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[ke:onda] Stadt, Land, Vielfalt

Ausgabe 2/2020. Stadt oder Land? Ein unausweichlicher Widerspruch oder doch eigentlich alles gleich? Bedeutet Stadt gleich Betonwüste und Land gleich grüne Idylle? In dieser Ausgabe widmen wir uns einer Vielzahl an Lebensentwürfen und den sozialen und ökologischen Auswirkungen von Stadt und Land.

Ausgabe 2/2020. Stadt oder Land? Ein unausweichlicher Widerspruch oder doch eigentlich alles gleich? Bedeutet Stadt gleich Betonwüste und Land gleich grüne Idylle? In dieser Ausgabe widmen wir uns einer Vielzahl an Lebensentwürfen und den sozialen und ökologischen Auswirkungen von
Stadt und Land.

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Die Jugendzeitschrift<br />

der Naturfreundejugend<br />

Deutschlands<br />

www.<strong>ke</strong><strong>onda</strong>.de<br />

[Ke:<strong>onda</strong>] 02 / 2020<br />

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Naturfreundejugend.<br />

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naturfreundeju<br />

<strong>Land</strong> <strong>Stadt</strong><br />

V i e lfalt


Seite 2<br />

Dezember 2020<br />

Vorwort<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Liebe Naturfreund*innen,<br />

<strong>Stadt</strong> oder <strong>Land</strong>? Ein unausweichlicher<br />

Widerspruch oder doch eigentlich alles<br />

gleich? Bedeutet <strong>Stadt</strong> gleich Betonwüste<br />

und <strong>Land</strong> gleich grüne Idylle? In dieser<br />

Ausgabe widmen wir uns einer Vielzahl<br />

an Lebensentwürfen und den sozialen<br />

und ökologischen Auswirkungen von<br />

<strong>Stadt</strong> und <strong>Land</strong>. Wir interviewen dazu die<br />

Großstadtliebhaberin Luise (Seite 6) sowie<br />

Jonas (Seite 8), der sich für ein Leben<br />

im Ökodorf entschieden hat. Neben diesen<br />

persönlichen Ansichten schauen wir auch<br />

auf knallharte Fakten (Seite 4), wagen den<br />

Selbsttest (Seite 5) und nähern uns der<br />

Frage nach „verschwendeter“ Zeit (Seite<br />

10). Wir betrachten, was eine grüne <strong>Stadt</strong><br />

für Auswirkungen hat (Seite 11) und werfen<br />

einen genaueren Blick auf verschiedene<br />

Bäuer*innenproteste (Seite 9).<br />

Trotz der Pandemie ist bei uns viel passiert<br />

in diesem Jahr. Von einigen Aktivitäten<br />

berichtet die Bundesleitung auf Seite 13,<br />

während ihr auf Seite 15 mehr über unseren<br />

Austausch zu Klimagerechtig<strong>ke</strong>it<br />

mit Naturfreund*innen aus Benin und dem<br />

Senegal erfahren könnt. Auf Seite 14 erzählen<br />

wir euch zudem von unserem bald<br />

neu erscheinenden Podcast. Auch mit der<br />

[<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] wollen wir im nächsten Jahr neue<br />

Wege beschreiten und größere Veränderungen<br />

anstoßen. Dies ist das letzte Heft im<br />

bekannten Format. Folgt uns bei Social<br />

Media, abonniert unseren Newsletter oder<br />

schaut auf die Webseite, um jederzeit auf<br />

dem Laufenden zu bleiben.<br />

Berg frei<br />

und viel Spaß beim Lesen wünscht euch<br />

Eure [<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] - Redaktion<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Impressionen von <strong>Stadt</strong> und <strong>Land</strong> 3<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong> 4<br />

Selbsttest: Wohlfühlort 6<br />

Wir fordern: Mehr günstigen Wohnraum für junge Menschen 7<br />

Interview: Leben im Ökodorf 8<br />

Alle haben es satt 9<br />

Entschleunigung steht 10<br />

Was bringt die grüne <strong>Stadt</strong>? 11<br />

Verbandskasten<br />

Lieblings-CD oder Streaming? 12<br />

Ein außergewöhnliches Jahr 13<br />

Neuer Podcast der Naturfreundejugend 14<br />

Kein Platz für Dorfnazis! 141<br />

Gemeinsam für Klimagerechtig<strong>ke</strong>it 15<br />

Interview mit NivonJong 16<br />

Natursportangebote 17<br />

Feuilleton<br />

Held*in der Arbeit – Tilla 18<br />

Rezept: aukstā zupa 18<br />

Gesichtslose 19<br />

Dein Rezept gegen Corona-Kummer 20<br />

Das Gendersternchen * - Wir sind überzeugt, dass Frauen und Männer das Recht auf Gleichberechtigung haben.<br />

Aber es gibt weit mehr als nur „männlich“ und „weiblich“. Wir sind der Meinung, dass alle Menschen<br />

ihr Geschlecht selbst bestimmen dürfen. Um dies auszudrüc<strong>ke</strong>n und ALLE einzubeziehen, nutzen wir das<br />

sogenannte Gendersternchen *.<br />

Impressum<br />

[<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] – Die Jugendzeitschrift der<br />

Naturfreundejugend Deutschlands<br />

KidsPower – Die Kinderzeitschrift der Naturfreundejugend<br />

Deutschlands<br />

Herausgegeben durch das Kinder- und Jugendwerk<br />

der Naturfreunde, Verein zur Förderung der Naturfreundejugend<br />

Deutschlands e.V.,<br />

Adresse siehe unten<br />

Redaktionsanschrift und Verlag:<br />

Naturfreundejugend Deutschlands ||<br />

Warschauer Straße 59a || 10243 Berlin ||<br />

Telefon 030-297732-70 || Telefax 030-297732-80<br />

<strong>ke</strong><strong>onda</strong>@naturfreundejugend.de || www.<strong>ke</strong><strong>onda</strong>.de<br />

Mitglieder der Naturfreundejugend Deutschlands erhalten<br />

KidsPower/[<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] kostenlos.<br />

KidsPower/[<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] kann auch als Abo für 5 € pro<br />

Jahr inkl. Versandkosten bestellt werden.<br />

Redaktion [<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>]: Valerie Berghaus, Michèle<br />

Guyot, Frank Hoppe, Irina Bučinska, Steffen Filz,<br />

Conrad Ambree, Lina Mombauer, Dennis Melsa<br />

(V.i.S.d.P)<br />

Redaktion KidsPower: Lina Mombauer, Conrad Ambree,<br />

Dennis Melsa (V.i.S.d.P)<br />

Fotos [<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>]:<br />

pixabay/Sabrina Grösch<strong>ke</strong> (S.1), pixabay.com (S.3/4/<br />

5/10/12/19), Naturfreundejugend Deutschlands (S.3/12/<br />

13/14/15), Luise Min<strong>ke</strong>witz (S.6), Freundeskreis Ökodorf<br />

e.V. (S.8), Nicole Franz, MDR (S.8), Jonas Duhme<br />

(S.8), Hinnerk11 (S.9), Frank Hoppe (S.11), unsplash<br />

(S.12), Naturfreundejugend SOL (S.13), Credi-ONG<br />

(S.13/15), Association Sénégalaise des Amis de la<br />

Nature (S.15), NivonJong (S.16), Naturfreundejugend<br />

Teutoburger Wald (S.17), Franca Löhr (S.18), Sabrina<br />

Grösch<strong>ke</strong> (S.18)<br />

Fotos Kids Power:<br />

MiniLab/shutterstock.com (S.1), Sushiman/shutterstock<br />

.com (S.2/3), pixabay.com (S.4/5), emojipedia.org/<br />

openmoji (S.4) Naturfreundejugend Witten (S.6/7),<br />

Naturfreundejugend Deutschlands (S.7/11), Leo Leowald<br />

/ Planet Schule / SWR (S.10)<br />

Illustrationen und Gestaltung: Sabrina Grösch<strong>ke</strong> ||<br />

Formgefüge || www.formgefuege.de<br />

Druck: Druc<strong>ke</strong>rei Lokay e.K.<br />

Klimaneutral gedruckt auf 100 % Altpapier,<br />

ausgezeichnet mit dem Blauen Engel und dem EU<br />

Eco-Label.<br />

© Naturfreundejugend Deutschlands 2020<br />

KidsPower/[<strong>ke</strong>:<strong>onda</strong>] wird gefördert vom


Die <strong>Stadt</strong> ist voller beweglicher<br />

Die S-Bahn-Station ist überfüllt von<br />

Menschen. Die Müdig<strong>ke</strong>it aufgrund des<br />

frühen Morgens, die Freude über das sonnige<br />

Wetter, Ungeduld beim Warten auf die<br />

Bahn – das alles er<strong>ke</strong>nne ich in den Gesichtern<br />

der Unbekannten, die mit mir an<br />

der Haltestelle stehen. Bald sind alle in der<br />

Bahn und Mas<strong>ke</strong>n verdec<strong>ke</strong>n die Mimik<br />

meiner Mitreisenden. Ich sehe nur noch<br />

die Augen. Mir gegenüber sitzt eine ältere<br />

Dame. Ihre braunen Augen starren mich<br />

durch einen langen Pony an. Wie ist ihre<br />

Stimmung? Sie nimmt die Mas<strong>ke</strong> ab und<br />

isst ein Bonbon. Die alte Dame ist schick<br />

geschminkt mit rotem Lippenstift. Ob sie<br />

eine Verabredung hat oder es einfach nur<br />

schätzt, schön gepflegt zu sein?<br />

Ich verlasse die Bahn und es grüßt mich der<br />

bezaubernd glänzende Fernsehturm. Wie<br />

kleine Stüc<strong>ke</strong> eines farbenfrohen Mosaiks<br />

kommen mir zahlreiche Leute entgegen.<br />

Impressionen…<br />

Wahrscheinlich hätte ich Millionen Jahre<br />

gebraucht, um sie alle <strong>ke</strong>nnenzulernen.<br />

An jeder Ec<strong>ke</strong> sehe ich träumerische Impressionen.<br />

Es scheint, als ob die <strong>Stadt</strong><br />

versprechen würde, dass alle Träume hier<br />

verwirklicht werden können. Einer rennt:<br />

Anscheinend ist sein Traum, die Bahn<br />

nicht zu verpassen. Der andere hält liebevoll<br />

ein Baby – die schnell vergehende Zeit<br />

fühlt sich für ihn vermutlich ganz anders<br />

an. Im Gegensatz dazu eine Künstlerin, die<br />

voller Aufmerksam<strong>ke</strong>it durch eine Modetrend-App<br />

auf dem Handy scrollt. Ein dynamisches<br />

Multikulti-Gefühl in der <strong>Stadt</strong><br />

voller beweglicher Impressionen.<br />

von Irina Bučinska<br />

Am Anfang höre ich wenig. Gewöhnt an<br />

die laute <strong>Stadt</strong>, wo tausende Geräusche<br />

und Eindrüc<strong>ke</strong> auf mich einströmen, ist die<br />

Natur wie reine Stille – zumindest am Anfang.<br />

Auch die Luft ist direkt anders. Hier<br />

rieche ich die verschiedenen Pflanzen und<br />

Blumen, das frische Obst, das ein wenig<br />

entfernt an einem Baum hängt. In der <strong>Stadt</strong><br />

vermeide ich es oft, vielleicht zum Selbstschutz,<br />

mich wirklich auf Gerüche zu konzentrieren.<br />

Ich sehe zunächst nicht viel. Eine Wespe,<br />

die unnachgiebig probiert an mein Getränk<br />

zu kommen – soweit ist das nicht anders als<br />

in der <strong>Stadt</strong>. Doch nach näherer Betrachtung<br />

sehe ich dutzende Ameisen zu meinen<br />

Füßen, die ihr Essen in einem faszinierenden<br />

Tempo abtransportieren, mit einer Dynamik,<br />

die an die Rush-Hour erinnert. Ein<br />

wenig weiter weg sehe ich einen Vogel. Er<br />

beobachtet mich, glaube ich auch, wägt ab,<br />

ob ich eine Gefahr für ihn darstelle.<br />

Je länger ich dort sitze und nichts tue, desto<br />

mehr scheine ich ein Teil der Umgebung<br />

zu werden. Ein Schmetterling setzt sich<br />

nach einer halben Stunde auf mein Knie,<br />

ein Vogel kommt auf Armeslänge an mich<br />

heran. Es ist eine wunderbare Harmonie,<br />

die sich hier finden lässt. Traurigerweise<br />

fühlt es sich so an, als ob der einzige<br />

Weg für einen Menschen, daran teilnehmen<br />

zu können, die stille Bewegungslosig<strong>ke</strong>it,<br />

das Nichtstun, ist. Schließlich<br />

kommt ein anderer Mensch vorbei und<br />

grüßt mich. Ich unterhalte mich kurz mit<br />

ihm über den See und über die Natur. Dann<br />

mache ich mich auf den Weg, denn der<br />

Moment der Einig<strong>ke</strong>it mit der Natur ist gebrochen.<br />

von Ben Charles<br />

Weit draußen in Brandenburg,<br />

an einem menschenleeren See…


Seite 4<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Dezember 2020<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Mehr als die Hälfte der Weltbevöl<strong>ke</strong>rung<br />

