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stahl + eisen 12/2020 (Leseprobe)

JAHRESAUSBLICK 2021 // WEITERE THEMEN: u.a. Hightech-Faser für den Stahlmarkt, Neue Optionen mittels Blockchain, China-Kolumne: Rückblick und Ausblick, aus Wissenschaft + Technik: Technik auf kleinem Raum statt in Hausdimensionen, Zukunftsmodell Wasserstoff, Rüstung mit gutem Ruf in der Galaxis

JAHRESAUSBLICK 2021 // WEITERE THEMEN: u.a. Hightech-Faser für den Stahlmarkt, Neue Optionen mittels Blockchain, China-Kolumne: Rückblick und Ausblick, aus Wissenschaft + Technik: Technik auf kleinem Raum statt in Hausdimensionen, Zukunftsmodell Wasserstoff, Rüstung mit gutem Ruf in der Galaxis

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Nr. <strong>12</strong> | Dezember <strong>2020</strong><br />

Magazin für die Herstellung und Verarbeitung von Eisen + Stahl<br />

Zukunftsmodell<br />

Wasserstoff<br />

Rechtliche Aspekte<br />

Blockchain<br />

und Stahl<br />

Interessante Optionen<br />

Ausblick 2021<br />

Was kommt auf die Branche zu?


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Liebe Leserinnen & Leser,<br />

unsere Titelstrecke ab Seite 14 ist ein interessanter Mix aus einem<br />

redaktionellen Jahresrückblicks- und Vorschauartikel sowie Statements<br />

aus der Industrie, der Wirtschaftsvereinigung Stahl und der Politik.<br />

Die ersten Erkenntnisse zum zweiten „harten Lockdown“ haben wir<br />

dabei aus praktischen Gründen für das Editorial aufgespart.<br />

Wussten Sie, dass<br />

Eisen vom Planeten<br />

Mandalore zu den<br />

extrem begehrten<br />

Gütern in einer „weit,<br />

weit entfernten<br />

Galaxis“ gehört?<br />

Auf Seite 72 verraten<br />

wir, was es konkret<br />

damit auf sich hat.<br />

Die renommierten Ökonomen des Landes äußern mittlerweile öffentlich<br />

ihre Zweifel an der Nachhaltigkeit der Maßnahmen. Das Land könne „den<br />

harten Lockdown wirtschaftlich und gesellschaftlich nicht monatelang aushalten“,<br />

urteilte Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft. „Die Strategie des bloßen<br />

Dichtmachens ist teuer“, gab Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, zu Protokoll.<br />

Ein „Shutdown über den 10.1. hinaus würde einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden<br />

verursachen“, schrieb DIW-Präsident Marcel Fratzscher auf Twitter. Die Gegenthese kommt von<br />

dem Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding: Der Schock werde „wesentlich geringer als<br />

in der ersten Welle“ sein und die hiesige Wirtschaft werde die Verluste im zweiten Quartal 2021<br />

wieder aufholen. Dass das möglich ist, zeigt der Blick nach China. Die Volksrepublik – und<br />

damit auch deren Stahlindustrie – ist weitestgehend zurück in der Normalität, so unser<br />

China-Kolumnist Fabian Grummes auf Seite 52.<br />

Von daher gibt es auch hierzulande für die Branche nur eine Option: Im Rahmen der<br />

Möglichkeiten das Tagesgeschäft zu betreiben und strategisch das eigene Unternehmen<br />

zukunftsfest aufzustellen. Dazu können beispielsweise Start-ups beitragen, wie die SMS group<br />

gerade erst in der jüngsten Jahrespressekonferenz betont hatte. Ein praktisches Beispiel für den<br />

innovativen Beitrag von Jungunternehmen skizziert unser Autor Niklas Reiprich in seinem<br />

Beitrag über die Chancen der Blockchain-Technologie ab Seite 45. Zu Wort kommt dabei u.a.<br />

der Gründer des Start-ups S1Seven. Kurz danach porträtieren wir Deutschlands führenden<br />

Start-up-Investor High-Tech Gründerfonds, der quer durch alle Industrien auf eine intensive<br />

Vernetzung der eigenen Portolio-Unternehmen mit etablierten Gesellschaften setzt.<br />

Im Namen des gesamten Teams von <strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong> wünsche ich einen erfolgreichen Jahresendspurt,<br />

frohe Weihnachten, einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Jahr 2021 und zuvor natürlich<br />

eine anregende Lektüre.<br />

Torsten Paßmann, Chefredakteur<br />

Foto: Christian Talla (www.talla.hamburg)<br />

PS: Im herausfordernden „Coronajahr <strong>2020</strong>“ ist – anders als zuvor geplant – lediglich die Maiausgabe als<br />

Doppelnummer 5/6 erschienen. Ansonsten stehen auf der Habenseite u.a. auch der Relaunch des Heftes und<br />

unser neuer Twitter-Auftritt @<strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>_de.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 3


STAHL<br />

EISEN<br />

Inhalt <strong>12</strong> | <strong>2020</strong><br />

Cover:<br />

Die wirtschaftlichen Prognosen<br />

für das folgende Jahr sind<br />

schwieriger als in den Vorjahren.<br />

Quelle: Shutterstock<br />

16<br />

Vorschau<br />

auf 2021<br />

„Corona“ und Vorgaben der Politik als<br />

Herausforderungen<br />

NEWS<br />

TERMINE<br />

6 Wirtschaft + Industrie<br />

u.a. mit ArcelorMittal, thyssenkrupp Steel Europe<br />

und Benteler<br />

10 Klima + Umwelt<br />

u.a. mit Salzgitter, Saar<strong>stahl</strong> und Recycling-Verbänden<br />

<strong>12</strong> Additive Fertigung<br />

u.a. mit Linde, Trumpf und dem Fraunhofer IPT<br />

TITELTHEMA: VORSCHAU 2021<br />

16 Vorgaben der Politik als Herausforderung<br />

Die Folgen der Corona-Pandemie und die Ziele zur<br />

Dekarbonisierung setzen die Stahlbranche unter Druck<br />

20 „Die Stahlerzeugung in Deutschland<br />

stabilisieren“<br />

Politiker aller Bundestagsfraktionen beziehen<br />

Stellung zur Stahlbranche<br />

23 „Marktwirtschaft statt Politik“<br />

Standpunkt von Manfred Kurz, Leiter der politischen<br />

Repräsentanzen Berlin/Brüssel, Würth-Gruppe<br />

24 „Wir erwarten die Weichenstellung für<br />

eine verlässliche Perspektive“<br />

Standpunkt von Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident<br />

der Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

SONDERSTRECKE<br />

26 Rollformen verbessert Ökobilanz<br />

Bänder und Bleche aus Stahl bieten eine<br />

herausragende Ökobilanz<br />

30 Kaltumformung in einem Schritt<br />

Neue Maschine von Amba ersetzt mehrere Arbeitsgänge<br />

32 Zwick Roell stattet GMA mit<br />

Prüfmaschine aus<br />

GMA setzt für den Warmzugversuch auf das<br />

Modell Z100 TEW<br />

34 Hightech-Faser für den Stahlmarkt<br />

VFG liefert technische Filze als Multitalent<br />

für industrielle Anwendungen<br />

38 „Veranstaltungen werden zu<br />

hybriden Events“<br />

Interview mit Maximilian Witt, DDS Event<br />

und Messebau<br />

40 Professionell durchgeführte Online-Events<br />

bleiben bestehen<br />

Der Wandel bei Veranstaltungsformaten<br />

erfordert neue Kompetenzen<br />

64<br />

Zukunftsmodell Wasserstoff<br />

Energieintensive Unternehmen brauchen mehr Rechtssicherheit<br />

4 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

20<br />

„Die Stahlerzeugung in Deutschland<br />

stabilisieren“<br />

Politiker aller Bundestagsfraktionen beziehen Stellung<br />

zur Stahlbranche<br />

45 Neue Optionen mittels Blockchain<br />

Die junge Technologie liefert der Branche<br />

interessante Lösungsansätze<br />

48 Neuaufträge gehen signifikant zurück,<br />

der Kurs bleibt<br />

Gutes Geschäftsjahr 2019 für die SMS group,<br />

heuer aber Rückgänge in allen Kernbereichen<br />

50 Der Kapitalgeber mit dem<br />

Vernetzungsbonus<br />

Der High-Tech Gründerfonds bringt Start-ups<br />

und etablierte Unternehmen zusammen<br />

52 Rückblick und Ausblick<br />

China-Kolumne von Fabian Grummes<br />

53 Wirtschaftsleistung im dritten Quartal fast<br />

auf 2019er-Niveau<br />

Aktuelle Meldung aus dem BMWi<br />

WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

57 Integrated temperature model (Part 2)<br />

...designed by SMS group remedies disadvantages<br />

of conventional Hot Strip Mills<br />

62 Technik auf kleinem Raum statt in<br />

Hausdimensionen<br />

Münchner Familienunternehmen weiß,<br />

wie sich Prozessgase effizient reinigen lassen<br />

RECHT<br />

FINANZEN<br />

64 Zukunftsmodell Wasserstoff<br />

Energieintensive Unternehmen brauchen<br />

mehr Rechtssicherheit<br />

BERUF<br />

KARRIERE<br />

66 Niedrige Zinsen bergen Risiken<br />

Fünf Tipps, wie Unternehmen das Schicksal<br />

als „Zombie“ vermeiden<br />

STYLE<br />

STORY<br />

Integrated temperature model (Part 2)<br />

55 ...designed by SMS group remedies disadvantages of<br />

conventional Hot Strip Mills<br />

7 2 Rüstung mit gutem Ruf in der Galaxis<br />

Mandalorianisches Eisen ist im<br />

Star-Wars-Universum hochbegehrt<br />

IMMER<br />

EWIG<br />

3 Editorial<br />

9 Termine<br />

54 Länder + Anlagen<br />

68 VDEh-Personalia<br />

73 Vorschau + Impressum<br />

74 People<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 5


NEWS<br />

TERMINE<br />

Wirtschaft<br />

Industrie<br />

Für ArcelorMittal Eisenhüttenstadt gilt<br />

die Bahn als der wichtigste Verkehrsträger.<br />

Täglich sind sechs Züge mit etwa 200<br />

Waggons zu dem Standort unterwegs.<br />

ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />

schließt Vertrag mit DB Cargo<br />

ArcelorMittal und DB Cargo haben einen<br />

Zehnjahresvertrag über den Transport<br />

und den Umschlag von Rohstoffen am<br />

Standort Eisenhüttenstadt geschlossen.<br />

Zu diesem Zweck will DB Cargo in über<br />

350 neue Waggons und 1 400 Spezialbehälter<br />

investieren. Als weitere Neuerung<br />

beabsichtigt das Unternehmen, in Eisenhüttenstadt<br />

zwei teilautomatisierte Entladeanlagen<br />

inklusive Entstaubung zu<br />

errichten und selbst zu betreiben. Die<br />

Fertigstellung und Inbetriebnahme soll<br />

im Sommer 2021 erfolgen. Infolgedessen<br />

plant ArcelorMittal, am Standort Eisenhüttenstadt<br />

über eine der modernsten<br />

Rohstofflogistiken Europas zu verfügen.<br />

„Mit dem Einsatz spezieller, auf die unterschiedlichen<br />

Eigenschaften von Erz, Koks<br />

und Kalkstein optimierten Behältertypen<br />

können wir die Nettozuladung je Zug um<br />

rund 20 Prozent steigern und benötigten<br />

dadurch deutlich weniger Züge“, so Sybille<br />

Klipstein, Lead Buyer Rail bei Arcelor-<br />

Mittal. Das schone die Umwelt und reduziere<br />

den Rangieraufwand im Werk. Zudem<br />

biete die automatisierte Entladung<br />

den Mitarbeitern einen staubarmen und<br />

lärmgeschützten Arbeitsplatz. Die Bahn<br />

gilt für ArcelorMittal als der wichtigste<br />

Verkehrsträger. Konzernangaben zufolge<br />

werden gegenwärtig 95 Prozent der Rohstofftransporte<br />

zum Standort über die<br />

Schiene realisiert. Täglich sind dies sechs<br />

Züge mit etwa 200 Waggons, davon bis zu<br />

vier Züge über die deutsch-polnische<br />

Grenze.<br />

Thyssenkrupp Steel nimmt<br />

neue Hochofentechnologie in Betrieb<br />

Thyssenkrupp Steel Europe hat in Duisburg den Hochofen<br />

„Schwelgern 1“ mit einer neuen Technologie ausgestattet. Das<br />

sogenannte „SIP-Verfahren“ soll einen Beitrag zur Steigerung der<br />

Effizienz in dem Ofen leisten – sowohl im eigenen Unternehmen<br />

als auch weltweit durch die Vermarktung der Technologie. Bei<br />

dem SIP-Verfahren (Sequenz-Impuls-Prozess mit induzierten<br />

Stoßwellen) handelt es sich um ein Sauerstoffinjektionsverfahren,<br />

das speziell auf den Hochofenprozess zugeschnitten und auf<br />

eine Tiefenwirkung des Sauerstoffs ausgelegt ist. Zur technischen<br />

Umsetzung setzt Thyssenkrupp Steel in jede der 40 Blasformen<br />

des Hochofens 1 eine zusätzliche Lanze ein, durch die der Sauerstoff<br />

injiziert wird. Zudem wird jede der 40 Lanzen von einer<br />

eigenen Injektionseinheit versorgt, der sogenannten “SIP-Box”.<br />

Mit Impulsen wird in der Folge zusätzlicher Sauerstoff in den<br />

Ofen gebracht, der tiefer im Ofen reagiert. So beabsichtigt der<br />

Stahlhersteller, die Gas- und Flüssigkeitsströme des Hochofens zu<br />

verbessern, dessen Effizienz zu steigern sowie Kosten und CO 2<br />

-Emissionen<br />

zu reduzieren.<br />

Das neue SIP-Verfahren bei Thyssenkrupp Steel in Duisburg:<br />

Oberhalb der Gießbühne befinden sich die 40 SIP-Boxen.<br />

Quellen: Shutterstock; Thyssenkrupp Steel Europe; SMS group; thyssenkrupp Steel Europe<br />

