27.02.2021 Aufrufe

FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 17

FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik

FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PROFILE<br />

q ANDREAS ECKERT ÜBER PERSONALMANGEL, »SMARTE« HEIZUNGEN UND KARL LAGERFELD<br />

» Es muss mehr passieren, um junge Leute zu gewinnen. «<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 10<br />

ANDREAS ECKERT<br />

BADMANAGER<br />

H<br />

err Eckert, Sie sind Meister im Zentralheizungs-<br />

und Lüftungsbauerhandwerk<br />

und der Inhaber von »Rolf Flato«. Das<br />

Unternehmen gibt es in Findorff seit über<br />

100 Jahren. Wann und wie haben Sie<br />

einst dort angefangen ?<br />

Ich habe Zentralheizungs- und Lüftungsbauer<br />

gelernt, dann aber erstmal im Vertrieb<br />

gearbeitet. Während dieser Tätigkeit<br />

habe ich Rolf Flato viele Heizungen verkauft. Er selbst wollte<br />

damals nicht mehr, weil es ihm zu stressig und zu viel geworden<br />

war. Er hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte, sein Unternehmen<br />

zu übernehmen. Nach zehn Jahren Vertriebstätigkeit hatte<br />

ich große Lust, nach dem Motto »Back to the Roots« wieder<br />

etwas anderes zu machen. Wir wurden uns einig – und so bin<br />

ich zu einem eigenen Betrieb gekommen. Ich habe das Unternehmen<br />

»Rolf Flato« vor fast fünfzehn Jahren am 1. August<br />

2006 übernommen.<br />

Wer aufmerksam durch den Stadtteil geht, wird zwei Unternehmen<br />

für Sanitär, Bad und Heizung entdecken: »Rolf Flato<br />

Inh. Andreas Eckert« in der Admiralstraße und »Flato Haustechnik«<br />

in der Hemmstraße. Wie kam es dazu, dass es in<br />

Findorff zwei Unternehmen »Flato« aus einer Branche gibt ?<br />

Das ist ganz einfach. Die Tochter von Rolf Flato wollte das<br />

Unternehmen damals nicht übernehmen. Andrea ist seinerzeit<br />

zurück in den Stadtteil gekommen und hat mit ihrem damaligen<br />

Mann bei mir gearbeitet. Als ich 2015 den ursprünglichen<br />

Standort von »Rolf Flato« verlassen habe, um größere Geschäftsräumlichkeiten<br />

anzumieten, haben sich Andrea Flato und ihr<br />

Mann überlegt, sich am alten Standort selbstständig zu machen,<br />

auch um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Daher gibt es<br />

jetzt in Findorff zwei Unternehmen namens »Flato«.<br />

Überall im Stadtteil sieht man Ihre Fahrzeuge im Einsatz.<br />

Wie groß ist Ihr Team ?<br />

Aktuell haben wir zehn MitarbeiterInnen, darunter sechs<br />

Gesellen, drei Auszubildende und eine Dame im Büro. Eine<br />

weitere Bürokraft suchen wir zur Zeit noch.<br />

Auf Ihrem Schaufenster steht groß geschrieben »Monteure<br />

gesucht!«. Wie schwierig ist es heutzutage für ein Heizungsund<br />

Sanitärunternehmen, gute MitarbeiterInnen zu finden ?<br />

Diese Entwicklung hat sich schon vor ungefähr drei, vier Jahren<br />

angedeutet: Es ist heute extrem schwierig MonteurInnen zu finden.<br />

Das Problem beginnt beim Mangel an Nachwuchs und der<br />

schulischen Bildungsqualität einiger BewerberInnen, die zu uns<br />

kommen. Gleichzeitig wirbt uns die Industrie das Fachpersonal<br />

mit viel Geld ab – Geld, das wir als Löhne nicht zahlen können,<br />

weil wir die hohen Lohnkosten an die KundInnen weiterleiten<br />

müssten, die die daraus resultierenden Stundensätze völlig zu<br />

Recht nicht mehr akzeptieren würden.<br />

Ein Installateur- und Heizungsbaumeister aus Findorff<br />

erzählte mir, dass es auch schwierig sei, junge Menschen für<br />

den Ausbildungsberuf »Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs-<br />

