Stahlmarkt 01/2021
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<strong>01</strong> | Januar <strong>2021</strong><br />
HANDEL & SERVICE<br />
Stimmungsbarometer:<br />
So schätzen Entscheider<br />
die Wirtschaftslage ein<br />
I 12<br />
HANDEL • INDUSTRIE • MENSCHEN<br />
SPECIAL<br />
Stahlland China: Der<br />
Markt öffnet sich I 52<br />
BAU ONLINE: Großes<br />
Interesse, starke Inhalte<br />
I 38
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Gestählt für neue<br />
Herausforderungen<br />
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Editorial<br />
»Die Stahlbranche hat sich stark verändert –<br />
dennoch hat sie sich nicht unterkriegen lassen!«<br />
Liebe Leserinnen & Leser,<br />
quo vadis, Stahlhandel? Das unverhofft turbulente Jahr 2020 hat die<br />
Märkte gehörig durcheinandergewirbelt. So stark, dass eine neue<br />
Standort bestimmung geraten scheint. In einem spannenden<br />
Stimmungsbarometer (S. 12) verdeutlichen bekannte Branchengrößen,<br />
wo sie gerade stehen. Für den »stahlmarkt« haben sie<br />
sowohl zurück ins vergangene Jahr als auch nach vorne in die<br />
Zukunft geschaut. Ihre exklusiven Statements machen klar: Die<br />
Branche ist durch Corona, die Automobilkrise und zunehmend angespannte<br />
Handelsbeziehungen eine andere geworden – und hat sich<br />
dennoch nicht unterkriegen lassen!<br />
Ähnliches gilt auch für die Rohr- und Flanschenhersteller: Vor allem die Folgen abstürzender<br />
Ölpreise haben den Produzenten stark zugesetzt. In einem interessanten Exklusivinterview<br />
zeigt sich Frank Harms, Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre und<br />
der Fachvereinigung Stahlflanschen, dennoch optimistisch für <strong>2021</strong> (S. 46).<br />
Es klingt paradox: Die Wüste wächst – und gleichzeitig wird der Rohstoff Sand immer knapper.<br />
Warum das so ist und weshalb Stahl auch künftig keinesfalls zum alten Eisen gehören<br />
wird, erfahren Sie in unserem Gespräch mit dem Branchenkenner Dr. Rolf Heddrich,<br />
Geschäftsführer und Sprecher des Vereins »bauforumstahl« (S. 40).<br />
Wer unsere Tabelle »Stahlerzeugung« auf S. 6 verfolgt, hat es schon seit Langem bemerkt:<br />
Mehr als jede zweite Tonne des eisenhaltigen Werkstoffs kommt aus China. Das haben wir<br />
zum Anlass genommen, den mit Abstand größten Stahlproduzenten der Welt näher zu<br />
betrachten: Folgen Sie uns ins Reich der Mitte! Sehr empfehlen möchte ich Ihnen den Beitrag<br />
unseres Korrespondenten Fabian Grummes, der im südchinesischen Guangzhou lebt.<br />
Von dort gibt er uns exklusive Einblicke in die Mentalität, die Herausforderungen und die<br />
Pläne des Stahllandes China (S. 52).<br />
Last but not least: Das neue Jahr starten wir mit einer neuen Rubrik. Lesen Sie in unserem<br />
Schwerpunkt »Logistik« (S. 24), was die Stahlbranche bewegt.<br />
Chefredakteur<br />
Philipp Isenbart<br />
Bleiben Sie gesund – und bleiben Sie neugierig!<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
3
INHALT 1.<strong>2021</strong><br />
HANDEL & SERVICE<br />
News<br />
7 Rohstahlproduktion in Deutschland:<br />
Aufwärtstrend hält an<br />
7 thyssenkrupp bereitet Schließung von<br />
Grobblech-Werk vor<br />
7 Wirtschaftsleistung schrumpft zum Jahresende<br />
2020 leicht<br />
8 voestalpine: Online-Handel kurbelt<br />
Hochregallager-Geschäft an<br />
8 China: Neues Regelwerk soll vor ausländischen<br />
Sanktionen schützen<br />
8 USA: Stahlbranche und Gewerkschaften halten<br />
an Stahlzöllen fest<br />
9 ArcelorMittal und VNG kooperieren für<br />
nachhaltigere Produktion<br />
9 Vorläufige EU-Antidumpingzölle auf<br />
türkischen Stahl<br />
10 Benteler-Gruppe sichert sich Refinanzierung<br />
bis 2024<br />
10 Weniger nichtrostender Stahl hergestellt<br />
10 GMH-Gruppe verstärkt sich mit WINDHOFF und<br />
Kranbau Köthen<br />
Deutschland<br />
12 »stahlmarkt«-Barometer zeigt vorsichtig<br />
optimistische Stimmung<br />
17 Hoberg & Driesch baut Rohrbearbeitung<br />
weiter aus<br />
18 Wenn Stahl und Digital verschmelzen<br />
19 NORDWEST unterstützt Dortmunder Schulen<br />
mit 20 000 Masken<br />
Marktbericht<br />
20 Flachstahl: Weitere Anstiege prognostiziert<br />
International<br />
22 US-Stahlindustrie begrüßt das neue Jahr mit<br />
Optimismus<br />
Logistik<br />
24 Kransteuerung in einer neuen Dimension<br />
26 Hellmann erweitert Vertrag mit Siemens<br />
Know-how<br />
27 Die IT-Integration: Eine Herausforderung bei<br />
Fusionen<br />
INDUSTRIE & TECHNOLOGIE<br />
Deutschland<br />
30 Zulieferindustrie im historischen Konjunkturtief<br />
International<br />
32 Italien: Neue Hoffnung für Stahlwerk Ilva<br />
SPECIALS<br />
Stahlbau<br />
38 BAU ONLINE: Starke Beteiligung, starke Inhalte<br />
40 Dr. Rolf Heddrich im Interview:<br />
»Stahl hat kein Ressourcenproblem«<br />
44 SÜLZLE Stahlpartner: Erster CO 2 -neutraler<br />
Bewehrungsstahlhändler in Deutschland<br />
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
46 Exklusivinterview: Rohr- und Flanschenhersteller<br />
hoffen auf wirtschaftliche Erholung<br />
50 Hochgeschwindigkeitsreisen: Stahlkonzepte<br />
und Rohrkonstruktionen für Hyperloops<br />
China<br />
52 Große Herausforderungen, gute Aussichten<br />
56 Investitionsabkommen: Riesensprung oder<br />
Trippelschritt?<br />
33 Erzeugung fossilfreien Stahls: Projekt »Hybrit«<br />
macht Fortschritte<br />
Branche im Fokus<br />
34 Werkzeugindustrie: Erholungskurs in<br />
schwierigem Umfeld<br />
ANWENDER<br />
Automotives<br />
36 Interesse am Auto wächst weiter<br />
MENSCHEN & EVENTS<br />
Stahlkultur<br />
58 Edelstahl Rostfrei bei der Bob-und<br />
Skeleton-WM<br />
Seitenblick<br />
60 Lernen, ein Leben lang<br />
VIP<br />
62 Personen<br />
Events<br />
64 Termine<br />
65 Veranstaltungen<br />
STANDARDS<br />
3 Editorial<br />
6 Stahlerzeugung<br />
64 Inserentenverzeichnis<br />
66 Vorschau/Impressum<br />
4 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Inhalt<br />
Foto: Bepro<br />
Foto: Nordwest Handel AG<br />
rff Rohr Flansch Fitting Handels GmbH<br />
12<br />
»stahlmarkt«-Barometer:<br />
Entscheider sehen positiven Trend<br />
Wo steht der Stahlhandel? Corona & Co haben<br />
die Märkte verändert – und die gesamte Branche<br />
gleich mit. Im jährlichen Stimmungsbarometer<br />
äußern sich bekannte Gesichter der Branche<br />
exklusiv zur momentanen Marktlage – und wagen<br />
einen Ausblick.<br />
SPECIAL 40<br />
Stahlbau: » Stahl hat kein<br />
Ressourcenproblem«<br />
Die Bauwirtschaft hat es bislang erstaunlich gut<br />
durch die Corona-Krise geschafft. Dr. Rolf Heddrich,<br />
Geschäftsführer und Sprecher des Vereins »bauforumstahl«,<br />
spricht im »stahlmarkt«-Interview über die<br />
Gründe dafür – sowie über Digitalisierung, Nachhaltigkeit<br />
und die Konstruktionsweise der Zukunft.<br />
Foto: ArcelorMittal<br />
Foto: Shutterstock<br />
52<br />
SPECIAL<br />
Stahlland China: Große<br />
Herausforderungen bei gleichzeitig<br />
guten Aussichten<br />
Langsam aber sicher: Der chinesische Markt öffnet<br />
sich der Konkurrenz. Auch das verdeutlicht: Der mit<br />
Abstand größte Stahlproduzent der Welt ist im Wandel.<br />
China-Korrespondent Fabian Grummes berichtet<br />
exklusiv über die aktuelle Lage vor Ort.<br />
58<br />
Foto: WZV / bsd / Petra Reker<br />
Foto: CHRISTMANN & PFEIFER<br />
Skeleton-WM:<br />
Rekordgeschwindigkeiten mit<br />
Edelstahl Rostfrei<br />
Im Wintersport zum Weltrekord: Bei der Bob- und<br />
Skeleton-WM ist Edelstahl Rostfrei stets mit von der<br />
Partie. Denn nicht nur die Profisportler müssen unter<br />
Extrembedingungen alles geben. Auch die Werkstoffe,<br />
die in den Schlitten zum Einsatz kommen, unterliegen<br />
höchsten Ansprüchen<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
5
Stahlerzeugung<br />
November November % Veränd. 11 Monate Veränderung<br />
2020 2<strong>01</strong>9 Nov. 20/19 2020 2<strong>01</strong>9 in %<br />
Belgien 530 e 628 -15,6 5 955 7 254 -17,9<br />
Deutschland 3 376 2 941 14,8 32 521 36 792 -11,6<br />
Finnland 336 258 30,4 3 162 3 287 -6,7<br />
Frankreich 1 149 1 109 3,7 10 441 13 532 -22,8<br />
Großbritannien 702 542 29,6 6 481 6668 -2,8<br />
Italien 2 049 1986 3,2 18 702 21 787 -14,2<br />
Luxemburg 175 e 178 -1,9 1 770 2 023 -12,5<br />
Niederlande 554 545 1,7 5 514 6 136 -10,1<br />
Österreich 550 e 562 -2,1 6 023 6 903 -12,7<br />
Polen 670 e 644 4,1 7 209 8 314 -13,3<br />
Schweden 400 e 309 29,5 3 978 4 344 -8,4<br />
Spanien 1 133 1 <strong>01</strong>9 11,2 10 043 12 822 -21,7<br />
Tschechien 413 348 18,8 4 054 4 191 -3,3<br />
Ungarn 111 163 -32,1 1 421 1 606 -11,5<br />
Weitere EU-Länder (e) 660 e 907 -41,4 7 885 10 880 -60,3<br />
Europäische Union (28) 12 809 12 137 5,5 125 159 146 538 -14,6<br />
Bosnien-Herzegowina 40 e 68 -41,5 465 730 -36,3<br />
Mazedonien 25 e 21 20,4 175 215 -18,4<br />
Norwegen 65 e 53 23,6 592 581 2,0<br />
Serbien 121 154 -21,2 1 337 1 772 -24,5<br />
Türkei 3 220 2 886 11,6 32 360 30850 4,9<br />
Europa außer EU 3 471 3 181 9,1 34 930 34 148 2,3<br />
Kasachstan 330 e 363 -9,2 3 425 3 761 -8,9<br />
Moldawien 40 e 41 -2,4 4<strong>01</strong> 357 12,4<br />
Russland 5 855 e 5 746 1,9 65 182 65 570 -0,6<br />
Ukraine 1 733 1 325 30,8 18 710 19 288 -3,0<br />
Usbekistan 70 e 52 34,6 846 582 45,4<br />
Weißrussland 215 e 174 23,5 2 323 2 396 -3,0<br />
C.I.S. 8 243 7 7<strong>01</strong> 7,0 90 887 91 953 -1,2<br />
Kanada 885 e 954 -7,2 9 858 11 805 -16,5<br />
Mexiko 1 450 e 1 426 1,7 15 220 17 026 -10,6<br />
USA 6 120 7 088 -13,7 66 073 80 470 -17,9<br />
Weitere Länder (3) (e) 42 e 60 -87,3 429 582 -78,2<br />
Nordamerika 8 497 9 527 -10,8 91 581 109 882 -16,7<br />
Argentinien 391 358 9,3 3 263 4 318 -24,4<br />
Brasilien 2 954 2 657 11,2 28 085 30 107 -6,7<br />
Chile 100 e 113 -11,2 1 051 1 024 2,6<br />
Kolumbien 95 e 86 10,8 1 007 1 236 -18,5<br />
Weitere Länder (5) (e) 119 e 165 198,2 1 030 1 827 -179,6<br />
Südamerika 3 659 3 377 8,3 34 437 38 513 -10,6<br />
Ägypten 672 604 11,2 7 235 6 683 8,3<br />
Libyen 70 66 6,7 422 543 -22,4<br />
Südafrika 326 e 431 -24,4 3 584 5 855 -38,8<br />
Afrika 1 068 1 1<strong>01</strong> -3,0 11 241 13 081 -14,1<br />
Iran 2 575 e 2 256 14,1 26 369 23 385 12,8<br />
Katar 81 174 -53,7 1 133 2 372 -52,2<br />
Saudi Arabien 720 641 12,3 6 884 7 527 -8,5<br />
Vereinigte Arabische Emirate 239 289 -17,1 2 442 3 030 -19,4<br />
Mittlerer Osten 3 615 3 360 7,6 36 829 36 314 1,4<br />
China 87 660 81 191 8,0 961 158 911 040 5,5<br />
Indien 9 245 8 933 3,5 89 393 1<strong>01</strong> 969 -12,3<br />
Japan 7 264 7 716 -5,9 75 669 91 499 -17,3<br />
Pakistan 370 e 260 42,3 3 352 3 043 10,2<br />
Südkorea 5 760 5904 -2,4 60 800 65 532 -7,2<br />
Taiwan, China 1 565 e 1 650 -5,2 18 749 20 261 -7,5<br />
Thailand 445 e 333 33,5 4 059 3 889 4,4<br />
Vietnam 4098 1 537 166,7 26 609 18 535 43,6<br />
Asien 116 407 107 526 8,3 1 239 789 1 215 768 2,0<br />
Australien 450 448 0,3 5 <strong>01</strong>7 5 044 -0,5<br />
Neuseeland 42 59 -28,7 526 610 -13,7<br />
Ozeanien 492 508 -3,1 5 544 5 654 -1,9<br />
Gesamt 64 Länder (1) 158 261 148 417 6,6 1 670 396 1 691 851 -1,3<br />
1)<br />
Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltrohstahlproduktion 2<strong>01</strong>8 in 1.000 t.<br />
e – geschätzt<br />
6 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
News<br />
Handel & Service<br />
Rohstahlproduktion in Deutschland: Aufwärtstrend hält an<br />
Düsseldorf. Nach Informationen der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl) wurden in Deutschland im November<br />
rund 3,4 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt. Demnach liegt das Ergebnis zum zweiten Mal in<br />
Folge über dem des Vorjahresmonats, und der vorsichtige Aufwärtstrend hat sich fortgesetzt. Der Anstieg<br />
von circa 15 Prozent müsse jedoch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die Produktion im November<br />
2<strong>01</strong>9 außerordentlich schwach ausgefallen sei, so die WV Stahl. Die Gesamtjahresbilanz bleibe stark von der<br />
Corona-Krise gezeichnet: Im bisherigen Jahresverlauf, von Januar bis November, werde die Rohstahlerzeugung<br />
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um annähernd 12 Prozent unterschritten. Nach 2009 werde 2020,<br />
aller Voraussicht nach, das produktionsschwächste Jahr seit der deutschen Wiedervereinigung.<br />
thyssenkrupp bereitet Schließung von Grobblech-Werk vor<br />
Duisburg. Für seinen Geschäftsbereich Grobblech sieht<br />
thyssenkrupp keine Zukunft mehr: Auch nach mehreren<br />
Monaten konnte der Industriekonzern keinen Käufer<br />
für das Geschäft finden, heißt es in einem Statement der<br />
Stahlsparte Steel Europe. Das Werk in Duisburg-Hüttenheim<br />
soll spätestens zum 30. September dieses Jahres<br />
stillgelegt werden – eine entsprechende Beschlussfassung<br />
des Aufsichtsrates der thyssenkrupp Steel Europe<br />
AG soll bevorstehen. Entlassungen seien mit der Stillsetzung<br />
nicht verbunden, erklärte die Gesellschaft weiter.<br />
Von den rund 800 Mitarbeitern erhielten gut 90 Prozent<br />
Ersatzarbeitsplätze im Duisburger Norden oder an anderen<br />
Standorten von thyssenkrupp Steel Europe. Weitere<br />
Mitarbeiter würden über Altersteilzeitregelungen ausscheiden<br />
können. Verbleibende Kundenaufträge will<br />
das Unternehmen in den kommenden Monaten abarbeiten,<br />
woraufhin die schrittweise Stillsetzung erfolgen<br />
soll. Davon ausgeschlossen sei eine Warmbandquerteilanlage<br />
in Antwerpen, die 20 Mitarbeiter beschäftige.<br />
Das Grobblech-Werk bewegt sich thyssenkrupp zufolge<br />
in einem äußerst schwierigen Marktumfeld und<br />
Die Stahlsparte ist weiterhin das Sorgenkind von thyssenkrupp.<br />
schreibt seit Jahren rote Zahlen, ohne Aussicht auf<br />
nachhaltige Erholung. Zu den Produkten des Geschäftsbereichs<br />
gehören unter anderem verschleißfeste<br />
Stähle für Baumaschinen, Pipelinestähle, Bleche<br />
für den Schiffbau oder für Mobilkrane. Gegründet<br />
wurde das Werk 1963, 1970 kam es zum Thyssen-<br />
Konzern.<br />
thyssenkrupp AG<br />
Wirtschaftsleistung schrumpft zum Jahresende 2020 leicht<br />
München. Der im November in Kraft getretene Shutdown<br />
hinterlässt seine Spuren in der deutschen Konjunktur.<br />
Das ifo-Institut rechnet mit einem Schrumpfen<br />
der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent im letzten<br />
Quartal 2020. Wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut<br />
mitteilt, würde der Rückgang des<br />
Bruttoinlandsprodukts um 5,0 Prozent für das Gesamtjahr<br />
2020 dann einen Ausfall von rund 200 Milliarden<br />
Euro Wirtschaftsleistung bedeuten im Vergleich zu<br />
einer Prognose ohne Coronakrise von plus einem Prozent.<br />
Im ersten Vierteljahr <strong>2021</strong> dürfte die Wirtschaft<br />
nur um 0,5 Prozent wachsen. »Anders als im Frühjahr<br />
2020 ist derzeit nur die Wirtschaftsleistung in wenigen<br />
Branchen beeinträchtigt«, sagt ifo-Konjunkturchef<br />
Timo Wollmershäuser.<br />
Insgesamt haben die Corona-Pandemie und die Infektionsschutzmaßnahmen<br />
die deutsche Wirtschaft im<br />
vergangenen Jahr in eine der tiefsten Krisen der deutschen<br />
Nachkriegszeit gestürzt. Im Vergleich zum Vorjahr<br />
ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Angaben<br />
des Statistischen Bundesamts um 5,0 Prozent geschrumpft.<br />
Nur während der Weltfinanzkrise im Jahr<br />
2009 sei der Rückgang mit 5,7 Prozent noch stärker<br />
gewesen, so das ifo-Institut.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
7
Handel & Service<br />
News<br />
Onlinehandel kurbelt Hochregallager-Geschäft an<br />
Seine Hochregallager konstruiert voestalpine in Silobauweise,<br />
das bedeutet, der Stahlbau trägt Dach und Wand.<br />
Linz. Im Bereich High-Tech-Hochregallager profitiert<br />
der österreichische Stahlkonzern voestalpine von einem<br />
derzeit starken Online-Handel. In den vergangenen<br />
Jahren habe dieser den Bedarf für komplexe Lagerlogistik<br />
angekurbelt, teilte das Unternehmen mit.<br />
Demnach läge das globale Marktwachstum für Hochregallager<br />
jährlich bei sieben bis acht Prozent, erklärt<br />
voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner die positive<br />
Entwicklung. Er fügt hinzu: »Wir orientieren uns an<br />
dieser Steigerung und wachsen in dem Bereich zumindest<br />
im selben Ausmaß mit.« Als wichtiger Markt in<br />
dem Geschäftsbereich gilt Europa. Insbesondere setzt<br />
voestalpine nach eigenen Angaben auf die Länder<br />
Österreich, Deutschland, Ungarn, Polen und Frankreich.<br />
Zunehmend würden die Lagersysteme aber<br />
auch in Nordamerika angefragt: Großaufträge für die<br />
Errichtung von riesigen Tiefkühllagern habe das Unternehmen<br />
zuletzt etwa aus Indiana und Quebec verbuchen<br />
können.<br />
Foto: voestalpine<br />
China: Neue Regeln sollen ausländische Sanktionen abfangen<br />
Frankfurt/Main. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Börsen-Zeitung berichteten, hat das chinesische<br />
Handels ministerium im Januar dieses Jahres mit sofortiger Wirkung ein neues Regelwerk erlassen, um heimische<br />
Unternehmen besser vor ausländischen Sanktionen zu bewahren. Chinesische und ausländische Unternehmen,<br />
die sich amerikanischen Sanktionen gegen China unterwerfen, sollen demzufolge sanktioniert werden.<br />
Somit dürfte auch auf deutsche Unternehmen der Druck erhöht werden, sich diesbezüglich zwischen den USA<br />
und China entscheiden zu müssen.<br />
USA: Stahlbranche hält an<br />
Strafzöllen fest<br />
Foto: Shutterstock<br />
Arbeiter laden Stahlspulen in den Frachtraum eines Schiffs.<br />
Die US-Stahlbranche will an den Importzöllen in Höhe von<br />
25 Prozent auf Stahl festhalten.<br />
Washington. Unter anderem das American Iron and<br />
Steel Institute, die Steel Manufacturers Association<br />
und die United Steelworkers Union fordern in einem<br />
Schreiben an US-Präsident Joe Biden, die 2<strong>01</strong>8<br />
verhängten Stahlzölle in Höhe von 25 Prozent beizubehalten.<br />
Das meldete die Nachrichtenagentur<br />
Reuters. Auch wenn die Stahlindustrie nach den<br />
pandemiebedingten Stillständen langsam wieder zu<br />
Kräften komme, würden neue Importschübe ihr<br />
stark zusetzen, so die Begründung. Zudem sei eine<br />
weitere Zunahme der weltweiten Stahlüberkapazitäten<br />
zu beobachten.<br />
8 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
News<br />
Handel & Service<br />
ArcelorMittal und VNG:<br />
Für nachhaltigere Produktion<br />
Eisenhüttenstadt. ArcelorMittal<br />
und der Erdgaslieferant VNG wollen<br />
künftig zusammenarbeiten, um<br />
die Produktion von Stahlerzeugnissen<br />
in Eisenhüttenstadt nachhaltiger<br />
zu gestalten. Dafür sei zunächst<br />
geplant, den CO 2 -Ausstoß<br />
der Stahlherstellung an dem Standort<br />
ab diesem Jahr um etwa fünf<br />
Prozent zu verringern, so<br />
ArcelorMittal in einer Pressemeldung.<br />
Gelingen soll dies durch eine<br />
Umstellung des Hochofens auf den<br />
Einsatz von Erdgas. Das reduziere<br />
den Kohlebedarf und trage außerdem<br />
– neben der Senkung der<br />
CO 2 -Emissionen – zu niedrigeren<br />
Energiekosten bei. Die Umrüstung<br />
des Ofens, die Unternehmensangaben<br />
zufolge rund vier Millionen<br />
Euro kostet, will ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />
bis Mitte des Jahres<br />
abschließen. Im Rahmen der<br />
Klima strategie des Konzerns beabsichtigt<br />
der brandenburgische<br />
Stahlhersteller – ebenfalls gemeinsam<br />
mit VNG – in einem späteren<br />
Schritt die Beimischung von CO 2 -<br />
neu tralem Wasserstoff. Vorerst<br />
müsse dieser aber in ausreichender<br />
Menge und zu wirtschaftlichen<br />
Kosten zur Verfügung stehen.<br />
Hochofen von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt:<br />
In dem Aggregat soll der<br />
Kohlebedarf künftig durch den Einsatz<br />
von Erdgas reduziert werden.<br />
Foto: Bernd Geller<br />
EU-Antidumpingzölle<br />
auf türkischen<br />
Stahl<br />
Brüssel. Die EU hat am 8. Januar<br />
vorläufige Antidumpingmaßnahmen<br />
auf die Importe bestimmter<br />
warmgewalzter Flach erzeugnisse<br />
aus Eisen, nicht legiertem Stahl<br />
oder anderem legierten Stahl aus<br />
der Türkei verhängt. Das teilte das<br />
EU-Amtsblatt mit. Die Antidumpingzölle<br />
liegen zwischen 5,9 und<br />
7,6 Prozent und sollen für sechs<br />
Monate greifen. Wie das Internetportal<br />
»stahl-online.de« meldete,<br />
hatte der europäische Stahlverband<br />
EUROFER im Mai 2020 eine<br />
Klage gegen türkische Einfuhren<br />
von warmgewalztem Stahl eingereicht.<br />
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9
Handel & Service<br />
News<br />
Benteler-Gruppe sichert sich Refinanzierung bis 2024<br />
Salzburg. Die Benteler-Gruppe<br />
hat sich mit ihren Partnern<br />
und Gesellschaftern auf eine<br />
Refinanzierung mit einer Laufzeit<br />
bis Ende 2024 geeinigt.<br />
Diese gelte für die gesamte<br />
Schuldenlast des Konzerns in<br />
Höhe von 1,8 Milliarden Euro,<br />
berichtet das »Handelsblatt«.<br />
Benteler selbst betonte in<br />
einem Statement, die Voraussetzungen<br />
für die rechtliche<br />
Umsetzung seien bereits vollständig<br />
erfüllt. KfW-Kredite nähme<br />
das Unternehmen dabei nicht<br />
in Anspruch. »Nachdem wir bereits<br />
Ende 2<strong>01</strong>8 einen umfassenden<br />
Transformationsprozess eingeleitet<br />
haben, haben wir 2020<br />
die Restrukturierung weiter intensiviert<br />
und beschleunigt«,<br />
BENTELER Steel/Tube entwickelt und produziert<br />
Stahl sowie nahtlose und geschweißte Qualitätsstahlrohre.<br />
kommentiert der Vorstandsvorsitzende<br />
Ralf Göttel. Die frühzeitig<br />
gesetzten Maßnahmen hätten<br />
der Gruppe auch während<br />
der Covid-19-Pandemie geholfen.<br />
Dazu gehörten Unternehmensangaben<br />
zufolge Projekte im Bereich<br />
E-Mobilität und Leichtbaulösungen.<br />
Beispielsweise entwickelt<br />
Benteler seit dem<br />
vergangenen Jahr Vorderund<br />
Hinterachsen-Module<br />
für den chinesischen Automobilhersteller<br />
Evergrande.<br />
In der nächsten Phase der<br />
Transformation liegt der<br />
Schwerpunkt unter anderem<br />
auf Maßnahmen zur Energieverbesserung.<br />
Götte betont<br />
jedoch auch, die Lage weiterhin<br />
analysieren zu müssen,<br />
um auf Marktentwicklungen in<br />
den unterschiedlichen Regionen<br />
reagieren zu können. »Dabei<br />
werden wir an einigen Stellen<br />
Kapazitäten an eine veränderte<br />
Nachfrage anpassen, wohingegen<br />
wir Wachstumsfelder gezielt<br />
ausbauen.«<br />
Foto: BENTELER International AG<br />
Weniger nichtrostender Stahl hergestellt<br />
Brüssel. Die weltweite Erzeugung von nichtrostendem Stahl ist in den ersten neun Monaten des vergangenen<br />
Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,8 Prozent auf 36,7 Millionen Tonnen zurückgegangen. In China<br />
nahm sie um 2,4 Prozent auf 21,9 Millionen Tonnen ab. Das teilte das International Stainless Steel Forum (ISSF)<br />
mit.<br />
GMH-Gruppe verstärkt sich mit WINDHOFF und<br />
Kranbau Köthen<br />
Georgsmarienhütte. Die Kranbau Köthen GmbH<br />
und WINDHOFF Bahn- und Anlagentechnik GmbH<br />
sind nach ihrer Neuausrichtung als separat gehaltene<br />
Unternehmen der Familie Großmann wieder in<br />
die Georgsmarienhütte-Unternehmensgruppe<br />
(GMH-Gruppe) integriert worden. Das teilt die<br />
GMH-Gruppe mit, die durch die Geschäftsfelderweiterung<br />
in die Bereiche Maschinen- und Anlagenbau<br />
ihre Substanz und Ertragskraft stärken will.<br />
Kranbau Köthen ist spezialisiert auf Sonder-, Prozess-<br />
und Automatikkrane (von rund 50 bis 650<br />
Tonnen) und liefert Planung, Engineering, Fertigung,<br />
Montage und Service aus einer Hand. 2<strong>01</strong>9<br />
erzielte das Unternehmen mit rund 250 Mitarbeitern<br />
nach Informationen der GMH-Gruppe einen<br />
Umsatz von rund 50 Millionen Euro.<br />
WINDHOFF Bahn- und Anlagentechnik bietet Lösungen<br />
in den Bereichen Schienenfahrzeugtechnik,<br />
Bahn- und Rangiertechnik für Bau- und Instandhaltung<br />
der Schieneninfrastruktur. 2<strong>01</strong>9 erzielte das<br />
Unternehmen mit rund 280 Mitarbeitern laut GMH-<br />
Gruppe einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro.<br />
10 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Deutschland<br />
Handel & Service<br />
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<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
11
Handel & Service<br />
Deutschland<br />
Der Trend hin zu lokaleren Lieferketten ist eine der jüngsten Entwicklungen im Stahlhandel.<br />
<strong>Stahlmarkt</strong>-Barometer:<br />
Vorsichtiger Optimismus<br />
»Indikatoren zeigen positiven Trend und signalisieren Markterholung«<br />
Köln. Die Branche hat ein äußerst herausforderndes Jahr hinter sich gebracht: Sieche Märkte<br />
infolge einer Corona-infizierten Weltwirtschaft, eine ausgebremste Automobilindustrie und sich<br />
verschärfende Handelsstreitigkeiten haben das Jahr 2020 charakterisiert. Dennoch stand der<br />
Stahlhandel nicht still. »stahlmarkt«-Chefredakteur Philipp Isenbart hörte sich um. Einige Marktteilnehmer<br />
sagten, was sie zurzeit bewegt. Sie gaben Aus- und Rückblicke, äußerten sich zu Potenzialen<br />
und Entwicklungen und benannten Chancen und Herausforderungen.<br />
Von Philipp Isenbart<br />
12 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Deutschland<br />
Handel & Service<br />
Foto: Shutterstock<br />
»Die Herausforderungen<br />
werden die nötigen,<br />
hohen Investitionen in<br />
Vertrieb und Logistik sein<br />
– bei gleichzeitiger Kompensation<br />
der täglichen<br />
Aufgaben.«<br />
Sören Filipczak, BEPRO<br />
Foto: Bepro<br />
Sören<br />
Filipczak<br />
Geschäftsführer,<br />
BEPRO<br />
Blech und<br />
Profilstahl<br />
Handelsgesellschaft<br />
mbH<br />
Welches sind aus Ihrer Sicht<br />
die jüngsten Entwicklungen im<br />
Stahlhandel?<br />
Sören Filipczak: Auch wenn der Stahlhandel<br />
in vielerlei Beziehung eine<br />
konservative Branche ist und ein<br />
che ist sicherlich bedingt durch die<br />
Pandemie beschleunigt worden, aber<br />
ganz sicher nicht die Ursache. Viele<br />
Themenstellungen bestanden auch<br />
schon davor, sie werden jetzt nur –<br />
dem Druck geschuldet – intensiver<br />
angegangen.<br />
Was ist Ihr persönliches »learning«<br />
aus der Corona-Krise?<br />
Filipczak: Dass sozialer Abstand und<br />
Kontaktbeschränkung auf Dauer belastender<br />
werden, aber die guten Verbindungen<br />
zu unseren Partnern auch<br />
in dieser Zeit erhalten geblieben sind.<br />
Man kennt sich schließlich.<br />
Welche Themen bewegen Sie zurzeit<br />
besonders?<br />
Filipczak: Diese Fragestellung ist dynamisch<br />
zu betrachten und kann sich<br />
in Teilbereichen täglich verändern.<br />
Die Unterstützung durch unsere Produzenten<br />
war zu jeder Zeit gegeben,<br />
die Stahlwerke in Europa haben einen<br />
Kraftakt hinter sich, noch große Aufgaben<br />
vor sich und sind der<br />
Ausgangspunkt für die angebotenen<br />
QUADRAT-,<br />
RECHTECK- UND<br />
ANSCHLAGROHRE<br />
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20 x 20 mm, 30 x 30 mm<br />
40 x 40 mm, 50 x 50 mm<br />
60 x 60 mm<br />
Rechteckrohre<br />
40 x 20 mm, 50 x 30 mm<br />
60 x 40 mm, 80 x 40 mm<br />
Anschlagrohre<br />
40 x 40 x 20L mm<br />
40 x 40 x 20T mm<br />
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Vertriebswege abwickelt, Mengen und demzufolge – der Marktwirtschaft<br />
geschuldet – auch der Preis-<br />
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Uwe Schuller<br />
nimmt die Digitalisierung in vielen<br />
Bereichen mehr und mehr zu. Die findung. Profitabilität ist der abgesetzten<br />