6 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Benteler liefert ab sofort verarbeitungsfertige<br />

Airbag-Rohre<br />

Benteler investiert mit einer neuen Umformanlage in die Anarbeitung von Airbag-Rohren am Standort Schloß Neuhaus. Mit der<br />

Maßnahme will das Unternehmen seine Wertschöpfungstiefe bei Airbag- und Gurtstraffer-Rohren für den internationalen Automobilsektor<br />

erweitern. Die neue Anlage ist modular aufgebaut und könne Benteler zufolge „flexibel und sehr schlank unterschiedlichste<br />

Designs herstellen – inklusive einer 100-prozentigen Bauteilprüfung“. Da Airbags zu den wichtigsten Sicherheitskomponenten<br />

im Fahrzeug zählen, ist letztere vor der Montage von großer Bedeutung. „Für die in den Prozessablauf integrierte Endteilprüfung<br />

wurde eigens eine zerstörungsfreie Prüftechnologie entwickelt. Diese prüft auf die spezielle Anwendung zugeschnitten und<br />

erheblich genauer als branchenübliche Prüfmethoden. Zudem garantiert sie eine durchgängige Reproduzierbarkeit“, erklärt Dirk<br />

Tegethoff, Head of Engineering Safety bei Benteler Steel/Tube. Die gebrauchsfertigen und bereits geprüften Airbag-Generatorhülsen<br />

werden nach Angaben des Unternehmens nun direkt in die Produktion der Kunden geliefert. Zwischenschritte, die bisher andere<br />

Unternehmen übernommen hätten, seien nicht mehr erforderlich.<br />

SMS group ist Preisträger bei<br />

„NRW-Wirtschaft im Wandel“<br />

Der Anlagenbauer SMS group gehört zu den<br />

Unternehmen, die den Strukturwandel des<br />

Bundeslandes Nordrhein-Westfalen hin zu einem<br />

zukunftsstarken Wirtschaftsstandort vorantreiben.<br />

Aus diesem Grund erhielt die Gesellschaft<br />

als einer von drei Preisträgern in der<br />

Kategorie „Konzerne & Mittelständler“ jüngst<br />

den Preis „NRW-Wirtschaft im Wandel“. Die<br />

SMS group, die im nächsten Jahr 150 Jahre alt<br />

wird, ist Weltmarktführer im Maschinen- und<br />

Anlagenbau für die Metallindustrie und befindet<br />

sich seit der Gründung in Familienbesitz.<br />

Insbesondere durch die Realisierung der „New<br />

Horizon“-Initiative erobert sich die Gesellschaft<br />

Absatzmärkte außerhalb des Stammgeschäfts,<br />

beispielsweise durch das innovative Hochregallager<br />

„Boxbay“ (siehe <strong>stahl</strong>+<strong>eisen</strong> 4/20). Die<br />

digitale Preisträger-Laudatio hielt Landeswirtschaftsminister<br />

Prof. Dr. Andreas Pinkwart<br />

(FDP); Prof. Dr. Hans Ferkel, Mitglied der Geschäftsführung<br />

der SMS group, hat die Auszeichnung<br />

anschließend virtuell entgegengenommen.<br />

Insgesamt werden in den drei Kategorien<br />

„Startups“, „Kleine Unternehmen &<br />

Handwerk“ sowie „Konzerne & Mittelständler“<br />

elf Unternehmen ausgezeichnet.<br />

Prof. Dr. Hans Ferkel, CTO und<br />

Mitglied der Geschäftsführung<br />

der SMS group, hat die Auszeichnung<br />

„NRW-Wirtschaft<br />

im Wandel“ entgegengenommen.<br />

Ludwig-Erhard-Preis in Silber<br />

geht nach Hohenlimburg<br />

Ein „Leuchtturm-Projekt“ oder eine außergewöhnliche Idee sind<br />

gut, für eine Auszeichnung mit dem Ludwig-Erhard-Preis aber<br />

noch zu wenig. Denn mit gewürdigt werden ganzheitliche Managementleistungen,<br />

die, ganz im Sinne des namensgebenden<br />

ehemaligen Bundeswirtschaftsministers und Bundeskanzlers,<br />

den wirtschaftlichen Erfolg, die Wettbewerbsfähigkeit und die<br />

soziale Verantwortung von Unternehmen berücksichtigen. Diese<br />

Auszeichnung in Silber hat der Mittelband-Spezialist thyssenkrupp<br />

Hohenlimburg nun erhalten. Nachdem das Unternehmen<br />

im Jahr 2018 bereits mit Bronze ausgezeichnet worden ist,<br />

konnte es in diesem Jahr seine Verbesserungen unter Beweis<br />

stellen und Silber holen. Insbesondere die Anstrengungen rund<br />

um Digitalisierung zeigten dabei ihre Wirkung. „Unter den erschwerten<br />

Bedingungen <strong>2020</strong> mitten in der Corona-Krise den<br />

Ludwig-Erhard-Preis in Silber zu gewinnen, ist eine beachtliche<br />

Leistung aller Beteiligten“, lobte Norman Baltrusch, Finanzvorstand<br />

bei thyssenkrupp Hohenlimburg, das Engagement der 45<br />

beteiligten Mitarbeiter.<br />

Bei der Übergabe der Urkunde zum Ludwig-Erhard-Preis in Silber<br />

herrschten noch freundliche Temperaturen.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 7


TITELTHEMA: VORSCHAU 2021<br />

Rückblick und Ausblick<br />

Was bringt<br />

das Jahr 2021?<br />

Eine Sache ist derzeit gewiss – es bleibt herausfordernd<br />

14 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Quelle: Shutterstock<br />

Wie die Jahresbilanz in <strong>12</strong> Monaten ausfallen wird, lässt sich nicht<br />

seriös prognostizieren. Allerdings lässt sich in der Titelstrecke<br />

dokumentieren, welche Erwartungen u.a. die Wirtschaftsauguren,<br />

die WV Stahl und die Politik haben. Im Rahmen seines Beitrags<br />

blickt Chefredakteur Torsten Paßmann<br />

zudem kurz auf einige Aspekte des ausklingenden Jahres.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 15


TITELTHEMA: VORSCHAU 2021<br />

Rückblick + Ausblick<br />

Vorgaben der Politik als<br />

Herausforderung<br />

Die Folgen der Corona-Pandemie und die Ziele bei der Dekarbonisierung setzen die<br />

Stahlbranche unter Druck<br />

AUTOR: Torsten Paßmann<br />

torsten.passmann@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

DARUM GEHT’S: Das ausklingende Jahr<br />

brachte einige Herausforderungen mit<br />

sich, deren Bewältigung die Branche<br />

noch weiter beschäftigen wird. Der Beitrag<br />

skizziert einige der wesentlichen Aspekte,<br />

die <strong>2020</strong> auf den Geschäftserfolg<br />

eingewirkt haben und 2021 einwirken<br />

werden. Die Verschärfung der Klimaziele<br />

auf dem Brüsseler Gipfel Anfang Dezember<br />

ist da nur das jüngste Beispiel.<br />

Während sich die Politik in ihren<br />

Sonntagsreden lange Zeit rühmte,<br />

dass Deutschland „Exportweltmeister“<br />

und eine technologisch führende<br />

Industrienation sei, legte das „Coronajahr“<br />

nun die Schwächen offen. Eine davon: Die<br />

Privatwirtschaft, die im Wesentlichen der<br />

Hauptträger von Wachstum, Wohlstandsgewinnen<br />

und mittel- wie unmittelbar des<br />

Steueraufkommens ist, geriet umgehend ins<br />

Wanken. Als in der ersten Jahreshälfte die<br />

Hoffnung herrschte, der Pandemiespuk ginge<br />

schnell vorbei, schnellten tatsächlich die<br />

Anträge auf konjunkturelles Kurzarbeitergeld<br />

in die Höhe. Auch die Branche nutzte<br />

das Instrument. Von Februar auf März, als<br />

Mitte des Monats ein „Lockdown“ verkündet<br />

wurde, sprang die Zahl der Kurzarbeiter von<br />

133 000 signifikant um 2,4 Millionen in die<br />

Höhe, um im Folgemonat noch einmal um<br />

weitere 3,4 Millionen zu steigen. Im Mai verharrten<br />

sie dann knapp unterhalb der<br />

Schwelle von 6 Millionen. Die Kurzarbeiterquote<br />

lag damit zwei Monate in Folge über<br />

17 %.<br />

Kurzarbeit und runtergefahrene<br />

Hochöfen<br />

Auch wenn Hochöfen weiterlaufen müssen<br />

und nicht „einfach so“ auf Knopfdruck<br />

ausgeschaltet werden können, kam entsprechend<br />

auch die Branche ins Stocken.<br />

In Ausgabe 4/20 von <strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong> berichtete<br />

unser Kollege Christian Köhl beispielsweise<br />

über die weltweiten Bemühungen,<br />

Hochöfen herunterzufahren. Beim Essener<br />

Industriekonzern thyssenkrupp, der mit<br />

seiner Konzernsparte thyssenkrupp Steel<br />

Europe Deutschlands größter Erzeuger ist,<br />

wurde im Juli die Kurzarbeit für rund<br />

30 000 von weltweit 160 000 Beschäftigten<br />

verlängert. In der Konzernzentrale wurde<br />

zudem die Hälfte der Stellen gestrichen,<br />

berichteten im zweiten Quartal unisono<br />

diverse Medien. Bei thyssenkrupp Steel Europe<br />

waren im Spätsommer dann noch<br />

15 000 der 27 000 Mitarbeiter in Kurzarbeit.<br />

Die zwischenzeitliche Erholung der Nachfrage<br />

vor allem in der Automobil-, Elektround<br />

verarbeitenden Industrie führte Anfang<br />

September beim österreichischen<br />

Voestalpine-Konzern jedenfalls dazu, wenigstens<br />

den kleinen Hochofen in Linz wieder<br />

hochzufahren, der seit März vorübergehend<br />

stillgelegt war.<br />

Wirtschaftliche Auswirkungen<br />

teilweise schon sichtbar<br />

Auch bei den Anlagenbauern kam aufgrund<br />

von weltweiten (Ein-)Reisebeschränkungen<br />

oder „Lockdowns“ erst einmal das<br />

„Daily Business“ zum Erliegen. Das ist dann<br />

auch die logische Folge, wenn „unser wichtigster<br />

Arbeitsplatz auf der Baustelle liegt“,<br />

wie Michael Rzepczyk, COO der SMS group<br />

jüngst auf der Jahrespressekonferenz (siehe<br />

Seite 48) zu Protokoll gab. So überraschend<br />

wie erfreulich ist es dann hingegen, wenn<br />

trotzdem die Kurzarbeit in den ersten Monaten<br />

nur bei 10–15 % gelegen habe, wie<br />

in der Fragerunde der Konferenz erzählt<br />

wurde. „Dank des unglaublichen Einsatzes<br />

aller Beteiligten“ konnten alle Projekte fort-<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br />

16 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


gesetzt werden, so Rzepczyk weiter, sodass<br />

das Umsatzminus des Anlagenbauers im<br />

Jahr <strong>2020</strong> wird voraussichtlich „nur“ rund<br />

10 % betragen wird. Für thyssenkrupp indes<br />

gibt es schon sehr konkrete Zahlen: Die<br />

„Corona-Auswirkungen und strukturelle<br />

Herausforderungen insbesondere im Stahlbereich“<br />

führten im Geschäftsjahr 2019/20,<br />

das von Oktober bis Ende September läuft,<br />

zu einem bereinigten Ergebnis vor Steuern<br />

und Zinsen (EBIT) von -1,6 Mrd. Euro. Speziell<br />

im Stahlbereich sank das bereinigte<br />

EBIT von 31 Mio. Euro auf -946 Mio. Euro.<br />

Im laufenden Geschäftsjahr <strong>2020</strong>/21 wird<br />

weiterhin mit negativen Erträgen gerechnet,<br />

die Rückkehr in die Gewinnzone ist für<br />

2021/22 avisiert, so Bernhard Osburg, Vorstandssprecher<br />

der Stahlsparte im September.<br />

Wirtschaftlicher Ausblick<br />

grundsätzlich positiv<br />

Aufgrund der Konjunkturerholung im<br />

Sommer erwarten die fünf sogenannten<br />

„Wirtschaftsw<strong>eisen</strong>“ in ihrem Jahresgutachten<br />

einen Einbruch des Bruttoinlandsproduktes<br />

(BIP) für das Gesamtjahr <strong>2020</strong><br />

um 5,1 %. Im Sommer waren sie noch von<br />

6,5 % ausgegangen. Im Zeitraum Juli bis<br />

September stieg das BIP im Vergleich zum<br />

zweiten Quartal um 8,5 %, wie das Statistische<br />

Bundesamt Ende November mitteilte.<br />

Die Beschränkungen des öffentlichen<br />

Lebens aufgrund entsprechender Maßnahmen<br />

seitens der Politik drohten jedoch, die<br />

Erholung zu unterbrechen. Für das kommende<br />

Kalenderjahr rechnen die „Wirtschaftsw<strong>eisen</strong>“<br />

jedenfalls mit einem<br />

Wachstum von 3,7 %. Jörg Krämer, Chefvolkswirt<br />

der Commerzbank, sieht laut der<br />

Deutschen Presseagentur (dpa) relativ konkret<br />

ein Zeitfenster für den Aufschwung:<br />

„Erst die wärmeren Temperaturen im Frühling<br />

und die Impfungen werden die Wirtschaft<br />

– vor allem in der zweiten Jahreshälfte<br />

2021 – deutlich anziehen lassen.“<br />

Dieser grundsätzliche Optimismus ist in<br />

der Wirtschaft hingegen noch nicht richtig<br />

angekommen, vielmehr befinden sie sich<br />

derzeit in einer Art „Winterdepression“:<br />

Das Ifo-Geschäftsklima verzeichnete den<br />

zweiten Rückgang in Folge und fiel im November<br />

gegenüber dem Vormonat um 1,8<br />

Punkte auf 90,7 Zähler. „Die zweite Corona-<br />

Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft<br />

unterbrochen“, kommentierte entsprechend<br />

Ifo-Präsident Clemens Fuest.<br />

Messegeschäft mit unsicherer<br />

Terminlage<br />

Richtig hart wurde auch das Messegeschäft<br />

durcheinandergeschüttelt. Gut einen Monat<br />

vor ihrem avisierten Start am 30. März<br />

Konjunkturelles Kurzarbeitergeld <strong>2020</strong><br />

Der März markiert den Beginn Corona-Maßnahmen<br />

Datenstand der Zahlen ist November, die Werte für Juni bis September sind dabei<br />

