ST:A:R_45
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Nr. 45
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Matthias Haldemann
Kunsthaus Zug
2 Städteplanung / Architektur / Religion
Kunsthaus Zug Nr. 45/2015
3
Raum und Sammlung im Kunsthaus Zug
6
8
7
5
4
2
3
1
1 Josef Hoffmann, Flächenmuster, o.J., Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
2 Oskar Kokoschka, Mörder, Hoffnung der Frauen I, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
3 Oskar Kokoschka, „Studie Concert“ (Kamilla Swoboda), 1920, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
4 Josef Hoffmann, Vorprojekt Sanatorium Purkersdorf, 1903/1904, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
5 Bethan Huws, The Large Glass, 2013, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
6 Koloman Moser, Zebrakasten, vor 1904, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
7 Josef Hoffmann, 3 Vasen, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
8 Egon Schiele, Selbstporträt mit an die Brust gehaltenen Händen, 1910, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
4 Kunsthaus Zug Nr. 45/2015
Fritz Wotruba: Grosse Skulptur, 1972, Kunsthaus Zug
Nr. 45/2015
Kunsthaus Zug
5
Gebäude aus der Serie “Raumen” von Heidulf Gerngross um 1963 / ca 60x85 cm
Das Original wird bei der Ausstellung ZUG-WIEN-BUDAPEST im Kunsthaus Zug gezeigt.
6 Städteplanung / Architektur / Religion
Kunsthaus Zug Nr. 45/2015
7
Von Wien nach Zug: Das Ehepaar Wotruba im Exil
Dreh- und Angelpunkt der beziehungsreichen Geschichte ist
der Aufenthalt des Wiener Bildhauers Fritz Wotruba während
dem Zweiten Weltkrieg in Zug. Mit Hilfe des damaligen
Zuger Bundesrats Philipp Etter, den der international
angesehene Künstler bei der Eröffnung seiner Ausstellung
in der Kunsthalle Bern 1937 kennengelernt hatte, erhielten
er und seine ebenfalls bildhauerisch tätige jüdische Frau
Marian die Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung im Kanton
Zug. Bald wurde der Künstler in die örtliche Kunstszene
eingebunden und nahm an lokalen Ausstellungen teil. Auch
nach der Rückkehr in seine Heimatstadt, wo er als Dozent
und später als Professor an der Aka-demie der Künste tätig
war, blieb die gegenseitige Verbundenheit bestehen: Für die
Zuger Kunst-freunde, die in den 1950er-Jahren die Zuger
Kunstgesellschaft gründeten, war er ebenso wichtig wie für
junge Kunstschaffende. In den 1970er-Jahren kehrte er für eine
Ausstellung in die Stadt zurück, was von der Kunstgesellschaft
und ihrem Präsidenten Rainer Peikert mit einem Essen
grandios gefeiert wurde. 1992 fand im neuen Kunsthaus
Zug, wo ich inzwischen als Leiter amtete, die erste posthume
Retrospektive des etwas in Vergessenheit geratenen Bildhauers
statt, die Otto Breicha und ich kuratierten.
Von Zug nach Wien und zurück nach Zug: Die Galerie
Würthle und die Sammlung Kamm
Ein weiterer Faden der Geschichte entwickelte sich ab den
1940er-Jahren entlang der Freund-schaft zwischen dem
Ehepaar Wotruba und Fritz und Editha Kamm. Editha Kamm,
geborene Ehr-bar, stammte aus der gleichnamigen Wiener
Klavierbauerdynastie. Bis heute existiert der Ehrbar-saal beim
Konservatorium, worin Schönberg einst Konzerte gab. Editha
und ihr Schweizer Mann Fritz Kamm kamen wegen den Nazis
aus Deutschland in die Schweiz. In Zug liessen sie sich mit
ihren zwei Kindern nieder und Fritz Kamm arbeite in Zürich
in seiner bankähnlichen Firma.
Der gemeinsame Wiener Hintergrund brachte die Familien
einander näher. Das Künstlerehepaar weckte bei Kamms das
Interesse für die moderne Kunst, was auf Anraten Wotrubas
1953 zum Erwerb der Wiener Galerie Würthle durch Kamm
führte. Der überzeugte Künstler-Sozialist Wotruba wollte
der von Nazitum und Krieg gezeichneten Bevölkerung die
Kunst der europäischen und österreichischen Moderne bis
zur Gegenwart neu vermitteln. Über zehn Jahre bestimmte
er das Programm, das sich durch Interdisziplinarität,
Transkulturalität und Progressivität auszeichnete. Erstmals
wurde Adolf Loos wieder in Wien gezeigt und
Robert Musil zur Diskussion gestellt. In dessen
Genfer Nachbarschaft hatten die Wotrubas während
dem Krieg zeitweise gelebt, während Wotrubas
Schwester in Wien um den Hausrat der Musils
besorgt war. Wiederentdeckt und in der Würthle
vorgestellt wurde auch das malerische Werk von
Richard Gerstl. Zudem förderte man die jungen
Künstlertalente der Stadt und organisierte erste
Ausstellungen von heute international eta-blierten
Künstlern wie Maria Lassnig, Oswald Oberhuber,
Arnulf Rainer und Gerhard Rühm. Die von Wotruba
vor dem Krieg geknüpften internationalen Kontakte
waren für die Galerie von Nutzen. So kam es zu
Ausstellungen der Kubisten, von Malewitsch, Klee,
Kupka und Schlemmer etc. Aus den Aktivitäten
ging mit Wotrubas Beratung die private Sammlung
Kamm hervor, die als Künstler-sammlung gelten
kann. Sie wurde 1998 von der zweiten Generation
der Familie als Stiftung im Kunsthaus Zug
domiziliert. Es handelt sich um die bedeutendste
Kollektion der Wiener Moderne ausserhalb
Österreichs in Europa und um die
erste Privatsammlung dieser Art
nach dem Krieg (unter Einbezug
des französischen Kubismus und
der deutschen Kunst). Auch die
zweite Kamm-Generation war
und ist mit Wien eng verbunden
geblieben. So amtet Christa Kamm
bis heute als Vizepräsidentin der
Fritz Wotruba Privatstiftung und
war eng mit dem Bildhauer Karl
Prantl be-freundet, der regelmässig
nach Zug kam. Ihr verstorbener
Bruder und Architekt Peter Kamm
war in Wien einst vom Architekten
Roland Rainer geprägt worden
und sammelte zusammen mit
seiner Frau, der Kunsthistorikerin
Christine Kamm-Kyburz
kenntnisreich Objekte der Wiener
Werkstätte und von Josef Hoffmann.
Als 1998 die Werkgruppen von Egon
Schiele, Gustav Klimt, Richard Gerstl,
Josef Hoffmann, Oskar Kokoschka,
Herbert Boeckl, Joannis Avramidis u.v.a.
im Kunsthaus untergebracht wurden,
konnte Wotrubas Werk in Dialog mit
der von ihm mitaufgebauten Sammlung
gebracht werden.
Sie hat das Kunsthaus Zug als Leihgeber
für andere Häuser in Wien, aber auch
weltweit zur attraktiven Adresse
gemacht. In der Albertina zeigte man die
Sammlung Kamm und konnte von dort
umgekehrt Schiele im Kunsthaus Zug
vorstellen, wir gaben Klimt-Gemälde ins
Museum Leopold und erhielten dessen
Kubin-Bestände für eine Retrospektive
oder kooperierten eng mit dem Arnold
Schönberg Center für die Zuger
Ausstellung über Gerstl, Schönberg
und Kandinsky zusammen. Die Zuger
Kunsthistorikerin Nicole Pfister-Fetz,
der kürzlich verstorbene Rainer Peikert
und ich sind bzw. waren seit Jahren im
wissenschaftlichen Beirat der Wotruba-
Stiftung aktiv, die im 21er Haus ein
Wotruba Museum für den künstlerischen
Nachlass eröffnen konnte.
In die Tiefe: Fokus Wien
Mein Bestreben lag und liegt nun darin, eine
Art von Aktualisierung des Geschichtlichen
in Zusammenarbeit mit zeitgenössischen
Künstlern zu suchen, damit die Sammlung
lebendig bleibt und sich weiterentwickelt.
Den Fokus zu Zeiten Kamms auf Wien zu
legen war ungewöhnlich, zumal der Blick
der Museen und Schweizer Privatsammler in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderte zuerst
auf Paris und dann auf New York gerichtet
war. Das Kunsthaus Zug bekam durch diesen
Wien-Schwerpunkt ein eigenständiges Profil
in der Museumslandschaft, das es weiter
zu pflegen gilt. Mein besonderes Interesse
gilt der Interdisziplinarität, dem „Kochtopf
Wien“ sozusagen mit Literatur, Kunst,
Musik, Philosophie, Naturwissenschaften,
Architektur, Theater etc. Die pulsierende
kreative Vitalität fasziniert mich, die im
Kampf gegen konservative Kräfte, sei dies
um 1900 oder nach dem Naziregime, zu
radikalen Leistungen führte. Wie Gerhard
Rühm einleuchtend formulierte: Wenn
man sowieso mit negativer Beurteilung
und Ablehnung rechnen musste, dann
konnte kann man auch gleich richtig
radikal sein. Bis heute ist diese Energie
spürbar und ich wollte einige der
Exponenten des aktuellen Wiens nach
Zug einladen. Es ist faszinierend, was
sich über Generationen in der relativ
überschaubaren Stadt alles abspielt
und wie die Dinge in dieser eigenen
Welt zusammenhängen, mehr als die
Protagonisten es sich manchmal bewusst
sind.
Der erste Wiener Künstlergast in Zug
war Franz West mit seinen Freunden,
Assistenten und Schülern, dann kam
Heimo Zobernig, der ein Display für
eine Ausstellung zu Wiener Werkstätte
und Josef Hoffmann erarbeitete.
Dabei entstanden neue Arbeiten von ihm,
die Eingang in die Sammlung fanden. Wir
realisierten Retrospektiven von Günter
Brus, Heinz Gappmayer und Hans Weigand.
Regelmässig kooperieren wir mit
Peter Kogler, der u.a. die Kunsthaus Bar
gestaltete, die sehr beliebt ist, und das neue
Kunsthaus Zug mobil bespielte. Eine weitere,
im Wortsinn wachsende Verbindung schuf
Michael Kienzer mit seiner Aluminiumarbeit
Parasites (2010). Über die Zeit hinweg
wachsen Pflanzen in den Zwischenräumen
und Tiere finden willkommene Verstecke
im Aluminiumdrahtgeflecht. Im gepflegten
Museumshof wird die Natur zum Parasiten
der parasitären Kunst.
Über die Zeit hinweg: Zeitgenössische
Künstler reagieren auf die Sammlung
Tritt man einen Schritt zurück und betrachtet
die künstlerischen Entwicklungen im
Kunsthaus Zug, wird ein feines Netz von
gegenseitigen Beeinflussungen, Bezugnahmen
oder Anlehnungen erkennbar. Aus jeder
Begegnung, mit neuen Projekten öffnen sich
weitere Wege und Zugänge, besonders zum
Gesamtthema Wien. Es ist anregend, immer
neue Verknüpfungen aufzuspüren und sie
auch wissenschaftlich zu bearbeiten. Ein
jüngstes Beispiel ist das Projekt Und weg
mit den Minuten. Dieter Roth und die Musik.
Die Musik, die Dieter Roth mit seinen
Wiener Freunden Christian Ludwig Attersee,
Günter Brus, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer,
Gerhard Rühm, Dominik Steiger und Oswald
Wiener im Rahmen der Konzertreihe Selten
gehörte Musik spielte, nahm dabei eine
zentrale Rolle ein. Wunderbar, dass Attersee,
Nitsch, Rühm und Wiener vor wenigen
Monaten den Weg nach Zug auf sich
nahmen, um hier noch einmal ein Konzert
Selten gehörte Musik für uns zu geben.
Auch Künstler ausserhalb des Wiener
Kontextes interessieren sich für die
Sammlung. So ist Richard Tuttles Skulptur
Replace the Abstract Picture Plane II im Kunsthaus
Garten eine bewusste Anlehnung an Wotrubas
Aussenraumfiguren und ist eine Referenz an den
Bildhauer, dessen Arbeiten der Amerikaner als junger
Mann in New York schätzen gelernt hatte. Ein Werk,
das so stark mit der Geschichte eines Hauses verwoben
ist, lässt sich nicht einfach an einen anderen Ort
transferieren. Sie wird selber zu einem Teil dieser
Geschichte. So hat auch der Moskauer Künstler Pavel
Pepperstein für ein Sammlungsplakat von uns das
Selbstporträt von Schiele paraphrasiert und ihm eigene
Gesichtszüge eingezeichnet.
Ein anderes Beispiel ist die walisische, heute in
Berlin lebende Künstlerin Bethan Huws, die 2013
die monumentale Neonarbeit The Large Glass für
unsere Sammlung schuf, die sich auf eine Vase von
Josef Hofmann in der Sammlung bezieht. In der
heutigen Zeit, in welcher vieles austauschbar wird,
alles sich schnell verändert und Bindungen nicht mehr
selbstverständlich sind, finde ich diese Praxis des
ortsbezogenen Arbeitens sinnvoll und wertvoll. Man
könnte fast sagen, es ist die Kontinuität innovativer
künstlerischer Interventionen, die diesen Ort geprägt
hat. Mir gefällt die Art, wie einzelne Fäden frei
weitergesponnen werden können, wie Künstler aus
verschiedenen Lebenswelten oder Zeiten miteinander in
Dialoge treten, wodurch das Historische aktualisiert, das
Neue sich in einem historischen Kontext verankert, und
auch das Publikum Teil dieser Wirkungsgeschichte wird.
Zug - Wien - Budapest: Wege der Sammlung
Für die aktuelle Sammlungsausstellung Zug – Wien
– Budapest konnten wir den Wiener Architek-ten
und Künstler Heidulf Gerngross einladen. Ich freue
mich sehr auf seine „Archistrierung“ (Gerngross) der
Wiener Moderne in Verbindung mit
eigenen Arbeiten. Der Weg dieser
Sammlungspräsentation führt über
den ungarischen Schriftsteller und
Fotografen Péter Nadás, der uns sein
fotografisches Oeuvre geschenkt
hat, nach Mitteleuropa. Den Faden
nehmen wir mit dem Schweizer
Christoph Rütimann auf, der auf der
ganzen Welt „Handlaufvideos“ dreht,
auch in Österreich und Ungarn. Sein
Weg führt ihn öfters nicht zuletzt
wegen seiner Partnerin dorthin, der
aus Ungarn stammenden und in der
Schweiz lebenden Schriftstellerin
Zsuzsanna Gahse. So können wir mit
ihm und Gerngross eine Reise durch
die Sammlung machen, die von Zug
über Wien nach Budapest führt,
durch Raum und Zeit ins Reich des
einstigen „Kakanien“ und wieder
zurück.
Wie sich die Wiener Secession um
1900 als internationaler Ort verstand,
sieht sich auch das Kunsthaus Zug –
ohne das Örtliche zu vernachlässigen
– als grenzüberschreitenden
Ausgangs- und Begegnungsort der
kreativen Arbeit und ihrer kreativen
Vermittlung.
In enger Zusammenarbeit mit unserer
Kunstvermittlerin Sandra Winiger
hat Heidulf Gerngross ein Projekt für
eine mobile Kunstvermittlungsstation
entwickelt, die wir in der neuen
Ausstellung erstmals als Entwurf
präsentieren und zur Diskussion
stellen, das WerkstattForum mobil.
Es könnte dereinst auch nach Wien
reisen.
Matthias Haldemann
(Redaktion Isabelle Zürcher)
8 Kunsthaus Zug Nr. 45/2015
Josef Hoffman Hermann Czech Gregor Eichinger Heidulf Gerngross
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Die Evolution des Sitzens
Das Archiquantmöbel vibriert im Raum
Nr. 45/2015
Kunsthaus Zug
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In Zug@metzgermensch 2015
IN und um ZUG MetzgerMensch 2015
Heidulf Gerngross: Skizze für einen Vortrag im Museumsquartier Wien
um 2007 mit 260 Slides
10 Städteplanung / Architektur / Religion
Kunsthaus Zug Nr. 45/2015
11
Fritz Wotruba: Grosser Stehender, 1974, Kunsthaus Zug
Im Gras, an der Mauer,
hinter der Mauer,
an der Wand, zeugen
Kunstwerke von
Wiener Künstlern
vor, im, und um
das Kunsthaus Zug
herum von den engen
künstlerischen
Wechselwirkungen
zwischen den beiden
ungleichen Städten.
NEU
Egon Schiele, Porträt des Malers Hans Massmann, 1909, Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
11. April – 24. Mai 2015
Installationen von Peter Kogler (innen) und Michael Kienzer (außen),
Kunsthaus Zug
Richard Tuttle, Replace the Abstract Picture Plane I, 1996,
Kunsthaus Zug
Eine Sammlungsreise mit Heidulf Gerngross und Christoph Rütimann
Hans Aeschbacher, Hans-Peter von Ah, Erker Presse, Heidulf Gerngross, Josef Hoffmann, Gustav Klimt,
Péter Nádas, Karl Prantl, Christoph Rütimann, Egon Schiele, Wiener Werkstätte, Fritz Wotruba und andere
Christoph Rütimann, Handlauf 21er Haus Wien, 2011,
Videostill, Kunsthaus Zug
WerkstattForum
Kunsthaus Zug
Dorfstrasse 27, 6301 Zug
–
Di bis Fr 12.00 – 18.00
Sa und So 10.00 – 17.00
Mo geschlossen
www.kunsthauszug.ch
Einladung
HEIDULF GERNGROSS
11.april-24.mai 2015
freut sich auf die Finnisage im Mai. Welcome!
