Leseprobe zu »Wie schlimm sind Bananen?«
»Wie schlimm sind Bananen? – Der CO2-Abdruck von allem« Autor: Mike Berners-Lee, 280 Seiten, Hardcover, Euro (D) 22 | Euro (A) 22.70 | CHF 28 ISBN 978-3-03876-535-6 (Midas Sachbuch) Vom Alltäglichem (Fahrräder, SMS, Blumen, Bücher) bis zum Globalen (Rechenzentren, Reisproduktion, Fußball-WM, Kriege) – dieses Buch liefert alle Antworten zum CO2-Fußabdruck, die wir heute brauchen, und wartet zudem mit zahlreichen spannenden Enthüllungen auf. Mike Berners-Lee (PLANET B) zeigt in seinem neuen Buch anhand von über hundert Beispielen, wie sich diese konkret auf den weltweiten CO2-Ausstoß und damit auf unser Klima auswirken. Das Buch hilft uns, ein neues CO2-Bewusstsein für alles zu entwickeln, was wir tun, kaufen oder uns ausdenken. Er hilft uns dabei, im Alltag zu bestehen, indem wir die Größenordnungen richtig einschätzen.
»Wie schlimm sind Bananen? – Der CO2-Abdruck von allem«
Autor: Mike Berners-Lee, 280 Seiten, Hardcover,
Euro (D) 22 | Euro (A) 22.70 | CHF 28
ISBN 978-3-03876-535-6 (Midas Sachbuch)
Vom Alltäglichem (Fahrräder, SMS, Blumen, Bücher) bis zum Globalen (Rechenzentren, Reisproduktion, Fußball-WM, Kriege) – dieses Buch liefert alle Antworten zum CO2-Fußabdruck, die wir heute brauchen, und wartet zudem mit zahlreichen spannenden Enthüllungen auf. Mike Berners-Lee (PLANET B) zeigt in seinem neuen Buch anhand von über hundert Beispielen, wie sich diese konkret auf den weltweiten CO2-Ausstoß und damit auf unser Klima auswirken. Das Buch hilft uns, ein neues CO2-Bewusstsein für alles zu entwickeln, was wir tun, kaufen oder uns ausdenken. Er hilft uns dabei, im Alltag zu bestehen, indem wir die Größenordnungen richtig einschätzen.
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»Ich weiss nicht ob ich jemals ein<br />
gleichzeitig so faszinierendes, nützliches und<br />
unterhaltsames Buch gelesen habe.<strong>«</strong><br />
Bill Bryson<br />
mIke berners-lee<br />
Wie <strong>schlimm</strong><br />
<strong>sind</strong> <strong>Bananen</strong>?<br />
der co 2 -Abdruck von Allem<br />
mIdAs
UNKORRIGIERTE LESEPROBE<br />
© 2020 Midas Verlag AG<br />
ISBN 978-3-03876-535-6<br />
1. Auflage 2020<br />
Überset<strong>zu</strong>ng: Claudia Koch<br />
Lektorat und Korrektorat: Patrick Brauns<br />
Layout: Ulrich Borstelmann<br />
Projektleitung: Gregory C. Zäch<br />
Printed in Europe<br />
Die Herstellung dieses Buches erfolgt klimaneutral (www.evers-reforest.com).<br />
Die englische Originalausgabe ist unter dem Titel »How Bad are Bananas?<strong>«</strong> erschienen.<br />
© Mike Berners-Lee 2020<br />
Midas Management Verlag AG, Dunantstrasse 3, CH-8044 Zürich<br />
Website: www.midas.ch / Mail: kontakt@midas.ch / Social Media: @midasverlag<br />
Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />
Deutschen Nationalbibliografie; Detaillierte bibliografische Daten <strong>sind</strong><br />
im Internet über www.dnb.de abrufbar.<br />
Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch aus<strong>zu</strong>gsweise,<br />
ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar.<br />
Dies gilt insbesondere für die Erstellung und Verbreitung von Kopien auf Papier,<br />
Datenträgern oder im Internet.
INHALT<br />
Einführung................................................................5<br />
Was ist neu an der neuen Ausgabe? .................................... 6<br />
Ist CO 2<br />
wie Geld? ........................................................8<br />
Legen Sie los ............................................................8<br />
Der CO 2<br />
-Fußabdruck – ein Überblick ....................................... 11<br />
Was ist CO 2<br />
e? .......................................................... 11<br />
Achtung bei den Zehen: Direkte und indirekte Emissionen ..............12<br />
Das wichtige aber unmögliche Maß ....................................13<br />
Die Zahlen verstehen ..................................................15<br />
Ein 5-Tonnen-Lebensstil? ...............................................15<br />
Das verbleibende CO 2<br />
-Budget der Welt .................................16<br />
Kann man CO 2<br />
ausgleichen? ............................................17<br />
Kapitel 1: Unter 10 Gramm.................................................19<br />
Ein halber Liter Leitungswasser ........................................19<br />
Eine E-Mail ........................................................... 20<br />
Eine Google-Suche .....................................................22<br />
Eine Kurznachricht (SMS) ..............................................23<br />
Ein Plastikbeutel ...................................................... 24<br />
Hände trocknen .......................................................25<br />
Kapitel 2: 10 Gramm bis 100 Gramm .......................................27<br />
Papiertragetasche .....................................................27<br />
Ein Hemd bügeln ..................................................... 28<br />
Ein Zoom-Telefongespräch ............................................ 29<br />
Eine Portion Karotten (100 g) ......................................... 30<br />
Ein Apfel ...............................................................31<br />
Fahrt auf dem E-Bike (1 Meile – 1,6 km) .................................32<br />
Einen Liter Wasser kochen .............................................33<br />
Eine Busfahrt (1 Meile, also 1,6 km) .................................... 34<br />
Radfahren (1,6 km, also 1 Meile) ........................................35
4<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Eine Reise im Zug (1,6 km, also eine Meile) ..............................37<br />
Durch eine Tür gehen ................................................. 39<br />
(...)<br />
Kapitel 13: Was können wir tun? ...........................................41<br />
Warum Einzelaktionen helfen ......................................... 42<br />
Wie kann ich meinen Fußabdruck verringern? ..........................43<br />
Auf Veränderungen drängen ...........................................57<br />
Endnoten................................................................61
EINFÜHRUNG<br />
Die Anfänge dieses Buches liegen bereits im Jahr 2007. Ich arbeitete im gerade<br />
aufkommenden Bereich des CO 2<br />
-Fußabdrucks – versuchte heraus<strong>zu</strong>finden,<br />
wie viel alltägliche Dinge <strong>zu</strong> den CO 2<br />
-Emissionen beitrugen –, und erklärte<br />
mich bereit, mit einer Journalistin, die über Lebensmittel mit geringem<br />
CO 2<br />
-Ausstoß schrieb, durch einen Supermarkt <strong>zu</strong> gehen.Während wir also<br />
mit dem Diktiergerät die Gänge auf und ab liefen, löcherte sie mich mit Fragen,<br />
von denen ich die meisten leider nicht beantworten konnte. »Was ist<br />
mit diesen <strong>Bananen</strong>? Und der Käse? Er ist Bio, er muss besser sein! Salat ist<br />
doch harmlos, oder? Hätten wir besser mit dem Bus herkommen sollen? Wie<br />
<strong>schlimm</strong> <strong>sind</strong> Lebensmittel eigentlich?<strong>«</strong><br />
Es war überhaupt noch nicht klar, was die CO 2<br />
-bewussten Einkäufer kaufen<br />
sollten, und an jenem Tag konnte ich da<strong>zu</strong> nicht viel beisteuern. Tatsächlich<br />
ist nie etwas aus dem Artikel geworden, und das war vermutlich gut so.<br />
Aber seitdem stelle ich lange und breite Betrachtungen über den CO 2<br />
-Abdruck<br />
an und führte schon einige Studien da<strong>zu</strong> durch, unter anderem für<br />
eine Supermarktkette. Dieses Buch, dessen erste Ausgabe 2010 erschienen<br />
war (und das für 2020 komplett überarbeitet wurde), ist eine Antwort auf<br />
die Fragen jener Journalistin ... und vieler anderer.<br />
Als ich <strong>zu</strong> schreiben begann, war klar, dass es mehr sein sollte als ein Buch<br />
über Lebensmittel und Reisen. Ich wollte ein Gefühl für den CO 2<br />
-Ausstoß vermitteln<br />
– also die Auswirkungen auf den Klimawandel – und zwar von allem,<br />
was wir konsumieren, tun, worüber wir nachdenken, an der Arbeit und <strong>zu</strong><br />
Hause. Ich wollte helfen, dass wir einen CO 2<br />
-Instinkt entwickeln.<br />
Obwohl ich den Abdruck von knapp 100 Dingen diskutiere, hoffe ich, dass<br />
Sie beim Lesen ein Gefühl dafür entwickeln, woher der CO 2<br />
-Ausstoß kommt,<br />
und künftigIhnen über den Weg läuft. Diese Einschät<strong>zu</strong>ng ist vielleicht nicht<br />
exakt, doch ich hoffe, Sie kommen wenigstens auf die korrekte Zahl von Nullen.<br />
Und vielleicht können Sie sich (hoffentlich) vorstellen, wie <strong>schlimm</strong> <strong>Bananen</strong><br />
<strong>sind</strong> (Spoiler: gar nicht <strong>schlimm</strong>; sie haben zwar Probleme mit der<br />
Nachhaltigkeit, ihr CO 2<br />
-Abdruck ist jedoch gering).
6<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Was ist neu an der neuen Ausgabe?<br />
Wie gesagt, fast alle Zahlen mussten für die neue Ausgabe aktualisiert werden.<br />
Der größte Unterschied nach zehn Jahren ist jedoch, dass sich der Kontext<br />
deutlich gewandelt hat. 2010 war der Klimawandel nur »sehr ernst<strong>«</strong>.<br />
Vier Jahre waren vergangen, seit der seit der von dem britischen Ökonomen<br />
Sir Nicholas Stern verfasste Bericht 1 den Klimawandel in die britischen Medien<br />
holte und ins öffentliche Bewusstsein rückte, und es war höchste Zeit,<br />
auch im Alltag ein CO 2<br />
-Bewusstsein <strong>zu</strong> entwickeln. Heute jedoch haben wir<br />
den Klima-Notstand, denn die globalen Emissionen <strong>sind</strong> weiter gestiegen,<br />
als hätten wir das Problem nie bemerkt. 2<br />
Inzwischen <strong>sind</strong> die wissenschaftlichen Werte durchaus furchteinflößend:<br />
Ein Temperaturanstieg um 1.5 Grad (gegenüber Vor-Industriezeiten)<br />
gilt inzwischen als deutlich gefährlicher als die 2 Grad, die wird damals annahmen.<br />
3 Und wir <strong>sind</strong> auf dem schnellsten Weg dahin. Während ich das<br />
schreibe, stehen wir bei 1,1 Grad, verglichen mit den 0,88 Grad im Jahr 2010<br />
(ein Anstieg um 25 % in zehn Jahren). Die Auswirkungen des Klimawandels<br />
<strong>sind</strong> bereits auf der ganzen Welt spürbar: Gletscher <strong>sind</strong> geschrumpft, Pflanzen-<br />
und Tierbestände haben sich verschoben, Bäume blühen früher, der<br />
Verlust am Meereis ist dramatisch und die Meeresspiegel steigen schneller.<br />
Wir erleben intensivere Klimaereignisse, mit längeren, intensiveren Hitzewellen,<br />
Feuersbrünsten und Dürrephasen. Methan ist explosiv aus dem<br />
schmelzenden Permafrostboden ausgetreten und hat Krater von etwa 50<br />
Meter Durchmesser hinterlassen.<br />
Das <strong>sind</strong> die schlechten Nachrichten. Doch auf der positiven Seite entsteht<br />
endlich der Eindruck, dass die menschen aufwachen und die Herausforderung<br />
erkennen. In den letzten Jahren erlebten wir Extinction Rebellion<br />
auf den Straßen und Greta Thunberg als Anführerin einer globalen Bewegung<br />
streikender Schülerinnen und Schüler. Die »Debatte<strong>«</strong> über den Klimawandel<br />
ist beendet, und Medienhäuser wie die BBS geben durch die Brennstoffindustrie<br />
geförderten Leugnern des Klimawandels nicht mehr ebenso<br />
viel Gewicht wie den Wissenschaftlern. Und ein Klimabewusstsein beginnt,<br />
sich in den Entscheidungen in Politik und Wirtschaft nieder<strong>zu</strong>schlagen. Es ist<br />
durchaus noch ein weiter Weg und wir dürfen keine Zeit verlieren. Aber im<br />
Vergleich <strong>zu</strong> 2010 spüre ich mehr Hoffnung, mehr Furcht und vor allem eine<br />
größere Dringlichkeit.<br />
Bei der Überarbeitung der Einträge in diesem Buch – und bei den neuen<br />
Abschnitten, die vor zehn Jahren noch nicht auf dem Radar waren, wie Elektrofahrräder,<br />
Kryptowährungen und die Forderungen der IPCC (Intergovernmental<br />
Panel on Climate Change) –, habe ich versucht, den Ton des Originals
Einführung 7<br />
<strong>zu</strong> treffen. Es soll ebenso Spaß machen wie praktische Hinweise geben, auch<br />
wenn es heut<strong>zu</strong>tage schwerer ist, Witze über das Klima <strong>zu</strong> machen. Außerdem<br />
bin ich weniger schüchtern, was meine Botschaften an Politiker angeht,<br />
sowohl in diesem Buch als auch bei Gesprächen mit den Medien. Wir müssen<br />
es für Politiker unmöglich machen, so <strong>zu</strong> tun, als verstünden sie die<br />
Grundlagen des Klimanotstandes nicht.<br />
Am Ende des Buches habe ich einen neuen Abschnitt eingefügt, was jeder<br />
von uns tatsächlich tun kann, um bei der Bewältigung des Klimawandels <strong>zu</strong><br />
helfen. Zum Teil geht es dabei um die Reduzierung des CO 2<br />
-Fußabdrucks. Der<br />
Rest <strong>sind</strong> meine Überlegungen <strong>zu</strong> all den anderen Aktionen, die wir unternehmen<br />
können, um Regierungen, Arbeitgeber und die Gesellschaft <strong>zu</strong> den<br />
großen Veränderungen <strong>zu</strong> drängen, die wir so dringend brauchen. Ich versuche<br />
nicht, jemandem Vorschriften <strong>zu</strong> machen, aber wenn Sie schon danach<br />
fragen, habe ich deutlich mehr und genauere Vorschläge als beim letzten<br />
Mal.<br />
Grundlegende Annahmen<br />
Die Welt der CO 2<br />
-Aufzeichnung hat sich in den letzten Jahren etwas bewegt,<br />
fühlt sich jedoch noch immer etwas an wie der Wilde Westen. Da gibt es<br />
diesen bösen Fehler namens Abbruchfehler (trunkation error – ich bespreche<br />
ihn am Ende des Buches), der da<strong>zu</strong> führte, dass Regierungsorganisationen<br />
und große Unternehmen wie Apple, Dell und HP ihren CO 2<br />
-Ausstoß um bis<br />
<strong>zu</strong> 40% unterschätzt haben.<br />
Mein eigener Grundsatz <strong>zu</strong>r Ermittlung des CO 2<br />
-Fußabdrucks – den ich<br />
akademisch an der Lancaster University und geschäftlich als Berater für<br />
Small World (ein Beratungsunternehmen in Sachen Ökologie) praktiziere –<br />
hat sich kaum geändert, doch ich möchte annehmen, dass ich besser bin als<br />
2010. Und ich hoffe <strong>zu</strong>mindest, dass wir uns auf drei grundlegende Fakten<br />
einigen können:<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Wir befinden uns mitten im Klimanotstand.<br />
Er ist von Menschen gemacht.<br />
Wir können etwas daran ändern.<br />
Ich hoffe auch, dass wir uns über die Perspektive einig <strong>sind</strong>. Ein Freund fragte<br />
mich einmal, wie man sich im Büro die Hände trocknen sollte, um den CO 2<br />
-<br />
Fußabdruck <strong>zu</strong> reduzieren – mit Papierhandtüchern oder einem elektrischen<br />
Trockner. Gleichzeitig flogen er und seine Kollegen Dutzende Male pro Jahr<br />
über den Atlantik. Hier sollte man ein Gefühl für den Maßstab entwickeln.
8<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Fliegen ist zehntausendmal wichtiger als Hände abtrocknen. Mein Freund<br />
lenkte also einfach von dem Problem ab.<br />
Ich möchte Ihnen ein Gefühl dafür geben, wieviel CO 2<br />
im Spiel ist, wenn<br />
Sie einfache Entscheidungen treffen – wohin Sie reisen, wie Sie dorthin gelangen,<br />
ob Sie etwas kaufen, den Fernseher auf Standby lassen und so weiter.<br />
Und natürlich wo Sie das meiste für Ihren Aufwand bekommen. Dieses Buch<br />
soll Ihnen helfen, Ihre Baustellen <strong>zu</strong> finden. Wenn es Ihnen hilft, das eine<br />
oder andere <strong>zu</strong> überdenken, was Sie in Ihrem Leben verbessern können, um<br />
Ihren CO 2<br />
-Ausstoß <strong>zu</strong> reduzieren, dann hat es sich schon gelohnt.<br />
Ist CO 2<br />
wie Geld?<br />
In gewisser Weise ja. Bei den meisten Dingen kennen wir den ungefähren<br />
Preis bereits, ohne auf das Preisschild <strong>zu</strong> schauen. Wir kennen vielleicht keine<br />
genauen Zahlen, wissen aber, dass eine Flasche Champagner teurer ist als<br />
eine Tasse Tee und viel billiger, als eine Wohnung <strong>zu</strong> mieten. Unser Gespür<br />
für die finanziellen Verhältnisse erlaubt uns gute Entscheidungen <strong>zu</strong> treffen.<br />
Wenn ich unbedingt Champagner trinken will, weiß ich, dass ich ihn bekommen<br />
kann, wenn ich dafür etwas anderes einspare, das mir weniger wichtig<br />
ist. Ähnlich müssen wir unseren Instinkt für CO 2<br />
anpassen.<br />
Doch hier beginnen die Unterschiede. Im Unterschied <strong>zu</strong> Geld <strong>sind</strong> wir es<br />
nicht gewohnt, über die Kosten von CO 2<br />
nach<strong>zu</strong>denken. Wir können auch viel<br />
schwerer entscheiden, wieviel wir ausgeben, denn wir können es nicht sehen<br />
und die Zahlen stehen nirgendwo. Außerdem spüren wir die Konsequenzen<br />
unseres CO 2<br />
-Abdrucks nicht persönlich, denn sie teilen sich auf über 7 Milliarden<br />
Menschen und viele Jahre auf.<br />
Legen Sie los<br />
Wir in der entwickelten Welt – ich schließe mich selbst mit ein – haben in<br />
unserem Leben jede Menge Müll, der nicht <strong>zu</strong>r Lebensqualität beiträgt. Das<br />
ist tief in unserer Kultur verankert. Wenn wir den rauswerfen, wird das Leben<br />
aller besser, vor allem Ihr eigenes. Ich habe den großen Gewinn gelandet,<br />
indem ich mein tägliches Solo-Berufspendeln im Auto gegen Fahrten mit<br />
dem Rad und Fahrgemeinschaften getauscht habe. Für mich funktioniert<br />
das, doch wir <strong>sind</strong> alle verschieden.<br />
Ich hoffe, dass diese Seiten allen ein paar praktische und wünschenswerte<br />
Ideen liefern, wie wir unseren CO 2<br />
-Abdruck reduzieren können, um<br />
durch Achtsamkeit ein besseres Leben <strong>zu</strong> führen.
Einführung 9<br />
Wie Sie das Buch lesen, liegt ganz bei Ihnen. Eigentlich ist es da<strong>zu</strong> gedacht,<br />
es irgendwo auf<strong>zu</strong>schlagen und herum<strong>zu</strong>blättern. Doch es besitzt<br />
einen umfassenden Index, und in den Endnoten finden Sie weitere Informationen<br />
und Links, die Sie als weitere Informationsquellen nutzen können.<br />
Sprechen Sie mit Ihren Freunden darüber – und lassen Sie mich wissen, was<br />
ich besser machen kann (info@howbadarebananas.com).<br />
Mike Berners-Lee<br />
Lancaster, August 2020
DER CO 2<br />
-FUSSABDRUCK –<br />
EIN ÜBERBLICK<br />
Der Begriff »CO 2<br />
-Fußabdruck<strong>«</strong> wird fürchterlich missbraucht 1 . Ich möchte<br />
hier meine Definition klarstellen. Im gesamten Buch verwende ich »Fußabdruck<strong>«</strong><br />
als Metapher für die gesamten Auswirkungen, die etwas hat. Und ich<br />
nutze die Formel CO 2<br />
als Chiffre für alle verschiedenen Treibhausgase, die <strong>zu</strong>r<br />
globalen Erwärmung beitragen.<br />
Der Begriff »CO 2<br />
-Fußabdruck<strong>«</strong> steht hier also als Kürzel für die bestmögliche<br />
Schät<strong>zu</strong>ng der gesamten Auswirkungen auf den Klimawandel, die etwas<br />
hat. Dieses Etwas könnte alles sein – eine Aktivität, ein Gegenstand, ein Lebensstil,<br />
ein Unternehmen, ein Land oder sogar die ganze Welt.<br />
Was ist CO 2<br />
e?<br />
Der von Menschen gemachte Klimawandel, auch bekannt als globale Erwärmung,<br />
wird durch den Ausstoß verschiedener Gase in die Atmosphäre verursacht.<br />
Das vorherrschende Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid (CO 2<br />
), das immer<br />
abgegeben wird, wenn wir fossile Brennstoffe verbrennen – <strong>zu</strong> Hause,<br />
in Fahrzeugen, in Unternehmen oder Kraftwerken.<br />
Andere Treibhausgase <strong>sind</strong> aber ebenso wichtig. Methan (CH4) <strong>zu</strong>m Beispiel,<br />
wird vor allem in der Landwirtschaft und von Deponien abgegeben,<br />
und es ist 28 Mal stärker als CO 2<br />
, wenn man die Auswirkungen der beiden<br />
Gase über einen Zeitraum von 100 Jahren betrachtet.<br />
Noch potenter <strong>sind</strong> Stickoxide (N2O), sie werden jedoch in geringeren<br />
Mengen abgegeben und entstehen vor allem in Verarbeitungsprozessen der<br />
Industrie und in der Landwirtschaft. Die Auswirkung von Stickoxiden ist jedoch<br />
im selben Zeitraum 265 Mal stärker als die von CO 2<br />
. Hin<strong>zu</strong> kommen<br />
Kühlgase, die typischerweise tausendfach stärker wirken als CO 2<br />
.<br />
In Großbritannien§§ lassen sich die Auswirkungen von Treibhausgasen<br />
auf das Klima so berechnen: CO 2<br />
(81 Prozent), Methan (11 Prozent), Stickoxide<br />
(5 Prozent) und Kühl- bzw. andere Gase (3 Prozent).
