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goldinderschweiz

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Peter Pfander,

Victor Jans (Hrsg.)

Auf der Suche

nach dem

edlen Metall

Gold

in

der

Schweiz



5

Inhaltsverzeichnis

inhaltsverzeichnis

Vorwort zur 5. Auflage 6

Allgemeiner Teil

Goldvorkommen in der Schweiz 7

Erfolgreiche Goldprospektion 23

Was machen heutige Goldwäscher mit dem selbst gefundenen Gold? 37

Regionenbeiträge

Luzerner Napfgold, Emmengold und Reussgold 40

Gold aus dem Emmental und der Aare 54

Goldausbeutungsversuche im Raum Zentralschweiz 76

Die Stadt Basel und das Rheingold 86

Die Rheinzuflüsse von Schaffhausen bis Basel 90

Nordwestschweiz und Jura 98

Region Thun und Berner Oberland 104

Berner Seeland mit Solothurner und Freiburger Nachbarschaft 112

Die Goldvorkommen in der Westschweiz 116

Goldwaschen im Genferland 138

Oberwallis 147

Tessin 156

Graubünden 163

Ostschweiz 178

Goldwäscher – besondere Charakterköpfe 187

Verzeichnisse

Literaturverzeichnis 193

Verzeichnis der goldführenden Flüsse und Bäche 205

Liste der Autoren 207


Vorwort zur 5. Auflage

«Gold in der Schweiz» informiert den interessierten Leser und die gegenwärtige

oder künftige Hobby-Goldwäscherin über die Goldvorkommen

in der Schweiz und gibt Auskunft über die möglichen Arbeitsmethoden

zur Goldsuche. 1995 zum ersten Mal erschienen, wurde das Buch rasch

zum Standardwerk für die Hobby-Goldwäscherei und die Goldvorkommen

in der Schweiz. Für die jetzt vorliegende 5. Auflage wurde es mit vielen

neuen Erkenntnissen ergänzt. Erfahrene Goldwäscher haben dabei

wertvolle Hilfe geleistet und ihr fundiertes Wissen über die lokalen Goldvorkommen

zur Verfügung gestellt.

Das Goldwaschen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der

Schweiz fast in Vergessenheit geraten, erlebte in den vergangenen 30 Jahren

eine wahre Renaissance. Hunderte von Goldsuchern haben seither die

Bäche und Flüsse der Schweiz durchgewaschen. Die Schweizerische

Goldwäschervereinigung, gegründet 1989, zählt heute über 500 Mitglieder.

Der hohe Goldpreis von aktuell über 50 Franken pro Gramm mag

zum Boom unseres schönen Hobbys beitragen. Sicher ist aber, dass trotz

hohem Goldpreis bei uns mit der Hobby-Goldsuche kein grosser Reichtum

zu holen ist. Sie ist und bleibt ein Freizeitvergnügen für Idealisten

mit Freude an der Natur.

Bereits Kelten und Römer versuchten unseren Bächen das begehrte

Metall zu entreissen. Sogenannte «Walen» und «Venediger» durchwuschen

die meisten Bäche in Mitteleuropa. Die Bauern im Entlebuch der

frühen Neuzeit versuchten ihr karges Einkommen mit Goldwaschen aufzubessern.

Nach Aufzeichnungen der Staatskasse des Kantons Luzern

wurden im 17. und 18. Jahrhundert über 30 Kilogramm Gold abgeliefert.

Die letzten professionellen Goldsucher versuchten ihr Glück Ende des

19. Jahrhunderts in der Grüene bei Sumiswald.

Das Naturerlebnis, der Aufenthalt an der frischen Luft und die Kameradschaft

unter Gleichgesinnten wiegen heute den bloss kleinen finanziellen

Erfolg mehr als auf. Dieses Buch soll helfen, die Schönheiten dieser

Freizeitbeschäftigung voll zu geniessen. Allen Leserinnen und Lesern

und allen gegenwärtigen und zukünftigen Goldsuchern und Goldsucherinnen

wünschen die Herausgeber viel Erfolg und ein goldiges Abenteuer

an unseren Bächen.

Im Winter 2012, Peter Pfander und Victor Jans


Goldvorkommen in der Schweiz

7

GOLDVORKOMMEN

IN DER SCHWEIZ

Peter Pfander

Die Goldvorkommen in der Schweiz

Goldfunde sind in der Schweiz an sehr vielen Orten möglich (Abbildung 1).

Manchmal sind es nur minimalste Goldspuren. Doch oft sind es Vorkommen,

bei denen jeder Goldwäscher und jede Goldwäscherin – ausgerüstet

mit Pfanne und Schaufel – fündig werden kann.

Historisch bekannte Goldvorkommen

Das bekannteste Zentrum der schweizerischen Goldwäscherei ist das

Napfgebiet. Schon die Helvetier sollen nach dem Napfgold gesucht haben,

und zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert gab es hier sogar berufsmässige

Goldwäscher. Alle Bäche um den Napf führen in ihren Geröllen

ein Quäntchen Gold mit. Die bekanntesten sind die Flüsse Grosse und

Kleine Fontanne, Luthern, Wigger und Kleine Emme auf der Luzerner

Seite sowie Grüene, Ilfis und Grosse Emme auf der Berner Seite. Diese

Flüsse tragen ihr Gold in die Reuss, die Aare und den Rhein, wo seit historischen

Zeiten Goldwäschereien bekannt sind.

Das zweite historisch bekannte Waschgoldvorkommen der Schweiz

liegt um die Stadt Genf. Hier wurde 1397 erstmals eine Konzession zur

Goldsuche in der Rhone vergeben. Neben der Rhone wird in den Flüssen

Allondon, Arve, Aire und Drize Gold gefunden.


8 Goldvorkommen in der Schweiz

Waschgoldvorkommen

Berggoldvorkommen

Ehemalige Goldminen


Goldvorkommen in der Schweiz

9

Abbildung 1:

Karte der Goldvorkommen

in der Schweiz.

Copyright Geodata: swisstopo


10 Goldvorkommen in der Schweiz

In der Schweiz existierten früher vier Goldbergwerke:

• Die «Goldene Sonne» am Calanda bei Chur: Hier wurde von 1809

bis 1861 Gold abgebaut. Insgesamt wurden 72 Goldmünzen aus

Calandagold geprägt.

