Lebe und sei frei – Sei was Du Bist!
Ein junger, noch unreifer Adler begegnet nach einer
langen Gefangenschaft in einer „scheinbar“ glücklichen,
luxeriösen Welt, einem weisen Adler-Opa. Von da an
verändert sich sein Leben vollkommen. Lebenswerte wie
„Freiheit“, höhere Liebe, Frieden, ewiges Glück
bestimmen fortan sein Leben.
Lebe und sei frei
Er folgt seinem „inneren Ruf“, das ihn wahres Glück,
wahre innere Freiheit und die höhere Liebe erfahren
lässt. Das „beflügelt“ den jungen Adler im wahrsten Sinne
und lässt ihn „aufsteigen“ zu sich selbst.
Er entwickelt „Weitsicht“ und „Klarheit“ in Bezug auf das
materielle, irdische und vergängliche Leben und er
entwickelt immer mehr die unvergänglichen
Lebenswerte wie ewiges Glück, innere Freiheit und
unvergängliche Liebe.
Lassen Sie sich von diesem jungen Adler inspirieren und
gleiten Sie über das Alltagsbewusstsein hinaus in
ungeahnte Höhen Ihres Daseins.
Ich wünsche Ihnen Inspiration und Anregung beim Lesen
dieser Adler-Geschichte mit völlig neuen Erkenntnissen
für Ihr Leben.
Sei was Du Bist!
Der Sinn unseres Lebens...
Sei ein Adler...
Viel Spaß beim Lesen!
Cordula Kießling
Cordula Kießling
Vorwort:
Ich empfehle, das Buch an einem stillen, abgeschiedenen Platz
völlig ungestört und in Ruhe mehrmals zu lesen. Es kommt darauf
an, die im Alltagsbewusstsein verborgenen Wahrheiten und
Inspirationen hintergrundartig zu durchdenken und mit den eigenen
Erfahrungen zu vergleichen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Tieferes Verstehen des Lebens kann zur Inspiration führen und neue
Motivationen wecken.
Von Herzen –
in Liebe Cordula
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Sei ein Adler und fühle Dich frei …
Es war ein klarer, sonniger Morgen im Mai, als fünf stämmige Jäger,
schwer bewaffnet, durch einen Gebirgswald streiften. Der Boden war
noch matschig und schlammig vom reichlichem Regen der Vortage.
Die Jäger kamen nur mühsam voran und teilweise steckten sie bis
zu den Knien im matschigem Schlamm. All diese
Unannehmlichkeiten ließen Sie nicht abhalten, weiter nach einem
schönen Geschenk Ausschau zu halten zum Geburtstag Ihres Herrn
König. Der König liebte außergewöhnliche Geschenke. Das
schönste Geschenk möchte er mit fünf Goldbarren belohnen. Die
Jäger liefen weiter durch Geröll und Felsen, der Schweiß perlte
Ihnen von der Stirn, die Gesichter waren hochrot und die Haare
klebten durch den Schweiß an Ihrer Stirn fest. Die Wege waren
schmal und nur schwer begehbar, doch das alles hielt die Jäger nicht
davon ab weiter voran zu schreiten. Links vom Weg ein tiefer
Abgrund und nur ein unvorsichtiger Schritt würde das Leben kosten.
Doch sie waren Helden und scheuten die Gefahr nicht. Jedes Risiko
war Ihnen Recht, um den besten Eindruck beim König zu
hinterlassen und viel Geld dafür zu bekommen. Die majestätischen
Berggipfel rund um sie herum wirkten geheimnisvoll und zugleich
irgendwie vertraut.
