STARK!STROM 19
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Ausgabe #19 Feb-März 2021
DRAGONY TRIBULATION
BLACKROCX FASHION
TRANSATLANTIC
FACELIFT I.Q. ´69
engerl und...
© Anne C. Swallow
© Tim Tronckoe
...bengerl
Unter!Strom
2021
Liebe Leser,
wir ersparen uns hier die Neues-Jahr!-Phrasen ebenso
wie das C-Thema und
bedanken uns stattdessen bei euch
für die große Beteiligung an unserer Weihnachtsverlosung,
Auszüge aus eurer überwältigenden
Strom-Post finden sich in der Heftmitte,
sowie das stark!e Feedback auf den ersten
„88.6 Stark!Strom Backstage“-Podcast!
Auch in der zweiten Episode lädt das „dynamische Duo“ -
Radio 88.6 Moderatorin Niki & unsere Redakteurin
Claudia - gemeinsam mit Chefredakteur Mike und
illustren Gästen (Robert „Backstage Party“ Fröwein) zu
einer unterhaltsamen Reise durch die weite Welt der
Strom-Musik, nachzuhören auf www.radio886.at und
auf allen Podcast Plattformen.
Darüber hinaus haben wir 2021 noch mehr vor,
freut euch schon mal auf „Stromeo und Julia“
(by William Stark!bier, Prost),
jetzt aber viel Spaß mit unserer 19. Ausgabe,
Andi Appel, Herausgeber
stark!
und gratis:
Mit Niki, Mike und Claudia
hobt´s es a Podcast-Gaudi a!
Unser Mag liegt in vielen Clubs und
Stores gratis auf (eine Liste findet ihr
unter www.starkstrom.live), wird euch
aber auch gerne ins Haus geschickt
(+ Versandspesen), bei Interesse einfach
Mail an strom@starkstrom.live
Laut und finster: stark!strom auf insta!
Instagram/starkstrom_magazin
Stark!strom auch im sozialen netz
Facebook/StarkStromMag
© Jan Gorfer
THE PRETTY RECKLESS
DEATH BY ROCK AND ROLL
12.02.2021
Rock & Roll ist eine Religion! Das ist die klare
Botschaft des neuen Meisterwerks der Band
um Gossip Girl Star Taylor Momsen. Mit Gastauftritten
von Tom Morello (Rage Against The
Machine/Audioslave), Matt Cameron (Soundgarden/Pearl
Jam) & Kim Thayil (Soundgarden).
TRIBULATION
WHERE THE GLOOM BECOMES SOUND
29.01.2021
Mit „Where The Gloom Becomes Sound“
liefern uns Tribulation ein weiteres Meisterwerk,
welches durch den Mix aus Heavy & Death Metal,
Hard Rock und schwedischer Folklore an
Originalität und Eigenständigkeit kaum
zu übertreffen ist.
Erhältlich als
Ltd. CD Digipak,
Gatefold 2 LP
& CD (verschiedene
Farben),
Standard CD
Jewelcase &
digitales Album.
Unter anderem
erhältlich als
Ltd. Deluxe 2LP
Artbook, Ltd.
CD Mediabook,
LP im Widespine
Sleeve und
digitales Album.
www.CENTURYMEDIA.com
Strom-Symphonien
Fünf Tage und ein Königreich
Es ist ein sehr starkes Album geworden, ausgeglichener
als seine Vorgänger. Das liegt auch an
der langen Pause, die wir uns bewusst genommen
haben. Unser Leben bestand aus Aufnehmen
und Touren, Aufnehmen und Touren. Wir entwickelten
über die Jahre eine stetige
Müdigkeit und es war an der Zeit,
aus diesem Hamsterrad auszusteigen,
die Batterien neu aufzuladen.
Hätten wir dies nicht gemacht und
„Omega“ ohne Break aufgenommen,
würde es anders klingen… die
Qualität hätte enorm darunter gelitten.
Wie war das Feeling, einander nach dieser langen
Pause wieder persönlich zu sehen?
Generell reden Menschen ungern über den Tod.
In anderen Kulturen ist der Tod kein Ende, sondern
eine Art Übergang. Bei uns herrscht dieses
Gefühl vom endgültigen Ende nach dem Leben,
und dieses Gefühl schürt oft Angst.
Aber ich finde, wir sind nicht
Besitzer unseres Körpers. Wir
haben dort nur unser Zuhause.
Wir sind Avatare, die dann weiterziehen.
Eine Essenz, die weit
über den Körper hinausgeht.
Das alles sage ich nicht als eine Art Linderung der
Angst vor dem Tod. Für mich ist das die Wahrheit.
Und diese Thematik wollte ich unbedingt auf
dem Album bearbeiten.
„Das wäre ein großer Schritt
für die Menschheit“
Die gemeinsame Tour mit APOCALYPTICA wurde erneut verschoben und macht erst
am 11. Jänner 2022 in Wien Station. Aber immerhin darf die Fangemeinde das
erste Studioalbum der niederländischen Symphonic Metal-Institution seit knapp
fünf Jahren bejubeln: „Omega“ (Nuclear Blast) erscheint am 26. Februar,
was nicht nur Bandgründer Mark Jansen (Gitarre und Growls) sehr freut:
© Tim Tronckoe
Das mag klischeehaft klingen, doch wir fühlten
uns wie neugeboren. Ganz ehrlich. Und ich
wiederhole mich gerne: Die neuen
Songs, das Album, das ganze
Projekt hätte ohne diese Pause
extrem gelitten.
Stattdessen freuen wir uns über
ein sehr gelungenes Werk, in dessen
Zentrum der dritte Teil der
„Kingdom Of Heaven“-„Saga“
steht…
„Kingdom Of Heaven“ beschäftigt
sich mit Spiritualität und
Wissenschaft. Das sind natürlich
zwei Gegensätze. Doch wir versuchen,
diese beiden Elemente zu
kombinieren und zusammenzubringen.
Dies wäre ein großer Schritt für die
Menschheit. Als Quelle für manche Passagen der
Song-Lyrics dienten alte spirituelle Schriften,
aber auch Nahtoderfahrungen. Ein hochinteressantes
Thema. Sehr viele Leute hielten ihre
Erlebnisse in Büchern fest oder erzählten in
Dokumentationen davon. Ich bin von diesen
beschriebenen Erlebnissen extrem fasziniert.
Menschen erlebten einzigartige Dinge während
solcher Nahtoderfahrungen.
Ich fände es wichtig, dass sich die Wissenschaft
damit mehr beschäftigt. Vielleicht
hat das ja auch ein wenig mit der
Angst vor dem Tod zu tun, die in der
westlichen Welt eine große Rolle
spielt. Dabei ist genau dieses Thema
so spannend - das „Dazwischen“.
Was folgt nach diesem Leben?
Dieses „Dazwischen“ stellt generell ein großes Thema
auf „Omega“ dar, woher kommt die Faszination?
Noch dazu musikalisch sehr ansprechend. Wie lief
das Songwriting ab, wie war es, das erste Mal auch
tatsächlich als Band gemeinsam
nach längerer Zeit ein Album zu
kreieren?
Nun, es war nicht meine Idee
und ich gestehe, dass ich auch
etwas Respekt davor hatte, weil
wir das schon lange nicht mehr
so gemacht hatten. Aber es hat
richtig super funktioniert, viel
besser als ich es erwartet hätte.
Wir waren fünf Tage zusammen
am selben Ort (Wahnsinn,
Andi) und das war perfekt.
Nicht zu kurz, nicht zu lange.
Für das nächste Album planen
wir schon jetzt, zwei Sessions
mit je fünf Tagen abzuhalten, weil wir gemeinsam
so viel Spaß hatten.
Und die Songs waren viel schneller geschrieben
als allein zuhause. Zumal wir so auch gleich
Dinge ausprobieren konnten, die wir sonst vielleicht
gar nicht erst versucht hätten. Kurz gesagt,
„Omega“ ist noch viel mehr ein echtes Band-
Album als alle unsere Platten davor.
Sehr schön. Was genau beeinflusst eigentlich dein
persönliches Songwriting, und auf welche Art?
Es geht darum, die eigene Inspiration
fließen lassen zu können.
Dazu versuche ich, mir ein entspanntes
Setting zu schaffen,
was natürlich nicht immer und
überall gleich gut klappt. Aber
mit Zwang geht ohnehin nichts, du kannst nicht
auf Knopfdruck kreativ sein. Oft habe ich in den
verrücktesten Momenten tolle Inspirationen
„Wir sind Avatare,
die dann weiterziehen“
4 5
Strom-Symphonien
und Ideen, weshalb ich sogar
im Flugzeug immer meinen
Laptop bei mir habe und mitten
im Flieger zu komponieren
beginne…
Da kommt die Inspiration dann
quasi wie im Flug. Wie weit beeinflusst
deine Stimmung den
Prozess, schreibt es sich besser,
wenn du gut gelaunt oder so richtig
schlecht drauf bist?
Schöne Frage, aber für mich
gilt beides gleichermaßen.
Bin ich eher negativ gestimmt,
werden die Songs mitunter
sehr emotional, und wenn ich
happy bin, entstehen naturgemäß
eher fröhlichere und positivere Tracks.
Wobei ich mich unabhängig von der Ausgangs-
Gefühlslage nach dem Schreiben immer sehr
gut fühle. Da ist Musik tatsächlich so etwas wie
eine Therapie für mich.
Eine sehr erfolgreiche noch dazu. Was mich dabei
beeindruckt: Euch gelingt das Kunststück, euren
Signature Sound von Album zu Album zu erweitern -
und dennoch immer zu 100% nach EPICA zu klingen.
Gibt es überhaupt Elemente, die
deiner Meinung nach gar nicht
in euer Repertoire passen?
Danke für das Kompliment.
Was die Frage betrifft: Never
say never! Ich glaube, dass
vieles aus verschiedensten
Genres zu EPICA passen könnte… was aber
nicht heißt, dass wir das auch machen würden.
Einen Song mit Hip Hop-Parts etwa hat
es bei uns noch nie gegeben. Und wird es vermutlich
auch nicht, obwohl ich manche Hip
Hop-Sachen durchaus mag.
Du hast die Band vor bald zwei Dekaden gegründet,
das Line-up ist seit neun Jahren stabil. Was bedeutet
das für dich?
Ich bin sehr stolz darauf. So lange zusammen zu
sein, ist heutzutage nicht unbedingt selbstverständlich.
Mein Background als Psychologe ist da
sicher auch hilfreich. Das Wichtigste ist, dass du
eine Atmosphäre kreierst, in der jeder und jede
immer alles sagen kann. Und die haben wir bei
EPICA. Wenn es mal Probleme gibt, werden sie
„Mein Background
als Psychologe
ist da sicher hilfreich“
ausgesprochen und wir finden
eine Lösung, bei der jeder zum
Schluss wieder happy ist.
Weniger happy sind wir alle mit
der aktuellen Konzert-Situation,
auch eure Tour musste verschoben
werden. Bei welchem eurer
neuen Songs kannst du es am wenigsten
erwarten, ihn endlich live
zu spielen?
Ganz klar „Kingdom of Heaven“.
Ich habe das Lied mittlerweile
rund hundertmal gespielt, um
es in den Fingern zu haben. Es
stellt mit seinem Aufbau und
der Dynamik auch eine ziemliche
Challenge dar... Aber ich
kann es echt nicht mehr erwarten, diesen Song
endlich live zu spielen.
Wir freuen uns auch schon sehr drauf. Wie steht es
eigentlich um deine persönlichen Erinnerungen an
Shows in Österreich?
Wir hatten am Anfang gar nicht so viele Fans
hier, bei den ersten Gigs mochte uns das österreichische
Publikum noch nicht so - oder hat
es zumindest gut verheimlicht
(lacht). Aber mit der Zeit wuchs
die Fan-Schar, die Venues wurden
größer, die Stimmung
besser und mittlerweile geht
es hier echt voll ab. So eine
Entwicklung freut einen klarerweise.
Besonders gern erinnere ich mich an unseren
Auftritt beim „Metal On The Hill“-Festival am
Grazer Schlossberg. Eine wunderbare, einzigartige
Location mit sehr speziellem Feeling. Ich bin
aber auch privat viel in Österreich unterwegs, oft
mit dem Fahrrad. Ihr habt tolle Berge, großartige
Architektur und viel Kultur. Das alles mag ich
sehr und daher freue ich mich schon mächtig
auf meinen nächsten Besuch.
Wir uns auch, danke fürs Interview und Gratulation
zum neuen Album, das der werten Leserschaft hiermit
nochmal ausdrücklich empfohlen sei!
www.epica.nl , www.facebook.com/epica
Patrick
© Tim Tronckoe
23.10.21 - Szene Wien
1 9 / 1 1 / 2 1
A R E N A W I E N
L I V E : E P I C A + A P O C A L Y P T I C A 1 1 . 0 1 . 2 0 2 2 – W i e n , G a s o m e t e r
6
Strom-schlag
Strom-Himmel
Tschakka!
Du schaffst es!
9.1.: Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören.
Um 10 Uhr die „letzte“ geraucht.
13.1.: Viel getrunken, aber keine geraucht.
Bin schon stolz auf mich!
22.1.: Hatte heute viel Schleim. Nehme an, das hat mit dem Abgewöhnen zu tun.
26.1.: Meine Raucherkarriere scheint schon sehr weit entfernt.
6.2.: Fühle mich optimal. 29 Tage rauchfrei! Denke, diesmal klappt es!
29.3.: 80 Tage ohne Tschick. Der Kaffee schmeckt jetzt auch wieder nach Kaffee.
30.4.: Arzt meint, Cholesterin zu hoch. Immer noch keine geraucht.
16.6.: Schädelweh. Sollte evtl. auch weniger saufen. 159 Tage ohne Rauch!
18.8.: Tag 222! Runde ins Escape, Pi und ViperRoom. Super betrunken.
17.9.: Mambo Kurt im Chelsea. Bin aber zuhause geblieben. 252 Tage rauchlos.
8.11.: 303 Tage!!! Bin nach dem Squashen jetzt endlich nicht mehr komplett tot.
17.12.: Trotz „Anlass“ (Katze gestorben…) keine geraucht.
9.1.: Yay! Ein Jahr ohne Tschick! Ich glaub, es läuft! Beste Entscheidung!
Das war 2007. Seitdem sind 14 Jahre vergangen. Oder 5.110 Tage. Oder 102.200 (!) nicht gerauchte Tschick.
Erzählt mir also bitte nicht, dass „es nicht geht“! Es geht. Sogar ohne Neujahrsvorsatz - ich habe aufgehört,
weil mir plötzlich gegraust hat vor den Dingern, das Datum war reiner Zufall. Und ja, die Dinger sind
grauslich. Und unnötig. Und man schaut belämmert aus beim Rauchen. Und überhaupt. Es gibt kein
Argument FÜR das Rauchen (und jeder, der jetzt wieder grad nach welchen sucht: NEIN, es gibt keine!).
Es gibt nichts, was so unsexy ist wie eine Zigarette, und wer glaubt „das gehöre ja zum Rock’n’Roll“ der
glaubt auch an den Sasquatch. Glaubt mir - ihr schafft das! Man muss es nur wollen!
Vielleicht wird 2021 ja DEIN Jahr ohne Tschick?
[Anm.: Die Kommentare beruhen auf meinen tatsächlichen Tagebucheinträgen der jeweiligen
Tage! Ich habe davor 18 Jahre geraucht. Aufzuhören war die beste Entscheidung
meines Lebens.]
Viel Schall & wenig Rauch für 2021 wünscht euch euer
Mike, Stark!Strom Chefredakteur
STAY SAFE, KEEP ROCKIN‘!
WE WILL BE BACK!
www.viper-room.at
© Mike Seidinger
THE PRETTY
RECKLESS
Kein Mitglied im Club
Zahlenspiele sind eine gängige Methode der
Selbstmythologisierung bei Rockbands. So haben
THE PRETTY RECKLESS den 12.02.2021 wohl nicht ganz
zufällig für ihr Comeback nach vier Jahren gewählt.
Im Vergleich zum funklastigen Vorgänger „Who You
Selling For“ ist ihr viertes Album „Death By Rock And
Roll“ (Century Media) - das erste ohne Produzent und
Songschreiber Kato Khandwala, der tragischerweise
2018 an den Folgen eines Motorradunfalles verstarb
- düster und „back to the roots“ ausgefallen und bietet
folglich neben Partykrachern in typischer TPR-Manier
(„Death By Rock And Roll“, „And So It Went“), auch ruhige
Folk- und Country-Songs („Got So High“, „Harley
Darling“).
Man merkt dem gut eingespieltem Team förmlich an,
dass sich hier vier Musikbegeisterte getroffen haben,
die aus ihrer Liebe zum Classic- und Psychedelic Rock
kein Geheimnis machen wollen und durch etliche
Zitate zelebrieren. In der American Pie-liken Ballade
„Rock And Roll Heaven“ erzählt die quirlige Sängerin
Taylor Momsen, wie sie die Plattensammlung ihres
Vaters durchstöberte und in Berührung mit den
Säulenheiligen des berüchtigten „Club 27“ - „…Jimi,
Janis and Morrison…“ - aber auch mit den BEATLES
und PINK FLOYD kam.
Die Folgen dieser Begegnung hört man etwa in der
treibenden Mitsinghymne „And So It Went“, die
mit Gaststar Tom Morello an der Gitarre so klingt,
als würden RAGE AGAINST THE MACHINE „Another
Brick In The Wall“ interpretieren. Als weitere Gäste
konnten Matt Cameron (PEARL JAM, SOUNDGARDEN)
und Kim Thayil (SOUNDGARDEN) gewonnen werden,
was nicht nur das Namedropping, sondern auch den
Abwechslungsreichtum erhöht.
Runde Sache also - bleibt nur zu hoffen, dass die jetzt
27-jährige Momsen das verflixteste Jahr im Rock´n´Roll
überlebt und ihr eine Mitgliedschaft im Club 27 verwehrt
bleibt.
Gino
www.deathbyrockandroll.com ,
www.facebook.com/theprettyreckless
© Andrew Lipsovsky
Land am Strome
„Mære“ passt in vielen Aspekten in diese seltsame
Zeit, Virus, Angst, Quarantäne. Dabei entstand die
Platte größtenteils schon vor der Pandemie...
Stimmt. Das Album war eigentlich schon während
des ersten Lockdowns fertig aufgenommen.
Die Vocals für die letzten Songs haben wir
direkt vor unserer letzten Russland-Baltikum-
Tour Ende Januar 2020 eingesungen. Deshalb
hatte Corona noch recht wenig Einfluss auf
das Werk selbst, jedoch klarerweise auf die
Veröffentlichung und andere Pläne, der Release-
Termin wurde von September ´20 auf Jänner
2021 verschoben.
Inhaltlich mehr mit der Quarantäne auseinandergesetzt
habe ich mich mit meiner anderen
Band KARG, deren „Resilienz EP“ genau in dieser
Songs To Say Goodbye
Der Nachtmahr:
eine sich auf die Brust setzende Kreatur,
die beklemmende und erdrückende Angst beim Betroffenen hervorruft.
So beschreibt Sänger J.J. das auf dem Cover des fünften
HARAKIRI FOR THE SKY-Albums „Mære“ (AOP Records) veredelte Wesen,
das natürlich auch inhaltlich eine große Rolle in den überwiegend
autobiografisch gehaltenen Lyrics des neuen Meisterwerks innehat.
Musikalisch bleibt das österreichische Duo seinem originären Sound
weitgehend treu, entwickelte den spannenden Post-Black Metal-ArtRock-
Mix in feinen Nuancen weiter. Die zehn Songs inkl. intensivem PLACEBO-
Cover jagen einem einen kalten Schauer nach den anderen über den
Rücken, die allesamt gelungenen Gastbeiträge runden ein großes Ganzes
ab, zu dem man Multiinstrumentalist M.S. und unserem Interviewpartner
J.J. nur gratulieren kann.
