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21. Jahrgang<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2019</strong><br />
2,10 €, davon 1,- €<br />
für den Verkäufer<br />
UNABHÄNGIGE STRASSENZEITUNG FÜR FREIBURG UND DAS UMLAND<br />
ZUR UNTERSTÜTZUNG VON MENSCHEN IN SOZIALEN NOTLAGEN<br />
LOHNLÜCKE ZWISCHEN<br />
FRAUEN UND MÄNNERN<br />
GESETZ FÜR MEHR LOHNGERECHTIGKEIT<br />
IN DER THEORIE UND PRAXIS<br />
BERGE UND INSELN IM IRAN<br />
ZĀGROS-GEBIRGE<br />
INSELN QESHM & HORMUZ – UND ISFAHAN<br />
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INHALT<br />
3 VORWORT<br />
4 RECHT AUF STADT<br />
6 BERGE UND INSELN IM IRAN<br />
10 LOHNLÜCKE FRAU / MANN<br />
13 VERKÄUFERVORSTELLUNG<br />
14 INTERVIEW MIT WEtell<br />
18 1234ROCK<br />
20 KLIMAWANDELLEUGNER<br />
22 WERTSCHÄTZUNG<br />
24 BUCHBESPRECHUNG<br />
25 KOCHEN<br />
26 SPORT<br />
28 KRIMI 50. FOLGE<br />
30 RÄTSEL<br />
31 ÜBER UNS<br />
OHNE IHRE UNTERSTÜTZUNG<br />
GEHT ES NICHT<br />
Liebe LeserInnen,<br />
um weiterhin eine<br />
interessante Straßenzeitung<br />
produzieren und Menschen<br />
durch den Verkauf der<br />
Straßenzeitung einen<br />
Zuverdienst ermöglichen<br />
zu können, benötigen<br />
wir Ihre Hilfe.<br />
Vielen Dank!<br />
Spendenkonto: DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
IBAN: DE80 6809 0000 0002 4773 27<br />
BIC: GENODE61FR1<br />
Denken Sie bitte daran, bei einer Überweisung Ihren Namen<br />
und Ihre Anschrift für eine Spendenbescheinigung anzugeben.<br />
2<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong><br />
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Liebe LeserInnen,<br />
das war ja ein schlimmes Ereignis, das im April Paris,<br />
Frankreich und die Welt erschüttert hat. Auch mir haben<br />
die Bilder von der brennenden Kathedrale Notre-Dame einen<br />
Schrecken eingejagt. Ich selbst war vor einigen Jahren<br />
dort und habe diese alte Kirche bestaunt. Es war schon<br />
beeindruckend, in diesem riesigen, kalten Bau zu stehen,<br />
noch dazu weil gerade eine Gruppe Mönche durchlief, die<br />
leise vor sich hin murmelten! Ich fühlte mich schlagartig<br />
ins Mittelalter versetzt...<br />
Nun ist dieses unbezahlbare sakrale Denkmal also abgebrannt,<br />
warum, spekuliert man noch. Nicht mehr spekulieren<br />
braucht man über den Wiederaufbau, denn der<br />
ist zumindest finanziell schon so ziemlich abgesichert.<br />
Es war erstaunlich zu beobachten, wie die Spendensumme<br />
noch während des Brandes in die Höhe schnellte!<br />
Innerhalb von drei (!) Tagen kamen eine Milliarde Euro<br />
zusammen, mit der man die Kirche wieder errichten will.<br />
Nun soll man mich bitte nicht falsch verstehen, ich bin<br />
auch für den Wiederaufbau von Notre-Dame, ich bin sehr<br />
geschichtsinteressiert und sah die Kirche als wichtiges<br />
historisches Monument in Paris. Doch all die (reichen)<br />
Menschen, welche so hohe Summen gespendet haben,<br />
sollten sich in meinen Augen schämen. Erstens ist die<br />
katholische Kirche kein Verein, dem man unbedingt Geld<br />
spenden muss, die haben selbst mehr als genug und<br />
könnten spielend allein für den Wiederaufbau aufkommen.<br />
Zum zweiten gibt es auf der ganzen Welt so viel<br />
Elend, da wüsste ich gar nicht wo man anfangen sollte<br />
mit dem spenden – doch da wird geflissentlich darüber<br />
hinweggesehen. In der so genannten 3. Welt toben überall<br />
Kriege, die mit europäischen Waffen geführt werden. Sie<br />
verursachen Hunger, Obdachlosigkeit und Krankheit bei<br />
Menschen, die den Krieg sicher nicht wollten! Wer spendet<br />
denen Geld?<br />
Wer nicht so weit weggehen will, der braucht sich nur<br />
hier umschauen. Auch im reichen Europa und in der Bundesrepublik<br />
gibt es genügend Elend, das man bekämpfen<br />
könnte oder sollte! Neulich las ich irgendwo, dass es in<br />
Deutschland insgesamt ca. eine halbe Mio. Obdachlose<br />
gibt! Ich weiß zwar nicht, wo die Zahl herkommt, aber<br />
das ist ja egal. Fakt ist, diese Obdachlosen brauchen keine<br />
Kirchen, die brauchen dringend Wohnungen. Mich würde<br />
interessieren, wie viele Wohnungen man für eine Milliarde<br />
Euro bauen kann? Doch scheinbar ist das ja nicht so<br />
wichtig, es geht ja nur um Menschen!<br />
Den wirklich Reichen geht es nur um ihren Profit, das war<br />
immer so und wird immer so bleiben, wenn niemand<br />
etwas dagegen tut! Anfangen kann man da sofort, man<br />
kann die Wohnungen, die aus Spekulationsgründen<br />
leerstehen und verfallen, enteignen und der Bevölkerung<br />
zuführen. Ich weiß gar nicht, warum das nicht längst passiert<br />
ist und warum immer über Entschädigung geredet<br />
wird? Die Enteignung soll doch eine Strafe sein, da gibt es<br />
keine Entschädigung!<br />
Wo ich gerade über Spenden geschrieben habe, möchte<br />
ich selbst noch einen Aufruf starten, der akut wichtig ist.<br />
In der Wagenburg „Kuckucksnest“ in Emmendingen hat<br />
es gebrannt und dabei wurde ein Sanitärcontainer samt<br />
Duschen, WC's, Waschmaschine etc. vollständig zerstört.<br />
Aktuell leben dort 13 Personen, die für diesen Schaden<br />
nicht selbst aufkommen können und somit auf Hilfe angewiesen<br />
sind. Die Bewohner wollen die Sanitäranlage<br />
selbst wiederaufbauen, brauchen dafür aber finanzielle<br />
Unterstützung. Wer helfen will, kann auf folgendes Konto<br />
spenden: IBAN DE73 6805 0101 0020 0146 81, Sparkasse<br />
Freiburg-Nördlicher Breisgau, Verwendungszweck:<br />
Kuckucksnest Brandschaden. Wer nähere Informationen<br />
über den genauen Verwendungszweck haben möchte,<br />
kann sich bei Mike Blattmann, Telefon 0157 301 027 49<br />
melden. Bitte helfen Sie, wenn es Ihnen möglich ist!<br />
Nun wünsche ich Ihnen aber erst einmal viel Spaß beim<br />
Lesen des FREIeBÜRGER. Bleiben Sie uns treu und empfehlen<br />
Sie uns weiter!<br />
Carsten<br />
„HEART´S FEAR HARTZ IV“<br />
Lesung & Diskussion mit der Autorin &<br />
Schauspielerin Bettina Kenter-Götte<br />
Samstag, 11. <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong>, 19 Uhr<br />
Projektraum Schwere(s)Los! e. V.<br />
Freiburg, Kleineschholzweg 5<br />
Eintritt frei!<br />
Veranstaltungshinweis<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong> 3<br />
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FREIBURG – STADT FÜR ALLE?!<br />
DEMO GEGEN VERDRÄNGUNG UND STEIGENDE MIE-<br />
TEN! ALLE FÜR EINE SOLIDARISCHE STADT!<br />
Weil bezahlbarer Wohnraum Mangelware ist, sind steigende<br />
Mieten, hohe Wohnkosten und die daraus folgende<br />
Verdrängung von Menschen in vielen europäischen<br />
Städten zum gravierenden Problem geworden. Vielerorts<br />
ist daher der Wunsch nach einem selbstbestimmten,<br />
bezahlbaren Wohnen und Leben zum alltäglichen Überlebenskampf<br />
geworden! Allein in Freiburg fehlen für 72 %<br />
der ärmeren Bevölkerung leistbare Wohnungen, was bei<br />
den vierthöchsten Mietpreisen Deutschlands kaum verwunderlich<br />
ist!<br />
Dabei müsste es selbstverständlich sein, dass die Städte<br />
denen gehören, die darin leben! Stattdessen hat sich die<br />
Logik des freien Marktes durchgesetzt, in der die Profitmaximierung<br />
der ImmobilienbesitzerInnen und InvestorInnen<br />
sehr viel mehr wert ist, als das Grundbedürfnis<br />
und Grundrecht auf ein würdevolles Wohnen und Leben.<br />
Diese Wohnpolitik des freien Marktes hat auf ganzer Linie<br />
versagt! Anstatt dass der sogenannte Sozialstaat diesem<br />
Ausverkauf der Städte Grenzen setzt, beteiligt er sich daran,<br />
wo er nur kann und erklärt anschließend, dass diese<br />
Politik alternativlos wäre. Das Ergebnis ist: Wohnraum für<br />
Reiche, Verdrängung von Menschen mit geringem und<br />
mittlerem Einkommen, die Schließung von Freiräumen<br />
sowie der Versuch der sozialen und rassistischen Spaltung<br />
von Städten und den Menschen, die darin leben!<br />
WENN EINS NICHT GEHT, DANN DAS!<br />
UND ZWEITENS WIR!<br />
Das alles können und wollen wir nicht länger hinnehmen!<br />
Überall werden daher die Rufe nach Mietenstopps,<br />
gemeinnütziger Rekommunalisierung und Enteignung<br />
lauter. Auch in Freiburg müssen wir zusammenstehen,<br />
damit unsere Stadt endlich wieder sozial, demokratisch<br />
und solidarisch wird! Dafür haben wir zum Beispiel begonnen,<br />
uns als MieterInnen zu organisieren. In vielen<br />
Vierteln gibt es bereits Initiativen und Gruppen, wie die<br />
Wiehre für Alle oder die Metzgergrün-Initiative, die sich<br />
der Verdrängung widersetzen und für den Erhalt von bezahlbaren<br />
Wohnungen kämpfen. Den EigentümerInnen<br />
ist die Wohnungsnot egal. Wohnraum Gestalten besetzt<br />
Häuser, um die Ungerechtigkeit auf dem Wohnungsmarkt<br />
sichtbar zu machen, Wohnraum zurückzuerobern<br />
und ihn den Menschen zur Verfügung zu stellen, die ihn<br />
brauchen.<br />
RECHT-AUF-STADT NEWSLETTER<br />
Mit unserem RaS-Newsletter informieren wir<br />
einmal im Monat über„Recht auf Stadt“ Themen.<br />
Wer Infos will, einfach E-<strong>Mai</strong>l an:<br />
info@rechtaufstadt-freiburg.de<br />
Homepage: www.rechtaufstadt-freiburg.de<br />
TERMINE:<br />
- 10.05. 20 Uhr | Recht-auf-Stadt Treffen<br />
Büro für grenzenlose Solidarität, Grethergelände<br />
Adlerstr. 12<br />
- 18.05. 15 Uhr | Demo gegen Verdrängung und<br />
steigende Mieten! Alle für eine solidarische Stadt!<br />
Platz der Alten Synagoge<br />
- 19.05. 12 Uhr | Demo gegen Nationalismus:<br />
Ein Europa für Alle, eine Stadt für Alle!<br />
Platz der Alten Synagoge<br />
- 25.05. 14 Uhr | Demo gegen neue Polizeigesetze<br />
Start: Hauptbahnhof<br />
Andere aktuelle Termine unter: tacker.fr<br />
Eine Stadt für Alle heißt für uns auch eine Stadt frei von<br />
Rassismus und sozialer Ausgrenzung. Deshalb kämpfen<br />
wir für die Umsetzung einer Solidarity City: In Freiburg<br />
sollen alle EinwohnerInnen unabhängig von Herkunft,<br />
Aufenthalts- und sozialem Status den gleichen Zugang<br />
z. B. zu öffentlichen Einrichtungen, zu Bildung, menschenwürdigem<br />
Wohnraum, medizinischer Versorgung und<br />
die Möglichkeit zur kulturellen und politischen Teilhabe<br />
haben.<br />
EINE STADT FÜR ALLE, NICHT FÜR PROFITE!<br />
So wie es ist, kann es nicht bleiben! Lasst uns daher gemeinsam<br />
ein Zeichen setzen, denn Freiburg reicht‘s: Wir<br />
sind die Stadt und wollen zurückholen, was allen gehört!<br />
Die Spirale der Mietpreise, der Aufwertung, Verdrängung<br />
und Ausgrenzung wird sich immer weiterdrehen, wenn<br />
wir nicht dagegen aktiv werden!<br />
Deshalb rufen wir gemeinsam zur Demonstration am<br />
18. <strong>Mai</strong> auf: Wir lassen uns nicht länger einschüchtern<br />
und werden keine Ruhe geben! Wir fordern eine solidarische<br />
und demokratische Stadt, die ein gutes Leben für<br />
Alle ermöglicht!<br />
4<br />
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STADT-FÜR-ALLE-NACHRICHTEN ( RÜCKBLICK VOM 15. MÄRZ BIS 15. APRIL )<br />
[FR] GROSSKONTROLLE VON POLIZEI UND VAG<br />
RECHTSWIDRIG<br />
Das Freiburger Verwaltungsgericht hat entschieden,<br />
dass die Großkontrolle von Polizei und VAG am 24. April<br />
2017 rechtswidrig war. Gegen die verdachtsunabhängige<br />
Kontrolle geklagt hatte ein damaliger wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter der Universität. Ihm war als Rechtsgrundlage<br />
von der Polizei u. a. angegeben worden, dass die Bertoldstraße<br />
am Stadttheater ein „gefährlicher Ort“ sei. Um<br />
zu belegen, dass es sich bei dieser Örtlichkeit um einen<br />
Kriminalitätsschwerpunkt mit der Möglichkeit verdachtsunabhängige<br />
Kontrollen durchzuführen handelt, hatte<br />
die Polizei auf Kriminalität im Bermudadreieck in den<br />
Wochenendnächten verwiesen. Die Großkontrolle hatte<br />
aber am Montagvormittag stattgefunden. Das Gericht<br />
sah keinen Zusammenhang zwischen der Begründung<br />
des gefährlichen Ortes und der Kontrolle. Damit dürften<br />
solche Großkontrollen am Tag zukünftig nicht mehr<br />
möglich sein. Ob die Konstruktion der gefährlichen Orte<br />
grundlegend in Frage steht, kommt auch auf die Urteilsbegründung<br />
an.<br />
[FR] MOZARTSTRASSE WIEDER GERÄUMT<br />
Die Initiative Wohnraum Gestalten (WG) hat ein zweites<br />
Mal die leerstehende Mozartstraße 3 in Herdern besetzt.<br />
Erneut wurde die Besetzung von einem Großaufgebot der<br />
Polizei geräumt.<br />
Diesmal wartete die Stadt nicht die Anzeige des Hauseigentümers<br />
ab, um räumen zu können, sondern schritt<br />
gleich mit einer Allgemeinverfügung zur Tat. In dieser<br />
hieß es u. a: „Gerade die längere Hinnahme solcher<br />
Grundstücksbesetzungen würde bei vergleichbar motivierten<br />
Menschen den Eindruck hervorrufen, dass fremdes<br />
Gelände, das momentan nicht erkennbar benutzt<br />
wird, beliebig für eigene Zwecke und Bedürfnisse in Beschlag<br />
genommen werden kann.“ Es stellt sich die Frage,<br />
warum für die Stadt Freiburg offensichtlich das Bedürfnis<br />
des Besitzers, sein Haus leerstehen zu lassen, höherwertig<br />
ist als das Bedürfnis von Menschen nach bezahlbarem<br />
Wohnraum, und warum bei einem solch langen Leerstand<br />
nicht endlich zur Enteignung geschritten wird.<br />
[FR] FORUM FÜR DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
Mit der 1. Freiburger Fachkonferenz Wohnen haben die<br />
Stadtverwaltung und OB Martin Horn der Immobilienwirtschaft<br />
ein großes Forum geboten. Dass das überhaupt<br />
nicht zur Ankündigung des OB passt, zukünftig weniger<br />
auf profitorientierte Investoren zu setzen, scheint<br />
ihn nicht zu stören. Anwesend, um über die zukünftige<br />
Wohnungspolitik zu beraten, waren hauptsächlich Eigentümer.<br />
Die Investoren durften weiter die Lüge verbreiten,<br />
dass sozialer Wohnungsbau defizitär sei, und die Stadtbauspitze<br />
ankündigen, dass sie auch in Zukunft auf das<br />
Bauträgergeschäft setzen wolle.<br />
[FR] VONOVIA ENTEIGNEN!<br />
Immer weiter gehen die Legionellen-Probleme bei Wohnungen<br />
der Vonovia in Landwasser und Weingarten. Wer<br />
durch mangelnde Instandhaltung mit der Gesundheit<br />
von Menschen spielt, gehört enteignet und die Wohnungen<br />
