Die Malteser-Zeitung 1/2021
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/<strong>2021</strong><br />
Ein Recht auf den Tod?<br />
Klinische Ethikberatung<br />
Wie die Väter, so die Söhne
INHALT<br />
MALTESERORDEN<br />
04 Zeit der Veränderung<br />
IMFOKUS<br />
07 Wie hast du’s mit dem Leben<br />
und dem Tod?<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
15 Der Selige Carlo Acutis<br />
16 Not lehrt beten<br />
04<br />
18<br />
15<br />
24<br />
VORBILDER<br />
18 Ein Vorbild im Einsatz und in der Führung<br />
LEBENSWERT<br />
20 Klinische Ethikberatung, für ein<br />
würdevolles Leben bis zuletzt<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
24 Berichte aus den Bereichen:<br />
Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
50 „Frei wie ein Vogel“<br />
51 Kroatien: Erdbeben-Nothilfe<br />
52 Syrien: Jegliche Belastungsgrenze ist weit<br />
überschritten<br />
54 Südafrika: Durch AIDS und Corona doppelt gefordert<br />
55 Neuer Generalsekretär bei <strong>Malteser</strong> International<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
56 Drei Impfstoffe im Vergleich<br />
50 56<br />
TAGEBUCH<br />
58 Wie die Väter, so die Söhne<br />
61 MALTESER Jobnetzwerk<br />
62 Ingeborg Gurker – Eine Freundin für<br />
Generationen<br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
63 Interessante Neuerscheinungen<br />
RUNDSCHAU<br />
67 Auszeichnungen<br />
Spenden<br />
Bitte verwenden<br />
Sie den beiliegenden<br />
Zahlschein!<br />
IHRE SPENDE IST<br />
STEUERLICH<br />
ABSETZBAR<br />
2<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
für die <strong>Malteser</strong> hat das Jahr <strong>2021</strong> mit zwei erfreulichen<br />
Neuigkeiten begonnen: Wir durften Fra’ Marco Luzzago als<br />
neuen Statthalter des Großmeisters des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens willkommen heißen. Erzbischof Silvano Tomasi<br />
durften wir zur Ernennung zum Kardinal und zum Sonderbeauftragten<br />
des Heiligen Stuhls für den Orden herzlich<br />
gratulieren.<br />
Auf beide kommen große Herausforderungen zu. <strong>Die</strong> Zeiten,<br />
in denen wir weltweit durch die Covid-19-Pandemie zu<br />
physischem „Distancing“ gezwungen sind, halten an. So gut es<br />
geht, soweit wir es vermögen, versuchen wir dennoch all jenen,<br />
die einsam, krank und bedürftig sind, nahe zu sein. Gerade sie<br />
brauchen jetzt all unsere Kraft und die Geborgenheit, die sich<br />
nur in einer von Nächstenliebe und sozialem Zusammenhalt<br />
getragenen Gemeinschaft finden lässt.<br />
Darum wird es <strong>2021</strong> mehr denn je gehen: um sozialen Zusammenhalt,<br />
um ein achtsames Füreinander-Da-Sein. Dafür<br />
werden wir uns weiterhin kreative Wege einfallen lassen,<br />
damit wir einander – unter Einhaltung aller Corona-Schutzmaßnahmen<br />
– persönlich begegnen können, einander ein<br />
Lächeln unter dem Mund-Nasen-Schutz schenken, Geduld mit<br />
der gesamten Situation haben, die uns allen viel abverlangt.<br />
Ob Eltern, Lehrende, Schüler, Studierende, Kranke, Gesunde,<br />
Ärzte, Pflegekräfte, Kindergartenpädagogen, Handelsangestellte,<br />
Einsatzkräfte oder Unternehmer: Sie alle leisten<br />
Unvergleichliches. Viele von ihnen geben noch mehr.<br />
Junge <strong>Malteser</strong>-Freiwillige springen zum Beispiel kurzerhand<br />
ein, wenn im Altenwohnheim Haus Malta der Aufzug ausfällt<br />
und mehrere Wochen lang ein „Frühstücksservice über die<br />
Treppe“ eingerichtet werden muss. <strong>Malteser</strong> beteiligen sich an<br />
der Essensausgabe für Obdachlose, sie kümmern sich mit ungebrochenem<br />
Engagement um die Pflege und Begleitung von<br />
alten, kranken und einsamen Menschen. Sie gehen über ihre<br />
Grenzen, wenn es um die Betreuung von Kindern mit lebensverkürzender<br />
Diagnose geht. Und: Sie nehmen rege an der<br />
aktuell geführten Debatte um die vom Verfassungsgerichtshof<br />
nun zugelassene „Sterbehilfe“ teil. Vielleicht sollte es ja viel<br />
mehr um eine würdevolle, schmerzfreie „Begleitung zum Ende<br />
des Lebens“ gehen als um eine juristisch korrekte „Begleitung<br />
zum Sterben“? Dazu gibt es etwa im Palliativdienst der<br />
<strong>Malteser</strong> viel Expertise und gute Erfahrungen.<br />
Definitiv muss das Leben lebenswert bleiben. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong><br />
tragen das ihre dazu bei. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen<br />
alles Gute für die nächste Zeit. Behalten Sie bitte Ihre Kraft,<br />
bleiben Sie bitte gesund!<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />
Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2, T: 01/512 72 44,<br />
E: presse@malteser.at<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren dieser<br />
Ausgabe: Astrid Aufschnaiter, Bernhard Bachna, Theresa Backhausen,<br />
Matthias Beck, Elena Becker, Barbara Bernegger-Kittinger, Quelle:<br />
Kurier online vom 8. Jänner <strong>2021</strong> Autorinnen Theresa Bittermann,<br />
Henriette Blanckenstein, Marie Czernin, Quelle: www.erzdioezesewien.at/site/glaubenfeiern/spirituelles/grossechristen/article/86768.<br />
html, Thomas Fisher, Aglaë Hagg-Thun, Franz Harnoncourt-Unverzagt,<br />
Petra Hellmich, Edith Holzer, Christian Höllinger, Fra‘ Gottfried<br />
Kühnelt-Leddihn, Stephanie Merckens, Johannes Mlczoch, Sandor<br />
Norman, Eva Perl, Christoph von Ritter, Norbert Salburg-Falkenstein,<br />
Benedikt Spiegelfeld, Beatrix Spannbauer, Maria-Sophia Stadler,<br />
Richard Steeb, Ingrid Teufl, Udo Thianich-Schwamberger, Angela<br />
Thierry, Andreas Trentini, Jürgen Wallner, Gabriele Walterskirchen,<br />
Susanne Wick, Richard Wittek-Saltzberg, Tobias Zöhrer.<br />
Text und Lektorat: Edith Holzer, Thomas Fisher.<br />
Fotos: Blue Planet Studio/Shutterstock/1216683727, Albrecht Fietz/<br />
Pixabay, Karolina Grabowska/Pexels, Gerald Gugerel, Gerhard Hammler,<br />
Hand in Hand for Aid and Development Media, imago images/photonews.at,<br />
Institut für Ehe und Familie (IEF), Ernst Kainerstorfer,<br />
Gunhard Keil, Chris Lendl, <strong>Malteser</strong> International, Thomas Meyer<br />
Photography, Nanographics GmbH, Arthur Ogleznev/Pexels, Order of<br />
Malta, Sasirin Pamai/Shutterstock/1730251996, Prof. Christoph von<br />
Ritter MD PhD AGAF, DoroT Schenk/Pixabay, Stephan Schönlaub/<br />
EDW, Stadtmarketing Amstetten, Land Steiermark/Jesse Streibl,<br />
Daniel Trippolt/HBF, Andy WenzelBKA.<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei<br />
Geschlecht.<br />
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien.<br />
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung<br />
über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und<br />
seiner Werke, sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der<br />
Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: Februar <strong>2021</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 3
XXXXX MALTESERORDEN<br />
4<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERORDEN XXXX<br />
NEUES AUS DEM ORDEN<br />
ZEIT DER VERÄNDERUNG<br />
In der letzten Ausgabe unseres Magazins für das Jahr 2020 hatten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, versprochen,<br />
Ihnen im aktuellen Heft zwei besondere Persönlichkeiten näher vorzustellen. Wir halten unser Versprechen! Nachstehend<br />
finden Sie die Porträts von Fra’ Marco Luzzago, dem neuen Großmeister-Statthalter des <strong>Malteser</strong>ordens, und von<br />
Kardinal Silvano Tomasi, dem neuen Sondergesandten des Heiligen Stuhl beim SMRO. Es sind beeindruckende Karrieren,<br />
die hier nachgezeichnet werden.<br />
DER VERWANDTE VON PAPST PAUL VI.<br />
Am 8. November 2020 trat Fra‘ Marco Luzzago die Nachfolge des im April verstorbenen Großmeisters Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />
del Tempio di Sanguinetto an. Seither ist für den gebürtigen Brescianer vieles anders, aber nur wenig neu. Ein Porträt.<br />
Fra’ Marco Luzzago wurde 1950 geboren. Er stammt<br />
aus einer Adelsfamilie, deren Wurzeln sich bis in das<br />
14. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Außerdem besteht<br />
eine verwandschaftliche Verbindung zu einem der<br />
berühmten <strong>Malteser</strong>mitglieder der Geschichte – dem<br />
Heiligen Papst Paul VI.<br />
Nach seinem wissenschaftlichen Abitur bei den Franziskanerbrüdern<br />
studierte Fra’ Marco mehrere Jahre Medizin<br />
an den Universitäten von Padua und Parma, bevor er<br />
zur Leitung diverser Familienunternehmen in der Konsumgüterindustrie<br />
berufen wurde. 1975 wurde der für<br />
sein Verhandlungsgeschick bekannte Norditaliener in<br />
den <strong>Malteser</strong>orden aufgenommen und gehörte damals<br />
dem Großpriorat Lombardei und Venedig an. 2003 legte<br />
er seine feierlichen Gelübde zum Professritter ab.<br />
Von Brescia in die Marken<br />
Fra’ Marco nahm regelmäßig an den internationalen Pilgerfahrten<br />
des Ordens nach Lourdes und an den nationalen<br />
italienischen Pilgerfahrten nach Assisi und Loreto teil.<br />
2010 übersiedelte er in die italienischen Marken, eine Region<br />
in Mittelitalien zwischen Adria und Apennin, um sich<br />
dort um eine Kommende des Ordens zu kümmern.<br />
Seit 2011 gehört Fra’ Marco dem Großpriorat von Rom<br />
an, wo er die Position des Delegaten der Delegation Marken-Nord<br />
sowie die Leitung der Bibliothek innehatte.<br />
Seit 2017 war er auch Ratsmitglied der italienischen<br />
Assoziation des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 5
MALTESERORDEN<br />
Einsatz mit größtem Engagement<br />
Am 8. November 2020 wurde er vom Großen Staatsrat<br />
des Ordens in Rom zum Statthalter des Großmeisters<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens mit überwiegender<br />
Mehrheit gewählt. Gemäß der Verfassung des<br />
<strong>Malteser</strong>ordens bleibt der Statthalter des Großmeisters<br />
ein Jahr lang mit den gleichen Befugnissen wie ein<br />
Großmeister im Amt. Der Statthalter des Großmeisters<br />
muss den Großen Staatsrat vor Ablauf seiner Amtszeit<br />
erneut einberufen. Als Statthalter wird er den Orden,<br />
der sich seit 2018 in einem größeren Reformprozess befindet,<br />
zunächst bis Herbst <strong>2021</strong> leiten.<br />
„Der Heilige Geist hat seinen Blick gnädig zu mir gewandt.<br />
Ich danke jedem Einzelnen von Ihnen, dass Sie mir Ihr Vertrauen<br />
geschenkt und durch Ihre Anwesenheit heute hier<br />
eine große Liebe und eine große Hingabe an unseren Orden<br />
gezeigt haben“, sagte Luzzago anlässlich seiner Wahl.<br />
„Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich mich mit größtem<br />
Engagement für die Herausforderungen einsetzen werde,<br />
die in den kommenden Monaten vor uns liegen.“<br />
Wir wünschen Fra’ Marco Luzzago alles erdenklich Gute<br />
und Gottes Segen in seiner neuen, überaus verantwortungsvollen<br />
Funktion!<br />
EINE BEEINDRUCKENDE KARRIERE<br />
Kardinal Silvano Maria Tomasi: So lautet der Name des<br />
neuen Sondergesandten, den Papst Franziskus für alle Fragen<br />
zu den Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und<br />
dem <strong>Malteser</strong>orden ernannt hat.<br />
Es ist eine herausfordernde Aufgabe, die der Kardinal<br />
übernommen hat. Er wird auf Bitte des Papstes bis zum<br />
Abschluss des bei den <strong>Malteser</strong>n laufenden Reformprozesses<br />
im Amt bleiben. „Auf jeden Fall so lange, wie es hilfreich<br />
erscheint“, meinte der Heilige Vater. <strong>Die</strong>ser Bitte wird<br />
Silvano Tomasi sehr gerne nachkommen. Er blickt auf eine<br />
wechselvolle und anspruchsvolle Karriere zurück.<br />
Der Ordensmann wurde 1940 in Casoni/Venetien geboren.<br />
Er trat zunächst als Seminarist in die Gemeinschaft<br />
der Scalabrini-Missionare ein und wurde 1965 durch den<br />
New Yorker Weihbischof Joseph Pernicone zum Priester<br />
geweiht. 1989 folgte die Ernennung zum Sekretär des<br />
Päpstlichen Rates der Seelsorge für Migranten und Menschen<br />
unterwegs, 1996 die Weihe zum Kurienerzbischof.<br />
Von Dschibuti über Genf nach Rom<br />
Nur vier Jahre später ging es steil bergauf in der Karriere<br />
des Kirchenmannes. Er wurde durch Papst Johannes<br />
Paul II. zum Apostolischen Nuntius in Dschibuti ernannt.<br />
2003 wechselte Silvano Tomasi in den päpstlichen diplomatischen<br />
<strong>Die</strong>nst bei den Vereinten Nationen und wurde<br />
dort zum ständigen Beobachter des Heiligen Stuhles beim<br />
UN-Büro in Genf und der Welthandelsorganisation bestellt.<br />
2016 folgte die Ernennung zum Mitglied des Päpstlichen<br />
Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Ein Jahr danach betraute<br />
ihn Papst Franziskus mit der Funktion des delegierten<br />
Sekretärs des neu errichteten Dikasteriums für die<br />
ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Am 1. November<br />
2020 avancierte Tomasi zum Sonderbeauftragten für den<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden beim Heiligen Stuhl.<br />
Den vorläufig krönenden Abschluss seiner Kirchenlaufbahn<br />
bildete am 28. November 2020 die Ernennung zum Kardinal.<br />
„Mit der Kardinalswürde fühle ich mich noch stärker in<br />
die Pflicht genommen, weiter für Solidarität und Dialog einzustehen“,<br />
bekräftigte Tomasi in seiner Dankesrede.<br />
www.orderofmalta.int<br />
6<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
IMFOKUS<br />
WIE HAST DU’S MIT DEM<br />
LEBEN UND DEM TOD?<br />
<strong>Die</strong>se Frage steht seit der jüngsten Entscheidung des österreichischen Verfassungsgerichtshofes zur Sterbehilfe<br />
mehr denn je im Zentrum der öffentlichen Debatte. Hier eine facettenreiche Darlegung von Fachleuten verschiedenster<br />
Disziplinen, die zu differenziertem Nachdenken einlädt.<br />
RESPEKT VOR DEM LEBEN<br />
UND DEM GESETZ<br />
Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
Nein, es ist nicht einfach. Nein, es gibt keine eindeutige<br />
Antwort. Zu welchem Ergebnis soll ein<br />
gläubiger Mensch kommen, zu welchem einer ohne<br />
religiöse Bindung?<br />
Als ich diese Zeilen zu schreiben begonnen habe, stand<br />
die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes (VfGH)<br />
unmittelbar bevor, ob das verfassungsgemäß gewährleistete<br />
Recht auf Leben 1 nach der Österreichischen Verfassung<br />
und den verfassungsrechtlichen Nebengesetzen<br />
auch das Recht einschließt, sich der Hilfe anderer Menschen<br />
zur Selbsttötung zu bedienen. Bisher, so scheint es<br />
mir, wird das Recht auf ein menschenwürdiges Leben als<br />
höchster Wert unserer Rechtsordnung betrachtet. <strong>Die</strong><br />
Todesstrafe wurde 1950 auch in Österreich abgeschafft,<br />
im Militärstrafrecht erst 1968.<br />
Eigentlich hatte sich der VfGH nicht mit einer Frage,<br />
sondern mit einer ganzen Fülle von verknüpften ethischen<br />
und religiösen Fragen, die ich wohl kaum vollstän-<br />
1<br />
Vgl. zweiter Artikel der Europäischen Menschenrechtskonvention vom 4.11.1950: Das Recht jedes Menschen auf das Leben wird gesetzlich geschützt.<br />
Abgesehen von der Vollstreckung eines Todesurteils, das von einem Gericht im Falle eines durch Gesetz mit der Todesstrafe bedrohten Verbrechens ausgesprochen<br />
worden ist, darf eine absichtliche Tötung nicht vorgenommen werden.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 7
IMFOKUS<br />
dig aufzählen kann, zu befassen. Es klingt wohl wie eine<br />
rein rechtliche Frage: „Beinhaltet das Recht auf Leben<br />
auch das Recht auf Beendigung desselben mit Hilfe von<br />
Dritten?“ Der VfGH hat mittlerweile eine rechtliche Antwort<br />
gegeben. Menschen ohne religiöse Bindung werden<br />
auch nur daran interessiert sein.<br />
Das Dilemma des freien Willens<br />
Nun will ich, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, hier<br />
einige dieser Fragen aufwerfen. Für mich persönlich<br />
habe ich die Fragen aufgrund zahlreicher Begegnungen<br />
mit unheilbar kranken oder schwerstbehinderten Menschen,<br />
von denen ich einige auch jahrelang begleitet<br />
habe, beantwortet. Ich kann nicht sagen, wie weit die allgemeine<br />
Zustimmung zu meinen Denkanstößen reicht.<br />
Da ist zuerst einmal der für eine derart schwerwiegende<br />
Entscheidung aus juristischer Sicht erforderliche freie<br />
Wille. Es wird wohl auf jeden Fall unzulässig sein, dass<br />
Dritte, die irgendein wie auch immer geartetes Interesse<br />
am Tod eines Menschen haben könnten, auf seinen<br />
Entschluss einwirken oder an der Umsetzung mitwirken<br />
dürfen. Hier tut sich ein gewaltiges Dilemma auf: Handelt<br />
jemand, der sich bei der Selbsttötung durch einen<br />
Dritten helfen lässt, bei klarem Verstand und ohne jeglichen<br />
Druck von anderer Seite, oder ist er entweder von<br />
sich aus durch schweres Leid oder durch „Überredung“ in<br />
seiner Entscheidung beeinträchtigt?<br />
In meinen Schulzeiten wurde im Religionsunterricht<br />
noch gelehrt, dass Suizidenten sich bewusst aus der Gemeinschaft<br />
mit Gott gelöst hätten, ihnen wurde daher<br />
auch ein kirchliches Begräbnis verweigert. Sie wurden in<br />
einem abgelegenen Winkel des Friedhofes in nicht geweihter<br />
Erde bestattet. <strong>Die</strong>se Haltung hat sich im Laufe<br />
der Jahre dahin geändert, dass angenommen wurde,<br />
dass Suizidenten immer in einem nicht selbst verschuldeten<br />
Zustand der Unzurechnungsfähigkeit gehandelt<br />
haben und daher auch ein kirchliches Begräbnis erhalten<br />
können.<br />
Verantwortung für die Tragweite des Handelns<br />
Hier muss eine klare Trennlinie gezogen werden zwischen<br />
der Verantwortung des die Selbsttötung begehrenden<br />
Menschen vor Gott und der Verantwortung des Helfers<br />
vor Gott und vor dem<br />
Staat. Kann ich das Vorliegen<br />
des klaren Verstandes<br />
und des freien Willens<br />
juristisch bejahen und<br />
gleichzeitig theologisch<br />
verneinen? Und wie ist –<br />
in diesem Zusammenhang<br />
– mit dem Willen nicht<br />
entscheidungsfähiger Personen umzugehen – darf oder<br />
soll hier der gesetzliche oder gewillkürte Vertreter diese<br />
folgenschwere Entscheidung treffen?<br />
Mein Rechtsempfinden (ich habe mehr als drei Jahrzehnte<br />
als Beamter staatliches Recht vollzogen) sagt mir<br />
klar und deutlich, dass aus strafrechtlicher Sicht sowohl<br />
derjenige, der seinem Leben ein Ende bereiten will, als<br />
auch derjenige, der ihm dabei assistiert, sich der vollen<br />
Tragweite des Handelns bewusst sein muss, damit der<br />
„Gehilfe“ allenfalls den (noch nicht formulierten) Ausnahmetatbestand<br />
erfüllt und somit straffrei handelt.<br />
Wenn in irgendeiner Weise hier Druck ausgeübt wird,<br />
dann muss dies weiterhin strafbar sein, zumindest für<br />
denjenigen, der hier willentlich die Entscheidung eines<br />
Menschen zum Suizid hinlenkt oder diesen dazu drängt.<br />
Druck durch die kostentragende Allgemeinheit<br />
Hinsichtlich des möglichen Drängens aus dem eigenen<br />
Umfeld des Betroffenen lasse ich Ihrer Fantasie freien<br />
Lauf. Ich kann mir leider aber auch einen mehr oder minder<br />
sanften Druck vonseiten der kostentragenden Allgemeinheit<br />
vorstellen. <strong>Die</strong> vom Sozialversicherungsträger<br />
übermittelte Aufstellung der in einem Kalenderjahr angefallenen<br />
Heilkosten kann im besten Fall wertneutral<br />
„ankommen“, aber auch ein schlechtes Gewissen oder<br />
gar Zorn verursachen – vor allem, wenn diese Kosten das<br />
Familieneinkommen im gleichen Zeitraum bei Weitem<br />
übersteigen. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis Leistungen<br />
der Sozialversicherungen ab einem Alter, ab einem<br />
bestimmten oder prognostizierten Krankheitsverlauf eingeschränkt<br />
oder gar eingestellt werden? Oder werden die<br />
Kosten des Suizids, die bei vielen chronisch Kranken niedriger<br />
sein können als die der Therapie, von der Gesundheitskasse<br />
übernommen? Hier tut sich ein Abgrund auf.<br />
8<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
IMFOKUS<br />
Ärzte (diese allein können die Art der Behandlung vorschlagen)<br />
werden wohl immer wieder mit dem Problem<br />
konfrontiert sein, mit ihrem Therapievorschlag das Leben<br />
(oder das Sterben) eines Patienten zu verlängern<br />
oder seinen natürlichen Tod zu ermöglichen. Etwas Anderes<br />
ist jedoch das aktive Herbeiführen des Todes. Aus<br />
christlicher Sicht ist der Zeitpunkt des Todes ausschließlich<br />
dem Spender des Lebens, also Gott, überlassen.<br />
Einer Entscheidung hierüber durch Menschen, egal in<br />
welcher Funktion, ist vom Gesetzgeber massiv entgegenzutreten,<br />
da Menschen in ihrer Entscheidung zu leicht<br />
beeinflussbar sind und auch irren können.<br />
Dem Schöpfer in SEIN ureigenstes Handwerk zu pfuschen,<br />
erweist sich immer wieder als fatal. Breche ich aus dem Bollwerk<br />
einen oder mehrere Steine heraus, beginnt das Ganze<br />
zu bröckeln, und irgendwann fällt der Schutzwall. Erst vor<br />
75 Jahren ging eine solche unheilvolle Zeit zu Ende.<br />
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“<br />
Aber wie erkläre ich das alles einem Menschen, der nicht<br />
an einen Gott als Schöpfer allen Lebens glaubt? Kann<br />
man das mittels durchdachter Gesetze regulieren? Seit<br />
es menschliche Gesetze gibt, wird immer wieder versucht,<br />
diese zu umgehen, auszutricksen oder nach Parteiinteressen<br />
zu ändern. Seit Menschengedenken unverändert<br />
sind aber die zwei wichtigsten Gebote: „Du sollst<br />
den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit<br />
ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“ Das ist das<br />
wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite:<br />
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ An<br />
diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den<br />
Propheten. (Mt 22, 37–40)<br />
Es wird an uns allen liegen, Mitmenschen, die ihr Leben<br />
selbst als Last empfinden oder sich als Belastung für andere<br />
fühlen, durch gelebte Zuneigung und Zuwendung zu<br />
vermitteln, dass sie geliebt, anerkannt und in ihrer unantastbaren<br />
Menschenwürde respektiert sind. Geborgenheit<br />
in der Familie und im Freundeskreis trägt sicher wesentlich<br />
dazu bei. <strong>Die</strong> heutige Heilkunst, insbesondere die Palliativmedizin,<br />
beachtet selbstverständlich hier auch den<br />
Willen des Kranken, der allein entscheiden kann und darf,<br />
ob eine Behandlung fortgesetzt oder beendet wird.<br />
„Nicht nur den Körper berücksichtigen“<br />
Papst Johannes Paul II. erklärte am 24. März 2002, drei<br />
Jahre vor seinem Tod, vor Medizinern und Gesundheitsfachleuten<br />
aus aller Welt: „<strong>Die</strong> Komplexität des<br />
Menschen fordert bei der Verabreichung der notwendigen<br />
Heilmethoden, dass man nicht nur seinen Körper<br />
berücksichtigt, sondern auch seinen Geist. Es wäre anmaßend,<br />
allein auf die Technik zu setzen. Und in dieser<br />
Sicht würde sich eine Intensivmedizin um jeden Preis bis<br />
zum Letzten schließlich nicht nur als unnütz erweisen.<br />
Sie würde auch nicht völlig den Kranken respektieren,<br />
der nun an sein Ende gelangt ist.“<br />
Es liegt nunmehr beim Gesetzgeber (dem Nationalrat,<br />
der von uns allen gewählt wird) zu prüfen, wie die aufgehobene<br />