Zeit erarbeitet wurde und auch diese Thematik
behandelt.
Und das sehr eindrucksvoll. Doch auch die titelgebende
Kreatur des HARAKIRI FOR THE SKY-Albums
erscheint, beabsichtigt oder nicht, äußerst passend
für die Situation…
Natürlich. Da die Texte überwiegend autobiografisch
sind, ist der Titel auf alle Fälle sehr passend,
weil diese Geschichten wie ein Nachtmahr
nachts auf meiner Brust sitzen und mich davon
abhalten zu schlafen. Diese beklemmende, erdrückende
Angst passt auch zur Situation.
Unabhängig von Covid: Wenn ihr an neuen Songs
feilt, arbeitest du da mit M.S. auch räumlich zusammen,
oder ist da jeder für sich?
© Anne C. Swallow
Das ist bei uns immer schon separat abgelaufen.
M.S. ist für das Musikalische zuständig, während
ich mich um die Texte und den
Gesang kümmere. Klar besprechen
wir unsere Ansätze mit dem jeweils
anderen, normalerweise werden
wir uns aber schnell einig.
Wie funktioniert das mit euren Gastmusikern?
Auf „Mære“ sind etwa
Neige von ALCEST und die ebenfalls
aus Frankreich stammende Sängerin
Audrey Sylvain sowie „the voice of “ GAEREA zu
vernehmen, an den Drums gibt´s ein Wiederhören
mit Kerim „Krimh“ Lechner.
Auch das funktioniert eigentlich in Corona-
Zeiten nicht anders als sonst. Man erarbeitet
gemeinsam ein Konzept und der Gast kümmert
sich schließlich um die Ausführung. Das läuft
alles ziemlich easy ab heutzutage, man schickt
einfach die jeweiligen Spuren
hin und her.
Wird dabei dem jeweiligen Sänger
oder Musiker ein bereits fertiger
Track vorgelegt und er oder sie muss
„nur“ noch den vorab ausgewählten
Teil beisteuern, oder verläuft
die Zusammenarbeit enger und
detaillierter?
Das ist unterschiedlich. Wichtig
ist, dass sich jeder auf seine Art
persönlich einbringt. Meist sucht
sich der jeweilige Gastsänger seine
Lieblingsstrophen aus. Lediglich wenn mir
gewisse Phrasen zu persönlich sind, lenke ich
ein und verweise auf andere Zeilen des Songs.
Nach eurer fantastischen „Mad World“-
Coverversion nehmt ihr euch auch diesmal wieder
einer Fremdkomposition an, nämlich „Song To Say
Goodbye“ von PLACEBO. Nach welchen Kriterien
wählt ihr diese Lieder?
Wir hatten mit HFTS von Beginn
an das Konzept, wenn wir
Coverversionen für Bonustracks
oder Ähnliches erarbeiten, dann
muss es ein genrefremdes Stück
sein, bevorzugt Indie Rock oder
Grunge.
PLACEBO ist eine von Matthias´
Lieblingsbands und auch ich feier´ sie ziemlich.
Mit „Song To Say Goodbye“ verbinde ich
die Zeit vor und nach meiner Matura, die viel
mit Aufbruch verbunden war. Deshalb ist mir
dieses Lied sehr wichtig. Auch thematisch und
„Ich bin auf der Bühne derselbe
Typ, der ich auch sonst bin“
„Lediglich wenn mir gewisse
Phrasen zu persönlich sind,
lenke ich ein“
textlich, finde ich, passt es ausgezeichnet zu
HARAKIRI FOR THE SKY.
Definitiv. Wenn wir schon dabei
sind, welche Alben würdest du als
die fünf einflussreichsten für dich
bezeichnen?
MODERN LIFE IS WAR - Witness
LANTLOS - .neon
FALL OF EFRAFA - Elil
IF THESE TREES COULD TALK -
Above The Earth, Below The Sky
NYKTALGIA - Nyktalgia
Schöne Liste. Ein wichtiger Einfluss für euch
war und ist die Natur, inwiefern beeinflusst die
Umgebung dein Schreiben?
Sehr stark natürlich. Ich mag aber auch die Stadt
und finde, dass beide Facetten ihren Reiz haben.
Jeder, der mich kennt, weiß,
dass ich zwar viel Zeit in Wien
verbringe, es mich jedoch regelmäßig
zurück in die Berge zieht,
wo ich ja auch aufgewachsen bin.
Beide Seiten liefern enorm viel
Inspiration, da sie wie das Leben
sehr vielseitig sind und immer
neue Reize liefern.
Dies trifft auch auf eure Live-
Auftritte zu. Ich hatte die Ehre, bei
einem eurer Club-Gigs im Wiener
Escape dabei zu sein. Auf der Bühne
haltet ihr es ja eher simpel, baut dabei
aber eine unglaubliche Atmosphäre auf. Wie
viel Überlegung oder Aufwand steckt da dahinter?
Also ich überlege mir zu den Auftritten eigentlich
recht wenig, ich mache das mehr aus dem
Bauch heraus. Ich bin auf der Bühne derselbe
Typ, der ich auch sonst bin, ich ziehe mir nicht
mal was anderes an.
Deshalb, glaube ich, sind unsere
Shows eher reduziert, auch wenn
wir uns schon über Lichttechnik
und den ganzen Schnickschnack
Gedanken machen. Damit habe
ich aber recht wenig zu tun. Ich
denke aber, dass es genau diese
Simplizität ist, die eine Band authentisch
und somit interessant
macht.
www.facebook.com/HarakiriForTheSky
www.aoprecords.de
Anna
10 11
Strom-Prinzen
CSI: Mayerling
Kaiser Franz Joseph wird zum Cyberpunk, Kronprinz Rudolf findet seine Faszination in der schwarzen Magie.
Die Wiener Power Metaller DRAGONY erzählen auf ihrem neuen Album „Viribus Unitis“ (Napalm) den Niedergang der
Habsburger auf ihre eigene Art und Weise. Mit epischen Sounds, komplexen Arrangements und einem
spannenden lyrischen Mix aus historischen Fakten und viel Ironie. Wir baten Sänger Sigi zur Audienz:
© Dominik Izaquiel Tomé
Danke. Das war uns auch wichtig, im Song „AEIOU“
etwa gibt es diesen Dialog der beiden, auf dem
Georg die Gast-Vocals beisteuert. Wobei Rudolf bei
uns ja seinen Suizid-Versuch überlebt, real war er
da schon verstorben, das Lied ist sozusagen in der
Altnernate-Timeline anzusiedeln. Der Track „Love
You To Death“ behandelt zuvor diese Selbstmord-
Szene am Schloss Mayerling…Es ist
das Melancholische, dass diesen
Song ausmacht, von daher passt das
schon zu Rudolf.
Welchen Status nehmen Persön lichkeiten
wie Tesla und Houdini ein? Diese
Figuren haben am Album mal größere,
mal kleinere Rollen inne.
Sie stehen zum Teil für das Ketzerische und
Diabolische. Uns war klar, dass wir diese Thematik
unbedingt in die Welt von DRAGONY verfrachten
wollen, dabei auch ein wenig in die Fantasy eintauchen.
Deswegen auch Tesla, der tolle wissenschaftliche
Erkenntnisse schuf, aber bei uns noch
viel verrücktere Sachen erfindet.
Houdini bildet einen Gegenpol zu Rudolf, der sich
in unserer Geschichte mit schwarzer Magie beschäftigt.
Während sich Houdini als weißer Magier
präsentiert und versucht, Rudolf in den Griff zu
bekommen, bevor dieser ganz dumme Sachen
macht. Das klappt aber zum Schluss nicht und…
all hell breaks loose.
Wie war es, sich in diese Figuren hineinzuversetzen?
„Während Houdini
versucht, Rudolf in den
Griff zu bekommen“
floor“. Einen weiteren persönlichen Favoriten
stellt „Golden Dawn“ dar, weil der einfach zu 100%
nach DRAGONY klingt.
Könntest du dir vorstellen, „Viribus Unitis“ als Ganzes
live zu präsentieren?
Das wäre sicher sehr cool, aber ich
finde, man müsste das dann noch
mehr ausweiten. Es sind ja zehn
Songs. Da würden mir noch drei bis
vier weitere einfallen, die dazwischen
reingehören, um die Charaktere noch
prägnanter zu zeichnen. Da wäre
zum Beispiel ein Song drin, der mehr
Sissi fokussiert oder ein anderer, der
noch mehr auf Tesla und Houdini eingeht. Aber
insgesamt wäre eine ganze Bühneninszenierung
auf jeden Fall eine spannende Überlegung.
Aktuell wärst du wahrscheinlich schon sehr froh, überhaupt
mal wieder live zu spielen.
Oh ja. Es ist an der Zeit. Für 19. Februar haben wir
eine Release-Party in der Szene Wien angedacht.
Mal sehen, ob das klappt. Wir wären auch für einige
tolle Festivals gebucht heuer, etwa für das
Metal Frenzy in Deutschland oder das Rock Castle
in Tschechien. Und am 1. Oktober ist eine Wien-
Show mit VISIONS OF ATLANTIS geplant. Wir sind
gespannt, was und wie und ob das alles was wird.
Crossing the fingers, dass es klappt!
Fingers crossed. Viribus Unitis!
Woher kommt dieses Faible für KFJ und die Habsburger
und wieso gleich ein ganzes Album drüber?
Die Idee entstand auf der „70.000 Tons Of Metal“-
Reise. Am Abend vor der Show nahmen wir das
eine oder andere Kaltgetränk zu uns, das vielleicht
auch nicht ganz alkoholfrei war. Da
haben wir über Album-Konzepte philosophiert
und irgendwann meinte
unser Bassist Herbert, wir könnten
Kaiser Franz Joseph auf Steampunk
machen und ihn „Cyberpunk Joseph“
nennen. Ich sagte zu ihm: „Das klingt
bescheuert, aber das klingt auch nach
DRAGONY“.
Letztendlich gefiel uns das so gut, dass ich später
die ganze pseudo-historisch-alternate-Reality-
Steampunk-Version der Habsburger zu Papier
brachte. Musicals wie „Elisabeth“ oder die „Sissi“-
Filme haben auch über historische Personen freier
erzählt… wobei es bei uns etwas viel freier wird
(lacht). Wir werden jetzt nicht wie SERENITY und
SABATON zur Geschichtsband.
„Das klingt bescheuert,
aber das klingt auch
nach DRAGONY“
Dafür sind Musiker genannter Bands als Gäste dabei.
Was uns sehr freut! Darum passt ja auch der alte
Kaiserspruch „Viribus Unitis“ (übersetzt etwa
„Mit vereinten Kräften“, Anm.) super als Albumtitel.
Tommy Johansson von SABATON kenne ich
noch aus meiner Zeit bei VISIONS OF
ATLANTIS, er steuerte schon auf unserem
letzten Album „Masters Of The
Multiverse“ ein Solo bei.
Und mit dem Georg Neuhauser von
SERENITY war eine Collab mehr als
überfällig, wir sind seit über zehn
Jahren befreundet. Als unsere Bands
das erste Mal zusammen live spielten, hießen wir
noch nicht mal DRAGONY. Außerdem hat sich das
jetzt auch thematisch besonders angeboten für
Georg, den alten Geschichtsprofessor…
Und er haucht der Geschichte natürlich zusätzliches
Leben ein. Generell habt ihr die emotionale Komponente,
etwa die historischen Spannungen zwischen Vater
Franz Joseph und Sohn Rudolf, sehr gut hinbekommen…
Ein großer Spaß! Wir hatten ja schon bei unserem
ersten Album ein Rock-Opern-Konzept, kreierten
dabei aber eine komplette Fantasy Story. Dieses
Mal griffen wir auf historische Personen zurück,
was für mich als Textschreiber ein sehr interessanter
Aspekt war. Die Charaktere mussten wir
nicht erfinden, die waren schon vorhanden. Ich
habe dann sehr viel recherchiert, wie die in echt
drauf waren. Insgesamt ein sehr schöner Prozess.
Fällt es dir ob des Konzeptes des Albums schwieriger
als sonst, einen persönlichen Lieblingssong zu nennen?
Definitiv. Trotzdem würde ich als Anspieltipp mal
„Gods Of War“ nennen, das geht eher schnörkellos
nach vorne und wird nicht zufällig als Single samt
Videoclip präsentiert. Wir haben aber auch komplexere
Nummern auf der Scheibe, einige haben diesen
„modernen“ Power Metal- Anstrich, „Legends
Never Die“ etwa würde ich allen POWERWOLF-Fans
empfehlen, der geht auch ordentlich „four to the
www.dragony.net
www.facebook.com/officialdragony
Patrick
LIVE: DRAGONY + MORTAL STRIKE + NIGHTMARCHER - 19.02.2021 - Szene Wien
12 13
Düster-Strom
Dieses große Puzzle namens Leben
Zeitgleich mit diesem Heft erscheint am 29. Jänner das neue
TRIBULATION-Album „Where The Gloom Becomes Sound”
(Century Media). Das letzte mit Gitarrist Jonathan Hultén,
der die Band überraschend im Dezember verlassen hatte –
was bei unserem Interview mit Bassist/Sänger Johannes
Andersson aber kein Thema sein sollte:
© Century Media
Womit wir wieder beim neuen Album wären. Auch auf
„Where The Gloom Becomes Sound” greift ihr mit dem
Track „Inanna“ wieder diesen starken, düsteren, weiblichen
Archetyp auf, der sich durch eure Alben zieht…
In unserer Welt ist es cool, über weibliche Götter,
Wesen oder Geister zu singen. Andere Bands beschäftigen
sich vielleicht mehr mit männlichen
Dämonen, aber das finden wir nicht so spannend.
Wir sind dort natürlich auch gelandet,
weil wir so aussehen, wie wir aussehen
und so denken, wie wir denken. Wenn
man sich stark feminin präsentiert,
weg von diesen Macho- Dingen will,
dann kommt das raus. Wir sehen nicht
ein, warum wir über Kriege oder starke
männliche Figuren singen sollten, wie
andere Bands das machen.
Neben diesen femininen Elementen spielt auch der
Jugendstil bei euch eine Rolle. Der leicht makabre Unterton
und die oberflächliche Einfachheit, die, wenn man aber
genau hinschaut, viele versteckte Details preisgibt.
Auch das inspiriert uns sehr, ja. Im Allgemeinen mögen
wir das „Jetzt" nicht so. Das 19. Jahrhundert zum
Beispiel war viel cooler. Es ist schwierig, irgendwelche
Themen, Visuals oder Bühnenbilder aus dem 21.
Jahrhundert zu übernehmen, wenn du versteht, was
ich meine. Hip-Hop etwa ist sehr im Hier und Jetzt, mit
aktuellen Trends und politischer Kritik, was sehr cool
ist. Aber bei TRIBULATION gehen wir lieber zurück. Die
alte Architektur, die Kleidung, der Stil. Das zieht uns
„Das 19. Jahrhundert
war viel cooler“
an, wirkt irgendwie mysteriöser. Die Welt scheint ein
bisschen interessanter gewesen zu sein.
Dennoch wollen wir zum Ende dieses schönen Interviews
„zurück in die Zukunft“ kehren, wie wird sich jene für
euch gestalten?
Naja, die Welt ist im Moment so, wie sie ist… Schwierig,
irgendetwas vorherzusagen. Aber man darf nicht
aufhören, zu planen. Im Moment konzentrieren
wir uns sehr auf das neue
Album, Promotion, Interviews, Fotos,
Videos. Die für Frühling geplante Tour
wurde in den Herbst verlegt, aber auch
daran hege ich große Zweifel. Wichtig
wären die Festivals im Sommer. Wie auch
immer das funktionieren mag. Aber
ich fürchte, ein weiteres Jahr ohne Festivals wäre ein
Todesstoß für viele davon.
Abgesehen davon gibt es nicht viel, was man machen
kann. Klar haben wir auch über Live-Streams
gesprochen, aber ich persönlich mag die eher nicht
so… Ansonsten beobachten wir gespannt, wie sich
die Sache mit den Impfungen entwickelt und hoffen
das Beste.
Wir auch. Danke für deine Zeit und alles Gute!
www.tribulation.se
www.facebook.com/TribulationSweden
Anna
Hey Johannes, wie geht's dir heute?
Ganz gut, danke. Ich bin nur ein bisschen müde vom
Wochenende. Wir haben am Samstag einen Videoclip
zur Single „Hour Of The Wolf“ gedreht und es war kalt.
Sehr kalt! Mich friert noch immer…
Sound drauf, haha, ich weiß nicht, wo der herkommt.
Aber diese Veränderung ist genau das, was uns antreibt,
uns weitermachen lässt. Es wäre einfach zu langweilig
für uns, etwa immer nur den gleichen Death Metal zu
spielen. Dann hätten wir wohl schon lange aufgehört,
das wäre traurig.
radio886.at
Der brandneue
Rock & Metal-Podcast
Dieses Feeling passt aber gut zum neuen Album und zu
dessen Veröffentlichung im Jänner. Ich habe mich schon
gefragt, ob ihr eure Termine absichtlich so legt und immer
dann was Neues raushaut, wenn es überall düster
und grau ist…
Haha, darüber hab' ich noch nie nachgedacht.
Aber ich glaube, es ist die „Schuld"
des Labels. Die Leute dort sagen, dass es
eine gute Zeit ist, Alben herauszubringen.
Keine coole Antwort, ich weiß (lacht).
Vielleicht wäre auch Halloween ein gutes
Release Date für ein TRIBULATION
Album. Anderseits: „Everyday Is Halloween“, wie TYPE
O NEGATIVE so schön gesagt haben.
Unabhängig vom VÖ Termin finde ich das Album sehr gelungen,
eine schöne Weiterentwicklung. Bei eurem letzten
Wien-Konzert (ja, sowas gab's einmal...) interviewte euch
mein Kollege Gabriel und dabei habt ihr unter anderem
darüber diskutiert, wie der Goth-Sound in eure Musik
kam, ohne dass ihr es geplant habt...
Zunächst danke für dein Lob fürs Album, freut mich.
Und tatsächlich ist diesmal sogar noch mehr Goth-
„Man wird damit alt“
Definitiv. Aber inwiefern verändert sich nicht nur euer
Style im Lauf der Zeit, sondern auch das Gefühl, in der
Band zu sein? Das Touren, Produzieren, Bandleben… ihr
seid ja doch schon eine Weile dabei.
Das ist eine schöne, aber auch schwierige
Frage. Ich meine, wir sind mittlerweile
fast die Hälfte unseres Lebens in einer
Band. TRIBULATION ist ein riesiger,
sehr wichtiger Teil dieses Lebens. Man
wird damit alt. Man muss viele andere
Sachen zurückstecken, andere Bereiche
einschränken, für TRIBULATION immer
zur Verfügung stehen.
Gab es auch schon Zeiten, in denen du dachtest: Nein, ich
will das nicht, ich will zuhause sein?
Natürlich. Aber Dinge verändern sich im Lauf der Zeit.
Es passieren immer wieder neue Sachen in diesem
großen Puzzle namens Leben. Es wird nicht einfacher,
nur weil man älter wird. Aber wir haben nicht
vor, aufzugeben. Wir machen einfach weiter, ohne
großen Plan. Wir spielen Musik, weil wir es mögen,
Musik zu spielen.
14
Stark!e Mode
BLACKROCX FASHION
Tschocherl in Not!
Mit seinem eigenen Rock-Modelabel BLACKROCX
FASHION hat sich der Niederösterreicher Walter L. Mlcak
einen Kindheitstraum erfüllt. Ich bat den sympathischen
Heavy-Fan zum Gespräch über Krisen, Masken und das
Shoppingverhalten alter Metaller.
