Chronik_SPD_Niederjosbach
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in
Niederjosbach
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Das Kapital trägt den Krieg in sich,
wie die Wolken den Regen
Verfasser Johann Franz - genannt Hans - Jungels
Stand:März 2008
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50 Jahre
Ortsverein / Ortsbezirk
Niederjosbach
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
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Vorwort
Hans Jungels
Der frühere SPD-Ortsverein und jetziger SPD-Ortsbezirk Niederjosbach feiert in diesem Jahr
sein fünfzigjähriges Jubiläum. Dies ist Anlass, auf seine Geschichte zurückzublicken und aufzuschreiben,
was noch bekannt ist.
Wer heute über die SPD in seinem Heimatort schreiben will, steht vor einer nicht leichten Aufgabe.
Jedes Dokument, jeder Schriftwechsel konnte in der Kaiserzeit und in der Nazizeit für
die Mitglieder und die Sympathisanten zum Verhängnis werden. Das Wenige vernichteten die
SPD-Mitglieder im Jahre 1933, um ihr Leben und das anderer Genossinnen und Genossen
nicht zu gefährden. So bleiben nur das Recherchieren des mit den Polizeiberichten zusammenhängenden
Aktenmaterials, das Lesen der Niederschriften der Sitzungen des Gemeindeparlaments
und das Befragen von Zeitzeugen. Wenn heute in Niederjosbach und
seinen Nachbarorten wenig Wissen über seinen SPD-Ortsverein und der SPD-Mitglieder vorliegt
und es dennoch starke sozialdemokratische Strömungen und Aktivitäten gab, sind diese
in erster Linie aus den Gewerkschaften entstanden. Dort waren die Leute organisiert, und
dorthin zahlten sie ihren Beitrag. In der Regel einen Stundenlohn die Woche. In ihren Heimatorten
- viele kamen nur am Wochenende nach Hause - stellten sie bei den Wahlen SPD-Listen
auf. So hatte die SPD in Niederjosbach in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik, im „Dritten
Reich“ und der Nachkriegszeit ihren ständigen Kampf mit den Nationalisten und den
Konservativen. Die Geschichte der SPD-Niederjosbach ist ein wichtiger Bestandteil der
Geschichte von Niederjosbach.
Das Zitieren von Gegebenheiten aus den Nachbarorten soll helfen, die Verhältnisse und die
Schwierigkeiten der sozialdemokratisch gesonnenen Menschen in damaliger Zeit verständlich
zu machen.
Ich bedanke mich bei allen Damen und Herren, bei allen Genossinnen und Genossen, die
mich - in welcher Form auch immer - unterstützt und beraten haben. Es liegt mir nicht, sie
namentlich aufzuzählen. Einen möchte ich dennoch nennen: Hans Gräber, ein langjähriger
Genosse und Gewerkschafter, der viele Jahre dem Gemeindeparlament angehörte, der sich
als Arbeitnehmervertreter bei den Sozialversicherungen für die abhängig Beschäftigten und
um Niederjosbach verdient gemacht hat.
Die heutige Generation sollte sich am Kampfgeist, Mut und der Solidarität ihrer Vorfahren ein
Beispiel nehmen.
Eppstein - Niederjosbach, den 15.11.2007
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Grußwort des Genossen Kurt Beck
Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Liebe Genossinnen und Genossen,
herzlichen Glückwunsch zum 50. Jubiläum
des SPD-Ortsbezirks Niederjosbach.
Dieses Jubiläum ist allemal eine Feier wert und bietet die Gelegenheit, zurückzublicken:
Die SPD kann auf die Erfahrungen von anderthalb Jahrhunderten
zurückschauen. Von Anfang an betrachtete sich die deutsche Sozialdemokratie
als Teil einer Freiheitsbewegung, die für mehr Demokratie und Gerechtigkeit
eintritt. Wir sind stolz darauf, niemals Krieg, Unterdrückung oder
Diktatur über unser Volk gebracht zu haben und erinnern uns mit Stolz an die
historischen Leistungen der deutschen Sozialdemokratie. Es war die SPD, die
die Werte der europäischen Aufklärung in Deutschland durchgesetzt hat. Dazu
gehört der Einsatz für die wirtschaftlichen und politischen Rechte der Arbeitnehmerschaft
ebenso wie die Durchsetzung des Frauenwahlrechts. In der
ersten deutschen Demokratie, der Weimarer Republik, hat die SPD nationale
Regierungsverantwortung übernommen. Im Nationalsozialismus hat die
Sozialdemokratie Widerstand geleistet, den Kommunismus hat sie politisch
bekämpft. Viele Genossinnen und Genossen wurden für ihre Überzeugung
verfolgt, nicht wenige haben sogar ihr Leben verloren. Ihre Opfer in Zeiten der
Niederlagen für Freiheit und Demokratie sind uns dauerhafte Mahnung, und
Verpflichtung.
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben die Geschichte unseres
Landes, seine politische und soziale Kultur entscheidend geprägt. Das Godesberger
Programm hat uns regierungsfähig gemacht, die Ostpolitik unter Willy
Brandt hat mitgeholfen, den Eisernen Vorhang zu überwinden. Helmut
Schmidt hat in schwierigen Zeiten Kurs gehalten. Mit Gerhard Schröder haben
wir die umfassende Erneuerung unseres Landes begonnen und eigenständige
außenpolitische Verantwortung bewiesen.
Auch in den kommenden Jahren stehen wir vor großen Aufgaben. Wir wollen
unser Land erneuern, die Solidarität und das menschliche Miteinander in
unserer Gesellschaft erhalten und stärken. Wir wollen, dass jeder Mensch,
ganz gleich was er leisten kann, frei von Not leben und am gesellschaftlichen
Leben teilhaben kann.
Das ist der Auftrag, den uns die Menschen gegeben haben. Die Bürgerinnen
und Bürger erwarten von uns, dass wir Probleme lösen und die soziale
Balance wahren. In unserem neuen Grundsatzprogramm werden wir Antworten
auf die großen Fragen unserer Zeit geben. Im Mittelpunkt stehen dabei
unsere Leitbilder: Wir wollen einen vorsorgenden Sozialstaat und eine
solidarische Bürgergemeinschaft. Die Programmdebatte wollen wir auch dazu
nutzen, neue Mitglieder zu gewinnen. Wir brauchen Menschen, die sich im
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Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in ihren Städten und Gemeinden für unsere
Ideen einsetzen. Nur eine starke Sozialdemokratie garantiert die soziale
Demokratie auch im Zeitalter der Globalisierung!
Liebe Genossinnen und Genossen!
Vor 50 Jahren wurde Euer Ortsbezirk gegründet. Seitdem engagieren sich
Genossinnen und Genossen in Niederjosbach für die soziale Demokratie in
unserem Land. Sie waren dabei aber auch immer ganz nah dran an den alltäglichen
Sorgen, Problemen und Hoffnungen ihrer Nachbarn und gewannen
deren Vertrauen.
Liebe Genossinnen und Genossen,
ich danke Euch für die bisher geleistete Arbeit. 0hne Euer sähe unser Gemeinwesen
anders aus. Die SPD war immer eine Mitgliederpartei, die von
unten nach oben ihre Willensbildungsprozesse organisiert hat. So soll es auch
in Zukunft bleiben.
Ich wünsche Euch viel Kraft und Erfolg für Eure wichtige Arbeit und bitte Euch
besonders dabei mitzuhelfen, viele neue Mitglieder zu werben. Sprecht über
die Inhalte sozialdemokratischer Politik und gewinnt die Menschen für unsere
Ziele.
Mit herzlichem Gruß
Euer
Kurt Beck
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Grußwort der Genossin
Andrea Ypsilanti
Landesvorsitzende der hessischen SPD
Zum fünfzigjährigen Jubiläum des Ortsbezirks Niederjosbach übermittle ich
Euch meine herzlichsten Grüße
Es handelt sich um ein stolzes Jubiläum im Spiegelbild der langen Tradition
unserer Partei mit ihrem andauernden Einsatz für Demokratie, Frieden und
soziale Gerechtigkeit. Die Erfolge der SPD auf diesem Weg wären ohne den
Einsatz der einzelnen Mitglieder in den Ortsvereinen undenkbar. Oft genug
haben die Genossinnen und Genossen in der Vergangenheit ihren Einsatz
unter schwierigsten Bedingungen geleistet und nicht selten dafür mit ihrer
Gesundheit oder gar ihrem Leben bezahlt. Euer Fest ist deshalb Anlass zur
Freude wie zur Besinnung.
"Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - Einigkeit macht stark!" - so lautet das
Motto auf dem Traditionsbanner der SPD, das bei der Gründung des Allgemeinen
Deutschen Arbeitervereins im Jahre 1863 über den Gründungsvätern
der deutschen Sozialdemokratie hing. Dieser Tradition bleibt die SPD
verpflichtet!
Ein solcher Geburtstag ist natürlich ein guter Anlass die lange Geschichte der
SPD in Deutschland Revue passieren zu lassen und sich damit auch der
eigenen sozialdemokratischen Tradition aufs Neue bewusst zu werden. Wir
sind die älteste Partei in Deutschland. Gerade deshalb ist die SPD wie keine
andere Partei in der Bundesrepublik mit der deutschen Geschichte verwoben.
Und es gibt auch keine andere Partei in der Bundesrepublik, die so sehr aus
ihren Grundwerten – Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität – heraus lebt und
arbeitet.
In den letzten Jahrzehnten hat die Sozialdemokratie in Deutschland, in Hessen
und auch in Niederjosbach viel erreicht. Das hat manche schon vor Jahren zu
der These vom „Ende des sozialdemokratischen Zeitalters“ veranlasst. Der
Blick in jede Tageszeitung und das Gespräch mit den Menschen straft alle, die
dies propagieren Lügen. Wir haben noch viel zu tun. Es ist die Aufgabe der
SPD, unter neuen Bedingungen ihre alten Ziele zu verwirklichen: Für mehr
Demokratie zu sorgen in einer stärker globalisierten Welt, für soziale Gerechtigkeit
in einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft, für
Solidarität gerade dann, wenn der Eigennutz zum Lebensprinzip erhoben wird.
Wir werden alles daran setzen, dass wir 2008 in Hessen wieder Regierungsverantwortung
übernehmen und so Hessen wieder auf den richtigen Weg
bringen.
