lebensraeumederschweiz
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Raymond Delarze, Yves Gonseth
Stefan Eggenberg, Mathias Vust
Lebensräume
der Schweiz
Ökologie – Gefährdung – Kennarten
3., vollständig überarbeitete Auflage
4
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Inhalt
Vorwort 7
Vorrede der Autoren 7
Einführung
Wozu braucht es eine gemeinsame Referenz ? 9
Welche Anforderungen muss eine Referenz erfüllen ? 9
Der Inhalt der Lebensraum-Faktenblätter 10
Wie werden die Lebensräume identifiziert ? 16
Wie wird die Information codiert ? 20
Die Codes der Beschreibungsfelder 21
Bibliografie 26
Dank 28
Bildnachweis 28
Beschreibung der Lebensraumeinheiten
1 Gewässer 30
2 Ufer und Feuchtgebiete 62
3 Gletscher, Fels, Schutt und Geröll 108
4 Grünland (Naturrasen, Wiesen und Weiden) 146
5 Krautsäume, Hochstaudenfluren und Gebüsche 210
6 Wälder 270
7 Pioniervegetation gestörter Plätze (Ruderalstandorte) 344
8 Pflanzungen, Äcker und Kulturen 370
9 Bauten, Anlagen 388
Anhang
Kleines Glossar 392
Register Lebensraumtypen 394
Register Fauna 408
Register Flora wissenschaftlich 416
Register Flora deutsch 439
Lebensräume der Schweiz
5
6
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Vorwort
Vom Rückgang der biologischen Diversität (oder Biodiversität)
sind in der Schweiz alle Regionen und Höhenlagen betroffen,
wenn auch in unterschiedlichem Masse. Obwohl die getroffenen
Schutzmassnahmen im letzten Jahrhundert, hauptsächlich
seit den 1960er-Jahren, den Verlust der biologischen
Vielfalt verlangsamt haben, genügen sie nicht, um diesen
aufzuhalten. Alle politischen Sektoren sind davon betroffen:
die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft, die Raumplanung,
die Energiewirtschaft, der Städtebau, die Wirtschaft,
der Tourismus … Die Bemühungen zur Bewahrung der
Biodiversität haben sich bisher hauptsächlich auf die
Erhaltung von geschützten Flächen beschränkt. Allmählich
setzt sich jedoch ein neuer, dynamischerer Ansatz durch, der
den Biotop- und Artenschutz gemeinsam angeht. Neben der
Verfolgung der Biodiversitätsentwicklung soll dieser auch die
Möglichkeit eröffnen, die Wirksamkeit der zu ihrem Schutz
getroffenen Massnahmen zu kontrollieren. Dieses neue
Konzept setzt voraus, dass die gesamte Landesfläche, was
den globalen Lebensraum aller Organismen und die von
menschlichen Aktivitäten geprägten Gebiete mit einschliesst,
in einem Aktionsplan berücksichtigt werden muss, um die
Biodiversität zu erhalten.
In diesem Zusammenhang stellt die Schaffung eines
Instrumentes zur Charakterisierung der hauptsächlichsten
natürlichen wie auch anthropogen veränderten Lebensräume
eine Notwendigkeit dar. Aus diesem Bedürfnis heraus ist der
Gedanke eines Werkes zur Typologie der Lebensräume der
Schweiz entstanden. Sowohl von Forschern als auch von
allen betroffenen Instanzen anerkannt, soll dieses als eine
Referenz für die praktizierenden Akteure im Biotop- und
Artenschutz dienen. Diese Idee wurde Anfang der 90er-
Jahre lanciert und mit der Publikation «Lebensräume der
Schweiz. Ökologie – Gefährdung – Kennarten» realisiert
(1998 im französischen Original, ein Jahr später in deutscher
Übersetzung erschienen und 2008 überarbeitet).
Die Bundesgesetzgebung betont die Wichtigkeit der
Lebensräume und ihrer Kennarten. Die Erforschung der
Natur, Grundlage für die Erhaltung der Biodiversität,
bedarf eines zuverlässigen und regelmässig aktualisierten
Hilfsmittels für den Austausch von Informationen zu
den untersuchten Artengruppen. Ein solches hat auch der
Heterogenität der Systeme und deren Weiterentwicklung
Rechnung zu tragen. Das vorliegende Handbuch wird diesem
Anspruch gerecht, indem es auf einfache, jedoch ausführliche
und praktische Weise jeden Lebensraumtyp auf
Schweizer Gebiet beschreibt und zugleich den Anschluss an
die europaweit gültigen Klassifizierungssysteme sicherstellt.
In praktischen Faktenblättern werden Erscheinungsbild, ökologische
Eigenschaften und der Wert jedes Lebensraums
übersichtlich dargestellt, menschliche Einflüsse beschrieben
und die typischsten Kennarten aufgelistet. So ist dieses
handliche Bestimmungswerk auch ein unentbehrliches
Instrument für die Feldarbeit.
Die vorliegende dritte Auflage wurde vollständig überarbeitet
und hinsichtlich der aktuellen Roten Listen sowie der
jüngsten taxonomischen Anpassungen auf den neusten
Stand gebracht. Auch das Wissen über die Ökologie und die
Verbreitung der Arten hat sich in den letzten zehn Jahren
weiterentwickelt, was zu zahlreichen Ergänzungen und
Korrekturen in den Artenlisten geführt hat. Die gesammelten
Erkenntnisse in Bezug auf die Möglichkeiten und Grenzen
des Gebrauchs der vorherigen Versionen dieses Handbuchs
hat die Autoren unter anderem dazu ermutigt, einen
Bestimmungsschlüssel für die verschiedenen Lebensräume
zu erstellen, ergänzt mit einigen praktischen Ratschlägen, die
den Gebrauch in der Praxis vereinfachen sollen.
Ich hoffe, dass dieses Werk, mit hohem wissenschaftlichem
Niveau und doch zugänglich für ein breites Publikum, eine
wegweisende Referenz für die Bildung bleibt und auch in
Zukunft neue Impulse zur Erforschung der Faunistik, Floristik
und zum Erhalt ihrer Diversität setzt.
Sarah Pearson Perret,
Sektionschefin Arten und Lebensräume
Vorrede der Autoren
Natur. Erst mit der Zeit bekommt das Wort seine Bedeutung.
Als Kind lernen wir, was ein Baum ist und dass mehrere Bäume
einen Wald bilden. Später verstehen wir, dass es verschiedene
Sorten von Bäumen gibt. Man erfährt vielleicht, dass sie zu
Gattungen zusammengefasst werden, die wiederum in verschiedene
Arten unterteilt werden. Buchen, Eichen, Ahorne.
Allmählich nimmt die Vielfalt der Natur vor uns Gestalt an.
Genau so verhält es sich mit den Lebensräumen. Was man
unterschiedslos als «Natur» wahrnahm, erweist sich als Nebenund
Ineinander von Feuchtgebieten, Wiesen, Wäldern. Und
jeder Lebensraum birgt eine charakteristische Flora, entspricht
einer präzisen Ökologie und beherbergt eine typische Fauna.
Dieses Buch lädt ein zu einer Entdeckungsfahrt durch die
Lebensräume der Schweiz. Nicht weniger als 225 unterschiedliche
Lebensraumtypen werden hier aufgeführt und in
Text und Bild vorgestellt. So richtet sich das Buch nicht nur
an Biologen und professionelle Landschaftspfleger, sondern
ebenso an alle Naturfreunde und Naturfreundinnen, die
genauer wissen wollen, welche Lebensräume sie auf ihren
Spaziergängen und Wanderungen durchstreift haben, ohne
sie benennen zu können.
Lebensräume der Schweiz
«Lebensräume der Schweiz» ist aber mehr als nur ein
Naturführer. Deshalb wird in der nun folgenden Einleitung
zunächst erläutert, aus welchen Überlegungen heraus das
Werk entstanden ist und was uns dazu bewogen hat, allen
Naturbeobachtenden und Naturforschenden ein Referenzwerk
zur Beschreibung der Lebensräume zur Verfügung zu stellen.
Im Abschnitt zu den Anforderungen an ein solches
Referenzwerk wird beschrieben, welche Funktionen das
vorgeschlagene hierarchische Klassifizierungssystem erfüllt.
Das Innovative an dieser 3. Auflage ist unser Vorschlag
zum Vorgehen bei der Identifikation der Lebensräume mittels
Kombination eines dichotomen Schlüssels und eines
Multikriterien-Ansatzes. Im Anschluss beschreiben wir die
Inhalte der Lebensraum-Faktenblätter und zeigen, auf welche
Weise sich das System bei Erhebungen im Feld nutzen lässt.
Mit anderen Worten: Dieses Buch erlaubt nicht nur jedem
Naturfreund, jeder Naturfreundin, die Vielfalt der Lebensräume
der Schweiz zu entdecken, es hilft ihnen auch, Beobachtungen
genau zuzuordnen, knapp und brauchbar zu beschreiben und
die gesammelten Informationen mit anderen auszutauschen.
Die Autoren
7
8
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Einführung
Wozu braucht es eine gemeinsame
Referenz ?
Irgendwann steht jeder Naturforscher vor dem Problem, dass er
beschreiben muss, in welchem Umfeld er seine Beobachtungen
angestellt oder Proben entnommen hat. Er braucht also ein
Arbeitsinstrument, das auf die Eigenheiten der zu untersuchenden
Organismen passt. Zu diesem Zweck wird er auf eine
bereits bestehende Einteilung der Lebensräume zurückgreifen,
er wird sie vielleicht abändern oder ergänzen ; möglicherweise
wird er auch völlig neue Kategorien entwickeln.
Nach etlichen Versuchen und Anpassungen verfügt er
schliesslich über ein Werkzeug, das genau auf die eigenen
Erfordernisse zugeschnitten ist. Sein System wird sich aber, je
nach Studienobjekt, im Hinblick auf die gewählten Variablen
und den Arbeitsmassstab von den Systemen seiner Kolleginnen
und Kollegen unterscheiden: Die Botanikerin erfasst eher die
mit dem Pflanzenwachstum zusammenhängenden ökologischen
Bedingungen eines Standortes, der Milbenspezialist
richtet sein Augenmerk auf die Feinstruktur des Stückchens
Boden, dem er seine Proben entnimmt, die Entomologin
achtet mehr auf die Lebensraumstrukturen ihres Fundorts
und der Vogel- und Säugetierkundige auf die weiträumige
Zusammensetzung des Lebensraummosaiks und die im
Beobachtungsgebiet vorkommenden Landschaftsstrukturen.
Es spricht auch nichts gegen einen solch individuellen Zugang.
Sobald aber beispielsweise eine Synthese gefordert ist oder ein
Vergleich der Beobachtungen zu einem Gebiet angestellt
werden soll, entpuppen sich die unterschiedlichen Systeme
rasch als Problem, in der Schweiz noch dadurch verschärft,
dass Feldbeobachtungen zuweilen in verschiedenen Sprachen
vorliegen. Unter solchen Umständen kann nur eine standardisierte
Bezugsnorm in Form einer Typisierung eine eindeutige
Standortansprache und Bezeichnung und den Quervergleich
der erhobenen Daten gewährleisten.
Welche Anforderungen muss eine
Referenz erfüllen ?
Wenn die gemeinsame Bezugsnorm ihre Funktion erfüllen soll,
muss es sich dabei um ein polyvalentes Werkzeug handeln,
das es erlaubt, Feldbeobachtungen aus ganz unterschiedlichen
Bereichen und Kontexten in einen allgemeinen Rahmen einzubetten.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir verschiedene
Grundsätze befolgt, die im Folgenden erläutert werden.
1 Vollständigkeit
Das Beschreibungssystem muss alle in der Schweiz vorkommenden
Lebensraumtypen erfassen.
Die Charakterisierung der Lebensräume anhand ihrer Vegetation
schien sich gleichsam aufzudrängen. Eine Typologie, die
sich ausschliesslich auf pflanzensoziologische Kriterien stützt,
wäre jedoch völlig unzureichend, da sie vegetationsfreie
oder weitgehend künstliche Standorte (Höhlen, Tiefenwasser,
Gletscher, Schwemmbänke, Bauten, Kulturlandflächen usw.)
nicht erfassen könnte. Die typologischen Einheiten, die in diesem
Handbuch verwendet werden, beziehen sich demzufolge
nicht nur auf Pflanzengemeinschaften, sondern auch auf
Eigenheiten einer Landschaft, die sich anhand der Vegetation
nicht oder nur ungenügend beschreiben lassen. In jedem
Fall sollten mithilfe unserer Einheiten Kartierungsarbeiten im
Massstab 1 : 1000 bis 1 : 5000 möglich sein.
Lebensräume der Schweiz
2 Anpassungsfähigkeit
Das gewählte Beschreibungssystem muss unterschiedlich
genaue Beschreibungen zulassen.
Die Tatsache, dass die gesammelten Daten unterschiedlich
präzise sind, stellt ein grosses Hindernis bei der Datenbankverwaltung
dar. Teils sind die Daten sehr ungenau, teils äusserst
ausführlich. Das gewählte hierarchische Verfahren sieht
vier Stufen vor (Codierung mit 1, 2, 3 oder 4 Ziffern). Damit
können alle Beobachtungen, die ungenaueren eingeschlossen,
ohne Informationsverlust Aufnahme finden.
3 Vertrautheit
Das Klassifizierungssystem muss sich für die meisten
Naturkundigen leicht anwenden lassen.
Im gewählten Klassifizierungssystem bezeichnen die ersten beiden
Integrationsstufen (Lebensraumbereiche mit einstelligem
und solche mit zweistelligem Code) Pflanzenformationen und
Landschaftsstrukturen, die sich ohne besondere Vorkenntnisse
im Gelände erkennen lassen. Die untergeordneten Stufen 3
und 4 bezeichnen Landschaftselemente wie «Seeröhricht»,
«Steppenrasen», «Flaumeichenwald» usw., die den meisten
Fachleuten, egal, ob Zoologin oder Botaniker, vertraut
sind. Dies entspricht im klassischen pflanzensoziologischen
Klassifizierungssystem der Stufe der Pflanzenverbände, also
der feinsten Einheiten, die auch der Laie im Gelände noch zu
unterscheiden vermag. Verwechslungen lassen sich dennoch
nie ausschliessen. Im Zweifelsfall ist die Konsultation des
Bestimmungsschlüssels (S. 18 bis 19) unumgänglich.
4 Benutzerfreundlichkeit
Die Beschreibung der Lebensraumeinheiten muss eine
Identifizierung gewährleisten und die wesentlichen
Merkmale darstellen.
Um die Benutzung dieses Handbuchs zu erleichtern, wurde für
jede Lebensraumeinheit eine standardisierte Beschreibung gewählt,
die grundsätzlich auf zwei Seiten Platz finden sollte. Die typologische
Zuordnung beruht auf einer Liste typischerweise anzutreffender
Pflanzenarten (pflanzensoziologische Charakterarten
und ergänzende Kennarten). Das Erscheinungsbild des
Lebensraums wird kurz und knapp beschrieben, es werden
Höhenverbreitung und ökologische Eigenschaften grafisch dargestellt,
jedes Porträt ist mit Verbreitungskarten und einer Liste
von Organismen versehen, die im fraglichen Lebensraum regelmässig
festgestellt werden können (Kennarten). Farbige Fotos,
die typische Aspekte des Lebensraumes und die eine oder andere
typische Art zeigen, begleiten die Texte.
Bei der Beschreibung der Eigenschaften eines Lebensraums liegt
der Akzent auf den Schlüsselkomponenten für dessen Bewertung:
gefährdete Arten, Erhaltungsprobleme, Seltenheitsgrad u.a.
5 Vielseitigkeit
Das Klassifizierungssystem soll die Ansprüche eines möglichst
breiten Benutzerkreises erfüllen.
Eine Typologie erfüllt nur dann ihre Rolle, wenn sie breit akzeptiert
wird, wenn sie also die Anforderungen möglichst vieler
Benutzerinnen und Benutzer erfüllt. Zu diesem Zweck können
in Ergänzung zum Lebensraumcode mithilfe von 12 unabhängigen
Deskriptoren weitere Merkmale erfasst werden. Diese
Deskriptoren, die später noch genauer umschrieben werden, be-
9
ziehen sich auf Struktureigenschaften, Dynamik und Nutzungsart
des Lebensraumes wie auch auf die räumlichen Beziehungen
zu den umgebenden Lebensräumen. Wenn das gemeinsame
Bezugssystem erhalten bleibt, kann bei der Feldarbeit die Auswahl
dieser Deskriptoren selbstverständlich modifiziert werden, damit
sie den besonderen Erfordernissen besser entspricht.
6 Kompatibilität
Das Beschreibungssystem muss mit den Klassifizierungssystemen
in Europa kompatibel sein.
Die meisten in Europa gültigen Klassifizierungssysteme beruhen
ausschliesslich auf pflanzensoziologischen Kriterien. Einige
davon berücksichtigen auch vegetationsfreie Lebensräume,
so etwa das von der Europäischen Union entwickelte Habitat-
Klassifizierungssystem (EUNIS). Eine bestehende Einteilung
zu übernehmen, wäre die naheliegendste Lösung gewesen,
um die Kompatibilität des schweizerischen Systems sicherzustellen.
Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für eine
andere Lösung entschieden: Von den in Europa geltenden
Klassifizierungssystemen hat sich noch keines als allgemein anerkannter
Standard durchgesetzt ; die europäischen Typologien
enthalten zudem eine hohe Zahl von Lebensräumen, die
in der Schweiz nicht vorkommen, was auf jeden Fall eine
Vereinfachung des Einteilungsschlüssels nötig gemacht hätte.
Die gewählte Vorgehensweise ist also «eigenständig», dennoch
ist die Verbindung mit den gängigen europäischen Systemen
durch die Verweise unter der Rubrik «Klassifikation» jederzeit
gewährleistet.
Der Inhalt der Lebensraum-Faktenblätter
Die Verbesserungen der neuen Ausgabe
Der Erfolg der zweiten Ausgabe unserer «Lebensräume der
Schweiz» (Delarze & Gonseth, 2008) hat deutlich gemacht,
dass das Bedürfnis nach einem solchen Instrument tatsächlich
besteht. Das «System TypoCH» ist in der Zwischenzeit bei der
Beschreibung der Lebensräume zum Massstab geworden und
in allen nationalen Datenbanken eingeführt.
Zeit und praktische Erprobung haben jedoch gewisse Mängel
ans Licht gebracht, die in der neuen Ausgabe nach Möglichkeit
korrigiert wurden. Einige Bezeichnungen wurden angepasst,
die aktuell gültigen Roten Listen wurden durchgängig berücksichtigt.
Anderseits wurden auch die Artenlisten verfeinert, es
wurden Angaben zum Gefährdungsstatus (Rote Liste) und
zur Regenerationsfähigkeit für alle Lebensräume hinzugefügt,
und der Abgleich mit anderen Lebensraumklassifikationen der
Schweiz und des Auslands wurde aktualisiert.
Gewählte Klassifizierung
Die hier beschriebenen Lebensraumtypen sind in 39 Lebensraumgruppen
(Gruppe strukturell verwandter Lebensräume)
und 9 Lebensraumbereichen (Formationen, Landschaftsstrukturen)
zusammengefasst: Letztere sind:
1 Gewässer (aquatische Lebensräume)
2 Ufer und Feuchtgebiete (Nassfluren und Moore)
3 Gletscher, Fels, Schutt und Geröll (mineralische Rohböden)
4 Grünland (Naturrasen, Wiesen und Weiden)
5 Krautsäume, Hochstaudenfluren und Gebüsche
6 Wälder
7 Pioniervegetation gestörter Plätze (Ruderalstandorte)
8 Pflanzungen, Äcker und Kulturen
9 Bauten und Anlagen (ohne Vegetation)
Das pflanzensoziologische System stützt sich bei der
Zuordnung nachrangiger Elemente zu ranghöheren Einheiten
(Ordnung, Klasse) auf den Grad floristischer Verwandtschaft.