Bestimmung des § 78 Strafgesetzbuch (StGB)<br />
unter Wahrung der Menschenrechte und der Menschenwürde<br />
ersetzt werden soll oder ob hier ein neues lukratives<br />
Geschäftsfeld entstehen kann. Mit einer Beibehaltung<br />
im Rang einer Verfassungsbestimmung ist wohl<br />
kaum zu rechnen.<br />
Auf jeden Fall wird es an uns allen (nicht nur an uns <strong>Malteser</strong>n)<br />
liegen, ob sich Menschen mit einer begrenzten<br />
Lebenserwartung oder schweren Behinderungen als Belastung<br />
für sich und ihre Mitmenschen empfinden oder sich<br />
durch Zuwendung geliebt, geborgen und wertvoll fühlen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 9
IMFOKUS<br />
MORBIDE JUDIKATUR UNTER DEM<br />
DECKMANTEL DER FREIHEIT<br />
Von Stephanie Merckens<br />
Was bedeutet das Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofs<br />
(VfGH) in Sachen Sterbehilfe aus juristischer Sicht? Eine Erläuterung und<br />
Schlussfolgerung.<br />
Mit 11. Dezember 2020 hob der VfGH das Verbot der<br />
Beihilfe zum Selbstmord als verfassungswidrig auf. Was<br />
bedeutet das? Für das Jahr <strong>2021</strong> noch nicht viel, denn die<br />
Entscheidung wirkt erst ab 1. Jänner 2022. Aber: Sollte<br />
der Gesetzgeber bis dahin keine Ersatzregelung getroffen<br />
haben, dann ist ab dem 1. Jänner 2022 jeglicher Beitrag<br />
zur Selbsttötung eines Menschen erlaubt. Wirklich<br />
jeder Beitrag? Immer? Egal aus welchem Grund?<br />
Brutal gesagt ja – die einzigen Voraussetzungen, die laut<br />
VfGH für die Straflosigkeit erfüllt sein müssen, sind der<br />
nachhaltige freie Willensentschluss des Suizidwilligen<br />
und die Bereitschaft des Beitragenden. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt der VfGH vor allem aufgrund folgender<br />
Entscheidungsgründe:<br />
1. Nicht der „Schutz des Lebens“ ist die primäre Aufgabe des<br />
Staates, sondern die Wahrung des „Rechts auf Leben“.<br />
2. <strong>Die</strong>ses „Recht auf Leben“ umfasst auch das „Recht auf<br />
freie Selbstbestimmung“.<br />
3. Das „Recht auf freie Selbstbestimmung“ wiederum<br />
umfasst auch das Recht, seinem Leben ein Ende setzen<br />
zu wollen – und zwar auf die vom Sterbewilligen<br />
als „würdig“ empfundene Art und Weise.<br />
4. Braucht man dazu die Hilfe eines Anderen, und ist<br />
dieser Andere dazu bereit, so hat man auch das Recht<br />
darauf, dass dieser „helfen“ darf.<br />
5. Es dürfe nicht bewertet werden, warum sich jemand<br />
das Leben nehmen will.<br />
6. Es müsse allerdings geprüft werden, ob dieser Entschluss<br />
frei und nachhaltig getroffen wurde.<br />
7. Und es müsse sichergestellt werden, dass der Beitragende<br />
aus freien Stücken handelt.<br />
8. Allerdings stört den VfGH vor allem, dass ausnahmslos<br />
jede Hilfe verboten ist – es scheint also möglich,<br />
die Art und Weise zu beschränken, mit der „geholfen“<br />
werden darf.<br />
Der VfGH unterscheidet nicht zwischen dem Sterbenden,<br />
der eine tödliche Überdosis Morphium verabreicht bekommt,<br />
oder dem Verwitweten, der ohne Fallschirm aus<br />
dem Flugzeug springen möchte. Egal, ob aus Liebeskummer,<br />
Privatkonkurs oder aus sonstigen Gründen, egal ob<br />
mit Pistole, Seil oder Brückensprung: Wenn bis Ende des<br />
Jahres – dieses Jahres <strong>2021</strong> – keine Änderung erfolgt,<br />
darf bei all diesen Gründen und auf welche Art und Weise<br />
auch immer „geholfen“ werden, wenn sich jemand das<br />
Leben nehmen will.<br />
Der Missbrauch liegt in der Zulassung selbst<br />
Der Ball liegt also abermals beim Gesetzgeber. <strong>Die</strong>ser<br />
muss in einem ersten Schritt prüfen, welche Gestaltungsmöglichkeiten<br />
ihm überhaupt zu Verfügung stehen.<br />
Innerhalb des vom VfGH gesetzten Rahmens kann<br />
er nur mit einfacher Mehrheit agieren. Trifft er Entscheidungen,<br />
die über die Wertung des VfGH hinweg halten<br />
sollen, benötigt er eine Zwei-Drittel-Mehrheit.<br />
Wesentlich scheinen vor allem folgende Punkte: Suizidprävention<br />
sollte zum Staatsziel erhoben werden. Beihilfe<br />
zur Selbsttötung sollte weder Aufgabe der Ärzte noch<br />
sonst eines Pflegeberufes sein. <strong>Die</strong> Gewissensfreiheit<br />
sollte nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für organisatorische<br />
Einheiten wie Krankenhausträger gelten.<br />
Niemandem sollte aus der Beihilfe ein Vorteil erwachsen,<br />
der über eine Abgeltung der geleisteten „<strong>Die</strong>nstleistung“<br />
hinausgeht. Aufklärungs-, Beratungs- und Kontrollmechanismen<br />
müssen möglichst sicherstellen, dass der Suizidwunsch<br />
„nachhaltig“ und „selbstbestimmt“ ist.<br />
Aber eines muss uns klar sein: Um Missbrauchsvermeidung<br />
geht es eigentlich nicht mehr, denn der Missbrauch<br />
liegt in der Zulassung selbst. Eine Judikatur,<br />
die die Tötungshilfe über die Lebenshilfe stellt, hat in<br />
10<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
IMFOKUS<br />
meinen Augen den <strong>Die</strong>nst an der Freiheit missbraucht.<br />
Es geht also nicht mehr um Missbrauchsvermeidung, es<br />
geht nur noch um dessen Begrenzung.<br />
EIN RECHT AUF DEN TOD?<br />
Von Christoph von Ritter<br />
Moderne Gesellschaften haben zunehmend ein<br />
Problem mit dem Sterben. Gerichte fordern ein<br />
„selbstbestimmtes Recht auf den Tod“. Zynisch<br />
wird übersehen, dass der Selbstmörder in seiner<br />
Verzweiflung nicht nach dem Tod, sondern nach einem<br />
besseren Leben, nach Zuwendung und Nächstenliebe<br />
ruft.<br />
<strong>Die</strong> Frage, wie wir sterben wollen, ist so alt wie die<br />
Menschheit und gleichzeitig hochaktuell. „Sterben<br />
macht mir nichts aus, ich möchte nur nicht dabei sein!“,<br />
verkündet der Regisseur und Autor Woody Allen und<br />
trifft damit ziemlich präzise den Zeitgeist. Anders der<br />
verstorbene Gründer von Apple, Steve Jobs: „Mir ins<br />
Gedächtnis zu rufen, dass ich bald sterbe, ist mein wichtigstes<br />
Hilfsmittel, um weitreichende Entscheidungen<br />
zu treffen. Der Tod ist wohl die mit Abstand beste Erfindung<br />
des Lebens.“ Ganz ähnlich galt im Mittelalter das<br />
„Memento mortis“: Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst!<br />
Plato schildert im berühmten „Dialog des Phaidon“, wie<br />
die Schüler des Sokrates nach dessen Tod die Frage nach<br />
dem rechten Sterben diskutieren. Nach Platos fester<br />
Überzeugung ist hierzu die Anerkennung der „Vanitas“,<br />
der Vergänglichkeit, entscheidend. Nur so könne heiteres<br />
und unbeschwertes Sterben gelingen.<br />
<strong>Die</strong> Aufklärung und das<br />
„Recht auf den Tod“<br />
Seit dem 18. Jahrhundert,<br />
dem Jahrhundert<br />
der Aufklärung, steht die<br />
Überwindung der Vanitas<br />
im Zentrum der bürgerlichen<br />
Hochkultur.<br />
Der „Triumph über das<br />
Scheitern“ führt zu einem<br />
großartigen Aufschwung<br />
der Menschheit in Naturwissenschaften, Technik und<br />
Medizin. Der Mensch wird vom Geschöpf zum Schöpfer.<br />
Uneingeschränkte Selbstbestimmung muss aber unweigerlich<br />
angesichts des Todes scheitern. Als Ausweg aus<br />
diesem Dilemma schlägt der österreichische Psychologe<br />
Adolf Jost im Jahr 1895 „Das Recht auf den Tod“ vor. <strong>Die</strong><br />
„Jost’schen Sätze“ hat am 26. Februar 2020 das deutsche<br />
Bundesverfassungsgericht ins Gesetz geschrieben: „Das<br />
allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst eben auch ein<br />
Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Der Bürger hat die<br />
Freiheit, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die<br />
freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen. Seine Entscheidung<br />
ist, als Akt autonomer Selbstbestimmung, zu respektieren.“<br />
Entpflichtung der Gesellschaft<br />
Einseitige Verpflichtung auf die Selbstbestimmung des<br />
Einzelnen führt zu einer Entpflichtung der Gesellschaft.<br />
Respekt vor Selbstbestimmung ersetzt Solidarität und<br />
Mitgefühl. Der Selbstmörder am Brückengeländer wird<br />
nicht mehr mit allen Mitteln am Sprung gehindert. Nein:<br />
Respekt vor „autonomer Persönlichkeitsentfaltung“ fordert<br />
ein „Spring doch, wenn du willst!“<br />
Selbstmörder ziehen selten kühl Bilanz. Sie wollen nicht<br />
den Tod, sondern rufen verzweifelt nach einem besseren<br />
Leben. Es ist zynisch, diese Verzweiflung in „autonome<br />
Persönlichkeitsentfaltung“ umzudeuten. Nicht der<br />
Selbstmörder, die moderne Gesellschaft zieht Bilanz.<br />
„Human dignity is the public worth of men“ formulierte<br />
schon im 17. Jahrhundert Thomas Hobbes: „Der Mensch<br />
ist nicht an sich wertvoll, er ist nur so viel wert, wie er für<br />
die Gesellschaft leistet, wie viel Mehrwert er zu liefern<br />
vermag.“ <strong>Die</strong>se Bilanz fällt zwangsläufig für den Menschen<br />
im Alter zunehmend negativ aus. „<strong>Die</strong> Gesellschaft<br />
verliert die Geduld mit den Alten“ titelte einmal treffend<br />
die deutsche „Bild“-<strong>Zeitung</strong>. Für den schnellen Tod wird<br />
dem ängstlichen, alten Menschen der Selbstmord als modern,<br />
praktisch, schnell und kostengünstig angedient.<br />
„Unwertes Leben“ im Alter<br />
Apokalyptische Zukunftsvisionen werden bemüht, um<br />
alten Menschen den Weg zum Suizid zu ebnen. Dabei<br />
fallen die immer wieder bemühten Horrorvorstellungen<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 11
IMFOKUS<br />
von unerträglichen Schmerzen und Atemnot am Ende<br />
unseres Lebens angesichts moderner Palliativmedizin<br />
eindeutig in die Kategorie des ärztlichen Kunstfehlers.<br />
Moderne Medizin kann heute den sanften Tod garantieren.<br />
Aber die von Alter und Krankheit bedrohten Menschen<br />
machen sich das gesellschaftliche Klima zunehmend<br />
zu eigen. Sie wollen eher aus dem Leben scheiden<br />
als „lästig zu fallen“. Wie oft wurde ich von Patienten mit<br />
der Bitte konfrontiert: „Doktor, ich will sterben, um meinen<br />
Angehörigen nicht länger zur Last zu fallen!“<br />
<strong>Die</strong> deutschen Verfassungsrichter interpretieren das<br />
selbstbestimmte Verlangen eines Menschen, sein Leben<br />
vorzeitig zu beenden, als Verpflichtung für den Arzt, zu<br />
töten. Ärzte sollen töten wollen! Damit wird der Arzt für<br />
den Schwachen, den alten Menschen zur Gefahr. Unmerklich<br />
kann er sich vom bedingungslosen Helfer zum<br />
staatlich animierten und legitimierten Vollstrecker des<br />
Todes wandeln.<br />
„Samaritanus bonus“, das vatikanische Schreiben über<br />
die „Sorge an Personen in kritischen Phasen und in<br />
der Endphase des Lebens“, setzt diesem gesellschaftlichen<br />
Klima eine christliche Perspektive entgegen: „…<br />
innere(n) Perspektive eines therapeutischen Bundes<br />
zwischen Arzt und Patient, … (ist) die Anerkennung<br />
vom transzendenten Wert des Lebens und vom mystischen<br />
Sinn des Leidens. <strong>Die</strong>ser Bund ist das Licht, um zu<br />
verstehen, was gutes medizinisches Handeln ist.“ Und<br />
weiter: „<strong>Die</strong> pastorale Begleitung (am Lebensende) zieht<br />
die Ausübung der menschlichen und christlichen Tugenden<br />
hinzu: der Empathie (en-pathos), des Mitleids<br />
(cum-passio), der Annahme des Leidens des Kranken<br />
durch das Teilen dieses Leidens und des Trostes (cumsolacium),<br />
des Eintretens in die Einsamkeit des anderen,<br />
damit er sich geliebt, angenommen, begleitet und<br />
getragen fühlt.“<br />
Christliche Institutionen können und sollen zum „sicheren<br />
Hafen“ für Patienten, Pflegekräfte und Ärzte werden.<br />
In den USA versuchen Krankenhäuser in katholischer<br />
Trägerschaft Sicherheit zu vermitteln: „We don’t kill you,<br />
even if you ask us; we don’t kill your parents, even if you<br />
ask us and we don’t kill your child, even if you ask us to<br />
do so!”<br />
Wie kann gutes Sterben gelingen? Nach dem Schweizer<br />
Arzt, Alchemisten, Naturphilosophen und Theologen<br />
Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus,<br />
führe nur die demütige Anerkennung unserer<br />
Vergänglichkeit, der Vanitas, zu einer „Harmonie der<br />
Seele“. <strong>Die</strong>se ist die Grundlage für ein gutes, ja – nur im<br />
scheinbarem Widerspruch – für ein gesundes Sterben.<br />
Weiterführende Informationen:<br />
www.christoph-von-ritter.com<br />
ASSISTIERTER SUIZID?<br />
Von Marie Czernin<br />
Wie hört sich die Debatte um die Sterbehilfe aus<br />
der Perspektive einer Patientin an? Was geht in<br />
einem Menschen vor, der auf dem schmalen Grat<br />
zwischen Leben und Tod wandert? Eine berührende,<br />
sehr offen formulierte Selbsterfahrung.<br />
Dass die jüngste Erkenntnis des VfGH über die ab 2022<br />
erlaubte Beihilfe zum Suizid genau in diese Zeit der<br />
Coronakrise fällt, scheint mir wirklich grotesk! Einerseits<br />
ist unser Staat bemüht, Gelder in Milliardenhöhe<br />
für die Beschaffung von Impfstoffen auszugeben, um<br />
Menschenleben zu retten, andererseits soll es nun den<br />
Menschen leichter gemacht werden, sich von diesem<br />
Leben „selbstbestimmt“ zu verabschieden. Wozu sol-<br />
12<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
IMFOKUS<br />
len sich alte Menschen jetzt impfen lassen, wenn ihnen<br />
morgen das Gefühl vermittelt wird, dass sie der Familie<br />
oder auch der Gesellschaft zur Last fallen und sie<br />
doch bitte von der Lebensbühne abtreten sollen?<br />
Ja! Krise als Chance!<br />
So sehr sich die Ereignisse in der Welt zuspitzen, etwas<br />
Gutes hat die große Krise, die wir zurzeit erleben, vielleicht<br />
doch: Jede Krise birgt auch eine Chance in sich.<br />
Einerseits steigt die Frustration. Wir fühlen uns machtund<br />
hilflos und stoßen oft auch an unsere psychischen<br />
Grenzen. Andererseits fällt nun viel äußere Ablenkung<br />
weg. Wir können uns wieder auf wesentliche Dinge besinnen<br />
und in einem Prozess der Selbsttranszendenz<br />
unsere äußere und innere Begrenztheit überschreiten.<br />
Manche wenden sich auch wieder neu Gott zu.<br />
Was haben wir aus der Krise gelernt? Wenn wir nicht<br />
mitfühlender werden für die Nöte der anderen, dann<br />
werden am Schluss wirklich nur noch die Stärkeren überleben<br />
in einer egoistischen Gesellschaft, in der das Leben<br />
nur etwas wert ist, solange der Mensch etwas leistet. Wir<br />
werden alte und kranke Menschen als Belastung empfinden<br />
und wie ein altes Kleidungsstück entsorgen. Um uns<br />
wird es kälter werden.<br />
Wenn der innere Radius sich weitet<br />
Auch eine schwere Erkrankung birgt eine große Chance,<br />
wenn es gelingt, die Krankheit anzunehmen und darin<br />
einen tieferen Sinn zu erkennen. Vor Kurzem schrieb mir<br />
ein Freund, der an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt<br />
ist: „Mein Karzinom ist leider sowohl in der Lunge als<br />
auch am Pankreas aktiv geworden. Seitdem hat es mir etwas<br />
die Füße weggezogen, kalt ist mir jetzt zu Hause. Ich<br />
bin draufgekommen: Jetzt hätte ich am liebsten Kontakt<br />
zu Leuten, die Betroffene UND auch gläubig sind. Ja, das<br />
ist wohl die Peregrinus-Gruppe.“ Martin meinte damit<br />
unsere Selbsthilfegruppe für Krebskranke, die sowohl<br />
von Psychotherapeuten als auch von einem katholischen<br />
Priester begleitet wird.<br />
Seitdem ich selbst im Jahr 2018 die Diagnose Brustkrebs<br />
im fortgeschrittenen Stadium erhielt, hat sich in meinem<br />
Leben vieles verändert. Auch ich durfte die Krankheit<br />
als eine neue Chance erleben. Mein behandelnder<br />
Arzt meinte, ich hätte Glück, denn man könne heutzutage<br />
mit metastasiertem Brustkrebs so gut wie mit einer<br />
chronischen Erkrankung leben. Wie lange? Das wagte ich<br />
nicht, ihn zu fragen. Aber trotzdem wurde mir bewusst,<br />
dass mein Leben begrenzt ist und bald enden kann. <strong>Die</strong><br />
Zeit der Reisen in ferne Länder war auf einmal vorbei.<br />
Mein äußerer Radius beschränkte sich auf ein Pendeln<br />
zwischen Wien und Kärnten. Dafür durfte ich im Gebet<br />
und in der Stille erfahren, wie sich mein innerer Radius<br />
wieder weitete und neue Kreise zog.<br />
Zwischen Eigenverantwortung und liebevoller<br />
Unterstützung<br />
Ich hatte das große Glück, während der Zeit der Therapie<br />
viele liebe Menschen um mich zu haben, die mich auf<br />
diesem Weg begleiteten. Ich fühlte mich getragen von<br />
den Gebeten so vieler Freunde und geborgen in meiner<br />
großen Familie, die mir auch weiterhin unterstützend<br />
zur Seite steht.<br />
Ganz anders erging es da leider einer Bekannten aus Kanada,<br />
die nach ihrer Brustkrebs-Erkrankung von ihren Eltern<br />
hören musste, dass sie nun selbst schauen müsse, wie sie da<br />
durchkomme, weil sie ihnen finanziell zur Last fallen würde.<br />
Geborgen fühlte ich mich auch bei den liebevollen Krankenschwestern,<br />
die immer freundlich waren und mich<br />
verwöhnten, wenn ich zur Chemotherapie und danach<br />
zur Operation in die Klinik kam. Ich bewunderte sie, wie<br />
sie trotz der täglichen Belastung im Krankenhaus immer<br />
fröhlich sein konnten und gute Stimmung verbreiteten.<br />
Ich wusste ja, dass dies nicht mehr selbstverständlich ist<br />
und viele Menschen sich in Spitälern vor dem Krankenhauspersonal<br />
fürchten.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 13
IMFOKUS<br />
Auf Gott vertrauen<br />
Ich habe weiterhin großes Glück mit meinen Ärzten, die<br />
nicht nur fachlich exzellent, sondern vor allem auch wunderbare<br />
Menschen sind. Mein Onkologe nimmt sich immer<br />
sehr viel Zeit für das Gespräch und gibt mir das Gefühl,<br />
dass ich ihm wichtig bin. Bevor er sich einen Befund<br />
ansieht, fragt er zuerst, wie es mir geht und meint dann:<br />
„Befunde können Fehler beinhalten, Maschinen können<br />
sich irren. Viel wichtiger ist es, wie Sie sich fühlen.“ Allein<br />
dieser Satz hilft mir schon, mich nicht durch einen schlechten<br />
Befund total verunsichern zu lassen und mehr meinem<br />
eigenen „Bauchgefühl“ zu vertrauen. Wie anders muss es<br />
hingegen für Krebspatienten sein, die aufgrund einer<br />
schlechten Erfahrung mit ihrem Arzt total verunsichert<br />
sind, weshalb sie dann von einem Arzt zum anderen laufen<br />
und dabei wichtige Therapien einfach abbrechen?<br />
Mir ist während meiner Krebstherapie bewusst geworden,<br />
wie wichtig es ist, einem Arzt vertrauen zu können,<br />
schließlich begebe ich mich ganz in seine Hände. Oft<br />
kam es mir vor, als ob ich mich auf eine hohe Bergwanderung<br />
begeben hätte. Rechts und links von mir ging es<br />
steil bergab. Wie ein guter Bergführer warf mir mein Arzt<br />
das rettende Seil zu, und ich musste ganz langsam einen<br />
Schritt vor den anderen setzen, ohne hinunterzuschauen.<br />
Beim Anblick des tiefen Abgrunds wäre mir sonst total<br />
schwindelig geworden. Gleichzeitig durfte ich erfahren,<br />
dass auch Gott mir dieses rettende Seil zuwirft und ich<br />
es vertrauensvoll ergreifen darf. Er kennt mich doch am<br />
allerbesten und weiß auch, was für mich gut ist.<br />
„Ich will sterben!“<br />
Wer könnte dies einem<br />
Schwerkranken, der vor<br />
sich nur die unlösbaren<br />
Probleme sieht, verdenken?<br />
Aber will er wirklich? Ja<br />
und nein. Er sucht nach Hilfe,<br />
um mit diesem Problem<br />
nicht allein zu sein. <strong>Die</strong>s<br />
ist ein wesentlicher Punkt.<br />
Aber wie kann ich als Gesunder einem schwer Erkrankten<br />
helfen? Durch Empathie, und indem ich ihm zeige,<br />
dass ich bei ihm bin.<br />
„Sagen Sie mir die Wahrheit!“<br />
Der Kranke erwartet sich eine Prognose, meist, um nur<br />
zu hören, dass es noch nicht zu Ende geht. Oft können<br />
wir anhand der Statistik abschätzen, wie lebensbedrohlich<br />
eine Krankheit ist, wir wissen aber nicht, wie eine<br />
Therapie den individuellen Krankheitsverlauf verändert<br />
und sich damit die statistische Prognose verändern<br />
kann. <strong>Die</strong> Wahrheit ist, es in Wahrheit nicht zu wissen.<br />
„Ich kann oder will die Schmerzen nicht ertragen!“<br />
Hier hat sich in den vergangenen Jahren eine deutliche<br />
Veränderung ergeben. <strong>Die</strong> Möglichkeiten der medizinischen<br />
Schmerzbekämpfung sind heute wesentlich umfangreicher<br />
geworden und werden auch von den Ärzten<br />
besser angenommen, von Morphium bis Cannabis, und<br />
das nicht nur erst auf der Palliativstation.<br />
BEGLEITUNG ZUM ENDE<br />
DES LEBENS STATT BE-<br />
GLEITUNG ZUM STERBEN<br />
Von Traude und Johannes Mlczoch<br />
Kardinal König meinte einst: „Du sollst nicht<br />
durch die Hand, sondern an der Hand der Mitmenschen<br />
in den leider unvermeidlichen Tod gehen.“<br />
Eine achtsame Palliativbetreuung als Alternative<br />
zur Sterbehilfe?<br />
Wichtig dabei ist zu bedenken:<br />
Schmerz ist nicht nur körperlicher Schmerz, wie die Pionierin<br />
des Palliativgedankens, Cicely Saunders, bereits<br />
vor Jahren das Konzept des totalen Schmerzes entwickelt<br />
hat. <strong>Die</strong>ser umfasst den physischen, mentalen, sozialen<br />
und spirituellen Schmerz. <strong>Die</strong>se Formen müssen<br />
ebenfalls wahrgenommen werden und in einer professionellen<br />
Palliativbegleitung Berücksichtigung finden.<br />
<strong>Die</strong> Palliativstation ist damit nicht mehr der Endpunkt<br />
der Behandlung. Vielmehr soll sie Geborgenheit und<br />
Ruhe bringen, auf den vielfältigen Schmerz eingehen<br />
und das letzte Stück des Weges friedvoll erleichtern.<br />
14<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
IMFOKUS<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
KOMMUNION UND KEYBOARD<br />
DER SELIGE CARLO ACUTIS<br />
„Carlo liebte Videospiele, liebte Fußball, so wie ich, aber trotzdem hat er es geschafft, immer Gott an die erste Stelle zu setzen.<br />
Denn genau das ist der Weg zur Freiheit“, so Dejan Ljubicic, Kapitän des SK Rapid über Carlo Acutis, den jungen „Internetapostel“.<br />
Am 10. Oktober 2020 wurde in Assisi der erste Millennial<br />
seliggesprochen. Er war ein Informatikgenie und sozial<br />
engagiert: Carlo Acutis. Dem Charisma des 2006 15-jährig<br />
verstorbenen „Cyberapostels“ können sich auch junge<br />
Fußballer des SK Rapid nicht entziehen, er ist der erste<br />
Selige in Jeans, Sneakers und Sweater.<br />
Ein Seliger im Alltag zu Hause<br />
David Budimir, U16-Stürmer, ebenfalls bei SK Rapid,<br />
fasziniert die „unglaubliche Ausstrahlung“ des jungen<br />
Italieners. „Er war nicht nur ein ‚stiller Beter‘, sondern<br />
hat seinen Glauben gelebt. Mit seiner Nächstenliebe hat<br />
er andere angesteckt.“<br />
Acutis, am 3. Mai 1991 in London geboren und in Mailand<br />
aufgewachsen, fiel früh durch eine außergewöhnliche<br />
Frömmigkeit auf. Eucharistiefeier, Rosenkranz<br />
und Beichte waren Grundpfeiler seines religiösen<br />
Lebens. <strong>Die</strong>s verband er mit einem besonderen Talent:<br />
Acutis besaß schon als Kind hervorragende Programmierfertigkeiten<br />
auf dem Niveau von fortgeschrittenen<br />
Informatikstudenten. Er schrieb Algorithmen,<br />
gestaltete Webseiten und Layouts für Internetzeitungen.<br />
<strong>Die</strong> Liebe zur Eucharistie motivierte ihn, im Alter<br />
von elf Jahren ein Onlineverzeichnis eucharistischer<br />
Wunder anzulegen. Zweieinhalb Jahre arbeitete er an<br />
der Datenbank. Heute ist diese Onlineaufstellung weltweit<br />
