KULTURRING
HEILBRONN E.V.
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SAXOPHON-KLAVIER-DUO
ASYA FATEYEVA, SAXOPHON
VALERIYA MYROSH, KLAVIER
DIENSTAG, 26. JANUAR 2021
19.30 UHR
Saxophon-Klavier-Duo
ASYA FATEYEVA, SAXOPHON
VALERIYA MYROSH, KLAVIER
3. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe
2020/2021, Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr
Programm
ROBERT SCHUMANN 1810–1856
Fantasiestücke op. 73
- Zart und mit Ausdruck
- Lebhaft, leicht
- Rasch und mit Feuer
JOHANNES BRAHMS 1833–1897
Sonate Nr. 2 Es-Dur op. 120
- Allegro amabile
- Allegro appassionato – Trio
- Andante con moto – Allegro – Più tranquillo
PAUL HINDEMITH 1895–1963
Sonate op. 11, Nr. 4
- Fantasie
- Thema mit Variationen
- Mit Variationen
11 Min.
19 Min.
18 Min.
Guten Abend,
mit ihren innovativen Programmen und außergewöhnlichen
Fähigkeiten macht Asya Fateyeva das Saxophon
zu einem neuen Schwerpunkt in der Welt der
Musik. Mit klassischer Ausbildung und mehreren Auszeichnungen
liebt Asya Fateyeva es, gemeinsam mit
Musikern aus den Bereichen Klassik und Jazz eine
breite Palette von Stilen und Perioden zu erkunden.
Die Pianistin Valeriya Myrosh ist schon lange die feste
Duopartnerin von Asya Fateyeva und hat mit ihr auch
schon eine CD produziert.
Natürlich gibt es für das klassische Saxophon nicht so
viele originale Kammermusikwerke, aber die für das
heutige Programm ausgesuchten Stücke sind entweder
für die klangverwandte Klarinette geschrieben
(Schumann und Brahms) oder eignen sich aufgrund
der sonoren Tonlage der Viola für ein Umschreiben auf
das Saxophon (Hindemith). Sie dürfen gespannt sein,
wie der Klang des Saxophons und die Virtuosität der
Künstlerinnen sich dabei auswirken. Vielleicht will man
die Stücke gar nicht mehr anders hören.
Viel Neues und Ungewöhnliches erwartet Sie in diesem
Konzert und in einem für Sie und den Kulturring
hoffentlich guten neuen Jahr.
Gefördert:
ASYA FATEYEVA
Asya Fateyeva wurde auf der Krimhalbinsel geboren
und widmet ihre künstlerischen Bemühungen einem
breiten Repertoire, das neben Originalwerken für ihr
Instrument auch Musik aus dem Barock, der Klassik
und der Romantik umfasst. Gleichzeitig erweitert sie
ihr Repertoire und ihr Netzwerk von Musikern, mit
denen sie zusammenarbeitet, aufführt und neue Programme
erstellt. Neben Auftritten in Orchester- und
Solokonzerten ist sie auch eine begeisterte Kammermusikerin.
Ob frühes Barockprogramm oder Bachs
Goldberg-Variationen für Violoncello, Akkordeon und
Saxophon, Musik aus den 1920er Jahren von Erwin
Schulhoff und seinen Zeitgenossen oder eine Begegnung
zwischen Orgel und Saxophon – alles ist möglich.
Sie ist auch in mehreren Projekten mit Jazz und
Weltmusik tätig. Asya Fateyeva versteht sich als multikulturelle
Musikerin, was sich auch in ihrer Arbeit
widerspiegelt. Ihr Spiel vereint eine Vielzahl von Schulen
und Einflüssen.
Die klassisch ausgebildete Saxophonistin gehört zu
den herausragenden Vertretern ihrer Disziplin und hat
zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Sie erreichte als
erste Frau das Finale des renommierten internationalen
Adolphe-Sax-Wettbewerbs in Belgien und erhielt
den 3. Preis.
