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Ausgabe 4/2020
Zebrabox ab S. 16 | Elektro-Autos 2021 ab S. 38 | Starke Frauen - Porträts ab S. 4 | Home-Office ab S. 22
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2020 neigt sich dem Ende...
Liebe Leserin, lieber Leser
2020 neigt sich dem Ende zu und wird - anders als viele andere Jahre zuvor - nicht
so schnell vergessen werden. Die Corona-Pandemie hat innerhalb weniger Monate
unser Leben - privat wie auch beruflich - fundamental verändert und Megatrends
wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit befeuert. Arbeiten im Home Office ist schon
fast zur Routine geworden und hat einen Innovationsschub in der Kommunikationstechnologie
bewirkt. Unternehmen, gerade auch die Innovationsführer unter den
KMU, setzen nachhaltiges Wirtschaften im Rahmen ihrer Wertschöpfung ganz oben
auf ihre Prioritätenliste. Erfolgreiche Frauen im Business, Medien und Kultur prägen
unsere Gesellschaft; wir porträtieren Protagonistinnen dieser Bewegung - allesamt
Persönlichkeiten mit Vorbildfunktion. Zuguterletzt präsentieren wir mit Zebrabox
in der Titelgeschichte ein aussergewöhnlich erfolgreiches Schweizer Unternehmen,
das als der Self Storage-Pionier in Europa gilt. Die erste Adresse, falls - was um die
Weihnachtszeit wieder besonders aktuell ist - Lager- und Stauräume gefragt sind.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre, besinnliche Festtage und ein gutes
Neues Jahr. Bleiben Sie gesund.
3
Highlights
Aura Davis - Ein schweizer Talent
KMU Wirtschaft im Gespräch mit dem vielversprechenden
Schweizer Talent und Vollblut-Musikerin
Aura Davis. Ab Seite 4
Keinen Platz?
Self Storage hat sich in den letzten zwanzig Jahren
von einem Nischenprodukt zu einer breit
genutzten Dienstleistung entwickelt. Zebrabox
Ab Seite 16
Trend 2021
Elektro-Autos werden immer beliebter - und
innovativer. Wir zeigen die Highlights 2021.
Ab Seite 40
4
Inhaltsverzeichnis:
Aura Davis - Das Stimmwunder S. 6 - 4
Gegen Food Waste - Alexandra Suter S. 10 - 11
Star aus der Schweiz bei „Voice of Germany““ S. 12
Porträt - Patricia Falco Beccalli S. 14 - 17
Storage-Lösungen Zebrabox S. 18 - 19
Neue Rekorde - Bitcoin S. 20 - 21
Digitaler Reifegrad S. 22 - 23
Home-Office geht weiter S. 24 - 26
Naturschutz S. 28 - 29
Nachhaltiges Wirtschaften S. 30 - 33
Grüne Revolution beim Bau S. 34 - 36
Kreativ und Sicher S. 38 - 39
Mobilität S. 40 - 41
E-Autos 2021 S. 42 - 43
Phishing mails S. 46 - 48
Business Impact S. 50 - 51
IT-Sicherheit S. 52 - 53
Fehler in Datenbanken S. 54 - 55
Virus befällt Kassensystem S. 56
Impressum S. 58
5
Highlight
„Ich wünsche mir vor allem, weiter
zu wachsen“
KMU Wirtschaft im Gespräch mit dem vielversprechenden Schweizer
Talent und Vollblut-Musikerin Aura Davis.
6
Highlight
Aura Davis, dein neuer Hit „Keep running“ klingt als ein sehr
persönliches Werk. Gab es etwas zu verarbeiten?
Gibt es das nicht immer? (lacht) Jedes Wort aus meiner Feder
hat immer einen sehr persönlichen Kern. Keep Running ist hier
keine Ausnahme. Ich verbringe sehr viel Zeit mit mir und meinen
Gedanken und reflektiere mein Handeln, Denken und Fühlen.
Wenn ich etwas über mich gelernt habe, dann dass es in Ordnung
ist, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.
Es ist in Ordnung Ambitionen zu haben und sie laut auszuleben.
Es ist genauso in Ordnung, von etwas wegzulaufen, wenn es
einem aus irgendeinem Grund nicht gut tut.
Man muss nicht immer für andere stark sein und in einer Situation
verweilen, nur weil das vielleicht fairer für andere wäre. Mit
Keep Running, versuche ich mich selbst daran zu erinnern.
Die Lyrics des Songs starten „Like in the famous song, I was
born to run“ Welche Version hat dich inspiriert und wer sind
deine musikalischen Vorbilder?
Um ehrlich zu sein, es ist nicht eine Version des Songs die für
die Zeile verantwortlich ist. Es sind die Worte. Die Botschaft,
die zwischen den wundervoll geschriebenen Zeilen verborgen
liegt.
„The highway‘s jammed
with broken heroes
On a last chance power drive
Everybody‘s out on the run tonight
But there‘s no place left to hide“
Oder eben: Like in that famous song, I was born to run.
Was bedeutet Musik für dich?
Musik bedeutet für mich Freiheit.
Wieso Freiheit?
Ich übersetze Freiheit für mich mit “Live your emotions out
loud”. Musik ermöglicht es mir, alles zu fühlen was man in diesem
Leben fühlen kann.
Du bist ein grosser Fan der Nashville-Szene. Was macht diese
Musik besonders in deinen Ohren?
Auch hier, es ist weniger die Musik an sich. Es sind tatsächlich
die Geschichten und die Art und Weise wie mit Worten umgegangen
wird.
Es sind oftmals keine kurzen Sätze, sondern ganze Paragraphen.
In Nashville sagt niemand “You broke my heart”.
In Nashville sagt man:
“Hey, you call me up again just
to break me like a promise
So casually cruel in the
name of being honest
I‘m a crumpled up piece
of paper lying here
‚Cause I remember it all, all, all too well”
Es geht halt oft wirklich um die Worte, und als absoluter Word-
Nerd, bin ich davon total fasziniert.
7
Highlight
äusserst durchtriebene Fantasie tat dann wohl den Rest, als
ich realisierte dass ich ja eigentlich wie jeder andere auch ein
Buch schreiben kann (lacht). Musik war in der Familie immer
da - meine Mamma hat immer gesungen. Die Liebe zur Musik
ist also irgendwie genauso angeboren wie die Liebe zu Worte.
Dass ich beides kombinieren kann, hat für mich durchaus etwas
mit Poesie zu tun.
Was bedeutet die Bühne für dich? Bekommst du Entzugserscheinungen
ohne Gigs wie jetzt in der Corona-Zeit?
Ich war seit ich klein bin, oft auf der Bühne. Seit ich aber als Aura
Davis offiziell Musik mache, hatten wir tatsächlich noch keine
Möglichkeit auf einer Bühne live zu spielen. Unsere gesamte
Planung, sei es die EP und der Showcase oder auch Musikvideos,
musste aufgrund von Corona auf Eis gelegt werden. Die
EP produzieren wir nun aber dennoch weiterhin zu Ende. Man
ist ja heutzutage gottseidank technisch soweit dass Locations
mit den richtigen Leuten und Tools überhaupt keine Rolle mehr
spielt. Schade natürlich, dass die physische Nähe zu den Fans
komplett fehlt. Aber die sozialen Medien erlauben es uns heute,
durchaus dennoch eine Form von Nähe zu schaffen. Ich schreibe
täglich auf Instagram und Facebook mit meinen Leuten und liebe
es, wenn ich Videos erhalte in welchen Fans zu meiner Musik
die Quarantäne übertanzen (ehrlich jetzt, sendet mir bitte mehr
davon!) Wir hoffen natürlich wie alle anderen auch, dass wir
nächstes Jahr endlich live spielen können. Bis dahin aber bleiben
wir positiv und konzentrieren uns auf das, was wir beeinflussen
können. Und das heisst: Wir machen eine echt geile EP!
Erzähl uns von deinen Träumen. Wohin bringt dich deine Musikkarriere?
Für die Zukunft wünsche ich mir vor allem als Musiker und
Mensch weiter zu wach-sen. Ich habe diese Reise gerade erst
begonnen und es gibt noch so viel zu erzählen. So viel zu lernen.
So viel zu fühlen. Ich wünsche mir, noch mehr Gleichgesinnte
zu finden. Wie schon erwähnt, es ist in Ordnung Ambitionen zu
haben. Und ich will schlichtweg von allem noch mehr.
Wie wirst du dereinst rückblickend dein Leben beschreiben?
If I had known how it feels,
I would‘ve done it anyway.
Deine Gitarre ist deine ständige Begleiterin (bis ins Bett).
Wie entstehen deine Songs?
Ich schreibe meistens auf Gitarre, das stimmt. Allerdings weniger
nach Verstand, sondern mehr nach Gefühl. Meistens habe
ich tatsächlich keine Ahnung, was ich da genau tue. Ich schreibe
jeden Tag. Manchmal bewusst, manchmal nur kleine Notizen
auf Servietten oder sonst was. Wenn ich dann die Gitarre bei mir
hab, spiele ich meistens einfach etwas rum. Wenn es sich gut
anfühlt mach ich damit weiter und wenn nicht, na dann mach
ich eben was anderes. Es ist sehr individuell und geschieht tatsächlich
meistens eher spontan.
Schon als Kind hast Du Gedichte geschrieben? Ist Musik Poesie
für dich?
Als Kind mit wenig Freunden und ständig streitenden Eltern,
lernte ich früh mit mir selber klar zu kommen. Ich war halt wirklich
oft alleine und war früh fasziniert von Büchern. Ich habe
mit 4 Jahren begonnen zu lesen und ab da so ziemlich alles verschlungen
was man mir mit Buchstaben vorgelegt hat. Meine
8
Wir
KMU
« Wir vertrauen Sunrise, weil
sie die besten Lösungen für
das mobile Arbeiten bieten.»
Adrian Meili, CEO,
SIGG Switzerland Bottles AG
sunrise.ch/wirliebenkmu
Highlight
„Wir kämpfen gegen Food Waste“
Interview mit Alexandra Suter, Leiterin Hotellerie und Gastronomie Stadtspital Waid und Triemli
Alexandra Suter, wie haben Sie es in jungen Jahren zu der
aktuellen Führungsposition geschafft?
Ich habe mich in den letzten zehn Jahren nebenberuflich kontinuierlich
weitergebildet. Dies sehe ich als eine wichtige Grundlage
für eine langfristige Karriere und um Führungsverantwortung
übernehmen zu können. Nebst der Ausbildung, gehören
sicher eine positive Einstellung, die Bereitschaft zu Veränderung
und nicht zuletzt auch ein wenig Glück dazu. Mit dreissig Jahren
bin ich heute für circa 300 Mitarbeitende in der Hotellerie und
Gastronomie des Stadtspitals Waid und Triemli verantwortlich.
Ich bin sehr stolz und glücklich, dass ich meine Leidenschaft für
das Gesundheitswesen und die Ernährung hier einbringen kann.
Wie haben Sie diese Leidenschaft für feines Essen in sich entdeckt?
Als Schweizer Familie bestand unser Menüplan aus typisch nationalen,
„währschaften“ Gerichten, wie Kartoffeln in allen Variationen
mit Zutaten aus dem eigenen Garten. Als ich dann mein
eigenes Geld verdiente, habe ich entdeckt, dass es auch Restaurants
mit Küche aus allen Erdteilen gibt und dass man aus den
einzelnen Zutaten auch Kunstwerke zaubern kann – statt gekochte
Kartoffeln, Gratin oder Rösti auch Kartoffelspuma oder
Kartoffelsoufflée. Ein schön und mit Liebe dekorierter Teller ist
für mich ein Kunstwerk. Ich schätze und respektiere die grosse
Arbeit und Hingabe, welche Köchinnen und Köche in ihre Kreationen
stecken. Nach meiner kulinarischen Weltreise weiss ich
wieder die Natürlichkeit regionaler und saisonaler Gerichte zu
schätzen. Das trifft auch auf meine Arbeit zu, wo ich aus voller
Überzeugung die reiche Auswahl von regionalen Produzenten
und die Vielfalt der Erzeugnisse und saisonaler Gerichte förde-
re. Auf der Suche nach dem Besonderen und Unverfälschten
muss man gar nicht weit gehen.
Die Corona-Pandemie stellt für Unternehmen – Mitarbeiter
wie Vorgesetzte – eine grosse Herausforderung dar. Wie ist
Ihr vorläufiges Fazit aus Management- und Leadership-Perspektive?
In solch herausfordernden Zeiten ist Empathie in der Führung
besonders wichtig. Die Menschen sind verunsichert und haben
Angst. Deshalb ist es elementar, entschieden zu führen, transparent
zu kommunizieren und zu informieren.
Als Errungenschaft aus der Krise sehe ich aber auch, dass wir in
unserem Bereich als Team stärker zusammengewachsen sind.
Wir, in der operativen und organisatorischen Spitalführung, waren
gerade während des Lockdowns stark gefordert. Ohne das
Miteinander hätten wir nicht erreicht, dass das Wir-Gefühl heute
deutlicher im Vordergrund steht. Zeitgleich haben wir auch
einen grossen Schritt in der Digitalisierung gemacht. Somit haben
wir die Krise als Chance zur Weitentwicklung genutzt.
Gesundheit und Ernährung sind zwei Megatrends, welche
Ihre Arbeit bestimmen. Wie hält man die Qualität angesichts
eines immer weiter steigenden Kostendrucks hoch?
Die Stadtspitäler Waid und Triemli wurden vor knapp zwei Jahren
zusammengelegt. Dies hilft im Bereich Hotellerie und Gastronomie
Synergien zu erschliessen und betriebswirtschaftlicher
zu sein. Kostenbewusstsein ist wichtig, aber gerade in
einem Spital sind gesunde und qualitativ gute Ernährung wesentliche
Eckpfeiler für motivierte und gesunde Mitarbeitende,
sowie für die Genesung von Patientinnen und Patienten. Wir
10
Highlight
achten sehr auf regionale, saisonale, biologische und nachhaltige
Lebensmittel. Milch- und Fleischprodukte kommen ausschliesslich
aus nachhaltiger Schweizer Produktion. Im Bereich
Food-Wasting gehören wir seit einem Jahr zu den Vorreitern bei
den Schweizer Spitälern.
Das Management von Teams in zwei Kliniken/Spitälern mit
unterschiedlichen Kulturen ist eine Herausforderung. Wie
gehen Sie bei der Schaffung einer Kultur und Teambuilding
vor?
In der Tat waren die Kultur, die Betriebssysteme und die Abläufe
an den beiden Standorten unterschiedlich. Die betroffenen Mitarbeitenden
beider Spitäler hatten vor der Zusammenführung
keine grossen Berührungspunkte. Bei einer Zusammenführung
dieser Grössenordnung gehören Unsicherheiten bei den Mitarbeitenden
dazu. Ein erster, wichtiger Schritt war die Erstellung
eines transparenten Kommunikationskonzeptes und die
Schaffung klarer Verantwortungs- und Sitzungsstrukturen. In
den ersten sechs Monaten haben wir viele teambildende Workshops
durchgeführt. Schwerpunkte waren die Erstellung einer
gemeinsamen Hotellerie- und Gastronomiestrategie sowie die
Definition neuer Werte und die Erarbeitung unseres Leitbildes.
Ich spüre, dass wir dadurch standortübergreifend ein klares
Verständnis für die Zielausrichtung gewonnen haben und aus
zwei unterschiedlichen Teams nun zu einer Einheit zusammengewachsen
sind.
Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Digitalisierung – wie beeinflussen
solche Megatrends Ihre Arbeit?
Das Stadtspital Waid und Triemli verpflegt rund 2400 Personen
am Tag, was einer durchschnittlichen Jahresleistung von
876‘000 Mahlzeiten entspricht.
Nebst einer ständigen Erweiterung unseres Portfolios mit vegetarischen
und veganen Gerichten, nimmt auch der Verkauf eben
dieser Menüs ständig zu.
Wurden im Jahr 2017 fast 28‘000 vegetarische Gerichte verkauft,
so waren es 2019 bereits knapp 36‘500 Gerichte, was
einer Zunahme von 32% entspricht. Der CO2-Fussabdruck verbessert
sich dadurch merklich und auch der Einkauf von biologischen
und nachhaltigen Produkten steigt stetig an. Der Kampf
gegen Food-Waste ist uns ein grosses Anliegen. In der Schweiz
werden pro Jahr 2.6 Mio. Tonnen Lebensmittel verschwendet,
wir stellen uns dem aktiv entgegen indem eine permanente
Überwachung und Protokollierung aller Lebensmittelabfälle
stattfindet. Nur so können wir uns ständig verbessern und mithelfen,
nicht nur für die Stadt Zürich, sondern gesamtheitlich,
etwas beizutragen. Die Menge des biologischen Abfalls konnte
in den letzten zwei Jahren um 20% gesenkt werden. Projekte
rund um das Thema Food-Waste und Nachhaltigkeit haben
stets eine grosse Priorität. Im Rahmen eines Pilotprojekts mit
der Firma Kitro können wir genau mit einer Kamera analysieren,
in welche Lebensmittelsubstanzen sich die Verschwendung
unterteilt. So erfahren wir, welche Gerichte den Gästen
schmecken und welche Lebensmittelbestandteile am meisten
auf den Tellern zurückbleiben. Auch nehmen wir am Pilotprojekt
von Olanga teil, eine App welche in Zusammenarbeit mit
dem Bundesamt für Umwelt entwickelt wurde und durch intelligente
Menüvorbestellung den Lebensmittelaufwand deutlich
reduziert. Wir retten überschüssiges Essen, in dem wir bei „Too
Good To Go“ mitmachen. Auch beim Material achten wir streng
auf Nachhaltigkeit, unsere Servietten werden aus rezykliertem
Papier hergestellt und wir verzichten auf Plastikgeschirr. Unsere
Take-Away-Schalen sind biologisch abbaubar und wir nutzen
die allseits bekannten und nachhaltigen reCIRCLE-Schalen.
Welche beruflichen Ziele haben Sie, welche persönlichen
Träume, die Sie verraten wollen?
Ich möchte die Hotellerie und Gastronomie des Stadtspitals
Waid und Triemli in der Kunden-und Patientenzufriedenheit
ganz vorne platzieren, quasi als Visitenkarte, mit dem Image
eines fortschrittlichen, qualitätsorientierten und verantwortlichen
Betriebs. Ich bin überzeugt, dass dies auch ein entscheidender
Faktor für die Gewinnung neuer und den Erhalt
bestehender Mitarbeitender ist. Darüber hinaus kann ich mir
vorstellen, meine Passion und Wissen im Rahmen eines Lehrauftrags
weiterzugeben.
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Highlight
Ich packe alles – meine Leben, Gefühle und
die Vergangenheit – in meine Songs
KMU Wirtschaft im Gespräch mit Freschta, Schweizerin mit
afghanischen Wurzeln und „Voice of Germany“-Star
Voice of Germany hat Dich zum Star gemacht. Was hat das in
deinem Leben verändert?
Über Nacht war ich in der Schweiz und in Deutschland bekannt.
Deutschland ist ein interessanter Markt mit grossem Potenzial
für mich. Ausserdem konnte ich neue Kontakte aus dem Musik-
Business knüpfen, welche für mich neue Türen geöffnet haben.
„Meine 3 Minuten“ mit dem deutschen Rapper Sido bleibt
uns im Gedächtnis. Wie kam es zu dem Duett?
Da jeder Finalist mit seinem/ihrem Coach ein Lied releasen
durfte, kam es so zu diesem Song.
Ein toller Song mit einer Message dahinter. War ein grossartiges
Erlebnis. Noch heute habe ich Kontakt mit Sido, was ich sehr
schätze.
Du standst auch mit Dua Lipa auf der Bühne, international
eine grosse Nummer. Was bedeuten Dir solche Auftritte?
So was ist ein fantastisches Erlebnis auf „Augenhöhe“. Man
lernt von solchen Top-Stars, wie man selbstbewusster und professioneller
auftreten kann. Dieser Auftritt bedeutete sehr viel
für mich, da ein Traum in Erfüllung ging.
Auf deiner Website schreibst du von den Schwierigkeiten
von Künstlern in der Corona-Krise…
Wir Künstler gehen gerade durch eine harte Zeit, weil Auftritte
und ganze Tourneen von heute auf morgen abgesagt worden
sind und immer noch werden.
Die Zukunft ist ungewiss. Doch man hat Zeit für neue Songs,
und kann innovativ sein und sich zum Beispiel auf die Vermarktung
auf Online-Plattformen anstelle von Live-Auftritten fokussieren.
Du arbeitest an neuer Musik. Für 2020 sind neue Tracks geplant.
Auf was dürfen wir uns freuen?
Bald erfolgt ein Release in Zusammenarbeit mit einem bekannten
Schweizer Rapper. Ausserdem arbeite ich intensiv an Solo-Projekten,
wobei inhaltlich mein Leben, meine Gefühle und
auch die Vergangenheit thematisiert werden. Öffentlich gebe
ich keine tiefen Einblicke in mein privates Leben, ich packe lieber
alles in meine Songs.
Mit Markus Glur von Skytone Music bist du eine neue Kooperation
eingegangen. Wie kam es dazu?
Ich strebe eine langfristige Zusammenarbeit an und möchte
alle Arbeitsschritte mit-verfolgen und nicht „nur“ die Sängerin
sein. Markus bietet hohe Qualität und sehr viel Know-how.
Unser Ziel ist es, weitere Projekte auf hohem professionellen
Niveau zu produzieren und zu vermarkten. Dabei soll möglichst
viel «Made in Switzerland» sein. Aktuell bauen wir auch ein professionelles
PR & Marketing Team auf.
Deine Eltern stammen aus Afghanistan. Wie sehr prägen diese
Wurzel deine Musik?
Ich bin in der Schweiz aufgewachsen, jedoch stark von dieser
Kultur geprägt. Nicht nur meine Songtexte werden meine
Wurzeln spiegeln, sondern auch meine Musik. Mein Ziel ist es,
europäischen Sound mit demjenigen aus dem Nahen Osten zu
ver-schmelzen.
Als eine der wenigen Schweizer Künstler hast du es in
Deutschland geschafft. Was ist spannend an diesem Markt?
Die Grösse und Vielfalt des Marktes sind reizvoll. Es gibt ganz
einfach mehr Möglichkeiten. Die Schweiz bleibt aber meine Basis,
da ich hier zuhause bin.
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Denken Sie hier
an Turnschuhe?
Warum nicht.
Unternehmer denken weiter. Zum Beispiel, wie aus
Plastikmüll nachhaltige Turnschuhe hergestellt werden
können. Und wir sind die Bank, die mitgeht.
credit-suisse.com/unternehmer
Credit Suisse
unterstützt
Unternehmer
Copyright © 2020 Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen. Alle Rechte vorbehalten.
