genusswandernwestschweiz
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Sabine Joss, Fredy Joss GenussWandern
Region
Westschweiz
Spezialwanderführer
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ott-verlag.ch/apps
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT 7
AUSRÜSTUNGS- UND WANDERTIPPS 8
JEDE WANDERUNG HAT IHRE BESTE JAHRESZEIT 10
ÜBERSICHTSKARTE 12
WANDERUNGEN
1 La Plaine – Chancy 13
2 Satigny – La Plaine 19
3 Col de la Givrine – Col de Porte –
Col de la Givrine 25
4 Col du Mollendruz – Le Sasselet –
Romainmôtier 31
5 St-George – Longirod – Bursins – Gilly 37
6 Bière – Aubonne 43
7 Morges – Bussigny 49
8 La Sarraz – Ferreyres – Tine de Conflens –
La Sarraz 55
9 Lausanne – Lac de Sauvabelin – Chalet-à-
Gobet 61
10 Chexbres – La Conversion 67
11 Chardonne – Mont Pèlerin – Palézieux 73
12 Lally – Les Pléiades – Lally 79
13 Montreux – Chillon – Villeneuve 85
14 Aigle – Ollon 91
5
15 Frenières-sur-Bex – Gorges de l’Avançon –
Les Plans-sur-Bex 97
16 Col de Bretaye – Lac des Chavonnes – Col de la Croix 103
17 Isenau – Lac Retaud – Chalet Vieux – Isenau 109
18 Berneuse – Aï – Le Temeley – Leysin 115
19 La Lécherette – Pra-Cornet – Col des Mosses 121
20 Les Cases – Col de Jaman – Le Paccot 127
21 Plan-Francey – La Vudalla – Les Pontets –
Moléson-sur-Gruyères 133
22 Bulle – Broc – Gruyères 139
23 La Valsainte – Charmey 145
24 Vuisternens-en-Ogoz – Le Gibloux – Sorens, Camping 151
25 Rue – Oron-la-Ville 157
ORTSVERZEICHNIS 163
VORWORT
In der Westschweiz warten erstaunliche Landschaften und kulturelle
Vielfalt auf entdeckungsfreudige Wandernde. Ob im Genferseebogen, im
Freiburger Mittelland oder an den Hängen des Juras, in den Bergen um
Leysin oder Les Diablerets: Es gibt viel zu entdecken! Für jeden Ge -
schmack gibt es Wanderungen: Höhenwanderungen vor alpiner Kulisse,
leichte Gipfel und lohnende Aussichtspunkte, romantische Wege entlang
von Seen und Flüssen und vieles mehr. Unterwegs trifft man auf
einladende Restaurants und Buvettes, Kapellen, Alpkäsereien, Aussichtstürme,
Höfe und Dörfer in regionaltypischer Architektur.
Um die genussvollsten Strecken zusammenzustellen, verbrachten wir
viele Stunden beim Studium von Karten und anderem Informationsmaterial.
Vor allem waren wir viele Tage unterwegs, um die Wanderungen
auch vor Ort zu erkunden und zu fotografieren.
Dabei erlebten wir immer wieder neue und überraschende Seiten in
der Westschweiz: interessante Landschaften, schöne Aussichtspunkte,
besondere Wälder, Seen, Wasserfälle oder farbige Blumenwiesen, dazu
auch unerwartete Begegnungen mit Menschen und Tieren. Auf Schritt
und Tritt trifft man auf diesen Wanderungen auch auf viel Kultur wie
jahrhundertealte Kirchen, Schlösser, Handelswege und auf ein Unesco-
Welterbe. Mehrere Wanderungen führen durch die vier Weinanbaugebie te
Chablais, Riviera, La Côte und Champagne Genévoise, wo Weinliebhaber
sogar in den Genuss von Degustationsmöglichkeiten kommen.
Auch bei diesem Führer aus der Reihe «GenussWandern» heisst es
maximal drei Stunden wandern bei geringen Höhendifferenzen. Die 25
attraktiven Wanderrouten folgen immer markierten Wegen, sodass die
Orientierung sehr einfach ist. Die Ausgangs- und Endpunkte sind gut
mit Bahn und Bus erreichbar und bieten meistens auch eine Einkehrmöglichkeit.