Asya Fateyeva tritt mit verschiedenen Orchestern auf,
darunter dem MDR Symphony Orchestra unter Kristjan
Järvi, den Wiener Symphonikern unter Vladimir
Fedoseyev im Wiener Musikverein, der Royal Northern
Sinfonia unter Lars Vogt, den Moscow Virtuosi
unter Vladimir Spivakov, dem Tschaikowsky Symphony
Orchestra of Moscow Radio, den Bochumer Symphonikern
und dem Wuhan Philharmonic Orchestra;
sie spielte in Zürich sowie mit den Kammerorchestern
Stuttgart und Württemberg. Weitere Highlights sind
Auftritte mit Orchestern aus Bonn, Frankfurt (Oder)
und Kassel.
Ihre Konzerte bei Festivals wie Colmar, Fermo, Luzern,
Köln, Moskau, Dresden, Sankt Petersburg, den Musikfestspielen
Schleswig-Holstein, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern,
dem MDR-Musiksommer und
dem Festival »Spannungen« fanden großes Lob.
Ihre Ausbildung verbindet die russische Tradition
mit der klassischen Schule des französischen Saxophons.
Nach zwei Jahren als Junior-Student bei Professor
Daniel Gauthier an der Kölner Hochschule für
Musik begann die damals 17-jährige Asya Fateyeva
dort ein formelles Studium. Studien in Frankreich
bei Claude Delangle in Paris und Jean-Denis Michat
in Lyon haben unter anderem ihre künstlerische Entwicklung
mitgeprägt. Sie absolvierte ein Aufbaustudium
in Kammermusik an der Hamburger Hochschule
für Musik und Theater, wo sie heute klassisches
Saxophon unterrichtet.
VALERIYA MYROSH
Die Pianistin Valeriya Myrosh, Jahrgang 1991, stammt
aus dem kasachischen Balqasch. Nachdem ihre
Familie auf die Krim gezogen war, erhielt sie im Alter
von sechs Jahren ihren ersten Klavierunterricht bei
Valentina Nikischina an der Musikschule in Kertsch.
Ab 2007 setzte sie ihr Studium dann bei Tatjana A.
Kim am Staatlichen Prokofjew-Konservatorium in
Donezk fort; 2010 wechselte sie an die Hochschule
für Musik, Theater und Medien nach Hannover, wo sie
von Wladimir Krainev , einem der letzten Schüler des
legendären Heinrich Neuhaus, und nach dessen Tod
im Jahr 2011 von Bernd Goetzke unterrichtet wurde;
sie hat zwei Masterabschlüsse (Klavier solo sowie
Kammermusik). Überdies absolvierte sie gemeinsam
mit Asya Fateyeva die Kammermusikklasse von
Niklas Schmidt an der Hochschule für Musik und Theater
in Hamburg.
Schon früh nahm Valeriya Myrosh an internationalen
Wettbewerben teil: So gewann sie 2002 den Grand
Prix bei der »Krainev International Competition for
Young Pianists« in Charkiw; 2009 wurde ihr beim
Internationalen Franz-Liszt-Wettbewerb der Dritte
Preis zugesprochen. Sie ist Stipendiatin der Deutschen
Stiftung Musikleben, der Krainew-Stiftung, der
Gundlach-Stiftung, der Stiftung Edelhof Ricklingen
und Live Music Now Hannover. Konzerte führten sie
u. a. zum Akademischen Sinfonieorchester nach
Charkiw sowie nach Paris und London. Sie ist regelmäßiger
Gast bei internationalen Festivals wie La
Roque d’Antheron, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival,
Lucerne Festival Primadonna, Dresdener
Musikfestival, in Spanien Ciclo Cultural Moscu-Andalucia
oder dem Internationalen Mendelssohn Festival.
Zwischen 2010 und 2016 hat sie regelmäßig an einem
Festival für Alte Musik auf historischen Tasteninstrumenten
in Hannover teilgenommen.
