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Pirouette No. 07/2020 September

Sommertraining in Corona-Zeiten Unsere Redakteure berichten aus den den europäischen Trainingszentren, aus Russland und aus Kanada. Tatjana Flade konnte mit Sondergenehmigung nach Russland einreisen um exklusiv für die Pirouette das Petersburger Sichtungslaufen beobachten zu können. Lesen Sie hierzu auch ihr Interview mit Trainerlegende Alexei Mishin. Aus bekannten Gründen ohne Gewähr, aber wir veröffentlichen ihn trotzdem, den aktuellen Wettbewerbskalender, denn es kann nur ein Motto geben: Es geht weiter! … Topthemen: · Sommertraining Frankreich · Sommertraining Russland · Wettbewerbskalender 2020-2022 Weiteres aus dem Inhalt: · Weltrangliste 2019-2020 · Corona beeinträchtigt Wettbewerbe · Nebelhorn Trophy 2020 in Zeiten von Corona (Vorschau) · Wettbewerbskalender 2020-22 · Interview: Sonja Harand · Interview: Maurizio Zandron · Interview: Alexei Mishin · Peggy Fleming Online-Trophy: Jason Brown gewann · Colorado Cup · Neues aus Frankreich · Neues aus aller Welt · Nachruf: Ekaterina Alexandrovskaya · Depressionen im Hochleistungssport. Ein Interview mit Sportpsychologin Johanna Belz · DEU-Sichtungslaufen · Swiss Ice Skating Delegiertenversammlung · Paarlauf-Workshop mit Aljona Savchenko und Bruno Massot Sommertraining: · Ice Academy Montreal: Bei Marie-France Dubreuil, Patrice Lauzon und Romain Haguenauer · Novi: Igor Shpilbands Schule · Chambery: Schule von Didier und Claudie Lucine · Courchevel: Bei Benoit Richaud, Anna Levandis, Lorenzo Magri und Annick Dumont · Villard de Lans: Tanzschule von Karine Arribert · Vaujany: Florent Amodios Eislaufschule · St. Petersburg: Neues aus Russland von Tamara Moskvina und Alexei Mishin Titelbild: Daniel Grassl beim Schaulaufen der Junioren-Weltmeisterschaften im März 2020, Foto: Hella Höppner Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-7-september-2020.html (Erscheinungstermin 10.9.2020)

Sommertraining in Corona-Zeiten

Unsere Redakteure berichten aus den den europäischen Trainingszentren, aus Russland und aus Kanada. Tatjana Flade konnte mit Sondergenehmigung nach Russland einreisen um exklusiv für die Pirouette das Petersburger Sichtungslaufen beobachten zu können. Lesen Sie hierzu auch ihr Interview mit Trainerlegende Alexei Mishin. Aus bekannten Gründen ohne Gewähr, aber wir veröffentlichen ihn trotzdem, den aktuellen Wettbewerbskalender, denn es kann nur ein Motto geben: Es geht weiter! …

Topthemen:
· Sommertraining Frankreich
· Sommertraining Russland
· Wettbewerbskalender 2020-2022

Weiteres aus dem Inhalt:
· Weltrangliste 2019-2020
· Corona beeinträchtigt Wettbewerbe
· Nebelhorn Trophy 2020 in Zeiten von Corona (Vorschau)
· Wettbewerbskalender 2020-22
· Interview: Sonja Harand
· Interview: Maurizio Zandron
· Interview: Alexei Mishin
· Peggy Fleming Online-Trophy: Jason Brown gewann
· Colorado Cup
· Neues aus Frankreich
· Neues aus aller Welt
· Nachruf: Ekaterina Alexandrovskaya
· Depressionen im Hochleistungssport. Ein Interview mit Sportpsychologin Johanna Belz
· DEU-Sichtungslaufen
· Swiss Ice Skating Delegiertenversammlung
· Paarlauf-Workshop mit Aljona Savchenko und Bruno Massot

Sommertraining:
· Ice Academy Montreal: Bei Marie-France Dubreuil, Patrice Lauzon und Romain Haguenauer
· Novi: Igor Shpilbands Schule
· Chambery: Schule von Didier und Claudie Lucine
· Courchevel: Bei Benoit Richaud, Anna Levandis, Lorenzo Magri und Annick Dumont
· Villard de Lans: Tanzschule von Karine Arribert
· Vaujany: Florent Amodios Eislaufschule
· St. Petersburg: Neues aus Russland von Tamara Moskvina und Alexei Mishin

Titelbild:
Daniel Grassl beim Schaulaufen der Junioren-Weltmeisterschaften im März 2020, Foto: Hella Höppner

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-7-september-2020.html (Erscheinungstermin 10.9.2020)

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<strong>Pirouette</strong> Nr. 7 | <strong>September</strong> <strong>2020</strong> Internationales Eiskunstlauf-Magazin | 53. Jahrgang | www.pirouette-online.de<br />

Daniel Grassl<br />

Sommertraining<br />

Frankreich<br />

Sommertraining<br />

Russland<br />

Wettbewerbskalender<br />

<strong>2020</strong>-2022<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

<strong>Pirouette</strong>-Facebook


2<br />

Weltrangliste 2019 - <strong>2020</strong><br />

Die neue Weltrangliste<br />

Die ISU hat wieder die Weltrangliste aktualisiert.<br />

Hierfür zählen die Wettbewerbe<br />

der Saison 2019/20 zu 100 Prozent<br />

und die Wettbewerbe der Saison 2018/19<br />

zu 70 Prozent. Die Punkte der Saison<br />

2017/18 sind gestrichen. In diesem Herbst<br />

soll es wegen der Reisebeschränkungen<br />

keinerlei Weltranglistenpunkte geben.<br />

Damen<br />

1. Rika Kihira 4.171<br />

2. Bradie Tennell 3.133<br />

3. Anna Shcherbakova 2.841<br />

4. Alexandra Trusova 2.774<br />

5. Kaori Sakamoto 2.769<br />

6. Alena Kostornaia 2.760<br />

7. Satoko Miyahara 2.693<br />

8. Alina Zagitova 2.666<br />

9. Eunsoo Lim 2.537<br />

10. Sofia Samodurova 2.414<br />

11. Elizaveta Tuktamysheva 2.372<br />

12. Young You 2.368<br />

13. Evgenia Medvedeva 2.192<br />

14. Mariah Bell 2.020<br />

15. Ekaterina Ryabova 1.971<br />

17. Alexia Paganini 1.830<br />

21. Nicole Schott 1.425<br />

50. Yasmine Kimiko Yamada 942<br />

68. Olga Mikutina 683<br />

77. Sophia Schaller 609<br />

108. Stefanie Pesendorfer 364<br />

136. Shaline Rüegger 254<br />

155. Anais Corducci 198<br />

158. Nathalie Weinzierl 183<br />

163. Tanja Odermatt 175<br />

210. Nargiz Süleymanova 75<br />

Rika Kihira und Keegan Messing, Fotos: Flade<br />

Herren<br />

1. Yuzuru Hanyu 3.786<br />

2. Alexander Samarin 3.046<br />

3. Dmitri Aliev 2.957<br />

4. Nathan Chen 2.880<br />

5. Matteo Rizzo 2.859<br />

6. Jason Brown 2.844<br />

7. Daniel Grassl 2.658<br />

8. Morisi Kvitelashvili 2.651<br />

9. Shoma Uno 2.640<br />

10. Junhwan Cha 2.603<br />

11. Boyang Jin 2.571<br />

12. Keegan Messing 2.487<br />

13. Kevin Aymoz 2.177<br />

14. Nam Nguyen 2.123<br />

15. Deniss Vasiljevs 2.<strong>07</strong>5<br />

44. Luc Meierhofer 1.000<br />

46. Paul Fentz 960<br />

52. Maurizio Zandron 808<br />

60. Lukas Britschgi 754<br />

80. Jonathan Heß 512<br />

82. Nicolas Todeschini 481<br />

115. Catalin Dimitrescu 242<br />

124. Thomas Stoll 202<br />

128. Denis Gurdzhi 188<br />

135. Kai Jagoda 164<br />

135. Nurullah Sahaka 164<br />

164. Nikita Starostin 31<br />

Alexander Samarin und Dmitri Aliev (rechts)<br />

Paare<br />

1. Peng/Jin 3.488<br />

2. Tarasova/Morozov 3.410<br />

3. Moore-Towers/Marinaro 3.203<br />

4. Boikova/Kozlovskii 3.109<br />

5. Sui/Han 2.880<br />

6. Pavliuchenko/Khodykin 2.736<br />

7. Ziegler/Kiefer 2.638<br />

8. Della Monica/Guarise 2.538<br />

9. Hase/Seegert 2.536<br />

10. Kayne/O’Shea 2.483<br />

11. Mishina/Galliamov 2.368<br />

12. Cain-Gribble/LeDuc 2.323<br />

13. Ghilardi/Ambrosini 1.780<br />

14. Panfilova/Rylov 1.772<br />

15. Calalang/Johnson 1.763<br />

30. Hocke/Kunkel 1.081<br />

51. Pavlova/Blommaert 380<br />

74. Herbrikova/Roulet 115<br />

In den Tabellen finden Sie die 15 besten und alle<br />

LäuferInnen aus dem deutschsprachigen Raum.<br />

Die Dominanz der russischen Damen zeigte sich<br />

daran, dass sieben Läuferinnen aus diesem Land<br />

unter den ersten 13 liegen. Bei den Herren ist der<br />

zweifache Weltmeister Nathan Chen nur auf Platz<br />

vier, weil er in diesem Jahr keine Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaft gelaufen ist und weder in diesem<br />

noch im vergangenen Jahr bei einem internationalen<br />

Wettbewerb außerhalb der Grand Prix startete.<br />

Im Paarlaufen belegen Sui/Han Rang fünf,<br />

weil sie 2018/19 den Grand Prix ausgelassen haben<br />

und in beiden vergangenen Saisons keine internationalen<br />

Wettbewerbe gelaufen sind. Im Eistanzen<br />

sind Papadakis/Cizeron nur Siebte, weil sie<br />

in der Saison 2018/19 nur bei einem Grand Prix<br />

und daher nicht beim Finale waren und wie Chen<br />

und Sui/Han auch keinerlei kleinere internationale<br />

Wettbewerbe hatten. Die besten Läufer aus dem<br />

deutschsprachigen Raum sind die Österreicher<br />

Miriam Ziegler und Severin Kiefer auf Rang sieben,<br />

die besten Deutschen Minerva Fabienne Hase<br />

und <strong>No</strong>lan Seegert auf Platz neun. krk<br />

Cheng Peng und Yang Jin<br />

Madison Hubbell und Zachary Donohue<br />

Eistanz<br />

1. Sinitsina/Katsalapov 3.734<br />

2. Guignard/Fabbri 3.462<br />

3. Hubbell/Donohue 3.458<br />

4. Gilles/Poirier 3.331<br />

5. Chock/Bates 3.283<br />

6. Stepanova/Bukin 3.134<br />

7. Papadakis/Cizeron 3.<strong>07</strong>6<br />

8. Fear/Gibson 2.682<br />

9. Wang/Liu 2.666<br />

10. Hurtado/Khaliavin 2.540<br />

11. Kaliszek/Spodyriev 2.503<br />

12. Smart/Diaz 2.446<br />

13. Hawayek/Baker 2.316<br />

14. Kazakova/Reviya 2.041<br />

15. Soucisse/Firus 1.931<br />

33. Müller/Dieck 1.091<br />

44. Koch/Nüchtern 874<br />

52. Janse van Rensburg/Steffan 700<br />

92. Manni/Röthlisberger 228<br />

93. Wolf/Liebers 217<br />

1<strong>07</strong>. Luft/Schuster 120


Impressum<br />

Verlags- und Redaktionsanschrift:<br />

STS·Verlag+Werbung<br />

Stefan Schulze<br />

Am Stutz 14<br />

97993 Creglingen<br />

Fon <strong>07</strong>933-700-191<br />

Fax <strong>07</strong>933-700-192<br />

E-Mail: info@pirouette-online.de<br />

Webshop www.pirouette-online.de<br />

Facebook: www.facebook.com/pirouettemagazin<br />

Verlagsleitung: Stefan Schulze<br />

Chefredakteur: Klaus-Reinhold Kany<br />

Stellvertreterin: Tatjana Flade<br />

Mitarbeiter: Manuela Buyny, Albert-René Kolb<br />

(Schweiz), Katrin Flaschka (Österreich), Hella Höppner<br />

Grafik: Stefan Schulze, Andreas Münch<br />

Inhalt<br />

Weltrangliste 2019 - <strong>2020</strong> 2<br />

Corona beeinträchtigt Wettbewerbe 4<br />

Nebelhorn Trophy <strong>2020</strong> Vorschau 5<br />

Wettbewerbskalender <strong>2020</strong> - 22 6<br />

Interview: Sonja Harand 8<br />

Interview: Maurizio Zandron 9<br />

Interview: Alexei Mishin 10<br />

3<br />

Inhalt & Termine<br />

Anzeigen: Stefan Schulze<br />

Kundenbetreuung: Angelika Manicone<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

und Bildzuschriften haftet der Verlag nicht.<br />

Beiträge, die mit Namen oder Initialen des Verfassers<br />

gezeichnet sind, stellen nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion oder des Herausgebers dar. Für die<br />

Richtigkeit der Mitteilungen und Berichte zeichnen<br />

die Clubs verantwortlich. Zuschriften können von uns,<br />

falls kein ausdrücklicher Vor behalt gemacht wird, im<br />

Wortlaut oder aus zugs weise veröffentlicht werden.<br />

Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, Mai/Juni und<br />

Juli/August sind Doppelausgaben, sonst monatlich.<br />

Bestellungen im Webshop: www.pirouette-online.de<br />

Einzelheft: 6,50 EUR zzgl. Versandkosten<br />

Jahresabonnement:<br />

Deutschland: 65 EUR, EU: 68 EUR inkl. Versand<br />

Probeabo: 33 EUR, EU: 35 EUR inkl. Versand<br />

Bankverbindungen:<br />

GLS Gemeinschaftsbank eG<br />

IBAN DE34430609677014380800,<br />

BIC GENODEM1GLS<br />

USt.-ID DE 178391062<br />

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Festpreis in unserer Preisliste, z.B. 1/8 Seite<br />

105,- EUR. Download unter www.pirouette-online.de/<br />

info/anzeigenpreise<br />

Copyright für alle Beiträge bei: STS·Verlag+Werbung.<br />

Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Ge neh migung des Verlags.<br />

Gerichtsstand: Bad Mergentheim<br />

Kündigung sind bis acht Wochen vor Ablauf des<br />

Abon ne ments möglich, sonst erfolgt Verlängerung um<br />

ein weiteres Jahr. Eine Kündigung bedarf der<br />

Schriftform.<br />

Die vollständigen AGB sind nachzulesen im Internet:<br />

www.pirouette-online.de/info/<br />

allgemeine-geschaeftsbedingungen<br />

<strong>Pirouette</strong>-Online<br />

Scan<br />

mich!<br />

Besuchen Sie die<br />

<strong>Pirouette</strong> im Internet:<br />

Unser Webshop<br />

Neues aus aller Welt 12<br />

Sommertraining: Montreal 13<br />

Peggy Fleming Online-Trophy 14<br />

Colorado Cup 15<br />

Sommertraining: Chambery 16<br />

Sommertraining: Courchevel 16<br />

Neues aus Frankreich 18<br />

Sommertraining: Villard de Lans 19<br />

Sommertraining: Vaujany 20<br />

Neues aus aller Welt 21<br />

Nachruf: Ekaterina Alexandrovskaya 22<br />

Depressionen im Hochleistungssport 23<br />

Sommertraining: Neues aus Russland 24<br />

Sommertraining: <strong>No</strong>vi 27<br />

DEU-Sichtungslaufen28<br />

Swiss Ice Skating Delegiertenversammlung 31<br />

Scan<br />

mich!<br />

Interview mit Alexei Mishin auf Seite 10, hier mit<br />

seiner Schülerin Lisa Tuktamysheva, Foto: Flade<br />

Eiskunstlauf-Termine<br />

von Mitte <strong>September</strong> bis Ende Oktober<br />

(unter Vorbehalt)<br />

13.09. – 14.09. Nebelhorn-Ausscheidung in<br />

Mannheim<br />

24.09. – 26.09. Online-Nebelhorn Trophy in<br />

Oberstdorf<br />

01.10. – 03.10. Masters Wettbewerb in<br />

Villard de Lans (Frankreich)<br />

15.10. – 17.10. Budapest Trophy (Ungarn)<br />

21.10. – 24.10. Crystal Skate in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