Die Wanderziele verteilen sich über ein weitläufiges Gebiet
in der Westschweiz in den Kantonen Freiburg und Waadt. Dank den
guten Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr sind eigentlich alle
Wanderungen als genussvolle Tagesausflüge machbar. Doch warum
nicht in einem gemütlichen Gasthaus übernachten, wenn man schon
einmal in der Westschweiz ist?
Wir danken dem ott verlag für die hilfreiche Unterstützung, ebenso
den Schweizer Wanderwegen und ihren kantonalen Sektionen, welche
mit der Instandhaltung und Markierung der Wanderwege eine sehr wichtige
Arbeit leisten. Herzlichen Dank auch an Frederike Scholten und
Michael Ryf für die unterhaltsame Begleitung.
Sabine und Fredy Joss
Vorwort 7
AUSRÜSTUNGS- UND WANDERTIPPS
Ausrüstung
Für die Wanderungen in diesem Buch reicht eine normale Wanderausrüstung.
Neben bequemen Kleidern sind vor allem gute Schuhe wichtig.
Auch für einfache Wanderungen sind stabile Trekkingschuhe nach einer
Weile angenehmer als weiche Turnschuhe.
Empfehlenswert sind Ersatzkleider, damit man bei heissem Wetter die
verschwitzten oder nach einem überraschenden Regenschauer die nassen
Kleider austauschen kann.
Dazu gehört immer ein Sonnenschutz (Hut, Brille, Sonnencrème) und
bei unsicheren Wetterprognosen ein Regenschutz (oft genügt ein kleiner
Regenschirm).
Orientierungshilfen
Die Wanderungen folgen ausgeschilderten Wanderwegen, die auf den
Wanderkarten von swisstopo im Massstab 1 : 50 000 eingezeichnet sind.
Es kann vorkommen, dass Wanderwegabschnitte verlegt werden (Bauten,
Erdrutsche usw.). Deshalb ist es möglich, dass ältere Karten oder
Neuausgaben nicht genau den Karten und Beschreibungen in diesem
Buch entsprechen. Bei einer neuen Wegführung werden auch die Wegweiser
angepasst, deshalb sollten sich auch bei Änderungen keine Orientierungsprobleme
ergeben.
Schwierigkeiten
Da diese Genusswanderungen in der Regel gut gepflegten Wegen folgen,
weisen wir nur in Einzelfällen auf Schwierigkeiten hin. Bei Nässe,
Schnee und Eis erfordern allerdings auch leichte Wanderungen besondere
Vorsicht wegen der Rutschgefahr. Gemäss der Schwierigkeitsskala
des SAC werden die Genusswanderungen in diesem Buch mit den untersten
Graden T1 und T2 bewertet.
Verpflegung
Regelmässige Verpflegungs- und Trinkpausen sind auch auf kürzeren
Wanderungen wichtig. Nehmen Sie etwas Picknick und mindestens
einen Liter zu trinken mit, bei kühlem Wetter am besten etwas Heisses
in der Thermosflasche. Oft entspricht das Durstgefühl nicht dem Flüssigkeitsbedarf
des Körpers. Deshalb lohnt es sich, etwas «über den
Durst» zu trinken.
Wetter
Wanderungen sind nicht nur bei Sonnenschein schön. Auch Wolken,
Nebel, Schnee oder sogar leichter Regen lassen besondere Stimmungen
entstehen. Gewitter hingegen können gerade in den Alpen besonders
heftig und gefährlich sein. Wetterbericht: Tel. 162 (vom Ausland + 41 162),
www.meteoschweiz.ch.
8
Ausrüstung
Notfälle
Auch auf leichten Wanderungen sollte man vorsichtig sein. Misstritte,
Stürze, eine Unvorsichtigkeit mit dem Taschenmesser, Verbrennungen
beim Grillen usw. können leider überall passieren. Deshalb empfiehlt es
sich, eine kleine Rucksackapotheke mit genügend Verbandsmaterial
mitzunehmen. In Notfällen: Sanitäts-Notruf: Tel. 144. Rega-Notruf:
Tel. 1414. Informationen zur Rega-Gönnermitgliedschaft: www.rega.ch,
Tel. 0844 834 844. Für Smartphone-Besitzer und -Besitzerinnen empfiehlt
sich die Installation der kostenlosen Rega-App.
