Cimbernland Jubiläumsausgabe 1969-2019
Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums
Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums
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50 jahre
CIMBERN-KURATORIUM
BAYERN
Schutzgebühr 5,80 EUR
CIMBERNLAND
MAGAZIN ÜBER ZIMBRISCHE SPRACHINSELN IN ITALIEN. IHRE GESCHICHTE, GEGENWART & ZUKUNFT.
Cimbern-Kuratorium Bayern e. V. // Curatorium Cimbricum Bavarense // Jahrgang 2017-19
INHALTE
INHALTE
Inhaltsverzeichnis 03
In memoriam 04-05
EDITORIAL ... Jakob Oßner 06-07
KULTURREISEN INS CIMBERNLAND
Karnische Sprachinsel und Triest, 2017 08-12
XIII Gemeinden mit Besuch der Oper in Verona, Sommer 2018 14-19
Fersental, Marostica, Roana und Lusérn, Herbst 2018 20-31
SPRACHWISSENSCHAFT
Fachausdrücke der Sprachkunde auf Zimbrisch (7C) ... Dr. Remigius Geiser 34-43
VHS-Sprachkurs Zimbrisch 44-45
Vorstellung aktueller Bachelor- und Zulassungsarbeiten 46-47
AUS DEN SPRACHINSELN
Neues Sprachrohr der Sprachinseln ... Zeitungsbericht 48
Die Walser von Bosco Gurin ... Zeitungsbericht 49
„Robaan“ / „Roana“ - ital.-zimbr.. Gedicht ... Sergio Bonato Khuntz / übersetzt von R. Geiser 50-51
45 Jahre Sprachinselverein Wien - Meine Arbeit im Fersental ... Vortrag Prof. Anthony Rowley 52-61
„Trink Bain, trink“, populäres zimbrisches Trinklied ... Simeone Domenico Frigo 62-63
Am Laimbach lebt zimbrische Sprache auf ... Zeitungsbericht 64
IMPRESSUM 65
VERANSTALTUNGEN
Pflege von Dialekt und Sprachforschung - Veranstaltung des bayerischen
Cimbernkuratoriums und der Johann Andreas Schmellergesellschaft
67-68
2. Dialektforum in Holzhausen 68
40 Jahre Partnerschaft Roana-Velden (Pressebericht) + Jahreshauptversammlung 2017 69
Erzbischof Georg Gänswein im Auftrag des emer. Papstes Benedikt XVI in Roana 70-71
Nachmittagstreff in Untervilslern - Bilder und Videos zu Sprachinselfahrten 2018 72-73
LITERATUR + KUNST
„Der kleine Prinz“, zimbrische Übersetzung ... Hans Geiselbrechtinger, Stefan Duschl 74-83
„Zu Tisch bei den Sprachinseln“, Buchvorstellung ... Wolftraud Schreiber 84-85
„Die tòoten Tannen vom-me Pèrghe Lèmerle“, Vorstellung ... Raimondo Collino Pansa 86-87
Holz und Feuer ... Kunst von Marco Martalar aus Mezzaselva 88-89
Kreuz-Kunst ... Elisabeth Cramer-Guggemos aus Velden-Eberspoint 90-91
Vergleichswörterbuch der zimbrischen Sprache und andere Handschriften
des Agostino dal Pozzo ... Vorwort in Zimbrisch, Italienisch und Deutsch von Remigius Geiser
92-93
Dar Vangele ‚ me Matteo / Il vangelo Secondo Matteo
94-99
Matthäus-Evangelium in Zimbrisch/Italienisch (Auszüge) ... Gianni Vescovi Vischofar
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM 100
Geburtstagsgruß ... Illustration von Franziska Berger (9 J.) 101
Fotostrecke ... zusammengestellt von Heike Arnold 102-103
Grußwort des Schirmherrn Bernd Sibler, Bayer. Staatsminister für Wissenschaft und Kunst 104-105
Auszüge aus der Vereinsgeschichte ...zusammengestellt von Heike Arnold 106-121
KURATORIUM 122
Aktuelle Vorstandschaft 123
Geburtstage, Ehrungen, Ausblick 124-126
Beitrittserklärung 127
Programm zur Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Cimbern-Kuratorium Bayern e. V.“ 128-131
3
IN MEMORIAM
Wir denken in Dankbarkeit an
Ehrenmitglied
Herrn Prof. Dr.
Helmut Humbach
+ 03.04.2017 in Mainz
Frau
Lucia Nicolussi-Castellan
+ 2018 im Alter von 65 Jahren in Lusérn
4
An meinem Grabe
Da steht ihr nun, wollt mich betrauern,
ihr glaubt, dass ich hier unten bin:
ihr mögt vielleicht zunächst erschauern -
doch schaut einmal genauer hin.
Ich bin nicht hier - wie ihr vermutet, mein
Körper mag hier unten sein,
doch während die Musik noch tutet, bin
ich schon lang nicht mehr allein.
Seht ihr die Blätter dort im Wind? Es sind
sehr viele - sicherlich -
doch achtet drauf wie schön sie sind; und
eins der Blätter - das bin ich.
Seht die Wolken am Himmel ziehen,
schaut ihnen zu und denkt an mich,
das Leben war doch nur geliehen, und eine
Wolke - das bin ich.
Die Schmetterlinge auf der Wiese, perfekt
erschaffen - meisterlich,
ich bin so fröhlich grad wie diese, und
einer davon - das bin ich.
Die Wellen, die vom Bach getragen, erinnern
sie vielleicht an mich?
Ihr müsst nicht lange danach fragen: denn
eine Welle - das bin ich!
Blumen erblühen in all ihrer Pracht, die
Rose und selbst der Wegerich,
und alle sind für euch gemacht, und eine
Blume - das bin ich.
Ich möchte nicht, dass ihr jetzt trauert, für
mich wär das ganz fürchterlich.
Tut Dinge, die ihr nie bedauert: Denn Eure
Freude - das bin ich!
Heinz Rickal
5
CIM
BERN
LAND
EDITORIAL
50 JAHRE IM DIENSTE
HISTORISCHER
SPRACHKULTUREN
Jakob Oßner, Vorstandsvorsitzender seit 2013
Liebe (Ehren)-Mitglieder und Freunde des
Bayerischen Cimbern-Kuratoriums,
unser neues „Cimbernland“-Magazin steht bereits im Zeichen unseres
50-jährigen Jubiläums, das am 07./08. September 2019 in Velden stattfinden
wird. Im Frühsommer wird es dazu noch eine Jubiläumsfestschrift geben. Ich
lade Sie alle jedoch schon jetzt herzlich zu diesem für uns bedeutenden Ereignis
ein. Unter anderem werden renommierte Sprach-und Geschichtswissenschaftler
dem Ursprung der zimbrischen Sprache nachspüren, die der bairischen
sehr ähnelt. Das umfangreiche Festprogramm finden Sie auf S. 121.
Seit der letzten Veröffentlichung unseres „Cimbernland“ hat sich im Verein sehr
viel getan. Wir haben wieder Mitglieder gewonnen und drei Jahresfahrten in die
Sprachinseln unternommen (S. 08-31). Unsere Homepage entwickelt sich sehr
gut; insbesondere das „Digitale Wörterbuch“ von Hugo F. Resch wird gerne und
häufig genutzt.
Die begrüßungswerte Renaissance von Dialekt und Mundart kommt auch uns
zugute. So konnten wir 2018 unter der Leitung von Dr. Remigius Geiser einen
ersten „Zimbrisch-Sprachkurs“ an der VHS Vilsbiburg erfolgreich abschließen (S.
44-45). Beabsichtigt ist, weitere folgen zu lassen. Kontakte pflegen wir deshalb
auch mit den Vereinen für Bairische Sprache und Dialekte sowie der Schmellergesellschaft.
Besonderen Dank möchte ich allen Vorstandsmitgliedern aussprechen. Es ist
mir eine Freude und Ehre, mit Ihnen/Euch allen so vertrauensvoll und konstruktiv
zusammenarbeiten zu dürfen. Alle, aber besonders unsere Wissenschaftler,
haben großen Anteil am Erfolg des Cimbern-Kuratoriums.
Mit einem herzlichen Vergelt‘s- und Vorbais-Gott danke ich abschließend
allen Mitgliedern, die uns rege unterstützen und treu begleiten.
Herzlich, Ihr
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REISEBERICHT
Sappada begrüßt Besucher mit blumengeschmückten, historischen Häusern
GESCHICHTLICHE ZEITREISE
Kuratoriumsfahrt 2017 führte in die Karnischen Sprachinseln
Von Velden über Landshut, München und die Brennerautobahn, Brixen und das
Pustertal, Bruneck, Innichen, Sexten und über den Kreuzbergpass führte
die Jahresfahrt des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums zum ersten
Aufenthalt nach Plodn (Sappada) in der Provinz Belluno.
Bereits im Bus kündigte Vorsitzender Jakob Oßner an, dass die Jahresfahrt in die karnischen
Sprachinseln eine besondere geschichtliche Zeitreise in die Vergangenheit von Baiern,
bairischen Einwanderern und Österreichern der Habsburger Monarchie werden würde.
Denn mit Dr. Reinhard Bauer und Dr. Jörg Ruthrof seien zwei hochkarätige Geschichtsforscher
an Bord, welche die Fahrt bereits bei der Hinreise fachkundig kommentieren würden.
Für die Vorbereitungen der Reise dankte Oßner seiner Stellvertreterin Christine Fischer.
In Plodn, der ersten Station der Reise, wurde die 50-köpfige Reisegruppe von Max Pachner,
dem Koordinator der 15 deutschen Sprachinseln in Oberitalien empfangen. Nach einem
schmackhaften gemeinsamen Mittagessen und den Tanzeinlagen mit Schuhplattlern und
Sternpolka der „Holzhockar“ brach die Reisegruppe zur Besichtigung des malerischen Ortes
auf. Max Pachner erklärte in Bairisch ähnlichem, plodnerischen Dialekt die Geschichte des
Ortes nahe der Piave-Quelle.
8
REISEBERICHT
Am zweiten Tag stand der Besuch der fast 1400 Meter hoch gelegenen und 400 Einwohner
zählenden Gemeinde Zahre (Sauris) auf dem Programm. Dass es
dort eine hochmoderne Firma mit Schinkenproduktion gibt, überraschte
die Gäste.
Am Nachmittag wurde Tischlbong angesteuert. Der Ort liegt auf 820
Meter Höhe am Tal des Flusses Büt in Karnien. Die Besiedlung erfolgte
vom Gailtal und von Wissensee her in zwei Phasen, die erste um 1000,
die zweite gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Von daher rührt auch die
enge Verwandtschaft mit der südbairischen und kärntnerischen Sprache.
Der Auftritt der Brauchtumsgruppe „Da Jutalan“ war ein weiterer kultureller Höhepunkt.
Der nach dem zweiten Weltkrieg von den Dorfbewohnern in Eigenleistung erbaute großartige
Dom zeugt von einer tiefen religiösen Tradition.
Sauris di Sotto / Zahre
Plodn/Sappada, Auftritt der „Holzhackar“
Führung durch die Schinkenproduktion in Sauris
Dom von Tischlbong/Timau
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REISEBERICHT
FAHRT NACH TRIEST
Am dritten Besuchstag stand die Stadtrundfahrt mit Führung der malerischen Habsburger
Hafenstadt Triest mit San Giusto sowie die Besichtigung des Parks von Erzherzog Maximilian
auf dem Programm. Mit einer Fremdenführerin ging es zunächst mit dem Bus durch
die historische Altstadt (Habsburgerstadt), danach wurde Trist individuell erkundet.
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REISEBERICHT
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REISEBERICHT
Rückreise über
ERDBEBENGEBIET
IM FRIAUL
Auf der Rückreise nach Deutschland stand ein Zwischenstopp zur Besichtigung der
friaulischen Gemeinden Gemona und Venzone auf dem Programm.
(...) Am 6. Mai 1976 wurde Friaul, das in einem erdbebengefährdeten Gebiet liegt, von
einem schweren Erdbeben heimgesucht, dessen Epizentrum in der Nähe von Gemona
gelegen war. Es erreichte einen Wert von 6,5 auf der Richterskala und es starben
965 Menschen. Gemona und die Nachbargemeinden Venzone und Osoppo wurden
schwer zerstört. Vom berühmten Dom Santa Maria Assunta (Heilige Maria Himmelfahrt)
stürzte das rechte Seitenschiff und der Campanile ein. Mittlerweile wurde alles
so gut wie möglich wieder aufgebaut, auch der Campanile (Glockenturm). Im Dom
stehen seit dem Erdbeben die Säulen etwas schief. (...) Quelle: Wikipedia
Unsere Reisegruppe vor dem Dom Maria Himmelfahrt in Gemona, Foto: Josef Huber
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Foto rechts: Front des Doms Mariä Himmelfahrt in Gemona,
Stadtgemeinde Gemona, Provinz Udine, Friaul, Italien,
© Johann Jaritz, Bildnachweis siehe Impressum
REISEBERICHT
REISEBERICHT
EIN SOMMERMÄRCHEN
Fahrt zu den XIII Gemeinden mit Besuch der Oper in Verona
Die erste Jahresfahrt des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums
führte im Sommer 2018 in
die 13 Gemeinden der Veroneser Alpen. Alle
Teilnehmer der Fahrt waren sich einig: das
war eine ganz besonders einzigartige musikalische
Zeitreise, bot sie doch bereits einen
Vorgeschmack auf das 50-jährige Gründungsjubiläum
im nächsten Jahr
Bericht von Jakob Oßner
Ein volles, aber abwechslungsreiches Kulturprogramm
hatten die Teilnehmer der ersten
Cimbernfahrt zu bewältigen. War die Busabfahrt
in Velden und in den Zustiegsorten in
Landshut und München noch vom regnerischen
Wetter begleitet, so gab es weit unterhalb
des Brenners ein herrliches sommerliches
Reisewetter. Cimbernvorsitzender Jakob
Oßner freute sich, unter den 45 bestens gelaunten
Reiseteilnehmern auch die 1. Bürgermeisterin
von Wurmsham Maria Neudecker
und die Altbürgermeister Hans Tiefenbeck,
Robert Maier und Josef Nagl sowie die Veldener
Gemeinderätin Diana Reichvilser und
die frühere Gemeinderatskollegin Elisabeth
Fuchshuber begrüßen zu können. Der besondere
Gruß galt auch stv. Vorsitzender Christine
Fischer, der Tochter von Hugo Resch.
Nach vier Stunden Fahrt wurde die Brotzeit
als Frühstückspause an der Autobahn trotz
noch vorhandenem Nieselregen als besonders
schmackhaft empfunden. Pünktlich gegen
12.00 Uhr erreichte man die mittelalterliche
Bischofsstadt Brixen.
Dr. Hugo Valentin, ein Ladiner, wartete bereits
mit Anneliese und Josef Mertlbauer
auf die Besucher aus Bayern. Der Südtiroler
erläuterte gekonnt in einer Zeitreise
die Geschichte Tirols und führte die interessierten
Besucher durch die älteste Stadt
Tirols und in den herrlichen barocken Dom
Maria Himmelfahrt. Der Domkreuzgang
beinhaltet das größte Denkmal alpenländischer
Wandmalerei.
Nach dem üppigen Mittagessen ging es
auf der Autobahn weiter Richtung Verona
und hinein ins Illasital der 13 zimbrischen
Gemeinden.
Im Sporthotel von Illasi, der Partnergemeinde
von Wörth, wurde für drei Nächte
Quartier bezogen. Bürgermeister Paolo
Tertuli ließ es sich nicht nehmen, die bayerischen
Freunde persönlich zu begrüßen.
Vorsitzender Jakob Oßner dankte Bürgermeister
Tertuli, aber vor allem Anneliese
und Josef Mertlbauer, welche die Gemeindepartnerschaft
mit Adlkofen mitbegründeten
und die heurige Cimbernreise mit
vorbereiteten.
Bereits am ersten Abend war der Auftritt
des erstklassigen Partnerchors von
Wurmsham „Tre Torri“ aus dem Nachbarort
Tregnago im Sporthotel ein musikalischer
Leckerbissen. Mit Josef und Hans
Tiefenbeck und Bürgermeisterin Neudecker
vereinbarte Jakob Oßner den Besuch
des Chores in der VG Velden zum 50-jährigen
Jubiläum des Cimbern-Kuratoriums im
Jahre 2019.
15
REISEBERICHT
Park der Villa Sagramoso in Badia Calavena
Auch am zweiten Besuchstag führte die Fahrt zunächst ins Rathaus von Selva di Progno,
wo die bayerische Besuchergruppe von Bürgermeister Aldo Gugole und zweiter Bürgermeisterin
Elisabetha Belloso mit herzlichen Worten der Freundschaft und dem Wunsche
auf weiterhin gute Partnerschaft begrüßt wurden. Jakob Oßner erwiderte mit der Einladung
nach Velden. Der letzte befahrbare Ort im Illasital ist Giazza, (zimbrisch Ljetzan)
und beherbergt das Veroneser Cimbernmuseum mit vielen Gebrauchsgegenständen aus
früheren Jahrhunderten. Museumsleiter Vito Massolongo führte fachmännisch durch die
Ausstellung.
Nach dem Mittagessen im „Casa Mia“ in Badia Calavena und der Besichtigung der
technisch bestens ausgerüsteten Olivenölmühle „Bonamini“ in Illasi, wo auch die Einkaufsmöglichkeit
gut genutzt wurde, ging es zurück ins Sporthotel, um sich für das Abendkonzert
mit drei erstklassigen Chören im Park der Villa Sagramoso frisch zu machen.
Auch hier erhielten die Ohren der Besucher bis zur Mitternacht durch die Chöre „Piccole
Dolomiti“, „Stella Alpina“ und „Maddalene“ ein Konzert vom Feinsten. Danach wurde mit
den Chören im Besucherzelt noch lange gefeiert.
16
REISEBERICHT
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REISEBERICHT
AIDA in VERONA
Bereits zum Kirchenzug mit den örtlichen Böllerschützen (Pistonieri) und weiteren Trachtlergruppen
aus der Umgebung wurden die „bayerischen Cimbern“ in Badia Calavena empfangen.
Elisabeth Fuchshuber verlas in der Kirche das Markus-Evangelium. Dem anwesenden
Altbürgermeister Georg Rauchenberger aus Benediktbeuern wurde in einem Festakt eine besondere
Ehrung zuteil für seine Verdienste um die zimbrische Freundschaft zwischen den 13
Gemeinden und Bendiktbeuern, aus dessen Kloster die ersten, zumindest namentlich festgehaltenen,
Aussiedler aus Bayern im Jahre 1048 n. Chr. kamen. Bürgermeister Emanuele
Anselmi, Vito Massolongo und Jakob Oßner beglückwünschten den Geehrten und freuten
sich auf ein Wiedersehen in Velden zum Jubiläum im nächsten Jahr. Jakob Oßner überbrachte
auch das Geschenk für den aus gesundheitlichen Gründen an der Reise kurzfristig verhinderten
Altbürgermeister Franz Gallecker für Bürgermeister Anselmi mit Worten des Dankes für
die Einladung zum 30-jährigen Bestehen des Veroneser Cimbernkuratoriums. Jugendliche
Gruppen bewirteten gut gelaunt die Gäste im Kindergarten von Badia Calavena und freuten
sich über die großzügige Geldspende der bayerischen Besucher.
In festlicher Abendgarderobe wurde nach der Rückkehr im nahen Sporthotel von Illasi die
kurze Fahrt nach Verona zur Arena angetreten. Die neue Inszenierung der Oper „Aida“ von
Guiseppe Verdi begeisterte die 20 000 Zuschauer und bleibt für alle Fahrtteilnehmer ein unvergessliches
Erlebnis. Auch nach der Uraufführung in Kairo im Jahre 1871 ist „Aida“ noch
immer ein Besuchermagnet insbesondere vor der imposanten Kulisse in der Arena.
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REISEBERICHT
Bei der Heimreise am Montag gab es mittags bei der Familie Zeni in San Michele bei
Trient, einem langjährigen Mitglied des Bayerischen Cimbernkuratoriums, Einkehr.
Nicht nur die vortreffliche Küche der Gastwirtsfamilie erfreute die bayerischen Gäste
sondern auch die gekonnten musikalischen Einlagen des Wirts auf seiner Ziach.
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REISEBERICHT
KUL-TOUR PUR
Herbstreise 2018 mit landschaftlicher und kultureller Vielfalt
Viel zu sehen und zu hören gab es für die 40 Teilnehmer des
Cimbern-Kuratoriums auf der dreitägigen Kulturfahrt ins
italienische Fersental und nach Lusérn in der Provinz Trient
Bericht von Jakob Oßner
Denn dieses Mal lag der Schwerpunkt in der Besichtigung der vorbildlich geführten Heimatmuseen
von Palai im Fersental und Lusern im Trentino. Immer sehenswert ist das Cimbernmuseum
in Roana mit der umfangreichen zimbrischen Büchersammlung von Prof. Dr.
Sergio Bonato. Auch die detailliert angeordnete Bildergalerie, welche die bäuerlich geprägte
Geschichte und Kultur der vergangenen Jahrhunderte auf der Hochebene von Asiago und
Roana widerspiegelt, beeindruckte die Besucher aus Bayern ebenso wie die gut sortierten
Arbeitsgeräte von Handwerk und Landwirtschaft im oberen Stockwerk des Museums.
Jakob Oßner, Vorsitzender des Cimbern-Kuratoriums, versprach bei der Hinfahrt nicht zu
viel, als er Italien als ganz besonderen Kulturstaat in Europa mit vorbildlich geführten Heimatmuseen
vorstellte. Das Kulturinstitut in Palai im Fersental zeigt z. Zt. in einer bemerkenswerten
Sonderausstellung die früheren bäuerlichen und handwerklichen Arbeiten im
Tal, und Leo Toller der Leiter des Museums konnte vom 20-jährigen Jubiläum des Filzerhofes
als Museum berichten.
20
REISEBERICHT
Ein Teil der Reisegruppe auf dem Balkon des historischen „Filzerhofs“ in Palai im Fersental
21
REISEBERICHT
Der Filzerhof
22
REISEBERICHT
Die Besucher bestaunten die sorgfältige Restaurierung dieses großen Bauernhauses
aus dem 15. Jahrhundert, das typisch ist für das Tal, in dem die deutschsprachige
Gemeinschaft der Mocheni lebte. Der Hof stammt nämlich aus der Zeit der
Besiedelung des Fersentales mit der Ankunft deutschsprachiger bairischer Auswanderer
ab dem 13. Jahrhundert n. Chr.
23
REISEBERICHT
Wiedersehen in
Lusern
Luigi Nicolussi Castellan, Altbürgermeister
von Lusern, schilderte der
Reisegruppe des Cimbern-Kuratoriums
die Geschichte des Dorfes
Lusern, dessen Einwohner während
des 1. Weltkrieges ganz fürchterlich
zu leiden hatten. Lusern war einer
der Kriegsschauplätze, weshalb die
Geschichte außerordentlich umfangreich
mit Schautafeln und Bildmaterial
dokumentiert ist.
Die Sonderausstellung über die heimische
Tierwelt (Rückkehr der Wölfe)
im immer wieder sehenswerten
Museum von Lusern beeindruckte
und begeisterte alle Mitgereisten.
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REISEBERICHT
Ein Höhepunkt der Cimbernfahrt
war der Besuch des
Schachspieles mit Lebendfiguren
in der malerischen
Kleinstadt Marostica bei Vicenza.
In der von Arkaden umgebenen
Piazza mitten im Ortszentrum
wurde am Sonntagabend
vor 5000 Zuschauern
und 1500 mittelalterlich
kostümierten Mitspielern aus
Reitern, Fußvolk und Gauklern
die legendäre Geschichte
des Schachspiels aus dem
Jahre 1454 nachgespielt.
Damals gehörte Marostica
noch zur Serenissima Repubblica
di San Marco (venezianische
Seerepublik). Der Gouverneur
wollte nicht, dass
sich zwei junge Männer, die
um die Gunst seiner schönen
Tochter anhielten, duellieren
und so ordnete er an, dass
beide Kontrahenten in einem
Schachspiel mit lebenden Figuren
um die Hand von Lionora
spielen.
26
REISEBERICHT
27
28
REISEBERICHT
P O E S I E M
A G I E L E I
D E N S C H A F
T M A C H T
S T R A T E G I
E K A M P F
R E I C H T U M
I N T R I G E
Und was siegte am Ende? Die ...