Unsere Einteilung der Lebensraumtypen beruht hingegen
auf physiognomischen Ähnlichkeiten. In diesem Sinne werden
beispielsweise alle Gebüschformationen in einem einzigen
Abschnitt (5.3) behandelt, ungeachtet ihrer floristischen
Verwandtschaft zu bewaldeten (6.1, 6.2, …) oder krautigen
Formationen (5.2, …).
Des Weiteren erlaubt unser System jedem Naturforscher, den
Lebensraum, den er untersucht, der passenden Gruppeneinheit
zuzuordnen, selbst wenn seine Kenntnisse nicht
ausreichen, um die Einheit pflanzensoziologisch korrekt anzusprechen.
So werden die strukturellen Gemeinsamkeiten der
Einheiten einer Gruppe betont, was insbesondere im Hinblick
auf die Fauna von Bedeutung ist.
Die angehängte 0 steht für Lebensraumeinheiten ohne
Vegetation, oder sie markiert Einheiten, in denen eine
Vegetation normalerweise nicht spontan auftritt: 1.1.0 =
Stehende Gewässer ohne Vegetation ; 2.1.0 = Ufer ohne
Vegetation ; 5.3.0 = Naturferne Pflanzung (zum Beispiel Thuja-
Hecke) ; 6.0 = Aufforstung usw.
Faktenblätter der Lebensraumgruppen
(numerischer Code x.y)
Im Faktenblatt einer Lebensraumgruppe werden die allgemeinen
Merkmale der im Abschnitt zusammengefassten
Lebensraumtypen skizziert. Hier erhält man Auskunft über
deren Stellung innerhalb des Klassifizierungssystems. Jedes
Faktenblatt enthält die folgenden Rubriken:
• Aussehen und Strukturmerkmale
Unter dieser Rubrik werden die Charakterzüge, die einer
Lebensraumgruppe gemeinsam sind, ihre wesentlichen ökologischen
Eigenheiten und die prägenden Strukturmerkmale
beschrieben. Es werden die dynamischen und räumlichen
Verbindungen zu anderen Lebensraumtypen angesprochen
und die Hauptgründe für die vorgenommene Einordnung
ins System genannt.
• Biologische Merkmale
Unter diesem Titel werden typische Anpassungen und
Erscheinungsformen der Lebenswelt der Lebensraumgruppe
aufgelistet. Dazu enthält die Rubrik auch eine Auswahl von
bezeichnenden Arten, die in einer Vielzahl der Lebensräume in
der Gruppe vorkommen und von deren Strukturen profitieren.
Die 3. Auflage liefert nun auch eine Liste von Pflanzenarten für
die gesamte Gruppe. Dabei handelt es sich um eine Auswahl,
welche die gesamte Variationsbreite der Lebensraumgruppe
widerspiegelt und somit ihre Identifikation ermöglicht, ungeachtet
dessen, in welcher Untereinheit man sich befindet.
Es wurden in erster Linie Sippen ausgewählt, die in allen
Lebensraumtypen vorkommen. Zusätzlich sind oft auch
wichtige diagnostische Arten einer spezifischen Untereinheit
aufgelistet, damit diese ebenfalls der richtigen Gruppe zugeordnet
werden kann. Es besteht somit kein Widerspruch,
wenn auf der Ebene der Lebensraumgruppe bereits Kennarten
eines Lebensraumtyps vorgefunden werden.
• Einteilung
Die ökologischen Faktoren, welche die Lebensraumtypen
innerhalb der Gruppe voneinander abgrenzen, werden aufgezählt,
und die Lebensraumtypen werden mit Angabe
ihrer pflanzensoziologischen Entsprechung aufgelistet. Das
Symbol zeigt an, dass die Einheit in einem Faktenblatt
10
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
ausführlich vorgestellt wird. Zusätzlich werden auch weitere
wichtige Untereinheiten aufgelistet. Kommentare über
wichtige Beziehungen zu anderen Gruppen (im Rahmen der
pflanzensoziologischen Klassen) vervollständigen die Rubrik.
• Bezeichnung
Die Bezeichnung einer Gruppe kann auf verschiedene Weise
geschehen, je nach Zweck, den man verfolgt. In Texten wird
üblicherweise die wissenschaftliche oder umgangssprachliche
Bezeichnung verwendet. In einer Datenbank ist der
numerische Code zweckmässiger, wenn bei der Dateneingabe
ein Kontrollsystem vorhanden ist, das eine automatische
Überprüfung der eingespeisten Information erlaubt. Leider
haben beide Vorgehensweisen ihre Tücken: Im Feld oder auf
einer Karte sind ausgeschriebene Namen nicht sehr praktisch ;
wer anderseits die Bedeutung der Codes nicht im Gedächtnis
gespeichert hat, kann damit nichts anfangen. Um solche
Schwierigkeiten zu umgehen, schlagen wir für die 9 Bereiche
und 39 Gruppen der Lebensraumtypologie eine dritte Variante
vor, nämlich die von Vust (1998) konzipierten Ideogramme. Ihr
wichtigster Vorzug besteht darin, dass sie auf engstem Raum
Präzision und leichten Zugang zu den Informationen vereinen.
Die kleinen grafischen Symbole sind für alle verständlich. Am
Beispiel der Einheit «Wärmeliebender Trockenrasen» seien die
verschiedenen Bezeichnungsmöglichkeiten vorgeführt:
Bezeichnung: Wärmeliebender Trockenrasen
Numerischer Code: 4.2
Ideogramm: 9
Faktenblatt der Lebensraumtypen
(mit numerischen Codes x.y.z oder x.y.z.a)
In den Faktenblättern der einzelnen Lebensraumtypen werden
all jene Lebensräume vorgestellt, die wir als typologische
Grundeinheiten angenommen haben. Jedes Faktenblatt ist
wiederum nach einem standardisierten Raster in Rubriken
eingeteilt.
• Aussehen und Ökologie
Die physiognomische Beschreibung ergibt eine Art «Suchbild»
des Lebensraumtyps, damit er im Feld leicht erkannt werden
kann: Gesamtbild, Vegetationsstruktur (Schichtung,
Lebensformen), typische «Stimmung», vorherrschende
Farben usw. Dabei werden die Unterschiede ähnlich aussehender,
verwandter Lebensräume betont. Eine Grafik zeigt
die Höhenverbreitung, ein Ökogramm gibt Auskunft über den
Feuchte- (Y-Achse) und den Säurebereich des vorherrschenden
Substrats (X-Achse).
Die ökologischen Hinweise gelten den wichtigsten Standortbedingungen:
Boden, Mikroklima, Dynamik usw. Betont wird
das, was eng verwandte Einheiten unterscheidet. Eine Grafik
zeigt die Höhenverbreitung, ein Ökogramm gibt Auskunft
über den Feuchte- (Ordinate) und den Säurebereich des vorherrschenden
Substrats (Abszisse).
Die Angaben zur Höhenverbreitung beziehen sich hauptsächlich
auf die Alpennordseite. Auf der Südseite der Alpen sind in
gewissen Fällen Verschiebungen von über 100 m nach oben
festzustellen.
Die Feuchtigkeit-Säuregrad-Ökogramme basieren auf Erfahrungswerten
über die Ökologie der Pflanzengesellschaften
der jeweiligen Lebensraumeinheit (vgl. Ellenberg & Klötzli
1972 ; Steiger 2010 für die Waldformationen). Wo entsprechende
Daten fehlen, greifen wir auf die ökologischen
Zeigerwerte (nach Landolt 1977) der für die Einheit typischsten
Gefässpflanzen zurück.
Lebensräume der Schweiz
• Beziehung zum Menschen
Viele Lebensgemeinschaften stehen unter dem Einfluss
menschlicher Aktivitäten. Dies trifft natürlich vor allem auf
die Vegetation der Ruderal- und Ackerstandorte zu, aber auch
auf die meisten offenen, waldfreien Fluren – wären nicht die
regelmässigen Eingriffe des Menschen und seiner Nutztiere,
würden solche Flächen verbuschen und verwalden.
Sofern bekannt, werden in dieser Rubrik die anthropogenen
Einflussgrössen genannt, die den Standort prägen, ebenso
nachhaltige Nutzungsformen für die langfristige Erhaltung des
Lebensraums (traditionelle Bewirtschaftungsformen usw.).
• Ansprache und Abgrenzung
Diese Rubrik führt Merkmale an, die einen Lebensraum trotz
seines Aussehens oder seiner floristischen Ähnlichkeiten von
anderen unterscheiden.
Es wird hier auch auf Formen, die vom Standardtyp der Einheit
abweichen, und auf Mischformen mit anderen Lebensraumtypen
(Übergänge, Mosaike usw.) hingewiesen.
• Klassifikation
Die Pflanzensoziologie ist der floristischen und ökologischen
Beschreibung von Pflanzengemeinschaften gewidmet. In der
Vegetation widerspiegeln sich die vorherrschenden abiotischen
Verhältnisse (Klima, Boden, menschliche Einflüsse usw.) und zugleich
die trophischen und lebensraumgliedernden Grundlagen
der Lebensgemeinschaften, woraus sich schliessen lässt, dass
zwischen dem pflanzlichen Artengefüge und allen anderen
Komponenten des Ökosystems generell eine enge Verbindung
besteht. Dies erlaubt es auch, jeder typologischen Einheit,
mit Ausnahme der vegetationslosen Lebensräume (Höhlen,
Gletscher u.a.), eine pflanzensoziologische Einheit zuzuordnen.
Weiter gestattet diese Übereinstimmung die Verknüpfung
mit anderen Klassifikationssystemen, die vorwiegend auf
der Pflanzensoziologie basieren. Dies zeigt sich auch an der
Verknüpfung zu den in der EU verwendeten EUNIS-Einheiten.
Konsens zu pflanzensoziologischen Einheiten besteht unter
Fachleuten am ehesten auf der Stufe des Verbands (auch Allianz
genannt und mit der Endsilbe -ion gekennzeichnet). In der Tat
entspricht diese Stufe der Systematik der intuitiven Abgrenzung
eines Lebensraumes anhand seines Erscheinungsbildes und
der dominanten Arten. Die übergeordneten und die untergeordneten
taxonomischen Stufen (Ordnungen oder Klassen
bzw. Assoziationen oder Gesellschaften) setzen hingegen eine
genaue floristische Bestandsaufnahme voraus, und über die
korrekten Zuordnungen sind sich selbst die Spezialisten oft
nicht einig. Die Stufe des Verbandes erscheint uns somit als
die zweckmässigste Arbeitsebene, die von der Mehrheit der
Pflanzensoziologen und auch von anderen Naturforschenden
akzeptiert ist.
Deshalb werden die typologischen Einheiten meistens auf
einen Verband bezogen. In gewissen Fällen wurden Verbände,
die einander sehr nahe stehen, zu einer einzigen Einheit
zusammengefasst (z.B. die verschiedenen Verbände des
Littoretea), wobei die häufigere Allianz für die Bezeichnung
der Einheit massgebend war. Im Gegensatz dazu wurden
einige Einheiten mit klar abgrenzbarem Erscheinungsbild oder
spezieller Ökologie nach einer Unterallianz (Alnenion viridis),
einer Assoziation (Sphagno-Piceetum) oder gar einer Fazies
(Pteridium-Flur) benannt.
Wo Missverständnisse ausgeschlossen werden können, wurde
die gängige, vereinfachte Bezeichnung übernommen (z.B.
Bidention statt Bidention tripartitae). Im Abschnitt über die
Klassifikation findet sich immer die vollständige syntaxonomische
Bezeichnung. Da noch kein allgemein anerkanntes
Referenzwerk zur Verfügung steht, haben wir bei der Benennung
11
verschiedene Quellen hinzugezogen. Die Hauptreferenzen für
Namen und Code werden mit Kürzel wiedergegeben:
COR 1991 Commission of the European Communities
(1991). Gegebenenfalls ist der Code Corine
vom Code Natura 2000 gefolgt.
Ell 2010 Ellenberg & Leuscher (2010).
OBE 2001 Oberdorfer (2001).
MGW 1993 Mucina et al. (1993).
E & K 1972 Ellenberg & Klötzli (1972).
STE 2010 Steiger (2010).
FA 2004 Aeschimann et al. (2004)
PS Phytosuisse (Prunier et al. 2014)
EUNIS Habitat-Klassifizierung EUNIS der Europäischen
Union (http://eunis.eea.europa.eu).
Es werden in dieser Rubrik auch wesentliche Synonyme genannt,
allenfalls divergierende Auffassungen über die Definition
des Syntaxons erläutert und die mit der Einheit verknüpften
Verbände aufgeführt. Weil solche Kommentare vor allem die
Fachleute interessieren, haben wir uns dabei absichtlich kurz
gehalten. Auf Monografien zum Syntaxon wird nicht hingewiesen.
Leserinnen und Leser, die für die Schweiz genauere
Informationen über die verschiedenen Pflanzengesellschaften
und die vorhandene Literatur zum Thema suchen, verweisen
wir auf die Informationen auf den Websiten für TypoCH und
Phytosuisse bei www.infoflora.ch/de/lebensraeume/.
• Kennarten
Die aufgelisteten Arten sind nach ihrer taxonomischen
Zugehörigkeit gruppiert. Bei der Nomenklatur stützen wir uns
auf folgende Referenzwerke.
Flechten Clerc & Truong (2012)
Moose Meier et al. (Stand 2013)
Pflanzen Aeschimann & Heitz (2005)
ergänzt durch die Nomenklatur von Info Flora
bei Neophyten
Grosspilze Deutsche Gesellschaft für Mykologie: Pilzkartierung
(2000) (http://brd.pilzkartierung.de/)
Netzflügler Aspöck et al. (2001)
Geradflügler Coray & Thorens (2001)
Eintagsfliegen Sartori & Landolt (1999)
Köcherfliegen Fauna Europaea (2007)
Steinfliegen Fauna Europaea (2007)
Bienenartige Schwarz et al. (1996)
Ameisen Neumeyer & Seifert (2005)
Tagfalter Karsholt & Razowski (1996)
Käfer Löbl & Smetana (2003, 2004, 2006)
Mollusken Falkner et al. (2002)
Fische Zaugg et al. (2003)
Amphibien
und Reptilien Meyer et al. (2014)
Vögel Volet et al. (2000)
Säugetiere Hausser (1995)
Bei den Pflanzen, die bei der Identifikation einer Einheit eine
wesentliche Rolle spielen, wurden besonders typische Arten,
die selten in anderen Lebensräumen vorkommen, mit gefüllten
Bildsymbolen gekennzeichnet ( ). Es handelt sich dabei
um Charakterarten im pflanzensoziologischen Sinne.
Mit Umrisssymbolen ( ) werden Arten bezeichnet, die weniger
eng an einen Standort gebunden sind: Sie haben dort
zwar einen Verbreitungsschwerpunkt, werden aber auch in
anderen Biotoptypen angetroffen. Dies trifft im Allgemeinen
auch auf die aufgelisteten Tierarten zu.
Mit fetter Schrift sind Arten markiert, die häufig dominieren und
die Physiognomie eines Lebensraums beeinflussen. Mit einem
12
Stern bezeichnete Arten stehen auf einer Roten Liste (sind also
«stark gefährdet», «vom Aussterben bedroht» oder bereits «ausgestorben»).
Ein hochgestelltes n bezeichnet exotische Arten. Es
handelt sich zum grössten Teil um Neophyten (die in Europa erst
nach 1500 erstmals aufgetreten sind), aber auch um europäische
Pflanzen, die in der Schweiz nicht heimisch sind und erst vom
Menschen eingeführt wurden, egal, ob mit Absicht oder nicht.
Die getroffene Auswahl erhebt keinerlei Anspruch auf
Vollständigkeit ; sie gibt lediglich den Stand unseres – oft
lückenhaften – Wissens wieder. Unser Handbuch soll ja die
Beschreibung der Lebensräume erleichtern, in denen faunistische
oder floristische Beobachtungen gemacht werden, und
unsere Kenntnisse über die Tier- und Pflanzenwelt vermehren
(vgl. Abschnitt «Wie wird die Information codiert?», Seite 20).
• Biologische Werte
Dieser Abschnitt ist den seltenen Arten vorbehalten, die
hauptsächlich, wenn nicht gar ausschliesslich, im betreffenden
Lebensraumtyp vorkommen. Sie erscheinen in den
Roten Listen mehrheitlich unter den Kategorien «verletzlich»
(VU), «stark gefährdet» (EN), «vom Aussterben bedroht»
(CR) oder «ausgestorben» (RE). Für die Einschätzung der
Biotopwertigkeit wird der Ökologe also besonders auf die
Anwesenheit solcher Arten achten.
Es werden ferner Angaben über die Bedeutung des
Lebensraumes für die Fauna gemacht (Nahrungsquellen,
Refugien usw.) sowie über biologische Prozesse und weitere
wertvolle Elemente und Eigenheiten eines Habitats,
die von besonderem naturwissenschaftlichem Interesse sind
(Hochmoore sind zum Beispiel wichtige Pollenarchive).
• Ökologische Ansprüche und Gefährdungen
Dieser Abschnitt behandelt die Faktoren, auf die der
Lebensraum anfällig ist, und unterstreicht, dass solchen
Einflüssen Rechnung zu tragen ist, wenn der fragliche
Lebensraumtyp erhalten bleiben soll.
In dieser Rubrik werden die häufigsten Gründe für die
Verarmung oder Zerstörung des Lebensraumtyps erwähnt ; es
wird insbesondere auf die Bewirtschaftungsformen hingewiesen,
die einer langfristigen Erhaltung abträglich sind.
Die Entwicklungszeit (bzw. Regenerationsdauer nach einer
starken Störung) von Lebensräumen ist ein wichtiges
Kriterium, um die Umweltverträglichkeit eines Eingriffes zu
beurteilen. Der Code R gibt die Grössenordnung der benötigten
Regenerationszeit der Lebensräumen an.
R = 1 weniger als 5 Jahre
R = 2 5–10 Jahre
R = 3 10–25 Jahre
R = 4 25–50 Jahre
R = 5 50–200 Jahre
R = 6 mehr als 200 Jahre
• Zustand in der Schweiz
Die letzte Rubrik gilt der aktuellen Verbreitung einer Einheit
in den Teilflächen des Verbreitungsatlas der Farn- und
Blütenpflanzen der Schweiz (Welten & Sutter 1982). Es
gibt zu jedem Lebensraum zwei Karten, die erste zeigt das
Verbreitungspotenzial der Einheit, die zweite ihre aktuelle
Verbreitung in der Schweiz.
Die meisten dieser Karten sind aufgrund der Verbreitung der
Charakterarten und übrigen Kennarten der jeweiligen pflanzensoziologischen
Einheit erstellt worden, und zwar nach
dem folgenden Verfahren:
1) Zunächst wurde für jede der 596 Teilflächen des Atlasses
die Summe aller gemeldeten Charakterarten eines bestimmten
Lebensraums berechnet (gestützt auf Literaturangaben,
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Beispiel für eine Karte zur potenziellen Verbreitung (Einheit 1.3.1
Adiantion): Das Maximum an Arten des Adiantion wurde in der Teilfläche
Nr. 812 im Atlas von Welten & Sutter beobachtet (gewichtete Summe
= 3,2 – das entspricht einem Ergebnis von 100 % = schwarz). Für die
Teilfläche Nr. 111 ist nur die Hälfte der Arten nachgewiesen (Ergebnis
50 %, mittleres Grau). In der Teilfläche Nr. 183 ist keine Art des Adiantion
je beobachtet worden (Wert 0 % = weiss).
