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Die Malteser-Zeitung 1/2021

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seine Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 1/<strong>2021</strong><br />

Ein Recht auf den Tod?<br />

Klinische Ethikberatung<br />

Wie die Väter, so die Söhne


INHALT<br />

MALTESERORDEN<br />

04 Zeit der Veränderung<br />

IMFOKUS<br />

07 Wie hast du’s mit dem Leben<br />

und dem Tod?<br />

RELIGIONAKTUELL<br />

15 Der Selige Carlo Acutis<br />

16 Not lehrt beten<br />

04<br />

18<br />

15<br />

24<br />

VORBILDER<br />

18 Ein Vorbild im Einsatz und in der Führung<br />

LEBENSWERT<br />

20 Klinische Ethikberatung, für ein<br />

würdevolles Leben bis zuletzt<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

24 Berichte aus den Bereichen:<br />

Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

50 „Frei wie ein Vogel“<br />

51 Kroatien: Erdbeben-Nothilfe<br />

52 Syrien: Jegliche Belastungsgrenze ist weit<br />

überschritten<br />

54 Südafrika: Durch AIDS und Corona doppelt gefordert<br />

55 Neuer Generalsekretär bei <strong>Malteser</strong> International<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

56 Drei Impfstoffe im Vergleich<br />

50 56<br />

TAGEBUCH<br />

58 Wie die Väter, so die Söhne<br />

61 MALTESER Jobnetzwerk<br />

62 Ingeborg Gurker – Eine Freundin für<br />

Generationen<br />

GELESENEMPFOHLEN<br />

63 Interessante Neuerscheinungen<br />

RUNDSCHAU<br />

67 Auszeichnungen<br />

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2<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

für die <strong>Malteser</strong> hat das Jahr <strong>2021</strong> mit zwei erfreulichen<br />

Neuigkeiten begonnen: Wir durften Fra’ Marco Luzzago als<br />

neuen Statthalter des Großmeisters des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Ordens willkommen heißen. Erzbischof Silvano Tomasi<br />

durften wir zur Ernennung zum Kardinal und zum Sonderbeauftragten<br />

des Heiligen Stuhls für den Orden herzlich<br />

gratulieren.<br />

Auf beide kommen große Herausforderungen zu. <strong>Die</strong> Zeiten,<br />

in denen wir weltweit durch die Covid-19-Pandemie zu<br />

physischem „Distancing“ gezwungen sind, halten an. So gut es<br />

geht, soweit wir es vermögen, versuchen wir dennoch all jenen,<br />

die einsam, krank und bedürftig sind, nahe zu sein. Gerade sie<br />

brauchen jetzt all unsere Kraft und die Geborgenheit, die sich<br />

nur in einer von Nächstenliebe und sozialem Zusammenhalt<br />

getragenen Gemeinschaft finden lässt.<br />

Darum wird es <strong>2021</strong> mehr denn je gehen: um sozialen Zusammenhalt,<br />

um ein achtsames Füreinander-Da-Sein. Dafür<br />

werden wir uns weiterhin kreative Wege einfallen lassen,<br />

damit wir einander – unter Einhaltung aller Corona-Schutzmaßnahmen<br />

– persönlich begegnen können, einander ein<br />

Lächeln unter dem Mund-Nasen-Schutz schenken, Geduld mit<br />

der gesamten Situation haben, die uns allen viel abverlangt.<br />

Ob Eltern, Lehrende, Schüler, Studierende, Kranke, Gesunde,<br />

Ärzte, Pflegekräfte, Kindergartenpädagogen, Handelsangestellte,<br />

Einsatzkräfte oder Unternehmer: Sie alle leisten<br />

Unvergleichliches. Viele von ihnen geben noch mehr.<br />

Junge <strong>Malteser</strong>-Freiwillige springen zum Beispiel kurzerhand<br />

ein, wenn im Altenwohnheim Haus Malta der Aufzug ausfällt<br />

und mehrere Wochen lang ein „Frühstücksservice über die<br />

Treppe“ eingerichtet werden muss. <strong>Malteser</strong> beteiligen sich an<br />

der Essensausgabe für Obdachlose, sie kümmern sich mit ungebrochenem<br />

Engagement um die Pflege und Begleitung von<br />

alten, kranken und einsamen Menschen. Sie gehen über ihre<br />

Grenzen, wenn es um die Betreuung von Kindern mit lebensverkürzender<br />

Diagnose geht. Und: Sie nehmen rege an der<br />

aktuell geführten Debatte um die vom Verfassungsgerichtshof<br />

nun zugelassene „Sterbehilfe“ teil. Vielleicht sollte es ja viel<br />

mehr um eine würdevolle, schmerzfreie „Begleitung zum Ende<br />

des Lebens“ gehen als um eine juristisch korrekte „Begleitung<br />

zum Sterben“? Dazu gibt es etwa im Palliativdienst der<br />

<strong>Malteser</strong> viel Expertise und gute Erfahrungen.<br />

Definitiv muss das Leben lebenswert bleiben. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong><br />

tragen das ihre dazu bei. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen<br />

alles Gute für die nächste Zeit. Behalten Sie bitte Ihre Kraft,<br />

bleiben Sie bitte gesund!<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

Prokurator<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />

Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2, T: 01/512 72 44,<br />

E: presse@malteser.at<br />

Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren dieser<br />

Ausgabe: Astrid Aufschnaiter, Bernhard Bachna, Theresa Backhausen,<br />

Matthias Beck, Elena Becker, Barbara Bernegger-Kittinger, Quelle:<br />

Kurier online vom 8. Jänner <strong>2021</strong> Autorinnen Theresa Bittermann,<br />

Henriette Blanckenstein, Marie Czernin, Quelle: www.erzdioezesewien.at/site/glaubenfeiern/spirituelles/grossechristen/article/86768.<br />

html, Thomas Fisher, Aglaë Hagg-Thun, Franz Harnoncourt-Unverzagt,<br />

Petra Hellmich, Edith Holzer, Christian Höllinger, Fra‘ Gottfried<br />

Kühnelt-Leddihn, Stephanie Merckens, Johannes Mlczoch, Sandor<br />

Norman, Eva Perl, Christoph von Ritter, Norbert Salburg-Falkenstein,<br />

Benedikt Spiegelfeld, Beatrix Spannbauer, Maria-Sophia Stadler,<br />

Richard Steeb, Ingrid Teufl, Udo Thianich-Schwamberger, Angela<br />

Thierry, Andreas Trentini, Jürgen Wallner, Gabriele Walterskirchen,<br />

Susanne Wick, Richard Wittek-Saltzberg, Tobias Zöhrer.<br />

Text und Lektorat: Edith Holzer, Thomas Fisher.<br />

Fotos: Blue Planet Studio/Shutterstock/1216683727, Albrecht Fietz/<br />

Pixabay, Karolina Grabowska/Pexels, Gerald Gugerel, Gerhard Hammler,<br />

Hand in Hand for Aid and Development Media, imago images/photonews.at,<br />

Institut für Ehe und Familie (IEF), Ernst Kainerstorfer,<br />

Gunhard Keil, Chris Lendl, <strong>Malteser</strong> International, Thomas Meyer<br />

Photography, Nanographics GmbH, Arthur Ogleznev/Pexels, Order of<br />

Malta, Sasirin Pamai/Shutterstock/1730251996, Prof. Christoph von<br />

Ritter MD PhD AGAF, DoroT Schenk/Pixabay, Stephan Schönlaub/<br />

EDW, Stadtmarketing Amstetten, Land Steiermark/Jesse Streibl,<br />

Daniel Trippolt/HBF, Andy WenzelBKA.<br />

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />

Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei<br />

Geschlecht.<br />

Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />

Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050 Wien.<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung<br />

über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und<br />

seiner Werke, sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der<br />

Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: Februar <strong>2021</strong><br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 3


XXXXX MALTESERORDEN<br />

4<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERORDEN XXXX<br />

NEUES AUS DEM ORDEN<br />

ZEIT DER VERÄNDERUNG<br />

In der letzten Ausgabe unseres Magazins für das Jahr 2020 hatten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, versprochen,<br />

Ihnen im aktuellen Heft zwei besondere Persönlichkeiten näher vorzustellen. Wir halten unser Versprechen! Nachstehend<br />

finden Sie die Porträts von Fra’ Marco Luzzago, dem neuen Großmeister-Statthalter des <strong>Malteser</strong>ordens, und von<br />

Kardinal Silvano Tomasi, dem neuen Sondergesandten des Heiligen Stuhl beim SMRO. Es sind beeindruckende Karrieren,<br />

die hier nachgezeichnet werden.<br />

DER VERWANDTE VON PAPST PAUL VI.<br />

Am 8. November 2020 trat Fra‘ Marco Luzzago die Nachfolge des im April verstorbenen Großmeisters Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />

del Tempio di Sanguinetto an. Seither ist für den gebürtigen Brescianer vieles anders, aber nur wenig neu. Ein Porträt.<br />

Fra’ Marco Luzzago wurde 1950 geboren. Er stammt<br />

aus einer Adelsfamilie, deren Wurzeln sich bis in das<br />

14. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Außerdem besteht<br />

eine verwandschaftliche Verbindung zu einem der<br />

berühmten <strong>Malteser</strong>mitglieder der Geschichte – dem<br />

Heiligen Papst Paul VI.<br />

Nach seinem wissenschaftlichen Abitur bei den Franziskanerbrüdern<br />

studierte Fra’ Marco mehrere Jahre Medizin<br />

an den Universitäten von Padua und Parma, bevor er<br />

zur Leitung diverser Familienunternehmen in der Konsumgüterindustrie<br />

berufen wurde. 1975 wurde der für<br />

sein Verhandlungsgeschick bekannte Norditaliener in<br />

den <strong>Malteser</strong>orden aufgenommen und gehörte damals<br />

dem Großpriorat Lombardei und Venedig an. 2003 legte<br />

er seine feierlichen Gelübde zum Professritter ab.<br />

Von Brescia in die Marken<br />

Fra’ Marco nahm regelmäßig an den internationalen Pilgerfahrten<br />

des Ordens nach Lourdes und an den nationalen<br />

italienischen Pilgerfahrten nach Assisi und Loreto teil.<br />

2010 übersiedelte er in die italienischen Marken, eine Region<br />

in Mittelitalien zwischen Adria und Apennin, um sich<br />

dort um eine Kommende des Ordens zu kümmern.<br />

Seit 2011 gehört Fra’ Marco dem Großpriorat von Rom<br />

an, wo er die Position des Delegaten der Delegation Marken-Nord<br />

sowie die Leitung der Bibliothek innehatte.<br />

Seit 2017 war er auch Ratsmitglied der italienischen<br />

Assoziation des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 5


MALTESERORDEN<br />

Einsatz mit größtem Engagement<br />

Am 8. November 2020 wurde er vom Großen Staatsrat<br />

des Ordens in Rom zum Statthalter des Großmeisters<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens mit überwiegender<br />

Mehrheit gewählt. Gemäß der Verfassung des<br />

<strong>Malteser</strong>ordens bleibt der Statthalter des Großmeisters<br />

ein Jahr lang mit den gleichen Befugnissen wie ein<br />

Großmeister im Amt. Der Statthalter des Großmeisters<br />

muss den Großen Staatsrat vor Ablauf seiner Amtszeit<br />

erneut einberufen. Als Statthalter wird er den Orden,<br />

der sich seit 2018 in einem größeren Reformprozess befindet,<br />

zunächst bis Herbst <strong>2021</strong> leiten.<br />

„Der Heilige Geist hat seinen Blick gnädig zu mir gewandt.<br />

Ich danke jedem Einzelnen von Ihnen, dass Sie mir Ihr Vertrauen<br />

geschenkt und durch Ihre Anwesenheit heute hier<br />

eine große Liebe und eine große Hingabe an unseren Orden<br />

gezeigt haben“, sagte Luzzago anlässlich seiner Wahl.<br />

„Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich mich mit größtem<br />

Engagement für die Herausforderungen einsetzen werde,<br />

die in den kommenden Monaten vor uns liegen.“<br />

Wir wünschen Fra’ Marco Luzzago alles erdenklich Gute<br />

und Gottes Segen in seiner neuen, überaus verantwortungsvollen<br />

Funktion!<br />

EINE BEEINDRUCKENDE KARRIERE<br />

Kardinal Silvano Maria Tomasi: So lautet der Name des<br />

neuen Sondergesandten, den Papst Franziskus für alle Fragen<br />

zu den Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und<br />

dem <strong>Malteser</strong>orden ernannt hat.<br />

Es ist eine herausfordernde Aufgabe, die der Kardinal<br />

übernommen hat. Er wird auf Bitte des Papstes bis zum<br />

Abschluss des bei den <strong>Malteser</strong>n laufenden Reformprozesses<br />

im Amt bleiben. „Auf jeden Fall so lange, wie es hilfreich<br />

erscheint“, meinte der Heilige Vater. <strong>Die</strong>ser Bitte wird<br />

Silvano Tomasi sehr gerne nachkommen. Er blickt auf eine<br />

wechselvolle und anspruchsvolle Karriere zurück.<br />

Der Ordensmann wurde 1940 in Casoni/Venetien geboren.<br />

Er trat zunächst als Seminarist in die Gemeinschaft<br />

der Scalabrini-Missionare ein und wurde 1965 durch den<br />

New Yorker Weihbischof Joseph Pernicone zum Priester<br />

geweiht. 1989 folgte die Ernennung zum Sekretär des<br />

Päpstlichen Rates der Seelsorge für Migranten und Menschen<br />

unterwegs, 1996 die Weihe zum Kurienerzbischof.<br />

Von Dschibuti über Genf nach Rom<br />

Nur vier Jahre später ging es steil bergauf in der Karriere<br />

des Kirchenmannes. Er wurde durch Papst Johannes<br />

Paul II. zum Apostolischen Nuntius in Dschibuti ernannt.<br />

2003 wechselte Silvano Tomasi in den päpstlichen diplomatischen<br />

<strong>Die</strong>nst bei den Vereinten Nationen und wurde<br />

dort zum ständigen Beobachter des Heiligen Stuhles beim<br />

UN-Büro in Genf und der Welthandelsorganisation bestellt.<br />

2016 folgte die Ernennung zum Mitglied des Päpstlichen<br />

Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Ein Jahr danach betraute<br />

ihn Papst Franziskus mit der Funktion des delegierten<br />

Sekretärs des neu errichteten Dikasteriums für die<br />

ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Am 1. November<br />

2020 avancierte Tomasi zum Sonderbeauftragten für den<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden beim Heiligen Stuhl.<br />

Den vorläufig krönenden Abschluss seiner Kirchenlaufbahn<br />

bildete am 28. November 2020 die Ernennung zum Kardinal.<br />

„Mit der Kardinalswürde fühle ich mich noch stärker in<br />

die Pflicht genommen, weiter für Solidarität und Dialog einzustehen“,<br />

bekräftigte Tomasi in seiner Dankesrede.<br />

www.orderofmalta.int<br />

6<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

IMFOKUS<br />

WIE HAST DU’S MIT DEM<br />

LEBEN UND DEM TOD?<br />

<strong>Die</strong>se Frage steht seit der jüngsten Entscheidung des österreichischen Verfassungsgerichtshofes zur Sterbehilfe<br />

mehr denn je im Zentrum der öffentlichen Debatte. Hier eine facettenreiche Darlegung von Fachleuten verschiedenster<br />

Disziplinen, die zu differenziertem Nachdenken einlädt.<br />

RESPEKT VOR DEM LEBEN<br />

UND DEM GESETZ<br />

Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />

Nein, es ist nicht einfach. Nein, es gibt keine eindeutige<br />

Antwort. Zu welchem Ergebnis soll ein<br />

gläubiger Mensch kommen, zu welchem einer ohne<br />

religiöse Bindung?<br />

Als ich diese Zeilen zu schreiben begonnen habe, stand<br />

die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes (VfGH)<br />

unmittelbar bevor, ob das verfassungsgemäß gewährleistete<br />

Recht auf Leben 1 nach der Österreichischen Verfassung<br />

und den verfassungsrechtlichen Nebengesetzen<br />

auch das Recht einschließt, sich der Hilfe anderer Menschen<br />

zur Selbsttötung zu bedienen. Bisher, so scheint es<br />

mir, wird das Recht auf ein menschenwürdiges Leben als<br />

höchster Wert unserer Rechtsordnung betrachtet. <strong>Die</strong><br />

Todesstrafe wurde 1950 auch in Österreich abgeschafft,<br />

im Militärstrafrecht erst 1968.<br />

Eigentlich hatte sich der VfGH nicht mit einer Frage,<br />

sondern mit einer ganzen Fülle von verknüpften ethischen<br />

und religiösen Fragen, die ich wohl kaum vollstän-<br />

1<br />

Vgl. zweiter Artikel der Europäischen Menschenrechtskonvention vom 4.11.1950: Das Recht jedes Menschen auf das Leben wird gesetzlich geschützt.<br />

Abgesehen von der Vollstreckung eines Todesurteils, das von einem Gericht im Falle eines durch Gesetz mit der Todesstrafe bedrohten Verbrechens ausgesprochen<br />

worden ist, darf eine absichtliche Tötung nicht vorgenommen werden.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 7


IMFOKUS<br />

dig aufzählen kann, zu befassen. Es klingt wohl wie eine<br />

rein rechtliche Frage: „Beinhaltet das Recht auf Leben<br />

auch das Recht auf Beendigung desselben mit Hilfe von<br />

Dritten?“ Der VfGH hat mittlerweile eine rechtliche Antwort<br />

gegeben. Menschen ohne religiöse Bindung werden<br />

auch nur daran interessiert sein.<br />

Das Dilemma des freien Willens<br />

Nun will ich, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, hier<br />

einige dieser Fragen aufwerfen. Für mich persönlich<br />

habe ich die Fragen aufgrund zahlreicher Begegnungen<br />

mit unheilbar kranken oder schwerstbehinderten Menschen,<br />

von denen ich einige auch jahrelang begleitet<br />

habe, beantwortet. Ich kann nicht sagen, wie weit die allgemeine<br />

Zustimmung zu meinen Denkanstößen reicht.<br />

Da ist zuerst einmal der für eine derart schwerwiegende<br />

Entscheidung aus juristischer Sicht erforderliche freie<br />

Wille. Es wird wohl auf jeden Fall unzulässig sein, dass<br />

Dritte, die irgendein wie auch immer geartetes Interesse<br />

am Tod eines Menschen haben könnten, auf seinen<br />

Entschluss einwirken oder an der Umsetzung mitwirken<br />

dürfen. Hier tut sich ein gewaltiges Dilemma auf: Handelt<br />

jemand, der sich bei der Selbsttötung durch einen<br />

Dritten helfen lässt, bei klarem Verstand und ohne jeglichen<br />

Druck von anderer Seite, oder ist er entweder von<br />

sich aus durch schweres Leid oder durch „Überredung“ in<br />

seiner Entscheidung beeinträchtigt?<br />

In meinen Schulzeiten wurde im Religionsunterricht<br />

noch gelehrt, dass Suizidenten sich bewusst aus der Gemeinschaft<br />

mit Gott gelöst hätten, ihnen wurde daher<br />

auch ein kirchliches Begräbnis verweigert. Sie wurden in<br />

einem abgelegenen Winkel des Friedhofes in nicht geweihter<br />

Erde bestattet. <strong>Die</strong>se Haltung hat sich im Laufe<br />

der Jahre dahin geändert, dass angenommen wurde,<br />

dass Suizidenten immer in einem nicht selbst verschuldeten<br />

Zustand der Unzurechnungsfähigkeit gehandelt<br />

haben und daher auch ein kirchliches Begräbnis erhalten<br />

können.<br />

Verantwortung für die Tragweite des Handelns<br />

Hier muss eine klare Trennlinie gezogen werden zwischen<br />

der Verantwortung des die Selbsttötung begehrenden<br />

Menschen vor Gott und der Verantwortung des Helfers<br />

vor Gott und vor dem<br />

Staat. Kann ich das Vorliegen<br />

des klaren Verstandes<br />

und des freien Willens<br />

juristisch bejahen und<br />

gleichzeitig theologisch<br />

verneinen? Und wie ist –<br />

in diesem Zusammenhang<br />

– mit dem Willen nicht<br />

entscheidungsfähiger Personen umzugehen – darf oder<br />

soll hier der gesetzliche oder gewillkürte Vertreter diese<br />

folgenschwere Entscheidung treffen?<br />

Mein Rechtsempfinden (ich habe mehr als drei Jahrzehnte<br />

als Beamter staatliches Recht vollzogen) sagt mir<br />

klar und deutlich, dass aus strafrechtlicher Sicht sowohl<br />

derjenige, der seinem Leben ein Ende bereiten will, als<br />

auch derjenige, der ihm dabei assistiert, sich der vollen<br />

Tragweite des Handelns bewusst sein muss, damit der<br />

„Gehilfe“ allenfalls den (noch nicht formulierten) Ausnahmetatbestand<br />

erfüllt und somit straffrei handelt.<br />

Wenn in irgendeiner Weise hier Druck ausgeübt wird,<br />

dann muss dies weiterhin strafbar sein, zumindest für<br />

denjenigen, der hier willentlich die Entscheidung eines<br />

Menschen zum Suizid hinlenkt oder diesen dazu drängt.<br />

Druck durch die kostentragende Allgemeinheit<br />

Hinsichtlich des möglichen Drängens aus dem eigenen<br />

Umfeld des Betroffenen lasse ich Ihrer Fantasie freien<br />

Lauf. Ich kann mir leider aber auch einen mehr oder minder<br />

sanften Druck vonseiten der kostentragenden Allgemeinheit<br />

vorstellen. <strong>Die</strong> vom Sozialversicherungsträger<br />

übermittelte Aufstellung der in einem Kalenderjahr angefallenen<br />

Heilkosten kann im besten Fall wertneutral<br />

„ankommen“, aber auch ein schlechtes Gewissen oder<br />

gar Zorn verursachen – vor allem, wenn diese Kosten das<br />

Familieneinkommen im gleichen Zeitraum bei Weitem<br />

übersteigen. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis Leistungen<br />

der Sozialversicherungen ab einem Alter, ab einem<br />

bestimmten oder prognostizierten Krankheitsverlauf eingeschränkt<br />

oder gar eingestellt werden? Oder werden die<br />

Kosten des Suizids, die bei vielen chronisch Kranken niedriger<br />

sein können als die der Therapie, von der Gesundheitskasse<br />

übernommen? Hier tut sich ein Abgrund auf.<br />

8<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


IMFOKUS<br />

Ärzte (diese allein können die Art der Behandlung vorschlagen)<br />

werden wohl immer wieder mit dem Problem<br />

konfrontiert sein, mit ihrem Therapievorschlag das Leben<br />

(oder das Sterben) eines Patienten zu verlängern<br />

oder seinen natürlichen Tod zu ermöglichen. Etwas Anderes<br />

ist jedoch das aktive Herbeiführen des Todes. Aus<br />

christlicher Sicht ist der Zeitpunkt des Todes ausschließlich<br />

dem Spender des Lebens, also Gott, überlassen.<br />

Einer Entscheidung hierüber durch Menschen, egal in<br />

welcher Funktion, ist vom Gesetzgeber massiv entgegenzutreten,<br />

da Menschen in ihrer Entscheidung zu leicht<br />

beeinflussbar sind und auch irren können.<br />

Dem Schöpfer in SEIN ureigenstes Handwerk zu pfuschen,<br />

erweist sich immer wieder als fatal. Breche ich aus dem Bollwerk<br />

einen oder mehrere Steine heraus, beginnt das Ganze<br />

zu bröckeln, und irgendwann fällt der Schutzwall. Erst vor<br />

75 Jahren ging eine solche unheilvolle Zeit zu Ende.<br />

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“<br />

Aber wie erkläre ich das alles einem Menschen, der nicht<br />

an einen Gott als Schöpfer allen Lebens glaubt? Kann<br />

man das mittels durchdachter Gesetze regulieren? Seit<br />

es menschliche Gesetze gibt, wird immer wieder versucht,<br />

diese zu umgehen, auszutricksen oder nach Parteiinteressen<br />

zu ändern. Seit Menschengedenken unverändert<br />

sind aber die zwei wichtigsten Gebote: „Du sollst<br />

den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit<br />

ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“ Das ist das<br />

wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite:<br />

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ An<br />

diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den<br />

Propheten. (Mt 22, 37–40)<br />

Es wird an uns allen liegen, Mitmenschen, die ihr Leben<br />

selbst als Last empfinden oder sich als Belastung für andere<br />

fühlen, durch gelebte Zuneigung und Zuwendung zu<br />

vermitteln, dass sie geliebt, anerkannt und in ihrer unantastbaren<br />

Menschenwürde respektiert sind. Geborgenheit<br />

in der Familie und im Freundeskreis trägt sicher wesentlich<br />

dazu bei. <strong>Die</strong> heutige Heilkunst, insbesondere die Palliativmedizin,<br />

beachtet selbstverständlich hier auch den<br />

Willen des Kranken, der allein entscheiden kann und darf,<br />

ob eine Behandlung fortgesetzt oder beendet wird.<br />

„Nicht nur den Körper berücksichtigen“<br />

Papst Johannes Paul II. erklärte am 24. März 2002, drei<br />

Jahre vor seinem Tod, vor Medizinern und Gesundheitsfachleuten<br />

aus aller Welt: „<strong>Die</strong> Komplexität des<br />

Menschen fordert bei der Verabreichung der notwendigen<br />

Heilmethoden, dass man nicht nur seinen Körper<br />

berücksichtigt, sondern auch seinen Geist. Es wäre anmaßend,<br />

allein auf die Technik zu setzen. Und in dieser<br />

Sicht würde sich eine Intensivmedizin um jeden Preis bis<br />

zum Letzten schließlich nicht nur als unnütz erweisen.<br />

Sie würde auch nicht völlig den Kranken respektieren,<br />

der nun an sein Ende gelangt ist.“<br />

Es liegt nunmehr beim Gesetzgeber (dem Nationalrat,<br />

der von uns allen gewählt wird) zu prüfen, wie die aufgehobene<br />

Bestimmung des § 78 Strafgesetzbuch (StGB)<br />

unter Wahrung der Menschenrechte und der Menschenwürde<br />

ersetzt werden soll oder ob hier ein neues lukratives<br />

Geschäftsfeld entstehen kann. Mit einer Beibehaltung<br />

im Rang einer Verfassungsbestimmung ist wohl<br />

kaum zu rechnen.<br />

Auf jeden Fall wird es an uns allen (nicht nur an uns <strong>Malteser</strong>n)<br />

liegen, ob sich Menschen mit einer begrenzten<br />

Lebenserwartung oder schweren Behinderungen als Belastung<br />

für sich und ihre Mitmenschen empfinden oder sich<br />

durch Zuwendung geliebt, geborgen und wertvoll fühlen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 9