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„Stay curious to thrive“
KMU Wirtschaft im Gespräch mit der Medien-
Unternehmerin, Investorin und Wahl-Zürcherin
Patricia Falco Beccalli
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Highlights
Frau Falco Beccalli, Sie sind Medienunternehmerin, Investorin
und Business Angel. Wie bekommt man dies als Ehefrau
und Mutter unter einen Hut?
Gerne würde ich dazu antworten: ‘Grosse Leidenschaft allein! ’Aber
Leidenschaft ist nur ein Teil der Gleichung ‘alles unter einen Hut’
zu bekommen. Die anderen Quotienten sind Disziplin, Organisation
und Liebe. Disziplin überbrückt die Momente, die wir alle
als Motivations- oder Energielosigkeit kennen. Oder wenn man
erschöpft denkt, ‘warum mache ich das alles hier? ’ Disziplin
fragt nicht: ‘habe ich jetzt Lust und Leidenschaft, meinen Verantwortungen
gerecht zu werden oder nicht zu meinem Wort
zu stehen. Sie flüstert mir vielmehr zu: ‘Mach einfach so gut es
geht’ oder ‘Immer weiter im Text’ oder ‘Autopilot, Patricia, Autopilot’.
Gute Organisation ist eine
grosse Kunst, denn sie hängt
von Prioritätensetzung ab. Oft
verheddern wir uns im Tagesgeschehen,
sind beschäftigt aber
(er)schaffen eigentlich nichts.
Wir wiegen uns in dem Gefühl,
‘wenigstens etwas gemacht’ zu
haben. Doch das ist ein gefährlicher
Trugschluss, besonders
wenn z.B. Geschäftspartner,
oder auch die Familie auf einen
zählen.
Die Liebe meiner Familie, meiner
Tochter, Victoria, und mein
Mann Nani sind unverzichtbar
für mich. Sie stehen 100% zu mir
und meiner Karriere. Sie erden
mich, geben mir Halt und Unterstützung;
sind die grössten Fans
und besten Kritiker, von denen
ich weiss, dass sie ganz im Sinne
meiner Ziele und Entwicklung an
mir Kritik üben. Liebe ist ein Privileg
und ich bin ihr täglich ganz
bewusst dankbar. Vielleicht ist
dies - besonders bezüglich der
Disziplin und Organisation – eine
eher rigide und rationale Weise,
mein ‘ausgeglichenes Leben’, zu
beschreiben. Meine Kindheitserfahrungen
spielen sicherlich eine
grosse Rolle. Ich war immer auf mich selbst gestellt, da meine
Eltern als politische Flüchtlinge aus Ungarn nach Deutschland
kamen – mittellos und mit mir als Baby im „Gepäck“. Sie verstanden
weder die Sprache, noch den ‘westlichen Kapitalismus’.
Oft alleine und ein Schlüsselkind – bei berufstätigen Eltern war
ich schon im zarten Alter tagsüber auf mich gestellt – hatte ich
keine andere Wahl als einfach zu funktionieren und selbständig
zu handeln. ‘Nichts dem Zufall überlassen’, war bei uns
grossgeschrieben. Keiner von uns, weder meine Eltern noch
ich, hatten die Option einfach einzuknicken oder etwas aus dem
‘Ruder laufen zu lassen.‘ Auch wenn es schwer für mich war, besonders
finanziell, hat mich meine Kindheit bestens auf ein ‘dynamisches
Leben’ in all’ seinen Nuancen, vorbereitet. Ich habe
schnell gelernt, dass ich meine Träume selbst erarbeiten muss
und dass Herausforderungen im Alltag, für mich Chancen sind
zu wachsen, besser zu werden und mich weiterzuentwickeln.
Meine Neugier und mein Optimismus motivieren mich täglich
aufs Neue!
Als Business TV-Anchor, unter anderem für CNBC, haben Sie
internationale Bekanntheit erlangt. Jetzt sind Sie selbst Medienunternehmerin.
Wie kam’s dazu und wie gross ist die Umstellung?
Die knapp13 Jahre im Finanz-TV, erst mit RAI in Rom und dann
mit CNBC in London, habe ich geliebt und in vollen Zügen genossen.
Und damit meine ich nicht, dass man mich plötzlich auf
der Strasse erkannte. Natürlich schmeichelt es dem Ego, macht
einen ein Stück weit stolz. Aber ich habe meine Position als Anchor
immer als grosses Privileg bewertet. Ich hatte Zugang zu
den interessantesten, mächtigsten, innovativsten, reichsten
Menschen der Welt, konnte ihnen Fragen stellen und ganz nah
beobachten, wie sie Ihren Erfolg kreierten und managten. Ich
hatte ein fantastisch kreatives Team, und meine Co-Moderatoren
waren immer gut aufgelegt, was natürlich den ganzen Tenor
der Sendung bestimmen kann.
Ende 2012 verliess ich CNBC, nicht letztens auf die Bitte meines
Mannes hin. Für ihn war es schwer, dass ich um 03.00 Uhr
aus dem Bett kroch, um meine ‘Morning Show’ um 05.00 Uhr
morgens zu moderieren. Da auch er eine sehr hohe Position
innehielt, und er mich auch
als ‘Corporate Wife’ an diversen
Veranstaltungen
brauchte, habe ich mich von
CNBC (schweren Herzens)
getrennt.
Die Umstellung war hart,
denn nie zuvor hatte ich
NICHT gearbeitet! Hatte
immer eine Karriere, mein
eigenes Einkommen und
finanzielle Unabhängigkeit.
Damit will ich sagen, dass
die Umstellung sich nicht
nur auf den Arbeitgeber,
sondern auch auf emotionaler
Ebene abgespielt hat.
Mentorit.TV hat sich selbst
erfunden. Die Idee ist das
Ergebnis meiner schon erwähnten
Neugier. Anfang
April, im vollen Lockdown
der ‘ganzen Welt’, hatte ich
so viele Fragen. Irgendwie
hatte ich das Gefühl, Covid-19
wird schlimm und
keine Alltagsfliege. Ich wollte
wissen, was meine Freunde
und mein professionelles
Netzwerk über die Pandemie
dachten. Wie schätzten
sie die Situation ein und wie
sahen sie die Zukunft? Was waren die Erwartungen und wie gingen
sie damit um? Also fasste ich kurzum den Entschluss, und
schrieb mein Netzwerk mit der Frage an, ob sie mit mir und ‘der
Welt’ ihre ganz persönlichen Einblicke, Prognosen und Befürchtungen
auf in einem Video-Interview zu teilen. Et voilà
Und warum der Name Mentorit.TV? Ganz einfach, weil ich daran
glaube, dass jeder Mensch mit seinen ganz persönlichen Erfahrungen
– ob professionell oder privat – Kerneinsichten bekommen
hat, die es wert sind mit ‘der Welt’ zu teilen. Somit kann
jeder ein Mentor sein!
CNBC Money Switzerland hat jüngst den Konkurs vermeldet.
Was gibt Ihnen die Zuversicht, in diesem anspruchsvollen Umfeld
Erfolg zu haben.
Mentorit.TV – meinen YouTube Kanal – mit einer grossen TV
Sender zu vergleichen, ist unrealistisch. Die Medienlandschaft
hat sich seit der Einführung der Digitalisierung, den Sozialen
Medien und der Smart-Phones komplett verändert. Der Zuschauer
konsumiert Medieninhalte heutzutage anders. Gezielt
und ungeduldig ist sein Suchverhalten auf dem Netz. Das klassische
TV Programm wird mit seinen hunderten Kanälen einfach
durchgezappt. Dementsprechend kämpfen viele grosse Sender
mit dem Überleben. Man sehe die Schliessung von CNN Money
Switzerland vor einigen Wochen hier in Zürich. Und Mentorit.TV
muss sich unter über 500 Millionen YouTube Kanälen Gehör ver-
15
schaffen und Zuschauer gewinnen. Die Corona-Krise hat aber
auch gezeigt, dass die technologische Entwicklung in den letzten
30 Jahren uns kostengünstige und effiziente Alternativen
bietet, Medieninhalte zu schaffen und zu vermarkten. Beispiel
Konferenzen: diese werden momentan komplett online gehalten.
Diese zu moderieren, hat ein ganz anderes Feeling, besonders
weil man sein Auditorium nicht spürt oder mitdiskutieren
lassen kann. Das ist schade, aber immerhin die Technologie
hilft, dass es überhaupt noch einen intellektuellen Austausch
auf einem virtuellen Podest gibt.
Ich liebe Business, aber auch das Rampenlicht. Der Ton und
der Modus Operandi auf dem Trading-Floor in den Banken war
mir zu rau und schon bald wusste ich, dass ich eine Alternative
suchen würde. Ich hatte Glück, denn ich habe es mit meiner
Position bei RAI und CNBC geschafft, zwei Leidenschaften zusammenzuführen:
Business und Rampenlicht! Der Schritt war
rein emotional, denn als Bankerin verdiente ich gutes Geld und
bekam Boni. Beim TV musste ich ganz von unten anfangen... in
allerlei Hinsicht.
Und ja, natürlich hatte ich bei CNBC eine Entourage, vom Junior-
Producer bis zum Make-up. Jetzt mache ich 50% allein: Gäste-
Pipeline, Interview Themen, Recherche, Make-up, Sendung und
das Schneiden der Sendung für das YouTube Format aber auch
für alle anderen Plattformen, so wie Twitter, FB, Instagram, LinkedIn.
Die anderen 50% liegen bei der aktiven Kommunikation und
Vermarktung meiner Inhalte. Dafür habe ich nunmehr ein Team
zusammengestellt. Eine grosse Investition, die sich aber bestimmt
lohnt. Sie publizieren nicht nur auf den oben genannten.
Plattformen, sondern jetzt gibt es auch einen Newsletter (alle
zwei Wochen), den Mentorit.TV Monitor, der unser Netzwerk im
Bild hält. Eines habe ich in dieser Umstellung schnell gelernt:
Niemals die Arbeit von Social Media-Marketingfirmen unterschätzen!
Zusammen mit Ihnen steht oder fällt der Erfolg von
Mentorit.TV!
Was differenziert Ihr Format von Angebot der Konkurrenz?
Im Gegensatz zu meinem vorigen Arbeitgeber CNBC, ist Mentorit.TV
nicht News-, sondern Contentgetrieben. Mein Ziel ist
es in die Tiefe zu gehen und einfühlsam mit meinen Gesprächspartnern
Themen und Stories zu entdecken. Unsere Followers
fühlent sich wohl, Neues zu entdecken, ob über Kunst, Politik,
Wirtschaft, Medizin oder innovative Technologien wie Crypto
oder Blockchain. Mein USP ist es, die besten Köpfe, Denker und
Avantgardisten meinem Publikum zu bieten. STAY CURIOUS ist
das Motto von Mentorit.TV. Das ist eine Aufforderung, unseren
Tag so anzugehen als wäre es der ERSTE und nicht der LETZ-
TE unseres Lebens. Solange wir uns ‘pushen’ etwas Neues zu
entdecken, offen für Inspiration und andere Sichtweisen sind,
solange werden wir uns entwickeln – das anders ausgedrückt –
unsere persönliche Evolution geht weiter. Und das ist für mich
Leben!
Meine derzeitige Serie: Covid-19 – from Crisis to Creation, soll
Hoffnung geben und zeigen, wie meine Interviewpartner das
Beste aus der Pandemie und Wirtschaftskrise machen. Egal in
welchem Sektor oder in welchem Land.
Redaktionell lasse ich mich auch von meinen Followern leiten.
Ich glaube ganz fest an die Co-Kreation der Inhalte zusammen
mit meiner Audience. Ich höre genaue hin und neheme meine
Audience sehr ernst!
Sie selbst haben eine interessante Lebensgeschichte zu erzählen.
Wieso macht man als erfolgreiche Investment-Bankerin
den Schritt in die Medienwelt?
Um einen kleinen Kontext zu geben, eigentlich wollte ich immer
Schauspielerin werden. Seit dem 6. Lebensjahr nahm ich
Ballettunterricht und wurde mit 13 auch in die staatliche Ballettschule
in Frankfurt – das Dr. Hoch’s Konservatorium – aufgenommen.
Ich spielte viel Theater, Klavier und Saxofon und
nahm zeitweise Gesangsunterricht. Bis, ja bis mir dann ein Ex-
Freund sagte, er würde mich verlassen, sollte ich auf der Bühne
jemanden für eine Rolle küssen. Ich sollte doch vielmehr in
England etwas mit Business und Finanzen studieren. Das war
ein sehr grosser Richtungswechsel. Nach der Uni bin ich dann in
meinen ersten Job gestolpert, als ich einen Investmentbanker
von Lehman Brothers. auf einem Weinfest in Deutschland kennenlernte.
Der bat mir nach dem Uni-Abschluss eine Stelle an et
voilà , ich landete im Banking.
Als Frau hatten Sie sich in von Männern dominierten Branchen
– Finanzen wie Medien – durch Leistung durchzusetzen.
Welchen Rat haben Sie für junge, karriereorientierte Frauen?
Es hat sich zwar einiges im Sinne von ‘Gender Equality’ getan,
aber volle Emanzipation oder Gleichberechtigung gibt es (noch
lange) nicht. Ein Mann wird eine Frau immer zuerst als Frau sehen
und erst im zweiten Schritt als ein professionelles Mitglied
des Teams. Hart aber wahr... und je eher das eine Frau versteht,
desto besser für ihren Werdegang. Frauen machen oft den Fehler
mit Männern auf der Mann-Ebene zu konkurrieren, anstatt
ihre femininen Qualitäten positiv einzusetzen. Gerade im Banking
waren (zu meiner Zeit jedenfalls) die Frauen fast männlicher
im Habitus und im Dressing als die Männer. Ich konnte das
nie nachvollziehen und um ehrlich zu sein, hatte ich den Eindruck,
dass Männer dies eher belächelten und nicht respektierten.
Leistung und harte Arbeit zählen, ja, aber das Networking ist
fundamental und bringen weiter. Frauen meinen oft, sie werden
entdeckt und promotet, wenn sie nur brav Performance bringen.
Klar, das ist eine Seite der Medaille. Die andere Seite aber
ist, ‘Dabei-zu-sein’ im Pub oder bei Sportevents z.B., was zum
Erfolg führt.
16
Würde und Werte sind Grundsteine deiner langlebigen Reputation
und Lebensqualität. Das gilt für das Arbeitsumfeld, sowie
im Privaten. Behalte immer deine Würde und eine gute Portion
Selbstliebe. Lasse nicht alles mit dir machen, du bist kein Opfer,
sondern der Protagonist in deiner Lebensgeschichte. Lasse niemanden
deine Werte korrumpieren und stehe zu dir.
Ihr Business Know-how bringt Ihnen auch Vorteile als Investorin?
Was macht Falco Capital?
I am a SURVIVOR! Mein Mann und ich erkrankten am Corona
Virus Ende Januar 2020. Damals wollten wir uns im Uni Spital
testen lassen, aber da war nichts zu machen. Die damaligen Bedingungen
zum Corona Test waren, dass man in China gewesen
sein musste, oder mit einem Chinesen etwas hatte oder oder,
oder... Das war eine komische Erfahrung, weil wir verantwortungsvoll
handeln wollten und bereit waren, sofort in Quarantäne
zu gehen, um unsere Mitmenschen zu schützen. Und ‘das
System’ oder der ‘Corona-Fragenkatalog’ uns dies untersagte.
Falco Capital ist neben Mentorit.TV mein Hauptfokus. Wir sind
zehn Partner und investieren in sogenannte ‘scale-up’ Firmen.
Das sind junge Firmen, denen finanzielle Investitionen allein
nicht reichen, um international erfolgreich und nachhaltig zu
wachsen. Wir haben ein neues Investment Model entwickelt,
welches wir mit ‘Operational Investors’ bezeichnen. Die Investition
ist eine Mischung von ‘Cash-Investment’ und ‘ Sweat-Investment’.
Cash-only-Investoren zu finden, ist relativ einfach. Jedoch fehlt
den Unternehmen meist die Expertise wie dieses Geld effizient
eingesetzt wird, um das Unternehmen zum Erfolg zu bringen.
Das ist das USP von Falco Capital. Alle zehn Partner haben eine
spezielle Expertise, die sie einbringen, um dem Unternehmen
besonders in operativen Prozessen (Hands-on und NICHT als
Berater) zu unterstützen. Es geht von Strategieentwicklung
bis zur Supply-Chain Optimierung oder den Aufbau von Distributions-Strukturen
auf globaler Ebene durch unser Netzwerk.
Nochmal: Falco Capital ist kein Berater, der mit guten und teuren
Ratschlägen das Firmenmanagement dann alleine lässt.
Wir stehen mit TAT zur Seite.
Wir sind der Überzeugung und beobachten es seit einigen Jahren,
dass das klassische Venture Kapital ein ‘Auslaufmodel’ der
Investitionsart ist. Das Prinzip ‘Spray, Hope and Pray’ hat viele
Problematiken, besonders für Firmen die zwar eine Geldspritze
erhalten haben, aber nicht wissen, wie es eingesetzt werden
soll. Das ist so, als würde man im Lotto gewinnen, aber nichts
von Fonds-Management verstehen. Das Geld ist schneller weg,
als man meint.
Zurück zu Mentorit-TV – wie planen Sie langfristig die Finanzierung
zu sichern?
Oh, da bin ich total unbefangen und kenne mich gar nicht aus.
Was ich natürlich sehe, ist das YouTube Kanäle mit einer grossen
Anzahl an Follower auch Werbung schalten. Mentorit.TV ist da
noch ganz am Anfang. Ein Geschäftsmodell, welches auf Sponsoring
aufgebaut ist und auf kurze Sicht eventuell realistischer.
Die Analyse meiner Zuschauer wird aufzeigen für welche Firma
es potenziell Sinn macht, eine Sendereihe zu sponsern. Wenn
der Content und die Audience im Sinne des Unternehmens ist,
kann das effektiv in Unternehmen-Marketing eingesetzt werden.
Mein Medien- und Kommunikationsberater, Bernhard Bauhofer
von Sparring Partners hier in Zürich ist da sehr kreativ und
setzt solche Konzepte seit Jahren erfolgreich um.
Sie haben an vielen Orten der Welt gelebt. Jetzt ist Zürich Ihr
Zuhause. Was macht die Stadt besonders und wie sieht ihre
Zukunft nach Corona aus?
Ich liebe Zürich, denn es ist eine Stadt mit der richtigen Mischung
an Lebensqualität, Weltoffenheit und Internationalität.
Hier passiert so vieles, besonders auch in der Start-up- und
Crypto-Szene. Für mich als Investorin, hat sich hier immer nur
Positives entwickelt. Und damit meine ich sowohl die Unternehmen,
also auch die Menschen, die hinter den Unternehmen
stehen. Privat fühle ich mich hier zuhause und kann es eigentlich
gar nicht unterschreiben, dass die Schweizer die Ausländer
(wie mich) angeblich nicht akzeptieren. Ganz im Gegenteil. Ich
bin immer auf sehr offene und hilfsbereite Schweizer getroffen
und habe mittlerweile einen sehr bunten und schönen Freundeskreis.
Erst im Mai, als wir einen Antikörpertest durchführen liessen,
hatten wir die Bestätigung, dass wir tatsächlich Covid-19-Survivors
sind. Interessant ist nur, dass wir weder unsere Tochter,
noch meine Eltern oder unsere Angestellten angesteckt hatten,
trotz dem engen und regen Kontakt in der Zeit unserer akuten
Erkrankung....
Zu guter Letzt: Sie haben schon grössere Persönlichkeiten
interviewt. Wer fehlt Ihnen auf der Liste, den Sie noch unbedingt
befragen wollen?
Wow… das ist eine Frage? Natürlich kann ich da die ganz großen
Namen der Wirtschaft, Kunst und Politik aufzählen. Aber
wie ich schon erwähnte, jeder von uns hat eine Geschichte zu
erzählen, von der wir alle lernen können. Ich bin so dankbar für
all die Gäste, die sich bis dato Zeit für Mentorit.TV genommen
haben. Mein Wunsch wäre es, auf diesem Niveau mich weiterentwickeln
zu können. Und da zähle ich auch auf das Netzwerk
meiner Follower, ganz im Sinne von Content-Co-Creation!
17
Porträt
Self Storage:
nach aktuellsten Kundenbedürfnissen konzipiert
Herr Schmutz, Sie gelten als Pionier des Self Storage in der
Schweiz. Wie hat sich das Geschäft seit den Anfängen entwickelt?
Self Storage hat sich in den letzten zwanzig Jahren von einem
Nischenprodukt zu einer breit genutzten Dienstleistung entwickelt.
Die stetig wachsende Urbanisierung und Mobilität der
Gesellschaft führen dazu, dass Kunden Bedürfnisse und Erwartungen
an innovative Dienstleistungen entwickeln, die sie
in diesem dynamischen aber auch angespannten Umfeld unterstützen
und ihr Leben erleichtern. Dies gilt sowohl für private
wie auch für Firmen, egal in welcher Größe.
Dazu kommt die Digitalisierung, die vieles vereinfacht, und
gleichzeitig die Geschwindigkeit der Gesellschaft erhöht. Somit
bewegen wir uns immer schneller, und versuchen immer mehr
gleichzeitig zu erledigen. Self Storage fügt sich in dieses Bild
hinein, in dem es flexible Lagerlösungen anbietet, die schnell
und unkompliziert von Kunden gemietet und wenn nicht mehr
gebraucht wieder abgegeben werden können.
Im Januar steht die Eröffnung des Standorts in Winterthur
Töss auf der Agenda. Was zeichnet diesen Neubau aus?
Zebrabox hat als Ziel, die oben erwähnten Bedürfnisse der
Schweizer urbanen Bevölkerung zu bedienen. Wir freuen uns,
mit unserem neuen Standort in Winterthur zur Dynamik dieser
Stadt einen Beitrag zu leisten. Dazu ist dieser Standort ein
Neubau, wo wir unsere langjährige Erfahrung einfließen lassen,
damit unsere Kunden das Bestmögliche im Self Storage erhalten.
Die Summe vieler wesentlichen Sachen und kleinen Details
führt dazu, dass jeder seine Zebrabox schnell, sicher und unkompliziert
nutzen kann. Dazu gehören zum Beispiel hindernisfreies
Einlagern, kurze Wege, großzügige Warenlifte, wettergeschützte
Ladeflächen, ausreichende Parkplätze, und vieles
mehr. Dazu ist uns der Wohlfühlfaktor unserer Kunden wichtig.
Unsere Räumlichkeiten sind sauber, videoüberwacht, gut beleuchtet,
und jeder Lagerraum ist individuell mittels Alarmanlage
gesichert.