L
29
REISEBERICHT
Roana - Robaan
30
Teil der Reisegruppe vor dem Kulturinstitut in Roana
Foto: Herr v. Walter
REISEBERICHT
Gedenkfeier am
Hugo-Resch-Denkmal
in Roana
Rede des stv. Landrats Alfons Satzl
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
verehrte Ehrengäste, liebe Freunde,
auch der Landkreis Landshut erinnert sich gerne zurück
an die Zeit vor 40 Jahren, als am 27. Juni 1978 eine Patenschaft
meines Landkreises Landshut, unter Federführung
des damaligen Landrates Hans Geiselbrechtinger und Präsidenten
Bartolomeo Garzia mit der Provinz Vicenza und
den 7 Gemeinden der Hochebene von Asiago geschlossen
wurde.
Diese zurückliegende Zeit war gekennzeichnet von vielen
gegenseitigen freundschaftlichen Besuchen insbesondere
der partnerschaftlich verbundenen Gemeinden von
Roana und Velden. Im Jahre 2016 wurde hier in Roana der
Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Partnergemeinden
erneuert. Ein herzlicher Dank gilt dabei Bürgermeister Valentino
Frigo und Prof. Sergio Bonato.
Auch ich möchte im Namen des Landkreises Landshut
und darf im Auftrage unseres Landrates Peter Dreier den
Wunsch nach Fortführung unserer gemeinsamen freundschaftlichen
Beziehungen erneuern, um fortzufahren in
unserem erfolgreichen Bemühen, unsere gemeinsamen
kulturellen Werte in Frieden und in Freiheit in Europa zu sichern
und gemeinsame Tage des Glückes zwischen unseren
Kommunen aufzubauen.
Gerne unterstützen wir die Kulturarbeit des Bayerischen
Cimbern-Kuratoriums mit Jakob Oßner an der Spitze und
ich hoffe sehr, dass wir uns im nächsten Jahr, genau um
diese Zeit, in Velden zum 50-jährigen Bestehen des Kuratoriums
in Velden sehen werden.
Danke, Grazie
Alfons Satzl, stv. Landrat, Lkrs- Landshut
Samstag, 09.09.18
31
W
SPRACH
WISSEN
SCHAFT
34
SPRACHWISSENSCHAFT
SPRACHWISSENSCHAFT
Die Fach-Ausdrücke der Sprachkunde auf Zimbrisch (7C)
Remigius Geiser
Moderner Sprachunterricht verwendet die zu erlernende Sprache bereits ab der ersten Lektion als
Unterrichtssprache. So spricht also z.B. der Englischlehrer bereits in der ersten Englischstunde mit
den Schülern Englisch und erklärt ihnen auch die englische Grammatik auf Englisch. Dazu benutzt
er selbstverständlich auch das englische Vokabular für grammatikalische Fachausdrücke wie „noun,
vowel, past tense ...“ etc.
Für das Zimbrische der 13 Gemeinden hat bereits 1942 Bruno SCHWEIZER zusammen mit Giuseppe
CAPPELLETTI in dem bekannten Lehrbuch „Tautsch. Puoch tze Lirnan Reidan un Scraiban iz Gareida
on Ljetzan“ auf den Seiten 60 bis 63 ein solches Fach-Vokabular zusammengestellt.
Für das Zimbrische der Sieben Gemeinden fehlt ein solcher Spezialwortschatz bis heute weitgehend.
Der Autor hat daher in den vergangenen zehn Jahren für die stets zimbrisch geführten täglichen Diskussionen
in der Facebook-Gruppe „Zimbar-Gaprècht dar Siban Komàüne“ ein solches Vokabular nach
und nach entwickelt. Von Oliver BAUMANN wurde es zu diesem Zweck ins Internet-Portal „Tor zum
Land der Zimbern“ eingestellt. Im „Grundkurs in klassischem Zimbrisch“ des Cimbern-Kuratoriums
Bayern e.V., der vom 20. Januar bis 21. April 2018 an der Volkshochschule in Vilsbiburg stattfand, wurde
es zum ersten Mal im praktischen Unterricht verwendet.
Die Quellenangaben sind größtenteils durch Siglen mit angeschlossener Seitenangabe abgekürzt. Die
Angabe „m161“ bedeutet also beispielsweise, dass der betreffende Fachausdruck auf Seite 161 des
Wörterbuches von MARTALAR 1974 zu finden ist. Ist ein Sigel in Klammern gesetzt, dann bedeutet
das, dass der betreffende Fachausdruck nicht in der angegebenen Form in diesem Quellenwerk zu finden
ist, sondern von den dortigen Angaben abgeleitet wurde. Dies trifft insbesondere auf die sehr häufige
Quellenangabe „(sc6.)“ zu, welche sich auf die obige Publikation von SCHWEIZER 1942 bezieht. Da
diese im Tautsch der 13 Gemeinden abgefasst ist, mussten die dortigen Einträge per Analogieverfahren
ins klassische Zimbrisch der Sieben Gemeinden übertragen werden.
Das gesamte Vokabular ist hier alphabetisch nach der schriftdeutschen Spalte sortiert. Eine Sortierung
nach der italienischen Spalte findet man im „Tor zum Land der Zimbern“:
http://zimbern.land/terminologia linguistica cimbrica (ordo italicus).pdf
Von diesem „Tor zum Land der Zimbern“ können auch die meisten der angeführten Quellenwerke gratis
heruntergeladen werden.
35
SPRACHWISSENSCHAFT
italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes
nominativo, caso primo 1. Fall, Nominativ èerste gaschìcht f s227
preterito
1. Vergangenheit, Präteritum
èerste dorgàngane zait f
genetivo, caso secondo 2. Fall, Genitiv zbeente gaschìcht f s227
m209
passato prossimo 2. Vergangenheit, Perfekt zbeente dorgàngane zait f m209
dativo, caso terzo 3. Fall, Dativ draite gaschìcht f s227
trapassato prossimo 3. Vergangenheit, Plusquamperfekt
draite dorgàngane zait f m209
accusativo, caso quarto 4. Fall, Akkusativ viirte gaschìcht f s227
apofonesi Ablaut vortàuschana vokaal f vw686, r260-204, m246,
r040-128
accento acuto Accentus Acutus spitzigotz hettalle n m149, m225, luc16-17
accento grave Accentus Gravis sbèerez hettalle n m149, m210, luc16,17
avverbio Adverb sèlbor-boart n m248, m112, (sc61)
attivo Aktiv, Tätigkeitsform pruttiga reede f vw428, vw441
accentazione Akzentzeichen hettalle m149, luc16-17
antico alto-tedesco (aggettivo)
althochdeutsch alt-hòoghe-taütz r093-019
antico alto-tedesco (sostantivo)
Althochdeutsch alta hòoga taütza zunga f r093-019
suono iniziale Anlaut vraana littara f m118, m171, r150-180
indurimento iniziale Anlautverhärtung dorheertonghe dar vraan vw158, (r150-180)
littarn f
articolare artikulieren spillan r246-094
attributo Attribut vòlgar m r040-227
suono finale Auslaut lesta littara f m17, m171, r148-244,
r150-180
indurimento finale Auslautverhärtung dorheertonghe dar lesten vw158, (r148-244)
littarn f
interiezione Ausruf, Interjektion böökh m vw108, s174
pronuncia Aussprache galàüt n m138, r152-116
pronunciare aussprechen auzprechtan pw1308
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bavarese bairisch bavarees (vw91, s171)
SPRACHWISSENSCHAFT
italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes
significato Bedeutung gamòonanz n (m179), (sc60)
imperativo Befehlsform, Imperativ gapoot-baisa f m141, s218, r011-160
determinato bestimmt auzgamerchan vw71, s169
elemento determinante Bestimmungswort mèrchar m vw344
accento Betonung, Akzent stòaz m m229, vw563
congiunzione Bindewort, Konjunktion pinte-boart n (m193), m112, (sc61)
lettera Buchstabe littara f m246, r150-180
caso obliquo Casus obliquus hanganta gaschìcht f r067-075, s227
pronome dimostrativo Demonstrativpronomen zòoghe-vikaar m m69, r035-141
dialetto Dialekt, Mundart hòam-zunga f r096-017
diminutivo
Diminutivum, Verkleinerungsform
khlöönekhot f vw288, s199, r130-034
dittongo Diphthong, Zwielaut gatòpsana vokaal f s240, m246
duale Dual zbindelkhot f r266-060
aggettivo Eigenschaftswort, Adjektiv zua-naamo m (m232), m182, (sc61)
intrus(iv)o eingefügt inn-gaschiipan vw253, r239-073
singolare Einzahl anlòonekhot f vw035
desinenza Endung oart n m186
uso enclitico Enklise aanhanghe f vw041
usato encliticamente enklitisch gahàngan (m147)
parola enclitica enklitische Partikel aanhangach n r067-081
caso Fall, Kasus gaschìcht f s227
morfologia Formenlehre pükh-reeghel f (vw429, vw442, sc60)
pronome interrogativo Fragewort voorse-boart n (m115), m112, (sc61)
pronome Fürwort, Pronomen vikaar m r035-141
presente Gegenwart, Präsens vorhànt n r042-034
37
SPRACHWISSENSCHAFT
italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes
morfologia Formenlehre pükh-reeghel f (vw429, vw442, sc60)
pronome interrogativo Fragewort voorse-boart n (m115), m112, (sc61)
pronome Fürwort, Pronomen vikaar m r035-141
presente Gegenwart, Präsens vorhànt n r042-034
generi di coniugazione Genera verbi, Konjugationsklassen
nuijen dar vèrben f vw385, m245
gerundio Gerund stant ane zait m vw554 (sc63)
genere Geschlecht zookh m s182, vw723, r268-092
articolo Geschlechtswort, Artikel pükh-boart n vw429, m112, (sc61)
grammatica Grammatik, Sprachbuch reede-puch n vw441, m199, (sc60)
elemento base Grundwort buurtza f (m121)
numerale cardinale Grundzahl, Kardinalnumerale
slèchtar nümmarn m m217, m185
frase principale Hauptsatz vrajez boart-galéghe n vw693, (sc62)
sostantivo Hauptwort, Substantiv naamo m m182, (sc61)
verbo ausiliare Hilfszeitwort hölfar m m150
forma di cortesia Höflichkeitsform vraüntegar lòast m vw694, m171
omonimia
Homonymie, Gleichnamigkeit,
naamen-galàiche n r047-183
Namensgleichheit
indicativo
Indikativ, Wirklichkeitsform
slèchta baisa f m217, r011-160
discorso indiretto indirekte Rede unslechta reede f vw627, s232, vw441
suono interno Inlaut innara littara f (vw251)
verbo intensivo Intensivum hèftighez khödan n r083-065
inversione
Inversion, Umkehrung der eboscha reede f
s178, r182-204, vw441
Wortfolge
italiano italienisch bèllosch m109
ostrogoto Kauderwelsch gatòppanz gaprècht m140
suono caratteristico Kennlaut mèrchligar laut m r162-020, vw350, m087
38
SPRACHWISSENSCHAFT
italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes
parola caratteristica Kennwort mèrchlighez boart n r162-020, vw350, m112
comparativo Komparativ höögarar zua-naamo m m149, (m232), m182,
(sc61)
composto Kompositum gatòpsanz boart n s240, m112
condizionale Konditionalis porbài-baisa f r195-095, r011-160
congiuntivo
Konjunktiv, Möglichkeitsform
bènten-baisa f m109, r011-160
costruzione Konstruktion paadonghe f vw396, s214, r183-176
suono Laut laut m m087
cambio di suoni Lautwechsel bèksel von lauten m vw092, m087
prestito Lehnwort laigonghe f vw315
maschile männlich mannalosch Enghele Frigo Mayar
plurale Mehrzahl khsellekhot f r139-132
consonante Mitlaut, Konsonant saüs m vw466 (SC62)
medio alto-tedesco (aggettivo)
medio alto-tedesco (sostantivo)
mittelhochdeutsch mittar-hòoghe-taütz (r093-019)
Mittelhochdeutsch
mittara hòoga taütza zunga
f
(r093-019)
modo Modus, Aussageweise baisa f r011-160
monottongo
Monophthong, einfacher òonega vokaal f
vw386, m246
Selbstlaut
suffisso Nachsilbe lesta silbe f m170, vw513
frase subordinata Nebensatz ingabettanz boart-galéghe vw244, (sc62)
n
infinito Nennform, Infinitiv hòoze-stant m m182, vw554
nuovo alto-tedesco (aggettivo)
neuhochdeutsch naü-hòoghe-taütz (r093-019)
nuovo alto-tedesco (sostantivo)
Neuhochdeutsch naüja hòoga taütza zunga f (r093-019)
oggetto Objekt, Satzergänzung hiirtle n m149
ottativo Optativ günne-baisa f m145, r011-160
39
SPRACHWISSENSCHAFT
italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes
numerale ordinale Ordnungszahl, Ordinalnumerale
gaórdarndar nümmarn m m187, m185
particella Partikel töölle n m238
particella partitiva Partitivpartikel töölle dar tòalonghe n m238, vw588
participio passato Partizip Perfekt dorgàngandar zua-naamo m081 (sc63)
m
passivo Passiv, Leideform bolàibe-reede f s202, vw441
persona Person mennesch n m177, vw343, s208
pronome personale
sostantivo sempre al
plurale
pronome possessivo
persönliches Fürwort, menneschar vikaar m s208, vw349, r035-141
Personalpronomen
Pluraletantum khsellegar naamo m vw509, s230
Possessivpronomen, besitzanzeigendes
Fürwort
nòa-vikaar m r176-003, r035-141
predicato Prädikat, Satzaussage prèchtar m m197
preposizione
Präposition, Verhältniswort
zòoghe-boart n
(s244), m112, (sc61)
metafonesi primaria Primärumlaut eltara gabèksalna vokaal f m32, m109, m246, r040-
128
riflessivo reflexive Konjugation èersinkh-reede f m130, vw441
verbo regolare regelmäßiges Zeitwort gaboondar vèrbum m s175, m245
rima Reim raim m vw266, r202-148
pronome relativo Relativpronomen, bezügliches
insteet-vikaar m (m153), r035-141
Fürwort
pronome riflessivo rückbezügliches Fürwort, èersinkh-vikaar m m130, r035-141
Reflexivpronomen
neutro sächlich dingalosch Enghele Frigo Mayar
dire sagen khödan m161
frase Satz boart-galéghe n m112, (m169), (sc62)
sintassi Satzlehre, Syntax boart-leghe-reeghel f m112, m169, vw442,
(sc60)
sintagine Satzteil tòal me boart-galéghe n m238, m112, (m169),
(sc62)
40
SPRACHWISSENSCHAFT
italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes
tedesco standard schriftdeutsch pruzziaan (m61)
metafonesi secondaria Sekundärumlaut jüngara gabèksalna vokaal
f
m32, m109, m246, r040-
128
vocale Selbstlaut, Vokal vokaal f m246, r040-128
sillaba Silbe silbe f vw513
parola semplice Simplex slèchtez boart n m217, m112
sostantivo sempre al singolare
Singularetantum anlòonegar naamo m m097
linguistica Sprachkunde prècht-gabìzzach n (m197), s174
parlare sprechen prèchtan m197
balbuziente Stammler slappar m m217, s232, r225-250
comparazione Steigerung, Komparation gahöögarach n (r093-246), (sc61)
sordo stimmlos ane ruufe m26
soggetto Subjekt, Satzgegenstand biart m m110
superlativo Superlativ höögarstar zua-naamo m m149, (m232), m182,
(sc61)
sinonimo Synonym galàichez boart n m138, m112
tempo del verbo Tempus des Verbums zait me vèrben f m207, m245
verbo transitivo transitives Verbum machar-vèrbum m vw341, s207, m245
metafonesi Umlaut gabèksalna vokaal f m109, m246, r040-128
indeterminativo unbestimmt unsichar vw626
verbo impersonale unpersönliches Verbum vèrbum von khòome m m245, s199
verbo irregolare unregelmäßiges Zeitwort ungaboondar vèrbum m vw621, s175, m245
generalizzazione Verallgemeinerung allar-gamòanekhot f r165-035
tempi e modi verbale Zustände stènte m vw554
41
SPRACHWISSENSCHAFT
italiano schriftdeutsch zimbrisch fontes
indurimento Verhärtung dorheertonghe f vw158
sonoro volltonig, stimmhaft lut r154-274
sostantivo radicale vom Wortstamm gebildetes
stamm-naamo m vw553 (sc62)
Substantiv
prefisso Vorsilbe vraana silbe f m118, vw513
futuro anteriore Vorzukunft, Futur exakt voar-khèmmante zait f luc18-30, vw656
femminile weiblich baibalosch Enghele Frigo Mayar
formazione delle parole Wortbildungslehre boart-reeghel f m112, vw442, (sc60)
vocabolario Wörterbuch, Lexikon boart-puch n mèarch me MARTALAR
alla lettera wörtlich na dar littarn m171
radicale Wortstamm stamm m vw553
numerale Zahlwort nümmarn m m185
verbo Zeitwort, Verbum vèrbum m m245
cimbro zimbrisch zimbrisch m139, m186, m232
futuro Zukunft, Futur zua-khemman n r126-180
suono composto zusammengesetzter Laut gatòpsandar laut m s240, m087
parola composta zusammengesetztes Wort gapùntenz boart n s216, m112, (sc61)
sigla:
luc Il Vangelo secondo Luca 1983
m MARTALAR 1974
pw PRUNNAR-WIDTER 1861
r
RESCH 1994 Dactyloscriptum
s SCHMELLER 1855
sc SCHWEIZER-CAPPELLETTI 1942
vw VISCHOFAR 1880-2012
42
SPRACHWISSENSCHAFT
Curriculum vitae
quam peregit
Remigius Geiser
Name:
Geiser
Vorname:
Remigius
Geburtsdatum: 5. November 1951
Geburtsort:
München
Vater:
Geiser Remigius, Schlosser
Mutter:
Geiser Erna, geb. Binder, Hausfrau
Brüder: Franz-Xaver, geb. 6. Juni 1954
Andreas, geb. 24. Jänner 1957
Grundschule: Volksschule am Lehrer-Götz-Weg in München, 1957-62
Gymnasium: Maria-Theresia-Gymnasium in München, 1962-71
Hochschulreife: Abitur (Matura) 1971 ebendort; Notendurchschnitt 1,1
Hochschulstudium: Studienfach Biologie, Ludwig-Maximilians-Universität München 1971-77
1973-79 Studentische Hilfskraft (Tierbestimmungskurs)
Hochschulabschluß: Diplom-Prüfung 1977 ebendort; Notendurchschnitt 1,3
Diplomarbeit:
Käferfauna der Fichten-Rindenhaufen (am Lehrstuhl für Forstentomologie)
Akademische Grade: Diplom-Biologe (Dipl.-Biol.), Doctor honoris causa (Dr.h.c.)
Lebensstand:
seit 5. 3. 1982 verehelicht mit Dr. Elisabeth Geiser, geb. Just
Kinder:
Irmgard, geb. am 12. November 1983 (ehelich)
Remigius, geb. am 20. Juli 1988 (ehelich)
Wohnort:
1951-54 München - Giesing
1954-80 München-Trudering
1980-87 München - Unterschleißheim
seit 1987 Salzburg
Berufl. Tätigkeit: 1978-83 freier Mitarbeiter am Lehrstuhl für Landschaftsökologie
der Technischen Universität München - Weihenstephan
1984-87 Assistent am Lehrstuhl für angewandte Zoologie
der Technischen Universität München - Weihenstephan
mit selbständigen Lehrveranstaltungen (Entomologie)
seit 1987 Privatgelehrter in Salzburg
2003-2016 Lehrbeauftragter für Soziobiologie an der Universität Salzburg
Vereinswesen:
1973-1998 Mitglied der Münchner Entomologischen Gesellschaft e.V.
1980-84 Generalsekretär des Vereins
1982-85 Schriftleiter des Vereinsorganes
1975-87 im Koleopterologischen Arbeitskreis des Vereines tätig
1979-84 Durchführung der Publikationstätigkeit des Arbeitskreises
seit 1987 Mitglied im Entomolog. Arbeitskreis am Haus der Natur /
Salzburg
Vizepräsident des Kulturvereins „Freunde der Zimbern“ / Salzburg
Vizepräsident des Curatorium Cimbricum Bavarense / München
Mitglied im Curatorium Cimbricum Veronense
Mitglied im Sprachinselverein Wien
Publikationen:
ca. 200 wissenschaftliche und literarische Veröffentlichungen
Fachgebiet:
Faunistik, Ökologie und Artenschutz mitteleuropäischer Käfer (Coleoptera)
Fragen des Darwinismus und der Soziobiologie
Sprachpflege (Latein, Bairisch, Zimbrisch 7C)
43
SPRACHWISSENSCHAFT
S 680
„Die zimbrische Sprache - das älteste Bairisch“ -
Anfängerkurs
Dozent(en): Dr. Remigius Geiser, Diplom-Biologe, Univ.-Lektor i. R.
Beginn: Samstag, 20.01.2018
15 Nachmittage wöch, 13:15 - 16:15 Uhr
Ort: VHS, Stadtplatz 30
Aufgabe des Bayerischen Cimbern-Kuratorium e. V. ist es, Sprache und Kultur der
„Zimbern“, einer kleinen Sprachminderheit in den deutschen Sprachinseln Oberitaliens,
zu fördern und zu unterstützen. Für Sprachwissenschaftler gilt das „Zimbrische“ als der
älteste bairische Dialekt. Die Zuwanderung aus Bayern in die heutigen Gebiete Oberitaliens
erfolgte in den Jahren 1000 bis 1300, u. a. auf die Hochebene von Asiago und Roana.
Aufgrund weitgehender Autonomie der Zimbern im 14./15. Jahrhundert unter der Republik
Venetien entwickelte sich dort eine selbstbewusste Kultur. Die Sprache und der Dialekt
veränderten sich in den Jahrhunderten nur wenig, da das Gebiet nur schwer zugänglich
war (>1000 m hoch gelegen). Der Markt Velden hat seit 1976 eine Gemeindepartnerschaft
mit der Gemeinde Roana Da der Dialekt und die Mundart heute auch in den Schulen
nicht mehr verpönt ist, gibt es auch wieder Interesse daran, die „Zimbrische Sprache“
kennenzulernen. Lehrwerk: wird im Kurs besprochen
Abschlussfoto mit Dozent Dr. Remigius Geiser (2. v.r.) und Zimbrisch-Schülern Dr. Köck, Hans
Geiselbrechtinger,XXXXXXXXXXXXXX, Stefan Duschl und Kaob Oßner (v.l.n.r.) und Gasthörer Rudi Holzner (Kassier)
44
SPRACHWISSENSCHAFT
Von 20. Januar bis 21.04.2018 fand an der VHS Vilsbiburg ein Zimbrisch-Kurs mit Dr.
Remigius Geiser statt. Der Kurs behandelte die klassische zimbrische Hochsprache der
Sieben Gemeinden, wie sie heute noch auf dem Altopiano gesprochen wird. Im Kurs wurde
die zimbrische Rechtschreibung von Luca PANIERI 2017 verwendet. Ihr entsprechen (mit
Ausnahe der Zischlaute und òi/äu) auch die zur Zeit gebräuchlichsten zimbrischen Wörterbücher
von Hugo RESCH und Bèrto MARTALAR. Der Kurs richtete sich an Teilnehmer,
welche die neuhochdeutsche Schriftsprache sprechen, sei es als Muttersprache oder als
Fremdsprache.
„Die zimbrische sprache -
das älteste bairisch“
Völkerverständigung
Anfängerkurs an der VHS Vilsbiburg
von und mit Dr. Remigius Geiser
Die Kultur Europas und eines großen Teiles der übrigen Welt ist in
zwei Lager geteilt: Romania und Germania. Sie standen und stehen sich bisweilen
als Gegner gegenüber, historisch und kulturell noch viel bedeutsamer war
allerdings stets ihre gegenseitige Bereicherung. In gewisser Weise kann
man sagen, dass die Kultur Europas seit Jahrtausenden aus der
Spannung zwischen diesen beiden Polen gespeist wird. Dies zeigt sich
nicht zuletzt im sprachlichen Bereich: Es ist gewiß kein Zufall, daß
ausgerechnet die germanisch-romanische Mischsprache Englisch
zur Weltsprache avancierte. Indes gibt es keinen Flecken der Erde,
wo die langfristige gegenseitige Beeinflussung auf dem kulturell so
grundlegenden Sektor der Sprache intensiver und lebendiger wäre, als in der
traditionell zweisprachigen Bauernkultur des Zimbernlandes.