Alle Fotos © Mike Seidinger
Walter, erzähl doch mal selber kurz, was BLACKROCX ist.
Das Ganze entstand aus einem Kindheitstraum, wuchs
irgendwann zu einer Idee und daraus wurde dieses
kleine Fashion-Label. Die Motive werden alle von mir
entworfen, auch Marketing und Werbung laufen über
meinen Tisch. Seit September 2020 starten wir jetzt
wieder durch und erhalten viel Feedback, was mich
sehr freut. Und wir haben einen starken Partner, der
die Sachen produziert. So kann ich mich aufs Kreative
konzentrieren und das ist für mich das Wichtigste.
Du sagst, du hast die Sache wieder reaktiviert. Warum hast
du BLACKROCX irgendwann deaktiviert?
Das war ein reines Zeitproblem, mein
Partner hat sein System damals umgestellt
und ich hätte von Grund auf alles
neu machen müssen. Daraufhin hab ich
es „einschlafen“ lassen und mir gedacht,
dass ich wieder durchstarte, wenn die
Zeit mal passt. Die Designideen waren
alle schon in meinem Kopf und die habe
ich jetzt auch umgesetzt.
Wann hast du ursprünglich begonnen?
Vor vier Jahren. Das war eine Art Testballon. Es brauchte
halt alles mehr Zeit, als ich damals hatte. Jetzt, mit
Pandemie und Kurzarbeit, war dann auch mehr Zeit
da. Man konnte sonst ja eh nicht viel machen…
Und die Leute bestellen auch mehr.
aus der Biker-Szene und somit ist es irgendwo eine
Kombination aus diesen beiden Welten.
Tja, in Wiener Neustadt, wo wir beide groß geworden
sind, war ja auch damals in den Achtzigern der einzige
Shop, wo man Metal-Shirts bekam, „Harry’s Biker Store“…
Genau, haha! Da hast du dir die Lederkutte gekauft und
gleich das passende Shirt dazu, METALLICA, KREATOR,
DESTRUCTION, die Basics halt.
Du hast auch eine Motivserie „Metal Is My Religion“, das
ist eh auch genreübergreifend, aber was geht bei den
Händlern letztendlich besser weg? Bandspezifisches oder
halt so „Allgemeingültiges“?
Ich würde sagen, es ist ein Mix. Wenn du
„….um den Leuten das
etwa nur reine Black Metal-Motive anbietest,
ist die Szene zu klein. Es gibt auch
Problem wieder ins
zum Beispiel das Unter-Label „Blacx“, wo
Bewusstsein zu rufen“ es ein paar eigene Kreationen gibt mit
Zombies, Totenschädeln oder Vampiren.
Ich bin damit aufgewachsen und mache
solche Motive sehr gerne. Und ich habe
etwas, das unabhängig von Bands oder sonstigen
Marken funktioniert.
Merkst du einen krisenbedingten Unterschied in den
Verkäufen im Vergleich zu deinem ersten Versuch damals?
Kann ich schwer beurteilen. Ich habe schon mehr
Zuspruch als vor vier Jahren, aber der ganze Online-
Handel ist ja in diesen Jahren immer weiter gewach
sen. Die Leute bestellen heute generell mehr, weil
es einfacher ist. Das ganze Kaufverhalten hat sich
verändert. Die digitale Welt hat auch bei uns alten
Metallern Einzug gehalten!
Und wer nicht mit der Zeit geht, geht bekanntlich mit der
Zeit. Jetzt hast du im Sortiment nicht nur die üblichen
Shirts und Hoodies, sondern auch Kaffeetassen, Taschen,
Bettwäsche und Hauben. Was verkauft sich denn am
besten von dem Zeug?
Immer noch das klassische T-Shirt. Hoodies eigentlich
auch. Und tagesaktuell natürlich Gesichtsmasken,
die gehen momentan wie die Hölle! Es gibt zwar
leider keine Packages mit Shirt und
Maske, aber die Motive sind unsere eigenen
und unterscheiden sich von der
„Konkurrenz“.
Schenkst du dann zum Beispiel zu Weihnachten
auch gerne mal deine eigenen
Sachen in der Familie herum?
Haha, meine Lebensgefährtin und
ich haben eh schon fast nur noch unsere eigenen
Kollektionen an. Jetzt kommen bald wieder neue
Motive, und ich lauf in der ganzen Kurzarbeit zuhause
immer nur in Blackrocx herum…
Du hast eine schöne Schiene im Angebot: Support your
local Beisl, Wiaschtla, Wirtn oder Tschocherl. Es ist dir
also durchaus auch ein Anliegen, die lokalen Betriebe
zu unterstützen?
„Ich habe etwas, das
unabhängig von Bands oder
sonstigen Marken funktioniert“
Ein großes sogar, weil ich das sehr wichtig finde in
dieser Zeit. Vor allem die kleinen Händler, weil die
raufen wirklich! Auch, weil sie die Unterstützung
nicht so bekommen, wie von der Regierung versprochen…
Natürlich auch Lokale, Wirten, Pubs.
Egal wo, es haben eh alle das gleiche Problem. Und
da kam mir eben die Idee dieser Serie. Einfach, um
den Leuten das Problem wieder ins Bewusstsein
zu rufen.
Das ist vielleicht ein Vorteil der Krise: Wir beginnen
wieder in kleineren Dimensionen zu denken. Aber erklär
doch bitte dem des (ost)österreichischen Dialekts nicht
mächtigen Leser, was ein „Tschocherl“ ist.
Haha, ein Tschocherl ist ein kleines
Trinklokal. Ein Beisl ist schon klein,
ein Tschocherl ist noch kleiner. Wenn
fünf, sechs Leute drin sind, ist es eh
schon voll.
In diesem Sinne: Support your local
Tschocherl - and your local Fetzntandler.
Also ab auf die Blackrocx-Page, viel Spaß
beim Stöbern und kaufen! Schaut alles sehr cool aus und
ist mit viel Liebe gemacht:
www.blackrocx.fashion
Mike
Genau. Also, was tut man? Seine Spinnereien, die man
so im Hirn hat, umsetzen! Es wird auch gut angenommen,
das Feedback der Leute ist mir sehr wichtig. Vor
allem aber: Es taugt mir selbst. Es ist mein Herzblut.
Du hast aber nicht klassische Band-Shirts im Angebot,
sondern es erinnert eher so an die „Alchemy“-Schiene…
16
Exakt. Bands habe ich bewusst keine. Es gibt diesen
großen Platzhirschen, jeder kennt ihn, der hat von
Bands bis weißgottwelchen Motiven alles im Sortiment.
Und die Bands verkaufen ihr Zeug ja auch selber. Ich
komme aus der Metal-Szene, da bin ich verankert, das
ist mein Leben, und dann mach ich eben auch genau
was für diese Szene. Meine Lebensgefährtin kommt
17
Strom-Legenden
I.Q.’69 - wie kam’s zu dem Namen?
Johnny: I.Q. steht für Intelligenzquotient oder
auch für „Intellektuelle Querschläger“. Die 69 bezieht
sich auf das Jahr 1969, mit Studentenrevolten
in Europa und den USA, sowie das Woodstock-
Festival und der damit einhergehenden Hippie-
Bewegung.
Wie war bzw. ist Innsbruck/Tirol generell Punk-mäßig
aufgestellt?
J: Für mich waren die 90er die geilsten
Punk-Rock-Zeiten in Innsbruck.
Wir waren jung, unsere Band war
jung und im alten „Haus am Haven“
spielten neben geilen No Name-
Bands auch internationale Größen
der Punk-Szene.
Rene: In Innsbruck gab es damals
nur seichten Rock und Punk, dazwischen war
eigentlich nicht viel. Die Punkszene war sehr aktiv,
es gab viele Bands, von denen aber nur noch T.B.C-
What? und wir übrig geblieben sind.
In eurer Biografie ist die Rede von „Exzessen“ und „skandalträchtig“.
Was für Gustostückerln habt ihr damals
denn so geliefert?
Mit 50, da hat man noch Träume
Punk’s not dead. Zumindest nicht in Innsbruck, wo das Trio I.Q.’69 seit gut drei Dekaden gepflegt rumlärmt.
Warum aber nicht alles im Leben Punk ist, erläutern uns Rene, Johnny und Harry im Smalltalk.
„Briefkästen sprengen,
Fahrräder klauen,
vor den Bullen flüchten...“
J: Ganz „normale“ Teenager-Aktionen eben, betrunken
und bekifft durch die Straßen ziehen,
Briefkästen sprengen, Fahrräder klauen und in
den Inn schmeißen, vor den Bullen flüchten...
Unser damaliger Sänger I.Q. Fred schmiss schon
mal eine Flasche Bier Richtung Tontechniker,
wenn der Sound nicht paßte (Das sollte man eigentlich
wieder einführen! Anm.d.Verf.)!
R: Bei den frühen Shows mit dem alten Sänger
ist eigentlich immer einiges zu Bruch gegangen.
Nach den ersten Takten hatte
er mindestens schon sämtliche
Beckenständer abgeräumt.
Harry: Das ist im Sinne des Ur-Punks
ja scheissegal, das gehört zum Leben
wie ein Zwickl-Bier!
Eure Devise ist ja „Punkrock, Tattoos,
Bier“. Kann mal jeder von euch diesbezüglich
seine Faves anführen?
J: Lieblingsbands: SOCIAL DISTORTION, KROKUS,
THE RAMONES. Lieblingstattoo: Hauptsache keine
freie Stelle! Lieblingsbier: Zipfer und Chang.
H: RAMONES, TESTAMENT, AGENT STEEL, ANTHRAX,
PANTERA und so weiter. Lieblingstattoo: Egal,
Alle Fotos © Band
Hauptsache unpolitisch, da mich die Scheisse
nicht interessiert. Lieblingsbier: Sämtliche Zwicklund
Weissbiere und fast alles von Zipfer.
R: Im Punkbereich auf jeden Fall MISFITS,
RAMONES, SEX PISTOLS, GBH, EXPLOITED, BROKEN
BONES und überhaupt den ganzen
UK-Kram, der ja immer etwas rauer
und rumpeliger war als das US-Zeug.
Bis jetzt habe ich nur Musik-Tattoos,
wird auch in Zukunft so beibehalten.
Beim Bier halte ich's ähnlich wie die
anderen, da liegt eindeutig Zipfer auf
Platz Eins. Falls also dieses Interview
jemand von der Brauerei in Zipf lesen
sollte: Für einen Endorsement-Deal wären wir
jederzeit offen!
Seit 2016 tretet ihr wieder in der „Fast-Urbesetzung“
auf. Was war der Anlass, wieder zusammen Lärm zu
machen?
J: 2013 spielten wir ein Konzert im Komma Wörgl,
„20 Jahre MC Punk’n’Roll“. Es waren auch ziemlich
viele Leute von damals da, die wir fast zwei
Jahrzehnte nicht mehr gesehen hatten...
R: Die erste Probe nach dieser langen Zeit war
einfach fantastisch, wir haben den kompletten
Set fast fehlerlos durchgeballert. Es hat einfach
wieder richtig Spaß gemacht, zusammen zu lärmen.
Ich habe ja in all den Jahren, in denen ich
nicht mehr in der Band war, einiges ausprobiert,
aber bei I.Q.’69 fühle ich mich am
wohlsten, es fühlt sich einfach gut
und richtig an.
Punk stellt man sich immer etwas asozialer
vor als andere Genres. Ihr steht
aber alle „voll im Leben“, wie man so
schön sagt - was treibt ihr so „neben“
der Band?
J: Richtige „Assis“ waren wir nie. Wir
hatten Studenten in der Band, die
jetzt im Ingenieurwesen arbeiten.
Ich jobbte als Jugendlicher über ein
Jahr am Bau und machte dann eine
kaufmännische Lehre - mit positivem
Abschluß!
R: Ich bin im Außendienst tätig und Harry ist
Logistiker, also vollkommen unpunkig.
Ihr habt unter anderem schon mit ENTOMBED oder
DIE KRUPPS gespielt. Was war euer bestes Live-Konzert
- und warum?
J: 2017 beim „Blue Tomato Austrian Bowl Masters“-
Skate Event kamen wir als Headliner wegen sportlicher
Verzögerungen erst um zwei Uhr morgens
auf die Bühne. Da viele unserer Fans schon vorher
das Gelände verlassen hatten, glaubten wir an
einen totalen Flop. Das Gegenteil war der Fall, das
„Kein Vergleich
zu unserem Gerumple
von damals“
Zelt war voller als bei den anderen Bands und die
Leute gingen total ab! Geil war auch, als Opener
für ANTI-FLAG zu spielen, die unser komplettes
Konzert mitverfolgten - inklusive Handshake und
einem „Very good gig, boys!“.
R: Ja, dieser Austrian Bowl-Auftritt
war richtig geil, da sind die Fetzen
geflogen. 1992 oder so haben wir mal
mit zwei Schweizer Thrash-Bands in
Zürich in so einem besetzten Haus
gespielt, da waren auch noch richtige
Punks im Publikum, wie man
sie heutzutage ja eigentlich kaum
noch sieht.
Und habt ihr live irgendwann mal auch komplett „abgekackt“
- irgendwas, wo man nicht mehr unbedingt
drüber reden möchte?
J: Yeah! Volle abgekackt, unser Schlagzeuger Hoizal
war total betrunken. Das Schlimme war, dass ein
Typ, der uns davor in Kufstein gesehen hatte, bei
seinen Freunden von uns nur so geschwärmt
hatte. Die kamen dann alle ziemlich weit vom
deutschen Norden nach Wörgl und wurden bitter
enttäuscht.
R: Abgekackt haben wir früher öfters, da wir vor
den Auftritten auch immer anständig gesoffen
haben. Meister an den Instrumenten waren wir
auch keine, da sind wir heute fast schon richtig
tight und professionell dagegen.
Johnny
Pölvenrock
Was ist toll an der Innsbrucker/Tiroler
Szene und was könnte man besser
machen?
J: Toll an der Tiroler Szene ist für
mich, dass ich über den Zeitraum von
36 Jahren so viele andere Musiker,
Licht- und Tontechniker kennenlernen
durfte.
R: Naja, so eine Szene wie früher gibt
es heute gar nicht mehr. In musikalischer
Hinsicht muss man jedoch
sagen, dass alles viel professioneller
geworden ist. Mittlerweile gibt es
ja einige Bands bei uns, die richtig
gut sind, kein Vergleich zu unserem
Gerumple von damals. Auf die Schnelle fallen
mir da TRIUMPHANT oder TRANSILVANIA ein und
natürlich INSANITY ALERT, die hauen live sowieso
alles weg. Da tut mir jede Band leid, die nach
denen auf die Bühne muss!
Hat euch die Virus-Sache irgendwie als Band beeinflusst?
Probt ihr mehr oder trefft ihr euch nur auf Skype,
oder so ?
J: Die letzte Probe hatten wir Anfang März, bevor
die Corona-Scheisse akut wurde. Wir sehen uns ab
und zu, ohne Skype und auch ohne Instrumente.
18 19
Strom-Legenden
R: Wir hatten schon einige Gigs für
2020 geplant, die sind klarerweise
alle ausgefallen. Mit Proben sind
wir mittlerweile sehr faul geworden.
Wenn ein Konzert ansteht, spielen
wir davor vielleicht zwei- oder
dreimal. Die Songs sind ja alle recht
einfach, das reicht dann auch. Vom
„neue Songs schreiben“ reden wir bereits
seit Jahren. Für die Corona-Zeit hätten wir
uns einiges vorgenommen gehabt. Wir wollten
ein komplettes Album machen. Bis jetzt haben wir
zwei halbfertige Songs geschafft, die es auf eine
Spielzeit von nicht mal drei Minuten bringen. Das
nächste Album kommt dann in etwa 2054 raus.
Posthum versteht sich!
„Das nächste Album
kommt dann in etwa
2054 raus“
Davon abgesehen, eure Pläne für die (coronafreie)
Zukunft?
J: Den neuen Proberaum einweihen,
neue Songs schreiben, endlich wieder
Gigs spielen und in den Bars abhängen!
R: Live-Auftritte ohne irgendwelche beschissenen
Beschränkungen, aber das
wird wohl leider noch länger dauern, bis
das wieder möglich ist. Natürlich nochmal
ein Album rausbringen. Da ich
leidenschaftlicher Plattensammler
bin, würde ich mir unsere nächste
Veröffentlichung auch auf Vinyl
wünschen. Vielleicht auch noch
eine limitierte Kassetten-Version
dazu... Jaja, man hat halt immer noch
Träume...
Und das ist verdammt gut so. Habe ich
noch irgendwas vergesssen?
J: Rock’n’Roll is the one and only religion! Prost!
www.facebook.com/I.Q.69Punk
Mike
ASPHYX - Necroceros
(Century Media)
© Century Media
Knüppel-Strom
Diese Burschen sind einfach nicht tot zu kriegen,
und das ist gut so. Martin Van Drunen kräht, hustet
und rotzt mit einer Inbrunst wie schon lange nicht
mehr, die Instrumental-Brigade Baayens/Zuur/
Hüskens scheppert sich schön old-school durch
die zehn Geräuschmonolithe, und über den Sound
brauchen wir hier - obwohl diesmal teils im Home-
Studio entstanden - nicht wirklich zu diskutieren,
Marke „nukleare Abrissbirne“ halt. So muss das!
Die holländisch-deutsche Krach-Kooperation ist nicht nur optisch die einzig wahre
Death Metal-Combo, sondern auch akustisch, und das ist auch auf dem zehnten
Langspieler Gesetz. Und nach der Faustwatsche „Molten Black Earth“ sollte auch dem
allerletzten Zweifler klar sein: ASPHYX sind die einzig legitimen Nachfolger der überlebensgroßen
BOLT THROWER. Amen.
www.asphyx.nl
Mike
NERVOSA - Perpetual Chaos
(Napalm)
© Napalm
Kein Grund, nervös zu sein, Ladies, denn mit „Perpetual
Chaos“ begann das Jahr schon mal hübsch heftig!
Einmal mehr beweisen die Musikerinnen von
NERVOSA, dass auch Frauen vom Mars sein können.
Glauben Sie nicht? Hier ein paar Stichworte:
Unerbittlich, unaufhaltsam, ungestüm, kompromisslos,
brutal - auf den ersten Blick keine weiblichen
Attribute, trifft aber auf NERVOSA alles zu.
Gut, auf der anderen Seite folgerichtig, wenn man
weiß, dass eine gewisse Diva Satanica dem Ganzen ihre bitterböse Stimme leiht. Ihr zur
Seite stehen das einzig verbliebene Gründungsmitglied Prika Amaral an der Gitarre,
Mia Wallace am Bass und Eleni Nota am Schlagzeug, das ergibt in Summe eine ziemlich
brachiale Thrash/Death-Partie. Optimal in Szene gesetzt von Produzent Martin
Furia wütet die Band dreizehn Songs lang nicht nur höchst gekonnt, sondern auch
gegen politische Missstände und für Selbstbestimmung, da hagelts dann zu Hause an
und ab böse Briefe, egal, dafür kommt Schmier von DESTRUCION zu Besuch und gibt
sich auf „Genocidal Command“ die Ehre, was kein Zufall ist, wird Thrash der Sorte
DESTRUCTION oder KREATOR gerne als Inspiration ins Treffen geführt. Keine schlechte
Wahl, aber NERVOSA sind durchaus in der Lage, ihren eigenen Weg zu gehen.