Reise
Alle Wanderungen in diesem Buch sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln
erreichbar. Mit der Benützung von Bahn und Bus leistet man einen
wichtigen Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase und zur Verbesserung
der Luftqualität. Allein der Freizeitverkehr in der Schweiz macht
mit über 60 Milliarden gefahrenen Kilometern pro Jahr mehr als die
Hälfte des gesamten Verkehrs aus. Die Benutzung des öffentlichen Verkehrs
bietet zudem viele Vorteile: Unter anderem muss man nicht immer
an den gleichen Ausgangspunkt zurück und kann sich nach einer Wanderung
staufrei und entspannt nach Hause chauffieren lassen. Fahrplan
im Internet: www.sbb.ch. Die kostenlose SBB-App kann vor allem unterwegs
nützlich sein.
Abfälle
Bitte nehmen Sie alle Abfälle wieder mit. Seien Sie sich nicht zu schade,
auch einmal störenden Abfall von anderen mitzunehmen. In einem
zusätzlichen Plastiksack verpackt, machen Abfälle Ihren Rucksack auch
nicht schmutzig. Die nach Ihnen kommenden Wandernden schätzen
saubere Wege genauso wie Sie und werden Ihnen dankbar sein.
Hunde
Bitte beachten Sie, dass in Naturschutzgebieten strikter Leinenzwang
gilt. Auch sonst nehmen Sie Ihren Hund im Zweifelsfall bitte sofort an
die Leine, vor allem wenn Wildtiere in der Nähe sind. Von wildernden
Hunden werden jährlich Tausende von Wildtieren verletzt, und viele
sterben danach qualvoll. Lassen Sie zudem Ihren Hund nicht in Brunnentrögen
baden. Dies verunreinigt das Trinkwasser für die Kühe.
Pflanzen
Bitte pflücken Sie keine Blumen, sie sind am schönsten in der Natur –
zu Hause verblüht die Pracht schnell. Wer nach Ihnen vorbeiwandert,
kann sich so auch noch an den Blumen am Wegrand freuen. Für viele
Pflanzenarten ist es ausserdem für ihre Vermehrung sehr wichtig, dass
sie absamen können und nicht vorher gepflückt werden.
Ausrüstungs- und Wandertipps
9
JEDE WANDERUNG HAT IHRE
BESTE JAHRESZEIT
Wanderung
Frühling
(März – Mai)
Sommer
(Juni – August)
Herbst
(September – Oktober)
1 La Plaine – Chancy • • • •
2 Satigny – La Plaine • • • •
3 Col de la Givrine – Col de Porte – Col de la Givrine x • • x
4 Col du Mollendruz – Le Sasselet – Romainmôtier x • • x
5 St-George – Longirod – Bursins – Gilly • • • •
6 Bière – Aubonne • • • •
7 Morges – Bussigny • • • •
8 La Sarraz – Ferreyres – Tine de Conflens – La Sarraz • • • •
9 Lausanne – Lac de Sauvabelin – Chalet-à-Gobet • • • •
10 Chexbres – La Conversion • • • •
11 Chardonne – Mont Pèlerin – Palézieux • • • •
12 Lally – Les Pléiades – Lally • • • x
13 Montreux – Chillon – Villeneuve • • • •
Winter
(November – Februar)
10
Ausrüstung
Wanderung
Frühling
(März – Mai)
Sommer
(Juni – August)
Herbst
(September – Oktober)
14 Aigle – Ollon • • • •
• • • •
15 Frenières-sur-Bex – Gorges de l’Avançon –
Les Plans-sur-Bex
16 Col de Bretaye – Lac des Chavonnes – Col de la Croix x • • x
17 Isenau – Lac Retaud – Chalet Vieux – Isenau x • • x
18 Berneuse – Aï – Le Temeley – Leysin x • • x
19 La Lécherette – Pra Cornet – Col des Mosses • • • x
20 Les Cases – Col de Jaman – Le Paccot • • • x
21 Plan-Francey – La Vudalla – Les Pontets –
Moléson-sur-Gruyères
x • • x
22 Bulle – Broc – Gruyères • • • •
23 La Valsainte – Charmey • • • •
24 Vuisternens-en-Ogoz – Le Gibloux – Camping, Sorens • • • •
25 Rue – Oron-la-Ville • • • •
Winter
(November – Februar)
• Beste Jahreszeit
Im Herbst Fahrplanwechsel von Seilbahnen und Postautos beachten!