Wer also den Brennpunkt der europäischen und weltweiten
Sprachkulturentwicklung im Intensivkontakt möglichst hautnah und aktiv
erleben möchte, dem kann nichts besseres geraten werden,
als Zimbrisch zu lernen.
Dr. Remiguis Geiser
Das gesamte Kursmaterial steht auf der
Homepage des Kuratoriums zur Verfügung.
Die Übungssätze der Lektonen 5-8 gibt es
außerdem als Audio-Datei.
Oliver Baumann haben wir zu verdanken,
dass der gesamte Kurs auch auf der Seite
„Tor zum Land der Zimbern“ zu finden ist.
45
SPRACHWISSENSCHAFT
wissenschaftliche beiträge
über die sprachinseln
Germanophone Sprachinseln in Norditalien
Walser, Zimbern und Fersentaler –
eine soziolinguistische Analyse
Bachelorarbeit im Studiengang Deutsch-Italienische Studien
UNIVERSITÄT REGENSBURG
Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften
Vor- und Zuname: Barbara Bergler
Matrikelnummer: 1797850
Abgabedatum: 06.06.2018
Erstgutachter: Prof. Dr. Maria Selig, Lehrstuhl Romanische Sprachwissenschaft
Zweitgutachter: Prof.ssa Goranka Rocco, Dipartimento di Scienze Giuridiche, del Linguaggio,
dell’Interpretazione e della Traduzione
Die Bedeutung von Sprache für die
ethnische Identität der historischen
Sprachinselgemeinschaft von Lusérn
Leitfadengestützte Interviews mit Sprechern einer
deutschbasierten Minderheit in der Region Trentino-Südtirol
Schriftliche Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung für das Lehramt
an Gymnasium von Simona Fickler, Matrikelnummer: 1188997,
Abgabedatum: 31.01.2018
Universität Augsburg
Philologisch-Historische Fakultät
Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft
46
SPRACHWISSENSCHAFT
Deutsche Sprachinseln in Norditalien
Geschichte • Gegenwart • Im Aufwind oder
kurz vor dem Abgrund?
Seminararbeit im Rahmen des Seminarfachs:
Deutschland und Italien - L’Italia e la Germania
Betrachtung einer besonderen Beziehung aus historischer und zeitgenössischer
Perspektive
Staatliche Fachoberschule und Berufsoberschule Kelheim (Bayern)
Seminararbeit: Laura Hofmeister, Fachoberschülerin
Schuljahr: 2016/17
Lehrkraft: Dr. Peter Kaspar
Abgabetermin: 16.01.2017
Alle Arbeiten finden Sie online oder als PDF zum
Herunterladen auf der Homepage des Einheitskomitees historischer
deutscher Sprachinseln in Italien. Der QR-Code führt Sie mit Ihrem
Smartphone direkt zur Quelle.
47
AUS DEN SPRACHINSELN
SPRACHENVIELFALT
Vorderseite der Visitenkarte des
langjährigen Sekretärs des
Einheitskomitèes historischer deutscher
Sprachinseln,
Luis Thomas Prader
2018 gestaltet von Heike Arnold, Velden
48
AUS DEN SPRACHINSELN
49
Robaan - Roana
Petali bianchi di case
sparsi su verdi pendii
che muoiono giù nella valle.
Attorno alla torre di pietra
che guarda immobile e scampana
sull‘andare dei giorni.
Intrico di ricordi
che si addensano nel fondo
del cuore mai quieto.
Sussulti improvvisi di vita
che non si rassegna a morire
tra desolati abbandoni.
Piccolo paese assediato
nella morsa mortale
di engordi egoismi.
Robaan, Roana
ombra perduta, quasi senza nome,
che vuole ancora essere
case, bambini, canzoni,
sudori, speranze, ritorni,
petali di primavera
su questi verdi pendii
che scendono dallo Spitz della Bisa
e muoiono nella valle dell‘Assa,
lungo questa dolce riviera di sole.
Sergio Bonato Khuntz
50
AUS DEN SPRACHINSELN
Robaan - Roàna
Baize pluuma-lööplen von haüsarn
bostràüpelt auz vor grüüne laiten
ba stérbent abe in-z taal.
Umme naach me stönnarn turm
ba luughet ane möbarn-sich und laütet
obarndràu me dorgheenan dar taaghe.
Zorrüüt von gadénkhen
gahàüfet züntarst me hèertze
rastanten nia.
Ungapaitane schüttel me galeebach,
ba gavàlla-me nèt stérban
galàzzet naach in mìtten dar ööde.
Khlòaz léntle gadrùkhet iidar
gastrènsart und schiar tòat
von lüstatar naidekhot.
Robaan, Roàna,
schaatom vorlóart, schiar ane naamen,
ba bill nòch sainan
haüsar, khindar, liidar,
sbitze, gadìnghe, khèere,
pluuma-lööplen amme langhese
in diise grüün laiten
ba gheent abar vomme Spitze dar Biisen
und stérbent abe in-z Èssentaal,
naach diisame süüzen ròone dar sunnen.
gakhèart in zimbrisch
vomme Remìgio Geiser
Sèrgio Bonàto Khuntz
51
AUS DEN SPRACHINSELN
Am 23. November 2018
feierten unsere Freunde und Sprachinselpartner
in Wien ihr 45-jähriges Jubiläum
Als Vertreter des bayerischen Cimbern-Kuratoriums
nahm Prof. Anthony Rowley mit einem Vortrag
an dem wissenschaftlichen Symposium teil,
den wir gerne - mit freundlicher Genehmigung -
in unserem Cimbernland veröffentlichen
52
AUS DEN SPRACHINSELN
Meine Arbeit im Fersental
Anthony Rowley, München
Gestatten Sie mir einen Bericht aus meiner
persönlichen Perspektive über die vier Jahrzehnte,
in denen ich das Fersental kenne.
Als Vorbild dient mir der Beitrag von Alastair
Walker (2018), der eine Anregung unseres
gemeinsamen Lehrers David Crystal aufgreift
(vgl. Walker 2018, 268). Crystal rief
linguistische Feldforscher dazu auf, ihren
Werdegang und ihre Erlebnisse genau zu
dokumentieren.
Ich begegnete dem Fersental erstmals
im Winter der Jahre 1973-1974. Im Rahmen
des Pflichtjahrs im Ausland für mein Studium
der Fächer Germanistik und Linguistik
an der englischen Universität Reading kam
ich nach Regensburg. Dort sollte ich eine
Zulassungsarbeit schreiben. „Suchen Sie
sich eine Lehrveranstaltung aus, die Sie
interessiert, schreiben Sie über das Thema
und profitieren Sie von den Arbeiten
der deutschen Mitstudenten“ so der Rat
von Professor William Burley Lockwood,
unserem Betreuer, von allen Studenten nur
„Wild Bill“ genannt. Ich suchte mir Robert
Hinderlings Hauptseminar „Sprachinselforschung
mit besonderer Berücksichtigung
des Fersentals (mit Exkursion)“ im Sommersemester
1974 aus, besprach mein Projekt
mit Hinderling und reiste zur Exkursionsvorbereitung
im tiefen Winter nach Trient und
ins Fersental. Ich war im dritten Studienjahr
und 20 Jahre alt.
Inwiefern war ich, um auf Nigel Barleys
„Innocent Anthropologist“ (Barley 1985)
anzuspielen, ein „Innocent Dialectologist“?
Immerhin, der philologische und linguistische
Hintergrund wurde uns im Studium
vermittelt: W.B. Lockwood hatte uns eine
Grundausbildung in historischer Germanistik
angedeihen lassen, vor allem im Bereich
Alt- und Mittelhochdeutsch. Im Rahmen des
Linguistik-Studiums in Reading hatten wir
von Frank Palmer, David Crystal, Peter Matthews,
Peter Trudgill und anderen über die
Syntaxtheorien der Epoche, aber auch über
Morphologie, Phonetik und Soziolinguistik
gehört. Dabei wurde immer wieder Kritik an
dem, was die Professoren leicht abschätzig
„armchair linguistics“ nannten, laut. Man
legte Wert darauf, dass wir nicht im bequemen
Sessel über Sprache nachdenken,
sondern mit wirklichen Textzeugnissen und
linguistisch nicht vorgebildeten Sprechern
arbeiten sollten.
Abb. 1: Der junge Student Rowley transkribiert Swaheli.
Foto: University of Reading.
Auch linguistische Befragungen waren mir
nicht völlig fremd. Im Fach Phonetik hatten
wir Transkriptionsübungen mit der internationalen
Lautschrift IPA absolviert und wurden
sogar auf ausländische Linguistikstudenten
losgelassen, um Feldarbeit zu üben
– in meinem Fall waren es Bantu-Sprachen.
53
AUS DEN SPRACHINSELN
Diese praktische Seite hatte mich immer
interessiert, und ich kann mich nicht erinnern,
dass ich den geringsten Vorbehalt
hatte, mich allein unter Fersentalsprecher zu
begeben, um ihre Sprache zu erheben. Ganz
im Gegenteil, das empirische Erschließen
von Sprachsystemen machte richtig Spaß.
Trotzdem war ich gewiss noch recht unerfahren
und sehr feucht hinter den Ohren. Mein
Deutsch war passabel, ich verstand inzwischen
sogar Rudimente
des Binnenbairischen,
aber Italienisch
hatte ich gerade
erst begonnen
zu lernen, vieles
erschloss
ich aus meinen
Latein- und Französisch-Kenntnissen.
Auf Empfehlung
des Pfarrers
von Florutz Don
Giacomo Hofer
führte mich mein
erster Weg zum
Gasthof Schönblick
in der
Florutzer Fraktion
San Felix,
wo mich die
Abb. 2: Don Giacomo Hofer.
Wirtsfamilie Ploner, Foto K. Tremel, Blaibach.
der Herkunft nach
Südtiroler, unter ihre Fittiche nahm. Seitdem
bin ich immer dort zu finden, wenn ich im Tal
bleibe.
Giacomo Hofer, selber aus dem Dorf
gebürtig, gewährte mir einige Interviews
und las mir Fersentaler Erzählungen vor,
die er selber formuliert oder aus deutschen
und italienischen Vorlagen übersetzt hatte.
Einige solche Texte Hofers findet man im
Buch von Faganello / Gorfer (1972). Und er
empfahl mich weiter. So lernte ich in Florutz
über den Pfarrer, aber auch aus Kontakten
im Wirtshaus, Mitglieder der Familien Pompermaier,
Gozzer, Boller, Slomp, Hachler und
Marchel kennen, die sich bereitwillig von
mir ausforschen ließen. Zunächst waren es
meist alte Männer, über die ich auch auf
ältere Frauen weiterverwiesen wurde. Ich besuchte
die Gewährsleute immer daheim. Mit
Deutsch und ein bisschen Fersentalerisch
(und oft auch einer mitgebrachten Flasche
Rotwein) gelangen mir die Befragungen
meist. Wie begegneten mir die Fersentaler
dabei? Sie waren immer gastfreundlich
und hilfsbereit. Einem Studenten, dem sein
Professor eine solche Aufgabe aufgebrummt
hat, hilft eigentlich jeder gerne. Dass ich aus
Deutschland ins Tal kam, zählte nie gegen
mich, im Gegenteil. Und dass ich in Wirklichkeit
Brite bin, gab mir wohl einen Hauch von
Exotik. Oder die Leute hielten mich schlicht
trotzdem für einen Deutschen. Meine Readinger
Zulassungsarbeit war die IPA-Transkription
und Kommentierung von Tonbandaufnahmen,
die ich hauptsächlich bei Don
Giacomo Hofer machte.
Nach dem Bachelorabschluss in Reading
im Sommer 1975 kehrte ich mit einem Stipendium
des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
bis 1977 nach Regensburg
zurück, um an meiner englischen Universität
den Magistertitel „Master of Philosophy“ zu
erwerben, und zwar mit einer Magisterarbeit
über das Fersental (Rowley 1977). Dazu
bedurfte es mehrerer längerer Erhebungsphasen
vor Ort. Ich hatte inzwischen Eugen
Gabriels Fragebuch für die Tiroler Mundarten
(Gabriel 1974) bekommen und konnte 1976
sogar zusammen mit Eugen Gabriel eine
Dialektaufnahme in Florutz durchführen.
1976 lernte ich erstmals die Wiener Kollegen
kennen und durfte an einer Exkursion in
die zimbrischen Sprachinseln mit den Wiener
Dialektologen unter Leitung von Peter
Wiesinger und Maria Hornung teilnehmen.
Ich machte auch weitere nützliche Bekanntschaften.
Eine Ethnologin von der Universi-
54
AUS DEN SPRACHINSELN
Abb. 3: Rosa „van Reichen“ Corn. Foto A. Rowley
tät Verona, Giuliana
Sellan, hielt sich damals
ebenfalls oft zu
Feldarbeiten im Tal auf,
und wir tauschten uns
rege aus 1 , zunächst auf
Französisch – sie war
Levi-Strauss-Schülerin
–, dann traute ich mich
immer mehr auf Italienisch.
Allerdings versuche
ich bis heute, wenn
ich im Fersental bin,
immer den Eindruck zu
vermitteln, dass ich Italienisch
nicht verstehe
und dass man sich mit
mir auf Fersentalerisch
unterhalten muss.
Gemeinsame Aufnahmen
mit Sellan
brachten mir eine Menge
weiterer Gewährsleute,
insbesondere Rosa
Corn, die Sprecherin meiner Phonai-Aufnahme.
Inzwischen konnte ich einigermaßen
selbst Fersentalerisch radebrechen und
übte viel mit alten Bäuerinnen. Meine Masterarbeit
war eine Grammatik mit Textanhang
– wieder mit Schallaufnahmen, aber
mit anderen als in der Zulassungsarbeit –
und philologisch kommentierter Transkription.
Ich war mit einem UHER-Aufzeichnungsgerät
der Universität Regensburg unterwegs,
damals das Modernste vom Modernen, das
allerdings nicht leicht war, vor allem nicht,
wenn man es zum Hof der Gewährsperson
steil bergan tragen musste.
Akademisch folgerichtig war mein nächstes
Projekt die Dissertation, ebenfalls über
das Fersentalerische. Diese begann ich
bei Klaus Matzel in Regensburg und wechselte
1978 zu Robert Hinderling, als er an
der neu gegründeten Universität Bayreuth
die Professur für deutsche Sprachwissenschaft
bekam und mich
als Assistenten mitnahm.
Inzwischen hatte ich einige
Aufnahmeerfahrung und
konnte Tonaufzeichnungen
von relativ hoher Qualität
für das Deutsche Spracharchiv
(damals in Bonn,
heute im Instutitut für
Deutsche Sprache, Mannheim)
machen.
Die Dissertation (Rowley
1986) erschien in der
Publikationsreihe „Phonai.
Lautbibliothek der europäischen
Sprachen und
Mundarten“ und beinhaltet
eine soziolinguistische Einführung,
eine ausführliche
deskriptive Grammatik
(Phonetik, Phonologie und
Morphologie) mit historischer
Komponente sowie die
Bearbeitung zweier Tonaufnahmen
– IPA-Transkripte und Kommentare.
Das war meiner Meinung nach linguistische
Sprachinselforschung lange, bevor
Peter Maitz (2017, 117) sie erkennen kann,
und ich war sicher nicht der einzige, ich
nenne nur den Walserforscher Peter Zürrer
(1975, 1982). Für die Dissertation hatte ich
alle Lexeme, die ich je erhoben hatte, auf
kleine Karteikarten herausgeschrieben, zunächst
nach Wortarten und Flexionsklassen
sortiert, aber eine Umsortierung bot mir die
Grundlage für ein alphabetisch geordnetes
Wörterbuch (Rowley 1982b). Das Wörterbuch
veranlasste mich zu meinem ersten
längeren Dienstaufenthalt in Wien, wo
ich aus der Kartei und der Bibliothek des
„Wörterbuchs der bairischen Mundarten
in Österreich“ schöpfen durfte und dessen
neue junge Mannschaft näher kennenlernte.
Krönender Abschluss dieser Phase
war eine von der Autonomen Provinz Trient
organisierte Fachtagung über das Fersental
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AUS DEN SPRACHINSELN
Abb. 4:, H. Tyroller, L.M. Eichinger und A. Rowley
mit Studenten auf Exkursion in Florutz 1985.
im Herbst1978 in Sant’Orsola im Fersental,
wo endlich alle einschlägig Interessierten –
Historiker, Ethnologen und Linguisten – zusammengeführt
wurden (Publikation Pellegrini/Gretter
1989).
Grammatik und Wörterbuch erschienen in
einer Zeit, als ich in Bayreuth bereits andere
Projekte verfolgte. Robert Hinderling hatte
bei der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“
erfolgreich ein Sprachminderheitenprojekt
eingereicht – da sollte ich die Nordsprachpolitischen
Aspekte der Trentiner
Sprachminderheiten mit untersuchen (Rowley
1996) – und wir begannen uns intensiv
für die Mundarten Nordostbayerns zu interessieren.
So kam es, dass ich zwar immer
wieder privat das Fersental besuchte, oft
mit Familie, und alte Kontakte pflegte, aber
kaum mehr darüber publizierte.
Nur einmal, im Jahr 1985, boten Ludwig
Eichinger und ich an der Universität
Bayreuth gemeinsam ein Proseminar
„Sprachminderheiten in Mitteleuropa“ mit
Exkursion ins Fersental an. Erst eine Exkursion
des Münchner „Vereins der Freunde
Südtiroler Museen und Sammlungen“ im
Jahr 1994 führte mich länger wieder hin.
Der Museumsverein hatte mir die Reiseleitung
angetragen, und seitdem habe ich
auch Gruppen des „Bayerischen Cimbern-
Kuratoriums“ und Studenten der Münchner
Ludwig-Maximilians-Universität ins Tal
geführt. Bei dieser ersten Fahrt lernte ich
die Mannschaft des neuen „Kulturinstitut
Bersntol“ (damals noch zusammen mit
Lusern) kennen und insbesondere den
wissenschaftlichen Fachreferenten Leo
Toller. Das Kulturinstitut war durch ein
Gesetz aus dem Jahr 1987 entstanden
und wurde allmählich mit Leben gefüllt.
Das war der Anfang meiner zweiten produktiven
Phase bei der Beschäftigung mit
dem Fersentalerischen. Aus diesem ersten
Treffen entstand der Plan, zusammen das
handschriftliche Fersentaler Wörterbuch
von Don Giacomo Hofer zu veröffentlichen
(Hofer 2004). Und der Minderheitenreferent
der Region Trentino-Südtirol dottore
Davide Zaffi beantragte in dieser Zeit bei
der Europäischen Union ein Projekt zur
Kodifizierung des Fersentalerischen und
des Lusernischen.
Inzwischen galt ich für die Kulturbürokratie
als Experte. Ich war nicht mehr der
arme Student, sondern etablierter Dialektologe
und außerplanmäßiger Professor
in München. Mein Freund Hans Tyroller,
der damals oft in der Nachbarsprachinsel
Lusern weilte, vermittelte den Kontakt,
und dottore Zaffi bat mich, das Fersentaler
Teilprojekt zu leiten. Tyroller übernahm
das Luserner Projekt . Wir begannen 1997
mit der Arbeit. Hier waren die sehr guten
Beziehungen zum Kulturinstitut wirklich
von großer Bedeutung. Wir richteten am
Kulturinstitut eine Arbeitsgruppe mit Teilnehmern
aus allen Fersentaler Gemeinden
ein und begannen mit der Arbeit, eine
Normgrammatik zu entwerfen. Die Teilnehmer,
meist junge Frauen ohne inguistische
Vorbildung, hatten großes Interesse
und hohe Motivation. Sie wünschten ihrer
Muttersprache mehr öffentlichen Raum
und waren von der Notwendigkeit einer
Normierung überzeugt.
Ich verbrachte meine Wochenenden in Tal,
und mein Arbeitgeber die Bayerische Akade-
56
AUS DEN SPRACHINSELN
mie der Wissenschaften ordnete mich sogar
vier Wochen für das Projekt an das Kulturinstitut
in Palai ab. Während dieser Zeit konnte
ich zusammen mit Erich Seidelmann eine
Dialektaufnahme in Eichleit machen, dessen
Variante ich nicht so gut kannte wie die der
anderen Sprachinseldörfer Florutz und Palai.
Mein Beitrag zum Normierungsprojekt war
die Koordination der Arbeitsgruppe und die
zielgerichtete Zusammenschau unserer Ergebnisse,
die 2003 als Grammatik „Liacht
as de sproch“ (Rowley 2003) veröffentlicht
wurde. Präskriptiv ist nur der Orthographieteil,
ansonsten bemühten wir uns deskriptiv
um eine aktuelle Bestandsaufnahme. Wissenschaftlich
begleitet wurden wir von den
Professoren Willi Mayerthaler (Klagenfurt)
und Guntram Plangg (Innsbruck), denen
Hans Tyroller und ich in einer Reihe von
Zusammenkünften unsere Fortschritte vorgestellt
haben. Ich habe bereits über unsere
Lösung und über Probleme, ja Widerstände
bei der Durchsetzung berichtet (Rowley
2012), aber da war ich schon nur mehr als
Beobachter am Rande beteiligt. Aus der damaligen
Arbeitsgruppe sind übrigens einige
hochmotivierte und entschiedene Verfechter
des Fersentalerischen hervorgegangen.
Die Arbeit an der Normierung riss mich
aus der sehr angenehmen Rolle des teilnehmenden
Beobachters. Jetzt wurde ich
selbst zu einem sprachpolitisch Agierenden
– eine Rolle, die mir nicht so behagte. Die
Rechtschreibfestlegung rief ja Widerstände
hervor. Glücklicherweise wusste ich die
Arbeitsgruppe und die Beschäftigten des
Kulturinstituts auf meiner Seite. Ohne die
Unterstützung des Kulturinstituts hätten wir
es nie geschafft.
Im Verlaufe der Arbeiten an der Normgrammatik
ist eine große lexikalische Datenbank
entstanden, deren Online-Publikation
begonnen wurde, bis dann die Arbeiten
aus orthographiepolitischen Gründen einstweilen
eingestellt wurden. Man findet auf
der Homepage des Kulturinstituts einen
Ausschnitt dieser Sammlung. Das ist ein
Schatz, aus dem das Kulturinstitut meiner
Meinung nach noch viel machen könnte.
In meiner Bayreuther Zeit gehörte ich
zu den Gründungsmitgliedern der Johann
Andreas Schmeller Gesellschaft e.V. und
lernte, die Arbeiten dieses Gründers unseres
Faches Dialektologie sehr zu schätzen.
Dass Schmeller die zimbrischen Sprachinseln
erforscht hat, ist bekannt, weniger
aber sein Beitrag zum Fersentalerischen.
Um alle Quellen für den Wortschatz des
Fersentals zu erschließen, habe ich unter
anderem auch unveröffentlichte Unterlagen
aus dem Nachlass Johann Andreas Schmellers
gesichtet und seine Notizen über das
Fersentalerische aus dem Jahr 1833 ediert
(Rowley 2010).
In den 1980er Jahren richtete das Kulturinstitut
auch einen wissenschaftlichen
Beirat ein, zu dessen Mitglied ich ernannt
wurde. Es ging hier zusammen mit Birgit
Alber von der Universität Verona oft um
Überzeugungsarbeit für die neue Rechtschreibung.
Nach ein paar Jahren hat man
erfreulicherweise auch in Italien Fachkollegen
gefunden, die diese Rolle übernahmen
– etwa Federica Ricci Garotti und Ermenegildo
Bidese aus Trient, Giuliana Sellan und
Birgit Alber aus Verona. So kann ich mich
wieder mehr auf die mir liegende Rolle des
teilnehmenden Beobachters zurückziehen.
Was hat sich in diesen 40 Jahren im Fersental geändert?
Rein äußerlich bietet das Tal jetzt ein modernes
Bild. Ich durfte noch letzte Reste der
herkömmlichen Lebensweise mit erleben.
