DGZ-Weihnachtsbeilage 2020
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DEUTSCHE
GEHÖRLOSENZEITUNG
Weihnachtsbeilage
WEIHNACHTS- UND
NEUJAHRSGRÜSSE 2020/21
Weihnachtsbeilage
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FESTTAGSGRÜSSE
Wir danken allen herzlich für den ehrenamtlichen Einsatz
in dieser für uns schwierigen Zeit. Der Einsatz von
ehrenamtlich Engagierten, die spontan für ältere und
isolierte gehörlose Menschen eingesprungen sind, war
besonders beeindruckend. Viele haben sich verstärkt
solidarisch für ihre Mitmenschen eingesetzt, trotz eigener
Belastungen. Wir haben alle zusammen angepackt und
viele Fortschritte erreichen können. Trotz Schwierigkeiten,
Einschränkungen und Rückschlägen half uns die
gemeinsame Solidarität, möglichst gesund
durch diese schwierige Zeit zu kommen.
Zum Ende des Jahres, zur besinnlichen Zeit,
werden wir den Opfern der Pandemie gedenken.
Diese trotz allem möglichst
friedliche und besinnliche Zeit gebe uns Hoffnung,
Kraft und Zuversicht
für ein gesünderes kommendes Jahr.
Ehrenpräsidenten und Ehrenmitglied:
Gerlinde Gerkens – Prof. Dr. Ulrich Hase –
Käthe George
Präsidium:
Helmut Vogel – Elisabeth Kaufmann –
Steffen Helbing – Michael Wohlfahrt –
Dr. med. Ulrike Gotthardt – Hans-Jürgen Kleefeldt
Beirat:
Benjamin Gutwein – Ege Karar – Bernd Siebert –
Christian Ebmeyer – Bernd Schneider
Bundesgeschäftsstelle:
Daniel Büter – Dr. Anja Gutjahr –
Ngoc Mai Nguyen – Wille Felix Zante –
Petra Alaei
www.gehoerlosen-bund.de
2 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRÜSSE
Weihnachtsbeilage
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RÜCK- & AUSBLICKE
„Die Pandemie stellte die
ganze Welt auf den Kopf“
Zwölf Persönlichkeiten aus der Gebärdensprachgemeinschaft
blicken auf das vergangene, von Corona
überschattete Jahr zurück und teilen ihre Wünsche für
das neue Jahr 2021
Asha Rajashekhar
Pädagogin, Aktivistin
2020 war natürlich kein einfaches,
sondern ein schwieriges Jahr.
Corona hatte einen sehr großen
Einfluss auf unser Leben. Als Lehrerin
wusste ich oft nicht, ob ich arbeiten kann
oder nicht. Im März gab es zum ersten
Mal Online-Unterricht, und dann durften
1
2
Josef Willmerdinger
DGS-Präsident
wir doch in die Schule zurück. Es gab auch
viele Ängste und Sorgen, ob man dem
Corona-Virus ausgesetzt war oder nicht.
Was mich auch sehr erschüttert hat, war
der Fall George Floyd, der durch brutale
Polizeigewalt getötet wurde. Das stellte
eine deutliche Verletzung der Menschenwürde
dar. Für mich war dies neben Corona
der Tiefpunkt. Ein Höhepunkt war
für mich die darauffolgende BLM-Bewegung;
es wurde viel aufgeklärt. Vielen
wurde bewusst, dass auch in Gebärdensprache
diskriminiert werden kann. Ich
bin sehr froh, dass wir die Diskussion zu
diesem Thema ermöglicht haben.
Für 2021 wünsche ich mir, dass wir alle
gesund bleiben. Dazu möchte ich auch,
dass jedem die Diversität unserer Gemeinschaft
bewusster wird. BIPoC-Personen
sollen mehr einbezogen werden,
wie zum Beispiel in der Vereinsarbeit.
Es war für mich ein sehr turbulentes
Jahr. Kaum war ich neugewählter
Präsident, stellte die Corona-Pandemie
die ganze Welt auf den Kopf. Das
erschwerte mir den Einstieg in das Amt.