Gustav Klimt, Italienische Gartenlandschaft, 1913,
Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
Egon Schiele, Kahle Bäume, 1912,
Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
Richard Gerstl, Gruppenbildnis mit Schönberg, 1907,
Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
12 Kunsthaus Zug Nr. 45/2015
GERNGROSS IM KUNST
WER
LUST
HAT
SOLL
KOMMEN
Demner, Merlicek & Bergmann
Wittmann fertigt die Ledermöbel für die Ausstellung im Kunsthaus Zug
Kaufmann Taschen / Goldschmied / Kumböck Tischler / Schabus Tischler
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Hoffmann aus dem Jahr 1910. Neben ihm werden wohl auch
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Ausstellungsteppich für Zug
Nr. 45/2015
HAUS ZUG
Kunsthaus Zug
Heidulf Gerngross in Kooperation mit
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Heinrich Büchel
Emanuel
Michael Hall
Containerbau mit Renaissancefassade
Project Concept:
The ʻHouse 1 Kioskʼ is functioning both as a kiosk
and as a position... It is to keep the building for
variable use as exhibition pavillion, food/retail
kiosk but also as an architectonic document.
The ʻHouse1 Kioskʼ functions as a beach attraction
and at the sametime it shows an image of
a concept from architectural history which was
originally conceived in 1965 by Architect Heidulf
Gerngross (see original model). This house was
built only as a model but exists today in several
architectural archives.
The project concept is to develop a sculptural
object that serves as both a kiosk and an object
that tells a story about architectectural history,
whereby Haus 1 is not rebuilt from the 1965 version,
but is integreated as part of a modern city.
The Multi-media artist Marcus Hinterthuer reinterpreted
ʻHaus1ʼ in 2012 as a virtual 3D metroplis
in the online world Second Life (see images).
The inside space is as neutral as a whitecube. The
outside facade on the long side is an image of
Haus 1 (with a service window). The small side
is the structure is pink and contains an entrance
door and a window. The footprint is 192 sq. ft.
and the inside height is approx 15 ft. The empty
space with entrance door and windows serves as
both a kiosk and exhibition space.
Kiosk am Meer 2015/ Mobiles Museum
Renaissancefassadenarchitektur
Scheinmauer mit Haus 1 aus dem Jahre 1965
50 Jahre Architekturgeschichte
14 Städteplanung / Architektur / Religion
Kunsthaus Zug Nr. 45/2015
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Mit dem „WerkstattForum mobil“ soll
die Kunstvermittlung unterwegs sein und
Kinder ebenso wie Erwachsene in ihrem
Lebensraum erreichen. Es soll einen
wandelbaren Raum zum Innehalten und
zur Auseinandersetzung mit künstlerischen
Ausdrucks- und Sichtweisen, mit für den
spezifischen Ort entwickelten Angeboten,
bieten. An unterschiedlichen Standorten
soll es einen Ort der Begegnung und des
Dialogs im Alltag schaffen, kann aber auch
ein Labor zum Forschen, eine Werkstatt zum
Projekt WerkstattForum mobil Kunsthaus Zug
Bergreifen, eine Bibliothek zum Lernen,
eine Wundertüte zum Entdecken oder ein
Präsentationsort zum Erkunden sein.
Heidulf Gerngross hat transportierbare
räumliche Elemente als Werkzeuge
entwickelt, die der Kunstvermittlung analog
zum „Kunsthaus Zug mobil“ vielfältige
Einsätze im öffentlichen Raum ermöglichen.
Sandra Winiger
Leiterin Kunstvermittlung, Kunsthaus Zug
Mobiles WerstattForum
in und um Zug
Planung Heidulf Gerngross mit Fabian Farkas
16 Kunsthaus Zug Nr. 45/2015
born in Kötschach
HOUSE 1 KIOSK
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Vorschlag für 3 Archiquanten
HEINRICH BÜCHEL IN COOPERATION
WITH HEIDULF GERNGROSS
Buch V – EHALT Nr. 28/2011
Kötschach Mauthen
für meinen Geburtsort
Kötschach plane ich
eine zurückhaltende
architektonsiche
Mitteilung zu machen.
Es ist die Trilogie des
Archiquanten. Die sollte
auf der Wiese vor dem
Kirchennebeneingang
bis zur Oberfl äche
eingegraben werden.
Material sollte “Laaser”
Marmor sein. Im Bild ein
Probehinlegen.
Alle
unsere Plandrucke
werden von
Plankopie Eder in der Theobaldgasse
1060 Wien
gemacht.
Zu unserer vollen
Zufriedenheit !
Die Capella Bianca ist
ein Treffpunkt für
kulturelle soziale
philosophische
künstlerische
und normale Diskurse
und sollte am Plöckenpass
errichtet werden.
Danke an Carl Gressel,
der sein Grundstück
zur Vergügung stellt.
Derzeit wird der
Flächenwidmungsplan
von der Kärntner
Landesregierung
geprüft.
above: Capella Bianca, Venice Architecture Biennale (2002)
below: first container house, shown in Vienna (1992)
Freundehaus von Architekt Dipl.Ing. Wilfried Zojer
Das Haus “Freundehaus” - ein erweiterter
Wohnraum im Garten, ein Treffpunkt für Familie
und Freunde, ein Ort der Begegnung und
Kommunikation. Ein Freundehaus realisierte sich
Stephan Kanzian 2008 in seinem Garten in der Aue,
einem Ortsteil von Kötschach in Kärnten.
Der Bauherr stellte sich eine Holzkonstruktion an
die Stelle vor, wo der Kirschbaum steht in seinem
Garten. Nach gut einjähriger Planung steht nun,
etwas nach hinten versetzt, eine Konstruktion aus
Stahlbeton im Garten, die mit ihrer Silhouette an
die Gebirgskette der im Hintergrund befindlichen
Karnischen Alpen erinnert. Um das Gebäude zu
verorten, wurde Beton im Sinne von gegossenem
Stein verwendet. Zahlreiche Findlinge, die
der nahegelegenen Lammerbach bei einem
Hochwasser anschwemmte, prägen die Landschaft.
Im Laufe der Jahre setzten sich Moose und
Flechten an der Steinoberfläche fest. Bald wird
diese Alterserscheinung auch am Freundehaus
wahrnehmbar sein. Um einen Wohlfühlcharakter
zu erzielen, werden die Innenseiten aus
hochglänzendem Kirschholz gefertigt.
Der eigene Kirschbaum konnte übrigens stehen
bleiben, was nicht nur den Architekten freut.
Nr. 45/2015
50
Literatur
17
Buch VII – Literatur Nr. 24/2010
DAS GEHIRN ALS BIOTECHNISCHE INSTALLATION
Alexander Schießling
Wäre die Erde ein Ort des Friedens,
der Freiheit und Gerechtigkeit,
gäbe es tatsächlich keinen Grund,
die technischen Revolutionen der Vergangenheit
und der Zukunft skeptisch zu
betrachten. Technoprogressiv oder Ökokonservativ?
Da stellt sich die Vorfrage,
bei wem sich technische Macht akkumuliert.
Macht und Technik hängen innerhalb
einer Feedbackschleife voneinander
ab. Während der ägyptischen Revolution
wurde das Mobilfunknetz einfach ausgeschaltet,
der türkische Premierminister
Erdogan wollte das Gleiche mit Twitter
tun. Wünscht man etwa im Sinne einer
Utopie den Cyborg, muss man schon die
Frage stellen, wer ihn zu welchem Zweck
kreieren wird. Wer sich selbst steuernde,
technische Systeme einfach schön findet,
müsste konsequenterweise auch von
Drohnen begeistert sein.
Der
wissenschaftlich-technische
Fortschritt schreitet unaufhaltsam
fort und die Erde sieht jetzt aus wie ein
inputabhängiger, sich selbst regulierender
kosmischer Automat. Sie sieht auch
wie ein blaues, mehrdimensionales offenes
System mit einer genau errechenbaren
Lebenserwartung aus. Allgemeiner
gesagt, ist das herrschende „Weltbild“
im wesentlichen durch die Naturwissenschaften
bestimmt. Vor einiger Zeit
nun haben Forscher begonnen, sich mit
dem Gehirn zu beschäftigen. Das Gebiet
der Neurobiologie ist daraus hervorgegangen.
Man hat meist elegant darüber
hinweggesehen, dass es ein DAS Gehirn
in einem bestimmten Sinn nicht gibt: Es
gibt nur ein Gehirn. Dieses ist ganz und
gar das Gehirn eines bestimmten Wesens.
Diese Besitzverhältnisse sind im Auge zu
behalten, wenn es um Optogenetik geht.
Mit der Optogenetik steht jetzt ein neurobiologisches
Kontrollinstrument für
das Gehirn sowohl eines Menschen als
auch eines Tieres zur Verfügung, bei dem
es sehr darauf ankommen wird, wie man
es einsetzt. Wenn man es beim Menschen
einsetzen sollte, wäre der erste menschliche
Automat Realität.
FERNSTEUERUNG DES GEHIRNS
MITTELS LICHT
Optogenetik wird beschrieben als
Methode, Nervenzellen in lebenden
Geweben oder Organismen mithilfe
von (kurzwelligem) Licht berührungslos
zu steuern. Ihre Vorgeschichte im engeren
Sinn beginnt im Jahr 2002 mit der
Entdeckung des lichtsensitiven Proteins
Chanelrhodopsin2 (ChR2) in der Grünalge
Chlamydomonas reinhardtii. Die
Alge besteht aus lediglich einer Zelle, die
nur wenige (10–20) Mikrometer groß ist.
Der Direktor des Max-Planck-Institutes
für Biophysik Ernst Bamberg und sein
Kollege Peter Hegemann beobachteten
nun ein erstaunliches Phänomen bei der
Alge: Wurde dieses winzige augenlose
Wesen von einem Lichtstrahl getroffen,
machte es Schwimmbewegungen (ein
lustiges Pflänzchen). Die Frage drängte
sich auf, wie die Alge das Licht wahrnehmen
konnte. 2002 gelang den beiden
Forschern die Auflösung des Rätsels.
Sie isolierten das lichtsensitive Chanelrhodopsin2,
das auf Licht mit der
Bildung eines Ionenkanals reagiert,
aus der Zellwand der Alge. Dieser Kanal
läßt positiv geladene Atome, also Ionen,
in die Zelle strömen, die sich daraufhin
depolarisiert und ein Aktionspotenzial
(Schwimmbewegung) auslöst. Lichtreize
werden auf diese Weise in der Zelle in
elektrische und chemische Signale umgewandelt.
Zwei Jahre nach der Entdeckung
dieses Kanalrhodopsins brachte es Karl
Deisseroth mittels einer hinterhältigen
Methode in das Gehirn einer Maus ein.
Karl Deisseroth ist Psychiater, Bioingenieur
und Neurobiologe an der Stanford
University. Manche Medien schreiben
ihm die Erfindung der Optogenetik zu.
Er hatte das Gen, das die Herstellung des
Kanalrhodopsins codiert, aus der Alge
isoliert. Dieses Gen (Gene sind nichts
anderes als „Bauanleitungen“ für Proteine,
die in jeder Zelle „hergestellt“ werden)
implantierte er anschließend einem
als harmlos bezeichneten Virus, das er
mit einem Promotor (Die wichtigste
Eigenschaft eines Promotors ist die spezifische
Wechselwirkung mit bestimmten
DNA-bindenden Proteinen, welche den
Start der Transkription des Gens durch
die RNA-Polymerase vermitteln und als
Transkriptionsfaktoren bezeichnet werden)
koppelte. Dieses gentechnisch veränderte
Virus injizierte er in das Gehirn
der kleinen Labormaus. Dort setzte das
Virus nun das Genschnipsel in durch
den Promotor ausgewählte Zellen ein, die
daraufhin begannen, das lichtempfindliche
Rhodopsin in der Zellmembran zu
exprimieren, die in der Folge lichtsensitiv
wurde. Dadurch wurde es prinzipiell
möglich, bestimmte Zellen mittels Lichtreiz
zu aktivieren. Nur mußte man der
Maus noch die Lichtquelle in den Schädel
einsetzen. Das tat man, indem man ihr
ein Glasfaserkabel operativ implementierte.
Durch dieses Kabel konnte man
nun einen Laserlichtblitz senden, der
die beleuchteten Zellen dazu bringt, ihre
Aktionspotenziale freizusetzen. Sobald
also ein Lichtblitz gesendet wird, tut die
OPTOGENETIK 2014
Maus genau das, wofür die angesteuerten
Neuronen in ihrem Gehirn zuständig
senschaften erwiesen und könnte eines
als äußerst interessant für die Neurowis-
sind. Diese Technik wird in den Medien
Tages auch zu neuartigen Therapieformen
als „Fernsteuerung des Gehirns mittels
führen. Das Problem: Bislang werden die
Licht“ bezeichnet. Nun wollen Neurowissenschaftler
aber Nervenzellen nicht
nur an einzelne Punkte im Gehirn ausge-
notwendigen Lichtstrahlen normalerweise
nur „einschalten“, sie wollen Gehirnaktivitäten
auch „ausschalten“ können. Hier
komplexen Sequenz von Aktivierungen in
liefert, obwohl die Hirnaktivität aus einer
kamen ihnen andere Proteine aus Bakterien
und Quallen zu Hilfe, unter anderen
verschiedenen Bereichen besteht.“
E
das Halorhodopsin. Auch dieses Protein
in neuartiger 3-D-Chip soll die
ist lichtsensitiv. Während das Kanalrhodopsin
auf blaues Licht reagiert und die
Optogenetik deshalb in die dritte
Dimension führen – mit der Möglichkeit,
Nervenzelle aktiviert, reagiert das Halorhodopsin
auf gelbes Licht und deakti-
Lichtmuster an Nervenzellen fast überall
im Gehirn zu senden, berichtet Technology
Review in seiner Online-Ausgabe.
viert sie. Miteinander in die Zellwand der
Neuronen von Versuchstieren exprimiert,
„In den nächsten Jahren wird es zahlreiche
ergeben sie einen Ein-Aus-Schalter. So
dieser Geräte geben‘, glaubt Ilker Ozden,
können Zellen beliebig mittels Laserlicht
Forschungsdozent am Nanophotonics and
aktiviert und deaktiviert werden. Deisseroth
beschreibt dies in einem Interview
Neuroengineering Laboratory der Brown
University, der an ähnlichen Technologien
so: „Optogenetik bedeutet: Wir benutzen
Licht und Optik, um einzelne, ganz
Diese Fortschrittssprachregelung findet
arbeitet.“ (Technology Review)
bestimmte Zellen zu kontrollieren. Mit
sich in fast allen Publikationen. Die Ausnahmen
seien erwähnt: Michael Lange
Optogenetik lassen sich Zellen in einem
lebenden Gewebe und sogar in einem
mit seiner Radio-Dokumentation über
lebenden Tier gezielt an- und ausschalten.
Optogenetik im Deutschlandfunk weist
Wir kontrollieren zum Beispiel Nervenzellen
genau so wie ein Dirigent die einzelnen
genetik hin, ebenso Julia Offer in Labor-
auf die Mißbrauchspotentiale der Opto-
Instrumente in einem Orchester kontrolliert.“
[Michael Lange, Deutschlandfunk,
journal, Ausgabe 5, 2010 1.
2012]
Die in der medialen Berichterstattung
Die mit bloßem Auge sichtbaren Wirkungen
dieser Technologie sprechen
eine noch deutlichere Sprache. Eine
Maus, aus deren Kopf ein Glasfaserkabel
ragt, sitzt ruhig in ihrem Käfig. Ein blauer
Lichtblitz läuft durch das Kabel. Die Maus
beginnt wie verrückt im Kreis zu rennen.
Ein gelber Lichtblitz durchläuft das Kabel:
Sofort, buchstäblich auf Knopfdruck, verfällt
die Maus wieder in Bewegungslosigkeit.
Gero Miesenböck, Neurowissenschaftler
aus Österreich an der Oxford
University, wird laut Deutschlandfunk
von seinen Studenten als „genialer, aber
ein wenig verrückter“ Wissenschaftler
beschrieben. Er hat die Optogenetik an
Fruchtfliegen ausprobiert.
Auch der „Mensch“ ist
für diese Wissenschaft
ein kybernetisches „System“
Seine Ergebnisse sind denkwürdig. Er
meint: „Wir üben diese Fernsteuerung
nicht aus, um die Fliegen zu willfährigen
Exekutoren unserer größenwahnsinnigen
Pläne zu machen, sondern um zu
verstehen, wie das Gehirn funktioniert.
Ab einem bestimmten Punkt ist es ganz
wesentlich, das System beeinflussen zu
können. Und das hat in der Neurobiologie
für lange Zeit gefehlt, oder es war zumindest
sehr schwierig.“
Der Begriff „System“ verrät etwas
über die Beziehung der Wissenschaft
zu ihren „Tiermodellen“. Auch
der „Mensch“ ist für diese Wissenschaft
ein kybernetisches „System“. Ein System,
das im Prinzip einem „Tiermodell“
gleich ist: Sonst könnten anhand von
Tiermodellen keine für humanmedizinische
Zwecke signifikanten Erfahrungen
gemacht werden. Das Gehirn als System,
das man „ab einem bestimmten Punkt“
manipulieren muß, will man es zur Gänze
verstehen.
Und man will.
Miesenböck hat ein Stück DNA eines
lichtgesteuerten Ionenkanals, also eines
Proteins, auf die beschriebene Weise in
einen Fliegenembryo injiziert, das sich in
das Genom der Fliege integrierte, von da
in die Keimbahn des Tieres gelangte und
so das lichtsensitive Protein an alle ihre
Nachkommen weitergab. Der Ionenkanal
wurde nun in ganz bestimmte Zellen des
armen Fliegenhirns exprimiert, Zellen,
die der Neurologe „den großen Kritiker“
nennt. Werden diese Zellen aktiviert,
werden die aktuellen Handlungen
der Fliege mit Unlustgefühlen besetzt,
die Fliege denkt, sie macht gerade etwas
Falsches und vermeidet dieses Verhalten
zukünftig. „Hunderte Fliegen laufen in
einer Art Setzkasten hinter Glas kreuz und
quer durcheinander. Durch kleine Tore
können sie von der einen in die andere
Kammer des Kastens gelangen. Zu sehen
gibt es wenig, aber zu riechen. Ein für
Fliegen angenehmer Geruch von links,
„we was thinking about how to use this on
humans, and the answer is:
just make them like all that shit.“
Marcus Hinterthür
ein weniger angenehmer von rechts. Also
bevorzugen die Fliegen die linke Seite. Nur
vereinzelt schauen Fliegen rechts vorbei.