bekannt.<br />
Vorbild im Alltag und Krankheit<br />
Durch sein gewinnendes Wesen und seine besonderen Fähigkeiten<br />
hatte er großen Einfluss auf seine Altersgenossen.<br />
„Er spielte Playstation, liebte seine Katzen und seinen<br />
Hund, schaute Actionfilme, spielte mit seinen Freunden<br />
Fußball und saß natürlich am Computer“, so seine Mutter.<br />
Gleichzeitig engagierte sich Carlo innerhalb seiner Pfarre<br />
für Flüchtlinge und Obdachlose. Anfang Oktober 2006<br />
wurde bei ihm eine aggressive Form von Leukämie diagnostiziert.<br />
Acutis nahm die Diagnose mit einer bemerkenswert<br />
gläubigen Haltung an. Er verstarb innerhalb von knapp<br />
vierzehn Tagen am 12. Oktober 2006. Seine Ausstrahlung<br />
hielt weit über seinen Tod hinaus nicht nur an, sondern<br />
wuchs und mündete in seiner Seligsprechung in Assisi.<br />
Sein wiederhergestellter Leichnam, der schon im Vorfeld<br />
der Seligsprechung zur öffentlichen Verehrung ausgestellt<br />
wurde, zeigt wohl den ersten Seligen der Geschichte<br />
in Jeans, Sneakers und Sweater. Schon jetzt gilt er für<br />
viele als prädestinierter „Patron des Internets“.<br />
Dejan Ljubicic über den neuen Seligen: „Mich fasziniert,<br />
dass er mit seinen 15 Jahren genau wusste, wo sein Weg<br />
lag, und trotz dieser teils düsteren Welt seine Beziehung<br />
zu Jesus nie aufgeben wollte.“<br />
Quelle: www.erzdioezese-wien.at/site/glaubenfeiern/spirituelles/grossechristen/article/86768.html<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 15
RELIGIONAKTUELL<br />
NOT LEHRT BETEN<br />
Wird die Coronakrise die Menschen, die Kirche, die Gläubigen verändern? Wenn es um<br />
Fragen geht, die schwer zu beantworten sind, ist es gut, sich zunächst auf das zu konzentrieren,<br />
was offensichtlich ist.<br />
Von Matthias Beck<br />
pexels.com<br />
Das Zentrale ist: <strong>Die</strong> Pandemie betrifft nahezu alle Menschen<br />
auf der ganzen Welt. Das ist einzigartig. Sehr viele<br />
sind gestorben, viele sind schwer krank, viele haben geliebte<br />
Menschen sowie ihr Hab und Gut verloren, ihren<br />
Arbeitsplatz, ihr Geschäft, ihren Betrieb. <strong>Die</strong> notwendigen<br />
staatlichen Maßnahmen haben darüber hinaus auch<br />
soziale und psychische Folgen für die Menschen. <strong>Die</strong> Not<br />
ist sehr groß.<br />
„Not lehrt beten“, sagt der Volksmund. Sicher haben viele<br />
Menschen gebetet in dieser Zeit. Aber die Pandemie<br />
ist nicht verschwunden, und das Virus wird auch nicht so<br />
schnell – wenn überhaupt – aus der Welt verschwinden.<br />
Man kann ihm nur die Nahrung entziehen, dass es nicht<br />
mehr weiterexistieren kann. Und diese Nahrung sind wir<br />
Menschen. Daher müssen wir dem Virus die Möglichkeit<br />
nehmen, von einem Menschen auf den nächsten überzuspringen.<br />
Das gilt wahrscheinlich weiterhin auch für<br />
Geimpfte, da man nicht weiß, ob man nicht trotz einer<br />
Impfung noch infektiös bleibt. Es ist also ein Gebot der<br />
Vernunft, Abstand zu halten, Mund-Nasen-Schutz zu<br />
tragen, Hände zu waschen, Räume zu lüften.<br />
Worum sollen wir beten?<br />
„<strong>Die</strong> Gnade setzt die Natur voraus und vollendet sie“,<br />
ist ein wichtiger theologischer Grundsatz. Der Mensch<br />
muss seine Vernunftnatur gebrauchen, um mit der Pandemie<br />
fertigzuwerden. Der Geist Gottes ersetzt nicht<br />
den Geist des Menschen, aber er kann ihm helfen. Was<br />
aber soll dann noch das Gebet? Worum sollen wir beten?<br />
Dass die Pandemie bald aufhört, dass sie erst dann aufhört,<br />
wenn die Menschen sich „bekehrt“ haben und erkennen,<br />
dass wir unser Leben ändern müssen? Oder dass<br />
wir erkennen, dass die Dinge, die wir für selbstverständlich<br />
gehalten haben, gar nicht selbstverständlich sind?<br />
Nicht einmal das Christentum ist selbstverständlich. Es<br />
war die freie Entscheidung Gottes, in diese Welt einzutauchen.<br />
Gebet als eine Form der Hinwendung zu Gott<br />
und der Reflexion? Re-flectere heißt „sich nach innen<br />
beugen“. Das gilt für das Gebet und für das Nachdenken.<br />
Mit dem Mangel, dass zum Beispiel immer wieder keine<br />
öffentlichen Gottesdienste stattfinden, könnte einem<br />
der Wert des Christentums, der Messe, der Kirche in<br />
ganz neuer Weise aufgehen. Das vermeintlich Selbstverständliche,<br />
das einem entzogen wird, kann neu zu leuchten<br />
beginnen. Gesundheit schätzt man oft erst in der<br />
Krankheit. Sonst nimmt man sie unbemerkt einfach hin.<br />
Der Mangel kann auf den Wert des Positiven hinweisen.<br />
<strong>Die</strong>se Erkenntnis wiederum kann dankbar machen für<br />
das, was einem geschenkt worden ist.<br />
„Dein Wille geschehe“<br />
Also nochmal: Worum sollen wir beten? Paulus sagt:<br />
„Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten<br />
sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit<br />
unaussprechlichen Seufzern. Der die Herzen erforscht,<br />
weiß, was die Absicht des Geistes ist.“ (Röm 8,26–27).<br />
Natürlich gibt es die Klagegebete der Psalmen und der<br />
Propheten, das Klagegebet Jesu und den Schrei des Menschen<br />
nach Gott in seiner Not. All das ist gut, verständlich,<br />
menschlich, aber Gott allein weiß, was für den Menschen<br />
„gut“ ist, auch wenn wir es nicht immer verstehen.<br />
Wir beten es im Vater Unser, dem einzigen Gebet, das<br />
uns überliefert ist: „Dein Wille geschehe“. Nun darf man<br />
das nicht falsch verstehen. Man könnte ja fragen, ob es<br />
Gottes Wille ist, dass es dieses Virus gibt. Dahinter steht<br />
die ganz grundsätzliche Frage: Warum gibt es überhaupt<br />
Krankheit, Leid und Not?<br />
Christentum als heilende Religion<br />
Zumindest aus dem Neuen Testament geht hervor, dass<br />
16<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
RELIGIONAKTUELL<br />
Gott Krankheiten heilen und Not lindern will. Jesus heilt<br />
viele Kranke, er ist der Heiland. Christentum ist eine heilende<br />
Religion. Das Unheil beginnt mit der Abkoppelung<br />
des Menschen von Gott in der Paradiesgeschichte. Nicht<br />
Gott ist der Urheber des Unheils. So seltsam es klingt:<br />
Manche Krankheit kann ein Weg zu einer tieferen Heilung<br />
sein. Heilung ist dabei auf das Ganze des Lebens<br />
bezogen, dass der Mensch nicht an seinem Leben vorbeilebt.<br />
So könnte auch diese Pandemie – so tragisch sie für<br />
viele Menschen ist – aufs Ganze gesehen eine Art Heilung<br />
sein, wenn Menschen mehr nachdenken über ihr<br />
eigenes Leben oder über das Leben an sich. Man könnte<br />
versuchen, die Zeichen der Zeit zu verstehen.<br />
Worauf es wirklich ankommt<br />
Haben wir uns nicht zu weit abgekoppelt von dem, worauf<br />
es wirklich ankommt? Haben wir nicht zu tief in die<br />
Natur eingegriffen und sie ausgebeutet? Ist es sinnvoll,<br />
mit Genmanipulationen eine innerweltliche Unsterblichkeit<br />
zu erreichen? Trifft es den Kern des Menschen,<br />
wenn wir ihn im Kontext des Transhumanismus durch<br />
Chipeinpflanzungen verbessern oder den Menschen im<br />
Posthumanismus sogar ganz durch Maschinen ersetzen<br />
wollen? Ist die Abkoppelung vom Urgrund nicht schon<br />
zu weit fortgeschritten?<br />
Friedrich Nietzsche hat es so ausgedrückt: „Was thaten<br />
(sic!) wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten?<br />
Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns?<br />
Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend?<br />
Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten?<br />
Giebt (sic!) es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir<br />
nicht durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht<br />
der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt<br />
nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen<br />
nicht Laternen am Vormittage angezündet werden?“<br />
Neu erkennen, wie das Leben gemeint ist<br />
Vielleicht zeichnet Nietzsche ein zu düsteres Bild der<br />
Welt, aber ist seine Ahnung vor fast einhundertfünfzig<br />
Jahren nicht geradezu prophetisch? Umgekehrt gefragt:<br />
Kann eine derartige Pandemie den Menschen wieder zur<br />
„Vernunft“, zum rechten Maß, zu Gott bringen? Denn eines<br />
scheint immer klarer zu werden: Auch dieses Virus<br />
hat mit der Lebensweise der Menschen und den Klimaveränderungen<br />
zu tun. Das Virus folgt den Gesetzen der<br />
Natur und des menschlichen Handelns. Gott hat es nicht<br />
in die Welt geworfen, um den Menschen zu züchtigen.<br />
<strong>Die</strong> Menschen leben so, dass es entstehen kann.<br />
Entscheidend ist jetzt, wie jeder einzelne Mensch damit<br />
umgeht. Zunächst müssen die praktischen Probleme<br />
gelöst werden, soweit das möglich ist. Dann aber sollte<br />
tiefer über die Bedeutung dieser Pandemie für die Menschen,<br />
die Welt und jeden Einzelnen nachgedacht werden.<br />
Christlicher Glaube hat zutiefst mit Erkenntnis zu<br />
tun. „Credo ut intelligam“, sagt Anselm von Canterbury,<br />
„Ich glaube, damit ich einsehe und verstehe“. Es gilt heute<br />
neu zu erkennen, wie das Leben gemeint ist und wozu<br />
wir hier auf dieser Welt herumlaufen. Darin bestünde die<br />
tiefere Heilung. <strong>Die</strong>sen Weg kann jeder einzeln für sich<br />
gehen, aber auch in Gemeinschaft.<br />
Umkehr in der Fastenzeit<br />
Von dieser inneren Umkehr wird es abhängen, wie wir<br />
aus dieser Krise wieder herauskommen. Einem Prozess<br />
des Umdenkens könnte die kommende Fastenzeit dienen.<br />
Es gilt, sich neu festzumachen im letzten Grund<br />
des Seins. Denn das heißt Glauben: sich festmachen in<br />
Gott, um von dort her die Dinge genauer zu erkennen<br />
und zu verstehen.<br />
Ao. Univ.-Prof. Dr. Dr. Matthias Beck ist Pharmazeut,<br />
Mediziner und Universitätsprofessor für Moraltheologie<br />
mit Schwerpunkt Medizinethik an der Universität<br />
Wien sowie Mitglied der Päpstlichen Akademie für<br />
das Leben (Pontificia Academia Pro Vita).<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 17
VORBILDER<br />
EIN VORBILD IM EINSATZ UND IN DER<br />
FÜHRUNG<br />
Im Oktober 2020 mussten wir uns von Ingo Radtke verabschieden, der seine Funktion als Generalsekretär von <strong>Malteser</strong><br />
International an Clemens Graf von Mirbach-Harff übergab. Was bleibt, sind eine wunderbare Freundschaft und große<br />
Dankbarkeit für das, was wir von ihm lernen durften.<br />
Von Richard Steeb<br />
Das hartnäckige Covid-19-Virus ließ es nicht zu, dass die<br />
vielen Mitarbeiter und Freunde, die sich von Ingo Radtke<br />
so gerne persönlich verabschiedet hätten, die Gelegenheit<br />
bekamen, einander zu treffen. So wurde der „Marschallstab“<br />
des Generalsekretärs von <strong>Malteser</strong> International<br />
am 30. Oktober 2020 nach einer Heiligen Messe,<br />
in einer schlichten Zeremonie, im Beisein vom Großkanzler<br />
Albrecht Freiherr von Boeselager an Clemens<br />
Graf von Mirbach-Harff übergeben.<br />
Viele Freunde und Mitarbeiter aus der ganzen Welt nahmen<br />
online teil und konnten sich zumindest per Video<br />
bei Ingo bedanken. Bedanken für mehr als 22 Jahre, in<br />
denen Ingo Radtke verantwortungsvoll die Geschicke<br />
von <strong>Malteser</strong> International geleitet und unter zwei Präsidenten<br />
so erfolgreich gedient hatte.<br />
Vom Offizier zu <strong>Malteser</strong> International<br />
Geboren in Köln absolvierte Ingo Radtke nach dem Abitur<br />
die Reserveoffiziersausbildung und studierte Pädagogik,<br />
Psychologie und Katholische Theologie an der<br />
Universität der Bundeswehr in Hamburg. Nach seinem<br />
Abschluss als Diplom-Pädagoge war er Lehroffizier und<br />
Kompaniechef in einem Panzergrenadierbataillon und<br />
absolvierte die Generalstabsausbildung an der Führungsakademie<br />
in Hamburg sowie an der Ecole Militaire<br />
in Paris.<br />
1991 schied er als Oberst d. G. freiwillig aus der Bundeswehr<br />
aus und wurde selbständiger Unternehmensberater.<br />
Von 1994 bis 1998 war er Abteilungsleiter für<br />
Kinder- und Jugendpastoral im Bischöflichen Generalvikariat<br />
in Trier, bevor er 1999 die Leitung des Auslandsdienstes<br />
des Deutschen <strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes in Köln<br />
übernahm und Generalsekretär von ECOM (Emergency<br />
Corps of the Order of Malta) wurde. <strong>Die</strong>se beiden Organisationen<br />
verschmolzen 2005 zu <strong>Malteser</strong> International,<br />
der internationalen Katastrophenhilfe-Organisation<br />
des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens weltweit.<br />
Strategisches Talent und Weitblick<br />
Als Generalstabsoffizier war Ingo Radtke es gewohnt,<br />
auf strategischer und operativer Ebene zu denken und<br />
zu führen. Seine Analysen und Empfehlungen zu den oft<br />
heiklen Entscheidungen, wie und auf welche Weise am<br />
besten Hilfe zu leisten war, waren immer fundiert und<br />
wurden gerne angenommen. Der Präsident und auch ich<br />
als Vizepräsident waren immer bestens eingebunden in<br />
die Erwägungen und Möglichkeiten sowie den gefassten<br />
Entschluss und die gesetzten Maßnahmen und konnten<br />
getrost die mühsame Tagesarbeit dem Generalsekretär<br />
und seinem hervorragenden Führungsteam überlassen.<br />
Ingo Radtke leitete in seiner Zeit unter anderem die Nothilfemaßnahmen<br />
von <strong>Malteser</strong> International nach dem<br />
18<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
VORBILDER<br />
Kosovo-Konflikt, dem Tsunami in Asien 2004, dem Erdbeben<br />
in Haiti 2010 sowie jene während der Flüchtlingskrise<br />
im Nahen Osten und in Europa seit 2015.<br />
Mit ruhiger Hand auch in stürmischen Zeiten<br />
Dabei blieb Ingo Radtke seiner Berufung als Christ immer<br />
treu, trotz manchem Gegenwind, der das eine oder<br />
andere Mal, mehr als unerwartet und auch nicht fair,<br />
„das Schiff“ <strong>Malteser</strong> International traf. Er hat trotzdem<br />
unerschrocken und klar seinem christlichen Auftrag getreu<br />
seine zahlreichen Mitarbeiter sicher geführt, das<br />
Steuer fest in der Hand und die Richtung beibehaltend.<br />
In der Monarchie hätte man ihm in Österreich wohl die<br />
höchste militärische Auszeichnung, den Militär-Maria-<br />
Theresien-Orden, zukommen lassen. <strong>Die</strong>ser wurde „für<br />
aus eigener Initiative unternommene, erfolgreiche und<br />
einen Feldzug wesentlich beeinflussende Waffentaten,<br />
die ein Offizier von Ehre hätte ohne Tadel auch unterlassen<br />
können“ verliehen.<br />
Im Kampf gegen Corona<br />
Ingo Radtke, der so lange Tag und Nacht im Einsatz für<br />
das achtspitzige Kreuz stand, der <strong>Malteser</strong> International<br />
zu dem weltweiten Hilfswerk des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens für humanitäre Hilfe führte, das nun in<br />
28 Ländern jährlich über 125 Projekte durchführt und<br />
mehr als drei Millionen Menschen erreicht, konnte natürlich<br />
auch nicht einfach in Pension gehen.<br />
Der Herrgott hatte sofort neue Aufgaben für ihn. Kaum<br />
verabschiedet erging der Ruf an ihn, den krisenerfahrenen<br />
Experten, den Aufbau und die Leitung eines der<br />
sechs Berliner Covid-19-Impfzentren im Auftrag des<br />
Berliner Gesundheitssenats in Berlin-Charlottenburg zu<br />
übernehmen. Und wie gewohnt stand Ingo bereit und<br />
übernahm diese herausfordernde Aufgabe.<br />
Er organisierte in Absprache mit dem übergeordneten<br />
Impfstab unter Federführung des Deutschen Roten Kreuzes<br />
die Prozesse und Abläufe im Impfzentrum selbst,<br />
setzte einen gut funktionierenden Stab zusammen und<br />
leitete die Trainings- und Testläufe. Und da er auch diesmal<br />
alles mit Bravour erledigt hat, wird sein Einsatz voraussichtlich<br />
erst Ende April <strong>2021</strong> zu Ende gehen. Bei<br />
Vollauslastung können sich problemlos täglich bis zu<br />
3.800 Menschen von den 210 Mitarbeitern in der Messehalle<br />
21 unter dem Berliner Funkturm impfen lassen.<br />
Würdiger Nachfolger – Clemens Graf von<br />
Mirbach-Harff<br />
Gut unterrichtete Kreise berichten, wie entspannt und<br />
mit welcher großen Freude Ingo Radtke, auch wenn seine<br />
geliebte Familie und sein Enkelkind noch etwas warten<br />
müssen, wieder bei der Sache ist. Nicht zuletzt auch,<br />
weil er „sein“ Generalsekretariat in den besten Händen<br />
weiß und sein Nachfolger Clemens Graf von Mirbach-<br />
Harff Garant dafür ist, dass weiter weltweit durch <strong>Malteser</strong><br />
International versucht wird, die Not erträglicher zu<br />
machen und den Menschen wieder Hoffnung zu geben,<br />
oder wie Papst Franziskus es wohl sagen würde: „Wunden<br />
zu heilen und Herzen zu wärmen“.<br />
Sollte also, wider Erwarten, auch Ingo Radtke einmal in<br />
den Ruhestand treten, so hoffe ich, dass er nach Wien<br />
kommen kann, damit auch die österreichischen <strong>Malteser</strong><br />
ihm, bei einem guten Essen und einem Tröpfchen Wein,<br />
persönlich für seine hervorragende Aufbauarbeit, sein<br />
unermüdliches Wirken und seine Freundschaft „Vergelt’s<br />
Gott“ sagen können.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 19
LEBENSWERT<br />
KLINISCHE ETHIK-<br />
BERATUNG FÜR<br />
WÜRDEVOLLES<br />
LEBEN BIS ZULETZT<br />
Im Krankenhaus sind Behandlungsteams laufend mit ethischen<br />
Fragen konfrontiert: vom Umgang mit lebenserhaltenden<br />
Maßnahmen bis hin zu allgemeinen Sorgen um<br />
Über- oder Unterversorgung von Patienten. In solchen Fällen<br />
hilft professionelle Ethikberatung, wie sie seit zehn Jahren<br />
bei den Barmherzigen Brüdern Österreich praktiziert wird.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Herr Dr. Wallner, wozu braucht es Ethikberatung<br />
in der Medizin?<br />
Menschen haben im Alltagsstress oft nicht die Zeit<br />
zum Hinterfragen. Im Krankenhaus sind sie hauptsächlich<br />
damit beschäftigt, zu therapieren und zu behandeln.<br />
An diesem Punkt kann Ethikberatung wirksam<br />
ansetzen. Sie versucht, die medizinische Routine<br />
zu durchbrechen und Raum für ein klärendes Gespräch<br />
zu schaffen. Ein Beispiel: Ein seit vielen Jahren therapierter<br />
Krebspatient verliert immer wieder Blut, aber<br />
die Blutungsquelle kann nicht festgestellt werden. Der<br />
Pionier in Sachen Ethikberatung<br />
<strong>Die</strong> Barmherzigen Brüder Österreich zählen zu den Ersten,<br />
die im deutschsprachigen Raum ihren Mitarbeitenden<br />
im Jahr 1994 eine ethische Orientierungshilfe in<br />
Form eines Ethik-Kodex zur Verfügung gestellt haben.<br />
Der mittlerweile in einer vollständig überarbeiteten<br />
Form auch für die Öffentlichkeit publizierte Kodex bietet<br />
eine Einführung in die grundlegenden Prinzipien der<br />
Ethik und in ihre Konkretisierung in der Gesundheitsversorgung<br />
(zum Beispiel Intensivtherapie, Gerontologie,<br />
Chirurgie). Nähere Informationen: https://barmherzigebrueder.at/ethik/codex<br />
Patient erhält täglich Blutkonserven, doch die Situation<br />
verändert sich nicht, er verliert weiterhin laufend<br />
Blut. Möglicherweise ist der Patient am Ende seines<br />
Lebens angekommen, doch man wagt nicht, das anzusprechen,<br />
oder hat in der medizinischen Routine und<br />
unter dem ständigen Zeitdruck nicht die Zeit, darüber<br />
nachzudenken. Hier sollte und darf vom Patienten,<br />
den Ärzten oder der Pflege die Frage gestellt werden,<br />
wie sinnvoll die weitere Verabreichung von Blutkonserven<br />
ist, zumal der Patient keine Schmerzen hat,<br />
wenn kein Blut mehr zugeführt wird. Er wird lediglich<br />
immer müder und „schläft schließlich für immer“ ein.<br />
Womöglich entspricht genau das dem Patientenwillen.<br />
Das muss einfühlsam und sorgfältig besprochen und<br />
geklärt werden – idealerweise im Rahmen der Ethikberatung,<br />
gemeinsam mit dem Patienten.<br />
Was ist das Ziel von Ethikberatung?<br />
Es geht darum, ein gemeinsames Verständnis des anstehenden<br />
Problems zu entwickeln, dieses zu strukturieren,<br />
denselben Informationsstand aller Beteiligten<br />
zu erlangen, mögliche Handlungsoptionen aufzuzeigen<br />
und miteinander zu beurteilen. Ziel ist eine gemeinsame<br />
Entscheidungsfindung – etwa dann, wenn eine<br />
Operation zwar technisch möglich, aber hinsichtlich<br />
© Shutterstock/1730251996/sasirin pamai<br />
20<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
LELEBENSWERT<br />
ihrer Belastungen nicht vertretbar ist, wenn im Behandlungsteam,<br />
beim Patienten oder bei seinen Angehörigen<br />
Fragen auftauchen, wie und warum bestimmte<br />
Therapieentscheidungen getroffen werden sollen, oder<br />
wenn Klarheit über den Patientenwillen geschaffen<br />
werden soll. Eine Ethikberatung trägt sehr dazu bei,<br />
jene Person zu stärken, die eine Entscheidung letztlich<br />
autorisieren muss. Dazu dient auch die Dokumentation<br />
der Entscheidungsfindung, sodass sie für alle Betroffenen<br />
nachvollziehbar ist.<br />
Nach welchen Kriterien lässt sich eine Entscheidung<br />
ethisch beurteilen?<br />
<strong>Die</strong> ethische Fallberatung hat zum einen die Aufgabe,<br />
dass bestimmte ethische Prinzipien berücksichtigt<br />
werden. Dazu zählen: Belastungen, Risiken, Schäden<br />
für den Patienten zu vermeiden, seinen Nutzen zu fördern,<br />
seine Selbstbestimmung zu respektieren und fair<br />
zu handeln. <strong>Die</strong> Abwägung zwischen Wohl und Schaden<br />
ist eine komplexe Herausforderung, weil sie nur<br />
zum Teil auf wissenschaftlicher Evidenz basiert. Sie<br />
braucht auch die kluge Einschätzung der konkreten<br />
Situation. Dabei hilft es, verschiedene Stimmen – aus<br />
dem Behandlungsteam, vom Patienten selbst oder seinen<br />
Angehörigen – zu hören, um ein kompletteres Bild<br />
zu bekommen. <strong>Die</strong> ethische Fallberatung hat zudem<br />
die Aufgabe, an bestimmte Rahmenbedingungen für<br />
die Entscheidungsfindung zu erinnern. Dazu zählen<br />
in erster Linie rechtliche Normen, aber auch fachliche<br />
Leitlinien und Policies des Spitals. <strong>Die</strong> Dokumentation,<br />
die der Ethikberater für die Krankengeschichte<br />
dazu verfasst, macht die Entscheidungsfindung für<br />
alle Betroffenen nachvollziehbar und trägt damit zu<br />
einer abgestimmten Vorgehensweise bei.<br />
Wie läuft eine Ethikberatung im Krankenhaus<br />
ab?<br />
Sie ist im Rahmen eines Ethikkonsils organisiert und<br />
funktioniert folgendermaßen: Eine Person des Behandlungsteams<br />
fordert das Ethikkonsil an. Es wird<br />
ein zeitnaher Termin ausgemacht, zu dem sich alle auf<br />
der Station treffen: Mitglieder des Behandlungsteams,<br />
der Patient oder die Patientin oder der gesetzliche Vertreter<br />
beziehungsweise Angehörige und eine Person<br />
des Ethikberatungsdienstes. Letztere leitet das Gespräch<br />
fachlich fundiert, rechtlich korrekt und sozial<br />
empathisch entlang zentraler Fragen. Manchmal stellt<br />
der Ethikberatungsdienst bewusst Fragen zu scheinbar<br />
„ohnehin selbstverständlichen“ Dingen oder spricht<br />
scheinbar „irrelevante“ Szenarien an. <strong>Die</strong> Erfahrung<br />
zeigt, dass diese Aspekte sowohl die Patienten und<br />
Angehörigen als auch die Ärzte und das behandelnde<br />
Personal sehr wohl beschäftigen, selbst wenn sie diese<br />
Fragen von sich aus nicht erwähnen wollen.<br />