• Gondo am Simplon: Hier wurden schon im 18. Jahrhundert 42 kg

Gold abgebaut. Die hauptsächliche Periode fällt jedoch in die

Jahre 1890 bis 1897. In dieser Zeit wurden unter anderem 73

20-Franken-Goldmünzen («Vreneli») aus Gondogold geprägt.

• Astano im Malcantone (Tessin): Hier wurde 1855 ein erster

Abbauversuch getätigt. Von 1937 bis 1953 wurde zeitweise immer

wieder Gold abgebaut.

• Die Minen von Salanfe bei Martigny im Unterwallis: Sie waren als

letzte Schweizer Goldminen in der Zeit zwischen 1904 und 1928

in Betrieb.

Neu entdeckte Goldvorkommen

Im Laufe der Achtziger- und Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts

wurden in der Schweiz eine Anzahl Goldvorkommen entdeckt, von

denen früher nichts bekannt war oder über die nur vage Vorstellungen

herrschten. Diese Funde sind das Resultat einer intensivierten Prospektionstätigkeit

von wissenschaftlich und hobbymässig interessierten

Goldsuchern.

Ein flächenmässig grosses, zusammenhängendes Waschgoldvorkommen

liegt in der Westschweiz, auf dem Gebiet der Kantone Waadt und Freiburg

und im westlichen Teil des Kantons Bern. In diesem Gebiet, das am

Jurasüdfuss beginnt, halten u. a. die Bäche Areuse und Orbe in ihrem unteren

Teil einige Goldflitter versteckt. Die Zubringerbäche der Broye bieten hübsche

Fundmöglichkeiten. Auf bernischem Gebiet sind es die Sense mit ihren

Nebenflüsschen sowie die kleinen Bäche um den Frienisberg.

Nordöstlich von Thun wurden einige Bäche in den auslaufenden

Nagelfluhschichten der Napfschüttung als goldhaltig erkannt. Es handelt

sich um die in die Aare entwässernden Bäche Rotache und Zulg, die ein

Gold mit einem besonderen Glanz liefern.

Was die Goldmenge betrifft, sind die im Turtmanntal im Wallis entdeckten

Vorkommen bescheiden. Aber mit etwas Glück lässt sich dort

zusätzlich ein Körnchen Sperrylith, das einzige bekannte Platinmineral

der Schweiz, finden. Weitere Neu-Funde aus dem Wallis stammen aus

der Gegend von Verbier, dem Val d’Anniviers, der Massaschlucht und

dem Binntal. Es sind alles sogenannte Berggoldvorkommen, das Gold

lässt sich also nicht durch Waschen gewinnen.

Gut sind die Aussichten, im Kanton Tessin Gold zu finden. Ganz im

Süden, bei Chiasso, gibt es schöne Goldflitter im Kies der Breggia. Im Malcantone

führen die Bäche Lisora und Magliasina in der Nähe des ehemaligen

Goldbergwerks von Astano Waschgold. Kleine Goldvorkommen gibt

es auch im Maggiatal und im – bereits bündnerischen – Val Traversagna.


Goldvorkommen in der Schweiz

11

Aufsehen erregen unter Goldfachleuten seit ungefähr 20 Jahren in

der Surselva im Kanton Graubünden getätigte Goldfunde. Im Zusammenhang

mit umfangreichen Berggoldfunden durch Bohrungen kanadischer

Bergbaufirmen stellte sich heraus, dass der Medelser Rhein bei

Disentis im Kies richtiggehende Goldnuggets mitführt. Um Disentis und

im Val Sumvitg liegen die Fundstellen der grössten je in der Schweiz zum

Vorschein gekommenen Goldnuggets (102 g und 123 g). Das Waschgold

der Surselva ist durchgehend körnig. Im Jahr 2000 wurde im Val Sumvitg

mit über 1 kg Gold auf engstem Raum der bisher grösste Berggoldfund

der Schweiz gemacht.

Ein flächenmässig ähnlich grosses Waschgoldvorkommen wie dasjenige

der Westschweiz bildet die gesamte Ostschweiz. Ansprechende

Resultate versprechen in der Gegend von St. Gallen die Flüsse Goldach,

Necker, Sitter, Thur und Glatt, aber auch kleinere Bäche in der Gegend

von Winterthur und im Zürcher Oberland.

Arten von Goldvorkommen

Goldvorkommen teilt man in primäre und sekundäre Lagerstätten ein.

Bei den primären Lagerstätten handelt es sich um das sogenannte Berggold,

das im Gestein eingeschlossen ist und folglich «bergmännisch»

gewonnen werden muss, bei den sekundären um das sogenannte Waschoder

Seifengold.

Berggold

Zur Entstehung von Berggold

Bei der Bildung von Gebirgen, wie z. B. den Alpen, entstehen bis in grosse

Tiefen Spaltensysteme, durch die Oberflächenwasser eindringen kann.

Dieses kommt im tieferen Bereich der Kruste und im oberen Erdmantel

in Kontakt mit magmatischem Gestein. Dabei kann unter der Einwirkung

von Schwefelwasserstoff das im magmatischen Gestein stets in

Spuren von einigen Milligramm je Tonne vorhandene Gold herausgelöst

werden. Steigen diese heissen goldhaltigen Lösungen in höher gelegene

Bereiche auf, kommt es bei der Abkühlung zur Ausfällung und zu vieltausendfacher

Anreicherung des Goldes.

Die so entstandenen Vorkommen bezeichnet man als hydrothermale

Lagerstätten. Die Bildungsbedingungen liegen bei Temperaturen von

250° bis 300°C und Druckverhältnissen von 1000 bis 3000 bar. Werden

im Gestein Goldkonzentrationen von einigen Gramm pro Tonne

erreicht, gilt das Gestein als Erz. Für einen industriellen Abbau galt bei

Golderzen ein Richtwert von 3 Gramm Gold pro Tonne gerade noch als

wirtschaftlich. Mit steigendem Goldpreis sinkt diese Zahl jedoch ständig.


12 Goldvorkommen in der Schweiz

Freigold

Häufig wird gleichzeitig in Spalten Quarz (SiO2) oder Calcit ausgeschieden,

was zum bekannten und teilweise deutlich sichtbaren Auftreten

des Goldes in Quarz- oder Calcitadern führt. Freigold oder «gediegenes

Gold», wie diese Art Berggold auch genannt wird, kommt in der Schweiz

nur im Alpenbereich vor. Vom alten Goldbergwerk «Goldene Sonne» am

Calanda bei Chur sind in der Schweiz schöne Goldstufen auf Calcit bekannt

(Abbildung 2). Einige sind im Landesmuseum untergebracht. Bei

Sedrun und in der Lukmanierschlucht wurde Gold auf Quarz gefunden.