IMFOKUS<br />

MORBIDE JUDIKATUR UNTER DEM<br />

DECKMANTEL DER FREIHEIT<br />

Von Stephanie Merckens<br />

Was bedeutet das Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofs<br />

(VfGH) in Sachen Sterbehilfe aus juristischer Sicht? Eine Erläuterung und<br />

Schlussfolgerung.<br />

Mit 11. Dezember 2020 hob der VfGH das Verbot der<br />

Beihilfe zum Selbstmord als verfassungswidrig auf. Was<br />

bedeutet das? Für das Jahr <strong>2021</strong> noch nicht viel, denn die<br />

Entscheidung wirkt erst ab 1. Jänner 2022. Aber: Sollte<br />

der Gesetzgeber bis dahin keine Ersatzregelung getroffen<br />

haben, dann ist ab dem 1. Jänner 2022 jeglicher Beitrag<br />

zur Selbsttötung eines Menschen erlaubt. Wirklich<br />

jeder Beitrag? Immer? Egal aus welchem Grund?<br />

Brutal gesagt ja – die einzigen Voraussetzungen, die laut<br />

VfGH für die Straflosigkeit erfüllt sein müssen, sind der<br />

nachhaltige freie Willensentschluss des Suizidwilligen<br />

und die Bereitschaft des Beitragenden. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt der VfGH vor allem aufgrund folgender<br />

Entscheidungsgründe:<br />

1. Nicht der „Schutz des Lebens“ ist die primäre Aufgabe des<br />

Staates, sondern die Wahrung des „Rechts auf Leben“.<br />

2. <strong>Die</strong>ses „Recht auf Leben“ umfasst auch das „Recht auf<br />

freie Selbstbestimmung“.<br />

3. Das „Recht auf freie Selbstbestimmung“ wiederum<br />

umfasst auch das Recht, seinem Leben ein Ende setzen<br />

zu wollen – und zwar auf die vom Sterbewilligen<br />

als „würdig“ empfundene Art und Weise.<br />

4. Braucht man dazu die Hilfe eines Anderen, und ist<br />

dieser Andere dazu bereit, so hat man auch das Recht<br />

darauf, dass dieser „helfen“ darf.<br />

5. Es dürfe nicht bewertet werden, warum sich jemand<br />

das Leben nehmen will.<br />

6. Es müsse allerdings geprüft werden, ob dieser Entschluss<br />

frei und nachhaltig getroffen wurde.<br />

7. Und es müsse sichergestellt werden, dass der Beitragende<br />

aus freien Stücken handelt.<br />

8. Allerdings stört den VfGH vor allem, dass ausnahmslos<br />

jede Hilfe verboten ist – es scheint also möglich,<br />

die Art und Weise zu beschränken, mit der „geholfen“<br />

werden darf.<br />

Der VfGH unterscheidet nicht zwischen dem Sterbenden,<br />

der eine tödliche Überdosis Morphium verabreicht bekommt,<br />

oder dem Verwitweten, der ohne Fallschirm aus<br />

dem Flugzeug springen möchte. Egal, ob aus Liebeskummer,<br />

Privatkonkurs oder aus sonstigen Gründen, egal ob<br />

mit Pistole, Seil oder Brückensprung: Wenn bis Ende des<br />

Jahres – dieses Jahres <strong>2021</strong> – keine Änderung erfolgt,<br />

darf bei all diesen Gründen und auf welche Art und Weise<br />

auch immer „geholfen“ werden, wenn sich jemand das<br />

Leben nehmen will.<br />

Der Missbrauch liegt in der Zulassung selbst<br />

Der Ball liegt also abermals beim Gesetzgeber. <strong>Die</strong>ser<br />

muss in einem ersten Schritt prüfen, welche Gestaltungsmöglichkeiten<br />

ihm überhaupt zu Verfügung stehen.<br />

Innerhalb des vom VfGH gesetzten Rahmens kann<br />

er nur mit einfacher Mehrheit agieren. Trifft er Entscheidungen,<br />

die über die Wertung des VfGH hinweg halten<br />

sollen, benötigt er eine Zwei-Drittel-Mehrheit.<br />

Wesentlich scheinen vor allem folgende Punkte: Suizidprävention<br />

sollte zum Staatsziel erhoben werden. Beihilfe<br />

zur Selbsttötung sollte weder Aufgabe der Ärzte noch<br />

sonst eines Pflegeberufes sein. <strong>Die</strong> Gewissensfreiheit<br />

sollte nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für organisatorische<br />

Einheiten wie Krankenhausträger gelten.<br />

Niemandem sollte aus der Beihilfe ein Vorteil erwachsen,<br />

der über eine Abgeltung der geleisteten „<strong>Die</strong>nstleistung“<br />

hinausgeht. Aufklärungs-, Beratungs- und Kontrollmechanismen<br />

müssen möglichst sicherstellen, dass der Suizidwunsch<br />

„nachhaltig“ und „selbstbestimmt“ ist.<br />

Aber eines muss uns klar sein: Um Missbrauchsvermeidung<br />

geht es eigentlich nicht mehr, denn der Missbrauch<br />

liegt in der Zulassung selbst. Eine Judikatur,<br />

die die Tötungshilfe über die Lebenshilfe stellt, hat in<br />

10<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


IMFOKUS<br />

meinen Augen den <strong>Die</strong>nst an der Freiheit missbraucht.<br />

Es geht also nicht mehr um Missbrauchsvermeidung, es<br />

geht nur noch um dessen Begrenzung.<br />

EIN RECHT AUF DEN TOD?<br />

Von Christoph von Ritter<br />

Moderne Gesellschaften haben zunehmend ein<br />

Problem mit dem Sterben. Gerichte fordern ein<br />

„selbstbestimmtes Recht auf den Tod“. Zynisch<br />

wird übersehen, dass der Selbstmörder in seiner<br />

Verzweiflung nicht nach dem Tod, sondern nach einem<br />

besseren Leben, nach Zuwendung und Nächstenliebe<br />

ruft.<br />

<strong>Die</strong> Frage, wie wir sterben wollen, ist so alt wie die<br />

Menschheit und gleichzeitig hochaktuell. „Sterben<br />

macht mir nichts aus, ich möchte nur nicht dabei sein!“,<br />

verkündet der Regisseur und Autor Woody Allen und<br />

trifft damit ziemlich präzise den Zeitgeist. Anders der<br />

verstorbene Gründer von Apple, Steve Jobs: „Mir ins<br />

Gedächtnis zu rufen, dass ich bald sterbe, ist mein wichtigstes<br />

Hilfsmittel, um weitreichende Entscheidungen<br />

zu treffen. Der Tod ist wohl die mit Abstand beste Erfindung<br />

des Lebens.“ Ganz ähnlich galt im Mittelalter das<br />

„Memento mortis“: Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst!<br />

Plato schildert im berühmten „Dialog des Phaidon“, wie<br />

die Schüler des Sokrates nach dessen Tod die Frage nach<br />

dem rechten Sterben diskutieren. Nach Platos fester<br />

Überzeugung ist hierzu die Anerkennung der „Vanitas“,<br />

der Vergänglichkeit, entscheidend. Nur so könne heiteres<br />

und unbeschwertes Sterben gelingen.<br />

<strong>Die</strong> Aufklärung und das<br />

„Recht auf den Tod“<br />

Seit dem 18. Jahrhundert,<br />

dem Jahrhundert<br />

der Aufklärung, steht die<br />

Überwindung der Vanitas<br />

im Zentrum der bürgerlichen<br />

Hochkultur.<br />

Der „Triumph über das<br />

Scheitern“ führt zu einem<br />

großartigen Aufschwung<br />

der Menschheit in Naturwissenschaften, Technik und<br />

Medizin. Der Mensch wird vom Geschöpf zum Schöpfer.<br />

Uneingeschränkte Selbstbestimmung muss aber unweigerlich<br />

angesichts des Todes scheitern. Als Ausweg aus<br />

diesem Dilemma schlägt der österreichische Psychologe<br />

Adolf Jost im Jahr 1895 „Das Recht auf den Tod“ vor. <strong>Die</strong><br />

„Jost’schen Sätze“ hat am 26. Februar 2020 das deutsche<br />

Bundesverfassungsgericht ins Gesetz geschrieben: „Das<br />

allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst eben auch ein<br />

Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Der Bürger hat die<br />

Freiheit, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die<br />

freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen. Seine Entscheidung<br />

ist, als Akt autonomer Selbstbestimmung, zu respektieren.“<br />

Entpflichtung der Gesellschaft<br />

Einseitige Verpflichtung auf die Selbstbestimmung des<br />

Einzelnen führt zu einer Entpflichtung der Gesellschaft.<br />

Respekt vor Selbstbestimmung ersetzt Solidarität und<br />

Mitgefühl. Der Selbstmörder am Brückengeländer wird<br />

nicht mehr mit allen Mitteln am Sprung gehindert. Nein:<br />

Respekt vor „autonomer Persönlichkeitsentfaltung“ fordert<br />

ein „Spring doch, wenn du willst!“<br />

Selbstmörder ziehen selten kühl Bilanz. Sie wollen nicht<br />

den Tod, sondern rufen verzweifelt nach einem besseren<br />

Leben. Es ist zynisch, diese Verzweiflung in „autonome<br />

Persönlichkeitsentfaltung“ umzudeuten. Nicht der<br />

Selbstmörder, die moderne Gesellschaft zieht Bilanz.<br />

„Human dignity is the public worth of men“ formulierte<br />

schon im 17. Jahrhundert Thomas Hobbes: „Der Mensch<br />

ist nicht an sich wertvoll, er ist nur so viel wert, wie er für<br />

die Gesellschaft leistet, wie viel Mehrwert er zu liefern<br />

vermag.“ <strong>Die</strong>se Bilanz fällt zwangsläufig für den Menschen<br />

im Alter zunehmend negativ aus. „<strong>Die</strong> Gesellschaft<br />

verliert die Geduld mit den Alten“ titelte einmal treffend<br />

die deutsche „Bild“-<strong>Zeitung</strong>. Für den schnellen Tod wird<br />

dem ängstlichen, alten Menschen der Selbstmord als modern,<br />

praktisch, schnell und kostengünstig angedient.<br />

„Unwertes Leben“ im Alter<br />

Apokalyptische Zukunftsvisionen werden bemüht, um<br />

alten Menschen den Weg zum Suizid zu ebnen. Dabei<br />

fallen die immer wieder bemühten Horrorvorstellungen<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 11


IMFOKUS<br />

von unerträglichen Schmerzen und Atemnot am Ende<br />

unseres Lebens angesichts moderner Palliativmedizin<br />

eindeutig in die Kategorie des ärztlichen Kunstfehlers.<br />

Moderne Medizin kann heute den sanften Tod garantieren.<br />

Aber die von Alter und Krankheit bedrohten Menschen<br />

machen sich das gesellschaftliche Klima zunehmend<br />

zu eigen. Sie wollen eher aus dem Leben scheiden<br />

als „lästig zu fallen“. Wie oft wurde ich von Patienten mit<br />

der Bitte konfrontiert: „Doktor, ich will sterben, um meinen<br />

Angehörigen nicht länger zur Last zu fallen!“<br />

<strong>Die</strong> deutschen Verfassungsrichter interpretieren das<br />

selbstbestimmte Verlangen eines Menschen, sein Leben<br />

vorzeitig zu beenden, als Verpflichtung für den Arzt, zu<br />

töten. Ärzte sollen töten wollen! Damit wird der Arzt für<br />

den Schwachen, den alten Menschen zur Gefahr. Unmerklich<br />

kann er sich vom bedingungslosen Helfer zum<br />

staatlich animierten und legitimierten Vollstrecker des<br />

Todes wandeln.<br />

„Samaritanus bonus“, das vatikanische Schreiben über<br />

die „Sorge an Personen in kritischen Phasen und in<br />

der Endphase des Lebens“, setzt diesem gesellschaftlichen<br />

Klima eine christliche Perspektive entgegen: „…<br />

innere(n) Perspektive eines therapeutischen Bundes<br />

zwischen Arzt und Patient, … (ist) die Anerkennung<br />

vom transzendenten Wert des Lebens und vom mystischen<br />

Sinn des Leidens. <strong>Die</strong>ser Bund ist das Licht, um zu<br />

verstehen, was gutes medizinisches Handeln ist.“ Und<br />

weiter: „<strong>Die</strong> pastorale Begleitung (am Lebensende) zieht<br />

die Ausübung der menschlichen und christlichen Tugenden<br />

hinzu: der Empathie (en-pathos), des Mitleids<br />

(cum-passio), der Annahme des Leidens des Kranken<br />

durch das Teilen dieses Leidens und des Trostes (cumsolacium),<br />

des Eintretens in die Einsamkeit des anderen,<br />

damit er sich geliebt, angenommen, begleitet und<br />

getragen fühlt.“<br />

Christliche Institutionen können und sollen zum „sicheren<br />

Hafen“ für Patienten, Pflegekräfte und Ärzte werden.<br />

In den USA versuchen Krankenhäuser in katholischer<br />

Trägerschaft Sicherheit zu vermitteln: „We don’t kill you,<br />

even if you ask us; we don’t kill your parents, even if you<br />

ask us and we don’t kill your child, even if you ask us to<br />

do so!”<br />

Wie kann gutes Sterben gelingen? Nach dem Schweizer<br />

Arzt, Alchemisten, Naturphilosophen und Theologen<br />

Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus,<br />

führe nur die demütige Anerkennung unserer<br />

Vergänglichkeit, der Vanitas, zu einer „Harmonie der<br />

Seele“. <strong>Die</strong>se ist die Grundlage für ein gutes, ja – nur im<br />

scheinbarem Widerspruch – für ein gesundes Sterben.<br />

Weiterführende Informationen:<br />

www.christoph-von-ritter.com<br />

ASSISTIERTER SUIZID?<br />

Von Marie Czernin<br />

Wie hört sich die Debatte um die Sterbehilfe aus<br />

der Perspektive einer Patientin an? Was geht in<br />

einem Menschen vor, der auf dem schmalen Grat<br />

zwischen Leben und Tod wandert? Eine berührende,<br />

sehr offen formulierte Selbsterfahrung.<br />

Dass die jüngste Erkenntnis des VfGH über die ab 2022<br />

erlaubte Beihilfe zum Suizid genau in diese Zeit der<br />

Coronakrise fällt, scheint mir wirklich grotesk! Einerseits<br />

ist unser Staat bemüht, Gelder in Milliardenhöhe<br />

für die Beschaffung von Impfstoffen auszugeben, um<br />

Menschenleben zu retten, andererseits soll es nun den<br />

Menschen leichter gemacht werden, sich von diesem<br />

Leben „selbstbestimmt“ zu verabschieden. Wozu sol-<br />

12<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


IMFOKUS<br />

len sich alte Menschen jetzt impfen lassen, wenn ihnen<br />

morgen das Gefühl vermittelt wird, dass sie der Familie<br />

oder auch der Gesellschaft zur Last fallen und sie<br />

doch bitte von der Lebensbühne abtreten sollen?<br />

Ja! Krise als Chance!<br />

So sehr sich die Ereignisse in der Welt zuspitzen, etwas<br />

Gutes hat die große Krise, die wir zurzeit erleben, vielleicht<br />

doch: Jede Krise birgt auch eine Chance in sich.<br />

Einerseits steigt die Frustration. Wir fühlen uns machtund<br />

hilflos und stoßen oft auch an unsere psychischen<br />

Grenzen. Andererseits fällt nun viel äußere Ablenkung<br />

weg. Wir können uns wieder auf wesentliche Dinge besinnen<br />

und in einem Prozess der Selbsttranszendenz<br />

unsere äußere und innere Begrenztheit überschreiten.<br />

Manche wenden sich auch wieder neu Gott zu.<br />

Was haben wir aus der Krise gelernt? Wenn wir nicht<br />

mitfühlender werden für die Nöte der anderen, dann<br />

werden am Schluss wirklich nur noch die Stärkeren überleben<br />

in einer egoistischen Gesellschaft, in der das Leben<br />

nur etwas wert ist, solange der Mensch etwas leistet. Wir<br />

werden alte und kranke Menschen als Belastung empfinden<br />

und wie ein altes Kleidungsstück entsorgen. Um uns<br />

wird es kälter werden.<br />

Wenn der innere Radius sich weitet<br />

Auch eine schwere Erkrankung birgt eine große Chance,<br />

wenn es gelingt, die Krankheit anzunehmen und darin<br />

einen tieferen Sinn zu erkennen. Vor Kurzem schrieb mir<br />

ein Freund, der an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt<br />

ist: „Mein Karzinom ist leider sowohl in der Lunge als<br />

auch am Pankreas aktiv geworden. Seitdem hat es mir etwas<br />

die Füße weggezogen, kalt ist mir jetzt zu Hause. Ich<br />

bin draufgekommen: Jetzt hätte ich am liebsten Kontakt<br />

zu Leuten, die Betroffene UND auch gläubig sind. Ja, das<br />

ist wohl die Peregrinus-Gruppe.“ Martin meinte damit<br />

unsere Selbsthilfegruppe für Krebskranke, die sowohl<br />

von Psychotherapeuten als auch von einem katholischen<br />

Priester begleitet wird.<br />

Seitdem ich selbst im Jahr 2018 die Diagnose Brustkrebs<br />

im fortgeschrittenen Stadium erhielt, hat sich in meinem<br />

Leben vieles verändert. Auch ich durfte die Krankheit<br />

als eine neue Chance erleben. Mein behandelnder<br />

Arzt meinte, ich hätte Glück, denn man könne heutzutage<br />

mit metastasiertem Brustkrebs so gut wie mit einer<br />

chronischen Erkrankung leben. Wie lange? Das wagte ich<br />

nicht, ihn zu fragen. Aber trotzdem wurde mir bewusst,<br />

dass mein Leben begrenzt ist und bald enden kann. <strong>Die</strong><br />

Zeit der Reisen in ferne Länder war auf einmal vorbei.<br />

Mein äußerer Radius beschränkte sich auf ein Pendeln<br />

zwischen Wien und Kärnten. Dafür durfte ich im Gebet<br />

und in der Stille erfahren, wie sich mein innerer Radius<br />

wieder weitete und neue Kreise zog.<br />

Zwischen Eigenverantwortung und liebevoller<br />

Unterstützung<br />

Ich hatte das große Glück, während der Zeit der Therapie<br />

viele liebe Menschen um mich zu haben, die mich auf<br />

diesem Weg begleiteten. Ich fühlte mich getragen von<br />

den Gebeten so vieler Freunde und geborgen in meiner<br />

großen Familie, die mir auch weiterhin unterstützend<br />

zur Seite steht.<br />

Ganz anders erging es da leider einer Bekannten aus Kanada,<br />

die nach ihrer Brustkrebs-Erkrankung von ihren Eltern<br />

hören musste, dass sie nun selbst schauen müsse, wie sie da<br />

durchkomme, weil sie ihnen finanziell zur Last fallen würde.<br />

Geborgen fühlte ich mich auch bei den liebevollen Krankenschwestern,<br />

die immer freundlich waren und mich<br />

verwöhnten, wenn ich zur Chemotherapie und danach<br />

zur Operation in die Klinik kam. Ich bewunderte sie, wie<br />

sie trotz der täglichen Belastung im Krankenhaus immer<br />

fröhlich sein konnten und gute Stimmung verbreiteten.<br />

Ich wusste ja, dass dies nicht mehr selbstverständlich ist<br />

und viele Menschen sich in Spitälern vor dem Krankenhauspersonal<br />

fürchten.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 13


IMFOKUS<br />

Auf Gott vertrauen<br />

Ich habe weiterhin großes Glück mit meinen Ärzten, die<br />

nicht nur fachlich exzellent, sondern vor allem auch wunderbare<br />

Menschen sind. Mein Onkologe nimmt sich immer<br />

sehr viel Zeit für das Gespräch und gibt mir das Gefühl,<br />

dass ich ihm wichtig bin. Bevor er sich einen Befund<br />

ansieht, fragt er zuerst, wie es mir geht und meint dann:<br />

„Befunde können Fehler beinhalten, Maschinen können<br />

sich irren. Viel wichtiger ist es, wie Sie sich fühlen.“ Allein<br />

dieser Satz hilft mir schon, mich nicht durch einen schlechten<br />

Befund total verunsichern zu lassen und mehr meinem<br />

eigenen „Bauchgefühl“ zu vertrauen. Wie anders muss es<br />

hingegen für Krebspatienten sein, die aufgrund einer<br />

schlechten Erfahrung mit ihrem Arzt total verunsichert<br />

sind, weshalb sie dann von einem Arzt zum anderen laufen<br />

und dabei wichtige Therapien einfach abbrechen?<br />

Mir ist während meiner Krebstherapie bewusst geworden,<br />

wie wichtig es ist, einem Arzt vertrauen zu können,<br />

schließlich begebe ich mich ganz in seine Hände. Oft<br />

kam es mir vor, als ob ich mich auf eine hohe Bergwanderung<br />

begeben hätte. Rechts und links von mir ging es<br />

steil bergab. Wie ein guter Bergführer warf mir mein Arzt<br />

das rettende Seil zu, und ich musste ganz langsam einen<br />

Schritt vor den anderen setzen, ohne hinunterzuschauen.<br />

Beim Anblick des tiefen Abgrunds wäre mir sonst total<br />

schwindelig geworden. Gleichzeitig durfte ich erfahren,<br />

dass auch Gott mir dieses rettende Seil zuwirft und ich<br />

es vertrauensvoll ergreifen darf. Er kennt mich doch am<br />

allerbesten und weiß auch, was für mich gut ist.<br />

„Ich will sterben!“<br />

Wer könnte dies einem<br />

Schwerkranken, der vor<br />

sich nur die unlösbaren<br />

Probleme sieht, verdenken?<br />

Aber will er wirklich? Ja<br />

und nein. Er sucht nach Hilfe,<br />

um mit diesem Problem<br />

nicht allein zu sein. <strong>Die</strong>s<br />

ist ein wesentlicher Punkt.<br />

Aber wie kann ich als Gesunder einem schwer Erkrankten<br />

helfen? Durch Empathie, und indem ich ihm zeige,<br />

dass ich bei ihm bin.<br />

„Sagen Sie mir die Wahrheit!“<br />

Der Kranke erwartet sich eine Prognose, meist, um nur<br />

zu hören, dass es noch nicht zu Ende geht. Oft können<br />

wir anhand der Statistik abschätzen, wie lebensbedrohlich<br />

eine Krankheit ist, wir wissen aber nicht, wie eine<br />

Therapie den individuellen Krankheitsverlauf verändert<br />

und sich damit die statistische Prognose verändern<br />

kann. <strong>Die</strong> Wahrheit ist, es in Wahrheit nicht zu wissen.<br />

„Ich kann oder will die Schmerzen nicht ertragen!“<br />

Hier hat sich in den vergangenen Jahren eine deutliche<br />

Veränderung ergeben. <strong>Die</strong> Möglichkeiten der medizinischen<br />

Schmerzbekämpfung sind heute wesentlich umfangreicher<br />

geworden und werden auch von den Ärzten<br />

besser angenommen, von Morphium bis Cannabis, und<br />

das nicht nur erst auf der Palliativstation.<br />

BEGLEITUNG ZUM ENDE<br />

DES LEBENS STATT BE-<br />

GLEITUNG ZUM STERBEN<br />

Von Traude und Johannes Mlczoch<br />

Kardinal König meinte einst: „Du sollst nicht<br />

durch die Hand, sondern an der Hand der Mitmenschen<br />

in den leider unvermeidlichen Tod gehen.“<br />

Eine achtsame Palliativbetreuung als Alternative<br />

zur Sterbehilfe?<br />

Wichtig dabei ist zu bedenken:<br />

Schmerz ist nicht nur körperlicher Schmerz, wie die Pionierin<br />

des Palliativgedankens, Cicely Saunders, bereits<br />

vor Jahren das Konzept des totalen Schmerzes entwickelt<br />

hat. <strong>Die</strong>ser umfasst den physischen, mentalen, sozialen<br />

und spirituellen Schmerz. <strong>Die</strong>se Formen müssen<br />

ebenfalls wahrgenommen werden und in einer professionellen<br />

Palliativbegleitung Berücksichtigung finden.<br />

<strong>Die</strong> Palliativstation ist damit nicht mehr der Endpunkt<br />

der Behandlung. Vielmehr soll sie Geborgenheit und<br />

Ruhe bringen, auf den vielfältigen Schmerz eingehen<br />

und das letzte Stück des Weges friedvoll erleichtern.<br />

14<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

IMFOKUS<br />

RELIGIONAKTUELL<br />

KOMMUNION UND KEYBOARD<br />

DER SELIGE CARLO ACUTIS<br />

„Carlo liebte Videospiele, liebte Fußball, so wie ich, aber trotzdem hat er es geschafft, immer Gott an die erste Stelle zu setzen.<br />

Denn genau das ist der Weg zur Freiheit“, so Dejan Ljubicic, Kapitän des SK Rapid über Carlo Acutis, den jungen „Internetapostel“.<br />

Am 10. Oktober 2020 wurde in Assisi der erste Millennial<br />

seliggesprochen. Er war ein Informatikgenie und sozial<br />

engagiert: Carlo Acutis. Dem Charisma des 2006 15-jährig<br />

verstorbenen „Cyberapostels“ können sich auch junge<br />

Fußballer des SK Rapid nicht entziehen, er ist der erste<br />

Selige in Jeans, Sneakers und Sweater.<br />

Ein Seliger im Alltag zu Hause<br />

David Budimir, U16-Stürmer, ebenfalls bei SK Rapid,<br />

fasziniert die „unglaubliche Ausstrahlung“ des jungen<br />

Italieners. „Er war nicht nur ein ‚stiller Beter‘, sondern<br />

hat seinen Glauben gelebt. Mit seiner Nächstenliebe hat<br />

er andere angesteckt.“<br />

Acutis, am 3. Mai 1991 in London geboren und in Mailand<br />

aufgewachsen, fiel früh durch eine außergewöhnliche<br />

Frömmigkeit auf. Eucharistiefeier, Rosenkranz<br />

und Beichte waren Grundpfeiler seines religiösen<br />

Lebens. <strong>Die</strong>s verband er mit einem besonderen Talent:<br />

Acutis besaß schon als Kind hervorragende Programmierfertigkeiten<br />

auf dem Niveau von fortgeschrittenen<br />

Informatikstudenten. Er schrieb Algorithmen,<br />

gestaltete Webseiten und Layouts für Internetzeitungen.<br />

<strong>Die</strong> Liebe zur Eucharistie motivierte ihn, im Alter<br />

von elf Jahren ein Onlineverzeichnis eucharistischer<br />

Wunder anzulegen. Zweieinhalb Jahre arbeitete er an<br />

der Datenbank. Heute ist diese Onlineaufstellung weltweit<br />

bekannt.<br />

Vorbild im Alltag und Krankheit<br />

Durch sein gewinnendes Wesen und seine besonderen Fähigkeiten<br />

hatte er großen Einfluss auf seine Altersgenossen.<br />

„Er spielte Playstation, liebte seine Katzen und seinen<br />

Hund, schaute Actionfilme, spielte mit seinen Freunden<br />

Fußball und saß natürlich am Computer“, so seine Mutter.<br />

Gleichzeitig engagierte sich Carlo innerhalb seiner Pfarre<br />

für Flüchtlinge und Obdachlose. Anfang Oktober 2006<br />

wurde bei ihm eine aggressive Form von Leukämie diagnostiziert.<br />

Acutis nahm die Diagnose mit einer bemerkenswert<br />

gläubigen Haltung an. Er verstarb innerhalb von knapp<br />

vierzehn Tagen am 12. Oktober 2006. Seine Ausstrahlung<br />

hielt weit über seinen Tod hinaus nicht nur an, sondern<br />

wuchs und mündete in seiner Seligsprechung in Assisi.<br />

Sein wiederhergestellter Leichnam, der schon im Vorfeld<br />

der Seligsprechung zur öffentlichen Verehrung ausgestellt<br />

wurde, zeigt wohl den ersten Seligen der Geschichte<br />

in Jeans, Sneakers und Sweater. Schon jetzt gilt er für<br />

viele als prädestinierter „Patron des Internets“.<br />

Dejan Ljubicic über den neuen Seligen: „Mich fasziniert,<br />

dass er mit seinen 15 Jahren genau wusste, wo sein Weg<br />

lag, und trotz dieser teils düsteren Welt seine Beziehung<br />

zu Jesus nie aufgeben wollte.“<br />

Quelle: www.erzdioezese-wien.at/site/glaubenfeiern/spirituelles/grossechristen/article/86768.html<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 15