Hochrechnungen auf Basis der Daten von Abrechnungslisten.<br />

wurden die internationalen Leitmessen<br />

Wire und Tube verschoben, alle anderen<br />

Messen und Konferenzen zogen zwangsweise<br />

nach. Ein Teil der Veranstaltungen<br />

wechselte auf das Online-Format wie etwa<br />

der Härtereikongress <strong>2020</strong> oder das renommierte<br />

Aachener Stahlkolloquium auf seinem<br />

Nachholtermin im November. Andere<br />

verschoben gleich um ein Jahr in der Hoffnung<br />

auf Besserung im neuen Kalenderjahr<br />

– beispielsweise die METAV, die als „METAV<br />

reloaded“ Ende März 2021 als Präsenzveranstaltung<br />

stattfinden sollte. „Aus Fürsorge<br />

für unsere Aussteller, die so früh wie möglich<br />

Planungssicherheit benötigen, und im<br />

Hinblick auf die Gesundheit aller Beteiligten“,<br />

begründete Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer<br />

des Ausrichters Verein Deutscher<br />

Werkzeugmaschinenfabriken (VDW)<br />

Mitte Dezember die Umstellung auf eine<br />

reine Digitalveranstaltung. Die Messe Düsseldorf,<br />

die zwischenzeitlich Anfang Dezember<br />

als Ersatztermin für das Messedoppel<br />

Wire und Tube gefunden hatte, zog<br />

aufgrund der allgemeinen Rahmenbedingungen<br />

im Herbst die Reißleine und ließ<br />

die <strong>2020</strong>er-Auflage komplett ausfallen – der<br />

nächste Termin im März 2022 ist dann<br />

auch wieder der reguläre.<br />

VDEh setzt auf<br />

Hybridveranstaltungen<br />

In der zweiten Jahreshälfte 2021 liegende<br />

Veranstaltungen wie die Doppelkonferenzen<br />

9th European Oxygen Steelmaking<br />

Conference (EOSC) und 6th Clean Technologies<br />

in the Steel Industry (CTSI), beide<br />

vom 13. bis 17. September 2021 in Aachen,<br />

sowie die 9th International Conference on<br />

Science and Technology of Ironmaking (IC-<br />

STI) und 10th European Coke and Ironmaking<br />

Conference (ECIC), beide in Bremen<br />

vom 5. bis 8. Oktober 2021, sollten im<br />

Idealfall wieder als Präsenzveranstaltungen<br />

stattfinden können. „Falls ‚Corona-Maßnahmen’<br />

dies im Herbst 2021 noch erfordern<br />

sollten, sind sie als ‚Hybridveranstaltungen’<br />

mit physischer Teilnahme und<br />

Videozuschaltung geplant“, erläutert Dr.<br />

Hans Bodo Lüngen, geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied des gastgebenden Stahlinstituts<br />

VDEh. Die Stahl-Akademie, der<br />

Fortbildungsbereich des VDEh, setzt derzeit<br />

bis Sommer 2021 auf jeden Fall noch<br />

auf Online-Seminare. „Speziell von den<br />

internationalen Kunden werden die Online-<br />

Veranstaltungen gut angenommen“, berichtet<br />

Peter Schmieding, Leiter der Stahl-<br />

Akademie.<br />

Wegmarken bei der<br />

Dekarbonisierung<br />

Trotz Home-Office, Kurzarbeit, Reisebeschränkungen<br />

und allem sonst möglichen<br />

Unbill ging die Branche <strong>2020</strong> bestmöglich<br />

ihren Aufgaben nach und verzeichnete zumindest<br />

auf technischer bzw. technologischer<br />

Seite einige Erfolgsmeldungen. Die<br />

technologischen Wegmarken rund um den<br />

Megatrend Dekarbonisierung wurden dabei<br />

besonders oft kommuniziert. In Duisburg-<br />

Schwelgern fing beispielsweise thyssenkrupp<br />

Steel Europe im ersten Quartal mit<br />

der Erprobung der neuartigen Hochofentechnologie<br />

„Sequenz-Impuls-Prozess mit<br />

induzierten Stoßwellen“ an, um die eigenen<br />

Prozesse effizienter zu gestalten. Zudem<br />

möchte das Unternehmen damit einen<br />

Beitrag zur Minderung der CO 2<br />

-Emissionen<br />

leisten – sowohl im eigenen Haus als auch<br />

weltweit durch die Vermarktung der Technologie.<br />

Im Sommer vereinbarte ArcelorMittal<br />

mit dem Energieunternehmen EWE sowie<br />

dessen Tochter swb beispielsweise eine Kooperation,<br />

um künftig gemeinsam an der<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 17


TITELTHEMA: VORSCHAU 2021<br />

Politik<br />

„Die Stahlerzeugung in<br />

Deutschland stabilisieren“<br />

Politiker aller Bundestagsfraktionen beziehen Stellung zur Stahlbranche<br />

DARUM GEHT’S: Die Bundesrepublik hat zwar einen Teil ihrer Souveränität im Rahmen ihrer EU-Mitgliedschaft nach oben delegiert,<br />

im Tagesgeschäft gestaltet aber der Deutsche Bundestag als Gesetzgeber konkret die Rahmenbedingungen. Wie schon im<br />

Vorjahr haben Vertreter aller Fraktionen zu Protokoll gegeben, welche Gedanken ihnen bezüglich der Stahlindustrie im Jahr<br />

2021 durch den Kopf gehen.<br />

Leif-Erik Holm, MdB, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag,<br />

Mitglied in den Ausschüssen für Wirtschaft und Energie sowie Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

Die Corona-Pandemie, die wirtschaftlich einschneidenden<br />

„Lockdowns“, vor allem aber auch die<br />

klimapolitische Geisterfahrt der Bundesregierung<br />

treffen die deutsche Stahlindustrie und die Anlagenbauer<br />

hart. Dazu passen immer neue Nachrichten über<br />

Arbeitsplatzabbau, wie zuletzt bei thyssenkrupp. Klar<br />

ist: Gerade in diesem auch international schwierigen Umfeld darf es keine weiteren<br />

Belastungen geben. Vielmehr brauchen wir eine deutliche Entlastung der Unternehmen,<br />

damit die energieintensive Industrie auch in Zukunft ihren festen Platz in Deutschland<br />

hat. Die deutschen Stahlunternehmen und Anlagenbauer sind Garanten für hochqualifizierte<br />

Arbeitsplätze und Innovationsmotoren unserer Wirtschaft. Wir als AfD sehen mit<br />

großer Sorge, dass diese Innovations- und Wirtschaftskraft langsam unter einem immer<br />

dickeren Mehltau aus Bürokratie, klimapolitischen Alleingängen und immer neuen Belastungen<br />

verschwindet. Selbst die Maßnahmen, die unsere heimische Industrie eigentlich schützen<br />

sollen, wie etwa der CO 2<br />

-Grenzausgleichsmechanismus, werden am Ende zu noch mehr Problemen<br />

führen. Es ist naiv zu glauben, dass Staaten mit einer realistischeren Auffassung von Klimapolitik diese verkappten Zölle unbeantwortet<br />

lassen werden. Hier werden sehenden Auges neue schwerwiegende Handelsstreitigkeiten vom Zaun gebrochen.<br />

Anstatt auf immer neue Regulierungen und Alleingänge zu setzen, die die Konkurrenzfähigkeit der Stahlindustrie gefährden,<br />

braucht es eine gut ausgestattete technikfreundliche Forschungsoffensive, um beispielsweise experimentelle Verfahren wie<br />

die Carbon2Chem-Technologie oder die Energiegewinnung aus Wasserstoff voranzutreiben. Deswegen setzt die AfD auf Fortschritt<br />

aus Forschung statt auf Verbote und Abgaben. Nur so bleiben wir weltweit im Spiel. Leif-Erik.Holm@Bundestag.de<br />

Katharina Dröge, MdB, Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie<br />

Wir Grünen wollen, dass die Stahlproduktion weiter in<br />

Deutschland und Europa stattfindet und die Beschäftigung<br />

vor Ort erhalten bleibt. Stahl ist ein unverzichtbarer<br />

Werkstoff, gerade für eine klimagerechte Wirtschaft.<br />

Umgekehrt bietet die Umstellung auf CO 2<br />

-freie Verfahren der<br />

deutschen Stahlindustrie die Chance auf ein innovatives Produkt. Wir sind bereit<br />

die Stahlindustrie auch in der aktuellen Krise weiter mit staatlichen Hilfen zu unterstützen.<br />

Doch dafür muss die Industrie Bereitschaft zeigen, umzusteuern. Damit sich<br />

eine klimaneutrale Umstellung der Produktionsverfahren für Unternehmen auch lohnt,<br />

wollen wir den Unternehmen, die sich auf den Weg machen, mit Klimaverträgen (Carbon<br />

Contracts for Difference) die notwendige Investitionssicherheit geben. Gleichzeitig muss<br />

Europa zum Leitmarkt für CO 2<br />

-freie Technologien und Verfahren werden. Dabei können in bestimmten<br />

Bereichen auch Quoten für CO 2<br />

-neutralen Stahl in der verarbeiteten Industrie und Vorgaben für die<br />

öffentliche Beschaffung helfen. Damit die Unternehmen die nötige Luft haben, um ihre Produktion umzustellen,<br />

braucht es bessere handelspolitische Schutzmaßnahmen, um sie wirksam vor Dumping zu schützen und<br />

einen Grenzausgleichsmechanismus für entstandene CO 2<br />

-Kosten. <br />

katharina.droege@bundestag.de<br />

Quelle: Cornelis Gollhardt; Dogma<br />

20 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Dr. Joachim Pfeiffer, MdB, wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

Die Stahlindustrie ist von zentraler Bedeutung<br />

für den deutschen Wirtschaftsstandort:<br />

85 000 Arbeitsplätze, 33 Milliarden<br />

Euro direkter Umsatz. Ohne Stahl gäbe es keine<br />

Energiewende, keine Windräder, keinen ICE und<br />

auch keine Digitalisierung. Die vermeintliche „old<br />

Economy“ ist hochinnovativ. Das unterstreicht das Plus von etwa 20 Prozent an neuen<br />

Stahlsorten im letzten Jahrzehnt. Mit seinen Wertschöpfungsketten ist die Grundstoffindustrie<br />

außerdem ein Garant für Wohlstand und Wachstum. Strukturwandel, Protektionismus,<br />

zu hohe Energiepreise und in Folge ungleicher Wettbewerb setzen die Industrie<br />

jedoch immens unter Druck. Deutschland muss sich jetzt den Realitäten auf den Weltmärkten<br />

stellen. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat mit dem Handlungskonzept Stahl den<br />

ersten wichtigen Schritt gemacht. Um den deutschen Industriestandort auf Dauer zu sichern, muss<br />

die Wirtschaft mit ihren Wertschöpfungsketten in Deutschland und Europa bleiben. Das bedeutet zeitnah<br />

aus dem Handlungskonzept Maßnahmen abzuleiten und diese auf den Weg zu bringen. Nur so wird die Transformation<br />

aktiv gestaltet und die Industrie unterstützt. Für die zentrale Aufgabe der Dekarbonisierung und<br />

Defossilierung von Industrieprozessen kann Wasserstoff eine Schlüsselrolle einnehmen. Dafür sind industrieseitige<br />

Investitionen nötig. Gleichzeitig gilt es, neben Forschung bereits jetzt konkrete Projekte unter anderem<br />

beim Carbon Capture and Utilization zu fördern und umzusetzen. Nur so wird der nächste Lebenszyklus in der<br />

Stahlindustrie nachhaltiger. Dabei unterstützen wird auch die im Juni durch die Bundesregierung verabschiedete<br />

Nationale Wasserstoffstrategie. Außerdem ist die Einführung eines europäischen Industriestrompreises zu<br />

forcieren. Dieser würde die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrie in Europa stärken und Planungssicherheit<br />

schaffen. Eines ist klar: Klimaschutz und eine wirksame, wettbewerbsfähige Industriestrategie<br />

sind zwei Seiten einer Medaille. Deshalb braucht es vor allem effektive Carbon-Leakage-Schutzinstrumente. Denn<br />

eine Emissionsreduktion durch Abwanderung der hiesigen Wirtschaft hilft dem globalen Klima nicht. Es schadet<br />

nur dem deutschen und europäischen Standort. <br />

joachim.pfeiffer@bundestag.de<br />

Michael Theurer, MdB, Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion<br />

Die Stahlindustrie befand sich schon vor der Corona-Pandemie<br />

in einer schwierigen Lage: Weltweite<br />

Überkapazitäten, Handelskonflikte, Wettbewerbsverzerrung<br />

durch staatliche Industriepolitik und<br />

der Strukturwandel hin zu einer klimafreundlichen<br />

Produktion sind nur einige Stichworte. Angesichts der<br />

größten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte muss die Bundesregierung<br />

dringend für Entlastung sorgen. Wir fordern eine Reform der Unternehmenssteuern,<br />

Bürokratieabbau und neue Anläufe für den Freihandel. Wir brauchen endlich eine<br />

europäisch abgestimmte, marktwirtschaftliche Energie- und Klimapolitik. Jährlich festgelegte,<br />

nationale Emissionsmengen sind der falsche Weg und nehmen den Unternehmen<br />

jeden Spielraum für langfristige Investitionen. Auch ein CO 2<br />

-Grenzausgleich birgt in der Praxis<br />

große Gefahren in Form von Handelskonflikten, zusätzlicher Bürokratie und Greenwashing in Importländern<br />

wie China, und sollte deshalb nur auf einige wenige Sektoren angewandt werden. Wir könnten uns vorstellen,<br />

dass die Einnahmen aus dem Grenzausgleichsmechanismus hälftig mit dem jeweiligen Exportland geteilt<br />

werden. An der beabsichtigten allokativen Wirkung ändert sich dadurch nichts, es ist aber ein deutliches<br />