Abbildung 2:

Ein Beispiel für Berggold:

Freigoldstufe auf Calcit aus

dem alten Goldbergwerk «Goldene

Sonne» am Calanda bei

Chur. Sammlung: J. Stieger

(Foto: R. Maag)

Da Gold erst spät auskristallisiert und unter diesen Voraussetzungen

keinen Platz zur Ausbildung von Kristallen hat, muss es als «Lückenbüsser»

feine Haarrisse und Hohlräume ausfüllen. Armdicke Adern von

reinem Gold treten dabei nicht auf, sie gehören in den Bereich der Legenden.

Hingegen können goldhaltige Quarze als bis zu mehrere Meter

mächtige Adern den Fels durchschneiden.

Gold in «solid solution»

Oft ist Berggold von Auge nicht sichtbar, sondern als «solid solution»

in mikroskopisch kleinen Kristallen in anderen Mineralen wie Pyrit,

Arsenopyrit oder Pyrrhotin eingeschlossen. Dies ist z. B. in Astano und

Gondo der Fall, wo Gold in Arsenkies (FeAsS) und Pyrit (FeS2) auftritt.

Für einen Abbau muss das Gold durch entsprechende chemische Aufbereitungsverfahren

(Zyanidlaugeverfahren) industriell aus dem Erz gelöst

werden.


Goldvorkommen in der Schweiz

13

Gold-Telluride und Gold-Amalgame

Zusammen mit den Elementen Tellur (Te), Kupfer (Cu), Silber (Ag) und

Quecksilber (Hg) kommt Gold (Au) in verschiedenen natürlichen Legierungen

vor:

• Gold-Telluride (oder Goldsalze) – Gold in Verbindung mit Tellurium –

sind sehr rar. Die Auskristallisation erfolgt erst, wenn man dieses Erz

auf über 1000°C erhitzt. Allerdings sind die Goldgehalte in Gold-

Telluriden oft enorm und können bis zu 100 g/t betragen. In der

Schweiz sind die Gold-Telluride Nagyágite und Calaverite bekannt.

• Berggold mit mehr als 20% Silberanteil ist als Elektrum (Gold/

Silber-Legierung) bekannt. Eine Elektrumstufe wurde in der Schweiz

beim Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels gefunden.

Einen Überblick über die zurzeit in der Schweiz bekannten Goldminerale

gibt Tabelle 1.

Mineral Chemische Formel Fundort Quelle

Gediegenes Gold Au Mehrere Mehrere

Elektrum (Au, Ag) Mehrere Mehrere

Amalgame Au-Ag-Hg (Au 0.50 Ag 0.41 Hg 0.09 ) Turtmänna (VS) OHNENSTETTER ET AL. 1991

Amalgame Au Au 2 Hg - hexagonal Le Lerapaisson (FR) MEISSER / BRUGGER 2000

Weishanite (Au, Ag) 3 Hg 2 L’Arnon (VD)

MEISSER / BRUGGER 2000

L’Aubonne (VD)

UM2000-05-E:AuSn AuSn 2 Le Boiron (VD) MEISSER / BRUGGER 2000

Tetraauricupride (Au 0.53 Cu 0.46 )

(Cu 0.50 Au 0.50 )

Rio de Miséry (FR)

Geisspfad (VS)

MEISSER / BRUGGER 2000

Auricupride Cu 3 Au Bohrung Weierfeld,

HOFMANN 1989

Rheinfelden (AG)

Nagyágite Au(Pb, Sb, Fe) 8 (Te, S) 11 Gondo (VS) GRÜNENFELDER 1957

Calaverite AuTe 2 Alpe Formazzolo (TI) GRÜNENFELDER 1957

Tabelle 1: Goldminerale der Schweiz Stand 2012 1

Primäre Goldlagerstätten in Sedimentgesteinen

Die weitaus meisten Berggoldvorkommen treten in geologisch alten

(paläozoischen) magmatischen Gesteinen (z. B. Granit, Diorit) oder metamorphen

Gesteinen (z. B. Gneis, kristalline Schiefer) auf. Gelegentlich

werden aber primäre Lagerstätten auch in Sedimentgesteinen (z. B.

Tonschiefern, Kalken, Kieselkalken.) entdeckt, z. B. am Calanda oder im

ostrheinischen Schiefergebirge Deutschlands. Derartige Vorkommen

lassen sich mit hydrothermalen Prozessen, wie oben beschrieben, nicht

erklären, denn das Muttergestein wurde im Meer abgelagert.

1 Diese Zusammenstellung wurde von N. Meisser, Musée géologique cantonal,

1015 Lausanne-Dorigny, erstellt. Vgl. den Beitrag über die Westschweiz,

S. 116 ff. in diesem Buch


14 Goldvorkommen in der Schweiz

Eine Theorie zur Entstehung dieser Vorkommen stützt sich auf folgende

Tatsache: Zu Beginn der variszischen Gebirgsbildung (vor rund 400 Mio.

Jahren) bedeckte ein Meer weite Teile Europas. Infolge tektonischer Unruhe

schütteten zahlreiche Vulkane untermeerisch Lava und Asche in die

See, vulkanische Gase entströmten dem Meeresboden. Damit verbunden

war das Austreten von Schwefeldioxid. Dieses ist in der Lage, das im

Meerwasser in kleinster Konzentration vorhandene Gold chemisch auszufällen,

das sich seinerseits in den allmählich entstehenden Sedimentschichten

ablagerte.

Waschgold (Seifengold/Flussgold)

Werden goldhaltige Gebirge durch Verwitterung (Erosion) abgetragen,

so wird das Berggold aus dem Gestein herausgelöst und in die Flussablagerungen

(Alluvionen) der Täler gespült (Abbildung 3). Diese Form des

Goldes wird als Waschgold bezeichnet, weil es durch Goldwaschtechniken

gefunden werden kann. Andere Namen für Waschgold sind Flussgold,

Seifengold oder alluvionales Gold (englisch: «placer gold»).