12<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Während diese Faktoren <strong>zu</strong> beachten <strong>sind</strong>, wenn man von den Auswirkungen<br />
der Gase über einen Zeitraum von 100 Jahren ausgeht, <strong>sind</strong> die Berechnungen<br />
etwas komplizierter, denn die Gase wirken unterschiedlich. Methan<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel ist viel kurzlebiger als CO 2<br />
. Das heißt, es richtet seinen<br />
größten Schaden in den ersten 10 der kommenden 100 Jahre an, bis dahin<br />
hat CO 2<br />
lediglich ein Zehntel seiner Auswirkungen entfaltet, die es über 100<br />
Jahre auf unsere Erde haben wird. Wenn Sie also auf eine kurzfristigere Analyse<br />
aus <strong>sind</strong>, ist Methan 28 Mal mächtiger als CO 2<br />
.<br />
Angesichts der Tatsache, dass eine einzige Aktivität den Ausstoß verschiedener<br />
Treibhausgase bewirken kann, alle in unterschiedlichen Quantitäten,<br />
kann der ausformulierte CO 2<br />
-Fußabdruck ziemlich verwirrend sein.<br />
Um das <strong>zu</strong> vermeiden, drückt man den CO 2<br />
-Fußabdruck in CO 2<br />
-Äquivalenten<br />
(CO 2<br />
e) aus. Diese umfassen die gesamten Auswirkungen aller Treibhausgase<br />
auf den Klimawandel, die durch einen Gegenstand oder eine Aktivität<br />
freigesetzt werden, und zwar anhand der Auswirkung, die CO 2<br />
im Laufe von<br />
100 Jahren hätte.<br />
Achtung bei den Zehen: Direkte und indirekte<br />
Emissionen<br />
Eine der häufigsten Verfehlungen beim Einsatz des Begriffs »CO 2<br />
-Fußabdruck<strong>«</strong><br />
ist, dass einige oder die meisten der Emissionen ausgelassen werden.<br />
Viele Online-Rechner für den Fußabdruck beziehen ausschließlich Ihren<br />
Energieverbrauch <strong>zu</strong> Hause und Ihre Reisegewohnheiten ein, dabei ignorieren<br />
sie die Waren und Dienstleistungen, die Sie einkaufen.<br />
Ebenso mag ein Zeitschriftenverlag behaupten, man habe seinen Fußabdruck<br />
gemessen, doch dabei wurden lediglich die Büros und Dienstwagen<br />
einbezogen, nicht jedoch die hohen Emissionen durch den Druck bei der Produktion<br />
der Zeitschriften selbst. Auch Länder tun das, bei ihren Berechnungen<br />
lassen sie häufig den Abdruck importierter Waren aus (von Modeartikeln<br />
bis hin <strong>zu</strong> Stahl und Zement), da<strong>zu</strong> sogar ganze Branchen wie Luftfahrt<br />
und Versand.<br />
Diese Fußabdrücke <strong>sind</strong> eher »Zehenabdrücke<strong>«</strong> – sie liefern eben nicht<br />
das gesamte Bild.
DER COFUSSABDRUCK EIN ÜBERBLICK 13<br />
Zeug<br />
Fliegen<br />
Anderes<br />
Benzin<br />
Elektrizität<br />
Abgase<br />
Lebensmittel<br />
Der Fußabdruck eines Lebensstils ist größer als der Abdruck seiner Zehen.<br />
Viele solche Verwirrungen <strong>sind</strong> auf die Unterscheidung zwischen »direkten<strong>«</strong><br />
und »indirekten<strong>«</strong> Emissionen <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen. Der wahre Fußabdruck eines<br />
Plastikspielzeugs enthält <strong>zu</strong>m Beispiel nicht nur die direkten Emissionen der<br />
Herstellung und des Transports des Spielzeugs in den Laden; er enthält auch<br />
indirekte Emissionen durch die Förderung und Verarbeitung des Erdöls, um<br />
das Plastik her<strong>zu</strong>stellen. Wenn man alle Dinge <strong>zu</strong>rückverfolgt, die für ein<br />
Spielzeug nötig <strong>sind</strong>, ergibt sich eine unendliche – und ich verwende das<br />
Wort mit Bedacht – Anzahl von Pfaden, von denen viele winzig, aber dennoch<br />
wichtig <strong>sind</strong>, um in die Summe aufgenommen <strong>zu</strong> werden.<br />
Ein weiteres Beispiel: Der CO 2<br />
-Abdruck des Autofahrens enthält nicht nur<br />
die Emissionen der Auspuffgase, sondern auch die, die entstehen, wenn das<br />
Öl gefördert, <strong>zu</strong> Benzin verarbeitet und <strong>zu</strong>r Tankstelle transportiert wird, außerdem<br />
natürlich die hohen Emissionen bei der Herstellung und Instandhaltung<br />
des Autos.<br />
Das wichtige aber unmögliche Maß<br />
Der CO 2<br />
-Fußabdruck, wie ich ihn hier definiere, ist der Messwert des Klimawandels,<br />
den wir betrachten müssen. Wir haben keine Chance <strong>zu</strong> verstehen,<br />
welchen Einfluss <strong>Bananen</strong> im Vergleich <strong>zu</strong> allen anderen Dingen haben, die<br />
wir kaufen, wenn wir nicht auch die Landwirtschaft, die Lagerung und die<br />
Verarbeitung mit einbeziehen.<br />
Wie gehen wir also mit einer Situation um, in der wir etwas unglaublich<br />
Komplexes verstehen wollen?<br />
Eine verbreitete Reaktion ist, auf<strong>zu</strong>geben und etwas Einfacheres <strong>zu</strong> messen,<br />
selbst wenn wir dabei die echten Zahlen aus den Augen verlieren, die wir<br />
eigentlich brauchen. Der Illusionist Derren Brown bezeichnet eine seiner<br />
wichtigsten Techniken als Fehlleitung der Aufmerksamkeit: Indem er sein Publikum<br />
auf etwas Irrelevantes fokussiert, sorgt er dafür, dass es das Wesentliche<br />
übersieht. Das ist auch bei Unternehmen weit verbreitet – selbst bei
14<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Regierungen–, die ihren CO 2<br />
-Abdruck offenlegen. So ergießen sich Flughäfen<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel über die Energieeffizienz ihrer Gebäude, während sie die Flüge<br />
vernachlässigen, die sie möglich machen. Oder Reiseunternehmen brüsten<br />
sich mit nachhaltiger Unterbringung, ebenso ohne die Flüge <strong>zu</strong> erwähnen<br />
(ja, die Flüge <strong>sind</strong> meist das heikle Problem, das verschwiegen wird).<br />
Dieses Buch stellt realistische Berechnungen an, die praktisch <strong>sind</strong>, und<br />
es geht auch offen mit Unsicherheiten um. Ich habe versucht, das große<br />
Ganze <strong>zu</strong> betrachten, wo es möglich ist, vor allem, die Größenverhältnisse<br />
klar<strong>zu</strong>stellen.<br />
Dennoch bleiben große Unsicherheiten, und trotz vieler Wissenschaft<br />
<strong>sind</strong> auch die Fußabdrücke in diesem Buch nur eine qualifizierte Schät<strong>zu</strong>ng.<br />
Wenn Sie also hier die Zahl »3,2 kg CO 2<br />
e für einen Cheeseburger<strong>«</strong> sehen, bedeutet<br />
das »vermutlich zwischen 1,5 und 5 kg CO 2<br />
e und ganz sicher zwischen<br />
1 und 10 kg CO 2<br />
e<strong>«</strong>. Das ist die Natur des CO 2<br />
-Abdrucks. Lassen Sie sich nichts<br />
anderes einreden.<br />
Manche Zahlen <strong>sind</strong> sogar noch weniger sicher, vor allem dort, wo ich<br />
versuche, ein Gefühl für die Verhältnisse bei Dingen <strong>zu</strong> entwickeln, die kaum<br />
<strong>zu</strong> beziffern <strong>sind</strong>. Da<strong>zu</strong> gehören <strong>zu</strong>m Beispiel der Fußabdruck, ein Kind <strong>zu</strong><br />
bekommen, eine E-Mail <strong>zu</strong> versenden oder Krieg gegen ein Land <strong>zu</strong> führen.<br />
Diese Berechnungen und Annahmen <strong>sind</strong> höchst diskutabel, doch ich habe<br />
sie dennoch hier aufgenommen, weil der Denkprozess eine nützliche Reflexion<br />
ist und sie uns dennoch helfen können, uns einen allgemeinen Überblick<br />
<strong>zu</strong> verschaffen.<br />
Ich möchte noch einmal betonen, dass diese Unsicherheit nicht die Berechnung<br />
negiert. Reale Fußabdrücke <strong>sind</strong> das essentielle Maß und nichts<br />
anderes kann sie ersetzen. Die von mir beschriebene Genauigkeit reicht aus,<br />
um das Fliegen vom Händetrocknen <strong>zu</strong> unterscheiden.<br />
Und da wir gerade beim Fliegen <strong>sind</strong>, noch eine weitere Anmerkung. Für<br />
viele von uns Bewohnern der entwickelten Welt stellen Flüge einen Großteil<br />
des Fußabdrucks dar. Selbst ein Kurzstreckenflug einmal pro Jahr in den Urlaub<br />
kann ein Zehntel unseres Fußabdrucks ausmachen. Ein Langstreckenflug<br />
von London nach New York oder von Frankfurt nach Indien oder Thailand<br />
wird vermutlich um die Hälfte des Fußabdrucks einnehmen. Jeder, der geschäftlich<br />
regelmäßig über den Atlantik fliegt, kommt damit auf das Doppelte<br />
des durchschnittlichen Fußabdrucks Großbritanniens.<br />
Die Flugzahlen können sogar noch <strong>schlimm</strong>er sein, denn die Emissionen<br />
der Flugzeuge am Himmel wirken sich intensiver aus, als wenn wir dieselbe<br />
Menge fossiler Brennstoffe am Boden verbrennen. In diesem Buch habe ich<br />
die Flugemissionen mit 1,9 2 multipliziert. Das ist vermutlich eine konserva-
DER COFUSSABDRUCK EIN ÜBERBLICK 15<br />
tive Schät<strong>zu</strong>ng. Manche Experten glauben, die wahren Auswirkungen von<br />
Emissionen in großer Höhe könnten viermal so hoch sein wie die regulären<br />
Emissionen am Boden. (Auf §§S. 216 finden Sie weitere Diskussionen <strong>zu</strong> meinen<br />
verwendeten Methoden.)<br />
Die Zahlen verstehen<br />
Bisher haben wir begründet, was wir testen und messen müssen, doch eine<br />
Tonne CO 2<br />
ist noch immer höchst abstrakt.<br />
Wie sieht eine Tonne CO 2<br />
e aus?<br />
Nun, wenn Sie einige Standard-Regenfässer aus Ihrem Garten mit Benzin<br />
füllen und anzünden würden, würde etwa eine Tonne CO 2<br />
direkt in die Atmosphäre<br />
abgegeben. (Der CO 2<br />
-Fußabdruck wäre etwas höher, wenn man das<br />
Benzin beim Fahren verbrennen würde, die Gründe erkläre ich später.) Würden<br />
Sie dasselbe mit einer Milchflasche (ca. 1/2 Liter) voll Benzin tun, entstünde<br />
etwa 1 Kilogramm CO 2<br />
. Und würden Sie einen Tropfen Benzin in<br />
Größe einer Kichererbse verbrennen, entstünde etwa 1 Gramm.<br />
Um Ihnen ein Gefühl für die Größe <strong>zu</strong> geben: Ein durchschnittlicher Brite<br />
hat einen jährlichen CO 2<br />
-Fußabdruck von ca. 13 Tonnen (im Vergleich <strong>zu</strong> den<br />
15 Tonnen vor einigen Jahren, was im Wesentlichen auf mehr Elektroenergie<br />
aus erneuerbaren Energien <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist).<br />
Das ist in Westeuropa der Durchschnitt. Die US-Amerikaner und Australier<br />
haben einen höheren Abdruck, ebenso viele erdölproduzierende Länder<br />
am Arabischen Golf. Der Abdruck der weniger entwickelten Welt ist weitaus<br />
niedriger. Ein Amerikaner braucht nur wenige Tage, um den jährlichen Fußabdruck<br />
eines Nigerianers oder Maliers <strong>zu</strong> hinterlassen. Der globale Durchschnitt<br />
liegt bei etwas über 7 Tonnen pro Person.<br />
Wie bereits erwähnt, können internationale Zahlen aufgrund der verwendeten<br />
Methoden drastisch voneinander abweichen. Sie erhalten kleinere<br />
Zahlen (Zehenabdrücke), wenn Sie nur die offensichtlichen Teile des Abdrucks<br />
einbeziehen, wie Energie für den Haushalt oder die Reise, die Emissionen<br />
der Waren aus Übersee aber weglassen oder weder Luftfahrt noch<br />
Versand betrachten.<br />
Ein 5-Tonnen-Lebensstil?<br />
Um Ihnen eine Perspektive <strong>zu</strong> geben, habe ich einen 5-Tonnen-Lebensstil als<br />
weitere Maßeinheit für dieses Buch angenommen. 2009 habe ich noch einen<br />
10-Tonnen-Lebensstil angeführt, aber die Lage hat sich inzwischen geändert,<br />
und ein Lebensstil von 5 Tonnen scheint aktuell eher angemessen,
16<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
außerdem auch möglich und notwendig. Ich werde mich hin und wieder<br />
darauf beziehen, denn so bekommen Sie eine andere und womöglich klarere<br />
Sicht auf die abstrakten Kilogramm und Tonnen CO 2<br />
e.<br />
Eigentlich ist an einem 5-Tonnen-Lebensstil nichts Magisches – es handelt<br />
sich um einen Lebensstil, bei dem nicht mehr als 5 Tonnen CO 2<br />
e pro Jahr<br />
entstehen. Das mag sicher nicht für jeden auf der Welt möglich sein, aber<br />
wenn jeder in Europa sofort auf 5 Tonnen reduzieren würde, wäre das ein<br />
großer Schritt hin <strong>zu</strong>r CO 2<br />
-armen Welt.<br />
Eine Möglichkeit, sich über den Fußabdruck eines Gegenstandes oder einer<br />
Aktivität Gedanken <strong>zu</strong> machen, ist, sie in den Kontext des 5-Tonnen-Stils<br />
pro Jahr <strong>zu</strong> stellen. Ein großer Cheeseburger <strong>zu</strong>m Beispiel (3,2 kg CO 2<br />
e) entspricht<br />
ungefähr 6 Stunden in einem 5-Tonnen-Jahr. Wenn Sie ca. 1.600 Kilometer<br />
in einem benzinschluckenden Auto fahren (1,3 t CO 2<br />
e), entspräche das<br />
etwa der Ration für einen Monat. Würden Sie einige der (inzwischen altmodischen)<br />
100-Watt-Glühbirnen für ein Jahr brennen lassen, verbrauchten Sie<br />
damit 44 Tage. Ein Premium-Flug London-Hongkong und <strong>zu</strong>rück hinterlässt<br />
ca. 4,5 Tonnen CO 2<br />
e. Das entspricht fast einem ganzen Jahr des 5-Tonnen-<br />
Lebensstils, es wäre auf einen Schlag verbraucht, im Budget blieben nur<br />
noch 500 kg CO 2<br />
e für alles andere in diesem Jahr: Lebensmittel, Gesundheitsversorgung,<br />
öffentliche Verkehrsmittel, Ihr Beitrag <strong>zu</strong>r Instandhaltung<br />
der Straßen, alle Kriege auf der Welt, in die Ihre Regierung involviert ist (ob es<br />
Ihnen gefällt oder nicht) – alles halt.<br />
Wenn Sie sich fragen, ob es keine besseren Möglichkeiten gibt, dieses<br />
Budget (oder ein Budget einer anderen Größe) für Burger, Flüge oder <strong>zu</strong>m<br />
Autofahren <strong>zu</strong> verpulvern, dann ist dieses Buch für Sie richtig.<br />
Das verbleibende CO 2<br />
-Budget der Welt<br />
Da CO 2<br />
im Unterschied <strong>zu</strong> den anderen Treibhausgasen mehr oder weniger<br />
für immer in der Atmosphäre bleibt, ist es möglich, ein gesamtes Allgemein-<br />
Budget für alles <strong>zu</strong> berechnen, was wir noch verbrennen können, um im Temperaturlimit<br />
<strong>zu</strong> bleiben. Das ist ein guter Vergleichsfaktor für diese Sichtweise.<br />
Die Schät<strong>zu</strong>ngen variieren, aber 2018 lag das verbleibende Budget, um die<br />
Erderwärmung auf 1,5 Grad <strong>zu</strong> begrenzen, bei ca. 400 Milliarden Tonnen CO 2<br />
.<br />
Die Zahl ist erschreckend niedrig, denn sie markiert nur einen Bruchteil der<br />
bisher erzeugten Emissionen bzw. den Wert dessen, was wir bei aktuellen<br />
Emissionen innerhalb von zehn Jahren ausstoßen würden.<br />
(Denken Sie außerdem daran: Ein CO 2<br />
-Budget ist nicht die einzige Berechnung.<br />
Wir müssen gleichzeitig intensiv gegen all die anderen Treibhausgase
DER COFUSSABDRUCK EIN ÜBERBLICK 17<br />
vorgehen. Deswegen nutze ich das weitgreifendere Maß CO 2<br />
e für dieses<br />
Buch.)<br />
Kann man CO 2<br />
ausgleichen?<br />
»Ausgleichen<strong>«</strong> ist ein verlockendes Konzept, vor allem, wenn es <strong>zu</strong> einem<br />
geringen Preis von 3 Pfund pro Tonne CO 2<br />
e angeboten wird – was <strong>zu</strong> 40<br />
Pfund pro Jahr für den durchschnittlichen Briten führen würde, der damit<br />
sein CO 2<br />
-Gewissen beruhigt. Zu diesem Preis würde die gesamte Klimakrise<br />
für schlappe 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gelöst. Wenn es doch<br />
nur wahr wäre. Leider ist es Blödsinn.<br />
All diese »billigen<strong>«</strong> Ausgleichsoptionen stellen sich als grundlegend fehlerhaft<br />
oder massiv eingeschränkt wirksam heraus. Häufig geht es um Dinge<br />
wie Solarenergie und Bäumepflanzen, die wir ohnehin brauchen, um <strong>zu</strong>r<br />
CO 2<br />
-freien Welt <strong>zu</strong> kommen – und wir können damit nicht unsere Emissionen<br />
aufrechnen.<br />
Der einzige echte Ausgleich ist das Entfernen von CO 2<br />
oder anderen Treibhausgasen<br />
– indem man sie aus der Atmosphäre entnimmt und dauerhaft<br />
speichert. Diese »Negativemissionen<strong>«</strong> <strong>sind</strong> teuer, und die nötigen Technologien<br />
stecken noch in den Kinderschuhen. Doch für unsere Reaktion auf den<br />
Klimawandel werden sie notwendig sein, ich gehe darauf im letzten Kapitel<br />
ein (siehe §§S. 185).<br />
Doch <strong>zu</strong>r Reduzierung des CO 2<br />
-Fußabdrucks gibt es keine Alternative.
Kapitel 1<br />
UNTER 10 GRAMM<br />
Ein halber Liter Leitungswasser<br />
0,2g CO 2<br />
e ein halber Liter Leitungswasser<br />
18 kg CO 2<br />
e der jährliche Wasserverbrauch eines typischen Briten§§<br />
Der Wasserbedarf eines Menschen pro Jahr entspricht 56 Kilometer<br />
Fahrt in einem durchschnittlichen Auto. 1 Darin eingeschlossen<br />
ist Wasser <strong>zu</strong>m Trinken, Waschen, Reinigen – eben alles.<br />
Im Unterschied <strong>zu</strong>m in Flaschen abgefüllten Wasser, dessen Abdruck 1000<br />
Mal höher ist (siehe Eine Literflasche Wasser S. §§54), sorgt Leitungswasser<br />
bei den meisten Menschen kaum für Bedenken, was den CO 2<br />
-Abdruck angeht.<br />
In Großbritannien sorgt Leitungswasser für ca. 0,15 Prozent des CO 2<br />
-<br />
Fußabdrucks des gesamten Landes. 2 Interessanterweise verdreifacht sich der<br />
Abdruck des halbes Liters auf 0,6 g, wenn man ihn in den Ausguss gießt,<br />
denn die Behandlung von Abwasser ist CO 2<br />
-intensiver als die Bereitstellung<br />
von Frischwasser 3 . Wird das Getränk gar ins Klo geschüttet und mit weiteren<br />
6 Litern hinuntergespült, summiert sich das Ganze auf 7g CO 2<br />
e.<br />
Zwar hat Leitungswasser keinen großen Fußabdruck, dennoch sorgt der<br />
Klimawandel vielerorts für Wasserprobleme. Nach drei Jahren Dürre entging<br />
Kapstadt 2018 der Austrocknung, indem man die Wasserentnahme auf 50<br />
Liter pro Person und Tag beschränkte (in Großbritannien beläuft sich der<br />
Durchschnitt auf 140 Liter pro Tag, in den USA gar auf 375 Liter). In Großbritannien<br />
als Ganzes ist es eher unwahrscheinlich, dass wir Wasserknappheit<br />
erleben, dennoch könnten regionale Umverteilungen nötig sein.<br />
Leitungswasser selbst ist das eine, es <strong>zu</strong> erwärmen etwas ganz anderes,<br />
denn das sorgt für einen großen Anteil an den Emissionen eines Menschen<br />
(siehe Eine Dusche, S. §§46, und Wasser entsalzen, S. §§90).
