze.
Auch in den Koans des Zen–Buddhismus spielt das Paradox
eine zentrale Rolle, aber nicht, um Sinn aus Unsinn zu
produzieren, wie Deleuze uns in der Logik des Sinns vorführt,
sondern, um mit dem Höchsten eins zu werden, um Buddha
zu werden, – was einer völligen Umwandlung der Charakterstruktur
entspräche und dem Ansatz von Deleuze einigermaßen
zuwider läuft. – Von einer derart radikalen Umwandlung, Transformation
des ganzen Menschen, ist ja doch in keiner seiner
bedeutenderen Schriften die Rede. Wenn auch Vieles von
Deleuze sich dieser Sache gefährlich nähert. Ganz anders
Kierkegaard, den ich heuer zum ersten Mal, und zwar mit
großem Vergnügen, las.
In „Furcht und Zittern“ beispielsweise, ist explizit von einem
Paradox des Glaubens die Rede, und zwar in Anbetracht von
Abrahams erschütternder Tat auf dem Berg Morija. So viel mir
bekannt ist, dürfte genau daran, der Entwurf eines Weltethos
von Hans Küng, anknüpfen. Auf Abraham als Ur–Vater des
Glaubens berufen sich nicht nur Juden, sondern auch Christen
und Moslems.
Aber, der Glaube den Kierkegaard damit umreisst, ist etwas
ganz Anderes als man gemeinhin darunter versteht. Dieser
Glaube hat so gut wie nichts mit einer Ausrichtung auf ein besseres
Jenseits, aber alles mit einem unerschütterlichen Urvertrauen
in eine gedeihliche Entwicklung der Dinge zu tun. – Trotz
all des Fatalen und Fürchterlichen, das dazwischen kommen
kann.
Vielleicht besteht nun genau darin das Bindeglied, zwischen so
unterschiedlichen Positionen wie der eines Giles Deleuze/
Heidulf Gerngross (Immanenzebene, Wunsch–Produktion,
freies Fliessen der Kreativität) und Kierkegaard?
Was mir an Heidulf Gerngross imponiert, ist seine unverhohlene
Direktheit. Ich erinnere mich noch gut, als er eines Tages,
ich glaube es war 2005 im Futuregarden, auf mich zu ging und
mich gerade heraus gefragt hat: „Du bist doch „der Philosoph“,
willst nicht einmal für meine Zeitung was schreiben?“
Ich habe prompt zugesagt und bin bald darauf in die Capistrangasse
gegangen, um Heidulf Gerngross, der gerade im Bett lag
und genüsslich seine Zeitung studierte, einen Tagebuchauszug
vorzulesen. Nach jedem Absatz, merkte er ergriffen an, „Des is
guat, des kau ma so lossn!“
Der Auszug wurde nun, wenn auch unter dem heftigsten Protest
des damaligen „Chefredakteurs“ im ST/A/R gedruckt und meine
„Karriere“ als Kolumnist nahm ihren Lauf. Konstitutiv für diese
Zusammenarbeit wurde eine charakteristische Zufälligkeit.
– Ich schrieb über seltsame Zusammentreffen, über Dinge, die
mir zustießen. So zum Beispiel über Wetterkapriolen und Begegnungen,
auch mit Tieren, mitten in der Stadt. Dann über ein
geplantes Treffen mit dem Erforscher sozialer Randgruppen,
Roland Girtler, im Cafe Landtmann. Dann über Nietzsche in Sils
Maria, Naumburg, Weimar, über eine Reise nach Unbekannt,
über meinen autoritären Vater. Die Besprechung meiner
Zeitungsartikel erfolgte fast ausschließlich bei Nacht in bestimmten
Lokalen des sechsten Wiener Gemeindebezirks.
Wir trafen uns etwa im Eissalon oder im Einhorn und trotzdem
immer genau dann, wenn es in einem gewissen Sinne notwendig
wurde. Signifikant war ein Treffen im Einhorn, als Heidulf
Gerngross auf einen Zug wartete, der ihn in der Früh vom
Südbahnhof weg über Kärnten nach Italien bringen sollte. Da
hatte ich bereits „Die Krankheit zum Tode“ von Kierkegaard gelesen
und es kamen mir allerhand seltsame Einfälle. Ich dachte,
ich wüsste über Kierkegaard schon bescheid, weil ich seinen
Stellenwert in der Geistesgeschichte einigermaßen einschätzen
konnte. Aber als ich die Einleitung zur Krankheit des Todes las,
wurde mir mit einem Schlag bewusst, dass mein Wissen über
Kierkegaard im Allgemeinen, samt den Kommentaren von Jaspers,
Heidegger, Sartre usw den Kierkegaard im Original keinesfalls
ersetzen können. – Man sollte die großen Philosophen
alle im Original lesen. Es stellte sich sofort heraus, dass hier
ein mit allen Wassern gewaschener Hegelianer auf seine Kunstfertigkeit
pfeift, zugunsten eines ganz Anderen. (Die Leiter, die
Wittgenstein meint, die man, nachdem man auf ihr hinaufgestiegen
ist, einfach wegwirft.)
Urplötzlich sah ich mich veranlasst, Kierkegaard mit Tertullian
zu vergleichen, der für C. G. Jung in seiner Typenlehre das
Sacrificium Intellectualis verkörperte und damit den Modell–Fall
eines introvertierten Typen.
– Der Intellekt wird zu einer Gefahr, wenn man nicht bereit ist,
von ihm zu lassen. Man wird zum Sonderling und Sophisten, im
schlimmsten Fall zu einem Eristiker, dessen ganze Kunst darauf
hinausläuft, sich heraus zu reden.
Der Gegenpol zum Intellekt, ist dasjenige was Schopenhauer
den Willen nannte, woran Jung ganz offensichtlich anknüpft.
Und das extravertierte Pentent zu Tertullian bildet, zumindest
in Jungs Typenlehre, Origenes, der ein glänzender Redner war
und gewiss Glück bei Frauen hatte, der sich aber durch seine
Entmannung, die vielleicht eh nur eine rein symbolische Handlung
war, dem Sacrificium Phalli unterworfen hat. – Um seine
Macht, seine Unwiderstehlichkeit fühlen zu lassen, muss man
auf sie jederzeit verzichten können, weil sie im Grunde niemandem
gehört. – Sola fide, dass Gott ist, genügt.
Entspricht das nicht irgendwie dem Schicksal Nietzsches, der
von der Vision des Übermenschen in Bann gehalten, einen
unbeugsamen Willen zur Macht ausrief und dafür in geistige
Umnachtung fiel?
Ich sass, wie gesagt im Einhorn Heidulf Gerngross gegenüber,
der mit Kugelschreiber eine Skizze zeichnete, um mir seine bevorstehende
Bahnfahrt nach Italien, zu seinem Brillen–Designer
zu veranschaulichen, als mir dieser Gedanke kam. Darauf entwickelte
sich, wie so oft schon ein Gespräch über Altitheia, die
Unschuld des Werdens, den Gegenpol des Willens zur Macht.
Man könnte das alles, diese seltsamen Zufälle, Einfälle, diese
denkwürdigen Zusammenklänge, den morpho–genetischen
Feldern in die Schuhe schieben, aber ist nicht das Wort Geist
letztendlich viel beredter, viel gehaltvoller?
Ein bis zwei Monate später, traf ich Heidulf Gerngross im Eissalon.
Er kam von seinem Ex–Kollegen Richter, der an Alzheimer
erkrankt war und schilderte mir gerührt den Eindruck, den
dieser auf ihn gemacht hat. Ich fand erstaunlich, dass Gerngross,
der erklärte Agnostiker und Atheist, ringend nach einem
adäquaten Wort, auf einmal Töne anschlug, die mir aus einem
ganz anderen, entgegengesetzten Eck vertraut waren:
„Richter kommt mir in seiner Krankheit vor, wie ein Heiliger. Ich
weiss nicht wie ich es sagen soll. Jedenfalls, die Krankheit, mit
der er ringt, macht ihn irgendwie großartig.“
Nun, Wittgenstein sagt in etwa, was sich nicht sagen lässt, zeigt
sich.
Und wozu Symbol und Metapher, wozu Dichtkunst, wenn sich
eh alles was sich sagen lässt, klar sagen lässt? Ich habe noch
nie einen sterbenden Menschen begleitet, aber immerhin verschiedene
Geburten mitbekommen. Ungeheuer das fühlbare
Potential, das so einem Säugling innewohnt. Und dass das Ableben
ein umgekehrter Prozess ist, liegt auf der Hand. Zwischen
Geburt und Tod oszillieren die Dinge, aber nicht wie in der Logik
des Sinns, auf einer Ebene, sondern stets zwischen Potentialität
und Aktualität, zwischen Leben und Tod. Ad infinitum. Wir
sind allemal sterbend Werdende.
Worauf Kierkegaard insistiert, ist eine zweite, geistige Geburt.
Das setzt voraus, dass es so etwas gibt wie einen unvergänglichen
Wesenskern, Geist und Innerlichkeit. Das macht eine
Anstrengung erforderlich, die Kierkegaard den Sprung nennt.
Wenn das alles gegenstandslos, weil reine Einbildung sein sollte,
geht man vielleicht mit Deleuze und springt in einer
Lebenskrise, nach unten, in den Tod. Der Sprung den aber
Kierkegaard meint, ist ein Sprung in eine andere Seinsweise,
ein Sprung ins ewige Leben – in die ewige Lebendigkeit, wie
Nietzsche sich ausdrückt.
6
Buch I Nr. 36/2013
Konzett
WWW.ARTKONZETT.COM
Mike
Ausstellung „Todesreigen mit Catrina“ am 18. November 2013 in der Galerie Konzett.
Von links nach rechts: Paul Renner, Enrique Fuentes, Günter Brus, Philipp Konzett
Nr. 36/2013 Buch I
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Ausstellung Dunkle Energie mit Enrique Fuentes und Günter Brus, Galerie Kunst & Handel, Gerhard Sommer, Graz
SOMMER
GALERIE GERHARD SOMMER Graz / Wien
Galerie Gerhard Sommer, Stempfergasse 3, 8010 Graz (im Hintergrund Bilddichtung von Günter Brus)
Schwerpunkt der Galerie Gerhard Sommer sind österreichische Künstler, die die Kunst
nach 1945 richtungsweisend geprägt haben. Dazu zählen aus der Gruppe der Wiener
Aktionisten Günter Brus, Hermann Nitsch, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler, die
durch ihre radikale Gleichsetzung von Kunst und Leben internationale Anerkennung und
Nachahmung fanden.
Weiters widmet die Galerie ihre Aufmerksamkeit u.a. auch Christian Ludwig Attersee,
Wolfgang Ernst, Enrique Fuentes, Jack Bauer, Thomas Reinhold, Oswald Oberhuber
und weiteren bedeutenden Künstlern Österreichs.
Begeistert ist der Galerist Gerhard Sommer auch von jungen KünstlerInnen, die er gerne
in seinen Galerien in Wien und Graz ausstellt.
Galerie Gerhard Sommer, Wien
Himmelpfortgasse 22, 1010 Wien
Galerie Gerhard Sommer, Graz
Stempfergasse 3, 8010 Graz
Galerie Kunst & Handel
Palais Trauttmansdorff
Bürgergasse 5, 8010 Graz
Mobil: 0664/30 77 179
Web: www.kunstundhandel.com
E-Mail: office@kunstundhandel.com
Installation von Jenny Feldmann, Galerie Gerhard Sommer, 1010 Wien,
die Ausstellung läuft noch bis 3.Jänner 2014
8
Buch I Nr. 36/2013
Fünf ST/A/R Fragen an Stadtrat Ludwig, Wiener Wohnbau
1. Gratulation für den Wiener geförderten Wohnbau und für die auch international
anerkannten guten Projekte. Wie viele Wohnungen sollen bis
2030 gebaut werden?
Wir erleben seit einigen Jahren ein konstantes Wachstum unserer Stadt.
Eine Entwicklung, die auch in den nächsten Jahren anhalten wird. Die Wienerinnen
und Wiener werden älter, wir haben deutlich höhere Geburtenraten
und zudem ziehen viele Menschen – vor allem aus den Bundesländern
und aus den EU-Staaten – nach Wien zu. Wien ist mittlerweile nicht nur
die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum – nach Berlin und vor
Hamburg –, sondern wir sind auch die Stadt mit einer besonders hohen Lebensqualität.
Hält dieser Trend an, dann wird die Wiener Bevölkerung zwischen
2030 und 2035 die Zwei-Millionen-Marke übersteigen. Wir werden
also von der Einwohnerzahl wieder jene Größe haben, die Wien zum Ende
des vorletzten Jahrhunderts hatte.
Dafür treffen wir auch Vorkehrungen und stellen uns der Herausforderung –
insbesondere durch eine vorausschauende Wohnbaupolitik und eine zielgerichtete
Stadtplanung. Dabei ist es für uns besonders wichtig, bedarfsgerecht
und im Einklang mit der Bevölkerung diese Entwicklung voranzubringen.
Wir haben bereits 2007 die Neubauleistung deutlich angehoben. So konnten
wir in nur drei Jahren Projekte mit mehr als 20.000 Wohneinheiten, die mithilfe
von Wohnbauförderungsmitteln realisiert werden, auf Schiene bringen.
Aktuell liegt die jährliche Neubauleistung bei 8.000 bis 9.000 Wohneinheiten.
Davon kommen alleine 5.000 bis 6.500 aus dem geförderten Wohnbau.
Wir schaffen damit ein erschwingliches Angebot und wirken preisdämpfend
auf den gesamten Wohnungsmarkt. Die jährliche Neubauleistung entspricht
auch der gegenwärtigen Nachfrage. Wir beobachten das ganz genau
und können so den geförderten Wohnungsneubau der Nachfrage anpassen.
2. So weit, so gut. Was tut die Gemeinde Wien um einen wirklich sozialen
Wohnbau, den sich auch die ärmere Bevölkerung leisten kann, zu realisieren?
Die Wiener Wohnbaupolitik baut hier auf ein tragfähiges Fundament einer
90 jährigen Tradition. Wien gilt weltweit als die Wiege des sozialen Wohnbaus.
Im Gegensatz zu anderen Metropolen haben wir die Wohnversorgung
nicht dem privaten Markt überlassen. Wir investieren nachhaltig in den
Wohnbau und schaffen erschwingliche Angebote. Gleichzeitig wirken wir
damit auch stark preisdämpfend auf den gesamten Wohnungsmarkt. Heute
leben rund 60 Prozent der Wienerinnen und Wiener im geförderten Wohnbau,
also in einer der rund 220.000 Gemeindewohnungen oder der mehr als
200.000 Genossenschaftswohnungen. Die Gemeindebauten und der geförderte
Wiener Wohnbau prägt das Stadtbild. Sie finden in allen Regionen
und Bezirken Gemeindebauten und Genossenschaftswohnungen. Das ist
auch ein wesentliches Rückgrat für den sozialen Zusammenhalt. So verhindern
wir Segregation und sorgen für eine ausgewogene Durchmischung der
Bevölkerung. So finden Sie in Wien keine, wie aus anderen Städten bekannte,
Viertel, wo die jenigen wohnen, die es sich das Wohnen in der Stadt nicht
leisten können, wo nur die Sozialschwächsten konzentriert leben.
