rik Februar/März 2021
Raus in Köln!
Raus in Köln!
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03.<strong>2021</strong> І FEBRUAR MÄRZ І HEFT 412<br />
KÖLN<br />
MUSIK<br />
Vincent Gross<br />
will glücklich<br />
machen<br />
GESELLSCHAFT<br />
Die Geschichte des §175<br />
SPECIAL<br />
GESUNDHEIT!<br />
Interviews und News zu<br />
Wellness und HIV<br />
FILM<br />
Weltstar<br />
Kate Winslet<br />
im exklusiven<br />
Gespräch<br />
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Inhalt<br />
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§175<br />
2022 jährt sich die Einführung des<br />
Paragrafen 175 im gesamten Deutschen<br />
Reich zum 150. Mal. Erst 1994 wurde er<br />
endgültig gestrichen, erst 2017 wurden<br />
die bundesdeutschen Opfer des § 175<br />
rehabilitiert, erst 2018 bat Bundespräsident<br />
Frank Walter Steinmeier sie um<br />
Vergebung.<br />
Kostenlos<br />
MUSIK<br />
76 Jahre jung, glückliche Mutter und<br />
Oma und vor allem immer noch eine<br />
Sängerin, die liebt, was sie tut. So<br />
überließ es Diana Ross auch keinem<br />
Promoter oder Label, allein zu entscheiden,<br />
von wem und wie Hand an einige<br />
ihrer Klassiker gelegt wird.<br />
GESUNDHEIT<br />
Laut Robert-Koch-Institut ist die<br />
Zahl der HIV-Neuinfektionen im Jahr<br />
2019 nicht weiter gesunken, sondern<br />
leicht angestiegen. Allerdings ist sie bei<br />
schwulen und bi-sexuellen Männern<br />
konstant. Den möglichen Ursachen<br />
gehen wir in unserem Spezial nach.<br />
Editorial<br />
Von Herzen wünschen wir uns, dass dies<br />
die letzte Lockdown Ausgabe ist, die<br />
unser Team für euch produziert. Nach<br />
fast einem Jahr ständiger Einschränkungen<br />
wird es Zeit, für unbeschwerte<br />
Begegnungen an den Orten unserer<br />
Community. Bitte denkt daran, wenn<br />
ihr ausgeht, dass diese Cafes, Bars,<br />
Restaurants und Geschäfte eure Unterstützung<br />
brauchen, um die schwierige<br />
Phase hinter sich zu lassen. Wir können<br />
es kaum erwarten, euch wieder über<br />
neue Kunst- und Kulturangebote zu<br />
informieren und werden natürlich auf<br />
unseren Social Media Kanälen auch<br />
regelmäßig über den neusten Stand von<br />
Clubs und Cruising Locations berichten.<br />
Auf in den Frühling!<br />
Euer <strong>rik</strong>-Team!<br />
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IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Christian Fischer (cf) &<br />
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4 SZENE<br />
Brosche<br />
funkelt weiter<br />
Das funkelnde Dankeschön<br />
„Die Brosche“ feiert ein Comeback.<br />
Nachdem der Checkpoint und die<br />
Aidshilfe Köln im Sommer 2020<br />
diverse Menschen und Organisationen<br />
für deren Engagement<br />
während des ersten Lockdowns<br />
ausgezeichnet hatten, startet nun<br />
die zweiten Runde, in der weitere<br />
Broschen verteilt werden.<br />
Das „Vegan Rainbow Project“<br />
Ausgezeichnet werden Menschen<br />
oder Organisationen/Gruppen,<br />
die sich während der Pandemie<br />
durch eine hohe Arbeitsbelastung<br />
auszeichnen, den Laden am<br />
Laufen halten oder sich für andere<br />
Menschen einsetzen. Zum Beispiel<br />
Menschen, die andere Menschen<br />
versorgen, die in Quarantäne sind<br />
oder zur Risikogruppe gehören und<br />
am Rande der Gesellschaft stehen.<br />
Oder beispielsweise der Szene-Wirt,<br />
der um seine Existenz kämpft und<br />
dennoch versucht, ein offenes Ohr<br />
für seine bisherigen Gäste zu haben.<br />
Oder sei es ein Künstler, der sich<br />
darum kümmert, dass den Leuten<br />
nicht die Decke auf den Kopf fällt<br />
und Beiträge ins Netz stellt, die<br />
Freude bereiten.<br />
So weitermachen wie bisher, das geht<br />
nicht. Durch die Corona-Pandemie, den<br />
Lockdown, wurde uns gezeigt, wie gut es<br />
unserer Erde mal tut, wenn wir weniger<br />
Abgase in die Atmosphäre pusten, wenn<br />
wir (notgedrungen) zu Hause bleiben.<br />
Und jetzt einfach wieder so loslegen, als<br />
hätten wir uns nicht über begehbare Straßen<br />
und saubere Luft, Delfine in Venedig<br />
und Städte ohne Smog gefreut? Das wäre<br />
idiotisch. „Wer im Treibhaus sitzt, sollte nicht<br />
mit dem Auto“ fahren und „Fleischgenuss<br />
ist ein Klimakiller“ – beides Sätze, die man<br />
bei Demonstrationen für Mutter Natur<br />
und gegen den Klimawandel lesen konnte<br />
(und kann). Und es stimmt: Beides schadet<br />
unserem Planeten. Hier steht das „Vegan<br />
Rainbow Project – Equality for All Beings“<br />
an. Hier wird wenig dogmatisch, dafür aber<br />
umso verständlicher, für eine Ernährung<br />
geworben, die keinem Lebewesen schadet,<br />
aber allen Lebewesen und dem Klima nutzt.<br />
Und schmecken tut veganes Essen auch!<br />
Auf der Homepage sorgen viele Interviews<br />
für Anregungen und informieren ohne<br />
Zeigefinger. *rä<br />
www.the-vegan-rainbow-project.org/<br />
deutscher-blog<br />
Neben dem Vorstand der Aidshilfe<br />
Köln ist auch die Community wieder<br />
bei der Ernennung zur Mithilfe<br />
aufgerufen. Jede:r kann Menschen<br />
vorschlagen, die ausgezeichnet<br />
werden sollten. Einfach eine Mail<br />
mit einer kleinen Begründung<br />
an wirfuercommunity@<br />
aidshilfe-koeln.de schicken.<br />
FOTO: SASCHA SWIERCZ<br />
E<strong>rik</strong> Tenberken spendet EUR 35.000<br />
Der Kölner Apotheker und Beirats- und<br />
Ehrenmitglied der Aidshilfe Köln, E<strong>rik</strong> Tenberken,<br />
spendete anlässlich des Welt-Aids-<br />
Tages 35.000 Euro. Das Geld wird für die<br />
Ausstattung der neuen Räumlichkeiten des<br />
Checkpoints in der Pipinstraße verwendet.<br />
Im Sommer nächsten Jahres zieht nicht<br />
nur der Checkpoint zurück an den alten<br />
Standort, sondern das komplette Haus<br />
wechselt in die neue barrierefreie Zentrale<br />
direkt am Heumarkt.<br />
„Aktuell wird ein Ausstattungs-Antrag für<br />
die Stiftung Wohlfahrtspflege vorbereitet,<br />
für den wir aber einen Eigenmittelanteil<br />
vorweisen müssen. Da hilft es ungemein,<br />
dass uns E<strong>rik</strong> Tenberken mit seiner großzügigen<br />
Spende unterstützt. Denn durch die<br />
Auswirkungen der Corona-Pandemie fehlen<br />
uns Gelder, die wir für den Eigenmittelanteil<br />
vorgesehen hatten“, so Oliver Schubert,<br />
Geschäftsführer der Aidshilfe Köln.<br />
„Seit vielen Jahren unterstütze ich die<br />
Arbeit der Aidshilfe Köln, weil sie mir sehr<br />
am Herzen liegt. Was unter anderem der<br />
Checkpoint leistet, ist unheimlich wichtig<br />
für die Menschen in Köln, die sich zum<br />
Thema sexuelle Gesundheit beraten und<br />
auf sexuell übertragbare Infektionen testen<br />
lassen wollen“, so E<strong>rik</strong> Tenberken, Besitzer<br />
der Birken- und Westgate-Apotheke.
CSD Köln - Verschiebung auf September<br />
Aufgrund der derzeitig nur sehr schwer einzuschätzenden Lage bezüglich<br />
der zukünftigen Einschränkungen im Zusammenhang mit der anhaltenden<br />
Corona-Pandemie, wird der diesjährige CSD auf den 5. September verschoben.<br />
Das Straßenfest findet parallel vom 3. bis 5.9. statt. Mit der Verschiebung um<br />
zwei Monate soll ein wichtiger Schritt in Richtung einer sicheren Planbarkeit der<br />
Veranstaltung unternommen werden. Der Termin wurde auch mit anderen CSD-<br />
Vereinen abgestimmt, so dass es nicht zu Überscheidungen kommt.<br />
SZENE<br />
5<br />
Die Entwicklungen der nächsten<br />
Monate werden für die letztendliche<br />
Planung des ColognePride ausschlaggebend<br />
sein. Im Moment werden nur<br />
pauschale Genehmigungen erteilt.<br />
Für eine gültige Genehmigung des<br />
Straßenfestes bräuchte es eine nach<br />
gegenwärtigen Bestimmungen unter<br />
50 liegende Inzidenz. Von der Größe<br />
der Bühnen hängt am Ende auch die<br />
Zahl der auftretenden Künstler ab. Falls<br />
nicht anders durchführbar ist auch eine<br />
Gala wie „Pride Now“ im letzten Herbst<br />
denkbar.<br />
Bevorzugt wird bei der Planung die<br />
Route der vergangenen Jahre inklusive<br />
der Trucks und Fußgruppen. Ein<br />
Sternmarsch wie in 2020 könnte im<br />
schlimmsten Fall eine Alternative sein.<br />
Einen rein digitalen CSD schließen<br />
die Veranstalter aus, da man mit<br />
einem Digitalpride ausschließlich die<br />
Community und nicht Bevorzugt wird<br />
bei der Planung die Route der vergangenen<br />
Jahre inklusive der Trucks und<br />
Fußgruppen. Ein Sternmarsch wie in<br />
2020 könnte im schlimmsten Fall eine<br />
Alternative sein. Einen reinen digitalen<br />
CSD schließen die Veranstalter aus, da<br />
man mit einem Digitalpride ausschließlich<br />
die Community, nicht über die<br />
Allgemeinbevölkerung erreicht.<br />
die Allgemeinbevölkerung erreicht.<br />
Damit wäre der Sinn der Parade<br />
als Symbol der Sichtbarkeit aber<br />
verfehlt. Die hoffentlich eindrucksvolle<br />
Demonstration soll unter dem Motto:<br />
„FÜR MENSCHENRECHTE – Viele.<br />
Gemeinsam. Stark!“ durchgeführt<br />
werden.<br />
• Beratung<br />
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6 SZENE<br />
SEXY CARNIVAL 2019<br />
Das Bootshaus ist Kölns Vorzeige-Club und das Wohnzimmer der SEXY Party. An jedem<br />
Karnevalssamstag gibt es hier die heißesten Kerle in Kostüm von nah und fern, dazu hochkarätige<br />
Musik von den weltbesten DJs und DJanes.<br />
KARNEVAL<br />
Bilder letzter Jahre<br />
Fotos: Stefan Kraushaar<br />
SCHAAFENSTRASSE 2017<br />
Blau, gelb, rot - bunt geht's immer in der Schaafenstrasse zu, insbesondere in der<br />
Karnevalswoche, wo in den Kneipen die Gäste die Stimmung zum Kochen bringen. Umso<br />
trostloser ist es dort momentan, solange die Bars die Türen nicht öffnen dürfen.
SZENE 7<br />
JECK OP DECK 2020<br />
Bunt und stimmungsvoll geht es seit Jahren auf der MS Rheinenergie auf dem immer ausverkauften<br />
Kostümball "Jeck op Deck" der Stattgarde Colonia Ahoi zu. Die hochkarätige Show mit<br />
dem Besuch des Kölner Dreigestirns als Höhepunkt werden alle Matrosen, Meerjungåmänner und<br />
Cowboys dieses Jahr schmerzlich vermissen.
8 KULTUR<br />
KILIAN<br />
KERNER:<br />
„Ich verstehe<br />
den Egoismus<br />
nicht“<br />
<strong>2021</strong> hat der in Köln geborene<br />
Modedesigner allen Grund zu<br />
feiern: Auf der Mercedes-Benz<br />
Fashion Week präsentierte<br />
Kilian Kerner seine 20. Modenschau in<br />
Berlin. Und die VOGUE übertrug live. Wir<br />
sprachen mit ihm.<br />
Wofür steht der Kollektionsname<br />
Traumwelt für dich?<br />
Isoliert und single zu sein, ist wirklich<br />
belastend während Corona. Ich brauchte<br />
einen Ort, an den ich flüchten konnte,<br />
meine Traumwelt. Die Kollektion ist „sehr<br />
hübsch“, sehr fließend, einfach schön<br />
anzusehen, es gibt aber natürlich auch<br />
Brüche. Es ist eine Realitätsflucht.<br />
Seit einem Jahr ist die Realität alles<br />
andere als eine Traumwelt. Wie hat<br />
dich die Pandemie als Geschäftsmann<br />
getroffen?<br />
Komplett. Es hat mit dem, was vor einem<br />
Jahr war, nichts mehr zu tun. 2020 fing<br />
eigentlich extrem erfolgreich an, es gab<br />
eine Kooperationsanfrage nach der nächsten.<br />
Innerhalb von zehn Tagen wurde dann<br />
alles abgesagt. Zuerst dachte ich noch: „Bis<br />
zum Sommer ist das vorbei“, und habe an<br />
meiner Kollektion weitergearbeitet. Alles<br />
wurde auf Online-Meetings umgestellt.<br />
Insgesamt war ich zehn Wochen alleine in<br />
meiner Wohnung und habe nur zwei Leute<br />
für jeweils eine Stunde getroffen. Irgendwann<br />
bin ich dann fast durchgedreht und<br />
bin für vier Wochen zu meiner Mutter<br />
gefahren. Ich wusste nicht, wie es weitergeht.<br />
Nach einem kurzen Berlinaufenthalt<br />
war ich dann erneut sechs Wochen bei<br />
meiner Mutter.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Dann veränderte sich plötzlich alles, eine<br />
Anfrage führte ein großes Glück herbei.<br />
Ich bin Teil von zwei Fernsehprojekten und<br />
einer YouTube-Talkshow, die über mehrere<br />
Monate geht. 2022 soll auch eine Kollektion<br />
für TUI herauskommen. Ich kann<br />
wieder arbeiten, aber komplett anders. Ich<br />
habe ein neues Büro und fahre dahin nur<br />
mit dem Taxi. Ich darf nicht krank werden<br />
und lebe weiterhin extrem isoliert. Wenn<br />
ich krank werde, kippt alles.<br />
Wie ist es nun bei den Vorbereitungen<br />
zur kommenden Schau?<br />
Es wurde alles neu strukturiert, weil es<br />
jetzt so sein muss. Ich bin da sehr pedantisch.<br />
Es gibt z. B. kein Casting, Hunderte<br />
neue Vorschriften, wir werden regelmäßig<br />
getestet, wir arbeiten alle mit großem<br />
Abstand zueinander.<br />
Und privat?<br />
Einige Freundschaften wurden viel<br />
intensiver, auch wenn man sich nicht<br />
gesehen hat. Mit meinem langjährigen<br />
Stylisten Ingo etwa telefoniere ich<br />
jetzt fast täglich und immer sehr lange,<br />
das wurde sehr viel enger. Es gab auch<br />
Freundschaften, die durch die Pandemie<br />
in die Brüche gingen, weil ich merkte, wie<br />
egoistisch diese Leute eigentlich sind.<br />
Weiter Party machen, etwa auf der Spree,<br />
Leute treffen, die Regeln nicht beachten.<br />
Ich halte mich von Anfang an an alles,<br />
weil ich an andere denke und auch<br />
wieder arbeiten will. Manche benahmen<br />
sich wie egoistische Flachw*chser,<br />
das verstehe ich einfach nicht. Manch<br />
einer hat sich eine eigene Wahrheit<br />
zurechtgebogen. Diesen Aufstand um<br />
Weihnachten und Silvester habe ich<br />
auch nicht verstanden. Es ging um ein<br />
Weihnachten und ein Silvester. Ich verstehe<br />
den Egoismus nicht. Wieso muss<br />
man überhaupt dieses Zeug in die Luft<br />
jagen? Das habe ich noch nie verstanden.<br />
Einer hat sich den Kopf weggesprengt ...<br />
Dann noch die Umweltverschmutzung.<br />
Kann man nicht für immer aufs Böllern<br />
verzichten? Weg mit dem Dreck!<br />
*Interview: Michael Rädel
LICHTWERK X RAPHI:<br />
„Flieg mit mir“<br />
Der Musical-Stern aus „Tanz<br />
der Vampire“ lädt ein abzuheben.<br />
Unterstützt wird der 24 Jahre<br />
alte Sänger dabei von Thomas Porzig<br />
und Sebastian Rätzel (The Baseballs),<br />
die schon mit Helene Fischer und<br />
Wincent Weiss zusammenarbeiteten.<br />
Für einen Chat mit uns nahm sich der<br />
Songwriter etwas Zeit.<br />
„Flieg mit mir“ klingt durchaus<br />
positiv in einer Zeit, wo<br />
schlechte News die Nachrichten<br />
bestimmen. Willst du denn Mut<br />
machen?<br />
Auf jeden Fall! Ich glaube, in dieser Zeit,<br />
wo es gefühlt nur schlechte Nachrichten<br />
gibt, können wir alle ein paar gute<br />
Vibes echt gebrauchen. Ich bekomme<br />
jedes Mal selbst richtig gute Laune,<br />
wenn ich den Song höre, und ich hoffe,<br />
so geht es allen anderen auch.<br />
Wie ist das Lied entstanden?<br />
Zusammen mit dem Songwriter- und<br />
Produzentenduo von lichtwerk<br />
haben wir uns im letzten Sommer<br />
zusammengesetzt und überlegt, wie<br />
es sich wohl anfühlen wird, wenn die<br />
ganze Pandemie mal überstanden<br />
ist. Da war natürlich vor allem das<br />
Gefühl von „Leichtigkeit“ – deshalb<br />
auch der Titel „Flieg mit mir“. Leider<br />
dauert das Ganze ja jetzt wohl noch<br />
eine Weile, deshalb wollen wir mit<br />
dem Song etwas von dem Gefühl<br />
vorwegnehmen.<br />
Pop-Schlager ist das große Ding,<br />
aber eigentlich kommst du ja<br />
vom Musical. Oder siehst du da<br />
Parallelen?<br />
Schon, das Musicalpublikum ist bereit<br />
zuzuhören, vor allem auch auf den<br />
Text zu achten. Das wird im modernen<br />
Popschlager auch immer wichtiger.<br />
Deshalb ist der Inhalt für mich<br />
beim Schreiben auch immer oberste<br />
Prio. Insofern ist der Weg vom Musical<br />
zum Schlager sicher nicht so weit.<br />
Außerdem geht es beim Musical und<br />
Popschlager immer darum, Menschen<br />
mit einer Geschichte zu berühren, nur<br />
dass man beim Popschlager nur gut<br />
drei Minuten dafür Zeit hat.<br />
Wie beeinflusst dich die Pandemie<br />
als Künstler?<br />
Mir fehlt die Bühne natürlich! Mein<br />
letzter Auftritt war im <strong>März</strong> 2020,<br />
und wann es weitergeht, kann aktuell<br />
keiner sagen. Auf der anderen Seite<br />
hatte ich aber auch die Möglichkeit,<br />
mich auf andere Dinge zu konzentrieren,<br />
für die ich keine Zeit hätte, wenn<br />
ich acht Mal die Woche auf der Bühne<br />
stehen würde. Die Chance habe ich<br />
gerne genutzt.<br />
Und privat?<br />
Wie alle versuche ich, die Anzahl<br />
meiner sozialen Kontakte auf ein<br />
Minimum zu reduzieren. Viele meiner<br />
Freunde sind im ganzen Land verteilt,<br />
deshalb besteht der meiste Kontakt<br />
hier aus WhatsApp-Gruppen. Da bin<br />
ich also safe. Ansonsten versuche<br />
ich weiter gesund zu leben und mir<br />
auch mal Zeit für mich selbst zu<br />
gönnen, was ich vorher im Alltag oft<br />
vernachlässigt habe.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
Alle 11 Minuten<br />
1)<br />
verliebt sich ein<br />
Single über<br />
Jetzt parshippen<br />
1) Hochrechnung aus Nutzerbefragung 2016, Deutschland
10 KULTUR<br />
DER ZEITGEIST<br />
AN DER WAND<br />
Street-Art, egal, ob Paste-ups<br />
oder Graffitis, Tags oder Aufkleber,<br />
ist immer das schnellste Medium der<br />
Kunstszene, um auf gesellschaftliche<br />
Veränderungen, Bedrohungen und Umstände<br />
zu reagieren.<br />
Ohne sich mit Galeristen oder Verlegern<br />
auseinandersetzen zu müssen, kann der<br />
Künstler seine Beobachtungen, Ängste<br />
und Gedanken direkt an die Wand,<br />
an die Öffentlichkeit bringen. Xavier<br />
Tapies nimmt sich diesen Kunstformen<br />
in seinem neuen Buch an. „Street Art<br />
in Zeiten von Corona“ ist eine äußerst<br />
umfangreiche Einordnung aktueller<br />
Kunst der Straße, bestens eingefangene<br />
Fotos der Kunstwerke werden mit Ortund<br />
Künstlerangabe abgebildet, zudem<br />
kommentiert und erklärt. Zum Beispiel<br />
„VIRUS“ von ARMX und Sweetsnini, das<br />
klar macht: Gemeinsam werden wir<br />
Corona besiegen. Masken auf, „US“ statt<br />
„VIRUS“.<br />
Ein Buch, das beweist, dass Street-Art<br />
eben nicht nur eine Provokation an die<br />
Hausbesitzer ist, nein, es geht hierbei um<br />
Kunst und Gedanken, um verbildlichte<br />
gesellschaftliche Stimmungen. Und ja,<br />
das passiert meist auf dem Rücken der<br />
Haus- und Wandbesitzer. Aber nur so<br />
funktioniert diese oft flüchtige Kunst. *rä<br />
midasverlag.mysupr.de
2020 I <strong>2021</strong><br />
Das Unplanbare Planen<br />
JA<br />
NEIN<br />
VIELLEICHT<br />
DOCH<br />
PODCAST<br />
NEWSLETTER<br />
SPIELPLAN<br />
Foto: designecologist<br />
Foto: Oleg Laptev<br />
Foto: Luis Ruesing<br />
Im Podcast der Kölner<br />
Philharmonie können Sie<br />
musikalische Einführungen,<br />
Geschichten rund ums Podium<br />
oder Interviews und Gespräche<br />
hören.<br />
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aktuelle Informationen rund um<br />
unser Haus, den Spielbetrieb,<br />
zu Konzerten und zu<br />
exklusiven Angeboten.<br />
Informieren Sie sich über das,<br />
was stattfindet, was wir Ihnen<br />
anbieten können und was Sie<br />
bei uns live erleben können.<br />
Damit das, was wir lieben, auch morgen noch da ist – planen wir unsere Konzerte mit Hoffnung.<br />
Das Unplanbare planen – ein Prozess der ständigen Veränderung. Schauen Sie auf unserer Webseite vorbei.<br />
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Für uns, für Sie, für die Künstlerinnen und Künstler, für die Musik, die Begegnung.<br />
Auf das Leben. Auf das Jetzt. Vielleicht. Doch!<br />
koelner-philharmonie.de<br />
0221 280 280
12 STYLE<br />
KLATSCH<br />
&STERNE<br />
FOTO: WWW.WORLDWIDEROAR.ORG<br />
PO-PROJEKT GEGEN<br />
BODYSHAMING<br />
Bekannt wurden sie 2010 als<br />
unbekleidete Ruderer, als die „Warwick<br />
Rowers“. Mittlerweile nennen sie sich<br />
„Worldwide Roar“ – nackig machen sie<br />
sich immer noch gerne. „Nach zehn<br />
Jahren als Warwick Rowers sind wir zum<br />
Worldwide Roar geworden“, verraten die<br />
fotogenen Burschen auf Social Media.<br />
Was das bedeutet? „Mehr Männer, mehr<br />
Sport, mehr Spaß!“ Aber trotzdem<br />
gilt: „Wir sind immer noch Sportler, die<br />
Spenden für registrierte gemeinnützige<br />
Sportvereine sammeln, um mit Sport<br />
gegen Homophobie und für die Gleichbehandlung<br />
der Geschlechter zu kämpfen.“<br />
www.facebook.com/worldwideroar
BUNTE BÄREN<br />
Und ein bisschen sexy sind sie (oft) auch, die starken Typen, die der Künstler<br />
Roberto „Bobo“ Nisi gekonnt inszeniert und auch zu modischen Prints<br />
werden lässt. Er sei ein „Supermarktverkäufer, der davon träumte, zu malen, ein paar<br />
Stifte kaufte, nach London zog und jetzt seine Kunst auf T-Shirts an den Mann<br />
bringt“, so Roberto „Bobo“ Nisi auf Instagram. Das waren die richtigen Entscheidungen.<br />
Seine Pop-Art-Mode ist auf 100 % Baumwolle verarbeitet und über die unten<br />
genannte Homepage (und auch über amazon) zu bekommen. Für die „Bear Pride<br />
Cologne 2020“ war der bärenliebhabende Künstler auch schon tätig (leider wurde sie<br />
abgesagt) ... *rä bobo-bear.com<br />
BÄHM! KATY UNTER<br />
PALMEN?!<br />
Aufgepasst, liebe Trash-<br />
TV-Fans. Wenn die Gerüchteküche<br />
stimmt, dann ist Dragqueen Katy<br />
Bähm bei der kommenden Staffel<br />
„Promis unter Palmen“ dabei ...<br />
<strong>2021</strong> sollen Dreh und dann auch die<br />
Ausstrahlung sein, wir sind SEHR<br />
gespannt! Du verstehst nur Bahnhof?<br />
„Promis unter Palmen“ war jene<br />
Show, bei der Désirée Nick sich so<br />
zeigte, dass Oliver Kalkofe an einer<br />
Parodie einfach nicht vorbeikam. Und<br />
ja, Bastian Yotta, der jetzt Vollerotik<br />
auf onlyfans macht, war 2020 der<br />
Gewinner ... Über Katy: Die Dragqueen<br />
ist eine DJane. Zudem macht Katy<br />
Bähm (der Facebook-Name ist<br />
übrigens Katy Böhm) sehr erfolgreich<br />
Perücken für andere Diven – und sie<br />
hat ein eigenes Parfüm am Start. Die<br />
Hundeliebhaberin ist eben ein echtes<br />
Multitalent. 2019 war sie bei der TV-<br />
Show „Queen of Drags“ dabei, 2020<br />
bei „Promi Big Brother“. *rä<br />
OHNE KUNST WIRD ES<br />
GRAU<br />
Kunst von Größen wie Gerhard<br />
Richter, Max Diel, Christo oder<br />
auch Axel Anklam wird in Wiesbaden<br />
ausgestellt. Die Gruppenausstellung<br />
„Meisterwerke VIII“ ist mit einer kurzen<br />
Unterbrechung bis Mitte <strong>Februar</strong><br />
in der Galerie Rother Winter zu sehen.<br />
Gezeigt werden unterschiedlichste<br />
künstlerische Positionen zu<br />
verschiedenen Themen, doch allen ist<br />
gemeinsam, dass sie klarmachen, dass<br />
es ohne Kunst farbloser wäre in dieser<br />
Welt. Gerade in Zeiten von Corona<br />
darf die Kunstwelt nicht vergessen<br />
werden und auf der Strecke bleiben.<br />
„Aufgrund der zurzeit geltenden<br />
Vorschriften dürfen wir leider keine<br />
Vernissage abhalten, aber es können<br />
in unserem großen Galerieraum maximal<br />
fünf Personen unter Tragen eines<br />
Mund-Nase-Schutzes gleichzeitig die<br />
Ausstellung besuchen“, so die Galerie<br />
schriftlich. *rä<br />
www.rother-winter.de
14 GESELLSCHAFT<br />
150 JAHRE<br />
UNRECHTSPARAGRAF 175<br />
STRAFGESETZBUCH<br />
2022 jährt sich die Einführung<br />
des Paragrafen 175 im<br />
gesamten Deutschen Reich zum<br />
150. Mal. Dieser Paragraf – von den<br />
Nazis verschärft und dann bis 1969<br />
in der Bundesrepublik unverändert<br />
weiter gültig –, war für das Leid<br />
zigtausender Männer und Frauen<br />
verantwortlich. Erst 1994 wurde<br />
er endgültig gestrichen, erst 2017<br />
wurden die bundesdeutschen Opfer<br />
des § 175 rehabilitiert, erst 2018 bat<br />
Bundespräsident Frank Walter<br />
Steinmeier sie um Vergebung.<br />
Diese Ausgabe der blu will nichts anderes<br />
als aufklären, Folgen benennen und<br />
endlich eine Reaktion des Bundestagspräsidiums<br />
hervorrufen, um ein würdevolles<br />
und angemessenes Gedenken im für die<br />
Verfolgung verantwortlichen deutschen<br />
Parlament zu erreichen.<br />
GEDENKEN UND DER LANGE<br />
ATEM DES § 175<br />
Seit 1997 ist der 27. Januar als „Tag des<br />
Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“<br />
ein gesetzlich verankerter,<br />
bundesweiter Gedenktag. 2005 erklärten<br />
die Vereinten Nationen den 27. Januar<br />
FOTO: MANFRED BRUECKELS / CC BY-SA 3.0 / WIKIMEDIA<br />
zusätzlich zum „Internationalen Tag des<br />
Gedenkens an die Opfer des Holocaust“.<br />
Seit 22 Jahren sind dort Angehörige und<br />
Opfer des Nationalsozialismus zu Wort<br />
gekommen, dreimal wurde thematisch an<br />
einzelne Opfergruppen erinnert: 2011 an<br />
Roma und Sinti, 2016 an Zwangsarbeiter<br />
sowie 2017 an Behinderte und Euthanasieopfer.<br />
Der homosexuellen Opfer des §<br />
175 ist bisher nicht gesondert gedacht<br />
worden, kein Redner erzählte von seiner<br />
schwulen Verfolgungsgeschichte.<br />
Das verwundert nicht und erschreckt<br />
dennoch: Die staatliche Verfolgung<br />
Homosexueller unter dem von den Nationalsozialisten<br />
verschärften § 175, ging in<br />
der Bundesrepublik bis 1969 unverändert<br />
weiter. Bis 2017 waren Bürger, die bis 1994<br />
nach $175 des Strafgesetzbuches, also<br />
wegen homosexueller Handlungen, angeklagt<br />
und verurteilt wurden, vorbestraft,<br />
und eventuell geoutet, ihren Job und die<br />
Karriere los. Der Rosa Winkel sah in der<br />
BRD nur nicht mehr wie einer aus.