Positiv war aber, dass für uns taube Menschen
Videokonferenzen zur Normalität
wurden. Wir vom Deutschen Gehörlosen-Sportverband
schauen auch, wie
sich die Pandemie in Brasilien entwickelt,
wo 2021 die Sommer-Deaflympics stattfinden
sollen. Zudem gab es auch viele
Ereignisse wie die BlackLivesMatter-, feministische
oder LGBTQ*- Bewegungen,
die mehr Aufmerksamkeit bekamen und
ich vom ganzen Herzen unterstütze.
Meine Familie ist mein größter Halt, die
mir viel Kraft gibt. In meinem privaten
Umfeld gab es glücklicherweise keine
Tiefen. Es stimmt mich aber traurig, dass
immer wieder Menschen versuchen, der
sowieso so kleinen Taubengemeinschaft
zu schaden.
Für 2021 haben wir vieles vor, um den
DGS weiterhin zu stabilisieren. Auch die
Elisabeth Kaufmann
DGB-Vizepräsidentin
Ich erlebte meine erste Pandemie. Als
im Fernsehen über den Virusausbruch
in China berichtet wurde, dachte ich
noch, dass das Deutschland nicht betreffen
würde. Es begann harmlos und
dann explodierten die Zahlen. Die Welt
war auf einmal nicht mehr dieselbe. An
diesen Wahnsinn habe ich mich inzwischen
schon gewöhnt. Aber ein toller
Nebeneffekt ist, dass alle gemeinsam
gegen die Corona-Krise kämpfen, wie
zum Beispiel für den barrierefreien Zugang
zu Informationen seitens der Regierung
und des Robert-Koch-Instituts.
Mir fallen keine Höhen und Tiefen ein.
Denn mit meinen Ehrenämtern habe
ich jeden Tag die Aufgabe, das Beste
für die Gehörlosengemeinschaft zu machen.
Wenn ich einmal abtrete, kann
ich gewiss sein, dass ich meine Verantwortung
für meine ehrenamtlichen
Engagements gelebt habe – trotz aller
Höhen und Tiefen, die einfach zum Leben
dazu gehören.
Im kommenden Jahr habe ich einiges
vor, darunter die Durchführung
eines Frauenworkshops und die Organisation
der Fachtagung „Musikperformance“.
Wenn das Münchner
Gehörlosenzentrum wieder
öffnet, gibt es einiges aufzuholen. Und
dann ist da auch noch das nächste
Projekt des Deutschen Gehörlosentheaters.
Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Gehörlosen-Bund ist mir sehr wichtig.
Außerdem wünsche ich mir positive Entwicklungen
im ICSD, damit wir erfolgreiche
Deaflympics bestreiten können. Privat
freue ich mich auf viel Zeit mit meiner
Familie.
3
1 privat, 2 studiolind Hamburg, 3 GMU
4 Weihnachtsbeilage
RÜCK- & AUSBLICKE
Christian Rathmann
Professor
für Deaf Studies/Gebärdensprachdolmetschen
Es war ein sehr ungewöhnliches Jahr,
welches mit davor ungeahnten gesellschaftlichen
Herausforderungen
verbunden war, die innerhalb kurzer Zeit
zu meistern waren. Es war leider zu offensichtlich,
dass eine hohe Anzahl von gesellschaftlichen
Ausgrenzungen und Ungleichbehandlungen
in der Öffentlichkeit
stattgefunden haben.
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Höhen waren für mich unter anderem
die Sichtbarkeit der Gebärdensprachen
in der Gesellschaft durch die Medien,
die Erweiterung meiner Abteilung an der
Universität und die Sichtbarkeit sowie
Sensibilisierung der Intersektionalität
in der Gehörlosengemeinschaft. Tiefen
waren für mich, dass es sehr viele Kranke
und Tote in der Gesellschaft gab. Außerdem
musste ich meinen Jahresurlaub
in Argentinien abbrechen. Auch fand
ich es schade, dass ich die Erstsemester-
Studenten nicht persönlich begrüßen
durfte!