Wer kann den Ethikberatungsdienst anfragen?<br />
Jede Person, die in einer Patientenbehandlung involviert<br />
ist, kann ein Ethikkonsil anfordern. Es ist absolut<br />
empfehlenswert und sehr klug, sich mit den Kollegen<br />
auszutauschen. Idealerweise sitzen alle Entscheidungsträger<br />
der Gesundheitsberufe an einem Tisch: Das sind<br />
jedenfalls Behandelnde aus dem ärztlichen und pflegerischen<br />
<strong>Die</strong>nst, fallbezogen der Physio-, Ergo- und<br />
Logotherapie, der Sozialarbeit oder der Seelsorge.<br />
Wie sinnvoll ist es, die betroffenen Patienten<br />
und deren Angehörige in die Beratung einzubeziehen?<br />
<strong>Die</strong> ethische Beratung soll über die Ärzteschaft hinausgehen.<br />
Es müssen sowohl die Zielvorstellungen der Ärzte<br />
als auch die Wünsche der Patienten klar vorliegen, um<br />
eine gute Entscheidung treffen zu können. Sonst bleibt es<br />
Priv.-Doz. Dr. Jürgen<br />
Wallner, MBA, HEC-C<br />
leitet das Ethikprogramm<br />
der Barmherzigen Brüder<br />
Österreich und ist Dozent<br />
für Rechtsethik an der<br />
Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität<br />
Wien.<br />
© Andy WenzelBKA<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 21
LEBENSWERT<br />
bei Mutmaßungen im Ärztezimmer, was der Patient wollen<br />
und welche Gründe er wofür haben könnte. Der Patient sollte<br />
jedenfalls miteinbezogen werden – sofern er das möchte<br />
und sofern er aufgrund seines Zustands dazu in der Lage ist.<br />
Es zeigt viel von der Kultur eines Krankenhauses, wie und<br />
ob die Patienten eingebunden werden. Bei den Barmherzigen<br />
Brüdern streben wir danach, weil es Ausdruck der Hospitalität<br />
ist, Patienten ernst zu nehmen.<br />
Shutterstock/1216683727/Blue Planet Studio<br />
KLINISCHE ETHIK – MEHR ALS MEDIZINSCHE MORAL<br />
<strong>Die</strong> klinische Ethik hat drei zentrale Funktionen: Fallarbeit,<br />
Bildungsarbeit und Policy-Arbeit. Damit geht sie<br />
tiefer als die moralischen Ansprüche der klinischen Medizin,<br />
indem sie diese kritisch reflektiert.<br />
<strong>Die</strong> erste und für viele unmittelbar wichtigste Funktion<br />
der klinischen Ethik besteht darin, den Betroffenen<br />
– also dem Behandlungsteam, den Patienten und deren<br />
Vertretern sowie Angehörigen – bei ethischen Fragen,<br />
Problemen und Konflikten im Zusammenhang mit konkreten<br />
Behandlungsfällen weiterzuhelfen. Typische Themen<br />
sind Beurteilungsprobleme hinsichtlich des Therapieziels<br />
und der damit verbundenen Indikationsstellung<br />
einer Intervention, Verständnisprobleme bezüglich des<br />
Patientenwillens oder moralische Konflikte im Zusammenhang<br />
mit bestimmten Behandlungsschritten – etwa<br />
das Abschalten eines Respirators.<br />
<strong>Die</strong> zweite Funktion der klinischen Ethik umfasst Aktivitäten<br />
der Aus-, Fort- und Weiterbildung für zwei Zielgruppen:<br />
Erstens geht es um die Stärkung der ethischen<br />
Kompetenz aller Mitarbeitenden. Dazu wird in der ärztlichen<br />
und pflegerischen Ausbildung sowie in der Führungskräfteentwicklung<br />
ein Basiswissen vermittelt.<br />
Zusätzlich werden für die verschiedenen Gesundheitsberufe<br />
und Fachrichtungen Fortbildungen angeboten,<br />
in denen aktuelle ethisch relevante Themen behandelt<br />
werden (beispielsweise der Umgang mit den Anforderungen<br />
des Erwachsenenschutzrechts in der klinischen<br />
Entscheidungsfindung). Zweitens zielt die Bildung auf<br />
jene ab, die sich in der klinischen Ethikberatung engagieren.<br />
Hierfür gibt es mittlerweile Mindeststandards,<br />
formuliert von Fachgesellschaften wie der Akademie<br />
für Ethik in der Medizin und der American Society for<br />
Bioethics and Humanities. Solche Standards sind erforderlich,<br />
um im hochprofessionalisierten klinischen Umfeld<br />
nicht bloß ein „ethisches Bauchgefühl“ oder einen<br />
„moralischen Zeigefinger“ beizusteuern, sondern einen<br />
substanziellen Beitrag leisten zu können.<br />
<strong>Die</strong> dritte Funktion der klinischen Ethik betrifft die<br />
Entwicklung und Implementierung von schriftlichen<br />
Orientierungshilfen und Behelfen (Policies) für konkrete<br />
Themenbereiche. Typische Beispiele für ethisch<br />
relevante Policies im Krankenhaus betreffen den<br />
V erzicht auf Reanimationsversuche, die Unterstützung<br />
von Patienten mit fraglicher Entscheidungsfähigkeit,<br />
den Umgang mit Patientenverfügungen oder das<br />
Vorgehen bei der Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen.<br />
22<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
LEBENSWERT<br />
Was sind bisher die Erfahrungen in der Ethikberatung<br />
bei den Barmherzigen Brüdern?<br />
<strong>Die</strong> Fälle, in denen Ethikberatung angefordert wird,<br />
haben sich in den letzten zehn Jahren verändert. Einst<br />
war die Frage vorwiegend: „Wie kann ich einen Therapierückzug<br />
und eine gute palliative Betreuung in den<br />
letzten Tagen gut begründen?“ Mittlerweile stehen<br />
viele Patienten vor der Entscheidung: „Ich bin krank<br />
und werde über die nächsten Jahre stufenweise daran<br />
sterben. Es wird langsam und schrittweise bergab gehen.<br />
Wie kann ich die verbleibende Zeit bestmöglich<br />
erleben? Bis wohin möchte ich eine Therapie beziehungsweise<br />
Behandlung, und was will ich auf keinen<br />
Fall?“ Das sind viel komplexere Fälle, in denen die<br />
Grauschattierungen eines Krankheitsverlaufs schon<br />
viel früher erkennbar sind. Das führt zu einem schwierigen<br />
Ringen mit der Situation, die durch Ethikberatung<br />
geklärt oder zumindest erleichtert werden kann.<br />
Wie wird die Wirksamkeit der klinischen Ethikberatung<br />
im professionellen Umfeld gesehen?<br />
Profis bemerken, dass Ethikberatung nicht ihre fachliche<br />
Autorität in Frage stellt, sondern vielmehr Ausdruck<br />
ihrer eigenen Professionalität ist. Sie wissen,<br />
wann es klug ist, sich Unterstützung zu holen, auch<br />
wenn sie es vielleicht allein schaffen würden. Patienten<br />
und Angehörige haben vielfach rückgemeldet, dass<br />
sie positiv überrascht waren, wie bei uns mit ethisch<br />
schwierigen Entscheidungen umgegangen wird. In<br />
dieser Hinsicht ist Ethikberatung Ausdruck der Gastfreundlichkeit<br />
(des Charismas der Barmherzigen Brüder).<br />
Das hilft, existenziell schwierige Lebenssituationen<br />
zu bewältigen.<br />
Sollte die Möglichkeit der Ethikberatung auch<br />
aktiv angeboten werden?<br />
Damit laufen Sie bei mir offene Türen ein! <strong>Die</strong> Barmherzigen<br />
Brüder sind dabei, genau ein solches Angebot<br />
für ihre Patienten und deren Angehörige aufzubauen.<br />
Welche Ausbildung benötigt ein Ethikberater?<br />
<strong>Die</strong> Mindestanforderungen an die Qualifizierung für<br />
Ethikberatung ergeben sich aus den Kompetenzstufen<br />
der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM). <strong>Die</strong><br />
Kompetenzstufe 1 „Ethikberater*in im Gesundheitswesen“<br />
wird im Rahmen einer offenen Ausbildung von<br />
den Barmherzigen Brüdern Österreich in Kooperation<br />
mit der Medizinischen Akademie für Oberösterreich<br />
angeboten. <strong>Die</strong> darauf aufbauende Fachausbildung auf<br />
der Kompetenzstufe 2 „Koordinator*in für Ethikberatung<br />
im Gesundheitswesen“ findet im gleichen Setting<br />
mit zusätzlicher Beteiligung der Johannes Kepler Universität<br />
Linz statt.<br />
Ist spezielles Vorwissen Bedingung?<br />
Formal ist keine Vorbildung erforderlich, aber Vorerfahrungen<br />
aus einem Gesundheits- oder Sozialberuf<br />
sind sehr hilfreich. Vor allem Personen, die aus der<br />
Pflege, aus einem medizinischen Beruf mit Patientenkontakt<br />
oder aus dem Palliativdienst kommen, haben<br />
ein wertvolles Basiswissen, das sie hier sehr gut einbringen<br />
können. In jedem Fall werden Vorgespräche<br />
geführt, in denen diese Aspekte geprüft werden.<br />
Nützliche Links zur Ethikberater-Ausbildung<br />
www.barmherzige-brueder.at/ethik/<br />
beratungsausbildung/<br />
www.barmherzige-brueder.at/ethik/fachausbildung<br />
www.aem-online.de<br />
https://asbh.org<br />
IN WÜRDE BIS ZULETZT<br />
Das ehrenamtliche <strong>Malteser</strong> Palliativteam ist im<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, im Wilhelminenspital<br />
(Klinik Ottakring) und im Haus Malta tätig.<br />
Voraussetzung für die Mitarbeit ist der Abschluss<br />
eines speziellen Ausbildungskurses (zum Beispiel im<br />
Kardinal König Haus) mit anschließendem Praktikum<br />
auf einer Palliativ-Abteilung.<br />
Nähere Informationen:<br />
www.malteser.at/was-wir-tun/sozialdienste/<br />
palliativbetreuung/ oder auch bei Prof. Dr. Johannes<br />
Mlczoch persönlich unter T: +43 664 411 88 69 oder<br />
E: johannes.mlczoch@hotmail.com<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 23
XXXXX MALTESERÖSTERREICH<br />
BILDUNG FÜRS<br />
LEBEN<br />
Wer für die MALTESER tätig ist, erhält nicht nur eine fundierte Ausbildung als Sanitäter und wird im Umgang mit Menschen<br />
mit Behinderung geschult, sondern erfährt auch die Gemeinschaft, Spiritualität und Unterstützung der MALTESER<br />
in der persönlichen Entwicklung. Zum Beispiel durch Fortbildungskurse zum Thema Kommunikation.<br />
Von Bernhard Bachna<br />
Gunhard Keil ist langjähriges Mitglied des <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienstes und Ordensmitglied. Im Hauptberuf<br />
ist er als Kommunikationsexperte und -coach tätig und<br />
wird gerne als Keynote-Speaker gebucht. Für die <strong>Malteser</strong><br />
hat er gemeinsam mit Johannes Wagner vom Bereich<br />
Wien einen Onlineworkshop zusammengestellt.<br />
90 Teilnehmende zwischen 17 und 70 Jahren erhielten<br />
hier spannende Einblicke und hilfreiche Tipps zur<br />
Kommunikation. In insgesamt fünf Onlineabenden<br />
ging es um die Themen „Kommunikation auf Augenhöhe“,<br />
„Auf den Punkt kommen“, „Wer fragt, der führt“,<br />
„Mit Fragen Lösungen finden“ und „Feedback geben“.<br />
In Liebe begegnen<br />
Warum Professionalität in der Kommunikation gerade<br />
für eine Organisation wie die <strong>Malteser</strong> wichtig ist,<br />
lässt sich gut anhand unseres Ordensgebets zeigen, wo<br />
es heißt: „Dem Nächsten will ich in Liebe begegnen,<br />
besonders den Armen und unseren Herren Kranken.“<br />
<strong>Die</strong>ser Satz beschreibt nicht nur, was wir tun, sondern<br />
vor allem, wie wir unsere Aufgabe erfüllen. Das bedeutet,<br />
in unserer Haltung auf Augenhöhe zu achten, in<br />
liebevoller, respektvoller Klarheit zu kommunizieren<br />
und damit sicherzustellen, dass ein Dialog entsteht.<br />
Beruflich wie privat nützlich<br />
Gerade in Zeiten rasch wechselnder, begrenzter Kontakte<br />
und neuer Aufgabenstellungen, die uns immer mehr<br />
fordern, bekommt Kommunikation einen hohen Stellenwert.<br />
Das betrifft nicht nur unser freiwilliges Engagement<br />
bei den <strong>Malteser</strong>n. Auch privat und beruflich,<br />
in unternehmerischen Führungsfunktionen und selbst-<br />
verständlich in der Beziehungskommunikation in der<br />
Familie, aber auch mit unseren Betreuten, können professionelle,<br />
zielorientierte und gleichzeitig einfühlsame<br />
Methoden der Kommunikation sehr hilfreich sein. Deshalb<br />
werden wir Gunhard Keil gerne noch öfter bitten,<br />
uns in Sachen Kommunikationstraining zu begleiten.<br />
Nähere Infos: www.gunhardkeil.com<br />
KOCHDIENST<br />
FÜR BEDÜRFTIGE<br />
Gerade in der kalten Jahreszeit ist es für Obdachlose besonders<br />
schwer, an eine warme Mahlzeit zu gelangen. <strong>Die</strong><br />
MALTESER helfen gemeinsam mit dem Orden der Mutter-<br />
Teresa-Schwestern.<br />
Von Beatrix Spannbauer<br />
Seit Oktober 2020 sind sie jeden Samstag zwischen<br />
neun und zwölf Uhr im Haus der Mutter-Teresa-<br />
Schwestern am Mariahilfer Gürtel in Wien anzutreffen:<br />
Bis zu sechs freiwillige <strong>Malteser</strong> kochen hier gemeinsam<br />
mit den Missionarinnen der Nächstenliebe<br />
für bis zu 300 Obdachlose und Bedürftige.<br />
Warmes Essen zum Mitnehmen<br />
<strong>Die</strong> Zutaten stellen die Schwestern bereit, die Zubereitung<br />
der Speisen übernehmen die <strong>Malteser</strong>. Geschält,<br />
geschnitten, gekocht, gedünstet, gebraten und geba-<br />
24<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
WARUM UNS PILGERFAHRTEN SO WICHTIG SIND<br />
Wie sehr uns das Gemeinschaftsbildende über alle Grenzen fehlt, spüren wir schmerzlich seit dem besonderen Jahr<br />
2020: Unser alljährlicher Lourdes-Zug fand coronabedingt nur virtuell statt, und die geplante Romreise musste<br />
hoffnungsfroh und vorausblickend auf <strong>2021</strong> verschoben werden.<br />
Von Richard Wittek-Saltzberg<br />
Pilgern, also auf dem Weg sein – mit und zu<br />
Christus, unserem Herrn – und <strong>Die</strong>ner sein<br />
unserer Herren Kranken, ist der Urgrund der<br />
<strong>Malteser</strong>, begründet im elften Jahrhundert,<br />
doch bestimmt älter im Zusammenhang mit<br />
der Kreuzauffindung zu Zeiten der Kaiserinmutter<br />
Helena, der Erbauung der Grabeskirche<br />
mit einem Xenodochium, also einer Fremden-<br />
oder Pilgerherberge als Vorläuferin des<br />
mittelalterlichen Hospizes, in Jerusalem und<br />
der kirchlichen Zeitenwende unter Konstantin<br />
dem Großen. In einer großen katholischen Erneuerungsbewegung<br />
und Aufbruchstimmung<br />
wird nach dem Zweiten Weltkrieg Lourdes das<br />
Zentrum für das Sich-auf-den-Weg-Machen.<br />
cken wird, was gerade auf dem Speiseplan<br />
der Ordensschwestern steht. <strong>Die</strong><br />
fertigen Mahlzeiten werden portioniert<br />
und in kleinen Essensboxen und Säckchen<br />
zum Mitnehmen abgepackt. Wegen<br />
Corona ist derzeit ein Vorortverzehr leider<br />
nicht möglich.<br />
Danke, Georg! Danke, Elisa!<br />
Mit Georg Male, brillant mit sprühendem Geist, und Elisa Stadlinger,<br />
mit viel Empathie und Verstand, kamen als österreichische Lourdes-<br />
Pilgerzug-Organisatoren in den 2010er-Jahren zwei bewährte und<br />
beseelte Vizekommandanten Zug um Zug in die oberste Führungsverantwortung<br />
im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst. Ihre Namenspatrone stehen<br />
wie Zeichen für unser Ordens-Charisma: der heilige Georg im Kampf<br />
mit dem Drachen gegen das Böse in der Verteidigung des Glaubens (tuitio<br />
fidei) und die heilige Elisabeth sowie unser vor 900 Jahren verstorbener<br />
Ordensgründer, der selige Gerhard, ikonographisch dargestellt<br />
mit dem Brot für die Bedürftigen (obsequium pauperum).<br />
Georg Male und Elisa Stadlinger<br />
haben nach intensivem Einsatz,<br />
die richtigen Entscheidungen<br />
für den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />
auf den Weg zu bringen, Ende<br />
November 2020 aus beruflichen<br />
Gründen ihre Mitverantwortung<br />
im Kommando zurückgelegt. Aber einmal <strong>Malteser</strong>, immer <strong>Malteser</strong>!<br />
Da bin ich mir von Herzen sicher und sehr dankbar.<br />
Regelmäßiger <strong>Malteser</strong>-<strong>Die</strong>nst<br />
<strong>Die</strong> Zusammenarbeit mit den Mutter-<br />
Teresa-Schwestern ist nicht neu. Früher<br />
von der Johannesgemeinschaft durchgeführt,<br />
haben die <strong>Malteser</strong> schon in der<br />
Vergangenheit immer wieder ausgeholfen.<br />
Nun ist ein regelmäßiger <strong>Die</strong>nst<br />
des Bereichs Wien der <strong>Malteser</strong> daraus<br />
geworden. Dank ihres Einsatzes kann<br />
besonders Bedürftigen geholfen werden,<br />
die im Haus der Schwestern neben Essen<br />
auch warme Kleidung und Zuwendung<br />
erhalten.<br />
Herzlich willkommen, Niklas und Sylvia!<br />
Genauso ist es mit der großen Freude über die Zusage von Niklas<br />
Salm-Reifferscheidt-Raitz, langjähriger Bereichsleiter in Oberösterreich<br />
mit weiterhin aufrechter Sanitäterberechtigung, und Sylvia<br />
Tuczka, bis jüngst mit viel Umsicht und großer Übersicht Bundesleiterin<br />
Finanzen, als Vizekommandanten in die vorderste Linie aufzurücken.<br />
Wir haben nicht nur eine große Tradition, sondern auch eine<br />
gute Zukunft, ganz nach den Worten des ersten Großmeisters Fra’<br />
Gerhard: Gemeinschaft, unvergänglich, so Gott es will.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 25
MALTESERÖSTERREICH<br />
„STRECK DEM ARMEN DEINE HAND ENTGEGEN“<br />
Unter diesem Motto wurde am 15. November 2020 der von Papst Franziskus eingeführte Welttag der Armen begangen – mit Unterstützung<br />
der MALTESER, die gemeinsam mit Freiwilligen der Franziskaner zur Messe und Essensausgabe in Wien eingeladen hatten.<br />
Das Titelzitat stammt aus dem Buch Jesus Sirach im Alten<br />
Testament. Es weckt sogleich Assoziationen mit „obsequium<br />
pauperum – Hilfe den Bedürftigen“, also dem<br />
Leitsatz des <strong>Malteser</strong>ordens. <strong>Die</strong>sem Prinzip getreu beteiligten<br />
sich die <strong>Malteser</strong> an der Organisation des am<br />
Welttag der Armen traditionell durchgeführten Segensgottesdienstes<br />
mit Kardinal Schönborn und anschließender<br />
Essensausgabe für 120 Armutsbetroffene.<br />
Gemeinsam feiern und gestalten<br />
Schon vor Beginn der Messe sorgten die <strong>Malteser</strong>, die mit<br />
insgesamt 20 Personen im Einsatz waren, beim Eingang<br />
der Franziskanerkirche mit der Durchführung von Hygienemaßnahmen<br />
und Fiebermessen für die größtmögliche<br />
Sicherheit aller Teilnehmenden. Der Gottesdienst wurde<br />
von Armutsbetroffenen selbst gestaltet, die als Ministranten,<br />
Lektoren und Musiker in Erscheinung traten.<br />
Von Tobias Zöhrer<br />
Während des Einzelsegens und beim Auszug aus der Kirche<br />
mit gleichzeitiger Essensausgabe, die coronabedingt<br />
leider nicht wie geplant in festlichem Rahmen im Refektorium<br />
des Franziskanerklosters und im Curhaus St. Stephan<br />
stattfinden konnte, kümmerten sich die <strong>Malteser</strong><br />
gemeinsam mit Freiwilligen der Franziskaner als Ordner<br />
um einen geregelten Ablauf. Das Essen selbst bestand aus<br />
einem dreigängigen Festmahl, das ein Küchenteam der<br />
<strong>Malteser</strong> frisch zubereitet hatte.<br />
<strong>Die</strong> Barriere der Einsamkeit durchdringen<br />
Im persönlichen Gespräch bedankte sich Kardinal Schönborn<br />
im Namen von Papst Franziskus für unseren <strong>Die</strong>nst.<br />
Besonders in Erinnerung bleiben außerdem die Zusammenarbeit<br />
und die persönlichen Begegnungen mit armutsbetroffenen<br />
Freiwilligen und Messgästen. In einer<br />
Zeit der weltweiten Krise war dieser Nachmittag ein<br />
Einladung zur Reflexion<br />
„Streck dem Armen deine Hand entgegen“ (vgl. Sir 7,32).<br />
<strong>Die</strong> altehrwürdige Weisheit hat diese Worte gleichsam als<br />
einen heiligen Verhaltenskodex für das Leben aufgestellt.<br />
Sie erklingen heute mit ihrer ganzen Bedeutungsschwere,<br />
um auch uns zu helfen, den Blick auf das Wesentliche<br />
zu konzentrieren und die Schranken der Gleichgültigkeit<br />
zu überwinden. <strong>Die</strong> Armut tritt immer in verschiedenen<br />
Formen auf, die für jede besondere Situation Aufmerksamkeit<br />
verlangen: In jeder von ihnen können wir dem<br />
Herrn Jesus begegnen, der offenbart hat, in seinen geringsten<br />
Brüdern anwesend zu sein (vgl. Mt 25,40).<br />
26<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
„WARUM KOMMST DU NICHT AUCH ZU MIR?“<br />
Wie wertvoll und sogar lebensrettend die Arbeit des MALTESER Betreuungsdienstes für viele Menschen im Alter oder mit<br />
einer körperlichen Einschränkung sein kann, zeigt das herzerwärmende Beispiel von Monika aus Wien.<br />
Von Barbara Bernegger-Kittinger<br />
Wir haben uns vor mehr als 20 Jahren bei einer Weihnachtsfeier<br />
der <strong>Malteser</strong> kennengelernt. Als Mitglied des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes<br />
besuchte ich damals mit Walter, meinem ersten Betreuten,<br />
eben jene Feier. Monika saß an einem der Nebentische und sagte<br />
plötzlich: „Warum kommst Du nicht auch zu mir?“<br />
Monika ist bis 12. Jänner <strong>2021</strong> einen langen,<br />
steinigen Weg gegangen und nun heimgekehrt<br />
– möge sie in Frieden ruhen. Monika,<br />
ich werde dich vermissen. Deine Barbara<br />
sicht- und fühlbarer Beweis dafür, dass<br />
trotz Einhaltung der Abstandsregeln<br />
durch ein nettes Wort, ein freundliches<br />
Lächeln oder sogar herzhaftes Lachen<br />
die Barriere der Einsamkeit durchdrungen<br />
werden und ein Gefühl des Miteinanders<br />
entstehen kann.<br />
Der Welttag der Armen findet einmal im<br />
Jahr statt, um auf das Thema aufmerksam<br />
zu machen und die Gesellschaft für<br />
die Not und die Bedürfnisse von Armen<br />
zu sensibilisieren. Er wird jeweils am<br />
zweiten Sonntag vor dem Advent begangen.<br />
Wir alle sind jedoch dazu aufgerufen,<br />
an jedem Tag im Jahr Bedürftigen<br />
die Hand zu reichen und aktiv an<br />
einer Welt zu bauen, in der Armut keinen<br />
Platz mehr hat.<br />
So fing es an. Ich besuchte Monika daraufhin regelmäßig. <strong>Die</strong> ältere<br />
Dame saß zwar im Rollstuhl, war aber dennoch unternehmungslustig<br />
und aufgeschlossen. Für ihr Leben gern ging Monika in Restaurants<br />
zum Essen. „Um unter Leuten zu sein, sie zu beobachten“, wie<br />
sie sagte. Bei einem dieser Treffen schüttete Monika mir das Herz<br />
aus. Sie hatte eine ungemein bewegte Vergangenheit hinter sich –<br />
von der äußerst schwierigen Kindheit angefangen über wechselhafte<br />
Liebesbeziehungen bis hin zu komplizierten Geschichten mit ihren<br />
eigenen Kindern. „Bist du jetzt geschockt?“, fragte sie mich, als<br />
sie geendet hatte. Doch ich nahm Monika einfach ohne Zögern nur<br />
in die Arme und drückte sie mitfühlend.<br />
Fürsorgliche Hilfe und Sicherheit<br />
Eines Tages, wir waren in Monikas Wohnung verabredet, wurde die<br />
Tür wider Erwarten trotz mehrmaligem Läuten nicht geöffnet. Beunruhigt<br />
rief ich sofort die Feuerwehr, um die Wohnung öffnen zu<br />
lassen – zum Glück und keine Minute zu früh! Monika lag ohnmächtig<br />
mit einer blutenden Wunde am Boden, und in der Küche war eine<br />
Herdplatte an.<br />
Nach dem folgenden Spitalsaufenthalt war klar, dass Monika nicht<br />
mehr allein leben konnte. Also übersiedelte sie in ein Heim, wo<br />
sie bestens betreut wurde. Dank regelmäßiger Bewegungstherapie<br />
lernte Monika sogar wieder, selbstständig zu gehen. Der Rollstuhl<br />
konnte gegen einen Rollator getauscht werden. Für mich, die Monika<br />
jetzt natürlich weiterhin besuchen kam und kleine <strong>Die</strong>nste und<br />
Botengänge für sie übernahm, war es jedes Mal eine Freude, wenn<br />
mir Monika bei ihren Besuchen schon am Gang entgegenkam. So<br />
schön kann „<strong>Die</strong>nst am Nächsten“ sein!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 27
MALTESERÖSTERREICH<br />
MALTESER KINDERHILFE<br />
GROSSARTIGE HILFE FÜR<br />
DAS HILDE UMDASCH HAUS<br />
Weihnachten ist Spendenzeit – nicht nur, aber ganz besonders! Vom traditionellen Kekserlmarkt im Hilde Umdasch<br />
Haus, der kurzerhand zum „Weihnachts-Take-away-Markt“ umfunktioniert wurde, über Zuwendungen von Unternehmen<br />
und Privaten bis hin zu bemerkenswerten Aktionen von Stadtgemeinden: <strong>Die</strong> MALTESER Kinderhilfe ist<br />