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben Hessen in den Jahren
sozialdemokratischer Regierungsverantwortung zu einem Land gemacht, dass
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wirtschaftlich stark, sozial, weltoffen und tolerant ist. Dieser Erfolg ist für die
Menschen tagtäglich vor Ort spürbar. Wir kämpfen dafür, in dieser Tradition
auch wieder die Führung der Landesregierung in unserem Bundesland zu
übernehmen - in der Tradition von Georg-August Zinn, über Albert Oswald und
Holger Börner bis hin zu Hans Eichel.
Wir sind im Wahlkampf auf eine lebendige, moderne, aber auch traditionsbewusste
Partei angewiesen. Deshalb freue ich mich sehr, dass die SPD in
Niederjosbach ein aktiver Teil der hessischen SPD ist und wünsche für die
nächsten 50 Jahre viel Erfolg beim gemeinsamen Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit
und Solidarität!
Andrea Ypsilanti, MdL
(Vorsitzende der SPD-Hessen)
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Grußwort des Genossen
Harald Eulenberger
Vorsitzender des
SPD-Ortsbezirks Niederjosbach
Stellv. Vorsitzender des
Ortsvereins Eppstein
Stadtrat
50 Jahre SPD in Niederjosbach.
Das ist die Zeit, in der ich Kommunalpolitik in Niederjosbach bewusst erlebe.
Da ich in Niederjosbach geboren bin, sagen mir die Namen aus diesem Buch
etwas. Ich bin mit Ihnen erwachsen und älter geworden. Männer wie Josef
Kornmann, Hans Gräber, Ludwig Kaminek und Hans Jungels haben mein
kommunalpolitisches Denken beeinflusst und geprägt. Es ist für mich
faszinierend, mit welchem Weitblick sie unser Dorf verändert haben. Sie haben
eine Infrastruktur geschaffen, auf die wir heute noch aufbauen können. Dinge
wie Kanalisation, Wasserversorgung und befestigte Straßen wurden bereits
während meiner Kindheit ausgebaut. Noch heute erinnere ich mich gerne an
die Zeit, als diese Männer sich an den Ausbau unseres Sportplatzes und die
Errichtung der Schule, die heute als Kindertagesstätte dient, wagten. Sie
haben aus einem landwirtschaftlich geprägten Dorf eine Wohn- und Lebensstätte
für viele neue Mitbürger durch den Ausbau des Baugebietes „Zeil“ geschaffen,
obwohl ihnen klar war, dass durch die Änderung der Bevölkerungsstruktur
neue Probleme auf Niederjosbach zukommen würden und andere die
Früchte ihrer Arbeit ernten könnten.
Die Arbeit der SPD in Niederjosbach hat sich verändert. Heute stehen andere
Ziele, wie etwa gebührenfreie Kinderbetreuung, Verbesserung der Freizeitmöglichkeiten,
Sanierung des städtischen Haushalts und Hochwasserschutz
im Vordergrund. Durch die Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung
werden zusätzlich ganz neue Aufgaben auf uns zukommen. Geblieben ist für
mich und meine Mitstreiter in der SPD von heute die Liebe zu unserem Stadtteil.
Für ihn ist es auch in Zukunft lohnend sich mit ganzer Kraft einzusetzen.
Ich wünsche der SPD in Niederjosbach noch viele erfolgreiche Jahre und
möchte mich bei Hans Jungels für die Wiederbelebung und Bewusstmachung
unserer Wurzeln und Geschichte noch einmal ausdrücklich bedanken.
Harald Eulenberger
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Niederjosbach und die SPD
Die Anfänge
Eine demokratische Gesinnung zu haben, oder gar das Streben nach einer
parlamentarischen Republik, war in den Köpfen der Herrschenden bis zum Ende des
1. Weltkriegs Verrat am deutschen Volk. Demokratisches Gedankengut, getragen von
Liberalen und Sozialdemokraten, machte seinerzeit den Regierenden und
Konservativen in Staat und Kirchen das Leben schwer. Es standen doch ihre Pfründe
auf dem Spiel. Deshalb erließ die Reichsregierung das Gesetz gegen die gemeingefährlichen
Bestrebungen der Sozialdemokratie 1 . Stand bei den Liberalen der Drang
nach persönlicher Freiheit im Vordergrund, kam bei den Sozialen noch die Forderung
nach einer menschenwürdigen Arbeitswelt und der Teilhabe an den Gewinnen aus
der Produktion dazu. Die Arbeiter und nichtselbständigen Handwerker waren die
Unterdrückten, Benachteiligten und Ausgebeuteten der Gesellschaft. Auch viele Selbständige,
in ihren ersten Berufsjahren auf Wanderschaft gewesene Handwerker,
pflegten das Gedankengut der SPD. Handwerker und Arbeiter waren es, die in der
zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts den Geist der sozialen Demokratie trugen und
verbreiteten. Multiplikatoren des sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Gedankengutes
waren in erster Linie der Arbeitsplatz und der Weg dorthin. Die Arbeiterschaft
reagiert auf das "Sozialistengesetz" mit Misstrauen und Feindschaft gegen den
Staat. Wer sich vorher in der SPD engagierte, macht nun in zahlreichen Vereinen mit,
die als Tarnorganisationen allenthalben gegründet wurden: In Sport-, Gesang- und
Geselligkeitsvereinen wurden die Mitglieder zusammengehalten.
In der Dokumentation der Geschichte der SPD im Raum Eppstein nehmen die Ereignisse
während der Zeit des Sozialistengesetzes einen breiten Raum ein; schon deshalb,
weil in dieser Zeit sozialdemokratische Arbeit ganz besonders überwacht wurde.
Das Spitzelunwesen hatte Konjunktur.
Wählte man in Eppstein am Beginn der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts oft "freisinnig"
(also bürgerlich-liberal), so wandelte sich das nach Aufhebung des
Sozialistengesetzes. In Eppstein und Vockenhausen stieg der Stimmenanteil der SPD
trotz Unterdrückung der Meinungsfreiheit auf über 60 %. Die Lage im Raum Eppstein
/ Vockenhausen wurde in der Zeit von 1878 - 1890 - so lange war das Sozialistengesetz
in Kraft - von den Behörden an Hand der Bürgermeister- und Polizeiberichte
als insgesamt ruhig bezeichnet. Doch wurde immer wieder auf die geheime Agitation
der Sozialdemokraten hingewiesen. Bald sprach sich herum, wer in Niederjosbach
und in den Nachbardörfern zu sozialdemokratischen Tendenzen neigte oder sie gar
offen kundtat. In den Gemeinden Bremthal und Ehlhalten mit seiner katholischen und
besonders konservativen Bevölkerung sowie der landwirtschaftlichen Struktur waren
Sozialdemokraten selten. Bei Wahlen siegten immer die Kandidaten des Zentrums.
In Niederjosbach änderte sich das ab etwa 1890 entsprechend der Zahl, in der die
zunehmende Schar der Arbeitnehmer infolge des Bahnbaus und der späteren Einrichtung
des Bahnhofs Niederjosbach ihr Brot außerhalb des Dorfes verdiente.
1 Sozialistengesetz wurde am 19. Oktober 1878 im Reichstag des Deutschen Kaiserreichs verabschiedet, trat drei
Tage später in Kraft und galt bis zum 30. September 1890.
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Von 1882 bis 1919
Der Glaube an eine gerechte Sache und an deren Erfolg veranlassten den Schlosser
Heinrich Haag (Obergasse 8) und den Fabrikarbeiter Fritz Knöll (Kirchgasse 15) aus
Niederjosbach zur Mitgliedschaft im Arbeiter-Wahlverein 2 (sozialdemokratischer Verein).
So sagt es das Polizeiprotokoll vom 14.03.1891 3 . Als dies bekannt wurde, kratzte
die Obrigkeit an ihrer Ehre: Sie durften nicht mehr Mitglied im Niederjosbacher
Kriegerverein sein 3 . Das verfügte der Landrat. Nach dem vorgenannten Polizeibericht
(siehe Abschnitt Dokumente) war Heinrich Haag Vorstandsmitglied des Arbeiter-
Wahlvereins „Eppstein und Umgebung“ 4 . Dieses sind jedoch nicht die einzigen Hinweise
auf sozialdemokratische Aktivitäten in unserer Heimat. In Vockenhausen haben
äußerst aktive Männer für die Sozialdemokratie geworben. Im Polizeibericht von
04.05.1891 5 wird von einer „sozialdemokratischen Versammlung zu Hof Häusel am
03.05.1891“ an den Landrat berichtet, das „ungefähr 250 meist jugendlichen Arbeiter
aus der Umgebung vertreten waren“. (Aus der Akte vom 14.3.1891 geht auch hervor,
dass bei der Reichstagswahl 1890 in Vockenhausen von den insgesamt 98 Wählern
76 der Klasse III 6 für die SPD stimmten. Das waren die Arbeitnehmer und sonstige
Habenichtse). Im Schreiben des Polizeipräsidenten von Frankfurt vom 20.05.1886 an
den Landrat in Langenschwalbach - heute Bad Schwalbach- teilte er mit, dass der
Johann Zimmermann aus Vockenhausen dem Fachverein der Maurer beigetreten ist.
Bürgermeister Schmidt aus Vockenhausen meldet am 30.05.1886: Johann Zimmermann
ist als Sozialdemokrat bekannt. Und der Fußgendarm aus Niedernhausen
schreibt am 20.06.1886: der Maurer Johann Zimmermann und der Gerber Franz
Kantner sind Anhänger der SPD. Sie hatten 1884 eine sozialdemokratische Versammlung
abgehalten. Zitat aus dem Schriftwechsel: „... die verderblichen Lehren der
Sozialdemokratie in dem Ort verbreiten“. Gegen Johann Zimmermann und Franz
Kantner ergingen 1886 Ausweisungsverfügungen. Sie sollten sich außerhalb des
Regierungsbezirks Wiesbaden einen neuen Wohnort suchen. Kantner konnte auf
Grund der Fürsprache von Bürgermeister Schmidt bleiben, Zimmermann musste
Vockenhausen verlassen und ging für kurze Zeit nach Mainz.
Versammlungslokale in Vockenhausen waren die Gastwirtschaft „Zum grünen Baum“,
Inhaber Nikolaus Zimmermann, und der Saal des Lois Mauer auf dem Hof Häusel.
Hier war im Sommer fast jeden Sonntag Tanz. Beide Gastwirte wurden von den Behörden
unter Druck gesetzt mit dem Ziel, den Sozialdemokraten die Räume zu verweigern.