• Frühling und Herbst
Schneeschmelze bzw. ersten Schnee sowie Fahrplanwechsel von
Seilbahnen und Postautos beachten.
Winter
An sonnigen und tieferen Lagen ist je nach Schneemenge die
ganze Wanderung machbar. In höheren Lagen gibt es zum Teil
Einschränkungen oder die Wanderung verläuft auf Winterwanderwegen
mit anderer Routenführung.
x
Wanderung nicht machbar (kein ÖV, Lawinengefahr usw.)
Jede Wanderung hat ihre beste Jahreszeit 11
11
LA PLAINE – CHANCY
1
Route
La Plaine – Avully – Chancy
Anreise
Mit dem Zug nach La Plaine
Rückreise
Mit dem Bus ab Chancy
Wanderzeit
2 Std. 30 Min.
Höhendifferenz
200 m Aufstieg, 200 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1:50 000 Genève 270 T
Einkehren/Übernachten
Hotels und Restaurants in Genf, Restaurants
in La Plaine, Avully, Gennecy, Chancy und
Avusy.
La Plaine, Restaurant Poste: Tel. 022 754 01 01
Avusy, Café d’Avusy: Tel. 022 756 26 70,
www.restaurant-cafe-avusy-chez-casa.ch
Avully, Restaurant de la Place:
Tel. 022 756 12 37
Varianten
La Plaine – Chancy: 1 Std. 20 Min.
Ohne weitere Schlaufen.
Zusatzschlaufe zum westlichsten Grenzstein:
30 Min.
La Plaine – Chancy – Avusy: 2 Std. 40 Min.
Informationen
Genf Tourismus: Tel. 022 909 70 00,
www.geneve-tourisme.ch
Hinweis
ID oder Pass mitnehmen, weil man sich auf
dieser Wanderung im Grenzgebiet zu Frankreich
befindet und der Wanderweg entlang der
grünen Grenze verläuft.
La Plaine – Chancy 13 13
LA PLAINE – CHANCY
Im äussersten Westen der Schweiz in der Champagne Genevoise
Blick über die Rhone von der
Brücke aus bei La Plaine.
Auf dieser Wanderung in der beschaulichen Champagne Genévoise be -
gegnet man in den kleinen Dörfern welschem Charme und erlebt eine
interessante Mischung aus kultivierten Landschaften und kleinen Flecken
von Wildnis entlang der Rhone und im Grenzbereich zu Frankreich.
Trotz der Nähe zu Genf verraten nur die startenden und landenden Flugzeuge
die Anwesenheit einer betriebsamen grösseren Stadt.
Nach Beginn der Wanderung sieht man kurz nach dem Bahnhof La
Plaine erstmals die kraftvoll dahinfliessende Rhone. Blickt man zu -
rück, sieht man zwischen dem Rhoneufer und der Bahnlinie östlich der
Brücke den Produktionsstandort des Schweizer Aromen- und Duftstoffherstellers
Firmenich. Diese Firma beliefert Lebensmittel- und Kosmetikhersteller
auf der ganzen Welt mit Geschmacksstoffen und Parfüms.
Nach einem kurzen Aufstieg steht man bei Avully auf einer kleinen
Anhöhe und sieht hinüber zum Salève im Südosten. Die beiden Gipfel
14
Im äussersten Westen der Schweiz in der Champagne Genevoise
auf dem Jurahöhenzug, Le Reculet und Crêt de la Neige, sind im Frühling
noch weiss verschneit.
Nach Passery führt der Weg durch eine eindrückliche Pappelallee hindurch.
Die Verdickungen an mehreren Pappelstämmen zeigen, dass ihre
Äste jahrelang immer wieder gekappt wurden, bevor sie wachsen gelassen
wurden.
Auch hier reifen in den Rebbergen beste Schweizer Weine heran.
Nach dem Weiler Le Martinet führt der Wanderweg durch ein kleines
Bambuswäldchen hinunter ans Ufer der schiefergrauen Rhone. Im März
und im April ist der Pfad durchs Uferdickicht gesäumt von gelben Primeln.