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jüngste Entwicklung in unserer Bran-<br />
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13
Handel & Service<br />
Deutschland<br />
Foto: Nordwest Handel AG<br />
Wie schätzen Sie den Markt in den<br />
kommenden Monaten ein?<br />
Filipczak: Mit der weiteren Bewältigung<br />
der Pandemie werden hiermit<br />
einhergehend auch Belebungen<br />
in den Märkten stattfinden,<br />
wir sehen dies heute schon in bestimmten<br />
Branchen und Ländern.<br />
Die Herausforderungen werden die<br />
nötigen, hohen Investitionen in Vertrieb<br />
und Logistik sein – bei gleichzeitiger<br />
Kompensation der täglichen<br />
Aufgaben. Für unsere Branche sehe<br />
ich mittelfristig bereits wieder genügend<br />
Potenzial, dieses kann durch<br />
Konsolidierungen und Reduzierungen<br />
für die aktiven Marktteilnehmer<br />
sogar eine zusätzliche Dynamik ergeben.<br />
Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />
Filipczak: BEPRO ist als europäischer<br />
Stahldistributor ohnehin weltweit<br />
agierend, wir haben unsere Vertriebsaktivität<br />
in Europa erweitert<br />
und werden – soweit es die politischen<br />
und strukturellen Rahmenbedingungen<br />
zulassen – weiterhin die<br />
Möglichkeiten des gesamten Marktes<br />
nutzen. Wir werden zudem die<br />
Bodenhaftung nicht verlieren und<br />
für unsere Mitarbeiter und Geschäftspartner<br />
berechenbar und<br />
planbar bleiben.<br />
Jörg Simon<br />
Vorstand<br />
Haus technik/<br />
Stahl/Finanzen<br />
NORDWEST<br />
Handel AG,<br />
Dortmund<br />
Welches sind aus Ihrer Sicht<br />
die jüngsten Entwicklungen im<br />
Stahlhandel?<br />
Jörg Simon: Die Digitalisierung erfährt,<br />
auch durch Corona, in der Branche<br />
eine immer stärkere Bedeutung,<br />
was gut ist und sicher viele Prozesse<br />
vereinfachen und beschleunigen<br />
wird. Das kommt allen Stakeholdern<br />
zugute.<br />
Was ist Ihr persönliches »learning«<br />
aus der Corona-Krise?<br />
Simon: Überspitzt formuliert, dass<br />
man sich in der Not zu helfen weiß.<br />
Sämtliche Sitzungen unter anderem<br />
unserer Produktkreise haben wir als<br />
Online-Meetings durchgeführt. Ja,<br />
das persönliche Gespräch von Angesicht<br />
zu Angesicht ist damit nicht zu<br />
ersetzen. Aber wir haben trotzdem<br />
viele Vorteile feststellen können, wie<br />
zum Beispiel eine Zeit- und Kostenersparnis.<br />
Zudem kann man sich des<br />
Öfteren und spontaner austauschen,<br />
was vielen Themen mehr Tempo verleiht.<br />
Der Brexit und die<br />
weiteren Veränderungen<br />
durch Corona sind zwei<br />
Themen, die die gesamte<br />
Branche betreffen und Auswirkungen<br />
unter anderem<br />
auf Preise und Lieferströme<br />
haben werden.<br />
Jörg Simon, NORDWEST<br />
Welche Themen bewegen Sie<br />
zurzeit besonders?<br />
Simon: Wenn wir einen Blick auf unsere<br />
Zahlen werfen, sind wir sehr zufrieden<br />
mit dem, was wir trotz der<br />
schwierigen Umstände in den vergangenen<br />
Monaten erreicht haben.<br />
Wir sind dankbar für das Vertrauen,<br />
das uns unsere Handels- und Lieferantenpartner<br />
entgegen bringen.<br />
Aber natürlich gibt es Themen, die<br />
wir beobachten. Zum einen ist es die<br />
vermehrte Konzentration auf Seite<br />
der Lieferanten. Zum anderen ist es<br />
die Veränderung der Lieferströme<br />
unter anderem durch den Brexit und<br />
durch die Corona-Situation. Zudem<br />
Foto: rff Rohr Flansch Fitting Handels GmbH<br />
hat uns die dramatische Lage in Italien,<br />
bei unseren Stahlproduzenten,<br />
die über die Jahre weit mehr als nur<br />
Geschäftspartner geworden sind,<br />
sehr bewegt.<br />
Wie schätzen Sie den Markt in<br />
den kommenden Monaten ein?<br />
Simon: Die aktuellen Preisbewegungen<br />
beziehungsweise -erhöhungen<br />
sehen wir unter anderem als<br />
Herausforderung. Zudem müssen wir<br />
abwarten, welche weiteren Veränderungen<br />
durch Corona und den Brexit<br />
entstehen. Das sind zwei Themen, die<br />
die gesamte Branche betreffen und<br />
Auswirkungen unter anderem auf<br />
Preise und Lieferströme haben werden.<br />
Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />
Simon: Wichtig ist uns, weiterhin Nutzen<br />
für unsere Fachhandelspartner zu<br />
stiften, zum Beispiel durch neue Bonusvereinbarungen<br />
und weiteren intensiven<br />
Austausch untereinander –<br />
das ist insbesondere in Zeiten wie<br />
diesen wichtig. Wachstum ist ebenfalls<br />
ein Thema: sei es durch Akquisen<br />
neuer Fachhandelspartner, sei es mit<br />
neuen Lieferpartnern. Ebenso streben<br />
wir den Ausbau und das Wachstum<br />
unserer einzelnen Produktfelder und<br />
Wachstum durch Digitalisierung an.<br />
Zudem freuen wir uns, unsere Partner<br />
endlich wieder persönlich zu treffen,<br />
sobald es sich guten Gewissens umsetzen<br />
lässt.<br />
Michael Allexi<br />
Geschäftsführer,<br />
rff Rohr<br />
Flansch Fitting<br />
Handels GmbH<br />
Welches sind aus Ihrer Sicht<br />
die jüngsten Entwicklungen im<br />
Stahlhandel?<br />
Michael Allexi: Bereits seit geraumer<br />
Zeit beobachten wir einen Trend hin<br />
14 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Deutschland<br />
Handel & Service<br />
»Wir stellen fest,<br />
dass die Schwächen einiger<br />
großer Player deutlich<br />
sichtbarer werden, was<br />
für Spezialisten durchaus<br />
Chancen bietet.«<br />
Michael Allexi, rff<br />
zu immer größer werdenden Einheiten<br />
im Stahlhandel. Aus unserer Sicht<br />
hat die Entwicklung durch die Krise<br />
noch mehr an Dynamik gewonnen.<br />
Die Gründe liegen zum einen an dem<br />
weiter steigenden Handlungsdruck<br />
und zum anderen an dem weiterwachsenden<br />
Liquiditäts- und Kapitalbedarf.<br />
Dennoch stellen wir fest,<br />
dass die Schwächen einiger großer<br />
Player deutlich sichtbarer werden,<br />
was für Spezialisten durchaus Chancen<br />
bietet. Für den Endverbraucher<br />
heißt das im Endeffekt, dass größer<br />
nicht automatisch auch besser ist.<br />
Was ist Ihr persönliches »learning«<br />
aus der Corona-Krise?<br />
Allexi: Erstens: Die Krise hat gezeigt,<br />
dass die Gemeinschaft – auch in Unternehmen<br />
– viel erreichen und verändern<br />
kann, wenn der Wille da ist.<br />
Zweitens: dass Unternehmen, die<br />
im strategischen Grundmodell und in<br />
der »Customer Centricity« (Kundenorientierung,<br />
Anm. d. Red.) gut aufgestellt<br />
sind, in der Lage sind, Krisen<br />
erfolgreicher zu bewältigen.<br />
Drittens: dass die Unternehmens-<br />
und Führungskultur – inklusive der<br />
internen Kommunikation – eine noch<br />
stärkere Schlüsselrolle bei der Krisenbewältigung<br />
einnimmt als so schon.<br />
Viertens: Die VUCA-Welt ist und bleibt<br />
die neue Konstante. Darum gilt es,<br />
stets vorbereitet zu sein! (Das Kunstwort<br />
»VUCA« setzt sich aus den Anfangsbuchstaben<br />
der Begriffe »Volatilität«<br />
beziehungsweise Kursschwankung,<br />
»Unsicherheit«, »Komplexität«<br />
und »Ambiguität« – also Mehrdeutigkeit<br />
– zusammen. Es beschreibt die<br />
he rausfordernden Bedingungen der<br />
Unternehmensführung gerade in der<br />
heutigen Zeit, Anm. d. Red.)<br />
Welche Themen bewegen Sie<br />
zurzeit besonders?<br />
Allexi: Das sind vor allem drei Themen.<br />
Einerseits die langfristige Liefersicherheit:<br />
Welche Werke werden<br />
überleben? Ebenfalls sehr wichtig<br />
für uns ist die optimale Mengenplanung:<br />
Wann zieht der Markt wieder<br />
an, und zu welchem Zeitpunkt sind<br />
Bestellungen von Long Leads (Komponenten<br />
mit langem Vorlauf, Anm.<br />
d. Red.) in welchen Mengen auszulösen?<br />
Was uns momentan zudem<br />
sehr bewegt, ist die Vermeidung von<br />
Überforderung der Organisationen<br />
und ihrer Mitarbeiter durch zu viele<br />
Projekte.<br />
Wie schätzen Sie den Markt in den<br />
kommenden Monaten ein?<br />
Allexi: Aufgrund des Nachfrageeinbruchs<br />
bei Rohren und Rohrzubehör<br />
seit dem Sommer ist der übliche Lagerzyklus<br />
zum Jahresende ausgefallen,<br />
ebenso wie der anschließende<br />
Aufbau der Bestände im Frühjahr ausfällt.<br />
Die Läger sind voll und zum Teil<br />
signifikant überstockt. Viele Werke<br />
für Rohr und Rohrzubehör bleiben bis<br />
tief ins Jahr <strong>2021</strong> strukturell dramatisch<br />
infraausgelastet. Liquidität ist in<br />
Krisen das höchste Gut, diesbezüglich<br />
ist bei einigen Unternehmen eine kritische<br />
Marke erreicht. Dies kann auch<br />
kundenseitig dazu führen, dass im<br />
Aufschwung das nötige Kapital zur<br />
Vorfinanzierung der Aufträge fehlt.<br />
Es ist davon auszugehen, dass es<br />
weitere Infektionswellen bis tief in dieses<br />
Jahr geben wird. Spätestens Mitte<br />
des Jahres sollte eine deutliche Verbesserung<br />
der Nachfrage in den Bereichen<br />
»Maintenance« und »Projekte« einsetzen.<br />
Die Frage ist, wie stark dieser Aufschwung<br />
ausfallen wird und ob es auch<br />
Foto: Tata Steel<br />
durch die dramatische Verknappung<br />
von Seecontainern zu einer Überhitzung<br />
der Preise kommt.<br />
Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />
Allexi: Die Frage sollte eher lauten:<br />
»Was sind Ihre Pläne für 2022?«.<br />
Denn die Pandemie wird uns in diesem<br />
Jahr weiter stark beschäftigen.<br />
Somit bleibt es auch im Jahr <strong>2021</strong> bei<br />
den organisatorischen und hygienischen<br />
Herausforderungen, die uns<br />
seit Monaten belasten. Die Umsetzung<br />
von Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Effizienz und Effektivität<br />
wie auch der Katalysator in Richtung<br />
Digitalisierung benötigen Zeit. Bei<br />
der Umsetzung werden die Kapazitäten<br />
der Mitarbeiter und der Organisation<br />
belastet. Dennoch wird uns<br />
<strong>2021</strong> in diesen Punkten einen deutlichen<br />
Schritt nach vorne bringen. Dieses<br />
Jahr werden wir dazu nutzen, um<br />
anstehende Expansionen und Investitionen<br />
detailliert zu planen und<br />
vorzubereiten.<br />
Welches sind aus Ihrer Sicht<br />
die jüngsten Entwicklungen im<br />
Stahlhandel?<br />
Jens Lauber: Aus Sicht von Tata Steel<br />
in Europa liegt eine der jüngsten Entwicklungen<br />
im Stahlhandel darin, dass<br />
Supply Chains deutlich lokaler geworden<br />
sind. Grund hierfür sind Unsicherheiten,<br />
die ihren Ursprung in den aktuellen<br />
Bedingungen rund um die<br />
Corona-Pandemie haben. Darüber<br />
hinaus sehen wir einen klaren Trend<br />
darin, den eigenen ökologischen Fußabdruck<br />
zu verbessern, sowohl in der<br />
Logistik als auch in anderen Bereichen.<br />
Jens Lauber<br />
Managing Director<br />
Business<br />
Planning und<br />
Supply Chain<br />
Management,<br />
Tata Steel in<br />
Europa<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
15
Handel & Service<br />
Deutschland<br />
Welche Themen bewegen Sie<br />
zurzeit besonders?<br />
Lauber: Tata Steels europäische Geschäftseinheiten<br />
engagieren sich sehr<br />
intensiv dafür, Logistik als Teil einer<br />
ganzheitlichen Ökobilanz zu sehen<br />
und sie in ein »Life Cycle Assessment«<br />
(Lebenszyklusanalyse, also die Berechnung<br />
der Auswirkungen, die ein Produkt<br />
während des gesamten Lebenswegs<br />
auf die Umwelt hat, Anm. d.<br />
Red.) einzubinden. Unsere ganze Lieferkette<br />
vor diesem Hintergrund zu<br />
optimieren, ist nicht nur für uns, sondern<br />
auch für unsere Kunden ein<br />
wichtiger Faktor: Denn auch deren<br />
Kunden verlangen von ihnen, dass sie<br />
ihren CO 2 -Fußabdruck noch weiter<br />
reduzieren. Daneben sind alle erdenklichen<br />
digitalen Entwicklungen richtungsweisend<br />
für den Stahlhandel,<br />
und das heute wie morgen.<br />
Was ist Ihr persönliches »learning«<br />
aus der Corona-Krise?<br />
Lauber: Was uns in der Corona-Krise<br />
am meisten beeindruckt hat: wie viel<br />
wir dank der digitalen Entwicklung<br />
ohne Reisen und persönliche Kontakte<br />
erreichen können.<br />
Wie schätzen Sie den Markt in den<br />
kommenden Monaten ein?<br />
Lauber: Es gibt eine Reihe von Zukunftsthemen,<br />
auf die wir nur einen<br />
»Was uns in der<br />
Corona-Krise am meisten<br />
beeindruckt hat: wie<br />
viel wir dank der digitalen<br />
Entwicklung ohne Reisen<br />
und persönliche Kontakte<br />
erreichen können.«<br />
Jens Lauber,<br />
Tata Steel Europe<br />
Foto: ArcelorMittal<br />
begrenzten Einfluss haben. Dazu gehören<br />
vor allem Unsicherheiten da rüber,<br />
wie sich die Stahlnachfrage entwickeln<br />
wird – sowohl kurz- als auch langfristig.<br />
Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />
Lauber: Wir sind uns bei Tata Steel in<br />
Europa sicher, dass einer der Schlüsselfaktoren<br />
für unsere erfolgreiche<br />
Entwicklung darin liegen wird, noch<br />
flexibler und agiler zu werden. In diesem<br />
Sinne werden wir noch näher bei<br />
unseren Kunden sein, um im Jahr <strong>2021</strong><br />
gemeinsam mit ihnen die erwartete<br />
Marktdynamik zu bewältigen.<br />
Welches sind aus Ihrer Sicht die<br />
jüngsten Entwicklungen im Stahlhandel?<br />
Patrick Meessen: Die Digitalisierung<br />
des Stahlhandels bleibt ein sehr wichtiges<br />
Thema für uns. Hier hat es in<br />
diesem Jahr weitere Entwicklungen<br />
gegeben, wenn wir zum Beispiel das<br />
Ermöglichen von mobilem Arbeiten<br />
und Home Office anschauen. Da haben<br />
wir deutliche Fortschritte gemacht.<br />
Und für <strong>2021</strong> planen wir verstärkt<br />
den Vertrieb unserer Produkte<br />
übers Internet.<br />
Patrick<br />
Meessen<br />
Head of<br />
Germany and<br />
Switzerland,<br />
ArcelorMittal<br />
Downstream<br />
Solutions<br />
Was ist Ihr persönliches »learning«<br />
aus der Corona-Krise?<br />
Meessen: Die Flexibilität unserer Organisation<br />
und das Engagement unserer<br />
Mitarbeiter ist herausragend in<br />
dieser Krise. Wir haben alle miteinander<br />
gelernt, unsere Arbeitsprozesse<br />
digitaler als vorher zu gestalten,<br />
gleichzeitig ist auch mehr Rücksicht-<br />
nahme aufeinander wichtig geworden.<br />
Als Team konnten wir trotz der<br />
schwierigen Umstände weiter zusammenwachsen.<br />
»Wir bemerken,<br />
dass die Nachfrage<br />
wieder anzieht, was sich<br />
positiv auf die Preisentwicklung<br />
auswirkt.«<br />
Welche Themen bewegen Sie<br />
zurzeit besonders?<br />
Meessen: Wir bemerken, dass die<br />
Nachfrage wieder anzieht, was sich<br />
positiv auf die Preisentwicklung auswirkt.<br />
Es ist wichtig für uns, die Lieferketten<br />
aufrechtzuerhalten – da sind<br />
hohes Engagement und Flexibilität<br />
von allen Beteiligten gefordert.<br />
Wie schätzen Sie den Markt in den<br />
kommenden Monaten ein?<br />
Meessen: Die meisten makroökonomischen<br />
Indikatoren zeigen einen<br />
positiven Trend und signalisieren eine<br />
Erholung des Marktes, aber nicht auf<br />
dem Niveau von vor der Pandemie.<br />
Angesichts einer zweiten Welle des<br />
Corona virus, von der die meisten Länder<br />
in Europa betroffen sind, ist es<br />
sinnvoll, vorsichtig zu bleiben.<br />
Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />
Meessen: Wir fahren bedingt durch<br />
die Pandemie weiter auf Sicht. Im Fokus<br />
steht für uns, dass wir unseren<br />
Kunden weiter einen exzellenten Service<br />
bieten können, außerdem investieren<br />
wir weiter in die Zukunft unserer<br />
Mitarbeiter und in unsere Anlagen<br />
zum Erhalt und Ausbau unserer Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Patrick Meessen,<br />
ArcelorMittal<br />
16 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Deutschland<br />
Handel & Service<br />
Stahlhändler Hoberg & Driesch baut<br />
Rohrbearbeitung weiter aus<br />
Aus RSC Röhrenhandel wird Hoberg & Driesch Processing<br />
Wesseling. Hoberg & Driesch baut seine Aktivitäten bei der Rohranarbeitung und -weiterverarbeitung<br />
aus: Der nächste Schritt dafür wurde nach Informationen des Düsseldorfer Stahlhändlers<br />
vor Kurzem mit der Umfirmierung der RSC Röhrenhandel GmbH in Hoberg & Driesch Processing<br />
GmbH gemacht. Ziel ist es demnach, den Marktanteil als einer der führenden Anbieter im Bereich<br />
der Rohrbearbeitung noch weiter zu erhöhen.<br />
Hoberg & Driesch ist eines der führenden europäischen<br />
Großhandelshäuser für Stahlrohre. Als Teil<br />
einer 2<strong>01</strong>5 angestoßenen, langfristigen Diversifizierungsstrategie<br />
erweitert die Unternehmensgruppe eigenen<br />
Angaben zufolge kontinuierlich ihre Marktanteile<br />
im Bereich der Rohrweiterverarbeitung. »Mit der 2<strong>01</strong>8<br />
erfolgten Akquisition der RSC Röhrenhandel GmbH und<br />
ihrer nun abgeschlossenen Umfirmierung in Hoberg<br />
& Driesch Processing wollen wir unsere Aktivitäten<br />
im Bereich der Anarbeitung<br />
ausbauen, sie sichtbar machen und<br />
so unsere Marktposition noch<br />
weiter stärken«, sagt Hanns-<br />
Jörg Westendorf, Geschäftsführer<br />
der Unternehmensgruppe<br />
Hoberg & Driesch.<br />
Full-Service-Dienstleister<br />
für die Rohrbearbeitung<br />
Hoberg & Driesch Processing<br />
bietet Kunden ein Komplettprogramm<br />
für das Outsourcing<br />
der individuellen Bearbeitung von<br />
geschweißten, gezogenen und nahtlosen<br />
Präzisionsstahlrohren. Die neue Marke<br />
Hoberg & Driesch Processing entstammt dem<br />
Unternehmen RSC Röhrenhandel, einem 1987 in Wesseling<br />
gegründeten und im Markt etablierten Anbieter von Rohren<br />
und Fixlängen. »Durch die Erweiterung des Fokus auf<br />
die Rohranarbeitung und -weiterverarbeitung wollen wir<br />
sukzessive die Wertschöpfung und damit den Mehrwert<br />
für unsere Kunden erhöhen«, erklärt Brandolf Schneider,<br />
der gemeinsam mit Thomas Horstmann die Geschäftsführung<br />
von Hoberg & Driesch Processing übernommen hat.<br />
»Wir verstehen uns als Full-Service-Dienstleister, wenn es<br />
um Rohrprodukte geht. Mit unserer One-Stop-Shopping-Philosophie<br />
orientieren wir uns komplett an den<br />
»Mit der 2<strong>01</strong>8<br />
erfolgten Akquisition der RSC<br />
Röhrenhandel GmbH und ihrer nun<br />
abgeschlossenen Umfirmierung in<br />
Hoberg & Driesch Processing wollen<br />
wir unsere Aktivitäten im Bereich der<br />
Anarbeitung ausbauen, sie sichtbar<br />
machen und so unsere Marktposition<br />
noch weiter stärken.«<br />
Hanns-Jörg Westendorf, Geschäftsführer<br />
der Unternehmensgruppe<br />
Hoberg & Driesch<br />
One-Stop-Shopping<br />
Bedürfnissen unserer Kunden – und das ohne Einschränkungen<br />
durch unser Herstellungsprogramm<br />
oder durch festgelegte Prozesse.«<br />
Hoberg & Driesch Processing begleitet seine Kunden von<br />
der ersten Entwicklungsidee über die Herstellbarkeitsprüfung<br />
bis hin zur Definition von kosteneffizienten Lieferketten<br />
für die Just-in-time-Serienproduktion. Zum Anarbeitungsportfolio<br />
zählen unter anderem das Sägen, Fasen,<br />
Strahlen, Biegen, Prägen und Stanzen. Darüber hinaus<br />
bietet Hoberg & Driesch Processing auch die Endenumformung<br />
sowie die Fertigung von ganzen Baugruppen mit<br />
einem hohen Maß an Automatisierung.<br />
www.hd-processing.com<br />
Hoberg & Driesch baut seine Aktivitäten<br />
bei der Rohranarbeitung<br />
und -weiterverarbeitung<br />
aus. Das gab Hanns-Jörg Westendorf,<br />
Geschäftsführer der<br />
Unternehmensgruppe Hoberg<br />
& Driesch (rechts), gemeinsam<br />
mit Thomas Horstmann (links)<br />
und Brandolf Schneider, den<br />
Geschäftsführern der neuen Hoberg<br />
& Driesch Processing GmbH,<br />
bekannt.<br />
Foto: Hoberg & Driesch<br />
•<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
17
Handel & Service<br />
Deutschland<br />
Wenn Stahl und Digital verschmelzen<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Werkstoffs Stahl lässt sich nachhaltig steigern<br />
Düsseldorf. Der Allround-Werkstoff Stahl steckt nicht nur in Maschinen und Bauwerken, in Schiffen<br />
oder Fahrzeugen, auch die moderne Kommunikation wäre ohne Stahl undenkbar. Mithilfe der<br />
Digitalisierung und der Anwendung künstlicher Intelligenz (KI) wird Stahl auch in Zukunft eine<br />
tragende Rolle spielen. Durch ein Verschmelzen des Stahls mit der digitalen Welt lässt sich die<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Grundmaterials Stahl nachhaltig steigern – zum Vorteil der gesamten<br />
Wertschöpfungskette von der Exploration der Rohstoffe über die Stahlherstellung und die Stahlverarbeitung<br />
bis hin zum Recycling.<br />
Von Valentin Kaltenbach*<br />
Stahl ist der wichtigste Werkstoff<br />
der Welt: Mit 1,9 Milliarden<br />
Tonnen im Jahr 2<strong>01</strong>9 übertraf<br />
die Rohstahlproduktion die Menge<br />
aller übrigen metallischen Werkstoffe.<br />
Das hat viele Ursachen.<br />
Zum einen überzeugt Stahl mit Nachhaltigkeit.<br />
Der Werkstoff kann zu 100<br />
Prozent recycelt werden und selbst Nebenprodukte<br />
lassen sich noch zu Baustoffen oder<br />
Düngemitteln verarbeiten. Durch die Verwendung von<br />
Wasserstoff wird auch die Stahlherstellung immer klimafreundlicher.<br />
Außerdem ist die Weiterverarbeitung vergleichsweise<br />
kostengünstig, der Transport an jeden Ort<br />
auf der Welt unkompliziert und das Vorkommen auf der<br />
Erde riesig. Eisen als Basiselement für Stahl stellt mit einem<br />
Anteil von 4,7 Prozent nach Sauerstoff, Silizium und Aluminium<br />
das vierthäufigste Element in der Erdkruste dar,<br />
damit ist die Versorgung noch für Jahrhunderte gesichert.<br />
Auch physikalisch und chemisch betrachtet hat Stahl nahezu<br />
perfekte Eigenschaften, denn er lässt sich vielseitig<br />
gestalten. Derzeit gibt es mehr als 2 500 Stahlsorten, etwa<br />
Mithilfe der<br />
Digitalisierung und der<br />
Anwendung künstlicher<br />
Intelligenz (KI) wird Stahl<br />
auch in Zukunft eine tragende<br />
Rolle spielen.<br />
2 000 von ihnen wurden erst in den<br />
vergangenen zehn Jahren entwickelt<br />
– und es ist noch Raum nach oben.<br />
Kerntechnologien<br />
Digitalisierung und KI<br />
Fraglos sind die Digitalisierung und die<br />
künstliche Intelligenz die Kerntechnologien<br />
des 21. Jahrhunderts. Mit ihrer Hilfe funktioniert<br />
der effiziente Einsatz von Ressourcen<br />
jeder Art. Gelingt es, die innovativen Lösungen der Gegenwart<br />
mit dem bedeutendsten Rohstoff der Welt zu verbinden,<br />
entsteht eine solide Basis für die nächsten ganz großen<br />
Entwicklungssprünge. Darum arbeitet die KALTEN-<br />
BACH.SOLUTIONS GmbH aktiv daran, dem Stahl durch<br />
Verschmelzen mit der digitalen Welt die Anerkennung zu<br />
sichern, die er verdient.<br />
www.kaltenbach-solutions.com<br />
*Der Autor ist geschäftsführender Gesellschafter der<br />
KALTENBACH.SOLUTIONS GmbH.<br />
•<br />
Hintergrund<br />
KALTENBACH.SOLUTIONS<br />
Foto: Shutterstock<br />
Die Zukunft ist digital: Ingenieure in der Stahlfabrik, die an<br />
digitalen Tabletts arbeiten<br />
Die KALTENBACH.SOLUTIONS GmbH mit Büros in<br />
Düsseldorf und Freiburg ist ein Full-Service-Provider<br />
mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Stahlbranche,<br />
die auf web- und KI-basierte Branchenlösungen<br />
zur Performance-Steigerung im Bereich Operations<br />
spezialisiert ist. Ihre langjährige Erfahrung aus<br />
dem Maschinenbau hilft der KALTENBACH.SOLU-<br />
TIONS GmbH dabei, die Welt des Stahls mit der digitalen<br />
Welt zu verbinden.<br />
18 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Deutschland<br />
Handel & Service<br />
Spende in Corona-Zeiten<br />
NORDWEST unterstützt Dortmunder Schulen mit 20 000 Masken<br />
Dortmund. An den weiterführenden Schulen herrscht Maskenpflicht. Aber an passendes Material<br />
zu kommen, ist nicht immer einfach. NORDWEST unterstützt dabei und hat an zehn Dortmunder<br />
Schulen beziehungsweise deren Fördervereine je 2 000 Stoffmasken gespendet.<br />
Wir haben es geschafft,<br />
noch vor Weihnachten<br />
und vor dem allgemeinen<br />
Lockdown alle Masken unter Einhaltung<br />
geltender Regeln zu übergeben«,<br />
berichteten Michael Rolf, Geschäftsbereichsleiter<br />
Handwerk & Industrie,<br />
und Christian Scherpner,<br />
Hauptbereichsleiter Rechnungswesen<br />
& Controlling / Personal.<br />
Überreichung noch vor dem<br />
Lockdown<br />
Im Sinne der Nachhaltigkeit hat sich<br />
das Dortmunder Unternehmen für<br />
Masken entschieden, die bei 95 Grad<br />
koch- und waschbar sind. Wie NORD-<br />
WEST berichtete, freuten sich die<br />
Schulen sehr über die Unterstützung,<br />
wie in Gesprächen mit Fördervereinen<br />
und Schulleitungen deutlich geworden<br />
sei.<br />
»Wir wissen um die Schwierigkeiten,<br />
Masken in ausreichenden Mengen<br />
zu beschaffen. Von daher wollten<br />
wir die Schulen unterstützen und allen<br />
Beteiligten zumindest eine Sorge<br />
Christopher Rüther, NORDWEST-Geschäftsbereichsleiter Stahl, und Christian<br />
Scherpner (l.), NORDWEST-Personalleiter, überbrachten auch dem Heisenberg-Gymnasium<br />
2 000 Masken als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Bei der<br />
Übergabe dabei waren vorne (v.l.) aus der Schülerschaft Rihanna, Florian und Summer.<br />
Schulleiterin Ulrike Eisenberg (3.v.r.), Vorsitzende des Fördervereins Christina<br />
Borbach (2.v.l.), Beisitzerin Jasna Sejdovska (3.v.l.) und Oberstufenkoordinatorin<br />
Birgit Frey (2.v.r.) nahmen die Masken entgegen.<br />
in diesen schwierigen Zeiten abnehmen«,<br />
so Michael Rolf und Christian<br />
Scherpner. »Dass unsere Spende so<br />
gut ankommt, freut uns sehr und bestärkt<br />
uns in unserem Handeln.«<br />
Folgende Dortmunder Schulen erhielten<br />
ein Maskenpaket: Anne-Frank-Gesamtschule,<br />
Goethe-Gymnasium,<br />
Gymnasium an der Schweizer<br />
Allee, Hauptschule Am Externberg,<br />
Helmholtz-Gymnasium, Heisenberg-Gymnasium,<br />
Karl-Müchler-Schule,<br />
Kielhornschule, Marie-Reinders-Realschule,<br />
Max-Wittmann-Schule<br />
www.nordwest.com<br />
Foto: NORDWEST Handel AG<br />
•<br />
WALZSTAHLHANDEL ESSEN GmbH<br />
warmgewalzte Spezialprofile, Stabstahl und Sonderabmessungen<br />
Manganstahl (X120Mn12) Flach, Rund, Vierkant, Fenstergitter/Gitterroste<br />
Import Walzstahl, Werks- und Lagerlieferungen nach D – A – NL<br />
Sommerburgstr. 53<br />
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<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
19
Handel & Service<br />
Marktbericht<br />
Modellprognosen signalisieren<br />
weitere Anstiege bei Flachstahl<br />
Preisbewegung bei Langstählen sollte sich beschleunigen<br />
Trotz strengerer Restriktionen zeigt sich der Industriebereich weiterhin freundlich. Die Einkaufsmanagerindizes<br />
konnten die pessimistischeren Konsenserwartungen deutlich schlagen und<br />
signalisierten auch für den Dezember eine starke Fabriktätigkeit, was die Stahlpreise unterstützen<br />
sollte.<br />
Von Philipp Mann*<br />
Die quantitativen Prognosemodelle<br />
von MBI Research für<br />
Flachstahlprodukte auf dem<br />
deutschen Markt deuten weitere Preisanstiege<br />
in den kommenden Wochen<br />
an. Über den sechswöchigen Prognosehorizont<br />
erwarten sie bei Warmbreitband<br />
einen Preisanstieg von 7<br />
Prozent, bei Feinblech wird ebenfalls<br />
ein Preisanstieg von 7 Prozent prognostiziert.<br />
In den zwei Wochen zum<br />
18. Dezember hin konnte Warmbreitband<br />
abermals deutlich um 9,7 Prozent<br />
auf 600 Euro pro Tonne (ex Werk)<br />
zulegen, während Feinblech um 5,3<br />
Prozent auf 639 Euro pro Tonne stieg.<br />
Aufgrund des positiven Umfeldes<br />
könnten in den nächsten Wochen<br />
Index<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
weitere Preisanstiege folgen, MBI Research<br />
stützt sich dabei unter anderem<br />
auf die Entwicklung der Importpreise<br />
aus China, welche für die Flachstahlprodukte<br />