lebt in Städten, Tendenz steigend.<br />

Den Rekord hält Tokio mit fast 38 Millionen<br />

Einwohnern, das sind mehr als in<br />

ganz Kanada leben. Da können die gerade<br />

mal vier Millionen-Städte in Deutschland<br />

– Berlin (3,77 Mio.), Hamburg (1,9 Mio.),<br />

München (1,47 Mio.) und Köln (1,06 Mio.)<br />

– nicht mithalten.<br />

In Städten herrscht ein anderes Klima als<br />

auf dem <strong>Land</strong>. Dichte Bebauung, wenig<br />

Vegetation, die Emission von Luftschadstoffen<br />

und Abwärme führen zu höheren<br />

Durchschnittstemperaturen sowie zu niedrigeren<br />

Luftfeuchtig<strong>ke</strong>iten und Windgeschwindig<strong>ke</strong>iten.<br />

Vor allem an heißen<br />

Sommertagen ist dies zu spüren. So war<br />

Berlin sowohl im Sommer 2019 als auch<br />

im Juli 2020 das wärmste Bundesland.<br />

Fast 60 Prozent aller<br />

Personen mit Migrationshintergrund<br />

lebten 2018 in städtischen,<br />

nur 12,7 Prozent in ländlichen<br />

Regionen. Während der<br />

Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund<br />

an der Gesamtbevöl<strong>ke</strong>rung<br />

in Deutschland 2019 bei<br />

etwa 12,5 Prozent lag, betrug er in<br />

Städten wie München, Stuttgart<br />

oder Frankfurt am Main mehr<br />

als 25 Prozent.<br />

Personen in der <strong>Stadt</strong> haben<br />

ein deutlich höheres Risiko, an<br />

Schizophrenie oder Depressionen<br />

zu erkran<strong>ke</strong>n. Auch allergische Reaktionen<br />

wie Asthma, Heuschnupfen,<br />

Neurodermitis oder Nahrungsmittelallergien<br />

treten häufiger auf.<br />

Die psychische Gesundheit lässt sich<br />

allerdings schon durch einen Umzug in<br />

ein grüneres Viertel verbessern.<br />

In Großstädten und Ballungsgebieten ist<br />

der Anteil der Veganer*innen an der Bevöl<strong>ke</strong>rung<br />

am höchsten. Die meisten Veganer*innen<br />

und Vegetarier*innen leben<br />

in Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner*innen.


Seite 5 <strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Dezember 2020<br />

In einer europäischen<br />

Großstadt leben durchschnittlich<br />

mehr als 10.000 unterschiedliche<br />

Arten und damit oft mehr als<br />

auf dem <strong>Land</strong>. Gründe sind die <strong>Vielfalt</strong><br />

an Lebensräumen, Verstec<strong>ke</strong>n,<br />

Nistplätzen und Blütenpflanzen sowie<br />

das Fehlen von Jagd, Pestizid- und<br />

Düngemitteleinsatz. Dabei gilt sogar:<br />

Je größer die <strong>Stadt</strong>, desto<br />

größer die Artenvielfalt.<br />

Von 2013 bis 2018 zogen im Saldo 1,2 Millionen<br />

Menschen im Alter von 20 bis 40<br />

Jahren in die Großstädte, etwa 120.000<br />

Menschen ab 40 Jahren zogen aus den<br />

Großstädten weg. Der Anteil von Personen<br />

über 65 Jahren an der Bevöl<strong>ke</strong>rung liegt in<br />

vielen ländlichen Regionen über 26 Prozent,<br />

in Großstädten wie Berlin, Hamburg,<br />

München oder Stuttgart nur bei etwa 18<br />

Prozent.<br />

<strong>Stadt</strong> oder<br />

<strong>Land</strong>?<br />

Selbsttest: Wohlfühlort<br />

Wovon wirst du morgens geweckt?<br />

Rasenmäher und Traktoren (1P)<br />

Aus meinem Tiefschlaf kann mich nichts wec<strong>ke</strong>n (2P)<br />

Hupen und Flugzeuge (3P)<br />

Du hast morgens deinen Bus oder Zug verpasst.<br />

Wie lange musst du auf den nächsten warten?<br />

Halbe Stunde oder mehr (1P)<br />

Zwischen 10 Minuten und einer halben Stunde (2P)<br />

höchstens 10 Minuten (3P)<br />

Kennst du deine Nachbar*innen?<br />

Klar, wir quatschen öfter mal und einigen gratuliere ich zum Geburtstag (1P)<br />

Ich weiß den Namen, mehr aber auch nicht (2P)<br />

Wer sind diese Menschen? (3P)<br />

Grüße die Leute auf der Straße mit einem Lächeln. Grüßen sie zurück?<br />

Ja, natürlich! (1P)<br />

Nein, ich werde ignoriert (2P)<br />

Nein, ich werde komisch angeschaut (3P)<br />

Du triffst Bekannte auf der Straße. Glücksfall oder Standard?<br />

Eigentlich nichts Besonderes (1P)<br />

Mit Musik auf den Ohren achte ich nicht so auf mein Umfeld (2P)<br />

Das wäre schon ein krasser Zufall, da fühle ich mich schon fast verfolgt… (3P)<br />

Weiß du schon, was du heute Abend unternimmst?<br />

Bei uns in der Nachbarschaft wird gefeiert, da geht jeder hin und ich<br />

natürlich auch! (1P)<br />

Pizza und Filme guc<strong>ke</strong>n mit Freund*innen (2P)<br />

Mal sehen, was der Abend so bringt, wir treffen uns erstmal und<br />

entscheiden dann spontan (3P)<br />

Auswertung<br />

7-10 Punkte: Wohlfühlort Dorfleben<br />

Zuhause ist’s doch einfach am schönsten! Du brauchst<br />

nicht so viel Tamtam zum Wohlfühlen und das gemeinschaftliche<br />

‚hier-<strong>ke</strong>nnt-jede*r-jede*n‘ hilft dir, Kraft zu<br />

tan<strong>ke</strong>n.<br />

11-17 Punkte: Das Beste aus beiden Welten<br />

Entweder-Oder? Da hast du definitiv <strong>ke</strong>ine Lust drauf. Für<br />

dich macht’s die Mischung aus dem Flair vom <strong>Land</strong> und<br />

dem Trubel der <strong>Stadt</strong>. Vielleicht gehörst du eher in eine<br />

Kleinstadt oder wenn schon Großstadt, dann etwas weiter<br />

weg vom Zentrum.<br />

18-21 Punkte: Big City Life<br />

Wenn jemand einen Iced Matcha Latte mit Cashew-Milch<br />

bestellt, wundert dich das schon längst nicht mehr. Du<br />

liebst die große <strong>Vielfalt</strong> von Möglich<strong>ke</strong>iten und Spontanität<br />

und fühlst dich wohl, wenn immer was los ist und du jeden<br />

Tag Neues entdec<strong>ke</strong>n kannst!<br />

Du kommst Samstagabend nach Hause. Wer begegnet dir auf der Straße?<br />

Das Dorf schläft, nur der Fuchs ist noch wach. (1P)<br />

Samstags geh ich gar nicht erst raus (2P)<br />

Auf den Straßen ist noch jede Menge los, ich mache noch einen Abstecher<br />

in den Supermarkt (3P)