Mauer musste jetzt die Genehmigung für Tanzveranstaltungen beim Landrat
2 Nach dem Einigungskongress des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
1875 in Gotha bilden Sozialdemokraten den Sozialistischen Arbeiterwahlverein, der in Berlin im Oktober bereits
1 000 Mitglieder zählte.
3 Bericht des Fuß-Gendarm Sandow aus Niedernhausen vom 14.03.-1891 an den Landrat in Langenschwalbach Bad
Schwalbach) HHSta Wiesbaden Abt 418 Nr. 1275
Nach dem deutsch//französischen Krieg 1870/71 bildeten sich in sehr vielen Gemeinden Kriegervereine, die bis zum
Ende des 1. Weltkrieges Bestand hatten.
4 Nach Auskunft des SPD-Parteivorstandes in Berlin, Abt. I/1 in 10911 vom 21.12.2006 hatte der Arbeiter-Wahlverein
etwa die Funktion des heutigen Ortsvereins.
5 Polizeibericht vom 04.05.1891, Dischereit; berittener Gendarm der 11. Gendarmerie-Brigade , HHSta Wiesbaden
Abt 418 Nr. 1275
6 Dreiklassen-Wahlrecht von 1849 bis Oktober 1919, teilte die Wähler einer Gemeinde nach ihrem direkten Steueraufkommen
in drei Klassen ein. Für die Wahlen des Preußischen Abgeordnetenhauses galt das Mehrheitswahlrecht.
Wahlrecht hatten Männer über 25 Jahre.
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für den Untertaunuskreis in Langenschwalbach - hierzu gehörten Niederjosbach und
Vockenhausen damals - erwirken. Der Wirt „Zum grünen Baum“ versuchte den Anordnungen
der Obrigkeit gerecht zu werden. Das hatte die Folge, dass die
Sympathisanten der Sozialdemokratie seine Gaststätte nicht mehr besuchten. Die
Einnahmen blieben aus. Und bald war sein Lokal wieder Treffpunkt der vaterlandslosen
Gesellen. So nannte man SPD- und Gewerkschaftsanhänger.
In dem „Mitglieder-Verzeichnis des Kreis-Wahlvereins im ersten Nassauischen Wahlkreis,
bestehend aus den vormaligen Amtsbezirken Homburg, Usingen, Hochheim,
Königstein, Höchst, Idstein und dem Ortsbezirk Rödelheim (Gegr. 1.1.1897)“ - wahrscheinlich
aus dem Jahre 1906 - sind aus Niederjosbach namentlich genannt bei der
Filiale Niedernhausen:
Abt, Josef, * 6.1.1854 in Niedernhausen, wohnhaft in Niederjosbach, Zugang am
2.2.1893.
der Filiale Kelkheim:
Lind, Peter, Schreiner, * 24.6.1881 in Niederjosbach, Zugang am 8.3.1902
dem Arbeiter-Wahlverein Eppstein und Umgebung:
Knöll, Fritz * 15.12.1853 in Berkersheim, Fabrikarbeiter, wohnhaft in Niederjosbach,
Zugang am 1.2.1906.
Eine Zusammenstellung der SPD im Main-Taunus-Kreis aus dem Jahre 20067
registriert für Niederjosbach im Jahre 1911 = 12 Mitglieder im Arbeiter-Wahlverein,
1912 = 15 Mitglieder, 1913 = 10 Mitglieder, 1914 = 6 Mitglieder. Die örtliche
Organisation dürfte der Arbeiter-Wahlverein Eppstein und Umgebung gewesen sein.
Obwohl die SPD zu Kaiser Wilhelms Zeiten überwacht und verfolgt wurde, ja zeitweise
verboten war, standen ihr viele Niederjosbacher nahe. Bei der Landtagswahl
1890 fuhr sie 61,4 % der Stimmen ein, und 1903 erzielte sie 51,3 % der Stimmen.
Nach mündlicher Überlieferung 8 war August Bebel, * 1840, + 1913, gelernter Stellmacher,
der Gründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, oft zu Gast in
Niederjosbach. Hier besuchte er den Stellmacher (Wagner) Johann Dinges, * 1850 +
1934, Eppsteiner Straße 5. Beide hatten sich als Wandergesellen kennengelernt. Im
Einvernehmen mit den heutigen Hauseigentümern, Klaus und Regina Schrott, wird
hier eine Gedenktafel angebracht.
Nach dem 1.Weltkrieg rief der Sozialdemokrat Philipp Heinrich Scheidemann am
9.November 1918 in Berlin die deutsche Republik aus. Die sozialdemokratische
Regierung hatte die politischen und wirtschaftlichen Probleme des verlorenen Krieges
zu lösen. Auf gütlichem Wege wollte sie erreichen, die Deutschland auferlegten
Lasten der Reparationsleistungen an die Siegermächte erträglicher zu gestalten.
Abgeschafft hat die an der Regierung beteiligte SPD das Drei-Klassen-Wahlrecht, das
Wahlalter wurde auf das 21. Lebensjahr festgesetzt und das Frauenwahlrecht eingeführt.
Ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung der Menschen in Deutschland.
Nun war auch in Niederjosbach die Zeit vorbei, sich als SPD-Anhänger zu verstecken.
Eine neue Zeit war angebrochen. Aber die Hetze, die Verleumdungen und
Unterstellungen durch die Rechten und die Konservativen hörten nicht auf.
Novemberverbrecher, vaterlandslose Gesellen, Gottlose und rotes Gesindel waren
ständige Beschimpfungen. Trotz gründlicher Recherchen konnten für diese Zeit keine
Unterlagen über das Bestehen einer Organisation und deren Mitglieder gefunden
werden. Auch mündliche Überlieferungen fehlen nahezu. In den Polizeiberichten sind
keine Dokumente, denn die SPD war nicht mehr verboten. Im August 1932 melden
die Gendarmen von Eppstein und Niedernhausen, dass es in Eppstein, Ehlhalten,
7 von Dr. Dieter Reuschling, Hofheim/Ts
8 von Frau Lily Burggraf, geborene Dinges, geb. 1922, Enkelin des Johann Dinges
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Bremthal und Niederjosbach keinen Reichsbanner 9 gab. Eine Versammlung ist
dokumentiert: Der Landjägerposten in Niedernhausen berichtete am 03.11.1932:
„SPD-Versammlung in Niederjosbach am 02.11.1932. Leiter ist Anton Thoma * 1893,
aus Niederjosbach, Redner ist Kaufmann Heinrich Nöll, Anspach. Die Versammlung
verlief ruhig, anwesend 30 Personen“. SPD-Mitglieder gab es in diesen Jahren mit
hoher Wahrscheinlichkeit keine. In Niederjosbach sind für die Jahre 1919 bis 1933 bei
den Gemeindewahlen die Listen der Gemeinnützigen Arbeiterpartei, der Bürgerlichen
Liste, der Wirtschaftspartei und 1933 die der NSDAP dokumentiert. Es waren die Mitglieder
und Anhänger der Verbände der Freien Gewerkschaft, der SPD und der KPD,
aus denen sich die Mandatsträger und Wähler der Gemeinnützigen Arbeiterpartei zusammensetzten.
Bei der Gemeindewahl 1929 erzielte die „Gemeinnützige Arbeiterpartei“
262 der 351 gültigen Stimmen, die Bürgerliche Partei 46 Stimmen und die
Wirtschaftspartei 43 Stimmen 10 . 1933 errang die Gemeinnützige Arbeiterpartei 202
Stimmen, die Nationalsoziale Liste (Anhänger der National-Sozialistische Deutschen
Arbeiter Partei) 124 Stimmen und die Bürgerliche Liste 47 Stimmen.
Im kommunalen Bereich
Die Mehrheit der Niederjosbacher störten sich an den Unkenrufen der Rechten und
Konservativen wenig. Sie sahen den Gemeinsinn der einzelnen Gemeindevertreter.
Die Gemeinnützige Arbeiterpartei hatte bei den Kommunalwahlen von 1919 bis 1933
genügend Kandidaten und erzielte immer die absolute Mehrheit. In der kurzen Zeit
von 1919 bis 1933 baute die relativ arme Gemeinde ein Haus für eine sozial
schwache Familie, den Friedhof, das Kriegerdenkmal und zwei Wehre zur Bewässerung
der Wiesen. Sie leistete erhebliche Unterstützung zum Bau der
katholischen Kirche und die Schule erhielt einen zweiten Lehrer.
Bei der Kommunalwahl am 12. März 1933 kandidierte die NSDAP zum ersten Mal.
Die Zahl der SPD-Stimmen sank von 53% im Jahre 1919 auf 23% in Jahre 1933. Die
NSDAP erzielte im März 1933 mit 46,6% fünf der zwölf Sitze 11 . In der
konstituierenden Sitzung des neuen Gemeindeparlaments wurde der seit 1922
amtierenden Bürgermeister Josef Zimmermann von der Gemeinnützigen Arbeiterpartei
mit 7:5 Stimmen erneut zum Bürgermeister gewählt. Der NS-Kandidat Heinrich
Fischer, auf den fünf Stimmen entfielen, war am Ende kommissarischer Bürgermeister.
Johann Gräber, der Gemeinderechner musste sein Amt an den NS-
Parteigenossen (PG) Walter Langguth abgeben. Der Ortsdiener Johann Steyer verlor
seine Tätigkeit. Diese übernahm der PG Anton Trombetta.
Um ihre Treue zu Deutschland zu bekunden, liebäugelten die überwiegend Linken mit
dem nationalen, nicht hitlerfreundlichen Frontkämpferbund Stahlhelm. In der ersten
Aprilhälfte versammelten sich über 100 Männer und Jugendliche zur Information. Und
am 23.04 1933 erfolgte die Gründung einer Stahlhelmgruppe mit 18 Mann 12 . Im
August 1933 löste der NSDAP-Ortsgruppenleiter Ernst Blum den kommissarisch eingesetzten
Heinrich Fischer ab. Er führte das Bürgermeisteramt bis zu seiner Einberufung
zur Deutschen Wehrmacht im Februar 1942.
9 Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold war ein überparteiliches Bündnis zum Schutz der demokratischen
in der Weimarer Zeit gegen ihre Feinde an den politischen Rändern.