einen Zuwachs von<br />
circa 10,3 Prozent innerhalb der letzten<br />
beiden Wochen ausweisen. Zudem<br />
legte der Index von MBI Research,<br />
welcher die Produktionskosten für<br />
Flachstahlprodukte misst, ebenfalls<br />
deutlich zu, was auch weiterhin an die<br />
Abnehmer weitergegeben werden<br />
kann.<br />
Bei den Langstahlprodukten sind<br />
die Modellprognosen nochmals optimistischer<br />
als noch Mitte Dezember.<br />
Betonstahl B500N wird sich nach den<br />
Vorhersagen in den kommenden vier<br />
Wochen voraussichtlich um 14 Prozent<br />
verteuern, Walzdraht könnte sogar<br />
um 15 Prozent steigen. Die Preise kletterten<br />
indes in den zwei Wochen bis<br />
zum 18. Dezember deutliche 8 Prozent,<br />
Betonstahl B500N notiert bei<br />
509 Euro je Tonne und Walzdraht bei<br />
576 Euro je Tonne. Hohe Importpreise<br />
Trotz strengerer Restriktionen bleibt das verarbeitende Gewerbe<br />
auf dem Erholungspfad<br />
2008 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>8 2020<br />
PMI Manufacturing Eurozone Vorlauf 1 Monat (l.S.)<br />
Warmbreitband Deutschland %Preisveränderung ggü. vor 12 Monaten (r.S.)<br />
1.00<br />
0.75<br />
0.50<br />
0.25<br />
0.00<br />
-0.25<br />
-0.50<br />
-0.75<br />
%<br />
aus China unterstützen die Preisseite<br />
der Langstähle. Des Weiteren sind die<br />
optimistischen Prognosen getrieben<br />
durch die stark gestiegenen Stahlschrottpreise,<br />
was die Produktionskosten<br />
beeinflusste.<br />
Deutsche Industrie überraschend<br />
robust<br />
Überraschend stark zeigten sich auch<br />
die Indizes der Einkaufsmanager (PMI)<br />
für Deutschland und die Eurozone.<br />
Trotz verschärfter Restriktionen signalisieren<br />
die PMIs weiterhin eine robuste<br />
Aktivität im verarbeitenden Gewerbe,<br />
der PMI für Deutschland wuchs um<br />
0,5 auf 58,3 Punkte, auch die Eurozone<br />
verbesserte sich um 1,5 auf 55,2<br />
Punkte. Die PMIs im Dienstleistungssektor<br />
konnten sich ebenfalls im Dezember<br />
sowohl in Deutschland als<br />
auch in der Eurozone erholen, notieren<br />
jedoch weiterhin unter der wichtigen<br />
Marke von 50 Punkten.<br />
Da jedoch die zweite Monatshälfte<br />
von strengeren Lockdowns geprägt<br />
war und zudem die Feiertage bevorstanden,<br />
könnten sich die PMIs für<br />
den Industrie- und Servicesektor im<br />
Januar abschwächen. Schon zum Jahreswechsel<br />
war befürchtet worden,<br />
dass die Fallzahlen nochmals an Dynamik<br />
gewinnen und es damit zu einer<br />
Ausweitung des Lockdowns mindestens<br />
bis Ende Januar käme. Denn trotz<br />
des Beginns der Impfungen in Europa<br />
wird auf kurzfristige Sicht keine Herdenimmunität<br />
erreicht werden und<br />
insbesondere die ersten Wochen im<br />
20 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Marktbericht<br />
Handel & Service<br />
neuen Jahr könnten damit die wirtschaftliche<br />
Erholung gefährden.<br />
Aus aktuellen Wirtschaftsdaten ist<br />
ersichtlich, dass die Zugewinne bei<br />
den Flachstahlpreisen durch die starke<br />
Verhandlungsmacht der Stahlproduzenten<br />
erklärbar sind. Die Auftragseingänge<br />
in der deutschen Industrie<br />
stiegen im Oktober im Vergleich<br />
zum Vormonat um 2,9 Prozent. Die<br />
Industrieproduktion wuchs zum September<br />
um 3,2 Prozent, damit konnte<br />
der größte Zuwachs seit vier Monaten<br />
verzeichnet werden, und das Plus liegt<br />
damit also weiterhin über den Auftragseingängen.<br />
Jedoch ist diese Entwicklung im<br />
Bereich Eisen, Stahl und Ferrolegierungen<br />
weiterhin konträr. Hier stiegen<br />
die Auftragseingänge auf unbereinigter<br />
Basis um 19,6 Prozent und<br />
saison- und kalenderbereinigt um<br />
15,5 Prozent, wohingegen sich die<br />
Stahlproduktion jedoch nur um 11,8<br />
Prozent unbereinigt und auf saison-<br />
und kalenderbereinigter Basis um 9,9<br />
Prozent veränderte.<br />
Somit besteht auch weiterhin eine<br />
große Diskrepanz zwischen Auftragseingang<br />
und tatsächlicher Produktion,<br />
was den Stahlproduzenten<br />
aller Voraussicht nach ermöglicht,<br />
höhere Preise durchsetzen zu können.<br />
Hohe Stahlproduktion auf<br />
globaler Ebene<br />
In China setzt sich der Pfad der Erholung<br />
weiterhin deutlich fort. Die Industrieproduktion<br />
ist im November<br />
um 7,0 Prozent zum Vorjahr gewachsen<br />
und damit um 0,1 Punkte im Vergleich<br />
zum Vormonat. Die vom chinesischen<br />
Statistikamt erhobenen Daten<br />
zur Stahlproduktion lagen im November<br />
jedoch mit 87,7 Millionen Tonnen<br />
um 4,7 Prozent unter denen vom Vormonat,<br />
im Vorjahresvergleich ist jedoch<br />
ein Plus von 8,0 Prozent ersichtlich.<br />
Dies unterstreicht die stark gestiegene<br />
Nachfrage nach Stahl, was<br />
sich im Zuge dessen auch auf der<br />
Preisseite niederschlägt.<br />
Auch in Deutschland war die Stahlproduktion<br />
laut den Zahlen der World<br />
Index<br />
US D/Tonne<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
Steel Association gestiegen. Im November<br />
konnte im Vergleich zum Vorjahr<br />
ein kräftiges Plus von 14,8 Prozent<br />
bei der Stahlerzeugung hierzulande<br />
festgestellt werden. Insgesamt<br />
stieg die weltweite Stahlproduktion<br />
im November im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />
um 6,6 Prozent.<br />
Die solide Auftragslage spiegelt sich in der<br />
Verhandlungsmacht der Stahlkonzerne wider<br />
2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020<br />
Index Auftragseingang Stahl<br />
Höhere Eisenerzpreise beeinflussen<br />
Produktionskosten<br />
Der internationale Benchmark-Kontrakt<br />
auf Eisenerz an der Singapur-Börse<br />
(SGX) legte in den vergangenen<br />
Wochen deutlich zu. Die Eisenerzpreise<br />
bewegen sich in der Nähe<br />
des Rekordniveaus, da ein Erdrutsch<br />
in einer brasilianischen Eisenerzmine<br />
die Sorgen um das Angebot verstärkt<br />
haben und die chinesische Nachfrage<br />
sich weiterhin auf hohem Niveau befindet.<br />
Aufgrund dessen ist auch der<br />
Baltic Dry Index, der die Frachtraten<br />
auf den wichtigsten Schifffahrtsrouten<br />
misst, im Berichtszeitraum um<br />
10,7 Prozent auf 1 325 Punkte gestiegen.<br />
Die Frachtraten für den »Capesize«-Schiffstyp,<br />
der bei der Verschiffung<br />
von Eisenerz dominiert, stiegen<br />
sogar im selben Zeitraum um 18,6 Prozent.<br />
Der Index von MBI Research für<br />
die Produktionskosten über das<br />
BOF-Verfahren, welches das primäre<br />
Verfahren zur Stahlerzeugung mittels<br />
Eisenerz und Kokskohle ist, wuchs um<br />
6,9 Prozent und profitierte dabei<br />
deutlich von der Entwicklung bei Eisenerz.<br />
Index Stahlproduktion<br />
Starker Anstieg der Eisenerzpreise führt zu höheren Produktionskosten<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020<br />
Eisenerz SGX-Frontmonat (l.S.)<br />
Produktionskostenindex (r.S.)<br />
*Der Autor ist Analyst beim Informationsdienstleister<br />
MBI Infosource.<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Index<br />
Index<br />
•<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
21
Handel & Service<br />
International<br />
Foto:Shutterstock<br />
Steigende Aktienkurse an der Wall Street heben die Stimmung der US-Stahlmanager.<br />
US-Stahlindustrie begrüßt das<br />
neue Jahr mit Optimismus<br />
Verabschiedung des Covid-19-Hilfspakets zeigt seltene überparteiliche<br />
Einigkeit<br />
New York. Nach einem schwierigen Jahr 2020 erwartete die US-Stahlbranche ein weitaus besseres<br />
Jahr <strong>2021</strong>. Jedoch nicht alle Stahlanalysten an der Wall Street teilten den Optimismus der<br />
Stahlmanager, weil die Kapazitätsnutzung des Sektors weiterhin deutlich unter dem Niveau zu<br />
Beginn des Vorjahres liegt. Die wichtigsten Ziele für die amerikanische Stahl-Lobby sind eine Einigung<br />
zwischen dem neuen US-Präsidenten Joe Biden und den beiden Kongresskammern über ein<br />
massives Infrastrukturgesetz und das Festhalten an den Stahlimportzöllen in Höhe von 25 Prozent.<br />
Von unserer New Yorker Korrespondentin Brigitte Nacos<br />
In der legendären Stahl-Hochburg Pittsburgh und in ganz<br />
Pennsylvania vergaßen Demokraten und Republikaner<br />
zum Jahreswechsel vorübergehend ihre politischen Differenzen<br />
und bejubelten gemeinsam die Erfolge der Pittsburgh<br />
Steelers. Das 1933 gegründete Football-Team erreichte<br />
nämlich die Qualifikationsrunden für den Einzug ins<br />
Superbowl-Finale. Das Logo des Teams gleicht dem ursprünglich<br />
für die US Steel Corporation entworfenen »Steelmark«-Design,<br />
das heute Eigentum und Handelsmarke des<br />
Stahl-Dachverbands American Iron and Steel Institute (AISI)<br />
ist. Kein Wunder, dass die historische Verbinding zwischen<br />
dem Steelers-Team und seinen Fans auf der einen Seite und<br />
dem Unternehmen US Steel und der gesamten Stahlindustrie<br />
auf der anderen Seite stark geblieben ist. Beispielsweise<br />
halfen US Steel und das Steelers-Football-Team mit großzügigen<br />
Geldspenden, dass Schulen in Pennsylvania während<br />
der Covid-19-Pandemie die für den Online-Unterricht<br />
benötigte Technologie erwerben konnten.<br />
22 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
International<br />
Handel & Service<br />
Steigende Aktienkurse und zunehmender<br />
Stahlabsatz<br />
Nicht nur die Steelers und ihre Fans sahen dem neuen Jahr<br />
mit positiven Gefühlen entgegen. Die Stimmung in der<br />
Stahlindustrie war ähnlich. Anstelle der Pandemie, die zur<br />
Stilllegung von Stahlwerken zwang, und der prekären<br />
politischen Lage in Washington vor dem Machtwechsel<br />
schienen die steigenden Stahlaktienkurse an der Wall<br />
Street und der zunehmende Stahlabsatz im letzten Quartal<br />
des vorigen Jahres den Ausblick von Stahlmanagern zu<br />
beeinflussen.<br />
Das führende Minimill-Unternehmen Nucor kündigte<br />
für das letzte Quartal 2020 eine Gewinnsteigerung gegenüber<br />
dem dritten Quartal an – zum einen, weil die Stahlpreise<br />
anstiegen und zum anderen, weil die Stahlnachfrage<br />
stärker war. Das Nucor-Management erwartete, dass<br />
diese positive Entwicklung im ersten Jahresquartal <strong>2021</strong><br />
ähnlich gut sei. In Reaktion auf diese Zukunftsprognosen<br />
stiegen die Nucor-Aktien an und näherten sich dem 52-Wochen-Höchststand.<br />
Nucor und US Steel mit guten Nachrichten<br />
Während Nucor dennoch von einer gewissen Unbestimmtheit<br />
inmitten der anhaltenden Gesundheitskrise warnte,<br />
gab sich David Burritt, CEO und Präsident von US Steel,<br />
dank einer verbesserten Bilanz für das vierte Jahresquartal<br />
2020 und anhaltend starker Bestellungen für die ersten<br />
Monate im neuen Jahr uneingeschränkt optimistisch. Das<br />
Unternehmen machte im Dezember von seinem Optionsrecht<br />
Gebrauch, 51,1 Prozent der Minimill von Big River<br />
Steel im Bundesstaat Arkansas für umgerechnet knapp 628<br />
Millionen Euro zu erwerben, nachdem US Steel bereits 49,9<br />
Prozent im Oktober 2<strong>01</strong>9 gekauft hatte. Postwendend<br />
stiegen die Aktien von US Steel um 12 Prozent an. Am<br />
Jahresende betrug der Kurswert der US-Steel-Aktie umgerechnet<br />
13,65 Euro – ein beachtlicher Anstieg gemessen<br />
am 52-Wochen-Tiefstand von 3,68 Euro. Die Big-River-Steel-Transaktion<br />
soll im ersten Vierteljahr dieses Jahres<br />
erfolgen. Unbeantwortet blieb die Frage, ob US Steel<br />
als Gesamteigentümer der modernsten Minimill in Nordamerika<br />
einen als Folge der Covid-19-Krise stillgelegten<br />
Hochofen im integrierten Granit-City-Werk im Bundesstaat<br />
Illinois wieder in Betrieb nehmen wird. Burritt signalisierte,<br />
dass der Erwerb von Big River Steel das Fundament für<br />
die »Best of Both«-Strategie seines Unternehmens ist, die<br />
sich auf hocheffiziente Minimills und integrierte Stahlwerke<br />
bezieht.<br />
Nicht alle Stahlanalysten an der Wall Street teilten den<br />
Optimismus der Stahlmanager, weil die Kapazitätsnutzung<br />
des Sektors nach wie vor mit um die 70 Prozent maßgeblich<br />
unter dem Niveau von 82 Prozent zu Beginn des vergangenen<br />
Jahres und damit vor der Covid-19-Krise lag. Allerdings<br />
stieg die Kapazitätsnutzung vom Tiefstand bei 51<br />
Prozent im Mai 2020, aber die Stillegung von Hochöfen<br />
schrumpfte auch die Gesamtkapazität. Vor dem Jahreswechsel<br />
fuhr US Steel einen Hochofen im Gary-Werk im<br />
Bundesstaat Indiana mit einer Kapazität von 1,5 Millionen<br />
Tonnen wieder an. Und für das erste Vierteljahr <strong>2021</strong> sind<br />
die Wiederinbetriebnahme eines Hochofens im Arcelor-<br />
Mittal-Werk Cleveland/Ohio (1,5 Millionen Tonnen Kapazität)<br />
und eines Elektroofens im JSW Mingo Junction Werk<br />
in Ohio (1,65 Millionen Tonnen Kapazität) geplant. Die<br />
Frage bleibt, ob der Absatz genug ansteigen wird, um die<br />
zunehmende Kapazität auf ein gewinnträchtiges Nutzungsniveau<br />
zu bringen.<br />
Parteiübergreifende Pro-Stahl-Politik steht auf<br />
der Agenda<br />
Wohl niemand versteht die politische Kräfteverteilung in<br />
Washington und die besten Ansatzpunkte für Lobbyisten<br />
besser als der neuernannte AISI-CEO und -Präsident, Kevin<br />
Dempsey, ein Rechtsanwalt, der im US-Senat unter anderem<br />
für den Ausschuss für Handel, Wissenschaft und Verkehr<br />
arbeitete. Für AISI war er Rechtsberater und verantwortlich<br />
für das Ressort Politik. In der Vergangenheit<br />
fungierten die Chefs von Stahlunternehmen als CEOs und<br />
Präsidenten von AISI. Nun entschied sich der Vorstand des<br />
Dachverbands für einen Politikexperten mit Erfahrung in<br />
Washington. Gleich nach seiner Ernennung gab sich Dempsey<br />
diplomatisch in Bezug auf das politische Klima im Land.<br />
»Ich glaube, die Stahlindustrie hat starke Unterstützung<br />
in beiden Parteien«, erklärte er. Wenn es um die Stahlindustrie<br />
gehe, überschreite das die Grenzen der Parteipolitik.<br />
Dempsey sah seinen Glauben, dass überparteiliche<br />
Pro-Stahl-Politik in Washington möglich sei, just vor dem<br />
Jahreswechsel bestätigt: Die von Mehrheiten beider Parteien<br />
verabschiedete und zum Gesetz gemachte »Covid-19-Hilfe«<br />
enthält Mittel für wichtige Infrastrukturprojekte,<br />
nämlich umgerechnet gut acht Milliarden Euro für<br />
Autobahnen und 81 Milliarden Euro für einen Zehnjahresplan<br />
für Erhaltung und Ausbau inländischer Wasserwege.<br />
Gemessen an den Ausgaben, die für die Erhaltung und<br />
Modernisierung der veralteten und verfallenen US-Infrastruktur<br />
notwendig sind, muten die bewilligten Mittel im<br />
Covid-19-Hilfspaket minimal an. Wichtig war jedoch, dass<br />
es seltene überparteiliche Einigkeit gab.<br />
Für AISI und die Mitgliedsunternehmen stehen die<br />
wichtigsten Lobby-Ziele für das neue Jahr fest: Eine Einigung<br />
zwischen US-Präsident Biden und den beiden Kongresskammern<br />
über ein massives Infrastrukturgesetz, das<br />
die Erneuerung von Straßen, Brücken, Wasserwegen und<br />
Verkehrsmitteln in einem wohlfinanzierten Mehrjahresplan<br />
verspricht. Und natürlich die Beibehaltung der von<br />
Bidens Vorgänger Donald Trump verhängten Importzölle<br />
in Höhe von 25 Prozent auf Stahlprodukte.<br />
•<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
23
Handel & Service<br />
Logistik<br />
Foto: Demag Cranes & Components GmbH<br />
Durch die Entkoppelung von Krananlage und Bedienerplatz wird die Sicherheit der Kranbediener weiter erhöht und bauseitige<br />
Aufwendungen lassen sich minimieren.<br />
Kransteuerung in neuer Dimension<br />
Durch die Entkopplung von Krananlage und Bedienerplatz bietet die<br />
Remote Operating Station erweiterte Möglichkeiten<br />
Wetter. Bedienergesteuert oder automatisiert – Demag bietet traditionell zwei Varianten für die<br />
Steuerung von Prozesskranen. Nun stellt das Unternehmen eine dritte Bedientechnologie vor:<br />
Die Demag Remote Operating Station (ROS) ist eine Fernbedienstation, über die der Bediener den<br />
Kran von einem beliebigen und komfortablen Arbeitsumfeld aus steuern kann.<br />
Wo ist die beste Position, um<br />
einen Brückenkran zu bedienen?<br />
Die Antwort lautete<br />
jahrzehntelang: auf der Kranbrücke,<br />
denn hier hat der Bediener den<br />
besten Überblick. In vielen Anwendungsbereichen<br />
setzte sich inzwischen<br />
aber die (häufig zusätzliche)<br />
Funkfernsteuerung durch. Sie schafft<br />
nach Informationen des Industriekrananbieters<br />
Demag die Voraussetzung<br />
für feinfühlige Handhabung der<br />
Last. Für manuell gesteuerte Krane in<br />
aggressiven Umgebungen wie z.B.<br />
Müllverbrennungsanlagen werden<br />
Steuerstände auch hinter Glaskanzeln<br />
installiert. Jetzt kann sich der Kranbetreiber<br />
für eine weitere Option entscheiden:<br />
die Demag Remote Operating<br />
Station (ROS).<br />
»Vereinfacht beschrieben ist die<br />
ROS eine komplette, ortsunabhängige<br />
Bedienstation für Krane. Der Bediener<br />
hat sämtliche Bedienelemente im Zugriff,<br />
die üblicherweise in einer Krankabine<br />
installiert sind. Genau wie in<br />
der Kabine lässt sich die Bedieneinheit<br />
optimal an die Wünsche des Bedieners<br />
anpassen«, teilt Demag mit. Bei der<br />
ROS könne der Betreiber allerdings<br />
entscheiden, wo die »virtuelle« Kabine<br />
steht.<br />
Komplette, ortsunabhängige<br />
Bedienstation für Krane<br />
Bei der ROS sind Demag zufolge alle<br />
Bedienelemente kompakt und ergonomisch<br />
in einem Tisch integriert, dessen<br />
Höhe so weit justiert werden könne,<br />
dass sich der Kran – wo auch immer<br />
er sich befinde – sowohl in<br />
sitzender als auch in stehender Position<br />
bedienen lasse. Neben den üblichen<br />
Joysticks mit verstellbaren Armauflagen<br />
steht ein Touch Panel oder<br />
24 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Logistik<br />
Handel & Service<br />
je nach Wahl des Anwenders ein Tablet<br />
als Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />
zur Verfügung, über das der Bediener<br />
zusätzliche Informationen abrufen<br />
kann.<br />
Akustisches Feedback<br />
Den Blick auf den Prozess ermöglicht<br />
ein Breitbildmonitor, der Echtzeitbilder<br />
von mehreren Kameras erhält. Die<br />
Bildschirmaufteilung mit bis zu acht<br />
Einzelbildern kann der Bediener<br />
bedarfsgerecht konfigurieren. Ein<br />
»Dashboard« mit prozessrelevanten<br />
Informationen werde gut sichtbar im<br />
unteren Teil des Bildschirms eingeblendet,<br />
heißt es. »In den Monitor<br />
integrierte Lautsprecher lassen die<br />
Bediensituation nochmals realistischer<br />
erscheinen. Somit bekommt der Bediener<br />
ein akustisches Feedback aus<br />
dem Prozess heraus, das ihn bei der<br />
Bedienung der Anlage unterstützt<br />
und ihn etwaige Prozessstörungen<br />
besser einschätzen lässt«, so Demag.<br />
Demnach bietet die ROS im Vergleich<br />
mit der üblichen Krankabine<br />
dem Bediener sogar eine noch deutlich<br />
bessere Sicht. Denn die Kameras<br />
könnten auch dort »hinschauen«, wo<br />
das normale Sichtfeld eingeschränkt<br />
wäre. Zoom-Funktionen über einen<br />
zusätzlichen Joystick oder das Einblenden<br />
von weiteren Informationen<br />
(Grafiken) seien ebenfalls möglich.<br />
»Und die Möglichkeit, Screenshots<br />
oder digitale Videos zu speichern und<br />
Dritten zugänglich zu machen, erleichtert<br />
– zum Beispiel – die Schulung<br />
des Personals«, betont Demag.<br />
Einsatz auch in der Metallerzeugung<br />
und -verarbeitung<br />
Ein typischer Einsatzfall für diese neue<br />
Bedientechnologie sind Schüttgutkrane,<br />
zum Beispiel in der Abfallverwertung.<br />
Das Handling des Abfalls einschließlich<br />
der Beschickung der Verbrennungslinien<br />
könne so aus einer<br />
sicheren und komfortablen Position<br />
heraus erfolgen, erklärt der Hersteller.<br />
In anderen Umgebungen wie in Lagern<br />
für Coils, Container oder andere<br />
Güter könne die ROS auch zur Be- und<br />
Entladung von Lkw eingesetzt werden.<br />
Demag: »Das bietet nicht nur<br />
einen hohen Komfort für die Bediener<br />
und somit eine gute Voraussetzung<br />
für konzentriertes, sicheres Arbeiten.<br />
Es verringert auch die Investitions-<br />
und Betriebskosten deutlich, weil an<br />
den Kranen selbst keine Kabinen installiert<br />
werden müssen und der Zugang<br />
zur Kabine entfallen kann.«<br />
Vorrangige Einsatzmöglichkeiten<br />
der »Remote Operating Station« als<br />
»virtueller Krankabine« sieht Demag<br />
bei Kranen, die in ungünstigen Umgebungsbedingungen<br />
arbeiten. Beispiele<br />
sind neben der Abfallwirtschaft<br />
(Müllverbrennungsanlagen, Biomasse/<br />
Kompostierwerke) unter anderem die<br />
Metallerzeugung und -verarbeitung,<br />
wie Gießereien und Stahlwerke.<br />
Grundsätzlich seien dem Einsatz der<br />
ROS in jedweder Anwendung und<br />
Umgebung jedoch keine Grenzen gesetzt.<br />
»Selbstverständlich erfüllt sowohl<br />
die ROS selbst als auch die<br />
(Fern-) Datenübertragung alle einschlägigen<br />
Sicherheitsanforderungen<br />
an Kransteuerungen«, stellt Demag<br />
klar.<br />
Bisherige Erfahrungen mit Demag<br />
ROS sollen demnach zeigen, dass die<br />
neuartige Kranfernsteuerung nicht nur<br />
die Produktivität des Krans steigern<br />
und die Kosten senken soll. Demag:<br />
»Die per ROS bedienten Krane arbeiten<br />
auch mit sehr hoher Sicherheit und<br />
geringem Beschädigungsrisiko, weil<br />
der Bediener immer den besten Blick<br />
auf den Prozess hat und dabei in einer<br />
ergonomischen und komfortablen<br />
Umgebung arbeitet«.<br />
www.demagcranes.de<br />
Auch in Lagern für Coils kann die ROS laut Demag zur Be- und Entladung von Lkw<br />
eingesetzt werden.<br />
Hintergrund<br />
Demag<br />
Industriekrane, Krankomponenten und Antriebstechnik ist die Kernkompetenz<br />
der Demag Cranes & Components GmbH aus der nordrhein-westfälischen<br />
Stadt Wetter. Als einer der eigenen Angaben zufolge<br />
weltweit führenden Hersteller bietet das Unternehmen seinen Kunden<br />
seit mehr als 200 Jahren ein umfassendes Portfolio an Lösungen für<br />
Materialfluss und Logistik.<br />
•<br />
Foto: Shutterstock<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
25
Handel & Service<br />
Logistik<br />
Logistikkonzern Hellmann erweitert<br />
Vertrag mit Siemens<br />
Technologiekonzern gibt weiteren Teil seiner Lagerhaltung in die<br />
Expertise des Osnabrücker Transport- und Logistikunternehmens<br />
Osnabrück. Der Full-Service-Dienstleister Hellmann Worldwide Logistics und die Siemens AG<br />
haben ihre seit 2<strong>01</strong>3 bestehende Zusammenarbeit in der Kontraktlogistik weiter ausgebaut. Das<br />
teilte das Transport- und Logistikunternehmen mit Hauptsitz im niedersächsischen Osnabrück<br />
mit. Demnach verwaltet Hellmann seit November im tschechischen Bor für den Bereich Electrical<br />
Products bei Siemens Smart Infrastructure rund 26 000 Artikel – von der Lagerverwaltung über<br />
die Kommissionierung und Verpackung bis hin zum weltweiten Versand.<br />
Hellmann zufolge entspricht<br />
das einer Erweiterung des<br />
Vertragsvolumens um rund<br />
50 Prozent. Siemens habe damit einen<br />
weiteren Teil seiner Lagerhaltung in<br />
die Expertise des Unternehmens gegeben.<br />
Erweiterung des Vertragsvolumens<br />
um 50 Prozent<br />
Um dem zusätzlichen Volumen Rechnung<br />
zu tragen, werde der Hellmann-Standort<br />
im Industriepark<br />
ctPark Bor durch die Anmietung weiterer<br />
Lagerfläche um 6 000 Quadratmeter<br />
erweitert, hieß es. Gleichzeitig<br />
werde die bestehende Halle mit<br />
20000 Quadratmetern durch bauliche<br />
Maßnahmen optimiert, sodass auch<br />
dort Teile des Neugeschäfts abgewickelt<br />
werden könnten. Um die Warenströme<br />
und das Supply-Chain-<br />
Management zu optimieren, etabliert<br />
Hellmann nach eigenen Angaben<br />
für den langjährigen Kunden in Bor<br />
ein digitales Lagermanagement:<br />
Durch die Einführung einer digitalen<br />
Lager-Optimierungs-Software, die in<br />
das bereits bestehende Lagerverwaltungssystem<br />
integriert werde, würden<br />
Materialflüsse mittels künstlicher Intelligenz<br />
noch effizienter gesteuert.<br />
»Seit sieben Jahren ist Hellmann<br />
für uns ein sehr verlässlicher Partner,<br />
der es versteht, die komplexen Anforderungen<br />
an unsere Kontraktlogistik<br />
reibungslos und qualifiziert zu erfüllen.<br />
Dies war auch entscheidend für<br />
die aktuelle Erweiterung unserer Zusammenarbeit<br />
bis 2025, wobei wir<br />
derzeit auch noch über weitere gemeinsame<br />
Projekte nachdenken«, so<br />
Andrea Mandler, Head Supply Chain<br />
Logistics, Siemens Smart Infrastructure,<br />
Electrical Products .<br />
Foto: Hellmann Worldwide Logistics SE & Co. KG<br />
Durch die Anmietung weiterer Lagerfläche soll der Hellmann-Standort im Industriepark<br />
ctPark Bor um 6 000 Quadratmeter erweitert werden.<br />
Effizientere Steuerung<br />
von Materialflüssen mittels<br />
künstlicher Intelligenz<br />
»Wir freuen uns, dass die Siemens AG<br />
die langjährige Zusammenarbeit in<br />
Tschechien nicht nur vorzeitig verlängert,<br />
sondern auch maßgeblich erweitert<br />
hat. Dies macht deutlich, dass wir<br />
mit unseren maßgeschneiderten Kontraktlogistik-Lösungen<br />
nachhaltig<br />
überzeugen und gemeinsam in Richtung<br />
Zukunft blicken«, so Volker Sauerborn,<br />
COO Contract Logistics Hellmann<br />
Worldwide Logistics.<br />
www.hellmann.net<br />
•<br />
26 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Know-how<br />
Handel & Service<br />
Fotos (3): Shutterstock<br />
Produktiv miteinander verbunden: Bei einer erfolgreichen Fusion zweier Unternehmen spielt die IT-Integration<br />
eine essenzielle Rolle.<br />
Die IT-Integration ist oft große<br />
Herausforderung bei Fusionen<br />
Tipps zum richtigen Umgang mit der IT bei Übernahmeprozessen<br />
Bruchsal. Bei der Fusion zweier Unternehmen spielt die<br />
IT-Integration eine Schlüsselrolle, weil heute fast alle Prozesse<br />
in den Betrieben computer- beziehungsweise netzgestützt<br />
ablaufen. Wer hierbei nach der Devise »möglichst<br />
schnell und günstig« verfährt, erreicht die Ziele der Fusion<br />
meist nicht.<br />
Von Dr. Georg Kraus*<br />
Die Bedeutung der IT für den<br />
Erfolg von M&A-Projekten<br />
(Mergers & Acquisitions, Sammelbegriff<br />
für Transaktionen im Unternehmensbereich;<br />
Anm. d. Red.)<br />
wird oft unterschätzt, regelmäßig<br />
verzögern sich Unternehmensübernahmen<br />
und -integrationen. Die<br />
Gründe dafür sind vielfältig: Oftmals<br />
müssen die IT-Systeme noch separiert,<br />
redundante Strukturen beseitigt und<br />
Service-Vereinbarungen für entsprechende<br />
Dienstleistungen ausgehandelt<br />
werden, die der Käufer für weitere<br />
Zeit beziehen möchte.<br />
»Augen zu und durch«<br />
funktioniert nicht<br />
Zugleich wissen sie: Schlagen nur<br />
einige Workstreams, also Teilprojekte<br />
im Rahmen der IT-Integration fehl,<br />
hat dies vermutlich fatale Konsequenzen.<br />
Ein »Augen zu und durch« ist<br />
hierbei nicht möglich, denn zu groß<br />
ist heute in fast allen Unternehmen<br />
die Abhängigkeit der Geschäftsprozesse<br />
von der IT. Entsprechend komplex<br />
ist der Prozess, neue Abläufe mit<br />
den bestehenden abzugleichen und<br />
am Laufen zu halten. Hinzu kommt:<br />
Die IT-Verantwortlichen<br />
stehen nach dem Zukauf<br />
von Unternehmen in der<br />
Regel vor einer großen<br />
Herausforderung, auch weil sie<br />
meist mit zu niedrigen Budgets<br />
und zu knapp bemessenen<br />
zeitlichen Ressourcen<br />
operieren müssen.<br />
Manche Funktionsbereiche – zum Beispiel<br />
das Rechnungswesen, die Kommunikationssysteme<br />