Indem Sie ganz verschiedenen Menschen Lagerräume anbieten,
lösen Sie auch deren Probleme. In welchen Lebenssituationen
werden Menschen zu Ihren Kunden?
Die steigende soziale und professionelle Mobilität der Leute
bringt das Leben viel öfters in Phasen des Wechsels, wo nicht
mehr alles stabil ist. Dies ist zum Beispiel der Fall bei einem Joboder
Partnerwechsel, beim Schritt in die Selbstständigkeit –
Thema „ich gründe ein Start-up“ – bei einem Auslandaufenthalt
oder anderen, neu sich ergebenden Lebenssituationen. Diese
bringen für die Betroffenen oft neue Perspektiven mit sich, aber
auch Stress. Zebrabox positioniert sich da als Begleiter, wir können
Ermöglicher sein – viele Start-up sind aus einer Zebrabox
geboren – und gleichzeitig Stressabbauer – nach dem Motto
„meine Möbel können schnell und sicher bei Zebrabox eingelagert
werden“.
Langfristig bietet Zebrabox ihren Beitrag zur Verdichtung der
Städte, indem wir auf effiziente Weise dem durch die Urbanisierung
bedingten schwindenden Stauraum eine Alternative
anbieten. Den fehlenden Keller meiner Loftwohnung kompensiere
ich durch meine Zebrabox.
Wie können Sie KMUs unterstützen?
Zebrabox hat seit jeher viele gewerbliche Kunden, von der
Kleinstunternehmung bis zu den grossen Multis in der Schweiz.
KMUs nutzen typischerweise eine Zebrabox für Kleinlager von
Außendienstmitarbeiter und Servicetechniker, für Archiv, oder
auch als lokale logistische Kleinhubs. Self-Storage mit Stadtlagen
wird in Zukunft sicher eine wichtige Rolle in der Problematik
der Last Mile-Logistik spielen können.
18
Porträt
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind über alle Branchen
hinweg im Vormarsch. Spielen sie Sie in Ihrem Geschäft
auch eine Rolle?
Unser Kerngeschäft ist mit der Lagerung von physischen Gegenständen
verbunden, und dies wird auch so bleiben. Dazu
wird natürlich alles, was rund herum liegt, digitalisiert. Heute
schon kann der Kunde auf der Website den passenden Lagerraum
aussuchen, buchen, bezahlen, und dann beziehen, ohne
dass er dazu Direktkontakt zu einem unserer Mitarbeiter haben
muss. Aber er kann mit jemanden sprechen, falls er dies doch
möchte! Das ist mir ein wichtiges Anliegen, die Digitalisierung
der Prozesse soll primär dem Kunden nutzen und der Flexibilität
dienen, nicht denm Ersatz von Mitarbeitern.
Ein Beispiel dazu sind unsere selbstfahrenden Roboter, die wir
in gewissen Lagern einsetzen. Diese erlauben uns Neukunden
in Standorten zu begleiten, wo es wirtschaftlich nicht möglich
ist, permanent Mitarbeiter zu haben. Der Mitarbeiter kann über
den Bildschirm vom Roboter trotzdem ‚vor Ort‘ sein, und den
Kunden entsprechend beraten.
Nachhaltigkeit bekommt auch in der Bau- und Immobilienbranche
eine immer grössere Bedeutung.
Selbstverständlich bemühen wir uns, unseren Footprint so gering
wie möglich zu halten. Im neuen Gebäude in Winterthur,
wird zum Beispiel dank einer klugen Technik die Energienutzung
sehr tief gehalten.
Die Temperatur im Gebäude wird das ganze Jahr mittels sieben
Erdsonden und der Zirkulation von Wasser für Heizung oder
Kühlung in den Betondecken stabilisiert. Zudem konnten wir
in den letzten Jahren durch sukzessiven Ersatz von konventionellen
Leuchtmitteln durch LED-Beleuchtung, den Stromverbrauch
für die Beleuchtung mehr als halbieren.
Zebrabox ist ein Name, den man nicht so schnell vergisst. Wie
kam es zu dieser Firmenbezeichnung?
Der Name ist Programm für unsere Dienstleistung. Jedes Zebra
sieht mit seinen Streifen ähnlich aus, ist aber einzigartig. Bei
unseren Kunden ist dies gleich, jeder braucht Lagerraum, aber
mit einem individuellen Bedürfnis. Das decken wir bestmöglich
mit unserem flexiblen Angebot ab.
Jede Kundin und jeder Kunde, der bei Zebrabox Gegenstände
lagert, hat eine ganz persönliche Geschichte zu erzählen.
Können Sie uns die ein oder andere Anekdote verraten?
Mit der Zeit könnten wir ein Buch darüber schreiben, die Kunden
der Zebrabox sind ein Spiegel der Gesellschaft. Die Privatkunden
sind mit den eingelagerten Objekten ja meistens emotional
gebunden. Es spielen sich entsprechend am Rande des Einlagerns
teilweise Geschichten ab, die eher in die Kategorie "Soap
Opera" gehören.
Oft stehen Kunden mit einem vollen Lieferwagen vor dem Eingang,
und brauchen dringend einen Lagerraum. Dies vermehrt
nach den Feiertagen, bevor die Scheidungsrate wieder ansteigt.
Andere wiederum bewahren Erbsachen auf, und kommen diese
einmalig im Jahr „besuchen“. Anfragen, ob Gewächshäuser bei
uns möglich sind, erhalten wir auch, müssen diese aber ablehnen.
Im geschäftlichen Bereich durften wir vor kurzem im Rahmen
der Renovation eines Hotels einen riesen Kronleuchter beherbergen,
der einen ganzen Lagerraum von 10 m2 für sich beanspruchte.
Ein Kaffeehersteller musste seine Special Editions,
die er aufbewahren wollte, vom Büro auslagern, weil diese sonst
von den Mitarbeitern getrunken würden. Auch hier war die gesicherte
Zebrabox der Retter.
Online bringen Zebrabox-Kundinnen und Kunden ihre Zufriedenheit
mit den Dienstleistungen zum Ausdruck. Wie macht
man hier den Unterschied?
In der Tat wird heute schnell online bewertet, was wir grundsätzlich
ja auch unterstützen. Dies erlaubt eine ehrliche Bewertung
unserer Arbeit, und gibt zudem einen positiven
Druck auf die Organisation, damit wir den Erwartungen der
Kunden entsprechen, oder besser diese übertreffen. Einen
Ausrutscher kann es dabei bei den Bewertungen immer geben,
ich kenne keine Organisation, die nie Fehler macht.
Wir versuchen, auch mit der Digitalisierung nah am Kunden zu
bleiben, und bemühen uns schnell und unkompliziert zu sein.
Die Idee dahinter ist, dem Kunden nicht einen Lagerraum zu vermieten,
sondern eine massgeschneiderte Lösung anzubieten.
Christian Schmutz
Founder and Chief Executive Officer Zebrabox
19
Digitalisierung
Digitaler Schub durch Corona
Deutschland vernetzt sich: Aus dem Homeoffice lässt es sich trotz aller Widrigkeiten
besser arbeiten als es viele Menschen noch vor Wochen für möglich gehalten
haben. Wird Deutschland jetzt zum digitalen Überflieger?
Millionen Deutsche arbeiten von zu Hause aus, treffen sich in
Videokonferenzen und nutzen plötzlich digitale Plattformen.
Was noch vor Wochen unvorstellbar war, ist in der Corona-Krise
schnell zur neuen Normalität geworden. Doch das ist nicht das
ganze Bild. Denn noch immer setzen viele Unternehmen auf althergebrachte
analoge Abläufe. Und auch mehr als einen Monat,
nachdem die Corona-Pandemie mit voller Härte Deutschland
erreicht hat, übermitteln viele Gesundheitsämter in Deutschland
die Zahl neuer Infektionen und Todesfälle mit dem Fax-Gerät
ins Berliner Robert-Koch-Institut.
Digitales Arbeiten zur Krisenbewältigung
Trotzdem kommen immer mehr Unternehmen und ihre Mitarbeiter
auf den Geschmack, wenn es um die Arbeit aus dem
Homeoffice geht. „Vor allem Branchen, die bislang nicht zu den
Digitalisierungsvorreitern gezählt haben, haben jetzt die Möglichkeit,
die ‚tief hängenden digitalen Früchte‘ zu ernten und so
mithilfe von digitalen Lösungen schnell zu guten Ergebnissen
zu kommen“, sagt Nils Britze im Gespräch mit der DW. Er leitet
beim Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche,
Bitkom, den Bereich für digitale Geschäftsprozesse.
„Digitale Technologien haben aktuell und grundsätzlich enormes
Potenzial. Und gerade jetzt sind das Lösungen, die das
gesellschaftliche Leben aufrechterhalten, angefangen beim
Online-Shopping bis hin zum digitalen Bürgeramt und zum Bildungsbereich,
Stichwort: virtuelles Klassenzimmer.“
Zukunftsvision papierloses Büro
Glaubt an dauerhaften Digitalisierungs-Schub durch die Corona-Krise:
Bitkom-Experte Nils Britze
Natürlich gibt es große Unterschiede bei der Digitalisierung der
deutschen Wirtschaft. Größere Unternehmen sind da meistens
schon weiter als kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU),
bestätigt Britze. Noch immer seien viele Firmen genauso wie
20
Digitalisierung
Teile des Bildungssystems und der Verwaltung papierbasiert,
vertrauten auf Briefpost, dem Faxgerät und den Versand von
Broschüren. Doch durch die Corona-Krise seien viele Entscheider
aufgewacht.
Sogar kleinere Firmen, die abgesehen von Emails vorher kaum
digital gearbeitet haben, können jetzt schnell auf den digitalen
Zug aufspringen, so Britze. „Mithilfe von Cloud-Technologie
kann jeder Unternehmer innerhalb von ein paar Stunden eine
digitale Lösung zum digitalen Unterschreiben, zum gemeinsamen
Bearbeiten von Dokumenten, oder für Videokonferenzen
einrichten.“
Neue Führungskultur gefragt
Hätte man dafür wie früher in die IT-Infrastruktur innerhalb der
Firma mit Rechnern und Servern investieren müssen, wäre das
nicht zu stemmen gewesen, so Britze. „Das ist ja eigentlich fast
ein Wunder, wie schnell Unternehmen da nachbessern konnten.“
Virtueller Klassenraum per Videokonferenz in
Singapur
Allein digitale Tools für alte Arbeitsabläufe zu nutzen, reiche
allerdings nicht aus, meint Britze. „Man muss Prozesse
hinterfragen, anders aufstellen, Prozesse anpassen, um
den vollen Nutzen digitaler Technologie zu bekommen.“
Bei der Digitalisierung müsse man eben neue Wege beschreiten
und könne nicht einfach so weitermachen wie bisher.
„Wenn sie einen schlechten analogen Prozess digitalisieren,
dann haben Sie am Ende einen schlechten digitalen Prozess“,
unterstreicht der Experte für digitale Geschäftsprozesse.
Dazu kommt, dass auch Chefs umdenken müssen. „Wenn
sich Führungskräfte und Mitarbeiter nicht täglich persönlich
sehen, ist natürlich ein gewisses Vertrauen absolute
Grundlage für das produktive Zusammenarbeiten.
Und Führungskräfte müssen sich über diese Herausforderung
auch ein Stück weit Gedanken machen und überlegen,
wie sie ihre Mitarbeiter produktiv an Bord behalten.“
Sechsmal mehr Homeoffice-Nutzer in den USA
Kate Lister von der Beratungsfirma Global Workplace Analytics,
die derzeit eine Umfrage über die Beteiligung von digitalen
Heimarbeitern durchführt, sagt voraus, dass 30 Prozent der
Menschen in den USA künftig mehrere Tage pro Woche von zu
Hause aus arbeiten werden.
Videokonferenzsitzung bei Memphis Meats in
Berkeley, Kalifornien
Gegenüber dem Technologie-Blog Recode sagte Lister, dass es
da einen gewaltigen Nachholbedarf gebe. Während vor der Corona-Krise
in den USA nur knapp fünf Prozent der Arbeitnehmer
aus dem Home Office gearbeitet haben, ist dieser Anteil durch
die Corona-Krise auf mehr als 30 Prozent nach oben geschnellt,
ergab eine aktuelle Studie der US-Hochschule MIT.
Und damit ist fürs Erste auch der maximal mögliche Anteil von
Mitarbeitern im Home Office in den USA erreicht, rechnete die
University of Chicago vor.
Auch Bitkom-Experte Britze ist zuversichtlich, dass man nach
der Corona-Krise das Rad der Digitalisierung nicht mehr zurückdrehen
kann.
„ Diese Entwicklung wird sich verstetigen. Und es wäre natürlich
wünschenswert, wenn Deutschland zum digitalen Überflieger
werden würde. Am Ende haben wir das selbst in der Hand.“
21
Digitalisierung
100 TAGE DIGITAL EXCELLENCE
CHECKUP – DAS SIND DIE ERSTEN
INSIGHTS
Digitale Reifegrad Assessments sind Kompass in der digitalen Welt:
sie helfen Führungskräften Status und Handlungsfelder aufzuzeigen.
swissICT hat vor 100 Tagen mit dem Digital Excellence Checkup ein
Tool der neusten Generation lanciert – lesen Sie hier Hintergründe und
die ersten Erkenntnisse.
Seit Anfang Juli 2020 ist der neue Digital Excellence Checkup
unter www.swissict.ch/checkup nun verfügbar. Mittlerweile haben
bereits 210 Personen das kostenlose Online-Tool genutzt,
um die digitale Fitness ihrer Organisationen zu beurteilen. Die
hohe Abschlussquote (> 50 Prozent) der gestarteten Befragungen
und der tiefe Anteil an «weiss nicht» Antworten (< 2 Prozent)
lassen auf Mehrwert und Einfachheit des Tools sowie Verständlichkeit
der Fragen schliessen.
Der Checkup wird von relevanten Personen benutzt: Knapp 80
Prozent der Teilnehmenden sind Führungskräfte, 42 Prozent
gehören zum Top-Management ihrer Unternehmen.
70 Prozent der Checkup-Benutzer arbeiten nicht in einer IT-
Abteilung, nur 21 Prozent sind in einem IT- oder Telco- Unternehmen
tätig. Digitalisierung ist damit klar ein Thema, das
Führungskräfte in allen Branchen und in allen funktionalen Einheiten
stark interessiert.
In welchen Bereichen haben die von der Befragungsteilnehmenden
beurteilten Unternehmen denn Handlungsbedarf? Die
Auswertung der aktuellen Datenbasis lässt folgende Schlüsse
zu (siehe auch Abb. 1):
In einer branchenübergreifenden Betrachtung scheint der
grösste Handlungsbedarf in den Dimensionen
Abb. 1: Handlungsfelder (rot): Vergleich des Erfüllungsgrads
mit Relevanz je Dimensionen. (Quelle: swissICT, Bramwell Kaltenrieder)
Kompass im digitalen Wandel
Führungskräfte stehen aktuell vor grossen Herausforderungen:
neben dem Bewältigen der Covid19-Krise sind sie mit den grossen
Veränderungen der Digitalisierung konfrontiert. Beim Navigieren
ihres Unternehmens durch die hohen Wellen des digitalen
Wandels, bei dem sie regelmässig vor neuen Technologien,
verändertem Kundenverhalten und neuen Geschäftsmodellen
der Mitbewerber stehen, wünschen sich viele Unternehmenslenker*innen
ab und zu einen Kompass.
Digital Maturity Assessments sind bewährte Instrumente, um
sich ein klares Bild zum Stand der Digitalisierung im Unternehmen
zu verschaffen. Auf der Grundlage eines mehrdimensionalen
Reifegradmodells helfen sie, die wichtigste Fragen in
diesem Kontext zu beantworten: «Wo befinden wir uns als Organisation
in diesem Wandel und im Vergleich zur Branche?»
und «Welches sind unsere wichtigsten digitalen Handlungsfelder
in den kommenden Jahren?»
• Strategie und Transformationsmanagement,
• Innovationsmanagement und
• Daten
zu bestehen.
Die drei Branchen mit dem grössten Nachholbedarf sind
• Transport & Logistik,
• Konsumgüter (Hersteller) und
• Maschinenindustrie
Abb. 2: Digitale Reife als Wettbewerbsvorteil. (Quelle: eigene
Darstellung in Anlehnung an Rushkoff, Booty, Veuve)
Digitale Reife als Wettbewerbsvorteil
Die digitale Reife einer Organisation – oft auch als digitaler
Reifegrad bezeichnet – ist das Ergebnis eines Digital Maturity
Assessments. Als Indikator für den Fortschritt der digitalen
Transformation eines Unternehmens ist sie gut erforscht und in
der Praxis anerkannt. Bereits 2012 veröffentlichte das Center of
Digital Business der MIT Sloan School of Management ein ers-
22
Digitalisierung
tes Modell zur Bestimmung der digitalen Reife und führte auf
dieser Grundlage auch eine quantitative Studie durch (Westerman,
Tannou, Bonnet, Ferraris, & McAfee, 2012).
Die Ergebnisse zeigten den positiven Einfluss der digitalen Reife
auf die Performance der Unternehmen auf: Im Vergleich mit
Branchenkollegen konnten Unternehmen mit hohem digitalen
Reifegrad höhere Pro-Kopf-Umsätze, Gewinn und Börsenbewertungen
aufweisen. Eine Studienreihe der Universität St.Gallen
entwickelte die Ansätze zwischen 2015 und 2017 weiter und
bestätigte unter anderem, dass Unternehmen mit hohem digitalem
Reifegrad die Ziele ihrer Transformation deutlich besser
erreichen oder gar übertreffen (Berghaus, Back, & Kaltenrieder,
2017).
• Kader-Workshops,
• der Initialisierung einer neuen Strategiephase,
• als Bestandteil der Erhebung von Handlungsfeldern
einer Digitalstrategie oder
• der Strategie-Controllings,
dienen die daraus abgeleiteten Erkenntnisse als wertvolle Orientierungspunkte
auf dem Weg zur erfolgreichen Zukunft ihrer
Unternehmen.
Der Digital Excellence Checkup von swissICT:
aktuell, einfach, neutral
Tools zur digitalen Standortbestimmung von Unternehmen
sind nur so gut, wie ihr zugrundeliegendes Modell, die Einfachheit
des Befragungsprozesses und die Handlungsorientierung
der Ergebnisse.
Experten der swissICT-Fachgruppe Digital Transformation Insights
und der Jury des Digital Transformation Awards haben
in den vergangenen 18 Monaten die Grundlage für die neuste
Generation eines Digital Maturity Assessments geschaffen. Mit
der Konsolidierung verschiedener vorbestehender Ansätze (u.a.
UniSG und FHNW) und der Einführung von differenzierbaren
Wichtigkeiten der Reifedimensionen entstand ein zeitgemässes
Reifegradmodell, das die individuellen Branchen- und Strategieprämissen
der Unternehmen abbilden lässt.
Das von swissICT entwickelte Befragungstool macht das Reifegradmodell
schliesslich dem breiten Publikum in verschiedenen
Varianten zugänglich und garantiert dessen Neutralität: wer
möchte denn schon, dass der Kompass nur in die Richtung eines
einzelnen Anbieters zeigt. Ebenso stellt swissICT den vertraulichen
Umgang mit den generierten Daten sicher.
Anwendung von Digital Maturity Assessments im strategischen
Management
Digital Maturity Assessments helfen, sich im Wald der unzähligen
digitalen Optionen zurechtzufinden und die richtigen Entscheidungen
zu treffen. Nutzen Führungskräfte dieses Instrument
zum Beispiel im Rahmen von
Abb 3. Die sieben Dimensionen des swissICT Maturity Models.
(Quelle: swissICT, Bramwell Kaltenrieder)
Wann haben Sie für Ihr Unternehmen zuletzt auf den digitalen
Kompass geschaut? In 10 Minuten wissen Sie, wo Sie stehen –
hier geht’s direkt zum Digital Excellence Checkup von swissICT.
Autor: Bramwell Kaltenrieder ist Professor für Digital Business
und Innovation an der Berner Fachhochschule. Er ist Co-Leiter
der swissICT-Fachgruppe Digital Transformation Insights sowie
Jury-Präsident der Kategorie Digital Transformation Award
Grossunterenehmen beim Digital Economy Award. Als Gründer
der Strategie- und Innovationsberatung Exploit unterstützt er
zudem Unternehmen dabei, im digitalen Zeitalter neue strategische
Wettbewerbsvorteile aufzubauen.
Quellen:
Berghaus, S., Back, A., & Kaltenrieder, B. (2017). Digital Maturity
& Transformation Report 2017. Universität St. Gallen,
80. https://doi.org/10.1007/s13398-014-0173-7.2
Westerman, G., Tannou, M., Bonnet, D., Ferraris, P., & McAfee,
A. (2012). The Digital Advantage: How Digital Leaders
Outperform their Peers in Every Industry. MIT Sloan Management
Review, 1–24
23
Digitalisierung
Tipps und Tricks für das erfolgreich
Home Office
Homeoffice erlebt einen Boom, nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie. Bereits
früher haben einige Firmen und Mitarbeiter deren Vorteile und Nachteile kennen
gelernt. Beachtet man gewisse Verhaltensregeln und verfügt über die technischen
Voraussetzungen, dann werden die Nachteile massiv reduziert. Bei KMU
Digitalisierung leben wir den digitalen Ansatz seit der Gründung vor 2 Jahren und
profitieren nun von der dezentralen Organisation. Wir durften viele Erfahrungen
machen und lernen. Auf dieser Basis ist dieser Artikel entstanden.
Organisation und einen klar definierten Arbeitsraum
Homeoffice, ah ja die wo auf dem Sofa rumhängen. Ist ein beliebter
Vorwurf. Sicherlich ist es keine gute Idee, vom Sofa oder
Bett aus zu arbeiten. Jedoch kann ein Sofa für eine Videokonferenz
sehr eignet sein. Die Bezeichnung „Home Office“ hat einen
guten Grund und legt bereits nahe, was wichtig ist: bestimmen
Sie dafür einen Bereich (es muss kein ganzes Zimmer sein), in
dem Sie ungestört und ohne äußere Ablenkung arbeiten können.
Der Esstisch, am Nachmittag der Balkon oder die Terrasse.
Organisieren sie sich zu Hause und schaffen Sie sich Arbeitsoder
Kommunikationszonen.
Kleider machen Leute – ziehen Sie sich so an, als
wären Sie im Büro
Es ist verlockend im Pyjama den ganzen Tag rum zu hängen.
