LE-1-2021
LOGISTIK express Ausgabe 1/2021
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LOGISTIK express 1/<strong>2021</strong> | S42<br />
Die gefährliche Monopolstellung<br />
Über alle Jahre dieses Jahrtausends zieht sich<br />
ein roter Faden durch die digitale Nachrichtenwelt:<br />
Amazon als Monopolist. Zunächst<br />
wurde davor gewarnt, seit einigen Jahren nur<br />
noch kritisiert.<br />
„Das Ausmaß von Amazons Imperium ist<br />
atemberaubend. Diese Woche teilte das<br />
Unternehmen mit, dass Drittanbieter in<br />
den USA zwischen Thanksgiving und Neujahr<br />
mehr als eine Milliarde Produkte über<br />
den Amazon-Marktplatz verkauft haben.<br />
Der Konzern ist nicht mehr nur ein Online-<br />
Händler, sondern eine eigenständige Volkswirtschaft:<br />
[…]“<br />
Tatsache ist, dass Amazon in vielen Ländern<br />
einen Löwenanteil des eCommerce ausmacht.<br />
2019 beispielsweise machte Amazon<br />
hierzulande mit physischen Waren knapp<br />
10,5 Milliarden Euro Umsatz und somit mehr,<br />
als die restlichen Händler der Top-Ten zusammengenommen.<br />
Mittlerweile gehen Experten<br />
sogar davon aus, dass mehr als die Hälfte aller<br />
deutschen Onlinekäufe via Amazon getätigt<br />
wird – in vielen anderen Ländern sieht es<br />
ähnlich oder sogar noch dramatischer aus.<br />
Selbst unter Einbeziehung der Tatsache, dass<br />
hinter Amazon noch zigtausende Marketplace-Verkäufer<br />
stehen, attestieren Kritiker<br />
ein sehr machtvolles Monopol – zumal Amazon<br />
durch seine verschiedensten weiteren<br />
Vertriebsmodelle auch in weiteren Sektoren<br />
eine beherrschende Stellung innehat.<br />
Kritisiert wird vor allem, dass dies für den Pluralismus<br />
von eCommerce und digitalen Services<br />
definitiv kein Vorteil sei. Dabei kommt<br />
die Kritik nicht nur von Händlern, sondern<br />
auch anderen Größen der digitalen Welt.<br />
Der Aufbau einer eigenen Komplett-Logistik<br />
Schon als Amazon in vielen Ländern den<br />
ansässigen Logistikern seine Vorstellung von<br />
Lieferzeiten, Produktvielfalt und Kosten vorgab,<br />
wurde Kritik laut. Allerdings war dabei<br />
wenigstens eine Teilhabe an diesem riesigen<br />
Erfolg möglich. Durch seine Neigung, immer<br />
mehr Sparten in Eigenregie zu erledigen,<br />
kann sich Amazon jedoch immer besser von<br />
der Notwendigkeit entkoppeln, Dritte zu benötigen.<br />
Das schmeckt vielen nicht: Entweder<br />
durch Aufkauf oder den Aufbau eigener<br />
Wege, entziehe das Unternehmen stückweise<br />
immer mehr Partizipanten ihren Platz an seiner<br />
Seite. Damit würden nicht nur unzähligen<br />
Logistikern die Umsätze geschmälert, sondern<br />
deren Existenz gefährdet – nicht wenige sind<br />
maßgeblich auf Amazon als Auftraggeber<br />
angewiesen, haben zudem beträchtliche Investitionen<br />
deswegen getätigt. Welche Auswirkungen<br />
diese In-House-Konzentration haben<br />
wird, lässt sich kaum abschätzen.<br />
Der Umgang mit Partnern und Händlern<br />
Ebenfalls unter Dauerkritik steht, wie Amazon<br />
mit allen umgeht, die mit dem Unternehmen<br />
zusammenarbeiten.<br />
• Intransparente Verträge<br />
• Haftungsbeschränkungen zuungunsten der<br />
Händler<br />
•.Unbeschränkte und fristlose Sperrungsrechte<br />
gegenüber den Händlern<br />
• Weitgehende Rechteübertragungen<br />
Das sind die Hauptpunkte, die alleine im Rahmen<br />
von kartellrechtlichen Ermittlungen des<br />
Bundeskartellamtes kritisiert, jedoch zusammen<br />
mit anderen Punkten von Amazon abgeändert<br />
wurden. Dennoch steht Amazon<br />
weiterhin von verschiedenen Seiten wegen<br />
seiner Praktiken gegenüber Partnern und<br />
Händlern unter Beschuss. Sie alle aufzuzählen,<br />
würde den Rahmen dieses Kapitels jedoch<br />
sprengen.<br />
Das Arbeitsklima<br />
Dass Amazon als ur-amerikanisches Unternehmen<br />
eine amerikanische Arbeitskultur<br />
betreiben würde, wurde bereits früh kritisiert.<br />
So dauerte es beispielsweise bis 2020, bis in einem<br />
Logistikzentrum in Alabama der erste Betriebsrat<br />
gewählt werden konnte – allerdings<br />
auch erst nach behördlichem Druck.<br />
Deutlich lauter wird jedoch angeprangert,<br />
dass der Handelsriese auch versuche, diese<br />
amerikanischen Praktiken in anderen Nationen<br />
durchzusetzen. Und obwohl der Versandhändler<br />
hierzulande zwar schon seit einigen<br />
Jahren Betriebsräte und Gewerkschaftsmitgliedschaften<br />
zulässt, so weigert er sich doch