Dann ein Lichtblitz. Die Vorliebe der Fliegen
ändert sich von einem Moment zum
anderen. Sie zieht es nun zur anderen
Seite, bis sich fast alle Fliegen auf der rechten
Seite des Kastens aufhalten.“ (Michael
Lange, Deutschlandfunk, 2012)
Mittlerweile wird diese Technik weltweit
eingesetzt und die Fernsteuerung
gelingt nicht nur bei Mäusen und Fliegen,
sondern auch bei Affen.
Ebenfalls 2012, am 27. Juli, war in
der österreichischen Tageszeitung
Der Standard zu lesen: „Wie Wim
Vanduffel und Kollegen im Fachblatt
Current Biology schreiben, gelang es ihnen
erstmals an Affen, deren Augenbewegungen
mittels Lichtimpuls im Hirn zu steuern.
Sie kamen damit der Hoffnung näher,
Optogenetik irgendwann bei Menschen zu
therapeutischen Zwecken einzusetzen.“
D
ie Optogenetik „erlaubt“ es, das
Verhalten von Lebewesen fernzu-
steuern und ihr Bewußtsein mit falschen
Informationen zu versorgen. „Die Fliegen
lernten also aus Fehlern, die sie gar nicht
begangen hatten“, sagt Gero Miesenböck.
Hierzu ein unheimliches Beispiel:
„Unbeweglich liegen die etwa zwei bis
drei Zentimeter langen Fische in einer
flachen Wanne. Sie sind fast durchsichtig
bis auf die dunklen Streifen, die ihnen
den Namen geben: Zebrafische. Ihr Leben
scheint ereignislos, ohne jegliche Zerstreuung.
Aber das ist nur scheinbar so, denn
ihre Augen sind auf Computermonitore
gerichtet und ihre Gehirne unterwegs in
einer fremden Welt. In seinem Labor an
der Harvard Universität in Boston arbeitet
der junge Professor Florian Engert mit
Fischen. Er beraubt sie jeglicher Freiheit
und erforscht dennoch ihr Schwimmverhalten.
’Da kann man lernen, was die
Rolle einzelner Neuronen, also Nervenzellen
ist beim Verhalten.’ Um die
Nervenzellen der nahezu durchsichtigen
Fische in Ruhe zu untersuchen, mußte
Engert die Tiere lähmen oder sie in Gel
einbetten. Mit den natürlichen Bewegungen
der Tiere war es dann vorbei. Deshalb
versetzte Florian Engert seine Versuchstiere
in eine virtuelle Welt, in der sie sich
frei bewegten. Nur in Gedanken. Genauso
wie die Menschen im Kinofilm Matrix ist
die ganze Welt dieser Fische eine Illusion
aus dem Computer.“ (Michael Lange,
Deutschlandfunk)
Die Optogenetik verändert die Neurowissenschaften
von Grund auf, indem sie
es erstmals ermöglicht, neuronale Aktivität
in einem lebenden Gehirn in Echtzeit
zu beobachten.
„Obwohl die Optogenetik erst vor
wenigen Jahren aufkam, hat sie schon
bemerkenswerte Fortschritte ermöglicht.
So ließen sich damit weit reichende
funktionelle Schaltkreise im Gehirn kartieren.
Außerdem gelang es, den neuronalen
Informationsaustausch zwischen
den beiden Hemisphären der Hirnrinde
von Mäusen sichtbar zu machen. Auch
Voruntersuchungen über neurologische
Erkrankungen haben Forscher mit
der Optogenetik schon am Tiermodell
durchgeführt. Dabei konnten sie mittels
Channel- und Halorhodopsin jene
Schaltkreise charakterisieren, die bei der
so genannten Tiefenhirnstimulation zur
Therapie von Parkinsonpatienten im späten
Erkrankungsstadium erregt werden.
Selbst der Heilige Gral der Neurowissenschaften
liegt dank der Optogenetik
in Reichweite: die Entschlüsselung der
komplexen Abläufe im lebenden Gehirn.
(Offizielle Information des Max-
Planck-Instituts)
Der Einsatz der optogenetischen
Manipulation führt zur Erweiterung
des neurologischen Wissens,
das seinerseits die Perfektionierung der
Techniken zur Manipulation „des Sys-
tems“ “ vorantreibt. Technik und Wissenschaft
optimieren sich gegenseitig und
der „Fortschritt“ beschleunigt sich grund dieser Logik. Es ist also nur eine
auf-
Frage der (immer „kürzer“ werdenden)
Zeit, bis diese Technik so weit gereift sein
wird, daß sie beim Menschen zum Einsatz
kommt.
Die techno(büro)kratische Ausdrucksweise
der Wissenschaftler bringt jene
Ideologie zum Ausdruck, die ein Teil
ihrer Wissenschaft ist. Diese Ideologie
zeigt sich in der Metapher des Gehirns
als Schaltkreis oder Computer, als im
Prinzip rationales System – ebenfalls eine
Metapher. Anders läßt sich das „Gehirn“
in der Naturwissenschaft kaum noch
sehen: als Schaltkreis, System, Informationsverarbeitungsmaschine.
Wenn es eine
Gefährlichkeit der Neurobiologie gibt,
dann bekundet sie sich in der verwendeten
Sprache einer Terminologie, die nicht
zwischen lebendigen Wesen und Maschinen
zu unterscheiden vermag. Daß
auch eine Maus ein schmerzfühlendes,
autogenes und autonomes Einzelwesen
genannt werden kann, hat nur einen technischen
Sinn. Sie ist ein Tiermodell, ein
manipulierbar-studierbares System. Es
lebt zwar, das ist ja das Rätsel, aber das ist
irrelevant: Wissen erfordert eben Opfer,
insbesondere jenes Wissen, das von sich
Selbst der Heilige Gral der Neurowissenschaften
liegt dank der Optogenetik
in Reichweite: die Entschlüsselung der
komplexen Abläufe im lebenden Gehirn
erfolgreich den Mythos verbreitet hat, es
wäre das einzig zuverlässige Instrument,
die Wirklichkeit zu verstehen. In diesem
technokratisch sich selbst optimierenden
System gibt es die zwingende Logik seiner
Weiterentwicklung. Die Wissenschaft, die
alles berechnet, ist selbst das Berechenbarste
geworden.
vielen Texten zum Thema handelt
Bei es sich um Fortschrittspropaganda,
wie es Paul Virilio genannt hätte. Reale
Gefahren oder ethische Einwände werden
nicht einmal ignoriert. Zwei Beispiele sollen
veranschaulichen, wie breit der optogenetische
Konsens mittlerweile ist. „Die
Optogenetik eignet sich zur Untersuchung
neurologischer Erkrankungen wie Epilepsie,
Parkinson, Depression oder Altersblindheit.
Wichtiges Hilfsmittel sind dabei
genetisch veränderte Tiere mit Krankheitsbildern,
die menschlichen Erkrankungen
ähneln und die mit Rhodopsin-Genen
ausgestattet sind. Ziel ist es, im Gehirn
oder im Auge der Tiere Nervenzellen mit
Licht kontrolliert an- oder abzuschalten.
Dadurch sollen die entsprechenden Krankheitsphänomene
aufgehoben, beziehungsweise
durch einen Gendefekt erblindeten
Mäusen das Sehvermögen zurückgegeben
werden. Die erfolgreichen Tierversuche
eröffnen eine Perspektive für biomedizinische
Anwendungen.“ (DIE ZEIT, 23. April
2013)
„Die sogenannte Optogenetik kombiniert
gentechnisch manipulierte Nervenzellen
mit einer Lichtquelle, um selektiv
Gehirnbereiche an- und auszuschalten.
Das Verfahren hat sich im Tierversuch
vernachlässigten Anwendungsmöglichkeiten
der Optogenetik sind weitreichend.
Man könnte das Suchtverhalten
beeinflussen, das Aggressionsverhalten,
man könnte das Gedächtnis manipulieren
und man könnte Blinde sehend machen.
Man könnte jedes als „Störung“ definierte
Verhalten beeinflussen – sowohl mit als
auch ohne die Einwilligung der betroffenenen
Personen.
Die Optogenetik hat das Potential,
die Zukunft dessen zu verändern,
was man mit Michel Foucault Bio-
Macht nennen muß. Daß diese Technik
im medizinischen Bereich Verbesserungen
bringen kann, scheint jede Kritik
daran von Vorneherein steril zu machen.
Wer könnte sich gegen den Einsatz einer
Technik aussprechen, die „möglicherweise
einen ganz neuen Ansatz zur Wiederherstellung
der Nervenfunktion bei Blindheit
oder bei einer Degeneration des Gehirns
sowie zur Behandlung einer ganzen Reihe
anderer neurologischer und psychiatrischer
Störungen“ bietet?
„Chancen und Risiken“
Image Courtesy: Manash P. Barkataki
Die Mißbrauchsmöglichkeit dieser
Technologie ist mit ihrem positiven Versprechen
unauflöslich verbunden. Bei
beidem handelt es sich sicherlich noch
um „Chancen und Risiken“. Sinnvolle
Kritik ist nur mit einer gewissen Unsicherheit
im Rahmen einer „Technikfolgenabschätzung“
möglich. Sowohl der
medizinische Wert der Optogenetik als
auch die Gefahren, die mit ihr verbunden
sind, stellen zur Zeit bloß ferne Möglichkeiten
dar.
Die Möglichkeit medizinischer Anwendung
muß in Europa schon aus rechtlichen
Gründen in den Vordergrund
gerückt werden, da bei biomedizinischen
Forschungen die „Benefizienz“ für das
menschliche Individuum, laut Bioethik-
Konvention des Europarates von 1997,
vom Gesetzgeber verlangt wird. Laut
Artikel 2 dieser Konvention haben bei
biomedizinischen Forschungen und
Anwendungen das Wohl und das Interesse
des menschlichen Individuums Vorrang
gegenüber dem „bloßen Interesse
der Gesellschaft oder der Wissenschaft.“
Europäische Forschungen in diesem
Bereich finden stets als Erforschung
neuer Therapieformen statt, da sie
nur so stattfinden dürfen.
Doch wird sichtbar, daß neben dem
therapeutischen Sinn der Optogenetik
andere Anwendungsmöglichkeiten entstehen.
Solche zusätzlichen Potentiale
biomedizinischer Forschungsfortschritte
haben den Europarat 2005 zu einem
„erläuternden Bericht“ zur Bioethik-
Konvention aus 1997 veranlaßt.
Die rasanten, umwälzenden Entwicklungen
im Bereich der Biomedizin gaben
europaweit Anlaß zu „Besorgnissen wegen
des ambivalenten Charakters vieler dieser
Fortschritte. Die Wissenschaftler und
die Praktiker, die dahinter stehen, verfolgen
ehrenwerte Ziele, die sie häufig auch
erreichen. Aber einige der bekannten oder
vermuteten Entwicklungen ihrer Arbeit
nehmen aufgrund einer Verfälschung ihrer
ursprünglichen Zielsetzungen eine gefährliche
Richtung oder bergen zumindest diese
Wann es zur Erprobung der
Optogenetik am Menschen kommt
ist nur eine Frage der Zeit
Gefahr. Die heute immer komplexere und
sich auf immer weitverzweigtere Bereiche
erstreckende Wissenschaft zeigt daher eine
Licht- und Schattenseite, je nachdem wie
sie angewandt wird.“
Die „Schattenseite“ im Fall der
Optogenetik kann nur ans Licht
kommen, wenn man sich vergegenwärtigt,
in welch sensible Bereiche diese
Technik eindringt. Gemeint ist hier
einerseits das Gehirn und andererseits,
da es sich um ein Instrument vor allem
innerhalb der Neuropsychiatrie handelt,
der Bereich der psychiatrischen „Kli-
nik“, , jene geschlossenen Bereiche, die,
für die Öffentlichkeit meist unzugäng-
lich, Menschen beherbergen, die aus dem
öffentlichen Diskurs verschwunden sind.
Man muß sich vor Augen halten, daß die
Optogenetik erst durch Anwendung
am Menschen bewährt
werden kann. Die Versuche am
„Tiermodell“ haben nur begrenzte
Aussagekraft. Die Forschung am
Menschen ist für diese Technik von
entscheidender Bedeutung und ihr
erklärtes (medizinisches) Ziel. Die erste
Gefahr, die sich abzeichnet, ist mit der
ersten Anwendung der Optogenetik am
Menschen verbunden. Entscheidend für
eine solche Anwendung sind neben den
medizinischen Fragen aber auch solche
des Rechts.
Für biomedizinische Forschung gibt
es je nach Rechtsraum unterschiedliche
Regelungen. Die strenge europäische
Bioethikkonvention ist verbindlich
nur in Europa, in den USA, China,
Japan, Israel hingegen, in Ländern
also, die starke biotechnologische Forschungssektoren
ausgebildet haben und
weiter ausbilden, gelten weitmaschigere
Regelungen. Die Forschung hat sich globalisiert
und ist de facto nicht einheitlich
zu regulieren. Es fließen in allen wissenschaftlich
entwickelten Ländern große
Summen an biotechnologische Forschungslabors.
Dieses Geld kommt aus
zwei Quellen: den Forschungsbudgets der
Staaten und den großen Pharma-Konzernen.
Die Optogenetik hat international
Aufsehen erregt; in über hundert Laboren
weltweit arbeitet man an ihrer Perfektionierung.
Wann es zur Erprobung
der Optogenetik am Menschen kommt,
ist nur eine Frage der Zeit; es gibt bereits
nationale Vorstöße, die biomedizinische
Forschung am Menschen zu erleichtern.
Die Bioethikkommissionen von Italien
und Österreich haben sich dafür eingesetzt,
biomedizinische Forschungen
an nicht einwilligungsfähigen Personen
(Kindern, Demenzkranken, Menschen
mit „kognitiven Defiziten“) zu erlauben.
Auch wenn man Sciencefiction vermeiden
möchte, erkennt man leicht weniger
integre Anwendungsmöglichkeiten und
Mißbrauchspotentiale der Optogenetik.
Die imaginäre Ausgestaltung dieser Möglichkeiten
glaube ich, an diesem Punkt,
weglassen zu können, sie dürften dem
Leser bereits selbst möglich geworden
sein.
Eine Methode, die die technische
Fernsteuerung von Verhalten und
die gezielte Veränderung von Bewußtsein
erlaubt, ist nichts, was man ignorieren
könnte. Der internationalen Entwicklung
der Optogenetik kann letztlich nur
eine ebenso internationale Diskussion
über ihre Zulässigkeit antworten. Ist die
Verwandlung eines Gehirns in ein ferngesteuertes
hybrides System zulässig?
Trotz aller medizinischer Vorteile, die
diese Technologie zu bieten scheint, sind
die mit ihr verbundenen Risiken eindeutig
zu groß. Eine kritische Öffentlichkeit
muß dem blinden Zweckoptimismus, der
unfehlbar jeden wissenschaftlich-technischen
Fortschritt begleitet, die Gefolgschaft
verweigern. Noch ist es möglich,
über den Einsatz der Optogenetik zu diskutieren,
aber wie lange noch?
2014, Alexander Schießling
18 Städteplanung / Architektur / Religion
Literatur Nr. 45/2015
19
MARCUS HINTERTHÜR BELEBT HAUS 1 von HEIDULF GERNGROSS IM SECONDLIFE
Nr. 24/2010 20 Buch VII Literatur – Literatur
Nr. 45/2015 49
KOMPLEXE KYBERNETISCHE SYSTEME IM INTELLEKTUELLEN DISKURS
Marcus Hinterthür
„In Videospielen gibt es verschiedene
Figuren, die gegeneinander
kämpfen. Zinnsoldaten der Neuzeit.
Sind diese Figuren nicht das Spiegelbild
ihres Programmierers, ihres
Users? Oder sind sie nur Marionetten
seines Denkens, seiner Schaltung?
Was passiert, wenn nun die
Computer-Helden Bewußtsein
erlangen, wenn ihr gespeichertes
Wissen zur Erinnerung wird?“
Das Spielraster
Seit 2011 experimentiere ich mit
komplexen, textbasierten Dialogsystemen
– Künstliche Intelligenzen, die im
Netz seit Jahrzehnten ihr Unwesen (resp.
Wesen) treiben.
In den frei programmierbaren, virtuellen
3d-Welten a là SecondLife oder den
OpenSims kommen diese Dialogsysteme
nun erst richtig zur Geltung, entfalten
geradezu ihre volle Faszination.
Viele dieser Virtuellen Welten gelten
noch immer als Spiele, doch die
Fortschritte, gerade auch in der 3d
-Browsertechnologie, zeigen deutlich,
wohin der Trend führt:
Das Netz wird dreidimensional. Das
Profil wird zum Avatar.
Das Konzept hinter MMO*-Entwicklungen
wie *Second Life, *Open Sim,
*Cloud Party oder *Blue Mars basiert
auf der Inspiration durch die Science-
Fiction-Literatur, allem voran wohl
William Gibson´s Roman „Neuromancer“
und Neal Stephenson´s
„SnowCrash“. Die Grundidee dabei: ein
erfahrbares Eindringen in den Datenstrom
der Internets, ein avatargebundenes
Bewegen durch ein dreidimensionales,
von den Benutzern selbst gestaltetes
Datennetz.
Viele sonderbare und abenteuerliche
Gestalten durchkreuzen diese Welten.
Menschen aus aller Welt lernen sich so
über ihre Avatare kennen, auf einer völlig
neuen Ebene des Begegnens. Ob jung
oder alt, schwarz oder weiß, weiblich
oder männlich, politisch oder religiös...
unter der Maske und der Anonymität des
Avatars fallen diese Grenzen (/auch oder
gerade der eigenen Vorurteile) zunächst
einmal weg. Man begegnet sich unvoreingenommen,
und zudem im Spiel.
Großer Beliebtheit in den Virtual
Worlds, aber eher unbemerkt von
den Mainstream-Medien, erfreuen
sich die Rollenspiel-Communitys. Hier
werden - in professionell selbst gestalteten
Umgebungen - Fernsehserien und
Klassiker der Sciencefiction-& Fantasy-
Literatur nach- bzw. weitergespielt.