Sie ist in den bedeutendsten Sälen der Gemeinschaft
unabhängiger Staaten (GUS) und Europas aufgetreten,
unter anderem im Großen Saal des Konservatoriums
in Moskau, in der Hamburger Elbphilharmonie
sowie im Konzerthaus Berlin. Als Solistin mit Orchester
hat sie beispielsweise mit dem Nationalorchester
der Ukraine und mit der Nationalphilharmonie der
Ukraine musiziert. Es gibt mit Valeriya Myrosh zahlreiche
Aufnahmen bei NDR-Kultur, sowohl kammermusikalisch
als auch solistisch. Als feste Duo-Partnerin
von Asya Fateyeva trat Valeriya Myrosh in der
Hamburger Laeiszhalle sowie im Berliner Konzerthaus
auf und begleitete die Saxophonistin auch auf ihrer
unlängst veröffentlichten Debüt-CD, die mit dem Echo
Klassik ausgezeichnet wurde. Sie ist Dozentin für
Kammermusik an der Hochschule für Musik und Theater
Hamburg.
SCHUMANN FANTASIESTÜCKE
Die Fantasiestücke op. 73 (1849) von Robert Schumann
(1810-1856) für Klarinette und Klavier sind durch
wechselseitige motivische Anklänge poetisch miteinander
verknüpft und auch äußerlich durch die Vorschrift
pausenloser Übergänge zu einer Einheit verbunden.
Die Verwendung der Geige oder des Cellos an Stelle
der Klarinette ist von Schumann selbst schon vorgesehen
worden, und so scheint heute eine Besetzung mit
dem klassischen Saxophon möglich und reizvoll.
In der Dresdner Zeit (seit 1844) strebte Schumann auf
breiter Basis die Übertragung des klavieristischen Charakterstücks
auf den Bereich der Kammermusik an. In
der Tendenz, in dieser für die häusliche Musiziersphäre
bestimmten Literatur »alle Instrumente an die Reihe«
kommen zu lassen, nahm Schumann geradezu systematische
Bemühungen Paul Hindemiths vorweg.
Eröffnet wurde diese Reihe mit Musik für die Lieblings-
Blasinstrumente vieler Romantiker: mit den Fantasiestücken
(ursprünglich: »Soiréestücke«) op. 73 und dem
»Adagio und Allegro« für Horn und Klavier op. 70. Später
wurde diese Reihe mit »Im Volkston« für Cello und Klavier
(op. 102), den Romanzen für Oboe und Klavier (op. 94),
den »Märchenbildern« für Bratsche (op. 113) und den
Triostücken »Märchenerzählungen« für Klarinette, Bratsche
und Klavier (op. 132) von Schumann fortgeführt.
BRAHMS SONATE NR. 2 ES-DUR
Johannes Brahms schrieb sein letztes Kammermusikwerk,
die Es-Dur-Sonate, op. 120, 2 drei Jahre vor seinem
Tode für den Klarinettisten Richard Mühlfeld. Der
Virtuose, der sich in der Meininger Hofkapelle autodidaktisch
vom Tuttigeiger zum Soloklarinettisten hochgearbeitet
hatte, wurde von seinen Zeitgenossen wegen
seines unvergleichlichen Spiels gerühmt. Dank des
inspirierenden Spiels von Mühlfeld schrieb der Komponist
1891 sein Klarinettentrio und -quintett, 1894 dann
die beiden Klarinettensonaten, op. 120. Dass er sie
alternativ für Bratsche herausgab, hatte mit dem damals
noch bemerkbaren Mangel an guten Bläsern zu tun.
Die Es-Dur-Sonate ist ein Werk des Abschieds nicht
im Gewande des melancholischen Moll, wie es die
drei früheren Klarinettenwerke von Brahms beherrscht,
sondern heiter und gelöst. Es ist die noble Geste eines
gelassenen Großen, der sich von seiner Kunst im
Schein der Einfachheit verabschiedet.
Jenes »gewisse Niveau der Gemütsbewegung« wird
im ersten Satz durch die Bezeichnung Allegro amabile
vorgegeben. Geradezu »liebreizend« wirkt das Hauptthema
mit seinem weichen melodiösen Fall und der
anschließenden sanften Aufwärtsbewegung. Durch
sein Kopfmotiv, das fast ständig verarbeitet wird,
beherrscht es den ganzen Satz. Motiv und Verarbeitung
erinnern deutlich an den ersten Satz des B-Dur-
Klaviertrios, KV 502, von Mozart. Brahms hat diesen
»Hinweis« wohl nicht zufällig angebracht. Auffällig sind
ferner die kanonische Anlage des zweiten Themas und
die herrlichen Sequenzketten der Coda. Der Dialog der
beiden Instrumente wirkt so locker und unprätentiös
wie kaum in einer anderen Duosonate. Die in Bläserstücken
sonst übliche Brillanz und der spätromantische
Hang zur quasi-sinfonischen Steigerung bleiben
dieser lieblichen Welt fern.