10 Gemeindewahl am 20.11.1929 Höchster Kreisblatt vom 21.11.1929
11 Gemeindewahl am 12.03.1933 Höchster Kreisblatt vom 13.03.1933
12 Idsteiner Zeitung vom 23.04.1933
Republik
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Per Erlass des Reichsinnenministers Frick vom 22. Juni 1933 wurde der SPD jegliche
politische Betätigung untersagt. Durch die NS-Verordnung zur Sicherung der Staatsführung
vom 07.Juli 1933 verloren die SPD-Mandatsträger ihre Sitze. 3000 sozialdemokratische
Funktionäre wurden verhaftet. Die Sozialdemokratische Partei
Deutschlands war verboten. Das Vermögen der SPD, des Reichsbanners und der
sozialdemokratischen Zeitungen war bereits durch eine Anordnung vom 9. Mai beschlagnahmt.
So fielen auch die SPD-Sitze im Gemeindeparlament Niederjosbach
fort. Die NSDAP regierte bis 1945 allein, mit dem Bürgermeister, zwei Schöffen und
sechs Gemeinderäten. Einen Riesenspaß hatten die SPD-Anhänger, als Walter
Langguth 1935 für Saufgelage der SA-Männer im Gasthaus zur Krone Geld aus der
Gemeindekasse veruntreut hatte. Ein anderer NSDAP-Mann übernahm die Kassenführung.
Das Verbot der SPD leitet zugleich einen neuen Abschnitt in der Parteienlandschaft
Deutschlands durch die verfügte Gleichschaltung ein.
Das bedeutete
die Selbstauflösung. Verboten war bereits der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund,
der sich als ökonomischer Arm der sozialistischen Arbeiterbewegung verstand,
oder die Übernahme noch bestehender nichtsozialdemokratischer und nichtgewerkschaftlicher
Organisationen in entsprechende NS-Organisation, (z.B. der Frontkämpferbund
Stahlhelm wurde in die SA 13 übernommen, die Bündische Jungend in
die HJ 14 ).
Die Mitglieder von NSDAP, SA und böse Nachbarn bespitzelten und denunzierten
ihre Mitbürger. Weil die Nazis vermuteten, dass der nach Niederjosbach eingeheiratete
Heinrich Dinges, lange Zeit regionaler Beitragskassierer der Bauarbeitergewerkschaft,
trotz Verbots noch Beiträge erhob, führte die SA (Sturmabteilung) eine
Hausdurchsuchung durch. Ohne Erfolg, Kassenbücher, Beitragsmarken und Stempel
gingen kurz zuvor in Flammen auf.
Der aus der Kirche ausgetretene PG Peter stand sonntags morgens am Tor und beobachtete
die Kirchgänger. Alles in allem, die Niederjosbacher SPD- und KPD-
Anhänger kamen glimpflich davon.
Alle Mitarbeiter im Staatsdienst wurden 1934 per Fragebogen (siehe Abschnitt
Dokumente) politisch überprüft. Bewarben sich im öffentlichen Dienst arbeitende, die
nicht Mitglied der NSDAP waren, um die Beamtenlaufbahn oder um eine Beförderung,
dann galten sie als „Politisch unzuverlässig“ und somit für nicht geeignet
(siehe Abschnitt Dokumente). Bei der Reichstagswahl am 29.März 1936 - es war nur
die Liste Hitler zugelassen - stimmten 442 FÜR und 3 GEGEN Hitler. Die Reichstagswahl
am 10. April 1938 war Wahl und Volksabstimmung zur Annexion Österreichs
zugleich. Für beide Kriterien gab es nur einen Stimmzettel. Für die Reichstagswahlen
waren nur Kandidaten der NSDAP in Form einer Einheitsliste zugelassen.
Es konnte nur mit JA oder NEIN gestimmt werden. Den 444 JA-Wählern in
Niederjosbach standen 12 NEIN-Wähler gegenüber.
13 SA = Sturmabteilung, Organisation der NSDAP
14 HJ = Hitler-Jugend, Organisation der NSDAP
19
Kriegszeit 1939 - 1945
Bei Ausbruch des Krieges waren es zuerst die SPD- und gewerkschaftsnahen
Männer die „zu den Waffen“ gerufen wurden. Sie durften für das Vaterland sterben.
Dafür sorgten zwei oder drei örtliche Nazis, die die Auslese vornahmen.
Die nicht hitlerfreundlichen Männer trafen sich samstags und sonntags im Gasthaus
zum Taunus 15 zum Schoppen, bewerteten die NS-Politik und den Krieg. Sie erzählten
Witze über Adolf Hitler, Hermann Göring, Josef Goebbels und andere Nazigrößen.
Denunziert wurden Martin Haag, Johann Jungels und Heinrich Lind, weil sie sich über
die Nazigrößen lustig machten. Der Ortsgruppenleiter Ernst Blum verhörte sie, konnte
aber nichts nachweisen. Den Denunzianten wollte er nicht preisgeben. So kamen sie
mit heiler Haut davon. Drei Frauen, ein Mann und zwei Knaben wurden in der Kriegszeit
zwecks Reinhaltung der Rasse sterilisiert. Weil eine der Frauen sich der
Sterilisation widersetzte, wurde sie entmündigt. Ein PG der Gemeindeverwaltung
übernahm die Vormundschaft. Eine psychisch kranke Frau fiel der Euthanasie zum
Opfer. Weitere 45 Menschen verloren ihr Leben durch die Kriegsereignisse. Am 27.
März 1945 ging diese Zeit zu Ende. Am 04. Mai 1945 setzte die US-Militärverwaltung
Josef Zimmermann wieder als Bürgermeister ein.
15 Heute Kirchgasse 1
20
Nach 1945
Bei der Gemeindewahl am 28.04.1946 - unter Aufsicht der Militärregierung - erzielte
die SPD die absolute Mehrheit und Zimmermann blieb Bürgermeister. Er trug in einer
Zeit von größter Not und größtem Elend in allen Bereichen des Daseins eine schwere
Last. Die Mandatsträger dieser Zeit durften während des Dritten Reiches nicht in der
NSDAP gewesen sein und sollten im NS-Staat und deren Verwaltung keine hervorgehobenen
Posten bekleidet haben.
Das Inkrafttreten der Hessischen Verfassung am 01.12.1946 brachte Neuerungen in
vielen Bereichen. So stand am 25. April 1948 eine neue Gemeindewahl an. Bei SPD
und CDU bewarben sich politisch unbelastete Kandidaten um ein Mandat in der neun
Mitglieder zählenden Gemeindevertretung. Wie bereits 1946 durften auch diesmal nur
die von der Spruchkammer überprüften und entnazifizierten Personen an der Wahl
teilnehmen. Zimmermann kandidierte nicht mehr. Die SPD erzielte fünf, die CDU vier
Sitze und Georg Heinz von der SPD-Liste wurde Bürgermeister. In seiner Zeit baute
die Gemeinde eine Leichenhalle, zusammen mit Oberjosbach einen Brunnen mit
Wasserreservoir, verrohrte einen Teil des Josbachs, die Obergasse und die Hintergasse
(Eppsteiner Straße) bekamen eine Asphaltdecke und das Baugebiet „Ochsenstall“,
die Schulstraße, Gartenstraße und Am Hopfenstück entstand. Nach zwei Wahlperioden
stellte Georg Heinz, *1886, sein Amt aus Altersgründen zur Verfügung. Auch
bei der Wahl im Oktober 1956 erzielte die SPD mit fünf von neun Sitzen die absolute
Mehrheit. Josef Kornmann wurde zum Bürgermeister gewählt. Die Wahl 1960 brachte
das gleiche Ergebnis. 1964 erzielte die SPD ein Sitzverhältnis von 6:3, 1968 das Verhältnis
5:4 und 1972 (bereits mit Bremthal fusioniert) abermals die meisten Stimmen.
Eine weitsichtige SPD-Politik wandelte das Kleinbauerndorf in eine freundliche Wohnsitzgemeinde.
Die Trinkwasserversorgung wurde total erneuert und gesichert, die
Kanalisation gebaut, die Müllabfuhr eingeführt, eine neue Schule gebaut, gemeindeeigene
Hauptwirtschaftswege in den Feldlagen mit einer festen Fahrbahn versehen,
ein Sportplatz mit Umkleide- und Sanitärräumen erstellt, der Friedhof erweitert
und ein Ehrenmal für die Opfer von Krieg und Gewalt an anderer Stelle errichtet. Es
folgte der Bau der Bürgersteige entlang der klassifizierten Straßen, Bahnstraße, Bezirksstraße
und Kirchgasse. Drei Banken ließen sich nieder, eine Busanbindung nach
Wiesbaden morgens, mittags und abends wurde geschaffen, drei Bebauungspläne
erstellt, 1973 erzielte Niederjosbach im Bezirkswettbewerb „Unser Dorf soll schöner
werden“ den 2. Platz, u.a.m.
Mit dem Zusammenschluss zur Stadt Eppstein endete die Mehrheit für die SPD. Es
endete auch die Verbesserung der Infrastruktur. Die Ansiedlung einer Arztpraxis
erfolgte auf einen SPD-Antrag vom 28.11.1978 hin im Jahre 1981. Von 1977 bis 1992
brachte die SPD-Fraktion im Ortsbeirat mir ihren drei Sitzen über 70% der Anträge ein
und bedrängte die CDU so stark, dass der Bürgermeister selbst an den Ortsbeiratssitzungen
teilnahm. FDP und FWG interessierten vorrangig die Anliegen der Bewohner
des Baugebietes Zeil. In der Regel sind sie Mehrheitsbeschaffer für die CDU.
Geschlossen haben drei Banken, zwei Lebensmittelgeschäfte, der Metzger. Die Post
ist jetzt Agentur und die Busverbindung nach Wiesbaden nach 15:00 Uhr eingestellt.
Die Jagdgenossenschaft, deren Mitglieder auf die Auszahlung ihrer Anteile verzichten,
unterhält überwiegend die Feldwege und führt die Landschaftspflege durch.
Die Dorferneuerung in der Zeit von 1986 bis 1992, ein Antrag der CDU, kam durch die
Zustimmung der SPD im Ortbeirat zustande. Sie konnte nicht verantworten, dass
Millionen DM Fördermittel des sozialdemokratisch regierten Landes Hessen verloren
gingen. (Die Freien Wähler und die Freien Demokraten, sonst Mehrheitsbeschaffer
der CDU, verweigerten diesmal ihre Zustimmung). Leider ließen Bauausführung und
21
Bauaufsicht zu wünschen übrig. In den dreißig Jahren CDU-Dominanz, deren
Fraktionsvorsitzender und der Stadtverordnetenvorsteher sind Niederjosbacher, sind
in unserem Stadtteil nur unwesentliche Fortschritte festzustellen.