Alte, höher gelegene

Waschgoldseifen

Waschgoldseife

Verwitterungszone

Anstehender Fels

Waschgoldseife im

aktuellen Flussbett

Primärgoldlagerstätte

(Quarzader)

Verdeckte Seife

Ehemaliges Flussbett

Abbildung 3:

Entstehung von Waschgoldvorkommen:

Goldhaltiges

Material wird von der Erosion

in die Flussablagerungen

transportiert.

Anhand seiner charakteristisch goldgelben Farbe und seiner hohen Dichte

(19,32) kann Waschgold gut von den anderen Sandbestandteilen im

Bachkies unterschieden werden.

Gold kommt in der Natur nie in völlig reiner Form vor. Völlig reines

Gold ist 24-karätig. Napfgold, das typischste Schweizer Waschgold, hat

eine Feinheit von etwas mehr als 23 Karat. 2 Der Rest sind Verunreinigungen

aus Silber und geringe Spuren anderer Metalle (z. B. Kupfer). Berggold

in der Form von Freigold ist meist noch stärker verunreinigt und

kommt selten über 20 Karat.

Waschgold findet sich in den unterschiedlichsten Grössen im Flusskies

oder in alten Flussablagerungen (Alluvionen, Sedimente). Ist es

rund und körnig, spricht man von Nuggets. Das meiste Waschgold ist jedoch

durch den Transport im Fluss so weit verkleinert, dass es nur noch

2 Schmuck hat in der Schweiz meist eine Feinheit von 18 Karat oder 750/1000.

Der Rest ist hinzulegiertes Metall, da reines Gold (24 Karat) zu weich wäre.


Goldvorkommen in der Schweiz

15

in Form von ca. 0.1 bis 3 mm grossen Flittern oder Blättchen vorkommt.

Mit zunehmendem Transportweg werden die Flitter immer kleiner, bis

nur noch Goldstaub vorliegt (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4:

Waschgold in drei unterschiedlichen

Erscheinungsformen:

Nuggets (Disentis), Goldflitter

(Napf ) und Goldstaub (Napf ).

Ein anschauliches Beispiel für diese Zerkleinerung durch den Transport

ist das Napfgold, das vom Napfgebiet durch die Flüsse Reuss und Aare

in den Rhein gespült wird. Während Napfgold noch mehrere Millimeter

gross sein kann und es für 1 Gramm Gold durchschnittlich 1500 bis 3000

Flitter braucht, sind die Flitter im Rhein bei Basel bereits kaum mehr

grösser als 2 mm und sehr dünn. Dort braucht es schon 30 000 bis 40 000

Flitter für 1 Gramm Gold. Bei Karlsruhe schliesslich sind 140 000 bis

160 000 Flitterchen für 1 Gramm Gold nötig.

Findet man körniges Gold, liegt meist die Primärlagerstätte, also die

Lagerstätte mit Berggold, nicht weit entfernt. Bestes Schweizer Beispiel

dafür ist Disentis, wo Berg- und Waschgoldvorkommen praktisch in derselben

Gegend liegen.


16 Goldvorkommen in der Schweiz

Zur Entstehung von Waschgold

Die gängige Vorstellung von der Entstehung von Waschgold geht dahin,

dass irgendwo im Gebirge eine «Goldader» (besser: eine goldhaltige

Quarzader) vom Fluss angespült wird, wodurch das Gold in den Fluss

gerät und so verteilt wird. Diese Vorstellung trifft zu einem grossen Teil

tatsächlich zu. Allerdings darf man sich nicht allzu viel Hoffnung machen,

diese «legendären» Goldadern, quasi die Mutteradern allen Goldes, zu

finden. Es ist nämlich meist so, dass diese Goldquellen zwar vor Jahrtausenden

oder Jahrmillionen bestanden haben, aber inzwischen längst

durch die fortschreitende Erosion abgetragen sind. Das Waschgold aber,

seiner hohen Dichte wegen einem trägeren Transport unterworfen als

das Gestein, liegt, als «Überbleibsel» dieser Adern, immer noch in den

Flusskiesen.

Diese einfache, gängige Theorie der Waschgoldentstehung wurde in

den 1990er-Jahren durch eine weitere Theorie ergänzt. Diese neue Theorie

behauptet – und das mag erstaunlich tönen –, dass Nuggets im Wasser

wachsen. Der chemische Prozess, der dem Ganzen zugrunde liegen

soll, wird als Lateralsekretion bezeichnet.

Gold ist unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. bei Anwesenheit

von humushaltigen Substanzen oder Säuren) im Wasser löslich. Bei der

Verwitterung von Gestein mit goldführendem Pyrit (wie etwa bei den Lagerstätten

von Astano im Tessin) wird das Gold herausgelöst und fliesst

mit dem rinnenden Wasser in die Bäche, in denen es zu metallischem

Gold reduziert wird. Hier kann es – ebenfalls unter bestimmten Bedingungen

– auch wieder ausgefällt werden und zu Nuggets oder Goldkristallen

zusammenwachsen. Die folgende Formel bildet die Grundlage:

Na[AuCl 4 ](aq) + 3FeCl 2 (aq) > Au(s) + NaCl(aq) + 3FeCl 3 (aq)

In Wasser gelöste Eisenverbindung als ausgefälltes Gold

oxidierte Form des Reduktionsmittel als Nugget oder Flitter

Goldes

aq: aquatisch, gelöst im Wasser

s: solid, als Feststoff

Zwei deutsche Petrologen, Prof. H. Kern und C. Ebert aus Kiel, erbrachten

folgenden Beweis für die Richtigkeit dieser Theorie: 3 Beim Anschleifen

eines Goldnuggets entdeckten sie im Innern die Gehäuse von Kieselalgen.

Das Nugget hatte beim Wachsen die Kieselalgen vollkommen

eingeschlossen.

Weitere Beobachtungen bestätigen die Richtigkeit der Theorie. So

wurden in Flusssedimenten schon Goldkristalle mit scharfen Kantengrenzen

gefunden. Aber Goldkristalle können keinen längeren Transport

im Flusskies unbeschadet – sprich ohne Rundung der Kanten – überstehen.

Ein anderer Beweis sind die Funde von vergoldeten Kupfer- und

weiteren Metallbestandteilen. Dabei handelt es sich um Teile wie

3 Ebert, Chr. und Kern, H.: Placer gold from the Gevattergraben in the Frankenwald area

(Germany) – mineralogical and morphological characteristics and their significance for gold

prospecting. N. Jb. Min. Mh., Jg. 1988, H. 9. Stuttgart.