Traditionelle Wohnküchen, haus genannt,
mit Lüftung durch die Türöffnung, mit offenem
Herd, über dem die luganenghe, die
Würste, zum Räuchern hingen, waren in
den 1970er Jahren schon selten. An kalten
Wintertagen war der Explorator nach der Befragung
in so einem Raum genauso geräu-
57
AUS DEN SPRACHINSELN
Abb. 5: Tafel bei Pergine 1974. Foto A. Rowley.
chert wie die Würste. Auch das Wegenetz
wurde inzwischen massiv ausgebaut. Man
kommt mit Vierrad zu jeder Alm und zu jedem
Stadel, es gibt in allen Höfen Strom und
Kanal. Der Holzverschlag über dem Misthaufen
wurde abgetragen zugunsten eines
Badezimmers im Haus, der einstige steile,
mit Steinen belegte Fußweg zum Hof ist heute
meist verwildert und überwachsen. In den
Wirtshäusern hat jedes Zimmer eine eigene
Toilette und Dusche.
Die Sichtbarkeit der Minderheit ist viel
höher als damals, und zwar wegen der
Beschilderung in Fersentalerisch, einer
Erscheinung der letzten zehn Jahre. 1974
fand man ein einziges Schild am Taleingang:
Hier vist men Forellen.
Ferner gab es in der neuen Kirche von
Sankt Franz in Florutz einige vom Pfarrer
Don Giacomo angeregte fersentalerische
Inschriften.
2018 ist Fersentalerisch an jeder Ecke
präsent.
Abb. 6: Inschrift in der neuen Kirche von Sankt Franz,
Florutz. Foto A. Rowley.
58
AUS DEN SPRACHINSELN
Abb. 7: Primarschule in Florutz. Foto A. Rowley.
Abb. 9: Ortstafel von Florutz. Foto A. Rowley.
Abb. 8: Sparkasse (Ponk) in Florutz. Foto A.
Rowley.
Die Sprachinsel wurde als Minderheit
auch Thema der Politik. Der Eindruck, den
mir meine Gewährsleute in der Mitte der
1970er Jahre vermittelten, war der, dass
sie den hohen Herren in Trient und Pergine
egal waren, und die hohen Herren ihnen
auch. Die Schulen im Tal hatten die geringsten
Erfolge der ganzen Provinz und galten
als Strafversetzung. Ich habe einmal meine
Vermutung veröffentlicht (Rowley 1982a),
dass einigen Eltern damals der schulische
Misserfolg der Kinder als Garant für die
Fortsetzung der herkömmlichen Lebensweise
sogar ganz recht war, eine Strategie der
„Persistenz“ durch Ablehnung der Mehrheitskultur.
Der Wandel setzte schon in den
1970er Jahren ein; durch Landesgesetze
von 1999 und 2008 wird die Minderheit
geschützt und gefördert. Die Politik hat
sich auch mit Erfolg massiv um den Schulbereich
gekümmert. Die zweisprachige
Grundschule in Florutz hat sehr engagierte
Lehrerinnen, unter anderem die
Schwester des Wirts, der mich immer beherbergt.
Ich durfte zweimal mit Münchner
Studenten hospitieren und war wie die
Studenten, meist Lehramtskandidatinnen,
sehr angetan. Auch die Mittelschule in
Pergine bemüht sich um Integration und
Berücksichtigung der Fersentaler Schüler,
etwa mit Projekten zu Sprache und
Kultur des Tals. Ältere Fersentaler in den
1970er Jahren hatten Schwächen, was
das Standarditalienische anging, ja einige
Frauen, die noch die deutsche Schule besucht
hatten, verstanden Schriftitalienisch
kaum, wenn es nicht mit dem Trentinischen
übereinstimmte. Junge Fersentaler
beherrschen heute Italienisch, Trentinisch,
ihre Muttersprache Fersentalerisch
und sogar einigermaßen Schriftdeutsch.
59
AUS DEN SPRACHINSELN
Neben dieser amtlichen Einmischung hat sich das Fernsehen seit 1970 im Tal ausgebreitet;
italienische, österreichische und (auf Kabel) deutsche Programme werden angeschaut,
es kommt eine wöchentliche Nachrichtensendung auf Fersentalerisch.
Ein völlig neuer Faktor, der sich nach einer Studie von Federica Cognola (2011) auf
den Spracherhalt der Kinder negativ auswirkt, ist der Kindergarten. Den gab es in den
Siebzigern schlicht nicht.
Aus wirtschaftlicher Sicht fällt auf, dass es im Fersental immer noch verhältnismäßig
viele Landwirte gibt, einige natürlich im Nebenerwerb. Statt Getreide werden jetzt Erdbeeren
und ähnliche Früchte angebaut. Zwar sind manche Wiesen dem Jungwald gewichen,
aber Wiesen und Weiden gibt es noch genug. Schon in den 1970er Jahren pendelten
manche in die Arbeit nach Pergine oder Trient; das hat sich auch nicht geändert. Zugenommen
hat die Zahl der Touristen, aber es sind meist Tagesausflügler.
Gestatten Sie mir zum Schluss ein paar Bemerkungen zur Sprache: In der Grammatik
fallen mir nur wenige Veränderungen auf. Vor allem hat sich als Regularisierung die Suffigierung
der Modalverben und Präteritopräsentia in der 3. Person Singular fast überall
durchgesetzt.
Man sagt nicht mehr „er boas“, „er muas“, „er khonn“ (‘er weiß’, ‘er muss’, ‘er kann’),
sondern „er boast“, „muast“, „er konnt“. Im Wortschatz war mehr Bewegung. Mit der
neuen Baukultur geraten Wörter wie hal für die ‘Feuerkette über dem offenen Herd’ in
Vergessenheit; die moderne Bauweise und ihre Einrichtungsgegenstände werden italienisch
in trentinischer Ausprägung benannt. Waren Übernahmen aus der italienischen
Schriftsprache in den 1970er Jahren noch eher selten, begegnen sie mir jetzt auf Schritt
und auf Tritt. Um dieser Tendenz im Amtsverkehr zu begegnen, hat das Kulturinstitut
eine Übersetzungsliste von Amtstermini erarbeitet, die oft in Anlehnung an ein in Südtirol
verwendetes Verzeichnis deutsch angehaucht sind. Für solche Wörter habe ich den –
hoffentlich anerkennenden – Namen leonogismi gehört, weil ein Institutsmitarbeiter mit
Vornamen Leo maßgeblich an der Ausarbeitung beteiligt war.
Zum Schluss bleibt mir das große Vergnügen, mich bei allen Fersentalern, und insbesondere
beim Kulturisntitut Bersntol und Leo Toller, für diese langjährige Beziehung zu
bedanken.
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AUS DEN SPRACHINSELN
Literatur:
Barley, Nigel (1985): Adventures in a Mud Hut: An Innocent Anthropologist Abroad. New
York.
Cognola, Federica (2011): Acquisitione plurilingue e bilinguismo sbilanciato. Padova.
Faganello, Flavio / Gorfer, Aldo (1972): Das Tal der Mocheni. Calliano.
Gabriel, Eugen (1974): Fragebuch für die bairischen Mundarten in Österreich. 3. Fassung,
Masch. Freiburg i.Br.
Hofer, Giacomo (2004): De inger sproch. Bearb. von Antony Rowley. Palù del Fèrsina.
Maitz, Péter (2017): Sprachkontaktforschung – explanativ. In: Zeitschrift für Dialektologie
und Linguistik 84, 114–125.
Pellegrini, Giovanni Battisti / Gretter, Mario (Hg.) (1979): Atti del Convegno ‘La Valle del
Fèrsina e le isole linguistiche di origine tedesca nel Trentino’. San Michele all’Adige.
Rowley Anthony (1977): Eine Beschreibung der Mundart von Florutz (Fierozzo) in der
Sprachinsel des Fersentales bei Trient. Ex. Masch. Reading.
Rowley Anthony (1982a): Report on the Linguistic Enclave of Valfersina. In: Giorgio Braga /
Ester Monti Civelli (Hg.), Linguistic Problems and European Unity. Milano, 259–263.
Rowley Anthony (1982b): Fersentaler Wörterbuch – Vocabolario del dialetto tedesco della
Valle del Fèrsina nel Trentino. Hamburg.
Rowley Anthony (1986): Fersental – Untersuchung einer Sprachinselmundart. Tübingen.
Rowley Anthony (1996): Die Sprachinseln der Fersentaler und Zimbern. In: Robert Hinderling
/ Ludwig M. Eichinger (Hg.), Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten.
Tübingen, 263–285.
Rowley Anthony (2003): Liacht as de sproch. Grammatica della lingua mòchena. Grammatik
des Deutsch-Fersentalerischen. Palù del Fèrsina.
Rowley, Anthony (2010); Johann Andreas Schmeller und das Mòchenische. In: Fokus Dialekt.
Festschrift für Ingeborg Geyer zum 60. Geburtstag. Hg. von Hubert Bergmann u.a.
Hildesheim / Zürich / New York 2010, 353–373.
Rowley Anthony (2012): Über die Akzeptanz normierter Grammatiken als Unterrichtshilfe.
Erfahrungen aus dem Fersental. In: Manfred Glauninger / Bettina Barabas (Hg.): Wortschatz
und Sprachkontakt im Kontext oberdeutscher Wörterbücher, Sprachatlanten und
Sprachinseln. Wien, 223–230.
Sellan, Giuliana (1987): Aspetti della parantela spirituale tra i Mòcheni. In: L’Uomo 11,
75–92.
Sellan, Giuliana (1993): “La malga? brucialtella!” Territorio, risorse, spazio nella cultura dei
Mòcheni della valle del Fèrsina. In: Annali di San Michele 6, 91–108.
Tyroller, Hans (2003): Grammatische Beschreibung des Zimbrischen von Lusern. Stuttgart.
Walker, Alastair (2018): Aus dem Leben eines linguistischen Feldforschers. In: Edith Funk
u.a. (Hg.): Dialects are Forever. Die unbändige Lust an der Wortklauberei. Regensburg,
267–281.
Zürrer, Peter (1975): Wortfelder in der Mundart von Gressoney: ein Beitrag zur Kenntnis der
norditalienischen Walser-Mundarten, Frauenfeld.
Zürrer, Peter (1982): Wörterbuch der Mundart von Gressoney: mit einer Einführung in die
Sprachsituation und einem grammatischen Abriss. Frauenfeld.
61
62
AUS DEN SPRACHINSELN
AUS DEN SPRACHINSELN
Trink Wein, trink
(nicht singbare deutsche Übersetzung)
Bevi vino, bevi
(nicht singbare italienische Übersetzung)
Trink Wein, trink
Und iss ein Stück Brot danach.
Trink Wein, trink
Und lasse ie das volle Glas stehen.
Trink Wein, trink
Und lass stets das Glas leer
Trinken wir, singen wir, essen wir,
wenn du willst lustig sein.
Trinken wir, singen wir, essen wir,
wenn du willst lustig sein.
Trink wein, trink
Und iss eine Leberwurst danach.
Trink Wein, trink
Und iss ein großes Rippchen danach.
Trink Wein, trink
Und iss ein Stück Speck danach.
Trinken wir, singen wir, essen wir,
wenn du willst lustig sein.
Trinken wir, singen wir, essen wir,
wenn du willst lustig sein.
Wenn du spürst,
die Augen gucken links und rechts,
bist betrunken
und es Zeit ist schlafen zu gehen,
es dringend nötig hast, im Bett zu ruhen.
Nicht mehr trinken, nicht mehr essen,
wenn du lustig sein willst.
Nicht mehr trinken, nicht mehr essen,
wenn du lustig sein willst,
am Tag danach!!!
Bevi vino, bevi
E poi mangia un boccone di pane.
Bevi vino, bevi
E non lasciare mai il bicchiere pieno.
Bevi vino, bevi
E lascia sempre il bichiere vuoto.
Beviamo, cantiamo, mangiamo,
Se vuoi essere allegro.
Beviamo, cantiamo, mangiamo,
Se vuoi essere allegro.
Bevi vino, bevi
E mangia poi una salsiccia di fegato.
Bevi vino, bevi
E mangia poi una grossa costicina.
Bevi vino, bevi
E mangia poi un boccone di lardo.
Beviama, cantiamo, mangiamo,
Se vuoi essere allegro.
Beviamo, cantiamo, mangiamo,
Se vuoi essere allegro.
Quando senti
Gli occhi guardare a sinestra e a destra,
Sei ubriaco.
E‘ tempo di andare a dormire,
hai bisogno di riposare tanto in letto.
Non più bere, non più mangiare,
Se vuoi essere allegro.
Non più bere, non più mangiare,
Se vuoi essere allegro.
Il giorno dopo!!!
63
AUS DEN SPRACHINSELN
- Mittwoch, 4. Jänner 2017 Südtirol 13
Familiennamen
Typische Laimbachtaler Familiennamen sind: Arlanch,
Bais (Weiss), Baratter, Beber (Weber), Bisoffi
(Bischof), Fox (Fuchs), Maurer, Pedrazzi (ursprünglich
„Pedratscher“), Pergher, Peterlini, Pinter
(Fassbinder), Potrich, Saffer (Schaffer), Sbob
(Schwabe), Stedile (Stadler), Stoffella (Stoffel,
Kurzform von Christoff), Ubertalli (Übertaler),
Zencher ©
1919
kehrte die Bevölkerung nach dem 1. Weltkrieg
in ihre bis auf die Grundmauern zusammengeschossenen
und niedergebrannten Häuser
mit verwüsteten Feldern und Wäldern zurück.
Aber trotz verlorenem Krieg, Faschismus
und zuletzt Globalisierung lebt die
deutsch-zimbrische Mundart auch in der
heutigen Zeit noch weiter. ©
Am Laimbach lebt zimbrische Sprache auf
SPRACHMINDERHEIT: Wörterbuch löst sprachlich-kulturelle Lawine aus – Die zimbrische Sprache gilt als älteste lebende bayerische Mundart
n den Bergweilern am
ILaimbach lebt die deutschzimbrische
Sprache auf. Das
erstmals erschienene
deutsch-zimbrische Wörterbuch
der Laimbachtäler hat
die Bergbewohner aus ihrem
hundertjährigen Dornröschenschlaf
geweckt und eine
kleine sprachlich-kulturelle
Lawine ausgelöst.
Deutsch-zimbrische Lieder
werden gesungen, Sprachkurse
abgehalten, die alten Trachten
getragen und zweisprachige
Ortstafeln auf Italienisch und
Deutsch-Zimbrisch aufgestellt.
Das von Hugo-Daniel Stoffella
kürzlich herausgegebene „Zimbrische
Wörterbuch der Laimbachtäler“
hat nicht nur einen
unerwartet weitreichenden Impuls
zur Wiederentdeckung der
zimbrischen Wurzeln gegeben,
sondern auch die Förderung
von Sprache, Kultur und Traditionen
kräftig angeschoben.
Zeugnis für das vom Wörterbuch
entfachte Wiederaufleben
der deutsch-zimbrischen
Mundart in den Laimbachtälern
gibt eine Reihe von Initiativen,
die sich in letzter Zeit
schlagartig häufen.
Aufgrund der Nachfrage von
Seiten interessierter Talbewohner
wurden die ersten Sprachkurse
auf Deutsch-Zimbrisch
abgehalten. Zudem wird in der
Grundschule ab dem Schuljahr
2016/17 im Rahmen des Expertenunterrichts
die deutschzimbrische
Mundart gelehrt.
WÖRTERBUCH
Rund 150 Jahre, nachdem in
Innsbruck Ignaz Zingerle das
erste Wörterbuch der „Volksmundart
der deutschen Gemeinde
Lusern“ veröffentlicht
hat, und rund 70 Jahre nachdem
in Bozen die Verlagsanstalt Ferrari-Auer
dank der finanziellen
Unterstützung des Unternehmers
Luis Oberrauch das erste
Wörterbuch des in Ljetzan/Giazza
gesprochenen Deutsch
(„Tautsch“) herausgegeben hat,
ist nun, dank einer Förderung
der Region, das erste deutschzimbrische
Wörterbuch der
SPRACHE
Nicht geschrieben,
nur gesprochen
Die zimbrische Sprache gilt
als älteste lebende bayerische
Mundart. Seit jeher ist
sie keine Schriftsprache, sondern
eine ausschließlich gesprochene
Sprache. Wenn
die Bewohner der Laimbachtäler
vom Gewand sprechen,
sagen sie „gabàm“, die
Bluse ist die „plus“, die Ziege
ist die „goas“, die Amme ist
die „ameda“, der Bub der
„puo“, der Alpensalamander
ist der „rockenstoz“ (in Lechtal
in Nordtirol „Rögastuarzo“),
der Rabe ist „ram“, der
Kreuzschnabel ist der „krosnobel“,
die Krähen sind die
„krae“, die Frauen sind die
„baibar“, Ochsen die „ocse“,
die Gerste ist die „gherste“,
Butter die „botér“, die Schnalle
ist die „snòl“, der Trog ist
der „troc“ und „tschioke“ ist
die große Glocke, welche die
erste Kuh beim Almabtrieb
trägt. ©
Der Brandtaler Komponist und
Musikprofessor Ivan Cobbe hat
den im Laimbachtaler
Deutsch-Zimbrischen überlieferten
„Vater von uns andro“
(Vater unser) musikalisch vertont.
Dieser gehört nun zum
Standardrepertoire des Brandtaler
Männerchores „Pasubio“
sowie des Kirchenchores von
Laym (Terragnolo).
Laimbachtäler erschienen. Autor
ist Hugo-Daniel Stoffella, der
in seiner Freizeit in den letzten
6 Jahren systematisch alle noch
heute verwendeten zimbrischen
Vokabeln und Redensarten
gesammelt und erhoben
hat. Erstmals hat er in dieser Publikation
auch die deutsche
Wurzel jedes einzelnen zimbrischen
Wortes ermittelt und aufgezeigt.
Somit hat er die bisherige
gängige Auffassung, in den
Laimbachtälern sei die alte
deutsche Sprache vollkommen
ausgestorben, widerlegt. ©
Hugo-Daniel Stoffella überreicht ein Exemplar des Wörterbuches an Arno
Kompatscher in seiner Funktion als Präsident der Region, welche die
Herausgabe ermöglicht hat. Dieser hat sich sehr interessiert gezeigt
und Stoffella angespornt, sich weiterhin für den Erhalt dieser Minderheitensprache
einzusetzen.
SPRACHMINDERHEITEN
Wahrzeichen der Laimbachtäler ist die wie ein Adlerhorst an einer senkrechten Felswand über den reißenden Laimbach klebende St.-Kolumban-Kirche.
Stoffella
Mit den beiden Chören trafen
sich kürzlich in der Laymer St-
Peter-und-Paul-Kirche erstmals
alle zimbrischen Nachbarchöre,
nämlich von Lusern,
Sleghe (Asiago) und Ljetzan
(Giazza), um ausschließlich
zimbrische Lieder zu singen.
Die Mitglieder des Kulturund
Trachtenvereins „Laimpachtaler
Zimbarn“ sprechen
und pflegen bewusst die Mundart
bei ihren Treffen und Veranstaltungen.
Der vom Welschtiroler
Heimatkundler Arthur F.
Stoffella gegründete Verein hat
die historischen, sehr stark an
die alte Sarner Festtagstracht
ähnelnden Trachten wiederbelebt.
Aus dem Trachtenverein ging
die ebenfalls zum kulturellen
Erbe der Laimbachtäler gehörende
Schützenkompanie hervor,
die heuer wiedergegründet
wurde und auf ihrer neuen
Kompaniefahne bewusst ausschließlich
die deutsch-zimbrische
Bezeichnung führt.
Als vorerst letzten Schritt in
dieser rasanten Entwicklung
zur Bewahrung der Mundart
hat kürzlich die Gemeindeverwaltung
der kleinsten Gemeinde
Laym (Terragnolo) als erste
beschlossen, die bestehenden
rein italienischen Ortstafeln zu
ersetzen und neue zweisprachige,
mit den Ortsbezeichnungen
auf Italienisch und
Deutsch-Zimbrisch, aufstellen
zu lassen.
Am Fuße des Pasubio
GEOGRAFISCHE LAGE: Brandtal und Laym
Bei den Laimbachtälern (Valli
del Leno) handelt es sich um die
zwei, vom Laimbach (Leno)
durchflossenen Bergtäler Brandtal
(Vallarsa) und Laym (Terragnolo)
am Fuße des Kaiserjägerberges
Pasubio an der alten Tiroler
Grenze. Der Laimbach
durchfließt anschließend die alte
Handels- und Industriestadt
Rofreit (Rovereto) im Lagerthal
(Val Lagarina), wo er in die Etsch
mündet. Die Laimbachtäler
grenzen im Süden an die deutsche
Sprachinsel der Zimbern
der „Dreizehn Gemeinden“
(Provinz Verona) und im Norden
an die zimbrische Hochebene
(Altipiani Cimbri) von Vielgereuth/Folgaria-Lafraun/Lavarone-Lusern/Luserna.
In den
Laimbachtälern gibt es seit jeher
© Alle Rechte vorbehalten
drei Gemeinden: Die flächenmäßig
größte ist Vallarsa
(Brandtal, mit 1.350 Einwohnern),
gefolgt von Trambileno
(Trumelays, mit 1.444 Einwohnern.)
und schließlich die
kleinste Gemeinde Terragnolo
(Laym, mit 731 Einwohnern.)
© Alle Rechte vorbehalten
GESCHICHTE
Die deutsche Besiedlung der Deutschen nicht mächtig waren
und vielfach Dolmetscher
bis dahin unbewohnten Laimbachtäler
erfolgte, so wie jene heranziehen mussten. Die österreichische
Verwaltung führte
auf der Hochebene von Vielgereuth/Folgaria,
zu Beginn des Ende des 18. Jahrhundert die
13. Jahrhunderts auf Initiative allgemeine Schulpflicht ein,
des Trienter Fürstbischofs aber in Unkenntnis der Lage in
Friedrich von Wangen (Ritten). italienischer Sprache. Anfang
Es handelte sich um Siedler, die des 19. Jahrhundert verbot Pfarrer
Leonardo Zanella der älte-
aus dem Dreiländereck Bayern,
Schwaben und Deutsch-Tirol ren Generation „diese barbarische
Sprache mit den Kindern
in den Süden gezogen waren.
Bis zum Zeitalter der Reformation
wurden Geistliche aus bayhung,
die Absolution in der
zu sprechen“, unter Androerischen
Diözesen mit der Seelsorge
betraut. Diese Verbinfe
Zäsur stellte der Erste Welt-
Beichte zu verweigern. Eine tiedung
endete mit der
krieg dar, als die Laimbachtäler
Gegenreformation: deutsche Frontgebiet wurden und die
Priester erschienen verdächtig; Bevölkerung evakuiert wurde.
die Angst vor einer Ansteckungsgefahr
der Lehre Luthers die Grundmauern zusammen-
1919 kehrten sie in ihre bis auf
war groß. Anschließend waren geschossenen und niedergebrannten
Häuser mit verwüste-
es deshalb den Pfarrern beigestellte
einheimische Kaplane, ten Feldern und Wäldern zurück.
Trotz verlorenem Krieg,
welche die Beichte auf Deutsch
abnahmen. Die Urkunden wurden
von italienischen Notaren lisierung lebt die deutsch-zim-
Faschismus und zuletzt Globa-
aus der Bezirkshauptstadt Rofreit
(Rovereto) verfasst, die des noch weiter. © Alle Rechte
brische Mundart auch heute
vorbehalten
Die Laimbachtäler bei Rovereto
TRIENT
Lafraun/Lavarone
Filgreit/Folgaria
Lusérn
Rofreit/Rovereto
Laimbachtäler
Brandtal/Vallarsa
Laym/Terragnolo
Trumelays/Trambileno
Laim/Leno
13Gemeinden
-Infografik: M. Lemanski
Laim/Leno
Pasubio
Schio
7 Gemeinden
Sleghe/Asiago
Vicenza
64
IMPRESSUM
Herausgeber
Cimbern-Kuratorium Bayern e. V.
vertreten durch Jakob Oßner, 1. Vorsitzender
Putzenberg 1, 84149 Velden
Beiträge / Autoren
Dr. Remigius Geiser, Prof. Anthony Rowley,
Jakob Oßner, Hans Geiselbrechtinger, Stefan Duschl,
Wolftraud Schreiber, Gianni Vescovi Vischofar
Redaktion / Konzeption / Layout
Heike Arnold
Schlussredaktion / Übersetzungen aus dem Italienischen
Hans Geiselbrechtinger
Druck / Produktion
Lanzinger Druck
ISSN 2627-3993
Schutzgebühr 5,80 EUR
(für Mitglieder kostenlos)
Bildnachweis:
Cimbernfahrten: Dr. Jörg Ruthrof, Heike Arnold,
Josef Huber
Marco Martalar (Kunst)
Elisabeth Cramer-Guggemoos (Kunst)
Archiv Cimbern-Kuratorium
Archiv Markt Velden
Franziska Berger (Geburtstagsgruß)
Buchtitel „Zu Tisch bei den Sprachinseln“
(Einheitskomitee historischer deutscher
Sprachinseln in Italien)
S.