20<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Eine E-Mail<br />
0,03g CO 2<br />
e Spam-Mail, die von Ihrem Filter aussortiert wird<br />
0,2g CO 2<br />
e kurze E-Mail von Handy <strong>zu</strong> Handy<br />
0,3g CO 2<br />
e kurze E-Mail von Laptop <strong>zu</strong> Laptop<br />
17 g CO 2<br />
e lange E-Mail, an der man 10 Minuten schreibt und die in<br />
3 Minuten gelesen ist, vn Laptop <strong>zu</strong> Laptop<br />
26g CO 2<br />
e E-Mail, an der Sie 10 Minuten schreiben, die an 100 Empfänger<br />
geht, von denen 99 innerhalb von 3 Sekunden feststellen, dass Sie<br />
sie ignorieren können, und die nur eine Person liest 4<br />
Unser durchschnittlicher E-Mail-Verkehr entspricht ungefähr<br />
einer Fahrt von 16 bis 200 Kilometer in einem Benzinauto.<br />
Der Fußabdruck einer E-Mail ergibt sich aus der Elektrizität, um die Geräte in<br />
jedem Stadium des E-Mail-Schreibens an<strong>zu</strong>treiben: Das Gerät, auf dem sie<br />
geschrieben wird, das Netzwerk, das sie versendet, das Rechenzentrum, in<br />
dem sie gespeichert wird, und schließlich das Gerät, auf dem die Mail gelesen<br />
wird. Die jeweiligen Endgeräte <strong>sind</strong> die vorherrschenden Faktoren, selbst<br />
wenn Sie große Anhänge verschicken. Wie das Diagramm zeigt, stellen die<br />
im Smartphone enthaltenen Emissionen bereits 84 Prozent des Fußabdrucks<br />
einer kurzen E-Mail dar. Dieser Anteil ist bei einem Laptop größer, bei einem<br />
Desktop-Computer noch höher (mehr <strong>zu</strong>m Fußabdruck des Kaufs und der<br />
Nut<strong>zu</strong>ng eines Smartphones siehe S. §§116, <strong>zu</strong>m Computer S. §§129).<br />
2019 sendeten die 3,9 Milliarden E-Mail-Nutzer der Welt 294 Milliarden<br />
E-Mails pro Tag, davon waren 55 Prozent Spam, also unerwünschte Werbung.<br />
5 Der durchschnittliche E-Mail-Nutzer bekam also täglich um die 75<br />
Mails (davon 41 Spam). Wenn Sie so viele bekommen haben, und bei allen<br />
Nicht-Spam-Mails die Mail in nur 10 Sekunden geschrieben und von Ihnen in<br />
nur 5 Sekunden gelesen wurde, würde der CO 2<br />
-Fußabdruck des Schreibens,<br />
Versendens und Lesens Ihrer Mail 3 kg CO 2<br />
e pro Jahr betragen, das <strong>sind</strong> 12<br />
Millionen Tonnen CO 2<br />
e weltweit. Andererseits, wenn das alles wohl durchdachte<br />
Mails waren, die der Versender in 3 Minuten geschrieben hat und bei<br />
denen Sie jeweils eine Minute brauchten, um sie <strong>zu</strong> lesen, addierte sich das<br />
auf 37 kg pro Jahr oder 150 Millionen Tonnen global. 6 Das hieße, dass E-Mails<br />
für 0,3 Prozent des weltweiten CO 2<br />
-Fußabdrucks verantwortlich wären. Das<br />
ist <strong>zu</strong>m Glück nicht der Fall.<br />
Obwohl die Mehrheit der empfangenen Mails Spam <strong>sind</strong>, <strong>sind</strong> diese<br />
Nachrichten nur für 2 Prozent des Fußabdrucks Ihres E-Mail-Kontos verantwortlich,<br />
denn sie <strong>sind</strong> zwar nervig, aber schnell erledigt. Die meisten be-
Unter 10 Gramm 21<br />
kommen Sie nie <strong>zu</strong> Gesicht, wenn Sie ordentliche Filter installiert haben.<br />
Wenn Sie also <strong>zu</strong> jenen gehören, die Mails unnötig an alle möglichen Personen<br />
weiterleiten, um sich ab<strong>zu</strong>sichern, dann ist der CO 2<br />
-Abdruck ein weiterer<br />
guter Grund, Ihr Verhalten <strong>zu</strong> überdenken. Und mit der Zeit werden Sie feststellen,<br />
dass Ihre Kollegen Sie deutlich besser leiden können.<br />
Eine lange E-Mail, von einem Laptop gesendet, hat ein Zwanzigstel des<br />
Fußabdrucks eines Briefes (siehe S. §§49). Das sieht nach einer Einsparung<br />
von Emissionen aus, es sei denn, Sie verschicken 30 Mal mehr E-Mails, als Sie<br />
Briefe geschickt hätten. Das tun viele – und da<strong>zu</strong> noch den einen oder anderen<br />
Brief. Dies ist ein gutes Beispiel für den Rebound-Effekt – wie eine energieeffizientere<br />
Technologie <strong>zu</strong> erhöhten Emissionen führt, weil wir sie mit<br />
jeder Effizienzverbesserung häufiger benutzen.<br />
Netzwerke und Rechenzentren<br />
14%<br />
Elektroenergie <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng<br />
des Smartphones<br />
2%<br />
Im<br />
Smartphone<br />
enthalten<br />
85%<br />
Der gesamte Fußabdruck einer kurzen E-Mail, die per W-LAN von einem Smartphone<br />
<strong>zu</strong>m anderen gesendet wird; Schreibdauer 10 Sekunden, Lesedauer 5 Sekunden<br />
Wenn es darum geht, wie wir unser Leben verbessern und gleichzeitig problemlos<br />
CO 2<br />
einsparen können, stehen Spam und unnötige E-Mails auf der<br />
Liste ganz oben, ebenso die altmodischen Werbebriefe. 2019 führte Ovo<br />
Energy eine Aktion durch, um Menschen von nutzlosen »Danke<strong>«</strong>-E-Mails ab<strong>zu</strong>halten.<br />
Ich unterstützte sie damals, um das Thema Klimanotstand besser<br />
ins Gespräch <strong>zu</strong> bringen und klar<strong>zu</strong>machen, dass alles für CO 2<br />
-Ausstoß sorgt<br />
und es Vorteile hat, allen möglichen Müll aus unserem Leben <strong>zu</strong> verbannen.<br />
Aber die tatsächlichen Einsparungen, wenn man die kleinsten aller E-Mails<br />
reduziert, ist winzig – und es kann <strong>zu</strong>weilen äußerst wichtig sein, auch mal<br />
Danke <strong>zu</strong> sagen!<br />
Wenn es doch eine E-Mail-Steuer gäbe! Nur ein Cent pro Nachricht würde<br />
die meiste Werbung vernichten. Mit den Einnahmen ließe sich etwas gegen<br />
die Armut in der Welt unternehmen oder erneuerbare Energien fördern. Der
22<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
CO 2<br />
-Abdruck der Welt würde um 2,4 Millionen Tonnen sinken 7 , der durchschnittliche<br />
Anwender könnte jeden Tag ein paar Minuten sparen und pro<br />
Jahr kämen knapp 500 Milliarden Euro <strong>zu</strong>sammen. Wenn schon ein Cent<br />
ausreichen würde, uns eine diszipliniertere Mailkultur an<strong>zu</strong>gewöhnen –<br />
wenn vielleicht nur noch halb so viele Mails gesendet würden –, dann würde<br />
der Geldtopf gegen die Armut zwar vielleicht nur noch halb so voll, doch wir<br />
würden viel besser leben. Die (geringen) Einsparungen an CO 2<br />
wären ein <strong>zu</strong>sätzlicher<br />
Bonus.<br />
Eine Google-Suche<br />
0,5 g CO 2<br />
e für eine einfache Suche<br />
5,6 g CO 2<br />
e 5 Minuten Web-Suche auf dem Smartphone<br />
8,2 g CO 2<br />
e 5 Minuten Web-Suche auf dem Laptop 8<br />
Es ist gut, auf dem Laufenden <strong>zu</strong> sein.<br />
Basierend auf Googles Schät<strong>zu</strong>ng des eigenen Energieverbrauchs (und etwas<br />
mehr für Ihren Computer oder Ihr Smartphone und das Netzwerk) entspricht<br />
eine einfache Websuche für 3 Sekunden einem Fußabdruck von 5<br />
Tonnen, während eine 5-Minuten-Suche auf dem Laptop ungefähr 50 Tonnen<br />
entspricht.<br />
Um diese Zahlen her<strong>zu</strong>leiten, begann ich mit einer Google-Schät<strong>zu</strong>ng von<br />
2009, die 0,2g CO 2<br />
e für die Elektrizität betrug, die man dort für eine Suche<br />
verbrauchte; ich nehme an, das ist inzwischen doppelt so effizient. 9 Hin<strong>zu</strong><br />
fügte ich 30 Sekunden Smartphone-Nut<strong>zu</strong>ng,während der Sie den Suchbegriff<br />
eingeben, auf das Ergebnis warten und es anschauen, inklusive verbrauchter<br />
Energie und enthaltenes CO 2<br />
. Das Netz (wenn Sie mit mobilen<br />
Daten surfen) fügt weitere 0,4 g hin<strong>zu</strong>, was uns <strong>zu</strong> 0,5g bringt. Für die<br />
höchste Zahl nahm ich ein einigermaßen effizientes Laptop an, das mehr<br />
Energie verbraucht als ein Smartphone und (vor allem) bei der Herstellung<br />
energieintensiver ist. Fast ein Viertel der Laptop-Suche kommt vom W-LAN.<br />
Wenn Sie Informationen <strong>zu</strong>m Fußabdruck von Websuchen recherchieren,<br />
finden Sie gänzlich verschiedene Zahlen basierend auf unterschiedlichsten<br />
Annahmen in zahlreichen Blogs und Artikeln. Rechercheure <strong>sind</strong> sich nicht<br />
immer einig, aber die Zahlen hier sollten einigermaßen ins Schwarze treffen.<br />
Google hat schät<strong>zu</strong>ngsweise mit 3,5 Milliarden Anfragen pro Tag <strong>zu</strong> tun<br />
(im Vergleich <strong>zu</strong> 200 – 500 Millionen im Jahr 2010). 10 Wenn wir mit den Zahlen<br />
für den Fußabdruck einer einzelnen Suche auf einem Smartphone über
Unter 10 Gramm 23<br />
mobile Daten rechnen, <strong>sind</strong> Google-Anfragen für fast 630.000 Tonnen CO 2<br />
e<br />
pro Jahr verantwortlich. Das klingt nach einer großen Menge, tatsächlich ist<br />
es aber weniger als 0,0001 Prozent des Fußabdrucks der Menschheit. Wir<br />
können hier wohl recht entspannt sein. Das <strong>zu</strong> lesen, was wir gefunden haben,<br />
ist jedoch CO 2<br />
-hungriger – siehe Ein Computer und seine Benut<strong>zu</strong>ng, S.<br />
§§129.<br />
Eine Kurznachricht (SMS)<br />
0,8 g CO 2<br />
e einfache SMS (Kurznachricht) 11<br />
Eine SMS ist kein Problem – die 9,5 Billionen SMS der Welt sorgen<br />
nur für 0,01 Prozent der jährlichen globalen Emissionen.<br />
Auf der ganzen Welt werden pro Jahr um die 9,5 Billionen SMS verschickt. 12<br />
Der offensichtlichste Beitrag einer Kurznachricht <strong>zu</strong>m CO 2<br />
-Fußabdruck ist<br />
die Energie für das Handy, während Sie tippen – und die des Adressaten,<br />
während dieser die Nachricht liest. Wenn das Tippen bzw. Lesen der Nachricht<br />
ca. 1 Minute dauert und jedes Handy in dieser Zeit 2 Watt Energie verbraucht,<br />
beträgt der Fußabdruck ungefähr ein Fünfzehntel Gramm. Das <strong>sind</strong><br />
jedoch nur 2 Prozent der realen Zahlen. Wieder besteht der Hauptanteil des<br />
Fußabdrucks aus dem CO 2<br />
, das in den Handys enthalten ist, hin<strong>zu</strong> kommt,<br />
dass Sie sie bei jeder Benut<strong>zu</strong>ng etwas mehr abnutzen (siehe S. §116). Die<br />
Übertragung einer Nachricht von 1540 Zeichen über ein Netzwerk schlägt<br />
kaum <strong>zu</strong> Buche – ungefähr 0,0001 Gramm.<br />
Der durchschnittliche britische Handynutzer sendet 2,5 Nachrichten pro<br />
Tag, das gesamte Vereinigte Königreich verschickt also 74 Milliarden SMS pro<br />
Jahr; der durchschnittliche erwachsene US-Amerikaner sendet 15 Nachrichten<br />
am Tag. 13 Die meisten Menschen nutzen <strong>zu</strong>nehmend Online-Nachrichten-Apps<br />
wie WhatsApp, Facebook Messenger oder WeChat, deren Fußabdruck<br />
denen der SMS ähnlich ist, allerdings ist der des Netzwerks dabei<br />
größer. Generell kommt man jedoch auf ca. 0,8 Gramm pro Nachricht, je<br />
30 Sekunden <strong>zu</strong>m Lesen und Schreiben mit eingerechnet.<br />
Und wo landen wir insgesamt? Bei einem globalen Fußabdruck von 7 Millionen<br />
Tonnen. Klingt viel, ist aber nur 0,001 Prozent des globalen CO 2<br />
-Fußabdrucks.<br />
Oder anders gesagt, Textnachrichten spielen keine große Rolle.
24<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Ein Plastikbeutel<br />
3 g CO 2<br />
e für einen sehr leichten Beutel<br />
10 g CO 2<br />
e für eine schwerere Supermarkt-Tragetasche 14<br />
50 g CO 2<br />
e für eine schwere wiederverwendbare Tragetasche<br />
Plastiktaschen <strong>sind</strong> aus vielen Gründen übel – das CO 2<br />
spielt<br />
dabei jedoch kaum eine Rolle.<br />
Plastik ist ein klassisches Beispiel dafür, dass wir Menschen Dinge erfinden<br />
und nutzen, ohne uns über ihre Auswirkungen im Klaren <strong>zu</strong> sein. Endlich<br />
scheinen wir jedoch das gigantische Verschmut<strong>zu</strong>ngsproblem erkannt <strong>zu</strong><br />
haben, das wir in den letzten 50 Jahren ohne Nach<strong>zu</strong>denken in die Welt gebracht<br />
haben. Seit der ersten Ausgabe dieses Buches haben viele Länder eine<br />
Pflichtabgabe auf Plastiktüten eingeführt, die ein solches Signal waren, dass<br />
inzwischen jeder Plastiktüten reduziert – selbst Menschen, die sich weder<br />
Gedanken ums Geld noch um die Umwelt machen.<br />
Das alles ist gut, aber hat es geholfen, den Klimanotstand in den Griff <strong>zu</strong><br />
bekommen? Nicht wirklich.<br />
Plastiktüten haben einen recht geringen CO 2<br />
-Fußabdruck. Wenn Sie pro<br />
Woche sechs »altmodische<strong>«</strong> Tüten verwenden, addiert sich das <strong>zu</strong> 3 kg pro<br />
Jahr – was einem Beefburger entspricht. Oder um es anders <strong>zu</strong> formulieren,<br />
wenn Sie Ihren Einkauf in einer Wegwerftüte nach Hause tragen, ist die Tüte<br />
für ein Neuntausendstel des Fußabdrucks der Lebensmittel in der Tüte verantwortlich.<br />
(Und Achtung, wenn Sie eine schwere, wiederverwendbare Tasche<br />
weniger als fünfmal benutzen, <strong>sind</strong> Sie, was die Emissionen angeht, mit<br />
einer Wegwerftüte besser dran.)<br />
Natürlich gibt es andere gute Gründe, nur einmal verwendbare Plastiktüten<br />
ab<strong>zu</strong>schaffen. Plastik hat die schlechte Angewohnheit, dass es im Ökosystem<br />
verbleibt, dort Hunderte von Jahren herumliegt, Tiere tötet und hässlich<br />
ist. Wenn wir über einen Abbau im Laufe der Zeitsprechen, meinen wir<br />
damit eigentlich, dass es in immer kleinere Teile zerfällt; soweit wir wissen,<br />
bleibt es für immer erhalten. Und wir nutzen unglaublich viel davon. Wäre<br />
alles weggeworfene Plastik der Welt Frischhaltefolie, könnten wir die Erde<br />
damit 1,5 Mal einwickeln. 15<br />
Wie werden wir das Plastik dann wieder los? Beim Verbrennen entstehen<br />
bösartige Toxine – und CO 2<br />
noch da<strong>zu</strong> – obwohl die Technologie besser wird.<br />
Rein aus der Perspektive des Klimawandels wären Deponien nicht schlecht.<br />
Die Tüten werden nicht abgebaut, also würden alle Kohlenwasserstoffe in<br />
den Boden <strong>zu</strong>rückkehren, aus dem sie einst gekommen <strong>sind</strong>, um dort für
Unter 10 Gramm 25<br />
lange Zeit gespeichert <strong>zu</strong> werden. Doch Deponien <strong>sind</strong> aus anderen Gründen<br />
scheußlich (siehe 1 kg Müll auf einer Deponie, S. §§66).<br />
Hände trocknen<br />
0 CO 2<br />
e abtropfen lassen und an der Luft trocknen<br />
2 g CO 2<br />
e Dyson Airblade<br />
10 g CO 2<br />
e ein Papierhandtuch<br />
11 g CO 2<br />
e Standard-Elektrotrockner<br />
Wenn Sie sechs Mal am Tag auf die Toilette gehen, könnten durch<br />
das Händetrocknen 3 bis 24 kg CO 2<br />
e pro Jahr entstehen.<br />
<strong>»Wie</strong> trockne ich meine Hände möglichst ökologisch?<strong>«</strong>, werde ich häufig gefragt.<br />
Also werde ich sie beantworten, auch wenn – wie ich bereits in der<br />
Einführung erwähnte – andere Fragen durchaus wichtiger erscheinen, wenn<br />
Sie mit Ihrem Lebensstil Ihre CO 2<br />
-Emissionen verringern wollen.<br />
Am CO 2<br />
-armen Ende steht die Trocknung mit dem Dyson Airblade. Der<br />
Trockner schafft das in ca. 15 Sekunden mit 1,6 W Energie. 16 Sein Geheimnis<br />
ist, dass er die Luft nicht erwärmt, sonder nur kräftig bläst. Das macht ihn so<br />
viel effizienter als andere Händetrockner.<br />
CO 2<br />
-intensiver <strong>sind</strong> Papierhandtücher und konventionelle Wärme-<br />
Handtrockner. Die Berechnungen für die Papierhandtücher beziehen sich<br />
auf 10 g Recyclingpapier niedriger Qualität pro Blatt und nur ein Blatt pro<br />
Handtrocknung. 17 (Wenn Sie zwei Blätter verwenden, verdoppelt sich der<br />
Fußabdruck natürlich.) Konventionelle Händetrockner <strong>sind</strong> viermal <strong>schlimm</strong>er<br />
als der Dyson, denn sie brauchen etwas länger und da<strong>zu</strong> noch 6 kW<br />
Energie (um Wärme <strong>zu</strong> erzeugen, ist viel Energie notwendig). Dennoch <strong>sind</strong><br />
die elektrischen Händetrockner fast ebenso gut wie Papierhandtücher, weil<br />
das §§britische Stromnetz inzwischen deutlich weniger CO 2<br />
-intensiv ist als<br />
noch vor zehn Jahren (siehe Eine Einheit Elektrizität, S. §§51).<br />
Ganz unten auf der Leiter steht, seine Hände gar nicht <strong>zu</strong> trocknen oder<br />
tatsächlich ein kleines Handtuch <strong>zu</strong> nutzen, das mehrmals verwendet und<br />
dann bei geringen Temperaturen gewaschen wird. Ich bin zwar kein Hygieneexperte,<br />
aber man sagte mir, keine dieser Optionen wäre aus dieser Sicht<br />
optimal, vor allem nicht in Waschräumen, die von mehreren Menschen genutzt<br />
werden – und noch da<strong>zu</strong> in Zeiten einer Pandemie. Im Gegenteil, sie<br />
könnten den ohnehin beträchtlichen Fußabdruck des Gesundheitswesens<br />
weiter erhöhen (siehe S. §§135).
26<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Abschließend: Um die Hände trocknen <strong>zu</strong> können, müssen Sie sie <strong>zu</strong>erst<br />
einmal waschen. Da<strong>zu</strong> ist warmes Wasser zwar CO 2<br />
-intensiver, aber aus hygienischen<br />
Gründen sinnvoll, und Mischbatterien <strong>sind</strong> den typisch britischen<br />
Waschbecken mit zwei Wasserhähnen haushoch überlegen, bei denen<br />
man erst Wasser ins Becken einlassen oder zwischen zwei laufenden<br />
Hähnen hin- und herwechseln muss, um sich möglichst nicht die Hände <strong>zu</strong><br />
verbrühen.
Kapitel 2<br />
10 GRAMM BIS 100 GRAMM<br />
Papiertragetasche<br />
12 g CO 2<br />
e leicht und recycelt<br />
80 g CO 2<br />
e glänzende Modetasche aus neuem Papier<br />
Taschen sollten immer wiederverwendet werden.<br />
Das Gerücht, Papiertaschen seien sowohl ökologischer als auch weniger<br />
CO 2<br />
-intensiv als Plastiktaschen, hält sich hartnäckig. Die Annahme über das<br />
CO 2<br />
ist falsch, denn die Papierindustrie ist höchst energieintensiv. Bedrucktes,<br />
neues Papier erzeugt zwischen 2 und 3 Kilogramm CO 2<br />
e pro Kilogramm<br />
hergestelltem Papier, vergleichbar also mit einem Kilogramm Polypropylen-<br />
Plastiktüten. Papiertüten müssen jedoch deutlich schwerer sein, darum ist<br />
ihr Fußabdruck auch größer.<br />
Recyclingpapier lässt sich halb so energieintensiv herstellen wie Neupapier.<br />
Doch selbst eine leichte Recyclingpapier-Tüte, die für Obst und Gemüse<br />
nicht immer funktioniert, sorgt für etwas höhere Emissionen von Treibhausgasen<br />
als eine typische Plastiktragetasche.<br />
Bei der Entsorgung gibt es jedoch ein weiteres Problem, das ich nicht in<br />
meine Berechnungen aufgenommen habe. Wenn Sie sie nicht recyceln – was<br />
wir natürlich alle tun sollten – endet Ihre Papiertasche wahrscheinlich auf<br />
einer Deponie, wo sie verrottet und weiteres CO 2<br />
und, noch <strong>schlimm</strong>er, Methan<br />
an die Umwelt abgibt. Deponien können Methan unterschiedlich stark<br />
aufnehmen und verbrennen, doch keine nimmt alles auf, sodass typischerweise<br />
ca. 1 Kilogramm Treibhausgas-Emissionen pro Kilogramm Papier auf<br />
einer Deponie entsteht (siehe 1 kg Müll auf der Deponie, S.§§66) 1 .<br />
Wie bei Plastiktaschen ist es immer am besten, auch Papiertaschen wieder<strong>zu</strong>verwenden<br />
– und immer <strong>zu</strong> recyceln. Noch besser ist es, sie gänzlich <strong>zu</strong><br />
vermeiden, indem Sie eigene, wirklich »lebenslang<strong>«</strong> verwendbare Beutel<br />
und Taschen nutzen. Diese haben <strong>zu</strong>dem den Vorteil, dass sie nicht beim
28<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
ersten Regentopfen auseinanderfallen und ihre soeben gekauften Äpfel<br />
über die Straße kullern lassen.<br />
Ein Hemd bügeln<br />
8 g CO 2<br />
e schnelles Glätten eines leicht feuchten Hemdes durch einen<br />
Bügelexperten<br />
14 g CO 2<br />
e Durchschnitt<br />
40 g CO 2<br />
e arg zerknittertes Hemd<br />
Ein Jahr lang fünf Hemden pro Woche <strong>zu</strong> bügeln, entspricht ungefähr<br />
einer Strecke von 11 Kilometer in einem Mittelklassewagen.<br />
Eine Freundin von mir bügelte sogar die Socken ihres Gatten (inzwischen<br />
<strong>sind</strong> sie geschieden). Wenn Sie in ähnlichen Gewohnheiten feststecken,<br />
hoffe ich, das CO 2<br />
-Argument gibt Ihnen etwas mehr Durchset<strong>zu</strong>ngsvermögen.<br />
Zwar ist Bügeln nicht das größte Umweltproblem, doch hier lässt sich<br />
etwas CO 2<br />
einsparen – ein besserer Lebensstil eingeschlossen. Wenn Bügeln<br />
unumgänglich ist, sollten die Sachen der Umwelt <strong>zu</strong>liebe leicht feucht sein,<br />
der Trocknungsprozess kann mit dem Bügeln abgeschlossen werden. Das<br />
spart gleichermaßen Zeit wie CO 2<br />
(vor allem wenn Sie ansonsten auf einen<br />
energieintensiven Wäschetrockner <strong>zu</strong>rückgreifen müssten, siehe S. §§29).<br />
Noch effizienter wäre es, das Bügeleisen seltener <strong>zu</strong> benutzen. Für viele<br />
Menschen ist Bügeln eine Art Hobby oder Meditation. Falls das bei Ihnen so<br />
ist, habe ich gute Nachrichten für Sie: Duch den inzwischen in Großbritannien<br />
angebotenen Energiemix entstehen durch eine Stunde Bügeln ca. 140 g<br />
CO 2<br />
e, deutlich weniger als die 250 g CO 2<br />
e bei der ersten Auflage dieses Buches<br />
im Jahr 2009. Das ist vergleichbar mit einer Stunde Fernsehen, (schlechtere<br />
Ökobilanz seit unseren Studien von 2010), allerdings nicht, wenn Sie<br />
beides gleichzeitig tun.