immer ein Grund, die Geldbörse zu zücken und sich in den <strong>Die</strong>nst der guten Sache zu stellen. Sämtliche Spenden<br />
kommen unmittelbar den betreuten Kindern und Jugendlichen im Hilde Umdasch Haus zugute. Vergelt’s Gott!<br />
Von Petra Hellmich<br />
Nicht ohne unsere Kekse!<br />
Undenkbar, dass der traditionelle und liebgewonnene weihnachtliche Kekserlmarkt im Hilde Umdasch Haus ausfällt!<br />
Das geht nicht! Auch nicht in Zeiten von Corona! Also haben sich die Mitarbeitenden etwas Spezielles für die Vorweihnachtszeit<br />
einfallen lassen: Sie haben ihre köstlichen, handgemachten und wunderschön anzusehenden Bäckereien einfach<br />
als „Take-away“ angeboten. Nach telefonischer oder elektronischer Vorbestellung per E-Mail waren die Leckereien<br />
im Handumdrehen zur Selbstabholung bereitgestellt – und im Nu ausverkauft! Danke an die vielen fleißigen Kekserlesser<br />
und Spender!<br />
„Jedes Ende ist ein Anfang“<br />
In diesem sehr tröstlichen Sinne vollzog die Familie Engelscharmüller<br />
Ende November den letzten Willen ihres verstorbenen<br />
Vaters Hans Engelscharmüller. Sohn Walter überreichte<br />
dem Hilde Umdasch Haus eine Spende von 765 Euro: „Wir<br />
wollten von Kränzen absehen und lieber im Andenken an unseren<br />
Vater eine Kranzspende machen. Er hat viele Jahr für<br />
die Firma Umdasch gearbeitet. <strong>Die</strong> Kinder und Jugendlichen<br />
im Hilde Umdasch Haus sind ihm immer sehr am Herzen gelegen.“<br />
Ein großes Danke an die Familie Engelscharmüller für<br />
diese großzügige, wunderschöne Geste!<br />
28<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Der Nikolaus von Amstetten<br />
Weil sich auch der Hl. Nikolaus an die Corona-Schutzmaßnahmen<br />
halten musste, fiel der traditionelle Besuch<br />
in Amstetten am 6. Dezember 2020 anders aus<br />
als üblich. So durfte der große Mann im roten Mantel<br />
mit dem weißen Rauschebart und dem Sack voller Geschenke<br />
nicht einfach in die Häuser und Wohnungen<br />
der Kinder kommen. Vor der Eingangstür – mit entsprechend<br />
Abstand – war Schluss. Mit besonders viel<br />
Herz und Einsatz hat daher Patrick „Nikolaus“ Breiteneder<br />
von der Autobörse Breiteneder Amstetten „seine“<br />
Kinder besucht. <strong>Die</strong> Freude war so groß, dass viele<br />
Familien dem Nikolaus als Dankeschön eine Spende<br />
überreicht haben. <strong>Die</strong>se wurde vom Autohaus großzügig<br />
aufgerundet und dem Hilde Umdasch Haus übergeben.<br />
Bei der Scheckübergabe zeigte sich Patrick Breiteneder<br />
sehr beeindruckt, wie wohnlich und positiv das<br />
Ambiente und die Stimmung im Haus sind: „Viele Menschen<br />
erwarten, dass das schwere Schicksal, das diese<br />
Kinder tragen, sicht- und spürbar ist. Aber im Hilde<br />
Umdasch Haus, wo man rund um die Uhr bemüht ist,<br />
den Kindern ein Stück Normalität, Alltag und Glück zu<br />
ermöglichen, spürt man eine sehr freudige Stimmung.“<br />
Danke für das schöne Kompliment, Herr Breiteneder,<br />
und ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihre Spende!<br />
Wo Träume schaukeln dürfen<br />
Kindern im Rollstuhl die sinnliche Erfahrung des<br />
Schaukelns ermöglichen – dieses Ziel steht hinter dem<br />
Projekt „Traumschaukel“. Auf Initiative von Kulturstadtrat<br />
Stefan Jandl, Patrick Losbichler von der Loft<br />
Kreativ- und Werbeagentur sowie Georg Trimmel vom<br />
Stadtmarketing Amstetten wurde eine breite Spendenkampagne<br />
zur Finanzierung einer Rollstuhlschaukel<br />
für das Hilde Umdasch Haus gestartet. Getragen wird<br />
die Aktion vom Verein „Amstetten Hilft“ und zahlreichen<br />
motivierten Menschen aus der Amstettener<br />
Kunstszene und Kreativwirtschaft. Mit dieser Traumschaukel<br />
wird für viele Kinder im Hilde Umdasch Haus<br />
ein Traum wahr. Ein großes Danke dafür!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 29
MALTESERÖSTERREICH<br />
„Weil es uns so gut geht“<br />
„Wir haben drei gesunde Kinder, wofür wir sehr dankbar<br />
sind. Das ist nicht selbstverständlich, und eben weil es<br />
uns so gut geht, haben wir uns dazu entschlossen, einen<br />
Teil der Einnahmen aus meinem Geschäft dem Hilde<br />
Umdasch Haus der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zu spenden“,<br />
erklärte kürzlich Daniela Kirchweger, Geschäftsführerin<br />
von „Wolkenlos Kosmetik“ aus Aschbach. Vor vier<br />
Jahren hatte sie begonnen, Naturkosmetik herzustellen.<br />
„Das Unternehmen ist immer weiter gewachsen.<br />
Heuer wollten wir eine etwas andere ‚Black-Friday-Aktion‘<br />
starten, indem wir in der Zeit von Ende November<br />
bis Weihnachten zehn Prozent der Umsätze dem<br />
Hilde Umdasch Haus spenden“, so Daniela Kirchweger.<br />
Schließlich überreichte die empathische Geschäftsfrau<br />
gemeinsam mit ihrem Ehemann Josef und ihrer Tochter<br />
Sarah die stolze Spendensumme von 1.500 Euro. Wir<br />
können sie sehr gut für die Anschaffung wichtiger Therapiebehelfe<br />
für unsere Betreuten gebrauchen. Daher<br />
vielen herzlichen Dank für diese großartige Unterstützung,<br />
liebe Familie Kirchweger!<br />
Und dann war endlich Weihnachten!<br />
Am 24. Dezember kam das Friedenslicht, wie alle Jahre, durch den Reitverein Geiger angeritten. Sehnsüchtig hatten<br />
die kleinen und großen Bewohner des Hilde Umdasch Hauses schon darauf gewartet. Sie wurden nicht enttäuscht.<br />
Zusätzlich erhielten alle Kinder einen süßen Stoffteddybären von Tempora. Einige der Mitarbeitenden sorgten mit<br />
Musikinstrumenten für eine feierliche Stimmung. Danke für den wunderschönen Beitrag zu unserem Fest!<br />
Mehr über die MALTESER Kinderhilfe unter: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
30<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESER CARE<br />
„WERDE ZU HAUSE VON TINA GEHEGT<br />
UND GEPFLEGT“<br />
Wie wichtig qualitätvolle mobile Pflege und Betreuung ist, wird in Krisenzeiten besonders deutlich. Wie sehr sie auch<br />
wertgeschätzt wird, zeigen nachfolgende, teils sehr berührende Auszüge aus aktuellen Schreiben an MALTESER Care.<br />
Von Susanne Wick<br />
Am 23. Dezember 2020 erreichte uns ein ganz spezieller<br />
Brief. Er kam aus dem Büro des Bundesministers<br />
für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz<br />
und trug die eigenhändige Unterschrift von<br />
Rudolf Anschober. In dem Brief heißt es:<br />
„<strong>Die</strong> Covid-19-Pandemie stellt uns als Gesellschaft vor<br />
neue Herausforderungen. Eine besondere Verantwortung<br />
besteht gegenüber der Risikogruppe älterer bzw. betreuungs-<br />
und pflegebedürftiger Menschen. Dabei bin ich mir<br />
der bedeutenden Rolle der 24-Stunden-Betreuungskräfte<br />
sowie der Vermittlungsagenturen bei der Betreuung der<br />
vulnerablen Personengruppe bewusst, weswegen ich Ihnen<br />
an dieser Stelle meinen größten Dank für Ihren Einsatz<br />
und für die Fürsorge für die Ihnen anvertrauten betreuungsbedürftigen<br />
Personen aussprechen möchte.“<br />
<strong>Die</strong>ser Dank von hoher Stelle freut uns sehr und bestätigt<br />
unsere Mitarbeitenden in ihrem tagtäglichen, außergewöhnlichen<br />
Engagement. Ebenso freuen uns die<br />
herzlichen Rückmeldungen, die wir von Betreuten und<br />
deren Angehörigen erhalten. Sie motivieren unsere diplomierten<br />
Pflegefachkräfte, die durch Covid-19 noch<br />
mehr gefordert sind als sonst, in ihrem Bemühen nicht<br />
nachzulassen. Das weiß etwa die Tochter eines unserer<br />
Klienten sehr zu schätzen. Sie schreibt:<br />
„Für die ausgezeichnete und zuverlässige Betreuung im<br />
abgelaufenen Jahr möchte ich mich herzlich bedanken, vor<br />
allem für die gute Unterstützung in Coronazeiten! Herr<br />
Heindl hat sich stets engagiert, hat uns informiert und<br />
war den Betreuerinnen bei den vorgeschriebenen Tests<br />
behilflich. <strong>Die</strong> Abwicklung war sicher nicht immer leicht.<br />
Auch die Betreuerinnen meines Vaters leisten großartige<br />
Arbeit und unterstützen ihn in bester Weise. Es ist uns<br />
eine große Beruhigung, dass im Notfall eine Ersatzpflegerin<br />
eingesetzt wird, falls wir das Pech haben, dass eine unserer<br />
bewährten Betreuerinnen doch erkranken sollte. Wir<br />
hoffen natürlich sehr, dass sie gesund bleiben!“<br />
Immer wieder begleiten die Fachkräfte von <strong>Malteser</strong><br />
Care schwerkranke Menschen in ihrer letzten<br />
Lebensphase und sind eine besonders wichtige Stütze<br />
für die Angehörigen. So ließ uns der Sohn einer Betreuten<br />
wissen:<br />
„Hiermit darf ich mich im Namen meiner Schwester als<br />
auch in meinem Namen vielmals für die gute und umsichtige<br />
Betreuung meiner Mutter in den letzten Jahren bedanken.<br />
Meine Mutter ist im vergangenen Monat friedlich<br />
zu Hause entschlafen. Insbesondere möchten wir in unserem<br />
Dankesschreiben Frau Claudia Vujic hervorheben, die<br />
verlässlich und liebenswürdig jederzeit für uns erreichbar<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 31
MALTESERÖSTERREICH<br />
war und uns in all den Jahren und insbesondere in den<br />
letzten Monaten auch menschlich sehr unterstützt hat.“<br />
Aus Anlass des Ablebens seiner Mutter, die schon<br />
mehrere Jahre von <strong>Malteser</strong> Care betreut worden war,<br />
schickte uns deren Sohn folgende Zeilen:<br />
„... darf ich Ihnen mein großes Lob aussprechen. <strong>Die</strong> Pflege<br />
meiner leider schon schwer kranken Mutter wurde in<br />
vorbildlicher Art und Weise durchgeführt. Ebenso wurde<br />
meine Mutter regelmäßig von Frau Gruber-Polak aufgesucht<br />
und der aktuelle Gesundheitszustand und Pflegebedarf<br />
erhoben. Fallweise aufgetretene Probleme wurden<br />
rasch und unkompliziert behoben. Ein besonderer Dank<br />
gebührt Frau S.-F., die viele Monate hindurch ohne Unterbrechung<br />
meine Mutter versorgt und betreut hat und<br />
sie bis zu ihrer letzten Lebensstunde sehr fürsorglich begleitet<br />
hat.“<br />
Sehr berührt haben uns auch die Zeilen einer Tochter,<br />
die ihren Vater kürzlich verloren hat. Trotz der traurigen<br />
Situation nahm sie sich die Zeit, uns Folgendes<br />
zu schreiben:<br />
„Leider ist mein Vater vorgestern friedlich verstorben und<br />
konnte sich nicht allzu lange über die superkompetente<br />
Betreuung durch Ihre Organisation freuen. Ich möchte<br />
mit diesem Schreiben meine große Dankbarkeit ausdrücken,<br />
bei meiner dringenden Suche nach einer 24-Stunden-Betreuung<br />
in diesen schwierigen Zeiten auf Herrn<br />
Robert gestoßen zu sein, der uns innerhalb kürzester Zeit<br />
Tina zur Seite stellen konnte und auch zwischendurch IM-<br />
MER für uns mit Rat und Tat zur Seite stand. Unser aller<br />
Dank gilt natürlich insbesondere Tina, die in den wenigen<br />
verbliebenen Tagen einen wesentlichen Beitrag geleistet<br />
hat, meinem Vater den Wunsch zu erfüllen, seine letzten<br />
Tage zu Hause zu verbringen. Kurz vor seinem Tod hat<br />
er noch folgende Meldung geschickt: ‚Werde zu Hause von<br />
Tina gehegt und gepflegt. Sie ist eine Perle.‘“<br />
Danke an dieser Stelle von ganzem Herzen an all<br />
jene, die täglich in unermüdlichem Einsatz für das<br />
Wohlergehen pflegebedürftiger Menschen in Österreich<br />
tätig sind!<br />
MALTESER CARE<br />
GESCHICHTE EINER<br />
LEIDENSCHAFT<br />
Adina Gagauta kam von Rumänien nach Österreich zu<br />
MALTESER Care und hat hier ihren Traumberuf gefunden.<br />
<strong>Die</strong> diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin betreut<br />
ihre Klienten mit viel Hingabe und einem ausgeprägt<br />
guten Gefühl für Menschen.<br />
Von Susanne Wick<br />
Eigentlich hatte Adina in Rumänien ihren Abschluss am<br />
naturwissenschaftlichen Gymnasium mit Schwerpunkt<br />
Physik und Chemie gemacht und ein Diplom der Rechtswissenschaften<br />
in der Tasche. Dennoch entschied sie sich<br />
umzusatteln. Ihr neuer Lernweg führte sie über soziale<br />
Fachausbildungen zur Kinderbetreuerin und schließlich<br />
zur Altenpflegerin. Eine vielfältige Karriere mit unterschiedlichsten<br />
Stationen im Eilzugtempo.<br />
Von der Telekom-Mitarbeiterin …<br />
Für unsere Geschichte hier aber alles in Ruhe und der Reihe<br />
nach: <strong>Die</strong> heute 40-jährige Adina begann ihre Laufbahn<br />
in ihrem Heimatort Vaslui in Rumänien, nahe der Grenze<br />
zur Republik Moldau. Zunächst war die mathematisch begabte<br />
junge Frau zwei Jahre lang als Telefonberaterin für<br />
den Telekom-Konzern Orange Rumänien tätig. Nach der<br />
Geburt ihrer ersten Tochter gründete sie ihre eigene Babybekleidungsfirma<br />
– einfach deshalb, weil es in ihrem Ort<br />
für Babys keine entsprechende Ausstattung gab. <strong>Die</strong> folgenden<br />
Jahre führte die junge Mutter das Unternehmen<br />
als Eigentümerin und war ihre eigene, wichtigste Mitarbeiterin.<br />
… über Unternehmerin und diplomierte Pflegerin …<br />
Kam in Adinas Umgebung ein Baby zur Welt, war es jedes<br />
Mal aufs Neue wie ein Wunder für sie. Voll Freude und mit<br />
einem entsprechenden Willkommenspaket machte sie sich<br />
auf, den Neuankömmling persönlich zu begrüßen. <strong>Die</strong>se<br />
besondere Verbundenheit zu Babys ließ Adina– noch während<br />
ihrer Tätigkeit als Unternehmerin – eine Ausbildung<br />
32<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
als diplomierte Kinderbetreuerin bei der Caritas in Vaslui<br />
absolvieren. Damit nicht genug, folgte noch das Diplom<br />
zur Altenpflegerin. Gleichzeitig reifte der Wunsch nach einer<br />
örtlichen Veränderung. Das Ziel sollte Österreich sein.<br />
… nach Österreich zur Altenbetreuerin …<br />
Deutsch zu lernen, erinnert sich Adina, war für sie eine<br />
ziemliche Hürde. Doch wenn sie sich etwas in den Kopf<br />
setzt, so erzählt Adina lachend weiter, zieht sie es auch<br />
durch. Also hat sie alle Gegenstände in ihrer Wohnung<br />
mit Post-its beklebt, auf denen die deutschen Bezeichnungen<br />
für den Gegenstand geschrieben standen. <strong>Die</strong><br />
Methode hat hervorragend funktioniert. Heute gibt es<br />
keine Sprachbarriere mehr für Adina.<br />
Während der ersten Jahre ihrer Tätigkeit pendelte die<br />
tüchtige Pflegerin im Zwei-Wochen-Rhythmus zwischen<br />
ihren Klienten in Wien und ihrer Familie in Rumänien.<br />
Ihr Mann, unterstützt von Eltern und Schwiegereltern,<br />
kümmerte sich um die gemeinsamen Töchter. Inzwischen<br />
war ein weiteres Mädchen dazugekommen. <strong>Die</strong>se Situation<br />
war für alle Beteiligten eine große Herausforderung<br />
und verlangte der Familie eine Menge ab. Nach rund vier<br />
Jahren konnte Adina schließlich ihren Mann und ihre<br />
Kinder überzeugen, zu ihr nach Österreich zu übersiedeln<br />
und hier einen Neuanfang zu wagen – mit Erfolg!<br />
Adina lebt nun mit ihrem Mann, mit dem sie bereits seit<br />
17 Jahren verheiratet ist, und ihren zwei Töchtern Alesia<br />
Alexandra (14 Jahre) und Sophia Anastasia (acht Jahre)<br />
glücklich in Wien.<br />
… und mobilen Hauskrankenpflegerin bei<br />
<strong>Malteser</strong> Care<br />
Zu diesem Glück beitragen konnte <strong>Malteser</strong> Care. Seit<br />
2014 ist Adina für <strong>Malteser</strong> Care tätig. Zunächst noch als<br />
selbstständige Personenbetreuerin, ergab sich 2019 die<br />
Möglichkeit, im Rahmen des Familienentlastungsdienstes<br />
als Betreuerin im Anstellungsverhältnis tätig zu werden.<br />
Zwischen 2014 und 2019 absolvierte Adina neben ihrer<br />
Arbeit die dreijährige Fachausbildung zur diplomierten Gesundheits-<br />
und Krankenpflegerin. Seit <strong>2021</strong> ist sie nun für<br />
<strong>Malteser</strong> Care in der mobilen Hauskrankenpflege tätig. Danke,<br />
dass wir dich zu unserem Team zählen dürfen, Adina!<br />
www.malteser.care<br />
INDIVIDUELLE PFLEGE UND<br />
BETREUUNG IM EIGENEN<br />
ZUHAUSE<br />
MALTESER Care ist seit vielen Jahren als kompetenter<br />
Partner für Familien in ganz Österreich tätig. Wir bieten<br />
bestmögliche Pflege- und Betreuungsleistungen<br />
zu Hause an. Unsere diplomierten Gesundheits- und<br />
Krankenpflegepersonen beraten Sie gerne.<br />
Details zu unseren Leistungen unter<br />
www.malteser.care<br />
+43 1 361 97 88 • office@malteser.care<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 33
XXXXX<br />
Wien – Teststraßen: <strong>Malteser</strong> unterstützen zahlreiche Teststraßen, Testungen in Unternehmen und Impfaktionen.<br />
COVID-19<br />
Steiermark – Teststraße: <strong>Die</strong> WKO Steiermark bietet exklusiv für ihre Mitglieder sowie deren Mitarbeiter<br />
in einer Kooperation mit den <strong>Malteser</strong>n eine Antigen-Schnelltestmöglichkeit bei der Messe<br />
Graz (Parkplatz Fröhlichgasse gegenüber Messe) an. <strong>Die</strong>se Schnelltests ermöglichen ein rasches Erkennen<br />
von hochinfektiösen Personen innerhalb von 15 Minuten.<br />
Linz/Oberösterreich – Massentests: Im Kampf gegen Corona waren die <strong>Malteser</strong> gemeinsam mit<br />
dem Roten Kreuz bei den oberösterreichischen Massentests im Einsatz.<br />
Salzburg – Schnelltests: In Salzburg wurden im Messezentrum und in Eugendorf mittels Nasenabstrich<br />
kostenlose Schnelltests gemeinsam mit dem Roten Kreuz durchgeführt.<br />
34<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
„Ich habe mich für die Impfung angemeldet und freue<br />
mich auf die Rückkehr in ein normales Leben mit<br />
sozialen Kontakten.“<br />
Andreas Trentini, Bereich Tirol<br />
„Ich lasse mich impfen, weil ich Ärztin und <strong>Malteser</strong>in bin. Bei<br />
meiner Arbeit auf einer Covid-Station habe ich jeden Tag Menschen<br />
an diesem Virus sterben sehen. <strong>Die</strong> Impfung ist ein Segen!“<br />
Eva Perl, Bereich Salzburg<br />
„Ich bin <strong>Malteser</strong>in und lasse mich impfen, weil ich damit<br />
auch andere Menschen schütze.“<br />
Maria-Sophia Stadler, Bereich Salzburg<br />
„Ich lasse mich impfen, weil ich <strong>Malteser</strong> bin und ich es als<br />
wesentlichen Beitrag zur Beendigung der Pandemie erachte.“<br />
Christian Höllinger, Bereich Salzburg<br />
Ich lasse mich gegen Covid-19 impfen, weil die Impfung mich,<br />
meine Familie, meine Freunde, die ganze Gesellschaft schützt.<br />
Therese Backhausen, Bereich Burgenland<br />
„Selbstverständlich lasse ich mich impfen. Ich habe die Folgen<br />
von Polio und FSME an anderen Menschen gesehen. Ich möchte<br />
nicht die Folgen von Covid-19 am eigenen Leib ausprobieren.“<br />
Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Bereich Tirol/Vorarlberg<br />
„Ich muss mich dringend einer Zahn-OP unterziehen.<br />
Darum möchte ich mich so rasch wie möglich impfen lassen,<br />
um auf der sicheren Seite zu sein.“<br />
Angela Thierry, Bereich Burgenland<br />
„Geimpft zu sein bedeutet, als aktiver <strong>Malteser</strong> wieder seinen<br />
Betreuten nahekommen zu dürfen. Je früher, desto besser!“<br />
Bernhard Bachna, Bereich Burgenland<br />
„Ich arbeite als Krankenschwester in einem Akutnachbehandlungskrankenhaus<br />
in Tirol. Ich muss zugeben, dass ich eine<br />
unglaubliche Erleichterung empfinde, seit ich vor drei Tagen<br />
geimpft wurde, und freue mich auf den zweiten Termin.“<br />
Gabriele Walterskirchen, Bereich Tirol/Vorarlberg<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 35
XXXXX<br />
BURGENLAND<br />
AUFNAHMEN 2020<br />
Aufgrund von Covid-19 konnte 2020 erstmals keine gemeinsame Aufnahmefeier für alle österreichischen <strong>Malteser</strong><br />
stattfinden, dennoch ein herzliches Willkommen allen neuen Mitgliedern, die im kleinen Rahmen aufgenommen wurden<br />
und es noch werden.<br />
36<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong><br />
WIEN
XXXX<br />
STEIERMARK<br />
WIEN<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 37
MALTESERÖSTERREICH<br />
Schneetreiben: Es schneit und schneit ohne Unterlass. Darum wurde für die nächsten <strong>Die</strong>nste Schneeketten<br />
Anlegen und Abnehmen geübt.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
SALZBURG<br />
Medizinische Hilfe auf vier Rädern für Bedürftige: Im November 2020 durfte der Virgilbus nach acht Monaten<br />
unfreiwilliger Coronapause wieder fahren. Der <strong>Die</strong>nst findet im Raum der Katholischen Hochschülerschaft an der<br />
Rückseite der Kollegienkirche statt. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz, dem Samariterbund, der Caritas und der<br />
Diakonie Österreich haben sich die <strong>Malteser</strong> in Salzburg mit Landtagspräsident Sebastian Huber über die Maßnahmen<br />
und Gesundheitsvorkehrungen beraten.<br />
Einkaufsdienst: Ganz nach dem Motto „WIR bleiben<br />
für EUCH hier … bitte bleibt IHR für UNS daheim“ boten<br />
die <strong>Malteser</strong> auch im zweiten Lockdown einen Einkaufsdienst<br />
in der Stadt Salzburg an. Der <strong>Die</strong>nst konnte<br />
von Menschen, die einer Risikogruppe angehören,<br />
kostenlos in Anspruch genommen werden.<br />
38 DIE MALTESER 4/2020
Bereichswallfahrt „light“: Traditionell findet im Rosenkranzmonat Oktober die Wallfahrt nach Mariatrost statt.<br />
Nach einem Impuls wurde die Heilige Messe gefeiert und wundertätige Medaillen der St. Catherine Laboure gesegnet.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
STEIERMARK<br />
MALTESER helfen bei den Testungen: Endlich wieder<br />
Schule, die Kinder sind überglücklich.<br />
Der MALTESER Valentinstags-Express hat den in<br />
der Steiermark betreuten Personen Blümchen zugestellt,<br />
als kleine Geste und Überraschung.<br />
Graz – Traditionelle Flaggenparade vor dem Nationalfeiertag:<br />
Heuer fand die Flaggenparade erstmals im<br />
Hof der Grazer Burg statt. Landeshauptmann Hermann<br />
Schützenhöfer und Landeshauptmann-Stv. Anton Lang<br />
bedankten sich bei den Tausenden Freiwilligen für ihren<br />
täglichen, unverzichtbaren Einsatz zum Erhalt der<br />
Gesellschaft.<br />
DIE MALTESER 4/2020<br />
39
MALTESERÖSTERREICH<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
OBERÖSTERREICH<br />
Monatsmesse: Nach einer verlängerten Sommerpause aufgrund von Corona war es im Oktober wieder möglich,<br />
die monatliche Messe im Linzer Mariendom zu feiern. Weil unsere Betreuten auf den gemeinsamen Ausklang<br />
verzichten mussten, wurde eine kleine Jause für zu Hause verteilt. Trotz Abstand und gebotener Vorsicht war die<br />
Freude sehr groß.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
TIROL/VORARLBERG<br />
MALTESER Frühlingsgrüße werden zu den von uns Betreuten geliefert, insgesamt 100 Blumenstöcke, gespendet<br />
von zwei Tiroler Gärtnereien.<br />
fietzfotos / pixabay<br />
MALTESER Herzenswusch – Zwei Engel auf Rädern:<br />
Frau Adam benötigt beim Transport Sauerstoff und einen<br />
Rollstuhl, was es unmöglich macht, dass sie das Grab ihres<br />
Mannes alleine besucht. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> erfüllten ihren<br />
Herzenswunsch. Auf der Rückfahrt sagte Frau Adam dann<br />
immer wieder, dass sie auf dieser Fahrt von zwei „Engeln<br />
auf Rädern“ begleitet wurde. Ehrenamt: Man schenkt Zeit<br />
und bekommt so unglaublich viel Glück zurück.<br />
40<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
Der Schutzengeldienst 2020 bietet unseren Betreuten einige abwechslungsreiche, kreative und lustige Stunden in<br />