Quellennachweis:
Presse-Archiv Cimbern-Kuratorium
Fotoarchiv Cimbern-Kuratorium
Fotoarchiv Online-Redaktion
65
VER
AN
STALT
UNGEN
VERANSTALTUNGEN
PFlege von dialekt und
sprachforschung
Veranstaltung des bayerischen cimbern-kuratoriums
und der johann-andreas-schmeller-gesellschaft
Dialektforscher Professor Dr.
Anthony Rowley erläuterte das
digitale Cimbrische Wörterbuch
von Hugo Resch
Zu einem unterhaltsamen
bayerischen Kulturnachmittag
zur Pflege von Dialekt- und
Sprachforschung entwickelte
sich die gemeinsame Veranstaltung
des Bayerischen
Cimbern-Kuratoriums mit
der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft
mit Sitz in
Tirschenreuth im Bayerischen
Trachtenkulturzentrum
in Holzhausen. Der
Einladung der beiden Vorsitzenden,
Jakob Oßner und
Christian Ferstl, folgten nahezu
100 Besucher in den
rustikal geschichtsträchtigen
Augustinerstadl und wurden
vom amüsanten, aber auch
lehrreichen Programm nicht
enttäuscht.
Vorsitzender Jakob Oßner
vom Bayerischen Cimbern-Kuratorium
begrüßte
eine Reihe von Ehrengästen,
unter anderem den Geisenhausener
1. Bürgermeister
Josef Reff mit Kreisrat
Robert Maier. Der besondere
Gruß galt auch den
Altbürgermeistern und Mitgliedern
des Cimbern-Kuratoriums
Josef Nagl, Kumhausen,
Johann Tiefenbeck,
Wurmsham, und Franz Xaver
Gallecker von Adlkofen.
Bürgermeister Josef Reff
lobte die Bemühungen der
Veranstalter, den Gebrauch
des bayerischen Dialekts zu
pflegen und zu fördern. Auch
im Namen des Vorsitzenden
vom Historischen Verein
Geisenhausen, Sebastian
Schuder, stellte das Gemeindeoberhaupt
das aktuelle
gemeindliche heimatkundliche
Projekt zur Errichtung
eines Museums vor. Jakob
Oßner berichtete, dass der
Oberpfälzer Germanist und
bayerische Sprachforscher
Johann Andreas Schmeller
bereits 1833 und 1844 auf
der norditalienischen Hochebene
von Asiago und Roana
die so bairisch klingende
Sprache der Dorfbewohner
bei einer Studienreise entdeckte.
Bereits 1855 hatte
Schmeller ein kleineres
cimbrisches Wörterbuch zusammengestellt
und herausgegeben.
Nicht ohne Stolz
berichtete Oßner von der
Verwirklichung des digitalen
cimbrischen Wörterbuches
des Landshuter Cimbernforschers
Hugo Resch. Der Vorsitzende
zeigte sich erfreut
über die große Resonanz
bei den 500 verschiedenen
monatlichen Besuchern auf
der Homepage des Bayerischen
Cimbern-Kuratoriums,
die das „Digitale Cimbrische
Wörterbuch von Hugo Resch“
unter www.cimbern-kuratorium-bayern.de
aufrufen. Der
wissenschaftliche Betreuer,
Prof. Dr. Anthony Rowley, erläuterte
danach das Projekt
mit entsprechenden Worterklärungen.
Christian Ferstl stellte das
Jahrbuch 2013 seiner Gesellschaft
vor. Der Titel des
Jahrbuchs „Mit Schmeller
von Puhoi bis Hinterkleebach“
beschreibt die Sprachinseln
vom exotischen Puhoi
in Neuseeland über die
deutschen norditalienischen
Sprachinseln bis zum fränkischen
Hinterkleebach.
Luis Thomas Prader vom
deutschen Sprachinselkomitee
aus Südtirol beschrieb
in unterhaltsamen Worten
ausführlich die Situation der
Sprachinseln in Oberitalien.
Nach dem Zurückdrängen
der Sprachminderheiten,
nicht zuletzt resultierend aus
den Geschehnissen der beiden
Weltkriege, wird wieder
ein neues Selbstbewusstsein
bei der Verwendung der
alten Sprache festgestellt.
67
VERANSTALTUNGEN
Man schämt sich nicht mehr, eine andere Muttersprache zu haben als die italienische und
Teil einer anderen Kultur zu sein. Bereits im Vorprogramm begeisterte der Veldener Mundartsprecher
Adolf Murr mit frei vorgetragenen Gedichten aus der bayerischen Heimat.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Andreas Oberpriller vom Trachtenkulturzentrum gekonnt
seine Einrichtung vor und führte die interessierten Besucher danach durch die
Räumlichkeiten. Zeitungsbericht vom 24.03.2016
von Jakob Oßner im „Vilstalbote“
2. Dialektforum in Holzhausen
vom 17.-19.11.2017
Beim 2. Dialektforum des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e. V. kamen 20
namhafte Wissenschaftler, Experten sowie Praktiker aus Bayern und aus europäischen
Regionen zu Wort, die sich mit dem Thema „Minderheitensprachen - Möglichkeiten der
Förderung und des Ausbaus“ beschäftigen. So erwartet die Besucher des FBSD-Dialektforums
ein buntes Programm mit Referaten etwa über den Erhalt der Walsersprachen und
des Zimbrischen in Norditalien bis hin zum Schwäbischen in der Moderne. Berichtet wurde
auch über die Vorteile der individuellen Mehrsprachigkeit als Ressource im Bildungskonzept,
über die mehrsprachige Identität am Beispiel einer bairisch-sprachigen Siedlung
in den Dolomiten sowie über Dialekt und Schule bis hin zu Bairisch als Zweitsprache an
beruflichen Schulen.
Als Vertreter des Cimbern-Kuratorium Bayern e. V. nahmen teil:
Prof. Anthony Rowley, München
Bauernklage, Mundartgedicht aus Landshut um 1650
Dr. Remigius Geiser, Salzburg
Zimbrisch - das älteste Bairisch?
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VERANSTALTUNGEN
69
VERANSTALTUNGEN
Gedenkfeier in Roana für
Monsignore Sartori mit
Erzbischof Gänswein
Am 06. August 2017 fand in Roana eine Veranstaltung mit Mons. Georg Gänswein zur
Erinnerung an Mons. Luigi Sartori, dem großen Theologen aus Roana, statt. Bei dieser
Gelegenheit wurde der Partnerschaften zwischen Veneto und Bayern und dem Altopiano
und Landshut gedacht.
Mit dabei vom Cimbern-Kuratorium Bayern e.V. waren der erste Vorsitzende Jakob Oßner,
die stellvertretende Vorsitzende Christine Fischer mit ihrem Mann, Schriftführer Hans
Geiselbrechtinger, Übersetzerin Nina Geiselbrechtinger sowie Kassier Rudi Holzner.
Die nachstehenden Fotos verdanken wir Thomas Schratzenstaller von der Gemeinde
Velden, der ebenfalls an der Feier teilnahm.
70
VERANSTALTUNGEN
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VERANSTALTUNGEN
72
Fotos von Josef Huber, Bonbruck von seiner
Flugreise nach Asiago im Frühjahr 2018
VERANSTALTUNGEN
RÜCKBLICK AUF DIE
SPRACHINSELFAHRTEN 2018
im gasthaus putz-zviedris in obervilslern
von Heike Arnold
Bei herrlich duftendem Kaffee und leckerem, hausgemachten Kuchen genossen im
gut gefüllten Saal des Wirtshauses Putz-Zviedris in Obervilslern zahlreiche Mitglieder
des Cimbern-Kuratoriums den Rückblick auf die äußerst gelungenen Jahresfahrten
2018.
Auf Einladung des Vorsitzenden, Jakob Oßner, hatten mitgereiste Mitglieder und
Hobbyfotografen aus dem vorhandenen Bildmaterial eine Bilder- und Video-Präsentation
zusammengestellt, anhand derer die Eindrücke der Reisen durch das Cimbernland
noch einmal ins Gedächtnis gerufen wurden.
Zwischen den einzelnen Vorführungen wurden die Gäste vom Münchener Dialektologen
und Privatdozenten Dr. Bernard Stör aufs Beste unterhalten.
Mit besonders eindrucksvollen Bildern aus der Luft begeisterte Josef Huber, langjähriges
Mitglied des Cimbern-Kuratoriums. Er hatte mit seinem Sohn, einem passionierten
Hobbyflieger, in einer zweisitzigen Maschine einen Ausflug nach Asiago
unternommen - bei besten Wetterbedingungen. Eine Auswahl seiner Fotoaufnahmen
sehen Sie auf der linken Seite.
Im Anschluss an das außergewöhnliche „Kaffeekränzchen“ steckten einige der
Vorstandsmitglieder noch eine Weile die Köpfe zusammen, um über die Planungen
zum bevorstehenden Jubiläumsfest zu diskutieren.
73
LITERATUR + KUNST
Dar Khlòone Printz
Der kleine Prinz
Èerstez stukhe - Erstes Kapitel
Benne ich han gahàt sèks jaar, ich han
am-bòtta gasècht an hèftikh schööz
pilde in aname puche vom-me billen
balde ganaamet „Baare Schòan“. Imme
pilde sighet-sich an khunik-borm
slintanten an billez viighe. Hia ist an
gadùppalach vom-me pilde:
Als ich sechs war, sah ich einmal ein
wunderbares Bild in einem Buch
über den Dschungel, das „Wahre
Geschichten“ hieß. Auf dem Bild war
eine Königsschlange, die gerade ein
wildes Tier (Raubtier) verschlingen
wollte. Hier ist eine Kopie des Bildes:
In disame puche is-ta khöt: „Boen
slintent z sain snàpp gantz ane
khaüan. Darnaach mögant-se nèt mèar
mööbarn-sich on slaafent sèks manade
zoa-zo dijeriiran.“
Von dèmme han-ich gafùsighet viil baz
ist gaschécht im-me billen balde. Metame
gavèrban lapis han-ich gamöcht
machan z main èerstez dipìndarach. Z
main dipìndarach nümmarn òan. Z ist
gabeest asò:
In diesem Buch heißt es: „Boas
verschlingen ihre Beute als Ganzes,
ohne zu kauen. Danach können sie
sich nicht mehr bewegen und schlafen
sechs Monate zur Verdauung.“
Ich grübelte daher viel über die
Ereignisse im Dschungel. Mit
einem Farbstift gelang mir meine
erste Zeichnung. Meine Zeichnung
Nummero 1.
Sie sah so aus:
75
LITERATUR + KUNST
Zòoganten de main biirtighe
arbot in gròozen laüten han-ichse
gavoorset men-se nèt vörtansich
vom-me pilde. Se habent
anboortet: „Ambrùmme schöltabar
vörtan-iz von-ame huute?“
Badar z main pilde hat nèt gamàcht
segan an huut. Z ist gabeest an
hèftikh gròozar borm zosalnten an
elefànt im-me maaghen. Asò hanich
dipìndart in boa von innont
zoa-az de gròozen laüte höttan-en
dorkhànt, ambìa se nöötent saldo
az allez khèmme dorhöötart. Z
main pilde nümmarn zbeen ist
gabeest asò:
Ich legte mein Meisterwerk den
großen Leuten vor und fragte
sie, ob ihnen die Zeichnung nicht
Angst mache. Sie sagten: „Warum
sollten wir Angst vor einem Hut
bekommen?“
Meine Zeichnung stellte aber
gar keinen Hut dar. Es war
eine Riesenschlange, die einen
Elefanten verdaut. Ich zeichnete
also das Innere der Boa, damit es
die großen Leute genau erkannten,
denn sie brauchen immer
Erklärungen. Meine Zeichnung
Nummero 2 sah so aus:
Denne de gròozen laüte habant-mar
garaatet nèt mèar zo dipìndaran
khòone òffan òdar gaslòzzan
boen und zo liirnan mèeront de
geografìa, z dorgàngane, z ròotan
panàndar und de prècht-reegheln.
Asò z ist gaschécht benne ich han
gahàt sèks jaar, az-ich han gariivet
in main schöön bèkh von-ame
pildare.
Ane galükke metten main pildarn
nümmarn òan und nümmarn
zbeen han-ich vorlóart allen in
main muut. De gròozen laüte
vosteent nia eppazen sèlbort. Und
vor de khindar z ist zoviil sbèar zo
dorhöötaran-en de dinkh hörtan un
ambìdar hörtan von naüjame.
Die großen Leute rieten mir dann,
das Zeichnen von offenen oder
geschlossenen Boas bleiben zu lassen
und mich mehr mit Geographie,
Geschichte, Mathematik (Rechnen)
und Grammatik zu beschäftigen. So
kam es, dass ich im Alter von sechs
eine wunderbare Karriere als Maler
aufgab.
Ich hatte durch das Scheitern
meiner Zeichnungen Nummero 1
und Nummero 2 meinen ganzen
Mut verloren. Die großen Leute
verstehen nie etwas von selbst.
Und für die Kinder ist es viel zu
mühevoll, ihnen die Dinge immer
und immer wieder von neuem zu
erklären.
76
LITERATUR + KUNST
Mizzanten sait süüchan auz an
andara èrbot han-ich galìarnt
zo vüüran de roplaan. Ich pin
gavlùdart dort alla de bèlt. Z ist
baar az de geografìa hat-mar
gahölfet viil darpài. Hèmmest ich
man intschòadan am-me èersten
plikhe Cina von Arizona. Ditzan
nützet sondar viil benne hat-sich
vorlóart in bèkh pa dar nèchte.
Im-me main galeebache han-ich
vorkhènt viil hòoghe laüte. Ich han
galeebet met in mittanàndar on hanse
galuughet aan gantz ganòat. Ma
ich han nèt gabèkselt baz-ich han
pensaart von in.
Hörtan, benne ich han vorkhènt
eppad-òaz ba hat-mar gapréart an
minzikh gaschaidor, han-ich-me
gazòoghet z main pilde nümmarn
òan ba ich han gahàt bohàltet vor
ditzan. Ich han gabèlt bizzan men-ar-z
hat vorstànt. Badar alle habant-se
anboortet demò: „Ditzan ist an huut.“
Denne han-ich gabizzet az-ich han nèt
gamöcht prèchtan met diisen laüten
na in boen, me billen balde odar in
stèarn. Asò han-ich-mich garìchtet
naach innàndarn. Met in han-ich
gaprèchtet naach spiilan in karten,
jukhan khügallen inn in löchar, pulìtika
und bèbarlen. Un de gròozen laüte
saint gabeest fròa habanten vorkhènt
an mennesch met sòvel sinnen.
Ich musste mir also einen anderen
Beruf wählen, und ich lernte
Flugzeuge zu fliegen. Ich flog durch
die ganze Welt. Die Geographie,
das ist richtig, hat mir gute Dienste
dabei geleistet. Auf den ersten Blick
kann ich nun China von Arizona
unterscheiden. Das ist besonders
hilfreich, wenn man sich in der
Nacht verirrt hat.
In meinem Leben lernte ich viele
bedeutende Menschen kennen. Ich
lebte mit ihnen zusammen und
beobachtete sie ganz genau. Doch an
meiner Meinung über sie änderte sich
nichts.
Immer, wenn ich jemanden traf, der
mir ein wenig schlauer vorkam, zeigte
ich meine Zeichnung Nummero 1,
die ich mir dafür aufgehoben hatte.
Ich wollte wissen, ob er sie verstand.
Aber alle antworteten sie nur: „Dies
ist ein Hut.“ Dann wusste ich, dass ich
mit diesen Leuten nicht über Boas,
den Dschungel oder die Sterne reden
konnte.
Also stellte ich mich auf sie ein. Mit
ihnen sprach ich über Bridge, über
Golf, Politik und Krawatten. Und die
großen Leute freuten sich, einem so
vernünftigen Menschen begegnet zu
sein.
77
LITERATUR + KUNST
Zbeetez stukhe -Zweites Kapitel
Asò ich han galeebet anlòan, ane
eppad-òaz met beeme ich hötte
gamöcht prèchtan, fintz is-ta gaschécht
dar invall in me ööden lante Sahara
sèks jaardar èersinkh. Dar mòtor
vom-me main roplaan ist gabeest
gaschaadet. Ambìa is-ta gabeest khòaz,
khòondar bèrchmann, khòone vüargheenar,
han ich gamìzzet machan
allar anlòan de hevighe richtonghe.
Vor mich z ist gabeest an dinkh vomme
leebane òdar vom-me tòote. Z main
trinkh-bazzar ist gabeest khauma
ganùkh fintz af schiar acht taaghe.
Asò ich pin dorslaafet dehiin fan
èersten aabont im-me sante, tausinkh
maildar vèrre von ilchar gahèrbighen
saiten. Ich pin gabeest viil meeront
anlòan dan an gapüügandar mearholtz-traibar
af me sain sbimm-holtze
inmìtten vom-me baiten meere. Ar
mögat-ach ròotan, biivel ich pin
khènt bolaibet, benne ich pin gabeest
dorbékhet in de mòrgont-richte von
aname ungahörten rüüfellen.
Z hat khöt:
„Dipìndar-mar an ööba, bill-do?“
„Baz?“
„Dipìndar-mar an ööba ...“
Ich pin gasprùnghet au asbìa
gasnàppet vüar von aname glitze. Ich
han garìbelt de main ooghen soodot.
Ich han galuughet drau viil ganòat.
Und ich han gasècht an nèrroschez
pikkalle, ba-mich hat gaglaaset aan
strenghe. Hia ist z pezzorste pilde, ba
ich han gamöcht machan speetor von
iime.
So lebte ich denn allein, ohne
irgendwen, mit dem ich richtig hätte
reden können - bis zu jener bewussten
Panne in der Sahara vor sechs Jahren.
Der Motor meines Flugzeugs streikte.
Da ich niemanden dabeihatte, keinen
Mechaniker, keine Passagiere, musste
ich mich ganz allein an die schwierige
Reparatur machen.
Es ging für mich um Leben oder Tod.
Mein Trinkwasser reichte höchstens
noch acht Tage.
Am ersten Abend bin ich also im Sand
eingeschlafen, tausend Meilen von
jeder bewohnten Gegend entfernt. Ich
war viel einsamer und abgeschiedener
noch als ein Schiffbrüchiger auf
seinem Floß mitten im weiten Ozean.
Da könnt ihr euch die Überraschung
vorstellen, die mich ergriff, als mich
bei Tagesanbruch eine seltsame kleine
Stimme weckte. Sie sagte:
„Ach bitte … zeichne mir ein Schaf !“
„Hmm?“
„Zeichne mir ein Schaf ...“
Wie vom Blitz getroffen sprang ich
auf. Ich rieb mir gründlich die Augen.
Ich schaute genau hin. Und da sah ich
einen kleinen Burschen, einen äußerst
sonderbaren allerdings, der vor mir
stand und mich kritisch musterte.
Ich habe ihn später oft darzustellen
versucht; dieses Porträt hier scheint
mir das gelungenste.
78
LITERATUR + KUNST
Badar natuurlekh z main pilde
bozoovert in nichtsame asò asbìa dar
khnibel. Z ist nèt de main schulle.
Schöön in dar eltekhot von sèks
jaardarn de gròozen habant-mar
ganùmmet abe in muut zo dipìndaran
und ich han nèt gamöcht dipìndaran
eppazen andarz dan gaslòzzane und
òffane boen.
Bolàibet han-ich galuughet aan
diisen strìozz met gròozen ooghen.
Vorghèzzet nèt az ich pin gabeest
tausinkh maildar vèrre von ilchar
gahèrbighen saiten. Ma z main
pikkalle hat-mar gapréart nèt zo
haban vorlóart in bèkh, nèt zo sainan
dorléghet, nennòch dorhùngart,
dorstikh òdar vörtosch. Ar hat nèt
gapréart asbìa an khint ba hat vorlóart
in bèkh im-me ööden lante,
tausinkh maildar vèrre von ilchar
gahèrbighen saiten. Benne ich han
gamöcht prèchtan von naüjame, hanich-en
gavoorset:
„Ma baz tüüst-to hia?“
Aber mein Bild ist natürlich längst
nicht so bezaubernd wie das Modell.
Ich kann nichts dafür. Mich haben die
Erwachsenen, als ich sechs war, von
meiner Malerkarriere abgebracht, und
so konnte ich nichts anderes zeichnen
als geschlossene Boas und offene
Boas.
Ich starrte mit großen, staunenden
Augen auf diese Erscheinung. Vergesst
nicht, ich befand mich tausend Meilen
von jeder bewohnten Gegend entfernt.
Mein kleiner Mann schien sich jedoch
weder verlaufen zu haben, noch
wirkte er halbtot vor Erschöpfung,
vor Hunger, vor Durst oder vor Angst.
Er machte ganz und gar nicht den
Eindruck eines mitten in der Wüste
verirrten Kindes, tausend Meilen von
jeder bewohnten Gegend entfernt. Als
ich endlich reden konnte, fragte ich
ihn:
„Aber … wie kommst du denn hierher?
79
LITERATUR + KUNST
Und denne hat ar gakhèart khödan
viil sünfot, asbìa z böar an viil bèertez
gaschèffede:
„Dipìndar-mar an ööba, bill-do?“
Benne eppazen volla misteeren
premart sondar, töört-sich nèt
unvòlgan. Eeban-az ich han-mich
gahòrrt khaif narresch, tausinkh
maildar vèrre von ilchar gahèrbighen
saiten und in priigale vom-me tòote,
ich han gazooget auzar vom-me main
seekhale an plat karten und an vèdara.
Badar denne han-ich gadénkhet az-ich
han galiirnet anlòan de geografìa, z
dorgàngane, z ròotan panander und de
prècht-reegheln. Sait han-ich khöt me
pikkallen an mintzikh müüsot az-ich
nèt man dipìndaran. Ar hat gakhèart
zo khödan:
„Ditzan mööbart nicht. Dipìndar-mar
an ööba.“
Ambrùmme ich han noch nia gahàt
dipìndart an ööba, han-ich
gamàchet òaz von in zbòan
dipìndarechen, ba-ich han gamöcht
dipìndaran: dez met dar gaslòzzan
boen. Ich pin dorstuutzet viil, benne z
pikkalle hat-mar intkhöt:
„Niet, niet! Ich bill nèt an elefànt in
aname boen. An boa ist viil prügalot
und an elefànt nöötet zoviil dabàite.
Ka miar allez ist viil khlòan. Ich han
manghel an ööba. Dipìndar-mar an
ööba.“
Asò han-ich dipìndart.
„Da wiederholte er ganz leise, und es
klang nach einem höchst ernsthaften
Anliegen:
„Bitte … zeichne mir ein Schaf …“
Wenn etwas Geheimnisvolles einen
gar zu sehr überwältigt, wagt man
keinen Ungehorsam. So albern mir das
tausend Meilen von jeder bewohnten
Gegend entfernt und in einer
lebensgefährlichen Lage auch vorkam:
Ich zog ein Blatt Papier und einen
Füllfederhalter aus meiner Tasche.
Da freilich erinnerte ich mich, dass ich
in erster Linie Geographie, Geschichte,
Rechnen und Grammatik
gelernt hatte, und sagte zu dem
kleinen Mann, inzwischen schon etwas
mürrisch, dass ich nicht zeichnen
könne. Er antwortete
nur:
„Spielt keine Rolle. Zeichne mir ein
Schaf.“
Da ich noch nie ein Schaf gezeichnet
hatte, fertigte ich wieder einmal eine
der beiden einzigen Zeichnungen,
die ich beherrschte – die mit der
geschlossenen Boa. Und ich war völlig
verdutzt, als der kleine Mann mir
entgegnete:
„Nein, nein! Ich will keinen Elefanten
in einer Boa. Eine Boa ist sehr
gefährlich, und ein Elefant nimmt zu
viel Platz weg. Bei mir zu Hause ist
alles ganz klein und eng. Ich brauche
ein Schaf.
Zeichne mir ein Schaf.“
Also zeichnete ich.
