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Leseprobe zu »LaParisienne«

Leseprobe zu: »LA PARISIENNE – Das neue Paris, die Stadt der Frauen« Autorin: Lindsey Tramuta, Fotos: Joanne Pai 320 Seiten, Hardcover, Euro (D) 28 | Euro (A) 29 | CHF 33 ISBN 978-3-03876-170-9 (Midas Collection) Paris-Kennerin Lindsey Tramuta stellt die Stadt an der Seine und ihre Bewohnerinnen so vor, wie sie wirklich sind, in ihrer gesamten Komplexität und Diversität. In 50 spannenden Porträts verschiedener Frauen, den authentischen Geschichten dieser Aktivistinnen, Künstlerinnen, Visionärinnen und Macherinnen entsteht das Bild einer neuen Bewegung, in deren Mitte sich Paris zu einem kulturellen Zentrum der Frauenpower entwickelt. »La Parisienne« ist aber auch eine Liebeserklärung an die schönsten unentdeckten Orten dieser lebendigen Metropole. Wunderschön illustriert mit exzellenten Fotos zeigt es das wahre Paris der Frauen in all seiner Vielfalt.

Leseprobe zu:
»LA PARISIENNE – Das neue Paris, die Stadt der Frauen«
Autorin: Lindsey Tramuta, Fotos: Joanne Pai

320 Seiten, Hardcover, Euro (D) 28 | Euro (A) 29 | CHF 33
ISBN 978-3-03876-170-9 (Midas Collection)

Paris-Kennerin Lindsey Tramuta stellt die Stadt an der Seine und ihre Bewohnerinnen so vor, wie sie wirklich sind, in ihrer gesamten Komplexität und Diversität. In 50 spannenden Porträts verschiedener Frauen, den authentischen Geschichten dieser Aktivistinnen, Künstlerinnen, Visionärinnen und Macherinnen entsteht das Bild einer neuen Bewegung, in deren Mitte sich Paris zu einem kulturellen Zentrum der Frauenpower entwickelt. »La Parisienne« ist aber auch eine Liebeserklärung an die schönsten unentdeckten Orten dieser lebendigen Metropole. Wunderschön illustriert mit exzellenten Fotos zeigt es das wahre Paris der Frauen in all seiner Vielfalt.

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Als der Islam sich <strong>zu</strong>r zweitwichtigsten Religion des Landes entwickelt hatte, kamen kritische<br />

Stimmen <strong>zu</strong> den Erweiterungen des Gesetzes von 1905 auf: Es diene weniger dem Schutz der<br />

Freiheit der französischen Bürger, als dass es versuche, die wahrgenommene Bedrohung der Nation<br />

durch den Islam <strong>zu</strong> unterdrücken. Seit 1989 (der ersten Verschleierungsaffaire Affaire du voile) ist<br />

in Frankreich stark umstritten, ob Mädchen in Schulen ein Kopftuch tragen dürfen. Diese Diskussion<br />

führte <strong>zu</strong> dem inzwischen berühmt-berüchtigten Gesetz von 2004, das »auffällige« Zeichen<br />

einer religiösen Zugehörigkeit wie große Kreuze, Kopftücher, Kippahs und Turbane in öffentlichen<br />

Schulen verbietet. Später, im Jahr 2011, wurde auch das Tragen von Sportburkas und Niqabs an<br />

öffentlichen Plätzen verboten. Frankreich war die erste Nation in Europa, in der dieses Verbot<br />

offiziell wurde.<br />

In meinen Interviews vor allem mit Sarah Zouak, Rokhaya Diallo und Delphine Horvilleur<br />

kam dieses Thema immer wieder auf. Aus ihrer Sicht ist das Prinzip des Laizismus richtig, seine<br />

Bedeutung aber in vielen Fällen verloren gegangen, um Assimilation und Gleichmacherei der<br />

Bevölkerung <strong>zu</strong> erzwingen.<br />

Woher kommt diese Besessenheit hinsichtlich des Themas Kopftuch? Zahlreiche Bücher<br />

widmen sich diesem Thema, aber Joan Wallach Scott arbeitet in ihrem Werk The Politics of the<br />

Veil z. B. heraus, dass die Gründe tiefer gehen als bis <strong>zu</strong>r Wahrnehmung des Kopftuches als ein<br />

»Emblem radikaler islamischer Politik« oder ein Symbol für Unterdrückung. Beim Verschleierungsverbot<br />

geht es ihrer Meinung nach um »den Wunsch, eine wachsende Herausforderung für den<br />

französischen Republikanismus, die aus den Nachwirkungen seiner Kolonialgeschichte entstanden<br />

ist, eher <strong>zu</strong> umgehen als <strong>zu</strong> meistern.« 8<br />

Andere Theoretiker wie Andrew Aguilar, promovierter Wirtschaftswissenschaftler und Mitglied<br />

des Thinktank, gehen davon aus, dass das Problem Ausdruck des traditionellen Wachstumsschmerzes<br />

aller Nationalstaaten ist. »Obwohl diese Diskussion [in Frankreich] als eine Krise der<br />

vorhandenen politischen Ordnung eingeordnet wird, kennen alle entwickelten Nationalstaaten<br />

dieses Problem auf die eine oder andere Weise, weil Minoritäten neue Werte einführen oder<br />

<strong>zu</strong>sätzliche Rechte fordern«, erklärte er mir per E-Mail. »Der französische Staat hat sich intensiv<br />

bemüht, die Lebens- und Bildungssituation von Migranten <strong>zu</strong> verbessern. Diese ist zwar bislang<br />

nicht perfekt, aber der Staat möchte die kulturelle Vielfalt auch auf keinen Fall eliminieren.«<br />

Der Begriff des Laizismus ist also weit mehr ist als die Bezeichnung für die Trennung von<br />

Kirche und Staat. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, den Begriff Laïcité immer<br />

dann <strong>zu</strong> verwenden, wenn es um dieses Thema in seiner ganzen Komplexität geht.<br />

IDENTITÄT<br />

Viele herausragende Philosophen und Politiker haben sich schon an der Frage abgearbeitet, was<br />

es bedeutet, Franzose <strong>zu</strong> sein. Eine Frage, die sich bis <strong>zu</strong>m verheerenden Krieg um die Unabhängigkeit<br />

Algeriens von Frankreich (1954–1962) <strong>zu</strong>rückverfolgen lässt. Nach Erlangen der<br />

24 LA PARISIENNE

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