genusswanderngraubuenden
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Sabine Joss, Fredy Joss GenussWandern
Region
Graubünden
Spezialwanderführer
mit
Gratis-
App
Infos unter
ott-verlag.ch/apps
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT 7
AUSRÜSTUNGS- UND WANDERTIPPS 8
JEDE WANDERUNG HAT IHRE BESTE JAHRESZEIT 10
ÜBERSICHTSKARTE 12
WANDERUNGEN
1 Oberalp – Cuolm Val – Dieni 13
2 Val Frisal 19
3 Obersaxen Meierhof – Dachlisee – Flond 25
4 Vrin – Lumbrein 31
5 Gadenstatt – Zervreila 37
6 Tura – Safien Thalkirch – Camana – Mura 45
7 Versam – Castrisch 51
8 Crestasee – Caumasee – Laax 57
9 Mutta – Dreibündenstein – Mutta 63
10 Paspels – Scharans 69
11 Glaspass – Bischolpass – Tschappina 75
12 Andeer – Zillis – Viamala 81
13 Splügenpass – Splügen 87
14 Juf – Cresta Avers 93
15 Marmorera – Alp Flix – Sur 99
16 Alp Darlux – Chants 107
17 Wiesen – Filisur 115
18 Parpaner Rothorn – Älplisee – Arosa 121
19 Arosa – Litzirüti 127
20 Jatzmeder – Äbirügg – Sertig Dörfli 133
21 Davos Höhenweg – Strelapass – Schatzalp 139
22 Berghaus Vereina – Novai – Monbiel 145
23 Stelserberg – Stelsersee – St. Antönien 153
24 Furna – Rona – Furna 159
25 Seewis – Fadära – Malans 167
VORWORT
In Nord- und Mittelbünden warten erstaunliche Landschaften und kulturelle
Vielfalt auf entdeckungsfreudige Wanderinnen und Wanderer. Ob
im Prättigau, Domleschg, Avers, Rheinwald, Schanfigg oder in der Surselva:
Es gibt viel zu entdecken! Für jeden Geschmack gibt es Wanderungen:
Höhenwanderungen vor alpiner Kulisse, Wanderungen auf
leichte Gipfel und zu lohnenden Aussichtspunkten, durch eindrückliche
Schluchten, zu farbigen Bergseen und entlang von Bächen und Flüssen.
Unterwegs trifft man auf einladende Restaurants und schöne Dörfer in
regionaltypischer Architektur.
Um die genussvollsten Strecken zusammenzustellen, verbrachten wir
unzählige Stunden beim Studium von Karten und anderem Informationsmaterial
und waren viele Tage unterwegs, um die Wanderungen vor Ort
zu erkunden und zu fotografieren.
Dabei erlebten wir immer wieder neue und überraschende Seiten in
diesen Teilen von Graubünden: interessante Landschaften, schöne Aussichtspunkte,
besondere Wälder, Seen, Bäche oder farbige Blumenwiesen,
dazu auch unerwartete Begegnungen mit Menschen und Tieren.
Auf Schritt und Tritt trifft man auf diesen Wanderungen auch auf viel
Kultur wie jahrhundertealte Kirchen und Kapellen, Handelswege oder
Handwerkskunst.
Auch bei diesem Führer aus der Reihe «GenussWandern» heisst es
maximal drei Stunden bei geringen Höhendifferenzen wandern. Die 25
attraktiven Wanderrouten folgen immer markierten Wegen, sodass die
Orientierung sehr einfach ist. Die Ausgangs- und Endpunkte sind gut
mit Bahn und Bus erreichbar und bieten meistens auch eine Einkehrmöglichkeit.
Die Wanderziele verteilen sich über ein weitläufiges Gebiet
in Nord- und Mittelbünden. Dank den guten Verbindungen mit dem
öffentlichen Verkehr sind eigentlich alle Wanderungen als genussvolle
Tagesausflüge machbar. Doch warum nicht in einem gemütlichen Gasthaus
übernachten, wenn man schon einmal in dieser Ecke der Schweiz
ist?