10 Gramm bis 100 Gramm 29<br />
Ein Zoom-Telefongespräch<br />
2 g CO 2<br />
e pro Stunde mit einem 13-Zoll MacBook Pro<br />
10 g CO 2<br />
e pro Stunde mit einem durchschnittlich effizienten Laptop<br />
50 g CO 2<br />
e pro Stunde mit einem Desktop-Computer und Bildschirm<br />
+ im Computer enthaltene Emissionen<br />
- 20 Tonnen CO 2<br />
e potenzielle Einsparung gegenüber einem Meeting<br />
in Hongkong, <strong>zu</strong> dem zwei Personen aus Europa fliegen müssten<br />
Ein Videoanruf kann etliche Dienstreisen einsparen – oder<br />
Tonnen von CO 2<br />
bei eine Reihe von Flügen.<br />
Der Fußabdruck für einen Videoanruf per Zoom (oder Teams/Skype/Face-<br />
Time/Google Hangouts ...) besteht im Wesentlichen aus den in der Hardware<br />
enthaltenen Emissionen – der Anruf selbst schlägt nur minimal <strong>zu</strong> Buche<br />
und unterscheidet sich kaum von normaler Computernut<strong>zu</strong>ng (siehe S.<br />
§§§129). Doch die Emissionen, die Sie damit vermeiden, liegen in einer ganz<br />
anderen Liga.<br />
Angenommen, Sie reisen mit drei Kollegen durchschnittlich 8 Kilometer<br />
<strong>zu</strong> einem Meeting. Fährt jeder mit dem eigenen Auto, entstehen dadurch 16<br />
kg Emissionen; noch mehr, wenn jemand einen spritfressenden SUV fährt.<br />
Doch was, wenn das Meeting in Hongkong stattfindet und Sie aus Frankfurt<br />
einfliegen, jemand anders vielleicht aus Mailand? Wenn Sie beide hin und<br />
<strong>zu</strong>rück Businessklasse fliegen, kämen so 20 Tonnen CO 2<br />
e <strong>zu</strong>sammen. Nun<br />
stellen Sie sich vor, der Zoom-Anruf würde eine Konferenz ersetzen, bei der<br />
ein Unternehmen oder einige Universitäten 200 oder mehr Delegierte entsenden<br />
würden.<br />
Der Nachteil dieser Videokonferenzen ergibt sich dann, wenn Sie gar nicht<br />
vorhatten, irgendwo hin<strong>zu</strong>fliegen, aber nach ein paar Anrufen feststellen,<br />
dass Sie so gut miteinander klarkommen, dass Sie einander unbedingt treffen<br />
müssen. Und wieder treffen wir auf den hässlichen Rebound-Effekt. In<br />
diesem Fall ist er durch die unangenehme Tatsache bewiesen, dass wir vor<br />
der COVID-19-Krise ebenso einen Anstieg bei Videokonferenzen wie auch bei<br />
vermehrten Geschäfts- und Urlaubsflügen <strong>zu</strong> verzeichnen hatten.<br />
Wie wir alle wissen, <strong>sind</strong> Videokonferenzen seit der Coronakrise allerorts<br />
wie Pilze aus dem Boden geschossen, während Unternehmen ins Homeoffice<br />
zogen und Flüge unmöglich waren. Der CO 2<br />
-Abdruck von Pendlern und<br />
Unternehmen verbesserte sich. Viele Unternehmen stellten fest, dass sie<br />
auch recht gut funktionierten, wenn Meetings online stattfanden. Zwar<br />
kann ein Leben ausschließlich über Zoom ziemlich anstrengend sein, aber
30<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
die Welt hat gelernt, dass beides möglich ist und sich nutzlose, zeitaufwändige<br />
und CO 2<br />
-intensive Reisen durch eine einfache Videokonferenz einsparen<br />
lassen. In dieser Hinsicht hat die Krise etwas gebracht.<br />
Eine Portion Karotten (100 g)<br />
28 g CO 2<br />
e lokal, saisonal, volle Größe<br />
83 g CO 2<br />
e lokal, saisonal, Babykarotten<br />
90 g CO 2<br />
e volle Größe, Lieferung innerhalb Europas<br />
Karotten <strong>sind</strong>, aus Sicht der CO 2<br />
-Emissionen und der<br />
Ernährungsphysiologie, das Nonplusultra.<br />
Die Zahlen oben gelten für 100 Gramm – das ist schon eine anständige Portion<br />
– und <strong>sind</strong> für andere Wurzelgemüse ebenso gut. Mit ca. 0,7 g CO 2<br />
e pro<br />
Kalorie gehören lokale Wurzelgemüse <strong>zu</strong> den klimafreundlichsten Lebensmitteln<br />
– und obendrein <strong>sind</strong> sie noch gesund. Wenn Sie sich nur davon ernähren<br />
würden, und von anderen mit einem ähnlichen Fußabdruck, könnten<br />
Sie sich für ca. 550 kg CO 2<br />
e pro Jahr ernähren.<br />
Saisongemüse haben einen geringen CO 2<br />
-Abdruck, denn sie wachsen unter<br />
natürlichen Bedingungen, werden nicht in Flugzeugen transportiert und<br />
<strong>sind</strong> nicht so ineffizient wie Nahurng aus tierischen Produkten. Die sogenannten<br />
Babysorten liefern einen geringeren Ertrag pro Hektar Land, darum<br />
<strong>sind</strong> die Emissionen pro Kilogramm höher. Und wie bei anderen Gemüsen<br />
kann die Verwertung von fehlgeformtem Gemüse helfen, den Abfall in der<br />
Lieferkette <strong>zu</strong> reduzieren (siehe Ein Apfel, nachfolgend).<br />
Wenn Sie die Karotten zehn Minuten lang kochen, kommen ein paar<br />
Gramm CO 2<br />
e pro Kilogramm hin<strong>zu</strong> (mehr <strong>zu</strong>m Kochen finden Sie unter Eine<br />
Portion gekochte Kartoffeln (200 g), S. §§37). Meine Kinder aßen sie lieber roh,<br />
was für mich okay war. Und nicht nur für mich – besser in jeder Hinsicht:<br />
weniger Emissionen, weniger Zubereitungszeit und ein höherer Nährwert.
10 Gramm bis 100 Gramm 31<br />
Ein Apfel<br />
0 g CO 2<br />
e gepflückt aus dem eigenen Garten<br />
32 g CO 2<br />
e lokal und saisonal<br />
80 g CO 2<br />
e importiert, saisonal<br />
290 g CO 2<br />
e importiert, außerhalb der Saison, gefroren<br />
Äpfel haben ungeachtet ihrer Herkunft einen geringen CO 2<br />
-<br />
Fußabdruck, aber lokale Äpfel in der Saison <strong>sind</strong> am besten. 2<br />
Diese Aussage scheint offensichtlich und unangreifbar. Doch um die Komplexität<br />
und Unsicherheit der Berechnung des CO 2<br />
-Abdrucks <strong>zu</strong> verstehen,<br />
bedenken Sie Folgendes: Die Studie einer Universität in Neuseeland fand<br />
heraus, dass die aus deren Land nach Großbritannien exportierten Äpfel einen<br />
Fußabdruck von nur 185 g CO 2<br />
e pro Kilogramm hatte – bedeutend geringer<br />
als britische Äpfel, die direkt vor Ort konsumiert werden, nämlich 271 g<br />
pro kg 3 . Es wurde argumentiert, in der britischen Produktion würden mehr<br />
fossile Brennstoffe in der Landwirtschaft verwendet, außerdem müssten die<br />
Waren stärker gekühlt gelagert werden. Außerdem wies die Studie auf den<br />
strengeren Mix der Elektroenergie in Neuseeland hin. Diese Faktoren, wurde<br />
behauptet, hoben die Emissionen aus dem Transport um den halben Globus<br />
auf. Eine ähnliche Studie des britischen Ministeriums für Umwelt, Lebensmittel<br />
und Landwirtschaft (Defra) führte <strong>zu</strong> ähnlichen Zahlen, fand jedoch<br />
umgekehrt heraus, dass für Deutschland lokale Äpfel umweltfreundlicher<br />
wären als die aus Neuseeland. 4 Die Wahrheit lässt sich schwer herausfinden.<br />
Jede Studie geht von leicht unterschiedlichen Annahmen aus.<br />
Ohne Frage <strong>sind</strong> lokale Äpfel während der Saison am besten. Im Frühsommer<br />
jedoch, wenn lokale Äpfel bereits monatelang in Kühlhäusern gelagert<br />
wurden, <strong>sind</strong> Importe vielleicht die CO 2<br />
-mäßig bessere Option. Doch es ist im<br />
Grunde nicht so <strong>schlimm</strong>, Äpfel von irgendwo in der Welt <strong>zu</strong> kaufen, denn sie<br />
werden auf Schiffen und nicht per Luftfracht transportiert. Und noch eins:<br />
Wie bei allem Obst und Gemüse ist es eine gute Idee, möglichst das <strong>zu</strong> kaufen,<br />
was von der Idealform abweicht, denn so ermutigen Sie die Lieferketten,<br />
fehlgebildetes Obst und Gemüse nicht <strong>zu</strong> entsorgen. Beispiel dafür wären<br />
»Die etwas anderen<strong>«</strong>-Äpfel, die es auch in deutschen Supermärkten <strong>zu</strong> kaufen<br />
gibt.
32<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Fahrt auf dem E-Bike (1 Meile – 1,6 km)<br />
3 g CO 2<br />
e für ein voll elektrisches Fahrrad bei 20 km/h ohne Hügel oder<br />
Zwischenstopp<br />
5 g CO 2<br />
e bei gleicher Geschwindigkeit mit fünf Zwischenstopps und<br />
20 m Höhenunterschied 5<br />
Weitere 10 bis 100g CO 2<br />
e für das im Fahrrad enthaltene CO 2<br />
Die Emissionen eines Elektrofahrrads <strong>sind</strong> wirklich erstaunlich.<br />
In den zehn Jahren seit der ersten Ausgabe dieses Buches <strong>sind</strong> Elektrofahrräder<br />
in Mode gekommen – im Hinblick auf ihren CO 2<br />
-Fußabdruck <strong>sind</strong> sie unglaublich.<br />
Sie <strong>sind</strong> so gut, dass ich mir selbst ein elektrisches Klapprad für<br />
mein tägliches Pendeln <strong>zu</strong>r Arbeit <strong>zu</strong>gelegt habe.<br />
Wie kann das Fahren auf einem E-Bike 20 Mal CO 2<br />
-freundlicher sein als<br />
das Fahren auf einem normalen Fahrrad? Diese erstaunlichen Zahlen ergeben<br />
langsam Sinn, wenn Sie überlegen, woher Sie selbst Ihre Energie beziehen<br />
– von <strong>Bananen</strong>bäumen, die deutlich weniger effizient bei der Umset<strong>zu</strong>ng<br />
der Solarenergie <strong>sind</strong> als Solaranlagen, <strong>zu</strong>m Beispiel. Hin<strong>zu</strong> kommt,<br />
dass nur ein kleiner Teil der Energie des <strong>Bananen</strong>baums seinen Weg in die<br />
Banane findet, die dann wiederum um die ganze Welt <strong>zu</strong> Ihnen transportiert<br />
werden muss. Außerdem <strong>sind</strong> Elektromotoren bei der Umwandlung von<br />
chemischer Energie in Bewegung etwa viermal effizienter als die Beine des<br />
Menschen. Käme unsere gesamte Elektroenergie aus Solarkraft, würde das<br />
E-Bike ein normales Fahrrad fast um den Faktor 1000 schlagen.<br />
Meine Zahlen stehen für eine rein motorisierte Fahrt, dabei müssen E-<br />
Bikes eine Mischung von Treten und Motorkraft bieten, sonst <strong>sind</strong> sie keine<br />
E-Bikes mehr. Sie helfen Ihnen, fahren aber nicht von allein. Das ist auch in<br />
Ordnung so, denn damit halten Sie sich auch auf eine E-Bike fit, erweitern<br />
jedoch Ihren Radius. Es heißt jedoch auch, dass der wahre Fußabdruck des<br />
Fahrens auf einem E-Bike irgendwo zwischen dem konventionellen Radfahren<br />
und den hier angeführten Zahlen liegt.<br />
Die im Fahrrad enthaltenen Emissionen <strong>sind</strong> bei E-Bike und Fahrrad ähnlich,<br />
abgesehen natürlich vom Motor und dem Akku. Pro gefahrenem Kilometer<br />
<strong>sind</strong> sie aber geringer bei einem E-Bike, denn mit dem fahren sie im Laufe<br />
seines Lebens vermutlich weiter als mit dem normalen Fahrrad. Die Batterie<br />
sorgt für nur 0,5 g CO 2<br />
e pro gefahrenen 1,6 Kilometern, wenn Sie sie bis <strong>zu</strong>m<br />
Schluss nicht tauschen. 6 Ich nehme an, Sie kümmern sich um die Batterie, können<br />
Sie also 1000 Mal voll aufladen. Laden Sie sie da<strong>zu</strong> langsam und überladen<br />
Sie sie nicht, lassen Sie sie auch nicht völlig leerlaufen. Und lassen Sie das E-<br />
Bike nicht wochenlang ungenutzt stehen – fahren Sie los und nutzen Sie es! 7
10 Gramm bis 100 Gramm 33<br />
Einen Liter Wasser kochen<br />
40 g CO 2<br />
e mit einem elektrischen Wasserkocher<br />
50 g CO 2<br />
e mit einem Pfeifkessel auf mittelgroßer Gasflamme<br />
115 g CO 2<br />
e mit einem Topf ohne Deckel auf dem Gasherd<br />
Die Elektroenergie in Großbritannien hat in den letzten zehn<br />
Jahren ihren Fußabdruck fast halbiert, darum gewinnt der<br />
elektrische Wasserkocher immer.<br />
Freunde von uns besitzen einen Teekessel, den sie auf ihrem Gasherd benutzen.<br />
Wir haben das Pro und Kontra monatelang diskutiert. Schließlich habe<br />
ich einen halben Vormittag mit verschiedenen Messungen verbracht. (Schon<br />
traurig, wenn man seine Zeit so verbringt, aber ich musste ein Buch schreiben.)<br />
Es stellte sich heraus, dass der elektrische Wasserkocher am schnellsten<br />
ist und nur 10 Prozent der Energie verschwendet wurden. Obwohl also<br />
Ineffizienzen in unseren Kraftwerken und Verteilungssystemen dafür sorgen,<br />
dass Elektroenergie eine CO 2<br />
-intensive Art der Wärmeerzeugung ist,<br />
gewinnt der elektrische Wasserkocher noch immer. Dies geht von der Annahme<br />
aus, dass ein großer Teil der Energie aus erneuerbaren Energien besteht<br />
und kaum Kohle verwendet wird, wie es aktuell in Großbritannien der<br />
Fall ist.<br />
Als ich diesen Text für die erste Ausgabe dieses Buches schrieb, hing es<br />
noch von der Jahreszeit ab, wie der Teekessel auf Gas gegenüber dem Elektro-Wasserkocher<br />
abschnitt. Im Winter gewannen unsere Freunde mit ihrem<br />
Gaskessel den Preis für den geringsten CO 2<br />
-Ausstoß. Schließlich wurde die<br />
Wärme, die von der Gasflamme um dem Kessel herum entweicht, nicht verschwendet,<br />
sondern wärmte den Raum, nichts von der verbrauchten Energie<br />
war also umsonst. In deren Haus war der Gasherd die effizienteste Wärmequelle,<br />
denn nichts wurde im Ab<strong>zu</strong>g verschwendet (wie bei einem Boiler), in<br />
unbewohnte Räume abgegeben oder ging in Leitungen verloren (wie bei einer<br />
Zentralhei<strong>zu</strong>ng).<br />
Im Sommer gewannen unsere Freunde noch immer, wenn sie den Kessel<br />
auf eine kleinere Flamme stellten, um den Wärmeanteil <strong>zu</strong> maximieren, der<br />
das Wasser heizt, und nichts seitlich entweichen <strong>zu</strong> lassen. Damit sparten<br />
sie im vergleich <strong>zu</strong>m elektrischen Wasserkocher 30 Prozent CO 2<br />
ein, es dauerte<br />
aber auch dreimal so lange, das Wasser <strong>zu</strong>m Kochen <strong>zu</strong> bringen (12 Minuten).<br />
Mit einer größeren Flamme würden sie etwas mehr CO 2<br />
als der Elektrokocher<br />
erzeugen – und wären immer noch halb so schnell.<br />
Töpfe <strong>sind</strong> weniger effizient als Kessel. In einem Topf Wasser <strong>zu</strong>m Kochen<br />
<strong>zu</strong> bringen, ist nur dann sinnvoll, wenn sich bereits Kartoffeln im Wasser be-
34<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
finden, die bereits beginnen <strong>zu</strong> garen, bevor das Wasser kocht. Lassen Sie bei<br />
einem Topf den Deckel drauf, sonst verschwenden Sie 20 Prozent Energie,<br />
und achten Sie darauf, dass keine Wärme seitlich am Topf entweicht (kleine<br />
Flamme). Ebenso wichtig ist, nicht mehr Wasser <strong>zu</strong> kochen, als Sie wirklich<br />
brauchen.<br />
Es lohnt sich hier, auf einige nachhaltige Funktionen von Wasserkochern<br />
ein<strong>zu</strong>gehen, denn es gibt einige völlig simple, die dennoch lange nicht verfügbar<br />
waren. Erstens, eine gute Isolation verringert die Kochzeit, spart CO 2<br />
und bedeutet, wenn Sie versehentlich <strong>zu</strong> viel Wasser erwärmt haben, bleibt<br />
es länger heiß. Zweitens, mit einem Thermostat können Sie den Wasserkocher<br />
auf 85 Grad einstellen, was für einen Kräutertee ausreicht (eigentlich<br />
auch für Schwarztee). Das geht schneller, ist billiger, erzeugt weniger CO 2<br />
,<br />
schmeckt besser und reduziert auch noch die Krebsgefahr im Mund.<br />
Eine Busfahrt (1 Meile, also 1,6 km)<br />
6 g CO 2<br />
e in einem voll besetzten Elektro-Bus (90 Sitze) in Großbritannien<br />
26 g CO 2<br />
e in einem überfüllten Minibus in La Paz, Bolivien<br />
46 g CO 2<br />
e in einem halbvollen Routemaster-Bus in London (Diesel-<br />
Hybrid)<br />
2,5 kg CO 2<br />
e pro 1,6 km in einem Überland-Doppelstockbus, in dem<br />
nur Sie und der Fahrer sitzen<br />
Die Effizienz eines jeden Busses ist proportional <strong>zu</strong>r Anzahl der<br />
Fahrgäste.<br />
Außerdem hängt sie davon ab, wie oft der Bus hält und wieder anfährt. Ein<br />
konventioneller Doppelstockbus verbraucht zwischen 20 und 40 Liter Treibstoff<br />
auf 100 Kilometer. Vor einigen Jahren fuhr ich mit einem solchen durchs<br />
Lake District von Windermere nach Keswick. Die ganze Fahrt über war ich als<br />
einziger Passagier mit dem Fahrer alleine unterwegs. Mit vier Passagierkilometern<br />
pro Liter fiel die Bilanz deutlich schlechter aus, als hätte man den Bus<br />
in der Garage gelassen und ich wäre mit dem Auto gefahren. Man kann es<br />
jedoch auch so sehen: Der Bus wäre ohnehin gefahren, also war meine Mitfahrt<br />
so<strong>zu</strong>sagen CO 2<br />
-frei. Die Katze beißt sich in den Schwanz. Niemand will<br />
Bus fahren, weil es ebenso billig und bequemer ist, das Auto <strong>zu</strong> nehmen<br />
(wenn man eins hat). Andererseits, würde der Bus dreimal öfter fahren und<br />
nur ein Drittel kosten, wäre er wohl sehr beliebt.