gemeinschaftlicher Stimmung. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> unternehmen Ausflüge wie Messbesuche und Spaziergänge. Natürlich<br />
nur unter Einhaltung der vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen.<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
TIROL/VORARLBERG<br />
Rettungssanitäterprüfung: Zwei neue Rettungssanitäterinnen<br />
für den Bereich Tirol. Gratulation, kommissionelle<br />
Rettungssanitäterprüfung erfolgreich bestanden!<br />
Faschingspost von den MALTESERN: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> lassen<br />
die Faschingstradition trotz Pandemie in Form von<br />
Postkarten aufleben. Faschingsbilder aus aller Welt erinnern<br />
unsere Betreuten an die jahrhundertelange Tradition<br />
des närrischen Treibens und zaubern ein Schmunzeln auf<br />
ihre Lippen.<br />
Ehrenamtlich Schnee schaufeln: Ein etwas<br />
anderer <strong>Die</strong>nst am Nächsten, aber für<br />
die Betroffenen eine wichtige Hilfe.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 41
MALTESERÖSTERREICH<br />
Erfolgreiche Reanimation: Im Advent haben <strong>Malteser</strong>-<br />
RTW-Teams gleich zwei Mal erfolgreich reanimiert! Gemeinsam<br />
mit der Berufsrettung Wien und der Johanniter<br />
Unfallhilfe konnten die Patienten von den <strong>Malteser</strong>n notfallmedizinisch<br />
versorgt und ins Krankenhaus gebracht werden!<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
WIEN<br />
60. Geburtstag: Der von uns betreute und langjährige<br />
Freund Kurt G. feierte seinen 60. Geburtstag.<br />
Wir haben ihn besucht und mit ihm gefeiert.<br />
Da gemeinsame Aktivitäten mit unseren Betreuten<br />
derzeit leider nur sehr eingeschränkt möglich sind,<br />
liegt der Fokus auf regelmäßigen Kontakten durch<br />
Anrufe, Briefwechsel, Zoom-Meetings und anderen<br />
Überraschungen wie Kuchen zum Geburtstag.<br />
Faschingsdienstag: Ein <strong>Malteser</strong> Rettungswagen<br />
als „MaltiCorne“ unterwegs, das perfekte<br />
„Kostüm“, da das <strong>Malteser</strong> Rettungsauto unter<br />
den Rettungsorganisationen den Spitznamen<br />
„Einhorn“ hat.<br />
Ausflug: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> aus dem Bereich Wien<br />
haben einen Ausflug in den „Essbaren Tiergarten“<br />
der Zotter Schokoladenfabrik gemacht.<br />
An dem sonnigen Oktobertag wurde den Wienern<br />
eine Vielzahl an Köstlichkeiten geboten.<br />
42<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
Kochdienste<br />
NEUES AUS DEM BEREICH<br />
WIEN<br />
Besuchsdienste<br />
Kreativ gegen die<br />
Einsamkeit<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 43
MALTESERÖSTERREICH<br />
Silvesterdienst: Ins neue Jahr mit viel Licht und Freude<br />
auf die vielen schönen Dinge, die da kommen werden.<br />
Weihnachtsputz in der steirischen Bereichszentrale<br />
WEIHNACHTEN 2020<br />
Steiermark – „Christkindlwerkstatt“: „Weihnachtsengerl“ gestalteten,<br />
verpackten und beschrifteten Geschenke, damit diese pünktlich an<br />
die von den <strong>Malteser</strong>n in der Steiermark Betreuten ausgeliefert und unter<br />
den Christbaum gelegt werden konnten.<br />
Neujahrsputz: Auch das zählt zu den Pflichten der freiwilligen Sanitäter.<br />
Tirol – Aktion 15 Minuten Advent<br />
im Sackerl: Fleißig wurden Kekse gebacken,<br />
diese in Sackerln aufgeteilt,<br />
eine Weihnachtsgeschichte auf eine<br />
schöne Karte geschrieben und von <strong>Malteser</strong>n<br />
vor den Wohnungstüren (Corona)<br />
aller von uns betreuten Menschen<br />
abgestellt.<br />
44<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
Weihnachten im Bereich Wien: Es wurde viel telefoniert, es wurden Packerl verschickt – es war anders, aber dennoch<br />
gemeinschaftlich, und die Adventstimmung war trotz allem spürbar. Danke allen, die das möglich gemacht haben.<br />
WEIHNACHTEN 2020<br />
Nikolo on Wheels: Nikolosackerl gab es natürlich trotz Covid-19. Der Nikolo wurde mit dem <strong>Malteser</strong>-Auto durch<br />
Wien gefahren, damit er schnell und sicher zu unseren Betreuten kommt. Leuchtende Augen kann man zum Glück<br />
auch mit Maske erkennen, und so war das Fest des Hl. Nikolaus für alle eine große Freude.<br />
Bereich Burgenland: Geschenke für die Bewohner des Hauses Malta wurden aufwendig verpackt und persönlich zugestellt.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 45
MALTESERÖSTERREICH<br />
Bereich Salzburg – Weihnachtssammlung: Trotz eisiger Temperaturen und<br />
Schneeregen standen die <strong>Malteser</strong> nach den Weihnachtsmetten und den Vormittagsmessen<br />
am Christtag vor den Kirchen in Salzburg und sammelten für ihre Arbeit mit<br />
Menschen mit einer Behinderung. Danke für Ihre Spende. Weihnachtspost, kleine<br />
Geschenke und regelmäßige Telefonate vermittelten den Betreuten auch in der<br />
Coronazeit das Gefühl der Gemeinschaft.<br />
WEIHNACHTEN 2020<br />
Oberösterreich: Da es nicht möglich war, die Bewohner im Haus Rudigier wie gewohnt zu besuchen, wurden Nikolaus-<br />
Sackerl gefüllt und vor die Tür gestellt. Auch alle in Oberösterreich von den <strong>Malteser</strong>n betreuten Personen durften sich<br />
über ein süßes Nikolaus-Sackerl freuen. Anschließend ging es gleich weiter mit der Zusammenstellung und dem Versand<br />
der Weihnachtspackerl. So bleiben wir unseren Freunden neben telefonischem Kontakt trotzdem ein bisschen nahe.<br />
Tirol: Adventkranzbinden für unsere lieben Betreuten, die dann sogar, etwas anders als sonst, gesegnet und persönlich<br />
überreicht wurden.<br />
46<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
HAUS MALTA<br />
WILLKOMMEN, ERASMUS PACHTA!<br />
DANKE, ULRICH GLAUNACH!<br />
Nach zwölf Jahren Tätigkeit als Präsident des Vereins Haus Malta übergab Ulrich Glaunach das Zepter an Erasmus<br />
Pachta. Damit sind nun die Weichen für eine gute Zukunft von Haus Malta gestellt.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Es sind vor allem „die vorbildliche Würde und der Humor,<br />
mit denen so viele unserer Bewohner die oft unangenehmen<br />
Begleiterscheinungen des Älterwerdens meistern“,<br />
und natürlich auch „die Dankbarkeit von Bewohnern und<br />
Angehörigen“, an die sich Ulrich Glaunach im Rückblick<br />
besonders gerne an seine Zeit im Haus Malta erinnert. „Ich<br />
denke mit Anerkennung und Bewunderung an alle Mitarbeiter<br />
in der Pflege, die diesen schweren <strong>Die</strong>nst fürsorglich<br />
und mit Hingabe erfüllen. Ich denke mit Freude und Stolz<br />
an das vielfältige Aktivitätenprogramm, das wir dank zahlreicher<br />
ehrenamtlicher Damen und Herren unseren Bewohnern<br />
zur Verfügung stellen können, an die konstruktive<br />
Zusammenarbeit mit dem Fonds Soziales Wien und<br />
unseren Aufsichtsbehörden“, meint der langjährige Präsident<br />
von Haus Malta in seinem Abschiedsbrief anlässlich<br />
der Amtsübergabe an seinen Nachfolger, Erasmus Pachta.<br />
Für ein weiteres freudvolles Miteinander<br />
Mit Erasmus Pachta hat nun eine neue Ära im Haus<br />
Malta begonnen. Der Vater von fünf Kindern und Geschäftsführer<br />
der Softwareentwicklungs-Tochter eines<br />
österreichischen Kartonkonzerns hat seine Aufgabe mit<br />
großer Freude angenommen, denn „gerade in der aktuellen,<br />
sehr turbulenten und sich ständig verändernden<br />
Zeit ist die Institution des Hauses Malta eine besonders<br />
wichtige“, wie er in seinem Begrüßungsbrief schreibt.<br />
Erasmus Pachta wird unter anderem die Eingliederung<br />
des Hauses Malta in das neue Ordenshaus im Herbst<br />
<strong>2021</strong> begleiten und gemeinsam mit Thomas Kissich und<br />
dem gesamten Team des Hauses Malta für ein weiteres<br />
respektvolles und freudvolles Miteinander sorgen.<br />
Apropos neues Ordenshaus: Am neuen Standort werden<br />
sich die Bewohner des Hauses Malta über eine funkelnagelneue<br />
Infrastruktur, insbesondere einen neuen Aufzug,<br />
freuen können! Der Aufzug in der Bürgerspitalgasse hatte<br />
zuletzt immer mehr ein „Eigenleben“ entwickelt und<br />
schließlich völlig seinen <strong>Die</strong>nst versagt. Was das im vergangenen<br />
Oktober und November ausgelöst hat – nämlich<br />
eine großartige Welle spontaner Hilfsbereitschaft<br />
durch junge <strong>Malteser</strong> – lesen Sie auf der folgenden Seite.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 47
XXXXX<br />
WENN DER AUFZUG IM HAUS MALTA<br />
… dann ist Hilfe schnell bereit! Danke an alle freiwilligen Helfer der Ausbildungsgruppen Wien und Burgenland, die<br />
vorübergehend bei der Essensverteilung unterstützt haben!<br />
Von Henriette Blanckenstein<br />
Es war am Nationalfeiertag 2020, kurz nach dem Mittagessen.<br />
Ein letztes Ruckeln, und dann ging gar nichts mehr.<br />
Der Aufzug im Haus Malta, der schon viele Jahre seinen<br />
<strong>Die</strong>nst versehen hatte, stellte seine Arbeit endgültig ein.<br />
Was unter anderen Umständen kein Problem<br />
ist – „so geht man halt zu Fuß“ – wird<br />
im Haus Malta mit seinen vier Stockwerken<br />
zu einer existenziellen Herausforderung.<br />
Wie sollten die betagten Bewohner, deren<br />
Mobilität zum Teil erheblich eingeschränkt<br />
ist, nun versorgt werden? Wie<br />
sollten sie pünktlich jeden Morgen um<br />
7:30 Uhr ihr Frühstück im Zimmer bekommen?<br />
Wie sollten sie zum gemeinsamen<br />
Mittagessen in den Speisesaal gelangen oder zu den<br />
Freizeitprogrammen in den Gartensalon?<br />
Anruf genügt!<br />
<strong>Die</strong> Lösung war rasch gefunden: ein kurzer Anruf von<br />
Henriette Blanckenstein, Mitglied des Bereichs Burgenland<br />
der <strong>Malteser</strong> und Vizepräsidentin des Hauses Malta,<br />
mit der Bitte um Unterstützung, und schon fand sich<br />
innerhalb nur weniger Stunden das erste Team von Freiwilligen<br />
zusammen. Via Telefon, E-Mail, Facebook und<br />
WhatsApp gelang es rasch, auch den <strong>Die</strong>nst für die folgende<br />
Zeit mit täglich zwei bis drei Helfern zu besetzen.<br />
So war die Aktion „Frühstücksservice“ geboren!<br />
„Ein herzliches und ganz persönliches Dankeschön an die Ausbildungsgruppen<br />
der Bereiche Wien und Burgenland, die uns<br />
und unseren Bewohnern und Bewohnerinnen in dieser schweren<br />
Zeit, trotz Covid-19 und den damit verbunden<br />
Erschwernissen, beigestanden sind! Das Tragen einer<br />
FFP2-Maske und von Einweghandschuhen bei der Verteilung<br />
von 35 Frühstückstabletts über vier Stockwerke gleicht einer<br />
sportlichen Höchstleistung!“<br />
Thomas Kissich, Geschäftsführung und Hausleitung Haus Malta<br />
Selbstverständliche Hilfe<br />
Da der Besuchsdienst im Bereich Burgenland etabliert ist<br />
und wir die Bewohner des Hauses Malta regelmäßig treffen<br />
und Ausflüge mit ihnen machen, war es naheliegend,<br />
dass wir „Burgenländer“ gerne aushelfen.<br />
Auch da der Kontakt Covid-19-bedingt nur eingeschränkt<br />
möglich war, war es ein besonderes Vergnügen, alle von<br />
uns betreuten Bewohner wieder einmal persönlich sehen<br />
zu können.<br />
48<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
XXXX<br />
STREIKT …<br />
Dass eine Besucherliste geführt und beim Betreten Fieber<br />
gemessen wurde, dass wir unsere Hände vorschriftsmäßig<br />
gewaschen und desinfiziert haben, genügend Abstand<br />
hielten und Einweghandschuhe sowie eine vom<br />
Haus Malta zur Verfügung gestellte FFP2-<br />
Maske trugen, um die Bewohner nicht zu<br />
gefährden, war für uns selbstverständlich.<br />
Eine Menschenkette fürs Frühstück<br />
Im Haus Malta wurden wir herzlich willkommen<br />
geheißen. Auch die „Zivis“ (die<br />
Zivildiener) freuten sich über zusätzliche<br />
Hilfe. Jeder Bewohner im Haus Malta<br />
bekam täglich ein Frühstück nach seinen individuellen<br />
Vorlieben zubereitet, das unser Team – beladen mit Tabletts<br />
und den Informationen zu Namen, Zimmern und<br />
Stockwerken – zustellte. <strong>Die</strong> größeren Teams bildeten<br />
von Etage zu Etage eine „Menschenkette“, die hervorragend<br />
funktionierte.<br />
Während die Bewohner ihr Frühstück genossen, stärkten<br />
wir uns mit Kaffee und leisteten den Bewohnern auf<br />
Wunsch beim Frühstück Gesellschaft. Gegen halb zehn<br />
Uhr begannen wir, die Tabletts wieder abzuservieren.<br />
Überwältigende Energie<br />
Bei der Freude, die sowohl das Frühstücksteam als auch<br />
die Bewohner von Haus Malta ausstrahlten, wurde uns<br />
nicht nur warm ums Herz, sondern wir gerieten regelrecht<br />
ins Schwitzen: Bei 87 Stufen und 35 Tabletts pro Tag – das<br />
sind insgesamt 36.500 Stufen sowie 665 Frühstückstabletts<br />
– kam der Morgensport für uns nicht zu kurz.<br />
„Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, gemeinsam mit anderen aus<br />
unserer Ausbildungsgruppe (Bereich Burgenland und Bereich<br />
Wien) und den Zivildienern in Haus Malta zusammenzuarbeiten!<br />
<strong>Die</strong> Energie, die die rund 30 „Helping Hands“ trotz der doch<br />
frühen Uhrzeit bei insgesamt 208 geleisteten <strong>Die</strong>nststunden verströmten,<br />
war überwältigend.“<br />
Freiwillige Helferin des <strong>Malteser</strong> „Frühstücksservice“<br />
Positives Feedback<br />
Da es derzeit leider keine Besuchsdienste gibt, hat es die<br />
Bewohner besonders gefreut, durch das Frühstücksservice<br />
doch Personen von außen sehen zu können.<br />
Nicht nur das Feedback von Direktor Kissich und seinen<br />
Mitarbeitern, vor allem das der Bewohner war unglaublich<br />
positiv. Danke an alle für alles!<br />
www.ordenshaus.at<br />
www.hausmalta.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 49
MALTESERWELTWEIT<br />
„FREI WIE EIN VOGEL“<br />
Jean-Marie Musy (sprich „Müsi“) ist ein MALTESER der ganz seltenen Sorte. Der Botschafter des <strong>Malteser</strong>ordens,<br />
derzeit in Madrid, lebt seit Jahrzehnten, wozu das Christuswort einlädt. Ein Porträt eines besonderen Menschen.<br />
Bei Jean-Marie Musy zeichnete sich eine starke Bindung an<br />
die Bibel und die Kirche bereits ab, als wir einander im April<br />
1975 zum Erste-Hilfe-<strong>Die</strong>nst am Petersplatz in Rom trafen.<br />
Der damalige Kommandant Berthold Waldstein hatte<br />
mich als „alten Hasen“ (20-jährig) gebeten, das blutjunge<br />
Schweizer <strong>Malteser</strong>-Hilfsdienst-Mitglied bei seinem ersten<br />
Auslandseinsatz zu begleiten.<br />
Das Feuer des Jungmaltesers<br />
brannte in Jean-Marie Musy<br />
wie in uns allen. Aber er las<br />
in der Bibel und freute sich über die tägliche Heilige Messe<br />
im Petersdom an einem der viele Seitenaltäre. <strong>Die</strong>se<br />
Gelegenheit nahmen die meisten anderen in der Gruppe<br />
weniger wahr. Hingegen sah die Bar auf der Piazza del<br />
Sant’Ufficio diese Mitglieder viel öfter. Ich selbst war eine<br />
Wanderin zwischen diesen beiden <strong>Malteser</strong>welten und<br />
bin es wohl bis heute geblieben.<br />
Mission Tschad<br />
Unverheiratet und materiell abgesichert war der Schweizer<br />
Ordensritter Musy in den Augen von Großmeister Fra’<br />
Andrew Bertie prädestiniert, 1991 die damals schwierigste<br />
Mission des Ordens zu übernehmen: die Eröffnung der<br />
diplomatischen Vertretung im Tschad mitsamt dem Aufbau<br />
eines humanitären Hilfsprogramms.<br />
Gerade weil er noch kein „kanonisches Alter“ hatte, gerade<br />
weil er davon träumte, sich viel mehr als bisher für den<br />
Orden und seine Ideale einzusetzen, konnte der Großmeister<br />
seinen Freund Musy sofort einsetzen. Der Krieg,<br />
die Trockenheit, die endemische Armut schrien nach einem<br />
Kämpfer des achtspitzigen Kreuzes.<br />
Von Aglaë Hagg<br />
Gefährlich, hart, spannend<br />
„<strong>Die</strong> Vasallen Christi“, 1988 von Berthold Waldstein als<br />
„Kulturgeschichte des Johanniterordens im Mittelalter“<br />
veröffentlicht, war Musy bereits zum Lebensprogramm<br />
geworden. Vielen Ordensmitgliedern weltweit hat das<br />
Buch bis heute ebenso als Wegweiser gedient. Ganz in<br />
die Vorsehung ließ sich<br />
Musy fallen, eben wie der<br />
biblische „Vogel des Himmels“,<br />
der sich als wertvolles<br />
Kind des Vaters im<br />
Himmel weiß – jeden Tag, jahrein, jahraus. Nach zwölf<br />
Jahren stand schließlich die ständige medizinische Versorgung<br />
von 100.000 Menschen im Wüstenstaat, aufgebaut<br />
vom <strong>Malteser</strong>orden.<br />
„Seht euch die Vögel des Himmels an:<br />
Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine<br />
Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt<br />
sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“ (Mt 6, 26)<br />
Der Abenteurer Musy fand sich während dieser zwölf<br />
Jahre im Tschad ganz in seinem Element. „Es war sehr<br />
gefährlich, sehr hart, aber sehr spannend“, sagt er heute<br />
und zeigt auf die Bilder seines Jeeps in der Wüste, der<br />
zehn Zentimeter neben einer Mine vorbeifuhr, bis er<br />
dann irgendwann im Sand steckenblieb.<br />
„Wie man wirklich helfen kann“<br />
Jahre zuvor, in den Sterbehäusern von Mutter Teresa in<br />
Kalkutta ebenso wie in den Favelas Brasiliens, so dachte<br />
Musy, habe er das Schlimmste an Armut bereits gesehen.<br />
Weit gefehlt: Der Kriegsschauplatz Tschad produzierte<br />
nichts, hatte absolut nichts: keine Lazarette, keine Sanitätsausrüstungen.<br />
Beim Verlassen des einzigen Hauptspitals<br />
in N’Djamena wurden Teilnehmer einer internationalen<br />
Delegation unter dem Eindruck der unfassbaren Bilder,<br />
des Geruchs und der Verzweiflung vor dem Tor ohnmäch-<br />
50<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
tig. <strong>Die</strong> Cholera-Lager besuchte Musy trotzdem,<br />
alleine. „Ein Alptraum!“, schrieb er an<br />
seine Ordensbrüder.<br />
„Glaubt mir, Freunde“, so Musy zu Weihnachten<br />
in einem Brief nach Hause in die<br />
Schweiz, „ich sehe hier, wie sehr man wirklich<br />
helfen kann! Das Gerede, man könne<br />
nichts tun für die Armen in diesen schlecht<br />
regierten Ländern, die Hilfe käme ja doch<br />
nicht an in der Dritten Welt, oder man sei<br />
eben doch ohnmächtig, ist falsch! Ich sehe<br />
und kenne sie hier im Tschad: jene Wahnsinnigen,<br />
die ohne Finanzmittel, ohne Bezahlung,<br />
ohne Ahnung, wann und ob Hilfsgüter<br />
ankommen werden, dennoch weiterhelfen.<br />
Ich kenne diese Verrückten, die Krieg und<br />
Hitze, Hunger und Entbehrungen in ihrem<br />
unermüdlichen Beistand bei den Ärmsten<br />
der Armen nicht bremsen können. Davon<br />
sollt ihr in euren Salons und Bars erzählen!<br />
Dass es tatsächlich viele Leute gibt, die sich<br />
total und mit allem verschenken, um uns, die<br />
wir sie mit Spenden unterstützen, zu beweisen,<br />
wie gut dieses Geld eingesetzt wird. Ja,<br />
ich gebe es zu: Sie sind schräg, ein bisschen<br />
altmodisch … aber glücklich!“<br />
Eine Nummer für sich<br />
<strong>2021</strong> darf ich hier weiter über Botschafter<br />
Musys Einsätze berichten. Exklusiv, denn<br />
von all seinen Werken für den Orden findet<br />
man im Internet praktisch nichts. Publicity<br />
ist nicht Musys Sache. Erlaubt mir daher, in<br />
den kommenden Ausgaben unseres Magazins<br />
weiter von diesem erstaunlichen Botschafter<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens zu erzählen,<br />
denn wie er sind wohl viele <strong>Malteser</strong>, ganz<br />
besonders in Österreich, so „eine Nummer<br />
für sich“. Nicht wahr?<br />
Vergangenen Dezember und<br />
Jänner war es in der Region um<br />
die kroatische Stadt Petrinja<br />
zu schweren Erdbeben gekommen.<br />
Sieben Menschen kamen<br />
dabei ums Leben.<br />
KROATIEN<br />
ERDBEBEN-NOTHILFE<br />
Im vergangenen Dezember und Jänner wurde die Region rund um die<br />
kroatische Stadt Petrinja, südöstlich der Hauptstadt Zagreb, von mehreren<br />
starken Erdbeben erschüttert. Sieben Menschen kamen dabei<br />
ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt.<br />
Von Elena Becker<br />
Tausende Familien, hilfsbedürftige und ältere Menschen verloren<br />
ihr Zuhause. Viele von ihnen waren im eisigen Winter und inmitten<br />
der anhaltenden Coronapandemie gezwungen, in Schulen, Kasernen,<br />
Garagen, Holzschuppen und Zelten Schutz zu suchen.<br />
Gemeinsam mit den deutschen und österreichischen Assoziationen<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens, der Caritas in Kroatien und lokalen Partnern<br />
unterstützt <strong>Malteser</strong> International die Menschen in der betroffenen<br />
Region. Mit den Partnern vor Ort bauen die <strong>Malteser</strong> winterfeste<br />
Unterkünfte, insbesondere Holz- und Wohncontainer. „Wir<br />
konnten 20.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung stellen. Unser starkes<br />
Netzwerk hat wieder einmal eine schnelle Hilfe für Menschen<br />
in Not ermöglicht. Dafür möchte ich den <strong>Malteser</strong>n in Österreich<br />
und unseren lokalen Partnern in Kroatien herzlich danken“, sagt<br />
Clemens Graf von Mirbach-Harff, Generalsekretär von <strong>Malteser</strong><br />
International. 15.000 Euro an Spendengeldern sind bereits über<br />
die <strong>Malteser</strong> International Austria eingegangen und werden dem<br />
gemeinsamen Wiederaufbauprojekt zugutekommen.<br />
Das Großpriorat Österreich hatte zusätzlich zur Hilfe von <strong>Malteser</strong><br />
International bereits im Januar 20.000 Euro für die Erdbebenhilfe<br />
bereitgestellt und an die Udruga <strong>Malteser</strong> Hrvatska (den Verein der<br />
kroatischen Ordensmitglieder) überwiesen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 51
MALTESERWELTWEIT<br />
JEGLICHE BELASTUNGSGRENZE IST<br />
WEIT ÜBERSCHRITTEN<br />
<strong>Malteser</strong> International hilft, die dringend benötigte Gesundheitsversorgung in Syrien aufrechtzuerhalten.<br />
Eine Zwillingsgeburt inmitten eines Bürgerkriegs und<br />
der Coronapandemie: Abeer, die Mutter der beiden kleinen<br />
Jungen Ahmed und Areej, ist erleichtert, dass alles<br />
gut verlaufen ist. Im siebenden Monat ihrer Schwangerschaft<br />
kam die 23-Jährige mit starken Wehen in das<br />
Krankenhaus der Stadt Kafr Takharim im Norden der<br />
Region Idlib. Dort brachte sie im vergangenen Juli ihre<br />
Söhne zur Welt.<br />
Muhammad Hamash, Kinderarzt des Krankenhauses,<br />
berichtet: „<strong>Die</strong> Zwillinge wogen lediglich 1,5 und 1,3 Kilogramm,<br />
als sie zur Welt kamen. Sie wurden gleich nach<br />
der Geburt in die Inkubatoreinheit des Krankenhauses<br />
verlegt und erhielten intensivmedizinische Betreuung.<br />
Von Elena Becker<br />
Nachdem sich ihre Lungenfunktion verbessert hatte<br />
und sie stark genug waren, konnten sie nach 16 Tagen<br />
entlassen werden.” <strong>Die</strong> beiden Buben entwickelten sich<br />
gut, im Alter von anderthalb Monaten wogen sie bereits<br />
3,4 und 2,8 Kilogramm.<br />
Seit nunmehr zehn schrecklichen Jahren tobt der Bürgerkrieg<br />
in Syrien. <strong>Die</strong> Menschen in den umkämpften<br />
Gebieten leiden unter der anhaltenden Gewalt und<br />
ihren Folgen: Vertreibung, Hunger und Krankheiten.<br />
Mehr als eine halbe Million Menschen verloren in dem<br />
Konflikt ihr Leben, eine ganze Generation Kinder kennt<br />
kein Leben in Frieden. Rund 13 Millionen Menschen<br />
sind aus ihrer Heimat vertrieben worden und leben als<br />