Wir danken dem ott verlag für die hilfreiche Unterstützung, ebenso
den Schweizer Wanderwegen und ihren kantonalen Sektionen, welche
mit der Instandhaltung und Markierung der Wanderwege eine sehr wichtige
Arbeit leisten.
Sabine und Fredy Joss
Vorwort 7
AUSRÜSTUNGS- UND WANDERTIPPS
Ausrüstung
Für die Wanderungen in diesem Buch reicht eine normale Wanderausrüstung.
Neben bequemen Kleidern sind vor allem gute Schuhe wichtig.
Auch für einfache Wanderungen sind stabile Trekkingschuhe nach einer
Weile angenehmer als weiche Turnschuhe.
Empfehlenswert sind Ersatzkleider, die man nach dem Schwitzen oder
nach einem überraschenden Regenschauer anziehen kann.
Zur Ausrüstung gehören immer Sonnenschutz (Hut, Brille, Sonnencrème)
und bei unsicheren Wetterprognosen ein Regenschutz (oft ge -
nügt ein kleiner Regenschirm).
Orientierungshilfen
Die Wanderungen folgen immer ausgeschilderten Wanderwegen, die auf
den Wanderkarten von Swisstopo im Massstab 1 : 50 000 eingezeichnet
sind. Es kommt oft vor, dass Wegabschnitte aufgrund von Bauten oder
Erdrutschen verlegt werden. Deshalb kann es sein, dass ältere Karten
oder Neuausgaben nicht genau den Karten und Beschreibungen in diesem
Buch entsprechen. Bei einer neuen Wegführung werden auch die
Wegweiser angepasst, deshalb sollten sich bei Änderungen keine Orientierungsprobleme
ergeben.
Schwierigkeiten
Da diese Genusswanderungen in der Regel gut gepflegten Wegen folgen,
weisen wir nur in Einzelfällen auf Schwierigkeiten hin. Bei Nässe,
Schnee und Eis erfordern allerdings auch leichte Wanderungen besondere
Vorsicht wegen der Rutschgefahr. Gemäss der Schwierigkeitsskala
des SAC werden die Genusswanderungen in diesem Buch mit den untersten
Graden T1 und T2 bewertet.
Verpflegung
Regelmässige Verpflegungs- und Trinkpausen sind auch auf kürzeren
Wanderungen wichtig. Nehmen Sie etwas Picknick und mindestens
einen Liter zu trinken mit, bei kühlem Wetter am besten etwas Heisses
in der Thermosflasche. Oft entspricht das Durstgefühl nicht dem Flüssigkeitsbedarf
des Körpers. Deshalb lohnt es sich, ein wenig «über den
Durst» zu trinken.
Wetter
Wanderungen sind nicht nur bei Sonnenschein schön. Auch Wolken,
Nebel, Schnee oder sogar leichter Regen lassen besondere Stimmungen
entstehen. Gewitter hingegen können gerade in den Alpen besonders
heftig und gefährlich sein. Wetterbericht: Telefon 162, aus dem Ausland
+41 162, www.meteoschweiz.ch.
8
Ausrüstung
Notfälle
Auch auf leichten Wanderungen sollte man vorsichtig sein. Misstritte,
Stürze, eine Unvorsichtigkeit mit dem Sackmesser, Verbrennungen beim
Grillen usw. können überall passieren. Deshalb empfiehlt es sich, eine
kleine Rucksackapotheke mit genügend Verbandsmaterial mitzunehmen.
In Notfällen: Sanitäts-Notruf: Tel. 144. Rega-Notruf: Tel. 1414. Informationen
zur Rega-Gönnermitgliedschaft: www.rega.ch, Tel. 0844 834 844.
Für Smartphone-Besitzer empfiehlt sich die Installation der kostenlosen
Rega-App.
Reise
Alle Wanderungen in diesem Buch sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln
erreichbar. Mit der Benützung von Bahn und Bus leistet jede und jeder
einen persönlichen Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase und zur
Verbesserung der Luftqualität. Allein der Freizeitverkehr macht in der
Schweiz mit über 60 Milliarden Kilometern mehr als die Hälfte des
gesamten Verkehrs aus. Die Benutzung des öffentlichen Verkehrs bietet
zudem viele Vorteile. Unter anderem muss man nicht immer an den gleichen
Ausgangspunkt zurück und kann sich nach einer Wanderung staufrei
und entspannt nach Hause chauffieren lassen.