Das Schreien eines jungen Adlers in der klaren Vormittagssonne
erweckte die Aufmerksamkeit der Jäger. Sie zuckten Ihre Waffen und
schlichen ganz leise weiter voran in Richtung des schreienden
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Adlers. Ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein hämisches
lächeln. Sie wussten ganz genau, dass dies das außergewöhnlichste
Geschenk für Ihren Herrn König wäre. So schlichen Sie leise und
wortlos weiter, bis Sie an einem Felsvorsprung einen Adler-Horst
sichteten. Sie entdeckten einen jungen Adler, der ganz allein in dem
Horst verweilte und verzweifelt nach seinen Eltern rief. Doch die
Eltern des jungen Adlers waren nirgendwo zu sehen. Aus Ihren
Rucksäcken holten die Jäger schnell ein Netz heraus, das sie über
den jungen Adler stülpten. Jetzt schrie er noch lauter und zerbiss das
Netz mit seinem Schnabel. Die Jäger warfen immer mehr Netze auf
ihn, so dass er keine Chance mehr hatte zu entrinnen. Die Jäger
feierten den Sieg über den Adler, indem Sie mehrere Flaschen Wisky
kippten. Sie wussten, dass Ihnen ein großer Geldgewinn winkte.
Vergnügt und ausgelassen trampelten sie, mit dem schreienden
Adler in den Netzen, zurück ins Tal zum Palast des Königs.
Im Palast angekommen, setzten sie den jungen Adler in ein Käfig.
Der junge Adler war sehr traurig und hatte zerzauste Federn durch
den verbitterten Kampf um seine Freiheit in den Netzen. Dennoch
stand er aufrecht und majestätisch im Käfig und schaute
sehnsuchtsvoll in die weite Ferne durch das nächste Fenster.
Am nächsten Tag, die Sonne stand schon hoch am Himmel, hatte
der König Geburtstag und die Jäger brachten mit Stolz und
Überzeugung dem König den jungen Adler als Geschenk an seinen
Thron. Der König, der seinen 80. Geburtstag feierte, war sichtlich
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überrascht und freute sich sehr über dieses außergewöhnliche
Geschenk. Er belohnt die Jäger mit den fünf Goldbarren für das
schönste Geschenk, das er heute bekam und die Jäger liefen
glücklich und zufrieden davon.
Der junge Adler wirkte auf den König, trotz Käfig, so souverän und
majestätisch, dass ihn der alte König spontan liebte und innig in sein
Herz schloss.
Er sprach zum jungen Adler:
„Du bist der schönste Vogel, den ich je gesehen habe. Ich werde
dich selber versorgen, ohne meine groben Diener und die Jäger
dürfen dich nicht mehr sehen. Du bekommst auch sofort einen
goldenen Käfig, der in der Morgensonne glänzt wie deine Augen.“
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Weil der König schon lange seine Gattin verloren hatte und seine
Kinder schon große Prinzen waren und ihre eigenen Ländereien
verwalteten, saß er den ganzen Tag vor dem Adler-Käfig und brachte
dem jungen Adler die besten Leckerbissen, die er in der Palastküche
finden konnte. Der Koch musste Überstunden machen und die
besten Menüs kochen, nur für den jungen Adler.
Der große, goldene Käfig bestand aus vier Gitterstäben und hatte
nur wenige Querleisten, damit der junge Adler besser
herausschauen konnte. Die vier Gitterstäbe liefen oben am Dach des
Käfigs schwungvoll zueinander und wurden von einem Ring
zusammengehalten, der vom Inneren des Käfigs aus nicht gesehen
werden konnte.
Woche für Woche hatte der König den jungen Adler sehr gut gefüttert
und brachte ihm höchstpersönlich immer wieder excellente
Leckerbissen, die er von besten Köchen seiner Palastküche kochen
ließ.
Je mehr der Adler fraß, desto öfter ging sein Blick zum Boden des
Käfigs und umso seltener schaute er sehnsuchtsvoll über die
Baumwipfel des Palastparks in die weite Ferne.
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Jede Nacht träumte der
Adler, wie er jung,
schlank und leicht und
nahezu schwerelos
über die hohen Gipfel
des Himalaya-Gebirges
im sommerlichen,
warmen Aufwind sich
weit über die Wolken
und die Berggipfel in die ungehinderten Strahlen der Morgensonne
tragen ließ. Wenn er morgens aufwachte, rollten zwei dicke Tränen
am Schnabel vorbei in sein Halsgefieder. Danach kam der König mit
exellenten, delikaten Speisen, die sein Koch in Nachtarbeit
zubereitete für den jungen Adler des Königs. Nach dem Verzehr
dieser delikaten Leckerbissen streckte er seine kleine, schmale
Zunge aus dem offenen Schnabel und spürte einen langen,
angenehmen Nachgeschmack im Gaumen und vergaß so seinen
wunderschönen Traum bis zur nächsten Nacht.