Seite 6<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Dezember 2020<br />

Leben in der <strong>Stadt</strong><br />

Luise Min<strong>ke</strong>witz ist 19 Jahre alt und<br />

Praktikantin in einem Forschungsinstitut<br />

sowie angehende Biologie-Studentin.<br />

Sie wohnt schon ihr ganzes Leben im pulsierenden<br />

Zentrum von Berlin und kann<br />

sich, abseits vom Urlaub, nicht vorstellen<br />

auf dem <strong>Land</strong> zu leben. Im Interview erzählt<br />

sie uns, was das <strong>Stadt</strong>leben für sie so<br />

reizvoll macht.<br />

Du lebst lieber in der <strong>Stadt</strong> als auf dem<br />

<strong>Land</strong>. Warum?<br />

<strong>Stadt</strong> ist für mich so lebendig. Es verändert<br />

sich ständig etwas und man selbst kann sich<br />

mit verändern. Auf dem <strong>Land</strong> hat man das<br />

Gefühl, die Zeit bleibt ein bisschen stehen.<br />

Erzähl uns was über deinen Alltag. Wie<br />

lange brauchst du zur Arbeit? Welches<br />

Ver<strong>ke</strong>hrsmittel nutzt du?<br />

Meistens fahre ich mit dem Fahrrad. Und<br />

wenn ich das nicht kann, dann nutze ich<br />

eben die öffentlichen Ver<strong>ke</strong>hrsmittel. Ich<br />

brauche eine halbe Stunde zu meinem Praktikumsplatz,<br />

einfach indem ich mit dem<br />

Fahrrad und mit der S-Bahn fahre. Diese<br />

Möglich<strong>ke</strong>it hat man auf dem <strong>Land</strong> nicht.<br />

Beobachtest du manchmal die Leute in<br />

der Bahn?<br />

Klar, an eine Situation erinnere ich mich<br />

noch sehr gut: Es war Winter und alle in<br />

Berlin sind dann immer grau und schwarz<br />

gekleidet. Dann stieg eine unglaublich<br />

knallig angezogene Frau mit ihrem Sohn<br />

ein und der Sohn fragt: „Mama, warum<br />

ziehen wir uns eigentlich so bunt an?“ und<br />

sie antwortet: „Alle in Berlin sind immer<br />

schwarz und grau. Und das macht mich so<br />

traurig. Aber wir sind glücklich und deshalb<br />

sind wir bunt angezogen.“ Das fand<br />

ich richtig süß.<br />

Was machst du in deiner Freizeit?<br />

Ich gehe wirklich gern in der <strong>Stadt</strong> spazieren,<br />

entweder mit Freund*innen oder<br />

alleine. Es ist natürlich auch spannend im<br />

Wald spazieren zu gehen, aber das kann ich<br />

ja auch machen. Dann fahre ich eben eine<br />

halbe Stunde raus und gehe da spazieren.<br />

Ansonsten treffe ich mich auch gerne mit<br />

Freund*innen im Park oder in einer Bar<br />

und genieße da den Abend. Am liebsten<br />

sitze ich an der Monbijoubrüc<strong>ke</strong>. Da sind<br />

öfter mal kleine Konzerte, wenn die Sonne<br />

untergeht.<br />

Wäre dein Alltag anders, wenn du auf dem<br />

<strong>Land</strong> leben würdest?<br />

Klar, hundertprozentig. Ich will ja studieren<br />

und das geht meistens nur in der <strong>Stadt</strong>.<br />

Aber hätte ich zum Beispiel mein Freiwilliges<br />

Soziales Jahr auf dem <strong>Land</strong> gemacht,<br />

hätte ich wahrscheinlich sehr viel mehr gelesen<br />

und Zeit mit mir verbracht, was aber<br />

Und dann lernt man irgendwen<br />

<strong>ke</strong>nnen, der wieder andere Leute<br />

<strong>ke</strong>nnt, die man dann <strong>ke</strong>nnenlernt,<br />

und dann landet man in einer WG.<br />

bestimmt auch eine schöne Sache gewesen<br />

wäre. Ich glaube, ich würde aber viele von<br />

meinen sozialen Kontakten nicht haben.<br />

Brauchst du auch manchmal eine Auszeit<br />

auf dem <strong>Land</strong>?<br />

Wenn ich von einer Reise wiederkomme,<br />

mer<strong>ke</strong> ich manchmal schon, dass ich mich<br />

erst wieder an die <strong>Stadt</strong> gewöhnen muss.<br />

Auch wenn ich in der <strong>Stadt</strong> frei habe, habe<br />

ich irgendwie immer Zeitdruck und das Gefühl,<br />

ich muss irgendwas machen. Deshalb<br />

mache ich mit meiner Familie jedes Jahr<br />

Urlaub auf dem <strong>Land</strong>. Da kann man etwas<br />

ruhiger leben und das brauche ich auch<br />

manchmal.<br />

Und auf der anderen Seite: Wie lange<br />

dauert es, bis du die <strong>Stadt</strong> vermisst?<br />

Eigentlich vermisse ich nicht die <strong>Stadt</strong> an<br />

sich, sondern das Leben in der <strong>Stadt</strong>. Also<br />

nicht die lauten Autos und die Straßenbahn,<br />

die da lang rappelt, wenn ich noch schlafen<br />

will. Ich vermisse es, mich abends mit<br />

Freund*innen zu treffen oder irgendwo entlang<br />

zu laufen und Leben an jeder Ec<strong>ke</strong> zu<br />

sehen. Das fehlt mir schon so nach zwei bis<br />

drei Wochen.<br />

Gibt es eine Art Gemeinschaftsgefühl bei<br />

dir im Kiez?<br />

Ich <strong>ke</strong>nne natürlich Leute vom Kindergarten<br />

und der Grundschule und einige unserer<br />

Nachbar*innen sind gute Freunde von uns.<br />

Aber dadurch, dass meine Straße sehr touristisch<br />

ist, ist da insgesamt nicht so viel Kiezgefühl.<br />

In Parallelstraßen von uns aber<br />

schon, die feiern Straßenfeste oder machen<br />

Hinterhof-Flohmärkte, da fühlt man sich<br />

schon miteinander verbunden.<br />

Findest du es in der <strong>Stadt</strong> schwerer oder<br />

leichter neue Leute <strong>ke</strong>nnenzulernen?<br />

Ich glaube, es ist leicht neue Leute <strong>ke</strong>nnenzulernen,<br />

wenn man sich Mühe gibt.<br />

Es ist allerdings auch sehr leicht für sich<br />

zu bleiben, das ist echt unglaublich. Man<br />

muss sich halt den Mut fassen und irgendwo<br />

hingehen und fragen, ob man sich dazusetzen<br />

kann. Und dann lernt man irgendwen<br />

<strong>ke</strong>nnen, der wieder andere Leute <strong>ke</strong>nnt,<br />

die man dann <strong>ke</strong>nnenlernt, und dann<br />

landet man in einer WG. Also ja, man kann<br />

leicht Leute <strong>ke</strong>nnenlernen, man kann es<br />

aber auch ganz leicht nicht.<br />

Glaubst du, man ist in Städten mehr mit<br />

anderen Kulturen konfrontiert als auf<br />

dem <strong>Land</strong>?<br />

Ich den<strong>ke</strong> schon, auf jeden Fall. Aber wenn<br />

man auf dem <strong>Land</strong> internationale Leute<br />

trifft, ist das dann vielleicht intensiver, weil<br />

es ein bisschen besonderer ist. Oder vielleicht<br />

wird man auch mehr ausgeschlossen,<br />

weil die Leute nicht so offen sind dafür? Ich<br />

den<strong>ke</strong> aber, es gibt sowohl auf dem <strong>Land</strong><br />

als auch in der <strong>Stadt</strong> Leute, die offen und<br />

nicht offen sind. Das ist mehr von den Personen<br />

abhängig als von dem <strong>Stadt</strong>- oder<br />

<strong>Land</strong>leben.<br />

Ist es in der <strong>Stadt</strong> einfacher verrückt und<br />

außergewöhnlich zu sein?<br />

Ja, einfach ja. Ich finde es fast schon unangenehm,<br />

wie sehr manche Leute individuell<br />

und eigen sein möchten und das<br />

präsentieren wollen. Ich würde mir manch-


Seite 7<br />

Dezember 2020<br />

mal wünschen, dass dieser Wunsch nach<br />

Gesehenwerden nicht so da ist. Auf dem<br />

<strong>Land</strong> ist es dafür schwerer, so zu sein, wie<br />

man möchte. Man passt sich vielleicht eher<br />

der Allgemeinheit an, obwohl das in der<br />

<strong>Stadt</strong> auch oft so ist. Aber insgesamt gibt<br />

es schon viele bunte Vögel in der <strong>Stadt</strong> und<br />

das ist auch ganz gut so.<br />

Wir fordern:<br />

Aus den kleinen Beeten am<br />

Straßenrand, die einfach nur aus<br />

Erde bestehen, haben die Leute<br />

wirklich Beete gemacht und ihre<br />

Nachbarschaft ein bisschen verschönert.<br />

Welche Vorurteile über das Leben in der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>ke</strong>nnst du? Was denkst du darüber?<br />

Hier sind alle Hipster - Nein. Ich würde<br />

schon sagen, es gibt ein paar Vorurteile<br />

und viele haben auch einen wahren Kern.<br />

Natürlich gibt es hier viele Hipster und<br />

natürlich ist Prenzlauer Berg inzwischen<br />

so ein Helikopter-Eltern-Bezirk geworden.<br />

Trotzdem gibt es immer wieder noch überraschende<br />

Orte und Menschen. Vorurteile<br />

gegenüber dem <strong>Land</strong> sind ja „das <strong>Land</strong> ist<br />

total festgefahren, nichts passiert“ und das<br />

stimmt auch nicht. Da gibt es genauso Leute,<br />

die total offen sind und eine tolle Gemeinschaft<br />

haben mit ganz verschiedenen<br />

Menschen.<br />

Was hast du in der <strong>Stadt</strong> während der<br />

Corona-Zeit anders wahrgenommen als<br />

sonst?<br />

Erstens, die Hamster-Käufe fand ich richtig<br />

heftig. In der <strong>Stadt</strong> ist man es gewohnt, zu<br />

jeder Zeit alles zu kriegen. Und auf einmal<br />

steht man im Supermarkt und muss<br />

sich überlegen, wann vielleicht die nächste<br />

Klopapier-Lieferung kommt. Insgesamt<br />

war nicht mehr viel Leben in der <strong>Stadt</strong>. Ich<br />

hatte aber das Gefühl, dass die Leute noch<br />

mehr ein Nachbarschaftsgefühl entwic<strong>ke</strong>lt<br />

haben. Aus den kleinen Beeten am Straßenrand,<br />

die einfach nur aus Erde bestehen,<br />

haben die Leute wirklich Beete gemacht<br />

und ihre Nachbarschaft ein bisschen verschönert.<br />

Dann gab es Gabenzäune, da haben<br />

die Leute Sachen für Bedürftige hingehängt.<br />

Ein Vorurteil gegenüber der <strong>Stadt</strong> ist<br />

ja, alles ist anonym. Und man merkt halt,<br />

das stimmt auch nicht nur. Natürlich gibt es<br />

Leute, die mit niemandem was zu tun haben<br />

wollen. Und dann gibt es die Leute, die<br />

sagen, wir sind füreinander da.<br />

Das Interview führte Valerie Berghaus<br />

Luise hat das Glück, bei ihrer Familie in<br />

Berlin leben zu können.<br />

Für zahlreiche junge Menschen, die für<br />

Ausbildung, Beruf oder Studium in eine<br />

Großstadt ziehen, gestaltet sich die Suche<br />

nach Wohnraum nämlich sehr schwer. Die<br />

Situation am Wohnungsmarkt ist chaotisch<br />

und vielerorts gehen die Mietpreise durch<br />

die Dec<strong>ke</strong>.<br />

2011 zahlte man für eine 30 m 2 Mietwohnung<br />

in Berlin durchschnittlich 8,36<br />

Euro pro m 2 , bei einer 60 m 2 Wohnung waren<br />

es 6,17 Euro. Mittlerweile sind die Preise<br />

bei 18,98 Euro beziehungsweise 13,62<br />

Euro angekommen. Sie haben sich also<br />

mehr als verdoppelt. Ein Trend, der auch in<br />

vielen anderen Städten er<strong>ke</strong>nnbar ist.<br />

Wir als Naturfreundejugend fordern deshalb:<br />

Veränderung muss her! Auf unserem<br />

Bundesausschuss 2019 beschlossen<br />

wir dafür ein Positionspapier. Wir fordern,<br />

dass mehr günstiger Wohnraum, insbesondere<br />

für junge Menschen, geschaffen wird.<br />

So zum Beispiel durch die Ausweitung<br />

gemeinwohlorientierter Wohnheime oder<br />

dem sozialen Wohnungsbau. Die Mietpreisbremse<br />

sollte verschärft und auf das<br />

gesamte Bundesgebiet ausgeweitet werden.<br />

Kommunen sollten wieder ein verstärktes<br />

Mitspracherecht in puncto Raumgestaltung<br />

erhalten und von Bund und Ländern<br />

unterstützt werden, um nicht alle Macht<br />

an Großinvestor*innen zu verlieren. Die<br />

Vergesellschaftung von Wohnungsunternehmen<br />

ist hier das Stichwort.<br />

Das Modell der Wohnungsgemeinnützig<strong>ke</strong>it<br />

sollte wiedereingeführt werden, damit<br />

Wohnungsunternehmen, die den Status einer<br />

Gemeinnützig<strong>ke</strong>it erreichen, steuerliche<br />

Vergünstigungen erhalten. Dadurch wäre<br />

die Schaffung eines Wohnungsangebotes<br />

möglich, das unabhängig von der Preisentwicklung<br />

des Marktes wäre. Ein weiterer<br />

Ansatzpunkt ist die Stärkung der Rechte<br />

der Mieter*innen. Es ist Vermieter*innen<br />

nämlich möglich, eine*n Mieter*in aufgrund<br />

eines scheinbaren Eigenbedarfes zu<br />

kündigen, nur um dann die Wohnung für<br />

einen höheren Preis wieder zu vermieten.<br />

Hier müssen sich Mieter*innen wehren<br />

dürfen.<br />

Wir finden: Junge Menschen müssen<br />

die Möglich<strong>ke</strong>it haben, eine bezahlbare<br />

Wohnung in der <strong>Stadt</strong> zu finden. Damit die<br />

<strong>Stadt</strong> so lebendig bleibt, wie Luise sie beschreibt.<br />

Die komplette Position könnt ihr unter<br />

nfjd.de/go/position_wohnraum nachlesen.


