Colette
Gremaud
Botanische
Gärten der Schweiz
Unter Mitwirkung von
François Felber und
Soraya El Kadiri-Jan
Dank
Zahlreiche Personen haben dazu beigetragen, dass dieser Führer
realisiert werden konnte – mit praktischen Angaben zum Inhalt oder
indem sie uns in den verschiedenen Projektphasen unterstützten.
Allen Mitwirkenden sei an dieser Stelle herzlich gedankt:
dem gesamten Personal der vorgestellten botanischen Gärten,
dem Hortus Botanicus Helveticus (HBH), namentlich dessen Vizepräsidentin
Susanne Bollinger,
David Aeschimann, Conservatoire et Jardin botaniques de Genève,
Maïté Delmas, Muséum national d’Histoire naturelle de Paris,
Stefan Eggenberg, Atelier für Naturschutz und Umweltfragen UNA,
Michel Etter und Johanne Blanchet, THEMATIS,
Jean-Louis Moret vom Jardin botanique de Lausanne,
Jacques Perritaz,
Julien Perrot, La Salamandre,
Patrice Prunier, Centre horticole de Lullier,
Aline Raynal-Roques vom Muséum national d’Histoire naturelle de
Paris,
Suzanne Sharrock, Botanic Gardens Conservation International,
Marc Tourrette.
Inhaltsverzeichnis
Vorworte 8
Geleitwort 10
Einführung 13
Jura
1. Botanischer Garten der Universität Basel (BS) 22
2. Merian-Park Brüglingen (BS) 28
3. Botanischer Garten Pruntrut (JU) 34
4. Botanischer Garten der Universität und
Stadt Neuenburg (NE) 40
3
1
2
4
11
10
8
9
23
19
22
7
5
6
20
21
Mittelland
5. Konservatorium und Botanischer Garten
der Stadt Genf (GE) 46
6. Centre horticole de Lullier (GE) 54
7. Alpengarten Meyrin (GE) 58
8. Nationales Arboretum des Vallon de l’Aubonne (VD) 62
9. Kantonaler Botanischer Garten – Lausanne (VD) 68
10. Botanischer Garten der Universität Freiburg (FR) 74
11. Botanischer Garten Bern (BE) 80
24
25
6
Botanische Gärten der Schweiz
12. Botanischer Garten der Universität Zürich (ZH) 86
13. Der alte Botanische Garten «zur Katz», Zürich (ZH) 92
14. Die Sukkulenten-Sammlung Zürich (ZH) 96
15. Park der Hochschule Wädenswil (ZH) 102
16. Botanischer Garten Grüningen (ZH) 106
17. Botanischer Garten St. Gallen (SG) 110
12 13
14
15
16
17
Grosse Gärten
Alpengärten
Themengärten
18
26
Alpen
18. Botanischer Garten Alpinum Schatzalp (GR) 116
19. Alpengarten Schynige Platte (BE) 122
20. Botanischer Garten von St-Triphon (VD) 128
21. Alpengarten La Thomasia – Pont de Nant (VD) 134
22. Alpengarten Les Tussilages von Diablerets (VD) 140
23. Alpengarten La Rambertia – Les Rochers-de-Naye (VD) 146
24. Alpengarten Flore-Alpe von Champex (VS) 152
25. Alpengarten La Linnaea von Bourg-Saint-Pierre (VS) 158
26. Botanischer Park des Kantons Tessin (TI) 164
Literatur 170
7
8
Botanische Gärten der Schweiz
Préface
Vorwort
Ob auf einem Grat oder Berg oder mitten in einer Stadt gelegen – jeder
botanische Garten ist einmalig und erfüllt zugleich eine Reihe von
Funktionen. Diese Zonen gezähmter Natur sind Institutionen einer
Universität, eines Kantons, einer Gemeinde oder private Einrichtungen.
Die Gärten der Universitäten leisten den botanischen Instituten
unverzichtbare Dienste. Ihr Wirkungsbereich geht heute aber weit über
diesen Rahmen hinaus.
Zu den neuen Aufgaben der botanischen Gärten gehören die Erhaltung
der Arten und die Sensibilisierung für Umweltfragen. Ausstellungen,
didaktische Aktivitäten und vielerlei Veranstaltungen leisten ebenso
wie der Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit einen Beitrag
zur Vermehrung des Wissens über unser Erbe und zu dessen Wertschätzung.
Diese «grünen Museen» werden immer beliebter, denn sie
ermöglichen es jedem und jeder, wieder eine engere Bindung zur Natur
zu knüpfen. Sie sind so zugleich glänzende Visitenkarten all jener Institutionen,
von denen sie unterstützt werden.
Die botanischen Gärten könnten sich keine geeignetere Botschafterin
wünschen als die Botanikerin und Journalistin Colette Gremaud. Der
Führer, den sie verfasst hat, ist einzig in seiner Art. Er lenkt den Blick
auf typische Facetten jedes Gartens und lädt zu dessen vertiefter Entdeckung
ein. Exkurse erhellen verschiedene Aspekte der Botanik. Dass
dieses Buch realisiert werden konnte, ist aber auch der tatkräftigen Mitarbeit
von Soraya El Kadiri-Jan und natürlich der Mitarbeit und dem
Enthusiasmus des Verlags Rossolis zu verdanken. Die Loterie Romande,
die Stiftung Ernest Dubois, der Nationale Forschungsschwerpunkt
«Überlebenserfolg von Pflanzen» und der WWF Neuenburg haben die
Publikation finanziell unterstützt. Ihnen allen sei an dieser Stelle sehr
herzlich gedankt.
Die Existenz der botanischen Gärten wird bei Budgetproblemen immer
wieder infrage gestellt. Mag dieser Führer dazu beitragen, dass diese Orte
der Kultur und Begegnung noch bekannter werden und weiterbestehen!