Der König, sein Name war Finsterwalde, saß tief versunken,
stundenlang vor dem goldenen Käfig des Adlers und beobachtete
jeder seiner Bewegungen und Gesten. Voller Entsetzen bemerkte er,
dass sein geliebter Adler gar nicht mehr so überlegen und
majestätisch wirkte, oft auf den sandigen Käfigboden starrte. Seine,
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vor Wochen noch tief glänzenden Augen waren matt und
nichtssagend, dass er seine Bewunderung für den schönen Adler
verlor. Er konnte nicht verstehen, dass der Adler mit seiner so über
fürsorglichen Pflege, mit den besten Luxusartikeln, was er ihm bot,
so traurig und gelangweilt wirkte. Er wurde zornig auf den jungen
Adler und beschimpfte ihn. Er schrie ihn an und sagte: „Eigentlich
müsstest Du überglücklich sein, einen solchen Luxus genießen zu
dürfen“. Niemand kann Dir mehr bieten, als ich es Dir bieten kann.
Vom jungen Adler kam keine Reaktion, gelangweilt saß er auf einer
Stange im Käfig und schaute weiterhin auf den sandigen Boden. Der
König wurde nachdenklich, sein faltiges Gesicht erhellte sich, ein
leichtes Lächeln trat auf seine Lippen. Er rief alle seine Diener und
ließ alle Fenster von den Dienern in seinem Palast schließen, so
dass der Adler den ganzen Tag in allen Gemächern des Königs
umherfliegen konnte und somit fliegen lernen konnte.
Abends glaubte der König zu beobachten, dass sein junger Adler
seine souveräne Haltung fast wieder gewonnen hatte. Dann ging
auch der König glücklich schlafen und träumte, dass er das Reich an
seine Söhne verteilt und seine Tage in der Einsamkeit einer
Berghütte an der Schneegrenze verbringt.
Am nächsten Tag dachte der König, wie schön es doch wäre, wenn
er mit dem jungen Adler sprechen könnte und wenn er mir erzählen
könnte, ob ihm meine Leckerbissen schmecken und ob ihm der freie
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Flug in seinen Gemächern Freude bereitet. Denn mittlerweile hatte
er den jungen Adler so tief in sein Herz geschlossen, dass es ihm
plötzlich sehr von Bedeutung war, dass er sich wirklich bei ihm wohl
fühle. Um seine spontane Idee zu verwirklichen, ließ er die besten
Gelehrten, Sprachlehrer, Zoologen, einen Falkner und einige
Papageienzüchter kommen und gab ihnen den Auftrag, die
Adlersprache zu erforschen. Die Spezialisten des Königs kamen
sehr ins Schwitzen und waren viele Wochen tätig.
Nach sieben Wochen hatte der älteste von Ihnen Teile der
Adlersprache geknackt und lehrte sie dem König. Jetzt konnte sich
der König mit dem jungen Adler unterhalten. Die sprachlichen
Möglichkeiten waren zwar sehr knapp, doch der König war begeistert
und liebte seinen jungen Adler jetzt noch mehr.
Der Adler begriff, was im Herzen des Königs vor sich ging. Doch
inzwischen wurde ihm trotz der Leckerbissen und allem weltlichen
Luxus klar, dass er seine Freiheit mehr liebte, und dass er gerne für
die Freiheit alle Leckerbissen und allen Luxus, den er beim König
genoss, aufgeben würde. Ihm wurde sonnenklar, dass auf Dauer der
König ihn so nicht umschmeicheln könnte.