RELIGIONAKTUELL<br />

NOT LEHRT BETEN<br />

Wird die Coronakrise die Menschen, die Kirche, die Gläubigen verändern? Wenn es um<br />

Fragen geht, die schwer zu beantworten sind, ist es gut, sich zunächst auf das zu konzentrieren,<br />

was offensichtlich ist.<br />

Von Matthias Beck<br />

pexels.com<br />

Das Zentrale ist: <strong>Die</strong> Pandemie betrifft nahezu alle Menschen<br />

auf der ganzen Welt. Das ist einzigartig. Sehr viele<br />

sind gestorben, viele sind schwer krank, viele haben geliebte<br />

Menschen sowie ihr Hab und Gut verloren, ihren<br />

Arbeitsplatz, ihr Geschäft, ihren Betrieb. <strong>Die</strong> notwendigen<br />

staatlichen Maßnahmen haben darüber hinaus auch<br />

soziale und psychische Folgen für die Menschen. <strong>Die</strong> Not<br />

ist sehr groß.<br />

„Not lehrt beten“, sagt der Volksmund. Sicher haben viele<br />

Menschen gebetet in dieser Zeit. Aber die Pandemie<br />

ist nicht verschwunden, und das Virus wird auch nicht so<br />

schnell – wenn überhaupt – aus der Welt verschwinden.<br />

Man kann ihm nur die Nahrung entziehen, dass es nicht<br />

mehr weiterexistieren kann. Und diese Nahrung sind wir<br />

Menschen. Daher müssen wir dem Virus die Möglichkeit<br />

nehmen, von einem Menschen auf den nächsten überzuspringen.<br />

Das gilt wahrscheinlich weiterhin auch für<br />

Geimpfte, da man nicht weiß, ob man nicht trotz einer<br />

Impfung noch infektiös bleibt. Es ist also ein Gebot der<br />

Vernunft, Abstand zu halten, Mund-Nasen-Schutz zu<br />

tragen, Hände zu waschen, Räume zu lüften.<br />

Worum sollen wir beten?<br />

„<strong>Die</strong> Gnade setzt die Natur voraus und vollendet sie“,<br />

ist ein wichtiger theologischer Grundsatz. Der Mensch<br />

muss seine Vernunftnatur gebrauchen, um mit der Pandemie<br />

fertigzuwerden. Der Geist Gottes ersetzt nicht<br />

den Geist des Menschen, aber er kann ihm helfen. Was<br />

aber soll dann noch das Gebet? Worum sollen wir beten?<br />

Dass die Pandemie bald aufhört, dass sie erst dann aufhört,<br />

wenn die Menschen sich „bekehrt“ haben und erkennen,<br />

dass wir unser Leben ändern müssen? Oder dass<br />

wir erkennen, dass die Dinge, die wir für selbstverständlich<br />

gehalten haben, gar nicht selbstverständlich sind?<br />

Nicht einmal das Christentum ist selbstverständlich. Es<br />

war die freie Entscheidung Gottes, in diese Welt einzutauchen.<br />

Gebet als eine Form der Hinwendung zu Gott<br />

und der Reflexion? Re-flectere heißt „sich nach innen<br />

beugen“. Das gilt für das Gebet und für das Nachdenken.<br />

Mit dem Mangel, dass zum Beispiel immer wieder keine<br />

öffentlichen Gottesdienste stattfinden, könnte einem<br />

der Wert des Christentums, der Messe, der Kirche in<br />

ganz neuer Weise aufgehen. Das vermeintlich Selbstverständliche,<br />

das einem entzogen wird, kann neu zu leuchten<br />

beginnen. Gesundheit schätzt man oft erst in der<br />

Krankheit. Sonst nimmt man sie unbemerkt einfach hin.<br />

Der Mangel kann auf den Wert des Positiven hinweisen.<br />

<strong>Die</strong>se Erkenntnis wiederum kann dankbar machen für<br />

das, was einem geschenkt worden ist.<br />

„Dein Wille geschehe“<br />

Also nochmal: Worum sollen wir beten? Paulus sagt:<br />

„Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten<br />

sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit<br />

unaussprechlichen Seufzern. Der die Herzen erforscht,<br />

weiß, was die Absicht des Geistes ist.“ (Röm 8,26–27).<br />

Natürlich gibt es die Klagegebete der Psalmen und der<br />

Propheten, das Klagegebet Jesu und den Schrei des Menschen<br />

nach Gott in seiner Not. All das ist gut, verständlich,<br />

menschlich, aber Gott allein weiß, was für den Menschen<br />

„gut“ ist, auch wenn wir es nicht immer verstehen.<br />

Wir beten es im Vater Unser, dem einzigen Gebet, das<br />

uns überliefert ist: „Dein Wille geschehe“. Nun darf man<br />

das nicht falsch verstehen. Man könnte ja fragen, ob es<br />

Gottes Wille ist, dass es dieses Virus gibt. Dahinter steht<br />

die ganz grundsätzliche Frage: Warum gibt es überhaupt<br />

Krankheit, Leid und Not?<br />

Christentum als heilende Religion<br />

Zumindest aus dem Neuen Testament geht hervor, dass<br />

16<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


RELIGIONAKTUELL<br />

Gott Krankheiten heilen und Not lindern will. Jesus heilt<br />

viele Kranke, er ist der Heiland. Christentum ist eine heilende<br />

Religion. Das Unheil beginnt mit der Abkoppelung<br />

des Menschen von Gott in der Paradiesgeschichte. Nicht<br />

Gott ist der Urheber des Unheils. So seltsam es klingt:<br />

Manche Krankheit kann ein Weg zu einer tieferen Heilung<br />

sein. Heilung ist dabei auf das Ganze des Lebens<br />

bezogen, dass der Mensch nicht an seinem Leben vorbeilebt.<br />

So könnte auch diese Pandemie – so tragisch sie für<br />

viele Menschen ist – aufs Ganze gesehen eine Art Heilung<br />

sein, wenn Menschen mehr nachdenken über ihr<br />

eigenes Leben oder über das Leben an sich. Man könnte<br />

versuchen, die Zeichen der Zeit zu verstehen.<br />

Worauf es wirklich ankommt<br />

Haben wir uns nicht zu weit abgekoppelt von dem, worauf<br />

es wirklich ankommt? Haben wir nicht zu tief in die<br />

Natur eingegriffen und sie ausgebeutet? Ist es sinnvoll,<br />

mit Genmanipulationen eine innerweltliche Unsterblichkeit<br />

zu erreichen? Trifft es den Kern des Menschen,<br />

wenn wir ihn im Kontext des Transhumanismus durch<br />

Chipeinpflanzungen verbessern oder den Menschen im<br />

Posthumanismus sogar ganz durch Maschinen ersetzen<br />

wollen? Ist die Abkoppelung vom Urgrund nicht schon<br />

zu weit fortgeschritten?<br />

Friedrich Nietzsche hat es so ausgedrückt: „Was thaten<br />

(sic!) wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten?<br />

Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns?<br />

Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend?<br />

Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten?<br />

Giebt (sic!) es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir<br />

nicht durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht<br />

der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt<br />

nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen<br />

nicht Laternen am Vormittage angezündet werden?“<br />

Neu erkennen, wie das Leben gemeint ist<br />

Vielleicht zeichnet Nietzsche ein zu düsteres Bild der<br />

Welt, aber ist seine Ahnung vor fast einhundertfünfzig<br />

Jahren nicht geradezu prophetisch? Umgekehrt gefragt:<br />

Kann eine derartige Pandemie den Menschen wieder zur<br />

„Vernunft“, zum rechten Maß, zu Gott bringen? Denn eines<br />

scheint immer klarer zu werden: Auch dieses Virus<br />

hat mit der Lebensweise der Menschen und den Klimaveränderungen<br />

zu tun. Das Virus folgt den Gesetzen der<br />

Natur und des menschlichen Handelns. Gott hat es nicht<br />

in die Welt geworfen, um den Menschen zu züchtigen.<br />

<strong>Die</strong> Menschen leben so, dass es entstehen kann.<br />

Entscheidend ist jetzt, wie jeder einzelne Mensch damit<br />

umgeht. Zunächst müssen die praktischen Probleme<br />

gelöst werden, soweit das möglich ist. Dann aber sollte<br />

tiefer über die Bedeutung dieser Pandemie für die Menschen,<br />

die Welt und jeden Einzelnen nachgedacht werden.<br />

Christlicher Glaube hat zutiefst mit Erkenntnis zu<br />

tun. „Credo ut intelligam“, sagt Anselm von Canterbury,<br />

„Ich glaube, damit ich einsehe und verstehe“. Es gilt heute<br />

neu zu erkennen, wie das Leben gemeint ist und wozu<br />

wir hier auf dieser Welt herumlaufen. Darin bestünde die<br />

tiefere Heilung. <strong>Die</strong>sen Weg kann jeder einzeln für sich<br />

gehen, aber auch in Gemeinschaft.<br />

Umkehr in der Fastenzeit<br />

Von dieser inneren Umkehr wird es abhängen, wie wir<br />

aus dieser Krise wieder herauskommen. Einem Prozess<br />

des Umdenkens könnte die kommende Fastenzeit dienen.<br />

Es gilt, sich neu festzumachen im letzten Grund<br />

des Seins. Denn das heißt Glauben: sich festmachen in<br />

Gott, um von dort her die Dinge genauer zu erkennen<br />

und zu verstehen.<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Dr. Matthias Beck ist Pharmazeut,<br />

Mediziner und Universitätsprofessor für Moraltheologie<br />

mit Schwerpunkt Medizinethik an der Universität<br />

Wien sowie Mitglied der Päpstlichen Akademie für<br />

das Leben (Pontificia Academia Pro Vita).<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 17


VORBILDER<br />

EIN VORBILD IM EINSATZ UND IN DER<br />

FÜHRUNG<br />

Im Oktober 2020 mussten wir uns von Ingo Radtke verabschieden, der seine Funktion als Generalsekretär von <strong>Malteser</strong><br />

International an Clemens Graf von Mirbach-Harff übergab. Was bleibt, sind eine wunderbare Freundschaft und große<br />

Dankbarkeit für das, was wir von ihm lernen durften.<br />

Von Richard Steeb<br />

Das hartnäckige Covid-19-Virus ließ es nicht zu, dass die<br />

vielen Mitarbeiter und Freunde, die sich von Ingo Radtke<br />

so gerne persönlich verabschiedet hätten, die Gelegenheit<br />

bekamen, einander zu treffen. So wurde der „Marschallstab“<br />

des Generalsekretärs von <strong>Malteser</strong> International<br />

am 30. Oktober 2020 nach einer Heiligen Messe,<br />

in einer schlichten Zeremonie, im Beisein vom Großkanzler<br />

Albrecht Freiherr von Boeselager an Clemens<br />

Graf von Mirbach-Harff übergeben.<br />

Viele Freunde und Mitarbeiter aus der ganzen Welt nahmen<br />

online teil und konnten sich zumindest per Video<br />

bei Ingo bedanken. Bedanken für mehr als 22 Jahre, in<br />

denen Ingo Radtke verantwortungsvoll die Geschicke<br />

von <strong>Malteser</strong> International geleitet und unter zwei Präsidenten<br />

so erfolgreich gedient hatte.<br />

Vom Offizier zu <strong>Malteser</strong> International<br />

Geboren in Köln absolvierte Ingo Radtke nach dem Abitur<br />

die Reserveoffiziersausbildung und studierte Pädagogik,<br />

Psychologie und Katholische Theologie an der<br />

Universität der Bundeswehr in Hamburg. Nach seinem<br />

Abschluss als Diplom-Pädagoge war er Lehroffizier und<br />

Kompaniechef in einem Panzergrenadierbataillon und<br />

absolvierte die Generalstabsausbildung an der Führungsakademie<br />

in Hamburg sowie an der Ecole Militaire<br />

in Paris.<br />

1991 schied er als Oberst d. G. freiwillig aus der Bundeswehr<br />

aus und wurde selbständiger Unternehmensberater.<br />

Von 1994 bis 1998 war er Abteilungsleiter für<br />

Kinder- und Jugendpastoral im Bischöflichen Generalvikariat<br />

in Trier, bevor er 1999 die Leitung des Auslandsdienstes<br />

des Deutschen <strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes in Köln<br />

übernahm und Generalsekretär von ECOM (Emergency<br />

Corps of the Order of Malta) wurde. <strong>Die</strong>se beiden Organisationen<br />

verschmolzen 2005 zu <strong>Malteser</strong> International,<br />

der internationalen Katastrophenhilfe-Organisation<br />

des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens weltweit.<br />

Strategisches Talent und Weitblick<br />

Als Generalstabsoffizier war Ingo Radtke es gewohnt,<br />

auf strategischer und operativer Ebene zu denken und<br />

zu führen. Seine Analysen und Empfehlungen zu den oft<br />

heiklen Entscheidungen, wie und auf welche Weise am<br />

besten Hilfe zu leisten war, waren immer fundiert und<br />

wurden gerne angenommen. Der Präsident und auch ich<br />

als Vizepräsident waren immer bestens eingebunden in<br />

die Erwägungen und Möglichkeiten sowie den gefassten<br />

Entschluss und die gesetzten Maßnahmen und konnten<br />

getrost die mühsame Tagesarbeit dem Generalsekretär<br />

und seinem hervorragenden Führungsteam überlassen.<br />

Ingo Radtke leitete in seiner Zeit unter anderem die Nothilfemaßnahmen<br />

von <strong>Malteser</strong> International nach dem<br />

18<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


VORBILDER<br />

Kosovo-Konflikt, dem Tsunami in Asien 2004, dem Erdbeben<br />

in Haiti 2010 sowie jene während der Flüchtlingskrise<br />

im Nahen Osten und in Europa seit 2015.<br />

Mit ruhiger Hand auch in stürmischen Zeiten<br />

Dabei blieb Ingo Radtke seiner Berufung als Christ immer<br />

treu, trotz manchem Gegenwind, der das eine oder<br />

andere Mal, mehr als unerwartet und auch nicht fair,<br />

„das Schiff“ <strong>Malteser</strong> International traf. Er hat trotzdem<br />

unerschrocken und klar seinem christlichen Auftrag getreu<br />

seine zahlreichen Mitarbeiter sicher geführt, das<br />

Steuer fest in der Hand und die Richtung beibehaltend.<br />

In der Monarchie hätte man ihm in Österreich wohl die<br />

höchste militärische Auszeichnung, den Militär-Maria-<br />

Theresien-Orden, zukommen lassen. <strong>Die</strong>ser wurde „für<br />

aus eigener Initiative unternommene, erfolgreiche und<br />

einen Feldzug wesentlich beeinflussende Waffentaten,<br />

die ein Offizier von Ehre hätte ohne Tadel auch unterlassen<br />

können“ verliehen.<br />

Im Kampf gegen Corona<br />

Ingo Radtke, der so lange Tag und Nacht im Einsatz für<br />

das achtspitzige Kreuz stand, der <strong>Malteser</strong> International<br />

zu dem weltweiten Hilfswerk des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Ordens für humanitäre Hilfe führte, das nun in<br />

28 Ländern jährlich über 125 Projekte durchführt und<br />

mehr als drei Millionen Menschen erreicht, konnte natürlich<br />

auch nicht einfach in Pension gehen.<br />

Der Herrgott hatte sofort neue Aufgaben für ihn. Kaum<br />

verabschiedet erging der Ruf an ihn, den krisenerfahrenen<br />

Experten, den Aufbau und die Leitung eines der<br />

sechs Berliner Covid-19-Impfzentren im Auftrag des<br />

Berliner Gesundheitssenats in Berlin-Charlottenburg zu<br />

übernehmen. Und wie gewohnt stand Ingo bereit und<br />

übernahm diese herausfordernde Aufgabe.<br />

Er organisierte in Absprache mit dem übergeordneten<br />

Impfstab unter Federführung des Deutschen Roten Kreuzes<br />

die Prozesse und Abläufe im Impfzentrum selbst,<br />

setzte einen gut funktionierenden Stab zusammen und<br />

leitete die Trainings- und Testläufe. Und da er auch diesmal<br />

alles mit Bravour erledigt hat, wird sein Einsatz voraussichtlich<br />

erst Ende April <strong>2021</strong> zu Ende gehen. Bei<br />

Vollauslastung können sich problemlos täglich bis zu<br />

3.800 Menschen von den 210 Mitarbeitern in der Messehalle<br />

21 unter dem Berliner Funkturm impfen lassen.<br />

Würdiger Nachfolger – Clemens Graf von<br />

Mirbach-Harff<br />

Gut unterrichtete Kreise berichten, wie entspannt und<br />

mit welcher großen Freude Ingo Radtke, auch wenn seine<br />

geliebte Familie und sein Enkelkind noch etwas warten<br />

müssen, wieder bei der Sache ist. Nicht zuletzt auch,<br />

weil er „sein“ Generalsekretariat in den besten Händen<br />

weiß und sein Nachfolger Clemens Graf von Mirbach-<br />

Harff Garant dafür ist, dass weiter weltweit durch <strong>Malteser</strong><br />

International versucht wird, die Not erträglicher zu<br />

machen und den Menschen wieder Hoffnung zu geben,<br />

oder wie Papst Franziskus es wohl sagen würde: „Wunden<br />

zu heilen und Herzen zu wärmen“.<br />

Sollte also, wider Erwarten, auch Ingo Radtke einmal in<br />

den Ruhestand treten, so hoffe ich, dass er nach Wien<br />

kommen kann, damit auch die österreichischen <strong>Malteser</strong><br />

ihm, bei einem guten Essen und einem Tröpfchen Wein,<br />

persönlich für seine hervorragende Aufbauarbeit, sein<br />

unermüdliches Wirken und seine Freundschaft „Vergelt’s<br />

Gott“ sagen können.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 19


LEBENSWERT<br />

KLINISCHE ETHIK-<br />

BERATUNG FÜR<br />

WÜRDEVOLLES<br />

LEBEN BIS ZULETZT<br />

Im Krankenhaus sind Behandlungsteams laufend mit ethischen<br />

Fragen konfrontiert: vom Umgang mit lebenserhaltenden<br />

Maßnahmen bis hin zu allgemeinen Sorgen um<br />

Über- oder Unterversorgung von Patienten. In solchen Fällen<br />

hilft professionelle Ethikberatung, wie sie seit zehn Jahren<br />

bei den Barmherzigen Brüdern Österreich praktiziert wird.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Herr Dr. Wallner, wozu braucht es Ethikberatung<br />

in der Medizin?<br />

Menschen haben im Alltagsstress oft nicht die Zeit<br />

zum Hinterfragen. Im Krankenhaus sind sie hauptsächlich<br />

damit beschäftigt, zu therapieren und zu behandeln.<br />

An diesem Punkt kann Ethikberatung wirksam<br />

ansetzen. Sie versucht, die medizinische Routine<br />

zu durchbrechen und Raum für ein klärendes Gespräch<br />

zu schaffen. Ein Beispiel: Ein seit vielen Jahren therapierter<br />

Krebspatient verliert immer wieder Blut, aber<br />

die Blutungsquelle kann nicht festgestellt werden. Der<br />

Pionier in Sachen Ethikberatung<br />

<strong>Die</strong> Barmherzigen Brüder Österreich zählen zu den Ersten,<br />

die im deutschsprachigen Raum ihren Mitarbeitenden<br />

im Jahr 1994 eine ethische Orientierungshilfe in<br />

Form eines Ethik-Kodex zur Verfügung gestellt haben.<br />

Der mittlerweile in einer vollständig überarbeiteten<br />

Form auch für die Öffentlichkeit publizierte Kodex bietet<br />

eine Einführung in die grundlegenden Prinzipien der<br />

Ethik und in ihre Konkretisierung in der Gesundheitsversorgung<br />

(zum Beispiel Intensivtherapie, Gerontologie,<br />

Chirurgie). Nähere Informationen: https://barmherzigebrueder.at/ethik/codex<br />

Patient erhält täglich Blutkonserven, doch die Situation<br />

verändert sich nicht, er verliert weiterhin laufend<br />

Blut. Möglicherweise ist der Patient am Ende seines<br />

Lebens angekommen, doch man wagt nicht, das anzusprechen,<br />

oder hat in der medizinischen Routine und<br />

unter dem ständigen Zeitdruck nicht die Zeit, darüber<br />

nachzudenken. Hier sollte und darf vom Patienten,<br />

den Ärzten oder der Pflege die Frage gestellt werden,<br />

wie sinnvoll die weitere Verabreichung von Blutkonserven<br />

ist, zumal der Patient keine Schmerzen hat,<br />

wenn kein Blut mehr zugeführt wird. Er wird lediglich<br />

immer müder und „schläft schließlich für immer“ ein.<br />

Womöglich entspricht genau das dem Patientenwillen.<br />

Das muss einfühlsam und sorgfältig besprochen und<br />

geklärt werden – idealerweise im Rahmen der Ethikberatung,<br />

gemeinsam mit dem Patienten.<br />

Was ist das Ziel von Ethikberatung?<br />

Es geht darum, ein gemeinsames Verständnis des anstehenden<br />

Problems zu entwickeln, dieses zu strukturieren,<br />

denselben Informationsstand aller Beteiligten<br />

zu erlangen, mögliche Handlungsoptionen aufzuzeigen<br />

und miteinander zu beurteilen. Ziel ist eine gemeinsame<br />

Entscheidungsfindung – etwa dann, wenn eine<br />

Operation zwar technisch möglich, aber hinsichtlich<br />

© Shutterstock/1730251996/sasirin pamai<br />

20<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


LELEBENSWERT<br />

ihrer Belastungen nicht vertretbar ist, wenn im Behandlungsteam,<br />

beim Patienten oder bei seinen Angehörigen<br />

Fragen auftauchen, wie und warum bestimmte<br />

Therapieentscheidungen getroffen werden sollen, oder<br />

wenn Klarheit über den Patientenwillen geschaffen<br />

werden soll. Eine Ethikberatung trägt sehr dazu bei,<br />

jene Person zu stärken, die eine Entscheidung letztlich<br />

autorisieren muss. Dazu dient auch die Dokumentation<br />

der Entscheidungsfindung, sodass sie für alle Betroffenen<br />

nachvollziehbar ist.<br />

Nach welchen Kriterien lässt sich eine Entscheidung<br />

ethisch beurteilen?<br />

<strong>Die</strong> ethische Fallberatung hat zum einen die Aufgabe,<br />

dass bestimmte ethische Prinzipien berücksichtigt<br />

werden. Dazu zählen: Belastungen, Risiken, Schäden<br />

für den Patienten zu vermeiden, seinen Nutzen zu fördern,<br />

seine Selbstbestimmung zu respektieren und fair<br />

zu handeln. <strong>Die</strong> Abwägung zwischen Wohl und Schaden<br />

ist eine komplexe Herausforderung, weil sie nur<br />

zum Teil auf wissenschaftlicher Evidenz basiert. Sie<br />

braucht auch die kluge Einschätzung der konkreten<br />

Situation. Dabei hilft es, verschiedene Stimmen – aus<br />

dem Behandlungsteam, vom Patienten selbst oder seinen<br />

Angehörigen – zu hören, um ein kompletteres Bild<br />

zu bekommen. <strong>Die</strong> ethische Fallberatung hat zudem<br />

die Aufgabe, an bestimmte Rahmenbedingungen für<br />

die Entscheidungsfindung zu erinnern. Dazu zählen<br />

in erster Linie rechtliche Normen, aber auch fachliche<br />

Leitlinien und Policies des Spitals. <strong>Die</strong> Dokumentation,<br />

die der Ethikberater für die Krankengeschichte<br />

dazu verfasst, macht die Entscheidungsfindung für<br />

alle Betroffenen nachvollziehbar und trägt damit zu<br />

einer abgestimmten Vorgehensweise bei.<br />

Wie läuft eine Ethikberatung im Krankenhaus<br />

ab?<br />

Sie ist im Rahmen eines Ethikkonsils organisiert und<br />

funktioniert folgendermaßen: Eine Person des Behandlungsteams<br />

fordert das Ethikkonsil an. Es wird<br />

ein zeitnaher Termin ausgemacht, zu dem sich alle auf<br />

der Station treffen: Mitglieder des Behandlungsteams,<br />

der Patient oder die Patientin oder der gesetzliche Vertreter<br />

beziehungsweise Angehörige und eine Person<br />

des Ethikberatungsdienstes. Letztere leitet das Gespräch<br />

fachlich fundiert, rechtlich korrekt und sozial<br />

empathisch entlang zentraler Fragen. Manchmal stellt<br />

der Ethikberatungsdienst bewusst Fragen zu scheinbar<br />

„ohnehin selbstverständlichen“ Dingen oder spricht<br />

scheinbar „irrelevante“ Szenarien an. <strong>Die</strong> Erfahrung<br />

zeigt, dass diese Aspekte sowohl die Patienten und<br />

Angehörigen als auch die Ärzte und das behandelnde<br />

Personal sehr wohl beschäftigen, selbst wenn sie diese<br />

Fragen von sich aus nicht erwähnen wollen.<br />

Wer kann den Ethikberatungsdienst anfragen?<br />

Jede Person, die in einer Patientenbehandlung involviert<br />

ist, kann ein Ethikkonsil anfordern. Es ist absolut<br />

empfehlenswert und sehr klug, sich mit den Kollegen<br />

auszutauschen. Idealerweise sitzen alle Entscheidungsträger<br />

der Gesundheitsberufe an einem Tisch: Das sind<br />

jedenfalls Behandelnde aus dem ärztlichen und pflegerischen<br />

<strong>Die</strong>nst, fallbezogen der Physio-, Ergo- und<br />

Logotherapie, der Sozialarbeit oder der Seelsorge.<br />

Wie sinnvoll ist es, die betroffenen Patienten<br />

und deren Angehörige in die Beratung einzubeziehen?<br />

<strong>Die</strong> ethische Beratung soll über die Ärzteschaft hinausgehen.<br />