Bald tauchen die ersten Häuser von Chancy auf, das früher ein
wichtiger Durchgangsort auf der Strecke zwischen Genf und Lyon war,
weil man hier vom einen Ufer auf das andere wechseln konnte. Heute
führt eine solide Brücke aus Stahl hinüber nach Pougny am französischen
Ufer. Die Rhone zu überqueren war nicht immer so einfach. Vor
dem Bau dieser Brücke um 1874 gelangte man während Jahrhunderten
nur mit einer Fähre ans andere Ufer. Wenn man die starke Strömung und
die Stromschnellen unter der Brücke sieht, kann man sich gut vorstellen,
dass die Rhoneüberquerung in den brückenlosen früheren Zeiten
nicht nur mit Wartezeiten auf die Fähre, sondern auch mit einer Portion
Nervenkitzel verbunden war. Der Weiterweg folgt dem Ufer der Rhone
entlang. Wer möchte, kann noch eine Schlaufe durch das Auengebiet
Vers Vaux zum westlichsten Grenzstein der Schweiz wandern, der auf
dem Gemeindegebiet von Chancy im Boden versenkt ist. Entlang der
Unterwegs Richtung Chancy.
La Plaine – Chancy 15
Eindrückliche Pappelallee zwischen Passeiry und Le Martinet.
Hinter der Rhonebrücke bei Chancy erheben sich die verschneiten Jurahöhen.
16
Im äussersten Westen der Schweiz in der Champagne Genevoise
Im ergrünenden Wald südlich von Chancy.
Im Frühling blüht der seltene Seidelbast (Daphne mezereum) am Weg.
La Plaine – Chancy 17
Landesgrenze steht eine Konstruktion zum Messen der Fliessgeschwindigkeit
und der Wasserhöhe im Wasser. Wer auf diesen kurzen Abstecher
verzichtet, steigt bei der Abzweigung den Treppenstufen entlang auf
eine Anhöhe im Wald. Der archäologische Dienst des Kantons Genf
führt hier Grabungsarbeiten durch: In den Ruinen eines römischen Tempels
wurde in den Jahren 200 bis etwa 300 n. Chr. eine Ziegelbrennerei
betrieben, deren Überreste nun freigelegt werden. Nach einem kurzen
Abstieg kommt man zu einer Hängebrücke, die über den Longet führt.
Immer nahe der Grenze zu Frankreich und an zahlreichen Grenzsteinen
vorbei, kommt man ins Tälchen der Laire hinunter. Nun hat man die
Wahl, entweder nach Chancy zurückzukehren oder ins 10 Minuten weiter
entfernte Avusy zu wandern.
DIE RHONE
Bei La Plaine und Chancy hat die Rhone bereits eine beachtliche Breite. Kraftvoll und ruhig
fliesst sie hier auf ihrem weiteren, etwa noch 700 Kilometer langen Weg bis zur Mündung ins
Mittelmeer vorbei. Von ihrem Ursprung beim Rhonegletscher im Wallis bis zur Mündung ist
die Rhone insgesamt 812 Kilometer lang und entwickelt sich auf ihrer Reise vom wilden Bergbach
zum mächtigen Strom: Sie ist der wasserreichste Fluss in Frankreich. In der Camargue
zweigt die Petit Rhone nach Westen ab und mündet bei Saintes-Maries-de-la-Mer ins Mittelmeer.
Der Hauptarm der Rhone zweigt als Grand Rhone nach Osten ab und strömt bei Fos-sur-
Mer ins Meer. Bis ein Tropfen Wasser aus geschmolzenem Geltschereis mit der Rhone ins Mittelmeer
fliesst, vergehen viele Jahre. Allein der Durchfluss durch den Genfersee dauert für
einen Wassertropfen im Durchschnitt etwa elf Jahre.
18
Im äussersten Westen der Schweiz in der Champagne Genevoise
SATIGNY – LA PLAINE
2
Route
Satigny – Moulin Fabry – Vallon de l’Allondon –
Les Granges – Dardagny – La Plaine
Anreise
Mit dem Zug nach Satigny
Rückreise
Mit dem Zug ab La Plaine
Wanderzeit
3 Std.
Höhendifferenz
160 m Aufstieg, 200 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1:50 000 270 T Genève
Einkehren und Übernachten
Restaurants und Hotels in Satigny, Dardagny
und La Plaine.