GESELLSCHAFT 15<br />
GEDENKEN<br />
Homosexuelle Opfer der NS-Ideologie<br />
wären im Zweifel, so sie das KZ überlebt<br />
haben sollten, gleich wieder in den Knast<br />
gegangen, wenn sie nur Zärtlichkeit<br />
ausgetauscht hätten. Erst am 10. <strong>März</strong><br />
1994 wurde Homosexualität<br />
endgültig aus<br />
dem Strafgesetzbuch<br />
gestrichen. Und<br />
bis die Opfer für<br />
das an ihnen, in<br />
direkter Tradition des<br />
Unrechtsstaates der<br />
Nazis, von der Justiz<br />
und Gesetzgebung<br />
der Bundesrepublik<br />
begangene Unrecht<br />
freigesprochen und<br />
entschädigt wurden,<br />
dauerte es noch einmal<br />
bis zum 22. Juli<br />
2017. An diesem Tag<br />
trat das „Gesetz zur<br />
strafrechtlichen Rehabilitierung der nach<br />
dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher<br />
homosexueller Handlungen verurteilten<br />
Personen (StrRehaHomG)“ in Kraft.<br />
VERGEBLICHE VERSUCHE<br />
Vielleicht ist diese jahrzehntelange<br />
Geschichte staatlicher Ächtung Homose-<br />
lax2020_<strong>rik</strong>_maetzqxd_Layout 1 17.02.21 17:02 Seite 1<br />
xueller und das ihr folgende, verinnerlichte,<br />
gesellschaftlich ausgrenzende Klima mit<br />
ausschlaggebend für die auffällig ausweichende<br />
Haltung von Bundestagspräsident<br />
Wolfgang Schäuble, der sich nun bereits<br />
im dritten Jahr weigert, die homosexuelle<br />
Opfergruppe in den Fokus zu rücken.<br />
Dr. Lutz van Dijk ist deutsch-niederländischer<br />
Schriftsteller, Histo<strong>rik</strong>er und<br />
Pädagoge, geboren in Berlin. Er hatte im<br />
Jahr 2018 eine diesbezügliche Initiative ins<br />
Rollen gebracht, die unter anderem von<br />
Holocaustüberlebenden, dem Internati-<br />
FOTO: DEUTSCHER BUNDESTAG / ACHIM MELDE
16 GESELLSCHAFT<br />
FOTO: DEUTSCHER BUNDESTAG / ACHIM MELDE<br />
onalen Auschwitz-Komitee, dem Lesbenund<br />
Schwulenverband Deutschland sowie<br />
Histo<strong>rik</strong>er*innen aus dem In- und Ausland<br />
und von vier der fünf Bundestagsvizepräsidenten<br />
(die Vertreter von SPD, Grünen,<br />
FDP und DIE LINKE) unterstützt wird.<br />
Hieß es aus dem Bundestagspräsidium<br />
2018 noch, die von der Initiative<br />
angedachte Umsetzung 2019 sei nicht<br />
realisierbar, weil die Planungen schon<br />
fortgeschritten seien, ist zum neuen<br />
Vorschlag, <strong>2021</strong> tätig zu werden, von Wolfgang<br />
Schäuble Folgendes an die Initiative<br />
von van Dijk übermittelt worden: Er sehe<br />
zum gegenwärtigen Zeitpunkt „keine<br />
Veranlassung“, sich bereits jetzt mit den<br />
Planungen der Gedenkfeier für das Jahr<br />
<strong>2021</strong> zu befassen. Lutz van Dijk versprach,<br />
nicht lockerzulassen.<br />
175ER – AUCH <strong>2021</strong><br />
TOTGESCHWIEGEN!<br />
Es war ein weiterer Tiefschlag. In nur drei<br />
Zeilen und zugestellt nicht mal persönlich,<br />
sondern durch den Protokollchef<br />
des Bundestages, ließ<br />
man die Petition von<br />
Histo<strong>rik</strong>er Lutz von<br />
Dijk und inzwischen<br />
170 prominenten<br />
Unterzeichner*innen<br />
für ein Erinnern an die<br />
homosexuellen NS-<br />
Opfer im Bundestag ein<br />
weiteres Mal abblitzen.<br />
Entsprechend enttäuscht die<br />
Reaktion des Petitionsteams:<br />
„Gleichwohl bedauern wir sehr, dass<br />
Sie sich (wie Herr Dr. Brissa formuliert)<br />
als ‚Präsidium des Deutschen Bundestages<br />
nach reiflicher Abwägung‘ dafür<br />
entschieden haben ‚ein Jubiläumsjahr...<br />
ins Licht zu stellen‘, das das ganze Jahr<br />
Aufmerksamkeit erhalten sollte – und<br />
damit gegen die anerkennende Wahrnehmung<br />
einer Verfolgtengruppe,<br />
die immer wieder Diskriminierungen<br />
auch bei uns in Europa ausgesetzt<br />
ist und in den meisten Teilen der Welt<br />
selbst Folter, Haft und Todesstrafe<br />
erleiden müssen. Wie mutig wäre ein<br />
Zeichen von Ihnen hier gewesen! Wir<br />
werden nicht aufgeben, so u. a. auch<br />
gemeinsam mit unseren polnischen<br />
Nachbarn, wo erst vor kurzem ein<br />
Drittel des Landes zu LGBT-freien<br />
Zonen erklärt wurde, so selbst auch im<br />
Staatlichen Museum Auschwitz, unser<br />
Bemühen um aufrichtige Erinnerung<br />
fortzusetzen.“<br />
150 JAHRE UNRECHTSPARAGRAF 175 –<br />
WANN, WENN NICHT DANN?<br />
Die Lesben und Schwulen in der<br />
Union (LSU) machten neben ihrer<br />
Enttäuschung und ihrem Unmut<br />
über die nun auch <strong>2021</strong> fortgeschriebene<br />
Unsichtbarmachung<br />
von queeren Opfern des Nationalsozialismus<br />
auf einen historischen<br />
Tatbestand aufmerksam, der nun<br />
zum Lackmustest für die Ernsthaftigkeit<br />
des Bedauerns der Bundesrepublik<br />
werden wird:<br />
2022 jährt sich die Einführung des Paragrafen<br />
175 im Strafgesetzbuch das 150. Mal.<br />
2022 muss dieses Parlament einen endgültigen<br />
Schlusspunkt unter das Totschweigen<br />
der Gruppe sexueller Minderheiten unter<br />
den Opfern des Nationalsozialismus<br />
und unter seine eigene diesbezügliche<br />
Geschichte und Verdrängungsmechanik<br />
setzen.<br />
„Ich persönlich lege meine Hoffnung<br />
nun auf das Jahr 2022. [...] Allen Menschen,<br />
die unter diesem Paragraphen –<br />
und besonders seit seiner Verschärfung<br />
unter den Nationalsozialisten – leiden<br />
mussten, und allen, denen als Angehörige<br />
einer sexuellen Minderheit in diesen<br />
Jahren großes Unrecht geschehen<br />
ist, ist das Parlament eine Antwort<br />
durch bewusstes Erinnern schuldig. Ich<br />
appelliere daher an das Bundestagspräsidium,<br />
sich bewusst zu machen,<br />
dass das Herz nicht schweigen kann.<br />
‚Es gibt kein Ende des Erinnerns‘ hat der<br />
Bundespräsident dieses Jahr betont.<br />
Bei den homosexuellen Opfern hätte<br />
dagegen zum ersten Mal ein Anfang des<br />
bewussten Erinnerns gemacht werden<br />
können. Ein längst überfälliger Anfang<br />
und für die Überlebenden ein Anfang<br />
vom Ende ihrer im Erinnern nach wie vor<br />
antastbar gebliebenen Würde.“<br />
Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />
Alexander Vogt,<br />
Bundesvorsitzender der LSU
HISTORISCHES GEDENKEN AUSSERHALB DES BUNDESTAGES<br />
Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Denkmals für die im<br />
Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten<br />
am 3. Juni 2018 hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine<br />
historische Rede gehalten und die Opfer der Homosexuellenverfolgung<br />
im Namen der Bundesrepublik erstmals um Vergebung gebeten:<br />
„Mehr als 20 Jahre lang wurden zehntausende Männer in der<br />
Bundesrepublik noch nach dem Paragraphen 175 verhaftet, verurteilt<br />
und eingesperrt. [...] Die Würde von Homosexuellen, sie blieb antastbar.<br />
Zu lange hat es gedauert, bis auch ihre Würde etwas gezählt hat<br />
in Deutschland. [...] Als Bundespräsident ist mir heute<br />
eines wichtig: Ihr Land hat Sie zu lange warten lassen.<br />
Wir sind spät dran. Was gegenüber anderen<br />
Opfergruppen gesagt wurde, ist Ihnen bisher<br />
versagt geblieben. Deshalb bitte ich heute um<br />
Vergebung – für all das geschehene Leid und<br />
Unrecht, und für das lange Schweigen, das<br />
darauf folgte.“<br />
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier<br />
FOTO: DEUTSCHER BUNDESTAG / ACHIM MELDE<br />
GESELLSCHAFT 17<br />
KOMMENTAR:<br />
DAS REICHT NICHT!<br />
Der Bitte des Bundespräsidenten um Vergebung zu entsprechen,<br />
fällt Opfern, deren Existenzen vernichtet wurden,<br />
und deren Angehörigen und Erben sicher nicht einfacher,<br />
wenn jedem gesetzgeberischen Fortschritt in Richtung<br />
Würde und Gleichberechtigung ein langer zäher Kampf<br />
gegen die Schäubles und Seehofers dieser Republik vorangeht.<br />
Man denke nur an die jüngst unsägliche Weigerung im<br />
Rahmen der Schaffung eines dritten Geschlechtseintrages,<br />
gleich das verfassungswidrige Transsexuellengesetz zu<br />
streichen und durch ein selbstbestimmtes Personenstandsrecht<br />
zu ersetzen. Oder an den mühsamen und<br />
langen Weg zur Aufhebung des gesetzlichen Eheverbots<br />
für Homosexuelle, mit ihren Einschränkungen für lesbische<br />
Mütter hierzulande, in Österreich mit einem Ausschluss<br />
binationaler Paare. Die Liste ist lang.<br />
Von der katholischen Kirche über die CDU/CSU bis hin zur<br />
AfD gibt es nach wie vor Kräfte, die Menschenrechte nur so<br />
lange hochhalten, wie sie ihnen Vorteile bringen und Privilegien<br />
nicht einschränken. Wenn doch, haben sie offenbar<br />
diebische Freude daran, ihre traditionellen und/oder durch<br />
die Mehrheitsgesellschaft automatisch zugebilligten<br />
Privilegien bis aufs Messer zu verteidigen.<br />
Ein Blick auf die Homosexuellenverfolgung und ihre<br />
Überwindung könnte den Geist öffnen: Gleiche<br />
Rechte und Gleichberechtigung schaffen letztere<br />
Privilegien gar nicht ab, sie billigen sie nur auch<br />
anderen zu.<br />
*Christian Knuth
18 STADTPLAN<br />
DÜSSELDORF<br />
Bars<br />
Rheinkniebrücke<br />
SZENE<br />
1. Bistro Levent,<br />
Grupellostr. 32<br />
2. Café Piranha,<br />
Bilker Allee 11<br />
3. Comeback,<br />
Charlottenstr. 60<br />
4. K1, Bismarckstr. 93<br />
5. Ludwigs Bier & Brot,<br />
Mertensgasse 11<br />
6. Musk,<br />
Charlottenstr. 47<br />
7. Nähkörbchen,<br />
Hafenstr. 11<br />
8. Queenz,<br />
Charlottenstr. 62<br />
9. Sternschnuppe,<br />
Sternstr. 2<br />
10. Studio 1, Jahnstr. 2a<br />
Oberkasseler Brücke<br />
14<br />
Reichsstraße<br />
Hafenstr.<br />
7<br />
2<br />
11. Zum goldenen Einhorn,<br />
Ratinger Str. 18<br />
Cafés / Bistros<br />
12. ARTCafé, Im Dahlacker<br />
70 (Ecke Aachener<br />
Str.)<br />
13. Wilma,<br />
Charlottenstr. 60<br />
Party-Locations<br />
14. Nachtresidenz,<br />
Bahnstr. 13<br />
15. Stahlwerk,<br />
Ronsdorfer Str. 134<br />
16. Ufer 8, Rathausufer 8<br />
17. Zakk, Fichtenstr. 40<br />
5<br />
11<br />
Restaurants<br />
18. Hirschchen,<br />
Alt-Pempelfort 2<br />
Bahnstr.<br />
12<br />
Graf-Adolf-Straße<br />
Herzogstraße<br />
9<br />
Berliner Allee<br />
10<br />
Corneliusstraße<br />
19. Laurens Restaurant,<br />
Bismarckstr. 62<br />
20. Nooij Restaurant,<br />
Hoffeldstr. 37<br />
Saunen<br />
21. Phoenix Sauna<br />
Düsseldorf,<br />
Platanenstr. 11a<br />
Ärzte<br />
17<br />
BUSINESS<br />
22. Dr. med Martin &<br />
Anselm K. Gottstein,<br />
Werdener<br />
Straße 8<br />
23. Tim Oliver Flettner,<br />
Kaiserswertherstr. 55<br />
3<br />
8<br />
6<br />
4<br />
1<br />
Kölner Straße<br />
Karlstraße<br />
24. Zahnarztpraxis<br />
Dr. Stolley, Berliner<br />
Allee 56<br />
Autohäuser<br />
16<br />
15<br />
13<br />
25. Auto-Park Rath,<br />
Oberhausener Str. 2<br />
26. smart Vertriebs<br />
GmbH, Mercedesstr. 11<br />
Dienstleistungen<br />
27. CJ-Sieben, Postfach<br />
24 02 30<br />
28. Düsseldorf Tourismus,<br />
Marktstr./<br />
Ecke Rheinstr. bzw.<br />
Immermannstr. 65b<br />
29. Stadtwerke Düsseldorf<br />
AG, Höherweg<br />
100<br />
Finanzen & Recht<br />
• Laureus AG Privat<br />
Finanz, Ludwig-<br />
Erhard-Allee 15<br />
• Parilis, Hansaallee<br />
249<br />
Fitness<br />
• Bodystreet Berliner<br />
Allee, Berliner<br />
Allee 56<br />
• Bodystreet Düsseldorf<br />
Münsterplatz,<br />
Ulmenstr. 270<br />
• EisenhauerTraining,<br />
Münsterstr.<br />
334-336<br />
• Fit IN Düsseldorf,<br />
Ringelsweide 14<br />
• Olymp-Fitness-<br />
Center,<br />
Pempelforther Str. 47<br />
Möbel &<br />
Einrichtung<br />
• Maßlos, Steinstr.<br />
32Habitat Düsseldorf,<br />
z.Hd. Jan Kutterolf<br />
Schadow Arkaden |<br />
Martin-Luther-Platz<br />
22, 40212 Düsseldorf<br />
Optiker<br />
30. Hesse und Holländer<br />
Augenoptik,<br />
Ackerstraße 158,<br />
Tel. 0211 63962200,<br />
hesseundhollaender.de<br />
Rechtsanwälte<br />
• Rechtsanwalt<br />
Gelbke,<br />
Königsallee 61<br />
• Semra Sanliünal,<br />
Kaiser-Friedrich-<br />
Ring 45<br />
Sexshops<br />
• book&xxx,<br />
Bismarckstr. 86<br />
Schulen<br />
• Sprachcaffe,<br />
Grafenberger Allee<br />
78-80<br />
Sport<br />
• My Beauty Fit,<br />
Rethelstr. 98<br />
Bühne<br />
KULTUR<br />
• Capitol Theater,<br />
Erkrather Str. 30<br />
• Jazz Schmiede,<br />
Himmelgeister Str.<br />
107g<br />
• Komödie Steinstr,<br />
Steinstr 23<br />
• Takelgarn, Philipp-<br />
Reis-Str. 10<br />
Galerie<br />
• Fonis Galerie, Lindenstraße<br />
90, 40233<br />
Düsseldorf<br />
RAT & TAT<br />
Gesundheit<br />
31. AIDS-Beratung des<br />
Gesundheitsamts,<br />
Kölner Str. 180<br />
32. AIDS-Hilfe Düsseldorf<br />
e.V., Johannes-<br />
Weyer-Str. 1<br />
Beratung<br />
33. Schwules Überfalltelefon,<br />
Tel.<br />
0211-19228<br />
34. PULS - Treff für junge<br />
Lesben, Schwule<br />
& Bisexuelle,<br />
Corneliusstr. 28<br />
35. SchLAu Düsseldorf<br />
c/o Aidshilfe<br />
Düsseldorf<br />
Wirtschaft<br />
• TARGOBANK,<br />
Nordstr. 14<br />
ESSEN<br />
SZENE<br />
Bars<br />
1. Barbados, Steeler<br />
Str. 83<br />
2. Briefkasten,<br />
Hachestr. 21<br />
3. C4-Klub, Hindenburgstr.<br />
82-86<br />
4. Colors, Lindenallee 89<br />
5. Dampflock, Viehofer<br />
Platz 14<br />
6. Wilder Karl-Heinz,<br />
Kettwigerstr. 60<br />
7. Zum Pümpchen,<br />
Kopstadtplatz 23<br />
Party-Locations<br />
• Studio, Schützenbahn<br />
31<br />
• Zeche Carl,<br />
Wilhelm-Nieswandt-<br />
Allee 100<br />
Saunen<br />
8. Pluto Sauna Essen,<br />
Viehoferstr. 49<br />
9. Metropol Sauna<br />
Essen, Maxstr. 62<br />
Sexshops und<br />
-Kinos<br />
10. Eros Boutique Gay<br />
Shop, Klarastr. 19<br />
11. Man Moviethek,<br />
Vereinstr. 22<br />
12. Wiscot, Friedrich-<br />
Ebert-Str. 70<br />
BUSINESS<br />
Fitness<br />
• CityFitness Essen,<br />
Altendorfer Str. 97-101<br />
Mode<br />
• Blue Point Underwear,<br />
Vereinstr. 18<br />
• Rechtsanwälte<br />
Anwaltskanzlei<br />
Titze & Rodriguez,<br />
Alfredstr. 108<br />
KULTUR<br />
Bühne<br />
• Aalto-Theater,<br />
Opernplatz 10<br />
• GOP Varieté,<br />
Rottstr. 30<br />
• Grillo Theater,<br />
Theaterplatz 11<br />
• Philharmonie<br />
Essen,<br />
Huyssenallee 53<br />
• Theater im<br />
Rathaus, Porscheplatz<br />
1<br />
RAT & TAT<br />
Gesundheit<br />
• AIDS-Beratung<br />
des Caritasverbandes<br />
für die<br />
Stadt Essen e.V.,<br />
Niederstr. 12-16<br />
• AIDS-Hilfe Essen<br />
e.V., Varnhorststr. 17<br />
Community<br />
• Café Vielfalt,<br />
Kleine Stoppenberger<br />
Str. 13-15<br />
• Essen X-Point,<br />
Varnhorststr. 17<br />
Segerothstraße<br />
9<br />
Maxstr.<br />
Gladbecker Straße<br />
Friedrich-Ebert-Straße<br />
7<br />
4<br />
6<br />
11<br />
3<br />
Hindenburgstraße<br />
10<br />
12<br />
Vereinstr.<br />
Kettwiger Str.<br />
Hachestraße<br />
2<br />
5<br />
8<br />
Schützenbahn<br />
Gerlingstraße<br />
1<br />
Herzogstraße<br />
Steeler Straße
WO DIE<br />
NATUR<br />
NOCH<br />
IN ORDNUNG<br />
IST?<br />
In Ihrem Schlafzimmer.<br />
TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />
TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />
TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com<br />
TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de<br />
TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Hamburg, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />
TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de
Moltkestraße<br />
20 STADTPLAN<br />
KÖLN<br />
Bars<br />
SZENE<br />
1. Altstadt-Pub,<br />
Unter Käster 5-7<br />
2. Barcelon,<br />
Vor St. Martin 10<br />
3. Baustelle 4U,<br />
Vor St. Martin 12<br />
• Cafe Familich,<br />
Im Stavenhof 5-7<br />
8. Casino Eck,<br />
Kasinostr. 1a<br />
9. Coco Schmitz,<br />
Aachener Str. 28<br />
10. Era Bar,<br />
Friesenwall 26<br />
11. Ex-Corner,<br />
Schaafenstr. 57-59<br />
12. Exile on Mainstreet,<br />
Schaafenstr.<br />
61a<br />
13. Gentle-Bears,<br />
Mühlenbach 53,<br />
gentlebearscologne.de<br />
17. Hühnerfranz,<br />
Hühnergasse 5-7<br />
18. Iron, Schaafenstr. 45<br />
20. Mariechen,<br />
Am Rinkenpfuhl 51<br />
21. Marsil, Marsilstein 27<br />
22. Die Mumu,<br />
Schaafenstr. 51<br />
23. My Lord,<br />
Mühlenbach 57<br />
24. Phönix Sauna,<br />
Richard-Wagner-<br />
Str. 12<br />
26. Ruhrpott,<br />
Balduinstraße 20/<br />
Ecke Schaafenstraße<br />
27. Schampanja,<br />
Mauritiuswall 43<br />
31. Zum Pitter,<br />
Alter Markt 58-60<br />
Cafés/Bistros<br />
33. Café Rico,<br />
Mittelstr. 31<br />
34. inSide Cafe,<br />
Am Rinkenpfuhl 46,<br />
www.inside-cafe.com<br />
35. Zentral Garderobe,<br />
Schaafenstr. 49<br />
36. Regenbogen-Café,<br />
Beethovenstr. 1<br />
• Saint Louis,<br />
Deutzer Freiheit 89<br />
37. Diner‘s,<br />
Neumarkt 16<br />
Party-Locations<br />
44. Rich Club<br />
Cologne,<br />
Brabanter Str. 15 am<br />
Rudolphplatz<br />
45. Sartory Säle,<br />
Friesenstr. 44<br />
• Wartesaal im<br />
Zollhafen,<br />
Im Zollhafen 2<br />
Cruising-Bars<br />
49. Pullerman,<br />
Mathiasstr. 22<br />
50. Deck 5,<br />
Mathiasstr. 5<br />
51. Station 2b,<br />
Pipinstr. 2<br />
Saunen<br />
52. Sauna Babylon<br />
Cologne,<br />
Friesenstr. 23-25<br />
53. Sauna Vulcano,<br />
Marienplatz 3-5<br />
Einkaufen<br />
58. Brunos,<br />
Kettengasse 20<br />
59. COLOGNE DOME<br />
House of Fetish,<br />
Händelstraße 27<br />
60. Gay Sex Messe,<br />
Mathiasstr. 13<br />
61. MGW.Cologne,<br />
Händelstr. 53<br />
62. Sex- & Gay Center,<br />
Mathiasstr. 23<br />
BUSINESS<br />
Apotheken<br />
63. Birken-Apotheke,<br />
Hohenstaufenring 59,<br />
Tel. 2402242<br />
• Flora-Apotheke,<br />
Neusser Str. 192,<br />
Tel. 0221 733535<br />
• Paradies Apotheke,<br />
Severinstr. 162a,<br />
Tel. 329215,<br />
www.paradies-apo.de<br />
64. Westgate-<br />
Apotheke,<br />
Habsburgerring 2,<br />
Tel. 2402243<br />
Ärzte<br />
65. Dr. med.<br />
Jochem Hay,<br />
Allgemeinmedizin,<br />
Hohenstaufenring<br />
55,Tel. 2717870<br />
• Dr. Jochen May,<br />
Zahnarzt, Sülzburgstr.<br />
21-23, Tel. 9411222,<br />
www.praxis-may.com<br />
69. mereaPraxis,<br />
Michael Henderson<br />
& Partner,<br />
Hohenzollernring 48,<br />
Tel. 443872,<br />
www.merea.de<br />
• Praxis am<br />
Eberplatz,<br />
Dres. med. Kümmerle,<br />
Theisen, Wyen, Voigt,<br />
Ebertplatz 1,<br />
Tel. 7604648,<br />
www.praxis-ebertplatz.de<br />
70. Dr. Stefan-<br />
Scholten, HIV-<br />
Schwerpunktpraxis,<br />
Richard-Wagner-<br />
Str. 9-11, Tel.<br />
35505450<br />
• Zahnarzt Tobias<br />
Fuchte,<br />
Kirchstraße 1-3,<br />
Tel. 0221 – 392 580,<br />
www.zahnarztfuchte.de<br />
Beauty<br />
• Mister Attractive,<br />
Hansaring 19,<br />
0221 95816471,<br />
www.mrattractive.net<br />
71. Duftkunsthandlung,<br />
Brabanter Str. 27,<br />
0221 - 97 76 59 85,<br />
duftkunsthandlung.de<br />
Handwerker<br />
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Niehler Str. 93,<br />
50733 Köln,<br />
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• Felix Forsbeck,<br />
Tischlermeister,<br />
Bachstraße 27,<br />
50354 Hürth,<br />
Tel. 0176/40301844,<br />
www.felix-forsbeck.de<br />
Optiker<br />
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Braugasse 12,<br />
Tel. 02234-405769,<br />
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KULTUR<br />
Bühne<br />
• Atelier Theater,<br />
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Tel. 0221 24 24 85,<br />
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• Horizont Theater,<br />
Thürmchenswall 25.<br />
• Opernhaus,<br />
Rheinparkweg 1,<br />
Tel. 0221 22128400<br />
72. Philharmonie,<br />
Bischofsgartenstr. 1<br />
73. Scala,<br />
Hohenzollernring 48<br />
• Schauspielhaus:<br />
Depot 1, Depot 2,<br />
Grotte,<br />