10 Gramm bis 100 Gramm 35<br />
In La Paz in Bolivien wird dieses Prinzip in Perfektion umgesetzt, wenn<br />
man bereit ist, auf etwas Sicherheit und Komfort <strong>zu</strong> verzichten. In Zwölfsitzer-Minibussen<br />
quetschen sich oft mehr als 20 Leute und werden überall<br />
durch die Stadt gefahren. Für einen Boliviano, ein paar Cent, kommen Sie<br />
überall hin und es ist reines Pech, wenn Sie einmal länger warten müssen.<br />
Die meisten Menschen in der entwickelten Welt würden für eine Luxusversion<br />
dieses Transportsystems vielleicht den fünffachen Preis bezahlen wollen,<br />
doch das Prinzip funktioniert und in Bolivien hat das »Wertversprechen<strong>«</strong><br />
vor 20 Jahren genau den Bedürfnissen des Marktes entsprochen.<br />
Seit der letzten Ausgabe dieses Buches <strong>sind</strong> die Routemaster-Busse in<br />
London so viel besser geworden, dass sie sogar noch die Minibusse in La Paz<br />
übertrumpfen, wenn sie voll besetzt <strong>sind</strong>. Voll elektrische Busse in Großbritannien<br />
<strong>sind</strong> sogar noch besser, denn ihr Fußabdruck beträgt weniger als ein<br />
Viertel des neuen Londoner Doppeldecker-Busses mit Diesel-Hybrid-Antrieb.<br />
Alle meine Zahlen beziehen die Lieferketten des Treibstoffs ebenso mit<br />
ein wie die Emissionen durch den Auspuff. Ich habe außerdem eine Komponente<br />
für die Emissionen bei der Fahrzeugherstellung mit aufgenommen,<br />
auch wenn das beim Bus eher weniger eine Rolle spielt, da er viele Kilometer<br />
<strong>zu</strong>rücklegt, bevor er ersetzt werden muss. 8<br />
In Zukunft müssen natürlich alle Busse elektrisch sein. Das wird auch helfen,<br />
die 40.000 Todesfälle pro Jahr in Großbritannien <strong>zu</strong> reduzieren, die allein<br />
auf die Luftverschmut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen <strong>sind</strong>. 9<br />
Radfahren (1,6 km, also 1 Meile)<br />
40 g CO 2<br />
e angetrieben mit <strong>Bananen</strong><br />
70 g CO 2<br />
e angetrieben mit Müsli mit Kuhmilch<br />
190 g CO 2<br />
e angetrieben mit Schinkenspeck<br />
310 g CO 2<br />
e angetrieben mit Cheeseburgern<br />
4,7 kg CO 2<br />
e angetrieben mit Spargel, per Luftfracht geliefert aus<br />
Übersee<br />
+ 10 – 100 g CO 2<br />
e für das im Fahrrad enthaltene CO 2<br />
10<br />
Wenn Ihre Energie fürs Radfahren lediglich aus Burgern stammt,<br />
<strong>sind</strong> die Emissionen die gleichen wie beim Autofahren.<br />
Alle die Berechnungen hier bauen auf der Annahme auf, dass Sie pro Kilometer<br />
32 Kalorien verbrennen (bzw. 50 Kalorien pro Meile). Die exakten Zahlen<br />
hängen von Ihrer Fitness (je fitter, desto geringere Emissionen) ab, außer-
36<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
dem, wie groß, breit und schwer Sie <strong>sind</strong> (je größer, desto mehr Emissionen,<br />
denn Größe bedeutet höheren Luft- und Rollwiderstand), wie schnell Sie fahren<br />
(je schneller desto mehr) und wie oft Sie bremsen müssen.<br />
All die Energie beim Radfahren muss aus Ihrer Nahrung kommen, die wiederum<br />
einen gewissen CO 2<br />
-Fußabdruck hat. Die gute Nachricht ist dabei,<br />
dass Nahrung mit geringerem Abdruck auch als bester Radfahr-Treibstoff<br />
gilt. <strong>Bananen</strong> (siehe S. §§39) <strong>sind</strong> natürlich brillant. Frühstückscerealien <strong>sind</strong><br />
auch ziemlich gut (die Kuhmilch ist ein kleiner Nachteil). Schinkenspeck<br />
steht mit ca. 190 g CO 2<br />
e für eine Scheibe von 25 g <strong>zu</strong> Buche, die jedoch nur<br />
Kalorien für 3,2 Kilometer liefert, während Radfahren mit Cheeseburger-Antrieb<br />
derselben Distanz in einem effizienten Auto gleichkommt. Um es etwas<br />
ins Lächerliche <strong>zu</strong> ziehen: Wenn Sie Ihre Energie <strong>zu</strong>m Radfahren aus<br />
Spargel bezögen, der per Flugzeug vom anderen Ende der Welt angereist ist,<br />
landen Sie bei 4,7 kg CO 2<br />
e pro 1,6 Kilometer (knapp 3 kg pro km) – dann wären<br />
Sie sogar im SUV günstiger unterwegs.<br />
Die im Fahrrad und der entsprechenden Ausrüstung enthaltenen Emissionen<br />
variieren pro Kilometer und hängen im Wesentlichen davon ab, wie oft<br />
Sie Ihre Ausrüstung nutzen und ob Sie sie neu oder aus zweiter Hand erworben<br />
haben. In Szenarien mit geringere CO 2<br />
-Ausstoß dominieren die Wartung<br />
des Rades und ei Ausrüstung, während die Ernährung eine untergeordnete<br />
Rolle sielt.<br />
Ist Radfahren also CO 2<br />
-freundlich? Ja, unbedingt! Angetrieben von CO 2<br />
-<br />
freundlichen Kohlenhydraten ist ein gut gewartetes Rad ca. 10 Mal CO 2<br />
-effizienter<br />
als ein durchschnittliches Benzinauto. Außerdem hält es gesund,<br />
wenn Sie nicht gerade unter einem Bus landen. (Genau genommen könnte<br />
man Sterben als CO 2<br />
-freundlich einstufen, eine Operation, die Sie jedoch<br />
vielleicht benötigen, ist es nicht. Siehe S. §§135)<br />
Der Kauf eines Klapprades, um <strong>zu</strong>m Zug <strong>zu</strong> pendeln, war eine meiner besten<br />
Entscheidungen, sowohl hinsichtlich meiner Lebensqualität als auch des<br />
CO 2<br />
-Abdrucks. Ich brauche für den Weg 10 Minuten länger, mache jedoch<br />
dafür jeweils eine halbe Stunde Sport und kann 15 Minuten im Zug lesen. Ich<br />
habe mir also eine Stunde von den Dingen in den Tagesablauf geschmuggelt,<br />
die ich gern tue – während ich dabei noch Geld und CO 2<br />
spare. Und indem<br />
ich mit meinem Auto nicht durch den Berufsverkehr fahre, wird der<br />
Stau für alle anderen kürzer und sie atmen beim Warten weniger Abgase ein<br />
(siehe Auto-Pendeln im Stau, S. §§§106).
10 Gramm bis 100 Gramm 37<br />
Eine Reise im Zug (1,6 km, also eine Meile)<br />
22 g CO 2<br />
e Französischer TGV, elektrisch, angetrieben mit Kernenergie<br />
68 g CO 2<br />
e Zug der U-Bahn in London<br />
72 g CO 2<br />
e S-Bahn oder Straßenbahn<br />
80 g CO 2<br />
e Intercity Zweite Klasse<br />
160 g CO 2<br />
e Intercity Erste Klasse<br />
Eine Zugfahrt von 64 Kilometer hat denselben Fußabdruck wie<br />
ein halber Liter Milch.<br />
Zwar ist Reisen mit dem Zug eine relativ grüne Variante der Fortbewegung,<br />
doch die Zahlen oben machen deutlich, dass die Emissionen einer Bahnreise<br />
dennoch höher <strong>sind</strong>, als man vielleicht denkt. Alle hier genannten Zahlen<br />
enthalten die direkten Emissionen und den Energieverbrauch, der für die Bewegung<br />
des Zuges an sich nötig ist, beziehen jedoch auch die indirekten<br />
Emissionen für die Herstellung des Zuges, die Wartung der Gleisanlagen und<br />
den Bertieb der Infrastruktur mit ein. 11<br />
Die Energie, die nötig ist, um einen Zug auf den Gleisen <strong>zu</strong> bewegen, ist<br />
nur durch wenige Faktoren bestimmt. 12<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Wie schnell der Zug fährt. Der Luftwiderstand steigt mit dem Quadrat der<br />
Geschwindigkeit.<br />
Wie oft der Zug hält. Jeder Halt verbraucht Energie – diese ist direkt proportional<br />
<strong>zu</strong>m Quadrat der Geschwindigkeit und dem Gewicht des Zuges.<br />
Neuere Züge reduzieren diese Halteenergie durch »regeneratives Bremsen<strong>«</strong>,<br />
ähnlich wie in Hybridautos.<br />
Rollwiderstand der Räder auf den Gleisen. Dieser ist für Züge geringer als<br />
für Autos, denn Metallräder auf Metallgleisen <strong>sind</strong> effizienter als Gummireifen<br />
auf Asphalt. Der Widerstand steigt direkt proportional mit dem<br />
Gewicht des Zuges.<br />
Der Treibstoff. Elektroenergie schlägt Diesel, trotz der Ineffizienzen bei der<br />
Gewinnung von Elektroenergie aus fossilen Brennstoffen. Der Motor des<br />
Zuges kann jedoch fast alle Energie in Bewegung umsetzen, und beim<br />
Bremsen kann die meiste kinetische Energie wieder in Elektroenergie<br />
umgewandelt werden. Ein Dieselmotor ist weniger effizient. In Großbritannien<br />
hat sich der Vorteil elektrifizierter Züge deutlich erhöht, weil der<br />
Energiemix im Netz grüner geworden ist.<br />
Intercity-Züge fahren schnell (das ist schlecht), halten aber selten (gut!). In<br />
Großbritannien fahren sie meist elektrisch (gut), <strong>sind</strong> aber extrem schwer
38<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
(schlecht). Ein Zug wiegt pro Passagier ungefähr doppelt so viel wie ein Auto.<br />
Professor Roger Kemp 13 , der diese erstaunliche Tatsache erforscht hat, erklärt<br />
das mit übertriebener Sicherheit: Züge wiegen ungefähr doppelt so viel wie<br />
nötig, weil wir von Sicherheit besessen <strong>sind</strong>, obwohl Zugreisen hundertmal<br />
sicherer <strong>sind</strong> als Reisen mit dem Auto. Darum ist ungefähr doppelt so viel<br />
Energie nötig, um unsere Züge in Bewegung <strong>zu</strong> setzen, um den Bahnhof <strong>zu</strong><br />
verlassen.<br />
Die Erste Klasse muss hier erwähnt werden, denn in einen Wagen Erster<br />
Klasse (britischer Bahnen) passen nur halb so viele Sitze wie in einen Wagen<br />
der Zweiten Klasse. Das bedeutet, das transportierte Gewicht pro Passagier<br />
verdoppelt sich noch einmal. Nun <strong>sind</strong> wir bereits bei dem Gewicht von vier<br />
Autos pro Sitz. Ich reise manchmal in Zügen, die fast <strong>zu</strong>r Hälfte aus nahe<strong>zu</strong><br />
leeren Wagen der Ersten Klasse bestehen, während sich im übrigen Zug die<br />
Leute drängen – das wahre Gewicht, das pro Passagier der Ersten Klasse<br />
transportiert wird, ist also vermutlich noch viel höher.<br />
Noch komplizierter wird es beim Eurostar, dem Zug zwischen Großbritannien<br />
und dem europäischen Festland. In Frankreich wird er mit elektrischem<br />
Strom aus Kernkraftwerken betrieben. Diese Energie hat einen geringen CO 2<br />
-<br />
Abdruck, ungeachtet dessen, ob man Kernenergie an sich für sinnvoll hält<br />
oder nicht. Dennoch finde ich es nicht passend, sich den Fußabdruck der<br />
Züge in Frankreich geringer vor<strong>zu</strong>stellen als anderswo, wie es <strong>zu</strong>weilen dargestellt<br />
wird, denn die Kernenergie aus französischen Kraftwerken würde<br />
auch dann aufgebraucht, wenn keine Züge führen. (siehe Eine Einheit Elektroenergie,<br />
S. §§51 – dort finden Sie mehr <strong>zu</strong>m etwas verwirrenden Konzept<br />
der Grenznachfrage).<br />
Interessanterweise ist der Fußabdruck pro Passagier der Londoner U-Bahn<br />
geringer als der der Intercity-Züge, denn die Menschen <strong>sind</strong> da sehr eng eingepfercht<br />
(<strong>zu</strong>mindest vor COVID-19). Außerdem bewegt sich die Tube relativ<br />
langsam, ist voll elektrifiziert und die Züge <strong>sind</strong> leichter.<br />
Generell <strong>sind</strong> Züge viel umweltfreundlicher (und viel sicherer) als Autos,<br />
auch wenn ein voll besetztes Auto mit geringem Verbrauch den Fußabdruck<br />
eines Zuges schlagen kann. Selbst zwei Personen in einem effizienten Mittelklassewagen<br />
reisen umweltfreundlicher als in einem Wagen Erster Klasse.<br />
Siehe auch London-Glasgow und <strong>zu</strong>rück (S. §§114).
10 Gramm bis 100 Gramm 39<br />
Durch eine Tür gehen<br />
0 g CO 2<br />
e normale Zimmertür an einem Sommertag<br />
3 g CO 2<br />
e Haustür an einem kalten Wintertag<br />
83 g CO 2<br />
e große elektrische Tür in einem große Treppenhaus an einem<br />
kalten, windigen Tag<br />
Im Zweifel kostet es so viel CO 2<br />
wie eine Banane, wenn Sie ein<br />
Gebäude betreten.<br />
Am Eingang <strong>zu</strong> dem Gebäude, in dem ich arbeite, gibt es keine Türklinke. 14 Sie<br />
müssen einen Knopf drücken und warten, während zwei Elektromotoren<br />
summen und surren und sich die Doppeltür langsam öffnet – damit Sie<br />
durch eine Öffnung von 2 Metern Breite und 2,50 Metern Höhe hindurchgehen<br />
können. Sie betreten ein weitläufiges Treppenhaus mit zwei großen<br />
Heizkörpern. Die einzige Dekoration ist ein Zertifikat für die Umweltfreundlichkeit<br />
des Gebäudes. Es dauert 18 Sekunden, bis sich die Türen wieder geschlossen<br />
haben. Dieses zwölf Jahre alte Gebäude wurde erstaunlicherweise<br />
als äußerst umweltfreundlich eingestuft. 15<br />
Die Energie für die Elektromotoren ist nicht das Problem. Sie setzen weniger<br />
als ein halbes Gramm CO 2<br />
e frei. Das Problem ist die Fläche, die Sie öffnen<br />
müssen (seit meinem ersten Buch bleibt die eine Türhälfte geschlossen, das<br />
Problem wurde also ein wenig reduziert), die Dauer der Türöffnung und der<br />
riesige beheizte Raum, in den sich die Tür öffnet. Für dieses Gebäude muss es<br />
zahlreiche andere Optionen gegeben haben, <strong>zu</strong>m Beispiel manuelle Türen,<br />
die sich automatisch schließen und einzeln geöffnet werden können, da<strong>zu</strong><br />
eine Taste für automatische Öffnung für Körperbehinderte. Drehtüren an<br />
Turbinen, die Strom erzeugen, wenn man hindurchgeht, wurden in Holland 16<br />
getestet, klingen jedoch nach einer netten Spielerei, um die gute Reputation<br />
der erneuerbaren Energien ab<strong>zu</strong>schwächen.<br />
In einem durchschnittlichen Privathaus an einem kühlen, windigen Tag,<br />
landen die Zahlen wohl eher bei 3 g, wenn man die Tür per Hand öffnet und<br />
auch gleich wieder hinter sich schließt.<br />
Wie ineffizient der Prozess auch sein mag und wie schlecht designt eine<br />
Tür ist, an einem kalten Tag ist es immer besser, sie <strong>zu</strong> öffnen und <strong>zu</strong> schließen,<br />
statt sie offen stehen <strong>zu</strong> lassen. Läden, die ihre Türen im Winter ständig<br />
geöffnet halten, tun das, ohne auf die Umwelt <strong>zu</strong> achten.
Kapitel 13<br />
WAS KÖNNEN WIR TUN?<br />
Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die einer globalen Lösung<br />
bedarf – und leicht beschleicht einen das Gefühl, die eigene Einzelaktion<br />
würde nichts bewirken. Man verfällt auch schnell in den Duktus vieler<br />
Politiker, die dem Thema Klimaveränderung ablehnend gegenüberstehen –<br />
dass »Opfer<strong>«</strong> eines Landes wie Großbritannien nichts bewirken, denn unsere<br />
CO 2<br />
-Emissionen <strong>sind</strong> im Vergleich <strong>zu</strong> denen von China und der USA winzig.<br />
Das ergibt jedoch keinen Sinn. Großbritannien ist für ein Prozent (Deutschland<br />
für zwei Prozent) der globalen Emissionen verantwortlich, und diesen<br />
Beitrag <strong>zu</strong> halbieren oder gar auf Null herunter<strong>zu</strong>fahren hätte deutliche Auswirkungen,<br />
sowohl diese Maßnahme selbst als auch als Wegweiser für die<br />
restliche Welt. Und jeder und jede einzelne von uns kann für den Wandel von<br />
Bedeutung sein: Wir können ebenso unseren eigenen CO 2<br />
-Ausstoß reduzieren<br />
als auch Druck bei unseren Arbeitgebern und in der Schule ausüben, bei<br />
unseren Stadtverwaltungen und Regierungen, auf Unternehmen und Konzerne.<br />
Als ich die erste Version dieses Buches schrieb, wollte ich bewusst darauf<br />
verzichten, jemandem <strong>zu</strong> sagen, was er <strong>zu</strong> tun oder <strong>zu</strong> lassen hat. Ich selbst<br />
bin nicht scharf auf Anleitungen, wie ich <strong>zu</strong> leben habe, und ich denke, den<br />
meisten Leuten geht es ähnlich. Doch die erste Frage, die mir bei jeder Lesung<br />
gestellt wurde, lautete: Was können wir tun? Dieses Kapitel ist also<br />
mein Versuch einer Antwort oder <strong>zu</strong>mindest von Vorschlägen, die sich nach<br />
15 Jahren Nachdenken, Gesprächen, Forschungen und Beratungen <strong>zu</strong>m<br />
Thema CO 2<br />
-Fußabdruck bei mir angesammelt haben – auch wenn ich das<br />
alles selbst nicht so gut umsetze, wie ich es gern würde.<br />
Dieses Kapitel besteht aus drei Teilen. Im ersten gehe ich darauf ein, warum<br />
individuelle Aktionen noch immer so wichtig und wirksam <strong>sind</strong>, obwohl<br />
das Problem global ist. Im zweiten Teil geht es um die Details der praktischen<br />
CO 2<br />
-Reduzierung. Danach – und das ist vielleicht am wichtigsten – diskutiere<br />
ich die Frage, wie wir unseren Einfluss erweitern und Druck für die großen<br />
Veränderungen ausüben können, die gerade nötig <strong>sind</strong>. Unseren persönlichen<br />
CO 2<br />
-Abdruck <strong>zu</strong> reduzieren, ist entscheidend, doch der Druck auf
42<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Politik und Wirtschaft ist unter Umständen wirksamer – ich hoffe, das ist im<br />
Diagramm <strong>zu</strong> sehen.<br />
Meinen<br />
Abdruck<br />
reduzieren<br />
Sich für große<br />
Veränderungen<br />
einsetzen<br />
Zwei wichtige und miteinander verbundene Aktionsbereiche und ihre relative Bedeutung<br />
Auch wenn keiner von uns in der Lage ist <strong>zu</strong> zeigen, wie wir die Welt im<br />
Handstreich verbessern, können wir doch Teil einer Bewegung werden, die<br />
viel einflussreicher ist als jeder Einzelne allein. Und das ist doch schon mal<br />
was.<br />
Warum Einzelaktionen helfen<br />
Ein erster Grund: Auch wenn jeder von uns nur einen so winzigen Teil der<br />
benötigten Veränderungen bewirken kann, können wir dadurch und durch<br />
einen bewussten CO 2<br />
-armen Lebensstil helfen, neue Normen <strong>zu</strong> schaffen.<br />
Indem wir neue Möglichkeiten finden, besser und umweltfreundlicher <strong>zu</strong><br />
leben, zeigen wir anderen, dass es möglich ist. Es ehrt unsere Bescheidenheit,<br />
dass wir meist so sein wollen wie alle anderen. Alles, was Sie also tun,<br />
um Ihren CO 2<br />
-Ausstoß <strong>zu</strong> reduzieren, macht es für Ihre Mitmenschen normaler,<br />
es Ihnen gleich <strong>zu</strong> tun. Wenn Sie etwas unternehmen, das sich merkwürdig<br />
oder ungewöhnlich anfühlt, dann denken Sie daran, dass Sie anderen<br />
damit den Weg ebnen. Wenn Sie einem nachhaltigen Trend folgen, ermutigen<br />
Sie andere, es Ihnen gleich<strong>zu</strong>tun (bzw. üben <strong>zu</strong>m passenden Zeitpunkt<br />
Druck aus). So wird der verschwenderische Umgang mit dem verbliebenen<br />
CO 2<br />
-Budget bald als unverantwortlich und dumm angesehen werden.<br />
Indem wir Veränderungen in unserem Leben vornehmen, öffnen wir den<br />
politischen Raum und schaffen einen Markt für nachhaltigere Geschäfts-
Was können wir tun? 43<br />
ideen. Zum Beispiel finde ich, dass es 2019 streikende Schülerinnen und<br />
Schüler und Aktivisten von Extinction Rebellion Großbritannien leichter gemacht<br />
haben, seine Klimaziele an<strong>zu</strong>passen: Im Juni 2019 besserte die britische<br />
Regierung das Klimaschutzgesetz von 2008 nach, um bis 2050 CO 2<br />
-frei<br />
<strong>zu</strong> wirtschaften – immerhin mehr als die Mindestforderung. Außerdem hatten<br />
sie großen Einfluss auf die Kommunikation in den Unternehmen, mit<br />
denen ich arbeite. Einzelpersonen, die ihre Ernährung umstellen, haben<br />
zweifellos Greggs, eine britische Backwaren-Kette, ermutigt, ihre inzwischen<br />
berühmte vegane Sausage Roll (veganes Würstchen im Teigmantel) ein<strong>zu</strong>führen.<br />
Durch unsere eigenen Veränderungen zeigen wir, dass es uns wichtig<br />
ist. So beweisen wir den Politikern und Unternehmen, dass wir es ernst meinen.<br />
Im Diagramm ist das der Bereich, in dem sich die Kreise überlappen.<br />
Die Reduzierung des eigenen Fußabdrucks untermauert die Forderungen<br />
nach einer CO 2<br />
-armen Welt. Und indem wir selbst CO 2<br />
-ärmer werden, lernen<br />
wir die Probleme der Welt aus erster Hand kennen. Dinge, die uns persönlich<br />
<strong>zu</strong>rückhalten (<strong>zu</strong>m Beispiel weniger <strong>zu</strong> fliegen oder unsere Ernährung um<strong>zu</strong>stellen),<br />
haben auch auf nationaler und internationaler Ebene Parallelen.<br />
In den Gesprächen mit der Familie und Freunden spiegeln sich die Schwierigkeiten<br />
internationaler Klimaverhandlungen wider. Wir dürfen nicht erwarten,<br />
dass nachhaltige Entscheidungen immer leichtfallen – und wir müssen<br />
auch nicht <strong>zu</strong> sehr mit uns ins Gericht gehen, weil wir nicht perfekt <strong>sind</strong>. Im<br />
Gegenteil, seien Sie neugierig, wo Sie scheitern.<br />
Wie kann ich meinen Fußabdruck verringern?<br />
Jeder hat einen anderen Fußabdruck – in Größe und Form. Um <strong>zu</strong> entscheiden,<br />
wo es sich lohnt, etwas <strong>zu</strong> ändern, sollten Sie eine Vorstellung davon<br />
haben, wie Ihr Fußabdruck aussieht. Da<strong>zu</strong> brauchen Sie keine perfekte Analyse,<br />
nur eine grobe Vorstellung von den Größenordnungen.<br />
Schritt 1: Verstehen Sie Ihr CO 2<br />
In Großbritannien liegt der durchschnittliche Fußabdruck einer Person bei<br />
12,7 Tonnen CO 2<br />
e und sieht wie das nachfolgende Tortendiagramm aus.<br />
Da<strong>zu</strong> gehören ein Überseeflug alle drei Jahre, ein Flug innerhalb Europas<br />
jährlich, da<strong>zu</strong> der Besitz eines Benzin- oder Dieselautos (das sich zwei Personen<br />
teilen), das etwas 6 bis 7 Liter Treibstoff auf hundert Kilometer verbraucht<br />
und pro Jahr ca. 12.000 Kilometer <strong>zu</strong>rücklegt. Unser Durchschnittshaushalt<br />
verbraucht knapp 1.200 kWh Elektroenergie und 5.400 kWh andere<br />
Energien pro Person und Jahr. Wir essen im Durchschnitt fast täglich Fleisch
44<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
und werfen ungefähr 20 Prozent (Gewichtsanteil) des Essens weg, das wir<br />
gekauft haben. Wir kaufen viel mehr Kleidung, Möbel und andere Dinge, als<br />
wir wirklich brauchen, und einiges davon landet frühzeitig in der Tonne.<br />
Wasser, Müll und<br />
Abwasser 2 %<br />
Weitere <strong>zu</strong>gekaufte<br />
Dienstleistungen 3 %<br />
Freizeit, Erholung,<br />
Unterhaltung 1 %<br />
Gesundheitswesen, Bildung,<br />
öffentlicher Sektor 10 %<br />
Essen und<br />
Getränke aus<br />
Läden 23 %<br />
Einkäufe, außer<br />
Nahrung 7 %<br />
Züge, Busse,<br />
ÖPNV 2 %<br />
Nut<strong>zu</strong>ng von<br />
Fähren und<br />
Schiffen 2 %<br />
Flugreisen 9 %<br />
Rest 23 %<br />
Reisen<br />
27 %<br />
Essen<br />
25 %<br />
Wohnen<br />
25 %<br />
Essen aus<br />
Restaurants 2 %<br />
Unterbringung<br />
(nicht <strong>zu</strong><br />
Hause) 3 %<br />
Wohnen 6 %<br />
Autoherstellung 3 %<br />
Fahrzeug-Kraftstoff 11 %<br />
Hei<strong>zu</strong>ng mit fossilen<br />
Brennstoffen 11 %<br />
Haushaltselektrizität 5 %<br />
Der durchschnittliche Fußabdruck in Großbritannien: 12,7 Tonnen CO 2<br />
e pro Jahr.<br />
Natürlich muss man da<strong>zu</strong>sagen, dass es keinen Durchschnittsmenschen<br />
gibt. In Großbritannien, einer ungleichen Gesellschaft, leben wenige Menschen<br />
mit einem deutlich höheren Fußabdruck als dem Durchschnitt. Zum<br />
Beispiel fliegt die Hälfte der Bevölkerung nie, während 70 Prozent der Flüge<br />
von 15 Prozent der Bevölkerung absolviert werden. Wenn Sie <strong>zu</strong> den Vielfliegern<br />
gehören, haben Sie ein großes Potenzial an der Hand, um Ihren Fußabdruck<br />
auf den Durchschnitt ab<strong>zu</strong>senken ... bis <strong>zu</strong>m 5-Tonnen-Lebensstil, der<br />
für uns alle in den nächsten Jahren ein mögliches Ziel <strong>zu</strong> sein scheint.<br />
Basierend auf dem durchschnittlichen Fußabdruck könnten Sie ein grobes<br />
Tortendiagramm mit Ihren eigenen Emissionen zeichnen. Ich biete Ihnen<br />
mal ein leeres Diagramm an, wenn Sie Lust haben. Wenn Sie <strong>zu</strong>m Beispiel<br />
mehr fliegen als der durchschnittliche Brite, wäre der Anteil von Flügen an<br />
Ihrem Fußabdruck deutlich höher. Wenn Sie nur einmal pro Woche Fleisch<br />
essen, ist Ihr Anteil der Lebensmittel geringer. (Tipp: Zeichnen Sie mit Bleistift.)