vergesellschaftet.<br />
PETITION FÜR ÄNDERUNG DES MIETSPIEGELS<br />
Eine bundesweite Petition, die bis zum 7. <strong>Mai</strong> 50.000<br />
Unterschriften braucht, damit sie Thema im Bundestag<br />
wird, fordert eine Änderung des Mietspiegels. Es sollen<br />
nicht mehr nur Neuvermietung oder in den letzten vier<br />
Jahre geänderte, also erhöhte Mieten, in die Berechnung<br />
einfließen, sondern wieder alle Mieten, auch im Bestand.<br />
So könnte der Mietspiegel zumindest etwas sinken und<br />
Mieterhöhungen könnten aufgrund gestiegenen Mietspiegels<br />
seltener werden.<br />
Mehr Infos und die Möglichkeit zum Unterschreiben gibt<br />
es z. B. bei ausspekuliert.de.<br />
[FR] IMMOBILIENPREISE STEIGEN<br />
Der Immobilienbericht für 2018 sieht weiter steigende<br />
Preise. Der durchschnittliche Kaufpreis je qm Wohnfläche<br />
im Erstverkauf lag bei 5.314 Euro. Während im Jahre 2013<br />
im Erstverkauf noch 23 Prozent der Immobilien bis zu<br />
einem Wert von 3.500 Euro pro qm Wohnfläche veräußert<br />
wurden, gab es seit 2016 keinen einzigen Verkauf mehr<br />
in diesem Preissegment. Die Mehrzahl der Verkäufe (82<br />
Prozent) lag 2018 in der Spanne von 4.501 bis 6.000 Euro<br />
pro qm.<br />
[FR] KITA-VERGABE AN FREIKIRCHENVEREIN<br />
Die Stadt Freiburg hat, obwohl sich auch das Jugendhilfswerk<br />
und der Caritasverband beworben hatten, eine<br />
viergruppige Kita am Güterbahnhof an den Christlichen<br />
Schul- und Erziehungsverein, der zum evangelischen<br />
Freikirchenspektrum gehört, vergeben. Aufsichtsrat des<br />
Vereins war Bernd Laub aus dem Vorstand des AfD-Kreisverbandes.<br />
Schulleiter an der Freien Christlichen Schule in<br />
Freiburg, die auch zu besagtem Schul- und Erziehungsverein<br />
gehört, ist Michael Hageböck, der die rechte Zeitung<br />
Junge Freiheit mitgegründet hat.<br />
KLASSENKAMPF VON OBEN<br />
Mit der Fahndung nach möglichem „Sozialbetrug“ sind<br />
über 2.000 ErmittlerInnen in deutschen Jobcentern betraut.<br />
Sie schnüffeln regelmäßig in der Privatsphäre der<br />
Armen. Es geht um einen „Schaden“ von 50 Millionen<br />
Euro. Beim Cum-Ex-Steuerskandal, bei dem es um die<br />
Aufdeckung der Steuertricks der Superreichen geht, droht<br />
derweil die Verjährung, auch weil zu wenig Personal für<br />
die Ermittlungen da ist. Laut WDR sind 15 ErmittlerInnen<br />
mit Cum-Ex betraut. Es geht ja auch nur um schätzungsweise<br />
30 Milliarden Euro.<br />
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BERGE UND INSELN IM IRAN<br />
ZĀGROS-GEBIRGE, INSELN QESHM & HORMUZ – UND ISFAHAN<br />
Flusslandschaft im Zāgros<br />
Nach dem „Genussradeln“ ohne größere Höhenunterschiede<br />
östlich von Freiburgs Partnerstadt Isfahan (siehe:<br />
FREIeBÜRGER Februar 2016) führt die nächste Tour unsere<br />
Gruppe zwei Jahre danach in die Zāgros- und Bakhtiari-<br />
Berge westlich von Isfahan. Streckenprofil mit Höhen an<br />
die 3.000 Meter rechtfertigen die Wahl eines Mountainbikes.<br />
Ein Sponsor versorgt uns mit neuen Rädern und<br />
Trikots, fortan radeln wir in Einheitsblau. Das Trikot der<br />
Frauen ist langärmlig und knielang, das Kopftuchgebot<br />
gilt auch für das Radfahren, selbst beim Schwimmen darf<br />
nur das Gesicht frei bleiben.<br />
Die Radtour beginnt am nächsten Morgen mit einem<br />
Gruppenbild vor der 33-Bogen-Brücke Si-o-se Pol über<br />
den Zayandeh Rud. Dieser Fluss führt gerade Wasser, was<br />
die Isfahanis genießen. Einheimische Radler und Spaziergänger<br />
flanieren auf schattigen Uferwegen. Wir verlassen<br />
das Verkehrschaos von Isfahan, bei dem der ängstliche<br />
Mitteleuropäer Crashs im Minutentakt erwartet – doch es<br />
passiert gar nichts! Fotostopps verzögern unser Fortkommen,<br />
das Tagesziel ist schon bald infrage gestellt.<br />
Unsere Outdoor-Organisation (Khatib Seir Tour Travel<br />
Agency Esfahan: www.khatibtravel.com) lässt die Fahrräder<br />
kurzerhand auf einen Transporter laden, uns bringt<br />
ein Kleinbus zum Etappenziel Najafabad. Dort empfängt<br />
uns der Bürgermeister mit einer Delegation. Höflich<br />
erheben wir uns bei der Begrüßung, unsere bewährten<br />
Reisebegleiter Sara und Masud haben uns in die Umgangsformen<br />
eingeweiht. Eine Drohne und viele Kameras<br />
halten das Ereignis in Bild und Film fest. Das pulsierende<br />
Viertel der Handwerker zeigt, dass die alten Techniken der<br />
Drechsler, Messerschmiede und Hutmacher kein museales<br />
Dasein fristen. Hoffentlich bleibt diese Wertschätzung<br />
der alten Handwerkskünste erhalten.<br />
Zu guter Letzt wieder ein Gruppenfoto – wir Radler mit<br />
Filzhüten statt mit Helm. Dann zieht unsere Karawane<br />
der Stahlrösser weiter, eskortiert von Polizeiautos, oft sind<br />
es mehr Uniformierte als Radler. Der Grund für dieses Geleit?<br />
Unsere Sicherheit wohl kaum, zumindest fühlen wir<br />
uns sicher wie in Abrahams Schoß.<br />
6<br />
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m Zāgros<br />
Das älteste Naturschutzgebiet der Welt<br />
Bis zum Tagesziel müssen wir noch kräftig in die Pedale<br />
treten und gegen Wind, steinige Pisten und Höhenmeter<br />
ankämpfen. Ziel ist das Reservat des Wildlife-Refugee<br />
Gamishloo, das „älteste Naturschutzgebiet der Welt“, wie<br />
ein großes Plakat verrät. Ein Begleiter deutet auf eine<br />
ferne Bergflanke: „Dort, Steinböcke, drei, vier, fünf Tiere!“<br />
Für uns ist es nur ein dunkler Fleck, der sich langsam<br />
fortbewegt. Leoparden, Wildkatzen, Wölfe, Steinadler<br />
und Antilopen soll es auch geben – doch wir begegnen<br />
nur einer bockigen Antilope als Haustier im Reservat, die<br />
uns mit gesenkten Hörnern attackiert. Bergpanoramen<br />
begleiten uns, Pyramiden, Tafelberge. Wasserarmut und<br />
Höhe lassen kaum Vegetationsgrün aufkommen. Dafür<br />
zeigt die steinerne Gebirgslandschaft Türkis-, Ocker- und<br />
Brauntöne. Formen und Farben verraten die geologische<br />
Vergangenheit eines tektonischen Schlachtfeldes: „Die<br />
Stärke des Irans drückt sich in seinen Gebirgsmassiven<br />
aus, in seinen Felsenfestungen in Braun und Purpur,<br />
eingefasst von stummem, wildem Wunder.“ Das Kontrastprogramm<br />
einer Rafting-Tour bei Tiran erhöht unseren<br />
Adrenalinspiegel, sorgt für Spaß, viele Bilder und nasse<br />
Klamotten. Herberge finden wir in einer stilvoll renovierten<br />
Karawanserei bei der Stadt Shar-e Kord. Zuvor stellen<br />
wir uns einem Fernsehinterview: Wie gefällt Ihnen der<br />
Iran? Sehr gut, besonders die Landschaft und die prachtvollen<br />
Bauten! Was beeindruckt Sie? Die Freundlichkeit<br />
und Offenheit der Menschen hier. Bei dieser Frage entfernt<br />
man sich unbewusst vom stereotypen Frageschema<br />
– Empathie statt Floskeln der Höflichkeit.<br />
Nomaden<br />
Wir radeln im Nomadengebiet der Bachtiaren und Luren.<br />
Deren Zelte vermitteln einen Eindruck vom uralten Nomadendasein.<br />
Wir probieren ihre Alltags- und Festtagskleidung<br />
an, die Farben reichen von schwarz und weiß bis<br />
prachtvoll bunt, für uns schillernde Folklore, hier gelebter<br />
Alltag. Wie lange wird das Nomadentum überleben, jedes<br />
Jahr mit Sack und Pack, Kind und Kegel zur Sicherung der<br />
Existenz über gewaltige Gebirge zwischen Winterquartier<br />
und Sommerweide zu ziehen? Eine solche Wanderbewegung<br />
aus den trockenen Landesteilen östlich von Isfahan<br />
ins Gebirge hierher beschreibt Sven Hedin vor über<br />
100 Jahren: „Wenn aber Schnee und Regen ausblieben,<br />
war die Gegend völlig ohne Wasser, und die Bewohner<br />
mußten dann das Dorf verlassen und nach dem ,kalten<br />
Lande der Bachtiaren‘ ziehen, wo der Fluß von Isfahan<br />
entspringt; dort blieben sie dann während der warmen<br />
Jahreszeit und weideten ihre Kamele.“<br />
Die Anstiege für uns Radler sind heftig – ohne E-Bike,<br />
wohlbemerkt! Unser Begleitpersonal jedoch sorgt rechtzeitig<br />
für erholsame Pausen an einem Wasserfall, im<br />
Schatten von Bäumen, bei herrlicher Aussicht. Da schmecken<br />
dann Reis & Co. gleich nochmal so gut.<br />
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Die Speisen berücksichtigen regionale Gerichte, Bergkräuter,<br />
Käseprodukte, Kamelfleisch. Ungewohnt, doch nicht<br />
schlecht. Nach dem Essen graben zwei Bedienstete ein<br />
Loch für ein obskures Gestell darauf und errichten ein Zelt<br />
darüber. Fragende Blicke. „It´s a toilet for you!“ Irgendwann<br />
spielt ein Duo auf Trommel und Zupfinstrument<br />
am Straßenrand. Zur Erheiterung und Lockerung der<br />
geplagten Muskulatur klatschen und tanzen Radler und<br />
die stets gut gelaunten Reisebegleiter zu ungewohnter<br />
Rhythmik. Trockenobst, Gaz (weißer Nougat), Tee und Datteln<br />
halten Laune und Blutzuckerspiegel hoch. Schließlich<br />
radeln wir im Zāgros-Gebirge in Sichtweite von Schneefeldern.<br />
Bei der Passüberquerung in 2.900 Meter Höhe<br />
verhindert nur der Parforceritt da oben eine ausgelassene<br />
Schneeballschlacht. Wer hat da nicht heimlich ein E-Bike<br />
herbeigesehnt? Wo ein Anstieg ist, muss doch eine<br />
Abfahrt folgen, um aber an der nächsten Kurve ernüchtert<br />
festzustellen, der erlösende Gipfel ist noch immer<br />
nicht in Sicht. Dieses größte iranische Gebirge, Teil eines<br />
alpidischen Gebirgssystems, entsteht – auch gegenwärtig<br />
noch – durch Kollision zweier Platten, die sich zum Zāgros<br />
auftürmen, Jahr für Jahr um Millimeterbeträge. Doch<br />
ausgepumpt in dünner Höhenluft reißt die spannende<br />
Geologie keinen aus dem Sattel.<br />
Der Weg ist das Ziel<br />
Auch für uns Radler gilt die Wanderdevise „Der Weg ist das<br />
Ziel“. Schafherden erzwingen nicht unerwünschte Fotostopps,<br />
sind häufiger als Autos, obwohl die Millionenmetropole<br />
Isfahan keine 80 Kilometer entfernt ist. Der Schäfer<br />
reitet auf einem Esel, der Hund trottet mit hängender<br />
Zunge hinterher. Malerische Bergpanoramen begleiten<br />
uns, türkisblaue Seen und Flüsse mit Wasserfällen, illustre<br />
Dorfszenen, bakhtiarische Löwenskulpturen inmitten von<br />
Friedhöfen, einer Steinwüste gleich. Abenteuerlich und<br />
gemütlich sind die Übernachtungen in Privatunterkünften,<br />
weil es hier keine Hotels gibt, doch die orientalische<br />
Wohnkultur ist gut versorgt mit dicken Teppichen, Kissen<br />
und Decken. Wo also ist das Problem? Schmunzelnd entschärft<br />
Sara solche Situationen: „Die Deutschen schaffen<br />
das!“ Solche Abenteuer ermöglicht nur ein privater Einsatz<br />
im Rahmen einer funktionierenden Städtepartnerschaft,<br />
die für ein Verständnis unterschiedlicher Kulturen ohne<br />
modehafte multikulturelle Denkmuster beiträgt.<br />
Paradies der Geologie – viel mehr als Wind,<br />
Sand und Steine<br />
Der Besuch der Inseln Qeshm und Hormuz im Persischen<br />
Golf ist ein weiterer Höhepunkt unserer Reise.<br />
8<br />
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Der Anflug verspricht wenig Spektakuläres, nur braune<br />
Tafelberge, kein Vegetationsgrün, eine Mondlandschaft.<br />
Doch die Geologie hier zeigt ihre unvorstellbaren Reize<br />
erst auf den zweiten Blick. Bizarre haushohe Salzberge,<br />
unglaublich, die Zunge überzeugt, dass es sich tatsächlich<br />
um Salz handelt. Wind und seltene Niederschläge schaffen<br />
oberflächliche Erosionsrinnen im wasserlöslichen Salz,<br />
Eisenpigmente zaubern eine Farbpalette von Ocker, Gelb,<br />
Braun und Rot in die Salzberge, denen in unseren Breiten<br />
die Niederschläge längst den Garaus gemacht hätten.<br />
Auch die Ruine eines knallroten portugiesischen Forts auf<br />
der Nachbarinsel Hormuz verdankt seine Farbe der Pigmentierung<br />
durch Hämatit [Eisen(III)-oxid]. Bunt maskierte<br />
Frauen verkaufen Sandvariationen in sieben Farben, rot<br />
bis schwarz, als naive Bilder auf Glas oder in Glasgefäßen<br />
geschichtet. Neben diesen Farbspielen begeistert die Geologie<br />
im „Geopark Qeshm Island“ durch bizarre Strukturen<br />
und Formationen: Canyonartige Schluchten aus<br />
verkittetem Lösslehm, geschaffen von Wind und wenig<br />
Sickerwasser: „Steter Tropfen höhlt den Stein“ zu futuristischen<br />
Landschaften und Figuren, ideale Drehorte für<br />
Phantasy- und Abenteuerfilme. Wassermangel verhindert<br />
auch eine üppige Vegetation. Einzig Kamele und Ziegen<br />
finden in dieser bizarren Mondlandschaft Nahrung.<br />
Faszinierend ist, welchen Eindruck diese märchenhafte<br />
Welt der Steine in unserer Gruppe hinterlässt – Knipsen,<br />
Innehalten, Staunen, Sammeln von bunten Muscheln und<br />
Mineralsplittern. Weitere Ziele auf den Golfinseln: Exotische<br />
Basare, bunte Welten unter Wasser, Fischmärkte,<br />
Bootsfahrten in den Hara-Mangrovenwäldern und eine<br />
Werft, in der riesige Holzschiffe (Dhaus) nach uralter Seefahrertradition<br />
in Handarbeit gebaut werden. Ein unvergessliches<br />
Programm.<br />
Text & Fotos: Dr. Wolfram Köhler<br />
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Foto: Christian Dubovan on Unsplash<br />
LOHNLÜCKE ZWISCHEN FRAUEN UND MÄNNERN<br />
GESETZ FÜR MEHR LOHNGERECHTIGKEIT IN DER THEORIE UND PRAXIS<br />
Die Zeiten haben sich gewandelt<br />
Vor über 50 Jahren gab es in den meisten Familien nur<br />
einen Ernährer. Und das war der Mann. Er brachte seinen<br />
Arbeitslohn in einer sogenannten „Lohntüte“ nach Hause.<br />
Die Frau war nach der Hochzeit in den meisten Fällen<br />
daheim und betreute die Kinder. Sie erhielt einen Teil aus<br />
der Lohntüte ihres Mannes, das sogenannte „Haushaltsgeld“,<br />
um davon die Einkäufe zu finanzieren. Manchmal<br />
erhielt die Frau ein Taschengeld. Zumindest den Rest,<br />
den der Mann nach einem Ausgang in die Kneipe für ein<br />
„Feierabendbierchen“ mitbrachte.<br />
Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Heute sind beide berufstätig<br />
und bleiben dies in der Regel, bis die Betreuung<br />
eigener Kinder (oder der Eltern) ansteht. In den meisten<br />
Fällen verzichtet die Frau auf ihre Karriere und ist hauptverantwortlich<br />
für die Fürsorge ihrer Kinder und zuständig<br />
für den Haushalt, während der Mann weiterhin das<br />
Geld verdient.<br />