François Felber
Direktor des Botanischen Gartens
der Universität und Stadt Neuenburg
Botanischer Garten, Neuenburg
Botanischer Garten
Neueuburg
9
Geleitwort
«Moderne Ansätze haben althergebrachtes
Wissen verdrängt!»
Sollte es in dieser Art weitergehen, werden die Wissenschaftler
bald nur noch drei Pflanzen kennen: den
Tabak, die Ackerschmalwand und die Petunie. Masslos
übertrieben? Nun gut, einverstanden. Trotzdem: Es ist
der dringende Appell der Botanikerin Aline Raynal-Roques,
die als Professorin am Muséum national d’Histoire
naturelle de Paris arbeitet. Sie befürchtet, dass überliefertes
Wissen verlorengehen könnte.
Mit Pflanzen kennt sie sich aus, ganz besonders mit solchen aus
tropischen Regionen, denn das ist ihr Spezialgebiet. Aline Raynal-Roques
ist Professorin für Botanik und Autorin des Buches
La botanique redécouverte, eines Werks, das die Botanik vom angestaubten
Image befreit, das ihr nur allzu oft anhaftet. Aline
Raynal-Roques lässt sich keine Gelegenheit entgehen, um die
folgende Geschichte zu erzählen, die in der Tat Bände spricht.
Eines Tages sucht ein junger Wissenschaftler sie in ihrem Büro
auf und bittet sie um Unterstützung. Er schreibe schon seit mehreren
Jahren an seiner Doktorarbeit über eine Pflanze, die er jetzt
gerne exakt bestimmen würde. Sie erklärt sich gerne bereit, ihm
zu helfen, und fordert ihn auf, ihr die fragliche Pflanze zu zeigen.
«Das ist unmöglich, ich habe sie zu Brei zerkleinert», antwortet
der junge Mann, denn er habe das Pflanzenmaterial für äusserst
exakte und sehr gezielte Studien benötigt. Vor allem um Zellbestandteile
untersuchen zu können, habe er die Pflanze zerstören
müssen. Aline Raynal-Roques schlägt ihm deshalb vor, draussen
in der Natur eine identische Pflanze zu suchen. Aber auch
dies kann der Forscher nicht, denn er erhalte, so erklärt er, sein
Untersuchungsmaterial von einem Fachgeschäft, das nicht für
die genaue Bestimmung der betreffenden Pflanzen garantiere.
«Nun gut», antwortet Aline Raynal-Roques, «dann übermitteln
Sie bitte Ihrem Doktorvater meine allertiefste Verachtung.» Mit
diesen Worten wendet sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Die Anekdote
trifft die Sache im Kern: Ein Forschungsergebnis wird nur
akzeptiert, wenn das Experiment wiederholbar ist. Wie aber soll
10
Botanische Gärten der Schweiz
man etwas mit unbekanntem Material reproduzieren? Wohlverstanden:
Es soll hier nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet
werden. Es wäre heutzutage undenkbar und zudem auch unvernünftig,
auf die hoch entwickelten Technologien zu verzichten.
Die im 20. Jahrhundert erzielten Fortschritte sind gewaltig, man
denke nur an das Elektronenmikroskop oder die DNA-Sequenzierung.
Diese Hilfsmittel gewähren Einblick ins unermesslich
Kleine. Aber sie bergen auch die Gefahr, das grosse Ganze zu vergessen,
d.h., den Organismus nicht mehr in seiner Gesamtheit
wahrzunehmen! Aline Raynal-Roques appelliert an eine umfassende
Betrachtungsweise. Selbst Wissenschaftlerin, hat sie keine
Angst, auch einmal zu provozieren. In ihren Augen stehen wir
derzeit im Begriff, wertvolles Wissen für immer zu verlieren. Die
Forscher werden bald nur noch drei Pflanzen kennen: den Tabak,
die Ackerschmalwand und die Petunie. Nimmt man eine aktuelle,
aber ganz zufällig gewählte Studie zur Hand, sind die Chancen,
auf eine der drei genannten Pflanzen zu stossen, beträchtlich. Was
ist mit all den anderen Pflanzen? Auf der ganzen Welt kommen fast
240 000 Pflanzenarten vor. Sind sie etwa weniger wichtig für das
Leben auf der Erde? Aline Raynal-Roques provoziert bewusst eine
Auseinandersetzung mit diesem heiklen Thema. Systematische
Botanik wird bald nicht mehr unterrichtet, denn die in dieser
Materie kompetenten Personen werden weniger, und oft stehen
sie bereits in fortgeschrittenem Alter. Das Wissen in diesem Bereich
verflüchtigt sich auf allen Ebenen. Illusorisch, die Rettung
woanders zu suchen: Das Szenario wiederholt sich weltweit. Wie
konnte es so weit kommen? «Bereits vor sechs Millionen Jahren
befassten sich die Menschen mit Botanik», erklärt Aline Raynal-
Roques. «Während langer Zeit wurde überliefertes Wissen durch
moderne Entdeckungen ergänzt. Problematisch wurde es erst im
Moment, als Geld ins Spiel kam. Als die zur Verfügung stehenden
Mittel geteilt werden mussten, haben die modernen Arbeitsund
Denkweisen den alten den Rang abgelaufen.» Ein grosser
Fehler! Die systematische Botanik ist eine Grundlagenwissenschaft.
Profunde akademische Forschungen müssen sich zwingend
auf eine Wissensbasis über Pflanzen stützen können. Die
botanischen Gärten sind ein Mittel, um Gegensteuer zu geben.
Oftmals besitzen sie einen Bereich, der einzig der systematischen
Klassifizierung der Pflanzen zugeteilt ist. Ein idealer Ort, um sich
auszubilden, um zu lernen. Um mit eigenen Augen die Pflanzen
zu sehen, die in den Büchern erwähnt werden.