Karte zur aktuellen Verbreitung des Adiantion: Die Teilfläche Nr. 812
erreicht nur noch ein Ergebnis von 78 % (dunkelgrau), weil mehrere
Arten bedroht oder bereits verschwunden sind (keine Beobachtungen
mehr seit 1980). In Teilfläche Nr. 111 fällt das Ergebnis auf 4 % (weiss),
die Flora des Adiantion ist aus diesem Gebiet fast völlig verschwunden
(eine einzige Art wurde in jüngerer Zeit beobachtet). Das Ergebnis der
Teilfläche Nr. 183 bleibt selbstverständlich bei null.
Herbarbelege oder Feldbeobachtungen, einschliesslich der
neuesten Meldungen, die bei Info Flora eingegangen sind). Bei
dieser Berechnung erhielten die Charakterarten einer Einheit
(Liste mit Schwarzem Kleeblatt) den Gewichtungskoeffizienten
1,0, während die übrigen Kennarten (Begleitarten, die dem
Lebensraum weniger strikte zuzuordnen sind ; Liste mit weissem
Kleeblatt) einen Gewichtungskoeffizienten von 0,2 erhielten.
Das Total der artenreichsten Teilfläche entspricht dem
beobachteten Maximum.
2) Für die Karte der potenziellen Verbreitung wurde für
jede Teilfläche der prozentuale Anteil der ausgezählten Arten
berechnet, gemessen am beobachteten Maximum. Der errechnete
Wert, der zwischen 0 und 100 liegt, ergibt den
potenziellen Grad des Auftretens einer Einheit in der beurteilten
Region. Es sei aber darauf hingewiesen, dass eine solche
Schätzung nicht verrät, welche Fläche eine Einheit in einer
bestimmten Region effektiv belegt. Sie zeigt lediglich die
Präsenz bzw. den Anteil der darin vorkommenden Kennarten
der Einheit. Im Allgemeinen sind aber Häufigkeit der Einheit
und Anzahl der vorkommenden Kennarten korreliert, sofern
die Gesamtzahl der beteiligten Arten gross genug ist. Bei
Einheiten mit wenigen Kennarten wurden die Karten anhand
anderer Informationsquellen, etwa pflanzensoziologischer
Karten, Monografien u.a. (vgl. unten), manuell berichtigt.
3) Die Karte zur heutigen Verbreitung wurde nach dem
gleichen Verfahren erstellt, wobei zunächst die Herbarbelege
und alle vor 1980 erschienene Literatur eliminiert wurden. Die
übrigen Daten wurden dann je nach regionalem Zustand der
Arten gemäss Roter Liste (Moser et al. 2002) neu gewichtet.
Diese Neugewichtung, die den Beitrag der am meisten gefährdeten
Arten reduziert, ergibt Artenzahlen für jede Teilfläche,
die gegenüber der potenziellen Einschätzung geringer oder
höchstens gleich gross sind. Der Unterschied zwischen beiden
Werten widerspiegelt den Rückgang eines Lebensraums in einer
Teilfläche. Ein hoher Gefährdungsgrad (gemäss regionaler
Roter Liste) entspricht einem Rückgang der Fläche oder einem
Niedergang des Lebensraums, in dem eine bestimmte Art lebt.
Wir haben also die gefährdeten Arten bei der Berechnung des
Werts der aktuellen Verbreitung schwächer gewichtet. Die
Gewichtungsfaktoren sind die folgenden:
Regionaler Status IUCN-Code Gewichtung
vom Aussterben bedroht CR 0,10
stark gefährdet EN 0,30
verletzlich VU 0,80
potenziell gefährdet NT 0,95
nicht gefährdet LC 1,00
Lebensräume der Schweiz
Auf den Karten entspricht die Graustufe dem Grad potenzieller
oder aktueller Verbreitung, gemessen am beobachteten
Maximum. Die Gradierung umfasst 16 Stufen und geht von Weiss
(0 %) bis Schwarz (100 %, beobachtetes Maximum). Aus drucktechnischen
Gründen wurde das volle Schwarz auf den Karten
von grossflächig und weit verbreiteten Lebensräumen durch ein
dunkles Grau ersetzt (vgl. z.B. 4.5.1 Arrhenatherion u.a.).
Durch die manuellen Nachbesserungen, die je nachdem recht
umfangreich ausfielen, sollten offensichtliche Artefakte entfernt
werden, zum Beispiel Verzerrungen, die auf eine zu starke
floristische Vertretung der grossen urbanen Zentren zurückzuführen
waren ; zudem wurden weitere Informationsquellen
über die Verbreitung der Lebensräume ausgewertet. Solche
Daten liegen glücklicherweise gerade für die Lebensräume
vor, die arm an eigentlichen Kennarten sind und für die das
beschriebene Verfahren nicht sehr befriedigende Ergebnisse
liefert. Dies ist zum Beispiel für zahlreiche Waldgesellschaften
der Fall. Die Karten zu diesen Lebensräumen stützen sich im
Wesentlichen auf Ellenberg & Klötzli (1972), Steiger (2010)
und Hegg, Béguin & Zoller (unveröffentlicht). Die Karten zu
den verschiedenen Lebensraumeinheiten der Fliessgewässer
schliesslich wurden durch eine modellierte Verteilung der
für diese Habitate charakteristischen Tierarten erstellt, das
Ergebnis dann in Funktion zur Dichte des hydrografischen
Gebietsnetzes ausgedrückt (Massstab 1 : 25 000). Da sich die
Struktur dieses Netzes im Laufe der Zeit nicht verändert hat,
war eine einzige Karte ausreichend.
Die kartografische Information über den Entwicklungstrend
der Lebensräume wird in der Rubrik durch einige Hinweise auf
den Zustand der typischen, seltensten Arten ergänzt.
Die Lebensräume, die auf nationaler Ebene unter besonderem
Schutz stehen (schützenswerte Lebensräume im Sinne der
Bundesverordnung über den Natur- und Heimatschutz NHV
vom 16. Januar 1991) werden nachfolgend mit dem Kürzel
NHV nach dem Titel der Rubrik gekennzeichnet.
Der Gefährdungsgrad auf nationaler Ebene wird gemäss der
Roten Liste der Lebensräume der Schweiz (Delarze et al. 2013)
angegeben. Es werden die folgenden Gefährdungskategorien
unterschieden:
CR vom Aussterben bedroht (critically endangered)
EN stark gefährdet (endangered)
VU verletzlich (vulnerable)
NT potenziell gefährdet (near threatened)
LC nicht gefährdet (least concern)
Falls die Rote Liste noch Untereinheiten mit abweichenden
Gefährdungskategorien unterscheidet, werden sie am Ende
der Rubrik erwähnt.
13
Entsprechungen zwischen Smaragd-Gebieten und Habitaten nach Natura 2000
Smaragd: Code der in der Schweiz vorhandenen Habitate, die gemäss Resolution Nr. 4 (1996) des Ständigen Ausschusses der
Berner Konvention besondere Schutzmassnahmen erfordern (Smaragd-Netzwerk). NHV: Schutzwürdige natürliche Lebensräume
gemäss Bundesverordnung über den Natur- und Heimatschutz. Natura 2000: Code der in der Schweiz vorhandenen Habitate, die
im Anhang 1 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union verzeichnet sind (Naturschutz-Netzwerk Natura 2000).
Die Smaragd-Einheiten entsprechen jeweils nur teilweise (p.p.) den Einheiten vom Buch «Lebensräume der Schweiz», ausser in
Einzelfällen, welche durch fett geschriebene Codes erkennbar sind.
Lebensräume der Schweiz NHV Smaragd
Bemerkungen Natura Bemerkungen
Smaragd 2000 Natura 2000
1.1.1 Charion x C1.1, C1.25, C1.4, C2.19 3140
1.1.2 Potamion x C1.1, C1.33, C1.4 3150
1.1.3 Lemnion x
C1.222, C1.223, C1.224,
C1.32
pro parte 3150
1.1.4 Nymphaeion x C1.1, C1.3411, C1.3413, C1.4 pro parte
1.2.1 Ranunculion fluitantis x
C2.1A, C2.1B, C2.18, C2.33,
C2.34
3260
1.2.2 Fontinalidion antipyreticae x
C2.1A, C2.1B, C2.18, C2.25,
C2.26, C2.27, C2.28
3260
1.2.3 Scapanion undulatae
C2.18, C2.25, C2.26, C2.27,
C2.28
1.2.4 Dermatocarpion rivulorum C2.18, C2.25, C2.26, C2.27
1.2.5 Temporärer Wasserlauf 3220 pro parte
1.3.1 Adiantion x
1.3.2 Cratoneurion x C2.12, C2.19 7220 pro parte
1.3.3 Cardamino-Montion x
2.1.1 Sphagno-Utricularion x C.1.1, C1.4
2.1.2.1 Phragmition x
2.1.2.2 Phalaridion x
2.1.3 Littorellion x C3.41 3130
2.1.4 Glycerio-Sparganion x
C2.1A, C2.1B, C2.27, C2.28,
C2.33, C2.34
2.2.1.1 Magnocaricion x D5.2
2.2.1.2 Cladietum x D5.2 7210
2.2.2 Caricion fuscae x
2.2.3 Caricion davallianae x D4.1 7230
2.2.4 Caricion lasiocarpae x C1.4, D1.11, D2.3
7140
7150
2.2.5 Caricion bicolori-atrofuscae x D4.2 7240
2.3.1 Molinion x E3.5 6410
2.3.2 Calthion x E3.4
2.3.3 Filipendulion x E5.4 6430
2.4.1 Sphagnion magellanici x D1.11, X04
7110
7120
2.5.1 Nanocyperion x C3.51 pro parte 3130 pro parte
2.5.2 Bidention x 3270
3.1.1 Gletscher H4.2 8340
3.1.2 Blockgletscher H4.3
3.2.1.0 Alluvion ohne Vegetation C3.62
3.2.1.1 Epilobion fleischeri x C3.55 3220
3.2.2.0 Moräne ohne Vegetation
3.3.1.1 Kalkschutt ohne Gefässpflanzen H2.4 8120
3.3.1.2 Thlaspion rotundifolii x H2.4 8120
3.3.1.3 Drabion hoppeanae x H2.4 8120
3.3.1.4 Petasition paradoxi x H2.4
8120
8160
3.3.1.5 Stipion calamagrostis H2.6
8130
8160
3.3.2.1 Silikatschutt ohne Gefässpflanzen H2.3 8110
3.3.2.2 Androsacion alpinae x H2.3 8110
14
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Lebensräume der Schweiz NHV Smaragd
Bemerkungen Natura Bemerkungen
Smaragd 2000 Natura 2000
3.3.2.3 Galeopsion segetum x H2.3 8150
3.4.1.1 Kalkfels ohne Gefässpflanzen H3.2
3.4.1.2 Potentillion H3.2 8210
3.4.1.3 Cystopteridion H3.2
3.4.2.1 Silikatfels ohne Gefässpflanzen H3.1
3.4.2.2 Androsacion vandellii H3.1 8220
3.4.2.3 Asplenion serpentini x H3.2
3.5 Höhlen H1 8310 pro parte
4.1.1 Alysso-Sedion x E1.11, E1.12 6110
4.1.2 Drabo-Seslerion H3.511 8240
4.1.3 Sedo-Veronicion x E1.11, E1.9 8230
4.1.4 Sedo-Scleranthion E1.11 8230
4.2.1.1 Stipo-Poion
x
4.2.1.2 Cirsio-Brachypodion
x
E1.2 6240
4.2.2
4.2.3
Xerobromion
Diplachnion
x
x E1.2 6210
4.2.4 Mesobromion
x
4.3.1 Seslerion E4.4 6170
4.3.2 Caricion firmae E4.4 6170
4.3.3 Caricion ferrugineae x E4.4 6170
4.3.4 Elynion x E4.4 6170
4.3.5 Nardion E4.3 6230 pro parte
4.3.6 Festucion variae E4.3 6150
4.3.7 Caricion curvulae E4.3 6150
4.4.1 Arabidion caeruleae x E4.12 6170
4.4.2 Salicion herbaceae x E4.11 6150
4.5.1 Arrhenatherion E2.2
4.5.2 Polygono-Trisetion E2.3 6520
4.5.3 Cynosurion X09
5.1.1 Geranion sanguinei x
5.1.3 Convolvulion E5.4 6430
5.1.4 Petasition officinalis E5.4
5.1.5 Aegopodion + Alliarion x E5.4
5.2.3 Calamagrostion E5.5
5.2.4 Adenostylion E5.5 6430
5.3.2 Berberidion x F3.12, F3.16 5110 pro parte
5.3.6 Salicion elaeagni x F9.1
3230
3240
5.3.7 Salicion cinereae x
5.3.8 Salicenion waldsteinianae F2.32 4080
5.4.1 Calluno-Genistion x E1.71, F4.2 4030
5.4.2 Juniperion sabinae x 4030
5.4.3 Ericion x F2.41, F2.42 4070
5.4.4 Juniperion nanae x 4060
5.4.5 Rhododendro-Vaccinion x F2.22 4060
5.4.6 Loiseleurio-Vaccinion x 4060
6.1.1 Alnion glutinosae x
6.1.2 Salicion albae x G1.11 91E0
6.1.3 Alnion incanae x G1.12 91E0
6.1.4 Fraxinion x G1.21 91E0
6.2.1 Cephalanthero-Fagenion x G1.6 9150
6.2.2 Luzulo-Fagenion G1.6 9110
6.2.3 Galio-Fagenion G1.6 9130
6.2.4 Lonicero-Fagenion G1.6 9130
6.2.5 Abieti-Fagenion G1.6 9140
6.3.1 Lunario-Acerion x G1.A4 9180
6.3.2 Tilion platyphylli x G1.A4 9180
Lebensräume der Schweiz
15
Lebensräume der Schweiz NHV Smaragd
6.3.3 Carpinion x G1.A1
6.3.4
6.3.5
Quercion pubescenti-petraeae
Orno-Ostryon
x
x
G1.7
G1.7
Bemerkungen
Smaragd
Natura
2000
9160
9170
6.3.6 Quercion robori-petraeae G1.8
6.3.7 Kastanienwald G1.7 9260
6.3.8
Laubwald mit immergrünen
Sträuchern
G1.7
6.4.1 Molinio-Pinion x G3.44
6.4.2 Erico-Pinion sylvestris x G3.44
6.4.3 Ononido-Pinion x G3.43
6.4.4 Dicrano-Pinion x
6.5.1
6.5.2
6.5.3
Betulion pubescentis
Ledo-Pinion
Sphagno-Piceetum
x
x
x
G1.51
G3.E
G3.E
91D0
91D0
91D0
Bemerkungen
Natura 2000
6.6.1 Abieti-Piceion x G3.1B, G3.1C 9410 pro parte
6.6.2 Vaccinio-Piceion G3.1B, G3.1C 9410
6.6.3 Larici-Pinetum cembrae
6.6.4 Lärchenwald
x G3.21, G3.22 9420
6.6.5 Erico-Pinion mugo x G3.31, G3.32 9430
7.1.1 Agropyro-Rumicion x
7.1.5 Onopordion x
7.1.7 Rumicion alpini E5.5
Auf europäischer Ebene werden zahlreiche natürliche
Lebensräume auch vom Smaragd-Netzwerk erfasst, das unter
der Ägide der Berner Konvention (Resolution Nr. 4/1996) geschaffen
wurde. Sie werden im Folgenden mit dem Kürzel S
nach dem Rubrikentitel markiert. Habitate, die von der Fauna-
Flora-Habitat-Richtlinie (FFH, Anhang 1) der Europäischen
Union erfasst werden, sind durch den Code Natura 2000
(N 2000) in der Rubrik «Klassifikation» nach dem EUNIS-Code
gekennzeichnet.
Die Typologien, auf die sich diese Regelungen stützen, stimmen
im Wesentlichen mit denen des vorliegenden Buches
überein. Es gibt indessen feine Unterschiede, vor allem sind
die Codierungssysteme nicht dieselben. Die Tabelle auf den
folgenden Seiten zeigt die Entsprechungen.
Wie werden die Lebensräume identifiziert?
Es ist nicht einfach, die verschiedenen Lebensräume in der
Landschaft zu identifizieren, denn es existieren zahlreiche
Mischungen und Übergänge. Daher ist es empfehlenswert,
die Ansprache immer wieder zu üben und sich auf diese
Weise nach und nach eine Übersicht zu verschaffen.
Gelegentlich trifft man eine gute, typische Ausprägung eines
Lebensraumtyps an, aber in den meisten Fällen existieren eher
Mischungen, Übergange oder Mosaike von Typen, sodass sich
einem untersuchten Landschaftsausschnitt selten ein einzelner
Lebensraumtyp eindeutig zuordnen lässt.
Das Klassifikationssystem TypoCH erlaubt es, die Lebensraumansprache
auf zwei verschiedenen Wegen anzugehen.
Top-down-Ansatz
Schritt Beschreibung Benötigte botanische Kenntnisse
1 Es wird zunächst versucht, die Lebensraumbereiche (= LB, erste
Dezimalstufe, z.B. 4) zu identifizieren. Eine Hilfe dazu liefert der
Schlüssel für Lebensraumbereiche (S. 18). Dazu sind kaum botanische
Artenkenntnisse nötig, es müssen jedoch die dominierenden
Lebensformen in der Vegetation eingeschätzt werden können (z.B.
Bäume, Zwergsträucher, Grasartige).
2 Anschliessend sucht man sich eine passende Lebensraumgruppe (zweite
Dezimalstufe, z.B. 4.2) aufgrund der Beschreibungen zu «Aussehen und
Strukturmerkmale» der Lebensraumgruppen oder mithilfe des Schlüssels
für Lebensraumgruppen (S. 18 ff.).
3 Auf den meisten Faktenblättern der Lebensraumgruppen wird in einem
Kasten die «Einteilung» erläutert, um sich damit dem Lebensraumtyp
zu nähern (dritte Dezimalstufe z.B., 4.2.1). Um diese Stufe eindeutig
zu identifizieren, braucht es im Allgemeinen gute Artenkenntnisse. Für
die Identifikation vgl. Kapitel «Bottom-up-Ansatz». Einen Schlüssel zum
Bestimmen der Lebensraumtypen gibt es nicht.
Lebens- und Wuchsformen wie Bäume,
Sträucher, Zwergsträucher, grasartige
Pflanzen.
Lebensformen, Hauptbaumarten (für LB
6), nährstoffzeigende und magerkeitszeigende
Arten (für LB 2, 4), Erkennen
von Brachen und Unkrautfluren aufgrund
vorkommender Arten.
Gute Artenkenntnisse (für den jeweils
entsprechenden Lebensraumbereich).
16
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Bottom-up-Ansatz
Vom betrachteten, zu identifizierenden Lebensraum wird eine (Teil-)Fläche ausgewählt, für welche eine Artenliste zu erstellen ist.
Mithilfe des Registers im Buch wird anschliessend eine «Identifikations-Kreuztabelle» erstellt.