Auch der zweite Satz meidet seiner Tempobezeichnung
»Allegro appassionato« zum Trotz die »grellen
Kontraste«. Der magyarische Impetus des Hauptteils
verliert sich nach und nach in immer zarteren Wendungen.
Das Trio im Sostenuto scheint zwar orchestrale
Klangfülle anzustreben, ma dolce e ben cantando,
aber süß und sehr gesanglich, wie die Spielanweisung
besagt.
Das Andante con moto führt zur stillen, in sich gekehrten
Ausdruckshaltung des ersten Satzes zurück, wobei
auch sein Thema, dem sechs Variationen folgen, von
dessen Hauptthema abgeleitet ist. Den Rhythmus der
schlichten Melodie hat Brahms aus einem Lied Mendelssohns
übernommen, das den bezeichnenden Titel
»Frage« trägt – ein geheimes Motto des Komponisten
für seinen letzten Kammermusiksatz? Beide Komponenten,
Melodie und Rhythmus, werden im Folgenden
so stark verfremdet, dass schon in der ersten Variation
kaum mehr eine Beziehung zum Thema zu hören ist.
Dies hängt mit den besonderen Vorstellungen zusammen,
die Brahms von der Variationenform hatte. Er
wollte das einfache melodische Umschreiben einer
Melodie, wie es etwa bei Schubert und Schumann
begegnet, durch eine strengere Form des Variierens
ersetzen, die nur noch das harmonische Gerüst beibehielt,
während sich Melodie und Rhythmus völlig vom
Thema lösen sollten. Im Finale der Es-Dur-Sonate hat
Brahms dieses Prinzip auf einen späten, leuchtenden
Höhepunkt geführt.
Es war übrigens ein hintergründiger Scherz des alten
Brahms, nach 40 Jahren Kammermusik in der traditionellen
viersätzigen Form ausgerechnet sein letztes
Werk in dem Genre dreisätzig anzulegen. Freilich sind
die beiden fehlenden Sätze der üblichen Form im Finale
der Es-Dur-Sonate irgendwie doch vereint: Das Thema
und die ersten vier Variationen repräsentieren durch
ihren Andante- bis Grazioso-Charakter den langsamen
Satz (nach Allegro und Scherzo), während das »Allegro«
der fünften und das »Più tranquillo« der sechsten Variation
die Stelle des Finales vertreten.
HINDEMITH SONATE
Die erste Sonate für Bratsche und Klavier, auch
bekannt als Sonate in F, op. 11, Nr. 4, von Paul Hindemith
wurde 1919 komponiert. Es ist die vierte von fünf
Instrumentalsonaten, aus denen sein Opus 11 besteht.
Diese Sonate und die folgende op. 11 Nr. 5 für Solo-
Bratsche markiert Hindemiths Entscheidung, das Geigenspiel
zugunsten der Viola aufzugeben.
Mit einer Länge von etwa drei Minuten ist die Fantasie
(Ruhig – Sehr breit – Im Zeitmaß – Breit) der kürzeste
Satz und auch der freieste in Form und harmonischer
Entwicklung, die in 41 Takten durch zehn Tonarten
führt. Die Bratsche führt das Hauptthema der Sonate in
der Tonart F über gedämpfte Klavierbegleitung ein; das
Klavier nimmt diese Melodie bald auf, und die beiden
Instrumente beginnen, eine rhythmische Figur zu entwickeln,
die als eine Art Coda zum Thema dient. Das
Klavier bekommt dann eine Nebenrolle, während das
Thema in der Bratsche eine kraftvolle Kadenz in C-Dur
bildet. Die Musik wird leise in e-Moll am Klavier wieder
aufgenommen, während die Bratsche eine dekorative
rhythmische Figur spielt. Das Thema kehrt schnell
zurück und wird zwischen den Instrumenten hin- und
hergeschoben, mit virtuosen Elementen in der Viola.