Seite 8<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Dezember 2020<br />

Leben im Ökodorf<br />

Jonas wohnt seit fast zwei Jahren im<br />

Ökodorf Sieben Linden.<br />

Das Gemeinschaftsprojekt einer sozial und<br />

ökologisch ausgerichteten Siedlung wurde<br />

1997 mit dem Ziel gegründet, nachhaltige<br />

Lebensstile zu verwirklichen. Im Interview<br />

erzählt uns Jonas über sein Leben im Ökodorf.<br />

Was hat dich motiviert ins Ökodorf zu<br />

ziehen?<br />

Ich habe mich schon immer für das Gemeinschaftsleben<br />

interessiert und das Dorf<br />

ist ja auch ein Modellprojekt. Jede*r hier<br />

produziert im Schnitt nur ein Drittel so viel<br />

CO2 wie der bundesdeutsche Durchschnitt,<br />

aber dennoch hat sich mein Lebensstandard<br />

im Grunde sogar verbessert. In der<br />

Gemeinschaft kann man halt vieles teilen<br />

und das klappt super, obwohl die Leute<br />

hier sehr unterschiedlich und vielfältig<br />

sind. Mit mittlerweile fast 150 Menschen<br />

die hier leben, ist die Gemeinschaft stabil<br />

und ein Leuchtturmprojekt mit fast 8000<br />

Gästeübernachtungen im Jahr. Es gibt<br />

Seminare oder Festivals, und ganz viele<br />

Menschen kommen hierhin und lassen sich<br />

inspirieren. Das macht viel Spaß.<br />

Und was macht für dich das Dorf so besonders<br />

im Vergleich zur <strong>Stadt</strong>?<br />

Sieben Linden liegt ja in der Altmark in<br />

Sachsen-Anhalt, das ist eine der am wenigs-<br />

ten besiedelten Regionen in Deutschland.<br />

Der Sternenhimmel ist dafür unglaublich,<br />

das habe ich vorher nur in Asien auf einer<br />

Insel mal erlebt. Es gibt einfach fast <strong>ke</strong>ine<br />

Lichtverschmutzung. Dennoch bin ich froh,<br />

wenn ich einmal pro Monat auch nach Berlin<br />

oder nach Bielefeld fahre um Freunde zu<br />

besuchen. Ich fahre dann immer zuerst mit<br />

meinem Fahrrad, denn die nächste Bushaltestelle<br />

ist 25 Fußminuten entfernt. Grade<br />

auf dem Rückweg ist das ist eine gute<br />

Strec<strong>ke</strong>, um nochmal bewusst zu mer<strong>ke</strong>n,<br />

dass man gerade die laute Welt verlässt.<br />

Ich weiß nicht ob das Leben hier<br />

unbedingt schöner ist, aber intensiver<br />

würde ich sagen.<br />

Musst du viel zu Fuß gehen?<br />

Ja, aber das ist auch sehr schön. Ich lebe<br />

ja in einem Bauwagen und wenn ich frühstüc<strong>ke</strong>n<br />

will, muss ich immer 5 bis 10 Minuten<br />

zum Haupthaus gehen. Da habe ich<br />

schon morgens frische Luft um die Nase.<br />

Wie sieht denn dein Alltag aus?<br />

Mein Alltag (lacht)! Also der sieht so aus,<br />

dass es <strong>ke</strong>inen richtigen Alltag gibt! In<br />

der letzten Zeit sieht es aber öfter so aus,<br />

dass ich morgens aufstehe, frühstüc<strong>ke</strong>, im<br />

Infobüro arbeite und dann vielleicht beim<br />

Schnippeldienst die Köche unterstütze. Ein<br />

anderer Tag kann aber auch so aussehen,<br />

dass ich die Fäkalienkompostanlage betreue<br />

oder mit dem Wald-Team den ganzen Tag<br />

im Wald bin und Bäume pflanze oder fälle<br />

und sie abtransportiere.<br />

Welches Gefühl bekommst du, wenn du in<br />

der <strong>Stadt</strong> bist?<br />

Also ehrlich gesagt bin ich meistens irritiert<br />

über die Lautstär<strong>ke</strong>, die Gerüche und<br />

die Hektik. Und dass man nicht in die<br />

Weite guc<strong>ke</strong>n kann. Wenn ich mit der S-<br />

oder U-Bahn fahre den<strong>ke</strong> ich auch immer,<br />

wie wahnsinnig viele Menschen irgendwo<br />

hinwollen, das ist unglaublich! Ich fahre<br />

wirklich gerne mit dem Zug, das stresst<br />

mich nicht, aber ich verstehe auch jede*n,<br />

der auf sein Handy guckt oder die Kopfhörer<br />

aufhat um sich selber von der Welt<br />

abzugrenzen.<br />

Hast du auch mal Sehnsucht nach der<br />

<strong>Stadt</strong>?<br />

Manchmal ist es mir auf dem <strong>Land</strong> schon<br />

zu still. Ich genieße auch mal den Trubel,<br />

wenn man abends mit Freund*innen ausgeht.<br />

Wenn ich bei uns ins Kino oder<br />

Restaurant möchte, muss ich immer erst 30-<br />

40 Minuten fahren. Und ich habe während<br />

des Studium irgendwie auch mein Herz an<br />

Bielefeld verloren. Das Stadion fehlt mir<br />

wahnsinnig! Trotzdem kann ich mir nicht<br />

mehr vorstellen in der <strong>Stadt</strong> zu leben. Ich<br />

meine, ich lebe im Bauwagen, ich gehe zum<br />

Pin<strong>ke</strong>ln nach draußen (lacht) und ich spüre<br />

einfach die Veränderung der Jahreszeiten.<br />

In der <strong>Stadt</strong> merkt man natürlich auch, dass<br />

die Tage kürzer werden und so, aber hier ist<br />

das irgendwie unmittelbarer.<br />

Freust du dich, wenn du zurückkommst<br />

und alles wieder ruhig ist?<br />

Tatsächlich verbinde ich mit “nach Hause<br />

kommen” nicht unbedingt, dass es wieder<br />

ruhiger wird. Es sind einfach sehr viele<br />

Leute da, die sich freuen, dass man wieder


Seite 9<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Dezember 2020<br />

da ist und einem das auch zeigen. Es kommen<br />

oft auch viele Fragen, wo man war,<br />

was man gemacht hat und wie es gewesen<br />

ist. Nach einem längeren Urlaub kann das<br />

ganz schön anstrengend werden. Aber es ist<br />

ein tolles Gefühl, wie in eine riesige, wohlwollende<br />

Familie zurückzu<strong>ke</strong>hren. Ich weiß<br />

nicht ob das Leben hier unbedingt schöner<br />

ist, aber intensiver würde ich sagen.<br />

Alle haben es satt<br />

Es ist hier zum Beispiel total in<br />

Ordnung, dass man auch seine<br />

Schwächen zeigen darf.<br />

Glaubst du, das Leben in einem Dorf kann<br />

einen Menschen verändern?<br />

Sieben Linden beziehungsweise überhaupt<br />

das Leben in der Gemeinschaft verändert<br />

einen sehr stark. Es ist hier zum Beispiel<br />

total in Ordnung, dass man auch seine<br />

Schwächen zeigen darf. Das ist in einem<br />

normalen Dorf aber vermutlich nicht unbedingt<br />

der Fall.<br />

Woanders könntest du das nicht zeigen?<br />

Jede*r, der hier hinkommt, entscheidet<br />

sich aktiv dazu. Man hat gemeinsam ein<br />

Projekt und dadurch sehr viel Wohlwollen<br />

gegenüber den anderen. Denn es nützt<br />

ja nichts, andere fertig zu machen, weil<br />

man ja gemeinsam etwas schaffen will.<br />

Natürlich sind wir <strong>ke</strong>ine Heiligen, sondern<br />

auch Menschen, die in einer leistungsorientierten<br />

Gesellschaft sozialisiert wurden.<br />

Es ist schwer, sich dem zu entziehen. Aber<br />

die Gesprächskultur ist anders und zum<br />

Beispiel viel von gewaltfreier Kommunikation<br />

geprägt. Wenn man Probleme mit<br />

einer Person hat kann man immer jemand<br />

anderes fragen, der*die einem hilft und<br />

ein begleitetes Gespräch führt. Dadurch<br />

habe ich mich auch persönlich sehr weiterentwic<strong>ke</strong>lt.<br />

Wie hat sich die Pandemie auf dein Leben<br />

ausgewirkt?<br />

Während Corona habe ich manche Menschen<br />

sehr viel besser <strong>ke</strong>nnengelernt. Das<br />

war ein bisschen wie ein Vergrößerungsglas.<br />

Gleichzeitig sind wir ja ein demokratisch<br />

organisiertes Dorf, eine Genossenschaft,<br />

wo es viele Arbeitskreise, Rätesitzungen<br />

und Teams und so gibt. Das ist natürlich<br />

am Anfang alles etwas zusammengebrochen<br />

und das war schon auch sehr herausfordernd,<br />

aber auch irgendwie spannend<br />

und sehr intensiv!<br />

Das Interview führte Irina Bučinska<br />

„Das Zentrum des Bösen ist der Dorfplatz<br />

Wo am Morgen der Hahn dreimal kräht<br />

Genau da ist das Zentrum des Bösen<br />

Wo vor Jahren die Zeit stehenblieb“<br />

- aus dem Song „Zentrum des Bösen“<br />

der Antilopengang<br />

„Da sind Traktoren in der Innenstadt!“<br />

weist eine Freundin mich auf eine endlos<br />

lange Kette von Traktoren hin. Dicht an<br />

dicht, hupend, mit unterschiedlichsten<br />

Schildern behangen, fahren sie durch die<br />

<strong>Stadt</strong>. Das war letztes Jahr im Oktober.<br />

Aber warum haben sie das getan? Und<br />

warum ist das Thema immer noch aktuell?<br />

Die Proteste wurden von der Organisation<br />

“<strong>Land</strong> schafft Verbindung” ins Leben<br />

gerufen. Die Bäuer*innen wehrten sich gegen<br />

die strengeren Düngemittel- und Insektengift-Auflagen,<br />

die schwierige finanzielle<br />

Situation vieler Höfe und eine als ungerecht<br />

wahrgenommene Berichterstattung. Die<br />

neuen Auflagen wurden beschlossen, weil<br />

es 1980 fünfmal so viele Insekten gab wie<br />

heute und in 20 Prozent aller Grundwasserproben<br />

höhere Nitratwerte festgestellt<br />

wurden, als von der EU erlaubt. Damit verstieß<br />

Deutschland gegen die Auflagen der<br />

EU, weswegen Strafzahlungen drohen.<br />

Die Initiative sagt von sich selbst:<br />

„Die Unzuverlässig<strong>ke</strong>it der Regierung und<br />

der Behörden ist der Grund unsere Meinung<br />

friedlich zu äußern und zum lösungsorientieren<br />

Austausch einzuladen. Wir rufen zu<br />

Tisch!“<br />

Unterstützt wird die Initiative vom<br />

deutschen Bauernverband. Anders als<br />

der Name suggeriert, sind aber nicht alle<br />

Bäuer*innen im deutschen Bauernverband<br />

vertreten. Es gibt einen weiteren Verband<br />

von Bäuer*innen, die ABL: Arbeitsgemeinschaft<br />

bäuerliche <strong>Land</strong>wirtschaft. Diese<br />

ruft jährlich, gemeinsam mit den Natur-<br />

Freunden und anderen Organisationen, zur<br />

„Wir haben es satt!“ Demo auf. Sie fordert<br />

Investitionen nur noch für zukunftsfähige<br />

<strong>Land</strong>wirtschaft sowie eine Unterstützung<br />

kleiner und ökologischer Bauernhöfe.<br />

Es gibt also einige Interessensgruppen und<br />

alle streiten sich darüber, wie es nun weiter<br />

gehen soll mit unserer <strong>Land</strong>wirtschaft.<br />

Klar ist: Bäuer*innen aller Farben und<br />

Couleur wünschen sich so sehr eine<br />

Veränderung, dass sie auf die Straße gehen.<br />

Es ist also ernst!<br />

Darum ist es gut, wenn wir alle an einen<br />

Tisch kommen und miteinander statt übereinander<br />

sprechen. Denn es geht in den<br />

nächsten Jahren um viel! Circa 40 Prozent<br />

aller Gelder der EU werden an Bäuer*innen<br />

gezahlt. Aber wer bekommt wieviel?<br />

Und wofür? Das will die EU bis 2021 neu<br />

entscheiden und hier sind wir gefragt!<br />

Denn wenn ökologisches und nachhaltiges<br />

Wirtschaften belohnt und unterstützt wird,<br />

machen wir es <strong>Land</strong>wirt*innen einfacher,<br />

diesen Weg zu gehen. Zudem brauchen die<br />

Bäuer*innen unsere Unterstützung, denn es<br />

ist nicht leicht als kleiner oder mittelgroßer<br />

Bauernhof im ständigen Kampf um billige<br />

Preise zu überleben. Jedes Jahr schließt einer<br />

von 40 Bauernhöfen.<br />

Darum macht mit!<br />

Lasst uns gemeinsam für eine Veränderung<br />

eintreten, die uns allen gut tut und die die<br />

Lasten dieser Veränderung gerecht verteilt.<br />

Damit nicht nur kleine und mittelgroße<br />

Höfe die Kosten tragen, sondern wir alle!<br />

Denn anders als die Antilopengang behauptet,<br />

ist der Dorfplatz nicht das Zentrum<br />

des Bösen, sondern es ist der Moment, an<br />

dem wir uns nicht mehr auf dem Dorfplatz<br />

treffen, um uns einander zuzuhören und zu<br />

verstehen.<br />

von Steffen Filz


Seite 10<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Dezember 2020<br />