Schritt Beschreibung Benötigte botanische Kenntnisse
1 Geeignete Formen der Probefläche zur Erstellung einer repräsentativen
Artenliste auswählen. Lineare Formen für Ufer und Säume, flächige Formen
(Kreis, Quadrat) für flächige Lebensräume.
2 Geeignete Grösse der Probefläche zur Erstellung einer repräsentativen
Artenliste berücksichtigen:
Wälder: 100–200 m 2 Zwergstrauchheiden: 5–10 m 2
Gebüsche: 50–100 m 2 Pionierfluren: 5–10 m 2
Grünland: 10–20 m 2 Röhrichte, Säume: 5–10 m 2
Unkrautfluren: 10–30 m 2
3 In der gewählten Probefläche ist eine repräsentative Artenliste zu erstellen,
d.h., es sollten alle mit Sicherheit und mit verhältnismässigem Aufwand
identifizierbaren Arten in einer Liste zusammengestellt werden.
Wenn offensichtliche Randeffekte von anderen, angrenzenden
Lebensräumen beobachtet werden, können die entsprechenden Arten von
vornherein weggelassen werden. Es bedingt aber bereits einige Erfahrung,
die Randeffekte als solche zu erkennen.
4 Zu jeder notierten Art wird im Flora-Register am Ende des Buches die
Zuordnung zu den Lebensraumtypen notiert und als «Kreuztabelle» zusammengefasst.
Dabei kann selbst der im Register angegebene Charakterund
Dominanzwert jeder Art berücksichtigt werden, indem z.B. verschiedene
Kreissymbole verwendet werden (Charakterart: voller Kreis; häufige
Begleitart: leerer Kreis; oft dominierende Art: grosser Kreis). Beispiel einer
Identifikations-Kreuztabelle s. Illustration unten.
5 Je nach Resultat kann ein einzelner Lebensraum identifiziert werden, oder
es braucht neue oder aufgeteilte Probeflächen, um das Resultat und damit
die Identifikation zu klären.
In manchen Fällen ist auch kein klarer Lebensraumtyp identifizierbar.
In diesem Fall kann abgeschätzt werden, ob sich zumindest eine
Lebensraumgruppe aufgrund der Kreuztabelle identifizieren lässt.
Gute Artenkenntnisse (für den jeweils
entsprechenden Lebensraumbereich)
für die Erstellung einer repräsentativen
Artenliste.
Kenntnisse über Charakter- und
Dominanzwert der notierten Arten
(kann im Register des Buches nachgeschlagen
werden).
• vollen Kreis notieren
◦ leeren Kreis notieren
Art domin. 4.5.2 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.3.9 6.6.1 6.2.5
Chaerophyllum villarsii ++ ◦ ◦
Delphinium elatum ++ •
Adenostyles alliariae ++ ◦ ◦ ◦
Geranium sylvaticum + ◦ ◦
Astrantia major + ◦ ◦
Crepis pyrenaica + ◦ ◦
Epilobium alpestre ++ ◦
Epilobium angustifol. + ◦
Rumex alpestris + ◦ ◦ ◦
Prenanthes purpurea + ◦ ◦ ◦
Achillea macrophylla + ◦ ◦
Rosa pendulina + ◦ ◦
Beispiel für eine Identifikations-Kreuztabelle
mit der im Feld erhobenen Artenliste mit
Artmächtigkeiten (+ und ++) und den aus dem
Register dieses Buches zusammengestellten
Informationen zur Zuordnung der Arten zu den
Lebensraumtypen (Charakterart: voller Kreis;
häufige Begleitart: leerer Kreis; oft dominierende
Art: grosser Kreis). Die Kreuztabelle zeigt, dass
der Lebensraumtyp 5.2.4 (Hochstaudenflur des
Gebirges – Adenostylion) die beste Zuordnung
liefert. Beim kombinierten Ansatz könnten die
Spalten für 4.5.2, 6.6.1, 6.2.5 (oder sogar 5.3.9)
weggelassen werden, und Darstellung wie
Zuordnung werden einfacher und klarer.
Kombinierter Ansatz
In der Praxis bewährt sich oft ein kombinierter Ansatz der beiden Vorgehen top–down und bottom–up. Dazu wird zunächst
mit dem Top-down-Ansatz der Lebensraumbereich oder sogar die Lebensraumgruppe eingegrenzt. Anschliessend wird, wie
oben im Bottom-up-Ansatz beschrieben, eine Identifikations-Kreuztabelle erstellt, wobei in den Spalten nur noch die Einheiten
des entsprechenden Lebensraumbereiches resp. der entsprechenden Lebensraumgruppe berücksichtigt und ausgefüllt werden
müssen. Damit wird die Identifikation in vielen Fällen präziser und einfacher.
Lebensräume der Schweiz
17
Schlüssel zur Bestimmung der Lebensraumbereiche
und Lebensraumgruppen
1 Der Lebensraum ist ein fliessendes oder stehendes
Gewässer, inklusive Quellen, Quellfluren und unterirdische
Gewässer ..............................LB1
– Der Lebensraum ist terrestrisch oder am Ufer von
Gewässern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2 Der Lebensraum besteht aus vegetationsfreien
Kunstbauten (Gebäude, Belagsflächen usw., vgl. auch
3.5.5: Tunnel, Minen oder andere künstliche Höhlungen)
LB9
– Der Lebensraum ist nicht vollständig künstlich oder ist
mindestens teilweise von Vegetation bedeckt ........3
3 Der Lebensraum besteht aus Kulturflächen (Gärten, Äcker,
Weinberge, Obstkulturen oder Baumschulen) ......LB8
– Der Lebensraum wird nicht oder anders genutzt .....4
4 Gehölze (Bäume, Sträucher, Zwergsträucher) sind die
dominierende Lebensform .......................5
– Krautpflanzen sind die dominierende Lebensform ....6
5 Baumschicht vorhanden. ......................LB6
– Baumschicht fehlend .........................LB5
6 Der Lebensraum beschränkt sich auf die direkte Uferlinie
an Gewässern (Röhrichte, Strandflächen, bewachsene
oder unbewachsene Uferzonen) ................LB2
– Der Lebensraum ist nicht auf die direkte Uferzone beschränkt
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
7 Lebensraum auf mineralischen Rohböden (Fels,
Schutt, Kies, Sand) mit nur sehr lückiger, pionierhafter
Vegetation, eine Humusschicht ist weitgehend fehlend
(vgl. auch LG 4.4) ..............................8
– Der Lebensraum besitzt reifere Böden, mit lückiger oder
geschlossener Vegetation .......................10
8 Die Pioniervegetation entsteht durch Kunstbauten
(Mauern, Ruinen), durch Störungseinflüsse des
Menschen, des Viehs oder der grossen Wildtiere
(Wegränder, gestörte Plätze, Läger). .............LB7
– Der Lebensraum ist nicht von derartigen Bauten oder
Störungen geprägt .............................9
9 Die Vegetation wächst auf initialer, sehr dünner
Feinerdeschicht und ist dominiert von Kryptogamen,
annuellen und sukkulenten Pflanzen und/oder teppichbildenden
Spaliersträuchern (LG 4.1) ............LB4
– andere initiale Lebensräume mit fast fehlenden Böden
(Felsen, Schuttflächen, Gletscher, Moränen, Alluvionen),
in welchen die Vegetation, sofern vorhanden, tiefer als
bei LG 4.1 eingewurzelt ist ....................LB3
10 Der Lebensraum ist ein Grün- oder Riedland. Grasartige
Pflanzen oder niedere Kräuter (< 30 cm) sind dominierend
.......................................11
– Der Lebensraum besteht aus Krautsäumen, Unkrautoder
Staudenfluren. Höherwüchsige Kräuter sind meist
dominierend ................................12
11 Das Grünland ist kein Ufer- oder Feuchtgebiet .....LB4
– Das Grünland ist zumindest vorübergehend feucht bis
nass (Uferfluren, Moore, Nasswiesen) ............LB2
12 Der Lebensraum ist durch Mensch, Vieh oder Grosswildtiere
stark beeinflusst oder gestört (Trittfluren, Läger,
Brachen) ...................................LB7
– Der Lebensraum ist weniger gestört, umfasst
Krautsäume, Farn- und andere Staudenfluren. ......13
13 Der Lebensraum beinhaltet Feuchtvegetation an Rändern
von Mooren und Gewässern
(vgl. aber 5.1.3 und 5.1.4) .....................LB2
– Der Lebensraum hat keine Feuchtvegetation. ......LB5
18
Schlüssel für die Lebensraumgruppen Gewässer (LB 1)
1 Der Lebensraum ist unterirdisch ..............LG 1.4
– Der Lebensraum ist ein oberirdisches Gewässer ......2
2 Der Lebensraum ist ein stehendes Gewässer. ....LG 1.1
– Der Lebensraum ist eine Quelle oder ein Fliessgewässer 3
3 Der Lebensraum ist eine Quelle oder Quellflur ...LG 1.3
– Der Lebensraum ist ein Fliessgewässer
(Fluss oder Bach) ..........................LG 1.2
Schlüssel für die Lebensraumgruppen Ufer und
Feuchtgebiete (LB 2)
1 Die Vegetation ist pionierhaft und besteht hauptsächlich
aus einjährigen Pflanzen ....................LG 2.5
– Die Vegetation ist fehlend oder von mehrjährigen Arten
dominiert ....................................2
2 Der Lebensraum ist am Ufer von Gewässern; Seggen
(Carex) sind nicht dominierend ...................3
– Der Lebensraum ist eine Ried- oder Moorfläche. Falls er
sich am Ufer befindet, ist er nicht von Seggen (Carex)
geprägt ......................................4
3 Der Uferbereich ist vegetationsfrei .............LG 2.0
– Der Uferbereich weist lückige oder dichte Vegetation
auf ......................................LG 2.1
4 Die Moorfläche erhebt sich über den
Grundwasserspiegel, und Torfmoose (Sphagnum) sind
vorhanden. ...............................LG 2.4
– Die Moorfläche ist vom Grundwasser geprägt.
Torfmoose (Sphagnum) fehlen weitgehend. .........5
5 Der Lebensraum besitzt stark durchnässte Moorböden
und ist von Sauergräsern (Cyperaceae) dominiert LG 2.2
– Der Lebensraum besitzt wechselfeuchte Böden, Sauergräser
sind nicht dominierend ................LG 2.3
Schlüssel für die Lebensraumgruppen Gletscher,
Fels, Schutt und Geröll (LB 3)
1 Der Lebensraum besteht hauptsächlich aus Schnee und
Eis.. .....................................LG 3.1
– Der Lebensraum ist anders beschaffen (Fels oder
Schutt) ......................................2
2 Der Lebensraum ist unterirdisch (Felshöhlen oder andere,
auch künstliche, Höhlungen) ..............LG 3.5
– Der Lebensraum ist oberirdisch ...................3
3 Der Lebensraum besteht aus kompaktem Fels (vgl. auch
LG 4.1). ..................................LG 3.4
– Der Lebensraum besteht aus Schutt, Geröll oder Kies ..4
4 Der Lebensraum befindet sich im Einflussbereich von
Gletschern (Moränen) oder Fliessgewässern
(Alluvionen) ..............................LG 3.2
– Die Schuttflur ist durch Steinschlag entstanden
(Schutt-halde) .............................LG 3.3
Schlüssel für die Lebensraumgruppen Grünland (LB 4)
1 Der Lebensraum besiedelt lange schneebedeckte Böden
(Schneetälchen); kriechende Weiden (Salix), Moose und
Flechten sind oft auffallend stark vertreten. .....LG 4.4
– Die Schneebedeckung dauert weniger als 9 Monate ..2
2 Die Vegetation ist pionierhaft, in felsiger Umgebung, dominiert
von Kryptogamen, annuellen und sukkulenten
Pflanzen und/oder teppichbildenden Spaliersträuchern,
welche auf sehr dünner Feinerdeauflage oberflächlich
eingewurzelt sind
(keine «verankerten» Felspflanzen) ............LG 4.1
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
– Die Krautschicht bildet eine mehr oder weniger dichte
Grasnarbe (vgl. aber 4.2.1 und 4.2.2) .............3
3 Die Grünfläche ist angesät (Kunstrasen, Kunstwiese,
Begrünung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .LG 4.0
– Die Grünfläche ist nicht angesät (oder die Ansaat liegt
weit zurück) ..................................4
4 Die Vegetation ist eine Grasbrache und ist meist dominiert
durch eine einzige oder ganz wenige grosswüchsige
Grasarten .............................LG 4.6
– Die Vegetation ist nicht brachenartig. ..............5
5 Die Vegetation ist wüchsig, oft relativ artenarm, wird
mehr oder weniger intensiv genutzt und ist dominiert
von nährstoffzeigenden Arten
(Fettwiesen und Fettweiden) .................. LG 4.5
– Die Vegetation ist wenig wüchsig, oft artenreich,
wird nur extensiv genutzt und ist dominiert von
Magerkeitszeigern .............................6
6 Der Lebensraum ist ein trockenes, nährstoffarmes
Grünland der tieferen Lagen, typischerweise in der kollinen
und montanen Stufe (an Sonderstandorten höher
reichend). ................................LG 4.2
– Der Lebensraum ist ein Grünland der höheren Lagen,
typischerweise der subalpinen und alpinen Stufe LG 4.3
Schlüssel für die Lebensraumgruppen Krautsäume,
Hochstaudenfluren und Gebüsche (LB 5)
1 Die Vegetation ist dominiert von Sträuchern und Zwergsträuchern
(Nanophanerophyten: mit gut sichtbaren,
oberirdisch verholzten Ästen). ....................2
– Die Vegetation ist dominiert von krautigen Pflanzen ..3
2 Die Vegetation ist dominiert von Zwergsträuchern,
welche auch ausgewachsen kaum über 1,5 m hoch
wachsen (Zwergstrauchheiden mit Juniperus oder Arten
der Ericaceae) .............................LG 5.4
– Die Vegetation ist dominiert von Sträuchern, welche im
Schnitt über 1,5 m hoch wachsen (Gebüsche, Hecken,
Strauchmantel der Waldränder, Brombeergestrüppe,
Pflanzungen). .............................LG 5.3
3 Der Lebensraum bildet Übergänge (Säume) entlang von
Grünland, Wegen, Ufern, Wäldern
und Gebüschen ............................. LG 5.1
– Der Lebensraum bildet eher flächige Fluren aus grossblättrigen,
hochwüchsigen Stauden oder hochwüchsigen
Gräsern an feuchten, oft etwas gestörten Hängen,
auf Waldschlägen oder in Lawinenrunsen. ......LG 5.2
Schlüssel für die Lebensraumgruppen Wälder (LB 6)
1 Das Gehölz (Wald, Feldgehölz, Baumgruppe, Allee,
Einzelbaum) ist gänzlich gepflanzt oder aufgeforstet.
Naturverjüngung ist kaum erkennbar ..........LG 6.0
– Das Gehölz ist naturnah und weist zumindest teilweise
eine Naturverjüngung auf.. ......................2
2 Das Gehölz ist im Bereich von zumindest periodisch
feuchten Böden (Auen oder Moore) ...............3
– Das Gehölz ist ausserhalb von hohen
Grundwasserspiegeln und wird vom Hochwasser nicht
beeinflusst. ...................................4
3 Das Gehölz stockt auf Torfböden, die Bäume stehen
locker, Torfmoose (Sphagnum) sind meist vorhanden..LG
6.5
– Das Gehölz stockt nicht auf Torfböden, ist aber nass oder
starken Grundwasserschwankungen ausgesetzt ..LG 6.1
4 Die Baumschicht wird von Laubbäumen dominiert oder
mit Buchenanteil von > 10% .....................5
Lebensräume der Schweiz
– Die Baumschicht wird von Nadelbäumen dominiert ..6
5 Die Baumschicht wird von Buchen (Fagus)
dominiert ................................LG 6.2
– Andere Laubbäume dominieren. ..............LG 6.3
6 Die Baumschicht wird von der Waldföhre (Pinus sylvestris)
dominiert .............................LG 6.4
– Andere Nadelbäume dominieren ..............LG 6.6
Schlüssel für die Lebensraumgruppen gestörter
Plätze (LB 7)
1 Der Lebensraum umfasst Steinmauern, Ruinen oder
Pflästerungen .............................LG 7.2
– Der Lebensraum umfasst gestörte Plätze (Trittfluren,
Ruderalfluren an Wegrändern, Lagerplätzen,
Bahnanlagen, Feldrändern usw.) ..............LG 7.1
Schlüssel für die Lebensraumgruppen Pflanzungen,
Äcker und Kulturen (LB 8)
1 Der Lebensraum umfasst Kulturen mit verholzten
Kulturpflanzen (Obstgärten, Rebberge, Baumschulen).
Diese treten im Mosaik mit Grünlandvegetation (vgl. LG
4.5), Saumvegetation (LG 5.1) oder Ackerbegleitflora
(vgl. LG 8.2) auf. Dazu ist die entsprechende
Lebensraumgruppe zu konsultieren. ...........LG 8.1
– Der Lebensraum umfasst die Kulturen von Äckern und
Gärten mit ihrer je nach Bodenbeschaffenheit charakteristischen
Begleitvegetation ..................LG 8.2
Schlüssel für die Lebensraumgruppen Bauten,
Anlagen (LB 9)
1 Der Lebensraum ist ein Gebäude
oder ein Teil davon .........................LG 9.2
– Andere Kunstbauten. ...........................2
2 Der Lebensraum umfasst Verkehrsflächen oder andere
versiegelte Flächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
– Der Lebensraum umfasst Lagerplätze
oder Deponien ............................LG 9.1
3 Der Lebensraum umfasst Bahnanlagen
(Geleise, Schotter) .........................LG 9.4
– Der Lebensraum umfasst versiegelte Plätze und
Strassen. .................................LG 9.3
Die Lebensraumgruppen 9 sind nur für künstliche Flächen
zu verwenden, die weder Boden noch Vegetation aufweisen.
Anthropogene Lebensräume ohne Bodenschichten,
aber mit Bewuchs (z.B. unversiegelte Wege) sind den
Lebensraumgruppen 7 zugeordnet.
19
Wie wird die Information codiert?
Lebensraum-Codes
Ein sicherer Umgang mit dem vorgeschlagenen System
setzt eine gründliche Einarbeitung voraus. Folgende
Vorkehrungen gewährleisten die zweckmässige Erfassung von
Beobachtungen:
• Eine gute Übersicht über alle im Buch geschilderten Lebensraumtypen
erleichtert die spätere Ansprache im Feld.
• Wer Einheiten der 3. und 4. Ordnung im hierarchischen
System der Typologie verlässlich ausscheiden will, muss die
Kennarten (Flora) bestimmen können. Floristische Kenntnisse
erhöhen damit den Nutzen dieser Lebensraumtypologie.
• Falls die Kennarten der 3. und 4. Ordnung nicht bestimmt
werden können, aus welchem Grund auch immer, sollten
nur die Einheiten der 1. und 2. Ordnung der Typologie angewendet
werden. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass
eine Bestimmung etlicher Einheiten der 3. und 4. Ordnung
auch mithilfe anderer Merkmale (wie Höhenlage oder
Substrat) möglich ist.