Petunie
11
12
Botanische Gärten der Schweiz
Einführung
Kein Garten wie der andere
«Botanische Gärten sind Institutionen, die Lebendsammlungen
von Pflanzen unterhalten, mit dem
Ziel, diese der wissenschaftlichen Forschung, der
Erhaltung der biologischen Vielfalt, der Präsentation
und der Ausbildung zugänglich zu machen» 1
Einerseits sind botanische Gärten sehr grosse Institutionen,
die Forschungseinheiten, Laboratorien und umfangreiche
Bibliotheken unter einem Dach vereinigen, viel Personal
beschäftigen und über grosse Geldsummen verfügen. Auf
der anderen Seite trägt aber gerade der enge Kontakt und
die Nähe zur lokalen Bevölkerung zu ihrem Erfolg bei. In
der Bandbreite zwischen dieser Makro- und Mikrostruktur
entfaltet sich eine ganze Reihe von Variationen, die von
Verfügbarkeit, Zielen und Funktionen eines jeden einzelnen
Gartens abhängen (vgl. Internetseite der BGCI, Botanical
Gardens Conservation International).
Es ist deshalb kaum möglich, ein Merkmal zu bestimmen,
das auf alle Gärten im selben Mass zutrifft und eine einfache
und allgemeine Definition zulässt (wie Heywood in seinem
Beitrag The changing role of the botanic garden an der Internationalen
Konferenz in Las Palmas de Gran Canaria 1985
bemerkte). Ein Aspekt hingegen wird immer erwähnt, wenn
es um die Definition der botanischen Gärten geht: die Erhaltung.
Unabhängig davon, ob es sich um grosse oder kleine
Institutionen handelt, alle setzen sich dafür ein, die Vielfalt
der Pflanzenwelt unseres Planeten zu bewahren, und in
diesem Sinne engagieren sie sich unmittelbar für das Wohlergehen
der Menschheit, denn Pflanzen bilden die Grundlage
unserer Kulturen. Wir benötigen sie nicht nur als Nahrungsmittel
oder zur Herstellung von Kleidern, aus ihnen
gewinnen wir Medikamente ebenso wie Baumaterial. Die
zahlreichen religiösen Riten und kulturellen Zeremonien legen
davon reiches Zeugnis ab. Der am Kruzifix angebrachte
Palmzweig, der Brautstrauss, ja sogar die Blumendekoration
auf dem Tisch bei Sitzungen: Die Gegenwart von Pflanzen
1
Vorschlag einer allgemein anerkannten
Definition der Organisation
BGCI, Botanical Gardens
Conservation International, aus
dem Jahr 1999.
Amerikanische Sukkulenten im
Botanischen Garten St. Gallen
13
Forscher in einem botanischen
Garten
ist uns so vertraut, dass wir sie kaum mehr bewusst wahrnehmen.
Schenken wir etwa der pflanzlichen Herkunft des
Papiers, von dem unsere computerisierte Gesellschaft solche
Unmengen konsumiert, noch grosse Beachtung? Und wer
denkt beim Anblick einer Jeans an Pflanzen?
Indem sie Sammlungen von lebenden und getrockneten
Pflanzen unterhalten und Saatgut sicherstellen, engagieren
sich die botanischen Gärten für die Erhaltung der pflanzlichen
Biodiversität. Sie kultivieren lokale Arten ebenso wie
solche aus benachbarten Regionen oder entlegenen Gegenden.
Botanische Gärten sind wahre Schatztruhen. Nur verbergen
sie ihre Schmuckstücke nicht an geheimen Orten,
sondern fördern sie in ihrer Entfaltung an der freien Luft.
Von hohem Wert sind auch die Kompetenzen dieser Institutionen,
denn sie beschäftigen mehr als nur einen sachverständigen
Botaniker. Kantonale Stellen zögern nicht, diese
Experten anzufragen, und zwar nicht nur, um eine möglicherweise
toxische Pflanze zu identifizieren, sondern auch
um Auskünfte in allen Belangen der Botanik zu erhalten.
Botanische Gärten bauen zudem riesige Datenbanken auf
und pflegen sie, entweder auf Papier oder in elektronischer
Form. Diese Register dokumentieren die Verbreitung oder,
was leider auch vorkommt, die Dezimierung bestimmter
Pflanzen im Laufe der Zeit.
Ja, botanische Gärten sind unbestrittenermassen die Hüter
der pflanzlichen Vielfalt. Ihr Wirkungsbereich umfasst auch
Kulturpflanzen. Viele von ihnen besitzen Obstgärten mit
alten Sorten: Apfelbäume aus früherer Zeit mit merkwürdig
geformten Früchten, fast vergessene Birn- und Pflaumen-
Die Lebenswelt beobachten
14
Botanische Gärten der Schweiz
Fleischfressende Pflanzen
entdecken
bäume. Ihr Wirken reicht weit über ihre angestammten
Kernaufgaben hinaus. So kann man ihre Mitarbeiter in der
freien Natur antreffen, zum Beispiel bei der Aufnahme eines
floristischen Inventars oder bei Arbeiten zum Schutz der
vom Aussterben bedrohten Pflanzenpopulationen.
Aber dies ist noch nicht alles: Die botanischen Gärten beteiligen
sich ebenfalls aktiv an der Sensibilisierung für Umweltfragen.
Sie sind ideale Orte für Schulexkursionen oder
Familienausflüge, denn sie verfügen über Infrastruktur und
Begleitpersonal, um Anliegen in Sachen Umweltschutz
in geeigneter Weise zu vermitteln. Gemäss Roots, der Zeitschrift
der BGCI, Ausgabe April 2004, sind sie dazu berufen,
diese Funktion in den kommenden Jahren verstärkt zu entwickeln.