und die IT-Sicherheit<br />
– müssen nach dem Unternehmenskauf<br />
sofort umgestellt oder<br />
integriert werden, andere können<br />
warten. Aufgrund der Komplexität<br />
und Vielfalt der Aufgaben kommt es<br />
dabei immer wieder zu folgenschweren<br />
Fehlern.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
27
Handel & Service<br />
Know-how<br />
Den Auftakt bei Fusionsverhandlungen<br />
macht üblicherweise ein Due-<br />
Diligence- Verfahren. Entscheidern<br />
ist hier geraten, sich einen fundierten<br />
Überblick zu verschaffen – auch über die<br />
gängige Software.<br />
Bei der IT-Integration im Rahmen von<br />
M&A-Projekten gibt es vier Themenbereiche<br />
mit einem hohen Konfliktpotenzial,<br />
die eine hohe Interdependenz<br />
aufweisen. Diese sollten die Entscheider<br />
kennen, denn dann lassen sich<br />
typische Fallstricke umgehen und der<br />
Integrationsprozess läuft stressfreier.<br />
Der zentrale Problembereich ist meist<br />
die Komplexität der IT-Systeme und<br />
-Lösungen. Letztere lässt sich oft nur<br />
schwer vereinbaren mit dem Wunsch<br />
nach niedrigen IT- und Integrationskosten,<br />
geringen Integrationsrisiken<br />
und einer hohen Umsetzungsgeschwindigkeit.<br />
IT-Systeme sind sehr komplex<br />
Werden bei der Due Diligence – also<br />
dem Prüfungsprozess bei einer<br />
M&A-Transaktion, bei dem das Zielunternehmen<br />
alle wichtigen Dokumente,<br />
Prozesse und Güter offenlegt – die<br />
Soft- und Hardware-Standards abgeglichen,<br />
zeigt sich meist schnell: Es<br />
gibt viel zu tun. Redundante Systeme<br />
und Softwarelösungen müssen konsolidiert,<br />
Daten übertragen und die<br />
Benutzer auf die jeweils unbekannte<br />
Software geschult werden. Kompliziert<br />
wird die IT-Integration speziell<br />
dann, wenn das erworbene Unternehmen<br />
für wichtige Prozesse eine selbstentwickelte<br />
Software nutzt, während<br />
beim Käufer hierfür eine Standardsoftware<br />
zum Einsatz kommt. Dann<br />
erhöht die mit der IT-Anpassung an<br />
die Geschäftsprozesse verbundene<br />
Datenmigration die Komplexität um<br />
ein Vielfaches. Allgemein gilt: Eine<br />
Reduzierung der System- und Applikationskomplexität<br />
geht oft zulasten<br />
der Lösungsvielfalt und -freundlichkeit.<br />
Die Kernkompetenzen eines Unternehmens<br />
können durchaus in seinen<br />
Prozessen und IT-Systemen liegen.<br />
Diese gilt es in der Regel zu<br />
bewahren, weshalb Konsolidierungen<br />
mit Bedacht geplant werden sollten.<br />
Unvorhergesehene IT- und<br />
Integrationskosten<br />
Bis zu zwei Drittel der Kostensynergien,<br />
die bei einer M&A-Transaktion<br />
erzielbar sind, hängen von der IT ab.<br />
Zentrale Synergietreiber sind die Konsolidierung<br />
der Systeme, Prozesse und<br />
Dienstleistungen sowie die Zentralisierung<br />
der sogenannten »Shared Services«.<br />
Um diese Synergien zu erzielen,<br />
benötigen Betriebe die entsprechenden<br />
personellen Ressourcen.<br />
Diese werden im Vorfeld meist zu<br />
niedrig kalkuliert, auch um den Deal<br />
möglichst attraktiv erscheinen zu lassen.<br />
Als Faustregel kann gelten: Die<br />
IT-Kosten machen 30 Prozent und<br />
mehr der Gesamtintegrationskosten<br />
aus. Dies gilt insbesondere dann,<br />
wenn ERP-Systeme konsolidiert werden<br />
müssen und externe IT-Berater<br />
involviert sind. (ERP steht für »Enterprise-Resource-Planing«<br />
oder auf<br />
Tipp<br />
Bauen Sie in die Kostenplanung<br />
Puffer für unvorhergesehene<br />
Probleme und unerwartete Kosten<br />
ein. Diese entstehen bei der<br />
IT-Integration immer – auch bei<br />
einer guten Planung. Legen Sie<br />
Widerspruch ein, wenn die Kosten<br />
unrealistisch niedrig budgetiert<br />
werden.<br />
Deutsch: »Geschäftsressourcenplanung«.<br />
ERP-Systeme sind betriebswirtschaftliche<br />
Softwarelösungen zur Pla-<br />
Als Faustregel kann<br />
gelten: Die IT-Kosten<br />
machen 30 Prozent<br />
und mehr der Gesamtintegrationskosten<br />
aus.<br />
nung, Steuerung und Verwaltung von<br />
Geschäftsprozessen, Anm. d. Red.)<br />
Auch die Lizenzkosten sorgen oft für<br />
unangenehme Überraschungen. Wurde<br />
zum Beispiel im Rahmen der Due<br />
Diligence nicht geklärt, wer die Besitzrechte<br />
an den Lizenzen hält oder<br />
um welche Art von Lizenzen es sich<br />
handelt (sind zum Beispiel Wartungen<br />
ausgeschlossen), müssen eventuell<br />
neue Lizenzen erworben werden.<br />
Knappe Budgets hingegen gehen<br />
meist mit einer Reduktion des IT-Supports<br />
einher; das steigert die Unzufriedenheit<br />
der Mitarbeiter. Wer im<br />
Integrationsprozess produktive und<br />
motivierte Mitarbeiter beschäftigen<br />
möchte, sollte vermeiden, dass diese<br />
System- und Softwareprobleme die<br />
Arbeit erschweren.<br />
Integrationsrisiken erkennen<br />
Sind die personellen Ressourcen<br />
knapp, schlummern in der IT-Integration<br />
viele Gefahren. Beispiele hierfür<br />
sind Projektverzögerungen, eine geringe<br />
Mitarbeitermotivation und damit<br />
einhergehend eine niedrige Arbeitsmoral-<br />
und -produktivität. Bei<br />
allen Veränderungen während der<br />
IT-Integration sollte darauf geachtet<br />
werden, dass die Ziele nicht kollidieren.<br />
So sollte zum Beispiel bei den<br />
rasch umzusetzenden System-Migrationen<br />
sichergestellt sein, dass laufende<br />
Entwicklungs- oder Testumgebungen<br />
nicht einfach »platt gemacht«<br />
werden und danach viele Manntage<br />
nötig sind, diese zu rekonstruieren.<br />
Aufgrund der wachsenden Cyber-Kriminalität<br />
gilt es zudem, die Datencen-<br />
28 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Know-how<br />
Handel & Service<br />
ter, IT-Anlagen, Kommunikationssysteme<br />
und Netzwerke vor dem Zugriff<br />
Dritter zu schützen. Bei jeder IT-Integration<br />
besteht die Gefahr, dass Lücken<br />
entstehen und sensible Daten<br />
zeitweise unzureichend gesichert<br />
sind. Werden Softwareprogramme<br />
von der IT-Security abgeschaltet, können<br />
Kundendaten eventuell nicht<br />
mehr ausgelesen und Bestellungen<br />
nicht mehr aufgegeben werden. Die<br />
Sind die personellen<br />
Ressourcen knapp,<br />
schlummern in der<br />
IT-Integration viele<br />
Gefahren.<br />
In der Regel braucht es eine gewisse<br />
Übergangszeit, bis die Integrationsziele<br />
erreicht werden. Wichtig ist generell,<br />
sich realistische Ziele zu setzen.<br />
Abfolge der Integrationsmaßnahmen<br />
muss unter Berücksichtigung der Interdependenzen<br />
und möglicher Zielkonflikte<br />
koordiniert und getaktet<br />
werden, um Schäden zu vermeiden.<br />
Integrationsziele schnell<br />
erreichen!<br />
Die Erfahrung bei M&A- und Unternehmensintegrationsprojekten<br />
zeigt:<br />
Werden Integrationsziele nicht in den<br />
ersten sechs bis neun Monaten erreicht,<br />
sinkt die Wahrscheinlichkeit<br />
stark, dass sie jemals erreicht werden.<br />
Denn schwindet die erste Begeisterung<br />
für den Deal und holt die Mitarbeiter<br />
das Tagesgeschäft ein, sinkt<br />
unweigerlich die Motivation und somit<br />
Produktivität. Sofern das ERP-System<br />
des erworbenen Unternehmens<br />
mit dem des Käufers verschmolzen<br />
werden soll, ist deshalb ein baldiger<br />
Harmonisierungs-Start von Vorteil.<br />
Dieser signalisiert, dass die Betriebe<br />
zusammenwachsen wollen und die<br />
neue Organisation ein IT-System erhält,<br />
das die Vorzüge aus beiden Unternehmen<br />
vereint.<br />
Oft lassen sich für eine Übergangszeit<br />
redundante Applikationen und<br />
manuelle Lösungen, die zum Beispiel<br />
den Austausch von Informationen<br />
und das Zusammenwirken unterschiedlicher<br />
Applikationen ermöglichen,<br />
nicht vermeiden. Solange dieser<br />
Zustand keine Dauerlösung wird, ist<br />
dies ein notwendiges Übel, das es zu<br />
akzeptieren gilt. Wichtig ist jedoch<br />
generell, dass die Pläne und Ziele realistisch<br />
sind. Illusorisch wäre es etwa,<br />
bei der Fusion zweier größerer, international<br />
agierender Unternehmen<br />
Werden<br />
Integrationsziele nicht in<br />
den ersten sechs bis neun<br />
Monaten erreicht, sinkt die<br />
Wahrscheinlichkeit stark,<br />
dass sie jemals erreicht<br />
werden.<br />
alle Standorte weltweit in drei, vier<br />
Wochen an die IT anzubinden. Wer<br />
bei der Integrationsplanung außer<br />
Acht lässt, ob die eigene Organisation<br />
dies stemmen kann, verbaut sich von<br />
Anfang an den Integrationserfolg.<br />
www.kraus-und-partner.de<br />
* Dr. Georg Kraus ist geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Unternehmensberatung<br />
Dr. Kraus & Partner in Bruchsal.<br />
Tipp<br />
Bleiben Sie flexibel. Reagieren<br />
Sie schnell auf neue, unverhofft<br />
auftretende Probleme. Nutzen<br />
Sie die Harmonisierung der IT<br />
auch zur Stammdatenbereinigung.<br />
Lassen Sie redundante<br />
Systeme möglichst kurz parallel<br />
laufen, weil sich sonst noch<br />
mehr Daten anhäufen. Und:<br />
Bleiben Sie realistisch mit Ihren<br />
Erwartungen und Plänen.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
29
Industrie & Technologie<br />
Deutschland<br />
Fotos (2): Shutterstock<br />
Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher<br />
prognostiziert und erholt sich nur schleppend.<br />
Zulieferindustrie befindet sich im<br />
historischen Konjunkturtief<br />
Branche erholt sich nur langsam von Corona-Auswirkungen<br />
Düsseldorf. Die Wirtschaftsforscher sind pessimistisch. Wegen der Krise im Automobilbereich und<br />
den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher prognostiziert<br />
und erholt sich nur schleppend. Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie sieht Auswege.<br />
Wir müssen jetzt schnell auf<br />
die neuen Herausforderungen<br />
reagieren und gezielt<br />
handeln«, sagt Hermann Rumpel,<br />
Vorsitzender des Verbands der Deutschen<br />
Drehteile-Industrie. »Hier sind<br />
sowohl Unternehmen als auch Politik<br />
gefragt. Wir müssen nicht nur die<br />
Elektromobilität neu bewerten, sondern<br />
vor allem weg von der<br />
Geiz-ist-geil-Mentalität und die Produktion<br />
wieder verstärkt zurück nach<br />
Deutschland und Europa holen.« Unternehmen<br />
sollten ihre Beschaffungsstrategie<br />
unter Betrachtung der wirklichen<br />
Gesamtkosten der Teile und der<br />
Umweltbelastung neu bewerten.<br />
Dieser Fokus gibt lokalen Lösungen<br />
den Vorzug, auch wenn Unternehmen<br />
Aufträge bisher aus Kostengründen<br />
ins außereuropäische<br />
Ausland verlagerten. »Ein solches<br />
Reshoring bringt deutlich mehr Vorals<br />
Nachteile, und die europäische<br />
Wirtschaft profitiert mit«, ist Rumpel<br />
überzeugt und zählt die positiven As-<br />
»Die Zulieferindustrie<br />
kann sich nicht aus eigener<br />
Kraft aus dem historischen<br />
Konjunkturtief befreien.«<br />
Hermann Rumpel, Vorsitzender<br />
des Verbands der Deutschen<br />
Drehteile-Industrie<br />
30 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Deutschland<br />
Industrie & Technologie<br />
pekte auf: »Arbeitsplätze<br />
in Europa bleiben<br />
erhalten, wir verhindern<br />
den Abfluss von<br />
Know-how, Lieferketten<br />
werden beherrschbarer,<br />
Produktionsstillstände<br />
unwahrscheinlicher,<br />
Lagerkosten<br />
sinken, und die kürzeren<br />
Wege schonen Klima und Umwelt.<br />
Auch eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />
Lieferanten und Kunden wird<br />
so einfacher und günstiger.«<br />
Hermann Rumpel,<br />
Vorsitzender des Verbands<br />
der Deutschen<br />
Drehteile-Industrie<br />
Foto: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie<br />
kehrswegen und Kommunikationsnetzen,<br />
eine Anpassung<br />
und Angleichung der Steuerpolitik<br />
im europäischen<br />
Umfeld sowie der Abbau<br />
und die Vereinfachung von<br />
bürokratischen Hürden wie<br />
beispielsweise der A1-Bescheinigung<br />
für ins EU-Ausland<br />
reisende Mitarbeiter<br />
oder der Datenschutzgrundverordnung<br />
(DSGVO).<br />
www.drehteileverband.de<br />
•<br />
»Neben einem<br />
Konjunkturprogramm für die<br />
Post-Corona-Zeit brauchen<br />
wir eine neue Industriepolitik<br />
und massive Investitionen in<br />
die Infrastruktur.«<br />
Hermann Rumpel, Vorsitzender<br />
des Verbands der Deutschen<br />
Drehteile-Industrie<br />
Unternehmen müssen sich<br />
breit aufstellen<br />
Darüber hinaus rät Rumpel den Unternehmen<br />
zur Zusammenarbeit. Hier<br />
helfe zum Beispiel der Austausch in<br />
Verbänden. »Die Unternehmen müssen<br />
sich auf ihre Stärken besinnen,<br />
sich breit aufstellen und immer die<br />
Zukunft im Blick behalten«, sagt der<br />
Verbandsvorsitzende. »Es ist wichtig,<br />
die Ausbildung zu intensivieren, damit<br />
auch künftig genug gut geschultes<br />
und motiviertes Fachpersonal zur<br />
Verfügung steht.« Damit Unternehmen<br />
zukünftig schneller und flexibler<br />
reagieren können, empfiehlt Rumpel<br />
auch, die Digitalisierung in der Lieferkette<br />
voranzutreiben.<br />
VDI: Auch die Politik ist gefragt<br />
»Die Zulieferindustrie kann sich nicht<br />
aus eigener Kraft aus dem historischen<br />
Konjunkturtief befreien«, sagt<br />
Rumpel. Deshalb sieht der Drehteileverband<br />
die Politik in der Pflicht und<br />
fordert eine strategische Begleitung<br />
der Industrie. »Neben einem Konjunkturprogramm<br />
für die Post-Corona-Zeit<br />
brauchen wir eine neue Industriepolitik<br />
und massive Investitionen in die<br />
Infrastruktur«, so der Vorsitzende.<br />
Dazu gehören der Ausbau von Ver-<br />
Typische Drehteile: Antriebsachsen im Automobil-Geschäft<br />
Hintergrund<br />
Verband der Deutschen Drehteile-Industrie<br />
Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie mit Sitz in Düsseldorf<br />
wurde im Jahre 1948 gegründet. Zu seinen Schwerpunkten zählen unter<br />
anderem die Themen Sicherheit, Umweltschutz und Qualitätssicherung.<br />
Zum Verband gehören eigenen Angaben zufolge fast 150 Unternehmen.<br />
Durch die Integration in die übergeordneten Verbände Fachverband Metallwaren-<br />
und verwandte Industrien (FMI) und den Wirtschaftsverband<br />
Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) »bieten sich vielfältige Chancen der<br />
verbandlichen Arbeit«, teilt der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie<br />
mit. Ein Beispiel ist die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie, die circa<br />
9000 Zulieferunternehmen mit etwa einer Million Beschäftigten repräsentiert.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
31
Industrie & Technologie<br />
International<br />
Foto: Shutterstock<br />
Das angeschlagene Stahlwerk Ilva im süditalienischen Tarent soll künftig wieder Gewinne einfahren – und das in einem<br />
umweltverträglichen Betrieb.<br />
Neue Hoffnung für Stahlwerk Ilva<br />
ArcelorMittal und der italienische Staat wollen Produktionsstätte<br />
gemeinsam aus der Krise führen<br />
Tarent/Köln. Im süditalienischen Tarent schmückt nach wie vor das vieldiskutierte Stahlwerk Ilva<br />
die Schlagzeilen der Presse. Nach monatelangem Zittern um dessen Zukunft – und damit auch<br />
um die zahlreichen Arbeitsplätze des Standortes – scheint nun endgültig eine feste Vereinbarung<br />
getroffen, die Europas größten Stahlstandort aus der Schieflage führen soll.<br />
Von unserem Redakteur Niklas Reiprich<br />
Der 10. Dezember war es, an<br />
dem ArcelorMittal – der aktuelle<br />
Betreiber des Stahlwerks<br />
Ilva – und die regierungseigene Betriebsansiedlungsagentur<br />
Invitalia<br />
eine »öffentlich-private Partnerschaft«<br />
unterzeichneten. Damit wurde<br />
offiziell: Der weltgrößte Stahlkonzern<br />
hat den italienischen Staat als<br />
Mehrheitseigentümer an Bord geholt.<br />
Mit einer Beteiligung von 60 Prozent<br />
ist letzterer in das operative Geschäft<br />
jenes Unternehmens eingestiegen,<br />
welchem in der Vergangenheit schon<br />
mehrere Male das endgültige Aus<br />
prophezeit wurde. Insgesamt fließen<br />
dafür 1,1 Milliarden Euro, heißt es in<br />
einer Pressemeldung von ArcelorMittal,<br />
zu zahlen in zwei Tranchen. Die<br />
erste Zahlung in Höhe von 400 Millionen<br />
Euro soll, vorbehaltlich der kartellrechtlichen<br />
Genehmigung der EU,<br />
bis zum 31. Januar <strong>2021</strong> getätigt werden.<br />
Dadurch erhält Invitalia zugleich<br />
die gemeinsame Kontrolle an dem vor<br />
Ort zuständigen Unternehmen AM<br />
InvestCo Italy. Die zweite Tranche in<br />
Höhe von rund 680 Millionen Euro<br />
wird hingegen fällig, sobald alle Bedingungen<br />
für den Kauf erfüllt sind.<br />
Die Deadline beläuft sich derzeit auf<br />
Mai 2022, zu welchem Zeitpunkt sich<br />
der Anteil Invitalias an AM Invest Co<br />
dann auf 60 Prozent erhöhen soll. Der<br />
Stahlhersteller selbst will bis zu 70 Millionen<br />
Euro investieren, um einen Teil<br />
der Kontrolle – nach eigenen Angaben<br />
sind das 40 Prozent – zu halten.<br />
Anlagen zur Dekarbonisierung<br />
im Fokus<br />
Auch auf einen neuen Industrieplan<br />
haben sich beide Unternehmen bereits<br />
geeinigt. Demnach sehen sie unter<br />
anderem Investitionen in kohlenstoffärmere<br />
Technologien zur Stahlerzeugung<br />
vor, darunter den Bau eines<br />
Elektrolichtbogenofens (EAF) mit einer<br />
Kapazität von 2,5 Millionen Tonnen<br />
pro Jahr. Zudem umfasst das Modernisierungspaket,<br />
das in erster Linie<br />
auf die Umweltverträglichkeit des<br />
Werks abzielt, auch den Bau einer<br />
Direktreduktionsanlage (DRI). Bis<br />
2025, so lautet das Ziel, wollen die<br />
Partner die Produktion auf acht Millionen<br />
Tonnen pro Jahr erhöhen. Gelingen<br />
soll dies etwa durch eine Reihe<br />
öffentlicher Unterstützungsmaßnahmen<br />
einschließlich einer staatlich finanzierten<br />
Beschäftigungsförderung.<br />
Mitarbeiter dürfen mit<br />
Übernahme rechnen<br />
Im Rahmen der neuen Vereinbarung,<br />
heißt es seitens Invitalia, sollen die<br />
insgesamt 10 700 im Werk beschäftigten<br />
Mitarbeiter übernommen werden.<br />
Zuvor – noch unter alleiniger<br />
Führung – hatte ArcelorMittal geplant,<br />
knapp die Hälfte der Arbeitsplätze<br />
als Bedingung für die Fortsetzung<br />
der Produktion abzubauen. Ein<br />
entsprechendes Echo löste im vergangenen<br />
Sommer unter anderem ein<br />
24-stündiger Streik aus, durch welchen<br />
sich die zunehmend besorgten<br />
Mitarbeiter eine Stimme verschaffen<br />
wollten. Unterstützung erhielten sie<br />
von Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri,<br />
der den angekündigten Kahlschlag<br />
als »inakzeptabel« bezeichnete.<br />
Das Unternehmen müsse sich seiner<br />
Verantwortung bewusst werden,<br />
betonte er Medienberichten zufolge<br />
im Gespräch mit Gewerkschaftsvertretern.<br />
•<br />
32 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
International<br />
Industrie & Technologie<br />
Projekt »Hybrit« macht Fortschritte<br />
Joint Venture arbeitet an Erzeugung fossilfreien Stahls<br />
Raahe/Luleå/Köln. Seinen<br />
CO 2 -Emissionen hat der<br />
schwedische Stahlhersteller<br />
SSAB den Kampf angesagt.<br />
Mit einer vielversprechenden<br />
Vorstudie knüpft der Konzern<br />
an das Hybrit-Projekt an.<br />
Von unserem Redakteur<br />
Niklas Reiprich<br />
Seinem Ziel, bis 2045 ohne den<br />
Einsatz fossiler Brennstoffe zu<br />
produzieren, ist SSAB eigenen<br />
Angaben zufolge einen weiteren<br />
Schritt näher gekommen: Vor Kurzem<br />
hat der Konzern eine Vorstudie zum<br />
Projekt »Energy4Hybrit« abgeschlossen.<br />
Darin untersucht der schwedische<br />
Stahlhersteller fossilfreie Energiequellen,<br />
um fossile Brennstoffe in diversen<br />
Produktionsprozessen neben der Roheisenerzeugung<br />
– etwa dem Walzen<br />
– zu ersetzen.<br />
Bio-Komponenten sollen<br />
fossile Brennstoffe ersetzen<br />
Als Referenz diente das SSAB-Werk im<br />
finnischen Raahe. Dort ist es nach Angaben<br />
des Konzern möglich, »einen<br />
erheblichen Teil des fossilen Brennstoffverbrauchs<br />
durch biobasierte<br />
Komponenten zu ersetzen«. Die Erkenntnis<br />
basiert auf der Zusammenarbeit<br />
mit diversen wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen und Industrievertretern.<br />
Die Universität Oulu und das Technische<br />
Forschungszentrum Finnland VTT<br />
etwa untersuchten und modellierten<br />
als Teil der Vorstudie alle Energieflüsse<br />
im Werk. Die Energieunternehmen Gasum,<br />
Neste und St1 betrachteten den<br />
Einsatz und die Verfügbarkeit von alternativen<br />
Energiequellen. Unterstützung<br />
erhielt das Konsortium von der<br />
Mittels der hier abgebildeten Pilotanlage wollen die Hybrit-Projektpartner künftig<br />
verschiedene Tests zur Verwendung von Wasserstoff bei der direkten Reduktion von<br />
Eisenerz durchführen.<br />
Regierungsorganisation Business Finland.<br />
»Auf Grundlage der gesammelten<br />
Ergebnisse wollen wir nun in Folgeprojekten<br />
technische Lösungen entwickeln«,<br />
so Harri Leppänen, Direktor<br />
für Umwelt und Sicherheit im Unternehmen.<br />
Erprobt würden diese auch<br />
weiterhin in Raahe, die Planung sei<br />
bereits im Gange. Auch dann liege der<br />
Fokus auf den nach der Eisenerzreduktion<br />
verbleibenden CO 2 -Emissionen,<br />
die bei zahlreichen anderen Stahlproduktionsprozessen<br />
entstehen. Laut<br />
Unternehmen handelt es sich dabei um<br />
etwa zehn Prozent der betrieblichen<br />
Gesamtemissionen. Für den Löwenanteil,<br />
rund 90 Prozent, sei hingegen die<br />
Roheisenerzeugung verantwortlich.<br />
»Weltweit einzigartige«<br />
Pilotanlage errichtet<br />
Seit 2<strong>01</strong>6 kooperieren SSAB, die Bergwerkgesellschaft<br />
LKAB und der Energiekonzern<br />
Vattenfall im Rahmen des Projekts<br />
»Hybrit« (Hydrogen Breakthrough<br />
Ironmaking Technology), um an der<br />
Dekarbonisierung der schwedischen<br />
und finnischen Stahlindustrie zu arbeiten.<br />
Das Projektziel ist es, den Werkstoff<br />
in diesen Ländern bis 2035 gänzlich<br />
ohne fossile Brennstoffe zu produzieren.<br />
Damit will Hybrit dazu beitragen,<br />
Schwedens CO 2 -Ausstoß um zehn Prozent<br />
und den Finnlands um sieben Prozent<br />
zu verringern. Im Spätsommer des<br />
vergangenen Jahres haben die Unternehmen<br />
eine nach eigenen Informationen<br />
»bislang weltweit einzigartige«<br />
Pilotanlage zur Herstellung von fossilfreiem<br />
Eisenschwamm im schwedischen<br />
Luleå in Betrieb genommen.<br />
Die Projektpartner wollen in mehreren<br />
Schritten verschiedene Tests zur<br />
Verwendung von Wasserstoff bei der<br />
direkten Reduktion von Eisenerz (DRI)<br />
durchführen. Der Energieträger selbst<br />
soll dabei in der Pilotanlage durch<br />
Elektrolyse von Wasser mit fossilfreiem<br />
Strom erzeugt werden. Das bedeutet,<br />
dass der Prozess gewöhnliches Wasser<br />
anstelle von Kohlendioxid emittiert.<br />
Zwischen 2020 und 2024 soll zu diesem<br />
Zweck zunächst Erdgas und dann Wasserstoff<br />
verwendet werden, um die<br />
Produktionsergebnisse vergleichen zu<br />
können. Der Projektrahmen beinhaltet<br />
zudem, fossiles Öl in einer der bestehenden<br />
Pelletanlagen von LKAB in<br />
Malmberget in einem Testzeitraum bis<br />
<strong>2021</strong> durch Bioöl zu ersetzen. •<br />
www.ssab.de<br />
Foto: SSAB/Åsa Bäcklin<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
33
Industrie & Technologie<br />
Branche im Fokus<br />
Foto: Shutterstock<br />
Schraubendreher gehören zum Kernsortiment der deutschen Werkzeugindustrie.<br />
Werkzeugindustrie: Erholung in<br />
schwierigem Umfeld<br />
Unsichere Exportsituationen beunruhigen die Branche /<br />
FWI-Geschäftsklima zeigt Verbesserung<br />
Auch vor der deutschen Werkzeugindustrie macht der konjunkturell dramatische Jahresverlauf<br />
keinen Halt. So zeigt eine aktuelle Umfrage des Fachverbandes Werkzeugindustrie (FWI) für den<br />
Zeitraum Januar bis September 2020 hohe Rückgänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.<br />
Von unserem Redakteur Niklas Reiprich<br />
Bei den Inlandsaufträgen meldeten<br />
47 Prozent der Unternehmen<br />
einen Einbruch um<br />
mehr als 10 Prozent, bei den Aufträgen<br />
ins Ausland waren es 51 Prozent.<br />
»Auch wenn die Beurteilungen der<br />
aktuellen Situation von Monat zu Monat<br />
abhängig von den jeweiligen Zielbranchen<br />
besser ausfallen, können<br />
diese Einbußen bis zum Jahresende<br />
2020 nicht mehr kompensiert werden«,<br />
kommentierte FWI-Geschäftsführer<br />
Stefan Horst die Lage am Ende<br />
des vergangenen Jahres.<br />
Stimmung hellt sich auf<br />
Dennoch scheint der Corona-Tiefpunkt<br />
überwunden – das FWI-Geschäftsklima<br />
ist im September nunmehr im vierten<br />
Monat in Folge insgesamt mehr als 70<br />
Punkte angestiegen und liegt bei -4,1<br />
Punkten. Der Tiefpunkt lag im April<br />
2020 bei -77 Punkten. »Die Kurve zeigt<br />
noch einen V-förmigen Verlauf«, so<br />
Horst. Der Trend sei bereits durch den<br />
seit Mai 2020 positiven Saldo der Erwartungen<br />
in den FWI-Umfragen vorausgesagt<br />
worden. »Im Vergleich<br />
dazu«, erklärt der Verbandschef, »dauerte<br />
es während der Finanzkrise<br />
2008/2009 fast ein Jahr, bis das FWI-Geschäftsklima<br />
nach einem ähnlichen<br />
tiefen Fall wie 2020 wieder die neutrale<br />
Nulllinie erreicht hatte«. Die positiven<br />
Erwartungen in den vergangenen<br />
Monaten haben sich Horst zufolge<br />
in einer verbesserten Einschätzung der<br />
aktuellen Situation niedergeschlagen<br />
und sich somit bewahrheitet. Demnach<br />
hat sich der Saldo der Beurteilungen<br />
der aktuellen Situation seit August<br />
2020 erneut um 7 Punkte verbessert<br />
und liegt nun bei -13 Punkten. Im Sep-<br />
34 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Branche im Fokus<br />
Industrie & Technologie<br />
tember hätten nur noch<br />
24,6 Prozent der Unternehmen<br />
die aktuelle<br />
Lage als »unbefriedigend«<br />
beurteilt. Auch<br />
der Anteil der Werkzeughersteller<br />
mit Kurzarbeit<br />
sei in dem aktuellen<br />
Berichtszeitraum von<br />
zwischenzeitlich 70 auf<br />
etwa 51 Prozent gefallen.<br />
Fachmessen werden vermisst<br />
Trotz der positiven Entwicklung weist<br />
der FWI darauf hin, dass die Krise noch<br />
nicht überstanden sei. Schließlich seien<br />
die Erwartungen der Unternehmen<br />
an die künftige Geschäftsentwicklung<br />
im September wieder schlechter als im<br />
Vormonat gewesen. Nur noch 20,6<br />
Prozent der Unternehmen erwarten<br />
dem FWI zufolge eine Konjunkturerholung<br />
in den nächsten sechs Monaten.<br />
Über 60 Prozent erwarten keine<br />
Veränderungen und rund 18 Prozent<br />
rechnen mit einer Verschlechterung<br />
der Geschäftslage. »Hierzu tragen sicher<br />
auch weitere Verunsicherungen<br />
durch politische Einflüsse in wichtigen<br />
Exportmärkten wie den USA und<br />
Großbritannien bei«, meint Horst.<br />
Auch fehle mit den 2020 ausgefallenen<br />
oder verschobenen Fachmessen<br />
ein wichtiges Marketinginstrument.<br />
So wurde etwa die Eisenwarenmesse<br />
in Köln abgesagt, auf welcher der FWI<br />
traditionell breite Präsenz zeigt. Für<br />
das vergangene Jahr hätten diese<br />
Wege der Kundenansprache vor allem<br />
jene kleineren Unternehmen vermisst,<br />
»die oft nicht in der Lage sind, eigene<br />
Angebote wie Hausmessen erfolgreich<br />
durchzuführen«, berichtet<br />
Horst. Zudem sei die konjunkturelle<br />
Situation der Unternehmen<br />
stark von der Situation in den<br />
jeweiligen Zielbranchen bestimmt.<br />
Besonders litten aktuell<br />
und mittelfristig Werkzeughersteller,<br />
die sich auf die Automobil-<br />
und Luftfahrtbranche spezialisiert<br />
haben. »Zulieferer des Handwerks<br />