Fahrplan im Internet: www.sbb.ch. Die kostenlose SBB-App kann nützlich
sein, um beispielsweise unterwegs Fahrpläne abzurufen.
Abfälle
Bitte nehmen Sie alle Abfälle wieder mit. Seien Sie sich nicht zu schade,
auch einmal störenden Abfall von anderen mitzunehmen. In einen
zusätzlichen Plastiksack verpackt, machen Abfälle Ihren Rucksack auch
nicht schmutzig. Die Ihnen nachfolgenden Wanderinnen und Wanderer
werden es Ihnen danken.
Hunde
Bitte beachten Sie, dass in Naturschutzgebieten strikter Leinenzwang
gilt. Auch sonst nehmen Sie Ihren Hund im Zweifelsfall sofort an die
Leine, wenn Wildtiere in der Nähe sind. Jährlich werden Tausende von
Wildtieren von wildernden Hunden verletzt und sterben danach qualvoll.
Lassen Sie zudem Ihren Hund nicht in Brunnentrögen baden. Dies
verunreinigt das Trinkwasser der Kühe.
Pflanzen
Bitte lassen Sie die Blumen stehen, sie sind am schönsten in der Natur.
Wer nach Ihnen vorbeiwandert, kann sich so auch noch über die Blüten
am Wegrand freuen. Für viele Pflanzenarten ist es zur Vermehrung sehr
wichtig, dass sie absamen können und nicht vorher gepflückt werden.
Ausrüstungs- und Wandertipps
9
JEDE WANDERUNG HAT IHRE
BESTE JAHRESZEIT
Wanderung
Frühling
(Mai – Juni)
Sommer
(Juli – August)
Herbst
(September – Oktober)
1 Oberalp – Cuolm Val – Dieni • • • x
2 Val Frisal • • • x
3 Obersaxen Meierhof – Dachlisee – Flond • • • x
4 Vrin – Lumbrein • • • x
5 Gadenstatt – Zervreila • • • x
6 Tura – Safien Thalkirch – Camana – Mura • • • x
7 Versam – Castrisch • • • •
8 Crestasee – Caumasee – Laax • • • •
9 Mutta – Dreibündenstein – Mutta • • • x
10 Paspels – Scharans • • • x
11 Glaspass – Bischolpass – Tschappina • • • x
12 Andeer – Zillis – Viamala • • • •
13 Splügenpass – Splügen • • • x
Winter
(November – April)
10
Ausrüstung
Wanderung
Frühling
(Mai – Juni)
Sommer
(Juli – August)
Herbst
(September – Oktober)
14 Juf – Cresta Avers • • • x
15 Marmorera – Alp Flix – Sur • • • x
16 Alp Darlux – Chants • • • x
17 Wiesen – Filisur • • • •
18 Parpaner Rothorn – Älplisee – Arosa • • • x
19 Arosa – Litzirüti • • • •
20 Jatzmeder – Äbirügg – Sertig Dörfli • • • x
21 Davos Höhenweg – Strelapass – Schatzalp • • • x
22 Berghaus Vereina – Novai – Monbiel • • • x
23 Stelserberg – Stelsersee – St. Antönien • • • x
24 Furna – Rona – Furna • • • x
25 Seewis – Fadära – Malans • • • •
Winter
(November – April)
• Beste Jahreszeit
Im Herbst Fahrplanwechsel von Seilbahnen und Postautos
beachten!
• Frühling und Herbst
Schneeschmelze bzw. ersten Schnee sowie Fahrplanwechsel von
Seilbahnen und Postautos beachten.
Winter
An sonnigen und in tieferen Lagen ist je nach Schnee die ganze
Wanderung machbar. In höheren Lagen gibt es zum Teil Einschränkungen
oder die Wanderung verläuft auf Winterwanderwegen
mit anderer Routenführung.
x
Wanderung nicht machbar (kein ÖV, Lawinengefahr usw.)