Zeichen gegen Protektionismus und dürfte den Ärger der Exportnationen deutlich dämpfen. Als FDP-Fraktion<br />

fordern wir in erster Linie neue Initiativen für eine Revitalisierung des globalen Freihandels und des<br />

Emissionshandels. In Deutschland setzen wir uns nicht nur für eine Senkung der europaweit höchsten Strompreise<br />

ein, sondern fordern außerdem mehr Tempo beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, die auch Voraussetzung<br />

für die klimaneutrale Stahlerzeugung ist. Dazu dürfen wir nicht nur auf grünen Wasserstoff aus<br />

Deutschland setzen, sondern werden enorme Importe benötigen. Außerdem warnen wir die Bundesregierung,<br />

den Strukturbruch in der Automobilindustrie, einem der wichtigsten Absatzmärkte für Stahl, durch eine<br />

einseitige Politik zulasten des Verbrennungsmotors zu verschärfen. Michael.Theurer@Bundestag.de<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 21


TITELTHEMA: VORSCHAU 2021<br />

Meinung<br />

„Wir erwarten die Weichenstellung<br />

für eine verlässliche Perspektive“<br />

Standpunkt von Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl<br />

DARUM GEHT’S: Was sind zentrale politische<br />

Themen für die Stahlindustrie<br />

2021? Das ist die Leitfrage, unter die<br />

Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahl, seinen<br />

Meinungsbeitrag gestellt hat. Dabei<br />

spricht er u.a. die politischen Akteure in<br />

Berlin und Brüssel ebenso an wie die Herausforderungen<br />

durch die Dekarbonisierung<br />

oder „Corona“.<br />

Als Präsident und Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender<br />

des Stahlinstituts VDEh sind Hans Jürgen Kerkhoff die Herausforderungen und Bedürfnisse<br />

der Stahlbranche ebenso vertraut wie die Vorgänge auf dem politischen Parkett.<br />

Mit dem Strukturwandel der Wirtschaft,<br />

Verwerfungen im internationalen<br />

Handel und der Transformation<br />

in Richtung CO 2<br />

-armer Produktion<br />

steht die Stahlindustrie zu Beginn des<br />

neuen Jahrzehnts vor gewaltigen Herausforderungen.<br />

Hinzukommt der Ausbruch<br />

der Corona-Pandemie, der auch die Industrie<br />

seit dem Frühjahr fest im Griff hat und<br />

die strukturellen Aufgaben und politischen<br />

Schwerpunkte für die Wirtschaft noch akzentuiert.<br />

Trotz dieser schwierigen Lage macht<br />

sich die Branche auf den Weg, um einen<br />

entscheidenden Beitrag zum Erreichen der<br />

Klimaziele zu leisten. Hierzu braucht es<br />

nicht nur große Anstrengungen in der<br />

Stahlindustrie, sondern auch politische<br />

Maßnahmen und Instrumente, die der<br />

Stahlproduktion in Deutschland und Europa<br />

eine verlässliche Perspektive geben. Mit<br />

dem Handlungskonzept Stahl, welches im<br />

Juli <strong>2020</strong> von der Bundesregierung verabschiedet<br />

wurde, liegt nun ein industriepolitisches<br />

Konzept vor, welches die für den<br />

Stahlstandort Deutschland teils existentiellen<br />

Themen bündelt. Dazu gehört ein wirksamer<br />

Schutz vor Carbon Leakage, Fair-Play<br />

auf den globalen Stahlmärkten und ein<br />

Rahmen, der die Transformation in Richtung<br />

CO 2<br />

-arme Produktionsverfahren unterstützt<br />

und sichert. So wichtig das Handlungskonzept<br />

Stahl für die Stahlunternehmen<br />

in Deutschland auch ist, es ist umso<br />

wichtiger, dass dieses nun rasch umgesetzt<br />

wird. Das Zeitfenster hierfür ist mit Blick<br />

auf die Bundestagswahl 2021 nicht groß.<br />

Daher erwarten wir als Stahlindustrie von<br />

der Politik, dass sie die kommenden Monate<br />

dazu nutzt, um die Weichen für eine<br />

verlässliche Perspektive am Stahlstandort<br />

Deutschland zu entwickeln.<br />

Dies gilt nicht nur für die nationale Ebene,<br />

sondern ebenso für die Europäische<br />

Union. Erst im Oktober hat das EU-Parlament<br />

eine Anhebung des Klimaziels auf<br />

eine Treibhausgasminderung von 60 Prozent<br />

bis 2030 gefordert. Aber eine Klimapolitik,<br />

die ausschließlich auf Ziele fixiert<br />

ist, ohne dass Wege und Instrumente zu<br />

deren Erreichung aufgezeigt werden, ist<br />

nicht ausreichend. Der „Green Deal“ der<br />

von-der-Leyen-Kommission muss aus dem<br />

Stadium der bloßen Ankündigung heraus<br />

und nun endlich in konkrete Maßnahmen<br />

münden. Neben einer umfassenden finanziellen<br />

Förderung CO 2<br />

-armer Produktionsverfahren<br />

sowie dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft<br />

mit der notwendigen energiewirtschaftlichen<br />

Infrastruktur muss es<br />

der Politik gelingen, für faire Wettbewerbsbedingungen<br />

in der Energie- und Klimapolitik<br />

zu sorgen. Der „Green Deal“ wird<br />

nur dann ein Erfolg und mögliches Vorbild<br />

für andere Regionen der Welt, wenn er<br />

Klimaschutz und industrielle Wettbewerbsfähigkeit<br />

gleichermaßen sichert.<br />

Im kommenden Jahr wird es zudem weiterhin<br />

wichtig bleiben, den negativen Folgen<br />

der Corona-Pandemie zu begegnen. Es<br />

bedarf einer großen Kraftanstrengung von<br />

Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, um<br />

die aktuelle Krise zu überwinden. Auch<br />

hierzu wird die Stahlindustrie in Deutschland<br />

ihren Beitrag leisten.<br />

Quelle: WV Stahl / Jakob Studnar.<br />

Jetzt anmelden:<br />

www.<strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>.de<br />

24 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten<br />

und ein<br />

gesundes wie erfolgreiches<br />

neues Jahr<br />

2021<br />

Das Team von <strong>stahl</strong>+<strong>eisen</strong> und der Maenken Kommunikation<br />

möchte sich für die gute Zusammenarbeit und für das<br />

entgegengebrachte Vertrauen sehr herzlich bei Ihnen bedanken.


SONDERSTRECKE<br />

Umformtechnik<br />

Rollgeformte Spezialprofile und -bleche sind in der Herstellung preiswert, energieeffizient und umweltfreundlich.<br />

Mit multifunktionalen Profilieranlagen ist auch Losgröße Eins möglich.<br />

Rollformen verbessert Ökobilanz<br />

Bänder und Bleche aus Stahl bieten eine herausragende Ökobilanz<br />

AUTOR: Martin Kunkel, ECRA – European<br />

Cold Rolled Section Association<br />

www.ecra-online.de<br />

DARUM GEHT’S: Wirtschaftliche und<br />

ökologische Herausforderungen aufgrund<br />

des Klimawandels, der weltweiten<br />

Ressourcenverknappung und einer noch<br />

nicht ausreichenden Stromversorgung<br />

durch erneuerbare Energien rücken die<br />

Fertigungstechnologie Rollformen und<br />

den Werkstoff Stahl in ein neues Licht.<br />

Denn das Blechumformverfahren ist äußerst<br />

energieeffizient und leistet damit<br />

einen Beitrag zur CO 2<br />

-Reduktion und zur<br />

Erreichung der Klimaneutralität.<br />

Rollformen, auch Walzprofilieren<br />

genannt, gehört zu den etablierten<br />

Biegeumformverfahren zur Profilherstellung.<br />

Ausgangsmaterialien sind<br />

Bänder und Bleche hauptsächlich aus<br />

Stahl, welche durch Kaltumformen in<br />

mehreren Schritten zu unterschiedlichen<br />

Profilformen verarbeitet werden. Sie<br />

zeichnen sich durch eine besondere Festigkeit<br />

und Maßhaltigkeit sowie durch<br />

eine sehr hohe Oberflächengüte aus. Zunehmend<br />

substituieren rollgeformte Bauteile<br />

andere Produkte aus Kunststoffen<br />

oder energieintensiven warmgewalzten<br />

Materialien. Aus Gründen der Energieeffizienz<br />

des Rollformverfahrens und der<br />

einzigartigen Recyclingfähigkeit von<br />

Stahl leisten kaltgeformte Stahlprofile<br />

einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität.<br />

Energieschonend und<br />

klimafreundlich<br />

Rollformprozesse w<strong>eisen</strong> eine äußerst positive<br />

Umweltbilanz auf. So fällt beim klassischen<br />

Rollformen die Materialausnutzung<br />

verfahrensbedingt sehr hoch aus und<br />

kommt der 100%-Grenze nahe. Auch bezüglich<br />

des Energiebedarfs hat das Kaltumformverfahren<br />

den Vorteil, dass der Prozess<br />

bei Raumtemperatur stattfindet und das<br />

Blech oder Band nicht erwärmt werden<br />

muss. Neben der Umformenergie wird<br />

Energie lediglich für die Transport- und<br />

Beschleunigungsvorgänge von Profilmassen,<br />

Werkzeugen und mitfahrenden Maschinenteilen<br />

benötigt. Nebenprozesse gibt<br />

es nicht. Positiv wirken sich auch die geringen<br />

Rollreibungsverluste aufgrund kleiner<br />

Reibflächen aus. Der energetische Wirkungsgrad<br />

ist daher ausgesprochen hoch<br />

und das Verfahren insgesamt als klimafreundlich<br />

einzustufen.<br />

Preiswert und in vielen Branchen<br />

einsetzbar<br />

Insbesondere stellen rollgeformte Profile<br />

aus Stahl eine sehr wirtschaftliche und<br />

obendrein ökologische Alternative zu Aluminium-Strangpressprofilen,<br />

PET oder Verbundstoffen<br />

wie z.B. Polyurethanen dar.<br />

Mit speziell entwickelten hoch- bzw.<br />

höchstfesten und gleichzeitig dünnwandigen<br />

Stahlgüten können Kaltprofile in einem<br />

sehr günstigen Verhältnis von Werkstoffgewicht<br />

zu Festigkeit hergestellt werden.<br />

Dies ist nicht nur für den Leichtbau<br />

interessant. Von der Automobilindustrie<br />

über das Baugewerbe bis zur Elektro- und<br />

Möbelindustrie nutzen nahezu alle Branchen<br />

und Industriezweige durch Rollformen<br />

hergestellte Produkte. Signifikant ist<br />

dabei, dass sich auch verzinkte und endlackierte<br />

Oberflächen für den Profilierungsprozess<br />

bestens eignen und sehr gut zu<br />

verarbeiten sind. Rollgeformte Profile brauchen<br />

nicht nachbehandelt zu werden, sondern<br />

sind in der Regel einbaufertig.<br />

Recycling verbessert die<br />

Ökobilanz von Stahl<br />

Stahl ist mit großem Abstand der am häufigsten<br />

wiederverwertete Werkstoff. Er behält<br />

auch nach dem Recycling seine Qualitätseigenschaften<br />

bei und kann daher unbegrenzt<br />

oft eingeschmolzen werden.<br />

Bereits heute wird weltweit durch eine<br />

etablierte Schrott- und Recyclingwirtschaft<br />

Stahlschrott wiederverwertet. Je häufiger<br />

Stahl recycelt wird, desto kleiner wird sein<br />

ökologischer Fußabdruck, denn die CO 2<br />

-<br />

Emissionen bei der Herstellung einer Ton-<br />

Quelle: Tillmann Profil<br />

26 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Technologie, Forschung,<br />

Märkte und Menschen!<br />

DER Stahl-Newsletter!<br />

Ihr wöchentlicher Info-Kanal.<br />

Jetzt anmelden: www.<strong>stahl</strong><strong>eisen</strong>.de


SONDERSTRECKE<br />

Events<br />

Der Profilbereich Materials Science and Engineering, kurz MatSE, rund um das Institut für Eisenhüttenkunde (IEHK) der RWTH<br />

Aachen, führte jüngst den Workshop „New Frontiers in Materials Science and Engineering – Sustainable Metallurgical Processes<br />

with improved CO 2<br />

efficiency” als digitale Zusammenkunft durch. Prof. Dr. Sebastian Münstermann vom IEHK Aachen war<br />

