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<strong>Fiete</strong> <strong>Hansen</strong><br />
<strong>löscht</strong><br />
<strong>ein</strong> <strong>Schiff</strong><br />
SCHÜNEMANN<br />
MARKUS WEISE<br />
Illustrationen Helke Rah
Es ist Sonntag. Sonntags ist immer Familientag. Normalerweise<br />
fährt Finn sonntags mit s<strong>ein</strong>en Eltern zu Oma und Opa. Die <strong>ein</strong>en<br />
Großeltern sind aber gerade verreist, und die anderen sind zu<br />
<strong>ein</strong>em Geburtstag <strong>ein</strong>geladen. Deswegen ist Finn mit s<strong>ein</strong>en Eltern<br />
heute zu Kaffee und Kuchen bei s<strong>ein</strong>en Urgroßeltern.<br />
Die Urgroßeltern sind der Opa und die Oma von Finns Papa.<br />
Finns Mama hat k<strong>ein</strong>e Großeltern mehr.<br />
Uropa <strong>Fiete</strong> und Uroma Marta sind schon über achtzig Jahre alt.<br />
Weil Uropa und Uroma so komische Wörter sind und Uroma Marta<br />
nicht Ticktack-Oma genannt werden möchte, darf Finn <strong>ein</strong>fach<br />
Opa <strong>Fiete</strong> und Oma Marta sagen.<br />
Finn trinkt <strong>ein</strong>en heißen Kakao, weil er k<strong>ein</strong>en Kaffee mag.<br />
Draußen regnet und stürmt es. Fast normal in Norddeutschland.
Plötzlich steht Finn auf, geht zum Bücherregal und nimmt <strong>ein</strong> altes<br />
Fotoalbum heraus. „Opa <strong>Fiete</strong>, kannst du mir noch mal erklären,<br />
was du früher gearbeitet hast?“, fragt Finn. „Na kloor kann ik dat!“,<br />
antwortet Opa <strong>Fiete</strong>. Opa <strong>Fiete</strong> spricht manchmal Plattdeutsch.<br />
Er sagt, dass viele alte Menschen in<br />
Norddeutschland Platt sprechen.<br />
Das hört sich ganz witzig an, findet Finn.<br />
„Na kloor kann ik dat“ heißt „Na klar<br />
kann ich das“. Opa <strong>Fiete</strong> setzt<br />
sich in den großen alten Sessel.<br />
Finn setzt sich schnell auf<br />
s<strong>ein</strong>en Schoß und klappt<br />
das Fotoalbum auf.
Moin heißt „guten Tag“, aber Opa <strong>Fiete</strong> sagt es morgens, mittags<br />
und abends. Eigentlich sagt er immer Moin, wenn er jemanden<br />
begrüßt.<br />
„Moin, „Das Foto ik bün ist mehr <strong>Fiete</strong> als <strong>Hansen</strong> doppelt un so ik alt bün wie Hafenarbeiter d<strong>ein</strong> Vater“, im sagt Opa <strong>Fiete</strong><br />
Überseehafen“, „Da „Moin, war ik ich bün 17 <strong>Fiete</strong> Jahre liest <strong>Hansen</strong> Opa alt.“ <strong>Fiete</strong> un ik den bün Text Hafenarbeiter neben <strong>ein</strong>em im Überseehafen“,<br />
Foto, das<br />
k<strong>ein</strong>e Auf liest dem Opa richtige <strong>Fiete</strong> alten den Farbe Foto Text zeigt hat. neben Außerdem auf <strong>ein</strong>em die Foto, Kleidung: haben das die k<strong>ein</strong>e „Das Fotos richtige ist <strong>ein</strong>en<br />
Farbe<br />
weißen Stauerhose, hat. Außerdem welligen die haben ist Rand, wie die wie <strong>ein</strong>e Fotos <strong>ein</strong>e Latzhose. <strong>ein</strong>en Briefmarke. welligen Darunter weißen Auf trage dem Rand, Foto ich wie <strong>ein</strong> steht<br />
blaues <strong>ein</strong>e junger Briefmarke. Fischerhemd Mann Auf mit dem mit anderen Foto weißen steht Hafenarbeitern Längsstreifen.“<br />
<strong>ein</strong> junger Mann vor ganz mit anderen vielen<br />
großen Außerdem Hafenarbeitern <strong>Schiff</strong>en. trägt vor er ganz noch vielen <strong>ein</strong>e blaue großen Arbeitsjacke.<br />
<strong>Schiff</strong>en.<br />
„Und „Moin“ was heißt hast „Guten du da Tag“, auf aber dem Opa Kopf?“, <strong>Fiete</strong> fragt sagt Finn. es morgens, mittags<br />
„Das und abends. ist <strong>ein</strong> Eigentlich Elbsegler. sagt Eine er dunkelblaue immer „Moin“, Mütze“, wenn er jemanden<br />
antwortet begrüßt. Opa <strong>Fiete</strong>.<br />
„Das Foto ist mehr als doppelt so alt wie d<strong>ein</strong> Vater“, sagt Opa <strong>Fiete</strong>.<br />
„Da war ich 17 Jahre alt.“<br />
Er zeigt auf die Kleidung auf dem alten Foto: „Das ist <strong>ein</strong>e Stauerhose,<br />
die ist wie <strong>ein</strong>e Latzhose. Darunter trage ich <strong>ein</strong> blaues Fischerhemd<br />
mit weißen Längsstreifen.“ Außerdem hat er noch <strong>ein</strong>e blaue<br />
Arbeitsjacke an. „Und was hast du da auf dem Kopf?“, fragt Finn.<br />
„Das ist <strong>ein</strong> Elbsegler. Eine dunkelblaue Mütze“, antwortet Opa <strong>Fiete</strong>.