Goldvorkommen in der Schweiz

17

Reissverschlussglieder, Münzen oder Nägel, also eindeutig Zivilisationsreste,

die man für den Normalgebrauch nicht künstlich vergoldet. 4

Die Bedingungen, unter denen gelöstes Gold wieder ausfällt, sind

den Wissenschaftlern allerdings unbekannt. Es wird vermutet, dass es

dazu eine Art Reduktionskern braucht, um den herum das Nugget dann

wächst. Ein solcher Reduktionskern könnte das in der Periodentabelle

der Elemente nächst unedlere Metall sein (z. B. Kupfer bei Gold). Aber

auch organisches Material könnte reduzierende Wirkung haben.

Eine andere Annahme besagt, dass es möglicherweise Bakterien gibt,

die Metalle aus wässrigen Lösungen aufnehmen und in ihren Zellmembranen

wieder ausscheiden können. Auf diese Weise würde das Nugget

quasi «bei lebendigem Leibe» an den Mikroorganismen wachsen, deren

eigene Form im Edelmetall verewigt würde, bevor sie absterben.

Dies würde auch erklären, weshalb an manchen Orten die in Bächen

gefundenen Goldflitter und Nuggets grösser sind als das Gold aus den

nahe gelegenen Primärlagerstätten. Diese Beobachtung kann z. B. in der

Gegend um die Goldvorkommen von Astano (Tessin) gemacht werden:

Während Berggold nur in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln im

Arsenkies vorkommt, finden sich in den Flüssen um Astano (Lisora,

Magliasina) Goldflitter bis zu einigen Millimetern Grösse.

Waschgoldlagerstätten

Die Goldseife (Placer)

Goldseifen sind Kies- und Sandablagerungen, die eine besondere Anreicherung

an Gold und anderen Schwermineralen beinhalten. Goldseifen

entstehen meist durch die Strömung des Wassers in Flüssen. Es sind jedoch

auch andere Entstehungsarten möglich, z. B. durch die Einwirkung

von Wind («eolian placers»), durch Meeresströmungen im Uferbereich

(«beach placers») oder durch Gletschertransport («glacial placers»). In

der Ost- und Westschweiz hatte die Gletschereinwirkung eine gewisse

Bedeutung, ansonsten trifft man in der Schweiz jedoch nur auf von Flüssen

gebildete Goldseifen («alluvial placers»). Diese sind für Hobby-Goldwäscher

von Interesse, da sie mit den gängigen Goldwaschmethoden und

-instrumenten (Pfanne, Schaufel und Schleuse) bearbeitet werden können.

Goldseifen entstehen meist an Stellen im Fluss, wo die Strömung

gebremst wird oder wo der Fluss die Richtung ändert. Die vom Wasser

transportierten Kiespartikel und Elemente werden dort ihrer Dichte

entsprechend sortiert und abgelagert. Das Gold mit seiner hohen Dichte

von 19,32 lagert sich zusammen mit grossen Gesteinsbrocken und den

Schweremineralen ab, den «black sands» Ilmenit, Hämatit, Magnetit,

Epidot, Zirkon, Rutil und Granat (Abbildung 5).

4 Homann, W.: Die Goldvorkommen im Variszischen Gebirge. Teil II. Sonderdruck aus

Dortmunder Beitr. zur Landeskunde, naturwiss. Mitt., H. 27, Dortmund 1993.


18 Goldvorkommen in der Schweiz

Abbildung 5:

Gold mit begleitenden Schwermineralen

(schwarz = Magnetit,

braunschwarz = Ilmenit, rot

= Granat, farblos = Zirkon).

Sammlung: V. Jans

(Foto: Th. Schüpbach)

Man kann drei Arten von Goldseifen unterscheiden:

1. Grössere, dauerhafte Goldseifen

Dies sind Kiesbänke, die bis mehrere Meter mächtig werden können.

Sie sind mit grossen Steinen durchmischt. Bis eine solche Goldseife

entsteht, braucht es mehrere Jahre bis Jahrzehnte. Normale Hochwasser

lassen sie unbeschadet. Nur die oberste Schicht der Kiesbank wird

so weit abgespült, dass leichte Materialien von der Wasserströmung

weggetragen werden und Schwerminerale liegen bleiben. So erhöht

sich die Goldkonzentration nach und nach. Bei alten Goldseifen ist

der Goldgehalt unmittelbar auf dem Flussuntergrund am grössten.

Dort finden sich die grossen Goldflitter und Nuggets. Von den oberen

Schichten sind die obersten 20 cm am goldreichsten, weil sie bei Hochwasser

aufgewühlt werden. 5 Typische Örtlichkeiten, an denen solche

Bedingungen herrschen, sind die Innenseiten von Flusskurven .

2. Kleinere, kurzlebige Goldseifen

Unterhalb eines Hindernisses, das der Bach umfliesst (z. B. ein grosser

Steinblock oder Stromschnellen), entstehen kleine Ablagerungen.

Sie enthalten manchmal beachtliche Konzentrationen. Der Goldgehalt

ist in der obersten Schicht am höchsten. Bei Hochwasser verlagern

sich solche Goldseifen.

5 Maag 1983, S. 276.


Goldvorkommen in der Schweiz

19

3. Flutgold-Anreicherungen

An gewissen Stellen, die während eines Hochwassers überflutet werden,

lagern sich sehr kleine Goldflitter ab. Kleinste Goldflitter beginnen

bei Hochwasser zu flottieren, d.h., sie schwimmen infolge der

Oberflächenspannung des Wassers. Solche kleine Goldflitter werden

als Flutgold bezeichnet (vom englischen Begriff «flood gold»).

Das Gold ist so klein, dass es für ein Gramm oft über 40 000 Flitter

braucht. Flutgoldvorkommen finden sich an zwei Orten:

• in bei Hochwasser überspülten Moospolstern oder

Grasbüscheln am Uferrand («Moosgold»);

• auf der obersten Stelle von Kiesbänken in grossen Flüssen

(z. B. dem Rhein). Solche Stellen liegen bei einem Hochwasser

unter dem Wasserspiegel. Lässt das Hochwasser nach, wird

das flottierende Gold zuerst an der höchsten Stelle abgelagert.