Die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung 1977 brachte in Niederjosbach der CDU
459 (56,0 %), der SPD 260 (31,8 %), der FDP 23 (2,8 %) und der FWG 77 (9,4 %)
der 819 Stimmen. Wesentliche Ursache dürften die Erschließungskosten des Baugebiets
Zeil gewesen sein. Die von der SPD geschaffene vergleichsweise gute Infrastruktur
in unserem Dorf mit 1300 Einwohnern (Stand 1976) wirkte nicht mehr, obwohl
viele der damaligen Neubürger sich deswegen hier eine neue Heimat gesucht hatten.
Über Jahre brachten die SPD-Mandatsträger mit ihren Anträgen und Argumenten die
politischen Gegner in Gewissensnöte. Trotzdem wurden sie von den Konservativen
abgelehnt, umformuliert oder zu einem späteren Zeitpunkt als ihr Antrag erneut vorgelegt.
Und wurde wirklich im Ortsbeirat mal einem SPD-Antrag zugestimmt, blieb er
bei der CDU-dominierten Stadtverordnetenversammlung oder in der Verwaltung
liegen. Das trifft auch für Maßnahmen zu, die seitens des Landes und des Bundes
finanziert wurden und werden. Bis zum Frühjahr 2006 konnte die SPD im Ortsbeirat
drei Sitze von neun halten. Nun ist sie auf zwei Sitze geschrumpft. Die Schulden von
Bremthal/Niederjosbach von zirka 950 DM pro Kopf im Jahre 1976, erhöhten sich bei
der Stadt Eppstein auf heute zirka 1700 € 16 (~ 3325 DM). Mehr als das dreifache.
Tendenz steigend. Heute kämpft die SPD-Fraktion in der Opposition für die Sanierung
des städtischen Haushaltes.
Im Stadtparlament finden die politischen Auseinandersetzungen zwischen der CDU
und der SPD nicht selten jenseits sachlicher Argumentation statt, ausgelöst durch die
Wortwahl christlicher Mandatsträger.
16 Bund der Steuerzahler Hessen, Finanzanalyse 2007: Gesamtschulden 22,919 T€, 13369 Einw.
22
SPD-Mitgliedschaft in Niederjosbach
Dass es vor 1914 Mitglieder gab, ist eingangs dokumentiert. Wer in der Zeit von 1919
bis 1933 SPD-Mitglied war, konnte nicht festgestellt werden. Bis jetzt wurden trotz
intensivem Suchen in Niederjosbach und dem Hessischen Staatsarchiv Wiesbaden
keine Unterlagen gefunden. Auch die Nachfragen bei den übergeordneten Parteiinstanzen
der SPD und bei der Friedrich-Ebert-Stiftung blieben ohne Ergebnisse.
Der erste Niederjosbacher, der nach dem 2. Weltkrieg - im Jahre 1946 - seine Mitgliedschaft
erklärte, war der Eisenbahner Johann Jungels, *1899, +1976. Er berief die
Versammlungen ein, pflegte Kontakte zum stellvertretenden Landrat und Landtagsabgeordneten
Heinrich Weis 17 , zu Hermann Schmitt-Vockenhausen 18 und zu
Ladislaus Winterstein 19 . Er klebte Plakate und verteilte Broschüren. Der 1948 über die
SPD-Liste zum Bürgermeister gewählte Georg Heinz *20.04.1886, wurde 1949 Mitglied.
Weitere Mitglieder waren der vor 1933 der Sozial-Demokratischen Partei angehörende
und 1934 aus dem Dienst entlassene Gendarm Sukow aus Niedernhausen
- er bekam 1947 in Niederjosbach einen Wohnraum - und der 1934 aus
Königshofen zugezogene und 1948 aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Karl
Sauerborn. Alle wurden beim Unterbezirk als Einzelmitglieder geführt.
Der SPD-Ortsverein hat sich nach der Kommunalwahl 1956 und der anschließenden
Wahl von Josef Kornmann zum Bürgermeister am 1. Mai 1957 gegründet.
Gründungsmitglieder waren Emil Backes *1915, Georg Heinz *1886, Ludwig
Kaminek 20 *1916, Josef Kornmann *1917. Mit der Gründung des Ortsvereins
Niederjosbach steigerte sich die Zahl der Mitglieder kontinuierlich. Die über lange
Jahre fortschrittliche Kommunalpolitik, die Informationsabende, Ortsbegehungen,
Wanderungen, Stammtische, Sommerfeste und Ausflüge trugen zu einer überdurchschnittlichen
Mitgliederzahl bei. So gab es keinen Mangel an Kandidaten für die SPD-
Liste bei den Gemeindewahlen, denn auch viele Anhänger standen zur Verfügung.
Von 1946 bis Frühjahr 1977 hatte die SPD die absolute Mehrheit im Gemeindeparlament
bzw. im Ortsbeirat (1972 – 1977).
In der Zeit von 1964 bis 1968 bestand sogar eine 2/3-Mehrheit. Das Gesetz über die
Gebietsreform warf 1970 seine Schatten. Die SPD Niederjosbach visierte eine überschaubare
Kommune aus zwei oder drei Gemeinden an, um als relativ kleine kommunale
Einheit fortzubestehen. Das wurde insbesondere durch die SPD-Mandatsträger
forciert. Der freiwillige Zusammenschluss der Gemeinden Bremthal und
Niederjosbach zum 31.12.1971 änderte an den politischen Mehrheiten nichts. Das
neue Gemeindeparlament Bremthal mit neun (SPD) zu sechs (CDU) Gemeindevertretern,
aus der Gemeindewahl im Herbst 1972 hervor gegangen, konnte die erfolgreiche
Arbeit der vorherigen Gemeinden Bremthal und Niederjosbach fortsetzen.
Die beiden SPD-Ortsvereine fusionierten am 22. Februar 1972. Der Ortsverein
Niederjosbach hörte, dem Namen nach, auf zu bestehen. Josef Kornmann, von
17 Heinrich Weiß, Hofheim-Marxheim, * 02.08.1893, + 05.11.1966, Mitglied des Hessischen Landtages von 1946 bis
1964
18 Hermann Schmitt-Vockenhausen, * 31. Januar 1923 in Vockenhausen, + 2. August 1979 in Koblenz, MdB 1953-
1979, Bundestags-Vizepräsident von 1969 – 1979.
19 SPD-Bürgermeister in Hattersheim und Vater des späteren Hess. Innenministers Horst Winterstein
20 Ludwig Kaminek kam 1946als Heimatvertriebener aus Znaim (heute Tschechien) nach Niederjosbach. Er war
bereits 1934 in der sozialdemokratischen Jugendorganisation und von 1948 bis 1981 Mandatsträger in Niederjosbach,
Bremthal und Eppstein, sowie in mehreren Vereinen tätig. Im Mai 1982 erhielt er für seine Aktivitäten das Bundesverdienstkreuz.
23
Herbst 1956 bis 31.12.1971, Bürgermeister in Niederjosbach und seitheriger Ortsvereinsvorsitzender
wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. 96 Mitglieder
hatte jetzt der Ortsverein Bremthal. Auch jetzt stand eine große Zahl sehr zuverlässiger
und einsatzbereiter Personen mit und ohne Parteibuch als Mandatsträger zur
Verfügung.
Trotz vieler Aktionen der verschiedensten Art und Vorsprachen bei dem von der SPD
geleiteten Hessischen Innenministerium musste nach fünf kommunalpolitisch erfolgreichen
Jahren die relativ neue Gemeinde Bremthal mit den Ortsteilen Bremthal und
Niederjosbach ab 01.01.1977 Bestandteil der neuen Stadt Eppstein werden. Die Selbständigkeit
zu erhalten ist nicht gelungen.
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Der durch Gesetz angeordnete politische Zusammenschluss zum 01.01.1977 der
selbständigen Gemeinden Bremthal-Niederjosbach, Ehlhalten, Eppstein und
Vockenhausen zur neuen Stadt Eppstein wirkte sich auch auf die SPD-Organisation
aus. Um auf diesen Tag gut vorbereitet zu sein, ordnete der SPD-Unterbezirk Main-
Taunus mit Schreiben vom 19.01.1976 die Gründung eines neuen Ortsvereins für die
ganze Stadt an. Dies geschah am 06.02.1976 im Saal des Gasthauses „Zum
Schwanen“ in Bremthal. Alle Mitglieder der fünf Stadtteile waren eingeladen. Zugegen
waren außerdem: der Bundestagsvizepräsident Dr. Hermann Schmitt-Vockenhausen,
der Bundestagsabgeordnete Dr. Dietrich Sperling und der Vorsitzende des Unterbezirks
Main-Taunus Norbert Winterstein, zugleich Bürgermeister von Hattersheim. Er
übte die Versammlungsleitung aus. Heftige Debatten, angefacht durch Äußerungen
Eppsteiner Genossinnen und Genossen, heizte den Lokalpatriotismus an. Jeder
künftige Stadtteil strebte eine größtmögliche Selbständigkeit an. Nach heftigen Diskussionen
entstanden den Stadtteilen entsprechende Ortsbezirke mit einem
Delegiertenmodell. Bremthal hatte zirka 55 Mitglieder, Ehlhalten 17 Mitglieder, Eppstein
zirka 60 Mitglieder, Niederjosbach 42 Mitglieder und Vockenhausen zirka 60,
insgesamt zirka 240 Mitglieder. Dieses Modell blieb relativ kurzlebig. Der Lokalpatriotismus
trieb anfangs üppige Blüten (Das war in den anderen Parteien nicht
anders). Wir Niederjosbacher zeigten uns da relativ tolerant. Wir kannten die
Problematik aus dem Zusammenschluss mit Bremthal und sahen das Ganze gelassener.
Die von der Bevölkerung abgelehnte Gebietsreform des SPD/FDP-regierten Landes
Hessen, sowie der Zuwachs der Bürger des Baugebietes Zeil brachte die SPD-
Niederjosbach nicht nur um Stimmen, sondern auch um die Mehrheit. Und immer
noch lag die Mitgliederzahl über dem Bundesdurchschnitt.