Die Öffentlichkeit zeigt in der Tat ein zunehmendes
Interesse am Ökotourismus. Mehr über die Umwelt erfahren
bei gleichzeitiger Entspannung und Erholung heisst
das Erfolgsrezept, was in einem grünen Umfeld sehr gut
gelingt.
In Gewächshäusern wird das Klima anderer geografischer
Breiten nachgebildet, was dem Botaniker einen direkten
Kontakt mit exotischen Pflanzen erlaubt, ohne dass er dafür
weit reisen müsste. Ein Angebot, das auch Wissenschaftler
schätzen, die so über Versuchsgebiete in nächster Nähe verfügen.
Mehrere botanische Gärten liegen übrigens gleich
neben den Universitäten, mit denen sie verbunden sind.
Sie unterstützen die Forschung nicht nur partnerschaftlich,
sondern sind auch «Schaufenster» für deren Ergebnisse.
Eine dankbare Möglichkeit für die Wissenschaft, um mit
der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten.
Fremdlädische Biotope
15
Erhaltung der biologischen Vielfalt, Forschung, Umweltsensibilisierung
und Tourismus sind einige der Bereiche, in denen
die botanischen Gärten aktiv sind. Hinzu kommen Kulturerbe,
Ausbildung, Dokumentation, Pflanzenpflege, Information
… nicht zu vergessen natürlich der Aspekt der Erholung, zu
der diese grünen Oasen Möglichkeit bieten, oft mitten in der
Stadt. Die International Agenda for Botanic Gardens in Conservation
hat eine lange Liste mit all den verschiedenen Leistungen,
die von den botanischen Gärten erbracht werden, zusammengestellt.
Trotzdem bleibt es den einzelnen Gärten überlassen,
welche davon sie – entsprechend ihrer Ausrichtung und den
vorhandenen Mitteln – anbieten mögen.
Dieser Freiheit entspringt die grosse Vielfalt, die dieser Gemeinschaft
aus unterschiedlichsten Institutionen eigen ist und die
in diesem Buch mit Bezug auf die Schweiz vorgestellt werden.
Führer durch die botanischen Gärten
der Schweiz
Oben: Edelweiss (Leontopodium
alpinum); unten: Gemeine Küchenschelle
(Pulsatilla vulgaris)
In den 1960er-Jahren erschien bereits einmal eine Publikation
über die botanischen Gärten der Schweiz (E. Suter-
Muller, Jardins botaniques de Suisse). 1997 gab der Mondo-
Verlag ein ähnliches Werk heraus. Im selben Jahr wurde in
Deutschland ein Buch verlegt, das die landesweit existierenden
botanischen Gärten beschrieb. Im Jahr 2000 publizierte
Frankreich den Guide des jardins botaniques de France
et des Pays francophones (siehe Bibliografie), in dem auch einige
der schweizerischen Institutionen beschrieben waren,
aber natürlich nicht alle.
Zehn Jahre nach der Herausgabe des Mondo-Buches legen
wir nun einen neuen Führer durch die botanischen Gärten
der Schweiz vor. Von der Veröffentlichung des Mondo-Verlags
unterscheidet er sich in Blickwinkel und Intention. Die
in handlichem Format zusammengestellten praktischen
Hinweise dieses neuen Führers sollen zum einen den Besuch
der Gärten erleichtern. Sein zweites, ebenso wichtiges Anliegen
ist es, das Interesse auf die besonderen Institutionen
zu lenken, die diese Gärten darstellen. Und natürlich soll
er auch den Enthusiasmus der drei Initianten vermitteln:
Soraya El Kadiri-Jan, François Felber und Colette Gremaud.
Diese kleine Gruppe arbeitet unter der Schirmherrschaft
der eidgenössischen Vereinigung der botanischen Gärten
16
Botanische Gärten der Schweiz
der Schweiz Hortus Botanicus Helveticus (HBH) und will die
Wirkungsbereiche der botanischen Gärten einer breiten
Öffentlichkeit näherbringen.
Im vorliegenden Führer werden sechsundzwanzig Institutionen
vorgestellt. Weitere hätten ebenfalls berücksichtigt werden
können, denn der Begriff des botanischen Gartens ist so weit
gefasst, dass er alle Arten von Freiräumen in der Natur, von Naturreservaten
oder landwirtschaftlichen Forschungsstationen
– und selbstverständlich auch all die privaten Gartenanlagen
– einschliessen kann. Doch die Berücksichtigung aller Orte, in
denen Pflanzen nicht hauptsächlich im Sinne der Botanik kultiviert
werden, würde den Rahmen dieses Buches bei weitem
sprengen. Es musste deshalb eine Auswahl getroffen werden.
Diese Auswahl wurde mit grösstmöglicher Sachlichkeit und
im Hinblick auf eine für die Leserinnen und Leser klare, gut
verständliche Grundhaltung gefällt. Die Experten des HBH unterstützten
diese Vorgehensweise mit wohlwollenden Ratschlägen.
Folgende Kriterien lagen der Selektion zugrunde:
• die Institution stellt in der Hauptsache Pflanzensammlungen
aus,
• sie ist Mitglied bei der Vereinigung HBH,
• die Anlage ist öffentlich und für alle zugänglich,
• sie ist nicht in erster Linie kommerziell ausgerichtet,
• die Sammlungen werden entsprechend den geltenden
wissenschaftlichen Normen verwaltet und präsentiert, namentlich,
was die Beschilderung betrifft.
Oben: Hundszahnlilie (Erythronium
dens-canis); unten: Narcissus
bulbocodium
Der Führer: Gebrauchsanweisung
Die botanischen Gärten wurden nach ihren topografischen
Standorten zusammengestellt. Auf diese Weise können alle
Gartenanlagen einer Region auf einen Blick erfasst – und
die eine oder andere zusätzlich ins Ausflugsprogramm miteinbezogen
werden.