Für den Anfänger oder die Anfängerin unter den Goldsuchern ist es oft

schwierig, eine lohnende Goldseife zu finden. Viel Zeit beim Goldsuchen

vergeht deshalb mit der Suche nach guten Stellen. Es braucht etwas

Übung und ein geschultes Auge, um im Flusslauf die goldhaltigen Stellen

zu erkennen. Man kann sich bei der Suche nach guten Stellen auf gewisse

Gesetzmässigkeiten stützen, doch wird man bald merken, dass die Launen

der Natur einem immer wieder einen Streich zu spielen vermögen.

Endgültige Sicherheit gibt auch eine Probeentnahme in der obersten

Schicht einer Goldseife nicht. Auf folgende Punkte sollen schon die alten

Goldwäscher an Aare und Reuss geachtet haben, um gute Stellen ausfindig

zu machen: 6

• Grober Kies hat lange aufeinandergelegen. Achtung: Sandbänke

mit viel feinem Sand enthalten kein Gold, auch wenn sie noch so

schön aussehen!

• Der Kies ist kompakt, sodass die Schaufelarbeit mühsam ist.

• Der Sand enthält viel dunkles (braunrotes bis schwarzes)

Schwermineralkonzentrat. Dies lässt sich rasch mittels einer

Waschprobe nachweisen.

• Metallene Zivilisationsreste (Nägel, Eisenschrott usw.) sind ein

gutes Zeichen. In Bächen mit viel Eisenschrott kann es

vorkommen, dass durch die Korrosionswirkung Eisen und

Gold miteinander verkleben.

• Der Fluss weitet sich plötzlich, nachdem er lange Zeit eng

eingeschlossen war.

• Die Kiesbank liegt an einer Flusskurven-Innenseite mit harter

Kurvenaussenseite (Prallwand), z. B. Fels oder einer Mauer.

• Die Kiesbank ist nicht allzu mächtig (30 bis 70 cm), darunter ist

anstehender Fels («Bedrock»).

• Bei der Fundstelle erfolgt der Abfluss in schiessender Strömung.

6 Nach Rütimeyer 1927, Villiger / Rawyler 1976.


20 Goldvorkommen in der Schweiz

Schliesslich darf man sich auch die sechs Goldwäscherregeln zu Herzen

nehmen (Abbildung 7). Spätestens nach dem ersten Tag erfolgloser Suche

wird man im berühmten Spruch der amerikanischen Goldgräber mehr

Sinn sehen: «Gold is where you find it! » (Gold liegt dort, wo man es findet.)

Gold in Spalten und Rissen des felsigen Flussuntergrunds (Bedrock)

«Bedrock» ist eines der wichtigsten Wörter bei Goldwäschern. Es ist die

englische Bezeichnung für den aus anstehendem Fels bestehenden Flussuntergrund.

Dies ist der Ort, wo die grossen Nuggets liegen!

In Bergbächen und kleineren Flüssen liegt der Bedrock oft nahe an

der Oberfläche. Manchmal fliessen solche Bäche gar auf dem anstehenden

Fels. In grösseren Tälern, wie dem Rhein-, Reuss- oder Aaretal, ist

der Bedrock unter einer mehrere Hundert Meter mächtigen Kiesschicht

verborgen und deshalb weit ausser Reichweite für den Goldwäscher.

Je nach Gesteinsart und Schichtungsverlauf enthält der Bedrock mehr

oder weniger Spalten und Risse (Abbildung 6). Dort reichern sich Gold und

Schwerminerale besonders an. Die grössten und schwersten Goldflitter

und Nuggets finden sich fast ausnahmslos direkt auf dem Bedrock liegend

oder in seinen Spalten und Rissen (engl.: «crevices») verborgen.

Anstehender

Fels

Stein

Geröllblock

Schwerminerale

und Gold

Schwerminerale

und Gold

Schwerminerale

und Gold in Spalten

Abbildung 6:

Spalten und Risse im Bedrock

enthalten Gold.

«Crevicing» heisst die Technik, Gold aus dem Bedrock zu gewinnen.

Falls nötig, wird der Bedrock fein säuberlich von lockerem Sand und

Kies gereinigt. Mithilfe einer Handpumpe oder mittels Schäufelchen

und kleinem Besen wird alles Material bis auf das letzte Staubkorn aus

Spalten und Rissen in die Goldwaschpfanne gebracht. Crevicing ist eine

höchst faszinierende Tätigkeit, da mit wenig Anstrengung manchmal die

schönsten Funde ans Tageslicht gebracht werden.


Goldvorkommen in der Schweiz

21

Beim Säubern von Bedrock sollte man folgende Fehler vermeiden:

• Der grösste Fehler ist, zu wenig tief in den Bedrock

einzudringen. Besonders bei brüchigem Bedrock lohnt sich

eine zusätzliche Anstrengung dann, wenn man glaubt, eigentlich

fertig zu sein.

• Lehmige und mit verklebtem Dreck umgebene Steine aus den

Spalten und Rissen sollten nicht ungereinigt weggeworfen

werden. In diesem Material verhängt sich oft Gold.

• Bei hohem Wasserstand ist es aussichtslos, an die ertragreichsten

Spalten und Risse im Flussbett gelangen zu wollen.

Die aussichtsreichste Zeit sind Trockenperioden.

• Vorsicht vor falschem Bedrock: Lehmschichten sehen oft wie

wirklicher Bedrock aus und verleiten dazu, die Arbeit zu

beenden, weil auf den Lehmschichten der Goldgehalt oft

angereichert ist. Durchdringt man die Lehmschichten, nimmt

der Goldgehalt auf dem wahren Bedrock oft sogar noch zu.

• Einmal entdeckte, ergiebige Spalten und Risse können ein

Jahr später durchaus wieder etwas Gold liefern. Eine erneute

Suche lohnt sich.


22 Goldvorkommen in der Schweiz

Abbildung 7:

Sechs alte Goldwäscherregeln.

Sechs alte

Goldwäscherregeln

aus dem Napfgebiet

WO’S WIRBELT UND BIEGT,

GAR MANCH GOLDKORN LIEGT.

Goldpartikel lagern sich mit Vorliebe unmittelbar ober- oder unterhalb von

natürlichen Hindernissen ab. Man beachte insbesondere Wirbel, Schwellen

und Bachbiegungen.

‹•›

WENN HEISS DER SOMMER UND SELTEN

DIE GEWITTER, SICH FINDEN LASSEN DIE

GOLDENEN SPLlTTER.