22.10. – 25.10. Minsk Arena Ice Star<br />

(Weißrussland)<br />

23.10. – 25.10. Skate America in Las Vegas<br />

(USA)<br />

23.10. – 25.10. Zwingerpokal in Dresden<br />

29.10. – 31.10. Autumn Talents Cup in Kiew<br />

(Ukraine)<br />

29.10. – 01.11. Tirnavia Cup in Trnava<br />

(Slowakei)<br />

29.10. – 01.11. Denis Ten Memorial in<br />

Almaty (Kasachstan)<br />

30.10. – 01.11. Skate Canada in Ottawa<br />

(Kanada)<br />

Titelbild:<br />

Daniel Grassl beim Schaulaufen der JWM<br />

Foto: Hella Höppner<br />

Erscheinungstermin<br />

der nächsten <strong>Pirouette</strong>:<br />

13. Oktober <strong>2020</strong>


4<br />

Corona beeinträchtigt Wettbewerbe<br />

Corona-Folgen beeinträchtigen<br />

Wettbewerbe<br />

Charlène Guignard<br />

und Marco Fabbri<br />

Foto: Höppner<br />

Zwei Tage nachdem die Juli/August-<strong>Pirouette</strong><br />

Mitte Juli in Druck gegangen war, sagte die ISU<br />

die gesamte Juniorenserie ab. Hauptgrund waren<br />

die Einreisesperren, die es Läufer aus allen<br />

Eislauf-Großmächten und vielen weiteren Ländern<br />

unmöglich machten, zu zwei oder wenigstens<br />

einem Wettbewerb reisen zu können. Daher<br />

gaben auch Online-Wettbewerbe ohne Zuschauer<br />

keinen Sinn, denn die Junioren Grand<br />

Prix finden meist in kleinen europäischen Ländern<br />

statt. Russische und US-amerikanische<br />

Läufer durften zum Beispiel zu keinem einzigen<br />

Junioren Grand Prix reisen, überall waren die<br />

Grenzen für sie geschlossen, selbst nach Kanada.<br />

Und diese Nation war besorgt, sich mit der<br />

Einreise von Läufern aus aller Welt neue Infektionen<br />

ins Land zu holen und hatte schon einige<br />

Wochen zuvor den Junioren Grand Prix in Richmond<br />

nahe dem Flughafen von Vancouver gestrichen.<br />

Auch in Riga, das sich kurzfristig als<br />

Ersatz für schon abgesagte andere JGP bereit<br />

erklärt hatte, konnte kein Wettbewerb stattfinden.<br />

Die ambitionierten Junioren in aller Welt<br />

müssen nun suchen, wo sie internationale<br />

Startmöglichkeiten finden. Auch kleinere Wettbewerbe<br />

wie der Zwingerpokal im Oktober können<br />

dann interessant werden.<br />

uch im Sommer waren die Eiskunstlauf-Wettbewerbe massiv<br />

Avon den negativen Auswirkungen des Coronavirus betroffen, in<br />

<strong>No</strong>rdamerika wurden fast alle Sommerwettbewerbe abgesagt.<br />

Nicht viel besser sieht es mit den „großen“<br />

Grand Prix aus. Hier beschloss der Vorstand,<br />

dass mit Stand Anfang August sämtliche sechs<br />

Grand Prix als „nationale Events“ ohne Grand<br />

Prix-Status stattfinden sollen. Einzelheiten würden<br />

noch ausgearbeitet. Wenn sich bis zum<br />

Herbst an den Reisebeschränkungen nichts Wesentliches<br />

ändert, bedeutet das, dass bei Skate<br />

America nur Läufer starten können, die in den<br />

USA leben oder trainieren, bei Skate Canada nur<br />

solche in Kanada (was relativ viele sind). Für<br />

China und Japan gilt das entsprechend. In Grenoble<br />

könnten immerhin Läufer aus fast allen<br />

EU-Staaten starten, also auch Deutsche, Österreicher<br />

und Schweizer. Russland hat am 27. August<br />

seine Grenzen offiziell für nicht-russische<br />

Sportler wieder geöffnet, es bleibt abzuwarten,<br />

unter welchen Bedingungen wie Tests oder<br />

Quarantäne. ISU-Vizepräsident Alexander Lakernik<br />

sagte, jeder Läufer könne nur bei einem dieser<br />

Wettbewerbe starten.<br />

Das Grand Prix Finale (ohne Junioren) ist weiterhin<br />

in Peking geplant, obwohl die ISU hier<br />

vorsichtshalber den provisorischen Status noch<br />

belassen hat. Dies soll der erste Testwettbewerb<br />

für die Olympischen Spiele 2022 werden. Wer<br />

dort starten darf, hat die ISU bis Ende August<br />

noch nicht entschieden. Falls man die Anreiseprobleme<br />

lösen und noch ein Rest des Final-<br />

Gedankens bewahren kann, könnte man die<br />

sechs Sieger der Einzelwettbewerbe kommen<br />

lassen, oder die jeweils Punktbesten aller Wettbewerbe<br />

oder die sechs besten der Weltrangliste<br />

aus der vergangenen Saison, nachdem es in<br />

diesem Herbst keine Weltranglistenpunkte gibt.<br />

Alles ist denkbar, aber nichts war Ende August<br />

schon bekannt.<br />

Die Challenger-Wettbewerbe haben nicht ganz<br />

so große Probleme, denn sie benötigen nicht<br />

unbedingt weltweite Anreisemöglichkeiten.<br />

Wenn man aus einigen Ländern nicht anreisen<br />

kann, kommen die Läufer eben aus den Ländern,<br />

aus denen es weniger Reiseprobleme gibt. Daher<br />

hat auch die DEU mit Stand 31. August eine<br />

Nebelhorn Trophy geplant, wenn auch wohl<br />

ohne Zuschauer (siehe rechts auf Seite 5). Die<br />

Kanadier hoffen, die Autumn Classic noch zu einem<br />

späteren Zeitpunkt nachholen zu können,<br />

und weitere größere Wettbewerbe waren mit<br />

Stand Ende August im Herbst ebenfalls geplant<br />

(siehe Liste Seite 6). Die Finlandia Trophy wurde<br />

allerdings bereits abgesagt, weil die Einreisebestimmungen<br />

auch aus anderen EU-Ländern verschärft<br />

wurden. Auch Deutsche durften Ende<br />

August nur nach Quarantäne nach Finnland<br />

einreisen. Viele Länder in aller Welt verlangen<br />

bei der Einreise eine zweiwöchige Quarantäne,<br />

was keinem Läufer vor einem Wettbewerb zuzumuten<br />

ist. Ein obligatorischer kurzfristiger ne-<br />

gativer Test bei der Einreise am Flughafen oder<br />

anderswo kurz zuvor oder danach wäre dagegen<br />

zumutbar, denn das ist keine große Sache.<br />

Die nationalen Meisterschaften werden in der<br />

Regel im Dezember oder Januar abgehalten und<br />

sind zurzeit meist noch geplant. Auch die Deutschen<br />

Meisterschaften in Hamburg sollen laut<br />

DEU-Plan eine Woche vor Weihnachten stattfinden,<br />

weil dies keine „Großveranstaltung“ ist.<br />

Ob auch Zuschauer kommen dürfen, wird man<br />

sehen. Nur ein Land hat schon früh entschieden,<br />

in dieser Saison gar keine nationalen Meisterschaften<br />

auszurichten: Großbritannien, in dem<br />

in Europa die meisten Erkrankungen und Todesfälle<br />

zu beklagen sind. Denn in diesem Land waren<br />

fast alle Eishallen außer Bradford und Dundee<br />

im August noch geschlossen. Der Britische<br />

Verband hatte sie unklugerweise als „Freizeiteinrichtungen“<br />

(wie Casinos und Bowlinghallen)<br />

und nicht als „Trainingsstätten für Leistungssport“<br />

deklariert. Für Freizeiteinrichtungen gelten<br />

jedoch wesentlich strengere Bestimmungen,<br />

ähnlich wie für Diskotheken in Deutschland.<br />

Mehrere Vereinsvertreter, Trainer und Läufer<br />

protestierten gegen die Schließung mit dem Argument,<br />

britische Läufer seien nicht wettbewerbsfähig,<br />

wenn sie nicht im Land trainieren<br />

könnten, aber zugleich sähen, wie man sonst<br />

überall längst wieder trainiert. Die Sportdirektorin<br />

Michelle Draper versuchte es mit dem Argument,<br />

Mädchen würden benachteiligt, weil 80<br />

Prozent der Kinder auf dem Eis weiblich sind,<br />

aber das nützte auch nichts. Andere beklagten,<br />

Pubs seien wieder offen, obwohl dort die Menschen<br />

viel dichter beieinander stehen als in Eishallen.<br />

Drei Briten mit mehr Geld konnten in die<br />

Niederlande zum Training reisen, aber Ärmere<br />

könnten sich das nicht leisten. Choreograf Mark<br />

Hanretty sagte in einem Interview, Großbritannien<br />

würde eine ganze Generation von Talenten<br />

verlieren, wenn sie noch länger nicht trainieren<br />

könnten. Der Jungtrainer Graham Newberry<br />

schrieb, jeder Läufer müsse pro internationalem<br />

Event, an dem er teilnimmt, neben den ohnehin<br />

selbst zu zahlenden Reisekosten 300 Britische<br />

Pfund (ca. 350 Euro) an den Verband für zusätzliche<br />

Corona-Maßnahmen zahlen. Er bat um<br />

Spenden für dieses Geld.<br />

Für die WM in Stockholm hat der schwedische<br />

Verband den Vorverkauf der Tickets, der am 25.<br />

August beginnen sollte, erneut und diesmal auf<br />

unbestimmte Zeit verschoben. Man wolle abwarten,<br />

wie die neuen Corona-Bestimmungen<br />

der Regierung aussehen. Eventuell dürfe man<br />

wesentlich weniger Tickets verkaufen, damit die<br />

Zuschauer Abstand voneinander halten können.<br />

Von den Tickets für die EM in Zagreb ist noch<br />

nichts veröffentlicht. Klaus-Reinhold Kany


Die Nebelhorn Trophy<br />

Die Nebelhorn Trophy ist der älteste<br />

kontinuierlich ausgetragene internationale<br />

Wettbewerb außerhalb von<br />

EM und WM und trotzt selbst der Corona-Pandemie.<br />

Allerdings ist in diesem<br />

Jahr vom 23. bis 26. <strong>September</strong> alles anders<br />

als sonst und zum Bedauern der<br />

Veranstalter können aufgrund der Einschränkungen,<br />

die in Bayern bis mindestens<br />

Oktober gelten, keine Zuschauer<br />

zugelassen werden. Mit einer Änderung<br />

sei nicht zu rechnen, sagte Eventmanager<br />

Peter Krick der „<strong>Pirouette</strong>“. Als Trost<br />

kann er immerhin den Livestream auf<br />

der Webseite der DEU anbieten.<br />

Krick ist zweifellos der erfahrenste Eiskunstlauf-<br />

Wettkampfmanager der Welt. Er blickt auf Jahrzehnte<br />

in dieser Funktion zurück, hat in seiner<br />

Tätigkeit für die ISU zahlreiche Europa-, Weltmeisterschaften<br />

und Olympische Spiele mitorganisiert.<br />

Aber so eine Situation wie jetzt hat der<br />

Deutsche Meister der Jahre 1966 bis 1968 noch<br />

nie erlebt. „Es ist totales Neuland. Wenn‘s schiefgeht,<br />

sind Sie natürlich gelackmeiert“, kommentierte<br />

er. Dennoch waren Krick, die Deutsche Eislauf-Union<br />

und der Markt Oberstdorf fest entschlossen,<br />

die Nebelhorn Trophy stattfinden zu<br />

lassen – für die Sportler, den Sport und auch, um<br />

ein positives Zeichen zu setzen. „Die Sportler<br />

müssen wieder Wettkampferfahrung bekommen.<br />

Wenn das zu lange dauert und auch die Sportart<br />

nicht mehr sichtbar wird, verschwindet sie“, erklärte<br />

der Eventmanager. „Der Fußball dominiert,<br />

sie machen, was sie wollen und kommen überall<br />

durch. Die kleinen Sportarten, die Randsportarten<br />

oder die nicht so im Fokus stehen, gehen unter.<br />

Sie lesen nichts mehr, hören nichts mehr, sehen<br />

nichts mehr. Das muss man einfach unterbrechen.<br />

Die Sportler verdienen das. Wir wollen zeigen,<br />

dass es geht“, fuhr er fort. Ein weiterer<br />

wichtiger Punkt ist, dass es in dieser Saison auch<br />

um die Vorbereitung für die Olympiaqualifikation<br />

geht – die Mehrzahl der Plätze wird bei der WM<br />

2021 vergeben. Der japanische Sender TV Asahi<br />

ist begierig darauf, die Nebelhorn Trophy zu<br />

übertragen, selbst ohne Läufer aus dem eigenen<br />

Land. Als ihren Star haben sie die Deutsche Vizemeisterin<br />

Aya Hatakawa entdeckt, denn die ist<br />

japanischer Abstammung. Insbesondere die andauernden<br />

Reisebeschränkungen haben einen<br />

Einfluss auf die Nebelhorn Trophy. Bis Mitte August<br />

haben sich immerhin 17 Länder, die meisten<br />

aus Europa, angemeldet. Kanada verzichtete wegen<br />

strenger Bestimmungen im eigenen Land,<br />

aber die Türkei und Mexiko wollen Läufer entsenden.<br />

Die müssen allerdings einen ganz aktuellen<br />

negativen Corona-Test vorlegen oder bei der<br />

Einreise machen. Zunächst waren 29 Damen, 21<br />

Herren, 6 Paare und 14 Eistanzpaare gemeldet,<br />

aber diese Zahlen werden sich erfahrungsgemäß<br />

noch ändern. Viele der besten Deutschen wie die<br />

Deutsche Meisterin Nicole Schott, die Paarlaufmeister<br />

Minerva Fabienne Hase/<strong>No</strong>lan Seegert,<br />

in Zeiten von Corona<br />

die Vize-Meister im Eistanz Jennifer Janse van<br />

Rensburg/Benjamin Steffan und der Deutsche<br />

Meister Paul Fentz wollen in Oberstdorf dabei<br />

sein. Die bis Redaktionsschluss prominentesten<br />

namentlich bekannten Läufer aus dem Ausland<br />

sind die Italiener Matteo Rizzo, Daniel Grassl und<br />

Charlène Guignard/Marco Fabbri.<br />

Wichtiger Saisonstart<br />

Alle Sportler freuen sich sehr auf den Wettbewerb.<br />

„Dafür betreiben wir den Sport, man will<br />

sich im Wettkampf messen, man trainiert täglich.<br />

Es ist für uns Sportler als Ziel sehr, sehr<br />

wichtig, dass die Wettkämpfe stattfinden“, sagte<br />

Seegert. Seine Partnerin stimmte zu: „Wir arbeiten<br />

den ganzen Sommer darauf hin, die<br />

Wettkämpfe zu laufen. Auch im Hinblick auf<br />

Olympia und auf die Qualifikation ist es sehr<br />

wichtig, dass wir diese Saison so viel Wettkampferfahrung<br />

wie möglich sammeln, um uns<br />

weiter nach oben zu arbeiten.“ Ebenso wichtig<br />

sei es für die eigene Entwicklung, sich mit anderen,<br />

internationalen Paaren zu vergleichen<br />

und zu messen, fügte Hase hinzu.<br />

Das gilt auch für die Oberstdorfer Janse van<br />

Rensburg/Steffan. „Die Wettbewerbe sind uns<br />

sehr wichtig, um vor allem die Motivation hochzuhalten<br />

und eine Rückmeldung für unsere harte<br />

Arbeit im Sommer zu bekommen“, meinte Janse<br />

van Rensburg. Die Tänzer und die Wahl-Oberstdorferin<br />

Nicole Schott freuen sich besonders auf<br />

den Auftritt in der heimischen Halle. „Es ist auf<br />

jeden Fall leichter für uns hier zu laufen, da wir<br />

mit dem Eis und der Halle bestens vertraut sind“,<br />

ergänzte Steffan. <strong>No</strong>ch lieber wäre es den Sportlern<br />

zwar gewesen, wenn ihre Freunde und Fans<br />

live in der Halle dabei sein könnten, aber auch<br />

ohne sie ist die Wettkampferfahrung sehr wichtig.<br />

Bei der Trophy testen viele Läufer ihre Programme<br />

erstmals in der Öffentlichkeit. „Wir<br />

nehmen manchmal noch Änderungen nach dem<br />

ersten Wettkampf vor, wenn wir Feedback bekommen“,<br />

sagte Paarläuferin Hase. „Es ist eine<br />

gute Vorbereitung, um zu sehen, wie weit die<br />

anderen Paare im Vergleich zu uns sind, auf welchem<br />

Stand wir sind, wie wir uns verbessern<br />

müssen oder wie wir schon konkurrenzfähig<br />

sind. Auch im Hinblick auf Olympia und auf die<br />

Qualifikation ist es sehr wichtig, dass wir diese<br />

Saison so viel Wettkampferfahrung wie möglich<br />

sammeln“, fuhr sie fort.<br />

Hygiene und Abstand<br />

Bei der Organisation des Wettbewerbs konnten<br />

Krick und sein Team auf Erfahrungen eines internationalen<br />

Short Track Lehrgangs Anfang August<br />

in Oberstdorf zurückgreifen. Das A und O<br />

ist der Dreiklang aus Abstand, Hygiene und Alltagsmasken<br />

– und die Vernunft aller, sich an<br />

diese Regeln zu halten. Für die Nebelhorn Trophy<br />

werden vier große Umkleidekabinen eingerichtet.<br />

Dazu gibt es viele andere neue, ungewohnte<br />

Bestimmungen, die Krick erläuterte:<br />

„Die Abstände sind das große Thema. Jeder Athlet<br />

und jeder, der im Team ist, bekommt eine<br />

Akkreditierung mit einem festen Sitzplatz in der<br />

Halle. Die Gehwege zu den Sitzplätzen werden<br />

so gestaltet, dass sie immer frei bleiben. Es werden<br />

Einbahnstraßen konstruiert, damit die Leute<br />

getrennt voneinander rein- und rausgehen.“<br />

Die Tränenecke und die Eingänge für Halle 1<br />

werden umgebaut, damit die Sportler sich auf<br />

der ganzen Querseite verteilen können. Die Trainer<br />

bekommen markierte Boxen zugeteilt. Die<br />

begrenzte Anzahl von Medienvertretern werden<br />

ebenfalls auf festen Plätzen sitzen. Die Auslosung<br />

nehmen die Schiedsrichter mit Hilfe eines<br />

Assistenten in Anwesenheit der Sportler vor, die<br />

aber nicht selbst vortreten und eine Nummer<br />

ziehen können. In der Halle gilt für alle eine<br />

Maskenpflicht, die Läufer müssen den Mund-<br />

Nasenschutz nur dann nicht tragen, wenn sie<br />

auf dem Eis sind. Es gibt viele Kleinigkeiten zu<br />

beachten, zum Beispiel müssen die Mikrophone<br />

und Touchscreens der Preisrichter und Technischen<br />

Jury nach jeder Benutzung gereinigt werden.<br />

Eine ISU-Preisrichterprüfung findet in diesem<br />

Jahr übrigens nicht statt.<br />

Obwohl die aktuelle Lage völlig einmalig ist, sieht<br />

Krick die Organisation der Nebelhorn Trophy nicht<br />

als die größte Herausforderung in seinem langen<br />

Berufsleben an. „Es ist etwas ganz anderes, weil<br />

man auf Dinge achten muss, die außerhalb des<br />

Sports liegen. Von der Herausforderung her war<br />

sicherlich die schwierigste die WM in München<br />

(1991) zum Zeitpunkt des Golfkrieges, an dem<br />

vier Nationen - Kanada, die USA, Frankreich und<br />

Großbritannien beteiligt waren. Die Sicherheitsmaßnahmen<br />

waren extrem“, erinnerte er sich.<br />

Jetzt geht es auch um Sicherheit, aber um die vor<br />

einer Krankheit. Und es geht darum, einerseits<br />

nicht alles der lähmenden Angst vor einem Virus<br />

unterzuordnen und andererseits die angebrachte<br />

Umsicht walten zu lassen. „Die Reaktionen sind<br />

fast überall positiv, aber es gibt auch negative<br />

und Leute, die gesagt haben, es ist unverantwortlich“,<br />

sagte Krick. „Der Markt Oberstdorf war sehr<br />

aufgeschlossen und hat gesagt, Gott sei Dank,<br />

dass jemand den Mut hat, das zu machen. Die<br />

Oberstdorfer sind sehr positiv, auch das Stadion<br />

und das Gesundheitsamt. Da haben wir keine<br />

Schwierigkeiten“, schloss Krick. Nun bleibt nur zu<br />

hoffen, dass die steigenden Infektionszahlen<br />

nicht doch zu einer Absage führen. Tatjana Flade<br />

Ein Livestream wird auf der<br />

Webseite der DEU zu sehen<br />

sein: www.eislauf-union.de/<br />

events/nebelhorn-trophy<br />

Do 24.9. ab 13:00 Uhr:<br />

Herren, Damen, Paare KP<br />

Fr 25.9. ab 13:00 Uhr:<br />

Eistanz Rhythmus Tanz, Herren und Paare Kür<br />

Sa 26.9. ab 10:30 Uhr: Damen und Eistanz Kür<br />

Das Schaulaufen entfällt, außer ARD bzw. Bayrischer<br />

Rundfunk meldet Bedarf an.<br />

5<br />

Nebelhorn Trophy <strong>2020</strong><br />

Vorschau


6<br />

Wettbewerbskalender <strong>2020</strong> - 2022<br />

Voraussichtliche Wettbewerbe<br />

In dieser Saison stehen sämtliche Wettbewerbstermine unter besonderem Vorbehalt. Die<br />

Juniorenserie wurde zum Beispiel schon im Juli ganz abgesagt, obwohl der ISU-Vorstand<br />

angekündigt hatte, erst am 3. August wieder zu tagen. Alle Verbände planen auf Sicht<br />

und niemand kann im August vorhersagen, wie sich die Zahl der Coronafälle und die Reisebeschränkungen<br />

im Laufe des Herbstes und Winters entwickeln. Die ISU hat eine Liste<br />

internationaler Wettbewerbe publiziert. Daher veröffentlichen wir hier eine Liste voraussichtlicher<br />

internationaler und einiger nationaler Wettbewerbe, aber ohne Gewähr.<br />

<strong>2020</strong><br />

11.09. – 12.09. Nebelhorn-Ausscheidung<br />

in Mannheim<br />

17.09. – 19.09. Autumn Classics in Oakville<br />

(Kanada), verschoben<br />

24.09. – 26.09. Nebelhorn Trophy in<br />

Oberstdorf (ohne Zuschauer,<br />

siehe Seite 5)<br />

01.10. – 03.10. Mastrers Wettbewerb in<br />

Villars de Lans<br />

08.10. – 11.10. Finlandia Trophy in Espoo<br />

(Finnland)<br />

09.10. – 10.10. Trophée Nice (Nizza),<br />

abgesagt<br />

15.10. – 17.10. Budapest Trophy (Ungarn)<br />

21.10. – 24.10. Crystal Skate in Bukarest<br />

(Rumänien)<br />

22.10. – 25.10. Minsk Arena Ice Star<br />

(Weißrussland)<br />

23.10. – 25.10. Skate America in Las<br />

Vegas (USA)<br />

23.10. – 25.10. Zwingerpokal in Dresden<br />

29.10. – 31.10. Autumn Talents Cup in<br />

Kiew (Ukraine)<br />

29.10. – 01.11. Tirnavia Ice Cup in Trnava<br />

(Slowakei)<br />

29.10. – 01.11. Denis Ten Memorial Challenge<br />

in Almaty (Kasachst.)<br />

30.10. – 01.11. Skate Canada in Ottawa<br />

(Kanada)<br />

03.11. – 08.11. Volvo Open Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

06.11. – 08.11. Pavel Roman Memorial in<br />

Olomouc (Tschech. Rep.)<br />

06.11. – 08.11. Prague Ice Cup (Tschech.<br />

Republik)<br />

06.11. – 08.11. Icelab International in<br />

Bergamo (Italien)<br />

06.11. – 08.11. Cup of China in<br />

Chongqing (China)<br />

10.11. – 15.11. Denkova/Staviski-Cup in<br />

Sofia (Bulgarien)<br />

12.11. – 15.11. Warschau Cup (Polen)<br />

13.11. – 15.11. Internationaux de France<br />

in Grenoble<br />

18.11. – 22.11. Open d’Andorra, abgesagt<br />

19.11. – 22.11. Skate Celje (Slowenien)<br />

20.11. – 22.11. Rostelecom Cup in<br />

Moskau (Russland)<br />

23.11. – 29.11. Santa Claus (Nikolaus)<br />

Cup in Budapest (Ungarn)<br />

23.11. – 30.11. Inge Solar Trophy in<br />

Innsbruck (Österreich)<br />

27.11. – 29.11. NHK Trophy in Osaka<br />

(Japan)<br />

02.12. – 05.12. Golden Spin in Zagreb<br />

(Kroatien)<br />

<strong>2020</strong><br />

10.12. – 12.12. Österreichische Staatsmeisterschaften<br />

in Linz<br />

10.12. – 13.12. Christmas Magic Cup in<br />

Bukarest (Rumänien)<br />

10.12. – 13.12. Grand Prix Finale in Peking<br />

(China)<br />

11.12. – 13.12. Deutsche Nachwuchsmeisterschaften<br />

in<br />

Dortmund<br />

11.12. – 13.12. „Grand Prix“ of Bratislava<br />

(Slowakei, kein ISU<br />

Grand Prix)<br />

11.12. – 13.12. Latvian Trophy in Marupe<br />

(Lettland)<br />

12.12. – 13.12. Schweizer Elitemeisterschaften<br />

in Luzern<br />

17.12. – 19.12. Deutsche Meisterschaften<br />

in Hamburg (Volksbank<br />

Arena)<br />

17.12. – 19.12. Französische Meisterschaften<br />

in Cergy-Pontoise<br />

(bei Paris)<br />

18.12. – 20.12. Sarajevo Open (Bosnien-<br />

Hercegowina)<br />

22.12. – 27.12. Russische Meisterschaften<br />

in Tcheliabinsk<br />

2021<br />

05.01. – 10.01. Mentor Cup in Torun<br />

(Polen)<br />

11.01. – 17.01. Kanadische Meisterschaften<br />

in Vancouver<br />

11.01. – 17.01. US-Meisterschaften in<br />

San Jose (Kalifornien)<br />

12.01. – 16.01. Skate Helena in Belgrad<br />

(Serbien)<br />

13.01. – 17.01. Edusport Trophy in<br />

Bukarest (Rumänien)<br />

15.01. – 17.01. Große Offene Sächsische<br />

Meisterschaften in<br />

Chemnitz<br />

16.01. – 17.01. Schweizer Juniorenmeisterschaften<br />

in Bulle<br />

25.01. – 30.01. Winter Universiade in<br />

Luzern (Schweiz)<br />

25.01. – 31.01. Bavarian Open in<br />

Oberstdorf<br />

25.01. – 31.01. Europameisterschaften in<br />

Zagreb (Kroatien)<br />

29.01. – 31.01. Reykjavik International<br />

Games (Island)<br />

02.02. – <strong>07</strong>.02. Egna Dance Trophy<br />

(Italien)<br />

02.02. – <strong>07</strong>.02. Sofia Trophy (Bulgarien)<br />

2021<br />

03.02. – <strong>07</strong>.02. <strong>No</strong>rdic Open in Kopenhagen<br />

(Dänemark)<br />

04.02. – <strong>07</strong>.02. Dragon Trophy in Ljubljana<br />

(Slowenien)<br />

05.02. – <strong>07</strong>.02. Schweizer Nachwuchsmeisterschaften<br />

in Basel<br />

05.02. – <strong>07</strong>.02. Kleine Offene Sächsische<br />

Meisterschaften in<br />

Chemnitz<br />

06.02. – <strong>07</strong>.02. Baden-Württembergische<br />

Meisterschaften in<br />

Mannheim<br />

08.02. – 14.02. Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaften in Sydney<br />

(Australien)<br />

10.02. – 13.02. LuMi Dance Trophy in<br />

Odessa (Ukraine)<br />

12.02. – 14.02. NRW-Landesmeisterschaften<br />

in Dortmund<br />

12.02. – 14.02. Jegvirag Cup in Miscolc<br />

(Ungarn)<br />

17.02. – 20.02. Open Ice Mall Cup in Eilat<br />

(Israel)<br />

18.02. – 21.02. Tallink Hotels Cup in<br />

Tallinn (Estland)<br />

25.02. – 28.02. Bellu Memorial in<br />

Bukarest (Rumänien)<br />

25.02. – 28.02. Challenge Cup in Den<br />

Haag (Niederlande)<br />

25.02. – 28.02. Heiko-Fischer-Pokal in<br />

Stuttgart<br />

01.03. – <strong>07</strong>.03. Junioren-WM in Harbin<br />

(China)<br />

04.03. – <strong>07</strong>.03. Deutschland-Pokal in<br />

Erfurt<br />

12.03. – 14.02. Coupe de Printemps in<br />

Kockelscheuer (Luxemburg)<br />

22.03. – 28.03. Weltmeisterschaften in<br />

Stockholm (Schweden)<br />

26.03. – 27.03. Abu Dhabi Classic Trophy<br />

(Vereinigte Emirate)<br />

26.03. – 28.03. Egna Spring Trophy<br />

(Italien)<br />

01.04. – 03.04. Spring Talents Cup in<br />

Brobary (Ukraine)<br />

<strong>07</strong>.04. – 11.04. Black Sea Ice Cup in<br />

Kranevo (Bulgarien)<br />

<strong>07</strong>.04. – 11.04. Triglav Trophy in Jesenice<br />

(Slowenien)<br />

09.04. – 11.04. Ice Cup in Minsk<br />

(Weißrussland)<br />

15.04. – 18.04. World Team Trophy in<br />

Osaka (Japan)<br />

17.04. – 18.04. Kurbada Cup in Riga<br />

(Lettland)<br />

09.05. – 15.05. Erwachsenen-Wettbewerb<br />

in Oberstdorf<br />

14.05. – 16.05. Usbekistan Open in<br />

Taschkent<br />

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7<br />

2022<br />

10.01. – 16.01. Europameisterschaften in<br />

Tallinn (Estland)<br />

Januar Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

(bis jetzt kein<br />

Bewerber)<br />

04.02. – 20.02. Olympische Winterspiele<br />

in Peking (China)<br />

<strong>07</strong>.03. – 13.03. Junioren-WM, evtl. in<br />

Sofia<br />

21.03. – 27.03. Weltmeisterschaften in<br />

Montpellier oder Paris<br />

(Frankreich)<br />

Synchronwettbewerbe <strong>2020</strong><br />

04.12. – 06.12. Riga Amber Cup (Lettland)<br />

10.12. – 13.12. Lumière Cup in Eindhoven<br />

(Niederlande)<br />

17.12. – 19.12. Hevelius Cup in Danzig<br />

(Polen)<br />

19.12. – 20.12. Santa Claus Cup in Brno<br />

(Brünn, Tschech. Rep)<br />

14.12. – 17.12. Marie Lundmark Trophy in<br />

Turku (Finnland)<br />

Synchronwettbewerbe 2021<br />

21.01. – 23.01. Mozartcup in Salzburg<br />

(Österreich)<br />

28.01. – 31.01. Leon Lurje Trophy in<br />

Göteborg (Schweden)<br />

05.02. – 06.02. Trophy d’Ecosse in<br />

Dumfries (Großbritannien)<br />

05.02. – <strong>07</strong>.02. French Cup in Rouen<br />

(Frankreich)<br />

12.02. – 13.02. Neuchatel Trophy<br />

(Schweiz)<br />

19.02. – 21.02. Spring Cup in Sesto San<br />

Giovanni (Italien)<br />

20.02. NRW Synchron-Trophy<br />

in Neuss<br />

26.02. – 28.02. Budapest Cup (Ungarn)<br />

06.03. – <strong>07</strong>.03. Steel City Trophy in<br />

Sheffield (Großbritannien)<br />

12.03. – 13.03. Junioren-WM, evtl. in<br />

Angers (Frankreich)<br />

08.04. – 10.04. Weltmeisterschaften in<br />

Zagreb (Kroatien)<br />

Synchronwettbewerbe 2022<br />

17.03. – 19.03. Junioren-WM, evtl. in<br />

Innsbruck (Österreich)<br />

<strong>07</strong>.04. – 09.04. Weltmeisterschaften in<br />

Hamilton (Kanada)<br />

Scan<br />

mich!<br />

Neues aus den<br />

Niederlanden<br />

Am Rande der Sichtung in Berlin (siehe Seite<br />

28) trainierte der Niederländer Michel Tsiba,<br />

der erst in der zweiten Woche wieder mit Daria<br />

Danilova laufen konnte. Denn sie erhielt eine<br />

Aufenthaltserlaubnis für Berlin und durfte deshalb<br />

nach mehreren Monaten ohne Paarlauftraining<br />

aus Russland ausreisen. Tsiba hat die<br />

Pause genutzt und sich am Meniskus operieren<br />

lassen. Er sagte, er brauche zwei bis drei Monate,<br />

um mit ihr in Berlin wieder in Form zu<br />

kommen. Das Tanzpaar Verhaegh/van Geffen<br />

war im August bei Maurizio Margaglio in Finnland<br />

im Training. Das Nachwuchstalent Didier<br />

Dijkstra, der beim Challenge Cup gestartet war,<br />

hat aufgehört, weil die Mutter die Kosten nicht<br />

mehr bezahlen konnte. Herrenmeister Thomas<br />

Kennes will mit der Teilnahme an den Olympischen<br />

Spielen 2022 seine Karriere abschließen<br />

und ist in der Athletenkommission. Auch Niki<br />

Wories, die in den Niederlanden viele Online-<br />

Seminare abgehalten hat, will bis 2022 weitermachen<br />

und wieder nach Kanada, sobald die<br />

Grenzen geöffnet sind. Im Frühjahr hat sie<br />

mehrere Online-Seminare veranstaltet. Preisrichter<br />

Jeroen Prins hat Online-Seminare für<br />

österreichische Preisrichter durchgeführt und<br />

plante dasselbe für Paarlauf zusammen mit<br />

Alexander König in der letzten Augustwoche.<br />

Skate Austria trauert<br />

Gleich drei früher wichtige Mitglieder der österreichischen<br />

Eislauffamilie sind Ende Juli und<br />

im August gestorben. Klaus Houdek aus Innsbruck<br />

schied am 4. August mit 81 Jahren dahin.<br />

Er erfand den immer noch existierenden<br />

Nachwuchswettbewerb „Kasermandl-Laufen“<br />

und war lange Jahre im Vorstand des Tiroler<br />

und des Österreichischen Verbandes. Seine<br />

Tochter und seine Enkeltochter sind weiterhin<br />

mit dem Eislaufen verbunden. Mit 88 Jahren<br />

gestorben ist am 19. Juli der einstige Eistänzer<br />

und spätere Preisrichter Herbert Holik. Nach<br />

seiner aktiven Karriere war er auch Vorstandsmitglied<br />

des Verbandes. Am 27. August verstarb<br />

schließlich Heide Maritczak nach langer<br />

Krankheit mit 76 Jahren. Sie war einst Eistänzerin<br />

und Paarläuferin und später jahrzehntelang<br />

als internationale Schieds- und Preisrichterin<br />

im Eistanzen und Kunstlaufen dabei, auch<br />

bei vielen Europa- und Weltmeisterschaften.<br />

Richard Callaghan<br />

angeklagt<br />

Schon jahrelang ermitteln die Behörden gegen<br />

den einst sehr bekannten US-Trainer Richard<br />

Callaghan (74) wegen sexueller Belästigung<br />

und Misshandlung von minderjährigen Eislauf-<br />

Schülern. Seine bekanntesten Läufer waren<br />

Todd Eldredge und Tara Lipinski. Im Juli wurde<br />

nun Anklage erhoben. Craig Maurizi, langjähriger<br />

Cheftrainer des Eislaufzentrums von Hackensack<br />

nahe New York, verklagte den Eislaufverein<br />

in Buffalo, den nationalen Trainerverband<br />

und den US-Eislaufverband auf 10<br />

Millionen Dollar Schadenersatz dafür, dass sie<br />

allesamt in den 1970er Jahren über fast ein<br />

Jahrzehnt Beschwerden von ihm gegen Callaghan<br />

unter den Teppich gekehrt haben. „Statt<br />

den Missbrauch zu stoppen, hat man Callaghan<br />

nach jedem Fall wieder ermöglicht, in eine andere<br />

Eishalle zu wechseln und dort wieder jemanden<br />

zu missbrauchen“, sagte Maurizis Anwalt.<br />

„Man duldete, dass er im Büro Alkohol<br />

aufbewahrte und ihn minderjährigen Schülern<br />

zu trinken gab. In Eislaufkreisen war allgemein<br />

bekannt, was er tat.“ Schon 2019 hatte Callaghan<br />

von der Organisation Safesport ein lebenslanges<br />

Berufsverbot erhalten, was später in ein<br />

dreijähriges Verbot umgewandelt wurde.<br />

Bradie Tennell und ihre Ex-Trainerin Denise Myers<br />

Foto: Flade<br />

Tennell wechselt Trainer<br />

Die amerikanische Spitzenläuferin Bradie Tennell,<br />

WM-Neunte von 2019, kündigte an, ihre langjährigen<br />

Trainer Denise Myers und Jeremy Allen<br />

im Großraum Chicago zu verlassen und zu Tom<br />

Zakrajsek nach Colorado Springs zu wechseln.<br />

Rachel Flatt hat geheiratet, Foto: privat<br />

Rachael Flatt verheiratet<br />

US-Läuferin Rachael Flatt, die bei den Olympischen<br />

Spielen 2010 Platz 7 belegte, hat ihren<br />

langjährigen Lebensgefährten Eric Iwashita<br />

am 1.8. geheiratet. Wegen Corona gab<br />

es nur eine kleine Feier, aber im nächsten<br />

Jahr hofft das Paar, eine große Feier nachholen<br />

zu können. Die Hochzeitsreise konnte<br />

nicht in ein fernes Land gehen, sondern mit<br />

dem Wohnwagen in die Berge der Rocky<br />

Mountains. Flatt studiert an der renommierten<br />

Standford University in Kalifornien. krk<br />

News


8<br />

Sonja Harand<br />

Interview<br />

Sonja Harand<br />

»Wir müssen<br />

die Dinge nehmen, wie sie kommen.<br />

Die Gesundheit ist das Wichtigste«<br />

Sonja Harand, früher Sonja Balun, hat eine erfolgreiche Läuferkarriere (Olympia,<br />

Top-Ten bei EM und WM) mit einer ebenso gelungenen Trainerkarriere fortgesetzt.<br />

Ihre langjährige beste Schülerin war Kerstin Frank, die 2018 ihre Karriere beendet hat.<br />

Trotz schwieriger Trainingsbedingungen in Wien arbeitet Harand weiter erfolgreich<br />

mit jungen Talenten und die COVID19-Krise bringt neue Herausforderungen mit sich.<br />