• Die Lebensraumtypologie wurde nicht dazu entwickelt,
komplexe Lebensraumsysteme auf ein einziges und einfaches
Konzept zu reduzieren. Mosaike können nur über
eine räumliche Auslegeordnung ihrer Hauptbestandteile
erfasst werden, z.B. kartografisch. Wenn die Zoologin die
Typologie für Beobachtungen in einem Lebensraumkomplex
verwenden will, wird sie sich für eine der drei folgenden
Vorgehensweisen entscheiden: (a) Sie wiederholt ihre
Beobachtungen in jeder Lebensraumeinheit des Mosaiks;
(b) sie bezieht jede Einzelbeobachtung auf die entsprechende
Lebensraumeinheit; (c) sie ordnet die Gesamtheit aller
Beobachtungen der dominierenden Lebensraumeinheit des
Mosaiks zu und beschreibt die eingeschlossenen oder angrenzenden
Elemente mithilfe der zusätzlichen Deskriptoren.
Die letzte Variante kommt auch bei Kartierungen in kleineren
Massstäben (1 : 10 000, 1 : 25 000, oder kleiner) zur
Anwendung: Hier empfiehlt es sich, jeder kartografierten
Fläche den Code der dominanten Einheit zuzuordnen und
die anderen Komponenten als Einschlüsse (siehe unten) zu
betrachten.
Zusätzliche Deskriptoren
Eine zweckmässige Standortbeschreibung wird sich nicht
auf die Zuordnung zu einer bestimmten Lebensraumeinheit
beschränken, sondern auch die dynamischen Vorgänge erfassen,
die den Standort prägen – egal, ob natürlichen
Ursprungs (Erosion, Verlandung) oder auf menschlichen
Einfluss zurückzuführen (Mahd, Beweidung usw.) – und
ebenso die Eigenheiten der umliegenden oder eingeschlossenen
Elemente. Eine Auswahl von 12 zusätzlichen Deskriptoren
soll die Erfassung solcher Variablen erleichtern.
Diese zusätzlichen Deskriptoren stehen für unterscheidbare
Dimensionen des Lebensraumes; sie lassen sich beliebig
kombinieren. Ob bei der Beschreibung das eine oder andere
Merkmal berücksichtigt wird oder nicht, hängt von der
vor Ort zur Verfügung stehenden Zeit, von vorhandenen
Kenntnissen und individuellen Interessen ab. Deshalb unser
Vorschlag, solche Zusatzbeobachtungen eher in voneinander
unabhängigen Beschreibungsfeldern als in einer binären
Baumstruktur festzuhalten.
Für die Erfassung von Feldbeobachtungen wird ein standardisiertes
Kurzprotokoll vorgeschlagen, dessen Felder die
wesentlichen Charakterzüge eines Lebensraumes in kondensierter
Form zu beschreiben vermögen. Dieses Kurzprotokoll
besteht aus 13 Feldern, in einigen Feldern können mehrere
Einträge vorgenommen werden.
Das erste Feld («Lebensraum») stellt die Grundinformation
dar: die Zuordnung zu einem bestimmten Lebensraumtyp.
Diese Grundinformation erlaubt es, die übrigen Felder entsprechend
zu ergänzen. Sie können sich auf eine Fläche (Kartenausschnitt)
oder einen bestimmten Punkt (Stelle, wo ein
bestimmter Organismus beobachtet wurde) beziehen.
Damit der Beobachter oder die Beobachterin möglichst viel
Spielraum hat, wird es ihm oder ihr freigestellt, nur bestimm-
Lebensraum Str Mstr Ds E C I A H Srf Lng Lrg O
Lebensraum Typologische Einheit (Bereich oder Gruppe) nach der Lebensraumtypologie [empfohlen]
Str Landschaftsstruktur – als Ergänzung zur typologischen Einheit [empfohlen]
Mstr Substrat, Mikrohabitat (Sand, Holz usw.) an der Beobachtungsstelle [spezialisiert, optional]
Ds Zusatzinformation zum Substrat: Beschreibung seines Zustands und Lokalisierung des beobachteten Organismus
(mögliche Kombination unterschiedlicher Konzepte) [spezialisiert, optional]
E
Umgebung allgemein [empfohlen]
C Kontakte: Welche anderen Lebensraumtypen kommen in unmittelbarer Nähe der Beobachtungseinheit vor? (maximal
drei) [empfohlen]
I
Einschlüsse: Fragmente anderer Einheiten, die in der Haupteinheit eingeschlossen sind (maximal drei Einheiten)
[empfohlen]
A
Eingriffe: (maximal drei) [empfohlen]
H Hydrologie: Wasserhaushalt im betreffenden Milieu [optional]
Srf Fläche (m 2 ) für die flächigen Objekte (wie Wiesen, Wälder usw) [optional]
Lng, Lrg Länge (m) und Breite (m) für die linearen Objekte (Bäche, Hecken usw.) [optional]
O Spezialobjekt: Diese Rubrik wird trotz der neuen «Struktur»-Rubrik beibehalten; sie erlaubt es dem Nutzer oder der
Nutzerin, in der eigenen Sprache eine Information hinzuzufügen, die sich auf das betreffende Objekt bezieht [optional]
NB: Damit sich eine Beobachtung tatsächlich auswerten lässt, muss jede Meldung auch mindestens die folgenden Angaben enthalten:
• Gegenstand der Beobachtung (Tier- oder Pflanzenart, Vegetationstyp usw.).
• Name des Beobachters bzw. der Beobachterin, allenfalls des Urhebers der Bestimmung.
• Datum der Beobachtung (oder des Fangs).
• Geografische Lokalisierung (Koordinaten) der Beobachtung oder des Fangs.
20
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
te Felder auszufüllen und die Präzision der Beschreibung
den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Dadurch können bei
Feldstudien exaktere Parameter definiert werden, ohne dass
der Rahmen des einheitlichen Protokollsystems verlassen werden
müsste, was für die Archivierung und den Austausch der
Beobachtungsdaten hinderlich wäre.
Ausser den codierten Eintragungen können Schlüsselwörter
in das Feld «Spezialobjekt» (wie Kiesgrube, Doline usw.)
eingetragen werden. Ein Teil der Information lässt sich bei der
elektronischen Erfassung automatisch in codierte Rubriken
(Strukturen) «übersetzen» und zuordnen.
Die folgenden Abschnitte wurden teilweise neu verfasst, um
den Änderungen des Codierungssystems gegenüber den früheren
Versionen Rechnung zu tragen. Die Anpassungen sind
Ergebnis der Erfahrung seit der 2. Auflage des Buches (2008).
Es ging darum, das System zu verbessern, ohne dass sich allzu
grosse Auswirkungen auf die bereits erfassten Daten ergaben.
Die wichtigsten Änderungen sind die folgenden:
• Die meisten typologischen Einheiten behielten zwar ihren
ursprünglichen Code, substanzielle Veränderungen ergaben
sich nur im Lebensraumbereich 9.
• Bei der elektronischen Erfassung der Daten empfehlen wir
dringend, ab den Einheiten der zweiten Ordnung zwischen
der ersten und der zweiten Ziffer einen Bindestrich zu
setzen (z.B. 4.-2 statt 4.2), damit es nicht zu einer automatischen
Datenumformatierung kommt, wie sie bei gewissen
Programmen (z.B. Excel) auftreten kann. In der Folge wird
deshalb durchgängig diese Notation verwendet.
• Die Rubrik des Objekts Länge (Lng, m) und Breite (Lrg, m)
für die linearen Elemente (z.B. eine Hecke), Fläche (Srf, m 2 )
für flächige Elemente (z.B. eine Fettwiese).
Die nachfolgenden Beispiele zeigen ein paar mögliche Anwendungen des Systems.
1) Verbale Kurzbeschreibung: «Kalkreiches Flachmoor mit einer Fläche von ungefähr 2 Aren, in einer Futterbau-Zone, mit
angrenzenden (nicht weiter bestimmten) Fettwiesen, durchsetzt mit vereinzelten Grauweiden-Gebüschen. Fläche gemäht; mit
Anzeichen von Eutrophierung.»
Lebensraum Str Mstr Ds E C I A H Srf Lng Lrg O
2.-2.3 21 4.-5 5.-3.7 1380/1460 2 200
2) Verbale Kurzbeschreibung: «(Insekt, beobachtet in einem) abgestorbenen, verfaulten Baumstamm in einem Wald (ohne
genaue Bestimmung) in einem Auengebiet.»
Lebensraum Str Mstr Ds E C I A H Srf Lng Lrg O
6 6.-130 !_m4 12
3) Verbale Kurzbeschreibung: «(Schwimmender Fisch) im Altarm eines Flusses mit bewaldetem Ufer; eutrophes Wasser.»
Lebensraum Str Mstr Ds E C I A H Srf Lng Lrg O
1.-1 1102 1.-202 12 6.-1.2 1460
4) Kurzbeschreibung in Worten: «(Nistende Vögel in einer) Gebüschhecke in einer Heckenlandschaft, angrenzend (nicht weiter
bestimmte) Wiesen und Maisfelder.»
Lebensraum Str Mstr Ds E C I A H Srf Lng Lrg O
5.-3 5300 7.-101 ! 21 4/8.-2.2 Felsenheide
Die Codes der Beschreibungsfelder
Die Codes erleichtern das Erfassen, Archivieren und die Auswertung der für Datenbanken bestimmten Informationen.
STR Landschaftsstrukturen
1001 Tiefwasserbereich, Seegrund
1002 Untere Halde (unterseeisch)
1003 Obere Halde (unterseeisch, seichte Zone)
1004 Uferzone (seichte Zone)
1101 See (> 1 km2)
1102 Totarm
1118 Kleinsee, grosser Weiher (< 1km2)
1103 Weiher (> 1000 m2)
1104 Kleinweiher permanent
1120 Kleinweiher permanent, mit Durchfluss
1105 Tümpel, Kolk, Schlenke (temporär)
1106 Pfütze, Wasserlache, Vernässungfläche
1107 Spurrinne, Radspur
1108 Stausee
1109 Teich künstlich, Staubecken (uferverbaut)
1110 (Entwässerungs-)Graben
1111 Torfstich,Torfgrube
1112 Brunnen, Feuerlöschteich, Speicherbecken
1113 Absetzbecken, Klärbecken
1114 Rückhaltebecken
1115 Hochwasserrückhaltebecken
1117 Fischzuchtbecken
1119 Baggersee
1116 Swimmingpool
1200 Flussmündung
1201 Flussdelta
Lebensräume der Schweiz
21
1202 Strom, breiter Fluss im Tiefland (Breite > 70 m)
1214 Fluss gross (Breite 10 – 70 m)
1203 Fluss klein (Breite 5 – 10 m)
1204 Bach (Breite 0.5 – 5 m)
1205 Bächlein, Rinnsal (Breite < 0.5 m)
1206 Wildbach
1207 Wasserfall
1210 Wasserabfluss, -ableitung
1211 Wasserzufluss, -zuleitung
1212 Kanal
1213 Bewässerungsgraben, Bisse, Suone
1301 Rieselflur, Hangmoorquelle
1302 Quelle, Karstquelle
1303 Thermalquelle
1304 Vaucluse-Karstquelle
1305 Giessen, Alluvialquelle
1306 Tümpelquelle
1401 Doline
1402 Ponor, (Fluss-)Versickerung
2001 Ufer Stehgewässer
2005 Ufer Fliessgewässer
2002 Strand
2003 Bucht
2004 Damm
2300 Moor
2301 Hangmoor
2302 Streuwiese
2303 Schlammloch
2304 Suhle
2305 Anriss (Steilufer durch Erosion)
3200 Sand-, Kies-, Steinablagerung
3300 Lawinenrunse
3301 Erratischer Block
3400 Grat, Felsrücken
3401 Senkrechte Wand
3402 Felsvorsprung
3403 Felssims, Felsband
3404 Karrenfeld
3405 Felsnische, Abri
3406 Felsplatte
3501 Mine, Stollen
3502 Tunnel
3503 Abwasserkanal, Kanalisation
3504 Bunker
3506 Loch/Schacht, Bruch, Spalt
3707 Höhle
4000 Wiese
4001 Intensive Wiese
4002 Wenig intensive Wiese
4003 Extensive Wiese
4017 Uferwiese
4004 Weide
4016 extensive Weide
4005 Waldweide
4006 Böschung
4007 Böschung steil
4008 Obere Böschung
4009 Untere Böschung
4010 Randstreifen, Bankett
4011 Mittelstreifen (Autobahn)
4012 Motocrossgelände
4013 Skipiste
4014 Golfplatz
4015 Grünstreifen
5200 Kahlschlagfläche
5201 Waldlichtung
22
5202 Windwurf-Fläche
5203 Waldschneise (Strom- oder Telefonleitung)
5204 Waldbrandfläche
5300 Hecke
5301 Baumhecke
5302 Mittelhecke (Sträucher)
5303 Niederhecke (Kleinsträucher)
5304 Baumreihe, Windschutzstreifen
5305 Felsenheide
5306 Heckenlandschaft
5307 Feldgehölz
5500 Waldrand
5501 Ungestufter Waldrand (weder Mantel noch Saum)
5502 Halbgestufter Waldrand (nur mit Mantel)
5503 Vollständig gestufter Waldrand (mit Mantel und
Saum)
6000 Einzelbaum
6001 Umgestürzte Bäume (Windwurf)
6002 Jungwuchs/Dickung (< 12 cm)
6003 Stangenholz (12 – 30 cm)
6004 Niederwald
6005 Mittelwald
6006 Hochwald
6007 Lichter Wald
6500 Hochmoor, Torfmoor
7100 Grube, Steinbruch usw.
7101 Lehm-, Ton-, Mergelgrube
7102 Kies-, Sandgrube
7103 Steinbruch
7104 Unbebautes Land, Ödland
7105 Rangierareal
7110 Bahngleis
7106 Ziegelei
7107 Sägerei
7108 Erdwall, aufgeschüttete Fläche
7109 Baustelle
7200 Mauer, Stützmauer
7201 Trockenmauer (freistehend)
7205 Trockenmauer hinterfüllt
7206 Gabione, Steinkörbe
7202 Lesesteinhaufen
7204 Ruine
8101 Baumallee
8102 Parkanlage mit Bäumen, Stadtgrün
8103 Botanischer Garten
8104 Zoologischer Garten
8105 Friedhof
8201 Acker
8202 Buntbrache (Kulturrotation)
8203 Grünbrache
8207 Rotationsbrache
8208 Saum auf Ackerfläche
8206 Ackerschonstreifen
8204 Gemüsegarten (inkl. Schrebergarten)
8205 Hausgarten
9100 Schutthaufen, inerte Materialien
9101 Holzlager, Holzstoss
9102 Jauchegrube
9201 Keller, Untergeschoss
9202 Bewohnter Gebäudeteil, Wohnungen, Büroräume
9203 Küche
9219 Badezimmer, WC
9204 Treppenhaus
9205 Estrich, Dachboden
9206 Fassade, Aussenwände
9207 Dach
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
9221 Gründach
9208 Kamin
9209 Innenhof
9210 Balkon
9211 Wintergarten, Veranda
9212 Holzschopf, Schuppen
9218 Glockenturm
9220 Statue, Wegkreuz
9301 Parkplatz
9302 Trottoir, Quai, Mole
9303 Brücke
9407 Brückenhohlkörper
9400 Sportplatz (und öffentliches Schwimmbad)
9401 Reitbahn, Reitplatz
9402 Schiessstand
9405 Campingplatz
Mstr Mikrostruktur, Mikrohabitat
1.-100 Luft (im Flug)
1.-200 Wasser
1.-201 Am Grund (Benthos)
1.-202 Im freien Wasser
1.-203 An/auf Wasseroberfläche
3.-001 Schnee
3.-002 Eis
3.-100 Feine Sedimente
3.-101 Schlamm, Schlick
3.-102 Ton (2 µm)
3.-103 Lehm (2 – 20 µm)
3.-200 Gröbere Sedimente
3.-201 Sand (20 µm – 2 mm)
3.-202 Kies (2 mm – 2 cm)
3.-300 Schotter, Stein, Fels
3.-301 Schotter (2 – 20 cm)
3.-302 Stein (20 cm – 30 cm)
3.-303 Verwitterte Gesteinsbrocken (< 30 cm)
3.-304 Felsblock (30 cm – 1m)
3.-307 Grosser Felsblock (> 1m)
3.-305 Felsplatte, Aufschluss
3.-306 Tuff
3.-400 Boden (Oberboden)
3.-401 Tonboden
3.-402 Sandoden
3.-403 Kiesboden
3.-404 Steinboden
3.-405 Torf
3.-406 Rohhumus, Moder
3.-407 Mull (organisch angereicherter Oberboden)
4.-000 Streue, Pflanzenreste
4.-001 Laubstreue
4.-002 Krautstreu, Grasstreu
4.-003 Sägemehl
4.-004 Früchte, Tannenzapfen
4.-005 Rindenstücke (am Boden)
4.-006 Nadelstreu
4.-100 Krautpflanze
4.-101 Wurzel
4.-102 Stängel
4.-103 Blatt
4.-104 Blüte
4.-105 Frucht, Samen
4.-106 Nadel
4.-200 Flechte
4.-300 Pilz
4.-301 Pilzfuss
4.-302 Pilzhut
4.-400 Moos
4.-500 Alge
6.-000 Verholzte Pflanze
6.-100 Holz ohne Borke
6.-101 Borke
6.-102 Borkenriss
6.-110 Wurzel
6.-120 Strunk
6.-121 Borke Strunk
6.-130 Stamm
6.-131 Borke Stamm
6.-142 Ast (allgemein)
6.-140 Ast (> 10 cm Ø)
6.-150 Zweig (5 – 10 cm Ø)
6.-160 Zweiglein, Reisig (< 5 cm Ø)
6.-141 Borke Ast
6.-170 Blatt
6.-180 Blüte
6.-190 Frucht, Samen
6.-191 Saftflussstelle
6.-200 Baumkrone
6.-201 Epiphyt (Liane, Mistel ...)
7.-000 Hohlraum, Nest, Nistkasten
7.-020 Stammhöhle
7.-028 Stammhöhle Kronenbruch
7.-021 Stammfusshöhle
7.-022 Spechthöhle
7.-023 Insektengang
7.-026 Rindentasche
7.-024 Spalt, Bruchstelle
7.-025 Asthöhle
7.-027 Spalt Astabbruchstelle
7.-029 Wassergefüllter Hohlraum
7.-030 Bau, Gang (in der Erde)
7.-040 Spalt, Riss (Mauer, Fels)
7.-100 Nest, Nistkasten
7.-101 Vogelnest
7.-102 Säugernest
7.-103 Wespennest
7.-104 Ameisennest
7.-105 Vogelnistkasten
7.-106 Fledermausnistkasten
7.-107 Spinnennetz, Spinnenhöhle
8.-000 Tierische Teile, organische Abfälle
8.-001 Kompost
8.-002 Mist
8.-003 Gülle
8.-004 Kot, Dung
8.-005 Kadaver
8.-006 Genist, Geschwemmsel
8.-007 Schneckenhaus
8.-008 Innereien
8.-009 Knochenreste, Skelett
8.-010 Pelz, Fell
9.-000 Künstliche Mikrostrukturen
9.-001 Beton, Mörtel
9.-002 Teer, Asphalt
9.-003 Glas
9.-004 Metall
9.-100 Inerte Abfälle
9.-101 Asche
9.-102 Schutthaufen
9.-103 Erdhaufen
9.-104 Alter Pneu
9.-200 Bearbeitetes Material
Lebensräume der Schweiz
23
9.-201 Gelagertes Holz (Stapel, Rundholz)
9.-202 Gebälk, Balkenwerk
9.-203 Täfelung, Täfer
9.-204 Trennwand, Zwischenwand
9.-205 Fussboden
9.-206 Storen
9.-207 Fensterladen
9.-212 Wandverschalung
9.-213 Fachwerk
9.-214 Vordach
9.-215 Zwischendach
9.-216 Metallabdeckung (Flachdachrand, Terrasse)
9.-208 Teller, Schale
9.-217 Blumentopf
9.-209 Eimer, Giesskanne, Wanne
9.-210 Pfosten, Holzpfahl
9.-211 Strom-, Beleuchtungsmast
Ds Zusatzinformationen zum Substrat
Die folgenden Ziffern und Symbole können genutzt werden,
a) um den Organismus genauer zu lokalisieren; b) um die
Position zu beschreiben; c) um Informationen über das Alter,
den Seneszenz- oder Zersetzungsgrad zu beschreiben (das betrifft
vor allem Holz). Die maximale Anzahl von kombinierten
Ziffern und Symbolen ist logisch auf fünf beschränkt.