Entschleunigung<br />

steht still<br />

Ein verspäteter Bus, lange Warteschlangen,<br />

doppelte Wege, weil ich was<br />

vergessen habe – all das habe ich schon<br />

oft genug als Verschwendung meiner<br />

Zeit interpretiert und eher ungern über<br />

mich ergehen lassen.<br />

Denn auch ein undramatischer Alltag verläuft<br />

nicht immer, wie man denkt. Hier und<br />

da werde ich abgelenkt oder len<strong>ke</strong> mich<br />

selber ab. Besonders in der geschwinden<br />

<strong>Stadt</strong>umgebung nehme ich mir schnell zu<br />

viel vor und hänge schwuppdiwupp der<br />

gedanklichen To-do-Liste hinterher.<br />

Aber woher kommt dieses (Keine-)Zeit-<br />

Gefühl? Damit geboren wurden wir ja vermutlich<br />

nicht.<br />

Meine Theorie: Vielleicht liegt es an diesen<br />

essbaren Armbanduhren aus Zuc<strong>ke</strong>rperlen.<br />

Die habe ich als Kind geliebt, doch<br />

essen wir da vielleicht – versteckt hinter<br />

fröhlich-buntem Zuc<strong>ke</strong>r – das Gefühl von<br />

ständigem Zeitdruck? Na gut, vermutlich<br />

nicht, war ja nur so ‘ne Idee. Wenn wir das<br />

„höher-schneller-weiter-Gefühl“ also nicht<br />

gegessen haben, haben wir es wohl irgendwann<br />

erlernt. Das hieße aber, wir könnten<br />

es uns auch wieder ein bisschen abgewöhnen:<br />

weg von der Unverzüglich<strong>ke</strong>it und<br />

dem Gehetztsein, hin zum inneren „fünfe<br />

grade sein lassen“.<br />

Während des #SocialDistancing hat sich<br />

mein Alltag ganz schön verändert und es<br />

war auf einmal nicht mehr die Frage, wie<br />

alle möglichen Aktivitäten in einer Woche<br />

am besten unterzubringen sind. Stattdessen<br />

stand die Frage im Raum: Was tun mit der<br />

ganzen „neuen“ Zeit?<br />

Ich empfand diesen im Grunde „aufgezwungenen“<br />

Perspektivwechsel in Anbetracht<br />

von Zeit und Zeitmanagement als<br />

sehr spannend. Normalerweise habe ich mir<br />

angewöhnt, Dinge immer möglichst gleichzeitig<br />

zu machen. Ich höre Podcasts auf<br />

erhöhter Geschwindig<strong>ke</strong>it und beantworte<br />

längere Nachrichten lieber erst im Bus.<br />

Gerne will ich irgendwohin spazieren, bin<br />

aber letztendlich doch wieder spät dran und<br />

suche den schnellsten Weg zum Ziel raus.<br />

Irgendwie funktioniert dann ja auch alles.<br />

Nur frage ich mich manchmal, ob der ganze<br />

Stress wirklich unbedingt nötig ist und was<br />

genau „verschwendete Zeit“ denn überhaupt<br />

sein könnte.<br />

Apropos vom Baum baumeln lassen:<br />

Können wir da etwas vom Selbstbewusstsein<br />

der Faultiere lernen?<br />

Versteht mich nicht falsch. Ich habe auch<br />

oft Lust viel zu unternehmen und so schön<br />

wie Hängematten und Kuscheldec<strong>ke</strong>n auch<br />

sind, kann und will ich nicht den ganzen<br />

Tag darin herum lümmeln. Viel mehr geht’s<br />

mir um das Gefühl, das man hat, wenn man<br />

mal einen Gang runterfährt.<br />

Mein Ziel ist es, dass dieses Gefühl ein<br />

angenehmeres wird und ich mir die Entschleunigung<br />

einfach mehr gönnen kann.<br />

Ab und zu die Seele baumeln zu lassen,<br />

ist nämlich ganz schön gesund und eine<br />

Prise Langeweile bekanntlich Quelle für<br />

Kreativität.<br />

Apropos vom Baum baumeln lassen:<br />

Können wir da etwas vom Selbstbewusstsein<br />

der Faultiere lernen? Lasst uns die<br />

typischen Statussymbole der Leistungsgesellschaft<br />

hinter uns lassen und einander<br />

nicht mehr an Beruf und Besitz messen.<br />

Viel lieber könnten wir doch Selbstzufriedenheit<br />

dadurch erlangen, wie viel Wert wir<br />

auf Zeit für uns selber legen! Ich spreche<br />

hier nicht von einer sonntäglichen Gur<strong>ke</strong>n-<br />

Algen-Mas<strong>ke</strong>. Ich meine zum Beispiel<br />

beim Teetrin<strong>ke</strong>n am Morgen aus dem Fenster<br />

statt aufs Handy zu guc<strong>ke</strong>n, spazieren<br />

zu gehen, kreativ zu sein aus Spaß an der<br />

Freude, Tagebuch zu schreiben oder auch<br />

mal bei Terminen nicht zuzusagen, wenn<br />

man dafür gerade den Kopf nicht frei hat.<br />

Man könnte Meditation und Yoga ausprobieren<br />

und vielleicht auch dabeibleiben –<br />

oder wie auch immer der individuelle Weg<br />

zur Entschleunigung aussehen mag.<br />

Kurz gesagt: Dinge tun, die man auf den<br />

ersten Blick vielleicht nicht für unheimlich<br />

produktiv hält, aber die ein gutes, glückliches<br />

Gefühl geben. Momente zum Runterfahren,<br />

ganz ohne den Blick auf die Uhr.<br />

Einfach genießen. Wann die eigene Zeit<br />

„gut verwendet“ und wann „verschwendet“<br />

wurde, entscheiden wir selbst, denn wir<br />

geben der Zeit erst ihre Bedeutung.<br />

*Ich stoße gedanklich den frisch gekochten,<br />

aber inzwischen perfekt abgekühlten Tee<br />

mit euch an* Cheers!<br />

von Michèle Guyot


Seite 11<br />

<strong>Stadt</strong>, <strong>Land</strong>, <strong>Vielfalt</strong><br />

Dezember 2020<br />

Was bringt<br />

die Grüne<br />

<strong>Stadt</strong>?<br />

Wenn ich mich erholen möchte, gehe ich<br />

gerne raus, um die <strong>Stadt</strong> zu erkunden und<br />

frische Luft zu schnappen. Als Erstes werfe<br />

ich dazu einen Blick auf die Karte, um<br />

zu entscheiden, wo ich heute hingehen<br />

möchte. Dabei ziehen mich grüne Flec<strong>ke</strong>n<br />

nahezu magisch an und fast immer finde<br />

ich mich in einem Park, Wald oder am See<br />

wieder. Ich frage mich: warum ist das so?<br />

Immer wieder erstaunt mich, wie unterschiedlich<br />

Straßen in der <strong>Stadt</strong> aussehen<br />

können. Ich finde es deutlich hübscher und<br />

angenehmer, wenn am Rand Gras wächst,<br />

Blumen gepflanzt sind oder ich unter<br />

Bäumen hindurch laufen kann. Dann fühle<br />

ich mich auch gleich viel entspannter.<br />

Das macht mich stutzig. Ist dies nur mein<br />

persönliches Gefühl oder hat Grün in der<br />

<strong>Stadt</strong> auch nachweislich positive Effekte?<br />

Ich habe recherchiert und was ich gefunden<br />

habe, hat mich erstaunt. Abgesehen<br />

von wenigen Ausnahmen, wie die höhere<br />

Anzahl an Pollen in der Luft, gibt es so<br />

gut wie nur positive Seiten. Grün in der<br />

<strong>Stadt</strong> hilft der geistigen Gesundheit, baut<br />

Stress ab, senkt den Blutdruck, verbessert<br />

die Konzentrationsfähig<strong>ke</strong>it, dämpft Lärm,<br />

regt körperliche Bewegung an, verbessert<br />

Das Regenwasser versic<strong>ke</strong>rt in der Erde und kann durch die<br />

umliegenden Pflanzen aufgenommen werden. Wenn es wärmer<br />

wird verdunstet das Wasser und kühlt dabei die Umgebung.<br />

die Luftqualität, erhöht die Biodiversität<br />

und kühlt auch noch die Umgebung ab.<br />

Einige dieser Effekte, wie der Abbau von<br />

Stress, können sogar schon Topfpflanzen in<br />

Innenräumen bewir<strong>ke</strong>n.<br />

Durch den Klimawandel werden die<br />

Sommer hierzulande immer heißer<br />

und Hitzewellen immer wahrscheinlicher.<br />

Dies betrifft vor allem die<br />

Städte.<br />

Die Liste positiver Effekte ist lang. Da ich<br />

nicht auf alle diese Vorteile eingehen kann,<br />

will ich mich hier näher mit der Abkühlung<br />

der Umgebung befassen. Denn die Auswirkung<br />

von Hitze auf die Gesundheit darf<br />

nicht unterschätzt werden. 2015 starben laut<br />

Schätzungen in Deutschland weit über 6100<br />

Menschen an einer hitzebedingten Ursache.<br />

Dies betrifft größtenteils ältere Menschen.<br />

Durch den Klimawandel werden die Sommer<br />

hierzulande immer heißer und Hitzewellen<br />

immer wahrscheinlicher. Dies betrifft<br />

vor allem die Städte. Denn Materialien<br />

wie Beton können die Wärme gut speichern,<br />

wodurch die Umgebung aufheizt. Deswegen<br />

sind Städte wärmer als ihr Umland<br />

und werden auch Hitzeinseln genannt.<br />

Normalerweise verfügt die Natur über eine<br />

Art natürliche Klimaanlage. Wenn es regnet<br />

nehmen Böden und Pflanzen Wasser<br />

auf und speichern es. Wird es nun wärmer<br />

und das Wasser verdunstet, kühlt sich die<br />

Umgebung ab. In Städten fließt das Regenwasser<br />

jedoch zum Großteil direkt in die<br />

Kanalisation, ohne vorher von der Umgebung<br />

aufgenommen zu werden. So kann<br />

viel weniger Wasser verdunsten und damit<br />

die Luft abkühlen. Die <strong>Stadt</strong> heizt sich auf.<br />

Um diesem Effekt entgegenzuwir<strong>ke</strong>n, versucht<br />

man mittlerweile Städte nach dem<br />

Das Regenwasser fließt direkt in die Kanalisation und wird aus<br />

der <strong>Stadt</strong> geleitet. Wird es nun wärmer ist kaum Wasser da um<br />

