Sampler / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 82 (1/2021)
dérive 82 thematisiert die Bar- und Clubkultur bzw. das Nachtleben in Zeiten der Pandemie vom barkombinat Hamburg über den Wiener Club Fluc bis zu lesbischer und queerer Raumproduktion. Zwei Beiträge widmen sich dem Öffentlichen Raum, einmal während der Nacht und einmal aus Perspektive der Quartiers- und Stadtentwicklung. »Das Moped als Sidestep der mobilen Moderne« und Commons in der Region des ehemaligen Jugoslawiens sind weitere Themen diese Samplers, ebenso wie ein Text über den Schock, den der islamistische Terroranschlags letzten November in Wien ausgelöst hat. Das Heft kann hier gekauft werden: https://shop.derive.at/products/sampler-heft-82-1-2021
dérive 82 thematisiert die Bar- und Clubkultur bzw. das Nachtleben in Zeiten der Pandemie vom barkombinat Hamburg über den Wiener Club Fluc bis zu lesbischer und queerer Raumproduktion. Zwei Beiträge widmen sich dem Öffentlichen Raum, einmal während der Nacht und einmal aus Perspektive der Quartiers- und Stadtentwicklung. »Das Moped als Sidestep der mobilen Moderne« und Commons in der Region des ehemaligen Jugoslawiens sind weitere Themen diese Samplers, ebenso wie ein Text über den Schock, den der islamistische Terroranschlags letzten November in Wien ausgelöst hat. Das Heft kann hier gekauft werden: https://shop.derive.at/products/sampler-heft-82-1-2021
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Jan — Mar 2021
N o 82
Zeitschrift für Stadtforschung
dérive
dérive
SAMPLER
Clubkultur, Nacht, öffentlicher Raum,
queere Territorien, Terror Wien,
Commons Jugoslawien, Moped
ISSN 1608-8131
9 euro
dérive
Editorial
Seit Wochen befinden wir uns im Lockdown, es ist davon auszugehen,
dass uns weitere Wochen bevorstehen. Mittlerweile
demonstrieren auf den Straßen Tausende Corona-Verharmloser
und -leugner*innen wöchentlich gemeinsam mit Nazis und
Rechtsextremen. Die Polizei kann sich nicht recht dazu entschließen,
dagegen vorzugehen, auch wenn die Versammlungen
untersagt worden sind, die Teilnehmer*innen zu wenig
Abstand halten und trotzig keine Masken tragen. Genauso
unentschlossen agiert die Regierung, die denjenigen, die den
größten Druck ausüben oder den direktesten Draht haben,
Lockerungen genehmigt, die anderen verwehrt bleiben. Die
Übereinkunft, dass alle gemeinsam auf Aktivitäten verzichten
müssen, um die Pandemie zu bekämpfen, löst sich auf. Ein
wirklicher Plan ist nach wie vor – zumindest von Regierungsseite
– nicht in Sicht, wichtige Strategien und Kampagnen wie
NoCovid oder ZeroCovid gehen von der Zivilgesellschaft aus.
Wir haben uns letztes Jahr in einer Schwerpunktausgabe
(dérive 80) mit Pandemien auseinandergesetzt, in der
letzten Ausgabe einen Beitrag von Christa Kamleithner über die
Cholera-Epidemien des 19. Jahrhunderts und ihren Einfluss
auf die europäische Stadtentwicklung veröffentlicht und setzen
in dieser Sampler-Ausgabe mit Beiträgen über die Auswirkungen
von Covid-19 auf die urbane Gesellschaft fort. (Eine
Besprechung von Christa Kamleithners äußerst lesenswertem
Buch Ströme und Zonen. Eine Genealogie der »funktionalen
Stadt« findet sich in dieser Ausgabe.)
Im Fokus unserer Beiträge zu Covid-19 stehen diesmal
das Nachtleben und die Clubkultur. Bars und Clubs gehören
zu den Einrichtungen, die von den Einschränkungen der Anti-
Corona-Maßnahmen am stärksten betroffen sind und deren
Zukunftsaussichten am trübsten aussehen, weil die Ermöglichung
von sozialer Nähe eine ihrer Kernaufgaben ist. Bis auf
die Sommermonate des letzten Jahres, in denen manche unter
Einschränkungen aufsperren konnten, haben viele von ihnen
mittlerweile seit rund einem Jahr geschlossen. In der Debatte
darüber, was systemrelevant ist und was nicht, durften sich
Barbetreiber*innen bisher keiner besonderen Aufmerksamkeit
erfreuen. Es zeichnet sich jedoch immer stärker ab, dass die
ökonomische Krise in der öffentlichen Wahrnehmung zwar
präsenter ist, die psychischen Folgen des reduzierten Soziallebens
aber für viele wahrscheinlich die gravierenderen und
langfristigeren Auswirkungen haben werden. Jedenfalls Folgen,
die weniger leicht verhindert und weniger leicht ausgeglichen
werden können. Dass ökonomische Konsequenzen der Pandemie
wie Jobverlust trotzdem passieren und in Österreich nicht
daran gedacht wird, das sehr niedere Arbeitslosengeld dauerhaft
zu erhöhen, ist leider auch eine Tatsache.
Der kleine Bar-Club-Schwerpunkt dieser Samplerausgabe
bringt einen Artikel des Hamburger Recht-auf-Stadt-Aktivisten
Niels Boeing über die Situation der Bars in der Hansestadt
und die Gründung des barkombinat Hamburg. Martin
Wagner, Geschäftsführer des Wiener Clubs Fluc, berichtet in
einem Gespräch über die allgemeine Situation der Clubs in
Wien, die Bedeutung der Clubkultur und über die Umsetzung
lang gehegter Pläne des Fluc-Teams, die Covid-19 nun
beschleunigt hat. Ulf Treger schließlich spricht mit dem Geographen
Jack Gieseking über die lesbische und queere Produktion
von Raum und damit auch über Bars und Clubs.