In diesem Sinne: Möge das Chaos niemals enden!
www.nervosaofficial.com
Claudia
ANGELUS APATRIDA - same
(Century Media)
© Century Media
Zum Durchbruch auf breiter Ebene hat es für die
Spanier bislang noch nicht gereicht, in der Thrash-
Community konnte sich die von den Brüdern Guillermo
und Jose Izquierdo angeführte Truppe aber
längst einen guten Namen machen. Mit dem selbstbetitelten
Dreher ist man nun bemüht, das nächste
Level zu erreichen. Bei den Aufnahmen dürfte für
das Quartett im Fokus gestanden sein, seine unfassbare
Live-Energie endlich auch mal im Studio
umzusetzen und die Songs auf den Punkt zu bringen. Operation gelungen!
Vom furiosen, geradewegs in die Magengrube donnernden Dosenöffner „Indoctrinate“
bis zum Rausschmiss in Form des eher verschachtelten Bretts „Into The Well“ liefern
ANGELUS APATRIDA eine imposante Darbietung. Egal, ob mit dem Thrash-
Vorschlaghammer oder mit monströsem Groove druckvoll serviert („The Age Of
Disinformation“), hier gibt es ausnahmslos gnadenlos drückenden Stoff in deftiger
Klangqualität (Zeuss!) zu hören.
Eine 1-A (okay, der ist zu offensichtlich) Vorstellung! www.angelusapatrida.com
Walter
21
Laser-Strom
Coole Rockmusik mit gebügelten
weißen Tischtüchern
... dass sich trotzdem noch jemand um die Szene kümmert!
Liebe Leute,
vielen Dank für eure rege Beteiligung an unserer Weihnachtsverlosung, die Preise sollten inzwischen alle bei euch sein
(was einige schon mit großer Freude bestätigt haben). Hier ein paar Auszüge eurer Strom-Post, wir freuen uns
natürlich weiter sehr über euer Feedback und planen fürs nächste Heft auch wieder eine stark!e Galerie mit Fotos...
all das noch und noch mehr gerne per Email an strom@starkstrom.live , Cheers!
Ich lese das Magazin seit der ersten
Ausgabe. Habe es damals bei
einem Konzert im Freiraum St.
Pölten gesehen und dann gleich
Gratis-Abo gecheckt, damit ich ja
kein Heft mehr verpasse. Bin schon
echt süchtig nach Stark!Strom geworden
und lese immer das komplette
Magazin, alles! Die einzige
Anregung wäre, mal wieder eine
CD beizulegen. Thomas, NÖ
Danke für die schöne Weihnachtsausgabe
inkl. tollem HATEBREED-
Cover. Als langjähriger PUNGENT
STENCH-Fan fand ich das Interview
mit Alex Wank besonders
interessant.
Birgit, Stmk
Wolfgang mit Weihnachtsheft
und Preis: Einem „Rattlesnake“-
Bandshirt seiner Wahl!
Respekt, dass ihr trotz Flaute immer
wieder ein Heft voller interessanter
Artikel und Rubriken
füllen könnt, ohne zu einem
Pixi-Buch zu mutieren. Dass ihr
die Stark!Strom!Nacht im Reigen
trotz strenger Auflagen, die ihr mit
Bravour umgesetzt habt, veranstalten
konntet, hätte ich als gnadenloser
Optimist nicht im Geringsten
für möglich gehalten. Dort konnte
der in die Jahre gekommene
Altmetaller der verrückten Zeit
sogar etwas Positives abgewinnen:
Den Luxus eines gemütlichen
Sitzplatzes und der zum Tisch gelieferten
Hopfenkaltschale gönnt
man sich ja sonst nicht.
Wolfgang, Wien
Die Stark!Strom!Nacht war legendär:
Coole Rockmusik mit gebügelten
weißen Tischtüchern, und
es hat trotzdem zum Abend gepasst.
Hochachtung, dass ihr die
Veranstaltung so hinbekommen
habt.
Gerald, Wien
Was ich mir zu Weihnachten wünsche?
Nun ja, toll wären wieder
ganz viele Konzerte, das gemeinsame
Gröhlen und Headbangen fehlt
doch sehr. Auch die Festivals, allen
voran das Kaltenbach! Und danke,
dass ihr mir das Heft immer
pünktlich in die Pampa schickt!
Wolfram, OÖ
Liebes Stark!Strom Team, ich
wünsche mir nur eins: Mein Leben
zurück!
Andreas, NÖ
Wir danken für eure tolle Arbeit,
vor allem für den Support, den ihr
besonders auch österreichischen
Künstlern zukommen lasst! Es ist
immer wieder schön, befreundete
Bands in eurem Mag zu entdecken,
besonders auch in dieser Zeit!
Gerade wir, als Band und als Kulturliebhaber,
fühlen uns momentan
oft allein gelassen. Wir dürfen
unsere Berufe nicht mehr oder nur
sehr eingeschränkt ausüben, es
fehlt jegliche Planungssicherheit
und sogar unser liebstes „Hobby“,
das gemeinsame Musizieren als
Band, muss leider größtenteils
ausbleiben. Daher ist es immer
wieder schön zu sehen, dass sich
trotzdem noch jemand um die
Szene kümmert und sie damit mit
am Leben hält!
Anja, NÖ
Christian in seiner
alten Normalität?
Ich find' das Magazin super gelungen.
Macht Freude, darin zu
lesen. Ist ein Ausflug in die alte
Normalität.
Christian, Wien
Stark!Strom eignet sich als perfekter
Guide durch Youtube und Co,
um laufend neue Musik kennenzulernen.
Beate, Wien
Die Weihnachtsausgabe ist wieder
sehr gelungen inkl. „Schäm!Strom“
- da muss ich mich leider outen:
Auch ich habe eine XENIA CD zuhause
und somit zumindest eine
Leiche im Keller… Jimmy, Wien
Wieder mal ein toller Mix aus
liebgewonnenen Größen wie
AC/DC oder MAIDEN und sehr guten
jungen Bands wie ROADWOLF
oder ECLIPTICA. Und die Weihnachtsverlosung
ist auch nicht
zu verachten, hehe.
Robert, Tirol
Euer Magazin leistet gute Dienste
als Ablenkung zwischen meinen
ausgedehnten Warhammer Bemal-
Sessions, siehe Foto. Fantastisch
ist euer Support für Bands aus
Österreich. Auf einen Großteil
Alle Fotos © Privat
der von mir besuchten Konzerte
werde ich dank eures Heftes aufmerksam!
Ich hoffe, dass der Lockdown
bald mal vorbei ist, am härtesten
trafen mich die Absagen
vom Vienna Metal Meeting (GRAND
MAGUS nicht gesehen, seufz), dem
STP Metal Weekend und dem Doom
Over Vienna…
Harald, NÖ
Haralds Warhammer-Galerie
mit stark!em Gast
stark! und gratis:
Unser Mag liegt in vielen Clubs und Stores gratis auf
(eine Liste findet ihr unter www.starkstrom.live),
wird euch aber auch gerne ins Haus geschickt
(+ Versandspesen), bei Interesse einfach Mail an
strom@starkstrom.live
BURNOUT GRANNYS
Freitag, der 13. - Fluch oder Segen?
Liebe Redaktion, als begeisterter
Abonnent möchte ich euch und
allen Lesern die heimische Band
BURNOUT GRANNYS empfehlen,
deren hammerstark!es Debüt
am 13.11. 2020 erschien. Am
selben Tag also wie das aktuelle
AC/DC-Album, und tatsächlich
kratzen die elf Tracks auf
„Feeling To Rock“ ordentlich am
Kängurufell der Aussies. Der
eröffnende Titelsong gibt eindrucksvoll
die Richtung vor, eine
Rock-Granate jagt die nächste,
der Mitstampf-Faktor ist enorm
und wenn Angus mal wieder einen
neuen Sänger sucht, kann Axl
ruhig in seinem Rosenbeet liegenbleiben.
Ich durfte die aus der Bikerszene
stammenden GRANNYS bereits
auf der Bühne des „MC Wild Eagles
Reise in „Super Mario 3D World + Bowser‘s Fury“ an der Seite von Mario, Luigi,
Prinzessin Peach und Toad ins Feenland! Bowser hat die Feenprinzessin entführt
und nur unsere Helden können ihr zu Hilfe eilen.
Setze die Superglocke ein, um Wände emporzuklettern und deinen Gegnern
ordentliche Tatzenhiebe zu verpassen. Verdopple dich mit der Doppelkirsche
oder setze die Kanonen-Box auf, um Feinde unter Beschuss zu nehmen.
Stürze dich mit bis zu drei Freunden lokal ins Abenteuer oder erlebe mit ihnen
aberwitzige Online-Mehrspielerrunden!
Verbünde dich mit Bowser Jr. in einem frei erkundbaren 3D-Abenteuer, um
seinen wildgewordenen Vater im neuen Spielmodus Bowser’s Fury zu stoppen!
Renne und springe über eine Reihe von Inseln, um die mysteriöse Katzen-
Insignien zu sammeln und gegen den riesigen Wut-Bowser zu kämpfen, sobald
er aus dem Wasser steigt, um Zerstörung anzurichten.
Erhältlich ab 12. Februar 2021
www.nintendo.at
Tullnerfeld“ live bewundern, diesen
Strom!Schlag spüre ich bis
heute noch…
Also, checkt die Band mal an und
bleibt trotz allem positiv (ergo
negativ, Andi)!
www.facebook.com/BurnoutGrannys
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Facebook/StarkStromMag
Herbert, NÖ
Laut und finster: stark!strom auf insta!
Instagram/starkstrom_magazin
Stark!strom auch im sozialen netz
© Nintendo 2021
Strom-Jubiläum
Alle Fotos © Nicole Elocin-Huber
noch viel live unterwegs. China, Deutschland, Ungarn,
Tschechien, Österreich, Vietnam … Danach ergab sich
aber eine unausgesprochene Ruhepause. Aus der sind
wir dann mehr oder weniger zufällig wiedererwacht.
Plötzlich stand das Album im Raum und Titel und
Text der Songs sind ja quasi aufgelegt, wenn man den
zeitlichen Kontext betrachtet…
Apropos Zeit, ihr verfügt über einen geradezu zeitlosen
Sound - wie entsteht dieser und wie kultiviert
ihn die Band?
Ich glaube, dass wir mit unserem musikalischen
Schaffen immer im Einklang
waren. Demnach kam es nie zu
einem völligen Bruch mit unserer Vergangenheit.
Eine nette Beschreibung
kam unlängst von einem Radiomoderator, ich
glaube es war auf FM4, der sinngemäß meinte, dass
FACELIFT eine Band sind, die ihre Coolness und ihren
Kultfaktor daraus bezieht, dass sie irgendwann zu
ihrem eigenen Revival wurde.
Abgeklärtheit ein, oder seid ihr hungrig auf weitere
25 Jahre?
Andrea sagt das immer so schön: Musik machen zu
dürfen ist ein Geschenk. Die vielen Orte, die man besuchen
durfte. Die vielen Menschen, die man trifft. Der
Hunger auf die Reise ist noch immer da, auch wenn
sich vieles verschoben hat.
„Der einzige Arsch,
der dir im Weg steht,
ist dein eigener“
Stichwort verschoben, wie habt ihr das
Jahr 2020 mit seinen doch leidvollen
Limitierungen für Kunstschaffende erlebt
und wie gestalten sich nun eure
Zukunftspläne?
Nachdem wir schon davor nur noch
sporadisch Konzerte gespielt haben bzw.
zwei Jahre lang gar nicht mehr, ist uns diesbezüglich
nichts abgegangen. Solo haben Jürgen, Norbert und
ich immer wieder was gemacht. Andrea widmete sich
ihrer Familie. Der Fokus hat sich bei uns geändert,
jeder hat Kinder… da vergeht die Zeit schnell.
FACELIFT
Hungrig auf die Reise
Der österreichischen Alternative Rockband FACELIFT
hat das Schicksal doch das eine oder andere Unkräutlein
in die zu Recht erhaltenen Vorschusslorbeeren
gemischt. Mit der Werkschau „Lost In The Dust“
(Pate Rec.), die neben „Best Of“- und unveröffentlichten
auch neue Songs präsentiert, blickt man auf die ersten
25(!) Bandjahre zurück – und weiter nach vorne.
Gründungsmitglied Clemens Berger (Gitarre und Gesang)
sprach mit uns über Vergangenheit und Zukunft.
Es ist viel von der Sonne die Rede, von Aufrichtigkeit
und Ehrlichkeit - Charakteristika, die FACELIFT nicht
nur musikalisch auszeichnen. Und dazu gibt´s ein
herrliches Rock´n´Roll- Zitat, aber alles der Reihe nach:
Gratulation zum Jubiläum! Wie sahen die Anfangstage
von FACELIFT aus, wie habt ihr zueinander gefunden
und was war die ausschlaggebende Motivation für die
Gründung einer Band?
Vielen Dank! Gerry (2019 verstorbener Original
Bas sist, Am.), Peter (Drums) und ich kannten uns
schon von anderen Projekten. Jeder hatte eigentlich
die Schnauze schon voll vom „Bandleben“, von Streit,
Intrigen, Kinderkram,… Wir gingen es deshalb mal
sehr entspannt an. Wird's was, ist es gut, sonst soll sich
der Efeu um die Instrumente ranken.
Zu Beginn war es ein Kommen und Gehen von Sängern,
Gitarristen, Bassisten, Keyboardern … erst als Andrea
(Gesang und Bass) auftauchte, gab es ein neues fixes
Line- up, zu dem neben Andrea und mir Jürgen an der
Gitarre und Norbert am Schlagzeug zählen.
Nicht nur das Line-up veränderte sich öfters mal, sondern
auch der Stil der Band…
Das entwickelte sich so im Lauf der Zeit. Zunächst
etwa übernahm Andrea nur den Bass von Gerry, später
wurde sie immer mehr zur Frontfrau und sang den
größten Teil der Songs. Anfangs hatte ich fast alle
Lieder komponiert und die Texte geschrieben, nun
wurde es mehr ein Miteinander von Andrea und mir.
Musikalisch kommen wir aus völlig verschiedenen
Richtungen, eine Veränderung des Stils ergab sich
fast zwangsläufig aus dieser befruchtenden Reibung.
Sehr schön. Gibt es thematisch einen roten Faden, der
euer Schaffen durchzieht? Wenn ja, wie lautet die „core
message“ der Gruppe?
Die gibt es und sie stand im Grunde schon in unserem
allerersten selbstgestalteten Infoflyer: „Der einzige
Arsch, der dir im Weg steht, ist dein eigener!“.
Wunderbar. Wie sieht er demnach aus, der Blick auf
diesen Weg, auf die letzten 25 Jahre? Trat so etwas wie
Dann bedanken wir uns für dieses schöne Interview und
wünschen weiterhin alles Gute! Was gebt ihr abschließend
der Stark!Strom-Leserschaft an „last words“ für das neue
Jahr mit?
The sun will shine again for us!
www.faceliftmusic.com, www.facebook.com/faceliftmusic
Claudia
LIVE IM
MO 15.03.
MO 29.03.
SALZBURG
24
Womit wir in der Gegenwart wären, beim „Lost In The
Dust“-Album und der Singleauskoppelung „The Sun Will
Shine Again For Us“, cooler Song übrigens!
Danke für die Blumen! Im Prinzip wäre 2020 der 25.
Geburtstag der Band gewesen. Wie man weiß, war das
aber eher nicht das große Konzert- und Jubeljahr. Nach
unserem letzten Album „The Falling Trees“ waren wir
WORKSHOPS, LIVESTREAMS UND MEHR UNTER:
www.rockhouse.at fb.com/rockhouse.sbg
Schallmooser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg, www.rockhouse.at
Strombuds-Mann
26
Früher
war alles
Besser
Teil 4
JÖRG VARGA ist ein fester Knotenpunkt in der
Wiener Metal-Szene. Als Band- und Konzert-
Photograph, als früheres DEVASTATING ENEMY-
Mitglied, Captain bei CALL THE MOTHERSHIP
und als einer der Betreiber des sogenannten
Big Bois Podcasts (einem Youtube-Channel, der
sich dem Geschehen in der
österreichischen Musikszene
widmet) gibt es wohl kaum
eine Person, die einen besseren
Überblick über vergangenes
und aktuelles
Szenegeschehen hat. Deshalb
bat ich ihn im November um
ein Gespräch zu diesem doch
sehr spannenden Thema, dessen
Conclusio ihr hier nun lesen
könnt.
Fangen wir das Thema mit
einer „sozialwissenschaftlichen“
Frage an: Was soll Szene
überhaupt sein? Befragt man
Wikipedia, so bekommt man
folgende Antwort: „Szene
ist eine Form von lockerem
Netzwerk; einem Netzwerk,
in dem sich unbestimmt viele
beteiligte Personen und
Personengruppen vergemeinschaften.“
Ein Kuchen,
der gröSSer wird
Warum die Szene heute besser ist
Im Gespräch mit Mike Seidinger sagte Ex-PUNGENT-STENCH-Drummer Alex Wank in unserer letzten Ausgabe,
dass früher „natürlich“ alles besser war, weil man „damals halt jung war“. Besonders davon betroffen sei offenbar der
Zustand der Wiener Metalszene, obgleich sich das Interesse an selbiger eben aufgrund seines Alters sehr in Grenzen
hält (das hat er gesagt, nicht ich!). Diese Aussage konnte und wollte ich selbstverständlich nicht so einfach stehen
lassen – und habe mir für meinen aktuellen Artikel Verstärkung geholt.
Jörg Varga, hier im typischen
CALL THE MOTHERSHIP Bühnenoutfit
Eine Szene kann sich im
Umfeld von Musikern, Malern, Schauspielern
oder schlichtweg von diversen Clubs entwickeln
und passiert im Regelfall relativ organisch
durch die entstandenen sozialen Kontakte in
einem dementsprechenden Umfeld. In unserem
Fall sind das die Musiker und Fans der unterschiedlichen
Metal-Subgenres, die sich aufgrund
der Musik als gemeinsamer Nenner auf
den gleichen Konzerten und in den gleichen
Clubs treffen und sich in weiterer Folge zu
„szenetypischen“ Aktivitäten verabreden (wie
z.B. eine Band zu gründen).
Als Jörg Teil der Metal-Szene wurde, war er zunächst
nur ein Fan. „Wir haben zu Bands wie
LORDS OF DECADENCE aufgeschaut, der damaligen
Band von Norbert Leitner (Wiener
Musikproduzent) sowie BEFORE THE FALL,
ARTAS oder PERISHING MANKIND. Die waren
schon sehr gut!“.
© Jörg Varga
Diese Bewunderung war es
wohl zum Teil, die zum Antrieb
seines Werdegangs in
den kommenden Jahren wurde.
Jörg wollte Teil dieser Gemeinschaft
werden, die zum
damaligen Zeitpunkt eine lose
Verknüpfung aus unterschiedlichen
Musik gruppen und
Personen war und fing an, sich
einzubringen. Zunächst schoss
er Kon zert- und Bandfotos für
lokale Acts, doch relativ bald
startete seine Karriere als aktiver
Musiker. Mit DEVASTATING
ENEMY spielte er laut eigener
Aussage überdurchschnittlich
viele Shows. 2014 dann das
Aus nach einem absolut würdigen
Abschiedskonzert in
einer ausverkauften „Szene
Wien“, die zeigte, dass es sich
bei der Combo um mehr als
eine lokale Underground-
Band handelte.
Danach wurde es musikalisch kurzfristig etwas
ruhiger um den sanften Hünen. Er widmete sich
wieder mehr der Photographie und schnell war
er im Wiener Umfeld DER Photograph, zu dem
man ging, wenn man hochqualitative Bandfotos
haben wollte. Jeder, der in einer Metal(core)-Band
spielte, wusste relativ bald, wer er war. Und so
passierte es auch, dass seine Worte und seine
Taten in der Szene langsam mehr Gewicht bekamen.
„Es ist schön und gut, wenn du Musiker
in einer Szene bist - doch das ist hier fast jeder.
Jeder hat eine Band, jeder mischt irgendwo mit.