Dies hat etwas vom Sonntags-Feeling. Sich Arbeitstauglich zu
kleiden obwohl Sie zuhause arbeiten, hat aber eine große psychologische
Wirkung:
Es stellt Ihr Gehirn auf „Arbeitsmodus“ und verhindert, dass sie
vor lauter Entspannung nicht in Gang kommen. Behalten Sie
Ihre Tagesabläufe bei. Spätestens bei der nächsten Videokonferenz
machen Sie so auch einen deutlich besseren ja professionelleren
Eindruck. Was uns gleich zum nächsten Punkt führt…
24
Digitalisierung
Digitale und verschiedene Kommunikationsformen
Telefongespräche oder E-Mails, Textnachrichten oder Chat,
jeder hat seine ganz eigenen, persönlichen Vorlieben, um mit
anderen Kontakt aufzunehmen und zu pflegen. Im Homeoffice
ist es wichtig, alle Formen gut zu beherrschen und die zur Situation
passende Kommunikationsform auszuwählen. So kann
es je nach Situation besser sein, eine E-Mail zu schreiben statt
zu telefonieren, genauso wie es sinnvoller sein mag, statt Nachrichten
zu verschicken eine Videokonferenz abzuhalten.
Wählen Sie also bewusst aus, für welche Kommunikationsform
Sie sich entscheiden und seien Sie offen für verschiedene Wege.
Nach unseren Erfahrungen ist es von grossem Vorteil, wenn
Sie viele oder alle Formen der Kommunikation zentral über ein
Device bedienen können. So müssen Sie nicht zwischen verschiedenen
Geräten hin und her wechseln. Unsere Kunden oder
Team Chats laufen daher entweder über WhatsApp via Browser
auf dem Laptop oder via Chat der voll in unsere Applikationen
integriert ist. Sprich egal ob ich im CRM, an einer Präsentation
oder an der Buchhaltung bin, ich sehe immer die Nachrichten
und Fragen der Kollegen an mich.
Vermeiden Sie Multitasking
Es ist verlockend, E-Mails zu beantworten oder andere Aufgaben
zu erledigen, wenn man in einer Videokonferenz mit
mehreren Teilnehmern festsitzen, die kein Ende findet. Das gilt
insbesondere, wenn man sich bereits von seinen Teamkollegen
isoliert fühlt. Aber der Verlust der Konzentration (und des Blickkontakts)
kann anderen den Eindruck vermitteln, dass der Kollege
im Homeoffice desinteressiert oder sogar eingebildet ist.
Um einen guten Eindruck zu hinterlassen und dem Drang nach
Multitasking zu widerstehen, können sich Homeoffice-Worker
einfach etwas weiter von ihrem Computer entfernt positionieren,
so dass sie von der Taille an sichtbar sind. Ihre Teamkollegen
sollten ihre Hände sehen können und sie sollten oft direkt in
die Kamera schauen, damit ihre Teamkollegen virtuellen Blickkontakt
haben. Je nach Situation ist es auch legitim, dezent und
anständig auf den Zeitplan zu verweisen. Genau gleich wie klassische
Meetings sollten auch Videokonferenzen effizient und
zielorientiert geführt werden.
Home Office heisst nicht 24 Stunden Arbeit
Arbeitgeber und Kunden müssen verstehen lernen, dass auch
im digitalen Zeitalter nicht eine 24 Stunden Verfügbarkeit die
Normalität ist. Vielleicht braucht es Krisen wie die Corona Pandemie
um dies zu lernen.
Aber auch Arbeitnehmer müssen lernen flexibel und doch zu
sich selber streng zu sein und sich selber feste Anfangs- und
Endzeiten für den persönlichen Arbeitstag fest zu legen, die
Sie auch konsequent einhalten. Dabei geht es nicht nur darum
sicherzustellen, dass Sie eine bestimmte Anzahl von Stunden
arbeiten, wenn Sie genau um acht Uhr starten und um fünf Uhr
aufhören. Feste Arbeitszeiten schaffen die Grundlage dafür, die
Ihnen zur Verfügung stehende Zeit bestmöglich zu nutzen. Zudem
ist eine klare Abgrenzung zwischen Arbeitsleben und Privatleben
insbesondere für die Arbeit von zuhause aus enorm
wichtig, damit Sie mental gesund bleiben.
Zugleich kann auch eine Prise Flexibilität helfen, in dem man
nach Absprache im Team gewisse Zeitfenster frei gestaltet
werden. Zum Beispiel am Montag ab 15.30 Uhr keine Meetings
zu machen, damit das Amt als Curling-Coach platz hat und 2
Stunden die an diesem Tag fehlen dafür fix am Samstag morgen
oder Donnerstag Abend einzuplanen.
Planung und Arbeitslisten
Nur wer weiss was er will und wohin er geht, kann sagen ob er
seine Ziele erreicht hat. Damit konzentriert auf ein bestimmtes
Ziel hin gearbeitet werden kann, ist es hilfreich, sich eine tägliche
Aufgabenliste zu erstellen. So können Sie selbst kontrollieren,
wie erfolgreich Sie Ihre Arbeit machen, auch wenn Sie dies
zuhause tun. Dieser Tip ist daher für Silo- oder Homeoffice Arbeiter
genau gleich wertvoll. Setzen Sie sich kritisch damit auseinander,
welche Priorität die einzelnen Aufgaben haben und
legen Sie fest, was bis zum Ende des Tages erledigt sein muss.
Anschliessend überprüfen Sie, welche Aufgaben Sie erledigen
konnten, und welche nicht. Daraus ergibt sich dann wieder die
Planung für den nächsten Tag und eröffnet Ihnen die Möglichkeit,
die eigene Leistung zu bewerten und Ihre Aufgaben konsequent
zu organisieren. So lernen Sie auch, frühzeitig zu erkennen
was Sie an Ihrer Arbeitsorganisation und -platz ändern
sollten um effizienter und effektiver zu sein.
Machen Sie Pausen
Was im Büro gilt, über Kleidung und Arbeitsbereich haben wir
schon gesprochen, gilt auch im Homeoffice. Es ist wichtig von
Zeit zu Zeit eine Pause einzulegen, – so wie Sie das auch im Büro
machen würden. Verlassen Sie den Arbeitsbereich bewusst, holen
Sie sich einen Tee oder Kaffee oder stehen kur auf den Balkon.
So gibt Ihnen die Pause die Möglichkeit, den Kopf wieder
freizubekommen und manche Dinge aus einem anderen Blickwinkel
zu betrachten, so dass Sie anschließend mit neuer Energie
an Ihre Aufgaben gehen können.
Vermeiden Sie Ablenkungen durch Familie oder
Freunde
Gerade wenn die Schulen geschlossen sind ein schwieriges Thema
und diese Regel ist vielleicht etwas verwirrend: Sie sollen/
können Ihre Familie natürlich nicht ignorieren, wenn Sie gebraucht
werden. Aber machen Sie aus der Arbeit im Home Office
keine Gruppenveranstaltung.
Setzen Sie auch hier klare Grenzen und bitten Sie die Familie
oder Freunde, Sie so zu behandeln, als wären Sie tatsächlich im
Büro. Ansonsten laufen Sie Gefahr, Ihre Aufgaben aus den Augen
zu verlieren.
25
Digitalisierung
Der Krisenmodus.
Sind Ihre Kinder jedoch nicht in der Schule oder betreut, so ist
es umso wichtiger gemeinsam Regeln und Arbeitspläne zu machen.
Papi arbeitet eine Stunde an Projekt XY – in dieser Zeit
lesen die Kinder oder machen Hausaufgabe Z und dann wird 15-
30 Minuten die Arbeit und das gelernte der Kinder besprochen
und neue Lernziele definiert. Ja, die Arbeitszeit für Papi verlängert
sich auf Grund der zusätzlichen Pausen. Im Krisen-Modus
ist es legitim und es ist wichtig hier an die Solidarität zwischen
Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu appellieren und dies zu leben.
Vielleicht kann auch die Nachbarin ein, zwei Stunden auf
alle Kinder aufpassen und Sie revanchieren sich am Nachmittag
mit 2 Stunden Betreuung.
Home Office Arbeiter müssen sich um Nähe
kümmern – Kommunizieren Sie aktiv
Trotz aller Möglichkeiten, die uns moderne Kommunikationsmittel
bieten: der persönliche Austausch ist immer noch ein
sehr wichtiges menschliches Bedürfnis. Falls Sie dauerhaft von
zuhause arbeiten, sollten Sie Ihre Kunden und Kollegen regelmäßig
persönlich treffen, zum Beispiel beim Lunch. Oder Sie
richten sich einen festen Tag pro Woche ein, in dem Sie vor Ort
im Büro sind und den persönlichen Kontakt aufrechterhalten.
Kurzfristig kann dies für 1-2 Monate unterbrochen werden,
wenn die Umstände dies erfordern. Es sollte aber nicht die Regel
werden.
Tägliche Arbeitsroutine hilft
Routine klingt negativer als es ist. Oft hat es einen negativen
Beigeschmack im Sinne von langweilig, lästig und ermüdend.
Jedoch ein klar strukturierter Arbeitsablauf hingegen ermöglicht
Ihnen, sich in die Arbeit zu vertiefen und verbessert Ihre
Konzentrationsfähigkeit. Dadurch finden Sie leichter in den
„Arbeitsmodus“, egal ob im Büro oder Home Office. Auf die gleiche
Weise können Sie Ihre Pausen in ihren Arbeitstag einbetten.
Belohnung nicht vergessen
Auch im Homeoffice sollten Sie sich für die Arbeit belohnen. Ein
frischer Kaffee oder eine längere Pause nach einem erfolg motiviert.
Denn kleine Belohnungen über den Tag verteilt, honorieren
Ihre Leistung und steigern nachweislich Ihre Motivation.
Die Möglichkeiten, sich bewusst etwas Gutes zu tun, sind im
Home Office wesentlich größer als in der Firma – also nutzen Sie
diesen Vorteil! Bei mir heisst diese Belohnung übrigens “Ghandi
Pur” ein ganz ausgezeichneter indischer Kaffee von Kaffeepur.
ch – wie heisst diese bei Ihnen?
Klare Abmachungen
Ganz wichtig ist es auch, zwischen Ihnen und Ihrem Team, respektive
Ihrem Arbeitgeber klare Abmachungen zu vereinbaren
und einzuhalten. Diese Abmachungen können je nach dem variieren
oder der aktuellen Situation angepasst werden – aber sie
müssen offen, ehrlich und Transparent geklärt werden.
Wenn Sie diese Regeln beachten, werden Sie alle Annehmlichkeiten
genießen können, die Arbeiten von zuhause aus ermöglicht,
ohne dass Sie dabei Ihre Motivation oder Produktivität
opfern müssen. Denn Wohlbefinden und Kreativität sind eine
wichtige Grundlage dafür, unser Menschliches-Potenzial ganzheitlich
zu aktivieren. Kommt der Krisenfall dazu, ist es umso
wichtiger um als Gesellschaft stark aus dieser Krise heraus zu
kommen.
26
Daten weg.
Desktop sperren rettet
Unternehmen.
gdata.ch/awareness-training
Nachhaltigkeit
Staaten könnten Überdüngung
eindämmen
Viele Länder könnten in der Landwirtschaft weniger Stickstoffdünger einsetzen,
ohne dass die Ernteerträge wegbrächen. Das zeigt ein internationales Forschungsteam
um die beiden ETH-Wissenschaftler David Wüpper und Robert Finger.
Stickstoffhaltige Düngemittel sind ein in der Landwirtschaft
vieleingesetztes Ertragssteigerungsmittel. (Bild: Adobe Stock)
Die Welt wird mit Stickstoff überschwemmt. Er dient in der
Landwirtschaft als Dünger, um, die Produktion zu steigern.
Das verursacht eines der grössten Umweltprobleme unserer
Zeit. Unter der Stickstoffverschmutzung leiden Gewässer, Böden
aber auch die Gesundheit von Mensch und Tier. Auch die
natürliche Artenvielfalt nimmt ab, wenn Stickstoff über die Luft
oder Regen in Lebensräume wie Moore oder Wälder gelangt, die
nicht direkt gedüngt werden.
Einen mächtigen Hebel zur Eindämmung des Problems könnten
nationale Regierungen sein. Sie müssten eine nationale und
internationale Politik betreiben, die das globale Ernährungssystem
auf höhere Erträge und eine viel geringere Umweltbelastung
ausrichtet. Doch wie stark Länder ihre Stickstoffverschmutzung
und ihre Ernten tatsächlich beeinflussen, war
bislang kaum untersucht.
Gesamteffekt der Länder quantifiziert
Die ETH-Forscher David Wüpper und Robert Finger von der
Professur für Agrarökonomie und –politik haben deshalb zusammen
mit weiteren internationalen Autoren erstmals den
Gesamteffekt fast aller Länder der Welt auf ihre Stickstoffverschmutzung
und die Ernteerträge berechnet. Die Resultate
ihrer Studie sind soeben in der Fachzeitschrift «Nature Food»
erschienen.
In dieser Publikation zeigen die Forschenden auf, dass Länder
die Stickstoffverschmutzung tatsächlich besonders stark beeinflussen.
Der Einfluss einzelner Länder auf die Verschmutzung
ist oft um ein Vielfaches grösser als derjenige auf die Ernteerträge.
Eindämmen, ohne dass Erträge wegbrechen
Das zeigt sich daran, dass viele Länder die sogenannte Ertragslücke
nur geringfügig verkleinern, selbst wenn sie sehr viel mehr
Stickstoff einsetzen. Die Ertragslücke ist die Differenz zwischen
möglichem und dem tatsächlich erzielten Ertrag. Wenn einzelne
Länder versuchen, die Ertragslücke um 1 Prozent zu schliessen,
ist dies insgesamt mit einem globalen Anstieg der Stickstoffbelastung
um 35 Prozent verbunden.
Mit anderen Worten: Einige Länder setzen extrem hohe Düngemengen
ein, aber holen nur sehr wenig mehr Ertrag heraus. Die
Forschenden kommen deshalb zum Schluss, dass viele Länder
die Verwendung dieses Nährstoffs eindämmen könnten, ohne
dass die Erträge wegbrechen.
Im Rahmen ihrer Studie identifizierten die Forschenden auch
die Faktoren, welche den gesamten Stickstoffeinsatz und die
Stickstoffverschmutzung im Verhältnis zu den Erträgen erklären.
Wichtige Faktoren sind unter anderem die Qualität von Institutionen,
wirtschaftliche Entwicklung, die Grösse der Bevölkerung,
aber auch wie hoch der Anteil der Landwirtschaft an der
Gesamtwirtschaft eines Landes ist.
Weitere wichtige Faktoren, die die Stickstoffverschmutzung
eines Landes beeinflussen, sind etwa direkte Subventionen, mit
denen ein Staat Stickstoffdünger verbilligt. Aber auch indirekte
Zuschüsse oder Politikmassnahmen, die beeinflussen, wie
teuer landwirtschaftliche Produkte im Vergleich zu den Düngerkosten
sind, Regulierungen und Gesetze, Ausbildung der Bewirtschafter,
Technologien oder auch Handelsstrukturen sind
relevant.
28
Nachhaltigkeit
Globale Daten ausgewertet
Ein Beispiel dafür, wie Ländereigenheiten die Stickstoffverschmutzung
steuern, ist die Grenze zwischen Kasachstan und
China. Von Natur aus ist es dort trocken und die Vegetation
spärlich. Auf Satellitenaufnahmen ist zu erkennen, dass die Vegetation
auf der chinesischen Seite genau bis zur Grenze üppig
grün ist, um auf der kasachischen Seite der Grenzlinie abrupt
zu ändern und weniger grün ist. Das weist auf Bewässerung in
Kombination mit reichlicher Stickstoffdüngung auf der chinesischen
Seite hin.
Die Grenze China-Kasachstan aus dem All: Die Grenze zwischen
den beiden Ländern wird durch die Landnutzungspolitik definiert.
(Bild: Nasa Earth Observatory)
«Von Natur aus gäbe es keinen solchen Sprung in der Vegetation»,
sagt David Wüpper, Erstautor der Studie. «Dieses Beispiel
illustriert, dass es für die Stickstoffverschmutzung und den Ertrag
ausschlaggebend ist, in welchem Land die Felder liegen»,
sagt Wüpper. «Den gleichen Ertrag auf chinesischer Seite könnte
man jedoch auch mit deutlich weniger Stickstoffverschmutzung
erreichen.»
Auch die Schweiz ist keine Musterschülerin in Bezug auf die
Stickstoffverschmutzung. Wie auch in anderen europäischen
Ländern wird in der Schweiz nach wie vor viel Stickstoffdünger
ausgebracht, den die Pflanzen nicht vollumfänglich aufnehmen
können. Der Überschuss landet in Bächen, Seen und anderen
Ökosystemen.
«Die Landwirtschaft hierzulande ist sehr intensiv», erklärt Wüpper.
Das wirke sich direkt auf die Stickstoffverschmutzung aus,
nicht zuletzt deshalb, weil Schweizer Tiere mit Futter aus dem
Ausland gefüttert werden. Der Hofdünger, der bei der Tierhaltung
anfällt, wird allerdings auf Schweizer Böden ausgebracht
– und trägt damit zur Stickstoffverschmutzung bei.
Ökonomische Instrumente als politische Option
«Insgesamt erkennen wir aber eine globale Ungleichverteilung
der Düngeressourcen», resümieren die Forscher. Hier zu viel, in
anderen Regionen der Welt zu wenig, etwa in Teilen Afrikas südlich
der Sahara, wo Bauern zu wenig Stickstoffdünger verwenden.
Sie könnten jedoch mit wenig mehr Stickstoff ihre Erträge
deutlich steigern. Würde es gelingen, die globale Ungleichverteilung
abzuschwächen, könnten an manchen Orten Erträge
beträchtlich gesteigert werden. Andernorts würde dafür die
Verschmutzung beträchtlich reduziert.
Ein Weg ist über den Preis für Stickstoffdünger. In Ländern, wo
zu viel davon verwendet wird, müsste der Dünger entsprechend
teurer werden, etwa durch die Einführung einer Stickstoffsteuer
oder andere politische Instrumente. In Ländern, wo zu wenig
Stickstoffdünger verwendet wird, sollten die Preise zum Beispiel
durch Subventionen gesenkt werden.
Ein weiterer Ansatz sind die Landwirtschaftsbetriebe selbst. Die
Politik und die Industrie könnten Landwirten Anreize bieten, die
Produktion umweltfreundlicher zu gestalten. Sie könnten beispielsweise
bestimmte Produktionsverfahren fördern, die zu
einer höheren Effizienz des Stickstoffeinsatzes führen. Nicht
zuletzt könnten Bauern, die weniger Stickstoff verwenden und
dafür mit weniger Ertrag rechnen müssen, vom Staat finanzielle
Kompensationen erhalten.
Präzisionslandwirtschaft hat Potenzial
Auch mithilfe von neuen Technologien liesse sich die Stickstoffeffizienz
steigern. «Das Stichwort ist Präzisionslandwirtschaft,
in der zum Beispiel Dünger gezielt nur wo effektiv nötig ausgebracht
wird. Das kann die Effizienz des Einsatzes erhöhen
und die Umweltprobleme verringern, ohne dass die Produktion
schrumpft», erklärt Finger.
«Ein sehr grosser Hebel ist aber auch der Konsum», erklärt
Wüpper. Ein Drittel der Lebensmittel geht zwischen Feld und
Teller verloren. Das fördere die Stickstoffverschmutzung und
Umweltschäden. «Verringern wir Nahrungsmittelabfälle, reduzieren
wir auch Umweltprobleme». Auch eine fleischarme Ernährung
hilft, die Nährstoffüberschüsse zu senken. Wird weniger
Fleisch produziert, landet auch weniger Hofdünger auf den
Feldern.
Literaturhinweis
Wuepper D, Le Clech S, Zilberman D, Mueller N, Finger R:
Countries Influence the Trade-Off between Crop Yields and
Nitrogen Pollution.
29
Nachhaltigkeit
Digitalisierung
Verantwortung als Chance: das Transformationsthema
Sustainability
Vom Nebenschauplatz zum Unternehmensziel: warum nachhaltiges Wirtschaften
heute so dringlich ist – und wie die Umsetzung am besten gelingt
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch Lippenbekenntnisse reichen
heute nicht mehr. Es ist höchste Zeit, dass auf Worte auch
Taten folgen. Allzu oft schmücken sich Unternehmen zwar mit
grünen Lorbeeren, betreiben im Alltagsgeschäft aber trotzdem
weitgehend „business as usual“. Auch weiterhin gibt es immer
wieder Situationen, in denen die Aktivitäten von Firmen mit gesellschaftlichen
Wertvorstellungen oder ökologischen Belangen
kollidieren. Dabei ist der Bedarf nach echter, transformativer
Sustainability akuter denn je. Und zwar nicht nur, weil die
ökologischen und sozialen Problemfelder täglich bedrohlicher
werden. Darüber hinaus steigt der Handlungsdruck auf Unternehmen
heute ganz direkt und von mehreren Seiten zugleich:
Regulatoren, Kunden und Investoren fordern überprüfbare
Nachhaltigkeit. Darauf nicht einzugehen, stellt ein geschäftliches
Risiko dar. Lesen Sie in diesem Artikel von Deloitte, wie
Firmen aus der Not eine unternehmerische Tugend machen und
den Schritt zur Nachhaltigkeit als Chance nutzen.
Was Sustainability heute so drängend macht?
Dafür genügt ein Blick in die Nachrichten. Klimawandel, Hungersnöte,
Flüchtlingsströme, Plastikmüll in den Meeren und
Artensterben. Eine Schreckensbotschaft jagt die nächste. Dass
etwas geschehen muss, bezweifelt niemand. Ökologische und
soziale Nachhaltigkeit ist zu einer Frage des Überlebens der
Menschheit geworden. Was früher oft als Thema für Idealisten
galt, wird heute allgemein in seiner Brisanz erkannt – und
zwar auf höchster Ebene. Allerspätestens seit der Verabschiedung
der Sustainable Development Goals 2016 durch die UN,
kurz: SDGs, gilt ohne Wenn und Aber: Das Thema „Sustainable
Future“ geht alle an – Bürger, staatliche Institutionen und insbesondere
auch Unternehmen. Diesen letzten Punkt haben die
SDGs unterstrichen und damit eine weitreichendere Diskussion
über die unternehmerische Verantwortung angestoßen. Die
siebzehn beschlossenen Ziele drehen sich um Maßnahmen zur
Sicherung von Frieden, Ernährungssicherheit, Wasserversorgung,
Sustainable Energy, Bildungschancen und anderem. Die
SDGs werden außerdem in einem Katalog von 169 Zielvorga-
ben für ihre Umsetzung noch präzisiert. Spielregeln für Morgen:
Sustainability im regulatorischen Trend
Die hehren UN-Ziele sind überzeugend ¬– doch wie können Unternehmen
effektiv zu deren Verwirklichung beitragen? Sollen
Unternehmen nun plötzlich die Welt retten? Ein bisschen schon.