Indirekt mit Bars und Clubs hat auch Peter Payers
Artikel Eine Stadt verändert ihr Gesicht, in dem es um den islamistischen
Terroranschlag am 2. November in Wien geht, zu
tun. Der Attentäter hat mit dem Bermudadreieck, ähnlich wie
die Attentäter in Paris fünf Jahre zuvor, ein beliebtes Ausgehviertel
gewählt. Dass im Bermudadreieck auch die größte
Wiener Synagoge steht, war bei der Auswahl des Anschlagsorts
sicher kein Zufall. Lebensfreude, die Lust an Musik,
Unterhaltung und Geselligkeit ist Islamisten verhasst. Sie
gegen religiöse Fundamentalist*innen zu verteidigen, ist ein
Auftrag für uns alle. Einen weiteren Text, der sich dem Nachtleben
und auch der Lust am Feiern widmet, ist Robert Shaws
Beitrag Public Space at Night. Anhand von Beispielen aus
Sydney, Shanghai und London stellt er unterschiedliche Konstellationen
und Situationen dar, in denen es um Aneignung,
Kontrolle, Verdrängung, Infrastrukturen, Arbeit und Vergnügen
in der Nacht geht.
Den Beginn des Hefts macht ein Artikel, der ebenfalls
Orte der Kultur und der Begegnung in den Fokus nimmt.
Die Schwerpunktsetzung ist jedoch eine andere: Das Belgrader
Kollektiv Ministry of Space hat letztes Jahr ein Buch veröffentlicht,
dem eine große Recherche über Commons in Teilen
Ex-Jugoslawiens zu Grunde liegt. Für dérive geben Iva Čukić
und Jovana Timotijević einen Einblick in diese Studie, für
die auch das Erbe des jugoslawischen Selbstverwaltungssozialismus
eine wichtige Rolle spielt.
Die weiteren Artikel dieser Samplerausgabe sind
Matthias Marschiks Text Das Moped als Sidestep der mobilen
Moderne und Udo Häberlins Beitrag Öffentliche Räum als
Plattform einer solidarischen Stadt und Baustein der Gemeinwohlorientieurng?
Bei Marschik geht es um Massenmotorisierung
in der Nachkriegszeit, um Geschlechterrollen und
Männlichkeitsbilder, um Stadt und Land und ganz besonders
um ein Fortbewegungsmittel, das in unseren Breiten heute
nur mehr ein Schattendasein fristet: das Moped. Udo Häberlin
gibt auf Basis von Sozialraumana lysen und Daten der
Stadt Wien einen Einblick in Themen der Quartiers- und
Stadtentwicklung rund um den öffentlichen Raum: seine
Zugänglichkeit und Nutzung, seine Potenziale und Aneignungsfähigkeit,
seine Verteilung innerhalb der Stadt und die
neuen Ansprüche der Stadtbewohner*innen.
Das Kunstinsert hat diesmal Markus Wilfing gestaltet,
dem es in seinen Arbeiten oft »um Paradoxe raumzeitlicher
Wahrnehmungen, die die naheliegende Kontextualisierung
eines Ortes in Frage stellen«, geht.
Es lebe die Bar- und Clubkultur!
Christoph Laimer
01
»URBAN commons
» are about collectively
» APPROPRIATING and
» REGULATING the shared CONCERNS
» of EVERY DAY.«
Iva Čukić and Jovana Timotijević, p. 5
ANGEBOT: ABONNEMENT + BUCH*
8 Ausgaben (2 Jahre) dérive um 56,–/75,– Euro (Österr./Europa)
inkl. ein Exemplar von:
ÖGFA – Österreichische
Gesellschaft
für Architektur und
Ute Waditschatka (Hg.)
Wilhelm Schütte Architekt
Frankfurt — Moskau —
Istanbul — Wien
Zürich: Park Books, 2019
176 Seiten, 38,00 Euro
Katja Schwaller
Technopolis
Urbane Kämpfe in der
San Francisco Bay Area
Berlin, Hamburg:
Assoziation A, 2019
232 Seiten, 19,80 Euro
Linda Lackner
Belgrads Radikale Ränder —
Vergangenheitspolitik und
die postpolitische Stadt:
Hamburg: Adocs Verlag, 2020
275 Seiten, ca. 15 Euro
Bestellungen an: bestellung@derive.at
dérive
Zeitschrift für Stadtforschung
*Solange der Vorrat reicht!
www.derive.at
Inhalt
01
Editorial
CHRISTOPH LAIMER
04—09
SPACES of Commoning in the EX-YU Region
A Study Overview
IVA ČUKIĆ, JOVANA TIMOTIJEVIĆ
10—16
(Queere) TERRITORIEN, Orte,
Konstellationen
Lesbische und queere Produktion von Raum,
kartiert von Jack Gieseking in seinem Buch
»A Queer New York«
ULF TREGER
17—22
PUBLIC Space at NIGHT
ROBERT SHAW
23—26
CLUBKULTUR in Zeiten der PANDEMIE
Martin Wagner vom Wiener Fluc im Gespräch
CHRISTOPH LAIMER
43—45
Eine Stadt verändert ihr GESICHT
Versuch zu begreifen
PETER PAYER
46—53
Öffentliche RÄUME als Plattform einer
SOLIDARISCHEN Stadt und Baustein der
GEMEINWOHLORIENTIERUNG?
