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Stahlmarkt 01/2021

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<strong>01</strong> | Januar <strong>2021</strong><br />

HANDEL & SERVICE<br />

Stimmungsbarometer:<br />

So schätzen Entscheider<br />

die Wirtschaftslage ein<br />

I 12<br />

HANDEL • INDUSTRIE • MENSCHEN<br />

SPECIAL<br />

Stahlland China: Der<br />

Markt öffnet sich I 52<br />

BAU ONLINE: Großes<br />

Interesse, starke Inhalte<br />

I 38


markmann + müller<br />

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Gestählt für neue<br />

Herausforderungen<br />

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Egal, ob Herstellung oder Handel, m+m StahlPLUS berücksichtigt alle speziellen Eigenschaften,<br />

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Editorial<br />

»Die Stahlbranche hat sich stark verändert –<br />

dennoch hat sie sich nicht unterkriegen lassen!«<br />

Liebe Leserinnen & Leser,<br />

quo vadis, Stahlhandel? Das unverhofft turbulente Jahr 2020 hat die<br />

Märkte gehörig durcheinandergewirbelt. So stark, dass eine neue<br />

Standort bestimmung geraten scheint. In einem spannenden<br />

Stimmungsbarometer (S. 12) verdeutlichen bekannte Branchengrößen,<br />

wo sie gerade stehen. Für den »stahlmarkt« haben sie<br />

sowohl zurück ins vergangene Jahr als auch nach vorne in die<br />

Zukunft geschaut. Ihre exklusiven Statements machen klar: Die<br />

Branche ist durch Corona, die Automobilkrise und zunehmend angespannte<br />

Handelsbeziehungen eine andere geworden – und hat sich<br />

dennoch nicht unterkriegen lassen!<br />

Ähnliches gilt auch für die Rohr- und Flanschenhersteller: Vor allem die Folgen abstürzender<br />

Ölpreise haben den Produzenten stark zugesetzt. In einem interessanten Exklusivinterview<br />

zeigt sich Frank Harms, Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre und<br />

der Fachvereinigung Stahlflanschen, dennoch optimistisch für <strong>2021</strong> (S. 46).<br />

Es klingt paradox: Die Wüste wächst – und gleichzeitig wird der Rohstoff Sand immer knapper.<br />

Warum das so ist und weshalb Stahl auch künftig keinesfalls zum alten Eisen gehören<br />

wird, erfahren Sie in unserem Gespräch mit dem Branchenkenner Dr. Rolf Heddrich,<br />

Geschäftsführer und Sprecher des Vereins »bauforumstahl« (S. 40).<br />

Wer unsere Tabelle »Stahlerzeugung« auf S. 6 verfolgt, hat es schon seit Langem bemerkt:<br />

Mehr als jede zweite Tonne des eisenhaltigen Werkstoffs kommt aus China. Das haben wir<br />

zum Anlass genommen, den mit Abstand größten Stahlproduzenten der Welt näher zu<br />

betrachten: Folgen Sie uns ins Reich der Mitte! Sehr empfehlen möchte ich Ihnen den Beitrag<br />

unseres Korrespondenten Fabian Grummes, der im südchinesischen Guangzhou lebt.<br />

Von dort gibt er uns exklusive Einblicke in die Mentalität, die Herausforderungen und die<br />

Pläne des Stahllandes China (S. 52).<br />

Last but not least: Das neue Jahr starten wir mit einer neuen Rubrik. Lesen Sie in unserem<br />

Schwerpunkt »Logistik« (S. 24), was die Stahlbranche bewegt.<br />

Chefredakteur<br />

Philipp Isenbart<br />

Bleiben Sie gesund – und bleiben Sie neugierig!<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

3


INHALT 1.<strong>2021</strong><br />

HANDEL & SERVICE<br />

News<br />

7 Rohstahlproduktion in Deutschland:<br />

Aufwärtstrend hält an<br />

7 thyssenkrupp bereitet Schließung von<br />

Grobblech-Werk vor<br />

7 Wirtschaftsleistung schrumpft zum Jahresende<br />

2020 leicht<br />

8 voestalpine: Online-Handel kurbelt<br />

Hochregallager-Geschäft an<br />

8 China: Neues Regelwerk soll vor ausländischen<br />

Sanktionen schützen<br />

8 USA: Stahlbranche und Gewerkschaften halten<br />

an Stahlzöllen fest<br />

9 ArcelorMittal und VNG kooperieren für<br />

nachhaltigere Produktion<br />

9 Vorläufige EU-Antidumpingzölle auf<br />

türkischen Stahl<br />

10 Benteler-Gruppe sichert sich Refinanzierung<br />

bis 2024<br />

10 Weniger nichtrostender Stahl hergestellt<br />

10 GMH-Gruppe verstärkt sich mit WINDHOFF und<br />

Kranbau Köthen<br />

Deutschland<br />

12 »stahlmarkt«-Barometer zeigt vorsichtig<br />

optimistische Stimmung<br />

17 Hoberg & Driesch baut Rohrbearbeitung<br />

weiter aus<br />

18 Wenn Stahl und Digital verschmelzen<br />

19 NORDWEST unterstützt Dortmunder Schulen<br />

mit 20 000 Masken<br />

Marktbericht<br />

20 Flachstahl: Weitere Anstiege prognostiziert<br />

International<br />

22 US-Stahlindustrie begrüßt das neue Jahr mit<br />

Optimismus<br />

Logistik<br />

24 Kransteuerung in einer neuen Dimension<br />

26 Hellmann erweitert Vertrag mit Siemens<br />

Know-how<br />

27 Die IT-Integration: Eine Herausforderung bei<br />

Fusionen<br />

INDUSTRIE & TECHNOLOGIE<br />

Deutschland<br />

30 Zulieferindustrie im historischen Konjunkturtief<br />

International<br />

32 Italien: Neue Hoffnung für Stahlwerk Ilva<br />

SPECIALS<br />

Stahlbau<br />

38 BAU ONLINE: Starke Beteiligung, starke Inhalte<br />

40 Dr. Rolf Heddrich im Interview:<br />

»Stahl hat kein Ressourcenproblem«<br />

44 SÜLZLE Stahlpartner: Erster CO 2 -neutraler<br />

Bewehrungsstahlhändler in Deutschland<br />

Rohre, Profile, Flansche & Co<br />

46 Exklusivinterview: Rohr- und Flanschenhersteller<br />

hoffen auf wirtschaftliche Erholung<br />

50 Hochgeschwindigkeitsreisen: Stahlkonzepte<br />

und Rohrkonstruktionen für Hyperloops<br />

China<br />

52 Große Herausforderungen, gute Aussichten<br />

56 Investitionsabkommen: Riesensprung oder<br />

Trippelschritt?<br />

33 Erzeugung fossilfreien Stahls: Projekt »Hybrit«<br />

macht Fortschritte<br />

Branche im Fokus<br />

34 Werkzeugindustrie: Erholungskurs in<br />

schwierigem Umfeld<br />

ANWENDER<br />

Automotives<br />

36 Interesse am Auto wächst weiter<br />

MENSCHEN & EVENTS<br />

Stahlkultur<br />

58 Edelstahl Rostfrei bei der Bob-und<br />

Skeleton-WM<br />

Seitenblick<br />

60 Lernen, ein Leben lang<br />

VIP<br />

62 Personen<br />

Events<br />

64 Termine<br />

65 Veranstaltungen<br />

STANDARDS<br />

3 Editorial<br />

6 Stahlerzeugung<br />

64 Inserentenverzeichnis<br />

66 Vorschau/Impressum<br />

4 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Inhalt<br />

Foto: Bepro<br />

Foto: Nordwest Handel AG<br />

rff Rohr Flansch Fitting Handels GmbH<br />

12<br />

»stahlmarkt«-Barometer:<br />

Entscheider sehen positiven Trend<br />

Wo steht der Stahlhandel? Corona & Co haben<br />

die Märkte verändert – und die gesamte Branche<br />

gleich mit. Im jährlichen Stimmungsbarometer<br />

äußern sich bekannte Gesichter der Branche<br />

exklusiv zur momentanen Marktlage – und wagen<br />

einen Ausblick.<br />

SPECIAL 40<br />

Stahlbau: » Stahl hat kein<br />

Ressourcenproblem«<br />

Die Bauwirtschaft hat es bislang erstaunlich gut<br />

durch die Corona-Krise geschafft. Dr. Rolf Heddrich,<br />

Geschäftsführer und Sprecher des Vereins »bauforumstahl«,<br />

spricht im »stahlmarkt«-Interview über die<br />

Gründe dafür – sowie über Digitalisierung, Nachhaltigkeit<br />

und die Konstruktionsweise der Zukunft.<br />

Foto: ArcelorMittal<br />

Foto: Shutterstock<br />

52<br />

SPECIAL<br />

Stahlland China: Große<br />

Herausforderungen bei gleichzeitig<br />

guten Aussichten<br />

Langsam aber sicher: Der chinesische Markt öffnet<br />

sich der Konkurrenz. Auch das verdeutlicht: Der mit<br />

Abstand größte Stahlproduzent der Welt ist im Wandel.<br />

China-Korrespondent Fabian Grummes berichtet<br />

exklusiv über die aktuelle Lage vor Ort.<br />

58<br />

Foto: WZV / bsd / Petra Reker<br />

Foto: CHRISTMANN & PFEIFER<br />

Skeleton-WM:<br />

Rekordgeschwindigkeiten mit<br />

Edelstahl Rostfrei<br />

Im Wintersport zum Weltrekord: Bei der Bob- und<br />

Skeleton-WM ist Edelstahl Rostfrei stets mit von der<br />

Partie. Denn nicht nur die Profisportler müssen unter<br />

Extrembedingungen alles geben. Auch die Werkstoffe,<br />

die in den Schlitten zum Einsatz kommen, unterliegen<br />

höchsten Ansprüchen<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

5


Stahlerzeugung<br />

November November % Veränd. 11 Monate Veränderung<br />

2020 2<strong>01</strong>9 Nov. 20/19 2020 2<strong>01</strong>9 in %<br />

Belgien 530 e 628 -15,6 5 955 7 254 -17,9<br />

Deutschland 3 376 2 941 14,8 32 521 36 792 -11,6<br />

Finnland 336 258 30,4 3 162 3 287 -6,7<br />

Frankreich 1 149 1 109 3,7 10 441 13 532 -22,8<br />

Großbritannien 702 542 29,6 6 481 6668 -2,8<br />

Italien 2 049 1986 3,2 18 702 21 787 -14,2<br />

Luxemburg 175 e 178 -1,9 1 770 2 023 -12,5<br />

Niederlande 554 545 1,7 5 514 6 136 -10,1<br />

Österreich 550 e 562 -2,1 6 023 6 903 -12,7<br />

Polen 670 e 644 4,1 7 209 8 314 -13,3<br />

Schweden 400 e 309 29,5 3 978 4 344 -8,4<br />

Spanien 1 133 1 <strong>01</strong>9 11,2 10 043 12 822 -21,7<br />

Tschechien 413 348 18,8 4 054 4 191 -3,3<br />

Ungarn 111 163 -32,1 1 421 1 606 -11,5<br />

Weitere EU-Länder (e) 660 e 907 -41,4 7 885 10 880 -60,3<br />

Europäische Union (28) 12 809 12 137 5,5 125 159 146 538 -14,6<br />

Bosnien-Herzegowina 40 e 68 -41,5 465 730 -36,3<br />

Mazedonien 25 e 21 20,4 175 215 -18,4<br />

Norwegen 65 e 53 23,6 592 581 2,0<br />

Serbien 121 154 -21,2 1 337 1 772 -24,5<br />

Türkei 3 220 2 886 11,6 32 360 30850 4,9<br />

Europa außer EU 3 471 3 181 9,1 34 930 34 148 2,3<br />

Kasachstan 330 e 363 -9,2 3 425 3 761 -8,9<br />

Moldawien 40 e 41 -2,4 4<strong>01</strong> 357 12,4<br />

Russland 5 855 e 5 746 1,9 65 182 65 570 -0,6<br />

Ukraine 1 733 1 325 30,8 18 710 19 288 -3,0<br />

Usbekistan 70 e 52 34,6 846 582 45,4<br />

Weißrussland 215 e 174 23,5 2 323 2 396 -3,0<br />

C.I.S. 8 243 7 7<strong>01</strong> 7,0 90 887 91 953 -1,2<br />

Kanada 885 e 954 -7,2 9 858 11 805 -16,5<br />

Mexiko 1 450 e 1 426 1,7 15 220 17 026 -10,6<br />

USA 6 120 7 088 -13,7 66 073 80 470 -17,9<br />

Weitere Länder (3) (e) 42 e 60 -87,3 429 582 -78,2<br />

Nordamerika 8 497 9 527 -10,8 91 581 109 882 -16,7<br />

Argentinien 391 358 9,3 3 263 4 318 -24,4<br />

Brasilien 2 954 2 657 11,2 28 085 30 107 -6,7<br />

Chile 100 e 113 -11,2 1 051 1 024 2,6<br />

Kolumbien 95 e 86 10,8 1 007 1 236 -18,5<br />

Weitere Länder (5) (e) 119 e 165 198,2 1 030 1 827 -179,6<br />

Südamerika 3 659 3 377 8,3 34 437 38 513 -10,6<br />

Ägypten 672 604 11,2 7 235 6 683 8,3<br />

Libyen 70 66 6,7 422 543 -22,4<br />

Südafrika 326 e 431 -24,4 3 584 5 855 -38,8<br />

Afrika 1 068 1 1<strong>01</strong> -3,0 11 241 13 081 -14,1<br />

Iran 2 575 e 2 256 14,1 26 369 23 385 12,8<br />

Katar 81 174 -53,7 1 133 2 372 -52,2<br />

Saudi Arabien 720 641 12,3 6 884 7 527 -8,5<br />

Vereinigte Arabische Emirate 239 289 -17,1 2 442 3 030 -19,4<br />

Mittlerer Osten 3 615 3 360 7,6 36 829 36 314 1,4<br />

China 87 660 81 191 8,0 961 158 911 040 5,5<br />

Indien 9 245 8 933 3,5 89 393 1<strong>01</strong> 969 -12,3<br />

Japan 7 264 7 716 -5,9 75 669 91 499 -17,3<br />

Pakistan 370 e 260 42,3 3 352 3 043 10,2<br />

Südkorea 5 760 5904 -2,4 60 800 65 532 -7,2<br />

Taiwan, China 1 565 e 1 650 -5,2 18 749 20 261 -7,5<br />

Thailand 445 e 333 33,5 4 059 3 889 4,4<br />

Vietnam 4098 1 537 166,7 26 609 18 535 43,6<br />

Asien 116 407 107 526 8,3 1 239 789 1 215 768 2,0<br />

Australien 450 448 0,3 5 <strong>01</strong>7 5 044 -0,5<br />

Neuseeland 42 59 -28,7 526 610 -13,7<br />

Ozeanien 492 508 -3,1 5 544 5 654 -1,9<br />

Gesamt 64 Länder (1) 158 261 148 417 6,6 1 670 396 1 691 851 -1,3<br />

1)<br />

Die an worldsteel berichtenden Länder repräsentieren etwa 99 % der Weltrohstahlproduktion 2<strong>01</strong>8 in 1.000 t.<br />

e – geschätzt<br />

6 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


News<br />

Handel & Service<br />

Rohstahlproduktion in Deutschland: Aufwärtstrend hält an<br />

Düsseldorf. Nach Informationen der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl) wurden in Deutschland im November<br />

rund 3,4 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt. Demnach liegt das Ergebnis zum zweiten Mal in<br />

Folge über dem des Vorjahresmonats, und der vorsichtige Aufwärtstrend hat sich fortgesetzt. Der Anstieg<br />

von circa 15 Prozent müsse jedoch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die Produktion im November<br />

2<strong>01</strong>9 außerordentlich schwach ausgefallen sei, so die WV Stahl. Die Gesamtjahresbilanz bleibe stark von der<br />

Corona-Krise gezeichnet: Im bisherigen Jahresverlauf, von Januar bis November, werde die Rohstahlerzeugung<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um annähernd 12 Prozent unterschritten. Nach 2009 werde 2020,<br />

aller Voraussicht nach, das produktionsschwächste Jahr seit der deutschen Wiedervereinigung.<br />

thyssenkrupp bereitet Schließung von Grobblech-Werk vor<br />

Duisburg. Für seinen Geschäftsbereich Grobblech sieht<br />

thyssenkrupp keine Zukunft mehr: Auch nach mehreren<br />

Monaten konnte der Industriekonzern keinen Käufer<br />

für das Geschäft finden, heißt es in einem Statement der<br />

Stahlsparte Steel Europe. Das Werk in Duisburg-Hüttenheim<br />

soll spätestens zum 30. September dieses Jahres<br />

stillgelegt werden – eine entsprechende Beschlussfassung<br />

des Aufsichtsrates der thyssenkrupp Steel Europe<br />

AG soll bevorstehen. Entlassungen seien mit der Stillsetzung<br />

nicht verbunden, erklärte die Gesellschaft weiter.<br />

Von den rund 800 Mitarbeitern erhielten gut 90 Prozent<br />

Ersatzarbeitsplätze im Duisburger Norden oder an anderen<br />

Standorten von thyssenkrupp Steel Europe. Weitere<br />

Mitarbeiter würden über Altersteilzeitregelungen ausscheiden<br />

können. Verbleibende Kundenaufträge will<br />

das Unternehmen in den kommenden Monaten abarbeiten,<br />

woraufhin die schrittweise Stillsetzung erfolgen<br />

soll. Davon ausgeschlossen sei eine Warmbandquerteilanlage<br />

in Antwerpen, die 20 Mitarbeiter beschäftige.<br />

Das Grobblech-Werk bewegt sich thyssenkrupp zufolge<br />

in einem äußerst schwierigen Marktumfeld und<br />

Die Stahlsparte ist weiterhin das Sorgenkind von thyssenkrupp.<br />

schreibt seit Jahren rote Zahlen, ohne Aussicht auf<br />

nachhaltige Erholung. Zu den Produkten des Geschäftsbereichs<br />

gehören unter anderem verschleißfeste<br />

Stähle für Baumaschinen, Pipelinestähle, Bleche<br />

für den Schiffbau oder für Mobilkrane. Gegründet<br />

wurde das Werk 1963, 1970 kam es zum Thyssen-<br />

Konzern.<br />

thyssenkrupp AG<br />

Wirtschaftsleistung schrumpft zum Jahresende 2020 leicht<br />

München. Der im November in Kraft getretene Shutdown<br />

hinterlässt seine Spuren in der deutschen Konjunktur.<br />

Das ifo-Institut rechnet mit einem Schrumpfen<br />

der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent im letzten<br />

Quartal 2020. Wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut<br />

mitteilt, würde der Rückgang des<br />

Bruttoinlandsprodukts um 5,0 Prozent für das Gesamtjahr<br />

2020 dann einen Ausfall von rund 200 Milliarden<br />

Euro Wirtschaftsleistung bedeuten im Vergleich zu<br />

einer Prognose ohne Coronakrise von plus einem Prozent.<br />

Im ersten Vierteljahr <strong>2021</strong> dürfte die Wirtschaft<br />

nur um 0,5 Prozent wachsen. »Anders als im Frühjahr<br />

2020 ist derzeit nur die Wirtschaftsleistung in wenigen<br />

Branchen beeinträchtigt«, sagt ifo-Konjunkturchef<br />

Timo Wollmershäuser.<br />

Insgesamt haben die Corona-Pandemie und die Infektionsschutzmaßnahmen<br />

die deutsche Wirtschaft im<br />

vergangenen Jahr in eine der tiefsten Krisen der deutschen<br />

Nachkriegszeit gestürzt. Im Vergleich zum Vorjahr<br />

ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Angaben<br />

des Statistischen Bundesamts um 5,0 Prozent geschrumpft.<br />

Nur während der Weltfinanzkrise im Jahr<br />

2009 sei der Rückgang mit 5,7 Prozent noch stärker<br />

gewesen, so das ifo-Institut.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

7


Handel & Service<br />

News<br />

Onlinehandel kurbelt Hochregallager-Geschäft an<br />

Seine Hochregallager konstruiert voestalpine in Silobauweise,<br />

das bedeutet, der Stahlbau trägt Dach und Wand.<br />

Linz. Im Bereich High-Tech-Hochregallager profitiert<br />

der österreichische Stahlkonzern voestalpine von einem<br />

derzeit starken Online-Handel. In den vergangenen<br />

Jahren habe dieser den Bedarf für komplexe Lagerlogistik<br />

angekurbelt, teilte das Unternehmen mit.<br />

Demnach läge das globale Marktwachstum für Hochregallager<br />

jährlich bei sieben bis acht Prozent, erklärt<br />

voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner die positive<br />

Entwicklung. Er fügt hinzu: »Wir orientieren uns an<br />

dieser Steigerung und wachsen in dem Bereich zumindest<br />

im selben Ausmaß mit.« Als wichtiger Markt in<br />

dem Geschäftsbereich gilt Europa. Insbesondere setzt<br />

voestalpine nach eigenen Angaben auf die Länder<br />

Österreich, Deutschland, Ungarn, Polen und Frankreich.<br />

Zunehmend würden die Lagersysteme aber<br />

auch in Nordamerika angefragt: Großaufträge für die<br />

Errichtung von riesigen Tiefkühllagern habe das Unternehmen<br />

zuletzt etwa aus Indiana und Quebec verbuchen<br />

können.<br />

Foto: voestalpine<br />

China: Neue Regeln sollen ausländische Sanktionen abfangen<br />

Frankfurt/Main. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Börsen-Zeitung berichteten, hat das chinesische<br />

Handels ministerium im Januar dieses Jahres mit sofortiger Wirkung ein neues Regelwerk erlassen, um heimische<br />

Unternehmen besser vor ausländischen Sanktionen zu bewahren. Chinesische und ausländische Unternehmen,<br />

die sich amerikanischen Sanktionen gegen China unterwerfen, sollen demzufolge sanktioniert werden.<br />

Somit dürfte auch auf deutsche Unternehmen der Druck erhöht werden, sich diesbezüglich zwischen den USA<br />

und China entscheiden zu müssen.<br />

USA: Stahlbranche hält an<br />

Strafzöllen fest<br />

Foto: Shutterstock<br />

Arbeiter laden Stahlspulen in den Frachtraum eines Schiffs.<br />

Die US-Stahlbranche will an den Importzöllen in Höhe von<br />

25 Prozent auf Stahl festhalten.<br />

Washington. Unter anderem das American Iron and<br />

Steel Institute, die Steel Manufacturers Association<br />

und die United Steelworkers Union fordern in einem<br />

Schreiben an US-Präsident Joe Biden, die 2<strong>01</strong>8<br />

verhängten Stahlzölle in Höhe von 25 Prozent beizubehalten.<br />

Das meldete die Nachrichtenagentur<br />

Reuters. Auch wenn die Stahlindustrie nach den<br />

pandemiebedingten Stillständen langsam wieder zu<br />

Kräften komme, würden neue Importschübe ihr<br />

stark zusetzen, so die Begründung. Zudem sei eine<br />

weitere Zunahme der weltweiten Stahlüberkapazitäten<br />

zu beobachten.<br />

8 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


News<br />

Handel & Service<br />

ArcelorMittal und VNG:<br />

Für nachhaltigere Produktion<br />

Eisenhüttenstadt. ArcelorMittal<br />

und der Erdgaslieferant VNG wollen<br />

künftig zusammenarbeiten, um<br />

die Produktion von Stahlerzeugnissen<br />

in Eisenhüttenstadt nachhaltiger<br />

zu gestalten. Dafür sei zunächst<br />

geplant, den CO 2 -Ausstoß<br />

der Stahlherstellung an dem Standort<br />

ab diesem Jahr um etwa fünf<br />

Prozent zu verringern, so<br />

ArcelorMittal in einer Pressemeldung.<br />

Gelingen soll dies durch eine<br />

Umstellung des Hochofens auf den<br />

Einsatz von Erdgas. Das reduziere<br />

den Kohlebedarf und trage außerdem<br />

– neben der Senkung der<br />

CO 2 -Emissionen – zu niedrigeren<br />

Energiekosten bei. Die Umrüstung<br />

des Ofens, die Unternehmensangaben<br />

zufolge rund vier Millionen<br />

Euro kostet, will ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />

bis Mitte des Jahres<br />

abschließen. Im Rahmen der<br />

Klima strategie des Konzerns beabsichtigt<br />

der brandenburgische<br />

Stahlhersteller – ebenfalls gemeinsam<br />

mit VNG – in einem späteren<br />

Schritt die Beimischung von CO 2 -<br />

neu tralem Wasserstoff. Vorerst<br />

müsse dieser aber in ausreichender<br />

Menge und zu wirtschaftlichen<br />

Kosten zur Verfügung stehen.<br />

Hochofen von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt:<br />

In dem Aggregat soll der<br />

Kohlebedarf künftig durch den Einsatz<br />

von Erdgas reduziert werden.<br />

Foto: Bernd Geller<br />

EU-Antidumpingzölle<br />

auf türkischen<br />

Stahl<br />

Brüssel. Die EU hat am 8. Januar<br />

vorläufige Antidumpingmaßnahmen<br />

auf die Importe bestimmter<br />

warmgewalzter Flach erzeugnisse<br />

aus Eisen, nicht legiertem Stahl<br />

oder anderem legierten Stahl aus<br />

der Türkei verhängt. Das teilte das<br />

EU-Amtsblatt mit. Die Antidumpingzölle<br />

liegen zwischen 5,9 und<br />

7,6 Prozent und sollen für sechs<br />

Monate greifen. Wie das Internetportal<br />

»stahl-online.de« meldete,<br />

hatte der europäische Stahlverband<br />

EUROFER im Mai 2020 eine<br />

Klage gegen türkische Einfuhren<br />

von warmgewalztem Stahl eingereicht.<br />

Starke Verbindungen<br />

Wo immer es darum geht, leistungsstarke und zuverlässige<br />

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<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

9


Handel & Service<br />

News<br />

Benteler-Gruppe sichert sich Refinanzierung bis 2024<br />

Salzburg. Die Benteler-Gruppe<br />

hat sich mit ihren Partnern<br />

und Gesellschaftern auf eine<br />

Refinanzierung mit einer Laufzeit<br />

bis Ende 2024 geeinigt.<br />

Diese gelte für die gesamte<br />

Schuldenlast des Konzerns in<br />

Höhe von 1,8 Milliarden Euro,<br />

berichtet das »Handelsblatt«.<br />

Benteler selbst betonte in<br />

einem Statement, die Voraussetzungen<br />

für die rechtliche<br />

Umsetzung seien bereits vollständig<br />

erfüllt. KfW-Kredite nähme<br />

das Unternehmen dabei nicht<br />

in Anspruch. »Nachdem wir bereits<br />

Ende 2<strong>01</strong>8 einen umfassenden<br />

Transformationsprozess eingeleitet<br />

haben, haben wir 2020<br />

die Restrukturierung weiter intensiviert<br />

und beschleunigt«,<br />

BENTELER Steel/Tube entwickelt und produziert<br />

Stahl sowie nahtlose und geschweißte Qualitätsstahlrohre.<br />

kommentiert der Vorstandsvorsitzende<br />

Ralf Göttel. Die frühzeitig<br />

gesetzten Maßnahmen hätten<br />

der Gruppe auch während<br />

der Covid-19-Pandemie geholfen.<br />

Dazu gehörten Unternehmensangaben<br />

zufolge Projekte im Bereich<br />

E-Mobilität und Leichtbaulösungen.<br />

Beispielsweise entwickelt<br />

Benteler seit dem<br />

vergangenen Jahr Vorderund<br />

Hinterachsen-Module<br />

für den chinesischen Automobilhersteller<br />

Evergrande.<br />

In der nächsten Phase der<br />

Transformation liegt der<br />

Schwerpunkt unter anderem<br />

auf Maßnahmen zur Energieverbesserung.<br />

Götte betont<br />

jedoch auch, die Lage weiterhin<br />

analysieren zu müssen,<br />

um auf Marktentwicklungen in<br />

den unterschiedlichen Regionen<br />

reagieren zu können. »Dabei<br />

werden wir an einigen Stellen<br />

Kapazitäten an eine veränderte<br />

Nachfrage anpassen, wohingegen<br />

wir Wachstumsfelder gezielt<br />

ausbauen.«<br />

Foto: BENTELER International AG<br />

Weniger nichtrostender Stahl hergestellt<br />

Brüssel. Die weltweite Erzeugung von nichtrostendem Stahl ist in den ersten neun Monaten des vergangenen<br />

Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,8 Prozent auf 36,7 Millionen Tonnen zurückgegangen. In China<br />

nahm sie um 2,4 Prozent auf 21,9 Millionen Tonnen ab. Das teilte das International Stainless Steel Forum (ISSF)<br />

mit.<br />

GMH-Gruppe verstärkt sich mit WINDHOFF und<br />

Kranbau Köthen<br />

Georgsmarienhütte. Die Kranbau Köthen GmbH<br />

und WINDHOFF Bahn- und Anlagentechnik GmbH<br />

sind nach ihrer Neuausrichtung als separat gehaltene<br />

Unternehmen der Familie Großmann wieder in<br />

die Georgsmarienhütte-Unternehmensgruppe<br />

(GMH-Gruppe) integriert worden. Das teilt die<br />

GMH-Gruppe mit, die durch die Geschäftsfelderweiterung<br />

in die Bereiche Maschinen- und Anlagenbau<br />

ihre Substanz und Ertragskraft stärken will.<br />

Kranbau Köthen ist spezialisiert auf Sonder-, Prozess-<br />

und Automatikkrane (von rund 50 bis 650<br />

Tonnen) und liefert Planung, Engineering, Fertigung,<br />

Montage und Service aus einer Hand. 2<strong>01</strong>9<br />

erzielte das Unternehmen mit rund 250 Mitarbeitern<br />

nach Informationen der GMH-Gruppe einen<br />

Umsatz von rund 50 Millionen Euro.<br />

WINDHOFF Bahn- und Anlagentechnik bietet Lösungen<br />

in den Bereichen Schienenfahrzeugtechnik,<br />

Bahn- und Rangiertechnik für Bau- und Instandhaltung<br />

der Schieneninfrastruktur. 2<strong>01</strong>9 erzielte das<br />

Unternehmen mit rund 280 Mitarbeitern laut GMH-<br />

Gruppe einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro.<br />

10 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

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<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

11


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Der Trend hin zu lokaleren Lieferketten ist eine der jüngsten Entwicklungen im Stahlhandel.<br />

<strong>Stahlmarkt</strong>-Barometer:<br />

Vorsichtiger Optimismus<br />

»Indikatoren zeigen positiven Trend und signalisieren Markterholung«<br />

Köln. Die Branche hat ein äußerst herausforderndes Jahr hinter sich gebracht: Sieche Märkte<br />

infolge einer Corona-infizierten Weltwirtschaft, eine ausgebremste Automobilindustrie und sich<br />

verschärfende Handelsstreitigkeiten haben das Jahr 2020 charakterisiert. Dennoch stand der<br />

Stahlhandel nicht still. »stahlmarkt«-Chefredakteur Philipp Isenbart hörte sich um. Einige Marktteilnehmer<br />

sagten, was sie zurzeit bewegt. Sie gaben Aus- und Rückblicke, äußerten sich zu Potenzialen<br />

und Entwicklungen und benannten Chancen und Herausforderungen.<br />

Von Philipp Isenbart<br />

12 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

Foto: Shutterstock<br />

»Die Herausforderungen<br />

werden die nötigen,<br />

hohen Investitionen in<br />

Vertrieb und Logistik sein<br />

– bei gleichzeitiger Kompensation<br />

der täglichen<br />

Aufgaben.«<br />

Sören Filipczak, BEPRO<br />

Foto: Bepro<br />

Sören<br />

Filipczak<br />

Geschäftsführer,<br />

BEPRO<br />

Blech und<br />

Profilstahl<br />

Handelsgesellschaft<br />

mbH<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht<br />

die jüngsten Entwicklungen im<br />

Stahlhandel?<br />

Sören Filipczak: Auch wenn der Stahlhandel<br />

in vielerlei Beziehung eine<br />

konservative Branche ist und ein<br />

che ist sicherlich bedingt durch die<br />

Pandemie beschleunigt worden, aber<br />

ganz sicher nicht die Ursache. Viele<br />

Themenstellungen bestanden auch<br />

schon davor, sie werden jetzt nur –<br />

dem Druck geschuldet – intensiver<br />

angegangen.<br />

Was ist Ihr persönliches »learning«<br />

aus der Corona-Krise?<br />

Filipczak: Dass sozialer Abstand und<br />

Kontaktbeschränkung auf Dauer belastender<br />

werden, aber die guten Verbindungen<br />

zu unseren Partnern auch<br />

in dieser Zeit erhalten geblieben sind.<br />

Man kennt sich schließlich.<br />

Welche Themen bewegen Sie zurzeit<br />

besonders?<br />

Filipczak: Diese Fragestellung ist dynamisch<br />

zu betrachten und kann sich<br />

in Teilbereichen täglich verändern.<br />

Die Unterstützung durch unsere Produzenten<br />

war zu jeder Zeit gegeben,<br />

die Stahlwerke in Europa haben einen<br />

Kraftakt hinter sich, noch große Aufgaben<br />

vor sich und sind der<br />

Ausgangspunkt für die angebotenen<br />

QUADRAT-,<br />

RECHTECK- UND<br />

ANSCHLAGROHRE<br />

ERSTMALS AUS COR-TEN!<br />

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20 x 20 mm, 30 x 30 mm<br />