Schanzenstraße 6-20<br />
107. Theater am Dom,<br />
Glockengasse 11,<br />
Opern Passagen<br />
Museen<br />
108. Museum für<br />
Ange-wandte<br />
Kunst Köln, An<br />
der Rechtschule, Tel.<br />
22123860,<br />
www.makk.de<br />
109. Museum Ludwig,<br />
Bischofsgartenstr. 1,<br />
Tel. 22122370<br />
• Rosa Archiv,<br />
Salierring 4,<br />
Tel. 78 98 60 19,<br />
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Gesundheit<br />
110. Aids- und STD-<br />
Beratung,<br />
Gesundheitsamt,<br />
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Tel. 22124602<br />
111. Lebenshaus-<br />
Stiftung,<br />
Beethovenstr. 1,<br />
Tel. 202030,<br />
www.lebenshausstiftung.de<br />
112. Aidshilfe Köln,<br />
Beethovenstr. 1<br />
113. Looks e.V.,<br />
Beratung und<br />
Unterstützung<br />
für Jungs, die<br />
anschaffen,<br />
Pipinstr. 7,<br />
Tel. 2405650,<br />
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114. Checkpoint der<br />
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Tel. 0221 99 57 12-17,<br />
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Info<br />
115. Anyway,<br />
Jugendzentrum,<br />
Kamekestr. 14,<br />
Tel. 5777760,<br />
anyway-koeln.de<br />
116. Rubicon, Beratungszentrum<br />
für Lesben &<br />
Schwule (Sozialwerk<br />
e.V.), Rubensstr. 8-10,<br />
Tel. 27669990,<br />
www.rubicon-koeln.de<br />
117. Schwules<br />
Netzwerk NRW,<br />
Lindenstr. 20, Tel.<br />
2572847,<br />
www.schwul-nrw.de<br />
Christophstraße Gereonstraße<br />
Marzellenstraße<br />
HbF<br />
U<br />
Breslauer Platz/<br />
Hauptbahnhof<br />
Venloer Straße<br />
Kamekestraße<br />
115<br />
U<br />
Appellhofplatz/<br />
Zeughaus<br />
Komödienstraße<br />
U<br />
Dom/<br />
Hauptbahnhof<br />
Kölner Dom<br />
U<br />
Lütticher Straße<br />
Roonstraße<br />
Aachener Straße<br />
24<br />
Richard-Wagner-Straße<br />
64<br />
10<br />
55<br />
59<br />
61<br />
Lindenstraße<br />
44<br />
71<br />
Brabantner Straße<br />
70<br />
117<br />
Mozartstraße<br />
U<br />
Moltkestraße<br />
Friesenplatz<br />
Beethovenstraße<br />
64<br />
66<br />
Hohenstaufenring Habsburgerring Hohenzollernring<br />
111<br />
36 112<br />
69<br />
105<br />
65<br />
U<br />
14<br />
Zülpicher<br />
Platz<br />
U<br />
Friesenwall<br />
Schaafenstraße<br />
27<br />
Mauritiuswall<br />
68<br />
Rudolfplatz<br />
12<br />
60<br />
Friesenstraße<br />
Magnusstraße<br />
Ehrenstraße Breite Straße<br />
Kettengasse<br />
45<br />
Pfeilstraße<br />
Mittelstraße<br />
18 26<br />
22 35<br />
13<br />
19<br />
33<br />
63<br />
Rubensstraße<br />
Hahnenstraße<br />
116<br />
20<br />
52<br />
34<br />
Marsilstein<br />
21<br />
U<br />
Mauritiuskirche<br />
Mauritiussteinweg<br />
37<br />
dem Berlich<br />
Auf<br />
Neumarkt<br />
Thieboldsgasse<br />
Zeughausstraße<br />
U<br />
Neumarkt<br />
110<br />
Krebsgasse<br />
Cäcilienstraße<br />
Poststraße<br />
U<br />
Appellhofplatz/<br />
Breite Straße<br />
107<br />
Glockengasse<br />
Schildergasse<br />
U<br />
Poststraße<br />
Tunisstraße<br />
Blaubach<br />
Neuköllner Straße<br />
108<br />
Große Budengasse<br />
Hohe Pforte<br />
Hohe Straße<br />
Gürzenichstraße<br />
51<br />
Obenmarspforten<br />
Pipinstraße<br />
8<br />
53<br />
Am Hof<br />
Stephanstr. Marienplatz<br />
11<br />
Alter Markt<br />
31<br />
Heumarkt<br />
Augustinerstraße<br />
Mathiasstraße<br />
17 1<br />
15 2 3 4<br />
114<br />
23<br />
62<br />
113<br />
60<br />
An der Malzmühle<br />
49<br />
Mühlenbach Filzengraben<br />
50<br />
48<br />
U<br />
Rathaus<br />
U<br />
Heumarkt<br />
104 109<br />
Hohenzollernbrücke<br />
Deutzer Brücke<br />
Am Leystapel<br />
Severinsbrücke<br />
Perlengraben<br />
U<br />
Severinstraße<br />
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22 STYLE<br />
Sexy Underwear aus Köln<br />
Beim Stichwort Mode denkt man nicht<br />
unbedingt sofort an Köln, aber genau hierher<br />
kommen diese trendigen Teile und die<br />
Macher dahinter: Daniel, Johannes und Sam.<br />
Und auf die Umwelt wird hier auch geachtet.<br />
„Es reichte uns nicht aus, uns darauf zu<br />
konzentrieren, unseren unmittelbaren<br />
Betrieb nachhaltiger zu gestalten, also<br />
beschlossen wir, einen Schritt weiter zu<br />
gehen“, verrät das 2019 gegründete Kölner<br />
Modelabel WILHELM auf seiner Homepage.<br />
„Um unsere positive Wirkung zu verstärken,<br />
unterstützen wir zwei Organisationen, die<br />
für unser Geschäft und unsere Lieferkette<br />
relevant sind. Wir spenden 2 % unserer Verkäufe<br />
an Canopy Planet. Wir spenden weitere<br />
1 % unseres Umsatzes an die Hodenkrebs<br />
Stiftung e. V.“ Und woraus besteht die<br />
Mode? „Wir verwenden Lyocell-Fasern aus<br />
Eukalyptusholz wegen ihrer vielen Vorteile.<br />
Sie sind weich auf der Haut, atmungsaktiv<br />
und sorgen für einen bequemen Sitz. Dazu<br />
sind sie schnell trocknend, knitterfrei und<br />
langlebig. Perfekt für ein täglich getragenes<br />
WILHELM Essential. Unser Ziel ist es,<br />
dieses tägliche Kleidungsobjekt zu einem<br />
wertvolleren und haltbareren Bestandteil zu<br />
machen.“ Eingekauft werden kann direkt<br />
über die Homepage. *rä<br />
wilhelm-studio.com<br />
Co-Working Düsseldorf<br />
Lust auf einen Tapetenwechsel oder auf der Suche nach einem festen Arbeitsplatz?<br />
Der Co-Working Space Ruby Carl besticht durch eine inspirierende Vielfalt an Flächen<br />
für das Arbeiten und Relaxen. Das Gebäude in der Breiten Straße 27 war seit 1909 ein<br />
Hafen für gewichtige Wirtschaftskapitäne. Und noch heute strahlt das Rheinische<br />
Palais den Stolz vergangener Jahre aus – was ihn zum perfekten Aushängeschild<br />
für dein Unternehmen macht. Die großen Fensterfronten und der loftartige<br />
Architekturstil der Gründerzeit versorgen die modernen Büros, Meetingräume und<br />
Gemeinschaftsflächen mit guten Aussichten und wohltuendem Tageslicht.<br />
ruby-workspaces.com<br />
FORD MUSTANG MACH-E<br />
Mit dem neuen Mustang Mach-E, einem<br />
5-türigen Crossover-SUV, präsentiert der<br />
Konzern eine rein elektrisch angetriebene<br />
Modellvariante.<br />
Der Mustang mit den Abmessungen 4,71<br />
Meter Länge, 1,88 Meter Breite und 1,62<br />
Meter Höhe ermöglicht fünf Erwachsenen<br />
einen bequemen Aufenthalt an Bord.<br />
Die zehn Lautsprecher des B&O Sound<br />
Systems mit 560 Watt Ausgangsleistung<br />
fügen sich wie eine Soundbar nahtlos<br />
in den Armaturenträger. Ein besonders<br />
praktisches Feature stellt die Funktion<br />
„Intelligent Range“ dar. Sie ist mit dem<br />
bordeigenen Navigationssystem vernetzt<br />
und ermöglicht eine präzise Berechnung<br />
des aktuellen Aktionsradius. Unterwegs<br />
weist das Navigationssystem des Mustang<br />
Mach-E auf aktuelle Lademöglichkeiten<br />
entlang des Reisewegs hin. Dank der Partnerschaft<br />
mit NewMotion können die Kunden<br />
von Ford über nur ein Kundenkonto<br />
sehr einfach eine der mittlerweile über<br />
175.000 Ladestationen in 21 europäischen<br />
Ländern finden. Neu und praktisch ist<br />
auch die Technologie „Digitaler Schlüssel.<br />
Erkennt das Auto via Bluetooth, dass sich<br />
das entsprechend legitimierte Mobilgerät<br />
des Fahrers nähert, entriegelt es die Türen.<br />
Der Aktive Park-Assistent mit Ein- und<br />
Ausparkfunktion und teilautomatisierter<br />
Fahrzeugführung findet ausreichend große<br />
Parklücken in Längs- und Querrichtung und<br />
manövriert das Auto hinein – der Fahrer<br />
muss dazu lediglich einen Knopf gedrückt<br />
halten. Die Markteinführung des Mustang<br />
Mach-E ist für Anfang <strong>2021</strong> geplant, die<br />
Preisliste startet bei 46.900 Euro.
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24 MODE<br />
PARADIESISCHE MODE
MODE<br />
25<br />
Das noch ganz junge Modelabel richtet sich an „aufgeschlossene,<br />
offene, humorvolle, extrovertierte, modische<br />
Menschen“, die kein Problem damit haben, auch<br />
in Sachen Unterwäsche ein Stachel im konservativen<br />
Mainstream zu sein.<br />
Da, wo sonst der Markenname dominiert, kann hier ein „SUCK MY<br />
DICK“ oder auch „FUCK YOU“ stehen. Klingt platt, schaut aber<br />
gut aus und ist – so in Szene gesetzt – ja schon wieder Pop-Art,<br />
oder? Die trendigen Teile des Labels aus Wiesbaden bestehen<br />
aus 47 % Viskose, 47 % Baumwolle und 6 % Elastan „um beste<br />
Qualität und ein superbequemes Tragegefühl zu garantieren“, so<br />
Gregor Garkisch, der Mann hinter den Kulissen. *rä<br />
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26 GESUNDHEIT<br />
FITNESS<br />
Fitness Ü40 –<br />
Training dem Alter anpassen<br />
Ist mit über vierzig ist der Zug für einen tollen Körper abgefahren? Die meisten Männer<br />
sind in diesem Alter beruflich arriviert und haben sich einen guten Lebensstandard<br />
aufgebaut. Alles wunderbar könnte man(n) meinen.<br />
Doch der gute Lebensstil hat über die<br />
Jahre auch ein paar zusätzliche Pfunde<br />
mit sich gebracht. Und oft kann der<br />
Körper mit dem noch vorhandenen<br />
jugendlichen Geist nicht länger mithalten.<br />
Vor zehn Jahren bist du noch ins Fitnessstudio<br />
gerannt und hat die Trainingsflächen<br />
unsicher gemacht. Doch davon bist<br />
du jetzt meilenweit entfernt. Das Laufen<br />
in den dritten Stock fällt immer schwerer<br />
und den Weg zur Arbeit fährst du schon<br />
lange nicht mehr mit dem Rad. Kurz<br />
gesagt: Dein Fitnesszustand ist miserabel.<br />
Doch wo ist das Problem? Dann fange ich<br />
halt wieder an mit dem Training!<br />
NACH DEN WILDEN JAHREN<br />
Hier gibt es einiges, was du beim<br />
Training mit Vierzig beachten solltest. Die<br />
jungen, „wilden“ Jahre haben ihre Spuren<br />
hinterlassen und nichts funktioniert noch<br />
so wie mit dreißig. Deshalb solltest du auf<br />
dem Weg zu deinem Traumkörper altersentsprechend<br />
trainieren. Was heißt das<br />
nun für deinen Trainingsalltag? Was muss<br />
du beachten, was oder wie kannst du<br />
ohne Probleme anfangen zu trainieren?<br />
REGELMÄSSIGES<br />
EJAKULIEREN UND<br />
SPORT TREIBEN<br />
Vor dem ersten Training<br />
solltest du den Arzt deines Vertrauens<br />
konsultieren, und einen Gesundheitscheck<br />
vornehmen lassen. Dieser<br />
beinhaltet etwa eine Untersuchung<br />
deines Herz-Kreislaufsystems sowie<br />
die Funktionalität deiner Gelenke.<br />
Auch dein Testosteronspiegels sollte<br />
überprüft werden. Das Hormon ist nicht<br />
nur wichtig für deine Potenz, es ist auch<br />
wichtig in Bezug auf deine psychische<br />
Gesundheit und körperliche Vitalität.<br />
Besonders zwischen dem vierzigsten und<br />
fünfzigsten Lebensjahr entwickelt sich<br />
hier häufig ein Mangel. Sollte bei einem<br />
Test ein Mangel festgestellt werden, kann<br />
der Arzt dir etwas verordnen, um deinen<br />
Spiegel wieder anzuheben. Aber es gibt<br />
auch natürliche Wege, den Testosteronspiegel<br />
wieder zu erhöhen. Regelmäßiges<br />
Ejakulieren, und Sport treiben sind hier<br />
nur zwei Beispiele.<br />
VITAMINE UND DIE<br />
SCHILDDRÜSE<br />
Auch ist es wichtig seinen Vitamin-<br />
und Mineralstoffspiegel<br />
und die Schilddrüse überprüfen zu lassen.<br />
Ein Mangel an B-Vitaminen und Eisen kann,<br />
wie auch eine Fehlfunktion der Schilddrüse,<br />
zu einem Leistungsabfall führen. Deshalb<br />
ist zu empfehlen, Mikronährstoffe im Blut<br />
testen zu lassen, um eventuelle Defizite<br />
auszuschließen. Die Ernährung ist eine<br />
weitere, sehr wichtige Komponente, um zu<br />
deinem Trainingsziel zu gelangen. Häufig<br />
wird gesagt, dass der Stoffwechsel mit<br />
Vierzig nicht mehr so gut funktioniert.<br />
Doch das stimmt nur bedingt. Durch eine<br />
ausgewogene Ernährung kannst du einen<br />
guten Stoffwechsel erlangen. Zu einer<br />
ausgewogenen Ernährung gehören magere<br />
Proteinquellen, komplexe Kohlenhydrate und<br />
gesunde Fette. Wenn du dann noch deinen<br />
Konsum von Zucker, Alkohol, Zigaretten<br />
und Fertigprodukten reduzierst, bist du auf<br />
einem guten Weg.<br />
KRAFTSPORT,<br />
AUSDAUER UND HIT<br />
Wenn aus ärztlicher Sicht alles<br />
ok ist, solltest Du anfänglich<br />
moderat trainieren. Für welches Training du<br />
auch immer dich entscheidest, führe deinen<br />
Körper langsam an die neue Belastung<br />
heran. Wer gerne Joggen gehen möchte,<br />
sollte anfänglich ein paar hundert Meter<br />
laufen und dann gerne ein bisschen schneller<br />
gehen, um danach wieder ins Laufen zu<br />
wechseln. Nimm Dir ruhig erst einmal eine<br />
kurze Strecke von ein bis zwei Kilometer vor.<br />
Fange auch beim Schwimmen oder Kraftsport<br />
moderat an und steigere die Intensität<br />
langsam. Vielleicht nimmst du dir am Anfang<br />
einen Freund, der schon länger Sport treibt<br />
oder einen Personaltrainer als Unterstützung<br />
hinzu. Beim Kraftsport ist es wichtig auf die<br />
korrekten Bewegungsabläufe zu achten.<br />
Fange mit wenig Gewichten an und achte<br />
dafür mehr auf die Ausführung der Übung.<br />
Ein vierzigjähriger Körper kompensiert nicht<br />
wie der eines Zwanzigjährigen. Und bei Verletzungen<br />
dauert die Rekonvaleszenz länger.<br />
Nach ein paar Wochen kannst du versuchen,<br />
dein Training zu variieren. Abwechslung<br />
aus einer Kombination unterschiedlicher<br />
Trainingsarten wie etwa einmal pro Woche<br />
Laufen, einmal pro Woche Schwimmen, einmal<br />
pro Woche High-Intensity-Training (HIT)<br />
oder Muskelaufbautraining im Fitnessstudio,<br />
setzt immer wieder neue Reize und hält<br />
deine Motivation hoch.<br />
DURCHHALTEN UND<br />
SPASS HABEN<br />
Die guten Vorsätze durchzuhalten<br />
ist ein Dauerthema. Am<br />
Anfang steht der Wille zur Veränderung und<br />
am Ende steht die Selbstmotivation. Nach<br />
einem anstrengenden Arbeitstag wünscht<br />
man sich oft nur Ruhe und Entspannung.<br />
Und das ist manchmal auch nötig. Viele<br />
entdecken zum Glück schon nach kurzer<br />
Zeit, dass Sport ein hervorragendes Ventil<br />
gegen Stress und Ärger ist. Je häufiger du<br />
Sport treibst, desto mehr Kalorien werden<br />
verbrannt und Stress wird abgebaut. Ein<br />
gesunder, agiler Körper verleiht dir Gelassenheit<br />
und Selbstbewusstsein. Davon profitiert<br />
das private Umfeld und letztlich steigert<br />
sich dadurch auch die Leistungsfähigkeit in<br />
allen Bereichen. Bei allem Eifer und Willen<br />
wieder fit zu werden, vergiss auf keinen Fall<br />
deine Familie und Freunde. Versuche sie in<br />
dein „neues“, aktiveres Leben zu integrieren.<br />
Häufig geht es Menschen in deinem<br />
persönlichen Umfeld ähnlich wie dir, nimm<br />
sie einfach mit.<br />
Zum Schluss noch etwas ganz Wichtiges.<br />
Erwarte nicht zu viel von dir! Es wird etwas<br />
dauern, bis du die ersten Ergebnisse im Spiegel<br />
sehen kannst. Es wird Tage geben, wo<br />
es dir schwer fällt, dich zu motivieren. Doch<br />
du wirst es schaffen. Und eines ist sicher, ab<br />
dem ersten Trainingstag, auch wenn dieser<br />
sehr anstrengend und hart sein kann, wird es<br />
dir dein Körper danken, dass du dich wieder<br />
um ihn kümmerst und den ersten Schritt<br />
zum gesunden älter werden gemacht hast.<br />
*Michael Dolfen
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28 GESUNDHEIT<br />
SEXUALITÄT<br />
Brauchen wir noch<br />
schwule Sexorte?<br />
Wir alle, unabhängig von Geschlecht und Orientierung, sind durch die Pandemie mit Fragen der Sexualität konfrontiert, die wir uns im<br />
Vor-Corona-Alltag nicht so oft, weniger intensiv oder gar nicht stellten. Unsere Sexualität – und hier beginnen die Differenzierungen<br />
in Sachen Identität und Orientierung, es geht im Nachfolgenden um die mann-männliche (MSM), die schwule oder bisexuelle Sexualität<br />
– ist seit den sich nun jährenden ersten Kontaktbeschränkungsmaßnahmen Teil des öffentlichen Diskurses geworden.<br />
Von Saunaverboten bis Razzien in Cruising-<br />
Bars und –Gebieten reicht die Bandbreite<br />
staatlicher Repression von Sex zwischen<br />
Männern*. Noch härter traf es die, die Sex<br />
und Zärtlichkeit als Wirtschaftsgut veräußern:<br />
die Sexarbeiter*innen. Auch in den<br />
sozialen Medien und im privaten Rahmen<br />
wurde Sexualität nach der trügerischoptimistischen<br />
Euphorie der PrEP wieder<br />
moralisch gebrandmarkt.<br />
Vielfach wurde die Regulierung der<br />
Sexualität im wahrnehmbaren Teil der<br />
homonormativen Mehrheitscommunity als<br />
sinnvolle Anti-Corona-Maßnahmen hingenommen<br />
und selbstverständlich in Teilen<br />
auch berechtigt, unterstützend verteidigt.<br />
Dennoch ist auffällig, wie schnell das hart<br />
erkämpfte Gut der freien Sexualität, mit<br />
seinen Konzepten von Partnerschaft jenseits<br />
von Ehebett und Wohnzimmer-Couch,<br />
nicht einmal mehr erwähnenswert schienen,<br />
ja sogar von seinen eigenen Nutznießern<br />
in Frage gestellt wurde. Die Deutsche<br />
Aidshilfe (DAH) hat sich nach anfänglicher<br />
Orientierungsphase zu einem der stärksten<br />
Sprachrohre jener gemacht, die sich ganz<br />
leise resignierend oder laut weinend ihrer<br />
Sexualität und der dazugehörigen Räume<br />
beraubt sahen und sehen. Ende 2020<br />
organsierte der Verband im Berliner SchwuZ<br />
daher auch eine ganz besondere Sonderversion<br />
seines traditionellen Wirtetreffens der<br />
LGBTIQ*Szene.<br />
Es kamen – unter Einhaltung strenger<br />
Corona-Vorschriften – Betreiber*innen und<br />
Inhaber*innen von Orten der homosexuellen<br />
(und teilweise queeren) Sexualität aus der<br />
ganzen Bundesrepublik zusammen, um<br />
darüber zu diskutieren, ob und wie ein Morgen<br />
danach aussehen könnte. Und man*<br />
holte sich Rat bzw. wissenschaftlichen Input<br />
bei und von dem deutschen Fachmann für<br />
mann-männliche Sexualität, Professor Dr.<br />
Martin Dannecker. Sein Vortrag war wie folgt<br />
überschrieben:<br />
„Der eine braucht es mehr, der andere<br />
braucht es weniger – wie viel Promiskuität<br />
braucht es für eine zufrieden<br />
Sexualität?“<br />
Was sagen Studien über „den promisken<br />
Schwulen“? Ist an dem Vorurteil des omnipotenten<br />
und ständig nach Sex suchenden<br />
Schwulen etwas dran? Allen Klischees liege<br />
ein wahrer Kern zugrunde, sonst würde die<br />
Lust an der Aufrechterhaltung der Klischees<br />
vergehen, sagt der Professor. Das Klischee<br />
des promiskuitiven Schwulen findet sich<br />
allerdings sogar in der Wissenschaft wieder,<br />
beispielhaft zitiert Dannecker aus einer<br />
Schweizer Arbeit im Fach Psychologie:<br />
„Homosexuelle sind bekannt für<br />
ihre Untreue, Homosexualität und<br />
Promiskuität sind fast schon Synonyme.<br />
Homosexuelle selbst lieben es, sich mit<br />
wechselnden Partner zu zeigen. Die<br />
Darkrooms und die Parkszenen sind ohne<br />
ständigen Objektwechsel nicht denkbar.“<br />
Süffisant und mit einem Anflug von Altherrenwitz,<br />
weißt Dannecker darauf hin, dass<br />
die Autorin des Textes keine empirische<br />
Datenbasis angibt und sich ihre Erfahrung<br />
demnach vielleicht aus ihrer klinischen<br />
Beobachtung, also der Behandlung schwuler<br />
Patienten nährt: „Das könnte ja eine<br />
besondere Perspektive sein.“ Allerdings<br />
könnten zunächst auch die empirischen<br />
Studien der Sexualwissenschaft über die<br />
möglicherweise konkreten psychischen<br />
Gründe für Partnerwechsel unter Schwulen<br />
nichts aussagen. Das gleiche gelte für<br />
die Beantwortung der Frage wie viel an<br />
Promiskuität notwendig ist, um individuell<br />
ausreichend für Befriedigung oder zumindest<br />
Beruhigung zu sein.