Wenn du als Teil der Szene wahrgenommen
werden möchtest, dann brauchst du ein zweites
Standbein - in meinem Fall die Photographie!“.
Doch das sollte nicht Jörgs einziger Beitrag
bleiben: 2019 startete er mit seinem Freund
Peter Gordebeke den Big Bois Podcast - einem
Youtube-Channel, der allen möglichen Personen
aus der heimischen Metalszene eine Bühne bietet.
Zu Gast waren u.a. bereits Martin Borovnik
(Betreiber des Viper Rooms) oder Marthyn
Jovanovic (Ex-BELPHEGOR). Doch auch zahlreiche
mal mehr, mal weniger bekannte Gesichter kann
man bei ihrem Format „Scenetalkers“ erblicken,
bei dem zwei Musiker von Underground-Bands
über diverse Themen weitestgehend unmoderiert
plaudern. Und da bin ich endlich bei dem
Punkt angekommen, der greifbar macht, wieso
unsere Szene lebendiger und aktiver ist denn je.
„Szene ist ein Kuchen. Wenn sich eine Band
gründet, Lieder aufnimmt und diese auf die
Bühne bringt, dann wird der Kuchen größer.
Jeder Content Creator, jeder Stagehand, jeder
Fan trägt dazu etwas bei. Und das ist prinzipiell
etwas Positives!“. Und wer sich den Channel
des Big Bois Podcasts und in weiterer Folge die
Scenetalkers ansieht, wird feststellen, dass es da
draußen einen ganzen Haufen aktiver Bands
gibt bzw. geben muss. Noch nie war das Angebot
in unserer Hauptstadt so groß und so vielfältig.
Für jeden ist irgendwo eine Truppe dabei, die
seine neue Lieblingsband werden könnte. Und
schon allein deshalb muss man sagen, dass die
Szene heute bestimmt besser ist als noch vor
wenigen Jahrzehnten.
In diesem Sinne freue ich mich auf euer
Feedback, einiges davon drucken wir gerne im
kommenden Heft ab; meinen nächsten Artikel
zum Thema gibt es folglich in Ausgabe #21! Bis
dahin wünsch ich euch noch einen tollen Start
ins Jahr 2021, wir lesen uns!
Stefan
www.facebook.com/jorg.varga
FRÜHER WAR ALLES BESSER?
Wir bitten um eure Meinung zum Thema und
verlosen unter allen diesbezüglichen Einsendungen
an strom@starkstrom.live CDs und Shirts
(Wunschgröße angeben!) aus unserem Strom-Fundus!
DIE SZENE LEBT
www.simmcity.at • www.szene.wien
Programm: www.planet.tt
Stromdulenz
Die fünf Phasen der
Bandtrauerbewältigung
Phase 1: Das Leugnen
frei nach Kübler-Ross Dolan:
Der Schock. Der (Ex-)Fan will die Tatsache des Verlusts bzw. der „musikalischen
Weiterentwicklung“ nicht wahrhaben. Er verleugnet, dass eine
ehemals geliebte Band, zu deren Klängen er sich etwa zum ersten Mal
auf die Schuhe gereihert hat, aus seinem Leben zu scheiden droht.
Beispiele:
› Oh, eine neue - hüstel - „SEPULTURA“. Höre ich mir sicherheitshalber nicht
an, kann dem Vergleich mit den Klassikern ohnehin nicht standhalten.
Sicherlich haben Max Cavalera und Andreas Kisser ihr geheimes neues
Album „Beneath The Remise A.D.“ längst in der Schublade und warten
nur noch auf den richtigen Zeitpunkt für die Reunion.
› Es existiert kein IN FLAMES-Album nach „Clayman“. Wer das Gegenteil
behauptet, verbreitet Fake-News. Hier meine Wahrheit: Bei einem gemeinsamen
Besuch in einem Tattoo-Studio im Jahr 2000 wurden die
Musiker heimlich von Bill At-The-Gates persönlich zwangsgeimpft,
gechippt und umprogrammiert. Seitdem sind sie nicht mehr in der
Lage, Melodic Death Metal zu spielen. Anders Fridén kann nicht mehr
shouten. Singen allerdings auch nicht.
› Schlecht ist die neue OPETH nicht. Ich habe nur das Konzept noch nicht
durchdrungen, die zugrundeliegenden Krautrockbands noch nicht
internalisiert, und meine Hörzellen sind abgestumpft von überproduzierten
High-Tech-Alben. Bekannterweise ist Åkerfeldt ein Genie und
weiß, was er tut.
› NECROPHAGIST arbeiten jetzt seit 17 Jahren an ihrem neuen Album.
Auf der Facebook-Seite des Fronters Muhammed Suiçmez gibt es ein
recht aktuelles Posting vom 11.01.2011, dass "the new album coming"
sei. Pah, was wird das für eine Killerscheibe!
Phase 2: Der Ärger
Der Verlust wird langsam Realität. Das senkt die Laune.
Phase 3: Das Verhandeln
Der Leidende erhofft sich durch eine kindlich gefärbte „Kooperation“
eine Belohnung.
Beispiele:
› Max, hier ist der Deal für eure SEPULTURA-Reunion: Ich check dir einen
Termin bei meinem Zahnarzt und Friseur in Ungarn und ein paar
Gitarrenstunden bei Andreas Kisser, der dich daran erinnert, wie du
früher mal auf bis zu vier Saiten Gitarre gespielt hast. Igor darf als
Drumtech auf die Tour mit. Wenn es sein muss, dürft ihr live auch „Roots
Bloody Roots“ spielen, aber nur bis zum letzten Breakdown. Und im
doppelten Tempo.
› Lieber Björn Gelotte, bester aller ehemals Schlagzeug spielender Lead-
Gitarristen: Ich biete dir an, meine Bill-At-The-Gates-Verschwörungstheorie
öffentlich zurückzunehmen, wenn du Anders Fridén aus der Band kickst
und stattdessen einen anständigen Sänger holst. Wie wär's mit Mikael
Stanne von DARK TRANQUILLITY?
› Åkerfeldt, folgender Vorschlag: Ich streame ab sofort auf Spotify 24/7
ausschließlich OPETH-Nummern mit Grunzgesang. Dafür veröffentlichst
du nächstes Jahr wieder ein Death-Metal-Album.
› Muhammed, reden wir Klartext: Es geht ums Geld, richtig? Du willst also
Geld von mir, um das neue NECROPHAGIST-Album fertigzustellen. Habe
soeben mein Sumsi-Sparbuch geplündert und könnte noch meinen
Verlobungsring und das Auto meiner Freundin versetzen. Bitte melde
dich.
Phase 4: Die Depression
Verzweiflung und Verlust lösen in dieser Phase den Zorn und die Wut ab.
Dies geschieht auf zwei Arten. Die erste erfolgt reaktiv. Diese bezieht sich auf
bereits erlittene Schäden, beispielsweise Tattoos der nunmehr verhassten
Bands. Die zweite ist von der Natur her vorbereitend. Hierbei kümmert sich
der Trauernde um den drohenden Verlust in Form der Abwesenheit der
aktuellen SEPULTURA/IN FLAMES/OPETH... in seinem Leben.
Um dem Betroffenen zu helfen, kann man ihn daran erinnern, dass es noch
genügend Bands gibt, die über Jahrzehnte hinweg im Zweijahresrhythmus
das gleiche Album unter anderem Titel veröffentlichen, um ihn vor weiteren
existenziellen Krisen zu bewahren. Dennoch ist ohne echtes Durchleben
der Depression unter mehrfachem Durchhören der kompletten MY DYING
BRIDE-Diskografie der Eintritt in die fünfte und letzte Phase nicht erreichbar.
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Beispiele:
› Ein zahnloser (im übertragenen Sinn) Igor Cavalera geht mit seinem
zahnlosen (im eigentlichen Sinn) Bruder Max auf Abzocker-Nostalgietour
mit „Arise“ und „Beneath The Remains“, während Maxens Gitarre im Mix
quasi abgedreht ist. Frechheit! Blicken wir der ungeschönten Wahrheit
ins Auge: Bis zur Sepultunion könnten noch drei, vier Monate vergehen.
› Unfassbar, angeblich haben IN FLAMES nach „Clayman“ acht Studioalben
veröffentlicht und stehen regelmäßig hoch in den Charts. Habe kurz
in eine neuere Nummer reingehört, das klang ja gar nicht so.... NEIN!
Ich hasse es, ich muss es hassen! Ich werde zur Buße sechs Mal seitelkniend
„The Jester Race“ durchhören und mir ein Jesper-Strömblad-
Tattoo stechen lassen.
› Mein Gott, was ist die neue OPETH für ein nerdiger, unterproduzierter
Hippiekäse! „Åkerfeldt, du Genie, genier di!“
› Zugegeben: Seit sieben, acht Jahren hab ich mich an NECROPHAGISTs
„Epitaph“ etwas sattgehört. Wenn nicht beizeiten das neue Album kommt,
dann... höre ich mich weiter an „Epitaph“ satt, bis ich so richtig angefressen
bin.
Alle Fotos © wahnfred
Phase 5: Die Akzeptanz
Die Schmerzen sind vergangen, der Kampf um die Band ist vorbei. Nach
seinem Zorn und Neid auf alle, die immer noch Fans sind, erwartet der
Betroffene, von der Außenwelt abgeschottet und unter AC/DC-Beschallung,
die Auflösung von SEPULTURA/IN FLAMES/OPETH...
Metal-Freunde erfahren in diesem Abschnitt oft Zurückweisung und
Ablehnung. Sofern sie doch Zugang finden, helfen sie am besten durch
stummes Headbangen und exzessives Biertrinken.
Ältere Betroffene erreichen die Phase der Akzeptanz leichter als jüngere,
da sie auf die Klassiker der Band zurückblicken und für sich darin einen
Sinn erkennen können, weil die jeweilige Band den eigenen Kindern und
der Metal-Nachwelt etwas Wertvolles hinterlassen hat.
wahnfred
29
Strom-Verbund
© Tobias Andersson
Dazu wurden die Aufnahmen jedoch nicht bloß reduziert, sondern jene
Nummern, die wir dann auch für die Einzel-CD vorgesehen hatten, neu
arrangiert. Dadurch ist „The Breath Of Life“, wie die Einzel-CD-Ausgabe
von „The Absolute Universe“ genannt wird, auch keineswegs nur als
Exzerpt zu betrachten, sondern als in sich schlüssiges Album.
Okay. Bleibt noch „The Ultimate Edition”.
Richtig, dabei handelt es sich sozusagen um die „All-Inclusive-Box“ in
streng limitierter Auflage für alle Die- Hard-Fans.
Nachdem dies geklärt wäre: Könnt ihr vier eigentlich unterscheiden,
für welches eurer Unternehmen ihr welchen Song komponiert?
Wie darf man sich die Herangehensweise vorstellen?
„Das ist vielleicht nicht die übliche Arbeitsweise...“
30
Roine, herzliche Gratulation zu „The Absolute Universe“!
Das Werk erscheint aber nicht nur als „herkömmliches“
Album, sondern auch zeitgleich in zwei „aufgepeppten“
Varianten, was für etwas Verwirrung bei den Fans sorgt.
Vielen Dank! Wir haben bewusst mit unserem Label
vereinbart, dass wir alle Versionen zugleich auflegen.
Für uns macht es doch immer einen sehr eigenartigen
Eindruck, wenn ein neues Album erscheint und drei
Monate danach plötzlich eine „Extended Version“ in
die Läden kommt und vielleicht ein halbes Jahr später
dann noch ein „Director’s Cut“ oder Ähnliches. Genau
das wollten wir vermeiden!
Zudem stellte sich die Ausgangssituation bei uns völlig
konträr dar. Die von uns vier Musikern als ursprüngliches
Werk fertiggestellte Variante war nämlich „The
Absolute Universe: Forevermore“, also die Doppel-CD,
die jetzt als „Extended Version“ veröffentlicht wird.
Alles klar. Wobei man es auch einfach bei diesem Doppel-
Album ohne „Kürzung“ belassen hätte können, oder?
Vier Sänger sollt ihr sein!
Auch wenn die einzelnen Mitglieder dieser Formation gewiss nicht zur Untätigkeit neigen,
musste man doch knappe sechs Jahre auf das neue, fünfte TRANSATLANTIC-Studioalbum warten.
Am 5. Februar aber beendet „The Absolute Universe“ (InsideOut) die Durststrecke der Fangemeinde des
„Prog-Allstar-Teams“ Neal Morse, Mike Portnoy, Pete Trewavas und Roine Stolt. Der zuletzt auch mit THE FLOWER KINGS
aktive Schwede sprach mit uns über Zeitmanagement und bandinterne Diskussionen.
Da muss ich ausholen. Als wir uns im Herbst 2019 in
Schweden im Studio trafen, um an neuem Material
zu arbeiten, quollen die Aufnahme-Bänder förmlich
über, da wir dermaßen inspiriert und voller Ideen
loslegten. Jeder von uns hatte Songs, oder zumindest
Teile davon parat, die wir in gemeinsamen Jams
zu aufnahmefertigen Tracks ausgearbeitet hatten.
Da sich unsere Wege bald darauf arbeitstechnisch
jedoch trennten und jeder im Prinzip eines seiner
anderen Projekte voranzutreiben hatte, blieb die
Kommunikation leider ein wenig auf der Strecke.
Irgendwann stellten wir fest, dass wir mehr als 100
Minuten Musik hatten und diese Menge bekanntlich
unmöglich auf einer CD unterzubringen ist. Dadurch
kam es zu bandinternen Diskussionen, ob wir die
Aufnahmen straffen oder den einen oder anderen
Song weglassen sollten. So entstanden verschiedene
Meinungen oder, wenn man so will, verschiedene
„Fraktionen“ in der Band. Aber zum Glück sind wir alle
vier einigermaßen kompromissbereite Individuen,
und so einigten wir uns darauf „zweigleisig“ zu fahren.
Ich kann da nur für mich sprechen, aber ich persönlich mach‘ da keinen
Unterschied. Wenn mir etwas einfällt, dann versuche ich, die ersten
Ideen festzuhalten und bearbeite diese dann in meinem Home-Studio
weiter. Kommt dabei ein Song heraus, ist das gut - wenn nicht, archiviere
ich das entstandene Fragment vorübergehend. Für welche Band der
jeweilige Track dann tatsächlich verwendet wird, lässt sich im Vorfeld
nicht abschätzen. Das ist vielleicht nicht die übliche Arbeitsweise, ich
habe bislang aber nur gute Erfahrung damit gemacht.
Allerdings könnten dadurch auch kritische Stimmen laut werden, die meinen,
dass deine Songs mehr nach THE FLOWER KINGS klingen als nach
TRANSATLANTIC.
Das mag schon sein. Aber das stört mich nicht, zumal beide Formationen
von meinen Kompositionen geprägt sind. Dazu kann ich stehen. Es
wird immer so sein, dass meine TRANSATLANTIC-Beiträge auch zu
THE FLOWER KINGS passen würden und umgekehrt.
Noch dazu haben wir uns bei TRANSATLANTIC ja auch intern darauf
geeinigt, dass derjenige, der für einen Song hauptverantwortlich zeichnet,
diesen auch singt. Das muss gar nicht mal zwingend die Musik
sein, auf jeden Fall aber der Text. Auch in diesem Punkt machen wir
keine halben Sachen. Nur wer die Lyrics geschrieben hat, weiß auch die
entsprechenden Emotionen wiederzugeben. Ein Glück für eine Band,
die mehrere Vokalisten im Line-up hat.
Definitiv. Weniger einfach stelle ich mir den organisatorischen Teil vor.
Ich versteh‘, was du meinst, aber ein gemeinsames Zeit-Management
haben wir trotzdem nicht. Jeder von uns ist für sich nahezu permanent
beschäftigt, da kann man keine großen Konzepte basteln. Das wissen
wir und deshalb haben wir uns auch schon vor Jahren darauf geeinigt,
TRANSATLANTIC diesbezüglich eher dem Zufall zu überlassen.
Das bezieht sich aber wirklich nur auf den Faktor Zeit. Mit der Kreativität
hat das nichts zu tun. Wenn jemand das Bedürfnis hat, seine Ideen den
Kollegen mitzuteilen, dann tut er das ganz einfach. Danach entscheiden
wir im Kollektiv, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mit
dem Schreiben und Aufnehmen neuer Songs zu starten. Es kann also
durchaus sein, dass wir schon bald wieder mit neuem Material aufkreuzen.
Oder aber wieder fünf, sechs oder noch mehr Jahre dafür brauchen…
www.transatlanticweb.com
www.facebook.com/TransatlanticMusic
Walter
„Da kann man keine großen Konzepte basteln“
Strom-kreis
ALICE COOPER - Detroit Stories (earMusic)
Unglaublich, dass der Mann noch so knackig ist, geistig,
körperlich und vor allem als Künstler. Da sprüht die
Energie schon beim Opener „Rock'n'Roll“ ungehemmt,
obwohl dieser noch verhältnismäßig verbindlich das
neue Album „Detroit Stories“ eröffnet - eine Hommage
an seine Geburts- und Heimatstadt.
Schon Nummer zwei „Go Man Go“ zeigt sich viel böser.
Kein Wunder, dass die Band um ALICE COOPER 1970 Los Angeles und seine
Flower Power-Szene hinter sich ließ. Da hatte man musikalisch nichts verloren.
Umso mehr aber in „Motor City“, so der Spitzname von Detroit aufgrund
der dort ansässigen Autoindustrie, damals jedenfalls. Zu dieser Zeit begann
auch die Zusammenarbeit mit Produzentenkoryphäe Bob Ezrin und genau
dieser setzt fünf Jahrzehnte später perfekt in Szene, was dem Altmeister zu
dieser Stadt so eingefallen ist. Mit von der Partie sind illustre Gäste wie Wayne
Kramer (MC5), Johnny „Bee“ Badanjek (DETROIT WHEELS), Paul Randolph
(legendärer Jazz- und R&B-Bassist aus Detroit) sowie weitere lokale Musiker.
Herausgekommen sind fünfzehn fabelhafte Rocksongs, die, in eine bemerkenswert
präzise Produktion gegossen, umso spannender werden, je öfter
man sie hört. Herausgreifen möchte ich „Don't Give Up“, hier wendet sich
ALICE COOPER in einem kurzen Spoken Word-Intro direkt an seine Fans und
beweist damit hinlänglich, dass er bei allem Schockrocken ein großes Herz
für die Nöte der Menschen hat.
www.alicecooper.com
Claudia
ANNISOKAY - Aurora (Arising Empire)
Auch dieses Album wurde virusbedingt kurzfristig auf
Jänner 2021 verschoben. Halb so tragisch, versorgt uns
die Band doch seit letztem Frühjahr immer wieder mit
Singles aus dem neuen Werk. Bereits die erste davon,
„STFU“, kritisierte den Umgang mit Fake News, traf
angesichts der Pandemie einen besonderen Nerv und
schürte die Vorfreude auf mehr.
Nun ist es da, das fünfte ANNISOKAY-Studioalbum und das nach der überraschenden
Trennung von Shouter Dave Grunewald im Oktober 2019 erste mit
Neuzugang Rudi Schwarzer, der seine Feuertaufe souverän meistert. Ihrem
Grundprinzip - treibendes Gerüst, harte Shouts und der markante Gesang
von Gitarrist Christoph Wieczorek - ist die Gruppe treu geblieben. Wenn
die Band in der Vergangenheit für eine Sache immer wieder gutes Gespür
bewiesen hat, dann sind es epische Refrains. Und auch wenn der Aufbau
merklich poppiger wurde, man merkt die Liebe für Details und erkennt
den Grund für den Hype der letzten Jahre. Wer also auf Post-Hardcore steht,
den werden auch die dreizehn Nummern auf „Aurora“ wieder zu einem
glücklichen Pandabärchen machen.
www.annisokay.com
Tschyssl
BLACKOUT PROBLEMS - Dark (Sony Music)
Die 13 Songs, die der deutsche Vierer auf seinem dritten
Album liefert, lassen mich ziemlich baff zurück. Vor
allem ob der stark!en Kombination zahlreicher Genres.