Es ist mir wichtig, mit den Angeboten des geförderten Wohnbaus weite Teile
der Bevölkerung anzusprechen. Bei uns haben Bewohner bis in die gehobene
Mittelschicht Zugang zum geförderten Wohnbau. Gleichzeitig stellen
wir ein breites, vielfältiges und auch unterschiedliches Angebot bereit.
Im Mittelpunkt steht dabei natürlich neben der hohen Qualität in erster
Linie, dass der Wohnraum auch erschwinglich und leistbar ist. So habe ich
ergänzend zum geförderten Wohnungsneubau auch das neue SMART-
Wohnbauprogram gestartet. Rund ein Drittel aller neuen Wohnungen werden
in Zukunft als besonders kostengünstige SMART-Wohnungen ausgeführt.
Die Wohnungen sind in den neuen geförderten Wohnprojekten
integriert und überzeugen durch eine kompakte und intelligente Grundrissplanung
und Ausführung.
3. Besonders wichtig: Gibt es den Plan eines experimentellen Wohnbaus
um im kleineren Rahmen neue Wohnkonzepte zu realisieren und
zu testen?
Dieser Bereich ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Wohnbaupolitik. Viele,
der in den vergangenen Jahren realisierten Projekte, lieferten uns wichtige
Erfahrungen und Erkenntnisse. Die Projekte werden außerdem auch durch
die Wiener Wohnbauforschung begleitet. Die Erfahrungen fließen dann in
zukünftige Planungen ein. So entwickeln wir den Wohnbau generell weiter.
Ob das die ökologische Maßnahmen, die Energieeffizienz, sozial nachhaltige
Ausführungen oder kostensparendes Bauen, wie auch die Auswahl der
Baustoffe betrifft, wir sind suchen stets nach neuen, innovativen Lösungen.
4. Nach Besuch vieler europäischer Städte scheint uns ein langfristiges
Grün-Konzept (Wien in 20 Jahren), vor allem für den innerstädtischen
Bereich, innerhalb des Gürtels, als wünschenswert. Gibt es Pläne, nach
dem zukunftsträchtigen Versuch in der Mariahilfer Straße, den gesamten
inneren Gürtelbereich in ein „paradiesisches“ Grünland zu verwandeln?
Rund 50 Prozent unserer Stadt sind Grün- und Naturraum. Vom Wiener
Wald, über die Weinberge bis zu den Donauauen. Diese Flächen wollen wir
schützen und erhalten. Dazu gibt es ein ganz klares Bekenntnis. Gleichzeitig
müssen wir aber auch dafür Sorge tragen, dass wir jene Gebiete im
urbanen Bereich bestmöglich für die Bevölkerung vom Wohnen bis zum
Arbeiten nutzen. Daher: Dass dichtverbaute innerstädtische Gebiete plötzlich
zu einem „paradiesischen“ Grünland werden würden, soweit müssen
wir realistisch bleiben, das ist sicher ausgeschlossen. Trotzdem aber schaffen
wir gerade auch im dichtverbauten Gebiet Grün- und Freiräume, auch neue
Parks und Erholungsgebiete werden entstehen. Das passiert bei der Realisierung
neuer Projekte, wie auch im Bereich der Stadterneuerung, wo wir
beispielsweise über sogenannte Blocksanierungsgebiete oftmals in Verbindung
mit Gebäudeaufstockungen neue Freiflächen entwickeln. Am Gelände
des ehemaligen Nordbahnhofs ist gerade erst mit dem Rudi-Bednar-Park
der größte Park, der seit 1974 errichtet wurde, entstanden. Und im Sonnwendviertel
beim neuen Hauptbahnhof wird demnächst der 7 Hektar große
Helmut-Zilk-Park geschaffen.
5. Wien hat sich vorsichtig aber doch qualitativ hochwertig im Hochhausbereich
entwickelt. Wie stehen sie zu einer weiteren Entwicklung
dieser städtischen Attraktoren mit ihrer identitätsstiftenden Präsenz?
In Anbetracht der notwendigen Wohnraumschaffung und dem parallel dazu
gewünschten Erhalt von Grün- und Freiflächen wird die Entwicklung auch
zunehmend mehr in die Höhe gehen. Schließlich wächst die Wiener Bevölkerung
mit ihren Einwohnern, nicht aber das Bundesland Wien. Und
auch aus stadtplanerischer und architektonischer Sicht stehe ich dem sehr
offen gegenüber. Es ist aber notwendig, mit hoher Sensibilität vorzugehen.
Wir wollen das Stadtbild nicht zerstören. Es muss im Einklang mit unserer
städtischen Identität stehen.
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„Sodom and Gomorrah“, 2013 by Sergej Nikoljski and Milan Mijalkovic
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Buch II Nr. 36/2013
THE GALLERY
IS AN OUTMODED CONSTRUCT,
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ARTISTS THROUGH THE DIMINISHED LENS
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MUST THEREFORE BE ABANDONED
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HIJACK POETRY‘S FUTURE—TO CONTINUE
THEIR WORK, UNALTERED, AS POETS.
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Nr. 36/2013 Buch II
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In Shabla, a small town on the coast of the Black Sea in northern
Bulgaria, an eighty-four year old lady runs an art space in the cellar
of her house. The 11 square meter space has been refurbished in a
white cube. Since its opening in 2002, more than 50 international
artists have presented their works there.
В Шабла, малък град на пет километра от брега на Черно
море, една 84 годишна жена от десет години поддържа свое
изложбено пространство в мазето на старата си къща. Досега в
11-те квадратни метра са представени произведения на повече
от 50 международни автори.
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Claudia Schumann
Claudia Schumann
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Buch II Nr. 36/2013
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Architektur entsteht als Innen und wölbt sich nach Aussen
nicht umgekehrt
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Nr. 36/2013 Buch III
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Buch III Nr. 36/2013
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uns stellt uns ihren
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Vorstellung der
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zur Verfügung.
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Lena Lendzian
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Inga Mannewitz
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Bernhard Schambeck
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Andreas Sternecker
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D-80337 München
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Nr. 36/2013 Buch III
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Städteplanung / Architektur / Religion Buch III Nr. 36/2013
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HERBERT BRANDL, Home is where i hang my hat, für den 10 Jahre JubiläumsST/A/R 2013, schwarze Sulm – Ort eines Unfalls, in der Nähe der Hartner Steinbrüche bei Steinberg
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Buch III Nr. 36/2013
Mamie
Wolke 1
Nr. 36/2013 Buch III
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Ismael Ismet Basaran, Künstler, Philosoph und Erfi
nder der Tuki Muki Sprache, langjähriges Mitglield
der ST/A/R Organisation
Sprachknödel
Raum-Alphabet /
space-alphabet
Ismael Ismet Basaran, „Heidulf Gerngross as he is...“, 2013
24
Buch III Nr. 36/2013
Dreams of New Worlds
Lisl Ponger, Tim Sharp
Eröffnung: 4. März 2014, 19 Uhr
CHARIM GALERIE
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A - 1010 Wien
T: +43 1 5120915
F: +43 1 5120915-50
E: charim@charimgalerie.at
W: http://www.charimgalerie.at
Öffnungszeiten:
Di. - Fr. 11 - 18 Uhr
Sa. 11 - 14 Uhr
Events
Charim
Schleifmühlgasse 1
1040 Wien
weitere Ausstellung
Lisl Ponger, Indian(er) Jones II, Das Glasperlenspiel, 2010, C-print, gerahmt 181 x 144 cm,
Courtesy Charim Galerie, Wien
Lisl Ponger, The Vanishing Middle Class
Secession, Friedrichstraße 12, A-1010 Wien
Eröffnung: 12. Februar 2014
Dauer der Ausstellung: 13. Februar bis 30. März 2014
AUGUST KOCHERSCHEIDT &
RUPERT ZALLMANN
Cementipede, 2014
Eröffnung: Donnerstag, 16. November 2013, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: bis 08. März 2014
Cementipede ist eine Sitz-Skulptur aus Beton, handwerklich
gefertigt in der Galerie, die sich lebhaft durch den Raum
streckt. Als Wolke geformt, bietet ihre 10m² große Oberfläche
Platz für alle Körpergrößen / Körperhaltungen / Körpersprachen
– ohne vordefinierte Sitzpositionen. Der Betrachter wird
zum Benutzer und ist aufgefordert, sich ein beliebiges Stück
aus dem raumfüllenden Objekt schneiden zu lassen. Nur so
kann die Skulptur den Ausstellungsort, die Galerie wieder
verlassen.
________________________________
CHRISTINE KOENIG GALERIE e.U.
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AUGUST KOCHERSCHEIDT& RUPERT ZALLMANN experimentieren seit 10 Jahren mit Beton.
Die aktuellen Arbeiten verdeutlichen, dass Beton in seinem formbaren Zustand eine
Flüssigkeit ist und nicht nur in rechteckige Schalungen gezwängt werden will. Das Ergebnis
sind Monolithe als Momentaufnahmen dynamischer Kräfte, die durch das Material Beton
eine jeweils andere Gestalt erhalten. Der Beton als Mittel zum Zweck, Benutzeroberflächen
zu formen, deren Ausgangspunkt der Abdruck des menschlichen Körpers ist.
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Nr. 36/2013 Buch IV
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David Staretz
schreibt, redigiert und fotografiert den Auto ST/A/R
Auto ST/A/R
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Buch IV Nr. 36/2013
Aston Martin V12 Vantage S
Feinkalibrierte Naturgewalten
Mit der Wucht von Bergwerkshydraulik, chronometerfein ins Gehäuse gefügt, katapultiert sich der intensivste
und stärkste Aston Martin aller Zeiten mitten in unsere Sonntagsruhe.
So gelenkfest, wie man einen Schischuh verschnallt, verfügt man sich in
diese Hauptgranate. Tiefes Sitzen, hochgestelltes Lenkrad, arretierte Paddles.
Jener Passteil, der aussieht wie etwas, worum sich Spionagethriller drehen,
in diesem Fall also der Startschlüssel, wird gegen leichten Federdruck in
den Schacht geschoben. Alle Systeme gehen in Lauerstellung; die Zeiger
ziehen einmal voll durch, ehe sie sich in die Startpositionen verfügen. Per
Startknopf erwacht der Motor. Herabstürzende Naturgewalten von umliegenden
Gipfeln. Damit ist jedentags auf Hörweite die Sonntagsruhe gestört,
denn das böse Fauchen mit Getös dringt tief in jedermanns Seele ein; hier
entladen sich Blockagen, woran Therapiegemeinschaften jahrelang hätten
arbeiten können, mit einer einzigen Eruption. Faszinierend, wie weit es die
Menschheit gebracht hat. Abgesehen vom CERN ist dies wahrscheinlich
die gelungenste Annäherung an Urknall und Gottesbeweis. (Was man, um
gerecht zu sein, einigen Supersportwagen zurechnen kann. Denn wo Klasse
herrscht, verschwinden Häuslichkeiten.)
Ort der Handlung: Palm Springs, nach Las Vegas vielleicht die mondänste
Oase Kaliforniens. Hier, in einem dekorativen Wüstengärtchen, hat man uns
die Freude gemacht, die karosseriefreie Essenz des neuen V12 Vantage S
als naturgeschichtliches Modell auf die Räder zu stellen: Motor, Transaxle,
Siebengang-Getriebe, Lenkrad und Fahrwerk. Massiv wie Bergwerkshydraulik.
Faszinierend gleißt das Gerippe im Scheinwerferlicht.
Fast hätten wir übersehen, dass daneben noch das fertige Auto unter der
schwarzen Stoffhülle lauert. „Wir haben unseren größten und stärksten Motor
in unser kleinstes Auto gesteckt“ sagt der Technikchef. „Es war durchwegs
Millimeterarbeit und eine tolle Herausforderung für unsere Ingenieure“.
Dann zieht er die Hülle vom Vantage, als gäbe es eine Zaubernummer, und
tatsächlich, die Überraschung ist groß: Wir blicken auf den gelben Vantage,
der sich da verdrossen duckt – dennoch ist es kaum vorzustellen, dass dieses
Skelett daneben, vor allem dieser ungeheure Sechs-Liter-Zwölfzylindermotor,
unter die Haube passt. Dies ist momentan die verblüffendste Illusion,
seit David Copperfield durch die Chinesische Mauer schlüpfte.
Der Motor des V12 Vantage geht auf eine Cosworth-Konstruktion zurück, ist
aber dank neuen Blocks und neuer Köpfe als eigenständiges Triebwerk zu
verstehen. Dementsprechend wurde auch das Engine-Management-System
(von Bosch) völlig neu erstellt. Dies geschah auch in Hinblick auf das
neue Sportshift-Getriebe von Graziano, dessen Zahnräder von Magneti-
Marelli-Aktuatoren in Position geschossen werden. Alles sehr kompakt und
leicht – gegenüber einer herkömmlichen Handschaltung konnte man gleich
25 Kilogramm einsparen.
Endlich aufs Gas. Hier in den Bergen herrschen noch Urzeit-Gesetze. Freie
Fahrt für alle. Langsame werden per Hinweistafel gebeten, in die Buchten
auszuweichen, was erstaunlich korrekt funktioniert. Die 573 PS bekommen
ihr Recht, was jetzt schrecklich arrogant klingt, tatsächlich aber mit herzlicher
Fahrfreude zu tun hat, mit der unnachahmlichen Balance, die das
Gesamtwerk Aston Martin durchzieht. Selten sehen Autos genau so aus,
wie sie sich anfühlen. Brisant, aber elegant. Einziger Makel: Die Sportshift-
Schaltung kommt nicht an ein DSG heran, beim Schalten unter Last werden
Fahrer und Beifahrer in die Nickpause gezwungen. Besser, man geht beim
(durch Paddles gesteuerten) Hochschalten vom Gas, wie man es beim Auskuppeln
täte. Damit hilft man dem Getriebe, alles wird flüssig. Das hochklassige
Fahrwerk ist auf Zivilstraßen nicht zu fordern; DSC bleibt weit vom
Eingriff entfernt, kann sich höchstens bei schlechten Straßenkonditionen
bewähren.
Den respektgebietenden Kaufpreis kann man auch andersherum betrachten:
Dass der Wagen fette 223.865 Euro kostet, verringert die Gefahr, dass
er in Hände von Anfängern und Zufallsbekanntschaften gerät.