WIE OFT MACHT SCHWULER<br />
MANN* ES?<br />
Über die Verbreitung von Promiskuität<br />
unter schwulen Männern gibt es nach<br />
Ansicht von Dannecker mehrere und in<br />
ihren Ergebnissen vergleichbare Studien.<br />
Seine mit Richard Lemke 2010 durchgeführte<br />
Onlinebefragung ergab:<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Fast 30 Prozent hatten in den sechs<br />
Monaten vor der Befragung nur einen<br />
oder keinen Sexualpartner<br />
41 Prozent gaben zwischen zwei bis<br />
fünf Sexualpartner an<br />
15 Prozent zwischen sechs und zehn<br />
Sexualpartner<br />
Der Anteil mit mehr als zehn verschiedenen<br />
Partnern, was etwa zwei pro<br />
Monat ergibt, lag bei 15 Prozent. Die<br />
überwiegende Mehrheit der schwulen<br />
Männer scheint, so Dannecker, also<br />
„weit entfernt von einem promisken<br />
Verhalten zu sein.“ Diese ungefähre<br />
Verteilung habe sich in den vorhandenen<br />
Querschnittsstudien über die Jahre<br />
nicht signifikant geändert. Trotz mehr<br />
Möglichkeiten des Partnerwechsels<br />
durch Saunen und Darkroom-Bars. Im<br />
Gegenteil geht Dannecker sogar davon<br />
aus, dass die Befragungen wegen der<br />
über Datingseiten und Chatportale<br />
erreichten Teilnehmer, eher einen<br />
überhöhten Anteil aufweisen.<br />
Es könne aber auch sein, dass die<br />
digitalen Kontaktanbahnungen, das<br />
Austauschen von sexuellen Vorlieben<br />
und Beschreiben von Wünschen in Chats<br />
und Foren bereits eine Erfüllung des psychischen<br />
Wunsches nach Promiskuität<br />
bedeutet. Die Zahl der tatsächlichen,<br />
also realen Sexualkontakte, könnten<br />
dann zurückgegangen sein. Dies müsse<br />
weiter erforscht werden.<br />
ANYTHING GOES? AB 30 WIRD ES<br />
SPEZIELL!<br />
Seit 1987 wird in Deutschland im Abstand<br />
von rund drei Jahren eine große Befragung<br />
von MSM durchgeführt. Der schwule<br />
Soziologe und Aktivist Michael Bochow<br />
hatte sie bis 2013 geleitet, 2012 machte<br />
vor allem eine Erkenntnis Professor<br />
Dannecker stutzig:<br />
Zwar steigt der Anteil der Männer, die<br />
mit mehr als zehn anderen Sex hatten,<br />
bis zum Alter von 30 Jahren an, bleibt<br />
dann aber relativ konstant. Dannecker<br />
mutmaßt – und hier beigebt er sich dann<br />
doch auf ähnlich dünnes Eis, wie die<br />
von ihm Eingangs zitierte Psychologin<br />
–, dass es mit zunehmendem Alter zur<br />
Entwicklung von Mustern, also sexuellen<br />
Vorlieben kommt. Diese Muster seien<br />
so fest, dass sie selbst nach einer in der<br />
Verliebtheitsphase durchbrechenden Flexibilität<br />
häufig dominant bleiben und einer<br />
der möglichen Antriebe für den Wunsch<br />
nach Partnerwechsel sein könnten. Dieser<br />
wiederum würde aber weniger wahllos<br />
als selektiv und den sexuellen Vorlieben<br />
entsprechend organisiert.<br />
„Die reale Nähe zu jenen<br />
Bezirken der Szene, die<br />
durch promiskes Treiben<br />
gekennzeichnet sind, scheint<br />
jedenfalls sehr viel geringer zu<br />
sein, als es mir meine eigene<br />
Lebenserfahrung vorgaukelt.“<br />
GESUNDHEIT 29<br />
In einer 2013 durchgeführten Studie<br />
im Auftrag der DAH wurde die Nutzung<br />
queerer Infrastruktur untersucht. Das<br />
für Dannecker erstaunlichste Ergebnis<br />
hinsichtlich der Fragestellung, ob der<br />
schwule Mann per se promiskuitiv sei,<br />
war: 70 Prozent der Befragten haben<br />
in den zwölf Monaten vor Studienteilnahme<br />
weder einen Ort queerer<br />
Geselligkeit (Bars, Cafés) noch schwule<br />
Sexorte (Saunen, Parks) aufgesucht.<br />
Der Anteil derer, die eindeutig nur oder<br />
fast immer Sexorte aufsuchten und<br />
somit einer promisken Lebensführung<br />
nachgehen könnten, lag bei nur rund<br />
fünf bis sieben Prozent.<br />
Dannecker wollte diese Zahlen kaum<br />
glauben. Er meinte, seine eigene<br />
Erfahrung spreche eine so deutlich<br />
andere Sprache, dass etwas an den<br />
Zahlen nicht stimmen könne. Nach<br />
eingängiger Selbstprüfung musste er<br />
sich mit einer Erkenntnis anfreunden,<br />
die vielen bekannt sein dürfte: Das<br />
Beziehungsnetzwerk wird stark durch die<br />
Fokussierung auf Vorlieben geprägt. Die<br />
digitalen Werkzeuge der Selektion verstärken<br />
diesen ganz natürlichen Vorgang<br />
so stark, dass die eigene Empfindung der<br />
Realität die tatsächliche überstrahlt.<br />
Zusammenfassend gibt es laut Dannecker<br />
also nur eine kleine Gruppe unter<br />
Schwulen, die über lange Zeit mit vielen<br />
wechselnden Partnern Sex hat und die<br />
diesbezügliche Angebote der Szene so<br />
nutzt, dass Promiskuität angenommen<br />
werden kann. Aber was heißt das<br />
eigentlich?<br />
Fortsetzung auf männer.media!<br />
INFO<br />
Martin Dannecker<br />
Der „Oswalt Kolle“ der schwulen Sexualität wird Martin Dannecker auch<br />
genannt. Der 1942 in Oberndorf am Neckar geborene außerplanmäßige<br />
Professor am Institut für Sexualwissenschaft in Frankfurt, verhalf dem<br />
Thema Homosexualität durch die Veröffentlichung der großen Studie „Der<br />
gewöhnliche Homosexuelle“ 1974 erstmals seit der Zerschlagung von Magnus<br />
Hirschfelds „Institut für Sexualwissenschaften“ durch die Nationalsozialisten<br />
wieder zu einem festen Platz in Wissenschaft und Lehre. Schon 1971 war<br />
als Co-Autor bei Rosa von Praunheims erstem Filmerfolg „Nicht der Homosexuelle<br />
ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ maßgeblich daran<br />
beteiligt, auch die öffentliche Wahrnehmung der Themen Homosexualität<br />
und Geschlechtsidenditäten maßgeblich zu verbessern. Besonders in Zeiten<br />
der AIDS-Kriese in den 1980er und 1990er Jahren war er gefragter Fachmann.<br />
Inzwischen genießt er seinen Ruhestand in Berlin. Außer er wird gerufen! Sein<br />
aktuelles Buch ist ein dringender Lesetipp!<br />
Fortwährende Eingriffe“ von Martin Dannecker, Buch / Broschur, 232 Seiten,<br />
ISBN 9783863002718, www.maennerschwarm.de
30 GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
FOTOS: ANNA-LENA EHLERS<br />
Peter macht dich fit<br />
für den Frühling<br />
Mit Peter Goebel arbeiten wir in der Redaktion schon seit Jahren zusammen. Allerdings ging es dabei immer<br />
um Musik, denn Peter ist in der PR-Branche für die Großen wie Kim Wilde und Kylie unterwegs. Dass er seit<br />
vielen Jahren auch als Personal Trainer für Fitness sorgt, nahmen wir zum Anlass, ihn auszufragen. *ck<br />
Für Sportmuffel wie mich klingen<br />
„Kettlebells, TRX Schlingentrainer,<br />
Foamroller ...“ etwas nach Folter ...<br />
Es sind definitiv keine Folterinstrumente<br />
(lacht), sondern unterstützen uns hervorragend<br />
beim Sporteln! Natürlich kann man<br />
auch ohne diese Tools viel erreichen, aber<br />
bei reinen Körpergewichtsübungen fehlt<br />
nach einer gewissen Zeit der entsprechende<br />
Reiz, um den Muskel weiter zu fordern.<br />
Daher setze ich gerne Tools wie Kettlebells,<br />
Medizinbälle oder Widerstandsbänder ein; je<br />
nachdem was der Kunde erreichen möchte.<br />
Und keine Sorge, es macht richtig viel Spaß<br />
damit zu trainieren. Mein Lieblingstool ist der<br />
TRX Schlingentrainer; mit diesem Gerät kann<br />
man prima den ganzen Körper trainieren und<br />
bearbeitet damit auch die tieferliegenden<br />
Muskeln, die oft vernachlässigt werden.<br />
Zudem muss die Coremuskulatur (Körpermitte)<br />
die ganze Zeit kräftig mitarbeiten.<br />
Brauch ich denn einen Personal<br />
Trainer dafür?<br />
Sicher kannst du viel in Eigenregie machen,<br />
wenn du dich auskennst.<br />
Allerdings hilft dir ein Personal Trainer<br />
insbesondere dadurch, dass er einen individuell<br />
auf deine Ziele abgestimmten Plan<br />
für dich erarbeitet, dich laufend motiviert<br />
und auch den Plan immer wieder an deine<br />
aktuelle Situation anpasst.<br />
Außerdem trainieren viele leider nicht richtig<br />
und schaden sich dabei, indem sie Übungen<br />
falsch ausführen. Eine richtige Bewegungsausführung<br />
ist super wichtig. Man merkt oft<br />
selbst gar nicht was für Fehlhaltungen man<br />
sich „antrainiert“ hat.<br />
Du bist auf funktionales Training<br />
spezialisiert. Was meint der Begriff?<br />
Beim Functional Training geht es nicht nur<br />
darum wie der Körper aussehen soll, sondern<br />
mehr um das Körpergefühl und was der<br />
Körper alles kann. Zum Functional Training<br />
gehören viele Elemente; sei es Kraft oder<br />
mehr Mobilität oder Agilität. Die Übungen<br />
unterstützen uns im Alltag – sei es eine<br />
Kiste richtig vom Boden aufzuheben oder<br />
etwas über Kopf ins Regal zu stellen. Sprich<br />
Functional Training kann jedem bei seinen<br />
alltäglichen Bewegungen helfen; vom<br />
Bürohengst bis zum Feuerwehrmann hilft es<br />
im Grunde dabei, dass der Körper seinen Job<br />
erfüllen kann. Du wirst nicht nur fit, sondern<br />
es verfolgt somit auch noch seinen Zweck.<br />
Und wenn sich nebenbei auch noch deine<br />
Figur verbessert, ist das ja auch ein schöner<br />
Nebeneffekt.<br />
Peters Top 5 Tipps für einen fitten<br />
Nach-Lock-Down-Frühling<br />
1.<br />
RAUS AN DIE LUFT<br />
Grade im Winter und im Frühling ist<br />
es für unser Immunsystem prima, wenn<br />
wir draußen an der frischen Luft trainieren.<br />
Wenn man erstmal losgelaufen ist, ist es<br />
doch auch gar nicht mehr schlimm, da es<br />
einem schnell warm wird. Am besten schon<br />
die Laufklamotten abends rauslegen, so dass<br />
man morgens gar nicht an ihnen vorbei kann.<br />
Wenn du Joggen nicht magst, dann suche dir<br />
eine andere Aktivität, die du an der frischen<br />
Luft ausüben kannst. Oder mache einen<br />
ausgiebigen Spaziergang; das bringt schon<br />
mehr als viele denken. Am besten mit dem<br />
besten Freund verabreden und gemeinsam<br />
gehen, dann kann man gleich Neuigkeiten<br />
austauschen oder gemeinsame Pläne<br />
schmieden.
2.<br />
KALT DUSCHEN<br />
Eine kalte Dusche am Morgen weckt<br />
die Lebensgeister, erfrischt und stärkt auch<br />
unser Immunsystem. Erstmal langsam<br />
rantasten; fang mit warmem Wasser an<br />
und langsam immer kälter duschen. Fang<br />
bei den Füßen an und dann weiter nach<br />
oben. Steigere mit der Zeit die Dauer des<br />
Kaltduschens, bis du eine Minute oder länger<br />
durchhältst. Gerne kannst du auch Wechselduschen,<br />
sprich wechsle öfter zwischen<br />
heißem und kaltem Wasser hin und her. Du<br />
bist danach so richtig schön wach und voller<br />
Tatendrang. Nach dem Laufen draußen<br />
empfehle ich aber eher eine heiße Dusche<br />
oder ein heißes Bad zur Belohnung.<br />
3.<br />
ZIELE SETZEN<br />
Setze dir ein Ziel, das du dieses Jahr<br />
erreichen möchtest. Was liegt dir wirklich<br />
am Herzen, für was brennst du? Bei der<br />
Umsetzung empfehle ich dir die bewährte<br />
WOOP Methode, die steht für Wish<br />
(Wunsch), Outcome (Ergebnis), Obstacle<br />
(Hindernis) und Plan (Plan). Hierbei geht<br />
es darum sich der Hindernisse, die uns am<br />
meisten vom Erfüllen unseres Wunsches<br />
abhalten, zu Nutze zu machen, indem man<br />
sich zunächst die Hindernisse vorstellt und<br />
sich dann überlegt, wie man diese effektiv<br />
überwinden kann, wenn sie auftauchen. Das<br />
Prinzip wirkt in vielen Bereichen. Ob beim<br />
Wunsch Gewicht zu reduzieren oder Stress<br />
abzubauen, egal was für einen Wunsch<br />
du hast, probiere die Methode mal aus.<br />
(woopmylife.org)<br />
4.<br />
ESSGEWOHNHEITEN SCHRITT<br />
FÜR SCHRITT ÄNDERN<br />
Schreib mal eine Woche detailliert auf, was<br />
du alles in der Zeit gegessen und getrunken<br />
hast. Schau dir einmal an, wann du was<br />
gegessen hast. Warst du wirklich hungrig<br />
oder hast du aus irgendeinem Frust heraus<br />
z.B. Süßigkeiten gegessen oder aus<br />
Langweile genascht? Werde<br />
dir bewusster, was hinter<br />
deinem Essverhalten<br />
steckt. Nimm dir nicht<br />
vor, von heute auf<br />
morgen alle schlechten<br />
Essgewohnheiten auf<br />
einmal zu verändern,<br />
das funktioniert meist<br />
auf Dauer nicht. Nimm dir<br />
Zeit und versuche Schritt<br />
für Schritt Gewohnheiten zu<br />
ändern und dich gesünder zu<br />
ernähren. Sei es, dass du Softdrinks<br />
weglässt und gegen Wasser austauschst<br />
oder die Vollmilchschokolade gegen dunkle<br />
Schokolade (ab 70 % Kakaogehalt). Von<br />
reinen Verboten halte ich wenig, dadurch<br />
wird deine Lust auf die Lebensmittel erst<br />
recht angeheizt.<br />
5.<br />
SEI DANKBAR FÜR DAS<br />
ERREICHTE<br />
Zum Schluss noch ein Tipp. Wie oft<br />
vergleichen wir uns mit anderen Menschen,<br />
die vermeintlich besser ausschauen, mehr<br />
Muskeln haben, mehr Erfolg oder Glück im<br />
Leben haben. Lass es einfach mal sein, dich<br />
ständig mit Anderen zu vergleichen, sondern<br />
arbeite kontinuierlich daran, zur besten<br />
Version deiner selbst zu werden.<br />
Kümmere dich um deinen<br />
Körper und deinen Geist;<br />
sei dankbar dafür was<br />
du schon erreicht<br />
hast und gehe<br />
deinen Weg weiter,<br />
um täglich besser<br />
zu werden in deiner<br />
Entwicklung. Du<br />
wirst merken, dass<br />
es sehr befreiend ist,<br />
wenn du dich von dem<br />
Vergleichen mit Anderen<br />
lossagst und wirst dadurch viel<br />
entspannter durchs Leben gehen.<br />
www.getfit-stayfit.de<br />
GESUNDHEIT<br />
31
32 ANZEIGE<br />
WARUM N = N JEDEN BETRIFFT<br />
WAS BEDEUTET EIGENTLICH N=N?<br />
Wenn Menschen mit HIV eine Therapie erhalten und dadurch<br />
erfolgreich „unter der Nachweisgrenze“ sind, können sie das<br />
Virus nicht mehr übertragen. In diesem Zusammenhang begegnet<br />
man häufig der Abkürzung n=n (“nicht nachweisbar =<br />
nicht übertragbar“) - oder Englisch U=U („Undetectable =<br />
Untransmittable). 1,2<br />
Der Begriff der Nachweisgrenze - also der Wert, unter dem das<br />
HI-Virus im Blut nicht mehr nachgewiesen werden kann - ist allerdings<br />
nicht einheitlich definiert. Das liegt daran, dass sowohl<br />
die Messmethoden immer genauer werden als auch unterschiedliche<br />
Messgeräte in Verwendung sind. Die Zuverlässigkeit<br />
der Messung ist jedoch immer gleich.<br />
„<br />
Auch mit HIV kann ich ein<br />
schönes und normales Leben<br />
führen. Über n=n Bescheid zu<br />
wissen ist für mich dabei eine<br />
große Erleichterung!<br />
“<br />
Lilian, lebt seit 2000 mit HIV<br />
Zwei große wissenschaftliche Studien, die sich mit dem Thema<br />
n=n beschäftigen (die sog. PARTNER-Studien), haben das<br />
genauer untersucht. Dabei wurden insgesamt mehr als 135.000<br />
Sexualkontakte ohne Kondom ausgewertet, bei denen ein*e<br />
Partner*in HIV-positiv und der/die andere HIV-negativ war. Hier<br />
wurde bei einer Viruslast (das ist die Menge der HI-Viren im<br />
Blut) von < 200 Viruskopien pro Milliliter Blut von einer Nicht-<br />
Nachweisbarkeit gesprochen. 3 Die Ergebnisse dieser Studien<br />
zeigten, dass es dabei in keinem Fall zu einer Übertragung von<br />
HIV kam, wenn der/die HIV-positive Partner*in durch Therapie<br />
erfolgreich unter der Nachweisgrenze war. Als HIV-positiver<br />
Mensch kann man also unter einer erfolgreichen Therapie<br />
selbst durch Sex ohne Kondom niemanden mit HIV infizieren.<br />
Dieses Wissen ist für alle Menschen wichtig - ganz unabhängig<br />
vom eigenen HIV-Status.<br />
# HIVersity<br />
Weil wir mehr sind als nur HIV-positiv: LiVLife.de<br />
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WENN WISSEN ZUNIMMT,<br />
NIMMT STIGMATISIERUNG AB.<br />
Als HIV-negativer Mensch zu wissen, dass HIV unter erfolgreicher<br />
Therapie nicht mehr übertragbar ist und ein Bewusstsein<br />
dafür zu haben, wie das Leben von Menschen mit HIV<br />
heutzutage aussieht, kann die unbegründeten Ängste im<br />
Umgang mit HIV-positiven Menschen nehmen. Diese beruhen<br />
vor allem auf der Furcht, sich im Alltag und beim Sex mit<br />
HIV-Positiven anstecken zu können.<br />
Aktuelles Wissen und die kontinuierliche Aufklärung der<br />
Gesellschaft – beispielsweise durch Kampagnen wie #HIVER-<br />
SITY, welche die Vielfalt von HIV-positiven Menschen und<br />
deren Leben zeigt - sind essenziell, um überholte Vorstellungen<br />
und Stigmatisierung abzubauen.<br />
Für Menschen mit HIV führt das Wissen um n=n zu einem<br />
gelasseneren Umgang mit der eigenen Sexualität. Denn es<br />
verschwinden Zweifel und Ängste, Sexualpartner*innen anstecken<br />
zu können, was sich auch vorteilhaft auf die persönliche<br />
mentale Gesundheit auswirkt. Und wenn man sexuell<br />
und mental gesund ist, steigt auch die eigene Lebensqualität<br />
und Zufriedenheit.<br />
Als Mensch mit HIV trägt auch der offene Austausch mit<br />
seiner/m Ärzt*in zu mehr Lebensqualität bei. Denn wenn man<br />
als HIV-positiver Mensch selbst die eigenen Bedürfnisse und<br />
auch deren Veränderung im Arztgespräch thematisiert, kann<br />
diese*r die beste Unterstützung leisten. So kann man zum<br />
Beispiel gemeinsam die Therapie auswählen, die am besten<br />
zum aktuellen Lebenstil passt.<br />
Weitere Informationen zu n=n und persönliche<br />
Geschichten zum Leben mit HIV unter www.livlife.de.<br />
Unterstützt von ViiV Healthcare<br />
Foto: istockphoto.com/vladorlov<br />
1<br />
Eisinger et al., HIV Viral Load and Transmissibility of HIV Infection - Undetectable Equals<br />
Untransmittable, JAMA <strong>Februar</strong>y 5, 2019 Volume 321, Number 5 (Reprinted).<br />
2<br />
European AIDS Clinical Society Guidelines, Version 10.1, Stand Oktober 2020.<br />
Last accessed: November 2020<br />
3<br />
Rodger AJ, Cambiano V, Bruun T et al. Sexual Activity Without Condoms and Risk of<br />
HIV Transmission in Serodifferent Couples When the HIV-Positive Partner Is Using<br />
Suppressive Antiretroviral Therapy. JAMA 2016, 316(2).<br />
Seit 20 Jahren in der Community<br />
bekannt unter ebab
34 GESUNDHEIT<br />
SCHLAU ZU HIV<br />
Zwei oder drei Wirkstoffe?<br />
Wirklich nachhaltig ließ sich die Vermehrung des HI-Virus im<br />
Körper erst eindämmen, als man begann, dieses an mehreren<br />
Stellen in seinem Replikationszyklus anzugreifen. Über<br />
Jahrzehnte galt daher, die Therapie mit drei antiretroviralen<br />
Wirkstoffen aus mindestens zwei verschiedenen Wirkstoffklassen<br />
zusammenzustellen. Dieses Vorgehen stützen auch<br />
Leitlinien zur Behandlung einer HIV-Infektion. Heute sind auch<br />
Regime mit weniger Substanzen im Einsatz. Dazu befragten<br />
wir Dr. Ansgar Rieke vom Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein<br />
(www.gk.de).<br />
Die sogenannte Dreifachtherapie hat<br />
sich mit jahrzehntelanger Evidenz<br />
bewährt. Was ist der Grund, eine<br />
HIV-Infektion mit weniger als drei<br />
Substanzen zu therapieren?<br />
Es ist ein Stück weit eine Generationenfrage<br />
unter den HIV-Behandlern,<br />
wie wir auf die neuen Therapien gucken.<br />
Jahrzehntelange Erfahrung mit der<br />
Dreifachtherapie zeigt uns, dass wir mit<br />
ihr eine robuste Behandlungsoption<br />
mit wenigen Resistenzen haben. Die<br />
Patienten werden aber auch immer<br />
älter und das zunehmende Lebensalter<br />
bringt klassische Zusatzerkrankungen,<br />
fachlich Komorbiditäten genannt. Deren<br />
Behandlung und der Trend mit Hinblick<br />
auf die Belastung des Organismus und<br />
zur Verringerung von Langzeitnebenwirkungen<br />
Wirkstoffmengen zu verringern,<br />
führte zu den Überlegungen, Therapien zu<br />
verschlanken.<br />
Das Ganze ist allerdings auch erst mit<br />
den modernen Integrasehemmern<br />
überhaupt denkbar geworden. Das sind<br />
hochpotente Substanzen, die sehr schnell<br />
und wirkungsvoll die Viruslast senken. So<br />
wirksam, dass man in Studien den Versuch<br />
wagte, sie nur noch mit einem weiteren<br />
Wirkstoff zu kombinieren und den dritten<br />
einzusparen. Diese Studien ergaben<br />
keine Unterlegenheit gegenüber der<br />
Dreierkombination. Zu ergänzen ist, dass<br />
auch moderne Dreifachtherapien heute<br />
bezüglich Komorbitäten gut kombinierbar<br />
sind, da sie ohne die sogenannten Booster**<br />
auskommen.<br />
Welche Vorteile der Zweifachtherapie<br />
haben sich im Vergleich zur<br />
Dreifachtherapie gezeigt und wo<br />
liegen ihre Limitationen?<br />
Ein Vorteil sowohl der Zweifach- wie der<br />
Dreifachtherapie ist die Tatsache, dass<br />
beide als Ein-Tabletten-Regime eingesetzt<br />
werden und somit die Adhärenz steigern<br />
können. Für den Patienten ist es einfacher<br />
nur eine, statt zwei oder mehr Tabletten<br />
einzunehmen. Grenzen einer Zweifachtherapie<br />
gibt es insbesondere bei einer gleichzeitigen<br />
viralen Hepatitis-B-Infektion. Die<br />
Wirkstoffe, die wir bisher haben, bieten<br />
hier keine ausreichende Wirksamkeit.<br />
Auch bei einer spät festgestellten HIV-<br />
Infektion, bei der die Helferzellenzahl des<br />
Immunsystems sehr gering ist, würde<br />
ich persönlich eher zu einer der sehr<br />
robusten und breit wirkenden Dreifach-<br />
Kombinationstherapien tendieren. Die<br />
diesbezüglich positiven Studien werden<br />
weiter kontrovers diskutiert.<br />
Ein letzter Punkt ist noch die gegenteilige<br />
Situation für den Beginn einer HIV-<br />
Therapie: der sehr frühe Beginn. Wenn wir<br />
vor dem Eintreffen der Ergebnisse einer<br />
Resistenztestung mit einer schnell wirkenden<br />
Therapie beginnen, um möglichst<br />
zeitnah unter die Nachweisgrenze zu<br />
kommen, setzen wir aus meiner Sicht auch<br />
noch eher auf die eben genannte robuste<br />
Dreierkombi.<br />
Für wen eignet sich eine Umstellung<br />
und für wen nicht?<br />
Wen jemand sehr stabil und lange auf<br />
seine Therapie eingestellt ist und auf<br />
eine Substanz verzichten möchte, ist das<br />
ein Grund, die Therapie zu verschlanken.<br />
Weitere Gründe können zusätzliche<br />
Begleiterkrankungen wie eine Niereninsuffizienz<br />
oder eine Fettstoffwechselstörung<br />
oder andere Wechselwirkungen sein. Und<br />
selbstverständlich Unverträglichkeiten<br />
jeglicher Art. Das können aber umgekehrt<br />
genauso Gründe für eine Umstellung von<br />
einer Zweier- auf eine Dreierkombination<br />
sein. So etwas muss aber individuell<br />
zwischen Patient und betreuendem<br />
Behandler besprochen werden.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
** siehe männer.media/topics/schlau-zu-hiv<br />
Apotheker Oliver Dubben<br />
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GESUNDHEIT<br />
FOTO: ASHKAN FOROUZANI / UNSPLASH /CC0<br />
HIV/AIDS<br />
Mehr HIV-Neuinfektionen!<br />
Keine gute Nachricht. Aber auch kein Grund zur Besorgnis. Jedenfalls nicht so sehr für schwule und bisexuelle<br />
Männer*, die Sex mit Männern* haben, beziehungsweise für die, die HIV-Prävention für diese Zielgruppe betreiben.<br />
Warum das so ist und welche dann doch äußerst besorgniserregenden Wechselwirkungen die HIV-Pandemie mit der<br />
SARS-CoV-2-Pandemie hat, hat die Deutsche Aidshilfe (DAH) herausgearbeitet.<br />
DEUTSCHLAND VERFEHLT<br />
UNAIDS-ZIEL<br />
Laut Stufenplan „Aids beenden“ von<br />
UNAIDS, der vorsieht, Aids-Erkrankungen<br />
bis 2030 auf null zu reduzieren, sollten<br />
in Deutschland mindestens 90 Prozent<br />
aller HIV-Infektionen diagnostiziert sein.<br />
Die Zahlen des RKI lassen aber auf nur<br />
88 Prozent schließen. Besser sieht es<br />
bei den beiden anderen Kennzahlen<br />
aus: 90 Prozent der HIV-Positiven<br />
sollen nach Möglichkeit eine Therapie<br />
erhalten – hier kann Deutschland mit<br />
96 Prozent glänzen. Und auch beim für<br />
die Übertragungskette so wichtigen Ziel,<br />
90 Prozent der Behandelten unter die<br />
Nachweisgrenze zu bringen, erreicht<br />
Deutschland 96 Prozent.<br />
DIE NEUINFEKTIONSZAHLEN<br />
Laut aktuellem Epidemiologischen<br />
Bulletin des Robert Koch-Institutes RKI<br />
vom 26. November 2020, ist die Zahl der<br />
HIV-Neuinfektionen in Deutschland im<br />
Jahr 2019 nicht weiter gesunken, sondern<br />
leicht angestiegen. Sie lag 2019 bei<br />
2.600, das sind 100 mehr als im Vorjahr.<br />
Bei den schwulen und bisexuellen Männern<br />
ist die Zahl mit 1.600 Fällen konstant<br />
geblieben, der deutliche Rückgang<br />
der letzten Jahre hat sich allerdings nicht<br />
fortgesetzt. Einen Anstieg auf niedrigem<br />
Niveau gab es 2019 außerdem durch<br />
heterosexuellen Geschlechtsverkehr bei<br />
Männern (insgesamt 650 Neuinfektionen<br />
in durch heterosexuelle Kontakte).<br />
PROBLEM SPÄTE DIAGNOSE<br />
Kaum verändert hat sich die hohe Zahl der<br />
Menschen, die nichts von ihrer Infektion<br />
wissen und die Zahl derer, die deswegen<br />
an Aids oder einem schweren Immundefekt<br />
erkranken: 10.800 Menschen lebten<br />
Ende 2019 in Deutschland mit HIV, ohne<br />
davon zu wissen, viele bereits seit Jahren.