Für 2021 habe ich vieles vor. Darunter
eine Forschungskooperation mit drei
brasilianischen Gastwissenschaftlern sowie
die Umsetzung weiterer Schritte zur
Anerkennung der Gebärdensprachen als
Minderheitssprachen. Es sieht außerdem
gut aus, dass wir zu Präsenzveranstaltungen
an der Universität zurückkehren
können. Ich hoffe auch, dass ich Urlaub
auf den Azoren machen kann!
Daniel Beilborn
DGJ-Vorsitzender
Für mich war 2020 eine große Umstellung.
Es ist viel passiert und wir
wurden mit einer Informationsflut
zum Thema Corona überrannt. Ich habe
mir viele Gedanken zu diesem Thema
gemacht. Nicht nur deswegen war es
ein herausforderndes Jahr, sondern
auch wegen der BlackLivesMatter-Bewegung.
Dadurch habe ich viel reflektiert
und bin mir meiner Privilegien als
weiße Person bewusst geworden.
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4 privat, 5 Museumsdienst hamburg, 6 privat
2020 war wegen Corona kein schönes
Jahr. Nachdem es im Februar
sehr gut lief, mussten alle Museen
im März schließen. Das war eine ungewohnte
Situation. Es kamen auch viele
Anfragen, wann es denn wieder Termine
gäbe. Daran sah man, wie hoch der Bedarf
im Kulturbereich ist.
Im August gab es einen kleinen Lichtblick,
als die Museen wieder öffnen
durften und wir Termine anbieten konnten.
Führungen mit Gesichtsmasken
waren komisch, aber man gewöhnte
sich daran und die Kommunikation
funktionierte trotzdem gut. Aber
nicht mal zwei Monate später mussten
alle Museen traurigerweise wieder
schließen.
Ich wünsche mir schon sehr lange, dass
es gehörlose Menschen mit Gebärdensprachkompetenz
in den Bereichen Bildung
und Vermittlung in den deutschen
Museen gibt. Freie Mitarbeiter, die ab
und an Führungen anbieten, reichen
Martina Bergmann
Museums-Pädagogin
nicht! Es wäre schön, wenn es in einigen
Großstädten gehörlose feste Mitarbeiter
gäbe – und zwar in den Museumszentralen.
Natürlich hoffe ich auch,
dass 2021 besser wird und die Museen
wieder ihre Türen öffnen können.
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Ein Tiefpunkt waren für mich die Kontaktbeschränkungen.
Für mich als taube
Person, die den körperlichen Kontakt
braucht, sind diese Einschränkungen sehr
schwierig. Positiv war jedoch, dass ich
mehr Zeit mit meiner Familie verbringen
konnte. Mir ist der Wert der Familie bewusster
geworden. Der DGJ ist die Wichtigkeit
von Online-Angeboten bewusst
geworden, die eine große Bereicherung
für die Gemeinschaft sind. Vorher haben
wir uns eher auf Präsenzangebote fokussiert,
aber durch Corona wurden wir zur
Umstellung gezwungen.
Für das nächste Jahr habe ich so viele Sachen
vor, die aber noch offen sind. Ich
habe somit keinen konkreten Plan für das
kommende Jahr, da alles ungewiss ist.
Aber eins möchte ich auf jeden Fall: eine
Impfung gegen Corona. Eine Impfung ist
für alle wichtig – wir müssen an andere
Personen denken anstatt nur an uns
selbst. Deshalb würde ich das auf jeden
Fall sofort machen.
Weihnachtsbeilage
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RÜCK- & AUSBLICKE
Ralph Raule
Senatskoordinator
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Das Jahr 2020 war eines der ereignisreichsten
Jahre. Über sieben
Monate leben wir schon
mit einer Pandemie. Viele früher selbstverständliche
Dinge in unserem Leben
sind es nicht mehr. Die Corona-Phase ist
ein tiefer Einschnitt in unserem Leben,
aber nicht nur negativ. Zum Beispiel
wurde man sich der fehlenden Gebärdensprachverdolmetschungen
in den
Nachrichten bewusst.
Beruflich war dieses Jahr etwas Besonderes
für mich. Mit dem neuen Amt als
erster hauptamtlicher Senatskoordinator
der Stadt Hamburg wurde mein Berufsleben
komplett auf den Kopf gestellt. Diese
berufliche Neuorientierung ist eine große
Herausforderung. Jedoch kann ich trotz
vielfältigen anfänglichen Schwierigkeiten
sagen, dass es mir sehr viel Spaß bereitet.