Es müssen sowohl die Zielvorstellungen der Ärzte<br />

als auch die Wünsche der Patienten klar vorliegen, um<br />

eine gute Entscheidung treffen zu können. Sonst bleibt es<br />

Priv.-Doz. Dr. Jürgen<br />

Wallner, MBA, HEC-C<br />

leitet das Ethikprogramm<br />

der Barmherzigen Brüder<br />

Österreich und ist Dozent<br />

für Rechtsethik an der<br />

Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität<br />

Wien.<br />

© Andy WenzelBKA<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 21


LEBENSWERT<br />

bei Mutmaßungen im Ärztezimmer, was der Patient wollen<br />

und welche Gründe er wofür haben könnte. Der Patient sollte<br />

jedenfalls miteinbezogen werden – sofern er das möchte<br />

und sofern er aufgrund seines Zustands dazu in der Lage ist.<br />

Es zeigt viel von der Kultur eines Krankenhauses, wie und<br />

ob die Patienten eingebunden werden. Bei den Barmherzigen<br />

Brüdern streben wir danach, weil es Ausdruck der Hospitalität<br />

ist, Patienten ernst zu nehmen.<br />

Shutterstock/1216683727/Blue Planet Studio<br />

KLINISCHE ETHIK – MEHR ALS MEDIZINSCHE MORAL<br />

<strong>Die</strong> klinische Ethik hat drei zentrale Funktionen: Fallarbeit,<br />

Bildungsarbeit und Policy-Arbeit. Damit geht sie<br />

tiefer als die moralischen Ansprüche der klinischen Medizin,<br />

indem sie diese kritisch reflektiert.<br />

<strong>Die</strong> erste und für viele unmittelbar wichtigste Funktion<br />

der klinischen Ethik besteht darin, den Betroffenen<br />

– also dem Behandlungsteam, den Patienten und deren<br />

Vertretern sowie Angehörigen – bei ethischen Fragen,<br />

Problemen und Konflikten im Zusammenhang mit konkreten<br />

Behandlungsfällen weiterzuhelfen. Typische Themen<br />

sind Beurteilungsprobleme hinsichtlich des Therapieziels<br />

und der damit verbundenen Indikationsstellung<br />

einer Intervention, Verständnisprobleme bezüglich des<br />

Patientenwillens oder moralische Konflikte im Zusammenhang<br />

mit bestimmten Behandlungsschritten – etwa<br />

das Abschalten eines Respirators.<br />

<strong>Die</strong> zweite Funktion der klinischen Ethik umfasst Aktivitäten<br />

der Aus-, Fort- und Weiterbildung für zwei Zielgruppen:<br />

Erstens geht es um die Stärkung der ethischen<br />

Kompetenz aller Mitarbeitenden. Dazu wird in der ärztlichen<br />

und pflegerischen Ausbildung sowie in der Führungskräfteentwicklung<br />

ein Basiswissen vermittelt.<br />

Zusätzlich werden für die verschiedenen Gesundheitsberufe<br />

und Fachrichtungen Fortbildungen angeboten,<br />

in denen aktuelle ethisch relevante Themen behandelt<br />

werden (beispielsweise der Umgang mit den Anforderungen<br />

des Erwachsenenschutzrechts in der klinischen<br />

Entscheidungsfindung). Zweitens zielt die Bildung auf<br />

jene ab, die sich in der klinischen Ethikberatung engagieren.<br />

Hierfür gibt es mittlerweile Mindeststandards,<br />

formuliert von Fachgesellschaften wie der Akademie<br />

für Ethik in der Medizin und der American Society for<br />

Bioethics and Humanities. Solche Standards sind erforderlich,<br />

um im hochprofessionalisierten klinischen Umfeld<br />

nicht bloß ein „ethisches Bauchgefühl“ oder einen<br />

„moralischen Zeigefinger“ beizusteuern, sondern einen<br />

substanziellen Beitrag leisten zu können.<br />

<strong>Die</strong> dritte Funktion der klinischen Ethik betrifft die<br />

Entwicklung und Implementierung von schriftlichen<br />

Orientierungshilfen und Behelfen (Policies) für konkrete<br />

Themenbereiche. Typische Beispiele für ethisch<br />

relevante Policies im Krankenhaus betreffen den<br />

V erzicht auf Reanimationsversuche, die Unterstützung<br />

von Patienten mit fraglicher Entscheidungsfähigkeit,<br />

den Umgang mit Patientenverfügungen oder das<br />

Vorgehen bei der Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen.<br />

22<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


LEBENSWERT<br />

Was sind bisher die Erfahrungen in der Ethikberatung<br />

bei den Barmherzigen Brüdern?<br />

<strong>Die</strong> Fälle, in denen Ethikberatung angefordert wird,<br />

haben sich in den letzten zehn Jahren verändert. Einst<br />

war die Frage vorwiegend: „Wie kann ich einen Therapierückzug<br />

und eine gute palliative Betreuung in den<br />

letzten Tagen gut begründen?“ Mittlerweile stehen<br />

viele Patienten vor der Entscheidung: „Ich bin krank<br />

und werde über die nächsten Jahre stufenweise daran<br />

sterben. Es wird langsam und schrittweise bergab gehen.<br />

Wie kann ich die verbleibende Zeit bestmöglich<br />

erleben? Bis wohin möchte ich eine Therapie beziehungsweise<br />

Behandlung, und was will ich auf keinen<br />

Fall?“ Das sind viel komplexere Fälle, in denen die<br />

Grauschattierungen eines Krankheitsverlaufs schon<br />

viel früher erkennbar sind. Das führt zu einem schwierigen<br />

Ringen mit der Situation, die durch Ethikberatung<br />

geklärt oder zumindest erleichtert werden kann.<br />

Wie wird die Wirksamkeit der klinischen Ethikberatung<br />

im professionellen Umfeld gesehen?<br />

Profis bemerken, dass Ethikberatung nicht ihre fachliche<br />

Autorität in Frage stellt, sondern vielmehr Ausdruck<br />

ihrer eigenen Professionalität ist. Sie wissen,<br />

wann es klug ist, sich Unterstützung zu holen, auch<br />

wenn sie es vielleicht allein schaffen würden. Patienten<br />

und Angehörige haben vielfach rückgemeldet, dass<br />

sie positiv überrascht waren, wie bei uns mit ethisch<br />

schwierigen Entscheidungen umgegangen wird. In<br />

dieser Hinsicht ist Ethikberatung Ausdruck der Gastfreundlichkeit<br />

(des Charismas der Barmherzigen Brüder).<br />

Das hilft, existenziell schwierige Lebenssituationen<br />

zu bewältigen.<br />

Sollte die Möglichkeit der Ethikberatung auch<br />

aktiv angeboten werden?<br />

Damit laufen Sie bei mir offene Türen ein! <strong>Die</strong> Barmherzigen<br />

Brüder sind dabei, genau ein solches Angebot<br />

für ihre Patienten und deren Angehörige aufzubauen.<br />

Welche Ausbildung benötigt ein Ethikberater?<br />

<strong>Die</strong> Mindestanforderungen an die Qualifizierung für<br />

Ethikberatung ergeben sich aus den Kompetenzstufen<br />

der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM). <strong>Die</strong><br />

Kompetenzstufe 1 „Ethikberater*in im Gesundheitswesen“<br />

wird im Rahmen einer offenen Ausbildung von<br />

den Barmherzigen Brüdern Österreich in Kooperation<br />

mit der Medizinischen Akademie für Oberösterreich<br />

angeboten. <strong>Die</strong> darauf aufbauende Fachausbildung auf<br />

der Kompetenzstufe 2 „Koordinator*in für Ethikberatung<br />

im Gesundheitswesen“ findet im gleichen Setting<br />

mit zusätzlicher Beteiligung der Johannes Kepler Universität<br />

Linz statt.<br />

Ist spezielles Vorwissen Bedingung?<br />

Formal ist keine Vorbildung erforderlich, aber Vorerfahrungen<br />

aus einem Gesundheits- oder Sozialberuf<br />

sind sehr hilfreich. Vor allem Personen, die aus der<br />

Pflege, aus einem medizinischen Beruf mit Patientenkontakt<br />

oder aus dem Palliativdienst kommen, haben<br />

ein wertvolles Basiswissen, das sie hier sehr gut einbringen<br />

können. In jedem Fall werden Vorgespräche<br />

geführt, in denen diese Aspekte geprüft werden.<br />

Nützliche Links zur Ethikberater-Ausbildung<br />

www.barmherzige-brueder.at/ethik/<br />

beratungsausbildung/<br />

www.barmherzige-brueder.at/ethik/fachausbildung<br />

www.aem-online.de<br />

https://asbh.org<br />

IN WÜRDE BIS ZULETZT<br />

Das ehrenamtliche <strong>Malteser</strong> Palliativteam ist im<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, im Wilhelminenspital<br />

(Klinik Ottakring) und im Haus Malta tätig.<br />

Voraussetzung für die Mitarbeit ist der Abschluss<br />

eines speziellen Ausbildungskurses (zum Beispiel im<br />

Kardinal König Haus) mit anschließendem Praktikum<br />

auf einer Palliativ-Abteilung.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.malteser.at/was-wir-tun/sozialdienste/<br />

palliativbetreuung/ oder auch bei Prof. Dr. Johannes<br />

Mlczoch persönlich unter T: +43 664 411 88 69 oder<br />

E: johannes.mlczoch@hotmail.com<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 23


XXXXX MALTESERÖSTERREICH<br />

BILDUNG FÜRS<br />

LEBEN<br />

Wer für die MALTESER tätig ist, erhält nicht nur eine fundierte Ausbildung als Sanitäter und wird im Umgang mit Menschen<br />

mit Behinderung geschult, sondern erfährt auch die Gemeinschaft, Spiritualität und Unterstützung der MALTESER<br />

in der persönlichen Entwicklung. Zum Beispiel durch Fortbildungskurse zum Thema Kommunikation.<br />

Von Bernhard Bachna<br />

Gunhard Keil ist langjähriges Mitglied des <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienstes und Ordensmitglied. Im Hauptberuf<br />

ist er als Kommunikationsexperte und -coach tätig und<br />

wird gerne als Keynote-Speaker gebucht. Für die <strong>Malteser</strong><br />

hat er gemeinsam mit Johannes Wagner vom Bereich<br />

Wien einen Onlineworkshop zusammengestellt.<br />

90 Teilnehmende zwischen 17 und 70 Jahren erhielten<br />

hier spannende Einblicke und hilfreiche Tipps zur<br />

Kommunikation. In insgesamt fünf Onlineabenden<br />

ging es um die Themen „Kommunikation auf Augenhöhe“,<br />

„Auf den Punkt kommen“, „Wer fragt, der führt“,<br />

„Mit Fragen Lösungen finden“ und „Feedback geben“.<br />

In Liebe begegnen<br />

Warum Professionalität in der Kommunikation gerade<br />

für eine Organisation wie die <strong>Malteser</strong> wichtig ist,<br />

lässt sich gut anhand unseres Ordensgebets zeigen, wo<br />

es heißt: „Dem Nächsten will ich in Liebe begegnen,<br />

besonders den Armen und unseren Herren Kranken.“<br />

<strong>Die</strong>ser Satz beschreibt nicht nur, was wir tun, sondern<br />

vor allem, wie wir unsere Aufgabe erfüllen. Das bedeutet,<br />

in unserer Haltung auf Augenhöhe zu achten, in<br />

liebevoller, respektvoller Klarheit zu kommunizieren<br />

und damit sicherzustellen, dass ein Dialog entsteht.<br />

Beruflich wie privat nützlich<br />

Gerade in Zeiten rasch wechselnder, begrenzter Kontakte<br />

und neuer Aufgabenstellungen, die uns immer mehr<br />

fordern, bekommt Kommunikation einen hohen Stellenwert.<br />

Das betrifft nicht nur unser freiwilliges Engagement<br />

bei den <strong>Malteser</strong>n. Auch privat und beruflich,<br />

in unternehmerischen Führungsfunktionen und selbst-<br />

verständlich in der Beziehungskommunikation in der<br />

Familie, aber auch mit unseren Betreuten, können professionelle,<br />

zielorientierte und gleichzeitig einfühlsame<br />

Methoden der Kommunikation sehr hilfreich sein. Deshalb<br />

werden wir Gunhard Keil gerne noch öfter bitten,<br />

uns in Sachen Kommunikationstraining zu begleiten.<br />

Nähere Infos: www.gunhardkeil.com<br />

KOCHDIENST<br />

FÜR BEDÜRFTIGE<br />

Gerade in der kalten Jahreszeit ist es für Obdachlose besonders<br />

schwer, an eine warme Mahlzeit zu gelangen. <strong>Die</strong><br />

MALTESER helfen gemeinsam mit dem Orden der Mutter-<br />

Teresa-Schwestern.<br />

Von Beatrix Spannbauer<br />

Seit Oktober 2020 sind sie jeden Samstag zwischen<br />

neun und zwölf Uhr im Haus der Mutter-Teresa-<br />

Schwestern am Mariahilfer Gürtel in Wien anzutreffen:<br />

Bis zu sechs freiwillige <strong>Malteser</strong> kochen hier gemeinsam<br />

mit den Missionarinnen der Nächstenliebe<br />

für bis zu 300 Obdachlose und Bedürftige.<br />

Warmes Essen zum Mitnehmen<br />

<strong>Die</strong> Zutaten stellen die Schwestern bereit, die Zubereitung<br />

der Speisen übernehmen die <strong>Malteser</strong>. Geschält,<br />

geschnitten, gekocht, gedünstet, gebraten und geba-<br />

24<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

WARUM UNS PILGERFAHRTEN SO WICHTIG SIND<br />

Wie sehr uns das Gemeinschaftsbildende über alle Grenzen fehlt, spüren wir schmerzlich seit dem besonderen Jahr<br />

2020: Unser alljährlicher Lourdes-Zug fand coronabedingt nur virtuell statt, und die geplante Romreise musste<br />

hoffnungsfroh und vorausblickend auf <strong>2021</strong> verschoben werden.<br />

Von Richard Wittek-Saltzberg<br />

Pilgern, also auf dem Weg sein – mit und zu<br />

Christus, unserem Herrn – und <strong>Die</strong>ner sein<br />

unserer Herren Kranken, ist der Urgrund der<br />

<strong>Malteser</strong>, begründet im elften Jahrhundert,<br />

doch bestimmt älter im Zusammenhang mit<br />

der Kreuzauffindung zu Zeiten der Kaiserinmutter<br />

Helena, der Erbauung der Grabeskirche<br />

mit einem Xenodochium, also einer Fremden-<br />

oder Pilgerherberge als Vorläuferin des<br />

mittelalterlichen Hospizes, in Jerusalem und<br />

der kirchlichen Zeitenwende unter Konstantin<br />

dem Großen. In einer großen katholischen Erneuerungsbewegung<br />

und Aufbruchstimmung<br />

wird nach dem Zweiten Weltkrieg Lourdes das<br />

Zentrum für das Sich-auf-den-Weg-Machen.<br />

cken wird, was gerade auf dem Speiseplan<br />

der Ordensschwestern steht. <strong>Die</strong><br />

fertigen Mahlzeiten werden portioniert<br />

und in kleinen Essensboxen und Säckchen<br />

zum Mitnehmen abgepackt. Wegen<br />

Corona ist derzeit ein Vorortverzehr leider<br />

nicht möglich.<br />

Danke, Georg! Danke, Elisa!<br />

Mit Georg Male, brillant mit sprühendem Geist, und Elisa Stadlinger,<br />

mit viel Empathie und Verstand, kamen als österreichische Lourdes-<br />

Pilgerzug-Organisatoren in den 2010er-Jahren zwei bewährte und<br />

beseelte Vizekommandanten Zug um Zug in die oberste Führungsverantwortung<br />

im <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst. Ihre Namenspatrone stehen<br />

wie Zeichen für unser Ordens-Charisma: der heilige Georg im Kampf<br />

mit dem Drachen gegen das Böse in der Verteidigung des Glaubens (tuitio<br />

fidei) und die heilige Elisabeth sowie unser vor 900 Jahren verstorbener<br />

Ordensgründer, der selige Gerhard, ikonographisch dargestellt<br />

mit dem Brot für die Bedürftigen (obsequium pauperum).<br />

Georg Male und Elisa Stadlinger<br />

haben nach intensivem Einsatz,<br />

die richtigen Entscheidungen<br />

für den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst<br />

auf den Weg zu bringen, Ende<br />

November 2020 aus beruflichen<br />

Gründen ihre Mitverantwortung<br />

im Kommando zurückgelegt. Aber einmal <strong>Malteser</strong>, immer <strong>Malteser</strong>!<br />

Da bin ich mir von Herzen sicher und sehr dankbar.<br />

Regelmäßiger <strong>Malteser</strong>-<strong>Die</strong>nst<br />

<strong>Die</strong> Zusammenarbeit mit den Mutter-<br />

Teresa-Schwestern ist nicht neu. Früher<br />

von der Johannesgemeinschaft durchgeführt,<br />

haben die <strong>Malteser</strong> schon in der<br />

Vergangenheit immer wieder ausgeholfen.<br />

Nun ist ein regelmäßiger <strong>Die</strong>nst<br />

des Bereichs Wien der <strong>Malteser</strong> daraus<br />

geworden. Dank ihres Einsatzes kann<br />

besonders Bedürftigen geholfen werden,<br />

die im Haus der Schwestern neben Essen<br />

auch warme Kleidung und Zuwendung<br />

erhalten.<br />

Herzlich willkommen, Niklas und Sylvia!<br />

Genauso ist es mit der großen Freude über die Zusage von Niklas<br />

Salm-Reifferscheidt-Raitz, langjähriger Bereichsleiter in Oberösterreich<br />

mit weiterhin aufrechter Sanitäterberechtigung, und Sylvia<br />

Tuczka, bis jüngst mit viel Umsicht und großer Übersicht Bundesleiterin<br />

Finanzen, als Vizekommandanten in die vorderste Linie aufzurücken.<br />

Wir haben nicht nur eine große Tradition, sondern auch eine<br />

gute Zukunft, ganz nach den Worten des ersten Großmeisters Fra’<br />

Gerhard: Gemeinschaft, unvergänglich, so Gott es will.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 25


MALTESERÖSTERREICH<br />

„STRECK DEM ARMEN DEINE HAND ENTGEGEN“<br />

Unter diesem Motto wurde am 15. November 2020 der von Papst Franziskus eingeführte Welttag der Armen begangen – mit Unterstützung<br />

der MALTESER, die gemeinsam mit Freiwilligen der Franziskaner zur Messe und Essensausgabe in Wien eingeladen hatten.<br />

Das Titelzitat stammt aus dem Buch Jesus Sirach im Alten<br />

Testament. Es weckt sogleich Assoziationen mit „obsequium<br />

pauperum – Hilfe den Bedürftigen“, also dem<br />

Leitsatz des <strong>Malteser</strong>ordens. <strong>Die</strong>sem Prinzip getreu beteiligten<br />

sich die <strong>Malteser</strong> an der Organisation des am<br />

Welttag der Armen traditionell durchgeführten Segensgottesdienstes<br />

mit Kardinal Schönborn und anschließender<br />

Essensausgabe für 120 Armutsbetroffene.<br />

Gemeinsam feiern und gestalten<br />

Schon vor Beginn der Messe sorgten die <strong>Malteser</strong>, die mit<br />

insgesamt 20 Personen im Einsatz waren, beim Eingang<br />

der Franziskanerkirche mit der Durchführung von Hygienemaßnahmen<br />

und Fiebermessen für die größtmögliche<br />

Sicherheit aller Teilnehmenden. Der Gottesdienst wurde<br />

von Armutsbetroffenen selbst gestaltet, die als Ministranten,<br />

Lektoren und Musiker in Erscheinung traten.<br />

Von Tobias Zöhrer<br />

Während des Einzelsegens und beim Auszug aus der Kirche<br />

mit gleichzeitiger Essensausgabe, die coronabedingt<br />

leider nicht wie geplant in festlichem Rahmen im Refektorium<br />

des Franziskanerklosters und im Curhaus St. Stephan<br />

stattfinden konnte, kümmerten sich die <strong>Malteser</strong><br />

gemeinsam mit Freiwilligen der Franziskaner als Ordner<br />

um einen geregelten Ablauf. Das Essen selbst bestand aus<br />

einem dreigängigen Festmahl, das ein Küchenteam der<br />

<strong>Malteser</strong> frisch zubereitet hatte.<br />

<strong>Die</strong> Barriere der Einsamkeit durchdringen<br />

Im persönlichen Gespräch bedankte sich Kardinal Schönborn<br />

im Namen von Papst Franziskus für unseren <strong>Die</strong>nst.<br />

Besonders in Erinnerung bleiben außerdem die Zusammenarbeit<br />

und die persönlichen Begegnungen mit armutsbetroffenen<br />

Freiwilligen und Messgästen. In einer<br />

Zeit der weltweiten Krise war dieser Nachmittag ein<br />

Einladung zur Reflexion<br />

„Streck dem Armen deine Hand entgegen“ (vgl. Sir 7,32).<br />

<strong>Die</strong> altehrwürdige Weisheit hat diese Worte gleichsam als<br />

einen heiligen Verhaltenskodex für das Leben aufgestellt.<br />

Sie erklingen heute mit ihrer ganzen Bedeutungsschwere,<br />

um auch uns zu helfen, den Blick auf das Wesentliche<br />

zu konzentrieren und die Schranken der Gleichgültigkeit<br />

zu überwinden. <strong>Die</strong> Armut tritt immer in verschiedenen<br />

Formen auf, die für jede besondere Situation Aufmerksamkeit<br />

verlangen: In jeder von ihnen können wir dem<br />

Herrn Jesus begegnen, der offenbart hat, in seinen geringsten<br />

Brüdern anwesend zu sein (vgl. Mt 25,40).<br />

26<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

„WARUM KOMMST DU NICHT AUCH ZU MIR?“<br />

Wie wertvoll und sogar lebensrettend die Arbeit des MALTESER Betreuungsdienstes für viele Menschen im Alter oder mit<br />

einer körperlichen Einschränkung sein kann, zeigt das herzerwärmende Beispiel von Monika aus Wien.<br />

Von Barbara Bernegger-Kittinger<br />

Wir haben uns vor mehr als 20 Jahren bei einer Weihnachtsfeier<br />

der <strong>Malteser</strong> kennengelernt. Als Mitglied des <strong>Malteser</strong> Betreuungsdienstes<br />

besuchte ich damals mit Walter, meinem ersten Betreuten,<br />

eben jene Feier. Monika saß an einem der Nebentische und sagte<br />

plötzlich: „Warum kommst Du nicht auch zu mir?“<br />

Monika ist bis 12. Jänner <strong>2021</strong> einen langen,<br />

steinigen Weg gegangen und nun heimgekehrt<br />

– möge sie in Frieden ruhen. Monika,<br />

ich werde dich vermissen. Deine Barbara<br />

sicht- und fühlbarer Beweis dafür, dass<br />

trotz Einhaltung der Abstandsregeln<br />

durch ein nettes Wort, ein freundliches<br />

Lächeln oder sogar herzhaftes Lachen<br />

die Barriere der Einsamkeit durchdrungen<br />

werden und ein Gefühl des Miteinanders<br />

entstehen kann.<br />

Der Welttag der Armen findet einmal im<br />

Jahr statt, um auf das Thema aufmerksam<br />

zu machen und die Gesellschaft für<br />

die Not und die Bedürfnisse von Armen<br />

zu sensibilisieren. Er wird jeweils am<br />

zweiten Sonntag vor dem Advent begangen.<br />

Wir alle sind jedoch dazu aufgerufen,<br />

an jedem Tag im Jahr Bedürftigen<br />

die Hand zu reichen und aktiv an<br />

einer Welt zu bauen, in der Armut keinen<br />

Platz mehr hat.<br />

So fing es an. Ich besuchte Monika daraufhin regelmäßig. <strong>Die</strong> ältere<br />

Dame saß zwar im Rollstuhl, war aber dennoch unternehmungslustig<br />

und aufgeschlossen. Für ihr Leben gern ging Monika in Restaurants<br />

zum Essen. „Um unter Leuten zu sein, sie zu beobachten“, wie<br />

sie sagte. Bei einem dieser Treffen schüttete Monika mir das Herz<br />

aus. Sie hatte eine ungemein bewegte Vergangenheit hinter sich –<br />

von der äußerst schwierigen Kindheit angefangen über wechselhafte<br />

Liebesbeziehungen bis hin zu komplizierten Geschichten mit ihren<br />

eigenen Kindern. „Bist du jetzt geschockt?“, fragte sie mich, als<br />

sie geendet hatte. Doch ich nahm Monika einfach ohne Zögern nur<br />

in die Arme und drückte sie mitfühlend.<br />

Fürsorgliche Hilfe und Sicherheit<br />

Eines Tages, wir waren in Monikas Wohnung verabredet, wurde die<br />

Tür wider Erwarten trotz mehrmaligem Läuten nicht geöffnet. Beunruhigt<br />

rief ich sofort die Feuerwehr, um die Wohnung öffnen zu<br />

lassen – zum Glück und keine Minute zu früh! Monika lag ohnmächtig<br />

mit einer blutenden Wunde am Boden, und in der Küche war eine<br />

Herdplatte an.<br />

Nach dem folgenden Spitalsaufenthalt war klar, dass Monika nicht<br />

mehr allein leben konnte. Also übersiedelte sie in ein Heim, wo<br />

sie bestens betreut wurde. Dank regelmäßiger Bewegungstherapie<br />

lernte Monika sogar wieder, selbstständig zu gehen. Der Rollstuhl<br />

konnte gegen einen Rollator getauscht werden. Für mich, die Monika<br />

jetzt natürlich weiterhin besuchen kam und kleine <strong>Die</strong>nste und<br />

Botengänge für sie übernahm, war es jedes Mal eine Freude, wenn<br />

mir Monika bei ihren Besuchen schon am Gang entgegenkam. So<br />

schön kann „<strong>Die</strong>nst am Nächsten“ sein!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 27


MALTESERÖSTERREICH<br />

MALTESER KINDERHILFE<br />

GROSSARTIGE HILFE FÜR<br />

DAS HILDE UMDASCH HAUS<br />

Weihnachten ist Spendenzeit – nicht nur, aber ganz besonders! Vom traditionellen Kekserlmarkt im Hilde Umdasch<br />

Haus, der kurzerhand zum „Weihnachts-Take-away-Markt“ umfunktioniert wurde, über Zuwendungen von Unternehmen<br />

und Privaten bis hin zu bemerkenswerten Aktionen von Stadtgemeinden: <strong>Die</strong> MALTESER Kinderhilfe ist<br />

immer ein Grund, die Geldbörse zu zücken und sich in den <strong>Die</strong>nst der guten Sache zu stellen. Sämtliche Spenden<br />

kommen unmittelbar den betreuten Kindern und Jugendlichen im Hilde Umdasch Haus zugute. Vergelt’s Gott!<br />

Von Petra Hellmich<br />

Nicht ohne unsere Kekse!<br />

Undenkbar, dass der traditionelle und liebgewonnene weihnachtliche Kekserlmarkt im Hilde Umdasch Haus ausfällt!<br />