Foto: privat<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie verlief das Training während<br />

der Corona-Krise in den letzten Monaten?<br />

Harand: Vor der Quarantäne waren wir am 13.<br />

März das letzte Mal in der Stadthalle beim<br />

Training. Dann wurde alles gesperrt und wir<br />

haben nicht ganz zwei Monate von daheim<br />

gearbeitet, Trockentraining, Online-Coaching.<br />

Dann haben wir vom Verband Bescheid bekommen,<br />

dass die Kaderläufer in Gmunden<br />

trainieren dürfen. In Gmunden waren wir ab 6.<br />

Mai. Dort haben Läufer vom A-Kader, Elite und<br />

Juniorenkader trainieren können. Seit Anfang<br />

Juni sind wir wieder in Wien.<br />

Gab es während der Quarantäne fixe Zeiten,<br />

wann sie online gecoacht haben, oder<br />

haben die Läufer selbständig trainiert und<br />

es wurde einmal gesagt wie?<br />

Das war unterschiedlich je nach den Möglichkeiten<br />

der Schüler, auch je nachdem wie sie<br />

Zeit hatten zu lernen. Am Anfang war es eine<br />

relativ große Umstellung für alle. Aber ich<br />

habe das individuell angepasst, auch in<br />

Grüppchen mit 3 - 4 gecoacht. Wir haben eisspezifische<br />

Sachen im Trockenen gemacht, es<br />

gab auch selbständiges Training mit dem Konditionstrainer.<br />

Teilweise wurden ganze Wohnzimmer<br />

ausgeräumt, um ein besseres Training<br />

zu ermöglichen und die ganze Familie hat zusammengehalten.<br />

Kommt das Trockentraining dem Training<br />

am Eis von der Intensität her gleich?<br />

Die Intensität war nicht so ein Problem. Als<br />

wir daheim waren, war das ohnehin nach der<br />

Saison, wo Pause gewesen wäre.<br />

Wie waren Ihre Trainingsmöglichkeiten in<br />

Gmunden?<br />

In Gmunden waren die Bedingungen sehr gut.<br />

Das hat unser Verband mit dem Ministerium<br />

ganz toll organisiert. Die Qualität des Trainings<br />

war hervorragend. Es war sehr gut gemacht.<br />

Die Schule war kein Problem, weil die Sportler<br />

ohnehin Fernunterricht hatten. Wobei man sagen<br />

muss, dass bei uns alle sehr gute Schüler<br />

sind, selbst wenn sie wenig Zeit zum Lernen<br />

haben, weil unser Sport auch das Gehirn schult<br />

und trainiert. Man muss aufpassen und sich<br />

konzentrieren. Und jeder hat Rücksicht genommen.<br />

Es war wirklich ein schönes Miteinander<br />

in Gmunden. Das war etwas Positives, was Corona<br />

geschafft hat, dass alle Spitzenläufer unter<br />

einem Dach trainieren konnten. Meinen Läufern<br />

hat das wahnsinnig viel gebracht.<br />

Als Ihre Läufer nach der Quarantäne wieder<br />

aufs Eis gingen, wie lange hat es gedauert,<br />

bis sie die Sprünge zurückbekommen haben?<br />

Ich habe in den ersten beiden Wochen viel Lauftraining<br />

und <strong>Pirouette</strong>n gemacht, auch Dinge, die<br />

man sonst mit weniger Raum nicht so machen<br />

kann. Nach zwei Wochen sind schon alle wieder<br />

ihre Doppelten und Dreifachen gesprungen.<br />

Abseits von COVID 19 und generell:<br />

Warum fällt Wien leistungsmäßig immer<br />

mehr zurück?<br />

Weil die Bedingungen nicht so sind, wie sie früher<br />

waren. Das hat sich schon ein bisschen verändert.<br />

Früher waren in den Bundesländern keine<br />

Eishallen und wenig Möglichkeiten zu trainieren<br />

und in Wien hatten wir mehrere Hallen.<br />

Jetzt gibt es in Wien weniger Möglichkeiten.<br />

Das ist sehr schade, denn Wien war mal so<br />

gut in dem Sport.<br />

Aber es liegt nicht nur an den Trainingsbedingungen.<br />

Es gibt wenig Bereitschaft, dass jemand<br />

fünf bis sechs Stunden täglich trainiert, der<br />

Sport verlangt oft sogar acht Stunden täglich.<br />

Der Zeitaufwand ist, wenn man es profimäßig<br />

macht, sehr groß. In Wien gibt es mehr Breitenund<br />

Hobbysport.<br />

Zu den Trainingsbedingungen in Wien: Wenn<br />

Sie einen Wunsch frei hätten, was wäre das?<br />

Eine eigene Eishalle, wo man rund um die Uhr<br />

trainieren kann. Das ist die Basis für alles andere.<br />

Und eine gute Ausstattung der Halle mit einem<br />

Ballettsaal, einem kleinen Kraftraum, einem<br />

Aufenthaltsraum für die Sportler. Meine<br />

Sportler trainieren zum Beispiel in der Halle,<br />

dann fahren sie eine Stunde ins Ballett. Es geht<br />

viel Zeit verloren, wenn nicht alles vor Ort ist.<br />

Sie waren eine erfolgreiche Läuferin, sind<br />

nun eine erfolgreiche Trainerin, was finden<br />

sie fordernder?<br />

Das ist schwer zu vergleichen. Als Sportler ist<br />

man unbefangen. Als Sportler hat man mehr<br />

Freiheiten, zumindest heute sehe ich das so. Als<br />

Coach hat man mehr Verantwortung und auch<br />

mehr Ehrgeiz. Man nimmt die Verantwortung<br />

nicht nur für sich, sondern auch für den Sportler<br />

wahr. Mir ist der Erfolg wichtig und für mich<br />

ist das Ziel, immer wieder mit Sportlern zu großen<br />

Events zu fahren.<br />

Worauf achten Sie, wenn Sie Kinder zum<br />

Training übernehmen?<br />

Ich gebe eigentlich immer allen eine Chance. Es<br />

gibt unterschiedlichen Typen, es gibt talentiertere,<br />

manche sind fleißiger. Manche beginnen früher,<br />

andere später und holen alles auf. Mutig<br />

muss man sein und Angst darf man keine haben<br />

und man braucht eine gute Motorik. Die Kinder<br />

müssen es gerne machen, Spaß dabei haben.<br />

Wie sehen Sie bereits erfolgte und mögliche<br />

weitere Absagen von (Wett-)Bewerben?<br />

Das entscheidet die ISU und wir müssen uns<br />

unterordnen. Wenn es möglich ist, wäre es für<br />

die Sportler schon gut, wenn internationale<br />

oder wenigstens nationale Bewerbe stattfinden<br />

würden. Aber das ist eine Sache, bei der wir<br />

weltweit zusammenhalten müssen. Wenn es<br />

keine Bewerbe gibt und das ist für alle gleich,<br />

müssen wir uns fügen. Das ist eine weltweite<br />

Krise und da geht Gesundheit vor, für die Sportler,<br />

für die Trainer, für alle.<br />

Was glauben Sie, werden die Auswirkungen<br />

der Krise auf den Eiskunstlauf sein?<br />

Ich glaube, eine Saison mit Einschränkungen<br />

würde nicht zu viel ausmachen, darauf kann<br />

man sich vom Kopf her einstellen. Allerdings<br />

haben es die kleinen Länder schwerer als die<br />

großen Eislaufnationen, in denen man besser finanziell<br />

abfedern kann und wenn doch Läufer<br />

aufhören sollten, gibt es viele andere.<br />

Wie bereiten Sie sich mit ihren Läufern in<br />

dieser unsicheren Situation vor?<br />

Ich versuche, das Beste daraus zu machen und<br />

noch etwas Positives zu gewinnen. Vielleicht ist<br />

das eine kleine Chance für die Läufer, mehr zu<br />

lernen, wenn der Wettkampfstress wegfällt.<br />

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!<br />

Mit Sonja Harand sprach Katrin Flaschka.<br />

•••


Maurizio Zandron<br />

Der zweimalige Österreichische Staatsmeister Maurizio Zandron<br />

(27) lebt und trainiert in Innsbruck, wo er auch studiert. Bis 2017 trat<br />

er für sein Geburtsland Italien an und wechselte dann nach Österreich.<br />

»Aus Fehlern kann<br />

man immer lernen«<br />

9<br />

Maurizio Zandron<br />

<strong>Pirouette</strong>: Wie zufrieden waren Sie mit<br />

der vergangenen Saison? Sie waren bei der<br />

Europameisterschaft in Graz vor heimischem<br />

Publikum dabei. Das war sicher<br />

etwas ganz Besonderes.<br />

Interview<br />

Maurizio: Die Saison hat etwas komisch begonnen,<br />

weil ich ein bisschen etwas verändert<br />

hatte. Früher war Cristina Mauri meine zweite<br />

Trainerin und nun habe ich mit Franca Bianconi<br />

angefangen zu arbeiten. Im ersten Teil der<br />

Saison suchte ich immer wieder nach dem<br />

richtigen Gefühl und ich hatte auch Probleme<br />

mit den Schlittschuhen. Ich habe sie alle drei<br />

Monate gewechselt und habe immer noch keine<br />

Lösung gefunden. Ich habe nun wieder<br />

neue und muss herausfinden, was ich machen<br />

soll. Aber mit dem Wettbewerb in Sofia Ende<br />

<strong>No</strong>vember ging es immer besser. Ich fühlte<br />

mich sicherer. Eines der Dinge, die ich am<br />

meisten bedauere, ist dieser dumme Fehler<br />

beim Kurzprogramm bei der EM (Sturz beim<br />

3R – und dadurch die verpasste Qualifikation<br />

für das Finale). Weil das mein bester Sprung<br />

ist. Seit ich viel an Vierfachen arbeite, ist der<br />

Rittberger für mich einer der besseren Sprünge.<br />

Aber so ist es und ich habe auch verstanden,<br />

dass man aus Fehlern auch immer etwas<br />

lernen kann. Und ich bin zufrieden, wie ich reagiert<br />

habe, weil wir danach gleich andere<br />

Wettkämpfe gelaufen sind. Ich bin mental<br />

stark geblieben. Denn es ist nicht einfach,<br />

wenn man enttäuscht ist. Dieser Sport ist psychologisch<br />

anstrengend. Es ist komisch, wie<br />

die Saison endete. Denn wir hatten viel gearbeitet<br />

und wir hatten überlegt, ob wir sogar<br />

die ganze Musik ändern. Wir haben sie dann<br />

anders geschnitten. Und am Ende für nichts.<br />

Sie behalten Ihre Kür „Alice im Wunderland“<br />

und haben ein neues KP zu Michael<br />

Jacksons „Earth Song“. Wie haben Sie das<br />

ausgesucht?<br />

Maurizio: Das Thema ist die Erde und es gibt<br />

eine Verbindung zu allem, was jetzt in der<br />

Welt passiert ist. Ich habe viel nachgedacht<br />

und ich glaube, ich bin nicht der einzige. Ich<br />

finde es sehr interessant. Dieser Song ist im<br />

Jahr 1989 entstanden. Damals gab schon diese<br />

Nachrichten über die Erde und es wird immer<br />

schlimmer, aber es ändert sich nichts. Ich<br />

möchte diesen Gedanken weiterentwickeln.<br />

Ich denke oft an den Umweltschutz und bin<br />

sehr sensibilisiert für dieses Thema.<br />

Wer hat das Programm choreographiert?<br />

Maurizio: Ich habe mit Raffaella Cazzaniga<br />

gearbeitet. Sie ist eine Woche hierher nach<br />

Telfs gekommen. Sonst haben wir alles online<br />

per Zoom erarbeitet. Das war spannend. Ich<br />

habe außerdem mit einer Tanztrainerin aus<br />

Mailand gearbeitet, ebenfalls per Zoom.<br />

Welche Pläne haben Sie für diese Saison?<br />

Maurizio: Mein Plan war, ein bisschen früher zu<br />

beginnen. Ich brauche immer ein bisschen Zeit<br />

bis alles funktioniert. Ich möchte gerne bald wissen,<br />

welche Wettkämpfe letztendlich stattfinden.<br />

Was ist das wichtigste Ziel, das Sie sich setzen,<br />

wenn Sie hoffentlich bei vielen Wettbewerbe<br />

starten können?<br />

Maurizio: Darüber habe ich noch nicht genau<br />

nachgedacht. Ich würde gerne für meine eigene<br />

Entwicklung neue Elemente, einen neuen Vierfachen<br />

lernen. Aber nur für mich. Ich weiß, dass es<br />

mit diesen neuen Regeln wichtiger ist, ein sehr<br />

sauberes Programm zu machen, gut choreografiert<br />

und einfache Elemente gut ausgeführt zu<br />

zeigen. Ich bin 27 und mache diesen Sport schon<br />

lange. Aber ich bin der Meinung, dass ich gerne<br />

etwas Neues haben möchte. Das wird wahrscheinlich<br />

ein bisschen meine Perspektive ändern.<br />

Ich arbeite jetzt viel am (vierfachen) Toeloop<br />

und Rittberger. Es ist nicht einfach, aber<br />

dieses Element ist ein wichtiges Ziel für mich.<br />

Diese unsicheren Zeiten sind für viele Menschen<br />

eine große Herausforderung. Wie<br />

gehen Sie damit um und wer oder was hilft<br />

Ihnen dabei?<br />

Foto: Flade<br />

Maurizio: Ich glaube, Freundschaft ist eine Beziehung,<br />

die dir immer helfen und dich unterstützen<br />

wird. Ich muss sagen, dass ich viele<br />

Freunde außerhalb der Eiskunstlaufwelt habe.<br />

Ich bin niemand, der viele Freunde haben will –<br />

ich habe lieber weniger, aber dafür eine tiefe,<br />

echte und ehrliche Freundschaft. Im Eiskunstlaufen<br />

ist es mehr ein ‚hallo, wie geht’s‘. Meiner<br />

Meinung nach ist die Beziehung zwischen den<br />

Athleten eher oberflächlich. Du begegnest ihnen<br />

während der Wettkämpfe und bei Veranstaltungen<br />

und du bist dort immer sehr auf dich fokussiert.<br />

Eine gute Freundschaft kannst du mit<br />

Trainingskollegen aufbauen, weil du jeden Tag<br />

mit ihnen zusammen bist und auch schwierige<br />

Momente zusammen erlebst. Das kann eine<br />

starke Verbindung entwickeln. Aber meine besten<br />

Freunde sind alle außerhalb des Eiskunstlaufens.<br />

Es sind Freunde, die ich schon seit meiner<br />

Kindheit habe. Ich war immer hier (in Innsbruck)<br />

und während des Lockdowns konnten wir<br />

nicht viel machen und uns nicht sehen. Aber<br />

Gott sei Dank leben wir im Jahr <strong>2020</strong> und es<br />

gibt Partyrooms per Video, wo man zusammen<br />

sein kann. So konnte ich immer ohne Probleme<br />

mit meinen Freunden sprechen und bin in Kontakt<br />

geblieben.<br />

Vielen Dank für das Interview und alles Gute<br />

für die Saison!<br />

Mit Maurizio Zandron sprachen Tatjana Flade<br />

und Irene Probst.<br />

•••


10<br />

Alexei Mishin<br />

Interview<br />

Alexei Mishin<br />

»Der glücklichste Moment meiner<br />

Karriere ist noch nicht gekommen«<br />

Alexei Mishin (79) ist eine Trainerlegende. Er und seine<br />

Frau Tatiana denken nicht an die Rente und arbeiten nach<br />

wie vor unermüdlich mit Topläufern wie Lisa Tuktamysheva<br />

und seit kurzem Mikhail Kolyada sowie mit Junioren und<br />

Nachwuchstalenten. Mishin hat die biomechanischen<br />

Grundlagen des Eiskunstlaufs wissenschaftlich erforscht<br />

und seine Sportlerinnen und Sportler zu Titeln und<br />

Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften<br />

geführt.<br />

Alexei Mishin mit seinem neuen Schüler Mikhail Kolyada, Fotos: Flade<br />

<strong>Pirouette</strong>: Sie nannten die Corona-Zwangspause<br />

in einem anderen Interview nur einen<br />

kurzen Moment in Ihrer langen Laufbahn,<br />

also fanden Sie das nicht weiter schlimm?<br />

Mishin: Kennen Sie das bekannte sowjetische<br />

Lied ‚Es gibt nur einen Moment zwischen der<br />

Vergangenheit und der Zukunft, und der heißt<br />

Leben?‘ Ja, das Leben vergeht so, ein Moment<br />

nach dem anderen. In der Zeit, in der ich im Eiskunstlauf<br />

bin und das sind schon 64 Jahre, denn<br />

ich fing im Jahr 1956 an, gab es viele Veränderungen.<br />

Meiner Meinung nach hatte die Situation<br />

mit dem Coronavirus weniger Auswirkungen<br />

auf den<br />

Eiskunstlauf<br />

als die Abschaffung<br />

der<br />

Pflicht oder die<br />

Einführung des<br />

neuen Wertungssystems.<br />

Ich denke<br />

aber, ich kann die Pandemie<br />

mit diesen beiden Erscheinungen vergleichen.<br />

Das Coronavirus ist ein Beben, wie ein<br />

Erdbeben mit einer gewissen Zahl auf der Richterskala.<br />

Aber die Abschaffung der Pflichtfiguren<br />

ging vorbei, die Einführung des Wertungssystems<br />

ebenso und auch das wird vorbeigehen.<br />

Wegen der Pandemie ist es unklar, welche<br />

Wettbewerbe wie stattfinden können. Welche<br />

Schwierigkeiten bringt das für Sie als<br />

Trainer mit sich?<br />

Ich sehe für mich gar keine Schwierigkeiten und<br />

spürte bisher keine. Ich werde so weiterarbeiten<br />

wie bisher. Die Trainertätigkeit unter diesen ungewöhnlichen<br />

Bedingungen ist für mich sogar<br />

interessant. Einige Spezialisten sagten, dass die<br />

Sportler nach der Quarantäne nicht mehr springen<br />

können. Aber sie fingen schon im ersten<br />

Training mit den Sprüngen an und im zehnten<br />

Training war alles wieder in der richtigen Spur.<br />

Man muss in allem etwas Positives sehen. Zum<br />

Beispiel – wie läuft das Leben normalerweise am<br />

Ende der Saison? Schnell zur Show fahren,<br />

schnell Urlaub machen und dann wieder irgendwohin<br />

hetzen – neue Elemente lernen, neue Programme<br />

machen, neue Kostüme nähen. Wir sind<br />

immer irgendwohin gelaufen, wie Pferde mit<br />

Scheuklappen. Aber die Quarantäne und die fehlende<br />

Möglichkeit, sich im üblichen Rhythmus<br />

auf die Saison vorzubereiten, ließen uns nachdenken,<br />

uns umschauen, die Scheuklappen abnehmen.<br />

Wenn ich jetzt auf die Programme, die<br />

Ideen und Gedanken, die die Trainer in meiner<br />

Gruppe und anderswo haben, schaue, komme ich<br />

zu dem Schluss, dass diese Pause es den Trainern<br />

und Sportlern ermöglicht hat, in einer neuen Art<br />

und Weise auf viele Dinge zu schauen.<br />

Wie kann sich die Unsicherheit der aktuellen<br />

Situation psychologisch auf die Sportler auswirken?<br />

Die hochklassigen Sportler haben sich so sehr<br />

an das Training gewöhnt, dass ich bei den Läufern<br />

meiner Gruppe und auch anderen kein<br />

nachlassendes Interesse wegen der Veränderungen<br />

im Wettkampfkalender bemerkt habe. Ich


11<br />

erlaube mir als Vergleich das alte Zirkuspferd<br />

heranzuziehen, das hinter den Kulissen steht<br />

und nicht mehr auftritt, aber wenn es den<br />

Marsch in der Arena hört, wippt es im Takt mit.<br />

Das soll kein grober Vergleich sein, sondern ein<br />

Kompliment an die Leute, die unserem Sport ergeben<br />

sind und die nicht nur Siege, Geld und<br />

Ruhm lieben, sondern den Eiskunstlauf an sich.<br />

Wie haben Sie auf die Idee von Lisa Tuktamysheva<br />

und dem Choreographen Juri Smekalov<br />

reagiert, die neue Kür live und online<br />

aufzubauen?<br />

Ich habe einst selbst Juri Smekalov zum Eiskunstlauf<br />

gebracht, als er noch jung war. Seine<br />

Bedeutung in der Welt des Balletts und der darstellenden<br />

Künste geht weit über seinen Status<br />

als Tänzer hinaus. Das Projekt mit Lisa war sehr<br />

erfolgreich. Auch andere Choreographen arbeiten<br />

nun online und diese Form der Arbeit ist sehr interessant,<br />

produktiv und nützlich, weil die Sportler<br />

und Choreographen so professionell sind, dass<br />

sie das können. Ich habe auch online mit einer<br />

amerikanischen Eiskunstläuferin gearbeitet. Die<br />

aktuelle Situation hat die Entwicklung von Online-Trainings<br />

und Choreographien vorangetrieben<br />

und damit die Möglichkeiten erweitert.<br />

Wie zufrieden sind Sie mit Lisa Tuktamyshevas<br />

Fortschritten in diesem Sommer?<br />

Lisa muss man danken, denn sie ist jetzt eine<br />

sehr bedeutsame Person in der Welt des Eiskunstlaufs.<br />

Sie ist ein Leitstern für viele Mädchen,<br />

die dem Kindesalter entwachsen sind und<br />

weiter Eis laufen wollen. Beim Sichtungslaufen<br />

gefiel mir, dass sie alle Elemente gezeigt hat, einschließlich<br />

des dreifachen Axels. In diesem Jahr<br />

gab es gute Versuche des vierfachen Salchows,<br />

daran arbeiten wir weiter. Das ist wie Schneeflocken,<br />

die einen Schneeball bilden, den man dann<br />

auf die Konkurrentinnen werfen kann (lacht).<br />

Wie sieht es mit Sofia Samodurova aus?<br />

Ich möchte an dieser Stelle etwas zum Verhältnis<br />

zu meinen Sportlern sagen. Ich bin ihnen<br />

dafür dankbar, dass sie mich zu dem Trainer gemacht<br />

haben, der ich bin. Danke Alexei Urmanov,<br />

dass du mir geholfen hast, mich zum Trainer<br />

eines Olympiasiegers zu machen, danke Alexei<br />

Yagudin, Evgeni Plushenko, Lisa Tuktamysheva,<br />

danke an alle Sportler für ihr Talent und<br />

ihre harte Arbeit, dafür, dass sie mir geholfen<br />

haben, als Trainer besser zu werden. Ich danke<br />

Sofia Samodurova dafür, dass sie mich noch<br />

einmal zum Trainer einer Europameisterin gemacht<br />

hat und wünsche ihr, dass sie aus der<br />

schwierigen Periode am Ende der Pubertät, in<br />

der sie zurzeit steckt, gut herauskommt. Sie ist<br />

eine Kämpferin und ich würde sie Rekordhalterin<br />

nennen, denn ich glaube, es gibt keinen anderen<br />

Sportler, der eine ganze Saison ohne einen<br />

einzigen Fehler gelaufen ist.<br />

Mikhail Kolyada ist neu in Ihrer Gruppe. Das<br />

kam überraschend.<br />

Lisa Tuktamysheva<br />

und Alexei Mishin bei<br />

der NHK-Trophy 2018<br />

Für mich auch. Er rief mich an und ich sagte, ich<br />

muss darüber nachdenken, denn du bist ein angeschossener<br />

Vogel. Ich habe eine Woche lang<br />

nachgedacht. Das letzte Mal Vierfache ist er bei<br />

der WM 2019, vor anderthalb Jahren, gesprungen.<br />

Vor Mischa steht die Aufgabe, seine Laster<br />

zu überwinden. Vor mir als Trainer steht eine<br />

schwierige Situation, aber sie ist nicht neu für<br />

mich. Ich hatte sie mit Evgeni Plushenko, als er<br />

zurückkam, zweimal sogar, und mit Carolina<br />

Kostner. Lisa war in so einer Lage, als sie hintere<br />

Plätze belegte und fast nicht mehr laufen konnte.<br />

Meine Erfahrung sagt mir, dass ich nichts überstürzen<br />

soll. Aktuell ist das Projekt Mischa Kolyada<br />

auf zwei Jahre ausgelegt. Es gibt die Meinung,<br />

dass alle seine Probleme psychologischer Natur<br />

sind. Aber ich möchte sagen, dass alle psychologischen<br />

Momente eine materielle Grundlage haben.<br />

Jetzt ist es mir klar und ich sehe meine erste<br />

Aufgabe darin, Korrekturen an seiner Sprungtechnik<br />

vorzunehmen. Er hat Angewohnheiten,<br />

die dazu führen, dass er Sprünge aufreißt. Für<br />

mich ist die Arbeit mit ihm eine Herausforderung.<br />

Ich kann sagen, dass das Auftauchen von Mischa<br />

Kolyada in meiner Gruppe in gewisser Weise<br />

mein Interesse am Training erhöht hat. Dieses Interesse<br />

hat mich verjüngt. Für mich ist das eine<br />

Herausforderung und eine neue Richtung in meiner<br />

Arbeit, weil ich noch keine Sportler mit solchen<br />

Lastern hatte. Ich habe jedem Sportler, den<br />

ich angenommen habe gesagt, dass ich ihm keine<br />

Medaillen verspreche, sondern nur meine Arbeit.<br />

Warum haben Sie Rudolf Nurejew als Thema<br />

für Mikhails neue Kür gewählt?<br />

An Mischa Kolyada klebte das Image des Jungen<br />

aus dem Zeichentrickfilm – geschickt, schnell,<br />

liebenswert. Ich habe die Musik und das Thema<br />

Ilia Averbukh (dem Choreographen) vorgeschlagen.<br />

Diese Musik gibt ihm ein ganz anderes<br />

Image und ist in einem Genre, das er noch nie<br />

benutzt hat.<br />

Sie sind eine Legende, arbeiten unermüdlich<br />

mit Ihren Sportlern und schreiben nebenher<br />

Bücher. Nach Ihrer Autobiographie soll in<br />

diesem Jahr eine überarbeitete Neuauflage<br />

Ihres Werks über die biomechanischen<br />

Grundlagen des Eiskunstlaufs erscheinen.<br />

Woher nehmen Sie diese Energie?<br />

Die Leute sagen mir ‚Sie laden uns mit Energie<br />

auf‘. Es gab eine Zeit, da waren meine Frau und<br />

ich pessimistisch gestimmt, aber vor sechs Jahren<br />

kam unser Enkel Alexei Junior zur Welt und<br />

er gab uns so viel Kraft, er ist wie ein Lichtstrahl<br />

in unserem Leben. Wir haben versucht,<br />

ihn zum Eislaufen zu bringen, aber er wollte<br />

nicht hören. Seine Eltern sind erfolgreiche Tennisspieler<br />

und er spielt jetzt Tennis.<br />

In Ihrer Karriere gab es viele bemerkenswerte<br />

Momente. Welcher ist Ihnen der liebste?<br />

Der glücklichste Moment meiner Karriere ist<br />

noch nicht gekommen. Möglicherweise kommt<br />

er, wenn ich diese Karriere beende.<br />

Und die größte Enttäuschung?<br />

Wahrscheinlich hatte ich keine großen Enttäuschungen,<br />

aber ich nenne die verpasste Olympiateilnahme<br />

von Lisa Tuktamysheva.<br />

Wohin geht die Entwicklung des<br />

Eiskunstlaufs?<br />

Früher gab es das 6.0 System, es war subjektiv.<br />

Der Versuch, die Wertung zu mathematisieren,<br />

erfolgte nicht, um den Sport besser zu machen,<br />

sondern das Werten sollte einfacher werden. Der<br />

Versuch der Mathematisierung des Spektakulären<br />

– und Eiskunstlauf ist spektakulär – führte<br />

dazu, dass das Beeindruckende verloren ging. Als<br />

Beispiel dafür nenne ich gerne die <strong>Pirouette</strong>n<br />

von Stéphane Lambiel. Sie waren spektakulär,<br />

aber mit den neuen Regeln machte er nur noch<br />

einfach gute <strong>Pirouette</strong>n. Im Eiskunstlauf erinnern<br />

wir uns an zwei Kategorien von Sportlern –<br />

an die Sieger und an die herausragenden Läufer,<br />

die noch strahlender und wichtiger für den Eiskunstlauf<br />

sind – Toller Cranston, Peggy Fleming,<br />

Janet Lynn, Igor Bobrin, Irina Moiseeva/Andrei<br />

Minenkov, Isabelle und Paul Duchesnay. Manche<br />

von ihnen gewannen Titel, andere nicht. Einige<br />

von ihnen hatten eine Ausstrahlung, die du in<br />

keine Formel fassen kannst. Jetzt hängt die Idee<br />

eines Artistik-Programms in der Luft, um das,<br />

was mit der Abschaffung des 6.0-Systems verloren<br />

ging, wiederherzustellen. Aber mir scheint,<br />

dass es schwer werden wird, so ein Programm in<br />

den Wettkampf zu integrieren.<br />

Vielen Dank für das Interview und weiterhin<br />

viel Erfolg.<br />

Mit Alexei Mishin sprach Tatjana Flade.<br />

•••<br />

Alexei Mishin<br />

Interview


12<br />

News<br />

Neues aus aller Welt<br />

Jürgen Eberwein verstorben<br />

Der deutsche Einzelläufer Jürgen Eberwein aus<br />

Gelsenkirchen und Essen, der bei den Olympischen<br />

Spielen 1968 Platz 24 unter 28 Läufern<br />

belegte, ist im Alter von 74 Jahren gestorben,<br />

vermutlich in Durban, Südafrika. Sein größter<br />

nationaler Erfolg war Rang zwei bei den Deutschen<br />

Meisterschaften in der Essener Grugahalle<br />

im Jahr 1968, was ihn als zweiten Westdeutschen<br />

neben dem Meister Peter Krick zur Teilnahme<br />

an den Olympischen Spielen qualifizierte.<br />

Mit derselben, inzwischen renovierten Grugahalle<br />

hat sich die DEU für die EM 2023 beworben,<br />

aber die ISU hat noch nichts entschieden.<br />

Kurze Zeit war Eberwein auch als Rollkunstläufer<br />

erfolgreich. Nach seiner aktiven<br />

Zeit trat er zunächst in der Garmisch-Partenkirchener<br />

Eisshow Carioca auf, dann bei anderen<br />

Shows und ging um 1980 herum nach Durban,<br />

wo er mehr als 30 Jahre lang bis zu seinem<br />

Ruhestand als Trainer arbeitete.<br />

Thomas Verners Hochzeit,<br />

Foto: privat<br />

Tomas Verner verheiratet<br />

Der tschechische Einzelläufer Tomas Verner<br />

(34) hat die in den USA aufgewachsene thailändische<br />

Eisläuferin Tammy Sutanova, früher<br />

Sutan, geheiratet. Im <strong>September</strong> erwartet das<br />

Paar einen Sohn. Verner wurde 2008 Europameister<br />

und hat seine aktive Karriere im Jahr<br />

2014 mit Platz 11 bei Olympia und 10 bei der<br />

WM beendet. Seitdem arbeitet er sowohl als<br />

Showläufer als auch als Trainer, auch bei Lehrgängen<br />

für die DEU.<br />

Knierim und Frazier<br />

gut im Training<br />

Die neue Paarlauf-Partnerschaft von Alexa Knierim<br />

und Brandon Frazier sah nach drei Monaten<br />

Training gut aus, das zeigten Videos vom Training.<br />

Knierims Ehe- und Paarlaufpartner Chris<br />

Knierim hatte bei den Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

seine Karriere beendet, weil er trotz<br />

intensiven Trainings seine Sprungschwäche<br />

nicht in den Griff bekam. Er ist einfach kein<br />

Sprungtalent. Aber die Ehe der Knierims blieb<br />

intakt. Der stets solide und sprungsichere Brandon<br />

Frazier suchte ebenfalls, weil auch seine<br />

Partnerin Haven Denney nicht mehr motiviert<br />

war und aufhören wollte. Also zog Frazier Ende<br />

April von Florida nach Irvine in Kalifornien und<br />

begann mit Hebungstraining auf dem Parkplatz<br />

der Vierfachhalle „Great Park“, die die <strong>Pirouette</strong><br />

im vergangenen Sommer besucht hatte.<br />

Von Anfang an arbeiteten sie mit den erfahrenen<br />

Paarlauftrainern Jenni Meno und Todd Sand<br />

(und nicht etwa mit Robin Szolkowy, der in derselben<br />

Halle tätig war), und ihrem neuen Co-<br />

Trainer Chris Knierim, der seine Ehefrau in ihrem<br />

Hunger nach Erfolg unterstützt. Alle sollen sich<br />

gut miteinander verstehen. Beide Läufer haben<br />

viele Jahre Paarlauferfahrung und hatten früher<br />

mit Dalilah Sappenfield in Colorado Springs sogar<br />

zeitweise dieselbe Trainerin. Sie kennen sich<br />

schon ewig und sind schon als Teenager miteinander<br />

angeln und Mountainbike fahren gegangen.<br />

Daher machten sie schnelle Fortschritte,<br />

auch wenn sie sagten, dass sie noch einen Berg<br />

Arbeit vor sich haben. Nur im Wettbewerb beweisen<br />

konnten sie ihre Form bis jetzt noch<br />

nicht. Dürften Amerikaner zur Nebelhorn Trophy<br />

kommen, würden sie sich sofort ins Flugzeug<br />

setzen. Die Olympischen Spiele von 2022 haben<br />

alle fest im Blick.<br />

Alexa Knierim und<br />

Brandon Frazier vor<br />

der Trainingshalle<br />

in Irvine<br />

Foto: Chris Knierim<br />

Anzeige<br />

Gabrielle Daleman<br />

bei der WM 2018<br />

in Mailand<br />

Foto: Höppner<br />

Gabrielle Daleman wurde<br />

Miss Ontario<br />

Die kanadische Eisläuferin Gabrielle Daleman<br />

(22), Dritte der WM 2017 und Mitglied<br />

der kanadischen Mannschaft, die bei den<br />

Olympischen Spielen 2018 eine Goldmedaille<br />

gewann, wurde zur Miss Ontario gewählt.<br />

Damit hat sich die 22-Jährige für die Teilnahme<br />

an der Wahl zur Miss Canada im<br />

<strong>No</strong>vember <strong>2020</strong> qualifiziert. Sollte sie dort<br />