Die Schweiz wurde zu diesem Zweck in drei unterschiedliche
Zonen unterteilt: Jura, Mittelland und Alpen.
Die botanischen Gärten innerhalb der einzelnen Zonen
sind in drei leicht voneinander zu unterscheidende Kategorien
aufgeteilt.
Die grossen Gärten befinden sich in den wichtigsten
städtischen Zentren. Sie werden von einer Stadt oder einem
17
Frauenschuh (Cypripedium
calceolus)
Kanton, einer Universität oder seltener auch von einer eigenständigen
Gesellschaft verwaltet.
Die Alpengärten konzentrieren sich in den hoch liegenden
Regionen. Ihre Lage begünstigt die Kultur von Pflanzen,
die ein Bergklima benötigen und eine Verpflanzung ins
Flachland nicht in jedem Fall gut vertragen würden.
Die Themengärten widmen sich der Kultur von Pflanzen, die
entweder aus derselben Familie stammen, eine ähnliche Morphologie
aufweisen oder ein bestimmtes Thema illustrieren.
Ebenfalls zu dieser Kategorie werden die Gärten gezählt, die in
tiefer gelegenen Regionen typische Bergpflanzen zeigen.
In einer kurzen Beschreibung wird jeder Garten einzeln
vorgestellt. Da es sich um eine allgemeine Einführung
handelt, werden nur einige der Eigenarten jedes Gartens
erläutert. Der Führer erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Er soll als Anregung verstanden werden; die zahlreichen
Sehenswürdigkeiten lassen sich individuell an Ort
und Stelle entdecken. Bei der Antwort auf die Frage, worin
ihrer Meinung nach ihre Besonderheit liege, sind sich alle
Gärten ziemlich einig. Es ist schwierig, den einen oder anderen
für eine bestimmte Pflanzenkategorie (fleischfressende
Pflanzen zum Beispiel) besonders hervorzuheben. Wunderschöne
Sammlungen finden sich in jedem Garten. Das
Gleiche gilt für die afrikanischen und südamerikanischen
Pflanzen, die von vielen Institutionen ausgestellt werden.
Ein Abschnitt in den Kapiteln über die grossen Gärten
behandelt jeweils eine allgemeine Frage. Hier wird ein
Thema aufgegriffen, das mehreren, vielleicht sogar allen
Gärten gemein ist. Allerdings lässt sich dieser Aspekt nicht
immer beim blossen Schlendern durch die Alleen erfassen.
Der Führer versucht, mit einem Blick hinter die Kulissen auf
die verborgenen Seiten dieser Institutionen hinzuweisen.
Die allgemeine Thematik wurde bei den Alpengärten durch
ein Pflanzenporträt ersetzt, und zwar eines aus einem
besonderen Blickwinkel. Jede der skizzierten Pflanzen veranschaulicht
eine Adaptation an das oft raue Klima in diesen
Höhenlagen.
Es folgen die praktischen Hinweise. Alle diese Informationen
wurden mit Sorgfalt zusammengetragen und von den
betreffenden Institutionen nachgeprüft, sie erscheinen in
jedem Kapitel, unabhängig davon, in welche Kategorie ein
18
Botanische Gärten der Schweiz
Garten eingereiht wurde. Dazu hier noch zwei Empfehlungen:
Erstens findet sich auf den angegebenen Internetseiten
eine Fülle von weiteren Informationen, besonders über
temporäre Anlässe, die in diesem Führer nicht aufgeführt
sind. Nachsehen lohnt sich und wird wärmstens empfohlen.
Zweitens, wo immer Hunde in den Garten mitgenommen
werden dürfen, müssen sie unbedingt angeleint werden!
Diese praktischen Abschnitte enthalten jeweils auch einen
Kartenausschnitt, nützlich für die Anreise zum Garten, sowie
einen allgemeinen Grundriss des Gartens zur Orientierung im
Innern. Abgedruckt sind beide Pläne natürlich nur, sofern sie
vorhanden sind und uns vom Garten zur Verfügung gestellt
wurden. Gelegentlich wurde daruf verzichtet, zum Beispiel bei
den Alpengärten, da diese meist nicht sehr weiträumig sind.
Die Bilder wurden uns teilweise von den betreffenden Institutionen
zur Verfügung gestellt.
Oben: Eichornia crassipes; Mitte:
Porzellanblume
Der Garten: Gebrauchsanweisung
In der Regel sind die botanischen Gärten in mehrere Sektoren
aufgeteilt.
Die Gestaltung dieser Sektoren wiederum unterliegt verschiedenen
Kriterien. Häufig stützt man sich dafür auf die geografische
Herkunft der Pflanzen. Blumen aus diversen Weltgegenden
werden in mehr oder weniger grossen Beeten ausgestellt.
In etlichen Gärten gibt es ein Alpinum. Hier blühen Pflanzenarten,
die normalerweise auf Berggipfeln oder zumindest in grosser
Höhe vorkommen. Das Alpinum besteht aus Felsengrund.
Thunbergia mysorensis
Im systematischen Bereich werden Pflanzen nach botanischen
Klassifizierungsmerkmalen geordnet. Im selben Geviert
können zum Beispiel Verwandte der Hülsenfrüchte
oder des Löwenzahns untergebracht sein.
Häufig sind auch die Medizinalpflanzen in einem bestimmten
abgegrenzten Bereich versammelt. Einige Gärten haben feinere
Ordnungskriterien; sie gruppieren diese Pflanzen entsprechend
ihrer Heilwirkung oder ihrer chemischen Zusammensetzung.
Bei der Zusammenstellung der Sektoren wird auch auf die
Milieutypen geachtet, in denen die Pflanzen gedeihen. Kalkliebende
Pflanzen sind aus diesem Grund strikt von solchen
abgesondert, die kieselsäurehaltige Böden bevorzugen, und
Feuchtgebiete sind von Trockengebieten getrennt.