40 x 40 mm, 50 x 50 mm<br />

60 x 60 mm<br />

Rechteckrohre<br />

40 x 20 mm, 50 x 30 mm<br />

60 x 40 mm, 80 x 40 mm<br />

Anschlagrohre<br />

40 x 40 x 20L mm<br />

40 x 40 x 20T mm<br />

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Großteil des Geschäfts über die klassischen<br />

Vertriebswege abwickelt, Mengen und demzufolge – der Marktwirtschaft<br />

geschuldet – auch der Preis-<br />

uschuller@droesser.de<br />

Uwe Schuller<br />

nimmt die Digitalisierung in vielen<br />

Bereichen mehr und mehr zu. Die findung. Profitabilität ist der abgesetzten<br />

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jüngste Entwicklung in unserer Bran-<br />

Menge vorzuziehen.<br />

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13


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Foto: Nordwest Handel AG<br />

Wie schätzen Sie den Markt in den<br />

kommenden Monaten ein?<br />

Filipczak: Mit der weiteren Bewältigung<br />

der Pandemie werden hiermit<br />

einhergehend auch Belebungen<br />

in den Märkten stattfinden,<br />

wir sehen dies heute schon in bestimmten<br />

Branchen und Ländern.<br />

Die Herausforderungen werden die<br />

nötigen, hohen Investitionen in Vertrieb<br />

und Logistik sein – bei gleichzeitiger<br />

Kompensation der täglichen<br />

Aufgaben. Für unsere Branche sehe<br />

ich mittelfristig bereits wieder genügend<br />

Potenzial, dieses kann durch<br />

Konsolidierungen und Reduzierungen<br />

für die aktiven Marktteilnehmer<br />

sogar eine zusätzliche Dynamik ergeben.<br />

Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />

Filipczak: BEPRO ist als europäischer<br />

Stahldistributor ohnehin weltweit<br />

agierend, wir haben unsere Vertriebsaktivität<br />

in Europa erweitert<br />

und werden – soweit es die politischen<br />

und strukturellen Rahmenbedingungen<br />

zulassen – weiterhin die<br />

Möglichkeiten des gesamten Marktes<br />

nutzen. Wir werden zudem die<br />

Bodenhaftung nicht verlieren und<br />

für unsere Mitarbeiter und Geschäftspartner<br />

berechenbar und<br />

planbar bleiben.<br />

Jörg Simon<br />

Vorstand<br />

Haus technik/<br />

Stahl/Finanzen<br />

NORDWEST<br />

Handel AG,<br />

Dortmund<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht<br />

die jüngsten Entwicklungen im<br />

Stahlhandel?<br />

Jörg Simon: Die Digitalisierung erfährt,<br />

auch durch Corona, in der Branche<br />

eine immer stärkere Bedeutung,<br />

was gut ist und sicher viele Prozesse<br />

vereinfachen und beschleunigen<br />

wird. Das kommt allen Stakeholdern<br />

zugute.<br />

Was ist Ihr persönliches »learning«<br />

aus der Corona-Krise?<br />

Simon: Überspitzt formuliert, dass<br />

man sich in der Not zu helfen weiß.<br />

Sämtliche Sitzungen unter anderem<br />

unserer Produktkreise haben wir als<br />

Online-Meetings durchgeführt. Ja,<br />

das persönliche Gespräch von Angesicht<br />

zu Angesicht ist damit nicht zu<br />

ersetzen. Aber wir haben trotzdem<br />

viele Vorteile feststellen können, wie<br />

zum Beispiel eine Zeit- und Kostenersparnis.<br />

Zudem kann man sich des<br />

Öfteren und spontaner austauschen,<br />

was vielen Themen mehr Tempo verleiht.<br />

Der Brexit und die<br />

weiteren Veränderungen<br />

durch Corona sind zwei<br />

Themen, die die gesamte<br />

Branche betreffen und Auswirkungen<br />

unter anderem<br />

auf Preise und Lieferströme<br />

haben werden.<br />

Jörg Simon, NORDWEST<br />

Welche Themen bewegen Sie<br />

zurzeit besonders?<br />

Simon: Wenn wir einen Blick auf unsere<br />

Zahlen werfen, sind wir sehr zufrieden<br />

mit dem, was wir trotz der<br />

schwierigen Umstände in den vergangenen<br />

Monaten erreicht haben.<br />

Wir sind dankbar für das Vertrauen,<br />

das uns unsere Handels- und Lieferantenpartner<br />

entgegen bringen.<br />

Aber natürlich gibt es Themen, die<br />

wir beobachten. Zum einen ist es die<br />

vermehrte Konzentration auf Seite<br />

der Lieferanten. Zum anderen ist es<br />

die Veränderung der Lieferströme<br />

unter anderem durch den Brexit und<br />

durch die Corona-Situation. Zudem<br />

Foto: rff Rohr Flansch Fitting Handels GmbH<br />

hat uns die dramatische Lage in Italien,<br />

bei unseren Stahlproduzenten,<br />

die über die Jahre weit mehr als nur<br />

Geschäftspartner geworden sind,<br />

sehr bewegt.<br />

Wie schätzen Sie den Markt in<br />

den kommenden Monaten ein?<br />

Simon: Die aktuellen Preisbewegungen<br />

beziehungsweise -erhöhungen<br />

sehen wir unter anderem als<br />

Herausforderung. Zudem müssen wir<br />

abwarten, welche weiteren Veränderungen<br />

durch Corona und den Brexit<br />

entstehen. Das sind zwei Themen, die<br />

die gesamte Branche betreffen und<br />

Auswirkungen unter anderem auf<br />

Preise und Lieferströme haben werden.<br />

Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />

Simon: Wichtig ist uns, weiterhin Nutzen<br />

für unsere Fachhandelspartner zu<br />

stiften, zum Beispiel durch neue Bonusvereinbarungen<br />

und weiteren intensiven<br />

Austausch untereinander –<br />

das ist insbesondere in Zeiten wie<br />

diesen wichtig. Wachstum ist ebenfalls<br />

ein Thema: sei es durch Akquisen<br />

neuer Fachhandelspartner, sei es mit<br />

neuen Lieferpartnern. Ebenso streben<br />

wir den Ausbau und das Wachstum<br />

unserer einzelnen Produktfelder und<br />

Wachstum durch Digitalisierung an.<br />

Zudem freuen wir uns, unsere Partner<br />

endlich wieder persönlich zu treffen,<br />

sobald es sich guten Gewissens umsetzen<br />

lässt.<br />

Michael Allexi<br />

Geschäftsführer,<br />

rff Rohr<br />

Flansch Fitting<br />

Handels GmbH<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht<br />

die jüngsten Entwicklungen im<br />

Stahlhandel?<br />

Michael Allexi: Bereits seit geraumer<br />

Zeit beobachten wir einen Trend hin<br />

14 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

»Wir stellen fest,<br />

dass die Schwächen einiger<br />

großer Player deutlich<br />

sichtbarer werden, was<br />

für Spezialisten durchaus<br />

Chancen bietet.«<br />

Michael Allexi, rff<br />

zu immer größer werdenden Einheiten<br />

im Stahlhandel. Aus unserer Sicht<br />

hat die Entwicklung durch die Krise<br />

noch mehr an Dynamik gewonnen.<br />

Die Gründe liegen zum einen an dem<br />

weiter steigenden Handlungsdruck<br />

und zum anderen an dem weiterwachsenden<br />

Liquiditäts- und Kapitalbedarf.<br />

Dennoch stellen wir fest,<br />

dass die Schwächen einiger großer<br />

Player deutlich sichtbarer werden,<br />

was für Spezialisten durchaus Chancen<br />

bietet. Für den Endverbraucher<br />

heißt das im Endeffekt, dass größer<br />

nicht automatisch auch besser ist.<br />

Was ist Ihr persönliches »learning«<br />

aus der Corona-Krise?<br />

Allexi: Erstens: Die Krise hat gezeigt,<br />

dass die Gemeinschaft – auch in Unternehmen<br />

– viel erreichen und verändern<br />

kann, wenn der Wille da ist.<br />

Zweitens: dass Unternehmen, die<br />

im strategischen Grundmodell und in<br />

der »Customer Centricity« (Kundenorientierung,<br />

Anm. d. Red.) gut aufgestellt<br />

sind, in der Lage sind, Krisen<br />

erfolgreicher zu bewältigen.<br />

Drittens: dass die Unternehmens-<br />

und Führungskultur – inklusive der<br />

internen Kommunikation – eine noch<br />

stärkere Schlüsselrolle bei der Krisenbewältigung<br />

einnimmt als so schon.<br />

Viertens: Die VUCA-Welt ist und bleibt<br />

die neue Konstante. Darum gilt es,<br />

stets vorbereitet zu sein! (Das Kunstwort<br />

»VUCA« setzt sich aus den Anfangsbuchstaben<br />

der Begriffe »Volatilität«<br />

beziehungsweise Kursschwankung,<br />

»Unsicherheit«, »Komplexität«<br />

und »Ambiguität« – also Mehrdeutigkeit<br />

– zusammen. Es beschreibt die<br />

he rausfordernden Bedingungen der<br />

Unternehmensführung gerade in der<br />

heutigen Zeit, Anm. d. Red.)<br />

Welche Themen bewegen Sie<br />

zurzeit besonders?<br />

Allexi: Das sind vor allem drei Themen.<br />

Einerseits die langfristige Liefersicherheit:<br />

Welche Werke werden<br />

überleben? Ebenfalls sehr wichtig<br />

für uns ist die optimale Mengenplanung:<br />

Wann zieht der Markt wieder<br />

an, und zu welchem Zeitpunkt sind<br />

Bestellungen von Long Leads (Komponenten<br />

mit langem Vorlauf, Anm.<br />

d. Red.) in welchen Mengen auszulösen?<br />

Was uns momentan zudem<br />

sehr bewegt, ist die Vermeidung von<br />

Überforderung der Organisationen<br />

und ihrer Mitarbeiter durch zu viele<br />

Projekte.<br />

Wie schätzen Sie den Markt in den<br />

kommenden Monaten ein?<br />

Allexi: Aufgrund des Nachfrageeinbruchs<br />

bei Rohren und Rohrzubehör<br />

seit dem Sommer ist der übliche Lagerzyklus<br />

zum Jahresende ausgefallen,<br />

ebenso wie der anschließende<br />

Aufbau der Bestände im Frühjahr ausfällt.<br />

Die Läger sind voll und zum Teil<br />

signifikant überstockt. Viele Werke<br />

für Rohr und Rohrzubehör bleiben bis<br />

tief ins Jahr <strong>2021</strong> strukturell dramatisch<br />

infraausgelastet. Liquidität ist in<br />

Krisen das höchste Gut, diesbezüglich<br />

ist bei einigen Unternehmen eine kritische<br />

Marke erreicht. Dies kann auch<br />

kundenseitig dazu führen, dass im<br />

Aufschwung das nötige Kapital zur<br />

Vorfinanzierung der Aufträge fehlt.<br />

Es ist davon auszugehen, dass es<br />

weitere Infektionswellen bis tief in dieses<br />

Jahr geben wird. Spätestens Mitte<br />

des Jahres sollte eine deutliche Verbesserung<br />

der Nachfrage in den Bereichen<br />

»Maintenance« und »Projekte« einsetzen.<br />

Die Frage ist, wie stark dieser Aufschwung<br />

ausfallen wird und ob es auch<br />

Foto: Tata Steel<br />

durch die dramatische Verknappung<br />

von Seecontainern zu einer Überhitzung<br />

der Preise kommt.<br />

Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />

Allexi: Die Frage sollte eher lauten:<br />

»Was sind Ihre Pläne für 2022?«.<br />

Denn die Pandemie wird uns in diesem<br />

Jahr weiter stark beschäftigen.<br />

Somit bleibt es auch im Jahr <strong>2021</strong> bei<br />

den organisatorischen und hygienischen<br />

Herausforderungen, die uns<br />

seit Monaten belasten. Die Umsetzung<br />

von Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Effizienz und Effektivität<br />

wie auch der Katalysator in Richtung<br />

Digitalisierung benötigen Zeit. Bei<br />

der Umsetzung werden die Kapazitäten<br />

der Mitarbeiter und der Organisation<br />

belastet. Dennoch wird uns<br />

<strong>2021</strong> in diesen Punkten einen deutlichen<br />

Schritt nach vorne bringen. Dieses<br />

Jahr werden wir dazu nutzen, um<br />

anstehende Expansionen und Investitionen<br />

detailliert zu planen und<br />

vorzubereiten.<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht<br />

die jüngsten Entwicklungen im<br />

Stahlhandel?<br />

Jens Lauber: Aus Sicht von Tata Steel<br />

in Europa liegt eine der jüngsten Entwicklungen<br />

im Stahlhandel darin, dass<br />

Supply Chains deutlich lokaler geworden<br />

sind. Grund hierfür sind Unsicherheiten,<br />

die ihren Ursprung in den aktuellen<br />

Bedingungen rund um die<br />

Corona-Pandemie haben. Darüber<br />

hinaus sehen wir einen klaren Trend<br />

darin, den eigenen ökologischen Fußabdruck<br />

zu verbessern, sowohl in der<br />

Logistik als auch in anderen Bereichen.<br />

Jens Lauber<br />

Managing Director<br />

Business<br />

Planning und<br />

Supply Chain<br />

Management,<br />

Tata Steel in<br />

Europa<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

15


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Welche Themen bewegen Sie<br />

zurzeit besonders?<br />

Lauber: Tata Steels europäische Geschäftseinheiten<br />

engagieren sich sehr<br />

intensiv dafür, Logistik als Teil einer<br />

ganzheitlichen Ökobilanz zu sehen<br />

und sie in ein »Life Cycle Assessment«<br />

(Lebenszyklusanalyse, also die Berechnung<br />

der Auswirkungen, die ein Produkt<br />

während des gesamten Lebenswegs<br />

auf die Umwelt hat, Anm. d.<br />

Red.) einzubinden. Unsere ganze Lieferkette<br />

vor diesem Hintergrund zu<br />

optimieren, ist nicht nur für uns, sondern<br />

auch für unsere Kunden ein<br />

wichtiger Faktor: Denn auch deren<br />

Kunden verlangen von ihnen, dass sie<br />

ihren CO 2 -Fußabdruck noch weiter<br />

reduzieren. Daneben sind alle erdenklichen<br />

digitalen Entwicklungen richtungsweisend<br />

für den Stahlhandel,<br />

und das heute wie morgen.<br />

Was ist Ihr persönliches »learning«<br />

aus der Corona-Krise?<br />

Lauber: Was uns in der Corona-Krise<br />

am meisten beeindruckt hat: wie viel<br />

wir dank der digitalen Entwicklung<br />

ohne Reisen und persönliche Kontakte<br />

erreichen können.<br />

Wie schätzen Sie den Markt in den<br />

kommenden Monaten ein?<br />

Lauber: Es gibt eine Reihe von Zukunftsthemen,<br />

auf die wir nur einen<br />

»Was uns in der<br />

Corona-Krise am meisten<br />

beeindruckt hat: wie<br />

viel wir dank der digitalen<br />

Entwicklung ohne Reisen<br />

und persönliche Kontakte<br />

erreichen können.«<br />

Jens Lauber,<br />

Tata Steel Europe<br />

Foto: ArcelorMittal<br />

begrenzten Einfluss haben. Dazu gehören<br />

vor allem Unsicherheiten da rüber,<br />

wie sich die Stahlnachfrage entwickeln<br />

wird – sowohl kurz- als auch langfristig.<br />

Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />

Lauber: Wir sind uns bei Tata Steel in<br />

Europa sicher, dass einer der Schlüsselfaktoren<br />

für unsere erfolgreiche<br />

Entwicklung darin liegen wird, noch<br />

flexibler und agiler zu werden. In diesem<br />

Sinne werden wir noch näher bei<br />

unseren Kunden sein, um im Jahr <strong>2021</strong><br />

gemeinsam mit ihnen die erwartete<br />

Marktdynamik zu bewältigen.<br />

Welches sind aus Ihrer Sicht die<br />

jüngsten Entwicklungen im Stahlhandel?<br />

Patrick Meessen: Die Digitalisierung<br />

des Stahlhandels bleibt ein sehr wichtiges<br />

Thema für uns. Hier hat es in<br />

diesem Jahr weitere Entwicklungen<br />

gegeben, wenn wir zum Beispiel das<br />

Ermöglichen von mobilem Arbeiten<br />

und Home Office anschauen. Da haben<br />

wir deutliche Fortschritte gemacht.<br />

Und für <strong>2021</strong> planen wir verstärkt<br />

den Vertrieb unserer Produkte<br />

übers Internet.<br />

Patrick<br />

Meessen<br />

Head of<br />

Germany and<br />

Switzerland,<br />

ArcelorMittal<br />

Downstream<br />

Solutions<br />

Was ist Ihr persönliches »learning«<br />

aus der Corona-Krise?<br />

Meessen: Die Flexibilität unserer Organisation<br />

und das Engagement unserer<br />

Mitarbeiter ist herausragend in<br />

dieser Krise. Wir haben alle miteinander<br />

gelernt, unsere Arbeitsprozesse<br />

digitaler als vorher zu gestalten,<br />

gleichzeitig ist auch mehr Rücksicht-<br />

nahme aufeinander wichtig geworden.<br />

Als Team konnten wir trotz der<br />

schwierigen Umstände weiter zusammenwachsen.<br />

»Wir bemerken,<br />

dass die Nachfrage<br />

wieder anzieht, was sich<br />

positiv auf die Preisentwicklung<br />

auswirkt.«<br />

Welche Themen bewegen Sie<br />

zurzeit besonders?<br />

Meessen: Wir bemerken, dass die<br />

Nachfrage wieder anzieht, was sich<br />

positiv auf die Preisentwicklung auswirkt.<br />

Es ist wichtig für uns, die Lieferketten<br />

aufrechtzuerhalten – da sind<br />

hohes Engagement und Flexibilität<br />

von allen Beteiligten gefordert.<br />

Wie schätzen Sie den Markt in den<br />

kommenden Monaten ein?<br />

Meessen: Die meisten makroökonomischen<br />

Indikatoren zeigen einen<br />

positiven Trend und signalisieren eine<br />

Erholung des Marktes, aber nicht auf<br />

dem Niveau von vor der Pandemie.<br />

Angesichts einer zweiten Welle des<br />

Corona virus, von der die meisten Länder<br />

in Europa betroffen sind, ist es<br />

sinnvoll, vorsichtig zu bleiben.<br />

Was sind Ihre Pläne für <strong>2021</strong>?<br />

Meessen: Wir fahren bedingt durch<br />

die Pandemie weiter auf Sicht. Im Fokus<br />

steht für uns, dass wir unseren<br />

Kunden weiter einen exzellenten Service<br />

bieten können, außerdem investieren<br />

wir weiter in die Zukunft unserer<br />

Mitarbeiter und in unsere Anlagen<br />

zum Erhalt und Ausbau unserer Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Patrick Meessen,<br />

ArcelorMittal<br />

16 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

Stahlhändler Hoberg & Driesch baut<br />

Rohrbearbeitung weiter aus<br />

Aus RSC Röhrenhandel wird Hoberg & Driesch Processing<br />

Wesseling. Hoberg & Driesch baut seine Aktivitäten bei der Rohranarbeitung und -weiterverarbeitung<br />

aus: Der nächste Schritt dafür wurde nach Informationen des Düsseldorfer Stahlhändlers<br />

vor Kurzem mit der Umfirmierung der RSC Röhrenhandel GmbH in Hoberg & Driesch Processing<br />

GmbH gemacht. Ziel ist es demnach, den Marktanteil als einer der führenden Anbieter im Bereich<br />

der Rohrbearbeitung noch weiter zu erhöhen.<br />

Hoberg & Driesch ist eines der führenden europäischen<br />

Großhandelshäuser für Stahlrohre. Als Teil<br />

einer 2<strong>01</strong>5 angestoßenen, langfristigen Diversifizierungsstrategie<br />

erweitert die Unternehmensgruppe eigenen<br />

Angaben zufolge kontinuierlich ihre Marktanteile<br />

im Bereich der Rohrweiterverarbeitung. »Mit der 2<strong>01</strong>8<br />

erfolgten Akquisition der RSC Röhrenhandel GmbH und<br />

ihrer nun abgeschlossenen Umfirmierung in Hoberg<br />

& Driesch Processing wollen wir unsere Aktivitäten<br />

im Bereich der Anarbeitung<br />

ausbauen, sie sichtbar machen und<br />

so unsere Marktposition noch<br />

weiter stärken«, sagt Hanns-<br />

Jörg Westendorf, Geschäftsführer<br />

der Unternehmensgruppe<br />

Hoberg & Driesch.<br />

Full-Service-Dienstleister<br />

für die Rohrbearbeitung<br />

Hoberg & Driesch Processing<br />

bietet Kunden ein Komplettprogramm<br />

für das Outsourcing<br />

der individuellen Bearbeitung von<br />

geschweißten, gezogenen und nahtlosen<br />

Präzisionsstahlrohren. Die neue Marke<br />

Hoberg & Driesch Processing entstammt dem<br />

Unternehmen RSC Röhrenhandel, einem 1987 in Wesseling<br />

gegründeten und im Markt etablierten Anbieter von Rohren<br />

und Fixlängen. »Durch die Erweiterung des Fokus auf<br />

die Rohranarbeitung und -weiterverarbeitung wollen wir<br />

sukzessive die Wertschöpfung und damit den Mehrwert<br />

für unsere Kunden erhöhen«, erklärt Brandolf Schneider,<br />

der gemeinsam mit Thomas Horstmann die Geschäftsführung<br />

von Hoberg & Driesch Processing übernommen hat.<br />

»Wir verstehen uns als Full-Service-Dienstleister, wenn es<br />

um Rohrprodukte geht. Mit unserer One-Stop-Shopping-Philosophie<br />

orientieren wir uns komplett an den<br />

»Mit der 2<strong>01</strong>8<br />

erfolgten Akquisition der RSC<br />

Röhrenhandel GmbH und ihrer nun<br />

abgeschlossenen Umfirmierung in<br />

Hoberg & Driesch Processing wollen<br />

wir unsere Aktivitäten im Bereich der<br />

Anarbeitung ausbauen, sie sichtbar<br />

machen und so unsere Marktposition<br />

noch weiter stärken.«<br />

Hanns-Jörg Westendorf, Geschäftsführer<br />

der Unternehmensgruppe<br />

Hoberg & Driesch<br />

One-Stop-Shopping<br />

Bedürfnissen unserer Kunden – und das ohne Einschränkungen<br />

durch unser Herstellungsprogramm<br />

oder durch festgelegte Prozesse.«<br />

Hoberg & Driesch Processing begleitet seine Kunden von<br />

der ersten Entwicklungsidee über die Herstellbarkeitsprüfung<br />

bis hin zur Definition von kosteneffizienten Lieferketten<br />

für die Just-in-time-Serienproduktion. Zum Anarbeitungsportfolio<br />

zählen unter anderem das Sägen, Fasen,<br />

Strahlen, Biegen, Prägen und Stanzen. Darüber hinaus<br />

bietet Hoberg & Driesch Processing auch die Endenumformung<br />

sowie die Fertigung von ganzen Baugruppen mit<br />

einem hohen Maß an Automatisierung.<br />

www.hd-processing.com<br />

Hoberg & Driesch baut seine Aktivitäten<br />

bei der Rohranarbeitung<br />

und -weiterverarbeitung<br />

aus. Das gab Hanns-Jörg Westendorf,<br />

Geschäftsführer der<br />

Unternehmensgruppe Hoberg<br />

& Driesch (rechts), gemeinsam<br />

mit Thomas Horstmann (links)<br />

und Brandolf Schneider, den<br />

Geschäftsführern der neuen Hoberg<br />

& Driesch Processing GmbH,<br />

bekannt.<br />

Foto: Hoberg & Driesch<br />

•<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

17


Handel & Service<br />

Deutschland<br />

Wenn Stahl und Digital verschmelzen<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Werkstoffs Stahl lässt sich nachhaltig steigern<br />

Düsseldorf. Der Allround-Werkstoff Stahl steckt nicht nur in Maschinen und Bauwerken, in Schiffen<br />

oder Fahrzeugen, auch die moderne Kommunikation wäre ohne Stahl undenkbar. Mithilfe der<br />

Digitalisierung und der Anwendung künstlicher Intelligenz (KI) wird Stahl auch in Zukunft eine<br />

tragende Rolle spielen. Durch ein Verschmelzen des Stahls mit der digitalen Welt lässt sich die<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Grundmaterials Stahl nachhaltig steigern – zum Vorteil der gesamten<br />

Wertschöpfungskette von der Exploration der Rohstoffe über die Stahlherstellung und die Stahlverarbeitung<br />

bis hin zum Recycling.<br />

Von Valentin Kaltenbach*<br />

Stahl ist der wichtigste Werkstoff<br />

der Welt: Mit 1,9 Milliarden<br />

Tonnen im Jahr 2<strong>01</strong>9 übertraf<br />

die Rohstahlproduktion die Menge<br />

aller übrigen metallischen Werkstoffe.<br />

Das hat viele Ursachen.<br />

Zum einen überzeugt Stahl mit Nachhaltigkeit.<br />

Der Werkstoff kann zu 100<br />

Prozent recycelt werden und selbst Nebenprodukte<br />

lassen sich noch zu Baustoffen oder<br />

Düngemitteln verarbeiten. Durch die Verwendung von<br />

Wasserstoff wird auch die Stahlherstellung immer klimafreundlicher.<br />

Außerdem ist die Weiterverarbeitung vergleichsweise<br />

kostengünstig, der Transport an jeden Ort<br />

auf der Welt unkompliziert und das Vorkommen auf der<br />

Erde riesig. Eisen als Basiselement für Stahl stellt mit einem<br />

Anteil von 4,7 Prozent nach Sauerstoff, Silizium und Aluminium<br />

das vierthäufigste Element in der Erdkruste dar,<br />

damit ist die Versorgung noch für Jahrhunderte gesichert.<br />

Auch physikalisch und chemisch betrachtet hat Stahl nahezu<br />

perfekte Eigenschaften, denn er lässt sich vielseitig<br />

gestalten. Derzeit gibt es mehr als 2 500 Stahlsorten, etwa<br />

Mithilfe der<br />

Digitalisierung und der<br />

Anwendung künstlicher<br />

Intelligenz (KI) wird Stahl<br />

auch in Zukunft eine tragende<br />

Rolle spielen.<br />

2 000 von ihnen wurden erst in den<br />

vergangenen zehn Jahren entwickelt<br />

– und es ist noch Raum nach oben.<br />

Kerntechnologien<br />

Digitalisierung und KI<br />

Fraglos sind die Digitalisierung und die<br />

künstliche Intelligenz die Kerntechnologien<br />

des 21. Jahrhunderts. Mit ihrer Hilfe funktioniert<br />

der effiziente Einsatz von Ressourcen<br />

jeder Art. Gelingt es, die innovativen Lösungen der Gegenwart<br />

mit dem bedeutendsten Rohstoff der Welt zu verbinden,<br />

entsteht eine solide Basis für die nächsten ganz großen<br />

Entwicklungssprünge. Darum arbeitet die KALTEN-<br />

BACH.SOLUTIONS GmbH aktiv daran, dem Stahl durch<br />

Verschmelzen mit der digitalen Welt die Anerkennung zu<br />

sichern, die er verdient.<br />

www.kaltenbach-solutions.com<br />

*Der Autor ist geschäftsführender Gesellschafter der<br />

KALTENBACH.SOLUTIONS GmbH.<br />

•<br />

Hintergrund<br />

KALTENBACH.SOLUTIONS<br />

Foto: Shutterstock<br />

Die Zukunft ist digital: Ingenieure in der Stahlfabrik, die an<br />

digitalen Tabletts arbeiten<br />

Die KALTENBACH.SOLUTIONS GmbH mit Büros in<br />

Düsseldorf und Freiburg ist ein Full-Service-Provider<br />

mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Stahlbranche,<br />

die auf web- und KI-basierte Branchenlösungen<br />

zur Performance-Steigerung im Bereich Operations<br />

spezialisiert ist. Ihre langjährige Erfahrung aus<br />

dem Maschinenbau hilft der KALTENBACH.SOLU-<br />

TIONS GmbH dabei, die Welt des Stahls mit der digitalen<br />

Welt zu verbinden.<br />

18 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Deutschland<br />

Handel & Service<br />

Spende in Corona-Zeiten<br />

NORDWEST unterstützt Dortmunder Schulen mit 20 000 Masken<br />

Dortmund. An den weiterführenden Schulen herrscht Maskenpflicht. Aber an passendes Material<br />

zu kommen, ist nicht immer einfach. NORDWEST unterstützt dabei und hat an zehn Dortmunder<br />

Schulen beziehungsweise deren Fördervereine je 2 000 Stoffmasken gespendet.<br />

Wir haben es geschafft,<br />

noch vor Weihnachten<br />

und vor dem allgemeinen<br />

Lockdown alle Masken unter Einhaltung<br />

geltender Regeln zu übergeben«,<br />

berichteten Michael Rolf, Geschäftsbereichsleiter<br />

Handwerk & Industrie,<br />

und Christian Scherpner,<br />

Hauptbereichsleiter Rechnungswesen<br />

& Controlling / Personal.<br />

Überreichung noch vor dem<br />

Lockdown<br />

Im Sinne der Nachhaltigkeit hat sich<br />

das Dortmunder Unternehmen für<br />

Masken entschieden, die bei 95 Grad<br />

koch- und waschbar sind. Wie NORD-<br />

WEST berichtete, freuten sich die<br />

Schulen sehr über die Unterstützung,<br />

wie in Gesprächen mit Fördervereinen<br />

und Schulleitungen deutlich geworden<br />

sei.<br />

»Wir wissen um die Schwierigkeiten,<br />

Masken in ausreichenden Mengen<br />

zu beschaffen. Von daher wollten<br />

wir die Schulen unterstützen und allen<br />

Beteiligten zumindest eine Sorge<br />

Christopher Rüther, NORDWEST-Geschäftsbereichsleiter Stahl, und Christian<br />

Scherpner (l.), NORDWEST-Personalleiter, überbrachten auch dem Heisenberg-Gymnasium<br />

2 000 Masken als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Bei der<br />

Übergabe dabei waren vorne (v.l.) aus der Schülerschaft Rihanna, Florian und Summer.<br />

Schulleiterin Ulrike Eisenberg (3.v.r.), Vorsitzende des Fördervereins Christina<br />

Borbach (2.v.l.), Beisitzerin Jasna Sejdovska (3.v.l.) und Oberstufenkoordinatorin<br />

Birgit Frey (2.v.r.) nahmen die Masken entgegen.<br />

in diesen schwierigen Zeiten abnehmen«,<br />

so Michael Rolf und Christian<br />

Scherpner. »Dass unsere Spende so<br />

gut ankommt, freut uns sehr und bestärkt<br />

uns in unserem Handeln.«<br />

Folgende Dortmunder Schulen erhielten<br />

ein Maskenpaket: Anne-Frank-Gesamtschule,<br />

Goethe-Gymnasium,<br />

Gymnasium an der Schweizer<br />

Allee, Hauptschule Am Externberg,<br />

Helmholtz-Gymnasium, Heisenberg-Gymnasium,<br />

Karl-Müchler-Schule,<br />

Kielhornschule, Marie-Reinders-Realschule,<br />

Max-Wittmann-Schule<br />

www.nordwest.com<br />

Foto: NORDWEST Handel AG<br />

•<br />

WALZSTAHLHANDEL ESSEN GmbH<br />

warmgewalzte Spezialprofile, Stabstahl und Sonderabmessungen<br />

Manganstahl (X120Mn12) Flach, Rund, Vierkant, Fenstergitter/Gitterroste<br />

Import Walzstahl, Werks- und Lagerlieferungen nach D – A – NL<br />

Sommerburgstr. 53<br />

Tel. +49 (0)2<strong>01</strong> 74956032<br />

info@walzstahlhandel-essen.de<br />

D-45149 Essen<br />

Fax +49 (0)2<strong>01</strong> 74956033<br />

www.walzstahlhandel-essen.de<br />

www.wanko.de info@wanko.de +49 8654 4830<br />

Logistiksteuerung mit System<br />

Software für Lager, Transport und Telematik<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