ebenfalls gewinnen, darf sie zu den Miss<br />

World-Wahlen fahren. Ihre Eislaufkarriere<br />

hat sie wohl beendet. <br />

krk<br />

Neues von Nathan Chen<br />

Weltmeister Nathan Chen aus Kalifornien war<br />

ziemlich überrascht, als er las, dass die ISU die<br />

Grand Prix-Wettbewerbe mit Anreise der Läufer<br />

und Trainer veranstalten will, wenn auch als regionale<br />

Events ohne echten Grand Prix-Charakter.<br />

„Ich hatte gedacht, es gäbe nur Online-Wettbewerbe.<br />

Aber finde toll, dass wir echte Wettbewerbe<br />

laufen können. Skate America würde ich<br />

gerne laufen. Aber wird es tatsächlich in Las Vegas<br />

stattfinden oder anderswo? Mit oder ohne<br />

Zuschauer?“ Im Sommer war Chen nicht an seiner<br />

Universität an der Ostküste, denn dort gab es<br />

nur Online-Kurse. Stattdessen hat er ab Juni mit<br />

Rafael Arutunian in der Eishalle von Irvine gearbeitet<br />

und neue Programme einstudiert. krk


Gabriella Papadakis und<br />

Guillaume Cizeron<br />

mit Marie-France Dubreuil<br />

bei den EM in Graz<br />

13<br />

Montreal<br />

Madison Chockund Evan Bates Bates mit den Trainern Romain Haguenauer (links) und Patrice Lauzon<br />

bei den Vier Kontinente Meisterschaften in Seoul, Fotos: Flade<br />

Neues aus der Tanzschule Montreal<br />

Seit 15. Juni kann die Ice Academy<br />

von Montreal (IAM) mit ihren mehr<br />

als 20 Tanzpaaren wieder arbeiten.<br />

<strong>No</strong>ch geschlossen, auch wegen Renovierung<br />

war allerdings ihre städtische<br />

Stammhalle in Montreal-Gadbois, wo<br />

fast alle Läufer wohnen. Stattdessen<br />

mussten sie Fahrgemeinschaften in drei<br />

verschiedene Eishallen rund um Montreal<br />

organisieren, darunter nach Pierrefonds<br />

etwa 20 Kilometer westlich des<br />

Zentrums (wo in anderen Jahren die<br />

Sommermeisterschaften von Quebec<br />

stattfanden) und nach Saint-Constant,<br />

etwa 20 Kilometer südlich.<br />

Während der Schließung aller Hallen blieb Zeit,<br />

sich Gedanken um die Diskriminierung von Menschen<br />

mit anderer Hautfarbe und mit anderer sexueller<br />

Ausrichtung zu machen. Alles ist in Montreal<br />

vorhanden. Die Academy als Ganzes veröffentlichte<br />

eine Resolution, in der sie sich gegen<br />

jede Diskriminierung wegen Hautfarbe und sexueller<br />

Orientierung wendete und sagten, in ihrer<br />

Schule gäbe es keine dieser Diskriminierungen.<br />

Die drei Cheftrainer Marie-France Dubreuil, Ehepartner<br />

Patrice Lauzon und Romain Haguenauer<br />

sind ebenso geblieben wie einige weitere Betreuer,<br />

unter ihnen Pascal Denis. Am 11. <strong>September</strong><br />

planen die meisten Paare, die in Montreal trainieren,<br />

ab 19 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit<br />

in einem Online-Schaulaufen ihre neuen Programme<br />

komplett oder teilweise der Öffentlichkeit<br />

vorzustellen. Alle wissen, dass sie nur einen<br />

Grand Prix laufen dürfen. Die beiden französischen<br />

Duos hatten im März entschieden, bei der<br />

Schließung der Grenzen in Montreal zu bleiben,<br />

was sich als goldrichtige Entscheidung herausstellte.<br />

Denn wenn sie nach Frankreich gereist<br />

wären, hätte zumindest das Spitzenpaar bis heute<br />

als Nicht-Kanadier nicht zurück nach Kanada<br />

einreisen können. Gabriella Papadakis und Guillaume<br />

Cizeron, die Weltmeister 2019, werden im<br />

Rhythmustanz weiterhin eine Aerobic-Nummer<br />

zu „Fame“ laufen, haben aber einen Teil der Musik<br />

und Choreografie geändert und nennen ihre<br />

Nummer Fame 2, weil sie sich als Spitzenpaar<br />

verpflichtet fühlten, auch in dieser Saison etwas<br />

Innovatives zu zeigen. Ihre Kür ist ohnehin ganz<br />

neu. Marie-Jade Lauriault und Romain Le Gac<br />

haben zwei neue Programme. Beide Paare müssen<br />

Anfang Oktober beim französischen Masters-<br />

Wettbewerb starten und konnten noch nicht entscheiden,<br />

ob sie bis zum fünf Wochen später<br />

stattfindenden Grand Prix in Grenoble ohne oder<br />

mit Quarantäne wieder nach Kanada zurückkehren<br />

dürfen oder in Frankreich bleiben müssen<br />

und ob ein Trainer, vermutlich Haguenauer, mit<br />

ihnen und anderen Europäern eine Weile in<br />

Frankreich bleibt. Solche logistischen Probleme<br />

belasten natürlich eine internationale Tanzschule.<br />

Die britischen EM-Fünften Lilah Fear und Lewis<br />

Gibson wollen ebenfalls nach Grenoble, dürften<br />

allerdings zurück, weil Fear auch die kanadische<br />

Staatsbürgerschaft besitzt und er mitdarf.<br />

Die drei amerikanischen Paare der IAM planen,<br />

bei Skate Canada im nur 200 km von Montreal<br />

entfernten Ottawa zu starten, falls die Grenze in<br />

die USA bis dahin noch nicht geöffnet ist. Ende<br />

August war das Reisen von der kanadischen Provinz<br />

Quebec mit Montreal in die Provinz Ontario,<br />

in der Ottawa liegt, problemlos möglich, und die<br />

ganze Schule hofft, dass das so bleibt. Dagegen<br />

dürfen selbst Kanadier aus Toronto oder Montreal<br />

in die Atlantikprovinzen <strong>No</strong>va Scotia (Halifax)<br />

und New Brunswick (Saint-John) nur mit einer<br />

zweiwöchigen Quarantäne einreisen. Aber zum<br />

Glück findet Skate Canada in diesem Jahr nicht<br />

dort statt. Madison Chock und Evan Bates mussten<br />

bei meinem Telefonat mit Romain Haguenauer<br />

am 29. August gerade für zwei Wochen<br />

pausieren, weil sich Chock bei einem Trainingssturz<br />

eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen<br />

hatte. Madison Hubbell und Zachary Donohue<br />

laufen den neuen Rhythmustanz zu „Burlesque“<br />

und auch eine neue Kür. Das dritte US-Paar Kaitlin<br />

Hawayek und Jean-Luc Baker war im Frühjahr<br />

zu Hause in den USA, durfte aber mit einer Spezialgenehmigung<br />

(ähnlich wie Jason Brown in<br />

Toronto) ab 20. Juni zurück nach Kanada.<br />

Die Kanadier Laurence Fournier Beaudry und Nikolaj<br />

Sörensen, die früher für Dänemark gelaufen<br />

waren, konnten wieder voll trainieren, nachdem<br />

die Knieprobleme von Sörensen nach seiner Operation<br />

im Herbst während der Pandemie endgültig<br />

verheilen konnten. Haguenauer sagte, in den<br />

ersten zwei Trainingswochen hatte Sörensen<br />

noch Probleme mit dem Knie, daher hatten sie<br />

von der WM (die dann ausfiel) zurückgezogen.<br />

Aber inzwischen sind sie wieder voll im Training.<br />

Olympiasieger Scott Moir, der als Teilzeitchoreograf<br />

in der Schule arbeitet, hat mit ihnen neue<br />

Programme erstellt. Sie wollen ebenso in Ottawa<br />

laufen wie Marjorie Lajoie und Zachary Lagha,<br />

die Juniorenweltmeister von 2019. Die Schule<br />

verlassen hat dagegen das dritte kanadische<br />

Paar Soucisse und Shane Firus. Haguenauer<br />

räumte ein, sie hätten gesagt, die drei Cheftrainer<br />

hätten zu wenig Zeit für sie. Daher wechselten<br />

sie in die Schule von Carol Lane nach Scarborough<br />

bei Toronto und sind dort das Paar<br />

Nummer zwei hinter Gilles/Poirier und nicht nur<br />

eines von vielen. Die Spanier Olivia Smart und<br />

Adrian Diaz sind weiterhin in Montreal, haben<br />

ihren Rhythmustanz behalten und planen, in Ottawa<br />

zu starten. Neu in der Schule ist das für Litauen<br />

startende Paar Allison Reed und Saulius<br />

Ambrulevicius, die zuvor überwiegend in Oberstdorf<br />

bei Rostislav Sinicyn trainierten. Aber sie<br />

wollten wechseln, weil sie gerne inmitten der<br />

halben Weltelite trainieren wollten. Bis Ende<br />

August konnten sie aber nicht nach Kanada einreisen,<br />

sondern trainierten vorübergehend bei<br />

Maurizio Margaglio in Finnland, nachdem Reed<br />

mit einer Spezialgenehmigung der litauischen<br />

Regierung aus den USA in die EU einreisen durfte.<br />

Zur Nebelhorn Trophy für ihr Debüt in der<br />

Meisterklasse kommen wollen die Briten Sasha<br />

Fear, die ebenfalls britisch-kanadische Schwester<br />

von Lilah Fear, und ihr Partner George Waddell,<br />

die manchmal ebenfalls in Montreal trainieren.<br />

Nur online kann sich die Schule zurzeit um die<br />

beiden chinesischen Paare Shiyue Wang/Xinyu<br />

Liu und Hong Chen/Zhuoming Sun kümmern, die<br />

während der Pandemie in China waren. Jeden<br />

Tag arbeitet ein Trainer zwei Stunden lang online<br />

mit den beiden Duos. Sie konnten bis Ende August<br />

ebenso wenig nach Kanada einreisen wie<br />

die Japaner Misato Komatsubara (28) und Eheund<br />

Trainingspartner Tim Koleto (29). Letztere<br />

bleiben allerdings mit Absicht in Japan, weil Koleto<br />

mit angeblich guten Aussichten hofft, rechtzeitig<br />

vor den Olympischen Spielen 2022 die japanische<br />

Staatsbürgerschaft zu erhalten. Denn<br />

hierfür ist neben der Heirat mit der Japanerin ein<br />

fast ständiger Aufenthalt im Land von großem<br />

Vorteil. Auch einige Juniorenpaare trainieren in<br />

der IAM, de besten sind wohl die Kanadier Emmy<br />

Bronsard und Aissa Bouaraguia, die Neunten der<br />

Junioren-WM <strong>2020</strong>. Klaus-Reinhold Kany<br />

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Sommertraining


14<br />

Peggy Fleming Online-Trophy<br />

Die Peggy Fleming OnlineTrophy<br />

Auch in diesem Jahr und damit zum dritten Mal sollte in Colorado Springs der USinterne<br />

Sommerwettbewerb „Peggy Fleming Trophy“ stattfinden. Er ist benannt<br />

nach der legendären Einzelläuferin, die 1966, 1967 und 1968 vor allem wegen ihres<br />

sehr eleganten Laufstils Weltmeisterin und 1968 in Grenoble auch Olympiasiegerin<br />

wurde. Nach vielen Jahren in Shows war die 72-Jährige auch jahrzehntelang Kommentatorin<br />

für US-Fernsehsender und hat häufig für mehr Kunst in der Kür plädiert.<br />

Daher gewichtete „ihr“ Wettbewerb schon 2019 und 2018 die Komponenten wesentlich<br />

höher als die technischen Elemente. Auch in diesem Jahr nahm Fleming die Siegerehrung<br />

selbst vor, allerdings online.<br />

Wegen der Corona-Beschränkungen beschloss der Verein, die Einzellauf-Trophy online stattfinden<br />

zu lassen und auch diesmal nicht im üblichen Format mit Kurzprogramm und Kür. Stattdessen ließen<br />

die zehn nominierten Damen und sieben Herren in ihrer jeweiligen Heimathalle in ganz <strong>No</strong>rdamerika<br />

ein 3:30 Minuten langes Showprogramm mit nur vier Sprungelementen, drei <strong>Pirouette</strong>n,<br />

einer Schrittfolge und einem beliebigen Showelement aufzeichnen. Bewertet wurde mit geringerer<br />

Punktezahl für die Elemente, aber die fünf Komponenten wurden mit 1,6 multipliziert. <strong>Pirouette</strong>n<br />

und Schrittfolgen hatten keine Levels. Weil keine 3A und Vierfachen erlaubt sind, konnten Damen<br />

US-Journalisten Phil Hersh: „Ich wusste nicht,<br />

dass die Trophy in diesem Jahr online abgehalten<br />

wird, aber es ist eine wundervolle Möglichkeit<br />

in so einer schwierigen Zeit. Ob man das<br />

auch bei anderen Wettbewerben nutzen kann,<br />

will ich noch nicht sagen. Wir haben das Thema<br />

noch nie diskutiert.“ Begeistert waren die Läufer<br />

über das Laufen ohne Zuschauer natürlich nicht,<br />

denn es fehlte der Zuschauerjubel. Aber es ist<br />

immerhin besser, als gar keine Wettbewerbe zu<br />

bestreiten. Außerdem war es ein gutes Training<br />

für den Fall, dass die Läufer noch länger nicht<br />

zu Wettbewerben reisen können oder zwar anreisen,<br />

aber ohne Zuschauer laufen müssen.<br />

Dies könnte schon für die Grand Prix in diesem<br />

Herbst gelten.<br />

und Herren in einem Wettbewerb gegeneinander<br />

antreten. Dieses Video schickten sie an den<br />

US-Verband. Dieses Format soll nach dem<br />

Wunsch einiger Offizieller ab 2023 als Teil eines<br />

Wettbewerbs neben einer üblichen Kür und<br />

statt dem KP obligatorisch werden, falls dies<br />

der kommende ISU-Kongress 2021 beschließen<br />

sollte.<br />

Die ISU-Schiedsrichterin Gale Tanger, zusammen<br />

mit Fleming die treibenden Kräfte hinter<br />

der Idee eines Online-Wettbewerbs, sieben erfahrene<br />

Preisrichter und eine ebenfalls erfahrene<br />

Technische Jury bewerteten die Programme,<br />

auch sie sahen natürlich nur die Videos. Tangers<br />

Ehepartner kannte sich mit Online-Medien<br />

aus, hatte schon für die Enkel ein Online-<br />

Schulprogramm entwickelt und half mit. Diese<br />

Trophy hatte nicht nur vom Format her, sondern<br />

auch technisch internationale Bedeutung,<br />

weil man erstmals ein Online-Format testete.<br />

Die ersten drei Läufer erhielten 3000, 2000 und<br />

1000 Dollar Preisgeld, und Peggy Fleming stiftete<br />

eine Statue für dieses Event. Womöglich<br />

muss so ein Format noch öfter angewendet<br />

werden, zumindest solange das Virus noch<br />

weltweit grassiert und kein Medikament oder<br />

Impfstoff dagegen vorhanden ist. Die Läufer<br />

durften das Programm so oft filmen, wie sie<br />

wollten, mussten aber eine komplette Version<br />

ohne Schnitte einschicken. Daher sah man<br />

fast keine Fehler. Die Programme wurden<br />

samt Wertung und Interviews zu einem<br />

110-Minuten-Programm zusammengeschnitten,<br />

das man ab 17. Juli in<br />

der Video-Corner des US-<br />

Verbandes sehen konnte<br />

und noch immer sehen kann<br />

(https://usfigureskatingfanzone.<br />

com). Zwischen dem Ende der Kür<br />

und den bekanntgegebenen Punkten<br />

blieben in dem Zusammenschnitt nur<br />

ganz wenige Sekunden, so dass für Läufer<br />

und Zuschauer die sonst übliche<br />

Spannung wegfiel.<br />

Interesse fand die Online-Version auch<br />

bei der ISU. Kunstlauf-Kommissionschef<br />

Fabio Bianchetti sagte dem<br />

Jason Brown gewann<br />

Jason Brown bei den<br />

Vier-Kontinente-<br />

Meisterschaften <strong>2020</strong><br />

Foto: Carmichael<br />

Herrensieger wurde wie 2019 Jason Brown nach<br />

einem fehlerfreien Vortrag mit 129 Punkten.<br />

Das Frühjahr verbrachte er bei seinen Eltern<br />

nahe Chicago. Im Juni durfte Choreograf Rohene<br />

Ward kommen, um mit ihm dieses Programm<br />

und eine neue Kür einzustudieren. Ende Juni<br />

versuchte Brown, wieder nach Kanada einzureisen,<br />

aber er wurde zunächst abgewiesen. Beim<br />

zweiten Versuch mit Bescheinigungen von Orser<br />

und des US-Verbandes, dass er sich in<br />

Toronto auf die Olympischen Spiele<br />

vorbereiten müsse, klappte es<br />

dann an einem kleinen<br />

Grenzübergang. Wie vorgeschrieben<br />

blieb er zuerst<br />

zwei Wochen in seinem<br />

Apartment in Toronto in Quarantäne.<br />

Erst danach ging er in<br />

den Cricket Club und konnte<br />

nur zwei Tage trainieren, bevor<br />

er das Programm aufzeichnete.<br />

„Wenn man bedenkt, was sich so<br />

alles tut und wie viele Unsicherheiten<br />

es gibt, war es gut, wenigstens<br />

etwas zu tun, auch wenn es nur online<br />

war. Daher gefiel mir, wie man es<br />

gemacht hat,“ sagte er dem US-<br />

Verband. „Die Läufer freuten<br />

sich, dass sie endlich wieder<br />

einmal einen Wettbewerb<br />

laufen konnten.“ Er lief zu


„Melancholie“ von Alexey Kosenko, das Rohene<br />

Ward für ihn eigentlich in verkürzter Form als<br />

KP choreografiert hatte. Ein Interview durfte er<br />

selbst aufzeichnen. 11 der 45 Komponenten lagen<br />

bei 10 und viele Elemente erhielten mehrere<br />

+5, es wurde also sehr wohlwollend gewertet.<br />

Aber alle Läufer waren auch noch am Anfang<br />

des Sommertrainings. 3L-2T, 3F und 3R sowie<br />

2A waren kein Problem, sein Showelement<br />

war eine Fliegerschrittfolge.<br />

Zweiter mit 120 Punkten wurde Andrew Torgashev<br />

mit ähnlichen Elementen und einem Seitwärtssalto<br />

als Showelement. Vor seinem Programm<br />

kehrte er erst einmal das Eis symbolisch<br />

mit einem Besen. Auf Platz drei mit 119 Zählern<br />

landete Timothy Dolensky aus Atlanta, der einige<br />

Monate lang ohne Arbeit blieb, weil die<br />

Kreuzfahrtschiffe, auf denen er engagiert war,<br />

im Hafen von Miami lagen und keine Passagiere<br />

aufnehmen durften. Teilweise dienten sie in Florida<br />

sogar als schwimmende Corona-Krankenhäuser.<br />

Währenddessen hielt sich Dolensky zu<br />

Hause in Form und durfte mitlaufen, weil er<br />

2018 diesen Wettbewerb gewonnen hatte. Auf<br />

Rang vier mit 116 Punkten kam Juniorenweltmeister<br />

Tomoko Hiwatashi, auf fünf Emmanuel<br />

Savary (113), ursprünglich aus Newark, Delaware.<br />

Nur auf Rang sechs landete die beste<br />

Läuferin Courtney Hicks (111) zu „Sorry“ von<br />

Halsey vor Karen Chen (110), denn die besten<br />

Herren erhielten mehr Komponenten als die<br />

besten Damen. Hicks sagte später, ihr habe etwas<br />

Anspannung gefehlt, denn sie wusste, sie<br />

kann ihr Programm beliebig oft wiederholen<br />

und das beste auswählen. Mehr als die Hälfte<br />

aller Läufer kam aus Colorado Springs und sie<br />

zeichneten ihre Programme gegenseitig auf.<br />

Camden Pulkinen, der Rang zehn mit 104 Punkten<br />

belegte, schlug vor, man solle nur eine Programm-Version<br />

zulassen, die dann wirklich live<br />

gelaufen wird. Wenn die Läufer wüssten, dass<br />

online bewertet wird, würden sie choreografisch<br />

ihre Programme viel mehr auf die Perspektive<br />

der einen Kamera ausrichten. Denn kostenmäßig<br />

sei dies nur machbar, wenn nicht acht Handykameras<br />

in jeder Ecke der Hallen aufgebaut<br />

würden, so wie bei der Fleming Trophy (und bei<br />

Gruppenkonferenzen), sondern nur eine einzige. <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Colorado Cup<br />

Der Verein in Colorado Springs veranstaltete<br />

vor allem für seine eigenen<br />

und benachbarte Läufer ein kleines neues<br />

Event namens Colorado Cup, um ihnen<br />

wieder das Gefühl für Wettbewerbe<br />

zu vermitteln. Allerdings gingen nicht<br />

sehr viele an den Start. Nicht-Amerikaner<br />

dürfen seit März in der Regel ohnehin<br />

gar nicht mehr in die USA einreisen,<br />

nicht einmal Kanadier.<br />

Herrensieger in guter Form wurde Vincent<br />

Zhou, der Olympia-Sechste von 2018 und WM-<br />

Dritte von 2019. Im KP erhielt er 103 Punkte<br />

für ein Programm mit erstklassiger 4L-3T-Kombination,<br />

ebenso guten 4S und 3A, einer Level<br />

4-Schrittfolge und fehlerfreien <strong>Pirouette</strong>n. Zu<br />

Beginn der Kür gelangen 4L-3T und 3F sehr<br />

gut, aber später waren 4S und 4T unterdreht<br />

und dieser 4T und die Schlusspirouette endeten<br />

mit Sturz. Insgesamt sammelte er 280 Punkte.<br />

Tomoki Hiwatashi, Juniorenweltmeister 2019,<br />

präsentierte im KP einen relativ sauberen 4T<br />

sowie 3A und 3L-3T, aber eine <strong>Pirouette</strong> ging<br />

daneben, dafür erhielt er 84 Punkte. Camden<br />

Pulkinen stürzte beim 4T und 3A und riss den<br />

Lutz auf, den er kombinieren wollte. Daher gab<br />

es für ihn im KP nur 60 Punkte. Weitere Läufer<br />

gingen im KP nicht an den Start und Hiwatashi<br />

und Pulkinen liefen keine Kür.<br />

Immerhin 15 Damen traten im KP an, von denen<br />

allerdings einige eher Hobbyläuferinnen<br />

ohne sicheres Beherrschen von doppelten und<br />

dreifachen Sprüngen waren. Klare KP-Siegerin<br />

mit 73 Punkten wurde Karen Chen, WM-Vierte<br />

von 2017 und Olympia-Elfte von 2018, aber<br />

seitdem nicht mehr recht in Form. Diesmal<br />

glückten im fehlerfreien Programm 3L-3T und<br />

3R überzeugend, aber eine Kür lief sie nicht.<br />

Das zweitbeste KP mit 67 Punkten zeigte Audrey<br />

Shin, die in der vergangenen Saison 12.<br />

beim Junioren Grand Prix in Cheliabinsk geworden<br />

war. Sie präsentierte dieselben fehlerlosen<br />

Elemente wie Chen, bekam aber weniger<br />

Pluspunkte und niedrigere Komponenten. Dritte<br />

im KP mit 60 Punkten wurde Paige Rydberg, die<br />

für beide 3T ihrer Kombination ein „q“ erhielt.<br />

Also wertete die Technische Jury, dass genau<br />

eine Viertelumdrehung bei der Landung fehlte.<br />

Abgeschlagene Zehnte im KP mit 39 Punkten<br />

wurde die renommierte Courtney Hicks, die nur<br />

Doppelsprünge zeigte, außerdem zweimal patzte<br />

und zur Kür nicht mehr antrat. Erste in der<br />

Kür mit 103 Punkten wurde Ashley Lin, die Platz<br />

sieben im KP belegt hatte. Vier der fünf Dreifachversuche<br />

in der Kür waren unterdreht, halbwegs<br />

sauber gelang nur eine 3S-2T-Kombination.<br />

Audrey Shin lief mit 99 Punkten trotz einiger<br />

Fehler die zweitbeste Kür.<br />

Im Paarlaufen konnte niemand nach wenigen<br />

Wochen Training schon eine fertige Kür präsentieren,<br />

daher wurde generell nur ein KP gelaufen.<br />

Drei Paare sagten kurzfristig ab, nur drei gingen<br />

tatsächlich an den Start. Mit 50 Punkten an erster<br />

Stelle platzierten sich Winter Deardorff (19)<br />

und Mikhail Johnson (21) aus der Schule von Dalilah<br />

Sappenfield, die im März Platz 13 bei der<br />

Junioren-WM in Tallinn belegt hatten. Der parallele<br />

3T und die <strong>Pirouette</strong> gingen daneben, die anderen<br />

Elemente, auch der dreifache Wurfflip, gelangen<br />

dagegen. Sappenfield hat übrigens nach<br />

vielen Jahren ihre bisherigen Eishallen in Colorado<br />

Springs verlassen. Sie gründete eine eigene<br />

„Ice Academy of Colorado“ in der Kleinstadt Monument,<br />

30 km nördlich von Colorado Springs<br />

und noch 200 Meter höher gelegen. Schon seit<br />

Jahren hörte man immer wieder von Differenzen<br />

zwischen ihr und den Einzellauftrainern. Zweites<br />

Paar beim Colorado Cup mit 45 Punkten und<br />

ebenfalls zwei Patzern wurden Brynne McIsaac<br />

und Mark Sadusky, die sich in der abgelaufenen<br />

Saison nicht für die US-Meisterschaften qualifizieren<br />

konnten, weil sie nur Siebte bei den Ostküstenmeisterschaften<br />

geworden waren. Auf<br />

Rang drei mit 43 Zählern kamen Sarah Burden<br />

und Matthew Rounis. Klaus-Reinhold Kany<br />

15<br />

Colorado Cup<br />

Yuzuru Hanyu lässt Herbstwettbewerbe aus<br />

Der japanische Verband kündigte an, dass Yuzuru Hanyu, der sich seit März<br />

in Japan aufhält, in diesem Herbst keinen „Grand Prix“ oder Ersatzwettbewerb<br />

laufen wird. Auch nicht die NHK-Trophy oder das, was statt ihr<br />

stattfindet. Er sagte: „Ich will so vorsichtig wie möglich sein,<br />

weil bekannt ist, dass Personen mit Atemwegsproblemen<br />

so wie ich mit meinem Asthma besonders<br />

unter dem Coronavirus leiden. Für einen<br />

Trainer, der in Kanada arbeitet, ist es<br />

schwierig, nach Japan zu kommen.<br />

Und wenn ich nach Kanada einreise,<br />

müsste ich zwei Wochen in Quarantäne,<br />

könnte nicht trainieren und<br />

wäre beim Wettbewerb nicht konkurrenzfähig<br />

mit anderen Läufern, die in<br />

Kanada trainieren können.“ krk<br />

Yuzuru Hanyu, Yuma Kagiyama und Kazuki Tomono bei der Auslosung der<br />

Vier Kontinente Meisterschaften, Foto: Flade<br />

Damensiegerin<br />

Karen Chen,<br />

hier bei Skate<br />

America 2019<br />

Foto: Carmichael


16<br />

Chambery<br />

Sommertraining<br />

Lucines Schule in<br />

Chambery<br />

Der renommierte französische Trainer Didier Lucine (63) und seine Ehefrau Claudie<br />

arbeiten seit Jahrzehnten im ostfranzösischen Annecy, von 2016 bis 2019<br />

außerdem auch in der Schweiz. Aber jedes Jahr Ende Juli/Anfang August ist die Halle<br />

in Annecy geschlossen und auch diesmal wich er in das etwa 50 Kilometer südlich<br />

gelegene Chambery aus. Die dortige, innen etwas finster wirkende Halle wird vor allem<br />

für den Schulunterricht verwendet, denn in unmittelbarer Nachbarschaft liegen<br />

drei große Schulen. Wegen des Coronavirus galten auch dort strenge Regeln: Masken<br />

sind für alle außer den Läufern Vorschrift, Umkleidekabinen sind geschlossen<br />