UDO HÄBERLIN
Besprechungen
54—61
Zurück zum Start - Architektur- und
S. 54
Städtebaugeschichte als Wissensgeschichte
S. 56
Plurale Stadterinnerung in Belgrad
Die Viennale 2020 als Ort politischer Diskurse
Ohne Gegenstimmen gibt es keine
S. 59
Möglichkeiten voranzukommen!
Planung im Zeichen von Konflikt und Demokratie
S. 61
Gutes auf den Boden bringen!
68
IMPRESSUM
S. 58
S. 60
27—31
»HEY Senat, so gehts NICHT!«
Hamburger Barbetreiber*innen organisieren
sich für den Erhalt der Barkultur
NIELS BOEING
Kunstinsert
32—36
Markus Wilfing
seither_ich_weiss
37—42
Das Moped als SIDESTEP der MOBILEN Moderne
MATTHIAS MARSCHIK
–
dérive – Radio für Stadtforschung
Jeden 1. Dienstag im Monat von
17.30 bis 18 Uhr in Wien auf ORANGE 94.0
oder als Webstream http://o94.at/live.
Sendungsarchiv: http://cba.fro.at/series/1235
03
SPACES of
Commoning in the
EX-YU Region
A Study Overview
IVA ČUKIĆ, JOVANA TIMOTIJEVIĆ
Lumbardhi Cinema Prizren, Kosovo
In October 2020, the Ministry of Space collective
published a study titled Spaces of Commoning:
Urban Commons in the ex-YU region, which aimed
to understand both the theoretical and empirical
position of urban commons within a specific political
and cultural context. The first part offers
digested theoretical insights into the concept of
(urban) commons, while the second presents
15 case studies from Serbia, Kosovo and Montenegro
of the commonly produced and governed
spaces or struggles for spatial commons. The case
studies represent contributions from three research
teams (Serbia, Kosovo and Montenegro), and are
introduced through the authors’ own involvement
and/or conversations with direct actors. It is important
to note that our geographical scope comes
from the aim to produce a study complementary to
what our comrades from the Institute for Political
Ecology in Zagreb, did in the study Commons in
South East Europe: Case of Croatia, Bosnia & Herzegovina
and Macedonia (Tomasˇevic´ et al. 2018),
offering an insightful overview into the theory of
the commons in general and covering the limited
territorial range of Croatia, North Macedonia and
Bosnia and Herzegovina. Therefore, we consider
these publications as a means to collectively offer
a comprehensive understanding on more specific
types of commons in the entire region. In addition,
pointing to the former Yugoslav region (rather than
the commonly referred to Balkan region) in the title
of the study, we aimed at emphasizing the legacy
of self-management socialism, as well as referring
to our shared history and turbulences that particularly
shaped our political and economic trajectories
relevant for understanding and interpreting the
contemporary commons in this region.
Our research puts forward the theoretical and interpretive
framework that stems from the critical theory of the commons,
which built on Elinor Ostrom’s work (1990), and embedded
the concept of the commons into a wider socio-economic
context, producing normative criteria that politicize this form
of collective ownership, use and governance – fair access,
sustainable use and collective control. Theorists such as Silke
Helfrich, David Harvey and Ugo Mattei also broadened the
understanding of commons to include not only resources but
struggles for the commons or (re)commonification of resources
and services.
Commons, self-management, Yugoslavia,
socialism, space, collectivity, ownership
04
dérive N o 82 — SAMPLER
ULF TREGER
(Queere)
TERRITORIEN, Orte,
Konstellationen
Lesbische und queere Produktion von
Raum, kartiert von Jack Gieseking in
seinem Buch »A Queer New York«
Queer, Raum, New York, Covid, Mapping, Aneignung,
Begegnung, Infrastruktur
Das Stonewall National Monument in
Greenwich Village in Lower Manhattan, New York,
2018. Foto — Fulbert, Wikimedia Commons
10
dérive N o 82 — SAMPLER
ROBERT SHAW
PUBLIC Space
at NIGHT
Public space, nightlife, nightwork, Sydney, London, Shanghai,
restrictions, transport, pandemic, economy, safety
Keep Sydney Open was a protest movement founded in Sydney in 2014 to oppose
administrative restrictions on nightlife (lockout laws).
Since 2018, the initiative has been active as The Open Party.
Photo — Shawn Sijnstra.
Unlike many researchers, for me the first major covid-19 lockdown
I experienced, starting in March 2020, meant a reconnection
with the object of my academic research, the night-time
city. Both of my regular sources of exercise had gone; the daily
walk as part of my commute to work was obviously out, and
swimming pools were closed. With work and childcare commitments
taking up the day, my partner and I took it in turns to
take evening/night-time walks and runs, exercising when city
streets were quiet and social distancing comparatively easy.
What struck me during these walks, typically between about
8pm and 11pm, was how unusual the experience of the nighttime
city was. The city centre felt quiet and somewhat disconcerting,
though it was fairly easy to identify why this was the
case. Squares, streets and pavements that were normally full of
people were largely empty, with just a few fellow joggers and
walkers in the streets and the lights of restaurants, bars and cafés
switched off. Only a handful of takeaways were open in what
were in normal times livelier parts of town. By contrast it was
somewhat harder to work out why residential and suburban
streets also felt unusual, and it was only a few weeks into the
Robert Shaw — Public Space at Night
17
Clubkultur, Nachtleben, Covid, Lockdown,
Krise, Solidarität, Subventionen, Ökonomie
CHRISTOPH LAIMER / MARTIN WAGNER
CLUBKULTUR
in Zeiten
der PANDEMIE
Martin Wagner vom
Wiener Fluc im Gespräch
Clubs und Bars gehören zu den Institutionen, die von den Anti-Covid-Maßnahmen
am härtesten getroffen werden, und auch zu denjenigen, für die es am
schwierigsten ist, Maßnahmen zu treffen, die eine Wiederaufnahme ihrer
Betriebe ermöglichen. Sie leben von sozialer Nähe, von dichten Menschenansammlungen,
vom Feiern, von Ausschweifung – zuweilen auch vom Exzess.