Gastgeber des Workshops.<br />

Professionell durchgeführte<br />

Online-Events bleiben bestehen<br />

Der Wandel bei Veranstaltungsformaten erfordert neue Kompetenzen<br />

AUTOR: Lukas Leist*<br />

redaktion@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

DARUM GEHT’S: Viele Unternehmen suchen<br />

aktuell nach Alternativen zu ihren<br />

Präsenzveranstaltungen, weil sie befürchten,<br />

dass sonst die Beziehung den<br />

Kunden und Mitarbeitern abreißt. Entsprechend<br />

boomen seit diesem Jahr Online-Events<br />

und -Konferenzen. Deren erfolgreiche<br />

Gestaltung erfordert neue<br />

Kompetenzen, die bisher eher in der TV-<br />

Produktion zu finden waren.<br />

Yan Doll<br />

„Professionell<br />

durchgeführte<br />

Online-Events<br />

werden in der<br />

Unternehmenskommunikation<br />

auch nach der<br />

Pandemie eine<br />

große Rolle<br />

spielen.“<br />

Videokonferenzen sind oft ermüdend.<br />

Wer längere Zeit auf schlecht<br />

ausgeleuchtete Menschen vor Bücherregalen<br />

schaut und Referenten, die<br />

nicht auf den Punkt kommen, lauscht, verliert<br />

schnell die Lust. Und wer wie manch<br />

Manager oder Key-Accounter von Unternehmen<br />

seit Monaten täglich viele Stunden<br />

in Online-Meetings verbringt, freut sich<br />

über Zeit fern des Monitors. Doch viele<br />

Unternehmen hätten, solange das Thema<br />

Corona das Alltagsleben bestimmt, keine<br />

andere Wahl als mit den unterschiedlichsten<br />

Online-Formaten im Veranstaltungsund<br />

Kommunikationsbereich zu experimentieren,<br />

betont Dr. Jens-Uwe Meyer,<br />

„zumindest wenn sie ihr Business am Laufen<br />

halten möchten“. Auch weil sonst die<br />

Gefahr bestehe, dass sie „den Draht zu ihren<br />

Mitarbeitern und Kunden verlieren und<br />

keine Neukunden mehr akquirieren“, ergänzt<br />

der Managementberater und Keynote-Speaker<br />

mit langjähriger Erfahrung als<br />

TV-Produzent.<br />

Diese Entwicklung registriert auch die<br />

internationale Redneragentur Athenas.<br />

„Corona“ sorge für eine Neuorientierung<br />

im Veranstaltungsgeschäft: „Seit Ausbruch<br />

der Pandemie steigt die Nachfrage nach<br />

Keynote-Speakern für Online-Formate kontinuierlich“,<br />

erläutert konstatiert Yan Doll,<br />

bei Athenas verantwortlich für die DACH-<br />

Region. Dabei merkt er jedoch, dass viele<br />

Unternehmen mangels Erfahrung die Illusion<br />

hegen: In Präsenzveranstaltungen erfolgreiche<br />

Vorträge entfalten auch online<br />

ohne Design-Veränderungen eine hohe<br />

Wirkung. Dies ist laut Aussagen der beiden<br />

Experten nicht der Fall, weil bei Online-<br />

Events die Rahmenbedingungen der Vorträge<br />

andere sind. Deshalb raten sie potenziellen<br />

Veranstaltern von Online-Events<br />

dringend unter anderem folgende drei<br />

Tipps zu beherzigen.<br />

Tipp 1: eindrucksvolle Bilder<br />

Beim Fernsehen gibt es den Begriff „Talking<br />

Heads“. Er bezeichnet Menschen, die ge-<br />

Quelle: IEHK der RWTH Aachen<br />

40 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Brems- und Abstreiffilze<br />

Filze zum Be- und Entölen<br />

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POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Digitalisierung<br />

Die hier modellierte Blockchain-Technologie<br />

zeichnet sich grundsätzlich durch ihre<br />

Fähigkeit aus, spezifische Informationen<br />

innerhalb einzelner, ineinander verketteter<br />

„Blöcke“ zu sammeln.<br />

Neue Optionen mittels Blockchain<br />

Ob transparente Kreislaufwirtschaft oder Fälschungssicherheit in einer komplexen<br />

Lieferkette – die junge Technologie liefert der Branche interessante Lösungsansätze<br />

Quelle: Shutterstock<br />

AUTOR: Niklas Reiprich<br />

niklas.reiprich@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

DARUM GEHT‘S: Blockchain-Technologie<br />

gewinnt in der Industrie zunehmend an<br />

Bedeutung. Dahinter steht ein manipulationssicheres<br />

und technisch ausgeklügeltes<br />

System, das neben zahlreichen Chancen<br />

auch Herausforderungen mit sich<br />

bringt. In der Stahlbranche verfügt die<br />

Technologie über das Potenzial, mehr<br />

Transparenz und Vertrauen innerhalb<br />

unternehmensübergreifender Zusammenarbeit<br />

zu schaffen.<br />

Gerade bei Stahlerzeugnissen wird immer<br />

wieder der hohe Energiebedarf<br />

angeführt, wenn es um die Frage geht,<br />

ob die Produkte ökologisch sinnvoll sind oder<br />

nicht. Dabei ist Stahl eines der wenigen Materialien,<br />

das sich zu 100 Prozent ohne Qualitätsverlust<br />

bei sortenreiner Trennung recyceln<br />

lässt. Die Lieferkette von Stahl ist also<br />

ein gutes Beispiel für jenes regenerative System,<br />

das im ökonomischen Sinne unter dem<br />

Begriff „Kreislaufwirtschaft“ gefasst wird. So<br />

haben deutsche Stahlwerke im vergangenen<br />

Jahr 13,7 Millionen Tonnen Stahlschrott zugekauft,<br />

berichtet die Bundesvereinigung<br />

Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen<br />

(BDSV), um diesen als Sekundärrohstoff<br />

im Herstellungsprozess wiederzuverwenden.<br />

Konkret landet er entweder<br />

im Konverter des Blas<strong>stahl</strong>werks zum Senken<br />

des Kohlenstoffgehalts oder fungiert als Einsatzgut<br />

zur Produktion im Elektrolichtbogenofen.<br />

Nach der metallurgischen Phase gilt<br />

Stahl dann als einer der wichtigsten Rohstoffe<br />

unserer Zeit, der Anwendung in nahezu<br />

allen Schlüsselindustrien findet – sei es<br />

als Halbzeug, Rohling oder verarbeitetes<br />

Bauteil. Seine Bühne ist unter anderem der<br />

Maschinenbau, dem er als vielseitiger Basiswerkstoff<br />

neue Möglichkeiten für leistungsfähigere<br />

Konstruktionen und Einsätze unter<br />

Extrembedingungen eröffnet. Im Scheinwerferlicht<br />

steht er zudem in der Automobilindustrie:<br />

ob als Wälzlager im Rad, als<br />

Ventilfeder und Nockenwelle im Verbrennungsmotor<br />

oder als Elektroblech im elektrischen<br />

Antrieb. Grundsätzlich geht der<br />

Trend dabei in eine bestimmte Richtung:<br />

leichter, fester und korrosionsbeständiger<br />

muss der Stahl sein – und zu all dem noch<br />

möglichst nachhaltig produziert.<br />

Digitalisierung ermöglicht eine<br />

intelligente Lieferkette<br />

Hinter den Kulissen überprüft heute ein<br />

spezielles System, ob diese hohen Anforderungen<br />

an die Stahlprodukte eingehalten<br />

werden – und das entlang der gesamten<br />

Lieferkette, vom Erzeuger bis zum Zulieferer,<br />

von der Rohstoffbeschaffung bis zur<br />

Endabnahme. Die Dokumentation erfolgt<br />

üblicherweise über sogenannte Materialprüfbescheinigungen,<br />

die vom Hersteller<br />

verpflichtend auszustellen sind. Ein prominentes<br />

Beispiel dafür ist die Norm EN10204.<br />

In ihr sind laut Baunormenlexikon „die<br />

verschiedenen Arten von Prüfbescheinigungen<br />

festgelegt, die dem Besteller in<br />

Übereinstimmung mit den Vereinbarungen<br />

bei der Bestellung für die Lieferung von<br />

metallischen Erzeugnissen zur Verfügung<br />

gestellt werden können“. Mit anderen Worten:<br />

Material- und Herkunftseigenschaften<br />

der konkret gelieferten Charge werden darin<br />

beschrieben und durch Stempel und<br />

Unterschrift bestätigt. Das Problem: Derzeit<br />

werden die Prüfbescheinigungen gedruckt,<br />

unterzeichnet, gescannt und<br />

schließlich als PDF-Dokument per E-Mail<br />

an den Käufer versandt. Gerade Zwischenhändler<br />

stehen somit vor der gewaltigen<br />

Aufgabe, aus einer enormen Menge an<br />

Daten nur die wesentlichen Informationen<br />

manuell zu extrahieren. Um die vielen verschiedenen<br />

Schritte der Wertschöpfungskette<br />

von Stahlprodukten abbilden zu können,<br />

muss also in der Regel viel Aufwand<br />

betrieben werden.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 45


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Digitalisierung<br />

Vor diesem Hintergrund bietet die Digitalisierung<br />

der Stahlindustrie eine historische<br />

Chance, sich neu zu erfinden, meint Dr.<br />

Hossein Askari, Gründer und Chief Executive<br />

Officer (CEO) des Softwareunternehmens<br />

ETIV-System. Ein Handlungsfeld bestehe<br />

ihm zufolge in einer „intelligenten<br />

Lieferkette“, dessen Mehrwert für Produzenten<br />

er an einem einfachen Beispiel erklärt:<br />

„Verkauft ein Stahlhersteller seine Ware<br />

über Zwischenhändler an Endverarbeiter,<br />

ist kein direkter Informationsfluss gewährleistet<br />

oder dieser zumindest erschwert.“ In<br />

einem beispielhaften Szenario sei angenommen,<br />

der Hersteller verkaufe Coils an einen<br />

Händler, der diese wiederum an einen Rohrhersteller,<br />

eine Gesenkschmiede und einen<br />

Profilhersteller veräußert. „Über die intelligente<br />

Lieferkette erhält der Hersteller nun<br />

Auskunft über die Verwendung seiner Produkte“,<br />

erläutert Askari. Die entsprechenden<br />

Daten könnten dabei mithilfe einer<br />

sogenannten „Blockchain“-Technologie gespeichert<br />

werden.<br />

Technologie schafft potenziell<br />

wichtiges Vertrauen<br />

Blockchain – so sperrig wie der Begriff sind<br />

häufig auch dessen Erklärungsversuche. Per<br />

Definition handelt es sich bei der Technologie<br />

um eine dezentrale, hochverfügbare<br />

Datenbank, die in einem bestimmten Netzwerk<br />

auf einer Vielzahl von Rechnern vorliegt.<br />

Die Informationen werden dabei in<br />

revisionssichere „Blöcke“ abgelegt, die über<br />

eine Verschlüsselung vor fremdem Zugriff<br />

abgeschirmt sind, und mittels einer digitalen<br />

Unterschrift verifiziert. Im Falle des<br />

Stahlmarkts sind das die nunmehr digitalen<br />

Prüfzeugnisse samt Informationen über die<br />

jeweils nachgelagerten Prozesse der Wertschöpfungskette,<br />

die – einmal eingetragen<br />

– nicht mehr verändert werden können und<br />

von allen Teilnehmern des Netzwerks einsehbar<br />

sind. Eine Lösung für eine solche<br />

intelligente Lieferkette schaffe Transparenz<br />

zu Marktdaten, meint Askari, „sodass der<br />

Hersteller frühzeitig über Nachfrageentwicklungen<br />

informiert ist und zudem Informationen<br />

zur benötigten Qualität erhält“.<br />

Ein weiterer Vorteil: Manipulationen<br />

und Fälschungen der Zertifikate oder<br />

Werkzeugnisse bleiben durch die Technologie<br />

ausgeschlossen. Dabei handelt es sich<br />

um ein gängiges Problem in der Stahlbranche,<br />

besonders im Exportgeschäft. In der<br />

Stahlbranche sind laut ETIV System insbesondere<br />

hochqualitative Stahlprodukte<br />

aufgrund hoher Margen von Produktpiraterie<br />

betroffen. „Experten schätzen den<br />

Schaden der Stahlhersteller in Milliardenhöhe“,<br />

so Hassan Askari, Chief Technology<br />

Officer (CTO) bei ETIV-System. Eine Lösung,<br />

Stefan Grüll<br />

„Blockchain<br />

zeichnet sich durch<br />

die Fähigkeit aus,<br />

Produkteigenschaften<br />

digital<br />

adressierbar zu<br />

halten.“<br />

die sich der Blockchain-Technologie bedient,<br />

kann hier also potenziell wichtiges<br />

Vertrauen schaffen.<br />

Dass sich gerade letzterer Punkt für eine<br />

nachhaltige Ökonomie als durchaus essenziell<br />

erweist, hat auch die internationale Unternehmensberatung<br />

PA Consulting mit Sitz in<br />

Großbritannien erkannt. Nach deren Auffassung<br />

fördert die Kreislaufwirtschaft „ein nachhaltiges<br />

Ressourcenmanagement, die Abfallreduzierung<br />

sowie die Wiederverwendung<br />

und das Recycling von Ressourcen“. Um diese<br />

Verhaltensw<strong>eisen</strong> zu etablieren, bedarf es an<br />

Transparenz, die Vertrauen schafft – „in Produkte,<br />

die wir kaufen, und Unternehmen, von<br />

denen wir sie kaufen“, betonen die Berater in<br />

einem Meinungsbeitrag. Blockchain sei in der<br />

Lage, Produkte mit einer „einzigartigen digitalen<br />

Identität“ zu versehen, die wiederum als<br />

Basis für Handelsprozesse fungiere. Die Technologie<br />

kann demnach unter anderem sicherstellen,<br />

dass Güter, die zum Verkauf stehen,<br />

nicht aus neuen Materialien hergestellt wurden.<br />

Diese Fähigkeit, Produkte individuellen<br />

Anforderungen – zuletzt etwa in Form nachhaltiger<br />

Ressourcennutzung – zuordnen zu<br />

können, bezeichnen Softwareentwickler in<br />

der Regel als Traceability (zu Deutsch: Rückverfolgbarkeit).<br />

Blockchain hält Produktmerkmale<br />

digital adressierbar<br />

Stefan Grüll, heute Inhaber des Tech-Startups<br />

S1Seven, weiß, wie es um die Notwendigkeit<br />

steht, die Herkunft von Stahlprodukten<br />

nachvollziehen zu können. Er war über<br />

zwei Jahrzehnte bei dem österreichischen<br />

Stahlhändler Alukönig<strong>stahl</strong> tätig, zuletzt im<br />

Vorstand der Holding. Neben den möglichst<br />

herausragenden Qualitäts- und Verarbeitungsmerkmalen<br />

blicken Unternehmen<br />

nach dessen Angaben heute vor allem auf<br />

das breit gefasste Thema Nachhaltigkeit.<br />

Denn: Während die Materialrückführung in<br />

der Stahlindustrie bereits gut funktioniert,<br />

gehen mit einer effizienten Kreislaufwirtschaft<br />

auch umwelt- beziehungsweise klimarelevante<br />

Verbesserungen einher. Mit<br />

seinem ausgegründeten Unternehmen S1Seven<br />

– konkret mithilfe des entwickelten<br />

Produkts „Metal Identity“ – will Grüll den<br />

Prozess erleichtern, entsprechende Anforderungen<br />

rückverfolgen zu können. Dafür<br />

greift er auf die Blockchain-Lösung des Wiener<br />

Unternehmens Riddle & Code zurück,<br />

die sich dem Unternehmer zufolge durch<br />

ihre Fähigkeit auszeichnet, Produkteigenschaften<br />

„digital adressierbar“ zu halten.<br />

„Der Weg der europäischen Stahlindustrie<br />

hin zur Dekarbonisierung hängt in erster<br />

Linie von hohen Investitionen und gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen ab“, führt Grüll<br />