19
Palmen (Brissago)
In den Arboreten sind Sträucher, Büsche und Bäume versammelt.
Und schliesslich gibt es auch Gärten, die je einen gemeinsamen
Ort reservieren für die Bulbenpflanzen, die Rosen,
die Irisarten, die blau blühenden Blumen mit Silberschimmer
… Es ist jedem Garten selbst überlassen, eigene Kriterien
aufzustellen.
Eine Welt voller Gärten …
Zurzeit wird die Zahl der botanischen Gärten und Arboreten
weltweit auf mehr als 2500 geschätzt. Sie beherbergen ungefähr
80 000 Pflanzenarten, was fast einem Drittel der heute
bekannten Gefässpflanzen entspricht (Angabe BGCI).
Die botanischen Gärten sind nicht gleichmässig über die
Erde verteilt. Gemäss der International Agenda befinden sich
sechzig Prozent dieser Institutionen in Gebieten mit gemässigtem
Klima, d.h. in Nordamerika, Europa und in den
Ländern der ehemaligen Sowjetunion. In den Regionen mit
dem grössten Artenreichtum, also in Südamerika, Südostasien
oder Afrika, gibt es relativ wenige botanische Gärten.
Die BGCI (Botanic Gardens Conservation International) koordiniert
die Aktivitäten der botanischen Gärten auf internationaler
Ebene. Das 1987 gegründete Netzwerk hat sich die
Erhaltung der Pflanzenvielfalt unserer Erde zum Ziel gesetzt.
1989 wurde ein erstes weltweites Programm veröffentlicht,
das den Rahmen für eine gemeinsame Strategie liefern soll-
20
Botanische Gärten der Schweiz
te. Auf der im Jahr 2000 überarbeiteten Fassung basiert die
International Agenda for Botanic Gardens in Conservation, ein
Kodex, der die botanischen Gärten zur Erhaltung der Biodiversität
verpflichtet. In dieser Hinsicht steht die International
Agenda in Einklang mit den Beschlüssen des Umweltgipfels
von Rio 1992.
Zwei weitere Organisationen unterstützen die Tätigkeiten
der botanischen Gärten auf internationaler Ebene: die International
Association of Botanic Gardens (IABG) und das
Konsortium der Europäischen Botanischen Gärten (European
Botanic Gardens Consortium).
Auf nationaler Ebene sind die botanischen Gärten in verschiedenen
Netzwerken zusammengeschlossen: in der
Schweiz im Hortus Botanicus Helveticus (HBH), in Frankreich
in der Association des Jardins botaniques de France et
des pays francophones (JBF) und in Deutschland im Verband
Botanischer Garten von Belize
(Zentralamerika)
Tropisches Gewächshaus (Basel)
Botanischer Gärten e. V. Der HBH wurde offiziell zwar erst
1998 gegründet, bemüht sich aber bereits seit 1972 darum,
die botanischen Gärten und Sammlungen in der Schweiz
zu vereinigen. Er sorgt für eine fruchtbare und vorteilhafte
Weiterentwicklung der angeschlossenen Institutionen.
Dieser Führer durch die botanischen Gärten der Schweiz hat seiner
logistischen Unterstützung viel zu verdanken.
Für weitere Informationen
Die Internetseite der BGCI
(www.bgci.org) bietet eine Fülle
von Informationen. Unter
anderem findet sich hier auch
eine Download-Version der International
Agenda for Botanic
Gardens in Conservation.
Guide des Jardins botaniques de
France et des pays francophones,
Einführung.
21
22
Botanische Gärten der Schweiz
Basel
Alt wie Adam
Er zählt zu den ältesten botanischen Gärten der
Welt, und seine Geschichte war von Anfang an
eng mit der Geschichte der Universität Basel verknüpft.
Um 1546 entstanden in Pisa, Padua und Florenz die ersten
botanischen Gärten, die alle mit einer Universität verbunden
waren. Nach demselben Muster gründete Caspar
Bauhin 1589 auch in Basel einen botanischen Garten, der
damit nicht nur der erste Schweizer Garten war, sondern
auch weltweit zu den ältesten zählt.
Der heutige botanische Garten von Basel befindet sich
nicht mehr am Ort seiner Gründung, aber noch immer
steht er im Dienst der Universität. Er erfüllt logistische
Aufgaben für die Forschung und liefert die Grundlagen für
einen bestimmten Teil der botanischen Lehre.
Über die Jahre hat der Garten manchen Wandel der Stadt
miterlebt, die rings um ihn gewachsen ist. Und wenn es
auch scheint, als würde die urbane Umgebung ihn fast ein
wenig einschnüren, so ist doch die Nähe zum Stadtzentrum
vielleicht auch ein Vorzug.
Ein Viertel der Pflanzen, die hier gedeihen, gehört zur Familie
der Orchideen. Einige von ihnen haben Knollen, die
Hoden gleichen (orchis ist die griechische Bezeichnung
für dieses Organ). Andere wachsen in Baumkronen, um
sich so viel Sonnenlicht wie möglich zu sichern. Solche
Orchideen werden epiphytisch genannt, da sie auf einer
Wirtspflanze wachsen. Im botanischen Garten werden sie
Blick von einem Gewächshaus
zum anderen
Links: Eingangsportal
Der Botanische Garten der Universität Basel (BS)
23
Victoria-Haus
auf Augenhöhe gebracht, damit man sie besser betrachten
kann.