Also von Verhaltensweisen, die mit Social Distancing ganz und gar nicht kompatibel
sind. Gleichzeitig sind sie unentbehrliche Institutionen einer Stadt. Wie
unentbehrlich, merken viele erst jetzt, da sie geschlossen sind und es kein
öffentliches Nachtleben mehr gibt. Wir haben uns bei Martin Wagner vom am
Wiener Praterstern gelegenen Club Fluc 1 erkundigt, wie die generelle Situation
der Clubs in Wien aussieht und welche Überlegungen es gibt, die aktuelle
Krise zu bewältigen bzw. wie die Zukunft von Clubs aussehen wird.
1
Mit dem Fluc verbindet
dérive nicht nur eine
räumliche Nähe, unsere
Redaktion ist keine fünf
Gehminuten entfernt,
sondern auch das Interesse
am urbanen Raum und der
urbanen Gesellschaft. Vor
einigen Jahren ist im
Falter-Verlag ein äußerst
empfehlenswertes Buch über
das Fluc erschienen:
Fluc — Tanz die Utopie.
Urbaner Aktivismus als
gelebtes Experiment in der
Wiener Kunst-, Musik- und
Clubszene.
»Alle gegen Alles«, Performance der Gruppe Uno, Fluc 2013;
Foto — Alexandra Berlinger
dérive: Das Fluc gibt es seit rund zwei Jahrzehnten. In dieser
Zeit hat sich Wien stark verändert und vermutlich auch seine
Clubszene. Wie sieht sie aktuell aus? Was zeichnet sie aus?
Was unterscheidet sie vielleicht von der Szene anderer Städte?
Wie stellt sich die Situation generell dar, ganz unabhängig
von Covid?
Martin Wagner: Die Clubszene in Wien ist eine sehr
lebendige Szene. Es gibt neben den verschiedenen Häusern
oder fixen Institutionen, die man kennt, ein sehr breites Spektrum
an unterschiedlichsten Veranstalter*innen, die sowohl
in Kooperation mit dem Fluc, Rhiz, Werk, Venster, Arena oder
sonstigen Häusern Veranstaltungen produzieren, oder die
Szene geht in den öffentlichen Raum, in Hallen oder temporär
in neue Locations. Da ist in letzter Zeit relativ viel entstanden.
Ziemlich viel zum Beispiel in Richtung Downtempo. Was es
weniger gibt, ist die Gründung von neuen Clubs aus dem
Underground heraus. Es kommt zwar schon immer wieder zu
Neueröffnungen, aber die entstehen dann zumeist aus einem
guten finanziellen Background und einer gastronomischen Perspektive
heraus. In Wien existiert zudem verstärkt das Phäno-
Martin Wagner im Gespräch — CLUBKULTUR in Zeiten der PANDEMIE
23
NIELS BOING
»HEY Senat,
so gehts NICHT!«
Hamburger Barbetreiber*innen
organisieren sich für den Erhalt
der Barkultur
Covid-19, Lockdown, Nachtleben,
Barkultur, Hamburg
Und dann ist das letzte Bier, der letzte Gin Tonic geleert. Das Licht geht aus, der
Schlüssel dreht sich. Der Laden ist dicht. Ab morgen früh um sechs Uhr ist Shutdown.
Die Pandemie-Monate haben die Gesellschaft erschüttert:
durch Verschwörungstheorien und rechten Aufruhr, durch
überforderte Gesundheitssysteme, durch zigtausende Tote.
Zugleich haben sie die neoliberale Konditionierung der Gesellschaft
offengelegt. Systemrelevant sind die Fabriken der
globalen Produktion und die Fabriken der Ausbildung. Systemrelevant
ist nicht der Schutz des Krankenhaus- und Pflegeper-
»Hey Senat, alles im Eimer?«
Symbolische Schlüsselübergabe durch
Barbetreiber*innen vor dem Hamburger
Rathaus. Foto — Biance Fricke
Diesen Schockmoment haben vergangenen März Millionen
erlebt. Anfangs war da die Hoffnung, dass sich nach ein paar
Wochen die Lage entspannen würde. Sie tat es nicht. Die
Pandemie blieb. Die erste Welle ebbte zwar ab, aber die zweite
schlug noch härter zu. Während ich dies schreibe, ist unklar,
wie lange diese zweite Welle andauern wird. Ob es überhaupt
die letzte Welle ist.
»Für immer zu ab 2020?«,
Aktion des Hamburger Barkombinats.
Fotos — Miguel Martinez
Niels Boing — »HEY Senat, so gehts NICHT!«
27
Kunstinsert
Markus Wilfing
seither_ich_weiss
Schon seit längerem wollten wir Markus Wilfling einladen, ein Kunstinsert für dérive zu machen.