Was können wir tun? 45<br />
Mein eigener CO 2<br />
-Fußabdruck sieht ungefähr so aus.<br />
Im Internet finden Sie einen recht einfachen persönlichen CO 2<br />
-Rechner: https://uba.co2-rechner.de/de_DE/.<br />
Auch der World Wide Fund for Nature hat<br />
einen guten unten https://bit.ly/2R3Amf. Ich verwende für meine Berechnungen<br />
die Zahlen für einen typischen Einwohner Großbritanniens, Sie können<br />
Ihre Prioritäten jedoch anhand Ihres eigenen Tortendiagramms eintragen.<br />
Schritt 2: Wählen Sie Ihre Schlachtfelder<br />
Nun, da Sie eine ungefähre Vorstellung von der Größe und Form Ihres eigenen<br />
Fußabdrucks haben, können Sie sich entscheiden, wo Sie ansetzen – je<br />
nachdem, welcher Sektor in Ihrem Diagramm wie groß ist und wieviel Aufwand<br />
Sie treiben wollen.<br />
Ich hoffe, dass bei den Vorschlägen <strong>zu</strong>r CO 2<br />
-Reduzierung für jeden etwas<br />
dabei ist. Ein CO 2<br />
-armer Lebensstil ist nicht nur etwas für die Armen oder die<br />
Reichen, auch nicht nur für die Beschäftigten und diejenigen, die viel Zeit<br />
haben. Er gilt für alle, doch man kann ihn verschieden angehen. Es lohnt sich<br />
also, über den Stil nach<strong>zu</strong>denken, den Sie übernehmen wollen. Eine Möglichkeit<br />
wäre, Ihre Position auf der nachfolgenden Waage <strong>zu</strong> finden. Auch andere<br />
Überlegungen könnten einfließen, wie <strong>zu</strong>m Beispiel die Auswirkungen Ihres<br />
sozialen Lebens, die Sie anstreben oder lieber vermeiden wollen.
46<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Ich möchte<br />
Geld sparen<br />
Ich möchte<br />
Zeit sparen<br />
Ich möchte<br />
dabei gesünder<br />
werden<br />
Das Projekt soll<br />
Spaß machen<br />
Ist mir egal, ob<br />
es Geld kostet<br />
Ist okay, wenn<br />
ich mir dafür<br />
Zeit nehme<br />
Um meine Gesundheit<br />
kümmere ich mich<br />
an anderer Stelle<br />
Es muss einfach<br />
und locker gehen<br />
Finden Sie Ihre Position auf der Waage. Fügen Sie dann alles hin<strong>zu</strong>, was Ihnen hierbei<br />
wichtig ist.<br />
Schritt 3: Beginnen Sie mit einzelnen Tortenstücken<br />
Nun beginnen wir eine Tour durch die Torte, verbunden mit einigen Ideen.<br />
Vergessen Sie dabei nicht: Sie brauchen weder traurig <strong>zu</strong> sein, noch sich<br />
selbst für Ihr Scheitern <strong>zu</strong> bestrafen. Wir <strong>sind</strong>, wie wir <strong>sind</strong>, und der Schlüssel<br />
ist, nach vorn <strong>zu</strong> schauen. Wie bei jeder Diät wird es nötig sein, einige Gewohnheiten<br />
<strong>zu</strong> ändern, betrachten Sie es generell jedoch als Chance auf ein<br />
besseres Leben. Manchmal führt ein wenig Kreativität <strong>zu</strong> einem Gewinn an<br />
allen Fronten. Ein andermal tun wir etwas nur, weil wir wissen, dass es besser<br />
ist. Wenn eine Aktion bei Ihnen allerdings ein schlechtes Gefühl hinterlässt,<br />
sollten Sie sie bleiben lassen. Aber geben Sie auch nicht auf. Behalten<br />
Sie es im Hinterkopf und suchen Sie mit der Zeit nach einer Lösung, die für<br />
Sie funktionieren kann.<br />
Beim Durchgehen der folgenden Punkte können Sie Haken, Kreuze oder<br />
Fragezeichen bei den Kästchen hinterlassen – so zeigen Sie, was bei Ihnen<br />
funktionieren könnte.
Was können wir tun? 47<br />
Lebensmittel<br />
Lebensmittel <strong>sind</strong> für ein Viertel des Fußabdrucks einer Person in Großbritannien<br />
verantwortlich. Mit den folgenden einfachen Regeln lässt er sich um<br />
die Hälfte bis <strong>zu</strong> Dreiviertel reduzieren, die wichtigsten Maßnahmen kommen<br />
<strong>zu</strong>erst.<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Essen Sie weniger Fleisch und Milchprodukte, vor allem weniger Rindund<br />
Lammfleisch. Wenn Sie solches Fleisch kaufen, sollte es von Tieren<br />
stammen, die vor allem mit Gras ernährt werden, nicht auf gerodeten<br />
Flächen stehen und auch möglichst nicht auf Land, das für den Anbau von<br />
Nahrungsmitteln verwendet werden sollte (gute Optionen <strong>sind</strong> Schafe<br />
und Kühe aus den Bergen). Probieren Sie vegetarische Alternativen aus,<br />
auch Fleisch aus dm Labor wäre besser als Fleisch aus der Massentierhaltung.<br />
Verzehren Sie alles, was Sie kaufen. Prüfen Sie, was noch gegessen werden<br />
muss, bevor Sie einkaufen gehen, lernen Sie, Reste <strong>zu</strong> verwerten und<br />
lagern Sie Gemüse im Kühlschrank (außer Kartoffeln). Frieren Sie etwas<br />
ein, bevor es schlecht wird. Verschenken Sie Lebensmittel, bevor Sie sie<br />
wegwerfen. Kaufen Sie nur so viel, wie Sie verbrauchen können. Besondere<br />
Vorsicht ist bei Frischprodukten im Sonderangebot (2 kaufen, 1<br />
bezahlen) geboten.<br />
Vermeiden Sie Nahrung, die per Luftfracht transportiert wird. Wenn Obst<br />
oder Gemüse von weit her kommen, fragen Sie sich, ob sie robust und<br />
dickschalig genug <strong>sind</strong>, um per Schiff reisen <strong>zu</strong> können, oder ob sie eingeflogen<br />
werden müssen. Die Märkte sollten das besser kennzeichnen, doch<br />
meist tun sie das nicht, deshalb hier einige Beispiele: Äpfel, Orangen,<br />
<strong>Bananen</strong>, Ananas und Melonen sollten eigentlich immer okay sein. Alles<br />
Gemüse aus Kenia (wie Zuckererbsen oder zarter Brokkoli) <strong>sind</strong> es meist<br />
nicht, ebenso wenig wie Spargel aus Peru oder Weintrauben und Beeren<br />
aus Kalifornien. Eine vegane Ernährung kann den Fußabdruck einer Fleischernährung<br />
erreichen, wenn man <strong>zu</strong> viel eingeflogenes Obst und<br />
Gemüse isst. (Siehe S. §§133)<br />
Versuchen Sie, die Verpackung <strong>zu</strong> reduzieren, und überlegen Sie, sich<br />
einen Laden <strong>zu</strong> suchen, in dem Sie Ihre eigenen Tüten und Gefäße mitbringen<br />
können.
48<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
Artischocke<br />
Aubergine<br />
Basilikum<br />
Blumenkohl<br />
Brokkoli<br />
Brokkoli (violett)<br />
Brunnenkresse<br />
Chicoree<br />
Erbsen<br />
Feldsalat<br />
Fenchelknollen<br />
Frühkohl<br />
Grüne Bohnen<br />
Grünkohl<br />
Kartoffeln<br />
Kartoffeln (neue)<br />
Knoblauch<br />
Kohlrabi<br />
Kohlrüben<br />
Kopfsalat<br />
Kürbis<br />
Lauch<br />
Mais<br />
Mangold<br />
Meerfenchel<br />
Möhren<br />
Pak-Choi<br />
Palmkohl<br />
Paprika<br />
Pastinake<br />
Radicchio<br />
Radieschen<br />
Rosenkohl<br />
Rote Bete<br />
Schwarzwurzeln<br />
Sellerie (Knolle)<br />
Senfgurke<br />
Spargel<br />
Spinat<br />
Stangensellerie<br />
Stielmus<br />
Süßkartoffeln<br />
Tomaten<br />
Topinambur<br />
Weißer Spargel<br />
Weißkohl<br />
Zucchini<br />
Zucchiniblüten<br />
in Dose oder gefroren<br />
JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ
Was können wir tun? 49<br />
JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ<br />
Apfel<br />
Aprikose<br />
Banane<br />
Birne<br />
Blaubeere<br />
Bramley-Apfel<br />
Clementine<br />
Cranberry<br />
Dattel<br />
Feige<br />
Granatapfel<br />
Grapefruit<br />
Himbeere<br />
Holunderbeere<br />
Kirsche<br />
Nektarine<br />
Orange<br />
Pfirsich<br />
Pflaume<br />
Quitte<br />
Rote Johannisbeere<br />
Schwarze Johannisbeere<br />
Stachelbeere<br />
Wildapfel<br />
Zitrone<br />
Zwetschge<br />
Am wichtigsten ist, beim Einkaufen Luftfracht <strong>zu</strong> vermeiden, der Saison entsprechend <strong>zu</strong><br />
kaufen und sich möglichst pflanzlich <strong>zu</strong> ernähren. Diese Tabelle zeigt Saison-Obst und<br />
-Gemüse in Großbritannien.<br />
Reisen<br />
Reisen nimmt ein weiteres Viertel des durchschnittlichen Fußabdrucks einer<br />
Person in Großbritannien ein. Die größten Posten dabei <strong>sind</strong> Autofahren und<br />
Fliegen – und eine Luxus-Schiffsreise ist der größtmögliche vorstellbare CO 2<br />
-<br />
Ausstoß.<br />
Autofahren<br />
■■<br />
■■<br />
Schaffen Sie das Auto ab. Das wäre die ideale Lösung. Verabschieden Sie<br />
sich vom Parkstreifen in Ihrer Straße. Sparen Sie tonnenweise Geld und<br />
leben Sie gesünder. Mieten Sie ein Auto, wenn Sie unbedingt eines brauchen.<br />
Oder werden Sie Mitglied in einem Carsharing-Verein. Sie werden<br />
vermutlich nichts vermissen.<br />
Fahren Sie weniger. Nehmen Sie öffentliche Verkehrsmittel, so oft Sie können.<br />
Fahren Sie Rad oder laufen Sie. Besorgen Sie sich ein E-Bike (siehe S.<br />
§§28), denn dieses braucht im Vergleich <strong>zu</strong>m Auto verschwindend wenig<br />
Elektroenergie (etwa ein Zwanzigstel). Obwohl Sie damit die doppelte<br />
Distanz dessen <strong>zu</strong>rücklegen können, was Sie mit einem herkömmlichen
50<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Fahrrad schaffen würden. Und gesünder leben Sie auch noch. Es gibt<br />
sogar Studien, die beweisen, dass Menschen mit E-Bike sich sportlich<br />
mehr betätigen als Menschen mit einem herkömmlichen Fahrrad, weil<br />
sie damit so viele Kilometer <strong>zu</strong>rücklegen. Ein schönes E-Bike kann zwar<br />
recht teuer sein, aber es ist um vieles besser, als ständig im Stau <strong>zu</strong> stehen.<br />
Fahren Sie mit. Das ist nicht nur sozialer, sondern auch billiger.<br />
Fahren Sie vorsichtig. Indem Sie Ihre Geschwindigkeit von 130 km/h auf<br />
90 km/h senken, sparen Sie etwa ein Drittel Kraftstoff. Wenn Sie in der<br />
Stadt oder auf Landstraßen gewöhnlich heftig aufs Gas treten, können Sie<br />
ebenfalls ein Drittel sparen, indem Sie die Straßen besser einschätzen<br />
und es sanfter angehen lassen. Beschleunigen und bremsen Sie nicht zwischen<br />
Verkehrsberuhigungen. Mit all diesen Schritten fahren Sie nicht nur<br />
sicherer, Sie sparen auch Geld und haben weniger Stress – und die Luft<br />
bleibt für alle sauberer.<br />
Denken Sie gut nach, bevor Sie ein neues Auto anschaffen. Um das im<br />
Auto enthaltene CO 2<br />
<strong>zu</strong> reduzieren, halten Sie Ihr Auto so lange wie möglich<br />
auf der Straße. Eine Ausnahme wäre, wenn das Auto hoffnungslos<br />
ineffizient ist und Sie viel fahren müssen (mehr als 35.000 km pro Jahr),<br />
in diesem Fall wäre ein moderneres, effizienteres Auto besser. Wenn Sie<br />
ein neues Auto kaufen müssen, sollte es ein kleines, effizientes Modell<br />
sein, idealerweise aus zweiter Hand, möglichst elektrisch oder hybrid.<br />
Aber glauben Sie nicht, der CO 2<br />
-Abdruck wäre egal, nur weil das Auto elektrisch<br />
fährt, denn auch die Elektroenergie muss irgendwo herkommen,<br />
außerdem ist für die Herstellung des Wagens auch viel Energie und CO 2<br />
nötig.<br />
Fliegen<br />
Mit 9 Prozent (und steigend) Anteil am durchschnittlichen Fußabdruck in<br />
Großbritannien ist Fliegen für viele ein unangenehmes Thema, wenn es um<br />
den eigenen Fußabdruck geht. Die harte Wahrheit ist jedoch, dss wir noch<br />
weit von einer Lösung entfernt <strong>sind</strong>, wie man ein Langstrecken-Passagierflugzeug<br />
am Himmel hält, ohne um die 100 Tonnen fossile Kraftstoffe <strong>zu</strong><br />
verbrennen. Dabei entsteht ungefähr die dreifache Menge an CO 2<br />
, der Effekt<br />
der Emissionen ist in großer Höhe umso <strong>schlimm</strong>er. Wir kommen also nicht<br />
umhin, weniger <strong>zu</strong> fliegen. Glauben Sie niemandem, der etwas anderes erzählt.
Was können wir tun? 51<br />
Hier einige Tipps, wie Sie weniger fliegen:<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Nehmen Sie den Zug. Züge brauchen länger und <strong>sind</strong> meist teurer als<br />
Flüge (rechtzeitiges Buchen hilft), aber sie <strong>sind</strong> super-entspannend und<br />
hinterlassen meist nur ein Zehntel des Fußabdrucks. Sie können innerhalb<br />
eines (sehr langen) Tages von London nach Barcelona im Zug reisen.<br />
Doch stellen Sie sich diese Zugreise durch Europa als Teil Ihres Urlaubs vor<br />
– und überlegen Sie mal, wo Sie zwischendurch aussteigen könnten.<br />
Machen Sie eine Videokonferenz oder rufen Sie an, statt persönlich bei<br />
einem Meeting oder einer Konferenz <strong>zu</strong> erscheinen (das spart reichlich<br />
Zeit und Geld, und da<strong>zu</strong> noch CO 2<br />
, siehe S. §§25).<br />
Machen Sie näher an Ihrem Zuhause Urlaub. Damit sparen Sie bei jeder<br />
Reise ein paar Urlaubstage, außerdem können Sie das Geld für den Flug<br />
für Nettigkeiten ausgeben, auf die Sie sonst verzichten müssten.<br />
Fliegen Sie Economy. Wenn Sie beschließen, dass Ihr Flug wirklich wichtig<br />
ist, buchen Sie unbedingt Economy, denn in der Business-Class ist Ihr Fußabdruck<br />
gleich doppelt so hoch. Sie könnten auch überlegen, Ihren Flug<br />
aus<strong>zu</strong>gleichen (siehe S. §§185). Sie müssen mit mindestens 100 Euro pro<br />
Tonne rechnen, um das CO 2<br />
aus<strong>zu</strong>gleichen (siehe S. §§§186). Doch das ist<br />
kein Freibrief, eher eine Erinnerung daran, dass Sie die Auswirkungen<br />
Ihres Tuns verstanden haben.<br />
Kreuzfahrt<br />
Wenn Sie über eine Kreuzfahrt nachdenken, denken Sie bitte weiter. Fährreisen<br />
<strong>sind</strong> besser als Fliegen, Kreuzfahrten <strong>sind</strong> es nicht, denn der Platzbedarf<br />
pro Person ist so riesig – der Treibstoffbedarf pro Person also ebenfalls. Seefracht<br />
ist viel effizienter als Fliegen, doch für Menschen würde das nur dann<br />
<strong>zu</strong>treffen, wenn sie sich wie Sardinen nebeneinanderlegen würden, statt in<br />
Swimmingpools, Tanzsälen und natürlich eigenen Kabinen unterwegs <strong>zu</strong><br />
sein.<br />
Wohnenergie<br />
Emissionen aus unserem Wohnumfeld machen ein Viertel des durchschnittlichen<br />
Fußabdrucks aus, und es gibt einige Möglichkeiten, wie Sie diese reduzieren<br />
können. Manche Aktionen sparen sofort Geld und CO 2<br />
und müssen<br />
nicht geplant werden, während andere technisch detalliert bewertet werden<br />
müssen und Sie Tausende Euro investieren müssen, die sich erst über<br />
Jahre sowohl in CO 2<br />
als auch in Geld amortisieren. Und dann gibt es Aktionen,<br />
die sich finanziell nicht lohnen. Doch wenn Sie es sich leisten können,<br />
ergeben sie durchaus Sinn, um den eigenen Fußabdruck <strong>zu</strong> reduzieren und
52<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
sich dessen bewusst <strong>zu</strong> sein. Ich beginne mit den einfachsten und billigsten<br />
und steigere mich dann.<br />
Grüne Energie<br />
■■<br />
Den Energieanbieter <strong>zu</strong> wechseln, ich recht einfach. Aber wie finden Sie<br />
jemanden, der einen Tarif mit wirklich erneuerbaren Energien anbietet?<br />
Manche Anbieter kaufen sogenannte REGO-Zertifikate (Energy Guarantees<br />
of Origin; Herkunftsgarantie für Energie), die für den wirklichen<br />
Umstieg auf erneuerbare Energien nicht taugen. Was Sie wirklich brauchen,<br />
ist ein Anbieter, der 100 Prozent seiner Energie direkt aus Generatoren<br />
erneuerbarer Rohstoffe bezieht. §§Informieren Sie sich bei den<br />
Anbietern und der Stiftung Ökotest.<br />
Sofort Geld und CO 2<br />
sparen<br />
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Schalten Sie Licht und Geräte aus, die Sie nicht brauchen. Da<strong>zu</strong> gehören<br />
auch WLAN-Router in der Nacht und im Urlaub.<br />
Schalten Sie die Hei<strong>zu</strong>ng in Räumen aus, die Sie nicht benutzen, und nutzen<br />
Sie eine Zeitschaltung, damit nur dann geheizt wird, wenn es nötig<br />
ist.<br />
Betreiben Sie Waschmaschinen und Geschirrspüler bei einer möglichst<br />
niedrigen Temperatur (ohne dass etwas schmutzig bleibt).<br />
Hängen Sie die Wäsche <strong>zu</strong>m Trocknen raus, statt sie in den Trockner <strong>zu</strong><br />
werfen. Ihre Kleidung leidet dort außerdem.<br />
Tragen Sie Pullover und dicke Socken, wenn es kalt ist. Halten Sie in Ihrem<br />
Wohnzimmer Wolldecken vor.<br />
Nutzen Sie eine Wärmflasche.<br />
Kochen Sie nur das Wasser, das Sie auch brauchen (so geht es außerdem<br />
schneller), und wenn Sie Essen kochen, dann tun Sie das sanft (die Temperatur<br />
im Topf ändert sich nicht, egal ob Sie sanft köcheln oder sprudelnd<br />
kochen, so sparen Sie jedoch Energie).<br />
Duschen Sie kurz und baden Sie mit weniger Wasser, oder nutzen Sie das<br />
Badewasser mit Ihren Liebsten gemeinsam. Ein Bad ist ein Genuss.<br />
Geringe Kosten mit langfristigen Einsparungen<br />
Nun <strong>zu</strong> den Aktionen, die Geld kosten. Je weiter die Liste fortschreitet, desto<br />
mehr Expertenrat ist nötig.<br />
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Kaufen Sie Wärmflaschen.<br />
Setzen Sie überall LED-Leuchtmittel ein.<br />
Isolieren Sie Ihren Dachboden.