Zwei Beispiele:
!_2m4W zu Substrat 6.-140 bedeutet: «In einem grossen toten
Ast, der auf den Boden gefallen ist, durch und durch verfault,
Weissfäule.»
\|m2 zum Substrat 6.-131 bedeutet: «Unter der Rinde eines
aufrechten Strunks, kürzlich abgestorben, erst schwach zersetzt.»
24
! in
/ auf, gegen
\ unter
| aufrecht
_ liegend, umgefallen
1 jung
2 reif
3 alt
d seneszent, absterbend
d1 < 25 % totes Laub oder Geäst
d2 25–50 % totes Laub oder Geäst
d3 50–75 % totes Laub oder Geäst
d4 < 95 % totes Laub oder Geäst
m abgestorben
m1 kürzlich abgestorben, Rinde haftend, Holz hart
m2 schwach zersetzt, Myzel unter der Rinde
m3 mittelmässig zersetzt, auf einer Dicke von mehr als
3 cm verfault, noch hart
m4 Vermorschung fortgeschritten; durch und durch
verfault; fast kein hartes Holz mehr vorhanden
m5 vollkommen verfault; fragmentiert, zerfallen
m6 in Form von Kompost (Höhen)
m7 fossilisiert, sehr trocken, sehr hart
W verbunden mit Weissfäule
B verbunden mit Braunfäule
N Nordexposition
NE Nordostexposition
E Ostexposition
SE Südostexposition
S Südexposition
SW Südwestexposition
W Westexposition
NW Nordwestexposition
P1 kein Gefälle
P2 Gefälle 0–8°
P3 Gefälle 8–16°
P4 Gefälle 16–23°
P5 Gefälle 23–45°
P6 Gefälle 45–90°
P7 Gefälle > 90° (überhängend)
H1 überflutete Fläche
H2 periodisch überflutete Fläche
H3 dem Regen ausgesetzte Fläche
H4 ständig trockene Fläche
E Weitere Umgebung (Gebietsbeschreibung)
Die Fläche, die als «weitere Umgebung» beschrieben wird,
muss mindest 4 ha umfassen.
Ein Beispiel: Inneralpine Felsensteppe (4.2.1.1) auf Auenterrasse
wird wie folgt notiert: 4.-2.1.1 E 12
E1 Gebiete mit vorwiegend naturnahen Lebensräumen
E11 Seegebiet (inkl. Schwemmufer)
E12 Auengebiet, Flussterrasse
E13 Waldgebiet (inkl. Zwergstrauchheiden)
E14 Waldfreie Felsen-, Geröllhänge (unterhalb Waldgrenze)
E15 Alpines Gebiet
E151 Felsen, Gletscher, Firn, Moränen ...
E152 Gebirgsrasen
E16 Feuchtgebiet, Moore
E17 Unterirdischer Lebensraum, Karstgebiet
E 2 Nutzflächen unverbaut
E21 Grasland
E22 Ackerland, Rebberge
E221 Ackerflächen
E222 Rebflächen
E223 Terrassenkulturen (ohne Rebberge)
E23 Grünanlagen (Park, Garten, Golfplatz usw.)
E231 Waffenplatz
E232 Flugfeld, Flugplatz
E233 Flughafen
E24 Vegetationsarme Nutzfläche (Rangierareal, Deponien,
Kiesgruben...)
E 3 Siedlungsgebiet
E31 Wohngebiet mit Grünland
E32 Urbanes Zentrum und Dorfkern
E33 Industrie- und Gewerbegebiet
E34 Hafen
C Kontakte, Vernetzung
Beispiel: Wärmeliebender Trockenrasen (4.-2) in Kontakt mit
einem Pfeifengras-Föhrenwald (6.-4.1, Molinio-Pinion) ergibt:
4.-2. C 6.-4.1
Die Codes sind dieselben wie bei den Lebensraumtypen;
damit kann der Differenzierungsgrad der Beschreibung angepasst
werden (z.B. C 6 = in Kontakt mit Wald; C 6.-4 = in
Kontakt mit einem wärmeliebenden Föhrenbestand; C 6.-4.1
= im Kontakt mit Pfeifengras-Föhrenwald, Molinio-Pinion).
Grundsätzlich wird man sich auf die wichtigsten angrenzenden
Einheiten beschränken (maximal drei). Es geht nicht
darum, alle angrenzenden Lebensraumtypen zu erfassen (ein
Lebensraum ist meist mit vielen anderen in Kontakt), sondern
eine Auswahl so zu treffen, dass sie zum untersuchten Thema
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
der Erhebung passt. Auch Strukturcodes können als Kontakt-
Codes angegeben werden.
Beispiele zur Auswahl: 1) die häufigste angrenzende Einheit,
2) dem Beobachtungsstandort nächste anstossende Einheit;
3) für die beobachtete Art relevanteste Nachbareinheit.
C 0 bedeutet: Kein Kontakt (die Einheit belegt eine ausgedehnte
Fläche)
Zu C 1 bis C 9 vgl. die Codes der typlogischen Einheiten.
I Einschlüsse
Ein Beispiel: Ein Trockenrasen (4.-2) mit Gebüschen (5.-3) und
vereinzelten Bäumen (6.-0) wird wie folgt notiert:
4.-2. I 5.-3/6.-0.
Auch Einschlüsse werden wie Lebensraumtypen codiert, wobei
der Differenzierungsgrad angepasst werden kann (z.B.
I 5.-3 = Einschluss von Gebüschen; I 5.-3.2 = Einschluss von
Elementen der trockenwarmen Gebüsche).
Grundsätzlich sollte man sich auf die wichtigsten Einschlüsse
beschränken (maximal drei). Es geht nicht darum, alle enthaltenen
Einschlüsse zu erfassen (es können viele sein), sondern
eine dem Thema der Erhebung dienende Auswahl zu treffen.
Beispiele zur Auswahl: 1) häufigster Einschluss, 2) vom
Beobachtungsstandort aus nächster Einschluss, 3) für die
beobachtete Art relevantester Einschluss (z.B. Lesesteinhaufen
für Reptilien usw.).
I 0 bedeutet: Keine Einschlüsse.
Die Aufteilung I 1 bis I 9 erfolgt gemäss der Lebensraumtypologie;
davon abgeleitet ergeben sich die folgenden
Lebensraumfragmente:
I 1
I 2
I 3
I 4
I 5
I 6
I 7
I 8
I 9
Tümpel, Pfützen, Rinnsale, Quellen
Moorflecken
Vereinzelte Steine, aus dem Boden ragende Felsen
Wiesenflecken, Grasbänder
Einzelne Gebüsche, Flecken von Hochstauden
Einzelbäume, Feldgehölze
Ruderalflächen
Kleine Ackerparzellen, Pflanzenbeete
Einzelne Gebäude, Strassen, Wege
A Eingriffe
Die Codes können kombiniert werden (maximal drei). Die
Liste der Eingriffe wurde überarbeitet und erweitert. In ihrer
aktuellen Version umfasst sie mehr als 250 Einträge, von
denen hier, nun als Beispiele, nur diejenigen der früheren
Ausgabe aufgelistet sind. Die vollständige Liste erhält man
unter folgender Adresse: secretariat.cscf@unine.ch.
Ein Beispiel: Eine abgebrannte, magere Mähwiese wird wie
folgt protokolliert: 4.-2. A 1/6
A1380 Mahd (inkl. Herbstweide)
A2660 Beweidung (inkl. gelegentlichen Pflegeschnitts)
A2747 Kuhweide
A2746 Kälberweide
A2742 Schafweide
A2745 Ziegenweide
A2743 Pferdeweide
Lebensräume der Schweiz
A1460 Überdüngung, Nährstoffanreicherung (Eutrophierung)
A2200 Extrem naturferner Standort (kanalisiert, betoniert
usw.)
A4960 Eindringen von Neozoen
A4980 Eindringen von Neophyten
A4949 Aussetzung
A3240 Verfichtung
A1380 Feuer, Brand
A4340 Mechanische Störungen (Tritt, Ausbaggern usw.)
A1580 Chemische Verschmutzung (ohne Eutrophierung)
A1640 Herbizide, Pflanzenschutzmittel
A1660 Insektizide
A1700 Biologische Schädlingsbekämpfung
A4680 Fragmentierung des Lebensraumes
A4520 Direkte Störungen
A4140 Lichtverschmutzung (nächtliche Beleuchtung)
A2341 Renaturierung, Revitalisierung
A3340 Nutzungsaufgabe, Schongebiet
H Hydrologie
Die Bedeutung der Codes kann für die verschiedenen
Lebensraumbereiche leicht variieren
H 1 Schlechte oder fehlende Wasserversorgung
Trockenstandorte, vom Regen abgeschirmte Standorte
(gilt für die Lebensraumbereiche 3, 4, 5 und 9).
NB: H 1 kann für die Lebensraumbereiche 1, 2, 6, 7 und
8 nicht angegeben werden.
H 2 Schwache und wechselhafte Wasserversorgung
(wechseltrocken)
Standorte, die oft trocken liegen (Pfützen, Karrenspuren;
gilt für Lebensraumbereich 1)
Standorte mit stark schwankendem Grundwasserstand,
kurzlebigem Pflanzenbewuchs (gilt für Lebensraumbereich
2);
Trockenstandorte (gilt für die Lebensraumbereiche 3, 4,
5, 6, 7, 8 und 9).
H 3 Mittlere, aber wechselhafte Wasserversorgung
Stark schwankender Wasserstand (1.-1) bzw. stark
schwankender Pegel (1.-2, 1.-3), gelegentliches
Trockenfallen (gilt für Lebensraumbereich 1);
Schwankender Grundwasserspiegel, gelegentliche
Austrocknung (Lebensraumbereich 2);
Frisches bis mesophiles Mikroklima (Lebensraumbereich
3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9).
H 4 gute, aber wechselhafte Wasserversorgung (wechselfeucht)
Schwankender Wasserstand (1.-1) bzw. stark schwankender
Pegel (1.-2, 1.-3), (Lebensraumbereich 1);
Schwankender, aber meist hoher Grundwasserspiegel
(Lebensraumbereich 2);
Regelmässig bewässert oder geflutet (Lebensraumbereich
4);
Regelmässig überschwemmter oder feuchter Standort
(Lebensraumbereiche 3, 5, 6, 7, 8 und 9).
H 5 Konstant gute Wasserversorgung
Gleichbleibender Wasserstand (1.-1) bzw. Wasserpegel
(1.-2, 1.-3), (Lebensraumbereich 1);
Gleichbleibend hoher Grundwasserspiegel (Lebensraumbereich
2);
Dauernd vernässt (Lebensraumbereiche 3, 5, 6 und 9);
NB: H 5 kann für die Lebensraumbereiche 4, 7 und 8
nicht angegeben werden.
25
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Lebensräume der Schweiz
27
Dank
Zahlreiche Fachleute haben sich freundlicherweise bereit
erklärt, die Liste der Kennarten, die hauptsächlich in den beschriebenen
Lebensräumen auftreten oder dort regelmässig
anzutreffen sind, zu überprüfen und zu ergänzen.
Pilze: Beatrice Senn-Irlet. Moose: Norbert Schnyder, Ariel
Bergamini und Niklaus Müller. Flechten: Silvia Stofer, Christine
Keller, Christophe Scheidegger, Philippe Clerc und Mathias
Vust. Blüten- und Gefässpflanzen: Fidele Airoldi, Beat Bäumler,
Gabriele Carraro, François Clot, Elisabeth Feldmeyer-Christe,
Jean-Daniel Gallandat, Pia Giorgetti, Gianfranco Giugni, Otto
Hegg, Frank Klötzli, Jean-Bernard Lachavanne, Jean-Louis
Moret, Robert Pantke, Christian Roulier, Jean-Paul Theurillat,
Pascal Vittoz und Klaus Zimmermann. Wirbellose: Felix
Amiet und Daniel Cherix (Hymenoptera), Sylvie Barbalat und
Christian Monnerat (Coleoptera Cerambycidae, Buprestidae
und Scarabeidae), Yannick Chittaro (Schmetterlinge), Peter
Duelli (Neuroptera), Ambros Hänggi (Spinnen), Sandra Knispel
(Plecoptera), Verena Lubini (Plecoptera und Trichoptera),
Christian Monnerat (Libellen), François Claude (Mollusken),
Michel Sartori und André Wagner (Ephemeroptera), Christian
Monnerat und Philippe Thorens (Orthoptera), Thomas
Walter (Arten der Auenlandschaften) sowie Pascal Moeschler
(Höhlenfauna). Wirbeltiere: Simon Capt (Säugetiere), François
Claude (Amphibien und Reptilien), Blaise Zaugg (Fische) und
Martin Zimmerli (Vögel).
Wir danken allen Beteiligten herzlich, dass sie diese schwierige
Aufgabe auf sich genommen haben und so die Artenlisten
dieser Publikation wesentlich verbessern halfen. Ein besonderer
Dank gilt Pascal Moeschler und Thierry Bohnenstengel für
die Redaktion der Faktenblätter für die Gebäude und Fabien
Fivaz, der die Karten zum Gewässernetz der Schweiz und zu
den Felsgebieten realisiert hat.
Schliesslich danken die Autoren beiden Verlagen Rossolis
und Ott für die Sorgfalt, mit der diese Neuausgabe realisiert
wurde.
Bildnachweis
Die meisten Bilder stammen von Raymond Delarze mit folgenden Ausnahmen:
Faktenblatt Gattung/Art
Fotograf
1.1 Gänsesäger Martin Zimmerli
1.1 Seesaibling Vinzenz Maurer
1.1 Teichmolch Kurt Grossenbacher
1.1.1 Kolbenente Martin Zimmerli
1.1.2 Schleie Gianfranco Giudice
1.1.3 Utricularia australis Mathias Vust
1.1.4 Erythromma viridulum Christian Brochard
1.1.4 Löffelente Martin Zimmerli
1.2 Biber Daniel Aubort
1.2 Eisvogel Martin Zimmerli
1.2 Bachforelle Gianfranco Giudice
1.2.1 Barben Gianfranco Giudice
1.2.2 Äsche Gianfranco Giudice
1.2.3 Groppe Gianfranco Giudice
1.2.3 Calopteryx virgo Christian Brochard
1.2.4 Steinfliegen Zoologisches Museum
Lausanne
1.3 Cordulegaster bidentata Christian Keim
1.3.1 Pteris cretica Fidele Airoldi
1.3.2 Parnassius phoebus Thomas Marent
1.4 Austritt eines unterirdischen
Bachs
Mathias Vust
1.4 Stygepactophanes
jurassicus
Cédric Marendaz,
Muséum Genf
1.4 Gelyella monardi Cédric Marendaz,
Muséum Genf
2.1 Teichhuhn Martin Zimmerli
2.1 Wasserralle Martin Zimmerli
2.1.1 Leucorrhinia albifrons Christian Brochard
2.1.2.1 Zwergreiher Martin Zimmerli
2.1.2.2 Rohrammer Martin Zimmerli
2.1.4 Coenagrion mercuriale Christian Brochard
2.2 Bekassine Martin Zimmerli
2.2 Menyanthes trifoliata Mathias Vust
2.2 Stethophyma grossum Philippe Thorens
2.2 Vertigo antivertigo Doro Röthlisberger
2.2.1.1 Blutrote Heidelibelle Christian Monnerat
2.2.2 Somatochlora alpestris Filippo Rampazzi
28
2.2.4 Potentilla palustris Mathias Vust
2.2.4 Aeshna subarctica Christian Brochard
2.2.5 Arctia flavia Bernhard Jost
2.3 Tetralonia salicariae Albert Krebs
2.3 Mecostethus parapleurus Christian Monnerat
2.3 Kiebitz Martin Zimmerli
2.3.1 Maculinea alcon Christian Brochard
2.3.2 Fritillaria meleagris Mathias Vust
2.3.2 Lycaena helle Albert Krebs
2.3.3 Brenthis ino Thomas Marent
2.3.3 Sumpfrohrsänger Jacques Gilliéron
2.4 Wiesenpieper Martin Zimmerli
2.4.1 Boloria aquilonaris Christian Brochard
2.5 Blackstonia perfoliata Mathias Vust
2.5 Centaurium pulchellum Mathias Vust
2.5.1 Tetrix ceperoi Bertrand Baur
3.2 Stereocaulon Mathias Vust
3.2.1.1 Mit Fleischers Weidenröschen
…
François Clot
3.2.1.1 Hyles vespertilio Albert Krebs
3.3 Grammia quenseli Danièle Rapin
3.3 Chelis simplonica Thomas Marent
3.4 Megachile parietina Albert Krebs
3.4 Mauerläufer Mathieu Bally
3.4.2.3 Asplenium adulterinum Fidele Airoldi
3.5 Meta menardi Daniel Cherix
3.5 Triphosa dubitata ... Daniel Cherix
3.5 Höhle Mathias Vust
3.5 Rhinolophus ferrumequinum
Pascal Moeschler,
CCO/Muséum Genf
4.1 Parnassius apollo Yves Gonseth
4.1 Oedipoda caerulescens Philippe Thorens
4.1.3 Tetrix depressa Bertrand Baur
4.1.4 Die Familie der Dickblattgewächse
...