Jede Wanderung hat ihre beste Jahreszeit 11
11
OBERALP – CUOLM VAL – DIENI
1
Route
Oberalp – Val Val – Cuolm Val – Milez –
Mulinatsch – Dieni
Anreise
Mit dem Zug zum Oberalppass
Rückreise
Mit dem Zug von Dieni
Wanderzeit
3 Std.
Einkehren/Übernachten
Oberalppass: Berggasthaus Piz Calmot,
Tel. 058 200 68 30, www.pizcalmot.ch
Restaurant Ustria Alpsu, Tel. 081 949 11 16,
https://alpsu.ch
Dieni: Hotel Restaurant Cresta,
Tel. 081 949 12 25, www.hotelcresta.ch
Restaurant Sudada, Tel. 081 949 16 91
Informationen
Tourismus Surselva, Tel. 081 920 11 00,
www.surselva.info
Höhendifferenz
280 m Aufstieg, 870 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1 : 50 000 256T Disentis
Oberalp – Cuolm Val – Dieni 13 13
OBERALP – CUOLM VAL – DIENI
Im Reich der Strahler
Blick zurück auf den
Oberalpsee und Richtung
Urserental beim Aufstieg
zum Pass Tiarms.
Auf dem Oberalppass ist man selten allein! Abgesehen von den üblichen
Passbesuchern herrscht im Moment auf der 2044 Meter hohen Passhöhe
noch zusätzlicher Betrieb. Emsig werden neue Liftanlagen gebaut, die
Teil eines Grossprojekts des ägyptischen Investors Samih Sawiris sind,
der Andermatt und Sedrun zum grössten Skigebiet der Zentralschweiz
vereinigen will. Die Baumaschinen und Container werden überragt von
einem Leuchtturm, der zwischen Baulärm und Passverkehr seine roten
Lichtsignale sendet (mehr Infos im Kasten).
Der Wanderweg führt östlich vom Gasthaus über einen Bauplatz und
weg vom quirligen Pass. Schon nach wenigen Minuten wird es ruhiger.
Beim Blick zurück sieht man den dunklen Spiegel des gestauten Oberalpsees
und die felsigen Zacken der Schijenstöcke.
In angenehmer Steigung führt der Wanderweg den Hang des Calmut
entlang auf den Pass Tiarms. Auf der Südseite des Calmut, die man auf
dieser Wanderung nicht sieht, befindet sich der einzige Speckstein-
14
Im Reich der Strahler
steinbruch der Schweiz. Wie sein Name andeutet, glänzt Speckstein
etwas fettig und fühlt sich wegen des hohen Anteils an Talk seifig-speckig
an. Das weiche Gestein lässt sich je nach Mineralienbeimischung
mit dem Fingernagel ritzen. Diese Eigenschaft machte es schon vor
Jahrtausenden zum Schnitzen und Gestalten beliebt. Speckstein ist
undurchlässig gegen Säuren, Laugen und Wasser und ist noch dazu
feuer fest. Weil er Wärme sehr gut speichert und leitet, wird er häufig
im Ofenbau verwendet. Aus der jährlichen Abbaumenge am Calmut entstehen
in Sedrun bis zu 30 Specksteinöfen pro Jahr, die nicht nur in der
Surselva, sondern in der ganzen Schweiz begehrt sind.
Der Weg führt anschliessend leicht absteigend ins Val Val hinein.
Hier verläuft übrigens auch der Fernwanderweg «Senda Sursilvana», der
vom Oberalppass durch die Surselva bis nach Tamins führt, wo sich Vorder-
und Hinterrhein vereinigen. Auf der nächsten Anhöhe bei Cuolm
Val überraschen die weite Fernsicht talabwärts und die neuen Gipfelzeilen,
die sich bis zum Horizont aneinanderreihen. Auf der gegenüberliegenden
Talseite im Süden glitzert das Wasser des Stausees Lai da Curnera
je nach Tageszeit jadegrün oder tintenblau. Im US-amerikanischen
Science-Fiction-Film «Edge of Tomorrow» (2014) versteckt sich ein
Alien in der Bogenstaumauer. Ein unerwartetes Versteck, das wirklich
wenig offensichtlich ist. Eine Bogenstaumauer ist im Verhältnis zu ihrer
Höhe sehr schlank. Sie setzt dem Druck des Wassers nicht ihr Eigen-
Die Bogenstaumauer
des Lai da Curnera war in
einem Science-Fiction-
Film ein Alienversteck.