19


Handel & Service<br />

Marktbericht<br />

Modellprognosen signalisieren<br />

weitere Anstiege bei Flachstahl<br />

Preisbewegung bei Langstählen sollte sich beschleunigen<br />

Trotz strengerer Restriktionen zeigt sich der Industriebereich weiterhin freundlich. Die Einkaufsmanagerindizes<br />

konnten die pessimistischeren Konsenserwartungen deutlich schlagen und<br />

signalisierten auch für den Dezember eine starke Fabriktätigkeit, was die Stahlpreise unterstützen<br />

sollte.<br />

Von Philipp Mann*<br />

Die quantitativen Prognosemodelle<br />

von MBI Research für<br />

Flachstahlprodukte auf dem<br />

deutschen Markt deuten weitere Preisanstiege<br />

in den kommenden Wochen<br />

an. Über den sechswöchigen Prognosehorizont<br />

erwarten sie bei Warmbreitband<br />

einen Preisanstieg von 7<br />

Prozent, bei Feinblech wird ebenfalls<br />

ein Preisanstieg von 7 Prozent prognostiziert.<br />

In den zwei Wochen zum<br />

18. Dezember hin konnte Warmbreitband<br />

abermals deutlich um 9,7 Prozent<br />

auf 600 Euro pro Tonne (ex Werk)<br />

zulegen, während Feinblech um 5,3<br />

Prozent auf 639 Euro pro Tonne stieg.<br />

Aufgrund des positiven Umfeldes<br />

könnten in den nächsten Wochen<br />

Index<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

weitere Preisanstiege folgen, MBI Research<br />

stützt sich dabei unter anderem<br />

auf die Entwicklung der Importpreise<br />

aus China, welche für die Flachstahlprodukte<br />

einen Zuwachs von<br />

circa 10,3 Prozent innerhalb der letzten<br />

beiden Wochen ausweisen. Zudem<br />

legte der Index von MBI Research,<br />

welcher die Produktionskosten für<br />

Flachstahlprodukte misst, ebenfalls<br />

deutlich zu, was auch weiterhin an die<br />

Abnehmer weitergegeben werden<br />

kann.<br />

Bei den Langstahlprodukten sind<br />

die Modellprognosen nochmals optimistischer<br />

als noch Mitte Dezember.<br />

Betonstahl B500N wird sich nach den<br />

Vorhersagen in den kommenden vier<br />

Wochen voraussichtlich um 14 Prozent<br />

verteuern, Walzdraht könnte sogar<br />

um 15 Prozent steigen. Die Preise kletterten<br />

indes in den zwei Wochen bis<br />

zum 18. Dezember deutliche 8 Prozent,<br />

Betonstahl B500N notiert bei<br />

509 Euro je Tonne und Walzdraht bei<br />

576 Euro je Tonne. Hohe Importpreise<br />

Trotz strengerer Restriktionen bleibt das verarbeitende Gewerbe<br />

auf dem Erholungspfad<br />

2008 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>8 2020<br />

PMI Manufacturing Eurozone Vorlauf 1 Monat (l.S.)<br />

Warmbreitband Deutschland %Preisveränderung ggü. vor 12 Monaten (r.S.)<br />

1.00<br />

0.75<br />

0.50<br />

0.25<br />

0.00<br />

-0.25<br />

-0.50<br />

-0.75<br />

%<br />

aus China unterstützen die Preisseite<br />

der Langstähle. Des Weiteren sind die<br />

optimistischen Prognosen getrieben<br />

durch die stark gestiegenen Stahlschrottpreise,<br />

was die Produktionskosten<br />

beeinflusste.<br />

Deutsche Industrie überraschend<br />

robust<br />

Überraschend stark zeigten sich auch<br />

die Indizes der Einkaufsmanager (PMI)<br />

für Deutschland und die Eurozone.<br />

Trotz verschärfter Restriktionen signalisieren<br />

die PMIs weiterhin eine robuste<br />

Aktivität im verarbeitenden Gewerbe,<br />

der PMI für Deutschland wuchs um<br />

0,5 auf 58,3 Punkte, auch die Eurozone<br />

verbesserte sich um 1,5 auf 55,2<br />

Punkte. Die PMIs im Dienstleistungssektor<br />

konnten sich ebenfalls im Dezember<br />

sowohl in Deutschland als<br />

auch in der Eurozone erholen, notieren<br />

jedoch weiterhin unter der wichtigen<br />

Marke von 50 Punkten.<br />

Da jedoch die zweite Monatshälfte<br />

von strengeren Lockdowns geprägt<br />

war und zudem die Feiertage bevorstanden,<br />

könnten sich die PMIs für<br />

den Industrie- und Servicesektor im<br />

Januar abschwächen. Schon zum Jahreswechsel<br />

war befürchtet worden,<br />

dass die Fallzahlen nochmals an Dynamik<br />

gewinnen und es damit zu einer<br />

Ausweitung des Lockdowns mindestens<br />

bis Ende Januar käme. Denn trotz<br />

des Beginns der Impfungen in Europa<br />

wird auf kurzfristige Sicht keine Herdenimmunität<br />

erreicht werden und<br />

insbesondere die ersten Wochen im<br />

20 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Marktbericht<br />

Handel & Service<br />

neuen Jahr könnten damit die wirtschaftliche<br />

Erholung gefährden.<br />

Aus aktuellen Wirtschaftsdaten ist<br />

ersichtlich, dass die Zugewinne bei<br />

den Flachstahlpreisen durch die starke<br />

Verhandlungsmacht der Stahlproduzenten<br />

erklärbar sind. Die Auftragseingänge<br />

in der deutschen Industrie<br />

stiegen im Oktober im Vergleich<br />

zum Vormonat um 2,9 Prozent. Die<br />

Industrieproduktion wuchs zum September<br />

um 3,2 Prozent, damit konnte<br />

der größte Zuwachs seit vier Monaten<br />

verzeichnet werden, und das Plus liegt<br />

damit also weiterhin über den Auftragseingängen.<br />

Jedoch ist diese Entwicklung im<br />

Bereich Eisen, Stahl und Ferrolegierungen<br />

weiterhin konträr. Hier stiegen<br />

die Auftragseingänge auf unbereinigter<br />

Basis um 19,6 Prozent und<br />

saison- und kalenderbereinigt um<br />

15,5 Prozent, wohingegen sich die<br />

Stahlproduktion jedoch nur um 11,8<br />

Prozent unbereinigt und auf saison-<br />

und kalenderbereinigter Basis um 9,9<br />

Prozent veränderte.<br />

Somit besteht auch weiterhin eine<br />

große Diskrepanz zwischen Auftragseingang<br />

und tatsächlicher Produktion,<br />

was den Stahlproduzenten<br />

aller Voraussicht nach ermöglicht,<br />

höhere Preise durchsetzen zu können.<br />

Hohe Stahlproduktion auf<br />

globaler Ebene<br />

In China setzt sich der Pfad der Erholung<br />

weiterhin deutlich fort. Die Industrieproduktion<br />

ist im November<br />

um 7,0 Prozent zum Vorjahr gewachsen<br />

und damit um 0,1 Punkte im Vergleich<br />

zum Vormonat. Die vom chinesischen<br />

Statistikamt erhobenen Daten<br />

zur Stahlproduktion lagen im November<br />

jedoch mit 87,7 Millionen Tonnen<br />

um 4,7 Prozent unter denen vom Vormonat,<br />

im Vorjahresvergleich ist jedoch<br />

ein Plus von 8,0 Prozent ersichtlich.<br />

Dies unterstreicht die stark gestiegene<br />

Nachfrage nach Stahl, was<br />

sich im Zuge dessen auch auf der<br />

Preisseite niederschlägt.<br />

Auch in Deutschland war die Stahlproduktion<br />

laut den Zahlen der World<br />

Index<br />

US D/Tonne<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Steel Association gestiegen. Im November<br />

konnte im Vergleich zum Vorjahr<br />

ein kräftiges Plus von 14,8 Prozent<br />

bei der Stahlerzeugung hierzulande<br />

festgestellt werden. Insgesamt<br />

stieg die weltweite Stahlproduktion<br />

im November im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />

um 6,6 Prozent.<br />

Die solide Auftragslage spiegelt sich in der<br />

Verhandlungsmacht der Stahlkonzerne wider<br />

2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020<br />

Index Auftragseingang Stahl<br />

Höhere Eisenerzpreise beeinflussen<br />

Produktionskosten<br />

Der internationale Benchmark-Kontrakt<br />

auf Eisenerz an der Singapur-Börse<br />

(SGX) legte in den vergangenen<br />

Wochen deutlich zu. Die Eisenerzpreise<br />

bewegen sich in der Nähe<br />

des Rekordniveaus, da ein Erdrutsch<br />

in einer brasilianischen Eisenerzmine<br />

die Sorgen um das Angebot verstärkt<br />

haben und die chinesische Nachfrage<br />

sich weiterhin auf hohem Niveau befindet.<br />

Aufgrund dessen ist auch der<br />

Baltic Dry Index, der die Frachtraten<br />

auf den wichtigsten Schifffahrtsrouten<br />

misst, im Berichtszeitraum um<br />

10,7 Prozent auf 1 325 Punkte gestiegen.<br />

Die Frachtraten für den »Capesize«-Schiffstyp,<br />

der bei der Verschiffung<br />

von Eisenerz dominiert, stiegen<br />

sogar im selben Zeitraum um 18,6 Prozent.<br />

Der Index von MBI Research für<br />

die Produktionskosten über das<br />

BOF-Verfahren, welches das primäre<br />

Verfahren zur Stahlerzeugung mittels<br />

Eisenerz und Kokskohle ist, wuchs um<br />

6,9 Prozent und profitierte dabei<br />

deutlich von der Entwicklung bei Eisenerz.<br />

Index Stahlproduktion<br />

Starker Anstieg der Eisenerzpreise führt zu höheren Produktionskosten<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020<br />

Eisenerz SGX-Frontmonat (l.S.)<br />

Produktionskostenindex (r.S.)<br />

*Der Autor ist Analyst beim Informationsdienstleister<br />

MBI Infosource.<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Index<br />

Index<br />

•<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

21


Handel & Service<br />

International<br />

Foto:Shutterstock<br />

Steigende Aktienkurse an der Wall Street heben die Stimmung der US-Stahlmanager.<br />

US-Stahlindustrie begrüßt das<br />

neue Jahr mit Optimismus<br />

Verabschiedung des Covid-19-Hilfspakets zeigt seltene überparteiliche<br />

Einigkeit<br />

New York. Nach einem schwierigen Jahr 2020 erwartete die US-Stahlbranche ein weitaus besseres<br />

Jahr <strong>2021</strong>. Jedoch nicht alle Stahlanalysten an der Wall Street teilten den Optimismus der<br />

Stahlmanager, weil die Kapazitätsnutzung des Sektors weiterhin deutlich unter dem Niveau zu<br />

Beginn des Vorjahres liegt. Die wichtigsten Ziele für die amerikanische Stahl-Lobby sind eine Einigung<br />

zwischen dem neuen US-Präsidenten Joe Biden und den beiden Kongresskammern über ein<br />

massives Infrastrukturgesetz und das Festhalten an den Stahlimportzöllen in Höhe von 25 Prozent.<br />

Von unserer New Yorker Korrespondentin Brigitte Nacos<br />

In der legendären Stahl-Hochburg Pittsburgh und in ganz<br />

Pennsylvania vergaßen Demokraten und Republikaner<br />

zum Jahreswechsel vorübergehend ihre politischen Differenzen<br />

und bejubelten gemeinsam die Erfolge der Pittsburgh<br />

Steelers. Das 1933 gegründete Football-Team erreichte<br />

nämlich die Qualifikationsrunden für den Einzug ins<br />

Superbowl-Finale. Das Logo des Teams gleicht dem ursprünglich<br />

für die US Steel Corporation entworfenen »Steelmark«-Design,<br />

das heute Eigentum und Handelsmarke des<br />

Stahl-Dachverbands American Iron and Steel Institute (AISI)<br />

ist. Kein Wunder, dass die historische Verbinding zwischen<br />

dem Steelers-Team und seinen Fans auf der einen Seite und<br />

dem Unternehmen US Steel und der gesamten Stahlindustrie<br />

auf der anderen Seite stark geblieben ist. Beispielsweise<br />

halfen US Steel und das Steelers-Football-Team mit großzügigen<br />

Geldspenden, dass Schulen in Pennsylvania während<br />

der Covid-19-Pandemie die für den Online-Unterricht<br />

benötigte Technologie erwerben konnten.<br />

22 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


International<br />

Handel & Service<br />

Steigende Aktienkurse und zunehmender<br />

Stahlabsatz<br />

Nicht nur die Steelers und ihre Fans sahen dem neuen Jahr<br />

mit positiven Gefühlen entgegen. Die Stimmung in der<br />

Stahlindustrie war ähnlich. Anstelle der Pandemie, die zur<br />

Stilllegung von Stahlwerken zwang, und der prekären<br />

politischen Lage in Washington vor dem Machtwechsel<br />

schienen die steigenden Stahlaktienkurse an der Wall<br />

Street und der zunehmende Stahlabsatz im letzten Quartal<br />

des vorigen Jahres den Ausblick von Stahlmanagern zu<br />

beeinflussen.<br />

Das führende Minimill-Unternehmen Nucor kündigte<br />

für das letzte Quartal 2020 eine Gewinnsteigerung gegenüber<br />

dem dritten Quartal an – zum einen, weil die Stahlpreise<br />

anstiegen und zum anderen, weil die Stahlnachfrage<br />

stärker war. Das Nucor-Management erwartete, dass<br />

diese positive Entwicklung im ersten Jahresquartal <strong>2021</strong><br />

ähnlich gut sei. In Reaktion auf diese Zukunftsprognosen<br />

stiegen die Nucor-Aktien an und näherten sich dem 52-Wochen-Höchststand.<br />

Nucor und US Steel mit guten Nachrichten<br />

Während Nucor dennoch von einer gewissen Unbestimmtheit<br />

inmitten der anhaltenden Gesundheitskrise warnte,<br />

gab sich David Burritt, CEO und Präsident von US Steel,<br />

dank einer verbesserten Bilanz für das vierte Jahresquartal<br />

2020 und anhaltend starker Bestellungen für die ersten<br />

Monate im neuen Jahr uneingeschränkt optimistisch. Das<br />

Unternehmen machte im Dezember von seinem Optionsrecht<br />

Gebrauch, 51,1 Prozent der Minimill von Big River<br />

Steel im Bundesstaat Arkansas für umgerechnet knapp 628<br />

Millionen Euro zu erwerben, nachdem US Steel bereits 49,9<br />

Prozent im Oktober 2<strong>01</strong>9 gekauft hatte. Postwendend<br />

stiegen die Aktien von US Steel um 12 Prozent an. Am<br />

Jahresende betrug der Kurswert der US-Steel-Aktie umgerechnet<br />

13,65 Euro – ein beachtlicher Anstieg gemessen<br />

am 52-Wochen-Tiefstand von 3,68 Euro. Die Big-River-Steel-Transaktion<br />

soll im ersten Vierteljahr dieses Jahres<br />

erfolgen. Unbeantwortet blieb die Frage, ob US Steel<br />

als Gesamteigentümer der modernsten Minimill in Nordamerika<br />

einen als Folge der Covid-19-Krise stillgelegten<br />

Hochofen im integrierten Granit-City-Werk im Bundesstaat<br />

Illinois wieder in Betrieb nehmen wird. Burritt signalisierte,<br />

dass der Erwerb von Big River Steel das Fundament für<br />

die »Best of Both«-Strategie seines Unternehmens ist, die<br />

sich auf hocheffiziente Minimills und integrierte Stahlwerke<br />

bezieht.<br />

Nicht alle Stahlanalysten an der Wall Street teilten den<br />

Optimismus der Stahlmanager, weil die Kapazitätsnutzung<br />

des Sektors nach wie vor mit um die 70 Prozent maßgeblich<br />

unter dem Niveau von 82 Prozent zu Beginn des vergangenen<br />

Jahres und damit vor der Covid-19-Krise lag. Allerdings<br />

stieg die Kapazitätsnutzung vom Tiefstand bei 51<br />

Prozent im Mai 2020, aber die Stillegung von Hochöfen<br />

schrumpfte auch die Gesamtkapazität. Vor dem Jahreswechsel<br />

fuhr US Steel einen Hochofen im Gary-Werk im<br />

Bundesstaat Indiana mit einer Kapazität von 1,5 Millionen<br />

Tonnen wieder an. Und für das erste Vierteljahr <strong>2021</strong> sind<br />

die Wiederinbetriebnahme eines Hochofens im Arcelor-<br />

Mittal-Werk Cleveland/Ohio (1,5 Millionen Tonnen Kapazität)<br />

und eines Elektroofens im JSW Mingo Junction Werk<br />

in Ohio (1,65 Millionen Tonnen Kapazität) geplant. Die<br />

Frage bleibt, ob der Absatz genug ansteigen wird, um die<br />

zunehmende Kapazität auf ein gewinnträchtiges Nutzungsniveau<br />

zu bringen.<br />

Parteiübergreifende Pro-Stahl-Politik steht auf<br />

der Agenda<br />

Wohl niemand versteht die politische Kräfteverteilung in<br />

Washington und die besten Ansatzpunkte für Lobbyisten<br />

besser als der neuernannte AISI-CEO und -Präsident, Kevin<br />

Dempsey, ein Rechtsanwalt, der im US-Senat unter anderem<br />

für den Ausschuss für Handel, Wissenschaft und Verkehr<br />

arbeitete. Für AISI war er Rechtsberater und verantwortlich<br />

für das Ressort Politik. In der Vergangenheit<br />

fungierten die Chefs von Stahlunternehmen als CEOs und<br />

Präsidenten von AISI. Nun entschied sich der Vorstand des<br />

Dachverbands für einen Politikexperten mit Erfahrung in<br />

Washington. Gleich nach seiner Ernennung gab sich Dempsey<br />

diplomatisch in Bezug auf das politische Klima im Land.<br />

»Ich glaube, die Stahlindustrie hat starke Unterstützung<br />

in beiden Parteien«, erklärte er. Wenn es um die Stahlindustrie<br />

gehe, überschreite das die Grenzen der Parteipolitik.<br />

Dempsey sah seinen Glauben, dass überparteiliche<br />

Pro-Stahl-Politik in Washington möglich sei, just vor dem<br />

Jahreswechsel bestätigt: Die von Mehrheiten beider Parteien<br />

verabschiedete und zum Gesetz gemachte »Covid-19-Hilfe«<br />

enthält Mittel für wichtige Infrastrukturprojekte,<br />

nämlich umgerechnet gut acht Milliarden Euro für<br />

Autobahnen und 81 Milliarden Euro für einen Zehnjahresplan<br />

für Erhaltung und Ausbau inländischer Wasserwege.<br />

Gemessen an den Ausgaben, die für die Erhaltung und<br />

Modernisierung der veralteten und verfallenen US-Infrastruktur<br />

notwendig sind, muten die bewilligten Mittel im<br />

Covid-19-Hilfspaket minimal an. Wichtig war jedoch, dass<br />

es seltene überparteiliche Einigkeit gab.<br />

Für AISI und die Mitgliedsunternehmen stehen die<br />

wichtigsten Lobby-Ziele für das neue Jahr fest: Eine Einigung<br />

zwischen US-Präsident Biden und den beiden Kongresskammern<br />

über ein massives Infrastrukturgesetz, das<br />

die Erneuerung von Straßen, Brücken, Wasserwegen und<br />

Verkehrsmitteln in einem wohlfinanzierten Mehrjahresplan<br />

verspricht. Und natürlich die Beibehaltung der von<br />

Bidens Vorgänger Donald Trump verhängten Importzölle<br />

in Höhe von 25 Prozent auf Stahlprodukte.<br />

•<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

23


Handel & Service<br />

Logistik<br />

Foto: Demag Cranes & Components GmbH<br />

Durch die Entkoppelung von Krananlage und Bedienerplatz wird die Sicherheit der Kranbediener weiter erhöht und bauseitige<br />

Aufwendungen lassen sich minimieren.<br />

Kransteuerung in neuer Dimension<br />

Durch die Entkopplung von Krananlage und Bedienerplatz bietet die<br />

Remote Operating Station erweiterte Möglichkeiten<br />

Wetter. Bedienergesteuert oder automatisiert – Demag bietet traditionell zwei Varianten für die<br />

Steuerung von Prozesskranen. Nun stellt das Unternehmen eine dritte Bedientechnologie vor:<br />

Die Demag Remote Operating Station (ROS) ist eine Fernbedienstation, über die der Bediener den<br />

Kran von einem beliebigen und komfortablen Arbeitsumfeld aus steuern kann.<br />

Wo ist die beste Position, um<br />

einen Brückenkran zu bedienen?<br />

Die Antwort lautete<br />

jahrzehntelang: auf der Kranbrücke,<br />

denn hier hat der Bediener den<br />

besten Überblick. In vielen Anwendungsbereichen<br />

setzte sich inzwischen<br />

aber die (häufig zusätzliche)<br />

Funkfernsteuerung durch. Sie schafft<br />

nach Informationen des Industriekrananbieters<br />

Demag die Voraussetzung<br />

für feinfühlige Handhabung der<br />

Last. Für manuell gesteuerte Krane in<br />

aggressiven Umgebungen wie z.B.<br />

Müllverbrennungsanlagen werden<br />

Steuerstände auch hinter Glaskanzeln<br />

installiert. Jetzt kann sich der Kranbetreiber<br />

für eine weitere Option entscheiden:<br />

die Demag Remote Operating<br />

Station (ROS).<br />

»Vereinfacht beschrieben ist die<br />

ROS eine komplette, ortsunabhängige<br />

Bedienstation für Krane. Der Bediener<br />

hat sämtliche Bedienelemente im Zugriff,<br />

die üblicherweise in einer Krankabine<br />

installiert sind. Genau wie in<br />

der Kabine lässt sich die Bedieneinheit<br />

optimal an die Wünsche des Bedieners<br />

anpassen«, teilt Demag mit. Bei der<br />

ROS könne der Betreiber allerdings<br />

entscheiden, wo die »virtuelle« Kabine<br />

steht.<br />

Komplette, ortsunabhängige<br />

Bedienstation für Krane<br />

Bei der ROS sind Demag zufolge alle<br />

Bedienelemente kompakt und ergonomisch<br />

in einem Tisch integriert, dessen<br />

Höhe so weit justiert werden könne,<br />

dass sich der Kran – wo auch immer<br />

er sich befinde – sowohl in<br />

sitzender als auch in stehender Position<br />

bedienen lasse. Neben den üblichen<br />

Joysticks mit verstellbaren Armauflagen<br />

steht ein Touch Panel oder<br />

24 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Logistik<br />

Handel & Service<br />

je nach Wahl des Anwenders ein Tablet<br />

als Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />

zur Verfügung, über das der Bediener<br />

zusätzliche Informationen abrufen<br />

kann.<br />

Akustisches Feedback<br />

Den Blick auf den Prozess ermöglicht<br />

ein Breitbildmonitor, der Echtzeitbilder<br />

von mehreren Kameras erhält. Die<br />

Bildschirmaufteilung mit bis zu acht<br />

Einzelbildern kann der Bediener<br />

bedarfsgerecht konfigurieren. Ein<br />

»Dashboard« mit prozessrelevanten<br />

Informationen werde gut sichtbar im<br />

unteren Teil des Bildschirms eingeblendet,<br />

heißt es. »In den Monitor<br />

integrierte Lautsprecher lassen die<br />

Bediensituation nochmals realistischer<br />

erscheinen. Somit bekommt der Bediener<br />

ein akustisches Feedback aus<br />

dem Prozess heraus, das ihn bei der<br />

Bedienung der Anlage unterstützt<br />

und ihn etwaige Prozessstörungen<br />

besser einschätzen lässt«, so Demag.<br />

Demnach bietet die ROS im Vergleich<br />

mit der üblichen Krankabine<br />

dem Bediener sogar eine noch deutlich<br />

bessere Sicht. Denn die Kameras<br />

könnten auch dort »hinschauen«, wo<br />

das normale Sichtfeld eingeschränkt<br />

wäre. Zoom-Funktionen über einen<br />

zusätzlichen Joystick oder das Einblenden<br />

von weiteren Informationen<br />

(Grafiken) seien ebenfalls möglich.<br />

»Und die Möglichkeit, Screenshots<br />

oder digitale Videos zu speichern und<br />

Dritten zugänglich zu machen, erleichtert<br />

– zum Beispiel – die Schulung<br />

des Personals«, betont Demag.<br />

Einsatz auch in der Metallerzeugung<br />

und -verarbeitung<br />

Ein typischer Einsatzfall für diese neue<br />

Bedientechnologie sind Schüttgutkrane,<br />

zum Beispiel in der Abfallverwertung.<br />

Das Handling des Abfalls einschließlich<br />

der Beschickung der Verbrennungslinien<br />

könne so aus einer<br />

sicheren und komfortablen Position<br />

heraus erfolgen, erklärt der Hersteller.<br />

In anderen Umgebungen wie in Lagern<br />

für Coils, Container oder andere<br />

Güter könne die ROS auch zur Be- und<br />

Entladung von Lkw eingesetzt werden.<br />

Demag: »Das bietet nicht nur<br />

einen hohen Komfort für die Bediener<br />

und somit eine gute Voraussetzung<br />

für konzentriertes, sicheres Arbeiten.<br />

Es verringert auch die Investitions-<br />

und Betriebskosten deutlich, weil an<br />

den Kranen selbst keine Kabinen installiert<br />

werden müssen und der Zugang<br />

zur Kabine entfallen kann.«<br />

Vorrangige Einsatzmöglichkeiten<br />

der »Remote Operating Station« als<br />

»virtueller Krankabine« sieht Demag<br />

bei Kranen, die in ungünstigen Umgebungsbedingungen<br />

arbeiten. Beispiele<br />

sind neben der Abfallwirtschaft<br />

(Müllverbrennungsanlagen, Biomasse/<br />

Kompostierwerke) unter anderem die<br />

Metallerzeugung und -verarbeitung,<br />

wie Gießereien und Stahlwerke.<br />

Grundsätzlich seien dem Einsatz der<br />

ROS in jedweder Anwendung und<br />

Umgebung jedoch keine Grenzen gesetzt.<br />

»Selbstverständlich erfüllt sowohl<br />

die ROS selbst als auch die<br />

(Fern-) Datenübertragung alle einschlägigen<br />

Sicherheitsanforderungen<br />

an Kransteuerungen«, stellt Demag<br />

klar.<br />

Bisherige Erfahrungen mit Demag<br />

ROS sollen demnach zeigen, dass die<br />

neuartige Kranfernsteuerung nicht nur<br />

die Produktivität des Krans steigern<br />

und die Kosten senken soll. Demag:<br />

»Die per ROS bedienten Krane arbeiten<br />

auch mit sehr hoher Sicherheit und<br />

geringem Beschädigungsrisiko, weil<br />

der Bediener immer den besten Blick<br />

auf den Prozess hat und dabei in einer<br />

ergonomischen und komfortablen<br />

Umgebung arbeitet«.<br />

www.demagcranes.de<br />

Auch in Lagern für Coils kann die ROS laut Demag zur Be- und Entladung von Lkw<br />

eingesetzt werden.<br />

Hintergrund<br />

Demag<br />

Industriekrane, Krankomponenten und Antriebstechnik ist die Kernkompetenz<br />

der Demag Cranes & Components GmbH aus der nordrhein-westfälischen<br />

Stadt Wetter. Als einer der eigenen Angaben zufolge<br />

weltweit führenden Hersteller bietet das Unternehmen seinen Kunden<br />

seit mehr als 200 Jahren ein umfassendes Portfolio an Lösungen für<br />

Materialfluss und Logistik.<br />

•<br />

Foto: Shutterstock<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

25


Handel & Service<br />

Logistik<br />

Logistikkonzern Hellmann erweitert<br />

Vertrag mit Siemens<br />

Technologiekonzern gibt weiteren Teil seiner Lagerhaltung in die<br />

Expertise des Osnabrücker Transport- und Logistikunternehmens<br />

Osnabrück. Der Full-Service-Dienstleister Hellmann Worldwide Logistics und die Siemens AG<br />

haben ihre seit 2<strong>01</strong>3 bestehende Zusammenarbeit in der Kontraktlogistik weiter ausgebaut. Das<br />

teilte das Transport- und Logistikunternehmen mit Hauptsitz im niedersächsischen Osnabrück<br />

mit. Demnach verwaltet Hellmann seit November im tschechischen Bor für den Bereich Electrical<br />

Products bei Siemens Smart Infrastructure rund 26 000 Artikel – von der Lagerverwaltung über<br />

die Kommissionierung und Verpackung bis hin zum weltweiten Versand.<br />

Hellmann zufolge entspricht<br />

das einer Erweiterung des<br />

Vertragsvolumens um rund<br />

50 Prozent. Siemens habe damit einen<br />

weiteren Teil seiner Lagerhaltung in<br />

die Expertise des Unternehmens gegeben.<br />

Erweiterung des Vertragsvolumens<br />

um 50 Prozent<br />

Um dem zusätzlichen Volumen Rechnung<br />

zu tragen, werde der Hellmann-Standort<br />

im Industriepark<br />

ctPark Bor durch die Anmietung weiterer<br />

Lagerfläche um 6 000 Quadratmeter<br />

erweitert, hieß es. Gleichzeitig<br />

werde die bestehende Halle mit<br />

20000 Quadratmetern durch bauliche<br />

Maßnahmen optimiert, sodass auch<br />

dort Teile des Neugeschäfts abgewickelt<br />

werden könnten. Um die Warenströme<br />

und das Supply-Chain-<br />

Management zu optimieren, etabliert<br />

Hellmann nach eigenen Angaben<br />

für den langjährigen Kunden in Bor<br />

ein digitales Lagermanagement:<br />

Durch die Einführung einer digitalen<br />

Lager-Optimierungs-Software, die in<br />

das bereits bestehende Lagerverwaltungssystem<br />

integriert werde, würden<br />

Materialflüsse mittels künstlicher Intelligenz<br />

noch effizienter gesteuert.<br />

»Seit sieben Jahren ist Hellmann<br />

für uns ein sehr verlässlicher Partner,<br />

der es versteht, die komplexen Anforderungen<br />

an unsere Kontraktlogistik<br />

reibungslos und qualifiziert zu erfüllen.<br />

Dies war auch entscheidend für<br />

die aktuelle Erweiterung unserer Zusammenarbeit<br />

bis 2025, wobei wir<br />

derzeit auch noch über weitere gemeinsame<br />

Projekte nachdenken«, so<br />

Andrea Mandler, Head Supply Chain<br />

Logistics, Siemens Smart Infrastructure,<br />

Electrical Products .<br />

Foto: Hellmann Worldwide Logistics SE & Co. KG<br />

Durch die Anmietung weiterer Lagerfläche soll der Hellmann-Standort im Industriepark<br />

ctPark Bor um 6 000 Quadratmeter erweitert werden.<br />

Effizientere Steuerung<br />

von Materialflüssen mittels<br />

künstlicher Intelligenz<br />

»Wir freuen uns, dass die Siemens AG<br />

die langjährige Zusammenarbeit in<br />

Tschechien nicht nur vorzeitig verlängert,<br />

sondern auch maßgeblich erweitert<br />

hat. Dies macht deutlich, dass wir<br />

mit unseren maßgeschneiderten Kontraktlogistik-Lösungen<br />

nachhaltig<br />

überzeugen und gemeinsam in Richtung<br />

Zukunft blicken«, so Volker Sauerborn,<br />

COO Contract Logistics Hellmann<br />

Worldwide Logistics.<br />

www.hellmann.net<br />

•<br />

26 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Know-how<br />

Handel & Service<br />

Fotos (3): Shutterstock<br />

Produktiv miteinander verbunden: Bei einer erfolgreichen Fusion zweier Unternehmen spielt die IT-Integration<br />