Das geht nicht! Auch nicht in Zeiten von Corona! Also haben sich die Mitarbeitenden etwas Spezielles für die Vorweihnachtszeit<br />

einfallen lassen: Sie haben ihre köstlichen, handgemachten und wunderschön anzusehenden Bäckereien einfach<br />

als „Take-away“ angeboten. Nach telefonischer oder elektronischer Vorbestellung per E-Mail waren die Leckereien<br />

im Handumdrehen zur Selbstabholung bereitgestellt – und im Nu ausverkauft! Danke an die vielen fleißigen Kekserlesser<br />

und Spender!<br />

„Jedes Ende ist ein Anfang“<br />

In diesem sehr tröstlichen Sinne vollzog die Familie Engelscharmüller<br />

Ende November den letzten Willen ihres verstorbenen<br />

Vaters Hans Engelscharmüller. Sohn Walter überreichte<br />

dem Hilde Umdasch Haus eine Spende von 765 Euro: „Wir<br />

wollten von Kränzen absehen und lieber im Andenken an unseren<br />

Vater eine Kranzspende machen. Er hat viele Jahr für<br />

die Firma Umdasch gearbeitet. <strong>Die</strong> Kinder und Jugendlichen<br />

im Hilde Umdasch Haus sind ihm immer sehr am Herzen gelegen.“<br />

Ein großes Danke an die Familie Engelscharmüller für<br />

diese großzügige, wunderschöne Geste!<br />

28<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Der Nikolaus von Amstetten<br />

Weil sich auch der Hl. Nikolaus an die Corona-Schutzmaßnahmen<br />

halten musste, fiel der traditionelle Besuch<br />

in Amstetten am 6. Dezember 2020 anders aus<br />

als üblich. So durfte der große Mann im roten Mantel<br />

mit dem weißen Rauschebart und dem Sack voller Geschenke<br />

nicht einfach in die Häuser und Wohnungen<br />

der Kinder kommen. Vor der Eingangstür – mit entsprechend<br />

Abstand – war Schluss. Mit besonders viel<br />

Herz und Einsatz hat daher Patrick „Nikolaus“ Breiteneder<br />

von der Autobörse Breiteneder Amstetten „seine“<br />

Kinder besucht. <strong>Die</strong> Freude war so groß, dass viele<br />

Familien dem Nikolaus als Dankeschön eine Spende<br />

überreicht haben. <strong>Die</strong>se wurde vom Autohaus großzügig<br />

aufgerundet und dem Hilde Umdasch Haus übergeben.<br />

Bei der Scheckübergabe zeigte sich Patrick Breiteneder<br />

sehr beeindruckt, wie wohnlich und positiv das<br />

Ambiente und die Stimmung im Haus sind: „Viele Menschen<br />

erwarten, dass das schwere Schicksal, das diese<br />

Kinder tragen, sicht- und spürbar ist. Aber im Hilde<br />

Umdasch Haus, wo man rund um die Uhr bemüht ist,<br />

den Kindern ein Stück Normalität, Alltag und Glück zu<br />

ermöglichen, spürt man eine sehr freudige Stimmung.“<br />

Danke für das schöne Kompliment, Herr Breiteneder,<br />

und ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihre Spende!<br />

Wo Träume schaukeln dürfen<br />

Kindern im Rollstuhl die sinnliche Erfahrung des<br />

Schaukelns ermöglichen – dieses Ziel steht hinter dem<br />

Projekt „Traumschaukel“. Auf Initiative von Kulturstadtrat<br />

Stefan Jandl, Patrick Losbichler von der Loft<br />

Kreativ- und Werbeagentur sowie Georg Trimmel vom<br />

Stadtmarketing Amstetten wurde eine breite Spendenkampagne<br />

zur Finanzierung einer Rollstuhlschaukel<br />

für das Hilde Umdasch Haus gestartet. Getragen wird<br />

die Aktion vom Verein „Amstetten Hilft“ und zahlreichen<br />

motivierten Menschen aus der Amstettener<br />

Kunstszene und Kreativwirtschaft. Mit dieser Traumschaukel<br />

wird für viele Kinder im Hilde Umdasch Haus<br />

ein Traum wahr. Ein großes Danke dafür!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 29


MALTESERÖSTERREICH<br />

„Weil es uns so gut geht“<br />

„Wir haben drei gesunde Kinder, wofür wir sehr dankbar<br />

sind. Das ist nicht selbstverständlich, und eben weil es<br />

uns so gut geht, haben wir uns dazu entschlossen, einen<br />

Teil der Einnahmen aus meinem Geschäft dem Hilde<br />

Umdasch Haus der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zu spenden“,<br />

erklärte kürzlich Daniela Kirchweger, Geschäftsführerin<br />

von „Wolkenlos Kosmetik“ aus Aschbach. Vor vier<br />

Jahren hatte sie begonnen, Naturkosmetik herzustellen.<br />

„Das Unternehmen ist immer weiter gewachsen.<br />

Heuer wollten wir eine etwas andere ‚Black-Friday-Aktion‘<br />

starten, indem wir in der Zeit von Ende November<br />

bis Weihnachten zehn Prozent der Umsätze dem<br />

Hilde Umdasch Haus spenden“, so Daniela Kirchweger.<br />

Schließlich überreichte die empathische Geschäftsfrau<br />

gemeinsam mit ihrem Ehemann Josef und ihrer Tochter<br />

Sarah die stolze Spendensumme von 1.500 Euro. Wir<br />

können sie sehr gut für die Anschaffung wichtiger Therapiebehelfe<br />

für unsere Betreuten gebrauchen. Daher<br />

vielen herzlichen Dank für diese großartige Unterstützung,<br />

liebe Familie Kirchweger!<br />

Und dann war endlich Weihnachten!<br />

Am 24. Dezember kam das Friedenslicht, wie alle Jahre, durch den Reitverein Geiger angeritten. Sehnsüchtig hatten<br />

die kleinen und großen Bewohner des Hilde Umdasch Hauses schon darauf gewartet. Sie wurden nicht enttäuscht.<br />

Zusätzlich erhielten alle Kinder einen süßen Stoffteddybären von Tempora. Einige der Mitarbeitenden sorgten mit<br />

Musikinstrumenten für eine feierliche Stimmung. Danke für den wunderschönen Beitrag zu unserem Fest!<br />

Mehr über die MALTESER Kinderhilfe unter: www.malteser-kinderhilfe.at<br />

30<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESER CARE<br />

„WERDE ZU HAUSE VON TINA GEHEGT<br />

UND GEPFLEGT“<br />

Wie wichtig qualitätvolle mobile Pflege und Betreuung ist, wird in Krisenzeiten besonders deutlich. Wie sehr sie auch<br />

wertgeschätzt wird, zeigen nachfolgende, teils sehr berührende Auszüge aus aktuellen Schreiben an MALTESER Care.<br />

Von Susanne Wick<br />

Am 23. Dezember 2020 erreichte uns ein ganz spezieller<br />

Brief. Er kam aus dem Büro des Bundesministers<br />

für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz<br />

und trug die eigenhändige Unterschrift von<br />

Rudolf Anschober. In dem Brief heißt es:<br />

„<strong>Die</strong> Covid-19-Pandemie stellt uns als Gesellschaft vor<br />

neue Herausforderungen. Eine besondere Verantwortung<br />

besteht gegenüber der Risikogruppe älterer bzw. betreuungs-<br />

und pflegebedürftiger Menschen. Dabei bin ich mir<br />

der bedeutenden Rolle der 24-Stunden-Betreuungskräfte<br />

sowie der Vermittlungsagenturen bei der Betreuung der<br />

vulnerablen Personengruppe bewusst, weswegen ich Ihnen<br />

an dieser Stelle meinen größten Dank für Ihren Einsatz<br />

und für die Fürsorge für die Ihnen anvertrauten betreuungsbedürftigen<br />

Personen aussprechen möchte.“<br />

<strong>Die</strong>ser Dank von hoher Stelle freut uns sehr und bestätigt<br />

unsere Mitarbeitenden in ihrem tagtäglichen, außergewöhnlichen<br />

Engagement. Ebenso freuen uns die<br />

herzlichen Rückmeldungen, die wir von Betreuten und<br />

deren Angehörigen erhalten. Sie motivieren unsere diplomierten<br />

Pflegefachkräfte, die durch Covid-19 noch<br />

mehr gefordert sind als sonst, in ihrem Bemühen nicht<br />

nachzulassen. Das weiß etwa die Tochter eines unserer<br />

Klienten sehr zu schätzen. Sie schreibt:<br />

„Für die ausgezeichnete und zuverlässige Betreuung im<br />

abgelaufenen Jahr möchte ich mich herzlich bedanken, vor<br />

allem für die gute Unterstützung in Coronazeiten! Herr<br />

Heindl hat sich stets engagiert, hat uns informiert und<br />

war den Betreuerinnen bei den vorgeschriebenen Tests<br />

behilflich. <strong>Die</strong> Abwicklung war sicher nicht immer leicht.<br />

Auch die Betreuerinnen meines Vaters leisten großartige<br />

Arbeit und unterstützen ihn in bester Weise. Es ist uns<br />

eine große Beruhigung, dass im Notfall eine Ersatzpflegerin<br />

eingesetzt wird, falls wir das Pech haben, dass eine unserer<br />

bewährten Betreuerinnen doch erkranken sollte. Wir<br />

hoffen natürlich sehr, dass sie gesund bleiben!“<br />

Immer wieder begleiten die Fachkräfte von <strong>Malteser</strong><br />

Care schwerkranke Menschen in ihrer letzten<br />

Lebensphase und sind eine besonders wichtige Stütze<br />

für die Angehörigen. So ließ uns der Sohn einer Betreuten<br />

wissen:<br />

„Hiermit darf ich mich im Namen meiner Schwester als<br />

auch in meinem Namen vielmals für die gute und umsichtige<br />

Betreuung meiner Mutter in den letzten Jahren bedanken.<br />

Meine Mutter ist im vergangenen Monat friedlich<br />

zu Hause entschlafen. Insbesondere möchten wir in unserem<br />

Dankesschreiben Frau Claudia Vujic hervorheben, die<br />

verlässlich und liebenswürdig jederzeit für uns erreichbar<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 31


MALTESERÖSTERREICH<br />

war und uns in all den Jahren und insbesondere in den<br />

letzten Monaten auch menschlich sehr unterstützt hat.“<br />

Aus Anlass des Ablebens seiner Mutter, die schon<br />

mehrere Jahre von <strong>Malteser</strong> Care betreut worden war,<br />

schickte uns deren Sohn folgende Zeilen:<br />

„... darf ich Ihnen mein großes Lob aussprechen. <strong>Die</strong> Pflege<br />

meiner leider schon schwer kranken Mutter wurde in<br />

vorbildlicher Art und Weise durchgeführt. Ebenso wurde<br />

meine Mutter regelmäßig von Frau Gruber-Polak aufgesucht<br />

und der aktuelle Gesundheitszustand und Pflegebedarf<br />

erhoben. Fallweise aufgetretene Probleme wurden<br />

rasch und unkompliziert behoben. Ein besonderer Dank<br />

gebührt Frau S.-F., die viele Monate hindurch ohne Unterbrechung<br />

meine Mutter versorgt und betreut hat und<br />

sie bis zu ihrer letzten Lebensstunde sehr fürsorglich begleitet<br />

hat.“<br />

Sehr berührt haben uns auch die Zeilen einer Tochter,<br />

die ihren Vater kürzlich verloren hat. Trotz der traurigen<br />

Situation nahm sie sich die Zeit, uns Folgendes<br />

zu schreiben:<br />

„Leider ist mein Vater vorgestern friedlich verstorben und<br />

konnte sich nicht allzu lange über die superkompetente<br />

Betreuung durch Ihre Organisation freuen. Ich möchte<br />

mit diesem Schreiben meine große Dankbarkeit ausdrücken,<br />

bei meiner dringenden Suche nach einer 24-Stunden-Betreuung<br />

in diesen schwierigen Zeiten auf Herrn<br />

Robert gestoßen zu sein, der uns innerhalb kürzester Zeit<br />

Tina zur Seite stellen konnte und auch zwischendurch IM-<br />

MER für uns mit Rat und Tat zur Seite stand. Unser aller<br />

Dank gilt natürlich insbesondere Tina, die in den wenigen<br />

verbliebenen Tagen einen wesentlichen Beitrag geleistet<br />

hat, meinem Vater den Wunsch zu erfüllen, seine letzten<br />

Tage zu Hause zu verbringen. Kurz vor seinem Tod hat<br />

er noch folgende Meldung geschickt: ‚Werde zu Hause von<br />

Tina gehegt und gepflegt. Sie ist eine Perle.‘“<br />

Danke an dieser Stelle von ganzem Herzen an all<br />

jene, die täglich in unermüdlichem Einsatz für das<br />

Wohlergehen pflegebedürftiger Menschen in Österreich<br />

tätig sind!<br />

MALTESER CARE<br />

GESCHICHTE EINER<br />

LEIDENSCHAFT<br />

Adina Gagauta kam von Rumänien nach Österreich zu<br />

MALTESER Care und hat hier ihren Traumberuf gefunden.<br />

<strong>Die</strong> diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin betreut<br />

ihre Klienten mit viel Hingabe und einem ausgeprägt<br />

guten Gefühl für Menschen.<br />

Von Susanne Wick<br />

Eigentlich hatte Adina in Rumänien ihren Abschluss am<br />

naturwissenschaftlichen Gymnasium mit Schwerpunkt<br />

Physik und Chemie gemacht und ein Diplom der Rechtswissenschaften<br />

in der Tasche. Dennoch entschied sie sich<br />

umzusatteln. Ihr neuer Lernweg führte sie über soziale<br />

Fachausbildungen zur Kinderbetreuerin und schließlich<br />

zur Altenpflegerin. Eine vielfältige Karriere mit unterschiedlichsten<br />

Stationen im Eilzugtempo.<br />

Von der Telekom-Mitarbeiterin …<br />

Für unsere Geschichte hier aber alles in Ruhe und der Reihe<br />

nach: <strong>Die</strong> heute 40-jährige Adina begann ihre Laufbahn<br />

in ihrem Heimatort Vaslui in Rumänien, nahe der Grenze<br />

zur Republik Moldau. Zunächst war die mathematisch begabte<br />

junge Frau zwei Jahre lang als Telefonberaterin für<br />

den Telekom-Konzern Orange Rumänien tätig. Nach der<br />

Geburt ihrer ersten Tochter gründete sie ihre eigene Babybekleidungsfirma<br />

– einfach deshalb, weil es in ihrem Ort<br />

für Babys keine entsprechende Ausstattung gab. <strong>Die</strong> folgenden<br />

Jahre führte die junge Mutter das Unternehmen<br />

als Eigentümerin und war ihre eigene, wichtigste Mitarbeiterin.<br />

… über Unternehmerin und diplomierte Pflegerin …<br />

Kam in Adinas Umgebung ein Baby zur Welt, war es jedes<br />

Mal aufs Neue wie ein Wunder für sie. Voll Freude und mit<br />

einem entsprechenden Willkommenspaket machte sie sich<br />

auf, den Neuankömmling persönlich zu begrüßen. <strong>Die</strong>se<br />

besondere Verbundenheit zu Babys ließ Adina– noch während<br />

ihrer Tätigkeit als Unternehmerin – eine Ausbildung<br />

32<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

als diplomierte Kinderbetreuerin bei der Caritas in Vaslui<br />

absolvieren. Damit nicht genug, folgte noch das Diplom<br />

zur Altenpflegerin. Gleichzeitig reifte der Wunsch nach einer<br />

örtlichen Veränderung. Das Ziel sollte Österreich sein.<br />

… nach Österreich zur Altenbetreuerin …<br />

Deutsch zu lernen, erinnert sich Adina, war für sie eine<br />

ziemliche Hürde. Doch wenn sie sich etwas in den Kopf<br />

setzt, so erzählt Adina lachend weiter, zieht sie es auch<br />

durch. Also hat sie alle Gegenstände in ihrer Wohnung<br />

mit Post-its beklebt, auf denen die deutschen Bezeichnungen<br />

für den Gegenstand geschrieben standen. <strong>Die</strong><br />

Methode hat hervorragend funktioniert. Heute gibt es<br />

keine Sprachbarriere mehr für Adina.<br />

Während der ersten Jahre ihrer Tätigkeit pendelte die<br />

tüchtige Pflegerin im Zwei-Wochen-Rhythmus zwischen<br />

ihren Klienten in Wien und ihrer Familie in Rumänien.<br />

Ihr Mann, unterstützt von Eltern und Schwiegereltern,<br />

kümmerte sich um die gemeinsamen Töchter. Inzwischen<br />

war ein weiteres Mädchen dazugekommen. <strong>Die</strong>se Situation<br />

war für alle Beteiligten eine große Herausforderung<br />

und verlangte der Familie eine Menge ab. Nach rund vier<br />

Jahren konnte Adina schließlich ihren Mann und ihre<br />

Kinder überzeugen, zu ihr nach Österreich zu übersiedeln<br />

und hier einen Neuanfang zu wagen – mit Erfolg!<br />

Adina lebt nun mit ihrem Mann, mit dem sie bereits seit<br />

17 Jahren verheiratet ist, und ihren zwei Töchtern Alesia<br />

Alexandra (14 Jahre) und Sophia Anastasia (acht Jahre)<br />

glücklich in Wien.<br />

… und mobilen Hauskrankenpflegerin bei<br />

<strong>Malteser</strong> Care<br />

Zu diesem Glück beitragen konnte <strong>Malteser</strong> Care. Seit<br />

2014 ist Adina für <strong>Malteser</strong> Care tätig. Zunächst noch als<br />

selbstständige Personenbetreuerin, ergab sich 2019 die<br />

Möglichkeit, im Rahmen des Familienentlastungsdienstes<br />

als Betreuerin im Anstellungsverhältnis tätig zu werden.<br />

Zwischen 2014 und 2019 absolvierte Adina neben ihrer<br />

Arbeit die dreijährige Fachausbildung zur diplomierten Gesundheits-<br />

und Krankenpflegerin. Seit <strong>2021</strong> ist sie nun für<br />

<strong>Malteser</strong> Care in der mobilen Hauskrankenpflege tätig. Danke,<br />

dass wir dich zu unserem Team zählen dürfen, Adina!<br />

www.malteser.care<br />

INDIVIDUELLE PFLEGE UND<br />

BETREUUNG IM EIGENEN<br />

ZUHAUSE<br />

MALTESER Care ist seit vielen Jahren als kompetenter<br />

Partner für Familien in ganz Österreich tätig. Wir bieten<br />

bestmögliche Pflege- und Betreuungsleistungen<br />

zu Hause an. Unsere diplomierten Gesundheits- und<br />

Krankenpflegepersonen beraten Sie gerne.<br />

Details zu unseren Leistungen unter<br />

www.malteser.care<br />

+43 1 361 97 88 • office@malteser.care<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 33


XXXXX<br />

Wien – Teststraßen: <strong>Malteser</strong> unterstützen zahlreiche Teststraßen, Testungen in Unternehmen und Impfaktionen.<br />

COVID-19<br />

Steiermark – Teststraße: <strong>Die</strong> WKO Steiermark bietet exklusiv für ihre Mitglieder sowie deren Mitarbeiter<br />

in einer Kooperation mit den <strong>Malteser</strong>n eine Antigen-Schnelltestmöglichkeit bei der Messe<br />

Graz (Parkplatz Fröhlichgasse gegenüber Messe) an. <strong>Die</strong>se Schnelltests ermöglichen ein rasches Erkennen<br />

von hochinfektiösen Personen innerhalb von 15 Minuten.<br />

Linz/Oberösterreich – Massentests: Im Kampf gegen Corona waren die <strong>Malteser</strong> gemeinsam mit<br />

dem Roten Kreuz bei den oberösterreichischen Massentests im Einsatz.<br />

Salzburg – Schnelltests: In Salzburg wurden im Messezentrum und in Eugendorf mittels Nasenabstrich<br />

kostenlose Schnelltests gemeinsam mit dem Roten Kreuz durchgeführt.<br />

34<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

„Ich habe mich für die Impfung angemeldet und freue<br />

mich auf die Rückkehr in ein normales Leben mit<br />

sozialen Kontakten.“<br />

Andreas Trentini, Bereich Tirol<br />

„Ich lasse mich impfen, weil ich Ärztin und <strong>Malteser</strong>in bin. Bei<br />

meiner Arbeit auf einer Covid-Station habe ich jeden Tag Menschen<br />

an diesem Virus sterben sehen. <strong>Die</strong> Impfung ist ein Segen!“<br />

Eva Perl, Bereich Salzburg<br />

„Ich bin <strong>Malteser</strong>in und lasse mich impfen, weil ich damit<br />

auch andere Menschen schütze.“<br />

Maria-Sophia Stadler, Bereich Salzburg<br />

„Ich lasse mich impfen, weil ich <strong>Malteser</strong> bin und ich es als<br />

wesentlichen Beitrag zur Beendigung der Pandemie erachte.“<br />

Christian Höllinger, Bereich Salzburg<br />

Ich lasse mich gegen Covid-19 impfen, weil die Impfung mich,<br />

meine Familie, meine Freunde, die ganze Gesellschaft schützt.<br />

Therese Backhausen, Bereich Burgenland<br />

„Selbstverständlich lasse ich mich impfen. Ich habe die Folgen<br />

von Polio und FSME an anderen Menschen gesehen. Ich möchte<br />

nicht die Folgen von Covid-19 am eigenen Leib ausprobieren.“<br />

Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Bereich Tirol/Vorarlberg<br />

„Ich muss mich dringend einer Zahn-OP unterziehen.<br />

Darum möchte ich mich so rasch wie möglich impfen lassen,<br />

um auf der sicheren Seite zu sein.“<br />

Angela Thierry, Bereich Burgenland<br />

„Geimpft zu sein bedeutet, als aktiver <strong>Malteser</strong> wieder seinen<br />

Betreuten nahekommen zu dürfen. Je früher, desto besser!“<br />

Bernhard Bachna, Bereich Burgenland<br />

„Ich arbeite als Krankenschwester in einem Akutnachbehandlungskrankenhaus<br />

in Tirol. Ich muss zugeben, dass ich eine<br />

unglaubliche Erleichterung empfinde, seit ich vor drei Tagen<br />

geimpft wurde, und freue mich auf den zweiten Termin.“<br />

Gabriele Walterskirchen, Bereich Tirol/Vorarlberg<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 35


XXXXX<br />

BURGENLAND<br />

AUFNAHMEN 2020<br />

Aufgrund von Covid-19 konnte 2020 erstmals keine gemeinsame Aufnahmefeier für alle österreichischen <strong>Malteser</strong><br />

stattfinden, dennoch ein herzliches Willkommen allen neuen Mitgliedern, die im kleinen Rahmen aufgenommen wurden<br />

und es noch werden.<br />

36<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong><br />

WIEN


XXXX<br />

STEIERMARK<br />

WIEN<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 37


MALTESERÖSTERREICH<br />

Schneetreiben: Es schneit und schneit ohne Unterlass. Darum wurde für die nächsten <strong>Die</strong>nste Schneeketten<br />

Anlegen und Abnehmen geübt.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

SALZBURG<br />

Medizinische Hilfe auf vier Rädern für Bedürftige: Im November 2020 durfte der Virgilbus nach acht Monaten<br />

unfreiwilliger Coronapause wieder fahren. Der <strong>Die</strong>nst findet im Raum der Katholischen Hochschülerschaft an der<br />

Rückseite der Kollegienkirche statt. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz, dem Samariterbund, der Caritas und der<br />

Diakonie Österreich haben sich die <strong>Malteser</strong> in Salzburg mit Landtagspräsident Sebastian Huber über die Maßnahmen<br />

und Gesundheitsvorkehrungen beraten.<br />

Einkaufsdienst: Ganz nach dem Motto „WIR bleiben<br />

für EUCH hier … bitte bleibt IHR für UNS daheim“ boten<br />

die <strong>Malteser</strong> auch im zweiten Lockdown einen Einkaufsdienst<br />

in der Stadt Salzburg an. Der <strong>Die</strong>nst konnte<br />

von Menschen, die einer Risikogruppe angehören,<br />

kostenlos in Anspruch genommen werden.<br />

38 DIE MALTESER 4/2020


Bereichswallfahrt „light“: Traditionell findet im Rosenkranzmonat Oktober die Wallfahrt nach Mariatrost statt.<br />

Nach einem Impuls wurde die Heilige Messe gefeiert und wundertätige Medaillen der St. Catherine Laboure gesegnet.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

STEIERMARK<br />

MALTESER helfen bei den Testungen: Endlich wieder<br />

Schule, die Kinder sind überglücklich.<br />

Der MALTESER Valentinstags-Express hat den in<br />

der Steiermark betreuten Personen Blümchen zugestellt,<br />

als kleine Geste und Überraschung.<br />

Graz – Traditionelle Flaggenparade vor dem Nationalfeiertag:<br />

Heuer fand die Flaggenparade erstmals im<br />

Hof der Grazer Burg statt. Landeshauptmann Hermann<br />

Schützenhöfer und Landeshauptmann-Stv. Anton Lang<br />

bedankten sich bei den Tausenden Freiwilligen für ihren<br />

täglichen, unverzichtbaren Einsatz zum Erhalt der<br />

Gesellschaft.<br />

DIE MALTESER 4/2020<br />

39


MALTESERÖSTERREICH<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

OBERÖSTERREICH<br />

Monatsmesse: Nach einer verlängerten Sommerpause aufgrund von Corona war es im Oktober wieder möglich,<br />

die monatliche Messe im Linzer Mariendom zu feiern. Weil unsere Betreuten auf den gemeinsamen Ausklang<br />

verzichten mussten, wurde eine kleine Jause für zu Hause verteilt. Trotz Abstand und gebotener Vorsicht war die<br />

Freude sehr groß.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

TIROL/VORARLBERG<br />

MALTESER Frühlingsgrüße werden zu den von uns Betreuten geliefert, insgesamt 100 Blumenstöcke, gespendet<br />

von zwei Tiroler Gärtnereien.<br />

fietzfotos / pixabay<br />

MALTESER Herzenswusch – Zwei Engel auf Rädern:<br />

Frau Adam benötigt beim Transport Sauerstoff und einen<br />

Rollstuhl, was es unmöglich macht, dass sie das Grab ihres<br />

Mannes alleine besucht. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> erfüllten ihren<br />

Herzenswunsch. Auf der Rückfahrt sagte Frau Adam dann<br />

immer wieder, dass sie auf dieser Fahrt von zwei „Engeln<br />

auf Rädern“ begleitet wurde. Ehrenamt: Man schenkt Zeit<br />

und bekommt so unglaublich viel Glück zurück.<br />

40<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


Der Schutzengeldienst 2020 bietet unseren Betreuten einige abwechslungsreiche, kreative und lustige Stunden in<br />

gemeinschaftlicher Stimmung. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> unternehmen Ausflüge wie Messbesuche und Spaziergänge. Natürlich<br />

nur unter Einhaltung der vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen.<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

TIROL/VORARLBERG<br />

Rettungssanitäterprüfung: Zwei neue Rettungssanitäterinnen<br />

für den Bereich Tirol. Gratulation, kommissionelle<br />

Rettungssanitäterprüfung erfolgreich bestanden!<br />

Faschingspost von den MALTESERN: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> lassen<br />

die Faschingstradition trotz Pandemie in Form von<br />

Postkarten aufleben. Faschingsbilder aus aller Welt erinnern<br />

unsere Betreuten an die jahrhundertelange Tradition<br />

des närrischen Treibens und zaubern ein Schmunzeln auf<br />

ihre Lippen.<br />

Ehrenamtlich Schnee schaufeln: Ein etwas<br />

anderer <strong>Die</strong>nst am Nächsten, aber für<br />

die Betroffenen eine wichtige Hilfe.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 41