Leider ist das wiederum ein wesentlicher Anlass für die<br />
Chancenungleichheit zwischen Mann und Frau. Eine<br />
sprichwörtliche Katze, die sich in den Schwanz beißt.<br />
Denn um die Chancengleichheit der Geschlechter und die<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist es in Deutschland<br />
immer noch schlecht bestellt.<br />
Im Grunde sollten Frauen und Männer einer Veränderung<br />
der Rollenverteilung positiv gegenüberstehen. Denn solche<br />
Neuerungen beinhalten auch jedes Mal eine Chance<br />
für eine gemeinsame und zufriedene Zukunft mit der<br />
Möglichkeit, seine Fähigkeiten optimal zu nutzen.<br />
Allerdings verdienen überall in Europa die Frauen weniger<br />
als Männer. In Deutschland liegt die Entgeltlücke<br />
zwischen Frauen und Männern bei 21 Prozent. Damit<br />
steht Deutschland auf einem der letzten Plätze in puncto<br />
Lohngleichheit innerhalb der EU.<br />
(Quelle: https://de.statista.com/infografik/11139/<br />
wie-viel-frauen-in-europa-weniger-verdienen/)<br />
Nicht nur die Männer sind auf der Gewinnerseite bei der<br />
Lohnungleichheit. Auch unsere deutsche Wirtschaft profitiert<br />
ganz eindeutig von einer geringeren Entlohnung<br />
gegenüber weiblichen Mitarbeiterinnen. Diese Lohnlücke<br />
hat sich in den letzten 20 Jahren, trotz der vielen Diskussion<br />
über dieses Thema, nicht verändert.<br />
Deshalb hat unsere Bundesregierung das Gesetz zur Förderung<br />
der Transparenz von Entgeltstrukturen beschlossen,<br />
welches bereits am 6. Juli 2017 in Kraft getreten ist.<br />
10<br />
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Theorie:<br />
Auszug aus Entgelttransparenzgesetz (kurz: EntgTranspG)<br />
Artikel 1: „Das Ziel des Gesetzes ist es, das Gebot des Entgelts<br />
für Frauen und Männer bei gleicher oder gleichwertiger<br />
Arbeit durchzusetzen.“<br />
Artikel 3 (1): „Bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit ist<br />
eine unmittelbare oder mittelbare Benachteiligung wegen<br />
des Geschlechts im Hinblick auf sämtliche Entgeltsbestandteile<br />
und Entgeltsbedingungen verboten.“<br />
Artikel 3 (2): „...Eine unmittelbare Beteiligung liegt auch<br />
im Falle eines geringeren Entgelts einer Frau wegen<br />
Schwangerschaft oder Mutterschaft vor.“<br />
Erfreulicherweise ist diese Ziel- und Anwendungsdefinition<br />
aus Artikel 1 und 3 durch unseren Gesetzgeber sehr<br />
eindeutig formuliert.<br />
Da gibt es kein Vertun! Oder etwa doch?<br />
Wie finde ich einen Lohnunterschied heraus?<br />
a) Ein Kollege erzählt Ihnen, was er verdient.<br />
b) Seit dem 6. Januar 2018 gibt es einen Auskunftsanspruch<br />
(§ 12 EntgTranspG).<br />
Auskunftsanspruch:<br />
Frauen bzw. auch Männer können ein Auskunftsgesuch<br />
über ein durchschnittliches monatliches Vergleichsgehalt<br />
anfordern. Der Antrag wird an den Betriebsrat oder, falls<br />
es keinen Betriebsrat gibt, den Vorgesetzten gestellt. Dieser<br />
hat dann drei Monate Zeit, um die Informationen an<br />
den Antragsteller weiter zu geben.<br />
Laut Gesetz besteht dieser Anspruch in erster Linie nur in<br />
Betrieben von mehr als 200 Mitarbeitern. Eine Auskunft<br />
kann der Mitarbeiter/-in nur alle zwei Jahre anfordern. Es<br />
sei denn, man kann darlegen, dass sich die Aufgaben wesentlich<br />
verändert haben. Eine weitere Voraussetzung für<br />
einen Auskunftsanspruch ist, dass mindestens sechs Kollegen<br />
des jeweils anderen Geschlechts eine vergleichbar<br />
ähnliche Position haben müssen wie der Antragsteller.<br />
Praxis:<br />
Tatsächlich wird in der Praxis die Möglichkeit eines Auskunftsersuchens<br />
selten angewendet. Nur 0,7 Prozent aller<br />
Betriebe und 32 Prozent aller Beschäftigten fallen überhaupt<br />
in den Geltungsbereich des Entgelttransparentgesetzes<br />
(Quelle: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_45_<strong>2019</strong>.pdf)<br />
Von den möglichen Antragstellern<br />
machen aufgrund der hohen Hürden nur wenige Betroffene<br />
von diesem Gesetz Gebrauch.<br />
Der wichtigste Aspekt für einen Anspruch auf gleiche<br />
Entlohnung zwischen Mann und Frau ist die Vergleichbarkeit.<br />
An dieser Stelle gibt es Schwierigkeiten, eine<br />
„Eins-zu-Eins-Übereinstimmung“ der Arbeitstätigkeit<br />
nachzuweisen. Denn es gibt nur wenige Arbeitsbereiche,<br />
bei denen eine komplette Übereinstimmung vorliegt.<br />
Lohnlücke<br />
Ohne Beweise ist eine gerechte Beurteilung im Sinne des<br />
Gesetzes problematisch.<br />
Auch wenn der Beweis über die Höhe des durchschnittlichen<br />
Vergleichsgehaltes vorliegt, ist dies kein Garant<br />
für eine Erhöhung des eigenen Arbeitsentgelts. Denn die<br />
Betroffene kann diesen Nachweis im ersten Schritt nur als<br />
Argumentation für eine Gehaltsverhandlung gegenüber<br />
dem Vorgesetzten hinzuziehen. Sofern sich der Arbeitgeber<br />
nicht auf eine Lohnanpassung einlässt, bleibt manchmal<br />
nur noch der Gang vor das Arbeitsgericht, um eine<br />
gerechte Lohnforderung durchzusetzen.<br />
Ein Fall aus der Praxis:<br />
Dies bewies der Fall einer Moderatorin von Frontal 21. Sie<br />
klagte gegen das ZDF aufgrund ungleicher Bezahlung gegenüber<br />
einem männlichen Kollegen. Obwohl in diesem<br />
Fall die Bezahlung ihres Kollegen um einiges höher war,<br />
wurde die Klage durch den Richter damals abgewiesen<br />
(Weitere Hinweise finden Sie unter: freiheitsrechte.org/<br />
equalpay / https://freiheitsrechte.org/equalpay-klage/#21).<br />
Zum Schluss wurde das Arbeitsverhältnis zwischen den<br />
Parteien aufgelöst. Kein zufriedenstellendes Endergebnis<br />
für beide.<br />
Alles in allem zeigt dieser Fall – ein Fall von vielen – dass<br />
man für die Rechtsprechung einen sehr langen Atem<br />
haben muss und eine Rechtsschutzversicherung, die diese<br />
Anwaltskosten übernimmt. Abgesehen davon lassen<br />
benachteiligte Frauen viele Nerven für die Klärung einer<br />
ungerechten Bezahlung.<br />
Was ist nun das Fazit zum Thema „Lohntransparenz“?<br />
Frauen haben es nicht leicht, zu ihrem Recht zu kommen,<br />
denn die Hürden für die Durchsetzung der Forderung<br />
„gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ sind sehr hoch.<br />
Dazu kommt auch noch ein kultureller Aspekt. Denn harte<br />
Lohnverhandlungen werden bei Männern und Frauen<br />
unterschiedlich beurteilt. Während es beim Mann als<br />
„männlich“ angesehen wird, um eine angemessene Lohnhöhe<br />
zu kämpfen, kommt es bei der Frau eher negativ an.<br />
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Wie viel Frauen in Europa weniger verdienen<br />
Unbereinigter Gender-Pay-Gap in ausgewählten EU-Mitgliedsstaaten<br />
Estland<br />
25,3 %<br />
Tschechien<br />
Deutschland<br />
UK<br />
Österreich<br />
21,8 %<br />
21,5 %<br />
21,0 %<br />
20,1 %<br />
EU 28<br />
Frankreich<br />
Spanien<br />
Schweden<br />
16,2 %<br />
15,2 %<br />
14,2 %<br />
13,3 %<br />
Polen<br />
7,2 %<br />
Italien<br />
Rumänien<br />
5,3 %<br />
5,2 %<br />
Stand 2016; Rumänien: geschätzter Wert<br />
Quelle: Eurostat<br />
Denn Frauen werden heute noch in unserer Gesellschaft<br />
nach ihrem sozialen Beliebtheitsgrad beurteilt. Dieses<br />
soziale Empfinden sollte natürlich in unserer heutigen<br />
„emanzipierten“ Gesellschaft überholt sein, damit harte<br />
Lohnverhandlungen auch Frauen selbstverständlich kulturell<br />
zugestanden werden.<br />
Vorgesetzte, welche über die Höhe der Gehälter ihrer<br />
MitarbeiterInnen entscheiden, sollten dies geschlechtsunabhängig<br />
festlegen. Dies wurde vom Gesetzgeber so<br />
vorgeschrieben. Doch scheinbar wird die Arbeitsleistung<br />
von Männern und Frauen nicht objektiv beurteilt und das<br />
Ergebnis ist eine ungerechte Bezahlung.<br />
Bedauerlicherweise wird ein gegenseitiges Verständnis<br />
zwischen Mann und Frau durch solche Diskussionen nicht<br />
gerade vorangetrieben. Im Gegenteil. Es ist gewissermaßen<br />
ein Kampf zwischen Mann und Frau. Jeder steht auf<br />
der anderen Seite und dazwischen klafft ein Graben – die<br />
„Lohnlücke“.<br />
Wie sollten sich Frauen in einer ungerechten Gehaltssituation<br />
verhalten?<br />
Frauen sollten sich bewusst sein, dass ihre Arbeitsleistung<br />
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist und sie damit auch<br />
selbstverständlich eine gerechte Entlohnung verdient<br />
haben. Wichtig ist, dass „man“ sich als „Frau“ nicht unter<br />
„ihrem“ Wert verkauft.<br />
Gesetzt dem Fall, ein Vorgesetzter erwartet von Ihnen als<br />
Mitarbeiterin: „Beweisen Sie sich!“, bevor er einer Beförderung<br />
und dadurch einer höheren Gehaltsstufe zustimmt,<br />
sollten bei Ihnen alle Alarmglocken angehen. Denn weitergehende<br />
Funktionen oder Arbeitsbereiche, welche an<br />
MitarbeiterInnen herangetragen werden, müssen unbedingt<br />
schriftlich niedergelegt werden. Demzufolge sollten<br />
auch Vorgesetzte bereit sein, ihre Versprechen für eine<br />
Gehaltserhöhung einzuhalten.<br />
Sofern Frauen Erkenntnisse für eine ungerechte Entlohnung<br />
vorliegen, sollten Sie sich fragen: Entspricht dieses<br />
Unternehmen noch meiner Karrierevorstellung und kann<br />
ich unter Umständen mein Recht einfordern und/oder<br />
mir einen neuen Arbeitgeber suchen, der meine Arbeitsleistung<br />
gerecht bezahlt?<br />
Oder die Frauen schalten im Arbeitsalltag einfach mal<br />
einen Gang herunter. Denn schließlich arbeiten sie bei<br />
einem Lohnunterschied von 21 % und einer 5 Tage-Woche<br />
einen ganzen Tag lang ohne Bezahlung.<br />
Hinweis zur Autorin:<br />
Die Autorin Martina Maler lässt andere Menschen mit ihrem<br />
Buch „Karriereschwanger – Passen Kinder und Karriere<br />
zusammen?“ an ihren Erfahrungen mit einem geänderten<br />
Rollenbild teilhaben. ISBN 978-3-946287-51-3.<br />
12<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong><br />
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Engagiert für wohnungslose Menschen<br />
Sonntagstreffs <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong><br />
VERKÄUFER LAL<br />
Foto: Ekki<br />
Mein Name ist Lal. Geboren und aufgewachsen bin ich in<br />
Indien in einem Ort im Bundesstaat Punjab, der 300 Kilometer<br />
von Neu-Dehli entfernt liegt. Ich lebe jetzt schon<br />
seit fast 30 Jahren in Deutschland, davon die letzten 15<br />
Jahre in Freiburg. Nach Deutschland kam ich durch meinen<br />
Bruder, der mich eingeladen hatte, ihn zu besuchen.<br />
Mir gefällt es, hier zu leben, der Tagesablauf hat mehr<br />
Struktur als in Indien, das finde ich gut.<br />
In Freiburg habe ich viele Jahre im Mundenhof und der<br />
Stadtgärtnerei gearbeitet, musste jedoch aus gesundheitlichen<br />
Gründen in Rente gehen. Danach habe ich einige<br />
Zeit Pfandflaschen gesammelt, das was aber für mich<br />
auf Dauer sehr mühselig und auch körperlich sehr anstrengend.<br />
Daher bin ich froh, dass es den FREIeBÜRGER<br />
gibt, den ich mittlerweile schon seit zwei Jahren verkaufe.<br />
Der Verkauf bessert nicht nur meine Rente auf, es macht<br />
mir auch sehr viel Spaß. Mein Motto: Wenn man lächelt,<br />
lebt man länger! Durch den Verkauf komme ich unter<br />
Menschen, denn zu viel zuhause sitzen und zu viel Ruhe<br />
machen mich krank. Ich verkaufe den FREIeBÜRGER vor<br />
dem Edeka in der Engelbergerstraße für ca. zwei bis drei<br />
Stunden täglich, meist ab 16 Uhr. Ich habe mittlerweile<br />
schon einige StammkundInnen, mit denen ich sehr schöne<br />
Gespräche führe. Vielen Dank an alle LeserInnen, die<br />
mich schon so lange so toll unterstützen!<br />
Euer Lal<br />
05.05.<strong>2019</strong><br />
13 Uhr<br />
12.05.<strong>2019</strong><br />
13 Uhr<br />
19.05.<strong>2019</strong><br />
13 Uhr<br />
Kath. Gemeinde St. Josef<br />
Gemeindesaal Breisacher Straße 119<br />
Straßenbahn 4 Richtung Messe /<br />
Halt Kilianstraße<br />
Der Meditationsverein Dhamma Dana<br />
e. V. lädt ein in die Waldorfschule<br />
St. Georgen, Bergiselstraße 11<br />
Buslinie 11 nach St. Georgen / Halt<br />
Innsbrucker Straße oder Straßenbahnlinie<br />
3 bis Endhaltestelle Vauban<br />
Maria Magdalena Kirche im Rieselfeld<br />
Maria-von-Rudloff-Platz<br />
Straßenbahn 5 Richtung Rieselfeld /<br />
Halt Maria-von-Rudloff-Platz<br />
Anzeige<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong> 13<br />
<strong>Mai</strong>_ausgabe_17_04_<strong>2019</strong>.indd 13 29.04.<strong>2019</strong> 14:19:02
»WIR ERZÄHLEN VON VERÄNDERUNG,<br />
UND WOLLEN GEHÖRT WERDEN«<br />
Fairtrade, wohin man schaut: Lebensmittel, Kosmetik,<br />
Kleidung/Textilien, Möbel oder Spielzeug sind die Klassiker.<br />
Aber haben Sie schon mal von Fairtrade-Tourismus<br />
oder -Elektronik gehört?<br />
Das neueste auf dem Gebiet ist aus Freiburg und nennt<br />
sich WEtell. Der erste nachhaltige, faire und transparente<br />
Mobilfunktarif-Anbieter. Die drei Freiburger Unternehmer<br />
Andreas Schmucker, Alma Spribille und Nico Tucher<br />
wollen mit ihrem Start-up-Unternehmen WEtell eine faire<br />
Alternative zu den konventionellen Mobilfunkunternehmen<br />
anbieten. Jetzt wird durchgestartet, denn WEtell hat<br />
die bisher erfolgreichste Kampagne auf der deutschen<br />
Crowdfunding-Plattform Startnext <strong>2019</strong> durchgeführt.<br />
Der FREIeBÜRGER traf sich mit Nico Tucher zu einem Gespräch.<br />
Wie kamt ihr auf diese Idee?<br />
Ursprünglich stammt sie von Andi. Er hat schon vor<br />
einigen Jahren sein Leben Stück für Stück umgestellt<br />
auf nachhaltige Dienstleistungen, ist zu einer nachhaltigen<br />
Bank und einem nachhaltigen Öko-Stromanbieter<br />
gewechselt. Dann hat er sich gefragt, ob es auch eine<br />
nachhaltige Alternative unter den Mobilfunk-Anbietern<br />
gibt – und hat damals nichts gefunden. Seitdem ist die<br />
Idee in seinem Kopf. Irgendwann haben wir dann zu dritt<br />
an Ideen gearbeitet und uns gedacht, dass es schon verrückt<br />
ist, dass das bisher keiner umgesetzt hat. Und dann<br />
haben wir uns darangemacht...<br />
Was ist das Besondere an eurer Geschäftsidee?<br />
Bei uns kann man SIM-Karten kaufen und damit telefonieren,<br />
wir sind in einem der großen Netze, das ist das,<br />