eine essenzielle Rolle.<br />

Die IT-Integration ist oft große<br />

Herausforderung bei Fusionen<br />

Tipps zum richtigen Umgang mit der IT bei Übernahmeprozessen<br />

Bruchsal. Bei der Fusion zweier Unternehmen spielt die<br />

IT-Integration eine Schlüsselrolle, weil heute fast alle Prozesse<br />

in den Betrieben computer- beziehungsweise netzgestützt<br />

ablaufen. Wer hierbei nach der Devise »möglichst<br />

schnell und günstig« verfährt, erreicht die Ziele der Fusion<br />

meist nicht.<br />

Von Dr. Georg Kraus*<br />

Die Bedeutung der IT für den<br />

Erfolg von M&A-Projekten<br />

(Mergers & Acquisitions, Sammelbegriff<br />

für Transaktionen im Unternehmensbereich;<br />

Anm. d. Red.)<br />

wird oft unterschätzt, regelmäßig<br />

verzögern sich Unternehmensübernahmen<br />

und -integrationen. Die<br />

Gründe dafür sind vielfältig: Oftmals<br />

müssen die IT-Systeme noch separiert,<br />

redundante Strukturen beseitigt und<br />

Service-Vereinbarungen für entsprechende<br />

Dienstleistungen ausgehandelt<br />

werden, die der Käufer für weitere<br />

Zeit beziehen möchte.<br />

»Augen zu und durch«<br />

funktioniert nicht<br />

Zugleich wissen sie: Schlagen nur<br />

einige Workstreams, also Teilprojekte<br />

im Rahmen der IT-Integration fehl,<br />

hat dies vermutlich fatale Konsequenzen.<br />

Ein »Augen zu und durch« ist<br />

hierbei nicht möglich, denn zu groß<br />

ist heute in fast allen Unternehmen<br />

die Abhängigkeit der Geschäftsprozesse<br />

von der IT. Entsprechend komplex<br />

ist der Prozess, neue Abläufe mit<br />

den bestehenden abzugleichen und<br />

am Laufen zu halten. Hinzu kommt:<br />

Die IT-Verantwortlichen<br />

stehen nach dem Zukauf<br />

von Unternehmen in der<br />

Regel vor einer großen<br />

Herausforderung, auch weil sie<br />

meist mit zu niedrigen Budgets<br />

und zu knapp bemessenen<br />

zeitlichen Ressourcen<br />

operieren müssen.<br />

Manche Funktionsbereiche – zum Beispiel<br />

das Rechnungswesen, die Kommunikationssysteme<br />

und die IT-Sicherheit<br />

– müssen nach dem Unternehmenskauf<br />

sofort umgestellt oder<br />

integriert werden, andere können<br />

warten. Aufgrund der Komplexität<br />

und Vielfalt der Aufgaben kommt es<br />

dabei immer wieder zu folgenschweren<br />

Fehlern.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

27


Handel & Service<br />

Know-how<br />

Den Auftakt bei Fusionsverhandlungen<br />

macht üblicherweise ein Due-<br />

Diligence- Verfahren. Entscheidern<br />

ist hier geraten, sich einen fundierten<br />

Überblick zu verschaffen – auch über die<br />

gängige Software.<br />

Bei der IT-Integration im Rahmen von<br />

M&A-Projekten gibt es vier Themenbereiche<br />

mit einem hohen Konfliktpotenzial,<br />

die eine hohe Interdependenz<br />

aufweisen. Diese sollten die Entscheider<br />

kennen, denn dann lassen sich<br />

typische Fallstricke umgehen und der<br />

Integrationsprozess läuft stressfreier.<br />

Der zentrale Problembereich ist meist<br />

die Komplexität der IT-Systeme und<br />

-Lösungen. Letztere lässt sich oft nur<br />

schwer vereinbaren mit dem Wunsch<br />

nach niedrigen IT- und Integrationskosten,<br />

geringen Integrationsrisiken<br />

und einer hohen Umsetzungsgeschwindigkeit.<br />

IT-Systeme sind sehr komplex<br />

Werden bei der Due Diligence – also<br />

dem Prüfungsprozess bei einer<br />

M&A-Transaktion, bei dem das Zielunternehmen<br />

alle wichtigen Dokumente,<br />

Prozesse und Güter offenlegt – die<br />

Soft- und Hardware-Standards abgeglichen,<br />

zeigt sich meist schnell: Es<br />

gibt viel zu tun. Redundante Systeme<br />

und Softwarelösungen müssen konsolidiert,<br />

Daten übertragen und die<br />

Benutzer auf die jeweils unbekannte<br />

Software geschult werden. Kompliziert<br />

wird die IT-Integration speziell<br />

dann, wenn das erworbene Unternehmen<br />

für wichtige Prozesse eine selbstentwickelte<br />

Software nutzt, während<br />

beim Käufer hierfür eine Standardsoftware<br />

zum Einsatz kommt. Dann<br />

erhöht die mit der IT-Anpassung an<br />

die Geschäftsprozesse verbundene<br />

Datenmigration die Komplexität um<br />

ein Vielfaches. Allgemein gilt: Eine<br />

Reduzierung der System- und Applikationskomplexität<br />

geht oft zulasten<br />

der Lösungsvielfalt und -freundlichkeit.<br />

Die Kernkompetenzen eines Unternehmens<br />

können durchaus in seinen<br />

Prozessen und IT-Systemen liegen.<br />

Diese gilt es in der Regel zu<br />

bewahren, weshalb Konsolidierungen<br />

mit Bedacht geplant werden sollten.<br />

Unvorhergesehene IT- und<br />

Integrationskosten<br />

Bis zu zwei Drittel der Kostensynergien,<br />

die bei einer M&A-Transaktion<br />

erzielbar sind, hängen von der IT ab.<br />

Zentrale Synergietreiber sind die Konsolidierung<br />

der Systeme, Prozesse und<br />

Dienstleistungen sowie die Zentralisierung<br />

der sogenannten »Shared Services«.<br />

Um diese Synergien zu erzielen,<br />

benötigen Betriebe die entsprechenden<br />

personellen Ressourcen.<br />

Diese werden im Vorfeld meist zu<br />

niedrig kalkuliert, auch um den Deal<br />

möglichst attraktiv erscheinen zu lassen.<br />

Als Faustregel kann gelten: Die<br />

IT-Kosten machen 30 Prozent und<br />

mehr der Gesamtintegrationskosten<br />

aus. Dies gilt insbesondere dann,<br />

wenn ERP-Systeme konsolidiert werden<br />

müssen und externe IT-Berater<br />

involviert sind. (ERP steht für »Enterprise-Resource-Planing«<br />

oder auf<br />

Tipp<br />

Bauen Sie in die Kostenplanung<br />

Puffer für unvorhergesehene<br />

Probleme und unerwartete Kosten<br />

ein. Diese entstehen bei der<br />

IT-Integration immer – auch bei<br />

einer guten Planung. Legen Sie<br />

Widerspruch ein, wenn die Kosten<br />

unrealistisch niedrig budgetiert<br />

werden.<br />

Deutsch: »Geschäftsressourcenplanung«.<br />

ERP-Systeme sind betriebswirtschaftliche<br />

Softwarelösungen zur Pla-<br />

Als Faustregel kann<br />

gelten: Die IT-Kosten<br />

machen 30 Prozent<br />

und mehr der Gesamtintegrationskosten<br />

aus.<br />

nung, Steuerung und Verwaltung von<br />

Geschäftsprozessen, Anm. d. Red.)<br />

Auch die Lizenzkosten sorgen oft für<br />

unangenehme Überraschungen. Wurde<br />

zum Beispiel im Rahmen der Due<br />

Diligence nicht geklärt, wer die Besitzrechte<br />

an den Lizenzen hält oder<br />

um welche Art von Lizenzen es sich<br />

handelt (sind zum Beispiel Wartungen<br />

ausgeschlossen), müssen eventuell<br />

neue Lizenzen erworben werden.<br />

Knappe Budgets hingegen gehen<br />

meist mit einer Reduktion des IT-Supports<br />

einher; das steigert die Unzufriedenheit<br />

der Mitarbeiter. Wer im<br />

Integrationsprozess produktive und<br />

motivierte Mitarbeiter beschäftigen<br />

möchte, sollte vermeiden, dass diese<br />

System- und Softwareprobleme die<br />

Arbeit erschweren.<br />

Integrationsrisiken erkennen<br />

Sind die personellen Ressourcen<br />

knapp, schlummern in der IT-Integration<br />

viele Gefahren. Beispiele hierfür<br />

sind Projektverzögerungen, eine geringe<br />

Mitarbeitermotivation und damit<br />

einhergehend eine niedrige Arbeitsmoral-<br />

und -produktivität. Bei<br />

allen Veränderungen während der<br />

IT-Integration sollte darauf geachtet<br />

werden, dass die Ziele nicht kollidieren.<br />

So sollte zum Beispiel bei den<br />

rasch umzusetzenden System-Migrationen<br />

sichergestellt sein, dass laufende<br />

Entwicklungs- oder Testumgebungen<br />

nicht einfach »platt gemacht«<br />

werden und danach viele Manntage<br />

nötig sind, diese zu rekonstruieren.<br />

Aufgrund der wachsenden Cyber-Kriminalität<br />

gilt es zudem, die Datencen-<br />

28 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Know-how<br />

Handel & Service<br />

ter, IT-Anlagen, Kommunikationssysteme<br />

und Netzwerke vor dem Zugriff<br />

Dritter zu schützen. Bei jeder IT-Integration<br />

besteht die Gefahr, dass Lücken<br />

entstehen und sensible Daten<br />

zeitweise unzureichend gesichert<br />

sind. Werden Softwareprogramme<br />

von der IT-Security abgeschaltet, können<br />

Kundendaten eventuell nicht<br />

mehr ausgelesen und Bestellungen<br />

nicht mehr aufgegeben werden. Die<br />

Sind die personellen<br />

Ressourcen knapp,<br />

schlummern in der<br />

IT-Integration viele<br />

Gefahren.<br />

In der Regel braucht es eine gewisse<br />

Übergangszeit, bis die Integrationsziele<br />

erreicht werden. Wichtig ist generell,<br />

sich realistische Ziele zu setzen.<br />

Abfolge der Integrationsmaßnahmen<br />

muss unter Berücksichtigung der Interdependenzen<br />

und möglicher Zielkonflikte<br />

koordiniert und getaktet<br />

werden, um Schäden zu vermeiden.<br />

Integrationsziele schnell<br />

erreichen!<br />

Die Erfahrung bei M&A- und Unternehmensintegrationsprojekten<br />

zeigt:<br />

Werden Integrationsziele nicht in den<br />

ersten sechs bis neun Monaten erreicht,<br />

sinkt die Wahrscheinlichkeit<br />

stark, dass sie jemals erreicht werden.<br />

Denn schwindet die erste Begeisterung<br />

für den Deal und holt die Mitarbeiter<br />

das Tagesgeschäft ein, sinkt<br />

unweigerlich die Motivation und somit<br />

Produktivität. Sofern das ERP-System<br />

des erworbenen Unternehmens<br />

mit dem des Käufers verschmolzen<br />

werden soll, ist deshalb ein baldiger<br />

Harmonisierungs-Start von Vorteil.<br />

Dieser signalisiert, dass die Betriebe<br />

zusammenwachsen wollen und die<br />

neue Organisation ein IT-System erhält,<br />

das die Vorzüge aus beiden Unternehmen<br />

vereint.<br />

Oft lassen sich für eine Übergangszeit<br />

redundante Applikationen und<br />

manuelle Lösungen, die zum Beispiel<br />

den Austausch von Informationen<br />

und das Zusammenwirken unterschiedlicher<br />

Applikationen ermöglichen,<br />

nicht vermeiden. Solange dieser<br />

Zustand keine Dauerlösung wird, ist<br />

dies ein notwendiges Übel, das es zu<br />

akzeptieren gilt. Wichtig ist jedoch<br />

generell, dass die Pläne und Ziele realistisch<br />

sind. Illusorisch wäre es etwa,<br />

bei der Fusion zweier größerer, international<br />

agierender Unternehmen<br />

Werden<br />

Integrationsziele nicht in<br />

den ersten sechs bis neun<br />

Monaten erreicht, sinkt die<br />

Wahrscheinlichkeit stark,<br />

dass sie jemals erreicht<br />

werden.<br />

alle Standorte weltweit in drei, vier<br />

Wochen an die IT anzubinden. Wer<br />

bei der Integrationsplanung außer<br />

Acht lässt, ob die eigene Organisation<br />

dies stemmen kann, verbaut sich von<br />

Anfang an den Integrationserfolg.<br />

www.kraus-und-partner.de<br />

* Dr. Georg Kraus ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Unternehmensberatung<br />

Dr. Kraus & Partner in Bruchsal.<br />

Tipp<br />

Bleiben Sie flexibel. Reagieren<br />

Sie schnell auf neue, unverhofft<br />

auftretende Probleme. Nutzen<br />

Sie die Harmonisierung der IT<br />

auch zur Stammdatenbereinigung.<br />

Lassen Sie redundante<br />

Systeme möglichst kurz parallel<br />

laufen, weil sich sonst noch<br />

mehr Daten anhäufen. Und:<br />

Bleiben Sie realistisch mit Ihren<br />

Erwartungen und Plänen.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

29


Industrie & Technologie<br />

Deutschland<br />

Fotos (2): Shutterstock<br />

Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher<br />

prognostiziert und erholt sich nur schleppend.<br />

Zulieferindustrie befindet sich im<br />

historischen Konjunkturtief<br />

Branche erholt sich nur langsam von Corona-Auswirkungen<br />

Düsseldorf. Die Wirtschaftsforscher sind pessimistisch. Wegen der Krise im Automobilbereich und<br />

den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher prognostiziert<br />

und erholt sich nur schleppend. Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie sieht Auswege.<br />

Wir müssen jetzt schnell auf<br />

die neuen Herausforderungen<br />

reagieren und gezielt<br />

handeln«, sagt Hermann Rumpel,<br />

Vorsitzender des Verbands der Deutschen<br />

Drehteile-Industrie. »Hier sind<br />

sowohl Unternehmen als auch Politik<br />

gefragt. Wir müssen nicht nur die<br />

Elektromobilität neu bewerten, sondern<br />

vor allem weg von der<br />

Geiz-ist-geil-Mentalität und die Produktion<br />

wieder verstärkt zurück nach<br />

Deutschland und Europa holen.« Unternehmen<br />

sollten ihre Beschaffungsstrategie<br />

unter Betrachtung der wirklichen<br />

Gesamtkosten der Teile und der<br />

Umweltbelastung neu bewerten.<br />

Dieser Fokus gibt lokalen Lösungen<br />

den Vorzug, auch wenn Unternehmen<br />

Aufträge bisher aus Kostengründen<br />

ins außereuropäische<br />

Ausland verlagerten. »Ein solches<br />

Reshoring bringt deutlich mehr Vorals<br />

Nachteile, und die europäische<br />

Wirtschaft profitiert mit«, ist Rumpel<br />

überzeugt und zählt die positiven As-<br />

»Die Zulieferindustrie<br />

kann sich nicht aus eigener<br />

Kraft aus dem historischen<br />

Konjunkturtief befreien.«<br />

Hermann Rumpel, Vorsitzender<br />

des Verbands der Deutschen<br />

Drehteile-Industrie<br />

30 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Deutschland<br />

Industrie & Technologie<br />

pekte auf: »Arbeitsplätze<br />

in Europa bleiben<br />

erhalten, wir verhindern<br />

den Abfluss von<br />

Know-how, Lieferketten<br />

werden beherrschbarer,<br />

Produktionsstillstände<br />

unwahrscheinlicher,<br />

Lagerkosten<br />

sinken, und die kürzeren<br />

Wege schonen Klima und Umwelt.<br />

Auch eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Lieferanten und Kunden wird<br />

so einfacher und günstiger.«<br />

Hermann Rumpel,<br />

Vorsitzender des Verbands<br />

der Deutschen<br />

Drehteile-Industrie<br />

Foto: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie<br />

kehrswegen und Kommunikationsnetzen,<br />

eine Anpassung<br />

und Angleichung der Steuerpolitik<br />

im europäischen<br />

Umfeld sowie der Abbau<br />

und die Vereinfachung von<br />

bürokratischen Hürden wie<br />

beispielsweise der A1-Bescheinigung<br />

für ins EU-Ausland<br />

reisende Mitarbeiter<br />

oder der Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO).<br />

www.drehteileverband.de<br />

•<br />

»Neben einem<br />

Konjunkturprogramm für die<br />

Post-Corona-Zeit brauchen<br />

wir eine neue Industriepolitik<br />

und massive Investitionen in<br />

die Infrastruktur.«<br />

Hermann Rumpel, Vorsitzender<br />

des Verbands der Deutschen<br />

Drehteile-Industrie<br />

Unternehmen müssen sich<br />

breit aufstellen<br />

Darüber hinaus rät Rumpel den Unternehmen<br />

zur Zusammenarbeit. Hier<br />

helfe zum Beispiel der Austausch in<br />

Verbänden. »Die Unternehmen müssen<br />

sich auf ihre Stärken besinnen,<br />

sich breit aufstellen und immer die<br />

Zukunft im Blick behalten«, sagt der<br />

Verbandsvorsitzende. »Es ist wichtig,<br />

die Ausbildung zu intensivieren, damit<br />

auch künftig genug gut geschultes<br />

und motiviertes Fachpersonal zur<br />

Verfügung steht.« Damit Unternehmen<br />

zukünftig schneller und flexibler<br />

reagieren können, empfiehlt Rumpel<br />

auch, die Digitalisierung in der Lieferkette<br />

voranzutreiben.<br />

VDI: Auch die Politik ist gefragt<br />

»Die Zulieferindustrie kann sich nicht<br />

aus eigener Kraft aus dem historischen<br />

Konjunkturtief befreien«, sagt<br />

Rumpel. Deshalb sieht der Drehteileverband<br />

die Politik in der Pflicht und<br />

fordert eine strategische Begleitung<br />

der Industrie. »Neben einem Konjunkturprogramm<br />

für die Post-Corona-Zeit<br />

brauchen wir eine neue Industriepolitik<br />

und massive Investitionen in die<br />

Infrastruktur«, so der Vorsitzende.<br />

Dazu gehören der Ausbau von Ver-<br />

Typische Drehteile: Antriebsachsen im Automobil-Geschäft<br />

Hintergrund<br />

Verband der Deutschen Drehteile-Industrie<br />

Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie mit Sitz in Düsseldorf<br />

wurde im Jahre 1948 gegründet. Zu seinen Schwerpunkten zählen unter<br />

anderem die Themen Sicherheit, Umweltschutz und Qualitätssicherung.<br />

Zum Verband gehören eigenen Angaben zufolge fast 150 Unternehmen.<br />

Durch die Integration in die übergeordneten Verbände Fachverband Metallwaren-<br />

und verwandte Industrien (FMI) und den Wirtschaftsverband<br />

Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) »bieten sich vielfältige Chancen der<br />

verbandlichen Arbeit«, teilt der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie<br />

mit. Ein Beispiel ist die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie, die circa<br />

9000 Zulieferunternehmen mit etwa einer Million Beschäftigten repräsentiert.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

31


Industrie & Technologie<br />

International<br />

Foto: Shutterstock<br />

Das angeschlagene Stahlwerk Ilva im süditalienischen Tarent soll künftig wieder Gewinne einfahren – und das in einem<br />

umweltverträglichen Betrieb.<br />

Neue Hoffnung für Stahlwerk Ilva<br />

ArcelorMittal und der italienische Staat wollen Produktionsstätte<br />

gemeinsam aus der Krise führen<br />

Tarent/Köln. Im süditalienischen Tarent schmückt nach wie vor das vieldiskutierte Stahlwerk Ilva<br />

die Schlagzeilen der Presse. Nach monatelangem Zittern um dessen Zukunft – und damit auch<br />

um die zahlreichen Arbeitsplätze des Standortes – scheint nun endgültig eine feste Vereinbarung<br />

getroffen, die Europas größten Stahlstandort aus der Schieflage führen soll.<br />

Von unserem Redakteur Niklas Reiprich<br />

Der 10. Dezember war es, an<br />

dem ArcelorMittal – der aktuelle<br />

Betreiber des Stahlwerks<br />

Ilva – und die regierungseigene Betriebsansiedlungsagentur<br />

Invitalia<br />

eine »öffentlich-private Partnerschaft«<br />

unterzeichneten. Damit wurde<br />

offiziell: Der weltgrößte Stahlkonzern<br />

hat den italienischen Staat als<br />

Mehrheitseigentümer an Bord geholt.<br />

Mit einer Beteiligung von 60 Prozent<br />

ist letzterer in das operative Geschäft<br />

jenes Unternehmens eingestiegen,<br />

welchem in der Vergangenheit schon<br />

mehrere Male das endgültige Aus<br />

prophezeit wurde. Insgesamt fließen<br />

dafür 1,1 Milliarden Euro, heißt es in<br />

einer Pressemeldung von ArcelorMittal,<br />

zu zahlen in zwei Tranchen. Die<br />

erste Zahlung in Höhe von 400 Millionen<br />

Euro soll, vorbehaltlich der kartellrechtlichen<br />

Genehmigung der EU,<br />

bis zum 31. Januar <strong>2021</strong> getätigt werden.<br />

Dadurch erhält Invitalia zugleich<br />

die gemeinsame Kontrolle an dem vor<br />

Ort zuständigen Unternehmen AM<br />

InvestCo Italy. Die zweite Tranche in<br />

Höhe von rund 680 Millionen Euro<br />

wird hingegen fällig, sobald alle Bedingungen<br />

für den Kauf erfüllt sind.<br />

Die Deadline beläuft sich derzeit auf<br />

Mai 2022, zu welchem Zeitpunkt sich<br />

der Anteil Invitalias an AM Invest Co<br />

dann auf 60 Prozent erhöhen soll. Der<br />

Stahlhersteller selbst will bis zu 70 Millionen<br />

Euro investieren, um einen Teil<br />

der Kontrolle – nach eigenen Angaben<br />

sind das 40 Prozent – zu halten.<br />

Anlagen zur Dekarbonisierung<br />

im Fokus<br />

Auch auf einen neuen Industrieplan<br />

haben sich beide Unternehmen bereits<br />

geeinigt. Demnach sehen sie unter<br />

anderem Investitionen in kohlenstoffärmere<br />

Technologien zur Stahlerzeugung<br />

vor, darunter den Bau eines<br />

Elektrolichtbogenofens (EAF) mit einer<br />

Kapazität von 2,5 Millionen Tonnen<br />

pro Jahr. Zudem umfasst das Modernisierungspaket,<br />

das in erster Linie<br />

auf die Umweltverträglichkeit des<br />

Werks abzielt, auch den Bau einer<br />

Direktreduktionsanlage (DRI). Bis<br />

2025, so lautet das Ziel, wollen die<br />

Partner die Produktion auf acht Millionen<br />

Tonnen pro Jahr erhöhen. Gelingen<br />

soll dies etwa durch eine Reihe<br />

öffentlicher Unterstützungsmaßnahmen<br />

einschließlich einer staatlich finanzierten<br />

Beschäftigungsförderung.<br />

Mitarbeiter dürfen mit<br />

Übernahme rechnen<br />

Im Rahmen der neuen Vereinbarung,<br />

heißt es seitens Invitalia, sollen die<br />

insgesamt 10 700 im Werk beschäftigten<br />

Mitarbeiter übernommen werden.<br />

Zuvor – noch unter alleiniger<br />

Führung – hatte ArcelorMittal geplant,<br />

knapp die Hälfte der Arbeitsplätze<br />

als Bedingung für die Fortsetzung<br />

der Produktion abzubauen. Ein<br />

entsprechendes Echo löste im vergangenen<br />

Sommer unter anderem ein<br />

24-stündiger Streik aus, durch welchen<br />

sich die zunehmend besorgten<br />

Mitarbeiter eine Stimme verschaffen<br />

wollten. Unterstützung erhielten sie<br />

von Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri,<br />

der den angekündigten Kahlschlag<br />

als »inakzeptabel« bezeichnete.<br />

Das Unternehmen müsse sich seiner<br />

Verantwortung bewusst werden,<br />

betonte er Medienberichten zufolge<br />

im Gespräch mit Gewerkschaftsvertretern.<br />

•<br />

32 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


International<br />

Industrie & Technologie<br />

Projekt »Hybrit« macht Fortschritte<br />

Joint Venture arbeitet an Erzeugung fossilfreien Stahls<br />

Raahe/Luleå/Köln. Seinen<br />

CO 2 -Emissionen hat der<br />

schwedische Stahlhersteller<br />

SSAB den Kampf angesagt.<br />

Mit einer vielversprechenden<br />

Vorstudie knüpft der Konzern<br />

an das Hybrit-Projekt an.<br />

Von unserem Redakteur<br />

Niklas Reiprich<br />

Seinem Ziel, bis 2045 ohne den<br />

Einsatz fossiler Brennstoffe zu<br />

produzieren, ist SSAB eigenen<br />

Angaben zufolge einen weiteren<br />

Schritt näher gekommen: Vor Kurzem<br />

hat der Konzern eine Vorstudie zum<br />

Projekt »Energy4Hybrit« abgeschlossen.<br />

Darin untersucht der schwedische<br />

Stahlhersteller fossilfreie Energiequellen,<br />

um fossile Brennstoffe in diversen<br />

Produktionsprozessen neben der Roheisenerzeugung<br />

– etwa dem Walzen<br />

– zu ersetzen.<br />

Bio-Komponenten sollen<br />

fossile Brennstoffe ersetzen<br />

Als Referenz diente das SSAB-Werk im<br />

finnischen Raahe. Dort ist es nach Angaben<br />

des Konzern möglich, »einen<br />

erheblichen Teil des fossilen Brennstoffverbrauchs<br />

durch biobasierte<br />

Komponenten zu ersetzen«. Die Erkenntnis<br />

basiert auf der Zusammenarbeit<br />

mit diversen wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen und Industrievertretern.<br />

Die Universität Oulu und das Technische<br />

Forschungszentrum Finnland VTT<br />

etwa untersuchten und modellierten<br />

als Teil der Vorstudie alle Energieflüsse<br />

im Werk. Die Energieunternehmen Gasum,<br />

Neste und St1 betrachteten den<br />

Einsatz und die Verfügbarkeit von alternativen<br />

Energiequellen. Unterstützung<br />

erhielt das Konsortium von der<br />

Mittels der hier abgebildeten Pilotanlage wollen die Hybrit-Projektpartner künftig<br />

verschiedene Tests zur Verwendung von Wasserstoff bei der direkten Reduktion von<br />

Eisenerz durchführen.<br />

Regierungsorganisation Business Finland.<br />

»Auf Grundlage der gesammelten<br />

Ergebnisse wollen wir nun in Folgeprojekten<br />

technische Lösungen entwickeln«,<br />

so Harri Leppänen, Direktor<br />

für Umwelt und Sicherheit im Unternehmen.<br />

Erprobt würden diese auch<br />

weiterhin in Raahe, die Planung sei<br />

bereits im Gange. Auch dann liege der<br />

Fokus auf den nach der Eisenerzreduktion<br />

verbleibenden CO 2 -Emissionen,<br />

die bei zahlreichen anderen Stahlproduktionsprozessen<br />

entstehen. Laut<br />

Unternehmen handelt es sich dabei um<br />

etwa zehn Prozent der betrieblichen<br />

Gesamtemissionen. Für den Löwenanteil,<br />

rund 90 Prozent, sei hingegen die<br />

Roheisenerzeugung verantwortlich.<br />

»Weltweit einzigartige«<br />

Pilotanlage errichtet<br />

Seit 2<strong>01</strong>6 kooperieren SSAB, die Bergwerkgesellschaft<br />

LKAB und der Energiekonzern<br />

Vattenfall im Rahmen des Projekts<br />

»Hybrit« (Hydrogen Breakthrough<br />

Ironmaking Technology), um an der<br />

Dekarbonisierung der schwedischen<br />

und finnischen Stahlindustrie zu arbeiten.<br />

Das Projektziel ist es, den Werkstoff<br />

in diesen Ländern bis 2035 gänzlich<br />

ohne fossile Brennstoffe zu produzieren.<br />

Damit will Hybrit dazu beitragen,<br />

Schwedens CO 2 -Ausstoß um zehn Prozent<br />

und den Finnlands um sieben Prozent<br />

zu verringern. Im Spätsommer des<br />

vergangenen Jahres haben die Unternehmen<br />

eine nach eigenen Informationen<br />

»bislang weltweit einzigartige«<br />

Pilotanlage zur Herstellung von fossilfreiem<br />

Eisenschwamm im schwedischen<br />

Luleå in Betrieb genommen.<br />

Die Projektpartner wollen in mehreren<br />

Schritten verschiedene Tests zur<br />

Verwendung von Wasserstoff bei der<br />

direkten Reduktion von Eisenerz (DRI)<br />

durchführen. Der Energieträger selbst<br />

soll dabei in der Pilotanlage durch<br />

Elektrolyse von Wasser mit fossilfreiem<br />

Strom erzeugt werden. Das bedeutet,<br />

dass der Prozess gewöhnliches Wasser<br />

anstelle von Kohlendioxid emittiert.<br />

Zwischen 2020 und 2024 soll zu diesem<br />

Zweck zunächst Erdgas und dann Wasserstoff<br />

verwendet werden, um die<br />

Produktionsergebnisse vergleichen zu<br />

können. Der Projektrahmen beinhaltet<br />

zudem, fossiles Öl in einer der bestehenden<br />

Pelletanlagen von LKAB in<br />

Malmberget in einem Testzeitraum bis<br />

<strong>2021</strong> durch Bioöl zu ersetzen. •<br />

www.ssab.de<br />

Foto: SSAB/Åsa Bäcklin<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

33


Industrie & Technologie<br />

Branche im Fokus<br />

Foto: Shutterstock<br />

Schraubendreher gehören zum Kernsortiment der deutschen Werkzeugindustrie.<br />

Werkzeugindustrie: Erholung in<br />

schwierigem Umfeld<br />

Unsichere Exportsituationen beunruhigen die Branche /<br />

FWI-Geschäftsklima zeigt Verbesserung<br />

Auch vor der deutschen Werkzeugindustrie macht der konjunkturell dramatische Jahresverlauf<br />

keinen Halt. So zeigt eine aktuelle Umfrage des Fachverbandes Werkzeugindustrie (FWI) für den<br />

Zeitraum Januar bis September 2020 hohe Rückgänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.<br />

Von unserem Redakteur Niklas Reiprich<br />

Bei den Inlandsaufträgen meldeten<br />

47 Prozent der Unternehmen<br />

einen Einbruch um<br />

mehr als 10 Prozent, bei den Aufträgen<br />

ins Ausland waren es 51 Prozent.<br />

»Auch wenn die Beurteilungen der<br />

aktuellen Situation von Monat zu Monat<br />

abhängig von den jeweiligen Zielbranchen<br />

besser ausfallen, können<br />

diese Einbußen bis zum Jahresende<br />

2020 nicht mehr kompensiert werden«,<br />

kommentierte FWI-Geschäftsführer<br />

Stefan Horst die Lage am Ende<br />

des vergangenen Jahres.<br />

Stimmung hellt sich auf<br />

Dennoch scheint der Corona-Tiefpunkt<br />

überwunden – das FWI-Geschäftsklima<br />

ist im September nunmehr im vierten<br />

Monat in Folge insgesamt mehr als 70<br />

Punkte angestiegen und liegt bei -4,1<br />

Punkten. Der Tiefpunkt lag im April<br />

2020 bei -77 Punkten. »Die Kurve zeigt<br />

noch einen V-förmigen Verlauf«, so<br />

Horst. Der Trend sei bereits durch den<br />

seit Mai 2020 positiven Saldo der Erwartungen<br />

in den FWI-Umfragen vorausgesagt<br />

worden. »Im Vergleich<br />

dazu«, erklärt der Verbandschef, »dauerte<br />

es während der Finanzkrise<br />

2008/2009 fast ein Jahr, bis das FWI-Geschäftsklima<br />

nach einem ähnlichen<br />

tiefen Fall wie 2020 wieder die neutrale<br />

Nulllinie erreicht hatte«. Die positiven<br />

Erwartungen in den vergangenen<br />

Monaten haben sich Horst zufolge<br />

in einer verbesserten Einschätzung der<br />

aktuellen Situation niedergeschlagen<br />

und sich somit bewahrheitet. Demnach<br />

hat sich der Saldo der Beurteilungen<br />

der aktuellen Situation seit August<br />

2020 erneut um 7 Punkte verbessert<br />

und liegt nun bei -13 Punkten. Im Sep-<br />

34 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Branche im Fokus<br />

Industrie & Technologie<br />

tember hätten nur noch<br />

24,6 Prozent der Unternehmen<br />

die aktuelle<br />

Lage als »unbefriedigend«<br />

beurteilt. Auch<br />

der Anteil der Werkzeughersteller<br />

mit Kurzarbeit<br />

sei in dem aktuellen<br />

Berichtszeitraum von<br />

zwischenzeitlich 70 auf<br />

etwa 51 Prozent gefallen.<br />

Fachmessen werden vermisst<br />

Trotz der positiven Entwicklung weist<br />

der FWI darauf hin, dass die Krise noch<br />

nicht überstanden sei. Schließlich seien<br />

die Erwartungen der Unternehmen<br />

an die künftige Geschäftsentwicklung<br />

im September wieder schlechter als im<br />

Vormonat gewesen. Nur noch 20,6<br />

Prozent der Unternehmen erwarten<br />

dem FWI zufolge eine Konjunkturerholung<br />

in den nächsten sechs Monaten.<br />

Über 60 Prozent erwarten keine<br />

Veränderungen und rund 18 Prozent<br />

rechnen mit einer Verschlechterung<br />

der Geschäftslage. »Hierzu tragen sicher<br />

auch weitere Verunsicherungen<br />

durch politische Einflüsse in wichtigen<br />

Exportmärkten wie den USA und<br />

Großbritannien bei«, meint Horst.<br />

Auch fehle mit den 2020 ausgefallenen<br />

oder verschobenen Fachmessen<br />

ein wichtiges Marketinginstrument.<br />

So wurde etwa die Eisenwarenmesse<br />

in Köln abgesagt, auf welcher der FWI<br />

traditionell breite Präsenz zeigt. Für<br />

das vergangene Jahr hätten diese<br />

Wege der Kundenansprache vor allem<br />

jene kleineren Unternehmen vermisst,<br />

»die oft nicht in der Lage sind, eigene<br />

Angebote wie Hausmessen erfolgreich<br />

durchzuführen«, berichtet<br />

Horst. Zudem sei die konjunkturelle<br />

Situation der Unternehmen<br />

stark von der Situation in den<br />

jeweiligen Zielbranchen bestimmt.<br />

Besonders litten aktuell<br />

und mittelfristig Werkzeughersteller,<br />

die sich auf die Automobil-<br />

und Luftfahrtbranche spezialisiert<br />

haben. »Zulieferer des Handwerks<br />

Stefan Horst, Geschäftsführer<br />

des<br />

Fachverbands Werkzeugindustrie<br />

(FWI)<br />

Foto: FWI<br />

und der Bauwirtschaft halten sich dagegen<br />

besser«, fügt Horst<br />

hinzu.<br />

US-Strafzölle wirken<br />

weiterhin belastend<br />

Nach Hochrechnungen des<br />

FWI erreichten die Werkzeugausfuhren<br />

im Jahr<br />

2<strong>01</strong>9 noch den Wert von<br />

rund 4 Milliarden Euro und<br />

lagen damit um 1 Prozent<br />

höher als im Vorjahr. Die<br />

Werkzeugeinfuhren hingegen<br />

beliefen sich im Jahr 2<strong>01</strong>9 auf 2,4<br />

Milliarden Euro und überstiegen das<br />

Vorjahresniveau um 2,8 Prozent. Im<br />

ersten Halbjahr 2020 gingen sie um 10<br />

Prozent zurück. Vor allem aufgrund<br />

der Pandemie hätten die Ausfuhren<br />

im ersten Halbjahr 2020 den Vorjahreswert<br />

um 13 Prozent unterschritten,<br />

teilt der Verband mit. Die Exporte in<br />

das für die Mitglieder des FWI wichtigste<br />

Ausfuhrland, die USA, sind<br />

demnach im ersten Halbjahr 2020 um<br />

15 Prozent zurückgegangen. Im Vergleichszeitraum<br />

2<strong>01</strong>9 seien diese noch<br />

um 10 Prozent gestiegen. Maßgeblich<br />

an dieser Entwicklung beteiligt sind<br />

laut FWI die seit Oktober 2<strong>01</strong>9 eingeführten<br />

Strafzölle der USA auf einige<br />

Kernsortimente wie Zangen, Schraubendreher<br />

und Äxte. Damit hatten die<br />

USA im Oktober des vergangenen<br />

Jahres auf die EU-Subventionen für<br />

den Flugzeughersteller Airbus reagiert,<br />

die von der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) als unzulässig erklärt<br />