Finn schaut sich das Bild genau an. Alle Hafenarbeiter haben so <strong>ein</strong>e<br />
Elbsegler-Mütze auf dem Kopf. „Was arbeitet eigentlich <strong>ein</strong> Hafenarbeiter?“,<br />
fragt Finn und Opa <strong>Fiete</strong> beginnt zu erzählen: „Ein Hafenarbeiter,<br />
manche sagen auch Stauer, arbeitet in <strong>ein</strong>em Hafen und muss <strong>Schiff</strong>e<br />
be- und entladen.“
Vor über hundert Jahren wurde in Bremen der Überseehafen gebaut.<br />
Hier machten damals ganz viele <strong>Schiff</strong>e fest. Auf den <strong>Schiff</strong>en waren<br />
verschiedene Sachen, die aus der ganzen Welt kamen.<br />
„Zum Beispiel aus Übersee“, erzählt Opa <strong>Fiete</strong>. „Wo ist Übersee?“, will<br />
Finn wissen. „Übersee bedeutet, dass die <strong>Schiff</strong>e von Afrika, Nordamerika<br />
und aus Südamerika über den weiten Ozean nach Bremen kamen.“<br />
In diesen Ländern gibt es nämlich Sachen, die es in Deutschland nicht<br />
gibt. Deswegen brachten die <strong>Schiff</strong>e die Sachen in den Überseehafen.<br />
„Und wo konnte man die Sachen dann kaufen?“, fragt Finn schnell.<br />
„Zum Beispiel im Supermarkt“, entgegnet Opa <strong>Fiete</strong> und lacht.
Auf <strong>ein</strong>em anderen Foto sieht Finn den ganzen Überseehafen. Da ist<br />
richtig viel los. Opa <strong>Fiete</strong> zeigt auf die Bilder: „Neben dem Hafenbecken<br />
standen hohe Kräne. Die großen Kräne zogen die Ware aus dem <strong>Schiff</strong> und<br />
luden sie auf <strong>ein</strong>en Eisenbahnwaggon. Der brachte dann die Ware aus dem<br />
Hafen. Manche Waren mussten aber in <strong>ein</strong>em Schuppen gelagert werden<br />
und wurden erst danach mit dem Zug aus dem Hafen transportiert. Hinter<br />
dem Schuppen lagen noch mal Eisenbahnschienen. Manchmal mussten die<br />
Waren nämlich erst in <strong>ein</strong>en Speicher, und irgendwann wurden die Sachen<br />
dann mit dem Zug weggebracht, weil hinter dem Speicher auch Eisenbahnschienen<br />
waren. In <strong>ein</strong>em Schuppen wurden die Waren schnell an<br />
die Kaufleute verteilt. In <strong>ein</strong>em Speicher wurden die Waren <strong>ein</strong>gelagert.<br />
Schau mal, wie hier auf diesem Foto“, sagt Opa <strong>Fiete</strong> und zeigt auf <strong>ein</strong><br />
Bild, auf dem viele Säcke über<strong>ein</strong>ander liegen.<br />
Finn überlegt, dass das alles ganz schön schwierig gewesen s<strong>ein</strong> muss: erst<br />
das Hafenbecken mit <strong>Schiff</strong>en, daneben die Kräne, hinter den Kränen <strong>ein</strong>e<br />
Eisenbahn, dann <strong>ein</strong> Schuppen, dahinter wieder <strong>ein</strong>e Eisenbahn, dann<br />
<strong>ein</strong> Speicher und hinter dem Speicher noch mal Eisenbahnschienen, um<br />
die Waren aus dem Speicher wegzubringen.