was gleich ist mit anderen Anbietern. Uns ist es ganz<br />
wichtig, eine klimaneutrale Dienstleistung zu schaffen,<br />
die maximalen Datenschutz liefert und bei der man<br />
sicher sein kann, dass der Umgang mit Kunden, Partnern<br />
usw. fair und transparent abläuft. Das sind die großen<br />
Stichpunkte: Klimaschutz, Datenschutz, Fairness und<br />
Transparenz. In den Bereichen machen wir sehr viel und<br />
mehr als manch anderer Mobilfunkanbieter.<br />
Was genau ist neu an eurem Produkt?<br />
Ich fang mit dem Klimaschutz an: 40 % Energie braucht<br />
man ca. für die Herstellung des Handys und für das Laden,<br />
mindestens 60 % der Energien werden gebraucht für<br />
14<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong><br />
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den Netzbetrieb. Die Netzbetreiber nutzen dafür teilweise<br />
erneuerbare Energien, aber aktuell bei weitem nicht zu<br />
100 %. In anderen Branchen gibt es das schon: Bei dem<br />
<strong>Mai</strong>lanbieter Posteo läuft die Infrastruktur auf Ökostrom,<br />
d. h. klimaneutral. Im Mobilfunk gibt es das so noch nicht.<br />
Wir haben uns mit der EWS (Elektrizitätswerke Schönau)<br />
zusammengetan und haben den Plan, zusammen Solaranlagen<br />
in Deutschland zu bauen, die mehr Ökostrom<br />
produzieren, als der komplette Netzbetrieb für alle unsere<br />
Kunden braucht. So kommen wir am Ende zu 100 % klimaneutral<br />
telefonieren. Im Bereich Datenschutz ist es so,<br />
dass die vielen Daten im Mobilfunkbereich oft genutzt<br />
werden zu Werbezwecken für die Firma selbst, sie können<br />
sogar je nach AGB (Allgemeiner Geschäftsbestimmung)<br />
prinzipiell weiterverkauft werden. Bei uns gibt es das<br />
nicht. Wir speichern so wenige Daten wie möglich, wir<br />
löschen sie so früh wie möglich, wir verkaufen sie nicht<br />
weiter und geben sie nicht raus. Wir versuchen, maximalen<br />
Datenschutz zu bieten. Dann zu Fairness und Transparenz:<br />
Einer der vielen Punkte, der uns sehr wichtig ist, ist<br />
z. B. die monatliche Kündbarkeit.<br />
Wer ist Eure Zielgruppe?<br />
Erstmal diejenigen, die sowieso schon andere nachhaltige<br />
Dienstleistungen beziehen, z. B. Kunden einer Ökobank,<br />
Leute, die Ökostrom beziehen oder viel Bio einkaufen.<br />
Diese Menschen können wir relativ gut erreichen. Es ist<br />
ein großer Vorteil beim Thema Mobilfunk, dass fast jeder<br />
in Deutschland einen Handyvertrag hat. D. h. auch über<br />
die klassischen Zielgruppen versuchen wir, in Zukunft<br />
auch andere Leute zu erreichen und für Nachhaltigkeit zu<br />
gewinnen.<br />
Ab wann kann ich zu WEtell wechseln?<br />
Wir geben alles dafür, dass dies schon im Herbst <strong>2019</strong> geschehen<br />
kann. Man kann die Gutscheine jetzt schon kaufen.<br />
Wenn man jetzt schon wechseln möchte, haben wir<br />
dafür eine Übergangslösung: Man kann gleich zu dem<br />
Netzanbinder wechseln, mit dem wir zusammenarbeiten<br />
werden, und der Wechsel im Herbst zu WEtell erfolgt<br />
dann automatisch, sobald es uns wirklich gibt.<br />
Bietet ihr auch Prepaid-Tarife ohne Vertragsbindung oder<br />
Fair Flat-Tarife (Zahle, was Du verbrauchst) an?<br />
Nein, das wird es nicht geben. Wir versuchen, das Angebot<br />
sehr einfach zu halten und haben deswegen auch erst<br />
mal nur drei Tarife. Wir werden versuchen, mehr Tarife<br />
(auch für den kleineren Verbrauch) anzubieten, aber versprechen<br />
können wir noch nichts.<br />
Welche Schwierigkeiten gab es und welche<br />
Herausforderungen seht ihr in den nächsten Monaten?<br />
Wir haben alle drei einen technischen Hintergrund und<br />
kommen aus dem Bereich erneuerbare Energien:<br />
Ich bin Physiker, Alma ist Wirtschaftsingenieurin, Andi ist<br />
Ingenieur. Unser Background beim Thema Klima ist also<br />
ziemlich safe. Und die Bereiche Fairness und Transparenz<br />
kennen wir auch durch ehrenamtliches Engagement.<br />
Wir mussten viel lernen in den Bereichen Mobilfunk und<br />
Datenschutz. Viele Themen kann man über Partner ganz<br />
gut abdecken, so haben wir z. B. einen Partner im Bereich<br />
Mobilfunk mit langjähriger Erfahrung. Die Crowdfunding-Kampagne<br />
ist vorbei, jetzt geht es um die Finanzierung<br />
des Projekts. Das Geld, das uns die Kunden über die<br />
Kampagne gegeben haben, ist nicht für den Unternehmensaufbau<br />
da, sondern davon sollen die Leute später<br />
telefonieren. Das ist nur dafür da zu wissen, dass es ausreichendes<br />
Interesse an dem Produkt gibt. Jetzt machen<br />
wir uns auf die Suche nach Geldgebern und Banken, bei<br />
denen wir möglicherweise Kredite kriegen können. Wenn<br />
wir eine sichere Finanzierung aufgebaut haben, dann<br />
können wir die ganzen Verträge unterschreiben und WEtell<br />
auf den Markt bringen. Wir müssen dann die ganze<br />
Infrastruktur aufbauen. Wir brauchen eine Hotline, die<br />
Homepage muss größer aufgebaut werden, weil wir dann<br />
einen Login-Bereich brauchen, und eine IT-Infrastruktur.<br />
Der ganze Service braucht eine gute Struktur.<br />
Wo seht ihr euch in fünf Jahren?<br />
In fünf Jahren wären wir natürlich gerne erfolgreich am<br />
Markt, die anvisierte Kundenzahl liegt auf jeden Fall bei<br />
mehreren zehntausend. Wir wollen hauptsächlich die<br />
Themen Klimaschutz, Datenschutz, Fairness und Transparenz<br />
im Markt etablieren. Und wir wollen, dass andere<br />
Unternehmen dann nachziehen.<br />
Wollt ihr unseren LeserInnen noch etwas mitteilen?<br />
Wenn Ihr das Thema spannend findet, könnt ihr auf<br />
unsere Homepage gehen (https://wetell-change.de/), dort<br />
findet Ihr detaillierte Informationen. Für uns ist Transparenz<br />
ein großes Thema und wir versuchen, das so gut wie<br />
möglich zu beschreiben. Wenn es Fragen gibt, gibt es ein<br />
Kontaktformular, schreibt uns gerne an.<br />
Wir schreiben das Thema Datenschutz sehr groß. Viele<br />
Unternehmen bezahlen Google oder Facebook dafür, dass<br />
sie ihre Zielgruppe gut erreichen – das passt natürlich mit<br />
dem Datenschutz nicht zusammen. Wir machen keine<br />
bezahlte Facebook- oder Google-Werbung und sind deswegen<br />
darauf angewiesen, dass über unser Produkt im<br />
Freundes- und Bekanntenkreis geredet wird. Wir haben<br />
auch Postkarten, die man sich zuschicken lassen und<br />
dann weiterverteilen kann. Dann gibt es in ganz Deutschland<br />
schon Leute, die unsere Flyer genommen haben und<br />
sie z. B. im Bioladen um die Ecke ausgelegt haben. So was<br />
ist ganz herzlich willkommen.<br />
Vielen Dank für das Interview!<br />
Oliver & Ekki<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong> 15<br />
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1234ROCK,<br />
UND WIE ER<br />
DIE WELT SIEHT<br />
Ein fröhliches Aloha, liebe Leser,<br />
wie in jedem Jahr geht es mir wieder viel zu schnell mit<br />
der Wetterentwicklung. Der Frühling macht mich träge.<br />
Zu nichts habe ich richtig Lust. Mein Gehirn fühlt sich<br />
an wie eine klebrige zähe Masse, die von Hallervorden<br />
gespielt und von Schweiger dabei gefilmt wird. Wobei,<br />
genau genommen stimmt dies ja noch gar nicht, denn<br />
der richtige Frühling beginnt ja mit der Blüte des Apfelbaums<br />
und nicht mit den ersten Tagen über 20 °C. So wie<br />
der Herbst mit der Reife der Haselnuss beginnt. Das ist<br />
altes Wissen und nicht von Modetrends abhängig. Pflanzen<br />
kann man trauen! Das weiß ich spätestens nach dem<br />
Spiel „Pflanzen gegen Zombies“.<br />
Trotzdem ist es halt schon wieder Frühling, auch wenn<br />
die Terminologie nicht korrekt ist. Frühling ist in Freiburg<br />
dann, wenn die Schönwetterradler aus ihrem Winterschlaf<br />
erwachen. Diese erkennt man vor allem an ihrer<br />
unsicheren Fahrweise, die sich erst zum Herbst in eine<br />
souveräne wandelt. Dann bleiben noch zwei, drei Wochen<br />
sicheres Radfahren und anschließend wird das Fahrrad<br />
wieder eingemottet. Aus Gründen.<br />
In der Zwischenzeit sind die Schönwetterradler, wie in<br />
jedem Jahr erneut, erstaunt darüber, dass es auch andere<br />
Menschen auf den Straßen oder gar Verkehrsregeln,<br />
an die man sich halten könnte, gibt. Ich habe mir schon<br />
überlegt, dass ich in Dänemark ein Hunderterpack Fahrradführerscheine<br />
kaufe und die, großzügig wie ich bin,<br />
einfach an die größten Radverkehrstrottel verschenke.<br />
Dänemark ist für Fahrradführerscheine das, was Osteuropa<br />
für die Autoführerscheine ist. Und gerade da scheint<br />
diese Taktik ja Wunder zu wirken und dem ein oder der<br />
anderen zu besserem Fahrverhalten zu verhelfen.<br />
Vor ein paar Jahren wünschte ich mir noch eine Paintballknarre<br />
oder einen Darm-Disruptor (ein Gerät, das<br />
durch Mikrowellenstrahlen Durchfall beim Getroffenen<br />
provoziert). Ich kam mir nachts, wenn ich vor Wut nicht<br />
schlafen konnte, schon vor wie Klaus Kinski in Fitzgeraldo.<br />
Mich brachte innerlich so ziemlich alles in Rage. Vor allem<br />
aber all die vielen Mitmenschen und ihre Handlungen.<br />
Auch wollte ich, wie bei Ben Hur, eine Reifenzertrümmerungsmaschine<br />
am Fahrrad anbringen, damit die vielen<br />
Schönwetterfahrradfahrer daran erinnert werden, dass<br />
es im Straßenverkehr Regeln gibt und sie nicht allein auf<br />
der Welt wandeln. Aber diese Wut ist nun im Alter in Verständnis<br />
umgeschlagen. Ich trage keinen Hass mehr in<br />
mir. Darum fühle ich mich auch so leer. Um wenigstens<br />
ansatzweise mit der Thematik in Kontakt zu bleiben, kaufe<br />
ich mir ab und an eine Hass-Avocado aus Israel.<br />
In meiner Altersweisheit verstehe ich nun nicht nur die<br />
Schönwetterradfahrer, sondern auch die Sonntagsradfahrer.<br />
Ich verstehe, dass die vor lauter Ablenkung nicht noch<br />
zusätzlich auf andere Sachen achten können. Unmöglich.<br />
Zusätzlich kommt pünktlich zum Erstradeln auch noch<br />
die Plakatflut in die Stadt. Da gibt es keinen Laternenmasten,<br />
der nicht für die Kommunal- oder Europawahl wirbt.<br />
Und dies immer auch entlang der Radwege. Da wird es<br />
vor lauter „Heiße Luft-Slogans“ und Heilsversprechungen<br />
echt schwierig, die Spur zu halten.<br />
18<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong><br />
<strong>Mai</strong>_ausgabe_17_04_<strong>2019</strong>.indd 18 29.04.<strong>2019</strong> 14:19:04
Das ist aber auch alles ziemlich verwirrend. Ich hab komplett<br />
den Überblick verloren. Welche der Plakatparteien<br />
ist denn nun für den Gemeinderat, welche sowohl für<br />
den Gemeinderat als auch für das Europaparlament und<br />
welche nur für die Europawahl? Was ist der Unterschied<br />
zwischen Stadtrat und Gemeinderat? Sind die Marxisten-Leninisten<br />
nun bei beiden Wahlen dabei? Und was<br />
macht eigentlich dieser Varoufakis auf den Plakaten? War<br />
das nicht der Typ mit dem Mittelfinger aus Griechenland?<br />
Oder war das der Böhmermann? Lauter Fragen, die einem<br />
kommen, während man auf dem Rad eine SMS schreibt,<br />
Musik auswählt, sich den Helm geraderückt, nach der<br />
Sonnenbrille wurschtelt und eine Möhre isst.<br />
Da ich nun zum ersten Mal seit 2004 wieder den Gemeinderat<br />
in Freiburg wählen kann, bin ich mir der großen<br />
Verantwortung bewusst. 2009 war ich bei der Biomafia<br />
tätig und nicht so richtig wohnhaft. 2014 war ich noch in<br />
Leipzig und konnte dort zumindest einen Bürgermeister<br />
wählen. Als ich noch wesentlich jünger war, haben mich<br />
Kommunalwahlen nicht interessiert. Mit steigendem<br />
Alter wird die Kommunalwahl immer interessanter. Dies<br />
hat, so vermute ich, zwei Ursachen. Zum einen bin ich<br />
seit geraumer Zeit bei Welt-, Außen- und Innenpolitischen<br />
Themen sehr ratlos. Klar ist es faszinierend, wie die<br />
politischen Systeme durch den Wählerwillen an den Rand<br />
ihrer Funktionsweise getrieben werden. Aber es überkommt<br />
mich das Gefühl, dass alles immer komplexer wird<br />
und ich die Energie zum Verstehen nicht mehr in dem<br />
Maße aufbringen kann, wie die Akteure die Systeme zu<br />
sabotieren versuchen. Wie viel einfacher ist es da, einen<br />
überschaubaren Gemeinderat zu wählen. Auch stelle<br />
ich fest, dass ich nun endlich mehr als einen Kandidaten<br />
persönlich kenne und somit einen Vertrauensvorschuss<br />
verschenke. Das ist doch was anderes als bei einer doch<br />
recht anonymen Wahl für ein EU-Parlament im fernen<br />
Straßburg. Zum anderen bin ich nun geistig soweit gereift,<br />
dass ich das mit dem Kumulieren und Panaschieren<br />
endlich handlungssicher verstehe. Ich versuche dies an<br />
dieser Stelle mal anhand eines Beispiels zu erklären. Es<br />
gibt ganze 18 Listen und ich habe 48 Stimmen. Ich kann<br />
es mir ganz einfach machen und einfach eine Liste, sagen<br />
wir mal die von Urbanes Freiburg, in die Wahlurne werfen<br />
und schon habe ich fertig gewählt. Da ich aber ein paar<br />
der Kandidaten mag und vertraue, gebe ich denen gleich<br />
drei Stimmen. Also der Jule, dem Jost, der Edda und dem<br />
Cicco. Dadurch verlieren aber jeweils zwei andere auf der<br />
Liste meine Stimme. Das nennt man dann Kumulieren.<br />
Wenn ich dann noch von einer anderen Liste jemanden<br />
gut finde, dann kann ich den auch auf die Liste schreiben<br />
und auch drei Stimmen geben. Das wäre vielleicht die Karin<br />
und der Herr Krögner von der SPD und der Herr Bock<br />
von der CDU. Dann hätte ich panaschiert. Das kann ich so<br />
oft machen, wie ich will. Ich muss nur aufpassen, dass ich<br />
nur 48 Stimmen abgebe.<br />
Gute Güte, hätte ich keine Lust, das ganze auszuzählen.<br />
Aber nach wie vor fällt es mir schwer zu glauben, dass<br />
sich viele Wähler durch die schiere Masse der Plakatwerbung<br />
überzeugen lassen. An jeder Straßenlaterne hängen<br />
mindestens zwei Plakate.<br />
Vielleicht ist die Plakatschwemme aber auch eine Art<br />
Wettrüsten und Aufplustern zwischen den Parteien oder<br />
Kandidaten, nach dem alten Motto: „Ey Alpha-Kevin, ich<br />
hab 400 Plakate mehr ing Littenwailer aufgehängt als wie<br />
Du. Isso Du Lauch. Nung weisd du wer der Babu ist.“<br />
02.<strong>Mai</strong> The Franklys PowerPop<br />
