Die Achillesferse des Erfolges Österreichs Seilbahnen feierten die positive Entwicklung der Wintersaison 2011/12 im Rahmen ihrer jährlichen Tagung in Schladming. Der Kassenumsatz stieg um 1,8 % auf 1.113 Mio. Euro, generiert aus 514 Mio. Beförderungen an 47,1 Mio. Skifahrertagen. Damit sind wir jedoch vom Spitzenwert aus dem Jahr 08/09 mit 56,8 Mio. Skier Days (!) weit entfernt und liegen auch unter der Vorsaison mit 51,2 Mio. Skifahrertagen, was überwiegend mit der geringeren Zahl an Betriebstagen begründet wurde: 27.949 Betriebstage in der letzten Saison gegenüber 32.800 ein Jahr zuvor. Die gute Entwicklung bei den Umsätzen pro Skier Day auf 22,49 Euro/Tag mindert die Auswirkungen der Frequenzrückgänge. Denn auch die Beförderungen sanken gegenüber 2010/11 von 588 Mio. auf die o. a. 514 Mio. Der Bestwert lag einst (wiederum 08/09) bei 626 Mio.! Damals wurde jedoch „nur“ ein Umsatz pro Skier Day von 20,41 Euro erzielt – das sind um 10 % weniger. Diese Preissteigerung ist einerseits auf die Inflation zurückzuführen, andererseits mache sich in diesem Zusammenhang das gute und moderne Angebot in Österreichs Bergen be- 4 MOUNTAINMANAGER 3/2012 Dr. Markus Kalchgruber merkbar, so die Meinung von Wirtschaftsexperten. Bleibt zu hoffen, dass es immer genug zahlungskräftige Leute in der europäischen Bevölkerung gibt, so dass sich Wirtschaftskrisen auch weiterhin nicht auf den Wintertourismus auswirken. Kosten bei der Beschneiung zügeln Die zweite Achilles-Ferse ist die Beschneiung. Die hohen Investitionen in Schneeanlagen in den letzten 5 Jahren, ohne die ein durchgehender Skibetrieb nicht möglich gewesen wäre, haben sicher eine Schlüsselrolle bei der Sicherung dieses Ergebnisses gespielt. Allerdings sind weitere Steigerungen bei den Betriebs- und Anschaffungskosten für die einzelnen Skigebiete kaum mehr verkraftbar. Diese werden sich jedoch laut Dr. Robert Steiger vom alpS-Centre for Climate Change Adaption Technologies Innsbruck einstellen. Steiger hat 2011 zum Thema „Nachhaltigkeit des Skitourismus in Tirol und Südtirol“ promoviert und u. a. herausgearbeitet, dass die aktuelle Beschneiungstechnologie schon innerhalb der nächsten 20 Jahre in manchen Skigebieten nicht mehr für einen 100-Tage-Betrieb ausreichen könne, sondern 30 % – 70 % mehr technischer Schnee notwendig werde! Wenn man bedenkt, dass sich der enorme Aufwand, der jetzt bereits betrieben werden muss, um die hohe, vom Gast inzwischen geforderte Pistenqualität zu bieten, nochmals dramatisch steigern wird, dann muss der Leistbarkeit der Beschneiung höchste Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dass hier noch deutliche Forschungsanstrengungen der Schneiindustrie notwendig sind, gibt Steiger unumwunden zu. Ein erster Punkt wird sein müssen, die Energiekosten bei der Schneeerzeugung zu senken. Das betrifft nicht nur den Wirkungsgrad der Maschinen selbst, sondern generell den Umgang mit der zu erzeugenden Schneemenge. Das richtige Maß zwischen zu viel und zu wenig sollte jeder Betreiber nach dem Vorbild der Kitzbüheler Bergbahnen für jede Piste definieren. Sinkende Renditen bei steigenden Umsätzen Eine auf harten Daten basierende Schneistrategie muss künftig Teil der Professionalität eines Pistenbetreibers sein. Niemand wird sich mehr leisten können, Ressourcen und somit Geld zu verschwenden – schon gar nicht, wenn die Renditen von Jahr zu Jahr sinken, und zwar trotz steigender Umsätze. Ein auf Schneehöhenmessung gestütztes Pistenmanagement kombiniert mit vorteilhaftem Pistenbau und energiearmen Schneemaschinen ist das Gebot der Stunde, wenn wir noch öfter „Erfolge“ feiern wollen wie in Schladming – die bei aller Freude (es hätten ja angesichts der Krisenzeiten auch Einbrüche passieren können) allerdings auch nachdenklich stimmen sollten. Die Zukunftskonstellationen deuten eher auf Erschwernisse hin, so dass wir uns rüsten sollten. Komfortverbesserungen allein werden nicht die geeignete Antwort sein…