Das fordern zumindest zunehmend deutlich die Regulatoren
und schaffen so unmittelbare Treiber für Veränderung. Vorhaben
der internationalen Staatengemeinschaft wie die SDGs sind
oft Vorboten nationalstaatlicher Regelungen in Sachen „green
policy“. Immer mehr Regierungen konkretisieren die anstehenden
Schritte zum Erreichen der SDGs in eigenen Programmen,
Vorschriften und Gesetzen, etwa die Bundesregierung mit ihrer
überarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategie. Ähnlich das Gesetz
zur Umsetzung der EU-CSR-Direktive (Corporate Social Responsibility,
deutsch: unternehmerische Sozialverantwortung)
oder der Nationale Aktionsplan Menschenrechte, der helfen
soll, globale Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. Ein wichtiger
Bereich, da sich Investments in Sozialverträglichkeit oft
nicht unmittelbar auszahlen wie etwa Energieeffizienz-Maßnahmen.
Angesichts dieser Trends ist es jedenfalls im wohlverstandenen
Eigeninteresse der Unternehmen, vorausschauend
zu agieren und Regulierung frühzeitig zu antizipieren. Doch die
regulatorische Entwicklung ist längst nicht der einzige Treiber
für Sustainability. Im Folgenden weitere gute Gründe für Unternehmen,
sich auf mehr Nachhaltigkeit auszurichten.
Wandel im Markt: Nachfrage nach Nachhaltigkeit
Öko ist in und Fairtrade ein Verkaufsschlager, auch wenn das
Konzept im Detail einige Kritik erfährt. Nur zwei Beispiele, wie
stark sich das Konsumentenbewusstsein gewandelt hat. Nachhaltigkeit
ist längst aus der früheren Nische in den Mainstream
gewandert. Der breite Markt verlangt sie heute – nicht nur die
oft zitierten Millennials, sondern auch immer mehr andere Bevölkerungsgruppen
interessieren sich für nachhaltige, gesunde,
umweltverträgliche Produkte und Ernährung. Unzählige Startups
engagierter junger Entrepreneure haben sich genau dieses
30
Nachhaltigkeit
Themas angenommen, von veganer Nahrung bis zu Recycling.
Wer diesen Trend am Markt verschläft, sieht neben der nachhaltigen
Konkurrenz schnell ziemlich alt aus.
Rendite mit Gewissen: Die Rolle von Institutionellen
und Retail Investoren
Investoren wollen Profite – aber nicht mehr um jeden Preis. Immer
mehr Anleger möchten nämlich inzwischen genauer wissen,
was eigentlich in ihren Sparplänen, Pensionen und ETFs
alles an einzelnen Investments enthalten ist.
Ökologisch oder sozial fragwürdige Aktien sind bei vielen Privatanlegern
verpönt. Aber auch institutionelle Anleger wie Pensionsfonds
oder Staatsfonds fordern immer häufiger die Einhaltung
nachhaltiger Standards. Asset Manager und Anbieter
von Finanzdienstleistungen müssen diesen gewandelten Markt
bedienen und behelfen sich dafür bei der Bewertung aus einer
Vielzahl von Ratings und Benchmarks, die Nachhaltigkeit messbar
machen sollen. Indizes wie der Dow Jones Sustainability Index
DJSI machen es z.B. möglich, gezielt ETFs oder Fonds zum
Thema Sustainable Investing aufzulegen. Research- und Rating-Häuser
wie ISS oder MSCI bieten Datenbanken und andere
Dienste, die bei der Beurteilung von Nachhaltigkeit Kriterien
liefern können. Auch hier ist mit verstärkter staatlicher Regulierung
zu rechnen: Gemäß einem aktienrechtlichen Referentenentwurf
werden institutionelle Anleger und Vermögensverwalter
in naher Zukunft bei der Offenlegung ihrer Anlagestrategie
auch ESG-Kriterien (Environmental, Social and Corporate Governance,
deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung))
berücksichtigen müssen (§ 134c AktG Ref-E).
Nachhaltige Zukunft, nachhaltige Gewinne: Sustainability
lohnt sich
Es ist offensichtlich: Es gibt neue und zunehmend harte Regeln,
die befolgt werden wollen. Wenn Regulierungen eingeführt
oder verschärft werden, ist Compliance unabdingbar. Sustainability
fordert Unternehmen aber weit über diesen Rahmen hinaus.
Nur wer Vorschriften einhält, kann seine operative Lizenz
behalten. Doch wer weitergehend auch eine Transformation in
Richtung Nachhaltigkeit in Angriff nimmt, sichert sich eine mindestens
ebenso wichtige „Lizenz“: die Option zu wachsen. Stärkung
der Marke, Aufwertung der Produktpalette, Verringerung
intangibler Risiken und neue Business Models mit Sustainability-Aspekt
können sich als attraktive Umsatz- und Gewinntreiber
erweisen.
Außerdem gehen viele ökologische Maßnahmen in der Sustainable
Economy auch ganz direkt mit ökonomischem Nutzen
einher, drehen sie sich doch oft um Effizienzgewinne (etwa Rohstoff-Recycling).
Insgesamt führt nachhaltigeres Wirtschaften
zu mehr Resilienz auf allen Ebenen des Business, was für ein
Unternehmen natürlich äußerst vorteilhaft ist. Wer weniger
Plastik einsetzt, ist Ölpreisschwankungen weniger ausgesetzt;
wer faire Löhne zahlt, stabilisiert Belegschaften in Produktionsstätten.
Und eine dritte „Lizenz“ winkt Unternehmen, die sich
als Pioniere der Nachhaltigkeit positionieren: die zum Mitgestalten.
Denn wer als nachhaltiger Player ernstgenommen wird,
kann aktiv zum regulatorischen Diskurs beitragen und erhält
einen „seat at the table“.
Tatsächlich ist es ja auch im Sinne der Regierungen, gerade große
Unternehmen ins Projekt Sustainable Future einzubinden.
Deren Beitrag zur Umsetzung der SDGs ist dank des massiven
Hebels größer als etwa der von kleinen Vorzeige-Start-ups mit
perfekt nachhaltigen Geschäftsmodellen, aber vernachlässigbarem
Marktanteil.
Wo es hakt: Problemfelder und ihre Bewältigung
Nachhaltigkeit ist eine „Win-Win-Proposition“ – genauer genommen
sogar ein dreifaches „Win“: Umwelt, Gesellschaft und
das Unternehmen selbst profitieren davon. Dies wurde bereits
1994 im „Triple Bottom Line“-Konzept von John Elkington postuliert,
einem Drei-Säulen-Modell, das auf die synchrone Umsetzung
in allen drei Bereichen abzielt (Environment, Society,
Economy). Warum hapert es dann oft immer noch an stringenter
Umsetzung? Transparenz zu erzeugen und Einblicke zu gewinnen,
was die Ursachen und Quellen von negativen Effekten
für Umwelt und Gesellschaft angeht – das ist oft nicht trivial.
Auch ist mit den bisher verwendeten Produktionsmethoden
und Technologien die nötige Entkoppelung von Wachstum und
Ressourceneinsatz nicht ohne weiteres umsetzbar, insbesondere
nicht angesichts einer weiter wachsenden Weltbevölkerung,
sinkenden Ertragszuwächsen in der Landwirtschaft und
gleichzeitiger Verschmutzung der Ökosysteme. Neue, digitale
Technologien können hier als ein wirkungsvoller Schmierstoff
im „Uhrwerk“ der Zahnräder Umwelt, Gesellschaft und Unternehmen
verstanden werden, der bei der effizienten Umsetzung
höchst hilfreich sein kann.
Die Experten von Deloitte haben drei Bereiche
identifiziert, in denen zielführende Transformation
vorrangig ansetzt:
1. Sustainability muss auf der Führungsebene verankert werden
Auch wenn sich diese Einsicht noch nicht überall durchgesetzt
hat: Sustainability ist ein wesentlicher Sachbereich für Vorstand
und Aufsichtsrat. Natürlich konkurrieren viele Themen
um die Aufmerksamkeit des Top-Managements. Doch die nachhaltige
Transformation gelingt nur, wenn sie auch von ganz
oben gewollt, gestaltet und gesteuert wird. Sustainability ist
ein C-Level-Thema quer durch die Management Funktionen und
auch für Audit Committee, Risikomanagement und interne Revision.
Erneut finden hier ebenfalls regulatorische Verschärfungen
statt, die Nachhaltigkeit zu einem zentralen Governance-
Aspekt machen. Regelungen wie die EU-Nonfinancial Reporting
Direktive schreiben Details zu Berichten zu ESG-Themen vor.
Auch die aktuell in Konsultation befindliche Neufassung des
Deutschen Corporate Governance Kodex weist in der Präambel
auf diese erweiterte Verantwortung hin.
2. Sustainability muss systematisch gemessen und erfasst werden.
Die Bemühungen um das Ziel „Sustainable Future“ basieren
auf Werten, Absichten, ja Idealen. Alles Dinge, deren konkrete
Umsetzung im Betrieb schwer einzuschätzen ist. Geeignete
Metriken und Reporting-Formate schaffen Abhilfe: Soll der
Transformationsprozess in den Wertschöpfungsketten des
Unternehmens effizient gestaltet werden, muss man die Beiträge
zu den SDGs auch messen. Für die externe Bewertung
etwa durch Analysten existieren die erwähnten Sustainability-
Benchmarks, Indizes und Datenbanken. Für interne Prozesse
entwickelt die Global Reporting Initiative oder das Sustainability
Accounting Standards Board international zukunftsweisende
Kriterien. Auch wenn es hierbei noch viele miteinander
in Konflikt stehende Standards gibt, die den Fortschritt manchmal
auch etwas zu bremsen scheinen: Allein die Fülle an
Aktivität auf diesem Feld zeigt eine klare Marschrichtung.
3. Sustainability muss in die Strategie- und Innovationsprozesse
integriert werden Sustainability hat heute strategische Bedeutung
erlangt. Wenn das so ist, dann muss sie aber auch in Unternehmensstrategien
und sämtliche Strategiebildungsprozesse
einfließen. Im Idealfall beginnt das schon bei der Unternehmens-Vision
und Mission Statements, die den „Purpose“ der ei-
31
Nachhaltigkeit
Digitalisierung
genen Organisation beschreiben. Und diese Ausrichtung findet
sich dann auch in der Strategie- und Innovationskultur wieder.
Jede konkrete Innovation und Prozessoptimierung erhält somit
eine zusätzliche Dimension. Sustainability ist heute schlicht ein
Teil dessen, was als Qualität verstanden wird. Innovative Business
Models, neue Produkte und ein nachhaltigerer Produkt-
Mix sind das Ergebnis. Die Methoden der Digitalisierung von
Blockchain über des Internet of Things bis hin zu Künstlicher
Intelligenz helfen zusätzlich in der Analyse und Steuerung von
Sustainability-Anforderungen, bei der Steigerung von Transparenz
und der Optimierung von Nachhaltigkeitsleistungen.
Vordenker in Sachen Nachhaltigkeit: Beispiele
aus der Praxis
Ökologische und soziale Missstände gibt es viele. Aber ebenso
zahlreich sind die Chancen für Unternehmen, bei deren Bewältigung
durch ihr Handeln einen echten Unterschied zu machen.
Im Folgenden Beispiele für Felder, in denen ein Umdenken heute
schon stattfindet – weg von der linearen Ressourcen-Verwendung
hin zur zirkulären Rohstoff-Ökonomie, weg von sozial
fragwürdigen Lieferketten hin zu neuen und verträglicheren
Modellen:
1. Vermeidung von Verschwendung von Lebensmitteln
Die Weltbevölkerung wächst, viele Menschen leiden Hunger.
Gleichzeitig gehen Lebensmittel durch ineffiziente Strukturen
in der Wertschöpfungskette verloren. Das betrifft ungefähr 40
Prozent der globalen Nahrungsmittelproduktion. Mit digitalen
Lösungsansätzen können jedoch große Mengen an Lebensmittelabfällen
vermieden werden. Der größte Teil der Abfälle fällt
bei den Konsumenten an, aber auch im Einzelhandel geht es
um signifikante Volumen. Für den Einzelhandel liegen die Ursachen
in der Komplexität, mangelnder Transparenz und in der
geringen Synchronisation innerhalb der Lebensmittelversorgungskette.
Der digitale Lösungsansatz von Deloitte „Future of
Fresh“ erhöht nicht nur die Frische der Lebensmittel, sondern
reduziert Abfallmengen durch die Vernetzung der Akteure entlang
der Wertschöpfungskette. Deloitte hat diesen neuartigen
Approach bereits mehrfach eingesetzt und durch die Generierung
neuer Performance Daten mit Hilfe von Sensorik und
künstlicher Intelligenz signifikante Einsparungen bei mehreren
globalen Einzelhändlern erzielt. Je nach Reifegrad des Partners
ergaben sich durch Deloitte-Projekte Einsparungen zwischen
25-50 Prozent.
2. Vermeidung von Plastikmüll
Ein Megaproblem, das derzeit besonders viel Aufmerksamkeit
erfährt. Völlig zu Recht, denn Plastikmüll und seine Abbauprodukte
bedrohen ganze Ökosysteme, Nahrungskreisläufe und
damit unsere Gesundheit. Stellen Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten
entsprechend um, winken neben ökologischen
Benefits auch Differenzierungs- und Einsparungspotenziale.
Kosten durch den Einsatz von Plastik werden durch die Verwendung
von recyceltem Material verringert, oder auch durch die
Einführung völlig neu gestalteter Verpackungen, welche nach
ihrer Nutzung leichter recycelt werden können. Plastik ist ein
grundsätzlich extrem langlebiges Material und muss auch als
solches behandelt werden. Eine rein energetische Verwertung
von Plastikmüll oder der Austritt aus dem Wertstoff-Kreislauf
in die Natur: das ist zunächst einmal eine unnötige Verschwendung
wertvoller Kohlenwasserstoffketten. Zirkuläre Systeme,
welche noch effektiver funktionieren, werden nun aber zunehmend
von Unternehmen selbst implementiert. Gleichzeitig wird
intensiv an alternativen, biobasierten Materialien geforscht,
welche helfen sollen, die Abhängigkeit vom fossilen Plastik zu
verringern. Deloitte Sustainability unterstützt die Material- und
auch Service- Innovation im Bereich Plastikverwendung und
Verpackungsdesign.
3. Transparenz in der Lieferkette: Fischereiindustrie
Die Fischereiwirtschaft ist enormen Herausforderungen ausgesetzt.
Problemfelder sind die Überfischung von Beständen
und Fütterungspraktiken, die für Menschen und Umwelt schädlich
sind. Ob beim Fischfang oder der Aquakultur, die Herkunft,
die Qualität des Fisches sowie Arbeitsstandards werden durch
unterschiedliche Industriestandards beeinflusst. Jedoch ist deren
Einhaltung und Glaubwürdigkeit teilweise fragwürdig. Als
Akteure im Umgang mit einem der wertvollsten Lebensmittel
(nach dem Wertanteil des weltweiten Handels an Lebensmitteln)
versuchen Regulierer und das Management von verant-
32
Nachhaltigkeit
wortungsvollen Fischereibetrieben zunehmend mithilfe von
Digitalisierung Licht in das Dunkel der Lieferketten zu bringen.
Deloitte Sustainability initiierte und begleitet einen umfassenden
Dialog mit Akteuren, von Fischfutterherstellern bis zu
Handelsunternehmen, um mehr Transparenz in der Fischereiindustrie
zu schaffen. Hierbei kann beispielsweise die Blockchain
Technologie einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung von Vertrauen
leisten.
4. Blockchain Zukunftstechnologie mit nachhaltigen Use
Cases
Neue Technologien wie z.B. Blockchain, ein dezentrales Register
von Transaktionen, können bei der Realisierung von Infrastrukturprojekten
zur Bekämpfung des Klimawandels helfen.
Beispielsweise bei der Finanzierung, der Projektumsetzung und
beim Monitoring bzw. der Mitigation von Aktivitäten. Große Infrastrukturanlagen
werden etwa von unterschiedlichen Investorengruppen
finanziert, um eine annehmbare Risikoverteilung
realistisch abbilden zu können. Mithilfe von Krypto-Tokens kann
ein größerer Kreis an Investoren mit festgeschriebenem Anreizsystem
und Verantwortlichkeiten konform mit regulatorischen
Anforderungen in eine komplexe, dezentrale Finanzierung eingebunden
werden. Auch der Handel mit CO2-Zertifikaten kann
über eine solche Plattform effizient und günstig abgewickelt
werden. Je mehr Zertifikate und Infrastrukturprojekte mit der
Basistechnologie Blockchain umgesetzt werden, desto transparenter
und steuerbarer werden globale Aktivitäten zur Bekämpfung
des Klimawandels.
5. Bezahlsysteme in benachteiligten Gesellschaften
Ein Hinderungsgrund für Entwicklung und Wohlstand ist, dass
in vielen armen Regionen kein funktionierendes Finanzsystem
existiert. Etwa aufgrund einer mangelnden Verfügbarkeit von
Konten und Kreditkarten. Die Vodafone-Tochter safaricom hat
in Kenia das mobile Bezahlsystem M-Pesa geschaffen, mit dem
dieses Problem gelöst wird. Die rapide Verbreitung führte zu effizienteren
Transaktionen, fördert so Handel und Wirtschaft. 25
Prozent des BIP werden heute über den Dienst abgewickelt. Nebenbei
machte M-Pesa die kenianischen Konsumenten zu globalen
Vorreitern in Sachen Mobile Payment. Ganz zu schweigen
von dem neuen Geschäftsmodell, das der Konzern auf diesem
Weg erschlossen hat – und das inzwischen auf andere Märkte
ausgeweitet wurde.
Nachhaltige Unterstützung: Das Sustainability
Team von Deloitte
Sustainability – letztlich ein Thema für das gesamte Unternehmen,
quer durch sämtliche Bereiche. Wie setzt man eine Transformation
mit derart weitreichenden Implikationen effizient
um? Wesentlich ist dabei nicht nur Exzellenz in Sustainability-
Aspekten, sondern fundierte Expertise in den einzelnen Funktionen
und geographischen Regionen.
Auf beides kann das deutsche Sustainability-Team von Deloitte
zurückgreifen, auch weil seine Fachleute Zugang zum großen
Erfahrungspool des globalen Deloitte-Netzwerks haben. Sie
werden aktiv, wenn es um die Unterstützung der Kollegen aus
Prüfung, Strategieentwicklung oder Operations geht.
Und sie erarbeiten Einzellösungen für Kunden, von der Überprüfung
der Wirksamkeit von sozialen Audits über die Schaffung
von IT-Strukturen für Nachhaltigkeits-Reporting bis hin
zur Entwicklung ganzer Sustainability-Konzepte. So helfen sie
Unternehmen, die Transformation als nachhaltigen Erfolg zu
gestalten.
Ihr Ansprechpartner
Thomas Krick
Director | Sustainability
tkrick@deloitte.de
+49 151 58071682
33
Bau und Immobilien
Nachhaltigkeit im Bauwesen:
die grüne Revolution
Höhere Baukosten werden mit geringen Betriebskosten belohnt. Die Wohnund
Arbeitsqualität in Green Buildings ist sehr hoch. Nachhaltiges Bauen belebt
das Stadtbild und schützt die Landschaft.
Den Energie- und Ressourcenverbrauch minimieren, den Flächenverbrauch
reduzieren und die Natur durch ein Gebäude
während des gesamten Lebenszyklus‘ (Bau, Nutzung und Rückbau)
möglichst wenig belasten: Das sind die drei bedeutenden
Säulen des ökologisch nachhaltigen Bauens. Aus dieser Perspektive
wird die Gebäudequalität hinsichtlich der Auswirkungen
auf die Umwelt beurteilt.
Nachhaltiges Bauen umfasst somit alle Bereiche von der Wahl
des Grundstücks über die Architektur und Energie-, Wasser-,
Materialeffizienz, den Betrieb, die Instandhaltung sowie Abfallvermeidung
bis hin zum Ressourcen-effizienten Betrieb und
schließlich der Dekonstruktion nach einer Nutzungszeit von 50
– 100 Jahren.
„Nachhaltig“ heißt jedoch nicht nur „öko“. Denn „Green Buildings“
sind „smart“: In grünen intelligenten Gebäuden sorgt
umweltfreundliche sowie automatisierte Hightech für die effiziente
Nutzung von Energie und Ressourcen sowie eine angenehme
Atmosphäre mit hoher Lebensqualität und Produktivität.
Früher normal – heute eine Entscheidung für die Zukunft
Einstmals war nachhaltiges Bauen aufgrund der verfügbaren
Baustoffe selbstverständlich. Dann kamen neue Materialien
und Verfahren, die zunehmend als belastend für Mensch und
Umwelt wahrgenommen wurden. Das Ideal, (wieder) ökologisch
nachhaltig zu bauen, kam in den 1970er Jahren auf. Treiber war
joch nicht nur der populär werdende Naturschutzgedanke in
eher subkulturellen Kreisen; auch der Schock der Ölkrise brachte
neue Methoden einer alternativen Energieerzeugung in den
Fokus.
Was unter anderem aus purem Pragmatismus heraus entstand,
wird heute zunehmend zu einem gesellschaftlichen Anspruch.
Denn ein Handeln gemäß den Prinzipien einer nachhaltigen
Entwicklung (sustainable development) erhöht für die heutigen
Generationen die Lebensqualität – und erhält für zukünftige
Generationen eine Welt voller Vielfalt.
Die Bedeutung des nachhaltigen Bauens beschreibt das „Bundesministerium
des Innern, für Bau und Heimat“ so: „Die nachhaltige
Entwicklung besitzt weltweit als Leitbild für die Zukunft
eine herausragende Bedeutung. Das Bauwesen nimmt dabei
eine besondere Stellung ein, weil es wesentliche Bedürfnisse
des Menschen wie Wohnen und infrastrukturelle Bedürfnisse
befriedigt und zugleich große wirtschaftliche und für die Umwelt
relevante Aufwendungen damit verbunden sind.“
Die entscheidenden Faktoren und Effekte des nachhaltigen
Bauen
1. Energie aus Solarzellen
2. Gebäude werden Energie-Selbstversorger
3. Kooperieren beim klimaneutralen Bau
4. Nachhaltige Baustoffe
5. Die Zukunft für nachhaltiges Bauen
1. Die Kraft der Sonne: Ökologisch nachhaltige Energie aus
Solarzellen
Die Sonne: ein Superkraftwerk. Naheliegend, diese kostenlos
zu uns geschickte Energie zu nutzen. Daher fangen auf einer
zunehmenden Anzahl von Eigenheimdächern funkelnde Solarzellen
die Vorstufe des umweltfreundlich gewonnenen Stroms
ein. Deutlich gesunkene Produktionskosten und Subventionen
haben diesen Trend sehr begünstigt. Parallel dazu wächst das
Bewusstsein hinsichtlich des nachhaltigen Bauens. Designer
und Bauträger nutzen beispielsweise verstärkt Recycling, wählen
länger haltbare und regenerative Materialien, setzen auf
34
effizientere Isolierung und reduzieren die Umwelteinflüsse an
Baustellen.