04.<strong>Mai</strong><br />
Slow Club<br />
Beat Night<br />
VEREIN<br />
10. <strong>Mai</strong> FÜR G-Rag NOTWENDIGE / Zelig-Implosion KULTURELLE Deluxxe<br />
MASSNAHMEN<br />
ShoeGaze,<br />
e.V.<br />
Haslacher Straße 25 - 79115 Freiburg - + Neighbours Burning slowclub-freiburg.de NoWave,<br />
PostPunk<br />
Neighbours Programm Januar 2018<br />
Programm Januar 2018<br />
11. <strong>Mai</strong> UNHOLY ICELANDIC ALLIANCE<br />
BlackMetal,<br />
05. Jan. Blindfall<br />
AlternativRock,<br />
Mannveira + Norn +<br />
Punk‘n‘Roll,<br />
+ Joleen<br />
Crossover, Performance Metal<br />
World Narcosis + Örmagna<br />
06. 15. Jan. <strong>Mai</strong> Somewhere Underwater Noise, Indie,<br />
Schneider + Grodock +<br />
SynthPop,<br />
+ Dreampop,<br />
Oba Brandt Boba und die Abgründe Minimal<br />
Shoegaze<br />
17. <strong>Mai</strong> 11. Slow Club Salon Riot Theater #2<br />
Theater<br />
Jan. ORPH<br />
Pop, Folk, Punk<br />
Mit der<br />
(findet Träne<br />
in der im Knopfloch<br />
Passage46 statt)<br />
18. <strong>Mai</strong> 12. Electroscope Electro<br />
Jan. ManMachine New Wave, Synthpop,<br />
Blind Delon Electropop 19. <strong>Mai</strong> SynthWave<br />
20. 24. Jan. <strong>Mai</strong> Lesung<br />
Partyreihe ElektroScope<br />
Joachim Lang & Saftig Hentschel<br />
ElektroLesung<br />
1234rock<br />
DER<br />
DER<br />
SLOW<br />
SLOW<br />
CLUB<br />
CLUB<br />
E.V.<br />
E.V.<br />
Hinter<br />
Hinter<br />
dem<br />
dem<br />
selbstverwalteten<br />
selbstverwalteten<br />
Verein<br />
Verein<br />
SLOW<br />
SLOW<br />
CLUB<br />
CLUB –<br />
Verein<br />
Verein<br />
für<br />
für<br />
notwendige<br />
notwendige<br />
kulturelle<br />
kulturelle<br />
Maßnahmen<br />
Maßnahmen<br />
e.V.<br />
e.V.<br />
stehen<br />
stehen<br />
engagierte<br />
engagierte<br />
Leute<br />
Leute<br />
unterschiedlichster<br />
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Berufs-<br />
Berufsund<br />
und<br />
Altersgruppen,<br />
Altersgruppen,<br />
die<br />
die<br />
ehrenamtlich<br />
ehrenamtlich<br />
die<br />
die<br />
Intention<br />
Intention<br />
verfolgen,<br />
verfolgen,<br />
das<br />
das<br />
kulturelle<br />
kulturelle<br />
Angebot<br />
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Freiburgs<br />
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jenseits<br />
jenseits<br />
des<br />
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<strong>Mai</strong>nstreams<br />
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zu<br />
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erweitern.<br />
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Entstanden<br />
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ist<br />
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eine<br />
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bunte<br />
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Kulturoase,<br />
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in<br />
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der<br />
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Veranstaltungen<br />
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aus<br />
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dem<br />
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Bereich<br />
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Musik,<br />
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aber<br />
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auch<br />
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Theater,<br />
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Lesungen<br />
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und<br />
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Film<br />
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sowie<br />
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darstellende<br />
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Künste<br />
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Planung<br />
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Durchführung<br />
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der<br />
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Veranstaltungen<br />
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liegen<br />
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in<br />
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den<br />
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Händen<br />
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eines<br />
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ehrenamtlich<br />
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arbeitenden<br />
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Organisationsteams,<br />
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dem<br />
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sich<br />
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Vereinsmitglieder<br />
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und<br />
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Interessierte<br />
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jeder<br />
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Zeit<br />
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anschließen<br />
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und<br />
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somit<br />
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ihre<br />
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Ideen<br />
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und<br />
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Kreativität<br />
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einbringen<br />
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die<br />
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Möglichkeiten<br />
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Räumlichkeiten<br />
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geboten<br />
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werden,<br />
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dass<br />
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Interessierte<br />
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der<br />
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Verein<br />
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als<br />
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Plattform<br />
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für<br />
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und<br />
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Programm <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong><br />
Techno, Elektro,<br />
House<br />
05.<strong>Mai</strong> Krypts + Jupiterian DeathMetal,<br />
07.<strong>Mai</strong> Scumbag Millionaire ActionPunk<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong> 19<br />
<strong>Mai</strong>_ausgabe_17_04_<strong>2019</strong>.indd 19 29.04.<strong>2019</strong> 14:19:04
„LINKS-GRÜNE KLIMALÜGE“<br />
Foto: UniversityBlogSpot/Flickr<br />
MIT DER AfD SITZEN BEKENNENDE KLIMAWANDELLEUGNER IM BUNDESTAG<br />
Wenn sie will, kann sie durchaus Mitgefühl zeigen, die<br />
AfD. „Das Stigmatisieren des CO 2 als Schadstoff werden<br />
wir beenden“, empörte sie sich 2016 im Programmentwurf<br />
der Bundespartei. Im aktuellen Grundsatzprogramm<br />
schlägt sie sich ebenfalls in die Bresche für<br />
das Kohlendioxid, das „ein unverzichtbarer Bestandteil<br />
allen Lebens“ sei. Der Weltklimarat (IPCC) und die deutsche<br />
Regierung hingegen würden „die positive Wirkung<br />
des CO 2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die<br />
Welternährung“ unterschlagen. „Je mehr es davon in der<br />
Atmosphäre gibt, umso kräftiger fällt das Pflanzenwachstum<br />
aus", lobt die AfD das viel gescholtene Klimagas.<br />
Es besteht kein Zweifel: Mit der AfD hat die Szene der<br />
KlimawandelleugnerInnen eine lautstarke Repräsentanz<br />
im Bundestag gefunden. Bei der Generaldebatte im<br />
Bundestag im März 2018 nannte der AfD-Umweltpolitiker<br />
Karsten Hilse die von KlimawissenschaftlerInnen vorgebrachte<br />
Aussage, die Beschleunigung des Klimawandels<br />
sei menschengemacht, eine „Irrlehre“ und "Fantasie<br />
grüner Ideologen". Selbst vor dümmsten Stammtischparolen<br />
schreckte Hilse nicht zurück: Wer Klimaschutz<br />
wolle, „müsste damit anfangen, das Wetter zu schützen“.<br />
In Wahrheit ginge es der Klimapolitik um „die Enteignung<br />
von Millionen von AutofahrerInnen“.<br />
Robert Farle, AfD-Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt,<br />
sieht das ähnlich: „Die links-grüne Klimalüge macht<br />
Energie unbezahlbar und vernichtet Arbeitsplätze.“<br />
Folgerichtig wendet sich die AfD gegen sämtliche Anstrengungen,<br />
klimaschädliche Emissionen zu verringern,<br />
und lehnt beispielsweise die Energiewende rundweg ab.<br />
Argumentationshilfe suchen KlimawandelleugnerInnen<br />
wie Hilse und Farle bei pseudowissenschaftlichen<br />
Instituten wie EIKE (Europäisches Institut für Klima &<br />
Energie), das personell eng mit der AfD verzahnt ist.<br />
Beispielsweise ist EIKE-Vizepräsident Michael Limburg zugleich<br />
stellvertretender Vorsitzender des AfD-Bundesfachausschusses<br />
Energie. Obwohl EIKE die „deutschen Interessen“<br />
in der Energiepolitik betont, arbeitet es eng mit dem<br />
US-amerikanischen Heartland Institute zusammen – eine<br />
Propagandainstitution jener fossilistischen US-amerikanischen<br />
Kapitalfraktionen, die vom Klimaschutz zu<br />
Konzessionen gezwungen wären. Seriöse WissenschaftlerInnen<br />
sind entsetzt darüber, wie die wissenschaftlich<br />
tausendfach belegten Klimaveränderungen von der AfD<br />
und Ihresgleichen abgetan werden. Klimaforscher Wolfgang<br />
Lucht erkennt dahinter einen besorgniserregenden<br />
Trend: „Es wird zunehmend versucht, so zu tun, als ob<br />
wissenschaftliche Befunde eine Frage politischer Meinung<br />
sind.“ Sein Kollege Stefan Rahmstorf kritisiert die<br />
AfD noch harscher: „Es geht hier um gezielte Irreführung<br />
des Laienpublikums. Die AfD betreibt mit ihrer Leugnung<br />
des vom Menschen verursachten Klimawandels das Geschäft<br />
der internationalen fossilen Energiekonzerne.“<br />
In Europa steht die AfD mit ihrer Position nicht alleine.<br />
In einer bislang unveröffentlichten Studie des klimapolitischen<br />
Think Tanks Adelphi über die Positionen<br />
europäischer Rechtsparteien, die von zahlreichen Medien<br />
ausführlich zitiert wurde (etwa in der taz vom 26.2.<strong>2019</strong>),<br />
heißt es: Von 21 untersuchten Parteien sind ein Drittel<br />
KlimawandelleugnerInnen, darunter AfD und die österreichische<br />
FPÖ. Elf Parteien äußern sich nicht über Klimawandel<br />
oder haben keine klare Haltung dazu. Nur drei<br />
Parteien anerkennen den Klimawandel als von Menschen<br />
verursachtes Problem, darunter die ungarische Regierungspartei<br />
Fidesz.<br />
20<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong><br />
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ot/Flickr<br />
Insgesamt wird Klimapolitik von den Rechtsparteien<br />
mehrheitlich abgelehnt: Klimaschutz sei schlecht für<br />
nationale Souveränität, schadet der Wirtschaft und der<br />
Bevölkerung oder ist nutzlos. Deshalb ist beispielsweise<br />
die AfD gegen den Ausstieg aus der Kohle: „Die kleinen<br />
Leute werden die Zeche zahlen“, so ihr Abgeordneter Tino<br />
Chrupalla.<br />
In der Sichtweise der Rechten sind die einzigen, die von<br />
Klimapolitik profitierten, „große ausländische multinationale<br />
Unternehmen“, so die Lega aus Italien. Die Freiheit-und-Demokratie-Partei<br />
aus Tschechien spricht gar<br />
von „Solarbaronen“ und bedient damit einen antisemitisch<br />
konnotierten Topos. Die Ablehnung von Klimapolitik<br />
heißt aber keinesfalls, dass man nicht für nationalen Umweltschutz<br />
eintritt. Dieser passt recht gut ins Weltbild der<br />
Rechten, weil er leicht zu „Heimatschutz“ stilisiert werden<br />
kann. Klimaschutz hingegen verlangt nach multilateraler<br />
Kooperation, etwa im UN-System, und ist Rechten schon<br />
deshalb suspekt. Der Verringerung des Ölverbrauchs<br />
können sie hingegen durchaus etwas abgewinnen: Dies<br />
würde Frankreich „weniger abhängig von den Golfstaaten<br />
machen, die uns mit ihrem Öl auch ihre Ideologie senden“,<br />
so Marine Le Pen vom Rassemblement National.<br />
Die Ablehnung der Klimapolitik durch die Rechtsparteien<br />
findet inzwischen nicht mehr nur auf der Ebene der<br />
Delegitimierung statt, sondern zeitigt erste politische<br />
Auswirkungen. In der offiziellen Stellungnahme des Landwirtschaftskomitees<br />
im Europa-Parlament zum EU-Umweltprogramm<br />
LIFE heißt es, Kohlendioxid und Methan<br />
hätten einen „zu vernachlässigenden Einfluss auf das<br />
Klima“, weshalb der Mensch es auch nicht beeinflussen<br />
könne. Verantwortlicher Berichterstatter war der britische<br />
Politiker John Stuart Agnew von der rechten Partei Ukip<br />
(taz 26.2.<strong>2019</strong>). Wenn nichtbritische Gleichgesinnte wie<br />
er bei der Europawahl im Juni massenhaft ins EU-Parlament<br />
gewählt werden, wovon auszugehen ist, droht die<br />
Klimapolitik der EU massiv gebremst zu werden. Dabei<br />
hat sie schon genug Widerstände etwa seitens der Industrielobby<br />
zu überwinden. Angesichts der verheerenden<br />
Auswirkungen, die der Klimawandel nach Ansicht der<br />
allermeisten KlimaforscherInnen bereits jetzt schon nach<br />
sich zieht, muss man feststellen: Bei AfD & Co herrscht<br />
nicht nur gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit etwa<br />
gegen Geflüchtete, sondern in Sachen Klima regelrechte<br />
Menschheitsfeindlichkeit.<br />
Christian Stock / Redakteur der iz3w<br />
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FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong> 21<br />
<strong>Mai</strong>_ausgabe_17_04_<strong>2019</strong>.indd 21 29.04.<strong>2019</strong> 14:19:05