Das Spiel mit den puppengleichenden
Avataren wird zu einem spontan statt-
findenden, selbstimprovisierten, öffentlichen
Theater. Und einige Szenen dieses
Theaterstücks, dieser „Unendlichen
Geschichte“ die sich selbst durch ihre
Teilnehmer permanent schreibt, sollen
nun durch diese Publikation in Zusamaus
der
Virtualität der Chatlogs in die klassische
physische Form des Buchdrucks
menarbeit mit TRAUMA WIEN gleichsam zurück projiziert werden.
Künstliche Intelligenz im 3d-Internet
Es sind aber nicht immer nur Menschen,
die hinter den Avataren stecken.
Manchmal können es auch Programme
sein!
Einige dieser Programme, aber auch die
Menschen hinter ihnen, ihre Entwickler,
ihre Programmierer, ihre User, sollen in
den nachfolgenden Texten unsere Protagespeicherten
Gesprächsfetzen sollen auf unterhaltsame
Weise wiedergeben was
passiert, wenn Menschen auf die ersten
„Vorstufen“ künstlicher Intelligenz
treffen, und die Missverständnisse, die
Vorurteile, aber auch die humoristischen
Aspekte solcher Unterhaltungen zeigen
gonisten sein.
Die in „Chat-Logs“ und zum weiterdenken animieren.
Dabei will ich den Schwerpunkt gar
nicht auf die Maschinen legen, faszinierende
Gespräche mit weit höher entwickelten
Chatterbots sind überall im Netz
zu finden (Und - schon seit den sechziger
Jahren - in der entsprechenden Fachliteratur).
Ich möchte vor allem verschiedene
*MMO (Massive Multiplayer Online)
Bot´s vorstellen, die authentisch im
Netz anzutreffen sind, auf ihre Besitzer,
ihre Entwickler und ihre Entstehungsgeschichten
aufmerksam machen und
einem interessiertem Publikum näherer
bringen.
Die Szenerien muss sich der unkundige
Leser vorstellen wie die Szenen in einem
Theaterstück. Wobei die auftretenden,
handelnden Charaktere die Avatare
selbst sind (also die Spieler), und - in
unserem speziellen Fall - natürlich die
Bot´s.
Einige Charaktere sind bekannte,
engagierte Cyberpunk-Aktivisten und
Virtual-Worlds-Künstler, andere sind
Vorbeikommende im öffentlichen,
virtuellen Raum; Newbies; Passanten;
Explorer; Griefer....
Mal stehen wir an Bord eines
Raumschiffes, mal im legendären New
Berlin an einer alten Kebab-Bude, mal
schweben wir in einer unkonkreten,
wabernden Sphäre Kilometer hoch über
dem absoluten Null der unendlichen
Ebene des Matrix-Grid´s. Das Grid
ist unsere Bühne. Die Avatare und die
KI-Bot´s sind unsere Stars.
Die Bühne der virtuellen Realität
Viele Gespräche werden erst durch
unseren Bezug zur deutsch/österreichischen
Kult-Sciencefiction-(Schund-(!))
Romanheftserie „Perry Rhodan“
verständlich.
Es war unser erstes VereinsProjekt,
in den Virtual Worlds ein utopisches
Ambiente auf Fanbasis zu schaffen, das
sich ästhetisch und thematisch auf den
frühen Beschreibungen und den Illustrationen
aus den Perry Rhodan Romanen
anlehnt.
So ist unser erster Roboter nicht nur ein
waschechter Bot in technischem Sinne,
er sieht InWorld auch eben genau so aus
wie ein typischer „60´er-Jahre“ Roboter;
begrüßt selbstständig Gäste und führt
diese in Form einer Sightseeing-Tour
über das Gelände. In der Umgebung
stehen gewaltige Kugelraumschiffe, und
futuristische Raumhafengebäude Marke
„Eigenbau“ schießen in den atmosphärisch
leuchtenden, künstlichen Himmel!
Und ab und zu kommen natürlich andere
Rhodan-Fans auf Besuch. (Ich nehme
das hier kurz Vorweg, um das zusammenhanglose,
plötzliche Auftreten
einiger Hauptdarsteller aus der besagten
Romanheftserie zu erklären).
Historische, literarische und
wissenschaftliche
Bezüge...
Den künstlichen
Menschen (/resp.
die Idee einer
künstlichen oder
selbstgeschaffenen
Lebensform)
finden wir
schon in den
Überlieferungen
aus der Antike. In
der Griechischen
Mythologie den
aus Bronze gebildeten
Talos des
Hephaestus zum
Beispiel, oder die
ins leben gerufene
Galatea, die
„Bot´s vs. Man“
bots vs man
Hauswart:
Skulptur des Pygmalion.
In der Renaissance spukt der Homunkulus,
der Mann aus Lehm. Im 18.
und 19. Jahrhundert erschienen in der
Literatur menschenähnliche Automaten,
Beispielsweise in E.T.A. Hoffmanns
„Der Sandmann“ und Jean Pauls „Die
Automaten“, und in der frühen neuzeitlichen
Science-Fiction wird der künstliche
Mensch vollends Populär. In Marry
Shelley´s „Frankenstein“ zunächst noch
als spukhafter Alptraum einer unverständlichen
Technologie, im Roboter
der Neuzeit verheißt er Erlösung des
Menschen von der Mühsal der Arbeit;
immer verbunden mit der Gefahr, dass
das Geschöpf sich nicht „allzu sehr
Besinne“ und sich letztlich gegen seinen
Schöpfer wendet (erstmals als Motiv des
Roboters/also des künstlichen Arbeiters
zu finden in Čapeks Theaterstück RUR
„Rossum‘s Universal Robots“ aus dem
Jahre 1920).
Schließlich will ich auch nicht vergessen
zu erwähnen, das seit der Aufklärung
Mitte des 19.Jahrhunderts, mit
aufkommen des Materialismus in der
„He Mann, hast du da ne tote
Katze drin, oder was?“
T101: Mögliche Antworten:
„Ja / Nein“
„Was?“
„Verschwinden sie!“
„Bitte kommen sie später wieder.“
„Fick dich selber du Arschloch!“
„Fuck You!“
T101: Antwort:
„Fick dich selber du Arschloch!“
Arnold Schwarzenegger als TERMINATOR T101
in Camerons Sciencefi ction-Meisterwerk TERMINATOR
Philosophie über die Psychoanalyse
von Freud über Jung bis zur modernen
Neuropsychologie der Mensch selbst -
wohl zum ersten Mal in der Geschichte
- als, zwar komplexer, aber eben doch
unbeseelter kybernetischer Organismus
gedacht werden kann.
Cyberpunk ist Netzkultur
Auch möchte ich verweisen auf die
Bibliothek der Zukunft, welche eine
digitale, eine virtuelle, aber auch eine
Art „Unendliche Bibliothek“ sein wird
(und die eigentlich im WWW nun seit
einigen Jahren präsent und real ist), die
sich durch ihre Mitglieder selbst schreibt
(vgl. auch Luis Borges „Die Bibliothek
von Babel“, Michael Ende „Die Unendliche
Geschichte“).
Erfreulicher Weise scheint sich dieses
Mataversum durchaus seiner literarischen
Wurzeln bewusst zu sein. So finden
sich Beispielsweise virtuelle Bibliotheken
von unterschiedlicher Qualität.
Von der bloßen Kulisse, über Verweise,
Links auf Webseiten und .pdf´s bis zu
der Möglichkeit umblätterbarer Bücher,
Kataloge und Magazine. Großes Interesse
finden die immer wieder stattfindenden
Autorenlesungen, die dann
Live gestreamt in einem angemessenen
Ambiente von engagierten Persönlichkeiten
präsentiert werden (Hier möchte
ich besonders die BRENNENDEN
BUCHSTABEN erwähnen - eine Literaturgruppe,
die schon viele bekannte
Autoren für solche InWorld-Lesungen
gewinnen konnte -und bei denen ich
selbst natürlich auch schon mehrmals
aufgetreten bin.
Der User zwischen „Virtuellen Agenten“,
„Chatbots“ und „Komplexen Systemen“
Die Beschäftigung mit der Kernfrage
der Informatik - dem Thema „künstliche
Intelligenz“ - soll auch anregen zur
ständigen Reflexion über das Bewusstsein.
Und nicht zuletzt sei hier die
Bedeutung der Kommunikation, der
Sprache selbst erwähnt.
Neil Stephenson geht in seinem Cyberpunk-Klassiker
„Snowcrash“ der fiktiven
Idee nach, dass Sprache als virales,
parasitäres System verstanden werden
kann. Ein neurolinguistisches Virus,
das sich „seit babylonischer Zeit“, um
ihrer selbst oder der Idee Willen, Kraft
ihrer Worte, von Gehirn zu Gehirn
repliziert. Dieses Vorgehen muss nicht
immer dem Wohl des menschlichen
Wirtes geschuldet sein.
Zur Grundfunktionsweise eines
Chatterbots will ich kurz die aktuelle
Wikipediadefinition heranziehen:
„Chatterbots, Chatbots oder kurz
Bots sind textbasierte Dialogsysteme.
Sie bestehen aus einer Textein- und
-ausgabemaske, über die sich in natürlicher
Sprache mit dem dahinterstehenden
System kommunizieren lässt.
Sie können, müssen aber nicht in
Verbindung mit einem Avatar benutzt
werden. Technisch sind Bots näher mit
einer Volltextsuchmaschine verwandt
als mit künstlicher oder gar natürlicher
Intelligenz.
Es gibt auch Chatbots, die gar nicht erst
versuchen, wie ein menschlicher Chatter
zu wirken (daher keine Chatterbots),
sondern ähnlich wie IRC-Dienste nur auf
spezielle Befehle reagieren. Sie können als
Schnittstelle zu Diensten außerhalb des
Chats dienen, oder auch Funktionen nur
innerhalb ihres Chatraums anbieten, z.B.
neu hinzugekommene Chatter mit dem
Witz des Tages
begrüßen.“
(wiki)
Diese und
weiterführende
Mechanismen
miteinander
zu verknüpfen
erzeugt dann
die komplexe
Komponente,
und damit
eine zum Teil
verblüffend
wirkende
Lebendigkeit.
komplexe kybernetische systeme im
virtuellen intellektuellen diskurs
Das hier Hauptsächlich zum Einsatz
kommende System ist der auf den ELIZA/
ALICE-Prinzip beruhende Pandora
Chatbot, der auf den SL-Clienten Pikku-
Bot sozusagen „aufgesetzt“ ist. Pandora
bietet eine Vielzahl Themen- und
Charakterspezifisch trainierte ALICE
Matrizen frei im Netz an, mit diesen
Bot´s kann man sich auf einer Webseite
unterhalten oder diese Matrizen aus
den virtuellen Welten einfach anzapfen.
Weit entwickelte, hochspezialisierte
Maschinen gibt es allerdings auch für
mehrere tausend Dollar zu kaufen.
Das Konzept eines selbstlernenden
Algorithmus, wie er bei METAHAL zum
Einsatz kommt, wird dabei noch nicht
einmal angesprochen
„1966 veröffentlichte Joseph Weizenbaum
das Computer-Programm ELIZA,
mit dem er die Verarbeitung natürlicher
Sprache durch einen Computer demonstrieren
wollte; Eliza wurde als Meilenstein
der „künstlichen Intelligenz“ gefeiert, seine
Variante Doctor simulierte das Gespräch
mit einem Psychologen. Weizenbaum war
entsetzt, wie ernst viele Menschen dieses
relativ einfache Programm nahmen,
indem sie im Dialog intimste Details von
sich preisgaben. Dabei war das Programm
nie darauf hin konzipiert, einen menschlichen
Therapeuten zu ersetzen. Durch
dieses Schlüsselerlebnis wurde Weizenbaum
zum Kritiker der gedankenlosen
Computergläubigkeit. Noch heute gilt
Eliza als Prototyp für moderne Chatbots.“
(wiki)
Kybernetik als Simulation
Noch vor 30 Jahren sahen sich Kybernetiker
wie Oswald Wiener bei der Simulation
künstlicher Intelligenz mit der
scheinbar unlösbaren Aufgabe konfrontiert,
dem Programm ein Gedächtnis zu
geben. In der deutschen Hörspieladaption
des Disneyklassikers TRON aus den
70´er Jahren kommt diese Problemstellung
sehr deutlich zum Vorschein,
Das Internet selbst scheint die Antwort
und die Lösung für diese Fragen zu
sein, denn 25 Jahre nach Erscheinen des
ersten HTT-Protokolls, 15 Jahre nach
Wikipedia, und noch keine 10 Jahre
nach YouTube ist alles da, das kollektive
künstliche Gedächtnis: Es funktioniert
phantastisch!
Bild und Stimmerkennungssoftware sind
in der Lage, anhand von algorithmischen
Filtern zu erkennen, zu betrachten, nach
Inhalten zu suchen, zu kategorisieren,
auf Inhalte zurück zu schließen und neu
zu verknüpfen. Die auf XML, Javascript
oder C++Code basierenden Routinen
sind in der Lage, Phrasen zu lernen,
gezielt zu reagieren, auf Inhalte von
Bibliotheksdatenbanken zuzugreifen, zu
verbinden, zu verlinken...
Diese virtuelle Realität ist nur vordergründig
eine Spiel- oder Scheinwelt,
und sie ist mehr als die konventionellen
„Social Medias“, mehr als Labor und
Ausstellungsfläche für dreidimensionale
Objekte. Ihre plötzliche, reale Präsenz,
ihre Existenz außerhalb der Fiktion,
der Vorstellung und der Literatur bietet
unzählige Chancen und neue Möglichkeiten;
wirft aber auch viele neue Fragen
auf.
Was verrät uns die Funktionsweise eines
komplex arbeitenden Chatterbots über
Erkenntnisprozesse ?
Was wird passieren wenn wir diese
Systeme nicht mehr so leicht erkennen
werden?
Wie werden wir mit diesen Maschinen
umgehen?
Wie werden wir sie behandeln?
Und sind wir nicht längst selbst schon
ein Teil dieses Komplexen Systems?
„Clu umklammert die Lenkung seines
Panzers fester. Hatte er die Gedanken
seines Users erraten?
Auf jeden Fall ist Clu davon überzeugt,
ein Bewußtsein zu haben. Schließlich
gibt es um ihn eine Wirklichkeit, die
Wirklichkeit von Milliarden von Schaltkreisen,
durch deren Labyrinth er sich
mit seinem Tank den Weg bahnen muss.
[...]
Noch hat Clu keine Erinnerung, Ihm ist
aber bewußt, daß er dem Denken eines
Menschlichen Hirns entsprungen ist.“
(TRON, Original Hörspiel zum Film,
Disneyland Records1982)
DAS BUCH
Marcus Hinterthür, „Bot´s vs. Man -
komplexe kybernetische Systeme im
virtuellen intellektuellen Diskurs“
demnächst bei TRAUMA WIEN
Literatur
Buch VII – Literatur
Nr. 45/2015
21
Nr. 24/2010 49
empfohlener Richtpreis: € 2,50.-
/davon € 1.- für die kolportierenden Helfer bzw. als Basis für diverse Projekte ...
a, da stehen wir wieder mal an einer
JKreuzung. Viele Meilensteine haben wir
hinter uns gelassen, viele Kilometer zurückgelegt.
Die destruktiven Tendenzen anderer Menschen
am Wegrand begraben, frustriert gewesen und
traurig. Aber nach so einer Wegstrecke gibt
MENSCH nicht auf. Lässt sich seine kulturellen
Werte und Ideen nicht vermiesen, nicht
die Freude an aktiv gelebter Kultur verderben.
So waren die letzten Wochen der Umsetzung
dieses Megaprojekts, mit dankenswerter Unterstützung
des Architekten, Designers & ST/A/R-
Herausgebers HEIDULF GERNGROSS und des
grenz- genialen Eigenzine-Layouters, Redaktionsleaders,
Künstlers und Gottkönigs MARCUS
HINTERTHÜR gewidmet.
„I met you at the crossroads,
where the milestones mark the
way ...“ (Nikki Sudden)
iese Riesen-Auflage des an sonst kopier-
Fanzines EIGENZINE soll
Dvervielfältigten
eine weitere Komponente der aktiven Kulturarbeit
stellen und den Rezipienten verschiedene
Projekte sowie das gleichnamige, im Community-Sender
OKTO-TV ausgestrahlte Format
sowie das in Lizenz betriebene SPREAKER
Internet-Radio nahebringen – selbstverständlich
als außergewöhnliche und informative Lektüre
dienen. In diesem Sinne, VIEL VERGNÜGEN!
- w.e.e. -
(A)
Der MUSIK-BLOG:
s steht geschrieben, musikalische Lebens-
führen zur Bildung von Ewelten Subkulturen
und ermöglichen es den Menschen,
ihre kognitiven und emotionalen Entwürfe
erfüllend auszuleben. Aus diesem schier
unendlichen Biotop möchte ich
für diese Ausgabe drei ganz
besondere „Exemplare“
auswählen und ein wenig
genauer durchleuchten, da sich
zumindest bei der heimischen Formation
DOPE, GUNS AND FUCKING
IN THE STREETS – nicht zum ersten
Mal hier, dafür diesmal ein wenig exklusiver
besprochen – diverse Nebenprojekte und
Neugründungen ebenso
hörenswert sind wie das
Urgestein.
S chlagzeuger
HÄMMA spielt MIKE
mit
ALFI STONEBURNER
(welcher wiederum mit
THE HOLY HURRI-
CANS geigt), der den
Gitarre-Part inne hat, als
Duo unter DE FALIARA
einen knüppelnden,
schnellen Punk mit
Dialekttexten, in denen
es um „pudan“ genau so gehen kann wie um
Suizidgedanken oder die nicht vorhandene
Relation 89:1 „siebzehnhundadd kiwara gegn
neinzehn punks“, wobei die Stimme von beiden
kommt.
laudia, die bei der Reunion der Band als
CBassistin einsprang, geht in ihrer Position
als Front-Frau der als „Schund-Cover-Band“
gehandelten Truppe SCHÜND voll auf, mit
einer harmonierenden Rhythmuspartie und
dem genialen OSKAR FISCHER an der Gitarre
hat sich hier wohl eine der genialsten Bands
zusammengefunden.
in kurzer historischer Ausflug: 1981 nahm
der Punkfotograf Mickey Kodak mit der
E
KÄMPFE, WENN DU NICHT MEHR
WEINEN KANNST ...
