23.12.2012 Aufrufe

Wie ich Bauingenieur wurde - Ein Professor erinnert sich

Wie ich Bauingenieur wurde - Ein Professor erinnert sich

Wie ich Bauingenieur wurde - Ein Professor erinnert sich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

So war <strong>ich</strong> an manchen Abenden körperl<strong>ich</strong> so erschöpft,<br />

dass <strong>ich</strong> dem obligatorischen Kneipengang mit „studentischem<br />

Umtrunk“ entsagen musste. Das wiederholte<br />

s<strong>ich</strong> nochmal zu Beginn des zweiten Studienjahres.<br />

In den darauffolgenden Jahren waren diese vier Wochen<br />

als Ingenieurpraktika angelegt, was mir besser<br />

gefiel.<br />

So begann mein elfsemestriges Studium, welches <strong>ich</strong><br />

erst einmal zügig durchstehen wollte und danach<br />

konnte man weitersehen. Glückl<strong>ich</strong>erweise waren die<br />

ersten Semester Theorie-Semester. Das war im Grunde<br />

genommen die Fortführung des Unterr<strong>ich</strong>ts, wie<br />

<strong>ich</strong> ihn vom Gymnasium her kannte und damit hatte<br />

<strong>ich</strong> keine Probleme. Im Hauptstudium mit den Bemessungsfächern<br />

machte s<strong>ich</strong> die fehlende Baupraxis bemerkbar.<br />

Da hatte <strong>ich</strong> doch einiges nachzuholen. Für<br />

die abschließende Vertiefung wählte <strong>ich</strong> den Stahlbau<br />

insbesondere deshalb, weil mir das Personal des Lehrstuhls<br />

sympathisch war (zum Ordinarius habe <strong>ich</strong> noch<br />

heute Kontakt).<br />

Während des Studiums machte <strong>ich</strong> mir noch keine Gedanken<br />

über meine zukünftige Berufstätigkeit. Vielmehr<br />

genoss eine abwechslungsre<strong>ich</strong>e Studienzeit,<br />

in der das studieren n<strong>ich</strong>t immer im Mittelpunkt des<br />

Tagesablaufs stand.<br />

Und dann war es plötzl<strong>ich</strong> doch soweit. Die Diplomhauptprüfungen<br />

waren abzulegen und gle<strong>ich</strong>zeitig<br />

erfolgte die Absolventenvermittlung. Aber <strong>ich</strong> wollte<br />

noch n<strong>ich</strong>t in die Praxis und meinen vertrauten, geliebten<br />

Studienort verlassen. <strong>Ein</strong>en Zeitgewinn hätte<br />

<strong>ich</strong> erre<strong>ich</strong>en können, indem <strong>ich</strong> als wissenschaftl<strong>ich</strong>er<br />

Assistent an einem Lehrstuhl verblieb und vielle<strong>ich</strong>t<br />

sogar promovierte. Durch einen „Fehler vom Amt“<br />

<strong>wurde</strong> mir dann ein Forschungsstudium angeboten.<br />

Dieses Studium sollte eigentl<strong>ich</strong> nur den Nomenklatur-<br />

Kadern vorbehalten bleiben, aber <strong>ich</strong> nahm den Studienplatz<br />

gern an. So hatte <strong>ich</strong> noch Studentenstatus,<br />

bekam ein kleines Stipendium und konnte konzentriert<br />

forschen und an meiner Dissertation arbeiten.<br />

Und dann kam auch meine erste praktische Bewährung.<br />

Kurz vor Weihnachten erschien auf Empfehlung<br />

meines Statik-Dozenten ein Betriebsleiter in meiner<br />

Forschungsstube. Er hätte noch Geld übrig und wollte<br />

dafür noch bis Sylvester eine Kranbahn in seiner Produktionshalle<br />

err<strong>ich</strong>tet haben. Dazu brauchte er von<br />

mir eine Statik und die Ausführungspläne. Andere Planer<br />

waren n<strong>ich</strong>t bereit, über die Festtage zu arbeiten.<br />

So kam meine Stunde.<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!