Heute ist von all den Querelen der ersten gemeinsamen Jahre im Ortsverein Eppstein
nichts mehr zu spüren. Die SPD Eppstein ist eine harmonische Familie geworden. Die
Mitgliederzahlen sind, wie überall in Deutschland, zurückgegangen. Zurzeit ist aber
eine verstärkte Mitarbeit von parteinahen Mitbürgern festzustellen. Dem Vorsitzenden
des SPD-Ortsbezirkes, der seit fast 20 Jahren im Amt ist, und seinen Mitstreitern ist
es trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, die Situation in Niederjosbach zu
besseren Ergebnissen zu führen. Das Engagement für die Kinder- und Jugendarbeit
(Kindergarten als Pflicht und gebührenfrei), die pädagogisch betreute Ganztagsschule,
Hochwasserschutz, sowie begleitende Jugendarbeit sind Schwerpunkte der
Parteiarbeit und der Kommunalpolitik. Ebenfalls hat die SPD das Thema Umweltschutz,
besser als Bündnis 90/ Die Grünen, besetzt. Vor jeder Wahl wird auf dem
„Zimmerplatz“, dem Ortsmittelpunkt, ein Info-Stand aufgestellt. Weitergehende
Aktionen finden in Zusammenarbeit mit dem Ortsverein Eppstein und dem Unterbezirk
Main-Taunus der SPD statt. Und das zeugt vom unerschütterlichen Wirken der
Sozialdemokratie, die in unserer Gemeinde über hundert Jahre stets ein Schrittmacher
und Träger des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens war. Sie hat eine
stolze Tradition aufzuweisen.
Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass der Wind sich dreht, und
der Realist hisst die Segel.
24
In diesem Sinne ist die SPD in Niederjosbach eine Mischung aus Optimist und
Realist. Immer bereit, neue Ideen zu entwickeln und Lösungen zu suchen.
25
Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht
Gründe.
Tu, was du kannst,
mit dem, was du hast,
wo immer du bist.
26
Die Vorsitzenden des Ortsvereins/Ortsbezirks
Niederjosbach
Von bis Vorsitzende
1957 1969 Kornmann Josef
1970 1971 Fonzen Gerhard
1972 1976 Paul Ickstadt (OV Bremthal)
1977 1978 Kornmann Josef
1979 1980 Rückel Fritz
1981 1982 Fonzen Gerhard
1983 1986 Hildebrandt Hans-Jürgen
1987 1988 Nocke Winfried
1989 Eulenberger Harald
Die Vorsitzenden des Ortsvereins Eppstein
Von Bis Vorsitzenden des Ortsvereins
1976 1977 Siegfried Weiß (Vockenhausen)
1977 1978 Hans H. Babl (Vockenhausen)
I/1979 IV/1979 Bernd Schnoor (Bremthal)
1979 1982 Paul Ickstadt (Bremthal)
1982 1986 Fritz Rückel (Niederjosbach)
1986 1987 Thomas Pieper (Bremthal)
1987 1992 Alfred Harnischfeger (Vockenhausen)
1992 1994 Alois Messinger (Vockenhausen)
1994 1997 Bernhard Brose (Bremthal)
1997 2003 Fabian Rohde (Bremthal)
2004 2005 Manfred Dittrich (Ep), Annette Pfeiffer (Br)
2006 2007 Manfred Dittrich (Eppstein)
2008
Marion Kütemeyer (Ehlhalten)
Manfred Dittrich (Eppstein)
27
Schlechte Kandidaten werden
gewählt von guten Bürgern,
die nicht zur Wahl gehen.
28
Zeittafel
TT MM JJJJ Begebenheiten
03 01 1882 Bericht des Lehrers von Vockenhausen an den Regierungspräsidenten:
Von den zirka 100 Wählern in Vockenhausen stimmten 22 sozialistisch.
1884 SPD-Versammlung in Vockenhausen wurde nicht genehmigt
20 05 1886 der Maurer Johann Zimmermann ist dem Fachverein der Maurer beitreten.
30 05 1886 der Maurer Johann Zimmermann und der Gerber Franz Kantner sind Anhänger
der SPD. Sie haben 1884 eine Versammlung abgehalten
20 02 1890 Reichstagswahl,
in Niederjosbach 61,4 % der Stimmen
14 09 1890 Sonntag um 16,00 Uhr öffentliche Versammlung in Saal von Lois Mauer
auf dem Hof Häusel
22 02 1891 SPD-Parteitag, Delegierten u.a.: Wittmann aus Sulzbach, Anton Krebs
aus Marxheim, Johann Jakobi aus Kriftel, Conrad Petermann aus Bad
Soden, Peter Schmidt aus Hornau, Josef Schwalbach aus Hofheim,
HHSta Wi Abt 418 Nr. 1501
01 03 1891 um 15,30 Uhr SPD-Versammlung. Versammlungsleiter der Arbeiter
Dieth, Ruppertshain. Anwesend waren zirka 150 Personen aus
Eppenhain, Eppstein, Fischbach, Niederjosbach, Niedernhausen,
Ruppertshain und Vockenhausen
14 03 1891 Heinrich Haag, Schlosser und Fritz Knöll, Fabrikarbeiter, gehören dem
SPD-Arbeiter-Wahlverein Eppstein und Umgebung an und werden
polizeilich überwacht.
03 05 1891 Versammlung auf dem Hof Häusel, angemeldet von Johann Seckler
Eppstein und Franz Kantner, Vockenhausen, 200 Besucher
29 01 1893 Josef Abt aus Niedernhausen und Josef Abt aus Niederjosbach haben in
Oberjosbach SPD-Flugblätter verteilt
29 11 1899 Gemeindewahl Vockenhausen: 9 Gemeindevertreter, davon 1 SPD = 11
%
Nikolaus Wink , HHSta Wi Abt 418 Nr. 1501
1903 Reichstagswahlen, Niederjosbach 51% SPD
01 05 1904 Der Arbeiter-Gesangverein Vockenhausen veranstaltete eine Maifeier als
„Geschlossene Gesellschaft“ im Saale von Gastwirt Zimmermann
(Grüner Baum)
04 03 1906 Vertrauensmänner der SPD im Untertaunuskreis u.a. Josef Abt, Fabrikarbeiter
aus Niederjosbach, Ferdinand Wupper aus Vockenhausen.
Keine sozialdemokratischen Vereine im Untertaunuskreis, HHSta Wi Abt
418 Nr. 1501
05 1906 Mitglieder im SPD-Wahlverein: Adam Braun, Lorenz Morgenstern, Emil
Morgenstern und Johann Wittmer aus Bremthal, Peter Racky aus
Ehlhalten, Josef Abt aus Niedernhausen, Peter Lind und Fritz Knöll aus
Niederjosbach, Christian Becker, Friedrich Born, Reinhard Benndorf,
Adam Dildei, Adam Ernst I, Adam Ernst II., Johann Ernst, Karl Ernst,
Peter Kraushaar, Heinrich Kumb, Friedrich Lehmann, Karl Müller, Johann
Schneider, Johann Sossenheimer, Wilhelm Sossenheimer, Anton Wink
und Ferdinand Wupper aus Vockenhausen
04 08 1913 Der Idsteiner Gendarm hat festgestellt, dass in Breithardt, Wallrabenstein
und Vockenhausen Arbeiter-Gesangvereine bestehen.
HHSta Wi Abt 418 Nr. 1501
18 08 1914 Mit Rücksicht auf den Kriegszustand entfällt die Berichterstattung über
die sozialdemokratischen und anarchistischen Bewegungen zum
01.10.1914, HHSta Wi Abt 418 Nr. 1501
1919 bis 1933: Die SPD stellt ihre Liste zur Gemeindewahl unter dem Namen
Gemeinnützige Arbeiterpartei auf.
29
TT MM JJJJ Begebenheiten
29 08 1932 Der Landjägerposten Eppstein meldet: in Eppstein, Ehlhalten und
Eppenhain kein Reichsbanner.
Der Landjägerposten in Niedernhausen meldet: in Bremthal und
Niederjosbach kein Reichsbanner, aber in Vockenhausen.
03 11 1932 Der Landjägerposten in Niedernhausen meldet: SPD-Versammlung in
Niederjosbach am 02.11.1932. Leiter Anton Thoma, Niederjosbach,
Redner Kaufmann Heinrich Nöll, Anspach, die Versammlung verlief
ruhig, anwesend 30 Personen
28 02 1933 Die SPD bittet um Genehmigung für eine öffentliche Kundgebung am
02.03.1933. Thema Freiheitsfront gegen Harzburger Front. i.A. Adam
Fritz
24 06 1933 Sämtliche Mitglieder der SPD, die heute noch den Volksvertretungen und
den Gemeindevertretungen angehören, sind sofort von der weiteren
Ausübung ihrer Mandate auszuschließen
Versammlungen der SPD und Hilfs- und Ersatzorganisationen sind zu
verbieten, Vermögensgegenstände sind zu beschlagnahmen
01 11 1946 Johann Jungels, * 1899 +1976, tritt als erster nach dem Krieg in die SPD
ein
1947 Der Gendarm a.D. Sukow setzt seine SPD-Mitgliedschaft von 1933 fort
1948 Bei der Gemeindewahl 9 Gemeindevertreter: 5 Sitze für die SPD, 4 Sitze
für die CDU, Georg Heinz wird zum Bürgermeister gewählt.
1949 Bürgermeister Georg Heinz *1886, wird SPD-Mitglied
01. 01. 1957 Bürgermeister Josef Kornmann, *1917, wird SPD-Mitglied, gründet den
SPD-Ortsverein Niederjosbach und wird dessen Vorsitzender
22 02 1972 Der Ortsverein (OV) Niederjosbach schließt sich mit dem Ortsverein
Bremthal unter dem Namen OV Bremthal zusammen.
06 02 1976 Der neue OV Eppstein gründet sich. Die Ortsbezirke Bremthal-
Niederjosbach, Ehlhalten, Eppstein und Vockenhausen schließen sich
zusammen.
01 01 1977 Alt-Eppstein, Bremthal, Ehlhalten, Niederjosbach und Vockenhausen
bilden kraft Gesetzes die Kommune Stadt Eppstein.
20 03 1977 Die SPD Niederjosbach verliert bei der Kommunalwahl nach 31 Jahren
die absolute Mehrheit und erringt drei von neun Sitzen im Ortsbeirat.