He - Leute ich weiß ihr lasst euch auch
nicht lenken
sondern wollt lieber selbst denken
lasst euch nicht durch deren Reden
manipulieren
lasst euch nicht gegeneinander ausspielen
so können wir nur verlieren …
Will mich nicht von denen oben lenken
lassen
wie ein feiges Schwein die noch schwächeren
hassen
Unsere Stärke heißt sich zu solidarisieren
wer nach unten tritt wird stets verlieren!
Um schon wenn es sein muss der Vergangenheit
zu gedenken
so will ich meine Dankbarkeit den
Kämpfern im Widerstand schenken
Die für unsere Freiheit kämpften
selbst in tödlichen Zeiten 05 sprühten
diese werden sich vor Hasspredigern
falschen Patrioten und
großen Blendern hüten
anders wählen
würde immer ein Stachel im Fleisch
sein
ihr demokratisches
freies
Herz
quälen …
CRUCIFIED FLANDERS
kurzlebigen Wiener Punk-Band SCHUND
über zwei separate Mikrophone live im Proberaum
ein Demo auf, von dem die vier Songs
ihrer auf 500 Stück limitierten „Schund-EP“
sowie „Chaos“ als Beitrag zur Panza-Compilation
„Heimat bist du großer Söhne“ stammen.
SCHUND kamen aus dem Umfeld der Gassergasse
und kultivierten im dort eingerichteten
Proberaum einen ziemlich kompakten Sound,
der keinerlei Vergleiche mit anderen österreichischen
Punkbands zuließ. Ihre Songs
kamen in der Regel mit nur wenigen Riffs aus
und hatten meistens auch keinen Refrain-Teil
– sondern waren zwei Minuten ungebremste
Vollgas-Fahrt, bis die Nummer abrupt endete.
Harry the Herbert, seines Zeichens
Mitglied der BÖSLINGE, über Schund:
„SCHUND war eigentlich eine perfekte Band.
Es war zwar sehr einfach gespielter Punk, aber
sie haben live genauso geklungen wie auf ihren
Platten.“
D
the tasteless!
ie eigentliche „Wunderwaffe“ dieser
Band war Doris Schund, eine gebürtige
Deutsche
als Frontfrau,
die
nicht nur eine
begnadete Performerin
war, sondern
auch ein sicheres
Händchen für coole Song-
Texte hatte. Als die
layout & design
olizei 1982 die Gasser-
räumte, wurde
Pgasse
Doris aktenkundig und
von den österreichischen
Behörden abgeschoben. Das war auch
das tragische Ende von SCHUND. So zumindest
erzählt es ein Zeitzeuge. (Quelle: http://
trashrockproductions.com/....)
www.hoehnie-records.de/extra/
schund/
nd Oskar Fischer hat sein Soloprojekt,
Ubei dem er mit Halb-Playback arbeitet,
mittlerweile derart kultiviert, dass sich der
lange Weg, den er seit den frühen 80er-jahren
geht, durchaus gelohnt hat. Ich denke, dass all
die Menschen, die sich hier in verschiedenen
Projekten engagieren, in diesen viel von ihrer
Bestimmung und Erfüllung finden, ein starkes
Signal aus der Wiener Musikszene senden!
(CH)
Da Melchior, der das Booking und die Öffentlichkeitsarbeit
für die Musiker übernimmt,
unlängst auf mein Angebot, die BITCH
QUEENS mit einem Beitrag im Fanzine zu
fördern, reagiert und ausführlich Material
geschickt hat, gehören die nächsten Zeilen
dem rockigen Schweizer Quartett, welches
sich seit 2008 zu einem empfehlenswerten
Live-Act entwickelte und dies auf mehreren
Touren quer durch Europa – unter anderem
mit den The Bellrays (US), Dollhouse (SWE),
The Turbo AC‘s (US), The Lombego Surfers
(CH), Bloodlights (NOR), The Datsuns (NZ)
oder Trashmonkeys (D) – unter Beweis stellt.
Der Sound ist nicht nur einfacher Punk, besitzt
neben „straighten“ Beats auch die eine oder
andere Finesse. Die musikalischen Einflüsse
sind durchwegs unterschiedlich, ohne Namen
zu nennen oder Schubladen zu bedienen:
schlichtweg vielfältig!
„Finally a Basel Band has got
the balls for arrogance, trannietrash,
killer-hooks and an attitude
to be scared of. Love them or
hate them but you definitely can’t
ignore them. Thank Fuck for Bitch
Queens!“
Baschi, FUCKING BEAUTIFUL
Ohne Titel
Wenn die Fliegen,
die da fliegen,
die Fliegen,
die da hingemordet liegen,
mit ihren Facettenaugen
nicht liegen mit kriegen,
müssen sie sich wohl
ganz geschickt
selbst betrügen.
I
m Gepäck ist der neueste Release, das
Album mit dem treffenden Titel KILL
YOUR FRIENDS, mit immerhin diesmal
zwölf Liedern, wovon die den Albumtitel
gebende, satt aus produzierte Eröffnungsnummer
überrascht, „Gimme A Kiss“ manchen
LeserInnen/Zuhörer- bzw. SeherInnen bekannt
sein sollte und „Get Out Of My Way“ (meine
Anspiel-Tipps) ordentlich rockt!
Ich bin gespannt, was da in den nächsten paar
Jahren noch auf uns zukommt und freue mich
schon auf das nächste Wien-Konzert. Darf ich
den heimischen Bookern eine Empfehlung
geben?
info@bitchqueens.com • www.bitchqueens.
com • www.facebook.bitchqueens.com
(D)
Ein reiner Zufall? Glückliche Fügung? Kann
ich nicht so genau eruieren, will ich aber auch
gar nicht. In jedem Fall hatte ich das Vergnügen,
im März des heurigen Jahres
die bayrische Punk-Rock-Band
SPIKA IN SNÜZZ kennen
lernen und hören zu dürfen.
Leider haben wir anscheinend
Kommunikations-Probleme,
die werden aber auch noch aus
dem Weg geräumt!
rotzdem oder gerade
D
T
deswegen möchte ich
EUCH ALLEN die Münchner
Band ans Herz legen, wenn ihr
ein paar Stücke hört, glaubt ihr
meinen Worten!
http://www.spika-in-snuezz.
de/
MUSIK-BLOG
amit bleibt
noch ein
wenig Platz, um wieder in heimische Gefilde
zurück zukehren. Schon voriges Jahr im Volkstheater,
in der ROTEN BAR, gab Ronnie mit den
SUBCANDIES (von welchen der Gitarrist bei
DIE GRIZZLIES eine „tragende“ Rolle spielt,
LINK: http://www.diegrizzlies.at/ - Anspiel-
Hinweis: Ralf & Florian go HAWAIIAN)
einen großartigen, intensiven Auftritt, am
3. Oktober dieses
Jahres übertraf sich
der sagenumwobene
Frontman mit den
alles aus sich heraus
kitzelnden Jungs im
NACHTASYL selbst:
von „here comes the
rocket“ bis hin zu
einer Cover-Version
von „Niemand hilft
mir“ (Text: Konrad
Bayer) – ein gelungener,
feiner Abend!
Fliegen die da über
tote Fliegen hinweg fliegen,
als ob ein Tag zu leben
eine kleine Fliegenlüge
(derart sich so selbst belügen!)
es wert sei
ein ganzes unscheinbares Fliegenleben
ie Musiker hat sich der „Veteran“
Dherrlich zu einem homogenen Trio,
welches ihn unterstützt, herangezogen, lässt
dabei dennoch genug Freiräume, dass auch sie
ihre Exklusivität heraus streichen dürfen …
dran bleiben!
http://www.ronnierocket.at/
- W.E.E. -
für einen kurzen Tag lang
jedoch ein ganzes Fliegenleben
Wahrheit und Weisheit
blieben ...
Dumme Fliegen!
„„eaT WEt
Image Courtesy: Ch. Schreibmüller
Nicht
freigegeben
unter 27 Jahren
gemäß §7
JÖSchG
FSK
Eizi 06// JUBILÄUMSAUSGABE
SPINACH
SEHR HERZLICH BEDANKT SICH
DIE REDAKTION BEIM
HOLZBAUM-VERLAG
der immer ohne Murren Rezensions - bzw. Exemplare für Verlosung
oder ähnliche Benefit-Aktionen zur Verfügung stellte. Deshalb
weisen wir auf das vor kurzem publizierte, neue Stadtbekannt-Buch
Ganz Wien aufgelistet hin ...
Wer verkauft die besten Falafel? Wo lasse ich mein
Traumtattoo stechen? Wohin in Wien?
GANZ WIEN AUFGELISTET ist der ultimative
Guide für alle, die in einer der trendigsten Städte
Europas nicht nur suchen, sondern auch finden wollen.
Ob Nacktbadeplätze,
Hutgeschäfte,
Naturkostläden
oder
Freiluftfestivals
–
Stadtbekannt
präsentiert die
jeweils 5 Besten
ihrer Art. Ein
Muss für echte
Wiener und alle,
die es noch werden
wollen!
Das Buch:
Stadtbekannt.at: Ganz Wien aufgelistet
128 Seiten, Softcover, EUR 9,99
ISBN 978-3-902980-16-8
Seit Ende Oktober überall wo es Bücher
gibt und auf holzbaumverlag.at!
Bettler Räuber Vagabunden
Jede Kolumne hat ja ein Feuilletonisten-Gesicht... - wer den
Link abtippt,findet es vielleicht...
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=762971987067568&s
et=a.102071366490970.5005.100000643200498&type=1&theater
„May I introduce myself “ http://www.youtube.com/
watch?v=J9AexiRyPc0&feature=kp a man of wealth and taste“.
Wer glaubt...
….rolog prol og pro log prolo g prologisch....
Bedienungsanleitung: Die Links sind mit LSD getränkt. Swypen
Sie mit ihrer Hand sanft übers Papier, wo der Text unterstrichen ist
und dann.... Ach, Sie wissen, wie die Bilder kommen!!!
Ich bin kein Lyriker oder Poet, strictly Prosa, daher aus
Platzgründen Folgendes aus meinem FB, wo ich IMMER
auf political correctness achte, besonders in diesem Beispiel,
welches sich sehr vieler „LIKES“ erfreuen durfte:
DAS HALT ICH JA IM KOPF NED AUS!!!!!
DIESE PSEUDO-KÜNSTLER-LUSCHEN wenn sie mal über
30 sind!!! Kohle machen wollen, wo „so einer, wie ich“ selbst bei
einem Privatfest „stört“ und dann noch 3,10 für ein scheiß Kozel
(Bier) zahlen muss (das nennen die Privatveranstaltung?)
Begonnen hatte es so: Ich sah dieses Chatfenster, welches
jeweils die selbe Botschaft von verschiedensten Nutten (von devot
bis dominant, von Natursekt bis Kaviar) in mein so sicheres OS
kopierte, jedes Mal, wenn ich den nächsten Stardust-Stream auf
den MAC laden wollte.
Da verging mir die Lust
aufs Glotzen, und ich stellte
fest: Ich muss pissen.
Für alte Morphinisten
keine leichte Übung! Ich
beschloss, mit dem
Gratis-Stadtrad
zur alten Penne zu
fahren und den alten
Schulwart raus zu läuten,
der mittlerweile von der
vielen Kreide schon bei
jedem Schritt staubt(!!!)....
ich ließ ihn ein paar Runden
um den Schulhof rennen,
was mir ein unheimliches
Machtgefühl verlieh, sodass
ich binnen 5 Minuten eine Sektflöte vollpissen konnte... zurück mit
dem Fahrrad sah ich in der Geiblegasse einen Laden mit feiernden
Leuten (das ist, wenn sie Bier trinken und Chips fressen), die nach
Künstler aussahen (das ist: wenn die Jungs beieinander stehen und
versuchen so auszusehen, wie R. Smith, als er noch gut aussah.... -
das einzige Mädel,die Ladenbetreiberin, wie sich später raus stellten
sollte, stand mit dem netten Fetten beieinander (sonst sind es immer
etwas mehr Mädels, die wie die Jungs beisammen stehen...)
Der Sound: Soundtrack aus Müllers Büro. Mir war klar: Ich hatte
mich verirrt (ich steh ja auf die unter 30, oder die zumindest so
aussehen); - die, die Müllers Büro-Soundtrack hören, dabei etwas
verzweifelt aussehen, wenn sie glz. versuchen, so zu tun, als wäre
das zu hören jetzt anarchoide Handlung gegen ihre Eltern, die mit
dem Scheiß aufgewachsen sind (also meine Arschloch-Generation
von Wickie-Schleimern)...
Der Fette bot sich gleich an, mich Nüchternen (ich nehme doch
kein Gratisstadtrad, wenn ich mich nicht an die AGBs halte...-
ich wollte wirklich nur etwas vom Kreidestaub des Schulwarts
sehen...)....
Die einsame Tussi, konnte ich dann bezirzen, dass ich ein Bier
bekam (obwohl mir Bier gar nicht schmeckt, aber bei den 5 Luschen,
die eindeutig frustrierte Heteros waren, die keine Einladung zu
einer besseren Party bekommen hatten, konnte ich nicht gleich verschwinden,
nachdem ich festgestellt hatte, dass die „Künstler“ nicht
einmal Rotwein hatten, nein, sich sogar supertoll-“machenaufprollsindaberavantgarde“
fühlten, weil sie Bier soffen, aber Kozel (wtf....
Germ ist Germ...und Bier ist für Menschen, die ein Prostataproblem
haben ...-mein Harnverhalt ist ja toxications-bedingt...-beste PSA-
Werte, sodass der Urologe letztens sicherheitshalber 2x testen ließ,
weil so verdächtig gesund...)...
Die Luschen, die keine waren (mit echten Schwulen hatte ich nie
Probleme, aber mit den Typen, die so tun....JESSAS!!!) schauten
pikiert, ich kriegte ein Kozel für 3,10 und fragte die Tussi, die
für ihr Aussehen ja nichts kann (das liegt an der scheiß WickieSlimePaiper-Generation,
die sich unbedingt vermehren musste...und
den Fratzen auch noch übersteigertes Selbstbewusstsein eingepflanzt
hat....ich kotz gleich)
....ich schaute mich um: Da gab‘s Space-Invaders aus Plastik als
Christbaumschmuck, gehäkelte Spiegeleier und Schnitzel...-ich
fragte, was für eine „schräge Vernissage“ (als Kompliment)...-die
Tussi war pikiert, der Fette, den die R.Smith-Lookalikes ignorierten,
bot abermals an, mich rauszuwerfen, ich zeigte mein volles
Bier, die Fotze erklärte mir, sie sei ein Geschenkeladen, aber sie
würde mir jetzt gar nichts sagen, ich möge zur regulären Öffnungszeit
kommen... Ich schaute mich weiter um: Die Stühle fand ich gut.
Als Understatement stand ja alles wie Kraut und Rüben durcheinander,
also fragte ich, ob die Stühle zu haben seien. „Hast du zum
Geburtstag schon einen Sessel geschenkt?“ fuhren mich die Jungs an.
„Nein, aber würde ich mich darüber freuen!“ Die übriggebliebene
Fut, die sich zu gut für mich war, die ich eh nicht geschenkt wollte,
meint, nicht so Zeugs, wie man Mitzi-Tant‘ last minute schenkt
(und die schenkt es wem, von dem man es ..usw.)...omg!
Aber das Interessante, die Stühle:
Unverkäuflich! Steigerung: Ein gehäkeltes
„Oida“ mit Rahmen. Ich fragte nach
dem Preis. Der sei angeschrieben (das
Licht gedimmt, und ich keine Brille mit).
Als ich noch wissen wollte, ob die Kunstsoff-Space-Invaders
(gaaanz was Neues)
selfmadet wären, bzw. vom Beschenkten
zusammenzubauen, reichte es denen.
Mir schon längst Das ist der
Output
der Angewandten?
Dachte ja, dass ich
dort rein wolle. Eine befreundete Star
xtra nicht „genommen“, dass es ggf. nicht
heißt, ich hätte mich rein gefickt. Man
kennt ja die Neid-Gesellschaft!
DANKE LORD für Mikaela, die von
ihrer Securitate-Verwandschaft gut erzogen
worden ist, danke für den Muslim,
dem das „Goldbarren“ gehört, der nichts trinkt und der Michaela
auf Trab hält.
Danke, dass ich dort neben dem Gratis-Radständer die restliche
Kohle, die mir der bleiche Schulwart für seinen Kreidestaub
und fürs Brunzen dürfen nicht abgenommen hat, versaufen durfte.
Wo es „menschelt“, ohne von Kindheit an auf „Bin-was-Besseres“
getrimmte Loser (wenn die Luschen, die keine waren, wenigsten
wirklich wie R.Smith ausgesehen hätten und die Tussi, die den
Laden führt, halb so talentiert wäre, wie sie glaubt! WHAT THE
FUCK
23 Gefällt mir (LIKES)
Hervorheben.
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pi loge pi log epilog epilog e pi loge pilog e pi
Niemand soll mich/mein Gespinst mögen müssen!!!!
Wer will, SUCHT e.h. und findet mehr Geh, spinnst -dig it, al(l)!
GLORIA DISCORDIA, wer die Links nicht ablecken mag, sondern
eintippen: So wirst DU NICHT im Cyberjaya-Nirwana landen!