Stefan Horst, Geschäftsführer<br />
des<br />
Fachverbands Werkzeugindustrie<br />
(FWI)<br />
Foto: FWI<br />
und der Bauwirtschaft halten sich dagegen<br />
besser«, fügt Horst<br />
hinzu.<br />
US-Strafzölle wirken<br />
weiterhin belastend<br />
Nach Hochrechnungen des<br />
FWI erreichten die Werkzeugausfuhren<br />
im Jahr<br />
2<strong>01</strong>9 noch den Wert von<br />
rund 4 Milliarden Euro und<br />
lagen damit um 1 Prozent<br />
höher als im Vorjahr. Die<br />
Werkzeugeinfuhren hingegen<br />
beliefen sich im Jahr 2<strong>01</strong>9 auf 2,4<br />
Milliarden Euro und überstiegen das<br />
Vorjahresniveau um 2,8 Prozent. Im<br />
ersten Halbjahr 2020 gingen sie um 10<br />
Prozent zurück. Vor allem aufgrund<br />
der Pandemie hätten die Ausfuhren<br />
im ersten Halbjahr 2020 den Vorjahreswert<br />
um 13 Prozent unterschritten,<br />
teilt der Verband mit. Die Exporte in<br />
das für die Mitglieder des FWI wichtigste<br />
Ausfuhrland, die USA, sind<br />
demnach im ersten Halbjahr 2020 um<br />
15 Prozent zurückgegangen. Im Vergleichszeitraum<br />
2<strong>01</strong>9 seien diese noch<br />
um 10 Prozent gestiegen. Maßgeblich<br />
an dieser Entwicklung beteiligt sind<br />
laut FWI die seit Oktober 2<strong>01</strong>9 eingeführten<br />
Strafzölle der USA auf einige<br />
Kernsortimente wie Zangen, Schraubendreher<br />
und Äxte. Damit hatten die<br />
USA im Oktober des vergangenen<br />
Jahres auf die EU-Subventionen für<br />
den Flugzeughersteller Airbus reagiert,<br />
die von der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) als unzulässig erklärt<br />
»Die Verhängung<br />
der Strafzölle gegen Branchen,<br />
die von der Subventionierung<br />
von Airbus durch die EU nicht<br />
profitiert haben, verstößt gegen<br />
den Geist des freien und<br />
fairen Welthandels.«<br />
Stefan Horst, Geschäftsführer des<br />
Fachverbands Werkzeugindustrie<br />
(FWI)<br />
wurden. Letztere Entscheidung erlaubte<br />
es den USA, die EU-Wirtschaft<br />
mit Strafzöllen zu sanktionieren. »Die<br />
Verhängung der Strafzölle gegen<br />
Branchen, die von der Subventionierung<br />
von Airbus durch die EU nicht<br />
profitiert haben, insbesondere jedoch<br />
deren Beschränkung auf deutsche<br />
Werkzeuge, verstößt gegen den Geist<br />
des freien und fairen Welthandels«,<br />
meint Horst dazu. Er betont, dass die<br />
Zölle zu einem deutlichen Rückgang<br />
der Exporte in die USA sowie zu finanziellen<br />
Einbußen der Werkzeughersteller<br />
geführt hätten, »die angesichts<br />
der sonstigen Unsicherheiten auf den<br />
Märkten und der Pandemie umso<br />
stärker ins Gewicht fallen«. Ein baldiges<br />
Ende der Strafzölle sei aus Sicht<br />
der Werkzeughersteller derzeit nicht<br />
absehbar, sagt der Verbandschef auf<br />
Nachfrage. Mit Blick auf den jüngsten<br />
Wahlausgang in den USA und der bevorstehenden<br />
Präsidentschaftskandidatur<br />
Joe Bidens erwarte er aber, dass<br />
beide Parteien künftig zu konstruktiven<br />
Gesprächen an den Verhandlungstisch<br />
zurückkehrten.<br />
Brexit schafft Unsicherheit<br />
Großbritannien ist nach Verbandsangaben<br />
innerhalb der vergangenen<br />
zehn Jahre von Platz zehn auf Platz<br />
sechs der wichtigsten Exportpartner<br />
für die deutschen Werkzeughersteller<br />
geklettert. Der Anteil von Exportgütern<br />
nach Großbritannien an der Gesamtausfuhr<br />
beträgt demnach 5,2 Prozent.<br />
Im Jahr 2<strong>01</strong>9 seien die Werkzeugexporte<br />
im Vergleich zum Vorjahr um<br />
9,5 Prozent gestiegen und hätten einen<br />
Wert von 209 Millionen Euro erreicht.<br />
»Dieser Anstieg ist zum Teil<br />
damit zu erklären, dass die Unternehmen<br />
die dortigen Lagerbestände<br />
erhöht haben, um Abwicklungsprobleme<br />
nach einem ungeordneten<br />
Brexit zu überbrücken«, erklärt<br />
Horst. Im ersten Halbjahr<br />
2020 seien die Ausfuhren nach<br />
Großbritannien um 23 Prozent<br />
gesunken – und damit deutlicher<br />
als die gesamten Ausfuhren. •<br />
www.werkzeug.org<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
35
Anwender<br />
Baubranche<br />
Foto: Shutterstock<br />
Elektro-Wagen an der Ladestation: Jedes fünfte derzeit in Deutschland neu zugelassene Auto ist nach Informationen des VDA<br />
ein Elektrofahrzeug.<br />
Interesse am Auto wächst weiter<br />
VDA präsentiert fünf aktuelle Studien im Überblick<br />
Berlin. Mehr als 80 Prozent der Deutschen wollen laut Verband der Automobilindustrie (VDA)<br />
nicht auf ein eigenes Auto verzichten. Ein ähnlicher Trend zeigt sich demnach in Europa, den USA<br />
und China. Auch der Millennial-Generation ist ein eigenes Auto zunehmend wichtiger.<br />
Der weiterhin sehr starke<br />
Wunsch nach dem eigenen<br />
Auto wird auch durch die<br />
Pkw-Neuzulassungszahlen in Deutschland<br />
bestätigt: Nach einem Corona-bedingten<br />
Markteinbruch bis zur<br />
Mitte des Jahres 2020 kamen in den<br />
drei Monaten September, Oktober<br />
und November insgesamt rund<br />
830000 neue Pkw auf die Straße. Das<br />
liegt sogar leicht über dem Volumen<br />
des Vorjahresniveaus«, betont<br />
VDA-Präsidentin Hildegard Müller.<br />
Mehr Geld für den Neuwagen<br />
Dem Online-Marktplatz »AutoScout<br />
24« zufolge ist für die meisten Deutschen<br />
das eigene Auto nicht nur unentbehrlich<br />
und wird höchst ungern<br />
verliehen. Bei der Neuanschaffung ist<br />
die hohe Wertschätzung ebenfalls<br />
messbar. So planen 56 Prozent der<br />
Deutschen, mehr Geld für Qualitäts-,<br />
Sicherheits- oder Umweltaspekte bei<br />
einem neuen Fahrzeug auszugeben.<br />
Dazu passt, dass die<br />
Käufer in Deutschland<br />
bereit sein sollen, mehr<br />
Geld für ihren Neuwagen<br />
zu zahlen. Laut einer<br />
Marktanalyse des<br />
CAR Center Automotive<br />
Research-Instituts ist der<br />
durchschnittliche Listenpreis<br />
in den ersten acht<br />
Monaten 2020 auf<br />
37 710 Euro gestiegen,<br />
ein Plus von 8 Prozent<br />
Hildegard Müller,<br />
Präsidentin des Verbandes<br />
der Automobilindustrie<br />
(VDA)<br />
gegenüber dem Vorjahr – und laut<br />
Studie der höchste Anstieg seit mehr<br />
als zehn Jahren. Wesentlich getrieben<br />
wird der große Anstieg der Durchschnittspreise<br />
durch das Verhalten der<br />
Autokäufer, hochwertigere Produkte<br />
zu erwerben, so die Analyse der Studie.<br />
Übrigens: Der Listenpreis für E-Modelle<br />
soll im Schnitt noch einmal<br />
Foto: VDA<br />
10 000 Euro höher gelegen<br />
haben.<br />
Boom bei E-Autos<br />
Bei den E-Autos erlebt<br />
Deutschland laut VDA gerade<br />
einen regelrechten<br />
Boom: Im November verfünffachten<br />
sich demnach<br />
die Neuzulassungen von<br />
E-Autos gegenüber dem<br />
Vorjahresmonat. Jedes<br />
fünfte derzeit in Deutschland<br />
neu zugelassene Auto sei ein<br />
Elektrofahrzeug.<br />
Wie eng die Beziehung zwischen<br />
dem Pkw-Halter und seinem eigenen<br />
Auto ist, hat vor kurzem der Autodaten-Spezialist<br />
»Deutsche Automobil<br />
36 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Baubranche<br />
Anwender<br />
Treuhand (DAT)« untersucht. »Das<br />
Ergebnis widerlegt die oft formulierte<br />
These, wonach den Menschen<br />
das eigene Auto weniger wichtig<br />
sei«, teilt der VDA mit. Das Gegenteil<br />
sei der Fall. Die Untersuchung<br />
habe ergeben, dass für 92<br />
Prozent aller Fahrzeugbesitzer<br />
der Wagen immer in einwandfreiem<br />
technischem Zustand sein<br />
müsse. Vier von zehn Befragten ließen<br />
kleinere Roststellen und Kratzer<br />
sofort beseitigen. Und gut jeder Vierte<br />
(28 Prozent) habe seinen Pkw so<br />
liebgewonnen, dass eine Reparatur<br />
sogar dann in Erwägung gezogen<br />
werde, wenn sich diese wirtschaftlich<br />
eigentlich nicht rechne. Das sei ein<br />
Indiz für die hohe emotionale Bindung<br />
an das eigene Auto.<br />
Auch der »Mobility Consumer Index«<br />
der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Ernst & Young (EY) für das vergangene<br />
Jahr kommt in einer Befragung<br />
von mehr als 3 300 Konsumenten<br />
in neun Ländern (China, Deutschland,<br />
Indien, Italien, Singapore, Süd-Korea,<br />
Schweden, Großbritannien und USA)<br />
zu dem Ergebnis, dass das eigene<br />
Auto der neue Trend ist. Fast ein Drittel<br />
derjenigen, die kein eigenes Auto<br />
besitzen, beabsichtigt demzufolge<br />
den Autokauf in den nächsten sechs<br />
Monaten. Und von diesen würden<br />
sich wiederum fast 30 Prozent für ein<br />
Elektroauto (Elektroauto mit Batterie<br />
oder Hybrid) entscheiden. Als Haupt-<br />
»Der weiterhin sehr<br />
starke Wunsch nach dem<br />
eigenen Auto wird auch<br />
durch die Pkw-Neuzulassungszahlen<br />
in Deutschland<br />
bestätigt.«<br />
Hildegard Müller, Präsidentin<br />
des Verbandes der<br />
Automobilindustrie (VDA)<br />
gründe für die Kaufbereitschaft gäben<br />
die Menschen die Folgen der CO-<br />
VID-19 Pandemie an, heißt es.<br />
Millenials sorgen für hohe<br />
Nachfrage<br />
Die EY-Studie kommt zu dem Schluss,<br />
dass insbesondere die Millennials-Generation,<br />
also die 24- bis 39-Jährigen,<br />
in den nächsten sechs Monaten weltweit<br />
für eine hohe Pkw-Nachfrage<br />
sorgen werden. 45 Prozent aller<br />
Erstautokäufer werden der Umfrage<br />
zufolge der jüngeren Generation angehören.<br />
»Die Ergebnisse aller<br />
Studien beweisen, dass wir<br />
eine Diskussion zur Mobilität<br />
der Zukunft brauchen, die sich<br />
an den Lebenswirklichkeiten<br />
und den Bedarfen der Menschen<br />
orientiert.«<br />
Hildegard Müller, Präsidentin<br />
des Verbandes der<br />
Automobilindustrie (VDA)<br />
Auch die Corona-Pandemie und<br />
ihre Folgen verändern das Mobilitätsverhalten<br />
der Menschen und verstärken<br />
das Interesse am eigenen Auto.<br />
Einer Umfrage des Unternehmensberaters<br />
McKinsey zufolge halten nur 12<br />
Prozent der Deutschen die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel derzeit für ein<br />
sicheres Umfeld. Das eigene Auto<br />
liegt mit 80 Prozent mit großem Vorsprung<br />
an der Spitze.<br />
Sicherstes Verkehrsmittel in<br />
Pandemiezeiten<br />
Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />
kommt AutoScout24: Vier von fünf<br />
Deutschen (82 Prozent) würden<br />
aufgrund von Corona derzeit sogar<br />
unter keinen Umständen auf das eigene<br />
Auto verzichten wollen – die<br />
Mehrheit möchte es derzeit noch<br />
nicht einmal verleihen. Dies geht aus<br />
einer großangelegten Umfrage unter<br />
knapp 6 000 Nutzern von Auto-<br />
Scout24 in Deutschland, Österreich,<br />
Italien, Belgien und den Niederlanden<br />
hervor. Demnach wird das<br />
eigene Auto aufgrund der Pandemie<br />
als das sicherste Verkehrsmittel<br />
erachtet, um sich vor einer<br />
Infektion zu schützen – ein europaweiter<br />
Trend also, heißt es.<br />
Die oben erwähnte McKinsey-<br />
Studie beschränkt sich nicht nur auf<br />
Deutschland, sondern ist international<br />
angelegt: Sie umfasst die USA, China,<br />
Japan, Großbritannien, Deutschland,<br />
Italien und Frankreich. Das Ergebnis<br />
insgesamt: 80 Prozent der Befragten<br />
setzen auf das Auto, lediglich 8 Prozent<br />
auf »Public Transport«. Der Trend<br />
ist offenbar weltweit zu beobachten.<br />
Klarer Trend hin zum Auto<br />
Ähnlich wie McKinsey sieht auch EY<br />
einen klaren Trend hin zum Auto: So<br />
sagen mehr als drei Viertel (78 Prozent)<br />
der Befragten, dass sie in einer<br />
Post-Corona-Zeit das Auto noch stärker<br />
für Reisen nutzen werden. Und<br />
von dieser Gruppe sind gut die Hälfte<br />
(52 Prozent) »Millennials«. Die steigende<br />
Nachfrage wird laut EY vor allem<br />
von China und Indien getrieben:<br />
90 Prozent der Befragten in China<br />
wollen ihr Auto stärker nutzen, in Indien<br />
sind es 85 Prozent. Deutschland<br />
folgt mit 81 Prozent dicht dahinter.<br />
Hildegard Müller unterstreicht:<br />
»Die Ergebnisse aller Studien beweisen,<br />
dass wir eine Diskussion zur Mobilität<br />
der Zukunft brauchen, die sich<br />
an den Lebenswirklichkeiten und den<br />
Bedarfen der Menschen orientiert. In<br />
Städten gilt dies genauso wie in den<br />
ländlichen Räumen. Die Konzepte für<br />
eine Mobilität der Zukunft müssen<br />
die verschiedenen Interessen und<br />
Perspektiven berücksichtigen − nur<br />
so lässt sich auch ein Erfolg bei der<br />
Erfüllung der Klimaschutzziele erreichen.«<br />
•<br />
www.vda.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
37
Special<br />
Stahlbau<br />
Fotos (4): Messe München<br />
Vom 13. Bis zum 15. Januar lockte die BAU ONLINE mit mehr als 1 300 Live-Präsentationen und 3 500 »1:1«-Gesprächen.<br />
BAU ONLINE: Starke Inhalte<br />
sorgten für starke Beteiligung<br />
Fachmesse für Architektur, Materialien und Systeme überzeugte durch<br />
Themensetzung am Puls der Zeit<br />
München. Am 13. Januar startete die BAU ONLINE mit mehr als 230 Ausstellern aus 28 Ländern,<br />
die über drei Tage mehr als 1 300 Live-Präsentationen und 3 500 »1:1«-Gespräche anboten. Ein<br />
vielfältiges Konferenzprogramm mit 31 Foren wurde in drei Zeitzonen ausgestrahlt. Der »stahlmarkt«<br />
läßt die Highlights des Programms Revue passieren.<br />
Das Programm bestand aus drei<br />
Säulen: Forum Zukunft des<br />
Bauens, BAU TV und Studio<br />
Berlin.<br />
Forum Zukunft des Bauens<br />
Experten diskutierten die Folgen von<br />
Corona auf Architektur und Baubranche,<br />
Wege zu ausreichend bezahlbarem<br />
Wohnraum sowie zu klimaneutralen<br />
und -resilienten Gebäuden.<br />
Zudem wurden Lösungen aufgezeigt,<br />
wie Ressourcen wiederholt genutzt<br />
werden können und auch, wie digitalen<br />
Plan- und Entwurfswerkzeugen zu<br />
einer größeren Durchdringung verholfen<br />
werden kann.<br />
Verändert Corona das Bauen von Morgen?<br />
Umdenken oder einfach »weiter<br />
so«? Das war das Thema des ersten<br />
Schwerpunkts, »Die Baubranche nach<br />
Corona«, am 13. Januar, die unter anderem<br />
zehn Perspektiven aus der Generalplanung<br />
bot. Dem Thema entsprechend<br />
wurde auch ein Fokus auf<br />
Gesundheitsbauten gelegt.<br />
Das Recylinghaus stand im Mittelpunkt<br />
des Beitrags »Ressourcen und<br />
Recycling« am 14. Januar, der Impulse<br />
gab, Architektur neu zu denken und<br />
zirkuläre Lösungen entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette aufzeigte.<br />
Technologien, die in den nächsten<br />
drei bis fünf Jahren Realität werden<br />
könnten, präsentierte der Ausblick<br />
»Facing the Future« am 15. Januar.<br />
Kontrollierte Komplexität, Energiemanagement<br />
sowie Bauen mit Holz und<br />
mit Papier zählten zu den Themen.<br />
BAU TV<br />
In Fünf-Minuten-Beiträgen des interaktiven<br />
Programms wurden kurz und<br />
prägnant Fallstudien und Beispiele für<br />
bewährte Verfahren vorgestellt sowie<br />
in Live-Talks vielfältige inspirierende<br />
Einblicke gewährt.<br />
»Die Krise als Chance für den Wandel!«<br />
gab am 13. Januar unter anderem<br />
Einblicke in Klimaneutralität, Digitale<br />
Transformation und Kreislaufwirtschaft.<br />
38 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Stahlbau<br />
Special<br />
Das vielseitige Konferenzprogramm umfasste 31 Foren<br />
und wurde in drei Zeitzonen ausgestrahlt.<br />
Ein Bild aus der Vor-Corona-Zeit: Abendveranstaltung im Rahmen<br />
der BAU 2<strong>01</strong>9 im BMW-Pavillion. Dennoch bot die BAU ONLINE<br />
ebenfalls viele Möglichkeiten der Kommunikation und des Austauschs<br />
– wenngleich etwas anderer Art.<br />
Wie werden wir in Zukunft Planen<br />
und Bauen? Wie verändern Digitalisierung<br />
und Technologiewandel die<br />
Arbeitsweisen? Antwort auf diese Fragen<br />
gab der Beitrag »Die Digitalisierung<br />
des Bauwesens – Lösungen für<br />
die Zukunftsfähigkeit der Branche«<br />
am 14. Januar.<br />
Im »Digital Village« traten am 15.<br />
Januar die acht Start-ups Concular,<br />
Cosuno, INZEPT3D, Planstack, Spacific,<br />
urbanistic, Visoplan und VOXELGRID<br />
in einem Wettbewerb gegeneinander<br />
an. Die Zuschauer wählten den Sieger<br />
via Online-Voting.<br />
Studio Bund – Live aus Berlin<br />
Von Innovationspotenzialen durch<br />
Künstliche Intelligenz über die Frage,<br />
wie die Baubranche zur Energie- und<br />
Ressourcenwende beitragen kann bis<br />
hin zu Lowtech-Strategien für das<br />
Bauen: Das Studio Bund sendete live<br />
aus Berlin eine reichhaltige Gesprächsreihe<br />
mit aktuellen Ergebnissen aus<br />
der Bauforschung und konkreten Beispielen<br />
aus der Praxis.<br />
Politische Rahmenbedingungen für<br />
die digitale Transformation, Robotik in<br />
der Vorfertigung und auf der Baustelle<br />
sowie Digitales Bauen und Künstliche<br />
Intelligenz waren die Themen des<br />
Programmpunkts »Innovationspotenziale<br />
im Bausektor durch Sensorik, Robotik<br />
und KI« am 13. Januar.<br />
Die Kraft des Miteinanders bei<br />
Großprojekten, Mehrparteienvertragsmodell<br />
im Bundesbau, Rolle der<br />
Versicherungen, Teambuilding – das<br />
alles beleuchtete die Sendung »Kollaboration<br />
– Integrative Projektabwicklung<br />
im Bauwesen« am 13. Januar.<br />
Der Beitrag »Bauen zu Zeiten des<br />
Klimawandels – Experiment und Effizienz«<br />
betrachtete am 14. Januar globale<br />
Naturgefahren und Handlungsfelder<br />
und stellte die Frage, wie fit<br />
Deutschland für den Klimawandel ist.<br />
Die Beteiligung an der BAU ON-<br />
LINE zeigte deutlich, dass der Bedarf<br />
an Information hoch ist. Denn »egal<br />
ob Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft,<br />
Energiewende oder Nachhaltigkeit:<br />
Die aktuelle Situation wirkt als<br />
Beschleuniger längst notwendiger<br />
Transformationsprozesse der deutschen<br />
Bau- und Immobilienwirtschaft«,<br />
unterstrich Thomas Kirmayr<br />
vom Fraunhofer Allianz Bau. •<br />
Auch wenn die Gegenwart beeindruckender Messestände diesmal fehlte – in puncto<br />
Vielfalt und Themensetzung stand die BAU ONLINE früheren Präsenzmessen in<br />
nichts nach.<br />
Einen Nachbericht zur BAU ONLINE<br />
finden Sie in der kommenden »stahlmarkt«-Ausgabe.<br />
https://bau-muenchen.com<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
39
Special<br />
Stahlbau<br />
Ohne Stahl geht’s nicht: 1 800 Tonnen des Werkstoffs fanden beim Bau dieser 219 Meter x 65 Meter<br />
großen Flugzeug-Wartungshalle in Bayern Verwendung.<br />
Foto: CHRISTMANN & PFEIFER<br />
»Der Werkstoff Stahl hat kein<br />
Ressourcenproblem«<br />
Dr. Rolf Heddrich (bauforumstahl) im Interview über Digitalisierung,<br />
Nachhaltigkeit und die Konstruktionsweise der Zukunft<br />
Entgegen vieler anderer Branchen laufen die Geschäfte in der Bauwirtschaft relativ stabil. Wie hat<br />
es die Branche bislang so gut durch die Corona-Krise geschafft? Darüber spricht Dr. Rolf Heddrich,<br />
Geschäftsführer und Sprecher des Vereins »bauforumstahl« im »stahlmarkt«-Interview – und erklärt,<br />
warum Stahl aus dem Baubereich auch künftig nicht wegzudenken sein wird.<br />
Wie ist die Baubranche bislang<br />
durch die Corona-Krise gekommen?<br />
Dr. Rolf Heddrich: Im Vergleich zu anderen<br />
Branchen geht es der Baubranche<br />
sicherlich vergleichsweise gut.<br />
Natürlich gibt es auch hier pandemiebedingte<br />
Einschränkungen, aber es<br />
trifft uns lange nicht so hart wie beispielsweise<br />
die Autoindustrie oder gar<br />
die Tourismusbranche. Vor allem mittelständische<br />
Unternehmen sind dank<br />
eigener Anstrengungen bislang verhältnismäßig<br />
gut durch die Krise gekommen.<br />
Auch Produktion und Lieferketten<br />
laufen trotz der erschwerten<br />
Bedingungen reibungslos weiter.<br />
Aber natürlich wird sich die gesamtwirtschaftliche<br />
konjunkturelle Entwicklung<br />
mittelfristig auch am Bau<br />
abzeichnen.<br />
Die Bauzeiten vieler Projekte betragen<br />
mindestens ein halbes Jahr.<br />
40 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Stahlbau<br />
Special<br />
Ist vor diesem Hintergrund<br />
davon auszugehen,<br />
dass der Branche<br />
die Auswirkungen der<br />
Pandemie erst noch<br />
bevorstehen?<br />
Heddrich: Richtig ist, dass<br />
Bauaufträge der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung<br />
grundsätzlich zeitversetzt<br />
hinterherlaufen.<br />
Das macht ein Einschätzen<br />
der Auswirkungen<br />
zurzeit natürlich auch für<br />
uns schwierig. Insbesondere<br />
im Infrastrukturbereich<br />
besteht ein großer Sanierungs-<br />
und Neubaubedarf, daran hat sich<br />
auch während der Pandemie nichts<br />
geändert. Entscheidend ist jetzt, ob<br />
Bund und Kommunen die richtigen<br />
Weichen stellen, damit Bauprojekte<br />
nicht ins Stocken geraten.<br />
Wie lautet Ihre Konjunkturprognose<br />
für die Baubranche für das<br />
Jahr <strong>2021</strong>?<br />
Heddrich: Unsere aktuelle Konjunkturumfrage<br />
unter unseren Mitgliedsunternehmen<br />
läuft derzeit noch. Zum<br />
Monatsende liegen die Ergebnisse vor.<br />
Welche Themen stehen im Stahlbau<br />
auf der Agenda?<br />
Heddrich: Digitalisierung, Nachhaltigkeit,<br />
faire Vergabeverfahren und<br />
Fachkräftemangel sind sicherlich einige<br />
der Themen, die uns in diesem Jahr<br />
beschäftigen werden. Ein weiterer<br />
Dr. Rolf Heddrich ist<br />
Geschäftsführer<br />
und Sprecher von<br />
»bauforumstahl«,<br />
dem Spitzenverband<br />
für das Bauen mit<br />
Stahl in Deutschland.<br />
Foto: bauforumstahl<br />
Schwerpunkt liegt im Bereich<br />
des Brandschutzes.<br />
Wir müssen endlich mit<br />
dem Vorurteil aufräumen,<br />
dass Stahlbau und Brandschutz<br />
nur schwer miteinander<br />
in Einklang zu bringen<br />
sind. Das Gegenteil ist<br />
der Fall. Immer wieder<br />
stellen wir fest, dass bei<br />
Studierenden, Ingenieuren<br />
und Architekten, aber<br />
auch bei Behörden und<br />
Feuerwehren ein großes<br />
Wissensdefizit in diesem<br />
Bereich besteht. Als Verband<br />
sehen wir daher unsere Aufgabe<br />
darin, durch Wissenstransfer zwischen<br />
Forschung und Praxis Hürden abzubauen.<br />
Deshalb arbeiten wir in zahlreichen<br />
Gremien und Ausschüssen,<br />
die sich mit diesem Thema beschäftigen<br />
und bieten auch eigene Veranstaltungen<br />
und Seminare zu diesem<br />
Thema an.<br />
Die Nachhaltigkeit ist ein Kernthema<br />
der Stahlproduzenten.<br />
Inwieweit gilt das auch für den<br />
Stahlbau?<br />
Heddrich: Wie Sie ganz richtig feststellen,<br />
arbeitet die Stahlindustrie<br />
unter Hochdruck am Thema Nachhaltigkeit.<br />
Ziel ist es, nach Möglichkeit<br />
bis 2050 in allen Stahlerzeugungsverfahren<br />
CO 2 -neutral zu produzieren.<br />
Unsere Reyclingquote liegt heute bereits<br />
bei 88 Prozent zuzüglich 11 Prozent<br />
Wiederverwertung. Jetzt ist es<br />
an der Zeit, dass der Bund das Thema<br />
Nachhaltigkeit auch adäquat würdigt,<br />
das heißt, wir müssen weg von einer<br />
kurzfristig gedachten Preispolitik zugunsten<br />
einer ganzheitlichen Betrachtung<br />
von Bauprojekten.<br />
Nachhaltigkeitsaspekte müssen bereits<br />
bei Ausschreibung und Vergabe<br />
berücksichtigt werden. Wenn wir das<br />
erreichen, hat der europäische Stahlbau<br />
im internationalen Markt automatisch<br />
die Nase vorn.<br />
»Vor allem<br />
mittel ständische<br />
Unternehmen sind dank<br />
eigener Anstrengungen<br />
bislang verhältnismäßig<br />
gut durch die Krise<br />
gekommen.«<br />
Dr. Rolf Heddrich,<br />
bauforumstahl<br />
Welche Möglichkeiten gibt es, die<br />
Ressourcen beim Bauen noch effizienter<br />
zu nutzen?<br />
Heddrich: Wie unser Vorsitzender des<br />
Vorstandes, Stephan Lemgen, kürzlich<br />
sehr treffend gesagt hat: Krisen schaffen<br />
Lerngelegenheiten. Eine dieser<br />
Lerngelegenheiten, die unsere Branche<br />
aktiv nutzt, ist der Ausbau der<br />
Digitalisierung. Wir sind schon lange<br />
Vorreiter in diesem Bereich, aber ak-<br />
Hintergrund<br />
»Stahl ist ökonomisch<br />
und ökologisch einer der<br />
nachhaltigsten und wirtschaftlichsten<br />
Baustoffe<br />
überhaupt.«<br />
Dr. Rolf Heddrich,<br />
bauforumstahl<br />
Sand – der körnige Rohstoff geht zur Neige<br />
Bereits vor gut zwei Jahren warnte die deutsche Baubranche vor Engpässen<br />
bei Sand und Kies inmitten des Immobilienbooms. Das Problem: Nicht<br />
jeder Sand eignet sich für die Herstellung von Beton. So gilt Wüstensand<br />
bislang nicht als Baumaterial, da seine Körner zu glatt sind, um feste Verbindungen<br />
mit Zement zu bilden. Zwar gibt es in Deutschland reichlich<br />
Sand, der sich für die Betonherstellung eignet. Allerdings ist dieser oft<br />
nicht verfügbar, da er beispielsweise unter Naturschutzgebieten, Wohnflächen<br />
oder Straßen liegt. Der Mangel an Sandsorten für die Betonproduktion<br />
begünstigt Preisanstiege, wodurch sich das Bauen verteuert. phi<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
41
Special<br />
Stahlbau<br />
Verbundbau eröffnet neue architektonische Möglichkeiten: Das futuristisch anmutende Bürogebäude »The Squaire«<br />
am Frankfurter Flughafen<br />
tuell kann man da noch einmal von<br />
einem Quantensprung sprechen. Das<br />
betrifft die Abläufe auf den Baustellen<br />
ebenso wie Planung und Erzeugung.<br />
In allen Bereichen wird automatisiert<br />
und verschlankt. Nur so<br />
können wir den Vorsprung der asiatischen<br />
Länder wieder aufholen. Wichtig<br />
ist jetzt, dass auch Kommunen und<br />
Behörden diesen Schritt mit uns gehen<br />
und schnell auf digitale Ausschreibungs-<br />
und Vergabeverfahren<br />
umstellen.<br />
Ohne Stahl läuft nichts im Baubereich.<br />
Was ist der Grund für den<br />
Erfolg der Eisen-Kohlenstoff-Legierung?<br />
Heddrich: Kurz gesagt: Stahl ist ökonomisch<br />
und ökologisch einer der<br />
nachhaltigsten und wirtschaftlichsten<br />
Baustoffe überhaupt. Dank seiner flexiblen<br />
und schlanken Bauweise ist er<br />
überall dort einsetzbar, wo schnelle,<br />
kosteneffiziente und transparente Lösungen<br />
gefragt sind.<br />
Wie wahrscheinlich ist es, dass andere<br />
Materialien zusehends in<br />
Konkurrenz zum bewährten Werkstoff<br />
Stahl treten werden?<br />
Heddrich: Der Baustoff Stahl bietet<br />
einen weiteren, unschlagbaren Vor-<br />
Hintergrund<br />
»Wir müssen<br />
endlich mit dem Vorurteil<br />
aufräumen, dass Stahlbau<br />
und Brandschutz nur<br />
schwer miteinander in<br />
Einklang zu bringen sind.«<br />
Dr. Rolf Heddrich,<br />
bauforumstahl<br />
Die Studie »Potentiale des digitalen Wertschöpfungsnetzes Stahl«<br />
Die 53-seitige Studie beleuchtet die Rolle der Stahlindustrie bei der Digitalisierung<br />
der deutschen Wirtschaft. Sie wurde im Jahr 2<strong>01</strong>7 vom Beratungsdienstleister<br />
IW Consult im Auftrag der Wirtschaftsvereinigung Stahl veröffentlicht.<br />
Darin sollte die Bedeutung der Stahlindustrie für die Gesamtwirtschaft<br />
herausgearbeitet werden. Weitere Ziele der Untersuchung: die<br />
Möglichkeiten des digitalen Wertschöpfungsnetzes Stahl aufzuzeigen sowie<br />
die gegenwärtigen Herausforderungen und Hemmnisse zu benennen.<br />
Die Studie ist online über den folgenden Link einsehbar: www.stahl-online.<br />
de/wp-content/uploads/2<strong>01</strong>7/08/IW_Bericht_Digitalisierung_ Stahl.pdf phi<br />
42 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Stahlbau<br />
Special<br />
teil. Wir haben kein Ressourcenpro-<br />
Produktzyklen und beschleunigte<br />
blem. Mit den Worten des Architek-<br />
Wertschöpfungsprozesse. Die Studie<br />
ten Professor Werner Sobek gespro-<br />
belegt außerdem, dass Kunden mit<br />
chen: »Selbst bei perfekter<br />
Bewirtschaftung des Waldes lassen<br />
sich pro Jahr weltweit bestenfalls<br />
circa 24 Milliarden Tonnen lufttrockenes<br />
Holz gewinnen. Heute wird<br />