die <strong>Stadt</strong> abzukühlen und sie wärmt sich auf.<br />

sogenannten „Sponge-Cities-Prinzip“ (in<br />

Deutsch „Schwamm-Städte“) zu bauen.<br />

Begrünte Flächen sollen Regenwasser wie<br />

Schwämme aufsaugen und dann bei der<br />

Verdunstung wieder abgeben. Dies hilft<br />

auch gegen Überschwemmungen durch<br />

Starkregen. Ein Beispiel einer „Sponge-<br />

City“ ist zum Beispiel der <strong>Stadt</strong>teil Rummelsburg<br />

in Berlin. Hier wurden Dächer<br />

begrünt, Bäume gepflanzt und viele kleine<br />

Grasflächen angelegt.<br />

Grünere Städte bieten also enorm viele<br />

Vorteile. Besonders im Hinblick auf den<br />

Klimawandel und die damit einhergehenden<br />

häufiger auftretenden extremen Wetterereignisse,<br />

bedarf es einem Wandel der<br />

Städte. Von der Betonwüste, hin zur grünen<br />

und damit auch lebenswerteren <strong>Stadt</strong>.<br />

Durch begrünte Dächer, Fassaden, Wiesen und Bäume kann das Regenwasser in der <strong>Stadt</strong> bleiben. Wie auf dem <strong>Land</strong> kann nun<br />

an wärmeren Tagen das Wasser verdunsten und die <strong>Stadt</strong> somit abkühlen.<br />

von Frank Hoppe


Seite 12 Verbandskasten<br />

Dezember 2020<br />

Lieblings-CD oder Streaming?<br />

Valerie und Irina gehen zusammen spazieren<br />

und kommen an Valeries Lieblings-CD-Laden<br />

vorbei, der vor Kurzem<br />

zugemacht hat.<br />

Valerie: Oh nein! Wie kann das denn sein?<br />

Irina: Oh! Ist das wegen Corona?<br />

Valerie: Nein, ich glaube nicht. Schon seit<br />

einer Weile kommen immer weniger Leute<br />

hierher, wahrscheinlich hat er jetzt ganz<br />

pleite gemacht…<br />

Irina: Ach, mach dir doch <strong>ke</strong>ine Sorgen.<br />

Du kannst dir die Musik auch auf Spotify<br />

herunterladen, das ist eh viel einfacher. Da<br />

findest du alles Mögliche!<br />

Valerie: Ich brauche aber nicht alles Mögliche!<br />

Ich brauche nur eine bestimmte CD.<br />

Irina: Welche denn?<br />

die Künstler*innen in deiner Playlist?<br />

Irina: Darum geht es ja nicht. Es geht<br />

darum, ob mir ein Lied gefällt oder nicht.<br />

Von welcher Band es kommt, spielt dabei<br />

doch <strong>ke</strong>ine Rolle!<br />

Valerie: Natürlich spielt es eine Rolle! Du<br />

steckst ein Lied einfach in eine Playlist und<br />

wenn du es das nächste Mal hörst, weißt<br />

du schon nicht mehr, was das überhaupt<br />

ist. Wenn ich eine CD kaufe, geht es mir<br />

dabei um die Band, ich kann mir Fotos<br />

anschauen und die Songtexte und Infos<br />

zu den Künstler*innen lesen. Das ist ein<br />

viel bewussterer Umgang mit Musik!<br />

Irina: Jetzt übertreib mal nicht. Auch<br />

im Internet gibt es Infos zu den Bands.<br />

Und zusätzlich kann ich viel einfacher<br />

Valerie: Das neueste Album von Thom<br />

Yor<strong>ke</strong>, Anima…<br />

Irina: Na das gibt‘s aber auf jeden Fall<br />

auch auf Spotify, <strong>ke</strong>ine Sorge!<br />

Valerie: Nein, du verstehst das nicht. Das<br />

ist nicht dasselbe, wie im Laden einzukaufen.<br />

Dort kann ich andere Musik-Fans<br />

treffen und mich mit ihnen unterhalten. Die<br />

besondere Atmosphäre im Laden kannst du<br />

durch Spotify nie ersetzen!<br />

Irina: Aber Spotify ist viel praktischer!<br />

Du kannst eine Playlist mit verschiedenen<br />

Künstler*innen erstellen, statt ein ganzes<br />

Album kaufen zu müssen. Und du kannst<br />

es ganz entspannt von zuhause aus machen<br />

und musst nicht deine Zeit verschwenden,<br />

indem du extra zu einem Laden gehst, der<br />

vielleicht erst in der nächsten <strong>Stadt</strong> liegt!<br />

Valerie: Das stimmt schon, aber es lohnt<br />

sich! Und selbst dann gibt es auch andere<br />

Plattformen als Spotify, wo die Künstler*innen<br />

mehr verdienen und wo du eine<br />

bessere Verbindung zur Musik aufbauen<br />

kannst. Weißt du überhaupt irgendwas über<br />

neue Künstler*innen entdec<strong>ke</strong>n, da praktisch<br />

jede*r seine Musik auf Spotify hochladen<br />

kann. Dadurch können auch Künstler*innen,<br />

die es sich früher nicht hätten<br />

leisten können, eine Schallplatte aufzunehmen,<br />

berühmt werden und mehr Leute<br />

erreichen.<br />

Valerie: Ja, es stimmt schon, dass Künstler*innen<br />

so bekannt werden können. Aber<br />

du unterstützt sie viel mehr, wenn du eine<br />

CD kaufst! Überleg doch mal, wie viel Arbeit<br />

ein*e Künstler*in in die Musik steckt<br />

und wie wenig du am Ende dafür bezahlst!<br />

Wusstest du, dass die Musi<strong>ke</strong>r*innen nur<br />

etwa 7 Prozent des Geldes bekommen, das<br />

du bezahlst? Um durch Streaming etwas<br />

zu verdienen, musst du erstmal richtig erfolgreich<br />

sein! Außerdem gehört die Musik<br />

dann ja nicht mal wirklich dir, sondern<br />

einem großen Konzern, von dem du dich<br />

abhängig machst.<br />

Irina: Aber geht es den Künstler*innen<br />

nicht darum, dass ihre Musik gehört wird?<br />

Auch wenn ich wenig Geld bezahle, kann<br />

ich sie so gut wertschätzen. Ich kann die<br />

Musik viel besser hören, wenn ich sie überall<br />

mitnehmen und auch in der Öffentlich<strong>ke</strong>it<br />

hören kann.<br />

Valerie: Ja, indem du dich total abschottest<br />

von der Welt! Es ist doch viel schöner,<br />

wenn man gemeinsam Musik hört und<br />

Kontakt zueinander hat!<br />

Irina: Ich höre ja auch gerne mit anderen<br />

Musik, aber wenn ich unterwegs bin, kann<br />

ich doch <strong>ke</strong>ine CD mitnehmen! Man muss<br />

nur die richtige Mischung finden. Unterwegs<br />

ist Spotify super, aber das heißt ja<br />

nicht, dass man zuhause gar <strong>ke</strong>ine CDs<br />

mehr hören kann.<br />

Valerie: Ja, da hast du Recht. Wenn du mit zu<br />

mir kommst, kann ich dir die erste CD zeigen,<br />

die ich mir je gekauft habe. Für mich ist<br />

das meine Kindheit und ich werde mit Spotify-Musik<br />

nie so eine Verbindung aufbauen<br />

können. Aber auf dem Weg dahin kannst du<br />

mir deine Lieblings-Playlist zeigen.<br />

Irina: Gute Idee! Auf geht’s!


Seite 13 Verbandskasten<br />

Dezember 2020<br />

Ein außergewöhnliches Jahr<br />

Trotz der Pandemie dürfen die anderen<br />

Pro-bleme unserer Gesellschaft nicht in<br />

Vergessenheit geraten: Im Frühjahr gab<br />

es einen rassistischen Anschlag in Hanau<br />

und die Aufarbeitung dauert noch an. Im<br />

Spätsommer posierten Rassist*innen und<br />

Faschist*innen auf den Stufen des Reichstags,<br />

und als ob das nicht schon genug<br />

wäre, verstießen sie auch noch gegen aktuell<br />

geltende Hygienemaßnahmen. Das hat<br />

uns noch einmal gezeigt, dass Rassist*innen<br />

und Faschist*innen jede Möglich<strong>ke</strong>it<br />

nutzen, um ihrer Ideologie eine Stimme zu<br />

geben. Deshalb setzen wir uns weiterhin<br />

aktiv gegen Rassismus ein. Wir erheben<br />

zudem die Stimme, wo immer uns Rassismus<br />

begegnet, engagieren uns in menschenbejahenden<br />

Bündnissen wie der Seebrüc<strong>ke</strong><br />

für eine Aufnahme von Geflüchteten und<br />

äußern lautstark Kritik an der Abschottungspolitik<br />

Europas.<br />

Das Jahr 2020 sollte für viele vermutlich<br />

ganz anders verlaufen. Doch die Covid-<br />

19-Pandemie hat viele Pläne umgeschmissen<br />

– auch unsere.<br />

Veranstaltungen, Projekte und Treffen konnten<br />

nicht wie geplant stattfinden und auch<br />

die Zusammenarbeit in der Bundesleitung<br />

erfolgte zunächst nur noch digital. Doch<br />

bei all den Problemen bot die Ausnahmesituation<br />

auch die Chance, Veränderungen<br />

anzustoßen. Wir entwarfen Konzepte<br />

für digitale Angebote und organisierten<br />

das erste digitale Pfingstcamp in der Geschichte<br />

der Naturfreundejugend. Definitiv<br />

ein Highlight!<br />

Leider ließen sich nicht alle Angebote in<br />

die digitale Welt übertragen, weshalb wir<br />

auch einige Termine absagen mussten,<br />

wie zum Beispiel unseren Jugendaustausch<br />

mit den Naturfreunden Senegal.<br />

Doch auch hier hat die enge Zusammenarbeit<br />

nie aufgehört. Aktuell bringen wir uns<br />

gemeinsam mit Naturfreund*innen aus dem<br />

Die Bedürfnisse von Kindern,<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

dürfen nicht vergessen<br />

werden. Eine Reduzierung auf ihre<br />

Rolle als beispielsweise Schüler*innen,<br />

darf nicht erfolgen.<br />

Senegal und Benin in die politische Diskussion<br />

um eine neue EU-Afrika-Strategie ein.<br />

Engagement und Beteiligung müssen<br />

auch in Pandemiezeiten weitergehen. Die<br />

Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen dürfen nicht vergessen<br />