François Clot
4.2 Die Felsenheide … François Clot
4.2 Ortolan Martin Zimmerli
4.2 Libelloides coccajus Martin Zimmerli
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
4.2 Zebrina detrita Jörg Rüetschi
4.2.1.1 Pflanzengesellschaft mit
Wermut …
Mathias Vust
4.2.1.1 Eresus kollari Yannick Chittaro
4.2.1.1 Plebejides pylaon Thomas Marent
4.2.1.2 Saga pedo Philippe Thorens
4.2.2 Trinia glauca Mathias Vust
4.2.2 Calliptamus italicus Philippe Thorens
4.2.4 Plebicula thersites Thomas Marent
4.3 Albulina orbitulus Bernhard Jost
4.3 Psophus stridulus Philippe Thorens
4.3.1 Erebia cassioides David Jutzeler
4.3.5 Geum montanum Mathias Vust
4.4 Pontia callidice Bernhard Jost
4.4.2 Solorina crocea Mathias Vust
4.5.1 Rhinanthus alectorolophus
Mathias Vust
4.5.1 Macrothylacia rubi Renato Joos
4.5.3 Coenonympha pamphilus Daniel Aubort
4.5.4 Omocestus viridulus Albert Krebs
4.6 Smaragdeidechse Martin Zimmerli
4.6 Oecanthus pellucens Philippe Thorens
5.1 Yersinella raymondi Philippe Thorens
5.1 Gomphocerus rufus Philippe Thorens
5.1.1 Zygaena fausta Albert Krebs
5.1.2 Leptidea sinapis Thomas Marent
5.1.3 Araschnia levana Georges Haldimann
5.1.5 Parnassius mnemosyne Thomas Marent
5.2 Pholidoptera aptera Philippe Thorens
5.2 Tettigonia cantans Philippe Thorens
5.2.1 Atropa bella-donna Mathias Vust
5.2.1 Digitalis lutea Mathias Vust
5.2.4 Delphinium elatum Mathias Vust
5.2.4 Eumedonia eumedon Albert Krebs
5.3.2 Berberis vulgaris Mathias Vust
5.3.2 Zaunammer René-Pierre Bille
5.3.3 Satyrium pruni Thomas Marent
5.3.4 Brenthis daphne Thomas Marent
5.3.5 Apatura iris Georges Haldimann
5.3.6 Nachtigall René-Pierre Bille
5.3.7 Feldschwirl Alex Labhardt
5.3.9 Erebia eriphyle David Jutzeler
5.4 Birkhuhn Marzio Barelli
5.4.1 Colias palaeno Yves Gonseth
5.4.5 Vacciniina optilete Bernhard Jost
5.4.6 Flechten Mathias Vust
5.4.6 Alpenschneehuhn Martin Zimmerli
6.1 Arion intermedius Jörg Rüetschi
6.1.1 Erlenbruchwald François Clot
6.1.2 Tethea ocularis Dietmar Laux
6.1.2 Clostera anachoreta Heidrun Melzer
6.1.4 Daudebardia rufa Jörg Rüetschi
6.2 Die Buche ist in den
meisten …
François Clot
6.2 Aglia tau Thomas Marent
6.2 Schwarzspecht Martin Zimmerli
6.2.3 Platycerus caraboides Danièle Rapin
6.2.4 Rosalia alpina Yannick Chittaro
6.2.5 Epipogium aphyllum François Clot
6.2.5 Auerhuhn Daniel Aubort
6.3 Eichenzangenbock François Claude
6.3 Quercusia quercus Albert Krebs
6.3.1 Die tiefgründigen und
feinerdigen…
Mathias Vust
6.3.1 Phyllitis scolopendrium Mathias Vust
6.3.1 Polystichum setiferum Mathias Vust
6.3.2 Staphylea pinnata François Clot
6.3.2 Auf solchem trockenem
und …
Mathias Vust
6.3.3 Cerambyx cerdo Yves Borcard
6.3.3 Isopyrum thalictroides François Clot
6.3.3 Stellaria holostea François Clot
6.3.4 Hipparchia fagi Martin Zimmerli
6.3.5 Libythea celtis Thomas Marent
6.3.6 Drymonia velitaris Rudolf Bryner
6.3.7 Halsbandschnäpper Charles Haag
6.3.8 Laurus nobilis François Clot
6.3.8 Trachycarpus fortunei V. Sala
6.4 Polyphylla fullo Jean-Marc Pillet
6.4.3 Chalcophora mariana Danièle Rapin
6.4.4 Unterholz, geprägt von ... François Clot
6.5 Grossaufnahme eines
Torfmoosteppichs Mathias Vust
6.5.1 Birkenzeisig René-Pierre Bille
6.5.3 Lycopodium annotinum Mathias Vust
6.6 Dreizehenspecht Claude Morerod
6.6.1 Fichtenkreuzschnabel René-Pierre Bille
6.6.3 Poecilocampa alpina Bernhard Jost
7.1 Tetrix tenuicornis Philippe Thorens
7.1 Andrena pilipes Felix Amiet
7.1.1 Lycaena dispar Thomas Marent
7.2 Mauereidechse Martin Zimmerli
7.2.1 Balea perversa Doro Röthlisberger
8.1 Deilephila elpenor Gebhard Müller
8.1 Wendehals Flavio Biffoni
8.2.1.2 Rebhuhn René-Pierre Bille
9 Neuenburg Thierry Bohnenstengel
9.2 Mausohr Thierry Bohnenstengel
9.2 Mehlschwalbe Jean-Lou Zimmermann
9.2 Rauchschwalbe Jean-Lou Zimmermann
Lebensräume der Schweiz
29
1 Gewässer
Schlüssel für die Lebensraumgruppen
1 Der Lebensraum ist unterirdisch ..... LG 1.4
– Der Lebensraum ist ein oberirdisches Gewässer
.................................. 2
2 Der Lebensraum ist ein stehendes Gewässer .
.............................. LG 1.1
– Der Lebensraum ist eine Quelle oder ein Fliessgewässer
.......................... 3
3 Der Lebensraum ist eine Quelle oder Quellflur
.............................. LG 1.3
– Der Lebensraum ist ein Fliessgewässer (Fluss
oder Bach) ..................... LG 1.2
Typisch für stehende Gewässer ist die frei schwimmende
Vegetation.
Gänsesäger
Teichmolch (Triturus vulgaris)
Seesaibling
32
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Stehende Gewässer [K] 1.1
Aussehen und Strukturmerkmale
Zu dieser Lebensraumgruppe gehören die Wasserkörper unterschiedlicher
Grösse und Tiefe, vom kleinen Tümpel bis zum
grossen See. Hier gibt es Gemeinschaften von Wasserpflanzen,
die ganz untergetaucht sind oder an der Wasseroberfläche
schwimmen. Die Ufervegetation mit Pflanzen, die über
die Wasseroberfläche ragen, wie Röhrichte, Seggenriede usw.,
wird in Kapitel 2 behandelt.
Die Beschreibung der Vegetation alleine reicht meist nicht aus,
um diese Lebensräume adäquat zu beschreiben. Wesentliche
Merkmale sind neben der Vegetation auch die Fläche bzw. Tiefe
des Wasserkörpers (Tümpel, Weiher, See), die Beschaffenheit
des Grundes (Sand, Schlick, Schotter), die Stabilität des
Wasserpegels (Wellen, Wasserstandsschwankungen) und die
Art der Nutzung (Stausee, Schlammabsetzbecken, Fischzuchtanlage)
sowie weitere menschliche Einflüsse (Versauerung,
Eutrophierung, Kiesausbeutung usw.). Diese ergänzenden
Beobachtungen können mithilfe des standardisierten Aufnahmeprotokolls
(S. 20) angegeben werden.
Biologische Merkmale
Die Artenvielfalt der stehenden Gewässer ist sehr unterschiedlich.
So sind temporäre Wassertümpel oder die Seen des
Hochgebirges fast frei von höheren Pflanzen, während bei
älteren Teichen und kleineren Seen im Flachland eine erstaunliche
Faunen- und Florenvielfalt zu beobachten ist.
Zu den charakteristischen Tiergruppen gehören die Karpfenartigen
und die Felchenartigen, verschiedene Muscheln
(Teichmuscheln), viele Krebsarten sowie mikroskopisch kleine
planktische Lebewesen. Die Insekten des freien Wassers sind
weniger zahlreich. Die meisten entfernen sich kaum vom Ufer.
Chara spp., Nitella spp.
Anodonta cygnea, Unio pictorum*, U. tumidus*
(Unionidae).
Acroloxus lacustris* (Acroloxidae), Radix auricularia,
R. balthica, Stagnicola corvus* (Lymnaeidae), Valvata
piscinalis (Valvatidae).
Caenis horaria (Caenidae), Cloeon dipterum (Baetidae),
Leptophlebia marginata* (Leptophlebiidae), Siphlonurus
aestivalis* (Siphlonuridae).
Anax imperator (Aeshnidae), Ischnura elegans,
Pyrrhosoma nymphula (Coenagrionidae), Lestes sponsa
(Lestidae), Orthetrum brunneum (Libellulidae).
Agrypnia varia (Phryganeidae), Hydroptila pulchricornis,
H. sparsa (Lepidostomatidae), Oxyethira flavicornis
(Hydroptilidae).
Dytiscus marginalis* (Dytiscidae).
Agone (Alosa agone*), Felchen (Coregonus sp.),
Seesaibling (Salvelinus umbla*), Trüsche (Lota lota),
Seeforelle (Salmo trutta lacustris*).
Erdkröte (Bufo bufo*), Europäischer Laubfrosch
(Hyla arborea*), Fadenmolch (Lissotriton helveticus*),
Teichmolch (L. vulgaris*), Springfrosch (Rana
dalmatina*), Italienischer Kammmolch (Triturus carnifex*),
Nördlicher Kammmolch (T. cristatus*).
1.1
Stehende Gewässer
Callitriche palustris, Ceratophyllum demersum*,
Elodea nuttallii, Groenlandia densa, Hippuris vulgaris,
Lemna spp., Myriophyllum spp., Najas spp., Nuphar
spp., Nymphaea spp., Polygonum amphibium,
Potamogeton spp. (die meisten Arten), Spirodela polyrhiza,
Zannichellia palustris*.
Vipernatter (Natrix maura*), Würfelnatter (Natrix
tessellata*).
Gänsesäger (Mergus merganser*), Haubentaucher
(Podiceps cristatus).
Langfussfledermaus (Myotis capaccinii),
Wasserfledermaus (M. daubentonii*).
Einteilung
Für die Zuordnung der Lebensraumtypen ist zunächst die Wassertiefe entscheidend. Die Wachstumsgrenze der höheren Pflanzen
entspricht der Grenze zwischen dem Litoral (lichtdurchfluteter oberer Bereich des offenen Wassers) und dem Profundal
(Tiefenbereich des offenen Wassers).
Stehendes Gewässer ohne Vegetation 1.1.0
Tiefgründiges Gewässer (Freiwasserzone) 1.1.0.1
Seichtes Gewässer (Litoralzone, inkl. Tümpel) 1.1.0.2
Stehendes Gewässer mit Unterwasservegetation
ohne Gefässpflanzen Charetea: Charion s.l., Nitellion s.l. 1.1.1 è
Gefässpflanzen Potametea: Potamion 1.1.2 è
frei schwimmend Lemnetea: Lemnion, Hydrocharition, Utricularion 1.1.3 è
schwimmend verankert Potametea: Nymphaeion 1.1.4 è
Die letzteren vier Lebensraumtypen sind typisch für das ufernahe Litoral (Sublitoral), und sie gehören auch zur Ufervegetation
im Sinne des Bundesgesetzes über den Natur- und Heimatschutz (NHG). Das Litoral umfasst zudem noch das Eu- und das Supralitoral
(vgl. Kapitel 2). Innerhalb der Klasse Potametea gibt es Verbände, die in Fliessgewässern vorkommen (1.2.1, Ranunculion
fluitantis); auch Varianten der Lemnetea können, je nach Fliessgeschwindigkeit, in Fliessgewässern vorkommen.
Lebensräume der Schweiz
33
Armleuchteralgengesellschaft
Aussehen und Ökologie
Dieser Lebensraum ist durch eine Unterwasservegetation charakterisiert,
die von Armleuchteralgen dominiert wird. Dabei
handelt es sich um grosse, makroskopische Algen von feingeästelter,
schachtelhalmartiger Gestalt. Sie bilden auf dem
Gewässergrund oft als alleinige Art ausgedehnte Rasen an
Stellen, wo ihnen Gefässpflanzen nicht (oder noch nicht) Konkurrenz
machen (tiefe Stellen oder Pionierstadien in Baggerseen
und Tümpeln). In oligotrophen und klaren Seen können
die Armleuchteralgen bis in Tiefen um 40 m vorkommen.
Dauerbestände sind hauptsächlich in unbelasteten Gewässern
anzutreffen. Pionierbestände können zwar unter mesotrophen
Bedingungen auch in seichten, stehenden Gewässern aufkommen,
halten sich dann aber nur während weniger Jahre.
Klassifikation
Charetea fragilis (Fukarek 61) Krausch 64
COR 1991 : Charetea fragilis (22.44) N 2000 (3140)
ELL 2010 : Charetea fragilis (1.9)
OBE 2001 : Charetea fragilis
MGW 1993 : Charetea fragilis
FA 2004 : -
PS 2015 : Charetea fragilis (4 Verbände)
EUNIS : C1.14, C1.25, C1.44, C2.19
Innerhalb der Klasse der Charetea werden zwei pflanzensoziologische
Ordnungen unterschieden: die Charetalia in kalkhaltigen
Gewässern (pH > 7) und die Nitelletalia in basenarmen
Gewässern (pH 6 bis 7,5).
arid
trocken
mesophil
feucht
3000 m
2000 m
1000 m
Chara aspera*, C. contraria, C. denudata, C. fragilis,
C. hispida*, C. intermedia*, C. major, C. tomentosa*,
C. vulgaris*, Cladophora aculeata, C. crispata, Nitella
batrachosperma*, N. flexilis*, N. gracilis*, N. hyalina*,
N. mucronata*, N. opaca*, N. syncarpa*,
N. tenuissima*.
sauer neutral
basisch
sumpfig
200 m
Chara canescens, C. globularis, C. strigosa*,
Lychnothamnus barbatus, Nitellopsis obtusa, Tolypella
glomerata*, T. prolifera.
Beziehung zum Menschen
Aus der Anwesenheit von Armleuchteralgen (Charophyten)
bzw. aus dem Verteilungsmuster der verschiedenen Varianten
von Armleuchteralgengesellschaften ergeben sich nützliche
Hinweise über die Standortverhältnisse (Nährstoffgehalt).
Gewisse Arten zeigen eine gute, nährstoffarme Wasserqualität
an. Es gibt aber auch nährstofftolerante Arten, wie z. B. die
Artengruppe Chara vulgaris. Wieder andere Arten sind Zeigerarten
jüngerer Standorte oder von Quellaufstössen.
Ansprache und Abgrenzung
Durch die Dominanz der Armleuchteralgen ist der Lebensraumtyp
leicht erkennbar. Die Einheit umfasst eine Vielzahl
verschiedener Varianten, wobei diese häufig nur aus einer
einzigen, sehr spezialisierten Art bestehen.
Die verschiedenen Arten der Gattung Chara ähneln sich
stark. Deshalb ist die Ansprache der verschiedenen Varianten
schwierig.
Haliplus fulvus*, H. variegatus* (Haliplidae).
Kolbenente (Netta rufina).
Biologische Werte
Armleuchteralgen sind wichtige Kalkbinder und daher an der
Bildung der Seekreide massgeblich beteiligt. Sie tragen, in geologischen
Zeiträumen betrachtet, zur Verlandung von Seen
bei. Aufgrund ihrer einheitlichen Morphologie und Lebensweise
sind die verschiedenen Arten von Armleuchteralgen für
entwicklungsgeschichtliche Studien über feinste biologische
Anpassungen und zwischenartliches Konkurrenzverhalten
hervorragend geeignet. Diese Mechanismen sind weitgehend
unbekannt. In den Seen sind die Armleuchteralgenrasen eine
lebenswichtige Nahrungsquelle für Kolbenenten.
34
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Charion 1.1.1
potenzielle Verbreitung
aktuelle Verbreitung
Charion
1.1.1
Ökologische Ansprüche und Gefährdungen
Bei Eutrophierung der Gewässer, wenn die Klarheit des Wassers
abnimmt und der Grund verschlammt, verschwinden
die Armleuchteralgengesellschaften relativ rasch. Die meisten
Armleuchteralgen ertragen keine Phosphatkonzentrationen
über 0,02 mg/l. R = 2
Zustand in der Schweiz EN
NHV/S
Wegen ihrer Empfindlichkeit gegenüber der Gewässereutrophierung
sind die Armleuchteralgenrasen in allen Schweizer
Seen zurückgegangen. Heute hat sich die Situation etwas
stabilisiert, zum Teil lokal sogar verbessert. Dies ist vor allem
den Anstrengungen bei den Abwasserreinigungsanlagen zu
verdanken. Die Pioniergesellschaften in seichten Gewässern
sind noch ziemlich verbreitet.
Armleuchteralgengesellschaft
Kolbenente
Armleuchteralgen auf kiesigem Untergrund
Armleuchteralgen sehen aus wie «Unterwasser-Schachtelhalme».
Lebensräume der Schweiz
35
Laichkrautgesellschaft
Aussehen und Ökologie
Diese Unterwassergesellschaften werden von im Boden wurzelnden
Gefässpflanzen dominiert. Es handelt sich durchweg
um Wasserpflanzen, die auf Austrocknung sehr empfindlich
reagieren. Bei den untergetauchten Arten erscheinen nur die
Blütenstände an der Wasseroberfläche. Laichkrautgesellschaften
kommen in stehenden Gewässern bis in 4 m (ausnahmsweise
7 m) Tiefe vor, typischerweise ausserhalb der Schwimmblattgesellschaften
(1.1.4). Zusätzlich trifft man die Einheit in
langsam fliessenden Gewässern mit laminarer, ungestörter
Strömung an oder auch in seichten Stillgewässern, wo eine
bewegte Wasseroberfläche oder starke Schwankungen des
Wasserspiegels einen Schwimmblattgürtel verhindern.
sauer neutral
basisch
arid
trocken
mesophil
feucht
sumpfig
Beziehung zum Menschen
Laichkrautgesellschaften zählen zu den wichtigsten Laichplätzen
des Flussbarsches (Egli) in unseren Seen. Die Artenzusammensetzung
der Laichkrautbestände liefert wertvolle Hinweise
auf die chemische Qualität der Gewässer.
Ansprache und Abgrenzung
3000 m
2000 m
1000 m
200 m
Die Dominanz der Laichkräuter bzw. das Fehlen von Schwimmblattpflanzen
sind die entscheidenden Erkennungsmerkmale.
Das Potamion wird manchmal in Magnopotamion (bei Dominanz
der breitblättrigen Laichkräuter) und Parvopotamion
(wenn schmalblättrige Arten vorwiegen) unterteilt.
Klassifikation
Potamion pectinati Oberdorfer 57
COR 1991 : Potamogetonion (22.42) N 2000 (3150)
ELL 2010 : Potamogetonion (1.311)
OBE 2001 : Potamogetonion
MGW 1993 : Potamion pectinati
FA 2004 : Potamion pectinati (1.311)
PS 2015 : Potamion pectinati + Potamion polygonifolii
EUNIS : C1.12, C1.23, C1.33, C1.42
Der Begriff Potamion ist eine Verkürzung von Potamogetonion.
Das Verteilungsmuster der Laichkrautgesellschaften ist abhängig
von der Wasserqualität und der Dynamik des Standorts
(leichte Strömung oder Wellengang). Das Potamion polygonifolii
entspricht dem oligotrophen Teil der Einheit.
Potamogeton acutifolius*, P. alpinus, P. compressus,
P. crispus, P. gramineus*, P. obtusifolius*,
P. perfoliatus, P. praelongus*, P. trichoides*,
P. × angustifolius*, P. × nitens*.
Elodea canadensis N , E. densa N , E. nuttallii N ,
Lagarosiphon major N , Myriophyllum spicatum,
Potamogeton berchtoldii, P. filiformis*, P. friesii*,
P. lucens, P. pectinatus, P. pusillus*, Ranunculus trichophyllus,
Zannichellia palustris*.
Chara hispida ssp. rudis*, Nitella hyalina*.
Platycnemis pennipes (Platycnemididae).
Hydroporus palustris, Hyphydrus ovatus, (Dytiscidae).
Flussbarsch (Perca fluviatilis), Rotfeder (Scardinius
erythrophthalmus), Schleie (Tinca tinca).
Blässhuhn (Fulica atra).
Biologische Werte
Etwa zwanzig Arten von Wasserpflanzen sind schwerpunktmässig
in dieser Einheit vertreten.
Einige Varianten der Laichkrautgesellschaften beherbergen
(beherbergten einst) sehr spezialisierte, seltene Arten wie Alisma
gramineum*, Ceratophyllum submersum*, Myriophyllum
heterophyllum N , Najas flexilis*, N. marina*, N. minor*, Potamogeton
acutifolius*, P. compressus, P. obtusifolius*, P. praelongus*,
Ranunculus baudotii, R. rionii*, Vallisneria spiralis N .