Für das kommende Jahr habe ich sehr
viele Ideen im Kopf. Im Vordergrund
steht im Moment jedoch noch immer
eine gute Einarbeitung in meinem neuen
Job. Ich hoffe sehr, dass persönliche
Kontakte wieder möglich werden. Das
fehlt mir gerade sehr.
Das Jahr war etwas seltsam. Anfangs
gab es ein großes Up, und dann
kam der Lockdown. An diesen
schloss sich ein ständiges Auf und Ab an.
Ein Höhepunkt waren die Standing
Ovations nach unserer Aufführung für
BEAThoven in der Kölner Philharmonie.
So etwas erlebt man als Künstler nicht
oft und es war eine großartige Anerkennung
für mich und die Kinder. Der Opus-
Klassik-Preis für mein Musikvideo zu
Beethovens 5. Symphonie war außerdem
eine weitere unerwartete Anerkennung.
Aber natürlich gab es auch weniger gute
Zeiten: Die ganzen Absagen bedeuteten
Arbeitslosigkeit. Dadurch gewann ich
jedoch auch Zeit für mich und andere
Dinge, welche ich sonst nicht gehabt
hätte. Meine Kreativität und Motivation
konnte ich so wieder neu entdecken.
2021 werden manche Projekte aufgeholt.
Ich werde als weiblicher Beethoven
zu Helmut Oehrings Komposition
performen, worauf ich mich schon sehr
freue. In Planung habe ich noch meine
eigene Forschung bezüglich Gebärdensprachkunst,
Tanz und Performance; ich
möchte mich immer weiterentwickeln.
Kassandra Wedel
Tänzerin, Schauspielerin
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4 GMU, 5 studiolind Hamburg,6 Museumsdienst Hamburg, 7 privat
Okan Kubus
Professor für Gebärdensprachdolmetschen
2020 war mein erstes Jahr als Professor
an der Hochschule Magdeburg-Stendal
im Studiengang
Gebärdensprachdolmetschen und war
deshalb ganz besonders für mich. Ich
bin damit in eine neue Lebensphase
eingetreten.
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Wie sicher alle von uns habe ich die Auswirkungen
der Pandemie in diesem Jahr
auch als sehr einschneidend und belastend
erlebt. Parallel zu meiner neuen beruflichen
Situation hat das viele unvorbereitete
Fragen aufgeworfen, was enorm
anstrengend war. Mich beeindruckten
der Zusammenhalt und Wille aller, sich
auf neue Lösungen einzulassen. Dadurch
wurden wichtige Gespräche angestoßen,
wie zum Beispiel die Bedeutung
von Barrierefreiheit in Videogesprächen.
Am liebsten möchte ich ins Ausland reisen
können, was mir sehr fehlt. Es war
sehr schwer, meine Familie dieses Jahr
nicht in der Türkei besuchen zu können.
Ich wünsche mir für die Zukunft
außerdem, dass wir das in diesem Jahr
Gelernte nicht vergessen und so den
Abbau von Barrieren zur Stärkung der
Taubengemeinschaft immer weiter vorantreiben
können.
Christian Ebmeyer
Telekom-Berater,
Misshandlungs-Beauftragter
2020 war in vielen Bereichen ein herausforderndes
Jahr. Einerseits die Einschränkungen
persönlicher Kontakte,
die vielen ausgefallenen Veranstaltungen;
andererseits haben wir die Erkenntnis, dass
wir Gehörlose längst im digitalen Zeitalter
angekommen sind. Wir können uns glücklich
schätzen, dass wir in einer Zeit mit so
vielen technischen Innovationen leben.
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7 CHRISTOPH TAPPÉ, 8 Nicolas Priso, 9 privat, 10 privat
6 Weihnachtsbeilage
RÜCK- & AUSBLICKE
Einer der Höhepunkte war für mich auch
mein 40-jähriges Dienstjubiläum bei der
Deutschen Telekom AG. Darüber hinaus
hat mich der Einsatz als Ansprechpartner
der Stiftung Anerkennung und Hilfe für
misshandelte Betroffene stark beschäftigt.