werden. Eine Reduzierung auf ihre<br />

Rolle als beispielsweise Schüler*innen,<br />

darf nicht erfolgen. Hierfür haben wir uns<br />

immer wieder stark gemacht. Dazu gehörte<br />

auch Begegnungsorte, wie unsere Naturfreundehäuser,<br />

zu erhalten. Auch wenn<br />

viele Naturfreundehäuser weiterhin um<br />

ihre Existenz kämpfen, konnten wir<br />

Zugänge zu Fördermöglich<strong>ke</strong>iten schaffen.<br />

Unser Engagement für Klimaschutz geht<br />

ebenfalls weiter. Gemeinsam mit anderen<br />

Jugendverbänden und Fridays for Future<br />

setzen wir uns dafür ein, die Sicht und<br />

die Forderungen junger Menschen an die<br />

Regierung und Politi<strong>ke</strong>r*innen heranzutragen.<br />

Egal ob online oder zuletzt wieder<br />

auf der Straße – bei den Klimastreiks waren<br />

und sind wir als Unterstützer mit dabei!<br />

Die wieder ansteigenden Infektionszahlen<br />

machen auch in Zukunft die Durchführung<br />

vieler unserer Veranstaltungen unsicher.<br />

Doch wir sind zuversichtlich, dass wir als<br />

Naturfreund*innen weiter so eng zusammenhalten<br />

und kreative Lösungen und neue<br />

Wege finden. Denn unsere Arbeit für junge<br />

Menschen, für Solidarität und Demokratie<br />

sind und bleiben wichtig!<br />

Eure Bundesleitung


Seite 14 Verbandskasten<br />

Dezember 2020<br />

Neuer Podcast der Naturfreundejugend<br />

In 2021 startet der neue Podcast der<br />

Naturfreundejugend Deutschlands.<br />

An der Schnittstelle sozial, ökologisch<br />

und demokratisch beleuchtet er verschiedenste<br />

Themen. Es wird Geschichten und<br />

Beispiele von vor Ort geben, Hintergrundwissen<br />

und Meinungen von Expert*innen<br />

sowie Tipps für das eigene Engagement.<br />

Über allem steht die Frage des gesellschaftlichen<br />

Wandels, und wie dieser gelingen<br />

kann.<br />

Für alle, die eine kritische Auseinandersetzung,<br />

auch mal mit sich<br />

selbst, nicht scheuen.<br />

Der Charakter: jung, bunt, naturfreundlich.<br />

Kein Laberpodcast, aber auch <strong>ke</strong>in reiner<br />

Informationskanal. Star<strong>ke</strong> Meinungen,<br />

ein bisschen linksgrünversifft, aber immer<br />

politisch korrekt. Gemacht von jungen<br />

Naturfreund*innen für alle, die die Welt<br />

gerne reflektiert betrachten und für die sozial<br />

und ökologisch <strong>ke</strong>ine zwei voneinander<br />

getrennten Herausforderungen sind. Für<br />

alle, die eine kritische Auseinandersetzung,<br />

auch mal mit sich selbst, nicht scheuen.<br />

Klingt gut? Dann bleib über unseren Newsletter,<br />

Facebook oder Instagram auf dem<br />

Laufenden, damit du die erste Folge auch<br />

ja nicht verpasst.<br />

Wenn du nicht nur hören, sondern auch<br />

machen willst, dann melde dich bei Sine<br />

und Lina (podcastnaturfreundejugend.de).<br />

Für einzelne Folgen können wir immer<br />

Unterstützung gebrauchen.<br />

Kein Platz für Dorfnazis!<br />

Der ländliche Raum ist für völkische Akteur*innen<br />

ein wichtiger Ort für ihre rassistische<br />

Politik.<br />

Die <strong>Stadt</strong> wird von ihnen oft als Zeichen von<br />

Moderne, Technik und Diversität abgelehnt.<br />

Das Ideal ist ein naturnahes ländliches Leben<br />

in Siedlungen, die möglichst von<br />

weißen Deutschen bewohnt werden.<br />

Um diese Vorstellung zu verwirklichen,<br />

betreiben antidemokratische Rechte eine<br />

strategische „rechte“ beziehungsweise<br />

„völkische <strong>Land</strong>nahme“. In nahezu allen<br />

Bundesländern siedeln sich in strukturschwachen<br />

Gebieten völkische Familien<br />

an und betreiben dort beispielsweise Bio-<br />

Höfe oder führen Handwerksbetriebe. Auch<br />

neu-rechte Vereine wie „1 Prozent“ oder<br />

die rechts-esoterische Anastasia-Bewegung<br />

fördern das Besiedeln des ländlichen<br />

Raums, um dann vor Ort in Vereinen, Gemeinden<br />

und Erziehungseinrichtungen aktiv<br />

ihre menschenverachtenden Ansichten<br />

zu verbreiten und dies Schritt für Schritt zu<br />

normalisieren.<br />

Die Absicht ist eine sogenannte Kulturrevolution,<br />

die auf allen gesellschaftlichen<br />

Feldern eine Diskursverschiebung nach<br />

rechts ermöglicht. Nach und nach soll die<br />

vorherrschende Gesinnung im ländlichen<br />

Raum völkisch dominiert sein und der<br />

rechte Traum einer bäuerlich geprägten<br />

weißen deutschen Gesellschaft wahr<br />

werden.<br />

Die Wahlergebnisse rechter Parteien im<br />

ländlichen Raum im Vergleich zu Städten<br />

zeigen, dass diese Strategie in Teilen aufgeht<br />

oder zumindest das Potenzial von Erfolgen<br />

vorhanden ist. Umso wichtiger ist<br />

es also für demokratische Kräfte, strukturschwache<br />

Gebiete rechten <strong>Land</strong>nehmer*innen<br />

nicht als ungestörte Rückzugsräume zu<br />

überlassen. Dafür setzen wir uns mit unserer<br />

Fachstelle FARN ein und klären über diese<br />

Versuche auf. Leider passiert diese <strong>Land</strong>nahme<br />

oft unentdeckt. Daher versuchen<br />

wir über möglichst viele Multiplikator*innen<br />

die Aufklärungsarbeit in die örtlichen<br />

Vereine und Gemeinden hineinzutragen.<br />

Weitere Informationen zum Thema findest<br />

du unter www.nf-farn.de


Seite 15 Verbandskasten<br />

Dezember 2020<br />

Gemeinsam für Klimagerechtig<strong>ke</strong>it<br />

Treffen geht nicht – zusammen engagieren<br />

aber schon! Gemeinsam mit jungen<br />

Naturfreund*innen aus dem Senegal<br />

und aus Benin arbeiten wir zu Klimagerechtig<strong>ke</strong>it<br />

im Rahmen der afrikanisch-europäischen<br />

Beziehungen.<br />

Eigentlich sollte in diesem Jahr eine neue<br />

Strategie für die Zusammenarbeit zwischen<br />

der EU und Afrika beschlossen werden.<br />

Eine Strategie, die einseitig von der EU entworfen<br />

wurde. Wir finden – gute Zusammenarbeit<br />

sieht anders aus! Gemeinsam mit<br />

unseren Freund*innen aus Benin und dem<br />

Senegal mischen wir uns in die politische<br />

Debatte ein, diskutieren mit Politi<strong>ke</strong>r*innen<br />

und fordern mehr Engagement für Klimagerechtig<strong>ke</strong>it.<br />

Dakar, Zinvié, Hannover – an allen drei<br />

Orten trafen sich Naturfreundegruppen,<br />

um die aktuellen politischen Diskussionen<br />

rund um das Thema zu betrachten, sich auf<br />

Diskussionen vorzubereiten und Forderungen<br />

an die Politik zu formulieren. Und dann<br />

ging es auch schon direkt los. Wir diskutierten<br />

unter anderem mit Lamine Ba, dem<br />

früheren Umweltminister des Senegals, sowie<br />

mit Europaabgeordneten wie Delara<br />

Burkhardt und Tiemo Wöl<strong>ke</strong>n. Wir nahmen<br />

am Jugendforum #EUAUYou des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung teil. Überall<br />

brachten wir unsere naturfreundliche, junge<br />

Perspektive ein. Und natürlich tauschten<br />

wir uns auch untereinander regelmäßig aus<br />

und diskutierten auf einer gemeinsamen<br />

Online-Konferenz über konkrete Aktionen<br />

sowie Generationengerechtig<strong>ke</strong>it.<br />

Der Gipfel zur deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit<br />

wurde wegen Corona auf<br />

nächstes Jahr verschoben, ebenso wie die<br />

UN Klimakonferenz. Wir hoffen sehr,<br />

dass diese Zeit <strong>ke</strong>inen Stillstand bedeutet,<br />

sondern genutzt wird, um ein wirklich gemeinsam<br />

erarbeitetes und wirksames Abkommen<br />

zu schaffen. Wir werden uns auf<br />

jeden Fall weiter dafür einsetzen!<br />

„Afrika ist <strong>ke</strong>in <strong>Land</strong>, sondern ein eigenständiger Kontinent“<br />

„Wir müssen auf Augenhöhe zusammenarbeiten und alle mit<br />

einbeziehen, um Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels<br />

zu finden“<br />

„Wir können die globale Klimakrise nur durch weltweite<br />

Zusammenarbeit und Partnerschaft überwinden.“<br />

„Wir brauchen offene und sichere Räume, in denen junge<br />

Menschen aus aller Welt sich austauschen können“<br />

„Vor allem junge Menschen müssen in den Prozess mit<br />

eingebunden werden“<br />

„Wir wollen <strong>ke</strong>ine falschen Versprechungen mehr“<br />

„Stoppt die Ausbeutung der natürlichen<br />

Ressourcen der Länder des globalen Südens“<br />

Das Projekt ist Teil des “EU Presidency Projekt 2020-2022 - Towards an open, fair and sustainable Europe in the<br />

world” - gefördert von der EU im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft.