und nur 20 Läufer dürfen gleichzeitig auf das Eis.<br />

Lucines Ruhestand nähert sich, daher arbeitet er<br />

nicht mehr jeden Tag. An meinem Besuchstag<br />

war er nicht da, sondern ließ sich von Sohn Kim<br />

(32), der für Monaco gestarteten Merovée<br />

Ephrem (sie war von 20<strong>07</strong> bis 2009 bei EM und<br />

WM gelaufen war und arbeitet seitdem als Choreografin,<br />

auch in der Schweiz) und einer<br />

Übungsleiterin vertreten. Kim Lucine war selbst<br />

von 2011 bis 2014 bei vier EM und vier WM für<br />

Monaco gestartet. Seitdem tritt er gelegentlich<br />

mit Spaßnummern bei Schaulaufen auf, aber leben<br />

kann er davon nicht. Er ist Übungsleiter,<br />

aber kein ausgebildeter Trainer und will das<br />

auch nicht werden, sondern nach kürzlich abgeschlossenem<br />

Studium der Betriebswirtschaft in<br />

eine Firma einsteigen. Aber im Augenblick stellen<br />

die Firmen niemanden ein und daher hat er<br />

Zeit und sagte mir: „Meine Eltern haben viel für<br />

mich getan und mir die gesamte Eislaufkarriere<br />

finanziert. Da will ich jetzt, wo sie älter werden,<br />

wenigstens ein bisschen zurückgeben und vertrete<br />

sie manchmal.“ Damit ich ohne bürokratischen<br />

Aufwand in die Halle durfte, sagte er dem<br />

Hallenchef kurzerhand, ich sei ein neuer ausländischer<br />

co-Trainer. So schnell wird man in<br />

Frankreich befördert.<br />

17 weibliche (zwischen 10 und 18 Jahren) und<br />

drei männliche Läufer konnte ich beobachten,<br />

von denen ich nur drei kannte: Maia Mazzara<br />

lief früher für die Schweiz, wechselte nach<br />

Frankreich und war im Januar Elfte der EM. Von<br />

Florent Amodio kam sie jetzt zu Didier Lucine,<br />

aber sie hatte einige Mühe mit den Dreifachen.<br />

Davide Lewton Brain (21) ist schon lange bei den<br />

Lucines und belegte bei den vergangenen drei<br />

Europameisterschaften die Plätze 31, 24 und 29.<br />

Davide Lewton Brain (links) und Tom Bouvard,<br />

Foto: Kany<br />

In Den Haag versuchte er vergeblich, die<br />

WM-<strong>No</strong>rm zu schaffen, der Wettbewerb in<br />

Luxemburg fiel aus und so hat er sich während<br />

der Zwangspause auf sein Studium konzentriert.<br />

Die neuen Programme sind noch<br />

nicht aufgestellt, aber vielleicht kommt er für<br />

die <strong>No</strong>rmerfüllung zur Nebelhorn Trophy,<br />

wenn sie stattfindet. Er ist wirklich Staatsbürger<br />

von Monaco, weil seine Eltern, einst beide<br />

klassische Tänzer, in dem kleinen Staat leben<br />

und arbeiten. Lewton Brain muss zwei Hürden<br />

überwinden, um seinen Traum einer Olympiateilnahme<br />

erfüllen zu können: Einmal muss er<br />

sich für Olympia qualifizieren, entweder bei<br />

der WM 2021 oder im Herbst 2021 vermutlich<br />

bei der Nebelhorn Trophy. Falls ihm dies<br />

gelungen ist, muss ihn der Fürst von Monaco<br />

für Olympia tatsächlich nominieren, was bei<br />

Kim Lucine 2014 nicht geklappt hat. Immerhin<br />

sind die fünf beherrschten Dreifachsprünge<br />

des Monegassen recht sauber, nur mit dem<br />

3A hat er Probleme. Seine Technik versucht<br />

er, auch seinem Kumpel zu vermitteln, dem<br />

französischen Juniorenläufer Tom Bouvart,<br />

der recht unsauber springt und etwas lustlos<br />

wirkt. Später kommt noch Kevin Aymoz zum<br />

Training, weil seine Halle in Grenoble bis <strong>September</strong><br />

geschlossen ist und renoviert wird. Ich<br />

sehe, wie er nach und nach alle Dreifachen<br />

und auch den 4T trainiert. Aber nach dem<br />

Training hat er es eilig, wieder zurückzufahren<br />

und sagte mir nur, am nächsten Tag in Courchevel<br />

habe er mehr Zeit (siehe Seite 18). Um<br />

13 Uhr waren die vier täglichen Stunden Training<br />

zu Ende und die Halle wurde wieder zugesperrt,<br />

denn Publikumslaufen war noch<br />

nicht wieder erlaubt. Klaus-Reinhold Kany<br />

Eine der ersten Eishallen, die in Frankreich<br />

nach dem Ende der strengen Beschränkungen<br />

wieder öffnen durfte, liegt<br />

im 1.850 Meter hoch gelegenen Courchevel,<br />

etwa 50 Kilometer südöstlich von Albertville.<br />

In dem vor allem im Winter sehr<br />

mondänen Ort mit eigenem, abenteuerlich<br />

gelegenem Höhenflughafen für kleine<br />

Privatflugzeuge wurden bereits viele Junioren<br />

Grand Prix, Weihnachtsschaulaufen<br />

und Sommertrainings organisiert.<br />

Sommertrain<br />

Bei meinem Besuch konnte ich die Arbeitsmethoden<br />

des erfolgreichen französischen Choreografen<br />

Benoit Richaud bei seinem „Peak Ice Camp“<br />

beobachten. Als ich abends ankam, schrieb mir<br />

Richaud, ich solle doch gleich in die Halle kommen,<br />

denn er habe ein zusätzliches Training. Dort<br />

stellte er mir die Belgierin Nina Pinzarrone vor.<br />

Mit ihr arbeite er zum ersten Mal und halte es<br />

für möglich, dass sie einmal ein großer Star wird.<br />

Bei einem Gruppentraining am nächsten Morgen<br />

waren alle so gut wie ständig in Bewegung. Ich<br />

konnte beobachten, wie er mit seinen 25 Einzelläuferinnen<br />

und -läufern aus mehreren Ländern<br />

eine Schrittfolge auf einem Fuß über die ganze<br />

Längsbahn einübte, immer wieder ohne Pause.<br />

Dann folgten fünf Choctaws direkt hintereinander<br />

mit nach hinten gebeugtem Körper und Armen,<br />

so dass die Läufer nicht mehr nach vorne<br />

sehen konnten. Dann folgten ein paar Minuten<br />

Twizzles auch für Einzelläufer, weil sie die Balance<br />

fördern. Weitere Übungen waren durch ausgefallene<br />

Körperhaltungen charakterisiert und zwischendurch<br />

durften „zur Erholung“ alle Läufer<br />

freie Bewegungen zu verschiedenen gespielten<br />

Musikrichtungen machen, um die Kreativität zu<br />

fördern. Am Ende der Stunde fasste er noch einmal<br />

lautstark (auf Englisch) zusammen: Wenn<br />

die Läufer alles, was sie in dieser Stunde eingeübt<br />

haben, in einem Programm unterbringen,<br />

würden die Komponenten garantiert in die Höhe<br />

gehen. Die Läufer verbeugten sich vor ihm, waren<br />

erschöpft und besonders wegen der Höhenlage<br />

außer Atem, aber in der glücklichen Gewissheit,<br />

viel gelernt zu haben.<br />

Eva-Lotta Kiibus mit Trainerin Anna Levandi


Die Eishalle in Courchevel<br />

Fotos: Kany<br />

17<br />

Courchevel<br />

Choreograf Benoit Richaud<br />

mit Gabriele Frangipani<br />

Sommertraining<br />

ing und Schaulaufen in Courchevel<br />

In der Woche nach meinem Besuch plante Richaud<br />

eigentlich eine Reise nach Japan, um mit<br />

mehreren Japaner(inne)n zu arbeiten. Aber wegen<br />

des Coronavirus erhielt er keine Einreisegenehmigung<br />

und wollte daher von zu Hause in<br />

Avignon aus, wo er mit Familie lebt, online mit<br />

den japanischen Läufern arbeiten. Als Assistentin<br />

hatte Richaud in Courchevel die bis vor drei<br />

Jahren (mit Louis Thauron) für Frankreich gelaufene<br />

Angelique Abachkina engagiert. Sie ist ansonsten<br />

inzwischen in Zürich als Trainerin und<br />

Choreografin beschäftigt - wieder eine Französin<br />

mehr in der Schweiz.<br />

Anna Levandis Schüler<br />

Zu Richauds Schülern zählten diesmal auch drei<br />

Eleven der estnischen Trainerin Anna Levandi<br />

aus Tallinn. Die beste Estin ist Eva-Lotta Kiibus,<br />

die bei der EM <strong>2020</strong> in Graz vor allem dank guter<br />

Sprünge Platz sieben belegt hatte und bei<br />

der WM 2019 in Japan Rang 22. Ihr neues KP<br />

läuft die 17-Jährige zu „Sign of the Times“ von<br />

Harry Styles, die neue Kür zu Stücken von Sergei<br />

Rachmaninov. Sie hat noch zwei Schuljahre<br />

vor sich und versucht, dies und das Eislaufen<br />

unter einen Hut zu bringen. Ich kann beobachten,<br />

wie sie mit Levandi vor allem an der 3L-3T-<br />

Kombination arbeitet.<br />

Zweiter Schüler der ehemaligen Sowjetrussin<br />

Anna Kondrashova ist ihr 14 Jahre alter Sohn<br />

Arlet, der bei den Olympischen Jugendspielen im<br />

Januar <strong>2020</strong> Rang 12 belegt hatte und eigentlich<br />

in dieser Saison sein Debüt bei Junioren<br />

Grand Prix geben sollte. Aber der Ausfall der<br />

Serie scheint den stets fröhlichen und motivierten<br />

Jungen nicht allzu sehr zu belasten, denn er<br />

sagte mir gutgelaunt, es werde sicher andere<br />

Juniorenwettbewerbe geben, bei denen er starten<br />

kann. Die Musik seines KP bleibt „Natural“<br />

von Imagine Dragons, das hatte er vor einem<br />

Jahr mit dem Georgier Vakhtang Murvanidze<br />

einstudiert. Die neue Kür wollte er in der Woche<br />

nach meinem Besuch mit Richaud erstellen.<br />

Sein Wunsch war, dass sie das Publikum unterhalten<br />

soll, denn das mache er sehr gerne, auch<br />

in der Schule. Ich sehe später, wie er auch den<br />

3A probiert, aber es fehlte noch eine halbe Drehung.<br />

Ein großes Talent ist Levandis 13-jährige<br />

Schülerin Amelia Zelenjak, die in der ersten Saison<br />

als Juniorin läuft und ebenfalls für Junioren<br />

Grand Prix eingeplant war. Sie beherrscht schon<br />

einen 3L mit beiden Armen über dem Kopf und<br />

ihre Vorbilder sind die russischen Teenager. Als<br />

ich sie auf Englisch interviewen will, winkt sie<br />

Arlet herbei, der stolz und als sehr guter Englisch-Schüler<br />

dolmetschen kann.<br />

Lorenzo Magris Schüler<br />

Der Südtiroler Lorenzo Magri arbeitete mit einigen<br />

seiner Schüler aus Egna ebenfalls in Courchevel.<br />

Daniel Grassl war zurück von seinen erfolgreichen<br />

Schulprüfungen in Rom und präzisierte,<br />

er habe dort noch kein Abitur abgeschlossen,<br />

sondern Jahresprüfungen des vorletzten<br />

Schuljahres, bei denen man schon einen Teil<br />

der Punkte für das Abitur sammeln kann. Fertig<br />

mit der Schule ist er erst im kommenden Sommer.<br />

Luc Maierhofers Meniskusanriss war fast<br />

verheilt und er konnte wieder vorsichtig trainieren.<br />

Auch er hat die schulischen Vorprüfungen<br />

in Rom gut abgelegt (natürlich auf Italienisch)<br />

und sagte, der Online-Unterricht während der<br />

Schließung des Landes habe sehr gut funktioniert.<br />

Ein Saisonziel ist die Junioren-WM, aber<br />

ansonsten will der 18-Jährige nur in der Meisterklasse<br />

laufen. Musik seines neuen KP ist eine<br />

Klavierversion von „Dance Monkey“, die Musik<br />

der neuen Kür drei moderne Stücke. Der EM-13.<br />

Gabriele Frangipani übte die neuen Choreografien<br />

von Richaud ein und zeigte saubere 3A,<br />

auch im Schaulaufen. Der weitere Südtiroler Jari<br />

Kessler (23) sagte der <strong>Pirouette</strong>, er wolle ebenfalls<br />

mal bei EM und WM starten, aber wegen<br />

seiner starken Landsleute habe er kaum Chancen.<br />

Daher läuft er mit Unterstützung seines<br />

bisherigen Vereins ab sofort für Kroatien, nachdem<br />

er die Wartezeit von einem Jahr erfüllt hat,<br />

da er seit April 2019 keinen internationalen<br />

Wettbewerb gelaufen ist. Er habe keinerlei Verwandte<br />

dort, aber der kroatische Verband habe<br />

ihn gerne genommen. Daher habe er beste<br />

Chancen auf einen Start, wenn er die Mindestpunktzahlen<br />

schafft. Zumindest für die EM sei<br />

das kein Problem, so Kessler optimistisch.<br />

Die verbeamtete Trainerin Annick Dumont, die<br />

im Februar 60 Jahre alt geworden ist, kommt<br />

jeden Sommer mit einigen Schülern nach Courchevel,<br />

wenn ihre Halle in Champigny bei Paris<br />

Arlet Levandi, Sohn von Trainerin Anna Levandi<br />

Luc Maierhofer und Gabriele Frangipani (rechts)<br />

Adrien Tesson mit Trainerin Annick Dumont


18<br />

Sommertraining Courchevel<br />

geschlossen ist. Diesmal war ihr langjähriger<br />

Co-Trainer Alain Fusco wieder dabei. Ihr bester<br />

Schüler ist zurzeit Adrien Tesson, Dritter der<br />

Französischen Meisterschaften, der sich nebenbei<br />

etwas Geld als Model verdient. Stilistisch<br />

kann er überzeugen, aber oft hat er Probleme<br />

mit 3A und den Vierfachen. Der 23-jährige hatte<br />

gerade sein zweigleisiges Sportstudium abgeschlossen,<br />

mit dem er sowohl als Trainer als<br />

auch als Sportlehrer in Schulen arbeiten kann.<br />

Angemeldet hatte er sich nach dem Masters-<br />

Wettbewerb zunächst für die nicht stattfindende<br />

Finlandia Trophy. Fernziel für ihn sind die<br />

Olympischen Spiele 2022, aber das wird nicht<br />

leicht für den Franzosen.<br />

Julia Wagret und Pierre Souquet, Fotos: Kany<br />

Fast alle erwähnten Läufer und einige extra Angereiste<br />

starteten am zweiten Abend bei einem<br />

kleinen Schaulaufen, das etwa 400 Zuschauer<br />

anlockte, alle mit Maske, aber ohne Abstand<br />

voneinander. Angekündigt war die Veranstaltung<br />

als weltweit erstes Schaulaufen nach Wiederöffnung<br />

der Hallen. Annick Dumont und der<br />

neue Hallenchef moderierten die Gala. Aus Lyon<br />

gekommen waren die Eistänzer Julia Wagret<br />

und Pierre Souquet, obwohl Souquet am Vortag<br />

beim Radfahren in Lyon mit einem PKW zusammengestoßen<br />

war und mit dem Kopf so heftig<br />

gegen die Vorderschreibe prallte, dass diese zerbrach.<br />

Aber er wurde genäht und sagte, er habe<br />

keine Gehirnerschütterung erlitten und eine<br />

Freigabe der Ärzte. Der Kopfverband konnte<br />

schon vor der Gala wieder entfernt werden. „Oh<br />

je, da habe ich eine Sekunde lang nicht aufgepasst“,<br />

sagte Souquet der <strong>Pirouette</strong>. Wegen des<br />

heftigen Ausbruchs des Coronavirus in den USA<br />

hatte das Paar Ende Juni Florida verlassen und<br />

Kevin Aymoz mit Trainerin<br />

Veronique Cartau<br />

Fotos: Kany<br />

war über Spanien zurück nach Frankreich gekommen.<br />

„Wir trainieren jetzt in Lyon, weil<br />

wir die neue Schule unterstützen wollen, die<br />

Roxane Petetin und Fabian Bourzat in Lyon<br />

gegründet haben. Aber wir wollen auch wieder<br />

zurück in die USA, wenn wir dürfen, und<br />

sehen, ob wir sowohl mit Zueva als auch in<br />

Lyon trainieren können. Bei uns im Verein<br />

trainiert jetzt übrigens jetzt auch Laurine Lecavelier“<br />

(die zuvor wegen Einnahme von Kokain<br />

sechs Monate gesperrt war). Bourzat<br />

hatte in Paris-Bercy gearbeitet, aber den Verein<br />

nach Unstimmigkeiten verlassen. Neuer<br />

Tanztrainer in Paris ist Pierre-Loup Bouquet.<br />

Ehrgeiziger Kevin Aymoz<br />

Aus seiner Heimatstadt Grenoble war der<br />

dreifache französische Meister Kevin Aymoz<br />

angereist, Dritter beim Grand Prix Finale, aber<br />

nur 26. bei der EM. Im „Pole Sud“ in Grenoble<br />

kann er bis in den Herbst hinein nicht trainieren,<br />

weil die Halle renoviert wird. Er war<br />

während der Sperre zu Hause und hat seit<br />

Juni in Chambery und Courchevel allein und<br />

mit seiner Kindheitstrainerin Veronique Cartau<br />

gearbeitet. Der <strong>Pirouette</strong> sagte der<br />

23-Jährige, er würde sofort wieder zu Silvia<br />

Fontana und John Zimmerman nach Wesley<br />

Chapel in Florida fliegen, wenn die Grenzen<br />

geöffnet werden. Vor allem Fontana vermisse<br />

er sehr und skype oft mit ihr. Das KP bei der<br />

EM habe er verpatzt, weil er noch nicht daran<br />

gewöhnt gewesen sei, dass das französische<br />

Fernsehen ihm auf Schritt und Tritt mit Kamera<br />

und Mikrofon folge, sogar während der<br />

sechs Minuten Einlaufen direkt vor dem KP.<br />

Das habe ihm zu viel Stress bereitet. Im KP<br />

plane er 4T und 4S, in der Kür vielleicht auch<br />

4L. Im Schaulaufen lief er zum vergangenen<br />

Prince-KP („The Question of U)“ und in der<br />

zweiten Nummer zu einer mir nicht bekannten<br />

modernen Musik. Ob das die neue Kürmusik<br />

gewesen sei und ob er das KP beibehalte,<br />

wollte er bis zum ersten Wettbewerb,<br />

voraussichtlich dem Masters, auf keinen Fall<br />

verraten. Auf jeden Fall sei er stolz gewesen,<br />

dass sein KP in die Endauswahl als unterhaltsamstes<br />

Programm beim ISU Award gekommen<br />

sei. In dieser Saison wolle er den Award<br />

gewinnen, wenn es einen gibt. Und bei den<br />

Olympischen Spielen 2022 strebe er einen<br />

Platz unter den besten fünf an.<br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Neues aus Frankreich<br />

Französischer Verband<br />

mit Problemen<br />

Die neue französische Verbandspräsidentin Nathalie<br />

Péchalat hat weiterhin mit großen Problemen<br />

zu kämpfen, auch personeller Art. Der<br />

neu eingestellte Eventmanager hat den Verband<br />

nach einem Monat wieder verlassen, so dass<br />

die Stelle wieder ausgeschrieben wurde. Frédérique<br />

Blancon kam als neue technische Direktorin<br />

des Sportministeriums. Als neue Pressesprecherin<br />

engagierte Péchalat Ninon Bardel, die<br />

bisher Agentin von Papadakis/Cizeron war. Eine<br />

Untersuchung des Sport- mit dem Innenministerium<br />

ergab, dass mehr als 20 Trainer Verfehlungen<br />

verschiedener Art begangen haben sollen,<br />

darunter 12 auch schweren sexuellen Missbrauch<br />

an Minderjährigen. Die Disziplinarkommission<br />

des Verbandes konnte den besonders<br />

umstrittenen Trainer Gilles Beyer nicht verurteilen,<br />

weil dieser kurz zuvor aus dem Verband<br />

ausgetreten war. Daher war der Verband für ihn<br />

nicht mehr zuständig, was viel Kritik an Péchalat<br />

auslöste. Sarah Abitbol, die mit ihrem Buch<br />

die Aufdeckung des Skandals auslöste, begrüßte<br />

in einem Interview aus ihrem Wohnort Miami<br />

die Untersuchung der Ministerien. Aber sie<br />

kritisierte heftig die Disziplinarkommission,<br />

denn schließlich sei Beyer 40 Jahre lang Mitglied<br />

des Verbandes gewesen. Abitbol war im<br />

Sommer gesundheitlich zu angeschlagen, um<br />

neue Aktionen gegen Missbrauch zu starten.<br />

Denn sie hatte sich mit dem Coronavirus bei<br />

ihrer neunjährigen Tochter angesteckt, die sich<br />

das Virus in der Schule eingefangen hatte, und<br />

fühlte sich wochenlang extrem müde und antriebslos.<br />

Péchalat sagte, die Disziplinarkommission<br />

sei ein vom Verband unabhängiges Organ.<br />

Daher werde sie die Entscheidung nicht<br />

kommentieren. Ex-Verbandspräsident Didier<br />

Gailhaguet verklagte den Verband und die<br />

Sportministerin mit dem Argument, sie habe<br />

eine „Hexenjagd“ gegen ihn betrieben. Er habe<br />

gewusst, dass es Fälle von Missbrauch gegeben<br />

habe, aber nicht in diesem Ausmaß.<br />

Morgan Ciprès<br />

freigesprochen<br />

Die neue Disziplinarkommission des Verbandes<br />

entschied, keine Strafe oder Sperre gegen den<br />

Paarläufer Morgan Ciprès zu verhängen, der<br />

2017 in Florida zwei 13-jährigen amerikanischen<br />

Läuferinnen Nacktfotos von sich geschickt<br />

hatte. Denn für diese denkbar dumme<br />

und besonders in den USA auch sehr problematische<br />

Aktion fanden sich keine Zeugen, die gegen<br />

Ciprès aussagten. Stattdessen hatte nur<br />

eine einzige Zeitung davon berichtet. Außerdem<br />

erhoben die Eltern der Läuferinnen keine Anklage,<br />

sondern wollten nichts mehr damit zu tun<br />

haben. Bis Ende August war noch offen, ob Vanessa<br />

James und Morgan Ciprès ihre Paarlaufkarriere<br />

daraufhin fortsetzen wollten und wo sie<br />

in diesem Fall trainieren, denn eine olympische<br />

Medaille oder einen WM-Titel haben sie noch<br />

nicht gewonnen.<br />

krk


Die Tanzschule von Karine Arribert<br />

Eigentlich wollte ich die Tanzschule der kreativen und eigenwilligen Trainerin Karine<br />

Arribert in der Eishalle von Villard de Lans nahe Grenoble besuchen, wo ich schon<br />

einmal gewesen war (siehe Dezemberheft 2018). Aber einige Tage zuvor schrieb Arribert<br />

im Facebook, dass ihre Halle gesperrt worden sei, nachdem während des Trainings<br />

ein Betonbrocken von etwa 20 cm Durchmesser vom Dach auf das Eis gekracht sei und<br />

schon vorher Risse im Boden sichtbar waren. Zum Glück habe in dieser Hallenecke gerade<br />

niemand trainiert. Auf meine Nachfrage schrieb sie ein paar Tage später, dass ihre<br />

zehn Tanzpaare für vorerst zwei Wochen in die Halle im fast 150 Kilometer entfernten<br />

Pralognan ausweichen würden, die täglich von 8 bis 16 Uhr noch frei sei. Da sei ich<br />

sehr willkommen. (Drei Wochen später schrieb mir Arribert, dass die Reparaturarbeiten<br />

in Villard de Lans noch immer im Gang seien.)<br />

19<br />

Villard de Lans<br />

Sommertraining<br />

Also fuhr ich Anfang August in 1.500 Meter<br />

Höhe in die für die Curling-Wettbewerbe der<br />

Olympischen Spiele von Albertville 1992 gebaute<br />

und nicht mehr ganz taufrische Halle. Von 8<br />

Uhr bis 9:45 Uhr und noch einmal ab 12 Uhr<br />

waren vier Juniorenpaare auf dem Eis (eines<br />

war krank), von denen drei in einem Jahr aufsteigen<br />

müssen, falls die ISU nicht die Altersgrenzen<br />

ändert. Um 10 Uhr und um 14 Uhr war<br />

Zeit für fünf Nachwuchspaare. Zusammen mit<br />

ihren beiden jungen Assistenztrainern Violetta<br />

Zakhlyupana (stammt aus Russland) und Mahil<br />

Chantelauze (war in den Jahren 2010 – 2012 als<br />

Junior gelaufen) kann ich beobachten, wie das<br />

Team lebhaft und engagiert mit den Paaren arbeitete.<br />

Arribert machte vom Rande der Bande<br />

Arm- und Beinbewegungen temperamentvoll<br />

vor und erklärt sie auch laut, um die Musik zu<br />

übertönen, aber stets motivierend, und es gibt<br />

viel für die Läufer zu lachen. Die beiden Assistenten<br />

arbeiteten auf dem Eis.<br />

Das beste Paar der Schule sind Loicia Demougeot<br />

(18) und Théo Le Mercier (20), die in der<br />

vergangenen Saison Fünfte beim Juniorenfinale<br />

und Sechste bei der Junioren-WM in Tallinn geworden<br />

waren. Sie hatten überlegt, in die Meisterklasse<br />

aufzusteigen, aber dann entschieden,<br />

wegen der starken nationalen Konkurrenz im<br />

letztmöglichen Jahr Junioren zu bleiben. Saisonziel<br />

ist nach der Absage der Juniorenserie<br />

eine Medaille bei der Junioren-WM. Ihren<br />

Rhythmustanz mit Foxtrott und Swing wollen<br />

sie beibehalten. Ich kann beobachten, wie sie<br />

eine neue Kür zu „Papa, can you hear me“ einstudieren.<br />

Neben dem Eislaufen beginnt sie ein<br />

Online-Studium der Psychologie und er will sein<br />

Sportstudium in Grenoble fortsetzen.<br />

Lou Terreaux (18) und <strong>No</strong>é Perron (20) waren<br />

15. der vergangenen Junioren-WM. Auch sie<br />

behalten den Rhythmustanz und arbeiteten an<br />

einer neuen modernen Kür, in ihrem Fall zur<br />

Musik der Gruppe „Fara Effect“. Ihr größtes Ziel<br />

sind die Olympischen Spiele 2026 in Mailand.<br />

Als ihre größten Stärken sehen sie ihre Harmonie<br />

miteinander und die <strong>Pirouette</strong>n, die sie früher<br />

als Einzelläufer schon trainiert hatten. Marie<br />

Dupayage (20) und Thomas Nabais (20) laufen<br />

ebenfalls im letzten möglichen Jahr als Junioren<br />

und waren in der vergangenen Saison bei<br />

ihren Junioren Grand Prix in Riga und Egna<br />

zweimal Siebte. Sie behalten sowohl den Rhythmustanz<br />

zu „Singing in the Rain“ als auch die<br />

moderne Kür bei. Ihr Saisonziel ist der erste<br />

Start bei der Junioren-WM. Auch sie studieren<br />

in Grenoble. Im zweiten Jahr als Junioren laufen<br />

Célina Fradji (15) und Jean-Hans Fourneaux<br />

(16), die aus Viry-Chatillon im Großraum Paris<br />

neu zu Karine Arribert gekommen sind, weil sie<br />

die beste Trainerin für Junioren sei. Ich höre und<br />

sehe, wie sie eine neue Kür zum Danse Macabre<br />

von Camille Saint-Saens einstudieren. Fradji ist<br />

bis vor einem Jahr auch als Einzelläuferin gestartet<br />

und beherrschte alle Dreifachen bis zum<br />

Lutz, aber das hat sie jetzt aufgegeben. Ihr bestes<br />

Element sind die Twizzles. Sie haben noch<br />

drei bzw. ein Jahr bis zum Abitur.<br />

Während des Trainings kommt der beim Sportministerium<br />

angestellte und für die französischen<br />

Junioren aller Kategorien verantwortliche<br />

Fabrice Blondel (35) in de Halle, der bis 2005<br />

Eistänzer war. Solch eine Position im Ministerium<br />

gibt es in Deutschland nicht. Er beobachtet<br />

das Training und spricht mit Trainern und Läufern.<br />

Gerüchten zufolge ist er als Nachfolger<br />

von Katia Krier als Sportdirektor des gesamten<br />

Verbandes im Gespräch. Auf meine Nachfrage<br />

sagte er mir nur, das müsse das Sportministerium<br />

entscheiden. Eigentlich wollte ich am<br />

nächsten Tag noch die einst sehr renommierte<br />

Tanzschule von Olivier Schoenfelder (Club des<br />

Sports de Glace de Lyon) in Lyon besuchen, in<br />

der Muriel Zazoui immer noch arbeitet, aber aus<br />

Gesundheitsgründen nicht mehr mit den Eistänzern<br />

reist. Außerdem hatte dort bis zu seinem<br />

Umzug nach Kanada im Frühjahr 2014 auch Romain<br />

Haguenauer gewirkt. Aber Schoenfelder<br />

hatte mir schon zehn Tage zuvor geschrieben,<br />

dass die Corona-Bestimmungen in Lyon sehr<br />

streng seien. Am Tag vor meinem geplanten Besuch<br />

schrieb er, die Regeln seien wegen neuer<br />

Corona-Fälle in der Stadt nochmals verschärft<br />

worden und niemand außer behördlich registrierten<br />

Läufern und Trainern dürfe in die Halle,<br />

auch ich nur mit komplizierter und persönlicher<br />

Genehmigung des Sportreferenten der Stadt.<br />

Außerdem seien seine zwei besten Paare wegen<br />

Urlaub und Verletzung gar nicht da. Daher fuhr<br />

ich in diesem Jahr nicht nach Lyon. <br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Loicia Demougeot und Théo Le Mercier<br />