Ich bin hierfür als Verantwortlicher
beim Deutschen Gehörlosen-Bund eingesetzt
und informiere und berate gehörlose
Antragsteller.
Auch diese Aufgabe wird mich ins nächste
Jahr begleiten. Ich hoffe und wünsche
mir für alle Betroffenen einen reibungslosen
Beratungsverlauf von der Antragstellung
bis hin zum Erhalt der Entschädigung
für das erlittene Leid. Ich werde mich weiterhin
mit aller Kraft dafür einsetzen.
Magdalena Stenzel
VisuKids-Vorsitzende
Das Jahr begann damit, dem Sächsischen
Ministerpräsidenten Michael
Kretschmer unsere Petition
„Gebärdensprache umsetzen“ öffentlich
zu übergeben. Diese Gespräche, zeitgleich
laufende Gerichtsprozesse und
eine regelmäßige Berichterstattung der
Sächsischen Zeitung haben dazu geführt,
dass nun das Kultusministerium für Dolmetscher
zahlt. Ein riesiger Erfolg, nach
jahrelangem zähen Kampf!
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Es ist viel mehr passiert als erwartet.
Es war ein spezielles Jahr, in
dem ich viel Zeit für Selbstreflexion
und eine persönliche Weiterentwicklung
hatte. Ich habe viel gebloggt und
war auf Instagram aktiv. Besonders das
Thema Sexismus ist für mich wichtiger
denn je geworden. Ich trage viele wertvolle
Erfahrungen wie einen Schatz mit
mir herum, die ich an andere weitergeben
möchte.
endlich ein Schulfach mit Lehrplan wird
und mit VisuKids weiter wirksam sein.
Ich hoffe, dass auch im Förderzentrum
Hören in Chemnitz endlich in der Grundschule
Dolmetscher eingesetzt werden.
Persönlich möchte ich gern gehörlose
Freunde besuchen können, mit meiner
Familie reisen sowie gesund bleiben.
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11 ProBild Fotografie, 12 privat
Während des Lockdowns habe ich Eltern
unterstützt, dass bilinguale Bildung trotz
Schulschließungen fortgesetzt wird. Wir
konnten bilinguale Veranstaltungen ermöglichen
– sowohl online als auch als
Ausflug. Gehörlose Kinder konnten zum
ersten Mal Gleichgesinnte sehen. Es ist
schade, dass wichtige Tagungen ausgefallen
sind. In meinen Bemühungen um bilinguale
Bildung wurde einiges ausgebremst.
2021 möchte ich mich in Sachsen unter
anderem dafür einsetzen, dass DGS
Ich habe sowohl Höhen als auch Tiefen
erlebt. Aber es war ein Jahr voller neuer
Gedankenanstöße. Ich konnte durch
das Bloggen viele unterschiedliche Leute
interviewen. Besonders toll war, dass
wir Tabuthemen ansprechen und so
dazu beitragen konnten, diese Tabus zu
brechen. Das hat mich wirklich bewegt,
daran möchte ich auch in Zukunft weiterarbeiten.
Für 2021 habe ich mir vorgenommen,
weiter gegen die Diskriminierung von
Dana Cērmane
Bloggerin, Aktivistin
Kindern und Jugendlichen zu kämpfen.
Es gibt noch viel zu tun, damit eine
Gleichberechtigung zu Erwachsenen
erreicht ist. Ich möchte meinen Aktivismus
zu wichtigen Themen aufrechterhalten.
Ich wünsche mir speziell fürs
nächste Jahr mehr Wertschätzung für die
Gebärdensprache und dass wir mehr
Tabus brechen können.
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8 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRÜSSE
FESTTAGSGRÜSSE
Weiß sind Türme, Dächer,
Zweige, und das Jahr
geht auf die Neige, und
das schönste Fest ist da.
Theodor Fontane
Ein aufregendes Jahr liegt hinter uns allen. Nun wünschen wir unseren
Mitgliedsvereinen, unseren Kooperationspartnern sowie unseren Förderern:
Frohe Weihnachten, erholsame Tage zum Durchatmen und ein gutes,
gesundes Jahr 2021!