allerdings die Hälfte des geschlagenen<br />
Holzes verbrannt. Erhebliche<br />
Mengen an Holz werden darüber hinaus<br />
zur Herstellung von Papier, Kar-<br />
»Auch in Zukunft<br />
bietet die Digitalisierung<br />
uns enorme Chancen,<br />
Prozesse effizienter zu<br />
gestalten.«<br />
Dr. Rolf Heddrich,<br />
bauforumstahl<br />
digitalen Anforderungen aus den genannten<br />
Gründen in Zukunft verstärkt<br />
auf räumliche Nähe setzen<br />
werden.<br />
Wagen wir abschließend einen<br />
Blick in die Kristallkugel: Welche<br />
weiteren Trends werden den Stahlbau<br />
künftig prägen?<br />
tonage oder Cellulose benötigt. Woll-<br />
Heddrich: In Zukunft stärker beschäf-<br />
ten wir jeden neugeborenen Erden-<br />
tigen wird uns sicherlich das Thema<br />
bürger mit einem baulichen Standard<br />
Verbundbau.<br />
versorgen, wie wir ihn in industriali-<br />
schöpfungsnetzes Stahl« (siehe auch<br />
Mit dieser leichten und belastbaren<br />
sierten Ländern wie Deutschland vor-<br />
Hintergrund: Die Studie »Potentiale<br />
Konstruktionsweise verschieben sich<br />
finden, müssten wir pro Sekunde na-<br />
des digitalen Wertschöpfungsnetzes<br />
die Grenzen der architektonischen<br />
hezu 1 300 Tonnen Baustoffe gewin-<br />
Stahl«, Anm. d. Red.). Dort heißt es:<br />
Möglichkeiten hin zu effizienteren<br />
nen und verbauen.«<br />
Aktuell investieren beinahe alle Un-<br />
und extrem belastbaren Konstrukti-<br />
Das ergibt in der Summe eine Bau-<br />
ternehmen der Stahlindustrie in ihre<br />
onslösungen, die sicherlich in Zukunft<br />
Fotos (2): Shutterstock<br />
stoffgewinnung von rund 41 Milliarden<br />
Tonnen pro Jahr. Das heißt, man<br />
benötigt zwei- bis viermal mehr Holz<br />
als zur Verfügung steht, wenn nur<br />
noch in Holz gebaut wird.<br />
digitale Transformation. Und davon<br />
profitieren natürlich auch die Abnehmer<br />
der Stahlindustrie – durch eine<br />
Erweiterung der Produktportfolios,<br />
mehr Innovationsfähigkeit, verkürzte<br />
immer stärker genutzt werden.<br />
Die Fragen stellte Philipp Isenbart.<br />
https://bauforumstahl.de<br />
•<br />
Der Rohstoff Sand wird knapp. Beton<br />
steht damit vor einem echten<br />
Ressourcenproblem (siehe auch Hintergrund:<br />
Sand – der körnige Rohstoff<br />
geht zur Neige, Anm. d. Red.). Stahl<br />
dagegen ist nahezu unendlich recycelbar.<br />
Deswegen müssen nicht dauernd<br />
neue Rohstoffe abgebaut werden.<br />
Und wenn die Stahlhersteller<br />
dann noch CO 2 -neutral produzieren,<br />
gibt es aus meiner Sicht keine Konkurrenz,<br />
die wir fürchten müssten.<br />
Inwieweit wird die Digitalisierung<br />
den Stahlbau verändern?<br />
Heddrich: Der Stahlbau ist wegen der<br />
industriellen Vorfertigung ein Vorreiter<br />
der Digitalisierung. Auch in Zukunft<br />
bietet die Digitalisierung uns<br />
enorme Chancen, Prozesse effizienter<br />
zu gestalten. Und auch die Kunden<br />
der Stahlbauindustrie fordern dies<br />
ein. Deshalb wird die Automatisierung<br />
in den Unternehmen der Stahlbauindustrie<br />
stark gefördert. Dies<br />
belegt auch eine Studie der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahl mit dem Titel<br />
»Potentiale des digitalen Wert-<br />
Die Wüste wächst… Bausand sucht man dort jedoch vergebens. Sonnenuntergang<br />
über den Sanddünen in Death Valley, USA<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
43
Special<br />
Stahlbau<br />
Foto: SÜLZLE Gruppe<br />
Übergabe der Urkunde »CO 2 -neutraler Stahl« (v.l.n.r.): Heinrich und Andreas Sülzle (SÜLZLE Gruppe) sowie David Blickle und<br />
Dr. Sarah Blickle-Fenner, Walter Wager und Reinhold Blickle (Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG)<br />
Erster Bewehrungsstahlhändler<br />
in Deutschland ist CO 2 -neutral<br />
SÜLZLE Stahlpartner liefert »grünen Stahl«<br />
Rosenfeld. Als nach eigenen Angaben erster Bewehrungsstahlhändler in Deutschland bietet die<br />
SÜLZLE Stahlpartner GmbH ihren Kunden die Möglichkeit, »grünen Stahl« zu beziehen. So können<br />
sich Bauherren für Stahl mit neutraler Ökobilanz entscheiden. Für die Erweiterungsbauten des<br />
Unternehmens Blickle liefert SÜLZLE Stahlpartner erstmalig rund 4 000 Tonnen CO 2 -neutralen<br />
Baustahl.<br />
SÜLZLE nimmt die Selbstverpflichtung<br />
zum nachhaltigen<br />
Wirtschaften ernst und hat deshalb<br />
seinen CO 2 -Fußabdruck unter die<br />
Lupe genommen«, teilt die Unternehmensgruppe<br />
aus dem baden-württembergischen<br />
Rosenfeld mit. Klimarelevante<br />
Emissionen seien analysiert,<br />
reduziert und kompensiert worden.<br />
Seit 2020 ist die SÜLZLE Stahlpartner<br />
GmbH demnach ein klimaneutrales<br />
Unternehmen, das nun auch CO 2 -neutralen,<br />
sogenannten »grünen Stahl«<br />
anbietet. »Ein Meilenstein in der Bewehrungsstahlbranche,<br />
denn nachhaltige<br />
Baumaterialien sind gefragter<br />
denn je«, betont SÜLZLE.<br />
Für die modernen Erweiterungsbauten<br />
des Räder- und Rollenspezialisten<br />
Blickle aus Rosenfeld liefert<br />
SÜLZLE Stahlpartner erstmalig rund<br />
4 000 Tonnen CO 2 -neutralen Baustahl.<br />
»Nachhaltiges Bauen ist die Zukunft.<br />
CO 2 -neutraler Stahl ist ein wichtiger<br />
Bestandteil – auch weil Stahl generell<br />
immer wieder recycelt werden kann«,<br />
betonen Heinrich und Andreas Sülzle,<br />
geschäftsführende Gesellschafter der<br />
SÜLZLE-Gruppe. SÜLZLE Stahlpartner<br />
ist nach eigenen Informationen damit<br />
Vorreiter in der Bewehrungsstahlbranche.<br />
Freiwillige CO 2 -Kompensation<br />
durch Klimaschutzprojekte<br />
Das Prinzip: Um bislang unvermeidbare<br />
CO 2 -Belastungen bei Stahl auszugleichen,<br />
kann der Kunde zur Kompensation<br />
Klimaschutzzertifikate erwerben<br />
und sich beim Kauf von<br />
»grünem Stahl« seine Unterstützung<br />
von globalen Projekten und die damit<br />
verbundene Klimaneutralität für den<br />
gekauften Stahl per Urkunde bescheinigen<br />
lassen. Grundlage dafür ist der<br />
zuvor ermittelte CO 2 -Produkt-Fußabdruck.<br />
Globale Kompensationsprojekte<br />
sind zum Beispiel ein Wasserkraft-<br />
»Nachhaltiges Bauen<br />
ist die Zukunft. CO 2 -neutraler<br />
Stahl ist ein wichtiger<br />
Bestandteil – auch weil Stahl<br />
generell immer wieder<br />
recycelt werden kann.«<br />
Heinrich und Andreas Sülzle,<br />
geschäftsführende Gesellschafter<br />
der SÜLZLE-Gruppe<br />
projekt in Uganda, ein Waldaufforstungsprojekt<br />
in Uruguay, ein<br />
Wasseraufbereitungsprojekt in Zimbabwe<br />
sowie ein Photovoltaikprojekt<br />
in Indien. »SÜLZLE denkt dabei nicht<br />
nur regional, sondern weltweit, um die<br />
Zukunft von erneuerbaren Energien<br />
sowie ein nachhaltiges Wachstum in<br />
Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
zu unterstützen«, so der Konzern.<br />
44 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Stahlbau<br />
Special<br />
Hintergrund<br />
Die SÜLZLE-Gruppe<br />
Die Gruppe SÜLZLE ist ein internationales Unternehmen, das in vierter<br />
Generation familiengeführt ist und über 140 Jahre Erfahrung und Tradition<br />
verfügt. Die Gruppe umfasst die sieben Unternehmensbereiche SÜLZ-<br />
LE Stahlpartner, SÜLZLE Nutzeisen, SÜLZLE Hagmeyer, SÜLZLE STAHL<br />
Ehrenfriedersdorf, SÜLZLE KOPF, SÜLZLE KLEIN und SOTRALENTZ<br />
CONSTRUCTION.<br />
SÜLZLE Stahlpartner ist mit 16 eigenen Standorten und seinem Partnerbetrieb<br />
STP Aichach mit zwei Standorten einer der größten Bewehrungsstahlhändler<br />
und Biegebetriebe Deutschlands und steht eigenen Angaben<br />
zufolge in direktem Kontakt mit zahlreichen internationalen Stahlwerken.<br />
Das Unternehmen ist nicht nur Anbieter von maßgeschneiderten<br />
Armierungskörben, Schraubverbindungen und Bewehrungsstahl in allen<br />
Varianten, sondern liefert auch Profilstahl, Rohre und Bleche.<br />
Insgesamt umfasst die SÜLZLE Gruppe rund 1 000 Mitarbeiter mit 23<br />
Standorten in Deutschland und zwei Standorten in Frankreich.<br />
Nachhaltigkeit über vier<br />
Generationen<br />
»Nachhaltigkeit ist in unserer Familie<br />
schon lange ein wichtiges Thema. Wir<br />
werden deshalb Schritt für Schritt den<br />
CO 2 -Fußabdruck der gesamten Unternehmensgruppe<br />
reduzieren. Was man<br />
nicht reduzieren kann, wird kompensiert.<br />
Unser Bestreben ist es, Verantwortung<br />
zu übernehmen, um die 17<br />
Ziele für nachhaltige Entwicklung zur<br />
Erreichung der Agenda 2030 der UN<br />
zu unterstützen«, unterstreichen die<br />
SÜLZLE-Gesellschafter, die das Unternehmen<br />
in vierter Generation führen.<br />
Seit März 2020 unterstützt die SÜLZLE-<br />
Gruppe deshalb die Allianz für Entwicklung<br />
und Klima.<br />
Im neuen Kundenzentrum (rundes<br />
Gebäude im Vordergrund) befinden sich<br />
künftig der Empfangsbereich, zusätzliche<br />
Schulungs- und Besprechungsräume<br />
sowie ein Testzentrum mit Testparcours<br />
für Räder und Rollen.<br />
Fotos (2): Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG<br />
Die Zukunft im Blick<br />
Die Gesellschafter der SÜLZLE-Gruppe<br />
und der Blickle Räder+Rollen GmbH &<br />
Co. KG verbindet nicht nur Familientradition<br />
und unternehmerisches Denken<br />
und Handeln über Generationen.<br />
Auch ein schonender Umgang mit<br />
Ressourcen liegt beiden Unternehmern<br />
am Herzen. Bei einem Pressetermin<br />
Ende des vergangenen Jahres auf<br />
der Baustelle bei Blickle wurde die<br />
erste Belieferung mit CO 2 -neutralem<br />
Bewehrungsstahl der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt.<br />
Blickle schafft Kapazitäten<br />
Der Räder- und Rollenspezialist aus<br />
Rosenfeld wächst weiter und errichtet<br />
an seinem Stammsitz eine neue Polyurethanfertigung.<br />
Zusätzlich wird das<br />
Verwaltungsgebäude mit einem modernen<br />
Kundenzentrum und einer<br />
Mitarbeiterkantine erweitert – eine<br />
der größten Investitionen in der Firmengeschichte.<br />
Der erste Spatenstich<br />
für das neue Fertigungsgebäude erfolgte<br />
im März 2020 und der zweite<br />
für das siebenstöckige Verwaltungsgebäude<br />
im September des vergangenen<br />
Jahres. Bei seinen Neubauten legt<br />
Blickle nicht nur beim Bewehrungsstahl<br />
großen Wert auf Klimaneutralität.<br />
Durch eine hocheffiziente Technik<br />
Hintergrund<br />
Die Blickle-Gruppe<br />
Das Familienunternehmen Blickle<br />
wurde 1953 gegründet und<br />
zählt heute zu den weltweit<br />
führenden Produzenten von<br />
Rädern und Rollen. Das Standard-Produktportfolio<br />
umfasst<br />
nach Unternehmensangaben<br />
mehr als 30 000 Räder-, Lenk-<br />
und Bockrollentypen im Tragfähigkeitsbereich<br />
von 25 bis 50 000<br />
Kilogramm. Darüber hinaus sind<br />
zahlreiche System- und Sonderlösungen<br />
bis 100 Tonnen verfügbar,<br />
die gemeinsam mit Kunden<br />
individuell entwickelt werden.<br />
Am Stammsitz in Rosenfeld arbeiten<br />
circa 800 der insgesamt<br />
etwa 1 100 Mitarbeiter der Unternehmensgruppe.<br />
Neben dem<br />
Stammsitz in Rosenfeld unterhält<br />
Blickle 18 eigene Vertriebsgesellschaften<br />
in Europa, Nordamerika,<br />
Asien und Australien<br />
und exportiert seine Produkte in<br />
mehr als 120 Länder weltweit.<br />
Seit Mitte März 2020 sind bei Blickle die<br />
Bauarbeiten für die neue Polyurethanfertigung<br />
in vollem Gange.<br />
sowie eine intelligente Gebäudehülle<br />
wird der Heiz- und Kühlbedarf sehr<br />
gering gehalten. »Mit den Erweiterungsbauten<br />
setzen wir weiterhin auf<br />
den Standort Rosenfeld und schaffen<br />
Kapazitäten für die Zukunft«, sagt<br />
David Blickle, Mitglied der Blickle-Geschäftsleitung.<br />
www.suelzle-gruppe.de<br />
•<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
45
Special<br />
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Rohr- und Flanschenhersteller<br />
hoffen auf wirtschaftliche Erholung<br />
Corona, Überkapazitäten und Energiepreise setzen der Branche zu<br />
Düsseldorf. Die Rohr- und Flanschenhersteller haben ein hartes Jahr hinter sich: Die Produktion<br />
von Stahlrohren und -flanschen ist drastisch zurückgegangen. Im Exklusivinterview erläutert<br />
Frank Harms, Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre und der Fachvereinigung<br />
Stahlflanschen die Hintergründe dieser Entwicklung und wagt eine vorsichtige Prognose für die<br />
nahe Zukunft.<br />
Wie hat die Corona-Pandemie den<br />
Markt für Stahlrohre und -flansche<br />
beeinflusst?<br />
Frank Harms: Zu Beginn des Jahres<br />
2020 waren die Einschätzungen für<br />
die Entwicklung des Stahlrohr- und<br />
Hintergrund<br />
Stahlrohre und -flansche aus<br />
Deutschland<br />
Die deutschen Stahlrohrhersteller<br />
behaupten sich auf den<br />
Weltmärkten mit nahtlosen,<br />
warmgefertigten Stahlrohren,<br />
»kleinen« geschweißten Stahlrohren<br />
bis 16 Zoll Außendurchmesser,<br />
geschweißten Großrohren<br />
mit Außendurchmessern<br />
über 406,4 Millimetern sowie<br />
nahtlosen und geschweißten<br />
Präzisionsstahlrohren.<br />
Die in Deutschland ansässigen<br />
Hersteller von Stahlflanschen<br />
produzieren geschmiedete, gepresste<br />
oder nahtlos gewalzte,<br />
gebogene und abbrennstumpfgeschweißte<br />
sowie aus Flachstahl<br />
gestanzte, gebrannte oder<br />
aus gewalztem oder geschmiedetem<br />
Stahl durch spanabhebende<br />
Bearbeitung gefertigte<br />
Stahlflanschen.<br />
Flanschenmarktes noch recht optimistisch.<br />
Die konjunkturellen Rahmenbedingungen<br />
waren robust, die Prognosen<br />
zur Entwicklung der<br />
wesentlichen Abnehmerbranchen<br />
gut, die Lagerbestände<br />
insgesamt moderat<br />
und die Rohstoffpreise deuteten<br />
eine stabile bis aufwärts<br />
gerichtete Entwicklung<br />
an. Im Zuge der sich ab<br />
März weltweit auswirkenden<br />
Corona-Pandemie wurden<br />
die wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten jedoch in vielen<br />
Ländern stark reduziert.<br />
Der weltweite Energiebedarf<br />
ging aufgrund der dadurch<br />
geringeren Nachfrage von Verbrauchern<br />
aus den Bereichen Industrie<br />
und Verkehr deutlich zurück. In der<br />
Folge kam es zu einem Überangebot<br />
an Öl und Gas mit entsprechend nachgebenden<br />
Weltmarktpreisen.<br />
Welche Konsequenzen hatte das<br />
für die Rohr- und Flanschenhersteller?<br />
Harms: Da die Stahlrohr- und Flanschenproduktion<br />
nach wie vor zu einem<br />
erheblichen Teil von der Nachfrage<br />
der Energieindustrie – insbesondere<br />
von der Nachfrage der Öl- und Erdgasförderer<br />
und -verarbeiter – bestimmt<br />
wird, kam es in der Folge bei<br />
vielen Rohr- und Flanschenherstellern<br />
zu deutlichen Produktionsrückgängen.<br />
Besonders die Nachfrage der US-Frackingindustrie<br />
nach Ölfeldrohren und<br />
Flanschen brach stark ein. Die drastisch<br />
Frank Harms,<br />
Geschäftsführer der<br />
Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahlrohre und<br />
der Fachvereinigung<br />
Stahlflanschen<br />
gesunkenen Ölpreise<br />
machten diese relativ<br />
teure Fördermethode<br />
unrentabel, sodass die<br />
Förderung vielfach gedrosselt<br />
und teilweise<br />
sogar eingestellt wurde.<br />
Neben den Nachfrageeinbrüchen<br />
in den USA<br />
sind aber auch weltweit<br />
zahlreiche Onshore- und<br />
Offshore-Projekte zeitlich<br />
verschoben oder im<br />
Umfang deutlich reduziert<br />
worden, verbunden<br />
mit signifikanten Bedarfsrückgängen<br />
für Ölfeldrohre. Linepipe-Projekte<br />
waren in ähnlicher Form betroffen –<br />
also von zurückgestellten oder verzögerten<br />
Ausschreibungen –, sodass auch<br />
die Hersteller von Großrohren unter<br />
der schwachen Nachfrage gelitten<br />
haben.<br />
Foto: Frank Harms<br />
»Die deutsche Stahlrohrproduktion<br />
wird<br />
im Jahr 2020 bei unter<br />
zwei Millionen Tonnen liegen.<br />
Im Jahr 2<strong>01</strong>8 wurden in Deutschland<br />
noch mehr als drei Millionen<br />
Tonnen Stahlrohre produziert.«<br />
Frank Harms, Geschäftsführer<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
und Fachvereinigung<br />
Stahlflanschen<br />
46 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Special<br />
Deutschland: Stahlrohrproduktion<br />
EU: Stahlrohrproduktion<br />
Wie war die Lage bei anderen Abnehmerbranchen?<br />
Harms: Die Automobilindustrie strich<br />
ihre Abrufe für Präzisionsstahlrohre<br />
zeitweilig deutlich zusammen, teilweise<br />
wurden über Wochen gar keine<br />
Mengen mehr abgenommen. Übrigens<br />
sind in einem Pkw je nach Modell circa<br />
60 Kilogramm Stahlrohre verbaut. Wie<br />
auch andere Zulieferer standen die<br />
Präzisrohrhersteller dann vor der Frage,<br />
wie mit den Abrufmengen umzugehen<br />
sei, zumal die Stahlindustrie auf<br />
Abnahme der ursprünglich geplanten<br />
Vormaterialmengen drängte.<br />
Auch der Maschinen- und Anlagenbau<br />
nahm vor allem im zweiten Quartal<br />
deutlich geringere Mengen ab als<br />
geplant. Stabil blieb die Nachfrage<br />
aus der Bauindustrie, was aber die<br />
Einbrüche in den anderen Sektoren<br />
bei weitem nicht ausgleichen konnte.<br />
Welchen Einfluss hatte die zeitweilige<br />
Lockerung der pandemiebedingten<br />
Einschränkungen des öffentlichen<br />
Lebens?<br />
Harms: Nachdem im Sommer zunächst<br />
in China und später im Rest der Welt<br />
die coronabedingten Beschränkungen<br />
»Die Produktion von<br />
Stahlflanschen in Deutschland<br />
wird im Jahr 2020<br />
mit 52 000 Tonnen um etwa<br />
zehn Prozent unter dem<br />
Vorjahreswert erwartet.«<br />
Frank Harms, Geschäftsführer<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
und Fachvereinigung<br />
Stahlflanschen<br />
zumindest zeitweilig gelockert und<br />
teilweise sogar wieder aufgehoben<br />
wurden, erholte sich die Industrie<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
47
Special<br />
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Welt: Stahlrohrproduktion nach Rohrsorten<br />
rasch. Dennoch und auch vor dem<br />
Hintergrund der ab Herbst wieder<br />
stärkeren Beschränkungen des öffentlichen<br />
Lebens blieben die Produktionsmengen<br />
insgesamt deutlich unter<br />
den Vorjahreswerten.<br />
Was sind die strukturellen Auswirkungen<br />
der Corona-Pandemie?<br />
Harms: Die Corona-bedingten Verwerfungen<br />
in der Industrielandschaft<br />
blieben nicht ohne strukturelle Folgen.<br />
Die Produktionskapazitäten in<br />
der Stahlrohrindustrie wurden angepasst,<br />
vielfach wurde Kurzarbeit gefahren.<br />
In einigen Fällen wurden<br />
Werksteile temporär stillgelegt, es<br />
fanden jedoch auch endgültige Stilllegungen<br />
und sogar komplette<br />
Werksschließungen statt. Zudem sind<br />
weitere Anpassungen zu erwarten.<br />
Wie hat sich die Stahlrohr- und<br />
Stahlflanschenproduktion in Zahlen<br />
entwickelt?<br />
Harms: Die deutsche Stahlrohrproduktion<br />
wird im Jahr 2020 bei unter<br />
zwei Millionen Tonnen liegen. Im Jahr<br />
2<strong>01</strong>8 wurden in Deutschland noch<br />
mehr als drei Millionen Tonnen Stahlrohre<br />
produziert. In der EU wird die<br />
Produktion von zuvor 14 auf nur noch<br />
elf Millionen Tonnen zurückgehen.<br />
Die weltweite Stahlrohrproduktion<br />
dürfte nach dem in 2<strong>01</strong>9 erreichten<br />
Allzeithoch im Jahr 2020 auf das Niveau<br />
des Jahres 2<strong>01</strong>2 zurückgefallen<br />
sein. Die Produktion von Stahlflanschen<br />
in Deutschland wird im Jahr<br />
2020 mit 52 000 Tonnen um etwa zehn<br />
Prozent unter dem Vorjahreswert erwartet.<br />
Chinas Anteil an der Stahlrohrproduktion im Vergleich zum Rest der Welt<br />
Welche sind zurzeit die größten<br />
Herausforderungen?<br />
48 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Special<br />
Harms: Insgesamt leiden die Märkte<br />
weltweit seit Jahren unter Überkapazitäten,<br />
was sich während den<br />
corona bedingten Nachfragereduzierungen<br />
besonders deutlich auswirkte.<br />
Hersteller in der EU sehen sich zusätzlich<br />
unfairem Wettbewerb aus Drittländern<br />
ausgesetzt. Die große Zahl<br />
bereits bestehender handelspolitischer<br />
Maßnahmen gegen unfaire Einfuhren<br />
aus Drittländern in die EU wie<br />
Antidumpingzölle für Stahlrohre belegt<br />
dies. Untersuchungen zur Fortführung<br />
bestehender Schutzzölle<br />
laufen derzeit für Stahlrohre wie für<br />
vorgelagerte Produkte wie Flachstahl.<br />
Teilweise werden Mitte des Jahres<br />
neue Antidumpingzölle erwartet, diese<br />
könnten je<br />
»Insgesamt leiden<br />
die Märkte weltweit seit<br />
Jahren unter Überkapazitäten,<br />
was sich während den<br />
coronabedingten Nachfragereduzierungen<br />
besonders<br />
deutlich auswirkte.«<br />
Frank Harms, Geschäftsführer<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
und Fachvereinigung<br />
Stahlflanschen<br />
nach Entwicklung<br />
der Einfuhren in die EU im laufenden<br />
Jahr auch rückwirkend wirksam<br />
werden. Bis Juli <strong>2021</strong> bleiben<br />
zudem die im Jahr 2<strong>01</strong>8 von der EU<br />
eingerichteten Schutzzölle gegen<br />
Einfuhren bestimmter Stahl- und<br />
Stahlrohrsorten aus Drittländern in<br />
Kraft. Diese wurden als Antwort auf<br />
die von den USA verhängten Einfuhrschutzzölle<br />
in Kraft gesetzt.<br />
Eine zusätzliche Herausforderung<br />
für die EU-Hersteller sind bereits jetzt<br />
schon im Vergleich zu anderen Ländern<br />
hohe Energiepreise, vor allem<br />
auch in Deutschland. Dieses Problem<br />
wird sich in den nächsten Jahren weiter<br />
verschärfen, wenn die Politik hier<br />
die Weichen nicht richtig stellt. Ein<br />
aktuelles Beispiel sind die in Deutschland<br />
zusätzlich anfallenden Kosten<br />
für direkte und indirekte CO 2 -Emissionen.<br />
Die Corona-Pandemie und<br />
gleichzeitig die Transformation zur<br />
Klimaneutralität zu bewältigen, stellt<br />
auch die Stahlrohr- und Flanschenindustrie<br />
vor große Aufgaben. Die Politik<br />
muss in diesem Zusammenhang<br />
Rahmenbedingungen schaffen, damit<br />
die Industrie nicht überfordert<br />
wird. Neben den Fördermitteln des<br />
Bundes und der EU für erneuerbare<br />
Energien darf die Industrie gerade<br />
jetzt nicht durch hohe Energiekosten<br />
ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen<br />
und damit eine erfolgreiche Transformation<br />
gefährden.<br />
»Im Laufe des ersten<br />
Halbjahres sollten die<br />
Auswirkungen der Corona-<br />
Pandemie abflauen und zu<br />
einer deutlichen wirtschaftlichen<br />
Erholung im zweiten<br />
Halbjahr führen.«<br />
Frank Harms, Gescäftsführer der Wirtschaftsvereinigung<br />
Stahlrohre<br />
und der Fachvereinigung<br />
Stahlflanschen<br />
Wie schätzen Sie die Marktentwicklung<br />
für Stahlrohre und<br />
Stahlflansche im Jahr <strong>2021</strong> ein?<br />
Harms: Im Laufe des ersten Halbjahres<br />
sollten die Auswirkungen der Corona-Pandemie<br />
abflauen und zu einer<br />
deutlichen wirtschaftlichen Erholung<br />
im zweiten Halbjahr führen. Marktberichten<br />
zufolge nimmt die aktuelle<br />
Entwicklung von Rohstoff- und Vormaterialpreisen<br />
sowie eine stark steigende<br />
Tendenz von Frachtraten dies<br />
bereits vorweg. Passend zur wieder<br />
auflebenden Konjunktur bringt die<br />
Fachvereinigung einen neuen DIN-EN-<br />
Flanschenkatalog heraus, in dem alle<br />
Änderungen der einschlägigen Normen<br />
abgebildet sind, die im vergangenen<br />
Jahr erfolgten. <br />
Die Fragen stellte Philipp Isenbart.<br />
•<br />
Hintergrund<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />
Die Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre vertritt die Interessen der deutschen<br />
Stahlrohrindustrie. Internationale Interessen werden über die<br />
Mitgliedschaft im europäischen Dachverband der Stahlrohrindustrie,<br />
European Steel Tube Association (ESTA) abgedeckt. Gegründet wurde<br />
die Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre im Jahr 2009 im Rahmen einer<br />
Fusion von Stahlrohrverband, Fachvereinigung Präzisionsrohrwerke und<br />
Mitgliedern des Verbandes der freien Rohrwerke. Die Verbandsgeschichte<br />
der Gründungsverbände reicht bis an den Anfang des letzten<br />
Jahrhunderts zurück. Vorsitzender des Vorstandes der WV Stahlrohre<br />
ist Dr. Dirk Bissel, Vallourec Deutschland GmbH. Geschäftsführer des<br />
Verbandes ist Frank Harms.<br />
www.wv-stahlrohre.de<br />
Hintergrund<br />
Fachvereinigung Stahlflanschen<br />
In der Fachvereinigung Stahlflanschen<br />
sind Unternehmen organisiert,<br />
deren Produktionsprogramm<br />
Herstellung oder Verarbeitung<br />
von Stahl flanschen und<br />
Ringen umfasst. Die Fachvereinigung<br />
wurde im Jahr 1926 gegründet.<br />
Vorsitzender des Vorstandes<br />
ist Dr. Oliver Schellberg,<br />
Flanschenwerk Bebitz GmbH.<br />
Geschäftsführer der Fachvereinigung<br />
ist Frank Harms.<br />
https://flanschenverband.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
49
Special<br />
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Fotos (2): Shutterstock<br />
Flughafen Schiphol in Amsterdam. Die Flughafenbetreiberin Schiphol Group plant die Verbindung großer Flughäfen per<br />
länderübergreifendem Hyperloop-Netzwerk.<br />
Gemeinsam in die Zukunft der<br />
Hochgeschwindigkeitsreisen<br />
Tata Steel und POSCO entwickeln Stahlkonzepte für Hyperloops<br />
London/Pohang. Die Stahlhersteller Tata Steel in Europa und POSCO aus Südkorea arbeiten<br />
künftig zusammen, um Konzepte für Stähle und Röhrentechnologien für Hyperloop-Projekte auf<br />
der ganzen Welt zu entwickeln. Wie Tata Steel mitteilte, werden die innovativen Stahlkonzepte<br />
verwendet, um einen Hyperloop zu erstellen – eine Röhre, die groß genug ist, um einen Passagier<br />
oder eine Frachtkapsel zu befördern, die mit sehr wenig Energie<br />
mit mehr als 1 000 Stundenkilometern fahren können soll.<br />
Stahl ist ein wichtiges Material<br />
für eine mögliche Hyperloop-<br />
Infrastruktur. Hierzu gehören<br />
die Röhren, in der sich die Frachtkapsel<br />
bewegen würde. Im Vergleich zu<br />
normalen Röhren müssen es Hyperloop-<br />
Stahlröhren beispielsweise der<br />
Kapsel für die Passagiere oder die<br />
Fracht ermöglichen, innerhalb der<br />
Röhre in einer Umgebung mit niedrigem<br />
Druck zu reisen – in dieser wird<br />
die Luft entfernt, um den Widerstand<br />
zu verringern und den Energieverbrauch<br />
zu minimieren. Gleichzeitig<br />
müssen sie ihre Geradlinigkeit über<br />
lange Distanzen erhalten. Ein bekanntes<br />
europäisches Hyperloop-Projekt ist<br />
etwa das von Hardt Hyperloop (siehe<br />
Infobox).<br />
Know-how kombinieren<br />
Tata Steel und POSCO entwickeln<br />
nach eigenen Angaben hochwertige<br />
Stahlsorten, die auf die Verwendung<br />
in diesen Rohren mit großem Durchmesser<br />
zugeschnitten sind – bis zu 3,5<br />
Meter. Darüber hinaus werden die<br />
Unternehmen gemeinsam an der Erforschung<br />
innovativer Rohrkonzepte<br />
und -designs arbeiten.<br />
»Hyperloops bieten<br />
weltweit ein großes<br />
Potenzial für die Zukunft<br />
des nachhaltigen Hochgeschwindigkeitstransports.«<br />
Ernst Hoogenes, Chief Technical<br />
Officer bei Tata Steel<br />
Ernst Hoogenes, Chief Technical Officer<br />
bei Tata Steel, sagte nach der<br />
Unterzeichnung der Kooperationsdo-<br />
50 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Rohre, Profile, Flansche & Co<br />
Special<br />
Schaubilder (2): Tata Steel<br />
Aufregendes Projekt: Tata Steel und POSCO entwickeln<br />
gemeinsam Stahl- und Röhrenkonzepte für die Hyperloop-<br />
Technologie.<br />
Innere: Ein Hyperloop könnte Passagiere oder Fracht mit<br />
mehr als 1 000 Stundenkilometern transportieren.<br />
kumente in einer virtuellen Zeremonie:<br />
»Hyperloops bieten weltweit ein<br />
großes Potenzial für die Zukunft des<br />