MALTESERÖSTERREICH<br />

Erfolgreiche Reanimation: Im Advent haben <strong>Malteser</strong>-<br />

RTW-Teams gleich zwei Mal erfolgreich reanimiert! Gemeinsam<br />

mit der Berufsrettung Wien und der Johanniter<br />

Unfallhilfe konnten die Patienten von den <strong>Malteser</strong>n notfallmedizinisch<br />

versorgt und ins Krankenhaus gebracht werden!<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

WIEN<br />

60. Geburtstag: Der von uns betreute und langjährige<br />

Freund Kurt G. feierte seinen 60. Geburtstag.<br />

Wir haben ihn besucht und mit ihm gefeiert.<br />

Da gemeinsame Aktivitäten mit unseren Betreuten<br />

derzeit leider nur sehr eingeschränkt möglich sind,<br />

liegt der Fokus auf regelmäßigen Kontakten durch<br />

Anrufe, Briefwechsel, Zoom-Meetings und anderen<br />

Überraschungen wie Kuchen zum Geburtstag.<br />

Faschingsdienstag: Ein <strong>Malteser</strong> Rettungswagen<br />

als „MaltiCorne“ unterwegs, das perfekte<br />

„Kostüm“, da das <strong>Malteser</strong> Rettungsauto unter<br />

den Rettungsorganisationen den Spitznamen<br />

„Einhorn“ hat.<br />

Ausflug: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> aus dem Bereich Wien<br />

haben einen Ausflug in den „Essbaren Tiergarten“<br />

der Zotter Schokoladenfabrik gemacht.<br />

An dem sonnigen Oktobertag wurde den Wienern<br />

eine Vielzahl an Köstlichkeiten geboten.<br />

42<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


Kochdienste<br />

NEUES AUS DEM BEREICH<br />

WIEN<br />

Besuchsdienste<br />

Kreativ gegen die<br />

Einsamkeit<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 43


MALTESERÖSTERREICH<br />

Silvesterdienst: Ins neue Jahr mit viel Licht und Freude<br />

auf die vielen schönen Dinge, die da kommen werden.<br />

Weihnachtsputz in der steirischen Bereichszentrale<br />

WEIHNACHTEN 2020<br />

Steiermark – „Christkindlwerkstatt“: „Weihnachtsengerl“ gestalteten,<br />

verpackten und beschrifteten Geschenke, damit diese pünktlich an<br />

die von den <strong>Malteser</strong>n in der Steiermark Betreuten ausgeliefert und unter<br />

den Christbaum gelegt werden konnten.<br />

Neujahrsputz: Auch das zählt zu den Pflichten der freiwilligen Sanitäter.<br />

Tirol – Aktion 15 Minuten Advent<br />

im Sackerl: Fleißig wurden Kekse gebacken,<br />

diese in Sackerln aufgeteilt,<br />

eine Weihnachtsgeschichte auf eine<br />

schöne Karte geschrieben und von <strong>Malteser</strong>n<br />

vor den Wohnungstüren (Corona)<br />

aller von uns betreuten Menschen<br />

abgestellt.<br />

44<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


Weihnachten im Bereich Wien: Es wurde viel telefoniert, es wurden Packerl verschickt – es war anders, aber dennoch<br />

gemeinschaftlich, und die Adventstimmung war trotz allem spürbar. Danke allen, die das möglich gemacht haben.<br />

WEIHNACHTEN 2020<br />

Nikolo on Wheels: Nikolosackerl gab es natürlich trotz Covid-19. Der Nikolo wurde mit dem <strong>Malteser</strong>-Auto durch<br />

Wien gefahren, damit er schnell und sicher zu unseren Betreuten kommt. Leuchtende Augen kann man zum Glück<br />

auch mit Maske erkennen, und so war das Fest des Hl. Nikolaus für alle eine große Freude.<br />

Bereich Burgenland: Geschenke für die Bewohner des Hauses Malta wurden aufwendig verpackt und persönlich zugestellt.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 45


MALTESERÖSTERREICH<br />

Bereich Salzburg – Weihnachtssammlung: Trotz eisiger Temperaturen und<br />

Schneeregen standen die <strong>Malteser</strong> nach den Weihnachtsmetten und den Vormittagsmessen<br />

am Christtag vor den Kirchen in Salzburg und sammelten für ihre Arbeit mit<br />

Menschen mit einer Behinderung. Danke für Ihre Spende. Weihnachtspost, kleine<br />

Geschenke und regelmäßige Telefonate vermittelten den Betreuten auch in der<br />

Coronazeit das Gefühl der Gemeinschaft.<br />

WEIHNACHTEN 2020<br />

Oberösterreich: Da es nicht möglich war, die Bewohner im Haus Rudigier wie gewohnt zu besuchen, wurden Nikolaus-<br />

Sackerl gefüllt und vor die Tür gestellt. Auch alle in Oberösterreich von den <strong>Malteser</strong>n betreuten Personen durften sich<br />

über ein süßes Nikolaus-Sackerl freuen. Anschließend ging es gleich weiter mit der Zusammenstellung und dem Versand<br />

der Weihnachtspackerl. So bleiben wir unseren Freunden neben telefonischem Kontakt trotzdem ein bisschen nahe.<br />

Tirol: Adventkranzbinden für unsere lieben Betreuten, die dann sogar, etwas anders als sonst, gesegnet und persönlich<br />

überreicht wurden.<br />

46<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

HAUS MALTA<br />

WILLKOMMEN, ERASMUS PACHTA!<br />

DANKE, ULRICH GLAUNACH!<br />

Nach zwölf Jahren Tätigkeit als Präsident des Vereins Haus Malta übergab Ulrich Glaunach das Zepter an Erasmus<br />

Pachta. Damit sind nun die Weichen für eine gute Zukunft von Haus Malta gestellt.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Es sind vor allem „die vorbildliche Würde und der Humor,<br />

mit denen so viele unserer Bewohner die oft unangenehmen<br />

Begleiterscheinungen des Älterwerdens meistern“,<br />

und natürlich auch „die Dankbarkeit von Bewohnern und<br />

Angehörigen“, an die sich Ulrich Glaunach im Rückblick<br />

besonders gerne an seine Zeit im Haus Malta erinnert. „Ich<br />

denke mit Anerkennung und Bewunderung an alle Mitarbeiter<br />

in der Pflege, die diesen schweren <strong>Die</strong>nst fürsorglich<br />

und mit Hingabe erfüllen. Ich denke mit Freude und Stolz<br />

an das vielfältige Aktivitätenprogramm, das wir dank zahlreicher<br />

ehrenamtlicher Damen und Herren unseren Bewohnern<br />

zur Verfügung stellen können, an die konstruktive<br />

Zusammenarbeit mit dem Fonds Soziales Wien und<br />

unseren Aufsichtsbehörden“, meint der langjährige Präsident<br />

von Haus Malta in seinem Abschiedsbrief anlässlich<br />

der Amtsübergabe an seinen Nachfolger, Erasmus Pachta.<br />

Für ein weiteres freudvolles Miteinander<br />

Mit Erasmus Pachta hat nun eine neue Ära im Haus<br />

Malta begonnen. Der Vater von fünf Kindern und Geschäftsführer<br />

der Softwareentwicklungs-Tochter eines<br />

österreichischen Kartonkonzerns hat seine Aufgabe mit<br />

großer Freude angenommen, denn „gerade in der aktuellen,<br />

sehr turbulenten und sich ständig verändernden<br />

Zeit ist die Institution des Hauses Malta eine besonders<br />

wichtige“, wie er in seinem Begrüßungsbrief schreibt.<br />

Erasmus Pachta wird unter anderem die Eingliederung<br />

des Hauses Malta in das neue Ordenshaus im Herbst<br />

<strong>2021</strong> begleiten und gemeinsam mit Thomas Kissich und<br />

dem gesamten Team des Hauses Malta für ein weiteres<br />

respektvolles und freudvolles Miteinander sorgen.<br />

Apropos neues Ordenshaus: Am neuen Standort werden<br />

sich die Bewohner des Hauses Malta über eine funkelnagelneue<br />

Infrastruktur, insbesondere einen neuen Aufzug,<br />

freuen können! Der Aufzug in der Bürgerspitalgasse hatte<br />

zuletzt immer mehr ein „Eigenleben“ entwickelt und<br />

schließlich völlig seinen <strong>Die</strong>nst versagt. Was das im vergangenen<br />

Oktober und November ausgelöst hat – nämlich<br />

eine großartige Welle spontaner Hilfsbereitschaft<br />

durch junge <strong>Malteser</strong> – lesen Sie auf der folgenden Seite.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 47


XXXXX<br />

WENN DER AUFZUG IM HAUS MALTA<br />

… dann ist Hilfe schnell bereit! Danke an alle freiwilligen Helfer der Ausbildungsgruppen Wien und Burgenland, die<br />

vorübergehend bei der Essensverteilung unterstützt haben!<br />

Von Henriette Blanckenstein<br />

Es war am Nationalfeiertag 2020, kurz nach dem Mittagessen.<br />

Ein letztes Ruckeln, und dann ging gar nichts mehr.<br />

Der Aufzug im Haus Malta, der schon viele Jahre seinen<br />

<strong>Die</strong>nst versehen hatte, stellte seine Arbeit endgültig ein.<br />

Was unter anderen Umständen kein Problem<br />

ist – „so geht man halt zu Fuß“ – wird<br />

im Haus Malta mit seinen vier Stockwerken<br />

zu einer existenziellen Herausforderung.<br />

Wie sollten die betagten Bewohner, deren<br />

Mobilität zum Teil erheblich eingeschränkt<br />

ist, nun versorgt werden? Wie<br />

sollten sie pünktlich jeden Morgen um<br />

7:30 Uhr ihr Frühstück im Zimmer bekommen?<br />

Wie sollten sie zum gemeinsamen<br />

Mittagessen in den Speisesaal gelangen oder zu den<br />

Freizeitprogrammen in den Gartensalon?<br />

Anruf genügt!<br />

<strong>Die</strong> Lösung war rasch gefunden: ein kurzer Anruf von<br />

Henriette Blanckenstein, Mitglied des Bereichs Burgenland<br />

der <strong>Malteser</strong> und Vizepräsidentin des Hauses Malta,<br />

mit der Bitte um Unterstützung, und schon fand sich<br />

innerhalb nur weniger Stunden das erste Team von Freiwilligen<br />

zusammen. Via Telefon, E-Mail, Facebook und<br />

WhatsApp gelang es rasch, auch den <strong>Die</strong>nst für die folgende<br />

Zeit mit täglich zwei bis drei Helfern zu besetzen.<br />

So war die Aktion „Frühstücksservice“ geboren!<br />

„Ein herzliches und ganz persönliches Dankeschön an die Ausbildungsgruppen<br />

der Bereiche Wien und Burgenland, die uns<br />

und unseren Bewohnern und Bewohnerinnen in dieser schweren<br />

Zeit, trotz Covid-19 und den damit verbunden<br />

Erschwernissen, beigestanden sind! Das Tragen einer<br />

FFP2-Maske und von Einweghandschuhen bei der Verteilung<br />

von 35 Frühstückstabletts über vier Stockwerke gleicht einer<br />

sportlichen Höchstleistung!“<br />

Thomas Kissich, Geschäftsführung und Hausleitung Haus Malta<br />

Selbstverständliche Hilfe<br />

Da der Besuchsdienst im Bereich Burgenland etabliert ist<br />

und wir die Bewohner des Hauses Malta regelmäßig treffen<br />

und Ausflüge mit ihnen machen, war es naheliegend,<br />

dass wir „Burgenländer“ gerne aushelfen.<br />

Auch da der Kontakt Covid-19-bedingt nur eingeschränkt<br />

möglich war, war es ein besonderes Vergnügen, alle von<br />

uns betreuten Bewohner wieder einmal persönlich sehen<br />

zu können.<br />

48<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


XXXX<br />

STREIKT …<br />

Dass eine Besucherliste geführt und beim Betreten Fieber<br />

gemessen wurde, dass wir unsere Hände vorschriftsmäßig<br />

gewaschen und desinfiziert haben, genügend Abstand<br />

hielten und Einweghandschuhe sowie eine vom<br />

Haus Malta zur Verfügung gestellte FFP2-<br />

Maske trugen, um die Bewohner nicht zu<br />

gefährden, war für uns selbstverständlich.<br />

Eine Menschenkette fürs Frühstück<br />

Im Haus Malta wurden wir herzlich willkommen<br />

geheißen. Auch die „Zivis“ (die<br />

Zivildiener) freuten sich über zusätzliche<br />

Hilfe. Jeder Bewohner im Haus Malta<br />

bekam täglich ein Frühstück nach seinen individuellen<br />

Vorlieben zubereitet, das unser Team – beladen mit Tabletts<br />

und den Informationen zu Namen, Zimmern und<br />

Stockwerken – zustellte. <strong>Die</strong> größeren Teams bildeten<br />

von Etage zu Etage eine „Menschenkette“, die hervorragend<br />

funktionierte.<br />

Während die Bewohner ihr Frühstück genossen, stärkten<br />

wir uns mit Kaffee und leisteten den Bewohnern auf<br />

Wunsch beim Frühstück Gesellschaft. Gegen halb zehn<br />

Uhr begannen wir, die Tabletts wieder abzuservieren.<br />

Überwältigende Energie<br />

Bei der Freude, die sowohl das Frühstücksteam als auch<br />

die Bewohner von Haus Malta ausstrahlten, wurde uns<br />

nicht nur warm ums Herz, sondern wir gerieten regelrecht<br />

ins Schwitzen: Bei 87 Stufen und 35 Tabletts pro Tag – das<br />

sind insgesamt 36.500 Stufen sowie 665 Frühstückstabletts<br />

– kam der Morgensport für uns nicht zu kurz.<br />

„Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, gemeinsam mit anderen aus<br />

unserer Ausbildungsgruppe (Bereich Burgenland und Bereich<br />

Wien) und den Zivildienern in Haus Malta zusammenzuarbeiten!<br />

<strong>Die</strong> Energie, die die rund 30 „Helping Hands“ trotz der doch<br />

frühen Uhrzeit bei insgesamt 208 geleisteten <strong>Die</strong>nststunden verströmten,<br />

war überwältigend.“<br />

Freiwillige Helferin des <strong>Malteser</strong> „Frühstücksservice“<br />

Positives Feedback<br />

Da es derzeit leider keine Besuchsdienste gibt, hat es die<br />

Bewohner besonders gefreut, durch das Frühstücksservice<br />

doch Personen von außen sehen zu können.<br />

Nicht nur das Feedback von Direktor Kissich und seinen<br />

Mitarbeitern, vor allem das der Bewohner war unglaublich<br />

positiv. Danke an alle für alles!<br />

www.ordenshaus.at<br />

www.hausmalta.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 49


MALTESERWELTWEIT<br />

„FREI WIE EIN VOGEL“<br />

Jean-Marie Musy (sprich „Müsi“) ist ein MALTESER der ganz seltenen Sorte. Der Botschafter des <strong>Malteser</strong>ordens,<br />

derzeit in Madrid, lebt seit Jahrzehnten, wozu das Christuswort einlädt. Ein Porträt eines besonderen Menschen.<br />

Bei Jean-Marie Musy zeichnete sich eine starke Bindung an<br />

die Bibel und die Kirche bereits ab, als wir einander im April<br />

1975 zum Erste-Hilfe-<strong>Die</strong>nst am Petersplatz in Rom trafen.<br />

Der damalige Kommandant Berthold Waldstein hatte<br />

mich als „alten Hasen“ (20-jährig) gebeten, das blutjunge<br />

Schweizer <strong>Malteser</strong>-Hilfsdienst-Mitglied bei seinem ersten<br />

Auslandseinsatz zu begleiten.<br />

Das Feuer des Jungmaltesers<br />

brannte in Jean-Marie Musy<br />

wie in uns allen. Aber er las<br />

in der Bibel und freute sich über die tägliche Heilige Messe<br />

im Petersdom an einem der viele Seitenaltäre. <strong>Die</strong>se<br />

Gelegenheit nahmen die meisten anderen in der Gruppe<br />

weniger wahr. Hingegen sah die Bar auf der Piazza del<br />

Sant’Ufficio diese Mitglieder viel öfter. Ich selbst war eine<br />

Wanderin zwischen diesen beiden <strong>Malteser</strong>welten und<br />

bin es wohl bis heute geblieben.<br />

Mission Tschad<br />

Unverheiratet und materiell abgesichert war der Schweizer<br />

Ordensritter Musy in den Augen von Großmeister Fra’<br />

Andrew Bertie prädestiniert, 1991 die damals schwierigste<br />

Mission des Ordens zu übernehmen: die Eröffnung der<br />

diplomatischen Vertretung im Tschad mitsamt dem Aufbau<br />

eines humanitären Hilfsprogramms.<br />

Gerade weil er noch kein „kanonisches Alter“ hatte, gerade<br />

weil er davon träumte, sich viel mehr als bisher für den<br />

Orden und seine Ideale einzusetzen, konnte der Großmeister<br />

seinen Freund Musy sofort einsetzen. Der Krieg,<br />

die Trockenheit, die endemische Armut schrien nach einem<br />

Kämpfer des achtspitzigen Kreuzes.<br />

Von Aglaë Hagg<br />

Gefährlich, hart, spannend<br />

„<strong>Die</strong> Vasallen Christi“, 1988 von Berthold Waldstein als<br />

„Kulturgeschichte des Johanniterordens im Mittelalter“<br />

veröffentlicht, war Musy bereits zum Lebensprogramm<br />

geworden. Vielen Ordensmitgliedern weltweit hat das<br />

Buch bis heute ebenso als Wegweiser gedient. Ganz in<br />

die Vorsehung ließ sich<br />

Musy fallen, eben wie der<br />

biblische „Vogel des Himmels“,<br />

der sich als wertvolles<br />

Kind des Vaters im<br />

Himmel weiß – jeden Tag, jahrein, jahraus. Nach zwölf<br />

Jahren stand schließlich die ständige medizinische Versorgung<br />

von 100.000 Menschen im Wüstenstaat, aufgebaut<br />

vom <strong>Malteser</strong>orden.<br />

„Seht euch die Vögel des Himmels an:<br />

Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine<br />

Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt<br />

sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“ (Mt 6, 26)<br />

Der Abenteurer Musy fand sich während dieser zwölf<br />

Jahre im Tschad ganz in seinem Element. „Es war sehr<br />

gefährlich, sehr hart, aber sehr spannend“, sagt er heute<br />

und zeigt auf die Bilder seines Jeeps in der Wüste, der<br />

zehn Zentimeter neben einer Mine vorbeifuhr, bis er<br />

dann irgendwann im Sand steckenblieb.<br />

„Wie man wirklich helfen kann“<br />

Jahre zuvor, in den Sterbehäusern von Mutter Teresa in<br />

Kalkutta ebenso wie in den Favelas Brasiliens, so dachte<br />

Musy, habe er das Schlimmste an Armut bereits gesehen.<br />

Weit gefehlt: Der Kriegsschauplatz Tschad produzierte<br />

nichts, hatte absolut nichts: keine Lazarette, keine Sanitätsausrüstungen.<br />

Beim Verlassen des einzigen Hauptspitals<br />

in N’Djamena wurden Teilnehmer einer internationalen<br />

Delegation unter dem Eindruck der unfassbaren Bilder,<br />

des Geruchs und der Verzweiflung vor dem Tor ohnmäch-<br />

50<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

tig. <strong>Die</strong> Cholera-Lager besuchte Musy trotzdem,<br />

alleine. „Ein Alptraum!“, schrieb er an<br />

seine Ordensbrüder.<br />

„Glaubt mir, Freunde“, so Musy zu Weihnachten<br />

in einem Brief nach Hause in die<br />

Schweiz, „ich sehe hier, wie sehr man wirklich<br />

helfen kann! Das Gerede, man könne<br />

nichts tun für die Armen in diesen schlecht<br />

regierten Ländern, die Hilfe käme ja doch<br />

nicht an in der Dritten Welt, oder man sei<br />

eben doch ohnmächtig, ist falsch! Ich sehe<br />

und kenne sie hier im Tschad: jene Wahnsinnigen,<br />

die ohne Finanzmittel, ohne Bezahlung,<br />

ohne Ahnung, wann und ob Hilfsgüter<br />

ankommen werden, dennoch weiterhelfen.<br />

Ich kenne diese Verrückten, die Krieg und<br />

Hitze, Hunger und Entbehrungen in ihrem<br />

unermüdlichen Beistand bei den Ärmsten<br />

der Armen nicht bremsen können. Davon<br />

sollt ihr in euren Salons und Bars erzählen!<br />

Dass es tatsächlich viele Leute gibt, die sich<br />

total und mit allem verschenken, um uns, die<br />

wir sie mit Spenden unterstützen, zu beweisen,<br />

wie gut dieses Geld eingesetzt wird. Ja,<br />

ich gebe es zu: Sie sind schräg, ein bisschen<br />

altmodisch … aber glücklich!“<br />

Eine Nummer für sich<br />

<strong>2021</strong> darf ich hier weiter über Botschafter<br />

Musys Einsätze berichten. Exklusiv, denn<br />

von all seinen Werken für den Orden findet<br />

man im Internet praktisch nichts. Publicity<br />

ist nicht Musys Sache. Erlaubt mir daher, in<br />

den kommenden Ausgaben unseres Magazins<br />

weiter von diesem erstaunlichen Botschafter<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens zu erzählen,<br />

denn wie er sind wohl viele <strong>Malteser</strong>, ganz<br />

besonders in Österreich, so „eine Nummer<br />

für sich“. Nicht wahr?<br />

Vergangenen Dezember und<br />

Jänner war es in der Region um<br />

die kroatische Stadt Petrinja<br />

zu schweren Erdbeben gekommen.<br />

Sieben Menschen kamen<br />

dabei ums Leben.<br />

KROATIEN<br />

ERDBEBEN-NOTHILFE<br />

Im vergangenen Dezember und Jänner wurde die Region rund um die<br />

kroatische Stadt Petrinja, südöstlich der Hauptstadt Zagreb, von mehreren<br />

starken Erdbeben erschüttert. Sieben Menschen kamen dabei<br />

ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt.<br />

Von Elena Becker<br />

Tausende Familien, hilfsbedürftige und ältere Menschen verloren<br />

ihr Zuhause. Viele von ihnen waren im eisigen Winter und inmitten<br />

der anhaltenden Coronapandemie gezwungen, in Schulen, Kasernen,<br />

Garagen, Holzschuppen und Zelten Schutz zu suchen.<br />

Gemeinsam mit den deutschen und österreichischen Assoziationen<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens, der Caritas in Kroatien und lokalen Partnern<br />

unterstützt <strong>Malteser</strong> International die Menschen in der betroffenen<br />

Region. Mit den Partnern vor Ort bauen die <strong>Malteser</strong> winterfeste<br />

Unterkünfte, insbesondere Holz- und Wohncontainer. „Wir<br />

konnten 20.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung stellen. Unser starkes<br />

Netzwerk hat wieder einmal eine schnelle Hilfe für Menschen<br />

in Not ermöglicht. Dafür möchte ich den <strong>Malteser</strong>n in Österreich<br />

und unseren lokalen Partnern in Kroatien herzlich danken“, sagt<br />

Clemens Graf von Mirbach-Harff, Generalsekretär von <strong>Malteser</strong><br />

International. 15.000 Euro an Spendengeldern sind bereits über<br />

die <strong>Malteser</strong> International Austria eingegangen und werden dem<br />

gemeinsamen Wiederaufbauprojekt zugutekommen.<br />

Das Großpriorat Österreich hatte zusätzlich zur Hilfe von <strong>Malteser</strong><br />

International bereits im Januar 20.000 Euro für die Erdbebenhilfe<br />

bereitgestellt und an die Udruga <strong>Malteser</strong> Hrvatska (den Verein der<br />

kroatischen Ordensmitglieder) überwiesen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 51


MALTESERWELTWEIT<br />

JEGLICHE BELASTUNGSGRENZE IST<br />

WEIT ÜBERSCHRITTEN<br />

<strong>Malteser</strong> International hilft, die dringend benötigte Gesundheitsversorgung in Syrien aufrechtzuerhalten.<br />

Eine Zwillingsgeburt inmitten eines Bürgerkriegs und<br />

der Coronapandemie: Abeer, die Mutter der beiden kleinen<br />

Jungen Ahmed und Areej, ist erleichtert, dass alles<br />

gut verlaufen ist. Im siebenden Monat ihrer Schwangerschaft<br />

kam die 23-Jährige mit starken Wehen in das<br />

Krankenhaus der Stadt Kafr Takharim im Norden der<br />

Region Idlib. Dort brachte sie im vergangenen Juli ihre<br />

Söhne zur Welt.<br />

Muhammad Hamash, Kinderarzt des Krankenhauses,<br />

berichtet: „<strong>Die</strong> Zwillinge wogen lediglich 1,5 und 1,3 Kilogramm,<br />

als sie zur Welt kamen. Sie wurden gleich nach<br />

der Geburt in die Inkubatoreinheit des Krankenhauses<br />

verlegt und erhielten intensivmedizinische Betreuung.<br />

Von Elena Becker<br />

Nachdem sich ihre Lungenfunktion verbessert hatte<br />

und sie stark genug waren, konnten sie nach 16 Tagen<br />

entlassen werden.” <strong>Die</strong> beiden Buben entwickelten sich<br />

gut, im Alter von anderthalb Monaten wogen sie bereits<br />

3,4 und 2,8 Kilogramm.<br />

Seit nunmehr zehn schrecklichen Jahren tobt der Bürgerkrieg<br />

in Syrien. <strong>Die</strong> Menschen in den umkämpften<br />

Gebieten leiden unter der anhaltenden Gewalt und<br />

ihren Folgen: Vertreibung, Hunger und Krankheiten.<br />

Mehr als eine halbe Million Menschen verloren in dem<br />

Konflikt ihr Leben, eine ganze Generation Kinder kennt<br />

kein Leben in Frieden. Rund 13 Millionen Menschen<br />

sind aus ihrer Heimat vertrieben worden und leben als<br />

<strong>Die</strong> Zwillinge Ahmed und Areej kamen im Juli 2020 im von <strong>Malteser</strong> International unterstützen Krankenhaus der Stadt Kafr<br />