Das Gemeinschaftsprojekt Neigungsgruppe K.O. (Martin Behr, Johanna Hierzegger, Markus
Wilfling) ist nun der konkrete Anlass, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. 7.000 handliche
Beton-Pfeffersprays sollten während des Grazer Kulturjahrs 2020 gegen die kollektive Sicherheitsparanoia
ab der Eröffnung des Kulturjahrs in schwarzen Samtbeuteln verteilt werden. Auf
die durch die Corona-Pandemie veränderten Bedingungen haben die Künstler*innen prompt
reagiert und die nach der Verteilung von 2.000 Stück zu Beginn des Lockdowns verbliebenen
5.000 Pfeffersprays in Desinfektionssprays umgewandelt. Dazu legten sie eine Anleitung bei, wie
man den Samtbeutel in einen Mund-Nasen-Schutz umfunktionieren kann.
Das sehr umfangreiche und vielschichtige Werk Markus Wilfings ist spätestens seit dem
Uhrturmschatten, den der Künstler für die Kulturhauptstadt Graz 2003 realisierte, auch international
sehr angesehen. Einen Schatten als dreidimensionales Objekt auszuführen ist eines von
vielen Themen, die der Künstler in seinen Skulpturen und Installationen konsequent und mit
subtilem, auch gesellschaftskritischem Witz verfolgt.
Vielfach geht es Markus Wilfling um Paradoxe raum-zeitlicher Wahrnehmungen, die die
naheliegende Kontextualisierung eines Ortes in Frage stellen – so auch bei dem im Insert gezeigten
Projekt. Dabei handelt es sich um einen Ausschnitt aus einer Serie von Fotoarbeiten,
die an unterschiedlichen Orten jeweils individuelle Erinnerungen des Künstlers (auch) textlich
beschreiben, die jedoch letztlich anachronistisch zu den Orten sind. Auf der ersten Seite wird
eine Serie von neun Fotopaaren mit dem Titel Ich weiß, dass ich hier gewesen sein werde vorgestellt.
Die Kombination aus Gegenwart (ich weiß), Vergangenheit (gewesen) und Zukunft (sein
werde) betont das Paradoxon der Arbeit. Die Fotografie verstärkt als Zeuge des Moments durch
Verdoppelung desselben Bildausschnitts die Frage von Erinnerung und Zeit, so wie sich im
menschlichen Denken und Fühlen vielfach Momente der Zukunft und Vergangenheit überlagern.
Die genaue Inszenierung der Fotos steht hier im Widerspruch zur vermeintlichen Erinnerung
– ein Faktor, den der Künstler gezielt ausspielt, und der durch die aufwendige Ausarbeitung der
analogen Fotos als Silberbromidabzüge noch verstärkt wird. Für die fotografische Arbeit ist
Alexandra Gschiel als langjährige Partnerin verantwortlich.
Die Fotopaare zeigen sehr unterschiedliche Orte, die jeweils über ein Statement die Rolle des
Ortes für das scheinbar persönliche Erlebnis des Künstlers hinterfragen. Das Meer in Piran, die
Abfertigungshalle eines Flughafens, eine Stiege, das Scheinwerferlicht als Überhöhung von Inszenierung,
der Arkadengang eines Klosters, die Triesterstraße in Graz unweit vom Wohnort des Künstlers,
die Landschaft, der Wald. Für die Doppelseite wählte Markus Wilfling das Foto des Klosters,
das er mit »Ich weiß, dass ich hier einmal eine Erektion hatte« überlagert. Im ersten Moment
erscheint dieser Satz in diesem Kontext durch den Verweis auf männliche Sexualität befremdlich,
dann eröffnen sich Bilder von pubertierenden Ministranten bis zu pädophilen Priestern.
Auf der letzten Seite steht ein Schild mit dem Text »Ich weiß, dass ich mich hier vergessen
habe« am Meeresufer bei Piran. In diesem Kontext erscheint der Satz weit weg von der
Redewendung des »sich Vergessens« im Sinne der Aufhebung seiner eigenen Grenzen, sondern
er wird vielmehr zum Sehnsuchtsraum einer Zukunft ohne Erinnerung.
Der in Innsbruck geborene Künstler besuchte zunächst die Kunstgewerbeschule in Graz,
wo er sich der Malerei bei Gerhard Loyen widmete. Danach studierte Markus Wilfling bei Bruno
Gironcoli an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Im September 2020 zeigte er mit
standby.on.run im Semperdepot in Wien auch neue Arbeiten, die er speziell für diesen Ort entwickelte.
Noch bis 31.01.2021 ist seine Einzelausstellung strange im Kunsthaus Mürz in Mürzzuschlag
zu sehen.
Siehe www.kunsthausmuerz.at/
veranstaltungen/markus-wilfling.
Barbara Holub / Paul Rajakovics
32
dérive N o 82 — SAMPLER
MATTHIAS MARSCHIK
Das Moped
als SIDESTEP der
MOBILEN Moderne
Moped, Massenmotorisierung, Geschlechterrollen,
Männlichkeit, Jugendkultur, Nachkriegszeit, Stadt/Land, Freizeit
Aktuelle Verkaufszahlen verkünden
dem Moped weder eine
erfolgreiche Gegenwart noch
eine rosige Zukunft: Weit stärker
als bei Motorrädern seien die
Bestandsziffern rückläufig. Der
Fahrradboom, das Elterntaxi und
der Ausbau des öffentlichen
Verkehrs seien dafür verantwortlich,
auch gehe das Interesse
Jugendlicher an individueller
Mobilität zurück. Zudem trägt
die Möglichkeit, den A1-Führerschein
mit 16, den Autoführerschein
mit 17 Jahren zu
erwerben, zum Rückgang bei.
Das Moped ist nicht von den
Straßen verschwunden, doch ein
weit verbreitetes Fortbewegungsmittel
wie in den 1950erund
1960er-Jahren ist es längst
nicht mehr.