Ihren Alternative Rock- Wurzeln mischt die Band dem
Albumtitel entsprechend Darkwave und Ambient, aber
auch Pop, Rock, Emo, Hardcore und Screamo-Elemente
bei. Ein wahnsinniger Mix? Ja, aber vor allem ein wahnsinnig
guter. Die verständlich gesungenen Texte zu brandaktuellen Themen
verleihen der Scheibe zudem einen angenehm melancholischen Charakter.
Überraschung gelungen!
www. blackoutproblems.com
Flo
BUDDERSIDE - Spiritual Violence
(Motörhead Music/Silver Lining)
Bereits die erste Single „Zen“ samt Videoclip zeigt, dass
hier keine Kosten und Mühen gescheut wurden, um der
Authentizität Ausdruck zu verleihen. Da musste es für
die Dreharbeiten schon Tokio selbst sein, um den Kampf
gegen fernöstliche Dämonen erfolgreich zu führen und
dabei auch den inneren Schweinehund zu besiegen, auf
dem Weg zu innerer Gelassenheit.
Einen guten Teil dieses Weges scheint Sänger und Bandgründer Patrick
Stone schon gegangen zu sein, ist seine Formation doch mit dem Signing bei
Motörhead Music mal so richtig auf die „Budderseite“ des Lebens gefallen.
Lemmy himself half, das Bandprojekt auf die Beine zu stellen, ihm zu Ehren
gab es am 24. Dezember, also Mr. Kilmister's Geburtstag, eine BUDDERSIDE-
Liveshow via Stream aus dem berühmt-berüchtigten Whiskey-A-Go-Go.
Ihm hätte „Spiritual Violence“ gefallen, denke ich, zehn herzhaft unbekümmert
dargebrachte Rocksongs, jeder von ihnen pickt sich aus den schier endlos scheinenden
Manierismen dieses Genres genau das Richtige heraus. Dazwischen
mischt sich erfrischend Metallisches, das viel zum zeitgemäßen Sound beiträgt.
Selten wurden mentale Prügel („Spiritual Violence“ frei übersetzt) auf derart
unterhaltsame Weise verabreicht, da kann man schon mal ein - Ohr hinhalten!
www.facebook.com/budderside
Claudia
CATASTROFEAR - Centuries Of Death
(Eigenprod.)
Mit 13-jähriger Bandgeschichte, drei Studioalben und
unzähligen Live-Auftritten sind CATASTROFEAR auf
dem besten Weg zu einer Institution des österreichischen
(Death) Metal-Undergrounds. Die Truppe steht
für Old-School-Todesblei, ohne große Schnörkel, mit
teilweise deutschen Texten. Auch das neue Werk bietet
die demnach zu erwartende Kost. Mal wird pfeilschnell drauf losgeballert wie
etwa bei „Kampflos“, dann wird die Groove-Dampfwalze im „Funeral Waltz“
gestartet. Anhand dieser Songtitel kann sich der geneigte Leser auch schon die
thematische Richtung ausmalen: Krieg, Tod, Verderben! Der Genre-Fan kriegt
demnach hier alles, was er braucht.
www.facebook.com/catastrofear
Mansn
EBONY ARCHWAYS - Taurus (Eigenprod.)
In ihrer 20-jährigen Existenz konnten sich die
Obersteirer als Live-Band einen Namen machen.
Auch ihre erste Platte „Moonburnt“ kam gut an, liegt
aber bereits sechs Jahre zurück. Höchste Zeit also für
Nachschub! Ihre Erfahrung konnte die Gruppe im Studio
perfekt ausspielen, die zehn Tracks wirken schlüssig und
machen deutlich, dass EBONY ARCHWAYS ihr Handwerk
von der Pike auf gelernt haben. An sich im traditionellen Metal (MAIDEN,
PRIEST, RUNNING WILD) unterwegs, erhält „Taurus“ durch die relativ finster
gehaltene Atmosphäre (frühe ICED EARTH, SENTENCED - vor allem „The Storm
Within“ hat ähnlich melancholisches Flair) einen sehr düsteren Anstrich, zu
dem der ebenso gehaltene Gesang von Michel Sedaghat verdammt gut passt.
Ihm ist es auch zu verdanken, dass man nicht in Todesmörtel-Gefilde abdriftet,
selbst wenn so manche Gitarren-Harmonien nach alten IN FLAMES tönen.
Gelungener Dreher!
www.facebook.com/ebonyarchways
Walter
EKTOMORF - Reborn (Napalm)
Mit diesem Werk besinnen sich EKTOMORF ihrer
Wurzeln und servieren dem Hörer einen Arschtritt vor
dem Herren! Sänger und Gitarrist Zoltan Farkas, einzig
verbliebenes Gründungsmitglied, musste sich ja immer
mal wieder Vergleiche mit Max Cavalera gefallen lassen,
die bisweilen an Plagiatsvorwürfe grenzten. Damit sollte
2021 wohl endgültig Schluss sein!
Den flotten Einsteiger macht „Ebullition“ mit Old School-Thrash ohne Gnade,
voll auf die Fresse. Nur während der Hook bleibt dem Nacken eine kurze
Entspannungspause, bei der man lautstark mitsingen kann! Der so eingeschlagene
Kurs zieht sich weitestgehend durch das ganze Album. Ohne dass
es monoton zu werden droht: Farkas und Co. schaffen es, genau in den
richtigen Momenten kurz vom Gas zu gehen, um Luft zu holen - und mit
doppelter Wucht zurückzuschlagen! Und das mit viel Abwechslung: „And The
Dead Will Walk“ schwankt zwischen fast schon psychedelischen Momenten
und Death Metal-Slams, während ab „Fear Me“ KREATOR´eske Melodien
zunehmen. Meinen persönlichen Höhepunkt markiert die siebenminütige
Instrumentalnummer „Forsaken“, die definitiv zu den besseren Nummern
ihrer Art aus diesem Genre zählt.
Ein früher Anwärter auf eine Top-Platzierung für die Album-Jahrespolls 2021!
www.ektomorf.com
Stefan
EWIGKEIT - Depopulate
(EP, Death To Music Prod.)
Weiter geht’s im nicht enden wollenden Fogarty-Reigen!
Nach der EP „23“ (Review in #18), die eher im Retro-
Rock-Gewand mit ein wenig Psychedelic-Schlagseite
daherkam, bietet der neue Fünftracker überaus kruden,
wenngleich auch melodiösen Old-School-Death.
Erscheinen soll das Teil absichtlich zusammen mit dem
weltweiten Impfstart - so die Pressemeldung.
„Depopulate” setzt sich mit der Paranoia rund um das Virus und seinen sozialen
Side-Effects auseinander. Aber es wäre nicht Mr. Fog, der sich seit Langem mit
Verschwörungstheorien aller Art befasst, hätte er nicht auch immer wieder
kleine Seitenhiebe etwa auf die Biotech-Industrie parat. Dabei fungiert er hier
nicht als Leugner oder gar Verschwörer, sondern - ganz im Sinne von George
Orwell - als Erzähler und Mahner. Ein kurzes, heftiges Teil, so rüde wie ein
Virus, so derb wie ein Lockdown. Fogarty-Freunde werden blind zugreifen, frei...
ähm...an-testen wird jedoch dringend empfohlen!
www.facebook.com/ewigkeitofficial
Mike
LAKE OF TEARS - Ominous (AFM Rec.)
Sind erstmal die Stirnfalten, geschuldet der ersten
Nummer auf dieser Platte, einer sehr spacig angehauchten
Nummer, die eher an PAIN als an LAKE OF
TEARS erinnert, geglättet, findet man sich umgehend
in vertrauten Gefilden wieder.
Alle liebgewordenen Trademarks, allen voran Daniels
unverwechselbare Stimme, geleiten einen durch die
insgesamt neun Lieder des am 19.02. erscheinenden Albums. Es gibt
schöne Balladen („In Wait And Worries“) und straighte Fast-Forward-Rocker
(„Lost In A Moment“); bei „Ominous One“ kommt einem „Headstones“
in den Sinn, während „In Gloom“, nicht zuletzt durch den Einsatz von
Streichinstrumenten, auch auf „Forever Autumn“ eine gute Figur abgegeben
hätte.
Das Album braucht durchaus einige Durchläufe, um richtig zu zünden, aber
letztendlich reiht sich „Ominous“ nahtlos ein in die Historie einer Band,
die sich eh bis zu einem gewissen Grad stets selbst aufs Neue erfunden hat.
Den einen großen Hit gibt es ebenfalls nicht, da aber die Songs allesamt
ineinandergreifen, gilt es, diese Platte als Gesamtwerk zu betrachten -
welches kein Fan enttäuscht in die Ecke legen wird!
www.facebook.com/lakeoftears
Willi
LAWA - The Parallax View (Cineploit)
LAWA, das sind Alex Wank (Interview in #18) und der
Elektronik-Musiker Alain Leonard, und „The Parallax
View“ - so viel vorweg - ist kein Rock-Album. Es ist
eine Ansammlung von diversen Score-Songs aus den
letzten fünf Dekaden Filmgeschichte, die von dem
Duo neu bearbeitet, arrangiert und aufgenommen
wurde. Egal, ob man sich hier bei „La Bimba Di
Satana“ von Nico Catanese, „Revolver“ von Ennio Morricone oder „É Tanta
Paura“ von Daniele Patucchi einklinkt - Wank und Leonard schaffen es, das
Alte aufzupolieren, ohne den ursprünglichen Charme zu verhunzen, liefern
neun Tracks zum Relaxen, zum nostalgisch Schwelgen oder einfach nur,
um das innere Kino zu aktivieren. Abgerundet wird die Sache durch den
in Eigenregie entstandenen Titeltrack. Eine vielschichtige Bilder-Klangreise
für Liebhaber mit offenem Ohr und ebensolchem Geist!
www.cineploit.com
Mike
MANDAGROUND - Enlightenment
(Grazil Rec.)
Zugegeben, der Einstieg mit „Dense Walls“ fällt alles
andere als leicht verdaulich aus und sorgt bei schwächelnder
Tagesverfassung wohl für beängstigende
Zustände. Dabei ist es weniger der kalt wirkende,
derb-brachiale Sound, den die drei Burschen aus dem
oststeirischen Weiz da von sich geben, als vielmehr
der Gesang. Doch auch an diesen kann man sich gewöhnen, zudem ist
das Thema schon im anschließenden „Follow Them“ - von anklagenden
Klargesangspassagen gekennzeichnet - vom Tisch.
MANDAGROUND sind demnach auf „Enlightenment“ in erster Linie bemüht,
ihre Emotionen ganzheitlich in Musik umzumünzen. Das gelingt dem Trio
in der Tat, denn die Mixtur aus Sludge, derbem Stoner und Progressive Rock
erweist sich als permanente Achterbahn der Gefühle. Bei der Bewältigung
dieser hilft die handwerkliche Versiertheit der Burschen, die sie speziell
im „Fool Song“ eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Ein mehr als nur respektabler Szene-Einstand, den die Steirer in einem
farblich stimmigen Cover ausliefern.
www.facebook.com/Mandaground
Walter
MIGHTY MAGGOTS -
Hope My Neighbours Like It
(Post Office Red.)
Das zweite Album der siebenköpfigen Grazer Ska-
Punk-Truppe punktet schon optisch mit tollem
Stefan „Sbäm“ Beham-Cover, aber auch musikalisch
bleiben die „Mächtigen Maden“ nichts schuldig.
Das eröffnende Doppel „So Much Left“ und
„Spirit Of The Wolves“ zielt gleich schön nach vorne, bevor Covers von
THE CLASH („The Guns Of Brixton“) und NUFO („I Regret“) für Stimmung
sorgen. Abwechslung wird großgeschrieben, „Leaving This Town“ punktet
mit coolen Reggae-Elementen und knackigem Refrain, die nächste
Beach Party kommt bestimmt. Als mein persönlicher Album-Fave
darf Track #7, „Fluent Mind“ mit seinem locker-flockigen Feeling genannt
werden. Interessant auch, dass das Werk auf iTunes einen Track
(„Feeling Good (Grab A Beer)“) mehr aufweist als auf CD. Aber egal, in
welchem Format: Stark!es Album, Prost!
www.facebook.com/MightyMaggots
Mike Ramone
NEON BONE - Make It Last (Monster Zero Rec.)
Die bereits vierte Scheibe der Münsteraner Garage-Pop-
Punk-Rocker begeistert mit zwölf Ohrwürmern. „I'm
Coming Home“ könnte den Soundtrack zum nächsten
Roadtrip nach Kalifornien bilden, „Baby Don't You Cry“ lädt
alle verliebten Pärchen zum gemeinsamen Tanzen in die
Punk-Rock-Disco ein und „Girl You Should Know“ sollte in
einer fairen Welt der nächste große Hit werden. Melodisch,
cool, abwechslungsreich: Ein Album, das nach Bier und Luftgitarre schreit!
www.facebook.com/neonbone
Mike Ramone
NO BROS / SCHUBERT & FRIENDS -
Mia san Österreich (Schubl Prod.)
2020 war fürwahr ein schwieriges Jahr, natürlich auch
für die heimische Musikszene. Anstatt nur herumzusitzen
und zu klagen, griff Klaus SCHUBERT lieber zu
Gitarre und komponierte gemeinsam mit dem ebenfalls
in Tirol lebenden Wolfgang AMBROS den Song „Mia
san Österreich“, den Text schrieb Susi Kra (JETZT UND
WIR): Eine Hymne, die zum Zusammen- und Durchhalten in der Krise aufruft.
Dabei konnte Schubert auf die stimmliche Unterstützung vieler Austropop-
Granden wie OPUS, BILGERI, BLUATSCHINK oder WATERLOO zählen. Das
Resultat kann sich hören lassen, für alle Fans der härten Gangart gibt es
auch eine „Hard & Heavy“-Version auf der CD, die dank knackiger Riffs und
Orgelklänge an DEEP PURPLE und Co. erinnert.
Drei besondere Bonustrack runden die CD ab, bei „Thousand Years Of Rock“
vom letzten NO BROS-Album sind wieder viele Gäste dabei, die Liveversion des
Bluesgassenhauers „Call It Stormy Monday“ (T-BONE WALKER) stellt gar ein
Tondokument des letzten WILFRIED- Auftritts (gemeinsam mit Schubl und
Co. in seiner Heimatgemeinde Pressbaum) dar und schließlich ist auch der
unvergessene Georg DANZER - gemeinsam mit Ulli BÄER und Andy BAUM - mit
einer 1997 dargebotenen Version des SCHUBERT- Hits „Where Are You Now
(You Turned Away)“ zu hören: Ein Must-have!
www.pandaemonium.co.at
Thomas
RÖHREN - I steh am Rock'n'Roll (Eigenprod.)
RÖHREN hören, um die Nachbarn zu stören! Die stilistischen
Präferenzen des Vierers werden im Albumtitel
unmissverständlich kommuniziert. Erdiger Rock mit
punkiger Attitüde, liebenswert schräg, aber mit wunderbar
absurden Weisheiten des Lebens im pointierten
Schüttelreim-Stil angereichert, jagt den Partyfaktor durch
die Decke. Mit unerschütterlicher Spielfreude queren
die RÖHREN schamlos, aber mit spitzbübischer Spielfreude und bockstarker
Gitarrenleistung das Feld aller möglichen verwurstbaren Klassiker und blasen
zum Generalangriff auf Nacken- und Lachmuskeln. Mit drei Gigabyte Stoff
intus verstrahlt dir das auch vor Mitternacht den Kosmos zwischen den Ohren!
www.facebook.com/RÖHREN-107427927632
Anthalerero
SERGEANT STEEL - Truck Tales (Boyz Tyme Rec.)
It's Schnulzen-Time, Baby! Österreichs Rock-(S)Export
Numero Uno erzählt uns also „Truck Tales“. Runde, wunderbar
kitschige und knietief in den guten alten 80ern
watende Rock-Hymnen wie „Fight Fire With Fire“ laden
zum ausgiebigen Mitnicken ein. Da wird so lange mit der
„Voodoo Queen“ und dem „Backseat Lover“ die „Body
Language“ geübt, bis dass sich der „Pain In My Ass“ zum
„Nightmare“ verwandelt. Lässiges, treibendes Riffing mit einer Portion Lokalkolorit
(„Hunter“) trifft auf pathostriefende Balladen („Brotherhood“) und so mancher
gnadenlos eingängige Refrain knackt jede schlechte Laune auf. Mit den ein bisschen
schlüpfrigen Gute-Laune-Songs von SERGEANT STEEL liegt man immer richtig!
www.sergeant-steel.com
Anthalerero
SIRENIA - Riddles, Ruins & Revelations (Napalm)
Die Symphonic Metal-Urgesteine aus Norwegen melden
sich zurück mit ihrem zehnten Album, produziert von
Komponist und Mastermind Morten Veland. Ein Mix aus
Trance, Fantasy und Metal regt die Fantasie während
des Hörens an, ob man will oder nicht. Nicht allzu hart,
aber entzückend. Eine schaurig-schöne Märchenstunde,
mündend in düsterer Atmosphäre - in Meerjungfrauen-
Ästhetik, versteht sich. Die Mezzosopranstimme von Emmanuelle Zoldan
verglüht in melodischen Riffs und erweckt beinahe Eurovisions-Nostalgie,
gleichzeitig erschafft sie eine Art Power Metal-Operette. Und so steigen das Drama
und die Intensität, von Song zu Song werden die Geschichten lebendiger, bis
man vollkommen in dieser sagen-haften Welt versunken ist. Lasst euch also
entführen von SIRENIA, eine schöne Illusion erwartet euch.
www.sirenia.no
Denise
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33
Strom-kreis
Strom-BRinger
STONEBOURNE - Squirrels On A Plane
(Eigenprod.)
Für ihr knietief in den grungigen Neunzigern angesiedeltes
Debüt erhielten diese Nürnberger zurecht reichlich
Lob. Und auch der Nachfolger mit dem ebenso merkwürdigen
wie originellen Titel „Squirrels On A Plane“ lässt
keinen Zweifel daran aufkommen, dass es die Jungs mit
ihrem selbsternannten „Ueber-Grunge“ ernst meinen.
Unter den 15 Tracks befinden sich sowohl ALICE IN CHAINS-Melancholie-Batzen
als auch eher hymnisch angelegte PEARL JAM-Referenzstücke. Der Großteil
erweist sich jedoch als auf solidem Punk-Rock-Fundament aufgeschichtete
NIRVANA-Gedächtnis-Nummern, die Sänger/Gitarrist Sven Kartscher auf ähnlich
emotionale (und wie es sich offenbar gehört, mitunter auch etwas schiefe)
Manier zum Besten gibt.
Das muss man nicht originell finden, mitreißen bzw. zum Mitleiden anregen
kann das Album aber auf jeden Fall!
www.stonebourne.de
Walter
STONE TREE - Void Fill (Eigenprd.)