Takharim zur Welt.<br />

Bilderquelle: Hand in Hand for Aid and Development Media<br />

Nun sind die Zwillinge ein halbes Jahr alt und haben sich gut entwickelt.<br />

52<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

<strong>Die</strong> Menschen in der Region Idlib im Nordwesten Syriens leiden unter den Folgen des Bürgerkriegs, der Coronapandemie und<br />

der Witterung.<br />

Flüchtlinge vorrangig in den Nachbarländern oder als<br />

intern Vertriebene im eigenen Land.<br />

Lebensgefährliche Arbeit für Helfende<br />

„Ohne eine funktionierende intensivmedizinische Betreuung<br />

hätten Kinder wie Areej und Ahmed kaum<br />

Überlebenschancen. Wir setzen uns schon seit dem<br />

Jahr 2012 gemeinsam mit unseren lokalen Partnerorganisationen<br />

vor Ort unter anderem dafür ein, die<br />

medizinische Versorgung für die Bevölkerung in den<br />

besonders betroffenen Regionen Syriens weiter aufrechtzuerhalten“,<br />

sagt Stefanie Heil, Länderreferentin<br />

für Syrien bei <strong>Malteser</strong> International.<br />

Nach zehn Jahren Krieg ist das Gesundheitssystem des<br />

Landes erodiert. Gemeinsam mit ihren lokalen Partnerorganisationen<br />

unterstützen die <strong>Malteser</strong> zahlreiche<br />

Krankenhäuser, Basisgesundheitsstationen und<br />

mobile Teams in Syrien und den von der Syrienkrise<br />

betroffenen Nachbarländern. Darüber hinaus kümmern<br />

sich die <strong>Malteser</strong> um die Trinkwasserversorgung<br />

und bessere Hygienezustände in Camps für Binnenvertriebene<br />

und stellen Hilfsgüter für die Geflüchteten<br />

bereit (mehr zur konkreten Hilfe unter http://mint.<br />

ngo/syrien-hilfe).<br />

Oftmals ist die Arbeit für die Helfer selbst lebensgefährlich:<br />

Krankenhäuser und Gesundheitsstationen<br />

sind immer wieder konkrete Ziele für Bombenangriffe.<br />

Allein im vergangenen Jahr hat es nach Angaben der<br />

WHO 28 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in<br />

Syrien gegeben, im Jahr davor waren es 85.<br />

Und nun auch noch Corona<br />

Der Ausbruch von Covid-19 in der Region Idlib im Nordwesten<br />

Syriens verschlechtert zusätzlich die humanitäre<br />

Situation der vom Krieg gezeichneten Menschen. Zwei<br />

Drittel der Bevölkerung lebten in überfüllten Camps<br />

oder informellen Siedlungen mit unzureichendem Zugang<br />

zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen.<br />

Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, wie Abstände<br />

einhalten, Händewaschen und Quarantäne, sind<br />

unter diesen Umständen nahezu unmöglich umzusetzen.<br />

Mit gerade einmal 179 Intensivbetten für über drei<br />

Millionen Menschen in der gesamten Region Idlib sind<br />

die Behandlungskapazitäten völlig unzureichend.<br />

Mit Mitteln des deutschen Auswärtigen Amtes konnte<br />

<strong>Malteser</strong> International im Dezember weitere persönliche<br />

Schutz ausrüstung für das Gesundheitspersonal sowie<br />

Sauerstoffgeräte und Monitore für die Überwachung der<br />

medizinischen Daten von Covid-19-Patienten bereitstellen.<br />

Hilfe, die dringend benötigt wird, so Heil: „In allen<br />

Gesundheitseinrichtungen wurden Maßnahmen zum<br />

Umgang mit Covid-19 eingeführt, wie beispielsweise<br />

Triage-Bereiche eingerichtet. <strong>Die</strong> überwiegend durch<br />

Hilfsorganisationen geführten medizinischen Einrichtungen<br />

waren bereits vor der Pandemie mit den enormen<br />

humanitären Bedürfnissen überfordert, inzwischen ist<br />

jegliche Belastungsgrenze weit überschritten.“<br />

Informationen: www.malteser-international.org<br />

Spendenkonto: <strong>Malteser</strong> International Austria<br />

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

Verwendungszweck: Syrienhilfe<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 53


MALTESERWELTWEIT<br />

BROTHERHOOD OF BLESSED GÉRARD SÜDAFRIKA<br />

DURCH AIDS UND CORONA<br />

DOPPELT GEFORDERT<br />

Ein beeindruckendes Hilfswerk ist in den letzten Jahren in Südafrika gewachsen: <strong>Die</strong> Brotherhood of Blessed Gérard zum<br />

Kampf gegen AIDS. Gerade jetzt, in Zeiten von Corona, benötigt sie jedoch zusätzliche Unterstützung. Bitte helfen Sie!<br />

1992 vom bayerischen Missionsbenediktiner und Herzblut-<strong>Malteser</strong><br />

Pater Gerhard Lagleder OSB gegründet,<br />

entwickelte sich mit der Brotherhood of Blessed Gérard<br />

in der Welthochburg von AIDS ein beeindruckendes<br />

Hilfswerk. Herzstück der Initiative sind ein Kinderheim<br />

für bis zu 70 Kinder und Jugendliche, ein Hospiz mit<br />

40 Betten und ein AIDS-Behandlungszentrum, in dem<br />

fast 700 Menschen lebenslang kostenlos AIDS-Medikamente<br />

erhalten. Daneben geben ambulante Angebote<br />

den Menschen rund um das Care Centre in Mandeni<br />

Hilfe in den unterschiedlichsten Notlagen.<br />

Überzeugte <strong>Malteser</strong><br />

Über 1.500 ehrenamtliche und 80 hauptamtliche Mitarbeitende<br />

– alle einheimische Südafrikaner – stellen die<br />

umfangreichen <strong>Die</strong>nste sicher. Sie arbeiten professionell,<br />

auf hohem fachlichem Standard und sind überzeugte<br />

<strong>Malteser</strong>. Das gesamte Werk finanziert sich aus Spenden,<br />

denn eine Kranken- oder Pflegeversicherung können sich<br />

die meisten Hilfsbedürftigen nicht leisten, und öffentliche<br />

Kostenträger gibt es nicht. So müssen 1,7 Millionen<br />

Euro Jahr für Jahr gesammelt werden.<br />

Hilfe für die Helfenden<br />

Mit Corona ist nun zusätzlicher Unterstützungsbedarf<br />

gegeben: Zum einen ist der <strong>Die</strong>nstbetrieb durch die Pandemie<br />

aufwendiger und teurer geworden. Zum anderen<br />

Von Katharina Stögner<br />

sinken die Spendeneinnahmen, weil persönliche Spendenreisen<br />

nach Deutschland und Europa nicht möglich sind.<br />

Helfen Sie daher bitte mit, die Brotherhood of Blessed<br />

Gérard in Südafrika weiter zu finanzieren! Schon kleine<br />

Beträge können Großes bewirken. Zum Beispiel kann<br />

mit zwei Euro bereits für 24 Vorschulkinder ein Sandwich-Mittagessen<br />

zur Verfügung gestellt werden. Mit<br />

drei Euro kann ein Baby eine Woche lang mit nahrhaftem<br />

Baby-Müsli gefüttert werden. Ab vier Euro können<br />

für ein Kleinkind im Kindergarten Schreibwaren für ein<br />

ganzes Jahr beschafft werden. Beträge ab 50 Euro ermöglichen<br />

es, regelmäßig Medikamente, Hygienematerial<br />

und Kraftstoff für Versorgungsfahrten zu finanzieren.<br />

Ab 500 Euro können Krankenhauskleidung und saubere<br />

Bettwäsche besorgt und ab 1.000 Euro das Monatsgehalt<br />

einer Krankenschwester bezahlt werden.<br />

Spendenkonto: Brotherhood of Blessed Gérard<br />

IBAN: DE08 7509 0300 0001 1320 67<br />

BIC: GENODEF1M05 oder<br />

Konto: Abtei der Missionsbenediktiner von St. Georgenberg-Fiecht,<br />

„Spendenkonto P. Gerhard Lagleder OSB“<br />

IBAN: AT74 3600 0000 0065 6975<br />

BIC: RZTIAT22<br />

Im Namen der Brotherhood of Blessed Gérard ein<br />

herzliches „Vergelt’s Gott“ für Ihre Spende!<br />

54<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


NEUER GENERALSEKRETÄR<br />

BEI MALTESER INTERNATIONAL<br />

Gemeinsam mit seinem Team steht er vor enormen Herausforderungen:<br />

„<strong>Die</strong> Welt verändert sich rasant. In<br />

vielen unserer Projektregionen sehen wir uns mit multiplen<br />

Krisen konfrontiert, die insbesondere die ohnehin<br />

schon schwachen Bevölkerungsgruppen besonders hart<br />

treffen. <strong>Die</strong> Coronapandemie hat die Situation für Menschen<br />

in Not in allen unseren Einsatzländern nochmals<br />

verschlimmert.“<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

Seit November 2020 leitet Clemens Graf von Mirbach-Harff als neuer Generalsekretär das internationale humanitäre<br />

Hilfswerk des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens. Als Nachfolger von Ingo Radtke (siehe S. 18) verantwortet er mehr<br />

als 120 Projekte in 30 Einsatzländern weltweit.<br />

Von Elena Stein<br />

Menschen in Not helfen<br />

Um möglichst vielen Menschen in Not zu helfen, bedürfe<br />

es globaler Lösungen und starker Partner. „Ich glaube<br />

fest daran, dass wir mit <strong>Malteser</strong> International ein wertvolles<br />

Werkzeug für Gottes Reich auf Erden darstellen.<br />

Allen, die unsere Arbeit unterstützen, möchte ich herzlich<br />

danken und sie auch weiter um ihre Mithilfe bitten.“<br />

Generalsekretär mit starkem Bezug zu Österreich<br />

Clemens Graf von Mirbach-Harff übernahm im Jahr<br />

2017 die Aufgabe des Länderkoordinators von <strong>Malteser</strong><br />

International im Libanon. Er ist seit 2004 Ritter des <strong>Malteser</strong>ordens<br />

und war seit 2015 Vizepräsident der Deutschen<br />

Assoziation des <strong>Malteser</strong>ordens. <strong>Die</strong>ses Amt legte<br />

er zum Antritt der neuen Position nieder, in der Tradition,<br />

dass Hauptamt vom Ehrenamt geführt wird.<br />

Mit dem Orden und seinen Werken in Österreich verbinden<br />

ihn viele gemeinsame Projekte und Erinnerungen.<br />

„Besonders gerne erinnere ich mich an die Gründung der<br />

Johannesgemeinschaft. Ich habe eine große Liebe zu Österreich<br />

und den Menschen, die ich dort kennenlernen<br />

durfte. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> in Österreich waren immer starke<br />

und mutige Partner für mich, und ich freue mich sehr auf<br />

die weitere Zusammenarbeit.“<br />

Vita: Clemens Graf von Mirbach-Harff, 40, wurde in Köln<br />

geboren. Nach dem Wehrdienst studierte er Betriebswirtschaftslehre<br />

in Oxford, Madrid, Paris und Berlin. Vor seiner<br />

Tätigkeit bei <strong>Malteser</strong> International arbeitete er als Strategieberater<br />

in einer Unternehmensberatung und leitete sieben<br />

Jahre lang einen land- und forstwirtschaftlichen Familienbetrieb.<br />

Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.<br />

IHR HAUS - meIn tHemA<br />

Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />

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Abwicklung Behördenverfahren<br />

Energieausweis<br />

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DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 55<br />

WBM_Ins_180x65mm_oW.indd 1 31.03.14 15:29


MEDIZINAKTUELL<br />

DIE DREI IMPFSTOFFE IM VERGLEICH:<br />

UNTERSCHIEDE UND ÄHNLICHKEITEN<br />

Drei Impfstoffe sind mit Februar <strong>2021</strong> in der EU zugelassen: Sie alle sollen ähnlich funktionieren, haben aber auch<br />

Unterschiede – und viele Details sind noch offen. Ein Vergleich.<br />

Von Theresa Bittermann, Ingrid Teufl<br />

<strong>Die</strong>se Impfstoffe sollen das Immunsystem anregen,<br />

selbst Abwehrstoffe gegen das Sars-CoV-2-Virus zu<br />

bilden. Trotz dieses gemeinsamen Ziels ist Impfstoff<br />

nicht gleich Impfstoff. In den bisherigen Studien<br />

wurde vor allem Wert auf Wirksamkeit und<br />

Verträglichkeit gelegt. Weitere Studien wie etwa zu<br />

Schwangeren, Kindern, Autoimmunerkrankungen<br />

oder hoher Allergieempfindlichkeit sind noch nötig.<br />

DIE IMPFSTOFFE IM ÜBERBLICK<br />

BIONTECH/PFIZER-IMPFSTOFF<br />

Wirkweise: BioNTech/Pfizer entwickelten einen mRNA-<br />

Impfstoff („m“ steht für messenger, engl. für „Bote“;<br />

„RNA“ für ribonucleic acid, also Ribonukleinsäure). Mit<br />

der mRNA enthalten die Impfstoffe die Bauanleitung für<br />

einen wesentlichen Teil des Covid-19-Erregers. Auf dieser<br />

Grundlage stellen Zellen das Oberflächenprotein des Virus<br />

her. Gegen dieses entwickelt der Körper seine Immunantwort.<br />

<strong>Die</strong> mRNA wird dabei nicht in das Erbgut des<br />

Menschen eingebaut.<br />

Schutzrate: Laut Studienergebnissen liegt sie bei<br />

95 Prozent. Ob sich Geimpfte nach wie vor mit dem Virus<br />

anstecken und es weitergeben können, ist noch unklar.<br />

„Eine Wirksamkeit über 90 Prozent ist aber ein Zeichen,<br />

dass man vor einer Infektion gut geschützt ist“, sagt der<br />

unabhängige Impfexperte Otfried Kistner.<br />

Logistik: Der BioNTech/Pfizer Impfstoff muss bei minus<br />

70 Grad Celsius gelagert werden und kann sechs Monate<br />

lang aufbewahrt werden. Ist er einmal aufgetaut, muss er<br />

innerhalb von fünf Tagen verimpft werden.<br />

MODERNA-IMPFSTOFF<br />

Wirkweise: Der Impfstoff des US-Unternehmens basiert<br />

ebenfalls auf mRNA-Technologie und funktioniert ähnlich<br />

wie jener von BioNTech/Pfizer. Impfexperte Kistner<br />

erklärt den Vorteil so: „Nachdem die mRNA-Boten ihren<br />

Job gemacht haben, werden sie im Körper abgebaut.“<br />

Auch wenn vor diesen beiden<br />

noch keine mRNA-Impfstoffe<br />

für Menschen<br />

zugelassen wor-<br />

56<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


MEDIZINAKTUELL<br />

den waren, wird die Technik schon seit Jahren in Studien<br />

erforscht, etwa für neue Ansätze in der Krebstherapie.<br />

Schutzrate: Studienergebnisse weisen für den Moderna-Impfstoff<br />

eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent nach.<br />

Seine Wirksamkeit ist also beinahe ident mit jener der<br />

BioNTech/Pfizer-Impfung.<br />

Logistik: In diesem Punkt hat der nach demselben Prinzip<br />

funktionierende Moderna-Impfstoff einen Vorteil zu<br />

jenem von BioNTech/Pfizer. Mit minus 20 Grad Lagertemperatur<br />

muss es nicht ganz so kalt sein. Der Impfstoff<br />

ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf<br />

Stunden bei Raumtemperatur stabil. Der Impfstoff muss<br />

– ebenso wie jener von BioNTech/Pfizer – nach Erstnutzung<br />

innerhalb von sechs Stunden verbraucht werden.<br />

ASTRAZENECA-IMPFSTOFF<br />

Wirkweise: Beim britisch-schwedischen Produkt handelt<br />

es sich um einen Vektor-Impfstoff. <strong>Die</strong> Technik ist<br />

von anderen Impfungen bereits bekannt. Dabei nutzt<br />

man ein für Menschen harmloses Trägervirus („Vektor“).<br />

Es wird genetisch so verändert, dass es dem krankmachenden<br />

Virus oberflächlich gleicht. Das Immunsystem<br />

bildet dennoch erfolgreich Antikörper. „Der Nachteil<br />

dabei ist, dass der Körper auch Abwehrstoffe<br />

gegenüber dem Vektor<br />

bildet – wodurch weniger<br />

Impfstoff in die<br />

Zellen gelangt. Erhält man zwei Mal die volle Dosis, könnte<br />

die zweite bereits weniger wirksam sein“, sagt Kistner.<br />

Schutzrate: Für den AstraZeneca-Impfstoff liegen mehrere<br />

Wirksamkeitswerte vor, sie rangieren zwischen 62<br />

und 90 Prozent. Das liegt daran, dass unterschiedliche<br />

Impfstrategien (beispielsweise zwei volle Dosen, eine erste<br />

geringere (halbe) Dosis etc.) innerhalb der Studien angewandt<br />

wurden. Durchschnittlich liegt die Wirksamkeit<br />

bei 70 Prozent. Laut WHO wird aber ein ausreichender<br />

Schutz erzielt.<br />

Logistik: Gegenüber den mRNA-Impfstoffen gibt es laut<br />

Experten einen klaren Vorteil. Vektorimpfstoffe haben<br />

bereits erprobte Ablaufpläne und können bei normalen<br />

Kühlschranktemperaturen gelagert werden.<br />

NEBENWIRKUNGEN IM ÜBERBLICK<br />

Einen Impfstoff ohne Nebenwirkungen gibt es nicht – das<br />

schickt Experte Otfried Kistner in diesem Punkt voraus.<br />

Lokale Nebenwirkungen an der Einstichstelle könnten<br />

durch das Spritzen selbst je nach Empfindsamkeit immer<br />

auftreten. Auch mit kurzem Fieber oder Kopfschmerzen<br />

sei zu rechnen – das Immunsystem reagiert. Unerwünschte<br />

Nebenwirkungen, die darüber hinausgehen,<br />

hätte man dem Experten nach bei den Covid-Impfstoffen<br />

in den untersuchten Gruppen noch keine festgestellt.<br />

Erste 3D-Aufnahmen des Coronavirus<br />

Internationale Wissenschafter unter anderem von der TU<br />

Wien, KAUST und Scripps Research haben in Zusammenarbeit<br />

mit der Firma Nanographics an einem Projekt zur<br />

Erstellung einer wahrheitsgetreuen Abbildung des Coronavirus<br />

gearbeitet.<br />

Mehr Informationen zu den Forschungsarbeiten:<br />

https://nanographics.at/<br />

Quelle: Nanographics (<strong>2021</strong>, 21, 01). Real SARS-CoV-2 virion in 3D.<br />

https://nanographics.at/projects/coronavirus-3d/<br />

Quelle: Kurier online vom 8. Jänner <strong>2021</strong><br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 57


TAGEBUCH<br />

WIE DIE VÄTER,<br />

SO DIE SÖHNE<br />

<strong>Die</strong> Familie Spörk und die Wald- und Forstbetriebe des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens im Großpriorat<br />

Österreich verbindet eine mehr als 100-jährige Geschichte. Anfang November feierte die „Seele“ der Betriebe, Josef<br />

Spörk, den 80. Geburtstag. Wir dürfen herzlich gratulieren und ein bisschen in der Erinnerungskiste kramen.<br />

Von Franz Harnoncourt-Unverzagt<br />

Naturnahe, nachhaltige Waldwirtschaft in Verbindung mit<br />

dem Namen Spörk ist heute ein Markenzeichen für verantwortungsbewusste<br />

und naturverbundene Waldwirtschaft.<br />

Schon der Urgroßvater und der Großvater von Professor<br />

Spörk waren im Fürstenfelder Commendewald für den<br />

Orden tätig. Sein Vater schloss eigeninitiativ eine hervorragende<br />

forstwirtschaftliche Ausbildung – teilweise sogar,<br />

wie man heute sagen würde, als Werkstudent – ab.<br />

Schon in seinen Ausbildungsjahren war naturnahes<br />

Waldwirtschaften für ihn von großer Bedeutung. Zuerst<br />

führte er den Forstbetrieb des Commendewalds<br />

in Fürstenfeld. Später wurde er auch mit der Führung<br />

gesamten Forstbetrieb Fürstenfeld und Ligist betraut.<br />

Das tat er mit großer Begeisterung und Hingabe. In<br />

diesem Biotop wuchs auch unser Jubilar auf, umgeben<br />

von vielen Geschwistern, jedoch mit dem einzigen Ziel,<br />

sich auch um Natur, Wald und Forst zu kümmern.<br />

Weichenstellung im Jahr 1964<br />

Josef Spörk konnte eine profunde Ausbildung absolvieren,<br />

zuerst an der Hochschule für Bodenkultur in Wien,<br />

anschließend – dank eines Stipendiums – ein Jahr an der<br />

ETH Zürich am Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung<br />

sowie am Waldbau-Institut. 1964 trat der Naturliebhaber<br />

als Forstassistent in den <strong>Malteser</strong> Forstbetrieb<br />

Ligist ein.<br />

Im gleichen Jahr heiratete er Christiane Welzig aus Bad<br />

Aussee. Sie wurden Eltern von vier Kindern, darunter<br />

der nächste „Wald- und Forstwirtschafts-Spörk“ namens<br />

Clemens. (Der Namenspatron ist übrigens auch der<br />

Patron der Waldarbeiter – wie voraussichtig!)<br />

Vier Jahre später erfolgten die Staatsprüfung für den<br />

höheren Forstdienst und die Promotion zum Doktor<br />

der Bodenkultur. Das Dissertationsthema war bereits<br />

die Zukunftsvision für die <strong>Malteser</strong> Betriebe: „Lage und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten der Forst- und Holzwirtschaft<br />

und des Fremdenverkehrs im Bezirk Voitsberg<br />

– eine forstliche Regionalplanungsstudie“. Bestens vorbereitet<br />

übernahm Spörk 1970 die Leitung der <strong>Malteser</strong><br />

Wald- und Forstbetriebe.<br />

Wirtschaftliche Nutzung im Einklang mit der Natur<br />

Josef Spörk geht es nicht nur um Bäume, sondern im<br />

gleichen Maß um die Menschen. <strong>Die</strong> uns von Gott anvertraute<br />

Natur soll rücksichtsvoll und nachhaltig zum<br />

Wohle aller Mitarbeitenden genutzt werden und den Erholung<br />

und Ruhe suchenden Menschen dienen. Keinesfalls<br />

soll sie ausgebeutet und vernichtet werden.<br />

Das kann und darf auch wirtschaftlichen Nutzen bringen,<br />

so die Überlegungen Spörks. Fremdenverkehr<br />

wurde angedacht und ab 1971 der Tourismusbetrieb<br />

Hebalm aufgebaut – zuerst einmal für den Wintersport.<br />

Skilifte und eine der ersten Flutlichtanlagen Österreichs<br />

wurden errichtet. So konnten die Skibegeisterten<br />

selbst nach der Arbeit noch einige Stunden ihren<br />

Sport genießen.<br />

58<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


Besonderer Höhepunkt waren FIS-Damen-Nachwuchsrennen.<br />

Elisabeth Görgl etwa erkämpfte sich hier als Jugendliche<br />

ihren ersten FIS-Pokal. Natürlich wurden auch eine<br />

großartige Langlaufloipe angelegt und in weiterer Folge<br />

der Sommertourismus gefördert. Ein großer Campingplatz<br />

und eine Reihe kleiner, aber feiner Holzhäuser sollten<br />

den Gästen die Natur und das Holz der Umgebung in<br />

seiner Vielfalt und Nutzbarkeit nahebringen.<br />

Vorausschauend und innovativ<br />

Es ergab sich dann fast von selbst, dass Josef Spörk in<br />

der Gemeinde Ligist auch in öffentlichen Funktionen gebraucht<br />

wurde – zuerst als Kulturreferent im Gemeinderat<br />

(die Familienmusik Spörk war landesweit bekannt) und<br />

später fünf Jahre als Vizebürgermeister.<br />

Voraus- und Weitsicht waren und sind eine bedeutende<br />

Fähigkeit unseres besonderen Geburtstagskindes. Josef<br />

Spörk entwickelte die naturnahe Waldwirtschaft in den<br />

<strong>Malteser</strong> Forstbetrieben konsequent weiter. Zu seines Vaters<br />

Zeiten gab es immer weniger große Kahlschläge, es<br />

wurden vorwiegend Absäumungen vorgenommen, erst<br />

ab Josef Spörk wurde auf Kahlschläge gänzlich verzichtet.<br />

Einzelstammnutzung ist die neue Methode, und so war es<br />

von großer Bedeutung, dass das Wegesystem, die Forststraßen<br />

und Rückewege gepflegt und ausgebaut wurden. <strong>Die</strong>se<br />

vorausschauende Bewirtschaftung bewährt sich bis heute<br />

hervorragend.<br />

Lehrzeit im Wald<br />

Mich selbst verbindet eine ganz besondere Geschichte<br />

mit Josef Spörk. Als ich 1984 von Prokurator Gudenus<br />

zum Rezeptor des <strong>Malteser</strong>ordens bestellt wurde, begann<br />

für mich die enge Zusammenarbeit mit dem „Forstmann“<br />

und vor allem eine höchst interessante Lehrzeit,<br />

was das Leben und Wirtschaften im Wald betrifft.<br />

Von meinem Taufpaten und Onkel Franz Meran und<br />

seinen Förstern in Stainz hatte ich nur von Waldwirtschaft<br />

in Monokultur, Altersklassen, Kahlschlagsystem<br />

und Aufforstung gehört. Nun eröffnete sich für mich<br />

durch natürliche Waldwirtschaft mit Naturverjüngung<br />

und Einzelstammnutzung eine neue Welt der Waldfamilie,<br />

bunt gemischt über und unter der Erde – Menschen,<br />

Pflanzen und Tiere als gemeinsames Ganzes in großer<br />

Vielfalt von Gott uns Menschen zur Nutzung anvertraut.<br />

Viel Ansehen und hohe Auszeichnungen<br />

Nachhaltige, sinnvolle und naturnahe Nutzung<br />

ist das Wirtschaftskonzept von drei Generationen<br />

Spörk in der Betriebsleitung. Es ist<br />

bis heute erfolgreich und brachte den Ordensbetrieben<br />

über die Grenzen des Landes hinaus hohes<br />

Ansehen. Unzählige Exkursionen und Informationsveranstaltungen<br />

fanden und finden immer noch statt.<br />

1990 wurde dem <strong>Malteser</strong> Waldbetrieb Ligist der Staatspreis<br />

für beispielhafte Waldwirtschaft verliehen. 1998<br />

mussten wir Josef Spörk schließlich schweren Herzens<br />

ziehen lassen. Er war von der Universität für Bodenkultur<br />

als Ordinarius für Waldbau berufen worden. Einerseits<br />

für den Betrieb ein großer Verlust, andererseits<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 59