Die besten Goldgewinnaussichten eröffnen sich in Bächen, die über

längere Zeit nur sehr wenig Wasser führen, deren Grund aber von Zeit zu Zeit

durch einzelne Gewitterregen aufgewühlt wird.

‹•›

WENN GROB DAS KIES UND DUNKEL DER SAND,

SICH SCHAFFEN LÄSST VIEL GOLD AN LAND.

Gold hat ein sehr hohes spezifisches Gewicht. Es liegt nahe, dass es sich in der

Nachbarschaft von Materialien mit ähnlicher Eigenschaft ablagert.

‹•›

WENN STEIGT DER BACH,

WIRD ZWECKLOS DIE SACH.

Bei Hochwasser werden nicht nur die Bäche unpassierbar und

goldführende Stellen unzugänglich, sondern es werden auch allfällige

Goldstaubkonzentrationen im Bachbett zerstreut.

‹•›

MIT VORTEIL MAN EHRT,

WAS DIE ERFAHRUNG LEHRT.

Gold liegt nicht einfach irgendwo herum. Gerade der Anfänger sucht deshalb

wohl mit Vorteil an Stellen, von denen man weiss, dass dort bereits Gold

gefunden wurde. Die bedeutendsten goldführenden Gewässer im Napfgebiet

sind z. B. Seebli- und Goldbach, Kleine und Grosse Fontanne, Enziwigger,

Luthern und Kleine Emme.

‹•›

NACH HOCHWASSER GROSS,

OFT HÄNGT GOLD IM MOOS.

Tritt der Bach über die Ufer, bleiben beim Zurückfliessen im ufernahen Moos

oft goldene Flimmerchen hängen, wo sie des leuchtenden Kontrastes zum

dunklen Untergrund wegen verhältnismässig einfach zu finden sind.

‹•›


Erfolgreiche Goldprospektion

23

ERFOLGREICHE

GOLDPROSPEKTION

Toni Obertüfer

Das Gesetz der Schwerkraft

Es ist die physikalische Gesetzmässigkeit der Erdanziehungskraft, die es

uns ermöglicht, auf einfache Weise Gold vom Flusskies zu trennen. Zugleich

unterscheidet sich Gold in der Farbe und der Beschaffenheit von

anderen Stoffen.

1 Liter = 1 dm 3 =

Wasser (H 2 O): 1 kg Kies und Gestein Metalle

Sand und Kies nass 2,0 kg Stahl und Eisen (Fe) 8,0 kg

Sand und Kies trocken 1,8 kg Blei (Pb) 11,3 kg

Steinschotter 1,8 kg Gold (Au) 19,3 kg

Lehm und Ton 2,1 kg Platin (Pt) 21,5 kg

Die Tabelle veranschaulicht, dass Gold ungefähr zehnmal so schwer wie

Kiesgestein bzw. 2,5-mal so schwer wie Eisen ist. Bei der Umwälzung von

goldhaltigem Kies im Wasser (sei dies in der Goldwaschpfanne oder im

Flussbett in der Natur) tendieren die spezifisch schwersten Teile aufgrund

der Erdanziehungskraft zu den tiefsten Punkten hin. Diese physikalische

Gesetzmässigkeit ist das Mass aller Dinge bei der Suche nach Waschgold.


24 Erfolgreiche Goldprospektion

Prospektion – Die Suche nach Gold

Das Ausfindigmachen nutzbarer Bodenschätze, in unserem Fall von

goldhaltigen Stellen im Fluss, wird als Prospektion bezeichnet. Dabei ist

es unerlässlich, die Arten von Waschgoldlagerstätten zu kennen, wie sie

im vorhergehenden Kapitel beschrieben wurden. Auch die Beachtung

gewisser Regeln (z. B. der «sechs Goldwäscherregeln») hilft beim Auffinden

von goldhaltigen Ablagerungen.

Am einfachsten ist das Prospektieren nach Gold mit Schaufel und

Goldwaschpfanne. Der Materialumsatz mit einer Goldwaschpfanne ist

allerdings bescheiden. Wenn viel Kies innerhalb kurzer Zeit durchgewaschen

werden muss, ist der Einsatz einer Goldwaschschleuse angebracht.

Die Goldwaschpfanne

Was den Goldwäscher, die Goldwäscherin ausmacht, ist der Umgang

mit der Goldwaschpfanne. Dieser Umgang muss zuerst erlernt sein. Die

Techniken des Goldwaschens sind ebenso vielfältig wie die Typen von

Goldwaschpfannen (Abbildung 8). Doch in jedem Fall verdrängen die

spezifisch gewichtigeren Elemente die leichteren Teile bei Erschütterung

und sammeln sich am tiefsten Punkt des Waschgefässes. Besser als alle

Beschreibungen ist, von einem erfahrenen Goldwäscher den Umgang

mit der Pfanne zu erlernen. Oder sich zumindest auf dem Internet einen

Film anzuschauen (z. B. auf www.goldwaschen.ch). Und bedenken Sie:

Wenn die nachfolgende Beschreibung auch kompliziert erscheinen mag,

das Goldwaschen beruht auf dem einfachen physikalischen Gesetz der

Erdanziehungskraft.

Im Wesentlichen gibt es drei Pfannentypen, die sich durch differenzierte

Waschtechniken unterscheiden:

• Die Goldwaschpfanne des amerikanischen Typs: Sie ähnelt in der

Form einer Bratpfanne und hat einen flachen Boden mit

angewinkelten Seitenwänden. Sie ist vor allem in Nordamerika

verbreitet, wo sie seit dem Goldrausch von Kalifornien (1848)

bekannt ist. Die Waschtechnik besteht hauptsächlich aus

geradlinigen Vor- und Rückwärtsbewegungen.

• Die Batea: Sie weist die konische Form eines Chinesenhuts auf und

wird auch so genannt. Sie ist in den tropischen Ländern (Südamerika,

Afrika, Asien) verbreitet. Die Waschtechnik besteht aus einer

kontinuierlichen, kreisenden Bewegung.


Erfolgreiche Goldprospektion

25

• Die flache Goldwaschpfanne ist vor allem beim Wettwaschen der

absolute Renner. Vermehrt wird diese Pfanne auch in Bächen

eingesetzt, jedoch abseits der Strömung. Die Eigenschaft der

Zentrifugalkraft wird voll ausgenutzt.