<strong>Die</strong> Zwillinge Ahmed und Areej kamen im Juli 2020 im von <strong>Malteser</strong> International unterstützen Krankenhaus der Stadt Kafr<br />
Takharim zur Welt.<br />
Bilderquelle: Hand in Hand for Aid and Development Media<br />
Nun sind die Zwillinge ein halbes Jahr alt und haben sich gut entwickelt.<br />
52<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
<strong>Die</strong> Menschen in der Region Idlib im Nordwesten Syriens leiden unter den Folgen des Bürgerkriegs, der Coronapandemie und<br />
der Witterung.<br />
Flüchtlinge vorrangig in den Nachbarländern oder als<br />
intern Vertriebene im eigenen Land.<br />
Lebensgefährliche Arbeit für Helfende<br />
„Ohne eine funktionierende intensivmedizinische Betreuung<br />
hätten Kinder wie Areej und Ahmed kaum<br />
Überlebenschancen. Wir setzen uns schon seit dem<br />
Jahr 2012 gemeinsam mit unseren lokalen Partnerorganisationen<br />
vor Ort unter anderem dafür ein, die<br />
medizinische Versorgung für die Bevölkerung in den<br />
besonders betroffenen Regionen Syriens weiter aufrechtzuerhalten“,<br />
sagt Stefanie Heil, Länderreferentin<br />
für Syrien bei <strong>Malteser</strong> International.<br />
Nach zehn Jahren Krieg ist das Gesundheitssystem des<br />
Landes erodiert. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnerorganisationen<br />
unterstützen die <strong>Malteser</strong> zahlreiche<br />
Krankenhäuser, Basisgesundheitsstationen und<br />
mobile Teams in Syrien und den von der Syrienkrise<br />
betroffenen Nachbarländern. Darüber hinaus kümmern<br />
sich die <strong>Malteser</strong> um die Trinkwasserversorgung<br />
und bessere Hygienezustände in Camps für Binnenvertriebene<br />
und stellen Hilfsgüter für die Geflüchteten<br />
bereit (mehr zur konkreten Hilfe unter http://mint.<br />
ngo/syrien-hilfe).<br />
Oftmals ist die Arbeit für die Helfer selbst lebensgefährlich:<br />
Krankenhäuser und Gesundheitsstationen<br />
sind immer wieder konkrete Ziele für Bombenangriffe.<br />
Allein im vergangenen Jahr hat es nach Angaben der<br />
WHO 28 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in<br />
Syrien gegeben, im Jahr davor waren es 85.<br />
Und nun auch noch Corona<br />
Der Ausbruch von Covid-19 in der Region Idlib im Nordwesten<br />
Syriens verschlechtert zusätzlich die humanitäre<br />
Situation der vom Krieg gezeichneten Menschen. Zwei<br />
Drittel der Bevölkerung lebten in überfüllten Camps<br />
oder informellen Siedlungen mit unzureichendem Zugang<br />
zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen.<br />
Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, wie Abstände<br />
einhalten, Händewaschen und Quarantäne, sind<br />
unter diesen Umständen nahezu unmöglich umzusetzen.<br />
Mit gerade einmal 179 Intensivbetten für über drei<br />
Millionen Menschen in der gesamten Region Idlib sind<br />
die Behandlungskapazitäten völlig unzureichend.<br />
Mit Mitteln des deutschen Auswärtigen Amtes konnte<br />
<strong>Malteser</strong> International im Dezember weitere persönliche<br />
Schutz ausrüstung für das Gesundheitspersonal sowie<br />
Sauerstoffgeräte und Monitore für die Überwachung der<br />
medizinischen Daten von Covid-19-Patienten bereitstellen.<br />
Hilfe, die dringend benötigt wird, so Heil: „In allen<br />
Gesundheitseinrichtungen wurden Maßnahmen zum<br />
Umgang mit Covid-19 eingeführt, wie beispielsweise<br />
Triage-Bereiche eingerichtet. <strong>Die</strong> überwiegend durch<br />
Hilfsorganisationen geführten medizinischen Einrichtungen<br />
waren bereits vor der Pandemie mit den enormen<br />
humanitären Bedürfnissen überfordert, inzwischen ist<br />
jegliche Belastungsgrenze weit überschritten.“<br />
Informationen: www.malteser-international.org<br />
Spendenkonto: <strong>Malteser</strong> International Austria<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
Verwendungszweck: Syrienhilfe<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 53
MALTESERWELTWEIT<br />
BROTHERHOOD OF BLESSED GÉRARD SÜDAFRIKA<br />
DURCH AIDS UND CORONA<br />
DOPPELT GEFORDERT<br />
Ein beeindruckendes Hilfswerk ist in den letzten Jahren in Südafrika gewachsen: <strong>Die</strong> Brotherhood of Blessed Gérard zum<br />
Kampf gegen AIDS. Gerade jetzt, in Zeiten von Corona, benötigt sie jedoch zusätzliche Unterstützung. Bitte helfen Sie!<br />
1992 vom bayerischen Missionsbenediktiner und Herzblut-<strong>Malteser</strong><br />
Pater Gerhard Lagleder OSB gegründet,<br />
entwickelte sich mit der Brotherhood of Blessed Gérard<br />
in der Welthochburg von AIDS ein beeindruckendes<br />
Hilfswerk. Herzstück der Initiative sind ein Kinderheim<br />
für bis zu 70 Kinder und Jugendliche, ein Hospiz mit<br />
40 Betten und ein AIDS-Behandlungszentrum, in dem<br />
fast 700 Menschen lebenslang kostenlos AIDS-Medikamente<br />
erhalten. Daneben geben ambulante Angebote<br />
den Menschen rund um das Care Centre in Mandeni<br />
Hilfe in den unterschiedlichsten Notlagen.<br />
Überzeugte <strong>Malteser</strong><br />
Über 1.500 ehrenamtliche und 80 hauptamtliche Mitarbeitende<br />
– alle einheimische Südafrikaner – stellen die<br />
umfangreichen <strong>Die</strong>nste sicher. Sie arbeiten professionell,<br />
auf hohem fachlichem Standard und sind überzeugte<br />
<strong>Malteser</strong>. Das gesamte Werk finanziert sich aus Spenden,<br />
denn eine Kranken- oder Pflegeversicherung können sich<br />
die meisten Hilfsbedürftigen nicht leisten, und öffentliche<br />
Kostenträger gibt es nicht. So müssen 1,7 Millionen<br />
Euro Jahr für Jahr gesammelt werden.<br />
Hilfe für die Helfenden<br />
Mit Corona ist nun zusätzlicher Unterstützungsbedarf<br />
gegeben: Zum einen ist der <strong>Die</strong>nstbetrieb durch die Pandemie<br />
aufwendiger und teurer geworden. Zum anderen<br />
Von Katharina Stögner<br />
sinken die Spendeneinnahmen, weil persönliche Spendenreisen<br />
nach Deutschland und Europa nicht möglich sind.<br />
Helfen Sie daher bitte mit, die Brotherhood of Blessed<br />
Gérard in Südafrika weiter zu finanzieren! Schon kleine<br />
Beträge können Großes bewirken. Zum Beispiel kann<br />
mit zwei Euro bereits für 24 Vorschulkinder ein Sandwich-Mittagessen<br />
zur Verfügung gestellt werden. Mit<br />
drei Euro kann ein Baby eine Woche lang mit nahrhaftem<br />
Baby-Müsli gefüttert werden. Ab vier Euro können<br />
für ein Kleinkind im Kindergarten Schreibwaren für ein<br />
ganzes Jahr beschafft werden. Beträge ab 50 Euro ermöglichen<br />
es, regelmäßig Medikamente, Hygienematerial<br />
und Kraftstoff für Versorgungsfahrten zu finanzieren.<br />
Ab 500 Euro können Krankenhauskleidung und saubere<br />
Bettwäsche besorgt und ab 1.000 Euro das Monatsgehalt<br />
einer Krankenschwester bezahlt werden.<br />
Spendenkonto: Brotherhood of Blessed Gérard<br />
IBAN: DE08 7509 0300 0001 1320 67<br />
BIC: GENODEF1M05 oder<br />
Konto: Abtei der Missionsbenediktiner von St. Georgenberg-Fiecht,<br />
„Spendenkonto P. Gerhard Lagleder OSB“<br />
IBAN: AT74 3600 0000 0065 6975<br />
BIC: RZTIAT22<br />
Im Namen der Brotherhood of Blessed Gérard ein<br />
herzliches „Vergelt’s Gott“ für Ihre Spende!<br />
54<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
NEUER GENERALSEKRETÄR<br />
BEI MALTESER INTERNATIONAL<br />
Gemeinsam mit seinem Team steht er vor enormen Herausforderungen:<br />
„<strong>Die</strong> Welt verändert sich rasant. In<br />
vielen unserer Projektregionen sehen wir uns mit multiplen<br />
Krisen konfrontiert, die insbesondere die ohnehin<br />
schon schwachen Bevölkerungsgruppen besonders hart<br />
treffen. <strong>Die</strong> Coronapandemie hat die Situation für Menschen<br />
in Not in allen unseren Einsatzländern nochmals<br />
verschlimmert.“<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
Seit November 2020 leitet Clemens Graf von Mirbach-Harff als neuer Generalsekretär das internationale humanitäre<br />
Hilfswerk des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens. Als Nachfolger von Ingo Radtke (siehe S. 18) verantwortet er mehr<br />
als 120 Projekte in 30 Einsatzländern weltweit.<br />
Von Elena Stein<br />
Menschen in Not helfen<br />
Um möglichst vielen Menschen in Not zu helfen, bedürfe<br />
es globaler Lösungen und starker Partner. „Ich glaube<br />
fest daran, dass wir mit <strong>Malteser</strong> International ein wertvolles<br />
Werkzeug für Gottes Reich auf Erden darstellen.<br />
Allen, die unsere Arbeit unterstützen, möchte ich herzlich<br />
danken und sie auch weiter um ihre Mithilfe bitten.“<br />
Generalsekretär mit starkem Bezug zu Österreich<br />
Clemens Graf von Mirbach-Harff übernahm im Jahr<br />
2017 die Aufgabe des Länderkoordinators von <strong>Malteser</strong><br />
International im Libanon. Er ist seit 2004 Ritter des <strong>Malteser</strong>ordens<br />
und war seit 2015 Vizepräsident der Deutschen<br />
Assoziation des <strong>Malteser</strong>ordens. <strong>Die</strong>ses Amt legte<br />
er zum Antritt der neuen Position nieder, in der Tradition,<br />
dass Hauptamt vom Ehrenamt geführt wird.<br />
Mit dem Orden und seinen Werken in Österreich verbinden<br />
ihn viele gemeinsame Projekte und Erinnerungen.<br />
„Besonders gerne erinnere ich mich an die Gründung der<br />
Johannesgemeinschaft. Ich habe eine große Liebe zu Österreich<br />
und den Menschen, die ich dort kennenlernen<br />
durfte. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> in Österreich waren immer starke<br />
und mutige Partner für mich, und ich freue mich sehr auf<br />
die weitere Zusammenarbeit.“<br />
Vita: Clemens Graf von Mirbach-Harff, 40, wurde in Köln<br />
geboren. Nach dem Wehrdienst studierte er Betriebswirtschaftslehre<br />
in Oxford, Madrid, Paris und Berlin. Vor seiner<br />
Tätigkeit bei <strong>Malteser</strong> International arbeitete er als Strategieberater<br />
in einer Unternehmensberatung und leitete sieben<br />
Jahre lang einen land- und forstwirtschaftlichen Familienbetrieb.<br />
Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.<br />
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DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 55<br />
WBM_Ins_180x65mm_oW.indd 1 31.03.14 15:29
MEDIZINAKTUELL<br />
DIE DREI IMPFSTOFFE IM VERGLEICH:<br />
UNTERSCHIEDE UND ÄHNLICHKEITEN<br />
Drei Impfstoffe sind mit Februar <strong>2021</strong> in der EU zugelassen: Sie alle sollen ähnlich funktionieren, haben aber auch<br />
Unterschiede – und viele Details sind noch offen. Ein Vergleich.<br />
Von Theresa Bittermann, Ingrid Teufl<br />
<strong>Die</strong>se Impfstoffe sollen das Immunsystem anregen,<br />
selbst Abwehrstoffe gegen das Sars-CoV-2-Virus zu<br />
bilden. Trotz dieses gemeinsamen Ziels ist Impfstoff<br />
nicht gleich Impfstoff. In den bisherigen Studien<br />
wurde vor allem Wert auf Wirksamkeit und<br />
Verträglichkeit gelegt. Weitere Studien wie etwa zu<br />
Schwangeren, Kindern, Autoimmunerkrankungen<br />
oder hoher Allergieempfindlichkeit sind noch nötig.<br />
DIE IMPFSTOFFE IM ÜBERBLICK<br />
BIONTECH/PFIZER-IMPFSTOFF<br />
Wirkweise: BioNTech/Pfizer entwickelten einen mRNA-<br />
Impfstoff („m“ steht für messenger, engl. für „Bote“;<br />
„RNA“ für ribonucleic acid, also Ribonukleinsäure). Mit<br />
der mRNA enthalten die Impfstoffe die Bauanleitung für<br />
einen wesentlichen Teil des Covid-19-Erregers. Auf dieser<br />
Grundlage stellen Zellen das Oberflächenprotein des Virus<br />
her. Gegen dieses entwickelt der Körper seine Immunantwort.<br />
<strong>Die</strong> mRNA wird dabei nicht in das Erbgut des<br />
Menschen eingebaut.<br />
Schutzrate: Laut Studienergebnissen liegt sie bei<br />
95 Prozent. Ob sich Geimpfte nach wie vor mit dem Virus<br />
anstecken und es weitergeben können, ist noch unklar.<br />
„Eine Wirksamkeit über 90 Prozent ist aber ein Zeichen,<br />
dass man vor einer Infektion gut geschützt ist“, sagt der<br />
unabhängige Impfexperte Otfried Kistner.<br />
Logistik: Der BioNTech/Pfizer Impfstoff muss bei minus<br />
70 Grad Celsius gelagert werden und kann sechs Monate<br />
lang aufbewahrt werden. Ist er einmal aufgetaut, muss er<br />
innerhalb von fünf Tagen verimpft werden.<br />
MODERNA-IMPFSTOFF<br />
Wirkweise: Der Impfstoff des US-Unternehmens basiert<br />
ebenfalls auf mRNA-Technologie und funktioniert ähnlich<br />
wie jener von BioNTech/Pfizer. Impfexperte Kistner<br />
erklärt den Vorteil so: „Nachdem die mRNA-Boten ihren<br />
Job gemacht haben, werden sie im Körper abgebaut.“<br />
Auch wenn vor diesen beiden<br />
noch keine mRNA-Impfstoffe<br />
für Menschen<br />
zugelassen wor-<br />
56<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
MEDIZINAKTUELL<br />
den waren, wird die Technik schon seit Jahren in Studien<br />
erforscht, etwa für neue Ansätze in der Krebstherapie.<br />
Schutzrate: Studienergebnisse weisen für den Moderna-Impfstoff<br />
eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent nach.<br />
Seine Wirksamkeit ist also beinahe ident mit jener der<br />
BioNTech/Pfizer-Impfung.<br />
Logistik: In diesem Punkt hat der nach demselben Prinzip<br />
funktionierende Moderna-Impfstoff einen Vorteil zu<br />
jenem von BioNTech/Pfizer. Mit minus 20 Grad Lagertemperatur<br />
muss es nicht ganz so kalt sein. Der Impfstoff<br />
ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf<br />
Stunden bei Raumtemperatur stabil. Der Impfstoff muss<br />
– ebenso wie jener von BioNTech/Pfizer – nach Erstnutzung<br />
innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden.<br />
ASTRAZENECA-IMPFSTOFF<br />
Wirkweise: Beim britisch-schwedischen Produkt handelt<br />
es sich um einen Vektor-Impfstoff. <strong>Die</strong> Technik ist<br />
von anderen Impfungen bereits bekannt. Dabei nutzt<br />
man ein für Menschen harmloses Trägervirus („Vektor“).<br />
Es wird genetisch so verändert, dass es dem krankmachenden<br />
Virus oberflächlich gleicht. Das Immunsystem<br />
bildet dennoch erfolgreich Antikörper. „Der Nachteil<br />
dabei ist, dass der Körper auch Abwehrstoffe<br />
gegenüber dem Vektor<br />
bildet – wodurch weniger<br />
Impfstoff in die<br />
Zellen gelangt. Erhält man zwei Mal die volle Dosis, könnte<br />
die zweite bereits weniger wirksam sein“, sagt Kistner.<br />
Schutzrate: Für den AstraZeneca-Impfstoff liegen mehrere<br />
Wirksamkeitswerte vor, sie rangieren zwischen 62<br />
und 90 Prozent. Das liegt daran, dass unterschiedliche<br />
Impfstrategien (beispielsweise zwei volle Dosen, eine erste<br />
geringere (halbe) Dosis etc.) innerhalb der Studien angewandt<br />
wurden. Durchschnittlich liegt die Wirksamkeit<br />
bei 70 Prozent. Laut WHO wird aber ein ausreichender<br />
Schutz erzielt.<br />
Logistik: Gegenüber den mRNA-Impfstoffen gibt es laut<br />
Experten einen klaren Vorteil. Vektorimpfstoffe haben<br />
bereits erprobte Ablaufpläne und können bei normalen<br />
Kühlschranktemperaturen gelagert werden.<br />
NEBENWIRKUNGEN IM ÜBERBLICK<br />
Einen Impfstoff ohne Nebenwirkungen gibt es nicht – das<br />
schickt Experte Otfried Kistner in diesem Punkt voraus.<br />
Lokale Nebenwirkungen an der Einstichstelle könnten<br />
durch das Spritzen selbst je nach Empfindsamkeit immer<br />
auftreten. Auch mit kurzem Fieber oder Kopfschmerzen<br />
sei zu rechnen – das Immunsystem reagiert. Unerwünschte<br />
Nebenwirkungen, die darüber hinausgehen,<br />
hätte man dem Experten nach bei den Covid-Impfstoffen<br />
in den untersuchten Gruppen noch keine festgestellt.<br />
Erste 3D-Aufnahmen des Coronavirus<br />
Internationale Wissenschafter unter anderem von der TU<br />
Wien, KAUST und Scripps Research haben in Zusammenarbeit<br />
mit der Firma Nanographics an einem Projekt zur<br />
Erstellung einer wahrheitsgetreuen Abbildung des Coronavirus<br />
gearbeitet.<br />
Mehr Informationen zu den Forschungsarbeiten:<br />
https://nanographics.at/<br />
Quelle: Nanographics (<strong>2021</strong>, 21, 01). Real SARS-CoV-2 virion in 3D.<br />
https://nanographics.at/projects/coronavirus-3d/<br />
Quelle: Kurier online vom 8. Jänner <strong>2021</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 57
TAGEBUCH<br />
WIE DIE VÄTER,<br />
SO DIE SÖHNE<br />
<strong>Die</strong> Familie Spörk und die Wald- und Forstbetriebe des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens im Großpriorat<br />
Österreich verbindet eine mehr als 100-jährige Geschichte. Anfang November feierte die „Seele“ der Betriebe, Josef<br />
Spörk, den 80. Geburtstag. Wir dürfen herzlich gratulieren und ein bisschen in der Erinnerungskiste kramen.<br />
Von Franz Harnoncourt-Unverzagt<br />
Naturnahe, nachhaltige Waldwirtschaft in Verbindung mit<br />
dem Namen Spörk ist heute ein Markenzeichen für verantwortungsbewusste<br />
und naturverbundene Waldwirtschaft.<br />
Schon der Urgroßvater und der Großvater von Professor<br />
Spörk waren im Fürstenfelder Commendewald für den<br />
Orden tätig. Sein Vater schloss eigeninitiativ eine hervorragende<br />
forstwirtschaftliche Ausbildung – teilweise sogar,<br />
wie man heute sagen würde, als Werkstudent – ab.<br />
Schon in seinen Ausbildungsjahren war naturnahes<br />
Waldwirtschaften für ihn von großer Bedeutung. Zuerst<br />
führte er den Forstbetrieb des Commendewalds<br />
in Fürstenfeld. Später wurde er auch mit der Führung<br />
gesamten Forstbetrieb Fürstenfeld und Ligist betraut.<br />
Das tat er mit großer Begeisterung und Hingabe. In<br />
diesem Biotop wuchs auch unser Jubilar auf, umgeben<br />
von vielen Geschwistern, jedoch mit dem einzigen Ziel,<br />
sich auch um Natur, Wald und Forst zu kümmern.<br />
Weichenstellung im Jahr 1964<br />
Josef Spörk konnte eine profunde Ausbildung absolvieren,<br />
zuerst an der Hochschule für Bodenkultur in Wien,<br />
anschließend – dank eines Stipendiums – ein Jahr an der<br />
ETH Zürich am Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung<br />
sowie am Waldbau-Institut. 1964 trat der Naturliebhaber<br />
als Forstassistent in den <strong>Malteser</strong> Forstbetrieb<br />
Ligist ein.<br />
Im gleichen Jahr heiratete er Christiane Welzig aus Bad<br />
Aussee. Sie wurden Eltern von vier Kindern, darunter<br />
der nächste „Wald- und Forstwirtschafts-Spörk“ namens<br />
Clemens. (Der Namenspatron ist übrigens auch der<br />
Patron der Waldarbeiter – wie voraussichtig!)<br />
Vier Jahre später erfolgten die Staatsprüfung für den<br />
höheren Forstdienst und die Promotion zum Doktor<br />
der Bodenkultur. Das Dissertationsthema war bereits<br />
die Zukunftsvision für die <strong>Malteser</strong> Betriebe: „Lage und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten der Forst- und Holzwirtschaft<br />
und des Fremdenverkehrs im Bezirk Voitsberg<br />
– eine forstliche Regionalplanungsstudie“. Bestens vorbereitet<br />
übernahm Spörk 1970 die Leitung der <strong>Malteser</strong><br />
Wald- und Forstbetriebe.<br />
Wirtschaftliche Nutzung im Einklang mit der Natur<br />
Josef Spörk geht es nicht nur um Bäume, sondern im<br />
gleichen Maß um die Menschen. <strong>Die</strong> uns von Gott anvertraute<br />
Natur soll rücksichtsvoll und nachhaltig zum<br />
Wohle aller Mitarbeitenden genutzt werden und den Erholung<br />
und Ruhe suchenden Menschen dienen. Keinesfalls<br />
soll sie ausgebeutet und vernichtet werden.<br />
Das kann und darf auch wirtschaftlichen Nutzen bringen,<br />
so die Überlegungen Spörks. Fremdenverkehr<br />
wurde angedacht und ab 1971 der Tourismusbetrieb<br />
Hebalm aufgebaut – zuerst einmal für den Wintersport.<br />
Skilifte und eine der ersten Flutlichtanlagen Österreichs<br />
wurden errichtet. So konnten die Skibegeisterten<br />
selbst nach der Arbeit noch einige Stunden ihren<br />
Sport genießen.<br />
58<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
Besonderer Höhepunkt waren FIS-Damen-Nachwuchsrennen.<br />
Elisabeth Görgl etwa erkämpfte sich hier als Jugendliche<br />
ihren ersten FIS-Pokal. Natürlich wurden auch eine<br />
großartige Langlaufloipe angelegt und in weiterer Folge<br />
der Sommertourismus gefördert. Ein großer Campingplatz<br />
und eine Reihe kleiner, aber feiner Holzhäuser sollten<br />
den Gästen die Natur und das Holz der Umgebung in<br />
seiner Vielfalt und Nutzbarkeit nahebringen.<br />
Vorausschauend und innovativ<br />
Es ergab sich dann fast von selbst, dass Josef Spörk in<br />
der Gemeinde Ligist auch in öffentlichen Funktionen gebraucht<br />
wurde – zuerst als Kulturreferent im Gemeinderat<br />
(die Familienmusik Spörk war landesweit bekannt) und<br />
später fünf Jahre als Vizebürgermeister.<br />
Voraus- und Weitsicht waren und sind eine bedeutende<br />
Fähigkeit unseres besonderen Geburtstagskindes. Josef<br />
Spörk entwickelte die naturnahe Waldwirtschaft in den<br />
<strong>Malteser</strong> Forstbetrieben konsequent weiter. Zu seines Vaters<br />
Zeiten gab es immer weniger große Kahlschläge, es<br />
wurden vorwiegend Absäumungen vorgenommen, erst<br />
ab Josef Spörk wurde auf Kahlschläge gänzlich verzichtet.<br />
Einzelstammnutzung ist die neue Methode, und so war es<br />
von großer Bedeutung, dass das Wegesystem, die Forststraßen<br />
und Rückewege gepflegt und ausgebaut wurden. <strong>Die</strong>se<br />
vorausschauende Bewirtschaftung bewährt sich bis heute<br />
hervorragend.<br />
Lehrzeit im Wald<br />
Mich selbst verbindet eine ganz besondere Geschichte<br />
mit Josef Spörk. Als ich 1984 von Prokurator Gudenus<br />
zum Rezeptor des <strong>Malteser</strong>ordens bestellt wurde, begann<br />
für mich die enge Zusammenarbeit mit dem „Forstmann“<br />
und vor allem eine höchst interessante Lehrzeit,<br />
was das Leben und Wirtschaften im Wald betrifft.<br />
Von meinem Taufpaten und Onkel Franz Meran und<br />
seinen Förstern in Stainz hatte ich nur von Waldwirtschaft<br />
in Monokultur, Altersklassen, Kahlschlagsystem<br />
und Aufforstung gehört. Nun eröffnete sich für mich<br />
durch natürliche Waldwirtschaft mit Naturverjüngung<br />
und Einzelstammnutzung eine neue Welt der Waldfamilie,<br />
bunt gemischt über und unter der Erde – Menschen,<br />
Pflanzen und Tiere als gemeinsames Ganzes in großer<br />
Vielfalt von Gott uns Menschen zur Nutzung anvertraut.<br />
Viel Ansehen und hohe Auszeichnungen<br />
Nachhaltige, sinnvolle und naturnahe Nutzung<br />
ist das Wirtschaftskonzept von drei Generationen<br />
Spörk in der Betriebsleitung. Es ist<br />
bis heute erfolgreich und brachte den Ordensbetrieben<br />
über die Grenzen des Landes hinaus hohes<br />
Ansehen. Unzählige Exkursionen und Informationsveranstaltungen<br />
fanden und finden immer noch statt.<br />
1990 wurde dem <strong>Malteser</strong> Waldbetrieb Ligist der Staatspreis<br />
für beispielhafte Waldwirtschaft verliehen. 1998<br />
mussten wir Josef Spörk schließlich schweren Herzens<br />
ziehen lassen. Er war von der Universität für Bodenkultur<br />
als Ordinarius für Waldbau berufen worden. Einerseits<br />
für den Betrieb ein großer Verlust, andererseits<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 59
Wir suchen ...<br />
Das neue MALTESER Ordenshaus im<br />
Zentrum von Wien (ehem. Haus Malta) wird<br />
Ende des Jahres eröffnet. Deshalb gilt es zur<br />
Verstärkung unseres professionellen und<br />
hochmotivierten Teams folgende Positionen<br />
zu besetzen (Haustechnik und Stationsleitung<br />
nur Vollzeit, alle anderen Jobs sind Vollzeit und<br />
Teilzeit möglich):<br />
· Stationsleitungen<br />
· Diplomierte Gesundheitsund<br />
Krankenpflegerinnen<br />