36
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Potamion 1.1.2
potenzielle Verbreitung
aktuelle Verbreitung
1.1.2
Potamion
Ökologische Ansprüche und Gefährdungen
Mehrere Arten sind an phosphatarme Gewässer gebunden
(z.B. Potamogeton praelongus). Andere hingegen ertragen
nährstoffreicheres Wasser, sofern es sauerstoffreich ist (z.B.
Potamogeton pectinatus, Najas marina). In verschmutzten,
sauerstoffarmen Gewässern mit schlammigem Grund und in
wellenexponierten Bereichen können sich nur wenige Arten
halten; bei starken Verschmutzungen ersetzen fadenförmige
Algen die Gefässpflanzen. R = 2
Zustand in der Schweiz VU
NHV/S
Früher war die Einheit nördlich der Alpen recht häufig, heute
ist sie weniger verbreitet und hat viel von ihrer Diversität
verloren. Die an oligo- bis mesotrophe Bedingungen gebundenen
Varianten sind praktisch alle verschwunden und mit
ihnen auch deren Charakterarten. Die Mehrheit dieser Arten
ist gefährdet, wobei acht vom Aussterben bedroht und zwei
erloschen sind (P. compressus, R. baudotii). Im Berggebiet und
südlich der Alpen ist das Potamion seltener, auf lokale Bestände
beschränkt und von Natur aus weniger artenreich.
Laichkrautgesellschaft
Glänzendes Laichkraut (Potamogeton lucens)
Alpen-Laichkraut (Potamogeton alpinus)
Schleie
Lebensräume der Schweiz
37
Wasserlinsengesellschaft
Aussehen und Ökologie
Das Lemnion ist ein Lebensraum mit Pflanzen, die nicht am Boden
verankert sind, sondern an der Wasseroberfläche treiben.
Man findet die Wasserlinsenbestände vornehmlich in Buchten,
durch den Windschutz des Röhrichts oder der Sträucher am
Ufer geschützt vor dem Abdriften.
Es handelt sich um flüchtige Zusammensetzungen, deren Entwicklung
von Jahr zu Jahr stark ändern kann. Die Verbreitung
erfolgt mittels Brutknospen («schlummernde», sprossbürtige
Anlagen, die auf dem Gewässergrund überwintern) oder
durch Wasservögel, die ganze Pflanzen verfrachten.
Das Lemnion besiedelt meso- bis stark hypertrophe Gewässer.
Ein saisonaler Verbrauch der Oberflächennährstoffe kann zur
Bildung von nährstoffarmen Varianten mit Wasserschlauch
(Utricularia) führen. Bei einer Anreicherung von gelöstem
organischem Material beobachtet man oft die Entwicklung
von Lebermoosen der Familie Ricciaceae, die ein auffallendes,
feines dichotomes Verzweigungsmuster aufweisen.
sauer neutral
basisch
arid
trocken
mesophil
feucht
sumpfig
Beziehung zum Menschen
Die ausgeprägt hypertrophen Varianten (Lemnetum gibbae)
sind an anthropogene Nährstoffeinträge gebunden und werden
deswegen auch bei natürlichen Abwasserreinigungsverfahren
eingesetzt. Verschiedene eingeschleppte Arten begleiten
gelegentlich die einheimischen Vertreter des Lemnion: z.B.
Lemna minuta, Azolla, Salvinia.
Ansprache und Abgrenzung
3000 m
2000 m
1000 m
200 m
Die Lemnio-Varianten mit Wasserschlauch (die auf das sommerliche
Aufbrauchen der Nährstoffe in den oberen Wasserschichten
angewiesen sind) enthalten weder im Boden
verwurzelte Arten noch Moosteppiche. Das unterscheidet
sie klar vom Sphagno-Utricularion (2.1.1), das ebenfalls vom
Wasserschlauch (Utricularia) dominiert wird.
Lemnion-Gesellschaften finden sich gerne mosaikartig im
Nymphaeion (1.1.4) und im Phragmition (2.1.2.1) , was ein individuelles
Ansprechen der Verbände im Gelände erschwert.
Klassifikation
Lemnion minoris Tüxen 55
COR 1991 : Lemnion minoris (22.411) N 2000 (3150)
ELL 2010 : Lemnetalia minoris (1.11)
OBE 2001 : Lemnion minoris
MGW 1993 : Lemnion minoris
FA 2004 : Lemnion minoris (1.111)
PS 2015 : Lemnion minoris
EUNIS : C1.22, C1.32
Neben den typischen Wasserlinsenteppichen (von einigen
Autoren als eigener Verband, Buckellinsen-Schwimmdecken,
Lemmnion gibbae, ausgeschieden) sind hier auch die leicht
flutenden Gesellschaften mit Lemna trisulca und Ricciaceae-
Moosen (das Riccio-Lemnion trisulcae verschiedener Autoren)
inbegriffen.
Die Einheit umfasst auch das seltene Hydrocharition 1.1.3.1,
dessen typische Vertreter relativ grosswüchsig sind und sich
gelegentlich anwurzeln (Hydrocharis, Stratiotes). Wie bereits
erwähnt, gehören hierzu auch die gänzlich frei schwimmenden
Wasserschlauchgesellschaften (Utricularion vulgaris
1.1.3.2).
Azolla filiculoides N , Hydrocharis morsus-ranae*,
Lemna gibba*, L. minor, L. minuta N , L. trisulca,
Spirodela polyrhiza, Stratiotes aloides, Wolffia
arrhiza N .
Riccia fluitans*, R. rhenana, Ricciocarpos natans*.
Utricularia australis, U. vulgaris*.
Biologische Werte
Der Lebensraum beherbergt verschiedene seltene, wärmeliebende
Arten. Dazu gehört die Mehrheit der Charakterarten.
38
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Lemnion 1.1.3
potenzielle Verbreitung
aktuelle Verbreitung
1.1.3
Lemnion
Ökologische Ansprüche und Gefährdungen
Das Lemnion kommt allgemein nur kleinflächig in Ufernähe
oder an seichten Stellen vor. Es ist empfindlich auf Uferkorrektionen
oder Entwässerungen (Zuschütten von Altarmen oder
von Weihern, naturferne Uferverbauungen usw.). Veränderungen
in der Wasserqualität beeinflussen das Lemnion ebenfalls,
insbesondere die Varianten mit Wasserschlauch-Arten. R = 1
Zustand in der Schweiz VU
NHV/S*
Das Lemnion hat sein ökologisches Optimum nördlich der
Alpen. Im Berggebiet kommt es nur fragmentarisch vor,
meist in der Variante mit Lemna minor. Mit Ausnahme der
Lemna-minor-Gesellschaft sind alle Assoziationen und Arten
des Lemnion gefährdet. Lemna gibba ist in der Schweiz heute
verschollen, obwohl die Pflanzen in ziemlich nährstoffreichem
Wasser eigentlich gedeiht.
1.1.3.1 Hydrocharition (Smaragd-Netzwerk C1.222) : EN
1.1.3.2 Utricularion (Smaragd-Netzwerk C1.224) : VU
Wasserlinsengesellschaft
Die Kleine Wasserlinse (Lemna minor) kann kleinere eutrophe Wasserflächen fast
lückenlos überziehen.
* Nur einige der Lemnion-Gesellschaften werden vom Smaragd-Netzwerk erfasst.
Lebensräume der Schweiz
Der frei schwimmende Wasserschlauch
(hier Südlicher Wasserschlauch U. australis)
zeigt mesotrophes Gewässer an.
39
Schwimmblattgesellschaft
Aussehen und Ökologie
Zu den Schwimmblattgesellschaften gehört die Vegetation
der seichten (1–2 m, selten bis 3,5 m tiefen) Zonen von Stillgewässern,
in denen Seerosen und andere Arten von Schwimmblattpflanzen
dominieren. Für die meisten Varianten muss der
Wasserspiegel relativ konstant sein.
Unter optimalen Bedingungen bildet dieser Vegetationstyp
in stehenden Gewässern einen ufernahen Gürtel zwischen
dem Röhricht (2.1.2.1) und den Laichkrautfluren (1.1.2). Der
Grund ist schlickig und eher sauerstoffarm. Das ökologische
Optimum liegt in den kalkhaltigen, meso- bis eutrophen Gewässern
der tieferen Lagen.
sauer neutral
basisch
arid
trocken
mesophil
feucht
sumpfig
Beziehung zum Menschen
Die Schwimmblattgesellschaften bieten günstige Laichbedingungen
für die Fische und werden daher von der Fischerei
geschätzt.
Die Blütenpracht der Seerosen verleiht diesem Lebensraum
eine gewisse Popularität, die hin und wieder zu Entnahmen
von Individuen für die Bepflanzung privater Teiche verleitet.
Teiche werden manchmal auch von Wasserpflanzen besiedelt,
wenn Wasservögel ihre Samen verbreiten.
Ansprache und Abgrenzung
3000 m
2000 m
1000 m
200 m
Die Einheit ist allgemein an ihrem typischen Erscheinungsbild
leicht erkennbar. Im Übergang zu bewegteren Wasserbereichen
machen Arten mit grossen meist anderen Arten mit
kleinen Schwimmblättern Platz.
Seichte, regelmässig trockenfallende Tümpel und Weiher
beherbergen Arten mit kleinen Schwimmblättern (vgl. Ranunculion
aquatilis im Abschnitt zur Klassifikation).
Das Nymphaeion besitzt Übergänge zum Potamion (1.1.2)
und zum Phragmition (2.1.2.1). Die Flora des Nymphaeion
unterscheidet sich von derjenigen des Potamion durch Blätter,
die gegen Austrocknung resistenter sind, und durch das
Vorhandensein von Arten mit farbigen Blüten (ausgeprägtere
Insektenbestäubung).
Klassifikation
Nymphaeion albae Oberdorfer 57
COR 1991 : Nymphaeion (22.431)
ELL 2010 : Nymphaeion (albae) (1.312)
OBE 2001 : Nymphaeion albae
MGW 1993 : Nymphaeion
FA 2004 : Nymphaeion albae (1.312)
PS 2015 : Nymphaeion albae
EUNIS : C1.13, C1.24, C1.34, C1.43
Der nahestehende Verband Ranunculion aquatilis (1.1.4.1,
Corine 22.432 = Callitricho-Batrachion) wird von uns dieser
Einheit zugeordnet.
Die Gesellschaft mit Potamogeton natans wird manchmal zum
Potamion (1.1.2) gezählt.
Die Gesellschaft mit Hottonia (1.1.4.2) gehört ebenfalls zum
Nymphaeion.
Hottonia palustris*, Myriophyllum verticillatum,
Nuphar lutea, N. pumila*, Nymphaea alba,
Nymphoides peltata*, Potamogeton natans,
Ranunculus aquatilis*, R. circinatus*, R. peltatus*,
Trapa natans*.
Callitriche palustris, Ceratophyllum demersum*,
Hippuris vulgaris, Polygonum amphibium,
Potamogeton lucens, Ranunculus trichophyllus.
Anax parthenope (Aeshnidae), Erythromma najas,
E. viridulum (Coenagrionidae).
Donacia crassipes, D. versicolorea, Galerucella nymphaeae
(Chrysomelidae).
Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis).
Löffelente (Anas clypeata*).
Biologische Werte
Das Nymphaeion enthält Pflanzen mit einer Reihe von besonderen
physiologischen und morphologischen Anpassungen.
Die charakteristische Schwimmblattschicht schafft ein spezifisches
Mikrohabitat, in dem einige seltene Wirbellose ihre
Nischen haben.
In dieser Gesellschaft kommen ebenfalls mehrere seltene
Pflanzenarten vor: Hottonia palustris*, Nuphar pumila*, Ranunculus
peltatus*, R. aquatilis*.
40
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
potenzielle Verbreitung
Nymphaeion 1.1.4
aktuelle Verbreitung
Nymphaeion
1.1.4
Ökologische Ansprüche und Gefährdungen
Da die Schwimmblattgesellschaften äusserst empfindlich auf
mechanische Störungen reagieren, leiden viele Seerosenbestände
unter dem Wellenschlag des motorisierten Bootsverkehrs
und den Ausbaggerungen in der Flachwasserzone.
Die Begradigung der Fliessgewässer und die Entwässerung
von Auengebieten haben manche Standorte zerstört. Eingeschleppte
Pflanzenarten (Wasserpest, Hybrid-Seerosen) gefährden
angestammte Arten. R = 2
Zustand in der Schweiz VU
NHV/S*
Viele der einst weit verbreiteten Schwimmblattgesellschaften
sind heute verschwunden. Die übrig gebliebenen Fragmente
sind oft verarmt. Die letzten schönen Bestände kommen im
Mittelland mehrheitlich in Weihern von Schutzgebieten vor.
Alle charakteristischen Arten der Einheit, darunter alle See- und
Teichrosen, sind potenziell gefährdet; Ranunculus peltatus und
R. aquatilis sind fast ausgestorben, Trapa natans ist erloschen.
1.1.4.1 Ranunculion aquatilis (Smaragd-Netzwerk C1.3411) : VU
1.1.4.2 Hottonietum (Smaragd-Netzwerk C1.3413) : EN
Schwimmblattgesellschaft
Kleines Granatauge (Erythromma viridulum)
Wenig tiefe Teiche sind bevorzugte Lebensräume des Nymphaeion.
Löffelente
* Nur einige der Nymphaeion-Gesellschaften werden vom Smaragd-Netzwerk erfasst.
Lebensräume der Schweiz
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An natürlichen Wasserläufen finden sich zahlreiche Kleinstlebensräume, die einer reichhaltigen Fauna Unterschlupf bieten.
Biber
Eisvogel
Bachforelle
42
R. Delarze, Y. Gonseth, S. Eggenberg & M. Vust
Fliessgewässer [3] 1.2
Aussehen und Strukturmerkmale
Diese Lebensraumgruppe bildet ein Netz aus linearen Elementen,
die miteinander räumlich und funktionell verbunden sind.
Das gesamte, räumlich-funktionell zusammengehörige Netz
entspricht dem «Einzugsgebiet» eines Flusssystems. Die physikalisch-chemischen
und morphologischen Eigenschaften jedes
Elementes bzw. Gewässerabschnittes sind abhängig von dessen
Position zwischen Quelle und Mündung. Von der Quelle bis
zur Mündung verändern sich die Gewässerabschnitte wie folgt:
− Abflussquerschnitt und Durchflussmenge nehmen zu,
− Gefälle und Fliessgeschwindigkeit nehmen ab,
− Korngrösse der Sedimente nimmt ab,
− Wassertemperatur und Nährstoffgehalt nehmen zu,
− die gelöste Sauerstoffmenge nimmt ab.
Oft weisen Fliessgewässer keinen Pflanzenbewuchs auf. Die
sichtbaren Erkennungsmerkmale sind daher ihre Grösse (Bach,
Fluss, Strom), die Beschaffenheit des Grundes (Ton oder Silt,
Sand, Kies), die Verteilung der Abflussquoten (temporär wasserführendes
Gewässer, pluviales Regime mit Sommer-Maximum,
nivales Regime mit Frühlings-Maximum), aber auch die
anthropogenen Einflüsse (Eutrophierung, Ausbaggerungen,
Wasserfassungen usw.).
Sonderstrukturen stellen Wasserfälle und spezielle kulturtechnische
Einrichtungen wie Bewässerungsgräben (Suonen, frz.
«bisses») und Entwässerungskanäle dar.
Die Fliessgewässer sind der Motor für die Dynamik der Auen-
Ökosysteme. Sie stehen folglich in einer engen dynamischen
Beziehung zu den Kiesfluren (3.2), den Auenwäldern (6.1)
und anderen Feuchtgebietstypen (2, 5.1.3, 7.1.1).
lachs- und karpfenartige Fische. Viele dieser Arten stellen enge
Ansprüche an die physikalisch-chemische Qualität des Wassers
(stenöke Arten). Dies erlaubt es, die Fliessgewässer mithilfe
zoologischer Indikatoren zu charakterisieren.
Agrostis stolonifera, Callitriche spp., Elodea canadensis,
Fontinalis antipyretica, Ranunculus fluitans,
Ranunculus trichophyllus.
Aneura pinguis, Brachythecium rivulare,
Cinclidotus aquaticus, C. fontinaloides, C. riparius,
Rhynchostegium riparioides, Scapania undulata.
Ancylus fluviatilis (Ancylidae).
Isoperla grammatica (Perlodidae), Protonemura nitida
(Nemouridae).
Halesus digitatus, Potamophylax cingulatus, (Limnephilidae),
Synagapetus dubitans (Glossosomatidae),
Hydropsyche modesta* (Hydropsychidae), Rhyacophila
tristis (Rhyacophilidae).
Agabus paludosus* (Dytiscidae).
Bachforelle (Salmo trutta f. fario*).
Feuersalamander (Salamandra salamandra*).
1.2
Fliessgewässer
Biologische Merkmale
Die Organismen der Fliessgewässer sind an das Leben in der
Strömung oft besonders angepasst: Fliessgewässer-Larven
(rheophile Larven), Wasserpflanzen mit beweglichen Stängeln
und fein verzweigtem Blattwerk. Am besten vertreten sind
mikroskopische Algen (insbesondere Diatomeen), Eintagsfliegen,
Steinfliegen, Köcherfliegen und Zweiflügler sowie
Vipernatter (Natrix maura*), Würfelnatter (Natrix
tessellata*).
Eisvogel (Alcedo atthis*).
Biber (Castor fiber*), Wasserspitzmaus (Neomys
fodiens*).
Einteilung
Die verschiedenen Lebensraumeinheiten werden im Wesentlichen durch drei abiotische Faktoren gestaltet: Fliessgeschwindigkeit,
Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt. Diese Faktoren führen zu klar unterscheidbaren tierischen Lebensgemeinschaften,
in denen die Fische die Hauptindikatoren sind.
Pflanzen können in diesen Lebensräumen ausbleiben. Die vegetationslosen Standorte sind mit dem Zusatz «.0» bei der
Einheitskodierung zu präzisieren (Beispiel: 1.2.1.0 = Epipotamon ohne Vegetation).
Brachsmen- und Barbenregion (Epipotamon) Potametea: Ranunculion fluitantis 1.2.1 è
Äschenregion (Hyporhitron) Fontinaletea: Fontinalidion antipyreticae 1.2.2 è
Untere Forellenregion (Metarhitron) Fontinaletea: Scapanion undulatae 1.2.3 è
Obere Forellenregion (Epirhitron) Fontinaletea: Dermatocarpion rivulorum 1.2.4 è
Temporärer Wasserlauf 1.2.5
Zone der Gletscherbäche (Kryon) 1.2.6
Die Kombination dieser Einheiten mit Strukturcodes erlaubt es, verschiedene Fliessgewässertypen zu unterscheiden; Beispiel:
Langsam fliessender Wasserkanal in der Ebene = 1204/1.2.1 (0,5 bis 5 m breites Kleingewässer des Epipotamion).
Die Potametea sind hauptsächlich in den stehenden Gewässern verbreitet (1.1). Die Klasse der Fontinaletea umfasst zusätzlich
noch Moosgesellschaften und ist auch an Seeufern vertreten (vgl. 2.1.3).
Die temporären Wasserläufe und Kleinbäche werden häufig von amphibischen Pflanzengruppen besiedelt (vgl. Kapitel 2).
Lebensräume der Schweiz
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