80
LITERATUR + KUNST
Ar hat-mar gasècht zùa sichtikh. Denne
hat-ar khöt:
„Niet! Diisa ist schöön viil siich. Mach
an andara.“
Ich han dipìndart:
Er schaute mir aufmerksam zu, bemerkte
dann aber:
„Nein. Das ist schon sehr krank. Mach
ein anderes.“
Ich zeichnete:
Dar main khsell hat galèchelt süftikh
und naachlazzanten:
„Du sighest sèlbor ... diisa ist khòona
ööba, z ist an bello. Ar hat hörndar ...“
Sait han-ich gamàchet nòch an
dipìndarach.
Mein Freund lächelte lieb und voller
Nachsicht.
„Du siehst wohl selbst … das ist kein
Schaf, das ist ein Widder. Es hat
Hörner …“
Also fertigte ich noch eine Zeichnung.
81
LITERATUR + KUNST
Badar z ist khènt vuudar-gaschìkhet
asbìa de voodarn.
„Diisa ist zoviil alt. Ich bill an ööba, ba
leebet nòch langhe.“
Hèmmest han-ich vorlóart de gadùlt,
ambìa z ist gabeest zait zo schòodalan
in main mòtor. Sait han-ich dipìndart
diisa:
Doch sie wurde abgelehnt wie die
anderen zuvor:
„Das ist zu alt. Ich will ein Schaf, das
noch lange lebt.“
Nun verlor ich die Geduld, zumal es
allmählich Zeit wurde, dass ich meinen
Motor auseinandernahm. Also
zeichnete ich dies:
Und ich han gaprùntelt:
„Diisa ist an truuga. De ööba, ba du bill,
ist hia innont.“
Badar ich pin dorkhènt viil seganten
laüchtan in mostàtz vom-me main
junghen paütalar.
„Diisa ist ganòat asò, bia ich han gabèlt!
Preart-dar, az diisa ööba manghelt viil
gras?“
„Zbaü?“
„Ambrùmme ka miar allez ist viil
khlòan ...“
„Z bill sainan sichar ganùkh. Ich handar
gaschénkhet an viil khlòona ööba.“
Ar hat ganàighet in khòff übar z
dipìndarach:
„Badar sòvel khlòan iss-ez nèt ... Lukh!
Z ist dorslaafet dehiin ...“
Asò han-ich vorkhènt in khlòan
printzen.
Dazu brummte ich:
„Das ist eine Kiste. Das Schaf, das du
dir wünschst, liegt da drin.“
Doch zu meiner großen Überraschung
hellte sich das Gesicht meines jungen
Kunstrichters auf:
„Genau so habe ich es gewollt!“
Glaubst du, dieses Schaf braucht viel
Gras?“
„Warum?“
„Weil bei mir zu Hause alles ganz klein
ist …“
„Es reicht bestimmt. Ich habe dir ein
ganz kleines Schaf geschenkt.“
Er beugte sich über die Zeichnung:
„Aber auch nicht zu klein … Ach,
schau! Es ist eingeschlafen …“
So habe ich den kleinen Prinzen
kennengelernt.
82
LITERATUR + KUNST
Diese Arbeit entstand im Rahmen des zimbrischen Sprachstammtisches
„Prèchta-bar zimbrisch!“, der unter Leitung von Dr. Remigius Geiser alle
zwei Monate auf Kremshub (Gemeinde Velden) stattfindet.
Die Grundkenntnisse des Zimbrischen erwarben die Teilnehmer in
einem vom Cimbern-Kuratorium organisierten Sprachkurs an der VHS
Vilsbiburg (S. 44-45), für den sich der beste Zimbrischkenner und
-sprecher nördlich der Alpen, Remigius Geiser, unentgeltlich als Dozent
zur Verfügung stellte.
Wir danken den Autoren Hans Geiselbrechtinger und Stefan Duschl für
die Erlaubnis, dieses Werk in unserem Cimbernland als Vorabdruck
veröffentlichen zu dürfen - nach Vervollständigung des Werkes um
weitere Kapitel ist eine Buchausgabe geplant.
83
LITERATUR + KUNST
LITERATUR + KUNST
Zu Tisch bei den Sprachinseln
Ein beispielhafter kulinarischer Führer
von Wolftraud Schreiber
Italien, das ist allerseits bekannt, besitzt
eine unglaublich reiche Vielfalt an typischen
Gerichten der traditionellen Küche. Vom
Norden bis in den Süden, vom Aostatal bis
Sizilien und von Südtirol bis Kalabrien trifft
man auf gastronomische Spezialitäten, um
die uns die Welt beneidet. Doch auch die
besten Kenner feiner Kochkunst kennen
wahrscheinlich nicht die Gerichte, die in
der kürzlich erschienenen Publikation „Zu
Tisch bei den Sprachinseln. A tavola con
le isole linguistiche“ präsentiert werden.
Dabei sind es Speisen, die in Italien
gekocht und serviert werden: in den
Territorien der deutschen Sprachinseln
in den italienischen Alpen und Voralpen.
Im Buch, das vom Einheitskomitee der
historischen deutschen Sprachinseln in
Italien und unter der Schirmherrschaft
der Accademia Italiana della Cucina
herausgegeben worden ist, erfahren wir
mehr über 15 dieser Sprachinseln: von
Gressoney im Aostatal über Lusern und das
Fersental im Trentino und die Dreizehn und
Sieben Gemeinden im Veneto bis Tarvisio
an der Grenze zu Österreich und Slowenien.
Dem Leser dieser Publikation, die sich
durch eine ansprechende grafische
Aufmachung auszeichnet, tut sich eine
gastronomische, sprachliche und kulturelle
Welt auf, die nur wenigen bekannt ist.
Denn wer – außer den Bewohnern dieser
deutschen Sprachinseln – wäre schon in
der Lage, den Z’brochitji, den Bénéntschu
oder den Kavrítz zuzubereiten, die
Sürchana Korschèntz, die Taucian-Noukan,
die Khrautjöta, den Stèlzer oder die
Kschtosnätzégär? Beim Lesen der Namen
dieser Gerichte – dieser in der Mehrheit
“armen” Gerichte, die leicht anzurichten
sind – glaubt man sich auf einen anderen
Stern versetzt, wo eine unbekannte,
geheimnisvolle Sprache gesprochen wird.
Dabei ist es die Sprache, die bis heute von
unseren Nachbarn gesprochen wird: von
den Walser im Piemont und im Aostatal,
von den Zimbern und den Fersentalern im
Trentino, den Bewohnern der Sieben und
Dreizehn Gemeinden und von Sappada im
Veneto, von Sauris, Timau und Valcanale
im äußersten Friaul. Wo sprachliche
und kulturelle Globalisierung sich noch
fernhalten. Ja, auch die kulturelle. Denn
die traditionelle, altüberlieferte Kochkunst
ist ein wesentlicher und charakteristischer
Ausdruck der Kultur einer Bevölkerung.
Die in dieser Veröffentlichung gesammelten
Rezepte – vier Vorspeisen, vier Hauptspeisen
und zwei Desserts – werden, mit
genauen Angaben der Zutaten und der Zubereitungsweise,
in drei Sprachen wiedergegeben:
auf Deutsch, auf Italienisch und
in der deutschen Mundart der jeweiligen
Gemeinschaft. So wird das Buch, das in
der doch schon so reichen Literatur zur
Geschichte der Gastronomie in Italien eine
Lücke füllt, zu einem kulinarischen Leitfaden,
einem sprachlichen Lehrbuch und
einem kulturellen Führer.
Wirklich eine Publikation, die man genießen
sollte. Wie die aufgetischten Gerichte.
85
LITERATUR + KUNST
Buchvorstellung
DE TÒOTEN TANNEN VOM-ME
PÈRGHE LÈMMARLE
aus dem Italienischen übersetzt von E. Sartori
Der Lèmerle ist ein kleiner Berg in der Nähe von Cesuna, berühmt wegen der blutigen
Kämpfe während des Ersten Weltkrieges, vor allem in den Monaten Juni, Juli, August
1916, als die Strafexpedition der österreich-ungarischen Monarchie vom italienischen
Widerstand gestoppt wurde bei einem großen Verlust von Menschenleben. Auf Lèmerle
kämpfte der Leutnant der Infanterie Collino Pansa, der uns das Zeugnis dieses Martyriums
in einem kleinen Gedicht „Die toten Tannen des Lèmerle Berges“ hinterließ.
Ein herzzerreißendes Zeugnis, eine der invensivsten und bedeutendsten Seiten in der
Geschichte des Weltkrieges auf der Hochebene.
Ein Zeugnis, das ein Gebet ist: die Tannen von Lèmerle erheben ihre Astfetzen wie
„stimmlose Schreie“, wie die „Arme des Gefallenen“, wie die „Arme der Kreuze“, wie
„das zerrissene Fleisch der Getöteten“. Es ist ein Gebet aus Worten und Schweigen.
Eher Schweigen. Mit „Ihr seid diejenigen, die nicht reden werden, aber ihr werdet mehr
Dinge mit eurem Schweigen erzählen“ beginnt das Gedicht. Im Rummel der Gedenkund
Festreden, Ansprachen von Jubiläen und Hunderjahrfeiern, sprechen die Tannen
vom Lèmerle mit ihrem Schweigen. Sie laden ein zum Einhalt, zum Erinnern. „Oh Wanderer,
mach Halt auf dem Weg!“. Sie laden ein anzuhalten und sich an den Siegeszug
der feindlichen Truppen entlang des Valdastico Tales, Val Magnaboschi, in Richtung
Zoettl, zu erinnern, wo sie „unter den Sternen unseres Himmels schliefen“. Aber die
feindlichen Truppen haben die Ebene nicht gesehen, „sahen den blendenden Schein
des Meeres nicht“. Die Tannen vom Lèmerle erinnern an jenes „unermessliche Meer
von Schmerzen“, nicht nur der Soldaten, sondern auch der Flüchtlinge, der Holzfäller,
der Hirten ... ein Meer von Schmerz, gesehen „mit Augen religiöser Verwunderung“, wie
das vor 2.000 Jahren“ Geschehene „in der großen Nacht der Erlösung“, jenes Meer von
Schmerzen, das vor 2.000 Jahren die Welt rettete.
Die Erinnerung an Lèmerle wird zur Legende. Nicht um die Wirklichkeit zu idealisieren,
sondern daran zu erinnern, und die Wahrheit zu verewigen jener Tage und Nächte in
den Gräben, in der Kälte, im Regen, inmitten des Wirbels aus Toten und Verletzten ...
Tote und Verletzte die aus nah und fern kamen, von anderen Fronten weggerissen, hier
angehäuft um „Schutzgräben zu bilden“ ... Der Lèmerle Berg, dürr und steinig, wurde so
ein Schützengraben Italiens. „Es stimmt, es stimmt“, wiederholt der Infanterie-Leutnant
Collino Pansa, ein Zeuge dieser Wirklichkeit. Es ist keine erfundene Legende, übertrieben,
wie so viele zur Täuschung geschriebenen Geschichten, zum Herausheben, zum
Verschönern. Hunger- und Dursttage, endloses Leid. Schreie der Verschollenen, „ach,
wie viele, wie viele, wie viele“ ... Ganz jung verschwunden mit einem Röcheln, das eher
als von Fleischesqualen, von Qualen der Seele kam“. Ganz jung verschwunden, begraben
unter kaltem Schnee, mit ihren warmen Lebenserinnerungen, Erinnerungen an
86
LITERATUR + KUNST
Münder, Brüste, Liebesschöße. „Und Schnee, und Schnee, und Schnee mit irren Flügeln
von weißen Schmetterlingen!“. Sterben unter diesen Bedingungen, inmitten extremer
Qualen an Körper und Seele, „vielleicht bedeutet es, mit offenen Augen in die Ewigkeit
schauen“. Die toten Tannen des Lèmerle Berges mit ihren Astfetzen gen das Blaue
des Himmels gestreckt, werden somit wie die Arme der Kreuze, werden zum Anflehen
der Ewigkeit. Es ist nicht möglich zu leben, unsere Tage in einem solchen Entsetzen zu
beenden, ohne „mit offenen Augen in die Ewigkeit zu schauen“. Und ihr Tannen, seid
denen die zurückkehren werden, die ihr Leben retteten und Gut und Stolz... ein Zeugnis
der Marter!“.
Berg Lèmerle. Worte und Schweigen. Worte, die in den Pausen atmen, im langsamen
Ausweichen, im Entsprechen von Bildern und Bedeutungen die sich ausdehnen, einander
nachjagen. Schweigen voller Widerhall, Echos, die von weit weg kommen und weit
gehen, um das Geheimnis von Leben und Tod auszudrücken. Der Satzbau, die normale
Sprache mit ihren üblichen Regeln, schwinden, lösen sich fast auf, auf der Suche nach
neueren Wegen, die Realität zum Ausdruck zu bringen, nach den neuen Möglichkeiten
der modernen europäischen Poesie. Die toten Tannen des Lèmerle Berges, nach dem
Zeugnis des Leutnants der Infanterie Collino Pansa, werden Worte. In der tragischen Verwüstung
des Krieges, in der Zerstörung so vieler Werte, scheint die einzige Rettung nur
in manchem Wort zu liegen, in ein paar im Schmerz begrabenen Silben, die Hoffnungsschimmer
und Frieden werden können.
87
LITERATUR + KUNST
MARCO MARTELLO (alias MARTALAR) wurde 1971 in Asiago geboren. Er lebt noch
heute auf der Hochebene der VII Gemeinden in Mezzaselva („mitten im Wald“), Roana,
wo er in seiner am Waldrand gelegenen und vom Duft des Holzes durchströmten
Künstlerwerkstatt als Bildhauer arbeitet.
Nach zeitintensiven anatomischen Studien des menschlichen Körpers entdeckte er
für sich das Urelement, das Mensch und Holz, seinen Primärwerkstoff, verbindet: das
„Feuer“.
Diese mächtige Kraft, die schon immer unsere Umwelt geformt und verwandelt hat,
das Feuer, lockt und fasziniert Martalar. Der Künstler fertigt seine Skulpturen fast ausschließlich
mit Hilfe einer Kettensäge. Dann vollendet er den kreativen Akt, indem er
das Holz den von ihm geschickt manipulierten Flammen aussetzt, die es umlodern und
dabei radikal verändern.
Es ist das Finale eines Schöpfungsprozesses, in dem Künstler und Feuer als Protagonisten
in einem urtümlichen und archaischen Tanz vereint sind, der die alten Mythen
des Waldes beschwört.
Seit 2011 hat Martalar an verschiedenen Workshops für Holzbildhauerei teilgenommen:
in Italien, in anderen europäischen Ländern (Frankreich, Schweiz, Österreich,
Finnland), in Mexiko und in Costa Rica. Einige seiner monumentalen Werke sind an
folgenden Orten ausgestellt: „Bear Park“, Finnland; im Park von „Schloss Albeck“, Österreich;
im „Colegio de Michoacan“ und „Parque de Colomos „, Guadalajara (Mexiko);
in Santa Ana (Costa Rica); am Campogrosso-Pass bei Recoaro (VI); in Edolo (BS); im
Skulpturenpark des Rifugio Van Spitz, Trentino; und im „Parco Arte e Natura Selvart“,
Roana (VI).
Er nahm auch an zahlreichen Ausstellungen teil, u.a. wurden seine Werke auf der
Kunstausstellung “VII Biennale di Arte Ferrara” und auf der „Profiles of Art“ in London
präsentiert. Mit „Luci ed ombre“ (Licht und Schatten) stellte er im Museum Ca‘ La Ghironda
Modern Art Museum“ in Bologna, im Palazzo Roccabruna in Trient, in den Ausstellungsräumen
„Spazio Erika Klien“ in Borgo Valsugana (Trient) sowie in der Burg der
Aldobrandeschi in Arcidosso aus.
Des Weiteren konnte man seine Skulpturen bei folgenden Events sehen:
Ausstellung für zeitgenössische Kunst “Nella lente dell’onirico“, in Rom;
“Muses Art Gallery” in Sassari;
Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Mailand 2013;
VI Biennale für zeitgenössische Kunst in Ferrara;
Ausstellung für zeitgenössische und moderne Kunst in Genua 2012;
in der “Galleria dei Nani“; in Valdagno (Vicenza);
in der Kunstgalerie “Margutta in Rom;
in der Galerie “Lanificio Conte” in Schio (Vicenza) 2011.
Persönliche Ausstellungen: 2014 in Thiene und Recoaro (Vicenza) sowie 2016 in Lodi
(Mailand).
2016 entwarf Martalar den „Kunst- und Naturpark „Selvart“ in Roana, in dem zahlreiche
internationale Künstler den Wald mit Skulpturen und permanenten Ausstellungen
in ein wahres Freilichtmuseum verwandelt haben, das jedem zugänglich ist, der die
Atmosphäre genießen möchte, die das Zusammenspiel von Kunst und Natur schafft.
89
LITERATUR + KUNST
Elisabeth Cramer-Guggemos
geb. am 12. September 1941 in Passau
Eines Morgens vielleicht, wenn der Dichter sich umdreht, rückwärts auf sein Leben blickend,
sieht er wie auf einer Leinwand sein Leben vorüberziehen. Dies ist jedoch die gewohnte Täuschung
- wie Schattenrisse, die die Wirklichkeit vortäuschen. Im Höhlengleichnis von Platon
erblickt der Philosoph, der die Höhle verlässt die Sonne und damit die wahre Erkenntnis.
Vielleicht, wenn er sich umdreht, erkennt er das Nichts, die Leere hinter sich, dass das, woran
er sich geklammert hat, Nichts ist. Diese Erkenntnis macht ihn immun für die Täuschung
der Schattenrisse. Es wird zu spät. Vielleicht bedauert er es, dass er sich umgedreht hat, er
geht durch die ahnungslosen Menschen hindurch, die die Erkenntnis noch nicht haben, weil
sie sich nicht umgedreht haben.
Elisabeth Cramer- Guggemos fertigt handgeschmiedete Silberkreuze. Diese Kreuze sind
„Wegbegleiter“, sie zeigen die Stationen eines Lebens, durch die Steine den geologischen
Lebensweg. Dabei ist es nicht wichtig, ob ein Stein wertvoll ist - die Wertigkeit macht der
Mensch.
Allein wichtig ist der Bezug zu den Lebensstationen des Menschen. Wir sehen die Kreuzesbalken,
die „Leinwand“, die das Leben eines Menschen abgebildet zeigt. Doch dies scheint
eine Täuschung zu sein. Das „Geheimnis“ liegt im Kreuz, dem Tod und der Auferstehung
Christi, dem „Geheimnis des Glaubens“
Das „schiefe Kreuz“ zeigt die Situation des Dichters, er sieht das Kreuz „Lebensbaum“ nur
von hinten, das Kreuz „Schöpfung“ im Spiegel als Täuschung.
Das große Bild mit einem Kreuz von Elisabeth Cramer-Guggemos entstand 2019 auf der
Osterausstellung der Veldener Hobbykünstler. Auf dem kleinen Bild sieht man die Künstlerin
bei der Übergabe des Kreuzes, das sie für Papst Franzikus I. gefertigt und Erzbischof
Gregor Gänswein bei dessen Besuch in Roana im Sommer 2018 überreicht hat.
91
LITERATUR + KUNST
Vorwort
„Der zentralste und zugleich integralste Sektor jeder menschlichen Kultur ist ihre
Sprache.“
Schon mein halbes Leben lang ist
mir dieser Gedanke immer wieder
in den Sinn gekommen, und
er kam mir jetzt auch wieder in
den Sinn, als ich sah, was meine
beiden Freunde Giancarlo BOR-
TOLI und Enrico SARTORI da ans
Licht gebracht haben, der eine ein
begeisterter Schriftsteller für die
Geschichte der Sieben Gemeinden
und insbesondere die Arbeiten von
Agostino DAL POZZO, der andere
ein gescheiter Tiroler in Paris voller
Hingabe an die ehrwürdige zimbrische
Sprache.
Ja, die zimbrische Sprache ist das
Herz allen Zimberntums, und die
beiden Freunde erweisen ihm einen
großen Dienst, indem sie diese
unveröffentlichten Handschriften
DAL POZZOs veröffentlichen.
Und noch ein Gedanke kam mir in
den Sinn:
„Das Zimbrische ist der best-erforschte
und best-dokumentierte
aller deutschen Dialekte.“
Das sagen die Sprachwissenschafter,
und es ist wahr. In- und
außerhalb des Zimbernlandes und schon seit über 300 Jahren trachteten stets gelehrte
Männer danach, Wörterbücher und Grammatiken zusammenzustellen, wovon
wir uns auch hier in diesem Werk überzeugen können. Und die beiden Verfasser beweisen
uns, dass es auch heute noch solche gelehrten Männer gibt :-)
Im April des Jahres 2017
Remigius Geiser
92
LITERATUR + KUNST
Voar-Gaprècht
„Z innorste und in de selbe zait z allar-gamòanaste tòal von ilchardar hooben dar laüte ist z
iar gaprècht.“
Schöön vor-z main halbe galeebach is-mar khènt vüar diisar gadàcht hörtan un am-biidar,
und ar is-mar khènt vüar von naüjame hèmmest òch, seganten baz-da habent galét in
de liichte de main peeden khselle Giancarlo BORTOLI und Enrico SARTORI, dar òone
an vorzùkhtar schraibar dar dorgànghen zait von Siban Komàün und übar allame dar
gaschrìftar vomm Agostiin PRUNNER, dar andar an sinnegar tiròolar kan Pariis vòlla bööle
vor de hòach-biirtighe zimbrische zunga.
Ja, de zimbrische zunga ist z hèertze von allame zimbrischen sèlbe-stande, un de peeden
khselle habent-me gatànt an gròozen diinost pandarnten diise hente-schriften vom-me
PRUNNER, nòchont gadrùkhet fintz hèmmest.
Un nòch an gadàcht is-mar khènt vüar:
„De zimbrische zunga is gasüüchet auz un galét in briif pezzor dan alle d andarn taützen
hòam-zunghen.“
Asò khödent de gaprècht-bizzare, un z ist baar. Innont und auzont vom-me zimbarlante und
schöön seedar drai-hundart jaardarn und mèeront saint-ta hörtan gabeest bizzende manne
darnaach brènschan boart-püchar un prècht-reegheln, un bar mögan tüün-sen baar hia in
ditzan gadrùkhe òch. Un de peeden schraibare zòogant-üz, az-ta saint söttane bizzende
manne noch haüte pa taaghe :-)
Imm òostar-manade vom-me jaare 2017
Remìjo Geiser
Proemio
„Il settore più centrale ed al contempo il più comprensivo di ogni cultura umana è la sua
lingua.“
Ormai per tutta la seconda metà della mia vita questo pensiero mi tornava in mente
continuamente, e mi è tornato di nuovo anche adesso, vedendo ciò che i miei amici
Giancarlo BORTOLI ed Enrico SARTORI ci hanno portato alla luce, l‘uno un appassionato
scrittore di storia dei Sette Comuni ed in particolare delle opere di Agostino DAL POZZO,
l‘altro un tirolese sensato a Parigi, pieno di amore verso la venerabile lingua cimbra.
Sì, la lingua cimbra è proprio il cuore di tutta la sostanza cimbra, ed i due amici le rendono
un grande servizio pubblicando questi manoscritti inediti del DAL POZZO.
Ed anche un altro pensiero mi è tornato in mente:
„Tra tutti i dialetti di lingua tedesca, il cimbro è il più analizzato e più documentato.“
Così dicono i linguisti, ed è proprio vero. Dentro e fuori della terra cimbra e già da più di
300 anni sempre uomini educati si impegnavano a compilare vocabolari e grammatiche,
e ne ci possiamo convincere anche qui in questo libro. E gli autori entrambi ci dimostrano,
che siffatti uomini educati esistono oggi stesso :-)
Nell‘aprile dell‘anno 2017
Remigio Geiser
93
LITERATUR + KUNST
Dar Vangele ‘me Matteo
Il Vangelo secondo Matteo
tradotto nella lingua cimbra dei VII Comuni Vicentini
a cura di Giovanni Vescovi Vischofar
Toal 1 Capitolo 1
De boarkhemmar bon Gesu’
1 Gesù dar GuutarHeere ist an abarkhemmar
bomme Davide, ba ist an abarkhemmar
bomme Abramen. Diiza ist de liista bon
boarkhemmarn dar zain famejen:
2 Abramo ist gabéest dar baatar ‘me
Isacchen, Isacchen me Giacobbe; Giacobbe
me Giuda un bon zain pruudarn.