GESUNDHEIT<br />
Etwa ein Drittel der HIV-Diagnosen<br />
erfolgt erst, wenn bereits eine schwere<br />
Erkrankung auftritt. Leicht zugängliche<br />
Testangebote und Testkampagnen<br />
haben in den letzten Jahren bereits dafür<br />
gesorgt, dass in Großstädten die Zahl der<br />
schwulen und bisexuellen Männer, die<br />
frühzeitig von ihrer Infektion erfahren,<br />
gestiegen ist. Die Zahl der Spätdiagnosen<br />
ist in dieser Gruppe gesunken. Dennoch<br />
haben 1.100 Menschen pro Jahr Aids<br />
bekommen oder erleiden einen schweren<br />
Immundefekt, obwohl es vermeidbar<br />
gewesen wäre. Denn: Je früher aber eine<br />
HIV-Infektion erkannt wird, desto weniger<br />
bleibende Schäden verursacht sie. Und:<br />
Weil behandelte HIV-Positive das Virus<br />
unmöglich weiter geben können, wird<br />
sozusagen als Nebeneffekt die Übertragungskette<br />
unterbrochen. Testangebote<br />
sind ein immer wichtiger werdendes<br />
Standbein der HIV-Prävention. Und dieses<br />
Standbein wackelt. Wegen Corona.<br />
„Es wäre möglich, deutlich mehr<br />
HIV-Infektionen und schwere<br />
Erkrankungen zu verhindern. Nun<br />
drohen stattdessen Rückschritte und<br />
Schäden, weil die Corona-Pandemie<br />
Lücken bei den Testangeboten reißt.“<br />
Sven Warminsky<br />
vom Vorstand der DAH<br />
CORONA VERHINDERT HIV-TESTS<br />
Durch die Maßnahmen gegen Covid-19<br />
sind vor allem die anonymen Testangebote<br />
stark eingeschränkt. Die vielerorts<br />
einzigen Testmöglichkeiten in den<br />
Gesundheitsämtern haben aufgrund von<br />
Überlastung zurzeit Tests auf HIV und<br />
Geschlechtskrankheiten ausgesetzt.<br />
Aidshilfen und die Checkpoints gleichen<br />
diesen Mangel normalerweise teilweise<br />
aus, aber auch ihre Testangebote sind<br />
stark beeinträchtigt. Zusätzlich stehen<br />
sie unter teilweise enormem finanziellen<br />
Druck, weil ausfallende CSDs<br />
und Fundraising-Aktivitäten<br />
die Spendeneinnahmen<br />
einbrechen lassen. Und<br />
nicht nur das: Laut DAH<br />
ist die Finanzierung<br />
der Testangebote in<br />
Aidshilfen in vielen<br />
Städten gefährdet: Die<br />
Kommunen wollen sie<br />
im nächsten Jahr nicht<br />
wieder zur Verfügung stellen oder<br />
kürzen. Sven Warminsky:<br />
„Um Aids-Erkrankungen und HIV-<br />
Neuinfektionen weiter zu reduzieren,<br />
dürfen keine Testangebote wegfallen,<br />
sie müssen vielmehr weiter ausgebaut<br />
werden. Hier stehen Länder und<br />
Kommunen in der Verantwortung.“<br />
HIV-NEUINFEKTIONEN VON 1975 BIS 2019<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
SYPHILIS-INFEKTIONEN VON 1970 BIS 2019<br />
10000<br />
7500<br />
5000<br />
2500<br />
QUELLE: RKI<br />
1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2019<br />
MSM IVD Hetero<br />
1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006<br />
MEHR SELBSTTESTS WAGEN!<br />
Wie Leser*innen dieses Magazins<br />
vielleicht wahrgenommen haben, ist<br />
eine Maßnahme, die das RKI empfiehlt,<br />
Selbsttests stärker zu bewerben<br />
und Angebote von Einsendetests<br />
auszuweiten. Das Kooperationsprojekt<br />
s.a.m health von Deutscher Aidshilfe,<br />
Münchner Aids-Hilfe, Labor Lademannbogen<br />
und ViiV Healthcare ist<br />
inzwischen deutschlandweit<br />
verfügbar und ermöglicht es<br />
erstmals jedem in einem<br />
selbstgewähltem Rhythmus<br />
einen Test auf HIV,<br />
Syphilis, Chlamydien und<br />
Gonorrhö (Tripper) bequem<br />
zuhause durchzuführen. Die<br />
Ergebnisse gibt’s per Telefon/<br />
SMS und das ganze ist ab 32<br />
Euro unschlagbar günstig zu haben.<br />
www.samhealth.de<br />
FOTO: FREEPIK<br />
PREP FÜR ALLE!<br />
Die medikamentöse HIV-Prophylaxe<br />
PrEP muss nach Ansicht der DAH noch<br />
bekannter und vor allem allen Menschen<br />
zugänglich gemacht werden, für die sie<br />
in Frage kommt. Rund 17.500 Menschen<br />
Gesamt Männer Frauen<br />
QUELLE: RKI<br />
2011 2016 2019<br />
Die Steigerungen bei den Syphiliszahlen lassen viel Platz für Interpretation.<br />
Mehr dazu unter männer.media/gesundheit!<br />
nutzen nach DAH-Schätzungen bisher<br />
diese Schutzmethode. Das ist ein Erfolg,<br />
doch es könnten noch deutlich mehr sein.<br />
In kleineren Städten und ländlichen Regionen<br />
gibt es teilweise keine Möglichkeit, sich<br />
die PrEP verschreiben zu lassen. Und so<br />
vermerkt auch das RKI in seinem Bulletin,<br />
dass ein Effekt der PrEP auf die Neuinfektionszahlen<br />
bisher nicht nachzuweisen ist.<br />
Deshalb kommentiert die DAH:<br />
„Wir haben auf einen weiteren<br />
Rückgang der Zahlen gehofft.<br />
Immerhin zahlen seit letztem Jahr die<br />
Gesetzlichen Krankenkassen für die<br />
HIV-Prophylaxe PrEP und immer mehr<br />
Menschen mit HIV erhalten früh eine<br />
Therapie. Doch die Möglichkeiten der<br />
Prävention in Deutschland werden<br />
bisher nicht voll ausgeschöpft. Es ist<br />
dringend an der Zeit, alle wirksamen<br />
Methoden auch allen Menschen mit<br />
HIV-Risiken anzubieten.“<br />
<strong>2021</strong> wird zeigen, ob und wie der<br />
erfolgreiche deutsche Weg in der HIV-<br />
Prävention fortgesetzt wird. Gefordert<br />
sind alle, denn HIV ist und bleibt eine<br />
gesamtgesellschaftliche Aufgabe. *ck
GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
FOTO: JANDRO SAAYMAN / UNSPLASH / CC0<br />
Kongress:<br />
Pandemie gestern und heute<br />
Der 10. Deutsch-Österreichische Aids-Kongress wird zwischen dem 25. und 27. <strong>März</strong> <strong>2021</strong> #ausGründen<br />
erstmals auch digital stattfinden. Das verstärkt die Öffnung des Kongressprogramms Richtung Community<br />
selbstverständlich noch einmal. Wir fragten bei Kongresspräsident Professor Christian Hoffmann und Silke<br />
Klumb (Geschäftsführerin Deutsche Aidshilfe) nach, was interessierte Leser*innen erwartet.<br />
Warum ist der DÖAK aus Ihrer<br />
Sicht auch für die Leser*innen<br />
dieses Magazins einen (digitalen)<br />
Besuch wert?<br />
Prof. Hoffmann: Das Programm des<br />
DÖAKs wird ja mittlerweile nicht nur<br />
von Wissenschaftler*innen konzipiert.<br />
Traditionell sind die Deutsche Aidshilfe<br />
sowie Mitglieder der Community in die<br />
Organisation eingebunden. Da liegt es<br />
auf der Hand, dass auch viele Themen,<br />
die über rein medizinische und reine<br />
HIV-Themen hinausgehen, zur Sprache<br />
kommen werden.<br />
Welchen Stellenwert hat der Kongress<br />
aus Sicht der DAH in Sachen<br />
Prävention? Passt ein Fachkongress<br />
zum Konzept niedrigschwelliger<br />
Ansprache?<br />
Silke Klumb: Auch ein Kongress<br />
wie der DÖAK kann niedrigschwellig<br />
werden, wenn Community auf allen<br />
Ebenen beteiligt wird – das ist ein<br />
wichtiges Grundprinzip, das auf dem<br />
DÖAK umgesetzt wird. Für gelingende<br />
Prävention ist die Kommunikation zwischen<br />
Ärzt*innen, Präventionist*innen,<br />
Selbsthilfeaktivist*innen und<br />
Sozialwissenschaftler*innen unerlässlich:<br />
der Abbau von Diskriminierung insbesondere<br />
im Gesundheitswesen ist eine<br />
zentrale gemeinsame Aufgabe, an der
GESUNDHEIT<br />
Wie beteiligt sich die HIV-Community am Kongress?<br />
„Durch das Community-Board<br />
(CB), das den Kongress mit vorbereitet<br />
und in allen wichtigen<br />
Gremien vertreten ist, wird die<br />
Beteiligung der HIV-Community<br />
vorangetrieben. Dabei wird<br />
versucht im CB möglichst<br />
viele Aspekte und Seiten der<br />
Community zu vertreten und<br />
sichtbar zu machen und sie<br />
gegebenenfalls mitzudenken.<br />
Die entsprechenden Anliegen<br />
werden dann in die Gremien<br />
gebracht und es wird versucht,<br />
sie im Kongressprogramm zu<br />
platzieren. So bringen wir die<br />
Perspektive der HIV-Community<br />
nicht nur in den Community-<br />
Board-Workshops, sondern<br />
möglichst durchgehend im<br />
gesamten Programm unter. Wir<br />
sind bestrebt, Vertreter*innen<br />
der Community an möglichst<br />
vielen Stellen, wie Chairs, bei<br />
Vorträgen und so weiter zu<br />
besetzen.“<br />
HIV-Aktivist Christoph Schaal-<br />
Breite sitzt auch <strong>2021</strong> im<br />
Community-Board des DÖAK<br />
wir dringend zusammen weiterarbeiten<br />
müssen. Und am Beispiel der PrEP zeigt<br />
sich, wie wichtig eine enge interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit zwischen allen<br />
Beteiligten ist, um einen niedrigschwelligen<br />
Zugang zu ermöglichen. Darüber<br />
müssen wir reden!<br />
Auf welche Schwerpunkte freuen<br />
Sie sich besonders?<br />
Prof. Hoffmann: Ich freue mich auf<br />
die sicherlich zahlreichen Beiträge zu<br />
HIV und COVID-19 – ein Thema, das<br />
uns sicher derzeit alle in Beschlag hält<br />
und wo noch viele Fragen offen sind.<br />
Persönlich freue ich mich aber vor allem<br />
über den Eröffnungsvortrag durch Hans<br />
Jäger aus München, einem Pionier in<br />
Deutschland. Ende <strong>März</strong> <strong>2021</strong> werden<br />
die ersten Berichte zu HIV fast genau 40<br />
Jahre zurückliegen. Sicher eine<br />
gute Gelegenheit, zurück<br />
zu schauen. Andererseits<br />
wird Hans Jäger, so wie<br />
ich ihn kenne, sicher<br />
auch visionär nach<br />
vorne blicken.<br />
Silke Klumb:<br />
Neben den sicherlich<br />
spannenden<br />
Plenarvorträgen ist<br />
der Schwerpunkt zu<br />
Sexualität besonders<br />
spannend – von ChemSex<br />
über Sexualität leben mit der<br />
aktuellen großen Studie „Gesundheit<br />
und Sexualität in Deutschland“ bis zu<br />
einem Community-Workshop „Positive<br />
Sexualität“. Dann werden die ersten<br />
Ergebnisse der Studie „positive stimmen<br />
2.0“ zu Diskriminierung von Menschen<br />
mit HIV präsentiert werden, die aktuell<br />
durchgeführt wird. Auf diese neuen<br />
Daten – nach der ersten Erhebung <strong>2021</strong><br />
– sind wir sehr gespannt. Wir werden<br />
diskutieren, wie wir alle gemeinsam<br />
weiter gegen Diskriminierung vorgehen<br />
und diskriminierungsarme Verhältnisse<br />
schaffen können. Dazu wird auch die<br />
Vorstellung der Kampagne „selbstverständlich<br />
positiv“ einen wichtigen<br />
Beitrag leisten.<br />
Corona und HIV wird zwangsläufig<br />
ein Querschnittsthema des DÖAK<br />
<strong>2021</strong>. Wo sehen Sie hier den größten<br />
Diskussionsbedarf?<br />
Prof. Hoffmann: Wir wissen immer<br />
noch nicht genug über die Koinfektion<br />
HIV/COVID-19 und mögliche schwere<br />
Verläufe. Welche Rollen spielen die<br />
Helferzellen? Und vor allem: Wie sicher<br />
sind die Impfungen? Die meisten<br />
Großen Impf-Studien haben HIV-<br />
Patienten zunächst von der<br />
Teilnahme ausgeschlossen.<br />
Mittlerweile hat sich<br />
das auf Druck einiger<br />
Patientengruppen in<br />
den USA zum Glück<br />
geändert, allerdings<br />
sind weiterhin fast<br />
immer ausgerechnet<br />
die schwer immunsupprimierten<br />
Patienten<br />
ausgeschlossen<br />
– ich fürchte, mit diesen<br />
Patienten, die die Impfung<br />
vermutlich am dringendsten<br />
benötigen, wird das ein großer Feldversuch<br />
im nächsten Jahr. Darüber muss<br />
geredet werden! Mit Frau Marylyn Addo<br />
aus Hamburg haben wir außerdem eine<br />
der führenden Impfforscherinnen für<br />
einen Plenarvortrag gewinnen können.<br />
Silke Klumb: Für mich ist die zentrale<br />
Frage: Was kann aus der HIV-Epidemie<br />
gelernt werden für die Bewältigung der<br />
OTO: JOHANNES BERGER<br />
Covid-19-Pandemie, insbesondere aus<br />
Präventionssicht? Wie kann verständlich<br />
und glaubwürdig kommuniziert werden?<br />
Wie können verschiedene Gruppen,<br />
insbesondere die, die aktuell als „Risikogruppen“<br />
bezeichnet werden, beteiligt<br />
werden an Entscheidungen, die ihr<br />
Leben elementar betreffen?<br />
Schafft Deutschland die UNAIDS-<br />
Ziele?<br />
Silke Klumb: Deutschland hat das<br />
zweite und dritte der UNAIDS-Ziele<br />
bereits erreicht, das ist sehr gut. Auch<br />
das erste Ziel kann erreicht werden,<br />
wenn es gelingt, weiterhin niedrigschwellig<br />
Zugang zu Beratung und<br />
Testangeboten zu schaffen. Dazu gehört<br />
insbesondere, Menschen die Angst vor<br />
dem Leben mit HIV zu nehmen, Diskriminierung<br />
und Stigma abzubauen. Es<br />
lohnt sich, den eigenen HIV-Status zu<br />
kennen – ein langes und gutes Leben mit<br />
HIV ist möglich. Mit großer Sorge sehen<br />
wir aktuell den Rückgang von HIV-Beratungs-<br />
und Testangeboten angesichts<br />
der COVID-19-Pandemie, sei es aufgrund<br />
der Überlastung der Gesundheitsämter,<br />
sei es aufgrund von eingeschränkten<br />
Angeboten aufgrund der Hygieneanforderungen,<br />
sei es mangels Finanzierung.<br />
Gleichzeitig beobachten wir eine moralische<br />
Verurteilung von Sexualität jenseits<br />
heteronormativ gelebter monogamer<br />
Beziehungen. Sexualität wird verdrängt,<br />
Community-Strukturen sind in Gefahr,<br />
für immer zerstört zu werden. Das kann<br />
nicht zuletzt auch negative Folgen für<br />
die Erreichung der UNAIDS-Ziele haben.<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
25. – 27.3., 10. Deutsch-Österreichischer<br />
Aids-Kongress, www.sv-veranstaltungen.de
GESUNDHEIT<br />
MASTURBATION<br />
Spaß für Dich!<br />
Männer masturbieren. Nicht nur die, klar,<br />
aber eben alle, der Rest lügt. Und hier gibt<br />
es etwas für den Mann, der Lust verspürt,<br />
das auch chic aussieht.<br />
„Arcwave Ion“ sei der weltweit erste<br />
„Pleasure Air Stroker“ und verspricht so<br />
eine völlig neue Art der Masturbation, mit<br />
intensiveren und abwechslungsreicheren<br />
Höhepunkten. 2017 entstand in einem Berliner<br />
Sex-Tech-Labor die Idee zu Arcwave,<br />
einer Marke für die sexuellen Bedürfnisse<br />
des Mannes. Die Mission: Die männliche<br />
Masturbation auf ein neues Level zu heben<br />
und die Sextoy-Industrie zu revolutionieren.<br />
Die Arcwave-Entwickler*innen haben die<br />
schon bei Produkten für Frauen erfolgreiche<br />
patentierte Pleasure Air Technologie für<br />
das männliche Geschlecht optimiert.<br />
Dazu brauchte es unter anderem über ein<br />
Dutzend Prototypen, stärkere Luftwellen<br />
und eine größere Oberflächenstruktur. Das<br />
Ergebnis: aufregendere, abwechslungsreichere<br />
und intensivere Orgasmen.<br />
Wie das geht? Arcwave stimuliert das Frenulum<br />
mit pulsierenden Luftwellen und startet<br />
die Stimulation dank der Smart Silence<br />
Technologie erst bei Hautkontakt. Das softe<br />
und flexible Silikon in Kombination mit<br />
Pleasure Air passt sich jedem Penis an – egal<br />
welche Größe und ob beschnitten oder nicht.<br />
Die edle Storage Base lädt und trocknet das<br />
Produkt nach der Reinigung gleichzeitig dank<br />
des integrierten DryTech Stick.<br />
www.arcwave.com
GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
Nichts ist für<br />
die Ewigkeit<br />
Dr. Steffen Schirmer ist Chefarzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive<br />
Mikrochirurgie am St. Marien-Krankenhaus in Berlin. Seit Juni 2020 berät und<br />
behandelt er auch Patienten in der PRAXIS GOLDSTEIN am Winterfeldtplatz. Wir<br />
sprachen über Schönheit, Verjüngungskuren und darüber, wann zu viel zu viel ist.<br />
FOTO: DIAGO MARIOTTA MENDEZ<br />
Sind Männer eitler als Frauen?<br />
Ich denke nicht, dass Männer grundsätzlich<br />
eitler sind als Frauen, aber es gibt Männer,<br />
die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legen oder<br />
mehr perfektionistisch veranlagt sind. Mit<br />
den Eitelkeiten hält es sich aber eher die<br />
Waage und es ist immer sehr individuell.<br />
Mit was für Wünschen und Vorstellungen<br />
kommen Männer zu dir?<br />
Viele Männer wissen schon sehr genau,<br />
was sie an sich verändern lassen wollen.<br />
Ein frischer Look und erholtes Aussehen<br />
sind für sie wichtig im Alltag. Man möchte<br />
nicht verbraucht erscheinen oder die<br />
Müdigkeit angesehen bekommen. Viele<br />
lassen sich mit einer Plasmabehandlung<br />
die Haut etwas verjüngen, gerade um die<br />
Augen herum. Es kommt sehr auf die<br />
Altersstruktur und die Beschaffenheit der<br />
Haut an. Bei ersten Falten kann man super<br />
mit Botox arbeiten. Andere haben einen<br />
zunehmenden Verlust des Unterhaut-<br />
Fettgewebes. Das Gesicht wirkt dann wie<br />
eingefallen, wobei es sich aber um einen<br />
natürlichen Alterungsprozess handelt. Es<br />
kommen Patienten von Mitte 20 bis 60<br />
Jahren zu mir.<br />
Mit Mitte 20? Ist das nicht ein wenig<br />
jung?<br />
Man kann auch mit Mitte 20 bereits etwas<br />
machen, ob man das allerdings sollte, ist<br />
von Patient zu Patient unterschiedlich.<br />
Die Erbanlagen spielen eine große Rolle.<br />
Manche haben mit Mitte 20 mehr Falten als<br />
jemand mit 40 Jahren. Aus dem Grund sind<br />
Botox-Behandlungen, Therapie mit Plasma<br />
oder eine Vergrößerung von als zu klein<br />
empfundenen Lippen auch bei jüngeren<br />
Männern keine Seltenheit.<br />
Was ist die Plasma-Therapie?<br />
Die Plasma-Therapie, auch PRP genannt, ist<br />
etwas sehr Natürliches, weil der Wirkstoff<br />
aus dem eigenen Körper gewonnen wird.<br />
Es ist Plasma, welches mit Thrombozyten<br />
(Blutplättchen) angereichert ist. Diese Blutbestandteile<br />
werden durch Zentrifugieren<br />
getrennt und dann in die betroffenen<br />
Stellen injiziert. Man regt damit auch die<br />
Kollagen-Produktion der Haut an. Die<br />
Behandlung mit PRP ist schmerzarm und<br />
eignet sich auch bei Haarausfall, solange<br />
noch Haarfollikel vorhanden sind. Die PRP<br />
unterstützt die Haar-Regeneration, wenn<br />
es also dünner wird, kann man es in einem<br />
bestimmten Rhythmus (ca. sechs Wochen)<br />
behandeln, um das Haarwachstum<br />
anzuregen. Ich empfehle, es jedes halbe<br />
Jahr auszuprobieren und zu sehen, ob der<br />
gewünschte Effekt eintritt.<br />
Botox hingegen ist ein hervorragendes<br />
Medikament, welches zur Faltenbehandlung<br />
genutzt wird. Hyaluronsäure wird als<br />
Filler verwendet, da es ein Fremdmaterial<br />
ist, welches in den Körper injiziert wird.<br />
Diese Art von Filler wird angewandt, wo<br />
Volumen ersetzt werden soll, etwa in den<br />
Lippen.<br />
Wie lange halten die Anwendungen?<br />
Nichts ist für die Ewigkeit, der Alterungsprozess<br />
wird ja nicht gestoppt. Die<br />
Schwerkraft ist nach wie vor da und alles<br />
wird nach unten gezogen. Bei Botox geht<br />
man von vier bis sechs Monaten aus, je<br />
nach Beschaffenheit der Haut und wie<br />
stark die Muskulatur ist. Die Wirksamkeit<br />
von PRP tritt nach etwa zwei Wochen ein.<br />
Nach der Anwendung ist man aber nicht<br />
sofort gesellschaftsfähig. Bei Botox ist das<br />
anders, denn man sieht die Einstiche nicht.<br />
PRP, Botox und Filler bietest du<br />
auch in der Praxis Goldstein an,<br />
größere Operationen im St. Marien-<br />
Krankenhaus, richtig?<br />
In der Praxis berate ich kostenlos und<br />
unverbindlich. Wenn wir dann beim Befund<br />
eher eine operative Indikation feststellen,<br />
würden wir den Eingriff im Krankenhaus<br />
vornehmen, inklusive der Narkosebesprechung.<br />
Zu operativen Eingriffen gehören die<br />
Augenlid- sowie Bauchdecken-Straffung,<br />
Facelifts, Fettabsaugung und auch Lipofilling,<br />
wo Fett von einer Stelle an die andere<br />
transferiert wird.<br />
Wann sagst du als Arzt Stopp, weil<br />
du Eingriffe nicht mehr vertreten<br />
kannst?<br />
Es gibt Befunde, die man nicht deutlich<br />
optomieren kann. Man muss also realistisch<br />
einschätzen können, was zu verbessern ist,<br />
und mit dem Angebot dieser Verbesserungen<br />
auch mitteilen, welche Komplikationen<br />
auftreten können. Wenn ich einschätze,<br />
dass keine Optimierung möglich ist, mache<br />
ich es auch nicht. Patient und Arzt müssen<br />
sich unterhalten, wie und ob was machbar<br />
ist, und sich dann auch einig sein.<br />
*Interview: Ernesto Klews<br />
Dr. Steffen Schirmer in der PRAXIS GOLD-<br />
STEIN, Maaßenstr. 14, Berlin<br />
www.drsteffenschirmer.com<br />
info<br />
PRP-Plasma-Therapie: PRP steht für<br />
„platelet-rich plasma“ oder „plättchenreiches<br />
Plasma“, welches reich an<br />
Blutplättchen (Thrombozyten) ist und<br />
unter die Haut injiziert wird.<br />
Botox: Botulinumtoxin ist ein<br />
Nervengift bzw. Protein. Es wird von<br />
verschiedenen Stämmen der Bakterienspezies<br />
Clostridium botulinum<br />
gebildet. Die Substanz wird in die<br />
Gesichtsmuskeln injiziert, um Falten so<br />
zu glätten. Botulinumtoxin verhindert<br />
den Austausch von Signalen zwischen<br />
Nervenendung und Muskel. Dies<br />
verhindert Muskelkontraktionen, die für<br />
die Faltenbildung verantwortlich sind.<br />
Hyaluronsäure: Hyaluronsäure kommt<br />
natürlich im Körper vor. Sie ist ein<br />
wichtiger Bestandteil verschiedener<br />
Bindegewebsarten. Besonders zeichnet<br />
sich die Hyaluronsäure dadurch<br />
aus, dass sie sehr große Mengen<br />
Wasser an sich binden kann.