»Die Verhängung<br />

der Strafzölle gegen Branchen,<br />

die von der Subventionierung<br />

von Airbus durch die EU nicht<br />

profitiert haben, verstößt gegen<br />

den Geist des freien und<br />

fairen Welthandels.«<br />

Stefan Horst, Geschäftsführer des<br />

Fachverbands Werkzeugindustrie<br />

(FWI)<br />

wurden. Letztere Entscheidung erlaubte<br />

es den USA, die EU-Wirtschaft<br />

mit Strafzöllen zu sanktionieren. »Die<br />

Verhängung der Strafzölle gegen<br />

Branchen, die von der Subventionierung<br />

von Airbus durch die EU nicht<br />

profitiert haben, insbesondere jedoch<br />

deren Beschränkung auf deutsche<br />

Werkzeuge, verstößt gegen den Geist<br />

des freien und fairen Welthandels«,<br />

meint Horst dazu. Er betont, dass die<br />

Zölle zu einem deutlichen Rückgang<br />

der Exporte in die USA sowie zu finanziellen<br />

Einbußen der Werkzeughersteller<br />

geführt hätten, »die angesichts<br />

der sonstigen Unsicherheiten auf den<br />

Märkten und der Pandemie umso<br />

stärker ins Gewicht fallen«. Ein baldiges<br />

Ende der Strafzölle sei aus Sicht<br />

der Werkzeughersteller derzeit nicht<br />

absehbar, sagt der Verbandschef auf<br />

Nachfrage. Mit Blick auf den jüngsten<br />

Wahlausgang in den USA und der bevorstehenden<br />

Präsidentschaftskandidatur<br />

Joe Bidens erwarte er aber, dass<br />

beide Parteien künftig zu konstruktiven<br />

Gesprächen an den Verhandlungstisch<br />

zurückkehrten.<br />

Brexit schafft Unsicherheit<br />

Großbritannien ist nach Verbandsangaben<br />

innerhalb der vergangenen<br />

zehn Jahre von Platz zehn auf Platz<br />

sechs der wichtigsten Exportpartner<br />

für die deutschen Werkzeughersteller<br />

geklettert. Der Anteil von Exportgütern<br />

nach Großbritannien an der Gesamtausfuhr<br />

beträgt demnach 5,2 Prozent.<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>9 seien die Werkzeugexporte<br />

im Vergleich zum Vorjahr um<br />

9,5 Prozent gestiegen und hätten einen<br />

Wert von 209 Millionen Euro erreicht.<br />

»Dieser Anstieg ist zum Teil<br />

damit zu erklären, dass die Unternehmen<br />

die dortigen Lagerbestände<br />

erhöht haben, um Abwicklungsprobleme<br />

nach einem ungeordneten<br />

Brexit zu überbrücken«, erklärt<br />

Horst. Im ersten Halbjahr<br />

2020 seien die Ausfuhren nach<br />

Großbritannien um 23 Prozent<br />

gesunken – und damit deutlicher<br />

als die gesamten Ausfuhren. •<br />

www.werkzeug.org<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

35


Anwender<br />

Baubranche<br />

Foto: Shutterstock<br />

Elektro-Wagen an der Ladestation: Jedes fünfte derzeit in Deutschland neu zugelassene Auto ist nach Informationen des VDA<br />

ein Elektrofahrzeug.<br />

Interesse am Auto wächst weiter<br />

VDA präsentiert fünf aktuelle Studien im Überblick<br />

Berlin. Mehr als 80 Prozent der Deutschen wollen laut Verband der Automobilindustrie (VDA)<br />

nicht auf ein eigenes Auto verzichten. Ein ähnlicher Trend zeigt sich demnach in Europa, den USA<br />

und China. Auch der Millennial-Generation ist ein eigenes Auto zunehmend wichtiger.<br />

Der weiterhin sehr starke<br />

Wunsch nach dem eigenen<br />

Auto wird auch durch die<br />

Pkw-Neuzulassungszahlen in Deutschland<br />

bestätigt: Nach einem Corona-bedingten<br />

Markteinbruch bis zur<br />

Mitte des Jahres 2020 kamen in den<br />

drei Monaten September, Oktober<br />

und November insgesamt rund<br />

830000 neue Pkw auf die Straße. Das<br />

liegt sogar leicht über dem Volumen<br />

des Vorjahresniveaus«, betont<br />

VDA-Präsidentin Hildegard Müller.<br />

Mehr Geld für den Neuwagen<br />

Dem Online-Marktplatz »AutoScout<br />

24« zufolge ist für die meisten Deutschen<br />

das eigene Auto nicht nur unentbehrlich<br />

und wird höchst ungern<br />

verliehen. Bei der Neuanschaffung ist<br />

die hohe Wertschätzung ebenfalls<br />

messbar. So planen 56 Prozent der<br />

Deutschen, mehr Geld für Qualitäts-,<br />

Sicherheits- oder Umweltaspekte bei<br />

einem neuen Fahrzeug auszugeben.<br />

Dazu passt, dass die<br />

Käufer in Deutschland<br />

bereit sein sollen, mehr<br />

Geld für ihren Neuwagen<br />

zu zahlen. Laut einer<br />

Marktanalyse des<br />

CAR Center Automotive<br />

Research-Instituts ist der<br />

durchschnittliche Listenpreis<br />

in den ersten acht<br />

Monaten 2020 auf<br />

37 710 Euro gestiegen,<br />

ein Plus von 8 Prozent<br />

Hildegard Müller,<br />

Präsidentin des Verbandes<br />

der Automobilindustrie<br />

(VDA)<br />

gegenüber dem Vorjahr – und laut<br />

Studie der höchste Anstieg seit mehr<br />

als zehn Jahren. Wesentlich getrieben<br />

wird der große Anstieg der Durchschnittspreise<br />

durch das Verhalten der<br />

Autokäufer, hochwertigere Produkte<br />

zu erwerben, so die Analyse der Studie.<br />

Übrigens: Der Listenpreis für E-Modelle<br />

soll im Schnitt noch einmal<br />

Foto: VDA<br />

10 000 Euro höher gelegen<br />

haben.<br />

Boom bei E-Autos<br />

Bei den E-Autos erlebt<br />

Deutschland laut VDA gerade<br />

einen regelrechten<br />

Boom: Im November verfünffachten<br />

sich demnach<br />

die Neuzulassungen von<br />

E-Autos gegenüber dem<br />

Vorjahresmonat. Jedes<br />

fünfte derzeit in Deutschland<br />

neu zugelassene Auto sei ein<br />

Elektrofahrzeug.<br />

Wie eng die Beziehung zwischen<br />

dem Pkw-Halter und seinem eigenen<br />

Auto ist, hat vor kurzem der Autodaten-Spezialist<br />

»Deutsche Automobil<br />

36 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Baubranche<br />

Anwender<br />

Treuhand (DAT)« untersucht. »Das<br />

Ergebnis widerlegt die oft formulierte<br />

These, wonach den Menschen<br />

das eigene Auto weniger wichtig<br />

sei«, teilt der VDA mit. Das Gegenteil<br />

sei der Fall. Die Untersuchung<br />

habe ergeben, dass für 92<br />

Prozent aller Fahrzeugbesitzer<br />

der Wagen immer in einwandfreiem<br />

technischem Zustand sein<br />

müsse. Vier von zehn Befragten ließen<br />

kleinere Roststellen und Kratzer<br />

sofort beseitigen. Und gut jeder Vierte<br />

(28 Prozent) habe seinen Pkw so<br />

liebgewonnen, dass eine Reparatur<br />

sogar dann in Erwägung gezogen<br />

werde, wenn sich diese wirtschaftlich<br />

eigentlich nicht rechne. Das sei ein<br />

Indiz für die hohe emotionale Bindung<br />

an das eigene Auto.<br />

Auch der »Mobility Consumer Index«<br />

der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Ernst & Young (EY) für das vergangene<br />

Jahr kommt in einer Befragung<br />

von mehr als 3 300 Konsumenten<br />

in neun Ländern (China, Deutschland,<br />

Indien, Italien, Singapore, Süd-Korea,<br />

Schweden, Großbritannien und USA)<br />

zu dem Ergebnis, dass das eigene<br />

Auto der neue Trend ist. Fast ein Drittel<br />

derjenigen, die kein eigenes Auto<br />

besitzen, beabsichtigt demzufolge<br />

den Autokauf in den nächsten sechs<br />

Monaten. Und von diesen würden<br />

sich wiederum fast 30 Prozent für ein<br />

Elektroauto (Elektroauto mit Batterie<br />

oder Hybrid) entscheiden. Als Haupt-<br />

»Der weiterhin sehr<br />

starke Wunsch nach dem<br />

eigenen Auto wird auch<br />

durch die Pkw-Neuzulassungszahlen<br />

in Deutschland<br />

bestätigt.«<br />

Hildegard Müller, Präsidentin<br />

des Verbandes der<br />

Automobilindustrie (VDA)<br />

gründe für die Kaufbereitschaft gäben<br />

die Menschen die Folgen der CO-<br />

VID-19 Pandemie an, heißt es.<br />

Millenials sorgen für hohe<br />

Nachfrage<br />

Die EY-Studie kommt zu dem Schluss,<br />

dass insbesondere die Millennials-Generation,<br />

also die 24- bis 39-Jährigen,<br />

in den nächsten sechs Monaten weltweit<br />

für eine hohe Pkw-Nachfrage<br />

sorgen werden. 45 Prozent aller<br />

Erstautokäufer werden der Umfrage<br />

zufolge der jüngeren Generation angehören.<br />

»Die Ergebnisse aller<br />

Studien beweisen, dass wir<br />

eine Diskussion zur Mobilität<br />

der Zukunft brauchen, die sich<br />

an den Lebenswirklichkeiten<br />

und den Bedarfen der Menschen<br />

orientiert.«<br />

Hildegard Müller, Präsidentin<br />

des Verbandes der<br />

Automobilindustrie (VDA)<br />

Auch die Corona-Pandemie und<br />

ihre Folgen verändern das Mobilitätsverhalten<br />

der Menschen und verstärken<br />

das Interesse am eigenen Auto.<br />

Einer Umfrage des Unternehmensberaters<br />

McKinsey zufolge halten nur 12<br />

Prozent der Deutschen die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel derzeit für ein<br />

sicheres Umfeld. Das eigene Auto<br />

liegt mit 80 Prozent mit großem Vorsprung<br />

an der Spitze.<br />

Sicherstes Verkehrsmittel in<br />

Pandemiezeiten<br />

Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />

kommt AutoScout24: Vier von fünf<br />

Deutschen (82 Prozent) würden<br />

aufgrund von Corona derzeit sogar<br />

unter keinen Umständen auf das eigene<br />

Auto verzichten wollen – die<br />

Mehrheit möchte es derzeit noch<br />

nicht einmal verleihen. Dies geht aus<br />

einer großangelegten Umfrage unter<br />

knapp 6 000 Nutzern von Auto-<br />

Scout24 in Deutschland, Österreich,<br />

Italien, Belgien und den Niederlanden<br />

hervor. Demnach wird das<br />

eigene Auto aufgrund der Pandemie<br />

als das sicherste Verkehrsmittel<br />

erachtet, um sich vor einer<br />

Infektion zu schützen – ein europaweiter<br />

Trend also, heißt es.<br />

Die oben erwähnte McKinsey-<br />

Studie beschränkt sich nicht nur auf<br />

Deutschland, sondern ist international<br />

angelegt: Sie umfasst die USA, China,<br />

Japan, Großbritannien, Deutschland,<br />

Italien und Frankreich. Das Ergebnis<br />

insgesamt: 80 Prozent der Befragten<br />

setzen auf das Auto, lediglich 8 Prozent<br />

auf »Public Transport«. Der Trend<br />

ist offenbar weltweit zu beobachten.<br />

Klarer Trend hin zum Auto<br />

Ähnlich wie McKinsey sieht auch EY<br />

einen klaren Trend hin zum Auto: So<br />

sagen mehr als drei Viertel (78 Prozent)<br />

der Befragten, dass sie in einer<br />

Post-Corona-Zeit das Auto noch stärker<br />

für Reisen nutzen werden. Und<br />

von dieser Gruppe sind gut die Hälfte<br />

(52 Prozent) »Millennials«. Die steigende<br />

Nachfrage wird laut EY vor allem<br />

von China und Indien getrieben:<br />

90 Prozent der Befragten in China<br />

wollen ihr Auto stärker nutzen, in Indien<br />

sind es 85 Prozent. Deutschland<br />

folgt mit 81 Prozent dicht dahinter.<br />

Hildegard Müller unterstreicht:<br />

»Die Ergebnisse aller Studien beweisen,<br />

dass wir eine Diskussion zur Mobilität<br />

der Zukunft brauchen, die sich<br />

an den Lebenswirklichkeiten und den<br />

Bedarfen der Menschen orientiert. In<br />

Städten gilt dies genauso wie in den<br />

ländlichen Räumen. Die Konzepte für<br />

eine Mobilität der Zukunft müssen<br />

die verschiedenen Interessen und<br />

Perspektiven berücksichtigen − nur<br />

so lässt sich auch ein Erfolg bei der<br />

Erfüllung der Klimaschutzziele erreichen.«<br />

•<br />

www.vda.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

37


Special<br />

Stahlbau<br />

Fotos (4): Messe München<br />

Vom 13. Bis zum 15. Januar lockte die BAU ONLINE mit mehr als 1 300 Live-Präsentationen und 3 500 »1:1«-Gesprächen.<br />

BAU ONLINE: Starke Inhalte<br />

sorgten für starke Beteiligung<br />

Fachmesse für Architektur, Materialien und Systeme überzeugte durch<br />

Themensetzung am Puls der Zeit<br />

München. Am 13. Januar startete die BAU ONLINE mit mehr als 230 Ausstellern aus 28 Ländern,<br />

die über drei Tage mehr als 1 300 Live-Präsentationen und 3 500 »1:1«-Gespräche anboten. Ein<br />

vielfältiges Konferenzprogramm mit 31 Foren wurde in drei Zeitzonen ausgestrahlt. Der »stahlmarkt«<br />

läßt die Highlights des Programms Revue passieren.<br />

Das Programm bestand aus drei<br />

Säulen: Forum Zukunft des<br />

Bauens, BAU TV und Studio<br />

Berlin.<br />

Forum Zukunft des Bauens<br />

Experten diskutierten die Folgen von<br />

Corona auf Architektur und Baubranche,<br />

Wege zu ausreichend bezahlbarem<br />

Wohnraum sowie zu klimaneutralen<br />

und -resilienten Gebäuden.<br />

Zudem wurden Lösungen aufgezeigt,<br />

wie Ressourcen wiederholt genutzt<br />

werden können und auch, wie digitalen<br />

Plan- und Entwurfswerkzeugen zu<br />

einer größeren Durchdringung verholfen<br />

werden kann.<br />

Verändert Corona das Bauen von Morgen?<br />

Umdenken oder einfach »weiter<br />

so«? Das war das Thema des ersten<br />

Schwerpunkts, »Die Baubranche nach<br />

Corona«, am 13. Januar, die unter anderem<br />

zehn Perspektiven aus der Generalplanung<br />

bot. Dem Thema entsprechend<br />

wurde auch ein Fokus auf<br />

Gesundheitsbauten gelegt.<br />

Das Recylinghaus stand im Mittelpunkt<br />

des Beitrags »Ressourcen und<br />

Recycling« am 14. Januar, der Impulse<br />

gab, Architektur neu zu denken und<br />

zirkuläre Lösungen entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette aufzeigte.<br />

Technologien, die in den nächsten<br />

drei bis fünf Jahren Realität werden<br />

könnten, präsentierte der Ausblick<br />

»Facing the Future« am 15. Januar.<br />

Kontrollierte Komplexität, Energiemanagement<br />

sowie Bauen mit Holz und<br />

mit Papier zählten zu den Themen.<br />

BAU TV<br />

In Fünf-Minuten-Beiträgen des interaktiven<br />

Programms wurden kurz und<br />

prägnant Fallstudien und Beispiele für<br />

bewährte Verfahren vorgestellt sowie<br />

in Live-Talks vielfältige inspirierende<br />

Einblicke gewährt.<br />

»Die Krise als Chance für den Wandel!«<br />

gab am 13. Januar unter anderem<br />

Einblicke in Klimaneutralität, Digitale<br />

Transformation und Kreislaufwirtschaft.<br />

38 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Stahlbau<br />

Special<br />

Das vielseitige Konferenzprogramm umfasste 31 Foren<br />

und wurde in drei Zeitzonen ausgestrahlt.<br />

Ein Bild aus der Vor-Corona-Zeit: Abendveranstaltung im Rahmen<br />

der BAU 2<strong>01</strong>9 im BMW-Pavillion. Dennoch bot die BAU ONLINE<br />

ebenfalls viele Möglichkeiten der Kommunikation und des Austauschs<br />

– wenngleich etwas anderer Art.<br />

Wie werden wir in Zukunft Planen<br />

und Bauen? Wie verändern Digitalisierung<br />

und Technologiewandel die<br />

Arbeitsweisen? Antwort auf diese Fragen<br />

gab der Beitrag »Die Digitalisierung<br />

des Bauwesens – Lösungen für<br />

die Zukunftsfähigkeit der Branche«<br />

am 14. Januar.<br />

Im »Digital Village« traten am 15.<br />

Januar die acht Start-ups Concular,<br />

Cosuno, INZEPT3D, Planstack, Spacific,<br />

urbanistic, Visoplan und VOXELGRID<br />

in einem Wettbewerb gegeneinander<br />

an. Die Zuschauer wählten den Sieger<br />

via Online-Voting.<br />

Studio Bund – Live aus Berlin<br />

Von Innovationspotenzialen durch<br />

Künstliche Intelligenz über die Frage,<br />

wie die Baubranche zur Energie- und<br />

Ressourcenwende beitragen kann bis<br />

hin zu Lowtech-Strategien für das<br />

Bauen: Das Studio Bund sendete live<br />

aus Berlin eine reichhaltige Gesprächsreihe<br />

mit aktuellen Ergebnissen aus<br />

der Bauforschung und konkreten Beispielen<br />

aus der Praxis.<br />

Politische Rahmenbedingungen für<br />

die digitale Transformation, Robotik in<br />

der Vorfertigung und auf der Baustelle<br />

sowie Digitales Bauen und Künstliche<br />

Intelligenz waren die Themen des<br />

Programmpunkts »Innovationspotenziale<br />

im Bausektor durch Sensorik, Robotik<br />

und KI« am 13. Januar.<br />

Die Kraft des Miteinanders bei<br />

Großprojekten, Mehrparteienvertragsmodell<br />

im Bundesbau, Rolle der<br />

Versicherungen, Teambuilding – das<br />

alles beleuchtete die Sendung »Kollaboration<br />

– Integrative Projektabwicklung<br />

im Bauwesen« am 13. Januar.<br />

Der Beitrag »Bauen zu Zeiten des<br />

Klimawandels – Experiment und Effizienz«<br />

betrachtete am 14. Januar globale<br />

Naturgefahren und Handlungsfelder<br />

und stellte die Frage, wie fit<br />

Deutschland für den Klimawandel ist.<br />

Die Beteiligung an der BAU ON-<br />

LINE zeigte deutlich, dass der Bedarf<br />

an Information hoch ist. Denn »egal<br />

ob Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft,<br />

Energiewende oder Nachhaltigkeit:<br />

Die aktuelle Situation wirkt als<br />

Beschleuniger längst notwendiger<br />

Transformationsprozesse der deutschen<br />

Bau- und Immobilienwirtschaft«,<br />

unterstrich Thomas Kirmayr<br />

vom Fraunhofer Allianz Bau. •<br />

Auch wenn die Gegenwart beeindruckender Messestände diesmal fehlte – in puncto<br />

Vielfalt und Themensetzung stand die BAU ONLINE früheren Präsenzmessen in<br />

nichts nach.<br />

Einen Nachbericht zur BAU ONLINE<br />

finden Sie in der kommenden »stahlmarkt«-Ausgabe.<br />

https://bau-muenchen.com<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

39


Special<br />

Stahlbau<br />

Ohne Stahl geht’s nicht: 1 800 Tonnen des Werkstoffs fanden beim Bau dieser 219 Meter x 65 Meter<br />

großen Flugzeug-Wartungshalle in Bayern Verwendung.<br />

Foto: CHRISTMANN & PFEIFER<br />

»Der Werkstoff Stahl hat kein<br />

Ressourcenproblem«<br />

Dr. Rolf Heddrich (bauforumstahl) im Interview über Digitalisierung,<br />

Nachhaltigkeit und die Konstruktionsweise der Zukunft<br />

Entgegen vieler anderer Branchen laufen die Geschäfte in der Bauwirtschaft relativ stabil. Wie hat<br />

es die Branche bislang so gut durch die Corona-Krise geschafft? Darüber spricht Dr. Rolf Heddrich,<br />

Geschäftsführer und Sprecher des Vereins »bauforumstahl« im »stahlmarkt«-Interview – und erklärt,<br />

warum Stahl aus dem Baubereich auch künftig nicht wegzudenken sein wird.<br />

Wie ist die Baubranche bislang<br />

durch die Corona-Krise gekommen?<br />

Dr. Rolf Heddrich: Im Vergleich zu anderen<br />

Branchen geht es der Baubranche<br />

sicherlich vergleichsweise gut.<br />

Natürlich gibt es auch hier pandemiebedingte<br />

Einschränkungen, aber es<br />

trifft uns lange nicht so hart wie beispielsweise<br />

die Autoindustrie oder gar<br />

die Tourismusbranche. Vor allem mittelständische<br />

Unternehmen sind dank<br />

eigener Anstrengungen bislang verhältnismäßig<br />

gut durch die Krise gekommen.<br />

Auch Produktion und Lieferketten<br />

laufen trotz der erschwerten<br />

Bedingungen reibungslos weiter.<br />

Aber natürlich wird sich die gesamtwirtschaftliche<br />

konjunkturelle Entwicklung<br />

mittelfristig auch am Bau<br />

abzeichnen.<br />

Die Bauzeiten vieler Projekte betragen<br />

mindestens ein halbes Jahr.<br />

40 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Stahlbau<br />

Special<br />

Ist vor diesem Hintergrund<br />

davon auszugehen,<br />

dass der Branche<br />

die Auswirkungen der<br />

Pandemie erst noch<br />

bevorstehen?<br />

Heddrich: Richtig ist, dass<br />

Bauaufträge der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung<br />

grundsätzlich zeitversetzt<br />

hinterherlaufen.<br />

Das macht ein Einschätzen<br />

der Auswirkungen<br />

zurzeit natürlich auch für<br />

uns schwierig. Insbesondere<br />

im Infrastrukturbereich<br />

besteht ein großer Sanierungs-<br />

und Neubaubedarf, daran hat sich<br />

auch während der Pandemie nichts<br />

geändert. Entscheidend ist jetzt, ob<br />

Bund und Kommunen die richtigen<br />

Weichen stellen, damit Bauprojekte<br />

nicht ins Stocken geraten.<br />

Wie lautet Ihre Konjunkturprognose<br />

für die Baubranche für das<br />

Jahr <strong>2021</strong>?<br />

Heddrich: Unsere aktuelle Konjunkturumfrage<br />

unter unseren Mitgliedsunternehmen<br />

läuft derzeit noch. Zum<br />

Monatsende liegen die Ergebnisse vor.<br />

Welche Themen stehen im Stahlbau<br />

auf der Agenda?<br />

Heddrich: Digitalisierung, Nachhaltigkeit,<br />

faire Vergabeverfahren und<br />

Fachkräftemangel sind sicherlich einige<br />

der Themen, die uns in diesem Jahr<br />

beschäftigen werden. Ein weiterer<br />

Dr. Rolf Heddrich ist<br />

Geschäftsführer<br />

und Sprecher von<br />

»bauforumstahl«,<br />

dem Spitzenverband<br />

für das Bauen mit<br />

Stahl in Deutschland.<br />

Foto: bauforumstahl<br />

Schwerpunkt liegt im Bereich<br />

des Brandschutzes.<br />

Wir müssen endlich mit<br />

dem Vorurteil aufräumen,<br />

dass Stahlbau und Brandschutz<br />

nur schwer miteinander<br />

in Einklang zu bringen<br />

sind. Das Gegenteil ist<br />

der Fall. Immer wieder<br />

stellen wir fest, dass bei<br />

Studierenden, Ingenieuren<br />

und Architekten, aber<br />

auch bei Behörden und<br />

Feuerwehren ein großes<br />

Wissensdefizit in diesem<br />

Bereich besteht. Als Verband<br />

sehen wir daher unsere Aufgabe<br />

darin, durch Wissenstransfer zwischen<br />

Forschung und Praxis Hürden abzubauen.<br />

Deshalb arbeiten wir in zahlreichen<br />

Gremien und Ausschüssen,<br />

die sich mit diesem Thema beschäftigen<br />

und bieten auch eigene Veranstaltungen<br />

und Seminare zu diesem<br />

Thema an.<br />

Die Nachhaltigkeit ist ein Kernthema<br />

der Stahlproduzenten.<br />

Inwieweit gilt das auch für den<br />

Stahlbau?<br />

Heddrich: Wie Sie ganz richtig feststellen,<br />

arbeitet die Stahlindustrie<br />

unter Hochdruck am Thema Nachhaltigkeit.<br />

Ziel ist es, nach Möglichkeit<br />

bis 2050 in allen Stahlerzeugungsverfahren<br />

CO 2 -neutral zu produzieren.<br />

Unsere Reyclingquote liegt heute bereits<br />

bei 88 Prozent zuzüglich 11 Prozent<br />

Wiederverwertung. Jetzt ist es<br />

an der Zeit, dass der Bund das Thema<br />

Nachhaltigkeit auch adäquat würdigt,<br />

das heißt, wir müssen weg von einer<br />

kurzfristig gedachten Preispolitik zugunsten<br />

einer ganzheitlichen Betrachtung<br />

von Bauprojekten.<br />

Nachhaltigkeitsaspekte müssen bereits<br />

bei Ausschreibung und Vergabe<br />

berücksichtigt werden. Wenn wir das<br />

erreichen, hat der europäische Stahlbau<br />

im internationalen Markt automatisch<br />

die Nase vorn.<br />

»Vor allem<br />

mittel ständische<br />

Unternehmen sind dank<br />

eigener Anstrengungen<br />

bislang verhältnismäßig<br />

gut durch die Krise<br />

gekommen.«<br />

Dr. Rolf Heddrich,<br />

bauforumstahl<br />

Welche Möglichkeiten gibt es, die<br />

Ressourcen beim Bauen noch effizienter<br />

zu nutzen?<br />

Heddrich: Wie unser Vorsitzender des<br />

Vorstandes, Stephan Lemgen, kürzlich<br />

sehr treffend gesagt hat: Krisen schaffen<br />

Lerngelegenheiten. Eine dieser<br />

Lerngelegenheiten, die unsere Branche<br />

aktiv nutzt, ist der Ausbau der<br />

Digitalisierung. Wir sind schon lange<br />

Vorreiter in diesem Bereich, aber ak-<br />

Hintergrund<br />

»Stahl ist ökonomisch<br />

und ökologisch einer der<br />

nachhaltigsten und wirtschaftlichsten<br />

Baustoffe<br />

überhaupt.«<br />

Dr. Rolf Heddrich,<br />

bauforumstahl<br />

Sand – der körnige Rohstoff geht zur Neige<br />

Bereits vor gut zwei Jahren warnte die deutsche Baubranche vor Engpässen<br />

bei Sand und Kies inmitten des Immobilienbooms. Das Problem: Nicht<br />

jeder Sand eignet sich für die Herstellung von Beton. So gilt Wüstensand<br />

bislang nicht als Baumaterial, da seine Körner zu glatt sind, um feste Verbindungen<br />

mit Zement zu bilden. Zwar gibt es in Deutschland reichlich<br />

Sand, der sich für die Betonherstellung eignet. Allerdings ist dieser oft<br />

nicht verfügbar, da er beispielsweise unter Naturschutzgebieten, Wohnflächen<br />

oder Straßen liegt. Der Mangel an Sandsorten für die Betonproduktion<br />

begünstigt Preisanstiege, wodurch sich das Bauen verteuert. phi<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

41


Special<br />

Stahlbau<br />

Verbundbau eröffnet neue architektonische Möglichkeiten: Das futuristisch anmutende Bürogebäude »The Squaire«<br />

am Frankfurter Flughafen<br />

tuell kann man da noch einmal von<br />

einem Quantensprung sprechen. Das<br />

betrifft die Abläufe auf den Baustellen<br />

ebenso wie Planung und Erzeugung.<br />

In allen Bereichen wird automatisiert<br />

und verschlankt. Nur so<br />

können wir den Vorsprung der asiatischen<br />

Länder wieder aufholen. Wichtig<br />

ist jetzt, dass auch Kommunen und<br />

Behörden diesen Schritt mit uns gehen<br />

und schnell auf digitale Ausschreibungs-<br />

und Vergabeverfahren<br />

umstellen.<br />

Ohne Stahl läuft nichts im Baubereich.<br />

Was ist der Grund für den<br />

Erfolg der Eisen-Kohlenstoff-Legierung?<br />

Heddrich: Kurz gesagt: Stahl ist ökonomisch<br />

und ökologisch einer der<br />

nachhaltigsten und wirtschaftlichsten<br />

Baustoffe überhaupt. Dank seiner flexiblen<br />

und schlanken Bauweise ist er<br />

überall dort einsetzbar, wo schnelle,<br />

kosteneffiziente und transparente Lösungen<br />

gefragt sind.<br />

Wie wahrscheinlich ist es, dass andere<br />

Materialien zusehends in<br />

Konkurrenz zum bewährten Werkstoff<br />

Stahl treten werden?<br />

Heddrich: Der Baustoff Stahl bietet<br />

einen weiteren, unschlagbaren Vor-<br />

Hintergrund<br />

»Wir müssen<br />

endlich mit dem Vorurteil<br />

aufräumen, dass Stahlbau<br />

und Brandschutz nur<br />

schwer miteinander in<br />

Einklang zu bringen sind.«<br />

Dr. Rolf Heddrich,<br />

bauforumstahl<br />

Die Studie »Potentiale des digitalen Wertschöpfungsnetzes Stahl«<br />

Die 53-seitige Studie beleuchtet die Rolle der Stahlindustrie bei der Digitalisierung<br />

der deutschen Wirtschaft. Sie wurde im Jahr 2<strong>01</strong>7 vom Beratungsdienstleister<br />

IW Consult im Auftrag der Wirtschaftsvereinigung Stahl veröffentlicht.<br />

Darin sollte die Bedeutung der Stahlindustrie für die Gesamtwirtschaft<br />

herausgearbeitet werden. Weitere Ziele der Untersuchung: die<br />

Möglichkeiten des digitalen Wertschöpfungsnetzes Stahl aufzuzeigen sowie<br />

die gegenwärtigen Herausforderungen und Hemmnisse zu benennen.<br />

Die Studie ist online über den folgenden Link einsehbar: www.stahl-online.<br />

de/wp-content/uploads/2<strong>01</strong>7/08/IW_Bericht_Digitalisierung_ Stahl.pdf phi<br />