an. Dabei spielt er auch auf eine mögliche<br />

CO 2<br />

-Grenzsteuer an, die – in der Theorie –<br />

Importe mit Zöllen belegt, um im Produktionsland<br />

anfallende und im Vergleich zur<br />

EU geringere CO 2<br />

-Kosten auszugleichen. „All<br />

das erfordert am Ende des Tages, dass wir<br />

zwischen grünem und eben nicht grünem<br />

Stahl unterscheiden können“, so Grüll. Diese<br />

Unterscheidung werde jedoch nicht auf<br />

Werksebene stattfinden können, sondern<br />

nur auf Chargenebene. Zu diesem Zweck<br />

stellten digitale Prüfzeugnisse, die über die<br />

Blockchain-Technologie abgesichert wären,<br />

„ein ideales Medium“ dar.<br />

Herausforderungen: von der<br />

Forschung in die Praxis<br />

Doch wie so oft bei technischen Neuerungen<br />

in der Industrie, gesellen sich zu den enormen<br />

Potenzialen auch zahlreiche Herausforderungen<br />

und Hemmnisse. Im Rahmen<br />

einer Studie aus dem Jahr 2019 hat etwa der<br />

Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation<br />

und neue Medien (Bitkom)<br />

festgehalten, dass Experten derzeit noch die<br />

fehlenden Beispiele am Markt von erfolgreich<br />

umgesetzten Blockchain-Anwendungen bemängeln.<br />

Daneben reihen sich Bedenken<br />

zum datenschutzkonformen Einsatz oder<br />

Verwechslungen insbesondere zum Energieverbrauch<br />

der Technologie. Unter anderen<br />

aus diesen Gründen, verdeutlicht Bitkom,<br />

hadere das Management vieler Unternehmen,<br />

die Technologie auszuprobieren. Zudem<br />

fehle in vielen Fällen die Expertise für<br />

eine praktische Implementierung. „Hoch-<br />

Quelle:n Shutterstock; S1Seven<br />

46 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


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POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Kooperationen<br />

Ein wesentliches Merkmal des High-Tech<br />

Gründerfonds ist der Netzwerkgedanke,<br />

beispielsweise im Rahmen der „High-Tech<br />

Partnering Conference“. Bedingt durch<br />

Corona wird die „HTPC“ kommenden<br />

Februar erstmals digital durchgeführt.<br />

Der Kapitalgeber mit dem<br />

Vernetzungsbonus<br />

Der High-Tech Gründerfonds bringt Start-ups und etablierte Unternehmen zusammen<br />

AUTOR: Torsten Paßmann<br />

torsten.passmann@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

DARUM GEHT’S: Seit Jahren schon ist<br />

der High-Tech Gründerfonds nach Anzahl<br />

und Summe der Finanzierungen der<br />

führende Akteur in der deutschen Gründerszene.<br />

Der Investor mit Sitz in Bonn<br />

und Berlin setzt dabei aber weniger auf<br />

die „Gießkanne“, als auf ein intelligentes<br />

Konzept zur Verknüpfung junger und<br />

etablierter Unternehmen.<br />

Aus der ersten Gründerzeit in<br />

Deutschland in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts sind einige<br />