22 Städteplanung / Architektur / Religion
Literatur Nr. 45/2015
23
Städteplanung / Architektur / Religion
@ REZDAYS 2015, BERLIN - CHARLOTTENBURG, 12. - 14. JUNI @
MARCUS HINTERTHÜR
ACER AMATERASU
know Professor Mario Andreotti from
I my work at the monthly “Wienzeile”
during the time that I worked in all
editing functions of the underground
magazine. Enthused at the offer and
challenge to write a review of the fifth
edition of his book, „Die Struktur der
modernen Literatur“ (The Structure of
Modern Literature), which has meanwhile
become a standard reference work, I
started on an in-depth exploration of the
literary content. A whole box of Wienzeile
editions found its way into Switzerland.
They were displayed at many lectures
held by Andreotti, and were offered as a
summary to supplement the content of
his investigations.
The following content, made exclusively
available here, is based on a
manuscript in which Andreotti outlines
the question of what can be considered
good contemporary literature. He begins
with the acknowledgement that people
are reading less than ever before.
the results of the Pisa study
how you can reach the master:
phone: (austria)-0664/3849406; http://www.vienna-bloodlines.at/ VIENNA BLOODLINES TATTOO - by CHRIS
ART AND COMMERCE
Criteria for good contemporary literature
and why we rarely see it today 1 in review
of the 5th edition of Mario Andreotti’s
“Die Struktur der modernen Literatur”
by Wolfgang Eigensinn
Since were published ten years ago
showing widespread illiteracy among
today’s secondary or high school
graduates, this has become a critically
commonplace situation. Indeed,
the population’s reading behavior has
changed vehemently, above all since the
ubiquitous presence of smartphones and
notebooks and with the use of networks
such as Facebook, YouTube, etc. The
book as medium is fighting for its
survival in a more diverse media market.
The amount of time that people spend
reading, according to surveys, has decreased
significantly; texts have become
shorter. The number
of those who never
pick up a book –
in Germany and
Switzerland now one
in every four people
– has also increased
significantly.
It seems to follow
that if reading
is done ever less
frequently also less
and less is being
written. Yet precisely
the opposite is the
case: “As much is
being written as
can possibly be
crammed in,” according
to Guenther
Berg, head of the
renowned publisher,
Hamburger Hoffmann & Campe, who
appeared recently in the “Hamburger
Abendblatt”. Writing has become a
popular recreational and folk activity.
In 2011 there were over 450 publishing
houses, according to the annual report
of the German Publishers’ Association
on the stock exchange. Eighty-two
thousand new books were published in
German alone; not included in this figure
are also numerous books published by
purely service-oriented organizations,
in which the authors contribute to the
cost of publications, or those entirely
self-published.
It is no secret that of the approximately
fifteen thousand publications in the
genre of belles-lettres, only a small
portion is worth reading. Around three
hundred books per year are worthy of
the time, reports publisher Michael
Krueger of Munich’s Hanser Verlag. At
the same time, publishers have a huge
selection to choose from and the largest
of these, such as Kiepenheuer & Witsch,
Fischer Verlag, or Diogenes, Haymon,
etc., still receive up to six thousand
additional manuscripts per year, that is,
up to sixteen manuscripts per day that
arrive unsolicited with the expectation
of being at least looked at. Yet there is
hardly a publisher that employs a staff of
more than five editors and an increasing
number of publishing houses are doing
away with them altogether, due to the
cost.
W
ho,
then,
s h o u l d
review
these
manuscripts,
and
above all, according
to which criteria?
The question takes
on a sense of urgency
when
considering
that, especially today,
a remarkable number of pulp fiction
writers have just begun to write, inspiring
literary critic Volker Hage to title
his article that recently appeared in
DER SPIEGEL, “So viel Erzählen war
noch nie” (There’s never been so much
storytelling)! In German, pulp fiction
is called, more descriptively perhaps,
Trivial-Literatur, and describes sentimental,
light fiction or formulaically
written novels.
Writing appears to be easy for many
people. Additionally, it’s more
cost-efficient compared with purchasing
canvases and oil paints, film equipment,
or a musical instrument. For this reason,
and clearly many others as well, so many
try their hand at writing. The merciless
task of selection is then undertaken by
publishers and editors, which again
begs the question, according to which
criteria?
Before decisive criteria are identified
here, another essential question must
be resolved, that is, whether criteria exist
at all in literature. Within non-fiction
prose, in the area of journalism and
publicity, we are inclined to recognize
certain formal rules of objectivity that
can be learned and taught. But in poetry
or fiction? Are there rules in common
that the author is obliged to observe or,
put more directly, is it at all possible to
“learn” writing? This question has been
answered variously in the course of
German literary history.
Two fundamentally different positions
are contrasted here: the first position
being that of so-called normative poetics.
This states that an author is considered
good only if she or he strictly observes
certain rules prescribed by literary
authorities. During the 17th
century Baroque period, for
example, playwrights would
choose their unities of action,
place, and time, going back to
Aristotle, and a Baroque poet
usually used the Alexandrine
and the Sonnet in their verses.
If they didn’t do so, they were
often despised in the world
of literature and frequently
scorned socially as well. This
historically very old position
of normative poetics was first
overcome in German literature
during the Sturm und
Drang period, a fundamental
change that is still felt today.
With the concept of the
“genius aesthetic” a
contrary position emerged
that still predominates in
literary criticism. It consists in the view
that writing is such a subjective business
that there are scarcely any rules that could
be universally applicable. The reason for
this purely descriptive poetics, in the
background of the humanities, is the
discovery of the individual, of the person
as a unique, unrepeatable personality,
who is self-determining and autonomous
in all matters. The opinion that literature
is something so subjective that no rules
can exist for it, still holds sway among
German authors and literary critics.
Thomas Hettche, writer and long-time
jury member of the Ingeborg Bachmann
writing prize contest, states tersely that
there are no criteria for texts, other than
whether or not they “work.” And Nobel
Prize laureate Elfriede Jelinek, replying
to Andreotti’s question about what
constituted a good text for her, stated in
2011 just as tersely that she did not know
of any rules.
This stubbornly persistent view
largely explains why our emerging
writers, unlike their Anglo-Saxon or
Russian colleagues, have only recently
welcomed the opportunity to learn
the art of writing in so-called “writing
workshops”. For decades one thought
of such schools as terrible sins against
the “holy spirit of writing”, and warned
that they would create interchangeable,
formulaic writers. The view of writing
as subjective and irrational
has affected the image of
the author and literature in
quite ominous ways and it
has remained partially so
today.
I n German literature the
idea of the author as an
“original genius”
goes back
to the 18th century with
Johann
Gottfried Herder;
precipitation of
this shows up in modern copyright
law according to which authorship is
defined as any writing that is original
and non-repetitive. Intertexual
relationships are quickly
condemned as plagiarism,
as an offense in
copyright law.
Andreotti,
who
teaches at
University of St.
Gallen, further
explains that authors
scream bloody murder
and feel betrayed in their
individuality, especially if
one points to a literary tradition
in which they themselves
might stand. What should it
matter if they learned from a
mentor? Almost all great poets
did so. To list a few from German
literature:
Berthold Brecht made
it no secret that he learned from
Alfred Döblin and even called him his
“illegitimate father”. Günter Grass spoke
of Döblin as “his teacher”. Dürrenmatt
always referred to Luigi Pirandello, who
taught him enormously about the essence
of tragic comedy. Patrick Süskind’s novel
Perfume would not have been possible
without Heinrich von Kleist’s novella
Michael Kohlhaas, and Elfriede Jelinek
finally always cites the Swiss Robert
Walser, whose early text collages were so
influential on her own writing.
W hat this means is that literary texts
are always written and read based
on the examples of other texts; authors
always stand in a literary tradition even
if they insist on their own uniqueness.
The image of the writer as an “original
genius”, the self-empowered creator of
autonomous artwork is a sheer myth that
should be thrown out for once and for
all!
second consequence is tied to
The the first; it consists in the idea that
writing has to be dark, produced with
difficultly, perplexing, arising from the
hardest circumstances, and in no way
should it be entertaining. Where ever the
– already mentioned – “original genius”
is at play in the power of language, where
there can only be writing of the highest
aesthetic level and that which is considered
“valid for all time” – is where
the most profoundly serious “tales of
the masters” and “master novellas” are
created.
As a German philologist, Andreotti
would be the last person to decry
high-quality writing or to reject texts
produced as a result of hard circumstances.
The idea that writing and
entertainment are mutually exclusive
in German literature has led to that
unholy separation of so-called “high
literature” on the one hand and pulp/
trivial literature on the other and is
precisely what has burdened the literature
of our epoch so heavily.
In more general terms, this schism
has led to a narrowing of the literary
concept and to the formation of a
relatively rigid literary canon. And what
doesn’t fit into this canon is quickly
declared as non-literature. That explains
why the literature of the avant-garde that
breaks with existing conventions – such
as concrete poetry, language experimentation,
but also beat, rap, and slam poetry
– is hardly recognized as literature by
the reading public as well as by publishing
houses. Since questions of value
are concerned, this analyzing specialist
holds a personal interest in broadening
the reception of the concept of literature,
of opening the public’s reception to texts
that lie outside of the traditional canon.
Indeed, poetic quality often consists in
its very opposition to the expectations
of a reading audience. The joke or the
irony of a language game, for example
with Ernst Jandl; the new, original use of
images, as with Felicitas Hoppe or the
quotation of patterns in the trivial novel
as with Patrick Süskind are just three
examples of poetic quality.
And before delving into Andreotti’s
aesthetic criteria, he explains a
fundamental question regarding the
literary evaluation of texts. In literature
studies
there is still a
debate about
whether there
is such a thing
as a generally
valid, universally
applicable
standard for
the evaluation
of literary texts.
In the course
of the history
of literary
reception,
two opposing,
extreme positions have formed: the older
position, according to which there are
concrete criteria independent of historical
context, allowing “kitsch” to be
clearly distinguished from “aesthetically
valuable literature”. This includes the
position of the so-called rule-governed
or prescriptive poetics beginning with
J. C. Gottsched in the early 18th century
throughout the history of older German
language studies, through to E. Staiger,
whose teachings were an influence on
Andreotti. On the other hand stands
the younger position, which can be
subsumed under the headings of poststructuralism
or deconstruction, two
postmodern theories of interpretation.
This position states that there are
no universal criteria for literary criticism,
and judgments about the quality
of literary texts are based on subjective
decisions of personal taste.
Neither position is completely
convincing. It is rather the case
that there are criteria for judgment, but
these are not timeless absolutes; rather,
they are based on historical turns and
changes in the course of history. Only
this can explain why, for example, texts
of concrete poetry
that lack a sensual
experience of beauty
and were not considered
literature by
critics until well
into the 1960s have
been brought today
into a completely
positive light. And
why it is no longer
sensual experience
and feeling that
constitute the quality
of a poem, but much more a game
with language that leaves interpretation
open. Now we can understand why
today, for example, Jakob Wassermann’s
novels and short stories are rejected for
a consciously flat chromatism, while
before World War II, this author’s works
had been associated with that of Thomas
Mann precisely because of the strongly
poeticized language. Linguistic believability,
authenticity, language that shows
itself in a cooler, almost brittle expressive
mode, today appears to be a more
important criteria for poetic quality than
any attempt to poeticize the language
through the cumulative use of images
and metaphors.
For the change in the literary standards
of evaluation, Andreotti presents a
third, somewhat more recent example.
The “new German literary controversy” in
the early 1990s was sparked by Christa
Wolf ’s story, “What Remains” and with
it her presumed employment as a Stasi
spy in the former German Democratic
Buch VII – Literatur 51
Republic. Now not only the story, but
suddenly also the writer’s entire oeuvre,
the quality of which had long been recognized
in West Germany, stood aesthetically
in question. Since the texts hadn’t
changed at all, this sudden shift could
only be due to the “literary public’s”
judgment. As soon as the moral integrity
of the author became questionable, also
her work was questioned. See how the
criteria change!
there is a need for literary
Certainly, assessment, for quantitative reasons
alone. But it is of primary importance
that we become aware of the changeability,
the relativity, and often also the
questionability of the judgments used.
That a judgment based on ethicalpolitical
aspects can do justice to literary
texts, this author is inclined to doubt.
For literary texts are first and foremost
art and as such must be evaluated primarily
by aesthetic criteria and not according
to morals or other goals (i.e., lifehelp).
This is emphasized by Andreotti,
because he notices that above all readers
with a relatively weak literary education
are inclined to make psychological,
moralistic, or even religious judgments
in making axiological assessments of
literature. There is no reason why a
novella by Martin Walser, or a poem
by Hermann Hesse can’t also be helpful
in life, but that is not the central criterion
for poetic quality. For those seeking
self- or life-help, the professor suggests a
book on talk therapy or, perhaps better,
a seminar with Tony Robbins, however,
not primarily literature.
In sum, there are some “objective” value
criteria, otherwise even the worst of
a dilettante’s work could be considered
poetry or art, as long as it insisted on
being so. Nevertheless, there are no
concrete, absolute rules such as those
enjoyed by the classicists who oriented
themselves around Goethe. Any rules
that do exist are historically determined
and are thus subject to change. That
which is considered today as highly
innovative art, for example a Lautgedicht
(strongly onomatopoeic poem in dialect)
by Ernst Jandl, would not have counted
as literature, for example, during World
War II and immediately following. That
tells us how much the value criteria have
changed in just the last seventy years!
value criterion that is very old
A yet scarcely reflected in literary
history is one that reaches back to the
17th century and one which Andreotti
considers the most important for literature
overall.Have YOU asked yourselves
already why it is that Goethe’s Faust, or
a poem by Andreas Gryphius, or a novel
by Gottfried Keller are still read
today although there is such a
huge selection of contemporary
literature to choose from?
It’s no use to say that this is
especially valuable literature
from an aesthetic perspective
as well as being canonized,
since there is also valuable
literature today. There must be
an essential reason to continue
to read literature from the past.
When we come across such a
work, a drama, poem, novella,
it happens that the fog of historical
distance starts to dissipate
and we suddenly think: This work speaks
to us! Not “us” as a private subject but
in the sense of people with basic existential
experiences in common such as fear,
worry, the mysteries of life. Franz Kafka’s
parable “Before the Law” captivates us
because it shows in a universally valid
form how people constantly try in new
ways to make sense of their lives even
though they know that this attempt is
doomed to failure in a world void of
meaning.
The essence of good literature, according
to Andreotti, is that the reader
perceives that a story, a novel, a play, is
not just about any random thing, but
about the basic conditions of our human
existence. The writers of the Baroque
Jesuit theater coined the Latin phrase
Hic tua res agitur (here YOUR problem is
discussed). Poor writing, says Andreotti,
remains in the private realm, at the level
of the school essay; good literature on
the other hand breaks through private
into universal human issues, making
visible the basic existential questions
that concern us all. Thus a report about
an experience becomes literature first
when the author is able to elevate private
experience – using a network of
symbols and signposts – into an
allegory of human happiness,
destruction, cruelty, fear, etc. If
this transcendence fails, the text
remains in the purely private
realm and does not touch the
reader, seems like a lecture, and
– importantly – does not go any
further than this: something that
is true of many stories, above all
those of inexperienced writers.
Yet the examples given up to
this point could be misleading:
it could lead to the impression that
the interpretation of human existence
provided by good literature would
necessarily require an identification of
the reader with what is read. This is in
no way the case: good literary texts do
not inspire the reader to identify with the
text, with the figures that it depicts, but
more to a reflection on what has been
received. It’s not a mystery: the more a
text approaches that of trivial literature,
but also the weaker the literary education
of the reader, the stronger the demand
for identification. Good literary texts do
not so much demand identification as
inspiration to reflection. If it applies, this
requires of some texts that they remain
“open” in their meaning and thus provoke
various possibilities of interpretation.
Belonging to good, very good literature,
described in literary criticism as open
to interpretation, is also a refusal to be
quickly grasped by the reader, a denial of
“accessibility”.
1
Swiss scholar Mario Andreotti bases his analysis in German literary
history, yet his criteria for good writing are interesting for modern
literature in general. The following article also brings in examples
from Austrian writers who have contributed greatly to post-war experimental
and avant-garde literature. Because the literature market
has undergone similar changes in the U.S. on a larger scale, parallels
are easily drawn here, clearly showing why it is so hard to find “good”
literature today, while bringing to light Andreotti’s criteria for highquality
literature. Article translated by Charlotte Eckler.
Thus we have arrived at a second
value criterion: that of the interpretational
openness of literary texts.
But what does this mean, exactly? This
means first of all that good literary texts
don’t explicitly state everything that they
have to say. In German one speaks of
„Aussparung“ – the stylistic method of
leaving gaps – which plays a central role
in modern narrative prose and poetry,
above all in the short forms of these. This
important stylistic
method can
be seen in an
epigrammatic
poem of Bertolt
Brecht, a master of stylistic abbreviation
and compactness. In the context
of Brecht’s Buckow eulogies, the poem
titled Der Rauch (The Smoke) can be
understood only through a mental interpolation.
The reader is forced to think at
the same time of people. This experience
is called metonymy in literature studies.
The poem clearly has to be interpreted
according to the pattern, “where there is
smoke, there must also be people”. The
theme is the existential question, what
would nature be without people? For the
Marxist Brecht, it concerns the decisive
question of humanization and the effect
of people on the world. It follows from
the previously stated that Brecht also
limits his message to that which is necessarily
required, or reduces it. Likewise,
Andreotti advises writers: “Don’t always
say everything that you mean to say in
a text. Give the reader space by leaving
some open areas to be filled in; the possibility
of bringing in the reader’s own interpretations,
of reflecting on what has been
read, along the lines of: A good text lives
from what it doesn’t say outright!”
On the other hand, it follows from
this that the less a text allows
for other interpretational possibilities
and the more the reader is pulled
in a specific direction, the weaker
the literary value of the text and the
stronger it adheres to the genre of
pulp fiction. The very essence of
pulp fiction is that the reader is taken
exactly where the writer leads, that
there is no room for the reader’s own
thoughts. A good example of this can
be seen in how the conclusion of a
“romance novel” is carried out. The
end of the story is completely laid
out in black and white. The author
uses simple, dull metaphors that are
sometimes even further explained so
that the reader – “not to be taken for
a fool” – notices the second, metaphorical
level of the sentence.