Aston Martin
Nr. 36/2013 Buch IV
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Mercedes A 45 AMG 4matic
Projektionen der Leidenschaft
Mercedes
Perfekte Ballistik im Raum-Zeit-Kataster, ein Sound zum Weinen, doch selbst das Unerhörte scheint sich immer innerhalb
der Regelfelder zu befinden. Eh nicht schlecht.
was auch heutzutage noch richtig viel Geld ist für einen
Kompaktwagen.
Freilich – bieder dürfen die anderen; wir haben hier
eine phantastische Fahrmaschine in den Händen, die
so etwas Peripheres darstellt mit ihren unglaublichen
Eckdaten, dass wir uns als echte Pioniere der Neuzeit
betrachten dürfen. Aufgeräumt motiviert grummelt der
Motor im Standgas, jetzt schon Großes verheißend,
doch sanft lässt er es bei Bedarf angehen, so lange
noch die Tempo-50-Tafel in das Display eingeblendet
Vier Türen, vier komma drei Meter Länge, vier (bei
Bedarf) angetriebene Räder, vier Zylinder. Und es ist
verblüffend, was man aus zwei Litern Hubraum holen
konnte (360 PS, somit eine Literleistung von 181 PS
pro Liter) und es ist sensationell, wie gediegen diese
Leistung zur Straße gebracht wird.
Es bedarf aufgegitzter Hornissen wie Aprilia RS V4
oder Yamaha YZ-RF1, um in der zivilen Motorenwelt
auf derartige spezifische Leistungen zu stoßen.
Mercedes schaffte mit der A-Klasse eine stupende Voraussetzung
zum frischen Einstieg einer ganzen neuen
Generation von Mercedesfahrern und hier, am äußersten
Ende der Parade, dort, wo es schon fast mehr um
Projektionen der Leidenschaft als um echte Besitzerschaft
geht, darf man sich auf kosmonautischer Umlaufbahn
wissen (61.700 Euro vorausgesetzt).
Alle Raffinessen des Hauses AMG stehen in Hochverdichtung:
Sportfahrwerk, Sport-Parameterlenkung
über eigene Achsschenkel, Speedshift-DCT-7-Gang
Sportgetriebe, Charakteristik Sport- oder Economy
(oder manuell), Paddles am Lenkrad, Zwischengas
beim Runterschalten und partielle Zylinderabschaltung
beim Hochschalten. Das klingt dann, als wäre eine
Gasfackel als Afterburner gezündet worden: Flummp!.
Überhaupt der Sound, allein damit könnte man sich
schon begnügen. Seltsam, dass er nicht aufpreispflichtig
ist in der Galerie der teuren Güter. Schließlich
steht schon allein das Performance-Lenkrad mit
575 Euro in der Liste vor Steuern. Wer sich nicht mit
abgeregelter Topspeed von 250 km/h zufriedengeben
will, erhält die Freischaltung auf 270 km/h vermittels
„Driver‘s Package“ um 1.980 Euro. Intelligent Light
System: 580 Euro. Heißwasser in der Scheibenwaschanlage
(empfehlenswert!): 120 Euro. Geschenkt. Übertrieben
erscheint der Farbtarif: € 585 für „mountaingrau
metallic“. Schwerster Brocken: Comand online
mit DVD-Wechsler um 3.110 Euro. Dagegen ist Ecall,
das europäische Notrufsystem, gratis drin. Kann man
gebührenfrei mit der netten Dame sprechen und sie
dann beruhigen, dass eh nix passiert ist. Make my day!
Ja, und über rotlackierte Bremssättel (€ 335,–) und
den un-ver-zicht-baren Heckflügel (€ 780,–) etc. etc.
hantelt man sich voran in die Region von 80.000 Euro,
wird. Einparkwunder. (Kamera um
325,– vor der Steuer geleistet.)
Ja aber das Fahren. Gern räumt
man die Vorratskiste der Superlativa
aus. Grandios sowieso. Das
geht durch die Raum-Zeit-Kataster
voran, gnadenlos. Präzises
Fahrwerk, schärft radial durch die
Kurven, vor dem Überholen ist
zu bremsen, damit niemand erschreckt
wird. Jeder Passat, jeder
Megané ein Mopedauto.
Doch eher verblüfft die SITTSAM-
KEIT bei aller ungeheuerlichen
Verrichtung. Der CLA AMG wirkt
um eine Klasse größer und getragener,
als es ein Kompaktfetzer
wie der M1 darstellt. Das ist keine
Kritik, nur eine Feststellung.
Die frenetische Brisanz des 1er
M Coupé mit seinen 340 PS auf
die Hinterräder wirkt im Sechszylinder
mit TwinPower-Turbo
unmittelbarer, wild & aufregend.
Das kann man hier im AMG auch
haben, aber man weiß sich immer
innerhalb der Regelfelder der
Bedenkenträger. Egal, ob das Sounddesign oder Vortriebsregelung,
Kurveneinzug oder Bremsverzögerung
betrifft – alles befindet sich im vorgesorgten Bereich,
nichts scheint mehr überraschen zu können. Man
fährt in Stufe S und sucht nach Stufe RS. Man paddelt
per Handbetrieb durch das fugenlose Speedshift-
Getriebe, um den Wagen aus seiner Souveränität zu
scheuchen, ihn zu bösen Taten zu verlocken. No way.
Schnell ja, aber nicht das, was man beherzt nennen
könnte. Nicht einmal verbrauchsmäßig konnten wir ihn
aus der Reserve locken. 10,5 Liter sind zwar weit von
der Werksangabe entfernt (jemand schaffte es, den
Wagen mit 6,9 Litern durch den NEFZ-Parcours zu
programmieren), doch angesichts der Leistung immer
noch sensationell gering. Schlusswort? Hm. Irgendwo
gehen die Enden nicht zusammen, eine gelinde Enttäuschung
bleibt im Raum hängen. Was uns fehlt?
Vielleicht der letzte Kick, die brutale Ungehörigkeit,
wie sie 181 PS/Liter insinuieren.
Der AUTOSTAR vergibt 11 von dreizehn möglichen
Sternen
Städteplanung / Architektur / Religion Buch IV Nr. 36/2013
29
High and Show: Der neue Range Rover
Alltag für Millionäre IV
Range Rover
In seiner vierten Generation stellt der Urvater aller SUVs klar:
Wo oben ist, dort herrscht Range-Rover-Terrain – und zwar in
sämtlichen Disziplinen.
Range Rover – ja, das sind die, die als
Edel-Ableger der handfesten Land-Rover-
Werkzeugkisten ihre Fahrzeugklasse gleich
selber geschaffen haben vor rund vierzig
Jahren und damit diesen gigantischen SUV-
Trend einleiteten, der bis heute anhält und
kein Ende in Sicht. 2020 sollen es zwanzig
Millionen SUVs sein auf allen Straßen der
Welt.
Denn, wie man es trocken formulieren
muss: Autos wie der Range Rover sind
vornehmlich geschaffen für Leute, die eher
vorsichtig in den Verkehr, in die Natur, in
das Chaos der Welt blicken und gerne von
einer gesicherten, gehobenen und komfortablen
Position aus das Leben in Angriff
nehmen. Dazu dienen große und auch kleine
Hilfreichungen der Sicherheit und des
Vertrauens:
Nie wieder böse Überraschungen im Toten
Winkel dank Warnsystem plus Näherungssensor,
falls einer zu schnell aufschließt.
Mitdenkender Bremsassistent, falls mal einer
vorne reinschneidet.
Tempomat mit neuem „Queue Assist“: Das
Auto trottet brav im Stau mit, während wir
uns mit interessanteren Dingen beschäftigen;
bremst jederzeit bis zum Stillstand ab.
So ist der Range Rover seit Jahrzehnten
nicht nur ein Geländebewältiger, sondern
neuerdings auch ein universeller Alltagsund
Krisen-Coach.
Betrachtet man die nunmehr vierte Evolutionsstufe
von außen, so weist alles in diese
Richtung. Die Proportionen (größere Räder,
mehr Flanke, steile Bugreuse, gesenkte
Dachlinie, blickdichtes Fensterband, keine
Sicken, keine Spielereien) beherrschen
die abweisende Architektursprache eines
spanischen Kastells. Jeder Blick, jede Kritik
rutscht an den glatten Flanken ab wie
feuchter Schlamm. Sofort wird klar: Dieses
Auto erschließt sich den happy few von innen.
Der Wegfall der Hälfte aller bisherigen
Schalter zeigt eindrücklich, wieviel Krimskrams
aus BMW-Zeiten verzichtbar war.
Denn im Grunde weiß das Auto selbst am
besten, was zu tun ist. Drück nur den Einparkknopf
und warte ab, bis Zeit ist, auszusteigen.
(Nebenbei ein schöner Benefit der
neuen E-Servolenkung.) Drück den Bergabfahr-Assistenten
und warte, bis du sicher
unten angelangt bist. Fahr an der Steigung
an und der Wagen rollt keinen Millimeter
zurück.
Dergestalt könnte man in den Irrglauben
verfallen, der Range Rover sei ein fescher
Salonsteirer und Gehsteigkanten-Kraxler
für die Garagenauffahrt. Tatsächlich
durchsetzt aber knochentrockene Offroad-
Technik des Hauses seinen Wallpaper-Approach:
Mechanisch durchstrukturierte Allradtechnik
vom Feinsten plus aufwändige
Leichtbau-Fahrwerksarchitektur mit maximaler
Achsverschränkung und Luftfederung,
Federwege bis 310 Millimeter, Geländereduktion
(synchronisiert bis Tempo 60),
auf Wunsch samt separater Hinterachs-
Differenzialsperre für Härtefälle. Der Range
Rover ist ein hochspezialisierter Geländeprofi
für alle Fälle, das darf man nicht vergessen,
wenn man mit bis zu 250 km/h die
Autobahn entlangschnürt, speziell in der
Topversion, 510 PS aus dem 5-Liter-V8-
Kompressor, hilfreich unterfangen von den
intelligenten Dynamic-Response-Systemen,
die Wanken, Rollen und Kurvenneigung
des Wagenkörpers aktiv unterbinden.
Low Speed Agility und High Speed Stability
sind die Schlüsselbegriffe. Dabei ist der
Wagen innen gespenstisch leise, so lange
man die Finger vom Lautstärkeregler lässt.
Den V8 kann man andernorts auch kompressorfrei
buchen, dann fallen gemäßigtere
375 PS an.
*
Der Range Rover hat sich seit seiner ersten
Generation, die mehr Glas, mehr Überhang,
mehr Sicken zeigte, über die Jahrzehnte
hinweg dramatisch verändert. Auch
die vorherige, von BMW-Einfluss bestimmte
(und beschwerte) Generation zählt angesichts
der nun bahnbrechend leichten
und stabilen Vollaluminium-Monocoque-
Karosserie zur abgehakten Vergangenheit.
Dennoch spricht man von der DNA des
Hauses, die es zu bewahren gibt, von der
Tradition, die man nicht abbinden darf – so
einigte man sich auf die Formulierung, dass
die Werte des neuen Range Rover erhalten
geblieben sind, dass der High-End-SUV
keineswegs verändert, jedoch in praktisch
allen Belangen verbessert wurde. Dagegen
ist schwer etwas zu sagen; wer – bei einem
Einstiegspreis von 89.100 Euro – grundsätzlich
bereit ist, rund 100.000 Euro in die
Hand zu nehmen (man will sich ja gewiss
etwas gönnen und wird das nicht ohnehin
ein Langzeitauto mit all diesem Aluminium?),
dessen Denken bleibt sicherlich nicht
lange in Vergangenheiten und Historizismen
verhaftet. Man will das Beste, man will
das Modernste, man will wissen, wo denn
bitteschön nun ganz oben ist und wie es
dort verdientermaßen aussieht, schließlich
ist dies ein Geländewagen mit professionellen
Steigwerten. Wie es Chefdesigner
Gerry McGovern so salopp formuliert hat:
Ein Range Rover wird nicht gegen andere
Marken-Konkurrenten aufgewogen, sondern
reiht sich in die Entscheidungskette
von Landsitz, Dressurhengst, Segelyacht,
Prachtcollier und ähnlichen Must Haves der
oberen Luxus-Liga. Schön. Alles klar. Aber
womit bekomme ich diese Nagellackspur
aus dem chamaoisgetönten Semi-Anilinleder?
Keiner soll sagen, bei Reichtum
herrschten keine Alltagsprobleme.
30
Buch IV Nr. 36/2013
Opel Cascada
Gerade ein Cabriolet und ausgerechnet von Opel ist die Überraschung
der Jahreszeit. Vor allem, wenn man den gewissen Knopf drückt.
Winteröffnung
Kurios. Plötzlich drehen sich die Leute um nach einem
dunkelbraunen Opel, der sich gerade entfaltet wie ein Pelerinenmonster
– hoch auf kragen Stoff und Gestänge, mit
Schaubühnen-Eleganz erhebt sich das Stoffgebilde, gibt
vier Kopfstützen und zwei, wenn nicht gar vier Passagiere
frei. Spielerische Willkür des Fahrers enthebt sie gerade
des schützenden Daches und der leichte Nieselregen senkt
sich ins teure, wasserabstoßende Sitzleder namens „Brandy“
und auf die mürrischen Passagiere. Doch umso besser
weiß man es zu schätzen, wenn sich nach kurzer Ungemütlichkeit
das Dach wieder schützend über seine Inwohner
senkt. Mit dezentem aber festem Zurrgeräusch schraubt es
sich an den Windschutzscheibenrahmen und nach kurzer
Nachdenkphase gleiten die vier Seitenscheiben hoch. Jetzt
schätzt man die enorm effiziente Innenraumheizung, die
dreistufige Sitzheizung umso mehr.
Cabrios im Winter – ich liebe das. Sie können uns so treffend
vor Augen führen, was Autos für wunderbare, schützende
Gehäuse sind – und zurückgeschraubt auf die elementaren
Freuden, hat man geringe Bedürfnisse, rasant zu
fahren, riskant zu überholen, Kolonnen zu springen. Cabrios
sind dazu erschaffen, dass wir uns des angenehmen
Lebens freuen, das rechne ich ihnen hoch an. Vor allem,
wenn die Erschaffung beider Welten so leicht gemacht wird
– in knapp siebzehn Sekunden öffnet oder schließt sich das
Dach automatisch, bis hinan zu Tempo 50, was die einstige
Angst nimmt, dass man an der Ampel nicht rechtzeitig fertig
würde und mit peinlich ausgefahrenem Gestell bei Grün
losfahren müsse.