Branchenunternehmen wohlbekannt (und<br />

teils heute noch aktiv). Das Stahl- und<br />

Montanunternehmen Hoesch wurde ebenso<br />

1871 gegründet wie der heute als SMS<br />

group firmierende Anlagenbauer, die<br />

Wuppermann AG folgte 1872 und die<br />

Völklinger Hütte 1873 – um nur einmal in<br />

die ersten Jahre des erstmals vereinten<br />

Deutschland zu schauen. Und wie ist heute<br />

die Lage? Die Branche gilt als „Old Economy“<br />

und ist fortgeschritten konsolidiert.<br />

Gründer gibt es dagegen weiterhin,<br />

auch wenn ein Boom seit Mitte der 1990er<br />

Jahre in den Wachstumssektoren der Gegenwart<br />

stattfindet. Dazu gehören u.a.<br />

Telekommunikation, Internet und ganz<br />

allgemein „Digitalisierung“, wo oftmals<br />

branchenübergreifende Lösungen entwickelt<br />

werden, aber auch Bio- und Medtech,<br />

Industrial Tech mit Themen wir Robotik<br />

und Energie. Damit gibt es jede Menge<br />

Berührungspunkte zur Branche und speziell<br />

über den High-Tech Gründerfonds<br />

(HTGF) auch zwei Ansätze – als Investor in<br />

einen Fonds oder als Netzwerkpartner.<br />

Beide Möglichkeiten haben damit zu tun,<br />

wie die Gesellschaft 2005 vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

aufgesetzt wurde.<br />

Industrie als Partner<br />

Weil hierzulande das Verhältnis von Ideen<br />

(reichlich) zu Kapital (überschaubar) nur<br />

bedingt ausgewogen ist, wurde der in Bonn<br />

ansässige High-Tech Gründerfonds als clevere<br />

Gegenmaßnahme installiert. Konzeptionell<br />

handelt es sich dabei um eine Public<br />

Private Partnership zwischen Staat und Privatwirtschaft.<br />

Über mittlerweile drei Fondsgenerationen<br />

wurden dabei ca. 900 Mio.<br />

Euro zusammengetragen, deren Löwenanteil<br />

der Steuerzahler gestemmt hat. Die rund 40<br />

Industriepartner der drei Fonds, zu denen<br />

u.a. Konzerne wie BASF, Robert Bosch, SAP,<br />

Franz Haniel, Siemens aber auch viele Mittelständler<br />

wie Stihl, Körber, kleinere Verlage<br />

und das „Grown-up“ Fond Of ((ein erst 2010<br />

gegründetes Unternehmen) gehören, bringen<br />

vor allem ihre Qualitäten als Netzwerkpartner<br />

ein. „Start-ups brauchen neben einer<br />

Finanzierung vor allem Zugang zu Knowhow<br />

und Kunden. Das stellen wir mit unserem<br />

breiten Mix an Partnern sicher. Und weil<br />

das für beide Seiten so gut funktioniert, ist<br />

beispielsweise Robert Bosch ununterbrochen<br />

seit 2005 dabei“, erläutert Dr. Alex von Frankenberg,<br />

quasi Gründungsgeschäftsführer<br />

des HTGF. Wenn es in absehbarer Zukunft<br />

zu einer vierten Fondsgeneration kommt,<br />

kann sich Frankenberg auch ein Engagement<br />

seitens der Stahlbranche vorstellen:<br />

„Mit unserem sehr breiten und mit 600<br />

Unternehmen sehr umfangreichen Portfolio<br />

bieten wir unseren Fondsinvestoren Zugang<br />

zu den neuesten Technologien und Geschäftsmodellen<br />

und damit einen sehr positiven<br />

Impact in dem operativen Geschäft“.<br />

Konkret meint er damit, dass der Bonner<br />

Frühphaseninvestor in 15 Jahren nicht nur<br />

über 600 Technologieunternehmen u.a. aus<br />

den Bereichen Hardware, Automatisierung,<br />

optische Technologien, Energiewirtschaft,<br />

Industrial Engineering, Software sowie Kommunikationstechnik<br />

und -netzwerke unterstützt<br />

hat, sondern auch sehr positive Effekte<br />

bei den Fondsinvestoren erzeugen konnte<br />

– zusätzlich zur Rendite aus dem Fondsinvestment.<br />

Quelle (2): High-Tech Gründerfonds<br />

50 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


die korrekte und effektive<br />

Ausführung des Arbeitszyklus<br />

bezüglich der Produktion<br />

verschiedener Stahlqualitäten.<br />

Es optimiere zudem die<br />

Arbeitsparameter und die<br />

Speicherung der Produktionsdaten.<br />

Indem das System<br />

strengen Sicherheitsnormen<br />

entspreche, werde auch die<br />

Sicherheit der Anlagenbediener<br />

„erheblich verbessert“.<br />

Unter anderem will Tenova<br />

den EAF mit seinem elektronischen<br />

Regelsystem „TDRH<br />

4.0“ (Tenova Digital Electronic<br />

Regulation) ausstatten.<br />

Mit diesem gelingt es dem<br />

Unternehmen zufolge, den<br />

Energieverbrauch des Ofens<br />

zu reduzieren und eine „ausgezeichnete<br />

Bogenstabilität“<br />

zu erreichen.<br />

RUSSLAND<br />

Metalloinvest lässt HBI-<br />

Anlage in Lebedinsky<br />

erneuern<br />

Für die Modernisierung seiner<br />

HBI-Anlage Nr. 1 (Hot<br />

Briquetted Iron, Eisenschwamm)<br />

im Werk Lebedinsky<br />

hat der russische<br />

Stahlproduzent Metalloinvest<br />

das Unternehmen Tenova beauftragt.<br />

Involviert ist vor allem<br />

dessen Tochter Tenova<br />

HYL, die auf Direktreduktionstechnologien<br />

spezialisiert<br />

ist. Sie soll die Ingenieursdienstleistungen<br />

samt Beratung<br />

erbringen und die<br />

Haupt- und Hilfsausrüstung<br />

liefern. Konkret besteht diese<br />

aus zwei modernen Sauerstoffinjektionsverteilern<br />

sowie<br />

einem zusätzlichen Kessel<br />

zur Dampferzeugung, einer<br />

Absorptionsanlage,<br />

Kohlendioxid-Extraktionspumpen<br />

und einem Brenngas-Puffertank.<br />

Mit der Maßnahme<br />

will Metalloinvest die<br />

Produktivität der HBI-Anlage<br />

um mehr als 10 % steigern<br />

und so den metallurgischen<br />

Wert seiner Produkte verbessern.<br />

Die Unternehmen rechnen<br />

damit, das Projekt Anfang<br />

2023 abzuschließen.<br />

TMKs Seversky Pipe<br />

Plant startet Betrieb<br />

neuer Wärmebehandlungslinie<br />

Seversky Pipe Plant, ein Unternehmen<br />

der TMK Gruppe,<br />

hat der SMS group das Endabnahmezertifikat<br />

für eine<br />

Wärmebehandlungslinie zur<br />

Vergütung von Rohren am<br />

Standort Polevskoy in der<br />

russischen Region Swerdlowsk<br />

erteilt. Mit einer Jahreskapazität<br />

von bis zu<br />

300 000 t, Durchmessern<br />

zwischen 168 und 370 mm,<br />

Wandstärken bis zu 40 mm<br />

und Längen bis zu 13,5 m gilt<br />

die Linie laut der SMS group<br />

als „eine der produktivsten<br />

der Welt“. Auch kleine Losgrößen<br />

und verschiedene<br />

Produktgruppen könne die<br />

Linie verarbeiten. Die Anlage<br />

bei TMK verfügt nun über<br />

eine vollautomatische Wärmebehandlungslinie<br />

mit allen<br />

Einrichtungen zum Abschrecken<br />

und Anlassen und<br />

erfüllt so alle Voraussetzungen<br />

für die Produktion von<br />

HBI-Anlage Nr. 1 bei Metalloinvest im russischen Lebedinsky<br />

CSP-Stranggießanlage No. 2 mit Pendelschere bei Big River<br />

Steel in Osceola, Arkansas, USA<br />

Endmaterial in hoher Qualität.<br />

TMK kann damit jetzt<br />

auch einbaufertige Qualitätsrohre<br />

für die Öl- und Gasindustrie<br />

anbieten. Zu den<br />

Kernkomponenten der Anlage<br />

gehört der sogenannte<br />

„Quenching Head“ der SMS<br />

group. Zusammen mit der<br />

neu konstruierten Innenlanze<br />

soll dieser für eine maximale<br />

Wärmeübertragung<br />

sorgen und so die erfolgreiche<br />

Behandlung schwergewichtiger<br />

Rohre erleichtern.<br />

SÜDKOREA<br />

Paul Wurth erhält<br />

Auftrag für neue Kokerei<br />

bei Posco<br />

Der südkoreanische Stahlkonzern<br />

Posco hat zwei neue<br />

Koksofenbatterien und eine<br />

komplett neue Koksofengasbehandlungsanlage<br />

bei Paul<br />

Wurth bestellt. Deren Installation<br />

erfolgt in der neuen Kokerei<br />

Nr. 6 im Werk Pohang.<br />

Nach Fertigstellung sollen die<br />

mit einem „under-jet“-Heizsystem<br />

ausgestatteten Batterien<br />

mit Schüttbetrieb 48<br />

Öfen mit einer Ofenkammerabmessung<br />

von 7,6 Metern<br />

Höhe und 20 Metern Länge<br />

umfassen. Sie seien dabei für<br />

eine jährliche Gesamtproduktion<br />

von 1,5 Mio. t Koks ausgelegt,<br />

erklärt Paul Wurth. Die<br />

Anlage zur Behandlung von<br />

Koksofengas und Nebenprodukten<br />

sei indes so konstruiert,<br />

dass sie einen Gasdurchfluss<br />

von 100 000 Nm 3 /h erreichen<br />

könne. Paul Wurth ist<br />

für das Engineering, die Lieferung<br />

von feuerfesten Materialien<br />

und Schlüsselausrüstungen<br />

sowie Überwachungsleistungen<br />

bei Montage und<br />

Inbetriebnahme verantwortlich.<br />

Letztere erwarten die Unternehmen<br />

im Jahr 2023.<br />

USA<br />

Big River Steel nimmt erweitertes<br />

Stahlwerk<br />

in Betrieb<br />

Der amerikanische Stahlhersteller<br />

Big River Steel (BRS)<br />

hat die Erweiterung seines<br />

von der SMS group gelieferten<br />

Stahlwerks in Osceola im<br />

US-Bundesstaat Arkansas in<br />

Betrieb genommen. Fortan<br />

besteht das Werk aus zwei<br />

Elektrolichtbogenöfen, zwei<br />

Doppelpfannenöfen und einer<br />

weiteren Gasreinigungsanlage.<br />

Die CSP-Anlage (Compact<br />

Strip Production) wurde<br />

um einen zweiten Gießstrang,<br />

einen zweiten Tunnelofen<br />

und einen weiteren Unterflurhaspel<br />

erweitert. Nach<br />

Angaben der SMS group betreibt<br />

BRS damit „eine der<br />

breitesten CSP-Anlagen weltweit“.<br />

Das dort hergestellte<br />

Warmband wird größtenteils<br />

auf der sich anschließenden<br />

gekoppelten Beiz-/Tandemstraße<br />

zu hochwertigem Kaltband<br />

verarbeitet. Im Rahmen<br />

der Ausbaustufe wurde der<br />

Einlauf dieser gekoppelten<br />

Beiz-/Tandemstraße um eine<br />

Bundvorbereitungsstation erweitert.<br />

Außerdem erhielt die<br />

benachbarte kontinuierliche<br />

Feuerverzinkungslinie (Continuous<br />

Galvanizing Line) eine<br />

zusätzliche Aufwickelhaspel<br />

im Auslauf der Anlage.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 55


POLITIK<br />

MÄRKTE<br />

Roh<strong>stahl</strong>herstellung<br />

Roh<strong>stahl</strong>herstellung im Oktober <strong>2020</strong><br />

Oktober Oktober % Veränd. 10 Monate Veränderung<br />

<strong>2020</strong> 2019 Okt. 20/19 <strong>2020</strong> 2019 in %<br />

Belgien 550 e 705 -22,0 5 425 6 626 -18,1<br />

Deutschland 3 417 3 315 3,1 29 144 33 851 -13,9<br />

Finnland 362 316 14,8 2 826 3 030 -6,7<br />

Frankreich 1 065 1 181 -9,9 9 292 <strong>12</strong> 424 -25,2<br />

Großbritannien 565 e 610 -7,4 5 750 6 <strong>12</strong>6 -6,1<br />

Italien 2 119 2222 -4,6 16 669 19 801 -15,8<br />

Luxemburg 180 e 178 0,9 1 596 1 844 -13,5<br />

Niederlande 551 574 -4,0 4 959 5 591 -11,3<br />

Österreich 480 e 609 -21,2 5 198 6 341 -18,0<br />

Polen 620 e 756 -18,0 6 468 7 670 -15,7<br />

Schweden 414 330 25,4 3 578 4 036 -11,3<br />

Spanien 1 113 1 206 -7,7 8933 11 803 -24,3<br />

Tschechien 359 268 33,8 3 617 3 843 -5,9<br />

Ungarn <strong>12</strong>0 e 141 -14,6 1 307 1 442 -9,4<br />

Weitere EU-Länder (e) 695 e 944 -139,7 7 255 9 972 -159,4<br />

Europäische Union (28) <strong>12</strong> 610 13 356 -5,6 1<strong>12</strong> 017 134 400 -16,7<br />

Bosnien-Herzegowina 40 e 55 -27,3 425 662 -35,8<br />

Mazedonien 25 e 21 21,5 150 194 -22,6<br />

Norwegen 65 e 63 3,7 527 528 -0,2<br />

Serbien <strong>12</strong>4 160 -22,5 1 216 1 618 -24,9<br />

Türkei 3 208 2 687 19,4 29 140 27 964 4,2<br />

Europa außer EU 3 462 2 985 16,0 31 459 30 967 1,6<br />

Kasachstan 340 e 351 -3,1 3 095 3 397 -8,9<br />

Moldawien 40 e 25 60,0 361 316 14,3<br />

Russland 6 050 e 5 798 4,3 59 327 59 824 -0,8<br />

Ukraine 1 653 1 561 5,9 16 977 17 963 -5,5<br />

Usbekistan 80 e 47 70,2 786 530 48,3<br />

Weißrussland 230 e 232 -0,8 2 138 2222 -3,8<br />

C.I.S. 8 393 8 015 4,7 82 684 84 252 -1,9<br />

Kanada 850 e 1 030 -17,5 8 911 10 851 -17,9<br />

Mexiko 1 470 e 1 454 1,1 13 713 15 600 -<strong>12</strong>,1<br />

USA 6 143 7 250 -15,3 59 872 73 382 -18,4<br />

Weitere Länder (3) (e) 42 e 54 -64,7 384 522 -79,3<br />

Nordamerika 8 505 9 788 -13,1 82 879 100 355 -17,4<br />

Argentinien 382 382 0,1 2 872 3 961 -27,5<br />

Brasilien 2 784 2 690 3,5 25 131 27 450 -8,5<br />

Chile 105 e 1<strong>12</strong> -6,2 950 9<strong>12</strong> 4,2<br />

Kolumbien 110 e <strong>12</strong>4 -11,0 927 1 150 -19,4<br />

Weitere Länder (5) (e) 98 e 157 -45,8 888 1 663 -188,9<br />

Südamerika 3 479 3 466 0,4 30 767 35 136 -<strong>12</strong>,4<br />

Ägypten 670 552 21,5 6 563 6 078 8,0<br />

Libyen 50 68 -26,7 351 478 -26,4<br />

Südafrika 380 e 546 -30,4 3 259 5 424 -39,9<br />

Afrika 1 100 1 166 -5,6 10 173 11 980 -15,1<br />

Iran 2 660 e 2080 27,9 23794 21 <strong>12</strong>9 <strong>12</strong>,6<br />

Katar 48 228 -79,0 1 052 2 198 -52,1<br />

Saudi Arabien 748 532 40,6 6 164 6 886 -10,5<br />

Vereinigte Arabische Emirate 192 285 -32,7 2 203 2 741 -19,6<br />

Mittlerer Osten 3 648 3 <strong>12</strong>4 16,8 33 214 32 954 0,8<br />

China 92 202 81781 <strong>12</strong>,7 873933 828 752 5,5<br />

Indien 9 058 8 981 0,9 79 684 93 038 -14,4<br />

Japan 7 200 8 150 -11,7 68 407 83 782 -18,4<br />

Pakistan 375 e 265 41,5 2 974 2 783 6,9<br />

Südkorea 5 859 5 964 -1,8 55 039 59 628 -7,7<br />

Taiwan, China 1 660 e 1 713 -3,1 17 325 18 611 -6,9<br />

Thailand 390 e 361 7,9 3 539 3 556 -0,5<br />

Vietnam 3 372 1 594 111,5 21 898 16 999 28,8<br />

Asien <strong>12</strong>0 116 108 809 10,4 1 <strong>12</strong>2 798 1 107 148 1,4<br />

Australien 518 488 6,2 4 568 4 596 -0,6<br />

Neuseeland 59 51 15,3 484 551 -<strong>12</strong>,1<br />

Ozeanien 578 540 7,0 5 052 5 146 -1,8<br />

Gesamt 64 Länder (1) 161 890 151 248 7,0 1 511 043 1 542 339 -2,0<br />

1)<br />

Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltroh<strong>stahl</strong>produktion 2018 in 1.000 t. e – geschätzt<br />

56 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Metallurgie<br />

INTEGRATED<br />

TEMPERATURE<br />

MODEL (PART 2)<br />

The model designed by SMS group completely remedies the disadvantages of<br />

conventional Hot Strip Mills.<br />

Quelle: Shutterstock<br />

The production of hot strip at conventional Hot Strip<br />

Mills does not attain the best overall result as the<br />

optimization of one process step may have adverse<br />

consequences for another process step.<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Dezember <strong>2020</strong> 57


WISSENSCHAFT<br />

TECHNIK<br />

Metallurgie<br />

AUTHORS: Dr. A. Sprock, C. Hassel, K.<br />

Grybel, H. Hof, W. Fuchs, SMS group,<br />

Germany,August.Sprock@sms-group.com<br />

Microstructure property model MPM<br />

interacting with the ITM<br />

Summary<br />

The first part of this paper laid the foundation,<br />

and dealt with determination of<br />

a higher-level temperature profile using<br />

the integrated temperature model (ITM)<br />

as well as with Predictive process control.<br />

Now the Microstructure property<br />

model (MPM) follows as well as the addition<br />

of further plant components.<br />

The different microstructures in<br />

steel are the reason for the diversity<br />

of the material’s properties.<br />

The better the setting of these microstructures<br />

is controlled by the choice of<br />

chemical composition and by suitable<br />

thermal and mechanical treatments,<br />

the more likely it is to be able to produce<br />

steel grades with the desired properties<br />

in a targeted manner [6] .<br />

Microstructure property<br />

model (MPM)<br />

The different microstructures in steel<br />

are the reason for the diversity of the<br />

material’s properties. The better the<br />

setting of these microstructures is controlled<br />

by the choice of chemical composition<br />

and by suitable thermal and<br />

mechanical treatments, the more likely<br />

it is to be able to produce steel grades<br />

with the desired properties in a targeted<br />

manner [6] . The description and understanding<br />

of the microstructural changes<br />

occurring in the material are essential<br />

for the safe operation of the plant and<br />

the setting of the properties. The applied<br />

thermal and mechanical treatment<br />

can be recorded by means of a<br />

temperature profile and the forming<br />

variables (load, thickness reduction, accumulated<br />

strain). The temperature<br />

curve is determined using the ITM, the<br />

forming variables are provided by the<br />

pass schedule for the current geometry.<br />

These input data are used to determine<br />

the microstructural changes that occur<br />

in the material, and to take them into<br />

account in the microstructure model as<br />

partial models or sub-models [7] - [11] :<br />

■ Dissolution and precipitation of Nb, V,<br />

Ti-carbon nitrides in the furnace<br />

■ Grain growth and precipitation during<br />

roughing-down<br />

■ Grain growth and precipitation during<br />

finish-rolling<br />

Figure 8: With the microstructure model, basically three different applications can<br />

be realized.<br />

■ Phase transformation during the cooling<br />

process<br />

■ Calculation of components and mechanical<br />

properties<br />

This is shown schematically in Figure 8.<br />

The input data is updated cyclically so<br />

that also the mechanical properties for<br />

the entire strip length can be calculated.<br />

With the microstructure model, basically<br />

three different applications can be<br />

realized:<br />

■ Monitoring the current process (monitoring)<br />

■ Simulation of the product and the process<br />

(simulation)<br />

Microstructure model MPM<br />

in monitoring mode<br />

■ Optimization of the microstructure properties<br />

via the cooling process (Microstructure<br />

Properties Optimizer)<br />

In the monitoring mode, the microstructure<br />

model determines the final<br />

microstructure components and the<br />

resulting mechanical properties based<br />

on the applied thermal and mechanical<br />

treatment, see Figure 9. The calculated<br />

mechanical properties can be compared<br />

to the measured properties. Finally, Figure<br />

10 shows the mechanical properties<br />

(yield strength and tensile strength)<br />

of various materials up to 900 MPa on<br />

different plants. One dot each corre-<br />

Figure 9: The calculation is based on a complex set of data and formulas.<br />

58 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


RECHT<br />

FINANZEN<br />

Wasserstoff<br />

Der hier modellierte Wasserstoff ist derzeit Grundlage zahlreicher Diskussionen – sowohl hinsichtlich seines Potenzials in der Industrie als<br />