GESELLSCHAFT<br />
INTERVIEW<br />
FOTOS: BEIERSDORF<br />
AUSGEZEICHNET:<br />
Du selbst sein bei Beiersdorf<br />
Unser Interview mit dem<br />
„Vice President, Global NIVEA<br />
Brand & Design“ über das von ihm<br />
gegründete und durch PROUT AT<br />
WORK mit dem „Rising Star Award<br />
2020“ ausgezeichnete queere<br />
Mitarbeiter*innennetzwerk „Be You<br />
@ Beiersdorf“.<br />
Diversity wird auch in deutschen<br />
Unternehmen immer häufiger als integrale<br />
Bestandteil der Firmenphilosophie begriffen<br />
und sogar als Wachstumsfaktor wahrgenommen.<br />
Zurecht: Ende 2020 konnten<br />
Analysten der Investmentbank Credit Suisse<br />
in der Studie „The LGBT 350“ belegen,<br />
dass Betrieben, die proaktiv für Diversity<br />
eintreten und einen LGBTIQ*-Gleichstellungsansatz<br />
verfolgen, gemessen an ihrer<br />
Aktienkursentwicklung, überdurchschnittlich<br />
erfolgreich sind. Anleger, die darauf<br />
achteten, haben demnach in den vergangenen<br />
zehn Jahren jährlich vier Prozent mehr<br />
Rendite im Vergleich zum Gesamtmarkt<br />
erzielt. Die Vorteile einer queerinklusiven<br />
Unternehmensphilosophie liegen laut Credit<br />
Suisse einerseits darin, Talente anzuziehen<br />
und als Mitarbeiter*innen zu halten sowie<br />
queere Kunden zu gewinnen. Die weltweite<br />
jährliche Kaufkraft der LGBTIQ*-Community<br />
wird von den Studienmachern auf bis zu<br />
5,6 Billionen US-Dollar geschätzt.<br />
Als Szenemagazin begleiten wir diesen<br />
Prozess bereits seit Jahren proaktiv und<br />
stellen immer wieder Macher*innen vor, die<br />
die Regenbogenfarben in die Unternehmen<br />
der Republik bringen. Im Falle von Ralph<br />
Zimmerer ist dies sogar auf einem der<br />
bekanntesten Pflegeprodukte der Welt<br />
sichtbar geworden.<br />
„Be You @ Beiersdorf“ bedeutet,<br />
jede*r kann sich als Mitarbeiter*in bei<br />
euch so verwirklichen, wie er selbst<br />
ist?<br />
Die Idee dahinter ist wirklich, dass wir<br />
wollen, dass jede*r, also er, sie, sier, zur Arbeit<br />
kommt und sich verwirklichen kann und das<br />
wahre Ich auch zeigen kann. Der Gedanke<br />
dahinter ist natürlich bis zu einem gewissen<br />
Grad auch ein geschäftlicher. Es gibt sehr<br />
viele Untersuchungen, dass diverse Teams<br />
und auch Firmen, die das fördern, erfolgreicher<br />
sind. Von daher ist es beides: ein<br />
genereller Anspruch an den Menschen, sich<br />
selbst wirklich einbringen zu können, um<br />
sich auch weiterzuentwickeln, aber auch,<br />
um dem Geschäftserfolg zu helfen.<br />
Ihr habt die Charta der Vielfalt<br />
unterzeichnet. Wann und was wollt<br />
ihr damit signalisieren?<br />
Dass wir uns für Vielfalt einsetzen und<br />
dass wir das als Unternehmen vorantreiben<br />
wollen.<br />
Und manchmal kommt es ja auch auf<br />
die Verpackung an. Ihr habt dieses<br />
Jahr diese Regenbogendose gehabt.<br />
Wie kam das an?<br />
Das kam super an. Es war ein ganz großer<br />
Erfolg. Es wurde auch sehr, sehr breit in den<br />
Markt gebracht. Auch digital unterstützt.<br />
Und wir hatten wirklich sehr positives<br />
Feedback der Leute. Und interessant in<br />
zwei-, dreierlei Hinsicht: Es gab Leute, die<br />
fanden es super, weil sie verstehen was<br />
das heißt. ‚Ach, so eine Regenbogendose<br />
von NIVEA. Das heißt, NIVEA kümmert<br />
sich wirklich um Vielfältigkeit um LGBTIQ*‘.<br />
Manche Leute haben es sich erklären<br />
lassen. Wir haben so einige Anekdoten,<br />
von einer älteren Dame beispielsweise,<br />
die dann über die Tochter oder Enkelin<br />
herausgefunden hat, um was es da geht.<br />
Die fand das eigentlich gar nicht so toll, das<br />
Thema. Hat sich aber dann gesagt, ‚wenn<br />
NIVEA das propagiert, wird das schon okay<br />
sein‘. (lacht)<br />
Die dritte Gruppe sind die, die gar nicht<br />
wissen, worum es geht. Die fragen dann:<br />
‚Was ist denn diese Regenbogen Sache?<br />
Das sehe ich immer und überall. Ich weiß<br />
gar nicht, was das ist.’ Und da ist das dann<br />
einfach Aufklärungsarbeit.<br />
*Interview: Ulli Pridat I Transkription/<br />
Redaktion: Christian Knuth<br />
Auf männer.media erzählt Ralph Zimmerer,<br />
ob es die Regenbogen-NIVEA in<br />
Zukunft auch in Polen gibt und wie das<br />
Netzwerk „Be You“ entstanden ist.
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GESELLSCHAFT<br />
RELIGION<br />
Bremer Pastor wegen<br />
Volksverhetzung verurteilt<br />
FOTO: M. RÄTZ<br />
8.100 Euro Strafe verhängte<br />
die vorsitzende Richterin Ellen<br />
Best am Bremer Amtsgericht gegen<br />
den Pastor der örtlichen evangelischen<br />
St.-Martini-Gemeinde.<br />
Olaf Latzel hatte Homosexualität<br />
bei einer Kirchenveranstaltung als<br />
„Degenerationsform der Gesellschaft“ und<br />
CSD-Besucher*innen als „Verbrecher“ und<br />
„todeswürdig“ bezeichnet.<br />
Das Gericht verhängte eine Freiheitsstrafe<br />
von drei Monaten, umgewandelt zu einer<br />
Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 90<br />
Euro, was insgesamt 8.100 Euro macht.<br />
Damit blieb es unter der Forderung der<br />
Staatsanwaltschaft, die eine Strafe von vier<br />
Monaten verlangt hatte. Die Verteidigung<br />
hatte auf Freispruch plädiert. (AZ: 96 Ds<br />
225 Js 26577/20) Erleichterung beim CSD<br />
und in Kirchenkreisen: Für die Bremische<br />
Evangelischen Kirche (BEK) äußerste sich<br />
Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus<br />
gegenüber buten un binnen „zutiefst<br />
betroffen“ darüber, dass „ein Pastor unserer<br />
Kirche wegen Volksverhetzung verurteilt<br />
worden ist“. Das lesbische Pastorinnenehepaar<br />
von Anders Amen ** unterbrach<br />
sogar seinen Mutterschaftsurlaub. Ellen<br />
Radtke sendete uns einen überraschten<br />
Kommentar, denn mit einer Verurteilung<br />
hatte sie nicht gerechnet. „Es ist gut, dass<br />
Pastor Olaf Latzel für die Aussagen, die<br />
er getätigt hat, auch tatsächlich verurteilt<br />
worden ist. {...} Wir freuen uns darüber!<br />
Denn: Die Aussagen die er getätigt hat,<br />
sind nicht ‚einfach biblische’ Aussagen.“<br />
Der Bremer CSD Verein war einer der<br />
ersten, der nach Bekanntwerden der<br />
Hetzrede Strafanzeige bei der Polizei<br />
gegen Latzel stellte. Er begrüßt in einer<br />
Stellungnahme das Urteil.<br />
„Auch wenn die Verteidigung bereits<br />
Rechtsmittel bis zum Bundesverfassungsgericht<br />
angekündigt hat, so<br />
beweist das Urteil ganz eindeutig, dass<br />
es sich nicht einfach um die Befindlichkeiten<br />
von queeren Menschen handelt,<br />
sondern um Volksverhetzung und ein<br />
vergiftetes Klima.“<br />
Robert Dadanski,<br />
Pressesprecher und Vorstand<br />
WIE GEHT ES WEITER?<br />
Olaf Latzel hat legte umgehend<br />
Rechtsmittel gegen das Urteil ein. Der<br />
Kirchenausschuss der BEK entschied<br />
dementsprechend, dass das Disziplinarverfahren<br />
weiterhin ausgesetzt wird.<br />
Allerdings wurde auch beschlossen, Latzel<br />
vorläufig des Dienstes zu entheben, bzw.<br />
mit ihm eine Einigung zu erzielen:<br />
„Es ist nach unserer Überzeugung<br />
nicht möglich, dass ein Pastor, der von<br />
einem Gericht der Bundesrepublik<br />
Deutschland wegen Volksverhetzung<br />
verurteilt worden ist, während der<br />
Dauer des Disziplinarverfahrens weiter<br />
seinen Dienst tut. {...} Eine Ausübung des<br />
Dienstes während dieser Zeit würde die<br />
Glaubwürdigkeit der Wahrnehmung des<br />
kirchlichen Dienstes und das Ansehen<br />
der Bremischen Evangelischen Kirche in<br />
der Öffentlichkeit schwer beschädigen.<br />
Der Kirchenausschuss bittet die<br />
Menschen, denen durch die Äußerungen<br />
von Pastor Latzel Leid und Unrecht<br />
zugefügt wurde, um Verzeihung.“<br />
Wir berichten fortlaufend auf<br />
männer.media! *ck<br />
BEK-Schriftführer,<br />
Pastor Dr. Bernd Kuschnerus<br />
** Anders Amen, das ist ein lesbisches<br />
Pastorinnenpaar, Steffi und Ellen Radtke,<br />
welches mit intelligenten YouTube-<br />
Beiträgen, queerem Witz und viel Charme<br />
für queere Sichtbarkeit und auch für die<br />
Verbreitung christlicher Gedanken sorgt.
FILM<br />
INTERVIEW<br />
KATE WINSLET:<br />
„Wunderschöne Romanze“<br />
Dreißig Jahre ist es her, dass<br />
Kate Winslet ihre Karriere als<br />
Teenager im britischen Fernsehen<br />
begann. Der Durchbruch kam 1994<br />
mit „Heavenly Creature“, gefolgt<br />
von „Sinn und Sinnlichkeit“ und<br />
natürlich „Titanic“. Später war die<br />
Engländerin in Filmen wie „Iris“,<br />
„Vergiss mein nicht!“, „Little Children“<br />
oder „Contagion“ zu sehen, für „Der<br />
Vorleser“ wurde sie mit dem Oscar<br />
ausgezeichnet. Nun spielt sie eine der<br />
beiden Hauptrollen im Historienfilm<br />
„Ammonite“ (voraussichtlich ab dem<br />
21. Januar in deutschen Kinos), dem<br />
neuen Werk des schwulen Regisseurs<br />
Francis Lee („God’s Own Country“).<br />
Wir konnten die 45-Jährige anlässlich<br />
dieser im 19. Jahrhundert spielenden<br />
lesbischen Liebesgeschichte via<br />
Zoom interviewen.<br />
Miss Winslet, Sie spielen in<br />
„Ammonite“ die Fossiliensammlerin<br />
Mary Anning, die es wirklich<br />
gegeben hat. Wie viel wussten Sie<br />
über diese Frau?<br />
Den Namen Mary Anning hatte ich zwar<br />
schon gehört, aber eigentlich wusste ich<br />
kaum etwas über sie. Vor allem hatte<br />
ich keine Ahnung, was sie letztlich aus<br />
wissenschaftlicher Sicht alles geleistet hat.<br />
Ich musste ordentlich recherchieren, was<br />
natürlich dadurch erschwert wurde, dass<br />
über sie längst nicht so viel geschrieben<br />
wurde wie über ihre männlichen<br />
Zeitgenossen.<br />
Wie haben Sie sich denn auf die<br />
Rolle vorbereitet?<br />
Sie meinen, außer dass ich wochenlang<br />
an den Stränden Südwestenglands nach<br />
Fossilien gesucht und Steine aufgeklopft<br />
habe? Ich hatte glücklicherweise Zugang<br />
zu ein paar ihrer echten Tagebücher.<br />
Das fand ich enorm hilfreich, schon<br />
weil ich mir größte Mühe geben wollte,<br />
ihre Handschrift so gut wie möglich zu<br />
kopieren. Vor allem aber fand ich es wichtig<br />
zu sehen, welch enge Beziehungen Mary<br />
zu den Frauen in ihrem Leben pflegte. Sie<br />
hat nie aufbegehrt gegen das patriarchale<br />
Gesellschaftssystem, in dem sie gefangen<br />
war, und hat immer akzeptiert, dass ihre<br />
wissenschaftliche Brillanz nie so anerkannt<br />
wurde wie die von Männern. Da war sie<br />
bemerkenswert geduldig und klaglos. Aber<br />
gleichzeitig waren immer andere Frauen<br />
ihre engsten Vertrauten und Verbündeten.<br />
Im Film entwickelt sich eine<br />
Liebesbeziehung zwischen Anning<br />
und der jüngeren Charlotte<br />
Murchison. Die ist aber nicht<br />
verbürgt, oder?<br />
Nein, sicher ist nur, dass Mary mit<br />
Charlotte und ihrem Mann befreundet<br />
war. Vieles spricht auch dafür, dass sie die
FILM<br />
beiden in London besucht und eine Weile<br />
bei ihnen gewohnt hat. Wobei sie wohl<br />
in ihrem ganzen Leben ihren Küstenort<br />
nur zweimal verlassen hat und nach<br />
London gefahren ist. Auch in „Ammonite“<br />
ist der Aufbruch in die Großstadt für sie<br />
eigentlich eine viel größere Sache als die<br />
intime Beziehung zu Charlotte. Letztere<br />
ist viel eher eine Selbstverständlichkeit.<br />
Angeblich haben Sie die Rolle<br />
sofort angenommen, nachdem<br />
Sie das Drehbuch gelesen hatten.<br />
Entscheiden Sie sich immer so<br />
impulsiv?<br />
Kann man so nicht unbedingt sagen.<br />
Obwohl ich viele meiner beruflichen<br />
Entscheidungen schon recht instinktiv<br />
treffe, aus dem Bauch heraus. Im Fall von<br />
„Ammonite“ merkte ich einfach gleich,<br />
dass ich es schwer aushalten würde,<br />
jemand anderen in dieser Rolle zu sehen.<br />
Ich fühlte sofort Besitzansprüche dieser<br />
Mary Anning gegenüber. Und ich hatte<br />
einfach noch nie so ein Drehbuch gelesen.<br />
Sie meinen die Liebesgeschichte<br />
dieser beiden Frauen?<br />
Ja, auch. Ich finde es sehr wichtig, LGBTQ-<br />
Geschichten stärker in den Mainstream<br />
zu holen, und die zarte, wunderschöne<br />
Romanze zwischen Mary und Charlotte ist<br />
wirklich etwas Besonderes. Nicht zuletzt,<br />
weil sie ohne Zögern, Geheimhaltung oder<br />
Angst auskommt. Es wäre doch toll, wenn<br />
das Publikum häufiger Geschichten über<br />
Menschen aus der LGBTQ-Community<br />
und ihre Beziehungen im Kino zu sehen<br />
bekommt. Und vor allem möglichst<br />
verschiedene. Unserem Regisseur Francis<br />
Lee ist da wirklich etwas sehr Spezielles<br />
gelungen, und mir war es eine große Ehre,<br />
ein Teil dieser tollen Geschichte zu sein.<br />
Die Sexszenen haben Sie und Ihre<br />
Kollegin Saoirse Ronan selbst<br />
choreografiert. Was war Ihnen dabei<br />
wichtig?<br />
Wir sind nun einmal beide Frauen,<br />
deswegen lag es nahe, dass wir die<br />
intimen Momente zwischen zwei<br />
Frauen in die eigenen Hände nehmen.<br />
Wir wollten, dass diese Szenen<br />
wirklich authentisch aussehen und<br />
diesen Frauen und ihrer Geschichte<br />
wirklich gerecht werden. Uns ging<br />
es um Leidenschaft auf Augenhöhe,<br />
zwischen zwei Menschen, die eine<br />
echte Verbindung zueinander spüren.<br />
Vor allem wollten wir nicht, dass diese<br />
Sexszenen irgendwie reißerisch oder<br />
plakativ wirken. Viel zu oft fehlt solchen<br />
Szenen zwischen zwei Frauen oder zwei<br />
Männern die Selbstverständlichkeit<br />
und Normalität, mit der heterosexuelle<br />
Sexszenen gedreht werden. Da wollten<br />
wir gegensteuern. Nicht dass unser<br />
wunderbarer Regisseur Francis Lee, der<br />
uns immer unglaublich viel Vertrauen<br />
entgegenbrachte und ein Gefühl von<br />
Sicherheit schuf, das irgendwie auf<br />
fragwürdige Weise gemacht hätte. Aber<br />
es war wirklich eine schöne Erfahrung,<br />
gemeinsam mit Saoirse in diesem Fall<br />
selbst die Zügel in der Hand zu haben.<br />
Mit etwas Glück gehen Sie mit<br />
„Ammonite“ mal wieder ins Rennen<br />
um den Oscar. Gewonnen haben Sie<br />
den wichtigsten Filmpreis der Welt<br />
ja schon 2009. Sind Ihnen solche<br />
Ehrungen also überhaupt noch<br />
wichtig?<br />
Oh, glauben Sie mir, solche Preise sind<br />
für uns Künstler immer wichtig. Und<br />
etwas ganz Wundervolles. Davon träumt<br />
man natürlich. Selbst wenn man schon<br />
so lange dabei ist wie ich und bei vielen<br />
solcher Veranstaltungen dabei war, hat<br />
man das nie über. Ich habe natürlich<br />
keine Ahnung, wie die Oscar-Verleihung<br />
und all die anderen Events dieser Art<br />
in den Wochen davor <strong>2021</strong> stattfinden<br />
und aussehen werden. Aber gerade im<br />
Moment ist es doch wichtiger denn je,<br />
künstlerische Leistungen zu feiern und<br />
stolz auf unsere Branche zu sein. Wenn<br />
wir mit „Ammonite“ ein kleiner Teil davon<br />
sein können, würde mich das sehr freuen.<br />
*Interview: Jonathan Fink
FILM<br />
STREAMING<br />
FOTO: SALZGEBER<br />
„MOFFIE“ in der Queerfilmnacht<br />
Bundesweit ist ab dem 1. Januar der neue<br />
Salzgeber-Film „Moffie“ als VoD zu sehen.<br />
Er spielt Anfang der 1980er in Südaf<strong>rik</strong>a,<br />
ein Land, geteilt durch Rassismus, Apartheid<br />
und den Grenzkrieg zu Angola.<br />
Der junge weiße und schwule Nicholas<br />
van der Swart muss seinem Land dienen,<br />
gegen den Kommunismus und die<br />
„schwarze Bedrohung“ kämpfen. Niemand<br />
weiß, dass er schwul ist, käme dies raus,<br />
hätte er als Moffie ein hartes Leben. Das<br />
damalige Regime war nicht nur gegen<br />
Schwarze, es war auch ganz klar gegen<br />
Schwule. Doch gegen seine Gefühle<br />
für den Kameraden Dylan kann er nicht<br />
ankämpfen ...<br />
„In den vergangenen zwanzig Jahren sind<br />
viele Geschichten über das Apartheidsystem<br />
erzählt worden und über die Leben,<br />
die es ruinierte, die Helden, die es hervorbrachte,<br />
und den Zoll, den es dem Erbe des<br />
südaf<strong>rik</strong>anischen Volkes abverlangte. Doch<br />
hier geht es um einen komplexeren Aspekt<br />
– die verborgene Geschichte der weißen<br />
Männer, die die Propagandamaschinerie<br />
der Apartheid ertragen mussten“, so der<br />
Regisseur Oliver Hermanus über seinen<br />
Film. Lohnt sich! *rä<br />
„queerfilmnacht goes online“: Ab 1.1.21<br />
als Video on Demand im Salzgeber Club,<br />
www.salzgeber.de<br />
DVD<br />
Ich bin Anastasia<br />
FOTOS: WWW.MISSINGFILMS.DE<br />
Bei missingFILMS erschien vor einigen<br />
Wochen ein ungewöhnlicher<br />
Film über einen ungewöhnlichen<br />
Menschen: „Ich bin Anastasia“<br />
über Frau Oberstleutnant<br />
Anastasia Biefang. Der<br />
Film von Thomas Ladenburger<br />
über die ersteTrans*<br />
in der Geschichte der<br />
Bundeswehr ist ein höchst<br />
wichtiges und informatives,<br />
intimes und sympathisches<br />
Porträt geworden, das<br />
keine der 95 Minuten<br />
Dauer langweilt. Er begleitet<br />
Anastasia bei ihrem<br />
Transitionsprozess zur Frau<br />
und verfolgt ihren Dienstantritt als<br />
Kommandeurin. „Meine Transsexualität<br />
trieb mich schon seit den<br />
späten Teenagerjahren um, auch<br />
wenn ich es damals nicht mit diesem<br />
Begriff bezeichnete. [...] Meine<br />
sexuelle Orientierung als bisexueller<br />
Mensch, also die Bestimmung<br />
meiner geschlechtlich-sexuellen<br />
Orientierung, war mein erstes<br />
geschlechtliches Thema. Bis ich<br />
kapierte, dass ich Frauen und<br />
Männer gleichermaßen sexuell<br />
attraktiv und begehrenswert<br />
empfinde, dauerte es schon einige<br />
Zeit. Die Frau in mir rauszulassen<br />
war schwierig. Ich empfand es<br />
zunächst als falsch und schämte<br />
mich“, verriet uns das mutige Role<br />
Model einmal im Interview über<br />
ihren Weg. *rä<br />
www.missingfilms.de
ody & beauty /// katie melua<br />
Europas. Fünf Alben und zahlreiche Auszeichnungen später erscheint in diesem Jahr ihr achter Longplayer.<br />
048 ///<br />
Interview: Felix Just<br />
GLÜCKWUNSCH ZU DEINEM ACHTEN STUDIO-<br />
ALBUM! OBWOHL DU SCHON IN DER VERGAN-<br />
GENHEIT DEINE EIGENEN TEXTE GESCHRIEBEN<br />
HAST, IST DAS DEIN ERSTES ALBUM, AUF DEM<br />
ALLE SONGS DEINE HANDSCHRIFT TRAGEN.<br />
BIST DU EXTRA STOLZ?<br />
Es ist auch mein allererstes Album ohne Coversongs!<br />
Meine Co-Autoren und ich haben zehn völlig neue<br />
Songs geschrieben. Es hat wahnsinnig viel Spaß<br />
gemacht. Was mich schon immer interessiert hat, ist<br />
das Ungleichgewicht von Musik und Zeile. Wer hat<br />
eigentlich entschieden, dass Musiktexte simpel sein<br />
müssen? Als ich mal mit einem absolut genialen Autor<br />
zusammensaß und an einem Song schrieb, meinte er<br />
zu mir, dass die Worte keine Bedeutung hätten. Und<br />
ich fragte ihn: „Wie kann es sein, dass die Worte keine<br />
Bedeutung haben? Sie sind das Wichtigste an einem<br />
Lied.“ Er erinnerte mich an die Songtexte der Beatles<br />
und welchen Erfolg die Band mit sehr einfachen<br />
Reimen hatte. In diesem besonderen Fall hatte er natürlich<br />
recht, grundsätzlich stimme ich ihm aber nicht<br />
zu. Wenn ich singe, geht es mir darum, eine Geschichte<br />
zu erzählen. Überhaupt habe ich das Gefühl, die<br />
Musikindustrie steckt jede Menge Geld und Know-how<br />
in den Producer-Part der Produktion, aber scheint den<br />
Prozess des Liederschreibens zu ignorieren.<br />
ICH KANN DIR DA ALS AUTOR NUR ZUSTIMMEN.<br />
Klar, du als Redakteur verstehst natürlich,<br />
was ich meine.<br />
ABSOLUT! ABGESEHEN VON DEN TEXTEN,<br />
DIE DU FÜR „ALBUM NO. 8“ VERFASST HAST:<br />
WAS WAR DIE IDEE HINTER DEINEM JÜNGSTEN<br />
LONGPLAYER? ES KLINGT BEIM ERSTEN HÖREN<br />
EIN BISSCHEN WIE EIN ROMAN.<br />
Ursprünglich war das zwar nicht die Idee,<br />
aber es macht Sinn, dass du das sagst. Geschichten<br />
zu erzählen und meine Worte buchstäblich weise<br />
zu wählen, sind ein großer Teil meines kreativen<br />
Prozesses.<br />
SEIT „CALL OFF THE SEARCH“ SIND 17 JAHRE<br />
VERGANGEN. WAS HAT SICH SEIT DEINEM<br />
ERSTEN ALBUM FÜR DICH ALS KÜNSTLERIN<br />
VERÄNDERT?<br />
Als ich damals anfing, Musik zu machen, arbeitete ich<br />
mit Mike Batt zusammen, der mir mehr als dreißig<br />
Jahre Erfahrung voraushatte Es war also Mikes Vision<br />
und Mikes Musik und ich war die Stimme. Als Kind<br />