Nachts im Traum kam dem Adler die Lösung …
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Am nächsten Morgen, die Sonnenstrahlen erhellten das Käfig des
jungen Adlers, sagte der Adler zum König: „Du lieber König, Du
könntest mir einen Herzenswunsch erfüllen!“
Der König antwortete: „Ja, gerne, was immer Du möchtest, mein
allerliebster Freund.“ Der junge Adler krächzte: „Was ich möchte, ist
für dich einfacher auszuführen, als es anfangs aussieht. Ich möchte
meinen Eltern in den Bergen die Botschaft überbringen, dass ich
noch lebe, dass es mir gut geht und dass ich die besten
Leckerbissen im ganzen Land bekomme und von Dir, lieber König,
persönlich umsorgt und geliebt werde. Die Botschaft muss aber in
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der Sprache der Hochgebirgs-Adler überbracht werden und diese
haben deine Gelehrten noch nicht geknackt. Du kannst sie aber
leicht auswendig lernen. Verstehen wirst Du sie nicht. Du musst die
Hochgebirgs-Sprache genau im Ton und im Wortlaut nachmachen.
Ich lehre Dich das jetzt und Du musst es eine Zeit lang üben, damit
Du es richtig nachsprechen kannst.“ Der König sagte: „Gerne, mein
allerbester Freund, wir beginnen sofort zu üben.“
Nach einer Woche konnte der König die Botschaft mit der Sprache
der Hochgebirgs-Adler perfekt in Ton und Wortlaut nachahmen.
Deshalb ließ er sich nun eines schönen morgens von seinen Jägern
mit der Sänfte ins Hochgebirge hinauf tragen, wo viele Adler ihr
Zuhause hatten, sowie auch die Eltern vom Adler des Königs.
Die Jäger trampelten wieder durch schmale Gebirgspfade und
suchten genau den Ort auf, wo sie damals den jungen Adler für den
König gefangen hatten. Die Luft war klar, es wehte ein frischer Wind.
Viele Adler gleiteten hoch über den Berggipfeln und genossen in
vollen Zügen ihre Freiheit. Der König stieg von der Sänfte herunter
und schrie laut die Botschaft seines Adlers den herumgleitenden
Adlern zu. Nach Wahrnehmung dieser Töne und Wortlaute, hielten
die Adler inne und setzten sich alle zusammen auf einen
Felsvorsprung. Der König freute sich, denn sie hatten die Sprache
verstanden.
Plötzlich geschah etwas Furchtbares. Alle Adler fielen vom
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Felsvorsprung herunter, tot auf den Boden, nahe des Königs.
Der König erschrak und dachte natürlich sogleich, er hätte etwas
falsch gesprochen. Doch er war sich sicher, dass er den Ton, sowie
den Wortlaut genau so wiedergegeben hatte, wie er es von seinem
Adler-Freund gelernt hatte. Verunsichert und nachdenklich ließ er
sich, nahe den Tränen, von seinen Jägern zurückbringen und wusste
nicht, wie er es seinem besten Adler-Freund sagen sollte, was
soeben passiert war. Mittlerweile hatte er den jungen Adler so lieb
und ihn ganz tief in sein Herz geschlossen. Er ist ein wahrer Freund
für ihn geworden, mit dem er sich über die schönen Dinge des
Lebens unterhalten konnte. Schweren Herzens ging er zu seinem
Adler, setzte sich vor seinen goldenen Käfig, war betrübt und traurig
und erzählte ihm, was passiert war, nach Überbringung seiner
Botschaft. Er beteuerte ihm, dass er es garantiert alles so
ausgesprochen hatte, wie er es ihn gelehrt hatte.
Ebenso plötzlich und unerwartet fiel auch, der noch eben stolz und
majestätisch stehende Adler-Freund von seiner Stange, auf der er
saß, herunter auf den sandigen Käfig-Boden.
Der König erschrak und musste feststellen, dass auch er tot war. Er
weinte, es kullerten ihm die Tränen herunter, da er den Adler so tief
ins Herz geschlossen hatte und alles für ihn getan hatte und
weiterhin getan hätte. Fast alles ...
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Dann nahm er seinen geliebten Adler vom Käfig heraus, entfernte
den goldenen Kettenring an seinem Fuß und legte ihn auf eine
vergoldete Schale, die rundherum mit den schönsten Blumen
geschmückt war. Als der König den Adler mit der Schale nach
draußen ins Freie trug, um ihn würdevoll zu beerdigen, regte sich
dieser plötzlich und flog schnell weg von der goldenen Platte aufs
Dach.