Lou Terreaux und <strong>No</strong>é Perron<br />

Marie Dupayage und Thomas Nabais<br />

Célina Fradji und Jean-Hans Fourneaux<br />

Fotos: Kany


20<br />

Florant Amodio in Vaujany<br />

Hier hat Florent Amodio (30), der Europameister<br />

von 2011 und Vierte der EM 2016 zum Abschluss<br />

seiner Karriere, vor drei Jahren seine<br />

Schule gegründet. Er ist einer von wenigen<br />

französischen Trainern, die nicht in die Schweiz,<br />

nach <strong>No</strong>rdamerika oder in andere Länder gezogen<br />

sind. Am 12. <strong>September</strong> ist die Hochzeit mit<br />

der früheren Eistänzerin Sofia Gassoumi (28)<br />

geplant, die von 2008 - 2011 als Juniorin mit<br />

Arnaud Pasztory lief (unter anderem 12. beim<br />

Pokal der Blauen Schwerter 2010) und die er in<br />

Vaujany als Konditionstrainerin engagiert hat.<br />

Nicht in Vaujany war entgegen mancher Vermunach<br />

Europa. Aber Ponsart hofft auf bessere Zeiten<br />

mit zwei neuen Programmen. Das KP plant<br />

er zu „Fix You“ von Coldplay und die Kür zu einem<br />

Elvis Presley-Medley. Beide Programme hat<br />

Amodio choreografiert. 3A, 4T und 4S sind geplant,<br />

aber diese Sprünge sind nicht stabil, auch<br />

nicht im Training bei meinem Besuch. Von einem<br />

Olympiastart zum Abschluss seiner Karriere<br />

spricht der stilistisch stets überzeugende<br />

28-Jährige ebenfalls, aber das wird schwer.<br />

Luc Economides (21) galt einmal als große französische<br />

Hoffnung, aber bis jetzt ist ihm der<br />

Sommertraining<br />

Florent Amodio<br />

Fotos: Kany<br />

Vaujany liegt etwa 50 Kilometer<br />

südöstlich von Grenoble und ist ein<br />

in den vergangenen zehn Jahren sehr<br />

stark gewachsener Wintersportort mit<br />

den in Frankreich üblichen riesigen, optisch<br />

oft unschönen Wohnkästen. Die<br />

Fassade der erst wenige Jahre alten Eishalle,<br />

die mit einem Bowlingcenter und<br />

Restaurants verbunden ist, hat man mit<br />

Holz verkleidet, um wenigstens etwas<br />

alpenländisches Flair zu suggerieren.<br />

Francois Pitot<br />

Harley Windsor<br />

Florent Amodios Eislaufschule<br />

in Vaujany<br />

Luc Economides<br />

tungen Amodios früherer Trainer Nikolai Morozov.<br />

Amodio sagte, dieser habe keine Einreiseerlaubnis<br />

nach Frankreich erhalten, aber wenn er<br />

wieder dürfe, käme er. Denn man habe schon<br />

mehrere Camps zusammen veranstaltet und<br />

würde dies gerne demnächst wieder tun.<br />

Vor dem Eistraining kann ich das Konditionstraining<br />

von Amodios Gruppe von 13 Läufer/innen<br />

in einer Turnhalle neben der Eishalle beobachten.<br />

Romain Ponsart, Dritter der französischen Meisterschaften<br />

im Dezember 2019 (hinter Kevin Aymoz<br />

und Adam Siao Him Fa, der übrigens im<br />

Sommer von Brian Joubert zu Laurent Dépouilly<br />

wechselte), erzählt mir von schwierigen Zeiten.<br />

Wenige Stunden vor der Kür beim Grand Prix<br />

2018 in Grenoble erfuhr er, dass sein Cousin bei<br />

einem Autounfall tödlich verunglückt war. Einige<br />

Wochen später wurde er trotz guter französischer<br />

Meisterschaft nicht für die WM 2019 nominiert,<br />

weil der Verband lieber einen Startplatz<br />

verfallen ließ. Dann kamen Rückenbeschwerden<br />

und Visaprobleme mit den USA, weil er mit einem<br />

Touristenvisum unerlaubterweise mehr als<br />

drei Monate bei Rafael Arutunian trainiert hatte.<br />

Wegen dieses Fehlers konnte er anschließend<br />

auch kein Sportlervisum beantragen. Er darf bis<br />

heute nicht in die USA einreisen, jetzt auch noch<br />

wegen Corona. Aber sobald er darf, will er wieder<br />

nach Kalifornien. Er habe immer noch regelmäßigen<br />

Online-Kontakt zu Arutunian und auch<br />

zu seiner Freundin und US-Läuferin Mariah Bell.<br />

Diese war im vergangenen Sommer mal bei ihm<br />

in Frankreich und besuchte außerdem ihren Vater,<br />

der in Genf arbeitet. Jetzt darf auch sie nicht<br />

Durchbruch noch nicht gelungen, vor allem weil<br />

er wenig Emotionen weckt. Das neue KP läuft er<br />

zum klassischen Adagio von Albinoni, die Kür zu<br />

einem Charlie Chaplin-Medley, in der er mehr<br />

schauspielerisches Talent entwickeln soll. Den<br />

3A beherrscht er, den 4S will er ebenfalls zeigen.<br />

Neben seiner eigenen Karriere arbeitet er<br />

online schon am Trainerdiplom. Ursprünglich<br />

kommt er aus dem nordfranzösischen Rouen,<br />

wechselte aber vor zwei Jahren, weil Amodio<br />

ein besser strukturiertes Training anbietet.<br />

Im zweiten Jahr ist der für Frankreich startende<br />

Amerikaner Philip Warren bei Amodio, der zuvor<br />

bei Annick Dumont gewesen war. Er tritt hier<br />

und da bei Shows auf, zum Beispiel bei Art on<br />

Ice in der Schweiz, in Plushenkos-Shows und in<br />

Japan, aber zuletzt ist alles ausgefallen. Aber er<br />

will trotz Knieproblemen weiterhin ISU-Wettbewerbe<br />

laufen und hat sich nach dem obligatorischen<br />

Masters-Wettbewerb, der in der ersten<br />

Oktoberwoche in Villard de Lans geplant ist, für<br />

die Finlandia Trophy in der zweiten Oktoberwoche<br />

angemeldet. Mittelfristig strebt er die französische<br />

Staatsbürgerschaft an. Musik von<br />

James Brown im KP und die Filmmusik „Kill Bill“<br />

in der Kür hat er ausgewählt. Ein vielversprechender<br />

Junior, der im Juni von Joubert zu<br />

Amodio wechselte, ist Francois Pitot (15). Er ist<br />

etwas frustriert, dass nach dem letztjährigen<br />

Junioren Grand Prix in Courchevel (Rang 12)<br />

und den Olympischen Jugendspielen im Januar<br />

(Platz 13) die Juniorenserie diesmal ausfällt.<br />

Nun hofft er auf die Junioren-WM 2021, ob in<br />

China oder anderswo.<br />

Philip Warren


21<br />

Romain Ponsart<br />

schen Meisterschaften und die Teilnahme an<br />

EM und WM. Nebenbei unterrichtet sie britische<br />

Kinder online in Konditionstraining, denn die<br />

Eishallen in Großbritannien waren Anfang August<br />

noch geschlossen. Das liegt unter anderem<br />

Einzige Läuferin unter den Größeren ist die Britin<br />

Kristen Spours, die vor einem Jahr nach drei<br />

nationalen Juniorentiteln gekommen ist. „In<br />

Großbritannien schauen die Eishallen nur noch<br />

nach dem Geld und weil den ganzen Tag Hobbyläufer<br />

und gut zahlende Senioren laufen,<br />

musste ich morgens von 5 bis 8 Uhr vor der<br />

Schule trainieren. Das hat mir nicht mehr gefallen.<br />

Hier kann ich zu den besten Zeiten aufs<br />

Eis.“ Erster Wettbewerb soll eventuell die Nebelhorn<br />

Trophy werden, wo sie zum Tango Oblivion<br />

im KP und zu Moulin Rouge in der Kür laufen<br />

will. Saisonziele sind der Gewinn der britidaran,<br />

dass der wieder einmal ziemlich unkluge<br />

britische Verband die Eishallen als „Freizeitstätten“<br />

charakterisiert hat (die strengeren Vorschriften<br />

unterliegen), während Sportstätten<br />

„mit Leistungssport“ längst öffnen durften.<br />

Zwei Australier im Wartestand<br />

Einige Tage vor meinem Besuch waren der australische<br />

Paarläufer Harley Windsor und sein<br />

Landsmann, Kumpel und Einzelläufer Brendan<br />

Kerry angekommen. Beide erzählten, sie seien eigentlich<br />

nur im Wartestand in Frankreich, nachdem<br />

die EU Australier wieder ohne Test und<br />

Quarantäne einreisen lässt. Sobald Russland die<br />

Grenzen wieder öffnet, wollten sie in ihren vergangenen<br />

und auch zukünftigen Haupttrainingsort<br />

Moskau fliegen. Windsor erzählte, normalerweise<br />

dürfen Australier ihr Land wegen Corona<br />

nicht verlassen. Aber sein Verband, sein Verein<br />

und das Olympische Komitee hätten offizielle<br />

Härtefallbriefe an die australische Regierung geschrieben,<br />

in denen sie argumentierten, die beiden<br />

Olympiateilnehmer von 2018 müssten jetzt<br />

ihre Vorbereitung auf die kommenden Olympischen<br />

Winterspiele beginnen, und das ginge in<br />

Australien wegen der schlechten Bedingungen<br />

nicht. Daraufhin durften sie ausnahmsweise<br />

Australien verlassen. Falls sie doch wieder einreisen<br />

wollen, während die augenblicklichen<br />

strengen Corona-Bestimmungen noch gelten, ist<br />

Australien gnadenlos: Jeder muss in diesem Fall<br />

3.000 australische Dollar (ca 1.850 Euro) für<br />

zwei Wochen Unterkunft, Verpflegung und mehrere<br />

Tests in einem gefängnisähnlich gesicherten<br />

Flughafenhotel in Sydney bezahlen, auch wenn<br />

sie schon negativ getestet worden seien.<br />

Windsor hatte in Australien vom Selbstmord<br />

von Ekaterina Alexandrovskaya erfahren, mit<br />

der er bis zu ihrem Karriereende im Januar<br />

<strong>2020</strong> gestartet war (siehe Kurzmeldung im vorigen<br />

Heft und Seite 22 in diesem Heft). Mehr<br />

als er auf Instagram zum Tod der Ex-Partnerin<br />

geschrieben hatte, wollte er jetzt nicht mehr<br />

sagen. Schon im Frühjahr hatte er geplant, in<br />

Moskau eine neue Partnerin zu finden. Denn in<br />

der Mozer-Schule trainiere er gerne. Er habe<br />

mit drei Läuferinnen Online-Kontakt gehabt<br />

und mit ihnen ein Probetraining vereinbart.<br />

Keine von ihnen sei bis jetzt international gestartet,<br />

weder als Paarläuferin noch einzeln.<br />

Windsor wollte in Vaujany, angespornt von anderen<br />

guten Läufern, vor allem wieder in Form<br />

kommen (und sicher auch ein paar Kilo abnehmen).<br />

Bei den Konditionsübungen war er<br />

schnell außer Atem und auf dem Eis fehlte es<br />

noch an Tempo. 2A, 3T und 3S klappten zunächst<br />

gar nicht, aber nach einer Stunde schon<br />

wieder besser. Nach dem Eistraining sehe ich,<br />

wie er in der Turnhalle mit einigen anderen<br />

ein bisschen Basketball spielt und ihnen die<br />

Regeln erklärt.<br />

Einzelläufer Brendan Kerry hatte in der vergangenen<br />

Saison bei Elena Buianova trainiert und<br />

wollte zu ihr zurück. Er war schon gut in Form<br />

und stand blitzsaubere 3L und 3A. Erst mit<br />

Buianova wollte er entscheiden, ob er neue<br />

Programme einstudiert oder die der vergangenen<br />

Saison noch einmal aufwärmt. Natürlich<br />

will der 25-Jährige 2022 zu seinen dritten<br />

Olympischen Spielen und besser abschneiden<br />

als 2014 und 2018, als er die Plätze 29 und 20<br />

belegt hatte. <br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Grand Sommertraining Prix<br />

Florant Amodio in Vaujany<br />

Neues aus aller Welt<br />

Robin Szolkowy in der<br />

Schweiz<br />

Robin Szolkowy ist nach gut eineinhalb Jahren<br />

mit seiner Familie in die Schweiz zurückgekehrt.<br />

Die Corona-Pandemie hat seine beruflichen Pläne<br />

in den USA zunichtegemacht. „Meine Halle<br />

hat erst Ende Juni wieder geöffnet und das mit<br />

strengen Richtlinien, wie viele Personen dort<br />

sein dürfen und so weiter. Fazit: dreieinhalb<br />

Monate hatte ich kein Einkommen und danach<br />

nur die halbe Kundschaft“, sagte der fünfmalige<br />

Paarlaufweltmeister der <strong>Pirouette</strong>. In den USA<br />

sah Szolkowy unter den aktuellen Umständen<br />

keine Zukunft für sich und seine Familie. Der<br />

Olympia-Dritte von Vancouver und Sotchi will<br />

nun in der Schweiz, der Heimat seiner Frau<br />

Romy, wieder als Trainer arbeiten. Der Schwerpunkt<br />

soll zunächst in Winterthur unter der Leitung<br />

von Patrick Meier liegen, aber es sind weitere<br />

Hallen und Trainerteams im Gespräch.<br />

Ex-Läuferin klagt China an<br />

tung „The Guardian“ erzählte Yu, die in China<br />

geboren wurde und trainierte, aber international<br />

für Singapur startete, dass verbale und physische<br />

Misshandlungen an der Tagesordnung gewesen<br />

seien. Sie berichtete, sie sei regelmäßig<br />

mit einem Schlittschuhschoner aus Plastik geschlagen<br />

und einmal auch mit einem Schlittschuh<br />

getreten worden, so dass sie eine Narbe<br />

am Schienbein davongetragen habe. „Die Misshandlungen<br />

fingen an, als ich elf Jahre alt war,<br />

als man mir sagte, die Hand auszustrecken,<br />

wenn ich Fehler gemacht habe. An besonders<br />

schlimmen Tagen wurde ich mehr als zehnmal<br />

hintereinander geschlagen, bis meine Haut<br />

wund war“, sagte Yu der Zeitung. Sie berichtete<br />

auch von quälenden Dehnübungen. „In meiner<br />

Trainingsgruppe haben am Ende alle geweint.“<br />

Aus Angst und Scham habe sie sich niemandem<br />

anvertraut. Die heute 19-Jährige rief das IOC<br />

dazu auf, im Vorfeld der Olympischen Winterspiele<br />

2022 in Peking seinen Einfluss auf China<br />

zu nutzen und gegen die Misshandlungen junger<br />

Sportlerinnen und Sportler vorzugehen.<br />

Viveca Lindfors hört auf<br />

Die Finnin Viveca Lindfors hat im Juli mit nur 21<br />

Jahren ihre Karriere wegen Verletzungen beendet.<br />

„Nach einer langen Rehabilitationszeit und<br />

vielen Versuchen, zum vollen Training zurückzukehren,<br />

muss ich sagen, dass mein Rücken nicht<br />

Die chinesischstämmige Ex-Läuferin Shuran Yu<br />

hat in einem Interview schwere Vorwürfe wegen<br />

Misshandlungen gegen das chinesische Trainingssystem<br />

erhoben. Der britischen Tageszeilänger<br />

das Training aushält, was nötig ist, um<br />

auf internationalem Spitzenniveau zu laufen“,<br />

sagte Lindfors einer Pressemitteilung des finnischen<br />

Verbandes zufolge. Die Finnin kündigte<br />

an, dass sie sich nun auf ein Studium an der<br />

Universität Turku konzentrieren werde. 2019<br />

war das erfolgreichste Jahr in ihrer Karriere. Sie<br />

wurde Finnische Meisterin und gewann Bronze<br />

bei der EM in Minsk. Die EM war ihr letzter<br />

Wettbewerb, bereits zur WM 2019 trat sie wegen<br />

ihrer Rückenbeschwerden nicht mehr an.<br />

Yuri Hulitski beendet<br />

Karriere<br />

Der weißrussische Eistänzer und Läufersprecher<br />

Yuri Hulitski (24) hat seine Karriere beendet.<br />

Nach seinem Jurastudium arbeitet er nun in der<br />

Rechtsabteilung im Ministerium für Sport und<br />

Tourismus seines Landes, wie die weißrussische<br />

Webseite sportpanorama.by berichtete. Hulitski<br />

sitzt als Vertreter für Eistanz in der Athletenkommission<br />

der ISU. Seine Amtszeit endet turnusgemäß<br />

2023. „Ich bleibe weiterhin in der<br />

Kommission und bemühe mich, den Kontakt zu<br />

den Sportlern aufrecht zu erhalten“, schrieb der<br />

ehemalige Tänzer der <strong>Pirouette</strong>. Hulitski war bis<br />

2019 mit Anna Kublikova gelaufen. Bei der EM<br />

im heimischen Minsk hatte das Paar Platz 18<br />

belegt, bei der WM in Saitama Rang 22. tat


22<br />

Ekaterina Alexandrovskaya<br />

Nachruf<br />

Schatten auf der Seele:<br />

Der Tod von<br />

Ekaterina<br />

Alexandrovskaya<br />

Am 18. Juli erschütterte die Nachricht vom Tod der erst 20 Jahre alten Paarläuferin<br />

Ekaterina Alexandrovskaya die Eislaufwelt. Die gebürtige Russin starb nach einem<br />

Sturz aus dem Fenster in der sechsten Etage eines Wohnhauses im Zentrum von Moskau.<br />

Die Polizei ging russischen Medienberichten zufolge von einem Selbstmord aus.<br />

Anstelle eines Abschiedsbriefs hinterließ Alexandrovskaya nur eine rätselhafte <strong>No</strong>tiz<br />

mit den Worten „Ich liebe“. Zurück blieben ihre fassungslose Familie, Freunde, Fans.<br />

Ekaterina Alexandrovskaya mit<br />

Partner Harley Windsor beim<br />

Grand Prix Finale 2016 in Marseille<br />

Alexandrovskaya, die mit Harley Windsor im<br />

Paarlauf für Australien startete und 2017 mit<br />

ihm bei der Junioren-WM den ersten ISU-Meisterschaftstitel<br />

für den fünften Kontinent gewann,<br />

litt anscheinend unter Depressionen und<br />

soll in Behandlung gewesen sein. Nach den Erfolgen<br />

bei den Junioren und der Teilnahme an<br />

den Olympischen Spielen warfen Verletzungen<br />

und wohl auch persönliche Probleme das Duo<br />

zurück. Der langjährige Trainer des Paares, Andrei<br />

Hekalo, erzählte der russischen Presse,<br />

dass Alexandrovskaya im Januar <strong>2020</strong> einen<br />

epileptischen Anfall erlitten habe und die Ärzte<br />

ihr nahelegten, ihre sportliche Karriere zu beenden.<br />

Im Februar gab Windsor die Trennung<br />

bekannt und kehrte nach Australien zurück.<br />

Das plötzliche Ende der Karriere war für die als<br />

ehrgeizig bekannte Läuferin sicher ein schwerer<br />

Schlag und dürfte bestehende Probleme verstärkt<br />

haben.<br />

Depressionen können bei Sportlern genauso<br />

auftreten wie bei anderen Menschen, sie haben<br />

kein höheres oder geringeres Risiko, sagen<br />

Fachleute. Aber im Hochleistungssport ist diese<br />

Krankheit nach wie vor ein Tabuthema. Erfolgreiche<br />

Sportler gelten als stark, als Siegernaturen.<br />

Schwächen einzugestehen und Hilfe zu suchen,<br />

fällt vielen schwer. In Deutschland rüttelte<br />

2009 der Selbstmord des an Depressionen erkrankten<br />

Fußball-Nationaltorhüters Robert Enke<br />

die Menschen auf. Er war in Therapie, aber wie<br />

bei ihm und in vielen anderen Fällen sind die<br />

Schatten auf der Seele am Ende leider oft stärker<br />

– wie auch bei Sven Meyer, dem Deutschen<br />

Meister von 1998, der sich im Alter von 21 Jahren<br />

im Mai 1999 das Leben nahm.<br />

Trauer in der Eiskunstlaufwelt<br />

Die Eiskunstlaufwelt reagierte mit Trauer und<br />

Schock auf Alexandrovskayas Tod. „Worte können<br />

nicht beschreiben, wie ich mich jetzt fühle.<br />

Ich bin am Boden zerstört und bis ins Innerste<br />

erschüttert über den traurigen und plötzlichen<br />

Tod von Katia“, schrieb Ex-Partner Windsor auf<br />

Instagram.<br />

Evgenia Medvedeva fand bewegende Worte:<br />

„Wir kannten einander seit wir drei Jahre alt<br />

waren und fingen zusammen mit dem Eiskunstlauf<br />

an. (…) Wir waren keine engen Freundinnen,<br />

aber wir kannten einander gut,“ schrieb<br />

die zweimalige Weltmeisterin. „Mich hat es<br />

aufrichtig getroffen, was mit ihr passiert ist.<br />

Freunde, lasst uns daran denken, dass Depressionen<br />

keine schlechte Laune sind. Das ist eine<br />

Krankheit, die stationär und medikamentös behandelt<br />

wird. Wenn ihr Anzeichen einer Erkrankung<br />

bei Verwandten oder Freunden seht, tut<br />

das Maximum dafür, um so viel wie möglich<br />

mit diesem Menschen zusammen zu sein. Das<br />

Problem der modernen Welt besteht in erhöhten<br />

Anforderungen und der harten Konsumgesellschaft.<br />

Manchmal fehlt uns eine Schulter<br />

zum Anlehnen und einfach nur Liebe.“ Medvedeva<br />

wandte sich in ihrem Instagram-Post direkt<br />

an anonyme User, die junge Menschen in<br />

den sozialen Netzwerken beleidigen und erniedrigen:<br />

„Sie wissen nicht, in welchem Zustand<br />

sich der Mensch befindet, gegen den Sie<br />

Ihre Bösartigkeit richten. Vielleicht ist er am<br />

Ende und Ihre miesen Worte sind der letzte<br />

Tropfen.“<br />

Die ehemalige Paarläuferin Lina Fedorova<br />

schrieb auf Instagram, dass sie aus eigener Erfahrung<br />

wisse, wie wichtig es ist, jemanden zu<br />

haben, der einen in schwierigen Zeiten unterstützt.<br />

„Das sind keine leeren Worte, ich bin genau<br />

dem begegnet. Ich spürte dasselbe und war<br />

am Rande … Ich bin sicher, dass viele, die das<br />

lesen, mich verstehen. Jeden Tag mit dem Gedanken<br />

einzuschlafen und aufzuwachen, dass<br />

alles vorbei ist, ist als ob ein kleiner Teil von dir<br />

jeden Tag stirbt. Der Schmerz lässt nach, aber<br />

die kleinste Erinnerung ist genug, dass die Wunde<br />

wieder aufreißt und noch größer klafft als<br />

vorher. Ich bitte alle, die sich in einer schwierigen<br />

und anscheinend ausweglosen Situation<br />

befinden, darüber mit jemanden zu sprechen.<br />

Egal, mit wem, nur sprechen. Andernfalls fressen<br />

dieser Schmerz und diese Gedanken dich<br />

von innen auf. Das ist ein Problem, über das<br />

man nicht schweigen darf.“<br />

Der Ex-Eistänzer Gregory Merriman sammelte in<br />

kurzer Zeit im Internet rund 12 000 Australische<br />

Dollar (7 300 Euro) Spenden für Blumen und Beerdigungskosten,<br />

die er der Familie zukommen<br />

ließ. Alexandrovskayas Eislaufclub in Sydney<br />

hielt eine Trauerfeier ab, die im Internet übertragen<br />

wurde. Dort sprach Verbandspräsident Peter<br />

Lynch davon, was für ein schwerer Schlag es für<br />

die Läuferin war, als ihre Karriere zu einem abrupten<br />

Ende kam. „Und niemand von uns war da,<br />

um sie in ihren dunkelsten Stunden zu unterstützen.<br />

Bitte achtet auf einander, wir sind alle<br />

eine Eislauffamilie und wir brauchen einander“,<br />

sagte Lynch.<br />

Tatjana Flade<br />

Bei den Junioren Weltmeisterschaften 2017<br />

mit Co-Trainer Peter Cain, Fotos: Flade<br />

Aufzeichnung der<br />

Trauerfeier in Sydney:<br />

https://www.youtube.com/<br />

watch?v=mgYRMmYcCEU<br />

(Bedarf einer Anmeldung<br />

bei YouTube)


»Wenn man keinen Plan B hat,<br />

ist es sehr, sehr schwierig«<br />

Die Sportpsychologin Johanna Belz beantwortete der <strong>Pirouette</strong> einige Fragen zum<br />

Thema Depressionen im Hochleistungssport.<br />

<strong>Pirouette</strong>: Was kann bei Sportlern eine<br />

Depression auslösen?<br />

Belz: Bei Leistungssportlerinnen und -sportlern<br />

wird genauso wie auch in der Allgemeinbevölkerung<br />

angenommen, dass es bestimmte biologische,<br />

psychologische und soziale Faktoren gibt,<br />

die das Depressionsrisiko erhöhen, also zum Beispiel<br />

genetische Faktoren oder einschneidende<br />

Lebensereignisse wie der Tod eines geliebten<br />

Menschen. Aber wie auch in der Allgemeinbevölkerung<br />

wurde bei Leistungssportlern chronischer<br />

Stress mit Depressionen in Verbindung gebracht,<br />

genauso wie persönliche Risikofaktoren,<br />

insbesondere Perfektionismus, genauso wie negative<br />

Bewältigungsstrategien, also Selbstmitleid<br />

oder Resignation oder auch ein Mangel an Erholung.<br />

Es gibt tatsächlich Forschung, die sagt,<br />

dass Sportler nach dem Karriereende ein höheres<br />

Risiko für Depressionen haben, vor allem, wenn<br />

es ein unkontrollierbares Karriereende war, wie<br />

durch Verletzung oder wenn sie einfach nicht<br />

mehr aufgestellt wurden. Für viele ist es meistens<br />

ihre ganze Identität, Sportlerin oder Sportler<br />

zu sein. Wenn das plötzlich wegbricht und<br />

sie vielleicht keinen Plan B haben - was mache<br />

ich jetzt, habe ich noch eine Ausbildung, habe<br />

ich eine Schulausbildung – ist das häufig sehr,<br />

sehr schwierig für die Athletinnen und Athleten.<br />

Fällt es Sportlern besonders schwer, eine<br />

Erkrankung wie eine Depression zu erkennen<br />

und Hilfe anzunehmen?<br />

Ich denke schon. Im Leistungssport gibt es immer<br />

noch das Bild von mental und körperlich<br />

starken Athleten, die mit Druck umgehen müssen<br />

und keine Schwäche haben. Deshalb fällt es<br />

vielen Sportlerinnen und Sportlern schwer, sich<br />

Hilfe zu suchen und sich in der Öffentlichkeit zu<br />

Depressionen zu bekennen. Wenn sie sich in der<br />

Öffentlichkeit zu Depressionen bekennen, gibt<br />

es noch immer die Gefahr, dass sie nicht mehr<br />

aufgestellt werden oder nicht mehr zu wichtigen<br />

Wettkämpfen mitgenommen werden. Ich<br />

glaube, dieses Stigma von den mental und körperlich<br />

starken Athleten und die Angst, dadurch<br />

Nachteile im Sport zu erfahren, hält viele davon<br />

ab, sich vor ihren Trainern oder in der Öffentlichkeit<br />

dazu zu bekennen und Hilfe zu suchen.<br />

Kann jemand, der unter Depressionen leidet,<br />

weiter Leistungssport betreiben?<br />

Es kommt darauf an, ob eine Sportlerin oder ein<br />

Sportler Symptome einer Depression zeigt oder<br />

wirklich eine klinisch diagnostizierte Depression<br />

hat, die eine Behandlung benötigt. Mit depressiven<br />

Symptomen ist der Sport sicherlich<br />

noch möglich. Wenn man aber tatsächlich<br />

eine klinische Depression hat, dann wird<br />

wahrscheinlich eine Medikation notwendig,<br />

die nicht immer vereinbar ist mit Anti-Doping-Tests<br />

und eine Therapie wird notwendig,<br />

die manchmal auch mehrmals wöchentlich<br />

stattfindet. Ich habe schon Sportlerinnen und<br />

Sportler betreut, die weiter noch aktiv waren,<br />

weil sie das wollten. Ich denke auch, das ist<br />

eine persönliche Entscheidung, die die Sportler<br />

selbst treffen müssen.<br />

Wie kann das Umfeld Depressionen<br />

erkennen?<br />

Symptome, die man erkennen könnte, sind natürlich<br />

eine depressive Stimmung, aber auch<br />

Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebsmangel,<br />

erhöhte Ermüdbarkeit, Störung der Konzentration,<br />

Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit,<br />

Schlafstörungen und verminderter Appetit.<br />

Was soll ich tun, wenn ich als Familienmitglied,<br />

Trainer oder Sportkamerad Symptome<br />

bemerke?<br />

Das kommt immer darauf an, wie der Kontakt<br />

zu dem Sportler, der Sportlerin ist. Wenn man<br />

einen guten Kontakt hat, könnte man das persönliche<br />

Gespräch suchen. Wenn man sich<br />

aber nicht ganz sicher ist, kann man sich z.B.<br />

von der Initiative Mental Gestärkt beraten lassen.<br />

Mir ist es ganz wichtig, dass man Verbänden<br />

und Trainerinnen und Trainern im Leistungssport<br />

empfiehlt, Sportler früh mit der<br />

Sportpsychologie in Verbindung zu bringen.<br />

Wir geben Sportlerinnen und Sportlern früh<br />

Strategien an die Hand - wie kann man mit<br />

Leistungsdruck umgehen, wie kann man sich<br />

gut erholen, wie baut man sich vielleicht noch<br />

eine andere Identität auf als die des Sportlers<br />

oder der Sportlerin. Wie geht man mit Verletzungen<br />

um, wie kann man sich auf ein mögliches<br />

verfrühtes Karriereende vorbereiten. Wir<br />

arbeiten präventiv, damit vielleicht gar nicht<br />

erst eine psychische Erkrankung auftritt. Wir<br />

arbeiten mit Sportlern, die vielleicht erst neun,<br />

zehn Jahre alt sind. Ganz spielerisch fangen<br />

wir an, die Kinder an die Sportpsychologie heranzuführen.<br />

Dann begleiten wir sie in ihrer<br />

Entwicklung und es ist für sie vollkommen<br />

normal, dass man auch am sportpsychologischen<br />

Aspekt arbeiten muss, genau wie an der<br />

Technik, wie an der Taktik, an der Kondition.<br />

Mit Johanna Belz sprach Tatjana Flade.<br />

Johanna Belz ist Diplom Psychologin,<br />

Sportwissenschaftlerin und Sport-Psychologin<br />

am Psychologischen Institut<br />

der Deutschen Sporthochschule Köln.<br />

Im Rahmen von „mentaltalent“ koordiniert<br />

sie die sportpsychologische Betreuung<br />

von Nachwuchssportlern in<br />

NRW und hat auch schon mit EiskunstläuferInnen<br />

gearbeitet.<br />

Denken Sie daran, sich das Leben<br />

zu nehmen? Versuchen Sie, mit<br />

jemanden darüber zu sprechen.<br />

Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und<br />

rund um die Uhr unter 0 800/111 0 111 und<br />

0 800/111 0 222 erreichbar. Eine Übersicht<br />

über Hilfsangebote gibt es bei der Deutschen<br />

Gesellschaft für Suizidpräventionim im Internet.<br />

Telefonseelsorge:<br />

https://online.telefonseelsorge.de<br />

Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention<br />

https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/<br />

adressen<br />

Telefonseelsorge<br />

Suizidprävention<br />

Neues aus aller Welt:<br />

Brown/Hernandez getrennt<br />

Das britische Tanzpaar Emily Brown und James<br />

Hernandez, das manchmal auch in Dortmund<br />

trainierte, hat sich getrennt, weil Brown ihre<br />

Karriere nach sechs Jahren mit Hernandez wohl<br />

aus finanziellen Gründen beendet hat. Die<br />

beiden waren überwiegend Schüler von Penny<br />

Coomes und Nicholas Buckland.<br />

Philippinisches<br />

Kunstlaufpaar getrennt<br />

Isabella Gamez (21) und David-Alexandre Paradis<br />

(25), das erste Kunstlaufpaar der Philippinen,<br />

hat sich im Sommer getrennt. Höhepunkt ihrer<br />

zwei Jahre dauernden gemeinsamen Laufbahn<br />

war die Teilnahme (und Rang 9) an den Vier-<br />

Kontinente-Meisterschaften <strong>2020</strong>. Zuvor war<br />

Gamez für Spanien und den USA und er für Kanada<br />

gelaufen, ihr Trainer war Richard Gauthier<br />

in Montreal. Sie sucht einen neuen Partner, er<br />

will als Trainer arbeiten. <br />

krk<br />

23<br />

Depressionen im Hochleistungssport<br />

Interview


24<br />

Sommertraining Neues aus Russland<br />

Petersburger Sichtungslaufen und<br />

Ein Bericht von Tatjana Flade<br />

Da die „<strong>Pirouette</strong>“ beim russischen Außenministerium offiziell als ausländisches<br />