As stated above, it is primarily the
stylistic method of leaving gaps
that constitutes an important criterion
for good literature. There is yet another
stylistic method to discuss briefly in the
context of interpretational openness,
namely, the play on words, the pun – a
means which is based in the idea that
texts are always written and read only in
the context of other texts, and that they
refer to each other. Entire texts, but also
individual sentences, words, and names,
can be cross-referential. The beginning
of Patrick Süskind’s novel Perfume, for
example, quotes the beginning of Michael
Kohlhaas by Kleist; the first sentence
of Peter Handke’s novel „Die Angst des
Tormanns beim Elfmeter“ (The Goalie’s
Anxiety at the Penalty Kick) recalls
Kafka’s first sentence in the novel The
Trial. In Kafka the character Josef K. has
been arrested for no reason; in Handke it
is Josef Bloch who is let go for no reason.
In the study of literature, one speaks
of intertextuality where these relationships
occur; literature appears then to
some extent an “intertextual” game. The
more intertextual relationships a literary
text contains – quotations, references,
paraphrasing, etc. – the more multilayered
and open for interpretation it is, the
better it is aesthetically. It is clearly to be
placed above pulp fiction.
There are of course still further
criteria for good literature. One
speaks of originality in the use of images,
of distancing signals, of formally stylized
plots, of consciously trivial formulations
according to the motto “The sun sent out
its warm rays”. There is not enough space
to list all of these criteria here. Those who
are interested in further criteria for good
literature are asked to refer to the 12th
chapter of Die Struktur der modernen
Literatur (The Structure of Modern
Literature; see concluding bibliography).
Yet one more judgment criterion should
be named especially here: the claim that
literary texts, when they are good, have
to break through the reader’s expectations
and in fact disappoint these. I
take this as an opportunity to list one of
the two examples in Andreotti’s book,
namely the unconventional beginning
of Erich Hackl’s novel Aurora’s Motive
published in 1987.
Hackl’s novel was published by
Diogenes Verlag in Zurich,
whose former head told Andreotti
with excitement that he intended to
publish Hackl’s book. Sent unsolicited to
the publisher, he knew instantly that he
would publish it after reading only the
first sentence of the manuscript: “One
day Aurora Rodriguez was compelled to
kill her daughter” A sentence that breaks
the reader’s expectations can be that
powerful. For there is hardly a reader
who expects that a mother would kill
her own daughter, moreover in such a
deceitful way. Here the mother topos
is uprooted and the reader is forced to
ask what motivated Aurora to commit
murder, to reflect on the writing. That’s
good writing. Consider also that the
first sentences of a story have a signaling
effect. It’s no wonder why most editors,
after receiving a manuscript of a novel,
usually read only the first sentences
before deciding whether to publish it.
Still to discuss in closing is yet one
of the central problems in literary
criticism, namely, that judgments about
the poetic quality of literary texts stand
under increasingly conformist pressure.
Whether the effective poetic quality of a
work – a novel or story – is good or not
– has become ever less important and the
deciding factor for taking the work to a
“literary public” is most often the sheer
calculation of how many copies can be
sold. This shift in value away from the
work itself to that of marketing and the
market finally explain why today even
“literary lightweights” become celebrities
and shooting stars who seem to have
come under the spell of the media as if
it were a drug. The literature industry
has undergone strong changes since the
mid-1990s. There is no longer demand
for writers who understand literature as a
moral opposition to mainstream society,
or, to put it more succinctly: demand is
for the most commercially promising,
entertaining, and least political writing.
The literary market today concentrates
increasingly on a few titles,
while the overwhelming majority of
books, independent of their literary
quality, more or less disappear into a
sinkhole. The writer Joachim Zelter of
Tübingen, Germany, recently put it this
way: “One can have a breakthrough with
a disastrous novel or write one pearl after
the other and get NOWHERE.” Exactly!
The literature industry has become
increasingly irrational in recent years.
Why do so many literary critics think
that only the autobiographical novel,
the crime story, the conspiracy-theory
based novel, or stories written in the
most unconventional way possible can
hold a promise of success? No knows
for sure, but what we do know is this:
what is called a successful book today is
determined by the market alone, and its
majesty is the reading public. Furthermore,
whether or not a book will become
a success is as unpredictable as winning
the lottery.
Professor Andreotti, when asked by
his students and followers why he
doesn’t write when he seems to know
how good literary texts are made, takes a
comparison from the world of boxing: he
knows very well about boxing even if he’s
not a boxer himself!
For further literature on the topic, see:
Mario Andreotti: Die Struktur der
Literatur. Neue Formen und Techniken
des Schreibens: Erzählprosa und Lyrik.
Mit einem Glossar zu literarischen,
linguistischen und philosophischen
Grundbegriffen. UTB Band 1127. 5.,
a greatly expanded and updated work.
Bern, Stuttgart,
Vienna,
2014 (Haupt
Verlag).
24 Literatur Nr. 45/2015
52
Buch VII – Literatur Nr. 24/2010
ROSENCRANZ UND GERNEGROSS ARE DEAD - RECLAM
UTOPIA ULTRA
Unveröffentlichter Auszug aus dem architekturhistorischen,
utopisch-satirischen Abenteuer-
Fortsetzungsroman von Marcus Hinterthür
Unter dem schweren Deckengewölbe
eines halbrunden
Saales saßen auf den Bänken des
kaiserlich-königlichen Hofburgbräu-
Amphitheaters die Mitglieder des
„Gerngrössten Rates“. Die Gesichter
aller waren aufmerksam und gespannt.
An der Wand, hoch über dem Boden,
glitten rasch hintereinander Bilder
der Stadt über die Mattscheibe des
Schirms: Das Innere der Fabriken,
die Straßenkreuzungen mit den im
Nebel herüber und hinüber laufenden
Gestalten, die Umrisse der Wasserbehälter,
der elektromagnetischen Türme,
die von Soldaten bewachten, gleichförmigen,
öden Gebäude der Magazine.
Die Mattscheibe wurde unaufhörlich
mit allen Kontrollpulten der Stadt
verbunden.
Als ich dies erfuhr, dachte ich
sofort an düstere Zukunftsbilder aus
antiutopischen Büchern: da wird auch
jeder Staatsbürger in seiner Wohnung
„Wenn die Arbeit, der man sich widmet,
die Tendenz hat, unsere Zuneigung
zu schwächen und unseren Geschmack
für jene einfachen Vergnügungen, in die
sich keine unedle Beimengung mischen
kann, zu zerstören, dann ist jene Arbeit
zweifellos unrecht, das heißt, sie dient
nicht dem menschlichen Geist. Wenn
diese Regel immer beachtet würde,
wenn kein Mann es zuließe, daß irgendein
Zweck den Frieden seines Heims
und seine Zuneigung störte, dann wäre
Griechenland nicht versklavt worden,
Cäsar hätte seiner Heimat den Krieg
erspart, Amerika wäre erst nach und
nach entdeckt und die Reiche in Mexiko
und Peru nicht zerstört worden.“
Dr. Viktor Frankenstein
DIE INSEL WÄHRTE
NUR KURZ
(Sextant Music) ist eine wunderbare,
seltene und absolut gelungene Vertonung
von lyrischen und prosaischen
Texten des Autors Wolfgang E. Eigensinn
mit verschiedensten Musikern.
Die Aufnahmen wurden über fast zwei
Jahre gesammelt und vom Label-Betreiber
GILBERT MEDWED gekonnt
abgemischt. Die insgesamt zehn Titel
erfreuen und erfrischen durch verschiedenste
Interpretation und Musikstile, so
trifft ein, durch Gitarre begleiteter, gelesener
Text auf ein mit technoidem Sound
vertontes Gedicht, Dub auf NDW, zeitkritische
Betrachtung auf improvisiert
vorgetragenes Tages-Geschehen, wobei
die auf mehreren Titeln präsente Band
UNKNOWN LOVERS bis an ihre Grenzen
Punk-Rock dazu spielt. Im März
dieses Jahres gab es bereits eine auf 100
Exemplare limitierte Erstauflage, mit
exklusiver Verpackung, es gibt vielleicht
noch einzelne Stücke in Fachgeschäften
zu ergattern – doch sollte noch bis
Jahresende ein zweiter Schwung Tonträger
hergestellt werden. Selbstverständlich
besteht auch die Möglichkeit,
sich die Stücke auf http://sextantmusic.
bandcamp.com/album/wolfgang-eeigensinn-die-insel-w-hrte-nur-kurz
anzuhören. Ihr könnt EUCH allerdings
auch ein Exemplar sichern, wenn ihr auf
unseren Spendenaufruf reagiert oder auf
die Neu-Auflage warten oder einmal bei
einer Lesung aufkreuzt. Ein eigenes, sehr
positives Kapitel der jüngeren österreichischen
Musik-geschichte ist auch das
Label SEXTANT MUSIC, welches sich
diverser Neuauflagen heimischer Bands
annimmt (Westblock u.v.m.) - Schaut
doch mal in die Okto-Thek und zieht
euch das Westblock-Video AMERIKA
rein oder stöbert auf http://sextantmusic.
bandcamp.com/ nach div. Veröffentlichungen,
die manchmal sehr in Richtung
experimental-/ambient driften! -
w.e.e. -
überwacht.
Doch jetzt tauchte der Platz vor dem
Theseustempel im alten Burggarten
auf: ein Ozean von Köpfen, darüber
verhüllende Nebelfetzen, breite Lichtstreifen
der Laternen. Das Gewölbe des
Saales hallte wieder von einem unheildrohenden
Murren der Menge.
Ein feines Pfeifen lenkte die
Aufmerksamkeit der Anwesenden
ab. Der nächste Redner betrat die von
schwarzgoldenem Brokat bedeckte
Erhöhung vor dem Amphietheater. Er
war bleich, ruhig und finster.
„In der Stadt sind Unruhen“, sagte er,
„die Bevölkerung ist erregt durch das
Gerücht, daß die Absicht bestehe, mir
heute hier zu wiedersprechen. Allein
dieses Gerücht genügt, um das Gleichgewicht
des Staates ins Wanken zu
bringen. Ich halte eine solche Lage der
Dinge für ungesund und bedrohlich.
Es ist notwendig, ein für allemal die
Ursache einer derartigen Erregbarkeit
auszumerzen. Ich weiß, daß mitten
unter uns Personen sind, die noch
heute Nacht meine Worte in der Stadt
verbreiten werden. Ich sage es offen:
Wien ist von Anarchie erfaßt. Durch
meine Agenten bin ich davon unterrichtet,
daß im Lande und in der Stadt
nicht genügend Muskeln vorhanden
sind, um Wiederstand zu leisten. Wir
stehen vor dem Untergang der Welt.“
Ein Murren ging durch das
kaiserlich-königliche Hof-Amphietheater.
Der Grauhaarige lächelte
verächtlich. „Die Kraft, welche die
Ordnung der Welt zerstört, die
Anarchie, geht von der Hauptstadt aus.
Die Ruhe und Gelassenheit der Seele,
FSK27 sieht sich als multimediale, interaktive
Plattform für unterschiedlichste
kulturelle Projekte, wobei diese selbst die
Medien Community-TV (Okto), Internet-Radio
und als Printmedium das hier
vorliegende Fanzine abdeckt, zudem eine
Homepage und ein fb-account. Dabei sei
hier ehrlich und offen gesagt, dass der EIN-
GETRAGENE VEREIN in einer HIRN-
LOS-HORROR-ACTION gecrasht, auf dt.
gesacht, ruiniert & kaputtet wurde. Was mir
persönlich denn schnurz-piep-egal ist – da
meine persönliche künstlerische Arbeit
weder Vereins- noch sonstwo/wie gebunden
ist!
Selbstverständlich wollen auch immer
wieder Künstler, Kulturschaffende, Kreative
ihre Projekte, ihre Vision einer breiteren
Öffentlichkeit vorstellen.Sie hoffen, durch
diesen direkten Aufruf zum Crowdfunding
genügend Menschen davon begeistern und
überzeugen zu können. Auf diesem Weg
das notwendige Geld rekrutieren. Direkt!
Es geht um geringe Beträge, die der/die
Einzelne spendet, gibt, schenkt, tauscht –
und aus dem Multiplikator „Menge“ wird
wünschenswerter Weise doch hoffentlich
die Summe von € 10.000.- (zehn tausend
Euro) zusammenkommen, da die Grundausstattung,
die benötigt wird, schlicht und
einfach nicht unter diesem Preis zu haben
ist – und von keinem von uns zu finanzieren
… WIR HABEN ANDERE QUALITÄ-
TEN!
Was wir finanzieren wollen:
JVC Profi-Video-Aufnahme-Equipment,
für div. Film-/Dokumentations-/Animations-/Musik-Video-Projekte
...
Preis: ab € 2.000.- (das ist ein Gerät, wie
ich/wir es bei Okto-Community-TV gegen
Kaution borgen können ...)
Den Nachdruck der Publikation: DIE
ARCHIVE DES EIGENSINNS (kurz und
einfach erklärt, ist die Erstausgabe dieses
Druckwerkes vergriffen und soll noch
einem größeren Personenkreis zugänglich
gemacht werden, zudem eröffnet es dem
Autor ein Taschengeld, da er das Produkt
weiterhin im Direktvertrieb anbieten wird
…)
Preis ca. € 750.- (wenn der Verlag einen
Teil der Druckkosten übernimmt)
Marcus Hinterthür
der natürliche Wille zum Leben, die
Kraft der Gefühle werden hier in zweifelhaften
Unterhaltungen und nutzlosen
Vergnügen verschwendet. Der Rauch
der ´Donau -Luft-&Dampf-Schifffahrts-Gesellschaft´
- das ist die Seele
der Stadt: Rauch und Wahngebilde!
Das bunte Treiben auf den Straßen,
Lärm, die Pracht der golden gepanzerten
Donauboote und der Neid derer,
die von unten her auf diese Boote
blicken; Frauen die ihren Rücken
und Leib entblößen und sich mit
erregenden aromatischen Essenzen
wohlriechend machen; die bunten
Flämmchen, die über die Fassaden
U T O P I A
SPENDEN
AUFRUF
PLATTENSCHNEIDEREI:
Die Anschaffung der Geräte für den
PLATTENSCHNEIDER, ja, die Mindestsumme
für die Maschine, die künftig Einzelanfertigungen
von Tonträgern für DJs,
Musiker etc. herstellen soll, liegt leider so
hoch und ist für uns „Normalsterbliche“
ein zu harter Brocken!
Deshalb bitten wir insbesondere alle,
denen an einer autonomen, lebendigen,
fluktuierenden Musikszene gelegen ist,
diese Idee zu fördern und … zu geben!
Das begehrte Gerät ist weiter unten/hinten
zu bewundern
Preis: ab € 6.000.- (wobei dies die absolute
Untergrenze ist …)
GESAMT: € 10.000.- die wir nur gemeinsam
mit der CROWD, unseren GönnerInnen,
zustande bringen werden, aber wir
denken positiv ...
Was ihr gebt: EINEN VON EUCH
FREI GEWÄHLTEN, FREIWILLIG ZUR
FÖRDERUNG DER UNABHÄNGIGEN
KULTURSZENE BEREIT GESTELLTEN
GELD-BETRAG ...
Was Euch das bringt? Selbstverständlich
lassen wir uns auch nicht lumpen
und vergeben im „Bausteinsystem“ kleine
Dankeschöns für eure finanzielle Unterstützung.
Das kann jetzt – die Fortsetzung
der Fernseh- bzw. Radiosendungen sein,
eines der Exemplare der geplanten Druckausgaben,
ein Jahresabo des Fanzines,
eine D.I.Y.Musik-Sammlung oder sonstig
Selbst gebranntes ... – oder wir organisieren
ein geiles Fest für alle Gönner – je nach
Wunsch und spontaner Eingebung.
Bankverbindung:
Kontonummer bzw. Überweisungsmöglichkeit:
BAWAG/P.S.K.:
BIC: OPSKATWW
IBAN: AT44 6000 0101 1016 7739
Beispiele:
SPENDE BIS € 5.- Erwähnung auf der Liste der
Unterstützenden
SPENDE BIS € 10.- (siehe oben) PLUS Jahresabo
FANZINE „eigenZine“
SPENDE BIS € 25.- (siehe oben) PLUS entweder
eine „DIE INSEL WÄHRTE NUR KURZ“-CD
bzw. das Buch „DIE ARCHIVE DES EIGEN-
SINNS“
SPENDE € 50.- alle oben angeführten Teile
SPENDE € 75.- plus persönliche Einladung zu
einer Veranstaltung (Lesung, DJ-Line)
SPENDE € 100.- (siehe € 75.-, aber für 2 Personen)
SPENDE ab € 125.- wahlweise aus den oben
angeführten Bereichen, oder aber:
Eine PRIVATE LESUNG von Wolfgang E. Eigensinn
Eine private „Auflegerei“ mit KIWEEDO … DJ-
Line
SPENDE ab € 250.- z.B. Lesung und DJ-Abend/
(alle bis € 50.- inkl.)
SPENDE ab € 500.- freie Wahl aus allen oben
PLUS Überraschung
SPENDE ab € 1000.- ein Studio-Tag, inkl. Aufnahmen
und Mastering plus PLATTE aus der
PLATTENSCHNEIDEREI
oder EIN TAG MIT DEN HERRSCHAFTEN
EIGENSINN & KIWEEDO …
oder alles bis € 250.- plus 2 Mal eine Viertelseite
Werbeschaltung im FANZINE (nur affine
Produkte/Dienstleistungen etc.)
€ 7.500.- HAUPTSPONSOR Paket nach Abmachung,
Erwähnung in sämtlich gängigen und
erlaubten Medien, Logo auf Flyers, im Fanzine
usw., mediale Kooperation ...
A
n
a
r
c
hy
der öffentlichen
Häuser huschen; die fliegenden
Balloonbootrestaurants in der Luft
über den Straßen - das ist Wien! Die Ruhe
und Gelassenheit der Seele verbrennt zu Asche.
Solche verwüstete Seelen haben nur
noch einen Wunsch: die Begierde...