Oberalp – Cuolm Val – Dieni 15
gewicht entgegen, sondern leitet die Kräfte auf beide Talseiten ab. Sie
kann deshalb nur zwischen stabilen Felswänden gebaut werden.
Cuolm Val ist der höchste Punkt der Wanderung, von nun an geht es
nur noch abwärts. Nach Milez öffnet sich das Val Giuv, das vom über
3000 Meter hohen Piz Giuv abgeschlossen wird. Auf der nördlichen und
schattigen Urner Seite heisst dieser imposante Berg wenig schmeichelhaft
Schattig Wichel. Das Val Giuv ist für Strahler sehr interessant und
gilt als Fundort von Weltrang. Die hier gefundenen Rauchquarze gehören
weltweit zu den schönsten und begehrtesten. Weitere Mineralien,
die hier gefunden werden, sind etwa Adular, Amethyst, Apatit und Pyrit.
Auf dem Abstieg durchs Skigebiet bei Mulinatsch zirpen die Heuschrecken
am Wegrand, ein paar Wochen später werden die Lifte surren. Bald
ist der Bahnhof in Dieni erreicht.
GRUSS AUS HOLLAND
Seit dem Herbst 2010 blinkt auf der Oberalppasshöhe ein roter Leuchtturm aus Holland. Es
ist ein kleineres Modell eines Leuchtturms, der während 70 Jahren an der Rheinmündung bei
Rotterdam die Frachtschiffkapitäne lenkte, und der nun in einem Museum steht. Der Leuchtturm
auf dem Oberalppass erhält an diesem unerwarteten Ort entsprechend viel Aufmerksamkeit.
Er soll symbolisch auf die Verbindung zwischen der Quelle und der Mündung des Rheins
hinweisen. Die Rheinquelle befindet sich nur etwa drei Kilometer vom Oberalppass entfernt
beim Lai da Tuma (Tomasee). Hier in der Surselva ist der Rhein noch ein kleiner, sprudelnder
Bergbach, der schon bald zum Fluss anschwillt und nach 1232 Kilometern als mächtiger Strom
in mehreren Armen in die Nordsee mündet.
Das kleine Modell eines
richtigen Leuchtturms an der
Rheinmündung bei Rotterdam
weist symbolisch auf die
Verbindung zwischen Quelle
und Mündung hin.
16
Im Reich der Strahler
Blick ins mineralienreiche Val Giuv.
Pass Tiarms und rechts der felsige Schijenstock, am Horizont Gipfel des Dammastockgebiets.
Oberalp – Cuolm Val – Dieni 17
Schöner Wegabschnitt bei Cuolm Val, dem höchsten Punkt der Wanderung.
Oberhalb von Mulinatsch zeigen sich weitere Gipfel der Surselva.
18
Im Reich der Strahler
VAL FRISAL
2
Route
P. 1630 – Val Frisal – P. 1926 – P. 1630 –
Chischarolas – Breil/Brigels
Anreise
Mit dem Bus bis Breil/Brigels, Cuort oder
Cadruvi.
Mit dem Alpentaxi bis P. 1630 zum Ende der
fahrbaren Strasse bei Paliu da Rubi.
Taxi Mario, Tel. 081 942 22 22,
www.taximario.ch
Rückreise
Bus ab Breil/Brigels, Cuort oder von Breil/
Brigels, Cadruvi
Wanderzeit
3 Std.
Höhendifferenz
300 m Aufstieg, 640 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1 : 50 000 Klausenpass 246T,
Disentis/Mustér 256T
Einkehren/Übernachten
Hotels und Restaurants in Breil/Brigels
Varianten
P. 1630 – Val Frisal – P. 1926 – P. 1630, 2 Std.
Kürzeste Variante mit dem Alpentaxi auf dem
Hin- und Rückweg.