georgischer Eltern, die vom Kommunismus geprägt<br />
wurden, war für mich von Anfang an klar, dass du<br />
nur als Team das beste Produkt abliefern kannst. Das<br />
hat sechs Alben lang auch sehr gut funktioniert. Er<br />
war mein Mentor. Und dann war es an der Zeit, dass<br />
ich mich als Künstlerin weiterentwickle und wachse.<br />
Meine ersten Erfolge waren sehr unschuldige Lieder.<br />
Jetzt bin ich 35 und meine Musik soll das auf ehrliche<br />
Weise widerspiegeln.<br />
DEIN DEBÜTALBUM ERSCHIEN IM SELBEN<br />
JAHR WIE CHRISTINA AGUILERAS „STRIPPED“<br />
ALBUM, DAS SIE WEG VOM TEENIE-IMAGE<br />
UND HIN ZUR JUNGEN ERWACHSENEN<br />
TRANSPORTIEREN SOLLTE. ETWAS, DAS IHR<br />
BEIDE AUSSERDEM GEMEINSAM HABT, IST<br />
LEO ABRAHAMS, DER ALS PRODUZENT FÜR<br />
AGUILERA AN „BIONIC“ ARBEITETE. JETZT<br />
HAT ER „ALBUM NO. 8“ MIT DIR ENTWICKELT.<br />
WOHER WUSSTEST DU, DASS ER DER<br />
RICHTIGE FÜR DICH WAR?<br />
Mein letztes Album war fokussiert auf meinen Gesang<br />
und hatte einen starken A-capella-Charakter. Für<br />
„Album No. 8.“ wollte ich aber eine ganze Reihe<br />
namhafter Musiker. Einer von ihnen hatte mir Leo als<br />
Produzent empfohlen. Zur gleichen Zeit hatte Leo<br />
mein Management kontaktiert. Wir haben uns also getroffen<br />
und ich habe ihm erklärt, was ich mir vorstellte.<br />
Darauf sagte er: „Klingt gut.“ (lacht) Es hilft auch,<br />
dass Leo ein brillanter Gitarrenspieler ist.<br />
WÜRDEST DU AUCH MAL IN VÖLLIG ANDERE<br />
GENRES EINTAUCHEN? ROCKMUSIK ODER<br />
BUBBLEGUM-POP À LA CHRISTINA AGUILERA?<br />
Auf der Bühne probiere ich mich schon immer in<br />
verschiedenen Genres aus – ich habe schon Künstler<br />
wie Janis Joplin gecovert und singe auch Jazz-,<br />
Blues- und Folk-Songs. Auf meinen Alben zeige ich<br />
diese Seite von mir noch nicht. Wer weiß, vielleicht<br />
kommt das noch.<br />
DAS BILD AUF DEM COVER ZEIGT DICH MIT<br />
EINER RETRO-KAMERA IN DEN HÄNDEN.<br />
HAST DU DAS FOTO SELBST GESCHOSSEN?<br />
WAR DAS AUFGRUND VON CORONA?<br />
Ja. Das Label hatte die Idee, mir diese Kamera zu<br />
schicken, damit ich das Cover selbst aufnehme. Es ist<br />
wirklich cool. Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass<br />
ich mal mein eigenes Coverfoto schieße.<br />
WIRD ES EINE TOUR ZUM ALBUM GEBEN,<br />
WENN ES DIE UMSTÄNDE WIEDER ZULASSEN?<br />
Wir hatten eine große Tour geplant, die leider gecancelt<br />
wurde. Aber wir stehen in den Startlöchern und<br />
können jederzeit loslegen.<br />
Mehr Informationen zum neuen Album und möglichen<br />
Tourdaten unter www.katiemelua.com<br />
/// 049<br />
t r a v e l /// jump in here!<br />
Das Kayon Jungle Resort inmitten von<br />
Balis grünen Regenwäldern verfügt über<br />
38 Suiten und Villen und könnte ungestörter<br />
nicht sein. Unweit der kleinen Stadt Ubud<br />
hat sich der Designer des Hotels – ein<br />
junger Balinese – von den Reisfeldern der<br />
Umgebung inspirieren lassen. Der Pool mit<br />
Blick ins unendliche Grün erinnert an die<br />
Terrassen des traditionellen Reisanbaus.<br />
www.thekayonjungleresort.com<br />
Eine „Best of Pools“-Doppelseite wäre nicht komplett<br />
ohne den Infinity Pool des Marina Bay Sands in<br />
Singapur. Er wurde auf der 57. Etage des Hotels<br />
errichtet und ist nicht nur der am höchsten gelegene<br />
Infinity Pool der Welt, sondern hat auch das längste<br />
Becken, das nicht am Boden gebaut wurde. Entlang<br />
der 150 Meter Badespaß dürfen Gäste und Besucher<br />
bis in die späten Abendstunden die Aussicht auf die<br />
Skyline, Drinks und ausgewählte Snacks genießen.<br />
Eine Nacht im Marina Bay Sands kostet in der günstigsten<br />
Zimmerkategorie rund 400 Euro.<br />
www.marinabaysands.com<br />
Sogenannte Rockpools haben in Australien eine lange Tradition. Die<br />
ersten Freiluftbäder dieser Art wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
errichtet, als Australien noch eine Strafkolonie war. Der Bronte<br />
Rockpool befindet sich am Bronte Beach, circa zwei Kilometer entfernt<br />
vom bekannteren Bondi Beach in Sydney, und ist dreißig Meter lang.<br />
Das geniale an dieser Art von Pool: Schwimmer müssen auf das Wieim-Meer-Gefühl<br />
nicht verzichten und sind gleichzeitig vor Strömungen<br />
und gefährlichen Meerestieren geschützt.<br />
Was als Abflussgewässer eines riesigen<br />
Wärmekraftwerks entstand, ist heute<br />
eines der bekanntesten Wellnessbäder<br />
der Welt. Die Blaue Lagune in Island ist<br />
etwa 45 Autominuten von der Hauptstadt<br />
Reykjavík entfernt und war einst<br />
ein reines Nebenprodukt des benachbarten<br />
Kraftwerks, das aus Geothermik<br />
Strom und Fernwärme produziert.<br />
Aufgrund der hohen Konzentration von<br />
Kieselalgen versickerten die Wassermengen<br />
nicht im Vulkangestein der<br />
Die schönsten, höchsten und blausten Pools der Welt findest du hier,<br />
auf dieser Doppelseite.<br />
Insel, sondern bildeten ein Reservoir,<br />
das in den 1990ern zu einer Therme<br />
umgebaut wurde. Die Algen und Mineralien,<br />
die im Wasser enthalten sind,<br />
lassen es nicht nur wunderbar blau<br />
leuchten, sondern haben außerdem eine<br />
heilende Wirkung für die Haut.<br />
Noch mehr Infos zur Lagune und dem<br />
angeschlossenen Hotel erfährst du auf<br />
Seite 082 dieser Ausgabe.<br />
www.bluelagoon.com<br />
Text: Felix Just<br />
Das Wellenbad im japanischen Hoshino Resort Risonare<br />
Tomamu ist das größte des Landes. Alle halbe Stunde wird der<br />
Wellengang für zehn Minuten gestartet. Am Abend verwandelt<br />
sich der Poolbereich in eine romantische Lounge-Area. Keine<br />
Lust auf Badespaß? In den umliegenden Bergen darf nach Herzenslust<br />
Wintersport betrieben werden.<br />
www.risonare.com/tomamu<br />
068 /// /// 069<br />
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ALBUM NO. 8<br />
KATIE MELUA<br />
Katie Melua ist eine Ausnahmekünstlerin. Nur wenige Sänger und Sängerinnen schaffen es, sich so lange auf der Welle<br />
des Erfolgs zu bewegen wie die Britin mit georgischen Wurzeln. 2003 feierte sie ihr Debüt mit „Call Off the Search“. 2005<br />
erschien ihr zweites Album „Piece by Piece“ und die Single „Nine Million Bicycles“. „Piece by Piece“ erreichte in mehreren<br />
europäischen Ländern die Nummer eins der Albumcharts. 2006 war Katie Melua die kommerziell erfolgreichste Sängerin<br />
Foto: Rosie Matheson<br />
#62<br />
aesthetic<br />
Edition<br />
JUMP<br />
IN HERE!<br />
DAS SIND DIE SCHÖNSTEN<br />
POOLS DER WELT<br />
Marina Bay Sands, Singapur<br />
JÜMP<br />
IN HERE!<br />
KATIE MELUA,<br />
„Album No. 8“<br />
YOU LOOK GREAT!<br />
NOCH BESSER AUSSEHEN MIT DIESEN<br />
SIMPLEN FASHION-TRICKS<br />
MUSIK<br />
FASO & KATIE MELUA<br />
PLUS: EINE REISE AUF DEN MOND, INSELHOPPING IN GRIECHENLAND UND<br />
GESICHTSMASKEN ZUM SELBERMACHEN<br />
62<br />
4 195978 806955<br />
EU € 6,95 /// CH CHF 9,00<br />
Kayon Jungle Resort, Bali<br />
Bronte Rockpool, Australien<br />
Foto: Adobe Stock/Alexandra Daryl<br />
Blaue Lagune, Island<br />
Hoshino Resort Risonare Tomamu,<br />
Japan<br />
Foto: Visit Iceland<br />
1 2 3<br />
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FILM<br />
NEWCOMER<br />
Mark Wartenberg startet durch<br />
Und posiert nicht ohne Grund so<br />
freizügig. Der Wahlberliner mit<br />
französischen Wurzeln schlägt die Werbetrommel<br />
für eine am Freitag startende<br />
Crowdfunding-Kampagne für einen<br />
queeren Film von Max Thillaye.<br />
Über das anstehende Projekt namens<br />
„Ubiquitous“ verrät Mark Wartenberg<br />
uns: „Die Geschichte dreht sich um<br />
eine Figur namens Camille, die in einer<br />
postkapitalistischen Gesellschaft lebt.<br />
Er gehört zu einer Gruppe von Außenseitern,<br />
die ihr Leben damit verbringen,<br />
sich als andere Menschen auszugeben<br />
– sie beobachten sie, brechen in deren<br />
Zuhause ein und leben mehrere Stunden<br />
wie sie“, so der trainierte Schauspieler.<br />
„Camille macht dies glücklich, bis er<br />
spürt, dass sich etwas in ihm verändert<br />
– über mehrere Erfahrungen und Tage<br />
hinweg entfernt er sich allmählich von<br />
seinem alten Lebensstil und beginnt,<br />
sich selbst zu akzeptieren“, so der Newcomer.<br />
Hier geht es zum Crowdfunding:<br />
www.ubiquitous.movie. *rä<br />
FOTO: R. WILHELM<br />
DVD<br />
Die Liebe ist ein seltsames Ding<br />
Der kanadische Film „Akrobaten“ erzählt von<br />
einem mitunter manipulativen Beziehungsgeflecht<br />
eines aus Russland kommenden<br />
Akrobaten und seinem erfolgreichen Partner.<br />
Wer dominiert hier wen?<br />
Michas Karriere als Hochseilartist ist vorbei,<br />
Christophes Karriere hingegen voll im Gange,<br />
als die beiden sich in einer unfertigen Wohnung<br />
in Montréal im tiefen Winter treffen. Die beiden<br />
Männer verlieben sich ineinander, sie begehren<br />
sich, sie streiten, sie zeigen, wie komplex<br />
und leidenschaftlich, wie abhängig machend<br />
Liebesbeziehungen sein können. Über zwei<br />
Stunden lang nimmt uns der Regisseur<br />
Rodrigue Jean mit auf einen aufgeladenen Ritt<br />
zweier sich liebender und doch auch oft bekriegender<br />
Kerle. Der Film ist in der Originalversion<br />
(englisch, französisch, russisch) mit deutschen<br />
oder englischen Untertiteln zu sehen. *rä<br />
www.gmfilms.de<br />
FOTO: WWW.GMFILMS.DE
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MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
VINCENT GROSS<br />
will glücklich machen<br />
Der 1996 geborene Schweizer<br />
Sänger veröffentlicht Anfang<br />
<strong>2021</strong> sein neues Album „Hautnah“,<br />
die erste Single davon „Über<br />
uns die Sonne“ war sofort ein Spitzenreiter<br />
in den Deutschen AirPlay-Charts,<br />
weitere Hits wie „Chill Out Time“ folgten.<br />
Wir sprachen mit dem jungen Musiker.<br />
Wie erlebst du die Pandemie?<br />
Konzerte kannst du ja gerade<br />
nicht geben.<br />
Ja, das ist das Schwierigste an der<br />
ganzen Zeit. Mir fallen ungefähr<br />
eineinhalb Jahre Tour aus, das ist<br />
finanziell ein herber Verlust, denn<br />
als Künstler lebst du vor allem<br />
von Liveauftritten. Aber ich<br />
will immer an jeder Situation<br />
etwas Positives entdecken ...<br />
Ich nütze daher die Zeit, um<br />
neue Instrumente zu lernen.<br />
Das ist auch eine Chance,<br />
sich weiterzuentwickeln<br />
und sich zu bilden. Und<br />
ich habe ein Interview-<br />
Format auf YouTube<br />
entwickelt, „Stars<br />
um 10 – Hautnah“,<br />
Thomas<br />
Anders und<br />
Elton waren<br />
zum Beispiel<br />
schon da.<br />
FOTO: JÖRG KRESSIG<br />
Wie pflegst du den Kontakt zu<br />
deinen Fans?<br />
Natürlich über Social Media: Facebook,<br />
YouTube und Instagram. Mit meinen<br />
Postings halte ich Kontakt, ich bin jetzt<br />
aktiver als vor Corona. Dabei habe ich<br />
ursprünglich mal auf YouTube angefangen,<br />
das habe ich jetzt eben wieder reaktiviert.<br />
Deine Musik soll die Leute glücklich<br />
machen. Wie schaffst du das?<br />
Vor allem durch die Texte! Aber auch<br />
durch die Melodien und die Komposition.<br />
Sorgen haben wir alle genug, ich will, dass<br />
die Leute einfach mal abschalten und<br />
ihre Sorgen vergessen. Ich habe das<br />
Privileg, andere glücklich zu<br />
machen, das ist doch<br />
der schönste Job<br />
der Welt.
MUSIK<br />
exquisite gay matchmaking<br />
Der Weg ins große Glück zu zweit<br />
Ist das dein persönliches Glücksrezept,<br />
die Musik?<br />
Ja. Natürlich ist es Arbeit, aber es ist auch meine<br />
Leidenschaft, mein Hobby.<br />
Wie ist das neue Album denn entstanden?<br />
Das erste Lied habe ich vor zweieinhalb Jahren<br />
geschrieben – in Berlin übrigens. Es folgten einige<br />
Songwriting-Sessions. Kurz vorm ersten Lockdown bin<br />
ich Anfang 2020 nach Schweden geflogen und habe<br />
dort den Großteil des Albums produziert, das war ein<br />
tolles Abenteuer. Und dann ging es zurück und der<br />
Lockdown war da, alle Grenzen dicht, man konnte das<br />
Album nicht promoten.<br />
individuell | persönlich | seriös | diskret | einfühlsam<br />
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Die Single „Über uns die Sonne“ war ein Radio-<br />
Erfolg, welche Lieder sollte man sich noch<br />
anhören?<br />
Das ist ja fast eine Fangfrage! (lacht) Natürlich soll man<br />
jeden Song anhören. Aber stolz bin ich auf „Baby bitte<br />
bleib“, das ist ein ganz anderes Lied, auch mit einer<br />
untypischen Produktion.<br />
Wie trifft dich die Pandemie privat?<br />
Ich vermisse riesig das Reisen, das Ausgehen und<br />
Freunde zu treffen. Es ist schwierig, neue Leute<br />
kennenzulernen, wenn man nicht ausgehen darf. Aber<br />
so weit geht es allen gut und man ist sogar noch näher<br />
zusammengekommen. Die Freundschaften, die ich<br />
habe, wurden intensiver. Man weiß jetzt noch mehr, was<br />
man aneinander hat.<br />
Worauf freust du dich im Frühling?<br />
Auf meine Album-Veröffentlichung! Und auf die Zeit,<br />
wenn man wieder Open-Air-Konzerte geben und<br />
gemeinsam feiern kann.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.vincentgross.ch,<br />
www.youtube.com/c/VincentGrossMusic,<br />
www.facebook.com/VincentGrossMusic,<br />
www.instagram.com/vincentgross<br />
Als CD, limitierte Fanbox<br />
und digital erhältlich<br />
www.telamo.de
MUSIK<br />
NACHGEFRAGT<br />
FOTO: P. HÜTTEMANN<br />
KELVIN JONES<br />
Er sang schon für ALLE<br />
FARBEN, Lost Frequencies,<br />
YOUNOTUS und auch zusammen<br />
mit Glasperlenspiel, Ilira, Alexa<br />
Feser und Stefanie Heinzmann. Wir<br />
chatteten mit dem Wahlberliner aus<br />
Simbabwe.<br />
Du arbeitest gerne mit Dance-<br />
Producern zusammen, oder?<br />
Liebend gerne! Ich höre ja immer Dance-<br />
Pop, es macht viel Spaß, wenn ich mein<br />
Schreiben mit einem Dance-Producer<br />
kombinieren kann und wir einen Song<br />
machen können, der alle in gute Stimmung<br />
versetzt.<br />
Tanzt du gerne?<br />
Als ich in Simbabwe aufwuchs, gab es<br />
alle paar Monate einen neuen Tanzevent,<br />
sodass man ein oder zwei Dinge über<br />
Rhythmus lernen konnte. Diese Freude<br />
„... besser als je zuvor“<br />
durchs Tanzen und fröhliche Musik teilen<br />
zu können, hat mir wirklich die Augen<br />
geöffnet.<br />
Wie trafen dich als Künstler die<br />
Lockdowns?<br />
Die Hauptsache ist natürlich das Fehlen<br />
von Shows. Mein Sommer sah 2020 ganz<br />
anders aus als in den letzten Jahren.<br />
Einerseits ist es total beschissen, nicht in<br />
der Lage zu sein, meine Lieblingssache auf<br />
der Welt zu machen, live zu spielen und so<br />
unmittelbar mit Menschen in Kontakt zu<br />
treten, andererseits hat es mir ermöglicht,<br />
mich auf meine Produktionen zu konzentrieren,<br />
die sind jetzt besser als je zuvor.<br />
Worüber freust du dich gerade?<br />
Neue Dinge zu entdecken. Weil ich jeden<br />
Tag daran arbeite, ein besserer Produzent<br />
und ein besserer Songwriter zu werden,<br />
fühle ich mich wie ein Schwamm. Ich<br />
nehme sooo viele Informationen auf. Das<br />
ist eine wirklich aufregende Zeit in Sachen<br />
Lernkurve.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.facebook.com/kelvinjones
RETRO<br />
Zum 20-Jährigen auf Vinyl<br />
Gleich drei UK-Nummer-eins-Hits finden<br />
sich auf dem dritten Album der Spice Girls:<br />
„Holler“, „Goodbye“ und „Let Love Lead the<br />
Way“. Trotzdem war es das letzte Werk der<br />
damals zum Quartett geschrumpften Band<br />
bis zum 2007er-„Greatest Hits“-Album.<br />
Ende November erschien „Forever“ nun<br />
erstmals als LP, ein kleines Fest für Popmusikliebhaber<br />
und Vinyl-Fetischisten, oder?<br />
Unsere Anspieltipps sind neben den oben<br />
genannten Singles die Ballade „Weekend<br />
Love“ und das funkige „If You Wanna Have<br />
Some Fun“. Die Girlgroup The Spice Girls<br />
wurde 1994 gegründet, zwei Jahre später<br />
gingen Emma Bunton, Melanie C, Victoria,<br />
Mel B und Geri mit der Single „Wannabe“<br />
erfolgreich an den Start, bis 2001 folgten<br />
Hits wie „Too Much“ und „Who Do You Think<br />
You Are“. Im Jahr 2000 kam das dritte<br />
Album „Forever“ bis auf Platz zwei der<br />
Charts. *rä<br />
MUSIK<br />
KLUBMUSIK<br />
Winterblues? Sommer-House<br />
Neben Pop und Eurodance ist House die dominierende Musikart auf<br />
queeren Partys (Klub-Streaming-Events) in der ganzen Welt. Bekannte<br />
Interpreten und DJs sind Inner City, Ultra Naté, DJ Hell, Todd Terry,<br />
Black Box, Hans-Peter Lindstrøm, Fritz Kalkbrenner, (oft) Robin Schulz,<br />
Boris Dlugosch und eben auch Milk & Sugar. Und die beiden haben eine<br />
neue Doppel-CD am Start: „HOUSE NATION IBIZA 2020“.<br />
Ja, das Jahr war in Sachen Party<br />
und Klub eine Katastrophe:<br />
Menschen bangen um ihre<br />
Arbeitsplätze, ausgehen war<br />
nicht drin – oder mit schlechtem<br />
Gewissen dabei und danach.<br />
Aber immerhin, die Klubmusik<br />
konnte sich weiterentwickeln, es<br />
ging nicht mehr um den schnellen<br />
Klopper, der die Tanzfläche<br />
füllt, es ging bei vielen Tracks<br />
(wieder) mehr um eine stimmige<br />
FOTO: S. MEESE<br />
und hörbare Komposition. So ist<br />
diese neue CD auch zu Hause<br />
extrem hörbar. Unsere Anspieltipps<br />
sind „German Winter<br />
(Original Mix)“ von Andhim, „Dia<br />
En El Mar (Original Mix)“ von<br />
Mollono.Bass, Jörg Schwenzer<br />
sowie „Remember Me (David<br />
Penn Extended Remix)“ von Blue<br />
Boy und „Has Your Man Got Soul<br />
(Earth N Days Extended Remix)“<br />
von Milk & Sugar. *rä<br />
HOUSE<br />
Eric Kupper & Diana Ross:<br />
Klubmusik<br />
76 Jahre jung, glückliche Mutter und Oma und vor allem<br />
immer noch eine Sängerin, die liebt, was sie tut. So<br />
überließ es Diana auch keinem Promoter oder Label,<br />
allein zu entscheiden, von wem und wie Hand an einige<br />
ihrer Klassiker gelegt wird.<br />
Sie entschied sich für Eric Kupper, einem DER DJs und<br />
Remixer der USA (mit französischen Wurzeln). Seit<br />
1986 ist der Klubmusiker schon erfolgreich im Geschäft,<br />
versorgte Größen wie Cher, Alicia Keys, Depeche Mode,<br />
Kylie Minogue und Donna Summer mit den Sounds<br />
der Nacht. Das auf Vinyl und CD erschienene Album<br />
„SUPERTONIC mixes“ von Diana Ross enttäuscht dann<br />
auch keine Minute lang. Nummer-eins-Hits wie „Touch<br />
Me in the Morning“ (1973) oder „Upside Down“ (1980)<br />
und „Love Hangover“ (1976) wurden behutsam auseinandergenommen<br />
und kreativ neu zusammengesetzt.<br />
Unsere Anspieltipps<br />
sind die eben<br />
genannten Lieder und<br />
„It’s My House“ (Platz<br />
1 der US Dance Club<br />
Songs 1979). Damals<br />
wie heute erlauben<br />
House und Disco dem<br />
Hörer, der mitunter<br />
anstrengenden Welt zu<br />
entfliehen. Eskapismus<br />
muss manchmal sein –<br />
Disco hilft. *rä<br />
KLUBMUSIK<br />
Donna Summer 1980/2020<br />
Mitte Oktober kam eine aufgemotzte und<br />
liebevoll erweiterte Version ihres 1980er<br />
Top-10-Albums „The Wanderer“ auf den<br />
Markt. Besonders gut ist der Remix von<br />
„Nightlife“.<br />
Das Lied war ursprünglich ein Rock-Disco-<br />
Pop-Spaß vom – zusammen mit Giorgio<br />
Moroder komponierten und produzierten –<br />
Album „The Wanderer“. Der gleichnamige<br />
Titeltack des Albums schoss vor vierzig<br />
Jahren in den USA auf Platz 3, das Album<br />
selbst erreichte dort Platz 13.<br />
2020 nahm sich Le Flex aus Südfrankreich<br />
der Lieder an, verpasste ihnen sphärische<br />
Elektro-Disco-Kosmen, durch die man<br />
beim Hören wabern kann, inszenierte<br />
die Stücke vollkommen neu. Aber immer<br />
im Sinne der ebenfalls beteiligten (noch<br />
lebenden) Musiker. *rä
MUSIK<br />
POP<br />
Küchendisco<br />
statt Lebensfrust<br />
Sophie Ellis-Bextor macht es richtig: Sie verliert sich nicht in<br />
Verschwörungstheorien, sie macht Musik, die aufbaut.<br />
Die Corona-Pandemie und die notwendigen Maßnahmen zu ihrer<br />
Bekämpfung, um Menschenleben zu schützen, stellt vor allem die<br />
Zunft der Kunst auf eine harte Probe – auch weltweit populäre<br />
Musikerinnen wie Sophie Ellis-Bextor, die eben nicht mit Tourneen und<br />
Auftritten Geld verdienen konnte. Die scheinbar immer fröhliche und<br />