Trotz Abstand bleiben wir miteinander verbunden.
der Vorstand, die Beauftragten und die Mitabeiter*innen von
Geschäftsstelle, Dolmetschervermittlung für Gebärdensprache und
Ergänzender unabhängiger Teilhabeberatung
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FESTTAGSGRÜSSE
Nicht die Glücklichen
sind dankbar.
Es sind die Dankbaren,
die glücklich sind.
Francis Bacon
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WEIHNACHTSPREISRÄTSEL
Preisrätsel
für DGZ-Abonnenten
Welcher berühmte taube Bildhauer aus Österreich schuf über 2.000 Werke?
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1.
2. Wie heißt die bis heute einzige taube Oscarpreisträgerin?
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2.
3. Nach welchem Namen wurden die Vorreiter für DGS Heiko Zienert, Wolfgang Schmidt und
Alexander von Meyenn genannt?
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3.
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4. In welchem einmaligen Kulturprojekt wurden zehn Gehörlose in München ausgebildet?
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4.
5. Welche Sportart betreibt Urs Breitenberger?
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5.
6. Welcher Verband feierte in diesem Jahr 15. Geburtstag?
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6.
__ __ __ __ __ __ __ __ __ __ – __ __ __ __ __ __
7. Die Fußball-Bundesliga hat einen gehörlosen Torwarttrainer. Wer ist es?
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7.
8. Wie heißt die Influencerin, die unter dem Namen „chocosecret“ auf Instagram ist?
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8.
__ __ __ __ __ __
9. Wie heißt die Netflix-Serie, die sich um das Leben auf der Gallaudet Universität dreht?
__ __ __ __
9.
__
10. Was hat Jochen Muhs bei den Kulturtagen der Gehörlosen 2008 in Köln erhalten?
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10. 11.
11. Wie heißt die inklusive Kinderkrippe, die von einer tauben Münchnerin geleitet wird?
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12.
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WEIHNACHTSPREISRÄTSEL
Lösungswort
herausgefunden?
Bio-Baumwolle & mehr – fair hergestellt
wasni-Jacken können online konfiguriert und bestellt werden
(wir berichteten in der DGZ 04 | 2019).
1. Preis
wasni–Gutschein
im Wert von einer
klassischen Kapuzenjacke
(72 €)
2. Preis
wasni–Gutschein
im Wert von 50 €
3. Preis
wasni–Gutschein
im Wert von 25 €
Lösungswort:
___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___ ___
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Einsendeschluss: 6. Januar 2021
Das Lösungswort bitte mit vollständigem Namen und Postanschrift zuschicken an info@gehoerlosenzeitung.de
oder per Fax an 07724/9160666. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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18 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRÜSSE
WEIHNACHTSGESCHICHTE
Unser erster Christbaum
Eine Weihnachtsgeschichte von Peter Rosegger, nacherzählt von Käte Röhring
Peter hatte Weihnachtsferien.
Wochenlang hatte er sich schon
auf die Heimat gefreut. Als der
Tag kam, schneite es so viel, dass die
Eisenbahn nicht weiterfahren konnte.
Peter stieg aus und ging zu Fuß.
Er musste noch sechs Stunden laufen,
sein Elternhaus lag oben auf einem
Berg. Er musste durch den Bergwald
hinaufgehen. Zur Abenddämmerung
kam er dann endlich
glücklich und froh beim alten Haus
an. Er ging hinein, die Stube war
klein, niedrig, dunkel und warm.
Die Stadthäuser waren alle sehr
groß, das Waldbauernhaus im Vergleich
sehr klein.
Diese Geschichte ist schon viele
Jahre alt. In den Dörfern gab es
noch kein elektrisches Licht und
die Menschen kannten noch keinen
Christbaum. Auf dem offenen
Stein-Herd brannte das Feuer. Auf
dem Tisch wurde eine Kerze angezündet.