Was können wir tun? 53<br />
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Wechseln Sie <strong>zu</strong> einem Anbieter erneuerbarer Energien – und nutzen Sie<br />
das nicht als Ausrede, mehr Energie verbrauchen <strong>zu</strong> können.<br />
Rüsten Sie Heizkörper mit smarten Thermostaten aus, um jeden Raum<br />
auf die gewünschte Temperatur <strong>zu</strong> bringen – nicht höher.<br />
Warten Sie Ihren Boiler und ersetzen Sie ihn, wenn er nicht so effizient ist,<br />
wie er sein sollte (im Unterschied <strong>zu</strong> Autos <strong>sind</strong> die indirekten Emissionen<br />
eines Heißwasserbereiters gegenüber seinem Brennstoffverbrauch vernachlässigbar).<br />
Wenn Sie mit Holz heizen, muss der Brenner effizient sein, das Holz sehr<br />
trocken und die Wärme muss effizient eingesetzt werden. Das heißt, das<br />
Holz muss vollständig verbrannt werden, jedoch nicht bei so großer<br />
Flamme, dass alle Wärme aus dem Schornstein raucht. Wenn Sie in einer<br />
städtischen Gegend wohnen, sollten Sie darüber nachdenken, generell<br />
auf Holzverbrennung <strong>zu</strong> verzichten, denn selbst bei dem saubersten Verbrenner<br />
ist der entstehende Feinstaub schlecht für die Nachbarschaft.<br />
Große Veränderungen<br />
Für alle folgenden Umbauten sollten Sie sich fachmännischen Rat holen, bevor<br />
Sie anfangen. Selbst wenn Sie 1.000 € für eine Beratung ausgeben, um<br />
die Optionen <strong>zu</strong> verstehen, könnte das gut investiertes Geld sein. Die Bausubstanz<br />
in Großbritannien ist in Sachen Energieverbrauch ziemlich übel,<br />
darum <strong>sind</strong> große Investitionen, wie nachfolgend beschrieben, angesagt.<br />
Hier einige Umbauten, die Sie sich überlegen sollten:<br />
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Bauen Sie Ihre Fenster auf Doppel- oder Dreifachverglasung um.<br />
Bringen Sie Solaranlagen an.<br />
Bauen Sie Wärmepumpen ein.<br />
Isolieren Sie Außenwände (aber bitte auf die richtige Luftfeuchtigkeit achten).<br />
Bauen Sie ein smartes Heizsystem ein.<br />
Das Ziel ist schließlich ein energie- und CO 2<br />
-neutrales Haus. Manche schaffen<br />
sogar mehr als das. Doch in all unseren Häusern müssen wir irgendwann<br />
aufhören, fossile Brennstoffe ein<strong>zu</strong>setzen, und je früher desto besser. Wenn<br />
Ihr Haus also bereits energieeffizient ist, überlegen Sie den vollständigen<br />
Umstieg auf Elektroenergie. Doch selbst wenn Sie erneuerbare Energie nutzen<br />
oder selbst generieren, seien Sie nicht verschwenderisch. Denken Sie<br />
daran, der Energieverbrauch in der Welt muss reduziert werden.
Überlegungen <strong>zu</strong>m Lebensstil<br />
Wir müssen uns immer wieder fragen, wo wir leben.<br />
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Es ist CO 2<br />
-effizienter, wenn wir das gesamte Haus nutzen, die Zahl der<br />
Bewohner also <strong>zu</strong>m Wohnraum passt. Verkleinern Sie sich oder nehmen<br />
Sie Mieter auf, wenn Sie sich einsam fühlen oder die Räume nicht genutzt<br />
werden.<br />
Wenn Sie mieten, üben Sie Einfluss auf Ihren Vermieter aus, um die Energie-<br />
und CO 2<br />
-Bilanz des Gebäudes <strong>zu</strong> verbessern.<br />
Wenn Sie ein Haus kaufen, vor allem ein neues, informieren Sie sich intensiv<br />
über dessen Energiebedarf. Ein Grund, warum bei Neubauten nicht<br />
auf höchste Energiestandards geachtet wird, ist, dass der Kundenwunsch<br />
nach Nachhaltigkeit unterschätzt wird.<br />
Ach ja, und wenn Sie einen AGA-Herd, also einen Kochherd mit Wärmespeicherofen,<br />
besitzen, sehen Sie <strong>zu</strong>, dass Sie ihn schnell loswerden. Was immer<br />
Ihnen die Verkäufer weismachen wollen, die Dinger <strong>sind</strong> ein CO 2<br />
-Albtraum.<br />
Sie verbrennen nicht nur fossile Brennstoffe, sondern die meiste Wärme, die<br />
sie erzeugen, ist überflüssig. Selbst die elektrischen <strong>sind</strong> kritisch. Solche<br />
Herde <strong>sind</strong> so <strong>schlimm</strong>, dass man sie idealerweise noch nicht einmal weiterverkaufen<br />
sollte. Dies ist eines der Geräte, die auf dem Wertstoffhof besser<br />
aufgehoben <strong>sind</strong> als bei eBay.<br />
Dinge und Dienstleistungen<br />
Dieser Rundumschlag nun <strong>zu</strong>m Schluss – hier finden Sie die nicht-essbaren<br />
Dinge, die wir einkaufen (außer Autos und Häuser), wie Kleidung, Möbel,<br />
Geräte und Technik. Außerdem <strong>sind</strong> auch private wie öffentliche Dienstleistungen<br />
aufgeführt, wie Schulen, Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen.<br />
Kleidung<br />
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Kaufen Sie seltener, dafür bessere Qualität, versuchen Sie heraus<strong>zu</strong>finden,<br />
woher die Kleidung kommt und wie dort die Arbeitsbedingungen<br />
<strong>sind</strong>.<br />
Wählen Sie recycelte und nachwachsende Materialien. Die Outdoor-Ausrüstungsfirma<br />
Patagonia hat sich <strong>zu</strong>m Beispiel als Ziel gesetzt, ab 2025<br />
nur noch mit solchen Materialien <strong>zu</strong> arbeiten.<br />
Waschen Sie die Kleidung nur, wenn es nötig ist. Die Fusseln in der<br />
Waschmaschine <strong>sind</strong> Abrieb von Ihren Sachen, die beim Waschen verschleißen.<br />
Reparieren Sie Kleidung oder lassen Sie sie reparieren.
Was können wir tun? 55<br />
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Geben Sie getragene Kleidung weiter, verkaufen Sie sie oder spenden Sie<br />
sie an gemeinnützige Läden.<br />
Kaufen Sie Kleidung aus zweiter Hand oder mieten Sie sie – das lohnt sich<br />
vor allem bei Sachen, die man nur einmal trägt, wie Brautkleidern oder<br />
festlichen Anzügen bzw. Kleidern.<br />
Reduzieren Sie Ihre Garderobe nur auf die Sachen, die Sie wirklich tragen,<br />
sodass der Rest für andere bleibt.<br />
Möbel<br />
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Kaufen (und verkaufen) Sie gebrauchte Möbel.<br />
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Wählen Sie nachhaltige Materialien. Generell ist Holz besser als Metall,<br />
das wiederum ist besser als Plastik. Entscheiden Sie sich für nachhaltiges<br />
Holz und, wenn möglich, recyceltes Metall und Plastik.<br />
Stellen Sie eigene Möbel her – vielleicht bauen Sie sie auch aus anderen<br />
Dingen <strong>zu</strong>sammen.<br />
Wenn Sie neue Möbel kaufen, versuchen Sie, welche <strong>zu</strong> bekommen, die in<br />
nachfolgenden Generationen weiterleben können. Versuchen Sie, von<br />
einem Anbieter <strong>zu</strong> kaufen, dessen Produkte nachhaltig, langlebig und<br />
reparierbar <strong>sind</strong>.<br />
Reparieren Sie so viel wie möglich.<br />
Recyceln Sie alles Mögliche, zerlegen Sie es dabei in die Einzelteile.<br />
Wenn Sie umziehen, behalten Sie die alten Küchenmöbel, solange sie<br />
funktionieren. Reißen Sie nicht alles raus! Die Schränke müssen nicht alle<br />
gleich aussehen.<br />
Geräte<br />
■■<br />
Reparieren Sie, so viel Sie können (Anleitungen finden Sie auf YouTube).<br />
■■<br />
Kaufen (und verkaufen) Sie aus zweiter Hand (siehe Möbel, S. §§207).<br />
■■<br />
Wenn Sie neu kaufen müssen, entscheiden Sie sich für eine Marke, die<br />
langlebige und reparierbare Geräte anbietet. Und kaufen Sie immer möglichst<br />
energieeffizient.<br />
Fernseher und Datentechnik<br />
Heut<strong>zu</strong>tage <strong>sind</strong> die Energie, die ein Gerät während seines Lebens verbraucht,<br />
und das CO 2<br />
, das es dabei emittiert, geringer als der Fußabdruck bei<br />
dessen Herstellung. Es ist also entscheidend, dass die Geräte lange halten.<br />
■■<br />
Kaufen Sie Qualitätsgeräte und kümmern Sie sich um sie, damit sie so<br />
lange wie möglich halten. Versuchen Sie, ihr Handy fünf Jahre lang <strong>zu</strong>
56<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
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nutzen, den Laptop zehn Jahre und den Fernseher noch länger. Kaufen Sie<br />
Marken, mit denen das möglich ist.<br />
Kaufen Sie aus zweiter Hand oder aufgearbeitete Geräte und geben Sie<br />
sie weiter, wenn Sie sie nicht mehr nutzen wollen.<br />
Besitzen Sie nicht mehr Geräte, als Sie brauchen, darunter auch Smart-<br />
Speaker und Smart-Watches.<br />
Kaufen Sie keinen unnötig großen Bildschirm – vor allem bei Fernsehern<br />
und Laptops. Inzwischen <strong>sind</strong> zwei Bildschirme am Computer in Mode –<br />
brauchen Sie die wirklich?<br />
Kaufen Sie Geräte, die möglichst ethisch und nachhaltig hergestellt wurden,<br />
repariert werden können und sich auch aktualisieren lassen, <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel Fairphones.<br />
Nutzen Sie WLAN statt mobile Daten, vor allem bei großen Downloads.<br />
Eine Kleinigkeit, aber immerhin.<br />
E-Mails <strong>sind</strong> kein Problem, trotz der vielen Geschichten darüber in den<br />
Medien. Sie müssen nicht an E-Mails sparen, wenn sie wirklich wichtig<br />
<strong>sind</strong> (siehe S. §§16).<br />
Spielzeug<br />
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Kaufen Sie weniger Spielzeug, konzentrieren Sie sich auf welches, mit<br />
dem Ihr Kind improvisieren und erfinderisch werden kann.<br />
Werden Sie Mitglied in einem Spielzeugklub oder einer Bibliothek, um<br />
Spielzeug aus<strong>zu</strong>leihen. Sie sparen nicht nur Geld, Ihre Kinder haben auch<br />
eine größere Auswahl an qualitativ hochwertigen Spielwaren.<br />
Geben Sie Spielzeug in der Gemeinschaft oder der Familie weiter und verkaufen<br />
Sie größere Spielsachen auf den entsprechende Webseiten.<br />
Hobbys<br />
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■■<br />
■■<br />
Machen Sie Sport, am besten in der Gegend. Wandern, Radfahren, Laufen,<br />
fast jeder Sport ist gut ... oder Gartenarbeit.<br />
Versuchen Sie, Dinge von Null her<strong>zu</strong>stellen, und werden Sie Mitglied im<br />
lokalen Reparier-Club.<br />
Überlegen Sie, ehrenamtlich tätig <strong>zu</strong> sein – <strong>zu</strong>m Beispiel Bäume <strong>zu</strong> pflanzen.
Was können wir tun? 57<br />
Geld<br />
Jedesmal, wenn wir Geld ausgeben oder investieren, unterstützen wir die<br />
eine Art der Zukunft oder die andere.<br />
■■<br />
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■■<br />
Wechseln Sie mit Ihrem Bankkonto <strong>zu</strong> einer Bank, die nachhaltig investiert<br />
(GLS Gemeinschaftsbank, Umweltbank etc.).<br />
Ändern Sie Ihren Pensionsplan <strong>zu</strong> einem, der nicht in fossile Brennstoffe<br />
investiert.<br />
Die Kampagne Make My Money Matter ist eine Möglichkeit, wie Sie helfen<br />
können, Druck auf Fonds und Banken aus<strong>zu</strong>üben: www.makemymoneymatter.co.uk<br />
Schritt 4: Wählen Sie die Aktionen aus, mit denen Sie anfangen<br />
wollen.<br />
Auf Veränderungen drängen<br />
Parallel <strong>zu</strong>m Verringern des eigenen CO 2<br />
-Ausstoßes ist es wichtig, auf die<br />
großen notwendigen Änderungen im System <strong>zu</strong> drängen. Es geht nicht um<br />
das eine oder das andere – wir brauchen beides. Jeder von uns hat andere<br />
Einflussmöglichkeiten. Der erste Schritt wäre also, sich über Ihre Einflussbereiche<br />
klar <strong>zu</strong> werden. Da<strong>zu</strong> könnten gehören:<br />
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■■<br />
Familie<br />
Freunde und Bekannte<br />
Arbeit, Schule, Ausbildung, Uni<br />
Einkaufen<br />
Politik<br />
Familie und Freunde<br />
Dieser Bereich kann <strong>zu</strong> einer echten Herausforderung werden. Jeder weiß,<br />
wie es ist, wenn man bei einem wichtigen Thema völlig anderer Meinung ist<br />
als seine Freunde. Und nicht alle <strong>sind</strong> auf demselben Stand über den Klimanotstand<br />
und wissen, wie sie aktiv werden können. Wir müssen clevere Möglichkeiten<br />
finden, uns selbst und uns gegenseitig in die richtige Richtung <strong>zu</strong><br />
bewegen, um den Menschen näher <strong>zu</strong> sein, die uns am wichtigsten <strong>sind</strong>.<br />
Arbeit, Schule, Ausbildung und Uni<br />
In welcher Position Sie auch immer <strong>sind</strong>, jeder kann Vorschläge machen, die<br />
Kultur einer Firma oder einer Organisation mit<strong>zu</strong>prägen und das <strong>zu</strong> hinterfragen,<br />
was nicht stimmt. Wenn einer vorangeht, wird es auch für die ande-
58<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
ren einfacher, sich <strong>zu</strong> äußern. Unternehmen müssen sich immer wieder fragen,<br />
welche Rolle sie in der Welt spielen und ob sie einen positiven Einfluss<br />
ausüben. Wenn nicht, müssen sie sich ändern. Es kann sehr schwer sein, den<br />
Menschen, die einen bezahlen, unangenehme Fragen <strong>zu</strong> stellen, doch wenn<br />
das nicht möglich ist, haben wir <strong>zu</strong>gelassen, dass wir alle <strong>zu</strong> Knechten geworden<br />
<strong>sind</strong>. Wir müssen uns ganzheitlich in den Arbeitsplatz einbringen,<br />
nicht nur unsere Arbeitskraft. Und wir haben die Pflicht, anderen dabei <strong>zu</strong><br />
helfen. Suchen Sie in der Firma oder an Ihrem Studienort nach ähnlich denkenden<br />
Menschen und arbeiten Sie <strong>zu</strong>sammen oder rufen Sie selbst eine<br />
Bewegung ins Leben. Sie könnten an einem Klimastreik teilnehmen, Druck<br />
auf Ihre Uni ausüben, sich von fossilen Brennstoffen <strong>zu</strong> lösen und eine Strategie<br />
<strong>zu</strong>r Nachhaltigkeit <strong>zu</strong> entwickeln, oder Sie fordern, dass Ihr Unternehmen<br />
die Reduzierung seines CO 2<br />
-Fußabdrucks <strong>zu</strong>r Priorität erhebt. Wenn Sie<br />
eine Führungsposition innehaben, haben Sie mehr Verantwortung, eine solche<br />
Kultur <strong>zu</strong> pflegen, dass auch die großen Fragen gestellt und ernst genommen<br />
werden.<br />
Beim Einkaufen<br />
Wir haben uns an eine Welt gewöhnt, in der man nur schwer Informationen<br />
über die Lieferketten der Waren herausfinden kann, die wir einkaufen.<br />
■■<br />
■■<br />
Fragen Sie sich selbst, wie groß der Fußabdruck einer Ware ist. Hinterfragen<br />
Sie all die anderen Dinge, die eine Rolle spielen, wie Arbeitsbedingungen<br />
und Biodiversität. Machen Sie es sich <strong>zu</strong>r Gewohnheit, nichts mehr <strong>zu</strong><br />
kaufen, ohne sich diese Fragen <strong>zu</strong> stellen.<br />
Versuchen Sie, sich mehr Wissen <strong>zu</strong> mehr oder weniger nachhaltigen<br />
Marken und Produkten an<strong>zu</strong>eignen. Eine sehr gute Quelle wäre Ethical<br />
Consumer (www.ethicalconsumer.org).<br />
In der Politik<br />
Dies geht über die traditionelle Parteipolitik hinaus. Wir brauchen Politiker,<br />
die ehrlich <strong>zu</strong>sammenarbeiten und aktiv werden. Sie alle müssen von uns<br />
hören, dass das Klima uns wichtig ist. Wir müssen diese Botschaft nicht nur<br />
bei Wahlen vermitteln, sondern auch lange vorher, während sie noch ihre<br />
Wahlprogramme schreiben und ihre Politik planen.<br />
■■<br />
Schreiben Sie an Ihren Abgeordneten oder sprechen Sie mit ihm. Wenn<br />
Wahlen anstehen, gehen Sie auf Nummer sicher, dass alle Kandidaten<br />
wissen, dass Ihnen das Klima so wichtig ist, dass es Ihre Stimmabgabe<br />
beeinflusst. Bisher haben das nur wenige Menschen klar <strong>zu</strong>m Ausdruck<br />
gebracht, der Unterschied wird also spürbar sein, wenn Sie loslegen.
Was können wir tun? 59<br />
■■<br />
■■<br />
Hinterfragen Sie die Medien. Unterstützen Sie die vertrauenswürdigsten<br />
Quellen und behandeln Sie die anderen mit größter Vorsicht – wenn überhaupt.<br />
(Schamlose Eigenwerbung: Zu diesem Thema gibt es ein ganzes<br />
Kapitel in meinem Buch Es gibt keinen Planet B, das in vielerlei Hinsicht der<br />
Begleiter vom »<strong>Bananen</strong>-Buch<strong>«</strong> ist.)<br />
Wählen Sie Politiker, die den Klimanotstand wirklich verstanden haben<br />
und entsprechende Lösungen anbieten. Wenn keiner die Bedingungen<br />
erfüllt, wählen Sie den, der dem am nächsten kommt.<br />
Vielleicht doch Protest?<br />
Ich bin jemand, der nicht automatisch auf die Straße geht. Doch wir brauchen<br />
die Klimawende. Wir haben jahrelang höflich nachgefragt, doch (bis<br />
auf eine kleine COVID-19-Delle) steigen die Emissionen ungehindert weiter.<br />
Nun haben wir es mit einem echten Notstand <strong>zu</strong> tun. Wenn es also nur mit<br />
Protest <strong>zu</strong> lösen ist, dann lohnt es sich. Extinction Rebellion (XR) und andere<br />
Schwesterbewegungen, darunter die Schulstreiks (Fridays for Future) hatten<br />
einen erstaunlich positiven Einfluss. Und meistens waren sie clever, sie haben<br />
aber auch Fehler gemacht. Ich habe höchsten Respekt vor ihnen. Folgendes<br />
halte ich bei Extinction Rebellion und anderen Bewegungen für wichtig:<br />
■■<br />
■■<br />
■■<br />
Abgesehen von der Gewaltfreiheit müssen wir mit absolut allen respektvoll<br />
umgehen – selbst mit unehrlichen Politikern und Ölmagnaten. Mit<br />
absolut jedem.<br />
Wir müssen auf der Wahrheit als einem Wert bestehen, als kultureller<br />
Norm und politischem Muss. Nicht nur, wenn es ums Klima geht, sondern<br />
bei allen Themen.<br />
Wir müssen den Leuten einen Vorgeschmack einer besseren Welt geben.<br />
Angesichts der Dringlichkeit in dieser kritischen Situation sehe ich die Zeit<br />
für respektvolle Disruption gekommen, um für Klarheit <strong>zu</strong> sorgen, doch<br />
unsere allgemeine Botschaft muss positiv sein. Ein Beispiel: Als XR im<br />
April 2019 vier Plätze in London besetzte, holten Aktivisten Bäume auf die<br />
Waterloo Bridge, richteten einen Skatepark für Kinder und eine Bibliothek<br />
ein und verteilten kostenloses Essen. Es gab Gespräche und Musik. Die<br />
Stimmung war wunderbar. Die Luft war sauberer, und London fühlte sich<br />
wie ein besserer Ort an. Gruppen von Menschen sammelten nicht nur<br />
ihren eigenen Müll ein, sondern auch den der anderen. Es gab wiederholte<br />
Botschaften an alle Protestierer, respektvoll mit den Menschen<br />
um<strong>zu</strong>gehen und keinen Alkohol (oder Drogen) mit an die Protestorte <strong>zu</strong><br />
bringen. Die Mehrheit der Londoner und deren Besucher erlebten Dank<br />
dieser Aktion eine bessere Stadt. Es war wirklich bewegend <strong>zu</strong> sehen. Die
60<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
■■<br />
Polizei konnte ihren Augen kaum trauen, denn noch nie hatte man so<br />
warmherzige, respektvolle Proteste erlebt. Und dennoch war die Botschaft<br />
klar und eindeutig.<br />
Wir müssen immer besser darin werden, alle Teile der Gesellschaft mit<br />
ein<strong>zu</strong>beziehen. XR hat eine recht gute soziale Durchmischung, doch es ist<br />
unglaublich wichtig, <strong>zu</strong> zeigen, dass der angestrebte Wandel für alle da<br />
ist.<br />
Schritt 5: Schreiben Sie Aktionen auf, mit denen Sie die dringend<br />
benötigten systemischen Veränderungen voranbringen können.<br />
Denken Sie an die verschiedenen Gruppen, auf die Sie Einfluss ausüben können,<br />
und beschriften Sie die Blasen unten – wählen Sie die größte für den<br />
Bereich aus, wo Sie den größten Einfluss haben. Füllen Sie sie nun mit Dingen,<br />
die Sie für den Wandel unternehmen können.<br />
Und das war‘s schon. Sie haben jetzt – hoffentlich – einen Plan, der sowohl<br />
<strong>zu</strong> Ihren Lebensumständen als auch <strong>zu</strong> Ihrem Stil passt. Es geht darum, CO 2<br />
<strong>zu</strong> reduzieren, doch er kann viel mehr. Sie üben auch in den wichtigsten Bereichen<br />
Ihres Lebens Einfluss aus. Der Plan mag nicht perfekt sein, aber er ist<br />
okay. Meine besten Wünsche begleiten Sie. Und, noch besser, alle guten<br />
Wünsche von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt <strong>sind</strong> bei Ihnen, die<br />
ebenso aufgewacht <strong>sind</strong> und Ihnen <strong>zu</strong>r Seite stehen.