Bau und Immobilien
Höhensonne nutzen mit Photovoltaik-Anlagen
2. Gebäude werden Energie-Selbstversorger
Der nächste Level: Nachhaltige Gebäude, die Energie nicht nur
hinzugewinnen, sondern vielmehr Energie-autark sind. Das ist
sozusagen der Gold-Standard eines Green Buildings, bei dem
von einem vollkommen klimafreundlichen Gebäude aufgrund
nachhaltiger Architektur gesprochen werden kann. Das gelingt
mit Photovoltaik-Zellen, die in eine Fassade eingefasst sind oder
als transparente Module für Fenster sowie Oberlichter verwendet
werden. Und Windkraftwerke auf Wolkenkratzern nutzen
den dort vorherrschenden beinahe konstanten Luftstrom.
Nachhaltige Technik: biologisch abbaubare
High-Tech Nanomaterialien
3. Kooperieren beim klimaneutralen Bau
Selbstversorgende, nachhaltige Gebäude entstehen in Kooperation
zwischen Industrie, Immobilienentwicklern und öffentlichen
Forschungseinrichtungen, wie zum Beispiel dem
Fraunhofer-Institut für Bauphysik. Auf dieser Basis konzipierte
nachhaltige Gebäude übertreffen oftmals alle drei Grenzwerte
für den LEED Platin-Status. Unter anderem durch die Integration
erneuerbarer Energiequellen in die Gebäudestruktur, intelligente
und sehr energieeffiziente Verteilungssysteme für
Beheizung und Abkühlung sowie Vorrichtungen für natürliche
Luftströme im Gebäude statt Klimaanlage.
Energiewände: Große Außenwandflächen sind
ein hervorragender Ort für Solarzellen
4. Hochentwickelte nachhaltige Baustoffe
Die Idee der Nachhaltigkeit hat alle Industrien erfasst und
transformiert diese in High-Tech-Innovatoren. So auch die Bauindustrie.
Relevant für die Entscheider bleibt jedoch stets der
Kostenfaktor, vor allem bei kommerziell genutzten Gebäuden.
Denn traditionelle Baumethoden sind meist weitaus günstiger.
Wettbewerbsfähig bleiben grüne Bauunternehmen durch spannende
Innovationen. Ein gutes Beispiel dafür sind Phasenwechselmaterialien
für die Isolierung. Im Gegensatz zu herkömmlich
dafür verwendeten Materialien, die den Strom von Wärme
durch Lufttaschen und Fasermaterialien aufhält, absorbieren
Phasenwechselmaterialien Wärme und geben sie wieder ab,
indem sie zwischen flüssigem und festem Zustand alternieren.
Eine andere erwähnenswerte Entwicklung sind biologisch abbaubare
Materialien. Zwar sind recycelte Produkte ein guter
Anfang, wahrhaft umweltfreundliche Materialien müssen jedoch
aufgrund ihres natürlichen Ursprungs rückstandslos und
schadstofffrei abbaubar sein. Beispiele dafür sind biologisch
abbaubare Farben mit Milchproteinen, Calcium und natürliche
Mineralien oder Isolations-Material aus Hanf.
Nachhaltiges Bauen mit Holz
Doch es müssen nicht immer neu entwickelte Materialien sein.
So wie uns die Sonne ihr Licht liefert, gibt es in der Nähe fast
jeder Baustelle Wälder. Holz als Baustoff ist gleich aus mehreren
Gründen ideal für den Bau nachhaltiger Gebäude. Denn der
nachwachsende Rohstoff ist währen seines Wachstums entscheidend
für unsere Atemluft. Später im Bauwesen genutzt,
hat Holz zahlreiche positive Effekte; allerdings vorausgesetzt,
es stammt aus der einheimischen Waldwirtschaft, nur dann
sind die Transportwege kurz.
Vorteilhaft ist der geringe Energieaufwand für Bereitstellung
und Aufbereitung des Materials. Vor allem: Wenn Holzprodukte
am Ende ihrer Lebensdauer energetisch verwertet werden, können
sie mehr klimaneutrale Energie liefern, als zur Herstellung
verbraucht wurde. Holz ist flexibel einsetzbar, entweder massiv
oder als Verbundwerkstoff. Es weist bei niedrigem Eigengewicht
eine hohe Zug- sowie Druckfestigkeit auf und erlaubt
den Bau hoch wärmedämmender Gebäudehüllen mit geringen
Wandstärken. Echte Nachhaltigkeit fußt auf ökologischen Ma-
Mittlerweile lassen sich 90 Prozent aller Netzwerkübergriffe auf Phishing zurückführen.
35
Bau und Immobilien
terialien, Langlebigkeit sowie Regionalität der Baustoffe – und
führt letztlich neben oder gerade durch die ökologischen Faktoren
zu mehr Wohngesundheit. So ist ein Haus zukunftsfähig
und damit werthaltig.
Grüne Bürogebäude: Großes Potenzial für Nachhaltigkeit
im Bauwesen
5. Die Zukunft für nachhaltiges Bauen
Nachhaltiges Bauen zielt darauf ab, eine hohe ökologische Qualität
durch angemessene Bauweisen sicherzustellen. Konventionelles
Bauen ist durch große Energie- und Stoffströme geprägt.
Nachhaltiges Bauen reduziert sehr bewusst die dadurch
entstehenden negativen Effekte und schützt so das Ökosystem.
Das hohe Innovations-Potenzial aller beteiligten Industrien begünstigt
die positiven Effekte. Die Prinzipien des nachhaltigen
Bauens sollten jedoch nicht nur bei Neubauten umgesetzt werden,
sondern auch bei der Modernisierung im Bestand.
Technologien für die saubere Energiegewinnung, leistungsfähige
und abbaubare Materialien sowie High-Tech für die intelligente
Gebäudesteuerung schützen nicht nur unseren Planeten,
sondern – mit Weitsicht betrachtet – auch das Budget. Immer
mehr Projektentwickler erkennen und schätzen beispielsweise
die geringeren Lebenszykluskosten der nachhaltigen Gebäude.
Bauherren, Betreiber und Nutzer: Sie profitieren von besserer
Bauqualität, geringeren Betriebskosten, höheren Vermarktungschancen,
geringerem Leerstand, höherem Marktwert und
höheren Mieterträgen. Nicht zu vernachlässigen ist der positive
Imagegewinn für Eigentümer und Nutzer.
Nachhaltiges Bauen ist viel mehr als eine kurzfristige Mode.
Unser Planet verlangt nach dieser Umbesinnung – und wir Menschen
führen in nachhaltigen Gebäuden ein schöneres Leben.
Apropos: Lesen Sie doch gleich weiter, welche positiven Effekte
Dachbegrünung für Mensch und Umwelt hat.
Singapur ist einer der Großinvestoren für nachhaltiges
Bauen
Soziokulturelle Aspekte
Zusätzlich zu den ökologischen Aspekten des nachhaltigen
Bauens sind die soziokulturellen Auswirkungen eines Gebäudes
bedeutend. Denn ein Bauwerk ist stets im städtebaulichen bzw.
landschaftsräumlichen Zusammenspiel zu betrachten. Auch
andere, funktionale und den Menschen berührende Aspekte
sollten bei der Planung berücksichtigt werden. Und: Bei baulichen
Maßnahmen im Bestand ist ein denkmalpflegerischer Ansatz
zu verfolgen.
Zertifizierung nachhaltiger Gebäude
Einer der Anbieter von Zertifizierungssystemen für nachhaltiges
Bauen ist die „Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
– DGNB e.V.“. Sie bietet eine internationale Zertifizierung
an, die der objektiven Beschreibung und Bewertung der Nachhaltigkeit
von Gebäuden und Quartieren dient. Betrachtet wird
hierfür der vollständige Gebäudelebenszyklus. Der Vorteil für
36
37
Bau und Immobilien
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38
Bau und Immobilien
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39
Mobilität
Wir müssen alle Sektoren der
Mobilität berücksichtigen
Die 2018 lancierte Mobilitätsinitiative gewinnt zunehmend an Fahrt. Konstantinos
Boulouchos, treibende Kraft hinter dem Vorhaben, erklärt, wie weit die Umsetzung
fortgeschritten ist und in welche Richtung sich die Initiative entwickeln
soll.
Von: Felix Würsten
Herr Boulouchos, Anfang 2018 hat die ETH Zürich zusammen
mit den SBB die Lancierung einer gross angelegten
Mobilitätsinitiative verkündet. Wie weit ist das Vorhaben inzwischen
gediehen?
Konstantinos Boulouchos: Es ist sehr viel passiert seither. Zu
Beginn erhielten wir von den SBB eine Donation zur Anschubfinanzierung
der Initiative über 10 Jahre hinweg. Inzwischen
konnten wir weitere Partner gewinnen: Siemens ist seit 2019
mit im Boot. Und dieses Jahr konnten wir mit der AMAG einen
zusätzlichen Partner gewinnen. Zusammen mit dem Engagement
einer Privatperson wurden mittlerweile insgesamt 18
Mio. Franken an Donationen eingebracht. Davon konnten über
10 neue Forschungsprojekte mit je knapp 3 Mio. Franken von
der Initiative und durch Eigenmittel finanziert werden.
Die zwölf bisher bewilligten Projekte betreffen in erster Linie
den Schienenverkehr. Warum diese Fokussierung?
Dass der Schienenverkehr bislang im Vordergrund steht, hängt
damit zusammen, dass die SBB bisher der grösste Partner sind.
Wir streben aber einen breiteren Ansatz an und wollen alle Sektoren
der Mobilität berücksichtigen. Mit der AMAG haben wir
nun einen starken Partner aus dem Bereich Strassenverkehr
dabei, so dass das Spektrum der verschiedenen Mobilitätsformen
nun breiter abgedeckt ist. Mittelfristig möchten wir auch
die Luftfahrt und wenn möglich die Schifffahrt einbeziehen. Die
Schweiz ist zwar ein Binnenland, aber es gibt hierzulande viele
Firmen, die in diesem Bereich tätig sind.
Wie bringen Sie die Interessen von so unterschiedlichen
Partnern zusammen?
Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Unsere Industriepartner
sind natürlich in erster Linie interessiert, ihre Probleme von
heute zu lösen. Wir müssen daher aufpassen, dass wir nicht in
der betriebswirtschaftlichen Sichtweise stecken bleiben. Als
ETH-Forschende sind wir an der längerfristigen Perspektive interessiert,
an den grundlegenden Problemen.
Was heisst das konkret?
Es gibt drei zentrale Themen, die alle Bereiche der Mobilität betreffen.
Das erste Thema ist die Dekarbonisierung: Wir müssen
das Verkehrssystem klimafreundlicher machen, indem wir die
fossilen Treibhausgasemissionen möglichst stark reduzieren.
Das zweite Thema ist die Digitalisierung, die auch die Mobilität
grundlegend verändern wird. Und das dritte grosse Thema
ist die Planung der Infrastruktur. Wir stossen überall an Kapazitätsgrenzen
und müssen das Verkehrssystem als Ganzes
optimieren. Die breite Fachexpertise der ETH, kombiniert mit
wichtigen Impulsen aus der Praxis, eröffnet das Potenzial, eine
führende Position auf diesem Gebiet einzunehmen.
Sie sind als Forscher gleichzeitig auch noch im nationalen
Kompetenzzentrum SCCER Mobility engagiert. Wie spielen
die beiden Plattformen zusammen?
Das SCCER Mobility ist grundsätzlich ein anderes Vehikel. Es
handelt sich um ein nationales Kompetenzzentrum, an dem sich
Gruppen aus verschiedenen Hochschulen beteiligen. Allerdings
läuft dieses Zentrum Ende Jahr nach sieben Jahren aus. Mit der
Mobilitätsinitiative möchten wir das Netzwerk erhalten, das wir
innerhalb der ETH aufgebaut haben, und in den zukunftsträchtigen
Bereichen ausbauen. Zudem planen wir ein neues Kompetenzzentrum
für Mobilität.
Warum braucht die ETH ein solches Zentrum?
Es geht nicht nur darum, Forschungsprojekte zu lancieren. Es
braucht auch neue Angebote in der Lehre und neue Professuren.
Und wir müssen unbedingt den Outreach stärken, also der
Öffentlichkeit, der Verwaltung, der Politik und der Industrie ver-
40
Mobilität
mitteln, was heute Stand der wissenschaftlichen Forschung ist.
Wie ist eigentlich die Resonanz innerhalb der ETH? Da die Projekte
bisher eher auf den Schienenverkehr ausgerichtet waren,
haben sich vor allem Forschende aus dem Departement Bau,
Umwelt und Geomatik sowie aus dem Departement Maschinenbau
und Verfahrenstechnik, die sich mit Energiebereitstellung,
Digitalisierung und Robotik befassen, engagiert. Wir sind aber
daran, vermehrt Forschende aus der Elektrotechnik und der
Informatik stärker einzubeziehen, ebenso wie Wissenschaftler
aus den Departementen Management, Technologie und Ökonomie
sowie Umweltwissenschaften. Ich hoffe, dass wir in Zukunft
auch grössere und interdisziplinäre Projekte realisieren
können, an denen sich dann vier oder fünf unterschiedliche
Forschungsgruppen beteiligen. Das Potenzial dazu wäre an der
ETH vorhanden.
Aber noch sind wir nicht soweit.
Eine solche Initiative aufzubauen braucht viel Zeit, das darf man
nicht unterschätzen. Bis man mit einem Partner einen Vertrag
unterzeichnen kann, vergehen in der Regel einige Jahre.
Die gegenwärtige Krise macht die Suche nach neuen Partnern
wohl nicht einfacher, gerade im Bereich Luftfahrt. Das ist so. Gemeinsam
mit der ETH Foundation engagieren wir uns, neue Partner
an Bord zu holen. Vor der Corona-Krise sahen wir, dass die Industrie
durchaus grosses Interesse an unserer Initiative hat. Das
kohlenstoffarme Fliegen stellt die Branche vor eine grosse Herausforderung,
nicht nur die Fluggesellschaften, sondern auch die
Flugzeugbauer, die Flughäfen und alle anderen Akteure. Trotz
der gegenwärtig schwierigen Lage der Industrie sind wir zuversichtlich,
dass wir Partner aus weiteren Sektoren des Mobilitätssystems
für spannende Forschungsarbeiten gewinnen werden.
Die Mobilitätsinitiative der ETH Zürich
Anfang 2018 hat die ETH Zürich zusammen mit den Schweizerischen
Bundesbahnen (SBB) eine langfristig angelegte Mobilitätsinitiative
lanciert. Nachdem 2019 Siemens hinzukam,
konnte 2020 die AMAG Group AG als erster Partner aus der
Automobilbranche gewonnen werden. Die formelle Vertragsunterzeichnung
fand am 9. November 2020 statt.
Mit der Mobilitätsinitiative werden bisher vor allem Forschungsprojekte
auf Doktoranden- und Postdoktorandenebene unterstützt.
Die Projekte zielen beispielsweise darauf ab, Diagnoseinstrumente
zu entwickeln, die man zur Überwachung der
Bahnanlage in regulären Zügen einsetzen kann, oder untersuchen
das Zusammenwirken von Schiene und Rad, um die Abnützung
an den Fahrzeugen besser voraussagen zu können.
Auch grundsätzliche Aspekte werden untersucht, zum Beispiel
wie sich der Güterverkehr klimafreundlicher gestalten lässt.
Andere Projekte wiederum erforschen, wie man mit Hilfe von
künstlicher Intelligenz oder mit Fernerkundungsmethoden
Schäden an der Infrastruktur frühzeitig erkennen kann oder
welche Folgen sich ergeben, wenn man Photovoltaikanlagen
und Ladestationen für Elektroautos an das Stromnetz der Bahn
anschliesst.
Konstantinos Boulouchos ist
Professor für Energietechnik
und Leiter des Laboratoriums
für Aerothermochemie und
Verbrennungssysteme. Er war
Gründungsdirektor des Energy
Science Center (ESC) an der ETH
Zürich und leitet heute das Swiss
Competence Center for Energy
Research – Efficient Technologies
and Systems for Mobility (SCCER Mobiltity). Zudem ist
der Präsident der Energiekommission der Schweizer Akademien
der Wissenschaften.
41
Mobilität
Elektroautos 2021: Das sind die
9 Top Neuheuten des Jahres
Tesla hat es vorgemacht: Die dürftige Reichweite bei Elektroautos gehört der Vergangenheit
an. Hersteller wie BMW, Mercedes, VW und Co. bauen immer reichweitenstärkere
Fahrzeuge, mit spannenden Innovationen. Ob mit grosser oder doch weniger Reichweite
- die Elektorautos 2021 sind vielversprechend.
Ein kleines Highlight: 2021 kommt der Neue Fiat 500 mit einer
Cabrio-Ausführung auf den Markt. Foto: © Fiat
Das Jahr 2021 beschert uns in Sachen Elektroautos vielversprechende
Neuheiten. Von absolut erschwinglich bis zum Highend
Luxus-E-Auto und vom familienfreundlichen Mini-SUV bis zum
sportlichen Flitzer sind jegliche Bedürfnisse der Kunden Abgedeckt.
Das sind die Top Favoriten der Elektroautos 2021.
Ab 77‘600 CHF, dann bereits mit reichhaltiger Serienausstattung
aber ohne Allradantrieb, rollt das E-Auto mit seinen 286 PS
elektrischer Leistung aus dem Autohaus. Voll geladen schafft es
die Neuheit mit 74 kWh-Akku auf eine Reichweite von bis zu 460
km. Ende 2020 können interessierte Käufer das Auto auf bmw.
ch bereits konfigurieren.
Weitere elektrische Neuheiten aus dem Hause BMW sind geplant.
So kommt ein neuer BMW i4 (Reiselimousine), das Top-
Modell iNext (E-SUV der Luxusklasse) und ein i1 (Einsteigermodell
in die E-Kompaktklasse) im Jahr 2021 voraussichtlich auf
den Markt. BMW startet damit mit seiner angekündigten Offensive
für neue Elektroautos.
1BMW iX3: Stromgetriebener Bruder des Erfolgsmodells
Der Kompakt-SUV BMW X3 nimmt seit Jahren eine Top 5-Position
bei den Zulassungen ein. Kein Wunder ist das Fahrzeug
beliebt: Nicht zu gross, nicht zu klein, dennoch alltags-, familien-
und freizeittauglich mit dem gewissen Überblick über
den Strassenverkehr. Mit der elektrisch angetriebenen Neuheit
BMW iX3 will der Konzern nun Anfang des Jahres 2021 an den
Erfolg des Volumenmodells im Elektrobereich anknüpfen. Aussichten?
Zwar war der direkte Konkurrent Audi mit dem Strom-
SUV e-tron (Reichweite bereits 500 km) zwei Jahre schneller,
dennoch sind die Erfolgsaussichten für den Elektro-SUV gut.
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Der BMW iX3 kommt auf eine Reichweite von bis zu 460 km.
Foto: © BMW
Die angepeilte Zielgruppe ist gross und nicht zuletzt durch den
Erfolg des BMW i3 hat der bayrische Autobauer seine Elektrokompetenz
bereits unter Beweis gestellt.
2. Einmaliges Highlight? Der sich selbst ladende Sion
Nachhaltigkeit haben sich die Gründer des Münchner Start-
Ups Sono Motors auf die Fahne geschrieben. Dafür steht auch
die Entwicklung der Neuheit Sion. Der ab September 2021 in
Schweden produzierte Stromer ist die einzige Elektroauto-Neuheit,
die zumindest für Kurzstrecken nicht aufgeladen werden
müsste, da sie ihre eigene Stromversorgung an Bord hat.
Der Sion lädt sich für Kurzstrecken mit Solarstrom auf. Foto: ©
Sono Motors GmbH
Die Entwickler haben die komplette Karosserie mit Solarzellen
überzogen, was die CO2-Emissionen des E-Autos im Vergleich
zur Konkurrenz nochmals drückt. Drücken kann, sollte es besser
heissen. Denn die Selbstaufladung funktioniert nur, wenn
42
Mobilität
die Sonne scheint, wenn die Strecke von etwa April bis September
bei maximal 34 km oder im Winter bei lediglich zehn Kilometern
liegt. Dies sind die angegebenen Reichweiten, wenn sich
der Sion für einen Tag im Freien selbst aufladen kann.
An der Steckdose geladen kommt das E-Auto von Sono Motors
mit seinem 120 Kilowatt/163 PS leistenden E-Motor und einer
35 kWh starken Batterie auf eine Reichweite von bis zu 250 km
und ist damit ein Favorit für Arbeits-Pendler.
3Highlight Model Y: Nachfolger des Erfolgs-Stromer
Tesla Model 3
Die Zahlen der Neuzulassungen von Elektroautos steigen deutlich
und der gesamte Anteil an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben
lag im ersten Halbjahr 2020 bei 21,6 Prozent (1. Hj. 2019:
10,4 Prozent). Eine dominante Rolle nimmt hier der Tesla Model
3 ein, von dem bis und mit Oktober 2020 laut Auto Swiss 3134
Fahrzeuge zugelassen wurden. Damit ist er das drittbeliebteste
Auto in der aktuellen Zulassungsstatistik. Lediglich geschlagen
vom VW Tiguan (3466) und dem Skoda Octavia (5082).
Das Model Y von Tesla gibt‘s ab 67‘300 Franken. Foto: © Tesla
Nun startet Anfang 2021 mit dem Model Y die Serienproduktion
eines weiteren Teslas. Das neue Tesla Model ist ein Elektro-SUV,
der auf dem Model 3 basiert, allerdings zehn Prozent grösser
ist und bis zu sieben Passagiere an Bord nehmen kann. Auf den
ersten Blick erinnert das Design des Model Y dank dem kuppelförmigen
Dach und einer stark abgeflachten Motorhaube an
den ersten VW New Beetle. Je nach Ausstattung liegt die Leistung
zwischen 266 und 443 PS oder 199 und 331 KW. Die Reichweite
liegt dabei zwischen 480 und 505 km. Werte wie man sie
bei Tesla gewöhnt ist. Ob sie für Schweizer Strassen nötig sind,
das ist eine andere Frage.
Das Model Y von Tesla gibt es ab einem Preis von 58‘620 Euro,
umgerechnet etwa 67‘300 CHF.
Zum Vergleich: Der Startpreis des Model 3 mit 325 - 510 PS oder
239 - 377 KW liegt bei 44‘990 CHF, in der Topausstattung bei
59‘990 CHF.