3 Giuda ist gabéest dar baatar me Fares
un Zara (Tamar is gabéest de muutar bon
inàndarn); Fares bomme Esron; Esron me
Aram;
4 Aram ist gabéest dar baatar me Aminadab;
Aminadab me Naasson; Naasson me Salmòn;
5 Salmòn ist gabéest dar baatar me Booz (de
muutar me Booz ist gabéest Rakab); Booz ist
gabeest da baatar me Obed (de muutar me
Obed ist gabeest Rut); Obed ist gabeest da
baatar me Iesse;
6 Iesse ist gabéest dar baatar me Davide.
Davide ist gabéest dar baatar me Salmon (de
muutar ist gabéest ‘s baib me Urìa).
7 Salomone ist gabeest dar baatar me
Roboamo, Roboamo me Abia, Abia me Asaf;
8 Asaf ist gabeest dar baatar me Giosafat;
Giosafat me Ioram Ioram me Ozia;
9 Ozia ist gabeest dar baatar me Ioatam;
Ioatam me Acaz, Acaz me Ezechia;
10 Ezechia ist gabeest dar baatar me
Manasse; Manasse me Amos; Amos me
Giosia;
11 Giosia ist gabeest dar baatar me Ieconia
un in zain prüudarn in de sait benne in bolkh
me Israele ist khent gatraibet in Babilonia.
Gli antenati di Gesù
1 Gesù Cristo è discendente di Davide, il
quale a sua volta è discendente di Abramo.
Ecco l’elenco degli antenati della sua
famiglia:
2 Abramo fu il padre di Isacco; Isacco di
Giacobbe; Giacobbe di Giuda e dei suoi
fratelli;
3 Giuda fu il padre di Fares e Zara (loro
madre fu Tamar); Fares di Esrom; Esrom di
Aram;
4 Aram fu il padre di Aminadàb; Aminadàb di
Naassòn; Naassòn di Salmon;
5 Salmon fu il padre di Booz (la madre di Booz
fu Racab); Booz fu il padre di Obed (la madre
di Obed fu Rut); Obed fu il padre di Iesse;
6 Iesse fu il padre di Davide. Davide fu il
padre di Salomone (la madre era stata moglie
di Urìa);
7 Salomone fu il padre di Roboamo; Roboamo
di Abia; Abia di Asàf;
8 Asàf fu il padre di Giòsafat; Giòsafat di
Ioram; Ioram di Ozia;
9 Ozia fu il padre di Ioatam; Ioatam di Acaz;
Acaz di Ezechia;
10 Ezechia fu il padre di Manasse; Manasse
di Amos; Amos di Giosia;
11 Giosia fu il padre di Ieconia e dei suoi
fratelli, al tempo in cui il popolo d’Israele fu
deportato in esilio a Babilonia.
94
LITERATUR + KUNST
12 Darnaach ‘me esilie in Babilonia, Ieconia
ist gabeest dar baatar me Salatiel, Salatiel ist
gabeest dar baatar me Zorobabele
13 Zorobabele ist gabeest dar baatar me
Abiud; Abiud me Eliacim, Eliacim me Azor;
14 Azor ist gabeest dar baatar me Sadoc,
Sadoc me Achim, Achim me Eliud;
15 Eliud ist gabeest dar baatar me Eleazar,
Eleazar me Mattan, Mattan me Giagobbe;
16 Giacobbe ist gabeest dar baatar me
Giuseppe; Giuseppe hat gameghelt Maria,
un Maria ist gabéest de muutar bon Gesù,
garüufet Khrist.
17 Azò bomme Abramo fintz Davide zein ta
vìartzan stemme; bomme Davide fintz ‘me
esilien in Babilonia finz amme krist zein ta
noch vìartzan stemme.
Bia ist gabüurtet Gesù
18 Azò ist gabüurtet Gesù. Maria, de zain
muutar, ist gabéest de puularen ‘me
Giuseppe; ze habent nochont galeebet
mettanandar, badar dar Holighe Gaist. hat
gatant soa as ze hat zich gabunnet tràganten.
19 Dar Giuseppe ist siar gabéest naach
megalan ze. Ar ist gabéest an rechtar mann,
un hat net gabellt pandaraan dis braan allen,
ar hat sorneeart so schaidan zich ane khödan
khome.
20 Ear ist gabéest noch naach denkhan,
benne an nacht in an tröome, an enghel me
Guuten Heere hat zich gamacht zeegan, un
hat me khöt: «Giuseppe, zun me’ Davide,
börtich net so megalan Maria de dain
puularen; ‚s khint ba ze ist naach paitan , ist
an erbot me Holighen Gaist.
21 Ze bill machan büurtan an zuun, un du
bilst gheba- me dar naamo Gesù; ambia ear
bill rettan in zain bolk bon allen de zünten».
22 Un azò ist khent baar bas dar GuutarHeere
hat khöt bor, s maul me profeten Isaia:
23 Zea, de Jung Vrau bill zeinan tràganten, ze
bill legan attar belte an zun un ear bill zeinan
garüufet Emmanuele. Diizar naamo bill
mòonan: «Gott ist met izandarn».
12 Dopo l’esilio a Babilonia, Ieconia fu
il padre di Salatiel; Salatiel fu il padre di
Zorobabele;
13 Zorobabele fu il padre di Abiùd; Abiùd di
Elìacim; Elìacim di Azor;
14 Azor fu il padre di Sadoc; Sadoc di Achim;
Achim di Eliùd;
15 Eliùd fu il padre di Eleàzar; Eleàzar di
Mattàn; Mattàn di Giacobbe;
16 Giacobbe fu il padre di Giuseppe;
Giuseppe sposò Maria e Maria fu la madre di
Gesù, chiamato Cristo.
17 Dunque da Abramo a Davide ci sono
quattordici generazioni; dal tempo di Davide
fino all’esilio di Babilonia ce ne sono altre
quattordici; infine, dall’esilio in Babilonia
fino a Cristo ci sono ancora quattordici
generazioni.
Come nacque Gesù
18 Ecco come è nato Gesù Cristo. Maria, sua
madre, era fidanzata con Giuseppe; essi non
vivevano ancora insieme, ma lo Spirito Santo
agì in Maria ed ella si trovò incinta.
19 Ormai Giuseppe stava per sposarla. Egli
voleva fare ciò che era giusto, ma non voleva
denunziarla di fronte a tutti. Allora decise di
rompere il fidanzamento, senza dire niente a
nessuno.
20 Ci stava ancora pensando, quando una
notte in sogno gli apparve un angelo del
Signore e gli disse: «Giuseppe, discendente di
Davide, non devi aver paura di sposare Maria,
la tua fidanzata: il bambino che lei aspetta è
opera dello Spirito Santo.
21 Essa partorirà un figlio e tu gli metterai
nome Gesù, perché lui salverà il suo popolo
da tutti i suoi peccati».
22 E così si realizzò quel che il Signore aveva
detto per mezzo del profeta Isaia:
23 Ecco, la vergine sarà incinta, partorirà
un figlio ed egli sarà chiamato Emmanuele.
Questo nome significa: «Dio è con noi».
95
LITERATUR + KUNST
24 Benne Giuseppe ha zich dorbekhet, ar
hat gataant bia dar enghel bon Gott hat me
gaordnet un hat galummet Maria in ‘s zain
haus.
25 Un, ane haban fintz denne gahottart,
Maria hat galet amme lichte ‘s khint, un
Giuseppe hat me ghet dar naamo Gesù.
24 Quando Giuseppe si svegliò, fece come
l’angelo di Dio gli aveva ordinato e prese
Maria in casa sua.
25 E senza che avessero avuto fin allora
rapporti matrimoniali, Maria partorì il
bambino e Giuseppe gli mise nome Gesù.
Toal II
Antoal zinnate manne khemment bon
mòrgande
1 Gesù ist gabüurtet in Betlemme, an stat
bondar Giudee, in de sait bomme khuuneghe
Erode. Darnaach ‘s zain gabüuart, zeint khent
in Gerusalemme eppadan zinnate manne ba
zeint khent bon mòrgande
2 un habent gabòorset: «Ba binnetzich des
khint, gabüurtet intéent, dar khuuneg bon
Judeen? Sommòrgande haba bar gazeghet in
zain steerna un zei bar khent hia so héeran
‘s».
3 Diize böortar habent gatrüubet alle de
voonar bon Gerusalemme, un boar alle in
khuuneg Erode. Kaum ar hat gahoart dis,
4 ar hat gasammelt alle de faffen un de
moastarn bon dar leje un hat gabòorset: «In
beela zaita hat so büurtan dar Messia?»
5 Ze habent ankhöt: «Kan Betlemme in ‘s
lant bondar Jiudee, ambia dar profete hat
gasràibet:
6 Du Betlemme, lant bondar Jiudee, du pist
net de khloondorste süssen de steete bondar
Jiudee, ambia bon diar bill khemman aus dar
büurar ba bill büuran in main bolk, Israel.»
7 Denne dar khuuneg Erode hat garüufet
stüllinghe de bissare manne, un hat zich
gataan khödan garecht, benne de stèarna
hat zich gamacht zeegan.
8 Denne ear hat ze gaschikhet kan Betlemme
khödanten: «Gasint un züuchet bool ‘s khint.
Benne iart habet ‘s gabunnet, machet‘s mar
bissan, azò ich och bill gheenan so héeran’s».
Capitolo II
Alcuni uomini sapienti vengono
dall’oriente
1 Gesù nacque a Betlemme, una città
nella regione della Giudea, al tempo del re
Erode. Dopo la sua nascita, arrivarono a
Gerusalemme alcuni uomini sapienti che
venivano dall’oriente
2 e domandarono: «Dove si trova quel
bambino, nato da poco, il re dei Giudei? In
oriente abbiamo visto apparire la sua stella e
siamo venuti qui per onorarlo».
3 Queste parole misero in agitazione tutti gli
abitanti di Gerusalemme, e specialmente il re
Erode. Egli, appena lo seppe,
4 radunò tutti i capi dei sacerdoti e i maestri
della Legge e domandò loro: «In quale luogo
deve nascere il Messia?»
5 Essi risposero: «A Betlemme, nella regione
della Giudea, perché il profeta ha scritto:
6 Tu Betlemme, del paese di Giudea, non sei
certo la meno importante tra le città della
Giudea, perché da te uscirà un capo che
guiderà il mio popolo, Israele.»
7 Allora il re Erode chiamò in segreto quei
sapienti e si fece dire con esattezza quando
era apparsa la stella.
8 Poi li mandò a Betlemme dicendo: «Andate
e cercate con ogni cura il bambino. Quando
l’avrete trovato, fatemelo sapere, così anch’io
andrò a onorarlo».
96
LITERATUR + KUNST
9-10 Gabanghet diize ordnonghen bomme
khuuneghe, ze zeint gant dehiin. Nach me
roase, de stèerna, ba ze habent gazeeght
sommòrgande, hat zich gatant zeegan
anbidar innandarn, un ze zeint bolaibet bill
gafroant. De stèerna hat zich gamöbart braan
innandarn fintz benne as ze ist riivart obarn
me hause, ba ist gabéest ‘s khint. Da, ze hat
zich gahaltet.
11 Ze zeint gant innont in des haus un habent
gazeght ‘s khint un de zain muutar, Maria. Ze
habent zich gakniighet un habent ‚s adoraart.
Denne, gatant offen de sekhe, habent me
garékhet de gaschenkhe: gold, bairoch un
mirra.
12 Speetor, in an tröom, Gott hat ar gatant
bissan innàndam so khéeran net kamme
khuuneghe Erode. Ze habent gasnappet an
andar beg un ze zeint khent èerzing imme öar
lante.
Giuseppe un Maria inkéent kan Egitto
13 Darnaach dat de zinnate manne zeint gant
dehiin, Giuseppe hat gatant an tröom: dar
enghel bon Gott hat zich gatant zéegan un
hat me khöt: «Stee au, limm met diar ‘s khint
un de zain muutar un inkee kan Egitto. Erode
ist nach züuchan ‘s khint so töotan’s. Du miss
steenan dà fìntz benne ich bill macha-dar
bissan ‚ s».
14 Giuseppe ist gastant au, pa-dar-nacht, ar
hat galummet met iime ‘s khint un de zain
muutar un ist gant so bohüutan zich kan
Egitto.
15 Un ar ist bolaibet dà fintz benne dar
khuuneg Erode ist gastorbet. Azò hat zich
gatant baar bas dar Gott hat gahat khöt bor ‘s
maul me’ profete Osea:
Han ich garüufet in main züun bomme
Egitten.
9-10 Ricevute queste istruzioni da parte del
re, essi partirono. In viaggio, apparve ancora
a quei sapienti la stella che avevano visto
in oriente, ed essi furono pieni di grande
gioia. La stella si muoveva davanti a loro fino
a quando non arrivò sopra la casa dove si
trovava il bambino. Là si fermò.
11 Essi entrarono in quella casa e videro
il bambino e sua madre, Maria. Si
inginocchiarono e lo adorarono. Poi aprirono
i bagagli e gli offrirono regali: oro, incenso e
mirra.
12 Più tardi, in sogno, Dio li avvertì di non
tornare dal re Erode. Essi presero allora
un’altra strada e ritornarono al loro paese.
Giuseppe e Maria fuggono in Egitto
13 Dopo la partenza dei sapienti, Giuseppe
fece un sogno. L’angelo di Dio gli apparve
e gli disse: «Alzati, prendi con te il bambino
e sua madre e fuggi in Egitto. Erode sta
cercando il bambino per ucciderlo. Tu devi
rimanere là, fino a quando io non ti avvertirò».
14 Giuseppe si alzò, di notte prese con sé il
bambino e sua madre e si rifugiò in Egitto.
15 E vi rimase fino a quando non morì il re
Erode. Così si realizzò quel che il Signore
aveva detto per mezzo del profeta Osea:
Ho chiamato mio figlio dall’Egitto.
97
LITERATUR + KUNST
Erode machet töotan de khindar bon
Betlemme
16 Benne dar khuuneg Erode hat zich gatant
baar dat de zinnate bomme öster habent en
galochet, ar ist gant soornig. Gadénkhanten
bas ear hat zich gataan khödan bon
innandarn, hat gamaaset de sait; un azò
ar hat gatant töotan alle de khindar bon
Betlemme un umme naach, jüughen dan
sbeen jardar.
17 Azò hat zich gatant baar bas hat gahat
khöt dar profete Geremia:
18 An ùuse hat zich gahört in‚ s lant bon
Rama, gagoilache un langhe khlaaghen.
Rachele goilet de zain züune, un bill net
zeinan gatroost ambia ze zeint net mear dà.
Giuseppe un Maria khéerent bomme
Egitten
19 Darnaach dar tôate ‘me Erode, an enghel
bon Gott hat zich gamacht zéegan ‘me
Giuseppe, in Egitto.
20 Dar enghel hat me khöt: «Stee au, limm
‘s khint un de zain muutar un khear met
innandarn in d‘ èerda bon Israele: ambia
zeint söon gastorbet dii ba habent gazüuchet
so machan sterban ‘s khint».
21 Giuseppe ist gastant au, hat galummet
met iime ‘s khint un de zain muutar, un ist
khent èerzing in d‘ éerda bon Israele.
22 Giuseppe ist khent so bissan ba darnaach
Erode, ist khent khuuneg dar Jiudeen dar
zain zuun Archelao. Ear hat gahat börte so
haltan zich in des lant un, gataan bissan in
an tröom, ar ist gant kheghen de Galilea
23 un ar ist gant herbigan in an lentle
ganaamet Nazaret. Azò hat zich gatant baar
bas de profete habent khöt:
Ear bill zeinan garüufet Nazareno.
Erode fa uccidere i bambini di Betlemme
16 Il re Erode si accorse che i sapienti
dell’oriente lo avevano ingannato e allora
si infuriò. Ricordando quel che si era fatto
dire da loro, calcolò il tempo; e quindi fece
uccidere tutti i bambini di Betlemme e dei
dintorni, dai due anni in giù.
17 Allora si realizzò quel che Dio aveva detto
per mezzo del profeta Geremia:
18 Una voce si è sentita nella regione di
Rama, pianti e lunghi lamenti. Rachele
piange i suoi figli e non vuole essere
consolata, perché essi non ci sono più.
Giuseppe e Maria tornano dall’Egitto
19 Dopo la morte di Erode, un angelo del
Signore apparve in sogno a Giuseppe, in
Egitto.
20 L’angelo gli disse: «Alzati, prendi il
bambino e sua madre e torna nella terra
d’Israele: perché ormai sono morti quelli che
cercavano di far morire il bambino».
21 Giuseppe si alzò, prese con sé il bambino
e sua madre e ritornò nella terra d’Israele.
22 Ma venuto a sapere che al posto di Erode
era diventato re della Giudea suo figlio
Archelao, ebbe paura di fermarsi in quella
regione. Informato da un sogno, partì verso la
Galilea
23 e andò ad abitare in un villaggio che si
chiamava Nàzaret. Così si realizzò quel che
Dio aveva detto per mezzo dei profeti:
Egli sarà chiamato Nazareno.
98
LITERATUR + KUNST
Es ist leider nicht möglch, die komplette zimbrisch-italienische Übersetzung des 113
Seiten umfassenden Matthäus-Evangeliums im Cimbernland zu veröffentlichen.
Bei Interesse empfehlen wir Ihnen die Kontaktaufnahme mit dem Herausgeber, Gianni
Vescovi Vischofar oder dem Zimbrischen Kulturinstitut von Roana (Istituto di Cultura
Cimbra – Roana/Robaan).
Darstellung des Evangelisten Matthäus im Book of Lindisfarne (London, British
Library, Ms. Cotton Nero D. IV.), insulare Buchmalerei, etwa 715–721;
Quelle: Wikipedia
99
50 JAHRE CIMBERN KURATORIUM
Sprache und Kultur
der Cimbern zu
fördern und zu
erhalten -
mit diesem Ziel
hat sich vor
50 Jahren das
Cimbern-Kuratorium
in München
gegründet.
Zeichnung von Franziska Berger (9 J.)
101
102
103
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
Grußwort DES BAYERISCHEN StaatsministerS
für Wissenschaft und Kunst,
BERND SIBLER
Mit seinem vielfältigen Engagement wirkt das Cimbern-Kuratorium Bayern
seit mittlerweile fünf Jahrzehnten im Dienste der Völkerverständigung
in Europa. So setzt sich der Verein mit viel Herzblut dafür ein, Sprache,
Kultur und Bräuche der Cimbern in Oberitalien zu erhalten und damit eine
der ältesten deutschen Mundarten zu pflegen. Diese ist sehr eng mit dem
Alt-Bairischen verwandt, wurde über viele Jahrhunderte hinweg in mehreren
Sprachinseln bewahrt und ist dank des Engagements des Landshuters
Hugo Resch seit den 1960er Jahren auch Gegenstand der sprachwissenschaftlichen
Forschung.
Als Schirmherr und Wissenschafts- und Kunstminister freue ich mich sehr,
dass inzwischen ein digitales Wörterbuch die Dokumentation und damit
den Fortbestand der cimbrischen Sprache sicherstellt. Insbesondere durch
die Aktivitäten im Landkreis Landshut besteht darüber hinaus ein äußerst
lebendiger sozialer Austausch – etwa durch Gemeindepartnerschaften,
Jugendbegegnungen, regelmäßige gegenseitige Kulturfahrten und Sprachkurse.
Mit diesen Kontakten fördert das Cimbern-Kuratorium den grenzüberschreitenden
Dialog und schafft eine wertvolle Brücke zwischen den
Menschen in Bayern und Oberitalien.
Mit seinem Wirken leistet der Verein einen wichtigen Beitrag zur Traditionspflege
und zum freundschaftlichen Miteinander in unserem zusammenwachsenden
Europa. So verbinde ich meine Gratulation zum 50-jährigen
Jubiläum mit meinem besonderen Dank an alle Beteiligten, die an dieser
großartigen Erfolgsgeschichte mitgeschrieben haben. Dem Cimbern-Kuratorium
Bayern wünsche ich für die künftige Arbeit alles erdenklich Gute.
München, im März 2019
Bernd Sibler
Bayerischer Staatsminister
für Wissenschaft und Kunst
© Pressefoto Bernd Sibler, StM Bayern
105
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
Bayern auf den Spuren der Cimbern
Seit 1969 verfolgt das bayerische Cimbern-Kuratorium
das Ziel, die älteste gesprochene Sprache Europas
vor dem Vergessen zu bewahren
Ein fünfzigjähriger Geburtag markiert im
Leben, positiv in die Zukunft blickend, die
Mitte zwischen Anfang und Ende.
Für das bayerische Cimbern-Kuratorium
bedeutet der 50. Geburtstag dagegen ein
Zeitabschnitt aus „Unendlich“. Denn in der
Zielsetzung des Vereins geht es um nichts
weniger als den Erhalt der zimbrischen
Sprache, die als die älteste, noch gesprochene
Sprache Europas gilt.
In der Hoffnung, dass sich auch in den
nächsten 50 Jahren und weit darüber hinaus
Wissenschaftler und Sprachforscher
darum bemühen werden, das Zimbrische
vor dem Aussterben zu bewahren, schauen
wir im Zeitraffer zurück auf die spannende
Geschichte des bayerischen Cimbern-Kuratoriums.
Einige Ereignisse haben wir für
das Cimbernland 2019 herausgegriffen.
Eine ausführliche Vereinschronik gibt es
in der Festschrift zum 50-jährigen Jubliläum,die
im Sommer erscheinen wird.
gründungsmitglieder
des bayerischen
cimbern-kuratoriums
1969-1983
Friedrich Mager
Gründungs-und Ehrenvorsitzender
1983-1985
Hans Geiselbrechtinger, Landrat
verstorben am 27.07.1985
1985-1988
Dr. Ferdinand Jaquet, Ministerialdirigent
a. D., Bay. Staatskanzlei
verstorben am 14.07.2015
1988-1994
Hugo Resch, Gründungsmitglied
und Vorsitzender
verstorben 14.08.1994
1994-1997
Josef Neumeier, Landrat,
Dezember 1997 Rücktritt
1998 - Mai 1999
Christine Fischer, kommissarische
und stv. Vorsitzende
Mai 1999-2013
Josef Seidl, stv. Landrat,
Ehrenvorsitzender
seit 2013
Jakob Oßner, Putzenberg
106
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
Auszug aus der Gründungsgeschichte:
Bereits 1967 informierte der freie Mitarbeiter
des Bayerischen Rundfunks, Dr.
Max Gleißl, den Kulturredakteur des Bayerischen
Fernsehens und späteren Gründungsvorsitzenden
Friedrich Mager einen
Film über eine kleine Bevölkerungsgruppe,
genannt Zimbern, mit bayerischer Abstammung
am Südhang der Alpen bei Verona
und Vicenca herstellen zu wollen.
Nach anfänglicher Skepsis zum Vorhaben
suchte Friedrich Mager interessiert nach
einem „Gewährsmann“, der über die sog.
Zimbern Bescheid wusste, und fand diesen
in dem Landshuter Zimbernforscher Hugo
Resch, der hauptberuflich als Arbeitsamtsmitarbeiter
bei der Anwerbung von italienischen
Gastarbeitern in Oberitalien schon
seit Ende der 50er Jahre dort tätig war.
Aber erst als Friedrich Mager feststellte,
dass bereits der große bayerische Germanist
und Dialektforscher Johann Andreas
Schmeller (Schmellers Bayerisches Wörterbuch
durfte in keinem Journalistenbüro
fehlen) bereits im Jahre 1833 und 1844 die
„ Terra Cimbra“ bereiste und bereits damals
von der bayrisch ähnlich sprechenden Bevölkerung
berichtete, gab er grünes Licht
für den Film.
Der Filmbeitrag
„Terra Cimbra“
kann auf unserer
Homepage angeschaut
werden. Bitte scannen
Sie dazu den QR-Code mit
Ihrem Smartphone
107
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
Abordnung aus Velden bei den Zimbern
Erste Kontaktaufnahme mit der Partnergemeinde Roana
aus der Vilsbiburger Zeitung vom 15.05.1976 (Ausschnitt)
1976
Roana wird Partnergemeinde
des
Marktes Velden
Velden. Der Kreistag des Landkreises Landshut hat in
seiner Sitzung am 25. März in Velden der Übernahme
einer Partnerschaft mit den zimbrisch-bairischen Gemeinden
in der Region Venetien (Oberitalien) zugestimmt.