Die Pfannen sind in Kunststoff, Metall und Holz erhältlich. Die Plastikpfannen

werden in verschiedensten Farben- und Rillenkombinationen

hergestellt. Eine alte Weisheit gilt auch bei den Goldwaschpfannen: Je

einfacher, desto effizienter! Viele Rillen sind oft eher hinderlich als nützlich.

Plastikpfannen rosten nicht, sind leicht im Gewicht und eignen sich

deshalb am besten zum Mitnehmen «ins Feld».

8a

Abbildung 8:

Verschiedene Pfannentypen

a) Pfannen aus Metall und Holz.

Obere Reihe (v.l.n.r.): eine Batea

aus Mahagoniholz (Bolivien);

eine Waschschüssel aus Holz

(Dominikanische Republik); eine

Batea aus Metall. Untere Reihe

(v.l.n.r.): «Steiner’s Swiss Pan»

– diese Pfanne wurde Mitte der

80er-Jahre vom mehrfachen

Goldwasch-Weltmeister

Ruedi Steiner aus Malters (LU)

entwickelt; eine amerikanische

Kupferpfanne (wird der Boden

mit Quecksilber eingerieben,

dient sie zum Amalgamieren

der Goldflitter), eine finnische

Flachpfanne, wie sie in

Lappland Verwendung findet.

(Foto: T. Obertüfer)

8b

b) Pfannen aus Plastik. Obere

Reihe (v.l.n.r.): eine «Clean-up

Pan» aus den USA; eine

italienische Plastikpfanne;

die Garrett-Pfanne (USA),

ein in Amerika populäres

Modell. Untere Reihe (v.l.n.r.):

eine Flachpfanne, beliebt für

Goldwaschmeisterschaften; die

«Klondike-Pfanne» (GB), ein in

Europa populäres Modell; ein

Sieb. (Foto: T. Obertüfer)


26 Erfolgreiche Goldprospektion

Die Waschtechnik mit der amerikanischen Pfanne

Die Bilderserie von Abbildung 9 illustriert den Waschvorgang:

a) Suchen Sie sich eine goldhaltige Kiesbank an einem Fluss oder Bach.

Nun füllen Sie Ihre Kunststoff- oder Metall-Goldwaschpfanne zu drei

Vierteln mit Kies. Grosse Steine entfernen Sie von Hand. Danach suchen

Sie sich einen Platz mit ruhigem Wasser von mindestens 20 cm

Tiefe. Hier tauchen Sie die Pfanne ins Wasser und bringen den Kies

durch kräftiges seitliches oder kreisförmiges Schütteln in Bewegung.

Wichtig ist, dass die Pfanne beim Schütteln unter Wasser bleibt. Keine

Angst, das Gold schwimmt Ihnen nicht davon – im Gegenteil: Je

länger Sie schütteln, umso besser sinkt das spezifisch schwere Material

zum Pfannenboden.

b) Neigen Sie die Goldwaschpfanne im Wasser mit den Rillen nach vorne,

bis die Steine und Kiesteile wegrollen (nicht schütteln!).

c) Durch wiederholtes Auf und Ab der stark geneigt gehaltenen Waschpfanne

im Wasser werden die leichten Sand- und Kiesanteile über

den Pfannenrand weggespült. Wiederholen Sie diesen Vorgang so

oft, bis nur noch wenig Sand in der Pfanne übrig bleibt. Dabei ist es

wichtig, dass Sie die Pfanne ungefähr nach jedem dritten Ein-/Austauchen

schütteln (am besten kurze Links-rechts-Bewegungen), damit

die schweren Kiesanteile sich weiter absetzen können und die

leichten an die Oberfläche verdrängt werden. Halten Sie während

dieser ganzen Zeit (Ein-/Austauchen und Schütteln) die Pfanne immer

etwa im selben Neigungswinkel. Das Gold sinkt dann sukzessive

an den tiefstliegenden Punkt der Pfanne.

d) Am Ende dieses Prozedere bleiben nur noch etwa zwei Esslöffel Sand

in der Pfanne zurück. Ein grosser Anteil dieses Sandes sind Schwerminerale

oder «black sands». Befinden Sie sich an einer goldhöffigen

Stelle, werden Sie auch Nägel oder andere Zivilisationsreste in diesem

Sand erkennen. Entfernen Sie die grösseren Steinchen und die

Metallbestandteile mit den Fingern.

e) Richten Sie sich nun mit der mit den Schwermineralen und zu einem

Viertel mit Wasser gefüllten Pfanne auf. Das Konzentrat wird in der

geneigten Pfanne nochmals durchgeschüttelt. Das Gold sammelt

sich am tiefsten Punkt. Danach kippen Sie die Pfanne sorgfältig auf

die andere Seite und sorgen mit leichtem Wippen dafür, dass kleine

Wasserwellen nach und nach das unter den Sandresten verborgene

Gold freispülen.

f )

Mit Freude stellen Sie fest, dass auch kleinste Teile des spezifisch

schwereren Goldes in Ihrer Goldwaschpfanne zurückbleiben.


Erfolgreiche Goldprospektion

27

9a

9c

9b

9d

Abbildung 9:

Die Technik des Waschens

mit einer Goldwaschpfanne

amerikanischen Typs

a) Pfanne mit Kies füllen, ins

Wasser tauchen und schütteln

b) Grobe Kiesel von Hand

entfernen und Pfanne stark

geneigt ins Wasser eintauchen

c) Pfanne aus dem Wasser

heben, oberste Kiesschicht

abspülen

d) Schritt c wiederholen, bis

nur noch wenig Kies in der

Pfanne ist

e) Sich aufrichten. Mit wenig

Wasser durch gleichmässige

Kippbewegungen das Gold unter

den Sandresten freispülen

f ) Das Gold glänzt unverkennbar

goldgelb im Sonnenlicht!

(Fotos: T. Obertüfer)

9e

9f

Für die Aufbewahrung Ihres Goldschatzes eignen sich kleine, klarsichtige

und verschliessbare Röhrchen oder Gläschen. Notfalls können auch

leere Döschen (z. B. alte Filmdosen von Fotofilmen – falls Sie zu Hause

noch welche finden) verwendet werden. Diese werden mit Wasser gefüllt.

Dann betupfen Sie die trockengelegten Goldflitterchen mit einem trockenen

Finger und führen diesen an die Öffnung des Röhrchens. Durch

Schütteln kommt das Gold mit Wasser in Berührung und sinkt sofort ab.

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