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Die Schreie der Fledermäuse DDR-Literatur nach 1961 Von Jörg B ...

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Offizielle <strong>DDR</strong>-<strong>Literatur</strong> als literarischer Ausdruck einer sozialistischen<br />

Gesellschaftsordnung<br />

So ergibt sich abschließend ein höchst wi<strong>der</strong>sprüchliches Bild: <strong>Die</strong> offizielle <strong>DDR</strong>-<strong>Literatur</strong><br />

hielt nicht, was sie versprach, nämlich literarischer Ausdruck einer sozialistischen<br />

Gesellschaftsordnung zu sein, die es schließlich bis 1989 nirgendwo zwischen Rennsteig und<br />

Rostock gegeben hatte; die inoffizielle <strong>DDR</strong>-<strong>Literatur</strong> im westdeutschen Exil durfte ihre<br />

Leser nicht erreichen o<strong>der</strong> erst dann, als das düstere Kapitel <strong>DDR</strong> von <strong>der</strong> Geschichte<br />

abgeschlossen war. Schönstes Beispiel eines zu spät gekommenen Buches ist Werner<br />

Bräunigs <strong>nach</strong>gelassener Roman „Rummelplatz“ (2007), <strong>der</strong> uns vorführt, was <strong>DDR</strong>-<strong>Literatur</strong><br />

hätte sein können, jenseits aller Verheißungen.<br />

Was diese <strong>Literatur</strong> hätte leisten können, hat Günter Kunert, damals schon ausgereist, in<br />

seinem Essay „<strong>Die</strong> <strong>Schreie</strong> <strong>der</strong> Fle<strong>der</strong>mäuse“ (1979) beschrieben. Fle<strong>der</strong>mäuse stoßen zur<br />

Orientierung <strong>Schreie</strong> aus, die <strong>der</strong> Mensch nicht hört. Hierin sind sich Fle<strong>der</strong>mäuse und<br />

Schriftsteller ähnlich: „Nimmt man ihnen die Stimme, finden sie keinen Weg mehr; überall<br />

anstoßend und gegen Wände fahrend fallen sie tot zu Boden. Ohne sie nimmt, was sonst sie<br />

vertilgen, überhand und großen Aufschwung: das Ungeziefer.“<br />

<strong>Jörg</strong> B. Bilke | Germanist | Coburg

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