42 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Stahlbau<br />

Special<br />

teil. Wir haben kein Ressourcenpro-<br />

Produktzyklen und beschleunigte<br />

blem. Mit den Worten des Architek-<br />

Wertschöpfungsprozesse. Die Studie<br />

ten Professor Werner Sobek gespro-<br />

belegt außerdem, dass Kunden mit<br />

chen: »Selbst bei perfekter<br />

Bewirtschaftung des Waldes lassen<br />

sich pro Jahr weltweit bestenfalls<br />

circa 24 Milliarden Tonnen lufttrockenes<br />

Holz gewinnen. Heute wird<br />

allerdings die Hälfte des geschlagenen<br />

Holzes verbrannt. Erhebliche<br />

Mengen an Holz werden darüber hinaus<br />

zur Herstellung von Papier, Kar-<br />

»Auch in Zukunft<br />

bietet die Digitalisierung<br />

uns enorme Chancen,<br />

Prozesse effizienter zu<br />

gestalten.«<br />

Dr. Rolf Heddrich,<br />

bauforumstahl<br />

digitalen Anforderungen aus den genannten<br />

Gründen in Zukunft verstärkt<br />

auf räumliche Nähe setzen<br />

werden.<br />

Wagen wir abschließend einen<br />

Blick in die Kristallkugel: Welche<br />

weiteren Trends werden den Stahlbau<br />

künftig prägen?<br />

tonage oder Cellulose benötigt. Woll-<br />

Heddrich: In Zukunft stärker beschäf-<br />

ten wir jeden neugeborenen Erden-<br />

tigen wird uns sicherlich das Thema<br />

bürger mit einem baulichen Standard<br />

Verbundbau.<br />

versorgen, wie wir ihn in industriali-<br />

schöpfungsnetzes Stahl« (siehe auch<br />

Mit dieser leichten und belastbaren<br />

sierten Ländern wie Deutschland vor-<br />

Hintergrund: Die Studie »Potentiale<br />

Konstruktionsweise verschieben sich<br />

finden, müssten wir pro Sekunde na-<br />

des digitalen Wertschöpfungsnetzes<br />

die Grenzen der architektonischen<br />

hezu 1 300 Tonnen Baustoffe gewin-<br />

Stahl«, Anm. d. Red.). Dort heißt es:<br />

Möglichkeiten hin zu effizienteren<br />

nen und verbauen.«<br />

Aktuell investieren beinahe alle Un-<br />

und extrem belastbaren Konstrukti-<br />

Das ergibt in der Summe eine Bau-<br />

ternehmen der Stahlindustrie in ihre<br />

onslösungen, die sicherlich in Zukunft<br />

Fotos (2): Shutterstock<br />

stoffgewinnung von rund 41 Milliarden<br />

Tonnen pro Jahr. Das heißt, man<br />

benötigt zwei- bis viermal mehr Holz<br />

als zur Verfügung steht, wenn nur<br />

noch in Holz gebaut wird.<br />

digitale Transformation. Und davon<br />

profitieren natürlich auch die Abnehmer<br />

der Stahlindustrie – durch eine<br />

Erweiterung der Produktportfolios,<br />

mehr Innovationsfähigkeit, verkürzte<br />

immer stärker genutzt werden.<br />

Die Fragen stellte Philipp Isenbart.<br />

https://bauforumstahl.de<br />

•<br />

Der Rohstoff Sand wird knapp. Beton<br />

steht damit vor einem echten<br />

Ressourcenproblem (siehe auch Hintergrund:<br />

Sand – der körnige Rohstoff<br />

geht zur Neige, Anm. d. Red.). Stahl<br />

dagegen ist nahezu unendlich recycelbar.<br />

Deswegen müssen nicht dauernd<br />

neue Rohstoffe abgebaut werden.<br />

Und wenn die Stahlhersteller<br />

dann noch CO 2 -neutral produzieren,<br />

gibt es aus meiner Sicht keine Konkurrenz,<br />

die wir fürchten müssten.<br />

Inwieweit wird die Digitalisierung<br />

den Stahlbau verändern?<br />

Heddrich: Der Stahlbau ist wegen der<br />

industriellen Vorfertigung ein Vorreiter<br />

der Digitalisierung. Auch in Zukunft<br />

bietet die Digitalisierung uns<br />

enorme Chancen, Prozesse effizienter<br />

zu gestalten. Und auch die Kunden<br />

der Stahlbauindustrie fordern dies<br />

ein. Deshalb wird die Automatisierung<br />

in den Unternehmen der Stahlbauindustrie<br />

stark gefördert. Dies<br />

belegt auch eine Studie der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahl mit dem Titel<br />

»Potentiale des digitalen Wert-<br />

Die Wüste wächst… Bausand sucht man dort jedoch vergebens. Sonnenuntergang<br />

über den Sanddünen in Death Valley, USA<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

43


Special<br />

Stahlbau<br />

Foto: SÜLZLE Gruppe<br />

Übergabe der Urkunde »CO 2 -neutraler Stahl« (v.l.n.r.): Heinrich und Andreas Sülzle (SÜLZLE Gruppe) sowie David Blickle und<br />

Dr. Sarah Blickle-Fenner, Walter Wager und Reinhold Blickle (Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG)<br />

Erster Bewehrungsstahlhändler<br />

in Deutschland ist CO 2 -neutral<br />

SÜLZLE Stahlpartner liefert »grünen Stahl«<br />

Rosenfeld. Als nach eigenen Angaben erster Bewehrungsstahlhändler in Deutschland bietet die<br />

SÜLZLE Stahlpartner GmbH ihren Kunden die Möglichkeit, »grünen Stahl« zu beziehen. So können<br />

sich Bauherren für Stahl mit neutraler Ökobilanz entscheiden. Für die Erweiterungsbauten des<br />

Unternehmens Blickle liefert SÜLZLE Stahlpartner erstmalig rund 4 000 Tonnen CO 2 -neutralen<br />

Baustahl.<br />

SÜLZLE nimmt die Selbstverpflichtung<br />

zum nachhaltigen<br />

Wirtschaften ernst und hat deshalb<br />

seinen CO 2 -Fußabdruck unter die<br />

Lupe genommen«, teilt die Unternehmensgruppe<br />

aus dem baden-württembergischen<br />

Rosenfeld mit. Klimarelevante<br />

Emissionen seien analysiert,<br />

reduziert und kompensiert worden.<br />

Seit 2020 ist die SÜLZLE Stahlpartner<br />

GmbH demnach ein klimaneutrales<br />

Unternehmen, das nun auch CO 2 -neutralen,<br />

sogenannten »grünen Stahl«<br />

anbietet. »Ein Meilenstein in der Bewehrungsstahlbranche,<br />

denn nachhaltige<br />

Baumaterialien sind gefragter<br />

denn je«, betont SÜLZLE.<br />

Für die modernen Erweiterungsbauten<br />

des Räder- und Rollenspezialisten<br />

Blickle aus Rosenfeld liefert<br />

SÜLZLE Stahlpartner erstmalig rund<br />

4 000 Tonnen CO 2 -neutralen Baustahl.<br />

»Nachhaltiges Bauen ist die Zukunft.<br />

CO 2 -neutraler Stahl ist ein wichtiger<br />

Bestandteil – auch weil Stahl generell<br />

immer wieder recycelt werden kann«,<br />

betonen Heinrich und Andreas Sülzle,<br />

geschäftsführende Gesellschafter der<br />

SÜLZLE-Gruppe. SÜLZLE Stahlpartner<br />

ist nach eigenen Informationen damit<br />

Vorreiter in der Bewehrungsstahlbranche.<br />

Freiwillige CO 2 -Kompensation<br />

durch Klimaschutzprojekte<br />

Das Prinzip: Um bislang unvermeidbare<br />

CO 2 -Belastungen bei Stahl auszugleichen,<br />

kann der Kunde zur Kompensation<br />

Klimaschutzzertifikate erwerben<br />

und sich beim Kauf von<br />

»grünem Stahl« seine Unterstützung<br />

von globalen Projekten und die damit<br />

verbundene Klimaneutralität für den<br />

gekauften Stahl per Urkunde bescheinigen<br />

lassen. Grundlage dafür ist der<br />

zuvor ermittelte CO 2 -Produkt-Fußabdruck.<br />

Globale Kompensationsprojekte<br />

sind zum Beispiel ein Wasserkraft-<br />

»Nachhaltiges Bauen<br />

ist die Zukunft. CO 2 -neutraler<br />

Stahl ist ein wichtiger<br />

Bestandteil – auch weil Stahl<br />

generell immer wieder<br />

recycelt werden kann.«<br />

Heinrich und Andreas Sülzle,<br />

geschäftsführende Gesellschafter<br />

der SÜLZLE-Gruppe<br />

projekt in Uganda, ein Waldaufforstungsprojekt<br />

in Uruguay, ein<br />

Wasseraufbereitungsprojekt in Zimbabwe<br />

sowie ein Photovoltaikprojekt<br />

in Indien. »SÜLZLE denkt dabei nicht<br />

nur regional, sondern weltweit, um die<br />

Zukunft von erneuerbaren Energien<br />

sowie ein nachhaltiges Wachstum in<br />

Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

zu unterstützen«, so der Konzern.<br />

44 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Stahlbau<br />

Special<br />

Hintergrund<br />

Die SÜLZLE-Gruppe<br />

Die Gruppe SÜLZLE ist ein internationales Unternehmen, das in vierter<br />

Generation familiengeführt ist und über 140 Jahre Erfahrung und Tradition<br />

verfügt. Die Gruppe umfasst die sieben Unternehmensbereiche SÜLZ-<br />

LE Stahlpartner, SÜLZLE Nutzeisen, SÜLZLE Hagmeyer, SÜLZLE STAHL<br />

Ehrenfriedersdorf, SÜLZLE KOPF, SÜLZLE KLEIN und SOTRALENTZ<br />

CONSTRUCTION.<br />

SÜLZLE Stahlpartner ist mit 16 eigenen Standorten und seinem Partnerbetrieb<br />

STP Aichach mit zwei Standorten einer der größten Bewehrungsstahlhändler<br />

und Biegebetriebe Deutschlands und steht eigenen Angaben<br />

zufolge in direktem Kontakt mit zahlreichen internationalen Stahlwerken.<br />

Das Unternehmen ist nicht nur Anbieter von maßgeschneiderten<br />

Armierungskörben, Schraubverbindungen und Bewehrungsstahl in allen<br />

Varianten, sondern liefert auch Profilstahl, Rohre und Bleche.<br />

Insgesamt umfasst die SÜLZLE Gruppe rund 1 000 Mitarbeiter mit 23<br />

Standorten in Deutschland und zwei Standorten in Frankreich.<br />

Nachhaltigkeit über vier<br />

Generationen<br />

»Nachhaltigkeit ist in unserer Familie<br />

schon lange ein wichtiges Thema. Wir<br />

werden deshalb Schritt für Schritt den<br />

CO 2 -Fußabdruck der gesamten Unternehmensgruppe<br />

reduzieren. Was man<br />

nicht reduzieren kann, wird kompensiert.<br />

Unser Bestreben ist es, Verantwortung<br />

zu übernehmen, um die 17<br />

Ziele für nachhaltige Entwicklung zur<br />

Erreichung der Agenda 2030 der UN<br />

zu unterstützen«, unterstreichen die<br />

SÜLZLE-Gesellschafter, die das Unternehmen<br />

in vierter Generation führen.<br />

Seit März 2020 unterstützt die SÜLZLE-<br />

Gruppe deshalb die Allianz für Entwicklung<br />

und Klima.<br />

Im neuen Kundenzentrum (rundes<br />

Gebäude im Vordergrund) befinden sich<br />

künftig der Empfangsbereich, zusätzliche<br />

Schulungs- und Besprechungsräume<br />

sowie ein Testzentrum mit Testparcours<br />

für Räder und Rollen.<br />

Fotos (2): Blickle Räder+Rollen GmbH u. Co. KG<br />

Die Zukunft im Blick<br />

Die Gesellschafter der SÜLZLE-Gruppe<br />

und der Blickle Räder+Rollen GmbH &<br />

Co. KG verbindet nicht nur Familientradition<br />

und unternehmerisches Denken<br />

und Handeln über Generationen.<br />

Auch ein schonender Umgang mit<br />

Ressourcen liegt beiden Unternehmern<br />

am Herzen. Bei einem Pressetermin<br />

Ende des vergangenen Jahres auf<br />

der Baustelle bei Blickle wurde die<br />

erste Belieferung mit CO 2 -neutralem<br />

Bewehrungsstahl der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt.<br />

Blickle schafft Kapazitäten<br />

Der Räder- und Rollenspezialist aus<br />

Rosenfeld wächst weiter und errichtet<br />

an seinem Stammsitz eine neue Polyurethanfertigung.<br />

Zusätzlich wird das<br />

Verwaltungsgebäude mit einem modernen<br />

Kundenzentrum und einer<br />

Mitarbeiterkantine erweitert – eine<br />

der größten Investitionen in der Firmengeschichte.<br />

Der erste Spatenstich<br />

für das neue Fertigungsgebäude erfolgte<br />

im März 2020 und der zweite<br />

für das siebenstöckige Verwaltungsgebäude<br />

im September des vergangenen<br />

Jahres. Bei seinen Neubauten legt<br />

Blickle nicht nur beim Bewehrungsstahl<br />

großen Wert auf Klimaneutralität.<br />

Durch eine hocheffiziente Technik<br />

Hintergrund<br />

Die Blickle-Gruppe<br />

Das Familienunternehmen Blickle<br />

wurde 1953 gegründet und<br />

zählt heute zu den weltweit<br />

führenden Produzenten von<br />

Rädern und Rollen. Das Standard-Produktportfolio<br />

umfasst<br />

nach Unternehmensangaben<br />

mehr als 30 000 Räder-, Lenk-<br />

und Bockrollentypen im Tragfähigkeitsbereich<br />

von 25 bis 50 000<br />

Kilogramm. Darüber hinaus sind<br />

zahlreiche System- und Sonderlösungen<br />

bis 100 Tonnen verfügbar,<br />

die gemeinsam mit Kunden<br />

individuell entwickelt werden.<br />

Am Stammsitz in Rosenfeld arbeiten<br />

circa 800 der insgesamt<br />

etwa 1 100 Mitarbeiter der Unternehmensgruppe.<br />

Neben dem<br />

Stammsitz in Rosenfeld unterhält<br />

Blickle 18 eigene Vertriebsgesellschaften<br />

in Europa, Nordamerika,<br />

Asien und Australien<br />

und exportiert seine Produkte in<br />

mehr als 120 Länder weltweit.<br />

Seit Mitte März 2020 sind bei Blickle die<br />

Bauarbeiten für die neue Polyurethanfertigung<br />

in vollem Gange.<br />

sowie eine intelligente Gebäudehülle<br />

wird der Heiz- und Kühlbedarf sehr<br />

gering gehalten. »Mit den Erweiterungsbauten<br />

setzen wir weiterhin auf<br />

den Standort Rosenfeld und schaffen<br />

Kapazitäten für die Zukunft«, sagt<br />

David Blickle, Mitglied der Blickle-Geschäftsleitung.<br />

www.suelzle-gruppe.de<br />

•<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

45


Special<br />

Rohre, Profile, Flansche & Co<br />

Rohr- und Flanschenhersteller<br />

hoffen auf wirtschaftliche Erholung<br />

Corona, Überkapazitäten und Energiepreise setzen der Branche zu<br />

Düsseldorf. Die Rohr- und Flanschenhersteller haben ein hartes Jahr hinter sich: Die Produktion<br />

von Stahlrohren und -flanschen ist drastisch zurückgegangen. Im Exklusivinterview erläutert<br />

Frank Harms, Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre und der Fachvereinigung<br />

Stahlflanschen die Hintergründe dieser Entwicklung und wagt eine vorsichtige Prognose für die<br />

nahe Zukunft.<br />

Wie hat die Corona-Pandemie den<br />

Markt für Stahlrohre und -flansche<br />

beeinflusst?<br />

Frank Harms: Zu Beginn des Jahres<br />

2020 waren die Einschätzungen für<br />

die Entwicklung des Stahlrohr- und<br />

Hintergrund<br />

Stahlrohre und -flansche aus<br />

Deutschland<br />

Die deutschen Stahlrohrhersteller<br />

behaupten sich auf den<br />

Weltmärkten mit nahtlosen,<br />

warmgefertigten Stahlrohren,<br />

»kleinen« geschweißten Stahlrohren<br />

bis 16 Zoll Außendurchmesser,<br />

geschweißten Großrohren<br />

mit Außendurchmessern<br />

über 406,4 Millimetern sowie<br />

nahtlosen und geschweißten<br />

Präzisionsstahlrohren.<br />

Die in Deutschland ansässigen<br />

Hersteller von Stahlflanschen<br />

produzieren geschmiedete, gepresste<br />

oder nahtlos gewalzte,<br />

gebogene und abbrennstumpfgeschweißte<br />

sowie aus Flachstahl<br />

gestanzte, gebrannte oder<br />

aus gewalztem oder geschmiedetem<br />

Stahl durch spanabhebende<br />

Bearbeitung gefertigte<br />

Stahlflanschen.<br />

Flanschenmarktes noch recht optimistisch.<br />

Die konjunkturellen Rahmenbedingungen<br />

waren robust, die Prognosen<br />

zur Entwicklung der<br />

wesentlichen Abnehmerbranchen<br />

gut, die Lagerbestände<br />

insgesamt moderat<br />

und die Rohstoffpreise deuteten<br />

eine stabile bis aufwärts<br />

gerichtete Entwicklung<br />

an. Im Zuge der sich ab<br />

März weltweit auswirkenden<br />

Corona-Pandemie wurden<br />

die wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten jedoch in vielen<br />

Ländern stark reduziert.<br />

Der weltweite Energiebedarf<br />

ging aufgrund der dadurch<br />

geringeren Nachfrage von Verbrauchern<br />

aus den Bereichen Industrie<br />

und Verkehr deutlich zurück. In der<br />

Folge kam es zu einem Überangebot<br />

an Öl und Gas mit entsprechend nachgebenden<br />

Weltmarktpreisen.<br />

Welche Konsequenzen hatte das<br />

für die Rohr- und Flanschenhersteller?<br />

Harms: Da die Stahlrohr- und Flanschenproduktion<br />

nach wie vor zu einem<br />

erheblichen Teil von der Nachfrage<br />

der Energieindustrie – insbesondere<br />

von der Nachfrage der Öl- und Erdgasförderer<br />

und -verarbeiter – bestimmt<br />

wird, kam es in der Folge bei<br />

vielen Rohr- und Flanschenherstellern<br />

zu deutlichen Produktionsrückgängen.<br />

Besonders die Nachfrage der US-Frackingindustrie<br />

nach Ölfeldrohren und<br />

Flanschen brach stark ein. Die drastisch<br />

Frank Harms,<br />

Geschäftsführer der<br />

Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahlrohre und<br />

der Fachvereinigung<br />

Stahlflanschen<br />

gesunkenen Ölpreise<br />

machten diese relativ<br />

teure Fördermethode<br />

unrentabel, sodass die<br />

Förderung vielfach gedrosselt<br />

und teilweise<br />

sogar eingestellt wurde.<br />

Neben den Nachfrageeinbrüchen<br />

in den USA<br />

sind aber auch weltweit<br />

zahlreiche Onshore- und<br />

Offshore-Projekte zeitlich<br />

verschoben oder im<br />

Umfang deutlich reduziert<br />

worden, verbunden<br />

mit signifikanten Bedarfsrückgängen<br />

für Ölfeldrohre. Linepipe-Projekte<br />

waren in ähnlicher Form betroffen –<br />

also von zurückgestellten oder verzögerten<br />

Ausschreibungen –, sodass auch<br />

die Hersteller von Großrohren unter<br />

der schwachen Nachfrage gelitten<br />

haben.<br />

Foto: Frank Harms<br />

»Die deutsche Stahlrohrproduktion<br />

wird<br />

im Jahr 2020 bei unter<br />

zwei Millionen Tonnen liegen.<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>8 wurden in Deutschland<br />

noch mehr als drei Millionen<br />

Tonnen Stahlrohre produziert.«<br />

Frank Harms, Geschäftsführer<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />

und Fachvereinigung<br />

Stahlflanschen<br />

46 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Rohre, Profile, Flansche & Co<br />

Special<br />

Deutschland: Stahlrohrproduktion<br />

EU: Stahlrohrproduktion<br />

Wie war die Lage bei anderen Abnehmerbranchen?<br />

Harms: Die Automobilindustrie strich<br />

ihre Abrufe für Präzisionsstahlrohre<br />

zeitweilig deutlich zusammen, teilweise<br />

wurden über Wochen gar keine<br />

Mengen mehr abgenommen. Übrigens<br />

sind in einem Pkw je nach Modell circa<br />

60 Kilogramm Stahlrohre verbaut. Wie<br />

auch andere Zulieferer standen die<br />

Präzisrohrhersteller dann vor der Frage,<br />

wie mit den Abrufmengen umzugehen<br />

sei, zumal die Stahlindustrie auf<br />

Abnahme der ursprünglich geplanten<br />

Vormaterialmengen drängte.<br />

Auch der Maschinen- und Anlagenbau<br />

nahm vor allem im zweiten Quartal<br />

deutlich geringere Mengen ab als<br />

geplant. Stabil blieb die Nachfrage<br />

aus der Bauindustrie, was aber die<br />

Einbrüche in den anderen Sektoren<br />

bei weitem nicht ausgleichen konnte.<br />

Welchen Einfluss hatte die zeitweilige<br />

Lockerung der pandemiebedingten<br />

Einschränkungen des öffentlichen<br />

Lebens?<br />

Harms: Nachdem im Sommer zunächst<br />

in China und später im Rest der Welt<br />

die coronabedingten Beschränkungen<br />

»Die Produktion von<br />

Stahlflanschen in Deutschland<br />

wird im Jahr 2020<br />

mit 52 000 Tonnen um etwa<br />

zehn Prozent unter dem<br />

Vorjahreswert erwartet.«<br />

Frank Harms, Geschäftsführer<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />

und Fachvereinigung<br />

Stahlflanschen<br />

zumindest zeitweilig gelockert und<br />

teilweise sogar wieder aufgehoben<br />

wurden, erholte sich die Industrie<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

47


Special<br />

Rohre, Profile, Flansche & Co<br />

Welt: Stahlrohrproduktion nach Rohrsorten<br />

rasch. Dennoch und auch vor dem<br />

Hintergrund der ab Herbst wieder<br />

stärkeren Beschränkungen des öffentlichen<br />

Lebens blieben die Produktionsmengen<br />

insgesamt deutlich unter<br />

den Vorjahreswerten.<br />

Was sind die strukturellen Auswirkungen<br />

der Corona-Pandemie?<br />

Harms: Die Corona-bedingten Verwerfungen<br />

in der Industrielandschaft<br />

blieben nicht ohne strukturelle Folgen.<br />

Die Produktionskapazitäten in<br />

der Stahlrohrindustrie wurden angepasst,<br />

vielfach wurde Kurzarbeit gefahren.<br />

In einigen Fällen wurden<br />

Werksteile temporär stillgelegt, es<br />

fanden jedoch auch endgültige Stilllegungen<br />

und sogar komplette<br />

Werksschließungen statt. Zudem sind<br />

weitere Anpassungen zu erwarten.<br />

Wie hat sich die Stahlrohr- und<br />

Stahlflanschenproduktion in Zahlen<br />

entwickelt?<br />

Harms: Die deutsche Stahlrohrproduktion<br />

wird im Jahr 2020 bei unter<br />

zwei Millionen Tonnen liegen. Im Jahr<br />

2<strong>01</strong>8 wurden in Deutschland noch<br />

mehr als drei Millionen Tonnen Stahlrohre<br />

produziert. In der EU wird die<br />

Produktion von zuvor 14 auf nur noch<br />

elf Millionen Tonnen zurückgehen.<br />

Die weltweite Stahlrohrproduktion<br />

dürfte nach dem in 2<strong>01</strong>9 erreichten<br />

Allzeithoch im Jahr 2020 auf das Niveau<br />

des Jahres 2<strong>01</strong>2 zurückgefallen<br />

sein. Die Produktion von Stahlflanschen<br />

in Deutschland wird im Jahr<br />

2020 mit 52 000 Tonnen um etwa zehn<br />

Prozent unter dem Vorjahreswert erwartet.<br />

Chinas Anteil an der Stahlrohrproduktion im Vergleich zum Rest der Welt<br />

Welche sind zurzeit die größten<br />

Herausforderungen?<br />

48 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Rohre, Profile, Flansche & Co<br />

Special<br />

Harms: Insgesamt leiden die Märkte<br />

weltweit seit Jahren unter Überkapazitäten,<br />

was sich während den<br />

corona bedingten Nachfragereduzierungen<br />

besonders deutlich auswirkte.<br />

Hersteller in der EU sehen sich zusätzlich<br />

unfairem Wettbewerb aus Drittländern<br />

ausgesetzt. Die große Zahl<br />

bereits bestehender handelspolitischer<br />

Maßnahmen gegen unfaire Einfuhren<br />

aus Drittländern in die EU wie<br />

Antidumpingzölle für Stahlrohre belegt<br />

dies. Untersuchungen zur Fortführung<br />

bestehender Schutzzölle<br />

laufen derzeit für Stahlrohre wie für<br />

vorgelagerte Produkte wie Flachstahl.<br />

Teilweise werden Mitte des Jahres<br />

neue Antidumpingzölle erwartet, diese<br />

könnten je<br />

»Insgesamt leiden<br />

die Märkte weltweit seit<br />

Jahren unter Überkapazitäten,<br />

was sich während den<br />

coronabedingten Nachfragereduzierungen<br />

besonders<br />

deutlich auswirkte.«<br />

Frank Harms, Geschäftsführer<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />

und Fachvereinigung<br />

Stahlflanschen<br />

nach Entwicklung<br />

der Einfuhren in die EU im laufenden<br />

Jahr auch rückwirkend wirksam<br />

werden. Bis Juli <strong>2021</strong> bleiben<br />

zudem die im Jahr 2<strong>01</strong>8 von der EU<br />

eingerichteten Schutzzölle gegen<br />

Einfuhren bestimmter Stahl- und<br />

Stahlrohrsorten aus Drittländern in<br />

Kraft. Diese wurden als Antwort auf<br />

die von den USA verhängten Einfuhrschutzzölle<br />

in Kraft gesetzt.<br />

Eine zusätzliche Herausforderung<br />

für die EU-Hersteller sind bereits jetzt<br />

schon im Vergleich zu anderen Ländern<br />

hohe Energiepreise, vor allem<br />

auch in Deutschland. Dieses Problem<br />

wird sich in den nächsten Jahren weiter<br />

verschärfen, wenn die Politik hier<br />

die Weichen nicht richtig stellt. Ein<br />

aktuelles Beispiel sind die in Deutschland<br />

zusätzlich anfallenden Kosten<br />

für direkte und indirekte CO 2 -Emissionen.<br />

Die Corona-Pandemie und<br />

gleichzeitig die Transformation zur<br />

Klimaneutralität zu bewältigen, stellt<br />

auch die Stahlrohr- und Flanschenindustrie<br />

vor große Aufgaben. Die Politik<br />

muss in diesem Zusammenhang<br />

Rahmenbedingungen schaffen, damit<br />

die Industrie nicht überfordert<br />

wird. Neben den Fördermitteln des<br />

Bundes und der EU für erneuerbare<br />

Energien darf die Industrie gerade<br />

jetzt nicht durch hohe Energiekosten<br />

ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen<br />

und damit eine erfolgreiche Transformation<br />

gefährden.<br />

»Im Laufe des ersten<br />

Halbjahres sollten die<br />

Auswirkungen der Corona-<br />

Pandemie abflauen und zu<br />

einer deutlichen wirtschaftlichen<br />

Erholung im zweiten<br />

Halbjahr führen.«<br />

Frank Harms, Gescäftsführer der Wirtschaftsvereinigung<br />

Stahlrohre<br />

und der Fachvereinigung<br />

Stahlflanschen<br />

Wie schätzen Sie die Marktentwicklung<br />

für Stahlrohre und<br />

Stahlflansche im Jahr <strong>2021</strong> ein?<br />

Harms: Im Laufe des ersten Halbjahres<br />

sollten die Auswirkungen der Corona-Pandemie<br />

abflauen und zu einer<br />

deutlichen wirtschaftlichen Erholung<br />

im zweiten Halbjahr führen. Marktberichten<br />

zufolge nimmt die aktuelle<br />

Entwicklung von Rohstoff- und Vormaterialpreisen<br />

sowie eine stark steigende<br />

Tendenz von Frachtraten dies<br />

bereits vorweg. Passend zur wieder<br />

auflebenden Konjunktur bringt die<br />

Fachvereinigung einen neuen DIN-EN-<br />

Flanschenkatalog heraus, in dem alle<br />

Änderungen der einschlägigen Normen<br />

abgebildet sind, die im vergangenen<br />

Jahr erfolgten. <br />

Die Fragen stellte Philipp Isenbart.<br />

•<br />

Hintergrund<br />

Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre<br />

Die Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre vertritt die Interessen der deutschen<br />

Stahlrohrindustrie. Internationale Interessen werden über die<br />

Mitgliedschaft im europäischen Dachverband der Stahlrohrindustrie,<br />

European Steel Tube Association (ESTA) abgedeckt. Gegründet wurde<br />

die Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre im Jahr 2009 im Rahmen einer<br />

Fusion von Stahlrohrverband, Fachvereinigung Präzisionsrohrwerke und<br />

Mitgliedern des Verbandes der freien Rohrwerke. Die Verbandsgeschichte<br />

der Gründungsverbände reicht bis an den Anfang des letzten<br />

Jahrhunderts zurück. Vorsitzender des Vorstandes der WV Stahlrohre<br />

ist Dr. Dirk Bissel, Vallourec Deutschland GmbH. Geschäftsführer des<br />

Verbandes ist Frank Harms.<br />

www.wv-stahlrohre.de<br />

Hintergrund<br />

Fachvereinigung Stahlflanschen<br />

In der Fachvereinigung Stahlflanschen<br />

sind Unternehmen organisiert,<br />

deren Produktionsprogramm<br />

Herstellung oder Verarbeitung<br />

von Stahl flanschen und<br />

Ringen umfasst. Die Fachvereinigung<br />

wurde im Jahr 1926 gegründet.<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

ist Dr. Oliver Schellberg,<br />

Flanschenwerk Bebitz GmbH.<br />

Geschäftsführer der Fachvereinigung<br />

ist Frank Harms.<br />

https://flanschenverband.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

49


Special<br />

Rohre, Profile, Flansche & Co<br />

Fotos (2): Shutterstock<br />

Flughafen Schiphol in Amsterdam. Die Flughafenbetreiberin Schiphol Group plant die Verbindung großer Flughäfen per<br />

länderübergreifendem Hyperloop-Netzwerk.<br />

Gemeinsam in die Zukunft der<br />

Hochgeschwindigkeitsreisen<br />

Tata Steel und POSCO entwickeln Stahlkonzepte für Hyperloops<br />

London/Pohang. Die Stahlhersteller Tata Steel in Europa und POSCO aus Südkorea arbeiten<br />

künftig zusammen, um Konzepte für Stähle und Röhrentechnologien für Hyperloop-Projekte auf<br />

der ganzen Welt zu entwickeln. Wie Tata Steel mitteilte, werden die innovativen Stahlkonzepte<br />

verwendet, um einen Hyperloop zu erstellen – eine Röhre, die groß genug ist, um einen Passagier<br />

oder eine Frachtkapsel zu befördern, die mit sehr wenig Energie<br />

mit mehr als 1 000 Stundenkilometern fahren können soll.<br />

Stahl ist ein wichtiges Material<br />

für eine mögliche Hyperloop-<br />

Infrastruktur. Hierzu gehören<br />

die Röhren, in der sich die Frachtkapsel<br />

bewegen würde. Im Vergleich zu<br />

normalen Röhren müssen es Hyperloop-<br />

Stahlröhren beispielsweise der<br />

Kapsel für die Passagiere oder die<br />

Fracht ermöglichen, innerhalb der<br />

Röhre in einer Umgebung mit niedrigem<br />

Druck zu reisen – in dieser wird<br />

die Luft entfernt, um den Widerstand<br />

zu verringern und den Energieverbrauch<br />

zu minimieren. Gleichzeitig<br />

müssen sie ihre Geradlinigkeit über<br />

lange Distanzen erhalten. Ein bekanntes<br />

europäisches Hyperloop-Projekt ist<br />

etwa das von Hardt Hyperloop (siehe<br />

Infobox).<br />

Know-how kombinieren<br />

Tata Steel und POSCO entwickeln<br />

nach eigenen Angaben hochwertige<br />

Stahlsorten, die auf die Verwendung<br />

in diesen Rohren mit großem Durchmesser<br />

zugeschnitten sind – bis zu 3,5<br />

Meter. Darüber hinaus werden die<br />

Unternehmen gemeinsam an der Erforschung<br />

innovativer Rohrkonzepte<br />

und -designs arbeiten.<br />

»Hyperloops bieten<br />

weltweit ein großes<br />

Potenzial für die Zukunft<br />

des nachhaltigen Hochgeschwindigkeitstransports.«<br />

Ernst Hoogenes, Chief Technical<br />

Officer bei Tata Steel<br />

Ernst Hoogenes, Chief Technical Officer<br />

bei Tata Steel, sagte nach der<br />

Unterzeichnung der Kooperationsdo-<br />

50 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Rohre, Profile, Flansche & Co<br />