Betrachtet man den schlechten Ruf des
Mopeds, charakterisiert durch Erzählungen
über laute und stinkende Motoren
und undisziplinierte Fahrer*innen, wäre
deren Absenz sogar zu begrüßen. Allein: Mit dem Moped
verschwindet eine renitente, widerständige, freilich männliche
und nicht selten machistische Jugendkultur, die der Etablierung
eines eigenständigen Jugendalters und der Auflehnung gegen
die Elterngeneration und andere Obrigkeiten lautstarken
Ausdruck verlieh. Rockmusik, Alkohol und Motorrad (plus sein
kleiner Bruder Moped) waren symbolische Elemente einer
lauten und rasanten Halbstarkenkultur, charakterisiert durch
Figuren wie Marlon Brando und James Dean.
Mopedfahrer rast am Maria-Theresien-Kino in der Wiener
Mariahilfer Straße vorbei, in dem gerade ein
passender Film gespielt wird, 1957; Foto — Scheidl, ÖNB
Einige Bilder, 1957 vom Fotografen Franz Wilhelm Scheidl in
Wien geknipst, versuchen diese als Bedrohung erlebte Rasanz
einzufangen: Vor einem statischen Hintergrund flitzt ein nur
schemenhaft wahrnehmbarer Mopedfahrer durch die Straße
und scheint nicht nur Passant*innen, sondern gleich die
gesamte Stadt zu gefährden. Ein anderes Foto zeigt eine Szene
in einem Hinterhof: Ein Pärchen auf einem Moped mimt das
Motiv der Halbstarken. Der Bursche mit Lederjacke versucht
grimmig dreinzusehen, das Mädchen, natürlich auf dem
Matthias Marschik — Das Moped als SIDESTEP der MOBILEN Moderne
37
Terrorismus, Islamismus, Wien,
Antisemitismus, Ausnahmezustand, Ausgehviertel
PETER PAYER
Eine Stadt
verändert ihr
GESICHT
Versuch zu begreifen
Fernsehteam in der Seitenstettengasse vor dem
Stadttempel, der Hauptsynagoge von Wien. Am Boden
sieht man Markierungen der Spurensicherung.
Foto — Peter Payer
Es ist Dezember 2020: Mehrmals bin ich mittlerweile am Schwedenplatz und
in den angrenzenden Gassen gewesen, habe ich vom Donaukanal hinüber
zur Ruprechtskirche geblickt und zu begreifen versucht, was hier wirklich
passiert ist, Anfang des Vormonats, als ein Attentat die Stadt in ihren Grundfesten
erschütterte. Mit einer Rasanz ohnegleichen drangen die Schockwellen
bis in die letzten Winkel Wiens vor. Und wenn sie auch mittlerweile
abgeebbt sind, ist es in Wirklichkeit noch immer schwer fassbar. Zu schnell
ging der gewalttätige Exzess an diesem nicht nur für mich zutiefst vertrauten
Platz der Stadt.
Peter Payer — Eine Stadt verändert ihr GESICHT
43
UDO HÄBERLIN
Öffentliche
RÄUME als Plattform
einer SOLIDARISCHEN
Stadt und Baustein der
GEMEINWOHLORIENTIERUNG?
Öffentlicher Raum, Freiraum, Wohnumfeld, Grünraum,
Mobilität, Straße, Wien, Sozialraumanalyse,
Partizipation, Quartiersentwicklung, Lebensqualität
Treffpunkt in der Brunnengasse, 2012;
Foto — Michael Gubi
Chancen und Gelegenheiten, Intensität und mensch licher Austausch,
Erleben von großen Gemeinschaften, aber auch das
gemeinsame Bewältigen von Krisen sind Elemente der aufgeklärten
Stadtgesellschaft und ihres kollektiven Bewusstseins. Angesichts
der Bemühungen um Smart-City-Konzepte wird deutlich,
dass die gesellschaftliche Dimension der Städte im Vergleich
dazu bisher vernachlässigt wurde. Wien ist eine besonders
attraktive Stadt, doch auch hier ist der Fokus auf die soziale
Lebenswelt der Menschen nicht selbstverständlich. Das, obwohl
in Publikationen der Stadt Wien »die leistbare Stadt als rote[r]
Faden der Stadtentwicklung« gesehen wird (STEP 2025, S. 27).
Auch die solidarische Stadt wird seit über 100 Jahren immer
wieder prominent postuliert. Mit Vorhaben wie »niemanden
zurücklassen – in Stadteile investieren« oder »sozialer Durchmischung«
strebt die Stadt Wien dieses Ziel an (ebd., S. 30–31).
Die ausdifferenzierten Realitäten bleiben bei solchen am anvisierten
Durchschnitt orientierten Ansätzen unerwähnt und sind
nicht kohärent implementiert.
46
dérive N o 82 — SAMPLER
Besprechungen
Zurück zum Start –
Architektur- und
Städtebaugeschichte als
Wissensgeschichte
Michael Zinganel
Architektur- und Städtebaugeschichte
stellen für die Architekturtheoretikerin
und Kulturwissenschaftlerin Christa Kamleithner
— wie für mich auch — eine spezifische
und hoch spannende Wissensgeschichte
dar, die — wenn auch oft stark
zeitverzögert und mutiert — reale politische
Effekte nach sich zieht und sich auf
die Lebensverhältnisse in (und zwischen)
den Städten auswirkt. Was in der jeweils
eigenen Disziplin ohnehin als bekannt vorausgesetzt
und/oder in der eigenen Blase
erwünscht, gefürchtet oder verdammt
wird, ist dabei weniger interessant, als dass
durch nur kleine Überschreitungen des
eigenen Felds sowie Erweiterungen hin-
sichtlich der Methoden und Quellen neue
Erkenntnisse oder zumindest andere Lesarten
ermöglicht werden: Im Fall des vorliegenden
Buchs Ströme und Zonen wurde
die penible Beobachtung der Entwicklung
der Diskurse um die funktionale Stadt weit
über die uns vertraute Zeitspanne in Richtung
deren (Vor-)Geschichte ausgedehnt.