Presseorgan akkreditiert ist, konnte ich Ende August mit einer Sondergenehmigung<br />

nach Russland einreisen und war kurz vor Redaktionsschluss in St. Petersburg. Zu diesem<br />

Zeitpunkt gab es keine direkten Flüge oder andere Reiseverbindungen zwischen<br />

Deutschland und Russland, so dass ich auf dem Landweg über Estland reisen und unterwegs<br />

einen Corona-Test machen musste.<br />

Sichtungslaufen in St. Petersburg<br />

Vom 25. bis 28. August organisierte der Petersburger<br />

Verband sein Sichtungslaufen. Es<br />

war nicht öffentlich und um nicht zu viele<br />

Leute auf einmal zusammenzubringen, fuhren<br />

die Preisrichter und Spezialisten in die Eiskunstlauf-Akademie,<br />

in den Club von Tamara<br />

Moskvina und in die Filiale von Alexei Mishins<br />

Schule, wo die Mehrheit der Sportler trainieren,<br />

um sie dort zu sichten. Am Eingang der<br />

Hallen wurde die Temperatur gemessen, aber<br />

eine Maske trug außer der <strong>Pirouette</strong>-Korrespondentin<br />

fast niemand (wie es auch in St.<br />

Petersburg generell die meisten Menschen<br />

ohne Maske unterwegs sind, obwohl es erwünscht<br />

und zum Teil vorgeschrieben ist).<br />

die Russische Meisterschaft. Ihre ausdrucksstarken<br />

Programme „Seven Nations Army“ (KP) und<br />

die Kür zu den drei modernen Stücken „My<br />

Love”, „Take the Lead” und „The Devil You Know”<br />

gefielen den Preisrichtern, aber einige Sprünge<br />

waren unsauber oder doppelt. Elizaveta Nugumanova<br />

und Anastasia Gubanova konnten nicht<br />

teilnehmen, weil sie als Kontaktpersonen einer<br />

Corona-infizierten Synchronläuferin, die mit ihnen<br />

in einer Umkleidekabine saß, zwei Wochen<br />

lang in Quarantäne geschickt wurden. Nach einem<br />

Trainingslager in Sotchi waren mehrere<br />

Läuferinnen des Junioren-Synchro-Teams positiv<br />

getestet worden. Deswegen war der Zugang zur<br />

Akademie stark eingeschränkt und Trainingsbesuche<br />

diesmal nicht möglich. Es traten einige<br />

unbekannte Juniorinnen an, die wahrscheinlich<br />

nicht einmal einen Junioren Grand Prix bekommen<br />

hätten bzw. sich nicht für die nationale Juniorenmeisterschaft<br />

qualifizieren werden, obwohl<br />

sie alle üblichen Dreifachen und dreifachdreifach<br />

Kombinationen beherrschen.<br />

Bei den Herren waren alle auf Mikhail Kolyada<br />

gespannt, der die vergangene Saison wegen seiner<br />

Sinusitis und Nasen-OP aussetzte und der<br />

seit Juni bei Alexei Mishin trainiert. Der WM-<br />

Dritte von 2018 wartete mit allen Dreifachen<br />

auf und zeigte auch den 4T im Training. Sein KP<br />

läuft er im Hipster-Stil zu „Let’s Get Loud“ in<br />

einer neuen Version. Die Kür steht im völligen<br />

Kontrast dazu, hier schlüpft Kolyada in die Rolle<br />

des russischen Tänzers Rudolf Nurejew und<br />

läuft zur Musik aus dem Film „Der weiße Rabe“.<br />

Das Programm hat Ilia Averbukh choreographiert.<br />

„Mir gefällt dieses Programm sehr gut.<br />

Es ist ganz frisch, wir haben es gerade erst in<br />

Moskau und St. Petersburg fertiggestellt und<br />

das war beim Sichtungslaufen mein erster kompletter<br />

Durchlauf. Dafür war es ganz gut“, kommentierte<br />

Kolyada. Evgeni Semenenko, ebenfalls<br />

ein Mishin-Schüler, zeigte einen guten 4S und<br />

Elizaveta Tuktamysheva hinterließ einen<br />

sehr guten Eindruck und stand<br />

den 3A in KP und Kür. Die Programme<br />

zu „Spartakus“ (KP,<br />

choreographiert von Anna Cappellini<br />

und Luca Lanotte) und zu<br />

japanisch inspirierter Musik<br />

(Kür, zunächst online choreographiert<br />

von Juri Smekalov) kamen<br />

an. Sofia Samodurova, die Europameisterin<br />

2019, hatte dagegen<br />

Mühe, stürzte in der Kür und lief<br />

wegen eines schmerzenden Fußes<br />

nicht zu Ende. Stanislava Konstantinova<br />

trainiert zwar inzwischen in<br />

Moskau, startet aber nach<br />

wie vor für St. Petersburg<br />

und musste<br />

daher anreisen,<br />

denn die Sichtung<br />

spielt eine<br />

wichtige Rolle<br />

bei der Beschickung<br />

für<br />

die nationalen<br />

Qualifikationswettbewerbe<br />

für<br />

Mikhail Kolyada<br />

Fotos: Flade<br />

Kleines Foto rechts:<br />

Anastasia Mishina und<br />

Alexander Galliamov mit<br />

Choreograf Alexander<br />

Stepin beim Training<br />

unsauberen 4T. Petr Gumennik, Dritter der Junioren-WM,<br />

konnte ebenfalls einen 4S in der Kür<br />

stehen, aber beide Läufer machten auch Fehler.<br />

Bei den Junioren überzeugten Andrei Kutovoi,<br />

dem anders als beim Sichtungslaufen der Junioren<br />

in der Woche zuvor der 3A gelang, und der<br />

international noch unbekannte, aber ebenfalls<br />

sehr vielversprechende Nikolai Ugozhaev. Beide<br />

trainieren wie Gumennik in Tamara Moskvinas<br />

Schule bei Veronika Daineko und Alexander<br />

Ustinov. Pech hatte Alexander Petrov, dessen<br />

Musik sich nicht abspielen ließ und der deswegen<br />

seine Kür nicht laufen konnte. Europameister<br />

Dmitri Aliev war beim Sichtungslaufen nicht<br />

dabei, unter der Hand hieß es, auch er habe in<br />

Quarantäne gemusst. Makar Ignatov, Sieger der<br />

Nebelhorn Trophy vor einem Jahr, lief nur das<br />

KP. Andrei Lazukin darf nach seiner Knie-Operation<br />

noch keine Sprünge trainieren und konnte<br />

daher nur zuschauen. Er filmte seine Trainingskameraden<br />

fleißig.


mehr Neues aus Russland<br />

Elizaveta Tuktamysheva<br />

mit Trainer Alexei Mishin<br />

Moskvinas Paare gut vorbereitet<br />

Die Paarlauf-Europameister Alexandra Boikova/<br />

Dmitri Kozlovskii und ihre neuen Trainingskameraden<br />

Anastasia Mishina/Alexander Galliamov<br />

waren in guter Frühform und glänzten insbesondere<br />

im KP. Hier haben Boikova/Kozlovskii<br />

romantische russische Filmmusik<br />

ausgewählt. Sie haben zwar auch eine<br />

neue Kür einstudiert, aber da die noch<br />

nicht eingelaufen ist, traten sie noch einmal<br />

als „James Bond“ und Bond Girl auf. Mishina/Galliamov<br />

haben eine neue Kür zu Hits<br />

von Queen. Sie stürzte beim 3S, aber<br />

sonst wirkten die Elemente sicher.<br />

In der Akademie gingen<br />

vier Duos aus der Velikov-Schule<br />

an den Start.<br />

Ksenia Akhanteva/Valeri<br />

Kolesov, Zweite der Junioren-WM,<br />

debütieren ihr<br />

neues KP zu „Mirko“<br />

aus dem Cirque du Soleil.<br />

Ihre Pink-Floyd-<br />

Kür haben sie beibehalten,<br />

weil sie wegen<br />

der Corona-Pause nicht<br />

genug Zeit hatten, eine<br />

neue einzustudieren. Akhanteva<br />

stürzte bei 3S und 3T, aber die<br />

Paarlauf-Elemente gelangen. Polina<br />

Kostiukovich war erstmals mit<br />

ihrem neuen Partner Alexei Briukhanov<br />

zu sehen. Obwohl sie<br />

noch nicht lange zusammenlaufen,<br />

zeigten<br />

sie dreifache<br />

Würfe und gute<br />

Hebungen.<br />

<strong>No</strong>ch war<br />

nicht alles perfekt, aber das Niveau<br />

war bereits gut. Zwei weitere<br />

Junioren-Duos waren wesentlich<br />

schwächer. In der Meisterklasse<br />

laufen Alina Solovieva/<br />

Elisei Ivanov, die ebenfalls erst<br />

seit kurzem miteinander trainieren.<br />

Ihre Kür zu „Das Parfüm“<br />

gefiel mit interessanten<br />

Übergängen und Ideen. Die<br />

Solosprünge (geplant ist<br />

u.a. 3F) ließen sie weg,<br />

weil sie sich auf die<br />

Darbietung des Programms<br />

konzentrieren<br />

wollten. Fünf Eistanzpaare<br />

traten auf, vier<br />

davon von der rührigen<br />

Trainerin Elena Sokolova<br />

(eine Namensschwester der<br />

ehemaligen Einzelläuferin). Die<br />

Paare heben sich mit ihren<br />

modernen Programmen von anderen<br />

ab. Die Trainingsbedingungen für<br />

den Eistanz sind allerdings in St. Petersburg<br />

nach wie vor nicht gut.<br />

Petr Gumennik<br />

Alexandra Boikova und Dmitri Kozlovskii<br />

25<br />

Sommertraining Neues aus Russland


26<br />

Sommertraining Neues aus Russland<br />

Evgeni Semenenko<br />

Kseniia Akhanteva und Valerii Kolesov<br />

Sofia Samodurova<br />

Fotos: Flade<br />

Mit Missfallen nahm die Petersburger Eislauffamilie<br />

die Entscheidung der Stadt auf, bis zum<br />

Jahresende alle Wettbewerbe abzusagen. Nur<br />

zwei sollen für Läufer ab 18 Jahren stattfinden.<br />

„Und die anderen müssen warten, bis sie 18<br />

sind“, stellte Olympiasiegerin Elena Berezhnaya<br />

sarkastisch fest. Ihre Tochter und viele andere<br />

Kinder sind von der Absage direkt betroffen.<br />

Sichtung der Junioren in <strong>No</strong>vogorsk<br />

Wie schon bei den Trainingslagern im Frühsommer<br />

nach dem Lockdown mussten die Teilnehmer,<br />

Trainer und Offiziellen einen Corona-Test machen<br />

und waren anschließend auf dem Gelände in <strong>No</strong>vogorsk<br />

bei Moskau kaserniert. Die Öffentlichkeit<br />

und Medien waren nicht zugelassen, aber der<br />

Verband stellte dem Fernsehsender „Kanal Eins“<br />

seine Kamerabilder zur Verfügung, die der Kanal<br />

live übertrug. Die Aufzeichnung ist auch jetzt<br />

noch abrufbar (mit Kommentar in russischer<br />

Sprache). Die Junioren waren nach der Zwangspause<br />

nicht komplett auf dem Stand wie sonst<br />

um diese Zeit, aber insgesamt überzeugend.<br />

Sechs Damen traten an. Den besten Eindruck<br />

hinterließ Sofia Samodelkina aus Moskau, die<br />

zwei saubere Programme inklusive 3A im KP<br />

(hier als Kombi mit dem 3T, da der 2A als Solosprung<br />

vorgeschrieben ist) und Kür lief. Die dynamische<br />

Läuferin ist erst im Februar 13 geworden,<br />

wirkt aber erwachsener. Sie ist ausnahmsweise<br />

keine Tutberidze-Schülerin, sondern trainiert<br />

bei dem früher für Weißrussland gestarteten<br />

Ex-Läufer Sergei Davydov im Klub ZSKA<br />

Moskau. Sie sagte in einem Video-Interview des<br />

russischen Verbandes, dass sie nach der Pause<br />

schnell auf ihr altes Niveau zurückgekommen sei<br />

und dass sie hoffe, bald den vierfachen Salchow<br />

ins Programm aufzunehmen. Die Junioren-WM-<br />

Zweite Daria Usacheva überzeugte vor allem stilistisch<br />

in ihren neuen Programmen zu „Moulin<br />

Rouge“ (KP) und „Romeo und Julia“ (ein Mix aus<br />

den bekannten Stücken verschiedener Komponisten),<br />

aber es schlichen sich auch ein Sturz<br />

und kleinere Wackler ein. „Ich bin noch nicht in<br />

so guter Form, wie ich hätte sein können“, gab<br />

Usacheva zu und ergänzte, dass sie gern den<br />

dreifachen Axel lernen wollte. Maia Khromykh,<br />

Fünfte bei der Junioren-WM, riskierte vergeblich<br />

einen vierfachen Salchow in der Kür.<br />

Der ausdrucksstarke Andrei Kutovoi präsentierte<br />

ein neues KP zu „Apologize“ von Justin Timberlake<br />

und hat seine Kür zu „Les Misérables“ beibehalten.<br />

Er ist mit Abstand der stilistisch beste<br />

der russischen Junioren. Evgeni Semenenko<br />

konnte in der Kür zu „<strong>No</strong>tre Dame de Paris“ mit<br />

einem 4S punkten, aber den 4T riss er auf. Im<br />

Paarlaufen lieferten Akhanteva/Kolesov, die Junioren-WM-Dritten<br />

Julia Artemeva/Mikhail Nazarychev<br />

sowie Tatiana Kuzmina/Alexei Khvalko<br />

zwei nicht fehlerfreie, aber dennoch ordentliche<br />

Programme ab. Im Eistanzen gefielen vor allem<br />

Elizaveta Shanaeva/ Devid Naryzhnyi, Bronzemedaillengewinner<br />

der Junioren-WM, sowie Irina<br />

Khavronina/Dario Chirizano mit neuen Küren.<br />

tungslaufen der Meisterklasse teilnehmen, auch<br />

wenn sie international in dieser Saison noch<br />

nicht bei den „Großen“ starten kann. Das soll sie<br />

motivieren und anspornen. Adelia Petrosian, die<br />

ebenfalls aus der Tutberidze-Schule kommt, bekam<br />

beim Training in <strong>No</strong>vogorsk Probleme mit<br />

dem Fuß. Gleb Lutfullin, ein Schüler von Alexei<br />

Mishin, verletzte sich noch beim Training zu<br />

Hause und reiste gar nicht an. Junioren-WM-<br />

Teilnehmer Ilia Yablokov, der bei Viktoria Volchkova<br />

trainiert, hatte am zweiten Tag in <strong>No</strong>vogorsk<br />

erhöhte Temperatur und konnte nicht starten.<br />

Aber sein Corona-Test war negativ. Die Eistänzer<br />

Diana Davis/Gleb Smolkin waren nach Davis‘<br />

Fußverletzung in den USA bei Igor Shpilband<br />

geblieben (siehe Seite 27) und Arina Ushakova/<br />

Maxim Nekrasov traten nicht an, da er nach einer<br />

erneuten Operation noch nicht fit war.<br />

Kostornaia wechselt zu Plushenko<br />

Im August erregte der späte und unerwartete<br />

Trainerwechsel von Alena Kostornaia Aufsehen.<br />

Die Europameisterin verließ die Schule von Eteri<br />

Tutberidze und ging zu Evgeni Plushenko. Die<br />

bisherigen Trainer Eteri Tutberidze und Daniil<br />

Gleikhengauz machten den Wechsel selbst publik<br />

und äußerten ihr Unverständnis und ihre<br />

Enttäuschung. Kostornaia soll ihnen gesagt<br />

habe, sie habe den Wechsel schon im Mai vorbereitet.<br />

Allerdings wussten weder der Verband<br />

noch – nach eigener Aussage – Plushenko davon.<br />

Die Läuferin selbst kommentierte den<br />

Wechsel zunächst nicht. Neben prominenten<br />

Läuferinnen sammelt der Olympiasieger von<br />

2006 bekannte Trainer für seine Schule. Der<br />

mehrmalige EM-Medaillengewinner Alexander<br />

Abt, der seit einigen Jahren in der estnischen<br />

Stadt Tartu gearbeitet hatte, schloss sich dem<br />

Plushenko-Kollektiv an. Olympiasiegerin Adelina<br />

Sotnikova eröffnete eine eigene Eislaufschule.<br />

Ilia Averbukh bereitete eine neue Staffel seiner<br />

TV-Show vor, in der Eiskunstläufer mit Prominenten<br />

antreten. Unter anderem ist Alexander Enbert<br />

mit von der Partie. Ekaterina Bobrova schied<br />

schon vor Beginn aus, weil sich ihr Partner verletzt<br />

hatte. Averbukh hatte seine Sommertournee<br />

wegen der Pandemie absagen müssen.<br />

Julia Lipnitskaia und ihr Lebensgefährte Vladislav<br />

Tarasenko freuen sich über die Geburt ihrer<br />

Tochter Katalina. Das Baby wurde bereits Ende<br />

Juni geboren, aber Lipnitskaia gab es erst einen<br />

Monat später in Instagram bekannt. Russische<br />

Medien hatten zuvor von ihrer Schwangerschaft<br />

berichtet, aber keinen Geburtstermin genannt.<br />

Lipnitskaia war 2014 Europa- und Vize-Weltmeisterin<br />

und gewann Team-Gold bei den<br />

Olympischen Spielen in Sotchi. Danach konnte<br />

sie nicht mehr an diese Erfolge anknüpfen und<br />

hatte gesundheitliche Probleme. Sie war wegen<br />

Essstörungen in Behandlung und beendete 2016<br />

ihre Karriere. Die heute 22-Jährige trat gelegentlich<br />

in Shows auf und war als Kommentatorin<br />

und Trainerin tätig.<br />

•••<br />

Einige prominente Namen fehlten. Juniorenweltmeisterin<br />

Kamila Valieva, von der Trainingsvideos<br />

mit einem 4T zu sehen waren, darf am Sich-<br />

www.facebook.com/pirouettemagazin


Neues aus der<br />

Shpilband-Schule<br />

In diesem Sommer konnte die <strong>Pirouette</strong><br />

wegen des durch den Coronavirus verursachten<br />

Einreiseverbots weder in die<br />

USA noch nach Kanada reisen, um von<br />

dort aus den wichtigen Trainingszentren<br />

zu berichten. Tanztrainer Igor Shpilband<br />

informierte daher die <strong>Pirouette</strong> telefonisch,<br />

was es in seinem Trainingszentrum<br />

in <strong>No</strong>vi, einer wohlhabenden Vorstadt<br />

etwa 35 Kilometer nordwestlich<br />

von Detroit, Neues gibt.<br />

Zunächst einmal war Shpilband glücklich, dass<br />

er mit Co-Trainer Pasquale Camerlengo, seiner<br />

Ehefrau Adrienne Lenda und zwei weiteren Assistenztrainern<br />

in seiner Halle überhaupt den<br />

ganzen Sommer arbeiten darf, auch mit den<br />

Nicht-Amerikanern. Denn der Bundesstaat Michigan<br />

hat recht strenge Bestimmungen. Im<br />

Prinzip waren so gut wie alle Eishallen im Bundesstaat<br />

noch nicht geöffnet, eigentlich auch<br />

seine Doppelhalle nicht. Aber mit Hilfe von offiziellen<br />

Schreiben des US-Verbandes und des<br />

amerikanischen Olympischen Komitees ließen<br />

sich die Behörden überzeugen, dass hier Hochleistungssport<br />

betrieben wird, dass sich Paare<br />

auf Weltmeisterschaften und Olympische Spiele<br />

vorbereiten und mit dem Rest der Welt Schritt<br />

halten müssen. Die eine Eisfläche für Kunstlauf,<br />

Breitensport und Eishockey ist seit April geschlossen,<br />

weil dort keine Spitzensportler trainieren.<br />

Hier liegt aus Kostengründen nicht einmal<br />

Eis. Aber die andere Halle darf seine Schule<br />

von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr nutzen,<br />

also für eine volle Schicht des Personals.<br />

Nur Leistungssportler dürfen trainieren.<br />

Mitte <strong>September</strong> ist ein Online-Wettbewerb des<br />

US-Verbandes geplant, bei dem seine besten<br />

US-Paare ihre Programme vorstellen werden. Ein<br />

Offizieller des Verbandes aus der Region soll an<br />

diesem Tag in die Halle kommen und überwachen,<br />

dass die Teams die Einlaufzeit einhalten<br />

und zu einer vorher genau festgesetzten Uhrzeit<br />

den Rhythmustanz und ein paar Stunden später<br />

die Kür einmal, aber nicht öfter laufen. Den<br />

mitgeschnittenen Livestream bewerten dann die<br />

Preisrichter und die Technische Jury in üblicher<br />

Art. Sie sitzen alle zu Hause an ihren Bildschirmen<br />

und geben dort ihre Punkte ein. Es soll<br />

auch Preisgeld geben.<br />

Shpilbands bestes Paar sind weiterhin die gebürtige<br />

Kanadierin Christina Carreira (20) und<br />

der Olympiasiegersohn Anthony Ponomarenko<br />

(19), der seit seiner Geburt US-Staatsbürger ist.<br />

Die Vierten der vergangenen US-Meisterschaften<br />

und Dritten der Nebelhorn Trophy 2019<br />

wollen denselben Rhythmustanz zum Musical<br />

„Kiss me Kate“ wie in der vergangenen Saison<br />

mit kleinen Änderungen verwenden. Eine neue<br />

Kür ist in Arbeit, deren Musik die Läufer erst<br />

beim Online-Wettbewerb bekannt geben wollen.<br />

Carreira hat übrigens im August nach vielen<br />

Yura Min und Daniel Eaton bei den Vier Kontinente<br />

Meisterschaften, Foto: Flade<br />

Jahren in den USA und einigen vergeblichen<br />

Anläufen endlich ihre Green Card (Arbeitserlaubnis<br />

und Vorstufe zur Staatsbürgerschaft) erhalten<br />

und kann nun in zwei Jahren Bürgerin<br />

der USA werden. Falls sie gute Chancen hat,<br />

sich für Olympia 2022 zu qualifizieren, kann<br />

diese Frist verkürzt werden. Beide konzentrieren<br />

sich auf das Eislaufen und machen kein Studium<br />

nebenher. Die Trennungsgerüchte waren<br />

also wohl falsch. Shpilbands zweitbestes Paar<br />

sind die Südkoreanerin Yura Min (25) und der<br />

Amerikaner Daniel Eaton (28), die seit 2019 zusammenlaufen<br />

und vor einem guten halben Jahr<br />

für Südkorea Achte der Vier-Kontinente-Meisterschaften<br />

geworden waren. Sie tanzen zum<br />

selben Rhythmustanz wie 2019/20 (zum Musical<br />

„42nd Street“), haben aber viel geändert,<br />

und haben eine neue Kür.<br />

Ein weiteres Meisterpaar sind die Briten Robynne<br />

Tweedale und Joseph Buckland, 21. der<br />

EM <strong>2020</strong> in Graz und Vierte der Bavarian Open<br />

<strong>2020</strong>. Sie konnten den ganzen Sommer nicht<br />

miteinander trainieren, denn Tweedale war<br />

während der Grenzschließungen im März in<br />

Großbritannien, Buckland blieb dagegen in den<br />

USA und beide durften seitdem nicht in das<br />

Land des anderen reisen. Tweedale, so sagte<br />

Shpilband, sei im Augenblick (Ende August) in<br />

Berlin, weil die britischen Eishallen noch geschlossen<br />

seien, um dort mit der Mutter von<br />

Gabriella Papadakis etwas zu arbeiten, und sie<br />

hielt Online-Kontakt mit Shpilband und Buckland,<br />

der alleine trainierte. Ebenfalls bei Shpilband<br />

sind Eva Pate und Logan Bye, Siebte der<br />

US-Meisterschaften <strong>2020</strong>, die in der zweiten<br />

Saison zusammenlaufen, sowie Livvy Shilling<br />

und Alexander Petrov, Achte der US-Meisterschaften<br />

<strong>2020</strong>. Last but not least sei das ungarische<br />

Paar Leia Dozzi und Michael Albert Valdez,<br />

Neunte der Bavarian Open <strong>2020</strong>, bei ihm,<br />

aber Valdez sei schon länger verletzt.<br />

Bestes Juniorenpaar sind die Russen Diana Davis<br />

und Gleb Smolkin, Fünfte der Junioren WM<br />

<strong>2020</strong>, die nach Auskurieren einer Verletzung von<br />

ihr im Juli wieder angefangen haben und Junioren<br />

bleiben werden. Auch die Amerikaner Katarina<br />

Wolfkostin und Jeffrey Chen, Siebte der Junioren-WM<br />

<strong>2020</strong>, sind weiterhin als Junioren<br />

Diana Davis und Gleb Smolkin bei<br />

den JWM <strong>2020</strong>, Foto: Carmichael<br />

bei Shpilband. Außerdem hat die Schule zwei<br />

weitere Junioren- und zwei Nachwuchspaare.<br />

Die augenblicklichen Juniorenweltmeister Avonley<br />

Nguyen und Vadym Kolesnik (USA), die sich<br />

im Juni unerwartet getrennt hatten, seien ebenfalls<br />

beide noch in <strong>No</strong>vi, trainierten solo und<br />

suchten neue Partner mit ähnlichem Leistungsstand.<br />

Aber Shpilband sagte, Amerikaner dieses<br />

Niveaus gäbe es kaum oder gar nicht, und andere<br />

dürften nicht kommen. Wieder zusammenlaufen<br />

wollten sie im Augenblick nicht, aber<br />

vielleicht käme diese Einsicht später einmal.<br />

Ganz geschlossen war die Eishalle im nahen<br />

Canton, in der Marina Zueva bis 2019 und<br />

Shpilband bis 2012 gearbeitet hatten, und in<br />

der auch die <strong>Pirouette</strong> häufig gewesen war. Von<br />

den drei Hallen des Detroit Skating Clubs war<br />

nur eine ein paar Stunden pro Tag geöffnet, und<br />

der Juli-Wettbewerb Skate Detroit, der den Verein<br />

dank der hohen Startgebühren wesentlich<br />

mitfinanziert, musste abgesagt werden.<br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Christina Carreira und Anthony Ponomarenko<br />

bei der Nebelhorn Trophy 2019<br />

Foto: Krauter<br />

27<br />

Igor Shpilband in <strong>No</strong>vi<br />

Sommertraining


28<br />

DEU-Sichtungslaufen<br />

Zwei Sichtungen in Berlin<br />

Auch in diesem Jahr gab es in Berlin eine Sichtung der<br />

Meister-Kaderläufer und einiger Junioren, offiziell Programmüberprüfung<br />

genannt. Diesmal ging man nach Hohenschönhausen,<br />

weil die sonst immer genutzte Halle in Wedding<br />

in der vierten Augustwoche noch geschlossen war. Die Läufer sollen<br />

wegen Corona Abstand halten, aber Berlin will sparen und drängt<br />

sie mehr als sonst zusammen. <strong>No</strong>ch mehr als in vergangenen Jahren<br />

war die dreitägige Veranstaltung (KP, Kür und für die Einzelläufer Sprungtest),<br />

die wegen der Anreise von Offiziellen, Preisrichtern, Läufern und Trainern<br />

immerhin viel Geld kostet, insgesamt nicht sehr vielversprechend. Mehrere<br />

Offizielle empfanden das ähnlich, aber baten darum, sie nicht zu zitieren,<br />

denn man wolle immer so tun, als ob vieles bestens sei. Dabei ist doch die DEU ganz<br />

bestimmt nicht so diktatorisch, dass sie konstruktive Kritiker mundtot macht. Sie ist<br />

auch kein großer Konzern, in dem das Buckeln nach oben üblich geworden ist.<br />