4. Günstigstes Elektroauto am Markt: Dacia Spring Electric
Mit dem Spring Electric bringt Dacia Anfang 2021 einen Mini
E-SUV auf den Markt, der mit drei Varianten und einem attraktiven
Preis punktet. Der angedachte Preis in der Basisversion
Elektro-SUV soll unter 20‘000 CHF liegen. Eine Kampfansage,
die aber auch nur möglich ist durch sein kleines Aggregat (22
KW/44 PS) und dem weitgehenden Verzicht - ganz Dacia-typisch
- auf allzu viel High-Tech.
Der Mini-SUV Dacia Spring Electric soll bereits ab 20‘000 Franken
erhältlich sein. Foto: © Dacia
Wen das nicht stört, der bekommt mit dem neuen Modell aus
Rumänien einen fünftürigen Viersitzer mit 300 L Kofferraumvolumen,
der eine Reichweite von 225 km beziehungsweise
295 km (im Stadtverkehr) schafft. Diese Reichweite kann noch
etwas gesteigert werden, denn im wählbaren Eco-Modus kommen
weitere zehn Prozent Reichweite hinzu. Die Motorleistung
wird damit auf 31 PS reduziert und die Maximalgeschwindigkeit
sinkt dann von 125 Km/h auf 100 Km/h.
Die Varianten des Fahrzeugs sehen eine Endverbraucher-Version
vor, eine spezielle Car-Sharing-Variante und eine ‚Cargo‘-
Ausführung. Letztere bietet lediglich zwei Sitze, dafür aber 800
L Ladevolumen bei einer Zuladung von maximal 375 Kg. Das
Fahrzeug ist als günstige Variante für den Nahlieferverkehr
ohne CO2-Emissionen und Feinstaubbelastung gedacht.
5. Neuer Fiat 500 ausschliesslich elektrisch
Während der ‚alte‘ 500er Fiat weitergebaut wird, kommt ein
überarbeitetes, geringfügig gewachsenes Modell auf den
Markt, das rein elektrisch fährt und schlicht der Neue Fiat 500
heisst. Es wirkt erwachsener, eher etwas maskuliner, und hat für
seine Klasse jede Menge technische Features wie eine 360-Grad
Kamera. Das Design wurde mit dem ‚Red Dot Award 2020‘ ausgezeichnet.
Wahlweise als Faltdach-Cabrio kommt der schicke und flotte
Kleinwagen mit 117 PS Leistung und einem 42 kWh-Speicher
2021 in die Autohäuser und fährt mit vollem Akku immerhin 320
km. Fast schon langstreckentauglich wird er durch den serienmässigen
85 kW-Lader, der das Fahrzeug an entsprechender
Ladestation in zehn Minuten für immerhin 100 km Reichweite
wieder auflädt. An normalen Ladesäulen benötigt die Batterie
vier Stunden für eine Füllung auf 100 Prozent. Cool: Den als
Doppeltürer mit Heckklappe erhältlichen Fiat gibt es auch in
einer 3 + 1-Version. Diesem wurde an der Beifahrerseite eine
weitere, entgegengesetzt öffnende kleine Tür spendiert.
Der Preis für die Schweiz ist noch nicht veröffentlicht. In
Deutschland startet er mit knapp unter 30.000 Euro, entspricht
etwa CHF 32.000.
43
44
Digitalisierung
Phishing-Mails erkennen und abwehren
Mit gefälschten Mails verschaffen sich Cyberkriminelle immer wieder Zugang zu
Firmennetzwerken. Wie Unternehmen durch eine Phishing Simulation das Knowhow
ihrer Angestellten in puncto IT-Sicherheit messen und das Bewusstsein für
Cyberrisiken entscheidend verbessern können, erklärt Cornelia Lehle, Sales Director
G DATA Schweiz, im Interview.
Wie sieht die Bedrohungslage für Unternehmen zurzeit aus?
Cornelia Lehle: In den ersten Monaten dieses Jahres ist die
Zahl der Angriffsversuche stark gestiegen. Das hängt sicherlich
auch direkt mit der Corona-Pandemie zusammen. Cyberkriminelle
nutzten gerade zu Beginn der Krise die Verunsicherung
der Menschen aus und verschickten massenhaft Mails mit
einem direkten Bezug zu COVID-19. Angehängt waren aber
Dateien mit Schadsoftware oder der enthaltene Link führte
zu einer präparierten Webseite, mit dem Ziel Login-Daten
abzugreifen und diese zu verkaufen. Gleichzeitig spielte den
Angreifern auch der Trend in die Karten, dass viele Angestellte
im Homeoffice gearbeitet haben oder es immer noch tun.
Unternehmen konnten ihren Mitarbeitern im Homeoffice aber
unter dem gebotenen Zeitdruck keine ausreichend gesicherte
Infrastruktur zur Verfügung stellen. Die Komplexität der Netzwerke
hat durch Homeoffice noch einmal zugenommen, die
IT-Sicherheit ist aber nicht im gleichen Masse mitgewachsen.
Warum sind Cyberattacken auf Unternehmen heute immer
noch so erfolgreich?
Cornelia Lehle: Natürlich erkennen technische Sicherheitslösungen
einen Grossteil der Angriffsversuche und verhindern
den externen Zugriff von Angreifern. Kriminelle Hacker sind
heutzutage aber wirtschaftlich orientiert und wollen mit wenig
Aufwand einen maximalen Profit erzielen. Daher suchen sie immer
den Weg des geringsten Widerstands, um ans Ziel zu kommen.
Das sind natürlich technische Sicherheitslücken wie etwa
ein nicht installiertes Software-Update oder ein unzureichend
gesicherter RDP-Zugang mit einem zu einfachen Passwort. In
der Realität ist leider oft der Mitarbeiter das schwächste Glied
in der Kette. Da reicht ein falscher Klick in einer Mail auf den Anhang
oder einen Link und schon haben Angreifer Zugriff auf das
Netzwerk. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die
Kontrolle übernehmen und Daten kopieren oder verschlüsseln,
um Lösegeld zu erpressen.
46
Digitalisierung
Was müssen Unternehmen machen, um ihre Mitarbeiter für
das Thema IT-Sicherheit zu sensibilisieren?
Cornelia Lehle: In unserem Berufsalltag, aber auch im privaten
Leben sind viele Prozesse vollautomatisiert und IT-gestützt.
Eine sichere Versorgung mit digitalen Informationen ist mittlerweile
genauso wichtig, wie die Versorgung mit Strom oder
Wasser. Aber bei dem Thema IT-Sicherheit
verschliessen Vorstände, Geschäftsführer
und Angestellte immer
noch die Augen. So setzen sehr viele
Angestellte leicht zu merkende Passwörter
für die IT-Benutzerkonten ein,
doch einfache Kennwörter lassen sich
sehr schnell knacken. Wenn Angreifer
an die Login-Daten eines IT-Administrators
gelangen, haben sie nahezu unbehelligt
ihr Ziel schnell erreicht und
können im Firmennetzwerk agieren.
Warum fallen Menschen immer noch
auf Phishing-Nachrichten herein?
Cornelia Lehle: Cyberkriminelle verfolgen
beim Phishing ein klares Ziel.
Sie verleiten ihr Opfer dazu, vertrauliche Informationen wie
etwa Login-Daten preiszugeben, auf einen Link zu klicken oder
einen Mailanhang zu öffnen. So erhalten die Angreifer am Ende
Zugriff auf das Netzwerk oder können die Systeme mit Schadsoftware
infizieren. Dabei nutzen sie das menschliche Verhalten
konsequent aus. Hilfsbereitschaft, Neugier oder Gier spielen
ihnen dabei in die Karten. Im Unternehmensumfeld gehört der
Umgang mit Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen oder
Rechnungen zur Tagesordnung. Angreifer nutzen den gewohnten
Umgang mit diesen Mails aus, da Mitarbeiter bei Routinearbeiten
schneller unaufmerksam sind. Immer wieder bauen
die Angreifer in den Mails Zeitdruck auf, um die Opfer zum raschen
und unüberlegten Handeln zu zwingen. Es werden also
sehr menschliche Eigenschaften ausgenutzt. Wenn ein Mitarbeiter
erstmal davon überzeugt ist, dass er aus legitimen Gründen
beispielsweise auf einer Webseite sein Passwort eingeben
soll, können auch gute technische Sicherheitsmassnahmen wie
Zwei-Faktor-Authentifizierung umgangen
werden. Phishing wird immer
raffinierter – zwar landen weiterhin
unzählige Massenmails in den Postfächern,
aber die Gefahr durch gezielte
Attacken hat zugenommen. Dazu
spähen die Angreifer in Sozialen Medien
oder auf der Firmen-Homepage
ihr Opfer aus und erstellen darauf
aufbauend eine massgeschneiderte
Phishing-Mail. In dieser nehmen sie
etwa auf eine Veranstaltung Bezug,
die ein Mitarbeiter besucht hat. Solche
so genannten Spear-Phishing-
Mails sind von echten Nachrichten
kaum zu unterscheiden. Wenn sie mit
Hilfe von Malware, wie etwa Emotet,
bestehende E-Mail-Verläufe auslesen
und Mails von innerhalb der Organisation mit einem infizierten
Anhang verschicken, wird es noch schwieriger, diese zu erkennen.
Hier braucht es schon eine AV-Lösung, die auf dem neuesten
Stand ist. Hinzu kommt: Über diesen Weg greifen Cyberkriminelle
auch weitere Opfer an.
Gibt es typische Kennzeichen für eine Phishing-Mail?
Cornelia Lehle: Das hängt viel von der Art des Angriffs ab und
reicht von Massen-Spam mit mehreren tausend Empfängern,
bis hin zu gezieltem Spear-Phishing. Bei einfachen Phishing-
Mails fehlt beispielsweise die direkte Anrede. Die Nachricht
enthält massive Rechtschreib- und Grammatikfehler oder ist in
ihrer Argumentation nicht schlüssig. Ein anderes Erkennungsmerkmal
ist auch der Absender. Zwar lässt sich dieser Name
ändern, aber bei genauem Hinsehen ist häufig eine gefälschte
E-Mail-Adresse dahinter verborgen. Wenn aber die Angreifer
bereits einen anderen Account gekapert haben und von dort
Mails verschicken, ist es sehr schwer, dies zu erkennen. Wer eine
verdächtige E-Mail erhält, sollte immer die Legitimität hinterfragen
und im Notfall den Absender anrufen oder den zuständigen
IT-Mitarbeiter um Hilfe bitten.
Wer beispielsweise eine Mail von einem sozialen Netzwerk über
eine neue Kontaktanfrage erhält, die einem komisch vorkommt,
sollte den Link in der Mail nicht anklicken, sondern die Webseite
direkt besuchen. Eine legitime Kontaktanfrage wird auch dort
angezeigt und Anwender umgehen so das Risiko, auf eine Phishing-Webseite
reinzufallen.
Wie können Unternehmen dafür sorgen, dass ihre Angestellten
zukünftig keine Phishing-Mails anklicken?
Cornelia Lehle: Unternehmen müssen IT-Sicherheit ganzheitlich
betrachten. Neben technischen Sicherheitsmassnahmen
sollten Mitarbeiter zum Bestandteil der Verteidigungsstrategie
werden. Hier reicht ein Schulungsvideo, mit dem Mitarbeiter
über Phishings-Mails und andere Cybergefahren informiert
werden, nicht aus. Auch eine zweitägige Präsenzschulung greift
auf Dauer zu kurz. Das Bewusstsein der Angestellten für IT-Sicherheitsrisiken
zu schärfen, ist ein langfristiger Prozess. Das
geht aus meiner Sicht nur mit Hilfe von umfangreichen Security
Awareness Trainings. Wenn sich die Angestellten der Risi-
47
ken bewusst sind, handeln sie vorsichtiger und gehen kritischer
mit Mails um. Gleichzeitig haben sie dann auch Verständnis für
Passwort-Vorgaben und andere sicherheitsrelevante Themen.
So wird kein Mitarbeiter einen unbekannten USB-Stick ungeprüft
an seinem Rechner anschliessen.
Welchen Beitrag leisten
Phishing-Simulationen
im Rahmen eines Security
Awareness Trainings?
Cornelia Lehle: Bei Phishing-Simulationen
können
Angestellte auf spielerische
Weise Erfahrungen
mit gefährlichen Mails
sammeln. Es versetzt sie
in die Lage, routinierter
mit Phishing umzugehen
und steigert ihr Selbstbewusstsein.
Die Unternehmen
können mit einer
Simulation außerdem den
Status der IT-Sicherheit
messen. Ein Reporting zeigt dem Verantwortlichen, ob und wie
viele Mitarbeiter eine gefährliche Mail geöffnet und sogar den
enthaltenen Link angeklickt haben. Damit ist klar, wie gross
der Handlungsbedarf ist und an welcher Stelle dieser besteht.
Anschliessend sollten Firmen ein Security Awareness Training
durchführen, um das Bewusstsein der Mitarbeiter für Cybergefahren
nachhaltig zu verbessern und Wissen aufzubauen. Wer
dann noch eine weitere Phishing-Simulation durchführt, kann
sehen, wie sich das Sicherheitsniveau im Unternehmen verbessert
hat. Natürlich ist das ein kontinuierlicher Prozess.
Wie sollte eine Phishing-Simulation ablaufen?
Cornelia Lehle: Idealerweise sollte die Übung drei bis vier Wochen
dauern.
Die Phishing-Mails sollten dabei verschiedene Schwierigkeitsstufen
abdecken und auch die zeitliche Komponente, also die
Zeit des Versands sollte variieren. Denn die Aufmerksamkeit
der Mitarbeiter ist nicht konstant. So ist mancher Angestellter
in Vorfreude auf den Feierabend oder das Wochenende nicht
mehr so aufmerksam, wie zu Beginn des Arbeitstages. Ich bin
mir ziemlich sicher, dass jeder Mitarbeiter auf mindestens eine
Mail hereinfällt. Aber genau aus diesem Fehler lernen sie am
meisten.
Welche Dinge sollten Unternehmen beachten, wenn sie eine
Phishing-Simulation durchführen wollen?
Cornelia Lehle: Natürlich müssen Firmen die arbeitsrechtlichen
Rahmenbedingungen erfüllen. Aus meiner Sicht ist aber ein anderer
Punkt viel entscheidender: Für eine Phishing Simulation
braucht es einen passenden Rahmen. Dazu gehört beispielsweise
ein Meldeprozess für verdächtige Mails. Im Verdachtsfall
sollten verdächtige Nachrichten nicht einfach gelöscht, sondern
überprüft werden. Dann können die IT-Sicherheitsverantwortlichen
umgehend Massnahmen einleiten, wenn sich der Verdacht
bestätigt. Dazu gehört etwa die Anpassung der eingesetzten
Spam-Filter, damit diese Mails direkt blockiert werden. Zudem
bedarf es auch einer Firmenkultur, die Mitarbeiter schützt, die
auf eine Phishing-Mail hereingefallen sind. Nur wer offen über
dieses Verhalten spricht und es nicht sanktioniert, schafft innerhalb
der Belegschaft ein Bewusstsein für das bestehende Risiko.
Ein Mitarbeiter, der auf einen Phishing-Angriff hereingefallen
ist, sollte dies offen ansprechen können.
48
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Business Impact Analyse –
Genügend vorbereitet auf einen Notfall
Gerade in Krisenzeiten wird die Wichtigkeit einer guten Vorbereitung erkennbar.
Tritt eine Krise oder ein grösseres negatives Ereignis ein, gilt es schnell zu reagieren.
Zu diesem Zeitpunkt ist es aber zu spät, sich mit allen notwendigen Schritten
im Detail auseinanderzusetzen.
Nun muss reagiert und nicht mehr diskutiert werden. Die Business
Impact Analyse zeigt im Vorfeld, auf was der Fokus bei
einem solchen Ereignis gelegt werden muss und welche Massnahmen
zur Reduktion der Folgen ergriffen werden müssen.
Das Krisenmanagement ist unabhängig von Unternehmensprozessen
und das Ziel besteht darin, Menschen zu retten (z.B. Gebäude-Evakuation
in der Schadensbegrenzung (Umwelt /Sachwerte)
sowie eine Krisensituation generell zu bearbeiten.
Auch die Betreuung von Mitarbeitern und gegebenenfalls Angehörigen
sowie der richtige Umgang mit den Medien sind klassische
Aufgaben des Krisenmanagements.
Gemäss ISO 22301 (Sicherheit und Ausfallsicherheit - Business
Continuity Management-Systeme) und BSI 100-4 (Notfallmanagement)
des Deutschen Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik
sieht das Vorgehen bei der Einführung und
beim Betrieb eines BCM wie folgt aus:
1. Eigene Organisation (Struktur und Prozesse) verstehen
(mittels Business Impact Analyse)
2. BCM-Strategie entwickeln
3. Reaktionsmassnahmen und Notfallpläne entwickeln
und implementieren
4. BCM-Übungen durchführen
5. Reaktionsmassnahmen und Notfallpläne überprüfen
und weiterentwickeln
Im nachfolgenden wird der erste Punkt, die Business Impact
Analyse (BIA), im Detail angeschaut. Diese dient dazu, kritische
Prozesse zu identifizieren und zu bewerten. Dabei werden Pro-
50
zesse mit hohem Einfluss auf andere Prozesse und auch Abhängigkeiten
von Prozessen untereinander erfasst.
In einem ersten Schritt werden die Prozesse in einem Unternehmen
angeschaut. Dabei ist wichtig, diese zuerst ohne Bewertung
oder grosse Diskussionen anzuschauen.
Auch eher triviale Prozesse, wie den Briefkasten leeren, gehören
da dazu. Gleichzeitig wird erfasst, ob Prozesse von anderen
Prozessen abhängig sind.
Erst wenn alle erfasst sind, werden in den Prozessen auch die
beiden Werte RPO und RTO bestimmt.
• RTO (Recovery Time Objective): Wie lange darf ein Geschäftsprozess/System
ausfallen? Es ist also der Zeitbedarf,
der vom Zeitpunkt des Schadens bis zur vollständigen
Wiederherstellung der Geschäftsprozesse
reicht.
• RPO (Recovery Point Objective): Welcher Datenverlust
kann in Kauf genommen werden? Dies gibt den maxmalen
Zeitraum an, der zwischen zwei Datensicherungen
liegen darf.
RPO und RTO im zeitlichen Ablauf (Tabelle 1):
Prozessname Beschreibung RPO RTO
Verkauf von Dienstleistungen Prozess umfasst das Bereitstellen von
1 Tag 2 Tage
Dienstleistungen und deren Vermarktung
Mitarbeiter-Rekrutierung Prozess umfasst alle Schritte vom ersten Gespräch
bis zur Einstellung
2 Tage 1 Woche
Im zweiten Schritt werden die verarbeiteten Daten angeschaut.
Dies Daten können Kundendaten, Beschreibung technische Vertraulichkeit (C) Dokumente Integrität (I) Verfügbarkeit und Anlei- (A)
Kundendaten
Mitarbeiterdaten (HR)
Informationen über
Kunden (z.B.
Kaufverhalten)
Informationen der
Mitarbeitenden (z.B.
Absenzen)
Sehr hoch (sh) Hoch (h) Hoch (h)
Sehr hoch (sH) Normal (n) Normal (n)
tungen, Strategien, interne Dokumente von Mitarbeitenden,
Prozesslisten und vieles weitere sein. Diese Daten werden nach
der Kritikalität bewertet. Dazu gehören die Vertraulichkeit, die
Integrität und die Verfügbarkeit.
• Vertraulichkeit (Confidentiality): Schutz der Daten vor
unberechtigter Offenlegung.
• Integrität (Integrity): Erkennung von Datenmanipulationen
(Modifikation, Duplizierung).
• Verkauf von Dienstleistungen
Verfügbarkeit Prozess (Availability): umfasst das Bereitstellen Die Daten von stehen dann
Prozessname Beschreibung RPO RTO
1 Tag 2 Tage
Dienstleistungen und deren Vermarktung
Mitarbeiter-Rekrutierung zur Verfügung, Prozess wenn umfasst sie alle benötigt Schritte vom ersten werden Gespräch 2 Tage 1 Woche
bis zur Einstellung
Beispiel für die Festlegung der Datenkritikalität (Tabelle 2):
Mit dieser Vererbung, und allenfalls Anpassung der Kritikalität,
können Massnahmen geplant werden. Braucht es mehr
Redundanzen? Müssen weitere Mitarbeitende oder externe
Lieferanten involviert werden? Dazu wird idealerweise eine Risiko-Analyse
durchgeführt. Schauen wir uns den Fall eines Systemausfalls
an. Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist eher gering,
aber die Auswirkung kann schnell kritisch werden. Als (Gegen-)
Massnahme kann das System redundant aufgebaut, eine Offline-Sicherung
mit kurzen Abständen oder eine Anpassung des
Prozesses, z.B. auf Papier, geprüft werden.
Kontrollen und KPIs
Digitalisierung
Daten Beschreibung Vertraulichkeit (C) Integrität (I) Verfügbarkeit (A)
Kundendaten
Informationen über Sehr hoch (sh) Hoch (h) Hoch (h)
Kunden (z.B.
Kaufverhalten)
Mitarbeiterdaten (HR) Informationen der
Mitarbeitenden (z.B.
Absenzen)
Sehr hoch (sH) Normal (n) Normal (n)
Im dritten Schritt werden die genutzten Anwendungen, Gebäude,
involvierten Mitarbeitenden, Lieferanten und weitere Abhängigkeiten
erfasst und mit den Prozessen verknüpft. Diese
Elemente erben damit die vorher definierte Kritikalität.
Bei elektronischer Verarbeitung wird im vierten Schritt erfasst,
auf welchen Systemen die Anwendungen laufen. Dabei wird
nicht unterschieden, ob diese Systeme virtuell oder physisch
sind. Jedoch muss bei virtuellen Systemen angegeben werden,
auf welcher Hardware diese laufen. Je nachdem können nun
auch die Netzwerke und die genutzten Räume (z.B. Serverräume,
Switch-Schränke, etc.) in einen Zusammenhang gebracht
werden.
Bei der Vererbung werden drei Arten unterschieden:
• Maximumprinzip: dabei wird die höchste Kritikalität
übernommen (bezogen auf die Vertraulichkeit, die Integrität
und die Verfügbarkeit).
• Verteilungseffekt: wenn genügend Redundanzen vorhanden
sind, kann zum Beispiel die Verfügbarkeit reduziert
werden. Dies ist beispielsweise dann der Fall,
wenn Systeme in zwei redundanten Rechenzentren
betrieben werden. Damit kann eines ausfallen, ohne
dass der Prozess davon negativ beeinflusst wird.