Die SPD erzielt 12 von 37 Sitzen im Stadtparlament
1977 bis 1991 Die SPD-Fraktion im Ortsbeirat bringt 70% aller Anträge und Anfragen
ein. Sie dominiert mit ihren drei Sitzen durch ihre Wissen und Taktik.
Scheitert jedoch oft durch die Mehrheitsverhältnisse.
1992 bis 2007Die SPD-Anträge im Ortsbeirat werden abgelehnt oder umformuliert.
26 03 2006 Die SPD Niederjosbach erzielt im Ortsbeirat zwei Sitze
30
Dokumente
und
Bilder
31
Reichstagswahlen in Niederjosbach von 1877 bis 1912
Jahr
Wahlrecht hatten nur Männer ab 25 Jahre
Gültige
Stimmen
National-
Liberale
%
Zentrum
%
Links-
Liberale
%
SPD
%
1877 74 9,5 90,5 0,0 0,0
1878 79 3,8 96,2 0,0 0,0
1881 42 14,3 42,9 42,9 0,0
SPD
Stimmen
1884 67 0,0 85,1 0,0 14,9 10
1887 75 1,3 61,3 24,0 13,3 10
1890 70 0,0 34,3 4,3 61,4 43
1893 74 4,1 48,6 4,1 43,2 32
1898 76 3,9 60,5 0,0 35,5 27
1903 76 6,6 42,1 0,0 51,3 39
1907 99 19,2 0,0 53,5 27,3 27
1912 102 9,8 42,2 1,0 47,1 48
32
Reichstagswahlen in Niederjosbach von 1919 bis 1933
Jahr
Wahlrecht für Männer und Frauen über 21 Jahre
Gültige
Stimmen
NSDAP
%
NSDAP Stimmen
DNVP
%
DVP
%
Zentrum
%
1919 237 0 0 0,4 0 44,7
1920 240 0 0 0 0 45,0
1924 I 281 0 0 2,1 3,6 47,7
1924 II 233 0,9 2 3,4 1,3 48,1
1928 222 0,5 1 2,7 1,4 25,7
1930 316 20,3 64 0,3 1,3 29,7
1932 I 371 40,7 151 1,1 0 26,1
1932 II 381 43,8 167 0,5 0 22,6
1933 399 46,6 186 1,0 0,5 24,3
Jahr
DDP
%
SPD
%
SPD
Stimmen
USPD
%
USPD
Stimmen
KPD
%
1919 1,7 53,2 126 0 0 0
1920 1,3 44,2 106 9,6 22 0 0
1924 I 2,1 26,3 74 2,5 7 13,2 2,5
1924 II 1,3 39,1 91 0,4 1 4,7 0,9
Sonstige
%
1928 1,4 27,4 61 0 14,9 16,2
1930 0 24,4 77 0 15,2 8,9
1932 I 0 25,9 99 0 4,3 1,9
1932 II 0 24,7 94 0 7,1 1,3
1933 0 23,1 92 0 3,3 1,3
Reichstagswahl 1936
442 FÜR und 3 GEGEN Hitler.
Reichstagswahl und Volksabstimmung 1938
444 JA, 12 NEIN
DNVP: Deutschnationale Volkspartei;
DVP: Deutsche Volkspartei;
DDP: Deutsche demokratische Partei;
USPD: Unabhängige SPD;
KPD: Kommunistische Partei Deutschlands
33
Jahr
Gültige
Stimmen
Bundestagswahlen 1949 bis 2005
CDU SPD FDP
KPD
DFU, PDS
Linke
1949 21 425 162 202 47 14
1953 491 219 180 64 8
1957 525 268 206 18 0
1961 635 305 269 39 12
Grüne
NPD
REP
Andere
BHE Andere
16 4
BHE/DP
29 4
BHE/DP
10
1965 692 329 304 25 9 4 21
1969 720 331 344 15 0 22 8
1972 22 793 387 351 50 0 1 4
1976 466 336 57
1980 23 1076 476 428 145 2 15 1 9
1983 1138 589 394 111 1 42 1 0
1987 24 1180 543 362 163 0 102 6 4
1990 1110 543 340 151 0 43 22 11
1994 977 440 314 110 10 75 15 13
1998 1008 434 351 118 8 57 19 21
2002 920 391 322 106 7 78 8 8
2005 915 353 254 150 35 91 11 21
Die Veränderungen der Bevölkerungsstruktur wirken sich auf die Wahlergebnisse aus.
21 Von 1949 bis 1969, 1972, von 1990 bis 2005, Statistisches Landesamt Wiesbaden, Wahlen
22 Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt 529 Nr. 988 - 989
23 Hess. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt 529 Nr. 1098-1101
24 von Dr. B. Picard und Herbert Sauerborn
34
Polizeibericht vom 20.06.1886, Seite 1 (Betr. Vockenhausen)
HHSta Wi Abt 418 Nr. 1275
(Betr. Vockenhausen)
HHSta Wi Abt 418 Nr. 1275
Übersetzung
Br:m: dem Königlichen Landratsamt mit dem Bericht gehorsamst zurück, dass 2/3 der Bewohner
Vockenhausens der sozialdemokratischen Partei angehören. Personen, welche den
Namen Zimmermann führen, gibt es deren in Vockenhausen viele. Der hier in Frage
kommende Zimmermann wird der 30 jährige Mauerer Johann Zimmermann, welcher mittelgroß
ist, rotes Gesicht und rötlichen schwachen Schnurrbart hat, sein. Derselbe arbeitet in
Frankfurt und ist nur
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Polizeibericht vom 20.06.1886, Seite 2
Polizeibericht vom 20.06.1886, Seite 2
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Polizeibericht vom 20.06.1886, Seite 2
(Übersetzung)
an Sonn- und Feiertagen in Vockenhausen bei seiner Familie. Dieser, sowie ein Gerber Franz
Kantner ebenfalls von da, welcher in Lorsbach in Arbeit steht, sind die eifrigen Anhänger der
sozialdemokratischen Partei, haben rege Verbindung mit Frankfurt beziehungsweise Bockenheim
und kommt häufig der Schreiner und Gastwirt Fleischmann von da nach Vockenhausen
mit Genossen. Fleischmann war hier wiederholt als Kandidat für den Reichstag aufgestellt. Es
kam sogar vor zwei Jahren in Vockenhausen vor, das Fleischmann in Verbindung mit
Zimmermann und Kantner eine Versammlung abhalten wollten, ich dieselbe aber, wegen der
nicht ordnungsmäßigen und nicht rechtzeitigen Anmeldung bei der Ortsbehörde nicht abhalten
ließ, wovon ich seinerzeit dem Königlichen Landratsamt Bericht erstattet hatte.
Fleischmann und Genossen waren Pfingsten wiederum in Vockenhausen. Dieselben sind aber
sehr vorsichtig, so dass es mir bis jetzt nicht gelungen ist, gegen dieselben einschreiten zu
können.
Was die Vornahme einer Durchsuchung anbelangt, so erlaube ich mir gehorsamst zu bemerken,
dass der Gendarm nicht Hilfsbeamter der Staatsanwaltschaft ist.
Idstein, den 20. Juni 1886
Voigt
Fußgendarm
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Polizeibericht vom 17.07 1886 (Betr. Vockenhausen )
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Polizeibericht vom 17.07.1886,
Übersetzung
Spalte Vorleben
Zimmermann:
Ist seit längeren Jahren als Mauerer in Frankfurt a/M beschäftigt, soll dort selbst als eifriger
Sozialist bekannt sein, sodass sich das dortige Königliche Polizei-Präsidium bereits veranlasst
sah, Erkundigungen über denselben anzuziehen, um auf ihn aufmerksam zu machen
Kantner:
In Mainz, hier unbekannt
Spalte Politische Tätigkeit
Zimmermann:
Ist bekannt als eifriger Sozialist, steht mit dem allbekannten Agitatoren Schreiner und Wirt
Fleischmann von Frankfurt a/M in reger Verbindung, vermutlich verbreitet derselbe
sozialistische aus der Schweiz kommende Schriften.
Fleischmann kommt hie und da heimlich nach Vockenhausen und verkehrt beim Fabrikarbeiter
und Gastwirt Nikolaus Zimmermann
Kantner:
Stehet in enger Verbindung mit dem vorgenannten Johann Zimmermann und Fleischmann,
verreisen des Sonntags öfter zusammen, vermutlich zum Zwecke der Agitationen und Verbreitung
sozialistischer Schriften.
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Polizeibericht v. 14. März 1891, Seite 1 (Betr. Niederjosbach)
HHSta Wi Abt 418 Nr. 1275
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Polizeibericht vom 14.März 1891, Seite 2
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Polizeibericht v. 14.März 1891, (Betr. Niederjosbach)
Niedernhausen, den 14.März 1891
An
das Königliche Landrats–Amt
zu Lg. Schwalbach
Dem Königlichen Landrats-Amt berichte ich ganz gehorsamst auf Grund angestellter
Recherchen, dass in dem „Krieger-Verein Niederjosbach, der Schlosser Heinrich
Haag, sowie der Fabrikarbeiter Friedrich Knöll, beide von dort, Mitglieder des dortigen
Krieger-Vereins, aber auch Mitglieder des Arbeiter-Wahlvereins (sozialdemokratischer
Verein) für Eppstein und Umgebung sind.
Der Schlosser Heinrich Haag ist als Vorstandsmitglied des Arbeiter-Wahlvereins gewählt.
Der Fabrikarbeiter Friedrich Knöll, welcher Vorstandsmitglied des Krieger-Vereins
Niederjosbach ist, ist als Mitglied des Arbeiter-Wahlvereins Eppstein beigetreten.
Beide sind bis jetzt noch Mitglied des Krieger-Vereins Niederjosbach.
Außerdem sind noch mehrere Personen, welche Anhänger der Sozialdemokratie
sind, Mitglieder des genannten Krieger-Vereins, können aber noch nicht namentlich
angegeben werden, da sie sich öffentlich noch nicht gezeigt haben.
Ebenso verhält es sich mit dem Krieger-Verein Vockenhausen. Obwohl der Herr
Bürgermeister Schmidt von dort, diejenigen Mitglieder des Vereins, welche sich
öffentlich zur Sozialdemokratie bekannten, aus dem genannten Krieger-Verein ausgeschlossen
hat, ist doch wohl nicht zu verkennen, dass noch verschiedene darunter,
welche Anhänger der Sozialdemokratie sind.