Wir suchen ...<br />

Das neue MALTESER Ordenshaus im<br />

Zentrum von Wien (ehem. Haus Malta) wird<br />

Ende des Jahres eröffnet. Deshalb gilt es zur<br />

Verstärkung unseres professionellen und<br />

hochmotivierten Teams folgende Positionen<br />

zu besetzen (Haustechnik und Stationsleitung<br />

nur Vollzeit, alle anderen Jobs sind Vollzeit und<br />

Teilzeit möglich):<br />

· Stationsleitungen<br />

· Diplomierte Gesundheitsund<br />

Krankenpflegerinnen<br />

· Pflegefachassistentinnen<br />

· Pflegeassistentinnen<br />

· Heimhelferinnen<br />

· Abteilungshelferinnen<br />

· Seniorenbetreuung –<br />

Seniorenanimation<br />

· Haustechnikerin/<br />

Haustechniker<br />

· Rezeptionistin/Rezeptionist<br />

· Reinigungskräfte<br />

Sie fühlen sich angesprochen?<br />

Dann senden Sie Ihre aussagekräftige<br />

Bewerbung mit Lebenslauf und Unterlagen<br />

bitte an: job@ordenshaus.at<br />

MALTESER Ordenshaus<br />

Landstraßer Hauptstraße 4, 1030 Wien<br />

T: +43 1 597 59 91 – 0<br />

www.ordenshaus.at<br />

aber für den Orden eine große Befriedigung, dass nun<br />

die in unseren Revieren entwickelten Methoden weiteren<br />

Generationen vermittelt werden.<br />

Im Namen des Vaters<br />

Josef Spörk hat seinem Sohn Clemens Natur und Wald<br />

ans Herz gelegt. So hat es zeitlich gut gepasst, dass dieser<br />

schließlich in die Fußstapfen seines Vaters treten<br />

konnte, um die Spörk’sche Tradition der <strong>Malteser</strong> Betriebe<br />

erfolgreich weiterzuführen.<br />

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch<br />

zum Geburtstag, lieber Josef, und danke für die jahrzehntelange<br />

gute Zusammenarbeit. Gesundheit und<br />

Gottes Segen!<br />

HÜTER DES WALDES<br />

Unter diesem Titel findet sich in der „Kleinen <strong>Zeitung</strong>“<br />

vom 3. November 2020 in der Rubrik „Steirer des Tages“<br />

ein Porträt unseres Jubilars Prof. Dr. Spörk. Hier sind<br />

überaus sympathische Anekdoten zu lesen – wie diese hier:<br />

Als Josef Spörk als Jugendlicher für die Ausbildung ins<br />

Internat nach Graz kam, hatte er eine Schmetterlingslarve<br />

mitgenommen und ihr beim Wachsen zugesehen, um<br />

auch in der Stadt immer ein Stück Wald zu haben. Und sein<br />

Lieblingsplatzerl befindet sich immer noch direkt vor der<br />

Haustür. Es ist ein zwei Hektar großes Waldstück in Ligist,<br />

das seit 1976 von Menschenhand unberührt geblieben<br />

und zum Naturwald-Reservat gemacht worden ist. „Ich<br />

war schon in vielen Wäldern“, sagt der Jubilar. „Aber hier<br />

finde ich immer wieder etwas zum Staunen.“<br />

Danke an Heike Krusch von der „Kleinen <strong>Zeitung</strong>“, dass<br />

wir diese wertvollen Erinnerungsstücke hier zitieren dürfen!<br />

60<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


TAGEBUCH<br />

NEUES LEBEN<br />

George stammt aus Syrien. Er konnte kein Wort Deutsch und hatte keinen Job, als er vor vier Jahren in Österreich<br />

ankam. Dank der Hilfe des MALTESER Jobnetzwerks hat er nun eine qualifizierte Arbeit und neue Freunde gefunden.<br />

Der 38-jährige Chemiker, der seine Heimat Aleppo vor<br />

vier Jahren fluchtartig verlassen musste, hat mehr als<br />

900 Bewerbungen geschrieben. Das ist eine außerordentliche<br />

Leistung und – nebenbei bemerkt – ein trauriges<br />

Spiegelbild des österreichischen Arbeitsmarktes.<br />

Hätte er nicht über Freunde den Weg in die Wiener<br />

Burggasse zum <strong>Malteser</strong> Sprachkurs gefunden, stünde<br />

er womöglich immer noch ohne Job da, denn die meisten<br />

seiner 900 Bewerbungen wurden nicht einmal beantwortet.<br />

Abgeschlossenes Studium und mehrjährige<br />

Praxis erfahrung<br />

Hilfreich auf diesem Weg war auch das <strong>Malteser</strong><br />

Jobnetzwerk, in dem nicht nur Deutsch gelernt wird,<br />

sondern auch nach strategischen Gesichtspunkten Kontakte<br />

zu potenziellen Arbeitgebern gesucht und gefunden<br />

werden. Aber auch durch die besondere Hilfe seiner<br />

damaligen Freundin und jetzigen Frau hat sich George<br />

mehr und mehr in den verdeckten Arbeitsmarkt hineingewagt.<br />

George hat an der Universität in Aleppo angewandte<br />

Chemie studiert und als Bachelor abgeschlossen. <strong>Die</strong>ses<br />

Studium wurde ihm anerkannt. George legte zudem<br />

eine Lehrabschlussprüfung zum Labortechniker ab. Zu<br />

seiner Qualifikation zählen einige Jahre bei verschiedenen<br />

Pharma- und Chemieunternehmen in Syrien, wo er<br />

wertvolle Praxiserfahrung sammeln konnte.<br />

Deutschkurse und Bewerbungscoaching<br />

Aber wie das alles in gutem Deutsch seinen Gesprächs-<br />

Von Sandor Norman<br />

partnern klar machen? Wie überhaupt Menschen finden,<br />

die ihm zuhörten und an seiner Vergangenheit<br />

interessiert waren? Nur durch intensives Lernen – coronabedingt<br />

auch via Online-Coaching – und die Hilfe<br />

seiner Freunde, zu denen wir uns nach einigen Monaten<br />

zählen durften, vermochte er sein Sprachniveau auf<br />

B2 anzuheben. Eine neue Bewerbungsstrategie, verbesserte<br />

Bewerbungsgespräche und ein auf seine Branche<br />

zugeschnittenes „Language Coaching“ halfen ihm letztlich<br />

zum ersehnten und hart erarbeiteten Erfolg – zur<br />

Einstellung in einem Wiener Chemielabor.<br />

Wieder selbstsicher dank neuem Job<br />

George hat sich in dieser Zeit von einem verunsicherten<br />

Jobsuchenden zu einem selbstbewussten und sicher<br />

auftretenden Ehemann und Mitarbeiter entwickelt, den<br />

wir über diese schwierige Phase der Integration begleiten<br />

durften. Unser „Learning“ war dabei, wie wichtig es<br />

ist, auch auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen<br />

Einfluss zu nehmen und im Umfeld aktiv zu sein, mit<br />

den Freunden zu kommunizieren und die Motivation<br />

trotz vieler Absagen hoch zu halten.<br />

George hat nun wieder Boden unter seinen Füßen<br />

gewonnen. Durch die neue Arbeit hat er seine Würde<br />

und Selbstsicherheit wiedergefunden, die er auch ausstrahlen<br />

kann. Was für ein schöner Lohn für die Hilfe<br />

des <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerks! Georges Beispiel stellt<br />

einen unwiderlegbaren Beweis für die Sinnhaftigkeit<br />

und Notwendigkeit unserer Arbeit dar. Das macht<br />

uns glücklich und dankbar und motiviert uns weiterzumachen!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 61


TAGEBUCH<br />

INGEBORG GURKER<br />

EINE FREUNDIN FÜR GENERATIONEN<br />

„Gurke“, wie sich Ingeborg Gurker (1947–2020) mit ihrem selbstgewählten Spitznamen nannte, war Spastikerin,<br />

ihre Sprache schwer verständlich. Sie benötigte Rundum-Assistenz. Dennoch verlor sie bis zuletzt nicht ihren<br />

Lebensmut. Wir werden sie sehr vermissen!<br />

Von Astrid Aufschnaiter und Benedikt Spiegelfeld<br />

Wir lernten „Gurke“ 1970 beim Sonnenzug,<br />

einer der bis heute sehr beliebten Ausflugsreisen<br />

der <strong>Malteser</strong> mit ihren Betreuten,<br />

kennen. Als 20-Jährige nahm die Grazerin<br />

damals in Begleitung der steirischen <strong>Malteser</strong><br />

teil. Schon nach wenigen Tagen hatten wir sie<br />

besonders ins Herz geschlossen. Und nicht<br />

nur wir: Innerhalb kürzester Zeit war<br />

Ingeborg bei allen <strong>Malteser</strong>n bestens bekannt,<br />

denn mit ihr gab es immer etwas zu lachen.<br />

Ihr Humor war unbeschreiblich. So war<br />

Ingeborg als fixe Teilnehmerin bei Lourdes-<br />

Wallfahrten, Romzügen und allen wichtigen<br />

<strong>Malteser</strong>-Veranstaltungen dabei. Jedes Mal<br />

war die allgemeine Wiedersehensfreude groß.<br />

Ingeborg 1970 im Sonnenzug. Ingeborg liebte Freundschaftskontakte, hier<br />

mit Familie Hemma und Franz Pacher-Theinburg.<br />

Ingeborgs Eltern waren um ihre Tochter sehr bemüht.<br />

Sie unternahmen mit ihr viele Reisen, speziell zu ihren<br />

<strong>Malteser</strong>-Freunden, so zu Gitti und Andreas Lutterotti<br />

nach Kaltern, zu Astrid nach Eppan, zu Hemma und Franz<br />

Pacher-Theinburg nach München und ins steirische Sausal.<br />

Ingeborgs Ein und Alles: <strong>Die</strong> MALTESER<br />

Wir konnten Ingeborg seelisch gut aufrüsten, aber wichtig<br />

war in Graz die Assistenz von „Ruppi“ Elfriede Tummler,<br />

sowie von „Geri“ Gerald Koller, die sich jahrelang um sie<br />

gekümmert hatten.<br />

Aber um ein Leben in Heimen ist auch Ingeborg nicht<br />

herumgekommen. In dieser Zeit war für sie der Kontakt<br />

zu den <strong>Malteser</strong>n noch bedeutsamer geworden. Der <strong>Malteser</strong>orden<br />

unterstützte sie großzügig und sorgte für ihr<br />

finanziell halbwegs unbeschwertes Leben.<br />

Rückblickend erfüllt uns die Tatsache, mit welcher Tapferkeit,<br />

Liebe zu ihren Freunden, Zuversicht und Freude<br />

sie ihr Leben meisterte, mit Hochachtung. Bei ihr hat sich<br />

unsere <strong>Malteser</strong>-Hingabe verselbständigt. Sie wurde eine<br />

Freundin für Generationen.<br />

Danke, Ingeborg!<br />

Hinweis:<br />

Seelenmesse am 15. Mai <strong>2021</strong>, um 18 Uhr, in der Pfarre<br />

Johann Nepomuk, Praterstraße/Nepomukgasse 1,<br />

Pfarrer Konstantin Spiegelfeld<br />

Seelenmesse am 31. Juli <strong>2021</strong>, um 14 Uhr, in der<br />

Theresienkapelle von Pacher-Theinburg, 8443 Sausal 72,<br />

Pfarrer Mons. Leo Maasburg<br />

62<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


GELESENEMPFOHLEN<br />

„WAGE ZU TRÄUMEN!<br />

MIT ZUVERSICHT AUS DER KRISE“ VON PAPST<br />

FRANZISKUS<br />

Für Papst Franziskus ist eines klar: „Es gibt kein Zurück zur Normalität von vor der<br />

Coronapandemie“. Der Heilige Vater skizziert seine Gedanken für eine gesellschaftliche<br />

Neuausrichtung. <strong>Die</strong>se ist geprägt von zwei Zieldefinitionen: Mehr Sicherheit und mehr<br />

Gerechtigkeit in der Welt.<br />

Von Udo Thianich-Schwamberger<br />

Papst Franziskus nutzt den Lockdown, um gesellschaftliche<br />

Entwicklungen samt ihren Fehlern und Schwächen<br />

aufzuzeigen. Mehr noch, er benennt diese deutlich. Es<br />

ist vor allem eine Entwicklung, die die Gesellschaft im<br />

Lauf der Zeit einfach akzeptiert und angenommen hat.<br />

Für ihn ist jetzt die Stunde gekommen, ein Umdenken<br />

zu wagen, dem ein mutiges Gestalten folgt. Denn wer<br />

sagt, dass wir in den Zustand vor der Krise zurückmüssen?<br />

Politische Systeme und Ideologien<br />

Papst Franziskus analysiert in seinem Buch die politischen<br />

Systeme und Ideologien unserer Zeit. Er versucht<br />

in einfacher und zugleich kraftvoller Sprache Wegweiser<br />

für einen Aufbruch aufzuzeigen. Auch gewährt er einen<br />

intimen Einblick in sein eigenes Leben, anhand von persönlich<br />

erlebten und bewältigten Krisen. Was braucht es<br />

aber für uns selbst gegenwärtig dafür – Papst Franziskus<br />

antwortet präzise: „Nur Mut“!<br />

Unser direktes Umfeld<br />

Der Heilige Vater ruft uns dazu auf, unser Umfeld in den<br />

Fokus zu nehmen und mit Mut bessere Wege als bisher<br />

zu gehen. Bessere Wege deshalb, um die Welt für alle<br />

Menschen zu einer besseren zu machen. <strong>Die</strong> Coronapandemie,<br />

mit all ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Auswirkungen, hat viele Probleme unserer Zeit wie<br />

durch eine Lupe vergrößert und sichtbar gemacht. Es<br />

geht um die tatsächliche Existenzfrage, die durch wirtschaftliche<br />

Ungleichheit befeuert wird, aber auch um<br />

Sorgen, Ängste und Trostlosigkeiten im Alltag. Alle diese<br />

sind vielen Menschen inzwischen ständiger Wegbegleiter<br />

geworden.<br />

Nur Mut<br />

Bereits der erste Blick in das Inhaltsverzeichnis des Buches<br />

lässt einen ehemaligen Jesuitenschüler schmunzeln: <strong>Die</strong><br />

klare Struktur der Drei-Punkte-Gliederung mit ihren Titeln<br />

gibt uns Einblick in die reflektierte Herangehensweise des<br />

Papstes. <strong>Die</strong>se Struktur spiegelt eine Idee des Hl. Ignatius<br />

von Loyola wieder: <strong>Die</strong> Unterscheidung, die Entscheidung<br />

und folglich die Entschiedenheit. Es ist letztendlich das,<br />

wozu uns Papst Franziskus mit einem freudigen Lächeln ermutigen<br />

möchte, Mut zur Entschiedenheit: „Nur Mut“!<br />

Papst Franziskus: WAGE ZU TRÄUMEN! Mit Zuversicht aus der Krise,<br />

192 Seiten, Kösel-Verlag, ISBN: 97834663727204, 19,62 Euro<br />

Heiraten im Schlosshotel Mailberg<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 63


GELESENEMPFOHLEN<br />

DIE HEILIGE MIT DEM BIERKRUG<br />

Kurzweilig und locker lesen sich die 365 Porträts von Heiligen, die unter dem Titel „Von Bischofsstab<br />

bis Besenstiel“ versammelt sind. Damit bietet die Autorin Bernadette Spitzer für jeden Tag<br />

des Jahres eine besondere Begleitung an.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Heiligenbücher und -lexika gibt es viele, aber dieses hier<br />

ist anders. <strong>Die</strong> Autorin, eine Theologin, die seit vielen<br />

Jahren für radio klassik Stephansdom täglich Heiligenporträts<br />

verfasst, hat ihre Radiogeschichten zum Nachlesen<br />

in ein Buch verpackt. Pro Tag erzählt sie auf einer<br />

Seite eine Lebensgeschichte. Dabei verzichtet sie auf salbungsvolle<br />

Worte, sondern schreibt mit leichter Hand<br />

und Augenzwinkern sowie großem Respekt von vielen<br />

Menschen, die ihr Leben in den <strong>Die</strong>nst Gottes gestellt<br />

haben.<br />

Patronin des Fernsehens<br />

Es finden sich Biographien vieler bekannter Heiliger, aber<br />

auch vieler unbekannter, und jede ist mit interessanten<br />

Details gespickt. So erfährt man, warum Wilhelm von<br />

Dijon eine Bruderschaft für Jongleure gegründet hat,<br />

und warum preußische Soldaten katholischen Nonnen<br />

salutierten, dass Virgil von Salzburg Österreichs erster<br />

Physiker und Engelbert von Admont der erste Musikwissenschafter<br />

des Landes war. Und welche Heilige die Patronin<br />

des Fernsehens ist. Auch der Erfinder des Computers,<br />

der im 13. (!) Jahrhundert lebte, ist ein Seliger. Man<br />

lernt den Namenspatron aller Ildefonsos kennen und die<br />

Patronin des Umweltschutzes, eine Mohawk, über die<br />

Leonard Cohen einen Roman geschrieben hat. Und der<br />

heilige Kevin erfährt eine Ehrenrettung.<br />

Das Evangelium in der Wüste<br />

Heilige mit Österreichbezug sind ebenso enthalten wie<br />

Missionare und Missionarinnen, die unter Lebensgefahr<br />

erst Tausende Kilometer übers Meer fuhren und sich<br />

dann durch den Dschungel oder die Wüste schlugen, um<br />

das Evangelium zu verkünden. Der Franziskaner Juniperus<br />

Serra gründete im heutigen Kalifornien Missionsstationen<br />

und benannte sie nach den Heiligen der Seitenal-<br />

täre seiner Heimatkirche auf Mallorca: San Francisco und<br />

San <strong>Die</strong>go. In Kanada hingegen ist eine Österreicherin<br />

vertreten, die nie dort war: In einem Kirchenfenster ist<br />

Restituta Kafka mit einem überaus originellen Attribut<br />

dargestellt – einem Bierkrug, denn sie liebte Bier.<br />

Hommage an die MALTESER<br />

Etliche Selige und Heilige treten aus dem Schatten mächtiger<br />

Vorbilder, etwa Adolph Kolping, der am 4. Dezember<br />

Gedenktag hat und zu Unrecht neben der populären<br />

Barbara verblasst. Übrigens sind auch einige Heilige mit<br />

Bezug zum <strong>Malteser</strong>orden porträtiert: Johannes XXIII.,<br />

Hedwig von Schlesien und Kaiser Karl I. Als „Heilige des<br />

Jahres“ fand schließlich auch Corona Aufnahme – sie ist<br />

Patronin der Seuchen.<br />

Bernadette Spitzer: Von Bischofsstab bis Besenstiel – Mit 365<br />

Heiligen durchs Jahr, 400 Seiten, Wiener Dom-Verlag, ISBN: 978-<br />

3-85351-294-4, 29,50 Euro<br />

GRATIS,<br />

aber leider nicht kostenlos.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll es auch<br />

bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen, Sie über unsere<br />

Arbeit umfassend zu informieren. Doch die Produktion<br />

und der Versand sind leider nicht kostenlos. Bitte unterstützen<br />

Sie uns.<br />

Spenden an den <strong>Malteser</strong> Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!<br />

64<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


<strong>Die</strong><br />

GELESENEMPFOHLEN<br />

DER DENATURIERTE<br />

MENSCH UND SEINE<br />

RECHTE<br />

<strong>Die</strong> neognostische Sicht des Menschen scheint immer mehr<br />

in den Vordergrund zu rücken. Wird sie zur Abschaffung des<br />

Menschen führen?<br />

Von Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />

Mit dieser heiklen Frage beschäftigt sich Grégor Puppincks<br />

Buch unter Bezugnahme auf aktuelle Entwicklungen<br />

und die öffentliche Diskussion um Abtreibung, Euthanasie,<br />

Pränataldiagnostik, Leihmutterschaft und<br />

gleichgeschlechtliche Ehe. Hier werde, so die Feststellung<br />

des Autors, ein neuartiger Moralkodex mit<br />

universellem Geltungsanspruch postuliert und mit<br />

bürokratischen Methoden durchgesetzt. Dass er dem<br />

sittlichen Empfinden der meisten Menschen nicht<br />

entspricht, scheint fast nebensächlich, dürften doch<br />

Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für<br />

Menschenrechte, Dokumente von UN-Ausschüssen<br />

oder Stellungnahmen aus akademischen Zirkeln<br />

Rechtfertigung genug sein.<br />

Puppinck versucht, in seinem Buch die tieferen Gründe<br />

dieser verstörenden Entwicklung herauszuarbeiten.<br />

Einen, vielleicht den wesentlichsten, Grund verortet<br />

er in zwei unterschiedlichen Menschenbildern, die einander<br />

polarisierend gegenüberstehen: Hier der christlich<br />

inspirierte Personalismus, dort der neognostische<br />

Humanismus. Aus diesen einander widersprechenden<br />

Menschenbildern folgen grundlegend unterschiedliche<br />

Auffassungen über die Menschenwürde und die aus ihr<br />

abzuleitenden Menschenrechte. Prädikat: Lesenswert!<br />

Grégor Patrick Puppinck, Der denaturierte Mensch und seine Rechte,<br />

Be+Be-Verlag <strong>2021</strong>, 274 Seiten, ISBN: 978-3-903602-07-6,<br />

21,90 Euro<br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 4/2020<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 3/2020<br />

© Nicusor Floroaica<br />

ROM<br />

Special<br />

Edition<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 2/2020<br />

Falls Sie, Ihre<br />

Freunde oder Ihre<br />

Familie über unsere Arbeit<br />

informiert werden wollen,<br />

senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong><br />

gerne regelmäßig zu.<br />

Scheiben Sie einfach an:<br />

presse@malteser.at<br />

<strong>Malteser</strong> Romfahrt: Wir hoffen auf <strong>2021</strong><br />

Malta Tours Unlimited: Pilgertradition seit 1964<br />

Gesucht. Eltern auf unbestimmte Zeit<br />

900. Todestag des seligen Gerhard, Ordensgründer<br />

Ordenshaus. Auf in die Zukunft<br />

Unser Motto: Lebensfreude<br />

In Memoriam: Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />

Weil Nähe zählt: #gemeinsamschaffenwirdas<br />

Im Gebet verbunden trotz „Social Distancing“<br />

<strong>Malteser</strong><strong>Zeitung</strong> 2 ok.indd 1 23.06.20 15:45<br />

<strong>Malteser</strong><strong>Zeitung</strong> 4_end_ok.indd 1 13.11.20 13:23<br />

Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria,<br />

Verwendungszweck„<strong>Zeitung</strong>“, IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 65


RUNDSCHAU<br />

WIR TRAUERN UM<br />

✝<br />

+ 12.11.2020<br />

Trude Mair<br />

Betreute MHDA Bereich Tirol<br />

+ 20.12.2020<br />

Ingeborg Gurker<br />

Betreute MHDA Bereich Steiermark<br />

+ 19.11.2020<br />

Dipl. Ing. Johann v. Scheuer<br />

Mitglied MHDA Bereich Steiermark<br />

+ 22.12.2020<br />

Eberhard Graf von Kuenburg<br />

Ehren- und Devotions-Ritter<br />

+ 26.11.2020<br />

Johannes Fürst von Khevenhüller-<br />

Metsch und Aichelberg<br />

Ehren- und Devotions-Ritter<br />

+ 02.12.2020<br />

Georg-Christoph Graf Podstatzky-<br />

Lichtenstein, Freiherr von Prusinowit<br />

Ehren- und Devotions-Ritter<br />

+ 05.12.2020<br />

Teresa Maria Freifrau von Geusau<br />

Betreute MHDA Bereich Salzburg<br />

+ 18.12.2020<br />

Birgit Freifrau von Weckbecker-Erggelet<br />

Mitglied MHDA Bereich Wien<br />

+ 19.12. 2020<br />

Reinhold Walter<br />

Betreuter MHDA Bereich Tirol<br />

+ 24.12.2020<br />

Manuela Jaros<br />

Betreute MHDA Bereich Wien<br />

+ 24.12.2020<br />

Paul Neuner<br />

Betreuter MHDA Bereich Tirol<br />

+ 29.12.2020<br />

Georg Adam<br />

Betreuter MHDA Bereich Steiermark<br />

+ 12.01.<strong>2021</strong><br />

Monika Gföhler<br />

Betreute MBD<br />

+ 09.02.<strong>2021</strong><br />

Geistlicher Rat Pfarrer<br />

Msgr. Rupert Rechberger MC<br />

Magistralkaplan, Pfarrer in Ligist und Träger<br />

der Goldenen Verdienstauszeichnung<br />

R.I.P.<br />

66<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>


RUNDSCHAU<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

Seine Exzellenz der Großmeister-Statthalter des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens hat im Zusammenwirken mit dem<br />

Souveränen Rat folgende Herren ausgezeichnet:<br />

S. Exz. den ao. u. bev. Botschafter<br />

unseres Ordens in Österreich,<br />

Sebastian Prinz Schoenaich-<br />

Carolath mit dem Großkreuz der<br />

Verdienstauszeichnung „pro<br />

Merito Melitensi“<br />

Prinz Schoenaich-Carolath, seit<br />

1989 Mitglied im Orden, war lange Jahre im Aufsichtsrat<br />

der Deutschen <strong>Malteser</strong> und Bundesfinanzkurator<br />

des <strong>Malteser</strong> Hilfsdienstes Deutschland (MHD) bevor<br />

er, nach einer höchst erfolgreichen Berufskarriere in der<br />

Wirtschaft, 2018 Botschafter des Ordens in Österreich<br />

wurde.<br />

Peter Penn seit 1988 Mitglied, ehemaliger Bereichsleiter<br />

der <strong>Malteser</strong> im Bereich Tirol und nun Sprecher<br />

der Altmitglieder, sowie seit 2003 im Orden und im<br />

Delegationsrat aktiv, mit dem Offizierskreuz der Verdienstauszeichnung<br />

„pro Merito Melitensi“<br />

RANGERHÖHUNG<br />

Im Zuge einer Heiligen Messe in der Kapelle der<br />

Elisabethinen in Graz konnte der Delegat von Steiermark,<br />

KR Martin Auer-Arland, im Namen des Prokurators Obermedizinalrat<br />

Dr. Winfried Muhri für seine Verdienste<br />

um die Werke und den Orden in der Steiermark mit dem<br />

ihm verliehen Magistral-Großkreuz bedenken. Wir<br />

gratulieren zur wohlverdienten Rangerhöhung.<br />

DDr. Lukas Zeinler für seine langjährigen<br />

Verdienste um den Orden<br />

und das Altenwohnheim Haus<br />

Malta mit dem Kommandeurskreuz<br />

der Verdienstauszeichnung<br />

„pro Merito Melitensi“<br />

KONTAKT<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

I: www.malteser.at<br />

<strong>Malteser</strong> International<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteser-international.org<br />

MALTESER Care<br />

Helmut Lutz<br />

T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />

Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />

(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />

E: office@malteser.care<br />

I: www.malteser.care<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

Olivier Loudon, Mag. Petra Hellmich, MA<br />

T: +43 7472 98201<br />

E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />

I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />

Haus Malta<br />

Dir. Mag. (FH) Thomas Kissich<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: hausmalta@malteser.at<br />

I: www.hausmalta.at<br />

MALTESER Johannesgemeinschaft<br />

Priv.-Doz. Dr. Johannes Holfeld<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: mjg@malteser.at<br />

I: www.malteserorden.at/mjg<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong> 67


ERÖFFNUNG<br />

ENDE <strong>2021</strong><br />

www.ordenshaus.at<br />

MALTESER ORDENSHAUS<br />

Das neue MALTESER Ordenshaus wird als Senioren- und Pflegewohnheim in 1030 Wien<br />

ab Ende <strong>2021</strong> die Aufgaben des derzeitigen Hauses Malta übernehmen.<br />

Danke für Ihre Spende, mit der Sie das MALTESER Ordenshaus unterstützen.<br />

IBAN: AT11 2011 1310 0530 1320, BIC: GIBAATWW<br />

Verwendungszweck „Ordenshaus“. Ihre Spende an den Verein Haus Malta ist steuerlich absetzbar!<br />

www.ordenshaus.at<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

MALTESER Austria<br />

Inserat Ordenshaus ok.indd 1 03.03.21 18:53<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Bundeszentrale<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Katharina Stögner<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />

presse@malteser.at<br />

zentrale@malteser.at<br />

www.malteserorden.at<br />

www.malteser.at<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 11Z038858M<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

68<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2021</strong>

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