Restaurants in Choully und in Les Granges.
Auberge de Choully: Tel. 022 753 12 03,
www.auberge-de-choully.com
Centre Nature du Vallon de l’Allondon,
Dardagny: Tel. 022 753 16 00
www.pronatura-allondon.ch
Auberge de Dardagny: Tel. 022 754 14 72
Restaurant Poste, La Plaine: Tel. 022 754 01 01
Variante
In Dardagny den Bus nehmen zum Bahnhof
La Plaine. Die Wanderzeit verkürzt sich dadurch
um etwa 35 Min.
Informationen
Genf Tourismus: Tel. 022 909 70 00,
www.geneve-tourisme.ch
Hinweis
ID oder Pass für einen allfälligen Grenzübertritt
nach Frankreich mitnehmen. Bei Nässe
können einige Wegabschnitte am Ufer sowie
der Weg durch die Weinberge hinunter zum
Bahnhof Satigny – La La Plaine sehr 19rutschig sein. 19
SATIGNY – VALLON DE L’ALLONDON –
LA PLAINE
Überraschendes Vallon de l’Allondon
Eine kleine Bauminsel
im Allondon.
Vom Bahnhof Satigny folgt man der Strasse entlang nach Choully und
weiter nach Moulin Fabry. Von der Anhöhe aus sieht man in der Ferne
die Gebäude des internationalen Forschungsinstituts CERN (Conseil
Européen pour la Recherche Nucléaire). Dort befindet sich der berühmte
Teilchenbeschleuniger, der, im Zusammenhang mit der Suche nach einem
sogenannten Gottesteilchen (einem kleinsten Atombestandteil), vor
einigen Jahren für grosse Aufregung sorgte.
An der Grenze zu Frankreich, am Ufer des kleinen Flusses Allondon
fühlt man sich an einen anderen Ort oder in eine andere Zeit versetzt.
Der Grossraum der Stadt Genf scheint weit entfernt zu sein, nur die landenden
und startenden Flugzeuge des Flughafens erinnern entfernt
noch an seine Nähe. Häuser sind keine mehr zu sehen, nur der plät-
20
Überraschendes Vallon de l’Allondon
Das rechte Ufer des Allondon gehört zu Frankreich, das linke zur Schweiz, und die Grenze verläuft in der Flussmitte.
Brachland kurz vor dem kleinen Aufstieg nach Dardagny.
Satigny – Vallon de l’Allondon – La Plaine 21
Nur ihre Spuren verraten die Anwesenheit der scheuen Biber.
Holzzersetzende Pilze besiedeln diesen alten Baumstrunk.
22
Überraschendes Vallon de l’Allondon
schernde Allondon, blühende Haselbüsche und der noch winterkahle
Wald. Rotbraune Pilze wachsen an Baumstämmen und erste Primeln
leuchten gelb aus dem braunen Laub. Im Flussbett sitzen Wasseramseln
auf den Steinen und tauchen auf Insektenjagd unerschrocken ins kalte
Wasser.
Wer kurz nach Frankreich hinüber will, überquert die alte Brücke
bei Moulin Fabry, bevor es dem schmalen, gewundenen Pfad auf der
Schweizer Seite entlang weiter geht. Angenagte Baumstämme, Holzschnitzel
am Boden oder Rutschkanäle am Ufer verraten die Anwesenheit
von Bibern. Nur mit viel Glück wird man jedoch diese scheuen
Nager erspähen. An den befestigten Flussabschnitten mit Steinblöcken
an den Ufern findet man nicht einmal mehr ihre Spuren.
Am Boden liegende Baumstämme und Wurzeln sind zum Teil so dicht
mit Moos bewachsen, dass sie fast wie menschengemachte Land-Art-
Objekte aussehen. In Les Granges befindet sich das 2015 neu eröffnete
Pro Natura Zentrum Vallon de l’Allondon. Besucher erfahren nicht nur
In teressantes über das kleine, beschauliche Flusstal, sondern können
sich an gewissen Tagen auch geführten Exkursionen vor Ort anschliessen.