Special<br />

Schaubilder (2): Tata Steel<br />

Aufregendes Projekt: Tata Steel und POSCO entwickeln<br />

gemeinsam Stahl- und Röhrenkonzepte für die Hyperloop-<br />

Technologie.<br />

Innere: Ein Hyperloop könnte Passagiere oder Fracht mit<br />

mehr als 1 000 Stundenkilometern transportieren.<br />

kumente in einer virtuellen Zeremonie:<br />

»Hyperloops bieten weltweit ein<br />

großes Potenzial für die Zukunft des<br />

nachhaltigen Hochgeschwindigkeitstransports,<br />

und dies sind sehr<br />

aufregende Projekte.« Dies sei ein<br />

wichtiger Teil der Unternehmensambitionen<br />

zur Dekarbonisierung.<br />

»Wir freuen uns sehr, mit POSCO<br />

zusammenzuarbeiten. Durch die<br />

Bündelung unseres gemeinsamen<br />

technischen Fachwissens können wir<br />

unsere Innovationsanstrengungen<br />

ausweiten und unseren Kunden die<br />

neuesten Produkte bieten, die sie für<br />

den Erfolg benötigen«, so Hoogenes.<br />

Dr. Lee, Duk-Lak, Leiter der technischen<br />

Forschungslabors bei POSCO,<br />

sagte: »POSCO führt seit mehr als<br />

zehn Jahren Hyperloop-bezogene<br />

»POSCO führt seit<br />

mehr als zehn Jahren Hyperloop-bezogene<br />

Forschungen<br />

wie Machbarkeit, Design und<br />

Strukturoptimierung verschiedener<br />

Arten von Stahlrohren<br />

durch.«<br />

Dr. Lee, Duk-Lak, Leiter der<br />

technischen Forschungslabors<br />

bei POSCO<br />

Forschungen wie Machbarkeit, Design<br />

und Strukturoptimierung verschiedener<br />

Arten von Stahlrohren durch und<br />

hat optimale Stahlmaterialien entwickelt<br />

und Designlösungen in Bezug<br />

auf strukturelle Stabilität und Wirtschaftlichkeit.<br />

Dies wird dazu beitragen,<br />

Hyperloop als zukünftige umweltfreundliche<br />

Transportmethode<br />

zu realisieren.«<br />

Auf die Zukunft der<br />

Mobilität hinarbeiten<br />

Da sich die Gesellschaft für kohlenstoffarme<br />

Autos entscheide<br />

und Massentransportoptionen wie<br />

den radikalen Hyperloop in Betracht<br />

ziehe, werde Stahl weiterhin eine<br />

wichtige Rolle dabei spielen, sicherzustellen,<br />

dass die Mobilitätsentscheidungen<br />

der Zukunft sicher, erschwinglich<br />

und nachhaltig sind, betont Tata<br />

Steel.<br />

www.tatasteeleurope.com<br />

www.posco.co.kr<br />

•<br />

Hintergrund<br />

Hardt Hyperloop<br />

Prinzip Rohrpost: Beim Hyperloop bewegen sich Kapseln in<br />

einer weitgehend evakuierten Röhre durch magnetischen<br />

Antrieb. Hyperloop-Prototyp auf der Dubai Motor Show 2<strong>01</strong>9.<br />

Ein bekanntes europäisches Hyperloop-Projekt ist<br />

etwa das von Hardt Hyperloop. Hardt hat im Juni<br />

des vergangenen Jahres in einer gemeinsamen Studie<br />

mit dem Flughafen Amsterdam Schiphol ein europäisches<br />

Hyperloop-Netzwerk vorgeschlagen, das<br />

unter anderem Frankfurt als Standort beinhaltet.<br />

Aktuell gibt es nach Informationen von Tata Steel<br />

weltweit mehr als zehn Projekte, die allesamt die<br />

Stahltechnologien von Tata Steel und POSCO nutzen<br />

könnten.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

51


Special<br />

China<br />

Chinesischer Stahl steht für den Export bereit.<br />

Fotos (3): Shutterstock<br />

Konsolidierung und Wandel<br />

Chinas Stahlbranche steht vor großen Herausforderungen – und hat<br />

dennoch guten Aussichten, sich weiterzuentwickeln<br />

Chinas <strong>Stahlmarkt</strong> ist gekennzeichnet von Zersplitterung und Überproduktion. Umweltschutzverpflichtungen<br />

und vor allem mehr Wettbewerb könnten dies in den kommenden Jahren ändern.<br />

Fabian Grummes*<br />

Stahl hat eine lange Tradition in<br />

China. Bereits während der<br />

Han-Dynastie (202 v. Chr. –<br />

220 n. Chr.) wurde in Vorformen<br />

von Hochöfen Stahl geschmolzen.<br />

Chinas moderne Stahlindustrie<br />

allerdings begann mit<br />

den Japanern. Im Nordosten<br />

des Landes, der Mandschurei,<br />

bauten die Japaner während<br />

der Besatzung um die Stadt Anshan,<br />

in der Provinz Liaoning, die<br />

ersten Stahlwerke in industriellem<br />

Maßstab auf – noch heute schlägt<br />

hier eines der Herzen der chinesischen<br />

Stahlindustrie, und die Stadt hat ihren Spitzennamen<br />

aus damaligen Zeiten bewahrt: Königin aus<br />

Stahl und Eisen.<br />

Der chinesische<br />

Markt öffnet sich der<br />

Konkurrenz aus Japan und<br />

Südkorea. Damit gibt es mehr<br />

Wettbewerbsdruck – der Abbau<br />

von Überkapazitäten und die<br />

Beseitigung von Ineffizienzen<br />

mittels Fusionen und<br />

Übernahmen werden dadurch<br />

fast unausweichlich.<br />

Unter Mao wollte man dann zu den<br />

führenden Stahlnationen aufschließen<br />

– mit verheerenden Folgen.<br />

»Der Große Sprung nach Vorne«<br />

brachte nicht nur ausschließlich<br />

minderwertigen Stahl hervor,<br />

sondern führte zur Zerstörung<br />

der Infrastruktur und endete<br />

mit der größten je vom Menschen<br />

generierten Hungersnot<br />

(siehe Hintergrund: »Der Große<br />

Sprung nach vorne«). Aufwärts<br />

ging es erst mit den Reformen Deng<br />

Xiaopings. Im Jahr 1980 produzierte<br />

die Volksrepublik gerade einmal 37 Millionen<br />

Tonnen Stahl. Bis zum Jahr 1999 wurde<br />

der Ausstoß auf 120 Millionen Tonnen gesteigert. Der<br />

Beitritt zur WHO markierte dann die nächste Phase des<br />

52 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


China<br />

Special<br />

Quelle: Statista, World Steel Association, China Steel Association<br />

Jahr China Japan USA Deutschland<br />

in Mio. Tonnen<br />

Aufstiegs. Binnen zwanzig Jahren wuchs die Produktion<br />

auf heute rund 995 Millionen Tonnen. Damit ist China für<br />

mehr als die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion verantwortlich<br />

(vgl. Abb1.).<br />

Zersplitterung und Ineffizienzen<br />

Welt<br />

1980 37,1 111,4 1<strong>01</strong>,4 51,3 717,0<br />

1990 66,4 110,3 89,7 43,9 770,0<br />

2000 128,5 106,4 1<strong>01</strong>,8 46,4 850,0<br />

2<strong>01</strong>0 637,4 109,6 80,5 43,9 1.413,5<br />

2<strong>01</strong>2 731,0 107,2 88,7 42,7 1.560,4<br />

2<strong>01</strong>4 822,3 110,7 88,2 42,9 1.671,1<br />

2<strong>01</strong>5 803,8 105,2 78,8 42,7 1.621,5<br />

2<strong>01</strong>6 807,6 104,8 78,5 42,1 1.629,1<br />

2<strong>01</strong>7 870,9 104,7 81,6 43,3 1.732,2<br />

2<strong>01</strong>8 920,0 104,3 86,6 42,4 1.808,4<br />

2<strong>01</strong>9 996,3 99,3 87,9 39,6 1.869,9<br />

Das gewaltige Wachstum brachte viele Probleme mit sich,<br />

mit denen der chinesische Stahlsektor zu kämpfen hat. Vor<br />

allem führte er zur Zersplitterung. Die fünf größten Unternehmen<br />

des Landes, Baowu Steel, HBIS Group, Shagang<br />

Group, Ansteel und Jianglong tragen gerade einmal ein<br />

knappes Viertel zur chinesischen Stahlproduktion bei. Zum<br />

Vergleich: In Deutschland stellen die drei größten Unternehmen,<br />

thyssenkrupp, ArcelorMittal und Salzgitter rund<br />

65 Prozent des in Deutschland produzierten Stahls her.<br />

Entsprechend ist eines der wichtigsten Ziele der Pekinger<br />

Zentralmacht die Konsolidierung des Sektors.<br />

Diese gestaltet sich aber schwierig. Denn die meisten<br />

chinesischen Großkonzerne sind in Staatshand. Unter den<br />

50 größten Stahlproduzenten weltweit gibt es 18 Staatskonzerne,<br />

und 16 davon stammen aus China. Die Betreiber<br />

sitzen jedoch auf unterschiedlichen staatlichen Ebenen<br />

(Zentralregierung, Provinzen und Kommunen) und<br />

widersetzen sich hartnäckig Zusammenschlüssen, weil sie<br />

den Verlust von Arbeitsplätzen und Einnahmen fürchten.<br />

Auch die zumeist kleinen und mittelständischen privaten<br />

Stahlwerke wehren sich mit aller Macht gegen eine wie<br />

auch immer geartete Konzentration im Sektor. Entsprechend<br />

bestehen große Ineffizienzen. Umweltauflagen<br />

werden meist missachtet, die Wettbewerbsfähigkeit ist<br />

im Vergleich zur Konkurrenz in beispielsweise Japan oder<br />

Südkorea gering. Auch mangelt es an einheitlichen Standards.<br />

Die grassierende Überproduktion führt zudem in<br />

einen Teufelskreislauf: Die Margen der einzelnen Produzenten<br />

sinken, was diese mit noch mehr Produktion zu<br />

kompensieren suchen. Das Ausland wehrt sich mit Zöllen<br />

gegen die als Dumpingstrategie angesehene Überproduktion.<br />

Allerdings gab es im vergangenen Jahr einige spektakuläre<br />

Übernahmen, vor allem der Kauf von Taiyuan Iron<br />

& Steel durch Baowu machte Schlagzeilen. Dadurch kam<br />

Chinas größter Stahlkonzern, Baowu, dem Ziel von 100<br />

Millionen Tonnen Produktionskapazität einen entscheidenden<br />

Schritt näher. Es bleibt abzuwarten, ob dadurch<br />

ein neuer Konsolidierungstrend etabliert wurde. Das<br />

jüngst unterzeichnete Freihandelsabkommen RCEP (Regional<br />

Comprehensive and Economic Partnership) könnte<br />

Hintergrund<br />

Der Große Sprung nach vorne<br />

Großer Sprung nach vorne war<br />

eine Industriekampagne für die<br />

Volksrepublik China, die von 1958<br />

bis zu ihrem vorzeitigen Abbruch<br />

im Jahr 1961 dauerte. Die von<br />

Mao Zedong ins Leben gerufene<br />

Kampagne sollte China in eine<br />

moderne Großmacht verwandeln.<br />

Die Landwirtschaft wurde<br />

zwangskollektiviert, die Arbeitskraft<br />

der Bauern durch zusätzliche<br />

Infrastruktur- und Industrialisierungsprojekte<br />

geschwächt. Die<br />

landwirtschaftliche Produktivität<br />

sank, die Lebensmittelversorgung<br />

dünnte zusehends aus, zugleich<br />

erhöhte der Staat die Getreideabgaben.<br />

Experten beziffern<br />

die Opferzahl der daraus<br />

resultierenden Hungersnot auf<br />

mindestens 15 Millionen Menschen.<br />

Neben der Getreideproduktion<br />

galt die Erhöhung der Stahlproduktion<br />

für den Erfolg des Großen<br />

Sprungs als besonders wichtig.<br />

Zu diesem Zweck erbaute und<br />

bediente die einfache Bevölkerung<br />

überall auf dem Land kleine,<br />

einfache Hochöfen.<br />

Die Regierung beharrte auf der<br />

Einhaltung unrealistischer Produktionsvorgaben,<br />

und den Bauern<br />

fehlte es zudem an Wissen<br />

über professionelle Stahlerzeugung.<br />

So erwies sich der auf diese<br />

Weise hergestellte Stahl als<br />

unbrauchbar. Der Verlust aus der<br />

Massenkampagne zur Steigerung<br />

der Eisen- und Stahlproduktion<br />

wurde auf umgerechnet 630 Millionen<br />

Euro geschätzt. phi<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

53


Special<br />

China<br />

Ein Gürtel, eine Straße: Die Neue Seidenstraße erstreckt sich von China über Zentral- und Westasien bis nach Europa. Zudem<br />

gibt es eine maritime Verbindung, die durch das Südchinesische Meer, den Indischen Ozean und das Mittelmeer läuft.<br />

allerdings das entscheidende Quäntchen dazu beitragen.<br />

Denn in den kommenden Jahren fallen dadurch alle Zölle<br />

für die teilnehmenden Staaten (siehe Hintergrund: »Das<br />

RCEP-Abkommen«). Der chinesische Markt öffnet sich der<br />

Konkurrenz aus Japan und Südkorea, die bisher von Zöllen<br />

in Höhe von bis zu 40 Prozent abgehalten wurden. Damit<br />

gibt es mehr Wettbewerbsdruck und somit weiter sinkende<br />

Margen – der Abbau von Überkapazitäten und die<br />

Beseitigung von Ineffizienzen mittels Fusionen und Übernahmen<br />

werden dadurch fast unausweichlich.<br />

Umweltschutz hat Priorität<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt der chinesischen Stahlindustrie<br />

ist die Umweltbelastung. Chinas Präsident Xi hat den<br />

Kampf gegen die Umweltverschmutzung als einen der<br />

»kritischen Kämpfe« eingestuft. In der Folge wurden die<br />

Regularien deutlich verschärft. Besonders davon betroffen<br />

sind die Stahlwerke. Bis zum Jahr 2025 müssen sie ihre<br />

Emissionen, ausgehend vom Niveau des Jahres 2<strong>01</strong>5, um<br />

80% reduzieren. Auch hat China inzwischen ein Programm<br />

für den Handel mit Emissionszertifikaten implementiert.<br />

Hintergrund<br />

Das RCEP-Abkommen<br />

Mit der Unterzeichnung der Regional<br />

Comprehensive Economic Partnership<br />

(RCEP) haben 15 Staaten<br />

aus der Region Asien-Pazifik die<br />

größte Freihandelszone der Welt<br />

ins Leben gerufen. Zu den Teilnehmerstaaten<br />

zählen die ASE-<br />

AN-Staaten (Brunei, Indonesien,<br />

Kambodscha, Laos, Malaysia,<br />

Myanmar, Philippinen, Singapur,<br />

Thailand und Vietnam), China,<br />

Australien, Japan, Südkorea und<br />

Neuseeland.<br />

Die RCEP umfasst Staaten mit insgesamt<br />

rund 2,2 Milliarden Menschen<br />

und damit fast 30 Prozent<br />

der Weltbevölkerung. Die Teilnehmerländer<br />

des Freihandelsabkommens<br />

erbringen zusammen 30 Prozent<br />

der globalen Wirtschaftsleistung<br />

und 28 Prozent des<br />

Welthandels. Der Schwerpunkt der<br />

RCEP liegt auf dem Abbau von Zöllen<br />

sowie nichttarifären Handelshemmnissen<br />

in den nächsten 20<br />

Jahren. Es ist das erste Abkommen,<br />

in dem sich westliche Alliierte<br />

wie Japan und Südkorea mit<br />

China verbündet haben. phi<br />

54 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


China<br />

Special<br />

Hintergrund<br />

BRI – Die Neue Seidenstraße<br />

Die Belt and Road Initiative (BRI) ist ein Großprojekt<br />

Chinas zur Integration der Wirtschaftsräume Asien,<br />

Europa und Afrika. Die auch unter dem Namen<br />

»Neue Seidenstraße« bekannte Initiative verfolgt<br />

den Auf- und Ausbau interkontinentaler Handelsund<br />

Infrastruktur-Netze zwischen China und mehr<br />

als 60 weiteren Ländern. Sie beinhaltet ebenso den<br />

Bau von Straßen, Bahnstrecken und Häfen wie von<br />

Pipelines, Energienetzen und Glasfaserleitungen.<br />

Die »Neue Seidenstraße« knüpft an die alten Han-<br />

mittels der Entwicklung von vornehmlich landgestützter<br />

Infrastruktur eine bessere Anbindung an die Absätzmärkte<br />

in Europa und Vorderasien schaffen soll, garantiert eine<br />

langfristige Nachfrage nach Stahlprodukten durch die<br />

beteiligte chinesische Bauindustrie (siehe Hintergrund:<br />

»BRI – Die Neue Seidenstraße«). Mit dem neuen, ab kommenden<br />

Jahr geltenden Fünfjahresplan hat Peking auch<br />

ein neues Wirtschaftskonzept implementiert: »Die Zwei<br />

Kreisläufe«. Knapp formuliert soll hier künftig der chinesische<br />

Binnenkonsum als Treiber der chinesischen Wirtschaft<br />

fungieren (erster Kreislauf). Innovationskraft und<br />

Leistungsfähigkeit der Konzerne sollen sich so erhöhen<br />

und diesen neue Exportstärke verleihen (zweiter Kreislauf).<br />

Für Chinas Stahlkonzerne bedeutet dies, dass sie künftig<br />

delswege Chinas zum Westen an. phi<br />

mehr Wert auf qualititiv hochwertige Edel- und Spezialstähle<br />

legen werden, was auch den Einsatz von EAFs<br />

beschleunigen würde. Mit weiteren Initiativen<br />

Zwar ist es bereits dank besserer Technologien<br />

bei den Hochöfen sowie einem<br />

effizienteren Management gelungen,<br />

»Eine weitere Reduktion<br />

wie »Made in China 2025« und »Chi-<br />

na Standards 2035« wird zudem einerseits<br />

eine konstant hohe Bin-<br />

die Umweltverschmutzung der Emissionen und des Energienennachfrage<br />

nach eigenen<br />

deutlich zu reduzieren, allerdings<br />

Stahlprodukten generiert und<br />

verbrauchs wird der chinesischen<br />

hat man hier die Grenzen des<br />

zum anderen eine Vereinheitlichung<br />

der Indus triestandards<br />

technisch Machbaren inzwischen<br />

Stahlindustrie nur gelingen, wenn<br />

mehr oder weniger aus-<br />

gereizt.<br />

sie verstärkt auf Lichtbogenöfen<br />

setzt. Bisher kommen diese in<br />

befördert werden – ganz im<br />

Sinne der von Peking angestrebten<br />

Konsolidierung. •<br />

Eine weitere Reduktion der<br />

China nur sehr begrenzt zum<br />

Emissionen und des Energieverbrauchs<br />

wird der chinesischen<br />

Stahlindustrie nur gelingen, wenn<br />

Einsatz, was nicht zuletzt dem<br />

Mangel an Stahlschrott<br />

*Der Autor ist Edelmetallexperte<br />

und schreibt regelmäßig für<br />

sie verstärkt auf Lichtbogenöfen<br />

unterschiedliche Finanz- und Wirtschaftspublikationen.<br />

Er lebt in Gu-<br />

geschuldet ist.«<br />

(Electric Arc Furnace – EAF) setzt. Bisher<br />

kommen diese in China nur sehr begrenzt<br />

angzhou, China.<br />

zum Einsatz, was nicht zuletzt dem Mangel an<br />

Stahlschrott geschuldet ist. Während in China weniger als<br />

10 Prozent des Stahls aus EAFs stammen, sind es im Rest der<br />

Welt rund 45 Prozent. Mit zunehmender Verfügbarkeit von<br />

Stahlschrott – jüngst hob China bestehende Importbeschränkungen<br />

auf – wird sich die Industrie auch dort anpassen.<br />

Der Prozess dürfte allerdings nur schrittweise stattfinden.<br />

Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen<br />

werden die in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen<br />

in moderne, klassische Hochofen-Anlagen nicht<br />

einfach abschreiben wollen und können.<br />

Flankierende Initiativen<br />

So steht die chinesische Stahlindustrie unbestritten vor<br />

Herausforderungen. Zeitgleich bleiben die Aussichten aber<br />

gut. Zwar wird mit dem Handelsabkommen RCEP mehr<br />

Konkurrenz ins Land kommen, aber es eröffnen sich auch<br />

neue Absatzmärkte, insbesondere in der Boomregion<br />

Südostasien. Auch liefert die Politik zahlreiche Vorlagen,<br />

die förderlich wirken. Die Belt & Road Intiative (BRI), die<br />

Bislang stammen weniger als 10 Prozent des Stahls in China<br />

aus Lichtbogenöfen, im Rest der Welt sind es hingegen rund<br />

45 Prozent.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

55


Special<br />

China<br />

EU-China-Deal: Riesensprung<br />

oder Trippelschritt?<br />

Über das Investitionsabkommen zwischen der EU und China gehen<br />

die Meinungen weit auseinander<br />

Köln. Manche sehen es als Chance, andere als Fehler, viele sprechen darüber – doch kaum einer<br />

kennt Details. Die Rede ist vom Investitionsabkommen zwischen der EU und China, auf das sich<br />

beide Seiten am Ende des vergangenen Jahres im Grundsatz geeinigt haben sollen. Das hat der<br />

»stahlmarkt« zum Anlass genommen, einige Standpunkte zu einem Abkommen zu präsentieren,<br />

das noch immer von großer Geheimhaltung gekennzeichnet ist. phi<br />

Foto: VDMA<br />

Ulrich Ackermann,<br />

Leiter VDMA Außenwirtschaft<br />

VDMA: Investitionsabkommen<br />

kann wichtiger Meilenstein sein<br />

Das Investitionsabkommen der EU mit<br />

China soll Verbesserungen beim<br />

Marktzugang sowie eine Angleichung<br />

der Wettbewerbsbedingungen für<br />

europäische Unternehmen bringen,<br />

teilt der Verband Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbau (VDMA) mit.<br />

Besonders wichtig dafür werde eine<br />

Einklagbarkeit der chinesischen Zusagen.<br />

Zur Grundsatzvereinbarung über<br />

ein Investitionsabkommen zwischen<br />

der EU und China sagt Ulrich Ackermann,<br />

Abteilungsleiter Außenwirtschaft<br />

im VDMA: »Der VDMA hat<br />

schon lange den Abschluss des Investitionsabkommens<br />

der EU mit China<br />

chung der Wettbewerbsbedingungen<br />

für europäische Unternehmen in China<br />

und einen einklagbaren Investitionsschutz.<br />

Wir erwarten, dass diese<br />

Forderungen durch die Grundsatzvereinbarung<br />

der EU-Kommission mit der<br />

chinesischen Seite erfüllt werden. Insbesondere<br />

die Einklagbarkeit der chinesischen<br />

Zusagen und gegebenenfalls<br />

Sanktionsmaßnahmen sind wichtig.<br />

Wir hoffen, dass die Zusage<br />

Chinas für »dauerhafte und nachhaltige<br />

Anstrengungen« zur Ratifizierung<br />

der Kernarbeitsnormen der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation<br />

(ILO) ernst gemeint und überprüfbar<br />

ist. Denn nur wenn die chinesische<br />

Regierung hier verbindliche Zusagen<br />

macht, will das EU-Parlament das Investitionsabkommen<br />

ratifizieren.«<br />

Lange (SPD): Diskriminierung<br />

durch Staatsunternehmen und<br />

erzwungenem Technologietransfer<br />

ein Ende setzen<br />

Der Vorsitzende des Handelsausschusses<br />

im Europäischen Parlament, Bernd<br />

Lange (SPD), betont: »Handelspolitik<br />

findet nicht im Vakuum statt. Deswegen<br />

ist für uns Sozialdemokratinnen<br />

und Sozialdemokraten besonders<br />

wichtig, dass faire Wettbewerbsbedingungen<br />

auch beim Thema Arbeitnehmerrechte<br />

gelten – insbesondere müssen<br />

wir den Kampf gegen Zwangs-<br />

Foto: European Union 2<strong>01</strong>6<br />

Bernd Lange (SPD),<br />

Vorsitzender des Handelsausschusses<br />

im Europäischen Parlament<br />

gefordert. Es geht dabei um Verbesserungen<br />

beim Marktzugang, Angleiarbeit<br />

verstärken. China muss die Konventionen<br />

der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

gegen Zwangsarbeit ratifizieren<br />

und umsetzen, das sind die<br />

Kernarbeitsnormen Nummer 26 und<br />

105. Dieses Ziel muss im Investitionsabkommen<br />

verankert sein. Das Abkommen<br />

muss auch im wirtschaftlichen<br />

Interesse der EU sein – denn europäische<br />

Unternehmen werden in China<br />

bisher zweifelsohne diskriminiert.<br />

Die neuen Vereinbarungen müssen<br />

größere Chancengleichheit und<br />

Rechtssicherheit schaffen und damit<br />

Diskriminierung durch Staatsunternehmen<br />

und erzwungenem Technologietransfer<br />

ein Ende setzen. Sie müssen<br />

die Subventionierung für Güter und<br />

Dienstleistungen offenlegen. Wichtig<br />

56 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


China<br />

Special<br />

Foto: ZVEI/ Alexander Grüber<br />

sind die bisherigen Zugeständnisse<br />

Chinas gegenüber der EU, etwa die<br />

Marktöffnung für europäische Investitionen<br />

in der Telekommunikation<br />

oder auch im Automobilsektor.<br />

Ein Investitionsabkommen ist sicher<br />

nicht die Antwort auf alle Fragen,<br />

die sich zurzeit im Hinblick auf<br />

China stellen, kann aber wichtiger<br />

Bestandteil der europäischen China-Strategie<br />

werden.«<br />

Wolfgang Weber, Vorsitzender der<br />

ZVEI-Geschäftsführung<br />

ZVEI: Chance für Investitionen,<br />

Handel und Wachstum<br />

Die sich abzeichnende grundsätzliche<br />

Einigung zwischen der EU und China<br />

über ein Investitionsabkommen wird<br />

vom Zentralverband Elektrotechnik-<br />

und Elektronikindustrie (ZVEI) als Chance<br />

für Investitionen, Handel und Wachstum<br />

gewertet. »Die Übereinkunft nach<br />

sieben Jahren zähen Verhandlungen<br />

kommt zum jetzigen Zeitpunkt zwar<br />

überraschend, kann aber den Handelsbeziehungen<br />

der beiden Partner einen<br />

weiteren Schub verleihen«, hofft Wolfgang<br />

Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung.<br />

Voraussetzung sei, dass<br />

China das Abkommen auch treu dem<br />

Ziel gegenseitiger Beziehungen umsetze.<br />

Private europäische Investoren dürften<br />

nicht durch staatliche Maßnahmen<br />

gegenüber chinesischen Investoren<br />

diskriminiert werden. China müsse nun<br />

Foto: EP/Mathieu CUGNOT<br />

freien Marktzugang und fairen Wettbewerb<br />

einschließlich Investitionsschutz<br />

sowie die Einhaltung von internationalen<br />

Sozialstandards auch tatsächlich<br />

gewährleisten. »Die EU muss<br />

China daran messen, ohne Abstriche zu<br />

machen: Was für chinesische Unternehmen<br />

möglich ist, muss künftig unterschiedslos<br />

auch für europäische Unternehmen<br />

möglich sein.«<br />

Bütikofer (Grüne): EU-Kommission<br />

will sich mit Lippenbekenntnis<br />

zufriedengeben<br />

Zur Empfehlung der Europäischen<br />

Kommission an den Rat, das Verhandlungsergebnis<br />

zu einem Investitionsabkommen<br />

mit China anzunehmen,<br />

äußert sich Reinhard Bütikofer (Grüne),<br />

Vorsitzender der China-Delegation<br />

des Europaparlaments: »Die Erklärungen,<br />

mit denen die EU-Kommission<br />

ihr Verhandlungsergebnis zum<br />

Investitionsabkommen CAI mit China<br />

lobt, bieten keinerlei plausible Begründung<br />

dafür, dass dieses Abkommen<br />

jetzt mit maximaler Jahresendhektik<br />

durchgedrückt werden soll.<br />

Reinhard Bütikofer (Grüne), Vorsitzender<br />

der China-Delegation des<br />

Europaparlaments<br />

Es ist schon klar, dass das Verhandlungsergebnis<br />

ein wesentliches vom<br />

Europäischen Parlament gesetztes Kriterium<br />

verfehlt. Beim Thema Zwangsarbeit<br />

in China will sich die EU-Kommission<br />

mit einem oberflächlichen<br />

Lippenbekenntnis zufriedengeben.<br />

Statt wenigstens auf einen Zeitplan<br />

für die Ratifizierung der entscheidenden<br />

ILO-Konventionen (Übereinkünfte<br />

der Internationalen Arbeitsorganisation,<br />

einer Organisation der Vereinten<br />

Nationen, die das Ziel verfolgt,<br />

Foto: Fabry<br />

soziale Gerechtigkeit sowie Menschen-<br />

und Arbeitsrechte zu befördern, Anm.<br />

d. Red.) zu bestehen, wie das im Falle<br />

des Freihandelsabkommens mit Vietnam<br />

der Fall war. Dieses Manko wiegt<br />

schwer. Zumal das Europäische Parlament<br />

noch vor Kurzem mit überragender<br />

Mehrheit ein wesentlich besseres<br />

Ergebnis verlangt hat.«<br />

Daniel Caspary (CDU), Vorsitzender<br />

der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament<br />

Caspary (CDU): Investitionsschutzabkommen<br />

ist Erfolg<br />

von Angela Merkel<br />

Daniel Caspary (CDU), Vorsitzender der<br />

CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament,<br />

meint: »Das waren sieben Verhandlungsjahre,<br />

die sich gelohnt haben. Das<br />

Abkommen bedeutet einen besseren<br />

Marktzugang, mehr Investitionsmöglichkeiten<br />

und besseren Schutz für europäische<br />

Firmen in China, sowie neue,<br />

verbindliche Regeln für chinesische<br />

Unternehmen in Europa.<br />

Gut, dass Kommissionspräsidentin<br />

Ursula von der Leyen und Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel mit ihren<br />

Teams so ambitioniert an dem Abkommen<br />

gearbeitet und nun ein gutes<br />

Ergebnis erzielt haben. Bei einem<br />

schwierigen Verhandlungspartner wie<br />

China durfte man keine Wunder erwarten.<br />

Das Abkommen ist ein erster<br />

Schritt hin zu einheitlichen und von<br />

beiden Seiten akzeptierten Regeln im<br />

härter werdenden Wettbewerb. Es ist<br />

ein weiterer Erfolg der deutschen<br />

Rats präsidentschaft und somit auch<br />

von Angela Merkel persönlich.«<br />

•<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

57


Menschen & Events<br />

Stahlkultur<br />

Edelstahl Rostfrei<br />

Skeleton-WM<br />

Wie menschliche Torpedos rasen Profisportler<br />

mit bis zu 150 Stundenkilometern<br />

über 1 500 Meter lange Eiskanäle der Bobund<br />

Skeletonbahnen hinunter. Dabei müssen<br />

die Athleten ebenso wie ihre Schlitten in der knapp<br />

einminütigen Fahrt unter extremen Bedingungen –<br />

bei Minustemperaturen, ungeheuren Fliehkräften und<br />

Spitzengeschwindigkeiten – Höchstleistungen erbringen.<br />

Absolute Verlässlichkeit der hochentwickelten Renngeschosse<br />

und Bahnkonstruktionen ist daher unverzichtbar. Denn ebenso<br />

wie die Anforderungen an die Schlitten seit Entstehung des<br />

Bobsports vor hundert Jahren steigen auch jene an die Kunsteisbahnen.<br />

Überall dort, wo international Rekorde in der Formel 1<br />

des Wintersports eingefahren werden, ist Edelstahl Rostfrei<br />

deshalb Werkstoff der Wahl.<br />

www.wzv-rostfrei.de<br />

58 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Stahlkultur<br />

Menschen & Events<br />

bei der Bob-und<br />

Foto: WZV / bsd / Petra Reker<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

59


Menschen & Events<br />

Seitenblick<br />

Foto: Shutterstock<br />

Die Corona-Pandemie hat viele Beschäftigte gezwungen, sich schnell mit Soft- und Hardware für mobiles Arbeiten und<br />

