rik Februar/März 2021
Raus in Köln!
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FILM<br />
INTERVIEW<br />
KATE WINSLET:<br />
„Wunderschöne Romanze“<br />
Dreißig Jahre ist es her, dass<br />
Kate Winslet ihre Karriere als<br />
Teenager im britischen Fernsehen<br />
begann. Der Durchbruch kam 1994<br />
mit „Heavenly Creature“, gefolgt<br />
von „Sinn und Sinnlichkeit“ und<br />
natürlich „Titanic“. Später war die<br />
Engländerin in Filmen wie „Iris“,<br />
„Vergiss mein nicht!“, „Little Children“<br />
oder „Contagion“ zu sehen, für „Der<br />
Vorleser“ wurde sie mit dem Oscar<br />
ausgezeichnet. Nun spielt sie eine der<br />
beiden Hauptrollen im Historienfilm<br />
„Ammonite“ (voraussichtlich ab dem<br />
21. Januar in deutschen Kinos), dem<br />
neuen Werk des schwulen Regisseurs<br />
Francis Lee („God’s Own Country“).<br />
Wir konnten die 45-Jährige anlässlich<br />
dieser im 19. Jahrhundert spielenden<br />
lesbischen Liebesgeschichte via<br />
Zoom interviewen.<br />
Miss Winslet, Sie spielen in<br />
„Ammonite“ die Fossiliensammlerin<br />
Mary Anning, die es wirklich<br />
gegeben hat. Wie viel wussten Sie<br />
über diese Frau?<br />
Den Namen Mary Anning hatte ich zwar<br />
schon gehört, aber eigentlich wusste ich<br />
kaum etwas über sie. Vor allem hatte<br />
ich keine Ahnung, was sie letztlich aus<br />
wissenschaftlicher Sicht alles geleistet hat.<br />
Ich musste ordentlich recherchieren, was<br />
natürlich dadurch erschwert wurde, dass<br />
über sie längst nicht so viel geschrieben<br />
wurde wie über ihre männlichen<br />
Zeitgenossen.<br />
Wie haben Sie sich denn auf die<br />
Rolle vorbereitet?<br />
Sie meinen, außer dass ich wochenlang<br />
an den Stränden Südwestenglands nach<br />
Fossilien gesucht und Steine aufgeklopft<br />
habe? Ich hatte glücklicherweise Zugang<br />
zu ein paar ihrer echten Tagebücher.<br />
Das fand ich enorm hilfreich, schon<br />
weil ich mir größte Mühe geben wollte,<br />
ihre Handschrift so gut wie möglich zu<br />
kopieren. Vor allem aber fand ich es wichtig<br />
zu sehen, welch enge Beziehungen Mary<br />
zu den Frauen in ihrem Leben pflegte. Sie<br />
hat nie aufbegehrt gegen das patriarchale<br />
Gesellschaftssystem, in dem sie gefangen<br />
war, und hat immer akzeptiert, dass ihre<br />
wissenschaftliche Brillanz nie so anerkannt<br />
wurde wie die von Männern. Da war sie<br />
bemerkenswert geduldig und klaglos. Aber<br />
gleichzeitig waren immer andere Frauen<br />
ihre engsten Vertrauten und Verbündeten.<br />
Im Film entwickelt sich eine<br />
Liebesbeziehung zwischen Anning<br />
und der jüngeren Charlotte<br />
Murchison. Die ist aber nicht<br />
verbürgt, oder?<br />
Nein, sicher ist nur, dass Mary mit<br />
Charlotte und ihrem Mann befreundet<br />
war. Vieles spricht auch dafür, dass sie die