Bergstation Cuolm – Chischarolas – P.1630 –
Val Frisal – P.1630, 3 Std.
Hinweg abkürzen mit dem Sessellift, Rückweg
mit Alpentaxi.
Informationen
Taxi Mario, Tel. 081 941 22 22, www.taximario.ch
Tourismus Surselva, Tel. 081 920 11 00,
www.surselva.info
Bergbahnen Brigels, Tel. 081 920 14 14,
www.brigels-bergbahnen.ch
Hinweis
Auf kurzen Abschnitten sind etwas Trittsicherheit
und Schwindelfreiheit erforderlich.
Val Frisal 19 19
VAL FRISAL
Ein Flecken Kanada in der Surselva
Sonnengebräuntes Holzhaus
in Breil/Brigels.
Im romanischen Idiom Sutsilvan, das in der Surselva gesprochen wird,
heisst Brigels «Breil». Meist sind auf Strassenschildern, amtlichen Unterlagen
oder Tourismusbroschüren gleich beide Namen angegeben. Wer
die ganze Strecke von Breil/Brigels zur Hochebene im Val Frisal und
wieder zurück wandern möchte, braucht deutlich mehr als genusswandertaugliche
drei Stunden und 500 Höhenmeter. Doch mit Alpentaxi
und Sessellift ist der Besuch dieser grossartigen, etwas versteckten
Landschaft auch mit weniger körperlicher Anstrengung möglich. Wer
sich die ganze Wanderung vornimmt, startet bei den sonnengebräunten
Häusern in Breil/Brigels und hat dabei einen ständigen Begleiter immer
in der Nähe: den tosenden «Dorfbach» oder auf romanisch «Flem». Auf
dieser Route steigt man später auch wieder ab. Kurz nach den letzten
Häusern leuchtet auf einer Anhöhe auf der anderen Bachseite die kleine
Kirche Sogn Sievi, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde. In angenehmer
Steigung führt der Wanderweg dem schäumenden Bergbach entlang tie-
20
Ein Flecken Kanada in der Surselva
fer in den unteren Teil des Val Frisal hinein. Immer im Blick hat man
dabei das Kistenstöckli mit seiner eigenwilligen Form. Am Fuss des
Fichtenurwalds Scatlè und direkt am Bergbach Flem wartet eine Feuerstelle
mit bereitgestelltem Brennholz auf hungrige Besucherinnen und
Besucher. Wer den Sessellift genommen hat, kommt hier schon auf dem
Hinweg vorbei, wer den Aufstieg mit dem Alpentaxi abkürzt, erst auf
dem Rückweg.
Die kleine, 800-jährige
Kirche Sogn Sievi steht
erhöht über dem Dorf.
Das auffällige Kistenstöckli
heisst auf
Romanisch Muot da Rubi.
Val Frisal 21
Sprudelnder Zufluss des
Flem bei Sut Zanin.
Der Wanderweg wird vom Strässchen zum schmalen Weg und überwindet
dem Flem entlang eine nächste Geländestufe. Dann wird endlich ein
erster Blick in den oberen Teil des Val Frisal möglich: Das versteckte
Hochtal ist eindrücklich und überraschend!
Das etwa drei Kilometer lange, von Gletschern ausgehobelte Hochtal
wird von mächtigen, bis zu 3000 Meter hohen Gipfeln umkränzt und in
der Ebene mäandrieren glitzernde Wasserläufe. Je nachdem, ob das
Wasser von einer Quelle oder von einem der talabschliessenden Gletscher
entspringt, ist seine Farbe bläulichklar oder milchigweiss. Die
Flachmoore und Gletschervorfelder in diesem unberührten Hochtal sind
im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler
Bedeutung. Je nach Jahreszeit dominieren im weiten Talboden
Der Flem fliesst über die
Ebene Paliu da Rubi talwärts
Richtung Breil/Brigels.