in sich ruhende Mutter nutzte die Zeit aber und versorgte ihre Fans<br />
regelmäßig mit Livemusik aus ihrer Küche – mit fröhlicher Beteiligung<br />
ihrer Familie via Social Media. So entstand die Idee, ein ganzes Album<br />
mit Disco und Pop herauszubringen, das ihre zahlreichen Hits und<br />
ausgewählte Lieblingsstücke vereint.<br />
Unsere Anspieltipps auf dem grandiosen Album „Songs from the<br />
Kitchen Disco“ sind ihre Klassiker wie „Murder on the Dancefloor“,<br />
„Groovejet (If This Ain’t Love)“ und „Mixed Up World“ sowie „Crying at<br />
the Discoteque“ (im Original von Alcazar, die wiederum Sheilas „Spacer“<br />
sampelten) und die Hits „Me and My Imagination“ und „Get Over You“.<br />
Das Album erschien auf Vinyl, CD, Kassette (!) und natürlich digital. *rä<br />
KULT<br />
Miley und Dua ehren Divine<br />
Dua Lipa und Miley Cyrus featuren in<br />
ihrem aktuellen Musikvideo zu „Prisoner“<br />
die legendäre Dragqueen Divine. Das Lied<br />
ist durchaus gewöhnungsbedürftig, wenn<br />
man auf Dance-Pop gehofft hat, überzeugt<br />
aber schon beim an „Physical“ von<br />
Olivia Newton-John erinnernden Refrain<br />
und gräbt sich dann langsam in dein Ohr<br />
und Hirn. Rockig, emanzipiert und queer,<br />
genau richtig für dieses schnöde Zeit. Die<br />
in den 1980ern verstorbene Dragqueen<br />
und John-Waters-Muse Divine ist ganz<br />
am Ende in voller Fülle zu sehen, als<br />
Dawn Davenport<br />
mit dem Satz „I’m<br />
a free woman now<br />
and my life is just<br />
ready to begin“.<br />
Divine machte sich<br />
stark für queere<br />
Rechte als es<br />
noch gefährlich(er) war. Schon in den<br />
1960er-Jahren provozierte die Dralle<br />
aus Maryland ihre konservative Umwelt.<br />
Unvergessen und wegweisend: ihre<br />
Kunst. Und auch ihre Filme mit Regisseur<br />
John Waters! Divines Privatleben war<br />
nicht weniger interessant, so war die<br />
punkige Bunte zum Beispiel mit dem<br />
US-Pornostar Leo Ford (1957 – 1991)<br />
zusammen. *rä<br />
KLUBMUSIK<br />
Smoothes Disco-House<br />
„Let Me Go“ von Lori Glori & Melchior Sultana<br />
ist die perfekte Nummer für den Winter,<br />
weckt sie doch Erinnerungen an einen<br />
heißen Sommer.<br />
Loris kräftige Soulstimme fordert Respekt<br />
und Freiheit ein, die smoothen House-Beats<br />
und funkigen Effekte machen dieses<br />
brandneue Lied zu einem entspannten –<br />
klubbigen – Ohrwurm.<br />
Produziert hat Melchior Sultana, Jahrgang<br />
1986, ein auf Malta lebender Musiker, der<br />
auch schon im Berghain, im nicht weniger<br />
legendären Café del Mar auf Ibiza, dem<br />
Tresor und dem Underground-Klub IPSE<br />
auflegte und auftrat. Die Stimme von Lori<br />
Glori wirst du schon kennen, wenn du<br />
House und Eurodance magst. Sie war es, die<br />
den Refrain sang bei Charthits von Intermission<br />
(„Six Days“, ...), Centory („The Point<br />
of No Return“, ...), Loft („Wake the World“, ...),<br />
DJ Bobo („Pray“, „Let the Dream Come True“,<br />
„There’s a Party“, ...) und auch vom Captain<br />
Hollywood Project („Flying High“, ...). *rä
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KUNST<br />
NACHGEFRAGT<br />
MISS<br />
In Städten wie Berlin schmücken<br />
ihre Kunstwerke die<br />
großen und ohne Kunst mitunter<br />
bedrohlichen Mauern. Es scheint, als<br />
ob ihre Welt bunt, poppig, queer und<br />
fröhlich ist. Für uns hatte die Künstlerin<br />
Zeit für einen Chat. *rä<br />
Erkläre dem Laien mal deine Kunst:<br />
StreetartEgg und Sticker-Paste-ups.<br />
Ich habe vor zwei Jahren damit begonnen,<br />
meine handgemachten Collagen auf<br />
Instagram zu zeigen. Seitdem hat sich viel<br />
getan in meinem Leben. Für Streetart habe<br />
ich mich schon immer interessiert und<br />
so lag es nahe, meine Kreationen auch in<br />
GLUENIVERSE<br />
Gl<br />
e<br />
macht das Leben bunter<br />
das Straßenbild Berlins zu integrieren. Der<br />
erste Sticker ist in Zusammenarbeit mit<br />
der Kölner Künstlertruppe „Levveunlevvelosse<br />
– Streetart against hate“ entstanden<br />
und es folgten weitere. Aufkleber sind<br />
einfach, schnell und unauffällig in der<br />
Stadt zu verteilen. Ein Paste-up ist<br />
ein Kunstwerk auf Papier gemalt oder<br />
ausgedruckt, welches mithilfe von Kleister<br />
an Oberflächen wie Häuserwände, Mauern,<br />
Glascontainer usw. geklebt wird. Das ist<br />
etwas aufwendiger, als einen Sticker zu<br />
kleben, und auf jeden Fall auch aufregender.<br />
Die Absicht dahinter ist, die Straßen<br />
bunter zu machen, Kunst im alltäglichen<br />
Leben zu zeigen und für alle zugänglich zu<br />
machen.<br />
Wie kamst du auf die Idee mit dem Ei?<br />
Mein erster Impuls war es, Bilder zu<br />
machen, die Menschen aufmuntern. Etwas<br />
Fröhliches, das zum Schmunzeln anregt<br />
und bestenfalls die Stimmung aufhellt.<br />
Deshalb war mein erster Künstlername<br />
„Das Frohlein Moodmacher“. Die Idee für<br />
das Ei steckt sozusagen im FrohlEin. Das<br />
Ei wird mit Augen und Mund aus Papier<br />
beklebt, manchmal mit Mützen bestückt,<br />
und den Rest des Körpers gestalte ich<br />
mit Papierausschnitten aus Magazinen.
KUNST<br />
So entstanden schon einige Charaktere.<br />
Mittlerweile gestalte ich auch Bilder ohne<br />
Eier. Den Namen musste ich leider ändern,<br />
da eine Firma mich auf ihre Markenrechte<br />
hingewiesen hat.<br />
Wie entsteht ein Bild bei dir?<br />
Meistens entstehen die Bilder ganz<br />
spontan aus dem Bauch heraus. Sie entspringen<br />
meinen aktuellen Stimmungen<br />
und Erlebnissen und spiegeln Themen,<br />
mit denen ich mich beschäftige. Wenn ich<br />
Zeit und Muße habe, wühle ich mich durch<br />
die unendliche Fülle von Zeitschriften,<br />
Fotos und Schnipsel, schneide aus und<br />
füge zusammen. Manche Bilder entstehen<br />
innerhalb von zehn Minuten, bei anderen<br />
muss die Idee erst reifen.<br />
Was inspiriert dich?<br />
Knallige Farben, Wortspiele, Musik, Ruhe,<br />
der Austausch mit Menschen allgemein<br />
und insbesondere mit anderen Künstlern.<br />
Durch die Streetart habe ich sehr wertvolle<br />
Verbindungen knüpfen können, aus<br />
denen auch schon einige Kollaborationen<br />
entstanden sind.<br />
Du lebst in Berlin, kommst aber aus<br />
Österreich. Vermisst du die Ruhe<br />
mitunter im Großstadttrubel?<br />
Ich lebe nun schon über die Hälfte meines<br />
Lebens in Berlin und liebe diese Stadt.<br />
Damals trieb mich die Abenteuerlust aus<br />
einem kleinen Dorf nach Berlin. Trotzdem<br />
genieße ich die Zeit in meiner Heimat,<br />
wann immer ich kann. Meine Familie, die<br />
Berge, die Ruhe, den Wald, die Luft!<br />
Welche Künstler beeinflussen dich<br />
aus deiner Heimat?<br />
Kein konkreter Künstler, aber ich habe<br />
einige kreative Köpfe in meiner Verwandtschaft<br />
und hatte den Vorteil, mich schon<br />
früh ausprobieren zu können. Durch eine<br />
nah gelegene Künstlerstadt war ich immer<br />
schon umgeben von kreativen Vibes und<br />
Inspiration.<br />
Und aus Berlin?<br />
Auch zu dieser Frage möchte ich keinen<br />
Namen nennen. Es gibt hier zahlreiche<br />
Künstler, die mir mit ihren Arbeiten<br />
visuellen Input geben, aber viel wichtiger<br />
sind mir der Austausch untereinander und<br />
die gegenseitige Inspiration, die daraus<br />
entsteht.<br />
Worauf freust du dich im Frühling?<br />
Auf Ostern! Kleiner Scherz. Was ich am<br />
Frühling liebe, ist das langsame Erwachen<br />
der Natur, und auch die Berliner werden<br />
mit den ersten Sonnenstrahlen und<br />
warmen Tagen wieder etwas freundlicher.<br />
Auf jeden Fall hoffe ich darauf, dass wir<br />
uns im Frühling wieder ohne Masken<br />
bewegen können, und freue ich mich<br />
darauf, Freunde wieder spontan und<br />
unbefangen umarmen zu können. Das<br />
vermisse ich sehr!<br />
www.instagram.com/miss_glueniverse
KUNST<br />
TOM OF<br />
KALENDER
KUNST<br />
FINLAND <strong>2021</strong><br />
13 Männerbilder, darunter seine berühmten Cowboys,<br />
Polizisten und Motorradfahrer, werden dich<br />
<strong>2021</strong> durchs Jahr begleiten. 13 Mal schwule Erotik,<br />
die man aber (gerade noch) „ohne Probleme“<br />
aufhängen kann ... Kunst darf das!<br />
Tom of Finland sorgte für schwule Sichtbarkeit, als dies noch<br />
mit gesellschaftlicher Ächtung und sogar Strafverfolgung<br />
einherging. Doch der Künstler wollte sich nicht dem Diktat der<br />
heterosexuellen und stockkonservativen Mehrheit beugen,<br />
er inszenierte ab den 1950er-Jahren den schwulen Mann als<br />
Sexobjekt. Er wollte sich nicht damit zufriedengeben, dass<br />
Schwule ab und an als hübsche Jünglinge oder Dragqueens in<br />
der Kunstwelt (und im Nachtleben) auftauchten.<br />
Touko Valio Laaksonen wollte einen<br />
anderen Teil der schon damals<br />
vielfältigen Subkultur zeigen: die des<br />
Ledermanns, des Cowboys, des „ganz<br />
normalen Machos“.<br />
Er wagte es, den Mann erotisch und in<br />
„verfänglichen“ Situationen zu zeichnen<br />
in einer Zeit, als Busenwunder im<br />
Abendkleid oder ein Hüften schwingender<br />
Elvis schon ein Höchstmaß an<br />
Erotik waren. Tom of Finland war mit dem<br />
Zeichenstift in der Hand ein Vorkämpfer<br />
der Schwulenbewegung.<br />
Angeboten wird dieser hochwertige und<br />
exklusive Kalender zu Ehren des finnischen<br />
Künstlers, zu deiner Erbauung, vom queeren<br />
Team des US-Shops Peachy Kings. *rä<br />
www.peachykings.com
BUCH<br />
INTERVIEW<br />
RENÉ WÜST:<br />
„Ich habe sehr<br />
viel Glück ...“<br />
Haustiere entspannen, aber auch Tierfilme und die Natur<br />
allgemein. Entspannung ist genau das, was der gestresste<br />
Großstädter zwingend braucht. Und was wäre ein Tag ohne spaßige<br />
GIFs, in denen unsere gefiederten Genossen Blödes tun oder<br />
Weises verkünden? Wir sprachen mit René Wüst, seines Zeichens<br />
Verleger und Verlagsleiter sowie der Herausgeber des Magazins<br />
„Gefiederte Welt“.<br />
Wie kamst du zu deiner Arbeit? Es ist ja<br />
kein Allerweltsjob.<br />
Die Leidenschaft für Vögel hat mich bereits<br />
im Kindesalter ergriffen. Auf der Wiege saß<br />
der zahme Wellensittich. Das ist als Bild in der<br />
Familie festgehalten. Mit 14 Jahren absolvierte<br />
ich die damals noch notwendige Prüfung<br />
für eine amtlich anerkannte Vogelzucht. Ich<br />
begann dann bald, erste Artikel zur Vogelhaltung<br />
zu veröffentlichen und mich im internationalen<br />
Artenschutz zu engagieren. Das Interesse<br />
an Freilandbeobachtung und Naturfotografie<br />
kam hinzu und dabei lernte ich den vorherigen<br />
Inhaber des Verlages kennen. Jahrzehnte später<br />
bot mir dieser den Kauf seines Verlages und<br />
des zugehörigen Fachbuchhandels an. Ich<br />
habe Ja gesagt, denn es hat alles gepasst: Mein<br />
persönliches Interesse, langjährige Erfahrung im<br />
Fachgebiet und mein kaufmännischer Hintergrund,<br />
um das Unternehmen zu führen.<br />
FOTO: KRISTIJAN MATIĆ<br />
Viel reisen gehört zu deiner Position<br />
dazu, oder?<br />
Ja, zum einen sind das die Reisen in die<br />
Herkunftsgebiete der Vögel, um sie im Freiland<br />
zu beobachten und zu fotografieren. Bei über<br />
fünfzig außereuropäischen Expeditionen war<br />
ich schon dabei. Zum anderen sind es nicht<br />
weniger geschäftliche Reisen zu Geschäftspartnern,<br />
Kongressen oder auch unseren selbst<br />
veranstalteten Seminaren. Die Vogelhaltung<br />
ist ein internationales Phänomen und gerade<br />
professionelle Halter und Züchter sind weltweit<br />
miteinander vernetzt. Zu Corona-Zeiten haben<br />
wir das natürlich stärker digitalisiert und es sind<br />
weniger Reisen gefragt.<br />
Wie sieht eine normale Arbeitswoche für<br />
dich aus?
BUCH<br />
Das ist im Vergleich zu den Expeditionen<br />
die bodenständige kaufmännische oder<br />
organisatorische Arbeit eines Verlagsleiters.<br />
Zum Beispiel Controlling, Personalthemen,<br />
Arbeitsprozesse und nicht zu<br />
vergessen der Austausch<br />
mit unseren Redaktionen<br />
und Kunden. Besondere<br />
Freude bereitet mir die<br />
Fortentwicklung unserer<br />
Neuheiten. Darunter<br />
druckfrische Bücher<br />
oder Sonderhefte<br />
und die verlagseigene<br />
Akademie.<br />
Bleibt da noch Zeit<br />
für deinen Mann?<br />
Ich habe sehr viel<br />
Glück, dass mein<br />
Mann sich ebenfalls<br />
für Tiere und Pflanzen<br />
interessiert und<br />
er mir immer den Rücken<br />
stärkt – immerhin bereits seit 15 Jahren.<br />
Mir macht meine Arbeit Spaß und er<br />
muss mich des Öfteren daran erinnern,<br />
dass es nicht nur Arbeit gibt. Da er aber<br />
selbst mit seiner Goldschmiede ein<br />
„Macher“ ist, bringt er mir viel Verständnis<br />
entgegen. Ich denke, wir sind ein gutes<br />
Team und ergänzen uns in vielen Lebensbereichen<br />
prima.<br />
Welches Land bereist du besonders<br />
gerne?<br />
Kolumbien ist eines meiner Lieblingsländer.<br />
Bereits seit 2005, also<br />
noch zur aktiven Zeit der F.A.R.C.<br />
(Guerillabewegung) begann ich in nahezu<br />
alle Teile des Landes zu reisen und lernte<br />
neben den Problemen die Biodiversität<br />
und die atemberaubenden vielfältigen<br />
Landschaften von der Karibikküste, mit<br />
den bedrohten Trockenwäldern, über das<br />
Anden-Hochland mit<br />
dem höchsten<br />
Küstengebirge<br />
der Welt (5.775<br />
Meter) bis zum<br />
Tieflandregenwald<br />
im Amazonas<br />
kennen. Ich bin<br />
zwar kein Fan von<br />
Maisspeisen, aber<br />
kulinarisch wird viel<br />
mehr geboten. Da<br />
sich in der Neuzeit<br />
die Sicherheitslage<br />
in weiten Teilen<br />
des Landes enorm<br />
entspannt hat, kann<br />
ich Kolumbien, wenn<br />
wieder einigermaßen<br />
normal gereist werden kann, sehr<br />
empfehlen.<br />
Hast du denn einen<br />
Lieblingspapagei?<br />
Oh ja, natürlich, wobei es bei der<br />
Artenvielfalt der Papageienfamilie recht<br />
schwerfällt, mich auf eine Art zu begrenzen.<br />
Die gesamte Familie der Kakadus,<br />
hier vor allem den Orangehaubenkakadu<br />
oder den Palmkakadu, mag ich sehr<br />
gerne. Außerdem die Gattung der Unzertrennlichen,<br />
die umgangssprachlich auch<br />
als Liebesvögel bekannt sind.<br />
Denkst du, dass die Community<br />
ungewöhnliche Haustiere besonders<br />
schätzt und womöglich auch<br />
besitzt?<br />
Das denke ich nicht nur, sondern das<br />
zeigt mir meine langjährige Erfahrung in<br />
diesem Bereich. Den Anteil an Haustierbesitzern<br />
würde ich in der Community<br />
als überdurchschnittlich einschätzen.<br />
Dabei begegnet mir vielfach eine<br />
einfühlsame Pflege der Tiere und eine<br />
liebevolle Integration in die Familie.<br />
Welchen Papagei würdest du<br />
Anfängern empfehlen? Oder gleich<br />
zwei?<br />
Bei haltungsrelevanten Papageienarten<br />
sind es, aufgrund des Tierwohls, immer<br />
zwei! Bitte keine Einzelhaltung, denn das<br />
tut dem Vogel nicht gut. Mit kleineren<br />
Sitticharten wie z. B. Wellen- oder Nymphensittichen<br />
kann man sehr gut erste<br />
Erfahrungen sammeln. Es kommt eben<br />
auf die Motivation der Vogelhaltung an:<br />
Möchte man lediglich Vögel halten oder<br />
ggf. sogar auch mal vermehren? Vor jeder<br />
Anschaffung sollte man sich gründlich<br />
informieren. Da ist sicher das Schwarmwissen<br />
in den Foren des Internets. Viele<br />
engagierte Menschen sind da unterwegs,<br />
aber nicht jeder ist ein echter „Experte“.<br />
Daher empfehle ich immer geprüfte<br />
Fachbücher oder aktuelle Zeitschriften,<br />
um sich ein eigenes, fundiertes Wissen<br />
anzueignen.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.arndt-verlag.de
KUNST BUCH<br />
NACHGEFRAGT<br />
FÉLIX LEMENS’<br />
Kriminalromane<br />
Seine Bücher wie „Das<br />
Carnet – Wie viele Leben hat<br />
ein Mensch“ und „Beste Bestien<br />
– ein Berlinkrimi“ sind spannende<br />
Unterhaltung schwulen Ursprungs,<br />
aber ohne schwule Handlung.<br />
Wir chatteten mit dem Münchner<br />
Berlinfan, Autor Félix LeMens.<br />
Warum schreibt ein Münchner<br />
Berliner Krimis?<br />
Das ist relativ einfach erklärt. Meine Mutter<br />
ist in Charlottenburg geboren und meine<br />
Omi kam aus dem Wedding. Insofern<br />
habe ich mehr als einen Koffer in Berlin<br />
stehen. Abgesehen von meinen familiären<br />
Wurzeln, kam für mich keine andere Stadt<br />
in Frage, die über so viele interessante und<br />
zugleich spannende Orte verfügt als Berlin.<br />
Ist es für dich in der Pandemie<br />
schwerer oder leichter geworden<br />
als Buchautor? Lesen die Leute nun<br />
mehr?<br />
Ich habe 2020 den Krimi und den Thriller<br />
veröffentlicht, geschrieben wurden sie<br />
2018/2019. Was in jedem Fall sichtbar<br />
ist, dass Buchhandlungen es einem<br />
momentan nicht leicht machen, das<br />
Buch im Verkaufsraum zu platzieren. Hier<br />
wird Corona gerne als Grund genannt.<br />
Verlage und Handel sind sicherlich durch<br />
Kurzarbeit in Rückstand gekommen und<br />
überlastet.<br />
Verzichtest du bewusst auf schwule<br />
Handlungsstränge oder kann das<br />
noch kommen?<br />
Jein. Es gibt in Das Carnet durchaus auch<br />
„schwule Themen“. Einen Protagonisten<br />
lasse ich bewusst frei leben, sodass ihn<br />
der Leser nicht gleich in Schubladen<br />
packen kann. Im Folgeroman erfährt man<br />
mehr über ihn und es kommt auch eine<br />
schwule Nebenfigur ins Spiel.<br />
Welche Pläne hast du für <strong>2021</strong>?<br />
<strong>2021</strong> werde ich Cauria, ein weiterführender<br />
Roman von Das Carnet, herausbringen.<br />
Derzeit schreibe ich am dritten<br />
Buch aus der Reihe. Alle drei Bände sind<br />
aber in sich abgeschlossene Werke. Dann<br />
wird auch noch ein weiterer Krimi aus der<br />
Reihe Ein Berlinkrimi erscheinen.<br />
Was liebst du an München?<br />
Die Isar und der Flaucher, das sind die<br />
Bade- und Liegewiesen am Fluss, der<br />
durch die Stadt fließt. Die Architektur<br />
des alten Münchens und natürlich das<br />
Umland mit der Nähe zu den Bergen und<br />
dem Süden, den man hier schon erahnen<br />
kann.<br />
Und an Berlin?<br />
Den Esprit Berlins, die Berliner Schnauze<br />
und die enorme Weitläufigkeit der Stadt.<br />
Klar, auch die Klubszene – aber wer<br />
liebt die nicht! Für mich als neugierigen<br />
Menschen gibt es in Berlin immer noch<br />
viel zu entdecken.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.lesalon.net
immer aktuell<br />
informiert<br />
www.männer.media
BUCH<br />
GESCHICHTE<br />
Postkarte, circa 1900, 140 x 89 mm, Herkunft: USA, © Courtesy of the Nini-Treadwell<br />
Collection © „Loving“ by 5 Continents Editions/Elisabeth Sandmann Verlag<br />
SCHWULE LIEBE<br />
1850 – 1950<br />
Ein fürwahr bewegendes, spannendes und<br />
außergewöhnliches Buch, das im Oktober<br />
erschienen ist: „Loving – Männer, die sich lieben,<br />
Fotografien aus den Jahren 1850 – 1950“ von<br />
Hugh Nini und Neal Treadwell.<br />
„Unsere Sammlung begann vor zwanzig Jahren, als wir auf<br />
ein altes Foto stießen, das wir für einzigartig hielten. Das<br />
Motiv auf diesem Vintage-Foto waren zwei junge Männer,<br />
die sich umarmten und anstarrten – eindeutig verliebt“, so<br />
die beiden Autoren über den Beginn dieser fotografischen<br />
Reise. Rund 2.800 Bilder sind inzwischen zusammengekommen,<br />
über 300 sind jetzt vereint in einem Buch.<br />
Die Bilder entstanden, als homosexuelle Liebe gesellschaftlich<br />
geächtet war, Schwule lebten versteckt,<br />
mussten ihre Liebe unterdrücken und konnten Sex nur<br />
auf Klappen oder im Geheimen erleben. Dieses Buch ist<br />
ein wichtiges Zeitdokument, das uns vor Augen führt, was<br />
war. Die Männer, die sich in romantischen Posen ablichten<br />
ließen, riskierten viel – Häme und Diskriminierung waren<br />
da noch das Harmloseste, das drohte. Womöglich das<br />
berührendste Buch der letzten Monate. Ein schwules<br />
Muss! *rä<br />
Kabinettformat, circa 1880, 167 x 109 mm, Herkunft: USA, Notiz: „McInturff, Steve Book,<br />
Delaware O.“, © Courtesy of the Nini-Treadwell Collection © „Loving“ by 5 Continents<br />
Editions/Elisabeth Sandmann Verlag<br />
„Loving – Männer, die sich lieben, Fotografien aus den<br />
Jahren 1850 – 1950“, www.loving1000.org, esverlag.de
Nicht Normal.<br />
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