Nach einem kraftvollen Abschluss kommt die Musik in
D zur Ruhe; das Klavier versucht, mit g-Moll-Akkorden
in den Moll-Modus zu wechseln, aber die Bratsche
besteht darauf, von einem F zu Fis aufzusteigen. Allein
steigt die Bratsche in Ganztonschritten zu Ais, das bis
zum Beginn des nächsten Satzes gehalten wird, enharmonisch
zu B.
Das Variationenthema des zweiten Satzes ist, wie die
Überschrift andeutet, eine schlichte Melodie, die von
der Bratsche in es-Moll eingeführt wird. Die Taktart
wechselt unregelmäßig zwischen 2/4 und 3/4. Die erste
Variation steht im 6/8-Takt (dasselbe Zeitmaß), wobei
die Melodie, auf gleich lange Noten reduziert ist und in
einer kontrapunktischen Überlappung von Klavier und
Bratsche gespielt wird. Die zweite Variation (ein wenig
kapriziös) kehrt zu 2/4 zurück und ist eine rhythmisch
spritzige Wiedergabe des Themas in der Bratsche über
einer Begleitung von Staccato-Terzen und -Sexten. Die
dritte Variation (lebhafter und sehr fließend) ist lyrisch
und schwungvoll. Lange Linien in der Bratsche kontrastieren
eine Moto-Perpetuo-Begleitung von Sechzehntel-
und Zweiunddreißigstel-Noten im Klavier. Die
vierte Variation (noch lebhafter) erreicht einen Höhepunkt,
wobei eine Ostinato-Begleitung die Grundlage
für die ungewöhnliche rhythmische Fassung des Themas
bildet. Hindemith führt ungewöhnliche Tonartvorzeichen
ein (nur Gis und Fis), die die Musik in einen
Ganztonmodus versetzt. Während die Bratsche gelegentlich
Läufe und Phrasen in Halbton-Schritten spielt,
bleibt das Klavier in der Figur Gis – Fis – E – D gefangen,
über die sich die Bratsche zu einem Höhepunkt in
cis-Moll entwickelt, wobei cis auch die erste Note des
dritten Satzes ist.
Das Finale (mit Variationen) fungiert als ungewöhnlicher
Variationensatz, andererseits ist es auch als Sonatenhauptsatzform
ausgebildet. Wie aus der Fortsetzung
der Variationsnummern des vorherigen Satzes hervorgeht,
handelt es sich bei dem zu variierenden Thema
um die Liedmelodie des zweiten Satzes.
Das Hauptsatzthema (Sehr lebhaft – Breit – Leicht
fließend – Immer mehr beruhigen), das unmittelbar zu
Beginn des Satzes eingeführt wird, ist eine charakteristische
Figur einer Drehbewegung, gefolgt von einer
aufsteigenden Skala. Diese Figur wird vom Solisten
gespielt, wobei der Pianist bei jedem neuen Auftauchen
der Drehfigur neue Harmonien bereitstellt. Die
Bratsche verwandelt diese Figur dann in den Beginn
eines lyrischeren Themas, das die Musik in Tempo und
Dynamik beruhigt. Das Hauptthema kehrt für einen
Moment zurück, nur um ins Stocken zu geraten und
einem neuen ruhigen Thema Platz zu machen. Dieses
Thema, schnelle Abwärtsschritte, gefolgt von einer
sanften »Mannheimer Rakete« und weiteren absteigenden
Schritten, kann leicht mit einem zweiten Thema
verwechselt werden, obwohl es tatsächlich eine
Erweiterung und Transformation der Eröffnungsgeste
des Satzes ist.
Die Musik kommt vollständig zur Ruhe, bevor die Bratsche
das Thema des zweiten Satzes in der fünften
Variation (Ruhig fließend – Sehr lebhaft – Breit, immer
mehr beruhigen) als Seitensatzthema wieder einführt.