22
Ein Flecken Kanada in der Surselva
Im Val Frisal mischt sich
milchiges Gletscherwasser
mit klarem Quellwasser.
immer wieder andere Farben: blaue Enzianteppiche im Frühling, weisse
Felder von Wollgras im Sommer oder goldbraun verfärbte Moorwiesen
im Herbst. Im Frühling, kurz nach der Schneeschmelze, macht das wilde
Tal fast einen arktischen Eindruck, wenn in den mäandrierenden Wasserschlaufen
noch Eis- und Schneeschollen treiben. Im weglosen Talboden
darf man auf eigene Faust herumstreifen. Es ist eine ungewohnte
Landschaft, die mit ihren Formen und ihrer Unberührtheit kaum jemanden
unbeeindruckt lässt. Wenn man sich sattgesehen und genug vom
Herumstreifen zwischen den Wasserläufen hat, beginnt der aussichtsreiche
Abstieg. Auf der gegenüberliegenden Talseite hat man nun die
Terrasse von Obersaxen im Blick (Wanderung Nr. 3) und ein Meer von
grasbewachsenen, felsigen oder zum Teil noch schneebedeckten Gipfeln.
Das Val Frisal ist eine
unberührte, eindrückliche
Landschaft.
Val Frisal 23
FICHTENURWALD SCATLÈ
Der Fichtenurwald Scatlè ist einer der drei letzten Urwälder der Schweiz. Er ist zwar flächenmässig
der kleinste in der Schweiz, dafür aber der höchstgelegene Fichtenurwald Europas. Er
wächst auf einer steilen Bergsturzhalde auf einer Höhe zwischen 1500 und 2100 Metern. Wie
die beiden anderen Fichtenurwälder in der Bödmeren und in der Derborence wurde auch der
Wald bei Scatlè wegen des schwer zugänglichen, steilen Geländes nie genutzt.
Einheimische erzählen, dass sich in diesem unübersichtlichen Bergsturzgelände mit im -
posanten Felsblöcken und Bodenlöchern wie Gletscherspalten schon Touristen verirrt und nur
mit Hilfe wieder aus dem Felsengewirr herausgefunden hätten. Eigentlich sollte man den
geschützten Wald wegen der dünnen Humusschicht nicht betreten. Die flachwurzelnden Fichten
kommen mit solchen Verhältnissen zwar zurecht, doch bei zu vielen Besuchern würde der
Boden rasch erodieren, sodass für die Bäume überhaupt kein Humus mehr übrig bliebe, um
darin zu wurzeln. Man braucht eigentlich gar nicht tiefer in diesen Urwald einzudringen, denn
auch vom Wanderweg aus gewinnt man einen guten Eindruck. Es ist erstaunlicherweise kein
chaotisches Durcheinander von umgefallenen Bäumen. Der grösste Unterschied zu anderen
Bergwäldern ist das Alter der Bäume: Bis zu 600 Jahre alte und 30 Meter hohe Fichten
wachsen hier zwischen den Bergsturztrümmern. In bewirtschafteten Wäldern werden Bäume
durchschnittlich etwa 100, maximal 200 Jahre alt, bevor sie gefällt werden.
Ein kleiner Eindruck vom
Fichtenurwald Scatlè, der auf
Bergsturzgelände wächst.
Ein Flecken Kanada in der Surselva
OBERSAXEN MEIERHOF – DACHLISEE – FLOND 3
Route
Obersaxen Meierhof – Obersaxen Affeier –
Dachlisee – Flond
Anreise
Mit dem Bus bis Obersaxen, Meierhof Post
Rückreise
Mit dem Bus von Flond, vitg
Einkehren/Übernachten
Hotels und Restaurants in Obersaxen Meierhof
und Obersaxen Affeier
Flond: Restaurant Ustria Casa Nova,
Tel. 081 925 26 88
Informationen
Tourismus Surselva, Tel. 081 920 11 00,
www.surselva.info
Wanderzeit
2 Std. 15 Min.
Höhendifferenz
180 m Aufstieg, 380 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1 : 50 000 256T Disentis
Obersaxen Meierhof – Dachlisee – Flond 25 25