nachhaltigen Hochgeschwindigkeitstransports,<br />
und dies sind sehr<br />
aufregende Projekte.« Dies sei ein<br />
wichtiger Teil der Unternehmensambitionen<br />
zur Dekarbonisierung.<br />
»Wir freuen uns sehr, mit POSCO<br />
zusammenzuarbeiten. Durch die<br />
Bündelung unseres gemeinsamen<br />
technischen Fachwissens können wir<br />
unsere Innovationsanstrengungen<br />
ausweiten und unseren Kunden die<br />
neuesten Produkte bieten, die sie für<br />
den Erfolg benötigen«, so Hoogenes.<br />
Dr. Lee, Duk-Lak, Leiter der technischen<br />
Forschungslabors bei POSCO,<br />
sagte: »POSCO führt seit mehr als<br />
zehn Jahren Hyperloop-bezogene<br />
»POSCO führt seit<br />
mehr als zehn Jahren Hyperloop-bezogene<br />
Forschungen<br />
wie Machbarkeit, Design und<br />
Strukturoptimierung verschiedener<br />
Arten von Stahlrohren<br />
durch.«<br />
Dr. Lee, Duk-Lak, Leiter der<br />
technischen Forschungslabors<br />
bei POSCO<br />
Forschungen wie Machbarkeit, Design<br />
und Strukturoptimierung verschiedener<br />
Arten von Stahlrohren durch und<br />
hat optimale Stahlmaterialien entwickelt<br />
und Designlösungen in Bezug<br />
auf strukturelle Stabilität und Wirtschaftlichkeit.<br />
Dies wird dazu beitragen,<br />
Hyperloop als zukünftige umweltfreundliche<br />
Transportmethode<br />
zu realisieren.«<br />
Auf die Zukunft der<br />
Mobilität hinarbeiten<br />
Da sich die Gesellschaft für kohlenstoffarme<br />
Autos entscheide<br />
und Massentransportoptionen wie<br />
den radikalen Hyperloop in Betracht<br />
ziehe, werde Stahl weiterhin eine<br />
wichtige Rolle dabei spielen, sicherzustellen,<br />
dass die Mobilitätsentscheidungen<br />
der Zukunft sicher, erschwinglich<br />
und nachhaltig sind, betont Tata<br />
Steel.<br />
www.tatasteeleurope.com<br />
www.posco.co.kr<br />
•<br />
Hintergrund<br />
Hardt Hyperloop<br />
Prinzip Rohrpost: Beim Hyperloop bewegen sich Kapseln in<br />
einer weitgehend evakuierten Röhre durch magnetischen<br />
Antrieb. Hyperloop-Prototyp auf der Dubai Motor Show 2<strong>01</strong>9.<br />
Ein bekanntes europäisches Hyperloop-Projekt ist<br />
etwa das von Hardt Hyperloop. Hardt hat im Juni<br />
des vergangenen Jahres in einer gemeinsamen Studie<br />
mit dem Flughafen Amsterdam Schiphol ein europäisches<br />
Hyperloop-Netzwerk vorgeschlagen, das<br />
unter anderem Frankfurt als Standort beinhaltet.<br />
Aktuell gibt es nach Informationen von Tata Steel<br />
weltweit mehr als zehn Projekte, die allesamt die<br />
Stahltechnologien von Tata Steel und POSCO nutzen<br />
könnten.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
51
Special<br />
China<br />
Chinesischer Stahl steht für den Export bereit.<br />
Fotos (3): Shutterstock<br />
Konsolidierung und Wandel<br />
Chinas Stahlbranche steht vor großen Herausforderungen – und hat<br />
dennoch guten Aussichten, sich weiterzuentwickeln<br />
Chinas <strong>Stahlmarkt</strong> ist gekennzeichnet von Zersplitterung und Überproduktion. Umweltschutzverpflichtungen<br />
und vor allem mehr Wettbewerb könnten dies in den kommenden Jahren ändern.<br />
Fabian Grummes*<br />
Stahl hat eine lange Tradition in<br />
China. Bereits während der<br />
Han-Dynastie (202 v. Chr. –<br />
220 n. Chr.) wurde in Vorformen<br />
von Hochöfen Stahl geschmolzen.<br />
Chinas moderne Stahlindustrie<br />
allerdings begann mit<br />
den Japanern. Im Nordosten<br />
des Landes, der Mandschurei,<br />
bauten die Japaner während<br />
der Besatzung um die Stadt Anshan,<br />
in der Provinz Liaoning, die<br />
ersten Stahlwerke in industriellem<br />
Maßstab auf – noch heute schlägt<br />
hier eines der Herzen der chinesischen<br />
Stahlindustrie, und die Stadt hat ihren Spitzennamen<br />
aus damaligen Zeiten bewahrt: Königin aus<br />
Stahl und Eisen.<br />
Der chinesische<br />
Markt öffnet sich der<br />
Konkurrenz aus Japan und<br />
Südkorea. Damit gibt es mehr<br />
Wettbewerbsdruck – der Abbau<br />
von Überkapazitäten und die<br />
Beseitigung von Ineffizienzen<br />
mittels Fusionen und<br />
Übernahmen werden dadurch<br />
fast unausweichlich.<br />
Unter Mao wollte man dann zu den<br />
führenden Stahlnationen aufschließen<br />
– mit verheerenden Folgen.<br />
»Der Große Sprung nach Vorne«<br />
brachte nicht nur ausschließlich<br />
minderwertigen Stahl hervor,<br />
sondern führte zur Zerstörung<br />
der Infrastruktur und endete<br />
mit der größten je vom Menschen<br />
generierten Hungersnot<br />
(siehe Hintergrund: »Der Große<br />
Sprung nach vorne«). Aufwärts<br />
ging es erst mit den Reformen Deng<br />
Xiaopings. Im Jahr 1980 produzierte<br />
die Volksrepublik gerade einmal 37 Millionen<br />
Tonnen Stahl. Bis zum Jahr 1999 wurde<br />
der Ausstoß auf 120 Millionen Tonnen gesteigert. Der<br />
Beitritt zur WHO markierte dann die nächste Phase des<br />
52 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
China<br />
Special<br />
Quelle: Statista, World Steel Association, China Steel Association<br />
Jahr China Japan USA Deutschland<br />
in Mio. Tonnen<br />
Aufstiegs. Binnen zwanzig Jahren wuchs die Produktion<br />
auf heute rund 995 Millionen Tonnen. Damit ist China für<br />
mehr als die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion verantwortlich<br />
(vgl. Abb1.).<br />
Zersplitterung und Ineffizienzen<br />
Welt<br />
1980 37,1 111,4 1<strong>01</strong>,4 51,3 717,0<br />
1990 66,4 110,3 89,7 43,9 770,0<br />
2000 128,5 106,4 1<strong>01</strong>,8 46,4 850,0<br />
2<strong>01</strong>0 637,4 109,6 80,5 43,9 1.413,5<br />
2<strong>01</strong>2 731,0 107,2 88,7 42,7 1.560,4<br />
2<strong>01</strong>4 822,3 110,7 88,2 42,9 1.671,1<br />
2<strong>01</strong>5 803,8 105,2 78,8 42,7 1.621,5<br />
2<strong>01</strong>6 807,6 104,8 78,5 42,1 1.629,1<br />
2<strong>01</strong>7 870,9 104,7 81,6 43,3 1.732,2<br />
2<strong>01</strong>8 920,0 104,3 86,6 42,4 1.808,4<br />
2<strong>01</strong>9 996,3 99,3 87,9 39,6 1.869,9<br />
Das gewaltige Wachstum brachte viele Probleme mit sich,<br />
mit denen der chinesische Stahlsektor zu kämpfen hat. Vor<br />
allem führte er zur Zersplitterung. Die fünf größten Unternehmen<br />
des Landes, Baowu Steel, HBIS Group, Shagang<br />
Group, Ansteel und Jianglong tragen gerade einmal ein<br />
knappes Viertel zur chinesischen Stahlproduktion bei. Zum<br />
Vergleich: In Deutschland stellen die drei größten Unternehmen,<br />
thyssenkrupp, ArcelorMittal und Salzgitter rund<br />
65 Prozent des in Deutschland produzierten Stahls her.<br />
Entsprechend ist eines der wichtigsten Ziele der Pekinger<br />
Zentralmacht die Konsolidierung des Sektors.<br />
Diese gestaltet sich aber schwierig. Denn die meisten<br />
chinesischen Großkonzerne sind in Staatshand. Unter den<br />
50 größten Stahlproduzenten weltweit gibt es 18 Staatskonzerne,<br />
und 16 davon stammen aus China. Die Betreiber<br />
sitzen jedoch auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen<br />
(Zentralregierung, Provinzen und Kommunen) und<br />
widersetzen sich hartnäckig Zusammenschlüssen, weil sie<br />
den Verlust von Arbeitsplätzen und Einnahmen fürchten.<br />
Auch die zumeist kleinen und mittelständischen privaten<br />
Stahlwerke wehren sich mit aller Macht gegen eine wie<br />
auch immer geartete Konzentration im Sektor. Entsprechend<br />
bestehen große Ineffizienzen. Umweltauflagen<br />
werden meist missachtet, die Wettbewerbsfähigkeit ist<br />
im Vergleich zur Konkurrenz in beispielsweise Japan oder<br />
Südkorea gering. Auch mangelt es an einheitlichen Standards.<br />
Die grassierende Überproduktion führt zudem in<br />
einen Teufelskreislauf: Die Margen der einzelnen Produzenten<br />
sinken, was diese mit noch mehr Produktion zu<br />
kompensieren suchen. Das Ausland wehrt sich mit Zöllen<br />
gegen die als Dumpingstrategie angesehene Überproduktion.<br />
Allerdings gab es im vergangenen Jahr einige spektakuläre<br />
Übernahmen, vor allem der Kauf von Taiyuan Iron<br />
& Steel durch Baowu machte Schlagzeilen. Dadurch kam<br />
Chinas größter Stahlkonzern, Baowu, dem Ziel von 100<br />
Millionen Tonnen Produktionskapazität einen entscheidenden<br />
Schritt näher. Es bleibt abzuwarten, ob dadurch<br />
ein neuer Konsolidierungstrend etabliert wurde. Das<br />
jüngst unterzeichnete Freihandelsabkommen RCEP (Regional<br />
Comprehensive and Economic Partnership) könnte<br />
Hintergrund<br />
Der Große Sprung nach vorne<br />
Großer Sprung nach vorne war<br />
eine Industriekampagne für die<br />
Volksrepublik China, die von 1958<br />
bis zu ihrem vorzeitigen Abbruch<br />
im Jahr 1961 dauerte. Die von<br />
Mao Zedong ins Leben gerufene<br />
Kampagne sollte China in eine<br />
moderne Großmacht verwandeln.<br />
Die Landwirtschaft wurde<br />
zwangskollektiviert, die Arbeitskraft<br />
der Bauern durch zusätzliche<br />
Infrastruktur- und Industrialisierungsprojekte<br />
geschwächt. Die<br />
landwirtschaftliche Produktivität<br />
sank, die Lebensmittelversorgung<br />
dünnte zusehends aus, zugleich<br />
erhöhte der Staat die Getreideabgaben.<br />
Experten beziffern<br />
die Opferzahl der daraus<br />
resultierenden Hungersnot auf<br />
mindestens 15 Millionen Menschen.<br />
Neben der Getreideproduktion<br />
galt die Erhöhung der Stahlproduktion<br />
für den Erfolg des Großen<br />
Sprungs als besonders wichtig.<br />
Zu diesem Zweck erbaute und<br />
bediente die einfache Bevölkerung<br />
überall auf dem Land kleine,<br />
einfache Hochöfen.<br />
Die Regierung beharrte auf der<br />
Einhaltung unrealistischer Produktionsvorgaben,<br />
und den Bauern<br />
fehlte es zudem an Wissen<br />
über professionelle Stahlerzeugung.<br />
So erwies sich der auf diese<br />
Weise hergestellte Stahl als<br />
unbrauchbar. Der Verlust aus der<br />
Massenkampagne zur Steigerung<br />
der Eisen- und Stahlproduktion<br />
wurde auf umgerechnet 630 Millionen<br />
Euro geschätzt. phi<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
53
Special<br />
China<br />
Ein Gürtel, eine Straße: Die Neue Seidenstraße erstreckt sich von China über Zentral- und Westasien bis nach Europa. Zudem<br />
gibt es eine maritime Verbindung, die durch das Südchinesische Meer, den Indischen Ozean und das Mittelmeer läuft.<br />
allerdings das entscheidende Quäntchen dazu beitragen.<br />
Denn in den kommenden Jahren fallen dadurch alle Zölle<br />
für die teilnehmenden Staaten (siehe Hintergrund: »Das<br />
RCEP-Abkommen«). Der chinesische Markt öffnet sich der<br />
Konkurrenz aus Japan und Südkorea, die bisher von Zöllen<br />
in Höhe von bis zu 40 Prozent abgehalten wurden. Damit<br />
gibt es mehr Wettbewerbsdruck und somit weiter sinkende<br />
Margen – der Abbau von Überkapazitäten und die<br />
Beseitigung von Ineffizienzen mittels Fusionen und Übernahmen<br />
werden dadurch fast unausweichlich.<br />
Umweltschutz hat Priorität<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt der chinesischen Stahlindustrie<br />
ist die Umweltbelastung. Chinas Präsident Xi hat den<br />
Kampf gegen die Umweltverschmutzung als einen der<br />
»kritischen Kämpfe« eingestuft. In der Folge wurden die<br />
Regularien deutlich verschärft. Besonders davon betroffen<br />
sind die Stahlwerke. Bis zum Jahr 2025 müssen sie ihre<br />
Emissionen, ausgehend vom Niveau des Jahres 2<strong>01</strong>5, um<br />
80% reduzieren. Auch hat China inzwischen ein Programm<br />
für den Handel mit Emissionszertifikaten implementiert.<br />
Hintergrund<br />
Das RCEP-Abkommen<br />
Mit der Unterzeichnung der Regional<br />
Comprehensive Economic Partnership<br />
(RCEP) haben 15 Staaten<br />
aus der Region Asien-Pazifik die<br />
größte Freihandelszone der Welt<br />
ins Leben gerufen. Zu den Teilnehmerstaaten<br />
zählen die ASE-<br />
AN-Staaten (Brunei, Indonesien,<br />
Kambodscha, Laos, Malaysia,<br />
Myanmar, Philippinen, Singapur,<br />
Thailand und Vietnam), China,<br />
Australien, Japan, Südkorea und<br />
Neuseeland.<br />
Die RCEP umfasst Staaten mit insgesamt<br />
rund 2,2 Milliarden Menschen<br />
und damit fast 30 Prozent<br />
der Weltbevölkerung. Die Teilnehmerländer<br />
des Freihandelsabkommens<br />
erbringen zusammen 30 Prozent<br />
der globalen Wirtschaftsleistung<br />
und 28 Prozent des<br />
Welthandels. Der Schwerpunkt der<br />
RCEP liegt auf dem Abbau von Zöllen<br />
sowie nichttarifären Handelshemmnissen<br />
in den nächsten 20<br />
Jahren. Es ist das erste Abkommen,<br />
in dem sich westliche Alliierte<br />
wie Japan und Südkorea mit<br />
China verbündet haben. phi<br />
54 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
China<br />
Special<br />
Hintergrund<br />
BRI – Die Neue Seidenstraße<br />
Die Belt and Road Initiative (BRI) ist ein Großprojekt<br />
Chinas zur Integration der Wirtschaftsräume Asien,<br />
Europa und Afrika. Die auch unter dem Namen<br />
»Neue Seidenstraße« bekannte Initiative verfolgt<br />
den Auf- und Ausbau interkontinentaler Handelsund<br />
Infrastruktur-Netze zwischen China und mehr<br />
als 60 weiteren Ländern. Sie beinhaltet ebenso den<br />
Bau von Straßen, Bahnstrecken und Häfen wie von<br />
Pipelines, Energienetzen und Glasfaserleitungen.<br />
Die »Neue Seidenstraße« knüpft an die alten Han-<br />
mittels der Entwicklung von vornehmlich landgestützter<br />
Infrastruktur eine bessere Anbindung an die Absätzmärkte<br />
in Europa und Vorderasien schaffen soll, garantiert eine<br />
langfristige Nachfrage nach Stahlprodukten durch die<br />
beteiligte chinesische Bauindustrie (siehe Hintergrund:<br />
»BRI – Die Neue Seidenstraße«). Mit dem neuen, ab kommenden<br />
Jahr geltenden Fünfjahresplan hat Peking auch<br />
ein neues Wirtschaftskonzept implementiert: »Die Zwei<br />
Kreisläufe«. Knapp formuliert soll hier künftig der chinesische<br />
Binnenkonsum als Treiber der chinesischen Wirtschaft<br />
fungieren (erster Kreislauf). Innovationskraft und<br />
Leistungsfähigkeit der Konzerne sollen sich so erhöhen<br />
und diesen neue Exportstärke verleihen (zweiter Kreislauf).<br />
Für Chinas Stahlkonzerne bedeutet dies, dass sie künftig<br />
delswege Chinas zum Westen an. phi<br />
mehr Wert auf qualititiv hochwertige Edel- und Spezialstähle<br />
legen werden, was auch den Einsatz von EAFs<br />
beschleunigen würde. Mit weiteren Initiativen<br />
Zwar ist es bereits dank besserer Technologien<br />
bei den Hochöfen sowie einem<br />
effizienteren Management gelungen,<br />
»Eine weitere Reduktion<br />
wie »Made in China 2025« und »Chi-<br />
na Standards 2035« wird zudem einerseits<br />
eine konstant hohe Bin-<br />
die Umweltverschmutzung der Emissionen und des Energienennachfrage<br />
nach eigenen<br />
deutlich zu reduzieren, allerdings<br />
Stahlprodukten generiert und<br />
verbrauchs wird der chinesischen<br />
hat man hier die Grenzen des<br />
zum anderen eine Vereinheitlichung<br />
der Indus triestandards<br />
technisch Machbaren inzwischen<br />
Stahlindustrie nur gelingen, wenn<br />
mehr oder weniger aus-<br />
gereizt.<br />
sie verstärkt auf Lichtbogenöfen<br />
setzt. Bisher kommen diese in<br />
befördert werden – ganz im<br />
Sinne der von Peking angestrebten<br />
Konsolidierung. •<br />
Eine weitere Reduktion der<br />
China nur sehr begrenzt zum<br />
Emissionen und des Energieverbrauchs<br />
wird der chinesischen<br />
Stahlindustrie nur gelingen, wenn<br />
Einsatz, was nicht zuletzt dem<br />
Mangel an Stahlschrott<br />
*Der Autor ist Edelmetallexperte<br />
und schreibt regelmäßig für<br />
sie verstärkt auf Lichtbogenöfen<br />
unterschiedliche Finanz- und Wirtschaftspublikationen.<br />
Er lebt in Gu-<br />
geschuldet ist.«<br />
(Electric Arc Furnace – EAF) setzt. Bisher<br />
kommen diese in China nur sehr begrenzt<br />
angzhou, China.<br />
zum Einsatz, was nicht zuletzt dem Mangel an<br />
Stahlschrott geschuldet ist. Während in China weniger als<br />
10 Prozent des Stahls aus EAFs stammen, sind es im Rest der<br />
Welt rund 45 Prozent. Mit zunehmender Verfügbarkeit von<br />
Stahlschrott – jüngst hob China bestehende Importbeschränkungen<br />
auf – wird sich die Industrie auch dort anpassen.<br />
Der Prozess dürfte allerdings nur schrittweise stattfinden.<br />
Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen<br />
werden die in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen<br />
in moderne, klassische Hochofen-Anlagen nicht<br />
einfach abschreiben wollen und können.<br />
Flankierende Initiativen<br />
So steht die chinesische Stahlindustrie unbestritten vor<br />
Herausforderungen. Zeitgleich bleiben die Aussichten aber<br />
gut. Zwar wird mit dem Handelsabkommen RCEP mehr<br />
Konkurrenz ins Land kommen, aber es eröffnen sich auch<br />
neue Absatzmärkte, insbesondere in der Boomregion<br />
Südostasien. Auch liefert die Politik zahlreiche Vorlagen,<br />
die förderlich wirken. Die Belt & Road Intiative (BRI), die<br />
Bislang stammen weniger als 10 Prozent des Stahls in China<br />
aus Lichtbogenöfen, im Rest der Welt sind es hingegen rund<br />
45 Prozent.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
55
Special<br />
China<br />
EU-China-Deal: Riesensprung<br />
oder Trippelschritt?<br />
Über das Investitionsabkommen zwischen der EU und China gehen<br />
die Meinungen weit auseinander<br />
Köln. Manche sehen es als Chance, andere als Fehler, viele sprechen darüber – doch kaum einer<br />
kennt Details. Die Rede ist vom Investitionsabkommen zwischen der EU und China, auf das sich<br />
beide Seiten am Ende des vergangenen Jahres im Grundsatz geeinigt haben sollen. Das hat der<br />
»stahlmarkt« zum Anlass genommen, einige Standpunkte zu einem Abkommen zu präsentieren,<br />
das noch immer von großer Geheimhaltung gekennzeichnet ist. phi<br />
Foto: VDMA<br />
Ulrich Ackermann,<br />
Leiter VDMA Außenwirtschaft<br />
VDMA: Investitionsabkommen<br />
kann wichtiger Meilenstein sein<br />
Das Investitionsabkommen der EU mit<br />
China soll Verbesserungen beim<br />
Marktzugang sowie eine Angleichung<br />
der Wettbewerbsbedingungen für<br />
europäische Unternehmen bringen,<br />
teilt der Verband Deutscher Maschinen-<br />
und Anlagenbau (VDMA) mit.<br />
Besonders wichtig dafür werde eine<br />
Einklagbarkeit der chinesischen Zusagen.<br />
Zur Grundsatzvereinbarung über<br />
ein Investitionsabkommen zwischen<br />
der EU und China sagt Ulrich Ackermann,<br />
Abteilungsleiter Außenwirtschaft<br />
im VDMA: »Der VDMA hat<br />
schon lange den Abschluss des Investitionsabkommens<br />
der EU mit China<br />
chung der Wettbewerbsbedingungen<br />
für europäische Unternehmen in China<br />
und einen einklagbaren Investitionsschutz.<br />
Wir erwarten, dass diese<br />
Forderungen durch die Grundsatzvereinbarung<br />
der EU-Kommission mit der<br />
chinesischen Seite erfüllt werden. Insbesondere<br />
die Einklagbarkeit der chinesischen<br />
Zusagen und gegebenenfalls<br />
Sanktionsmaßnahmen sind wichtig.<br />
Wir hoffen, dass die Zusage<br />
Chinas für »dauerhafte und nachhaltige<br />
Anstrengungen« zur Ratifizierung<br />
der Kernarbeitsnormen der Internationalen<br />
Arbeitsorganisation<br />
(ILO) ernst gemeint und überprüfbar<br />
ist. Denn nur wenn die chinesische<br />
Regierung hier verbindliche Zusagen<br />
macht, will das EU-Parlament das Investitionsabkommen<br />
ratifizieren.«<br />
Lange (SPD): Diskriminierung<br />
durch Staatsunternehmen und<br />
erzwungenem Technologietransfer<br />
ein Ende setzen<br />
Der Vorsitzende des Handelsausschusses<br />
im Europäischen Parlament, Bernd<br />
Lange (SPD), betont: »Handelspolitik<br />
findet nicht im Vakuum statt. Deswegen<br />
ist für uns Sozialdemokratinnen<br />
und Sozialdemokraten besonders<br />
wichtig, dass faire Wettbewerbsbedingungen<br />
auch beim Thema Arbeitnehmerrechte<br />
gelten – insbesondere müssen<br />
wir den Kampf gegen Zwangs-<br />
Foto: European Union 2<strong>01</strong>6<br />
Bernd Lange (SPD),<br />
Vorsitzender des Handelsausschusses<br />
im Europäischen Parlament<br />
gefordert. Es geht dabei um Verbesserungen<br />
beim Marktzugang, Angleiarbeit<br />
verstärken. China muss die Konventionen<br />
der Internationalen Arbeitsorganisation<br />
gegen Zwangsarbeit ratifizieren<br />
und umsetzen, das sind die<br />
Kernarbeitsnormen Nummer 26 und<br />
105. Dieses Ziel muss im Investitionsabkommen<br />
verankert sein. Das Abkommen<br />
muss auch im wirtschaftlichen<br />
Interesse der EU sein – denn europäische<br />
Unternehmen werden in China<br />
bisher zweifelsohne diskriminiert.<br />
Die neuen Vereinbarungen müssen<br />
größere Chancengleichheit und<br />
Rechtssicherheit schaffen und damit<br />
Diskriminierung durch Staatsunternehmen<br />
und erzwungenem Technologietransfer<br />
ein Ende setzen. Sie müssen<br />
die Subventionierung für Güter und<br />
Dienstleistungen offenlegen. Wichtig<br />
56 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
China<br />
Special<br />
Foto: ZVEI/ Alexander Grüber<br />
sind die bisherigen Zugeständnisse<br />
Chinas gegenüber der EU, etwa die<br />
Marktöffnung für europäische Investitionen<br />
in der Telekommunikation<br />
oder auch im Automobilsektor.<br />
Ein Investitionsabkommen ist sicher<br />
nicht die Antwort auf alle Fragen,<br />
die sich zurzeit im Hinblick auf<br />
China stellen, kann aber wichtiger<br />
Bestandteil der europäischen China-Strategie<br />
werden.«<br />
Wolfgang Weber, Vorsitzender der<br />
ZVEI-Geschäftsführung<br />
ZVEI: Chance für Investitionen,<br />
Handel und Wachstum<br />
Die sich abzeichnende grundsätzliche<br />
Einigung zwischen der EU und China<br />
über ein Investitionsabkommen wird<br />
vom Zentralverband Elektrotechnik-<br />
und Elektronikindustrie (ZVEI) als Chance<br />
für Investitionen, Handel und Wachstum<br />
gewertet. »Die Übereinkunft nach<br />
sieben Jahren zähen Verhandlungen<br />
kommt zum jetzigen Zeitpunkt zwar<br />
überraschend, kann aber den Handelsbeziehungen<br />
der beiden Partner einen<br />
weiteren Schub verleihen«, hofft Wolfgang<br />
Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung.<br />
Voraussetzung sei, dass<br />
China das Abkommen auch treu dem<br />
Ziel gegenseitiger Beziehungen umsetze.<br />
Private europäische Investoren dürften<br />
nicht durch staatliche Maßnahmen<br />
gegenüber chinesischen Investoren<br />
diskriminiert werden. China müsse nun<br />
Foto: EP/Mathieu CUGNOT<br />
freien Marktzugang und fairen Wettbewerb<br />
einschließlich Investitionsschutz<br />
sowie die Einhaltung von internationalen<br />
Sozialstandards auch tatsächlich<br />
gewährleisten. »Die EU muss<br />
China daran messen, ohne Abstriche zu<br />
machen: Was für chinesische Unternehmen<br />
möglich ist, muss künftig unterschiedslos<br />
auch für europäische Unternehmen<br />
möglich sein.«<br />
Bütikofer (Grüne): EU-Kommission<br />
will sich mit Lippenbekenntnis<br />
zufriedengeben<br />
Zur Empfehlung der Europäischen<br />
Kommission an den Rat, das Verhandlungsergebnis<br />
zu einem Investitionsabkommen<br />
mit China anzunehmen,<br />
äußert sich Reinhard Bütikofer (Grüne),<br />
Vorsitzender der China-Delegation<br />
des Europaparlaments: »Die Erklärungen,<br />
mit denen die EU-Kommission<br />
ihr Verhandlungsergebnis zum<br />
Investitionsabkommen CAI mit China<br />
lobt, bieten keinerlei plausible Begründung<br />
dafür, dass dieses Abkommen<br />
jetzt mit maximaler Jahresendhektik<br />
durchgedrückt werden soll.<br />
Reinhard Bütikofer (Grüne), Vorsitzender<br />
der China-Delegation des<br />
Europaparlaments<br />
Es ist schon klar, dass das Verhandlungsergebnis<br />
ein wesentliches vom<br />
Europäischen Parlament gesetztes Kriterium<br />
verfehlt. Beim Thema Zwangsarbeit<br />
in China will sich die EU-Kommission<br />
mit einem oberflächlichen<br />
Lippenbekenntnis zufriedengeben.<br />
Statt wenigstens auf einen Zeitplan<br />
für die Ratifizierung der entscheidenden<br />
ILO-Konventionen (Übereinkünfte<br />
der Internationalen Arbeitsorganisation,<br />
einer Organisation der Vereinten<br />
Nationen, die das Ziel verfolgt,<br />
Foto: Fabry<br />
soziale Gerechtigkeit sowie Menschen-<br />
und Arbeitsrechte zu befördern, Anm.<br />
d. Red.) zu bestehen, wie das im Falle<br />
des Freihandelsabkommens mit Vietnam<br />
der Fall war. Dieses Manko wiegt<br />
schwer. Zumal das Europäische Parlament<br />
noch vor Kurzem mit überragender<br />
Mehrheit ein wesentlich besseres<br />
Ergebnis verlangt hat.«<br />
Daniel Caspary (CDU), Vorsitzender<br />
der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament<br />
Caspary (CDU): Investitionsschutzabkommen<br />
ist Erfolg<br />
von Angela Merkel<br />
Daniel Caspary (CDU), Vorsitzender der<br />
CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament,<br />
meint: »Das waren sieben Verhandlungsjahre,<br />
die sich gelohnt haben. Das<br />
Abkommen bedeutet einen besseren<br />
Marktzugang, mehr Investitionsmöglichkeiten<br />
und besseren Schutz für europäische<br />
Firmen in China, sowie neue,<br />
verbindliche Regeln für chinesische<br />
Unternehmen in Europa.<br />
Gut, dass Kommissionspräsidentin<br />
Ursula von der Leyen und Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel mit ihren<br />
Teams so ambitioniert an dem Abkommen<br />
gearbeitet und nun ein gutes<br />
Ergebnis erzielt haben. Bei einem<br />
schwierigen Verhandlungspartner wie<br />
China durfte man keine Wunder erwarten.<br />
Das Abkommen ist ein erster<br />
Schritt hin zu einheitlichen und von<br />
beiden Seiten akzeptierten Regeln im<br />
härter werdenden Wettbewerb. Es ist<br />
ein weiterer Erfolg der deutschen<br />
Rats präsidentschaft und somit auch<br />
von Angela Merkel persönlich.«<br />
•<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
57
Menschen & Events<br />
Stahlkultur<br />
Edelstahl Rostfrei<br />
Skeleton-WM<br />
Wie menschliche Torpedos rasen Profisportler<br />
mit bis zu 150 Stundenkilometern<br />
über 1 500 Meter lange Eiskanäle der Bobund<br />
Skeletonbahnen hinunter. Dabei müssen<br />
die Athleten ebenso wie ihre Schlitten in der knapp<br />
einminütigen Fahrt unter extremen Bedingungen –<br />
bei Minustemperaturen, ungeheuren Fliehkräften und<br />
Spitzengeschwindigkeiten – Höchstleistungen erbringen.<br />
Absolute Verlässlichkeit der hochentwickelten Renngeschosse<br />
und Bahnkonstruktionen ist daher unverzichtbar. Denn ebenso<br />
wie die Anforderungen an die Schlitten seit Entstehung des<br />
Bobsports vor hundert Jahren steigen auch jene an die Kunsteisbahnen.<br />
Überall dort, wo international Rekorde in der Formel 1<br />
des Wintersports eingefahren werden, ist Edelstahl Rostfrei<br />
deshalb Werkstoff der Wahl.<br />
www.wzv-rostfrei.de<br />
58 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Stahlkultur<br />
Menschen & Events<br />
bei der Bob-und<br />
Foto: WZV / bsd / Petra Reker<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
59
Menschen & Events<br />
Seitenblick<br />
Foto: Shutterstock<br />
Die Corona-Pandemie hat viele Beschäftigte gezwungen, sich schnell mit Soft- und Hardware für mobiles Arbeiten und<br />
Homeoffice vertraut zu machen.<br />
Lernen, ein Leben lang<br />
Der technologische Fortschritt erfordert ständige Weiterbildung<br />
Eine abgeschlossene Ausbildung und dann ein bisschen Learning by doing – das reichte lange<br />
Zeit, um im Berufsalltag zu bestehen. Heute erfordert der technologische Fortschritt ständige<br />
Weiterbildung. Viele Mitarbeiter vor allem in der Industrie haben das noch nicht erkannt, und auch<br />
die Unternehmen müssen mehr tun.<br />
Von unserem Autor Stefan Weber<br />
Wie organisiere ich eine Videokonferenz?<br />
Was ist<br />
beim digitalen Austausch<br />
mit Kollegen und Geschäftspartnern<br />
zu beachten? Die Corona-Pandemie<br />
hat viele Beschäftigte gezwungen,<br />
sich in Windeseile mit gängiger Softund<br />