Es kommt zu einer Steigerung in der Dynamik und im
Tempo. Der Solist fasst das Thema des zweiten Satzes
in seiner ursprünglichen Form zusammen, wenn auch
in halsbrecherischer Geschwindigkeit, und dies führt
im Epilog der Exposition zurück zum Eröffnungsthema
des Satzes. In harmonischer Zweideutigkeit und nach
zwei Schlägen Stille beginnt die nächste Variation und
gleichzeitig die Durchführung des Sonatensatzes.
Die Fugato-Behandlung des Themas in der sechsten
Variation (mit bizarrer Plumpheit vorzutragen: Gemächliches
Zeitmaß – Im Hauptzeitmaß – Breit – Wie vorhin
leicht fließend – Immer beruhigen – Ruhig fließend)
vermeidet sorgfältig eine funktionale tonale Harmonik,
der das Ohr folgen kann. Die Kontur der Melodie ist so
gestaltet, dass sie eher einen verminderten Dreiklang
als den gewohnten Dur-Dreiklang umreißt, und die
Begleitung besteht aus harmonisch nicht verwandten
dominanten Septakkorden, denen die Quint fehlt, was
der Musik sehr stark den Charakter von »bizarr« und
»plump« verleiht. Die Textur bleibt durchweg dünn,
aber die Lautstärke der Musik nimmt zu, wenn der Pianist
in beiden Händen Oktaven hinzufügt und der Bratschist
Pizzicati mit zwei und drei Tönen beisteuert, was
eine Wendung in Richtung Es-Moll ergibt, in der die
Reprise des Sonatensatzes (bei: Im Hauptzeitmaß T.
200) erfolgt. Der Seitensatz ist dann wieder bei »Ruhig
fließend« (T. 248) zu finden.
Die siebte Variation (Sehr lebhaft und erregt – stets
zunehmen und vorangehen – Wild – Noch immer treiben
– Breiter) bei Takt 302 stellt gleichzeitig die Coda
des Sonatensatzes dar. Bei der Angabe »Wild« spielt
das Klavier eine Triolenfigur, die Bratsche dazu synkopierte
Viertelnoten, die sich allmählich in gepunktete
Achtel plus Sechzehntel, dann in eine einzelne
Achtel, gefolgt von zwei Sechzehnteln, verwandeln,
während das Klavier eine Vergrößerung des Volkslied-
Themas vornimmt. Die letzten Takte verwenden dieses
Thema in einer Vielzahl von Rhythmen und destillieren
es schließlich auf eine kraftvolle Phrase. Das Klavier
betont Es-Dur, aber die erniedrigte Sext des Themas
(ces) geht in Richtung Moll, und seine letzte Fassung
im Einklang zwischen der Bratsche und den dreifachen
Doppeloktaven im Klavier ist modal mehrdeutig, wenn
auch zweifellos triumphierend.
Konzerte der Abonnementreihe 2020 / 2021
im Theodor-Heuss-Saal der Harmonie, 19.30 Uhr
Mittwoch,
10. Februar 2021
Freitag,
12. März 2021
Dienstag,
27. April 2021
Mittwoch,
19. Mai 2021
Orchesterkonzert I
ACADEMY OF ST MARTIN IN
THE FIELDS
Solist: JAN LISIECKI, Klavier
Streichquintett
BARTHOLDY QUINTETT
Orchesterkonzert II
ORCHESTRE NATIONAL DE LYON
Solisten: LUCAS & ARTHUR
JUSSEN, Klavier
Liederabend
DANIEL BEHLE, Tenor
TAKEO SATO, Gitarre
Konzerte der Reihe »Perspektiven Heilbronn«
2020 / 2021, Städtische Museen Heilbronn
im Deutschhof, 19.30 Uhr
Mittwoch,
10. März 2021
Montag,
03. Mai 2021
JOACHIM SCHALL
(Stuttgart), Violine
JAN PAS (Stuttgart), Violoncello
MARKO KASSL (Düsseldorf),
Akkordeon, RAINER BÜRCK
(Bad Urach), Klangregie
Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.
Geschäftsstelle: Heilbronner Reisebüro Böhm
Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40 17
Text: Ulrich Heffter / Gestaltung: www.wsk-werbung.de