Weitere Steigerung angewandter Cleverness: Per Fernentriegelung
(die über geradezu beängstigend weite Strecke
wirkt) kann man das Dach schon im Herangehen an das
parkende Auto öffnen – eine nette Geste an die Gäste, denn
dachfrei steigt es sich viel leichter ein. Langsam schrauben
sich die Vordersitze bei geklappter Lehne nach vorn. Man
muss schon zuvor den Abstand für die Fondpassagiere
eingestellt haben, damit sie nicht gnadenlos zu weit nach
hinten rangieren gegen die Beine der Zugestiegenen. Ein
bisschen Panik ist immer dabei. Aber wenn man sich siebenhundert
Euro erspart, kommt man mit herkömmlichen
Vordersitzen aus. Elektrische Gurtreicher bedienen die vorderen
Passagiere, sowas wird gern genommen.
Die beiden Türen zählen wahrscheinlich zu den dicksten
Bertas der Automobilgeschichte, schwingen spektakulär
weit aus, machen aber das Aussteigen beim Schrägparken
zum Limbo in engen Lücken.
Dennoch, obwohl vier Meter siebzig lang, fühlt sich der Wagen
weich nur vom Fahrwerk her an. Angesichts der Sportlichkeits-Welle,
die uns erfasst hat, freuen wir uns wieder
über echte Sänften. Auch die Lenkung ist entsprechend
leichgängig, ruckt nur unangenehm in der Mitte, als wollte
sie sich nicht gern aus dem Geradeauslauf lösen lassen.
Typisch Elektroservo, die haben meist so eine Macke. Extraweich
lässt sich auch das präzise Sechsganggetriebe
schalten, inklusive Retourgang. Der baugemäß schlechten
Sicht nach hinten wird durch die Rückfahrkamera abgeholfen,
die vorderen Glaszwickel unter den massiven A-Säulen
sind gut gemeint, geben aber kaum Sicht frei.
Sechzehnhundert Kubikzentimeter Hubraum wirken etwas
dürftig für 170 Benziner-PS und lassen zurecht auf Turboladung
schließen. Naturgemäß ist das Drehmoment im unteren
Drehzahlbereich gering, was man fallweise in der Stadt
im zweiten Gang oder bei schlecht angesetzten Überholmanövern
zu spüren bekommt. Auch der Verbrauch ist nicht
ganz überzeugend, knapp neun Liter stehen in der Praxis
dem angegebenen Durchschnittswert von 6,3 l gegenüber.
Dem Cascada gelingt es dennoch, sich schnöder Krittelei
zu entheben, weil er insgesamt eine geschmeidige Erscheinung
ist und durch seine schiere Präsenz und Attraktivität
erfreut. Freilich muss man, sofern der Verkäufer überzeugend
war und Extras über 10.000 Euro schmackhaft machen
konnte, mit einem Kaufpreis von knapp 40.000 Euro
rechnen. Immerhin hat man dann neben Navi mit Sprachsteuerung
und elektrischen Nappaledersitzen, Tempomat
mit Abstandswarner und Premium-Akustikverdeck auch ein
beheiztes Lenkrad im Portfolio.
Wertung: 10 von 13 AUTOSTAR-Sternen
Nr. 36/2013 Buch IV
31
Porsche 918 Spyder
Volles Rohr aus drei Motoren
Der anspruchsvollste Serienporsche aller Zeiten unterläuft alle Anforderungen
in klarer Aussage: 3,1 Liter Normverbrauch, Topspeed 345 km/h.
Porsche-Techniker alles getan habe, um die Stränge zu kanalisieren.
Alle Hauptfunktionen sind direkt vom Lenkrad aus ansteuerbar.
Rechts unten auf vier Uhr befindet sich der Map-Schalter, der
die leistungsrelevanten Kennfelder drehbar aktiviert: E steht für
reine Elektro-Power, H für automatische Hybridregelung, S für
Sport und R (Racing) für höchste Fahrdynamik. Wer alles auf
eine Karte setzen will, drückt den Roten Knopf in der Mitte: HOT
LAP. Voller Boost without regrets, jetzt geht es mit voller Systemleistung
zur Sache. Aber eben nur für eine Runde Nordschleife,
dann sind die Batterien ausgepowert und der Verbrauch liegt
wohl um eine Kommastelle weiter rechts.
Damit der Fahrer sich intuitiv mit den Anforderungen versteht,
wurde im Gaspedal ein variabler Druckpunkt gesetzt. Der vermittelt
einerseits den rein elektrischen Antrieb im E-Modus, andererseits
muss auch der E-Boost in der Hot-Lap-Konfiguration
feinsinnig verarbeitet werden können. Anders als bei Kickdowns
üblich, bleibt der Widerstand nach Überschreiten des Druckpunktes
dosierbar erhalten. Schon im E-Modus beschleunigt
der Wagen in gut sechs Sekunden auf hundert, kann Tempo 150
erreichen. Absolute All-In-Spitze: 345 km/h.
(Muss man glauben.)
Handbremse weg, lautlos
schiebt die Wucht an.
Freilich kommen mit erhöhter
Geschwindigkeit
ungeahnte Fahr-Leergeräusche
ans Ohr – erinnert
irgendwie an eine sobere
Nichtraucher-Disko um
fünf Uhr morgens, wenn
nackte, ungefilterte Empfindungen
an die Sinne
dringen.
Die volle Batterieleistung
des 918 Spyder, 6,8 kWh,
entspricht ungefähr sechs
Waschmaschinendurchgängen
à 60 Grad. Irgendwie
ist man erleichtert,
wenn sich der 4,3-Liter-
V8 mit mächtigem Gebrüll
einspült und alles klar macht.
Der 918 Spyder ist die aufwendigste, technisch anspruchsvollste
Fahrmaschine, die je eine Straßenzulassung erreicht hat.
Die nackten Fakten dazu: Drei Motoren, zwei Antriebssysteme,
drei Kühlkreisläufe, Vierradantrieb, fünf wählbare Antriebs-Varianten,
dramatisch gespreizte Leistung-zu-Verbrauch-Werte,
Höchstdrehzahl von 9.150/min. 2,6 sec auf Hundert. Unter sieben
Minuten um die Nordschleife mit Straßenbereifung (dank
nochmals abgespecktem, um 72.000 Euro teurem Weissach-
Paket).
Die Leistungswerte: 608 PS aus dem V8-Hochdrehzahlmotor
(Sauger) in hinterer Mittellage, plus 156 PS vom dort angekoppelten
E-Motor, weitere 129 PS von dem die Vorderräder direkt
antreibenden E-Aggregat im Bug. Macht zusammen 887 PS bei
einem System-Drehmoment von 1.280 Nm.
Liest sich trocken, ist aber pure Energie (samt deren teilweiser
Rückgewinnung).
Weitere Immanenzen: Porsche-Doppelkupplungsgetriebe mit
sieben Gängen, Hinterachslenkung, aktives Torque-Vectoring
zur Kraftzuleitung an kurvenäußere Räder, Kennfeld-Fahrwerk,
High-Performance-Bremsen mit vorgeschaltet höchstem zivilen
Rekuperationswert (der allein 0,5g Bremsleistung abledert), Lithium-Ionen-Trockenbatterie
mit allerhöchster spezifischer Leistung
– alles in Zuffenhausener Handarbeit vereint auf einem hypersteifen
Rolling Chassis aus Kohlefaser, also im Grunde nach
dem guten alten selbstfahrenden Bodenplatten-Prinzip von VW
Käfer oder den Ur-Porsches.
Zwanzig verschiedene Firmen buken Kohlefaserteile für definierte
Ansprüche. Und, wie der Projektleiter Michael Hölscher
erklärt: „Wir wollten uns kein Öko-Feigenblatt anheften. Es geht
hier ganz klar um mehr Leistung bei weniger Verbrauch.“ Dank
heruntergebrochener NEFZ-Zyklenberechnung bei vollen Batterien,
deren Leistung einen Großteil der Meßstrecke abdeckt,
bleiben nur 3,1 l/100 km zu verbrennen.
Die Batterie kann über das Stromnetz per Porsche-Schnellladestation
(Aufpreis € 20.000,–) in einer Dreiviertelstunde aufgeladen
werden.
Das Zusammenspiel von E zu V wie Verbrennungsmotor, der
Leistungsabruf, die möglichst effiziente Rekuperation der Batterie
während der Fahrt – das sind die großen Technik-Themen,
die einerseits höchst komplex, undurchschaubar, andererseits
völlig bewältigt erscheinen. Dennoch: Den Wagen in jeder Situation
zu erfassen und zu verstehen fällt nicht leicht, obwohl
Die ganze Dramatik eines tiefgelegten Zweisitzers wird unterstützt
von zwanzig (vorne) bzw. einundzwanzig-Zoll-Rädern
hinten. Die Michelin-Bereifung wurde eigens für den Wagen entwickelt,
als Backup gibt es ein Tirefit-System an Bord. Winterbereifung
ist nicht vorgesehen. Etwas unspektakulär wirken die
würfelig angeordneten LED-Tagfahrlichter von bisher nicht gekannter
Leuchtintensität. Zwei abnehmbare Dachhälften lassen
sich im Gepäckraum vorne verstauen, zusammen mit dem um
17.000 Euro bestellbaren Maßgepäck aus Kohlefaser (das dann
wahrscheinlich noch die Crashfestigkeit erhöht).
Markant sind die beiden Top Pipes – Auspuffrohre, die direkt
hinter dem Cockpit ins Freie führen und die Passagiere in eine
entsprechende Klangwolke hüllen.
Freilich geht man erst völlig unspektakulär zur Sache: Nach
Drehen (des bei Porsche reichlich kindisch als Spielzeugauto
geformten) Elektronikmoduls im traditionell links angeordneten
Zündschloss passiert außer einigen Zeiger- und Diodenzuckungen
in den drei appetitlichen Rundinstrumenten gar nichts.
Man knipst rechts auf Lenkradhöhe die Stufe D an und die
Auf der Rennstrecke beeindruckt der 918 Spyder mit der schieren
Jederzeit-Leistung und der gewaltigen Wucht, mit der sich
sehr früh aus Kurven herausbeschleunigen lässt dank E-Boost
auch an den Vorderrädern. Neutrales Grundverhalten, per Pedalpower
gut dosierbar. Unentwegter Dank an die Bremsen.
Freilich spürt man das Eigengewicht – mit 1674 kg befindet
man sich hundert Kilogramm über dem Lamborghini Aventador
LP700-4, was an sich sensationell gering ist.
Dennoch trägt das Doppel-Konzept auf – am dicksten freilich
beim Preis. Euro 776.880,– in Österreich. Dieser lässt sich aber
relativieren: Reduziert man das Gewicht per Weissach-Paket mit
mageren Sitzen, Keramikkegelradlager, Magnesiumfelgen, Türzugschlaufen
um 41 kg, legt man lockere 72.000 Euro drauf und
darf sich eine Martini- oder Porsche-Salzburg-Racingfolierung
aussuchen. Entscheidet man sich für den delikaten Liquid-Metal-Lack,
sind noch einmal 60.000 Euro fällig. Die 17.000 für die
Kohle-Köfferchen wurden ja bereits erwähnt. Insofern wäre das
reine Auto an sich ja ganz günstig.
32
Buch IV Nr. 36/2013
CAFÉ ENGLÄNDER
Postgasse 2, A - 1010 Wien, Tel.: +43(0)1/ 96 68 665 | Öffnungszeiten: Mo – Sa: 8 – 1 h, So & Feiertag: 10 – 1 h | www.cafe-englaender.com
Nr. 36/2013 Buch V
33
THANKS FOR YOUR HELP!
Christine Bärnthaler
in ST/A/R Nr. 1, 2003
THANKS FOR YOUR HELP!
34
Buch V Nr. 36/2013
Diese Tischserie wird von Herbert Brandl bemalt
Brandl Horizontal
1/1 Seite
Architekturmodelle & Designobjekte
566 mm x 516 mm
Architekturmodelle & Designobjekte
Atelier ModellArt
Zeltgasse 12/Stg.2/7
1080 Wien
Tel.: +43 (0)1 252 96 19
Mobil: +43 (0) 699 113 467 51
E-mail: offi ce@modellart.at
Internet: www.modellart.
Nr. 36/2013 Buch V
35
Heidulf Gerngross Schaukelstuhl alfa INO
und meine Vorbilder
Rainer Boltenstern Schwanzer
courtesy: Lichterloh, Wien
Thomas Redl, chair-table mobile, 2013 March Gut, Lentia, 2013
Thomas Feichtner, M3 CHAIR, 2011
Produzent: Neue Wiener Werkstätte
Städteplanung / Architektur / Religion Buch V Nr. 36/2013
37
KONZEPT PFLEGEWOHNHAUS
Aus einem kompakten Baukörper
werden vier großzügige Gartenhöfe
geschnitten. Diese liegen
auf unterschiedlichen Niveaus,
sind z.T. miteinander verbunden
und ermöglichen das Erleben
und Benutzen des Freiraumes in
überschaubaren Dimensionen.
Die unterschiedliche Charakteristik
der Gartenhöfe („Wienerwald“,
„Schneeberg“, „Prater “, „Wachau“)
bietet ein abwechslungsreiches
Spektrum und ermöglicht die
einfache Orientierung. Aus dem
Inneren sind diese lichtdurchfluteten
Gärten ständig visuell erlebbar
– jede Station ist direkt an je
zwei Gartenhöfe angebunden.
Kernpunkt des Entwurfs sind die
großen Allgemeinfl ächen, die
sich rund um die Höfe gruppieren
- Erschließungsfl ächen werden
dadurch zu Kommunikationsbereichen
-zu Marktplätzen mit
vielfältigen Aufenthaltsqualitäten
(Essplätze, Ruhe- und
Rückzugsbereiche, Bewohnergalerien,
Inszenierungen, Spielzonen,
Geh-Parcours, etc). So
ergeben sich auch vielfältige
Durchwegungsmöglichkeiten:
Spaziergänge können als Rundwege
stationsintern und stationsübergreifend
geführt werden und
bieten abwechslungsreiche Ausblicke
in die Gartenhöfe und den
Stadtraum.
Alle Bewohnerzimmer werden
über geräumige Loggien zur
Stadtöffentlichkeit orientiert, dabei
erlauben die zurückgesetzten
Gebäudefronten an Hugl- und Holochergasse
den Blick in belebte
städtische Grünräume („lineare
Parks“) mit ausreichend Distanz
zur Nachbarbebauung.
Das Herzstück des Hauses – das
Bewohnerzimmer selbst erhält
neben der Loggia (dem „Garten“)
auch einen halbprivaten „Vorgarten“.
Angegliedert an die Marktplatzfläche
kann so jeder Bewohner
aus seinem geschützten
Bereich unmittelbar am Stationsleben
teilnehmen: beobachten,
sich am Laufenden halten, die
Nachbarin zu sich einladen. Mittels
Faltschiebetüren lassen sich
die Zimmer sowohl zum „Garten“
als auch zum „Vorgarten“ öffnen,
sodass sowohl die aktive als auch
die passive Teilnahme am Geschehen
direkt aus dem Zimmer
ermöglicht wird.