und Klimatechnik« zu begeistern. Der Beruf wäre bei<br />

jungen Menschen immer noch mit einem überholten Klischee<br />

des Klempners belegt, der für »Gas, Wasser und Scheiße«<br />

zuständig sei. Er hat einen Kandidaten erlebt, der meinte,<br />

Klempner wird man nur, wenn einem nichts anderes einfällt.<br />

Ist das so – und wenn ja: Was müsste man tun, um das<br />

negativ besetzte Image der Branche zu ändern ?<br />

Das ist richtig. Unsere Lobby und ihr Einfluss sind in den letzten<br />

Jahrzehnten nicht sehr groß gewesen. Es muss mehr passieren,<br />

um junge Leute für den Beruf zu gewinnen. Die Anforderungen<br />

haben sich mittlerweile sehr gewandelt. Der Beruf ist extrem<br />

vielfältig und abwechslungsreich geworden. Toll ist: Ich habe<br />

jeden Tag Kontakt zu unterschiedlichen Menschen. Ich habe<br />

jeden Tag andere Aufgabenstellungen. Ich kann frei und flexibel<br />

agieren. Wer möchte, kann sich auf bestimmte Aufgaben und<br />

Bereiche spezialisieren – und wer besonders fit ist, kann noch<br />

ein Studium anhängen, den Meister machen und eine eigene<br />

Firma gründen. Die verschiedenen Möglichkeiten, einen eigenen<br />

Weg zu gehen, sind immens und toll – nur muss das auch<br />

in der Öffentlichkeit herübergebracht werden.<br />

Können Sie Beispiele nennen, wie sich die Anforderungen und<br />

Kompetenzen – neudeutsch: »Skills« – in Ihrem Beruf geändert<br />

haben ? Spielt die Digitalisierung eine größere Rolle ?<br />

Das ist zutreffend: Auch unser Beruf ist von der Digitalisierung<br />

nicht ausgenommen. Es gibt heute moderne, neue Heizungen,<br />

die wie kleine Computer sind und komplett per Smart- oder<br />

iPhone geregelt werden. Das ist nur ein Beispiel. Mit »Smart<br />

Home« als System hat sich viel geändert. In einem technisch<br />

intelligenten Zuhause hat man weniger Arbeit, spart Energiekosten,<br />

weil Heizung oder auch Licht sich effektiv, sicher und<br />

problemlos digital steuern lassen. MonteurInnen haben heute<br />

immer ein Smartphone dabei, um sich beispielsweise Daten<br />

einer realisierten Installation abzuspeichern und dadurch zu<br />

dokumentieren. Auch das papierlose Büro, von dem wir seit<br />

dreißig Jahren reden, wird jetzt Realität. Es gibt bei uns keine<br />

Zettel mehr: Wir arbeiten im Service zum Beispiel mittlerweile<br />

mit Tablets, auf denen die KundInnen digital unterschreiben.<br />

Alle Infos kommen bei uns in Echtzeit an – und das ist schon toll.<br />

Herr Eckert, in drei kurzen Sätzen ein flammendes Plädoyer<br />

für Ihren Beruf: Warum macht es Spaß, sich bei Ihnen zum<br />

Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker ausbilden zu lassen ?<br />

Erstens: Bei uns gibt es jeden Tag eine berauschende Vielfalt<br />

an Aufgaben und Tätigkeiten. Zweitens: Wir bieten eine hohe<br />

Flexibilität in den Arbeitszeiten. Drittens: Unsere Teameinheiten<br />

sind klein und familiär aufgestellt. Fazit: Wir eröffnen<br />

interessante Wege für die persönliche Zukunftsgestaltung. u<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!