Es darf ja nur auf die vorjährige Reichstagswahl zurück gesehen werden, wo von 98
Stimmen 76 sozialdemokratische abgegeben waren.
Außer den Ausgeschiedenen sind auch hier namentlich vorläufig keine zu bezeichnen,
werde aber dem Königlichen Landrats-Amt sobald Namen von den
Personen ermittelt werden, welche Mitglieder von Kriegervereinen sind und dem
Arbeiter-Wahlverein beitreten umgehend mitteilen.
Sandow
Fuß-Gendarm
der 11. Gendarmerie-Brigade
An
Königliches Landratsamt
zu
Langenschwalbach
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Polizeibericht vom 25. März 1891, Seite 1
(Betr. Niederjosbach) HHSta Wi Abt 418 Nr. 1275
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Polizeibericht vom 25.03.1891, Seite 2
(Betr. Niederjosbach )
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Niederjosbach den 25.März 1891 (Übersetzung)
(Rechte Spalte Seite 1 und 2)
Königl. Landratsamt berichte ich ganz gehorsamst auf vorseitige Verfügung vom 17.
März d.J. in betreff der Anzeige des Fuß-Gendarm Herrn Sandow zu Niedernhausen
wegen Sozialdemokraten des hiesigen Kriegervereins.
Am 15.d.M. ist eine Versammlung des Kriegervereins veranstaltet worden, um die
beiden angegebenen aus dem Kriegerverein auszustoßen.
Da nun Haag dieses vor der Versammlung bekannt geworden ist, hat sich Haag am
11. d.M. freiwillig abgemeldet.
Friedrich Knöll erklärte bei der Versammlung, er wolle aus dem Sozialdemokratenverein
austreten, und wolle in dem Kriegerverein bleiben, wo auch die Versammlung
vorläufig mit einverstanden sei, wenn er die Sozialdemokratengesinnung lässt.
Um nun sicher zur Überzeugung, lies ich den Kriegerverein am 22. d. M. zusammenrufen,
um zur Erklärung über den Anhang der Sozialdemokraten, da stellte ich Knöll
zur Rede über diese Sache. Derselbe erklärte, er sei von dem Sozialdemokraten
Verein ausgetreten und er wollte hier im Kriegerverein bleiben. Der Kriegerverein war
damit einverstanden, jedoch vorbehaltlich Königl. Landratsamt, wenn es erlaubt wird.
Und von den anderen Mitgliedern ist mir nicht bekannt, dass noch Sozialdemokraten
dabei sind, denn nach meinem Wissen wünschen dieselben nicht, dass sie Sozialdemokraten
haben wollen.
Bürgermeister
Herrmann
Linke Spalte (Übersetzung)
Lg. Schwalbach,
den 31. März 1891
b.u.A. an den Herrn Gendarm Sandow
zu
Niedernhausen
Zur Kenntnisnahme. Bezüglich des Kriegervereins zu Vockenhausen wollen Sie die
demselben Angehörige sozialdemokratische Mitglieder benennen.
Der Königliche Landrat
Unterschrift
Bx.M. Dem Königlichen Landratsamt mit nachfolgendem Bericht ganz gehorsamst
zurückgereicht, dass ich trotz angestellter Recherchen bis jetzt noch keine Mitglieder
des Kriegervereins Vockenhausen namentlich angeben kann, welche Sozialdemokraten
sind. Diejenigen Mitglieder, welche als Sozialdemokraten namentlich bekannt
waren, sind am 1.März von dem Herrn Bürgermeister Schmidt daselbst, welcher
auch Mitglied des Kriegervereins ist, zum Verlassen des Vereins aufgefordert worden,
und sind darauf auch als Mitglieder des Kriegervereins von Letzterem ausgewiesen
worden.
Sollten mir Personen bekannt werden, welche Mietglieder des dortigen Kriegervereins
sind, aber auch als Mitglieder des Arbeiter-Wahlvereins sind, so werde ich selbige
dem Königlichen Landratsamt umgehend dienstergebenst mitteilen.
Niedernhausen, den 16.April 1891
Sandow
Fuß-Gendarm
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Mitgliederliste von 1906, HHSta Wi Abt. 420 Nr. 92
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Volksstimme ( Betr. Vockenhausen)
Frankfurt a. M., Mittwoch, den 11. April 1906
Volksstimme“
Frankfurt a.M. Mittwoch, den 11.4.1906
Aus der Umgegend
Vockenhausen, 10.April (Saalabtreiberei) Zu der Protestversammlung am 21.
Januar hatte uns der Wirt Nikolaus Zimmermann (Zum grünen Wald) auf Veranlassung
des Landrats seinen Saal verweigert. Weil er aber nachher erklärte, er
werde künftig seinen Saal stets zur Verfügung stellen, verkehrten wir wieder bei ihm.
Um uns nun bei der Maifeier nicht wieder einer Saalabtreibung im letzten Augenblick
auszusetzen, legten wir Herrn Zimmermann einen Revers vor, wonach wir ihm 20
Mark Miete für den Saal zur Maifeier zahlen und er für den Fall der Verweigerung
des Saales eine Konventionalstrafe von 20 Mark zu entrichten hat. Das letztere zu
unterschreiben, weigerte sich Zimmermann. Er müsse auch von der Polizei leben,
man solle seinem Wort glauben, und außerdem, wenn ihm der Herr Landrat wieder
Schwierigkeiten mache, könne er seinen Saal nicht hergeben. Man sieht, wie begründet
unser Vorgehen war. Nun am letzten Sonntag hatte Herr Zimmermann einen
ruhigen Tag. Er konnte ganz von der Polizei leben. Fett ist er dabei nicht geworden.
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Polizeibericht vom 28.08.1911 HHSta Wi Abt 418 Nr. 1424
Polizeibericht vom 28. 8.1911
Übersetzung
Niederhausen, den 28.8.1911
An
den Herrn Landrat
zu
Langenschwalbach
Gestern Nachmittag 4 Uhr fand zu Niederjosbach eine soz. Versammlung unter freiem Himmel
statt, da die dortigen Wirte ihre Säle zu diesem Zweck nicht zur Verfügung gestellt hatten.
Einberufer der Versammlung war der Fabrikarbeiter Friedrich Knöll von Niederjosbach. Als
Referent war der soz. Reichstags-Abgeordnete Friedrich Brühne zu Frankfurt a.M. anwesend.
Er behandelte das Thema „Die Tätigkeit des deutschen Reichstags und die kommenden
Reichstagswahlen“.
Zum letzten Thema betonte er hauptsächlich, dass 600 Radfahrer Flugblätter vertreiben
würden.
Die Versammlung wurde vom F.Gd. Wachtmeister Sölter und mir überwacht. Sie war etwa von
100 Personen besucht aus den Orten Niederjosbach, Bremthal, Niederhausen, Eppstein,
Schloßborn und Eppenhain. Sie verlief bei 2-stündigem Vortrag ruhig.
Eiffert
Gend.Wachtmeister
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Politische Überprüfung durch den NS-Staat im Jahre 1934
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Poltische Überprüfung durch den NS-Staat 1939 bei Bewerbungen
51
1946
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Ernennungsurkunde
zum Beigeordneten der Gemeinde Niederjosbach
des 1948 über die SPD-Liste gewählten Franz Keller, * 1899,
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1975 nach der Bürgermeisterwahl von Bernhard Parian
Von links: B. Parian, Josef Kornmann, L. Kaminek, H. Jungels,
Bürgermeister Heinrich Ernst mit Frau von Oberjosbach
1975 Einweihung der Nassauischen Sparkasse in Niederjosbach
.
Von links: Vizepräsident des Deutschen Bundestages
Hermann Schmidt-Vockenhausen,
Präsident der Nass. Sparkasse, Architekt Roland Wölfle,
Gemeindevertreter Bernhard Brose, Filialleiter der Nassauischen Sparkasse
Niederjosbach, Vorsitzender der Gemeindevertretung Hans Jungels
55
1978 Hans Gräber referiert über Rentenfragen
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Wandergruppe 1977
Wandergruppe 1980
von rechts: Hans Jungels, Karl Malsy, Emil Geyer, Karl Steinmetz
1985 Eppstein feierte 85 Jahre SPD-Ortsverein
Der Präsident des Hessischen Landtages Georg Buch war zu Besuch
Von links Brita Rückel, Fritz Rückel, Georg Buch, Resi und Paul Ickstadt
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Infostand
vor der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung 1985
„Schenkt reinen Wein ein“
Ludwig Kaminek, Hans Gräber, Josef Kornmann
58
SPD-Fraktion der Stadtverordnetenversammlung Eppstein
Klausurtagung 1988 in Sontra an der damaligen Zonengrenze
Von links: Hauptamtsleiter der Stadtverwaltung Sontra, ein BGS-Beamter, Adele und Winfried
Nocke, Gerhard Büschling, Horst Brod, Alois Messinger. Jürgen Löns, Wolfgang Dinges,
Reinhold Schleidt, Hans Jungels, Heinz Vogel, Paul Ickstadt, Renate Sehrt, Josef Ernst,
Schütz, Roger Hohmann, Gerhard Vaupel, Alfred Harnischfeger, Doris Vaupel und Sohn
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Info-Stand zur Bundestagswahl 2005 in Niederjosbach
v.l: Jürgen Baesler, Harald Eulenberger und Tanja Leisering
Ortsbegehung der SPD Eppstein im Stadtteil Niederjosbach 2006
Von links: Manfred Ott, Harald Eulenberger, Lothar Quick, Arno Müller, Manfred Dittrich, Frank
Eulenberger, Jens-ChristophPieper, Ulrike Jungels-Litzius, Jürgen Baesler
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Bürgermeister in Niederjosbach
Peter Schreiber, 1915 - 1919
Johann Ernst, SPD,
1920 - 1921
kommissarisch
Heinrich Fischer, NSDAP
April bis Juni 1933,
Josef Zimmermann, SPD
1922 - 1933 und 1945 - 1948
Ernst Blum, NSDAP
1933 -1941
Wilhelm Schäfer, NSDAP
1942 - 1945
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Bürgermeister in Niederjosbach
Georg Heinz, SPD
1948 - 1956
Josef Kornmann, SPD
1956 - 1971
Bernhard Parian, SPD
1972 -1976 Richard Hofmann, CDU
1977 - 2000
Ralf Wolter , CDU
seit 2001
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