20 Jahre BauWerkStadt Architekten Bonn - Passgenaue Lösungen
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
Jubiläumsbuch "Passgenaue Lösungen" für das 20-jährige Bestehen des Architekturbüros BauWerkStadt Architekten in Bonn mit Projektbeispielen und Interviews mit David Kasparek.
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DER
DOPPELTE
DACHSTUHL
Schloss Birlinghoven
Umbau und Sanierung des Dachstuhls
Fertigstellung: 2015
Projektgröße:
BGF: 886 m 2
Adresse:
Konrad-Adenauer-Straße
53754 St. Augustin
Fotos: Constantin Meyer
Text: FH
Der Umbau des Dachgeschosses von Schloss Birlinghoven hielt eine Überraschung parat: Neben dem Dachstuhl
aus starkem Eichenholz kam noch eine zweite Konstruktion aus Stahl zum Vorschein, die sich in den
auffällig dicken Bürotrennwänden, die in den 1980er-Jahren eingebaut worden waren, verborgen gehalten
hatte. Beide Dachkonstruktionen sind Originale aus der Bauzeit des Schlosses, das 1901 bis 1903 nach Entwürfen
von Edward Crones und nach dem Vorbild britischer Herrenhäuser errichtet wurde.
Das Schloss zeigt zwei sehr unterschiedliche Seiten. Die Straßenseite mit dem Haupteingang wirkt wie
ein mehrfach umgebautes Landschloss in drei Teilen: links die Kapelle, rechts ein Seitenflügel mit großem
Fachwerkgiebel und dazwischen ein dreigeschossiger Mittelbau mit hohem Dach. Als Material dominiert der
unverputzte, rote Backstein, aus ihm bestehen auch die drei unregelmäßig in die Fassade gesetzten, sechseckigen
Zinnentürme und die hoch aus der Dachlandschaft ragenden Kamine. Die Gartenseite zeigt sich
dagegen streng symmetrisch: Über einer barocken Terrassen- und Treppenanlage steht ein backsteinerner
Mittelbau mit hohem Dach und zwei Seitenflügeln, die in ebenfalls sechseckigen, aber hell verputzten Türmen
enden, die statt von Zinnen von Ziergeländern bekrönt sind. Im Innern bietet das Schloss vor allem drei große
Säle, die heute hauptsächlich für Veranstaltungen und Konferenzen des Fraunhofer-Instituts genutzt werden,
das seit 1968 neben dem Schloss eine der größten Forschungseinrichtungen für Informatik und Mathematik
in Deutschland betreibt. Der größte der drei Säle liegt genau in der Mitte, die beiden Dachstühle tragen das
Dach über ihm: das Eichenholz stemmt das hoch aufragende Dach in die Höhe, die Stahlkonstruktion hängt
am Holz und trägt alleine die Decke des knapp zehn Meter hohen, stützenfreien großen Saals.
Bei der Dachrestaurierung sollte die Büroetage im laufenden Betrieb komplett saniert werden. Historische
Bauteile sollten bewahrt, die Raumaufteilung teilweise beibehalten und möglichst viel Licht und Helligkeit in
das tiefe, dunkle Dach gebracht werden. Nach der Entdeckung des historischen Tragwerks wurde entschieden,
dieses möglichst sichtbar zu lassen – die Bauherrin wollte die Bürostruktur aus Einzel- und Doppelbüros
beibehalten, gleichzeitig aber auch für mehr Transparenz sorgen. So bekamen die neuen Trennwände
Fensterscheiben aus Verbundsicherheitsglas, die als Maßanfertigungen genau in die Tragwerkszwischenräume
eingepasst wurden. Ein Tischler baute neue Außenfenster mit Dreifachverglasung exakt nach dem
historischen Vorbild. Über der Etage liegt ein hoher Dachboden, über den kein Licht in das Geschoss geholt
werden durfte, daher erhielten die Korridordecken LED-Lichtfelder, die Tageslicht gleichwertig simulieren. Das
Resultat dieser Eingriffe ist eine überraschend helle Arbeitsetage mit einer freundlichen Atmosphäre in einem
historischen Dachstuhl, dessen Geschichte überall deutlich präsent ist.
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