Und tatsächlich räumt das Buch so mit ein
paar von uns gut und gerne geglaubten
Selbstmystifikationen der Städtebaugeschichte
auf und weist den Innovationsanspruch
der Helden der Moderne in ihre
historischen Grenzen.
Denn das Konzept der funktionalen
Stadt wurde, so Christa Kamleithner, nicht
erst von den Architekt*innen der CIAM
1933 während ihrer berühmten Schiffsreise
erfunden und 1943 in der Charta von
Athen verfestigt. Die Genealogie lässt sich
vielmehr bis weit ins 19. Jahrhundert
zurückverfolgen. Das Buch beginnt daher
auch nicht mit dem vierten CIAM-Kongress.
Dieser bildet nur den Epilog, um en
passant nachzuweisen, dass trotz der
pathetischen revolutionären Rhetorik des
Manifests wenig davon neu war. Den
Prolog bildet hingegen das Kapitel Bilder
einer Ausstellung über die Allgemeine
Städtebau-Ausstellung in Berlin im Jahr
1910, die den Startschuss für eine breitere
Begeisterung für Statistiken darstellen
sollte. Hier wurden Stadtentwicklungskonzepte
aus aller Welt vorgestellt. Der Kern
der Ausstellung war jedoch der Wettbewerb
Groß-Berlin und seine großformatigen
Pläne zu Nutzungsclustern und Verkehrsnetzen,
die von statistischen Karten
und Diagrammen begleitet wurden, die
auch Le Corbusier, den Autor der Charta
von Athen beeindruckt hatten. Der Zusammenhang
von statistischer Kartografie und
moderner Stadtplanung sei, so die Autorin,
in der Forschungsliteratur bislang unterbelichtet
geblieben (S. 16).
Die zehn Kern-Kapitel ihres Buchs
werden demnach von zwei viel diskutierten
bildstarken und wirkmächtigen Ereignissen
gerahmt. Dazwischen führt die Argumentationskette
aber noch weiter zurück, und
zwar bis um 1800. Die aktuell mit Recht so
heiß diskutierte Bodenfrage begleitet uns
von Beginn an durch das Buch, stellte doch
die Befreiung des Bodenmarkts (aus der
Kontrolle von Adel und Klerus) über die
Grenzen der Städte hinaus eine der
Grundforderungen der Liberalen dar
ebenso wie die Voraussetzung für die Entwicklung
neuer Städtebautheorien und
ihrer Umsetzungen.
Es war tatsächlich eine Krankheit, die
Cholera, die in den 1830er-Jahren, vor
allem in England und Frankreich, die wissenschaftliche
Untersuchung des städtischen
Raums vorangetrieben und neuartige
statistische Karten hervorgebracht
hat, die jene Ängste vor Dichte und Armut
schürten, die für moderne Stadt- und
Planungsvorstellungen bestimmend
wurden. Die Hygienebewegung rückte
den Missständen vorerst nur mit Karten
zu Leibe, die die Krankheiten des »sozialen
Körpers« offenlegen sollten (siehe
auch ihr Beitrag in dérive No 81). Diese
Karten förderten aber, so die Autorin,
»ein Denken in Stauungen und Ballungen,
Flüssen und Zirkulation und legen für verschiedenste
Bereiche ein- und dasselbe
Vorgehen nahe: die Drainage, also eine
technische Steuerung von Verteilungen.«
(S. 84f.) Die folgende Aufschließung der
Stadt durch moderne Kanäle, Leitungen
und Verkehrsachsen sollte aus ihr dann
auch tatsächlich einen zusammenhängenden
»Organismus« machen.