PFLEGEWOHNHAUS RUDOLFSHEIM - FÜNFHAUS:
KEINE GÄNGE – MARKTPLÄTZE!
Bauherr: GESIBA / KAV
Generalplaner: FCP ZT GmbH
Architekt: Helmut Wimmer, Bernhard Weinberger, Andreas Gabriel / wup zt-gmbh – wimmer und partner
Freiraumplanung: EGKK Landschaftsarchitektur
KEINE GÄNGE,
MARKTPLÄTZE!
KONZEPT PFLEGEWOHNHAUS
Aus einem kompakten Baukörper werden vier großzügige
Gartenhöfe geschnitten. Diese liegen auf unterschiedlichen Niveaus,
sind z.T. miteinander verbunden und ermöglichen das Erleben und
Benutzen des Freiraumes in überschaubaren Dimensionen. Die
unterschiedliche Charakteristik der Gartenhöfe („Wienerwald“,
„Schneeberg“, „Prater “, „Wachau“) bietet ein abwechslungsreiches
Spektrum und ermöglicht die einfache Orientierung. Aus dem Inneren
sind diese lichtdurchfluteten Gärten ständig visuell erlebbar — jede
Station ist direkt an je zwei Gartenhöfe angebunden.
Kernpunkt des Entwurfs sind die großen Allgemeinflächen, die sich
rund um die Höfe gruppieren - Erschließungsflächen werden
dadurch zu Kommunikationsbereichen -zu Marktplätzen mit
vielfältigen Aufenthaltsqualitäten (Essplätze, Ruhe- und
Rückzugsbereiche, Bewohnergalerien, Inszenierungen, Spielzonen,
Geh-Parcours, etc). So ergeben sich auch vielfältige
Durchwegungsmöglichkeiten: Spaziergänge können als Rundwege
stationsintern und stationsübergreifend geführt werden und bieten
abwechslungsreiche Ausblicke in die Gartenhöfe und den
Stadtraum.
Alle Bewohnerzimmer werden über geräumige Loggien zur
Stadtöffentlichkeit orientiert, dabei erlauben die zurückgesetzten
Gebäudefronten an Hugl- und Holochergasse den Blick in belebte
städtische Grünräume („lineare Parks“) mit ausreichend Distanz zur
Nachbarbebauung.
Das Herzstück des Hauses — das Bewohnerzimmer selbst erhält
neben der Loggia (dem „Garten“) auch einen halbprivaten
„Vorgarten“. Angegliedert an die Marktplatzfläche kann so jeder
Bewohner aus seinem geschützten Bereich unmittelbar am
Stationsleben teilnehmen: beobachten, sich am Laufenden halten,
die Nachbarin zu sich einladen. Mittels Faltschiebetüren lassen sich
die Zimmer sowohl zum „Garten“ als auch zum „Vorgarten“ öffnen,
sodass sowohl die aktive als auch die passive Teilnahme am
Geschehen direkt aus dem Zimmer ermöglicht wird.
3
STATION 10
STATION 7
WIMMER
Marktplatz
Marktplatz
Marktplatz
2
2
STATION 7 STATION 8
±0,00
"SCHNEEBERG"
-3,50
"PRATER"
EINGANG
STATION
Marktplatz
EINGANG
STATION
EINGANG
STATION
+5,00
Marktplatz
EINGANG
STATION
+5,00
"WIENERWALD"
-3,50
"WACHAU"
1
1
STATION 10 STATION 9
Marktplatz
Marktplatz
Marktplatz
STATION 9
STATION 8
3
WOHNGRUPPE 3
erweiterte Distanz zur Nachbarbebauung
BL
STATION 3 STATION 6
Beziehung Stadtöffentlichkeit
19,80 m 2 5,0 m 2
Vorgartenzone
Beziehung Freifläche und Stadtöffentlichkeit
Marktplatz
Bibliothek
zentraler Stützpunkt
Marktplatz
Litfasssäule
mit Blickbeziehung
zu allen Zimmern
8,04 m 2 und zum Eingang
8,09 m
Raucher
2
12,01 m 2
Bibliothek
19,00 m 2 Marktplatz
Marktplatz
AR-rein
10,97 m 2
Aquarium
20,20 m 2
+5,00
Teeküche
Beh.-WC Putzr.
DEMENZGARTEN
14,09 m 2 4,62 m 2 4,68 m 2
"WIENERWALD"
AR-unr. Wäsche
2 8,07 m 8,37 m2
Sozialraum
±0,00
14,20 m 2
"SCHNEEBERG"
Geräteraum
16,10 m 2
Marktplatz
Lagerr.
10,93 m 2
Abholung
Patientenbad
9,54 m 2
28,02 m 2
10,48 m 2
Technik
Lagerr.
AR-unr. Wäsche
10,00 m 2 8,12 m 2 6,91 m 2
Pers.-WC Bes.-WC Abholung Putzr. Beh.-WC
Stützpunkt
12,40 m 2
5,04 m 2 8,01 m 2
2 6,85 m 5,15 m2
15,16 m 2
Bewohnergalerie
EINGANG
zentraler Stützpunkt
STATION
mit Blickbeziehung
zu allen Zimmern
Teeküche
und zum Eingang
14,09 m 2
Sitzfläche
VERTEILERZONE
Marktplatz
MIT AUSBLICK IN
DIE HÖFE
-3,50
EINGANG
STATION
"WACHAU"
Raucher
12,01 m 2
AR-unrein
WOHNGRUPPE 2 WOHNGRUPPE 1
Beziehung Marktplatz und Garten
EINGANG
STATION
Bewohnergalerie
EINGANG
STATION
Stützpunkt
Stationsl.
Vorgartenzone
Geh-Parcour
Anlieferung
8,36 m 2
8,0 m 2
Gemeinsam genutzte Räume
Therapieraum
18,91 m 2
STATION 6 STATION 5
19,80 m 2
2 28,00 m 28,00 m2
5,0 m 2
Geräteraum
15,42 m 2
Sozialraum
15,26 m 2
AR-rein
Stationsleitung
19,18 m 2
AR-unrein
Beziehung Stadtöffentlichkeit
Vorgartenzone
Beziehung Marktplatz und Garten
Beziehung Marktplatz und Garten
Vorgartenzone
5,0 m 2 10,00 m 2
19,80 m 2
Beziehung Freifläche und Stadtöffentlichkeit
Beziehung Freifläche und Stadtöffentlichkeit
erweiterte Distanz zur Nachbarbebauung
BL
Dank
an Architekt
Helmut Wimmer
für seine
10-jährige
Zusammenarbeit
mit ST/A/R
mit ST/A/R
10-jährige
Zusammenarbeit
Helmut Wimmer
für seine
Dank
an Architekt
2. OBERGESCHOSS 1:500
-3,50
"PRATER"
Aquarium
STATION 5
DOPPELPFLEGESTATION (OHNE MASSSTAB)
38
Buch V Nr. 36/2013
ST/A/R bittet um DENKMALSCHUTZ für Heinz Franks Geschäftslokal
Dorotheergasse 1010 Wien
Gebaut 1970 - 71
Hans Tremmel GmbH
Ing. Dietmar Tremmel
Steinmetzmeister
Offi ce:
Hainfelderstraße 39
3071 Böheimkirchen
t. 43 (0) 664 91 515 91
f. 43 (0) 2743 2312 - 20
tremmel.stein@gmx.at
www.steinbauzentrum.at
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Nr. 36/2013 Buch V
39
Foto: Thomas Mayer
Ortner & Ortner Baukunst, Landesarchiv NRW, Duisburg, 2013
40
Buch V Nr. 36/2013
Benedikt Ledebur
letzte lockerungen
schnellgedichte
von Benedikt Ledebur
1
mit einem ruck
springt die rübe an:
los geht´s!
jeder sack kann das übrigens.
einen über die rübe:
gehört das zusammen?
schneide die ringe,
zickzack und zahl,
übe! beuge es.
zieht eine linie
zum gegenüber,
sieht sie.
ein satz über die brüstung,
ohne grund,
was der fall voraussetzt.
ein stück noch,
dann fass das ende,
ausschlag den boden ihm,
auf die maserung achte.
neuen verbindungen
zähne wachsen.
wie weit, als ob netze
diese zentner hielten,
kämme die gletscher fletschten,
damit ausfranst im freien
der aussicht reifen,
drehen im fall,
dass die fahrt endlich anfängt.
gleich den höhen von oben,
stechen messer die skalen,
schwellen dem krähen
erweiterte gefässe,
gestutzte flügel,
statt sturz in den absprung:
zieh leine endlich,
kürzeste linie
im fall, dass es aufprallt,
grundlos fassende
verfaltet im schirm.
2
ein axiom, das leicht
aus der art geschlagen,
ein verfinstertes beispiel
zusätzlicher charade,
sollte das spiel bei chiasmus
und wette nicht genügen
für die weitere deutung.
das ansammeln großer zahlen
gehe nur deutlich zu
auf das allgemeine einerlei
größtmöglicher sicherheit.
das sich gleichbleibende
ist in der ferne egal,
stammeln und spucken
mit kernen aus genossenem
trifft da noch eher
die gesetzte grenze.
gebieten, die mir halt
bieten, entkommen irren
unter durchädertem joch
beinahe selbst, die spinnen
sich netze zu,
ständig in ketten.
nur halb steigt auf
der leiter der abteilungen,
nimmt, was stellt sie darin,
die mangel an sich leiden
können, dar langem grübeln.
das bein nach vor geworfen,
dem nutzen hinten nach,
orten noch die verbindlichsten
unde ihr glück, peilen
gehörnt unter qualen die quellen
an, reißen am schlingernden
weg ein stück,
bis der sich dem suchen löst
in verwertenden aus täuschen,
mit muster erstickender uhr.
phantasmen, die ich-vögel
spreizen, schwingen im warten
am x-fachen abzählreim,
alle ausflüge koordinierend,
bis sich die ypsilonachse biegt,
unter dem unbändigen, das
alles zu fall bringt.
last round of loosening up
quick poems
translation by Matthias Goldmann
a jolt
to the noggin:
let’s go!
besides, any jerk can do that.
a bonk on the noggin:
does that go together?
cut these rings,
zigzag and number,
practice! flex it.
drawing a line
to an opposite,
she sees.
a leap over the window breast,
on no grounds, taken
for granted in this case of
descent. a last stretch left,
then hold on to the end,
kick out his flooring
but mind the grain.
growing the teeth
of new connections.
so far, as if nets were
holding these hundredweights,
glaciers were bearing their combs,
adding fringes to the outdoors,
letting vistas mature,
falling and turning,
finally out on a ride.
like heights from above,
knifes stuck into scales,
puffing out to crow,
vascular widening,
clipped wings,
taking off instead of plunging:
get out of here,
across the shortest line,
in this case, towards an impact,
hold on for no reason,
folded into an umbrella.
an axiom, a little
wayward at that,
a darkened example,
additional charade,
if a game of chiasmus
and a bet won’t do
to add further interpretation.
piling up large numbers,
clearly walking towards
overall monotony,
maximum certainty.
the self-same, making
no difference far away,
stammering and spitting
leftover seeds and pits,
hitting, rather,
set limits.
my areas of support
escape me, wandering
under a veined yoke,
almost themselves, spinning
nets at each other,
in chains all the time.
promoted halfway,
head of departments, she
takes to her appearance as
it may suffer hardships
despite lengthy brooding.
kicking a leg out
to chase a profit,
the friendliest places
and happiness, aiming,
cuckolded, in great pain,
at sources, ripping at a
stretch of rolling road,
until it gives way to searching
and use that does the trick,
patterns of a stifled clock.
phantasms, these i-birds
spread, soaring while waiting for
umpteenth counting-out rhyme,
coordinating all outings
until the y-axis bends
under unbridled forces that
bring it all to grief.
1
2
Nr. 36/2013 Buch VI
41
Partisanendenkmal Petrova Gora, Entwurf Vojin Bakić, Jugoslawien, 1979 // Mercedes W123, Entwurf Bruno Sacco, Deutschland, 1970
45° 14’ 30” N, 15° 48’ 23” E
Wolfgang Thaler, © 2008
Wolfgang Thaler fotografi erte für das Buch „MODERNISM IN BETWEEN - The Mediatory Architectures
of Socialist Yugoslavia“ (Jovis, 2012), Bauwerke in ehemaligen Jugoslawien. Das Buch entstand in
Zusammenarbeit mit den Historikern Maroje Mrduljaš und Vladimir Kulić.
„...Und trotz (oder gerade wegen?) einiger durchaus kontroverser Thesen ist „Modernism In-between“
damit sicher eines der besten und tiefgründigsten unter den vielen Büchern, die sich derzeit mit dem
angesagten Thema der „Ost-Moderne“ auseinandersetzen.“ Florian Heilmeyer für BauNetzWoche
„Thalers lakonischer, aber, wie wir hoffen, anregender Überblick erinnert uns eindrücklich an die Werte
und Ziele einer einzigartigen architektonischen Kultur – und einer Gesellschaft, die es zwar nicht mehr
gibt, aber deren Leistungen jedenfalls verdienen, neu bewertet zu werden.“
Klaus Friede
Im Museum für zeitgenössische Kunst in Zagreb (www.msu.hr) läuft bis 2. Februar 2014 eine Retrospektive
des Bildhauers Vojin Bakić.
42
Buch VI Nr. 36/2013
Hans BIWI Lechner
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Richard Kaplenig
Richard Kaplenig
www.kaplenig.com
Nr. 36/2013 Buch VI
43
GELINGENDES LEBEN UND VOLLER BAUCH
Zur Philosophie der Verdauung bei Aristoteles
von Christian Denker
Die frühen griechischen Philosophen behandeln Verdauung gewöhnlich im
Rahmen von Überlegungen zur Freude an Fülle und Füllung. Leere wird vielfach
mit Wertlosigkeit und Leiden verbunden. Der Gegensatz emotionaler Zustände
bei Sattheit und Hunger prägt hier ethische Maßstäbe. Gerade Aristoteles erklärt
den mit Nahrung gefüllten bzw. sich füllenden Magen zu einem Urbild eines
erfüllten Lebens. 1
Detailreich thematisiert Aristoteles die Bedeutung der Verdauungslust für das
menschliche Leben in seinen Überlegungen zur Psyché. Aber auch bei der Behandlung
von alltäglichen Problemen, bringt er die fundamentale Bedeutung der
Verdauung philosophisch in Anschlag.
Verdauung als geistige und körperliche Erscheinung.