WERTSCHÄTZUNG<br />
Foto: Renee Fisher on Unsplash<br />
Wann haben Sie das letzte Mal jemanden oder etwas<br />
sehr geschätzt? Vielleicht, wenn der stille, kalte Winter<br />
vorbeizieht und dem blühenden, wärmenden Frühling<br />
Platz macht. Für viele unter uns ist es selbstverständlich,<br />
morgens gesund und munter in einem kuscheligen Bett<br />
aufzuwachen, einen leckeren Kaffee zu trinken und bei<br />
der Arbeit von sympathischen Kollegen umgeben zu sein.<br />
In unserer modernen Gesellschaft werden oft verschiedene<br />
Sachen als Selbstverständlichkeit angesehen, die es<br />
aber an sich nicht sind.<br />
Wertschätzung ist eine positive Bewertung eines anderen<br />
Menschen. Diese Bewertung ist eher unabhängig von<br />
Taten oder Leistungen, sondern sieht den Menschen als<br />
Ganzes, sein Wesen. Wertschätzung ist verbunden mit<br />
Respekt und Wohlwollen, was sich in Zugewandheit und<br />
Interesse ausdrückt. Auch Gegenstände können in diese<br />
Definition miteinbezogen werden.<br />
Für viele ist es selbstverständlich, ein festes Dach über<br />
den Kopf zu haben. Ein friedliches Zuhause, das einem<br />
Geborgenheit schenkt und vor Kälte sowie anderen schädlichen<br />
Einflüssen beschützt. Eine Selbstverständlichkeit,<br />
die keine ist, da hier in Deutschland bezahlbarer Wohnraum<br />
seit Jahren immer knapper wird.<br />
Ein weiteres Beispiel sind die Supermarktregale, die rund<br />
um die Uhr prall gefüllt sind.<br />
Im Jahr 2018 erfasste die Welthungerhilfe, dass 821 Millionen<br />
Menschen an Hunger leiden. Jeder neunte Mensch<br />
hat nicht die minimal erforderliche Nahrungsmenge<br />
zur Verfügung. Besonders schlimm ist die Lage auf dem<br />
Land, dort leben ein Viertel aller Hungernden. Brennpunkte<br />
des Hungers liegen in Afrika südlich der Sahara<br />
und in Südasien. Dazu steht im Kontrast die hohe Zahl der<br />
Lebensmittel, die unnötig in der Tonne landen. Laut einer<br />
WWF-Studie sind das hierzulande jährlich 18 Millionen<br />
Tonnen. Umso trauriger ist es dann, wenn Obst oder Gemüse,<br />
das einen weiten Weg hinter sich hat, dann lieblos<br />
weggeworfen wird. Mit der Aktion „Krumme Dinger“<br />
drückte ALDI SÜD seine Wertschätzung gegenüber Obst<br />
und Gemüse mit optischen Mängeln aus und nahm diese<br />
ins Sortiment auf.<br />
Wertschätzung und Verzicht hängen eng miteinander<br />
zusammen. Je mehr und öfter eine Sache vorhanden ist,<br />
umso selbstverständlicher wird sie. Doch wie kann jeder<br />
es von uns schaffen, Lebensmittel mehr zu schätzen?<br />
Auch solche, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten<br />
haben, haben eine Chance verdient.<br />
„Riech mich, probier mich“, lautet ein hilfreicher Slogan<br />
einer Supermarktkette. Sich bewusst machen, dass das<br />
Obst, das gerade vor einem liegt, eine weite Reise hatte,<br />
verändert den Blick auf mögliche kleine Makel. Und:<br />
Bewusst genießen!<br />
22<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong><br />
<strong>Mai</strong>_ausgabe_17_04_<strong>2019</strong>.indd 22 29.04.<strong>2019</strong> 14:19:06
Suchen Sie sich einen Tag aus, an dem Sie sich etwas Besonderes<br />
gönnen. An den restlichen Tagen verzichten Sie<br />
darauf. Umso größer wird die Vorfreude und letztendlich<br />
die Wertschätzung gegenüber Ihrem Leckerbissen.<br />
Hierzu ein Zitat vom Dalai Lama:<br />
„In der heutigen materialistischen Welt besteht die Gefahr,<br />
dass Menschen zu Sklaven des Geldes werden, als seien sie<br />
einfache Rädchen in einer riesigen Gelddruckmaschine.<br />
Dies hat nichts mit Wohlbefinden gemein. Der Besitz sollte<br />
der Menschheit dienen, nicht anders herum.“<br />
In letzter Zeit wurde in den Medien immer häufiger von<br />
Angriffen auf Polizisten, Feuerwehr- und Rettungskräfte<br />
berichtet. Berufsgruppen, die rund um die Uhr für uns<br />
erreichbar und eine wichtige Stütze für die soziale Gesellschaft<br />
sind.<br />
Der Respekt und die Wertschätzung nehmen flächendeckend<br />
ab, was sich in Beleidigungen und Handgreiflichkeiten<br />
zeigt. Auch Ärzte und Pflegepersonal werden immer<br />
wieder Ziel von Attacken. Gegenüber diesen stehen<br />
rund 1,6 Millionen Tote durch Tuberkulose, die in Deutschland<br />
jedoch therapierbar ist und 940.000 verstorbene<br />
Menschen durch AIDS im Jahre 2017. Hierzulande können<br />
an HIV erkrankte durch eine antiretrovirale Therapie eine<br />
fast normale Lebenserwartung erreichen.<br />
„Eine gewisse Verrohrung ist zweifellos da“, sagt Udo<br />
Bangerter vom DRK, der Sprecher des Landesverbandes<br />
Baden-Württemberg ist. Sogar vom „plötzlichen Ausflippsyndrom“<br />
ist die Rede. Eine konkrete Statistik über die betroffenen<br />
Retter bundesweit gibt es allerdings noch nicht.<br />
Erfassbar hingegen sind die Straftaten gegen Polizeibeamte.<br />
Diese sind deutlich angestiegen.<br />
Feuerwehr-Gewerkschafts-Sprecher Tobias Thiele sieht<br />
das Gewaltpotenzial als Folge des generellen „Trends“<br />
zum aggressiven Verhalten gegenüber Staatsorganen:<br />
„Viele Menschen wollen oder können nicht mehr zwischen<br />
Feuerwehr und Polizei unterscheiden. Für die reicht es,<br />
dass jemand eine Uniform trägt.“<br />
Die noch bessere Nachricht ist, dass jeder von uns seinen<br />
Beitrag zu einer wertschätzenden Gesellschaft leisten<br />
kann. Dazu gehören die eventuell leicht angestaubten<br />
Wörter wie „Danke“ und „Bitte“, sowie ein aufmerksamer<br />
Blick auf seine Mitmenschen.<br />
Bieten Sie Hilfe an, dort wo sie gebraucht werden könnte.<br />
Sprechen Sie gegenüber Kollegen oder Freunden ein<br />
Lob aus oder überraschen Sie diese mit einem kleinem<br />
Geschenk. Nehmen Sie sich Zeit, um anderen zuzuhören.<br />
Sich über Kleinigkeiten aufzuregen wird letzten Endes<br />
weder Ihnen noch anderen weiterhelfen. Versuchen Sie,<br />
aus einer ärgerlichen Situation das Beste zu machen. Der<br />
Zug hat Verspätung? Anstatt Ihren berechtigten Frust<br />
am unschuldigen Bahnpersonal abzulassen, können Sie<br />
die nun freie Zeit für sich nutzen. Vorurteile behindern<br />
ein verständnis- und respektvolles Miteinander und sind<br />
ein Zeichen mangelnder Wertschätzung. Auch wenn es<br />
zu Beginn schwerfallen wird: Versuchen Sie, als Beispiel,<br />
in einem Menschen, der auf der Straße lebt, nicht den<br />
Obdachlosen, sondern den Menschen an sich zu sehen.<br />
Eine bestehende Obdachlosigkeit oder Erkrankung ist nur<br />
ein Baustein von vielen, die einen Menschen und seine<br />
Persönlichkeit ausmachen.<br />
Wie Christian Morgenstern einst meinte:<br />
„Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man<br />
es zum allerersten Mal wirklich sieht.“<br />
Quellenangaben:<br />
www.wikipedia.org<br />
www.welthungerhilfe.de<br />
www.karrierebibel.de<br />
www.faz.net<br />
www.StN.de<br />
Rose Blue<br />
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In manch anderen Ländern würde es soweit erst gar nicht<br />
kommen, da das Recht auf freie Meinungsäußerung<br />
ebenfalls keine Selbstverständlichkeit darstellt.<br />
Wertschätzung wirkt mehrfach: Sie steigert das Wohlbefinden<br />
durch Endorphin-Ausschüttung, stärkt Beziehungen<br />
(Oxytocin) und steigert durch eine Adrenalin-Ausschüttung<br />
die Leistungskraft. Vorgesetzte haben<br />
mittlerweile erkannt, dass ein wertschätzender Umgang,<br />
wie zuhören oder Lob aussprechen, das Arbeitsklima<br />
verbessert und die Loyalität gegenüber dem Unternehmens<br />
stärkt.<br />
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Im buddhistischen Kloster auf Mount Baldy, in dem Leonard<br />
Cohen nach Erleuchtung suchte, finden sie Arabella<br />
nicht. Stattdessen stoßen sie am Berghang auf zwei<br />
Leichen, denen auf offensichtlich rituelle Art die Kehlen<br />
durchgeschnitten wurden. Hängen die Morde und das<br />
Verschwinden Arabellas mit den koreanischen Investoren<br />
zusammen, die Schürfrechte auf dem Berg erworben haben?<br />
Oder sind die Stämme einer einstigen Hippie-Kommune<br />
in das Verbrechen verwickelt? Phoebe und ihr<br />
wilder Detektiv müssen tief hinein in die Mojave-Wüste,<br />
um des Rätsels Lösung und Arabella zu finden.<br />
Am Rande eines postapokalyptisch anmutenden Szenarios<br />
entdeckt Phoebe schließlich die bis auf eine Krone<br />
aus Pfauenfedern und eine Krallenkette aus Hühnerfüßen<br />
unbekleidete Arabella. Derweil kämpft der wilde Detektiv<br />
in der Wüsten-Arena mit einem Stammeshäuptling<br />
um die Königswürde. Charles Heist, dessen Berufung die<br />
„Befreiung von Lebewesen der verschiedensten Arten aus<br />
leidvollen Umständen“ ist, gerät nun selbst in leidvolle<br />
Umstände. Doch nachdem Phoebe erfolgreich Arabella<br />
in New York abgeliefert hat, kehrt sie zurück in das wüste<br />
Hinterland Kaliforniens, um ihren Helden zu retten.<br />
Jonathan Lethem„ Der wilde Detektiv“<br />
Tropen Verlag<br />
ISBN 978-3-608-503852-2<br />
335 Seiten – 22 €<br />
DER WILDE DETEKTIV<br />
Buchbesprechung von utasch<br />
Leonard Cohen stirbt, das Trumpeltier wird zum Präsident<br />
gewählt und Phoebe Siegler kriegt die Krise. Sie kündigt<br />
ihren Job bei der New York Times und braucht eine neue<br />
Aufgabe. Da kommt das Verschwinden der Tochter ihrer<br />
besten Freundin gerade recht. Phoebe macht sich auf den<br />
Weg in die kalifornische Provinz, um die vermisste Arabella<br />
Swados aufzuspüren und gerät dabei in ein gefährliches<br />
Abenteuer. Sie bittet den „wilden Detektiv“ Charles<br />
Heist um Hilfe. Der scheint ein skurriler Kerl zu sein. Der<br />
Mann mit einem „Faible für dahingeraunte orakelhafte<br />
Bemerkungen“, der in seiner Schreibtischschublade ein<br />
Opossum mit Harnwegserkrankung beherbergt, übt auf<br />
Phoebe eine seltsame Anziehungskraft aus. Soll sie ihn<br />
für eine Witzfigur oder für unwiderstehlich halten? Bei<br />
der gemeinsamen Suche nach Arabella lernt Phoebe eine<br />
Welt jenseits ihres bisherigen Erfahrungshorizonts kennen<br />
und wird mit Menschen konfrontiert, deren Lebensstil<br />
samt Rechtsempfinden sich grundlegend von dem der<br />
bürgerlichen New Yorkerin unterscheidet.<br />
Das Abenteuer in der unwirtlichen Wüste führt die Protagonistin<br />
Phoebe Siegler aus ihrer liberalen bildungsbürgerlichen<br />
Weltstadtexistenz an die ausgefransten Ränder<br />
der Gesellschaft. Hier gelten andere Regeln als in Brooklyn.<br />
Ihr stetig plätschernder Zynismus verhallt ungehört<br />
in der kargen Landschaft. Auf ihre coolen Sprüche erhält<br />
sie Antworten, deren Sinn sich ihr nicht erschließt. Alles<br />
ist anders und das Fremde übt einen starken Reiz auf<br />
Phoebe aus, nachdem das Bekannte und Gewohnte sich<br />
als enttäuschend erwies. Vielleicht will der Autor Jonathan<br />
Lethem uns mitteilen, wie verdammt erfrischend es<br />
sein kann, gewohnte Bahnen zu verlassen und unwegsame<br />
Pfade ins Unbekannte zu erkunden? Vielleicht ist<br />
seine Intention auch eine ganz andere?<br />
Etwas ratlos blicke ich als Leserin nach der letzten Seite<br />
zurück auf die rasante Geschichte, von der ich zwar nicht<br />
weiß, was sie bedeuten soll, die aber dennoch einen<br />
starken Sog auf mich ausgeübt hat. Zahlreiche KritikerInnen<br />
haben bereits wild spekuliert über den tieferen Sinn<br />
dieses Romans. Ich verzichte auf derartige Hirnakrobatik,<br />
lasse mich von Lethems scharfzüngiger Sprachkunst umgarnen<br />
und genieße die absurde Geschichte.<br />
Das Buch ist in einem zynischen, bitter-süßen Ton verfasst,<br />
stellt Klischees auf den Kopf und zurück auf die<br />
Füße, ist herrlich skurril und schreit geradezu danach, von<br />
den Coen-Brüdern verfilmt zu werden.<br />
Lesen Sie selbst!<br />
24<br />
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ALMFLUNDER<br />
Herzlich willkommen auf unserer Kochseite!<br />
Da unser Koch SAMIR gerade im Prüfungsstress steckt,<br />
werde ich diesen Monat, wie schon in der Oktoberausgabe<br />
2013, ein ganz besonderes Leibgericht von meinem<br />
Bruder und mir vorstellen. Sagt Ihnen zufällig „Yps“<br />
etwas? Nein? Nicht so tragisch, obwohl es eines der<br />
erfolgreichsten Comic-Magazine für Kinder von 1975 bis<br />
2000 war. In jeder Ausgabe, die Woche für Woche einen<br />
Teil unseres Taschengeldes verschlang, gab es für jeden<br />
etwas. Da waren beispielsweise die vielen kleinen Comicserien<br />
über Piff & Herkules, Mister Melone und später<br />
auch Asterix & Obelix und Lucky Luke usw.<br />
Aber das besondere an Yps war, dass jedem Heft ein<br />
Gimmick beilag, legendär beispielsweise die Urzeitkrebse,<br />
Zaubertrickutensilien und die Solarzeppeline.<br />
Zusätzlich gab es eine Serie über die Comicfigur Balduin<br />
Pfiff, ein Meisterdetektiv und ein begnadeter Hobbykoch,<br />
der sowohl gerne als auch oft und viel isst. Eines<br />
der Balduin-Pfiff-Rezepte, Almflundern, erschien in einer<br />
Yps-Ausgabe im Jahr 1979. Jetzt nähern wir uns auch so<br />
langsam dem Rezept...<br />
Eines darf ich Ihnen aber vorher noch verraten: Auch<br />
wenn sich das Rezept sehr einfach und unspektakulär<br />
anhört, wenn unsere Oma bekanntgab, dass es morgen<br />
Almflunder zum Mittagessen gibt... sind wir förmlich an<br />
die Decke gesprungen und konnten es am nächsten Tag<br />
kaum erwarten, aus der Schule zu kommen!<br />
Zutaten für 6 Personen:<br />
6 Eier<br />
8 gehäufte Esslöffel Magerquark<br />
6-8 EL Zucker<br />
1 TL Salz<br />
6 EL Mehl<br />
6-8 EL Wasser<br />
Öl oder Butterschmalz<br />
Apfelmus<br />
frische Früchte<br />
Zubereitung:<br />
Alles außer dem Mehl schön schaumig schlagen. Danach<br />
das Mehl hinzufügen und alles gut durchrühren, bis keine<br />
Klumpen mehr vorhanden sind. Ein Mixer bietet sich<br />
hierfür natürlich an. Etwas Öl oder Butterschmalz in eine<br />
beschichtete Pfanne geben und immer jeweils 5-6 kleine<br />
Almflunder braten. Fertig!<br />
Mit Apfelmus haben wir sie am liebsten verschlungen.<br />
Der Auswahl an Beilagen sind jedoch keine Grenzen<br />
gesetzt. Sehr lecker auch als Wrap mit herzhafter Gorgonzola<br />
& Spinat-Füllung oder als Dessert mit Vanilleeis und<br />