Peters Mutter war sehr
froh und sagte: „Wie schön, dass
du endlich zu Hause bist. Du warst
sehr lange fort.“
Peter wollte Doktor werden, weshalb
er in der Stadt zur Schule gehen
musste. Peters kleiner Bruder hieß
Nickel, er sah blass aus. „Nickel hustet
schon den halben Winter durch.
Darum muss er im Haus bleiben. Weil er
nicht an die frische Luft kommt, sieht er
so fahl aus“, sagte die Mutter.
In der Nacht vor Heiligabend schlief
Peter wenig und dachte nach. In der
Stadt kauften einige Familien einen
Tannenbaum. Daran wurden kleine
Kerzen gesteckt. Unter dem Baum wurden
dann kleine Geschenke gelegt und
bis Heiligabend brannten die Kerzen,
das war so ein schöner Anblick. Daher
wollte Peter morgen zum ersten Mal
einen Christbaum aus dem Wald holen.
Kerzen hatte er schon mitgebracht. Er
wollte sehr früh aufstehen, bevor seine
Mutter in der Küche aktiv war. Heimlich
stand er am nächsten Morgen
auf und zog sich an. Leise ging er zur
Hintertür hinaus, draußen war dichter
Winternebel. Das war gut, denn keiner
konnte ihn sehen, wie er in den Wald
ging. Er suchte einen schönen Tannenbaum
aus, machte den Christbaum auf
zwei kleinen dicken Holzstücken in der
Scheune fest und versteckte ihn.
Dann war es Heiligabend. Die Mägde
und Knechte, die auf dem Bauernhof
halfen, waren in den Ställen, um das
Vieh zu füttern. Im Anschluss wollten
sie sich waschen und ihre Sonntagskleider
anziehen. Die Mutter hatte noch viel
für das Mahl zum Weihnachtsfest zu
kochen. Der Vater ging mit dem kleinen
Nickel zu den Tieren im Stall. Sie schauten
nach, ob alle Tiere auch genug Futter
hatten. In diesem Moment konnte Peter
den Christbaum schnell aus der Scheune
holen und ihn in die Stube bringen. Keiner
hatte ihn gesehen oder bemerkt. Er
stellte den Baum auf den Tisch, machte
die Kerzen fest und zündete sie an. Die
Tür ging auf. Peter versteckte sich schnell
hinter dem Ofen.
„Was ist denn das“, sagte der Vater.
Der kleine Nickel konnte nichts
sagen. Seine großen runden Augen
aber strahlten vor Staunen wie
die Christbaumkerzen. Der Vater
fragte leise: „Mutter, hast du das
gemacht?“ Aber auch die Mutter
konnte nicht antworten. So etwas
Schönes hatte sie noch nie gesehen.
Bald kamen die Knechte und
Mägde vorbei. Alle waren freudig
erschrocken über so einen schönen
Baum. Ein Junge aus dem Tal
glaubte, dass Engel vom Himmel
den Christbaum gebracht haben.
Sie schauten und kamen aus dem
Staunen nicht mehr heraus. Es war
wie ein Wunder.
Die Mutter suchte mit den Augen
in der Stube herum: „Wo ist denn
Peter?“ Da kam er aus seinem Versteck
heraus. Er fasste den kleinen
Nickel an den Händen und ging
mit ihm bis vor den Tisch. Der Kleine
fürchtet sich, aber Peter sagte:
„Du darfst keine Angst haben, Bruder!
Schau, das liebe Christkind hat dir
einen Christbaum gebracht. Der gehört
dir.“ Da lachte der Kleine vor Freude
und faltete seine Hände wie in der
Kirche.
Peter hat in den folgenden Jahren noch
oft den Christbaum aufgestellt, prächtig
geschmückt und schöne Geschenke
für junge und alte Menschen daruntergelegt.
Aber solche große Freude wie
bei seinem kleinen Bruder Nickel hatte
er nie wiedergesehen.
Quelle: DGZ 12 | 1970
Weihnachtsbeilage
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20 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRÜSSE
FESTTAGSGRÜSSE
Weihnachtsbeilage
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FESTTAGSGRÜSSE
Frohe Weihnachten!
Wir wünschen unseren
Mitgliedern,
Kooperationspartnern und
allen Freunden
ein wundervolles
Weihnachtsfest
sowie einen guten Rutsch
in ein gesundes Jahr 2021.