Hardware für mobiles Arbeiten<br />
und Homeoffice vertraut zu machen.<br />
Covid-19 als Treiber für die digitale<br />
Fort- und Weiterbildung. Das führt zu<br />
der Frage, wie sehr sich Unternehmen<br />
überhaupt bemühen, ihre Beschäftigten<br />
fit zu machen für die Anforderungen<br />
der zunehmend digital geprägten<br />
Arbeitswelt. Schließlich geht es um<br />
mehr als nur um die Kommunikation<br />
via Bildschirm. Die Mitarbeiter müssen<br />
branchen- und fachspezifisch mit neuen<br />
Technologien und digitalen Werkzeugen<br />
vertraut gemacht werden.<br />
Sonst geraten sie – und auch ihr Arbeitgeber<br />
– ins Hintertreffen.<br />
Erheblicher Nachholbedarf<br />
Doch beim Thema Weiterbildung<br />
herrscht vielerorts erheblicher Nachholbedarf,<br />
wie eine repräsentative<br />
Befragung des Digitalverbandes Bitkom<br />
unter mehr als 1 100 Unternehmen<br />
gezeigt hat. Zwar gaben insgesamt<br />
72 Prozent der Firmen an, über<br />
die erforderlichen Fachkräfte zu verfügen,<br />
um die Digitalisierung voranzutreiben.<br />
Aber es zeigten sich starke<br />
Unterschiede zwischen den Branchen.<br />
An der Spitze rangierten Chemie-,<br />
Pharma- und Lebensmittelindustrie,<br />
die zu 81 Prozent angaben, ausreichend<br />
Mitarbeiter mit digitalem<br />
Know-how zu haben. Am anderen<br />
Ende der Skala fand sich die öffentliche<br />
Verwaltung mit einer Zustimmungsquote<br />
von nur 53 Prozent. Und<br />
es sieht nicht so aus, als ob sich daran<br />
bald etwas ändern würde, denn nach<br />
einer Statistik von Bitkom bildete die<br />
öffentliche Verwaltung 2020 auch bei<br />
den Investitionen in digitale Fort- und<br />
Weiterbildung das Schlusslicht.<br />
Die Digitalisierung ist der Grund,<br />
weshalb die Unternehmen sich ganz<br />
grundsätzlich stärker mit dem Thema<br />
der zusätzlichen Qualifizierung ihrer<br />
Beschäftigten auseinandersetzen<br />
müssen. Lange Zeit reichte es für Berufstätige,<br />
das in der Erstausbildung<br />
erworbene Wissen zu erhalten und<br />
anzupassen, um im Job zurechtzukommen.<br />
Das geht schon lange nicht<br />
60 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Seitenblick<br />
Menschen & Events<br />
mehr. Der technologische Fortschritt<br />
erfordert lebenslanges Lernen.<br />
Nach der alle drei Jahre vom Institut<br />
der Deutschen Wirtschaft Köln<br />
(IW) durchgeführten IW-Weiterbildungserhebung<br />
betrieben 2<strong>01</strong>9<br />
knapp 88 Prozent aller Unternehmen<br />
in Deutschland Weiterbildung. Dafür<br />
investierten sie 41,3 Milliarden Euro,<br />
etwa 23 Prozent mehr als drei Jahre<br />
zuvor. Im Durchschnitt bildete sich<br />
jeder Mitarbeitende 18,3 Stunden<br />
weiter, ein Plus von einer Stunde gegenüber<br />
2<strong>01</strong>6. Dabei gab es allerdings<br />
erhebliche Unterschiede: Während<br />
die Beschäftigten unternehmensnaher<br />
Dienstleister 22,4 Stunden aufwendeten,<br />
betrug der Lernumfang in<br />
der Industrie gerade einmal 14,3<br />
Stunden.<br />
Grad der Digitalisierung ist<br />
wichtiger Einflussfaktor<br />
Wie findet Weiterbildung statt? Den<br />
größten Zuwachs registrierten die<br />
IW-Forscher beim sogenannten Lernen<br />
im Prozess der Arbeit. Gemeint<br />
sind damit vor allem Unterweisungen<br />
durch Kollegen, Vorgesetzte oder externe<br />
Trainer, Mentoringprogramme,<br />
Workshops und Einweisungen in neue<br />
Hard- und Software oder Maschinen.<br />
Durch diese informellen Weiterbildungen<br />
gewinnen die Beschäftigten<br />
häufig Kompetenzen hinzu, die sie<br />
direkt an ihrem Arbeitsplatz einsetzen<br />
können. Deutlich zugenommen<br />
hat in den vergangenen zehn Jahren<br />
auch das selbstgesteuerte Lernen mit<br />
Medien, etwa mit computer- oder<br />
webbasierten Selbstlernprogrammen.<br />
Insgesamt macht diese Form der Qualifizierung<br />
jedoch noch den geringsten<br />
Teil am gesamten Weiterbildungsprogramm<br />
aus. Nach wie vor wird<br />
berufliches Wissen meistens klassisch<br />
vermittelt – in Seminaren, Kursen sowie<br />
auf Lehrgängen.<br />
Das Engagement der Unternehmen<br />
in Sachen Weiterbildung hängt<br />
von vielen Faktoren ab. Ein wichtiger<br />
Einflussfaktor ist, natürlich, der Grad<br />
der Digitalisierung. Wenn Unternehmen<br />
neue digitale Technologien einführen,<br />
etwa die Vernetzung und<br />
Steuerung ihrer Maschinen über das<br />
Internet, geht das in der Regel mit<br />
veränderten Anforderungen an die<br />
Kompetenzen der Mitarbeiter einher.<br />
Entsprechend aktiv sind diese Firmen<br />
beim Thema Weiterbildung. Auf der<br />
anderen Seite kümmern sich Betriebe,<br />
die keine oder nur eine digitale Technologie<br />
(etwa einen digitalen Datenaustausch<br />
mit Lieferanten oder Kunden)<br />
nutzen, vergleichsweise wenig<br />
um die Qualifizierung ihrer Beschäftigten.<br />
Fast jedes dritte dieser Unternehmen<br />
unternimmt auf diesem Feld<br />
der IW-Untersuchung zufolge wenig<br />
bis nichts.<br />
Die Digitalisierung<br />
ist der Grund, weshalb die<br />
Unternehmen sich ganz<br />
grundsätzlich stärker mit dem<br />
Thema der zusätzlichen<br />
Qualifizierung ihrer<br />
Beschäftigten auseinander<br />
setzen müssen.<br />
Weiterbildungskosten:<br />
Unternehmen zahlen den<br />
Löwenanteil<br />
Auch wenn die konkrete Aufteilung<br />
der Weiterbildungskosten in der Regel<br />
von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
ausgehandelt wird, so übernehmen<br />
Unternehmen in der Regel den<br />
Löwenanteil. Knapp 90 Prozent der<br />
betrieblichen Weiterbildung erfolgt<br />
während der bezahlten Arbeitszeit.<br />
Das zeigt, dass Betriebe Qualifizierung<br />
als Investition betrachten,<br />
von der sie mittel- bis langfristig<br />
profitieren. Sie statten ihre Beschäftigten<br />
mit den Kompetenzen<br />
aus, die sie für ihre zukünftige Tätigkeit<br />
im Unternehmen benötigen. Je<br />
höher der Anteil gering qualifizierter<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
ist, umso mehr wünschen sich Betriebe<br />
eine staatliche Förderung<br />
ihrer Maßnahmen, etwa in Form<br />
von steuerlichen Erleichterungen.<br />
Im Allgemeinen verweisen Unternehmen<br />
jedoch nur selten auf fehlende<br />
finanzielle Mittel, wenn sie<br />
begründen sollen, warum sie nicht<br />
mehr in Weiterbildung investieren.<br />
Als größtes Hemmnis nennen sie fehlende<br />
Zeit – sowohl für die Freistellung<br />
als auch für die Organisation der<br />
entsprechenden Maßnahmen. Auch<br />
häufig angeführt – insbesondere von<br />
Industrieunternehmen – wird das<br />
mangelnde Interesse der Mitarbeiter<br />
sowie ein fehlender Bedarf für Weiterbildung.<br />
Wie lassen sich diese Hürden überwinden?<br />
Das IW plädiert für mehr<br />
Beratungsangebote für Unternehmen<br />
und Beschäftigte. »Informationen<br />
über zu erwartende Veränderungen<br />
von Tätigkeiten und über das Entstehen<br />
neuer Tätigkeitsfelder können<br />
das Interesse an Weiterbildung erhöhen<br />
und potenzielle Bedarfe ebenso<br />
sichtbar machen wie die Beratung zu<br />
künftig benötigten Kompetenzen«,<br />
heißt es in der Weiterbildungserhebung<br />
des Instituts. Es muss ja nicht<br />
noch einmal ein Ereignis vom Kaliber<br />
Covid-19 sein, das die Wirtschaft<br />
wachrüttelt, mehr in die (digitale)<br />
Kompetenz ihrer Mitarbeitenden zu<br />
investieren.<br />
•<br />
Als größtes<br />
Weiterbildungs-Hemmnis<br />
nennen die Unternehmen<br />
fehlende Zeit – sowohl für die<br />
Freistellung als auch für die<br />
Organisation der entsprechenden<br />
Maßnahmen.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
61
Menschen & Events<br />
Personen<br />
Frank Koch wird neuer CEO der Swiss Steel Group<br />
Foto: Swiss Steel Group<br />
Frank Koch<br />
Spätestens ab dem 1. Januar 2022 soll Frank Koch die Swiss Steel Group leiten. Der Verwaltungsrat<br />
des Schweizer Stahlkonzerns hat den Manager vor Kurzem zum künftigen<br />
CEO ernannt. Koch (48) begann seine berufliche Laufbahn 1991 mit einer Ausbildung<br />
zum Industriekaufmann in der Stahlsparte von thyssenkrupp. Beim Einsatz in verschiedenen<br />
Stationen des Industriekonzerns war er erstmals für die zur Swiss Steel Group<br />
gehörenden Deutschen Edelstahlwerke (DEW) tätig, bevor er 2004 bis 2006 für Strategie<br />
und Vertrieb beim italienischen Anlagenbauer Danieli verantwortlich zeichnete.<br />
Diesen Bereich verantwortete er dann auch bei den DEW, zu welchen er 2006 zurückkehrte.<br />
Zuletzt stand Koch an der Spitze der Georgsmarienhütte Holding, von wo aus<br />
er nun zur Swiss Steel Group wechselt. Dort folgt er auf Clemens Iller, der sich laut einer<br />
Pressemeldung des Konzerns dazu entschieden hat, das Unternehmen zu verlassen. Er<br />
werde jedoch bis auf Weiteres beratend zur Verfügung stehen, »um einen nahtlosen<br />
Übergang an seinen Nachfolger sicherzustellen«.<br />
Wechsel in der Geschäftsführung von Steelwind Nordenham<br />
Ab dem 1. April wird Dr. Andreas Liessem die Geschäftsführung des Windkraftanlagenbauers<br />
Steelwind Nordenham (SWM), einer Aktiengesellschaft der Dillinger Hüttenwerke,<br />
ergänzen. Liessem (56) ist Ingenieur der Metallurgie und Werkstofftechnik mit<br />
Schwerpunkt Werkstoffwissenschaften. Seine berufliche Laufbahn begann er 1989 als<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Eisenhüttenkunde RWTH Aachen, worauf<br />
1995 eine Tätigkeit bei Europipe folgte, einer gemeinsamen Tochter von Dillinger und<br />
Salzgitter. In diesem Unternehmen ist er seit 2<strong>01</strong>4 Geschäftsführer der Bereiche Technik/<br />
Industrial und stellt seitdem seine Kenntnisse des internationalen Stahl- und Energiemarktes<br />
sowie seine Erfahrung im Bereich der Weiterverarbeitung von Grobblechen und<br />
Herstellung von geschweißten Großrohren unter Beweis.<br />
Dr. Andreas Liessem<br />
Foto: Europipe<br />
Jürgen Hauger ergänzt Geschäftsführung bei Vollmer<br />
Foto: Vollmer<br />
Jürgen Hauger<br />
Seit Anfang November 2020 ist Jürgen Hauger ein Mitglied der Geschäftsführung des<br />
Biberacher Maschinenbauers Vollmer. Er soll künftig die Bereiche Vertrieb, Marketing<br />
und Dienstleistungen verantworten. Hauger ist seit 25 Jahren für Vollmer tätig und leitet<br />
den Vertrieb und das Marketing der Gruppe seit 2008. Davor sammelte er Erfahrungen<br />
im internationalen Umfeld: Unter anderem war er als Geschäftsführer in den Vollmer-Niederlassungen<br />
in Brasilien und Italien tätig. Dr. Stefan Brand, dessen Leitungsfunktion<br />
Hauger ergänzen soll, zeichnet weiterhin verantwortlich für Technologie, Produktion,<br />
Logistik und Verwaltung. Gemeinsam erklären sie: »Die zunehmende Komplexität<br />
der Aufgaben und die konsequente Weiterverfolgung unserer erfolgreichen<br />
Strategie erfordern eine breitere Aufstellung der Geschäftsführung.« Mit der Verteilung<br />
der Managementverantwortung wolle das neue Führungsduo die Marktposition<br />
Vollmers »stärken und ausbauen«.<br />
62 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Personen<br />
Menschen & Events<br />
hpl-Group: Rüdiger Schury folgt auf Bernd Voshaar<br />
Foto: hpl-Group<br />
Bei der hpl-Group endete das Geschäftsjahr 2020 mit einem Wechsel der Unternehmensführung.<br />
Zum 1. Dezember übergab Bernd Voshaar den Staffelstab an Rüdiger<br />
Schury. Der Diplom-Ingenieur bringt technische und kaufmännische Erfahrung im Bereich<br />
des mittelständischen Sondermaschinen- und Anlagenbaus mit. Ursprünglich aus<br />
der Konstruktion kommend, erweiterte er sein Fachwissen in den darauffolgenden Jahren<br />
sukzessive und war zuletzt acht Jahre lang in der Geschäftsführung des mittelständischen<br />
Maschinenbauunternehmens MAE Götzen tätig, wo er unter anderem die strategische<br />
Expansion und Weiterentwicklung vorantrieb. Die hpl-Group will nun speziell<br />
von Schurys langjährigen Erfahrungen in der Vertriebs- und Projektarbeit profitieren.<br />
Rüdiger Schury<br />
Schorisch-Gruppe: Kirsten Schönharting mit Next Generation<br />
Award ausgezeichnet<br />
Kirsten Schönharting, die Vorstandssprecherin der Schorisch-Gruppe, ist vom Verband<br />
deutscher Unternehmerinnen (VdU) mit dem »Next Generation Award« ausgezeichnet<br />
worden. Die gelernte Handwerkerin und studierte Ingenieurin aus Schwaben hat schon<br />
früh Interesse am Unternehmertum gezeigt. Deshalb schloss die Diplom-Ingenieurin vor<br />
Jahren ein weiteres Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Master of Business<br />
Administration ab. Seit 2<strong>01</strong>4 führt Schönharting die Schorisch-Gruppe mit dem Ziel, das<br />
Stahlbau- und Elektronikunternehmen zukunftsfest aufzustellen. Unter ihrer Leitung, so<br />
die VdU-Jury, habe die in der brandenburgischen Prignitz ansässige AG ihren Umsatz in<br />
den vergangenen fünf Jahren »mehr als verdoppeln« können. Schönharting selbst<br />
zeichne sich dabei durch »Mut, visionäre Kraft und Durchhaltevermögen« aus und sei<br />
somit »ein wichtiges Vorbild für jüngere Frauen«.<br />
Kirsten Schönharting<br />
Foto: Daniela Espitia<br />
Foto: Universität Kassel<br />
Für 3-D-Druck-Forschung: Kasseler Professor<br />
erhält Auszeichnung<br />
Ende November 2020 fand eine der größten internationalen Tagungen zum Themenkomplex<br />
Additive Fertigung statt: die »ASTM International Conference on Additive Manufacturing«<br />
(ASTM ICAM 2020). Im Rahmen dieser Veranstaltung ist der Kasseler Professor<br />
Thomas Niendorf für seine Beiträge zur Bewertung der Sicherheit und Zuverlässigkeit<br />
additiv gefertigter Werkstoffe mit dem »Award of Excellence in Research«<br />
ausgezeichnet worden. Die Ehrung zeige, »dass wir in Kassel einen erheblichen Beitrag<br />
zur weltweiten Verbreitung und Akzeptanz dieser faszinierenden technologischen Neuentwicklung<br />
beigetragen haben«, so Niendorf. Gerade die Strategie, »vorrangig die<br />
Dr. Thomas Niendorf<br />
Werkstoffeigenschaften der additiv gefertigten Strukturen grundlegend zu analysieren<br />
und umfassend zu bewerten sowie deren Zuverlässigkeit in verschiedenen Anwendungsbereichen in den Fokus<br />
zu rücken«, sei ihm immer ein wichtiges Anliegen gewesen. ASTM-Präsidentin Katherine E. Morgan betonte in<br />
ihrer Laudatio, dass die weitreichenden Beiträge der Kasseler Arbeitsgruppe international »auf höchstem Niveau«<br />
einzuordnen seien. Das gelte sowohl im Bereich der Grundlagenforschung als auch hinsichtlich des Transfers<br />
dieser Erkenntnisse in die Praxis. Das Pendant zum hiesigen Institut für Normierung, kurz DIN, ist in Amerika<br />
ASTM International, vormals bekannt unter dem Namen American Society for Testing and Materials.<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
63
Menschen & Events<br />
Termine<br />
Termin / Ort Thema Veranstalter Info / Kontakt<br />
9.–10.2.<strong>2021</strong><br />
Online<br />
SCHLEIFTAGUNG <strong>2021</strong><br />
Carl Hanser VerlagGmbH & Co.<br />
KG<br />
+49 89 99830 535<br />
www.hanser-tagungen.de<br />
21.–25.2.<strong>2021</strong><br />
Online<br />
MOLTEN <strong>2021</strong><br />
The Korean Institute of Metals<br />
and Materials<br />
+82 2 565 3571<br />
www.molten2020.org/<br />
2.–4.3.<strong>2021</strong><br />
Online<br />
InTEC & Z <strong>2021</strong> Leipziger Messe GmbH +49 341 6780<br />
www.messe-intec.de<br />
10.–11.3.<strong>2021</strong><br />
Düsseldorf<br />
Jahrestagung Zukunft Stahl<br />
Handelsblatt Media Group<br />
GmbH & Co. KG<br />
+49 211 88743 3596<br />
https://veranstaltungen.handelsblatt.com<br />
17.–18.3.<strong>2021</strong><br />
Ulm<br />
Coiltech Deutschland <strong>2021</strong> QuickFairs +39 02 8723 4050<br />
www.quickfairs.net<br />
23.–26.3.<strong>2021</strong><br />
Online<br />
METAV digital<br />
Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />
e.V. (VDW)<br />
+49 69 756081 54<br />
www.metav.de<br />
12.–16.4.<strong>2021</strong><br />
Hannover<br />
4.–6.5.<strong>2021</strong><br />
Erfurt<br />
4.–6.5.<strong>2021</strong><br />
Nürnberg<br />
4.–7.5.<strong>2021</strong><br />
Stuttgart<br />
4.–7.5.<strong>2021</strong><br />
München<br />
26.–28.5.<strong>2021</strong><br />
Mailand, IT<br />
Hannover Messe <strong>2021</strong> Deutsche Messe +49 511 890<br />
www.hannovermesse.de<br />
Rapid.Tech 3D <strong>2021</strong> Messe Erfurt GmbH +49 361 4000<br />
www.rapidtech-3d.de<br />
SENSOR + TEST <strong>2021</strong> AMA Service GmbH +49 5033 9639 0<br />
www.sensor-test.de<br />
34. Control P. E. Schall GmbH & Co. KG +49 7025 9206 0<br />
www.control-messe.de<br />
transport logistic Messe München GmbH +49 89 949 2072 0<br />
www.transportlogistic.de<br />
Made in Steel <strong>2021</strong> Sider Web Spa +39 030 2548 520<br />
www.madeinsteel.it<br />
26.–29.5.<strong>2021</strong><br />
Mailand, IT<br />
Lamiera <strong>2021</strong><br />
CEU-CENTRO ESPOSIZIONI<br />
UCIMU SPA<br />
+39 0226 255 225<br />
www.lamiera.net<br />
22.-24.6.<strong>2021</strong><br />
Stuttgart<br />
LogiMAT <strong>2021</strong><br />
EUROEXPO Messe- und<br />
Kongress-GmbH<br />
+49 89 32391 253<br />
www.logimat-messe.de<br />
08.-10.6.<strong>2021</strong><br />
Stuttgart<br />
Castforge <strong>2021</strong> Landesmesse Stuttgart GmbH +49 711 185 600<br />
www.messe-stuttgart.de/castforge<br />
Inserentenverzeichnis<br />
Almamet GmbH 1<br />
Andernach & Bleck GmbH & Co. KG 1<br />
BEPRO Blech und Profilstahl<br />
Handelsgesellschaft mbH 1<br />
BSH Bandstahl-Service Hagen GmbH 1<br />
Burghardt + Schmidt GmbH 1<br />
Business-Control Software GmbH 29<br />
DELTA Qualitätsstahl GmbH 1<br />
DM-Stahl GmbH 1<br />
Hagener Feinblech Service GmbH 1<br />
Ibero Stahl GmbH 1<br />
KALTENBACH.SOLUTIONS GmbH 1<br />
Karl Diederichs GmbH & Co. KG 1, 68<br />
Made in Steel srl 67<br />
markmann + müller datensysteme gmbh 2<br />
OHRA Regalanlagen GmbH 1<br />
Pender Strahlungsheizung GmbH 1<br />
Peter Drösser GmbH 13<br />
Peter Schorr Stiftung 1<br />
rff Rohr Flansch Fitting Handels GmbH 9<br />
Stahlverbund PHOENIX 1<br />
Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG 1<br />
Walzstahlhandel Essen GmbH 19<br />
Wanko Informationslogistik GmbH 19<br />
64 www.stahleisen.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Veranstaltungen<br />
Menschen & Events<br />
Kongressmesse für Leichtbau:<br />
LightCon feiert Premiere im Juni<br />
Trendthema Leichtbau: Unter anderem in der Automobilindustrie<br />
steht die moderne Konstruktionsweise<br />
zunehmend auf der Tagesordnung. Aus dem Grund ist die<br />
Branche auch eine wichtige Zielgruppe für die bevorstehende<br />
Kongressmesse »LightCon« in Hannover.<br />
Die Premiere der LightCon hätte die Deutsche Messe<br />
in Hannover gerne schon 2020 gefeiert. Doch als das<br />
Coronavirus im vergangenen Jahr flächendeckend<br />
den Veranstaltungskalender durchkreuzte, traf<br />
es auch die Kongressmesse für Leichtbau. Nunmehr<br />
planen die Organisatoren, die technologieübergreifende<br />
Plattform vom 23. bis 24. Juni <strong>2021</strong><br />
stattfinden zu lassen. An jenen Tagen soll sie dann<br />
die gesamte Wertschöpfungskette des Leichtbaus abdecken<br />
– von der angewandten Forschung über Werkstoffe,<br />
Konstruktion und Entwicklung, Prototypenbau<br />
und Bauteiltests, Fertigungstechnologien, Füge- und<br />
Verbindungstechniken bis hin zum Recycling. Eine<br />
deutsch- und englischsprachige Konferenz vermittelt<br />
dabei parallel Einblicke in die Zukunftstechnologie des<br />
Multimaterial-Leichtbaus. Die Verschiebung der Premiere<br />
sei den Veranstaltern nicht leichtgefallen, erklärt<br />
Projektleiterin Maria Christina Mihm: »Angesichts<br />
anderer Events, die jetzt ausnahmsweise im Mai<br />
oder im Juli stattfinden, war dieser Schritt jedoch alternativlos.«<br />
Das sehe auch das Bundeswirtschaftsministerium<br />
so. Repräsentiert durch Peter Altmaier übernimmt<br />
die Regierungsbehörde die Schirmherrschaft<br />
der LightCon. Fachlicher Träger ist der Verein Composites<br />
United (CU), ein internationales Netzwerk für<br />
faserbasierten multimaterialen Leichtbau, Mitveranstalter<br />
sind unter anderem der Industrieverband<br />
Massivumformung und das Stahlinstitut VDEh.<br />
www.lightcon.info<br />
Rapid.Tech 3D: Additive Fertigung im Kontext<br />
der Nachhaltigkeit<br />
Bereits zum 17. Mal wird die Thüringer Landeshauptstadt<br />
zum Hotspot des 3-D-Drucks. Vom 4. bis 6. Mai<br />
<strong>2021</strong> lädt die Messe Erfurt wieder Anbieter und Anwender<br />
additiver Fertigung (im Englischen auch »additive<br />
manufacturing«, kurz AM) ein. Für die nächste<br />
Ausgabe gab der Veranstalter bekannt, mit einer »inhaltlichen<br />
Profilschärfung und einem stärkeren Fokus<br />
auf den internationalen Fachkongress« aufzuwarten.<br />
Im Rahmen des Fachkongresses, der <strong>2021</strong> digital verfolgt<br />
werden kann, präsentieren führende Wissenschaftler<br />
und Experten aus der Praxis die neusten Erkenntnisse<br />
zum industriellen 3-D-Druck. Die Vorträge<br />
haben sich <strong>2021</strong> erstmals einer gemeinsamen Leitidee<br />
verschrieben: Nachhaltigkeit lautet der rote Faden,<br />
der sich durch alle Foren ziehen wird. Wie wichtig das<br />
Thema im Sinne eines von Störfaktoren weitestgehend<br />
unabhängigen Handels ist, erklärt Michael Kynast,<br />
Geschäftsführer der Messe Erfurt, »haben wir<br />
alle 2020 sehr schmerzlich erfahren müssen«. AM<br />
habe sich während der Pandemie als Schlüsseltechnologie<br />
erwiesen, um beispielsweise schnelle und effiziente<br />
Lösungen in der Industrie zu realisieren. »Dieses<br />
Potenzial, diese vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />
in nahezu allen Branchen für ein nachhaltiges<br />
Wirtschaften rücken wir deshalb in den Fokus des<br />
Kongresses«, so Kynast. Vor diesem Hintergrund wurde<br />
das Spektrum um drei Themenbereiche erweitert.<br />
Neu auf der Agenda sind die Foren AM in Bauwesen<br />
und Architektur, Design sowie Neues aus AM. Im<br />
Messebereich zeigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
ihre aktuellen Produkte und Technologien.<br />
www.rapidtech-3d.de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
65
Vorschau & Impressum<br />
Ausblick<br />
VORSCHAU 2.<strong>2021</strong><br />
Foto: Lech-Stahl Veredelung<br />
LSV befördert Blankstahl mit elektrisch angetriebenem Plattformwagen<br />
Lech-Stahl Veredelung (LSV) zählt zu den Spezialisten für die Herstellung und Veredelung<br />
von Blankstahl. Dabei kommt es insbesondere auf eine effiziente Beförderung von<br />
Werkstücken in unterschiedlichen Bearbeitungsstufen an. Am Standort Meitingen erhöhte<br />
LSV mit einem individuell entwickelten und rein elektrisch betriebenen Plattformwagen<br />
die Nutzlast pro Transporteinheit von 30 auf 40 Tonnen.<br />
Bei LSV transportiert jeder der neuen Plattformwagen nach<br />
Unternehmensangaben bis zu 40 Tonnen Blankstahl.<br />
Tragende Verbindungen: Edelstahl Rostfrei im Brückenbau<br />
Immer höhere Verkehrsdichte, zunehmender Schwerlastverkehr und Sanierungsstau: Viele<br />
Brücken drohen daran zu zerbrechen. Neubauten können entsprechend gewappnet werden,<br />
müssen sich aber zusätzlich an ihrer Umweltverträglichkeit und lebensdauerbezogenen<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnung messen lassen. Gefordert sind deshalb Konstruktionen<br />
und Werkstoffe, die Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Ästhetik in Einklang bringen.<br />
Foto: WZV / L. Tusch<br />
Foto: KASTO Maschinenbau<br />
GmbH & Co. KG<br />
Kompakte Lager-Lösung für Blech<br />
Bei der Realisierung der Helix Bridge in Singapur wurde Edelstahl<br />
Rostfrei der Güte 1.4462 in großem Umfang in Form von<br />
Grobblech, Rohren, Ringelementen und Verbindungen von<br />
Tragwerk, Brückenplatte und Überdeckung eingesetzt.<br />
Mit dem Turmlagersystem KASTOecostore hat der Metallsäge- und Lagertechnik-Spezialist<br />
KASTO eine kompakte und standardisierte Lösung für die Lagerung von Blechen, Paletten<br />
und flächigen Gütern in unterschiedlichen Formaten. Für eine optimale Performance ist<br />
der KASTOecostore mit neuester Antriebs- und Steuerungstechnik ausgestattet.<br />
Für eine optimale Performance ist der KASTOecostore<br />
mit neuester Steuerungstechnik ausgestattet.<br />
Impressum<br />
Verlag:<br />
Maenken Kommunikation GmbH<br />
Von-der-Wettern-Str. 25 · 51149 Köln<br />
Tel. +49 2203 35 84-0<br />
info@maenken.com · www.maenken.com<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Wieland Mänken (V.i.S.d.P.)<br />
Geschäftsführung:<br />
René Khestel, Dr. Wieland Mänken<br />
Redaktion:<br />
Philipp Isenbart (phi), Redaktionsleitung<br />
Tel. +49 2203 3584-121<br />
E-Mail: philipp.isenbart@maenken.com<br />
Niklas Reiprich (nr), niklas.reiprich@maenken.com<br />
Mitarbeiter in Düsseldorf, New York, Guangzhou<br />
Objektleitung:<br />
Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />
Tel. +49 2203 3584-182<br />
E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />
Anzeigen:<br />
Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />
Tel. +49 2203 3584-182<br />
E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />
Susanne Kessler, Tel. +49 2203 3584-116<br />
E-Mail: susanne.kessler@maenken.com<br />
Marie-Kristin Janßen, Tel. +49 2203 3584-172<br />
E-Mail: marie-kristin.janssen@maenken.com<br />
Redaktionsanschrift:<br />
»stahlmarkt«<br />
Maenken Kommunikation GmbH<br />
Von-der-Wettern-Str. 25, 51149 Köln<br />
E-Mail: stahlmarkt@maenken.com<br />
Druck:<br />
D+L Printpartner GmbH<br />
Schlavenhorst 10, 46395 Bocholt<br />
Erscheinungsweise: jeweils zum Monatsanfang.<br />
Bezugspreise: Einzelheft 15,– €, im Jahresabonnement<br />
123,– € einschl. Zustellgebühr und Mehrwertsteuer.<br />
Ausland 143,– € einschl. Porto.<br />
Kündigungsfrist bis zum 15. November zum<br />
31. Dezember des jeweiligen Jahres.<br />
Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 67.<br />
Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der durch<br />
das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist<br />
ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt<br />
insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und<br />
Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />
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andere vom Verlag nicht verschuldete Umstände (z. B. Streik) können<br />
keine Entschädigungsansprüche von Abonnenten und/oder<br />
Inserenten geltend gemacht werden. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr.<br />
Warenzeichen: Die Wiedergabe von Warenbe zeich nungen,<br />
Handelsnamen oder sonstigen Kenn zeichnungen in dieser Zeitschrift<br />
berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei<br />
benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um eingetragene<br />
Warenzeichen oder gesetzlich geschützte Kennzeichen,<br />
auch wenn sie als solche nicht eigens gekennzeichnet sind.<br />
Urheberrecht für Autoren: Mit Annahme des Manu s kripts gehen<br />
das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung,<br />
zur Vergabe von Nach druck rechten, zur elektronischen Speicherung<br />
in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien<br />
und Mikro kopien an den Verlag über. In der unaufgeforderten<br />
Zusendung von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das<br />
jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten Beiträge bzw.<br />
Informationen in Datenbanken einzustellen, die vom Verlag oder von<br />
mit diesem koope rierenden Dritten geführt werden.<br />
Erfüllungsort Köln<br />
© 2020 Maenken Kommunikation GmbH, Köln<br />
Printed in Germany · ISSN <strong>01</strong>78-6571<br />
66 www.stahleisen.de<br />
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