Homeoffice vertraut zu machen.<br />

Lernen, ein Leben lang<br />

Der technologische Fortschritt erfordert ständige Weiterbildung<br />

Eine abgeschlossene Ausbildung und dann ein bisschen Learning by doing – das reichte lange<br />

Zeit, um im Berufsalltag zu bestehen. Heute erfordert der technologische Fortschritt ständige<br />

Weiterbildung. Viele Mitarbeiter vor allem in der Industrie haben das noch nicht erkannt, und auch<br />

die Unternehmen müssen mehr tun.<br />

Von unserem Autor Stefan Weber<br />

Wie organisiere ich eine Videokonferenz?<br />

Was ist<br />

beim digitalen Austausch<br />

mit Kollegen und Geschäftspartnern<br />

zu beachten? Die Corona-Pandemie<br />

hat viele Beschäftigte gezwungen,<br />

sich in Windeseile mit gängiger Softund<br />

Hardware für mobiles Arbeiten<br />

und Homeoffice vertraut zu machen.<br />

Covid-19 als Treiber für die digitale<br />

Fort- und Weiterbildung. Das führt zu<br />

der Frage, wie sehr sich Unternehmen<br />

überhaupt bemühen, ihre Beschäftigten<br />

fit zu machen für die Anforderungen<br />

der zunehmend digital geprägten<br />

Arbeitswelt. Schließlich geht es um<br />

mehr als nur um die Kommunikation<br />

via Bildschirm. Die Mitarbeiter müssen<br />

branchen- und fachspezifisch mit neuen<br />

Technologien und digitalen Werkzeugen<br />

vertraut gemacht werden.<br />

Sonst geraten sie – und auch ihr Arbeitgeber<br />

– ins Hintertreffen.<br />

Erheblicher Nachholbedarf<br />

Doch beim Thema Weiterbildung<br />

herrscht vielerorts erheblicher Nachholbedarf,<br />

wie eine repräsentative<br />

Befragung des Digitalverbandes Bitkom<br />

unter mehr als 1 100 Unternehmen<br />

gezeigt hat. Zwar gaben insgesamt<br />

72 Prozent der Firmen an, über<br />

die erforderlichen Fachkräfte zu verfügen,<br />

um die Digitalisierung voranzutreiben.<br />

Aber es zeigten sich starke<br />

Unterschiede zwischen den Branchen.<br />

An der Spitze rangierten Chemie-,<br />

Pharma- und Lebensmittelindustrie,<br />

die zu 81 Prozent angaben, ausreichend<br />

Mitarbeiter mit digitalem<br />

Know-how zu haben. Am anderen<br />

Ende der Skala fand sich die öffentliche<br />

Verwaltung mit einer Zustimmungsquote<br />

von nur 53 Prozent. Und<br />

es sieht nicht so aus, als ob sich daran<br />

bald etwas ändern würde, denn nach<br />

einer Statistik von Bitkom bildete die<br />

öffentliche Verwaltung 2020 auch bei<br />

den Investitionen in digitale Fort- und<br />

Weiterbildung das Schlusslicht.<br />

Die Digitalisierung ist der Grund,<br />

weshalb die Unternehmen sich ganz<br />

grundsätzlich stärker mit dem Thema<br />

der zusätzlichen Qualifizierung ihrer<br />

Beschäftigten auseinandersetzen<br />

müssen. Lange Zeit reichte es für Berufstätige,<br />

das in der Erstausbildung<br />

erworbene Wissen zu erhalten und<br />

anzupassen, um im Job zurechtzukommen.<br />

Das geht schon lange nicht<br />

60 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Seitenblick<br />

Menschen & Events<br />

mehr. Der technologische Fortschritt<br />

erfordert lebenslanges Lernen.<br />

Nach der alle drei Jahre vom Institut<br />

der Deutschen Wirtschaft Köln<br />

(IW) durchgeführten IW-Weiterbildungserhebung<br />

betrieben 2<strong>01</strong>9<br />

knapp 88 Prozent aller Unternehmen<br />

in Deutschland Weiterbildung. Dafür<br />

investierten sie 41,3 Milliarden Euro,<br />

etwa 23 Prozent mehr als drei Jahre<br />

zuvor. Im Durchschnitt bildete sich<br />

jeder Mitarbeitende 18,3 Stunden<br />

weiter, ein Plus von einer Stunde gegenüber<br />

2<strong>01</strong>6. Dabei gab es allerdings<br />

erhebliche Unterschiede: Während<br />

die Beschäftigten unternehmensnaher<br />

Dienstleister 22,4 Stunden aufwendeten,<br />

betrug der Lernumfang in<br />

der Industrie gerade einmal 14,3<br />

Stunden.<br />

Grad der Digitalisierung ist<br />

wichtiger Einflussfaktor<br />

Wie findet Weiterbildung statt? Den<br />

größten Zuwachs registrierten die<br />

IW-Forscher beim sogenannten Lernen<br />

im Prozess der Arbeit. Gemeint<br />

sind damit vor allem Unterweisungen<br />

durch Kollegen, Vorgesetzte oder externe<br />

Trainer, Mentoringprogramme,<br />

Workshops und Einweisungen in neue<br />

Hard- und Software oder Maschinen.<br />

Durch diese informellen Weiterbildungen<br />

gewinnen die Beschäftigten<br />

häufig Kompetenzen hinzu, die sie<br />

direkt an ihrem Arbeitsplatz einsetzen<br />

können. Deutlich zugenommen<br />

hat in den vergangenen zehn Jahren<br />

auch das selbstgesteuerte Lernen mit<br />

Medien, etwa mit computer- oder<br />

webbasierten Selbstlernprogrammen.<br />

Insgesamt macht diese Form der Qualifizierung<br />

jedoch noch den geringsten<br />

Teil am gesamten Weiterbildungsprogramm<br />

aus. Nach wie vor wird<br />

berufliches Wissen meistens klassisch<br />

vermittelt – in Seminaren, Kursen sowie<br />

auf Lehrgängen.<br />

Das Engagement der Unternehmen<br />

in Sachen Weiterbildung hängt<br />

von vielen Faktoren ab. Ein wichtiger<br />

Einflussfaktor ist, natürlich, der Grad<br />

der Digitalisierung. Wenn Unternehmen<br />

neue digitale Technologien einführen,<br />

etwa die Vernetzung und<br />

Steuerung ihrer Maschinen über das<br />

Internet, geht das in der Regel mit<br />

veränderten Anforderungen an die<br />

Kompetenzen der Mitarbeiter einher.<br />

Entsprechend aktiv sind diese Firmen<br />

beim Thema Weiterbildung. Auf der<br />

anderen Seite kümmern sich Betriebe,<br />

die keine oder nur eine digitale Technologie<br />

(etwa einen digitalen Datenaustausch<br />

mit Lieferanten oder Kunden)<br />

nutzen, vergleichsweise wenig<br />

um die Qualifizierung ihrer Beschäftigten.<br />

Fast jedes dritte dieser Unternehmen<br />

unternimmt auf diesem Feld<br />

der IW-Untersuchung zufolge wenig<br />

bis nichts.<br />

Die Digitalisierung<br />

ist der Grund, weshalb die<br />

Unternehmen sich ganz<br />

grundsätzlich stärker mit dem<br />

Thema der zusätzlichen<br />

Qualifizierung ihrer<br />

Beschäftigten auseinander<br />

setzen müssen.<br />

Weiterbildungskosten:<br />

Unternehmen zahlen den<br />

Löwenanteil<br />

Auch wenn die konkrete Aufteilung<br />

der Weiterbildungskosten in der Regel<br />

von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

ausgehandelt wird, so übernehmen<br />

Unternehmen in der Regel den<br />

Löwenanteil. Knapp 90 Prozent der<br />

betrieblichen Weiterbildung erfolgt<br />

während der bezahlten Arbeitszeit.<br />

Das zeigt, dass Betriebe Qualifizierung<br />

als Investition betrachten,<br />

von der sie mittel- bis langfristig<br />

profitieren. Sie statten ihre Beschäftigten<br />

mit den Kompetenzen<br />

aus, die sie für ihre zukünftige Tätigkeit<br />

im Unternehmen benötigen. Je<br />

höher der Anteil gering qualifizierter<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

ist, umso mehr wünschen sich Betriebe<br />

eine staatliche Förderung<br />

ihrer Maßnahmen, etwa in Form<br />

von steuerlichen Erleichterungen.<br />

Im Allgemeinen verweisen Unternehmen<br />

jedoch nur selten auf fehlende<br />

finanzielle Mittel, wenn sie<br />

begründen sollen, warum sie nicht<br />

mehr in Weiterbildung investieren.<br />

Als größtes Hemmnis nennen sie fehlende<br />

Zeit – sowohl für die Freistellung<br />

als auch für die Organisation der<br />

entsprechenden Maßnahmen. Auch<br />

häufig angeführt – insbesondere von<br />

Industrieunternehmen – wird das<br />

mangelnde Interesse der Mitarbeiter<br />

sowie ein fehlender Bedarf für Weiterbildung.<br />

Wie lassen sich diese Hürden überwinden?<br />

Das IW plädiert für mehr<br />

Beratungsangebote für Unternehmen<br />

und Beschäftigte. »Informationen<br />

über zu erwartende Veränderungen<br />

von Tätigkeiten und über das Entstehen<br />

neuer Tätigkeitsfelder können<br />

das Interesse an Weiterbildung erhöhen<br />

und potenzielle Bedarfe ebenso<br />

sichtbar machen wie die Beratung zu<br />

künftig benötigten Kompetenzen«,<br />

heißt es in der Weiterbildungserhebung<br />

des Instituts. Es muss ja nicht<br />

noch einmal ein Ereignis vom Kaliber<br />

Covid-19 sein, das die Wirtschaft<br />

wachrüttelt, mehr in die (digitale)<br />

Kompetenz ihrer Mitarbeitenden zu<br />

investieren.<br />

•<br />

Als größtes<br />

Weiterbildungs-Hemmnis<br />

nennen die Unternehmen<br />

fehlende Zeit – sowohl für die<br />

Freistellung als auch für die<br />

Organisation der entsprechenden<br />

Maßnahmen.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

61


Menschen & Events<br />

Personen<br />

Frank Koch wird neuer CEO der Swiss Steel Group<br />

Foto: Swiss Steel Group<br />

Frank Koch<br />

Spätestens ab dem 1. Januar 2022 soll Frank Koch die Swiss Steel Group leiten. Der Verwaltungsrat<br />

des Schweizer Stahlkonzerns hat den Manager vor Kurzem zum künftigen<br />

CEO ernannt. Koch (48) begann seine berufliche Laufbahn 1991 mit einer Ausbildung<br />

zum Industriekaufmann in der Stahlsparte von thyssenkrupp. Beim Einsatz in verschiedenen<br />

Stationen des Industriekonzerns war er erstmals für die zur Swiss Steel Group<br />

gehörenden Deutschen Edelstahlwerke (DEW) tätig, bevor er 2004 bis 2006 für Strategie<br />

und Vertrieb beim italienischen Anlagenbauer Danieli verantwortlich zeichnete.<br />

Diesen Bereich verantwortete er dann auch bei den DEW, zu welchen er 2006 zurückkehrte.<br />

Zuletzt stand Koch an der Spitze der Georgsmarienhütte Holding, von wo aus<br />

er nun zur Swiss Steel Group wechselt. Dort folgt er auf Clemens Iller, der sich laut einer<br />

Pressemeldung des Konzerns dazu entschieden hat, das Unternehmen zu verlassen. Er<br />

werde jedoch bis auf Weiteres beratend zur Verfügung stehen, »um einen nahtlosen<br />

Übergang an seinen Nachfolger sicherzustellen«.<br />

Wechsel in der Geschäftsführung von Steelwind Nordenham<br />

Ab dem 1. April wird Dr. Andreas Liessem die Geschäftsführung des Windkraftanlagenbauers<br />

Steelwind Nordenham (SWM), einer Aktiengesellschaft der Dillinger Hüttenwerke,<br />

ergänzen. Liessem (56) ist Ingenieur der Metallurgie und Werkstofftechnik mit<br />

Schwerpunkt Werkstoffwissenschaften. Seine berufliche Laufbahn begann er 1989 als<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Eisenhüttenkunde RWTH Aachen, worauf<br />

1995 eine Tätigkeit bei Europipe folgte, einer gemeinsamen Tochter von Dillinger und<br />

Salzgitter. In diesem Unternehmen ist er seit 2<strong>01</strong>4 Geschäftsführer der Bereiche Technik/<br />

Industrial und stellt seitdem seine Kenntnisse des internationalen Stahl- und Energiemarktes<br />

sowie seine Erfahrung im Bereich der Weiterverarbeitung von Grobblechen und<br />

Herstellung von geschweißten Großrohren unter Beweis.<br />

Dr. Andreas Liessem<br />

Foto: Europipe<br />

Jürgen Hauger ergänzt Geschäftsführung bei Vollmer<br />

Foto: Vollmer<br />

Jürgen Hauger<br />

Seit Anfang November 2020 ist Jürgen Hauger ein Mitglied der Geschäftsführung des<br />

Biberacher Maschinenbauers Vollmer. Er soll künftig die Bereiche Vertrieb, Marketing<br />

und Dienstleistungen verantworten. Hauger ist seit 25 Jahren für Vollmer tätig und leitet<br />

den Vertrieb und das Marketing der Gruppe seit 2008. Davor sammelte er Erfahrungen<br />

im internationalen Umfeld: Unter anderem war er als Geschäftsführer in den Vollmer-Niederlassungen<br />

in Brasilien und Italien tätig. Dr. Stefan Brand, dessen Leitungsfunktion<br />

Hauger ergänzen soll, zeichnet weiterhin verantwortlich für Technologie, Produktion,<br />

Logistik und Verwaltung. Gemeinsam erklären sie: »Die zunehmende Komplexität<br />

der Aufgaben und die konsequente Weiterverfolgung unserer erfolgreichen<br />

Strategie erfordern eine breitere Aufstellung der Geschäftsführung.« Mit der Verteilung<br />

der Managementverantwortung wolle das neue Führungsduo die Marktposition<br />

Vollmers »stärken und ausbauen«.<br />

62 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Personen<br />

Menschen & Events<br />

hpl-Group: Rüdiger Schury folgt auf Bernd Voshaar<br />

Foto: hpl-Group<br />

Bei der hpl-Group endete das Geschäftsjahr 2020 mit einem Wechsel der Unternehmensführung.<br />

Zum 1. Dezember übergab Bernd Voshaar den Staffelstab an Rüdiger<br />

Schury. Der Diplom-Ingenieur bringt technische und kaufmännische Erfahrung im Bereich<br />

des mittelständischen Sondermaschinen- und Anlagenbaus mit. Ursprünglich aus<br />

der Konstruktion kommend, erweiterte er sein Fachwissen in den darauffolgenden Jahren<br />

sukzessive und war zuletzt acht Jahre lang in der Geschäftsführung des mittelständischen<br />

Maschinenbauunternehmens MAE Götzen tätig, wo er unter anderem die strategische<br />

Expansion und Weiterentwicklung vorantrieb. Die hpl-Group will nun speziell<br />

von Schurys langjährigen Erfahrungen in der Vertriebs- und Projektarbeit profitieren.<br />

Rüdiger Schury<br />

Schorisch-Gruppe: Kirsten Schönharting mit Next Generation<br />

Award ausgezeichnet<br />

Kirsten Schönharting, die Vorstandssprecherin der Schorisch-Gruppe, ist vom Verband<br />

deutscher Unternehmerinnen (VdU) mit dem »Next Generation Award« ausgezeichnet<br />

worden. Die gelernte Handwerkerin und studierte Ingenieurin aus Schwaben hat schon<br />

früh Interesse am Unternehmertum gezeigt. Deshalb schloss die Diplom-Ingenieurin vor<br />

Jahren ein weiteres Studium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Master of Business<br />

Administration ab. Seit 2<strong>01</strong>4 führt Schönharting die Schorisch-Gruppe mit dem Ziel, das<br />

Stahlbau- und Elektronikunternehmen zukunftsfest aufzustellen. Unter ihrer Leitung, so<br />

die VdU-Jury, habe die in der brandenburgischen Prignitz ansässige AG ihren Umsatz in<br />

den vergangenen fünf Jahren »mehr als verdoppeln« können. Schönharting selbst<br />

zeichne sich dabei durch »Mut, visionäre Kraft und Durchhaltevermögen« aus und sei<br />

somit »ein wichtiges Vorbild für jüngere Frauen«.<br />

Kirsten Schönharting<br />

Foto: Daniela Espitia<br />

Foto: Universität Kassel<br />

Für 3-D-Druck-Forschung: Kasseler Professor<br />

erhält Auszeichnung<br />

Ende November 2020 fand eine der größten internationalen Tagungen zum Themenkomplex<br />

Additive Fertigung statt: die »ASTM International Conference on Additive Manufacturing«<br />

(ASTM ICAM 2020). Im Rahmen dieser Veranstaltung ist der Kasseler Professor<br />

Thomas Niendorf für seine Beiträge zur Bewertung der Sicherheit und Zuverlässigkeit<br />

additiv gefertigter Werkstoffe mit dem »Award of Excellence in Research«<br />

ausgezeichnet worden. Die Ehrung zeige, »dass wir in Kassel einen erheblichen Beitrag<br />

zur weltweiten Verbreitung und Akzeptanz dieser faszinierenden technologischen Neuentwicklung<br />

beigetragen haben«, so Niendorf. Gerade die Strategie, »vorrangig die<br />

Dr. Thomas Niendorf<br />

Werkstoffeigenschaften der additiv gefertigten Strukturen grundlegend zu analysieren<br />

und umfassend zu bewerten sowie deren Zuverlässigkeit in verschiedenen Anwendungsbereichen in den Fokus<br />

zu rücken«, sei ihm immer ein wichtiges Anliegen gewesen. ASTM-Präsidentin Katherine E. Morgan betonte in<br />

ihrer Laudatio, dass die weitreichenden Beiträge der Kasseler Arbeitsgruppe international »auf höchstem Niveau«<br />

einzuordnen seien. Das gelte sowohl im Bereich der Grundlagenforschung als auch hinsichtlich des Transfers<br />

dieser Erkenntnisse in die Praxis. Das Pendant zum hiesigen Institut für Normierung, kurz DIN, ist in Amerika<br />

ASTM International, vormals bekannt unter dem Namen American Society for Testing and Materials.<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

63


Menschen & Events<br />

Termine<br />

Termin / Ort Thema Veranstalter Info / Kontakt<br />

9.–10.2.<strong>2021</strong><br />

Online<br />

SCHLEIFTAGUNG <strong>2021</strong><br />

Carl Hanser VerlagGmbH & Co.<br />

KG<br />

+49 89 99830 535<br />

www.hanser-tagungen.de<br />

21.–25.2.<strong>2021</strong><br />

Online<br />

MOLTEN <strong>2021</strong><br />

The Korean Institute of Metals<br />

and Materials<br />

+82 2 565 3571<br />

www.molten2020.org/<br />

2.–4.3.<strong>2021</strong><br />

Online<br />

InTEC & Z <strong>2021</strong> Leipziger Messe GmbH +49 341 6780<br />

www.messe-intec.de<br />

10.–11.3.<strong>2021</strong><br />

Düsseldorf<br />

Jahrestagung Zukunft Stahl<br />

Handelsblatt Media Group<br />

GmbH & Co. KG<br />

+49 211 88743 3596<br />

https://veranstaltungen.handelsblatt.com<br />

17.–18.3.<strong>2021</strong><br />

Ulm<br />

Coiltech Deutschland <strong>2021</strong> QuickFairs +39 02 8723 4050<br />

www.quickfairs.net<br />

23.–26.3.<strong>2021</strong><br />

Online<br />

METAV digital<br />

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

e.V. (VDW)<br />

+49 69 756081 54<br />

www.metav.de<br />

12.–16.4.<strong>2021</strong><br />

Hannover<br />

4.–6.5.<strong>2021</strong><br />

Erfurt<br />

4.–6.5.<strong>2021</strong><br />

Nürnberg<br />

4.–7.5.<strong>2021</strong><br />

Stuttgart<br />

4.–7.5.<strong>2021</strong><br />

München<br />

26.–28.5.<strong>2021</strong><br />

Mailand, IT<br />

Hannover Messe <strong>2021</strong> Deutsche Messe +49 511 890<br />

www.hannovermesse.de<br />

Rapid.Tech 3D <strong>2021</strong> Messe Erfurt GmbH +49 361 4000<br />

www.rapidtech-3d.de<br />

SENSOR + TEST <strong>2021</strong> AMA Service GmbH +49 5033 9639 0<br />

www.sensor-test.de<br />

34. Control P. E. Schall GmbH & Co. KG +49 7025 9206 0<br />

www.control-messe.de<br />

transport logistic Messe München GmbH +49 89 949 2072 0<br />

www.transportlogistic.de<br />

Made in Steel <strong>2021</strong> Sider Web Spa +39 030 2548 520<br />

www.madeinsteel.it<br />

26.–29.5.<strong>2021</strong><br />

Mailand, IT<br />

Lamiera <strong>2021</strong><br />

CEU-CENTRO ESPOSIZIONI<br />

UCIMU SPA<br />

+39 0226 255 225<br />

www.lamiera.net<br />

22.-24.6.<strong>2021</strong><br />

Stuttgart<br />

LogiMAT <strong>2021</strong><br />

EUROEXPO Messe- und<br />

Kongress-GmbH<br />

+49 89 32391 253<br />

www.logimat-messe.de<br />

08.-10.6.<strong>2021</strong><br />

Stuttgart<br />

Castforge <strong>2021</strong> Landesmesse Stuttgart GmbH +49 711 185 600<br />

www.messe-stuttgart.de/castforge<br />

Inserentenverzeichnis<br />

Almamet GmbH 1<br />

Andernach & Bleck GmbH & Co. KG 1<br />

BEPRO Blech und Profilstahl<br />

Handelsgesellschaft mbH 1<br />

BSH Bandstahl-Service Hagen GmbH 1<br />

Burghardt + Schmidt GmbH 1<br />

Business-Control Software GmbH 29<br />

DELTA Qualitätsstahl GmbH 1<br />

DM-Stahl GmbH 1<br />

Hagener Feinblech Service GmbH 1<br />

Ibero Stahl GmbH 1<br />

KALTENBACH.SOLUTIONS GmbH 1<br />

Karl Diederichs GmbH & Co. KG 1, 68<br />

Made in Steel srl 67<br />

markmann + müller datensysteme gmbh 2<br />

OHRA Regalanlagen GmbH 1<br />

Pender Strahlungsheizung GmbH 1<br />

Peter Drösser GmbH 13<br />

Peter Schorr Stiftung 1<br />

rff Rohr Flansch Fitting Handels GmbH 9<br />

Stahlverbund PHOENIX 1<br />

Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG 1<br />

Walzstahlhandel Essen GmbH 19<br />

Wanko Informationslogistik GmbH 19<br />

64 www.stahleisen.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong>


Veranstaltungen<br />

Menschen & Events<br />

Kongressmesse für Leichtbau:<br />

LightCon feiert Premiere im Juni<br />

Trendthema Leichtbau: Unter anderem in der Automobilindustrie<br />

steht die moderne Konstruktionsweise<br />

zunehmend auf der Tagesordnung. Aus dem Grund ist die<br />

Branche auch eine wichtige Zielgruppe für die bevorstehende<br />

Kongressmesse »LightCon« in Hannover.<br />

Die Premiere der LightCon hätte die Deutsche Messe<br />

in Hannover gerne schon 2020 gefeiert. Doch als das<br />

Coronavirus im vergangenen Jahr flächendeckend<br />

den Veranstaltungskalender durchkreuzte, traf<br />

es auch die Kongressmesse für Leichtbau. Nunmehr<br />

planen die Organisatoren, die technologieübergreifende<br />

Plattform vom 23. bis 24. Juni <strong>2021</strong><br />

stattfinden zu lassen. An jenen Tagen soll sie dann<br />

die gesamte Wertschöpfungskette des Leichtbaus abdecken<br />

– von der angewandten Forschung über Werkstoffe,<br />

Konstruktion und Entwicklung, Prototypenbau<br />

und Bauteiltests, Fertigungstechnologien, Füge- und<br />

Verbindungstechniken bis hin zum Recycling. Eine<br />

deutsch- und englischsprachige Konferenz vermittelt<br />

dabei parallel Einblicke in die Zukunftstechnologie des<br />

Multimaterial-Leichtbaus. Die Verschiebung der Premiere<br />

sei den Veranstaltern nicht leichtgefallen, erklärt<br />

Projektleiterin Maria Christina Mihm: »Angesichts<br />

anderer Events, die jetzt ausnahmsweise im Mai<br />

oder im Juli stattfinden, war dieser Schritt jedoch alternativlos.«<br />

Das sehe auch das Bundeswirtschaftsministerium<br />

so. Repräsentiert durch Peter Altmaier übernimmt<br />

die Regierungsbehörde die Schirmherrschaft<br />

der LightCon. Fachlicher Träger ist der Verein Composites<br />

United (CU), ein internationales Netzwerk für<br />

faserbasierten multimaterialen Leichtbau, Mitveranstalter<br />

sind unter anderem der Industrieverband<br />

Massivumformung und das Stahlinstitut VDEh.<br />

www.lightcon.info<br />

Rapid.Tech 3D: Additive Fertigung im Kontext<br />

der Nachhaltigkeit<br />

Bereits zum 17. Mal wird die Thüringer Landeshauptstadt<br />

zum Hotspot des 3-D-Drucks. Vom 4. bis 6. Mai<br />

<strong>2021</strong> lädt die Messe Erfurt wieder Anbieter und Anwender<br />

additiver Fertigung (im Englischen auch »additive<br />

manufacturing«, kurz AM) ein. Für die nächste<br />

Ausgabe gab der Veranstalter bekannt, mit einer »inhaltlichen<br />

Profilschärfung und einem stärkeren Fokus<br />

auf den internationalen Fachkongress« aufzuwarten.<br />

Im Rahmen des Fachkongresses, der <strong>2021</strong> digital verfolgt<br />

werden kann, präsentieren führende Wissenschaftler<br />

und Experten aus der Praxis die neusten Erkenntnisse<br />

zum industriellen 3-D-Druck. Die Vorträge<br />

haben sich <strong>2021</strong> erstmals einer gemeinsamen Leitidee<br />

verschrieben: Nachhaltigkeit lautet der rote Faden,<br />

der sich durch alle Foren ziehen wird. Wie wichtig das<br />

Thema im Sinne eines von Störfaktoren weitestgehend<br />

unabhängigen Handels ist, erklärt Michael Kynast,<br />

Geschäftsführer der Messe Erfurt, »haben wir<br />

alle 2020 sehr schmerzlich erfahren müssen«. AM<br />

habe sich während der Pandemie als Schlüsseltechnologie<br />

erwiesen, um beispielsweise schnelle und effiziente<br />

Lösungen in der Industrie zu realisieren. »Dieses<br />

Potenzial, diese vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />

in nahezu allen Branchen für ein nachhaltiges<br />

Wirtschaften rücken wir deshalb in den Fokus des<br />

Kongresses«, so Kynast. Vor diesem Hintergrund wurde<br />

das Spektrum um drei Themenbereiche erweitert.<br />

Neu auf der Agenda sind die Foren AM in Bauwesen<br />

und Architektur, Design sowie Neues aus AM. Im<br />

Messebereich zeigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

ihre aktuellen Produkte und Technologien.<br />

www.rapidtech-3d.de<br />

<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />

65


Vorschau & Impressum<br />

Ausblick<br />

VORSCHAU 2.<strong>2021</strong><br />

Foto: Lech-Stahl Veredelung<br />

LSV befördert Blankstahl mit elektrisch angetriebenem Plattformwagen<br />

Lech-Stahl Veredelung (LSV) zählt zu den Spezialisten für die Herstellung und Veredelung<br />

von Blankstahl. Dabei kommt es insbesondere auf eine effiziente Beförderung von<br />

Werkstücken in unterschiedlichen Bearbeitungsstufen an. Am Standort Meitingen erhöhte<br />

LSV mit einem individuell entwickelten und rein elektrisch betriebenen Plattformwagen<br />

die Nutzlast pro Transporteinheit von 30 auf 40 Tonnen.<br />

Bei LSV transportiert jeder der neuen Plattformwagen nach<br />

Unternehmensangaben bis zu 40 Tonnen Blankstahl.<br />

Tragende Verbindungen: Edelstahl Rostfrei im Brückenbau<br />

Immer höhere Verkehrsdichte, zunehmender Schwerlastverkehr und Sanierungsstau: Viele<br />

Brücken drohen daran zu zerbrechen. Neubauten können entsprechend gewappnet werden,<br />

müssen sich aber zusätzlich an ihrer Umweltverträglichkeit und lebensdauerbezogenen<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnung messen lassen. Gefordert sind deshalb Konstruktionen<br />

und Werkstoffe, die Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Ästhetik in Einklang bringen.<br />

Foto: WZV / L. Tusch<br />

Foto: KASTO Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG<br />

Kompakte Lager-Lösung für Blech<br />

Bei der Realisierung der Helix Bridge in Singapur wurde Edelstahl<br />

Rostfrei der Güte 1.4462 in großem Umfang in Form von<br />

Grobblech, Rohren, Ringelementen und Verbindungen von<br />

Tragwerk, Brückenplatte und Überdeckung eingesetzt.<br />

Mit dem Turmlagersystem KASTOecostore hat der Metallsäge- und Lagertechnik-Spezialist<br />

KASTO eine kompakte und standardisierte Lösung für die Lagerung von Blechen, Paletten<br />

und flächigen Gütern in unterschiedlichen Formaten. Für eine optimale Performance ist<br />

der KASTOecostore mit neuester Antriebs- und Steuerungstechnik ausgestattet.<br />

Für eine optimale Performance ist der KASTOecostore<br />

mit neuester Steuerungstechnik ausgestattet.<br />

Impressum<br />

Verlag:<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Str. 25 · 51149 Köln<br />

Tel. +49 2203 35 84-0<br />

info@maenken.com · www.maenken.com<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Wieland Mänken (V.i.S.d.P.)<br />

Geschäftsführung:<br />

René Khestel, Dr. Wieland Mänken<br />

Redaktion:<br />

Philipp Isenbart (phi), Redaktionsleitung<br />

Tel. +49 2203 3584-121<br />

E-Mail: philipp.isenbart@maenken.com<br />

Niklas Reiprich (nr), niklas.reiprich@maenken.com<br />

Mitarbeiter in Düsseldorf, New York, Guangzhou<br />

Objektleitung:<br />

Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />

Tel. +49 2203 3584-182<br />

E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />

Anzeigen:<br />

Wolfgang Locker (verantwortlich)<br />

Tel. +49 2203 3584-182<br />

E-Mail: wolfgang.locker@maenken.com<br />

Susanne Kessler, Tel. +49 2203 3584-116<br />

E-Mail: susanne.kessler@maenken.com<br />

Marie-Kristin Janßen, Tel. +49 2203 3584-172<br />

E-Mail: marie-kristin.janssen@maenken.com<br />

Redaktionsanschrift:<br />

»stahlmarkt«<br />

Maenken Kommunikation GmbH<br />

Von-der-Wettern-Str. 25, 51149 Köln<br />

E-Mail: stahlmarkt@maenken.com<br />

Druck:<br />

D+L Printpartner GmbH<br />

Schlavenhorst 10, 46395 Bocholt<br />

Erscheinungsweise: jeweils zum Monatsanfang.<br />

Bezugspreise: Einzelheft 15,– €, im Jahresabonnement<br />

123,– € einschl. Zustellgebühr und Mehrwertsteuer.<br />

Ausland 143,– € einschl. Porto.<br />

Kündigungsfrist bis zum 15. November zum<br />

31. Dezember des jeweiligen Jahres.<br />

Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 67.<br />

Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der durch<br />

das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist<br />

ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt<br />

insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und<br />

Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Haftung: Für Leistungsminderungen durch höhere Gewalt und<br />

andere vom Verlag nicht verschuldete Umstände (z. B. Streik) können<br />

keine Entschädigungsansprüche von Abonnenten und/oder<br />

Inserenten geltend gemacht werden. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr.<br />

Warenzeichen: Die Wiedergabe von Warenbe zeich nungen,<br />

Handelsnamen oder sonstigen Kenn zeichnungen in dieser Zeitschrift<br />

berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei<br />

benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um eingetragene<br />

Warenzeichen oder gesetzlich geschützte Kennzeichen,<br />

auch wenn sie als solche nicht eigens gekennzeichnet sind.<br />

Urheberrecht für Autoren: Mit Annahme des Manu s kripts gehen<br />

das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung,<br />

zur Vergabe von Nach druck rechten, zur elektronischen Speicherung<br />

in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien<br />

und Mikro kopien an den Verlag über. In der unaufgeforderten<br />

Zusendung von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das<br />

jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten Beiträge bzw.<br />

Informationen in Datenbanken einzustellen, die vom Verlag oder von<br />

mit diesem koope rierenden Dritten geführt werden.<br />

Erfüllungsort Köln<br />

© 2020 Maenken Kommunikation GmbH, Köln<br />

Printed in Germany · ISSN <strong>01</strong>78-6571<br />

66 www.stahleisen.de<br />

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