heißen Himbeeren oder mit frischen Früchten.<br />
Guten Appetit!<br />
Ekki<br />
Foto: Ekki<br />
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Ich würde mich echt nicht wundern, wenn meine Schalker<br />
nach dieser absoluten Tiefpunktsaison ausgerechnet bei<br />
den Schwarz-Gelben gewinnen würden. Natürlich würde<br />
ich mich über so einen Derbysieg freuen wie Bolle, vor<br />
allem nachdem es in diesem Jahr als Schalker nicht viel zu<br />
lachen gab, allerdings hätte der Sieg einen bitteren Nachgeschmack:<br />
Wir hätten dann die Bayern zum Meister<br />
gemacht! Aber da ich wie gesagt beide nicht mag, ist das<br />
eh nur die Wahl zwischen Not und Elend!<br />
Hallöchen, liebe Sportfreunde,<br />
ja, da bin ich mal wieder mit Berichten aus der Welt<br />
des Sports. Meteorologisch haben wir den Frühling mal<br />
wieder übersprungen und sind gleich nach dem Winter<br />
im Sommer angelangt, und so neigt sich dann auch die<br />
Fußballsaison schon ihrem Ende zu. Aber ein paar Spiele<br />
und Entscheidungen wird es bis dahin noch geben und<br />
so stehen uns noch ein paar spannende Wochen und<br />
hoffentlich auch ein paar schöne Spiele bevor.<br />
Während nämlich in vielen europäischen Ländern die<br />
Meisterschaft mal wieder lange vor dem eigentlichen Abpfiff<br />
entschieden ist, haben wir in Deutschland ein spannendes<br />
Meisterschaftsrennen wie seit Jahren nicht. Leider<br />
sind es mal wieder die beiden falschen Mannschaften,<br />
die sich um die Schale streiten. Denn ich gönne weder<br />
den Bayern noch den Lüdenscheidern den Titel. Theoretisch<br />
kann natürlich auch RasenBallsport Leipzig Meister<br />
werden, dann müssten den beiden ersten Teams halt aus<br />
irgendeinem Grund acht Punkte abgezogen werden. Da<br />
lässt sich sicher etwas finden, notfalls helfe ich dabei. Da<br />
das aber leider nicht passieren wird, werden die beiden<br />
wohl die Meisterschaft unter sich ausmachen, vier Spieltage<br />
vor Schluss haben die Bayern einen Punkt Vorsprung<br />
vor den anderen und weitere acht Zähler dahinter folgen<br />
die Sachsen aus Leipzig. Der Vorteil liegt natürlich mal<br />
wieder klar bei den Bayern. Erstens haben die wie gesagt<br />
einen Punkt Vorsprung und zweitens steht am Wochenende<br />
die Mutter aller Derbys ins Haus: Lüdenscheid empfängt<br />
Schalke und da kann mal wieder alles passieren.<br />
Stichwort Derby, da wäre ich ja auch schon bei meinen<br />
Schalkern und der verkorksten Saison angelangt. Das<br />
ist die schlechteste Saison, die ich als Schalker Fan miterleben<br />
musste! Und ich bin seit 1977 Schalker! Gut, Ende<br />
der 80-er Jahre sind die Knappen mal abgestiegen, aber<br />
damals konnte man wenigstens sehen, dass die Jungs<br />
kämpfen und auch gewinnen wollen. In dieser Saison war<br />
ich mir da oftmals nicht so sicher. Nachdem ich mich nach<br />
der kurzen (deutschen) WM auf den Saisonstart gefreut<br />
hatte, immerhin ging Schalke als Vizemeister ins Rennen,<br />
wurde der mir durch eine Niederlagenserie der Blau-Weißen<br />
gleich mal wieder versaut. Als die Jungs den Negativstartrekord<br />
eingestellt hatten, konnte ich mich gleich<br />
mal wieder von meinen Meisterträumen verabschieden.<br />
Doch von Spieltag zu Spieltag habe ich gehofft und geglaubt,<br />
dass die Schalker jetzt endlich mal aufwachen,<br />
Ernst machen und anfangen Fußball zu spielen! Jetzt, vier<br />
Spieltage vor Schluss, hoffe ich das immer noch... Nur von<br />
der erneuten Vizemeisterschaft habe ich mich inzwischen<br />
auch verabschiedet. Da konnte auch der Trainerwechsel<br />
nichts mehr ändern, obwohl der Kulttrainer Stevens zurück<br />
ist. Jetzt muss ich bangen, dass die Knappen von den<br />
letzten vier Spielen wenigstens zwei oder drei gewinnen,<br />
um nicht abzusteigen. Das Derby am Samstag wäre ein<br />
schöner Anfang!<br />
Bei der Saisonanalyse im Sommer wäre ich gern mal dabei.<br />
Nicht um zu motzen, nein, mich würde nur interessieren,<br />
ob die da auch irgendetwas Positives finden?! Wenn<br />
die Chefs und wichtigen Leute dann auf Fehlersuche<br />
sind, sollen sie ruhig mal ein paar Jahre zurückgehen und<br />
auch die Fehler benennen, die sie selbst gemacht haben.<br />
Denn die Fehler sind nicht alle in der einen Saison gemacht<br />
worden. Es ist ja ein Unding, dass die Mannschaft<br />
innerhalb eines Jahres vom Vizemeister in die Abstiegszone<br />
abrutscht! Die sollen sich mal ihre Personalpolitik<br />
der letzten Jahre anschauen. Schalke ist so stolz auf seine<br />
Nachwuchsarbeit, zu Recht.<br />
Doch was nützt es, wenn man die besten der selbst ausgebildeten<br />
Spieler nach ein oder zwei Jahren Bundesliga<br />
schon wieder abgibt? Draxler, Goretzka, Sane, Meyer,<br />
Kehrer, Höwedes und viele mehr, sie alle waren Leistungsträger<br />
auf Schalke und sind jetzt nicht mehr da.<br />
26<br />
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Die einen wurden verkauft, die anderen vergrault und bei<br />
vielen liefen die Verträge aus und sie gingen ohne Ablöse<br />
zur Konkurrenz. Dafür hat man dann jede Menge Durchschnittsspieler<br />
eingekauft, welche die Abgänge nicht<br />
ansatzweise ersetzen konnten. Von den Neuzugängen<br />
der letzten Jahre fällt mir jetzt grad gar keiner ein, der<br />
auf Schalke wirklich richtig eingeschlagen hat. Also, liebe<br />
Schalker, gewinnt einfach die nächsten Spiele, sodass der<br />
Abstieg ausfällt und setzt euch im Sommer zusammen<br />
und baut eine neue schlagkräftige Truppe auf, mit der<br />
man nächste Saison wieder angreifen kann!<br />
Was gab es noch in Liga 1? Der Titelkampf findet wie gesagt<br />
nur noch mit zwei Teams statt, Leipzig dürfte Rang 3<br />
wohl sicher haben und danach streitet sich noch die halbe<br />
Liga um die Plätze in den Europapokalwettbewerben.<br />
Dabei haben Frankfurt, Gladbach und Hoffenheim die<br />
größten Chancen auf den vierten Platz in der Champions<br />
League. Die Frankfurter Eintracht könnte noch dafür sorgen,<br />
dass Deutschland im nächsten Jahr fünf Startplätze<br />
in der Königsklasse hat. Dazu müssten die nur die Europa<br />
League gewinnen und in der Bundesliga nur 5. werden.<br />
Als Europa League-Sieger sind sie automatisch für den<br />
Meistercup qualifiziert. Und ganz ehrlich, ich trau denen<br />
das zu! Die haben ungeschlagen die Gruppenphase überstanden<br />
und hatten es da unter anderem mit Olympique<br />
Marseille und Lazio Rom zu tun, und haben in den letzten<br />
beiden Runden mit Inter <strong>Mai</strong>land und Benfica Lissabon<br />
zwei europäische Spitzenteams ausgeschaltet. Im Halbfinale<br />
wartet jetzt Chelsea London und ich glaube, Angst<br />
haben muss Frankfurt auch vor denen nicht! Ich werde<br />
die Daumen drücken!<br />
Abstiegskampf gibt es wie gesagt auch noch, aber der ist<br />
schnell erzählt. Hannover und Nürnberg dürfte es mit<br />
ziemlicher Sicherheit erwischen, da ist wohl nix mehr zu<br />
retten. Auf Rang 16, also dem Relegationsplatz, befindet<br />
sich der VfB Stuttgart und hat somit die Chance, innerhalb<br />
von drei Jahren zum zweiten Mal abzusteigen. Das<br />
können die sogar noch aus eigener Kraft schaffen und<br />
müssen meine Schalker da gar nicht mit reinziehen. Die<br />
liegen auf Platz 15 und haben sechs Punkte Vorsprung<br />
auf die Schwaben – ich hoffe das reicht! Der Rest der Liga<br />
kämpft erst in der nächsten Saison wieder um den Abstieg.<br />
Auch DIE MANNSCHAFT hat gespielt und wie in der letzten<br />
Ausgabe angekündigt. Da schrieb ich unter anderem,<br />
dass ich nach dem missglückten Probespiel gegen Serbien<br />
für das erst EM-Qualispiel schwarz sehe. Doch da lag ich<br />
falsch, Jogis Truppe gewann in Holland und hat mich<br />
da echt überrascht. Das Beste war, die haben richtig gut<br />
gespielt und hoch verdient gewonnen. Aber ich will die<br />
Jungs mal nicht zu sehr loben, warten wir die nächsten<br />
Spiele doch mal ab.<br />
Eins muss ich aber noch loswerden, das betrifft die Aktion<br />
der Fans von Borussia Mönchengladbach am letzten<br />
Wochenende. Die hatten beim Spiel gegen Leipzig zahlreiche<br />
Plakate aufgehängt, die speziell gegen den Leipziger<br />
Trainer Ralf Rangnick gerichtet waren. Von Beleidigungen<br />
aus der untersten Schublade bis zur Aufforderung zum<br />
Selbstmord war so ziemlich alles dabei.<br />
Ich weiß nicht, was solche Leute beim Fußball wollen und<br />
sollen?! Auch die Entschuldigung der Gladbacher am<br />
nächsten Tag macht es nicht besser. Vor allem, weil die<br />
Offiziellen genau gesehen haben, was die „Fans“ da aufhängen.<br />
Das hätte man sofort wieder entfernen und die<br />
Verantwortlichen bestrafen müssen. So etwas hat beim<br />
Fußball nix zu suchen und muss bestraft werden!<br />
So, das war es mal wieder.<br />
Foto: REUTERS / Matthias Rietsche<br />
Abb.: Ralf Rangnick, Cheftrainer und Sportdirektor von RB Leipzig<br />
Ciao, Carsten<br />
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Leserstimmen<br />
,,Die Wolf-Hammer-Krimis sind in Freiburg längst Kult!"<br />
,,Dieser Krimi ist politisch hochaktuell."<br />
England Bus von H. M. Schemske<br />
2018: Ein militanter Attentäter sprengt Eisenbahnen in die Luft, die Polizei ist ratlos.<br />
Wolf Hammer entdeckt eine Verbindung zum Geheimdienst, die bis in die Wirren der<br />
68-er-Zeit zurückreicht. Um den Fall zu lösen, muss er sich seiner eigenen dunklen<br />
Vergangenheit stellen.<br />
Über den Autor 1u<br />
Der Journalist und Autor H. M. Schemske lebt und arbeitet in Freiburg,<br />
den USA und der Karibik. Neben seiner Esoterik-Krimi-Reihe über den<br />
modernen Schamanen Wolf Hammer schreibt er Sachbücher über ätherische Öle.<br />
Der Freiburger Autor ist sozial engagiert. Er ist Gründungsmitglied des FREIeBÜRGER,<br />
der seit mehr als 20 Jahren bestehenden Freiburger Straßenzeitung, und schreibt in<br />
monatlichen Fortsetzungen die Wolf-Hammer-Krimis, die dort zuerst erscheinen,<br />
bevor sie als E-Books oder gedruckte Bücher veröffentlicht werden.<br />
Kontakt: www.schemske.de<br />
50. FOLGE<br />
Sie saßen jetzt seit dem frühen Morgen herum. Das<br />
sichere Haus war zwar luxuriös und bequem, aber auch<br />
sehr langweilig. Es gab für die Agenten nichts zu tun,<br />
außer aus dem Fenster zu schauen. Einige Lieferwagen<br />
waren vorgefahren und es wurden einige größere, metallisch-glitzernde<br />
Gegenstände in den Garten transportiert.<br />
Einer davon war eine Flüssiggasflasche – sollte etwas<br />
verbrannt werden?<br />
„Hier gibt es weder Frauen noch Getränke!“, sagte Danny<br />
in dem Moment, als ein Taxi vorfuhr und eine schlanke,<br />
junge Dame in einem Business-Kostüm ausstieg. Sie warf<br />
ihren leichten Staubmantel über die Schulter und schob<br />
ihren Trolley ins Haus. Als sie in die Lounge kam, sagte sie:<br />
„Guten Tag zusammen, ich bin die Übersetzerin!“ Dann<br />
öffnete sie die großen Schiebetüren, die zum Garten<br />
führten, und ging hinaus. „Es gibt schon Fingerfood!“,<br />
rief sie und zeigte nach draußen. Die Herren hatten nicht<br />
bemerkt, dass ein Hammel sich am Spieß drehte und es<br />
somit Essen gab.<br />
Nach dem Abendessen verabschiedete sich die Dame<br />
und ging in ihr Zimmer. Die Herren kehrten zurück in die<br />
Lounge. „Der Typ mit der dunklen Brille macht mich nervös!“,<br />
sagte Danny, als er sich auf einen der weichen Sessel<br />
fallen ließ. „Wir wollen doch was von denen!“, sagte Vollie.<br />
„Wenn es hier nichts zu holen gäbe, hätte ich längst die<br />
Fliege gemacht!“, sagte Bertie. Wolf bewegte seinen Kopf<br />
in Richtung Sitzgruppe. „Das Auge der Überwachungskamera<br />
ist da drüben, über dem Klavier. Ich denke, vielleicht<br />
können wir am Fenster ein wenig reden!“, sagte er.<br />
Als sie alle beisammen saßen, verkündete er mit leiser<br />
Stimme: „Um der alten Zeiten willen werde ich weiterhin<br />
die Sache vorfinanzieren. Es gibt da nur ein ganz kleines<br />
Problem ...“ Wolf hielt inne und wartete. Dann hob er den<br />
Kopf. Er richtete seinen Blick auf das schwächste Glied der<br />
Kette, Danny, den Mann mit der Garotte. Der fing auch<br />
prompt an zu reden. „Ich habe nichts gegen dich, Mann,<br />
musst du doch verstehen, das war dienstlich, das habe ich<br />
dir doch schon hundertmal gesagt!“<br />
Vollie war im Sessel gar nicht so groß wie im Stehen, aber<br />
er richtete sich trotzdem auf. Dabei versank er aber nur<br />
noch tiefer in dem weichen Ledersessel. „Das müsstest<br />
du doch wissen, Wolfie. Jeder freie Mitarbeiter kennt nur<br />
seinen Führungsoffizier. Ein Team arbeitet nur ausnahmsweise<br />
und nur dienstbedingt zusammen, man kennt sich<br />
doch nicht!“<br />
Bertie machte ein Zeichen, um Vollie zum Schweigen zu<br />
bringen. Dann schaute er sich noch einmal um. Erst als<br />
er sah, dass der Leibwächter noch immer im Garten beim<br />
Grill stand, begann er zu sprechen. „Die Dienste wissen<br />
nicht oder haben es momentan nicht auf dem Schirm,<br />
dass wir uns untereinander austauschen. Der Umzug und<br />
der ständige Personalwechsel, also ich meine den großen<br />
Umzug neulich. Dazu kommen noch einige Kleinigkeiten,<br />
ich erwähne hier nur die gestohlenen Wasserhähne.<br />
Diese Dinge zeigen, dass der Verfassungsschutz auch nur<br />
mit Wasser kocht. Jedenfalls haben wir zu spät rausgekriegt,<br />
dass du Dannys Ziel warst. Das musst du mir<br />
glauben!“<br />
Bertie nahm seine Brille ab. Wolf sah seine müden Augen.<br />
Die anderen schauten weg. Auch Wolf sagte nichts. Bertie<br />
fuhr fort. „Aber du warst nicht das eigentliche Ziel. Es<br />
sollte den Admiral treffen. Er ließ sich nicht von etwas abbringen,<br />
was ihm aufgefallen war, und aus diesem Grund<br />
hat man versucht, dich als Hebel zu benutzen.“<br />
28<br />
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Wolf unterbrach: „Du meinst, meinen Tod als Hebel zu<br />
benutzen!“ „Hat aber nicht funktioniert. Jedenfalls haben<br />
wir momentan ein gutes Team, meinst du nicht?“, sagte<br />
Vollie. Danny nickte. „Fast wie in den alten Zeiten!“, sagte<br />