Neben den Orchideen besitzt der Garten auch eine beeindruckende
Tillandsiensammlung. Diese Pflanzen stammen
ursprünglich aus Südamerika. Sie sind oft epiphyt und hängen
nachlässig an Telefondrähten oder Baumästen. Zuweilen
werden sie deshalb «Töchter der Luft» genannt. Mit ihren
abgewandelten Blattzellen können die Tillandsien die
Luftfeuchtigkeit so gut aufnehmen, dass viele von ihnen
gar keine Wurzeln ausbilden.
Man sollte den Ort nicht verlassen, ohne einen Abstecher
zum grossen Tropenhaus zu machen. Der Garten hat sich
hier die Aufgabe gestellt, Pflanzen und Tiere zusammen zu
präsentieren. Die Idee besteht darin, eine naturnahe Umgebung
zu gestalten. Die tropischen Vögel mit ihren leuchtenden
Farben tragen dazu ebenso bei wie die Frösche, deren
volltönende Rufe aus ihren feuchten Verstecken unter einem
gewölbten Blatt weithin zu hören sind. Nur der grosse
Leguan bleibt regungslos und schweigt in diesem Konzert.
Das Gebäude der Universitätsbibliothek
hinter dem Garten
24
Botanische Gärten der Schweiz
Aus Glas und Eisen
Eine gelungene Nachbildung! Die Struktur des Victoria-Gewächshauses ist in
allen Einzelheiten einem Seerosenblatt nachempfunden.
Majestätisch treibt die Victoria amazonica auf der Wasseroberfläche. Stattlich wie die mächtigste aller
Königinnen thront sie über ihrem Reich. Diese Pflanze legt täglich bis zu 30 cm zu, ihre Blütenknospen
stossen aufrecht wie die Fussspitzen von Synchronschwimmerinnen aus dem Wasser. Die Blüten erblühen
am frühen Abend weiss, schliessen sich gegen Morgen, um sich am folgenden Abend noch einmal
zu öffnen – diesmal in kräftigem Rosarot. Die über und über mit Stacheln übersäten Früchte sind gross
wie Grapefruits. Unter ihren Blättern, die einen Durchmesser von bis zu zwei Metern erreichen können,
verstecken sich scharfe Haken. Die Blattunterseiten sind von einem
Netz gewaltiger Blattnerven mit Luftkammern überzogen.
Diese Struktur ist derart solide, dass sie sogar das Gewicht eines
Menschen tragen kann. Eine Eigenheit, die dem Botaniker und
Architekten Sir Joseph Paxton zweifellos gefallen hat, denn er
liess sich von dieser Technik inspirieren und adaptierte sie für
den Bau seiner Gewächshäuser und den Crystal Palace. Dieser
erleuchtete 1851 mit seinen unzähligen Rundfenstern die Weltausstellung
in London. Die Metallkonstruktion des Gebäudes
entsprach ganz der damaligen Vorliebe für Eisenbauten (von Victoria amazonica, Blattoberseite
der in Paris der Eiffelturm Zeugnis ablegt). Paxtons Werk wurde bald zum architektonischen Vorbild in
Europa. In vielen botanischen Gärten wurden Glaskuppeln errichtet, unter denen mächtige Seerosen ihre
stachelbewehrten Blätter ausbreiten. Die Viktorianischen Gewächshäuser mussten vielerorts modernen
Gebäuden weichen; heute sind nur noch wenige von ihnen vorhanden. Der Botanische Garten von Basel
konnte seines behalten, das 1898 nach einem Modell aus zehn
Segmenten erbaut wurde. Dank der finanziellen Unterstützung
der Christoph-Merian-Stiftung wurde es 1996 restauriert und
beherbergt heute wieder von Mai bis Ende September die berühmten
Seerosen (im Spätherbst stirbt die Pflanze ab, weil sie
zu wenig Licht erhält). Unter der Glaskuppel herrscht tropisches
Klima wie in Amazonien. In Gewächshäusern wird stets ein Klima
nachgeahmt, das den darin wachsenden Pflanzen entspricht.
Es gibt Warm- und Kalthäuser, und die Luftfeuchtigkeit variiert
je nach Kultur. Einige Gärten widmen ihre Gewächshäuser der
Blattunterseite
Flora einer geografischen Region: Mittelmeerraum, Madagaskar … oder bestimmten Pflanzentypen wie
den Orchideen oder Kakteen. In der Orangerie (oder im Kalthaus) werden während der kalten Jahreszeit in
Töpfen gehaltene, frostempfindliche Pflanzen untergebracht. Hier überwinterten bereits im 17. Jahrhundert
alle Arten exotischer Pflanzen. Darunter auch Orangenbäume!
Für weitere Informationen
Koppelkamm, S.: Künstliche Paradiese. Gewächshäuser und Wintergärten des 19. Jahrhunderts (Ernst
& Sohn, Berlin, 1988).
Das Victoria-Haus im Botanischen Garten der Universität Basel, herausgegeben von der Christoph-
Merian-Stiftung und dem Botanischen Garten der Universität Basel (im Garten erhältlich).
Ein Faltprospekt mit Fragen und Antworten zum Basler Victoria-Haus liegt ebenfalls im Garten auf.
Der Botanische Garten der Universität Basel (BS)
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Der Garten auf einen Blick
Höhe: 270 m.ü.M.
Fläche: 0.8 ha
Anzahl Arten: ca. 8000
Gewächshäuser: 5 öffentlich
zugängliche Gewächshäuser
mit einer Fläche von
total 800 m 2
Gründungsjahr: 1898 (am
alten Standort: 1589)
Eigentümerin: Universität
Basel
* Adresse
Botanischer Garten der
Universität Basel
Schönbeinstrasse 6
4056 Basel
Tel. +41 (0)61 267 35 19
Fax +41 (0)61 267 29 83
Bruno.Erny@unibas.ch
: Internetadresse
http://pages.unibas.ch/botgarten
F Eintritt frei
æ Öffnungszeiten
Park
Vom 1. April bis 31. Oktober:
von 8.00 bis 18.00 Uhr
Vom 1. November bis 31.