· Pflegefachassistentinnen<br />
· Pflegeassistentinnen<br />
· Heimhelferinnen<br />
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· Seniorenbetreuung –<br />
Seniorenanimation<br />
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Haustechniker<br />
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Dann senden Sie Ihre aussagekräftige<br />
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MALTESER Ordenshaus<br />
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T: +43 1 597 59 91 – 0<br />
www.ordenshaus.at<br />
aber für den Orden eine große Befriedigung, dass nun<br />
die in unseren Revieren entwickelten Methoden weiteren<br />
Generationen vermittelt werden.<br />
Im Namen des Vaters<br />
Josef Spörk hat seinem Sohn Clemens Natur und Wald<br />
ans Herz gelegt. So hat es zeitlich gut gepasst, dass dieser<br />
schließlich in die Fußstapfen seines Vaters treten<br />
konnte, um die Spörk’sche Tradition der <strong>Malteser</strong> Betriebe<br />
erfolgreich weiterzuführen.<br />
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch<br />
zum Geburtstag, lieber Josef, und danke für die jahrzehntelange<br />
gute Zusammenarbeit. Gesundheit und<br />
Gottes Segen!<br />
HÜTER DES WALDES<br />
Unter diesem Titel findet sich in der „Kleinen <strong>Zeitung</strong>“<br />
vom 3. November 2020 in der Rubrik „Steirer des Tages“<br />
ein Porträt unseres Jubilars Prof. Dr. Spörk. Hier sind<br />
überaus sympathische Anekdoten zu lesen – wie diese hier:<br />
Als Josef Spörk als Jugendlicher für die Ausbildung ins<br />
Internat nach Graz kam, hatte er eine Schmetterlingslarve<br />
mitgenommen und ihr beim Wachsen zugesehen, um<br />
auch in der Stadt immer ein Stück Wald zu haben. Und sein<br />
Lieblingsplatzerl befindet sich immer noch direkt vor der<br />
Haustür. Es ist ein zwei Hektar großes Waldstück in Ligist,<br />
das seit 1976 von Menschenhand unberührt geblieben<br />
und zum Naturwald-Reservat gemacht worden ist. „Ich<br />
war schon in vielen Wäldern“, sagt der Jubilar. „Aber hier<br />
finde ich immer wieder etwas zum Staunen.“<br />
Danke an Heike Krusch von der „Kleinen <strong>Zeitung</strong>“, dass<br />
wir diese wertvollen Erinnerungsstücke hier zitieren dürfen!<br />
60<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
TAGEBUCH<br />
NEUES LEBEN<br />
George stammt aus Syrien. Er konnte kein Wort Deutsch und hatte keinen Job, als er vor vier Jahren in Österreich<br />
ankam. Dank der Hilfe des MALTESER Jobnetzwerks hat er nun eine qualifizierte Arbeit und neue Freunde gefunden.<br />
Der 38-jährige Chemiker, der seine Heimat Aleppo vor<br />
vier Jahren fluchtartig verlassen musste, hat mehr als<br />
900 Bewerbungen geschrieben. Das ist eine außerordentliche<br />
Leistung und – nebenbei bemerkt – ein trauriges<br />
Spiegelbild des österreichischen Arbeitsmarktes.<br />
Hätte er nicht über Freunde den Weg in die Wiener<br />
Burggasse zum <strong>Malteser</strong> Sprachkurs gefunden, stünde<br />
er womöglich immer noch ohne Job da, denn die meisten<br />
seiner 900 Bewerbungen wurden nicht einmal beantwortet.<br />
Abgeschlossenes Studium und mehrjährige<br />
Praxis erfahrung<br />
Hilfreich auf diesem Weg war auch das <strong>Malteser</strong><br />
Jobnetzwerk, in dem nicht nur Deutsch gelernt wird,<br />
sondern auch nach strategischen Gesichtspunkten Kontakte<br />
zu potenziellen Arbeitgebern gesucht und gefunden<br />
werden. Aber auch durch die besondere Hilfe seiner<br />
damaligen Freundin und jetzigen Frau hat sich George<br />
mehr und mehr in den verdeckten Arbeitsmarkt hineingewagt.<br />
George hat an der Universität in Aleppo angewandte<br />
Chemie studiert und als Bachelor abgeschlossen. <strong>Die</strong>ses<br />
Studium wurde ihm anerkannt. George legte zudem<br />
eine Lehrabschlussprüfung zum Labortechniker ab. Zu<br />
seiner Qualifikation zählen einige Jahre bei verschiedenen<br />
Pharma- und Chemieunternehmen in Syrien, wo er<br />
wertvolle Praxiserfahrung sammeln konnte.<br />
Deutschkurse und Bewerbungscoaching<br />
Aber wie das alles in gutem Deutsch seinen Gesprächs-<br />
Von Sandor Norman<br />
partnern klar machen? Wie überhaupt Menschen finden,<br />
die ihm zuhörten und an seiner Vergangenheit<br />
interessiert waren? Nur durch intensives Lernen – coronabedingt<br />
auch via Online-Coaching – und die Hilfe<br />
seiner Freunde, zu denen wir uns nach einigen Monaten<br />
zählen durften, vermochte er sein Sprachniveau auf<br />
B2 anzuheben. Eine neue Bewerbungsstrategie, verbesserte<br />
Bewerbungsgespräche und ein auf seine Branche<br />
zugeschnittenes „Language Coaching“ halfen ihm letztlich<br />
zum ersehnten und hart erarbeiteten Erfolg – zur<br />
Einstellung in einem Wiener Chemielabor.<br />
Wieder selbstsicher dank neuem Job<br />
George hat sich in dieser Zeit von einem verunsicherten<br />
Jobsuchenden zu einem selbstbewussten und sicher<br />
auftretenden Ehemann und Mitarbeiter entwickelt, den<br />
wir über diese schwierige Phase der Integration begleiten<br />
durften. Unser „Learning“ war dabei, wie wichtig es<br />
ist, auch auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen<br />
Einfluss zu nehmen und im Umfeld aktiv zu sein, mit<br />
den Freunden zu kommunizieren und die Motivation<br />
trotz vieler Absagen hoch zu halten.<br />
George hat nun wieder Boden unter seinen Füßen<br />
gewonnen. Durch die neue Arbeit hat er seine Würde<br />
und Selbstsicherheit wiedergefunden, die er auch ausstrahlen<br />
kann. Was für ein schöner Lohn für die Hilfe<br />
des <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerks! Georges Beispiel stellt<br />
einen unwiderlegbaren Beweis für die Sinnhaftigkeit<br />
und Notwendigkeit unserer Arbeit dar. Das macht<br />
uns glücklich und dankbar und motiviert uns weiterzumachen!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 61
TAGEBUCH<br />
INGEBORG GURKER<br />
EINE FREUNDIN FÜR GENERATIONEN<br />
„Gurke“, wie sich Ingeborg Gurker (1947–2020) mit ihrem selbstgewählten Spitznamen nannte, war Spastikerin,<br />
ihre Sprache schwer verständlich. Sie benötigte Rundum-Assistenz. Dennoch verlor sie bis zuletzt nicht ihren<br />
Lebensmut. Wir werden sie sehr vermissen!<br />
Von Astrid Aufschnaiter und Benedikt Spiegelfeld<br />
Wir lernten „Gurke“ 1970 beim Sonnenzug,<br />
einer der bis heute sehr beliebten Ausflugsreisen<br />
der <strong>Malteser</strong> mit ihren Betreuten,<br />
kennen. Als 20-Jährige nahm die Grazerin<br />
damals in Begleitung der steirischen <strong>Malteser</strong><br />
teil. Schon nach wenigen Tagen hatten wir sie<br />
besonders ins Herz geschlossen. Und nicht<br />
nur wir: Innerhalb kürzester Zeit war<br />
Ingeborg bei allen <strong>Malteser</strong>n bestens bekannt,<br />
denn mit ihr gab es immer etwas zu lachen.<br />
Ihr Humor war unbeschreiblich. So war<br />
Ingeborg als fixe Teilnehmerin bei Lourdes-<br />
Wallfahrten, Romzügen und allen wichtigen<br />
<strong>Malteser</strong>-Veranstaltungen dabei. Jedes Mal<br />
war die allgemeine Wiedersehensfreude groß.<br />
Ingeborg 1970 im Sonnenzug. Ingeborg liebte Freundschaftskontakte, hier<br />
mit Familie Hemma und Franz Pacher-Theinburg.<br />
Ingeborgs Eltern waren um ihre Tochter sehr bemüht.<br />
Sie unternahmen mit ihr viele Reisen, speziell zu ihren<br />
<strong>Malteser</strong>-Freunden, so zu Gitti und Andreas Lutterotti<br />
nach Kaltern, zu Astrid nach Eppan, zu Hemma und Franz<br />
Pacher-Theinburg nach München und ins steirische Sausal.<br />
Ingeborgs Ein und Alles: <strong>Die</strong> MALTESER<br />
Wir konnten Ingeborg seelisch gut aufrüsten, aber wichtig<br />
war in Graz die Assistenz von „Ruppi“ Elfriede Tummler,<br />
sowie von „Geri“ Gerald Koller, die sich jahrelang um sie<br />
gekümmert hatten.<br />
Aber um ein Leben in Heimen ist auch Ingeborg nicht<br />
herumgekommen. In dieser Zeit war für sie der Kontakt<br />
zu den <strong>Malteser</strong>n noch bedeutsamer geworden. Der <strong>Malteser</strong>orden<br />
unterstützte sie großzügig und sorgte für ihr<br />
finanziell halbwegs unbeschwertes Leben.<br />
Rückblickend erfüllt uns die Tatsache, mit welcher Tapferkeit,<br />
Liebe zu ihren Freunden, Zuversicht und Freude<br />
sie ihr Leben meisterte, mit Hochachtung. Bei ihr hat sich<br />
unsere <strong>Malteser</strong>-Hingabe verselbständigt. Sie wurde eine<br />
Freundin für Generationen.<br />
Danke, Ingeborg!<br />
Hinweis:<br />
Seelenmesse am 15. Mai <strong>2021</strong>, um 18 Uhr, in der Pfarre<br />
Johann Nepomuk, Praterstraße/Nepomukgasse 1,<br />
Pfarrer Konstantin Spiegelfeld<br />
Seelenmesse am 31. Juli <strong>2021</strong>, um 14 Uhr, in der<br />
Theresienkapelle von Pacher-Theinburg, 8443 Sausal 72,<br />
Pfarrer Mons. Leo Maasburg<br />
62<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
GELESENEMPFOHLEN<br />
„WAGE ZU TRÄUMEN!<br />
MIT ZUVERSICHT AUS DER KRISE“ VON PAPST<br />
FRANZISKUS<br />
Für Papst Franziskus ist eines klar: „Es gibt kein Zurück zur Normalität von vor der<br />
Coronapandemie“. Der Heilige Vater skizziert seine Gedanken für eine gesellschaftliche<br />
Neuausrichtung. <strong>Die</strong>se ist geprägt von zwei Zieldefinitionen: Mehr Sicherheit und mehr<br />
Gerechtigkeit in der Welt.<br />
Von Udo Thianich-Schwamberger<br />
Papst Franziskus nutzt den Lockdown, um gesellschaftliche<br />
Entwicklungen samt ihren Fehlern und Schwächen<br />
aufzuzeigen. Mehr noch, er benennt diese deutlich. Es<br />
ist vor allem eine Entwicklung, die die Gesellschaft im<br />
Lauf der Zeit einfach akzeptiert und angenommen hat.<br />
Für ihn ist jetzt die Stunde gekommen, ein Umdenken<br />
zu wagen, dem ein mutiges Gestalten folgt. Denn wer<br />
sagt, dass wir in den Zustand vor der Krise zurückmüssen?<br />
Politische Systeme und Ideologien<br />
Papst Franziskus analysiert in seinem Buch die politischen<br />
Systeme und Ideologien unserer Zeit. Er versucht<br />
in einfacher und zugleich kraftvoller Sprache Wegweiser<br />
für einen Aufbruch aufzuzeigen. Auch gewährt er einen<br />
intimen Einblick in sein eigenes Leben, anhand von persönlich<br />
erlebten und bewältigten Krisen. Was braucht es<br />
aber für uns selbst gegenwärtig dafür – Papst Franziskus<br />
antwortet präzise: „Nur Mut“!<br />
Unser direktes Umfeld<br />
Der Heilige Vater ruft uns dazu auf, unser Umfeld in den<br />
Fokus zu nehmen und mit Mut bessere Wege als bisher<br />
zu gehen. Bessere Wege deshalb, um die Welt für alle<br />
Menschen zu einer besseren zu machen. <strong>Die</strong> Coronapandemie,<br />
mit all ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Auswirkungen, hat viele Probleme unserer Zeit wie<br />
durch eine Lupe vergrößert und sichtbar gemacht. Es<br />
geht um die tatsächliche Existenzfrage, die durch wirtschaftliche<br />
Ungleichheit befeuert wird, aber auch um<br />
Sorgen, Ängste und Trostlosigkeiten im Alltag. Alle diese<br />
sind vielen Menschen inzwischen ständiger Wegbegleiter<br />
geworden.<br />
Nur Mut<br />
Bereits der erste Blick in das Inhaltsverzeichnis des Buches<br />
lässt einen ehemaligen Jesuitenschüler schmunzeln: <strong>Die</strong><br />
klare Struktur der Drei-Punkte-Gliederung mit ihren Titeln<br />
gibt uns Einblick in die reflektierte Herangehensweise des<br />
Papstes. <strong>Die</strong>se Struktur spiegelt eine Idee des Hl. Ignatius<br />
von Loyola wieder: <strong>Die</strong> Unterscheidung, die Entscheidung<br />
und folglich die Entschiedenheit. Es ist letztendlich das,<br />
wozu uns Papst Franziskus mit einem freudigen Lächeln ermutigen<br />
möchte, Mut zur Entschiedenheit: „Nur Mut“!<br />
Papst Franziskus: WAGE ZU TRÄUMEN! Mit Zuversicht aus der Krise,<br />
192 Seiten, Kösel-Verlag, ISBN: 97834663727204, 19,62 Euro<br />
Heiraten im Schlosshotel Mailberg<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 63
GELESENEMPFOHLEN<br />
DIE HEILIGE MIT DEM BIERKRUG<br />
Kurzweilig und locker lesen sich die 365 Porträts von Heiligen, die unter dem Titel „Von Bischofsstab<br />
bis Besenstiel“ versammelt sind. Damit bietet die Autorin Bernadette Spitzer für jeden Tag<br />
des Jahres eine besondere Begleitung an.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Heiligenbücher und -lexika gibt es viele, aber dieses hier<br />
ist anders. <strong>Die</strong> Autorin, eine Theologin, die seit vielen<br />
Jahren für radio klassik Stephansdom täglich Heiligenporträts<br />
verfasst, hat ihre Radiogeschichten zum Nachlesen<br />
in ein Buch verpackt. Pro Tag erzählt sie auf einer<br />
Seite eine Lebensgeschichte. Dabei verzichtet sie auf salbungsvolle<br />
Worte, sondern schreibt mit leichter Hand<br />
und Augenzwinkern sowie großem Respekt von vielen<br />
Menschen, die ihr Leben in den <strong>Die</strong>nst Gottes gestellt<br />
haben.<br />
Patronin des Fernsehens<br />
Es finden sich Biographien vieler bekannter Heiliger, aber<br />
auch vieler unbekannter, und jede ist mit interessanten<br />
Details gespickt. So erfährt man, warum Wilhelm von<br />
Dijon eine Bruderschaft für Jongleure gegründet hat,<br />
und warum preußische Soldaten katholischen Nonnen<br />
salutierten, dass Virgil von Salzburg Österreichs erster<br />
Physiker und Engelbert von Admont der erste Musikwissenschafter<br />
des Landes war. Und welche Heilige die Patronin<br />
des Fernsehens ist. Auch der Erfinder des Computers,<br />
der im 13. (!) Jahrhundert lebte, ist ein Seliger. Man<br />
lernt den Namenspatron aller Ildefonsos kennen und die<br />
Patronin des Umweltschutzes, eine Mohawk, über die<br />
Leonard Cohen einen Roman geschrieben hat. Und der<br />
heilige Kevin erfährt eine Ehrenrettung.<br />
Das Evangelium in der Wüste<br />
Heilige mit Österreichbezug sind ebenso enthalten wie<br />
Missionare und Missionarinnen, die unter Lebensgefahr<br />
erst Tausende Kilometer übers Meer fuhren und sich<br />
dann durch den Dschungel oder die Wüste schlugen, um<br />
das Evangelium zu verkünden. Der Franziskaner Juniperus<br />
Serra gründete im heutigen Kalifornien Missionsstationen<br />
und benannte sie nach den Heiligen der Seitenal-<br />
täre seiner Heimatkirche auf Mallorca: San Francisco und<br />
San <strong>Die</strong>go. In Kanada hingegen ist eine Österreicherin<br />
vertreten, die nie dort war: In einem Kirchenfenster ist<br />
Restituta Kafka mit einem überaus originellen Attribut<br />
dargestellt – einem Bierkrug, denn sie liebte Bier.<br />
Hommage an die MALTESER<br />
Etliche Selige und Heilige treten aus dem Schatten mächtiger<br />
Vorbilder, etwa Adolph Kolping, der am 4. Dezember<br />
Gedenktag hat und zu Unrecht neben der populären<br />
Barbara verblasst. Übrigens sind auch einige Heilige mit<br />
Bezug zum <strong>Malteser</strong>orden porträtiert: Johannes XXIII.,<br />
Hedwig von Schlesien und Kaiser Karl I. Als „Heilige des<br />
Jahres“ fand schließlich auch Corona Aufnahme – sie ist<br />
Patronin der Seuchen.<br />
Bernadette Spitzer: Von Bischofsstab bis Besenstiel – Mit 365<br />
Heiligen durchs Jahr, 400 Seiten, Wiener Dom-Verlag, ISBN: 978-<br />
3-85351-294-4, 29,50 Euro<br />
GRATIS,<br />
aber leider nicht kostenlos.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll es auch<br />
bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere<br />
Arbeit umfassend zu informieren. Doch die Produktion<br />
und der Versand sind leider nicht kostenlos. Bitte unterstützen<br />
Sie uns.<br />
Spenden an den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!<br />
64<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
<strong>Die</strong><br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
DER DENATURIERTE<br />
MENSCH UND SEINE<br />
RECHTE<br />
<strong>Die</strong> neognostische Sicht des Menschen scheint immer mehr<br />
in den Vordergrund zu rücken. Wird sie zur Abschaffung des<br />
Menschen führen?<br />
Von Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
Mit dieser heiklen Frage beschäftigt sich Grégor Puppincks<br />
Buch unter Bezugnahme auf aktuelle Entwicklungen<br />
und die öffentliche Diskussion um Abtreibung, Euthanasie,<br />
Pränataldiagnostik, Leihmutterschaft und<br />
gleichgeschlechtliche Ehe. Hier werde, so die Feststellung<br />
des Autors, ein neuartiger Moralkodex mit<br />
universellem Geltungsanspruch postuliert und mit<br />
bürokratischen Methoden durchgesetzt. Dass er dem<br />
sittlichen Empfinden der meisten Menschen nicht<br />
entspricht, scheint fast nebensächlich, dürften doch<br />
Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für<br />
Menschenrechte, Dokumente von UN-Ausschüssen<br />
oder Stellungnahmen aus akademischen Zirkeln<br />
Rechtfertigung genug sein.<br />
Puppinck versucht, in seinem Buch die tieferen Gründe<br />
dieser verstörenden Entwicklung herauszuarbeiten.<br />
Einen, vielleicht den wesentlichsten, Grund verortet<br />
er in zwei unterschiedlichen Menschenbildern, die einander<br />
polarisierend gegenüberstehen: Hier der christlich<br />
inspirierte Personalismus, dort der neognostische<br />
Humanismus. Aus diesen einander widersprechenden<br />
Menschenbildern folgen grundlegend unterschiedliche<br />
Auffassungen über die Menschenwürde und die aus ihr<br />
abzuleitenden Menschenrechte. Prädikat: Lesenswert!<br />
Grégor Patrick Puppinck, Der denaturierte Mensch und seine Rechte,<br />
Be+Be-Verlag <strong>2021</strong>, 274 Seiten, ISBN: 978-3-903602-07-6,<br />
21,90 Euro<br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 4/2020<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3/2020<br />
© Nicusor Floroaica<br />
ROM<br />
Special<br />
Edition<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 2/2020<br />
Falls Sie, Ihre<br />
Freunde oder Ihre<br />
Familie über unsere Arbeit<br />
informiert werden wollen,<br />
senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong><br />
gerne regelmäßig zu.<br />
Scheiben Sie einfach an:<br />
presse@malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> Romfahrt: Wir hoffen auf <strong>2021</strong><br />
Malta Tours Unlimited: Pilgertradition seit 1964<br />
Gesucht. Eltern auf unbestimmte Zeit<br />
900. Todestag des seligen Gerhard, Ordensgründer<br />
Ordenshaus. Auf in die Zukunft<br />
Unser Motto: Lebensfreude<br />
In Memoriam: Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />
Weil Nähe zählt: #gemeinsamschaffenwirdas<br />
Im Gebet verbunden trotz „Social Distancing“<br />
<strong>Malteser</strong><strong>Zeitung</strong> 2 ok.indd 1 23.06.20 15:45<br />
<strong>Malteser</strong><strong>Zeitung</strong> 4_end_ok.indd 1 13.11.20 13:23<br />
Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria,<br />
Verwendungszweck„<strong>Zeitung</strong>“, IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 65
RUNDSCHAU<br />
WIR TRAUERN UM<br />
✝<br />
+ 12.11.2020<br />
Trude Mair<br />
Betreute MHDA Bereich Tirol<br />
+ 20.12.2020<br />
Ingeborg Gurker<br />
Betreute MHDA Bereich Steiermark<br />
+ 19.11.2020<br />
Dipl. Ing. Johann v. Scheuer<br />
Mitglied MHDA Bereich Steiermark<br />
+ 22.12.2020<br />
Eberhard Graf von Kuenburg<br />
Ehren- und Devotions-Ritter<br />
+ 26.11.2020<br />
Johannes Fürst von Khevenhüller-<br />
Metsch und Aichelberg<br />
Ehren- und Devotions-Ritter<br />
+ 02.12.2020<br />
Georg-Christoph Graf Podstatzky-<br />
Lichtenstein, Freiherr von Prusinowit<br />
Ehren- und Devotions-Ritter<br />
+ 05.12.2020<br />
Teresa Maria Freifrau von Geusau<br />
Betreute MHDA Bereich Salzburg<br />
+ 18.12.2020<br />
Birgit Freifrau von Weckbecker-Erggelet<br />
Mitglied MHDA Bereich Wien<br />
+ 19.12. 2020<br />
Reinhold Walter<br />
Betreuter MHDA Bereich Tirol<br />
+ 24.12.2020<br />
Manuela Jaros<br />
Betreute MHDA Bereich Wien<br />
+ 24.12.2020<br />
Paul Neuner<br />
Betreuter MHDA Bereich Tirol<br />
+ 29.12.2020<br />
Georg Adam<br />
Betreuter MHDA Bereich Steiermark<br />
+ 12.01.<strong>2021</strong><br />
Monika Gföhler<br />
Betreute MBD<br />
+ 09.02.<strong>2021</strong><br />
Geistlicher Rat Pfarrer<br />
Msgr. Rupert Rechberger MC<br />
Magistralkaplan, Pfarrer in Ligist und Träger<br />
der Goldenen Verdienstauszeichnung<br />
R.I.P.<br />
66<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>
RUNDSCHAU<br />
AUSZEICHNUNGEN<br />
Seine Exzellenz der Großmeister-Statthalter des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens hat im Zusammenwirken mit dem<br />
Souveränen Rat folgende Herren ausgezeichnet:<br />
S. Exz. den ao. u. bev. Botschafter<br />
unseres Ordens in Österreich,<br />
Sebastian Prinz Schoenaich-<br />
Carolath mit dem Großkreuz der<br />
Verdienstauszeichnung „pro<br />
Merito Melitensi“<br />
Prinz Schoenaich-Carolath, seit<br />
1989 Mitglied im Orden, war lange Jahre im Aufsichtsrat<br />
der Deutschen <strong>Malteser</strong> und Bundesfinanzkurator<br />
des <strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes Deutschland (MHD) bevor<br />
er, nach einer höchst erfolgreichen Berufskarriere in der<br />
Wirtschaft, 2018 Botschafter des Ordens in Österreich<br />
wurde.<br />
Peter Penn seit 1988 Mitglied, ehemaliger Bereichsleiter<br />
der <strong>Malteser</strong> im Bereich Tirol und nun Sprecher<br />
der Altmitglieder, sowie seit 2003 im Orden und im<br />
Delegationsrat aktiv, mit dem Offizierskreuz der Verdienstauszeichnung<br />
„pro Merito Melitensi“<br />
RANGERHÖHUNG<br />
Im Zuge einer Heiligen Messe in der Kapelle der<br />
Elisabethinen in Graz konnte der Delegat von Steiermark,<br />
KR Martin Auer-Arland, im Namen des Prokurators Obermedizinalrat<br />
Dr. Winfried Muhri für seine Verdienste<br />
um die Werke und den Orden in der Steiermark mit dem<br />
ihm verliehen Magistral-Großkreuz bedenken. Wir<br />
gratulieren zur wohlverdienten Rangerhöhung.<br />
DDr. Lukas Zeinler für seine langjährigen<br />
Verdienste um den Orden<br />
und das Altenwohnheim Haus<br />
Malta mit dem Kommandeurskreuz<br />
der Verdienstauszeichnung<br />
„pro Merito Melitensi“<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
I: www.malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@malteser.care<br />
I: www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />
T: +43 7472 98201<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
Haus Malta<br />
Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: hausmalta@malteser.at<br />
I: www.hausmalta.at<br />
MALTESER Johannesgemeinschaft<br />
Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: mjg@malteser.at<br />
I: www.malteserorden.at/mjg<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 67
ERÖFFNUNG<br />
ENDE <strong>2021</strong><br />
www.ordenshaus.at<br />
MALTESER ORDENSHAUS<br />
Das neue MALTESER Ordenshaus wird als Senioren- und Pflegewohnheim in 1030 Wien<br />
ab Ende <strong>2021</strong> die Aufgaben des derzeitigen Hauses Malta übernehmen.<br />
Danke für Ihre Spende, mit der Sie das MALTESER Ordenshaus unterstützen.<br />
IBAN: AT11 2011 1310 0530 1320, BIC: GIBAATWW<br />
Verwendungszweck „Ordenshaus“. Ihre Spende an den Verein Haus Malta ist steuerlich absetzbar!<br />
www.ordenshaus.at<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
MALTESER Austria<br />
Inserat Ordenshaus ok.indd 1 03.03.21 18:53<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
presse@malteser.at<br />
zentrale@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
68<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>