Im zentrumseigenen Restaurant können sich Wandernde kulinarisch
verwöhnen lassen oder auch nur ihren Durst löschen. Nach Les Granges
führt der Wanderweg der wenig befahrenen Strasse entlang hinauf nach
Dardagny. In diesem Winzerdorf ist der Kirchturm der kleinen Kirche
Der regennasse Holzpilz
glänzt wie lackiert.
Satigny – Vallon de l’Allondon – La Plaine 23
als Besonderheit mitten auf dem Dach und nicht, wie sonst üblich, an
die Kirche angebaut. In den Vitrinen der Tearoom-Bäckerei im Dorf
locken Westschweizer Süssigkeiten in ungewohnten Kombinationen von
Zucker, Vanillecreme und Blätterteig, die man in anderen Teilen der
Schweiz kaum oder gar nie in dieser Form sieht. Wer nicht mehr auf
Hartbelag bis zum Bahnhof La Plaine wandern möchte, kann die Wanderung
bereits hier beenden und mit dem Bus zum Bahnhof La Plaine
fahren.
CERN
Das Hauptgelände des CERN liegt bei Meyrin, nahe an der Grenze
zu Frankreich. Einige unterirdische Experimentierplätze und Teile
der Beschleunigerringe befinden sich auf französischem Staatsgebiet.
Ursprünglich wurde das CERN vom französischen «Conseil
Européen pour la Recherche Nucléaire» für die Forschung im Be -
reich der Kernenergie gegründet. Schon bald entstanden die ersten
Teilchenbeschleuniger und heute gilt das CERN als das weltgrösste
Forschungszentrum auf dem Gebiet der Teilchen physik.
Die über 3200 Mitarbeitenden sowie 10 000 Gastwissenschaftlerinnen
und -wissenschaftler betreiben physikalische Grundlagenforschung.
Mit ihren Experimenten untersuchen sie die Grundkräfte
der Physik, den Aufbau der Materie und die fundamentalen
Wechselwirkungen zwischen den Elementarteilchen. Dabei versuchen
sie herauszufinden, woraus das Universum besteht und wie
es genau funktioniert. Dafür werden etwa in einem fast 27 Kilometer
langen, unterirdischen Ringtunnel kleinste Teilchen nahezu
auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und zur Kollision gebracht.
Mit Teilchendetektoren werden danach die Flugbahnen der bei
den Kollisionen entstandenen neuen Teilchen rekonstruiert, wo -
mit sich Rückschlüsse auf die Eigenschaften der kollidierten und
der neu entstandenen Teilchen ziehen lassen. Um Forschungsergebnisse
auf einfachere Art unter den Wissenschaftlern auszutauschen,
entstand 1989 am CERN auch das World Wide Web,
sozusagen als Nebenprodukt der physikalischen Forschung. Ab
2016 wird mit der italienischen Teilchenphysikerin Fabiola Gianotti
erstmals eine Frau General direktorin des CERN.
24
Überraschendes Vallon de l’Allondon
COL DE LA GIVRINE – COL DE PORTE –
COL DE LA GIVRINE
3
Route
Col de la Givrine – Couvaloup de Crans – Poêle
Chaud – Col de Porte – Col de la Givrine
Anreise
Mit dem Zug zum Col de la Givrine
Rückreise
Mit dem Zug vom Col de la Givrine
Wanderzeit
3 Std.
Höhendifferenz
360 m Aufstieg, 360 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1:50 000 St-Cergue 260 T
Einkehren/Übernachten
Hotels und Restaurants in St-Cergue und beim
Col de la Givrine.
Hotel Restaurant de la Givrine:
Tel. 022 360 11 15, www.restaurantdelagivrine.ch
Varianten
Col de la Givrine – La Dôle – Col de la Givrine:
3 Std. 40 Min.
Col de la Givrine – La Cure: 1 Std. 15 Min.
Col de la Givrine – Col de Porte – St-Cergue:
3 Std. 45 Min.
Informationen
St-Cergue Tourismus: Tel. 022 360 13 14,
www.st-cergue-tourisme.ch
Parc Jura Vaudois: Tel. 022 366 51 70,
www.parcjuravaudois.ch
Col de la Givrine – Col de Porte – Col de la Givrine 25 25