Wir bedanken uns zugleich
für die gelungene Zusammenarbeit
im Jahr 2020.
Landesverband der Gehörlosen
Sachsen e.V.
22 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRÜSSE
Wir wünschen allen
Sportvereins-Mitgliedern
und allen Sportfreunden
ein fröhliches Weihnachtsfest.
Wir danken Euch für die gute
Zusammenarbeit im alten Jahr
und wünschen Euch viel Glück,
Erfolg und einen guten Rutsch
in das neue Jahr 2021.
Präsidium:
Josef Scheitle
Birgit Hermann
Ingo Schweinsberg
Franz Partsch
Alexandra Götz
Carsten Koch
David Holler
Josef Willmerdinger
Birgit Willmerdinger
Mike Schmauser
Stefan Pöllmann
Sportjugend:
David Holler
Sebastian Ellies
Rainer Hopf
Wolfgang Klose
Breitensport:
Alexandra Götz
Marcello von Beek
Stefan Schneider
Robert Walter
Josef Rothmeier
Florian Eberl
Marco Baron
Hennig Egge
Mike Schmauser
Sportbeauftragte:
Silvia Duda
Wolfgang Klose
Carsten Koch
Gottfried Paulus
Sportbezirke:
Karl Gross
Gottfried Paulus
Josef Scheitle
Stefan Pöllmann
Alexandra Götz
Weihnachtsbeilage
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FESTTAGSGRÜSSE
Stille Nacht!
Heilige Nacht!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh!
Schlaf in himmlischer Ruh!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund‘.
Christ, in deiner Geburt!
Christ, in deiner Geburt!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen Höh‘n
Uns der Gnaden Fülle lässt seh‘n
Jesus, in Menschengestalt,
Jesus, in Menschengestalt
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heute alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss
Und als Bruder huldvoll umschloss.
Jesus, die Völker der Welt,
Jesus, die Völker der Welt.
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreit,
In der Väter urgrauer Zeit
Aller Welt Schonung verhieß,
Aller Welt Schonung verhieß.
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel Halleluja,
Tönt es laut von ferne und nah:
Christus, der Retter, ist da!
Christus, der Retter ist da!
24 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRÜSSE
Weihnachtsbeilage
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26 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRÜSSE
WEIHNACHTSGESCHICHTE
Die besinnlichen
Tage zwischen
Weihnachten und
Neujahr haben schon
manchen um die
Besinnung gebracht.
Joachim Ringelnatz
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28 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRUSS
FESTTAGSGRUSS
Weihnachtsbeilage
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30 Weihnachtsbeilage
FESTTAGSGRÜSSE
Ulrich Braig
Die Umschlagseite dieses Heftes hat
Herr Braig aus dem württembergischen
Berglen gestaltet. Nach dem
Besuch der Gehörlosenschule in
Schwäbisch Gmünd machte er eine
Ausbildung zum Dekorationsmaler
und anschließend zum Schriftenund
Plakatmaler. Außerdem besuchte
er die höhere Fachschule für den
Bereich des Malerhandwerks in Stuttgart
und legte dort seine staatliche
Abschlussprüfung ab. Von 1970 bis
1971 besuchte er eine Meisterschule
und erwarb den Abschluss als Werbetechniker-Meister.
Seinen Weg in den
künstlerischen Bereich ebneten ihm
die kreativen Fächer an der Gehörlosenschule,
wie beispielsweise Werken
und Zeichnen. Noch immer erinnert
er sich gut an diese Zeit. Besonders
in der Adventszeit bastelte er Strohsterne
oder formte Krippenfiguren
aus Ton. Braig malt bereits seit seiner
Kindheit zahlreiche Bilder und wird
dabei vom französischen Impressionismus
sowie durch die abstrakte Malerei
beeinflusst. „Manchmal betrachte ich
Kunst und Kultur wie Rhetorik“, sagt
der 72-Jährige heute. Bevor er in Rente
gegangen ist, stellte er seine Werke
als freischaffender Maler bundesweit
in viele Kunstausstellungen aus.
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Umschlagseite: Ulrich Braig