Zum einen waren mehrere Läufer wegen verschiedener gesundheitlicher Probleme nicht gekommen,<br />

zum anderen schonten sich viele Gekommene. Zwar wurde entschuldigt, bei dieser Sichtung ging es<br />

weniger um das Durchlaufen der Küren als um die Programme an sich. Aber wer vier Wochen später<br />

die Nebelhorn Trophy oder einen anderen internationalen Wettbewerb laufen will, muss auch<br />

Ende August imstande sein, eine Kür mit Elementen durchzulaufen. Bei Sichtungslaufen in anderen<br />

Ländern ist das selbstverständlich. Denn im Corona-Sommer konnten die meisten Deutschen seit<br />

Mai relativ gut trainieren. Offensichtlich hat das die DEU auch selbst erkannt. Denn erstmals sollen<br />

am 11. und 12. <strong>September</strong> in Mannheim die Nebelhorn-Kandidaten im Einzellaufen einen Ausschei-<br />

Lea Johanna Dastich<br />

Fotos: Hella Höppner<br />

dungswettbewerb mit echter Jury laufen. Im<br />

Prinzip ist das eine gute Idee, weil man den<br />

Läufern helfen will, nach mehr als einem halben<br />

Jahr ohne Wettbewerb wieder das Gefühl für<br />

den Stress zu erwerben und der zweite Wettbewerb<br />

meist besser klappt als der erste. Aber<br />

wenn man die Berliner Veranstaltung zu einem<br />

echten Leistungsmessen mit Wertung umwandeln<br />

würde, so wie zum Beispiel die Franzosen<br />

es mit dem Masters-Wettbewerb machen, wäre<br />

Mannheim nicht nötig. Denn auch nach Berlin<br />

waren fünf internationale Preisrichter aus mehreren<br />

Bundesländern gekommen. Am zweiten<br />

Tag, an dem alle ihre Kür zeigten, war die Sicht<br />

nach regenreicher Nacht und feuchtem Morgen<br />

trotz geöffneter Türen wegen relativ dichtem<br />

Nebel über dem Eis nicht gut und Fotos fast unmöglich,<br />

an den anderen, trockenen Tagen war<br />

dies kein Problem.<br />

Vor allem einige ältere Läufer messen der Sichtung<br />

keine große Bedeutung zu. Sie traten zum<br />

Teil in Trainingskleidung auf, was geduldet oder<br />

sogar vorgeschlagen wird. Einige Junioren liefen<br />

dagegen in ihren neuen Wettbewerbskostümen,<br />

weil Bundesnachwuchstrainerin Ilona Schindler<br />

dies zu Recht so wünschte. Somit fielen sie positiv<br />

auf. Laufen in offizieller Kleidung hat auch<br />

Denis Gurdzhi fehlte „aus disziplinarischen<br />

Gründen“, wie Schindler sagte. Er habe noch keinen<br />

3L und 3F zeigen wollen, obwohl seine Fußganz<br />

praktische Vorteile, denn dann sehen die<br />

Preisrichter, ob das Kostüm zur Musik passt. Die<br />

Läufer konnten ausprobieren, ob das Kostüm<br />

sitzt und ob sie sich in ihm wohlfühlen. Denn<br />

nichts ist leistungshemmender als Stress mit<br />

dem Kostüm einen Tag oder eine halbe Stunde<br />

vor dem Wettbewerb. Nicht ideal war, dass die<br />

Sichtung der Junioreneistänzer gleichzeitig in<br />

der drei Kilometer entfernten Halle in der Paul-<br />

Heyse-Straße stattfand, so dass niemand beide<br />

Sichtungen sehen konnte. Die Eistänzer haben<br />

in der Regel mehr Sinn für Optik und waren<br />

vermutlich besser gekleidet.<br />

Wer alles fehlte<br />

Nicole Schott hatte eine leichte Erkältung und<br />

entschuldigte sich, weil sie in der folgenden<br />

Woche Konditionstests ablegen sollte. Nathalie<br />

Weinzierl hatte sich zuvor bei einem Sturz den<br />

Hals verrenkt und wollte eine Woche Pause. Annika<br />

Hocke und Robert Kunkel zeigten sich<br />

nicht, weil Kunkel nach einem anstrengendem<br />

Paarlauflehrgang mit Aljona Savchenko und<br />

Bruno Massot (siehe Seite 30) Beschwerden im<br />

Genick hatte.<br />

Jonathan Heß konnte nicht kommen, weil er sich<br />

Mitte Mai den rechten Fuß bei einem harmlosen<br />

Drehsprung gebrochen hatte. Dies war auch der<br />

Grund, warum er im Juni nicht mit den anderen<br />

Mannheimern in Oberstdorf trainieren konnte,<br />

und nicht etwa sein Universitätsstudium (wie die<br />

<strong>Pirouette</strong> geschrieben hatte). Heß sprach mit der<br />

<strong>Pirouette</strong>, siehe Kasten Seite 29.<br />

Kristina Isaev


29<br />

»„Ich bin so erzogen worden, dass<br />

«<br />

ich etwas<br />

Jonathan Heß:<br />

richtig intensiv mache oder gar nicht. Und<br />

Eislaufen mache ich trotz Studium intensiv,<br />

das lässt sich vereinbaren. Nach drei Monaten<br />

ist jetzt alles so gut wie verheilt, aber<br />

der Aufbau wird noch länger dauern. Ich<br />

hoffe, dass ich den Rückstand bis zur Deutschen<br />

im Dezember oder vielleicht der Golden<br />

Spin kurz davor aufgeholt habe. Ich war<br />

auf gutem Weg und hoffe, die Form kommt<br />

bald zurück.“<br />

Thomas Stoll<br />

Einzellauf-Bundestrainerin Viola Striegler und ihr<br />

Nachfolgekandidat Robert Dierking, Foto: Kany<br />

ten gewonnen, aber nach einem Beinbruch mit<br />

14 Jahren mit Wettbewerben aufgehört. Später<br />

war er länger in Shows aktiv, hat in den vergangenen<br />

Jahren in der Schule von Stéphane<br />

Lambiel gearbeitet und ist mit der ehemaligen<br />

Luxemburger Eisläuferin Anna Bernauer-Dierking<br />

verheiratet, die<br />

ebenfalls in der Lambiel-Schule<br />

wirkt. Dierking soll in den nächsten Monaten<br />

probeweise für die DEU arbeiten, die sich um<br />

ein Dauer-Arbeitsvisum kümmern und gegen<br />

Jahresende entscheiden wird, ob er die Position<br />

endgültig erhält.<br />

Paul Fentz zeigte ein etwas reduziertes KP ohne<br />

4T und mit 2A, weil er mit dem 3A Probleme<br />

haben soll. In der Kür wurde dies bei einem immerhin<br />

versuchten 3A auch sichtbar, aber beim<br />

Sprungtest ohne Programme konnte er mit einem<br />

4T und zwei guten 3A durchaus überzeugen.<br />

Kai Jagoda gefiel im besten KP des Tages<br />

mit erstklassigem 3A, 3F und 3T-2T sowie stärkeren<br />

Komponenten als früher. Die Kür<br />

war mit nur einem sauberen Dreifachen<br />

durchwachsen, im Sprungtest glückte wieder<br />

mehr. Thomas Stoll zeigte im KP neben 3L<br />

und 3R nur 2A und in der Kür außer einem 3L<br />

nur Doppelsprünge. Der Sprungtest verlief zufriedenstellend.<br />

Der Berliner Arthur Mai, im ersten<br />

Jahr Junior, vereinfachte seine Programme<br />

in der zweiten Hälfte, gefiel aber beim Sprungtest<br />

mit mehreren 3S-3S-Folgen. Davide Calderari<br />

aus Oberstdorf lief das KP zu „Singin‘ in the<br />

Rain“ und die Kür zur Filmmusik „Once Upon a<br />

Time in America“ mit relativ vielen Patzern, aber<br />

es ist richtig, dass er die Dreifachen angeht.<br />

Lea Johanna Dastich lief beide Programme nur<br />

mit Doppelsprüngen und der Sprungtest hatte<br />

Licht (2A-3T-Kombination) und Schatten. Kristina<br />

Isaev zeigte ein relativ gutes KP mit 3T-3T<br />

(knapp), aber in der Kür patzte sie bei Dreifachen<br />

und auch der Sprungtest war alles andere als<br />

fehlerfrei. Anastasia Steblyanka begnügte sich in<br />

beiden Programmen mit Doppelsprüngen und<br />

leistete sich ausgesprochen viele Patzer bei den<br />

Sprüngen ohne Musik. Janne Salatzki glückte im<br />

KP eine 3T-2T-Kombination, aber kein Axel, auch<br />

die Kür war durchwachsen und beim Sprungtest<br />

ging vieles daneben. Aya Hatakawa wurde wieder<br />

von Aljona Savchenko betreut. Sie reduzierte<br />

im KP jeden Sprung um eine Umdrehung, auch<br />

in der Kür waren die Sprünge außer einem 3L<br />

nur doppelt und der Sprungtest war insgesamt<br />

nicht sehr erfolgreich.<br />

Nargiz Süleymanova stürzte im neuen Tango-KP<br />

beim 3L und 3F. In der Kür gelangen nur drei<br />

der sechs Dreifachversuche und auch mit einigen<br />

Einzelsprüngen hatte sie Probleme; am besten<br />

war noch ihre 3L-3T-Kombination. Den 3A<br />

hat sie, so sagte sie, im Frühjahr noch nicht<br />

trainiert, wirkte aber ehrgeizig und sehr leistungswillig.<br />

Ihr Laufstil ist nach Arbeit mit Lorenzo<br />

Magri (KP) und Adam Solya (Kür) etwas<br />

gefälliger geworden.<br />

Diverse National-Meisterschaften<br />

verletzung während der Corona-Pause ausgeheilt<br />

sei, und sei auch unhöflich gewesen. Was<br />

auch immer vorgefallen ist, beide Seiten sollten<br />

schnell aufeinander zugehen und das Problem<br />

lösen, denn viele Talente hat Deutschland nicht.<br />

Louis Weissert blieb fern, weil er keine Freigabe<br />

von dem berufsbildenden Gymnasium erhielt,<br />

auf das er jetzt geht. Nikita Starostin konnte<br />

wenige Tage vor der Sichtung nach sechs überwiegend<br />

unfreiwilligen Monaten in Westeuropa<br />

auf Umwegen über Istanbul endlich wieder nach<br />

Russland und in seine Heimatstadt St. Petersburg<br />

einreisen und sagte daher ebenfalls ab.<br />

Kandidat für Striegler-Nachfolge<br />

Tatsächlich am Start war bei den Herren das<br />

Berliner Trio und zwei junge Junioren. Sie liefen<br />

auch vor den Augen der bis Jahresende noch im<br />

Amt befindlichen Bundestrainerin Viola Striegler<br />

und des Amerikaners Robert Dierking, der Kandidat<br />

für ihre Nachfolge ist. Dieser hatte in<br />

den Jahren 2000 bis 2002 drei Titel bei den<br />

amerikanischen Nachwuchsmeisterschaf-<br />

Kai Jagoda<br />

Alle vier gekommenen Paare liefen ihre Programme<br />

in Absprache mit Bundestrainer Alexander<br />

König nur unvollständig, weil sie sich<br />

nach dem Paarlauflehrgang schonen sollten<br />

und man keine Verletzung riskieren wollte. Minerva<br />

Hase und <strong>No</strong>lan Seegert gefielen im KP<br />

mit gutem dreifachem Twist, überzeugender<br />

Hebung, aber nur 2T. In der neuen Kür zeigten<br />

sie sieben der 11 Elemente, darunter einen guten<br />

parallelen 3S. Daniela Munteanu und Artem<br />

Rotar zeigten zwei Programme mit einfachen<br />

Elementen, ähnlich wie Alina Rank und Jegor<br />

Esslinger. Beide Paare wären wohl bei Junioren<br />

Grand Prix gestartet, ebenso wie mit Sicherheit<br />

Letizia Roscher und Luis Schuster aus Chemnitz.<br />

In Berlin zeigten sie immerhin zwei Programme<br />

mit doppelten Elementen, aber einfachem<br />

Axel. Sie hoffen nun auf andere Juniorenwettbewerbe,<br />

zunächst einmal wohl auf den<br />

Zwingerpokal Ende Oktober, der nach Auskunft<br />

von Falko Kirsten geplant ist.<br />

Roscher und Schusters Trainerin Monika Scheibe<br />

erzählte mir, sie hätten wegen der geschlossenen<br />

Halle noch nicht sehr viel trainieren können.<br />

In der langen Pause habe sie Kontakt zu<br />

ihrem früheren Schüler Matti Landgraf aufgenommen,<br />

der viel Zeit hatte. Denn sämtliche


30<br />

DEU-Sichtungslaufen<br />

Janne Salatzki<br />

Foto: Höppner<br />

Kreuzfahrtschiffe waren stillgelegt, auf denen er<br />

seit Jahren als Profi ganzjährig auftritt. Sie<br />

konnte ihn motivieren, öfter in die Halle zu<br />

kommen und ein bisschen Luft als Paarlauftrainer<br />

zu schnuppern. Er habe Führungsstärke und<br />

sei durchsetzungsfähig, denn auf den Schiffen<br />

hatte man ihn schon bald zum Läuferchef befördert<br />

und er müsse jedes Jahr die Neulinge<br />

einarbeiten. Sie würde sich wünschen, dass<br />

Landgraf in naher Zukunft ihre Nachfolge als<br />

hautberuflicher Trainer in Chemnitz antritt.<br />

Denn sie sei 71 Jahre alt, wolle nicht mehr lange<br />

arbeiten, aber den Stützpunkt mit Paarlauf<br />

erhalten. Dies ist eine glänzende Idee, die auch<br />

die DEU befürwortet, wenn Landgraf am Trainerberuf<br />

Geschmack findet. Allerdings muss<br />

auch die finanzielle Seite stimmen.<br />

Ruben Blommaert kann nach wie vor nicht mit<br />

Elena Pavlova trainieren, weil sie keine Einreiseerlaubnis<br />

nach Deutschland erhält. In seiner <strong>No</strong>t<br />

übte er in Oberstdorf Hebungen und Twist mit<br />

einem schweren Rucksack. Nicht gesehen habe<br />

ich die Österreicher Miriam Ziegler und Severin<br />

Kiefer, weil sie, so erzählte Trainer Knut Schubert,<br />

nach gutem Sommertraining ein paar Tage<br />

an der Ostsee verbrachten. Sie wollen nach<br />

schlechter Erfahrung im Vorjahr keine Nebel-<br />

horn Trophy laufen, sondern später in die Saison<br />

einsteigen. Hoffentlich gibt es dann auch Wettbewerbe.<br />

Am Rande der Sichtung fand ein einstündiges<br />

Einführungsseminar über „Komponenten und<br />

Kunst auf dem Eis“ statt, bei dem DEU-Leistungssportreferentin<br />

Claudia Pfeifer, die nicht<br />

vom Eis kommende Tanzpsychologin Martina<br />

Loll und die Erwachsenenläuferin Birgit Aust referierten.<br />

In der Diskussion ergab sich, dass das<br />

Training der Komponenten schon immer Alltag<br />

für die Trainer war. Das klassische Ballett ist die<br />

Basis für gute Komponenten, dies fehle oft in<br />

Deutschland. Außerdem ist ein gutes Wissen<br />

über die gesamte Kunstszene erforderlich. Die<br />

Pina-Kür von Aljona Savchenko und Robin Szolkowy<br />

sei das beste Beispiel dafür, dass man<br />

Hintergrundwissen (in diesem Fall über Pina<br />

Bauschs Ideen) haben müsse, wenn man das<br />

Herausragende dieser Kür verstehen will. Jede<br />

Kunst brauche aber auch die Beherrschung von<br />

Technik auf dem Eis. Schon kleinere Kinder solle<br />

man lange vor Eintritt in den Bundeskader an<br />

Kunst auf dem Eis heranführen (was zum Beispiel<br />

in Russland vorbildlich gemacht wird). Vertiefende<br />

weitere Seminare sollen folgen.<br />

<br />

Klaus-Reinhold Kany<br />

Gruppenfoto links: Rico Rex, Artem Rotar,<br />

William Trautwein, Robert Löwenherz,<br />

Jegor Esslinger, Lukas Röseler, Alexander<br />

König, Daniela Muntean, Josephine<br />

Lossius, Sonja Löwenherz, Alina Rank,<br />

Talisa Thomalla<br />

Fotos: Höppner<br />

Paarlauf-Workshop mit<br />

Savchenko und Massot<br />

Etwas Besseres kann es eigentlich nicht<br />

geben: Olympiasieger im Paarlaufen<br />

leiteten den Paarlauf-Workshop vom 17.<br />

bis 20. August in Berlin.<br />

Aljona Savchenko und Bruno Massot mussten<br />

nicht lange überlegen, um dem Paarlauf-Bundestrainer<br />

Alexander König zuzusagen. Ein<br />

Workshop für alle Paare aus Deutschland, dazu<br />

die in Berlin lebenden und meist trainierenden<br />

Österreicher Miriam Ziegler und Severin Kiefer.<br />

Massot brachte noch ein Schweizer Paar mit,<br />

Pauline Irman und Josh Brauner (er kommt aus<br />

Kanada). Die Beiden stehen aber erst ganz am<br />

Anfang. Bei den Wurfversuchen auf dem Eis ging<br />

selten etwas glatt. Hier bedarf es viel Fingerspitzengefühl<br />

von allen Seiten. Wirklich gute dreifache<br />

Würfe konnten wir von Hocke und Kunkel<br />

und auch von Ziegler und Kiefer bewundern und<br />

auch beklatschen. Hase und Seegert taten sich<br />

hier und da schwerer, zumindest bei den Würfen.<br />

Die Hebungen waren dagegen exzellent.<br />

Im Aufwärmtraining präsentierte Massot seine<br />

Stärken, ob mit Savchenko, Ziegler, Hocke oder<br />

Hase. Er stemmte alle, mit einem Arm und das<br />

bombensicher. Beide, Savchenko und Massot,<br />

waren forsch bei allen Trainingseinheiten, auch<br />

wenn der eine oder andere Fehler zum wiederholten<br />

Male passierte. Im Hintergrund agierten<br />

eine Menge Trainer. Romy Oesterreich, Rico Rex,<br />

natürlich Alexander König und Knut Schubert.<br />

Auch Joti Polizoakis war als Choreograf vor Ort.<br />

Das neue KP hatte er mit Savchenko für Hocke<br />

und Kunkel choreographiert. Schade, dass Robert<br />

Kunkel sich ausgerechnet beim Workshop<br />

bei der Landung eines 3T unglücklich leicht im<br />

Bruno und Aljona mit Annika Hocke und Robert Kunkel<br />

Nacken verletzte. Erfreuliches gibt es dagegen<br />

vom Junioren- und Nachwuchspaarlaufen.<br />

Plötzlich standen da sechs Paare auf dem Eis.<br />

Drei von ihnen sind eigentlich als Paar relevant:<br />

Die kleinsten, die Geschwister Löwenherz sowie<br />

Alina Rank/Jegor Esslinger und Daniela Munte-


31<br />

Der neue Swiss Ice Skating Vorstand mit Jan Caflisch, René Bänziger, Raphaël Widmer, Diana Barbacci-Lévy,<br />

Sandor Galambos, Christine Müller und Thomas Degen (von links)<br />

Denn sie wissen es zu schätzen<br />

Die Delegiertenversammlung von Swiss Ice Skating stand ganz im Zeichen von<br />

Wahlen, Statutenänderungen, Ehrungen sowie Orientierungen.<br />

In den letzten Wochen und Monaten ist Sportlerinnen<br />

und Sportlern, aber auch Leuten auf<br />

Funktionsebenen vor allem ein Ausdruck markant<br />

ins Bewusstsein getreten – „cancelled“<br />

oder „abgesagt“. Wettbewerbe wurden und werden<br />

noch immer aufgrund der Covid-19-Pandemie<br />

häufig nicht durchgeführt. Der Sportbetrieb<br />

ist mittlerweile in reduzierter Form wieder angelaufen.<br />

Aber schon wieder sind unzählige<br />

Events auf Monate hinaus annulliert, auch im<br />

Eiskunstlauf.<br />

Gute Finanzlage<br />

Die 98. Delegiertenversammlung von Swiss Ice<br />

Skating konnte am 22. August ohne wesentliche<br />

Einschränkungen durchgeführt werden. Von<br />

35 Clubs sowie fünf Regionalverbänden reisten<br />

Delegierte ins Haus des Sports nach Ittigen/<br />

Bern. Die ersten Tagesordnungspunkte erledigten<br />

sich bereits innerhalb von Minuten ähnlich<br />

einem Einlaufen vor einer Kür. Gespannt warteten<br />

die Delegierten auf den Finanzbericht, der<br />

letztmals von Finanzchef Charlie Pfister erläutert<br />

wurde. Coronabedingt erfolgte ein Verlust<br />

von 10.000 Franken. Das Wertschriftendepot sei<br />

am Tag der Versammlung aber bereits wieder<br />

um 20.000 Franken gestiegen. Eindrücklich sind<br />

folgende Zahlen: Das freie Kapital belaufe sich<br />

auf 8<strong>07</strong>.000 Franken und das Organisationskapital<br />

auf 950.000 Franken. Pfister erachtet die<br />

finanzielle Lage trotz des Defizits als positiv.<br />

an/Artem Rotar haben bereits Niveau. Bei den<br />

anderen wird probiert und ausgetauscht,<br />

manchmal zu viel des Guten. Thomalla wartet<br />

noch immer auf das Probetraining mit dem<br />

Ukrainer Ivan Pavlov, der nicht einreisen darf.<br />

Und William Trautwein hofft auf die Oberstdorfer<br />

Partnerin Hanna Keiß, die nach Berlin<br />

umziehen müsste. Josephine Lossius versuchte<br />

sich mit Lukas Röseler. Ballett gab es natürlich<br />

auch. Diese Einheiten standen unter der<br />

Regie der gebürtigen Schweizerin Fabienne<br />

Schärer. Vor Beginn der Balletteinheiten<br />

konnten wir vom Paarlauffanclub unter Raunen<br />

und Beifall eine Spende für diesen Workshop<br />

von 1.000 Euro an Alexander König<br />

übergeben. Denn dieser Workshop stand zunächst<br />

auf sehr wackligen Füßen, was das<br />

Sponsoring anbetrifft. René Müller<br />

Benjamin Block von der Aeberli Treuhand AG<br />

als Revisionsstelle gab der Bilanz 2019/<strong>2020</strong><br />

grünes Licht. Dem Finanzchef und dem Vorstand<br />

wurde demzufolge vom Souverän Entlastung<br />

(Déchargé) erteilt, nebst der Bestätigung<br />

der Revisionsstelle.<br />

Präsidentin Diana Barbacci-Lévy orientierte die<br />

Anwesenden über die Gründe zum Antrag des<br />

Vorstandes auf Statutenänderungen. Demnach<br />

werde vorgeschlagen, die bisherige Sportkommission<br />

und die Technische Kommission zu einer<br />

Kommission Figure zusammenzuführen, nebst<br />

der Bildung einer neuen Kommission Ausbildung<br />

Trainer. Die Statutenänderungen sollen eine Dynamik<br />

erbringen. Ohne weitere Diskussion übertraf<br />

der Antrag die erforderliche Zwei-Drittel-<br />

Mehrheit locker bei sechs Gegenstimmen.<br />

Zwei neue Vorstandsmitglieder<br />

Der Wahlkampf von Barbacci-Lévy bezüglich ihrer<br />

Wiederwahl dauerte gerade mal so lang wie<br />

die Frage, ob die Versammlung die Vorsitzende<br />

erneut für eine zweijährige Amtszeit wählen<br />

wolle. Vizepräsident Jan Caflisch stellte fest,<br />

dass alle Stimmkarten in die Höhe gehalten<br />

wurden. Die vier bisherigen sich zur Wiederwahl<br />

stellenden Vorstandsmitglieder erhielten die Bestätigung<br />

per Akklamation. Raphaël Widmer (EC<br />

Küsnacht) wurde als neuer Finanzchef gewählt,<br />

und Thomas Degen (Präsident Bündner Eislaufverband)<br />

ergänzt das Gremium. Beide ersetzen<br />

die zurückgetretenen Denise Gallandat-Di Grazia<br />

und Charlie Pfister. Somit präsentiert sich<br />

der neue Vorstand von Swiss Ice Skating ab der<br />

Saison <strong>2020</strong>/2021 wie folgt: Diana Barbacci-Lévy,<br />

Jan Caflisch, René Bänziger, Christine Müller,<br />

Sandor Galambos (alle bisher), Raphaël Widmer<br />

und Thomas Degen (beide neu). Das bislang vakante<br />

Präsidium des Schiedsgerichts hat neu<br />

Eric Lehmann (ISC Crans Montana Sierre et Région)<br />

inne. Die bisherigen Schiedsgerichtsmitglieder<br />

Isabella Mariotta Crivelli, Jean <strong>No</strong>bs und<br />

Gabrielle Rey wurden wiedergewählt.<br />

Der neue Geschäftsführer von Swiss Ice Skating,<br />

Matthias Baumberger, wies die Delegierten darauf<br />

hin, dass die Clubs die Möglichkeit haben,<br />

Gesuche für Covid-19-bedingte Kosten und Einnahmenausfälle<br />

einzureichen. Die Eidgenossenschaft<br />

unterstützt den Breitensport mit 150<br />

Die drei neuen Ehrenmitglieder Evi Fehr, Charlie Pfister und<br />

Chantal Maspoli (von links), Fotos: Kolb<br />

Millionen Franken, wovon knapp eine Million<br />

für Swiss Ice Skating vorgesehen sei. Françoise<br />

Schnydrig informierte als Präsidentin des Lokalen<br />

Organisationskomitees Luzern über die Universiade<br />

in Luzern im Januar 2021. <strong>No</strong>ch würden<br />

900 Freiwillige Helfer fehlen. Ina Jegher<br />

nahm Stellung zu Belangen von Jugend & Sport<br />

und kündigte eine neue elektronische Anwesenheitskontrolle<br />

an.<br />

Drei neue Ehrenmitglieder<br />

Die Delegierten wählten drei Persönlichkeiten<br />

für ihre Verdienste um den Eiskunstlauf zu Ehrenmitgliedern.<br />

Evi Fehr (Winterthurer SC) wurde<br />

für ihre langjährige Trainerkarriere geehrt,<br />

deren Höhepunkt in der EM-Goldmedaille ihrer<br />

Läuferin Sarah van Berkel (vormals Meier) in<br />

Bern 2011 gipfelte. Der Name von Chantal Maspoli<br />

(CP Neuchâtel) ist gleichzusetzen mit 20<br />

Jahren Organisation der Neuchâtel Trophy im<br />

Synchronlaufen und der Organisation von fünf<br />

Junioren World Challenge Cups sowie der Junioren-WM<br />

in Neuchâtel 2019. Charlie Pfister (EC<br />

Thun) fungierte seit 2011 als Finanzchef. Während<br />

dieser Zeit verdoppelte sich die Bilanz um<br />

eine Million Franken nebst der Erhöhung des<br />

Verbandskapitals um 40%. Der erfahrene Berner<br />

Funktionär engagierte sich in all den Jahren<br />

sehr in Organisationsfragen.<br />

Barbacci-Lévy wies im Anschluss an die Versammlung<br />

darauf hin, dass der Eislauf bislang<br />

noch glimpflich mit den Problemen des Virus<br />

davongekommen sei. „Wir konnten die meisten<br />

Wettkämpfe der vergangenen Saison durchführen,<br />

bis auf die WM.“ Einzelne Clubs mussten<br />

auf das jährliche Schaulaufen verzichten. Ab<br />

Mitte März <strong>2020</strong> blieben alle Eishallen geschlossen.<br />

Sie meinte im Weiteren zu ihrer<br />

zweijährigen Tätigkeit als Präsidentin: „Super.<br />

Ich bin happy, so viele gute Leute für den Vorstand<br />

und das Schiedsgericht gefunden zu haben.<br />

Wir haben eine gute Balance. Es gibt zwar<br />

viel Arbeit, aber ich bereue es nicht, diese Aufgabe<br />

angenommen zu haben. Wir investieren<br />

viel Zeit, die Strukturen zu verbessern und zu<br />

professionalisieren. Aber von Zeit zu Zeit bin ich<br />

auch gerne wieder als Schiedsrichterin tätig.<br />

Wie bald an der Nebelhorn Trophy. Darauf freue<br />

ich mich sehr.“ Allen Beteiligten der Versammlung<br />

war die Freude anzumerken, sich nach längerer<br />

Zeit wieder einmal zu begegnen. Denn sie<br />

wissen es in diesen Tagen zu schätzen. <br />

<br />

Albert René Kolb<br />

Swiss Ice Skating Delegiertenversammlung


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