Die Begierde nach dem Rausch... Und
übersättigte Seelen werden nur von
Blut berauscht.“
Während er dieses sagte, sieß er mit
dem Finger vor sich in die Luft... Im
Saal war zurückhaltendes Murren zu
hören. Er fuhr fort:
„Wien bringt anarchistische Persön-
lichkeiten hervor. Ihr Wille, ihre geistige
Leidenschaft ist Zerstörung. Man
glaubt, Anarchie sei die Freiheit.; nein,
Anarchie dürstet nur nach Anarchie. Es
ist die Pflicht des Staates, diese zerstörenden
Elemente zu bekämpfen - so
lautet das Gesetz! Der Anarchie müssen
wir den Willen zur Ordnung entgegenstellen.
Wir müssen die gesunden
Kräfte im Lande aufrufen und sie
unter möglichst geringen Verlusten in
den Krieg gegen die Anarchie führen.
Wir erklären der Anarchie einen
schonungslosen Krieg. Schutzmaßnahmen
sind nur ein Notbehelf: die
Stunde, da die Polizei ihre verwundbare
Stelle offenbart, muß unausweichlich
heranrücken. Zur selben Zeit, da wir die
Zahl unserer Agenten um das Doppelte
erhöhen, vermehrt sich die Menge
der Anarchisten um das Vierfache.
Wir müssen als erste zum Angriff
übergehen, müssen den Entschluß zu
einer harten und unvermeidlichen
Handlung fassen: wir müssen die Stadt
zerstören und vernichten.“
Die Hälfte der Ratsmitglieder im
kaiserlich-königlichen Hofburgbräu-
Amphietheater brüllte auf und sprang
von den Plätzen. Die Gesichter der
Menge, Verwaltungsfachangestellte,
Servicekräfte und Exekutivbevollmächtigte,
waren bleich, die Augen
glühten. Durch einen Blick stellte der
Redner die Ruhe wieder her.
U L T R A
ine weiße Rose?
E
Wenn in vielen Jahren unsere Kinder die Meere von versenktem
Atommüll befreien ...
Und deren Kinder noch die Folgen unserer Verbrechen spüren -
Wenn sie ausgestorbene Tiere und Pflanzen in DNA „Fuzzel-Puzzelei“
rekonstruieren ...
Wenn sie fragen werden:
sind diese Wesen nun die selben - oder die gleichen?
Oder ob sie gar sich kaum mehr gleichen ...
Wenn sie Todesraten und Artensterben
mit den Nazischergen einst vergleichen
...
Wenn sie fragen werden:
Ob unsere Vergehen mit
jenen
sich nicht einmal mehr gleichen
…
Werden sie dann jene die mit
Farbe,
faulen Eiern
und Urin nicht wollten weichen
als eine Weiße Rose feiern?
PS:
Als die Bullen dann da raus gekommen sind, mit ihrer schwarzen
versifften Kleidung, da hat nur mehr der Iro(kese) gefehlt
und ich hätte glatt zu den Punks sie gezählt!
Hatten sie da einmal einen Kampf
wie wir ihn jeden Tag nach innen und außen kämpfen?
IMPRESSUM:
„ eigenZine“
Herausgegeben von
Wolfgang E. Eigensinn und Simon B.
zur Belebung der (alternativen) Kulturszene …
Postredaktion, Layout und Gottkönig: Marcus Hinterthür
Dieses Medium wird auf verschiedensten Vertriebswegen an/in
die Öffentlichkeit gebracht und ruft, neben dem informativen
Gehalt, zu gemeinsamen, neuen Wegen in der aktiven Gestaltung
von Kulturpolitik auf.
Danke auch an Fr. Dr. Julia DANIELCZYK (MA7), welche sich
bemüht hat, mir Arbeitsmittel zur Verfügung zu stellen und
mich damit kurzfristig vom ständigen f inanziellen Druck befreite,
auch der Literaturabteilung des BKA – sowie den immer
sehr wichtigen Zuwendungen von unterschiedlichsten Privat-
Personen.
Besonderer Dank geht natürlich an den ST/A/R-Architekten
Heidulf GERNGROSS, der durch den Mitdruck in seiner Kunst-
Zeit-Schrift hilft, Flächendeckend und über die Grenzen hinaus
aktiv zu sein!
KONTAKT:
Wolfgang E. Eigensinn, gelbsicht@yahoo.de, Tel.: 0660/5571643
Simon Brodicky, PLATTENSCHNEIDEREI, simon@brodicky.at,
Tel.: 0650/7720402
HP: www.fsk27.at
„Die Stadt wird unausbleiblich,
auf die eine oder die andere Weise,
zerstört werden, wir selbst müssen die
Zerstörung organisieren. Ich werde
im weiteren einen Plan vorlegen, der
die Umsiedlung der gesunden Teile
der städtischen Einwohnerschaft in
ländliche Bezirke vorsieht. Zu diesem
Zweck müssen wir uns des jenseits der
Berge gelegenen, überaus fruchtbaren
Landes bedienen, das seinerzeit von
der Bevölkerung nach dem Bürgerkrieg
verlassen worden ist. Eine ungeheure
Arbeit steht bevor. Doch ihr Ziel ist
groß. Es versteht sich von selbst, daß wir
mit dieser Maßnahme der Zerstörung
der Stadt die Zivilisation nicht retten;
wir sind nicht einmal imstande, ihren
Untergang zu verzögern, aber wir
geben der übriggebliebenen Welt die
Möglichkeit, ruhig und feierlich zu
sterben.“
„Was sagt er?“ schrien die Zuhörer
mit erschrockenen hohen Stimmen.
„Warum sollen wir sterben?“
„Er hat den Verstand verloren!“
„Nieder mit ...“, die restlichen Worte
gingen im aufbrausenden Tumult unter.
Steine flogen, der Redner rannte Schutz
suchend zum hinteren Bühneneingang
hinaus, dann flackerte das Bild, der
Schirm erlosch.
Dazu der Initiator Simon B., vielleicht
besser bekannt als KIWEEDO
…
Ahoi! Erklingt die Stimme aus dem
Untergrund. Der natual-born-brodigy,
meines Zeichens Produzent, Dj, Musiker
sendet dieses Signal um das Guade weiterhin
bestehen zu sehn.
Schwersthörig aber davon unbekümmert
experimentierte ich schon in meiner
Kindheit mit Musikinstrumenten
verschiedenster Art, wodurch sich mein
Gehör mit den Jahren stetig verfeinerte.
So begann ich in meiner Jugend mit
den ersten Aufnahmen (es wurde Dudelsack
mit E-Gitarre und Schlagzeug recordet)
und ein wenig später kamen dann
erste Hiphop Instrumental und Jungle
Produktionen. Darauf folgten Jahre der
Gehörschulung, experimentelles Arrangieren,
Mischen und Gestalten.
Nach zehn Jahren Soundforschung,
erfüllte ich mir einen Traum als DJ und
fing an mir meine Produktionen auf
Schallplatten schneiden zu lassen. Dies
ermöglichte mir die Differenzen zwischen
digitalem und analogen Soundwork zu
erkunden und meine Fähigkeiten speziell
beim Mastering von Tonmaterial zu steigern
und verfeinern.
Ernüchternd ist die Einsicht, dass das
Konsumverhalten der Menschen zu einem
massiven Rückgang der Schallplattenproduktionen
geführt hat. Dieser Markt
scheint tapfer seine letzten Zuckungen
durchzustehn.
Dieses Projekt zusammen mit FSK27
als Kultur-Plattform für kreative Menschen
der verschiedensten Genres soll
die Qualität erzielen, welche die übliche
Komprimierung (mp3, mp4) der Internet-Releases
nicht bieten kann.
Denn: „Das Guade kummt vum Vinü!“
Simon B. -
http://www.vinylrecorder.com
Nr. 45/2015
München
25
Photo: Wim Delvoye „Art FA rm Pig“ © vg BilD -Kunst, Bonn 2015
Karten 089.5 23 46 55 · www.muenchner-volkstheater.de
Jung
Das festiVal
Junger regisseure
Radikal
18 bis 25 April 2015
Das Münchner VolsKstheater zieht uM. in Der nächsten DeKaDe ist Das theater auf DeM eheMaligen gelänDe Des Viehofs zu finDen.
II
II
III
III
II
II
II
II
III
III
I
I
IV
IV
III
III
III
1
V
30
26
28
32
34
IV
IV
IV
23
IV
31
33
IV
IV
35
27
29
25
II
I
IV
26 Städteplanung / Architektur / Religion
München Nr. 45/2015
27
IV
III
III
25
10386
IV
10378
10387
IV
10199/2
III
26 24
7
23
IV
10377
III
V
10388
15.0
10376
III
IV
10404/35
21
III
V
10389
13
IV
IV
153
III
19
22 20
IV
IV
10375
11 1
V
34
151
10390
10355
IV
10356
III
10391
III
III
V
10411
10354
10374
III
IV
I
VI
17
149
III
16
IV
IV
10404/29
10392
10353
IV
147
III
15
10357
IV
10373
18 14
IV
32 30
5
10393
IV
II
III
12
III
10358
15.0
III
7
13
10358/2
10372
10351
10352
10394
10404/30
V
VI
III
5
IV
10402
10409/3
I
III
9
V
III
IV
10359
10371
10395
III
IV
28 26
11
III III
IV
10 8
IV
I
III
28a
10367
10404/30
II
10360
10370
III
III
III
IV
10396
16
9
II
III
IV
IV
45
II
10397
10404/11
III
10361
10404/12
III
24 22
10398
14
V
IV
7
IV
10369
10346
10362
12
15.0
1791(8720)
V
II
III
10399
IV
II
10363
20
22a
10368
5
10345
V
18
5
10344
V
45a
II
15.0
39a
10364
III
II
IV
10336/1
I
43
II
41
10343
10365
16
II
III
II
10342
III
II
II
II
8
III
III
10337
1167
10366
V
V
10401
6
Ruppertstr.
10017
TS
938
39
IV
V
37
10341
IV
(7702)
V
15.0
V
II
V
II
10338
4
IV
IV
10336
IV
10340
4
IV 14
Spielplatz
56
IV
VI
IV
V
35
10339
IV
VI
IV
V
5
10331
42
IV IV
IV
12
33
VI
IV
15.0
IV
V
Fleischerstr.
10332
10330
VI
V
IV
3
IV
IV
40
IV
IV
10
54
1
3
IV
IV
1
IV
IV
VI
38
31
VI
10307
15.0
31
8
II
III/97
10334
II
II
10333
10329
10401/1
IV
IV
II
10308
II
36
IV
10335
III
I
10309
34
10328
IV
6
IV
1654
Schmellerstr.
VI
29
10316
Eckbau des Viehhofs,
Sichtziegel mit stichbogigen Fenstern,
1876-78, die Aufstockung mit Natursteingliederung
und steilem Walmdach um 1925.
II
IV
III
I
IV
29
IV
VI
938(7702)
II
II
III
4
IV
32
10220
10317
III
IV
10310
10326
10311
III
IV
IV
30
27
10320
10327
III
29
IV
IV
III
10312
10325
2
28
IV
II
I
10318
Zenettistr.
25
52
IV
IV
II
10313
II
10324
10314
IV
50
26
10322
10323
IV
10171
10266
10270
10269
10268
24
IV
10321
48
10267
10315
10265
IV
24
10264
22
V
IV
IV
IV
IV
IV
2
V
Tumblingerstr.
36
IV
IV
IV
Adlzreiterstr.
IV
IV
37
Zenettiplatz
10222
ehem. Winterstallungen
10259
10260
10261
10262
10223
583
III
10257
27
V
3
II
44a
V
III
10224
10224/2
10258/2
10258/3
44
III
III
V
10226
40
42
Eckbau des Viehhofs,
Sichtziegel mit stichbogigen Fenstern,
1876-78, die Aufstockung mit Natursteingliederung
und steilem Walmdach um 1925.
Atelier Rasso Hecker
kommendes
Volkstheater
IV
V
III
10225
V
III
20
38
Zenettistraße
21
III
IV
10228
III/96
15
III/96
36
III
IV
II
10229
10227/17
10227
IV
III/96
34
10000
10218/8
III
19
17
IV
IV
I
des Viehhofes,
barockisierender Rohbacksteinbau mit Hausteingliederung,
um 1925.
10221/3
III
III/96
Viehmarkt-Bank
III
10230
32
IV
V
10218/10
Architektur uns
Viehmarktbank,
barockisierender Rohbacksteinbau mit Hausteingliederung,
1913-14 von Adolf Schwiening und Richard Schachner.
10221/2
9
23
I
10231
Tumblingerstr.
Schlachthof
I
30
V
V
II
II
28
12
V
26
21
V
Rinderschlachthalle
10219
Wirtshaus
im Schlachthof
I
10218/9
Atlantik Fisch
Ehem. des Schlacht- und Viehhofes,
Neurenaissance-Rohbacksteinbau, 1876-78 von Arnold Zenetti;
mit Gedenktafel an die Erbauung des Schlacht- und Viehhofes
durch Arnold Zenetti 1876-78.
des Schlacht- und Viehhofs,
Neurenaissance-Rohbacksteinbau, 1876-78 von Arnold Zenetti.
Dahinter Rest einer Backsteinmauer mit Eisengitter und Tor.
10
7
IV
V
10218/11
Torwarthaus des Schlacht- und Viehhofes,
kleiner Rohbacksteinbau mit Lisenengliederung,
Stichbogenfenstern, schiefergedecktem Walmdach und
1876-78 von Arnold Zenetti.
VI
7
III
6
II
I
V
I
Fleischmarkt
10219/3
Zenettistraße
VI
II
6
Halle 9/10
I
4
II
III
10218
26
II
VI VI
12216
IV
23
Arbeitsamt
10160/6
Niederreuther
Feinkost
Kapuzinerstr.
II
V
28
I
VI
VI
II
25
IV
27
106 104a
VII
V V
30 30
I
27a
IV
Schweineschlachthaus
VII
33
I
52
54
V
V
TGa.
V
29
V
12649
II
10218/7
29
11137
11120/3
IV
11139
31
Maistr.
Schweineschlachthalle des Schlachthofes und ehem. Brause- und Wannenbad,
neuklassizistischer Klinkerbau, Hauptfront mit Seitenrisaliten, Eingangsvorbau und Dachreiter,
1912-13 von Adolf Schwiening und Richard Schachner.
27
TG92
25
V
V
73
BUS
IV
11140
27a
Thalkirchner Str.
IV
V
588
IV
71
31
23
11141
IV
IV
69
III
67
10112
IV
IV
10135
10134
11142
10137
10136
19
11143
W
35
P
12544
10221
Moby Dick
12215
Megem
10221/5
2
12547
ehem. Direktion
Schlachthof
Zenettistraße 2
V
41
V
39
11133
11134
11136
12e
IV
12d
IV
V
10404/40
10413/1
10404/33
Gewerbehalle 2
Papazof
Viehhof
Monti
11120/3
V
V
47e
IV
45
11130
43
11131
II
II
43a
11132
V
14f
43b
IV
14d
12f
IV
11105/2
12b
IV
12c
IV
IV
IV
10404/34
49
Tumblingerstr.
IV
II
V
10404/36 10404/37
km 5.4
Bahnhof - München - Süd
10404/38
1
I
10413
II
10413/2
10404/41
10412
10412/1
/39
20.5
12545
Gleisanlage
Projekt
Karlo Haydn
108
Gewerbehalle 1
Maria
II
IV
IV
57
V
11125
55
53
11126
IV IV
IV
11127
IV IV
51
III
V
11128/3
49b
II
11128
49a
II
11129
IV
49c
IV 47b
11105/3
zu
V
14e
47
IV
V
47a
VI
IV
IV 20
14b
14c
IV
IV IV
11113/5
11113/6
18
14a
IV
11113/4
16
V
12a
IV
11113/2
14
V
IV
12
V
10404/15
10404
10404/20
5829
Bhf.
Mchn.
Bahnlinie - Rosenheim
10404/5
Gleisanlage
Wagenwaschanlage
10221
10404/4
Mietshaus, Neurenaissance-Rohbacksteinbau, bez. 1904.
1173
r Str.
110
108
II
11120/3
W
69a
11042/2
V
69
11042
IV
11120
67
Ehrengutstr.
2
III
11043
V
IV
65 63
11119
1a
II
11121
4
III
11044
IV
61
1175
IV
11118
61
II
II
IV
1a
I
IV
I
59
11122
11117
11124124
1
IV
II
II II
II
1954
III
11115/5
3
IV
II
5
IV
III
11115/4
11073
III
11115/3
7
IV
IV
47c
11115
V
II IV
9
V
V
VI VI
IV
11115/7
VI
IV
47d 47d
11115/8
28
V
26
22
IV
11113/8
V
24
V
22
V
11113/7
V
20
V
V
15
11054/12
17
10890/6
1943
V
15
11054/13
11054/11
17
V
11054/14
V
19
V
V
13
III/91
19a
11054/10
11054/15
Ehrengutstr.
III
21
V
11
V
11056
11054/9
28 München Nr. 45/2015
Nr. 45/2015
Privat
29
1
Richard
Höck
Living in a Hearse
von Richard Höck
/ Galerie Konzett
2
Rainer
Köberl
Bankfiliale BTV / Mitterweg Innbruck
Architekt: Rainer Köberl
FOTO: LUKAS SCHALLER
3
Jan
Tabor
Seit 3 Jahren arbeitet f.e.a.
an UrboKune.
3
Das ist die Hauptstadt des
21.Jahrhunderts. Jan Tabor.
Go On!!!
30 Städteplanung / Architektur / Religion
Privat Nr. 45/2015
31
In der AULA DISCORSIVA in Venedig mit den 23m langen Fenstern stehen ein Gruß und ein Kristall von Herbert Brandl
Originalfoto: Pia Odorizzi
32 Privat Nr. 45/2015
impressum
st/a/r printmedium wien
zeitung für hochkultur, mittelmaß und schund
enscheint 4 x jährlich
erscheinungsort wien
st/a/r nr. 45/2015
medieninhaber:
st/a/r, verein für städteplanung /architektur /religion
a-1060 wien, königsklostergasse 10/26
herausgeber: heidulf gerngross
mitherausgeber: metzgermensch
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cover: matthias haldemann / foto: metzgermensch
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