Seine Ausführungen zur Psyché (gr. ψυχή, Seele, Atem, Leben, Bewusstsein,
Trieb) leitet Aristoteles mit Überlegungen zur Aufnahme und Verdauung von
Nahrung ein, unsere Wahrnehmungen erklärt er, ähnlich wie schon sein Lehrer
Platon, als ein psychisches Vermögen zur Aufnahme und Verarbeitung sinnlicher
Eindrücke. 2 Nach Aristoteles sind freier Wille und rationale Entscheidung allerdings
nur unter entsprechenden körperlichen Voraussetzungen möglich. 3 Diese
Voraussetzungen beschreibt er als einen Zustand des Gleichgewichts, „Eukrasia“,
der die Ausbildung von Intelligenz ermöglicht. Geistige und körperliche Aktivitäten
wirken dabei zusammen. Gerade für Vorgänge der Verdauung ist die Seele
laut Aristoteles ein grundlegendes Prinzip. So fragt er sich etwa, warum Angst
uns Magen und Blase umdrehen kann? 4
Aristoteles sucht nach vernünftigen Erklärungen. 5 Nichtsdestoweniger hält er
Verdauung für mehr als einen rein materiellen Prozess, der künstlich nachvollzogen
werden könnte. Grund dafür sei aber keine mysteriöse Qualität der physischen
Abläufe. Vielmehr wäre Verdauung in einem lebendigen Organismus anders
zu beschreiben als ein künstlicher Prozess. Das gelte sowohl für die Details
der Abläufe, als auch im Großen und im Ganzen. 6 Was Verdauungsvorgänge
zu dem mache, was sie sind, erklärt Aristoteles durch die spezielle Beschaffenheit
des zur Verdauung befähigten Organismus. Jeder Verdauungsprozess
entspreche genau den formalen bzw. seelischen Eigenschaften des verdauenden
Lebewesens. 7
Die Psyché eines Lebewesens wirkt nach Aristoteles sowohl auf unsere Ernährung
als auch auf unser Denken. Verdauung erscheint als ebenso psycho-logischer
Prozess wie Einbildungskraft. 8 Von der Psyché spricht Aristoteles wie von der
Fähigkeit eines Organismus, die für ihn charakteristischen Dinge zu tun. Dabei
ist die spezielle Natur des Organismus auch für die psychischen Prozesse in etwa
so bedeutungsvoll, wie Baukunst für die Errichtung eines Gebäudes. 9 Gewisse
Aspekte lassen sich auch ohne vernünftige Erklärung einsehen. So müssen wir
nicht jede spezifische Eigenheit oder die umfassende Bedeutung eines Vorgangs
begreifen, um zu bemerken, dass da überhaupt etwas vor sich geht. Die Psyché
befähigt den Organismus, Nahrung in genau der charakteristischen Weise zu
verarbeiten, in der Organismen seiner Art es eben zu tun pflegen. Die menschliche
Psyché beinhaltet dementsprechend eine spezielle, menschliche Form der
Verdauung. 10 Die Stimmigkeit der aristotelischen Überlegungen können das
recht gut an uns selber beobachten: wir verdauen in einer speziell menschlichen
Weise. Die Verstrickungen unserer geistigen und körperlichen Funktionen bei
der Verdauung sind ein grundlegender Aspekt des menschlichen Wesens, das
sich hierin von anderen Lebewesen unterscheidet. Eine strikte Trennung zwischen
den verschiedenen Verdauungsfunktionen würde uns selbst nicht entsprechen.
Vernünftige Erklärungen hierzu sind nicht immer leicht zu finden, wir sind
eben Lebewesen, deren Verdauung nicht auf künstliche oder technische Prozesse
reduziert werden kann.
Rätselhafte Probleme
Konkret stellt die Verdauung Aristoteles vor manche schwierige Frage. Insbesondere
beschäftigt ihn ihre Bedeutung für die Gesundheit und das Verhalten von
Menschen. Seine Einlassungen entspringen dem Interesse für drei grundsätzliche
Funktionen des Lebens: die Aufnahme von Speise, die Ausscheidung von
Exkrementen und die Kontrolle der vitalen Gesamtfunktion. 11
Der aristotelische Wissensdurst scheint dabei schier unstillbar. Warum bewegen
sich manche Medikamente in den oberen Magenteil, andere in den unteren?
Liegt es daran, dass mache warm sind und andere kalt? 12 Warum wirken manche
Medikamente abführend, während andere – obwohl sie bitterer, strenger sind?
Warum wirken manche Medikamente abführend, andere dagegen nicht? 13
Beruht abführende Wirkung eines Stoffes nicht auf bestimmten Qualitäten, sondern
darauf, dass er nicht verdaut wird? Ist es nicht wert zu erwägen, ob alles,
was Wärme oder Kälte exzessiv hervorruft auch in geringer Masse der Verdauung
widerstehen kann? Aristoteles nimmt an, dass Stoffe, die der körperlichen
Wärme widerstehen, sich leicht in den verschiedenen Magenteilen verteilen und
dort als Medikamente wirken. Gelangen sie in den Magen, werden sie dort aus
wie Nahrung in die Blutadern weitergeleitet. Wenn sie der Verdauung widerstehen,
können sie auch Verstopfungen beseitigen, die ihren Weg behindern und zu
Purgation führen. Honig und Milch wirken deshalb reinigend und wenn sie sich
nicht aufgrund ihrer Masse vermischen wirken sie auch abführend. Nahrungsmittel
unterscheiden sich von Medikamenten, weil sie nicht aufgrund von Säure,
Bitterkeit und schlechtem Geruch reinigen. Was durch natürliche Verdauung in
den Körper gelange, sei Nahrung, was der Körper nicht bewältige und was durch
Wärme und Kälte Störungen verursacht, sei ein Medikament. 14 Aber warum wirken
bittere und übel riechende Medikamente in der Regel reinigend? Weil sie
schwer verdaulich sind? Werden sie in zu großer Dosis verabreicht, führen sie
zum Tod. Führen schon kleine Mengen zum Tod, werden sie Gifte genannt. 15
Wie schon Platon das Diaphragma zur Scheidewand zwischen einem unteren
und einem mittleren Teil der Seele erklärte, vermutet auch Aristoteles hier einen
Schutz der sensitiven bzw. empfindenden Seele im Herzen gegen die Ausdünstungen
der in den Verdauungsorganen wirkenden vegetativen Seele. 16 Wichtige
Ansatzpunkte für die Untersuchung menschlicher Funktionsweisen findet
Aristoteles im Tierreich: Warum haben Menschen feuchtere Exkremente als
Pferde? Liegt es daran, dass Pferde trockenere Nahrung zu sich nehmen? Liegt
es daran, dass Menschen viel flüssige Nahrung zu sich nehmen? Laut Aristoteles
entstehen alle Exkremente aus Nahrung und durch viel Nahrung entsteht
viel Exkrement. Außerdem fressen manche Tiere flüssigere Nahrung als andere.
Ein weiterer Grund könnte darin liegen, das erstere von Natur aus trockener
sind, letztere feuchter. Die von Natur aus Trockeneren verlange es nach feuchter
Nahrung, weil ihnen diese stärker fehle, und jene, die von Natur aus feucht sind,
ziehe es in Richtung trockener Nahrung, denn sie brauchen diese dringender. 17
Und wie ist es mit den Zähnen? Warum leben Menschen mit porösen Zähnen
nicht lange? Kann es daran liegen, dass langlebige Wesen mehr Zähne haben?
Nach Aristoteles haben Männer mehr Zähne als Frauen und Menschen mit
porösen Zähnen ähneln Wesen mit wenigen Zähnen. 18
Wie viele Philosophen tut sich auch Aristotelis nicht leicht mit Erklärungen
zur Sexualität. Nichtsdestoweniger bemerkt er
Zusammenhänge zwischen Verdauung und Fortpflanzung.
So entsteht Sperma nach seiner Einschätzung
in der letzten Verdauungsphase. 19 Genau
genommen handelt es sich um Speise, die noch
nicht assimiliert wurde, bzw. um Blut, das sich zwar
schon in den Gliedern verteilt hat, aber noch nicht
von ihnen aufgenommen wurde. Weil Sperma aus
der Speise stammt, produzieren dicke Männer, die
alle überflüssige Speise in Fett verwandeln, weniger
Sperma und haben dementsprechend weniger
Bedarf zu koitieren als dünne. 20 Menstruationsblut
habe den gleichen Ursprung wie Sperma. Es sei nur
nicht vollständig gekocht, weil der weibliche Körper
kälter sei als der männliche. 21
Wenn manche Feststellung nicht vollkommen befriedigend
wirkt, so betrifft das nicht nur die Erklärungen
von Aristoteles. Auch die aktuelle Wissenschaft
liefert zu Fragen der Verdauung dem nicht
immer eindeutige, intuitiv nachvollziehbare oder
richtige Antworten. 22
Für die philosophische Betrachtung muss das kein
Problem sein. Kopf und Bauch sehnen sich nach
mehr als immer nur passenden Antworten. Gerade
die aristotelischen Einlassungen unterstreichen
das Interesse gut gestellter Fragen. Erstaunte Verwunderung
ist ein Ursprung für den Fortschritt des
Wissens um funktionierende Verdauung.
Speziell gilt das für die Medizin, sich zu Aristoteles’
Lebzeiten erst langsam und vorsichtig aus dem Kanon des philosophischen
Denkens herauslöste. Gerade die Anwendung allgemeiner Einsichten zu Wärme,
Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit auf die Verdauung stellt das Gehirn vor
komplexe Aufgaben, deren Lösung mal mehr mal weniger überzeugend gelingt.
Soviel scheint klar: die rationale Erkundung der alltäglichen Verdauung ist eine
bleibende Herausforderung. Nicht nur an Liebhaber der Weisheit!
LITERATUR
Aristoteles, Problems, London, William Heinemann, 1970. Über die Zeugung der Geschöpfe (De
gen. Anim.), Paderborn, Schöningh, 1959. Baudy, Gerhard J., „Metaphorik der Erfüllung“, in: Archiv
für Begriffsgeschichte, Hamburg, Meiner, 1981, 7-68. Eijk, Philip J. van der, Körper, Seele,
Geist, Trier, Universität, Mai/Juni 2007. Frede, Michael, „On Aristotle‘s Conception of the Soul”,
Kosman, Aryeh, „What Does the Maker Mind Make?“ und Lloyd, Geoffrey E. R., „Aspects of the
Relationship between Aristotle‘s Psychology and his Zoology“, in: Rorty, Nussbaum, Essays on
Aristotle‘s De Anima, Oxford, Clarendon Press, 1995, 96-109, 147-168, 330-345.
ANMERKUNGEN
(1) Baudy, 1981, S. 81, vgl. Aristoteles Nikomachische Ethik, 1173b. 13ff Überlegungen zur Bedeutung
der Lust des Bauches für das gelingende Leben finden sich auch im Alten Testament, demzufolge
der Vater vieler Völker, Abraham, erfüllt verstarb. 1. Mose 25:8. Das in der Tora verwendete
Adjektiv „saw-bay‘-ah“ (“ַעֵ֫בָׂש„) assoziiert Reife, Sättigung und Zufriedenheit. Luther übersetzt mit
„lebenssatt“. In 1. Mose 35.29 wird das gleiche von seinem Sohn Isaak gesagt. (2) Kosman, 1995,
S. 344. (3) Eijk, 2007, S. 29; vgl. Tracy, 1969. (4) Aristoteles, Problems, XXVII,10. (5) So erwägt
er verschiedene Erklärungen in Hinblick auf den Wärmehaushalt: Versucht Wärme der Angst zu
entfliehen? Bewirkt die Angst im Inneren des Körpers in der Umgebung der Blase Wärme und löst
damit ihre Funktion aus? Verursacht Angst rektale Entweichungen, weil sie Blut und Wärme nach
unten streben lässt? Vgl. Probl;, XXVII,3 u. XXVII,9. (6) Frede, 1995, S. 104 (7) Ebd., S. 104. (8)
Ebd. S. 116. (9) Ebd. 1995, S. 105. (10) Ebd. 1995, S. 114. (11) Lloyd, 1995, S. 155. (12) Probl., I, 41,
S. 31. (13) Ebd., I, 42. (14) Ebd., I, 42, S. 31-33. (15) , Ebd., I, 47 (16) Lloyd, 1995, S. 153 (17) Probl.,
X, 59, S. 245. (18) Ebd. XXXIV, 1, S. 225. (19) Aristoteles, De gen. anim. 725a11-21, 725a24-25,
72a26-28, 726b1-5. (20) De gen. anim. 725b31-34. (21) Ebd. 738a34-36. (22) Stellvertretend seien
einige Fragen aus dem Forschungsbereich der Gastroenterologie genannt: „Was ist die Bedeutung
von Zytokinen und T-Zell-Homing für die Untersuchung von funktioneller Dyspepsie?“, „Welchen
Stellenwert hat die endoskopische Mukosaresektion bei der Entfernung von großen, sessilen
Kolonpolypen?“, „Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Serumkonzentration der Aminosäure
Cystein, die an zahlreichen immunmodulatorischen, antioxidativen und antikarzinogenen
Stoffwechselvorgängen beteiligt ist, und dem Ösophagus- und Magenkarzinomrisiko?“ Forschung
aktuell, 10.01.2012, 10h.
Probleme über Probleme,
Fragen über Fragen...?
Die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Verdauung
und Welt stellen uns vor Rätsel, für wir nicht
immer einfache Lösungen kennen. Wie gut, dass
manche Tatsache sicher besteht, auch wenn wir die
Gründe nicht voll begreifen. Womit auch immer wir
Magen und Hirn speisen, eines ist doch sicher:
EUCARBON schafft freudige Bewegung
im Kopf und im Bauch!
Durch Kombination von pfl anzlichen und mineralischen
Inhaltstoffen wirkt das natürliche Darmregulans
EUCARBON® auf ganz natürliche Weise
verdauungsregulierend. EUCARBON® ist sowohl
Laxativum als auch Antidiarrhoikum. Mit anderen
Worten: EUCARBON® kann als mildes Abführmittel
wirken aber auch leichte Formen von Diarrhöe beseitigen!
Weitere Erklärungen zur Wirkung der kleinen schwarzen
„Naturtalente“ liefert das pharmazeutische Unternehmen
Trenka, seit 1909.
Ein „Naturalistischer Fehlschluss“ liegt vor, wenn in ethischen Begründungen vom Sein
auf das Sollen geschlossen wird (vgl. „naturalistic fallacy“, G. E. Moore, Principia Ethica).
Ein „Aristotelischer Kurzschluss“ liegt vor, wenn in gastrosophischen Begründungen vom
Bauch auf das Gehirn geschlossen wird (vgl. „gastrales Diktat“).