Endnoten<br />
Einführung<br />
1 Der »Stern-Report<strong>«</strong> (2006), https://tinyurl.com/stern-review2006 (engl.). Dies<br />
ist ein wegweisender Bericht, der von Tony Blair und Gordon Brown in Auftrag<br />
gegeben, und von Sir Nicholas Stern, einem führenden britischen Ökonomen,<br />
verfasst wurde. Der Bericht kommt <strong>zu</strong> dem Schluss, dass eine Befassung mit<br />
dem Klimawandel nicht nur – wie Wissenschaftler, Umweltschützer und Baumumarmer<br />
seit Jahren propagierten – gut für den Planeten wäre, sondern es<br />
sich auch wirtschaftlich um eine gute Idee handelt. Plötzlich war der Klimawandel<br />
in der Gesellschaft angekommen, und sogar Topmanager konnten<br />
sich damit auseinandersetzen, ohne ihre Karrieren <strong>zu</strong> ruinieren.<br />
2 Wie kann das sein, wenn wir so viele globale Abkommen und nationale Ziele<br />
haben, und außerdem fast alle, die dieses Buch lesen, <strong>zu</strong>mindest irgendwann<br />
mal irgendetwas getan haben werden, um den eigenen CO 2<br />
-Ausstoss<br />
<strong>zu</strong> verringern? Irgendwie wird sich das doch alles summieren?!? Eine kurze<br />
Erklärung da<strong>zu</strong> finden Sie auf §§ Seite XXX, für eine detailliertere Erklärung<br />
müssten Sie allerdings einen Blick in eines meiner anderen Bücher werfen:<br />
»Es gibt keinen Planet B: Das Handbuch für die großen Herausforderungen<br />
unserer Zeit<strong>«</strong>, Midas-Verlag, 2019.<br />
3 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, 2018), »Special report:<br />
global warming of 1.5°C<strong>«</strong>, www.ipcc.ch/sr15/ (engl.)<br />
Der CO 2<br />
-Fußabdruck – ein Überblick<br />
1 Carbon Footprinting: An Introduction for Organisations<strong>«</strong>, veröffentlicht vom<br />
britischen »Carbon Trust<strong>«</strong> (2007), definiert (auf Seite 1) den CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
ähnlich wie ich, aber beschreibt auf Seite 4 »übliche CO 2<br />
-Fußabdrücke<strong>«</strong>. Dabei<br />
handelt es sich aber eher um Zehenabdrücke als ungefähre Abschät<strong>zu</strong>ngen<br />
von Fußabdrücken, https://tinyurl.com/carbon-trust2007<br />
2 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, 2018), »Special report:<br />
global warming of 1.5 °C<strong>«</strong>, www.ipcc.ch/sr15/ (engl.)<br />
Unter 10 Gramm<br />
1 Basierend auf 142 Liter pro Person und Tag, was ungefähr den Durchschnitt für<br />
Großbritannien nach Angaben des Energy Saving Trust im Berich »At home<br />
with water<strong>«</strong> von 2013 darstellt. https://tinyurl.com/energysavingtrust2013<br />
(engl.)<br />
2 18 kg CO 2<br />
e pro Person passen auf einen jährlichen Trinkwasserfußabdrucks<br />
Großbritanniens von 1,2 Millionen Tonnen CO 2<br />
e. Dies <strong>sind</strong> ca. 0,15 % des britischen<br />
Gesamtfußabdrucks von 800 Millionen Tonnen CO 2<br />
e.
62<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
3 Basierend auf den Zahlen für den CO 2<br />
-Ausstoß für die Wasserversorgung und<br />
-aufbereitung, die durch das britische Ministerium für Wirtschaft, Energie<br />
und Industriestrategie (BEIS) veröffentlicht wurden. Die vollständige Liste aller<br />
Emissionsfaktoren finden Sie beim britischen Ministerium für Umwelt,<br />
Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra) in »Guidelines to Defra’s<br />
GHG conversion factors for company reporting<strong>«</strong> (2019), https://tinyurl.com/<br />
beis-emission-factors<br />
4 Diese Abschät<strong>zu</strong>ngen beinhalten die Emmisionen <strong>zu</strong>r Herstellung des Geräts,<br />
der Stromversorgung (ausgehend von der Stromversorgung in Großbritannien)<br />
und dem Stromverbrauch für Netzwerke, Rechenzentren und<br />
WLAN-Router. Sie basieren auf den Daten für ein iPhone 11 mit 128 GB Speicher,<br />
das zwei Jahre genutzt wird (siehe §§Smartphonenut<strong>zu</strong>ng §§Seite xxx),<br />
und einem 13<strong>«</strong> MacBook Pro mit 128 GB Speicher, das vier Jahre genutzt wird<br />
(§§Computer (und wie sie <strong>zu</strong> nutzen <strong>sind</strong>), §§Seite xxx). Beide Geräte <strong>sind</strong> mit<br />
dem WLAN verbunden. Eine Internetsuche über ein mobiles Netzwerk durch<strong>zu</strong>führen<br />
hat einen geringeren Fußabdruck, da hier kein WLAN-Router nötig<br />
ist. Die CO 2<br />
-Emission beläuft sich für die mobile Suche auf 0,11 g CO 2<br />
e pro Minute,<br />
im Vergleich <strong>zu</strong> 0,4 g CO 2<br />
e pro Minute für die WLAN-Suche. Für Spam-<br />
E-Mails nehme ich an, dass diese an so viele Leute geschickt werden, dass der<br />
Fußabdruck des Geräts, auf dem die Mail verfasst wird, vernachlässigbar ist.<br />
Außerdem liest diese Mails sowieso niemand, weshalb man nur den Fußabdruck<br />
der Übertragung betrachten muss, ausgehend davon, dass Netzwerke<br />
und Rechenzentren 5 Sekunden <strong>zu</strong>r Übertragung der E-Mail benötigen<br />
5 Nach einer Abschät<strong>zu</strong>ng von Radicati wurden E-Mails 2019 von 3,93 Milliarden<br />
Menschen genutzt und es wurden pro Tag 294 Milliarden Emails verschickt.<br />
Radicati (2018): »Email market, 2018–2022<strong>«</strong>, https://tinyurl.com/radicati2018<br />
(engl.). Statista schätzt, dass 55% aller 2018 versendeten Emails Spam waren.<br />
(https://tinyurl.com/statista-spam (engl.))<br />
6 Unter der Annahme, dass alle Emails auf einem iPhone 11 gelesen wurden. Ich<br />
habe den globalen durchschnittlichen CO 2<br />
-Faktor für die Stromnut<strong>zu</strong>ng von<br />
iPhone und WLAN-Router verwendet.<br />
7 Basierend auf einem Fußabdruck von 0,005 g CO 2<br />
e pro Spam-Email (unter<br />
Annahme des globalen durchschnittlichen CO 2<br />
-Faktors für die Stromnut<strong>zu</strong>ng<br />
von iPhone und WLAN-Router) und 59 Billionen Spam-Emails pro Jahr. Dies<br />
folgt aus einem Spam-Anteil an allen Emails von 55%. (siehe vorrangegangene<br />
Anmerkung)<br />
8 Siehe Anmerkung 4<br />
9 Hölzle, U., »Powering a Google search<strong>«</strong>, 11. Januar 2009, https://tinyurl.com/<br />
powering-google (engl.) (https://googleblog.blogspot.com/2009/01/poweringgoogle-search.html<br />
(engl.)). Google nutzte 2009 Elektrizität mit einem<br />
Fußabdruck von 0,67 kg CO 2<br />
e/kWh. Seitdem ist der globale Durchschnittsfußabdruck<br />
auf 0,63 kg CO 2<br />
e/kWh geschrumpft, wodurch die Emission einer Su-
Was können wir tun? 63<br />
che von 0,2 g auf 0,19 g pro Suche gesunken ist – nicht wirklich viel. Wenn wir<br />
aber annehmen, dass Googles Rechenzentren inzwischen doppelt so effizient<br />
<strong>sind</strong> wie 2009, dann beträgt die Emission durch Google für eine Suche nur<br />
noch 0,09 g.<br />
10 Basierend auf der Website »Internet Live Stats<strong>«</strong>, https://tinyurl.com/googlesearch-stats<br />
(engl.).<br />
11 Die Daten basieren auf der Nut<strong>zu</strong>ng von zwei iPhones für jeweils 30 Sekunden<br />
und einer Übertragungsdauer von 5 Sekunden. Sie beinhalten den Fußabdruck<br />
für ein iPhone 11, der durch Emissionen für Fertigung, Transport <strong>zu</strong>m<br />
Nutzer und Betreiben des Telefons (Stromversorgung) entsteht (siehe §§§Ein<br />
Smartphone benutzen, S. §§§XXX) von ungefähr 0,75 g CO 2<br />
e. Außerdem <strong>sind</strong><br />
die Emissionen für den Stromverbrauch in den mobilen Netzwerken für die<br />
Übertragung einer SMS mit einer Sendeleistung von 2 Watt (nach Jens Malmodin,<br />
Senior Specialist bei Ericsson und Experte für Energie- und CO 2<br />
-Fußabdrücke<br />
von Netzwerken). Für fünf Sekunden Übertragung entspricht dies<br />
0,001 g CO 2<br />
e pro SMS, unter der Annahme, dass diese innerhalb Großbritanniens<br />
über ein Mobilfunknetz mit einer Emission von 0,34 kg CO 2<br />
e/kWh versendet<br />
wird. Das Verschicken einer Nachricht über das Internet mit einer App<br />
wie WhatsApp hat einen höheren CO 2<br />
-Ausstoss, da eine Sendeleistung von ca.<br />
5 Watt in den Netzwerken <strong>zu</strong>r mobilen Datenübertragung und in den Rechenzentren<br />
vorhanden sein muss – basierend auf auf Ericsson – Ericsson (2020),<br />
»A quick guide to your digital carbon footprint – deconstructing Information<br />
and communication technology’s carbon emissions<strong>«</strong>, https://tinyurl.com/<br />
ericsson2020 und vor allem auf ihrem Hintergrundbericht: https://tinyurl.<br />
com/ericsson2020-background. So kommt man auf 0,009 g CO 2<br />
e für die Übertragung.<br />
Da allerdings das Endgerät die größte Rolle für den Fußabdruck für<br />
das Versenden einer Nachricht darstellt, spielt die Art der Übertragung kaum<br />
eine Rolle.<br />
12 Weltwirtschaftsforum (2019) »Why big data keeps getting bigger<strong>«</strong>, https://<br />
tinyurl.com/weforum2019. Diese Quelle schätzt, dass 2019 pro Minute 18,1 Millionen<br />
Nachrichten verschickt wurden, was 9520 Milliarden Nachrichten pro<br />
Jahr entspricht.<br />
13 Ofcom berichtet, dass es 2018 in Großbritannien 79,49 Millionen Nutzer von<br />
mobilen Endgeräten gab, und 73,84 Milliarden SMS und MMS über mobile<br />
Netzwerke verschickt wurden; Ofcom (2019), »Communications market report<br />
2019<strong>«</strong>, https://tinyurl.com/comms-market-report. Die Werbefirma Simple-<br />
Text gab an, dass jeder Amerikaner 15 SMS pro Tag verschickt, basierend auf<br />
Zipwhip’s »State of texting report 2019<strong>«</strong>, https://tinyurl.com/texting-stats.<br />
14 Plastics Europe – Der Verband der Kunststofferzeuger. Emissionsprofile <strong>zu</strong>r<br />
Herstellung verschiedener Plastikwerkstoffe <strong>sind</strong> unter https://tinyurl.com/<br />
plasticseuropeDE einsehbar.
64<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
15 Berners-Lee, M., »Es gibt keinen Planet B: Das Handbuch für die großen<br />
Herausforderungen unserer Zeit<strong>«</strong> (Midas-Verlag, 2019), Kapitel §§<strong>»Wie</strong>viel<br />
Plastik ist in der Welt?<strong>«</strong> (1. Auflage, Seite 55)<br />
16 Zehn Sekunden Händetrocknen bei 1,6 kW benötigen ca. 0,004 kWh. Die Emissionen<br />
von britischem Strom <strong>sind</strong> 0,34 kg CO 2<br />
e pro kWh, also emittiert ein<br />
Dyson Airblade ungefähr 1,3 g CO 2<br />
e. Nutzt man die Rechnung für den 6-kW-<br />
Händetrockner für 15 s kommt man auf einen Verbrauch von 0,033 kWh, was<br />
einer Emission von 8,5 g CO 2<br />
e entspricht.<br />
17 Ich nehme an, dass dieses Papier minderer Qualität nur ein Kilogramm CO 2<br />
e<br />
pro Kilogramm Papier emittiert.<br />
10 Gramm bis 100 Gramm<br />
1 Das britische Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie<br />
(BEIS) gibt eine Emission von 1000 kg CO2e pro Tonne Mischpapier in Mülldeponien<br />
an. Die vollständigen Angaben für das BEIS, veröffentlicht durch das<br />
britische Ministeriums für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten,<br />
können unter https://tinyurl.com/beis-emissionfactors-2019 (engl.) heruntergeladen<br />
werden.<br />
2 Für die Emissionen der Apfelplantage habe ich einen Bericht des britischen<br />
Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra)<br />
aus dem Jahr 2008 herangezogen: »Final report for Defra project FO0103:<br />
comparative life cycle assessment of food commodities procured for UK consumption<br />
through a diversity of supply chains<strong>«</strong>, https://tinyurl.com/defra-fruit<br />
(engl.).<br />
Da<strong>zu</strong> habe ich noch die Verarbeitungs- und Transportemissionen, die ich aus<br />
unserer Zusammenarbeit mit der britischen Supermarktkette »Booth’s<strong>«</strong> habe:<br />
Berners-Lee, M., Moss, J., und Hoolahan, C. (2014). »The greenhouse gas footprint<br />
of Booths<strong>«</strong>. Small World Consulting, https://tinyurl.com/booths-footprint.<br />
Für das Durchschnittsgewicht eines Apfels habe ich 112 g (4 britische Unzen)<br />
angenommen.<br />
www.gov.uk/government/publications/greenhouse-gas-reportingconversionfactors-2019<br />
liefert einen Fußabdruck von 1000 kg CO2e pro Tonne gemischtes<br />
Papier in Mülldeponien.<br />
3 Saunders, C., Barber, A., und Taylor, G. (2006) »Food miles – comparative<br />
energy/emissions performance of New Zealand’s agriculture industry. Research<br />
Report no. 285<strong>«</strong>, Lincoln, Neuseeland: Lincoln University, https://tinyurl.<br />
com/saunders2006 (engl.)<br />
4 Blanke, M., und Burdick, B. (2005), »Food (miles) for thought-energy balance<br />
for locally-grown versus imported apple fruit<strong>«</strong>. Environmental Science and<br />
Pollution Research, 12(3), 125–127. referenziert in Defra (2006), »Environmen-
Was können wir tun? 65<br />
tal impacts of food production and consumption<strong>«</strong>, https://tinyurl.com/defrafood,<br />
S. 47. (engl.)<br />
5 Für die Energieanforderungen habe ich das durch David J.C. MacKay im technischen<br />
Kapitel seines 2009 erschienen Buch »Nachhaltige Energiegewinnung<br />
– ohne die heiße Luft<strong>«</strong>, genutzt. Dieses Buch kann unter www.withouthotair.<br />
com/translations.html#german kostenlos heruntergeladen werden. Ich habe<br />
außerdem den Einfluss von Hügeln und das in den Batterien gespeicherte<br />
CO2, basierend auf 190 Wh Energie und 1000 Ladezyklen über die Lebensdauer<br />
der Batterie (Daten von Bosch), noch mit einbezogen.<br />
6 Annäherungen für das pro kWh und Batterie gespeicherte CO2 variieren, und<br />
basieren vor allem auf den Emissionen der Fertigungsenergie. Ich habe einen<br />
relativ durchschnittlichen Emissionsfaktor von 100 kg CO2e pro kWh Batteriekapazität<br />
angenommen und mich damit auf eine Literaturauswertung durch<br />
Carbon Brief bezogen: Hausfather, Z. (13. Mai 2019), »Factcheck: how electric<br />
vehicles help to tackle climate change<strong>«</strong>. Carbon Brief, https://tinyurl.com/<br />
hausfather2019 (engl.)<br />
7 Peace, R., »A guide to e-bike batteries<strong>«</strong>, We Are Cycling UK, 15. Februar 2019.<br />
Cycling UK, https://tinyurl.com/e-bikes (engl.)<br />
8 Für meine Berechnung habe ich die Abgasemissionen für Großbritannien, herausgegeben<br />
durch das britische Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie<br />
(BEIS), genommen, und die Lieferkettenemissionen sowie das<br />
gespeicherte CO2 für benzin- und dieselbetriebene Busse hin<strong>zu</strong>genommen.<br />
Für den elektrischen Bus habe ich als Beispiel den BYD-ADL Enviro200EV genutzt.<br />
Dieser Bus hat Platz für 90 Personen und verbraucht pro Meile 1,34 kWh<br />
(0,84 kWh/km). Multipliziert man diesen Wert mit dem britischen Emissionsfaktor<br />
von 0,34 kg CO2e pro kWh kommt man auf eine Pro-Kopf-Emission<br />
von ca. 5 g CO2e pro Passagiermeile (ca. 3,1 g pro Passagierkilometer). Ich habe<br />
weiterhin die gespeicherten Emissionen pro Passagier und Meile mit einem<br />
<strong>zu</strong>sätzlichen Gramm (0,625 g pro km) berechnet, um auf eine Endemission<br />
von 6 g pro Meile (ca. 3,7 g pro km) <strong>zu</strong> kommen. Der vollständigen Satz an<br />
Emissionsfaktoren kann von der Webseite des BEIS heruntergeladen werden,<br />
https://tinyurl.com/beis-emission-factors (engl.).<br />
9 Public Health England (2014), »Estimating local mortality burdens associated<br />
with particulate air pollution<strong>«</strong>, https://tinyurl.com/deathsdiesel (engl.), und<br />
Royal College of Physicians (2016), »Every breath we take: the lifelong impact<br />
of air pollution<strong>«</strong> https://tinyurl.com/pollutiondiesel (engl.)<br />
10 In unserem Ein- und Ausgabemodell der Treibhausgasemissionen der britischen<br />
Industrie haben Sportartikel typischerweise Emissionsfaktoren von<br />
ungefähr 210 g CO2e pro £ Ladenpreis. Wenn wir die außerordentlich vage Annahme<br />
machen, dass Radsportartikel normalerweise Sportartikel <strong>sind</strong>, und<br />
wir außerdem annehmen, und außerdem sagen, dass das Finanzamt ihrer<br />
Majestät (HMRC) einigermaßen fair ist, und Ihnen 20 Pence pro <strong>zu</strong> Geschäfts-
66<br />
WIE SCHLIMM SIND BANANEN?<br />
zwecken <strong>zu</strong>rückgelegter Fahrradmeile erstattet, dann müssten wir ungefähr<br />
noch 42 g CO2e pro Meile hin<strong>zu</strong>rechnen, um für den Verschleiß an ihrem Fahrrad,<br />
ihrer Regenklamotten, an Licht, Helm und allem anderen auf<strong>zu</strong>kommen.<br />
Wie auch immer, es gibt so viele Variablen, dass ich eine Emissionsspanne von<br />
10 – 100 g CO2e annehmen würde. Tatsächlich würde ich, als eine Person die<br />
regelmäßig zwischen Büros und Bahnhöfen hin- und her radelt und irgendwie<br />
versucht Sakko, Krawatte und Laptop trocken<strong>zu</strong>halten, vermuten, dass HMRC<br />
die Kosten etwas unterschätzt hat, und lieber den vollen Satz von 40 Pence<br />
pro Meile zahlen sollte, den sie auch für Autofahrer zahlen. (Das würde außerdem<br />
einen hervorragenden Anreiz darstellen.)<br />
11 Direktemissionen von Treibstoff- und Stromerzeugung und -versorgung kommen<br />
aus der Auswahl an Emissionsfaktoren, die das britische Ministerium für<br />
Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten 2019 veröffentlicht hat.<br />
Diese können bei von der Website des britischen Ministeriums für Wirtschaft,<br />
Energie und Industriestrategie (BEIS) heruntergeladen werden: https://tinyurl.<br />
com/beis-emissionfactors-2019 (engl.)<br />
12 David J.C. MacKay erklärt die <strong>zu</strong>grunde liegende Mathematik sehr gut in<br />
»Nachhaltige Energiegewinnung – ohne die heiße Luft<strong>«</strong>, UIT Cambridge Ltd,<br />
2009, kostenloser Download unter www.withouthotair.com/translations.<br />
html#german möglich.<br />
13 Kemp, R. (2007), »Traction energy metrics<strong>«</strong>. Rail Safety & Standards Board,<br />
London. (engl.)<br />
14 Zusammenfassung: eine 5-Quadratmeter-Türöffnung, komplett geöffnet für<br />
15 Sekunden, Windgeschwindigkeit durch die Tür von einem Meter pro Sekunde,<br />
Temperaturunterschied von 15 K, Wärmekapazität von 1,2 kJ/m3 und<br />
Wärmeversorgung durch Gas bei Emissionen von 0,22 kg CO2e pro kWh.<br />
15 BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method)<br />
ist eine Methode <strong>zu</strong>r Bewertung ökologischer und soziokultureller Aspekte<br />
der Nachhaltigkeit von Infrastrukturprojekten und -gebäuden. (Siehe<br />
www.breeam.com (engl.)).<br />
Ich verstehe, dass BRE seitdem die Energieeffizienzkriterien etwas verbessert<br />
hat. Die Zahlen hier basieren auf einer Temperaturdifferenz von 15 K (typisch<br />
für Winter) und einer Strömungsgeschwindigkeit von nur 4 km/h, mit der<br />
warme Luft aus dem Gebäude entweicht.<br />
16 Quick, D., »Revolving door generates its own power<strong>«</strong>, 12. Dezember 2008,<br />
https://tinyurl.cenglom/rotating-doors (engl.)