er begeistert. Bertie nahm seine Brille ab und schaute<br />
Beifall heischend in die Runde. Erinnert ihr euch noch, wie<br />
wir damals den Schaffner fertig gemacht haben? Das hätten<br />
wir den Führungsoffizieren nicht erzählen können!“,<br />
sagte er und setzte seine Brille wieder auf.<br />
Wolf sagte nichts. Bertie nahm ein Taschentuch und rieb<br />
sich die Stirn. Wolf schaute in den Garten. Das englische<br />
Wetter schien dem Rasen gut zu tun. Das Gras wuchs und<br />
wuchs. Auch die Büsche, die jeden neugierigen Blick von<br />
außen abschirmten, waren dicht belaubt und wirkten<br />
gesund.<br />
Es wurde Abend. Einige natriumgelbe Straßenlampen<br />
sprangen an und warfen ihren für Insekten unsichtbaren<br />
Schein auf das Grün. Damit verwandelten sie das vorher<br />
so gesund aussehende Blattwerk in eine kränkliche, ekelerregende<br />
Orgie aus schmutzig-braunen Farbtönen. Es<br />
dauerte lange, bis Bertie sprach.<br />
„Es ist nicht so, dass wir was wüssten. Wir legten nur unsere<br />
Beobachtungen zusammen. Wir vermuteten, es geht<br />
um die Bahn. Die wurde privatisiert. Das ist es aber nicht,<br />
sondern es sind die Auslandsgeschäfte von einem Manager<br />
mit diversen Aktien, Beteiligungen, Termingeschäften.<br />
Er hat mit seinem Insiderwissen auf Verlust gewettet und<br />
in ganz großem Stil abkassiert.“<br />
Wieder schwieg Bertie. Wolf ahnte, dass er soeben ein<br />
mögliches Motiv entdeckt hatte. „Bertie, ich jage einen<br />
Eisenbahn-Attentäter. Der Mann verlangt kein Geld!“<br />
Vollie hob eine Hand. „Voll mit Ideologie, dann ist er fast<br />
nicht zu erwischen!“, sagte er. Wolf nickte. Er sagte nicht,<br />
dass es vermutlich sein Vater gewesen war, der ihm die<br />
Dossiers der Agenten übermittelt hatte. Danny hatte sich<br />
die ganze Zeit unter dem Arm gekratzt, jetzt legte er die<br />
Hände auf seine Knie und beugte sich vor. „Dann hast<br />
du dein Ziel erreicht und wirst uns aus dem Waffen-Deal<br />
rausbugsieren, nicht wahr?“<br />
Wolf schüttelte den Kopf. „Abwarten. Eins schließt doch<br />
das andere nicht aus. Sind wir ein Team oder nicht?“<br />
Die Agenten nickten schweigend. Normalerweise hätten<br />
sie jetzt angestoßen, aber es gab hier ja keinen Alkohol.<br />
Draußen nahm die Dunkelheit zu.<br />
Das giftige Gelb der Straßenlaternen wetteiferte mit den<br />
grell leuchtenden LEDs der Überwachungskameras an<br />
den Außenwänden der Villa, die wegen der Bewegungen<br />
des Personals ständig ansprangen.<br />
Das Einsatzteam schwieg. Doch die Anwesenheit des großen,<br />
schwarzhaarigen Mannes mit Sonnenbrille,<br />
der nie etwas sagte, machte sie nervös. Der erste, der die<br />
Geduld verlor, war Danny. „Ich habe gehört, du bist jetzt<br />
Esoteriker. Glaubst du eigentlich an das Zeug?“, fragte er,<br />
während er Wolf herausfordernd ansah.<br />
Wolf Hammer entschied sich zu antworten. „Dazu möchte<br />
ich euch etwas erzählen!“, begann er. „An einem schönen<br />
Herbst-Sonntag des Jahres 1933 wurde einem Paar in<br />
Hamburg ein Sohn geboren. Eine Bekannte war bei der<br />
Taufe anwesend und plötzlich behauptete sie, sie sehe<br />
etwas Übersinnliches. Der Mann fragte seine Frau, warum<br />
sie die Spökenkiekerin überhaupt eingeladen habe.<br />
Doch sie sprach schon weiter und prophezeite dem Kind<br />
eine große Zukunft. Der Junge würde einmal ein Bischof<br />
werden.“ Wolf fügte hinzu: „Es war der kürzlich verstorbene<br />
Karl Lagerfeld.“<br />
Danny lachte triumphierend: „Da siehst du, das ist doch<br />
alles Quatsch, der ist überhaupt kein Bischof, der macht<br />
doch was in Mode!“ Aber Wolf erwiderte ganz ruhig: „Sie<br />
sagte doch, sie sieht etwas. Und hast du den Modeschöpfer<br />
mal richtig angeschaut? Er besaß eine ganz eigene<br />
Ausstrahlung. Dazu kommt seine oft schwarze Kleidung<br />
mit einem hohen, weißen Kragen. Sie hat etwas in der<br />
Zukunft gesehen und sie hat es richtig gesehen. Nur ihre<br />
Schlussfolgerung beruhte auf dem damaligen Weltbild.“<br />
In das betretene Schweigen ertönte das Brummen eines<br />
schweren Automobils, das die Einfahrt in die Tiefgarage<br />
hinunter fuhr. Türen knallten. In einer Pause zwischen<br />
zwei Alexa-Liedern hörten sie den Lift. Der Sonnenbebrillte<br />
kam herein. Er fummelte an seinem In-Ear-Knopf<br />
herum, anscheinend hatte er einige Befehle nicht richtig<br />
verstanden. Hinter ihm drückte sich die Übersetzerin leise<br />
in den Raum und stand wie abwartend an der Wand.<br />
Plötzlich entstand draußen ein hektischer Lärm. Jemand<br />
erteilte Befehle, die aber unverständlich blieben.<br />
Die Türe flog auf und zwei Männer stürmten herein. Sie<br />
sicherten den Raum mit schussbereiten Waffen.<br />
Dann überwachten sie sorgfältig, wie die vier Agenten<br />
gefilzt wurden. Die Magnetsonde piepste nicht und die<br />
Agenten konnten ihre ausgestreckten Arme wieder herunternehmen.<br />
Der Leibwächter mit der Sonnenbrille gab der Alexa einen<br />
Befehl. Die Musik erstarb. Dann ging er zur Türe und<br />
schaute in den Gang. Nach einer Weile erklangen Schritte.<br />
- Fortsetzung folgt -<br />
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WIR WERDEN DIE NUSS SCHON KNACKEN!<br />
WORTSPIEL-RÄTSEL:<br />
von<br />
Carina<br />
Fett-umrandete Kästchen stellen den jeweiligen Lösungsbuchstaben<br />
des endgültigen Lösungswortes dar und zwar von oben nach unten gelesen.<br />
Sind pro Einzel-Lösung mehrere Kästchen fett umrandet, sind<br />
diese Buchstaben identisch! Alles klar?! Na dann viel Spaß!<br />
Zur Beachtung: Ä/Ö/Ü = AE/OE/UE und ß = SS<br />
Holla, liebe Liebenden!<br />
Veronika, der Lenz ist da.... Manche sind ja schon auf Schatzsuche, ob im Tanzschuppen,<br />
Internet-Portal oder mit der App. Da wird geflirtet und geschwärmt bis die Schmetterlinge<br />
freudig erregt im Bauch umherflattern, ob für eine schöne Nacht oder ein ganzes Leben.<br />
Frühlingsgefühle, Romantik, Verliebtheit, Leidenschaft, ob liebestrunkene Hingabe oder<br />
nur der kleine Flirt mit Kribbeln und Herzklopfen, wer mag das nicht... und ein schönes<br />
Thema namens Liebe, um das sich diesmal irgendwie alles dreht. Na dann viel Erfolg! ☺<br />
1. Augentätigkeit mit Verbindung<br />
2. Sturz eines Beinteils<br />
3. Vorgehensweise für Raubgut<br />
4. Englisches Datum mit Sehbehinderung<br />
5. Maximal gefüllte Zuneigung<br />
6. Wachsleuchte mit Banknote<br />
7. Pochen einer Spielkartenfarbe<br />
8. Adeliger für ein Schlaferlebnis<br />
9. Schachfigur für ein inneres Organ<br />
10.Zeiteinheit mit Glitzerkram<br />
LÖSUNGSWORT:<br />
ZU GEWINNEN:<br />
für das korrekte Lösungswort<br />
1.- 3. PREIS JE EIN GUTSCHEIN<br />
UNSERER WAHL<br />
UND: Im Dezember <strong>2019</strong> wird von ALLEN korrekten Einsendungen<br />
ein zusätzlicher Gewinner gezogen, der eine<br />
besondere Überraschung erhält!<br />
EINSENDESCHLUSS:<br />
ist der 26. des Monats der Ausgabe!<br />
(es gilt das Datum des Post-Stempels bzw. der E-<strong>Mai</strong>l)<br />
E-<strong>Mai</strong>ls NUR mit Adressen-Angabe ! Unsere Postanschrift<br />
findet ihr im Impressum auf Seite 31.<br />
Teilnahmeberechtigt: sind alle, außer die Mitglieder des Redaktions-Teams!<br />
Wenn es mehr richtige Einsendungen als Gewinne gibt, entscheidet das Los!<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!<br />
LÖSUNGSWORT der letzten Ausgabe: WASCHBRETT<br />
bestehend aus den folgenden Einzellösungen:<br />
1. WEIDENKORB, 2. SEEMANNSGARN, 3. BESEN-<br />
REIN, 4. WAESCHESTAENDER, 5. KUECHENZEILE,<br />
6. UEBERTOPF, 7. KLAMMERBEUTEL, 8.WEG-<br />
SCHMEISSEN, 9. BUEGELFALTEN, 10. HAUSHALT<br />
Gewonnen haben: (aus 59 korrekten Einsendungen)<br />
D. Hösch, Freiburg<br />
G. Martin, Freiburg<br />
G. Berberig, Freiburg<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !!!<br />
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt!<br />
30<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong><br />
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ÜBER UNS<br />
Seit Jahren geht in unserer Gesellschaft die Schere<br />
zwischen Arm und Reich weiter auseinander. Besonders<br />
durch die Agenda 2010 und die damit verbundenen<br />
Hartz IV-Gesetze wurden Sozialleistungen abgesenkt.<br />
Die Lebenshaltungskosten steigen jedoch von Jahr zu Jahr.<br />
Viele Menschen kommen mit den Sozialleistungen nicht<br />
mehr aus oder fallen schon längst durch das ziemlich<br />
löcherig gewordene soziale Netz. Und heute kann jeder<br />
von Arbeitslosigkeit bedroht sein.<br />
Vereine und private Initiativen versuchen die Not, in welche<br />
immer mehr Menschen kommen, zu lindern und die<br />
Lücken im System zu schließen. Es gibt unterschiedliche<br />
nichtstaatliche Einrichtungen wie z. B. die Tafeln, welche<br />
sich um diese ständig wachsende Bevölkerungsgruppe<br />
kümmern. Oder eben die Straßenzeitungen wie der<br />
FREIeBÜRGER.<br />
Der FREIeBÜRGER ist eine klassische Straßenzeitung.<br />
Wir geben unseren Verkäufern die Möglichkeit, ihre knappen<br />
finanziellen Mittel durch den Verkauf unserer Straßenzeitung<br />
aufzubessern. 1 Euro (Verkaufspreis 2,10 Euro)<br />
pro Ausgabe und das Trinkgeld dürfen unsere Verkäufer<br />
behalten. Der FREIeBÜRGER unterstützt also Menschen in<br />
sozialen Notlagen. Zu unseren Verkäufern gehören (ehemalige)<br />
Obdachlose, Arbeitslose, Geringverdiener, Rentner<br />
mit kleiner Rente, Menschen mit gesundheitlichen Problemen,<br />
Bürger mit Handycap u. a.<br />
Gegründet wurde der Verein DER FREIeBÜRGER e. V. von<br />
ehemaligen Wohnungslosen und deren Umfeld, deshalb<br />
kennen die Mitarbeiter die Probleme und Schwierigkeiten<br />
der Verkäufer aus erster Hand.<br />
Ziel des Vereins ist es, dass Menschen durch den Verkauf<br />
der Straßenzeitung sich etwas hinzuverdienen können,<br />
sie durch den Verkauf ihren Tag strukturieren und beim<br />
Verkaufen neue Kontakte finden können. Es freut uns<br />
zum Beispiel sehr, dass einige wohnungslose Menschen<br />
über den Verkauf der Straßenzeitung sich eine neue<br />
Existenz aufbauen konnten. Heute haben diese Menschen<br />
einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz und<br />
eine Wohnung.<br />
In unserer Straßenzeitung möchten wir Themen aufgreifen,<br />
welche in den meisten Presseerzeugnissen oft zu kurz<br />
oder gar nicht auftauchen. Wir wollen mit dem Finger auf<br />
Missstände zeigen, interessante Initiativen vorstellen und<br />
kritisch die Entwicklung unserer Stadt begleiten.<br />
Wir schauen aus einer Perspektive von unten auf Sachverhalte<br />
und Probleme, und kommen so zu ungewöhnlichen<br />
Einblicken und Ansichten. Damit tragen wir auch zur Vielfalt<br />
in der lokalen Presselandschaft bei.<br />
Unser FREIeBÜRGER-Team besteht derzeit aus drei Mitarbeitern.<br />
Die Entlohnung unserer Mitarbeiter ist äußerst<br />
knapp bemessen und unterscheidet sich aufgrund der<br />
geleisteten Arbeitszeit und Tätigkeit. Dazu kommt die<br />
Unterstützung durch ehrenamtliche Schreiber und Helfer.<br />
Leider können wir durch unsere Einnahmen die Kosten<br />
für unseren Verein, die Straßenzeitung und Löhne<br />
unserer Mitarbeiter nicht stemmen.<br />
Daher sind wir auch in Zukunft auf die Unterstützung<br />
unserer Leser und Freunde angewiesen.<br />
SIE KÖNNEN UNS UNTERSTÜTZEN:<br />
• durch den Kauf einer Straßenzeitung oder<br />
die Schaltung einer Werbeanzeige<br />
• durch eine Spende oder eine Fördermitgliedschaft<br />
• durch (langfristige) Förderung eines Arbeitsplatzes<br />
• durch Schreiben eines Artikels<br />
• indem Sie die Werbetrommel für unser<br />
Sozialprojekt rühren<br />
Helfen Sie mit, unser Sozialprojekt zu erhalten und<br />
weiter auszubauen. Helfen Sie uns, damit wir auch in<br />
Zukunft anderen Menschen helfen können.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
V.i.S.d.P: Oliver Matthes<br />
Chefredakteur: Uli Herrmann († 08.03.2013)<br />
Titelbild: Dr. W. Köhler (Sandbild – Insel Qeshm)<br />
Layout: Ekki<br />
Zeichnungen: 1234rock<br />
An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet:<br />
Carina, Carsten, Ekki, Conny, Oliver, Karsten, utasch,<br />
1234rock, Samir, Rose Blue, RaS, H. M. Schemske,<br />
iz3w, Dr. W. Köhler, M. Maler<br />
Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG<br />
Auflage: 5.000 / Erscheinung: monatlich<br />
Vereinsregister: Amtsgericht Freiburg / VR 3146<br />
Kontakt:<br />
DER FREIeBÜRGER e. V.<br />
Engelbergerstraße 3<br />
79106 Freiburg<br />
Tel.: 0761 / 319 65 25<br />
E-<strong>Mai</strong>l: info@frei-e-buerger.de<br />
Öffnungszeiten: Mo - Do: 12.00 - 16.00 Uhr<br />
Fr: 12.00 - 15.00 Uhr<br />
Mitglied im Internationalen Netzwerk der<br />
Straßenzeitungen<br />
Der Nachdruck von Text und Bild (auch nur in Auszügen)<br />
sowie die Veröffentlichung im Internet sind nur nach<br />
Rücksprache und mit der Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Die nächste Ausgabe des FREIeBÜRGER erscheint am:<br />
31. <strong>Mai</strong> <strong>2019</strong><br />
1. und 2. Mittwoch im Monat um 14 Uhr:<br />
Öffentliche Redaktionssitzung<br />
FREIeBÜRGER 5 | <strong>2019</strong> 31<br />
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Aktuell bei Radio Dreyeckland<br />
dem Freien Radio aus Freiburg<br />
landesweite Kampagne gegen<br />
das Polizeigesetz<br />
landesweit bildet sich langsam Widerstand gegen das verschärfte<br />
Polizeigesetz, auch wenn dieser noch nicht mit den Protesten, die in<br />
Bayern stattfanden, vergleichbar ist, obwohl sich die Einschränkung der<br />
Freiheitsrechte ähnelt. Auch die Verfassungsbeschwerde der Gesellschaft für<br />
Freiheitsrechte gegen den baden-württembergischen Staatstrojaner, der<br />
auch den kritischen Journalismus bedroht, läuft weiter. Am 25. <strong>Mai</strong><br />
findet in Freiburg noch einmal eine große Demonstration statt. Zahlreiche<br />
Beiträge zum Thema gibt es unter:<br />
B<br />
rdl.de/tag/polizeigesetz •. <br />
[!].: ..<br />
Kommunahlwahl in Freiburg<br />
NCIT'S AN<br />
IEIEN NEUE<br />
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PDLIZEIIESETZE<br />
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