Der König traute seinen Augen nicht und sagte:
„Lieber Adler-Freund, ist das der Dank, dass Du mir jetzt davon
fliegst, obwohl ich Dich so liebevoll und gut versorgt habe, Dir immer
die besten Leckerbissen gebracht habe, ein goldenes, luxeriöses
Käfig anfertigen ließ und Dir freien Flug in meinen Gemächern
gestattete?“
Der Adler krächzte:
„Lieber König, es schmeckt nichts besser, als die Freiheit. Du kannst
mir noch so viele äußere Bequemlichkeiten bieten, doch diese
werden mich innerlich n i e zufrieden stellen können. Deine
besitzergreifende Liebe legte mich im wahrsten Sinne der Worte in
Ketten, in goldene Ketten. Ich bedanke mich aber trotzdem bei Dir,
lieber König, da ich durch dieses Erleben um eine große Erfahrung
reicher wurde und den Wert der Freiheit nun doppelt schätze.
Ade, lieber König, ich fliege nun zu meinen Eltern zurück ins Hoch-
Gebirge, in meine Heimat, in der ich frei sein kann....
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Sei ein Adler und fühle Dich frei …
Nach einem langen Flug in Richtung Heimat sieht der Adler nach
drei Jahren Gefangenschaft beim König seine Eltern wieder. Er
genoss das wunderschöne Panorama, dass sich ihm bot, umgeben
von riesigen schneebedeckten Bergen. Er war frei, so frei. Eine noch
nie wahrgenommene Freude durchflutete ihn, eine tiefe innere Ruhe
und Stille umgab ihn. Er fühlte sich wie neu geboren, EINS mit den
Elementen der Natur. Er war einfach überglücklich.
Völlig erschöpft, da er ja das Fliegen gar nicht mehr gewohnt war,
kam er bei seinen Eltern an. Nach einer freudigen Begrüßung und
vielen Tränen erzählte er seinen Eltern, was er in den drei Jahren
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Abwesenheit erlebt hatte und auch gelernt hatte.
Er erkannte, dass die Freiheit tausendmal wichtiger ist, als alle
Leckerbissen dieser Welt – goldenes Käfig, gutes Essen, luxeriöse
Käfigausstattung u.s.w….Durch diese Lebens-Erfahrung wurde er
jetzt viel vorsichtiger. Sobald sich Menschen ihm näherten, flog er
sogleich ganz hoch in die Lüfte, je höher, desto besser, damit diese
Menschen keine Chance hatte, ihn ein zweites mal zu ergreifen.
Doch der Adler musste noch vieles mehr lernen – nämlich die
Menschen auch hintergründig mehr zu durchschauen. Durch die
innere Losgelöstheit gelang ihm das immer besser.
Eines Tages, es war ein wunderschöner Sonntagmorgen, der
Himmel azurblau, keine Wolke trübte das Himmelszelt, als der Adler
mit seinen Adler-Freunden hoch in den Lüften schwebte und die
Freiheit in vollen Zügen genoss, sah er ganz hoch oben auf einem
Gipfel einen alten Adler-Opa regungslos stehen auf einem Bein.
Er wurde sehr neugierig und flog zu diesem Gipfel und landete direkt
links neben dem Adler-Opa. Der junge Adler fragte den Adler-Opa:
„Was machst Du da? Warum sitzt Du so regungslos hier herum?“
Zunächst reagierte er nicht, doch dann öffnete er ein Auge und
schielte nach links, um den Störenfried zu betrachten.
Dann sprach der Adler-Opa:
„Mein junger Freund, hast Du schon einmal etwas über Meditation,
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Stille, Gebet und innerer Freiheit gehört?“
Als der junge Adler „innere Freiheit“ hörte, horchte er auf.
Er sagte: „Was ist innere Freiheit und wie erreiche ich sie?