Der Landkreis Landshut ist damit zu einem Vorreiter
des Freistaates Bayern geworden, der seinerseits
mit der gesamten Region Venetien im gleichen Sinne
Gespräche führt. Die Geschichte belegt, daß die sieben
Gemeinden von Vicenza bereits vor 1000 Jahren enge
Beziehungen mit Bayern, insbesondere mit der Diözese
Freising hatten.
Auch der Marktgemeinderat Velden hat sich daraufhin
sehr positiv für eine Paten- bzw. Partnerschaft mit einer
dieser sieben Gemeinden von Vicenza und zwar mit
der Gemeinde Roana ausgesprochen. Hugo Resch aus
Landshut, ein großer Kenner der zimbrisch-bairischen
Geschichte und Ehrenbürger der Gemeinde Roana, hat
daraufhin vorgeschlagen, eine Abordnung des Marktes
Velden sollte vor einer offiziellen Übernahme der Partnerschaft
zu einer ersten Kontaktaufnahme diese Gemeinde
besuchen, um Land und Leute kennenzulernen.
Bayern als Cimbern-Sprachpfleger
aus der Süddeutschen Zeitung Nr. 119
In der Ratstrinkstube des Rathauses
legte das „Cimbern-Kuratorium e. V.“
seinen Tätigkeitsbericht über das vergangene
Jahr vor.
Friedrich Mager, der Vorsitzende des
Cimbern-Kuratoriums, hob in seinem
Tätigkeitsbericht in Gegenwart deutscher
und italienischer Gäste hervor,
dass die beiderseitigen Bemühungen
(um den Erhalt der zimbrischen Sprache)
gute Fortschritte gezeitigt hätten.
Im vergangenen Jahr konnte nicht nur
die Fortführung der cimbrischen Zeitschrift
„Vita di Giazza e di Roana“ gesichert
werden, sondern auch der erste
Band einer Veröffentlichungsreihe über
„Cimbrische Kultur“ erscheinen. Als
nächste Veröffentlichung erscheint ein
kleines Wörterbuch, des weiteren ein
Lesebuch in cimbrischer Sprache.
Wichtigste künftige Veröffentlichung ist
indessen ein umfangreiches Wörterbuch
mit genauer Unterscheidung zwischen
den einzelnen Dialekten der drei
108
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
Sprachinseln, dessen Bearbeitung vor einigen Jahren Hugo Resch übernommen hat.
Es umfaßt mittlerweile rund 60 000 Wörter; die erste Lieferung ist im nächsten Jahr
vorgesehen. In Roana (Sieben Gemeinden) macht der Plan, ein cimbrisches Sprachinstitut
zu errichten, Fortschritte. Weitere Vorhaben wie etwa das eines Jugendaustausches
wurden von den Kuratoriumsmitgliedern begrüßt.
1983
Hans Geiselbrechtinger
übernimmt
Vorsitz
Bei der Generalversammlung des Kuratoriums, die
im Mai 1983 in München stattfand, kam es zu einem
Wechsel in der Vorstandschaft, nachdem der langjährige
Vorsitzende Friedrich Mager aus dienstlichen und
persönlichen Gründen nicht mehr kandidierte. Er wurde
einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des Kuratoriums
gewählt. Neuer erster Vorsitzender ist Landrat Hans
Geiselbrechtinger aus Landshut, der seit Jahren mit dem
Cimbernland in enger Freundschaft verbunden ist. Zweiter
Vorsitzender wurde Hugo Resch, Gründungsmitglied
des Kuratoriums und neuer Schriftführer.
Weitere Vorsitzende sind Gregor Eckstein, Landshut, und
Ingeborg Pfeffermann, München. Als Beisitzer wurden
Reinhard Bauer, München, Ministerialdirigent Dr. Ferdinand
Jaquet von der Bayerischen Staatskanzlei, Manfred
Noller aus Steineberg am Wörthsee sowie für die Cimberngemeinden
Bürgermeister Luigi Nicolussi-Castellan
aus Lusern, Rino Azzolini aus Roana und Eligio Faccioni
aus Giazza-Prevalle gewählt.
Einer vielfachen Anregung von
Mitgliedern folgend, stellt das
Cimbernkuratorium zum ersten
Mal, zusätzlich zur Jahresgabe,
eine Zeitschrift vor.
109
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
v. l. n. r: Landrat Neumeier, Anni Geiselbrechtinger, Hugo F. Resch, Ing. Pfeffermann,
Friedrich Mager, Dr. Ferdinand Jaquet, Foto vom 29.04.1988
Zuwendungen der Bayerischen
Staatskanzlei für die Arbeiten
des Kuratoriums in Höhe von
46.000 DM
1988
Die Zahl der Mitglieder
ist auf 450 gestiegen
Bei der Generalversammlung des Bayerischen Cimbern-
Kuratoriums am 29. April 1988 in Landshut Kumhausen
gab es turnusgemäß Neuwahlen. 52 Mitglieder und vier
Gäste aus den Sprachinseln waren zugegen. Einstimmig
wurden Hugo Resch zum 1. Vorsitzenden, Gregor Eckstein
zum 2. Vorsitzenden und Ingeborg Pfeffermann zur 3.
Vorsitzenden gewählt. Auch der Beirat, in dem neben der
Bayerischen Staatskanzlei und dem Landkreis Landshut
u. a. auch alle Sprachinseln vertreten sind, blieb nahezu
unverändert.
110
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
1994
Hugo Resch ist tot
Links: Hugo Resch
Rechts: Hugo Resch im
Gespräch mit einer alten
zimbrischsprechenden Frau,
ca. 1985
111
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
1997
Kuratorium feiert
25-jähriges Bestehen
zeugnis von gelebtem heimatgefühl
25 jahre bayerisches cimbern-kuratorium gefeiert
Mit einem großen Festakt im Rathausprunksaal beging das
Bayerische Cimbern-Kuratorium am Sonntagvormittag sein
25jähriges Bestehen. Vor rund 120 Besuchern hoben dabei
mehrere Festredner die Bedeutung des Vereins hervor, der
sich vor allem für die Pflege und den Erhalt der Sprache und
Kultur der Cimbern einsetzt, einer ehemaligen bayerischen
Volksgruppe in Italien.
aus dem Zeitungsbeitrag im Straubinger Tagblatt und der Landshuter
Zeitung vom 17. März 1997
2000
Förderer der Partnerschaft
mit Roana
verstorben
112
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
2001
25 Jahre
Roana-Velden
113
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
2002
Eigene Hymne für die
Zimbern von
Dr. Remigius Geiser
Liid dar Zimbarn
Singat-sich na-me baigle
„Denòrch in Martal ...“
Remigio Geiser
(Die Zimbernhymne
LIID DAR ZIMBARN
wurde von der Jahreshauptversammlung
des Curatorium Cimbricum
Bavarense
am 13. Juli 2002 in
Landshut einstimmig
angenommen).
Remigius Geiser,
Salzburg (Österreich/
Austria)
Au in de pèrghe
saint-ta guute loite,
èdele zimbarn
ganaamet nòch hoite,
prèchtant an zunga,
an altes gaprècht,
ba ist in de bèlt vor
ambràll bool gasècht.
Alle de beeghe
vüürent inn ka Sleeghe,
bèllar und biisen,
an schööna gasèghe:
Grüüsa-dich, vrömadar,
ail, an-de bèll;
khèeranten hòam du
bolàibest an khséll.
Mèeror dan tausinkh
jaardar vòlla maatarn
stee-bar hia aufar
und vòlgan me vaatarn:
„Bénne an nòja
zait steet in de tüar,
halta-bar heerte
un ziiga-bar vüar!“
Oben in den Bergen,
da sind gute Leute,
edle Zimbern heute
noch genannt,
sprechen eine Sprache,
ein altes Idiom,
das überall auf der Welt
gern gesehen ist.
Alle Wege führen
hinein nach Asiago,
Wälder und Wiesen,
ein schönes Panorama:
Grüß dich Fremder,
komm, wenn du willst;
wenn du heimkehrst,
bleibst du ein Freund.
Mehr als tausend Jahre
voller Mühen
sind wir hier heroben
und folgen dem Vater:
„Wenn eine neue Zeit
in der Tür steht,
harren wir aus
und schreiten vorwärts!“
114
115
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
Ghee-bar MittanàndAr
Am Samstag, 07. November 2009, fand ab 11.00 Uhr im kleinen
Sitzungssaal des Rathauses am Marienplatz in München die Jubiläumsfeier
statt - an dem Ort, an dem 40 Jahre zuvor die Gründung
des Kuratoriums erfolgt war.
Zum Programm, das mit der Begrüßung durch den Vorsitzenden Josef Seidl, eröffnet
wurde, gehörten zahlreiche Grußworte, u. a. von Stadtrat Dr. Reinhard Bauer, der in Vertretung
des Herrn Oberbürgermeisters sprach, vom Ehrenvorsitzenden Friedrich Mager
und von Christine Fischer, der Tochter von Hugo Resch. Auch Priv. Dozent Dr. Remigius
Geiser richtete ein Grußwort (in Cimbrisch) an die Gäste, ebenso Sign. Luigi Nicolussi,
Bgm. der Gemeinde Lusern, Prof. Sergio Bonato vom Cimbrischen Kulturinstitut Roana
sowie Sign. Vito Massalongo, Präsident des Curatorium Cimbricum Veronense. Zwischen
den Wortbeiträgen wurden cimbrische Musik und Lieder der cimbrischen Freunde dargeboten.
Im Anschluss lud die Landeshauptstadt München zum Empfang.
2009
40-jähriges
Jubiläum
116
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
Aufbruch ins digitale Zeitalter 2012
Jakob Oßner gewinnt gegen Ende 2012 die Online-Redakteurin
Heike Arnold für den Aufbau einer Homepage
für das Kuratorium. Nach einem Gespräch mit dem
Vorsitzenden Josef Seidl und dem Schatzmeister Karl
Braun in Velden erfolgte rasch die Beauftragung. 2013
ging die erste Homepage online.
Kuratorium geht
online mit erster
Homepage
2013
Wechsel in der
Vorstandschaft
www.cimbern-kuratorium-bayern.de
jakob 0ßner übernimmt
amt des 1. vorsitzenden.
josef seidl wird im
Herbst 2013 zum
ehrenvorsitzenden
Der neu gewählte Vorstand, Landshut 2013
Überreichung der Urkunde an den langjährigen Vorstand
und neuen Ehrenvorsitzenden Josef Seidl,
Herbst 2013
117
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
2013
Einweihung
Hugo-Resch-Denkmal
Für immer in den
Herzen der Cimbern
In den oberitalienischen Gemeinden
Roana, Lusern, Badia Calavena, Giazza
und Pladen war er Ehrenbürger.
Foto: Denkmal in Roana erinnert an Hugo Resch,
einen Botschafter Bayerns in Oberitalien, Roana, 2013
Für sein kulturelles und Menschen zusammenführendes Lebenswerk wurde er unter anderem
mit dem Bundesverdienstkreuz, dem Verdienstorden der Republik Italien (Cavaliere)
sowie der Bürgermedaille der Stadt Landshut ausgezeichnet. Jetzt wurde ihm in Roana als
Zeichen der innigen und nachhaltigen Verbundenheit ein Denkmal gesetzt. Hugo Resch ist
unvergessen, und er wird auch in Zukunft in den Herzen der Cimbern seinen festen Platz
behaupten.
2015
Ehrenmitgliedschaften
verliehen
20.000 EURO-Spende für online-version
des cimbrischen wörterbuchs
118
v.l.n.r.: Prof. Dr. Anthony Rowley, Dr. Remigius Geiser, Prof. Dr. Dr. Heydenreuter, Christine Fischer, Dr. Reinhard
Bauer, Jakob Oßner, Begleitung Fr. Rosner, Dr. Raphael Berger, Hans Geiselbrechtinger, sitzend Ruth Rosner
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
2015
Wörterbuch von Hugo
Resch geht online
Screenshot Cimbrisch.deutsches Gsamtwörterbuch
auf www.cimbern-kuratorium-bayern.de
Der großzügigen
Spende von Ruth
Rosner aus München
ist es zu verdanken,
dass 2015 die Online-Version
des
cimbrisch-deutschen
Gesamtwörterbuchs
von Hugo Resch realisiert
werden konnte.
Prof. Dr. Dr. Heydenreuther,
über dessen
Kontakt die Spende
zustande kam, sowie
Frau Ruth Rosner
wurden für ihre Verdienste
für den Verein
mit der Ehrenmitgliedschaft
ausgezeichnet.
Vom Papier ins World Wide Web
Es war eine mitunter mühsame Reise für die rund 25.000 cimbrischen
Begriffe, die der Landshuter Hugo Resch (Mitbegründer
des Cimbern-Kuratoriums) Zeit seines Lebens gesammelt
und - damals völlig zeitgemäß! - auf 70.000 Blatt Papier in 300
LEITZ-Ordnern verwahrt hat.
Bis sein „Vergleichendes cimbrisch-deutsches Gesamtwörterbuch“
im Jahr 2014 dort ankommen konnte, wo es für einen
breiten Personenkreis von großem Nutzen ist - im World Wide
Web -, waren viele Jahre Digitalisierungs- und Programmierungsarbeit
von Wissenschaftlern notwendig.
Um so mehr freut es uns, dass wir 20 Jahre nach seinem Tod
das Lebenswerk von Hugo Resch in einer Basisversion (einfacher
Such-Algorithmus) zur Verfügung stellen können.
119
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
2016
40 Jahre
Roana-Velden
120
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM
ehrenmitgliedschaft
für emer. papst benedikt xvi
übergabe der urkunde im vatikan
2016
Abordnung des Kuratorims
im Vatikan
Prèchtat-ar iart zimbrisch?
Sprechen Sie zimbrisch?
2018
1. VHS
Zimbrisch-Kurs
121
KURATORIUM
heute
und
morgen
KURATORIUM
AKTUELLE VORSTANDSCHAFT
1. Vorsitzender
Jakob Oßner
Stellvertreter
Prof. Dr. Anthony Rowley
Christine Fischer
Dr. Reinhard Bauer
Dr. Remigius Geiser
Ehrenvorsitzende
Friedrich Mager
Josef Seidl
Schatzmeister
Rudolf Holzner
Schriftführer
Hans Geiselbrechtinger
Kassenprüfer
Adolf Weindl, Heinz Bauer
Beisitzer (Deutschland/Österreich)
Prof. Dr. Dr. Heydenreuter
Dr. Jörg Ruthrof
Dr. Gerhard Marino
Helga Engelhart-Kraus
Karl Braun
Dr. Raphael Berger
Beisitzer (Italien)
Prof. Sergio Bonato (Roana)
Vito Massalongo (Verona)
Luigi Nicolussi Castellan (Lusérn)
Luis Thomas Prader (Südtirol)
Francesco Rebeschini (Roana)
Gianluca Rodeghiero (Asiago)
123
KURATORIUM
um 90. Geburtstag erhielt unser gründungsmitglied
und ehrenvorsitzender seine
zimbRische Ehrenurkunde
124
KURATORIUM
Foto: Vorstandssitzung in Traunstein, 2018
geburtstage + ehrungen
Seit unserer letzten Cimbernland-Ausgabe
2015/16 haben folgende Vorstandsmitglieder
runde und halbrunde Geburtstage
gefeiert:
Friedrich Mager, 90 Jahre (2018)
Prof. Dr. Dr. Brunner, 85 Jahre (2018)
Dr. Gerhard Marino, 80 Jahre (2018)
Jakob Oßner, 65 Jahre (2017)
Dr. Remigius Geiser, 65 Jahre (2017)
Rudolf Holzner, 60 Jahre (2019)
Hans Geiselbrechtinger, 60 Jahre (2019)
127
KURATORIUM
wie geht es weiter?
Herbstfahrten 2019/20
Auf vielfachen Wunsch unserer Mitglieder werden wir vom 03.-06.
Oktober 2019 zum Ausklang unseres Jubliäumsjahres eine Fahrt ins
Cimbernland organisieren. Damit willen wir uns vor allem bei allen Helfern
bedanken, die uns bei den Vorberetungen auf unser Jubiläumsfest
unterstützt haben.
Wohin uns die Kulturreise 2020 führen wird, ist noch nicht beschlossen.
Angedacht ist eine Fahrt nach Siebenbürgen, einer deutschen Sprachinseln
in Rumänien, die wir bislang noch nicht besucht haben.
Näheres zu unseren Reisen geben wir über unsere Homepage und die
regionale Presse bekannt.
Cimbernland 2020 ff
Im kommenden Jahr 2020 wird es eine weitere Ausgabe unseres Cimbernland
mit dem ausführlichen Rückblick auf unser Jubiläumsjahr
geben - wegen der hohen Druckkosten zunächst nur in digitaler Form,
Ende des Jahres 2021 gibt es dann als 2-Jahres-Rückblick wieder eine
Druckausgabe.
Zimbrisch lernen
Die Vertiefung der zimbrischen Sprachkenntnisse aus dem VHS-Kurs
wird fortgesetzt. Die Teilnehmer des 1. Kurses treffen sich regelmäßig
bei Hans Geiselbrechtinger auf Kremshub. Ein 2. Kurs für Neueinsteiger
ist angedacht.
Digitalisierung
Wir bemühen uns weiterhin um die Digitalisierung analoger
Medien und deren Bereitstellung auf unserer Homepage.
Ebenso wollen wir, entsprechende Förderung vorausgesetzt,
de nächsten Schritt mit dem „Vergleichenden cimbrisch.-deutschen
Wörterbuch“ vo n Hugo Resch gehen und die Suchfunktionen
erweitern.
126
BEITRITTSERKLÄRUNG
Beitrittserklärung
FAX: + 49 (O) 8742 – 960633 (Rudolf Holzner, Kassier)
Cimbern Kuratorium Bayern e. V.
Jakob Oßner, Vorstand
Putzenberg 1
D-84149 Velden
Vorname:
Name:
geb. am:
Straße/Nr.
Telefon:
PLZ, Ort:
E-Mail:
erklärt den Beitritt zum Cimbern Kuratorium Bayern e. V. Die gültige Vereinssatzung wird anerkannt. Der Jahresbeitrag
beträgt 25 EUR.
Ort,
Datum:
Unterschrift:
Gläubiger-Identifikationsnummer: DE89ZZZ00000068304
Mandatsreferenz: ___
SEPA -Lastschriftmandat
Ich ermächtige Cimbern-Kuratorium Bayern e.V., den Jahresbeitrag von 25 EUR von meinem Konto mittels
Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von Cimbern-Kuratorium Bayern e.V.
auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung
des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten
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Eintritt
frei!
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programm
Samstag, 07.09.2019, ab 08:00 Uhr
Italienisch-zimbrischer Markt auf dem Schulhof
mit Regionalprodukten aus dem Illasi-Tal & frischem Gebäck vom Elsaß-Bäcker
Für gute, abwechslungsreiche Unterhaltung sorgen: Da Veldner Blechhaufa, Hinterskirchener Goaßlschnalzer,
I Pistonieri dell‘Abbazia (Böllerschützen) aus Badia Calavena (VR), die Kindertrachtengruppe Gebensbach
sowie die Folk-Rock-Band Balt Hüttar aus Asiago
10.-13.00 Uhr Symposium in der Schul-Aula
Herkunft der Zimbern und ihre Sprache
Wissenschaftliche Beiträge von
Prof. Dr. Anthony Rowley, München - Dr. Remigius Geiser, Salzburg - Mag. Oliver Baumann, Frankfurt -
Prof. Dr. Dr. Heydenreuther, München - Prof. Dr. Ermenegildo Bidese, Trient - Prof. Dr. Peter Wiesinger, Wien
Moderation:
Dr. Reinhard Bauer, München, anschließende Diskussion
Deutsch-Italienische Moderation: Heike Arnold & Nina Geiselbrechtinger
15.00 Uhr Auftakt mit Bayern-Hymne ... begleitet von „Da Veldner Blechhaufa“
Begrüßung der Gäste ... Kuratoriumsvorsitzender Jakob Oßner, ital./zimb. Hans Geiselbrechtinger
Geschichte der Zimbern und Fersentaler ... Prof. Anthony Rowley und Leo Toller
Grußworte ... Schirmherr, Landrat, Bürgermeister und Repräsentanten aus den zimbrischen Kommunen
16.30 Uhr Kurze Pause
Cimbern-Hymne ... Pierangelo Tamiozzo
50 Jahre Cimbern-Kuratorium Bayern ... Zusammenfassung der Vereinsgeschichte durch den
Vorsitzenden Jakob Oßner, im Anschluss Ehrungen, Gedenken und Danksagungen
Die zimbrische Stammessage ... vorgetragen in zimbrischer Sprache von Dr. Remigius Geiser
Italienische Lieder ... Coro Tre Torri, Tregnago und Männerchor Wurmsham
ab 19.00 Uhr Kalt-warmes-Buffet ... Anmeldung erforderlich; Kosten für Besucher 10,00 EUR p.P.
Für Unterhaltung während des Abendessens sorgen: Coro Tre Torri“ aus Tregnago, Goaßlschnoizer aus Hinterskirchen,
Kindertrachtlergruppe aus Gebensbach, Wurmshamer Männerchor, Coro le Voci della Spelonca aus Roana
ab 20.00 Uhr Italienisch-zimbrische Musik mit Pierangelo Tamiozzo, Coro cantiamo con gioia
ca. 21.00 Uhr Ausklang mit Ilaria Vellar und ihrer Folk-Metal-Band BALT HÜTTAR
08.00 Uhr Marktbetrieb mit bayerischem Weißwurst-Frühstück im Festzelt (Schulhof)
10.15 Uhr Zimbrische Messe in der Pfarrkirche St. Petrus in Velden mit Dekan Tobias Rother und
weiteren Geistlichkeiten und Würdenträgern aus dem Landkreis.
Es singen der Corale Cimbra aus Roana und der Coro Tre Torri aus Tregnago
Geringfügige Programmabweichungen möglich
Freitag, 06.09.2019, 20:00 Uhr
Feier zum 35-jährigen Bestehen der Partnerschaft
zwischen dem Wurmshamer Männerchor und dem
Coro Tre Torri aus Tregnago im Gasthaus Maier,
Wurmsham
13.-15.00 Uhr Mittagspause
Festprogramm mit Schirmherr Bernd Sibler,
Bayer. Staatsminister für Wissenschaft und Kunst
Veranstaltungsmoderation: Heike Arnold und Nina Geiselbrechtinger
Sonntag, 08.09.2019
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ZIMBRISCH-
ITALIENISCHER
MARKT
07.-08. September 2019
TYPISCHE produkte aus dem „VAL D‘ILLASI“
KÄSE // OLIVENÖL // WEIN // SALAMI // schinken // KAFFEE + KUCHEN
SPEZIALITÄT: ITALIENISCHE BROTZEIT-TELLER
// GROSSES FAMILIENFEST AUF DEM GELÄNDE DER SCHULE VELDEN //
Hinterskirchener Goaßlschnoizer
Kindertrachtengruppe
aus Gebensbach
Da Veldner Blechhaufa
I PISTONIERI DELL‘ABBAZIA
Böllerschützen-Tanzgruppe aus Badia Calavena
BALT HÜTTAR
Folk-Metal-Band aus Asiago
50 JAHRE CIMBERN-KURATORIUM BAYERN E.V.
Organisation des Marktes in Zusammenarbeit mit Fam. Mertlbauer, Adlkofen
AUS DEM FESTPROGRAMM
Blick über das Illasi-Tal, 2013
SCHMANKERL AUS DEM ILLASI-TAL
Liebhaber italienischer Wurst- und Schinkenspazialitäten,
Weingenießer und Käse-Gourmets werden sich auf unserem
zimbrisch-italienischen Markt am Samstag, den 07.09.2019
ganztags an den Produkten aus dem Illasi-Tal laben können.
Wer die Köstlichkeiten einmal gekostet hat, will mehr, weshalb
wir Ihnen eine Reise ins „Val d‘Illasi“ in den Dreizehn Gemeinden
ausdrücklich empfehlen.
BALT HÜTTAR
heißt die Folk Metal-Band
aus Asiago, die uns auf
tagsüber auf dem Markt und
abends zum Ausklang mit
alter und neuer zimbrischitalienischer
Musik in
Stimmung bringen wird.
BALT HÜTTAR, Folk-Metal-Band aus Asiago
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