Mit einiger Verspätung wurden die
Maßnahmenkataloge auch in Deutschland
und in Österreich gefordert, nun zusätzlich
gestützt durch neue ökonomische
Stadtmodelle aus den 1860er-Jahren, die
von der Vorstellung eines idealen liberalen
Bodenmarkts ausgingen: Dabei hatten
liberale Ökonomen wie Faucher in Berlin
oder Sax in Wien vor allem die Mittelschicht
im Auge, die sie in einer Pionierrolle
sahen, um in neue Villensiedlungen
oder Cottageviertel im Grüngürtel zu
ziehen, wozu allerdings erst die »Schaffung
billiger und ausgiebiger Kommunikationsmittel«
von Nöten war (S. 104). Wie
bei der Entwicklung des Schwemmkanalsystems
war London auch hier, beim Eisenbahnbau,
Pionier und Vorbild. Und tatsächlich
lassen sich das unterschiedliche
Wachstum von London, Paris, Berlin und
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dérive N o 82 — SAMPLER
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dérive Nr. 1 (01/2000)
Schwerpunkte: Gürtelsanierung: Sicherheitsdiskurs,
Konzept – und Umsetzungskritik, Transparenzbegriff;
Institutionalisierter Rassismus am Beispiel der
»Operation Spring«
dérive Nr. 2 (02/2000)
Schwerpunkte: Wohnsituation von MigrantInnen und
Kritik des Integrationsbegriffes; Reclaim the Streets/
Politik und Straße
dérive Nr. 3 (01/2001)
Schwerpunkt: Spektaktelgesellschaft
dérive Nr. 4 (02/2001)
Schwerpunkte: Gentrification, Stadtökologie
dérive Nr. 5 (03/2001)
Sampler: Salzburger Speckgürtel, Museumsquartier,
räumen und gendern, Kulturwissenschaften und
Stadtforschung, Virtual Landscapes, Petrzalka,
Juden/Jüdinnen in Bratislava
dérive Nr. 6 (04/2001)
Schwerpunkt: Argument Kultur
dérive Nr. 7 (01/2002)
Sampler: Ökonomie der Aufmerksamkeit,
Plattenbauten, Feministische Stadtplanung,
Manchester, Augarten/Hakoah
dérive Nr. 8 (02/2002)
Sampler: Trznica Arizona, Dresden, Ottakring,
Tokio, Antwerpen, Graffiti
dérive Nr. 9 (03/2002)
Schwerpunkt in Kooperation mit dem
Tanzquartier Wien: Wien umgehen
dérive Nr. 10 (04/2002)
Schwerpunkt: Produkt Wohnen
dérive Nr. 11 (01/2003)
Schwerpunkt: Adressierung
dérive Nr. 12 (02/2003)
Schwerpunkt: Angst
dérive Nr. 13 (03/2003)
Sampler: Nikepark, Mumbai,
Radfahren, Belfast
dérive Nr. 14 (04/2003)
Schwerpunkt: Temporäre Nutzungen
dérive Nr. 15 (01/2004)
Schwerpunkt: Frauenöffentlichkeiten
dérive Nr. 16 (02/2004)
Sampler: Frankfurt am Arsch, Ghetto Realness,
Hier entsteht, (Un)Sicherheit, Reverse Imagineering,
Ein Ort des Gegen
dérive Nr. 17 (03/2004)
Schwerpunkt: Stadterneuerung
dérive Nr. 18 (01/2005)
Sampler: Elektronische Stadt, Erdgeschoßzonen,
Kathmandu, Architektur in Bratislava
dérive Nr. 19 (02/2005)
Schwerpunkt: Wiederaufbau des Wiederaufbaus
dérive Nr. 20 (03/2005)
Schwerpunkt: Candidates and Hosts
dérive Nr. 21/22 (01-02/2006)
Schwerpunkt: Urbane Räume – öffentliche Kunst
dérive Nr. 23 (03/2006)
Schwerpunkt: Visuelle Identität
dérive Nr. 24 (04/2006)
Schwerpunkt: Sicherheit: Ideologie und Ware
dérive Nr. 25 (05/2006)
Schwerpunkt: Stadt mobil
dérive Nr. 26 (01/2007)
Sampler: Stadtaußenpolitik, Sofia, Frank Lloyd Wright,
Banlieus, Kreative Milieus, Reflexionen der
phantastischen Stadt, Spatial Practices as a Blueprint
for Human Rights Violations
dérive Nr. 27 (02/2007)
Schwerpunkt: Stadt hören
dérive Nr. 28 (03/2007)
Sampler: Total Living Industry Tokyo, Neoliberale
Technokratie und Stadtpolitik, Planung in der
Stadtlandschaft, Entzivilisierung und Dämonisierung,
Stadt-Beschreibung, Die Unversöhnten
dérive Nr. 29 (04/2007)
Schwerpunkt: Transformation der Produktion
dérive Nr. 30 (01/2008)
Schwerpunkt: Cinematic Cities – Stadt im Film
dérive Nr. 31 (02/2008)
Schwerpunkt: Gouvernementalität
dérive Nr. 32 (03/2008)
Schwerpunkt: Die Stadt als Stadion
dérive Nr. 33 (04/2008)
Sampler: Quito, Identität und Kultur des Neuen
Kapitalismus, Pavillonprojekte, Hochschullehre,
Altern, Pliensauvorstadt, Istanbul, privater Städtebau,
Keller, James Ballard
dérive Nr. 34 (01/2009)
Schwerpunkt: Arbeit Leben
dérive Nr. 35 (02/2009)
Schwerpunkt: Stadt und Comic
dérive Nr. 36 (03/2009)
Schwerpunkt: Aufwertung
dérive Nr. 37 (04/2009)
Schwerpunkt: Urbanität durch Migration
dérive Nr. 38 (01/2010)
Schwerpunkt: Rekonstruktion
und Dekonstruktion
dérive Nr. 39 (02/2010)
Schwerpunkt: Kunst und urbane Entwicklung
dérive Nr. 40/41 (03+04/2010)
Schwerpunkt: Understanding Stadtforschung
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dérive Nr. 43 (02/2011) Sampler
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Schwerpunkt: Urban Nightscapes
dérive Nr. 45 (04/2011)
Schwerpunkt: Urbane Vergnügungen
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Das Modell Wiener Wohnbau
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Zwischenstädtische Lebensräume
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Stadt Klima Wandel
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Urbanes Labor Ruhr
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Schwerpunkt: Henri Levebvre und das Recht aus Stadt
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dérive – Zeitschrift für Stadtforschung
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Mayergasse 5/12, 1020 Wien
Vorstand: Christoph Laimer, Elke Rauth
ISSN 1608-8131
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz
Zweck des Vereines ist die Ermöglichung und Durchführung
von Forschungen und wissenschaftlichen Tätigkeiten zu den
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Fragen. Besondere Berücksichtigung finden dabei
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Autor*innen, Interviewpartner*innen und Künstler*innen dieser Ausgabe:
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dérive N o 82 — SAMPLER
»Im Oktober verhängt
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