Diese 4-Track-EP des Gmundner Stoner-Rock-Duos bietet
alles, was der Genre-Fan mag: Bass und Schlagzeug
grollen wie der Donner während eines schweren
Sommergewitters, die Gesangs- und Gitarrenmelodien
verfügen über Mitsumm-Potential. Nicht zuletzt ob der
Lyrics versprühen die Songs eine gewisse Punk-Rock-
Attitüde, wobei es sprachlich sogar kleine Ausflüge ins
Deutsche gibt. Wovon künftig gerne mehr erlaubt sind - klingt doch in einigen
Momenten auch der Oberösterreicher durch. Gute Scheibe.
www.stonetree.at
Flo
THE DEAD DAISIES - Holy Ground (SPV)
Wer den kantigen Hard Rock dieser Truppe vor allem
ob der perfekt passenden Gesangsdarbietung von John
Corabi ins Herz geschlossen hat, sollte sich darüber im
Klaren sein, dass „Holy Ground“ anders tönt. Völlig anders
sogar, was aber nicht nur an der Vokal-Performance
von Glenn Hughes, der zudem auch den Posten am Bass
besetzt, liegt. Bandchef David Lowy und sein Team haben gewusst, worauf sie
sich einlassen. Anders gesagt: Der Großteil der Tracks klingt sehr an Mr. Hughes
angelehnt. Und als solches auch gelungen und mitreißend, wenngleich man
das Album meiner bescheidenen Meinung nach besser unter einem anderen
Bandnamen veröffentlicht hätte. Eines aber hat die aktuelle Inkarnation mit
den „alten“ DAISIES gemeinsam: Das coole Interpretieren verdienter Rock-
Klassiker, wobei man mit HUMBLE PIE's „30 Days In The Hole“ die inoffizielle
Quarantäne-Hymne schlechthin wählte.
www.hedeaddaisies.com
Walter
THOSAR - Omega (Grazil Rec.)
Einst spaßeshalber als Nebenprojekt aus der Taufe gehoben,
betrieben Michael Schmuck und Robert Stelzer
dieses zuletzt mit stetig wachsendem Elan. Daraus
resultiert das vorliegende Debütalbum, auf dem uns
das Duo mit derb-rockigem Sludge die Ehre erweist.
Das Eindrucksvollste dabei ist fraglos die Tatsache, dass
„Omega“ OHNE Stromgitarren funktioniert.
Das mag vielleicht nicht wirklich neu und innovativ sein, aber beeindruckend
ist es definitiv, wenn die Wirkung wie hier weniger auf Atmosphäre als auf
rohe Urgewalt und Wucht ausgelegt ist! Das Wummern der Bassgitarre fällt
sprichwörtlich umwerfend aus, auch der guttural-bösartige Gesang trägt sein
Scherflein zum Brachialklang bei. Von purem Lärm zu sprechen, wäre dennoch
unfair, da Robert die Geschichte durchwegs fein zu akzentuieren versteht und
sich sowohl mit dezenten Fills wie auch mit monströsem Blastbeat-Donner in
Szene zu setzen weiß. Aber Vorsicht: Als „Guten Morgen!“-Sound eignet sich
„Omega“ nur bedingt….
www.facebook.com/thosarband
Walter
TITAN KILLER - same (Eigenprod.)
Seit gut fünf Jahren erspielt sich diese Band durch energiegeladene
Auftritte einen guten Namen in der Szene.
Diesen untermauern die Burschen, von denen einige
auch bei MORTAL STRIKE bzw. HELLREX tätig sind,
mit vorliegendem Debütalbum. Dass sie sich mitunter
recht offensichtlich an ihren Vorbildern („Lethal Strike“
kommt mit Randy Rhoads-Gedächtnis-Riffs aus den
Boxen) orientieren, ist nicht nur legitim für eine junge Band, es stört auch
nicht wirklich.
Zum einen, weil TITAN KILLER durch den zwar etwas gewöhnungsbedürftigen,
aber passenden Gesang von Max Fuchs über ein relativ hohes Maß an
Eigenständigkeit verfügen, und zum anderen, weil man es dem Quintett anhört,
dass hier Spielfreude und Hingabe im Vordergrund stehen. Nachzuhören
etwa im schwer in der NWOBHM verwurzelten „Infuse“, im an das OZZY-
Frühwerk erinnernden „Rockin’ Until Collapse“ oder in der namensgebenden
Bandhymne. Erhältlich wahlweise digital oder als CD für 'nen Zehner unter:
www.titankiller.bandcamp.com
Walter
VULVARINE - Unleashed (Electric Fire Rec.)
Girl Power from Vienna! Die 2019 gegründete Band
überrascht mit einem stark!en Debütalbum, das
durchaus Erinnerungen an Acts wie THE RUNAWAYS
oder THE DONNAS hervorzurufen versteht.
„Vulvarock“ nennen die Damen ihren Sound, Songs
wie „Streetcat“, „Animal“ oder „Wasted“ klingen wie
gemacht für die Rocksender dieser Welt. Als Hit entpuppt
sich auch „Rock Bottom“ samt schöner Gitarrengastarbeit von Stevo
Cannonball (REVEREND BACKFLASH). Wir freuen uns auf – wann und wie
auch immer - die nächste Live-Show der Ladies und schließen mit einem
lauten Vulvarock On!
www.facebook.com/vulvarine.vienna
Mike Ramone
WIZARD - Metal In My Head (Massacre Rec.)
Es gibt wahrlich nicht viele Bands, denen man abnimmt,
dass für sie „Metal In My Head“ viel mehr
darstellt als bloß einen aussagekräftigen Albumtitel.
Dieser Truppe aus Bocholt sehr wohl, sorgt sie doch
seit drei Dekaden für Schwermetall traditioneller
Machart. Und dieses wird freilich auch auf dem
zwölften Studioalbum großartig zelebriert.
Selbiges sorgt mit Hymnen wie „30 Years Of Metal“, „Years Of War“ oder dem
Titeltrack für das übliche Nackenmuskulatur-Therapieprogramm, es gibt aber
auch ruhigere Töne. Und zwar in der Gänsehaut-Nummer „Whirlewolf“,
die dem 2019 verstorbenen VORTEX-Musiker Martjo Brongers gewidmet
ist, einem „Bruder im Geiste“. Dabei erhält die Band von einem weiteren
dieser Gattung Unterstützung, nämlich vom Argentinier Gustavo Acosta, der
mit WIZARD-Sänger Sven D’Anna auch bei FEANOR zockt.
Pflichtkauf für alle „Brothers & Sisters Of Metal“
www.legion-of-doom.de
Walter
© Band
Wir bringen den Strom – und die Dystopie
ANDERWELT
Audiokino
Die Linzer ANDERWELT haben sich ganze vier
Jahre Zeit für ihr neues Album „2084“ genommen
und herausgekommen ist eine auf den
Punkt komponierte, vielschichtige Klangwolke
voll düsterer Melodien, garstiger Eruptionen
und niederschmetternder Doom-Elemente, die
eine finstere klangliche Dystopie am Puls der
Zeit erschafft.
Dunkel grollend wälzen sich vier ausladende
Titel aus den Boxen, bauen sich sachte und gefühlvoll
auf, ehe sie in flächige, angepostete
Gitarren münden, welche wiederum in tonnenschweres
Riffing überfließen, auf dem harsche
Vocals thronen.
Die besondere Note erhält „2084“ durch die prominente
Einbindung eines Cellos, welches dezent
angezerrt einen voluminösen Gegenpart zur
Gitarre bildet. Die abwechslungsreichen, von vielen
Tempowechseln durchzogenen Songs halten
trotz langer Spielzeit den Spannungsbogen und
erschaffen eine eigene musikalische Geschichte,
in deren traurig-beklemmender Schönheit man
sich verlieren kann.
www.facebook.com/anderweltband
Anthalerero
© Melanie Haack
SOLAR FAKE
Es geht dich nichts an
Mit Dystopien aller Art war die Menschheit im
abgelaufenen Jahr geradezu gesegnet, aber dieses
ist vorbei, und jetzt kommt Sven Friedrich, um sie
uns ab - huch! - 12.02.2021 wieder in Erinnerung zu
rufen. Mit dem neuen SOLAR FAKE-Album „Enjoy
Dystopia” (Out Of Line) nämlich. In einfacher
Ausfertigung oder als Doppel-CD mit alternativen
Mixes von CD1 oder für den unersättlichen
Fanatiker als 3-CD-Box mit akustischen Versionen
und kleinen Geschenken wie Bandfoto oder
Handyhalter.
Alles, was man so brauchen kann in „This Pretty
Life“, wie auch die erste Single heißt. Im Video dazu
möchte uns Sven im Arztkittel die Vorzüge des
„Medikaments“ „Felicaerulum“ näherbringen, aber
aus seiner tieftraurigen Stimme ist das dringende
Abraten einer Einnahme herauszuhören. Diese ist
und bleibt das Markenzeichen von SOLAR FAKE,
genauso wie der schwere Synthisound, der zwar
seine Wurzeln in den 90ern oder noch ein bisschen
weiter zurück hat, aber von Herrn Friedrich immer
wieder neu erfunden und neu interpretiert wird.
Geschickt lotet er einmal mehr die Untiefen seiner
inneren Abgründe aus, verpackt sie in zehn
starke Tracks, von denen jeder seinen eigenen
„Aggregatszustand“ zwischen aggressiv, wütend,
hilflos und traurig innehat. Ein Novum ist der
deutschsprachige Titel „Es geht dich nichts an“ -
eine Übersetzung wäre laut Sven ein Kompromiss
gewesen und Kompromisse macht er nicht!
www.solarfake.de
Claudia
35
zeitStrom
Ewig junge Meisterwerke
Wenn man langjährige PARADISE LOST-Kenner
nach den prägendsten Momenten der Gothic-
Doom-Death-Pioniere fragt, werden mit hoher
Wahrscheinlichkeit das bahnbrechende „Gothic“
(1991), das durchbrechende „Icon“ (1993) und das
chartbrechende „Draconian Times“ (1995) genannt
werden, im negativen Sinn womöglich die
Experimentalphase um die Jahrtausendwende,
die u. a. neben einem erschreckend belanglosen
Alternative-Rock-Album namens „Believe
In Nothing“ den beinahe die Band vernichtenden
Elektronik-Alptraum „Host“ hervorbrachte,
der klingt, als hätte eine Bande von Remix-
Terroristen ein reguläres PL-Album gekidnappt,
einer grausamen Gehirnwäsche unterzogen und
mangels Lösegeldzahlung durch das Label in dieser
Form den konsternierten Fans, die ohnehin
noch an dem respektablen, aber zu poppigen
„One Second“ zu knabbern hatten, hämisch grinsend
vor die Füße geworfen.
Das im Schatten(!) der dominanten Klassiker stehende
dritte Album „Shades Of God“ wird meist
als Übergangsform zwischen den Manifesten
„Gothic“ und „Icon“ verstanden, doch diese Lesart
wird den Qualitäten der Scheibe keineswegs gerecht.
Was auf die geänderte Gesangstechnik
von Nick Holmes, der sich sukzessive von
Kellergrunze in Richtung Klargesang hinzutasten
versuchte, noch als Erklärungsversuch
PARADISE LOST - Shades Of God
(1992)
hinreichen mag, tut dies nicht im Hinblick auf
das originelle Instrumentalfundament, überwiegend
entsprungen dem Hirn eines der seit jeher
unterbewertetsten Gitarristen der Szene, Feelingund
Vibratogott Gregor Mackintosh, mit dessen
im Lauf seiner Karriere geschriebenen Tonnen
an großartigen melancholischen Gitarrenleads
die halbe europäische Doom-Death-Szene über
Jahre hinweg versorgt werden könnte.
Zugegeben, der sich ankündigende Professionalisierungsschub
der Band, unter dem „Icon“ zu Recht
zu einem der wichtigsten Metal-Alben der 90er gepusht
wurde, wäre bei einer Ex-ante-Betrachtung
von „Shades Of God“ noch nicht spürbar gewesen.
Die Schwächen des knuddeligen, aber technisch
unausgereiften PL-Ur-Drummers Matthew Archer,
dessen linke Bass-Drum partout nicht auf das
Lautstärkelevel der rechten zu bringen war, und
dessen Snare ungefähr über den Punch von aus
fünf Zentimetern auf einen Hochflorteppich
fallender Zuckerwatte verfügte, waren produktionstechnisch
nicht zu verbergen. Kurioserweise
machen gerade die aus dieser Limitierung geborenen,
in ihrem Feeling jedoch kaum nachahmlichen
Grooves und Fills einen Teil des Zaubers
aus, der das verkannte Meisterwerk umweht. Wer
weiß, womöglich wären PL mit einem fitteren
Trommler bloß eine unscheinbare Death-Metal-
Kapelle unter vielen geworden.
Doch der Charme des Unperfekten wird spielend
von einer Überfülle an grandiosen und ebenso
grandios verflochtenen Gitarrenmotiven übertroffen,
die es einer insgesamt hochwertigen
Diskographie zum Trotz in dieser individuellen
Ausprägung nicht nur auf keiner anderen
PL-Veröffentlichung, sondern generell keinem
anderen Album der Metal-Historie zu entdecken
gibt. Und das mag in einer Szene, die nicht zuletzt
davon lebt, dass Newcomer sich an funktionierenden
Konzepten etablierter Bands abarbeiten,
bevor sie ein individuelleres Profil entwickeln,
durchaus überraschen.
Der harte Uptempo-Banger „Mortals Watch The
Day“ erweist sich als idealer Opener, glänzt nach
stimmungsvollem Intro mit forsch schrubbender
Triolen-Strophe, melodisch stimmigem Refrain
und einem abgebremsten Mittelteil inklusive
schrulliger Drum-Solospots, der in kompositorisch
genialer Mackintosh-Manier wieder an einen
letzten Chorus herangeführt wird.
„Crying For Eternity“ ist der erste von gleich
vier die Siebenminutenmarke übertreffenden
Longtracks, was eine singuläre epische Ballung in
der Diskographie von PL, die sonst um tendenziell
kompaktes Songwriting bemüht sind, darstellt.
Selbst der Jahrhundert-Doom-Song „Beneath
Broken Earth“ („The Plague Within“, 2015) trabt
bereits nach sechs Minuten gemächlich schnaufend
über die Ziellinie. Anhand dieses zeitlichen
Freiraums verschafft man sich auf „Shades Of
God“ die Möglichkeit, mittels nahezu progressiv
mäandernden Songwritings ein nur scheinbar
enges Emotionsspektrum zwischen mittelschwerer
Depression, unheilbarem Weltschmerz und
einer angemessenen Portion Menschenhass in
all seinen feinen Facetten abzubilden, ohne dabei
in posenhaftes Funeral-Doom-Geschwurbel
wegzudriften. So bescheren Depri-Kleinode wie
„Daylight Torn“, „No Forgiveness“ und „Your
Hand In Mine“ dem Rezipienten ein kathartisches,
von negativem Gefühlsballast befreiendes
Hörerlebnis.
Wunderschön die verträumten akustischen
Einsprengsel, etwa in „Daylight Torn“, bevor
dir der tonnenschwere Riffunterbau von
Zweitgitarrist Aaron Aedy und Basser Steve
Edmondson, der bei Mackintoshs fantastischer
Führungsarbeit nicht unerwähnt bleiben soll,
wieder die Gänsehaut vom Leib schleift. Der bärbeißig
urwüchsige, an den Boxengittern klebende
Rhythmusgitarrensound (der nur ein Jahr später
auf „Icon“ wesentlich voluminöser, allerdings
auch deutlich polierter in Szene gesetzt werden
wird) kommt dabei nicht nur in schwergewichtigen
Doom-Riffs, sondern auch bei abgedämpftem
Achtelgehacke wie im eingängigen Signature-
Song „Pity The Sadness“ hervorragend zur
Geltung, während (der unter uns gesagt stimmlich
recht limitierte) Nick Holmes sich in ziemlich
einzigartiger Weise mit dezent angedeuteter
Melodik den aufgestauten Frust von der Seele
röhrt. Hervorstechendster USP des Albums sind
neben der zu jeder Zeit unter die Haut gehenden
melancholischen Grundstimmung allerdings
Gregs unerschöpfliche Erfindungsgabe für prägnante
Melodien und das unbezahlbare Talent,
in jeder Situation flüssige, sinnige Übergänge
zu gestalten und generell die Songstrukturen
spannend und dynamisch zu halten.
Dass die Briten knapp 20 Jahre später ihre zwischenzeitliche
Identitätskrise (und gleichzeitig
Major-Label-Phase) längst überwunden haben
und ihrem Backkatalog nach wie vor echte und
nicht bloß schöngehörte Highlights hinzufügen
können (etwa „The Plague Within“, 2015;
„Obsidian“, 2020), zeugt von der Langlebigkeit
des selbst entwickelten Stils und einer schier
unversiegbaren Quelle an Kreativität, die fast
an die ebenfalls englischen Prog Metaller und
Konstanzweltmeister von THRESHOLD erinnert,
die in ihrer Karriere gefühlt zwanzig gleich grandiose
Alben veröffentlicht haben. Aber das ist
eine andere Geschichte.
P. S.: Apropos Highlights, da war doch noch was:
Ausgerechnet der simpelste Track von „Shades
Of God“, der der Band eigentlich zu seicht für
das Album erschien und deswegen schamhafterweise
an die letzte Position geschoben wurde,
entwickelte sich zu DEM Band-Evergreen
überhaupt. Die Rede ist von „As I Die“, ohne dem
ein PL-Gig kaum denkbar wäre, und der auch
zum Orientierungspunkt für späteres straightes
Material der Briten werden sollte. Im Fluss des ansonsten
so homogen konzipierten Albums wirkt
der Song trotz seiner unbestreitbaren Qualitäten
dennoch wie ein Fremdkörper bzw. Bonustrack.
P. P. S.: „Shades Of God“ ist übrigens Gregs liebstes
PL-Album. Der Mann hat eben Geschmack.
wahnfred
www.paradiselost.co.uk
Ihr wollt auch eine alte Lieblingsplatte,
einen Klassiker, eine vergesse Perle im „Zeitstrom“
wieder vor den Vorhang zaubern?
Einfach Mail an strom@starkstrom.live , danke.
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:
Schwarz!Strom
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MARCUS KING -
El Dorado (Fantasy/Universal)
Marcus King begibt sich als Brauchtumspfleger
des typischen US-Bluesrock auf die Suche nach
„El Dorado“. Der Gitarrist macht während des
Trips bei jedem Klischee-Saloon halt, wärmt seine
Hörer mit Balladen-Lagefeuer und agiert derart
Retro-konform, dass in jedem Zimmer, wo die
Platte läuft, ein Cowboyhut von der Decke schwebt.
Heimelige Nostalgie-Stimmung mit modernem
Anstrich auf einer exquisiten Vinylversion. Vintage-
Vollbedienung.
MSG - Immortal (Nuclear Blast)
Das Botschaftsverkündigungssystem für harte
Klänge ist um eine Facette reicher: MSG ist
„Immortal“. Anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums
als Musiker rollt Michael Schenker seine Vorzeige-
Gruppe wieder aus der Geschichts-Garage.
Begleitet wird der Gitarrist von vielen Promis
wie Joe Lynn Turner, Ralf Scheepers oder Simon
Phillips. Am Programm steht Heavy-Tradition,
erhältlich auf schwarzem Vinyl, Picture Disc und
Farben. Coole Geburtstagstorte.
PAIN OF SALVATION -
The Perfect Element, Pt. I
(InsideOut - Anniversary Mix 2020)
Releases im Zuge markanter Zeitpunkte
liegen zwischen Perlentauchen,
Fliegenfischen und Schürfaktionen
in den Geldbörsen passionierter
Fans. Jener Re-Release nach
20 Jahren macht hingegen
durchaus Sinn. Der Klassiker der schwedischen
Prog-Metal-Helden wurde neu gemischt und gemastert,
das Resultat bildet eine Frischzellenkur
der Klangarchitektur. Bonustracks sowie
Auflagen in mehreren Farben bilden perfekte
Ergänzungselemente für Follower.