März: von 8.00 bis 17.00 Uhr
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Ab Hauptbahnhof:
Bus Nr. 30 Richtung Badischer
Bahnhof, Haltestelle Spalentor
Tram Nr. 2, 8, 10 oder 11 bis
Haltestelle Bankverein, umsteigen
auf Tram Nr. 3 Richtung
Burgfelden Grenze, Haltestelle
Spalentor
Mit dem Auto
Beim Botanischen Garten sind
keine Parkplätze vorhanden
(das City-Parking ist 7 Minuten
zu Fuss entfernt).
È Behindertenfreundlichkeit
Garten und Gewächshäuser
sind in weiten Teilen für Behinderte
zugänglich. Es sind keine
behindertengerechten Toiletten
vorhanden.
u Essen und Trinken
Im Innern des Gartens sind keine
Verpflegungsmöglichkeiten
vorhanden. Die Stadt mit ihren
Geschäften und Restaurants ist
ganz in der Nähe.
Gewächshäuser
Das ganze Jahr von 9.00 bis
17.00 Uhr
v Anreise
Zu Fuss
Ca. 20 Minuten ab Bahnhof
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Botanische Gärten der Schweiz
O Sprache
Alle Informationen sind in
Deutsch gehalten.
J Was Kindern gefällt
- Das Tropenhaus mit den
bunten Vögeln
- Das elegante Victoria-Haus
mit seinem sphärischen Wasserbecken
- Fleischfressende Pflanzen
✎ Schulklassen
Der Garten arbeitet mit dem
Verein Grüne Schule Basel
(http://www.grueneschulebasel.
ch) zusammen. Biologiestudenten
mit einer pädagogischen
Ausbildung begleiten
die Schulklassen (zu einem
moderaten Preis).
A Angebote
Das Programm beinhaltet
neben Ausstellungen und
Veranstaltungen auch andere
Anlässe. Einige finden
mehrfach statt, andere sind
einmalig wie zum Beispiel
die «UniNacht», die 2004 von
Studenten der Universität Basel
organisiert wurde (Kino, Musik,
Bar und botanische Darstellungen
von verschiedenen
Ethnien).
Kostenlose Feierabendführungen
laden die Teilnehmer
dazu ein, den Garten
zu entdecken. Sie finden am
späteren Nachmittag statt und
dauern etwas mehr als eine
Stunde. Auf Voranmeldung
wird diese Dienstleistung auch
privat angeboten. Die Teilnehmerzahl
ist allerdings auf 25
beschränkt. Private Führungen
sind kostenpflichtig.
Gegen Ende Mai (oder Anfang
Juni) finden sich zahlreiche
Besucher im Garten zusammen,
um die nächtlichen Blüten der
Königin der Nacht (Selenicereus
grandiflorus) zu bewundern.
Diese Kaktusart öffnet ihre
riesigen, duftenden Blütenkronen
innerhalb weniger Stunden.
Der Garten nimmt jeweils zu
Jahresbeginn an der Museumsnacht
teil.
Die Miete eines Gewächshauses
oder eines Teils des Gartens
ermöglicht eine Zusammenkunft
im Grünen (Feste und
andere Anlässe).
Der Garten verfügt weder über
ein Herbarium noch über
eine Bibliothek.
Zivildienstleistende werden
hier gerne beschäftigt. Der
Garten ist nicht dafür eingerichtet,
Gärtner auszubilden.
Praktikumsstellen können
im Sommer vergeben werden.
Y Partnerorganisation
Verein Botanischer Garten
beim Spalentor
G Sehenswürdigkeiten
Das mittelalterliche Spalentor
Der öffentliche Park Petersplatz
(der älteste der Stadt)
Die zahlreichen Basler Museen
Der Botanische Garten der Universität Basel (BS)
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Botanische Gärten der Schweiz
Brüglingen
Fast ein edles Landschlösschen
Er ist riesig und modern. Die Sammlungen von
Brüglingen sind äusserst reizvoll
Der Vorhang hebt sich. Strassen, Wohnsiedlungen … die
städtische Umgebung bleibt hinter uns zurück, der Blick
öffnet sich auf eine ländliche Gegend. Es ist, als trete man in
eine andere Welt ein. Ein wirklich hübscher Flecken: mehr
als dreizehn Hektaren Grünfläche, stattliche Bäume, sanfte
Hügel. Die Gebäude im Brüglinger Garten erinnern an einen
Pachtbetrieb, der Merian-Park selbst wirkt wie ein adliger
Gutsherr. Schnell noch den Strohhut aufgesetzt, einen
Grashalm zwischen die Lippen gesteckt – und auf geht’s zur
Besichtigung der Anlage!
Nicht zu fassen, was es da alles zu entdecken gibt! Der Garten
ist sehr modern und präsentiert seine Sammlung auf
völlig neuartige Weise. Durch das Labyrinth zum Beispiel
gehen die Besucher mit einer Topfpflanze in der Hand. An
jedem Kreuzungspunkt sind Fragen über die mitgetragene
Pflanze angebracht, und die Antworten weisen einen nach
links oder rechts Dieses Labyrinth möchte die Aufmerksamkeit
des Besuchers auf die Details einer Pflanze lenken. Man
soll vom Kleinen aufs grosse Ganze schliessen, um so die
ausserordentliche Vielfalt der Pflanzenwelt zu entdecken.
Der Garten lebt vor allem von seinen Pflanzensammlungen.
Von Mitte bis Ende Mai blühen hier eintausendfünfhundert
Bartiris-Sorten. Mehr als vierhundertfünfzig Arten von
Farbhügel
Oben: Arzneipflanzengarten;
unten: Die Villa Merian im
Winter
Der Merian-Park von Brüglingen (BS)
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