• Kumulationseffekt: die Kritikalität wird erhöht. Typisch
ist dies bei Hardware-Systemen, auf denen eine
grosse Anzahl von virtuellen Maschinen betrieben
werden. Die einzelnen virtuellen Systeme sind unkritisch,
da aber bei einem Hardware-Ausfall viele gleichzeitig
ausfallen, wird die Anforderung an die Verfügbarkeit
des Servers erhöht.
BIA-Ablauf:
Risiko-Analyse
Aus der vorherigen Massnahme «Offline-Sicherung» sollte anschliessend
eine Kontrolle abgeleitet werden. So sollte das
Backup wöchentlich überprüft werden, um festzustellen, ob
alle notwendigen Daten korrekt gesichert wurden.
Eine weitere Kontrolle könnte ein Wiederherstellungstest alle
drei Monate, das heisst quartalsweise, sein. Damit wird überprüft
und geübt, dass in einem Notfall die Daten auch schnell
und vollständig wiederhergestellt werden können.
Zudem werden allfällige Stolpersteine identifiziert und können
frühzeitig behoben werden. Aus Kontrollen können KPIs (Key
Performance Indicator) definiert und gemessen werden. In Bezug
auf das Backup könnten dies «Anzahl nicht überprüfter
Backup-Jobs» oder «Anzahl nicht erfolgreicher Wiederherstellungstests»
sein.
Zu jedem KPI sollten auch die Messgrössen definiert werden.
So bedeutet 0: «Alles in Ordnung», 1: «Tolerierbar», 2: «Nicht tolerierbar».
Diese KPIs dienen als Information für Management-
Bewertungen und allfällig notwendiger Korrekturen.
Fazit
Wird die Business Impact Analyse mit genügend Zeit und mit
der entsprechenden Tiefe durchgeführt sowie regelmässig den
sich ändernden Anforderungen angepasst, kann ein möglicher
Notfall zwar nicht verhindert, aber die Folgen davon stark verringert
werden.
Durch das konsequente Weiterführen werden Massnahmen,
Kontrollen und Messgrössen definiert und damit eine Rückmeldung
zur Qualität der getroffenen Schritte ermöglicht. Die
Business Impact Analyse kann damit ein Unternehmen ideal
vorbereiten und vor einem grossen Schaden schützen.
goSecurity
Andreas Wisler
Inhaber, Dipl. Ing FH
51
Digitalisierung
IT-Sicherheit:
Per Dark Web Scan der Gefahr ins Auge blicken
Im Dark Web finden Hacker seit Jahren eine ideale Plattform, um sensible Informationen wie Zugangsdaten,
die im Zuge von Sicherheitslecks erbeutet wurden, illegal zum Verkauf anzupreisen.
Das Fatale: Unternehmen wissen meist nicht einmal, dass „ihre“ Daten hier bereits gehandelt
werden. Genau aus diesem Grund ist es durchaus ratsam, einmal gezielt hinter die Kulissen des
Dark Webs zu blicken.
Mit gestohlenen Zugangsdaten lässt sich heutzutage viel Geld
verdienen und wer auf der Suche nach Passwörtern ist, wird im
Dark Web schnell fündig. Schliesslich treffen Cyberkriminelle
in den Untiefen des Datenozeans auf perfekte Bedingungen für
perfide Machenschaften: Die Webseiten im Dark Web sind zwar
öffentlich zugänglich, verbergen aber ihre IP-Adressen, was es
Benutzern unmöglich macht, den Host zu identifizieren. Es ist
erschreckend, wie viele vertrauliche Informationen – von E-
Mail-Adressen mit zugehörigen Passwörtern über Kreditkarteninformationen
bis hin zu vielen weiteren persönlichen Details –
auf diese Weise allgemein verfügbar sind und illegal gehandelt
werden. Hacker fahren darüber ein lukratives Geschäft, welches
nicht selten das Fundament für weitere Angriffsszenarien liefert.
Es verwundert daher kaum, dass auch die Methoden, um
an vertrauliche Daten wie Passwörter zu kommen, immer ausgefeilter
werden (siehe Kasten). Ein einziger bekannter Zugang
kann zum Ausgangspunkt für weiteren Datendiebstahl im grossen
Stil werden. Einschlägige Statistiken wie der Verizon Data
Breach Investigations Report zeigen, dass sich ein enorm hoher
Anteil an Cyberangriffen jedes Jahr auf gestohlene Anmeldeinformationen
zurückführen lässt.
Risiko ist allgegenwärtig
Wie gross das Ausmass der Bedrohung ist, untermauert auch der
„2019 Global State of Cybersecurity in Small and Medium-Sized
Businesses Report“ des Ponemon Institute. Danach vermeldeten
63 Prozent der Unternehmen einen Sicherheitsvorfall, bei
dem sensible Informationen über Kunden und Mitarbeitende
verloren gingen. Die damit verbundene Gefahr ist äusserst facettenreich.
Sind Cyberkriminelle erst einmal im Firmennetz
„drin“, können sie Malware installieren, weitere Zugangsdaten
abgreifen bzw. vertrauliche Inhalte stehlen, wichtige Daten löschen
oder verändern, böswillig Geldtransfers anstossen oder
mit eingeschleuster Ransomware ihr Unwesen treiben – um nur
einige Beispiele zu nennen.
Suche im Dark Web bringt Schwachstellen an Licht
Ob die eigenen Unternehmensdaten bereits im Dark Web kursieren,
lässt sich mit einem neuen, kostenlosen Werkzeug von
WatchGuard – dem Dark Web Scan – schnell herausfinden.
Dazu muss auf der entsprechenden Webseite (https://www.
watchguard.com/wgrd-resource-center/dark-web-scan)nur
die gewünschte Firmen-Domain angegeben werden und in
Sekundenschnelle ist klar, ob es konkreten Anlass zur Sorge
gibt. Hinter dem Formular verbirgt sich ein Sammelsurium an
frei verfügbaren Datensätzen, die die Security-Experten von
WatchGuard aus dem Dark Web zusammengetragen und für
solche gezielten Suchanfragen gebündelt haben. Sollte der
Scan einen oder mehrere Treffer erzielen, kann darüber hinaus
eine detaillierte Analyse angefordert werden, die dabei unterstützt,
die potenzielle Gefahr genauer zu spezifizieren. Der
Report offenbart dann unter anderem die konkret zur Domain
gehörenden E-Mail-Adressen, die Teil eines Datenlecks waren,
sowie zusätzliche Informationen hinsichtlich der genauen Datenquelle
oder des Zeitpunkts, zu dem die Daten abgeflossen
sind.
Der Gefahr den Riegel vorschieben
Wenn die Suche nach unternehmensbezogenen Daten im Dark
Web zu Ergebnissen führte, sollte das Risiko des Missbrauchs
der betroffenen Zugangsinformationen zügig eingedämmt
werden. Hierbei helfen folgende Massnahmen:
• Passwörter zurücksetzen: Damit dies unternehmensweit
geschehen kann, gilt es umgehend die IT-Abteilung zu
informieren.
• Auf zusätzliche Bedrohungen prüfen: Empfohlen ist die
Durchführung einer Sicherheitskontrolle durch das IT-
Team, um nach weiteren Schwachstellen zu suchen, die im
Zuge eines Datenlecks aufgetreten sein könnten.
52
Digitalisierung
Wissen, wie‘s geht
• MFA einschalten: Sollte noch keine Multifaktor-Authentifizierung
im Einsatz sein, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, darüber
nachzudenken. Auf diese Weise lässt sich eine zusätzliche
Sicherheitsebene schaffen – für interne Unternehmensanwendungen,
VPN-Zugänge wie auch Cloud-Instanzen.
• Sensibilisierung der Mitarbeitenden: Wenn es konkrete
Hinweise darauf gibt, dass Zugangsinformationen im
Dark Web gehandelt werden, ist dies ein perfekter Aufhänger,
um die gesamte Belegschaft noch einmal auf
essenzielle Sicherheitspraktiken hinzuweisen und insbesondere
dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es ist, berufliche
und persönliche Passwörter getrennt zu halten
• Kontrollroutinen etablieren: Datensicherheitsvorfälle ereignen
sich immer wieder. Von daher ist es ratsam, regelmässig
einen Dark Web Scan durchzuführen, damit im erneuten
Verdachtsfall schnell gehandelt werden kann.
Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass aktuell immer mehr
Mitarbeitende aus dem Homeoffice agieren, ist es mit dem Aufruf
zu mehr Sicherheitsbewusstsein und Disziplin im Umgang
mit Passwörtern kaum noch getan. Schliesslich reicht ein einziger
Beschäftigter aus, der zu lax mit diesem Thema umgeht, um
Hackern Tür und Tor zu internen Ressourcen zu öffnen. Mehr
oder weniger strenge Passwortrichtlinien haben in den letzten
Jahren kaum Abhilfe geschaffen. Selbst wenn deren Umsetzung
– zum Teil durch administrative Werkzeuge – erzwungen wurde,
liess der erreichte Effekt doch eher zu wünschen übrig. Viele
Mitarbeitende zeigen sich nach wie vor wenig einfallsreich,
wenn es um die Vergabe neuer Kennwörter geht – Stichwort Bequemlichkeit.
Oftmals wird ein bestehendes Login nur minimal
abgeändert und das Risiko des Missbrauchs bleibt hoch.
Mehr Sicherheit durch Multifaktor-Authentifizierung
Es ist Unternehmen jeder Art und Grösse daher dringend angeraten,
mit Multifaktor-Authentifizierung eine zusätzliche
Sicherheitsebene einzuziehen. Das Argument, dass solche Lösungen
gerade für kleine und mittelständische Organisationen
zu teuer, komplex und administrativ zu aufwendig sind, gilt
mittlerweile schon längst nicht mehr. Bereits seit 2018 tritt
WatchGuard mit „AuthPoint“ als cloudbasiertem Dienst
mit eigener Smartphone-App den Beweis an, dass sich
Sicherheit und Anwenderkomfort im Rahmen der Multifaktor-Authentifizierung
durchaus in Einklang bringen lassen.
Autor: Paul Moll,
Field Marketing Manager Central Europe bei WatchGuard Technologies
Die Methoden und Werkzeuge, die Cyberkriminelle
anwenden, um in den Besitz von sensiblen Informationen
wie Passwörtern zu gelangen, entwickeln sich
konsequent weiter und setzen nicht zuletzt immer
stärker auf Automatisierung. Hier ein Einblick zu den
gängigsten Vorgehensweisen:
Wörterbuchangriff: Es wird versucht, mithilfe elektronischer
Wörterbücher das Passwort zu erraten.
Diese Listen umfassen nicht selten die am häufigsten
verwendeten Passwörter. Insofern begibt sich
jeder Anwender, der seinen Zugang über «123456»
oder ein einfaches Wort aus dem täglichen Sprachgebrauch
absichert, auf dünnes Eis.
Brute-Force-Attacke: Hierbei verwenden Hacker
Tools, um wiederholt jede mögliche Passwort-Kombination
aus Buchstaben, Zahlen und Symbolen auszuprobieren,
bis das Passwort geknackt ist.
Credential Stuffing: Diese Angriffsform basiert auf
dem Fakt, dass viele Menschen die gleichen Passwörter
für verschiedene Konten verwenden. Ist ein
solches Login einmal bekannt, werden automatisch
weitere Anwendungen gesucht, bei denen dieses
funktioniert.
Social Engineering: In unterschiedlichster Ausprägung
wird darauf abgezielt, menschliche Schwächen
auszunutzen und Anwender so zu täuschen sowie
zu manipulieren, dass sie ihre Zugangsdaten selbst
preisgeben. Mittel der Wahl ist dabei häufig Phishing:
Es werden beispielsweise E-Mails oder Webseiten gefälscht,
um Passwörter zu entlocken.
53
Digitalisierung
450 logische Fehler in populären Datenbanken
aufgespürt
Von: Daniel Meierhans
Datenbanken müssen immer leistungsfähiger werden. Darunter scheint jedoch
die Zuverlässigkeit zu leiden.
Jetzt haben ETH-Informatiker ein Tool entwickelt, das mit drei
unterschiedlichen Methoden automatisch logische Fehler in
Datenbanksystemen aufspürt. Bisher konnten damit über 450
Bugs gefunden und behoben werden.
SQL-Datenbanken (Structured Query Language) bilden das
Rückgrat der Informatik. ETH-Forscher haben nun Methoden
entwickelt, die darin automatisch logische Fehler finden.
Wenn eine Adresse im Smartphone abgespeichert ist, gehen
wir wie selbstverständlich davon aus, dass wir sie mit der richtigen
Abfrage auch finden. Genauso wie mit den geeigneten Begriffen
alle passenden Artikel im Webshop aufgelistet werden.
Bloss: So selbstverständlich, wie wir meinen, ist das nicht. Ein
logischer Fehler im Datenbank-Management-System (DBMS),
in dem die gespeicherten Informationen verwaltet werden,
kann falsche Antworten zurückliefern, ohne dass wir den Fehler
überhaupt bemerken.
Überraschend viele Fehler in allen Systemen
Und genau derartige logische Fehler sind erstaunlich häufig.
Oder besser gesagt, sie waren es bis vor kurzem. Forscher vom
Advanced Software Technologies Lab der ETH Zürich haben
jetzt nämlich ein Tool entwickelt, das automatisch logische Fehler
in Datenbanksoftware aufspürt. Bereits konnten damit über
450 Programmierdefekte in weitverbreiteten Datenbanken gefunden
und anschliessend behoben werden.
«Wir waren selbst überrascht, wie viele Fehler in gängigen Datenbank-Management-Systemen
stecken», erläutert Manuel
Rigger: «Mit unseren Methoden haben wir beispielsweise in der
auf fast allen Smartphones und auch in vielen Web-Browsern
laufenden SQLite-Datenbank über 150 Programmfehler entdeckt.
Und das ist kein extremer Fall. Die Quote ist in allen Systemen,
die wir bisher untersucht haben, ähnlich gross.»
Komplexe Programme und kaum erkennbare Bugs
Dass die ETH-Informatiker derart viele Bugs finden, hat zwei
Hauptgründe. Zum einen sind heutige Datenbanken sehr komplex
und können mehrere Millionen Zeilen Programm-Code
umfassen. Da ist es praktisch unvermeidlich, dass Widersprüche
entstehen und Programmierfehler passieren. Zum anderen
sind logische Fehler nicht so einfach zu finden. Im Gegensatz
zu Bugs, die das System abstürzen lassen, äussern sie sich nur
selten offensichtlich. In der Regel ist ein Vergleich mit dem richtigen
Ergebnis nötig, um sie zu bemerken. Genau das war bisher
nur mit viel Aufwand möglich.
Das bis anhin einzige in der Praxis genutzte automatisierte
Testverfahren ist bereits vor über 20 Jahren entworfen worden.
Es beruht auf dem Vergleich von Abfragen mit unterschiedlichen
Datenbanksystemen. Da jeder Hersteller spezifische
Erweiterungen und Anpassungen am Abfrage-Standard SQL
(Structured Query Language) vornimmt, ist das Formulieren
von eindeutig vergleichbaren Fragen inzwischen aber auf einen
kleinen Kernbereich der Systeme beschränkt. Die Abfragesprachen
der Hersteller unterscheiden sich nämlich ähnlich wie die
Dialekte einer menschlichen Sprache zum Teil erheblich.
Zwei Wochen Arbeit verloren
Persönlich vermutet Rigger zudem noch einen dritten Grund,
wieso den Fehlern bisher nicht mit mehr Entschlossenheit nach-
54
Digitalisierung
gegangen wurde: Im Datenbankbereich konzentrieren sich
derzeit die Aktivitäten darauf, die Systeme mit Methoden der
künstlichen Intelligenz wie maschinellem Lernen noch leistungsfähiger
zu machen. Daneben erscheint die Fehlersuche
naturgemäss wenig attraktiv.
Rigger selbst hat seine Wurzeln im Software-Testing und in der
Entwicklung von Compilern, mit denen verschiedene Programmier-
und Maschinensprachen ineinander übersetzt werden
können. Aufmerksam geworden auf die Fehler-Problematik im
Datenbankbereich ist er durch eigene ärgerliche Erfahrungen,
als wegen eines Fehlers im Datenbank-Management-System
zwei Wochen Arbeit verloren gingen.
Drei Methoden für drei Fehlertypen
In der Folge hat sich der Testing-Spezialist gemeinsam mit dem
Leiter des Advanced Software Technologies Lab, Zhendong Su,
dem Problem angenommen. Ihre Lösung besteht in drei unterschiedlichen
Methoden, mit denen sich zuverlässige Vergleichsabfragen
finden lassen. Bei sogenannten «Query Partitioning»
werden Abfragen automatisiert in mehrere Teile zerlegt und
dann kontrolliert, ob das Ganze und die Summe der Teile das
Gleiche ergeben.
Mit der zweiten Methode lassen sich gezielt Fehler aufspüren,
die durch Optimierungs-Mechanismen in den Datenbanken
hervorgerufen werden. Dabei werden die Abfragen für den Vergleich
so abgewandelt, dass der Optimierungsmechanismus
nicht mehr funktionieren kann.
Im Gegensatz zur den ersten zwei Methoden, die auch ohne
detaillierte Kenntnisse der fraglichen Datenbank automatisiert
durchgeführt werden können, verlangt die dritte ein spezifisches
Datenbankwissen und auch eine individuelle Implementierung
des Vergleichs. Bei der sogenannten «Pivoted Query
Synthesis» wird eine ganze Reihe in der relationalen Datenbanktabelle
zufällig ausgewählt. Danach muss eine Abfrage erstellt
werden, welche die gewählte Reihe zum Ergebnis hat. So
können logische Fehler wesentlich effizienter identifiziert werden,
als wenn wie bisher einzelne Einträge von Hand analysiert
werden müssen.
Tool ist bereits bei Herstellern im Einsatz
Mit ihren Methoden und dem Tool SQLancer, in welchem diese
automatisiert wurden, haben die ETH-Informatiker offensichtlich
schlafende Geister geweckt. Das Interesse der Datenbank-
Hersteller ist ausgesprochen gross. Obwohl die drei Verfahren
bisher nur informell als Preprints und über Social Media kommuniziert
wurden und erst in diesen Tagen an einschlägigen
Fachkonferenzen offiziell vorgestellt werden, haben bereits
mehrere Hersteller angefangen, ihre Software damit zu testen.
«Diverse Hersteller haben bereits zahlreiche Bugs in ihren
Systemen gefunden und den SQLancer fest in ihr Testing eingebaut,»
weiss Rigger aus vielen direkten Kontakten: «Einige
haben auch Programmiercode zu unserem als Open Source veröffentlichten
Projekt beigesteuert oder das Tool an ihre spezifischen
Bedürfnisse angepasst und erweitert.»
55
Digitalisierung
Schadprogramm attackiert beliebtes
Kassensystem für Restaurants
ESET Analyse: Backdoor ModPipe infiltriert gezielt POS-System von Oracle
Jena, 12. November 2020 – Cyberkriminelle haben es mit der
Backdoor ModPipe gezielt auf die Kassensysteme ORACLE
MICROS Restaurant Enterprise Sales (RES) 3700 Point-of-Sale
(POS) abgesehen. Das System ist eine weit verbreitete Management-Software-Suite,
die zu Hunderttausenden in gastronomischen
Betrieben wie Bars, Restaurants oder Hotels zum Einsatz
kommt. ModPipe ist modular aufgebaut und kann dem jeweiligen
Einsatzort flexibel angepasst werden. Nach einer erfolgreichen
Infektion erhalten die Angreifer Zugriff auf vertrauliche
Informationen wie personenbezogene Daten oder Transaktionsdaten
des Betreibers. Ihre umfangreiche Analyse haben die
ESET Forscher nun auf WeLiveSecurity veröffentlicht.
„Der Aufbau von ModPipe deutet darauf hin, dass die Entwickler
hinter dem Schadprogramm über umfassende Kenntnisse zum
RES 37000 Kassensystem verfügen“, erklärt der ESET Forscher
Martin Smolár, der ModPipe entdeckt hat. „Bereits 2019 haben
wir zum ersten Mal ihre Grundkomponenten gefunden und analysiert.
Diese wurden offensichtlich verbessert. “
Backdoor ist modular aufgebaut
Was die Hintertür so besonders macht, sind die herunterladbaren
Module. ModPipe enthält einen benutzerdefinierten Algorithmus,
der RES 3700 POS-Datenbankpasswörter sammelt.
Dazu entschlüsselt er Windows-Registrierungswerten.. Dies
unterstreicht die tiefen Kenntnisse der Angreifer über das Kassensystem.
Sie haben sich für so eine ausgeklügelte Methode
entschieden, anstatt die Daten über einen einfacheren, aber
auch offensichtlicheren Ansatz, wie beispielsweise Keylogging,
zu sammeln. Die herausgeschleusten Anmeldedaten ermöglichen
den Betreibern hinter dem Schadprogramm den Zugriff
auf Datenbankinhalte, einschließlich verschiedener Konfigurationen,
Statustabellen und Informationen über POS-Transaktionen.
Mit der analysierten Variante von ModPipe erhalten die
Angreifer jedoch keinen Zugriff auf sensible Daten wie Kreditkartennummern
und Ablaufdaten. Diese Informationen sind
durch Verschlüsselung zusätzlich geschützt. Das Ziel der Angreifer
bleibt daher unklar, weil sie nur wenige wertvolle Informationen
erhalten. Die ESET Forscher vermuten, dass ein weiteres
herunterladbares Modul existiert, dass es den Kriminellen
erlaubt, die sensibleren Daten zu entschlüsseln.
Was Benutzer des Kassensystem tun sollten
Um die Betreiber hinter ModPipe in Schach zu halten, wird Betroffenen
im Gastgewerbe sowie allen anderen Unternehmen,
die den RES 3700 POS verwenden, geraten, dies zu tun:
• Die neueste Version der POS-Software sollte installiert
werden.
• Generell ist es elementar, dass bei den eingesetzten
Geräten das Betriebssystem und weitere installierte
Software immer auf dem neuesten Stand ist.
• Eine zuverlässige, mehrschichtige Sicherheitssofware,
die ModPipe und ähnliche Bedrohungen erkennt,
sollte im Einsatz sein.
Die gesamte Analyse gibt es auf WeLiveSecurity:
https://www.welivesecurity.com/deutsch/2020/11/12/hungrig-nach-daten-modpipe-backdoor-bedroht-pos-software-imgastgewerbe/
56
Impressum
Impressum
Herausgeber:
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Druckerei:
Saxoprint
www.saxoprint.ch
58
Denken Sie hier
an Turnschuhe?
Warum nicht.
Unternehmer denken weiter. Zum Beispiel, wie aus
Plastikmüll nachhaltige Turnschuhe hergestellt werden
können. Und wir sind die Bank, die mitgeht.
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