Ich bin doch frei, weil ich jeden Tag Tun und Lassen kann, was ich
will, nach freier Zeiteinteilung. Ich kann auch mit meinen Freunden
etwas unternehmen, wann immer ich möchte!“
Der junge Adler erzählte daraufhin dem Adler-Opa sein Erlebnis
beim König. Interessiert hörte der Adler-Opa ihm zu, da er wusste,
dass der junge Adler dringend mit jemandem darüber sprechen
musste.
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Der Adler-Opa sagte:
„Mein junger Freund, die innere Freiheit ist noch viel, viel schöner
und beglückender, als die äußere Freiheit, die Du derzeit lebst und
genießt. Die äußere Freiheit ist jedoch eine bessere Voraussetzung
zur Erlangung der inneren Freiheit und umgekehrt.“
Nun wurde der junge Adler neugierig und war sehr überrascht, dass
es eine noch tiefere Freiheit geben soll, als die, die er jetzt gerade in
vollen Zügen genießt. Interessiert hörte er dem Adler-Opa nun zu.
Seine Freunde waren mittlerweile schon nach Hause geflogen zu
ihrer Familie. Es dämmerte bereits. Die Sonne im glühenden
Abendrot verschwand gerade hinter einem Bergwipfel. Die Luft war
noch schwül, kein Blatt bewegte sich. Eine tolle, harmonische
Stimmung – der junge Adler fühlte sich kräftig und gestärkt.
Der Adler-Opa fragte den jungen Adler nach seinen Namen.
Er sagte: „Ich weiß es nicht. Ich bin bald nach meiner Geburt von
gierigen Jägern aus dem Nest geklaut worden.“
Der Adler-Opa sagte: „Dann nenne ich Dich einfach
„Flying Sun Light“. Der Adler freute sich über diesen
außergewöhnlichen Namen.
Also, erklärte der Adler-Opa nun:
„Wenn Du dich täglich in Stille, Meditation und Gebet versenkst, wirst
Du eine innere Kraft in Dir wahrnehmen, die Du noch nie zuvor
wahrgenommen hast. Diese Kraft von „innen“ wird Dir über alle
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Probleme in deinem Leben mit Leichtigkeit hinweghelfen.
Du kannst damit sogar anderen Menschen, die in Nöten sind und
nach Hilfe schreien, helfen. Dadurch wirst Du innerlich selbst
erhoben werden. Du musst jedoch wachsam sein und
Unterscheidungsvermögen entwickeln, das heißt, Du musst
erkennen, ob Dir irgendetwas nur weltliche Vorteile bringt z.B. deine
Leckerbissen beim König und das goldene Käfig oder ob es Freuden
sind, die Dich innerlich beglücken und erheben und Dich deinem
wahren, inneren Selbst, wie z.B. durch Rückzug in die Stille,
Meditation, Gebet, Erkenntnisse über dein wahres, inneres SEIN und
Bewusstwerdung was wahre, innere Freiheit ist, näher bringen.
Um dieses jedoch entdecken und wahrnehmen zu können, bedarf es
eines scharfen Unterscheidungsvermögens und
Bewusstseinserweiterung durch stille Momente, Gebete, Meditation
u.a. und das Leben der wahren, höheren LIEBE.
Doch dies, Flying Sun Light, ist alles nicht ganz so einfach, für
alltägliche Flachland-Adler. Doch Du scheinst mir eine Ausnahme zu
sein, weil Du durch deine Gefangenschaft gelernt hast, wie kostbar
Freiheit sein kann.
Du musst versuchen, die goldene Mitte in deinem Leben zu finden,
denn die Mitte allen Seins ist dein wahres Selbst….auch Gott
genannt, doch darüber werde ich Dir später noch erzählen. Alles was
Du tust, tue es „mit ganzem Herzen“, sei völlig konzentriert in allem
was Du tust. Lebe in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, dann kannst
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Du die Ewigkeit in Dir, das kosmische Bewusstsein in Dir erfahren.
Beginne mit dem Rückzug in die Stille, mit Meditation und Gebet,
dann wirst Du mich schon besser verstehen können, weil Du dich
dadurch innerlich verwandeln wirst……
Denn nur Worte ohne Taten führen nicht zum gewünschten Ziel….
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