Bild: Erwin Wurm, „Aristotelischer Kurzschluss“, 2006, Performance/Photographie,
Sammlung Kamler, Wien
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Aristoteles (* 384 v. Chr. in Stageira; † 322 v. Chr. in
Chalkis) war ab 367 v. Chr. Mitglied in Platons Akademie
in Athen, wo er lernte und lehrte. Ab 342 v. Chr. unterrichtete
er den makedonischen Thronfolger Alexander
den Großen. Verschiedene philosophische Disziplinen
wurden von ihm selbst begründet oder maßgeblich
beeinfl usst. Für die seinen Methoden gründende scholastische
Wissenschaft waren seine Schriften bis in die
Frühe Neuzeit maßgeblich. Für die Märe von Aristoteles
und Phyllis dürfte es im tatsächlichen Leben des Philosophen
keine Entsprechung geben. Das Bild des verführten
und blamierten Weisen legt aber nahe, dass sexuelle
Unbefriedigung die Psyche mancher Philosophen derart
verstört, dass sie Schwierigkeiten bei der gastralen und
intellektuellen Verdauung entwickeln.
Bild: Hans Baldung Grien, „Aristoteles und Phyllis“,
1513, 33 × 23,6 cm, Holzschnitt, Kupferstichkabinett,
Berlin.
Wie hätte Aristoteles die abführende Wirkung von EUCARBON® erklärt?
□ Manche Medikamente widerstehen der Verdauung schon in geringer Menge.
□ Manche Medikamente verteilen sich leicht in den verschiedenen Magenteilen.
□ Manche Medikamente werden im Magen wie Nahrung in die Adern geleitet.
Was hätte Aristoteles an EUCARBON® gelobt?
□ EUCARBON® reinigt weder durch Bitterkeit noch schlechtem Geruch.
□ EUCARBON® verursacht im Körper keine Störungen.
□ EUCARBON® ist nicht schwer verdaulich.
Wie hätte er EUCARBON® zur Stärkung rationaler Kompetenz eingesetzt?
□ Als Beitrag zu den körperlichen Voraussetzungen für freien Willen.
□ Als Beitrag zur Kontrolle der vitalen Gesamtfunktion.
□ Als Beitrag zur Erwärmung weiblicher oder männlicher Körper.
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Dr. Christian Denker,
ST/A/R-Forschungsstelle für Abendländische Verdauungsphilosophie,
Gumpendorfer Str. 42. A-1060 Wien.
Städteplanung / Architektur / Religion Buch VI Nr. 36/2013
45
Robert
Huber
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Ahmed Zewail
Kurt
Wüthrich
Anton Zeilinger
Pierre Bourdieu
Walter Kohn
Frederic Morton
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Edit Schlaffer, Cheryl Benard
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Mitterauer
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werden, kommen später vulgär
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Max F. Perutz
Sonja Puntscher-
Riekmann Nathalia Wächter Sigrid Löffler Jakob von Uexküll Jacques Le Rider
Niklas Luhmann
46
Buch VI Nr. 36/2013
Mäander als Kunstprogramm
eine Reise zum Muzej Macura, Belgrad
ein Beitrag von Gerald Kolfer
Nahe und fern gelten räumlich betrachtet als diffizil. Dies verdeutlicht der Mäander.
Zwei augenscheinlich nahe liegende Punkte können nur erreicht werden indem man
ein Vielfaches an Weg zurücklegt. Europa mäandriert. Man wird jäh auf diese Tatsache
zurückgeworfen, sobald man auf der von der STRABAG glatt gebügelten Ungarnroute
Richtung Serbien unterwegs ist.
Wie unendlich fern man sich trotz gut ausgebauter Verbindungsrouten wähnt, verdeutlichen
die Grenzer. Kein Zauber dieser Welt bindet, was die Mode hier in Strenge teilt.
Kein Augenzwinkern oder Zureden hilft, wenn der Pass nicht passt. Eine Mäanderschlinge
zurück nach Budapest steht an, denn noch weilt Serbien nicht unterm sanften
Flügel Europas und der Notpass der diplomatischen Vertretung in Budapest ist in
solch einem Fall der einzige Schlüssel, der die Tür zu diesem Flecken anderes Europa
aufsperrt. Die normalste Sache der Welt. Zumindest für den Grenzer.
In der Natur gibt es keine Grenzen. Und keine Geraden. Der Wassertropfen wird niemals
gerade fließen. Nicht mal wenn man zuvor das Fenster putzt und poliert. Ein Geheimnis
der Hydrodynamik. Am Papier, funktioniert diese Art dritte Dimension nichtmal
fiktiv. Deswegen ist sie im Denken der Technokraten nicht vorhanden. Viel Wasser ist
schon die Donau hinuntergeflossen, zuviel um enge Kurven zu ziehen. Die Donaumäander
beeindrucken durch den Verschub gewaltiger Erdmassen, die ihrer Landschaft
Prägung geben.
Vor Belgrad, auf der Höhe der Ortschaft Novi Panovci, zieht die Donau eine Linkskurve.
Vom Wagram aus hat man eine weite Sicht, hinein in die Auen am anderen Ufer. Die
zahlreichen Fischlokale werden gern von den Belgrader Flaneuren und Wochenendgästen
frequentiert. Monströs anmutende Einfamilienhäuser, fast so überdimensional
wie Hotels im Tirolerhäuslstil säumen, oftmals unverputzt, die Peripherie der Entspannungsdörfer
vor den Toren Belgrads.
Die serbische Binnenmigration hat hier ein Gesicht bekommen. In den Häusern leben
die Großfamilien aus den periphären Provinzgegenden, wo „daham“ einmal gewesen
ist – von den Mäandern der jüngeren Zeitgeschichte hier angeschwemmt. Fremde im
eigenen Land, die hier, am Wagram vor Belgrad, eine neue Normalität suchen und irgendwann
in einer anderen Welt, als der in Stein gefassten erwachen werden.
Am Rande dieser pittoresken Wohnlandschaft der Zeitgeschichte steht das Museum
Macura. Ein dunkler Kubus, der schon von der nahen E 65 her auffällt, wenn man danach
sucht. Schon vom Grundriss her hat der Mäander hier Programm. Seine Existenz
geht zurück auf das mäandrierende Schaffen der 60er Jahre, auf die Kunst des Kroaten
Julije Knifer zurück, der für den Grundriss des Gebäudes Pate stand.
Wenn man das längliche Grundstück betritt, fallen zunächst die Nebengebäude ins
Blickfeld und der Obstgarten, dann der Museumstrakt von dessen Rückseite die Donau
grüßt. Nicht alle Früchte hier am Boden gelten als Fallobst. Immerwieder stößt
man auf Früchte des Schaffens aus den letzten Dekaden, aber auch auf Gegenwärtiges,
denn Artists lieben diese Residence und die besondere Exotik dieses Platzes erst
recht.
Der Name der Künstlergruppe Gorgona stand in den fünfziger- und sechziger Jahren
für unangepasstes Kulturschaffen im blockfreien Staat Jugoslawien. Man duldete,
aber sammlete nicht das Mäandrieren dieser Künstler im alten Vielvölkerstaat Jugoslawien.
Die Gruppe Gorgona ist aber dafür umfangreich vertreten in der Sammlung
Macura. Einer der Grundsätze der Gruppe lautete, dass kein Werk als Resultat der
Kunst erwartet wurde – es ging ums Prozessuale, um den gemeinsamen Austausch,
ums Mäandrieren der Gedanken.
Eine Idee, die bei Macura ihre Fortführung findet. Nicht jeder muss sich verpflichtet
fühlen ein Werk vor zulegen, wenn der Austausch stimmt.
Das Ergebnis ist ein Gesamt(kunst)projekt, dass sich stets von neuem erfindet, dessen
Früchte manchmal im Gras liegen, als Inspiration mit genommen werden oder an
den Museumswänden hängen bleiben. Das Museum Macura ist ein offenes Haus mit
einem artist in residence Programm, geöffnet von Anfang Mai bis Ende Oktober.
Es finden laufend aktuelle Ausstellungen und Veranstaltungen statt.
MUZEJ MACURA - Vladimir Macura, Adresse: Zenit 1, Novi Banovci bei Belgrad
fon: +43 664 423 0657
Fotos: Muzej Macura / Gerald Kolfer
Nr. 36/2013 Buch VI
47
Ausstellungen / Literatur / Freunde / Wegbegleiter
Killing for a Bitch
by Michael Buergermeister
At the age of twenty-one Roland was still a virgin. He was a nice boy and in his eyes nice boys didn’t fuck; they waited for
the perfect girl to enter their lives, married and settled down. This attitude had as much to do with Roland’s petit bourgeois
romanticism as his seriousness. His religious education also played a part; Roland had been brought up a Catholic. There was
something else though that influenced him: the fact that he came from a broken home and had been very close to and was
now completely estranged from his mother. Women were sacred for him and the sexual act had a divine dimension. Added
to that was his odd social life, his poverty and his driving ambition, which had made him such an outstanding student. He
always dreamed that academic achievement and material success would help him find „something better“. He didn’t know
what he wanted, he had no ideal image of a girl in his head but he knew what he didn’t want: to be like his father who had
seduced innumerable women. His father’s adherence to Priapos had destroyed both his mother, who became an alcoholic,
and his home. The last thing Roland wanted was to hurt another human being. Yet, ironically, this is what he was to do. And
when he inflicted injury it was to excess.
Freudians would have us believe that all is driven by our subconscious and that sex is the primal drive yet the truth is: what the Greeks and
Romans called „the passions“ really do. We are both simpler and more complex than Freud ever imagined. Pascal was right when he termed
fantasy the „dominant faculty of man“ and he was right when he defi ned our condition as being one of „inconstancy, boredom, anxiety“. Man is
a curious bundle of emotions, sensations and nerves. Whether he is as wretched as Pascal portrays him is a matter of debate but his weakness
and vanity are beyond reasonable doubt.
Roland lived in a fi ercely competitive age. It was no easy matter to survive and his one governing fear and anxiety was that he would not do so.
Social Darwinism, the survival of the fi ttest, was the ideology of the day. All that mattered was success and it didn’t matter how one got there.
Criminality was the rule and not the exception and nobody in business or politics, the two had become interchangeable, paid serious attention
to the law. The attitude that „only little people pay taxes“ had become a dominant trend. The result was that the poor subsidized the rich and
not vice versa. The rich were above the law; they could literally get away with murder, while the poor were persecuted for their lack of ambition.
It was perfectly acceptable for those in power to plunder the taxpayer and expropriate wealth. The world was governed by greed and a kleptocracy
had slowly taken hold, much like a parasitic vine. Its tentacles were everywhere and its control complete. The poor were squeezed, trampled
on, stolen from, humiliated and what was worse: told they were the authors of their own misfortune; all they had to do was „get on their bikes“.
There was no alternative they were told countless times. Injustice, double-standards, and theft belonged to the natural order of things.
AUSARTEN [ ] zeigte Das Exponential
Die Gruppenausstellung des Kunstvereins AUSARTEN [ ] zeigte als fortlaufendes Projekt im Anschluss an die Ausstellungen 2012 (Glaube versus Wissenschaft sowie
Stillstand und Beschleunigung) als drittes Projekt Das Exponential. Im Zeitalter der exponentiellen Entwicklungen, das technischen Fortschritts und des paradigmatischen
Paradoxons einer unendlich wachsenden Wirtschaft zeigte die Ausstellung künstlerische Positionen, die sich zeitkritisch mit Ursachen und Auswirkungen
des menschlichen Handelns auseinandersetzten. Die Erderwärmung, die Produktion von Plastik, die Treibhausgasemissionen, das Artensterben oder die Anzahl von
Telefonen sind nur einige der Indikatoren, die als exponentielles Schema Repräsentatn einer Welt im Zeitalter des Anthropozäns sind.
KÜNSTLERINNEN: Johanna Binder, Adam Bota, Peter Brauneis, Bernhard Buhmann, Depart, Naomi Devil, Christian Eisenberger, ekw14,90, Karin Frank, Thomas
Gänszler, Manuel Gras, Maria Hanl, Siggi Hofer, Jochen Höller, Olivier Hölzl, Tatjana Hardikov, Karl Kilian, Stefan Kreuzer, Milan Mijalkovic, Milan Mladenovic, Mobtik,
Alois Mosbacher, Max Peintner, Kurt Prinz, Jürgen Ramacher & Christian Einfalt, Enar de Dios Rodríguez, Martin Roth, Martin Schnur, Stylianos Schicho, Christopher
Sturmer, Ubermorgen, Thomas Wagensommerer,Bachhofer / Rysavy / Wildenberg, Hannes Zebedin.
Ort: Kuefsteingasse 15-19,1140 Wien / November 2013
KuratorInnen: Bastian Hörman, Denise Sumi, Katrin Knilli Assistenz: Franziska Hümer-Fistelberger
AUSARTEN[ ] e.V. / Verein zur Förderung künstlerischer Interventionen und transdisziplinärer Vernetzung / www.ausarten.at
All that counted, not just in Roland’s eyes, was to be „respectable“. Deeply insecure he craved the good opinion of others. Naturally vain and
not a little arrogant he despised those who were neither good-looking, educated nor rich. Any attempt at criticism on their part was Communism
and Envy. He was secretly pleased when he saw protesters beaten by police. His success and his place in „good society“ seemed assured.
One day he had an idea born of arrogance and greed. He too could be, he fi gured, rich. All he needed to do was to pretend that he had
kidnapped the son and heir of a wealthy family he had grown acquainted with. He need not even kidnap him. All would be pretence. The idea
smacked of brilliance. Indeed he thought of himself a genius and believed himself simply misunderstood. The fact that he had cheated in his
exams and plagiarized all his ideas was no matter. Thinking for oneself, independently, even reading was only for the lowly and ill-bred. He never
had to do so, being much too refi ned for such matters. And education was but a veneer. All one needed was bluff. After all, so-called „good
society“ was both stupid and ignorant. It was not diffi cult to fool, of that he was sure. He had bluffed his way into it with claims of having attended
good schools and knowing people he had only ever heard of. Besides he was a consummate actor and that meant: he invariably got away
with it. As so often with good ideas this particular one was forgotten. He smirked with the secret knowledge that he was capable of the perfect
crime and that alone suffi ced to pamper his vanity.
Everything changed when he saw Elisabeth. Elisabeth was a whore, but Roland didn’t know that. She was rich, beautiful, and from a respectable
family. The fact that she didn’t have a single moral to bless herself with didn’t bother him. On the contrary: if he had guessed the fact he
would have quickly ignored it. She was elegant, sophisticated, knew how to move in a party and was welcome in the best society. She had a
bubbly, superfi cial sense of humour and he quickly idealized her as a goddess of divine perfection. Above all else, Roland thought, he would be
very proud to have such a beautiful girl at his side: she knew how to dress, and, after all: what else counted? His vanity and arrogance were
aroused. He began to scheme on how to get her but every concept had a fatal fl aw: they couldn’t be implemented for want of funds. His idea
suddenly resurfaced. Roland’s fantasy took hold. He imagined putting his hand on her arm, kissing her hand, seizing her in his arms, tearing her
clothes off and sexually assaulting her. The dream became an obsession. It haunted him night and day.
If he had enough funds he could start his own business or participate in one of someone else as an investor. If only he didn’t have to pay taxes!