Seite 16<br />

Verbandskasten<br />

Dezember 2020<br />

Interview mit NivonJong<br />

In dieser Ausgabe blic<strong>ke</strong>n wir über die<br />

Grenze hinweg zu unseren Nachbarn –<br />

der Naturfreundejugend Niederlande.<br />

Im Interview erzählt uns Céline von<br />

NivonJong und ihren Aktivitäten.<br />

Jedes Jahr organisieren wir zudem das Pi-<br />

Ka-Festival! Das ist ein Festival voller Vorträge,<br />

Workshops, Spaß, Spiele und einer<br />

Silent Disco im Wald. Dieses Jahr fand es<br />

genauso wie euer Pfingstcamp zum ersten<br />

Mal digital statt. Das war schon eine neue,<br />

aber dennoch schöne Erfahrung. Außerdem<br />

machen wir verschiedene Buschcraftund<br />

Outdoor-Veranstaltungen, Mindfulness-Wochenenden,<br />

eine Winterwanderung<br />

Erzähl uns von deinem Lieblingsmoment<br />

bei einer eurer Aktivitäten?<br />

Ich habe viele Lieblingsmomente! Aber<br />

wenn ich mir einen Moment aussuchen<br />

muss, dann ist es der, als wir alle während<br />

des PiKa-Festivals im Wald unter den<br />

Sternen tanzten.<br />

Wer bist du und was machst du bei Nivon-<br />

Jong?<br />

Hallo! Mein Name ist Céline Steenbergen.<br />

Ich arbeite im Büro der Nivon Natuurvrienden<br />

und bin dort Projektmanagerin bei der<br />

Jugendsektion NivonJong. Nivon ist eine<br />

Nichtregierungsorganisation und Teil der<br />

Naturfreundebewegung. Wir fokussieren<br />

uns auf Aktivitäten für alle zwischen 15<br />

und 30 Jahren.<br />

Kannst du NivonJong in einem Satz beschreiben?<br />

Unsere Grundwerte: Grün, aktiv und sozial.<br />

Soweit ich weiß, ist Nivon nicht das niederländische<br />

Wort für “Naturfreund”,<br />

was bedeutet es also?<br />

Ja, das ist richtig. Nivon ist eine Abkürzung<br />

für: das Niederländische Institut für soziale<br />

Entwicklung und Naturfreunde.<br />

Welche Art von Aktivitäten macht ihr?<br />

Wir organisieren vor allem soziale, aktive<br />

und nachhaltige Outdoor-Aktivitäten, zum<br />

Beispiel eine Safari im Biebosch, die mir am<br />

besten gefällt! Wir schlafen dort in einem<br />

Naturfreundhaus und gehen in ein wunderschönes<br />

niederländisches Naturschutzgebiet<br />

Kanufahren und Wandern. Dabei<br />

entdec<strong>ke</strong>n wir auch mal einige Biber und<br />

Reiher. Dieses Jahr haben wir auch mehrere<br />

Outdoor-Workshops durchgeführt. Ich<br />

liebe es, mit netten Menschen ein Wochenende<br />

in der Natur zu verbringen!<br />

durch die Vogesen und Zero Waste Workshops.<br />

Anfang September hatten wir einen<br />

Surf-Tag mit einer Strandsäuberung. Das<br />

war ein großer Spaß mit tollen Leuten!<br />

Was wollt ihr mit euren Aktivitäten erreichen?<br />

Das Ziel unserer Aktivitäten ist es, Menschen<br />

mit gleichen Interessen zusammenzubringen<br />

und nach Draußen zu bekommen.<br />

Wir wollen jungen Menschen<br />

zeigen, wie schön die Natur ist und das<br />

Bewusstsein der Leute für Nachhaltig<strong>ke</strong>it<br />

schärfen. Dies ist eine Priorität für alle NivonJong-Aktivitäten.<br />

Was macht Nivon besonders?<br />

Nivon ist eine einzigartige Organisation,<br />

weil sie sich auf nachhaltige und soziale Freizeitaktivitäten<br />

konzentriert. Nivon bietet<br />

tolle Möglich<strong>ke</strong>iten sich zu engagieren, und<br />

gemeinsam arbeiten wir an einer grünen<br />

und fairen Gesellschaft.<br />

Eine spezielle Frage habe ich mir für den<br />

Schluss aufgehoben. Meiner Meinung<br />

nach habt ihr eine der schönsten visuellen<br />

Darstellungen aller Naturfreundeorganisationen.<br />

Weißt du, woher die Idee dafür<br />

kam?<br />

Dan<strong>ke</strong> sehr! Mit den Zeichnungen wollen<br />

wir cool, grün, outdoor, jugendlich, abenteuerlustig<br />

und aktiv aussehen. Unsere Idee<br />

ist es, damit eine einprägsame Webseite<br />

und Social Media-Auftritte zu haben, um<br />

mehr junge Leute anzuziehen.<br />

Das Interview führte Frank Hoppe


Natursportangebote mit<br />

den Naturfreunden<br />

04/01/21<br />

-<br />

08/01/21<br />

Skitourengehen liegt voll im Trend. Bevorzugst du das Erklimmen<br />

der Berge und die anschließende Abfahrt mit Ski oder<br />

Snowboard? Dann ist das Skitourencamp das Richtige für dich.<br />

Grainau<br />

Ort NF-Preis Gast-Preis<br />

375,-*<br />

625,-*<br />

15/01/21<br />

-<br />

17/01/21<br />

Der Lehrgang ist für alle geeignet, die <strong>ke</strong>ine spezielle Schneeund<br />

Lawinenkunde hatten, aber trotzdem im winterlichen Gebirge<br />

unterwegs sein möchten, sei es beim Schneeschuhwandern,<br />

Skifahren oder Wasserfallklettern. Hier lernst du das Grundwissen<br />

der Schnee- und Lawinenkunde, um erste selbständige<br />

Beurteilungen der Lawinensituation vornehmen zu können.<br />

Grainau<br />

175,-*<br />

300,-*<br />

28/01/21<br />

-<br />

31/01/21<br />

NFH Kniebis<br />

225,-*<br />

450,-*<br />

Lass dich verzaubern von der weißen Pracht, jedoch nur, wenn<br />

du die Gefahren <strong>ke</strong>nnst. Hier lernst du die Technik des Schneeschuhgehens<br />

und erhältst Einblic<strong>ke</strong> in die Tourenplanung und<br />

Orientierung in der Winterlandschaft. Mit Extra-Tourentag.<br />

Eine weiteres Angebot für Winter- und Schneeschuhwandern<br />

findet vom 19.03. - 21.03.2021 in Buhlsalpe statt.<br />

08/05/21<br />

-<br />

12/05/21<br />

Diese Ausbildung ist für alle, die gerne in der eigenen Ortsgruppe<br />

Mountainbi<strong>ke</strong>touren führen wollen, überwiegend im<br />

bekannten, heimischen Gelände. In vier erlebnisorientierten<br />

Tagen werden dir alle wichtigen Grundlagen nahe gebracht.<br />

Kiefersfelden<br />

350,-*<br />

600,-*<br />

12/05/21<br />

-<br />

16/05/21<br />

In diesem viertägigen Blockkurs werden dir Kenntnisse zu<br />

Paddeltechnik, Sicherheit, Ausrüstung, Führung von Gruppen<br />

auf dem Wasser, Erlebnispädagogik sowie Spiel und Spaß im<br />

Kanusport vermittelt. Der Einsatz ist vorwiegend auf Seen und<br />

leichtem Fließgewässer.<br />

Sömmerda<br />

(Thüringen)<br />

200,-*<br />

* inklusive Lehrgangsgebühr, Übernachtung,<br />

Halbpension<br />

290,-*<br />

www.naturfreunde.de/natursport


Seite 18<br />

Feuilleton<br />

Dezember 2020<br />

HeldIN der Arbeit – TILLA<br />

Tilla engagiert sich bei der Naturfreundejugend<br />

in der Ortsgruppe SOL<br />

in Berlin. Die Gruppe hat sich im vergangenen<br />

Jahr gegründet und bisher eine<br />

Veranstaltungsreihe sowie einige digitale<br />

Inputreihen organisiert. Antirassismus,<br />

Feminismus, Arbeiter*innenkämpfe und<br />

<strong>Stadt</strong>politik sind die Themen, mit denen<br />

sich die Gruppe vorrangig beschäftigt.<br />

Wer bist du?<br />

Hallo! Ich bin Tilla, 23 Jahre alt und studiere<br />

Kommunikationsdesign an der Fachhochschule<br />

Potsdam. Ich fotografiere liebend<br />

gerne mit meiner rostigen, analogen<br />

Kamera und habe eine Vorliebe für Gedichte.<br />

Mit wem würdest du gerne einmal frühstüc<strong>ke</strong>n<br />

und warum?<br />

Frühstüc<strong>ke</strong>n würde ich gerne mit Mascha<br />

Kaléko. Ihre Gedichte lassen mich immer<br />

wieder schmunzeln und ich bin mir sicher,<br />

dass ein Gespräch mit ihr enorm bereichernd<br />

wäre.<br />

Dein Rezept gegen Stress und zu viel<br />

Arbeit?<br />

Gespräche mit mir vertrauten Personen,<br />

Bewegung, Spaziergänge, Meditation und<br />

ein bewusster Abstand von den Sozialen<br />

Medien.<br />

Ohne was kannst du nicht leben?<br />

Kaffee und Sonnenblumen<strong>ke</strong>rne.<br />

Was willst du der Welt mit auf den Weg<br />

geben?<br />

Horche in dich hinein. Wo stehst du und<br />

welche Privilegien genießt du? Und wie<br />

kannst du diese nutzen, um Bewusstsein<br />

für Ungerechtig<strong>ke</strong>iten zu schaffen und<br />

Veränderungsprozesse anzustoßen.<br />

Für mich ist die Naturfreundejugend?<br />

Ein Raum, in dem ich mich mit grandiosen<br />

Menschen austauschen und weiterbilden<br />

kann. Ein Raum, in dem ich Fehler machen<br />

und meine Fähig<strong>ke</strong>iten einbringen kann.<br />

Gemeinsam arbeiten wir daran, ein faires,<br />

schönes und gerechtes Leben für alle zu gestalten.<br />

Ich bin sehr glücklich darüber, bei<br />

der Naturfreundejugend gelandet zu sein.<br />

Das Interview führte Lina Mombauer<br />

aukstā zupa<br />

Dieses Mal teilt unsere europäische Freiwillige<br />

Irina ein Rezept aus ihrer Heimat<br />

Lettland mit euch. Die kalte Rote-Bete-<br />

Suppe (lettisch: aukstā zupa) wird folgendermaßen<br />

zubereitet:<br />

Für 2 Portionen:<br />

½ Liter Kefir, gekühlt<br />

2 kleine Gur<strong>ke</strong>n,<br />

in dünne Stifte geschnitten<br />

1 große marinierte Rote Bete<br />

½ Bund Dill, klein gehackt<br />

½ Bund Frühlingszwiebeln,<br />

in dünne Ringe geschnitten<br />

Salz und schwarzer Pfeffer<br />

Zubereitung:<br />

Kefir mit kleingeschnittenen Gur<strong>ke</strong>n, Rote<br />

Bete, Dill und Frühlingszwiebeln mischen.<br />

Je nach Konsistenz und Wunsch mit<br />

kaltem Wasser verdünnen und mit Salz und<br />

schwarzem Pfeffer abschmec<strong>ke</strong>n.<br />

Die Mischung 5 bis 10 Minuten im<br />

Kühlschrank ruhen lassen und dann, wenn<br />

nötig, noch mal salzen.<br />

Guten Appetit!<br />

Labu apetīti!


Gesichtslose<br />

Nachts alleine fahre ich heim,<br />

kleine <strong>Land</strong>straße, so ruhig, so fein,<br />

Der Wagen knirscht und ächzt,<br />

auf einmal nur ein Stück Blech,<br />

Alleine gestrandet, ohne Hilfe<br />

Die ruhige Stille,<br />

verwandelt in bösen Willen,<br />

Doch siehe da, ein Held kommt herbei,<br />

rettet mich schweigend – ich bin frei!<br />

Nie werde ich sagen können, wie viel ich ihm verdank,<br />

sein Gesicht auf ewig in mein Leben eingebrannt.<br />

Schnell lief ich den Platz entlang,<br />

<strong>ke</strong>ine Zeit, <strong>ke</strong>in Geld, nichts was gelang,<br />

Der Stress schien viel zu groß zu werden,<br />

so schlimm, sogar die Luft schien er zu verderben,<br />

Eine Frau rief laut,<br />

riss mich aus meinem Dilemma heraus,<br />

Ich stoppte und blieb am Leben,<br />

sonst hätte mir ein Auto den Rest gegeben,<br />

Ich drehte mich, doch wusste nicht wer,<br />

und wieder füllte sich mein Kopf und wurde schwer.<br />

Vergessen und verloren, das Gesicht der Frau,<br />

Nur ein Schimmer der Masse, endlos Grau.<br />

Von Ben Charles


Dein Rezept gegen Coro<br />

Am Sonntagmorgen um 5 Uhr mit<br />

dem Fahrrad um die Siegessäule<br />

kreiseln, dann am Montag im<br />

Baumarkt shoppen gehen und sich<br />

über die Woche selbst ein Möbelstück<br />

bauen.<br />

Athena, 18 Jahre<br />

Nicht puzzeln! Aber private<br />

Tanzparties: einfach<br />

zuhause mit einer Box laut<br />

Musik anmachen und dazu<br />

wild durch die Wohnung<br />

tanzen :)<br />

Luise, 19 Jahre<br />

Ein gutes Buch<br />

mit einer Tasse<br />

Kakao.<br />

Katrin, 35 Jahre<br />

Rausgehen. Jeden Tag spazieren<br />

gehen, laufen gehen!<br />

Franca, 18 Jahre<br />

Struktur im Alltag schaffen, viel lesen,<br />

rausgehen und, wo es geht, noch soziale<br />

Kontakte pflegen.<br />

Ben, 19 Jahre


na-Kummer<br />

Sport und Spiele! Ich<br />

hab‘ VR gespielt, war<br />

fast jeden Tag joggen und<br />

hab‘ viel Gitarre gespielt.<br />

Malina, 27 Jahre<br />

Sich einfach freuen,<br />

<strong>ke</strong>ine Schule zu<br />

haben!<br />

Bo, 10 Jahre<br />

Ich habe gelesen, gezockt, Lego<br />

gespielt und mich, sobald es ging,<br />

mit meinem Nachbarn getroffen.<br />

Leo, 12 Jahre<br />

Auch schon vor Corona habe<br />

ich gerne mit Freunden Videospiele<br />

gespielt. Wenn man<br />

seine Freund*innen schon<br />

nicht im echten Leben treffen<br />

kann, dann geht es jederzeit<br />

im virtuellen.<br />

Conrad, 18 Jahre<br />

Da ich einen Job in einem systemrelevanten<br />

Genre habe, kann ich ziemlich<br />

normal weitermachen. Und sonst<br />

alles per Fuß erledigen, da geht der Tag<br />

immer irgendwie rum.<br />

Bennet, 19 Jahre

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