auch auf rechtlicher Ebene.<br />

Zukunftsmodell Wasserstoff<br />

Energieintensive Unternehmen brauchen mehr Rechtssicherheit<br />

AUTOR: Silke Goldberg und Dr. Marius<br />

Boewe, Partner, Herbert Smith Freehills<br />

www.herbertsmithfreehills.com<br />

DARUM GEHT’S: Wasserstoff hat ein<br />

enormes Potenzial in der Stahlindustrie<br />

und auch darüber hinaus. Die „Nationale<br />

Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung<br />

legt davon Zeugnis ab. Die rechtliche<br />

Basis wird diesem Anspruch indes<br />

noch nicht gerecht. Dieser Beitrag stellt<br />

die wesentlichen Aspekte heraus.<br />

Die Anfang Juli dieses Jahres vorgestellte<br />

europäische Wasserstoffstrategie<br />

strebt ebenso wie ihr deutsches<br />

Pendant die Reduktion der Emission<br />

von Treibhausgasen an. Von einem „Paradigmenwechsel“<br />

ist die Rede. Wasserstoff<br />

wird als eines der Heilmittel gesehen, um<br />

die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen,<br />

wie sie die Europäische Kommission mit<br />

ihrem Green Deal ausgegeben hat. Gelingen<br />

kann dies allerdings nur, wenn der<br />

Gesetzgeber den passenden rechtlichen<br />

Rahmen liefert. Gerade energieintensive<br />

Unternehmen brauchen hier mehr Rechtssicherheit.<br />

Die deutsche und die europäische<br />

Wasserstoff-Strategie<br />

Auf dem Weg zur Dekarbonisierung verfolgen<br />

Deutschland und Europa durchaus<br />

unterschiedliche Ansätze. Die deutsche<br />

Strategie legt einen Schwerpunkt auf grünen<br />

Wasserstoff, also die klimaneutrale Gewinnung<br />

von Wasserstoff aus erneuerbaren<br />

Energien. Die Bundesregierung bezeichnet<br />

grünen Wasserstoff als das Erdöl von morgen.<br />

Die europäische Strategie sieht hingegen<br />

die Nutzung von Wasserstoff, der im<br />

Rahmen CO 2<br />

-armer Verfahren hergestellt<br />

wurde, als unverzichtbaren Zwischenschritt,<br />

um Wasserstoff im Allgemeinen zu<br />

etablieren. In einem zweiten Schritt kann<br />

dann die Nutzung von ausschließlich grünem<br />

Wasserstoff etabliert werden.<br />

Die europäische Strategie hat den Anspruch,<br />

die Industrie schnellstmöglich mit<br />

großen Mengen Wasserstoff zu versorgen.<br />

Langfristig soll mit ,,Large-scale“-Produktion<br />

ein großer Teil der geplanten Klimaneutralität<br />

2050 mit Hilfe von Wasserstoff erreicht<br />

werden. Die deutsche Strategie konzentriert<br />

sich indes auf den Verkehrssektor und will<br />

zugleich besonders mit der energieintensiven<br />

Industrie durch branchenspezifische<br />

Dialogformate langfristige Dekarbonisierungsstrategien<br />

entwickeln.<br />

Wichtiger Baustein: die Strategie<br />

für die Stahlindustrie<br />

Optimaler Bezugspunkt, um eine möglichst<br />

effektive Dekarbonisierung zu erreichen, ist<br />

die stromintensive Industrie, allen voran die<br />

Stahlindustrie. Allein in Nordrhein-Westfalen<br />

werden jährlich um die 16 Millionen<br />

Tonnen Roh<strong>stahl</strong> hergestellt; dies entspricht<br />

in etwa 38 Prozent der gesamten deutschen<br />

Produktion. Um die 40 Prozent der industriellen<br />

CO 2<br />

-Emissionen entstehen somit allein<br />

in Nordrhein-Westfalen. Dass die Stahlindustrie<br />

ein wesentlicher Baustein der am<br />

9. November <strong>2020</strong> vorgestellten „Wasserstoff<br />

Roadmap Nordrhein-Westfalen“ ist, ist daher<br />

nur konsequent. In der Roadmap werden<br />

verschiedene Zielmarken gesetzt: Bis 2025<br />

soll eine erste großtechnische Direktreduktionsanlage<br />

zur Erzeugung von Stahl auf<br />

Basis von Wasserstoff am Standort Duisburg<br />

betrieben werden. Bis 2030 sollen ein Demonstrationsprojekt<br />

für einen mit Wasserstoff<br />

gefeuerten Drehofen in der Gießereitechnik<br />

entstehen und der Ausbau der wasserstoffbasierten<br />

Stahlherstellung erfolgen.<br />

Quelle: Shutterstock<br />

64 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


Rechtlicher Rahmen<br />

Damit solche Strategien realistisch umgesetzt<br />

werden können, wird es darauf ankommen,<br />

eine verlässliche rechtliche Basis<br />

zu schaffen, die Investitionsanreize setzt.<br />

Nur dann wird die Entwicklung von Wasserstoff<br />

eine ähnliche Erfolgsgeschichte<br />

werden können, wie die Förderung von<br />

erneuerbaren Energien durch Einführung<br />

des Erneuerbare Energiengesetzes (EEG).<br />

Nach deutschem Recht fällt Wasserstoff<br />

in den Geltungsrahmen des Energiewirtschaftsgesetzes<br />

(EnWG) und der darauf beruhenden<br />

Verordnungen. Ein eigenständiges<br />

Regelwerk für die Regulierung und<br />

Förderung von Wasserstoff, vergleichbar<br />

mit dem EEG, fehlt bislang.<br />

Regelungsbedarf besteht<br />

Für sowohl den europäischen als auch den<br />

deutschen Ansatz ist es unverzichtbar,<br />

europäische und einzelstaatliche Strategien<br />

zu koordinieren. Dazu braucht es einen<br />

verbindlichen Rechtsrahmen, der insbesondere<br />

regulatorische Vorgaben für die Integration<br />

von Wasserstoff in den Energiemarkt<br />

macht. Bis heute liegen dazu allerdings<br />

keine konkreten Vorschläge vor.<br />

Regelungsbedarf besteht mannigfach,<br />

um Wasserstoff für die Unternehmen zu<br />

wirtschaftlichen Kosten nutzbar und damit<br />

marktreif zu machen. Solange allerdings<br />

der Gesetzgeber nicht die Eckpfeiler eines<br />

Wasserstoffmarktes auf deutscher und<br />

europäischer Ebene definiert hat und auch<br />

etwaige Förderungen nicht verbindlich<br />

festgesetzt sind, werden Unternehmen<br />

kaum in beachtlichem Umfang investieren.<br />

Der erhoffte ,,Large-scale“-Effekt durch<br />

Massenproduktion greift hier sicherlich<br />

noch zu kurz. Auch stellen die Entflechtungsvorgaben<br />

des Energiewirtschaftsgesetzes<br />

(EnWG), das auf EU-Richtlinien beruht,<br />

Investoren vor wettbewerbstechnische<br />

Herausforderungen.<br />

Die Kostenfrage<br />

Die Erzeugung von Wasserstoff ist aktuell<br />

teuer. Bisher sind weder grüner Wasserstoff<br />

noch blauer Wasserstoff (mit CO 2<br />

-Abscheidung)<br />

gegenüber grauem Wasserstoff<br />

aus fossilen Quellen wettbewerbsfähig. Die<br />

EU-Kommission schätzt die Kosten für<br />

grauen Wasserstoff, die in hohem Maße<br />

von den Erdgaspr<strong>eisen</strong> abhängen, unter<br />

Außerachtlassung der CO 2<br />

-Kosten derzeit<br />

auf etwa 1,5 Euro je Kilogramm. Demgegenüber<br />

schlagen die geschätzten Kosten<br />

für blauen Wasserstoff mit etwa zwei Euro<br />

je Kilogramm und für grünen Wasserstoff<br />

mit 2,5 bis 5,5 Euro je Kilogramm zu Buche.<br />

Zwar wird von vielen Seiten unterstellt, dass<br />

Wasserstoff jedes Jahr billiger und somit<br />

wettbewerbsfähiger wird. Dennoch mochten<br />

sich weder die EU-Kommission noch die<br />

Bundesregierung allein auf diesen üblichen<br />

wirtschaftlichen Effekt verlassen. Die EU-<br />

Kommission untersucht vielmehr, wie man<br />

gezielt Anreize für Wasserstoff setzen kann.<br />

Auch sollen auf europäischer Ebene Investitionsprogramme<br />

zum Aufbau eines dynamischen<br />

Wasserstoff-Ökosystems geschaffen<br />

werden.<br />

Qualität und technische<br />

Sicherheit<br />

Neben fehlenden Investitionsanreizen hakt<br />

es großenteils auch noch bei der weiteren<br />

technischen Umsetzung. So muss beispielsweise<br />

eine Infrastruktur geschaffen werden,<br />

die den Transport von Wasserstoff erst<br />

ermöglicht. Obgleich es auch in diesem<br />

Punkt noch einige rechtliche Unklarheiten<br />

gibt, wird Wasserstoff in den neuesten<br />

Netzentwicklungsplänen des Dachverbands<br />

der Fernleitungsnetzbetreiber Gas nun immerhin<br />

erstmals erwähnt.<br />

Offen sind auch Fragen der Qualitätsanforderungen<br />

an Wasserstoff. So sieht<br />

§ 36 der Gasnetzzugangsverordnung<br />

(GasNZV) zwar etwa klare Qualitätskriterien<br />

für Biogas vor. Für die Wasserstoffqualität<br />

fehlen solche Kriterien jedoch.<br />

Auch schreibt die GasNZV den Fernleitungsnetzbetreibern<br />

klare betriebliche Verantwortung<br />

für zum Beispiel Maßnahmen<br />

zum Druckausgleich oder zur Umwandlung<br />

des Gases zur Anpassung an die jeweiligen<br />

Gegebenheiten vor. Ähnliche Vorschriften<br />

für den Wasserstoffsektor stehen<br />

aber noch aus, so dass die Verantwortung<br />

der Fernleitungsnetzbetreiber hier unklar<br />

ist. Letztlich gibt es derzeit noch keinerlei<br />

rechtliche Vorgaben zur technischen Sicherheit<br />

für Wasserstoffnetzwerke. Dies<br />

wäre allerdings die Voraussetzung dafür,<br />

verbindliche Standards für die Fernleitungsnetzbetreiber<br />

zu definieren.<br />

Ausblick<br />

Dass Wasserstoff immenses wirtschaftliches<br />

Potential hat, wird trotz aller noch<br />

offenen Fragen niemand mehr ernsthaft<br />

bestreiten. Die Bundesregierung spricht gar<br />

vom neuen Erdöl. Dennoch steht die Technologieform<br />

am Anfang ihrer Entwicklung,<br />

und es wird noch einiger Anstrengungen<br />

bedürfen, sie zur Marktreife zu bringen.<br />

Der politische Wille dazu ist da: Allein der<br />

finanzielle Rahmen, den die EU vorsieht,<br />

ist beachtlich. So sollen beispielsweise bis<br />

2050 bis zu 470 Mrd. Euro in Produktionskapazitäten<br />

investiert werden. Die weitere<br />

Entwicklung darf also durchaus mit Spannung<br />

erwartet werden.<br />

Disintegrator<br />

Furnace Off-Gas<br />

Cleaning Systems<br />

Reliable gas scrubber known as<br />

THEISEN-DISINTEGRATOR,<br />

world-wide in use to clean offgases<br />

from furnaces which are<br />

known for very small dust particle<br />

sizes and rich in CO and/or H 2,<br />

e.g.<br />

• CO gas created in fully<br />

enclosed Submerged Arc<br />

Furnaces in the Ferro-Alloy<br />

Industry<br />

• Ilmenite Smelter off-gas<br />

• Zinc dust containing top gas<br />

of shaft furnaces<br />

• Cupola top gas<br />

-Insensitive to fluctuations in gas<br />

volume and dust loads<br />

-Insensitive to fluctuations in gas<br />

composition and temperature<br />

-Safe plant conception with robust<br />

and reliable plant components<br />

-Designed for high CO and H2<br />

contents in combination with<br />

submicron sized solid particles<br />

-Self-cleaning effect in the<br />

DISINEGRATOR serving as wet<br />

scrubber and ID-fan combined in<br />

one single machine<br />

DIN EN ISO 9001:2015 certified<br />

GAS CLEANING SYSTEMS<br />

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STYLE<br />

STORY<br />

Science Fiction<br />

Die „Waffenschmiedin“<br />

repariert die Rüstung aus<br />

mandalorianischem Eisen<br />

direkt am Mann.<br />

Rüstung mit gutem Ruf in der<br />

Galaxis<br />

Mandalorianisches Eisen ist im Star-Wars-Universum hochbegehrt<br />

AUTOR: Torsten Paßmann<br />

torsten.passmann@<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de<br />

DARUM GEHT’S: Diesen Herbst ging „The<br />

Mandalorian“, die erste Realserie im fiktiven<br />

„Star Wars“-Universum, bei dem<br />

Streaming-Anbieter Disney+ in die zweite<br />

Runde. Die Titelfigur trägt dabei eine<br />

eiserne Rüstung, deren Grundstoff wertvoller<br />

als Geld ist.<br />

Die „Waffenschmiedin“ verfügt<br />

über die Kompetenz, für den<br />

Titelhelden eine Rüstung aus<br />

Beskar zu schmieden.<br />

Den Kopf ausschalten und sich einfach<br />

nur durch handwerklich extrem<br />

gut gemachtes Entertainment<br />

berieseln lassen. Das ist eine Option im<br />

Umgang mit der legendären Filmreihe<br />

„Star Wars“. Auf die Details achten und alle<br />

erreichbaren Zusatzinformationen aufsaugen<br />

ist eine andere Option. Speziell die<br />

Details zum Kopfgeldjäger Boba Fett sowie<br />

die aktuelle Serie „The Mandalorian“ sind<br />

der Bezugspunkt zu <strong>stahl</strong> + <strong>eisen</strong>. Das verbindende<br />

Element ist das mandalorianische<br />

Eisen namens „Beskar“, der Werkstoff für<br />

die besten Rüstungen der „weit, weit entfernten<br />

Galaxis“.<br />

Ihre ersten Auftritte hatte „Beskar“ bzw.<br />

die daraus gefertigte, „Beskar‘gam“ genannte<br />

mandalorianische Rüstung mit ihrem<br />

Träger, dem Kopfgeldjäger Boba Fett, in den<br />

sogenannten Episoden V und VI „Das Imperium<br />

schlägt zurück“ (1980) und „Die Rückkehr<br />

der Jedi-Ritter“ (1983). In der ersten<br />

Realfilmserie „The Mandalorian“ hat die<br />

Rüstung mit ihrem anfangs noch namenslosen<br />

Helden – ebenfalls einem Kopfgeldjäger<br />

– einen Dauereinsatz. Aus diversen kanonischen<br />

und nichtkanonischen Beiträgen<br />

der letzten 40 Jahre hat sich die Hintergrundgeschichte<br />

herauskristallisiert.<br />

Der Mandalorianer (alias Din Djarin)<br />

kümmert sich um notwendige Reparaturen.<br />

Vorkommen gibt es nur auf dem Planeten<br />

Mandalore, wo die Bewohner keine externen<br />

Minengesellschaften zulassen. Außerdem<br />

hüten sie seit Jahrtausenden das Geheimnis<br />

der Weiterverarbeitung. Aufgrund<br />

der Herstellungstechnik und der verwendeten<br />

hochwertigen Legierungen ist „Beskar“<br />

extrem hart – deutlich härter als der<br />

populäre (und ebenso fiktive) „Dura<strong>stahl</strong>“.<br />

Aufgrund seiner spezifischen Mikrostruktur<br />

ist das mandalorianische Eisen zudem<br />

deutlich leichter als vergleichbare Werkstoffe,<br />

was es zum idealen Material für<br />

Rüstungen sowie Waffen und Raumschiffe<br />

macht.<br />

Damit hat es sich zu einem der bekanntesten<br />

Metalle innerhalb des „Star Wars“-<br />

Universums entwickelt: Es ist rar, wertvoll<br />

und so widerstandsfähig, dass es einem<br />

Blasterschuss widersteht. In der ersten Folge<br />

der ersten Staffel „The Mandalorian“<br />

nimmt der titelgebende Held einen Kopfgeldauftrag<br />

an, für den er eine Kiste voll<br />

„Beskar“ als Belohnung aushandelt. Vor<br />

kurzem ist die zweite Staffel auf Disney+<br />

angelaufen.<br />

Quelle: Disney<br />

72 Dezember <strong>2020</strong> <strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de


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