RIVERSIDE -
Lost 'n' Found - Live in Tilburg (InsideOut)
Es sind nicht nur große Namen, hinter denen
sich große Klänge verbergen. RIVERSIDE sind
zwar noch keine Prog-Popularitäts-Überflieger,
aber eine Entdeckung wert. Diese Live-Aufnahme,
erschienen 2017 als limitierte Fanclub-Edition,
dokumentiert ein starkes Konzert der Polen
mit dem 2016 verstorbenen Klassegitarristen
Piotr Grudzinski. Das edle Dreifach-Album
bietet Energie und Emotion mit traditioneller
Philosophie. Ein Erhellungsfund, ihr Kenner.
SHAKE STEW -
(A)Live! (Traumton Records/Indigo)
Ein Austro-Jazz-Hochleistungsgenerator im
Echtzeit-Einsatz. SHAKE STEW, bekannt für konstruktives
Ignorieren stilistischer Monokulturen,
bescheren Live-Impressionen, die den Sound-
Markenkern definieren. Das Septett liefert Kraftstoff,
der für die Beheizung einer Feriensiedlung
reicht, lotet Territorien zwischen Grenzen
aus, zeigt sich vielschichtig und groovt
eloquent. Zusätzlich gibt es
jetzt eine limitierte Box
mit drei LPs plus
Poster. Großes
Kino.
Klangkultur für Hörer.
Vinyl only
by Christian Prenger
STEVE HACKETT -
Under A Mediterranean Sky (InsideOut)
Diese Scheibe sorgt für eine Extradosis Mental-
Frischluft. Losgelöst von jeglicher kommerztechnischer
Schwerkraft hat Steve Hackett ein Akustik-
Album gefertigt, das durch betörende Leichtigkeit
überzeugt. Der ehemalige Gitarrist von GENESIS
pendelt zwischen Weltmusik, Flamenco, Rock oder
orchestralen Klängen, geprägt von spielerischer
Eleganz. Diese stilsicher aufgemachte Doppel-LP
entfaltet hypnotisches Charisma für einen Moment
des Innehaltens.
STEVEN WILSON -
The Future Bites (Caroline/Universal)
Ein Avantgardist des Prog-Rock betätigt den
Schalter der Unberechenbarkeit. Das neue
Album von Steven Wilson, thematisch orientiert an
Konsumkritik und digitaler Technik, ist in unkonventionelle
Gewänder gehüllt, durchwoben vom
Reiz der Ambivalenz. Verschrobene Arrangements
treffen auf bekömmliche Melodien, modische
Rhythmen tragen experimentelle Erneuerung.
Exzellente Produktion, feiner Content, kompetentes
Coverdesign, Prädikat „zukunftsfit“.
Special:
Wertschätzungswerkschau
Es gibt Lichtgestalten mit kleinen Batterien. Oder Ikonen auf kosmetischer PR-Basis.
Relevant sind nur Künstler wie der verstorbene Chuck Schuldiner, echte Gamechanger
in ihrem Metier. Mit seiner Band DEATH zählte der Sänger und Gitarrist zu den
Innovatoren des extremen Metals. Alle Alben bis auf „Symbolic“ sind jetzt wieder
in einer hochwertigen Auflage erhältlich. Transparentes Splatter-Vinyl und Booklets
mit Statements der beteiligten Musiker sind ein würdiger Rahmen für jenen
Oberliga-Kreativ-Weiterdenker.
lava-strom
Z a h , h e a v y , e r h a b e n :
Doom &
Artverwandtes
by Willi Winter
PURPLE DAWN - Peace & Doom Session Vol. I (Ogro Rekords)
Wenn das Jahr 2020 was Gutes hatte, dann (Teil 1)…
Dass der umtriebige Claas von EARTHBONG Zeit hatte, sein Feinschmecker-Kassetten(!!)-Label
Ogro Rekords zu reaktivieren. Eines seiner
ersten Signings ist das Doom Power-Trio PURPLE DAWN. „Worship
the Riff and praise Iommi“ lautet dessen Motto und das setzen die
Kölner mehr als nur gut um. Fette Riffs, saftige Soli, ordentliches
Powerdrumming und einige balladeske Momente machen diese
Live-Session besonders hörenswert. Auf Seite B gibts drei der Songs
als Studio Recording. Sehr stark!
www.facebook.com/PurpleDawnDoom
ANCHORITE - Further From Eternity (GMR)
Wenn das Jahr 2020 was Gutes hatte, dann (Teil 2)…
Dass Leo Stivala (FORSAKEN) und Peter Svensson (u.a. VOID MOON)
Zeit fanden, die auf dem Malta Doom Metal Fest 2018 beschlossene
Zusammenarbeit in die Tat umzusetzen. Zur Unterstützung holte
man sich noch Martin Jepsen Andersen (u.a. BLINDSTONE) und
Marcus Rosenqvist (u.a. ASSASSIN'S BLADE). Und was kann man
sich angesichts solcher Schwergewichter anderes erwarten als ein
abwechslungsreiches Album, das sich grob im Umfeld von CANDLEMASS
und SOLITUDE AETURNUS bewegt? Eben!
Besonders erfreulich ist, dass man es auf diesem bewegenden,
epischen Doombrocken schafft, sich nach keiner der jeweiligen
Stammbands anzuhören, sondern komplett eigenständig zu klingen.
Als absoluter Höhepunkt ist „Valhalla Awaits“ zu nennen, ein Tribut
an den verstorbenen Mark „The Shark“ Shelton von MANILLA ROAD,
worauf auch dessen langjährige Bandkollegen Randy Foxe und Bryan
Patrick zu hören sind!
www.facebook.com/anchoritedoom
LITTLE HOLE FILLED -
And The Ants Still March On (Rufzeichen Records)
Neues Futter aus heimischen Gefilden für geneigte Ohren. Und was für
eines! Nicht nur haben die Mühlviertler den wohl geilsten Albumtitel
des Jahres geliefert, auch können sie musikalisch mit ihrem Mix
aus Doom, Sludge, Stoner und einer guten Prise Blues überzeugen!
Die Jungs beweisen kompetentes Songwriting und schaffen es, trotz
aller Heavyness eine melancholische Grundstimmung beizubehalten.
Dies liegt vor allem an der hervorragenden Saitenarbeit (Twin
Gitarren herrschen halt!) und der bärenstarken Gesangsdarbietung
von Sänger Philipp.
Noch ist natürlich nicht alles Gold, was glänzt, denn der Zehn-Minuten-
Brocken „Giving Birth To A Planet“ kriecht etwas langatmig und arm
an Höhepunkten durch die Boxen, das ist aber auch der einzige - und
natürlich subjektive - Kritikpunkt an einer sonst rundum gelungenen
Veröffentlichung. Digital ist diese bereits erhältlich, eine Vinylausgabe
ist für März 2021 über Konkord Records angedacht.
www.facebook.com/littleholefilled
JACK FROST - The Great Dying ( EP, Gloom Rock Enterprises)
Wieder einmal beweisen JACK FROST, warum sie zum Besten gehören,
was das Genre zu bieten hat. Sie machen das, worauf sie gerade
Lust haben und etwaigen Erwartungshaltungen wird genüsslich der
Mittelfinger entgegengestreckt. Ungewöhnlich flott und ruppig, mit
Death Metal-Riffs und Powerdrumming startet man den Vier-Tracker
mit „While Good Men Die“ (inklusive Michelle Darkness von END OF
GREEN). „(Follow) The Black Light“ beginnt ähnlich flott, allerdings
wird hier das Tempo stark variiert. Mit „White Shadows“ schüttelt die
Band beinahe verboten lässig einen Hit aus dem Ärmel, der garantiert
für volle Tanzflächen in den Clubs sorgen wird (sobald diese halt wieder
aufsperren dürfen). Zum Abschluss kommt mit „From Here I Walk
Alone“ eine unglaubliche Walze, eine Hymne, die trotz aller Schwere
ungeheuer melodisch und melancholisch klingt. Fazit: Diese vier,
mit jeweils eigenem Charakter versehenen Songs stellen ein weiteres
Highlight in der Discografie dieser Ausnahmeband dar!
www.facebook.com/gloomrockbastards
12.02.
BUCOVINA
INFINITAS
ALPHAYN
NEMOREUS
17.02.
EVIL INVADERS
ANGELUS APATRIDA
SCHIZOPHRENIA
06.04.
SIX FEET UNDER
BLOODRIDE
SCARS
GRIMAZE
ALEPH NAUGHT
11.04.
DARKHER
FORNDOM
THE DEVIL‘S TRADE
22.04.
LOUDNESS
GREY ATTACK
THOLA
25.04.
BAEST
30.04.
MELECHESH
GROTESKH
24.05.
INGESTED
VULVODYNIA
VALE OF PNATH
BOUND IN FEAR
www.escape-metalcorner.at
Strom-Schmiede
40
Beginnen möchte ich in den US of A. Genauer
gesagt in L.A., von wo aus gegen Ende der 80er
UNCLE SLAM versuchten, die Welt auf sich aufmerksam
zu machen. Das gelang der Formation
mit ihrem Debüt „Say Uncle“ (Divebomb) gar
nicht schlecht, ihr Crossover-Sound aus Hardcore
und brachialem Thrash konnte vor allem Fans
von SUICIDAL TENDENCIES (kein Wunder, hatten
UNCLE SLAM doch von Beginn an Ex-Musiker
dieser Truppe im Line-Up) ansprechen. Leider fielen ihre späteren Scheiben
dem Zeitgeist zum Opfer, weshalb die Truppe Zeit ihrer Existenz nicht
mehr als ein Geheimtipp bleiben sollte. Immerhin gibt es das erwähnte
Erstlingswerk jetzt als klangtechnisch überarbeitete Neuauflage - sowie um
eine Bonus-CD erweitert! - wieder zu erstehen.
www.divebombrecords.com
Erstmals auf CD erschienen sind vor Kürzerem
die beiden Demos der nur von Mitte bis Ende
der 80er im Raum Chicago aktiven HEDSTONE.
Darüber hinaus enthält der unmissverständlich
„Out Of The Crypt“ (Arkeyn Steel Rec.) betitelte
Dreher auch noch einige Live-Tracks aus
dem Band-Archiv sowie eine vom ehemaligen
Sänger Kurt Slavik verfasste Bandbio und rares
Fotomaterial. Mit seiner hohen, ausdrucksstarken
Stimme prägte Kurt den melodischen US-Metal der Truppe, die leider
sang- und klanglos untergegangen ist. Hörenswert ist das Oeuvre der Band
rund um den späteren SEVENTH OMEN-Gitarristen Clay Yoksas auf jeden
Fall, allen voran für Fans von klassischen Mid-80er-US-Sounds.
www.steelgallery.com
TRÜFFELSCHWEINCHEN of
Etwa zur selben Zeit hat Ted Kirkpatrick
TOURNIQUET ins Leben gerufen. Wohl auch,
um die Menschheit fortan an seinem christlichen
Glauben teilhaben zu lassen. Nicht weiter
erwähnenswert, hätte der gute Mann nicht seit
jeher eine überaus abgefahrene, jedoch jederzeit
schlüssige, in sich stimmige Melange aus Thrash
und Power Metal anzubieten gehabt, die im Lauf
der Jahre noch um eine gehörige Dosis Doom
by Walter
Uncle Sam Superstar: Geifern wie der junge Schmier
Auch wenn wir die uns tagtäglich um die Ohren gedonnerten Schlagworte allesamt nicht mehr hören können,
ändert das leider nichts an der Tatsache, dass Künstlern bis auf Weiteres ausnahmslos das Veröffentlichen von Musik
als Einnahmequelle bleibt. Manche versuchen sich mit Live- oder Compilation-Alben einigermaßen im Gerede zu
halten, ein anderer Teil schert sich weniger um die Kohle und nutzt die Lage vorwiegend dazu, sich den Alltagsfrust
etwas von der Seele zu komponieren.
Wie auch immer, Fakt ist, dass die Anzahl an Veröffentlichungen in den letzten Monaten gehörig zugenommen hat.
Das ist vor allem für jene Formationen schade, deren Tonträger dadurch noch stiefmütterlicher behandelt werden
als dies während der „Normalität“ schon der Fall ist. Daher ist es mir ein ganz besonderes Anliegen, euch folgende
Releases ans edelmetallerne Herz zu legen:
erweitert wurde. Diese prägt auch die aktuelle (neuer Stoff ist für 2021
angekündigt!) Raritäten-Compilation „The Slow Cosmic Voyage To Wisdom“
(Pathogenic Rec.), auf der unter anderem eine 25-minütige Instrumental-
Volldröhung, zwei SABBATH-Cover und eine etwas schräge Version von
„Gethsemane“ zu hören sind.
www.tourniquet.net
Wesentlich näher am „Jesus Christ Superstar“
Original sind die Schweden ASTRAKHAN, die
mit „Superstar Experience“ (Black Lodge) ein
Live-Dokument ihrer Umsetzung des Musicals
veröffentlichten. Die aus (Ex-)Mitgliedern von
u.a. PAIN OF SALVATION, HOUSE OF SHAKIRA
und ROYAL HUNT formierte Melodic/Prog Metal-
Gruppe konnte das Material fein umarrangieren
und der Chose zudem einen gehörigen Schuss
„Rock“ verabreichen. Noch beeindruckender: die Traum-Besetzung des
„Judas“ mit Mats Leven!
www.facebook.com/Astrakhan.band
Ein All-Star-Line-Up konnte Michael Podrybau
zwar nicht rekrutieren, aber überaus kompetente
Kollegen, um die von ihm angeführten
GLACIER wieder an den Start zu bringen. „The
Passing Of Time“ (No Remorse Rec.) macht in
der Tat vergessen, dass seit dem Debüt ganze
35 Jahre vergangen sind, schließlich klingt der
Dreher gleichermaßen völlig aus der Zeit gefallen
und unkaputtbar-klassisch. Mit der immer noch
glasklaren Stimme sowie diversen MAIDEN-Referenzen sorgt die Truppe
für erhabenes Wohlfühl-Flair in Echt-Metaller-Kreisen, weshalb davon
auszugehen ist, dass sich auch 2021 ein Publikum für den US-Fünfer finden
lassen wird.
www.facebook.com/GlacierMetal
© Privat
Das sollte auch bei LEVIATHAN der Fall sein,
schließlich wird das Power/Prog-Kommando
aus Colorado mit „Words Waging War“
(Stonefellowship Rec.) einmal mehr seinem
guten Ruf gerecht. Dafür sorgt nicht nur das
von gefühlsbetont über filigran bis knallhart reichende
Songwriting von Bandchef John Lutzow,
der seit über 30 Jahren die Band leitet, sondern auch der erst seit dem
letzten Dreher zur Besetzung zählende Stimmband-Akrobat Rafael Gazal.
Passt - auch wenn das Bandlogo immer noch amateurhaft aussieht und
das Cover erneut eher mies geworden ist.
www.leviathanresurrected.com
Geradliniger, heftiger und „truer“ gehen die
in Texas ansässigen IGNITOR zu Werke, die in
Europa seit ihren ersten Demos sowie einem umjubelten
„Keep It True“-Auftritt auf ein getreues
Gefolge setzen können. Auf ihrem inzwischen siebenten
Album „The Golden Age Of Black Magick“
(Metal On Metal Rec.) wird wenig überraschend
abermals jene Kost geboten, die sie selbst vor
Jahren schon mit „Reinheitsgebot“ besungen
haben. Andererseits: Wer einen Alleskönner wie Jason McMaster am Mikro
hat, braucht sich keine Sorgen zu machen, denn mit einer solchen Stimme
wird jedes Band-Zeitalter ein goldenes!
www.ignitorband.com
Ein solches sollte demnächst auch für alle
Epic Metal-Fans anbrechen. Zumindest stehen
die Vorzeichen dafür mit „Ravening Iron“
(No Remorse Rec.) von ETERNAL CHAMPION
verdammt gut. Die ebenfalls aus Texas stammenden
Schwertschwinger wissen mit heroisch-kraftvollen
Tracks ebenso zu beeindrucken
wie mit gediegener Fantasy-Lyrik. Die wird von
Sänger Jason Tarpey auf hingebungsvolle Weise
dargeboten, dessen Stimme zu den MANILLA ROAD- und CIRITH UNGOLgetünchten
Sounds einfach perfekt passt. Auf die Knie!
www.facebook.com/eternalchampion
Man mag vom Land der unbegrenzten
Präsidentschafts-Dümmlichkeiten halten,
was man will. Am Umstand, dass die
Underground-Szene nach wie vor prächtig
floriert, hat sich nichts geändert. Ein Glück,
dass zumindest über der Subkultur noch keine
dunkeln Schatten hängen. Wir würden
wohl einiges verpassen, etwa das sprichwörtlich
„Out Of The Shadows“ (Eigenprod./Pure
Steel) betitelte Doppel(!)-Album der aus dem Bundesstaat New York
stammenden AWAKEN. Die vom früheren LAZARUS-Sänger Glenn
DaGrossa angeführte Truppe geht mit einer abwechslungsreichen
Prog/Power/Melodic-Melange an den Start, aus der auch klassischer
Hard Rock herauszuhören ist. Also „einmal mit alles“ quasi - und
das sehr, sehr scharf!
www.officialawaken.com
Wie wir alle wissen, kommt zwar „America
first“, Austria aber dennoch „förster”. Logisch
also, dass meine Kolumne mit dem Hinweis
auf ein einheimisches Gewächs endet. Die
aus der Heimat von „Bollwerk Trauner“ stammenden
CHAINBREÄKER stellen auf ihrem
zweiten Album „Relentless Night“ (Metal On
Metal Rec.) mit ordentlicher Wucht unter
Beweis, dass sie die alte Thrash-Schule mit
Bravour absolviert haben. Speziell in den Fächern „Ballern wie
die frühen KREATOR“ und „Geifern wie der junge Schmier“ hat
die Gruppe verdammt gut aufgepasst, war aber auch bei diversen
Lehrgängen unter US-amerikanischer Leitung sehr aufmerksam.
Thrash On, Guys!
www.facebook.com/chainbreakeraustria
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Im Mai jährt sich der Todestag des unvergessenen
Ronnie James DIO zum elften Mal, vielleicht legt da
ja wer die Alben seiner ersten größeren Band
ELF neu auf.
Aktuell freuen wir uns über den Vinyl(!) Re-Release
der DIO-Alben „Holy Diver“, „The Last In Line“,
„Sacred Heart“, „Intermission“, „Dream Evil“ sowie
als Doppel-LP „Lock Up The Wolves” und
„Strange Highways” auf Universal Music und
verlosen unter allen e-Mails an
strom@starkstrom.live
(Betreff DIO, Postanschrift nicht vergessen,
Einsendeschluss 28.02.2021)
je ein Exemplar von, hach, „Holy Diver“,
„The Last In Line“ und „Strange Highways“.
Viel Glück!
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Laut und finster: stark!strom auf insta!
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IMPRESSUM / Offenlegung gem. Gesetz:
Stark!Strom – das neue österreichische Rock & Metal Magazin
Medieninhaber: Stark!Strom, Andreas Appel, Oberzellergasse 1/17/12, 1030 Wien, office@starkstrom.live, +43 664 43 46 55, ATU 55494405 • Herausgeber: Andreas Appel
Chefredaktion: Mike Seidinger & Andreas Appel • Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits, Christine Cizek, Walter Scheurer, Willi Winter, Christian Prenger, Manfred „wahnfred“ Wadsack,
Christian König, Matej Lastro, Manuel Dauböck, Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast, Patrick Meerwald, Anna Otto, Gabriel Niederberger, Charles Steiner, Thomas Hutterer, Stefan Mair
Lektorat: Claudia Jusits • FOTOS: Falls nicht anders angegeben, handelt es sich um uns zur Verfügung gestelltes Promotionmaterial der Künstler und Firmen.
Art-Direction, Layouts & Designs: Stephan „Jeff“ Ohorn • Druck: Print Alliance HAV Produktions GmbH, 2540 Bad Vöslau, Druckhausstraße 1, www.printalliance.at
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