If only there weren’t the irksome regulations of the state! He would become rich and successful. Of that he was sure. He would drive up to
Elisabeth’s house in a Ferrari and she would seduce him on their fi rst drive. His sexual desires took hold of him and his absence of experience
made them all the more keen. Everything seemed clearly mapped out and assured. What, after all, could possibly go wrong? Where would the
harm be in a prank? If his scheme were to be discovered it would be excused as an excess of youth. If it went awry he would dismiss it as a
practical joke. Didn’t anyone have a sense of humour these days? On second thoughts he would forgo the investment, the money would buy
him a nice car, it didn’t necessarily have to be a Ferrari, and that, he knew from watching others, would be enough. Her knees would go weak
and his hands would quickly wander. He would explore the hills and valleys, the peaks and troughs of her soul. All that was required was a
certain lightness of touch and the fact that his actions were not strictly legal, well, what did that matter in this day and age?
The child in question was particularly dreamy and gormless. It is a commonly held belief that intelligence and wealth go hand in hand but this
child was living proof that the opposite is true. He was querulous and destructive and was commonly known in family circles as „the little monster“.
Both nanny and guardian didn’t care for him and it was this absence of feeling, this complete and utter indifference that would prove fatal
both for them and him. His parents rarely saw him and when they did it was usually to utter their disgust at the ineptitude of his upbringing. The
fact that they were ultimately responsible for it invariably escaped their attention.
Roland knew how to lure the little boy away. All he needed was to appeal to his impish, rebellious instinct. Wouldn’t it be fun, he sinisterly
suggested, with faintly satanic smile, to be away the whole day, and not come back at night? His parents would go crazy. The little boy, Nicholas
was his name, loved the idea. That, he knew, would get their attention and, best of all, both nanny and guardian would be fi red. He chuckled at
the thought of the tears in their eyes. Freedom beckoned and Roland would be the agent of his liberation. Roland, he had long realized, was
his best friend.
Die ARCHIVE DES EIGENSINNS sind ein kurzweiliges
Kompendium, zusammengestellt aus einer Auswahl
von Reiseberichten, Betrachtungen und Erzählungen des Ende 2008
erschienenen und mittlerweile vergriffenen „Eigensinn Lesebuchs“,
gekoppelt mit neuen, bislang unveröffentlichten Geschichten,
einem repräsentativen Querschnitt durch das kultur- journalistische
Schaffen des Autors, der hier – neben u. a. bei der LEIPZIGER
BUCHMESSE vorgestellten Textsammlung - aus einem reichen Fundus
an Publikationen, vom „Boulevardmagazin“ AUGUSTIN (Wien),
der Literaturzeitschrift MONTAUK (Graz), der Print-Publikation
SCHRIEB (Erding/Bayern) und dem Literatur-/Kunst- und
Politik-Magazin WIENZEILE die ihm nahestehenden zur Nachlese
anbietet, abgerundet durch zwei fragmentarische Textstrecken,
die durchaus Seltenheitswert aufweisen.
Im folgenden Projekt, angeregt durch das Alternativ-Label
SEXTANT MUSIC, geht er auf die Herausforderung ein,
gemeinsam mit verschiedensten Musikern seine Prosa und
explizit Lyrik zu vertonen …
„Herzlichen Dank für die elektronische Übermittlung der ganzen
neuen Ausgabe der WIENZEILE. Ihre Besprechung der „Struktur der
modernen Literatur“ passt da phantastisch hinein, zumal
sie auch sehr schön aufgemacht ist. Zu ändern gibt es meinerseits
nichts mehr. Wo Sie meine Vorschläge übernommen haben, da
haben Sie das perfekt gemacht; wo Sie bei Ihrer sprachlichen Fassung
geblieben sind, da haben Sie von Ihrem Recht als Rezensent
Gebrauch gemacht. Alles in allem ist es ein äußerst informativer,
aber auch kurzweilig geschriebener Beitrag, für den
ich Ihnen nur meine aufrichtige Anerkennung zollen kann.“
Professor Mario Andreotti (CH)
ISBN 978-3-9503114-2-6
Wolfgang E. EigEnsinn • DiE archivE DEs EigEnsinns
W
As Roland waited for an answer to his ransom note he half dreamed and half remembered his last meeting with Elisabeth. There had been
something wickedly beckoning in her smile when she had invited him in for a coffee. She had ignored the fact that he had practically forgotten
her during the performance. She had ignored the fact that he had behaved like a fool and had been hopelessly inept in his courtship. She still
had wanted to fuck him and he, incapable of seeing the fact had blindly thought it the beginning of a great and long romance. She would be the
woman of his dreams he had told himself. They would marry and have children. The fact that she could have slept with a dozen boys a day, if
she had wanted to, was all the more reason why she would fi nd him different, he told himself. Elisabeth, unlike Roland, had no illusions about
herself. She was rigorously honest. When jealous and spiteful girls called her a whore, she laughed at their faces. She didn’t have a problem
with the fact. In fact she took a Babylonian pride in the scope of her sexual empire: the three dentists, in three different towns, who invited her
for expensive holidays, the various students who did so, her long list of admirers: managers, lawyers, doctors, businessmen, who begged for her
time of day. When girls talked of „going for walks“ with their fi ancés she laughed outrageously at their pretence of innocence and hypocrisy: she
knew that all they wanted was to get laid. Had Roland realized the fact that he had lost his one chance then and that it would never return he
would never have done what he did.
du
If Roland’s lack of experience, cheek and arrogance had been the key to his initial success: Nicholas had believed him because of his glibness
and insouciance, it was to be the cause of his downfall. If Nicholas had taken considerable pleasure in the discomfort he knew he would cause
his parents it had quickly been replaced by other, more urgent emotions. He became diffi cult to handle and Roland soon realized that he was
out of control. In addition to that: the machinery of justice swung into action and what Roland had learned in theory soon became fact.
Killing for a Bitch
by Michael Buergermeister
At the age of twenty-one Roland was still a virgin. He was a nice boy and in his eyes nice boys didn’t fuck; they waited for the perfect girl to enter their lives, married and settled down. This attitude had as much to do with Roland’s petit bourgeois romanticism as his seriousness. His religious education also
played a part; Roland had been brought up a Catholic. There was something else though that influenced him: the fact that he came from a broken home and had been very close to and was now completely estranged from his mother. Women were sacred for him and the sexual act had a divine dimension.
Added to that was his odd social life, his poverty and his driving ambition, which had made him such an outstanding student. He always dreamed that academic achievement and material success would help him find „something better“. He didn’t know what he wanted, he had no ideal image of a girl in his
head but he knew what he didn’t want: to be like his father who had seduced innumerable women. His father’s adherence to Priapos had destroyed both his mother, who became an alcoholic, and his home. The last thing Roland wanted was to hurt another human being. Yet, ironically, this is what he was
to do. And when he inflicted injury it was to excess.
Freudians would have us believe that all is driven by our subconscious and that sex is the primal drive yet the truth is: what the Greeks and Romans called „the passions“ really do. We are both simpler and more complex than Freud ever imagined. Pascal was right when he termed fantasy the „dominant faculty of man“ and he was right when he defi -
ned our condition as being one of „inconstancy, boredom, anxiety“. Man is a curious bundle of emotions, sensations and nerves. Whether he is as wretched as Pascal portrays him is a matter of debate but his weakness and vanity are beyond reasonable doubt.
Roland lived in a fi ercely competitive age. It was no easy matter to survive and his one governing fear and anxiety was that he would not do so. Social Darwinism, the survival of the fi ttest, was the ideology of the day. All that mattered was success and it didn’t matter how one got there. Criminality was the rule and not the exception and nobody in
business or politics, the two had become interchangeable, paid serious attention to the law. The attitude that „only little people pay taxes“ had become a dominant trend. The result was that the poor subsidized the rich and not vice versa. The rich were above the law; they could literally get away with murder, while the poor were persecuted for their
lack of ambition. It was perfectly acceptable for those in power to plunder the taxpayer and expropriate wealth. The world was governed by greed and a kleptocracy had slowly taken hold, much like a parasitic vine. Its tentacles were everywhere and its control complete. The poor were squeezed, trampled on, stolen from, humiliated and what was
worse: told they were the authors of their own misfortune; all they had to do was „get on their bikes“. There was no alternative they were told countless times. Injustice, double-standards, and theft belonged to the natural order of things.
All that counted, not just in Roland’s eyes, was to be „respectable“. Deeply insecure he craved the good opinion of others. Naturally vain and not a little arrogant he despised those who were neither good-looking, educated nor rich. Any attempt at criticism on their part was Communism and Envy. He was secretly pleased when he saw protesters
beaten by police. His success and his place in „good society“ seemed assured.
One day he had an idea born of arrogance and greed. He too could be, he fi gured, rich. All he needed to do was to pretend that he had kidnapped the son and heir of a wealthy family he had grown acquainted with. He need not even kidnap him. All would be pretence. The idea smacked of brilliance. Indeed he thought of himself a genius and believed
himself simply misunderstood. The fact that he had cheated in his exams and plagiarized all his ideas was no matter. Thinking for oneself, independently, even reading was only for the lowly and ill-bred. He never had to do so, being much too refi ned for such matters. And education was but a veneer. All one needed was bluff. After all, so-called
„good society“ was both stupid and ignorant. It was not diffi cult to fool, of that he was sure. He had bluffed his way into it with claims of having attended good schools and knowing people he had only ever heard of. Besides he was a consummate actor and that meant: he invariably got away with it. As so often with good ideas this particular one was
forgotten. He smirked with the secret knowledge that he was capable of the perfect crime and that alone suffi ced to pamper his vanity.
people
If he had enough funds he could start his own business or participate in one of someone else as an investor. If only he didn’t have to pay taxes! If only there weren’t the irksome regulations of the state! He would become rich and successful. Of that he was sure. He would drive up to Elisabeth’s house in a Ferrari and she would seduce him on their
Everything changed when he saw Elisabeth. Elisabeth was a whore, but Roland didn’t know that. She was rich, beautiful, and from a respectable family. The fact that she didn’t have a single moral to bless herself with didn’t bother him. On the contrary: if he had guessed the fact he would have quickly ignored it. She was elegant, sophisticated, knew
how to move in a party and was welcome in the best society. She had a bubbly, superfi cial sense of humour and he quickly idealized her as a goddess of divine perfection. Above all else, Roland thought, he would be very proud to have such a beautiful girl at his side: she knew how to dress, and, after all: what else counted? His vanity and arrogance
were aroused. He began to scheme on how to get her but every concept had a fatal fl aw: they couldn’t be implemented for want of funds. His idea suddenly resurfaced. Roland’s fantasy took hold. He imagined putting his hand on her arm, kissing her hand, seizing her in his arms, tearing her clothes off and sexually assaulting her. The dream became
an obsession. It haunted him night and day.
stars, szenefiguren, akteure,
musen, schreiber und querdenker
und mehr
fi rst drive. His sexual desires took hold of him and his absence of experience made them all the more keen. Everything seemed clearly mapped out and assured. What, after all, could possibly go wrong? Where would the harm be in a prank? If his scheme were to be discovered it would be excused as an excess of youth. If it went awry he would dismiss
it as a practical joke. Didn’t anyone have a sense of humour these days? On second thoughts he would forgo the investment, the money would buy him a nice car, it didn’t necessarily have to be a Ferrari, and that, he knew from watching others, would be enough. Her knees would go weak and his hands would quickly wander. He would explore
the hills and valleys, the peaks and troughs of her soul. All that was required was a certain lightness of touch and the fact that his actions were not strictly legal, well, what did that matter in this day and age?
The child in question was particularly dreamy and gormless. It is a commonly held belief that intelligence and wealth go hand in hand but this child was living proof that the opposite is true. He was querulous and destructive and was commonly known in family circles as „the little monster“. Both nanny and guardian didn’t care for him and it was this
absence of feeling, this complete and utter indifference that would prove fatal both for them and him. His parents rarely saw him and when they did it was usually to utter their disgust at the ineptitude of his upbringing. The fact that they were ultimately responsible for it invariably escaped their attention.
Roland knew how to lure the little boy away. All he needed was to appeal to his impish, rebellious instinct. Wouldn’t it be fun, he sinisterly suggested, with faintly satanic smile, to be away the whole day, and not come back at night? His parents would go crazy. The little boy, Nicholas was his name, loved the idea. That, he knew, would get their attention
and, best of all, both nanny and guardian would be fi red. He chuckled at the thought of the tears in their eyes. Freedom beckoned and Roland would be the agent of his liberation. Roland, he had long realized, was his best friend.
As Roland waited for an answer to his ransom note he half dreamed and half remembered his last meeting with Elisabeth. There had been something wickedly beckoning in her smile when she had invited him in for a coffee. She had ignored the fact that he had practically forgotten her during the performance. She had ignored the fact that he had
behaved like a fool and had been hopelessly inept in his courtship. She still had wanted to fuck him and he, incapable of seeing the fact had blindly thought it the beginning of a great and long romance. She would be the woman of his dreams he had told himself. They would marry and have children. The fact that she could have slept with a dozen
boys a day, if she had wanted to, was all the more reason why she would fi nd him different, he told himself. Elisabeth, unlike Roland, had no illusions about herself. She was rigorously honest. When jealous and spiteful girls called her a whore, she laughed at their faces. She didn’t have a problem with the fact. In fact she took a Babylonian pride in
the scope of her sexual empire: the three dentists, in three different towns, who invited her for expensive holidays, the various students who did so, her long list of admirers: managers, lawyers, doctors, businessmen, who begged for her time of day. When girls talked of „going for walks“ with their fi ancés she laughed outrageously at their pretence of
innocence and hypocrisy: she knew that all they wanted was to get laid. Had Roland realized the fact that he had lost his one chance then and that it would never return he would never have done what he did.
If Roland’s lack of experience, cheek and arrogance had been the key to his initial success: Nicholas had believed him because of his glibness and insouciance, it was to be the cause of his downfall. If Nicholas had taken considerable pleasure in the discomfort he knew he would cause his parents it had quickly been replaced by other, more urgent
emotions. He became diffi cult to handle and Roland soon realized that he was out of control. In addition to that: the machinery of justice swung into action and what Roland had learned in theory soon became fact.
Wir wünschen dem ST/A/R Magazin auf diesem Weg Alles Gute für weitere kreative und inspirierende 10 Jahre.
Pecha Kucha Night Vienna www.pechakucha.at
der nächste ST/A/R erscheint März 2014
und wird alles und jeden zum Star machen ...
Städteplanung / Architektur / Religion
10 Jahre Jubiläums ST/A/R Nr.35-36
2003
2013
Sina
Tochter vom ST/A/R Gründer
Thomas Redl
Der Himmel nimmt dich in seine Arme und flüstert dir zu,
du bist das große Lachen des Lebens.
r. 2003